Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 20.06.1989:
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Umweltschutz im Bundesstraßenbau in Wien

=Wien, 20.6. (RK-KOMMUNAL) Bis weit in die 70er Jahre galt der Straßenbau -einhergehend mit dem rasch steigenden Motorisierungsgrad - als wichtigstesElement zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur. Die gesellschaftlicheAkzeptanz war demnach unvergleichlich höher als heute. Durch das ständigsteigende Verkehrsaufkommen, insbesondere des Schwerverkehrs, wurde derAutoverkehr in zunehmendem Maße als Belastung empfunden, wodurch sich insteigender Zahl Initiativen vor allem gegen die Errichtung neuerHochleistungsstraßen bildeten. Nahmen frühere Hochleistungsstraßenkaum Rücksicht auf Flächenverbrauch, Lärmentwicklung etc., so fließen dieseAspekte nunmehr in stärkerem Maße in die Entscheidungen über Trassenführungund Trassengestaltung ein. Die Aspekte des Umweltschutzes und dieEinbeziehung der Bedürfnisse der Anrainer sind insbesondere in Wienintegrierender Bestandteil der Straßenplanung geworden, betonten DienstagPlanungsstadtrat Dr. Hannes SWOBODA und Verkehrsstadtrat Johann HATZL imPressegespräch des Bürgermeisters.**** Diese neuen Planungsgrundsätzekommen bei folgenden Projekten in besonderem Maße zum Tragen:

1. Planung Gürtel, Süd- und Westeinfahrt: Die von der Gürtelkommissionvorgeschlagenen straßenbaulichen Maßnahmen in den ca. 40 km langenBundesstraßenzügen Gürtel, Süd- und Westeinfahrt bringen in erster LinieVerbesserungen für die dort lebenden Anrainer. StraßenbaulicheInvestitionen werden nur dort vorgeschlagen, wo erhebliche Reduktionenvon Lärm und Abgasen und damit neue Stadtentwicklungsmöglichkeitenerreicht werden. Die für den Individualverkehr zur Verfügung stehendenVerkehrsflächen sollen auf keinen Fall erhöht werden. Erklärtes Zielder Stadtplanung in Wien ist es, die soziale Erosion in vielen einstmalsattraktiven Wohngegenden, insbesondere im Bereich des Gürtels und derWesteinfahrt, zu stoppen. In die stufenweise vorgesehene Realisierungder detaillierten Planungen fließen neben den reinen Verkehrsbauten (z.B. Margaretentunnel, Umgestaltung des Gaudenzdorfer Knotens, der Eichenstraße, Fahrbahnverlegungen am Westgürtel, etc.) im unmittelbarenStraßenraum bereits Maßnahmen zur Verkehrsbe- ruhigung von Parallel- undRadialstraßen, der Oberflächen- und Stadtgestaltung und derStadterneuerung ein. Auch die Aspekte des öffentlichen Verkehrs werdenbei derartigen Projekten z. B. in Form von Planungen für Park &Ride-Anlagen mitberücksichtigt. Für die Umgestaltung desMargaretengürtels werden derzeit, nach eingehender Information derÖffentlichkeit, die detaillierten Planungen unter Berücksichtigungdieser neuen Gesichtspunkte erstellt. Der Baubeginn könnte, falls vomBund die Finanzierung sichergestellt wird, bereits im Jahre 1990erfolgen; die Gesamt- baukosten betragen 2,1 Mrd. S.

