Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 06.12.1995:
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Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien für Simon Wiesenthal

Wien, 6.12. (RK-KOMMUNAL) Dipl.-Ing. Simon WIESENTHAL erhielt am Mittwochvon Bürgermeister Dr. Michael HÄUPL die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Wien.Simon Wiesenthal, der Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums, hat sichvon seinem Büro in Wien aus stets um eine Verbesserung derzwischenmenschlichen Beziehungen von Juden und Nichtjuden eingesetzt. DieBemühungen um ein besseres gegenseitiges Verstehen von Menschen allerRassen und Religionen haben Simon Wiesenthal zu einer internationalenSymbolfigur gemacht, was sich bereits in zahlreichen hohen Anerkennungenund Auszeichnungen Ausdruck fand.**** An der Ehrung nahmenBundespräsident Dr. Thomas KLESTIL, Bundespräsident a.D. Dr. RudolfKIRCHSCHLÄGER, Minister Dr. Nikolaus MICHALEK, zahlreiche gegenwärtige undfrühere Mitglieder der Wiener Landesregierung sowie Vertreter der hohenDiplomatie und Beamtenschaft teil. Dipl.-Ing. Simon Wiesenthal wurdeam 31. Dezember 1908 in Buczacz, Galizien, geboren. Er studierte an dertechnischen Hochschule in Prag und Lemberg Architektur. Bereits während desStudiums arbeitete er in der Bauwirtschaft. 1941 wurde Wiesenthal in dasGhetto Lemberg gebracht, später in die Konzentrationslager Lemberg, Krakow,Groß Rosen, Buchenwald und Mauthausen. 1945 wurde er von den Amerikanernaus Mauthausen befreit. Nach Kriegsende widmete sich Wiesenthal derAufklärung von Kriegsverbrechen. Er arbeitete zunächst beim US-War CrimeOffice mit. 1947 gründete er in Linz das Jüdische Dokumentationszentrum,das sich die Zusammenführung auseinandergerissener jüdischer Familien zumZiel setzte. Gleichzeitig begann er mit Recherchen nachnationalsozialistischen Verbrechen und deren Tätern. 1961 etablierte ersein Dokumentationsbüro in Wien und ist bis heute mit der Aufklärung vonNS-Greueltaten befaßt. Besonders mit der Auffindung und Gefangennahme vonAdolf Eichmann wurde die Arbeit Simon Wiesenthals in den Blickpunkt derÖffentlichkeit gerückt. Auch als Journalist und Schriftsteller konnte erinternationale Beachtung erzielen. Bürgermeister Dr. Häupl bezeichnetedie Ehrung Simon Wiesenthals auch als eine Ehrung für alle Holocaust-Opferund sprach davon, daß man dem Schicksal Wiesenthals Respekt zollen müsse.Das Jüdische Dokumentationszentrum stelle seine Nachforschungen gegenKriegsverbrecher nicht aus Rache an, sondern aus der Suche nachGerechtigkeit. Abschließend bezeichnete Häupl Simon Wiesenthal alsAufklärer und Humanisten. Simon Wiesenthal berichtete aus seinem Lebenund erzählte auch von jenen Zeiten, in denen er als "Nestbeschmutzer"bezeichnet wurde. Er fühle sich als Opfer der Intoleranz, schloßWiesenthal. (Schluß) du/vo nnnn

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OTS235 1995-12-06/16:14