Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 21.01.2000:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Görg präsentiert Initiative "Junge Architektur"

Wien, (OTS) Als Vizebürgermeister Dr. Bernhard Görg vor drei Jahren sein Amt als Wiener Planungsstadtrat übernommen hatte, betonte er auch den jungen Architekten in Wien eine Chance geben zu wollen. Verschiedene Male war ihm aus Kreisen der Architektenszene der Vorwurf zu Ohren gekommen, in Wien kämen immer dieselben ...

Wien, (OTS) Als Vizebürgermeister Dr. Bernhard Görg vor drei Jahren sein Amt als Wiener Planungsstadtrat übernommen hatte, betonte er auch den jungen Architekten in Wien eine Chance geben zu wollen. Verschiedene Male war ihm aus Kreisen der Architektenszene der Vorwurf zu Ohren gekommen, in Wien kämen immer dieselben oder nur arrivierte Architekten zum Zug.

Bei seiner Pressekonferenz am Freitag im Wiener Rathaus, die der Projektkoordinator Klaus Vatter (Leiter der MA 21A) auf Grund aktueller politischer Ereignisse in Vertretung des Vizebürgermeisters hielt, wurde offiziell das Versprechen mit der Präsentation des Pilotprojektes "Initiative Junge Architektur" eingelöst.

Die Initiative bildete sich aus einem konstruktiven Dialog des Planungsstadtrates, dem Bereichsdirektor für Planung, der MA 21A und 8 jungen Architektenteams, bei dem aktuelle Fragen und Probleme der Stadtentwicklung, des Städtebaus und der Architektur Wiens behandelt wurden.

"Wien verfügt über ein großes Potenzial an jungen, kreativen und engagierten Architekten und Architektinnen. Um jenen, die noch nicht so klingende Namen, wie z. B. CoopHimmelb(l)au, Hollein, Holzbauer, Kohlbauer, Peichl, etc. haben, eine Chance zu geben, mit den zuständigen Planungsabteilungen an konkreten Stadt- Projekten zu arbeiten, habe ich grünes Licht für das Pilotprojekt "Junge Architektur" in Wien gegeben," sagte Vizebürgermeister Dr. Bernhard Görg gegenüber der Rathauskorrespondenz.

Aus anfänglichen Gesprächen und Diskussionsrunden mit den jungen Architektenteams habe sich im letzten Jahr bereits ein breites Ideenpotenzial für die Stadt ergeben, so Vizebürgermeister Görg. Das wäre Grund genug für ihn gewesen, das Projekt mit einem Jahresbudget von 3 Mio. Schilling zu dotieren. Hauptaufgabe für die jungen Architektenteams wäre, anhand von konkreten Aufgabenstellungen grundsätzliche Stadtplanungfragen und -themen zu erarbeiten.

"Ich freue mich, das ich wieder einmal ein Versprechen einlösen kann und bin gespannt, zu welchem Ergebnis die Teams nach Bearbeitung ihrer Aufgabenfelder kommen werden. Wir haben natürlich vor, in einem Halbjahresrhythmus Zwischenergebnisse mit den jungen Architekten zu präsentieren," sagte Vizebürgermeister Dr. Bernhard Görg abschließend.

Nach ausführlichen Gesprächen über Vorgangsweise und Projektabwicklung wurde über folgende Planungsmethode, die Arbeitsgebiete und die Abwicklung des Planungsverfahrens Einigung erzielt.

Arbeitsgebiete

  • 3., Bereich Arsenal

Eingebettet zwischen der Planung eines Bahnhofes Wien und der angelaufenen Masterplanung für die Aspanggründe (Federführung Sir Norman Foster), dem gründerzeitlichen Fasanviertel, dem Belvedere und Schweizergarten sowie der Trasse der Südost-Tangente liegt die große Fläche des Arsenals mit einem noch beachtlichen Entwicklungspotenzial. Seit der geplanten Anlage der Kaserne (1855) gab es aber kein Planungskonzept mehr für dieses Areal und diese Lücke gilt es zu schließen.

