Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 06.06.1989:
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"Umweltbericht - Luft 1988"

=Wien, 6.6. (RK-KOMMUNAL) Bürgermeister Dr. Helmut ZILK und UmweltstadtratDr. Michael HÄUPL präsentierten am Dienstag im Pressegespräch desBürgermeisters den "Umweltbericht - Luft 1988", einen periodischerscheinenden Bericht über die Wiener Luftsituation, der dem WienerGemeinderat vorgelegt wird. Generell kann festgestellt werden, daß sich dieLuftqualität, abgesehen von Schadstoffbelastungen durch den KFZ-Verkehr,weiter gebessert hat. Die Belastungen durch Schwefeldioxid (SO2) und Staubhaben in den letzten Jahren so abgenommen, daß die Möglich- keit vonGesundheitsschäden nahezu auszuschließen ist. Großen Anteil daran haben dieLuftreinhaltemaßnahmen im Bereich der Wiener Kraftwerke undMüllverbrennungsanlagen sowie der forcierte Ausbau der Fernwärme.**** Eines der Hauptziele der Wiener Umweltpolitik muß sein, eine Luftqualitätzu schaffen, die mit Sicherheit Gesundheitsschäden durchLuftverunreinigungen ausschließt. Das erste Kapitel des Luftberichtesist dem Wiener Luftmeßnetz gewidmet. Seit 1988 ist das Netz so ausgebaut,daß alle Meßstellen mit Meßgeräten für SO2, Staub und Stickoxide (NOx)ausgerüstet sind. An fünf verkehrsbelasteten Meßstellen wird Kohlenmonoxidgemessen. Drei Meßstellen in Waldgebieten sind mit Ozonmeßgerätenausgestattet. Mittels eines Computerprogramms, das in Zusammenarbeit mitder TU-Wien erstellt wurde, kann eine Schadstoffverteilung über Wienberechnet werden. Im Kapitel über den Smogalarmplan für Wien ist u.a.festgehalten, daß Wien als EIN Belastungsgebiet anzusehen ist, da 1. imungünstigen Fall die Vorbelastungen von weiter entfernten Emittenten dasgesamte Stadtgebiet betreffen, 2. das Wiener Becken eine geographische undmeteorologische Einheit bildet und 3. kleinräumige, regional begrenzteMaßnahmen im Falle eines Smogalarms praktisch nicht durchführbar sind.

Zwtl.: Die Schadstoffbelastung Wiens durch Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Ozon Die SO2-Belastung hat im Laufe der letzten10 Jahre stetig abgenommen. Als Hauptverursacher dieses Schadstoffs könnenGroßemittenten wie Kraftwerke angesehen werden. Eingebaute Filter sowieRauchgasreinigungsanlagen bei den Müllverbrennungsanlagen haben bereits zubeträchtlichen Emissionsreduktionen geführt. Die Tatsache, daß dieSO2-Belastung stark mit der Temperatur in der kalten Jahreszeit korreliert,beweist, daß der Hausbrand immer noch einen erheblichen Anteil daran hat.Aus diesem Grund ist es klar, daß Fernwärmeversorgung ausMüllverbrennungsanlagen mit guter Rauchgasreinigung oder durchWärmeauskopplung aus umweltfreundlich ausgestatteten Kraftwerken von großerBedeutung ist und unter allen Umständen forciert werden muß. DerVerlauf der NO2-Monatsmittelwerte, aber auch die Maxima und Minima, zeigenkeinen signifikanten Unterschied zwischen Winter- und Sommerhalbjahr. Diesdeutet auf Emittenten, die nicht von der Jahreszeit bzw. von der Temperaturabhängig sind, nämlich auf den KFZ-Verkehr, hin. An verkehrsmäßigbelasteten Stellen kommt es bei NOx zu häufigen Überschreitungen des 24Stunden-Mittelwertes von 0,10 mg/m3. Maßnahmen zur Reduzierung vonSchadstoffbelastungen durch Kraftfahrzeuge sind daher unerläßlich. EinLuftschadstoff, dem immer mehr Beachtung geschenkt wird, ist das Ozon.Photooxidantien wie Ozon werden zunehmend als aggressive Schadstoffeerkannt, die für Gesundheitsgefährdungen und vor allem fürVegetationsschäden in Gebieten, die häufig weitab von den Emittentenliegen, veranwortlich gemacht werden können. Diese Schadstoffe entstehenvor allem aus den NOx- und Kohlenwasserstoff-Emissionen durch einenkomplizierten Reaktionsmechanismus, bei dem die Sonneneinstrahlung einegroße Rolle spielt. Die Kommission für Luftreinhaltung der ÖsterreichischenAkademie der Wissenschaften ist zur Zeit dabei, Immissionsgrenzwerte fürOzon zu erarbeiten. Messungen belegen, daß Ozon im Sommerhalbjahr in weithöheren Konzentrationen als SO2 und NOx auftritt und oft großräumig undlangfristig die Grenzwertvorstellungen der WHO zum Schutz des Menschensowie den VDI-Grenzwert zum Schutz empfindlicher Vegetation überschreitet.Die OECD hat in einer Studie nachgewiesen, daß der Alpenraum von erhöhtenOzonwerten betroffen ist. Vergleicht man Meßergebnisse, ausgehend bereitsvom vorigen Jahrhundert, so zeigt sich ein rapides Ansteigen der Ozon-Werteab den 50er Jahren dieses Jahrhunderts, was auf das verstärkte Aufkommendes KFZ- Verkehrs zurückzuführen ist.

Zwtl.: Der Hauptverursacher der Schadstoffbelastung - der KFZ-Verkehr Wenn man nach den Ursachen der Schadstoffbelastungen forscht, kann manfeststellen, daß nahezu ausschließlich Verkehrsemissionen der Grund füreine unbefriedigende Luftsituation in Wien sind. Davon verursachen dieKohlenmonoxid- und NOx-Emissionen zunächst infolge ihrer geringenEmissionshöhe unmittelbar gesundheitsgefährdende Schadstoffbelastungen. dieNOx-Emissionen sind darüber hinaus zusammen mit den unverbranntenKohlenwasserstoffen die wesentlichste Ursache für die Ozonbildung. Wenn auch in Wien bereits einige Maßnahmen zur Linderung der negativenVerkehrsauswirkungen gesetzt wurden, z.B. ein Nachtfahrverbot für LKW oderverkehrsberuhigte Zonen, wird eine wirkliche Verbesserung der Luftsituationnur durch gezielte Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffe aus demKFZ-Verkehr, z.B. durch eine Forcierung des Katalysators, erreicht werdenkönnen. (Schluß) du/ke nnnn

OTS067 1989-06-06/11:41 0092/0676/5410