Unsere Pläne für Wiens Zukunft - Interview mit Bürgermeister Michael Ludwig und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr

Gesundheit, Klimaschutz, Wirtschaft, Bildung, Wohnen: MEIN WIEN und W24 sprachen mit Bürgermeister Michael Ludwig und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr über die wichtigsten Vorhaben der rot-pinken Fortschrittskoalition.

wien.gv.at: Wien hat die Corona-Pandemie bislang ganz gut gemanagt. Jetzt steht die Impfung bevor. Wie geht Wien damit um?

Bürgermeister Michael Ludwig und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr im Gespräch

Bürgermeister Michael Ludwig: Das Jahr 2020 ist ganz im Schatten des Coronavirus gestanden. Wir haben als Stadt Wien diese Situation von Beginn an sehr ernst genommen. Ich habe bereits am 27. Jänner 2020 einen medizinischen Krisenstab eingerichtet, der sich mit den Auswirkungen des Coronavirus befasst hat. Es war wichtig, dass wir sehr schnell Zugangsbeschränkungen zu Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, PensionistInnen-Wohnhäusern verhängt haben. Das ist am Anfang sehr kritisiert worden, aber es war ein Mitgrund, dass wir vor allem am Anfang die ältere Generation schützen konnten. Wenn man sich anschaut, wie in anderen Ländern die Auswirkung des Coronavirus eingeschlagen hat - gerade bei der älteren Generation - war es wichtig, dass wir in Wien besonders vorsichtig waren und besonders auf die ältere Generation geachtet haben.
Wir haben sehr schnell begonnen mit einer Teststruktur, die dazu geführt hat, dass wir bis heute mehr als 1 Million Menschen in Wien getestet haben – in den verschiedensten Teststrategien. Wir haben nicht erst gewartet, bis die Bundesregierung einen Vorschlag macht, sondern wir haben von uns aus sehr schnell eine Struktur aufgebaut und auch beim Impfen haben wir schon einen Probelauf gestartet.
Ich habe ab 1. Oktober den Wienerinnen und Wienern gemeinsam mit dem Gesundheitsstadtrat angeboten, sich gegen die normale Influenza - die normale Grippe - impfen zu lassen. Wir haben sehr niederschwellige Angebote gemacht - gemeinsam mit der Ärztekammer, der Apothekerkammer, mit vielen anderen Einrichtungen bis hin zu einer Impfbim. Wir haben 420.000 Wienerinnen und Wiener geimpft und konnten die Impfquote von 8 auf fast 25 Prozent erhöhen. Das heißt: Wenn man entsprechende Angebote macht, sind die Menschen auch bereit, sich impfen zu lassen. Man muss sie nur auch entsprechend informieren. Das ist unser Ziel, auch für die Impfungen zum Thema Corona. Und wir wollen sehr schnell allen Wienerinnen und Wienern, die das wollen, diese Möglichkeit anbieten. Zuerst beginnend bei der älteren Generation, dann bei jenen Menschen, die beruflich im Gesundheits- und Pflegebereich tätig sind. Und dann möglichst schnell für alle Wienerinnen und Wiener. Denn das wird auch bedeuten, dass wir neue Freiheiten erlangen können und unabhängiger von der Einflussnahme des Coronavirus leben können.

wien.gv.at: Weil Sie den Pflegebereich angesprochen haben: Wenn man sich das Regierungsübereinkommen durchgelesen hat, ist die Gesundheit ein ganz zentraler Bestandteil darin. Da steht zum Beispiel auch die Pflegegarantie explizit festgeschrieben. Das ist nicht ganz neu, wird aber noch einmal betont - verbunden mit dem Zusatz "Die Pflege für alle soll leistbar sein". Was heißt das im Konkreten, wenn man es sich etwa privat nicht leisten kann?

Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr: Es ist ein sehr großes Thema für die Zukunft - aber auch schon jetzt -, die Pflege für die nächsten Generationen sicherzustellen. Da geht es erstens auch darum, genug Personal dafür zu finden, weil es ein sehr herausfordernder Beruf ist, als Pflegerin und als Pfleger zu arbeiten. Wir werden es als Stadt massiv bewerben, dass Personen auch Pflegerin und Pfleger werden. Und: Die Pflege muss auch leistbar sein und sie muss innerhalb der Familie organisierbar sein. Oft, wenn ein Verwandter ein Pflegefall wird, ist es eine sehr große Belastung für alle Angehörigen. In Wien haben wir eine sehr gute Infrastruktur von Pflegeheimen, die zur Verfügung stehen. Und wir entwickeln dieses Pflegekonzept stetig weiter, damit es für alle Angehörigen finanzierbar ist.

wien.gv.at: Das ist dann durchaus auch eine Jobaussicht für jene, die sich möglicherweise jetzt noch in Bereichen und Branchen finden, die vielleicht schwerer getroffen sind, wenn sich die mittelfristig überlegen: 'Ich hätte eh eine Perspektive, eine Vision, etwas anderes zu machen', ist Pflege auch durchaus etwas, wo mittel- und langfristig Bedarf besteht, sich umschulen zu lassen.

