Wiener Landtag 21. Wahlperiode 14. Sitzung vom 23. Juni 2022 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Abgeordnete S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-1374842-2022-KFP/LM) S. 3 2. Anfrage (FSP-1374479-2022-KGR/LM) S. 5 3. Anfrage (FSP-1375800-2022-KVP/LM) S. 6 4. Anfrage (FSP-1375620-2022-KSP/LM) S. 10 5. Anfrage (FSP-1024545-2022-KFP/LM) S. 13 3. AST-1374942-2022-KNE/AL: Aktuelle Stunde zum Thema "Freiheit, Fortschritt und Gerechtigkeit - die Transformation des Wiener Energiesystems" Rednerinnen bzw. Redner: Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 15 StR Dominik Nepp, MA S. 17 StR Peter Kraus, BSc S. 18 Abg. Dr. Josef Mantl, MA S. 19 Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher S. 20 Abg. Maximilian Krauss, MA S. 21 Abg. Dipl.-Ing. Selma Arapovic S. 21 Abg. Dr. Jennifer Kickert S. 22 Abg. Margarete Kriz-Zwittkovits S. 23 Abg. Mag. Dr. Ewa Samel S. 24 4. Mitteilung des Einlaufs S. 25 5. Umstellung der Tagesordnung S. 25 6. Begrüßung der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz S. 25 7. 1130899-2022-GGS; P 3: Bericht der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft über ihre Tätigkeit im Jahr 2021 Berichterstatter Abg. Kurt Wagner S. 25 Rednerinnen bzw. Redner: Abg. Veronika Matiasek S. 25 Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 27 Abg. Mag. Barbara Huemer S. 29 Abg. Ingrid Korosec S. 32 Abg. Dr. Claudia Laschan S. 34 Abg. Wolfgang Seidl S. 38 Abg. David Ellensohn S. 40 Abg. Mag. Josef Taucher S. 43 Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz S. 43 Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker S. 48 Abstimmung S. 49 8. LG-1367645-2022-LAT; P 13: Änderung des Wiener Krankenanstaltengesetzes 1987 - Wr. KAG (Beilage Nr. 15/2022) Berichterstatter Abg. Kurt Wagner S. 49 Rednerin bzw. Redner: Abg. Wolfgang Seidl S. 49 Abg. Dr. Mireille Ngosso S. 49 Abstimmung S. 50 9. Begrüßung des Kinder- und Jugendanwaltes Mag. Ercan Nik Nafs S. 50 10. 1202375-2022-GBI; P 2: Tätigkeitsbericht 2021 der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien Berichterstatter Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA S. 50 Rednerinnen bzw. Redner: Abg. Stefan Berger S. 50 Abg. Ömer Öztas (tatsächliche Berichtigung) S. 53 Abg. Stefan Berger (tatsächliche Berichtigung) S. 53 Abg. Mag. Dolores Bakos, BA S. 53 Abg. Harald Zierfuß S. 55 Abg. Mag. Marcus Gremel, MBA S. 55 Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 58 Abg. Mag. Ursula Berner, MA S. 60 Abg. Silvia Janoch S. 62 Kinder- und Jugendanwalt Mag. Ercan Nik Nafs S. 63 Berichterstatter Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA S. 64 Abstimmung S. 64 11. LG-515935-2022; P 1: Änderung des Wiener Schulgesetzes - WrSchG (Beilage Nr. 7/2022) Berichterstatter Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA S. 64 Redner: Abg. Stefan Berger S. 64 Abstimmung S. 64 12. Begrüßung des Präsidenten des Verwaltungsgerichtes Wien Univ.-Doz. Mag. Dr. Dieter Kolonovits S. 65 13. 1272785-2022-GGK; P 9: 1) Verwaltungsgericht Wien; Tätigkeitsbericht für das Jahr 2021 2) Amt der Wiener Landesregierung; Stellungnahme zum Tätigkeitsbericht 2021 des Verwaltungsgerichtes Wien Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 65 Rednerin bzw. Redner: Abg. Mag. Dietbert Kowarik S. 65 Abg. Thomas Weber S. 68 Abg. David Ellensohn S. 69 StRin Mag. Isabelle Jungnickel S. 70 Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher S. 71 Präsident des Verwaltungsgerichtes Wien Univ.-Doz. Mag. Dr. Dieter Kolonovits S. 72 Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 75 Abstimmung S. 75 14. Begrüßung der Wiener Umweltanwältin Mag. Dr. Andrea Schnattinger S. 76 15. 1204881-2022-GGK; P 8: Tätigkeitsbericht 2020/2021 der Wiener Umweltanwaltschaft Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 76 Rednerinnen bzw. Redner: Abg. Veronika Matiasek S. 76 Abg. Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA S. 76 Abg. Dr. Jennifer Kickert S. 77 Abg. Dr. Josef Mantl, MA S. 77 Abg. Mag. Nina Abrahamczik S. 78 Umweltanwältin Mag. Dr. Andrea Schnattinger S. 79 Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 80 Abstimmung S. 80 16. LG-1244176-2022-LAT; P 10: Änderung der Wiener Stadtverfassung (Beilage Nr. 12/2022) Abstimmung S. 80 17. LG-1282490-2022-LAT; P 11: Änderung des Gesetzes über das Verwaltungsgericht Wien (Beilage Nr. 13/2022) Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 81 Abstimmung S. 81 18. LG-1310917-2022-LAT; P 12: Wiener Hinweisgeberinnen- und Hinweisgeber-Schutzgesetz - W-HSchG sowie Änderung der Dienstordnung 1994, Vertragsbedienstetenordnung 1995 und des Wiener Bedienstetengesetzes (Beilage Nr. 14/2022) Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 81 Rednerin bzw. Redner: Abg. Dr. Jennifer Kickert S. 81 Abg. Jörg Neumayer, MA S. 81 Abstimmung S. 82 19. LG-883678-2021; P 4: Änderung des Wiener Bauproduktegesetzes 2013 - WBPG 2013 (Beilage Nr. 11/2022) Berichterstatterin Lhptm-Stv.in Kathrin Gaál S. 82 Abstimmung S. 82 20. LG-990953-2021; P 5: Änderung des Wiener Elektrizitätswirtschaftsgesetzes 2005 - WEIWG 2005 und Wiener Starkstromwegegesetzes 1969 (Beilage Nr. 8/2022) Berichterstatterin Lhptm-Stv.in Kathrin Gaál S. 82 Abstimmung S. 82 21. LG-1395188-2021; P 6: Änderung des Wiener Heizungs- und Klimaanlagengesetzes 2015 - WHeizKG 2015 (Beilage Nr. 10/2022) Berichterstatterin Lhptm-Stv.in Kathrin Gaál S. 82 Abstimmung S. 82 22. LG-1462164-2021; P 7: Änderung des Wiener Energie- und Klimarechts-Umsetzungsgesetzes 2020 - WERUG 2020 (Beilage Nr. 9/2022) Berichterstatterin Lhptm-Stv.in Kathrin Gaál S. 83 Abstimmung S. 83 (Beginn um 9.04 Uhr.) Präsident Ernst Woller: Einen schönen guten Morgen, sehr geehrte Damen und Herren! Die 14. Sitzung des Wiener Landtages ist eröffnet. Ich ersuche, die Plätze einzunehmen und die Türen zu schließen. Entschuldigt sind ganztätig Abg. Al-Rawi, Abg. Anderle, Abg. Deutsch, Abg. Marina Hanke, Abg. Kunrath, Abg. Mahdalik, Abg. Malle, Abg. Novak, Abg. Otero Garcia, Abg. Sequenz und Abg. Weninger. Zeitweise entschuldigt sind Abg. Gstöttner ab 12.30 Uhr, Abg. Kowarik bis 10 Uhr, Abg. Ornig ab 16 Uhr, Abg. Oxonitsch ab 14 Uhr, Abg. Rychly ab 14 Uhr und Abg. Valentin zeitweilig. Wir kommen zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-1374842-2022-KFP/LM) wurde von Abg. Seidl gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. (Laut Medienberichten hat ein serbisches Paar umfangreiche Sozialleistungen in Wien bezogen, obwohl es nachweislich nicht für den Bezug berechtigt war. Dies ist leider kein Einzelfall, vielmehr verzeichnete Wien allein im Jahre 2020 mehr Sozialleistungsbetrugsfälle als alle anderen Bundesländer gemeinsam. Zwischen 2020 und 2021 kam es bei den Sozialleistungsbetrugsstraftaten zu einem Zuwachs von plus 11,5 Prozent. Welche Maßnahmen werden in Wien Ihrerseits gesetzt, um diesem Sozialbetrug entgegenzuwirken?) Ich ersuche um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Schönen guten Morgen, Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Abgeordneter, guten Morgen! Sie beziehen sich in der Anfrage auf Medienberichte über ein serbisches Paar. Es hat uns natürlich beschäftigt, welchen Fall Sie damit meinen. Das haben wir natürlich ein bisschen zu recherchieren versucht. Sie beziehen sich auf die Frage von Sozialleistungsbetrugsfällen in ganz Österreich und in den Bundesländern. Offensichtlich liegt da ein fundamentales Missverständnis vor, das eigentlich der Herr Bürgermeister und Landeshauptmann bereits in einer Anfragebeantwortung vor gar nicht allzu langer Zeit, nämlich am 28. April, versucht hat klarzustellen, dass nämlich das Innenministerium nicht ein Sozialhilfebetrugsdezernat führt, sondern Sozialleistungen aller Art verfolgt. Das dürfte ein Missverständnis bei Ihnen sein, wenn Sie mir die Frage nach Sozialleistung hier stellen, während sich das Innenministerium mit Sozialleistungen beschäftigt und nicht mit Sozialhilfeleistungen beschäftigt - das auch, aber nicht nur. Klar ist daher, dass es bei den Sozialleistungen, mit denen sich das Innenministerium beschäftigt, zum Beispiel um Verstöße gegen das Ausländerbeschäftigungsgesetz geht, Verstöße gegen die Sozialversicherungspflicht, besser bekannt im umgangssprachlichen Gebrauch als Schwarzarbeit. Das Innenministerium beschäftigt sich mit Verstößen nach Arbeitslosengeld, nach Leistungen des AMS, Notstandshilfe, Pflegegeld, Pensionen, Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld, et cetera, et cetera. Das haben Sie, glaube ich, nicht am Radar, und deswegen versuche ich. das jetzt noch einmal klarzustellen: Wenn man die Statistiken des Innenministeriums liest, dann sollte man wissen, dass es um solche Leistungen geht. Das serbische Pärchen, das Sie da als brandaktuellen Auslöser dieser Anfrage in Ihrer Anfrage formulieren, dürfte offensichtlich der Fall vom August 2021 sein, also zehn Monate - brandaktuell. Und wenn Sie die Geschichte gelesen hätten, hätten Sie auch lesen können, dass es sich um ein serbisches Pärchen aus Wien handelt, das trotz Auslandsreisen AMS-Leistungen bezogen hat, also Arbeitsmarktserviceleistungen. Erster Punkt: Die kriegt man nur dann, wenn man vorher gearbeitet hat. Das sollte man wissen. Also so schlimm kann es jetzt wiederum nicht sein. Die haben offensichtlich etwas übersehen - so steht es nämlich auch in der Geschichte drinnen, kann man eigentlich nachlesen, steht nämlich alles drinnen. Eigentlich haben die einfach vergessen, dem AMS mitzuteilen, dass sie in sieben Jahren - es geht um sieben Jahre in dieser Geschichte - ins Ausland gefahren sind. Man ist also echt überrascht, dass auch Arbeitslose manchmal ins Ausland fahren und vergessen haben, das zu melden. Das ist eigentlich die Geschichte. Auch die Frage, was wir tun, haben wir schon 100 Mal beantwortet, allerdings eher im Gemeinderat und nicht im Landtag, aber ich mache es auch gerne im Landtag. Klar ist natürlich, dass wir uns auch mit entsprechenden Kontrollmaßnahmen beschäftigen, Kontrollsystemen im Vollzug der Wiener Sozialhilfegesetze - bewusst Plural, weil wir mehrere Gesetze in dieser Materie haben. Und selbstverständlich beginnen die gute Prüfung und die Kontrolle schon damit, dass es entsprechende Prozesse, Abläufe und Verfahren schon bei der Prüfung eines Antrages gibt. Wir machen Registerabfragen, Zentralmelderegister, Fremdenregister, Grundbuch, Hauptverband der Sozialversicherungsträger, et cetera. Das zieht sich durch den gesamten laufenden Bezug, und selbstverständlich kommt es auch zu Rückforderungen der Leistungen. Dazu gibt es mehrere Anfragebeantwortungen mündlicher wie schriftlicher Natur im zuständigen Gremium, dem Wiener Gemeinderat. Im Jahr 2021 wurden etwa im Bereich der Wiener Mindestsicherung genau 174 Verdachtsfälle der Staatsanwaltschaft gemeldet. In Relation dazu: 174 Verdachtsfälle bei 215.000 Anträgen, das sind also 0,08 Prozent der Antragsfälle. Das erinnert mich ein bisschen an die Geschichte um das Thema Asylbetrug, die riesengroß von Ihnen inszeniert worden ist. Wir erinnern uns alle noch daran. Es wurde uns ein Riesenskandal, ein Millionenskandal um Asylgelder unterstellt. Ich habe damals selbst den Rechnungshof beauftragt, die Vorwürfe zu überprüfen, und am Ende hat sich herausgestellt, dass ein Schaden von 7.000 EUR durch eine Fehlerquote von 0,0014 Prozent an Fehlbuchungen vorgelegen ist. Ich glaube also, wir sollten die Dinge irgendwo im richtigen Ausmaß betrachten und nicht so tun, als würden serbische Paare Sozialleistungen in Wien bezogen haben. Und wir sollten nicht vergessen, dass das Innenministerium immer nur Anzeigen stellt. Alle Berichte des Innenministeriums sagen nichts darüber aus, ob diese Anzeigen dann auch zu Verurteilungen geführt haben. Danke schön. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Präsident Ernst Woller: Die 1. Zusatzfrage wird von Abg. Seidl gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Wolfgang Seidl (FPÖ): Guten Morgen, Herr Landesrat! Ich war natürlich nicht sehr verwundert, dass Sie mir bei der 1. Frage gleich einmal die Frage gestellt haben, um welchen Fall es sich denn handelt. Ja, das ist eben das Problem: Wir haben so viele! Ich sehe es im Gegensatz zu Ihnen halt schon ein bisschen anders. Wenn ich einen Straftatzuwachs von 11,5 Prozent habe, dann ist das für uns nicht nichts, für Sie anscheinend schon. Gut, okay, da haben wir unterschiedliche Auffassungen darüber, aber, sehr geehrter Herr Stadtrat, trotzdem sind wir der Meinung, dass es gerade in der zuständigen Magistratsabteilung 40 doch auch Mitarbeiter geben sollte, die zur Vermeidung von Sozialbetrug dort beschäftigt sind. Meine Frage: Gibt es diese Personen, und wenn ja, wie viele sind das? Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landesrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Noch einmal: Die Statistik des Innenministeriums ist eine Statistik über angezeigte Fälle. Wenn zum Beispiel eine Baufirma 50 gegen das Ausländerbeschäftigungsgesetz verstoßende Menschen am Bau beschäftigt, sind das 50 Anzeigen. Das sollte man bei der Interpretation von Entwicklungen nicht vergessen. Wenn ich mir die Entwicklungen von 2019 auf 2020 anschaue, gibt es eine Anfrage von Ihrem Kollegen im Parlament. Ihr Kollege Amesberger im Parlament hat dazu dem Innenminister Anfragen gestellt. Wenn ich mir die Entwicklung der Schadenssumme von 2019 auf 2020 anschaue, dann sieht man, dass sie sich in Niederösterreich vervierfacht hat. Was sagt uns das? Was sagt uns das über die Qualität der Arbeit meines Kollegen in Niederösterreich, der bekanntlich Ihrer Fraktion ein bisschen nahesteht? - Das sagt uns gar nichts, weil das eine Anzeigenstatistik ist. Das Entscheidende wäre - aber die gibt es leider nicht - eine Verurteiltenstatistik. Ich sage es noch einmal: Wir haben im vergangenen Jahr in Wien 174 Verdachtsfälle gehabt, und das aus der Revision des Sozialhilfevollzuges, des Mindestsicherungsvollzuges. Das sind tatsächliche Einzelfälle. Und dass wir sie angezeigt haben, zeigt Ihnen, dass wir auch entsprechende revisionistische Kontrollsysteme implementiert haben und diese auch funktionieren und wirken. Weil wir solche Mitarbeiter haben, die sich hier auch damit beschäftigen, gibt es auch diese Anzeigen. (Heiterkeit bei Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Die Antwort lautet Ja. Ich hätte es kürzer sagen können. Präsident Ernst Woller: Also für mich war das jetzt die Beantwortung. (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Wenn Sie das so sehen, Herr Vorsitzender!) Die 2. Zusatzanfrage stellt Frau Abg. Spielmann. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Schönen guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke vielmals für die Beantwortung! Ich kann mich eh nur anschließen. Ich habe allerdings eine Frage, die eher in eine andere Richtung geht, weil es mir um die soziale Absicherung der MindestsicherungsbezieherInnen geht. Ich weiß, das weicht jetzt ein bisschen vom Sozialbetrug ab, aber es geht trotzdem um SozialhilfeempfängerInnen beziehungsweise um MindestsicherungsempfängerInnen, und es ist sehr wichtig. Wir haben gestern über die Teuerung gesprochen. Sie haben gesagt, dass die Energiekostenpauschale im 2. Quartal ausgezahlt wird. Jetzt ist bald der 30.6. Also wann wird das ausgezahlt? Beim Energiebonus haben wir ja gestern im Gemeinderat darüber gesprochen, dass es wichtig wäre, auch automatisch auszuzahlen, weil wir ja wissen, es gibt eine hohe "Non take up"-Rate bei der Mindestsicherung. Deshalb wäre es wichtig, auch hier schnell auszuzahlen. Ich bitte Sie darum, das zu berücksichtigen, weil es sehr wichtig ist. Danke. Präsident Ernst Woller: Ich bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Ja, ich sehe das ganz genauso wie Sie. Ich habe noch vor meiner Operation einen Termin gehabt, da haben mir alle ITler, Programmierer versichert, dass die Auszahlung nächste Woche rausgehen kann. Ich habe keine neue Information, also gehe ich einmal davon aus, es wird funktionieren. Präsident Ernst Woller: Die 3. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Greco gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Bitte. Abg. Dr. Katarzyna Greco, MBA (ÖVP): Einen wunderschönen guten Morgen! Ich bedanke mich für die Ausführungen bis jetzt, darf nur noch ganz kurz nachfragen, und zwar, wenn wir in die Zukunft denken: Welche Mechanismen, abgesehen von den Kontrollmechanismen, planen Sie, damit wir in Zukunft diesen Sozialleistungsbetrug, der zwar, wie Sie gesagt haben, mit 174 Fällen, also unter 1 Prozent, nicht sehr hoch ist, aber doch da ist, noch besser vermeiden können? Gibt es da Pläne, oder welche Kontrollmechanismen werden dazu eingeführt? Danke schön. Präsident Ernst Woller: Ich bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Ja, es geht natürlich immer um die Frage der Präzision von Abläufen und Prozessen. Wir haben jetzt gerade einen mehrjährigen exzellenten Lernprozess hinter uns. Wenn wir uns anschauen, was wir an Erfahrungen in U25 gemacht haben, dieser Einrichtung für bis-25-jährige Mindestsicherungsbezieher- und/oder Arbeitslosengeldbezieherinnen und -bezieher, haben wir einfach gelernt, dass es erstens eine Frage der Abläufe und Prozesse ist. Zweitens ist es eine Frage von gut funktionierender IT, die diese Abläufe und Prozesse auch präzise nachbauen muss und nachvollziehbar machen können muss. Und dritter Faktor - nicht zu unterschätzen - ist, und das ist die Erfahrung die wir eben im U25 gemacht haben, wie wichtig es ist, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Vollzug der Mindestsicherung und dem Arbeitslosengeld Hand in Hand, wie in diesem Fall eben auch am gleichen Ort, stattfindet und es daher als Betroffener gar keine Möglichkeit gibt, wenn man das Gebäude nicht verlässt, den Mitarbeitern der Institutionen unterschiedliche Informationen zu geben. Das sind also die drei wesentlichen Faktoren, und wir haben tatsächlich auf Grundlage dieser hervorragenden Erfahrung mit U25 Gespräche mit dem AMS begonnen, ob wir diese Erfahrungen nicht auf die über 25-Jährigen ausrollen. Sie wissen, wir haben im Augenblick zwei getrennte Systeme. Arbeitslosenbezug, AMS-Stellen sind an ganz anderen Adressen als die Mindestsicherungseinrichtungen. Wir haben auch ganz andere Ordnungssysteme, also welche Menschen wohin gehören. Wir haben beschlossen, weil die Erfahrungen bei U25 so gut sind, drüber nachzudenken, wie wir im Laufe der nächsten Jahre das System so weiterentwickeln können, dass wir da wirklich auch zusammenziehen. Dann wird auch die Chance bestehen, aus welchen Gründen auch immer es zu Fehlern kommt, diese noch weiter zu minimieren. (Beim Verlassen des Rednerpults ist ein lauter Pfeifton zu hören. - Lhptm Dr. Michael Ludwig: Das ist die neue Hüfte! - Allgemeine Heiterkeit.) Präsident Ernst Woller: Ich danke für die Beantwortung. Die 2. Anfrage (FSP-1374479-2022-KGR/LM) wurde von Frau Abg. Kickert gestellt und ist an den Herrn Landeshauptmann gerichtet. (Nach dem Denkmalschutzgesetz des Bundes kommt dem Landeshauptmann ein Antragsrecht im Verfahren zur Unterschutzstellung von unbeweglichen Gütern zu. Aus der Stellungnahme der Magistratsdirektion - Bauten und Technik zur Petition "Für die respektvolle Erhaltung und adäquate Nutzung der Helmut-Richter-Schule am Kinkplatz in Wien/Penzing" geht hervor, dass das Land Wien als Legalpartei und Eigentümerin des Schulgebäudes die Möglichkeit hatte, sich im Rahmen des Denkmalschutz-Verfahrens in Form einer Stellungnahme an das Bundesdenkmalamt zu äußern. Wie steht das Land Wien zur Unterschutzstellung der Helmut-Richter-Schule?) Ich ersuche um Beantwortung. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Mitglieder des Landtages! Frau Landtagsabgeordnete! Das in Ihrer Anfrage thematisierte Gebäude am Kinkplatz wurde 1994 in Betrieb genommen. Das vormalig als Schule genutzte Gebäude hat eine Bruttogrundfläche von rund 13.800 m² auf einer Liegenschaftsfläche von in etwa 14.500 m² mit der Widmung "Bauland Wohngebiet". Im Frühjahr 2021 wurde vom Bundesdenkmalamt ein Unterschutzstellungsverfahren nach dem Denkmalschutzgesetz von Amts wegen eingeleitet. Dabei soll entschieden werden, ob und in welchem Umfang das Gebäude schutzwürdig ist. Eine vollständige, das heißt, hundertprozentige Unterschutzstellung als Denkmal steht hierbei im Raum. Seitens des Bundesdenkmalamtes wurde der Stadt Wien die Möglichkeit eingeräumt, zu dem Ergebnis des diesbezüglichen Ermittlungsverfahrens und zur beabsichtigten Unterschutzstellung Stellung zu nehmen. Wie mir mitgeteilt wurde, ist die dazu aktuelle Frist mit 31. Oktober 2022 anberaumt. Zu betonen ist, dass die Stadt Wien um eine nachhaltig sinnvolle Nachnutzung des gegenständlichen Gebäudes sehr bemüht ist. Dementsprechend ist in Aussicht genommen, dass Wien im laufenden Verfahren eine hundertprozentige Unterschutzstellung deutlich in Frage stellen wird. Der Umfang der Unterschutzstellung sollte aus Sicht von Wien nämlich einem Maß entsprechen, das eine sinnvolle Nutzung noch ermöglicht. Von den hiesigen Expertinnen und Experten wurde dazu weiter ausgeführt, dass die vormalige Schule von Beginn an auf Grund der oben angeführten Architektur von vielen unterschiedlichen Themenschwerpunkten geprägt war, wie zum Beispiel einem unangenehmen Nutzerempfinden - viele Menschen, die das Gebäude genutzt haben, haben es als zu heiß, zu laut, zu kalt empfunden -, unzähligen Sanierungsmaßnahmen, hohen Betriebs- und Erhaltungskosten und letztendlich einer fehlenden Gebrauchstauglichkeit der Schule. Dies führte dazu, dass das Gebäude bereits seit einigen Jahren nicht mehr als Schule genutzt werden kann. Ergänzend sei erwähnt, dass laut den aktuellen Schulbedarfsprognosen seitens der zuständigen Dienststelle auch kein weiterer Bedarf an der Nutzung dieses Gebäudes als Schulstandort besteht. Auf Grund der zahlreichen Baumängel, die den Expertinnen und Experten zur Folge mittlerweile zum Teil auch als gefährlich einzustufen sind, wurde von der Baupolizei im vergangenen Jahr zudem ein Betretungsverbot ausgesprochen. Der Zutritt ist nur einzelnen Personen mit Sicherheitsausrüstung wie Helm, Schutzschuhen und anderes unter entsprechender Aufsicht gestattet. Was das laufende Unterschutzstellungsverfahren anbelangt, so wurde durch die zuständigen Stellen der Stadt im Rahmen der Erarbeitung der Stellungnahme an das Bundesdenkmalamt die ausgewiesene Expertise im Bereich der Denkmalpflege und des Denkmalschutzes beigezogen. Ein wesentlicher Punkt, den Wien ansprechen möchte, ist dabei, dass in den bisherigen Beurteilungen des Bundesdenkmalamtes ausschließlich architektonische Aspekte herangezogen wurden. Aus Wiener Sicht sollte jedoch zum Zweck einer eindeutigen Beurteilung ein darüber hinaus gehendes, möglichst umfassendes Bild geschaffen werden. Eine entsprechend fundierte Stellungnahme soll dem Bundesdenkmalamt als Hinweis beziehungsweise Anregung dienen, dass in diesem Fall über den kulturellen Wert hinaus die Funktionalität und wirtschaftliche Nutzung des Objektes zu berücksichtigen wären. Zusammenfassend kann daher festgehalten werden, dass Wien eine etwaige einhundertprozentige Unterschutzstellung des in Rede stehenden Gebäudes deutlich hinterfragen wird. Ein wesentlicher Kritikpunkt ist dabei, dass bisher ausschließlich architektonische Aspekte für die Beurteilung herangezogen wurden. Wie schon vorhin betont, ist es die Intention der Stadt, die betreffende Liegenschaft in eine nachfolgende nachhaltige Nutzung überzuführen und würde eine vollständige Unterschutzstellung diesem Ziel klar entgegenstehen. Präsident Ernst Woller: Ich danke für die Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Kickert gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Landeshauptmann! Vielen Dank für die Beantwortung und auch für die klare Richtung, in welche die Stadt Wien zur Unterschutzstellung denkt. Ich muss selber gestehen, dass ich in meiner Beurteilung, ob die Unterschutzstellung der Helmut-Richter-Schule von einem Problemfall zu einem Vorzeigeprojekt werden kann, noch nicht endgültig abgeschlossen ist, weil eben grundliegende Informationen für diese Beurteilung fehlen, unter anderem auch die Einschätzung der technischen Probleme. Die architektonische Beurteilung, glaube ich, ist in der Fachwelt ziemlich eindeutig, aber beim Ausgangspunkt, nämlich der Frage, wie sanierungsbedürftig dieses Gebäude ist, erhält man sehr, sehr unterschiedliche Informationen. Das heißt: Wäre es aus Ihrer Sicht auch für die Diskussion in der Fachwelt angeraten, die Stellungnahme der Stadt Wien, sobald sie fertiggestellt sein sollte, auch zu veröffentlichen? Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landeshauptmann. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ja, prinzipiell bin ich immer für einen möglichst offenen und transparenten Umgang, gerade auch, was die Diskussion über das Erhalten architektonischer Projekte betrifft. Es wird ohnehin, wie ich meine, in der Fachwelt eine intensive Diskussion geben. Es gibt ja, seit das Gebäude geplant und umgesetzt worden ist, auch in der Fachwelt sehr unterschiedliche Meinungen. Ich kann mich noch gut erinnern, als das Projekt geplant worden ist, hat das zwischen den Expertinnen und Experten der Schulverwaltung und jenen, die sich für eine moderne, innovative Architektur einsetzen, sehr kontroversielle Diskussionen gegeben. Es war von Beginn an ein Projekt, das umstritten war, aber das ist in der Architektur so. Wenn man moderne, mutige Architektur einfordert, dann muss man sich auch kontroversiellen Diskussionen stellen. Das wäre nicht das erste Objekt in Wien und auch in anderen Großstädten wird über Architektur diskutiert. Das ist gut und richtig so. Natürlich ist auch wichtig, dass wir über die Erhaltung einzelner Objekte diskutieren. Wir haben ja auch neue Richtlinien geschaffen, um Gebäude, die vor 1945 errichtet worden sind, zu erhalten und hier den Abbruch strenger zu kontrollieren. Das gilt natürlich auch für den Umgang von Bauwerken, die in den letzten Jahrzehnten errichtet worden sind. Viele davon sind nicht erhaltenswürdig, manche sind typisch für bestimmte Phasen der Architekturentwicklung und Architekturgeschichte. Beim konkreten Objekt ist es so, dass es als Schule schwer nutzbar ist. Ich glaube, da sind sich alle Expertinnen und Experten einig, dass es viele Rahmenbedingungen gibt - ich habe einige erwähnt, wie zu laut, zu heiß, zu kalt -, dass es für eine Schulraumnutzung nicht die entsprechenden Rahmenbedingungen schafft. Wir denken jetzt in die Richtung, ob es möglich ist, einen Teil des Objektes zu erhalten, um den architektonischen Inhalt auch einer Nachwelt zu überliefern, trotzdem aber sicherzustellen, dass es eine Nutzung gibt, die auch den Standort erhalten kann. Ich habe einleitend betont, dass es von der Widmung her möglich ist, auch Wohnraum zu schaffen und vielleicht kann die Entwicklung in eine Richtung gehen, dass ein Teil erhalten werden kann und das beispielsweise durch zusätzliche Wohnbauten mitgetragen wird. Vielleicht ist das ein Kompromiss, den wir in der Diskussion auch mit dem Bundesdenkmalamt und mit Expertinnen und Experten und auch mit Interessierten aus der Architekturwelt finden können. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Keri gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Sabine Keri (ÖVP): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Wir haben jetzt viel gehört. Nachnutzung, Umnutzung, auch Wohnraumschaffung waren jetzt gerade ein Thema. Aus dem Bezirk hört man ja jetzt auch schon seit Längeren, dass es eigentlich geplant ist, dort einen Gemeindebau zu errichten. Können Sie diese Pläne bestätigen? Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landeshauptmann. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ich kann bestätigen, dass wir gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt darüber nachdenken, wie es auf der einen Seite möglich ist, einen Kernbereich des ursprünglichen Gebäudes zu erhalten, und zum Zweiten, eine Funktionalität zu schaffen, die den Standort insgesamt entwickelt. Dazu gehört auch die Überlegung, Wohnraum zu schaffen. In welcher Art und Weise, in welcher Form, das ist keinesfalls noch entschieden. Wir sind noch, wenn man so will, in der Vorstufe, in der Diskussion, auch mit dem Bundesdenkmalamt über eine Lösung nachzudenken, wie man zumindest vielleicht einen Teil des ursprünglichen Objektes erhalten kann und eine Nutzung beispielsweise mit Wohnraum finden kann, um den Standort entsprechend abzusichern. Aber in welcher Art und Weise das geschehen wird, wird sicher noch Gegenstand vieler Gespräche und Diskussionen sein. Von der Widmung her wäre es prinzipiell möglich. (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Also ja!) Präsident Ernst Woller: Ich danke für die Beantwortung. Die 3. Anfrage (FSP-1375800-2022-KVP/LM) wurde von Herrn Abg. Zierfuß gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. (Der Personalnotstand an den Wiener Pflichtschulen wird immer akuter. Wir entnehmen den Medien, dass im Juni in nur einer Woche rund 25 Wiener Lehrerinnen und Lehrer ihr Dienstverhältnis aufgelöst haben. Damit hat eine ganze Wiener Schule innerhalb von sieben Tagen ihre Lehrer verloren. Wie viele Wiener Pflichtschullehrerinnen und -lehrer haben in den letzten vier Wochen ihr Dienstverhältnis aufgelöst und was gedenken Sie dazu, an konkreten Maßnahmen zu setzen, um diese Abwanderung zu stoppen?) Ich erteile dem Herrn Vizebürgermeister das Wort. Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter! Schönen guten Morgen! Ich danke für die Frage, die deshalb wichtig ist, um Aufklärung darüber zu betreiben, wie viele Lehrerinnen und Lehrer in Wien tatsächlich ihr Dienstverhältnis kündigen, denn hier gab es ja unterschiedliche Zahlen in den Medien, die ich mit heute und dieser Anfragebeantwortung auch korrigieren kann und Ihnen auch gerne die echten Zahlen mitteilen kann. Insgesamt ist zu sagen, dass es bei den Lehrerinnen und Lehrern allgemein sehr viel Fluktuation gibt, vor allem, weil wir in Wien sehr, sehr viele Lehrkräfte haben, die hier tätig sind, die einen anderen Geburtsort oder Wohnort als Wien haben. Je nachdem, wann die anderen Bundeländer ihre Bewerbungsfenster haben, schwanken die Zahlen im Laufe des Jahres sehr, sehr, sehr stark. Vor allem am Ende des alten Schuljahres, aber auch in den Hauptferien oder zu Beginn eines Schuljahres gehen die Zahlen der Vertragsauflösungen nach oben, weil dann viel Abwanderung oder Binnenmigration in Österreich stattfindet. Das geschieht in beide Richtungen, das heißt, auch viele Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher kommen nach Wien - und genauso auch umgekehrt. Selbstverständlich ist der primäre Grund, warum auch Lehrkräfte von Wien woanders hinziehen, die Aussicht auf einen freien Posten in einer Schule, wo sie zum Beispiel wohnen. Das ist auch durchaus verständlich, dass Lehrkräfte, die zum Beispiel in einer kleinen Gemeinde in Niederösterreich aufgewachsen sind oder auch noch wohnen, die einen Schulplatz angeboten bekommen, diesen dann annehmen. Das ist natürlich jetzt auch verstärkt, weil wir Österreich-weit und auch in Niederösterreich immer mehr freie Lehrstellen an Schulen haben. Wir sehen, dass die größte Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer und vor allem der Studierenden in Wien aus unterschiedlichen Bundesländern kommt. Sie kommen nach Wien, um hier Lehramt zu studieren, weil Wien sehr attraktiv ist. Insgesamt wird die Hälfte aller Lehramtsstudierenden in Wien ausgebildet, und sehr viele beginnen dann auch einen Berufseinstieg in Wien, entweder schon während des Studiums oder auch danach, und ein Teil davon geht dann nach gewissen Zeiten und Jahren auch woanders hin. Sehr viele schätzen die Erfahrungen, die sie in Wien sammeln. Wien hat ein sehr, sehr vielfältiges Schulsystem, es ist eine spannende Stadt, um hier zu studieren und auch zu arbeiten. Es ist aber auch klar, dass Personen dann, wenn Plätze in Wohnortnähe frei werden, manchmal auch ziehen wollen. Wenn man sich die Gesamtzahl der Vertragsbeendigungen in den letzten Jahren ansieht, zeigt sich allerdings, dass die Kategorie von einvernehmlichen Kündigungen und Kündigungen stabil ist, nicht nur das, die einvernehmlichen Kündigungen in den letzten Jahren sind sogar zurückgegangen. Das heißt, in der Kategorie der Kündigungen gibt es eine Reduktion, aber selbstverständlich gibt es insgesamt mehr Verträge, die auslaufen, darauf werde ich dann auch eingehen. Die Verträge, die auslaufen, sind in den letzten Jahren gestiegen, wenn zum Beispiel nicht um eine Verlängerung angesucht worden ist. Das betrifft zum Beispiel KollegInnen, die noch nicht so lange im Dienst der Bildungsdirektion sind. Da ist vor allem zu erwähnen, dass in den letzten 2 Jahren zum Beispiel auch durch Corona und die Ukraine sehr viele Lehrkräfte kurzfristig aufgenommen worden sind, nämlich mit dem Ziel, zum Beispiel StudentInnen oder PensionistInnen wieder aufzunehmen, wobei uns schon bewusst war, dass die nicht noch 20 oder 30 Jahre im Lehrerdienst sein werden, sondern das eher kurzfristig machen werden und sich dann zum Beispiel wieder auf das Studium konzentrieren werden, oder, so wie jetzt, pensionierte Lehrkräfte, die zurückgekommen sind, nicht 10 Jahre weiterarbeiten, sondern dann zum Beispiel nach einem Jahr sagen: Pension ist doch schön, jetzt gehe ich wieder zurück in die Pension und gestalte mein Leben anders und nicht mehr in der Schule. Die kolportierten 25 Kündigungen pro Woche im Juni kann ich von den Zahlen, die ich habe, nicht nachvollziehen. Es ist tatsächlich so, dass es laut Bildungsdirektion in den Monaten Juli bis September lediglich 36 Kündigungen gibt, die in diesen Monaten schlagend werden. Juli, August, September - das sind die Monate, in die wir nach vorne schauen können, in diesen gibt es 36 Kündigungen. Das heißt, 36 Kündigungen in 3 Monaten ist etwas weit von dem entfernt, was Sie sagen, nämlich 25 pro Woche. Diese Zahl kann ich nicht nachvollziehen, ich weiß nicht, woher Sie sie haben, auf jeden Fall ist diese Zahl falsch. (Beifall bei den NEOS.) Zur zweiten Frage, die Sie noch gestellt haben, konkrete Maßnahmen, um die Abwanderung zu stoppen: Zunächst möchte ich festhalten, dass wir keine verstärkte Abwanderung sehen, sondern dass es im Trend liegt und es Österreich-weit einen Lehrkräftemangel gibt. Das heißt, alle Schultypen aller Bundesländer haben große Herausforderungen, genug Bewerberinnen und Bewerber zu bekommen. Es ist tatsächlich eine große Herausforderung. Wir wissen zum Beispiel schon jetzt, dass wir im Bereich der AHS wesentlich weniger BewerberInnen haben als in den vergangenen Jahren. Ich habe mich mit den anderen Bundesländern dazu ausgetauscht, dieser Trend ist leider überall gegeben. Die Lösung kann aus meiner Sicht nicht sein, wir werben die aus Niederösterreich ab - mir kommt vor, Ihre Fraktion hätte das am liebsten -, die Niederösterreicher die aus Oberösterreich, die Oberösterreicher die aus Salzburg. Das wird uns nicht voranbringen, denn wir brauchen Österreich-weit genug Lehrkräfte. Und da müssen wir gemeinsam - die Stadt, was die Stadt tun kann, aber auch der Bund - Maßnahmen setzen, um dem entgegenzuwirken. Wien insgesamt ist als internationale Metropole ein interessanter Lebens- und Arbeitsort. Es gibt eine sehr bunte Landschaft an Schulen, die für Lehrpersonen attraktiv ist. Wir versuchen, wenn Lehrpersonen aus anderen Bundesländern kommen, zu schauen, dass sie einen guten Weg haben, das heißt, dass zum Beispiel die Schule nahe an der Öffi-Linie liegt und so auch eine Flexibilität bei den Schulwünschen gegeben ist. Wir haben auch den Anspruch, dass die Lehrkräfte, die kommen, auch in Wien bleiben können und dass diese natürlich auch einen sicheren Arbeitsplatz in Wien haben. Wir unterstützen in Wien zusätzlich - das war ja auch gestern die Diskussion -, zum Beispiel über Aufstockung administrativer Unterstützungskräfte, über den Ausbau der Digitalisierung, einen Ausbau der Schulsozialarbeit, über den Ausbau der Ganztagsschule, die bei Lehrkräften sehr beliebt ist, über zusätzliche Förderangebote, zum Beispiel über die Wiener Lernhilfe, die kostenlos an den Schulen angeboten wird, und jetzt natürlich auch im Ukraine-Krieg zusätzliche Angebote, um die Lehrkräfte in dieser Zeit zu unterstützen. Abschließend möchte ich sagen, dass alle Bundesländer vor ähnlichen Problemen stehen, aber nicht nur im Bereich der Lehrkräfte, sondern wir haben in Österreich in unterschiedlichen Bereichen einen Fachkräftemangel. Die Lösung kann nicht das Abwerben von woanders oder das Schlechtreden des Berufs sein, es braucht gemeinsame Kraftanstrengungen, um diesen schönen, wichtigen Beruf des Lehrers, der Lehrerin weiter zu attraktiveren und vor allem zusätzliche Personen zu motivieren, diesen schönen Beruf anzunehmen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Präsident Ernst Woller: Ich danke für die Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage wird von Abg. Zierfuß gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Vielen Dank für die Beantwortung! Wir haben ja gestern schon ein bisschen bilateral geredet. Es kommt jetzt wenig überraschend, was Sie gesagt haben, deswegen habe ich heute in der Früh vor 8 Uhr noch mit unserem Personalvertretungschef im Pflichtschulbereich in Wien, Thomas Krebs, telefoniert. Er hat mir gesagt, dass alleine heute wieder vier Dienstauflösungen bei ihm im Postfach waren. Weil jetzt gestern und auch von Ihnen viel relativiert worden ist: Es geht hier nicht um Anfänger im Beruf, es geht auch nicht um Menschen, die in Pension stehen, der Durchschnitt ist irgendwo 1980 geboren, Wohnort Niederösterreich. Weil es um Abwanderung gegangen ist: Es geht uns natürlich nicht darum, jetzt aus anderen Bundesländern abzuwerben, sondern zu stoppen, dass Lehrer laufend aus Wien abwandern. Das ist natürlich die Aufgabe hier in unserer Stadt. Wenn ich jetzt gestern von Heinrich Himmer lese, dass er sagt, 25 Lehrer pro Woche, die kündigen, die Zahlen kann ich nachvollziehen, aber es schreckt ihn jetzt nicht, muss ich schon sagen, dass dieses mangelnde Problembewusstsein der Stadt Wien uns schon auch wirklich erschreckt. Ich habe zwei Minuten, dementsprechend komme ich auch zu meiner Frage. Herr Stadtrat, wenn sich jetzt im Herbst die Situation zuspitzen wird: Was sagen Sie dann den Lehrerinnen und Lehrern und den Eltern, wenn Sie jetzt nicht handeln? Präsident Ernst Woller: Herr Vizebürgermeister, ich bitte um Beantwortung. Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Ich muss gar nichts sagen, weil ich sehr aktiv handle, weil ich mein Amt auch so verstehe, sehr aktiv Verantwortung zu übernehmen, obwohl Sie wissen, dass die LehrerInnenausbildung komplette Bundesmaterie ist, komplette Bundeskompetenz ist. Die Ausbildung, Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer sind Bundesinstitutionen, aber ich möchte mich ja nicht darauf zurückziehen, sondern ich bin ja auch zum Beispiel mit dem Bildungsminister in stetigem Dialog. Wir hatten zum Beispiel gestern eine Konferenz, wo wir auch besprochen haben, dass die Gesetzesänderungen, die jetzt zum Glück gekommen sind, auch zum Beispiel, um den Quereinstieg zu erleichtern, positiv sind. Sie sind aber natürlich sehr, sehr spät gekommen, denn dass wir jetzt einen Fachkräftemangel haben, ist ja die demographische Entwicklung der letzten zehn Jahre. Jetzt kommen zum Glück bundesgesetzliche Veränderungen, die auch notwendig sind, die auch wichtig sind, aber aus meiner Sicht auch noch nicht weitreichend genug sind, um zusätzliche Lehrkräfte zu bekommen, denn die Schere geht natürlich auf: Einerseits über mehr Pensionierungen - klar, in dieser Demographiepyramide, in der wir sind, haben wir aktuell sehr, sehr viele Pensionierung und viele JunglehrerInnen, die auch nicht Vollzeit beginnen. Das heißt, wir haben selbst dann, wenn gleich viele beginnen, wie aufhören, ein Delta, und deshalb ist es notwendig, mehr Lehrkräfte auf den Bundeseinrichtungen auszubilden, die für die LehrerInnenausbildung zuständig sind. Noch einmal zu den Zahlen: Wir haben weit über 10.000 Lehrkräfte in Wien. Da gibt es einfach viel Fluktuation, das ist auch selbstverständlich. Ich kann Ihnen auch den historischen Vergleich zumindest der letzten Jahre geben. Sie haben jetzt vorhin die einvernehmlichen Auflösungen gemeint: Im Schuljahr 2019/2020 waren es 152 einvernehmliche Auflösungen. Das klingt viel, aber in Relation zu über 10.000 Lehrkräften ist es, glaube ich, eine normale Fluktuation, in anderen Berufen haben wir wesentlich mehr. Natürlich ist unser Ziel, möglichst viele zu halten. Das heißt: 2019/2020 152 einvernehmliche Auflösungen, 2020/2021 259 einverständliche Auflösungen, 2021/22 bisher 192. Es gibt also auch eine große Schwankung, wie dann diese einvernehmlichen Lösungen stattfinden. Hier gibt es vor allem bei den Kündigungen große Fluktuationen, zum Beispiel gab es 2019/2020 35 Kündigungen, 2020/2021 27. Das heißt, allein in den letzten Jahren gibt es halt Schwankungen. (Zwischenruf von Abg. Harald Zierfuß.) - Na ja, ich habe es Ihnen gerade vorgelesen: 2019/2020 35 Kündigungen, 2020/21 27. Ich glaube, das ist nicht nach oben, sondern nach meinen mathematischen Fähigkeiten eine Tendenz nach unten. Ich würde es aber nicht als Tendenz bezeichnen, denn wir haben hier eine starke Schwankungsbreite. Selbstverständlich muss unser Ziel sein, Lehrkräfte zu halten und vor allem Lehrkräfte zu motivieren, in Wien zu arbeiten. Das ist eine gemeinsame Kraftanstrengung, die wir auch vorhaben. Ich versuche, dabei auch mit dem Ministerium gut zusammenzuarbeiten und weit über meine Verantwortungsbereiche hinauszugehen, weil es mir ein Anliegen ist, dass die Wiener Kinder das beste Umfeld haben, und dafür sind die besten Lehrkräfte in Wien auch nötig. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Präsident Ernst Woller: Ich danke für die Beantwortung. Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Berger gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Stefan Berger (FPÖ): Schönen guten Morgen auch von meiner Seite! Ich hätte folgende Frage. Sie unterscheiden bei diesen Kündigungen offensichtlich nur in die beiden Kategorien einvernehmliche Kündigungen oder Auslaufen der Verträge. Mich würde interessieren: Wird auch mit einer Motivstudie dem Ganzen nachgegangen, wieso Lehrer Wien verlassen? Sie haben da lediglich als einen Grund den Wohnort oder den einstigen Wohnort angeführt, wenn Studenten oder dann fertige Lehrer sozusagen wieder in ihre alte Heimat zurückziehen. Ich bin deshalb auch sehr überrascht, weil wir in diesem Hause immer wieder auch in anderen Bereichen, in anderen Geschäftsgruppen hören: Ja, Wien ist so attraktiv, alle wollen unbedingt nach Wien. Nur interessanterweise ist es bei den Lehrern offensichtlich nicht so, sondern dass sie, wenn sie ihre Ausbildung hier abgeschlossen haben, am liebsten das Weite suchen. Jetzt ist es durchaus so, dass ich auch mehrere Lehrer, insbesondere an öffentlichen Schulen in dieser Stadt, kenne, die mir auch ihre Erlebnisse schildern. Deshalb würde mich sehr interessieren, ob Sie auch entsprechende Motivstudien führen, und wenn nicht, ob das vielleicht in Zukunft Ihre Absicht ist. Präsident Ernst Woller: Ich bitte um Beantwortung. Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Ich habe eine andere Einschätzung zu Wien. Wien ist eine großartige Stadt, ist auch erst heute vom "Economist" wieder zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt worden. Und das sehen wir auch, dass Wien hier sehr, sehr attraktiv für junge Menschen ist, nämlich die Hälfte aller Lehramtsstudierenden, die wir Österreich-weit haben, sind in Wien. Davon sind es ganz, ganz viele, die aus den Bundesländern zu uns kommen und dann auch hier bleiben. Sehr, sehr viele, die hier studieren, bleiben auch zum Arbeiten hier, weil Wien auch ein sehr vielfältiges Schulsystem hat. Aber selbstverständlich sind auch die Herausforderungen in einem Ballungsgebiet wie Wien an manchen Schulen sehr, sehr groß. Wenn manche Lehrkräfte dann ein Angebot in einer kleinen Gemeinde im Burgenland oder in Niederösterreich bekommen, kann ich auch nachvollziehen, dass man nach ein paar Jahren in Wien auch einmal im ländlichen Raum unterrichten möchte, wenn man dort auch aufgewachsen ist. Ich finde, das ist etwas Selbstverständliches, wobei wir uns natürlich als Stadt bemühen, die Vorzüge der Stadt hervorzustreichen, damit die Lehrkräfte auch in Wien bleiben. Da gibt es stetige Bemühungen, um die Lehrkräfte zusätzlich zu unterstützen: mehr Sozialarbeiter, mehr administratives Unterstützungspersonal. Nützlich und wichtig wäre nämlich, dass wir Wien zusätzlich über einen Chancenindex unterstützen, weil zum Beispiel die Schule am Wörthersee ressourcenmäßig pro Volksschüler mehr Geld bekommt als die Schule in Ottakring. Und wenn die Lehrkraft dann am Wörthersee bessere Arbeitsbedingungen hat, weil das Ministerium mehr Ressourcen zur Verfügung stellt, ist das nicht unbedingt förderlich. Das heißt, da auch der Appell an die ÖVP, diese Ungleichheit und diese Benachteiligung von Wien aufzuheben (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das macht schon ihr in Wien, dass ihr das angleicht! Ottakring gehört schon zu Wien!), damit Wien endlich auch genug Ressourcen hat, damit die Lehrkräfte entsprechende Arbeitsbedingungen haben können, um auch hier zu bleiben. Das wäre der Appell an die ÖVP, das mit in den Bund zu nehmen. Ich hoffe, dazu gibt es auch Verhandlungen von Finanzministerium und Bildungsministerium. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Präsident Ernst Woller: Ich danke für die Beantwortung. Die 3. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Pipal-Leixner gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Guten Morgen, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter! Dass es Österreich-weit zu wenig Lehrkräfte gibt und dass sich diese Situation eher verschlechtert, ist nicht zu leugnen. Welche Schritte müssen aus Ihrer Sicht erfolgen, um den Lehrberuf attraktiver zu machen? (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM - erheitert -: Da habe ich mir was überlegt!) Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Hier geht es einerseits um bundesgesetzliche Rahmenbedingungen, um zum Beispiel auch die Ausbildung der Lehrkräfte anzupassen und zu modernisieren. Ich denke, dass zum Beispiel mehr Praxisnähe im Lehrstudium relevant wäre, vor alle für Wien, wo es wirklich große Herausforderungen im Schulbereich gibt. Wenn die Ausbildung nicht praxisnahe genug ist, und man kommt an eine Schule, wo es schulkulturtechnisch Probleme und Herausforderungen gibt, ist es für junge Lehrkräfte oft schwierig. Das heißt, die Ausbildung zu reformieren, praxisnäher zu gestalten, wäre ein wichtiger Aspekt. Daneben sehe ich die Durchlässigkeit im System als sehr, sehr relevant. Ich bin ein großer Anhänger davon, auch Quereinstieg hin zum Lehrersein zu ermöglichen, weil auch oft diejenigen, die quereinsteigen, eine besondere Motivation haben. Da ist es zum Glück jetzt gelungen, eine kleine Reform zum Quereinstieg zu erreichen, sodass künftig auch das Ausmaß davor notwendiger ECTS im pädagogischen Bereich gesenkt worden ist. Das ist auch gut so, um den Lehrberuf nachhaltig zu attraktivieren. Insgesamt halte ich das Thema der gesellschaftlichen Anerkennung und Wertschätzung für pädagogische Berufe für ganz essenziell und ausbaufähig. Bei allem, was wir in der Stadtregierung tun können, aber ich glaube auch, hier in diesem Haus, ist es unsere Aufgabe, pädagogische Berufe hochzuschätzen, wertzuschätzen. Wir haben vor allem in der Pandemie gesehen, wie unglaublich wichtige und tolle Arbeit unter schwierigen Rahmenbedingungen geleistet worden ist. Das muss in den Mittelpunkt gestellt werden, die Anerkennung der Lehrerinnen und Lehrer, und das möchte ich tun. Die Lehrkräfte in Wien leisten einen ausgezeichneten Job und haben dafür auch unsere volle Anerkennung verdient. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 4. Zusatzfrage wird von Abg. Stadler gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter! Ich möchte noch einmal kurz auf die Anfragebeantwortung zu Herrn Kollegen Zierfuß zurückkommen. Wenn ich es richtig verstanden habe, waren es vor 2 Jahren 130 einvernehmliche Kündigungen, letztes Jahr 250 und heuer sind es jetzt schon 190. Also meinen mathematischen Fähigkeiten nach ist das schon steigend, vor allem, weil es ja heuer wahrscheinlich noch über 190 hinweggehen wird. Ich glaube, das Problem zu leugnen, bringt in dem Fall wirklich nichts, weil die Schulen auch ständig zu uns kommen, sicher auch zu Ihnen, und sagen, wir haben zu wenig Lehrerinnen und Lehrer, und die Abnahme findet ja tatsächlich statt. Ich stimme aber auch mit Ihnen überein, zu sagen, wir brauchen insgesamt mehr Leute, die den Beruf machen wollen, mit Sicherheit Österreich-weit, aber auch in Wien. Daher die Frage: Ich meine, Sie haben von der Schönheit des Berufs gesprochen. Es gibt ja - und ich weiß, dass Sie die ganzen Organisationen kennen - viele Organisationen, die genug Leute finden, Quereinsteigerinnen, Quereinsteiger, die den Beruf unbedingt machen wollen. Es gibt also anscheinend junge Menschen, die den Beruf machen wollen. Die werden halt von diesen Organisationen bewusst und sehr aktiv angesprochen, auch oft in sehr diversen Bereichen. Wir wissen, dass das von den Unis, von BHs und auch von den Schulerhaltern, also in dem Fall die Stadt Wien, kaum gemacht wird. Daher die konkrete Frage: Planen Sie auch als Arbeitgeberin, als Arbeitgeber gemeinsam mit der Bildungsdirektion aktive Kampagnen, um neue Leute in den Beruf zu holen, junge Studierende, die vielleicht diesen Beruf doch ergreifen wollen, aktiv anzusprechen? Präsident Ernst Woller: Ich bitte um Beantwortung. Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Nochmals zur Klarstellung der Zahlen, vielleicht habe ich mich undeutlich ausgedrückt: Es waren 2020/2021 259 einvernehmliche Auflösungen, und heuer sind es bisher 192. Das heißt, wir wissen heuer noch nicht, wie viele es noch geben wird. Sie haben ja auch nach heuer gefragt, ich beantworte gerade Ihre Anfrage, es sind nämlich 192 mit den Kündigungen, die wir für den Sommer eigentlich schon wissen. Das heißt, was noch im Oktober, November, Dezember dazukommt, können wir natürlich nicht wissen. 2019/2020, wie vorhin gesagt, waren es weniger, nämlich 152. Das heißt, wir sehen, wir haben hier eine Schwankung. Wir sehen aber auch zum Beispiel, wie vorhin erwähnt, dass die Anzahl der Kündigungen von 2019 auf 2020 zurückgegangen ist. Das heißt, wir haben unterschiedliche Schwankungen. Aber es gibt das volle Bekenntnis, dass es Herausforderungen gibt, denn wenn es offene Planstellen für Lehrkräfte gibt, dann ist das auch nicht gut. Ja, da müssen wir um neue Lehrkräfte werben und vor allem - Sie haben es auch angesprochen - den Quereinstieg noch weiter forcieren. Ich halte zum Beispiel "Teach for Austria" für eine extrem wichtige Organisation, die guten Schwung ins Schulsystem hineinbringt. Wir sehen, dass bei deren Bewerbungsverfahren noch immer ein Faktor von zehn BewerberInnen bei Personen, die aufgenommen worden sind, da ist. Das heißt, man sieht, mit den richtigen Rahmenbedingungen gibt es noch eine große Motivation von jungen Leuten. Das ist gut, und dort müssen wir aufbauen, um viele junge Menschen auch davon zu überzeugen, dass ein pädagogischer Beruf auch ein sehr erfüllender und sicherer Job ist. Präsident Ernst Woller: Ich bedanke mich für die Beantwortung. Die 4. Anfrage (FSP-1375620-2022-KSP/LM) wurde von Herrn Abg. Aichinger gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Innovation, Stadtplanung und Mobilität gerichtet. (Die Fortschrittskoalition hat sich im Regierungsprogramm zum Ausbau des bundesländerüberschreitenden öffentlichen Verkehrs bekannt, wobei bis 2025 mindestens eine Straßenbahnlinie über die Landesgrenze fahren soll. Das Land Wien ist Teil der Planungsgemeinschaft Ost, der gemeinsamen Organisation der Länder Wien, Niederösterreich und Burgenland zur Abstimmung, Koordination und Vorbereitung raumplanerisch relevanter Fragen in der "österreichischen Länderregion Ost". Wie weit sind die angesprochenen Planungen vorangeschritten und worin liegen die aktuellen Herausforderungen?) Ich ersuche um Beantwortung. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einen schönen guten Morgen auch von meiner Seite! Meine Frage beschäftigt sich mit dem Thema der bundesländerüberschreitenden öffentlichen Verkehrsmittel und deren Ausbau. Sie wissen, wir verfolgen ja seit vielen Jahren das Ziel, stärker zur umweltschonenden Mobilität zu kommen, 2040 wollen wir ja als Stadt klimaneutral sein. Das spiegelt sich glücklicherweise auch in den sehr positiven Zahlen wider, wenn wir jetzt Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr zusammenrechnen, hatten wir im Modal-Split 2001 noch einen Anteil von 65 Prozent, der jetzt schon auf 74 Prozent gestiegen ist. Das heißt, wir befinden uns da, glaube ich, auf einem guten Weg, aber natürlich ist der Ausbau des Angebots der öffentlichen Verkehrsmittel ganz zentral. Je besser das Angebot ist, desto höher sozusagen wird dieses Angebot auch angenommen und desto höher ist auch die Quote der Menschen, die Öffis verwenden. Sie wissen, wir investieren ja gerade über 6 Milliarden EUR in den Ausbau der neuen U2/U5. Das ist sicher eines unserer Hauptprojekte in der Stadt, aber ein anderes Projekt, das auch sehr wichtig ist, sind die drei bundesländerüberschreitenden Projekte, die wir jetzt schon seit ein paar Jahren skizziert haben: einerseits eben die Verbindung von Simmering nach Schwechat, auf der anderen Seite in Richtung Perchtoldsdorf und Kaltenleutgeben und drittens eben nach Groß-Enzersdorf. Das sind die drei Projekte, die gemeinsam von den Wiener Linien und von der WLB als die sinnvollsten Projekte eruiert worden sind, als diejenigen, die sozusagen das meiste Potenzial haben, tatsächlich auf Fahrgäste zu treffen, die die meiste Entlastungswirkung sozusagen auch mit sich bringen. Wie Sie wissen - ich glaube, das haben wir bei der Ausweitung beim Parkpickerl ja sehr, sehr gut gesehen -, sind wir in Wien ja grundsätzlich gut aufgestellt, was den Modal-Split betrifft. Bei den Pendlerinnen und Pendlern schaut es einfach noch anders aus, da geht es aber auch darum, hier noch bessere Alternativen zu liefern. Das war auch der Grund, dass man jetzt eben diese Strecke nach Schwechat als erste in den gemeinsamen Planungsprozess mit der PGO, mit der Planungsgemeinschaft Ost, gebracht hat. Das heißt auch eine enge Abstimmung mit dem Land Niederösterreich, denn logischerweise, wenn es hier Grenzüberschreitungen gibt, muss man eben sehr eng Hand in Hand arbeiten. Wichtig ist aber natürlich auch eine Finanzierungszusage durch den Bund, die es benötigt, weil so etwas natürlich nur mit einer Co-Finanzierung der beiden Bundesländer, aber auch des Verkehrsministeriums gehen kann. Erfreulicherweise gibt es zu diesem Thema einen "Letter of Intent", der eben von der Frau Bundesministerin und dem Land Niederösterreich und der Stadt Wien unterschrieben ist, in dem es eben auch um eine Beteiligung bei den Infrastrukturkosten für genau diese Strecke geht. Wir haben diese Straßenbahnstrecke ja schon präsentiert, die Linie 72. Die Planung ist schon sehr weit fortgeschritten, das generelle Projekt ist grundsätzlich abgeschlossen gewesen und ist jetzt auf Seiten der Wiener Linien noch in die Detailplanung gegangen, um eben wirklich die ganzen Details quasi noch festzulegen. Insgesamt ist die Streckenlänge bis zum Europaplatz 6,4 km lang, davon werden rund 3 km quasi neu gebaut, 1,75 km davon sollen in Niederösterreich sein. Sollte es noch bis zum Stadion verlängert werden - diese Entscheidung ist noch nicht gefallen -, dann kommen noch 450 m dazu. Das bringt eine wirklich deutliche Verkürzung der Reisezeit von Schwechat hinein nach Wien, eine wirklich gute leistungsfähige Öffi-Direktanbindung, die man hier vorfindet, also eine wirkliche Erhöhung der Attraktivierung im Vergleich zum Bus, der jetzt fährt. Man hat Umstiegsmöglichkeiten auf hochrangige Verkehrsträger, eben in Kaiserebersdorf beziehungsweise dann auch in Simmering. Rund 20.000 Menschen wohnen rund um diesen Europaplatz, der eben für eine Straßenbahn ein gutes Einzugsgebiet sein wird, und es gibt noch ein weiteres Potenzial von 6.500 Personen durch künftige Siedlungsentwicklungen. Das heißt, man spart dann doch einige 1.000 t an CO2 ein. Derzeit ist eben noch die Streckenentscheidung in der Finalisierung, wie weit jetzt diese Strecke geht, und ich hoffe, dass das im September dann tatsächlich mit allen Betroffenen wirklich entschieden werden kann. Wie gesagt, die Detailplanungen haben auf der anderen Seite, wenn man so will, schon begonnen, auf dem Teil der Strecke, der jetzt schon fix ist. Ja, und wenn alles nach Plan läuft, dann sollte diese Straßenbahn spätestens 2025 den Betrieb aufnehmen. Das zweite Projekt ist eben von Wien-Liesing nach Perchtoldsdorf und Kaltenleutgeben. Auch da sind die Planungen für das generelle Projekt schon relativ weit fortgeschritten. Wir reden hier von einer Streckenlänge von 7,6 km, davon sind 5,3 km bereits bestehende Schienen. Das heißt, man könnte auf eine bestehende Infrastruktur zurückgreifen und diese wieder nutzen, was es sehr sinnvoll machen würde. Was dort halt noch fehlt, ist die Elektrifizierung. Das ist schon ein wesentlicher Punkt, aber man hat zumindest einmal einen Schienenkörper, den man benutzen könnte. Jetzt ist eine Entlastung im Süden von Wien auch deswegen besonders attraktiv, weil das der Bereich von Wien ist, wo wir einfach noch die höchsten Pendlerzahlen haben. Das heißt, vom Süden pendeln die meisten Menschen in die Stadt hinein. Das heißt, alles, was wir dort noch zur Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs tun, entlastet natürlich den Pendlerverkehr. Wir haben auch dort ein Potenzial von rund 19.000 Personen im Einzugsbereich, bis über 8.000 Fahrgäste pro Tag. Das entspricht in Summe fast 7.000 Autofahrten, die man dadurch quasi einsparen könnte. Ein großer Teil der Fahrgäste kommt mit dieser neuen Linie dann natürlich auch schneller ans Ziel, es sind einige 1.000 t an CO2- Einsparungen. Kostenschätzung können wir zu dem Thema noch keine detailliert abgeben, weil wir dazu wirklich erst den Abschluss des Planungsprojektes brauchen. Ich glaube, es ist aber auch ein gutes und sinnvolles Projekt, das eben auch im "Letter of Intent", den ich vorhin schon erwähnt habe, erwähnt ist, in dem es auch ein Bekenntnis von allen drei Seiten gibt, das auch tatsächlich umzusetzen. Das Dritte ist die Straßenbahn nach Groß-Enzersdorf. Das ist das Projekt, bei dem wir warten müssen, bis die Stadtstraße fertiggebaut ist. Warum? - Weil wir da durch die Ortskerne durchmüssen und es zur Zeit einfach keinen Sinn macht, durch einen engen Ortskern, wo jeden Tag Stau ist, noch eine Straßenbahnlinie durchzulegen. Die Stadtstraße wird aber eine entsprechende Entlastung bringen. Dann werden wir die Ortskerne entlasten können und dann eben auch sinnvollerweise diese Straßenbahn, zunächst in die Seestadt und dann nach Groß-Enzersdorf, legen können. Ich glaube, das sind drei wirklich gute Projekte, bei denen wir jetzt sehr intensiv in den Planungsprozessen sind. Meistens ist es ja so, dass der Vorlauf länger dauert, aber das eigentliche Bauen ist ja Gott sei Dank bei der Straßenbahn eine relativ schnelle Angelegenheit. Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Präsident Ernst Woller: Die 1. Zusatzfrage wird von Abg. Irschik gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Wolfgang Irschik (FPÖ): Herr Präsident! Guten Morgen, Frau Stadträtin! Die Rede war jetzt mehr oder weniger von Straßenbahnen, die können aber nicht die Fahrgastkapazitäten einer U-Bahn erfüllen. Der Bus liegt ungefähr bei 1.000 Passagieren pro Stunde pro Fahrtrichtung, die Straßenbahn bei 3.000 und die U-Bahn bei 9.000. Ich erinnere nur zum Beispiel an die U7, die im U-Bahn-Grundliniennetz von 1976 festgeschrieben war, ein gutes Projekt gewesen wäre - jetzt bin ich im Konjunktiv -, eine Verbindung von Floridsdorf nach Donaustadt mit der Anbindung an das Donauspital. Das ist nie verwirklicht worden - leider, muss man sagen. Die U3-Verlängerung nach Simmering - Sie haben es gerade gesagt, das wird eine Straßenbahn - kann das auch nicht wirklich ersetzen, also das bessere Projekt wäre doch die U3 nach Schwechat und keine Straßenbahn gewesen. Daher meine Frage, sehr geehrte Frau Stadträtin: Wie schaut es jetzt überhaupt mit dem weiteren U-Bahn-Ausbau aus? Was mich als Floridsdorfer jetzt natürlich interessiert, ist die U6 nach Norden oder natürlich auch im 23. Bezirk die U6 in Siebenhirten. Das ist auch nicht unbedingt der Hauptbahnhof, Siebenhirten ist genau nichts. Wie sieht es da aus? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Ich meine, das U-Bahn-Netz ist ja keine politische Entscheidung - leider oder Gott sei Dank, je nachdem, wie man das betrachten möchte -, sondern fußt auf der Expertise vieler Menschen, die sich seit vielen Jahren mit dem Thema beschäftigen. Ich meine, U2/U5 ist eines der großen Projekte, womit künftig genau die U6 entlastet werden wird. Wenn man bis zum Wienerberg fährt, dann ist es eine große Entlastung sogar für die U6, weil man dann aus dem Süden die Möglichkeit hat, nicht nur in die U6 umzusteigen, sondern mit einer weiteren U-Bahn-Linie fahren zu können. Wir machen jetzt gerade den neuen Stadtentwicklungsplan, und da wird das auch Thema sein. Wir werden natürlich auch die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln noch einmal sehr genau unter die Lupe nehmen und uns auch anschauen, wo es noch eine U-Bahn-Versorgung braucht. Wir werden uns fragen: Ist das Potenzial an bestimmten Orten noch groß genug, dass das gerechtfertigt ist? Ja oder nein? Ich sage Ihnen aber auch ganz ehrlich: Aus dem heutigen Status sehe ich da keine weiteren Entwicklungen. Wir werden jetzt noch ziemlich lange mit der U2/U5 beschäftigt sein. Danach kommt, relativ dringlich, die Verlängerung nach Rothneusiedl. In diesem Zusammenhang reden wir von 2030 beziehungsweise 2032, wenn wir die Voraussetzungen bei der U1-Verlängerung schon geschaffen haben, also die Abbiegeweiche schon da ist und man - unter Anführungszeichen - nur das kleine Stück nach Rothneusiedl bauen muss. Wir sind in diesen Bereichen derzeit relativ gut beschäftigt. Wenn Sie durch die Stadt fahren, werden Sie an jeder Ecke eine U-Bahn-Baustelle finden, und das nicht zur Freude aller Menschen. Freuen werden wir uns dann, wenn die U-Bahn da ist. Gegenwärtig sehe ich aber wenig Luft für noch zusätzliche Projekte. Präsident Ernst Woller: Die 2. Zusatzfrage wird gestellt von Abg. Stark. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Kilian Stark (GRÜNE): Danke, Herr Präsident. Guten Morgen, Frau Stadträtin! Ja. Betreffend die Vorzüge der Straßenbahn über die Stadtgrenze hinaus stimmen wir überein. Ich freue mich sehr, dass unter anderem auf Grund der Förderung durch den Bund jetzt der Gordische Knoten bei der Bim nach Schwechat aufgegangen ist. Meine beziehungsweise unsere Frage ist folgende: 2020 wurde schon angekündigt, dass bereits 2023 die Bim nach Schwechat fahren soll. Damals wurde auch das Jahr 2026 für die Kaltenleutgebener-Bahn und für die Linie nach Groß-Enzersdorf ins Auge gefasst. Betreffend Schwechat haben Sie jetzt relativ konkrete Daten genannt. Das wird um zwei Jahre später sein, als 2020 ins Auge gefasst. Wie steht es mit dem Zeitplan für die beiden anderen angesprochenen Linien? Mit welchen Verzögerungen müssen wir da rechnen? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Man muss ganz einfach bedenken, dass wir bei grenzüberschreitenden Straßenbahnen nicht sozusagen alleine sind, wie das normalerweise in Wien der Fall ist, wo wir relativ selbstbestimmt sagen können, wann welche Projekte kommen. Vielmehr haben bei grenzüberschreitenden Linien auch noch mehrere Partner mitzureden, einerseits der Bund, andererseits das Land Niederösterreich. Gemeinsame Planungsprozesse sind natürlich auch komplexer, als wenn wir diese alleine durchführen. Der Weg eines "LoI" ist komplizierter. Es war nicht so einfach, bis wir den "Letter of Intent" hatten, bei dem der Bund, das Land Niederösterreich und die Stadt Wien dabei waren. Ich bin aber trotzdem sehr froh, dass wir das gut geschafft haben. Aus dem angeführten Grund erklärt sich jedenfalls, warum es dann doch manchmal ein bisschen länger dauert, als man vorher angenommen hat. Betreffend die Straßenbahn nach Groß-Enzersdorf habe ich es ja erklärt: Jede Zeitverzögerung, die die Stadtstraße mit sich gebracht hat, führt dazu, dass dieses Projekt entsprechend nach hinten geschoben wird, weil es, wie gesagt, keinen Sinn hat, eine Straßenbahn zu bauen, von der man jetzt schon weiß, dass sie jeden Tag stundenlang im Stau stehen wird. Das heißt: Ziel ist es, dass die Straße fertig ist und die Ortskerne entlastet sind, und zwar jeweils mit entsprechenden Begleitmaßnahmen, und parallel dazu kann man die Planungen fortsetzen. Auch geht es darum, mit Niederösterreich zu verhandeln, damit es tatsächlich zu dieser grenzüberschreitenden Straßenbahn kommt. Im Hinblick auf Kaltenleutgeben sehe ich jetzt, dass wir für 2025 einen ähnlichen Plan haben. Da sind aber, wie gesagt, auch noch Detailabstimmungen mit Niederösterreich notwendig. Das Projekt ist ähnlich wie das nach Schwechat und keine große Hexerei, was die baulichen Maßnahmen betrifft. Präsident Ernst Woller: Danke. Die nächste Zusatzfrage wird gestellt von Frau Abg. Olischar. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Danke für Ihre bisherigen Ausführungen. Das Thema, den öffentlichen Verkehr auszubauen und über die Stadtgrenzen hinaus zu führen, betrifft eine Forderung beziehungsweise Maßnahme, die wir in der Vergangenheit immer schon sehr stark unterstützt haben. Meine Frage geht in die Richtung, dass solche Maßnahmen ja nie alleine bleiben sollen, sondern es auch immer Begleitmaßnahmen braucht, damit das auch entsprechend funktioniert. Aus meiner Sicht haben wir vor allem auch in Wien das Thema, den öffentlichen Verkehr in den Außenbezirken auch untereinander besser zu verknüpfen. Das ist aus Stadtentwicklungssicht relevant, ich denke aber auch an den Bestand, und dabei geht es um die Frage, wie man besser entlasten und auch die Bezirke besser untereinander verbinden kann. Daher meine Frage: Wo wäre hier aus Ihrer Sicht ein großes Potenzial, um den öffentlichen Verkehr entsprechend besser auszubauen und auch im Sinne des Modal-Split in eine bessere Richtung zu kommen? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Wir sind gerade dabei, uns das speziell für die Bezirke 21 und 22 noch einmal detaillierter anzuschauen, welche Möglichkeiten für Verbesserungen es dort gibt. Das schaut auf den ersten Blick leicht aus, ist aber teilweise gar nicht so leicht, wenn man es mit sehr engen Straßen zu tun hat. Das heißt, die Querverbindung, die wir haben, wo jetzt schon diverse Straßenbahnlinien unterwegs sind, ist eine der Straßen, die auch für den öffentlichen Verkehr am leistungsfähigsten sind. Abgesehen davon ist es betreffend Querverbindungen dadurch, dass Floridsdorf historisch aus kleineren Ortschaften zusammengewachsen ist, gar nicht so leicht, leistungsfähige Querverbindungen in einem Bereich zustande zu bringen, wo auch tatsächlich genug Menschen wohnen, dass diese die Verbindung in Anspruch nehmen können. Meine Planungsabteilung ist aber, wie gesagt, gerade daran, auch im Zusammenwirken mit den Wiener Linien noch einmal zu schauen, wo man da etwas verbessern kann. Außerdem überprüfen wir standardmäßig gemeinsam mit den Wiener Linien auch noch einmal, wo es Verbesserungen bei den Busverbindungen geben kann, damit diese attraktiver gestaltet werden können. Standardmäßig machen wir das, wenn zum Beispiel neue U-Bahn-Stationen eröffnet werden. Dann wird sozusagen das ganze Bussystem drum herum komplett neu organisiert, so wie wir es etwa auch bei der U1-Erweiterung in den Süden gemacht haben. Dort wird das tatsächlich bis nach Liesing hinüber komplett neu ausgerichtet, weil die Erweiterung ja wirklich weitgreifende Veränderungen mit sich bringt und plötzlich andere Verbindungen für die Menschen viel leichter und viel schneller zu erreichen sind, und das gilt auch für die Nachbarbezirke. Präsident Ernst Woller: Ich danke für die Beantwortung. Die 5. Anfrage (FSP-1024545-2022-KFP/LM) wurde von Abg. Seidl gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. (Während die beiden Bundesländer Nieder- und Oberösterreich gemeinsam im Jahr 2021 mit rund 100 Millionen EUR für die Mindestsicherung ausgekommen sind, hat die Stadt Wien ein Vielfaches ausgegeben. Einer der Gründe für den doch sehr augenscheinlichen Unterschied liegt darin, dass in den Bundesländern Reformen bei der Mindestsicherung vorgenommen wurden, die in Wien bis heute noch nicht umgesetzt sind. Täglich werden in Wien mehr als 2 Millionen EUR für die Auszahlung der Mindestsicherung aufgewendet. Mehr als die Hälfte der Mindestsicherungsbezieher in Wien sind keine österreichischen Staatsbürger. Diese Bankrotterklärung im Umgang mit Steuergeld muss schleunigst beendet werden. Mit welchem Betrag für die Mindestsicherung in Wien rechnen Sie bis zum Ende des Jahres 2022?) Ich ersuche um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Abgeordneter. Kleine Vorbemerkung: Wir beide haben jetzt, ich glaube, vor zwei oder drei Tagen, eine Diskussion gehabt, bei der ich feststellen konnte, dass Sie ein echt ausgefuchster Spezialist in der Unterscheidung zwischen Stadtsenat und Landesregierung sind und genau wissen, was eine Stadtsenatssitzung mit Finanzausschuss ist. Sie sind also ein echter Kenner dieser Verfassungsmaterien. (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ein Connaisseur!) Darum gebe ich jetzt in meiner Vorbemerkung zu, ein bisschen erstaunt zu sein, im Landtag eine Frage zum Gemeindebudget zu bekommen. Ich beantworte sie aber sie trotzdem gerne. (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ist das zulässig? - Zwischenruf von Abg. Wolfgang Seidl.) Das sei mir gestattet. (Zwischenruf von StR Dominik Nepp, MA.) Nein! Die Frage hat nicht der Präsident gestellt. Bei mir steht drauf: Fragestellung von Abg. Seidl. (StR Dominik Nepp, MA: Ja natürlich, aber der Präsident wird wohl wissen, ob sie zulässig ist oder nicht!) Erstens: Wie Sie wissen, haben wir hier im Haus mehrere Reformen der Wiener Mindestsicherung beschlossen. Das ist kein Geheimnis. Und wir haben auch einige Anpassungen gemacht, mit denen wir nachgezogen haben, wie etwa den Zuschlag für Menschen mit Behinderung oder bezüglich Vermögensbeitrag. Ich glaube aber, wenn man sich das genau anschaut, dann sieht man, dass wir den Bereich der Wiener Mindestsicherung in den wesentlichen Teilen logischerweise konform dem Sozialhilfe-Grundsatzgesetz gestaltet haben. Das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz hat allerdings auch einige Elemente, die ich für nicht verfassungskonform halte, darüber haben wir schon oft diskutiert, und daher wird es bei uns keine Unterscheidungen geben, wurscht, ob das Kinder betrifft oder Ähnliches. Kommen wir aber nun zu der Frage, diese ist nämlich tatsächlich interessant. Sie stellen die Frage: Wieso schafft es Niederösterreich, im Gegensatz zu Wien weniger Sozialhilfeempfänger zu haben? Das ist in Wirklichkeit die politisch interessante Kernfrage. Ich habe mir daher, wenn Sie die Frage schon stellen, Niederösterreich ein bisschen angeschaut, und ich habe mir dazu auch den Bericht über die Einkommens- und Lebensbedingungen der Menschen in Europa, den sogenannten EU-SILC Bericht, herausgesucht, der ein Standardwerk für Sozialpolitiker ist. In diesem sieht man nämlich für ganz Europa, auch heruntergebrochen auf die Regionen in den Staaten, bei uns also bundesländerweise, eine Darstellung der Weiterentwicklung und Entwicklung der Einkommenssituation der Menschen und der Lebensbedingungen der Menschen. Dieser Bericht ist in Wirklichkeit der relevanteste sozialpolitische Vergleichsbericht, in dem man sieht, wie die Zahl armutsgefährdeter Personen in Europa steigt oder fällt. Im Kontext mit Ihrer Fragestellung, wieso in Wien die Zahl der Mindestsicherungsbezieher um ein bisschen steigt und in Niederösterreich sinkt und die Ausgaben so niedrig sind, ist das doch eine durchaus hochinteressante Recherche. Das ist das Spannende an der Fragestellung, wenn Sie mir schon erzählen, dass Ihr Parteikollege es viel besser macht: In dem Bundesland, in dem Ihr Parteikollege Sozialhilfereferent ist, steigt die Zahl der armutsgefährdeten Personen dramatischerweise am höchsten in ganz Österreich, nämlich innerhalb von 2 Jahren um 40 Prozent. Das ist nachzulesen im EU-SILC Bericht, Vergleich 2019 zu 2021. Diese Steigerung ist 6 Mal höher - 6 Mal höher! - als die Steigerung in Wien! (StR Dominik Nepp, MA: Von 1 auf 2 sind es aber auch 100 Prozent!) Urspannend finde ich es allerdings, zu sehen, dass bei einer dermaßen dramatischen Steigerung der Menschen mit Armutsgefährdung die Zahl der Mindestsicherungsbezieher in Niederösterreich um 20 Prozent sinkt. Das kann ja nicht daran liegen, dass die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher nicht in der Lage sind, einen Antrag auszufüllen. Vielmehr liegt das an den Rahmenbedingungen, und dazu sage ich ganz klar: Sozialhilfe - wurscht, ob sie Mindestsicherung heißt wie bei uns oder Sozialhilfe im Bund - ist ein Auffangnetz für Menschen, die armutsgefährdet sind. Und wenn die Armutsgefährdung steigt und die Menschen, die zu wenig Geld haben, um sich ihre Wohnung, ihre Heizung zu leisten, ihre Energie- und Lebenskosten zu bestreiten und Lebensmittel und Gewand zu kaufen, dann ist es der Job der Sozialhilfe, hier zu unterstützen. Wenn allerdings die Zahl der Mindestsicherungsbezieher sinkt, während die Zahl der Armutsgefährdeten steigt, dann sage ich ganz klar: Das ist für mich kein politisches Vorbild! (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) In Österreich ist die Zahl der armutsgefährdeten Personen von 2019 auf 2021 um 130.000 Personen gestiegen. Im Jahr 2021 sind um 130.000 Personen mehr armutsgefährdet, und die Hälfte davon lebt in Niederösterreich. Sorry! Diese Steigerung zur Hälfte in Niederösterreich kann kein Vorbild sein! In Wien beträgt die Steigerung 1,4 Prozent, in Niederösterreich beträgt die Steigerung 37,5 Prozent, in Oberösterreich - das ist auch Teil Ihrer Frage - 8,7 Prozent. Ja, ich stehe dazu: Die Mindestsicherung in Wien ist ein Hilfesystem, das verhindern soll, dass Armut stattfindet. Es soll verhindern, dass die Menschen in die Armut absinken und selbst nicht mehr wissen, wie sie ihr Leben finanzieren können. Dafür gibt es Sozialhilfepolitik. Dafür stehe ich gerade, dafür stehe ich ein und dafür kämpfe ich auch. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Präsident Ernst Woller: Die 1. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn Abg. Seidl. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Wolfgang Seidl (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Ich bin froh, dass die Anfrage zulässig ist. Der Herr Präsident hat das so entschieden. Machen Sie sich vielleicht intern aus, ob sie tatsächlich zugelassen ist oder nicht! Ich freue mich, dass sie zugelassen wurde. Sie haben jetzt sehr viel über das Land Niederösterreich im Gegensatz zu Wien erzählt. Ich sage auch fürs Protokoll, weil das doch interessant ist: Niederösterreich braucht pro Jahr 60 Millionen EUR für die Mindestsicherung, Sie geben in Wien jetzt Jahr für Jahr über 700 Millionen EUR für die Mindestsicherung aus. Ganz ehrlich: Meine Frage, die ich gestellt habe und die Sie vielleicht nicht gelesen haben, ist eindeutig nicht beantwortet worden. Sie lautet: Mit welchem Betrag für die Mindestsicherung in Wien rechnen Sie bis Ende 2022? Ich weiß nicht, ob Sie irgendwelche Zahlen dazu gehört haben. Ich habe keine gehört. Deshalb stelle ich noch einmal meine Frage und bitte um Beantwortung: Mit wie viel rechnen Sie bis Ende des Jahres? Das zu beantworten, wird ja nicht so schwierig sein! Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich gehe davon aus, dass wir in dem Budgetplan sind, den der Gemeinderat beschlossen hat, und derzeitige Hochrechnungen zeigen, dass wir nur relativ geringe Abweichungen haben. (StR Dominik Nepp, MA: Rauf oder runter?) Es sind geringe Abweichungen. Wir sind jetzt im Juni. Die Frage bezieht sich perspektivisch auf das Ende des Jahres. Wir diskutieren jetzt über die Frage der Steigerung von Energiekosten. Wir reden über die Steigerung von Armut. Wir diskutieren die Frage der Folgen eines Krieges in nächster Nähe, über die Folgen von Lieferengpässen, von permanenten Indexkostensteigerungen des Lebens. Und Sie wollen wissen, wie Ende des Jahres das Sozialhilfebudget ausschauen wird! Das kann Ihnen kein Mensch seriös beantworten! (StR Dominik Nepp, MA: Sie wissen aber, wie es 2040 ausschauen wird!) Die derzeitige Hochrechnung schaut so aus, dass wir im budgetierten Rahmen bleiben. Das ist die derzeitige Hochrechnung. (Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher: Fragen Sie die Wahrsagerin von Strache!) Aber noch etwas, weil Sie ja ein Kenner der Materie sind. Sie sollten sich dann wirklich im Detail anschauen, was das Sozialhilfegesetz in den Bundesländern regelt und was der Unterschied ist. Das festzuhalten, ist mir wichtig, weil Sie das in Ihrer Anfrage hervorgehoben haben. Wenn Sie sich die Sozialhilfegesetzgebungen dort - im Plural! - genauer angeschaut hätten, dann hätten Sie festgestellt, dass das zwei Bundesländer sind, die ihre Sozialhilfekosten in die Wohnbeihilfe verschoben haben. Und Wohnbeihilfe als Teil der Wohnbauförderung ist nicht im Bericht über Sozialhilfeausgaben eines Bundeslandes enthalten. Und wenn ich aus der Wohnbeihilfe den Wohnkosten- beziehungsweise Mietkostenzuschuss abdecke, dann habe ich logischerweise in der Sozialhilfe weniger Kosten. Das ist wirklich das Kleine Einmaleins der Kostenrechnung. Wenn Sie also schon der große Kenner der Materie sein wollen, dann schauen Sie sich wenigstens diesen Teil an und nehmen Sie zur Kenntnis, dass gerade in diesen beiden Bundesländern die Unterstützung für den Wohnbedarf in die Wohnbeihilfe verschoben wurde. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Präsident Ernst Woller: Damit ist jetzt die 1. Zusatzfrage beantwortet. Die 2. Zusatzfrage wird gestellt von Frau Abg. Spielmann. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Danke für die Beantwortung, Herr Landesrat. Auch ich bin sehr froh, dass wir in Wien einen anderen Weg gehen und dass wir Mittel für die Armutsbekämpfung in die Hand nehmen, denn noch teurer als die Mindestsicherung ist Armut und den Menschen gar nichts zurückzugeben. - So viel zum Kollegen Seidl. Trotzdem ist in Wien nicht alles super, wie wir wissen. Es gibt eine Erhebung von der Statistik Austria von 2021, und wir würden gerne wissen, was die Regierung gedenkt, gegen die hohe "Non take up"-Rate bei der Mindestsicherung zu tun. Diese beträgt 34 Prozent, das betrifft in etwa 66.000 Menschen in Wien, die Anspruch auf Mindestsicherung hätten, sie aber trotzdem nicht abholen. Dazu meine Frage: Was gedenkt hier Rot-Pink diesbezüglich zu tun? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich kenne diese Unterlage nicht im Superdetail, aber ich kenne die Unterlage. Das passt ein bisschen zur 1. Anfrage, die ich heute schon bekommen habe. Ich glaube, dass wir unsere Abläufe und Prozesse noch besser machen können. Wir verlieren vor allem auf dem Weg zwischen AMS und MA 40 Menschen. Das ist eigentlich der Hauptblock. Diese Studie nennt ja vor allem die "Non take up"-Rate bei den Menschen, die einen Arbeitslosenbezug, einen Notstandshilfebezug oder eine Mindestpension haben und die nicht kapiert haben, dass sie noch zusätzlich aus der Mindestsicherung eine Unterstützung bekommen könnten. Das heißt also: Die Abläufe und Prozesse für diese Menschen zwischen den Institutionen müssen verbessert werden. Das ist der Grund, warum ich das eingangs auch gesagt habe: Ich glaube, dass dort ein wirkliches Verbesserungspotenzial für die Betroffenen schlummert. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 3. Zusatzfrage wird gestellt von Frau Abg. Korosec. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Ingrid Korosec (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Ich habe eine sehr einfache Frage. Die MA 40 veröffentlicht immer im Frühjahr, wie viele Mindestlohnbezieher es im Vorjahr gegeben hat. Heuer ist das nicht der Fall. Wir haben deswegen in Ihrem Büro nachgefragt, und es wurde uns gesagt, dass das heuer erst im Herbst veröffentlicht wird. Ich nehme an, die Zahlen liegen vor, und daher meine Frage: Wie viele Bezieher hat es 2021 gegeben? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Verzeihen Sie mir, dass ich jetzt solche Kennzahlen nicht auswendig weiß! Die Frage ist beantwortbar, ich kann das jetzt aber nicht aus dem Kopf heraus tun. Ich weiß es einfach nicht auswendig und will auch keine falschen Zahlen bei spontanen Beantwortungen nennen. Der Grund für die Verzögerung liegt darin, dass die MA 40 auch die Behörde ist, die viele behördliche Abwicklungen im Rahmen der Corona-Pandemie machen muss. Wir mussten dort mehrere Hundert Mitarbeiter zusätzlich aufnehmen, mussten aber auch Mitarbeiter aus der Abteilung abziehen, die verantwortlich dafür sind, dass die Firmen und Betriebe die Refundierung der Lohnkosten während der Covid-Pandemie erhalten. Deshalb haben wir diese Priorität gesetzt und gesagt, dass es wichtig ist, dass die Firmen den Ersatz der Gehälter während der Quarantäne ihrer Mitarbeiter bekommen. Daher kommt der angesprochene Bericht erst im Herbst. Ich werde die Zahlen aber heraussuchen lassen, und wir können das gerne zum Beispiel in der Gemeinderatsdebatte über den Rechnungsabschluss erörtern. Ich kann Ihnen das aber auch direkt sagen, das soll kein Problem sein. Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Damit ist die Fragestunde für heute erledigt. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der NEOS-Rathausklub hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Freiheit, Fortschritt und Gerechtigkeit - die Transformation des Wiener Energiesystems" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich ersuche den Erstredner, Herrn Abg. Gara, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Bitte, Herr Abgeordneter. Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte ZuschauerInnen am Livestream! Die Energiekrise verlangt viele Antworten. Gleichzeitig bietet sie auch die Chance einer nachhaltigen Transformation des Wiener Energiesystems im Sinne der Freiheit, im Sinne des Fortschritts und im Sinne der Gerechtigkeit. Kurzfristige Maßnahmen sind notwendig, und das habe ich gestern sehr ausführlich skizziert. Das geschieht mit der Wiener Energieunterstützung, die sozial sehr treffsicher ist, aber auch nachhaltige Elemente der Transformation beinhaltet. Heute möchte ich einen Einblick geben, was es an konkreten Projekten gibt, um diese wirkliche Monsteraufgabe der Transformation, also des Ausstiegs aus fossilen Energieträgern, langfristig in Wien sicherzustellen und das Ganze voranzutreiben und gleichzeitig auch gemeinsam mit den WienerInnen sowie den UnternehmerInnen der Stadt neue Möglichkeiten und Chancen aufzuzeigen. Sie wissen: Ein sehr zentrales Anliegen der Fortschrittskoalition ist die klimagerechte Stadt. Klimapolitik und Energiepolitik sind letztendlich zwei Seiten derselben Medaille, und daher ist diese Wiener Energietransformation für uns so zentral, um das Ziel der Klimaneutralität 2040 zu erreichen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Freiheit, Fortschritt und Gerechtigkeit: Das ist unser Auftrag und auch unser Versprechen, und dieses Versprechen geben wir auch mit dem Wiener Klima-Fahrplan. Freiheit bedeutet, dass wir uns befreien von den fossilen Energieträgern wie Gas und Öl, um uns letztendlich langfristig unabhängig zu machen. Unabhängig bedeutet auch, dass wir damit für zukünftige Generationen das Risiko reduzieren, was das Klima betrifft, das Risiko reduzieren, was die Kosten betrifft, und letztendlich ist das auch das, was wir unter Gerechtigkeit für zukünftige Generationen verstehen. Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und auch die Suffizienz sind Garant für eine regionale und möglichst autonome Versorgungssicherheit. Das ist für uns in Wien wichtig. Die Städte sind ja die Transformatoren in dieser Energiewende. Fortschritt bedeutet für uns, dass Wien ein Labor für die Transformation des Energiesystems ist und dass sehr viele Unternehmen nach Wien kommen. Ich war erst letztens bei der Eröffnung eines Unternehmensstandortes durch eines dieser Unternehmen im Energiespeicherbereich, und der Unternehmer hat mir gesagt: "Ich gehe nach Wien und eröffne hier den Standort, denn hier passiert viel, hier entwickelt sich Zukunft, das bietet Chancen für mich als Unternehmer, das bietet Chancen für meine Mitarbeiter." - Und das ist, glaube ich, genau das, was wir im Klima- Fahrplan festgelegt haben, nämlich für die Unternehmen ein ganz wichtiger Standortfaktor. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Es ist ja nicht zufällig, dass gerade heute der "Economist" Wien wieder als die lebenswerteste Stadt bezeichnet hat. Warum? - Weil Wien auch langfristig in die Infrastruktur investiert, damit diese Stadt klimafit wird, damit wir zukunftsfit werden und dass wir endlich tatsächlich aus den fossilen Energieträgern aussteigen können. Dieser Fortschritt bedeutet Mut zur Veränderung, und wir haben viele, viele Beispiele, von denen ich nur einige kurz skizzieren möchte, was gerade jetzt hier in Wien passiert und was es so spannend macht, letztendlich auch in dieser Stadt zu investieren. Ein kleines Beispiel: Das Village im Dritten ist ein Stadtentwicklungsgebiet beim Landstraßer Gürtel. Dort werden zirka 4.000 Menschen leben und arbeiten, und es werden 2.000 Wohnungen errichtet werden. Und das Spannende an diesem Entwicklungsgebiet ist, dass es komplett klimaneutral ist und komplett mit erneuerbarer Energie versorgt wird. 500 Erdsonden sorgen dort für die Wärmeversorgung. Die Photovoltaik auf den Dächern dieser Häuser versorgt diesen Stadtteil auch mit Strom. Dieses ganze Gebiet ist autofrei. - Das ist genau das, was wir uns unter einem zukünftigen Stadtentwicklungsgebiet vorstellen: Energieautonom, leistbar, ein angenehmes Klima für die Menschen, dort zu leben und zu arbeiten. Das ist nicht trivial, weil wir da sehr viele technische und auch rechtliche Innovationen setzen müssen. Es geht dabei nämlich quasi um eine cross-sektorale Entwicklung, die darauf abzielt, dass die verschiedensten Bauträger dort kooperieren und zusammenarbeiten. In diesem Zusammenhang erwägen wir also nicht nur technische Innovationen für diese Transformation, sondern stellen wir auch auf der rechtlichen Basis Überlegungen an, damit wir - und das ist uns wirklich wichtig - langfristig eine sichere und preiswerte Energieversorgung für alle NutzerInnen zur Verfügung stellen. Letztendlich geht es dort also um die Kombination verschiedenster Energiebausteine, was zu dezentralen Lösungen führt. Das halte ich für ein wirklich spannendes Projekt. Und letztendlich ist das auch ein Forschungscluster, das heißt, die Erfahrungen aus diesem Projekt werden auf viele andere Stadtteile in Wien angewandt. - Das ist also quasi ein lebendes Labor, wo man tatsächlich sieht, wie Zukunft passiert, und das ist ein Vorbildprojekt nicht nur für Wien, sondern das ist ein Vorbildprojekt für Europa. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Lassen Sie mich noch zu ein paar anderen Beispielen kommen, die wir gerade nicht nur auf dem Papier in den Strategien festgelegt haben, sondern die jetzt ganz konkret passieren. Ich nenne in diesem Zusammenhang die Solarinitiative, im Hinblick auf welche ich schon in der Opposition intensiv darauf gedrängt habe, dass wir sehr viel mehr ausbauen, dass wir vor allem die öffentlichen Gebäude dazu nutzen, Sonnenenergie zu ernten. Wir haben jetzt mit Stand Mai zirka 85 Megawatt Solarstromfläche ausgebaut. Was bedeutet das? - Das ist die Stromversorgung von zirka 50.000 Haushalten. Das ist also eine kleine Stadt. Das ist jetzt allerdings nur der erste Schritt. Da passiert wahnsinnig viel. Sie haben vielleicht unlängst in den Medien gelesen, dass auch die Stadthalle ein komplettes Solardach bekommt, und mit einem Megawatt Peak werden zirka 600 Haushalte versorgt. In gleicher Weise entstehen auf jedem Dach, das sich auch im öffentlichen Bereich befindet und wo wir Einfluss haben, diese Solarkraftwerke. Ich meine, das ist ein wirklicher Fortschritt, den wir hier gemeinsam in dieser Koalition schaffen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Der Ausstieg aus Erdgas ist ja nicht trivial. Im Moment gibt es auch auf Grund des Ukraine-Kriegs und der extrem gestiegenen Gaspreise viele Anfragen an die Stadt, weil jetzt auch viele Hausbesitzer sagen: Ich möchte umsteigen. Und das ist nicht einfach, denn man muss sich immer konkret lokal anschauen, welche Lösungen es gibt. Ich denke, meine Kollegin Selma Arapovic wird darauf noch eingehen. Die Stadt hat hier aber jetzt schon eine erste Anlaufstelle gemacht, wo EigentümerInnen und MieterInnen sich erkundigen können, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Wir arbeiten in diesem Zusammenhang an vielen Finanzierungsförderlösungen, um solche Modelle genau bedarfsgerecht auszurollen. Wir versuchen auch, im Bestand 100 Pilotprojekte zu initiieren und mitzumachen bei "100 Gebäude raus aus Gas". Auch darauf wird meine Kollegin eingehen. Wir erarbeiten gerade gemäß Wiener Klima-Fahrplan bis Ende des Jahres das Gesamtkonzept für Wärme und Kälte in der Stadt. Das geschieht auf Basis von vielen, vielen Messungen, die hier gemacht wurden, etwa über das Grundwasser beziehungsweise betreffend verschiedene Möglichkeiten, um herauszufinden, wo die idealen Plätze für Wärmesonden sind und wie man das gesamte Energiesystem so gestalten kann, dass man die Kälte auch im Sommer zur Verfügung hat. Die Umsetzung dieses Programms wird gerade in der Baudirektion aufgebaut. Wir haben auch viele innovative Vorzeigelösungen für den Bestand, koordiniert durch die MA 20. Wir haben die Energieraumpläne, die Sie schon kennen, die auch schon in der Vergangenheit entwickelt wurden. Und ich sage ich auch immer dazu: Wir bauen natürlich auch auf sehr viel Gutes auf, was in der Vergangenheit passiert ist. Die Energieraumpläne werden bis Ende des Jahres flächendeckend vorliegen, und das bedeutet: Im Neubau kein Erdgas mehr. Wir entwickeln gerade die Energieraumpläne im Bestand, und diese basieren auf den Erfahrungen der Energieraumpläne im Neubau. Auch dazu wird das komplette Konzept Ende des Jahres vorliegen. Wir stellen die Fernwärme sukzessive auf erneuerbare Energieträger um. Das ist nicht trivial und geht auch nicht von heute auf morgen. Da haben wir noch die "Lock in"-Effekte der Gasversorgung. Die Sondierungen und die Erschließung für die Geothermie in den Regionen sind jedoch extrem vielversprechend, und auch das startet bald. Wir haben die Kläranlage auf erneuerbare Energie umgestellt. Wir haben die Abwärmenutzung und die Restwärmekläranlage für die Fernwärme. Wir haben - und auch das ist ganz wichtig - als Zukunftstechnologiekonzept das Wasserstoffkompetenzzentrum der Wien Energie. Dort wird jetzt weltweit der erste Wasserstoffbetriebsversuch in Gasturbinen geplant. Wir gehen also auch in diese Richtung. Es werden wirklich viele, viele Themen behandelt. Wir werden bei den Bildungsbauten und bei den Spitälern klimaneutral sein, wir setzen also all das, was wir versprochen haben, konkret um. Aber was braucht es noch? - Das geht auch ein Stück weit in die Bundesregierung, und auch wir denken darüber nach, und das ist ganz wesentlich, denn wir können diese Transformation nicht schaffen, ohne den Energieverbrauch zu senken. Das heißt, wir brauchen eine Art von Bonus-Pricing-System, mit dem wir nachfrageseitig wirksame Anreize zur Verminderung des Verbrauchs von Gas und Strom schaffen. Darüber müssen wir nachdenken, und zwar sowohl auf Bundesebene als auch auf Landesebene. Letztendlich ist diese Energietransformation nur dann möglich, wenn wir bis 2040 den Primärenergiebedarf um die Hälfte senken, also halbieren, und das ist eine riesige Herausforderung. Das Gebot der Stunde heißt jetzt einfach auch Energieeffizienz, also weniger Input für mehr Output. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren Abgeordneten nur ein Mal zu Wort melden dürfen und die Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner hat sich Herr StR Nepp zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. StR Dominik Nepp, MA: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist wieder einmal bezeichnend, wie sich die NEOS nach der gestrigen Aktuellen Stunde heute mit der Auswahl des Themas erneut blamieren. Herr Dipl.-Ing. Dr. Gara hat einzig und allein nur Schlagwörter wie Freiheit, Fortschritt Gerechtigkeit, Transformation, Bonus Pricing, et cetera gebracht, um herumzug'scheiteln. Es waren allein Schlagwörter, mit denen Sie - aber das sind wir ja von Ihnen schon gewohnt - in einer einzigartigen Weise überheblich und belehrend den Menschen vorschreiben, wie sie sich zu verhalten haben. Heute haben Sie wieder die ganze Zeit herumg'scheitelt, und ich sage Ihnen: Sie sind ja die Personifizierung der Steigerungsform von gescheit, die Sie sicherlich kennen: Gescheit, gescheiter, gescheitert. (Abg. Martina Ludwig-Faymann: Das zeigt Ihren Minderwertigkeitskomplex!) Das sind Sie nämlich mit Ihrer Politik (Beifall bei der FPÖ und von Abg. Wolfgang Kieslich.) Das Einzige, was Sie im Energiebereich ständig schaffen, ist, zu transformieren, und zwar das Steuergeld der Wienerinnen und Wiener in Millionen- und Milliardengewinne der Unternehmen. Sie sagen aber gleichzeitig nicht dazu, dass Sie sich diese einbehalten und nicht wieder zurückgeben. Und das ist der Unterschied zwischen der Politik der Wiener Stadtregierung und uns Freiheitlichen: Wir wollen diese Milliardengewinne den Wienerinnen und Wienern wieder zurückgeben, denn jetzt ist es wichtig, die Menschen zu entlasten, anstatt an eine Klimaneutralität im Jahr 2040 zu denken, Herr Gara! (Beifall bei der FPÖ und von Abg. Wolfgang Kieslich.) Ich habe mir im Vorfeld dieser Debatte den Klimaschutzfahrplan der Wien Energie angeschaut. Darin steht, dass man 2040 klimaneutral sein will: Klimaneutral heißt nicht - das wissen Sie ja selber als so gescheiter Mensch - Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, denn es gibt dann noch immer Gas, womit in Wien geheizt wird. Ich habe mir die Zahlen angeschaut: In Anbetracht von Klimaneutralität will man, dass im Jahr 2040 50 Prozent der Wiener Haushalte an die Wiener Fernwärme angeschlossen sind. Das steht drinnen, das können Sie gerne nachlesen: Klimaschutzfahrplan der Wien Energie: 50 Prozent der Anschlüsse der Haushalte in Wien sollen an die Fernwärme angeschlossen sein. Die Fernwärme hat das Ziel, bis 2040 50 Prozent der Energie aus Geothermie, den Rest weiter aus kalorischen Kraftwerken - also etwa durch Gas - zu beziehen. Wenn man das durchrechnet - und Sie sind so gescheit, dass Sie mir folgen können -, dann kommt heraus, dass 2040 25 Prozent der Wiener Haushalte über die Fernwärme noch immer mit Gas beheizt werden. Und was ist mit den anderen 50 Prozent? Die werden sich nicht bis dahin mit Windrädern auf den Balkon gestellt haben oder vielleicht die Fenster mit Photovoltaikplatten verklebt haben. Nein! Das sind die, die noch immer an der Therme hängen, das aber halt vielleicht nicht über die Wien Energie und über die Fernwärme. Das heißt, dass 2040 - das ist jetzt Ihr genialer Plan, den Sie uns hier verkaufen wollen, und das steht im Klimaschutzfahrplan der Wien Energie - mindestens immer noch 70 bis 75 Prozent der Wiener Haushalte entweder indirekt oder direkt über Gas versorgt werden. Sie aber kommen hier her und erzählen uns, dass es das Ziel bis 2040 ist: Raus aus Kohle und Gas! Ihre Energiewende von Rot und Pink in Wien haben wir ja gesehen, aber auch die von der ÖVP und den GRÜNEN im Bund. Es wurde immer nur geschwafelt: Jetzt im Ukraine-Konflikt können wir die Situation nutzen. Erstens machen wir Putin mit Sanktionen fertig, und zweitens schaffen wir jetzt die Klimawende und einen Ausstieg aus Gas und Kohle. Was aber ist im Endeffekt passiert? Wir haben uns mit Sanktionen selber ins Knie geschossen: Die Gasversorgung in Wien bleibt auf der Strecke. Die Preise steigen noch immer. Herr Putin spürt nichts von den Sanktionen, denn der verkauft jetzt das Gas, was wir oder Europa vielleicht bekommen sollen hätten, um einen teuren Preis nach China und Indien. Putin spürt nichts! Wenn es geheißen hat, dass wir jetzt endlich nur noch erneuerbare Energie schaffen, dann stimmt das auch nicht. Was machen wir nämlich jetzt, und was macht die Bundesregierung? - Das Kohlekraftwerk wird wieder angeworfen! Sie haben zwar gesagt: Jetzt kommt die große Wende, wir schaffen das! Was aber ist dabei herausgekommen? Sie haben es wieder einmal verbockt, und Leidtragende sind die Österreicherinnen und Österreicher, die Wienerinnen und Wiener, die jetzt auf Grund erhöhter Strompreise und erhöhter Gaspreise nicht mehr wissen, wie sie heizen können. Darum bleibe ich dabei: Sie können weiter in Utopien verfallen, von warmen Eislutschern träumen und den Menschen verkaufen: Wir sind 2040 klimaneutral! Daran wird schon ersichtlich, wie abgehoben Sie sind und dass Sie keine Ahnung haben, wie die Menschen da draußen denken. Denen ist es im Moment wurscht, ob wir 2040 oder 2045 klimaneutral sind und ob wir 2070 oder 2080 raus aus Kohle und Gas sind. Die Menschen brauchen jetzt Geld. Sie wollen jetzt wissen, wie sie heizen können. Die Menschen wollen jetzt ihren Kindern auch am Ende des Monats noch etwas zu essen kaufen können. Sie wollen jetzt leben und nicht an irgendwelche Phantasien von Pink, von Rot, von Grün oder von Schwarz denken! (Beifall bei der FPÖ und von Abg. Wolfgang Kieslich.