Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 13.11.2002:
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Schulen in Wien: Lernen fürs Leben

Wien (RK). "Lange bevor seitens des Bildungsministeriums die verbindliche Übung Berufsorientierung und Bildungsinformation' eingeführt wurde, hat Wien bereits die Initiative ergriffen und mit der BerufsOrientierenden Mittelstufenschule ein Österreichweit einzigartiges Modell geschaffen. Der Erfolg dieses Wiener ...

Wien (RK). "Lange bevor seitens des Bildungsministeriums die verbindliche Übung Berufsorientierung und Bildungsinformation' eingeführt wurde, hat Wien bereits die Initiative ergriffen und mit der BerufsOrientierenden Mittelstufenschule ein Österreichweit einzigartiges Modell geschaffen. Der Erfolg dieses Wiener Konzeptes wird nun in einer seit dem Sommer vorliegenden Studie des Ministeriums eindrucksvoll bestätigt", stellt Wiens Vizebürgermeisterin Grete Laska anlässlich einer Pressekonferenz zur BerufsOrientierenden Mittelstufenschule gemeinsam mit Wiens Amtsführender Stadtschulratpräsidentin Susanne Brandsteidl und dem Bezirksschulinspektor Reinhard Dumser fest.

Laska weiter: "Mit der BOM verteidigt Wien erneut seine Stellung als Innovationsmotor des österreichischen Schulwesens. Aber noch mehr als das: Wenn wir Jugendarbeitslosigkeit vermeiden wollen, ist es einer der wichtigsten Ansatzpunkte, bereits möglichst früh in den Schulen durch Beratung und Information zu einer optimalen Weiterbildungs- und Berufswahl beizutragen. Und dass Schullaufbahnverluste bzw. die Wahl des individuell falschen' Berufes durchaus bekämpfbar sind, beweist eben - wie nun die Studie des Bildungsministeriums deutlich macht - die BerufsOrientierende Mittelstufenschule in Wien. Ich denke, wir dürfen auf dieses Ergebnis stolz sein."

Das Konzept der BerufsOrientierenden Mittelstufenschule "Berufsorientierung und Bildungsinformation" wurde vom Bildungsministerium im Schuljahr 1998/99 als verbindliche Übung in der 7. und 8. Schulstufe gesetzlich eingeführt und hat als Ziel, durch Persönlichkeitstraining und Information zur Hilfe bei der berufsorientierten Wahl einer weiterführenden Schule bzw. eines (Lehr-)Berufes beizutragen.****

Schon lange bevor es zu dieser bundesgesetzlichen Regelung kam, wurde in Wien im Auftrag von Vizebürgermeisterin Grete Laska ein eigenes Konzept vorgeschlagen: Die BerufsOrientierende Mittelstufenschule, entwickelt und verwirklicht im 21. Wiener Gemeindebezirk.

Schwerpunkte der BerufsOrientierenden Mittelstufenschule sind: 1. Erweiterung des Bildungsauftrags der Schule um den Erwerb von Grundlagenwissen und Maßnahmen zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung. 2. Verwirklichung der Grundprinzipien des lebenslangen Lernens an einem Berufsfeld ohne Fixierung auf einen speziellen Beruf. 3. Nutzung sämtlicher organisatorischer Freiräume im Bereich der Schulautonomie (Entwicklung einer autonomen Stundentafel mit den Schwerpunkten "Lernmotivation und Lernorganisation" sowie "Berufs- und Bildungsorientierung"). 4. Schaffung regionaler Angebote zur Lehrerfortbildung. 5. Aufbau eines Netzwerks an Kooperationspartnern - von den Sozialpartnern bis zu den Wiener Jugendzentren, dem AMS und Sponsoren. 6. Entwicklung einer Bildungsregion Floridsdorf mit dem Ziel der gegenseitigen synergetischen Unterstützung sämtlicher örtlicher Schul- und Bildungseinrichtungen - insbesondere aber die Kooperation mit weiterführenden Schulen.

