Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.01.1997:
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Eine "richtige" Wohnung - erster Schritt zur Integration

Wien, 29.1. (RK-KOMMUNAL) In einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten Mittwoch Wiens Integrationsstadträtin Mag. Renate BRAUNER und Wohnbaustadtrat Werner FAYMANN Projekte vor, die in Wien die Wohnsituation von AusländerInnen verbessern und damit ein Zusammenleben von In- und Ausländern erleichtern sollen. ...

Wien, 29.1. (RK-KOMMUNAL) In einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten Mittwoch Wiens Integrationsstadträtin Mag. Renate BRAUNER und Wohnbaustadtrat Werner FAYMANN Projekte vor, die in Wien die Wohnsituation von AusländerInnen verbessern und damit ein Zusammenleben von In- und Ausländern erleichtern sollen.

Schlechte Bausubstanz, wenig Freiräume, Verkehrsbelastungen und eine hohe Konzentration von ausländischen MitbürgerInnen in Wohnbezirken, in denen die Wohnverhältnisse oft schlecht sind, bilden Konfliktpotentiale und sind die Ursache für Probleme des Zusammenlebens von In- und Ausländern. Integrationsstadträtin Renate Brauner und Wohnbaustadtrat Werner Faymann wollen daher vermehrt Projekte mit integrativen Wohnformen unterstützen.

In der Wiesen - "Wohnmodell inter-ethnische Nachbarschaft"

Insbesondere der Neubausektor soll stärker als in der Vergangenheit seinen Teil zu einer besseren Durchmischung beitragen. Im Rahmen des Bauträgerwettbewerbs "In der Wiesen" wurde Mitte Jänner ein erstes großes Integrationsprojekt des Bauträgers "Urbanbau" prämiiert: 139 Wohnungen und Flächen für gewerbliche Nutzungen werden nach Planungen der Architekten Lautner, Scheifinger, Schindler und Szedenik errichtet.

Das Projekt "Wohnmodell inter-ethnische Nachbarschaft", das Ende 1999 fertiggestellt sein soll, versucht, eine Lösung für die neuen Herausforderungen der pluralistischen Gesellschaft anzubieten. Die Mietwohnungen sind in einem ausgewogenen Verhältnis Inländern und Zuwanderern zugedacht. Ziel ist ein "Aufeinander Zugehen" unterschiedlicher Kulturen, Ethnien, Lebensgewohnheiten. Dies bedeutet gleichzeitig ein Miteinander mehrerer Generationen und vielfältiger Familienstrukturen.

Eine Besonderheit ist der große Anteil an Gemeinschaftsflächen. So sollen ein Veranstaltungssaal mit Gemeinschaftsterrasse, ein Waschsalon, Dachnutzungen, ein Kinderhaus sowie ein Frauen- und ein Männerhaus, ein türkisches Bad, ein Ethno-Cafe u.v.m. die Gemeinschaft fördern. Darüberhinaus liegt seitens des Arbeitsmarktservices eine Bedarfsanmeldung bezüglich der Anmietung von ca. 300 Quadratmetern Lokalflächen für die Ausbildung und Schulung von arbeitslosen Jugendlichen vor.

Überwiegend werden zwar 2- und 3-Zimmerwohnungen errichtet, durch die flexiblen Grundrisse können einzelne Wohnungen jedoch leicht zusammengelegt werden und bieten Platz für größere Familien. Auch in ökologischer Hinsicht ist der Bau, der als Niedrigenergiehaus konzipiert ist, bemerkenswert: Es gibt eine Nutzwasseranlage und eine Solaranlage - darüberhinaus werden bauökologisch unbedenkliche Baustoffe verwendet.

In der Mitte der Anlage liegt ein offener landschaftlicher Wiesenraum, der als Lagerwiese verwendet werden kann. Eine Bepflanzung mit verschiedenen Bäumen und Büschen (Aprikosen, Vogelkirschen, Flieder, Efeuwände,...) sowie ein künstlicher Wasserlauf in Form eines Baches sind vorgesehen. Auch dem Anspruch auf leistbares Wohnen versucht man, gerecht zu werden - u.a. verringert sich der Eigenmittelbeitrag für die Mieter bei der Bereitschaft zur manuellen Eigenleistung.