  • 19., Bereich Muthgasse
Zwischen Donaukanal und Karl-Marx-Hof, Gunoldstraße und Nordknoten erstreckt sich auf über 1 Kilometer Länge ein Areal mit sehr heterogener Nutzungsstruktur und sehr unterschiedlicher Nutzungsintensität. Neben brachliegenden Bahnhofs- und Betriebsflächen stehen hochwertige Universitätseinrichtungen der BOKU, Ämter, bestehen namhafte Firmen aus dem Bereich Medien, Handels- und Wirtschaftsbetriebe - bestens mit U-Bahn- und Autobahnanschluss ausgestattet. Auch hier mangelt es an langfristig wirksamen und verbindlichen städtebaulichen Entwicklungsleitbildern.

Art des Planungsverfahrens

  • Arbeitsphasen

Die Vorarbeiten mit der Vergabe städtebaulicher Bestandsaufnahmen sowie der Vorbereitung der Planungsentwicklung sind eingeleitet. Die Verfahrenskonzeption sieht 3 Arbeitsphasen mit zwei zwischengelagerten Hearings vor:

  • Phase 1: Situationsanalyse
  • Hearing A:
    - Bewertung des Bestandes
    - Einschätzung des Entwicklungsspielraumes
    - Grobstruktur von Planungszielen
  • Phase 2: Erarbeitung von Entwicklungskonzepten in Konkurrenz
  • Hearing B:
    - Präsentation der Konzepte und Ideen
    - Diskussion und Bewertung der Ideen
    - Erarbeitung der Empfehlungen für ein städtebauliches Leitbild
  • Phase 3: Zusammenfassung der Konzepte und Ideen zu einem
    Leitbild
  • Projektabschluss: Präsentation der städtebaulichen Leitbilder
    Arsenal und Muthgasse
  • Projektsfahrplan
    - März 2000: Beauftragung, Vorarbeiten - Vorbereitung
    - Juni 2000: Phase 1 und Hearing A
    - Oktober 2000: Phase 2, Konzeption und Hearing B
    - Anfang Dezember 2000: Abschlusspräsentation

Teilnehmer

  • Areal Arsenal
    Delugan - Meissl + Temel
    Leopold Dungl
    Propeller Z
    Querkraft
  • Areal Muthgasse
    E. Hubmann - A. Vass
    Ch. Pichler + J. Traupmann
    Rainer Pirker
    The Poor Boys Enterprise
  • Teilnehmer der Hearings (jeweils 20-25 Personen)
    - Junge Architekten
    - zusätzliche Experten (z.B. Vertreter aus Fachbeirat)
    - Dienststellenvertreter (Stadtgestaltung, Verkehr,
    Denkmalamt, etc.)
    - Bezirksvertreter, Gemeinderäte
    - Vertreter der Grundeigentümer
    - Interessensvertretungen
  • Für die administrative Abwicklung und Dokumentation wird ein
    eigener Ziviltechniker bestellt.

Auftraggeber, Projektleitstelle

  • Magistratsabteilung 21 A
    Stadtteilplanung und Flächenwidmung Innen-West
    SR Dipl.-Ing. Klaus Vatter 4000-88511
    Dipl.-Ing. Hans-Peter Graner
    Dipl.-Ing. Thomas Titz

Diese Planungsmethodik, in einem über mehrere Arbeits- und Diskussionsschritte laufenden Konkurrenzverfahren aus einem Ideenbündel ein verbindliches Leitbild zu entwickeln, baut zwar auf bewährte Arbeitstechniken auf, ist in dieser Form ein Experiment und Pilotversuch. Sollte sich diese Vorgangsweise bewähren, kann an eine Fortsetzung dieses Experiments gedacht werden. Interessante Aufgabenstellungen wären seitens der Wiener Stadtplanung auf jeden Fall vorhanden. (Schluss) lei

(RK vom 21.01.2000)