Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 08.02.2001:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Pittermann präsentiert den "Wiener Gesundheitsbericht 2000"

Wien (RK). "Als Stadträtin setze ich mich mit aller Kraft dafür ein, dass die WienerInnen auch weiterhin mit Spitzenmedizin - unabhängig von der Dicke des jeweiligen Geldbörsels - versorgt werden", bekräftigte Stadträtin Prim. Dr. Elisabeth Pittermann anlässlich der Präsentation des "Wiener Gesundheitsberichtes 2000 ...

Wien (RK). "Als Stadträtin setze ich mich mit aller Kraft dafür ein, dass die WienerInnen auch weiterhin mit Spitzenmedizin - unabhängig von der Dicke des jeweiligen Geldbörsels - versorgt werden", bekräftigte Stadträtin Prim. Dr. Elisabeth Pittermann anlässlich der Präsentation des "Wiener Gesundheitsberichtes 2000". "Obwohl unser Gesundheitssystem - bedingt durch den Würgegriff der Bundesregierung und massive, unsoziale Einsparungen - stark unter Druck gesetzt wird, werde ich dafür kämpfen, dass es den BürgerInnen dieser Stadt medizinisch auch weiterhin an nichts fehlt", so die Stadträtin.

Der von Pittermann präsentierte "Wiener Gesundheitsbericht 2000" gibt einen Überblick über die aktuellsten verfügbaren Daten zur Gesundheit der Wiener Bevölkerung und hat sich als innovatives Nachschlagewerk etabliert. An der Präsentation nahm auch der Leiter des Dezernats Gesundheitsplanung der Stadt Wien, DI Dr. Hannes Schmidl teil.

Neben dem gewohnten demographischen und epidemiologischen Überblick wurden in den aktuellen Wiener Gesundheitsbericht erstmals auch Studien zur sozioökonomischen Lage der Menschen miteinbezogen.****

Bildung bedeutender Indikator für Gesundheit

Eine Vielzahl von Studien weist darauf hin, dass die soziale Lage von Personen die Entstehung und Bewältigung von Krankheiten, die Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitswesens und die Sterblichkeit beeinflussen.

Vor allem die Bildungshöhe ist ein bedeutender Indikator für den Gesundheitszustand einer Bevölkerung. Nahezu ein Drittel der Wiener Bevölkerung hat einen über die Matura hinausgehenden Bildungsabschluss (AHS/BHS oder höher), 10 Prozent haben eine berufsbildende mittlere Schule absolviert, ein knappes Drittel hat einen Lehrabschluss und rund ein Viertel eine Pflichtschulausbildung. Das Bildungsniveau der Männer ist höher als jenes der Frauen, jedoch gleicht sich dieses in den jüngeren Altersgruppen an. Zwischen 1971 und 1998 stieg das Bildungsniveau der Wiener Bevölkerung stark an: So nahmen die höchsten Bildungsabschlüsse (Matura und höher) von 14 auf 32 Prozent zu.

Auch Arbeitslosigkeit und Gesundheit sind eng miteinander verknüpft. Einerseits sind gesundheitlich eingeschränkte und erwerbsgeminderte Arbeitnehmer unter anderem auf Grund betrieblicher Entlassungs- und Einstellungspraktiken besonders von Arbeitslosigkeit betroffen. Sie tragen ein höheres Risiko, entlassen zu werden, bleiben überdurchschnittlich lange arbeitslos und haben geringere Chancen der beruflichen Wiedereingliederung. Andererseits können der Verlust des Arbeitsplatzes und fortdauernde Arbeitslosigkeit gesundheitsbezogenes Verhalten negativ beeinflussen und die Verstärkung sowie Entstehung gesundheitlicher Probleme, sowohl psychosozialer als auch physischer Art bewirken.

Krebssterblichkeit bei ungünstiger Sozialstruktur hoch

Die Krebssterblichkeit ist in den Bezirken 10, 11, 12, 20 und 21 (Männer: auch 15) - also Regionen mit eher ungünstiger Sozialstruktur - gegenüber dem Wiener Durchschnitt erhöht. Diese regionalen Unterschiede zeigen sich v.a. bei den vom Lebensstil beeinflussten Krebserkrankungen wie Lungen-, Darm- und Magenkrebs.

Allergien sind auf dem Vormarsch

Inhalative Allergien, Neurodermitis und kontaktallergische Erkrankungen sind in den letzten Jahren zweifellos im Zunehmen begriffen. Jede/r 5. ÖsterreicherIn bezeichnet sich selbst als allergisch. Auch ist die Prävalenz von Asthma, die in Westeuropa derzeit auf rund 7 Prozent geschätzt wird, in den letzten 20 Jahren um etwa 50 Prozent angestiegen.

Unter den Typ-1-Allergien (Soforttyp-Allergien) sind die Inhalationsallergene die häufigsten Allergieauslöser: v.a. Pollen (Birke, Gräser, Esche, Beifuß etc.), Hausstaubmilbe, Katze etc. Weitere, jedoch bedeutend seltener auftretende Allergien betreffen Nahrungsmittel, Insektengift, Metalle, Duftstoffe und Konservierungsmittel.