Projekte im innerstädtischen Gebiet

Parallel zum Neubau in den Stadterweiterungsgebieten sollen die Wohnbaugenossenschaften ihre Rücklagen auch im innerstädtischen Gebiet einsetzen. Durch Ankauf und Sanierung alter Häuser sollen nicht nur die Bausubstanz und die Wohnungen verbessert, sondern auch ein städtebaulicher Impuls für den gesamten Bezirksteil gesetzt werden.

Neben der Eingreifgruppe, den Gebietsbetreuungen, Mieterorganisationen und dem Rechtshilfefonds als Eckpfeiler der Spekulationsbekämpfung sollen auch diese neuen Wohnungen im innerstädtischen Gebiet ihren Beitrag zur Hilfe für Spekulationsopfer und zur sanften Integration leisten. Auch in diesem Bereich kommen einige Projekte bereits in die Realisierungsphase, die Abwicklung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Sozialvereinen und dem Wiener Integrationsfonds.

Insgesamt rund 120 Wohnungen sollen in den nächsten Jahren errichtet werden. Diese neuen Wohnungen werden Mieterinnen und Mietern aus Problemhäusern unbefristet vermietet bzw. temporär als Übergangswohnungen zur Verfügung gestellt.

  • Wien 15, Toßgasse
Ende Oktober 1995 wurde das Haus in Wien 15, Toßgasse 3, von dem gemeinnützigen Bauträger "Heimbau" gekauft. Die ursprünglich vorgesehene Sanierung des Hauses konnte aus technischen Gründen nicht durchgeführt werden. Daher wird das Gebäude nun abgerissen - ein Neubau mit zehn Wohnungen könnte Ende 1999 beziehbar sein.
  • Wien 15, Zwölfergasse
In der Zwölfergasse im 15. Bezirk wird auf einem ehemaligen Autoabstellplatz des ÖAMTC ein neues Wohngebäude errichtet. Der gemeinnützige Bauträger GEWOG hat das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Integrationsfonds konzipiert und errichtet rund 14 Wohnungen, die Ende 1999 beziehbar sein könnten.
  • 15., Kohlenhofgasse
Die alte Bausubstanz auf einem Grundstück in der Kohlenhofgasse im 15. Bezirk wurde bereits abgerissen. Das Grundstück, das neu bebaut werden soll (15 Wohnungen), befindet sich derzeit im Besitz des Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds (WBSF), soll allerdings weiterverkauft werden. Nötige Umwidmungen wurden bereits Ende 1996 abgeschlossen, derzeit findet eine Bauträgerauswahl statt.
  • Wien 15, Nobilegasse
Für einen Neubau mit rund 16 Wohnungen für in- und ausländische Mieter in der Nobilegasse (15. Bezirk) hat der Bauträger JHM Immobilien mit dem Wiener Integrationsfonds einen Vertrag abgeschlossen. Das Projekt wurde im Grundstücksbeirat bereits positiv begutachtet. Bei einem baldigen Baubeginn könnte das Wohnhaus noch 1999 beziehbar sein.
  • Wien 17, Ortliebgasse
Das ehemalige Bürogebäude der Firma Köck in der Ortliebgasse in Wien-Hernals soll zu einem Wohnhaus, in dem teilweise Spekulationsopfer untergebracht werden können, umgebaut werden. Kurzfristig waren hier die ehemaligen Mieter der Krongasse im 5. Bezirk (neun türkische Familien, die einem Spekulanten zum Opfer gefallen sind) untergebracht. Die "Heimbau" wird diesen Umbau des Bürogebäudes in ein Wohnhaus mit 54 Wohnungen durchführen.
  • Wien 21, Jeneweingasse
Ein einstöckiges ehemaliges Bürohaus in der Jeneweingasse in Wien 21 wird nach entsprechender Adaptierung bereits Ende 1997 ca. 20 Personen auf ca. 300 Quadratmetern Nutzfläche (d.s. sieben Wohnungen) Platz bieten. Das Objekt steht im Eigentum des WBSF, der den Umbau mit Hilfe der SEG, die aus einer Interessentensuche als Sieger hervorgegangen ist, durchführen wird. Die neuen Wohnungen werden Mieterinnen und Mietern aus Problemhäusern temporär zur Verfügung gestellt. (Schluß) eg/vo/rr

(RK vom 29.01.1997)