Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 16.06.1989:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Neuer Lastverteiler um 300 Millionen

=Wien, 16.6. (RK-KOMMUNAL) Der Lastverteiler der Wiener E-Werke ist seitfast 60 Jahren die zentrale Schaltstelle für die gesamte StromversorgungWiens und der Umlandgemeinden. Er wird laufend dem Stand der Technik unddem wachsenden Strombedarf angepaßt. 1980 erreichte er die Grenzen seinerAusbaufähigkeit. Damals wurde der Grundsatzbeschluß zum Neubau einesLastverteilers gefaßt. 1985 begannen die Arbeiten, im April 1988 wurde derBetrieb in den neuen Räumen, die sich ebenfalls in der Mariannengasse 4-6befinden, vorerst ohne dem zentralen Prozeßrechnersystem aufgenommen.Nachdem am 13. Juni 1989 der Probebetrieb begonnen hatte, ist mit deroffiziellen Inbetriebnahme am 16. Juni 1989 das Projekt "NeuerLastverteiler" praktisch abgeschlossen. Energiestadtrat Johann HATZLstellte den neuen "Lastverteiler" am Freitag in einer Pressekonferenz derÖffentlichkeit vor. Die Gesamtkosten betrugen mehr als 300 MillionenSchilling. Ausführende Firmen waren Siemens als Generalauftragnehmer, BBCmit rund einem Drittel und Elin mit acht Prozent des Auftragsvolumens.****

Zwtl.: Aufgaben des Lastverteilers Planung und Kontrolle derEnergieaufbringung sowie Überwachung und Koordinierung derNetzbetriebsführung sind die beiden wesentlichen Aufgaben desLastverteilers. Er hat dabei, um die Größenordnung dieser Leistung zuverdeutlichen, beispielsweise die Aufbringung und Verteilung einerStrommenge von etwa 7.666 (1988) Gigawattstunden, von denen rund die Hälftein den eigenen Kraftwerken erzeugt wird, zu planen und zu verwalten. ImRahmen des Wiener Verbundnetzes müssen unter anderem 1.327 KilometerFreileitungen und 5.856 Kilometer Kabel im Hochspannungsnetz überwacht undkoordiniert werden. Die Energieerzeugung (Strom und Fernwärme) und derVerbrauch werden vom Lastverteiler im Rahmen der Verträge und dertechnischen Möglichkeiten koordiniert, kostenoptimiert sowie kurz- undlanfristig geplant. Große Bedeutung hat der Lastverteiler auch für denUmweltschutz: Der Brennstoffeinsatz wird unter Berücksichtigunggeringstmöglicher Emissionen koordiniert. Die zweite wichtige Aufgabedes Lastverteilers ist die Netzbetriebsführung: Alle Schalthandlungen inden Umspannwerken und Schaltanlagen der E-Werke werden im Auftrag desLastverteilers durchgeführt. Bei Störungen veranlaßt der Lastverteiler allenotwendigen Schaltungen und Maßnahmen zur Eingrenzung der Störung undWiederherstellung der Versorgung.

Zwt.: 14 Meter langes "Mosaikrückmeldebild" Der neue Lastverteiler inder Mariannengasse erstreckt sich über zwei Stockwerke, wobei sich dieWarte mit dem "Mosaikrückmeldebild" und den zwei Arbeitsplätzen mit jeweilsdrei Grafikbildsichtgeräten und einer technologischen Tastatur im oberenStockwerk befindet. Im Stockwerk darunter sind die Prozeßrechner,Fernwirkgeräte und andere technische Einrichtungen. Moderne Telefon- undRundsprechanlagen, Objektschutz, Brandschutz, Klimaanlage und eineunterbrechungslose Stromversorgung ergänzen die technische Ausrüstung. Derzentrale Proßzeßrechner hat eine Leistung von 32 bit. Aus Gründen derBetriebssicherheit war es notwendig, zwei völlig unabhängigeInformationssysteme vorzusehen: Das Fernwirksystem überträgt diewichtigsten Meldungen und Meßwerte in den Lastverteiler, wo sie auf dem 14Meter langen und drei Meter hohen Mosaikrückmeldebild, das einen komplettenÜberblick über den Zustand der Hochspannungsnetze gibt, angezeigt werden. Das Prozeßrechnersystem erfaßt mit mehr als 20 Rechnern in Steuerstellenund Kraftwerken die Informationen, bereitet rund 36.000 Daten auf undüberträgt sie über Rechner-Rechner-Kopplungen in den Lastverteiler. ÜberVorrechner gelangen die Daten in das Doppelrechnersystem, wo dasSoftwaresystem die Endverarbeitung übernimmt und die Informationen aufFarbgrafik-Bildsichtgeräte ausgibt. Diese beiden unabhängigenInformationssysteme ergänzen einander und ermöglichen bei Ausfall einesSystemy eine eingeschränkte Betriebsführung.

Zwtl.: Neues Betriebsführungskonzept Das Betriebsführungskonzept derWiener E-Werke hat sich historisch entwickelt und bewährt. Es basiert aufder persönlichen Verantwortung und Einsatzbereitschaft des technischenPersonals. Der Ausbau von Umspannwerken, Kraftwerken und Netzen stelltjedoch neue Anforderungen an die zentrale Betriebsführung durch denLastverteiler, die mit neuen technischen Hilfsmitteln gelöst werden können. Eine der wichtigsten neuen Aufgaben ist, daß die 380-Kilovolt-Höchstspannungsebene der E-Werke wegen ihrer Bedeutung für dieVersorgungssicherheit direkt vom Lastverteiler aus gesteuert undkontrolliert werden muß. Auch die genauere Koordinierung von Verbundbetriebund Kraftwerksführung sowie die bessere Überwachung der Hochspannungsnetzemit Prozeßrechnerunterstützung sind wichtige neue Aufgaben.

Zwtl.: Der Mensch im Mittelpunkt Besonderes Augenmerk wird dabei derSchnittstelle von Mensch und Maschine beigemessen. Die Information wird inden Prozeßrechnern vorverarbeitet, auf die wichtigsten Daten reduziert unddem technischen Personal unter Ausnützung aller ergonometrischenMöglichkeiten angeboten. Im Mittelpunkt muß schlußendlich der Menschstehen, der in einer optimalen Umgebung unter bester Unterstützung durchComputer schnell und sicher die notwendigen Entscheidungen zu treffen hat.(Schluß) roh/sk nnnn

OTS069 1989-06-16/11:53 0093/0667/5336