Wiederkehr: Absolut, ja. Wir haben Bedarf in diesem Berufsfeld. Es ist ein schöner, wichtiger Beruf und es gibt viele Programme, solche Personen auszubilden. Die Wiener Krankenhäuser brauchen dringend Pflegepersonal aber auch in den PensionistInnen-Wohnheimen ist zum Beispiel Personal notwendig. Da kann man sich auch über den zweiten Berufsweg umorientieren. Im Bereich der Pflege ist das möglich, im Bereich der Kindergartenpädagogik ist das auch möglich. Dort gibt es großartige Angebote, auch der Stadt.

wien.gv.at: Herr Bürgermeister, abgesehen von der Pflege möchte ich auch das Thema Gesundheit im Kern ansprechen. Auch im Koalitionsabkommen festgeschrieben ist der massive Ausbau der Primärversorgungszentren. Was ist deren Sinn und Zweck? Wohin soll da die Reise gehen?

Ludwig: Wir haben ein sehr gut funktionierendes Gesundheitswesen. Ich kann mich noch gut erinnern an Kritikpunkte, die andere Parteien vorgebracht haben - auch sogenannte Gesundheitsökonomen -, die immer wieder kritisiert haben, Wien hätte zu viele Spitalsbetten, gäbe zu viel Geld aus für sein Gesundheitswesen. Wir sehen gerade jetzt in der Coronakrise, wie wichtig es ist, dass wir vorbereitet sind auf solche Situationen, die uns alle ganz speziell fordern - insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern und in den Pflegeeinrichtungen, die in den letzten Monaten Übermenschliches geleistet haben. Ich kann mich nicht oft genug bedanken bei jenen, die diese herausfordernde Tätigkeit jetzt bereits über viele Monate zusätzlich zu ihrem Tätigkeitsfeld abgedeckt haben, denn die waren ganz speziell gefordert. Aber neben den sehr engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben wir auch eine sehr gute Infrastruktur und wir haben auch vor, dass wir bis zum Jahr 2040 weitere 5 Milliarden Euro ausgeben wollen, um das Spitalswesen auszubauen und zu modernisieren, Standorte auszuweiten und an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Trotzdem wollen wir noch näher an die Bürgerinnen und Bürger heranrücken. Und da sind die Primärversorgungszentren eine Möglichkeit. Das ist eine Kooperationsform von Ärztinnen und Ärzten gemeinsam mit anderen Expertinnen und Experten aus den verschiedensten Bereichen, die hilfreich sind, und es soll ein möglichst niederschwelliges zusätzliches Angebot zu den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sein, mit denen wir sehr gut kooperieren. Ich kann nicht oft genug die Zusammenarbeit mit der Wiener Ärztekammer loben. Gerade jetzt in der Coronakrise war es wichtig, dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit uns gemeinsam diese Herausforderung angenommen haben. Daher werden 36 Primärversorgungszentren ein unterstützendes Angebot sein - vor allem zu den Ambulanzen, die entlastet werden sollen. Und wir wollen zu bestimmten Gesundheitsthemen auch Schwerpunktzentren errichten - zum Beispiel zum Thema Diabetes oder Wundheilung oder insbesondere auch bei Kinderkrankheiten, dass wir Schwerpunkte anbieten, um Krankenhäuser, Spitäler, Ambulanzen zu entlasten und den Menschen zusätzliche Anlaufstellen zu ermöglichen.

wien.gv.at: Der Bereich Wirtschaft und Arbeit ist natürlich leider Gottes auch sehr eng mit COVID in Zusammenhang zu sehen. Da haben ja im vergangenen Jahr gerade in Wien doch einige Branchen etwas leiden müssen - insbesondere die Stadt-Hotellerie und die Gastronomie. Sie erinnern sich an die zahlreichen Themen, die es gegeben hat. Da gab es rasche Hilfe - auch seitens der Stadt Wien - auch in Zusammenhang mit der in Wien ja immer intensiv gelebten Sozialpartnerschaft. Das ist traditionell sehr stark - auch die Achse zwischen dem roten Wien und der Wirtschaftskammer Wien. Eine Achse die ja jetzt auch zwischen Walter Ruck und Ihnen sehr intensiv gelebt wird. Wie geht es da weiter? Ändert sich da etwas? Auch aufgrund der Konstellation: Es gibt eine schwarz-grüne Bundesregierung und es gibt eine Rot-NEOS-Stadtregierung in Wien. Die Achse mit der quasi schwarzen Wirtschaftskammer bleibt aber trotzdem bestehen?