2. A 23 Südosttangente/Abschnitt Knoten Kaisermühlen - Anschluß- stelleHirschstetten: Mit diesem 3,6 km langen Autobahnprojekt sollen vor allemdie vom Verkehr äußerst stark betroffenen Wohngebiete im 22. Bezirk entlastet werden. Wohngebiete insbesondere in der Stadlauer Straße,Polgarstraße, Siebenbürgerstraße und am Biberhaufenweg können nachFertigstellung der Autobahn Ende 1993 verkehrsbe- ruhigt werden.Erhebliche Verkehrsreduktionen treten außerdem in der Donaustadtstraßeund der Wagramer Straße ein. Bei entsprechendenverkehrsorganisatorischen Maßnahmen bzw. bei Realisierung vonRückbaumaßnahmen kann der Verkehr in der/am o Stadlauer Straße vonderzeit 17.000 Kfz auf 4.000 Kfz o Siebenbürgerstraße von derzeit 8.000Kfz auf 2.000 Kfz o Biberhaufenweg von derzeit 10.000 Kfz auf 4.000 Kfz o Wagramer Straße im Bereich Zentrum Kagran von derzeit 50.000 Kfz auf 30.000 Kfz-Einheiten und in der o Donaustadtstraße von derzeit45.000 auf 25.000 Kfz-Einheiten reduziert werden. In denWohngebieten sind dadurch neben der Lärm- und Abgas- reduktion auch ingestalterischer Hinsicht (Rückbau) erhebliche Verbesserungen möglich. Bei der Trassenwahl für diesen Autobahnabschnitt wurden die Inanspruchnahme von wertvollen Grundflächen und die Belastung vonWohngebieten weitgehend verhindert. In den sensiblen Be- reichenWohnhausanlage Smolagasse, Vernholzgasse und Schulzentrum Polgarstraßewird die Autobahn im Tunnel geführt. Von dem insge- samt 3,6 km langenAbschnitt werden inklusive Auf- und Abfahrts- rampen ca. 1,4 km imTunnel geführt. Hinzu kommen noch insgesamt ca. 400 m lange Abschnittein Tieflage. In allen nichtunter- tunnelten Bereichen sind großzügigeLärmschutzanlagen vorgesehen, wodurch der derzeit bestehende Lärmpegelim unmittelbaren Auto- bahnbereich auch außerhalb von Wohngebieten kaumüberschritten wird. Durch die Einbindung eines Landschaftsplanersbereits bei der Detailprojektierung können die landschafts- undstadtgestalte- rischen Aspekte schon vor Baubeginn im Einvernehmen mitdem Bezirk und der betroffenen Bevölkerung festgelegt werden. Durchdie umfassende Information der Bezirksvertretung und der Bevölkerungkonnten alle wesentlichen Detailfragen und Wünsche in die Planungeinfließen. Dadurch ist es gelungen, für dieses Großprojekt (Kosten ca.1,8 Mrd. S) eine breite Zustimmung von Seiten der Bevölkerung und derBezirksvertretung des 22. Bezirkes zu erlangen. Der Baubeginn ist fürMitte Juli 1989 vorgesehen, die Fertig- stellung ist für Herbst 1993geplant.

3. B 302 Wiener Nordrandstraße: Zwischen Anschlußstelle Hirschstettenund Wagramer Straße ist die Neuerrichtung einer ca. 4,8 km langenBundesstraße vorgesehen. Dieser Straßenabschnitt soll gleichzeitig mitder Verlängerung der Südosttangente im Herbst 1993 fertiggestellt sein.Damit kann der von Norden nach Wien einfließende Verkehr ggoßräumig von Wohngebieten abgeleitet und an das hochrangige Wiener Straßen- netzgeführt werden. Dadurch werden vor allem die Wagramer Straße, dieRaffineriestraße sowie die Süßenbrunner Straße erheblich vom Verkehrentlastet. Die Trassenführung für die B 302 wurde so gewählt, daß keine Wohngebiete zusätzlich belastet werden. Baubeginn: Anfang 1991,Fertigstellung Herbst 1993. Kosten: ca. 300 Millionen Schilling.

4. Lärmschutz im Knoten Kaisermühlen: Zur Reduktion des Lärmpegels fürdie unmittelbar neben dem Knoten Kaisermühlen liegenden Erholungs- undSiedlungsgebiete werden ab etwa August 1989 die bestehenden Brücken- undRampenbauwerke mit Lärmschutzwänden versehen. Kosten: ca. 10Millionen Schilling, Fertigstellung Ende 1989. (Forts. mgl.) lf/gg nnnn

OTS065 1989-06-20/12:07 0114/0832/6657