Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 15.06.2000:
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"Miteinander" Lernen: 3.600 Kinder in Vorlaufgruppen betreut

Wien, (OTS) "Als vollen Erfolg für das Miteinander in unserer Stadt" bezeichnete die Wiener Integrationsstadträtin Mag. Renate Brauner und Stadtschulratspräsident Dr. Kurt Scholz in einem Pressegespräch die Arbeit der Schulberatungsstelle für MigrantInnen (SBM), einer gemeinsamen Einrichtung des Wiener ...

Wien, (OTS) "Als vollen Erfolg für das Miteinander in unserer Stadt" bezeichnete die Wiener Integrationsstadträtin Mag. Renate Brauner und Stadtschulratspräsident Dr. Kurt Scholz in einem Pressegespräch die Arbeit der Schulberatungsstelle für MigrantInnen (SBM), einer gemeinsamen Einrichtung des Wiener Integrationsfonds und des Stadtschulrats. Damit unterstrich sie die Bedeutung der Wiener Bildungsinstitutionen, von den Schulen bis zu den Kindertagesheimen, für den Integrationsprozess in Wien.

Seit nunmehr fünf Jahren arbeiten insgesamt sechs MitarbeiterInnen vorbildlich daran, all jenen Kindern, die vor der Einschulung Defizite aufweisen, zusätzliche Unterstützung zukommen zu lassen. Einziges Kriterium für die pädagogische Unterstützung durch die Stadt ist, ob Schwächen vorhanden sind, keinesfalls die Herkunft, betont Brauner. Die Aufgabenpalette reicht von individueller Beratung und Hilfestellung bis hin zur Organisation von Sommerdeutschkursen für PflichtschülerInnen, Einzel- und Gruppennachhilfe sowie der so genannten vorschulischen Vorlaufgruppen.****

Eine Erfolgsbilanz: 3.600 Kinder in fünf Jahren betreut

"Und hier setzt das spezielle Angebot für Kinder im Sinne eines sanften Schuleinstieges an", betont Mag. Kemal Boztepe vom Wiener Integrationsfonds. Er präsentierte die eindrucksvolle Fünf- Jahresbilanz: Seit 1995 wurde das Projekt vorschulische Vorlaufgruppen kontinuierlich ausgebaut. An 210 Standorten wurden seitdem in über 300 Gruppen die stattliche Anzahl von rund 3.600 Kindern betreut. Über 500 LehrerInnen waren dabei im Einsatz. Allein im heurigen Schuljahr, so die Auskunft der SBM in der Postgasse 11, 1010 Wien, Tel. 5126906, kommen ca. 930 Kinder an 55 Volksschulen über ganz Wien verteilt in den Genuss dieses Angebotes.

Kostenpunkt für die Institution Vorlaufgruppe für das Schuljahr 1999/2000: 1,2 Millionen Schilling. Boztepe: "Dieser Betrag beinhaltet die LehrerInnenhonorare, die zur Gänze vom Integrationsfonds über Werkverträge ausbezahlt werden. Die Eltern leisten einen finanziell absolut erträglichen Beitrag von 100 Schilling für Materialien." Die Anmeldung der Kinder erfolgt jeweils bei der Schuleinschreibung, so der Hinweis. Der Lehrplan umfasst Miteinander Reden lernen, Singen, Musizieren, Malen und Spielen.

Brauner: Instrument der Vorlaufgruppen hilft allen, jetzt ist Bundesregierung am Zug

Die vorschulischen Vorlaufgruppen beweisen einmal mehr, dass Wien schon seit Jahren ganz konkrete Maßnahmen für ein Miteinander setzt und dass in Wien durch die Unterstützung von Kindern mit bestimmten Defiziten alle profitieren. "Dieses Projekt zeigt einmal mehr, dass wir in Wien Integration als Prozess verstehen, der allen in unserer Gesellschaft zu Gute kommt. Es geht beim Miteinander nicht um die Bevorzugung der einen und der Benachteiligung anderer", so Brauner stolz.

