Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 03.10.1996:
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Rieder: "Hilfe zur Selbsthilfe" bei psychosomatischen Beschwerden

Wien, 3.10. (RK-KOMMUNAL) Gesundheitsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp RIEDER präsentierte am Donnerstag im Rahmen eines Pressegespräches erste Projekte und generelle Strategien zur Unterstützung von Menschen, die von psychosomatischen Beschwerden betroffen sind. Diese Problematik war auch Thema der Expertentagung ...

Wien, 3.10. (RK-KOMMUNAL) Gesundheitsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp RIEDER präsentierte am Donnerstag im Rahmen eines Pressegespräches erste Projekte und generelle Strategien zur Unterstützung von Menschen, die von psychosomatischen Beschwerden betroffen sind. Diese Problematik war auch Thema der Expertentagung "Selbsthilfegruppen für Menschen mit psychosomatischen Krankheitsverhalten", die am Mittwoch stattgefunden hat und von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung - WAG gemeinsam mit dem Wiener Roten Kreuz organisiert wurde. Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung stand die Problematik "Psychosomatische Beschwerden bei Langzeitarbeitslosen". An dem Pressegespräch nahmen Prof. Dipl.-Ing. Ernst GEHMACHER, Ersteller der Studie "Leben in Wien", Dr. Klaus Otto BURGER, Direktor des Roten Kreuzes Wien, Prof. Dr. Beate WIMMER-PUCHINGER, Frauengesundheitsbeauftragte der Stadt Wien und Dr. Stephan RUDAS, Chefarzt des Wiener Psychosozialen Dienstes, teil.

"Es geht darum, Initiativen zu setzen, die es ermöglichen, daß sich Betroffene gemeinsam helfen. Wir wollen unterstützend eingreifen, damit Menschen, die zum Beispiel langzeitarbeitslos und deswegen von psychosomatischen Beschwerden betroffen sind, nicht immer weiter 'nach unten' rutschen", betonte Dr. Rieder. Dies sei auch ein Beispiel dafür, daß Initiativen auf dem Gesundheitssektor, die von der Stadt Wien über die 'Wiener Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung - WAG' gesetzt werden, gleichsam als Schwundgrad für private Aktivitäten wirken, so Rieder weiter. Ziel sei, mit Ideen und Konzepten Problemlösungen aufzuzeigen, die in weiterer Folge gemeinsam mit anderen Institutionen realisiert werden, schloß Rieder.

Pilotprojekt "Selbsthilfegruppen für Langzeitarbeitslose"

Als erster Schritt wurde ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, das Langzeitarbeitslosen die Hilfe bietet, in Selbsthilfegruppen ihren psychosomatischen Beschwerden "auf den Leib zu rücken". Dieses Projekt wird seit Anfang September gemeinsam vom Arbeitsmarktservice Wien, dem Wiener Roten Kreuz und dem Wiener Psychosozialen Dienst durchgeführt.

Ausgangspunkt dafür war die rasant ansteigende Zahl der psychosomatischen Beschwerden insgesamt und bei Langzeitarbeitslosen im besonderen. Dabei werden arbeitsmedizinisch relevante und gesundheitspsychologische Faktoren erhoben und den Teilnehmern die Aufarbeitung von Defiziten bei gleichzeitiger Förderung der psychosozialen Kompetenz angeboten. Die Betroffenen lernen in wöchentlichen Sitzungen, ihr alltägliches Leben selbstverantwortlich und befriedigender zu gestalten, was in weiterer Folge auch der Reintegration in den Arbeitsprozeß dient.

Zur Zeit gibt es in Wien rund 1.500 Menschen, die an psychosomatischen Beschwerden aufgrund von Langzeitarbeitslosigkeit leiden.

"Psychosomatisches Syndrom" bei rund einem Fünftel der Wiener

Grundlage für die Expertensitzung war die Studie "Leben in Wien" von Prof. Dipl.-Ing. Ernst Gehmacher. Diese Studie weist für rund ein Fünftel der über 18jährigen Bevölkerung psychosomatische Symptome einschließlich eines Syndroms (Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Magenschmerzen und Nervosität in diversen Verbindungen) auf. Die Häufigkeit dieser Beschwerden hängt jedoch von sozialen Faktoren ab. Überdurchschnittlich oft sind Frauen (22 Prozent), Arbeiter (29 Prozent) oder schlechter ausgebildete Menschen (30 Prozent) betroffen. (Schluß) mmr/vo

(RK vom 03.10.1996)