Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 06.06.2000:
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Wien fördert Fortsetzung der Gürtel Plus-Projekte

Wien, (OTS) Das "URBAN-Wien Gürtel Plus"-Projekt war die Initialzündung für zahlreiche Projekte in Wien. Arbeitsplätze wurden geschaffen - ein Beispiel ist etwa das Gewerbe- und Solarzentrum Schmelz, Sozialprojekte auf die Beine gestellt, Betriebe sind nach Wien übersiedelt und mit der Ansiedlung neuer Lokale und ...

Wien, (OTS) Das "URBAN-Wien Gürtel Plus"-Projekt war die Initialzündung für zahlreiche Projekte in Wien. Arbeitsplätze wurden geschaffen - ein Beispiel ist etwa das Gewerbe- und Solarzentrum Schmelz, Sozialprojekte auf die Beine gestellt, Betriebe sind nach Wien übersiedelt und mit der Ansiedlung neuer Lokale und Geschäfte konnte der Westgürtel endgültig sein Rotlichtimage abschütteln. Viele kleine und große Initiativen, wie etwa der geplante Skatepark am Gaudenzdorfer Gürtel, ein Senioren- und Therapiegarten oder die Förderaktionen für Klein- und Mittelbetriebe, haben vernachlässigte Grätzel rund um den Gürtel wieder belebt. Einige Projekte werden erst im nächsten Jahr abgeschlossen, andere wiederum von Bund und/oder der Stadt Wien weiterfinanziert oder sind bereits unabhängig von Geldgebern. Auch wenn die Förderung zeitlich begrenzt war, die Aufbruchstimmung ist geblieben. In den nächsten Jahren sind Teile des 2. und 20. Bezirkes Nutznießer der europäischen Geldmittel.****

Am Gürtel ist fast kein Stein auf dem anderen geblieben. Bestand noch vor ein paar Jahren die von der Verslumung bedrohte Gegend aus verstaubten Magazinen und einer unübersehbaren Rotlichtszene, zeigt sich der Gürtel heute von einer anderen Seite. Musiklokale, Bars und Restaurants locken in die "wachgeküssten" Bögen mit der Glasfassadenoptik. Das EU-geförderte Projekt "Urbion" trägt die unverkennbare Handschrift von Architektin Silja Tillner. "Meine Strategie war, zuerst das Nachtproblem zu lösen, weil der Gürtel nachts immer besonders verwahrlost und unheimlich schien. Deshalb habe ich mit einem Lichtkonzept und der Ansiedlung von so genannten Nachtmagneten angefangen", erzählt Tillner, die von Los Angeles, wo sie sich mit vernachlässigten Stadtteilen, wie Downtown, beschäftigt hatte, nach Wien geholt wurde. "Jetzt sperren nach und nach Lokale auf, die auch tagsüber offen haben und zuletzt kommen die Geschäfte. Dadurch erhöht sich die Besucherfrequenz immer mehr." Die EU- gestützte "Wiederbelebung" hat funktioniert und langsam verwandelt sich der Westgürtel in eine Flaniermeile. Vor kurzem hat ein persisches Restaurant eröffnet, zwei weitere Lokale, die Kulturinitiative TransWien und ein Schmuckgeschäft, folgen. "Auch die Altmieter haben toll mitgespielt und sich inspirieren lassen", lobt Tillner. Ein Weinhaus hat sich in einen Griechen verwandelt und aus einem Lager ist ein Zinn- und Glasgeschäft geworden.

Der Gürtel ist wieder interessant für Großinvestoren

Aufbruchstimmung zeigt sich auch an der Umgebung. Der Urban- Loritz-Platz ist mit seiner effektvollen Dachkonstruktion zum architektonischen Blickfang geworden, der gleichnamige Park, der Yppenplatz und der Uhlplatz wurden ebenfalls mit Geld aus Brüssel neugestaltet. "Die Gegend gewinnt für uns Stadtplaner und für die Wirtschaft zunehmend an Bedeutung", bestätigt auch Vizebürgermeister Dr. Bernhard Görg. "Mich persönlich freut aber viel mehr, dass unser Konzept "aus Alt mach Neu" aufgegangen ist - und profitiert haben alle: die Bürger, die Geschäftsleute, die Nachtschwärmer, und die Gürtelmeile ist zweifellos aufgewertet worden. Eigentlich haben wir hier aus einer "Null-Lösung"- eine "Win-Win"-Situation gemacht." Gleich neben dem Urban-Loritz-Platz wird Wiens neue Hauptbibliothek mit Glaskuppel und einer monumentalen Treppe errichtet. Und auch das Fallen von Bauklassen an bestimmten Stellen des Gürtels lockt Großinvestoren an. Aus dem seit mehr als zehn Jahren leer stehenden Hernalser Hof soll etwa ein Bürogebäude entstehen.

