Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 12.06.2003:
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Bio-Offensive in Wiener Städtischen Kindergärten

Bio-Offensive in Wiener Städtischen Kindergärten

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Wien (RK). Heute, Donnerstag, zogen Vizebürgermeisterin Grete Laska und die Gemeinderätinnen Sonja Kato (SPÖ) Dr. Sigrid Pilz (Grüne) gemeinsam mit dem Leiter der MA 11 A (Tagesbetreuung von Kindern, Kindertagesheime der Stadt Wien), Dr. Hans Voigt, Bilanz über das Bio-Essen im Kindergarten: Dieses neue Essen mit ...

Wien (RK). Heute, Donnerstag, zogen Vizebürgermeisterin Grete Laska und die Gemeinderätinnen Sonja Kato (SPÖ) Dr. Sigrid Pilz (Grüne) gemeinsam mit dem Leiter der MA 11 A (Tagesbetreuung von Kindern, Kindertagesheime der Stadt Wien), Dr. Hans Voigt, Bilanz über das Bio-Essen im Kindergarten: Dieses neue Essen mit einem hohen Anteil an biologisch erzeugten Rohstoffen wird seit Beginn des Jahres 2003 Kindern in Krippen, Kindergärten und Horten der Stadt Wien angeboten. Die Neuerung, die auf ein rot-grünes Projekt zurückgeht, wird von Kindern und Eltern gleichermaßen angenommen. "Bioessen im Kindergarten bietet die Möglichkeit, sich vom Kleinkindalter an mit hochwertigen Lebensmitteln zu ernähren. Darüber hinaus hat die Stadt Wien als Großabnehmer die Möglichkeit, den Markt zu beeinflussen und damit weit reichende umweltschonende Maßnahmen einzuleiten. Wien setzt damit international Maßstäbe bei der Beschaffung umweltfreundlicher und nachhaltiger Produkte. Und Bioessen" so Vizebürgermeisterin Grete Laska und die Gemeinderätinnen Kato (SPÖ) und Pilz (Grüne) unisono "schmeckt auch. Und das ohne Mehrkosten für die Eltern."****

Seit Jänner 2003: täglich rund 30.000 biologische Mittagsmenüs in Wiener Städtischen Kindergärten

Den Kindergärten der Stadt Wien ist eine gesunde Ernährung als wesentlicher Baustein für die gute Entwicklung der Kinder ein großes Anliegen. Um eine hohe Qualität des Essens in Krippen, Kindergärten und Horten bieten zu können, möchte die MA 11A einen Mindestanteil biologischer Produkte sicherstellen sowie Standards im Bereich der Küchenhygiene, der Abfallverringerung und der Reduzierung des Energieverbrauches im Sinne optimierter ökologischer Ressourcensteuerung setzen.

Eine zentrale Herstellung der Speisen kann

  • moderne hygienische Anforderungen,
  • alters- und entwicklungsgerechte Speisen unter Berücksichtigung
    zeitgemäßer und ernährungsphysiologischer Gesichtspunkte,
  • eine Steigerung des Bio-Anteils in der Nahrung unserer Kinder
    und damit die Sicherstellung einer gleich bleibend hohen
    Qualität für alle Kinder gewährleisten.

Nach einer EU-weiten Ausschreibung für etwa 30.000 Mahlzeiten täglich (Krippe, Kindergarten, Hort) an 365 Standorten erfolgte die Vergabe. Wesentliche Bedingung war, in den ersten Jahren einen Mindestanteil von Rohstoffen aus biologischer Landwirtschaft von 30% zu erreichen, der in den darauf folgenden fünf Jahren auf 50% angehoben werden soll. Nunmehr soll bereits im ersten Jahr in allen städtischen Kindergärten ein Mindestanteil an biologischen Lebensmitteln von 40% gewährleistet werden. Damit ist der Bioanteil bereits in der Anfangsphase höher als vereinbart. Dabei fallen für die Eltern keine Mehrkosten an.

Wie wird der 40% Bioanteil erreicht und überprüft?

Der 40% Bioanteil wird wertmäßig als Anteil der eingesetzten Bio-Rohprodukte an den im laufenden Jahr verwendeten Rohprodukten berechnet. Dabei muss bei Fleisch & Fleischwaren ein Bioanteil von zumindest 30% erreicht werden, bei Milch & Milchprodukten ein Bioanteil von zumindest 85% und bei pflanzlichen Produkten ein Bioanteil von zumindest 30%. Jedes Quartal erfolgt ein Zwischenbericht durch eine zertifizierte Biokontrollstelle und einen Wirtschaftsprüfer.

