Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 02.09.2004:
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"FairPlay". Viele Farben. Ein Spiel.

Wien (RK). Die Stadt Wien unterstützt seit vielen Jahren das erfolgreiche Wiener Projekt "FairPlay- Viele Farben. Ein Spiel! In den vergangenen Jahren fanden regelmäßige Aktionswochen in Wien statt. Diese Aktivitäten wurden in Zusammenarbeit mit Schulen, Sportvereine und unter tatkräftiger Unterstützung der Wiener ...

Wien (RK). Die Stadt Wien unterstützt seit vielen Jahren das erfolgreiche Wiener Projekt "FairPlay- Viele Farben. Ein Spiel! In den vergangenen Jahren fanden regelmäßige Aktionswochen in Wien statt. Diese Aktivitäten wurden in Zusammenarbeit mit Schulen, Sportvereine und unter tatkräftiger Unterstützung der Wiener Spitzenfußballklubs Austria und Rapid gestaltet. Das gemeinsame Motto dabei war "Miteinander" im Sport, für Vizebürgermeisterin Grete Laska das Wichtigste überhaupt. " Der Sport vereinigt; alle sind gleich! Da darf weder Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft oder sonst irgendwelche Unterschiede eine Rolle spielen, es zählt nur das Miteinander und der gemeinsame Erfolg! Zum Glück ist Integration in unserer Stadt Normalität!" Ein Erfolg der Aktionswochen war die große Begeisterung speziell der Kinder und Jugendlichen zu diesem Thema. Daher findet heuer der Schulwettbewerb "FairPlay goes Education statt.

Über 100 Beiträge beim FairPlay goes Education- Schulwettbewerb eingereicht

Zum heurigen EU-Jahres der Erziehung durch Sport startete die Anti-Rassismus-Initiative FairPlay den Schulwettbewerb "FairPlay goes Education" in Zusammenarbeit mit dem Stadtschulrat für Wien. Über 500 Wiener SchülerInnen und Jugendliche im Alter von 10 bis 14 setzten sich dabei zeichnerisch, schreibend, filmend, und praktisch mit dem Thema Sport und Rassismus auseinander. Der Kreativwettbewerb wurde als eines von acht österreichischen Projekten von der EU-Kommission gefördert.

Ingesamt reichten 18 Schulklassen 120 Einzel- und Gruppenwerke ein, die von einer ExpertInnenjury bewertet wurden. In der Jury saßen u. a. Rapid-Jungstar Sebastian Martinez, Gila Dibaian vom Interkulturellen Referat des BMBWK und die in London geborene Filmproduzentin Yasmin Bitugu.****

Sieger werden in der FARE Aktionswoche im Oktober geehrt

Die feierliche Preisverleihung an die GewinnerInnen in vier Kategorien findet im Oktober im Rahmen der fünften europaweiten Aktionswoche des Netzwerkes "FARE - Football Against Racism in Europe" vom 14. - 26. 10. 2004 im Wiener Stadtschulrat statt.

Neben fair gehandelten Fußbällen, die ohne Kinderarbeit hergestellt werden, FairPlay-T-Shirts und anderen Sachpreisen werden die SiegerInnen als Hauptpreise Eintrittskarten für Spiele von Austria und Rapid erhalten und bei diesen Heimspielen im Stadion geehrt.

Praktische Aktionen am Sportplatz

Die TeilnehmerInnen beschränkten sich nicht nur auf die Arbeit in den Klassenzimmern, sondern wurden auch außerhalb aktiv. Bei einem Interkonfessionellen Fußballturnier mit islamischen, jüdischen und christlichen Schulen organisierten drei Klassen des Evangelischen Gymnasiums eine kreative Stadionaktion gegen Rassismus. Dafür sprach ihnen die Jury einen Sonderpreis zu. Im Sportgymnasium Maroltingergasse wurden spezielle Fair Play- Fußballspielregeln entwickelt und im Turnsaal erprobt.

Gutes Feedback

Es meldeten sich 25 Schulklassen und Jugendvereine zur Teilnahme an. 20 Schulklassen nahmen das Workshopangebot in Anspruch, d.h., dass es gelungen ist, knapp 600 Jugendliche direkt zu sensibilisieren.

Den Initiatoren war es sehr wichtig, dass die teilnehmenden Jugendlichen möglichst selbstständig entscheiden, ob und welche Produkte sie erarbeiten. Deshalb wurde es den Jugendlichen überlassen, ob sie einzeln, in Kleingruppen oder als ganze Klasse an einem Beitrag arbeiten.

Hohe Qualität der Kreativbeiträge

Bei den Workshops und auch an der Qualität der eingereichten Beiträge zeigte sich, dass die Jugendlichen äußerst motiviert und engagiert waren. Die Jüngeren (10 - 12 Jahre) reichten vor allem bildnerische Beiträge wie Cartoons, Collagen und Selbstportraits ein. Es wurden aber auch Badges produziert, Videos gedreht und konkrete Aktionen auf dem Sportplatz gegen Rassismus durchgeführt.