Bürgermeister Michael Ludwig im Gespräch

Bürgermeister Michael Ludwig

Ludwig: Mir ist ganz wichtig, dass wir auch unabhängig von politischer Parteizugehörigkeit ein enges Verhältnis zu den Sozialpartnern halten. Das gilt für alle, die in der Sozialpartnerschaft tätig sind - für Arbeiterkammer und Gewerkschaften genauso wie für Wirtschaftskammer, Landwirtschaftskammer, Industriellenvereinigung. Manche sagen 'Landwirtschaftskammer in einer Millionenstadt - ist das nicht ein bisschen merkwürdig'? Nein. Wir sind stolz darauf, Großstadt zu sein und trotzdem 14 Prozent der Grundfläche landwirtschaftlich zu nutzen. Wir schätzen alle sehr den Wiener Wein, auf den wir stolz sind, sogar mit dem Wiener Gemischten Satz eine DAC-Regelung, die international den Wein auch vermarkten lässt. Aber ich habe erst vor Kurzem auch ein Wien-Bier vorgestellt, wo die Braugerste von landwirtschaftlichen Flächen aus Wien kommt und jetzt vor Kurzem auch ein Mehl, das von einer großen Supermarktkette vertrieben wird, das ebenfalls in Wien geerntet wird. Man sieht, dass wir als Smart City, als intelligente Stadt, als eine Stadt der Zukunft auch beispielsweise den landwirtschaftlichen Bereich miteinschließen. Aber selbstverständlich auch Industrie, Gewerbe, Handel und auch Dienstleistungen. Und von daher ist die Unterstützung der Sozialpartner für unseren Zukunftsweg ganz wichtig. Ich möchte das an einem Beispiel zeigen: Ich habe vor Kurzem mit den Sozialpartnern - mit der Arbeiterkammer, der Wirtschaftskammer - eine Unterstützung für junge Menschen präsentiert, die ihre Lehre im Gastgewerbe, in der Hotellerie nicht abschließen konnten, weil die Betriebe jetzt im Lockdown nicht offen waren. Die waren im 2. oder 3. Lehrjahr und hätten ihre Lehrabschlussprüfung nicht machen können. Ich habe gemeinsam mit dem Präsidenten Walter Ruck und der Präsidentin Renate Anderl vereinbart - mit waff und AMS -, dass wir als Stadt Wien einspringen, auch mehr als 2,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen und diesen jungen Menschen die Möglichkeit schaffen, in überbetrieblichen Lehrwerkstätten ihre Lehre abzuschließen. Das sind sehr konkrete Maßnahmen, wo wir gezielt Geld einsetzen, um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren und insbesondere auch jungen Menschen zu helfen.

wien.gv.at: Die COVID-Pandemie betrifft jetzt nicht nur die Jungen, sondern auch die Älteren. Die Stadt Wien fährt ja schon seit längerer Zeit die Joboffensive 50+. Was kann man sich darunter vorstellen als Unterstützung für die älteren Arbeitsuchenden am Arbeitsmarkt?

Ludwig: Das ist neben den Jungen die zweite wichtige Zielgruppe, die ich im Auge habe. Jene, die 50 Jahre und älter sind und gerade jetzt am Arbeitsmarkt stärker unter Druck kommen - unverdienterweise, finde ich. Das sind oft besonders engagierte Menschen mit viel Lebenserfahrung, die eigentlich viel einbringen könnten. Es gibt aber immer noch das Vorurteil, dass man sagt, die verdienen mehr, die sind öfter im Krankenstand - beides stimmt nicht. Von daher haben wir mit der Aktion 50+ bereits mehr als 1.000 Menschen wieder in Arbeit gebracht, die total glücklich sind und zufrieden sind und viel leisten. Wir wollen diesen Weg weitergehen und vor allem Menschen über 50 die Möglichkeit bieten, in einem neuen Arbeitsumfeld sich zu beweisen.

wien.gv.at: Digitalisierung - ein großes Thema. Sie kennen das wahrscheinlich aus Ihrem Arbeitsumfeld. Man wird mehr oder weniger mit sanftem Druck oder auch mit positiver Motivation in die Digitalisierung getrieben - da war ein großer Schub im vergangenen Jahr da. Home Office, Home Schooling - vieles ist da gekommen. Und es steht im Regierungsübereinkommen vieles auch drinnen im Wirtschaftskapitel, zum Thema Digitalisierung. So eine Art Impulsgeber, um schnell einmal Investitionen anzutriggern, damit auch Geld investiert wird, damit Firmen auch wieder Beschäftigung haben. 5G wird da genannt, Breitbandausbau, viel Glasfaser. Ist das der Zweck, einen Trend zu nutzen, eine Zukunftstechnologie um damit die Wirtschaft wieder zu stimulieren?

Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr im Gespräch

Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr

Wiederkehr: Genau. Die Digitalisierung muss genützt werden, um zusätzliche Jobs in Wien zu schaffen. Die Corona-Pandemie betrifft den Arbeitsmarkt auf eine sehr dramatische Art und Weise. Die Zahl der Arbeitslosigkeit in Österreich und in ganz Europa, aber auch in Wien, ist viel zu hoch. Darum müssen wir in der Stadtpolitik auch kreative Wege gehen, wie wir zusätzliche Arbeitsplätze auch nach Wien holen. Da gibt es Ausbildungsmöglichkeiten, es gibt Umschulungsmöglichkeiten - vor allem für ältere, aber auch für jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die besonders betroffen sind. Ja, da ist die Digitalisierung eine besondere Chance. Nämlich, durch die Digitalisierung auch innovative Betriebe, innovative Firmen nach Wien zu holen und Forschung zusätzlich nach Wien zu holen, was auch in den vergangenen Jahren schon gelungen ist. Genau das wollen wir noch weiter ausbauen. Und Digitalisierung muss in allen Gesellschaftsbereichen ankommen. Zum Beispiel im Bereich der Schulen haben wir eine große Digitalisierungsoffensive, bei der wirklich alle Schulen jetzt auch ausgestattet werden mit WLAN - flächendeckend, für alle Klassenräume, um hier auch in die Digitalisierung zu investieren. Im Bildungsbereich aber auch in der Wirtschaft. Da gab es auch ein Förderprogramm speziell für kleinere Betriebe, die die Umstellung von analogen, normalen Geschäftsmodellen hin zu digitalen Geschäftsmodellen machen wollten. Hier gab es eine extra Unterstützung von der Stadt Wien. Das haben sehr viele Unternehmen auch in Anspruch genommen und umgesetzt und damit viele digitale Shops geschaffen. Von Wiener Unternehmen die jetzt einen Onlinemarkt haben und so können Wienerinnen und Wiener jetzt in Wien auch online einkaufen und müssen nicht alles über Amazon bestellen.