Sämtliche Produzenten biologischer Lebensmittel sind verpflichtet, einen Vertrag mit einer Biokontrollstelle abzuschließen. Dabei wird laufend die Einhaltung der biologischen Produktionsweise kontrolliert. Ebenso müssen jene Stellen, welche diese Produkte kaufen verkaufen bzw. verarbeiten und dann als Bioprodukte weiterverkaufen bei einer Biokontrollstelle registriert sein. Diese sorgt dafür, dass ausschließlich biologische Produkte wirklich als Bioprodukte verkauft werden.

Bioessen für unsere Kinder - drei Ziele auf einen Schlag erreicht

1. Gesunde Ernährung, die schmeckt: Die Speisen werden nach alters - und entwicklungsgerechten Grundsätzen unter Beiziehung einer Ernährungsphysiologin konzipiert, frisch gekocht, gekühlt und zweimal wöchentlich angeliefert. Damit ist sichergestellt, dass alle wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Die MitarbeiterInnen in den Kindergärten der Stadt Wien haben die Möglichkeit, die gelieferten Menüs wie bisher nach den individuellen Vorlieben der Kinder zu verfeinern, um die Speisen auf den Geschmack unserer Kleinsten abzustimmen.

2. Vorbildwirkung und Bewusstseinsbildung für Familien: Die Zahl der übergewichtigen Kinder ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Fehlernährung und ein zunehmender Bewegungsmangel sind Auslöser dafür und können unter anderem zu Haltungsschäden, Herz-Kreislauferkrankungen und Altersdiabetes führen. Das Grundwissen über Lebensmittel und Ernährung wird immer geringer, die meisten Kinder kennen Fisch nur noch als Fischstäbchen.

3. Unterstützung der Marktentwicklung und der Produzenten durch gesicherte Nachfrage: Insgesamt kauft die Stadt Wien pro Jahr Waren und Leistungen aller Art im Wert von rund fünf Milliarden Euro ein. Der Vorteil beim Einkauf so großer Warenmengen: Auf die Qualität und Beschaffenheit der Produkte kann wesentlich mehr Einfluss genommen werden, als es der einzelne Konsument vermag. Deshalb wurde das Projekt "ÖkoKauf Wien" als Teil des Klimaschutzprogramms der Stadt Wien gegründet, um vorwiegend ökologische Kriterienkataloge für nahezu alle innerhalb der Stadtverwaltung benötigten Produkte, Materialien und Leistungen auszuarbeiten. Auch durch Bio-Essen im Kindergarten wird der Biomarkt angekurbelt - die Stadt Wien nutzt ihre Marktmacht als großer Nachfrager nach Bio-Produkten: Die Preise werden aufgrund des steigenden Angebotes sinken und Bio-Waren mit konventionellen Lebensmitteln konkurrenzfähiger werden. Damit wird erreicht, dass auch private und gewerbliche Küchen diesen Qualitätssprung leichter erzielen können.

Biologische Produkte schonen die Umwelt

Im Sinne des Klimaschutzprogramms der Stadt Wien waren die Aspekte Energieeffizienz und Abfalllogistik neben dem Anteil an biologischen Lebensmitteln wesentliche Ausschreibungskriterien. Dies ist notwendig im Interesse des Klimaschutzes und einer noch lebenswerteren Umwelt - auch in unserer Stadt. Für den Klimaschutz gehört zu den entscheidendsten Notwendigkeiten die Reduzierung der CO2-Emissionen. Die Reduzierung um beeindruckende 60% gelingt biologischer Landwirtschaft im Vergleich zu industrialisierten Anbaumethoden, ein entscheidendes Kriterium für die Stadt Wien, biologische Lebensmittel anzukaufen.

Bioprodukte werden in nachhaltigen, arbeitsintensiveren und umweltschonenden Anbausystemen erzeugt, welche Ressourcen schonen und die Umwelt nicht mit chemisch-synthetischen Substanzen anreichern. Die Risiken der Überproduktion, wie sie z.B. durch die BSE-Krise offenbart wurden, werden dadurch vermindert. Bioprodukte sind ein großer Beitrag zum Umweltschutz, zur Erhaltung von Natur und Landschaft mit sauberen Gewässern, sauberer Luft, einheimischen Tier- und Pflanzenarten und verringern die Kosten zur Sanierung der Umwelt bzw. die Folgekosten der Umweltverschmutzung.

