Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 22.02.2001:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Brauner und Faymann: Wohnen in "Frauen-Werk-Stadt II"

Brauner und Faymann: Wohnen in "Frauen-Werk-Stadt II"

Copyright: Pressefoto Votava

Download (0.33 MB)

Brauner und Faymann: Wohnen in "Frauen-Werk-Stadt II"

Copyright: Pressefoto Votava

Download (0.34 MB)

Wien (RK). "Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnbedürfnisse in Wien. Die Stadt Wien geht seit Jahren auf diese unterschiedlichen Bedürfnisse ein, indem sie durch "Themenbauten" gezielte Wohn-Schwerpunkte fördert. Auf dieser Grundlage sind die "Autofreie Mustersiedlung", die "Sun City" mit dem Schwerpunkt ...

Wien (RK). "Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnbedürfnisse in Wien. Die Stadt Wien geht seit Jahren auf diese unterschiedlichen Bedürfnisse ein, indem sie durch "Themenbauten" gezielte Wohn-Schwerpunkte fördert. Auf dieser Grundlage sind die "Autofreie Mustersiedlung", die "Sun City" mit dem Schwerpunkt Solarenergie und die verschiedenen Integrationsprojekte entstanden. Ein besonders zukunftsorientiertes Projekt ist die aufgrund einer Initiative der Frauenabteilung der Stadt gestartete und 1997 fertig gestellte "Frauen-Werk-Stadt" in Floridsdorf. Rund 1.000 BewohnerInnen leben in diesem von vier Architektinnen und Grünraumplanerinnen entworfenen größten Projekt Europas für frauengerechtes Planen und Wohnen", erklärte Wohnbaustadtrat Werner Faymann. "Wien ist anders, das zeigt sich auch bei der Stadtplanung. In Wien gibt es mädchengerechte Parks, frauengerechte Stadtplanung im Bereich Sicherheit im öffentlichen Raum und mittlerweile das Konzept für die zweite Frauenwerkstadt", unterstrich Frauenstadträtin Mag. Renate Brauner.****

Frauen planen für Frauen Wien wird zur frauenfreundlichsten Stadt Europas

Als das Frauenbüro der Stadt Wien 1993 einen geladenen Wettbewerb für frauengerechtes Planen und Wohnen initiiert hat, war das der erste Schritt hin zum ersten Frauen-Wohn-Projekt, der "Frauen-Werk-Stadt I". MieterInnen als auch ExpertInnen haben mit ihrem Urteil bestätigt, dass die Entscheidung für Europas größtes Projekt für frauengerechtes Planen und Wohnen richtig war. Die Ausschreibung eines zweiten Wettbewerbs war die logische Folge. "Betreutes Wohnen sowie alltags- und frauengerechte Planung" hieß die thematische Vorgabe der zwischenzeitlich in der Stadtbaudirektion installierte Leitstelle für alltags- und frauengerechtes Planen und Bauen. "Frauenpolitik in Wien heißt Politik für Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft. Von der Verkehrspolitik bis zur Bildungspolitik von der Wirtschaftsförderung hin zur Stadtplanung. In der Fachsprache nennt man das Gender Mainstreaming, im Alltag bedeutet es mädchengerechte Spielplätze, spezielle Ausbildung in Zukunftsbranchen, Frauenförderung und Wiedereinstiegshilfen aber auch frauengerechten Wohnbau. Mit all den Maßnahmen sind wir dabei eine der frauenfreundlichsten Gemeinden Europas zu werden", betonte daher die Stadträtin.

Leitstelle für alltagsgerechtes und frauengerechtes Planen

Der große frauenpolitische Erfolg ist, dass Gender Mainstreaming nun auch im Stadtbaubereich voll Einzug gehalten hat: Alle in Wien um Wohnbauförderung eingereichten Projekte werden von der Leitstelle für alltagsgerechte und frauengerechte Planung, die seit 1998 auf Ebene der Stadtbaudirektion angesiedelt ist, auf ihre Alltagstauglichkeit und Frauengerechtigkeit geprüft. "Das ist ein europaweit einmaliger Schritt, und bestätigt einmal mehr, dass Wien eine der frauenfreundlichsten Städte der Welt ist", betonte Frauenstadträtin Mag. Renate Brauner.

Frauen-Werk-Stadt II Wettbewerb und Projekte

Aufgrund der großen Nachfrage und des großen Erfolgs der Frauen-Werk-Stadt wurde ein Nachfolgeprojekt mit dem Schwerpunkt "Betreutes Wohnen sowie alltags- und frauengerechte Planung" ins Leben gerufen. Im Februar 2000 wurde ein Bauträgerwettbewerbs gestartet. Neben wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien war vor allem die Planungsqualität wichtig: Berücksichtigung der Planungskriterien für frauengerechtes Wohnen, städtebauliche und funktionale Bezüge zwischen Baukörper und Außenräumen, gestalterische und funktionale Qualität der Frei- und Grünräume sowie der Baukörper und deren innerer Struktur, bautechnische Qualität, Qualität und Funktionalität der Wohnungsgrundrisse.