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr StR Peter Kraus, und ich erteile es ihm. StR Peter Kraus, BSc: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Tribüne! Was wir jetzt gerade bei meinem Vorredner von der FPÖ gesehen haben, folgt dem Motto: "Haltet den Dieb, er hat mein Messer im Rücken stecken!" - In diesem Zusammenhang ist wirklich beachtlich, dass gerade die Vertreter Ihrer Partei jetzt hier stehen und die Untätigkeit der letzten Jahrzehnte bekritteln. Ich erinnere nämlich daran, dass die blauen Selfie-Jäger von der FPÖ noch vor wenigen Monaten vor dem Kreml gestanden sind, ganz stolz Fotos gemacht und den Freundschaftsvertrag mit der FPÖ gefeiert haben. Das folgt wirklich dem Motto: "Haltet den Dieb, denn er hat mein Messer im Rücken stecken!" Es ist vollkommen absurd und unglaubwürdig, was die FPÖ hier aufführt, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ, NEOS und ÖVP.) Diese Abhängigkeit speziell von russischem Öl und Gas ist nichts etwas, was vom Himmel gefallen ist. Das ist kein Naturgesetz, sondern das ist das Resultat von politischen Entscheidungen der letzten Jahrzehnte. Und ich erinnere jetzt nicht nur an die Selfie-Jäger vor dem Kreml, ich erinnere auch an die Standing Ovations der Wirtschaftskammer und an die Schleimspur, die man für Putin ausgerollt hat, der hier gestanden ist. (StR Dominik Nepp, MA: Ihr Präsident Van der Bellen hat noch 2018 gesagt, wie toll Putin ist!) Herr Nepp! Zwischen uns ist eine Plexiglaswand, und ich habe keine Ahnung, was Sie gerade artikulieren! (StR Dominik Nepp, MA: Dass Sie keine Ahnung haben, wissen wir eh!) Sie hatten gerade vorher Gelegenheit zu reden. Jetzt sieht man, dass diejenigen, die uns diese Abhängigkeit in "the first place" eingebrockt haben, jetzt alles dafür tun, um ihr eigenen Spuren zu verwischen. Das ist absurd! Das Traurige ist nur, dass uns das in eine Situation bringt, die eine brutale Wahrheit sichtbar macht, dass nämlich die Fehler der letzten 30 Jahre nicht in 1, 2 Monaten zu beheben sind. Das ist das, was so schmerzhaft ist. Man muss aber doch diejenigen vor den Vorhang holen, die uns überhaupt in diese Situation gebracht haben, und es tut mir leid, sagen zu müssen: Das sind die ÖVP und die FPÖ, und zu einem gewissen Teil handelt es sich auch um die politischen Entscheidungen der SPÖ in den letzten Jahrzehnten. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ja. Die Transformation unseres Energiesystems ist eine riesige Challenge, und sie ist jetzt so riesig, dass wir alle schmerzhaft sehen, wie wir an allen Ecken und Enden drehen und versuchen, da rauszukommen. - Ich glaube, wenn wir über Energie reden, sind immer drei Dinge wichtig. Erstens ist das die Versorgungssicherheit. Wir merken das jetzt, da wir auf einmal sehen, dass die Frage, ob es Gas gibt oder nicht, eine geopolitische ist, die von Russland bewusst auch als Erpressungsmittel und als Waffe - ich nenne es so - eingesetzt wird. Das Zweite ist natürlich der Klimaschutz, weil wir sehen, dass das Sich-Verlassen auf fossile Energie nicht nachhaltig ist, unser Klima nicht nur zerstört, sondern auch unsere Freiheit bedroht. Und das Dritte ist die Leistbarkeit, denn am Ende muss sich die Wirtschaft und müssen sich die Haushalte die Energiekosten auch noch leisten können. Spätestens jetzt sehen wir, dass fossile Energie keine dieser drei Kategorien irgendwie befriedigen beziehungsweise die Probleme irgendwie lösen kann. Wir sehen, dass die Energieversorgung und insbesondere Gas als geopolitische Waffe eingesetzt werden. Wir sehen, dass die Teuerung eine fossile Teuerung ist. Darum müssen wir ja direkt helfen und gleichzeitig das System ändern. Und wir sehen die Abhängigkeit und wie uns die Interessen, die diese fossile Abhängigkeit überall in der Politik und in den Verbänden platziert hat, in den letzten Jahren gehemmt haben. Ich möchte jetzt noch zwei, drei Sätze im Hinblick darauf sagen, was alles trotzdem gelingt oder gelungen ist. Wir sollten nämlich nicht übersehen, dass es trotzdem gelungen ist, in diesem Zusammenhang einiges sozusagen loszueisen, und zwar sowohl im Bund als auch in Wien. Wir haben das Erneuerbare-Wärme-Gesetz jetzt vor kurzer Zeit durchgebracht. Ich glaube, dass wir gar nicht oft genug sagen können, wie wichtig es insgesamt ist, endlich einen legistischen Rahmen in diesem Land zu haben, der den Ausstieg aus fossilem Gas in der Raumwärme, also beim Heizen, und beim Warmwasser ermöglicht. (Beifall bei den GRÜNEN.) Das heißt: Ab 2023 keine neuen Gasheizungen, Tausch von Kohle- und Ölheizungen, Tausch von Gasanlageheizungen. Dazu gibt es Förderungen, speziell die unteren Einkommensbezieher bekommen 100 Prozent dieser Tauschkosten gefördert. Wir schauen also auch darauf, dass es in diesem Zusammenhang zu keinen sozialen Verwerfungen kommt. Man muss da nämlich immer beides im Blick haben. Knapp 400.000 dieser Heizungen, die wir tauschen müssen, sind in Wien. Das ist uns schon seit Langem bekannt. Darum haben wir mit den Klimaschutzgebieten und der Energieraumplanung schon vor einigen Jahren begonnen, diesen Wechsel zu vollziehen. Ich meine aber, wir sind noch immer viel zu langsam und müssen da viel schneller werden. Abschließend drei Punkte, die, glaube ich, für Wien sehr relevant sind. Energieeffizienz: Jede eingesparte Kilowattstunde ist eine, im Zusammenhang mit der wir nicht wechseln müssen. Wir haben das städtische Energieeffizienzprogramm beschlossen: Holen wir dieses aus der Lade und priorisieren wir das wieder! Wir brauchen passend zum EWG einen Umsetzungsplan für Wien, der festlegt, wie wir Grätzl für Grätzl und Haus für Haus rauskommen. Die Bauordnungsnovelle, die im Herbst oder mit Jahreswechsel ansteht, muss aus meiner Sicht eine Klimaschutznovelle sein. Ich komme schon zum Schluss, Herr Vorsitzender! - Es hilft nicht weiter, wenn wir nur allen, die bremsen, zurufen: Kommt raus aus dem Schmolleck! Das hilft nicht weiter. Wir müssen jetzt wirklich anpacken, damit wir rauskommen aus der fossilen Falle. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön, Herr Abgeordneter. Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr Abg. Mantl, und ich erteile ihm das Wort. Abg. Dr. Josef Mantl, MA (ÖVP): Sehr geehrtes Präsidium! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren, digital und real! Hoher Gemeinderat! Grundsätzlich begrüßt die Volkspartei natürlich Freiheit, Fortschritt und Gerechtigkeit. Und dass unser Energiesystem transformiert und reformiert werden muss, darüber sind wir uns alle einig. Es darf aber nicht nur um Worte und Marketing gehen, sondern um Taten und Handeln. Wir alle kennen die vorhandenen und vielfach immer noch ungelösten Probleme, auf die ich und wir, die Wiener Volkspartei, schon so oft hingewiesen haben und die alle mit der Energiekrise zusammenhängen. Wir alle wissen, dass alternative Energiequellen einen wesentlichen Bestandteil zur Erreichung ambitionierter nationaler und europäischer Klimaziele darstellen. Wir wissen, dass es die Europäische Union, Österreich, die Stadt Wien, wir alle gemeinsam, nur durch einen flächendeckenden Ausbau erneuerbarer Energien schaffen werden, langfristig klimaneutral zu werden. Ob der klar notwendigen Energiewende sind klare politische Rahmenbedingungen und ambitionierte Maßnahmen unabdingbar. Mit der Präsentation des Wiener Klima-Fahrplans hat die Stadt Wien bereits eine erste grobe Richtung für umzusetzende Maßnahmen im Bereich des Klima- und Umweltschutzes vorgegeben. Es muss aber jedenfalls noch viel mehr getan werden, denn Wien ist immer noch viel zu stark von fossilen Energieträgern, insbesondere von Erdgas, abhängig. Wien hat massiven Aufholbedarf bei der Energiewende, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Auch betreffend den Bereich der Fernwärme unterstreicht sogar der Klimareport von Global 2000, dass diese von einem großen Anteil fossiler Energieträger bereitgestellt wird. In Wien gehen gerade einmal 4 Prozent des Bedarfs an Raumklima und Warmwasser auf erneuerbare Energieträger zurück. Außerdem werden derzeit immer noch Neubauten mit Gasheizungen errichtet, was den Klimazielen diametral entgegensteht und zudem die enorme Aufgabe der Energiewende verdeutlicht. Der angespannten Energiepreissituation und der Notwendigkeit der Zusammenarbeit der Europäischen Union zur Bereitstellung ausreichender erneuerbarer Energie zu wettbewerbsfähigen Kosten sind wir uns alle bewusst. Nur in geschlossenem supra- und internationalen Zusammenwirken können wir effizient und rasch den Ausbau erneuerbarer alternativer Energiequellen grenzüberschreitend forcieren. Das gilt natürlich auch für die Elektromobilität. Es gibt in den letzten Jahren zehntausende Neuzulassungen von Elektroautos in Österreich. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich allerdings, dass es zu wenige Ladestationen in Wien gibt und die unterschiedliche Ladeinfrastruktur oft mühsam ist. Den Vergleich mit Amsterdam mit über 4.000 Ladestellen bringe ich gerne ein Mal mehr. Private Ladeinfrastrukturen mit Heimladestationen zur Montage auf Eigengrund müssen gefördert werden, ebenso müssen Kaufanreize für die Anschaffung von E-Fahrzeugen geschaffen werden. Auch die Fuhrparks müssen elektrifiziert werden. Um die Transformation des Wiener Energiesystems voranzutreiben, müssen Busspuren für E-Fahrzeuge geöffnet und sie müssen von der Kostenpflicht im Rahmen der Parkraumbewirtschaftung befreit werden. Wir pochen schon lange auf die dezentrale Energieerzeugung, Wien ist hier aber immer noch Schlusslicht. Im Sinne des Subsidiaritätsprinzips wollen wir lokale Energieerzeugung, die Versorgungssicherheit schafft, wertvolle Ressourcen schont und nachhaltiges grünes Wachstum fördert. Das Biomassekraftwerk Simmering ist ungebrochen ein positives Beispiel. Wo bleibt vor allem die Förderung der thermischen Sanierung in dieser Stadt? Wir alle sind uns einig, dass diese sehr wichtig ist. Und auch wenn schon was getan wurde: Die Sanierungsquote ist jedenfalls noch immer viel zu gering, muss noch auf viel mehr Wohneinheiten ausgedehnt werden, und das Investitionsvolumen muss jährlich mehrere 100 Millionen betragen. Das ist notwendig, das brauchen wir bei der thermischen Sanierung, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Ebenso verhält es sich mit der Photovoltaik. Im Bundesländervergleich sind wir hinten. Nur rund 100 Photovoltaikanlagen von insgesamt 2.000 in ganz Wien sind an öffentlichen Gebäuden installiert. Wir kennen die Zahlen. Sie sind zu gering. Wir müssen insbesondere wesentlich bei den öffentlichen Einrichtungen der Stadt Wien um- und aufrüsten. Einen Vergleich mit München habe ich auch schon öfter gebracht. Positiv hervorheben möchte ich natürlich ein Mal mehr das Erneuerbare-Wärme-Gesetz. Österreich setzt mit seiner Bundesregierung Meilensteine im Bereich von Umwelt- und Klimaschutz, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Lassen Sie mich abschließend sagen: Die Menschen müssen sich all das aber auch leisten können. Die Fernwärme ist Monopolist. Hier ist die Freiheit nicht gegeben. Wir müssen alle Menschen abholen. Es ist nur mehr als gerecht, wenn hier vor der eigenen Haustüre gekehrt wird. Die Stadt Wien muss es schaffen, alle Neubauten so auszustatten, dass die Leute es sich leisten können, denn in der Transformation des Wiener Energiesystems muss immer das Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger im Vordergrund stehen. Für sie wurden wir gewählt, damit es ihnen bei allen Herausforderungen so gut wie möglich geht. - Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Herzlichen Dank. Bitte noch desinfizieren. - Danke schön. In der Zwischenzeit darf ich Schülerinnen und Schüler des BRG 16 Maroltingergasse recht herzlich bei uns begrüßen. Herzlich willkommen im Wiener Landtag! (Allgemeiner Beifall.) Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr Abg. Stürzenbecher, und ich erteile es ihm. Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren. Liebe Schülerinnen und Schüler! Geschätzte Personen, die am Bildschirm zu Hause zusehen! Das heutige Thema lässt sich sehr gut mit dem Aspekt der lebenswerten Stadt verknüpfen. Damit möchte ich auf das, was Kollege Gara schon kurz angesprochen hat, noch einmal genauer hinweisen. Wien ist wieder von der Zeitschrift "Economist", und zwar von "Economist Intelligence Unit - Global Survey", als lebenswerteste Stadt der Welt ausgezeichnet worden. Ich glaube, darauf können wir durchaus stolz sein! (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Es war ja so, dass wir während der Corona-Krise naturgemäß, weil ja die Theater geschlossen waren und sonstige entsprechende Maßnahmen gesetzt wurden, natürlich mit einigen Städten, die sich auf Inseln befinden, wie Auckland in Neuseeland, nicht konkurrieren konnten. Dort ist nämlich die Corona-Krise kaum angekommen, und deshalb war im Jahr 2021 Auckland auf dem 1. Platz, wofür wir sicherlich nichts können. Jetzt sind wir aber, da jetzt und - ich klopfe auf Holz - hoffentlich auch künftig normale Verhältnisse herrschen, wieder lebenswerteste Stadt der Welt. Immerhin werden von "Economist"- und das ist ja keine linke Institution - jährlich 140 Städte untersucht. (Abg. Maximilian Krauss, MA: Wenn es englisch ist, dann muss es ja stimmen!) Wir sind in einer Zusammenschau der Faktoren Bildung, Kultur, Infrastruktur - wozu auch diese ganze Klimasache, die wir jetzt diskutieren, gehört -, soziale Sicherheit, politische Stabilität und Kriminalitätsrate als lebenswerteste Stadt der Welt ausgezeichnet worden. - Das wollte ich einmal einleitend sagen. (Beifall von Abg. Thomas Weber. - StR Dominik Nepp, MA: Dann ist ja alles gut! - Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Es ist schön, wenn es den Managern in Wien gefällt!) Noch etwas will ich dazu sagen: Wenn wir uns in schwierigen Zeiten befinden, tragen wir dem durchaus auch Rechnung. Gestern in der Aktuellen Stunde und bei der Dringlichen Anfrage wurden die Maßnahmen diskutiert, die wir setzen, um heute und jetzt für die Menschen in Wien die Teuerungen und die Steigerungen bei den Energiepreisen, insbesondere bei der Fernwärme, auszugleichen. Gestern haben der Bürgermeister, aber auch Redner der Regierungskoalition deutlich darauf hingewiesen, was hier alles gemacht wird, von der Wiener Energieunterstützung Plus bis zum Wiener Energiebonus. Das wurde gestern in zwei Tagesordnungspunkten ausführlich erörtert. Deshalb meine ich, dass es durchaus gerechtfertigt ist, wenn unser Koalitionspartner heute auch ein Zukunftsthema für die Aktuelle Stunde gewählt hat. Das ist gut gewählt. Wir müssen uns ja auch mit der Zukunft beschäftigen, damit wir auch künftig lebenswerteste Stadt der Welt bleiben. Und dazu gehört natürlich auch die Transformation des Energiesystems, sonst werden wir das nicht schaffen. Deshalb sind die entsprechenden Erörterungen nicht irgendetwas für G´scheiteln, sondern für alle Menschen in dieser Stadt. Insofern meine ich, dass das Thema gut gewählt, ist. Der einzige Nachteil ist, dass man jetzt nur fünf Minuten Redezeit hat und es nur kursorisch aufgreifen kann. Klimaschutz ist nämlich die größte Aufgabe unserer Zeit, wenn man einmal davon absieht, dass die Verhinderung des Atomkriegs noch wichtiger ist, weil sonst alles nichts nutzt. So gesehen meine ich, dass "Raus aus dem Gas!" eine sehr, sehr wichtige Sache ist, die wir anstreben. Es ist ja auch so, dass die Strompreise derzeit stark steigen, weil die Gaspreise steigen, und der Ausbau der erneuerbaren Energieträger schont ja nicht nur die Umwelt, sondern wird auch diese Kopplung entschärfen beziehungsweise aufheben. Das heißt, es wird nicht immer, wenn der Gaspreis steigt, dann auch der Strompreis steigen. Nach der Studie von Compass Lexecon, in der im Auftrag von Wien Energie Szenarien für ein klimaneutrales Jahr 2040 erstellt werden, wird neben vielem, was ich jetzt nicht darstellen kann, der Wärmebedarf abnehmen, der Strombedarf hingegen massiv zunehmen. Wir müssen uns also wirklich anstrengen, dass wir die Ziele erreichen, die wir festgeschrieben haben. Dazu müssen wir auch für die Dekarbonisierung Milliardeninvestitionen tätigen, das heißt, wir müssen sehr viel Geld in die Hand nehmen, um diese Klimatransformation in die Wege zu leiten, damit die Menschen sich auch künftig die Energie leisten können, und dazu sind wir auf einem guten Weg. - Meine Zeit ist um. Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Herzlichen Dank. Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr Abg. Maximilian Krauss, und ich erteile ihm das Wort. Abg. Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vorweg ein paar Worte zu Kollegen Kraus, der ganz fasziniert sein dürfte von einem Foto, das 2018 oder 2017 in Russland gemacht wurde. - Ich sage Ihnen: Es ist noch kürzer her, dass Ihr grüner Bundespräsident im Fernsehen in Österreich davon geschwärmt hat, wie toll das Verhältnis mit Russland ist und was für ein verlässlicher Partner Putin sei. - Bevor Sie also hier andere Parteien attackieren und im Hinblick auf irgendwelchen Fotos, die einmal gemacht wurden, anagitieren, schauen Sie lieber einmal, was Ihr höchster Repräsentant ganz offiziell sagt und dann kehren Sie eventuell besser in sich und schweigen lieber ein wenig. (Beifall bei der FPÖ und von Abg. Wolfgang Kieslich.) Aber auch alle anderen Parteien haben in dieser Hinsicht ja ihre Vorgeschichte. Bei der SPÖ war es der ehemalige Bundeskanzler Gusenbauer, der sich sogar, als er nach Moskau gefahren ist, dort niedergekniet und die Erde geküsst hat, weil er sich so gefreut hat, dass er wieder in Russland ist. Später hat er es sich anders überlegt und ist lieber zu anderen Diktatoren in dieser Gegend gefahren, um nicht nur niederzuknien, sondern um die eigenen Taschen zu füllen. - So viel zur Geschichte der SPÖ. Wenn man eine kurze Internetrecherche macht, findet man auch ein lustiges Video, in dem der ehemalige ÖVP- Wirtschaftskammer-Präsident Leitl sogar in Wien bei einer Veranstaltung mit Putin darüber scherzt, ob er eine gute Diktatur anführt oder ob es keine gute Diktatur ist, und großes Gelächter herrscht. Bevor alle anderen Parteien dieses FPÖ-Bashing mit diesem Thema anzünden, sollten sie daher vielleicht die eigene Geschichte anschauen! Von den NEOS ganz zu schweigen, wobei da fraglich ist, ob nicht sogar Gelder, die von ehemaligen Großspendern von ihnen, die von Herrn Haselsteiner gemeinsam mit Herrn Deripaska verdient wurden, aus dem Öl- oder Gasgeschäft stammen und ob da nicht vielleicht sogar im Zusammenhang mit Blut-Öl oder Blut-Gas etwas direkt in der NEOS-Kasse gelandet ist. Das müsste man sich einmal ganz genau anschauen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Stürzenbecher hat gesagt, dass sogar im "Economist" steht, dass Wien so super sei. - Wenn es "sogar" im "Economist" auf Englisch steht, dann muss es ja stimmen! Wenn man gut Englisch kann oder könnte und sich den Artikel genau durchliest, dann kommt man allerdings drauf, wer da befragt wurde. Da wurden nämlich nicht die Wienerinnen und Wiener befragt, denen Sie die Fernwärmegebühren um 92 Prozent raufgeschnalzt haben, und es wurden auch nicht die Wienerinnen und Wiener befragt, die von Ihnen die Bädergebühren erhöht bekommen haben. Nein! Diese wurden nicht befragt, sondern befragt wurden internationale Top-Manager, wo es sich am besten für sie lebt, wo man sich niederlassen kann, wo es einem gut geht, wenn man genug Geld hat. (Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher: Das stimmt ja überhaupt nicht!) Das sind nicht die Leute, die für Sie repräsentativ sein sollten! Sie sollten sich einmal anhören, wie es den Wienerinnen und Wienern geht, wie die unter Ihren Gebührenbelastungen leiden, wie die Wienerinnen und Wiener damit zu kämpfen haben, dass Sie das Leben für sie jeden Tag teurer machen mit sinnlosen Abgaben, Gebühren und Steuern! Dann würden Sie ein ganz anderes Zeugnis erhalten als bei irgendwelchen Managerbefragungen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von Abg. Wolfgang Kieslich.) Wenn Sie hier von Freiheit, Fortschritt und Gerechtigkeit reden und immer mit diesen großen Worten daherkommen, dann muss man schon sagen: Wo ist die Freiheit in Wien? Wo ist der Fortschritt in Wien? Wo ist die Gerechtigkeit in Wien? Denn: Ist es aus Ihrer Sicht Gerechtigkeit, dass Sie als schwarz-grüne Bundesregierung Menschen, die auf eine PKW-Nutzung angewiesen sind, die mit dem Auto zur Arbeit fahren müssen, die vielleicht betagt sind und damit Verwandte besuchen müssen, über Gebühr belasten, dass Sie auch noch von einer völlig absurden und sinnlosen CO2-Steuer daherschwafeln, die Sie im Herbst einführen wollen? - Das ist nicht gerecht, das ist unfair, und Sie sollten endlich einmal aufhören, jene Leute, die in diesem Land noch arbeiten, die etwas leisten, ständig weiter zu belasten, anstatt mit irgendwelchen Phantasiedingen wie dem Klimabonus die Leute vorher auszusackeln und ihnen nachher Almosen zurückzugeben. Das ist definitiv der falsche Weg. (Beifall bei der FPÖ.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, zum Abschluss: Sie sprechen von Transformation. Die Wahrheit ist: Sie transformieren das Geld der Menschen, die in dieser Stadt und in diesem Land noch arbeiten, weg aus den Taschen der arbeitenden Menschen hin zu absurden Abgaben, hin zu absurden Belastungen, die Sie sich dann einstecken und den Menschen nicht einmal zurückgeben. Meine sehr geehrten Damen und Herren, man könnte jetzt noch viel zum Wiener Klima-Fahrplan sagen, dass beispielsweise auf Seite 52 steht: "Ersetzt werden sollen Gasheizungen durch Fernwärme, die massiv ausgebaut werden soll." - Ja, glauben Sie, dass Sie mit einer 92-prozentigen Erhöhung der Fernwärme Werbung dafür machen, dass die Menschen umsteigen? Das müsste ja sogar Ihnen einleuchten, dass Ihre Politik sogar kontraproduktiv zu Ihrem eigenen Klima-Fahrplan ist. (Beifall bei der FPÖ.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg. Arapovic. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Dipl.-Ing. Selma Arapovic (NEOS): Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuseherInnen und ZuhörerInnen! Liebe Gäste! Heute reden wir über die Notwendigkeit der Transformation unseres Energiesystems in Wien. Wir haben seit zweieinhalb Jahren eine Pandemie, die uns in allen Bereichen unseres Lebens betroffen hat, und wir haben sie wirklich massiv zu spüren bekommen. Aber nicht nur das private Leben, das persönliche Leben, auch unser Gemeinwesen, das politische und wirtschaftliche System, der Rechtsstaat bekamen Auswirkungen dieser Krise zu spüren. Dass diese drastischen Einschnitte in das Leben eines Einzelnen möglich sind, hätten wir uns vor drei Jahren gar nicht denken können. Die Pandemie ist noch nicht vorbei, aber die nächste Krise ist schon da - ich muss ehrlich sagen, sie hat sich auch schon sehr lange angekündigt, trotzdem hat sie uns kalt erwischt -, und welche dramatischen Einschnitte in unser Leben diese Krise zur Folge haben wird, das wird sich jetzt noch zeigen, aber wirklich in einer absehbaren Zeit, so fürchte ich. Daher ist es notwendig und höchste Zeit, wirklich die letzte Möglichkeit, noch ein paar Maßnahmen zu setzen, um diese Transformation des Energiesystems - die Unabhängigkeit, eben die Freiheit - zu erreichen, den Fortschritt auszunutzen, um gerecht und preiswert Energie an die Nutzerinnen und Nutzer heranzutragen und in die Haushalte zu bringen. (Beifall bei den NEOS sowie von Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher und Abg. Martina Ludwig-Faymann.) Die Herausforderungen sind tatsächlich groß, aber man muss es positiv sehen: Wir haben wirklich viele Mittel, um diese Herausforderungen auch zu stemmen und zu meistern. Bei der Transformation des Energiesystems geht es aber in erster Linie um die Dekarbonisierung, aber in zweiter Linie geht es, und das darf man nicht unterschätzen, auch um den Verbrauch der Energie. Gebäude spielen bei diesem Verbrauch, aber auch bei der Energieerzeugung eine wirklich massive Rolle. Darüber möchte ich jetzt reden und darauf möchte ich näher eingehen, weil der Gebäudesektor, nicht nur, dass er ein Drittel unserer Energie verbraucht und für ein Drittel des CO2-Ausstoßes zuständig ist, wirklich viel Potenzial bietet, auch Energie zu erzeugen. Weil vor allem der Bestand davon betroffen ist und die Heizsysteme nicht mehr den Anforderungen der Zeit entsprechen, aber auch Gebäudehüllen nicht die entsprechenden Anforderungen erfüllen, um diesen Schritt zu meistern, ist es notwendig und ganz wichtig, dass man massiv in die Sanierungen investiert, aber auch, dass man die Umgebung von den Gebäuden dazu nutzt, Energie zu gewinnen. (Beifall bei den NEOS sowie von Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher, Abg. Martina Ludwig-Faymann und Abg. Mag. Nicole Berger-Krotsch.) Dafür gibt es schon viele und vielzitierte Maßnahmen wie Photovoltaikanlagen, wie ... - Entschuldigung, also heute geht es mir wahrscheinlich nicht so gut. Ich fange einmal anders an: Was ich sagen möchte, ist, dass im Gebäudesektor und dort, wo die gebaute Umwelt steht, irrsinnig viel Potenzial da ist, erstens einmal in den Sanierungen und zweitens auch in der Energieerzeugung die Voraussetzungen für diese Transformation der Energiewende zu erzielen und zu schaffen. Ganz viel Potenzial aber, und darüber reden wir zu wenig, gibt es im denkmalgeschützten Bereich. Und dort, wo die urbanen Hitzeinseln entstehen, aber Baumpflanzungen, Begrünungen und ähnliche Maßnahmen nicht umsetzbar sind, da geht es um "Heat Harvest", um die Ernte von urbaner solarer Abwärme von Gebäuden und Oberflächen zur Vermeidung der sommerlichen Überhitzung der Städte. Wie bereits gesagt, die Herausforderungen sind vielfältig, die Transformation ist aber notwendig. Gleichzeitig aber bieten sich sehr viele innovative Technologien, um diese Transformation auch zu ermöglichen, die wirtschaftlich- ökologisch nützlich sind, und das steht außer Frage. Was es braucht? - Es braucht legislative Rahmenbedingungen, es braucht Beratung, es braucht Förderungen. Die legislativen Rahmenbedingungen werden wir heute im Rahmen weiterer Tagesordnungspunkte hoffentlich durch die Abstimmung auch schaffen. Da geht es um das Wiener Elektrizitätswirtschaftsgesetz - ganz gut und wirklich zu unterstützen -, es geht um den Abbau der Hürden für die kleineren und mittleren PV-Anlagen. Dann geht es auch sehr stark um das Energie- und Klimarechts-Umsetzungsgesetz. Worum geht es da? - Es geht um mehrere Punkte, aber in erster Linie geht es darum, eine Anlaufstelle für alle, die in die innovativen und erneuerbaren Energien investieren wollen, zu schaffen. Da gibt es die Anlaufstelle, wo die ganzen behördlichen Wege einmal erklärt werden, wo Menschen an die Hand genommen werden und einmal darüber informiert werden, an welche baulichen und anderen Genehmigungen sie sich zu halten haben. Wie gesagt, die Herausforderungen sind groß. Wir in Wien haben wirklich schon einiges vor. Tut mir leid für meinen Ausfall. Ich sehe, meine Zeit ist um, ich hätte noch viel zu berichten und zu erzählen, aber ich glaube, wir werden in der Zukunft sehr, sehr viel Zeit haben, darüber zu reden. Darauf freue ich mich schon, und da werde ich besser drauf sein, davon gehe ich aus. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Bitte noch desinfizieren. Danke. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg. Kickert. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich werde in eine ähnliche Kerbe schlagen wie GRin Arapovic, nämlich dann zu den Gebäuden etwas sagen, ich möchte aber den Bogen etwas weiter spannen oder von woanders herkommen, nämlich von dem, was GR Gara zur Energieeffizienz gesagt hat. Weil abgesehen davon, dass wir in der Transformation umzusteigen und zu dekarbonisieren haben, ist einer der wesentlichsten Faktoren auch - sagen wir es, wie es ist -, Energie zu sparen und das Energiesparen so leicht wie möglich zu machen. Da möchte ich auf ein Programm verweisen, das es schon seit 3 Jahren gibt, nämlich das Wiener Städtische Energieeffizienzprogramm mit 24 sehr konkreten Maßnahmen, und möchte anhand von Beispielen erläutern, dass wir mit all diesen Dingen, die wir möglicherweise als Pilotprojekte kennen, wirklich in die - ich nenne es jetzt - Serienumsetzung kommen sollten. Im Handlungsfeld Gebäude - und da schließe ich eben an meine Vorrednerin an - geht es also darum, die Qualität der geförderten, nämlich von der Stadt Wien geförderten Sanierungen sicherzustellen. Da geht es darum, bei all den Gebäudesanierungen, die mit Förderungen der Stadt Wien umgesetzt werden, auf diese Energieeffizienzmaßnahmen zu schauen. Welche haben wir denn, abgesehen davon, dass Kollege Gara schon auf das Village im Dritten gezeigt hat? - Ich möchte auf Beispiele verweisen, die hier schon öfters genannt wurden, aus deren Nennungen aber keine Konsequenzen auszugehen scheinen: Das Plusenergie-Bürohaus in der TU Getreidemarkt zum Beispiel. Ein Gebäude, das vor Jahren so hergerichtet wurde, dass es jetzt ein Energie-Plus-Gebäude ist. Da wurden mehr als 9.000 Komponenten dieses Gebäudes - angefangen von "Wo sind die Serverräume?" über "Wie kann die Energie von Aufzügen genutzt werden?" bis hin zu "Wo wird die Heizung installiert?" - so optimiert, dass aus einem alten Bürogebäude ein Plusenergie-Gebäude wurde, und mit dieser Erfahrung und mit dieser Technik, die jetzt keine Hexerei ist, sollten wir bei allen Gebäuden der Stadt Wien und bei allen Sanierungen, die da anstehen, arbeiten. Das geht heute schon und bringt etwas. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich möchte auf ein zweites Musterbeispiel verweisen - auf das habe ich schon einmal verwiesen -, nämlich auf einen Gemeindebau im 14. Bezirk in der Hütteldorfer Straße. Da wurde ein Gemeindebau mit vorgefertigten Fassadensystemen, mit einem integrierten Lüftungssystem und einer Wärmerückgewinnungsmöglichkeit, mit Passivhausfenstern und mit Photovoltaikteilen an dieser Fassade saniert. Das ist ein 08/15-Gemeindebau, der auf eine Art und Weise saniert wurde, wo ich sage: Bitte lasst uns bei all diesen 08/15-Gemeindebauten oder auch anderen städtischen Bauten, wie VHS-Gebäuden - ich würde sagen, die Hälfte der VHS-Gebäude sind solche Gebäude aus den 1970er und 1980er Jahren -, mit dem Geld, das wir schon einmal für die Sanierung der VHS- Gebäude beschlossen haben, genau solche Pilotprojekte umsetzen! Das ist die Verpflichtung, die wir als Stadt haben, ehrlich! (Beifall bei den GRÜNEN.) Da geht es wirklich um keine Hexereien, sondern es gilt, mit all dem, was wir schon können, sofort zu beginnen, mit all dem, was wir sowieso machen, sofort in die Umsetzung zu gehen. Denn ehrlich gesagt sind wir im Rennen um den Klimaschutz - und ich sage das ganz ehrlich und wirklich so dramatisch - ein bisschen ins Hintertreffen geraten, und wenn wir uns nicht alle ernsthaft beeilen, werden wir dieses Rennen möglicherweise ein wenig verlieren - und das wird tragisch, das wird tragisch für uns alle. Also bitte rennen wir gemeinsam und schauen wir, dass wir von unserem Rückstand ein bisschen etwas aufholen! Das können wir aber nur, wenn wir mit all diesen Kleinigkeiten sofort anfangen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg. Kriz-Zwittkovits. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Margarete Kriz-Zwittkovits (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren hier im Saal und auch all jene, die zugeschaltet sind! Ich heiße Sie herzlich willkommen! Wir haben heute schon die unterschiedlichsten Debattenbeiträge über die Ansätze gehört, die zu dieser Energietransformation führen sollen. Mein Ansatz ist doch noch ein anderer, denn wenn ich eine Transformation durchführe, ist es doch wesentlich, auch den momentanen Stand zu beleuchten. Wo stehen wir eigentlich: Am Beginn oder schon im Bereich dieses Transformationsprozesses? Denn wo wir hinwollen, das wissen wir: Wir wollen zu einer Dekarbonisierung, die im Rahmen von 2040 eintreten sollte. Um also diesen Status quo zu erheben, habe ich mir zunächst den Nachhaltigkeitsbericht und Geschäftsbericht der Wiener Stadtwerke und der Wien Energie hergenommen und einen Zeitraum von 2013 bis 2021 kurz beleuchtet. Und da stellt sich heraus, dass beim Brennstoffeinsatz für die Strom- und die Wärmeerzeugung der Wien Energie der Anteil von Gas mit 80 Prozent sehr hoch ist - also 2013 bis 2021 - und der Anteil von Abfall- und Biomasse bei rund 20 Prozent liegt. Dieser ist stabil geblieben. Das heißt, es ist in den letzten acht Jahren relativ wenig, praktisch gar nichts weitergegangen in dieser Transformation, von der wir schon lange wissen, dass sie durchführbar ist - das ist ja nicht etwas, das erst heute zu Tage gekommen ist. Es ist aber dennoch nie zu spät, und ich darf Ihnen auch die von den Wiener Stadtwerken ausgegebenen Ziele hier noch einmal vor Augen führen: Im Jahr 2035 sollte hier der Anteil an erneuerbarer Energie bei der Stromerzeugung bei 35 Prozent liegen und bei der Wärmeerzeugung bei 40 Prozent. Das heißt, auch davon sind wir noch weit entfernt, denn wir haben derzeit, sprich, 2021, ungefähr einen Anteil von 23,6 Prozent. Der Weg ist noch ein weiter, und wir müssen hier eine Kraftanstrengung unternehmen. Raus aus Gas heißt zum Teil jetzt rein in die Fernwärme, und auch da wissen wir, dass der fossile Anteil doch bei zwei Dritteln liegt, und das allein kann es nicht sein. Das heißt, wir widmen uns der erneuerbaren Energie, und auch da ist der Ansatz äußerst positiv. Wir wollen umstellen, wir wollen diese Energieträger vermehrt einsetzen. Die Beispiele, die Herr Gara genannt hat und die auch meine VorrednerInnen genannt haben, sind vorbildlich, aber es sind Beispiele, die hier einzelne Inseln, einzelne Gegenden, einzelne Projekte beschreiben. Diese sind durchaus vorbildhaft, dennoch geht es hier um eine breite Ausrollung einer Umstellung - wir sprechen eben von einer Transformation bis 2040 zur Dekarbonisierung, und da brauchen wir noch mehr. Da brauchen wir auch die Privatpersonen, auch die Anbieter, von denen ich gesprochen habe, und da muss ein Schub weitergehen. Da geht es um die Umstellung auf - schon genannt - Photovoltaik, auf Geothermie, auf die Pumpentechnik, die Wasser-Wasser- Wärmepumpen bedeutet oder Luftwärmepumpen, und so weiter, und so fort. Ich weiß aber mittlerweile aus der Praxis, und ich bin sehr viel bei Unternehmerinnen und Unternehmern, dass es hier zumal an Genehmigungen scheitert oder der bürokratische Aufwand doch sehr hoch ist. Magistratsabteilungen, die dabei meist oder manchmal zu Komplikationen führen, sind die MA 37 und die MA 19, die Einsprüche erheben, zum Beispiel bei Photovoltaikanlagen. Vielfach ist es auch nicht möglich, die Kapazität der Photovoltaikpaneele zu platzieren, weil auch die Einspeiskapazität nicht gegeben ist. Was will ich damit sagen? - Es ist also ein breiter Weg zu dieser Dekarbonisierung, wo eines ganz, ganz wesentlich ist - denn der Wille ist vorhanden, die Maßnahmen sind da, wir haben die Technik -: Wir brauchen hier legistische Grundlagen, Verbesserungen, um auch rasch reagieren zu können und die Maßnahmen auch umzusetzen. Die Wirtschaft spielt dabei aus meiner Sicht eine sehr, sehr große Rolle, denn einerseits ist sie Innovationstreiber für neue Technologien - und auch da sehen wir große Fortschritte -, andererseits ist auch die Chance für neue Berufsbilder für diese Energieberatungen, für Energieeffizienzstrukturen gegeben. Kollegin Kickert hat es erwähnt, es gibt hier mittlerweile Beratungsstellen, die das im digitalen Bereich sehr schön aufbereiten, und ohne Reduktion werden wir das Ziel nicht erreichen. Da sehe ich die Wirtschaft mit den innovativen Konzepten als großen Player mit dabei. Nun, meine Redezeit ist vorbei, ein Schlusssatz: Wenn wir also jetzt hier diese Umstellung, diese Transformation wollen, dann fordere ich die Verantwortlichen der Stadtregierung noch einmal auf, denn sie haben es in der Hand, die legistische Weichenstellung einzuleiten, um diesen Transformationsprozess im Energiesystem unter Berücksichtigung - und dazu bin ich gar nicht gekommen - der persönlichen Freiheit und der Gerechtigkeit für alle auch umsetzbar zu machen. - Ich danke Ihnen. (Beifall bei der ÖVP.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Herzlichen Dank. Ich bitte, auch noch das Rednerpult zu desinfizieren, Frau Abgeordnete. Danke schön. - Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg. Samel. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Mag. Dr. Ewa Samel (SPÖ): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Liebe ZuschauerInnen vor dem Livestream! Die Wiener Regierungskoalition hat sich auf das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 geeinigt. Das Ziel ist sehr ambitioniert, aber das ist auch gut so. Mit dem Ausbau nachhaltiger, erneuerbarer Energiesysteme machen wir uns Schritt für Schritt unabhängiger von teuren fossilen Energieimporten. In Simmering zum Beispiel ist seit 2018 eine der größten Großwärmepumpen Mitteleuropas in Betrieb. Wien Energie arbeitet außerdem sehr, sehr intensiv am Thema Geothermie. Der rund 3.000 m tief liegende Wasserspeicher, der sich übrigens von Donaustadt bis Simmering erstreckt, soll bis zu 100 Grad heiß sein. Auch die Großwärmepumpe in Simmering am Gelände der ebswien- Kläranlage wird derzeit errichtet und soll schon nächstes Jahr in Teilbetrieb und 2027 sogar schon in Vollbetrieb gehen und damit mehr als 100.000 Wiener Haushalte mit umweltfreundlicher Fernwärme versorgen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch auf die Stromerzeugung näher eingehen, da der Strombedarf der Stadt in den nächsten 20 Jahren massiv ansteigen wird. Wir sehen es ja selbst im täglichen Gebrauch, wie viel Strom mittlerweile verwendet wird. Immer mehr Geräte werden mit Strom betrieben, immer mehr Akkus müssen ständig geladen werden. Dabei wird die Energieeffizienz in Zukunft sehr wichtig sein. Wer momentan in Simmering unterwegs ist - ich komme noch ein paar Mal darauf zurück -, sieht diese riesigen gelben Kabeltrommeln über weite Strecken hinweg, es sind auch Straßenzüge beziehungsweise Gehwege aufgebrochen. Was hat es damit auf sich?, haben sich natürlich viele gefragt. Das hat damit zu tun, dass die Wiener Netze für den Ringschluss der 380-Volt-Leitung gerade massive Stromkabeln im 11. Bezirk verlegen. Insgesamt werden in einem 4,5 km langen Teilstück jetzt sage und schreibe 13,5 km Erdkabel vom Zentralfriedhof bis zum Umspannwerk Simmering verlegt. Ich habe mir das auch selbst vor Ort angesehen. Es ist wirklich spannend, zu beobachten, was da passiert. Allein die Erdkabel haben einen Durchmesser von 16 cm, 1 m davon wiegt 45 kg. Insgesamt werden hier 600 t Kabel eingebracht. Das sind wirklich wahnsinnig große Dimensionen, und ich bin auch sehr stolz darauf, beziehungsweise glaube ich, dass wir alle sehr stolz darauf sein können, dass ein solches Projekt in Wien realisiert wird. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wenn wir schon beim Thema Strom sind, möchte ich auch noch ganz kurz auf die Ausfallzeiten der Stromnetze eingehen. Der aktuelle Vergleichswert laut E-Control aus dem Jahr 2021 beträgt für Österreich über 26 Minuten. Das ist ein guter Wert, aber auch da sieht man, dass Wien noch einmal besser ist, denn in Wien sind Kundinnen und Kunden im Durchschnitt nur unter 18 Minuten von einer Stromstörung betroffen - international ein wirklicher Spitzenwert, der sich sehen lassen kann. Nicht umsonst ist die Stromversorgung in Wien eine der sichersten der Welt. Dazu trägt auch das Projekt des Ringschlusses in Simmering bei. Weil wir beim Thema Strom sind, würde ich auch noch gerne auf den Sektor Mobilität eingehen, da dieser Bereich der stärkste Treiber im Hinblick auf den Strombedarf ist. Bis 2040 wird sich der Stromendenergiebedarf versiebenfachen, im Sektor Klimatisierung wird bis 2040 der Strombedarf um 65 Prozent steigen. Der Ausbau von erneuerbarer Stromproduktion wird daher eine große Herausforderung, der wir uns aber stellen müssen. Es wird aber nur möglich sein - und das möchte ich auch ganz, ganz stark betonen -, wenn alle an einem Strang ziehen. Gerade die Nutzung von Sonnenenergie wird hier auch eine große Rolle spielen. Dabei will ich auch die Wien Energie hervorheben, die heute schon Österreichs größter Photovoltaikbetreiber ist. 320 Anlagen sind in Betrieb, mit denen bereits rund 35.000 Haushalte mit Sonnenstrom versorgt werden. Um vielleicht noch einmal auf das Investitionsvolumen einzugehen: Wien Energie investiert bis 2026 sage und schreibe 1,2 Milliarden EUR in den Umbau des Energiesystems. Das ist immens viel Geld, das Geld ist aber dringend nötig, um diese Klimaziele auch zu erreichen. Rund 400 Millionen EUR sind dabei für den Ausbau erneuerbarer Stromproduktion reserviert. Wie man sieht, tut sich in Wien also einiges. Ein letzter Punkt, den ich noch ansprechen möchte, bevor meine Redezeit um ist, ist die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen. Wie wir wissen, lebt jede 4. Wienerin beziehungsweise jeder 4. Wiener in einer der 220.000 Gemeindewohnungen. Bis 2025 sollen sogar 5.500 weitere Gemeindewohnungen neu auf den Weg gebracht werden. Als soziale Klimamusterstadt haben wir uns auf die Fahnen geheftet, für die kommenden Generationen vorzusorgen, indem wir CO2 reduzieren, erneuerbare Energie fördern, nachhaltig und ressourcenschonend agieren. Kollegin Kickert hat das Beispiel mit dem Gemeindebau in der Hütteldorfer Straße bereits erwähnt, ich möchte noch auf ein weiteres Beispiel eingehen, nämlich: Anfang des Jahres wurde auf den Dächern des Gemeindebaus in der Ameisbachzeile in Ottakring eine Gemeinschaftsphotovoltaikanlage errichtet. Das eigene Hausdach produziert nun über 200.000 Kilowattstunden Ökostrom im Jahr, der für Licht, Fernseher, Waschmaschine, et cetera genutzt werden kann. Bis zu einem Drittel des Bedarfs im Gemeindebau wird damit nun über die Photovoltaikanlage gedeckt. Solche Lösungen machen natürlich Freude und sind auch ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz in unserer Stadt. Ja, Fortschritt erfordert Mut, und wir sind, glaube ich, mutig, denn eine moderne Energie- und Klimaschutzpolitik ist jetzt wichtiger denn je. Wir sehen, dass Wien alle Hebel für den Klimaschutz in Bewegung setzt und wichtige Meilensteine für die Wärmewende auf Schiene bringt. Ziel ist es aber, eine klimaneutrale Zukunft nicht nur für uns jetzt, sondern natürlich auch für die künftigen Generationen zu schaffen, denn die Klimakrise betrifft uns alle, das wissen wir, daher kann sie auch nur für uns alle gelöst werden. - Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Damit ist die Aktuelle Stunde beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Landtagsabgeordneten des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien eine schriftliche Anfrage eingelangt ist. Vor Sitzungsbeginn ist von Landtagsabgeordneten des Klubs der Wiener Freiheitlichen ein Antrag eingelangt. Den Fraktionen wurde der Antrag schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisung erfolgt wie beantragt. Nach Beratung in der Präsidialkonferenz nehme ich folgende Umstellung der Tagesordnung vor: Die Postnummern 3, 13, 2, 1, 9, 8, 10, 11, 12, 4, 5, 6 und 7 werden in dieser genannten Reihenfolge verhandelt. Gegen diese Umreihung wurde kein Einwand erhoben, ich werde daher so vorgehen. Postnummer 3 der Tagesordnung betrifft den Bericht der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft über ihre Tätigkeit im Jahr 2021. Ich darf zunächst einmal die Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz recht herzlich in unserer Mitte begrüßen. - Herzlich willkommen, liebe Sigrid! (Beifall bei GRÜNEN, ÖVP, NEOS und SPÖ.) Ich bitte den Herrn Berichterstatter - in diesem Fall Kurt Wagner, stellvertretend für den Herrn Stadtrat -, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Abg. Kurt Wagner: Geschätzte Damen und Herren! Liebe Frau Patientenanwältin! Auch in unserem Namen natürlich herzlich willkommen in unserer Mitte! Das Gremium ist Ihnen ja auf Grund Ihrer Vorgeschichte, die Sie diesbezüglich auch haben, nicht fremd. Ich darf Sie alle, meine geschätzten Damen und Herren und Kolleginnen und Kollegen, bitten, den Bericht der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft über ihre Tätigkeit im Jahr 2021 zur Kenntnis zu nehmen, und bitte Sie, Herr Präsident, die Verhandlungen einzuleiten. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Herzlichen Dank. Zu diesem Tagesordnungspunkt hat sich Frau Abg. Matiasek zum Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. Bitte sehr. Abg. Veronika Matiasek (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Patientenanwältin! Sehr geehrte Damen und Herren! Vor uns liegt der Bericht über das Jahr 2021, wie schon vom Herrn Präsidenten einleitend erwähnt, aber ich glaube, wir können diesen heute nicht allein diskutieren. Nach zwei Funktionsperioden wird es in Zukunft einen neuen Patientenanwalt geben, und wir verabschieden uns jetzt von Ihnen, Frau Dr. Pilz, und das möchten wir auch gebührlich tun, das ist ganz klar. Sie haben Ihre Funktion, glaube ich, mit sehr viel Herzblut erfüllt. Auch wenn wir in vielen Bereichen vielleicht nicht einer Meinung waren, sind aus unserer Sicht trotzdem - das sieht man auch in den Berichten - die besonders vulnerablen Gruppen von Ihnen sehr gut vertreten worden. Ich spreche jetzt in erster Linie von Kranken überhaupt, die sich im Kampf - unter Anführungszeichen - mit ihren Schwierigkeiten im Verlauf einer Behandlung oft nicht selbst helfen können. Auf der anderen Seite geht es auch um die vielen alten Menschen - es liegt ja hier auch der Bericht der Heimkommission vor -, alte, pflegebedürftige Menschen werden hier vertreten. Das ist natürlich wichtig, so wie viele Anwaltschaften, aber ich glaube, gerade im Bereich der Gesundheit, dem wertvollsten Gut eines Menschen, ist es besonders wichtig, dass er im Zweifelsfall oder im Kampf mit Behörden oder Einrichtungen der Gesundheitsversorgung eine entsprechende Unterstützung erfährt. Dafür danken wir Ihnen und Ihrem Team und wünschen Ihnen natürlich auch für die Zukunft alles Gute. Ich nehme an, Sie werden sich ja sozusagen geistig nicht ganz aus diesem Bereich herausbegeben, sondern das wird immer noch ein Begleitpunkt sein. Zur Bestellung möchten wir aber eines sagen, und das sehen wir sehr kritisch: Es war ein für uns nicht transparenter Vorgang. Es war dann auch ein bisschen befremdlich, dass vor der Bestellung durch die Landesregierung bereits Details aus diesem Bestellungsprozess an die Medien gegangen sind. Ich möchte als positives Beispiel die - praktisch zeitgleich erfolgende - Bestellung innerhalb einer Anwaltschaft anführen, über deren Bericht wir heute ebenfalls sprechen werden, das ist die Umweltanwaltschaft. Da hat der Ausschuss in einem gemeinsamen Verfahren, in einem gemeinsamen Hearing, das sehr, sehr gut und amikal verlaufen ist und sehr gut organisiert war, letztlich die Kandidaten, die zum Schluss zur Auswahl standen, befragt, hat sich ein Bild gemacht und ist dann zu einer Lösung gekommen. Ich glaube, das ist ein Vorbild, und ich glaube, dass das auch für die Bestellung der Pflege- und Patientenanwaltschaft der richtige Weg wäre. Wir haben ja schon wiederholt gefordert, dass dafür ein Hearing durch Vertreter des Gemeinderates stattfinden soll. Wir sind der Ansicht, dass das der richtige Weg ist, und, sehr geehrte Damen und Herren, vielleicht gibt es ein Umdenken und beim nächsten Mal auch einen Vorgang von jener Art wie für die Umweltanwaltschaft. (Beifall bei der FPÖ.) Zu den Berichten: Ich habe schon gesagt, ein besonderes Anliegen ist mir oder ist uns die Vertretung der besonders vulnerablen Gruppen. Nun geht es um das Jahr 2021, dominiert natürlich von Corona, und hier sieht man einerseits bereits die Auswirkungen vom Jahr davor, als das begonnen hat. Sie haben es ja auch im Ausschuss angesprochen: Die besonders hochbetagten kranken Menschen, die über lange Zeit einsam in Pflegeeinrichtungen, aber auch zu Hause mit vielleicht nur punktueller Betreuung die Zeit verbringen mussten, haben in diesen Monaten wirklich einen großen Schwund ihrer körperlichen und ihrer seelischen Energie erfahren. Für viele bewirkten diese zwei Jahre einen Alterungsprozess, den man mit jenem in einem Zeitraum von fünf, sechs, sieben Jahren vergleichen kann. Viele Menschen sind nicht mehr mobil, da sie sich kaum bewegt haben, und es ist ja auch kein Geheimnis, sondern jetzt schon Gegenstand einer breiten Debatte, wie stark die psychischen Auswirkungen waren. Da spannt sich der Bogen von den hochbetagten Menschen - wenn man es in der umgekehrten Richtung formuliert - bis zu den Kindern. Und auch das zieht sich wie ein roter Faden ja durch viele Berichte, durch viele Jahre, dass wir im Bereich der psychischen Versorgung in Wien nach wie vor ein riesengroßes Defizit haben, und dies ganz besonders bei den Kindern. Sukzessive und ganz langsam versucht man hier, Verbesserungen herbeizuführen. Zumindest ein großer Schritt ist da gelungen, nämlich dass man Kinder nicht mehr gemeinsam mit Erwachsenen unterbringt, das ist schon einmal ganz wesentlich. Defizite gibt es aber auch bis hin zur psychiatrischen Versorgung hochbetagter Menschen, wo es natürlich auch viel zu wenig Kapazitäten gibt, beziehungsweise auch keine Vorsorge, damit man erst gar nicht so stark in diese Phase hineinschlittert. Da ist also ein großer, großer Aufholbedarf für uns gegeben, und das entnehmen wir ja - anhand vieler Einzelfälle, aber auch Ihres Gesamtresümees - Jahr für Jahr den Berichten der Pflege- und Patientenanwaltschaft. - Das ist einmal ein Punkt. Ein zweiter Punkt, der mir immer wieder auffällt oder mit dem ich auch immer wieder konfrontiert werde, ist dieser heikle Übergang von einem Spitalsaufenthalt, etwa nach einer Operation, hin zur Entlassung zurück in die eigene Wohnung, ins eigene Heim. Viele Menschen sind einfach nicht in der Lage, selbstständig wieder ins Leben zu finden, können das auch noch nicht mit einer punktuellen, mobilen Betreuung und sind daher darauf angewiesen, in einer Akutgeriatrie oder in einer Rehabilitationseinrichtung wieder zu lernen, sich zu bewegen und den Alltag zu bewältigen. Auch da gibt es massive Defizite, und vor allem sind auch die Aufenthaltszeiten der Rehabilitation, der Remobilisation für viele Menschen viel zu kurz. Sie brauchen eine längere Phase. Was passiert dann? - Sie kommen nach Hause, sie klappen wieder zusammen, sie kommen ins Spital, und der Kreislauf beginnt von vorne. Ich glaube, da ist auch anzusetzen, und da stimme ich Ihnen auch zu, wenn Sie immer wieder einfordern, dass da gehandelt werden muss, dass entsprechende Plätze zur Verfügung gestellt werden müssen. Ein weiterer Punkt ist die Palliativversorgung, die auch noch sehr stark ausbaufähig ist. Wir haben auch im Ausschuss darüber diskutiert, und ich kann nur zustimmen - auch auf Grund leider eigener Erfahrung mit vielen mir bekannten und mit mir verwandten Personen -, dass es ein Gebot der Stunde ist, die Palliativversorgung mit aller Kraft auszubauen. Frau Dr. Laschan, Sie nicken, und Sie haben mir im Ausschuss ja auch aus der Seele gesprochen und haben es auf den Punkt gebracht: Wenn wir diesen assistierten Suizid besprechen, vorher bitte die Palliativversorgung ausbauen, so viel nur geht! Ich halte es da ganz mit Ihnen, ich könnte mich auch niemals dafür entscheiden, jemandem zu diesem Schritt zu raten, und ich möchte nicht in die Situation kommen, jemanden dabei begleiten zu müssen. Ich glaube aber, dass es sehr wichtig ist, dass man Menschen auf ihrem letzten Weg, der sehr oft von starken Schmerzen begleitet ist, eine Umgebung bietet, in der sie vor allem von ihren Schmerzen befreit sind - ich glaube, das ist eines der wichtigsten Dinge - und in der sie sich umsorgt und geborgen fühlen. Das ist alles wichtig. All das hängt natürlich auch nicht nur mit den Einrichtungen selbst - ich glaube, die wären ja weniger das Problem -, sondern mit ausreichendem Personal zusammen, und das ist ja etwas, was in der gesamten Gesundheitsversorgung, im gesamten Pflegebereich wie ein Damoklesschwert über uns hängt, dass wir leider sehen müssen, dass es schwierig ist, ausreichend Pflegekräfte zu bekommen. Es gibt ja viele gute Vorschläge und es gab ja jetzt auch eine Pflegereform, die allerdings vom Gesundheitspersonal und vom Pflegepersonal selbst nicht als ausreichend beurteilt wird, sondern lediglich als ein erster Schritt. Ich glaube also, da muss noch sehr viel geschehen. Ein Punkt, der mir gerade erst unlängst wieder von einer diplomierten Pflegekraft gesagt wurde, ist, dass die Bereiche so schlecht abgegrenzt sind, dass jeder irgendwo für alles zuständig ist, gerade in den Pflegeheimen, und dadurch natürlich auch für das diplomierte Personal ein hoher Druck entsteht und sie viele Dinge einfach mitmachen müssen, die eigentlich nicht ihr Bereich wären, die sie aber natürlich tun, weil niemand von diesen Personen, denen man wirklich für ihre Arbeit und für ihren Einsatz danken muss, jemanden einfach liegen lässt. Es gibt dann noch einen Bericht, der sich, natürlich im Zusammenhang mit Corona, mit dem Impfen beschäftigt. Das ist ja auch ein wichtiger Punkt, wenngleich ich oder wir in dieser Frage nicht ganz so diese Ihre Linie vertreten und wir einer Impfpflicht ja kritisch gegenüberstehen beziehungsweise sie ablehnen und sagen, es muss einfach in der freien Entscheidung jedes Menschen liegen. Ich komme auf die Fälle zurück, die Sie angesprochen haben, und es gibt ja viele, viele andere, die gar nicht erst bis zur Patientenanwaltschaft gelangt sind. Das sind Menschen, die sich impfen ließen und danach Beschwerden haben, und da rennen viele von Pontius zu Pilatus und finden niemanden, bei dem sie sich Gehör verschaffen können - Menschen mit zum Teil diffusen Beschwerden, mit zum Teil konkreten Beschwerden. Ich glaube also, das ist auch noch ausbaufähig. Was mir in diesem Zusammenhang ein bisschen fehlt, insgesamt fehlt, ist - und ich glaube, das wäre aber auch im Hinblick darauf wichtig, dass wir ja nicht wissen, wie sich die Situation entwickelt -, dass man das Impfen nicht mehr so sieht, dass man sagt, vorbeikommen auf ein Jaukerl wie auf einen Spritzer, sondern dass man viel mehr sagen muss: Du musst gesund sein, wenn du eine Impfung bekommst! - Das ist ganz wichtig, weil sicher der eine oder andere Impfschaden - ich bin keine Medizinerin, ich kann auch nur das sagen, was mir wiederum Ärzte gesagt haben - daraus resultiert, dass Menschen einfach impfen gegangen sind, ohne vorher wirklich eine gute Abklärung ihres Zustandes gehabt zu haben. Es ist ja auch erschreckend, wie man in diesem Zusammenhang draufkommt, wie viele Menschen eine Grunderkrankung haben und wie viele unbehandelte Grunderkrankungen es gibt. Also auch da ist, glaube ich, in der Vorsorge noch sehr viel Luft nach oben. Ja, ich habe mir beide Berichte durchgelesen. Es gibt viele Fälle, die Sie darstellen, von Behandlungsfehlern bis zu Missständen bei der Unterbringung. Wir sind froh und dankbar, dass es diesen Bericht gibt, dass hier aber auch gehandelt wird und dass, wenn Menschen einen Schaden erlitten haben, dann auch die Mittel zur Verfügung stehen - auch wenn man Gesundheit natürlich nicht abkaufen kann und einen schweren Behandlungsfehler niemals wirklich mit Geld abgelten kann -, dass man den Menschen, die diesen Schaden erlitten haben, wenigstens eine, ich sage jetzt einmal, kleine Wiedergutmachung in finanzieller Art und Weise zukommen lässt. Sehr geehrte Damen und Herren! Abschließend: Ich danke für die Arbeit, für die Berichte, die uns vorliegen, und hoffe, dass die Patientenanwaltschaft und auch die Heimkommission gut weiterarbeiten können. Ich wiederhole meinen Appell, beim nächsten Mal die Bestellung transparent - die Stadtregierung hat sich ja diesmal höchste Transparenz auf ihre Fahnen geschrieben -, in einem transparenten Verfahren, wie wir es etwa bei der Bestellung in der Umweltanwaltschaft gemacht haben, durchzuführen. Ich glaube, das wäre auch ein Schritt nach vorne. Und, Frau Dr. Pilz, ich wünsche Ihnen alles Gute und bedanke mich für Ihre Arbeit. (Beifall bei der FPÖ.