Eine zweite Klasse verteilte beispielsweise in einer Schulpause Brötchen mit "antirassistischen Fähnchen" an die älteren SchülerInnen. Die Idee zu dieser Aktion entstand im Rahmen des Workshops und kam von einer der SchülerInnen. Es zeigte sich, dass im Gegensatz zu den jüngeren, die älteren TeilnehmerInnen (12 - 14 Jahre) vor allem in Kleingruppen oder als ganze Klasse Beiträge erarbeiteten: Von PowerPoint Präsentationen, Websites, Collagen bis zu Schülerzeitungen. Besonders erfreulich ist, dass bei den "Großen" sowohl der erste Preis, als auch der dritte Platz an eine Integrationsschule gehen.

Eigene Workshops und Materialen wurden entwickelt

Um den Einstieg ins Thema zu erleichtern und den Jugendlichen die Hintergründe und Zusammenhänge der Problematik des Rassismus im Sport sowie in der Gesellschaft allgemein näher zu bringen, wurden von FairPlay-vidc kostenlos interaktive Workshops angeboten:

  • Workshop mit Schwerpunkt Fußball: Das FairPlay goes Education
    Video wurde präsentiert und die Inhalte von einer/m geschulten
    ReferentIn mit den Jugendlichen besprochen (Dauer: zwei
    Stunden).
  • Themenzentrierter Workshop zur vertiefenden Behandlung des
    Themenbereichs Diskriminierung allgemein, mit interaktiven und
    theaterpädagogischen Elementen (Dauer: vier Stunden).

Als Basismaterial und zur Einführung in die Thematik diente eine Ausgabe des FairPlay-Magazins und ein Video (mit didaktischen Begleitunterlagen), welches im Frühjahr 2003 gemeinsam mit SchülerInnen der First Vienna Bilingual School (VBS) in Kooperation mit der asylkoordination Österreich und inter>face erarbeitet wurde.

"Fanbetreuung bei der EURO 2004 - Ein Wiener Projekt macht Schule in Europa"

Es sind nicht immer organisierte Hooligans, welche die Gewalt bei den EM oder WM-Endrunden verantwortlich sind. Oft genügt eine Situation in der sich Fans von der Polizei ungerecht behandelt fühlen, in der es keine verlässlichen Informationen über Tickets, Unterkünfte oder Anfahrtswege zum Stadion gibt. Wo es außer Alkoholkonsum keine sinnvolle Betätigung gibt. Selbst gutmütige Fanansammlungen können sich in einer solchen angespannten Atmosphäre in einen wütende Mob verwandeln.

Anlässlich der EURO 2004 in Portugal hat sich daher die UEFA erstmals dazu entschlossen sozialpräventive mit Fußballfans finanziell zu unterstützten. Im Zuge der Partnerschaft zwischen der UEFA und dem gesamteuropäischen Netzwerk FARE, Football Against Racism in Europe wurde daraufhin ein Fanbetreuungs- und Antirassismus Programme ausgearbeitet, dass von der UEFA mit 600.000 CHF unterstützt wurde.

FARE in Wien gegründet und von Wien aus koordiniert

Auf der Basis der guten Erfahrungen mit dem Netzwerk FARE seit der formalen Partnerschaft im Jahre 2001 und der guten Kontakte des Netzwerks, hat die UEFA FARE mit der Durchführung dieses Fanbetreuungsprojekt betraut. Das Netzwerk FARE wurde im Februar 1999 hier in Wien gegründet. Als Träger des Netzwerks fungiert das Wiener Institut für Entwicklungsfragen und Zusammenarbeit - VIDC, dass gerade den Partnerschaftsvertrag mit der UEFA um weitere drei Jahre verlängert.

Fanbotschaften

Das Kernstück der Fanbetreuung in Portugal bildeten sogenannte Fanbotschaften. Eine Methode die bei EURO 1996 in England entstanden ist. Die Philosophie dieser mobilen Botschaften lautet Fans unterstützten Fans. Die Streetworker der jeweiligen Botschaften kommen aus verschiedenen Fanorganisationen und wurden in Portugal darauf vorbereitet, auch mit schwierigsten Situationen umzugehen.

Eine mobile Fan-Botschaft besteht in der Regel aus seinem Kleinbus, der im Zentrum der Stadt steht und am Spieltag und am Tag davor notwendigen Informationen zur Verfügung stellt und als Anlaufpunkt für Fans aber auch Meiden dient.

Da FARE sich auf den Bereich der Vermeidung und Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung im Fußball konzentriert, haben wir mit Spezialisten im Bereich der Sozialprävention von Gewalt bei Fußballfans, der Football Supporters International (FSI).

Insgesamt waren in Portugal sieben Länder mit Fanbotschaftsteams bestehend aus 5 bis 15 Mitarbeitern vertreten. Dazu gehören England, Deutschland, die Niederlande, Italien, Frankreich, die Schweiz und die Tschechische Republik. Zusätzlich gab es noch eine internationale Fanbotschaft, bei der Mitglieder der Faninitiative Innsbruck mitarbeiteten, um notwendige Erfahrungen für die Fanarbeit bei der EURO 2008 zu sammeln.