Als Ursache für die meisten Soforttypallergien wird - nach derzeitigem Wissen - das Wechselspiel zwischen genetischen Prädispositionen und bestimmten Umwelteinflüssen (z.B. Zigarettenrauch) angesehen.

Eine Prävention ist u.a. durch Minimierung von Risikofaktoren wie Verzicht auf Tabak, Reduktion der Hausstaubmilbenbelastung, aber auch durch Vermeidung der Neupflanzung "hypo-allergener" Pflanzen (z.B. Birke) möglich. Durch eine Früherkennung der Erkrankung kann mittels Spezifischer Immuntherapie und medikamentöser Behandlung der Krankheitsverlauf günstig beeinflusst werden.

Herz-Kreislauferkrankungen häufigste Todesursache

Obwohl dieser Trend seit 1980 sowohl bei Männern als auch bei Frauen rückläufig ist, starben 1999 in Wien 10.092 Menschen an Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, davon waren 37,5 Prozent Männer und 62,5 Prozent Frauen. Obwohl auch das Alter, in dem der Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen eintritt, in diesem Zeitraum gestiegen ist, bleiben diese nach wie vor die - mit Abstand - häufigste Todesursache (durch sie sind 56 % aller Todesfälle bedingt).

Insgesamt waren Frauen von Herz- und Hirngefäßkrankheiten häufiger betroffen, von akutem Myokardinfarkt Männer und Frauen in etwa gleich oft. Bei Männern tritt die Todesursache "Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems" schon in mittleren Jahren oft auf, bei Frauen jedoch erst im Rentenalter.

Ein Drittel der chronischen Erkrankungen sind auf Herz- Kreislaufstörungen rückführbar

Rund 27 Prozent der Wiener Bevölkerung sind chronisch krank, d.h. von mindestens einer chronischen Krankheit betroffen (Frauen: 31 %, Männer: 22 %). Fast ein Drittel der Krankheiten sind dabei auf Herz-Kreislauf-Störungen zurückzuführen (v.a. Bluthochdruck sowie Gefäß- und Durchblutungsstörungen der Beine), etwa ein Viertel auf Schäden an der Wirbelsäule. Rheuma, Gicht und Ischias sind ebenso wie Allergien weitere häufig auftretende Erkrankungen.

Generell nehmen die chronischen Erkrankungen mit fortschreitendem Alter zu: So leiden mehr als die Hälfte der über 60-jährigen WienerInnen an mindestens einer chronischen Krankheit

Kinder leiden unter Haltungsstörungen

Eine orthopädische Untersuchung an Wiener PflichtschülerInnen im Alter von 6 bis 10 Jahren zeigt, dass 46 Prozent der untersuchten Kinder Haltungsfehler aufweisen. Die häufigsten Wirbelsäulenanomalien sind Hohlrücken (Hohlkreuz), Rundrücken und so genannte Flügelschultern.

Bereits bei Schuleintritt weisen 21,8 Prozent der Kinder Haltungsstörungen (Haltungsschwächen und Fehlformen der Wirbelsäule) auf, in der 4. Schulstufe sind es bereits 23,5 und in der 8. Schulstufe 17,9 Prozent. Bei den 19-Jährigen klagen 40 Prozent über Wirbelsäulenschmerzen.

Dieser Entwicklung wird in Zusammenarbeit mit dem Stadtschulrat mit dem Projekt "Bewegte Schule" gegengesteuert.

Wiens Jugend im europäischen Vergleich

Die österreichischen Jugendlichen fallen dadurch auf, dass sie am seltensten angeben, sich bedrückt oder traurig zu fühlen. Dennoch weisen gerade die österreichischen Burschen die dritt höchste Suizidrate im Ländervergleich auf.

Symptome wie Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen nennen die österreichischen Kinder und Jugendlichen eher selten. Von Kreuzschmerzen sind allerdings etwa 20 Prozent der Jugendlichen betroffen.

Bei der Häufigkeit des Rauchens führen die 15-jährigen ÖsterreicherInnen im Ländervergleich, besonders die Mädchen (30 % der Burschen und 36 % der Mädchen rauchen).

Auch der Alkoholkonsum der österreichischen Jugendlichen - besonders bei den Burschen - ist verglichen mit den anderen Ländern sehr hoch (23 % der Mädchen und 39 % der Burschen trinken mindestens einmal pro Woche Alkohol).

Wiener SeniorInnen fühlen sich gesund

Nahezu die Hälfte der befragten über 60-jährigen Wiener SeniorInnen schätzt ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein. Frauen betrachten sich als etwas gesünder als Männer dieser Altersgruppe. Ehemalige ArbeiterInnen beurteilen ihre Gesundheit negativer als Selbstständige und Angestellte/BeamtInnen.

Bei etwa 5 Prozent der über 65-Jährigen findet sich eine Demenz - die krankhafte Form des Alterns des Gehirns- , bei den über 90-jährigen sind es schon ca. 30 Prozent. Durch die prognostizierte Zunahme älterer Menschen wird im gesamten EU-Raum mit einem starken Anstieg der Demenzkranken in den nächsten Jahrzehnten gerechnet.

