Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 23.05.2002:
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Pittermann: "Unsere Message muss sein: Rauchen ist uncool"

Wien (RK). "Wer bis zum 20. Lebensjahr nicht raucht, wird auch in späteren Jahren kaum zur Zigarette greifen. Als Erwachsener gewöhnt man sich nur noch selten das Rauchen an, man lernt dies als Jugendlicher. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die entsprechenden Präventionsmaßnahmen verstärkt im Kinder- und ...

Wien (RK). "Wer bis zum 20. Lebensjahr nicht raucht, wird auch in späteren Jahren kaum zur Zigarette greifen. Als Erwachsener gewöhnt man sich nur noch selten das Rauchen an, man lernt dies als Jugendlicher. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die entsprechenden Präventionsmaßnahmen verstärkt im Kinder- und Jugendlichenalter anzusetzen", unterstreicht Wiens Gesundheitsstadträtin Prim. Dr. Elisabeth Pittermann Höcker die Bedeutung der Kampagne "Be smart, don't start" der österreichischen Krebshilfe. "Unser Ziel ist es, zu kommunizieren: 'Rauchen ist uncool', so Pittermann.

Wiener jugendliche Raucher liegen im internationalen Spitzenfeld

Wiener Jugendliche rangieren beim Zigarettenkonsum international in der Spitzengruppe der regelmäßigen Raucher. Laut den Untersuchungsergebnissen des Wiener Kindergesundheitsberichtes 2000 liegt das durchschnittliche Einstiegsalter zwischen dem 13. und 15. Lebensjahr. Je älter die Jugendlichen werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie regelmäßig rauchen. Gaben noch 85 Prozent der Wiener 13-Jährigen an, nicht zu rauchen, so sinkt der Anteil bei den 15-Jährigen auf 67 Prozent. Auffällig ist insbesondere der Unterschied zwischen Burschen und Mädchen: 1990 rauchten noch 21 Prozent der 15-jährigen Burschen und 19 Prozent der gleichaltrigen Mädchen täglich, 1998 reduzierte sich der Anteil bei den Burschen auf 14 Prozent, jener der Mädchen erhöhte sich aber auf 23 Prozent.****

Traditionelle Präventionsarbeit greift nicht bei Jugendlichen

"Weder das strikte Verbot, noch das Hervorheben der gesundheitsschädigenden Folgewirkungen des Rauchens hinterlässt bei Jugendlichen die erhoffte Wirkung. Notwendig ist die Abkehr der traditionellen Vorgehensweise in der Prävention," so Pittermann. Gerade die Art der Kampagne von "Be smart, don't start" stellt einen erfolgversprechenden Ansatz zur einer anderen Art von Prävention dar.

Das Wissen um die Motive, warum Jugendliche häufig zur Zigarette greifen, spielt dabei eine entscheidende Rolle: Die Zigarette kann als ein symbolisches Zugehörigkeitssignal zu einer Clique oder einem Freundschaftskreis eingesetzt werden, sie unterstreicht den Entwicklungsschritt zum Erwachsenen, sie kompensiert die Bewältigung entwicklungsbedingter Stressreaktionen und Unsicherheiten und sie entwickelt sich zum modischen Lifestyle-Element.

"Noch immer hat das Image des Nichtrauchens bei den Wiener Jugendlichen einen viel zu geringen Stellenwert. Mit einer Zigarette in der Hand fühlt man sich cool, erwachsen, locker und stark. Es ist notwendig, die Eigenverantwortung der Jugendlichen zu fördern", meint Pittermann. Aufgefordert sind nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch das soziale Umfeld, die Eltern und die Lehrer, die Medien und die Politik müssen eingebunden werden.

Schule als wesentlicher Einflussfaktor auf das Rauchverhalten

Überraschender Weise sind die Parameter "Lebensgefühl", "Selbstvertrauen", "Gefühl von Hilflosigkeit" oder "Probleme mit Eltern" oder insgesamt der Mangel an sozialer Integration für Unterschiede zwischen den rauchenden und nicht-rauchenden Wiener 15-Jährigen nicht signifikant. Umso mehr hat jedoch die Schule für das Rauchverhalten eine Bedeutung: Nach dem Wiener Kindergesundheitsbericht 2000 rauchen Jugendliche signifikant häufiger, wenn sie nicht gern zur Schule gehen, wenn sie - unabhängig vom Leistungsdruck - dort nicht den gewünschten Erfolg haben, wenn sie sich nicht zu eigenen Meinungen ermutigt fühlen oder wenn sie die Schulatmosphäre insgesamt als eher negativ empfinden. Von Kindern mit "sehr gutem" Schulerfolg rauchen nur 10 Prozent, von jenen mit "unterdurchschnittlichem" Schulerfolg dagegen 70 Prozent.

"Wir müssen unsere Präventionsarbeit auf der Schulebene verstärkt konzentrieren, und vor allem geeignete Modelle für Mädchen entwickeln," fordert die Gesundheitsstadträtin. Im Herbst wird daher die Stadt Wien ihre Anti-Rauch-Kampagne bei Jugendlichen fortsetzen.

Allgemeine Informationen:

  • Risikofaktor Rauchen:
    http:/ /www.wien.gv.at/herz/anti_rauch_therap/index.htm
  • Raucherberatung: http:/ /www.wien.gv.at/ma15/raucher.htm
(Schluss) uls

(RK vom 23.05.2002)