Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 22.01.1996:
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Multikulturelle "Hörgänge" im Millenniums-Jahr

Wien, 22.1. (RK-KULTUR) Im Zeichen des Millenniums und der multikulturellen österreichischen Musiklandschaft stehen das Festival "Hörgänge - Musik in Österreich 1996", das das Wiener Konzerthaus mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien und des Sponsors EA-Generali vom 9. bis 30. März veranstaltet. Das ...

Wien, 22.1. (RK-KULTUR) Im Zeichen des Millenniums und der multikulturellen österreichischen Musiklandschaft stehen das Festival "Hörgänge - Musik in Österreich 1996", das das Wiener Konzerthaus mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien und des Sponsors EA-Generali vom 9. bis 30. März veranstaltet. Das Programm der 5. "Hörgänge", das am Montag präsentiert wurde, ist in drei Schwerpunkte gegliedert: "Ausländer in Österreich - Komponieren 1996", Musik der 50er-Jahre mit Simon Rattle und dem City of Birmingham Symphony Orchestra und "Offene Regionen, eine Reihe, die der Musik des Europas der Regionen gewidmet ist.

Das Gesamtprogramm umfaßt 24 Konzerte mit zeitgenössischer österreichischer Musik, darunter 21 Uraufführungen, zahlreiche Werke von Friedrich Cerhar, der heuer 70 Jahre alt wird, und mit Peter Wagners/Wolfgang R. Kubizeks "Monolog mit einem Schatten" auch eine Opernaufführung im Mozart-Saal. Neben den wichtigsten Wiener Ensembles treten bei den "Hörgängen" auch die führenden deutschen Neue-Musik-Ensembles - Ensemble Modern und trio recherche - auf. Ein Generalpaß zu 640 Schilling (Studenten 480 Schilling) erlaubt den Besuch aller Veranstaltungen.****

Im Mittelpunkt des Programmes stehen zwanzig Komponisten, die nicht in Österreich geboren sind, aber zum Teil seit vielen Jahren hier leben. Die "Hörgänge" reihen sich damit in jene Millenniums-Programme ein, die Österreich als eine multikulturellen Einflüssen ausgesetzte Nation mit einer - aufgrund seiner geographischen Lage - gewachsenen Verantwortung im internationalen Kräftespiel wahrnehmen. Dem gleichen Ansatz ist auch die Veranstaltungsreihe "Offene Regionen" verpflichtet, die von den Musik-Kuratoren des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst gemeinsam mit der Internationalen Gesellschaft für neue Musik veranstaltet wird und in die "Hörgänge" integriert wurde. Ein Symposion im Palais Eschenbach (22.-26. März), Konzerte im Konzerthaus und multikulturelle Nachtkonzerte (mit John Zorn/Fred Frith sowie Ensembles aus Japan, Rußland und Aserbaidjan) bilden die Säulen dieses Programmteiles.

Einer anderen, düstere Facette des Themas "Ausländer in Österreich" widmet sich die "Windoper" "Monolog mit einem Schatten" aus der Feder des Schriftstellers Peter Wagner und des Komponisten Wolfgang R. Kubizek (15.3.). Ihr Zweipersonenstück (Inszenierung im Mozart-Saal: Michael Sturminger) handelt von einem Zigeuner, der nach seiner Ermordnung in Birkenau zur Ratte mutiert ist und in seinem Kellerloch eines Tages mit einem Gehängten konfrontiert wird....

Fortgesetzt wird die Reihe "Towards The Millennium", mit der Simon Rattle und sein City of Birmingham Symphony Orchestra bereits im vergangenen Jahr auf geradezu spektakuläre Weise an den "Hörgängen" teilnahmen. Von den musikalischen Jahrzehnten, die Rattle alljährlich portraitiert, ist diesmal Musik der 50er Jahre an der Reihe. Höhepunkt wird die Aufführung von Stockhausens "Gruppen" für drei Orchester (23.3.) sein.

Eine Personale gilt Friedrich Cerha, der am 17. Februar 1996 seinen 70. Geburtstag feiert. Neun Werke, darunter zwei Uraufführungen, enthält das Programm der "Hörgänge", zweimal wird Cerhar selbst zum Dirigentenstab greifen (11. und 23.3.) und sich darüber hinaus zu einem Komponistengespräch einfinden. Geburtstage feiern außerdem Ivan Eröd (60) und das Ensemble 20. Jahrhundert (25), das unter seinem Leiter Peter Burwik zwei Konzerte (darunter das Eröffnungskonzert am 9.3.) bestreitet. (Schluß) gab/bs

(RK vom 22.01.1996)