BOM gewinnt Studie

In einer vom Bildungsministerium in Auftrag gegebenen Studie, die seit Beginn des Sommers schriftlich vorliegt, jedoch bislang noch nicht öffentlich gemacht wurde, wird nun erstmals auch wissenschaftlich bestätigt, was für die Verantwortlichen der BOM längst klar war: Das Konzept der BerufsOrientierenden Mittelstufenschule stellt die optimale schulische Implementierung von Berufs- und Bildungsinformation dar. Hierzu Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl: "Die Studie ist ein Triumph für die BOM: Nach sämtlichen in der Studie untersuchten Faktoren schlägt die BerufsOrientierende Mittelstufenschule alle anderen österreichischen Schulen (Hauptschulen und AHS) um Eckhäuser'." Während etwa im Schnitt nur 26 % aller vergleichbaren Schulen Beruforientierung als eigenen Gegenstand führten, würde der Prozentsatz bei den BOM-Schulen bei 100 % liegen.

Brandsteidl weiter: "Für mich ist die BOM aber nicht nur österreichweites Vorbild in Sachen schulischer Berufsorientierung, sondern ein gutes Beispiel dafür, dass es oftmals des besonderen Engagements, der Intelligenz und der Kreativität der unmittelbar Schulverantwortlichen bedarf, um Besonderes zu leisten.

Die BOM hat weit mehr zustande gebracht, als es das Gesetz verlangt und das Ministerium zu fordern wagt. Ein Riesendank in diesem Zusammenhang auch an alle beteiligten Pädagogen, Schulleiter, Schulaufsichtbeamten, natürlich aber auch an die politisch Verantwortlichen sowie die zahlreichen außerschulischen Kooperationspartner."

Bezirksschulinspektor Reinhard Dumser verweist in diesem Zusammenhang jedoch nicht allein auf die in der Studie des Bildungsministeriums festgestellte hohe Zufriedenheit der Schüler mit der BOM (z.B. 10 % höhere Zufriedenheit mit dem BO-Unterricht an der BOM als im österreichweiten Durchschnitt), sondern auch darauf, dass das Konzept der BOM große Unterstützung bei den Eltern findet: "Die Zufriedenheit der Eltern ist enorm. 17 % mehr als im Österreich-Durchschnitt sind bei der BOM der Meinung, dass den Kindern in der Schule bei der Wahl des richtigen Ausbildungsweges tatsächlich geholfen wird." Überdies betont Dumser, dass Eltern bei der BOM von vornherein in die Planung miteinbezogen worden seien: "Wir haben sämtliche Schulforen mit der BOM beschäftigt, überdies haben wir in Folge dafür gesorgt, dass die Arbeits- und Informationsunterlagen nicht nur bei den SchülerInnen, sondern auch bei deren Eltern landen. Auch hier hat sich gezeigt, dass Erfolg nur partnerschaftlich und somit Schulerfolg letztlich nur schulpartnerschaftlich gelingen kann."

Politische Konsequenzen

Als politische Konsequenzen der BO-Studie des Bildungsministeriums forderten Laska und Brandsteidl eine "neue Berufsorientierungs-Offensive des Bundes". Brandsteidl: "Durch die legistische Möglichkeit, die Berufsorientierung integral und nicht als eigenen Gegenstand durchzuführen, sind der Umgehung' einer seriösen und vertiefenden schulischen Berufsorientierung Tür und Tor geöffnet. Gerade aber die BOM zeigt, dass es wichtig wäre Berufsorientierung als Pflichtgegenstand in allen Mittelstufenschulen einzuführen."

Laska betonte abschließend die Modellwirkung der BOM für den Bund: "Gerade an diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig Kooperationen sind. Angefangen von der horizontalen und vertikalen Kooperation mit anderen Schulen über die Schaffung eines - wenn möglich gesetzlich verankerten - Bildungsnetzwerks bis hin zur synergetischen Nutzung sämtlicher Ressourcen einer Region: Die BOM zeigt den Weg, den wir gehen müssen. Nun ist es Aufgabe des Bundes, vom Wiener Modell der BOM zu lernen und die entsprechenden, auch gesetzlichen Schritte für eine vertiefende Beruforientierung an unseren Schulen zu setzen." (Schluss) eg

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(RK vom 13.11.2002)