Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 17.05.2004:
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"Die Welt der Tante Jolesch" im Jüdischen Museum

"Die Welt der Tante Jolesch" im Jüdischen Museum

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Wien (RK). Eine umfassende Ausstellung über das Jüdische Wien und seine Bedeutung für die Stadt zeigt das Jüdische Museum der Stadt Wien, 1., Dorotheergase 11, als Festwochenausstellung: "Wien, Stadt der Juden - die Welt der Tante Jolesch", vom 19. Mai bis 31. Oktober zu sehen, gibt einen Eindruck vom Jüdischen Wien ...

Wien (RK). Eine umfassende Ausstellung über das Jüdische Wien und seine Bedeutung für die Stadt zeigt das Jüdische Museum der Stadt Wien, 1., Dorotheergase 11, als Festwochenausstellung: "Wien, Stadt der Juden - die Welt der Tante Jolesch", vom 19. Mai bis 31. Oktober zu sehen, gibt einen Eindruck vom Jüdischen Wien in seiner letzten Blütezeit in der Ersten Republik, vom Leben der in diesen Jahren rund 200.000 Menschen umfassenden jüdischen Bevölkerung und von ihren großen Leistungen im politischen und gesellschaftlichen Leben wie in der Wissenschaft und Kunst.

Die von Joachim Redl kuratierte Schau wurde am Montag vorgestellt, Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny verwies bei der Präsentation der von der Stadt Wien besonders unterstützten Ausstellung darauf, dass es gelungen sei, ein wichtiges und großes Kapitel der Jüdischen und Wiener Geschichte darzustellen und den Besuchern zu präsentieren. Die Ausstellung ist Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr geöffnet, der Eintrittspreis beträgt 5 Euro, ermäßigt 2,90 Euro, Schulklassen mit LehrerInnen haben freien Eintritt.

21 Ausstellungsstationen in zwei Stockwerken des Jüdischen Museums bieten ein Panoramabild, das die verschiedensten Themenbereiche des Jüdischen Lebens in der Stadt auslotet. Der Bogen reicht von den Elendsquartieren der strenggläubigen Stetl- Juden aus Galizien, die in Wien ein neues Leben suchten, über die Cafes der Bohemiens, die Versammlungssäle der geistigen Eliten bis in die Stadtverwaltung des Roten Wien, dessen teils jüdische Politiker die Stadt mit einem sozialen Reformschub in eine neue Ära führten. Die Ausstellung zeigt Wien und sein Judentum in einer Zeit, bevor sich "der Todesschatten der Schoa" über die Stadt legte, obwohl auch damals der Antisemitismus bereits virulent war, wie auch manche Wahlplakate in der Ausstellung zeigen. Politischer, gesellschaftlicher, wissenschaftlicher und kultureller Aufbruch mit utopischen Zielsetzungen bestimmten vielfach das Klima. Das Wiener Judentum hatte einen gewichtigen und oft bestimmenden Anteil an den Entwicklungen und Fortschritten dieser Epoche, die in einem brodelnden sozialen Klima erkämpft wurden.****

Die Schau führt vor Augen, wie der sozialdemokratische jüdische Finanzstadtrat Hugo Breitner die Grundlagen für den sozialen Wohnbau schuf, wie Otto Glöckel neue Erziehungsmodelle entwickelte, wie Julius Tandler die Gesundheitspolitik Wiens reformierte und generell Wien zur führenden Stadt des Sozialwesens in dieser Zeit wurde. Die Erfindung der modernen Soziologie durch Paul Lazarsfeld und Marie Jahoda ist ebenso dokumentiert wie die weltbedeutende Rolle Sigmund Freuds und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Sexualität, die auf dem Boulevard in den Romanen von Hugo Bettauer ein Pendant fand und der Wiener Kreis und seine Bedeutung für die Philosophie. Karl Kraus in seiner Auseinandersetzung mit dem Journalismus der Zeit in der Person von Imre Bekessy, Arnold Schönberg und die Zwölftonmusik, die Rolle der Juden in Literatur, Verlagswesen, Kabarett und Theater - Max Reinhardt führte ab 1923 das Theater in der Josefstadt-, Film und Tanz, die neue Galerie von Otto Kallir in ihrer Bedeutung für die Kunst der Zeit und andere Ausstellungsstationen belegen, was Hans Tietze in seinem Buch "Die Juden Wiens" schrieb: "Ohne Juden wäre Wien nicht, was es ist". Neben den großen Leistungen im weiten Feld zwischen Politik , Wissenschaft und Kunst beleuchtet die Ausstellung auch Gesellschaft und Alltag, zeigt das religiöse leben, die wirtschaftliche Bedeutung des Judentums bis hin zu den jüdischen Sportvereinen, die im Wien dieser Jahre an der Spitze mitspielten. "Die Welt der Tante Jolesch", die uns Friedrich Torberg überliefert hat, hat dieses Wien in der Anekdote reflektiert und wiedergegeben, die Ausstellung im Jüdischen Museum stellt sie in einem weiten Bogen dar, der zugleich in weiten Teilen die Entwicklung Wiens in dieser Zeit beschreibt.

Eine Reihe von Veranstaltungen begleiten die Schau, darunter Wiener Vorlesungen und Vermittlungsangebote für SchülerInnen. Ein umfassender Katalog aus dem Zsolnay Verlag ist in der Buchhandlung im Jüdischen Museum zum Preis von 28,90 Euro erhältlich.

Allgemeine Informationen:

  • Jüdisches Museum der Stadt Wien
    Tel.: 5353 04 31
    Internet: http:/ /www.jmw.at/

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) gab

(RK vom 17.05.2004)