Zwischen 21 und 27 Prozent der 65- bis 70-jährigen Frauen leiden an osteoporotischen Wirbelkörperdeformierungen. Nach dem 80. Lebensjahr erleidet jede 3. Frau und jeder 6. Mann eine hüftgelenksnahe Fraktur.

Insgesamt geben 26 Prozent der untersuchten Frauen und 5 Prozent der Männer im Wiener Raum eine Harninkontinenz während der letzten 4 Wochen an. Für Wien hochgerechnet bedeutet dies, dass 180.000 Frauen und 29.000 Männer betroffen sind. Etwa 18 Prozent der betroffenen Personen sehen ihre Lebensqualität durch die Harninkontinenz deutlich beeinträchtigt. Nur fünf Prozent der betroffenen Frauen und 16 Prozent der Männer stehen aber in ärztlicher Behandlung. Dieser Umstand verweist auf die sozioökonomische Bedeutung und gesellschaftliche Tabuisierung dieser Erkrankung.

Gesundheitsverhalten

Laut Mikrozensus-Erhebung 1997 rauchen 41 Prozent der Wiener und 29 Prozent der Wienerinnen, der Großteil davon täglich. Im Vergleich zu den anderen Bundesländern ist in Wien der Anteil der RaucherInnen am höchsten. Auch hier spielt die Bildung eine Rolle.

Der Alkoholkonsum in Österreich ist im internationalen Vergleich als sehr hoch zu beurteilen. Das alkoholische Hauptgetränk der WienerInnen ist Wein. 13 bis 15 Prozent der WienerInnen trinken täglich Alkohol. Die Männer geben weit häufiger als die Frauen an, regelmäßig zu trinken. Der Alkoholkonsum wird mit steigender Bildung und steigendem Einkommen häufiger. Auch bei den Folgen des Alkoholmissbrauchs liegt Wien international sehr schlecht.

Beim Ernährungsverhalten der WienerInnen zeigt sich, dass vor allem Erwachsene zu viel Fett, Eiweiß und Cholesterin zu sich nehmen. Die Aufnahme von Kohlenhydraten und Ballaststoffen liegt bei allen Bevölkerungsgruppen unter den wünschenswerten Mengen. Auch werden zu wenig Vitamine und Mineralstoffe aufgenommen. Die WienerInnen trinken überwiegend Tee und Kaffee. Generell ist die Flüssigkeitsaufnahme zu gering.

Falsche Ernährung bei gleichzeitigem Bewegungsmangel ist eine der Hauptursachen für Übergewicht oder gar Fettleibigkeit. Etwa 40 Prozent der Personen, die bei den im Rahmen vom Gesundheitsamt durchgeführten Gesundenvorsorgeuntersuchungen teilnehmen, haben Übergewicht, fast 30 Prozent der Untersuchten weisen sogar einen Body-Mass-Index über 27 auf. Männer sind dabei deutlich stärker von ernsten Gewichtsproblemen betroffen als Frauen. Allerdings nehmen bei beiden Geschlechtern die Gewichtsprobleme mit dem Alter zu. 12,3 Prozent der Wienerinnen und Wiener sind als adipös zu bezeichnen (Body-Mass-Index über 30).

Kaum die Hälfte der Wiener Bevölkerung betreibt sportliche Aktivitäten aus gesundheitlichen Gründen. Besonders inaktiv sind Bevölkerungsgruppen mit geringerem sozioökonomischen Status und niedrigerer Bildung. Mangelnde körperliche Bewegung stellt für eine Reihe von Krankheiten ein Risiko dar, u.a. für Herz- Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose. Bewegung hilft auch dabei, Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern. Körperliche Bewegung stellt in jedem Lebensalter eine Präventionsmaßnahme erstens Ranges dar, auch noch im höheren Lebensalter.

"Ein Herz für Wien"

Mit dem im Jänner gestarteten Vorsorgeprogramm "Ein Herz für Wien" soll den häufigsten Krankmachern und Ursachen für Herz- Kreislauferkrankungen zu Leibe gerückt werden. In Foldern, auf einer eigenen Homepage (www.wien.gv.at/) und bei Veranstaltungen wird ein verstärktes Bewusstsein für die schlimmsten Risikofaktoren - Übergewicht, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkonsum, Bluthochdruck, Stress und Rauchen geschaffen. Speziell für die Zielgruppe der Älteren beginnt im Februar unter dem Titel "Altern mit Herz und Hirn" ein Kursprogramm in Zusammenarbeit mit den "Häusern zum Leben" und dem Ludwig Bolzmann Institut für Geriatrie.

  • MEDIENSERVICE:
    Wiener Gesundheitsbericht 2000
    Erhältlich bei: Büro Stadträtin Dr. Pittermann, Pressestelle,
    Fr. Reisinger
    Tel.: 01 - 53114 - 81236, Fax: 01 - 53 114 - 99 81 221
    e-mail: Ulrike.reisinger@ggs.magwien.gv.at

(Schluss) rog

(RK vom 08.02.2001)