wien.gv.at: Robotics, Industrie 4.0, 3-D-Drucker sind sehr zukunftsorientierte Begriffe. In der Seestadt Aspern gibt es eine Pilotfabrik, die funktioniert schon sehr gut. Da kommt auch mehr dazu. Das heißt, einer der ganz zentralen wirtschaftlichen Investitionsschwerpunkte ist das Thema Digitalisierung - infrastruktur- aber auch produktionsbetriebsseitig.

Ludwig: Das wird oft unterschätzt. Wien ist ein ganz starker Industriestandort - nach wie vor. Wobei man sich Industrie nicht mehr mit rauchenden Schloten vorstellen darf, sondern in einer ganz anderen Art und Weise. Wien ist - nach Oberösterreich, gemeinsam mit der Steiermark - der stärkste Industriestandort in Österreich. Von daher gibt es viele Menschen, die in diesem Bereich beruflich tätig sind, sehr innovative Betriebe. Es sind große Konzerne genauso wie Start up-Betriebe und vor allem Klein- und Mittelbetriebe, die das Rückgrat dieser Entwicklung nach wie vor bilden. Von daher wollen wir mit der Wirtschaftsagentur hier auch ganz gezielt unterstützen, um Innovationen zu fördern. Denn wir befinden uns auch im internationalen Wettbewerb, das darf man nie übersehen. Und ich sehe da vor allem auch die Möglichkeit, dass Wien als Standort im Zentralraum der Europäischen Union wirbt. Dass sich Wien der internationalen Konkurrenz stellt und insbesondere auch in der Innovation, in der Forschung weitere Wege geht. Wir haben mit dem WWTF eine ganz wichtige Möglichkeit, Forschung zu unterstützen. Mein Amtsvorgänger Michael Häupl ist dort als Präsident viele Jahre schon tätig und ist in enger Kooperation auch mit universitären Einrichtungen, Forschungsinstitutionen aber auch der privaten Wirtschaft, um diese Vernetzung zu fördern.

wien.gv.at: Der nächste Themenbereich ist auch ein ganz zentraler, der Ihren Alltag tagein tagaus begleitet: Verkehr, Klima und Umwelt, Smarte Mobilität - ein großer Themenbereich. Und da steht eine gewaltige Ansage im Regierungsübereinkommen. Wien soll als Klima- und Umweltmusterstadt bis 2040 CO2-neutral sein. Das ist eine Ansage. Das ist das notorische Problem der Nuller- und Zehnerjahre: Das soll bis 2040 quasi verschwunden sein. Können wir herausarbeiten, was heißt das konkret? Was passiert da? Welche Maßnahmen werden da ergriffen, um diese Neutralität wirklich zu bekommen?

Wiederkehr: Wir haben uns ein ambitioniertes Ziel gemeinsam gesteckt. Nämlich CO2-neutral bis 2040 zu werden. Das ist notwendig, weil die Klimaerwärmung wohl die größte Gefahr der Menschheit ist. Jetzt etwas verdeckt durch die Corona-Pandemie. Aber die Klimaerwärmung wird eine dramatische Auswirkung auf Menschen und vor allem auf Großstädte haben. Darum haben wir uns als Ziel gemeinsam vorgenommen bis 2040 CO2-neutral zu sein, indem wir auch ein Klimaschutzgesetz beschließen werden, ein Klimaschutzgesetz, das einen innovativen Rahmen auch gibt, ein Regulativ, wie man dorthin kommt und auch verbindliche Schritte, wie wir bis 2040 CO2-neutral werden können. Da geht es um viele unterschiedliche Aspekte: Da geht es um einen Teilbereich des Verkehrs - wir wollen natürlich den Öffentlichen Verkehr weiter forcieren und ausbauen. Auch die Radinfrastruktur verstärken, verbessern - hier ist das Radinfrastrukturbudget wesentlich erhöht worden, sogar vervierfacht worden, um auch sichere Radwege zu schaffen. Aber es geht bei Klimaschutz nicht nur um Verkehr, sondern auch um die Frage der Sanierung, der Dämmung von Wohnungen aber auch große Brocken in anderen Bereichen der Industrie zum Beispiel oder auch im Bereich der Kraftwerke, wo die Wien Energie verstärkt auf Solarenergie setzen wird. Hier gehen wir sehr ambitionierte Schritte, weil es notwendig ist für die Zukunft dieser Stadt und vor allem auch für die nächsten Generationen.