Vorbildlicher Gewerbehof mit Stromtankstelle

Die Verwandlung des Westgürtels ist nur ein Beispiel dafür, was mit Hilfe von EU-Mitteln in Wien alles in Gang gesetzt wurde. Mit dem Gewerbe- und Solarzentrum Schmelz im 15. Bezirk wurden mitten im dichtverbauten Gebiet 22 Betriebe angesiedelt und 120 Arbeitsplätze geschaffen. Vor allem Unternehmen im Solar- und Umweltbereich - der größte übersiedelte von Wiener Neudorf nach Wien - haben aus dem Gewerbehof eine vorbildliche Betriebsstätte mit Photovoltaikanlage, Brauchwasserkollektoren und Stromtankstelle gemacht. Der Gewerbehof am Lerchenfelder Gürtel ist hingegen gerade erst in Planung. Auf 4000 Quadratmetern soll ein Mix aus handwerklichen Gewerbebetrieben und gewerblichen Dienstleistern angesiedelt werden. Voraussichtlicher Bezugstermin ist Mitte 2002. Modernes Service für die Mieter in Form eines Centermanagements gehört bei beiden dazu. Diese zentrale Anlaufstelle bietet zum Beispiel Sekretariatsdienstleistungen in Form eines Telefondienstes oder einer Betreuung bei Besprechungen an und verwaltet gemeinsam nutzbare Besprechungs- und Seminarräume.

Klein- und Mittelbetrieben galten auch die Fördermaßnahmen des ZAK (Zuschussaktion für Kleinbetriebe in der Urban-Zone). Von 1996 bis 1999 wurden rund 400 Unternehmen bei Geschäftserweiterungen, Renovierungen oder als Starthilfe mit insgesamt 40 Millionen Schilling in ihrer Wettbewerbsfähigkeit unterstützt. Und am Yppenplatz, wo das Urban-Büro bis Ende des Vorjahres seinen Sitz hatte, befindet sich jetzt das regionale Wirtschaftsservice des WWFF, das Geschäftsleuten sein Know-how in Sachen Förderungen und Finanzierung zur Verfügung stellt.

Individuelle Parkgestaltung: Seniorengarten und Skatepark

Auch abseits der Wirtschaft macht sich die EU-Schützenhilfe bemerkbar. In der Herklotzgasse wurde etwa ein kleiner Park, der ganz auf die Bedürfnisse von älteren Menschen abgestimmt ist, gestaltet. Dieser für Wien einzigartige Senioren- und Therapiegarten mit Hochbeeten für Hobbygärtner hat 2,4 Millionen gekostet. Ein Drittel davon kam - wie bei allen anderen "URBAN- Wien Gürtel Plus"-Projekten - aus Brüssel. Mehr "Action" ist künftig am Gaudenzdorfer Gürtel angesagt. Eine anrainerlose Grünfläche soll noch heuer in einen Skatepark verwandelt werden. Austoben können sich Jugendliche auch in der internationalen Jugend-, Kultur- und Bildungswerkstatt "interface". Jeden Monat besuchen etwa 500 von ihnen die Räumlichkeiten in der Kenyongasse, sei es, um Radio oder Fernsehen zu machen, zu chatten, surfen, malen oder Theater zu spielen. Auch eine Gruppe junger HipHopper hat hier ihre Heimat gefunden. Die von der EU bis Ende des Vorjahres mitfinanzierte Jugendbetreuung in den Bezirken 15, 16 und 17 wird es auch weiterhin geben. "Kids Company" und "Back on Stage" werden von der Stadt Wien in ihrer Arbeit unterstützt.

Wien bleibt weiterhin am Ball

Auch wenn das URBAN-Programm nur auf die Zeit zwischen 1996 bis 1999 begrenzt war, werden einige Projekte erst im nächsten Jahr abgeschlossen. Andere wiederum werden von Bund und/oder Stadt Wien weiterfinanziert oder sind bereits unabhängig von Geldgebern. "Wien wird auch weiterhin am Ball bleiben und selbstverständlich seine Anstrengungen darauf ausrichten, dass erfolgreiche Projekte ihre Fortsetzung finden", ist auch Bürgermeister Dr. Michael Häupl überzeugt und bekräftigt: "Wien ist eine Stadt der internationalen Begegnung, ein Ort kultureller Vielfalt und Offenheit, wo Toleranz und Integration keine leeren Wort sind."

War bis zum Vorjahr die Gürtelregion Nutznießer der europäischen Zuwendungen, sind in den nächsten Jahren Teile des 2. und 20. Bezirkes an der Reihe. Die EU wird in diesem Ziel-2-Gebiet bis zum Jahr 2006 rund 18,8 Mio. Euro zuschießen. Auch hier wird sich einiges tun. Geplant ist etwa eine völlig neuartige Sanierung des Abwassersystems mit Fräse und Roboter, Studiengänge und Fachhochschulen zum Themengebiet Telekommunikation, die Errichtung einer Infrastruktur- und Servicegesellschaft für Callcenters, die Neugestaltung des Höchstädtplatzes, Fördermaßnahmen für Betriebe oder die Sanierung des Volkertmarktes.

Folgende URBAN-Projekte werden weitergeführt:

  • Das Internationale Jugend-, Kultur- und Bildungszentrum in Wien
  • Gewerbe- und Solarzentrum Schmelz
  • Ökologische Blocksanierung
  • Come-back - die Qualifizierungs- und Jobagentur
  • Back on Stage 16/17
  • BALANCE
  • Jugendbildungszentrum Ottakring
  • Miteinander Lernen
  • Wohnrechtsberatung für AusländerInnen und sozial Schwache
  • Reparatur- und Servicezentrum - RUSZ
  • Jugend- und Kulturmeile Gürtel
  • Kids Company
  • Kurs für Verwaltungsorganisation
(Schluss) spe

(RK vom 06.06.2000)