Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.11.2000:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Häupl und Busek bekennen sich zur EU-Erweiterung

Wien, (OTS) Bürgermeister Dr. Michael Häupl und der Regierungsbeauftragte für die EU-Erweiterung, Dr. Erhard Busek, bekannten sich am Donnerstag in einem Pressegespräch im Roten Salon des Rathauses zur EU-Erweiterung. Anlass dazu war der Wien- Tag des Regierungsbeauftragten. Aus diesem Grund hatte im ...

Wien, (OTS) Bürgermeister Dr. Michael Häupl und der Regierungsbeauftragte für die EU-Erweiterung, Dr. Erhard Busek, bekannten sich am Donnerstag in einem Pressegespräch im Roten Salon des Rathauses zur EU-Erweiterung. Anlass dazu war der Wien- Tag des Regierungsbeauftragten. Aus diesem Grund hatte im Stadtsenatssitzungssaal am frühen Morgen eine Veranstaltung stattgefunden, an der u.a. Mitglieder der Wiener Stadtregierung, Bezirksvorsteher, Spitzenbeamte des Wiener Rathauses und Gemeinderäte teilgenommen hatten.

Bürgermeister Häupl betonte, es gelte die Position Wiens deutlich zu machen und vorhandene Ängste zu nehmen. Er bekenne sich zur Osterweiterung, weil die vorhandenen Chancen deutlich größer seien als allfällige Risken. Sie sei auch im Hinblick auf Investitionen ein Motor. Kritisch setzte sich der Bürgermeister mit der Verkehrsinfrastruktur auseinander. Es bestehe eine eklatante Vernachlässigung der Ostregion. Er stellte klar, dass es nicht um die Frage eines Tunnels gehe, sondern um die gesamte Infrastruktur. Als ein negatives Beispiel führte Häupl an, dass in Ungarn die Eisenbahn schneller fahre, als dies im Osten Österreichs der Fall sei.

Mit der Mobilität von Arbeitskräften setzte sich Dr. Erhard Busek eingangs auseinander. So wäre es unwahrscheinlich, dass mehr Slowenen nach Österreich kommen würden als umgekehrt und er erinnerte auch daran, dass im ungarischen Ort Sopron nicht weniger als 33 Zahnärzte ihre Praxis hätten - zweifellos vornehmlich für österreichische Kunden. Auch er hoffe, dass sich in der Verkehrspolitik eine vernünftige Lösung finden werde. Im Zuge einer Osterweiterung müssten auch finanzielle Bereiche, etwa Struktur- und Agrarfonds, geändert werden. Wichtig sei die kulturelle Verbindung. Dies gelte nicht im nostalgischen Sinn, sie beginne vielmehr bei der Esskultur und ende bei gemeinsamen Leistungen.

Auf Journalistenfragen, etwa wie Ängste in der Bevölkerung abgebaut werden könnten, antwortete Bürgermeister Häupl, die einzige Möglichkeit sei derzeit das Reden. Auf verständliche Sorgen etwa von Bauarbeitern oder Bauern gelte es, klare Antworten zu geben. Genauso wie entgegen manchen Befürchtungen seinerzeit keine portugiesischen Bauarbeiter Europa überschwemmt hätten, gebe es keinen Grund, sich wegen ungarischer Bauarbeiter bei einer Osterweiterung Sorgen machen zu müssen. Von manchen Seiten würden Mauern aufgebaut, man sehe dann nur die Risken und nicht die Vorteile.

Zu Arbeitsmarktfragen sagte Häupl, ein realistisches Bild sei, dass im Verlauf des Zuwanderungsprozesses innerhalb von acht Jahren möglicherweise 150.000 Menschen kommen würden. Es könne freilich davon ausgegangen werden, dass es sich dabei im Regelfall um höher qualifizierte Arbeitskräfte handeln werde, die auch gebraucht würden. Er sei dagegen nicht der Auffassung, dass mit einer Imigrationswelle zu rechnen sei.

Zum Thema Infrastruktur bekundete Häupl seinen festen Willen, mit der neuen Ministerin Gespräche zu führen. Er werde sich gemeinsam mit den Landeshauptleuten von Niederösterreich und Burgenland das Ignorieren der Ostregion nicht mehr gefallen lassen. Seine Geduld sei in dieser wichtigen Frage absolut erschöpft. (Schluss) ull/vo

(RK vom 30.11.2000)