wien.gv.at: Ich möchte noch einmal aufs Thema Verkehr zu sprechen kommen. Stichwort Modal Split. Da kann Wien schon seit Jahren eine sehr stolze Bilanz ausweisen, was den individualisierten Pkw-Verkehr betrifft im Vergleich zu Öffis oder Fuß-Gehwegen. Oder Radfahren. Sie, Herr Bürgermeister, sprechen immer wieder an, man soll die VerkehrsteilnehmerInnen nicht gegeneinander ausspielen, sondern alle miteinander einbinden. Der kommende Fahrplan - können Sie uns da mehr dazu sagen? Wie geht’s jetzt weiter in der Richtung?

Ludwig: Wichtig ist vor allem, dass man viele Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer auf den Öffentlichen Bereich bringt. Das ist auch die Stärke der Stadt Wien. Das unterscheidet uns auch von anderen Großstädten, wo der Auto- und Individualverkehr viel stärker im Vordergrund steht. Uns ist es gelungen, in den letzten Jahren sehr viel mehr Menschen auf die Öffentlichen Verkehrsmittel zu bringen. Warum? Aus 2 Gründen: Zum einen, weil wir ein sehr günstiges Jahresticket um 365 Euro haben. Das heißt ein Euro pro Tag. Und man kann - damit bin ich beim 2. Punkt - ein sehr dichtes Netz an Öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen. Das ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass die Menschen auch umsteigen, dass es nicht nur viele Öffentliche Verkehrsmittel gibt sondern dass die auch gut ausgestattet sind und dass sie auch für alle sozialen Schichten attraktiv sind. Das ist in anderen Städten nicht. Dort fahren mit Öffentlichen Verkehrsmitteln nur jene, die sich kein Auto leisten können. Das ist bei uns erfreulicherweise nicht so. Da muss man nur darauf achten, dass es so bleibt. Wir investieren deshalb sehr viel auch in die Wiener Linien, nicht nur in den Bestand, sondern auch in den Ausbau. Wir werden jetzt mit der U2xU5 den nächsten Schritt im U-Bahn-Ausbau machen, wir planen weitere Straßenbahn-Linien und auch eine Verdichtung des Autobus-Netzes, um dort auch umzusteigen auf klimaneutrale Antriebsstoffe beispielsweise. Wir experimentieren auch mit selbstfahrenden Autobussen. Wir haben ein Projekt in der Seestadt Aspern gemeinsam mit einer Universität und einer wissenschaftlichen Einrichtung. Wir versuchen da auch sehr in die Zukunft zu denken und nicht nur den Ist-Zustand zu konservieren, sondern auch den nächsten Schritt in die Zukunft zu wagen.

wien.gv.at: Bleiben wir noch kurz bei den Öffis: Das ist ein Thema das wirklich alle bewegt. Es gibt in Wien einen Rekord an Jahreskarten, das ist eine große Leistung auch der Vorgänger-Koalition sozusagen. Da ist zuletzt die Linie D verlängert worden nach Süden in den Helmut-Zilk-Park und die Linie O verlängert worden ins Stadterweiterungsgebiet in den Nordbahnhof. Es stehen im Koalitionsübereinkommen auch neue Straßenbahn-Linien drinnen. Noch nicht alle ganz konkret, aber doch sehr viele. Was wird denn da kommen?

Ludwig: Wir denken auch an, dass wir uns Richtung Stadtgrenze nähern. Im nächsten Schritt wollen wir auch stark die Umlandgemeinden einbinden und - das wird nur schrittweise erfolgen können - aber durchaus auch so, dass wir grenzüberschreitende Straßenbahn-Linien andenken, um jene Gemeinden anzubinden, die einen sehr dichten Austausch mit Wien haben. Es pendeln jeden Tag rund 280.000 Menschen nach Wien ein. Viele davon auch mit dem Auto. Die wollen wir stärker auf den Öffentlichen Verkehr bringen. Da bietet jetzt schon die Schnellbahn eine sehr attraktive Möglichkeit. Auch das wollen wir unterstützen durch eine 2. Achse, die von Nordosten in den Westen geht. Da fehlt uns noch das Stück der Verbindungsbahn, das in Hietzing geführt wird. Aber dann hätten wir zur Stammstrecke der Schnellbahn eine 2. wichtige Achse und von daher sind wir, wie ich meine, auch sehr zukunftsorientiert in diesem weiteren Ausbauschritt unterwegs.

wien.gv.at: Weil Sie das angedeutet haben, ganz konkret heißt das - und das hat es ja schon vor einiger Zeit gegeben - Straßenbahnen nach Niederösterreich?