Unter anderem wurde bewertet: Sicht- und Rufkontakt zu den Spielzonen und in den Hauseingangsbereichen, Nutzungsflexibilität, Verschiebbarkeit von Trennwänden, Anzahl der zusammengefassten Wohnungen pro Stiege, Zuschaltbarkeit von Vorräumen, Belichtung der Arbeitsflächen in den Küchen, direkter Zugang pro Stiege zum Hof, Abteilbarkeit der Küchen zu den Essplätzen, Belichtung und Größe der Bäder, kombinierte Kinderwagen- und Fahrradabstellräume usw.

Insgesamt wurden von sechs Bauträgern bzw. Bietergemeinschaften Projekte eingereicht:

  • Heimat Österreich, Architekten: Helmut Wimmer/Eva Reichl
  • Neues Leben, Architekten Margarethe Cufer/Silvia Fracaro
  • EBG, Architekten: Roland Hagmüller/Dieter Bernstein
  • ÖSW/SEG, Architekten: Patricia Zacek
  • Wohnungseigentum, BUS Architektur Laura Spinadel
  • Gesiba, Arch. Büro Ifsits, Gahnal, Larch/Christine Zwingl
"Das Qualitätsniveau der eingereichten Projekte des Bauträgerwettbewerbs ist äußerst hoch. Die präsentierten Innovationen und Ideen sind durch ihre ausgeprägte Praxisnähe und Benutzerfreundlichkeit gekennzeichnet. Das betrifft nicht nur das Siegerprojekt, sondern auch die anderen Projekte", stellte Wohnbaustadtrat Werner Faymann fest. "Das beweist nicht nur die Kreativität und das große Bemühen der PlanerInnen und ArchitektInnen, das beweist auch, dass das Instrument des Bauträgerwettbewerbs sich bewährt hat und zu mehr Qualität im Wohnbau beiträgt, ohne die Kosten zu erhöhen. Ganz im Gegenteil, durch die Einführung des Bauträgerwettbewerbs und des Grundstücksbeirats vor fünf Jahren konnten die Errichtungskosten um 15 Prozent gesenkt werden".

Aufgrund der qualitativ hochwertigen Vorschläge des Bauträgerwettbewerbs sind bereits Folgeprojekte der Frauen-Werk- Stadt II geplant. Konkret soll auch das knapp an zweiter Stelle gereihte Projekt (ÖSW/SEG) realisiert werden. Die ersten Vorbereitungsarbeiten dafür laufen bereits.

Das Siegerprojekt (Gesiba)

Vorgesehen ist eine Blockbebauung mit vier Obergeschossen im Nordtrakt und sieben Obergeschossen im Süd- und Westtrakt. Die Wohnungstypen sind stark durchmischt. Es werden geförderte Mietwohnungen mit Eigentumsoption und Seniorenwohnungen angeboten. Fast alle Wohnungen verfügen über Balkon oder Loggia. Eingeplant sind zuschaltbare Räume und gemeinschaftlich nutzbare Flächen, die den Wohnungen vorgelagert sind. Im 5. Obergeschoss wird eine Gemeinschaftsterrasse gebaut, im Innenhof eine Terrasse für Jugendliche. Der durchgängige Hof ist transparent gestaltet. Auch ein Kinderhaus und ein Spielbereich befinden sich dort.

Tagesbetreuungsräume kombiniert mit einem Café für SeniorInnen sind im Erdgeschoss geplant. Der Hof und die Gemeinschaftsräume sind barrierefrei erreichbar. 60 Prozent der Wohnungen haben Ruf- und Sichtkontakt zum Freiraum. Kleinwohnungen sind zu Nachbarwohnungen zuschaltbar, das Zusammenlegen von Wohnungen ist möglich. Die Verbindung Küche zu Essplatz ist immer gegeben, die natürliche Belichtung der Erschließungsräume ebenfalls. Der direkte Zugang zum Hof ist von jeder Stiege aus möglich. Kinderwagen- und Fahrradabstellräume befinden sich im Erdgeschoss. Die vielen Gemeinschaftseinrichtungen des Projekts sollen zu einem funktionierenden Miteinander des Wohnens und Lebens in der "Frauen-Werk-Stadt II" beitragen.

Insgesamt werden 137 Wohnungen auf sechs Stiegen gebaut, ein Supermarkt eine Bankfiliale und ein Polizeiwachzimmer ergänzen die Infrastruktur. Baubeginn des Projekts wird im Frühjahr 2002 sein, die Fertigstellung ist für 2004 geplant.

"Die Frauen-Werk-Stadt II ist daher für uns nur eine weitere Etappe, ein Zwischenziel; Frauengerechte Bauten werden auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil des kommunalen Wohnbaus sein und damit auch einen entscheidenden Beitrag zur Sichtbarmachung der architektonischen Arbeit von Frauen und ihren Bedürfnissen als Bewohnerinnen leisten", waren sich Brauner und Faymann abschließend einig.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) gmp/kat

(RK vom 22.02.2001)