Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 08.05.1998:
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Erlebnis "Wald" für Wiens Kinder

Wien, (OTS) "Wien als Umweltmusterstadt hat vor allem die Aufgabe, die Kinder dieser Stadt über ihre Umwelt zu informieren und ihnen das Verständnis zu vermitteln, verantwortungsvoll damit umzugehen, denn diese Kinder sind in absehbarer Zeit die wesentlichen Entscheidungsträger für die Zukunft unserer Umwelt," ...

Wien, (OTS) "Wien als Umweltmusterstadt hat vor allem die Aufgabe, die Kinder dieser Stadt über ihre Umwelt zu informieren und ihnen das Verständnis zu vermitteln, verantwortungsvoll damit umzugehen, denn diese Kinder sind in absehbarer Zeit die wesentlichen Entscheidungsträger für die Zukunft unserer Umwelt," stellte Stadtrat Fritz Svihalek anläßlich der Eröffnung der "Wiener Waldschule", dem ersten waldpädagogischen Informationszentrum Österreichs, am Freitag fest. Wobei Svihalek unterstrich, daß dem Wald für die Großstadt Wien besondere Bedeutung zukommt, sowohl ökologisch in vielerlei Hinsicht als auch als Freizeitparadies. Wien ist das erste Bundesland und die erste Stadt in Österreich, die eine derartige waldpädagogische Einrichtung vorzuweisen hat. Svihalek nahm die Eröffnung der Waldschule gemeinsam mit der Bezirksvorsteherin des 16. Bezirkes, Ernestine Grassberger, vor.****

Symbolisch wurde von beiden nicht - wie sonst bei Eröffnungen üblich - ein Band durchgeschnitten, sondern ein Ast durchgesägt. Bei der Eröffnung sangen die SchülerInnen der Hauptschule Wiesberggasse Kinderlieder und zeigten selbstgebastelte Waldbilder. Die SchülerInnen der Hauptschule Grundsteingasse führten ein kurzes Theaterstück auf. Die "Wiener Waldschule" in der Johann-Staud-Straße bei der Ottakringer Jubiläumswarte wurde von der MA 49 (Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien) eingerichtet und öffnet ab sofort ihre Pforten. Sie wird vom Forstamt mit dem Ziel betrieben, eine Anlaufstelle für Schulklassen zu sein und es Stadtkindern zu ermöglichen, eine Beziehung zur Natur über ihre Sinne aufzubauen. Wesentlich ist dabei der Kontakt mit einem Förster, der die Kinder in die "Geheimnisse des Waldes" einweiht.

Jedem Wiener Schulkind soll zumindest einmal ermöglicht werden, mit einem Förster den Lebensraum Wald zu beobachten, zu erforschen und zu "begreifen", über die Sinne eine Beziehung zur Natur aufzubauen. Im Vordergrund soll das spielerische und erlebbare Lernen und Erfahren des unmittelbaren Naturgeschehens stehen. Die Kinder sollen Bäume fühlen, Walderde riechen, Pflanzen schmecken, Tiere hören und beobachten können. Über dieses Beobachten und Erforschen sollen die Kinder zum Erkennen und Handeln gelangen. Den Förstern der MA 49 geht es nicht darum, die Kinder mit Zahlen und Fakten vollzustopfen, sondern sie mit etwas in Berührung zu bringen, das sie als Stadtkinder dringend brauchen: nämlich mit dem Gefühl, eingebettet zu sein in die Natur, in Gesetzmäßigkeiten und Kreisläufe, dem Gefühl, hier beheimatet zu sein.

Ergänzend zum Erleben des Waldes selbst, können die Kinder in der Waldschule jene Kostbarkeiten der Natur hautnah betrachten, die draußen nicht immer und überall zu finden sind: Vogelnester, Tierpräparate, Spechthöhlen etc. Der Aufbau eines Baumes oder Baumkrankheiten können anhand von Schaustücken und Modellen genauer untersucht werden. Zur Erforschung des Holzes stehen mehrere Mikroskope bereit. Weiters wird den Kindern das Bearbeiten von "Materialien des Waldes" in einer eigens hierfür eingerichteten Werkstätte ermöglicht.

Nicht zuletzt soll die "Wiener Waldschule" einen langfristigen Beitrag zur Verbesserung des Informationsstandes und des allgemeinen Meinungsbildes über den Wald als Teil unserer Kulturlandschaft und der damit zusammenhängenden Notwendigkeit einer forstlichen Bewirtschaftung in der Bevölkerung bewirken.

Eine Einrichtung dieser Art ist erstmalig in Österreich. Die Idee ist angelehnt an internationale Vorbilder, hauptsächlich an die bereits bewährten Waldschulen im Zürcher Sihlwald vom Forstamt Zürich. Aber auch Deutschland hat bereits praktisch flächendeckend fünfzig von den jeweiligen Forstämtern eingerichtete und betreute Waldschulen. In Wien ist das Interesse der Schulen an den Aktivitäten des Forstamtes in den letzten Jahren ständig gestiegen. Die Teilnahme an der "Woche des Waldes" und an den "Schulwald"-Aufforstungsaktionen sowie die steigenden Anmeldungen zu Waldführungen sind ein deutlicher Hinweis dafür. Bisher machte das Forstamt inklusive der "Woche des Waldes" jährlich bereits sechzig Führungen mit Schulklassen. Mit der Einrichtung der "Wiener Waldschule" soll der enorm gestiegene Bedarf besser abgedeckt werden können. Für das heurige Jahr ist bereits geplant, daß ca. hundert Schulklassen mit dem kindergerechten und pädagogisch ausgereiften Programm betreut werden.

Örtlich wurde die "Wiener Waldschule" in einem ehemaligen, seit einigen Jahren leerstehenden, Ausflugsgasthaus bei der Jubiläumswarte im 16. Bezirk untergebracht. Das Gebäude wurde saniert und ist jetzt ein optimaler Standort. Denn die zentrale Lage im Wienerwald ermöglicht einen Überblick über mehrere Klima- und Vegetationszonen sowie unterschiedliche Landschaftsräume, von der Aussichtswarte aus auch großräumig zu überblicken. Auch die verschiedenen Waldtypen sämtlicher Altersstufen und Entwicklungsstadien, sowie Feucht- und Wiesenbiotope im unmittelbaren Nahbereich bieten optimale Voraussetzungen für eine Einrichtung dieser Art. Ein "Waldschultag" dauert von 9 bis ca. 15 Uhr. Anmeldung und Information unter der Telefonnummer 4000/97908 oder /97918. (Schluß) ma

(RK vom 08.05.1998)