Ludwig: Richtig, ja. Es gab ja schon einmal eine Straßenbahn nach Bratislava. Und es gibt ja auch - das soll man auch nicht vergessen - die Badner Bahn. Die Badner Bahn ist ja auch eine solche Möglichkeit der Verbindung von Wien zu anderen Niederösterreichischen Gemeinden. Das wollen wir ausbauen, weil ich bin ein großer Verfechter, dass wir über die Bundesländergrenzen hinaus denken müssen. Und dass wir in der gesamten Ostregion die Zusammenarbeit Wien-Niederösterreich-Burgenland verstärken müssen, nicht nur in Verkehrsfragen auch in Standortfragen in Entwicklung des Siedlungsgebiets - da gibt es vieles andere mehr. Von daher bin ich auch im Dialog mit meinen Landeshauptleuten-Kollegen, primär in der Ostregion, aber darüber hinaus auch in den anderen Bundesländern. Da müssen wir einfach enger zusammenarbeiten.
Wiederkehr: Das halte ich für einen ganz wesentlichen Aspekt. Hier auch über die Stadtgrenze hinaus zu planen, mit anderen Bundesländern auch zusammenzuarbeiten, die S-Bahn auch zu verstärken und in Wien besonders auf die äußeren Bezirke auch zu schauen. Wir haben ein sehr großes Bevölkerungswachstum in den äußeren Bezirken zum Beispiel in der Donaustadt, in Liesing, aber auch in Floridsdorf. Und hier müssen zusätzliche Anstrengungen unternommen werden, den Öffentlichen Verkehr noch attraktiver zu machen. Wenn wir es dort schaffen, dass Menschen umsteigen, vom Auto auf Öffentliche Verkehrsmittel, dann wäre das ein großer Beitrag zu dem Ziel klimaneutrale Stadt.
Ludwig: Eine Anmerkung noch dazu: Wir haben vor, ein 600-Millionen-Euro-Paket als Wirtschaftsförderung zusätzlich auf den Weg zu bringen. Und da wollen wir Neubau, Sanierung aber auch Unterstützung von baulichen Maßnahmen im Verkehrsbereich vorsehen. Von daher wird es wirtschaftsfördernd sein, den Arbeitsmarkt stabilisieren aber auch Schritte setzen, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.

wien.gv.at: Wir kommen zur Bildung. Ein sehr relevantes Thema. In COVID-Zeiten ein Thema, dass, wie manche meinen, viele unter die Räder kommen. Home Schooling funktioniert technisch gut, ob es pädagogisch immer so gut funktioniert, ist eine andere Frage. Die NEOS sind angetreten mit sehr viel Ambition im Bildungsbereich. Jetzt sind Sie Bildungsstadtrat in Wien geworden. Das ist ein hehres Ziel für die NEOS. Wie sieht es aus mit den großen Vorhaben? Was ist da geplant?

Wiederkehr: Die Bildung ist vor allem jetzt in der Corona-Pandemie extrem wichtig, weil die Schulen und Kindergärten auch besonders betroffen sind. Von der Unsicherheit 'Kann man aufmachen? Kann man nicht aufmachen?'. Welche Schüler werden jetzt zurückgelassen? Davon gibt es leider viele, die jetzt in diesem Corona-Jahr 2020 leider auch massive Defizite bekommen haben. Jetzt geht es darum, eine Aufholjagd auch zu starten. Eine Aufholjagd für Bildungschancen. Weil der Aufstieg durch Bildung erleichtert werden muss. Da müssen wir für mehr Chancengerechtigkeit auch sorgen. Das heißt konkret, wir wollen in den Kindergärten schon beginnen auch mit mehr Sprachförderung mit mehr individueller Förderung, mit einer besseren Ausstattung auch der Kindergärten und im Bereich der Pflichtschüler auf das Thema Chancengerechtigkeit setzen. Hier geht es darum, die Schulen bestmöglich zu unterstützen, damit sich die Lehrerinnen und Lehrer darauf konzentrieren, was ihr Job ist, was sie besonders gut können, nämlich Kinder fördern. Und dafür müssen wir Schulstandorte unterstützen. Da haben wir in diesem Jahr 2021 richtig viel vor. Mit dem Wiener Bildungsversprechen ein Schulentwicklungsprogramm, das zum Ziel hat, Schulen auch zu verbessern und zu unterstützen, mit zusätzlichen Ressourcen wie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern sowie Schulpsychologinnen und -psychologen auszustatten. Einerseits um Auswirkungen von Corona auch abzufedern, aber auch um Schulen weitgehend verbessern zu können und so zu mehr Chancengerechtigkeit auch in Wien beizutragen.

wien.gv.at: Abgesehen von den angesprochenen Punkten von Ihnen: Die Chancengleichheit, dazu gehört wohl auch die Gratis-Ganztagsschule. Die wurde bereits im vergangenen Jahr eingeführt aber im Regierungsprogramm steht, auch dieses Angebot und Service noch zu erweitern. Herr Bürgermeister, was bedeutet dieses Angebot der Ganztagsschulen für Wiener Familien?