"Während die anderen von Integration reden, setzen wir sie um", kommentiert sie die vermehrten Versprechungen der Bundesregierung: "Anstatt bloßer Ankündigungen zur Sinnhaftigkeit von Integrationsmaßnahmen zu betreiben, sollte die Schwarz-Blaue Regierung im Rahmen ihrer weit reichenden Möglichkeiten endlich auch konkrete Schritte setzen", so ihre Kritik.

Vor allem die Unterrichtsministerin habe alle Trümpfe in der Hand. Sie könne beispielsweise das Wiener Modell der Vorlaufgruppen für diejenigen mit Defiziten institutionalisiert einführen, sodass wesentlich mehr Kinder unterschiedslos ob der Herkunft - gezielte pädagogische Unterstützung erhalten. Im Wiener Integrationsfonds habe man in den vergangenen fünf Jahren genügend Erfahrung gesammelt, um dieses Service auszudehnen. Brauner: "Wenn sie Integration in der Schule wirklich ernst meint, kann sie mit der Unterstützung aus Wien rechnen."

Erfolg in zweisprachigen Kindertagesheimen der Stadt Wien

Außerdem setzt die Stadt nicht nur in den Schulen oder im vorschulischen Bereich wertvolle Integrationsschritte. "Im Bereich der Wiener Kindertagesheime beobachten wir, dass viele MigrantInnen ihre Kinder gar nicht oder erst spät in den Kindergarten bringen. Damit wird das Anliegen der sozialen, kulturellen wie sprachlichen Integration zu stark auf die Schulen konzentriert", so die Stadträtin. "Daher will die Stadt jetzt gezielt ZuwanderInnen darüber informieren, dass auch dann, wenn die Eltern nicht berufstätig sind, die Schützlinge in die Kindertagesheime zur Betreuung kommen könnten", so Integrationsstadträtin Renate Brauner.

Sie verwies auf die erfolgreichen Initiativen, welche die Sozialstadträtin Grete Laska mit ihrem Team in Kindertagesheimen einbringt. Vor mehreren Jahren begann im städtischen Kindertagesheim 18., Klettenhofergasse 3, ein Modellprojekt mit dem Arbeitstitel "Bilinguale Kindergarten und Hortpädagogik". Dort dient ein Teamteachingmodell, wo eine deutschsprachige Kindergärtnerin mit einer muttersprachlichen Begleiterin den Kindergartenalltag gemeinsam gestalten, als Vorbild.

Die Bilanz ist durchaus positiv: Alleine über die Verbesserung der Sprache zeigt sich bei den Kindern eine Vielzahl positiver und gewünschter "Neben"-Effekte in der sozialen Kompetenz und bei den integrativen Fähigkeiten. Derzeit arbeiten dort zwölf muttersprachliche Betreuerinnen bzw. Kindergärtnerinnen in bilingualen Teams. Diese werden durch ein spezifisches Fortbildungsprogramm begleitet.

Netzwerk mit Stützpunkthäusern errichtet

Die generellen Zielsetzungen der muttersprachlichen Begleitung im Kindergarten sind: Die Kinder sollen die eigene Muttersprache wie auch Deutsch lernen. Dies ist absolut wichtig zur Festigung der Identität der Kinder. Die PädagogInnen der zuständigen Magistratsabteilung 11A wissen, dass über die Fähigkeit, in der Muttersprache auch Gefühle und Wissensinhalte beschreiben zu können, sich die Möglichkeit des vollen Erwerbs der deutschen Sprache öffnet.

Damit nicht genug, wie Brauner berichtet: Heuer wird das Pilotprojekt ausgeweitet. Ziel ist, ein Netzwerk aufzubauen, welches die gewonnenen Erfahrungen für andere Kindergärten umsetzt. Das Netzwerk besteht u.a. aus drei Stützpunkthäusern mit jeweils muttersprachlichen BetreuerInnen. Dort können sich alle Kindertagesheime der Stadt Wien hinwenden, wenn es darum geht, eine Ersthilfe zu erhalten. Für den Fall, dass nicht der Einsatz einer muttersprachlichen BetreuerIn erforderlich ist, stehen erfahrene PädagogInnen mit Tipps und Material zur Seite. (Schluss) gph/wb

(RK vom 15.06.2000)