Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 16.06.1989:
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25. Todestag von Hans Moser

=Wien, 16.6. (RK-KULTUR) Am 19. Juni jährt sich zum 25. Mal der Todestagdes Schauspielers Hans MOSER. Hans Moser wurde am 6. August 1880 alsJean Julier in Wien geboren. Den Sohn eines Bildhauers zog es bald zumTheater. Er nahm bei einem weitschichtigen Verwandten, dem BurgschauspielerJoseph Moser, Unterricht, nannte sich aus Verehrung für seinen Lehrer HansMoser und begann 1897 harte Lehrjahre in der Provinz. Auf den kleinstenWanderbühnen in Böhmen, Mähren und Ungarn spielte er winzige, meist stummeRollen, jugendliche Liebhaber und schüchterne Naturburschen, übernahm auchChorverpflichtungen und beschäftigte sich als Zettelausträger undKulissenschieber. 1902 engagierte ihn der legendäre Josef Jarno an dasvon ihm geleitete Theater in der Josefstadt nach Wien. Der Talententdeckerversagte - er ließ Moser keine komischen Rollen spielen, und so ging dieser1907 wieder in die Provinz. 1911 heiratete er Blanka Hirschler - es beganneine Partnerschaft, die ein Leben lang währen sollte. Ebenfalls 1911 kamMoser wieder nach Wien und spielte in Jargon-Possen im "Intimen Theater"und bei den "Budapestern", aber auch im Kabarett "Max und Moritz" seineersten komischen Episoden- rollen. Im Ersten Weltkrieg wurde er zurArbeitskompanie der Hoch- und Deutschmeister eingezogen. Nach dem Krieg warMoser wieder gezwungen, "Kleinkunst" zu machen. Doch mit den Szenen "DerHausmeister vom Siebenerhaus" und "Der Wiener Dienstmann" schaffte Moserden Durchbruch. 1925 sah Max Reinhardt Moser und engagierte ihn fürdie Josefstadt. Hier wurde Moser endgültig vom Komiker zum komischenMenschendarsteller und Volksschauspieler. Max Reinhardt holte Moser auch zuden Salzburger Festspielen und nahm ihn auf eine Amerika-Tournee mit. Inden folgenden Jahren spielte Moser mit großem Erfolg den Frosch in der"Fledermaus", den Zettel im "Sommernachtstraum" und auch den Zauberkönig inder Uraufführung von Horvaths "Geschichten aus dem Wienerwald" in Berlin.Nach Wien zurückgekehrt, wurde er zum großen Nestroy- undRaimund-Darsteller. Sein Melchior im "Jux" ist ebenso unvergessen wie seinFortunatus Wurzel oder später das "Hohe Alter" im "Bauer als Millionär". Neben seiner Tätigkeit am Theater drehte Moser zahlreiche Filme. InStreifen wie "Das Ekel" (1939), "Hofrat Geiger" (1947), "Hallo Dienstmann"(1952) oder "Herrn Josefs letzte Liebe" (1959) machte er das Nuscheln zurAttraktion und zum Markenzeichen. Kleine rechthaberische Beamte, gutmütiggrollende Haustyrannen, Zornigel und Ekel, aber auch der Herr Kanzleiratwaren seine großen Rollen. Der kleine, rundliche Mann wurde ein großerStar, nachdem er das fünfzigste Lebensjahr schon überschritten hatte. Mit dem alten Weiring in Schnitzlers "Liebelei" zeigte Moser in seinenletzten Lebensjahren, daß er die Menschen nicht nur zum Lachen, sondernauch zum Weinen bringen konnte. Seine letzte Rolle am Theater war derhimmlische Kanzlist in Molnars "Liliom" am Burgtheater. Am 19. Juni 1964ist Hans Moser in Wien gestorben, er wurde in einem Ehrengrab auf demWiener Zentralfriedhof beigesetzt. (Schluß) red/gg nnnn

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