Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 24.09.1996:
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Neuer Situationsbericht "Frauen in Wien"

Wien, 24.9. (RK-KOMMUNAL) Statistiken sind wichtige Grundlagen jeglicher politischer Arbeit und bilden eine wichtige Basis für weitere Maßnahmen. Gerade was Frauen betrifft, ist es wichtig, genaue Zahlen und Fakten zu besitzen. Aus diesem Grund hat das Wiener Frauenbüro 1993 erstmals einen Wiener Situationsbericht ...

Wien, 24.9. (RK-KOMMUNAL) Statistiken sind wichtige Grundlagen jeglicher politischer Arbeit und bilden eine wichtige Basis für weitere Maßnahmen. Gerade was Frauen betrifft, ist es wichtig, genaue Zahlen und Fakten zu besitzen.

Aus diesem Grund hat das Wiener Frauenbüro 1993 erstmals einen Wiener Situationsbericht herausgegeben. Jetzt ist der zweite Situationsbericht mit neuen Zahlen erschienen. Zahlen und Fakten zu sämtlichen Bereichen des Lebens werden hier vereint: Lebensformen, Ausbildung, Beruf, Gesundheit und Politik. Vizebürgermeisterin Grete LASKA stellte den Bericht am Dienstag im Pressegespräch des Bürgermeisters vor.

Frauen leben länger - länger mit Behinderung

In Wien sind 52,6 Prozent der Bevölkerung Frauen. Das zahlenmäßige Ungleichgewicht ist teilweise noch Folge des Weltkrieges, hauptsächlich jedoch auf die höhere Lebenserwartung von Frauen rückzuführen. Die Wiener Bevölkerung über 75 besteht zu 72 Prozent aus Frauen. Der Unterschied in der Lebenserwartung hat sich jedoch kontinuierlich verringert. 1994 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen bei der Geburt 79,7, jene der Männer 73,3. 1984 betrug sie noch 77,3 und 70.

Die höhere Lebenserwartung von Frauen wird jedoch relativiert, wenn man die Lebensqualität der Jahre im hohen Alter berücksichtigt. Frauen leben zwar länger, aber länger mit funktionalen Behinderungen. In den letzten sieben Jahren sind Frauen auf Pflege angewiesen.

Die Altersstruktur spiegelt sich auch in den Haushaltsgrößen wider: 41,6 Prozent der Haushalte bestehen aus einer Person, damit lebt jede 5. Person in Wien allein. 53 Prozent aller Frauen über 60 leben alleine, bei den Frauen über 70 steigt die Zahl sogar auf zwei Drittel. Zum Vergleich: über 70jährige Männer leben nur zu 24 Prozent alleine.

Rollenbilder werden fortgesetzt

Die Pflege von pflegebedürftigen Angehörigen wird zu 70 Prozent von Frauen geleistet. Generell sind Haushalt und Kinderbetreuung größtenteils Frauensache. Dies ist unabhängig davon, ob Frauen vollzeitbeschäftigt sind oder nicht. Alarmierend ist dabei auch, daß Rollenbilder fortgesetzt werden. Söhne zwischen 10 und 20 Jahren übernehmen täglich durchschnittlich eine Dreiviertelstunde Hausarbeit, Töchter zwischen 10 und 15 eine volle Stunde, Töchter zwischen 15 und 20 Jahren sogar Eineinhalbstunden.

Bildungsschub hält an

Die Zahl jener Frauen, die lediglich einen Pflichtschulabschluß haben, nimmt weiter ab. Mädchen besuchen allerdings eher eine AHS, während Burschen sich öfters für eine berufsbildende höhere Schule entscheiden. Bei den Lehrlingen geht der Frauenanteil sukzessive zurück, der Anteil liegt derzeit bei 33 Prozent. 1991 waren es noch 35 Prozent. 64 Prozent der weiblichen Lehrlinge konzentrieren sich auf nur drei Lehrberufe: Einzelhandelskauffrau, Friseurin und Bürokauffrau. An der Universität Wien stellen Frauen bereits die Mehrheit sowohl bei den Studierenden, also auch bei den Absolventen.

Einkommensunterschiede beträchtlich

Die Einkommen liegen in Wien über dem österreichischen Durchschnitt, die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern sind jedoch beträchtlich: Arbeiter haben gegenüber Arbeiterinnen Einkommensvorteile zwischen 33 Prozent und 43 Prozent, männliche Angestellte gegenüber weiblichen Angestellten haben einen Einkommensvorteil zwischen 29 Prozent und 44 Prozent.

Väter in Karenz: Leichte Steigerung

Waren 1993 von 10.000 Karenzgeldbeziehern 119 Väter, stieg die Anzahl 1995 auf 146. Der Anteil an Männern bei Elternkarenz ist zwar im Zunehmen, jedoch immer noch äußerst niedrig: Österreichweit beträgt der Prozentsatz 0,8 Prozent, in Wien werden 1,5 Prozent aller Karenzurlaube von Männern in Anspruch genommen.

Der Bericht "Frauen in Wien" kann unter der Telefonnummer 4000/83515 kostenlos bestellt werden. (Schluß) us/rr

(RK vom 24.09.1996)