Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 25.07.1995:
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Rieder: Jede Verzögerung erhöht Risiko für Olivia drastisch

Wien, 25.7. (RK-KOMMUNAL) Jede Verzögerung, jedes Hinausschieben derBehandlung erhöhe das Risiko für die kleine Oliva drastisch, unterstrichVizebürgermeister Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp RIEDER am Dienstag imPressegespräch des Bürgermeisters. Er hoffe, daß bei dem Dienstagnachmittag stattfindenden Gespräch die Vernunft über Verunsicherung undRatlosigkeit siegen werde. Der Weg, die Eltern undabhängig vom Entzug desSorgerechts in die Entscheidung einzubeziehen, sei richtig; es handle sichnicht um einen einmaligen Eingriff, sondern um eine längere Behandlung desKindes. Würde diese gegen den Willen der Mutter bzw. der Elternstattfinden, könnte es zur psychischen Beeinträchtigung des Kindes kommen. Es gehe auch nicht um einen Methodenstreit und den Konfliktgleichwertiger Methoden, sondern darum, daß durch Nichtinanspruchnahme bzw.Verzögerung des Einsatzes der Behandlung das Leben des Kindes aufs Spielgesetzt wird, erklärte Rieder. Gerade bei der bei Olivia festgestelltenKrebserkrankung habe die Medizin günstige Chancen. Rieder wies darauf hin,daß die Alternativmedizin die Schulmedizin nicht ersetzen könne, sie aberzu ergänzen habe. Im konkreten Fall gehe es aber nicht um seriöseAlternativmedizin. Hier sei deutlich die Grenze zu ziehen zu dem, was "ichals Scharlatan, Wunderheiler bezeichne, wo es sich um Menschen handelt, diein einem konkreten Fall zu Mördern werden können", nahm Rieder auf diePerson, die das Vertrauen der Eltern gewonnen und zur Odyssee geführthatte, Bezug. Da es sich bei dem Betreffenden um einen ausgebildetenMediziner, der in Deutschland ein Diplom erworben und auch wieder verlorenhatte, handelt, lasse er, Rieder, den Sachverhalt nun untersuchen und derStaatsanwaltschaft eine entsprechende Sachverhaltsdarstellung übermitteln.Es wurde hier nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich Gesundheitsgefährdungoder im schlechtesten Fall - der hoffentlich nicht eintreten wird - Tötungbegangen. Durch die Vorgangsweise des Pseudomediziners werde auch allenBemühungen um sinnvolle Komplementärmedizin der Boden entzogen. Riederforderte, im Hinblick auf solche Personen die "Samthandschuhe auszuziehen"und sprach von "Ausbeutung ohne Rücksicht auf Verantwortung". (Schluß)hrs/bs nnnn

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OTS069 1995-07-25/13:00