Ludwig: Also wir haben schon vor 10 Jahren einen wichtigen Schritt im Bildungssystem gesetzt, mit dem kostenfreien Kindergarten. Wir waren das 1. und einzige Bundesland, das das eingeführt hat, weil ich der Meinung bin, ein Kindergarten ist ja nicht eine Aufbewahrungsstätte für Kinder, sondern der 1. Schritt ins Bildungssystem. Das war ganz wichtig. Der nächste Schritt war dann die kostenfreie Ganztagsschule. Wir haben das an 70 Standorten in ganz Wien bereits realisiert mit diesem Schuljahr und wollen jedes Jahr 10 weitere Standorte ergänzend dazu machen. Und wir haben ein europaweit einmaliges Projekt auch aufgesetzt, das nennt sich Bildungscampus, wo wir 6 Standorte schon realisiert haben in Wien, wo man vom Kindergarten über die Pflichtschule und die weiterführende Schule am selben Standort alle Bildungsschritte durchlaufen kann - manchmal sogar mit Freundinnen und Freunden, die einen jahrelang dann auch begleiten am selben Standort, ergänzt auch durch ein attraktives Freizeitangebot mit sehr viel Grün- und Freiraum. Und es ist ein Schultypus, der besonders gern angenommen wird, nicht nur, weil er diese Durchgängigkeit ermöglicht, sondern weil die Rahmenbedingungen auch besonders attraktiv sind. Da sind wir in Wien wirklich Vorreiter in einem Projekt, das von vielen anderen Städten jetzt auch kopiert wird.

wien.gv.at: Unser letztes großes inhaltliches Thema: Wohnen. Sie sehen den Wohnbauboom in den letzten Jahren: Überall wo man hinblickt wird gebaut wird erweitert, nicht nur in den Stadtentwicklungsgebieten am Stadtrand auch innerstädtisch aber vor allem am Stadtrand. Was tut sich im Wohnbereich? Im Pressedienst bekommen wir da auch Zeitungen aus New York und Co. Und was mir in den letzten Jahren immer wieder aufgefallen ist: Es ist schon ein weltweites Phänomen, dass die Welt tatsächlich auf Wien schaut. Und das ist jetzt keine Übertreibung oder kein Hochstilisieren, sondern man findet immer wieder von der Süddeutschen Zeitung bis zur New York Times Artikel über den Wiener Wohnbau. Weil eben so viele Wienerinnen und Wiener in geförderten oder in Gemeindewohnungen leben. Und die Stadt will das ausbauen, Herr Bürgermeister. Was erwartet uns in den nächsten Jahren in Sachen Wiener Gemeindewohnungen?

Ludwig: Sie haben völlig Recht: Auf das kann Wien schon besonders stolz sein. Dass mehr als 60 Prozent der Wiener Bevölkerung in einer geförderten Wohnung leben können. Das bedeutet entweder in einer der 220.000 Gemeindewohnungen oder in einer der 200.000 geförderten Miet- oder Genossenschaftswohnungen. Das ist international spitze. Das gibt es in keiner anderen Stadt. Und bedeutet, dass diese Menschen eine sehr stabile, sichere und kostengünstige Miete haben im Vergleich zum privaten Wohnhaus. Aktivitäten die dort gesetzt werden und die gerade in den letzten Jahren starke Preistreiber waren. Warum? Weil vor allem die Grundstückspreise sehr stark gestiegen sind. Auch das hat verschiedene Gründe. Das liegt zum Teil am Kapitalmarkt, dass Geld sehr billig ist, nach Veranlagung sucht, dass investiert wird, aber treibt die Grundstückspreise. Und wir haben, wie ich meine, den nächsten wichtigen Schritt in Wien gesetzt, der uns von anderen Städten unterscheidet. Wir haben nämlich in der Bauordnung vorgesehen, dass bei Umwidmungen von Grundflächen 2 Drittel der neu geschaffenen Wohnungen geförderte Wohnungen sein müssen. Entweder Gemeindewohnungen oder geförderte Miet- und Genossenschaftswohnungen. Das hat die Grundstückseigentümer nicht gefreut, weil es natürlich eine Reduzierung ihres Gewinns bedeutet hat - sie machen immer noch genug Gewinn. Aber damit stellen wir sicher, dass wir nicht nur den Bestand sichern im Unterschied zu anderen Städten, die ihren kommunalen Wohnungsbestand sehr oft veräußert haben, sondern dass wir auch an die Zukunft denken. Und auch für die Zukunft flächendeckend in verschiedenen Wiener Bezirken - nach Möglichkeit in allen Teilen der Stadt - geförderte, leistbare Wohnungen schaffen. Denn wir wollen, dass alle sozialen Schichten in Wien leben können und nicht so wie in anderen Großstädten Durchschnittsverdiener in Vororten leben müssen und oft stundenlang in die Stadt auf den Arbeitsplatz reinpendeln müssen, weil sie sich eine Wohnung im unmittelbaren Stadtbereich nicht leisten können. Das ist in Wien erfreulicherweise nicht so. Und wir haben damit den nächsten Schritt gesetzt, dass wir sicherstellen, dass wir pro Jahr Tausende geförderte Wohnungen errichten, auch einen Teil davon Gemeindewohnungen, als einen Mosaikstein unter mehreren sehr unterschiedlichen Angeboten im geförderten Wohnbau - von Smartwohnungen über Gemeindewohnungen bis Genossenschaftswohnungen, immer in enger Kooperation auch mit gemeinnützigen Bauträgern, die nicht gewinnorientiert tätig sind, sondern vor allem den genossenschaftlichen Gedanken im Vordergrund haben.

wien.gv.at: Was ja da auch sehr spannend ist, in einem Passus des Regierungsübereinkommens heißt es beim Kapitel Wohnen - und das war ja lange Ihre Leidenschaft als Wohnbaustadtrat in Wien: Die Vergaberichtlinien werden evaluiert. Was heißt das konkret für all jene, die sozusagen hoffen, mittelfristig zu Gemeindewohnungen zu kommen? In welche Richtung könnte diese Evaluierung gehen?