Die Arbeit der Fanbotschaften lieferten in Portugal einen nicht unwesentlichen Beitrag warum die EM bezüglich Fangewalt so friedlich verlaufen ist.

Antirassismus Programm bei der EURO 2004

Neben dem der Gewalt- und Konfliktprävention unter Fans war es der UEFA ein Anliegen, dass FARE in Portugal vorbeugend gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aktiv wird. Das internationale FARE-Team bestand aus 17 Mitgliedern von FARE. Der Startschuss für die FARE Aktivitäten fiel am Eröffnungstag in Porto im Rahmen eins Medienevents mit dem EU-Parlamentspräsidenten Pat Cox Vertretern der UEFA und der teilnehmenden Verbände. Um auch die portugiesischen Fans für die Kampagne gegen Rassismus im Fußball zu sensibilisieren, veröffentlichten wir mit der Sporttageszeitung "O Jogo" eine Beilage, welche auch anti- rassistische Statements aller Teamkapitäne enthielt .

Ein Kernstück der Maßnahmen bildete eine Streetkick-Turnier in den Städten Porto, Guimaraes, Amadora und Lissabon. In Absprache mit der jeweiligen Stadt und der Polizei wurde jeweils auf dem belebten Innenstadtplätzen und in Nachbarschaft zu den Fanbotschaften ein aufblasbares Minifußballfeld errichtet und Musik gespielt. Fans und lokale Jugendliche, viele davon Angehörige ethnischer Minderheiten konnten spontan miteinander Fußball spielen. In Porto nutzten den Streetkick Hunderte deutscher Fans als zentralen Anlaufpunkt. Vor dem gefürchteten Risikospiel zwischen Kroatien und England kam es im Lissaboner Zentrum zu heißen aber fairen Duellen zwischen Kroaten und Engländern. Bei den Streetkick-Events und vor den Stadien verteilte FARE auch tausende vier-sprachige Fanzines.

Monitoring und Dokumentation

Ein nicht unwesentlicher Teil unserer Arbeit bestand im Monitoring und in der Dokumentation von Rassismus und Diskriminierung im und außerhalb der Stadien. Dazu wurde eigens eine Rassismus-Hotline eingerichtet. Wir waren schließlich einigermaßen überrascht, dass entgegen der allgemeinen Wahrnehmung Rassismus und rechtsextreme Symbolik keineswegs aus dem internationalen Spitzenfußball verschwunden ist, allerdings konnten wir beobachten dass das rassistisches Verhalten einiger weniger Fans keinen Anklang bei der Masse der Fans fand.

Der negative Höhepunkt ereignete sich beim Gruppenspiel zwischen Kroatien und Frankreich. Während des Spiel kam es wiederholt zu "Dschungellauten" von bis zu 1000 kroatischer Fans gegen Sylvain Wiltord. Auf zwei kroatischen Transparenten waren Keltenkreuze als Symbol der internationalen "White Power" Bewegung zu sehen. Nach einem Bericht von FARE and die UEFA wurde der kroatische Verband schließlich zu einer Geldstrafe verurteilt.

Beim Spiel Dänemark - Italien präsentierte eine Gruppe italienischer Fans im Stadion von Guimaraes während der Nationalhymne den Gruß der italienischen Faschisten.

Auch beim Spiel Deutschland gegen Holland waren während des Spiels "Dschungellaute" gegen Edgar Davids zu hören. Die breite Masse der deutschen Fans fiel - verteilt über das gesamte Spiel - durch den homophoben Gesang "Schwule, schwule Holländer" auf.

Auffällig war auch, dass portugiesische Team zwar einige schwarze Spielen in den Reihen hatte, aber kaum ethnische Minderheiten unter den Zuschauern Stadien sichtbar waren.

Resümee

Der Projektendbericht ist gerade in Ausarbeitung und es wird einige konkrete Vorschläge und Empfehlungen enthalten wie in Zukunft bei EM und WM-Endrunden im Vorfeld gegen Rassismus vorgegangen werden.

Kurt Wachter, Koordinator von FARE und FairPlay dazu: "Eine gemeinsame Forderung von FARE und FSI an die Fußballverantwortlichen wird sein, den Aufbau einer sozialpräventiven Fanbetreuung in dem Austragungsland aktiv zu fördern. Im Gegensatz zu den Nachbarländern Deutschland, Schweiz und Tschechien existiert in Österreich kein einziges Fanprojekt. Die EM 2008 bietet hier für den österreichischen Fußball die Chance zur internationalen spitze aufzuschließen".

  • Weitere Informationen:
    Barbara Rainer, FairPlay-vidc, Möllwaldplatz 5/3, 1040 Wien
    Tel.: 01-7133594-94, Fax: 01-7133594-73
    E-Mail: fairplay@vidc.org
(Schluss) mw

(RK vom 02.09.2004)