Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 17.04.1997:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann-Stiftung in Wien ausgezeichnet

Wien, 17.4. (RK-KOMMUNAL) Am Donnerstag überreichte Wiens Bürgermeister Dr. Michael HÄUPL an Reinhard MOHN, Vorsitzender des Vorstandes der Bertelsmann-Stiftung, den Schumpeter-Preis 1997. Mit diesem Preis soll an Joseph A. Schumpeter, den Harvard-Ökonomen österreichischer Herkunft, erinnert werden, dessen Werk ...

Wien, 17.4. (RK-KOMMUNAL) Am Donnerstag überreichte Wiens Bürgermeister Dr. Michael HÄUPL an Reinhard MOHN, Vorsitzender des Vorstandes der Bertelsmann-Stiftung, den Schumpeter-Preis 1997. Mit diesem Preis soll an Joseph A. Schumpeter, den Harvard-Ökonomen österreichischer Herkunft, erinnert werden, dessen Werk gleichermaßen von der wirtschaftlichen Theorie, der Politik und der Praxis gekennzeichnet ist. Bürgermeister Dr. Michael Häupl anläßlich der Preisverleihung: "Es ist gerade diese außergewöhnliche Kombination von sozialer Verantwortung und unternehmerischem Erfolg, für welche Reinhard Mohn der Schumpeter-Preis 1997 zuerkannt wird."****

Reinhard Mohn - Leiter eines Medienimperiums

Nach Ted Turner, der den Preis 1994 erhalten hat, wird der Schumpeter-Preis 1997 Reinhard Mohn als zweitem großen Unternehmer im internationalen Medienbereich zuerkannt. Im Jahr 1947, vor genau 50 Jahren, übernahm Reinhard Mohn einen Familienbetrieb, der bis auf das Jahr 1835 zurückreicht. In den nächsten Jahrzehnten baute er den Verlag zu einem Medienimperium auf, das heute etwa 20 Milliarden D-Mark umsetzt und weltweit in über 300 Firmen fast 59.000 MitarbeiterInnen beschäftigt. Er umfaßt Verlage, Druckereien, Musikverlage, Fernsehsender und Rundfunkstationen. Die große unternehmerische Innovation setzte Reinhard Mohn 1950 mit der Gründung des Bertelsmann-Leserings. Heute umfassen die Buch- und Musikclubs des Unternehmens an die 25 Millionen Mitglieder in verschiedenen Ländern. Der Schumpeter-Preis wurde aber auch für das soziale Engagement Reinhard Mohns zuerkannt, der sich selbst eher als Unternehmer denn als Verleger sieht. Lange bevor Corporate Identity zum Schlagwort wurde, praktizierte Reinhard Mohn schon eine partnerschaftliche Unternehmensstruktur mit ständigem Dialog zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung. Bereits seit den 50er Jahren gibt es eine Gewinnbeteiligung der Arbeitnehmer. Eine Unternehmensverfassung beinhaltet nicht nur eine besondere Ausbildung von Führungskräften und die Selbstverwirklichung der MitarbeiterInnen, sondern bezieht auch die Betriebsräte in das Führungskonzept ein.

1977 kam es zur Gründung der Bertelsmann-Stiftung, an deren Spitze Reinhard Mohn steht. Diese Stiftung, der rund 70 Prozent der Aktien der Bertelsmann AG übertragen wurden - der Wert wird mit 5 Milliarden D-Mark angegeben - soll vor allem die Unternehmenskontinuität sichern. Diese Stiftung hat einen gemeinnützigen Charakter, sie fördert Projekte im Bereich Wirtschaft, Medien, Politik, öffentliche Verwaltung, Kultur, Bildung, Medizin und Gesundheitswesen.

Das erste Vorhaben war die Errichtung einer zukunftsweisenden Modellbibliothek in Gütersloh, in der Folge widmete sich die Stiftung der Reform von Schulen und Hochschulen, dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und Innovationen der öffentlichen Verwaltung.

Der Schumpeter-Preis

Eine entsprechende Rolle spielt die "Innovation", die Durchsetzung des Neuen, Zukunftsweisenden im Wirtschaftsbereich. Dementsprechend wird der Schumpeter-Preis vergeben an:
  • Politiker, die wirtschaftspolitisch neue Strukturen durchzusetzen
    imstande sind und eine Vision über die zukünftige nationale und
    internationale Wirtschaftsentwicklung haben.
  • Unternehmer, die in ihrem Bereich den Markt zukunftsweisend
    gestalten.
  • Wirtschaftswissenschafter, die mit ihrem Werk einen konkreten
    Einfluß auf die Wirtschaftstätigkeit im volks- oder im
    betriebswirtschaftlichen Sinn ausüben können.
Der Schumpeter-Preis wird vom Wiener Bürgermeister auf Vorschlag der Schumpeter-Gesellschaft der Wiener Universitäten vergeben. Diese ist eine Vereinigung von Fachleuten aus Wissenschaft, dem Wirtschaftsleben und aus der Politik. Mit dem Ziel, die Ökonomie in einem globalen Zusammenhang zu sehen, werden wirtschaftliche Entwicklungen und Probleme von einer politischen und sozialen Perspektive aus diskutiert. Der Preis der mit 200.000 Schilling dotiert ist, wird vom "Helmut Zilk Fonds für Internationale Beziehungen Wiens" der Bank Austria gestiftet.

Bisher wurden der tschechische Ministerpräsident Dr. Vazlav KLAUS für seine Leistungen beim Übergang von der Planwirtschaft in die Marktwirtschaft, der deutsche Bundeskanzler Dr. Helmut KOHL für sein entschlossenes Eintreten für die Europäische Integration, Ted TURNER (CNN) für seine innovativen unternehmerischen Leistungen im globalen Maßstab und Präsident Josei ITHO (Nippon Life) für seine weltweit führende Rolle als Pionier im Versicherungsbereich mit dem Schumpeter-Preis ausgezeichnet. Private Sponsoren ermöglichen darüberhinaus die Durchführung eines Schumpeter-Programms in Harvard/USA. (Schluß) eg/vo

(RK vom 17.04.1997)