Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 19.09.1996:
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Ausstellung "WIR" im Historischen Museum

Wien, 19.9. (RK-KULTUR) Mit der Geschichte und Gegenwart der Zuwanderung in Wien befaßt sich die Ausstellung "WIR", die ab heute, Donnerstag, 19. September, bis 29. Dezember im Historischen Museum der Stadt Wien zu sehen ist. Die Schau zeigt Wien als eine Stadt, die im Verlauf ihrer gesamten Geschichte von ...

Wien, 19.9. (RK-KULTUR) Mit der Geschichte und Gegenwart der Zuwanderung in Wien befaßt sich die Ausstellung "WIR", die ab heute, Donnerstag, 19. September, bis 29. Dezember im Historischen Museum der Stadt Wien zu sehen ist. Die Schau zeigt Wien als eine Stadt, die im Verlauf ihrer gesamten Geschichte von Zuwanderern wesentlich mitgeprägt wurde, die ihre heutige Identiät als mitteleuropäisches Zentrum zu großen Teilen den Immigrationsströmen verdankt, die der Stadt immer wieder neue Impulse gaben. Das Alltagsleben, die Kultur und die Sprache, aber auch die Küche Wiens sind in ihren vielfältigen Ausformungen der Rolle der Stadt als Schmelztiegel zu danken. Die Ausstellung im Historischen Museum zeigt dazu verschiedenste Dokumente und Schaustücke aus 2000 Jahren, die die Bedeutung der Zuwanderer für Wien erfahrbar machen, sie setzt sich aber auch - mit eindringlichen Fotobeiträgen von Didi SATTMANN - mit der Situation der heute in Wien lebenden Ausländer auseinander. Die Ausstellung ist täglich außer Montag von 9 bis 16.30 Uhr geöffnet, in der illustrierten Begleitpublikation legen 26 Autoren erstmals eine Geschichte der Zuwanderung nach Wien von den Anfängen bis zur Gegenwart vor.****

Nach Kelten und Römern durchzogen zahlreiche germanische, slawische und andere Völkerschaften das Wiener Becken. Die Babenberg - ebenso wie die Habsburger kein einheimisches Geschlecht - sorgten allein durch ihre Heiratspolitik für fremde Einflüsse. Von den Ratsbürgern der Jahre 1396 bis 1526 wurde höchstens ein Viertel in Wien geboren. 1880 waren über 60 Prozent 1910 immerhin 51 Prozent der hier lebenden Menschen anderswo zur Welt gekommen.

Sie trugen entscheidend dazu bei, daß Wien 1910 die an Einwohnern viertgrößte Stadt Europas war und seine kulturelle sowie wissenschaftliche Bedeutung in der ganzen Welt Anerkennung fand. Die meisten Wiener Wahrzeichen sind, wie die Spanische Hofreitschule, das Belvedere und Schönbrunn, Zuwanderern zu verdanken. Die bekannten Ringstraßenbauten sind insofern "Ausländer", als sie von Architekten aus den verschiedensten Ländern geplant und gebaut wurden.

Wiens Straßenbild wurde jahrhundertelang von slowakischen Rastlbindern, jüdischen Hausierern, slowenischen Maronibratern, schlesischen Leinwandhändlern sowie Tiroler Handschuhkramern belebt, die wie viele andere Wiener Typen lautstark ihre Waren und Dienste anboten, aber auch von böhmischen Köchinnen, Iglauer Ammen, italienischen Rauchfangkehrern, Bosniaken, ungarischen Husaren und polnischen Ulanen.

Im gegenwärtigen Alltagsleben der Wienerinnen und Wiener kommt die multiethnische Bevölkerungsentwicklung in der Sprache sowie in Familiennamen, Straßennamen, Bräuchen und in der "Wiener Küche" zum Ausdruck. Gerade das typisch Wienerische ist das Erbe vieler vergangener Migrationsbewegungen, deren Spuren den Menschen häufig nicht mehr bewußt, aber - trotz Assimilation der Slawen und weitgehender Vernichtung bzw. Vertreibung der Wiener Juden - noch sichtbar und deren Auswirkungen noch lebendig sind.

Ende 1994 wurden 18,2 Prozent der Wiener Bevölkerung als Ausländer registriert. Sie befinden sich heute in der Rolle der Vorfahren von vielen inzwischen "alteingesessenen" Wiener Familien, im Spannungsfeld zwischen eigenen kulturellen Traditionen und Integration, einer Wechselbeziehung, aus der Wien immer wieder neue Impulse gewonnen hat.

Eintrittspreise:

  • Erwachsene: 50 Schilling
  • Lehrer, Schüler, Lehrlinge, Studenten, Präsenz- und Zivildiener:
    20 Schilling
  • Senioren, behinderte Personen: 25 Schilling
  • Familien (bis zwei Erwachsene mit Kindern bis 19 Jahren):
    75 Schilling
  • Sammelkarte mit zehn Abschnitten im Wert von je 25 Schilling:
    160 Schilling
  • Schulklassen und Kinder bis 6 Jahre: Eintritt frei
  • Freitag vormittags (außer an Feiertagen) für alle Besucher:
    Eintritt frei
(Schluß) gab/bs/rr

(RK vom 19.09.1996)