Rot-grünes Erfolgsprojekt Biolebensmittel

Als eines von 23 gemeinsamen Projekten einigten sich SPÖ und Grüne im Mai 2001 auch auf Neuerungen im Bereich "Bio- Lebensmittel": Bis zum Ende der Legislaturperiode soll in allen öffentlichen Einrichtungen der Stadt ein Bio-Anteil von 50 Prozent erreicht werden. Bei der Beschaffung sollen Produkte aus Österreich zum Einsatz kommen, um der österreichischen Bio- Landwirtschaft entsprechende Impulse zu verleihen. Im Bereich der Wiener Kindergärten kann dieses Ziel als praktisch erreicht angesehen werden. Das Bio-Modell der Wiener Kindergärten soll künftig auch bei der Verpflegung anderer städtischer Einrichtungen (Schulen, Essen auf Rädern) zur Anwendung kommen. Das werden die nächsten konkreten Arbeitsschritte der erfolgeichen rot-grünen Zusammenarbeit sein.

Aktueller Stand der Umsetzung:

  • Kindertagesheime

Ausschreibung im Jänner 2002 für 30.000 Mahlzeiten täglich (Krippe, Kindergarten, Hort) an 365 Standorten; Prüfung durch eine Projektgruppe mit Fachleuten aus verschiedenen Bereichen der Stadt Wien (MA 11A, Umweltanwaltschaft, Klimaschutzkoordinationsstelle, Öko-Kauf, Krankenanstaltenverbund, Ludwig-Boltzmann-Institut für biologischen Landbau etc.) Vergabe nach dem Punkteschlüssel einer Fachjury im Sommer 2002 an Firma GUSTANA Seit 1.1.2003: 40 % Bioanteil; ab 5. Lieferjahr Steigerung auf 50 %

  • Schulen

Seit dem Vorjahr besteht die Möglichkeit, an Schulen der Stadt Wien (v.a. Volks- und Hauptschulen) an einzelnen Tagen "Bio- Menüs" zu bestellen, die zu 100% aus biologischer Produktion stammen müssen. Da die Bio-Menüs aber mit Mehrkosten für die Eltern verbunden sind und zudem die ganze Schule umstellen muss, hält sich der Erfolg derzeit noch in Grenzen. Geplant ist daher die Schaffung klarer Bio-Kriterien nach dem Vorbild der Ausschreibung der MA 11A mit konkreten Bio-Anteilen mit Ablauf des bestehenden Lieferverhältnisses im Jahr 2005. Die Vorarbeiten für die Neuorganisation werden demnächst beginnen.

  • Essen auf Rädern

Nach Klärung der Rahmenbedingungen im Zuge der Neuorganisation des gesamten Bereichs der "sozialen Dienste" der Stadt Wien sollen konkrete Vereinbarungen umgesetzt werden. Eine Neuorientierung der Aktion "Essen auf Rädern" nach dem Vorbild der MA 11A (40% Bio-Anteil, Steigerung auf 50%) ist geplant.

  • Krankenhäuser

Im Bereich der Wiener Krankenanstalten werden derzeit etwa 30 % aller Lebensmittelausgaben für Waren aus biologischer Landwirtschaft ausgegeben. Dieses Ziel gilt für alle Spitäler der Stadt Wien und wird vom Krankenanstaltenverbund (KAV) kontrolliert.

  • Pensionistenwohnhäuser

Seit 1995 werden Bio-Lebensmittel in den Küchen des KWP (Kuratorium Wiener Pensionistenwohnhäuser) verarbeitet - mittlerweile kommen durchschnittlich 18 % des Warenumsatzes aus biologischer Produktion. Mittelfristiges Ziel ist es, in allen 31 Häusern auf 20 % Bio-Lebensmittel zu kommen.

  • Fairtrade-Produkte

Neben Biolebensmitteln ist auch der vermehrte Einsatz fair gehandelter Produkte (Kaffee, Tee, Orangensaft, Bananen, u.a.) Teil des rot-grünen Projekts. Aufgrund der durchwegs positiven Reaktionen auf Verkostungen gibt es bereits konkrete Absichtserklärungen der Bezirke Landstrasse, Neubau und Penzing, in den dortigen Pensionistenwohnhäusern und -Klubs auf Fairtrade- Kaffee umzustellen.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) eg

  • Rückfragehinweis:
    Mag. Eva Gassner
    Tel.: 4000/81 850
    Handy: 0664/33 60 917
    e-mail: ega@gjs.magwien.gv.at

(RK vom 12.06.2003)