Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 03.10.1997:
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Reparieren ist besser als wegwerfen

Wien, (OTS) Jeder kennt solche oder ähnliche Situationen: Der Lieblingssessel bekam durch ein Mißgeschick eine unübersehbare Schramme. Oder die Kaffeemaschine gibt plötzlich frühmorgens den heißersehnten Kaffee nicht mehr her. Soll man deshalb die liebgewordenen und oft teuren Stücke gleich wegwerfen? Guter Rat ist ...

Wien, (OTS) Jeder kennt solche oder ähnliche Situationen: Der Lieblingssessel bekam durch ein Mißgeschick eine unübersehbare Schramme. Oder die Kaffeemaschine gibt plötzlich frühmorgens den heißersehnten Kaffee nicht mehr her. Soll man deshalb die liebgewordenen und oft teuren Stücke gleich wegwerfen? Guter Rat ist nunmehr in Wien kostenlos. Wiens Umweltstadtrat Fritz Svihalek präsentierte am Freitag der Öffentlichkeit den Wiener Reparaturführer, mit dessen Hilfe für die fünf Produktgruppen Möbel, Haushaltsgeräte, Schuhe, Fahrräder und Uhren im Fall der Fälle Reparaturfirmen gefunden werden können. Der Reparaturführer enthält neben Einkaufstips die Namen, Adressen, Telefonnummern, Öffnungszeiten und weitere Hinweise von ca. 800 reparierenden Firmen in Wien. Stadtrat Svihalek: In der Umweltschutzpolitik ist eine politische Weiterentwicklung notwendig: eine qualitative Fortsetzung der end of pipe-Politik hin zu einer nachhaltigen Umweltpolitik mit einer Reduktion der Stoffströme. Der Wiener Reparaturführer ist ein Beitrag dazu.****

Im Auftrag der 48er (offiziell: MA 48 - Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark) wurde der Wiener Reparaturführer vom Österreichischen Ökologie-Institut erstellt. Dessen fortlaufende Aktualisierung aber auch Erweiterung auf andere Produktgruppen ist vorgesehen. 1998 sollen Heimwerkergeräte (z.B. Bohrmaschinen), Gartengeräte (z.B. Rasenmäher), sowie Teppiche und Polstermöbel dazukommen. Die als erster Schritt vorgenommene Begrenzung auf fünf Produktgruppen stellte sich beim Beginn der Arbeiten sehr schnell als notwendig heraus, da der Umfang der Aufgabenstellung einfach zu groß war. Es gibt keine andere Stadt in der Größenordnung Wiens, die sich bisher an ein derartiges Projekt gewagt hätte. Wobei eine wesentliche Reduktion der Abfallmengen auf rein kommunaler Ebene nur schwer zu verwirklichen ist, aber auch kleinräumige Maßnahmen können hierbei hilfreich sein, erklärte der Leiter der 48er, OSR Dipl.-Ing. Wolfgang Steinbauer.

Der Wiener Reparaturführer ist daher eine Hilfestellung für die Wienerinnen und Wiener zur Vermeidung und Reduktion von Abfall. Alles was repariert werden kann, wird dadurch erst später zu Abfall. Dazu gilt es aber bereits beim Einkauf, sich für möglichst langlebige, reparaturfreundlich und umweltverträglich konstruierte Konsumgüter zu entscheiden. Damit trägt der Einzelne wesentlich zu einer Verminderung des Verbrauchs von Rohstoffen und damit zu einer nachhaltigen Erhaltung der Ressourcen für die nachkommenden Generationen bei. Damit eine solche Verhaltensänderung bei einem entscheidenden Teil der Bevölkerung möglich wird, ist die Erkenntnis notwendig, daß weniger Abfall durch Einkäufe zu produzieren nicht gleichbedeutend ist, Verzicht zu üben. Im Gegenteil: Weniger bedeutet gerade in diesem Bereich oft mehr - nämlich an Lebensqualität. Der für das zukünftige Überleben ab sofort notwendige Wandel von der Konsum- zu einer Reparaturgesellschaft kann nur lokal umgesetzt werden und muß daher auch lokal unterstützt werden, stellte Stadtrat Fritz Svihalek fest. Weiters betonte er, daß dadurch auch lokalen arbeitsmarktpolitischen Initiativen Impulse gegeben werden.

Der Wiener Reparaturführer ist über das Misttelefon 546 48 (Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr) sowie über die mobilen Beratungen (z.B. Citybusse und 48er-Fahrrad) erhältlich. Über das Misttelefon bekommt man auch Auskünfte. Die Mitarbeiter nehmen aber auch Adreß- oder sonstige Änderungen der angeführten Betriebe bzw. Ergänzungen gerne entgegen.

Der 48er-Bazar

Präsentiert wurde der Wiener Reparaturführer im 48er- Bazar, einem Flohmarkt der Abfallwirtschaft. Auch dieser trägt zum Erhalt wertvoller Produkte und damit zu einer Reduktion der Stoffströme bei, indem gut erhaltene Konsumgegenstände zum Verkauf angeboten werden. Es handelt sich dabei um Gegenstände, die von den WienerInnen selbst direkt zu den Müllplätzen gebracht werden, das geht von ganzen Einbauwänden, Sitzgarnituren über Haushaltsgeräte oder Geschirr bis zu Büchern. Bei allen neunzehn Wiener Mistplätzen (Adressen beim Misttelefon erhältlich) oder direkt beim 48er-Bazar können solche und andere Altwaren unter dem Stichwort Flohmarktware abgegeben werden. Der 48er-Bazar befindet sich in Wien 22, Stadlauer Straße 41a, Hof 3, Tor 5 und hat von Dienstag bis Samstag von 9 bis 15 Uhr geöffnet. Erreichbar ist er mit der Schnellbahn (Station Erzherzog-Karl-Straße), mit der Straßenbahnlinie 25 und den Autobuslinien 26A, 94A, 95B und 83A. (Schluß) ma/rr

(RK vom 03.10.1997)