Ludwig: Die Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál ist da schon den nächsten Schritt gegangen und hat jetzt die Wohnungsnotwendigkeit aus den Kriterien herausgenommen. Das heißt, für 1- oder 2-Zimmer-Gemeindewohnungen ist es nicht mehr Grundvoraussetzung, dass man einen dringenden Wohnbedarf hat. Vor allem für viele junge Menschen wird es eine Möglichkeit bieten, sehr schnell auch zu einer Gemeindewohnung zu kommen. Das führt auch zu einer wichtigen sozialen Durchmischung in den städtischen Wohnhausanlagen und ist ein interessanter, neuer, innovativer Schritt.

wien.gv.at: Wir haben 5 Bereiche herausgenommen. Es sind über 200 Seiten. Es stehen gefühlt Hunderte, wenn nicht an die Tausende Punkte drinnen. Sehr konkrete - man könnte ganz lange drüber reden. Die 5 Themen stehen stellvertretend dafür. Sie können das Regierungsübereinkommen aber durchlesen, wenn Sie Interesse haben. Das Ganze gibt es im Internet sehr transparent. Transparenz ist ja auch so ein Punkt, den sich die Koalition auf die Fahne geschrieben hat, der in Zukunft intensiver gelebt werden soll. Schauen Sie sich das einfach im Koalitionsübereinkommen an.

wien.gv.at: Zum Abschluss würden wir gerne noch ein paar persönliche Punkte herauskitzeln. Am 24. November war die Angelobung. Es sind schon wieder einige Wochen her. Da war die schwierige Zeit im Dezember - Weihnachtsgeschäft mit bisserl angezogener Handbremse, keine Weihnachtsmärkte, aber die Läden hatten offen. Dann der 3. Lockdown: Alles wieder zu. Und dann der Jahreswechsel. Wir stehen am Beginn eines neuen Jahres. Aber, wenn man so wirklich am 31. Dezember um Mitternacht anstößt, als Vizebürgermeister, als Bürgermeister, und weiß, was da auf einen zukommt im nächsten Jahr, was denken Sie sich da? Wie war das?

Ludwig: Ich habe meine Mutter besucht, die Witwe ist, damit sie nicht alleine ist am Abend. Zu Mitternacht habe ich mit meiner Frau angestoßen. Richtig ist, dass man natürlich die Verantwortung spürt in einer solchen Funktion für das kommende Jahr. Es wird uns Corona nach wie vor beschäftigen. Ich habe einige Tage davor am 26. und 27. den ersten Impfstoff entgegengenommen für Wien und die erste Impfung auch in einem Spital und der Klinik Favoriten und in einem PensionistInnen-Wohnhaus in Leopoldau in Floridsdorf begleitet. Also ich war in dieser Zeit sehr eng verbunden auch mit den Auswirkungen der Coronakrise. Aber was mich besonders beschäftigt, ist natürlich die Frage, wie wir den Wirtschaftsstandort stärken können und den Arbeitsmarkt unterstützen können. Das wird sicher die große zentrale Herausforderung. Da habe ich mir vorgenommen - gerade auch beim Jahreswechsel - da kämpfe ich um jeden Arbeitsplatz.
Wiederkehr: Es war auf jeden Fall ein sehr außergewöhnliches und schwieriges Jahr. Ich hatte am 31. zum Jahreswechsel 2 Tage relative Ruhe, auch Zeit zum Reflektieren, aufs Jahr zurückzuschauen. Und hab dann am 31. mit meiner Partnerin angestoßen um Mitternacht zu zweit in der Wohnung, haben Musik aufgedreht, haben ein bisschen zu Hause getanzt, um auch Freude zu Hause zu haben, und aufs nächste Jahr geschaut. Weil in diesem Jahr sehr viele Herausforderungen auch zu stemmen sind, auch in unserer politischen Tätigkeit. Wenn ich zum Beispiel auf die Wiener Schulen schaue, die besonders betroffen sind. Auf Wiener Eltern schaue, die den Spagat zwischen Home Schooling und Home Office jetzt weitergehen müssen. Dann ist es in meiner Verantwortung auch als Bildungsstadtrat hier für Entlastung der Eltern für Unterstützung der Eltern und für eine Unterstützung der Wiener Schulen zu sorgen. Das ist eine große Verantwortung, die habe ich gespürt. Aber ich bin auch sehr froh über diese Verantwortung, weil sie bedeutet auch viel Gestaltungsmöglichkeiten und damit im Sinne der Wienerinnen und Wiener arbeiten zu dürfen.
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