Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 26.02.1999:
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Wiener Gemeinderat (6)

Wien, (OTS) GR Woller (SPÖ) beantragte, der Kunsthalle Wien im Rahmen einer Drei-Jahres-Vereinbarung für die Verwaltungs- und Veranstaltungskosten der Jahre 1999-2001 eine Subvention in der Höhe von insgesamt 165 Millionen Schilling - 55 Millionen Schilling jährlich - zu gewähren. GR Klopf (ohne Klubzugehörigkeit) ...

Wien, (OTS) GR Woller (SPÖ) beantragte, der Kunsthalle Wien im Rahmen einer Drei-Jahres-Vereinbarung für die Verwaltungs- und Veranstaltungskosten der Jahre 1999-2001 eine Subvention in der Höhe von insgesamt 165 Millionen Schilling - 55 Millionen Schilling jährlich - zu gewähren.

GR Klopf (ohne Klubzugehörigkeit) kritisierte, daß die Subvention viel zu hoch sei, zudem zeige die Kunsthalle auch Ausstellungsobjekte, die der öffentlichen Moral widersprächen.

GR Mag. Heidemarie Unterreiner (FPÖ) kritisierte ebenfalls, daß die Kunsthalle in einer Ausstellung zum Thema "Wiener Gruppe" ein Bild gezeigt habe, das dem moralischen Empfinden der meisten Menschen zuwiderlaufe. Die Freiheit der Kunst, wie sie sie verstehe, müsse in ein Gesamtgefüge der Grundrechte eingebettet sein.

GR Gerda Themel (SPÖ) warf den Freiheitlichen vor, sich mit der Kunst nicht genügend auseinanderzusetzen. Zur Kunsthalle Wien sagte Themel, daß hier ein hervorragendes Team international anerkannte Arbeit leiste. Der Erfolg lasse sich auch an den Besucherzahlen ablesen: 130.000 vor allem junge Besucher im Vorjahr, derzeit täglich 2.000 Besucher bei Andy Warhol.

StR. Dr. Friedrun Huemer (G) stellte fest, daß provokative Kunst nicht dem Ziel der Nachahmung, sondern dem Entsetzen vor den dargestellten Tatsachen diene. Nach der Vorstellung der Freiheitlichen müßte jedes ausgestellte Bild von einer Behörde überprüft werden, was das Ende der Freiheit der Kunst bedeuten würde. Der Drei-Jahres-Vertrag für die Kunsthalle sei gut, für den Karlsplatz forderte Huemer eine weitere Belebung auch nach der Übersiedlung der Kunsthalle.

GR Dr. Hahn (ÖVP) stellte ebenfalls fest, daß die Schlußfolgerung aus den freiheitlichen Argumenten nur die Einführung der Zensur sein könne. Das könne niemand wünschen, es sei jedoch die Aufgabe der Politik, sich seriös mit der Kunst auseinanderzusetzen. Für die weitere Nutzung des Karlsplatzes für kulturelle Zwecke seien Überlegungen im Gange.

GR Wolfram (FPÖ) kritisierte, daß Kinder Zutritt in Ausstellungen der Kunsthalle hätten, deren Inhalte teilweise nicht für Kinder geeignet seien.

GR Woller (SPÖ) sagte in seinem Schlußwort, daß die Kunsthalle Wien sehr erfolgreich arbeite und im Rahmen der gegebenen Budgetierung Großartiges leiste. Die von der FPÖ kritisierte Ausstellung "Die Wiener Gruppe" habe einen wesentlichen Beitrag Wiens zur Kunst der letzten Jahrzehnte thematisiert. Das kritisierte Bild sei im Rahmen eines Zyklus "Kind und Gewalt" gezeigt worden, der eben dem Gefahrenpotential für Kinder gewidmet gewesen sei. Es gebe, die Freiheitlichen ausgenommen, in Wien einen politischen Konsens, daß keine Zensur ausgeübt werden solle.

Abstimmung: Mehrheitlich angenommen. (Forts.) gab/vo

(RK vom 26.02.1999)