Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 21.11.2003:
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Auszeichnungen für Wolfgang Neugebauer und Herbert Exenberger

Auszeichnungen für Wolfgang Neugebauer und Herbert Exenberger

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Wien (RK).Am Freitag wurden im Wiener Rathaus zwei Mitarbeiter des "Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands" (DÖW) geehrt: Dr. Wolfgang Neugebauer, Leiter, erhielt das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien", Professor Herbert Exenberger, Bibliothekar, wurde mit dem "Goldenen ...

Wien (RK).Am Freitag wurden im Wiener Rathaus zwei Mitarbeiter des "Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands" (DÖW) geehrt: Dr. Wolfgang Neugebauer, Leiter, erhielt das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien", Professor Herbert Exenberger, Bibliothekar, wurde mit dem "Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet.

In seiner Begrüßung erinnerte Kulturstadtrat öDr. Andreas Mailath-Pokorny an das 40-Jahr-Jubiläum des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands, das heuer im Mai im Rahmen einer großen Festveranstaltung gefeiert wurde: "Es freut mich, dass wir heute mit Wolfgang Neugebauer und Herbert Exenberger zwei Persönlichkeiten ehren, die mit der Entwicklung des Dokumentationsarchivs aufs Engste verbunden sind". In den letzten Jahren habe es einen Umdenkprozess in unserem Land gegeben, einen kritischeren und bewussteren Zugang zu der Zeit des Nationalsozialismus. Das DÖW habe an diesem gesellschaftlichen Bewusstseinsbildungsprozess einen maßgeblichen Anteil. "Gerade aber weil die Befürworter des Nationalsozialismus und Leugner des Holocausts bis heute nicht verstummt sind, ist das Dokumentationsarchiv wichtig wie eh und je. Wir brauchen eine Instanz, die eindeutig Stellung bezieht und Klarheit schafft, die mit historischen Tatsachen den Aussagen der Ewiggestrigen entgegentritt. Damit erfüllt das DÖW eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe."

Dr. Kurt Scholz, Bereichsleiter für Restitutionsangelegenheiten, ging in seiner Laudatio auf Wolfgang Neugebauer und dessen wissenschaftliches Werk wie auch auf sein Wirken als Impulsgeber ein: Unzählige Arbeiten hätte es ohne Neugebauer nicht gegeben. Neugebauer sei mutig und habe viele heiße Eisen angegriffen; vieles, was er geleistet habe, verdiene das Etikett "exemplarisch'. Abschließend verwies Scholz auf die Bescheidenheit und Selbstlosigkeit Neugebauers; er sei immer da, wenn man ihn brauche und habe nur einen Fehler, "er drängt sich nie ins Rampenlicht."

Dr. Alfred Pfoser, Leiter der Büchereien Wien, hielt eine sehr persönliche und berührende Laudatio auf seinen Freund und Weggefährten: "Herbert Exenberger war Mentor einer ganzen Generation von Historikerinnen und Historiker, die er einlud, an seinem enormen Wissen teilzuhaben." Er habe die Bibliothek, die zu den besten ihrer Art zählt, aufgebaut; des weiteren betonte er auch die Verdienste Exenbergers als Publizist, besonders durch seine biographischen Aufsätze von Autorinnen und Autoren habe "die Literaturwissenschaft ihm viel zu verdanken."

Neugebauer, der die Dankesworte für beide sprach, bedankte sich für den moralischen Rückhalt der Stadt Wien, "in Zeiten, in denen das Archiv vom Bund nicht gerade gesegnet wird". Das DÖW habe in seiner Arbeit keine Gruppe des österreichischen Widerstands ausgeklammert. Bei ihrer Arbeit gehe es nicht nur um Fakten und Daten, sondern sie haben sich auch immer für die betroffenen Menschen eingesetzt. "Diese Ehrung ist ein starker Impuls für uns beide, unsere Bemühungen fortzusetzen", so Neugebauer abschließend.

Biographie Wolfgang Neugebauer

Senatsrat Honorarprofessor Dr. Wolfgang Neugebauer wurde im Jahre 1944 in Wien geboren. Das Studium der Geschichte und Geographie an der Universität Wien schloss er 1969 mit einer Dissertation über die Geschichte der sozialdemokratischen Jugendbewegung in Österreich ab. Schon während des Studiums wurde Neugebauer vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) mit der Durchführung kleinerer wissenschaftlichen Aufgaben betraut, ab 1970 war er Mitarbeiter, 1984 wurde er zum wissenschaftlichen Leiter des Vereins bestellt. Unter seiner Leitung hat sich Aufgabengebiet und Tätigkeit des DÖW beträchtlich erweitert. Neben dem Betrieb von Archiv und Bibliothek wurden Vermittlungsprojekte an Schulen, in der Erwachsenenbildung und in den Medien initiiert; des weiteren wurden Forschungs-, Ausstellungs- und Publikationstätigkeiten zu den Themen Exil, Verfolgung und Widerstand durchgeführt. Das DÖW zählt heute zu einer der wichtigsten wissenschaftlichen Einrichtungen, das mit zahlreichen österreichischen und internationalen Institutionen kooperiert, wie z. B. dem Münchner Institut für Zeitgeschichte, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, dem US Holocaust Memorial Museum in Washington und Yad Vashem in Jerusalem. Wolfgang Neugebauer hat zahlreiche Publikationen verfasst, darunter den gemeinsam mit Ernst Hanisch und Emmerich Talos herausgegebenen Sammelband "NS-Herrschaft in Österreich", der zu einem Standardwerk der österreichischen Zeitgeschichte geworden ist. Der Leiter des Dokumentationsarchivs erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Victor Adler Staatspreis, Preis der Stadt Wien und das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Neugebauer ist seit 1966 verheiratet und Vater zweier inzwischen erwachsene Kinder.

Biographie Herbert Exenberger

Professor Oberamtsrat i. R. Herbert Exenberger wurde 1943 in Wien geboren. Er erlernte den Beruf eines Elektromechanikers und war als Facharbeiter in den Wiener Stadtwerken - Elektrizitätswerken tätig. Nach Absolvierung des zweiten Bildungsweges und der Prüfung für Volksbibliothekare wurde er Leiter einer Zweigstelle der Wiener Städtischen Büchereien. 1970 begann er als Bibliothekar im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, eine Stelle, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2003 ausfüllte, innehatte. Daneben hielt er Vorträge und Referate, veröffentlichte eine Reihe von Publikationen und gestaltete Ausstellungen. Seit mehr als vierzig Jahren arbeitet er ehrenamtlich im Bezirksmuseum Simmering und gestaltet dort Sonderausstellungen über Widerstand und Verfolgung in Simmering in den Jahren 1934 bis 1945, über die jüdische Gemeinde in Simmering oder über Rosa Jochmann. Für seine Arbeiten erhielt er u. a. den Förderungspreis für Volksbildung, den Victor Adler Preis, 1997 wurde ihm vom Bundespräsidenten der Berufstitel Professor verliehen. 2001 wurde ihm der Preis für Zivilcourage, gestiftet vom SPÖ-Bezirksfrauenkomitee, überreicht.

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(Schluss) rar

(RK vom 21.11.2003)