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Herzlichen Dank. Bitte noch desinfizieren, Frau Abgeordnete. Danke schön. - Als Nächster ist Herr Abg. Gara zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau Patientenanwältin Dr. Pilz! Zuerst einmal auch von meiner und von unserer Seite vielen Dank für das extreme Engagement in den letzten zehn Jahren! Ich glaube, dass da sehr, sehr viele gute Punkte, auch sehr viele Fälle aufgezeigt wurden, dass Sie sich wirklich mit den vulnerablen Gruppen, also auch den Kindern - das ist mir ein ganz großes Anliegen -, auseinandergesetzt haben und auch die Qualität der Berichte wirklich sehr, sehr gut war. Überhaupt ein Dank auch an das gesamte Team der Patientenanwaltschaft, denn letztendlich ist es auch immer ein gesamtes Team, das diese Leistung erbringt! Es ist, glaube ich, auch ganz wichtig, ein ganz wichtiger Baustein in der Wiener Gesundheitspolitik, auch diese Reflexion zu haben. Von unserer Seite wirklich vielen Dank für diese sehr, sehr gute Leistung in den letzten zehn Jahren! (Beifall bei NEOS und GRÜNEN sowie von Abg. Luise Däger-Gregori, MSc und Abg. Mag. Josef Taucher.) Lassen Sie mich ganz kurz replizieren auf das, was Kollegin Matiasek bezüglich des Prozesses gesagt hat: Ich bin überrascht, weil Kollege Seidl im Ausschuss ganz anders gesprochen hat. Er sprach eigentlich von einem sehr transparenten Prozess, von einer sehr guten Wahl (Zwischenrufe von Abg. Wolfgang Seidl und Abg. Veronika Matiasek.) - ein bisschen anders, als Sie es jetzt hier dargestellt haben, das finde ich interessant. (Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc: ... Transparenz ist relativ ...) Nur ganz kurz dazu, auch im Vergleich: Ja - und ich glaube, das haben wir auch hier ganz gut geschafft -, wir wollten einen sehr transparenten Prozess. Das haben wir auch geschafft. Wir haben immerhin durch die Wahl des Prozesses 24 BewerberInnen gehabt - 24 BewerberInnen, im Vergleich zur Umweltanwaltschaft mit 9 BewerberInnen. Von diesen 24 BewerberInnen waren sehr viele auch von außerhalb des Einflussbereichs der Stadt, sehr viele aus unterschiedlichen Institutionen, und ich glaube, dass dieser gesamte Prozess auch sehr gut abgelaufen ist. (Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Was kriegst du dafür, dass du ...) Wir sind sehr gespannt - und ich hoffe, dass wir da auch eine sehr gute Wahl getroffen haben - und auch sehr zuversichtlich, dass die Patientenanwaltschaft auch in Zukunft genau diese wichtige Rolle der Aufsicht, der Kontrolle, auch der beratenden Funktion in der Gesundheitspolitik sehr gut wahrnehmen wird. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Lassen Sie mich jetzt aber zu ein paar Schwerpunkten aus dem aktuellen Bericht der Patientenanwaltschaft kommen! Ich habe mir drei Schwerpunkte ausgewählt. Ein Themenbereich ist die Primärversorgung, und da schreiben Sie auch in der Überschrift sehr klar, bei der Primärversorgung erfolgt der "Ausbau im Schneckentempo". - Vollkommen richtig! Wir sehen das auch in der Stadtregierung als sehr problematisch, angesichts unserer Zielsetzung der 36 PVEs, die wir umsetzen wollen. Das hat mehrere Gründe, und ich glaube, dass Sie die Gründe hier auch sehr gut skizzieren, die einfach in diesem Diskurs zwischen Wirtschaftskammer, Ärztekammer, teilweise auch der Österreichischen Gesundheitskasse zu sehen sind. Da sind wir dabei, einfach Modelle zu schaffen, die es einfacher machen, dass sich Gemeinschaften bilden, die eine solche Primärversorgungseinheit übernehmen. Wir haben uns hier sehr viele Ziele gesetzt. Wir sehen die Primärversorgungseinheit auch als ganz wichtige Einrichtung. Vor allem auch jetzt in der Pandemie hat sich gezeigt, dass das ein ganz, ganz wichtiger Stützpunkt in der Versorgung war, denn auch im Lockdown haben sehr viele der Primärversorgungseinheiten sehr gut funktioniert und waren geöffnet. Wir sehen es auch als notwendig - und das skizzieren Sie später auch im Bericht -, dass wir gerade im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit dieses Modell der Primärversorgung voranschreiten lassen. Da gibt es jetzt auch ein paar ausgearbeitete Modelle, da gibt es auch sehr viele Interessenten, weil wir ganz klar sehen, dass ÄrztInnen nicht mehr allein in einer Ordination arbeiten wollen und dass es wirklich notwendig ist, so ein multiprofessionelles Angebot von ÄrztInnen, von Pflege, von LogopädInnen, von DiätologInnen, und so weiter zu haben. Das ist letztendlich das, was auch die Menschen, die Wienerinnen und Wiener in der Gesundheitsversorgung haben möchten, und das sollte letztendlich auch der erste Ort sein, wo Menschen Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch nehmen können. Das heißt, die Wiener Stadtregierung ist sehr stark daran interessiert, den engen Austausch mit allen AkteurInnen zu pflegen, um den raschen Ausbau der Primärversorgung voranschreiten zu lassen. Ein zweiter wichtiger Punkt in Ihrem Bericht ist das Thema der Pflegereform. Die Pflegereform kommt, und das attestieren Sie richtig, über sehr viele politische Lippenbekenntnisse nicht hinaus. Ja, da müssen wir schon auch in Richtung Bund schauen, da trägt auch der Bund eine sehr große Verantwortung, und immerhin hat jetzt die Bundesregierung nach jahrelangem Warten, damals tatsächlich am Tag der Pflege, einmal diese Eckpunkte einer Pflegereform präsentiert. Der große Wurf war es aus unserer Sicht, aus Sicht der NEOS noch nicht, weil der Fokus sehr, sehr stark im Bereich der stationären Pflege ist, aber gerade das, was für die Menschen sehr, sehr wichtig ist, nämlich die selbstständige Pflege, die Möglichkeit, sehr niederschwellig auch Pflegeangebote in Anspruch zu nehmen, kommt im Reformplan von Gesundheitsminister Rauch eigentlich gar nicht vor. Das war auch einer der Kritikpunkte aus dem Bereich der Pflege, dass wir diese Vielfalt der Pflege, die wir auch brauchen, diese vielfältigen Angebote, auch Berufsangebote, die wir brauchen, hier nicht vorfinden. Denn der Pflegeberuf ist extrem herausfordernd, auch in der Pandemie, die steigenden Belastungen im Pflegebereich wirken sich massiv aus. Das führt dazu, dass auch viele den Pflegeberuf verlassen, in einen anderen Beruf gehen. Das ist nicht gut, das ist weder für das Gesundheitssystem gut, noch ist es für die, sage ich, Zukunft auch in der Ausbildung der Pflege gut. Wir setzen hier in Wien aber sehr, sehr viele Maßnahmen, um gerade die Ausbildung in der Pflege zu stärken. Wir haben dazu eine Reihe von Programmen auch gemeinsam mit dem Fachhochschulcampus skizziert und in Umsetzung gebracht. (Beifall bei den NEOS sowie von Abg. Luise Däger- Gregori, MSc und Abg. Kurt Wagner.) Jetzt zu einem dritten Schwerpunkt, der mir immer ein großes Anliegen war - und da war ich, glaube ich, extrem hartnäckig auch in der Opposition. Es hat mich auch sehr gefreut, dass dieses Thema dann auch in der Gesundheitsplattform einen eigenen Schwerpunkt bekommen hat, denn ich glaube, es ist wichtig, dass wir die Gesundheitsplattform auch tatsächlich nutzen, so wie es StR Hacker auch jetzt neu initiiert hat, dass wir dort auch tatsächlich in den Diskurs treten können und letztendlich dort auch konkret Dinge verhandeln, die für die Gesundheitsversorgung in Wien wichtig sind. Und da spielt die Kinder- und Jugendgesundheit eine enorme Rolle. Dabei geht es nicht nur um das Thema der Kinder- und Jugendpsychiatrie - ich sage immer, das ist der "top of the pyramid" -, sondern wir müssen wirklich ganz unten beginnen, das bedeutet: in der Prävention, in der Vorsorge bis hin zu dem Bereich der gesunden Ernährung, et cetera. Das ist ganz, ganz wesentlich. Auch für die Versorgung der Kinder und Jugendlichen - und das schreiben Sie auch richtigerweise im Bericht - ist die Anzahl der niedergelassenen ÄrztInnen im Bereich Kinder- und Jugendheilkunde massiv gesunken. Wir sind hier auf einem extrem niedrigen Niveau - wir haben in manchen Bezirken ein wirklich großes Problem -, und da heißt es, Rahmenbedingungen zu schaffen, sodass dieser für die Kinder- und Jugendgesundheit wirklich wichtige Beruf auch die entsprechende Wertschätzung bekommt, aber nicht nur Wertschätzung, sondern natürlich auch Finanzierung, und auch die Rahmenbedingungen bekommt, die es ermöglichen, dass sich ÄrztInnen und Pflegebereich finden und zum Beispiel gemeinsam auch so eine Versorgungseinrichtung wie eine PVE errichten. Das ist etwas, was wir im Regierungsprogramm auch festgeschrieben haben und wofür ich, wie gesagt, schon sehr großes Interesse vernehme. Ich glaube, dass wir da wieder in eine positive Richtung gehen können, um diese Grundversorgung für Kinder und Jugendliche massiv zu verbessern. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ja, das Thema der psychischen Versorgung für Kinder und Jugendliche ist ein extrem wichtiges und durch die Corona-Pandemie in seiner Bedeutung noch massiv gesteigertes. Wir sehen das auch ganz, ganz stark. Daher braucht es hier flächendeckende Angebote. Dabei geht es nicht nur um die Kinder- und Jugendpsychiatrie - wie gesagt, das ist der "top of the pyramid" -, sondern es geht auch um niederschwellige Angebote im Bereich von Klinischen PsychologInnen, FamilienpsychologInnen, et cetera, um bereits frühzeitig zu erkennen, wo Probleme auftauchen, und frühzeitig auch Hilfeleistungen anzubieten, damit es erst gar nicht zu dieser Eskalationsstufe kommt, in der eine psychiatrische Versorgung notwendig ist. In diesem Bereich gibt es auch verschiedene Angebote des Psychosozialen Dienstes. Wir haben ein Projekt, das hier läuft, das Projekt "Home Treatment". Ich glaube, dass das sehr wichtig ist, weil die Kinder und Jugendlichen damit in ihrem bestehenden Umfeld auch eine entsprechende Unterstützung bekommen. Das ist ganz wichtig, denn sonst ist quasi der Ausstieg - wenn man also, nachdem man stationär aufgenommen war, dann wieder in die Versorgung nach Hause kommt - immer eine Disruption, ein Riss, und da ist eine entsprechende Versorgung auch so nicht gewährleistet. Daher ist das, glaube ich, ein sehr gutes Projekt, diese Art von Versorgung auch entsprechend zu Hause zu machen. Eines der weiteren Themen, die wir hier initiieren, um die Versorgung in diesem Bereich zu verbessern, ist Extended Soulspace. Der Psychosoziale Dienst hat ja neben seinen zwei Ambulatorien im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein spezielles Ambulatorium in der Klinik Hietzing, den Extended Soulspace, das ja sehr erfolgreich ist, wo Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, dort einfach hinzugehen - es ist sehr, sehr offen gestaltet - und die entsprechende Unterstützung zu bekommen. Ich finde das sehr, sehr vorbildhaft, ein zweites ist in Wien geplant. Ein drittes Projekt, bei dem auch diese Unterstützung für die Kinder- und Jugendgesundheit sehr, sehr stark hervorstechen wird, aus meiner Sicht - ich glaube, dass das ein wirklich sehr, sehr erfolgreiches Projekt werden kann -, ist unser Pilotprojekt der School Nurses. Wir haben das einmal an ein paar Schulen initiiert, evaluieren jetzt dieses Pilotprojekt, um auch zu überlegen, wie sich das skalieren lässt. Der erste Eindruck ist hier auch sehr, sehr positiv. Auch das ist ein ganz wichtiger Baustein für die Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen. Da heißt, das wird insgesamt nur gehen, indem wir wirklich eine Reihe von Bausteinen haben und nicht nur immer sagen, es ist die Kinderpsychiatrie schuld, es ist die Kinderpsychiatrie schuld, denn das hilft uns in der jetzigen Situation nicht, auch wenn wir natürlich sehr gerne mehr Stellen in diesem Bereich hätten, aber das ist jetzt für ein Stück des Weges ein "Henne und Ei"-Problem, weil es natürlich auch länger dauert, bis man die entsprechenden Ausbildungsplätze geschaffen hat, bis ausgebildete Kinder- und Jugendpsychiater agieren können. Daher ist es uns wichtig, möglichst viele niederschwellige Angebote zu machen, All diese Punkte haben Sie in dem Bericht der Patienten- und Pflegeanwaltschaft, glaube ich, auch sehr gut dargestellt, nicht nur in diesem Bericht, sondern auch in den Berichten der letzten Jahre. Ich glaube, dass auch sehr viele Erkenntnisse aus den Berichten der letzten Jahre in diese Maßnahmen eingeflossen sind, die wir jetzt hier als Fortschrittskoalition umsetzen. Ich möchte mich noch einmal ausführlich bedanken für Ihre Arbeit, ausführlich bedanken bei Ihrem Team und hoffe, dass wir auch in Zukunft ähnlich qualitäts- und gehaltvoll ein Feedback von der Gesundheits- und Pflegeanwaltschaft für die Weiterentwicklung der Wiener Gesundheitspolitik bekommen. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg. Huemer. Ich erteile es ihr. Abg. Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geehrte Frau Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz! Geschätzte Abgeordnete! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie! Wie schön, dass wir das heute wieder haben dürfen! Ich begrüße auch alle Menschen, egal, welchen Geschlechts, die unsere Debatte online verfolgen. Es geht um den Bericht der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft über das Jahr 2021, und wie schon angesprochen ist es - aus meiner Sicht: leider - der letzte Bericht, der unter der Leitung von Dr. Sigrid Pilz erstellt wurde. Ich möchte daher heute auch die Gelegenheit nützen, um wirklich auch ausführlich auf ihre, auf deine Arbeit in den letzten Jahren einzugehen. Ich möchte gleich einmal voranstellen, dass ich mich im Namen insbesondere auch unserer Fraktion, der GRÜNEN, sehr, sehr herzlich für diese zehnjährige Tätigkeit bedanke. Zehn Jahre, zwei Funktionsperioden - das ist wirklich hier einmal den ersten großen Applaus wert, würde ich sagen. (Beifall bei den GRÜNEN und von Abg. Martina Ludwig-Faymann, Abg. Mag. Michael Aichinger und Abg. Mag. Stephan Auer-Stüger.) Ich habe Dr. Pilz in ihrer Funktion als PatientInnenanwältin als wirklich sehr engagierte, als überaus engagierte Interessenvertreterin für die Anliegen der zu Pflegenden und auch von deren Angehörigen sowie von Patientinnen und Patienten wahrgenommen. Ich finde, das war wirklich eine hervorragende sozusagen Lobbyarbeit für diese Interessen. Wenn ich mir vorstelle, ich bin Patientin und wende mich mit einem Anliegen, weil es ein Problem gibt, an eine Institution, von der ich mir Hilfe erwarte, dann fühle ich mich und fühlte ich mich dort wirklich sehr gut aufgehoben, und ich habe immer besten Wissens und Gewissens auch Menschen an diese Institution verwiesen. Und ich finde, ehrlich gesagt, wenn sozusagen die Interessenvertretung der Ärztinnen und Ärzte jetzt nicht unbedingt "best fellow" mit der PatientInnenanwaltschaft ist, dann ist das für mich als Patientin, die sich mit einem Problem an die Patientenanwaltschaft wendet, eigentlich ein Qualitätsmerkmal. Es wäre aus meiner Sicht umgekehrt ja fast besorgniserregend, wenn also aus dieser Institution, sprich, der Ärztekammer, Applaus für die Patientenanwaltschaft kommt. Ich finde, dass es hier ein konfrontatives Verhältnis auch mitunter gab, natürlich getragen von Wertschätzung. Dass aber da ganz klar ist, wer auf welcher Seite steht, das finde ich ganz wichtig, und das schätze ich auch sehr an ihrer Arbeit. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich glaube, was Dr. Pilz wirklich auszeichnet, ist auch, dass sie eine sehr aktive, eine sehr mutige, das ist ja nicht selbstverständlich, eine sehr streitbare, definitiv unabhängige und weisungsfrei agierende Frau in dieser Funktion war, die anspricht, was es einfach anzusprechen gilt, und nicht aus Raisongründen einfach schweigt. Das war und ist, glaube ich, etwas sehr, sehr Wichtiges. Vielleicht war es manchem Mann, ich sage das jetzt einmal so, in dieser Stadtregierung vielleicht auch mitunter zu engagiert oder zu öffentlich oder zu hörbar, weil sich das Amtsverständnis des Nachfolgers, wir werden ja noch mehr davon hören, zumindest in den ersten Momenten vielleicht ein bisschen anders anspürt. Wie es zu diesem ganzen Procedere gekommen ist, dazu wird aber mein Kollege, Klubobmann David Ellensohn, vielleicht später dann noch etwas sagen. Jedenfalls ist Fakt, dass Sie sich als Patienten- und Pflegeanwältin definitiv vor Kritik, egal, an welcher Institution, wenn es Kritik anzubringen gab, nicht gescheut haben, ob das die grünen Gesundheitsminister waren, ob es die Ärztekammer war, ich habe es schon angesprochen, ob es die Kassen betrifft oder auch einfach Institutionen des Wiener Gesundheitssystems. Sie haben einfach direkt und klar benannt, was Sache ist. In Ihrer Funktion als Anwältin ist es ja praktisch gesetzlich eingeschrieben, dass Sie nicht nur beim Problemebeheben helfen sollen, sondern dass Sie einfach auch Missstände aufzeigen, und das haben Sie in Ihrer Funktion wirklich sehr, sehr hervorragend gemacht. Kollegin Matiasek hatte die Berichte da: Es ist wirklich wieder sehr umfangreich, was die Arbeitsleistung dieser Institution im vergangenen Jahr betrifft. Ich glaube, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft in der Bevölkerung großes Vertrauen genießt. In Zeiten wie diesen, in denen Institutionen Vertrauen verlieren, ist das keine Selbstverständlichkeit. Man kann, glaube ich, mit Fug und Recht behaupten, dass dieses Ansehen, dieses Vertrauen ganz stark mit Ihrer Arbeit, mit Ihrer Arbeit im Team, das ich hier natürlich auch erwähnen möchte, schwerst und täglich neu erarbeitet wurde. Das ist eine große Leistung, die einfach auf beständiger, kontinuierlicher, verlässlicher, kompetenter Arbeit aufbaut. Ich hoffe, dass dieses hohe Gut, das diese Institution genießt, auch weiter bestehen bleibt. Was mir auch wichtig ist zu sagen: Dass ich die Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft als ganz wichtigen Player in der Gesundheitspolitik in dieser Stadt verstehe, aber auch darüber hinaus, würde ich sagen. Es geht, wie man auch im Bericht lesen kann, ja nicht nur darum, bei akuten individuellen Problemlagen zu helfen, sondern auch im großen Ganzen, in der Gesundheitspolitik, eine Stellungnahme abzugeben. Ich nehme ein Beispiel heraus: Der assistierte Suizid, das Thema, wie man damit umgeht, wenn Menschen von sich aus aus dem Leben scheiden möchten. Da gibt es ein Gesetz, die Patientenanwaltschaft hat eine Stellungnahme eingebracht. Um hier auch schon vorzugreifen, was im Bericht auch angesprochen wird: Damit ist es ja nicht getan. Wir wollen ja kein totes Gesetz, sondern wir wollen, dass dieses Gesetz auch praktisch wirklich lebbar wird, ohne dass sich Menschen - die Pflegenden oder die ÄrztInnen - da in einem Graubereich bewegen müssen, dass die Menschen, die freiwillig aus dem Leben scheiden wollen, Unsicherheit erleiden müssen. Da ist noch viel zu tun, und das ist eine ganz wichtige Arbeit, die vielen hier vielleicht nicht bekannt ist. Darum möchte ich sagen, wo die Patientenanwaltschaft mit den Institutionen in Wien konkrete Umsetzungsmöglichkeit erarbeitet und schaut, wo vielleicht auch nachgebessert werden muss, wo noch mehr Klarheit geschaffen werden muss. Eine ganz, ganz wichtige Arbeit, also gesundheitspolitisch ein ganz großes Themenfeld, das die Patientenanwaltschaft da auch zu leisten hat. (Beifall bei den GRÜNEN.) Weil hier auch viele Junge sind: Frau Dr. Pilz ist definitiv nicht nur auf Grund ihrer Funktion in der Patientenanwaltschaft eine profunde Kennerin des Wiener Gesundheitswesens, sondern sie hat sich schon viele Jahre vorher als Gesundheitssprecherin der Grünen Fraktion hier in diesem Haus einen Namen gemacht. Ich darf erwähnen, mit dem Aufdecken des Pflegeskandals und der Untersuchungskommissionen, die danach gefolgt sind, sind ganz vehemente Verbesserungen in der Pflege losgetreten worden, da hat sich viel getan. Deine Arbeit geht schon viel weiter zurück als diese zehn Funktionsjahre als Pflegeanwältin. Es ist wirklich unglaublich, was da an Kompetenz und Know-how in personam Sigrid Pilz da ist. (Ruf bei den GRÜNEN: Ja ...) Wir wissen, die Zuständigkeit der Patientenanwaltschaft ist ein sehr großes Feld - das reicht von Krankenanstalten bis zu Hebammen, von Apotheken bis zur Krankenbeförderung -, und über all diese Themenfelder finden wir Beispiele und Anmerkungen zu Vorfällen, die es gegeben hat, im Bericht. Ihr Team, das aus acht JuristInnen, drei diplomierten Gesundheits- und KrankenpflegerInnen, zwei diplomierten SozialarbeiterInnen, zwei KanzleimitarbeiterInnen und einer Fachreferentin für Pressearbeit besteht, hat hier wirklich wahnsinnig viel geleistet und auch, man muss es auch einmal sagen, viele, viele Tausende Euros für die Patientinnen und Patienten herausverhandelt und erwirkt. Es ist eine harte Verhandlungsarbeit, dafür zu kämpfen, dass Schaden, der entstanden ist, der in vielen Fällen ja gar nicht wirklich gutzumachen ist, zumindest monetär abgegolten werden kann. Vielen Dank dafür. (Beifall bei den GRÜNEN und von Abg. Mag. Josef Taucher.) Die Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft ist eine gesetzliche Institution. Sie wurde per Gesetz eingerichtet und sie bietet kostenlose Beratung und Unterstützung für alle Wienerinnen und Wiener und deren Vertrauenspersonen an. Ich darf hier sagen, 11.500 Mal wurde im vergangenen Jahr der Dienst in Anspruch genommen, über 1,15 Millionen EUR aus dem Patientenentschädigungsfonds an 81 Fälle wurden ausbezahlt beziehungsweise haben 358 Schadensfälle eine finanzielle Entschädigung von 2,64 Millionen EUR bekommen. Also da ist etwas zu tun, da ist viel Engagement dahinter, da ist auch viel Kenntnis der fachlichen Möglichkeiten. Man muss ja einmal herausfinden, was da wirklich schiefgelaufen ist, ob menschliches Versagen im Spiel ist. Da ist wirklich viel Arbeit drinnen, das zeigt sich dann am Erfolg, wenn Menschen, denen Schaden zugefügt wurde, zumindest Geld dafür bekommen. Erwähnen möchte ich auch noch die Unabhängige Patientinnen- und Patienteninformationsstelle, die UPI. Das ist auch eine ganz wichtige Einrichtung, weil wir wissen, dass die Gesundheitskompetenz - dass also Menschen sich im Gesundheitssystem zurechtfinden können, dass sie die Informationen verstehen - leider nicht so hoch ist, wie wir uns das in Wien wünschen möchten. Wir wissen auch, dass sich Menschen, die sozial benachteiligt sind, da noch schlechter zurechtfinden. Insofern ist es ganz, ganz wichtig, dass es Einrichtungen gibt, die Orientierungshilfe durch das Gesundheitssystem geben, dass es eine Einrichtung wie die UPI gibt, die hilft, einen Befund zu interpretieren, also (erheitert) auszudeutschen, in eine Sprache zu übersetzen, die man versteht. Wir alle kennen das Problem: Definitionen sind oft völlig unklar, was sie wirklich bedeuten, und da wird sich Zeit genommen, um diese Befunde zu interpretieren, den Menschen verständlich zu machen. Das ist, glaube ich, in der Gesundheitsversorgung dieser Stadt eine ganz wesentliche Aufgabe, die es noch weiter zu promoten gilt. Ebenso danke auch an die ELGA-Ombudsstelle, die da ebenfalls angesiedelt ist, und natürlich allen MitarbeiterInnen in der Heimkommission, die ja für die Menschen da ist, die Pflege brauchen und wo logischerweise immer wieder Probleme passieren, nicht nur, weil wir einen Pflegenotstand haben, der nicht erst durch die Pandemie angewachsen ist. Die Probleme sind ja zum Teil, das muss ich schon an Kollegen Gara sagen - er ist jetzt nicht mehr da -, auch hausgemacht, weil einfach viel zu lange nicht entsprechend in die Ausbildungen investiert wurde, nicht entsprechend für gute Arbeitsbedingungen gesorgt wurde. Wo Menschen sind, passieren Fehler, passieren Kommunikationsfehler. Da braucht es Einrichtungen, die vermitteln, die für individuelle, ganz spezifische Problemlagen Lösungen schaffen, und hier ist auch die Heimkommission mit den vielen ehrenamtlich Tätigen eine ganz wesentliche Einrichtung in dieser Stadt, die unheimlich viel schafft. Danke auch diesen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. (Beifall bei den GRÜNEN.) Man kennt Sie, Frau Dr. Pilz, nicht nur in Wien, man kennt Sie Österreich-weit. Sie sind eine sehr aktive Öffentlichkeitsarbeiterin für die Institution, für die Rechte von PatientInnen, aber auch für Gesundheitsthemen. Man kann es auch im Bericht lesen, wo überall Sie an Diskussionen, Arbeitsgruppen, ExpertInnenaustausch, Hearings, und so weiter teilgenommen haben. Das ist ganz, ganz wichtig, und ich hoffe, dass das auch zukünftig gemacht wird. Wo werden denn die Interessen von PatientInnen wahngenommen, von wem werden sie denn artikuliert, wenn nicht von der PatientInnenanwaltschaft? Das ist eine höchst, höchst wichtige und gesundheitspolitisch höchst, höchst erforderliche Aufgabe, die Sie wahrgenommen haben. Ich möchte mich auch ganz herzlich bedanken, dass Sie das Thema Kindergesundheit so vehement in den letzten Jahren und auch dieses Mal wieder angesprochen haben. Es ist ein großes Anliegen von mir und von uns allen, dass die Unterversorgung endlich und raschest behoben wird. Es ist schön, auf einzelne Projekte der Verbesserung hinzuweisen, aber wir dürfen uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass da massive, massive und seit Jahren bestehende Probleme existieren, die man so einfach nicht hinnehmen darf. Wenn es zur finanziellen Frage wird, ob sich Eltern die kinderärztliche Versorgung leisten können oder sie dafür lange Wartezeiten in Anspruch nehmen müssen, weil eben Kassenkinderärzte fehlen, dann ist das einfach dieser Stadt mit einer an sich guten Gesundheitsversorgung unwürdig. Da muss aus meiner Sicht noch viel, viel lauter auf diese Probleme hingewiesen werden und auf Lösungen gedrängt werden, denn es darf einfach nicht sein, dass Kinder, wenn sie ärztliche Versorgung brauchen, diese nicht bekommen, weil es sie nicht gibt. Das geht einfach nicht. (Beifall bei den GRÜNEN.) Sie sind auch immer eine kritische und wichtige Stimme gewesen, dass diese Privatisierung, der wir im Gesundheitssystem gegenüberstehen - gemeint ist, dass es immer weniger KassenärztInnen zu Gunsten von immer mehr WahlärztInnen (Abg. Mag. Josef Taucher: Zahlärzte! Zahlärzte!) gibt -, nicht ein Trend sein soll, der so fortgeschrieben werden darf und dem man einfach so zusehen darf. Also da muss dringend eine Veränderung stattfinden. Wie die stattfindet, darüber kann man diskutieren, aber Tatsache ist: 68 KinderärztInnen in Kassenverträgen zu 152 WahlärztInnen. Das geht nicht, und das ist ja nur ein Beispiel von vielen. Sie waren und sind jedenfalls immer wieder eine jener, die darauf hingewiesen haben: Wir brauchen mehr KassenärztInnen, weniger Privat-, mehr Versicherungsleistung. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Wir haben sie gestern diskutiert, wir haben sie vorher schon diskutiert, die kinderpsychiatrische Versorgung. Ob sie jetzt intramural oder extramural stattfindet, diese Situation ist wirklich mangelhaft und dramatisch. Man kann gar nicht oft genug betonen, was das bedeutet. Sie sprechen von Drehtürpsychiatrie, weil einfach zu wenig Betten da sind, zu wenig Personal da ist, die Kinder und Jugendlichen nicht wirklich austherapiert werden. Sie kommen heraus, finden dort zu wenig niederschwelliges Angebot, zu wenig Nachbetreuung und kommen wieder hinein, so geht das dahin. Das ist inakzeptabel, meine sehr geehrten Damen und Herren. Wir brauchen eine Versorgung für Kinder, damit sie nicht als kranke Kinder zu kranken Erwachsenen werden, und das muss uns allen wirklich bewusst sein. Da geht es um vehemente Rechte, um Kinderrechte, die hier nicht eingelöst werden. Sie, eine mahnende Stimme, auch der Stadtrechnungshof, Politikerinnen und Politiker, wir alle müssen da noch drängender und dringender auf rasche Abhilfe pochen. Das Thema Unterversorgung zieht sich ja durch den Bericht durch. Das ist vielleicht auch einfach (erheitert) in der Natur der Pflegeanwaltschaft so angelegt, dass man da nicht immer Best Practice formuliert, sondern natürlich auf die Probleme hinweist. Im peripartalen psychiatrischen Versorgungsbereich - da geht es darum, wie es, in erster Linie Frauen, aber Eltern, während einer Schwangerschaft oder nach einer Schwangerschaft geht - kann es auch zu akuten psychischen und psychiatrischen Problemen kommen. Auch da bräuchten wir zehn Betten, schreiben Sie, es gibt aber nur vier. Das bleibt natürlich schon wieder auch für die kleinsten Kinder, wenn die Eltern so problematische Umstände, Gesundheitszustände haben, nicht ohne Folgen. Also da ist Handlungsbedarf und das formulieren Sie ganz eindeutig auch in Ihren Forderungen. Ich möchte mich ebenfalls anschließen, dass das Thema Primärversorgungszentren ein unheimlich wichtiges ist. Ich halte das Versorgungskonzept für sehr zukunftsträchtig, nicht nur, weil es wohnortnah ist, sondern auch multiprofessionell aufgesetzt ist. Ich glaube, die Zeit der monokausalen Behandlung ist zu Ende. Gesundheit ist viel vielfältiger, Prävention ist ein Teil der Gesundheitsversorgung, nicht nur Krankheit, und hier sind Primärversorgungszentren - nicht nur 36, sondern viel, viel mehr - in dieser Stadt gefordert. Danke auch dafür, dass Sie wieder einmal diese Thematik angesprochen haben und da dringenden Handlungsbedarf formulieren. 2021 war ein weiteres Jahr der Pandemie, dem Thema Pandemie widmen Sie auch einige Seiten im Bericht. Da kommt sehr wohl auch der Schadenersatz bei Impfschäden vor, aber natürlich auch andere Problematiken, wie das Warten auf Operationen, das Nichtbekommen von Impfungen für Menschen, die vulnerabel sind, also das ganze breite Spektrum der Pandemie. Impfskepsis, Wissensdefizite, Wissenschaftsskepsis, all das sind Probleme, die sich auch in der Arbeit der Patientenanwaltschaft niedergeschlagen haben und die Arbeit der Mitarbeiterinnen sicher nicht leichter gemacht haben, im Gegenteil, würde ich sagen, und das bei gleich bleibenden Ressourcen. Auch 2021 war ein herausforderndes Jahr für Ihre Institution, und Sie haben das alle sehr bravourös geschafft. Wunderbar! Ich möchte noch betonen, dass aus meiner Sicht mit Ihrer Arbeit vor zehn Jahren die Funktion der Patientenanwaltshaft überhaupt einmal zu einem sichtbaren und lauten Leben erweckt wurde, weil Sie da sehr aktiv, sehr modern und sehr innovativ herangegangen sind und ein Engagement hineingebracht haben, das man zuvor wirklich vermisst hat oder vermissen konnte. Für mich zeichnet es Sie einfach ungemein aus, dass Sie da auch die Finger in die Wunden gelegt haben und die gesundheitspolitischen Akteure aufgefordert haben, im Sinne der Rechte für PatientInnen nach Lösungen zu suchen. Ihr Ausscheiden oder das Nichtmehrverlängertwerden oder das Ende Ihrer Funktion ist für mich auch frauenpolitisch ein Verlust, möchte ich sagen. Sie waren in der Wiener Plattform für Frauengesundheit vertreten. Dort geht es natürlich, wie der Name schon sagt, um Frauengesundheit. Sie haben sich des Themas Frauengesundheit immer angenommen und auch da sehr konstruktive Beiträge eingebracht. Wir werden Sie da sehr vermissen. Ich möchte auch sagen, das Ende Ihrer Funktion ist auch frauenpolitisch ein Verlust. Es sind nicht so viele Frauen in Spitzenfunktionen, und ich würde einmal sagen, die Leitung der Patientenanwaltschaft ist eine Spitzenfunktion. Es wird zukünftig dort wieder männerlastiger sein, wenn man gesundheitspolitische Debatten oder Diskussionen verfolgt. Vielleicht kannst du noch mehr dazu sehen, aber was ich da beobachte: Es ist ganz oft "men only" oder manchmal nur eine Frau, also auch da der Verlust einer Anwältin, Patientenanwältin als Role Model, als Vorbild. Das ist sehr zu bedauern. (Beifall bei den GRÜNEN.) Man hört an meiner Wortmeldung: Ich bin traurig und finde es schade, dass es von Seiten des Bürgermeisters und des Herrn Gesundheitsstadtrates, -landesrates eine andere Präferenz für die Zukunft gibt. Ich hoffe, dass sie das Wiener Gleichbehandlungsgesetz in der Entscheidung korrekt interpretiert haben. Man wird sehen, wie sich diese Funktion - nächstes Jahr werden wir den Bericht des neuen Anwalts diskutieren - entwickelt. Ich würde jedenfalls sagen, die Schuhe, die Sie, Frau Dr. Pilz, Ihrem Nachfolger hinterlassen, sind groß, und ich wünsche mir natürlich, dass er dort rasch und schnell hineinwächst und auch sehr aktiv und zur vollsten Zufriedenheit die PatientInnenrechte vertritt. Abschließend also noch einmal vielen, vielen Dank an Sie, Frau Dr. Pilz, an das Team der Wiener Patientinnen- und Patientenanwaltschaft, vielen, vielen Dank für Ihre Arbeit! Ich wünsche für die Zukunft alles Gute und sollte Langeweile aufkommen und sollte einmal die Pension kommen, ich weiß es ja nicht (erheitert), wir haben es gesehen: Man kann auch aus der Pension zurückgeholt werden - Mann mit Doppel-N! -, wieso also nicht auch eine Frau, wenn es gewünscht wird. Also vielen Dank! (Beifall bei den GRÜNEN.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Korosec. Ich erteile es ihr. Abg. Ingrid Korosec (ÖVP): Herr Präsident! Herr Kollege Wagner! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Herzlichen Gruß an die Besuchergalerie und an die Zuseher des Livestreams! Wir haben heute einen Bericht vor uns, wo wir jetzt nicht nur das letzte Jahr, sondern eine Karriere von zehn Jahren bewerten wollen, und es ist schon sehr interessant: Die Pflege- und Patientenanwaltschaft wird von allen gelobt, es wird gesagt, wie wichtig sie ist und eigentlich sollte der Bericht eine Pflichtlektüre für jeden Parlamentarier sein. Wir haben eine erfolgreiche Repräsentantin, die nach zehn Jahren nicht mehr bestellt wurde, und kein Mensch der Regierungspartei ist da, oder fast niemand. Das heißt, es ist schon interessant, offenbar ist das Interesse an dem Bericht nicht sehr groß, aber es zeigt auch nicht die Wertschätzung, die der Anwältin eigentlich gebührt. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Wie auch in den letzten Jahren, Frau Patientenanwältin, finde ich nur lobende Worte für deinen unglaublichen Einsatz für das Wohl der Wienerinnen und Wiener. Ich möchte mich bei dir jetzt einmal ganz herzlich bedanken, bei dir, aber natürlich auch bei deinem Team. Du hast die so wichtige Aufgabe 2012 übernommen und hast sie mit unglaublicher Leidenschaft ausgeführt. Gerade so eine Aufgabe kann man entweder fachlich abarbeiten oder man kann und soll sie mit Leidenschaft ausführen. Dass du so erfolgreich bist, hängt nämlich in erster Linie damit zusammen. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Denn du hast nicht nur verwaltet, verwalten muss man auch, das ist klar, aber ganz wichtig ist es zu gestalten, und du hast gestaltet. Nun doch ein paar Worte zum Inhaltlichen und zum Bericht. Kollegin Huemer hat ja sehr, sehr viel berichtet, ich kann mich da eigentlich kurz fassen. (Heiterkeit bei Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM. - Abg. Mag. Josef Taucher: Gesagt, getan!) Was ich schon erwähnt habe: Der Bericht ist so ausführlich und da steckt so viel drinnen, dass jeder von uns sehr, sehr viel lernen kann. Gerade weil dieser Bericht auch so glasklar darauf abzielt, worum es in unserer Arbeit im Gesundheits- und Sozialwesen wirklich geht, nämlich um die bestmögliche Unterstützung den Menschen, den Wienerinnen, den Wienern so rasch wie möglich zur Verfügung zu stellen, wenn sie sie brauchen. Viele, viele Anliegen, ich möchte nicht näher eingehen, wurden von Kollegin Huemer sehr ausführlich gebracht. Das alles sind ganz beeindruckende Zahlen, die die geleistete Arbeit sehr, sehr gut widerspiegeln. Wenn ich ganz kurz auf die Covid-19-Pandemie komme, die größte globale Epidemie seit Jahrzehnten: Bei solch einem traurigen und belastenden Ereignis ist es umso wichtiger, dass die in Wien lebenden Betroffenen ihre Rechte gegenüber den Gesundheitseinrichtungen einfordern können, und dies kann lediglich in ehrlicher Arbeit, wie eben in der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft, gelingen. Du hast auch ganz eindrücklich beschrieben, welche gewachsenen Brennherde im Wiener Gesundheitswesen vorzufinden sind. Ich kann deinem Unmut nur beipflichten, dass es nicht sein darf, dass beispielsweise Eltern ein privates Sparbuch anzulegen haben, um ihren Kindern die psychiatrische Therapie zukommen zu lassen. (Beifall bei ÖVP, FPÖ und GRÜNEN.) Wenn Kollege Gara das heute irgendwie kritisiert hat, wenn wir gerade den Bereich Kinderpsychiatrie immer wieder anführen: Erstens einmal hat er vergessen, dass er bis vor zwei Jahren das jedes Mal bei seinen Reden gesagt hat, und zum Zweiten, wir müssen es auch sagen, man muss immer darauf hinweisen. Gott sei Dank haben wir jetzt einen anderen Schlüssel, wir haben gestern in der Fragestunde mit dem Landesrat ja diskutiert, und er hat zugegeben, dass es da Probleme gibt und dass wir stärker darauf achten müssen. Daher sind wir ungeduldig, und wir müssen ungeduldig bleiben, denn nur durch diese Ungeduld ändert sich auch etwas. Ich kann mir jetzt einiges sparen, was schon gesagt wurde. Ja, wo ich sehr froh bin, das ist noch nicht erwähnt worden, ist die Digitalisierung im Gesundheitsbereich. Nicht die Vergangenheit, die Vergangenheit gibt es, die Gegenwart ist da, aber die Zukunft ist wichtig, um die Zukunft müssen wir uns kümmern. Digitalisierung ist eben Zukunft und gerade im Gesundheitswesen ein ganz entscheidender Pfeiler für eine flexible und effiziente Versorgung. Als ELGA-Ombudsstelle hat die Patientenanwaltschaft eine wichtige Aufgabe übernommen, um eben auch den Bürgern mit Beratung und Hilfestellung zur Verfügung zu stehen. Die Stadt Wien und besonders der WiGev ist meines Erachtens meilenweit, meilenweit von einer zeitgerechten Umsetzung entfernt und hat aus dem digitalen Schubverband in Wien noch viel zu wenig gelernt. Ich hoffe aber, Lernfähigkeit kann ja kommen, weil das ganz, ganz wichtig ist. Vielleicht ist die demographische Entwicklung auch entscheidend für den Anstieg von chronischen Krankheiten, und da braucht man eben auch diese innovativen Ansätze. Laborbefunde oder Ähnliches können großteils per Videokonferenz besprochen werden. Da erspart man sich die Anfahrtszeit, und so weiter, und keine Gefahr, dass man sich in Zeiten von Corona eventuell ansteckt. Auf eines möchte ich auch noch hinweisen, das wurde auch schon von meinen Vorrednern gesagt, aber weil es einfach so entscheidend und wichtig ist: die Palliativversorgung. Die Palliativversorgung ist mir wirklich ein Herzensanliegen. Im Zentrum stehen schwerstkranke Menschen, deren Erkrankungen eben nicht heilbar sind. Wissen Sie, wir führen die jungen Erdenbürgen ins Leben herein, das ist selbstverständlich. Für mich ist aber auch selbstverständlich, dass man dann auch unsere Lieben aus dem Leben hinausführt. Auch das muss sein, und daher ist es so wichtig, dass mehr finanzielle Mittel da sind - vom Bund, das hat sich ja sehr stark erhöht -, aber die Mittel alleine genügen nicht, wenn nicht die Voraussetzungen geschaffen werden. Wir brauchen da Personal. Sie haben einen Fall angeführt, das ist ein Spital in Wien, ich weiß nicht, welches Spital, aber wo einfach das Personal fehlt, und wo eigentlich unter unglaublichen Umständen das Personal sich dann um diese Menschen, die noch die letzten Schritte zu gehen haben, kümmern muss. Da ist es unbedingt wichtig, dass da Veränderungen vorgenommen werden. Danke, dass Sie immer darauf hinweisen. (Beifall bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren, es ist so viel gesagt worden, und ich möchte nicht unnötig aufhalten. Ich danke dir für den Bericht, ich danke dir für deine Arbeit, natürlich deinem ganzen Team, danke für die vielen Änderungsvorschläge. Zehn Jahre hast du wirklich die Patientenanwaltschaft, die Pflegeanwaltschaft geprägt und ganz, ganz wichtige Pflöcke eingeschlagen. Und natürlich die Medienarbeit - tue Gutes, und rede davon -, die ist einmal wichtig und notwendig. Gerade durch die Öffentlichkeitsarbeit hat die Patienten- und Pflegeanwaltschaft auch in der Öffentlichkeit den entsprechenden Wert erhalten und das ist ganz, ganz entscheidend. Ich wünsche dir für die Zukunft alles Gute. Wir haben ja eine lange Vergangenheit - nicht nur die zehn Jahre, sondern zehn Jahre vorher -, sie war nicht immer ganz konfliktfrei, sie war aber immer wertschätzend. Ich bin auch überzeugt, dass sich unsere Wege bald kreuzen werden, weil ich mir vorstellen kann, dass du vielleicht etwas weniger machen wirst, aber ich bin überzeugt, dass du weiterhin tätig sein wirst. Erlauben Sie mir noch ein paar Sätze zum Bestellmodus. Wir haben vor Beginn der Ausschreibung im Ausschuss einige Male mit LR Hacker gesprochen und haben gemeint, dass eigentlich ein Hearing wichtig und notwendig wäre. Der Gesundheitsausschuss soll sich Zeit nehmen, egal, wie viele Bewerber sind, je mehr desto besser. Er hat das abgelehnt, und das haben wir schon, ich glaube, da kann ich für alle Oppositionsparteien sprechen, sehr kritisch gesehen. Ich sehe jetzt diese Bestellung als äußerst kritisch, und ich möchte da gar nicht die ausgewählte Person anführen. Gerhard Jelinek ist jemand, der auf Grund seiner Vita jedenfalls eine faire Chance und somit auch einen Vertrauensvorschuss verdient hat. Sehr, sehr kritisch sehen wir aber den gesamten Ausschreibungs- und Umsetzungsprozess. Es war von Anfang an klar, dass die Periode fünf Jahre dauert, das hat man immer gewusst, nichts Neues, und es war daher keine Überraschung, dass eine Sitzung in der Landesregierung notwendig ist, wenn er bestellt wird, die Dringlichkeit kann mit nichts erklärt werden. Es ist jedenfalls für mich mehr als nur ein demokratiepolitisches Armutszeugnis, dass so ein wichtiges Amt per Umlaufbeschluss vergeben wird. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Man nimmt der Opposition die Möglichkeit, sich ein genaues Bild über den Kandidaten zu machen, und entledigt sich ungeniert etwaiger Nachfragen. Diese Geheimniskrämerei bei diesem für die Bürgerinnen und Bürger so wichtigen Amt ist kein guter Start, das kann auch nicht im Sinne des neuen Patientenanwaltes sein. Da handelt es sich wirklich um eine bewusste Missachtung, denn die Landesregierung kann man immer einberufen. Es gibt es keinen Grund, dass man das nicht machen kann. Es ist auch eine Diskriminierung der Stadträte der Opposition, die bis jetzt den Namen aus den Medien kennen, die Person wahrscheinlich persönlich nicht kennen, und auch von niemandem, außer von der eigenen Fraktion, weil wir es wissen, informiert wurden, weder vom Herrn Bürgermeister noch vom Herrn Landesrat. Das ist eine Vorgehensweise, die, na ja, wie soll ich sagen, nicht gerade "gentlemanlike" ist. Danke. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Laschan. Ich erteile es ihr. Abg. Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Pflege-, Patienten- und Patientinnenanwältin, liebe Sigrid, herzlich willkommen! Wieder einmal rede ich zum PatientInnenanwaltschaftsbericht, möchte aber, wenn wir von Höflichkeit sprechen, auch den designierten Patientenanwalt, Dr. Gerhard Jelinek, der seit dem Anfang unserer Sitzung auf der Galerie beiwohnt, herzlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall.) Vor allem aber möchte ich auch von ganzem Herzen das Team der PatientInnenanwaltschaft, das sich auch auf der Galerie eingefunden hat, ganz, ganz herzlich begrüßen (Allgemeiner Beifall.) und die Gelegenheit nutzen, Sie von Angesicht zu Angesicht für Ihre großartige Arbeit über viele, viele Jahre, seit es die Patientinnenanwaltschaft gibt, stellvertretend für alle mit einem großen, großen Dank auszeichnen und Ihnen die Hochachtung aussprechen, für diese doch sehr vielfältige und sehr viel Fingerspitzengefühl erfordernde Arbeit für die Menschen, für die Patientinnen und Patienten in dieser Stadt. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Ich möchte aber selbstverständlich auch auf den wie immer sehr ausführlichen und ausgezeichneten Bericht eingehen: Ich kann natürlich nur einige wenige Punkte herausgreifen und nehme die Punkte heraus, die mir besonders wichtig sind. Da nehme ich als Schlagwort gleich eine Überschrift aus dem Bericht, nämlich "Primärversorgung - Ausbau im Schneckentempo". Ich möchte ein bisschen ausholen, weil das ja nicht neu ist, dass wir wissen, dass wir irgendwann eine Unterversorgung haben werden. Das war 2010 schon klar. Jetzt haben wir die Unterversorgung, und ich möchte am Beispiel einer Primärversorgungseinheit im 15. Bezirk darstellen, mit welchen Hürden und Schwierigkeiten, höflich ausgedrückt, ein solches Unterfangen behindert wird. Im Jahr 2010 wurde vom damaligen KAV angekündigt, dass das Kaiserin-Elisabeth-Spital verlegt wird, also die Abteilungen in andere Krankenanstalten verlegt werden, dass das Gebäude dort nicht mehr sanierbar ist und deswegen das Areal ursprünglich verkauft werden sollte, um auch, das ist legitim für den KAV, Geld zu lukrieren, um es in die anderen Krankenanstalten oder in andere Vorhaben zu stecken. Wir haben als politische VertreterInnen im 15. Bezirk gefordert, dass dieses Grundstück nicht verkauft werden soll - das war für uns ein ganz wichtiges Anliegen - und dass dieses Grundstück vor allem im Bereich des Gesundheitswesens verwendet werden soll. Wir haben eine städtische Pflegeeinrichtung gefordert, nämlich eine städtische Pflegeeinrichtung, weil die besonders ausgezeichnet sind, weil dort rund um die Uhr auch eine medizinische Versorgung durch ärztliche Präsenz ist. Das haben wir an den Vorbildern der bereits bestehenden Pflegewohnhäuser gesehen und haben eine solche Einrichtung auch für den 15. Bezirk, der besonders viele aus unterschiedlichsten Gesichtspunkten vulnerable Gruppen als Bewohnerinnen und Bewohner hat, gefordert. Wir haben uns da auch durchgesetzt, da bin ich heute noch stolz, dass wir diese Pflegeeinrichtung schon seit Jahren betreiben können und dass die ganz schnell umgesetzt wurde und auch schnell gebaut wurde, ohne irgendwelche Verzögerungen. 2015 war das Pflegewohnhaus Rudolfsheim-Fünfhaus fertiggestellt. Gleichzeitig haben wir aber 2010 - wir haben das nicht Primärversorgungseinheit genannt, weil es das Wort noch gar nicht gab - eine spitalsersetzende ambulante Versorgung mit möglichst erweiterten Öffnungszeiten - wir haben überhaupt rund um die Uhr verlangt - gefordert, wo sich die Bezirksbevölkerung auch in den Abendstunden hinwenden kann, um in einer Notfallsituation eine Erstversorgung zu bekommen, wo man Hilfe bekommt. Wenn Sie sich erinnern, die Primärversorgungszentren hat man dann als Erweiterung einer Gruppenpraxis erfunden, also drei Ärztinnen und Ärzte, aber ergänzt auch um zum Beispiel Wundmanagement, Pflege und andere Angebote, je nachdem, welchen Schwerpunkt diese Einheit betreiben will oder soll. Das war dann sozusagen die Forderung nach einem PHC, und wir haben gleich gesagt, das ist diese spitalsersetzende Ambulanz, die wir uns vorstellen. Das wäre so etwas, und haben das betrieben, gefordert, auch gefördert, haben mit Ärztinnen und Ärzten gesprochen, haben auch zwei gefunden, die mittlerweile zu dritt sind und die bereit sind, mittlerweile ist es auch schon ausgeschrieben und genehmigt worden. Noch immer, wir reden von 2011, war die Forderung, das ist recht gut gewesen, da waren wir schnell, da haben wir gleich gefordert, nur leider gibt es das noch immer nicht. Da muss man schon ein paar Dinge dazu sagen. Weil die Kollegin Korosec, die ich im Übrigen sehr schätze, jetzt sehr für die Primärversorgung Werbung macht, bin ich doch gezwungen, zu erwähnen, historisch gesehen, nämlich bis vor Kurzem, war Kollegin Korosec ausschließlich auf dem Hausarzt, sage ich jetzt mit Anführungszeichen. Der Hausarzt, ja, wir haben den Hausarzt, und der Hausarzt muss bleiben, und sonst nichts. Das hat sich dann mit der Zeit ein bisschen verändert, wie man gesehen hat, dass die Hausärztinnen und Hausärzte so nicht mehr arbeiten wollen oder können, und dass man niemanden mehr findet, der nachbesetzt, der selbst in eine Ordination kommen will, die eine riesige Kassenordination ist. Ich kann nur berichten, dass wir uns da engagiert haben, und dass wir alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im allgemeinmedizinischen Bereich angeschrieben haben und ihnen, das ist Jahre her, berichtet haben, dass wir planen, am Gelände Kaiserin-Elisabeth-Spital eine Primärversorgungseinheit zu errichten und zu etablieren. Wir wollten ihre Meinung wissen und haben sie eingeladen, mit uns Termine zu vereinbaren. Wir haben mit vielen Ärztinnen und Ärzten Gespräche geführt, und alle, alle haben gesagt: Bitte, macht das! Die haben das nicht als Konkurrenz gesehen. Die haben gesagt, das ist eine gute Idee, hoffentlich gelingt das bald, denn wir können schon nicht mehr. Zwei große Ordinationen haben fast gleichzeitig geschlossen, weil die Hausärzte, in dem Fall zwei Männer, mit Riesenordinationen, gut geführten, ausgezeichneten Kassenordinationen, einfach in Pension gegangen sind, weil man das irgendwann einmal vielleicht will. Die meisten arbeiten ohnehin viel länger als die Durchschnittsbürgerinnen und -bürger, weil man sich halt denkt, machen wir halt noch zwei und dann nochmals zwei Jahre und nochmals zwei Jahre, und so weiter, und so fort, bis man halt ausgebrannt ist. Am Anfang, ich kann schon fast sagen, seit Jahrzehnten, haben wir verlangt, wir brauchen mehr Kassenordinationen im 15. Bezirk. Gerade im 15. Bezirk, und in ähnlich gelagerten Bezirken, brauchen wir das ganz, ganz dringend. Die Medizin, die für alle offen ist, und wo man nichts zuzahlen muss, brauchen wir dringend. Dann hat halt die Wiener Gebietskrankenkasse nicht nachbesetzt, zuerst einmal nicht nachbesetzt, und irgendwann war es dann soweit, dass man dann auch niemanden mehr gefunden hat, der die Nachbesetzung machen wollte. Gleichzeitig sind die Wahlärzte aus dem Boden geschossen und werden immer mehr und mehr. Irgendwann vor ein paar Jahren war der Punkt, an dem es viel mehr Wahlärzte als kassenärztliche Ordinationen gegeben hat, in ganz Österreich, aber auch in Wien. Wenn man dann mit Menschen spricht, was man ja als Politikerin normalerweise tut, wenn man sich zum Beispiel im Gesundheitsbereich engagiert, oder weil ich als Ärztin zum Beispiel logischerweise auch sehr, sehr viel mit Patientinnen und Patienten zu tun habe, dann hört man: "Ich finde keinen Hausarzt." Ich frage: "Haben Sie einen Hausarzt?" - "Nein, ich finde keinen, mich nimmt niemand, ich bin eh bei Ihnen." - Ja, aber das ist ja nicht das Ziel. Dass Menschen in einer Spezialambulanz dann den HausärztInnenersatz suchen müssen, das kann nicht das Ziel sein. Das kann eine Notlösung sein, natürlich verschreibt man dann die Medikamente, aber das kann nicht das Ziel sein. Die Ärztekammer kann ich natürlich überhaupt nicht da aus dem Spiel lassen, weil da ist natürlich schon auch einiges schiefgegangen. Frau Kollegin Korosec war immer begeistert vom Hausarzt. (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das sind wir weiterhin, aber es gibt keine!) Ja, ja, aber die Ärztekammer hat am Anfang die Primärversorgungszentren, wie sie noch so geheißen haben, und dann später die Primärversorgungseinheiten, zuerst rigoros abgelehnt, dann kam ein bisschen ein Umdenken, und dann hat man es halt blockiert. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Mit Hilfe der Landes-Gesundheitsplattform, wo alle an einem Tisch sitzen, ein wunderbares Gremium, wurde vereinbart, es wird jetzt ausgeschrieben. Und es ist nicht ausgeschrieben worden zum vereinbarten Zeitpunkt. (Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker nickt mehrmals mit dem Kopf. - Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Und was kann jetzt Frau Korosec dafür?) Warum? - Nein, ich rede doch jetzt über die Ärztekammer, haben Sie das nicht verfolgt? (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ja, doch, aber Präsident ...) Das ist doch mir wurscht, wer Präsident ist. Wollen wir uns auf das Geplänkel einlassen, dass ich jetzt darauf sage: Aber der konservative jetzige Präsident, was ist mit dem, der hat das blockiert? Das wollte ich eben nicht. Mit Ihrem Zwischenruf provozieren Sie mich auf diese Ebene, und die will ich überhaupt nicht. Ich möchte konstruktiv diskutieren und etwas weiterbringen, und darum brauche ich das nicht. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Jetzt komme ich zur Krankenversicherung, und da können Sie jetzt sagen, das waren ja die Roten in Wien, und jetzt sind sie es nicht mehr. (Zwischenruf von Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Ich komme jetzt zur Krankenversicherung, weil diese auch nicht aus der Verantwortung entlassen werden kann, weil ich mich irrsinnig engagiert habe, darum weiß ich es. Mir wurde von Seiten der Krankenversicherung gesagt, in der Zeit, wo es noch die WGKK war - das kann man ja ruhig sagen, so ist es -: Es sind eh genug niedergelassene Ärzte im 15. Bezirk. Dann kriegt man eine schöne Graphik mit dem 15. Bezirk, da sind unterschiedlichste Punkte, und man hat den Eindruck: Boah, das ist wirklich toll, es sind wahnsinnig viele. Da waren (erheitert) halt leider auch die Wahlärzte dabei, und die Spezialgeschichten halt. Die Privaten, die irgendwelche Spezialfächer gehabt haben, aber auch Wahlärzte sind, waren auch dabei. So zum Anschauen aber haben wir ja wirklich irrsinnig viele Ärzte, wenn man es nicht hinterfragt. So ist es einfach, und das ist unakzeptabel. Ich habe trotzdem die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Wir haben jetzt, zwar viel zu wenige, aber immerhin acht PVEs. Ärgerlich finde ich, dass unseres noch nicht dabei ist, weil es jetzt wieder um das Gebäude geht, da gibt es ja immer mehr Mitspieler noch. Wir haben sogar eine zweite Primärversorgungseinheit im 15. Bezirk genehmigt bekommen, am Westbahnhof, wo eine Liegenschaft von der ÖBB zur Vermietung gekommen wäre, und jetzt ist leider die ÖBB abgesprungen. Gut, das ist auch ein eigenes Kapitel, aber all das sind so die Unannehmlichkeiten, wenn so viele Player am Gesundheitswesen beteiligt sind. Das heißt, wir können jetzt beklagen, zum x-ten Mal, dass es diese unterschiedlichen Finanzierungseinheiten gibt, die ja dazu führen, dass es so schwierig und so kompliziert ist, nämlich der niedergelassene Bereich auf der einen Seite und auf der anderen Seite der Spitalsbereich. Ändern haben wir es noch nicht können, also müssen wir mit dieser Situation umgehen und müssen jetzt endlich zu einem konstruktiven Miteinander kommen, denn grundsätzlich, glaube ich, sind alle der Meinung, dass die niedergelassene kassenärztliche Versorgung verbessert gehört, und zwar massiv und jetzt. (Beifall bei der SPÖ.) Ich glaube, wenn wir uns konstruktiv zusammensetzen - und da sind solche Zwischenrufe und diese Einstellungen kontraproduktiv -, werden wir das schaffen. Ich möchte das immer wieder in Erinnerung rufen und ich werde das auch immer wieder tun. Nebenbei bemerkt, muss man auch sagen, dass ja mittlerweile die Privatversicherungen, weil die ja immer wissen, wie die Entwicklungen sind und wo sie etwas lukrieren können, schon tolle Angebote machen, wo man eigene Wahlarztversicherungen abschließen kann. Im Moment poppt das sehr stark auf, wenn man irgendwo das Thema WahlärztInnen eingibt, dann kommen schon die Privatversicherungen mit den Angeboten, dass man eine Wahlarztversicherung machen kann. Ich hoffe, dass wir das nicht wirklich brauchen werden. Was mir ganz wichtig ist, ist klarzustellen: In der letzten Gesundheitsplattform ist etwas Interessantes gewesen, nämlich eine Präsentation von Ärztekammer und ÖGK, wo eine Darstellung präsentiert wurde, die zeigen sollte, dass der Anteil der Wahlärztinnen und Wahlärzte nur 1 Prozent oder 2 Prozent ausmachen. Ich habe mir gedacht, das gibt es ja nicht, was ist denn das, das kann es nicht sein. Das kann es schon sein, denn es wurde einfach die Refundierung, also das, was Menschen, die zu einem Wahlarzt gehen, zurückbekommen, als Messlatte genommen, und nicht, wie viele Wahlärzte konsultiert werden. Das deckt auch auf, dass dieses Versprechen, man bekommt, wenn man zu einem Wahlarzt oder Wahlärztin geht, 80 Prozent refundiert - das klingt ja einmal nicht schlecht -, nicht stimmt. Man bekommt 80 Prozent der Kassenarztleistungen zum Tarif der Krankenkassen refundiert. Weil die WahlärztInnen verlangen können, was sie wollen, bedeutet das dann, dass man unter Umständen bei einem Wahlarzt 300 EUR bezahlt und 27 EUR zurückbekommt. Das ist etwas, das aufgeklärt gehört, weil viele Patientinnen und Patienten in ganz schwierige Situationen kommen, wenn sie dann mit solchen Abrechnungsforderungen belastet sind. (Beifall bei der SPÖ.) Eines ist mir auch noch wichtig zu sagen: Unter dieser Mehrklassenmedizin, die wie dadurch haben - denn das ist eine Mehrklassenmedizin, die sich jetzt noch weiter verfestigt, wenn wir nichts tun - leiden diejenigen am meisten, die am krankheitsanfälligsten sind. Und wer ist am krankheitsanfälligsten? Das sind Menschen mit soziökonomischer Benachteiligung. Also Armut macht krank, kurz gesagt, und der Herzinfarkt ist keine Managerkrankheit, sondern eine Krankheit der prekären Lebensverhältnisse. Darauf schauen wir ganz besonders, und um dieses Problem müssen wir uns als Sozialdemokratie, in Wirklichkeit aber auch alle Parteien, wirklich dringend kümmern. (Beifall bei der SPÖ.) Ich bin der Meinung, dass wir durchaus unterschiedliche Versorgungsformen aushalten müssen. Es muss weder nur Hausärzte geben noch nur PVEs, sondern wir müssen unterschiedliche Versorgungsformen anbieten. Die Gesundheitszentren der Österreichischen Gesundheitskasse zum Beispiel in Wien sind ein Best-Practice-Beispiel, wie man auch schnell zu einer Diagnose kommen kann, weil es dort auch Röntgen gibt, und so weiter, und so fort, auch Blutabnahmen gleich vor Ort. Das sind gute Einrichtungen. Vielleicht kann man die auch zu den Abendstunden, wenn diese Einrichtungen eigentlich schließen, jungen KassenärztInnen zur Verfügung stellen, die sich vielleicht davor zurückschrecken, eine Ordination aufzumachen, die Angst vor den notwendigen Investitionen haben. Vielleicht können wir solche Formen finden. Ich möchte das noch einmal sagen: Wir haben sehr, sehr gute klassische Hausärztinnen und Hausärzte in Wien, die wirklich für ihre PatientInnen da sind und die sie wirklich mit der ganzen Familie und oft über ein ganzes Leben lang ausgezeichnet versorgen. Wir brauchen aber auch andere Formen, wir brauchen diese PVEs. Wir brauchen in den PVEs auch Wundmanagement, wir brauchen Diabetesberatung, wir brauchen verschiedenste, auch pflegerische Dinge in vielen Bereichen, auch Sozialarbeit in Wirklichkeit, um gleich auf einem Punkt sozusagen helfen zu können, wenn es Fragen gibt. Die Ärztinnen und Ärzte werden nämlich auch sehr viel zu der sozialen Situation gefragt, und man kriegt oft Fragen wie: Wie soll ich da tun? Wie kann ich dazu kommen, dass ich vielleicht früher in Pension gehen kann, wenn ich so schwer krank bin?, und so weiter, und so fort. Das wäre also eine wichtige Sache, da auch eine Beratungstätigkeit anbieten zu können. Ich möchte zum nächsten Punkt unter dem Titel Kommunikation kommen. Was mir ganz wichtig ist, festzuhalten, ist, dass Patientinnen und Patienten schon auf Grund ihres Patientenstatus in einer schwierigen Situation sind. Wenn man eine Krankheit hat, wenn man sich nicht gut fühlt, dann ist man auch psychisch vulnerabler - das ist eigentlich logisch. Daher ist es selbstverständlich für mich, dass dem Gesundheitspersonal, egal, wo es situiert ist, ob als Arzt, Ärztin, ob als Pflegepersonal oder als Verwaltungspersonal am Schalter, bewusst sein muss, und das muss man auch einfordern und begleiten, dass man besonders vorsichtig und freundlich, höflich, empathisch mit Patientinnen und Patienten umgehen muss. Viele der Beschwerden, die wahrscheinlich auch du bekommst, aber auch, wenn man es als Politikerin erzählt bekommt, oder wenn man ein bisschen zuhört, wenn PatientInnen im Wartezimmer warten, sind dadurch begründet, weil die Wertschätzung nicht entgegengebracht wurde, die einem kranken Menschen entgegengebracht werden muss. Da, glaube ich, wären auch die zuständigen Stellen, ich denke jetzt an die diversen Ombudsstellen in den Krankenanstalten, besonders wichtig. Es gibt ja fast in jeder Krankenanstalt, egal, welcher Trägerschaft, Ombudsstellen. Da habe ich immer wieder den Eindruck, weil sich ja Patientinnen und Patienten bei mir beschweren, dass ein Beschwerdebrief über eine Situation, die unangenehm rübergekommen ist - wenn man also irgendwo scharf angegangen worden ist, dass man rausgehen soll und man da nicht sitzen darf, und was weiß ich, was, solche Kleinigkeiten an sich -, dann dazu geführt hat, dass man sich so missachtet gefühlt hat, dass man sagt, die Behandlung war eigentlich nicht gut, oder, ich gehe da nicht mehr hin. Es werden Beschwerdebriefe geschrieben, und dann wird das recherchiert. Das ist natürlich völlig logisch, dass man das macht und hinterfragt, was da war, aber wenn man dann schreibt, dass etwas nicht so war - also als Zusammenfassung: es war eh alles richtig, alles wurde richtig gemacht -, dann kann man meiner Meinung nach die Ombudsstelle eigentlich zusperren. Man muss dann, glaube ich, zusätzlich diesen Menschen, der sich beschwert hat, auch in irgendeiner Form anhören und das mit ihm besprechen. Das wird vielleicht nicht in jedem Fall gehen, aber man muss dann halt jene herausfiltern, bei denen man das Gefühl hat, dass man das durch ein wertschätzendes Gespräch klärt. Ich würde sagen, eine Entschuldigung ist eigentlich nie fehl am Platz. Wenn der Patient oder die Patientin sich im Umgang miteinander schlecht behandelt gefühlt hat, dann kostet es ja bitte nichts, finde ich, es ist ja eine Selbstverständlichkeit, dass man dann vielleicht dort anruft und sagt, es tut mir leid, dass Ihnen das widerfahren ist, und vielleicht auch ein paar Worte des Trostes beziehungsweise der Erklärung spricht. Dann ist das ausgeräumt. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass das meistens hilft. Das wäre eigentlich, glaube ich, auch Aufgabe von Ombudsstellen, das so zu handhaben. Ich komme zu einem wichtigen Bereich, der mir aufgefallen ist, unter dem Titel Privatspitäler. Es mangelt vielerorts an intensivmedizinischer Infrastruktur und Intensivbetten in Privatspitälern. Da war ein Vorfall, der sozusagen exemplarisch in dem PatientInnenanwaltschaftsbericht beschrieben wurde. Ich kann nur sagen, das kenne ich auch, das kann man nur unterstreichen. Es handelte sich um einen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule in einem Privatspital. Ein Belegarzt hat die Operation gemacht. Es kam zu einer Perforation der Speiseröhre. Es wurde das bildgebende Verfahren nicht gleich gemacht, sondern etwas verzögert, oder länger verzögert. Es war dann eine neuerliche Operation notwendig. Der Patient oder die Patientin wurde an eine Zwischenintensivstation, eben eine Intermediate Care, verlegt, keine Intensivstation, war intubiert, fünf Tage dort und musste dann weitere zehn Tage auswärts in einem anderen Spital auf einer Intensivstation sein und wurde eben von diesem Privatspital verlegt. Da muss man sich überlegen, was da für Folgeschäden waren. Es waren zumindest Nachwirkungen, Folgeschäden wahrscheinlich auch, davon gehe ich aus. Ich denke, das ist eigentlich keine gute Geschichte. Und das ist ja nicht ein Mal, sondern das kommt immer wieder vor, und es findet den Niederschlag aber meistens nicht bei dir, weil die Patientinnen und Patienten froh sind, dass sie es überlebt haben und nicht mehr daran interessiert sind. Ich habe diesbezüglich oft Gespräche geführt. Wir haben eine Patientin aus einem Privatspital, bei der eine einfache Untersuchung, eine Darmspiegelung, gemacht wurde, und diese ist dann schiefgegangen. Es war eine massive Blutvergiftung bei diesem Patienten oder Patientin, und diese wurde übersehen. Die Patientin war nicht mehr ansprechbar. Irgendwie haben dann die Angehörigen erreicht, dass sie in einem anderen Spital angerufen haben und dort wurde sofort eine Aufnahme zugesagt. Es hat dann weitere drei Stunden gedauert, bis dieser Patient oder diese Patientin dort eingetroffen ist mit der Begründung, dieses Privatspital wollte die Kosten für die Rettung nicht übernehmen. Das heißt, man hat dort über die Rettung gestritten - wer zahlt die Kosten -, anstatt zu sagen, das klären wir vielleicht nachher, und zu schauen, dass die Patientin oder der Patient sehr schnell in dieses rettende Spital kommt. Dort war es dann so weit, dass man eine riesige Notoperation machen musste mit Entfernung von Teilen des Darms, der Blase, mit einem lebenslänglichen künstlichen Ausgang, und so weiter, und so fort. Diese Patientin habe ich versucht zu überzeugen, sich eine Entschädigung zu holen - dazu kommen wir dann noch, das hast du ja aufgedeckt. Wenn man sich eine Entschädigung holen will, dann muss man sich natürlich wo beschweren. Die Familie und auch der Patient oder die Patientin waren nicht bereit, das zu tun, weil: Wir wollen das abschließen, wir sind froh, dass unsere Mutter, unser Vater das überlebt hat. - Das ist ein krasser Einzelfall, aber es ist kein Einzelfall, weil es gibt leichtere Sachen, wie dass man halt vergisst, dass man bei einer Kontrastmittel-CT eine Nierenfunktion überprüfen muss, und wenn die ein bisschen eingeschränkt ist, muss man Flüssigkeit geben. Wenn man das im Privatspital nicht weiß, finde ich das lustig, wenn es aber verschlampt wird, ist es dann überhaupt nicht lustig, weil man dann als Folge eine Nierenschädigung haben kann, und das geht bis zur Dialysepflichtigkeit. Das kommt vor und das wird dann, auch weil der Professor so lieb war und man dem nicht schaden will, nicht als Beschwerde bei dir landen, aber das weißt du eh alles genau. Das Arge dabei ist aber der Systemfehler, und das hast du beschrieben. Es ist nämlich so, dass Privatspitäler nicht in diesen Entschädigungsfonds einzahlen müssen. Es gibt, glaube ich, eines, ein Privatspital hat sich freiwillig dazu erklärt, in den Entschädigungsfonds einzuzahlen, sodass die Patienten, die dort zu Schaden kommen, dann eventuell eine Entschädigung bekommen können, aber die anderen nicht, und das kann doch nicht sein. Das müsste doch zumindest - das hast du vorgeschlagen, das halte ich für eine ausgezeichnete Idee - auch in der Aufklärung dabei sein: Dieses Spital zahlt nicht in den Patientenentschädigungsfonds ein. - Das, finde ich, ist eine gute Geschichte und das sollte man betreiben. (Beifall bei der SPÖ.) Das Allerletzte - wenn ich mir noch erlauben darf, das nur schlagwortartig zu erwähnen -, das sogenannte Sterbeverfügungsgesetz: Das finde ich, ehrlich gesagt, schon als Wort furchtbar, aber die meisten Gesetze sind in der Formulierung furchtbar. Sterbeverfügungen sollen durch die PatientInnenanwaltschaften errichtet werden, das finde ich gut, dass das im Gesetz so geregelt ist. Das gefällt mir sehr gut, weil das heißt, dass eine Qualität dahinter ist und dass wir uns um diese ganzen furchtbaren Dinge, die es über diese Vereine in der Schweiz, und so fort gibt, keine Sorgen zu machen brauchen. Also das halte ich für eine gute Geschichte. Ich möchte mich Frau Abg. Matiasek und auch Frau Abg. Korosec anschließen, dass die Palliativmedizin natürlich ganz, ganz wichtig ist, aber da gibt es schon Bemühungen auf allen Ebenen, vor allem in Wien, das umzusetzen. Ich bin der unbedingten Überzeugung, dass erstens einmal jeder Mensch das Recht auf palliativmedizinische Versorgung hat. Jeder Mensch hat das Recht auf palliativmedizinische Versorgung, das muss erreicht werden, und wenn das erreicht ist, bin ich überzeugt, dass es kaum mehr den Wunsch nach einem assistierten Suizid geben wird, weil die Palliativmedizin sich weiterentwickelt hat und über die Schmerztherapie weit hinaus geht. Auf allen Ebenen wird mit allen Methoden der Medizin, der Pflege gearbeitet, um eine gute Lebensqualität bis zum Tod zu garantieren. Das ist unsere Hauptaufgabe, die wir zu leisten haben, und da bin ich dabei, dass wir das alle gemeinsam möglichst rasch umsetzen. Ich glaube, dass die Palliativmedizin eine Querschnittsmaterie werden muss. Wir müssen auch trägerüberschreitend denken, denn ich bin der Meinung: Warum kann man nicht einfach in Pflegewohnhäusern der Stadt Wien zum Beispiel zehn Betten als Palliativbetten machen? Darüber haben wir schon geredet und das wird sicher werden. Da ist es halt so, dass aus dem nächstgelegenen Spital, das eben zum Beispiel eine onkologische Abteilung hat, dann eben palliativmedizinisch eine Gruppe von zehn Menschen in einem in der Nähe gelegenen Pflegeheim betreut wird. Die Visite kann ja ein Palliativmediziner aus dem Krankenhaus machen. Es scheitert ja immer nur daran, dass da der eine Träger ist und da der andere Träger ist, und man kann das da nicht und dann muss man klären, wer das zahlt und überhaupt. Das ist alles zu klären, wenn man es will. Ich glaube, dass die Zeit eine solche ist, dass man diese Trägergrenzen endlich überschreiten muss, und das ist auch möglich, wenn man es will. Daran möchte ich gemeinsam arbeiten, und ich möchte alle dazu einladen, das mit uns zu tun, weil es interessiert sich niemand dafür, wer wie wo bezahlt wird und wie irgendwelche bürokratischen Abläufe sind, sondern alle interessieren sich dafür, dass wir ein gutes Gesundheitssystem erhalten und dieses noch verbessern. Das Ziel ist, dass wir möglichst wenig Privatmedizin haben und dass das Gesundheitswesen in Wien für alle Menschen in dieser Stadt offen und frei zugänglich ist, ohne dass etwas dazugezahlt werden muss. - Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.) Ich möchte aber absolut nicht die Gelegenheit versäumen, dir Danke zu sagen für dein Engagement, für deine Arbeit, für das Aufdecken und für das Recherchieren, für das Vorschlägemachen und insgesamt dir auch die Hochachtung auszusprechen für das, was du in den vergangenen zehn Jahren geleistet hast. Ich wünsche dir für die Zukunft alles, alles Gute. Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Abg. Seidl. Ich erteile es ihm. Abg. Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke. Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau Patientenanwältin! Meine Damen und Herren! Ich möchte vielleicht ganz kurz auf meine Vorrednerin eingehen: Ja, einiges, das Sie gesagt haben, kann ich unterstützen, Sie wissen aber ganz genau, dass für einige Vorschläge, die Sie gemacht haben, die man unter Garantie auch miteinander besprechen kann, es notwendig sein wird, bundesgesetzliche Änderungen vorzunehmen. Sie sind derzeit nicht in der Lage dazu, wir Freiheitlichen werden es jetzt wahrscheinlich auch nicht sein, da sind also derzeit zwei andere Parteien gefragt, aber vielleicht kann man das eine oder andere besser gestalten, überhaupt keine Frage. Was mir jetzt am Ende dann nicht mehr so gut gefallen hat - das muss ich auch ganz ehrlich sagen -, und das kommt halt leider jedes Jahr, das ist dieses Bashing auf die Privatkrankenhäuser, das höre ich jetzt seit vielen, vielen Jahren. Sie haben gesagt, dass es ein Privatkrankenhaus gibt, das in einen Fonds einzahlt - das mag sein. Ich glaube, es gibt keine Verpflichtung, dass die Privatkrankenhäuser das machen. Ich glaube aber schon auch, dass gerade die Stadt Wien sehr, sehr froh war, dass wir Privatkrankenanstalten hatten, vor allem in den letzten zweieinhalb Jahren, denn ich glaube, die haben gerade die WiGev-Häuser sehr entlastet, wie Sie wissen, genauso die Ordensspitäler, genauso die zwei AUVA-Häuser, die wir heute in Wien haben. Ob die Ordensspitäler und die AUVA-Häuser jetzt in den Fonds einzahlen, weiß ich nicht, aber, wie gesagt, das dauernde Bashing auf die Privatkrankenhäuser, das ist nicht so meines. Ja, weil heute auch schon sehr viel über die Posten- und Stellenausschreibung gesprochen wurde: Es stimmt, vorgestern bei der Ausschusssitzung war das natürlich auch ganz kurz Thema, der neue Herr Patientenanwalt hat sich in dieser Ausschusssitzung ganz kurz vorgestellt. Die Postenausschreibung entsprach natürlich den gesetzlichen Vorgaben, denn de facto gibt es keine gesetzliche Vorgabe, zumindest insofern nicht, wie lange das davor ausgeschrieben werden muss. Wir Freiheitlichen haben im Februar, und zwar genau am 24.2., zum ersten Mal in einer OTS darauf hingewiesen, dass es schön langsam Zeit würde, dass man die Postenausschreibung angeht. Im Jahr 2017 war es ja wirklich so, da hat man im Februar bereits ausgeschrieben, heuer hat man wirklich sehr lange dazu gebraucht. Ist das jetzt Corona-bedingt? Ich weiß es nicht, es wird einen Grund haben. Bei diesem ganzen Ausschreibungsmodus war es natürlich schon auch spannend, dass ich am 13.4. in einem "Kurier"-Interview gelesen habe - Frau Dr. Pilz hat es damals gegeben -, dass Sie da wörtlich gesagt haben, dass Sie sich jetzt noch einmal für eine dritte Amtszeit bewerben wollen. Sie haben es dann auch wortwörtlich gesagt, da steht: Das verrät sie dem "Kurier", nachdem nun die Ausschreibung vorliegt. - Ja, die ist allerdings am 13.4. noch nicht vorgelegen, meine Damen und Herren, sie ist erst am 15.4. online gegangen und erst am 16.4.2022 dann im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" veröffentlicht worden, und gar erst - das habe ich sogar mit - am 21.4. im Amtsblatt der Stadt Wien. Sieht man sich diese Postenausschreibung an, so ist sie natürlich sehr umfangreich. Was muss man für Skills haben, um diesen Job zu bekommen, was für eine Vita muss man vorweisen? Das wird hier alles genannt, und die Frist lief bis zum 1.5., also wirklich nur ein paar Tage. Da ist es ja sowieso verwunderlich und eigentlich toll, dass sich trotzdem 24 Bewerber gefunden haben, die es trotz dieser sehr, sehr kurzen Zeit geschafft haben, sich zu bewerben. Was mich allerdings schon auch an dieser Posten- und Stellenausschreibung stört, wenn man sich diese durchliest: Ich war immer der Meinung, es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass man da zumindest ein Mindestgehalt reinschreibt. In dieser Posten- und Stellenausschreibung, die ich da vor mir habe, die, wie gesagt, am 21. April 2022 veröffentlicht wurde, wird das nicht verlangt. Ich weiß gar nicht, ob das überhaupt rechtlich so möglich ist, wie gesagt, ich bin kein Jurist. Juristen mögen sich das irgendwann vielleicht noch einmal anschauen. Soviel ich weiß, muss jeder kleine Handwerker, wenn er heute einen Job ausschreibt, zumindest das Mindestgehalt hineinschreiben - beim Patientenanwalt ist es nicht notwendig. (StR Dominik Nepp, MA: Aber "divers" muss dabei sein!) Bitte, was? (StR Dominik Nepp, MA: Aber "divers" muss dabei sein!) - Ja, genau, das ist übrigens da auch nicht dabei, also da kann man alles sein, auch Marsmännchen hätten sich theoretisch wahrscheinlich bewerben dürfen. Frau Dr. Pilz, jetzt komme ich zu Ihnen: Ich glaube, nach zehn Jahren sollte man Ihre Amtszeit schon auch ein wenig Revue passieren lassen. Sie haben diesen Job am 1.7.2012, also vor knapp zehn Jahren, begonnen und im Gegensatz zu einigen meiner Vorredner wissen Sie ja auch aus den OTS-Meldungen, dass wir nicht immer sehr zufrieden waren, um das einmal nett zu formulieren, mit dem Verständnis, wie Sie das angegangen sind. Was ist denn kurz nach dem 1.7.2012 passiert? - Ein paar Monate später wurde begonnen, das Krankenhaus Nord zu bauen, das hat dann sieben Jahre gedauert. Wir wissen es alle, vor allem der Steuerzahler weiß es und wird das noch sehr lange wissen. Das hat dann sieben Jahre gedauert, ein Skandal erster Güte, so etwas hat es in Wien noch nicht gegeben. Da muss ich schon sagen, sehr geehrte Frau Dr. Pilz, dass es da sehr, sehr viele Skandale gab, die man auch als Patientenanwalt beschreiben kann, denn dass Sie davon gewusst haben, davon gehe ich aus, aber man hätte sie auch beschreiben müssen. Ich habe Verständnis dafür, dass man als ein Oppositionspolitiker eine Beschreibung wahrscheinlich anders machen wird als ein Patientenanwalt, aber meiner Meinung nach müsste man so etwas ansprechen und beschreiben. Vielleicht noch ganz kurz zu dem nicht abgehaltenen Hearing, das wir Freiheitlichen ja auch seit vielen, vielen Jahren fordern: In der letzten Legislaturperiode war es so, dass die GRÜNEN immer mit dagegen waren (Abg. Dr. Jennifer Kickert: Wir haben gesagt, dass wir dafür sind!), na, selbstverständlich, alle unsere Anträge wurden von den GRÜNEN abgelehnt. Im Jahr 2017 hat Herr Dr. Gara eine wirklich wunderbare Rede hier heraußen gehalten, als es damals darum ging, Sie zum ersten Mal zu verlängern. (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Legendär!) Da war er noch ein Riesen-Fan eines Hearings. Das hat sich mittlerweile auch erledigt, mittlerweile ist er anscheinend kein Fan mehr - ich nehme es einfach so zur Kenntnis. Das wird vielleicht dem geschuldet sein, dass der Herr Vizebürgermeister heute ein wunderschönes Büro hat. Sehr geehrte Frau Dr. Pilz, ich werde es nicht allzu lange machen, aber, wie gesagt, einige Skandale im Gesundheitsbereich, wie vorhin angesprochen, hätte man schon auch thematisieren können, weil in den letzten zehn Jahren gerade in diesem Bereich, im Gesundheitsbereich, doch unglaublich viel passiert ist. Das ist der einzige Bereich, der es noch immer nicht schafft - und ich bin jetzt seit zwölf Jahren in diesem Haus -, irgendwann einmal in den Positivmodus zu wechseln, das schafft dieser Bereich nicht. Es ist jetzt nicht alleine der Herr Stadtrat schuld (StR Dominik Nepp, MA: Aber auch! - Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Maßgeblich!), und ich sage auch ganz ehrlich, es war auch davor nicht nur die Frau Mag. Wehsely schuld, und es war auch nicht nur die Frau Frauenberger schuld, weil die ja im Gegensatz zu allen anderen hier auch ganz offen gesagt hat, dass sie von dem, was sie machen soll, keine Ahnung hat. Ja, das hat gestimmt, sie hat wirklich keine Ahnung gehabt. Das Problem ist halt, dass auch die heute Handelnden und die Einsager der heute Handelnden wahrscheinlich nicht die top Ahnung haben, die man bräuchte, um eben gerade im Gesundheitsbereich irgendwann einmal auch positive Schlagzeilen zu schreiben. Das Krankenhaus Nord habe ich jetzt schon angesprochen, mittlerweile heißt das Ganze Klinik Floridsdorf. Der Steuerzahler wird am Ende des Tages 1,3 Milliarden EUR zahlen, also wird er das noch lange erinnerlich haben. Sieben Jahre hat es gedauert. Zunächst hat es einmal geheißen: In drei Jahren sind wir fertig!, also das war es alles nicht. Wir haben in diesen zehn Jahren die Gangbettenproblematik gehabt - auch dazu habe ich nie etwas von Ihnen gelesen, sehr geehrte Frau Dr. Pilz. Die Neuorganisation des WiGev wurde vom Herrn Stadtrat in seiner Antrittsrede vor über vier Jahren angekündigt, und da hat er gesagt, dass es das Erste ist, was er angehen wird. Jetzt stehen wir heute, vier Jahre später, da, und das Einzige, was sich geändert hat, ist der Name der Spitäler, sonst null, nichts. Es hat sich nichts verändert. Es fehlen ja noch immer Kinder- und Jugendpsychiater - auch das wäre ein Thema gewesen, sehr geehrte Frau Dr. Pilz, mit dem man sich hie und da doch auch zu Wort melden kann. Wir haben die Schließung zahlreicher Spitäler in einer wachsenden Stadt, das ist ja an sich irre. Trotzdem, was gibt es seitens der Patientenanwaltschaft? - Leider Gottes keinen Kommentar dazu. Man muss schon auch ganz ehrlich sagen, dieser permanente Streit mit der Wiener Ärztekammer war wahrscheinlich auch deswegen, weil man auch dort natürlich nicht ganz zufrieden war. Ich verstehe schon, dass der Patientenanwalt auf der einen Seite und die Wiener Ärztekammer auf der anderen Seite vielleicht nicht immer hundertprozentig die gleichen Interessen vertreten, aber am Ende des Tages sollte oder muss es da natürlich eine Zusammenarbeit geben. Das haben Sie halt leider nicht geschafft, und die Wiener Ärztekammer hat da mehr oder weniger ein Pendant zur Funktion des Patientenanwaltes erfunden, nämlich die Ombudsstelle. Na ja, das ist ja auch nicht so ohne, wenn ich heute gegen Windmühlen kämpfe, wenn ich heute gegen eine mächtige Wiener Ärztekammer kämpfe, dann ist das vielleicht auch nicht gerade die Bewerbung für eine dritte Amtsperiode. Aus dem Grund, meine Damen und Herren, glaube ich seitens der Freiheitlichen sagen zu können: Sie waren jetzt zehn Jahre im Amt, das ist in Ordnung, aber die zehn Jahre hätte man sinnvoller, klüger und für die Patienten auch anders organisieren können. Ich wünsche Ihnen persönlich natürlich ab jetzt alles Gute, aber ich muss auch ganz ehrlich sagen, ich bin froh, dass die Funktion jetzt von jemand anderem übernommen wird. Herr Dr. Jelinek hat sich vorgestern vorgestellt, viel weiß ich noch nicht über ihn. Ich kann wirklich noch sehr, sehr wenig sagen, außer das, was halt im Internet abrufbar ist, dass er gerne musiziert, dass er ausgezeichneter Jurist war und auch ist, und dass er aus der Pension zurückgeholt wurde, was ja noch nicht so lange her ist, er ist jetzt, glaube ich, nicht einmal ein Jahr in Pension. Von uns erhält er jetzt einmal einen Vertrauensvorschuss, schauen wir einmal, wie sich das Ganze in den nächsten Jahren abspielen wird. Ich würde mich freuen, wenn ich heute in einem Jahr hier stehen und sagen könnte: Ja, sehr geehrter Herr Dr. Jelinek, Sie waren die richtige Entscheidung. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Ich darf mitteilen, dass Frau Abg. Sachslehner seit 13.30 Uhr entschuldigt ist. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Ellensohn. Ich erteile es ihm. Abg. David Ellensohn (GRÜNE): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau PatientInnenanwältin! Wir besprechen in erster Linie den Bericht, aber wir haben bereits auch einiges zur Bestellung gehört, das werde ich ähnlich anlegen. Das Lob für Sigrid Pilz und das gesamte Team der Patienten- und Patientinnenanwaltschaft hat, auch wenn Herr Seidl jetzt am Ende kritische Worte gefunden hat, trotzdem alle Fraktionen betroffen. Ich rufe das ganz schnell noch einmal in Erinnerung: Viel Herzblut, sehr stark eingesetzt für vulnerable Gruppen, extremes Engagement, PatientInnenanwaltschaft wahrgenommen, sehr streitbar, kämpferisch, aktives, öffentliches Arbeiten - das waren so die Schlagworte, die gekommen sind. Ich möchte ein paar davon aufgreifen. Das Engagement streitet Sigrid Pilz niemand ab, dass Sie es zehn Jahre lang mit Herzblut gemacht hat, auch niemand, dass es kämpferisch läuft, manchmal zwischen kämpferisch und streitbar - "streitbar" ist das ein bisschen unangenehmere Wort, aber ich glaube, die Ärztekammer hat dich in den letzten Jahren mehr als streitbar empfunden, und ich finde das auch notwendig. Ich finde, ein paar Leute hier herinnen, vor allem von der Sozialdemokratie, haben eine ganz komische Vorstellung von Anwaltschaft. Wir haben nachher einen Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft, und was mir da immer gefallen hat, ist, dass das Erste, was sie immer gesagt haben, ist: Wir sind parteiisch, die Kinder- und Jugendanwaltschaft ist nicht dazu da, um alle zu vertreten, die Eltern, die LehrerInnen und die Kinder und die Jugendlichen, sondern um die Kinder und Jugendlichen zu vertreten. Das ist so ähnlich, wie wenn man privat zu einem Anwalt oder zu einer Anwältin geht, der vertritt ja mich und nicht gleichzeitig die Gegenseite. Jetzt wird viel von Interessensausgleich geredet, als ob die PatientInnenanwaltschaft zuständig wäre, mit der Ärztekammer gut auszukommen. Was ist denn das für ein Verständnis? Wenn das das Nächste ist, was passiert, dann tut es mir leid um die vielen engagierten Leute, die dort arbeiten, weil sie dann ihre Arbeit nicht mehr machen können. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es wurde ja fast als Minuspunkt bewertet, so stark in den "fight" zu gehen, so stark sich öffentlich für PatientInnen stark zu machen. Das wollen wir eigentlich nicht mehr richtig, ist das, was man auf dem Gang hört, ist das, was die SPÖ ausstrahlt. Das ist leider auch das, was der künftige PatientInnenanwalt so ähnlich formuliert hat: der Interessensausgleich ist das Wichtigste. Also ganz ehrlich, privat nehme ich keinen Anwalt, der glaubt, er muss einen Interessensausgleich zwischen mir und den anderen machen. Das ist ein ganz komisches Amtsverständnis, ich hoffe, das wird ein anderes. Genau das führt zum Erfolg, dass du für die Gruppe, für die du zuständig bist, kämpfst und dich für sie einsetzt. Ja, das kostet manchmal etwas. Es hat sich auch schon gefreut - wer freut sich denn heute, unter anderen -, na, die Ärztekammer. Das könnte uns nicht nur wurscht sein, sondern das ist ein schlechtes Zeichen, wenn man sagt, da hat man halt zwangsläufig unterschiedliche Positionen und dann: Applaus. Der Applaus für diesen Wechsel kommt momentan von Teilen der FPÖ, muss ich sagen, von der gesamten Ärztekammer oder von der dortigen Leitung, und die Sozialdemokratie hat eine Freude. Ich weiß nicht, ob sonst noch irgendjemand eine Freude hat. Ich persönlich kenne dich, Sigi Pilz, länger als die zehn Jahre, die du die PatientInnenanwaltschaft geleitet hast. Sigrid Pilz hat nicht nur das hervorragend gemacht, sondern sie war vorher eine ausgewiesene Gesundheitspolitikerin. Dort ist sie natürlich der aktuell größten Regierungspartei auch schon ein bisschen streitbar vorgekommen, weil man Untersuchungskommissionen in dem Themenbereich hat. Sigrid Pilz hat das übernommen als ausgewiesene Gesundheitspolitikerin, die in dem Bereich gearbeitet hat und wo man genau gewusst hat, das, was sie dort kann, ist genau diese Kontrolltätigkeit, das Draufschauen und sich für Leute einzusetzen. Das hat sie vorher gemacht und das hat sie dann zehn Jahre lang in dieser Funktion gemacht. - Vielen Dank dafür und vielen Dank an das ganze Team, das notwendig ist, um diese großen Aufgaben zu leisten. (Beifall bei den GRÜNEN.) Zum Bestellmodus: Das sehen wir eh unterschiedlich, weil wir hören ja heute auch noch einen Bericht der Umweltanwaltschaft. Man kann es natürlich so machen, dass man einen Ausschuss hat und sieben Leute werden geladen. Alle, die dort sitzen, können mit den Personen sprechen. Es dauert fast einen ganzen Tag, dann setzen sich die Fraktionen einzeln zusammen. Alle überlegen sich einen Vorschlag, man kommt wieder zusammen, man redet miteinander, dann gibt es einen Vorschlag und dann einigen sich doch tatsächlich im Umweltausschuss alle auf drei Personen, die sie besser finden als die anderen, und am Schluss ist es auch eine von diesen drei Personen, die dann auch vorgeschlagen und es auch werden wird. So kann man es machen, so haben wir uns das als Koalitionspartner und vorher schon als Opposition und heute wieder als Opposition bei allen Funktionen, die man vergibt, immer vorgestellt. Beim Kontrollausschuss läuft es nicht ganz so wie beim Umweltausschuss, aber so ähnlich. Bei der PatientInnenanwaltschaft läuft es nicht so, die aktuelle PatientInnenanwältin hat sogar gesagt, sie hätte gerne dieses Hearing. Ich wäre dafür, dass man es endlich macht. Das haben wir in der Koalition nicht durchgesetzt, dass man das ändert. Ich würde mir sehr wünschen, dass sich die NEOS, die das ja immer so ähnlich propagiert haben (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das war Ihnen ja immer sehr wichtig!), in den nächsten Jahren durchsetzen - gehört habe ich jetzt noch nichts, dass das ein sehr dringendes Begehren wäre. So wie jetzt geht es gar nicht, Abg. Korosec hat das ja sehr schön ausgeführt. Also ich verrate jetzt einmal etwas: Heuer wird Weihnachten auf den 24.12. fallen, wer Geschenke braucht, bitte vorher kaufen! So, am 1. Juli 2027 müssen Sie hier wieder einen/eine PatientInnenanwalt/-anwältin bestellen. Ich sage es jetzt, weil sonst die Sozialdemokratie im April 2027 sagt: Ups, wir müssen irgendeine Ausschreibung machen. Wann machen wir das? - Da wird das wieder hingewürgt und man macht es auf das letzte Datum. Da hat sich Herr Seidl ein bisschen geirrt, da gibt es nämlich einen Vorlauf, der interne Dienststellen betrifft, und die haben das schon am 11. April bekommen, weswegen Sigrid Pilz auch schon, ich glaube, am Tag danach, am 12. oder am 13. sagen konnte, dass Sie sich neuerlich bewerben wird. - Das wäre dann für das nächste Mal zu machen. Wieso man diesmal so lange gewartet hat, weiß kein Mensch, weil alle anderen Anwaltschaften einen ganz anderen Vorlauf gehabt haben. Wer da herumgepfuscht hat - anders kann man es nicht sagen -, oder musste man warten oder hatte man niemanden oder hat man nicht gewusst, welchen Pensionisten man fragen kann, ich weiß es nicht (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Da sitzt er eh, der Herr Stadtrat!), aber auf jeden Fall hat es lange gedauert. Das ist nicht notwendig, das kann man anders machen. Ja, wenn man weiß, was rauskommen soll, ist es wurscht, wann man es macht, das muss man jetzt auch dazusagen. (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Was für eine Unterstellung! - Heiterkeit bei StR Peter Kraus, BSc.) Der Respekt, den wir uns alle gegenseitig immer wieder einklagen, hat heute so ausgeschaut: Am Anfang wurde auf 11 Uhr die Vorstellungspressekonferenz mit dem neuen PatientInnenanwalt festgelegt, und man wusste gar nicht, wann das anfängt. Das hätte noch ein bisschen früher sein können, denn es war ein bissel peinlich, weil der Herr Stadtrat zu Beginn nicht hier bei der Diskussion sein konnte, weil er noch in der Pressekonferenz war. Hätten wir die Aktuelle Stunde ein bisschen schneller erledigt, wäre er für eine Stunde nicht da gewesen. Das ist nicht sehr respektvoll vom Herrn Stadtrat. Dass dann in der Debatte bei der SPÖ zwischendurch vier Personen anwesend waren, das ist ja so in der Größenordnung als wenn bei uns null bis einer da ist, vier Personen anwesend - das ist ja auch nicht sehr respektvoll. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Der gesamte Umgang mit der ganzen Frage Bestellung und uns hier herinnen ist einfach respektlos. Warum macht das die SPÖ? - Weil sie es kann, weil es wurscht ist, weil wir es immer schon so gemacht haben, weil es egal ist (Abg. Mag. Josef Taucher: Wie war es denn bei euch? Das ist ein Scherz!), weil wir Umfragen haben, die besagen, dass wir vielleicht 50 Prozent machen, wir brauchen gar keinen, am Gang hört man nur: Absolute Mehrheit, absolute Mehrheit! Wir machen alles alleine! - Sonst hört man ja nichts mehr. (Heiterkeit bei Abg. Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM.) In diesem Hochmut wird die Jugend geklagt, in diesem Hochmut werden kritische Medien wie "Okto" abgedreht, in diesem Hochmut findet eine solche Personalbestellung statt. Das läuft halt alles unter: Wir glauben, es gehört alles uns! Wir haben niemanden, der uns kontrolliert, und deswegen können wir das so machen! (Beifall bei den GRÜNEN.) Jetzt muss man sich einmal vorstellen, welche Informationen eigentlich die 100 GemeinderätInnen haben. Wenn nicht jemand zufällig am Gang oder auf dem WC ein Papier mit der Bewerbung oder mit einem CV vom nächsten PatientInnenanwalt gefunden hat, dann hat man gar nichts, denn es läuft in die Stadtregierung, dort per Umlaufbeschluss: Zettel unterschreiben ja/nein und sonst nichts. Wir haben gar keine Information. Also falls jemand etwas gefunden hat, darf man, glaube ich, noch nicht einmal daraus zitieren. Was wir schon mitbekommen haben: Die meisten wissen wahrscheinlich, wie das im Ausschuss selber gelaufen ist, eben ganz anders als im Umweltausschuss. Der zukünftige PatientInnenanwalt war geladen, war da. Unter "Allfälliges" sagt man überraschenderweise: Übrigens, der wäre auch noch da und könnte etwas gefragt werden. - Das war nicht auf der Tagesordnung, es wurde vorher nicht vorgewarnt, nicht, dass sich jemand vorbereiten könnte. Er ist auch da, also hat man ihm ein paar Fragen gestellt. Auf die Frage, wie er überhaupt dazu kommt, sich für etwas zu bewerben, wo er jetzt nicht originär herkommt, war doch tatsächlich der Satz - ich finde den so bezeichnend dafür, wie die Sozialdemokratie Stadt lebt -: Ich habe letztes Jahr im Herbst den Bürgermeister getroffen und ihm gesagt, ich bin jetzt in Pension, aber es geht mir gut und ich würde eigentlich gerne noch irgendetwas machen. Also falls es irgendetwas gibt, denkt an mich! - Also ich weiß nicht, Wiener Hafen, Wien Kanal, ich weiß es nicht, irgendetwas halt. Einen Juristen kann man immer brauchen, eine Juristin kann man auch immer und überall brauchen. Wenn ihr etwas habt, dann denkt an mich. - Schon ein paar Monate später wurde daran gedacht und tatsächlich, es ist sich ausgegangen. Das ist eine Art der Bestellung, die sich nicht nur schlecht anhört. Ganz ehrlich, wer von den 100 GemeinderätInnen hier herinnen würde das glauben, wenn man 2 Personen und die CVs nebeneinanderstellt? - Ich nehme ihn, ich nehme nicht die Person, die das 10 Jahre gemacht hat, die sich mit der Ärztekammer auseinandergesetzt hat, die sich eingesetzt hat, die das kann, sondern ich nehme jemanden, der in Pension ist und sagt: Ich bin noch fit genug, ich will wieder etwas machen. Ich habe zwar in dem Bereich noch nicht gearbeitet, aber es interessiert mich auch. Ich hätte auch etwas anderes gemacht, ich würde gerne irgendetwas tun. - Wäre das eine Mehrheit in dem Raum, wenn wir jetzt eine geheime Abstimmung machten und die 100 werfen alle einen Zettel ein? - Spätestens dann, wenn ihnen niemand mehr zuschaut, ist in der SPÖ auch keine Mehrheit für diese Entscheidung. (Beifall bei den GRÜNEN.) Das ist eine wichtige Aufgabe, wie wir nicht nur in den letzten zehn Jahren, sondern schon viel länger gesagt haben, und natürlich wünsche ich auch allen, die dort arbeiten, auch dem neuen Chef, dass es funktioniert und dass dort gescheite Arbeit geleistet wird, weil es da um die Gesundheit der Wienerinnen und Wiener geht, das gilt also trotzdem. Da gilt jetzt nicht der Vertrauensvorschuss, sondern da gilt die Vertrauenshoffnung, oder wie immer man das nennen möchte. Natürlich wünsche ich mir, dass das funktioniert, dass es auch so läuft und dass alles, was ich im Moment befürchte, nicht eintrifft. Daher wünsche ich allen, die Aufgaben übernehmen, immer das Beste. Den Medien darf ich entnehmen, dass es zwei bestgereihte KandidatInnen gibt, und dann gibt es noch zwei, die in Frage kommen, aber gesehen hätte ich gerne, dass es Sigi Pilz gewesen wäre. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass sie das weiterhin machen kann, dass die Ärztekammer heute nicht mit dem Champagner anstoßen muss, oder kann, oder will, sondern dass sich andere Leute heute gefreut hätten, nämlich die Patientinnen und Patienten in der Stadt. Abschließend: Den Bestellmodus könnte man vielleicht wirklich einmal überlegen, denn ich glaube, das ist eine Mehrheit, da sind nur 46 Mal die SPÖ anderer Meinung, der Rest in dem Haus sieht das anders, weil ich nicht glaube, dass die NEOS die Position gewechselt haben. Die haben das gleiche Problem, das wir auch hatten, aber das gilt überall. Die kleineren Koalitionspartner - wir sehen das im Bund, wir haben es hier gesehen, das gilt natürlich auch für die NEOS - müssen halt hin und wieder etwas durchsetzen, auch gegen den Willen des größeren Partners, weil die Sozialdemokratie in diesem Haus keine absolute Mehrheit hat. Also den Bestellmodus zu ändern, das wäre eine leichte Aufgabe, noch dazu, wo man Analogien dazu hat, die von allen als viel besser empfunden werden. Alle sagen, es war besser bei der Umweltanwaltschaft, alle sagen, es läuft sogar besser beim Kontrollausschuss - das kann man hier auch machen. Ich würde mir einmal wünschen, dass wir uns alle dafür einsetzen, dass es das nächste Mal anders läuft, ein Hearing hätte ein anderes Ergebnis gebracht. (Beifall bei den GRÜNEN.) Sigrid Pilz, ich weiß nicht, was du in den nächsten Jahren vorhast, ich glaube, das muss man auch nicht immer so lange vorausplanen. Mögen es gute Jahre für dich sein, man weiß nie, was kommt, vielleicht wird es besser, ich würde es dir wünschen. Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Zeit für alles, was dir wichtig ist, und uns allen viel Gesundheit. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Präsident Ernst Woller: Es liegt mir eine weitere Wortmeldung vor, von Herrn Abg. Taucher. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Mag. Josef Taucher (SPÖ): Es tut mir leid, dass ich das jetzt in die Länge ziehen muss, Herr Präsident. (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Da sind wir schon zwei!) Es tut mir auch leid, dass Ihr würdevoller Abschied vom Kollegen Ellensohn so polemisiert wird. Es war nämlich eine offizielle Ausschreibung, bei der 24 KandidatInnen waren und bei der eine Agentur eine Auswahl macht. Es ist auch im Gesetz so geregelt, wir sind genau nach dem Gesetz vorgegangen und die Landesregierung hat die Bestellung vorgenommen. Erstens, so war der Vorgang, vollkommen transparent, klar gesetzeskonform und auch abgestimmt. (Abg. Viktoria Spielmann, BA: Das war ja nicht transparent! - Abg. David Ellensohn: Abgestimmt in der Koalition!) - Sie waren eh am Wort, Herr Ellensohn, Sie waren am Wort, Sie brauchen nicht reinzuschreien, außerdem verstehe ich Sie eh nicht. Zweitens, es ist fast respektlos und ehrenrührig, wenn Sie hier an diesem Ort so über diese Person, die zu Recht transparent ausgewählt wurde und auch von der Stadtregierung ausgewählt wurde (Abg. Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM: Was war da transparent?), reden, nämlich: vom Hörensagen, was weiß ich, was Sie am Gang draußen hören. Diese Polemik können Sie sich auch ersparen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Drittens, dass der Herr Stadtrat zeitlich gebunden ist, wenn er drei Anfragen hier hat, und die auch ordentlich beantwortet hat, ist auch klar, und das zu polemisieren und zu sagen, er sei dabei mit der Vorstellung und mit der Pressekonferenz nicht zusammengekommen (Abg. Felix Stadler, BSc, MA: Kein Gefühl!) - David, was konstruierst du da? Ich meine, das klingt ja schon vollkommen paranoid. Du konstruierst immer: Wir können ja nicht, wir waren ja die Kleineren! - Wie war denn damals die Bestellung? Wir sind immer die Kleineren! Wenn ihr euch durchgesetzt habt, etwa beim 365-EUR-Ticket, dann war das euer Erfolg, nicht unser gemeinsamer. Wenn ihr euch nicht durchgesetzt habt, dann hieß es: Kann man halt nichts machen. Ihr seid immer die Armen, die Kleinen, Geschlagenen und die moralisch Überheblicheren und Besseren, ihr habt die Wahrheit gepachtet - und dem muss einmal widersprochen werden, das ist nicht so! (Beifall bei der SPÖ.) David, übernehmt Verantwortung für euer Handeln, wirklich, übernehmt Verantwortung für das, was ihr in den letzten zehn Jahren gemacht habt - ihr putzt euch überall ab -, auch für die tolle Bestellung dieser Patientenanwältin, die wirklich hervorragende Arbeit für diese Stadt geleistet hat! Übernehmt Verantwortung dafür! Wir haben das gemeinsam gemacht, und ihr braucht jetzt nicht so zu tun: Ja, da waren wir halt die Kleinen, wir haben das nie ändern können! - Das ist alles ein Gerede, das nicht fair ist. (StR Peter Kraus, BSc: Warum tust du immer so herumpsychologisieren?) - Verantwortung für die Stadtstraße, für die Patientenanwältin, für zehn Jahre Rot-Grün könnt ihr übernehmen. (StR Dominik Nepp, MA: Geh bitte! Aufarbeitung! Macht eine Familienaufstellung! - StR Peter Kraus, BSc: Bitte nicht!) Übernehmt die Verantwortung, denn das ist feig, sich immer rauszureden, es ist feig, sich in der Bundesregierung immer rauszureden. - Wir können ja nicht, die große ÖVP! Und in Wien: Wir können nicht, die große SPÖ, wir sind so arm! - Und sonst geht ihr mit geschwollener Brust durch die Stadt und wisst alles besser - traurig, traurig, traurig! (Beifall bei der SPÖ.) Präsident Ernst Woller: Es liegt keine Wortmeldung mehr vor, die Debatte ist damit geschlossen. Ich erteile Frau Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz das Wort. Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz: Danke. Herr Vorsitzender! Herr Landesrat! Werte Abgeordnete! Ich bedanke mich für die Möglichkeit, heute Stellung zu meinem Bericht zu nehmen und ich bedanke mich bei allen Rednern und Rednerinnen für die lobenden Worte und für die profunde Debatte rund um die Inhalte, die ich heute präsentiert habe, die ich zusammen mit meinem Team im vergangenen Jahr erarbeitet habe. Ich freue mich sehr, dass ihr alle da seid, und danke, dass ihr zuhört. Das, was jetzt hier an positiven Dingen gesagt wurde - tun wir einmal die anderen weg -, ist ganz, ganz wichtig und vorrangig an euch gerichtet und schon vorab danke für eure Arbeit! (Allgemeiner Beifall. - Abg. Mag. Josef Taucher: Jetzt kannst du durchzählen!) Ich will aus Zeitgründen jetzt nicht auf die einzelnen Redner und Rednerinnen eingehen, was ich sonst in dieser Berichtsbesprechung immer mache, weil das heute den Rahmen sprengen würde. Nur so viel sei gesagt: Die allermeisten Rückmeldungen teile ich, die Einschätzungen, was im Gesundheitswesen zu tun ist, und was mir wichtig war an Schwerpunkten und uns im Team wichtig war, dass wir setzen, damit wir die Dinge aufzeigen und Verbesserungsvorschläge fürs Gesundheitswesen machen. Zum Bestellungsprozess, Herr Kollege, Ex-Kollege Seidl: Am 11. hat es einen Erlass des Magistrats gegeben, am 11.4. wurde das ausgeschickt. Ich habe es eh kommuniziert, aber wenn Sie finden, da hätte ich nichts sagen sollen, bleibt das bei Ihnen, eine sinistre Geschichte ist nicht dahinter, auch wenn Sie es gerne hätten. Aber ich kann Ihnen allen schon sagen, ich hätte mich einem öffentlichen Hearing gestellt, ich hätte mich gerne einem öffentlichen Hearing gestellt. Ich habe eine sehr umfassende, ausführliche und inhaltlich - würde ich wohl sagen - substanzvolle Bewerbung gelegt, in der ich einerseits meine Kenntnisse, meine Fähigkeiten, meine Erfahrungen im Gesundheitswesen dargelegt habe, auch eine Bilanz gezogen habe. Das ist natürlich klar, als jemand, der schon zehn Jahre in dem Bereich arbeitet, kann man das auch tun, aber ich war der Meinung, das müssen die, die darüber entscheiden, auch wissen und kennen. Ich habe natürlich auch dargelegt, was ich mir vorstellen würde, sollte ich für eine weitere Amtsperiode in Frage kommen. Ich hätte das sehr, sehr gerne mit Ihnen diskutiert, und Sie kennen mich, ich scheue nicht die Debatte. Ich will jetzt ein paar wenige Dinge zu meiner Bilanz sagen: Als mich Herr StR Hacker Mittwoch voriger Woche darüber informiert hat, dass ich zwar eine hinreißende Bewerbung abgelegt habe, aber dass es jetzt neue, andere Schwerpunkte in der Patientenanwaltschaft geben soll, hat er insbesondere darauf abgestellt, dass die juristische Seite der Tätigkeit künftighin betont und gestärkt werden soll. Um hier die Legendenbildung hintanzuhalten, will ich Ihnen sagen, dass sich die Bilanz der Erledigungen hinsichtlich der Entschädigungen einerseits durch den Patientenentschädigungsfonds, aber auch aus Haftungsfällen - also wo jemand tatsächlich Anspruch hat, dass sein Schaden, der einem Gesundheitsdienstanbieter vorwerfbar ist, außergerichtlich abgeglichen wird, und das ist ja unsere Aufgabe, wir arbeiten ja außergerichtlich - sehen lassen kann. Das ist mir wichtig, Ihnen zu sagen, weil es würde die Juristen und Juristinnen und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die auch im Pflegebereich Mittel erstreiten, zu Recht Mittel für die Patienten und Patientinnen erstreiten, kränken, wenn man hier stehen ließe, dass wir zu wenig in diesem Bereich gemacht hätten. Ich will es Ihnen deutlich machen: Die Geschäftsfälle 2007 bis 2011, also die jetzt letzte Periode vor meiner Amtszeit: Unter der Leitung eines honorigen Juristen gab es 13.000 Geschäftsfälle. Ich vergleiche das jetzt mit meiner vorangegangenen zweiten Amtsperiode 2017 bis 2021: Da gab es 18.000, also 5.000 Geschäftsfälle mehr. Ich will nur dazusagen: Mit einem nahezu personell nicht aufgestockten Team haben wir diese Mehrarbeit gestemmt, und ja, es ist unter anderem dem Umstand geschuldet, dass ich mich öffentlich für Patienteninteressen stark gemacht habe. Es haben schlicht und einfach Leute angerufen und gesagt: "Frau Pilz, ich habe Sie gestern im Radio gehört, im Fernsehen gesehen, Sie haben jenes oder dieses gesagt, das hat mich motiviert, meine Rechte hier zu beanspruchen und bei Ihnen nachzufragen, ob Sie mir helfen können." Ja, ich sehe es als meine Aufgabe, die Öffentlichkeit über unsere Möglichkeiten zu informieren, zu sagen, was wir tun, was man hier bekommen kann, und das hat sich in Mehrarbeit für uns alle, für mein Team und auch für mich niedergeschlagen. Vergangenes Jahr hatten wir rund 4.000 Akten zu erledigen. 4.000 Akten sind aus diesen Anfragen, die an uns gerichtet wurden, zu bearbeiten gewesen, und ich bedanke mich bei meinem Team, dass sie nicht an diesem Zuwachs, auch an diesem Zuwachs in der Pandemie, der uns wirklich sehr, sehr beschäftigt hat, verzweifelt sind. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, GRÜNEN und NEOS.) Und weil es um die juristische Kompetenz gehen soll, noch etwas, damit sich mein Team nicht kränken muss: In den Jahren 2007 bis 2011, also im letzten Zeitraum meines Amtsvorgängers, wurden 5,8 Millionen EUR an Mitteln aus Haftungsfällen erstritten, in der jetzt vergangenen 5-jährigen Periode 2017 bis 2021 über 9 Millionen EUR - das ist ein Zuwachs von rund zwei Dritteln. Mein juristisches Team, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch aus der Pflege haben gut gearbeitet, haben juristisch hervorragend gearbeitet und viel erstritten. Im Kerngeschäft der Patientenanwaltschaft, nämlich der Behandlung von Schadensfällen, haben wir uns gesteigert, verbessert, mehr erreicht - also am Juristischen soll es nicht liegen. (Beifall bei ÖVP, GRÜNEN und NEOS.) Ich will aber daran erinnern, dass ich, wie jeder Patientenanwalt vor mir und nach mir, einen gesetzlichen Auftrag habe, der nicht nur die Behandlung von Beschwerden bedeutet, sondern auch die Aufklärung von Missständen, das Abgeben von Empfehlungen und das Erteilen von Auskünften und noch ein paar andere Aufgaben. Wenn man jetzt also meint, künftighin muss man über Missstände nicht reden, oder es würde genügen, wenn man intern versucht, Interessensausgleich zu machen, dann weiß ich nicht, wie man diese Aufgabe erfüllen kann. Missstände sind Missstände, und die gehören als solche auch bezeichnet, auch dann, wenn es gewissen Playern im Gesundheitswesen nicht gefällt. Wenn die Patientenanwaltschaft das nicht tut, dann verfehlt sie ihre Aufgabe (Beifall bei den GRÜNEN.), und dazu bestellt die Stadt eine weisungsfreie, unabhängige Persönlichkeit, damit sie alle Aufgaben erfüllt und sich nicht darauf beschränkt, Einzelfälle abzuarbeiten. Was waren die Missstände, um die es in der Vergangenheit gegangen ist? Ich greife nur wenige heraus, nämlich Dinge, die sich für die Patienten im Einzelfall nachträglich ausgezeichnet haben und wo einzelne Personen oder viele Personen Schaden erlitten haben, weil diese Aufgabe nicht im ausreichenden Maß erledigt wurde beziehungsweise, weil die Hinweise der Patientenanwältin nicht zu einer Veränderung geführt haben. Ich spreche jetzt von der Qualitätssicherung im niedergelassenen Bereich: Es ist ein Ärgernis, dass man nach wie vor damit zufrieden ist, dass sich die Ärztekammer durch eine Tochter der Ärztekammer selbst evaluiert. Da kriegen die Ärzte einen Fragebogen, können sagen: Habe ich gut gemacht! Habe ich schlecht gemacht! - Wie sie für sich meinen, dass sie es richtig machen. Und nur in 7 Prozent der Fälle gibt es dazu Stichproben. Der Rechnungshof hat bestätigt und herausgefunden, dass 7 Prozent überprüft werden, aber dann bei 18 Prozent tatsächlich Fehler entdeckt wurden. Das System kann also gar nicht in dem Ausmaß funktionieren. Das System ist intransparent und wird komplettiert durch den Umstand, dass es auch keine Diagnosecodierungen im niedergelassenen Bereich gibt, dass man schlicht und einfach nicht draufkommt, wenn Ärzte zu spät diagnostizieren, wenn Ärzte fehldiagnostizieren oder wenn sie schlicht und einfach eine falsche Therapie verordnen. Gut, dass der Verfassungsgerichtshof jetzt den Auftrag erteilt hat, die Qualitätssicherung neu zu organisieren. Das Ärztegesetz war diesbezüglich nicht verfassungskonform und es muss eine Neugestaltung geben. Der Bund ist beauftragt, die Österreichische Ärztekammer hat diese Aufgabe verloren, und jetzt soll das durch den Bund neu organisiert werden. Es ist Aufgabe der Patientenanwälte und -anwältinnen, draufzuschauen, dass da jetzt ein System der unabhängigen externen Qualitätsüberprüfung etabliert wird, und es ist gut, dass die Landes- Gesundheitsreferenten sich darauf verständigt haben, das zu tun. Was ist denn der Fall, wenn es zu lange unentdeckt bleibt, dass es Qualitätsmängel gibt? - Die Schwarzen Schafe können unbehelligt schlechte Arbeit machen. Sie erinnern sich an den Fall - die Ingrid wahrscheinlich, und vielleicht auch noch andere - jener Abtreibungsärztin, die reihenweise Frauen verletzt hat. Diese hat immer von der Ökomed das beste Zeugnis ausgestellt gekriegt, und Frauen sind zutiefst zu Schaden gekommen, obwohl man gesagt hat, dass die ja gute Arbeit macht. Ich als Patientenanwältin habe darauf geschaut, dass die Einzelfälle, die bei mir landen, auf einen Missstand hinweisen - und es genügt nicht, der Ärztekammer zu sagen: Schaut dort hin! - Das habe ich gemacht, aber die Antwort war: "Na, Frau Pilz, seien Sie froh, dass es die Abtreibungsärztin für die armen Frauen, die zu dieser gehen müssen, weil sie billige Arbeit macht, gibt, und dass die Frauen dort versorgt werden." Ich habe aber nicht nachgelassen, und es war öffentlicher Druck, medialer Druck notwendig. Mittlerweile ist ganz klar, dort wurde so schlecht gearbeitet, dass der Verwaltungsgerichtshof, bei dem dann schlussendlich die Beschwerde der Ärztin gelandet ist, einen Einblick in Abgründe gezeigt hat, wie schlecht dort gearbeitet wurde. Es ist Aufgabe der Patientenanwaltschaft - wessen denn wohl sonst -, aus einzelnen schrecklichen Schicksalen Schlüsse zu ziehen, wenn zu befürchten ist, dass es sich um einen Missstand handelt, der über ein einzelnes trauriges Schicksal hinausgeht. (Beifall bei den GRÜNEN und von Abg. Ingrid Korosec.) Auch in dem Zusammenhang hat die Patientenanwaltschaft öffentliche Forderung und laut Forderung zu erheben, nämlich dass die Zuständigkeit der Patientenanwaltschaften auf den niedergelassenen Bereich ausgedehnt wird. Frau Abg. Laschan hat darüber gesprochen, dass man den Patientenentschädigungsfonds im Privatspital nicht beanspruchen kann. Man kann ihn auch nicht beanspruchen, wenn die Koloskopie, bei der es eine Perforation gibt, in einer niedergelassenen Ordination stattfinden würde. Wie kommt denn der Patient dazu, dass diese kleinlichen Streitereien hinsichtlich der Kompetenzen dazu führen, dass man in einem Fall eine Entschädigung kriegt, wenn man im öffentlichen oder im privat-gemeinnützigen Spital ist, und im anderen Fall, Privatspital oder niedergelassener Bereich, durch die Finger schaut? Und es ist Auftrag der Patientenanwälte und -anwältinnen, darauf zu bestehen, dass wir Einsicht in die Krankengeschichte kriegen, dass man mit uns verpflichtend zusammenarbeiten muss und dass die Menschen den Zugang zum Patientenentschädigungsfonds haben. Es muss der Vergangenheit angehören, dass man einfach antwortet: Frau Patientenanwältin, ich kooperiere nicht. Da könnte man auch sagen: Patient, fahr zum Mond, kannst ja klagen. Viele können das nicht, und da darf sich die Ärztekammer nicht länger abputzen. Ein weiterer Punkt aus der Vergangenheit, für den ich mich stark gemacht habe, war der Stopp der Scheinmedizin. Wir wissen, dass in der Pandemie gerade die evidenzbasierte, wissensbasierte Medizin so unter Druck gekommen ist, dass man so tut, als wäre es egal oder gleichwertig, ob jemand in seiner Wahlarztordination Voodoo-Zauber oder ordentliche Medizin macht, auf die sich der Patient hinsichtlich der Qualität verlassen kann. Hätten wir da früher schon Aktionen gesetzt, dann wäre es nicht so weit gekommen, dass jetzt so viele Corona- Verharmloser, Impfgegner und andere Schwurbler das wichtige Gesundheitsbewusstsein der Menschen negativ in Frage stellen und sie sozusagen mit ihrer irreführenden Information abhalten, die richtigen Maßnahmen zu setzen. Ich habe diese Punkte schon in der Vergangenheit, lange vor Corona, auf die Tagesordnung genommen. Es ist ja auch ein Erfolg zu verzeichnen. Die Medizinische Universität Wien hat die Scheinmedizin vom Ausbildungsprogramm genommen. Es gibt auch keine Ambulanz für Homöopathie mehr dazu. Wir sollten uns ein Beispiel an Deutschland nehmen, dort wurde das Ganze sowieso in den letzten Monaten auch seitens der Kassenärzte abgestellt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wir brauchen mehr Anstrengungen, was das Impfen betrifft. Schon im Jahr 2018 können Sie in meinem Bericht nachlesen, dass ich die Impfskepsis für eine große Gefahr gehalten habe und halte, damals noch wegen der Masern, heute macht Corona die Sache umso dringender. Viele von Ihnen haben auf die Versorgungsmängel im Aufgaben- und Verantwortungsbereich der Gemeinde Wien hingewiesen - und das zu Recht. Sie finden in meinen Berichten viele, viele Punkte, die sich mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie beschäftigen. Ich weiß nicht, Herr Seidl, Sie müssen sich offensichtlich immer die Ohren zuhalten, wenn ich über diese Dinge rede, weil Sie es nicht wissen, aber es ist gut, ich trage es Ihnen nach. Da gibt es vieles, was wir gefordert haben, von besserem Ausbildungsschlüssel, bessere Bezahlung und einen Aufbau von intra- und extramuraler Versorgung. Auch die Neuordnung der Pflege kann nicht aufgeschoben werden. So viele Pflegekräfte melden sich - es darf sich nämlich auch Personal bei mir melden - und sagen: Frau Pilz, ich kann nicht mehr! Wir sind fertig, wir sind überarbeitet, egal, ob das jetzt im extramuralen Bereich oder in den Pflegeeinrichtungen oder in den Spitälern ist. Der Gesundheitsschutz in der Pandemie hat nämlich bewirkt, dass das Personal in einer Weise unter Druck kommt, dass es kaum auszuhalten ist. Ich finde es wirklich beschämend und ich finde es besorgniserregend, dass man jetzt wieder nur davon spricht, ob die Intensivstationen wohl ausgelastet oder überlastet sind und niemand an jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter denkt, die auf Normalstationen am Anschlag arbeiten. Eine Ärztin hat sich zuletzt bei mir gemeldet und hat gesagt: "Frau Pilz, tun Sie meinen Namen nicht erwähnen, aber wir sind eine Corona-Station und wir können nicht mehr. Ich habe Angst, dass mir mein Personal davonläuft. Wir müssen aufs Personal aufpassen und wir müssen aufeinander aufpassen." Das heißt - ich freue mich sehr, dass Herr VBgm Wiederkehr hier ist -, dass wir all das tun, was wir tun können, damit wir in der Pandemie jene Mittel ausschöpfen, die die Leute nicht erkranken lassen. Und es gibt - und das ist zweifelsfrei fachlich belegt - durch den Einbau von Lüftungsanlagen, regelmäßige CO2-Messung in jenen öffentlichen Gebäuden, wo Kinder, Jugendliche, Kranke sind, die sich nicht selber schützen können, die Mittel, wodurch das Infektionsrisiko signifikant gesenkt werden kann. Und ich bin mit Minister Rauch gar nicht einer Meinung, dass man sagen kann, es ist halt Eigenverantwortung, soll sich jeder schützen. Viele können sich nicht schützen, und da sind wir zuständig. In Wien bedeutet das, dass wir in jenen öffentlichen Räumen, wo sich die Vulnerablen nicht selber schützen können, für diesen Schutz sorgen. Ich bitte Sie, jetzt die Vorkehrungen für den Herbst zu treffen, damit die Eltern ihre Kinder sicher in die Schule und in die Kindergärten gehen lassen können. (Beifall bei den GRÜNEN.) Was braucht es für die Zukunft? - Ich will nicht darüber befinden, wie künftighin in der Patientenanwaltschaft gearbeitet wird. Ich kann nur sagen, es gibt Themen, die brennen und für die Menschen dieser Stadt von großer Bedeutung sind. Die Patientenrechte, die zwar durchaus festgeschrieben sind, sind nicht im Alltag so angekommen, dass es eine Augenhöhe mit dem Personal gibt. Wir müssen die Lebens- und Sozialbedingungen berücksichtigen, unter denen Menschen aufwachsen, unter denen Kinder aufwachsen, denn ansonsten machen wir mit einer Individualisierung, die vermeintlich gleichmacht, die gesellschaftliche Kluft größer. Wir dürfen in der Stadt keine Zweiklassenmedizin und keine Zweiklassenversorgung zulassen. Die Gesellschaft ist unter Druck. (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Dafür ist es schon zu spät!) - Ja, Sie besteht schon, das ist richtig, aber wir müssen alles tun, um diese Kluft zu schließen, dass es nicht so ist, dass man sich als Eltern überlegen muss: Kaufe ich dem Kind ein Spielzeug oder gehe ich zum Doktor, weil ich den Wahlarzt, die Wahlärztin bezahlen muss? Das können wir in der Stadt nicht dulden. Ich sehe es als Aufgabe der Patientenanwaltschaft, auf diese Missstände hinzuweisen. Wenn zu mir Menschen kommen und sagen, ich bin aus einem Bezirk, wo es keinen einzigen Kinderarzt gibt, wo ich, wenn ich mein Kind versorgen will, unbedingt zum Privatarzt gehen muss: Ist denn das zu dulden? Oder wenn Frauen sagen, mein Gynäkologe, meine Gynäkologin hat den Kassenvertrag zurückgelegt. Jetzt kann ich es mir überlegen, ob ich bleibe oder gehe. Das dürfen wir nicht zulassen. Konkrete Forderungen möchte ich auch stellen. Die Ausweitung auf den niedergelassenen Bereich des Patientenentschädigungsfonds habe ich schon mitgeteilt. Es geht aber auch um eine Aufstockung des Betrages. Die Patientenanwälte und -anwältinnen fordern seit Langem, dass man den Spitalskostenbeitrag, der 0,73 Cent, also 10 Schilling in alter Zeit, für den Fonds vorsieht, zumindest auf 1 EUR aufstockt und dass die Differenz von den Spitalserhaltern getragen wird. Warum ist das wichtig? Da komme ich noch einmal zum Geld zurück. Der Patientenentschädigungsfonds, den wir in der WPPA mit meinem Beirat und mit meinem Team super verwalten, hat praktisch Ebbe in der Kasse. Warum? - Weil er eben an den Spitalsaufenthaltstagen hängt, und in der vergangenen Zeit war es so, dass weniger Spitalsaufenthaltstage waren, weil man ja in der Pandemie weniger ins Spital gegangen ist. Aber die Fälle, die bei uns landen, werden nicht weniger, insbesondere weil vieles noch aus 2019 jetzt in den Fonds in die Beiratssitzung kommt. Wir sind echt am Anschlag mit den Mitteln und wenn wir nicht genügend Geld haben, dann wird es nicht möglich sein, dass wir allen berechtigten Anliegen nachkommen. Ich bin heute als streitbar und unbequem bezeichnet worden. Ich sage Ihnen, warum ich glaube, dass das wichtig ist. Die Interessenvertretung von Patientinnen und Patienten braucht eine starke Stimme, denn die anderen sind ohnehin sehr, sehr laut. Und da rede ich jetzt von der Ärztekammer. Da ist es in der Spielaufstellung schon so, dass man der Gegenspieler ist. Ich möchte Ihnen aber jetzt von dem beispiellosen Versuch berichten, die Patientenanwältin mundtot zu machen, einzuschüchtern und sie zu bedrohen. In dieser Härte sage ich das. Im vergangenen Juli hat die Ärztekammer zu meinem Bericht Stellung genommen, unfreundlicherweise nicht etwa mir gegenüber, das würde der Anstand gebieten, sondern sie hat dem Herrn Landeshauptmann und Bürgermeister Dr. Michael Ludwig geschrieben. Die Fraktionen haben das in Abschrift bekommen, und auch Herr StR Hacker hat dieses Schreiben bekommen. Mir wurde es einige Tage später von der Ärztekammer nachrichtlich zugestellt. In diesem Schreiben bezichtigt mich die Ärztekammer der Feindseligkeit, rechtsunkundig, eine Persönlichkeit, die sozusagen abenteuerlich entgleist. Ich würde sogar klagswürdige Dinge in meinen Bericht schreiben, der von Ihnen allen übrigens einstimmig mit großem Lob angenommen wurde, und dass es schon so sein soll, dass der Herr Bürgermeister und Landeshauptmann bei der kommenden Neubestellung nicht etwa auf eine rechtsunkundige, sondern auf eine rechtskundige Persönlichkeit setzt, die wieder das hohe Ansehen bei den Ärztinnen und Ärzten genießt, wie alle Vorgänger - Vorgängerinnen gibt es keine - der jetzigen Wiener Patientenanwältin. Und sie sagen - das haben sie auch schon in der Vergangenheit gefordert -, dass tatsächlich die Wiener Patientenanwaltschaft ihren Bericht vor Veröffentlichung der Ärztekammer zur Stellungnahme schicken soll. Was ist das für eine Vorstellung von Demokratie? (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Das macht der Rechnungshof auch!) Eine unabhängige, weisungsfreie Einrichtung soll das der Ärztekammer - das kriegt ja nicht einmal der Stadtrat - vorab zur Stellungnahme schicken. Ich habe mir erwartet, dass der Herr Bürgermeister und Landeshauptmann ein E-Mail schreibt oder zum Telefon greift und bei der Patientenanwältin fragt, was da los ist. Es ist nämlich so, es passiert auch öfter, dass sich Bürger oder Patienten oder sonst wer über mein Team, über einzelne Mitarbeiter beschweren. Das kommt vor. Was tue ich dann? - "Audiatur et altera pars" - man möge auch die andere Seite hören. Ich frage sofort, was da war, worum es gegangen ist, lasse mir die Sache schildern, schaue mir die Unterlagen an. Wenn wir einen Fehler gemacht haben, das kommt manchmal vor, dann entschuldigen wir uns und stellen es richtig, und ich stelle mich mit dieser Entschuldigung vor meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wenn es aber so ist - und das ist in 95, sagen wir, 97 Prozent der Fälle immer so gewesen, dass jemand einen Zorn hat, weil er etwas nicht gekriegt hat, weil er im System schlecht behandelt wurde und dann putzt er sich an einem Mitarbeiter, einer Mitarbeiterin meines Teams ab, dann stelle ich mich vor mein Team und sage, das weise ich zurück und ich lasse es nicht zu, dass Sie Frau X oder Herrn Y anschütten. Das ist Führung. (Beifall bei den GRÜNEN.) Da sich der Herr Bürgermeister nicht bei mir gemeldet hat, habe ich mich selber veranlasst gefühlt, ihm gegenüber in Bezug auf diesen Brief zu antworten und die Dinge zurückzuweisen, die mir unterstellt wurden. Unter anderem hat man nämlich mit Empörung festgestellt, dass ich das Qualitätssystem der Selbstevaluierung schlecht finde, man hat nur vergessen, dass die Landes-Gesundheitsräte kurz darauf das Gleiche gefordert haben. Also so ganz fassungslose Rechtsunkundigkeit kann das ja nicht gewesen sein, was ich da behauptet habe. Auch dass man nur auf die Klage gegen mich verzichte, weil man die Stadt klagen müsste, ist ein starkes Stück, und ich war doch der Ansicht, dass der Herr Bürgermeister und Landeshauptmann wissen muss, dass die weisungsfreie Einrichtung der Stadt von der Ärztekammer so bedroht wird. Ich habe den Herrn Bürgermeister gebeten, dass er sich im Interesse der Bevölkerung dem Versuch der Einschüchterung der Wiener Patientenanwältin entgegenstellt und dass er vor allem die beabsichtigte Einflussnahme der ärztlichen Standesvertretung auf den gesetzlich geregelten Auswahl- und Bewerbungsprozess und Bestellungsvorgang nicht duldet. Jetzt nehme ich zur Kenntnis, dass sich die Ärztekammer ein Flascherl aufmachen kann. Herr Dr. Steinhart hat sich über die Entscheidung, dass ich abberufen werde, sehr gefreut und er hat ja schon im Laufe dieses Jahres deutlich gemacht, wo da die Bösen sind, indem er gesagt hat, zwei Patientenanwälte haben ein fehlgeleitetes Amtsverständnis. Na, wer wird es sein? Kollege Bachinger und ich, während die anderen der Beschwerdeverfolgung mit Diskretion nachgehen. Also ich hoffe sehr, dass diese Art von Einschüchterung nicht Platz greift, denn es ist nicht zu dulden, dass die demokratischen und gesetzlichen Einrichtungen dieser Stadt (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Die Ärztekammer ist auch eine gesetzliche Einrichtung!) von einer Standesvertretung (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Die Ärztekammer ist eine bisschen mehr! Die ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts!) eingeschüchtert wird, die sich herausnimmt, die Patientenanwaltschaften einzuschüchtern. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich komme zum Dank, es ist Zeit für Dank. Ich möchte mich bei den Bürgern und Bürgerinnen dieser Stadt bedanken, die im steigenden Ausmaß der Patientenanwaltschaft vertrauen, weil sie wissen, dass bei uns gute Arbeit geleistet wird. Ich möchte mich bei allen Gesundheitsdienstanbietern bedanken, die gut, vertrauensvoll und konstruktiv mit uns gearbeitet haben, und das ist die überwiegende Mehrzahl. Allen Propagandarufen der Ärztekammer zum Trotz haben die meisten Ärzte und Ärztinnen gerne und gut mit uns kooperiert. Ich möchte meiner Heimkommission für die wertschätzende Zusammenarbeit und die offene Diskussion danken. Insbesondere während der Pandemie waren große Herausforderungen für die Heime, und wir haben das sehr positiv und sehr stützend gegenseitig besprochen. Ich möchte meinem Beirat im Patientenentschädigungsfonds sehr herzlichen danken. Das sind hochrangige Persönlichkeiten, die sich ehrenamtlich Zeit nehmen, um unsere vorgelegten Entschädigungsvorschläge mit mir zusammen zu beraten. Sie haben eine exzellente und ehrenamtliche Tätigkeit gemacht. Ich möchte mich bei der Arbeitsgemeinschaft der Patientenanwälte und -anwältinnen bedanken. Es ist gut, dass wir uns vernetzen, dass wir Themen, die uns alle betreffen, gemeinsam auf die Tagesordnung setzen. Ich möchte den Gesundheitseinrichtungen dieser Stadt danken, von der MA 40 bis zur MA 13, dem Fonds Soziales Wien, Frauengesundheitsbeirat, "you name it, we have it", die WiG, allen Möglichen, mit denen wir immer gut, verlässlich, korrekt und zukunftsorientiert gearbeitet haben. Ich möchte mich bei den Medien für die kritische Würdigung unserer Tätigkeit und für die Berichterstattung bedanken, die ganz zentral wichtig ist, damit sich Patienten und Patientinnen trauen, sich an uns zu wenden. Ich möchte mich auch bei Selbsthilfegruppen bedanken, die mit uns zusammenarbeiten, weil wir auf diese Weise ihre Interessen auch besser in die Öffentlichkeit bringen können. Ich möchte mich auch bei der Gesundheitspolitik, also bei Ihnen, bei der Regierung und bei der Opposition, bei den Abgeordneten aller Fraktionen bedanken. Ich fühle mich wertgeschätzt durch die politischen Debatten unserer Berichte. Ich möchte mich bei unseren Vertrauensärzten bedanken, die mit uns zusammen die Fälle aus der medizinischen Sicht bewerten und beurteilen. Ihre Arbeit ist eine wichtige Grundlage für unsere Einschätzung. Ich möchte meinem Team danken. Ihr seid super, ihr seid super, ihr wart super, und ich wünsche euch, dass es euch gut geht und dass ihre eure Arbeit gut fortsetzen könnt, und ich hoffe, dass es so sein wird. Ich danke euch! Ich habe meine Rolle als Chefin so verstanden, zu ermöglichen, zu vertrauen, zuzuhören, euch nach Möglichkeit zu fördern und dort, wo Schwierigkeiten im Weg gelegen sind, auch zu schauen, dass ihr arbeiten könnt, dass ihr etwas leisten könnt, dass ihr aber nicht überlastet seid. Und es ist wirklich in den vergangenen zwei Jahre viel auf euch gelastet. Danke, dass ihr nicht bürokratisch, sondern engagiert wart. (Allgemeiner Beifall.) Ich möchte auch meiner Familie danken, die ausgehalten hat, dass ich auch in den letzten Jahren beschimpft und beleidigt und bedroht worden bin. Es ist so, es hat Leute gegeben, die haben auf Twitter geschrieben: "Haut´s die Pilz in einen von die Flaktürme, dass sie nicht mehr rauskommt." Also nicht, dass ich glaube, dass das wer tut, aber meine Kinder haben gesagt: "Geh aus dem Melderegister raus, wir wollen nicht, dass dir jemand auflauert." Was ich da sage, ist nicht wehleidig, das trifft jetzt viele Gesundheitsdienstanbieter, viele Politiker und Politikerinnen, Menschen, die sich jetzt hinstellen und sagen, das geht hier nicht so! Und ich habe es als meine Aufgabe gesehen, nicht feig zu sein, und ich hoffe, dass das künftig auch so gehandlet wird. Ich möchte mich hier als Patientenanwältin verabschieden, aber - Ingrid Korosec ist schon darauf eingegangen - ich bin seit 21 Jahren in diesem Haus, und es war eine super Zeit, auch in der politischen Tätigkeit. Ich habe schon als Abgeordnete versucht, Dinge zu bewegen. Manches ist gelungen, anderes nicht, aber es ist schon so - und das ist ein Dank an die Stadt und das kommt aus tiefstem Herzen -, man hat auch mir eine Möglichkeit gegeben, weil diese Stadt gut funktioniert, tolle Einrichtungen hat und ich mich entfalten konnte. Dafür möchte ich mich im Interesse derer, denen ich in der Politik oder als Patientenanwältin gegenüber verpflichtet bin, ganz ausdrücklich bedanken. Ich wünsche viel Erfolg. (Allgemeiner, teils stehend dargebrachter Beifall. - Abg. Mag. Josef Taucher und StRin Mag. Judith Pühringer überreichen der Rednerin Blumen.) Präsident Ernst Woller: LR Peter Hacker gelangt zu Wort. Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker: Liebe Frau Pflege- und Patientinnen- und Patientenanwältin! Ich möchte mich zunächst einmal herzlich für den vorgelegten Akt bedanken. Das ist ein Bericht, der die von uns gewohnte und auch sehr begrüßte, befürwortete und immer unterstützte Qualität der Tätigkeit des vergangenen Jahres beinhaltet. Da das der Tagesordnungspunkt ist, sei das doch in aller Klarheit auch erwähnt. Vielen herzlichen Dank für diesen Bericht, der so exzellent ist wie die Berichte der Jahre davor, die wir sehr geschätzt haben. Es ist zeitlicher Zufall, dass irgendwer - ich war es nicht, ein Vorgänger von mir - in ein Gesetz reingeschrieben hat, dass die Formalita für die Bestellung eines Patientenanwaltes klar skizziert und klar festgelegt sind, und da ist eine Wiederbestellung nicht vorgesehen. Beschlossen wurde dieses Gesetz vor ungefähr zehn, elf Jahren, und da ist Wiederbestellung nicht vorgesehen. Herr Ellensohn sollte es wissen, die jungen Abgeordneten seiner Fraktion müssen das nicht wissen, dass es ein Gesetz war, das die damalige Koalition beschlossen hat, in dem eben Wiederbestellung nicht vorgesehen ist. Ich habe das im Ausschuss gesagt und wiederhole es hier in aller Klarheit und Deutlichkeit noch einmal: Ich fühle mich als Landesrat nicht ermächtigt, ein Gesetz nicht einzuhalten, sondern ganz im Gegenteil verpflichtet, ein Gesetz einzuhalten und darauf zu achten, dass es eben eingehalten wird, auch wenn es vielleicht nicht sympathisch ist, wenn es vielleicht gar nicht meinen Emotionen entspricht und wenn es vielleicht irgendwem anderen nicht sympathisch ist, wurscht, ob das die Ärztekammer, eine Regierungs- oder Oppositionsfraktion ist. (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Wie ist das bei der Mindestsicherung? Vergessen?) Ich halte mich für verpflichtet, darauf zu achten, dass ein Gesetz eingehalten wird. So steht es drinnen, dieses Versprechen habe ich formal, rechtlich und auch politisch abgegeben und dabei bleibe ich auch. (Beifall bei SPÖ und NEOS. - Zwischenruf bei den GRÜNEN. - Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Die Periode endet!) Ich kann nur empfehlen, bevor wir da eine peinliche Debatte über die Frage eines Bestellungsmodus fortsetzen, einmal einen kleinen Blick ins Gesetz zu werfen, wie das dort vorgesehen ist. Dann diskutieren wir über die Frage der Interpretation von Gesetzen, aber da drinnen ist nichts zu interpretieren. Da steht eindeutig drinnen: Eine Funktionsperiode dauert fünf Jahre und endet. Und am Ende findet ein neues Hearing-Verfahren statt. Ein Hearing- Verfahren - auch das ist manchmal unangenehm - ist ein Wettbewerb. Ich weiß nicht, ob Sie es vergangene Woche gelesen haben, ich kann nur sehr empfehlen, es in einer Tageszeitung nachzulesen. Ich finde, man kann es auch erwähnen, im "Kurier" vergangene Woche am Donnerstag, am Feiertag, war ein sehr bemerkenswerter Artikel - ziemlich weit hinten, den haben sicher nicht viele Leute gelesen, ich lese solche Sachen -, wo sehr, sehr namhafte Personalberater gesagt haben, sie ziehen sich völlig aus dem Geschäft der öffentlichen Bewerbung von neuen Jobs zurück, weil es ihnen einfach stinkt, wie permanent gegen die Spielregeln verstoßen wird. Ich fand, die haben mir ziemlich aus der Seele und ziemlich aus dem Herzen gesprochen, und daher bleibe ich auch im Sinne dessen, auch wenn es wem nicht passt, dabei: Dort, wo Hearing-Verfahren stattfinden, muss auch für alle, die sich bewerben, Vertraulichkeit gewährleistet sein. (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Das wird mit den gesetzlichen Änderungen anders!) Wir haben 24 Kandidatinnen und Kandidaten, und die haben einen Anspruch darauf - zumindest nach meinem Verständnis eines qualitätsvollen Auswahlverfahrens -, auch mit Vertraulichkeit beschützt zu werden. Daher kann es nicht mit Akklamation, wurscht, ob im Gemeinderat oder im Ausschuss, stattfinden, dass wir solche verantwortungsvollen Funktionen auf diese Art und Weise besetzen. Ich halte nichts davon, ich stehe dazu, dass Hearing-Verfahren, die durchaus sehr ausgetüftelt sind, die auch schwierig sind, die man auch einmal bestehen muss, in einem guten Auswahlverfahren weiterhin in unserer Stadt stattfinden, um den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt zu gewährleisten, für Führungsfunktionen die besten Köpfe zu bekommen. Ich möchte aber, dass diese, wie ich finde, ein bisschen merkwürdige Diskussion, nämlich mich auch merkwürdig berührt, offen und ehrlich gesagt, nicht den Schlusspunkt bildet, sondern Schlusspunkt muss bilden, liebe Sigrid, dass du einen tollen Job gemacht hast. Ich möchte mich wirklich herzlich bedanken. Es wird ja so dargestellt, als hätten wir großen Dissens gehabt. Das Gegenteil war der Fall. Manche Briefe von der Ärztekammer und nicht nur den, wo es um dich gegangen ist, beantworte ich gar nicht, denn da gibt es nichts zu antworten. Es hat die Ärztekammer keinen Einfluss auf Bestellungen zu nehmen, weder von Ärztinnen und Ärzten, was sie nämlich auch gerne täte, da habe ich andere Briefe dazu, weder von dir, deiner Nachfolge oder "what ever". Ehrlich gesagt, das erwähne ich nicht einmal, das schicke ich dir nicht einmal zur Stellungnahme, da gibt es nichts, um Stellung zu nehmen. Ich habe tonnenweise Briefe, die nicht beantwortet werden, also wundere dich nicht, dass da weder der Bürgermeister noch ich dir das überhaupt geschickt haben. Das ist keine Erwähnung wert, ist nicht akzeptabel. Spannend wird sein, was du in der Frage der Qualitätssicherung erwähnt hast, ob wir den Gesundheitsminister endlich dazu kriegen, das auch in ein Gesetz zu packen. Da müssen wir nämlich noch immer verhandeln, obwohl, wie du richtig sagst, alle Landesräte der Meinung waren, wir wollen eine Veränderung, ist es noch immer nicht erledigt. Also ich hoffe, dass es gelingt, den Gesundheitsminister davon zu überzeugen, das jetzt endlich umzusetzen. Ich möchte mich wirklich bei dir herzlich bedanken. Du hast einen tollen Job gemacht, wir haben tolle Jour fixes gehabt, einen tollen Austausch gehabt. Ich wüsste überhaupt keinen Punkt, wo es einen Dissens gegeben hat, weder während meiner Zeit als Stadtrat noch in der Zeit davor. Vielen herzlichen Dank! Ich wünsche dir alles Gute, genauso wie ich dem neuen Pflege- und Patienten- und Patientinnenanwalt herzlich gratuliere, ein durchaus schwieriges Hearing-Verfahren gewonnen zu haben. Es sei auch dem Sieger gratuliert, und ich bedanke mich bei allen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern, die dich, liebe Sigrid, genauso wie den neuen Patientenanwalt so großartig unterstützen. Vielen Dank für eure Arbeit! (Beifall bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN.) Präsident Ernst Woller: Wir kommen nun zur Abstimmung, ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die den vorliegenden Bericht der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft über ihre Tätigkeit im Jahr 2021 zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig beschlossen. Wir kommen nun zur Postnummer 13. Sie betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Wiener Krankenanstaltengesetz 1987 geändert wird. Berichterstatter dazu ist Her Abg. Wagner. Ich ersuche ihn, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter Abg. Kurt Wagner: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich ersuche Sie, dem Entwurf eines Gesetzes, mit dem das Wiener Krankenanstaltengesetz 1987 geändert wird, zuzustimmen und bitte den Herrn Präsidenten, die Verhandlungen einzuleiten. Präsident Ernst Woller: Gemäß § 30c Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird dagegen ein Einspruch erhoben? - Das ist nicht der Fall, ich werde daher so vorgehen. Die Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Seidl. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Wolfgang Seidl (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Ich denke, dass ich das jetzt erfrischend kurz machen kann. Ich habe mich gefreut, wie der Herr Stadtrat jetzt am Ende seiner Ausführungen gesagt hat, wie wichtig es nicht ist, Gesetze einzuhalten. Ich bin jetzt guter Dinge, dass wir es dann doch irgendwann einmal auf die Reihe bringen, dass wir auch beim Mindestsicherungsgesetz jetzt wirklich auch den verfassungsrechtlichen Vorgaben entsprechen. Wir werden jetzt dann im September wieder einmal eine Vorlage präsentieren. Wir haben es ja fix und fertig, und ich gehe, den Worten Glauben schenkend, davon aus, dass wir das dann einstimmig hier beschließen können. Zum vorliegenden Antrag, wie gesagt, habe ich schon gesagt, das kann ich relativ kurz machen: Wir haben im Ausschuss dagegen gestimmt. Warum haben wir dagegen gestimmt? - Da geht es darum, mehr oder weniger die Pandemiegesetze in der Stadt Wien jetzt noch um ein Jahr zu verlängern. Es ist, glaube ich, kein Geheimnis, wenn ich Ihnen verrate, dass wir sowohl auf Bundes- als auch natürlich auf Landesebene alles andere als zufrieden sind mit der Tätigkeit, die auf der einen Seite der grüne Gesundheitsminister und auf der anderen Seite natürlich auch der rote Gesundheitsstadtrat machen. Das ist der Grund, warum und wieso wir dem heute nicht zustimmen können. Ich gehe aber davon aus, wir werden die einzige Fraktion sein, denn ich glaube, im Ausschuss, wenn ich es jetzt richtig erinnerlich habe, waren wir die Einzigen, die dagegen gestimmt haben. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.) Präsident Ernst Woller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Ngosso. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Dr. Mireille Ngosso (SPÖ): Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Zuseher und Zuseherinnen via Livestream! Es wundert mich oder uns eigentlich gar nicht, warum Herr Seidl und die FPÖ nicht mit diesem Gesetz mitstimmen möchten, eine Partei, die von Anfang an SARS-CoV-2 verharmlost hat und teilweise auch geleugnet hat, eine Partei, die gar empfohlen hat - ich glaube, alle erinnern sich noch daran -, lebensgefährliche Pferdeentwurmungsmittel gegen Corona zu schlucken. Dass Sie Ihren unverantwortlichen Weg weitergehen wollen, macht uns traurig, aber wundert uns eigentlich wirklich nicht mehr. Wir haben uns daran gewöhnt, dass es aus Ihrer Partei bisher keinen verantwortungsvollen Beitrag zur Lösung der Corona-Krise gegeben hat. Die Corona-Zahlen steigen wieder an, eine Entwicklung, die eh vorhersehbar war. Schon die letzte Welle hat gezeigt, dass durch Omikron einerseits eine sehr hohe Anzahl an Patienten und Patientinnen stationär war und noch ist und andererseits die Situation durch Personalausfälle noch prekärer geworden ist. Die Mutationen BA4 und BA5 sind wesentlich infektiöser und immun-invasiver, und gleichzeitig nimmt aber die Immunität der Menschen laufend ab. Das bedeutet jetzt, in Wien und in Salzburg waren in der Vorwoche laut Prognosekonsortium die Subvarianten schon für mehr als 70 Prozent aller Infektionen verantwortlich, und das Covid-Prognosekonsortium geht davon aus, dass sich die steigenden Corona-Infektionszahlen schon bald in den Spitälern bemerkbar machen werden. Und wir in den Spitälern bereiten uns auch schon darauf vor. In den kommenden zwei Wochen muss demnach mit einer Verdreifachung der Covid-19-Patienten und -Patientinnen im Normalpflegebereich gerechnet werden. Konkret bedeutet das, dass am kommenden Mittwoch, also am 29. Juni, bereits bis zu 17.000 tägliche Neuinfektionen einzukalkulieren sind. An den Intensivstationen rechnen die Experten und Expertinnen in ihrer aktuellen Einschätzung bis Anfang Juli mit einer Verdoppelung der stationär aufgenommenen Covid-Kranken. Also diese Zahlen beweisen doch, dass die Pandemie noch lange nicht vorbei ist. Mit realistischen Maßnahmen können wir die nächsten Wellen dämpfen und das sollten wir auch tun (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Dass wir in Wien bis jetzt so gut durch die Pandemie gekommen sind, haben wir auch unserem Krankenanstaltengesetz zu verdanken, nur dürfen wir uns alle nicht täuschen lassen. Nur, weil die Bundesregierung jetzt wieder alle Corona-Maßnahmen zurückgenommen hat und scheinbar nicht aus den vergangenen Fehlern gelernt hat, beweisen oder zeigen doch die Zahlen, dass die Situation nach wie vor sehr ernst genommen werden muss. (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Welche Zahlen?!) Ich finde diese Handhabung der Bundesregierung ehrlich gesagt nur noch fahrlässig. Als Ärztin erlebe ich wirklich tagtäglich - ich arbeite auf einer Normalstation, auf einer normalen Corona-Station - ganz, ganz viele schwere Lebensschicksale auf den Stationen. Es gibt wirklich schreckliche Szenen, die ich nie vergessen werde, junge Menschen, die mit Brustschmerzen eingeliefert werden und dann in kürzester Zeit auf der Intensivstation landen, junge Kinder, Jugendliche die mit der Covid-19-Erkrankung zu kämpfen haben. Seit Beginn der Pandemie ist Wien vorausschauend, Wien ist ehrlich und Wien ist verantwortungsbewusst, und diese Strategie hat sich bewährt. Sie können sich sicher sein, dass Wien diese Sicherheitsmaßnahmen nur so lange aufrechterhalten wird, so lange es auch notwendig ist. Dass die Wiener Covid-Maßnahmen in der Bevölkerung oder auch bei Ihnen nicht immer auf Begeisterung stoßen, ist uns bewusst, doch all diese unbeliebten Maßnahmen waren notwendig, um unsere Spitäler, vor allem das Krankenhauspersonal zu entlasten. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich möchte auch an dieser Stelle noch einmal ein wirklich großes Danke, Danke, Danke an meine Kollegen und Kolleginnen im Spital aussprechen, denn diese letzten zweieinhalb Jahre waren einfach nur und sind einfach nur extremst anstrengend, erschöpfend. Wir sind alle am Limit, und ich denke, dass unsere Aufgabe sein sollte, dass wir das Krankenhauspersonal soweit wie möglich auch unterstützen. Ich bitte also um die Zustimmung. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Präsident Ernst Woller: Es liegen keine Wortmeldungen mehr vor. Ich teile mit, dass Abg. Klika ab sofort entschuldigt ist und dass Abg. Gara bis 15.30 Uhr entschuldigt ist. Der Berichterstatter verzichtet auf sein Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Gesetzesvorlage. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Das ist mit den Stimmen von SPÖ, NEOS, ÖVP, GRÜNEN gegen FPÖ und den Abg. Kieslich beschlossen. Das Gesetz ist somit in erster Lesung angenommen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen und bitte jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so beschlossen. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist dasselbe Stimmverhalten, mit Stimmen SPÖ, NEOS, ÖVP, GRÜNE gegen FPÖ und Abg. Kieslich. Damit ist das Gesetz auch in zweiter Lesung beschlossen. Postnummer 2 der Tagesordnung betrifft den Tätigkeitsbericht 2021 der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Ich begrüße Herrn Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.) Ich eröffne die Debatte. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn Lhptm-Stv. Wiederkehr, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Ich bitte um Zustimmung. Präsident Ernst Woller: Zu diesem Tagesordnungspunkt hat sich Abg. Berger zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Landesrat! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Sitzungssaal! Sehr geehrter Herr Jugendanwalt, herzlich willkommen hier im Wiener Landtag auch von meiner Seite! Sie haben wie jedes Jahr wieder einen durchaus quantitativ umfangreichen Bericht vorgelegt. Wir behandeln heute das Jahr 2021, es sind wieder knapp 150 Seiten geworden, querbeet zum Kinder- und Jugendbereich. Vom Umfang her ist er immer durchaus sehr umfangreich, und alle möglichen Facetten des Kinder- und Jugendwesens werden behandelt. Qualitativ, wie auch schon in der Vergangenheit und in den vergangenen Jahren, wird es auch von meiner Fraktion an heutiger Stelle die eine oder andere Anregung geben. Ich werde dann in meinen Ausführungen noch dazu kommen. Ich darf vielleicht bei den Kritikpunkten Ihrer Seite beginnen, die sich auch überwiegend mit unseren politischen Kritikpunkten als Oppositionsfraktion in den letzten Jahren immer wieder decken. Da ist zum einen das Thema der Heimkinder angeführt. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft hat mittlerweile nach dem Ende der Betreuung der ehemaligen Heimkinder durch den Weissen Ring jetzt diese Verbrechensopferhilfe übernommen. Sie schreiben in Ihrem Bericht, dass es wieder zu einem erheblichen Anstieg bezüglich Psychotherapie gekommen ist. Sie schreiben von einer Verdreifachung, und da wäre vielleicht gleich einmal mein erster Ansatz beziehungsweise meine erste Anregung. Verdreifachung kann halt grundsätzlich relativ viel bedeuten. Das kann von eins auf drei, von zwei auf sechs bedeuten. Ich glaube nicht, dass wir uns in diesem Zahlenbereich bewegen, aber vielleicht wäre es für die nächsten Berichte dann in den nächsten Jahren doch recht hilfreich, nicht nur den Multiplikationsfaktor anzuführen, sondern auch tatsächlich Zahlen anzuführen, damit man sich dann auch tatsächlich etwas darunter vorstellen kann. Das war auch immer wieder ein Kritikpunkt unsererseits in den vergangenen Jahren. Was wie ebenfalls immer wieder bezüglich der Wiener Heimkinder angeregt haben, war, dass es hier auch eine offizielle Entschuldigung von Seiten der Stadt geben soll, einen Gedenktag oder durchaus auch ein Denkmal. Das regen Sie auch Jahr für Jahr in diesem Bericht immer wieder an. Es steht auch auf unserer Agenda, und ich darf an dieser Stelle auch noch einmal die entsprechenden Regierungsfraktionen und die Stadt Wien auch motivieren oder auch dafür kritisieren, dass dem in den letzten Jahren nicht nachgekommen worden ist. Insbesondere die Vertreter von Rot und Pink stehen ja immer wieder hier heraußen und bezeichnen die Stadt Wien als Menschenrechtsstadt oder Menschenrechtshauptstadt. Wenn es darum geht, den Wiener Heimkindern hier ein entsprechendes Denkmal oder einen Gedenktag zu widmen, will man offensichtlich nichts davon wissen. Das halte ich menschlich und moralisch für durchaus verwerflich, aber vielleicht kommt im Lauf dieser Periode auch in diesem Bereich noch etwas in Bewegung. Ein sehr großer Bereich, der auch Jahr für Jahr immer wieder behandelt wird, den wir gewissermaßen auch schon zwei Tagesordnungspunkte davor heute hier behandelt haben, ist der gesamte Gesundheitsbereich im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Sie schreiben auch in Ihrem Jahresbericht wieder davon, dass die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mehr denn je Anlass zur Sorge gibt, dass stationäre und psychiatrische Versorgung beispielsweise im Krankenhaus Floridsdorf nach wie vor mit dem Berichtsjahr 2020/21 nicht gegeben war, im niedergelassenen Bereich Versorgungsmängel vorhanden sind, die Zahl der Kassenärzte nicht mit der steigenden Nachfrage Schritt hält, der Ausbau frühkindlicher Diagnostikzentren sehr, sehr schleppend erfolgt. Es gibt durchaus den einen oder anderen Fortschritt, den auch ich in den letzten Monaten oder wenigen Jahren zur Kenntnis genommen habe, allerdings ist das halt leider Gottes oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie schreiben auch davon, dass der Kinder- und Jugendbereich im Gesundheitsbereich stets unterfinanziert ist. Auch da haben Sie unsere Unterstützung, was die Kritikpunkte anbelangt. Ja, es ist tatsächlich traurig und immer wieder auch beschämend - ich habe auch einen Artikel aus dem heurigen Jahr, Ende März, hier: Klinik Wien-Hietzing. Betrieb der Psychiatrie wird wieder eingeschränkt. Es gibt ja auch in meinem politischen Heimatbezirk im Kaiser- Franz-Josef-Spital an sich eine Frühchenstation, eine Neonatologie. Auch hier war es in den letzten Jahren immer wieder der Fall, dass auf Grund von Personalengpässen diese Stationen ja gar geschlossen werden mussten und wirklich Notfälle, Frühchen von Wien nach St. Pölten transportiert werden mussten. Meine Damen und Herren, ich hoffe, dass wir wirklich baldigst zu Verbesserungen kommen, damit diese Schlagzeilen in Zukunft endlich einmal der Vergangenheit angehören. Ein weiterer Punkt, den ich an dieser Stelle auch aufgreifen möchte, ist der Bereich der Bildung. Wir haben es gestern diskutiert, vorgestern, auch heute werden wir im Rahmen eines Antrags von unserer Seite noch einmal darauf zu sprechen kommen: der generelle Personalnotstand im Bildungsbereich, egal, ob wir jetzt die Schulen oder die Kindergärten hernehmen. Das kritisieren Sie beziehungsweise sprechen Sie vollkommen zu Recht an. Wo wir jedoch durchaus einen unterschiedlichen Zugang haben - das sage ich auch ganz offen -, ist dann eher, wenn es in den ideologischen Bereich hineingeht. Sie schreiben in Ihrem Bericht, dass es - gewissermaßen jetzt natürlich auch überspitzt formuliert - beim Unterricht oder in der Pädagogik sozusagen noch mehr Klimahysterie benötigt, dass noch mehr gegendert werden soll, dass es offenbar Extremismus nur auf einer Seite des politischen Spektrums gibt. Immerhin ist es schon so, dass auch islamistischer Extremismus als Gefahr anerkannt, notiert oder berichtet wird. Das war ja in der Vergangenheit auch keine Selbstverständlichkeit. Es wird angeregt, sozusagen die Gesellschaft zu dekonstruieren, es ist von der toxischen Männlichkeit die Rede, es sind offenbar prinzipiell sämtliche Leistungsträger an jedem Missstand im Sozialbereich schuld. Es ist aber kein Wort davon zu lesen, dass wir es durchaus auch in Wien mit importierter Armut zu tun haben, dass Integration durchaus auch eine Bringschuld ist, et cetera, und so weiter, und so fort. Also dieser Teilbereich steht unserer Ansicht nach durchaus unter keinem guten Stern, was auch die Qualität anbelangt. Einen Bereich möchte ich im Bildungsbereich noch herausgreifen. Das habe ich relativ aufmerksam gelesen, vor allem, weil wir auch gestern einen Antrag hatten, der vielleicht das Ergebnis davon ist, wie es so in Wien zum Teil im Bildungsbereich zugeht, und zwar wird hier in diesem Bericht der sogenannte Adultismus beschrieben. Adultismus - aus dem Englischen, beziehungsweise aus dem Latein, von den Erwachsenen her - beschreibt ein ungleiches Machtverhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern. Sie beschreiben das in Ihrem Bericht als eine Abwertungsstrategie. Weiters führen Sie als Bildungsrezept für die Zukunft aus, dass jedes Kind Experte für sein eigenes Leben ist und damit kompetent ist, dass wir als Erwachsene auch viel davon lernen können und dass sowohl für die Gestaltung des Tagesablaufs als auch für den Lehrplan mehr oder weniger die Kinder für sich selbst zuständig sein sollen. Ich war schon einigermaßen verwundert, wie realitätsfern man das schreiben kann. Ich habe auch den Sinn hinterfragt. Ich weiß ja nicht, wer konkret persönlich für diese Zeilen hier verantwortlich ist, aber offenbar hat das nicht sonderlich viel mit der Realität zu tun, sondern war das wahrscheinlich eher jemand, der in der Theorie verhaftet ist. Wenn ich da jetzt eine Familie hernehme und die Kinder machen sich ein bisschen ihren eigenen Tagesablauf: Spätestens, wenn es darum geht, dass beide Elternteile berufstätig sind, wird dann einmal dieses Konzept scheitern. Wenn es mehrere Kinder gibt, zwei oder drei, wird das wahrscheinlich auch nicht ganz so umsetzbar sein, wenn die Kinder in ihre Bildungseinrichtungen wollen. Ich bin durchaus einer, der für Eigenverantwortung und auch für Selbstständigkeit ist, aber diese Zeilen haben mich doch ein bisschen den Kopf schütteln lassen, sage ich ganz offen. Vor allem im Bildungsbereich - und das beginnt ja wirklich auch mit dem Kindergarten - müssen wir den Kindern doch gewissermaßen auch für eine spätere Arbeitswelt vorbereiten, und auch in der Arbeitswelt gibt es halt nun einmal vielleicht die eine oder andere übergeordnete Machtinstanz, wie beispielsweise einen Arbeitgeber. Da kann ich auch nicht zwingend immer sagen, ich mache mir meinen eigenen Tagesablauf. Deshalb ist dieses pädagogische Konzept durchaus etwas zu hinterfragen, um es einmal sehr, sehr höflich zu formulieren. Es kommen dann auch noch bei den hinteren Kapiteln in diesem Bericht nämlich auch diese Awarenessteams, die wir auch gestern schon besprochen hatten. Genau die Frau Kollegin ist ja immer ganz Feuer und Flamme, wenn es um die Awarenessteams geht. Wenn wir Kindern schon in relativ jungem Alter klarmachen, dass es mehr oder weniger keiner Führung oder keiner Anleitung bedarf ... (Abg. Jörg Neumayer, MA: Das stimmt doch nicht! Bitte!) Ich bin jetzt keiner, der der Meinung ist, gegenüber Kindern besonders oder generell herablassend zu sein, sondern, wenn vielleicht der Wille zu gewissen Pflichten etwas fehlt, dass man halt versucht, den Kindern das nahezubringen, wieso, warum und weshalb das eine oder andere jetzt einfach sein muss. Dann, glaube ich, macht es durchaus mehr Sinn, als sozusagen den Kindern hier zu 100 Prozent mehr oder weniger ihrem eigenen Willen freien Lauf zu lassen, denn dann bräuchte man vielleicht unter dem Strich auch diese Awarenessteams nicht. Wenn man Kinder auch mehr in Eigenverantwortung, in Selbstverantwortung nimmt, dann brauchen wir zum Beispiel Awarenessteams nicht, die Erwachsene, junge Erwachsene oder Jugendliche bei der Hand nehmen, sie aufs Klo führen, ihnen einen Zettel in die Hand drücken, wo sie darum höflichst gebeten werden, wo sie ihren Müll entsorgen sollen, dass sie den nicht dort hinterlassen sollen, wo sie sich gerade befinden, sondern wo es entsprechende Abgabestellen dafür gibt. Ich bin auch der Meinung, dann stellen sich diverse Diskussionen auch nicht, dass halt nun einmal Exekutivkräfte durchaus als gewisse Autorität anerkannt werden und ich dann nicht wieder irgendwelche Kasperl- oder Kapperltruppen brauche, wie sogenannte Awarenessteams, sondern dass ich mit dem vorhandenen Personal in der Exekutive das Auslangen finde. So viel einmal zum Bericht dazu. Als Letztes möchte ich noch auf einen Bereich zu sprechen kommen, der jetzt nicht genau in den Berichtszeitraum fällt, aber weil sie ja als Kinder- und Jugendanwaltschaft auch unmittelbar beteiligt sind, möchte ich auf diesen sogenannten Kindergartenskandal aus den letzten Wochen in Penzing zu sprechen kommen. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft ist ja Teil dieser Kommission beziehungsweise führen Sie ja auch diese Kommission an, wo mehr oder weniger Fehler oder generell dieser Prozess im Bereich der Stadtverwaltung beleuchtet werden soll. Punkt 1 möchte ich zu dem generellen Fall schon noch einmal festhalten, dass mich so manche Erklärung oder Erläuterung durch die Führung der MA 10 durchaus fassungslos gemacht hat, wenn hier offenbar tatsächlich vorgegeben wird ... Ich weiß ja nicht, ob es einfach nur eine Schutzbehauptung war oder ob das tatsächlich so ist. Wenn es einen solchen Verdachtsfall von sexuellem Missbrauch bei Minderjährigen gibt, dann bin ich grundsätzlich der Meinung, dass es eigentlich kaum etwas Schwierigeres in einer Kindergarteneinrichtung der Stadt Wien geben kann und dass es dann eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein müsste, dass das durch alle Instanzen hindurch selbstverständlich und unverzüglich gemeldet wird. Offenbar hat bei der Leitung der MA 10 dieser Meldeweg ein Ende gefunden. Es ist von der ehemaligen Leitung der MA 10 auch behauptet worden, es werden zwar Berichte quergelesen, aber dieser Fall ist irgendwie nicht untergekommen. Dementsprechend war es überhaupt erst möglich, dass dieser Fall sozusagen erst unter einem Deckel so richtig zu brodeln beginnen hat können. Was auch behauptet worden ist, war, dass es das Procedere magistratsintern oder in der Geschäftsgruppe grundsätzlich nicht vorsieht, dass bei Vorwürfen solcher Delikte die höchste politische Instanz oder einfach die Ressortverantwortung informiert wird. Ich habe es bereits vorhin erwähnt, Sie bezeichnen sich zwar immer wieder mit irgendwelchen Titeln, behaupten, Sie sind die kinderfreundlichste Stadt und alles Mögliche. Meine Damen und Herren, da geht es nicht darum, dass irgendwo in der Garderobe ein Kaugummipackerl verschwindet oder sonst irgendetwas, sondern im Kindergartenbereich oder in der Elementarpädagogik gibt es eigentlich kaum schwerere Vorwürfe, die im Raum stehen können. Dass das nicht automatisch in die politisch höchste Instanz führt, beispielsweise gemeldet wird, macht mich durchaus fassungslos, das ist eigentlich erschütternd. Ich darf in diesem Zusammenhang auch noch einmal an den Herrn Landesrat appellieren, auch diesen Laden im Bereich der MA 10 schleunigst auf Vordermann zu bringen. Mir ist durchaus bewusst, dass er von seinen Vorgängern in den unterschiedlichsten Magistratsabteilungen - die MA 35 wird ja auch sehr oft hier diskutiert - nicht zwingend ein einfaches Erbe übernommen hat, aber es besteht wirklich akuter Handlungsbedarf, im Sinne der Kinder und Jugendlichen mehr oder weniger solche Prozesse oder Procedere möglichst schnell auf Vordermann zu bringen. Zwei Punkte noch zu diesem ganzen Fall: Ich habe unlängst die Frage gestellt beziehungsweise habe ich es gestern auch noch mit dem Herren Landesrat persönlich besprochen. Es hat natürlich auch am Standort dieses Kindergartens vieles nicht so funktioniert, wie es funktionieren hätte sollen. Entsprechend ist natürlich das Vertrauen der Eltern an diesem Standort massiv erschüttert. Verbessern tut das Ganze aber nicht wirklich die Situation, wenn Elternsprechtage angekündigt werden, dann auf politische Nachfrage verneint wird, dass es überhaupt noch weiterer Elternsprechtage gibt. Einen Tag nach dieser Nachfrage werden drei Elternsprechtage an diesem Standort ausgehängt. Wiederum einen Werktag später werden die Elternsprechtage vom Schwarzen Brett heruntergenommen und wiederum wenige Stunden oder wenige Tage später wird dann wieder ein Elternsprechtag ausgehängt. Hier besteht also wirklich akuter Handlungsbedarf, um das Vertrauen von Seiten der Eltern wiederherzustellen. Dieses Vertrauen ist in den vergangenen Wochen und Monaten massiv beschädigt worden. Und da komme ich zum letzten Punkt, um noch einmal auf diese Kommission zu sprechen zu kommen. Es ist eine Anregung meinerseits und durchaus konstruktiv gemeint, vor allem, weil es auch von mehreren Eltern herangetragen wurde. Es gibt diese Kommission, die aus unterschiedlichsten Experten aus Organisationen aus dem Kinder- und Jugendbereich, aber auch, was sexualisierte Gewalt anbelangt, besteht. Und was alle diese Organisationen vereint, ist, dass sie gewissermaßen in Abhängigkeit oder zumindest subventioniert von der Stadt Wien sind. Das stößt bei vielen Eltern auf Unverständnis und ist nicht zwingend eine Konstruktion, die sonderlich vertrauensbildend ist. Und deshalb die Anregung von meiner beziehungsweise unserer Seite: Nehmen Sie in diese Kommission auch Organisationen, Experten auf, die nicht zwingend am Standort Wien oder nicht zwingend von der Stadt Wien subventioniert, sondern in anderen Bundesländern aktiv sind, vielleicht durchaus im deutschsprachigen Raum, weil wir gemerkt haben, das Misstrauen der Eltern ist ja wirklich sehr groß und es wird befürchtet, dass dann ohnehin wieder alles unter den Teppich gekehrt wird. Wenn hier zumindest auch national bekannte oder international bekannte Experten mit am Werk sind, dann bin ich überzeugt davon, dass es wesentlich schneller gelingen wird, das Vertrauen der Eltern diesbezüglich auch wiederherzustellen. Ich stelle jetzt nicht die Kompetenz diverser Vereine grundsätzlich in Frage, aber ich bin überzeugt davon, dass eine solche Maßnahme auf jeden Fall vertrauensbildender wäre als so manches, was wir in der Vergangenheit gesehen haben. In diesem Sinne appelliere ich insbesondere an den Herrn Landesrat, hier wirklich dran zu bleiben, diese Probleme in den Griff zu bekommen, appelliere auch noch einmal an dieser Stelle an die Kinder-und Jugendanwaltschaft, den einen oder anderen unserer Kritikpunkte und Anregungen ernst zu nehmen und einzuarbeiten. Und wir wollen natürlich auch hier jährlich immer wieder an einer Verbesserung dieses Berichts weiterarbeiten. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich der Herr Abg. Öztas zu Wort gemeldet. Redezeit maximal drei Minuten. Abg. Ömer Öztas (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte gerne tatsächlich berichtigen, dass der Kollege Berger gesagt hat, die Themen Demokratie, Extremismus und Prävention würden zu kurz kommen und seien bei den letzten Berichten auch nicht vorgekommen. Ich habe gerade recherchiert, zwei Minuten, da kann man auf der Website der Kinder- und Jugendanwaltschaft bis ins Jahr 2015 die Berichte sehen. Und wenn man da kurz einmal reinschaut, sieht man auch, dass das jedes Jahr bei jedem Bericht auch drinnen war. Also ich weiß nicht, vielleicht haben Sie die Berichte nicht gelesen oder wissen nicht, was der Herr Kinder- und Jugendanwalt Nik Nafs beruflich macht, denn genau auf das ist er auch spezialisiert. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Zu einer weiteren tatsächlichen Berichtigung hat sich der Herr Abg. Berger zu Wort gemeldet. Abg. Stefan Berger (FPÖ): Ja, lieber Herr Kollege, vielleicht sollten Sie zuerst einmal ordentlich zuhören, bevor Sie sich hier zu Wort melden. Das, was ich kritisiert habe, ist, dass beim Thema Extremismus nur eine Seite des politischen Spektrums beleuchtet wurde. Ich habe keinesfalls erwähnt, dass das Thema Extremismus in der Vergangenheit gar nicht beleuchtet wurde, aber, und da sind Sie halt noch relativ frisch hier in diesem Hause, es hat in der letzten Periode stets immer wieder Kritikpunkte gegeben, dass manche Teile des Extremismusspektrums ausgespart wurden. Das hat sich zumindest zum Positiven entwickelt, aber die Anregung war hier schlichtweg, das gesamte Spektrum zu durchleuchten, und das war es auch schon. (Beifall bei der FPÖ.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Bakos, und ich erteile ihr das Wort. Abg. Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Herr Präsident! Werter Herr Landesrat! Werter Herr Jugendanwalt! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Zu Beginn möchte ich mich im Namen meiner gesamten Fraktion ganz herzlich und aufrichtig für Ihre Arbeit bedanken, die für Kinder und Jugendliche in dieser Stadt ganz, ganz wichtig ist. Ich möchte mich aber auch bedanken, da Sie auch eine ganz wichtige Funktion für uns haben, für unsere politische Arbeit, weil Sie wirklich auch aufzeigen, wo wir noch genauer hinschauen und worauf wir das Augenmerk noch mehr richten müssen. (Beifall bei den NEOS.) Ich möchte auch ein paar Aspekte aus Ihrem sehr umfangreichen Bericht erläutern, und zwar Aspekte, die mir ganz besonders wichtig sind. Ich beginne vielleicht nicht gewollt, aber jetzt auch an meine Vorredner anschließend, mit der Extremismusprävention, vor allen Dingen mit dem Netzwerk Demokratie, Kultur und Prävention, weil das ja bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft angesiedelt ist. Wir wissen vor allen Dingen auch aus der Studie "Prävention findet Stadt", die erst unlängst erschienen ist, dass das ein Netzwerk ist, das international geachtet und wirklich federführend ist. Es ist mir ganz besonders wichtig, wenn wir hier über Extremismusprävention sprechen, vor allen Dingen auch darüber zu sprechen, wie wichtig dieses Thema vor allen Dingen für Kinder und Jugendliche ist, da Extremismus ein gesellschaftlich relevantes Phänomen ist, das uns vor allen Dingen kommunal auch stark beschäftigen muss. Der Terroranschlag in Wien am 2. November 2020, aber auch die steigende Gewaltbereitschaft vereinzelter extremistischer Gruppen und Akteure während der Demos gegen Corona-Maßnahmen im letzten Jahr - ich glaube, das muss ich nicht näher erläutern - haben gezeigt, dass Extremismusprävention so aktuell ist wie noch nie zuvor. Und zwar in ganz unterschiedlichen Bereichen, da muss ich dem Vorredner leider widersprechen. Das ist nicht einseitig dargestellt, sondern Extremismusprävention betrifft ganz, ganz viele unterschiedliche Aspekte. Das haben wir vor allen Dingen in den letzten zwei Jahren ganz besonders gesehen und das ist definitiv etwas, was leider auch in lebenswerten und sicheren Metropolen wie Wien vorzufinden ist. Das Netzwerk adressiert unterschiedliche Problemfelder, vom international vernetzten Dschihadismus, Islamismus bis hin zu Antisemitismus, Verschwörungstheorien, wie wir auch beim Info-Tag, bei dem ich auch anwesend war - dafür möchte ich mich auch ganz herzlich bedanken -, erfahren konnten. Das Wiener Netzwerk für Demokratie, Kultur und Extremismusprävention setzt vor allen Dingen auf die Stärkung der Demokratie und der Menschenrechte mit speziellem Fokus auf Kinder und Jugendliche, die vor Extremismus, Abwertungsideologien und antidemokratischen Haltungen geschützt werden sollen. Und primäre Prävention bedeutet vor allen Dingen, es gar nicht so weit kommen zu lassen, indem man vor allem die Resilienz von Kindern und Jugendlichen stärkt, indem Wissen über Menschenrechte und demokratische Werte auch weitergegeben wird, vermittelt wird. Und deshalb freut es mich umso mehr - ich weiß, ich habe das in diesem Haus schon ganz oft gesagt, aber ich möchte es jetzt in diesem Zusammenhang noch einmal tun -, dass wir zum Beispiel das Wiener Kinder- und Jugendparlament haben, wo gerade das auch passiert. Also ein riesengroßes Partizipationsprojekt, bei dem Demokratie auch wirklich wahrhaftig gelebt wird, Kinder und Jugendliche Demokratieerfahrungen machen können, und zwar ganz unabhängig davon, welche Staatsbürgerschaft sie haben, woher sie vielleicht auch ursprünglich kommen, da auch wirklich alle mitgenommen werden und es nicht darauf ankommt, wer man ist, welche Sprache man zu Hause spricht oder woher vielleicht die Eltern kommen. (Beifall bei den NEOS.) Im Jahr 2021 widmete sich dieses Netzwerk, ich habe es schon vorhin erwähnt, der Aufarbeitung des Terroranschlages vom 2.11.2020, aber auch den Ausschreitungen in Favoriten - Sie erinnern sich sicherlich -, neuen Erkenntnissen im Bereich religiös motivierten politischen Extremismus und der Deradikalisierungsarbeit. Zum Beispiel wurden Arbeitsgruppen zum Kinderschutz in religiös fundamentalistischen Gruppen oder auch zu Burschenarbeit hinsichtlich Männlichkeitsrollenbilder eingesetzt. Und wenn man hier toxische Männlichkeit, wie es mein Vorredner von der FPÖ getan hat, ins Lächerliche zieht, und wir aber wissen, dass diese Woche schon wieder ein Femizid oder zwei passiert sind, dann finde ich das mehr als nur schäbig. (Beifall bei den NEOS.) Die Arbeit mit Gegennarrativen, alternativen Narrativen, wenn wir über Extremismusprävention sprechen, um giftige Ideologien als falsch zu entlarven, ist genau etwas, wo ich sage, wir müssen auch als Stadt noch mehr hinschauen und noch weiterhin fördern. Ich möchte aber auch noch auf ein anderes Projekt eingehen, das im Bericht Erwähnung findet und das gestern das zweite Mal gestartet hat, nämlich die Ehrenamtswoche. Die Ehrenamtswoche von Kindern und Jugendlichen ist eine Maßnahme, die im Rahmen der vom Gemeinderat beschlossenen Kinder- und Jugendstrategie umgesetzt wird. Das war also etwas, was sich vor allen Dingen Kinder und Jugendliche gewünscht haben, ein expliziter Wunsch, sich ehrenamtlich in vielfältigsten Projekten, vom Tierschutz bis zum Picknicken mit Senioren und Seniorinnen zu engagieren. Und auch dieses Jahr, jetzt eben das 2. Mal in Folge, nehmen wieder über 120 Schulklassen an über 80 Projekten teil. Darauf bin ich wirklich sehr stolz und darf mich an dieser Stelle auch dafür bedanken, dass die Kinder- und Jugendanwaltschaft sich auch bereit erklärt hat, bei dieser Ehrenamtswoche mitzumachen. Dafür auch ein großes Dankeschön. (Beifall bei den NEOS.) Das dritte Feld, das ich explizit ansprechen möchte, weil ich es für ein politisch sehr, sehr wichtiges erachte, wenn es um Kinder und Jugendliche geht, sind Kinderrechte im digitalen Umfeld, da sich seit der Verabschiedung der UN- Kinderrechtskonvention 1989 die Welt grundlegend verändert hat, wenn wir über die digitale Welt sprechen. Und dieser digitale Raum ist ein ganz großer Teil des Alltages von Kindern und Jugendlichen. Sie erfahren darin Freude, Gemeinschaft, Spaß, sie tauschen sich aus, sie informieren sich. Das ist eigentlich ein riesengroßer Teil des Alltages, das darf man hier nicht unterschätzen. Sie können aber auch leider Hass und Mobbing erleben und mit schädlichen Inhalten konfrontiert werden und sind leider mitunter auch teilweise sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Kinder und Jugendliche können die problematischen Aspekte dieser digitalen Räume oft nicht so gut einschätzen. Die Sicherung der Kinderrechte, und das ist mir ganz wichtig zu betonen, gelingt nur, wenn wir aktuelle Entwicklungen und wiederkehrende Kinderrechtsverletzungen wirklich ernst nehmen, und zwar auf jeder politischer Ebene und wirklich gemeinsam. Wie auch die Kinder- und Jugendanwaltschaft festhält, sind wir im digitalen Umfeld mit großen Herausforderungen konfrontiert, die es durch gezielte Maßnahmen zu bekämpfen gilt. So hat die Wiener Jugendarbeit vor einiger Zeit bereits mit ihrem Jahresschwerpunkt Medienkompetenz genau auf diese Herausforderungen Bezug genommen - wie Cybermobbing, Cybergrooming, Verletzungen der sexuellen Integrität im Netz puncto Fake News, Datenschutz, wie informiere ich mich richtig -, hat in unterschiedlichsten Projekten und Initiativen genau diese Probleme thematisiert und ist zum selbstverständlichen Teil der Angebote der Wiener Kinder- und Jugendarbeit geworden. In Folge sind etwa auch die Wiener Leitlinien für digitale Arbeit entstanden, das Teamtool zur Reflexion digitaler Kinder- und Jugendarbeit, die im deutschsprachigen Raum so einzigartig sind und vor allen Dingen wirklich der Qualitätssicherung für das dienen, was ich gerade erwähnt habe. Neben entsprechenden Schutzmaßnahmen müssen wir Kinder auch weiterhin frühzeitig mit diesem nötigen Handwerkszeug ausstatten, damit sie sich geschützt in dieser digitalen Welt bewegen können. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der jeweiligen Fraktionen wissen das, wir hatten ja auch eine gemeinsame Podiumsdiskussion mit Kindern und Jugendlichen, die, glaube ich, sehr wertvoll war. Und das ist wieder ein Punkt, wo ich sage, genau da müssen wir auch ansetzen und weiterhin genau diese Kinderrechte im digitalen Raum verfolgen. (Beifall bei den NEOS.) All das sind Dinge, die ich mitnehme, die wir auch mitnehmen neben vielen, vielen weiteren Dingen. Zum Schluss möchte ich noch sagen, es war für mich wirklich sehr bereichernd, diesen Bericht zu lesen, natürlich auch kritisch für uns zu lesen, wo wir wirklich hinschauen müssen. Das sage ich auch ganz aufrichtig, da es gerade auch die Aufgabe der Kinder- und Jugendanwaltschaft ist, mahnend vor Augen zu führen, was alles noch zu verbessern ist und wo wir für Kinder und Jugendliche in dieser Gesellschaft noch mehr Unterstützung leisten müssen. - Und deshalb nochmal ein großes und herzliches Dankeschön. (Beifall bei den NEOS.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächster ist Herr Abg. Zierfuß zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Abg. Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Jugendanwalt! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wegen der fortgeschrittenen Zeit werde ich mich ein bisschen kürzer fassen, nicht sehr viele Querexkurse machen, sondern wirklich auf den Bericht eingehen. Ich möchte mich aber zu Beginn für Ihre Arbeit bedanken, denn grundsätzlich ist für unsere Fraktion vollkommen klar, dass es wichtig ist, dass wir eine Kinder- und Jugendanwaltschaft haben. Zum Bericht selbst, muss ich aber zugeben, habe ich durchaus gemischte Gefühle. Es gibt Teile, die die wichtige Arbeit der Kinder- und Jugendanwaltschaft behandeln, das sind zum Beispiel die Bereiche Wohnungslosigkeit bei Jungen, wo wirklich auch Vorschläge gemacht werden. Jetzt sind wir nicht mit allem politisch vollkommen d'accord, aber darum geht es auch gar nicht. Da setzen Sie sich wirklich ein für junge Menschen, Kinderschutz im Sport, Kinderschutzrichtlinien, wo viele Forderungen sind, die sich auch mit unseren decken, dass in der Elementarpädagogik einige Bereiche noch ausbaufähig sind, obwohl wir auf einem sehr hohen Level in Wien sind, und einige andere. Sehr spannend finde die Seiten 49 ff, wo es dann auch um die Fälle geht, die Sie konkret behandeln, um ein 16-jähriges Mädchen, das zu Hause Gewalt erfährt, für das Sie sich einsetzen, wo es um die Beratung und Unterstützung von jungen Menschen geht. Ich glaube, dafür gebührt Ihnen ein großer Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Aber, und der Kollege Berger ist darauf auch eingegangen, was wir schon aus dem Bericht herauslesen, ist, es gibt streckenweise Passagen, wo wir durchaus ideologisch eine Richtung herauslesen können. Ich möchte es exemplarisch im Bereich Bildung machen, wo ich nämlich glaube, dass es nicht Aufgabe der Kinder- und Jugendanwaltschaft ist, per se zu sagen, man möchte eine gemeinsame Schule, also eine Gesamtschule bis 15 oder eine Ganztagsschule für alle Schüler, oder auch, dass - das ist so ein bisschen passagenweise ausgeführt - Deutschförderklassen in der derzeitigen Form nicht gut wären. Man kann diese Meinung schon politisch vertreten, ich glaube nur nicht, dass dort, wo es Debatten darüber gibt, was die besseren Modelle sind, sich die Kinder- und Jugendanwaltschaft das Recht herausnehmen muss, dass hier eindeutig deklariert wird. Gerade Ganztagsschule - wenn es darum geht, Angebote für alle, vollkommen klar - für alle, so wie es da zum Beispiel steht, das sehen wir anders. Abschließend möchte ich sagen, vielen Dank für die Arbeit, aus den genannten Gründen werden wir dem Bericht leider nicht zustimmen, aber ich bin Ihnen sehr dankbar für die Arbeit, die Sie im Allgemeinen leisten. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächster ist der Herr Abg. Gremel zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Abg. Mag. Marcus Gremel, MBA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geschätzter Herr Landesrat! Lieber Ercan, lieber Kinder- und Jugendanwalt! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien steht tagtäglich für Kinderrechte ein. In einem wie immer sehr umfassenden Bericht legt sie uns Jahr für Jahr dar, was in unserer Stadt gut rennt, wo es aber auch noch Handlungsbedarf im Sinne der Kinder und Jugendlichen gibt. Sie hält uns als politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger dieser Stadt damit den kritischen Spiegel vor, zwingt uns, Maßnahmen, die wir gesetzt haben, zu reflektieren und liefert uns auch Jahr für Jahr wertvolle Anregungen. Herzlichen Dank dafür. (Beifall bei der SPÖ.) Ich überlege mir vor jeder Rede, die ich hier halte, in welche Richtung ich gehen möchte, welche Themen ich behandeln möchte, und dann passiert es relativ oft, dass vor mir der Kollege Berger kommt. Und dann muss ich mein Redekonzept eigentlich über den Haufen werfen, denn da gibt es halt schon einige Punkte, die man anmerken muss. Ich beginne einmal bei ein paar Richtigstellungen. Herr Kollege Berger, Sie haben mit Blick auf die unfassbar schrecklichen Vorfälle in den Heimen und den Missbrauchsopfern davon gesprochen, dass es noch immer keine Entschuldigung gäbe, dass es keine Zeremonie gegeben hätte. Nun, das ist beides unwahr. Bgm Häupl hat sich im Namen der Stadt öffentlich entschuldigt, es gab die Anbringung einer Gedenktafel an der ehemaligen Kinderübernahmestelle im 9. Bezirk und es gab auch eine sehr würdige Gedenkzeremonie gemeinsam mit allen Bundesländern, dem Bund und auch der Kirche im Historischen Sitzungssaal des Parlaments. (Zwischenruf von Abg. Stefan Berger.) - Nein, sie lügt nicht, Herr Kollege Berger, die Kinder- und Jugendanwaltschaft lügt überhaupt nicht. Sie haben nur offensichtlich eine Herausforderung mit sinnerfassend zu lesen. Ich habe den Bericht nämlich sehr genau gelesen und da steht das nicht drin. Was auch drinnen steht und auch spannend ist, ist, dass die Kinder- und Jugendanwaltschaft vom Weissen Ring die Betreuung übernommen hat und auch weiter gemeinsam mit dem Psychosozialen Dienst Psychotherapie anbietet. Das haben Sie richtig zitiert, ja, die hat sich verdreifacht, laut Kinder- und Jugendanwaltschaft pandemiebedingt, und das ist auch deswegen interessant, weil in diversen Anträgen, die Sie seit vielen Jahren stellen - und wahrscheinlich einfach nur Copy&Paste machen und die Daten auswechseln -, immer wieder drinnensteht, dass es das alles nicht mehr gäbe, was nicht wahr ist. Und das wird durch diesen Bericht belegt. Herr Kollege Berger, Sie haben auch vom Netzwerk Demokratie, Kultur und Prävention gesprochen. Die Kollegin Bakos hat dazu schon einiges gesagt und auch der Kollege Öztas von den GRÜNEN ist herausgekommen. Im Gegensatz zu ihm bin ich nicht ganz so frisch dabei, sondern ich darf jetzt seit sieben Jahren in diesem Netzwerk in der Steuerungsgruppe mitarbeiten, und ich verstehe wirklich nicht, was Sie meinen, wenn Sie sagen, dass da einseitig herangegangen wird. (Zwischenruf von Abg. Stefan Berger.) Ich weiß nicht, was Ihnen fehlt - aha, es ist der Linksextremismus. Na, dann zeigen Sie mir einmal die großen Statistiken vom Verfassungsschutz bitte, inwiefern der Linksextremismus unsere Stadt terrorisiert. Ich kann Ihnen sagen, was wir dort machen. (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenrufe von Abg. Stefan Berger und Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Wenn das der Fall ist, Herr Kollege Wölbitsch, Herr Kollege Berger, dann wird sich das Netzwerk selbstverständlich intensivst mit dieser Frage auseinandersetzen, genauso wie sie es in den letzten Jahren mit all den Fragen des Extremismus getan hat. Ich sitze dort seit sieben Jahren drinnen, wir haben uns sehr stark mit allen Dienststellen dieser Stadt, die in irgendeiner Art und Weise mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, mit dem Verfassungsschutz, mit der Jugendarbeit - das, was Sie Kasperl- oder Kapperltruppen nennen - auseinandergesetzt und Vorfälle wie zum Beispiel die Angriffe auf die Kurdinnen und Kurden in Favoriten, in Ihrem Bezirk, Herr Kollege Berger, zu bearbeiten, uns zu überlegen, wie man auch die Vorfälle bei der Antonskirche in den Griff bekommen kann. Also eigentlich müssen Sie sich herausstellen und als Favoritner Politiker sagen: Ja, großartig, dass es dieses Netzwerk gibt, wunderbar, danke für Ihre Arbeit, danke, dass Sie sich um gefährlichen Rechtsextremismus kümmern, dass Sie sich mit Salafismus auseinandersetzen, mit islamistischen Indoktrinierungen von unseren Kindern, danke für all das, danke für die umfassende Arbeit, die Sie immer gegen Abwertungsideologien und Indoktrinierungen jeglicher Art verrichten. (Beifall bei der SPÖ.) So, kommen wir zum Bericht zurück. Die Covid-19-Pandemie nimmt natürlich im Bericht auch einen großen Stellenwert ein. Das ist ganz klar, wir wissen alle, dass die Pandemie gerade auf Kinder und Jugendliche massive Auswirkungen hatte und auch weiter hat, vor allem im psychischen Bereich. Wir wissen alle, es ist ein Wahnsinn, in so einer Zeit aufzuwachsen, vielleicht gerade durch die Pubertät zu gehen, eingeschränkt zu sein über Jahre, auf engstem Raum mit der Familie möglicherweise sogar zu leben. Wir haben die Ergebnisse davon gesehen, es gibt mittlerweile zig Studien über Anstieg an Depressionen, suizidalen Gedanken. Das ist absolut nicht hinnehmbar, die Jungen brauchen unsere Hilfe und unsere Solidarität. Und das führt mich auch gleich zum Thema der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Wir haben das am Montag in der Gesundheitsplattform, gestern in der Fragestunde und auch jetzt gerade vorher mit der Kollegin Pilz schon mehrfach diskutiert. Das ist, wie auch richtig im Bericht festgehalten wird, ein riesiges Problem. Wir brauchen dringend zusätzliche ÄrztInnen, sowohl in den Krankenhäusern als auch im niedergelassenen Bereich. Das ist ein Problem, das Österreich-weit, ja europaweit besteht und nicht schnell lösbar ist. Man muss da auf zweierlei Ebenen jedenfalls handeln, und daher bin ich auch sehr dankbar, dass da offensichtlich große Einigkeit besteht, dass auch auf Bundesebene im Bereich des Ausbildungsschlüssels noch mehr getan werden muss, da sonst einfach nie der Fall eintreten wird, dass wir genügend Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater haben werden, und zwar nicht nur in unserer Stadt, sondern auch im Rest von Österreich. Ich bin auch froh über den Einsatz von unserem Gesundheitslandesrat, nämlich, wenn es um die Forderung geht, Ärztinnen und Ärzte, die diese Zusatzausbildung - sechs Jahre für die psychiatrische Ausbildung für Kinder- und Jugendliche - genossen haben, eine Zeit lang für das System für die Jugendlichen, die es brauchen, auch zu verpflichten. Das wird jedenfalls für Besserung sorgen, wenn wir diese Forderungen gesetzt haben. Die zweite Ebene ist aber, dass man natürlich nicht nur fordern kann, denn Sie werfen mir jetzt sicher wieder vor, ich schiebe alles auf den Bund. Tue ich nicht, nein, Wien handelt selbst auch und muss das auch tun. Der Gesundheitsstadtrat hat schon zu Beginn der Pandemie einen psychosozialen Krisenstab eingesetzt, der Modelle entwickelt hat, wie man gerade im kinder- und jugendpsychiatrischen Bereich auch zusätzliche Angebote setzen kann, und hat mit dem wirklich hervorragenden Projekt des Extended Soulspace, der Tagesklinik, ein Ausrufezeichen gesetzt, wo in nicht einmal 2 Jahren bereits 900 Kinder behandelt worden sind, die dann mit dem angeschlossenen Home Treatment in der ihnen vertrauten Umgebung weiterbetreut werden. All das ist ein großer Erfolg und wird ausgebaut, wie Peter Hacker gestern auch noch einmal hier bestätigt hat. (Beifall bei der SPÖ.) Kommen wir zum öffentlichen Raum und den Awarenessteams. Herr Kollege Berger, ich habe verstanden, dass es Ihnen darum geht, dass sozusagen die Autorität der Staatsgewalt ausreichen muss, dass diese jedenfalls zu akzeptieren ist und dass die - wie haben Sie gesagt - Kasperltruppen oder Kapperltruppen, Sie haben sich, glaube ich, versprochen (Zwischenruf von Abg. Stefan Berger.) - Kapperltruppen nicht benötigt werden. Schauen Sie, ich sehe das natürlich anders. Ich bin jetzt nicht der Überzeugung, dass "Law and Order" bei jeder Gelegenheit der Weisheit letzter Schluss ist, ja, aber geschenkt, das ist halt der ideologische Unterschied. Nur, was ich Ihnen schon zum Denken mitgeben möchte, wir hatten Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei am Karlsplatz, nämlich mitten in der Pandemie. Und das ist ja keine Situation, die leiwand ist, also das ist ja wirklich nichts, was irgendjemand in unserer Stadt haben möchte. Und da hilft dieses ganze "Law and Order"-Geschrei überhaupt nichts, da muss man halt alternative Lösungen finden, wie man das in den Griff bekommt. Und Faktum ist, dass es, seit wir diese Awareness an diesen Party-Hot-Spots eingesetzt haben, diese Ausschreitungen nicht mehr gegeben hat. Und warum ist das so? Weil das keine Kapperltruppen sind, sondern weil das Kolleginnen und Kollegen der Jugendarbeit sind, die hochprofessionell und mit Leuten aus den Klubs auch ein Vertrauensverhältnis mit den Jugendlichen und einen ganz anderen Zugang haben und damit auch eine ganz eine andere Reaktion produzieren. Insofern ist das eine gute Sache, da bin ich in vollster Übereinstimmung mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft, die diese Teams in ihrem Bericht auch sehr stark gelobt und auch gefordert hat, dass das zumindest zeitlich begleitend zum Beispiel mit der Wiener Parkbetreuung fortgesetzt werden soll. Ich kann Ihnen berichten, falls Sie es noch nicht gesehen haben, wir haben genau das auch gestern im Gemeinderat beschlossen, und das ist richtig und wichtig. (Beifall bei der SPÖ.) Keine Wortmeldung von mir ohne Elementarpädagogik, wir kommen zum Kindergarten. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft schreibt dazu und ich zitiere: "Elementarbildung funktioniert in Wien prinzipiell sehr gut. Dank der hohen Versorgungsquote und langer Tages- und Jahresöffnungszeiten stehen sehr vielen Kindern die Plätze zur Verfügung, die sie und ihre Familien benötigen." Ja, danke, das stimmt und das ist genau auch das, was ich hier immer wieder sage. Die beste Bildung für alle Kinder bedeutet Qualität, und eben auch Quantität. Da sind wir ausgezeichnet unterwegs in allen möglichen Vergleichen, müssen natürlich trotzdem weiter ausbauen und tun es auch. Aber, so ehrlich muss man auch sein und das bekrittelt die Kinder- und Jugendanwaltschaft vollkommen zu Recht, wir haben schon noch Herausforderungen in ganz spezifischen Bereichen, zum Beispiel beim Platzangebot für Kinder mit Behinderungen. Das liegt vor allem daran, dass diese Plätze bisher hauptsächlich im städtischen Bereich untergebracht wurden und dass das natürlich auch ein enormer Aufwand ist. Da darf ich an dieser Stelle kurz auf den Kostenvergleich verweisen, den Sie immer zwischen privaten und öffentlichen Trägern ziehen, dass der genau unter anderem deswegen nicht standhält, weil für diese Integrationsplätze natürlich viel mehr Ressourcen benötigt werden. Aber sei es drum, um dieses Problem in den Griff zu bekommen und auch Eltern von behinderten Kindern einen Platz zur Verfügung stellen zu können, wo die Kinder höchstprofessionell betreut werden, haben wir ein Pilotprojekt mit Privaten gestartet, im letzten Jahr evaluiert. Das wird jetzt verlängert und auch erweitert, mit einer wesentlich höheren Dotation als bisher und das wird jedenfalls für Verbesserungen in diesem Bereich sorgen. Im Bereich der MA 11, auch die kommt natürlich im Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft sehr prominent vor, haben wir sozialtherapeutische und sozialpädagogische WGs in Umsetzung, ebenso ein Spezialkrisenzentrum und auch die ambulante Hilfe wird ausgebaut. Und alles dafür, um die bestehende Problematik, nämlich die Krisenzentren, die sozusagen recht überfüllt und überlastet sind, zu entlasten, um Kinder und Jugendliche, die das brauchen, in der Fremdunterbringung noch besser betreuen zu können. Das führt mich auch schon zu meinem wirklichen Herzensanliegen, nämlich den Care Leavern. Ich weiß nicht, ob der Begriff Care Leaver allen bekannt ist, ich sage vielleicht kurz, um was es da geht. Das sind junge Erwachsene, die eine Zeit ihres Lebens in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe gelebt haben, dort erwachsen geworden sind und dann in der Regel mit 18 Jahren ihren Weg in die Selbstständigkeit beschreiten müssen. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft kritisiert in ihrem Bericht, dass diese Jugendlichen oder jungen Erwachsenen vor sehr großen Herausforderungen stehen und es da mehr Angebote braucht. Und, lieber Ercan, du weißt genau, dass du da in mir einen Mitstreiter hast. Ich habe mir dieses Thema in den letzten Jahren sehr genau angeschaut und das ist tatsächlich ein wirkliches Problem. Das sind junge Erwachsene, die echt unsere Hilfe brauchen, die nicht nur nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden sind, sondern die wirklich vor gravierenden Problemen stehen. Sie haben schlechte Startvoraussetzungen auf Grund der Erfahrungen in den Herkunftsfamilien mit psychischer, manchmal auch sexueller Gewalt und sind mit 18 Jahren oft auf sich alleine gestellt. Vergleicht man das mit der Durchschnittsbevölkerung, so ist diese im Schnitt mit 25 Jahren so weit, dass sie von zu Hause ausziehen. Diese Jugendlichen mit den problematischen Startvoraussetzungen und daraus resultierenden psychischen Belastungen müssen das in aller Regel mit 18 Jahren machen, und das führt zu massiven Problemen. Sie sind oftmals nicht bereit, selbstständig und selbstbestimmt leben zu können. Das führt zu einer Karriere in der Mindestsicherung, auch zu viel höheren Obdachlosigkeitsraten, als das bei der Durchschnittsbevölkerung der Fall ist und eine 10 Mal höhere Straffälligkeit in den ersten 5 Jahren nach dem 18. Geburtstag. Das ist ein Wahnsinn, und diese jungen Erwachsenen brauchen dringend unsere Unterstützung, damit sie wirklich befähigt sind, ein selbstständiges und vor allem auch selbstbestimmtes Leben führen zu können. Wien bietet da jetzt schon mehr als alle anderen Bundesländer, wenn man an Leistungen des Fonds Soziales Wien denkt und auch an die Tatsache, dass allen diesen Jugendlichen einmal ein Angebot für eine Gemeindewohnung vermittelt wird, um zumindest die hohen Kosten am privaten Markt und auch die mühsame Wohnungssuche zu ersparen. Dennoch braucht es mehr, das reicht offensichtlich nicht, sonst wären die Zahlen und die Lebensrealitäten dieser jungen Erwachsenen nicht so, wie sie sind. Und deswegen haben wir uns auch im Regierungsprogramm ganz klar dazu bekannt, dass wir den Übergang in die Selbstständigkeit für diese jungen Erwachsenen verbessern wollen. Konkret werden wir in den nächsten Monaten ein zusätzliches Sicherheitsnetz vorstellen, also einen ersten Schritt, damit diese Jungen eben nicht im Regen stehen gelassen, sondern aufgefangen werden, wenn sie es brauchen. Und für mich ist ganz klar das Ziel, dass es Unterstützung für junge Erwachsene, die es brauchen, bis 24 Jahre geben soll, und das auch in Form einer Beziehungskontinuität. Das heißt, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, die sie schon einmal betreut haben, sollen sie nach Möglichkeit bis zu ihrer Verselbstständigung weiter betreuen, weil diese Beziehung ein ganz ein wichtiger Faktor bei der Weiterentwicklung jeder einzelnen Person ist. Auch ein Rückkehrrecht in die Betreuung durch die Kinder- und Jugendhilfe ist mir ein großes Anliegen, weil es nun einmal so ist, dass man, wenn man mit 18 erwachsen wird und vorher schon einige Jahre in einer Fremdunterbringung verbracht hat, halt auch ein bissel den Drang hat, selbstständig leben zu können, vielleicht aber noch nicht bereit ist und ein halbes Jahr später draufkommt, hoppala, ich schaffe es nicht. Da muss es die Möglichkeit geben, wieder in die Unterstützung zurückzukommen. Das ist mein Ziel, einen ersten Schritt werden wir in den nächsten Monaten vorstellen, Sie dürfen gespannt sein, ich hoffe, wir können dann gemeinsam das auch verbreiten. (Beifall bei der SPÖ.) Abschließend, liebe Kolleginnen und Kollegen, noch ein paar Worte zur Kinder- und Jugendstrategie. Wir haben durch die Umsetzung der Kinder- und Jugendstrategie bis heute schon sehr viele Maßnahmen hingesetzt. Das wären die Ehrenamtswoche, das Handbuch für Kinder- und Jugendpartizipation, das queere Jugendzentrum, die Schülerinnen- und Schülermitgestaltung, die Mehrfachnutzung bei neuen Bildungscampusstandorten, Beschattung, Trinkbrunnen, und so weiter, und so fort. Vielleicht ist es bei all diesen Maßnahmen noch nicht ganz ersichtlich, wie sie im Einzelnen mit der Kinder- und Jugendstrategie zusammenhängen, aber das, was ganz klar und offensichtlich ist, ist, dass Kinder und Jugendliche mitzudenken, in allen Teilbereichen dieser Stadt, im ganzen Magistrat angekommen ist. Das ist offensichtlich und das ist breiter, als es jemals zuvor der Fall war. Ganz besonders natürlich hier mit der partizipativen Million, mit der wir eine Beteiligung geschaffen haben, die auch international in diesem Ausmaß ihresgleichen sucht. Eine Million im Jahr, die direkt von Kindern und Jugendlichen für Projekte ausgegeben wird, ist viel. Der Prozess, der jetzt gerade das erste Mal läuft, ist auch ein umfassender. Es ist sehr spannend, das zu beobachten, weil Kinder und Jugendliche sich da sehr engagiert einbringen, in Austausch mit den Dienststellen treten, mit den Bezirken, aber natürlich auch untereinander mit anderen Kindern und Jugendlichen. Also der Punkt ist, genau im Sinne der erarbeiteten und vom Gemeinderat beschlossenen Kinder- und Jugendstrategie wird da magistratsübergreifend aktuell an diversesten Themen gearbeitet, und das ist wunderbar. Ich möchte an dieser Stelle auch ein Dankeschön an alle Abteilungen, die sich dabei einbringen, richten, natürlich in allererster Linie an die großartige Koordinierungsstelle vom Verein wienXtra, die mit der partizipativen Million, aber auch mit den Jugendparlamenten gerade etwas komplett Neues auf die Beine stellt und großartige Arbeit leistet. Danke schön aber auch ganz allgemein an alle Kolleginnen und Kollegen in dieser Stadt, die sich in irgendeiner Art und Weise mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen, an die offene Jugendarbeit, die Kinder- und Jugendhilfe, aber auch natürlich in den Kindergärten, Schulen, und so weiter. (Beifall bei der SPÖ.) Dir, lieber Ercan, und bitte richte das auch der Dunja und vor allem auch den ganzen Kolleginnen und Kollegen in der Kinder- und Jugendanwaltschaft aus, ein herzliches Dankeschön für eure Expertise. Herzlichen Dank fürs laut und auch parteiisch für Kinder und Jugendliche Sein. Es ist manchmal auch ungemütlich für uns, aber es ist sehr wichtig, denn ihr seid schon auch ein Treiber für uns, unsere Angebote eben zu reflektieren und ständig weiter zu verbessern, und das ist gut so. - Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Präsident Ernst Woller: Bitte noch um Desinfektion des Rednerpultes. Als Nächste ist Frau Abg. Emmerling zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihr Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geehrter Herr Kinder- und Jugendanwalt! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte vielleicht auch mit einem Dank an die zwei Kinder- und Jugendanwälte beginnen, auch der Kollegin natürlich sei mein Dank allerherzlichst ausgerichtet, aber auch an das gesamte Team in der Kinder- und Jugendanwaltschaft für ihr Engagement, für ihren Einsatz für die Kinder und Jugendlichen in der Stadt und ihre wichtige Funktion auch als politische Ratgeber für uns. Durch ihre Arbeit und ihren Bericht wird uns genau aufgezeigt, wo wir noch näher hinschauen müssen und wo es in dieser Stadt noch mehr braucht. Der Bericht, den Sie heute vorlegen, ist nicht nur umfangreich, sondern ich würde auch sagen, durchaus kritisch an eigentlich vielen Stellen. Aber wie auch schon erwähnt, ist es ja absolut Ihre Aufgabe. Sie nehmen sich der Kinderrechte an, um diese in allen Bereichen der Stadt zu wahren, und schauen überall dort hin, wo es vielleicht auch Gelegenheiten gibt, diese zu verbessern, besser zu wahren und wo es auch Missstände gibt. Ich glaube, man liest das auch aus jeder einzelnen Seite heraus, mit welcher Gewissenhaftigkeit und mit welchem Engagement Sie sich dem tagtäglich annehmen und für die Wahrung der Kinderrechte einsetzen. Vielen Dank dafür. (Beifall bei den NEOS.) Der Bericht bietet einen guten Gesamtüberblick, und es sind heute schon je nach Sprecher oder Sprecherin viele Einzelbereiche angesprochen worden. Ich möchte mich hier auch dem Thema Bildung im Bericht annehmen und deswegen starte ich auch mit der Elementarpädagogik. Sie haben da einen Titel gewählt, den ich sehr treffend finde, da steht: "Elementarbildung: Auf den Lorbeeren ausruhen, ist nicht." Das ist ganz treffend, wenn man sich die Elementarbildung in Wien anschaut. Wien hat sich, was die Elementarbildung betrifft, viele Lorbeeren eingefahren, es ist vor allem der quantitative Ausbau, der, glaube ich, beispiellos in ganz Österreich ist. Wir haben gerade gestern darüber gesprochen, als wir wieder neue Plätze auf den Weg gebracht haben. Wir haben bei den 3- bis 6-Jährigen eine Versorgungsquote von 100 Prozent und bei den 0- bis 3-Jährigen von 50 Prozent. Damit übererfüllen wir die Barcelona-Ziele, und ich glaube, das kann sich durchaus sehen lassen. (Beifall bei den NEOS.) Dank dieser hohen Versorgungsquote und den langen Tages- und Jahresöffnungszeiten bieten wir sehr vielen Kindern einen Platz, aber auch für ihre Familien natürlich, die diesen Platz benötigen. Hierzu kommt natürlich - und deswegen möchte ich nicht nur bei der Quantität bleiben, die hier entscheidend ist - auch das große persönliche Engagement all der Tageseltern, Pädagogen, Pädagoginnen, Assistenten, Assistentinnen, auch Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern in den städtischen wie auch in den privaten Kindergräten, die hier ein wirklich umfangreiches und wunderbares Angebot für diese Stadt bieten. Sie finden in Ihrem Bericht, dass auch die Elementarbildung prinzipiell sehr gut funktioniert, so haben Sie es genau beschrieben, es aber natürlich, trotz der generell gut funktionierenden Abläufe, einiges an Verbesserungsbedarf gibt. Wie gesagt, ausruhen geht eben nicht, wir diskutieren ja oft darüber, es braucht den Qualitätsschub in den Kindergärten, es braucht einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel, viel mehr Unterstützung und Wertschätzung für die PädagogInnen, um auch den Kindern das allerbeste Umfeld zu bieten, um ihnen die allerbesten Chancen zu ermöglichen. Und da ist definitiv noch viel zu tun. Ich möchte hier besonders auch im Zuge aktueller Debatten natürlich Ihre Empfehlung bezüglich Kinderschutzkonzepte hervorheben. Sie empfehlen die Erarbeitung von Kinderschutzkonzepten für jeden Kindergartenstandort. Sie sind ja momentan auch in einer Kommission damit betraut, Vorfälle nicht nur aufzuzeigen, sondern natürlich auch Empfehlungen auszusprechen. Wir haben es auch schon angekündigt, dass wir vorhaben, über den Sommer Kinderschutzkonzepte zu erarbeiten und im Herbst dann zu präsentieren, da wir Kinderschutzkonzepte für die Stadt überarbeiten müssen und auch werden. Das sind wir den Kindern, dem ganzen Umfeld, dem pädagogischen Bereich schuldig. Und ich glaube, dass wir hier auf jeden Fall gute Konzepte auf den Weg bringen werden. Wir hoffen, dass sie einen Beitrag für einen qualitätsvollen Rahmen im Kindergarten leisten. Ein Bereich, den Sie ansprechen, sind Kinder mit Behinderung im elementarpädagogischen Bereich und deren Benachteiligung. Das ist natürlich auch ein großes Themenfeld, wo wir sehen, dass es durchaus Verbesserungspotenzial gibt. Das Angebot an inklusiver Bildung und Betreuung ist momentan unzureichend, wir haben ein Mangel an SonderkindergartenpädagogInnen. Sie empfehlen, diese Herausforderung strukturiert in Angriff zu nehmen und dass es hier auch schnell durchführbare Verbesserungen gibt, die man auf organisatorischer Ebene festlegt. Der Bedarf ist definitiv da, dieses Problem ist uns durchaus bewusst und wir arbeiten auch auf Hochtouren daran, Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Es gab im Jahr 2020 ein Pilotprojekt, um auch die privaten Träger und AnbieterInnen im Kindergarten bei der Arbeit im Integrationsbereich einzubinden, also Integrationskindergartenplätze zu schaffen. Da gab es im Jänner 2020 ein Pilotprojekt mit 100 Plätzen, und da darf ich an Sie jetzt freudig berichten, dass wir gestern dieses Pilotprojekt auch verlängert haben und hier weitere Plätze schaffen werden. (Beifall bei den NEOS.) Das ist ein wichtiger Schritt und sicher richtiger Schritt, aber ich glaube, es ist ganz klar, dass es hier wahrscheinlich mehr brauchen wird, wir aber auch mehr daran arbeiten werden, denn die Probleme und Herausforderungen, die da sind, darf man auch nicht schönreden. Wir haben im gesamten Bereich der Elementarpädagogik große Herausforderungen, ich habe es vorher erwähnt. Jetzt kam Corona noch hinzu, was es für viele Betreiber schwer gemacht hat, vor allem aber für die Kinder in unterschiedlichsten Altersgruppen, aber auch vor allem im Bildungsbereich für die jeweiligen Träger, für Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrer, Schülerinnen und Schüler. Mit dem heurigen Jahr sind wir noch dazu mit einem Angriffskrieg auf die Ukraine konfrontiert, der sich auch in Wien auf das Bildungssystem niederschlägt. Diese vielen Herausforderungen sind ein Auftrag, dem natürlich gerecht zu werden, jedem einzelnen Kind die besten Chancen zu geben, jedem einzelnen Kind gerecht zu werden. Ich glaube, dass es hier vor allem in den nächsten Jahren eine große Anstrengung braucht, um diese Herausforderungen zu bewerkstelligen, aber auch teilweise wieder wettzumachen von jenen, die wir aus Corona mitgenommen haben. Gerade im Elementarbereich versuchen wir, die Pädagoginnen und Pädagogen zu unterstützen, wo es nur geht, und sie zu entlasten für ihre eigentliche wichtige bildungspolitische Aufgabe, indem wir die Sprachförderkräfte erhöhen, aber auch zum Beispiel die Assistenzstunden von 20 auf 40 Stunden für die Gruppe. Ich glaube, das ist schon ein sehr, sehr wichtiger Schritt, um hier mehr Qualität und mehr Entlastung für die PädagogInnen zu bringen. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft geht in ihrem Bericht sehr ausführlich noch auf die Auswirkungen von Covid 19 ein. Gerade, wenn man die Einleitung zum Bericht liest, wird einem sehr schonungslos noch einmal vor Augen geführt, was das für viele Kinder und Jugendliche bedeutet hat. Ich habe selbst zwei Kinder, viele von Ihnen hier im Raum kennen natürlich die Situation, was die Pandemie mit Kindern und Jugendlichen in dieser Phase gemacht hat. Sie empfehlen deswegen auch abschließend, dass etwaige zukünftige Covid-Maßnahmen vor deren Beschluss im Hinblick auf die Folgen für Kinder und Jugendliche zu prüfen sind, und ich kann diesen Appell und diese Empfehlung nur wirklich aus voller Überzeugung bekräftigen und unterstreichen. Das war nicht nur eine große Belastung, sondern Corona hat uns noch ein Mal mehr vor Augen geführt, dass es vor allem Probleme bei Kindern und Jugendlichen im Bereich der psychischen und psychiatrischen Versorgung gibt. Das sehen wir jetzt auch noch nach Corona und das wird uns jetzt wahrscheinlich auch noch weitere Jahre sehr beschäftigen. Die Forderung nach mehr VertragskinderärztInnen, nach mehr JugendpsychiaterInnen können wir natürlich auch nur unterstreichen. Diese Herausforderungen und auch, was die Kinder- und Jugendgesundheit betrifft, sind natürlich auch sehr eng mit Schule verwoben. Da komme ich zum Gesundheitsbereich, wo wir in der Schule bis dato die SchulärztInnen haben, die eigentlich nur ein Minimum an Leistung garantieren. In Wien versuchen wir deswegen schon länger, auch innovative Wege zu gehen, zum Beispiel mit den School Nurses. 2018 hat ein Pilotprojekt im Rahmen der Bildungsgrätzlinitiative gestartet, das Projekt "School Nurse", wo man gemeinsam mit einer Gesundheits- und Krankenpflegeschule im Campus Favoriten - Volksschule, Neue Mittelschule, ein Realgymnasium und Kindergartenstandort - ein passgenaues Leistungsportfolio entwickelt hat. Das reicht vom Notfallmanagement, Erstversorgung, Betreuung von chronisch kranken Kindern, bis hin zu Kindern mit besonderen Bedürfnissen, aber auch, was den Bedarf an Prävention, Gesundheitsvorsorge, Information, Beratungsleistungen im Zusammenhang mit der psychischen Belastung von Kindern und Jugendlichen betrifft. Dieses Projekt "School Nurse" ist ein so vielversprechendes, wirklich innovatives, eigentlich verschränkt gedachtes, logisches Projekt, würde man fast sagen, weshalb wir uns in der Koalition auch vorgenommen haben, das weiter aufzubauen. Es freut mich auch, dass dieses Projekt schon im Laufen ist und wir demnächst weitere School Nurses realisieren werden können. Alles in allem, glaube ich, ist der Bericht sehr ehrlich und schonungslos, wie ich schon gesagt habe. Es gibt viele Herausforderungen und viele Probleme. Ich war, als ich ihn gelesen habe, sehr betroffen von den sehr persönlichen Geschichten, die immer wieder dabeistehen, wo den Kindern auch Namen gegeben wurden. Mit welcher individuellen Situation sie gerade zu kämpfen haben, das lässt einen sich hineinversetzen in jeweilige Situationen, die einem vielleicht oft nicht bewusst sind oder die viele wahrscheinlich manchmal nicht mitbekommen. Aber vielen Dank für diesen wirklich ausgezeichneten Bericht, für Ihre Arbeit. Eine wirkliche Wertschätzung und Dank an das gesamte Team für Ihre Arbeit und ich freue mich auf die weitere gute Zusammenarbeit mit Ihnen und Ihre nachfolgenden Berichte und Tätigkeiten. - Velen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Präsident Ernst Woller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Berner, und ich erteile es ihr. Und ich gebe bekannt, dass Abg. Taborsky seit 15.30 entschuldigt ist. Abg. Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Einen schönen Nachmittag! Auch ich möchte mich bedanken. Als Erstes, wir haben hier schon viel über den tollen Bericht gehört, aber noch niemand hat die Statistik genannt, und ich finde, das ist wirklich, wirklich beeindruckend. 1.500 Fälle habt ihr im letzten Jahr behandelt, 1.500 Leute sind zu euch gekommen und von euch beraten worden. Das ist eine unglaubliche Zahl, das ist ein Drittel mehr als im Jahr davor. Es zeigt, wie viel Notwendigkeit es für eine unabhängige Kinder- und Jugendanwaltschaft gibt. Danke, dass ihr das macht, und danke, dass ihr immer als PatInnen der Kinder und Jugendlichen da seid und euch nicht von angeblich ideologischen Ideen leiten lasst, sondern immer im Sinne der Kinderrechte, der Menschenrechte arbeitet. Das braucht einen dringenden Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Der Bericht, den wir hier lesen, ist sehr ausführlich, und ich werde nicht unsere Ideen zu dem ganzen Bericht hier ausführen, dazu werden wir noch im nächsten Jahr die Chance haben, mit unterschiedlichen Anträgen und Anfragen. Ich werde mich vor allem mit den Care Leavern beschäftigen, mit dem Kinderschutzkonzept und mit dem Monitoring in den Krisenzentren. Wir werden insgesamt dem Bericht auch zustimmen, nur damit das gleich von Anfang an klar ist. Mir ist es aber ganz wichtig, trotzdem diese ideologischen Unterstellungen hier noch einmal herauszuholen. Ich finde, weder Ganztagsschule noch gemeinsame Schule kann man nur als ideologische Debatte verstehen. Ich finde, nicht alles, was man hört und was einem nicht gefällt, muss unbedingt ideologisch gefärbt sein, es kann auch sein, dass wissenschaftliche Evidenz dahintersteht und man deshalb dem zustimmt, wenn man im Sinne der Kinderrechte arbeitet. Mir kommt vor, das macht die Kinder- und Jugendanwaltschaft, deshalb finde ich es sehr wichtig, dass Sie das immer wieder betonen, herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es braucht mehr Partizipation, und ich will da nur herausstreichen, für mich war das ganz besonders beeindruckend, dass Sie sich auch mit der Partizipation im Gemeindebau beschäftigen. 24 Prozent der GemeindebaubewohnerInnen sind Kinder und diese sind noch nicht ausreichend in die Planungsprozesse, in die Prozesse, wie das Leben dort gestaltet wird, eingebunden. Ich finde, das ist ein wichtiger Hinweis, danke, dass Sie darauf Rücksicht genommen haben. Dann komme ich weiter zu den Care Leavern. Lieber Marcus, danke, dass du dich da so engagierst, ich weiß, dass das ein Thema ist, das uns beide sehr beschäftigt. Mich beschäftigt es wahrscheinlich auch, weil meine Kinder langsam in dem Alter sind, das Haus zu verlassen, und man sieht dann deutlich, wie schwierig das ist, wie lange das dauert und wie oft Kinder auch immer wieder einen Ort brauchen, um zurückzukommen, um sich Hilfe zu holen, auch wenn sie schon draußen sind. Und genau das ist im Moment in Wien für Kinder, die aus der Alternativbetreuung kommen, nicht möglich. Mit 18 werden sie sozusagen auf den freien Markt geworfen. Es gibt ein paar Möglichkeiten, einzelne, die besonders betroffen sind, melden sich dann bei euch in der Kinder- und Jugendanwaltschaft, ihr stellt im Bericht auch Projekte vor. Aber tendenziell ist der Wunsch, warum Kinder überhaupt in die Betreuung oder in die WGs der MA 10 kommen, die Armutsspirale und auch die Gewaltspirale zu durchbrechen. Und wenn wir es nicht schaffen, die Care Leavers besser zu behandeln, wenn wir es nicht schaffen, die zu begleiten, bis sie wirklich selbstständig geworden sind, dann werden wir diese Armutsspirale, diese Gewaltspirale nicht brechen können. Deshalb ist es wirklich, wirklich wichtig, da Geld in die Hand zu nehmen. Danke, dass ihr so viele Vorschläge gebracht habt, wir werden auch im Lauf des Jahres immer weiter darauf eingehen. Aber es ist wichtig, Wien muss hier investieren und Wien muss hier strukturell Veränderung schaffen, sonst schaffen wir uns mit den Kindern, die jetzt in WGs aufwachsen, die Armut von morgen, und das darf nicht passieren in dieser Stadt, das halte ich für extrem unsolidarisch. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ein anderes Thema, das auch sehr unangenehm ist, sind die Übergriffe und Missbräuche beziehungsweise ein Problem, das uns alle mit viel Emotionalität betrifft. Es macht uns betroffen, es wird leider immer wieder als Einzelfälle wahrgenommen. Es sind natürlich Einzelfälle, aber in der großen Struktur hat es einen Grund, warum die Einzelfälle so auftauchen, wie sie auftauchen, und warum viele so unsicher sind, wie sie sich dann verhalten sollen. Was es hier braucht, auch in der Elementarpädagogik, ist ein nachhaltiges Kinderschutzkonzept. Ich weiß, dass ihr daran arbeitet, aber was ich bis jetzt höre, ist das, was es noch nicht ist, sagen wir, mutig genug. Mutig genug heißt, die Struktur wirklich von unten anzupacken, mutig heißt, das umfassend zu bearbeiten, im Sinne von in der Ausbildung eine Awareness schaffen. In dem Moment, wenn Leute eingestellt werden, braucht es schon eine Sensibilisierung für das Thema Kinderschutz. Es braucht eine regemäßige Sensibilisierung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, es braucht eine regelmäßige Auseinandersetzung auch für Eltern, die Kinder in Elementareinrichtungen haben, eine Chance, eine Anlaufstelle, und es braucht auch fixe Anlaufstellen in jeder Institution. Ich weiß, dass das schwierig ist, und ich weiß, dass es teuer ist, und ich weiß, dass es lange dauern wird. Aber wir müssen es jetzt angehen, und es gibt auch ein paar Interventionen, die nicht so kompliziert sind. Wir könnten einmal in allen Institutionen und Vereinen und Bildungseinrichtungen Plakate mit Kontaktadressen aufhängen, die sagen, wo man sich hinwenden kann, wenn man etwas spürt, etwas bemerkt oder wenn gar was mit einem selbst passiert ist. Das wäre möglich, auch an Stellen, wo es nicht ganz öffentlich ist, sondern ein bisschen privater, damit Leute, die betroffen sind, auch unbeobachtet an solche Informationen kommen. Leider wissen noch immer nicht alle Leute in Wien, dass es eine Kinder- und Jugendanwaltschaft gibt. Das ist das Ziel, dass das passiert, aber wir sollten daran arbeiten, dass die Institutionen, die von der Stadt finanziert werden, die eigenen Kindergärten und Schulen, aber auch die Vereine, die finanziert werden, auch im Sport unbedingt diese erste Maßnahme haben, und dann langfristige Kinderschutzkonzepte in Zusammenarbeit mit Eltern, in Zusammenarbeit mit den Kollegen, mit Expertinnen und Experten von der Kinder- und Jugendanwaltschaft oder auch von anderen Kinderschutzvereinen implementieren. Diesen Appell sage ich deshalb so und immer wieder und immer lauter, weil ich ihn in diesem Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft in einer Tiefe wahrnehme, wie ich es in den letzten Berichten nicht wahrgenommen habe. Ich habe das Gefühl, es ist verstärkt worden. Ja, ihr habt euch schon früher darum gekümmert, aber es kommt an mehreren Stellen in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen vor und es gibt sogar ein eigenes Kapitel zu Kinderschutzkonzepten und wie notwendig es ist, das jetzt in der Stadt zu etablieren. Wir wissen es, wir haben die Missbrauchsverdachtsfälle in Penzing im Kopf, wir haben die Missbrauchsverdachtsfälle in Schulen im Kopf, und auch in Sportvereinen. Das sind keine schönen Dinge, und wir müssen uns dem wirklich stellen und rechtzeitig arbeiten, um etwas besser zu machen in dem Bereich. Ihr habt dann darauf hingewiesen, das möchte ich herausstreichen, es gibt zumindest für den Sportbereich ein E- Learning-Tool, das für alle Menschen, die im Sport tätig sind, erreichbar ist. Da können sie sich online weiterbilden und sensibilisieren für, was könnte als Übergriff gewertet werden, wie kann ich umgehen, wenn ich Gewalt, wenn ich Übergriffe erfahre oder wenn ich selbst nicht mehr sicher bin, wie ich handeln soll. Ich finde das toll, dass es das jetzt gibt, danke für den Hinweis darauf. (Beifall bei den GRÜNEN.) Und jetzt möchte ich zu dem traurigen Punkt kommen, ein Punkt, der mich wirklich einerseits beschämt und andererseits betroffen macht, weil er in einer solchen Regelmäßigkeit auftaucht, in allen Berichten des Rechnungshofes, in allen Berichten des Stadtrechnungshofs und auch in einigen Berichten der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Es geht darum, wie sind Krisenzentren, wie sind WGs ausgestattet und welcher Personalmangel tritt dort auf. Und wir müssen sagen - ein Kurzbefund -, es ist schrecklich, es ist kurz vor dem Zusammenbruch, und Corona hat es nicht besser gemacht. Ich möchte mich deshalb an dieser Stelle besonders bei den beiden Ombudsmenschen noch einmal spezifisch bedanken, bei Claudia Grasl und Peter Sarto, die 68 Monitorbesuche im letzten Jahr gemacht haben, trotz Corona, und in 53 WGs gegangen sind, um sich vor Ort anzuschauen, wie die Kinder dort leben, was verbessert gehört. Sie haben auch einen wirklich langen ausführlichen Katalog an Maßnahmen zusammengeschrieben, was die Stadt machen könnte, um das Leben für die Kinder dort zu erleichtern, aber auch, um das Leben für das Personal dort zu erleichtern, denn wie wir alle wissen, es gibt zu wenig Personal und es gibt auch schlechte Arbeitsbedingungen für die Betreuungspersonen. Dadurch gibt es auch ein schlechtes Betreuungsverhältnis für die Kinder. Es sind zu große Gruppen. Ich will das gar nicht alles hier ausführen. Es sind zu große Gruppen, die Alters-Range von 3 bis 15 ist zu groß. Das kann nicht sicherstellen, dass nicht in Krisenzentren bei durchtraumatisierten Kindern gegenseitig noch weitere Traumatisierungen erfolgen. Es ist nicht genug Möglichkeit für psychotherapeutische Unterstützung. Es ist auch die neue Spezial-WG - auf die möchte ich jetzt noch speziell eingehen - an einer Stelle geplant, wo sie mit anderen traumatisierten Kindern in sehr engem Kontakt ist und wo es eine Gefahr gibt, dass sich gegenseitig die einen traumatisierten Kinder mit den anderen traumatisierten Kindern, nämlich die Kinder mit Fluchterfahrung, mit Kindern, die andere spezifische Bedürfnisse haben, austauschen oder gegenseitig in noch mehr Schwierigkeiten bringen. So würde ich das sagen. Ich bitte besonders StR Wiederkehr, in der Planung noch einmal darauf Rücksicht zu nehmen und die Vorschläge, die von der Kinder- und Jugendanwaltschaft ausführlich entwickelt worden sind, ernst zu nehmen. Danke, dass Sie sich darum bemühen, und ich hoffe, dass Sie auch Gelder dafür investieren können. Ich denke, damit möchte ich es heute belassen. Ich möchte mich noch einmal für diese ausführliche Arbeit bedanken. Ich möchte mich dafür bedanken, dass Sie sich für Kinderrechte und Menschenrechte einsetzen und nichts darüber hinweglassen. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit in dem nächsten Jahr. Herzlichen Dank. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Janoch. Bitte. Abg. Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrter Herr Kinder- und Jugendanwalt! Liebe Wienerinnen und Wiener! Ich habe jetzt die Möglichkeit, auch auf den Tätigkeitsbericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft aus dem Jahr 2021 einzugehen. Ich habe mir da ganz bewusst einen speziellen Bereich rausgefiltert, und zwar ist das der dringende Schutz für Kinder und Jugendliche im digitalen Raum. Dazu möchte ich jetzt sprechen. Kinder und Jugendliche verbringen etliche Stunden im Internet. Wir alle wissen, das Internet ist definitiv nicht mehr wegzudenken, und wir alle sind im digitalen Zeitalter angekommen. Jede Nutzerin und jeder Nutzer, aber ganz besonders Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet. Warum? - Hier lauern zahlreiche Risiken und Gefahren. Sie sind auch in der Handhabung eher unsicher, und dadurch entstehen dann wirklich damit verbundene Gefährdungen, deren sie sich auch nicht bewusst sind. Das Internet hat leider auch sehr viele Schattenseiten. Es stellt leider häufig eine Plattform für Manipulation, Mobbing, Gewalt und illegale, verbotene Machenschaften dar. Das betrifft zum Beispiel auch die Verbreitung von Kinderpornografie, Pornografie, Gewaltdarstellungen, radikale politische Positionen, Diskriminierung und auch Hetzreden. Studien zeigen ganz genau, dass bestimmte Inhalte die Jüngsten in unserer Gesellschaft nachhaltig verstören, bedrohen, aber auch in ihrer Entwicklung beeinträchtigen können. Beleidigungen, Hassreden, Cybermobbing, Drohungen und auch Missbrauch rücken dabei immer stärker ins öffentliche Interesse und sind auch keine Seltenheit mehr. Diese Problematiken spürt man auch schon ganz klar im Klassenzimmer, nämlich wenn es darum geht, wenn man sich einmal Chat-Verläufe von Klassen-Chats durchliest. Hier muss man ganz deutlich sagen, sind die Kinder leider Minderjährige. Auch wenn die digitale Umgebung ursprünglich nicht für Kinder gemacht wurde, wachsen diese Kinder aber in diesem Zeitalter und vor allem auch mit diesem Medium auf. Man muss ganz deutlich sagen, dass die Kinder auch immer jünger werden und Kinder bereits im Kindergartenalter auch schon User von diversen Endgeräten sind. Deshalb müssen wir uns da deutlich und bewusst sagen und auch bewusst werden: Kinder und Jugendliche haben in der analogen Welt Recht auf Schutz und Sicherheit. Hier sage ich ganz klar, Kinder und Jugendliche müssen diesen Schutz und die Sicherheit auch in der digitalen Welt erhalten und erfahren. (Beifall bei der ÖVP.) Ziel muss es sein, dass die Politik kindgerechte Rahmenbedingungen setzt und die Rechte der Kinder und der Jugendlichen im digitalen Raum gewährleistet. Kinder und Jugendliche dürfen im Internet keinen Gefahren wie Mobbing, Cybergrooming, Pornografie oder Gewalt ausgesetzt werden. Das ist ganz klar. Sie dürfen nicht zum Opfer werden. Wichtig ist, dass man diese Kinder und Jugendlichen auch präventiv stärkt, ihnen auch einfach zeigt, wo Gefahren sind, und dass man sie auch so motiviert, dass sie im Notfall Hilfe und Rat bei Bedrohung in Anspruch nehmen. Im November letzten Jahres hatten wir zu diesem Thema eine parteiübergreifende Zoom-Veranstaltung, organisiert von der Kinder- und Jugendanwaltschaft, und da hatte ich die Möglichkeit, über den Schutz der Kinder im digitalen Raum zu sprechen. Ich möchte mich noch einmal für die Einladung bedanken, dass ich auch daran teilnehmen durfte. Alle Fraktionen inklusive Regierungspartner hatten damals die Möglichkeit, sich gemeinsam auszutauschen und dieses Thema als Wichtigkeit mehr oder weniger anzusprechen. Ich würde mir wünschen, dass wir es vielleicht gemeinsam parteiübergreifend nicht als eine einmalige Veranstaltung belassen, sondern dass wir daran weiterarbeiten und dass es wiederkehrende Runde Tische gibt, wo man sich gemeinsam austauscht. Ich glaube einfach, dass das ein wichtiges Thema ist, das aber vielleicht noch nicht so diesen Stellenwert in der Gesellschaft hat, aber trotzdem wirklich Gefahren lauern. Ich bin selbst Pädagogin und kann sagen, auch meine Hortkinder berichten mir des Öfteren über diverse Vorkommnisse im Internet. Grundsätzlich möchte ich aber festhalten, dass der Jugendschutz auch Ländersache ist, hier also auch die Stadt dann schon auch eingeladen ist, bei dem Ganzen selbst aktiv zu werden. Der Bund bietet hier schon viele Maßnahmen an. Es gibt zum Beispiel das Gesetzpaket "Hass im Netz", es gibt Kampagnen von "Safer Internet", es gibt Initiativen zu E-Gaming und E-Sport. Wie gesagt, die Stadt kann hier auch aktiv werden. Mit dem Gesetzpaket "Hass im Netz" hält auch der Bund ganz klar fest, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist und dass auch dort der Rechtsstaat gilt. Abschließend würde ich gerne einen Appell an alle richten und vor allem auch die Eltern dazu einladen, dass man sagt, man schaut ganz genau, was die Kinder im Internet tun, was sie dort erleben, womit sie sich beschäftigen. Denn ich bin der Meinung, wir sollten alle unsere Kinder nicht nur offline schützen, sondern in diesem Zeitalter auch online. Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Vielen Dank. Zu Wort ist jetzt niemand mehr gemeldet. Daher erteile ich das Wort dem Herrn Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs. Bitte, du bist am Wort. Kinder- und Jugendanwalt Mag. Ercan Nik Nafs: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Werte Abtgeordnete! Liebe Zuschauer! Es ist wieder ein Jahr vergangen, seit ich hier war. Früher haben wir ein wenig auch bei den Gemeinderatssitzungen dabei sein können, um uns auszutauschen und die Lage der Kinder und Jugendlichen bilateral zu besprechen. Diese Chancen haben wir in den letzten zwei Jahren zwar nicht gehabt, aber trotzdem wirkt das, was wir in den letzten zwei Jahren beobachtet haben, natürlich auf unseren Bericht ein. Das eine ist natürlich die Covid-19-Krise, die uns die letzten zwei Jahre zugesetzt hat, aber darüber hinaus leben wir in den letzten Jahren ständig in einer Art und Weise in einer Krise. Das unterscheidet sich beginnend mit 2008 bis jetzt, und wir sehen, dass unsere Jugendlichen, die jetzt 18 Jahre alt sind, eigentlich eine Vielzahl von Krisen innerhalb ihres kurzen Lebens bereits überstanden haben. Was ich sagen möchte: Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen unsere Unterstützung, aber sie sind auch krisenfest. Warum? - Das möchte ich noch einmal vielleicht ergänzen oder erweitern. Sie werden sich erinnern, 2018 hat die Stadt Wien gemeinsam mit allen Dienststellen der Stadt Wien ein Projekt angeführt, die sogenannte "Werkstadt Junges Wien". Da haben wir über 20.000 Kinder und Jugendliche gefragt, wie es ihnen geht und was für Themen sie eigentlich wichtig erachten. Da haben die Jugendlichen zehn Bereiche nominiert und diese natürlich auch noch einmal in einer Reihenfolge bewertet. Für sie war damals 2017/2018 das Wichtigste Umwelt und Natur, das sehen wir jetzt in der Welt mehr oder weniger in der Klimakrise. Für Sie waren zum Beispiel die Zukunftschancen, Zukunft und Chancen auf Bildung und Sicherheit natürlich sehr wichtig. Das war für sie sehr, sehr wichtig, und das haben sie wieder genauso bewertet und für uns dann noch einmal notiert. Dann haben sie die Mitsprache und Beteiligung als wichtiges Thema erachtet, das ist eindeutig die Entwicklung unserer Demokratie und demokratischer Grundrechte. Als vierter Punkt war es die Gesundheit. Bereits damals haben uns die Jugendlichen gesagt, der Bereich Gesundheit ist sehr wichtig, und wir wollen mitgehört werden und dass unsere Versorgungssicherheit sichergestellt ist. Wenn wir uns die letzten drei Jahre anschauen, bleiben diese vier Bereiche immer ganz vorne - unterschiedlich: In den letzten zwei Jahren war natürlich Gesundheit ganz vorne. Wir haben gesehen, was es eigentlich bedeutet, mit der Covid-19-Krise in die Schule zu gehen, in den Kindergarten zu gehen, die Berufsausbildungen zu machen und darüber hinaus alle möglichen Schutzmaßnahmen aufrechtzuhalten. Ich verstehe uns alle, ich kenne sehr viele Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Unser primäres Ziel ist es natürlich, unseren Kindern und Jugendlichen eine geglückte Kindheit und Jugend zu ermöglichen. Aber was wir jetzt die letzten Jahre gesehen haben, während wir unsere Ziele erreichen wollen, lauern auch einige Gefährdungen. Das heißt, wir müssen unseren Kindern und Jugendlichen nicht nur die bestmögliche Versorgung anbieten, sondern darüber hinaus müssen wir dann den Schutz sicherstellen. Die Diskussionen in den letzten Jahren haben uns ja nochmal auf den Punkt gebracht, wo wir die Schrauben tatsächlich noch mehr verstellen müssen. Auf der anderen Seite, wenn wir über die demokratischen Grundwerte und natürlich die Beteiligung und Teilhabe reden, spielt das alles eigentlich ineinander. Das eine ist die Versorgungssicherheit und -qualität, das andere ist die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen dort, wo sie leben. Das sind in erster Linie natürlich Familie, Schule, Elementarpädagogik, aber natürlich der öffentliche Raum und auch die digitale Welt sind diese Orte. Auf der anderen Seite müssen wir natürlich unsere Kinder und Jugendlichen, was wir jetzt in der Krise verstärkt gesehen haben, vor Armut, Gewalt und Ausgrenzung schützen. Das waren die Themen der Kinder und Jugendlichen vor vier Jahren bei dieser großen Befragung, und diese Themen erweisen sich heute noch einmal als ein Konzept für die Zukunft. Ich glaube, die Kinder- und Jugendstrategie, die wir jetzt vor einigen Jahren verabschiedet haben, die Sie in diesem Jahr auch in unserem Bericht sehen werden, ist auch eine Chance, was unsere Stadt, unsere Gesellschaft betrifft. Die Kinder von heute sind nur heute Kinder, das heißt, wir müssen ihnen die Kindheit und Jugend ermöglichen, eine geglückte noch dazu. Aber sie sind auch die erwachsenen Leistungsträger von morgen, das heißt, je mehr wir hier investieren, umso mehr wird unsere Stadt davon haben. Das ist einmal das Grundlegende, was ich sagen möchte. Ich möchte aber auch die herzlichen Grüße von meiner Kollegin Dunja Gharwal noch einmal übermitteln, sie ist verhindert. Sie wissen, üblicherweise sind wir zu zweit da, aber im nächsten Jahr sind wir wieder im Duo hier und werden dann noch einmal über die Kinder und Jugendlichen zu Ihnen sprechen. Auf der anderen Seite möchte ich mich aber bei unserem Team bedanken. Meine Kollegin und ich sind zwar immer an der Spitze, aber die Arbeit, die alltägliche Arbeit jeden Tag, machen unsere Kolleginnen und Kollegen in der WKJA. Darüber hinaus möchte ich mich bei allen Dienststellen bedanken, die sich tatsächlich jeden Tag für Kinder und Jugendliche einsetzen. Unsere Stärke ist, dass sich auf einer Seite die Kinder und Jugendlichen und die Familien bei uns melden und erzählen, was mit ihnen los ist, aber auf der anderen Seite die Kolleginnen und Kollegen in den Dienststellen, die jeden Tag mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, die dann sagen: Bitte, lieber KJA, da und dort funktioniert es nicht so gut, wie wir es uns wünschen. Schaut nach, wie es besser wird. Ich möchte vielleicht noch eine Danksagung machen, weil es, glaube ich, meine letzte Gelegenheit ist, auch an Herrn Magistratsdirektor Erich Hechtner für die wirklich gute Zusammenarbeit, Unterstützung der Kinder- und Jugendanwaltschaft, der sich aber darüber hinaus für die Interessen der Kinder und Jugendlichen eingesetzt hat. Ich wünsche ihm alles Gute und wünsche mir natürlich weiter eine gute Zusammenarbeit mit unserem neuen Herrn Magistratsdirektor. Vielen Dank, einen schönen Sommer und alles Gute! (Allgemeiner Beifall.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Lieber Ercan, darf ich auch dich noch ersuchen, das Podium zu desinfizieren. - Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist damit geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Herr Präsident! Werter Herr Kinder- und Jugendanwalt! Geschätzte Landtagsabgeordnete! Ich danke für die gute Debatte zu diesem wichtigen Thema. Ich habe auch andere Debatten aus der Vergangenheit zu diesem Thema in Erinnerung, die anders verlaufen sind. Ich fand sie heute sehr konstruktiv und gut, und vor allem war es von einem gemeinsamen Verständnis geprägt, das Beste in dieser Stadt für Kinder und Jugendliche in allen Lebenslagen zu machen. Für uns als Regierung ist das Ziel, Wien zur kinder- und jugendfreundlichsten Stadt der Welt zu machen, dafür ist auch sehr, sehr viel zu tun. Es gibt auch, wie besprochen, einige Herausforderungen, denen wir uns stellen werden. Da war die Diskussion sehr wertvoll und gut, weil es auch gute Ideen von unterschiedlichen Oppositionsparteien gab, die wir auf jeden Fall auch weiter diskutieren werden, um die Rahmenbedingungen für Kinder und Jugendliche weiter zu verbessern. Ein herzliches Dankeschön vor allem der Kinder- und Jugendanwaltschaft, dir, lieber Ercan, einerseits für die Arbeit für den herausragenden Bericht, der sowohl quantitativ als aus meiner Sicht auch qualitativ im Sinne der Kinder und Jugendlichen sehr klar formuliert, wo Herausforderungen sind, aber genauso, wo die Stadt auch schon sehr viel für Kinder und Jugendliche zu bieten hat. Ich bitte, den Dank auch an deine Kollegin sowie an alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinder- und Jugendanwaltschaft weiterzugeben. Hier sind wir Verbündete im Sinne der Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt, und ich bitte um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Wir kommen nun zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die den vorliegenden Tätigkeitsbericht 2021 der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen der SPÖ, NEOS, GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und Abg. Kieslich somit beschlossen. Postnummer 1 betrifft die erste Lesung der Vorlage des Gesetzes, mit dem das Gesetz über die äußere Organisation der öffentlichen Pflichtschulen und öffentlichen Schülerinnen- und Schülerheime im Lande Wien - Wiener Schulgesetz geändert wird. Berichterstatter hierzu ist Herr Lhptm-Stv. Wiederkehr, und ich bitte ihn, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Ich bitte um Zustimmung. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Gemäß § 30c Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird gegen die Zusammenlegung ein Widerspruch erhoben? - Das ist nicht der Fall, ich werde daher so vorgehen. Die Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Berger. Ich erteile es ihm. Abg. Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Wir verbringen ja jetzt vermutlich mehr Zeit mit Putzen hier draußen! Punkt 1, wir stimmen dem Gesetz zu. Punkt 2, ich bringe einen Antrag ein. Wir hatten es in den letzten Tagen, aber auch heute schon immer wieder zum Thema: Es geht um diesen Lehrermangel, wo insbesondere vor wenigen Tagen ja auch in einer größeren Tageszeitung ein Lehrer oder eine Lehrerin zu Wort gekommen ist. Ich möchte hier zitieren: Es ist mein persönlicher Lebenstraum, in Wien zu unterrichten, und obwohl in Wien verzweifelt Lehrer gesucht werden, gestaltet sich der Jobwechsel äußerst schwierig. Denn in einer Wiener Schule würde die 50-Jährige vorerst nur einen befristeten Vertrag für ein Jahr bekommen, und danach könnte er auch unbefristet gestellt werden, aber auch das kann die Bildungsdirektion nicht garantieren. Jetzt haben wir in den letzten Tagen schon vernommen, dass wir dringend nach Lehrkräften suchen, und dementsprechend möchten wir einen Beschlussantrag einbringen, der sich an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung richtet und ihn auffordert, nach Abklärung mit der Bildungsdirektion und den Bundesländern, Maßnahmen in die Wege zu leiten, damit Lehrer beruflich Österreich-weit ihren Arbeitsort verlegen können, ohne Nachteile zu erleiden. Ich ersuche um Zustimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Der Herr Berichterstatter verzichtet, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe. Dann kommen wir zur Abstimmung über die Gesetzesvorlage. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Das ist einstimmig, somit in erster Lesung beschlossen. Das Gesetz ist somit in erster Lesung angenommen. Wir haben nun einen Beschluss- und Resolutionsantrag, über den wir abstimmen, eingebracht von den Freiheitlichen zum Thema Lehrermangel beenden. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit der Zustimmung von Freiheitlichen, Abg. Kieslich die Minderheit gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE. Damit findet er nicht die ausreichende Mehrheit. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist ebenfalls wieder einstimmig. Somit haben wir diesen Tagesordnungspunkt abgearbeitet. Wir kommen zu Postnummer 9 der Tagesordnung. Sie betrifft den Tätigkeitsbericht des Verwaltungsgerichtes Wien für das Jahr 2021. Ich begrüße den Präsidenten des Verwaltungsgerichtes Wien, Herrn Univ.-Doz. Mag. Dr. Dieter Kolonovits recht herzlich hier im Wiener Landtag. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Ich bitte den Berichterstatter, Herrn Amtsf. StR Czernohorszky, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Präsident! Ich bitte um Zustimmung. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Zu diesem Tagesordnungspunkt ist Herr Abg. Kowarik zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Abg. Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Präsident des Verwaltungsgerichtes Wien! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Wir verhandeln wieder den Tätigkeitsbericht des Verwaltungsgerichtes. Wie zu erwarten, ist auch im Tätigkeitsbericht für das Jahr 2021 natürlich auch die Covid-Krise ein großes Thema, die auch für das Gericht im Jahr 2021, nicht nur das Gericht, sondern für uns alle, aber natürlich auch in der Abwicklung der Gerichtsorganisation eine große Rolle gespielt hat. Meine Damen und Herren, ich darf vorankündigen: Ich habe mich jetzt bei den nächsten beiden Tagesordnungspunkten streichen lassen, ich werde das auch gleich bei diesem Beitrag mitnehmen. Da geht es teilweise auch um das Verwaltungsgericht, einmal direkt und einmal vielleicht indirekt. Das werde ich jetzt gleich im Rahmen dieser Wortmeldung absolvieren - im Sinne der Verwaltungsökonomie beziehungsweise im Sinne einer schlanken und effektiven Gesetzgebung. Kommen wir zum Tätigkeitsbericht. Es ist leider auch dieses Jahr wieder ein bisschen ein Hilfeschrei des Gerichtes. Da braucht man gar nicht zwischen den Zeilen lesen, sondern sich allein nur das Vorwort zu Gemüte führen. Wir stellen fest oder können nachlesen, dass im Berichtsjahr der Eingang der Rechtssachen beim Verwaltungsgericht Wien 18.426, glaube ich, um genau zu sein, betrug, womit der Akteneinlauf, wie ausgeführt ist, gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen ist und gleichzeitig ein Rekordwert seit Bestehen unseres Gerichtes erreicht wurde. Ungeachtet der 17.700 Erledigungen wird aufgeführt, ist natürlich dann damit der Stand der offenen Verfahren weiter angewachsen, und die Arbeitsbelastung des Gerichtes insgesamt und die Arbeitsbelastung der einzelnen Richter sind natürlich im Konkreten auch entsprechend mehr geworden. Es wird dann die Belastung konkret angeführt, wird auch mit diesem Punktesystem bewertet. Da war die Kritik der Wiener Landesregierung, dass dieses Punktesystem nicht offengelegt wurde. Es wird möglich sein, dass man das vielleicht auch kommuniziert. Tatsache ist, das ist allein schon an den Zahlen ablesbar: Natürlich ist der Arbeitsanfall gestiegen und die Situation nicht leichter geworden. Es wird dann auch mehrmals im Bericht, glaube ich, darauf hingewiesen, dass auch die Kanzleibediensteten zu wenig sind, um es so auszudrücken, dass es schon am 4. November 2020 eben einen entsprechenden Antrag des Verwaltungsgerichtes an den Magistrat gegeben hat und seitdem eine Personalprüfung läuft, zum Zeitpunkt der Berichtslegung dieses Berichtes, allerdings die abschließende Erledigung immer noch ausständig war. Beschlossen wurde dieser Bericht am 7. März 2022. Jetzt können Sie selber nachrechnen, wie lange das braucht. Am 4. November 2020 ist der Antrag eingelangt, am 7. März 2022 noch immer keine Entscheidung darüber. Da sieht man, dass die Probleme und dass die Schnelligkeit der Abwicklung dieser Themen nicht einfacher geworden sind. Das braucht seine Zeit, da brauchen wir nicht reden, aber über ein Jahr ist wohl etwas gar zu lange. Wir werden dann auch feststellen, dass da inzwischen eine Lösung rausgekommen ist, ich komme nachher noch darauf zurück. Ich habe schon anfangs gesagt, natürlich ist die Covid-19-Pandemie auch für alle Gerichte, aber natürlich auch für unser Verwaltungsgericht eine schwierige Sache. Einerseits gab es bedeutende Herausforderungen organisatorischer Natur, die kennen wir alle, Schwierigkeiten mit der Durchführung einer mündlichen Verhandlung. Ungeachtet des Andauerns der Pandemie wird das vorausgesetzt, aus meiner Sicht etwas, was auch gut so ist. Aber es gibt oder gab natürlich auch weiterhin oder zusätzlich Herausforderungen inhaltlicher Natur, und hier wird auf die einschlägigen Pandemiegesetze verwiesen, was natürlich ein Problem ist. Ich erlaube mir, hier anzumerken, dass es sicher auch für ein Gericht nicht einfach ist, wenn es eine schlampige Gesetzgebung gibt - ich darf das hier so ausdrücken. Das macht es nicht einfacher, dann dazu die entsprechenden Rechtsmittelverfahren durchführen zu müssen. Es ist angeführt, 500 Entschädigungsverfahren nach dem Epidemiegesetz waren ein Teil davon, und auch die Absonderungsbescheide sind dann irgendwann einmal zum Gericht gekommen, die angefochten wurden. Das war natürlich eine erhebliche Zusatzbelastung, die auf das Gericht zugekommen ist. Auch die Covid-Strafen werden ausgeführt beziehungsweise die Administrativverfahren nach dem Epidemiegesetz. Alleine die Strafverfahren waren zahlmäßig mit 1.624 Rechtssachen beziffert, also eine merkliche Mehrbelastung und auch bemerkenswert, darf ich einmal sagen, dass das Gericht ausführt, dass in diesen behördlichen Verfahren mit den Strafsachen oftmals nur rudimentäre, kaum individualisierte Ermittlungsschritte von der Behörde, nämlich vom Magistrat oder von Bezirksämtern gesetzt wurden und die mangelnde Qualität der in diesem Bereich geführten behördlichen Verfahren dann natürlich im Instanzenzug einen wesentlichen Mehraufwand darstellen, und vom Verwaltungsgericht im Zuge einer mündlichen Verhandlung neu verhandelt und saniert werden müssen. Das ist also schon auch bezeichnend. Da kann der Magistrat von sich aus behaupten, ja, auch er hat es nicht einfach mit der Gesetzesumsetzung gehabt, das kann ich durchaus unterstreichen, trotzdem ist das durchaus bemerkenswert und gehört hier auch einmal ausgesprochen. Den Personalstand habe ich schon besprochen. Es ist ja nichts Neues, dass das Gericht seit Jahren zumindest im eigenen Bericht mitteilt, dass es unterbesetzt ist. Rund 81 volljudizierende Richter stehen zur Verfügung. Dann haben wir noch Rechtspfleger, deren Aufgaben natürlich auf Grund der Gesetzesänderungen weniger geworden sind, und dann gibt es natürlich noch die sonstigen Mitarbeiter, die juristischen Mitarbeiter und natürlich auch ganz wichtig für jede Organisation das Verwaltungspersonal und Kanzleipersonal. Wie gesagt, da wurden von mir schon diese Probleme mit der doch sehr lang dauernden Prüfung durch den Magistrat ausgeführt. Hier gleich einmal der Appell - auch nicht zum ersten Mal - an die Verantwortlichen, sie sitzen hinter mir und auch vor mir, dass man das ernst nimmt und dass man da nicht das Gericht monatelang zappeln lässt. Ich glaube, das kann durchaus auch schneller und im Sinne des Gerichts erledigt werden. Ich kenne schon die Beiträge meiner beiden Nachredner der Regierungsfraktionen, wie wichtig das Gericht ist und wie wertvoll das (Abg. Thomas Weber: Ist es!) - Sie brauchen gar nicht mehr rauskommen, Herr Kollege - für die Stadt Wien und für uns alle ist. Das wissen wir und das betonen wir, und es ist auch gut, dass man das unterstreicht und auch ausspricht, nur sollte man es halt auch leben, und was ich Ihnen angeführt habe, ist genau das Gegenteil davon. (Beifall bei der FPÖ.) Also 15 Kanzleibedienstete hätten wir gerne. In der Stellungnahme der Landesregierung wird dann ausgewiesen: Na ja, es wurden ja jetzt eh immerhin 10 gegeben. Dazu muss man wissen, dass von den zehn natürlich nicht zehn Neue sind, sondern das waren vier, glaube ich, im Überbestand, die waren sozusagen nicht in der regulären Personalplanung dabei, sondern müssen jedes Mal extra genehmigt werden, damit dieser Überstand weitergeführt werden konnte. Vier davon sind halt jetzt auch automatisiert, wenn ich das so sagen darf, und sechs neue Kanzleibedienstete. Beantragt waren 15 - und das nach über eineinhalb Jahren. Also bitte schön, schöne Worte sind schön, aber schöne Taten sind besser. Natürlich wird dann die Auswirkung auf die Arbeitsbelastung ausgeführt. Das können Sie sich dann selber vorstellen, dass mit wesentlich mehr Verfahren auch wesentlich mehr Arbeit anfällt. Vielleicht zum Erfreulicheren, zur Gerichtsorganisation: Die Raumorganisation konnte im Berichtsjahr Mitte des Jahres 2021 abgeschlossen werden. Das ist ja auch nicht uninteressant oder nicht ganz unwesentlich für das Gericht, dass das Umbau- und Erweiterungsprojekt hinsichtlich der Schaffung von entsprechenden räumlichen Trennungen beziehungsweise von neuen Räumlichkeiten eben abgeschlossen wurde und nun funktioniert. Aktenbearbeitung und Aktenverwaltung wird auch angeführt, die Anbindung an den Elektronischen Rechtsverkehr wird vorbereitet, kostet natürlich auch Geld, wird natürlich noch einiges an Implementierung von Software brauchen, ist aber ganz wichtig. Und die fortschreitende Digitalisierung kommt natürlich auch beim Gericht an, kommt bei uns allen an. Es ist gut so und ist auch wichtig. Hier darf ich vielleicht gleich das Gesetz, das wir im übernächsten Tagesordnungspunkt beschließen werden, vorwegnehmen. Dort sind dann die gesetzlichen Voraussetzungen vorgesehen, dass eben dieses ERV-System, der Elektronische Rechtsverkehr, eben auch beim Verwaltungsgericht angesiedelt wird und eine Verordnungsermächtigung für den Präsidenten erlassen wird, mit der er dann die weiteren Schritte einleiten kann. Das freut mich sehr, und wir werden natürlich auch zustimmen, wir haben auch im Ausschuss schon zugestimmt. Ich darf darauf hinweisen, dass das auch meinerseits schon, glaube ich, vor zwei Jahren eine Forderung war und auch letztes Jahr betont wurde. Es freut mich, dass das jetzt umgesetzt wird. Dass das nicht immer einfach ist, weiß ich aus meinem eigenen Bereich, es gibt jetzt ab 1. Juli auch im Firmenbuchverfahren ein neues System. Wir werden sehen, wie das funktioniert. Ich wünsche also dem Gericht in dem Zusammenhang mit der Implementierung der ERV dann das Beste und alles und alles Gute, aber bitte, es gibt ja schon Vorbilder, es wird funktionieren. Beim Gesetz - das darf ich noch sagen - ist mir aufgefallen, wie es so üblich ist, werden Rechtsanwälte, Steuerberater und, glaube ich, auch Sachverständige dazu angehalten, sich in Zukunft dann über das ERV zu bedienen - also die müssen es machen, alle anderen dürfen. Die Notare wurden nicht vorgesehen, ich weiß nicht, wie viele Eingaben Notare bei Ihnen machen. Wurscht, wir dürfen beides machen, soll so sein. Den Geschäftsgang haben wir schon besprochen, insgesamt 18.426 Verfahren neu. Hinzu traten 9.044 offene Rechtssachen aus dem Jahr 2020. Das bedeutet eine Gesamtbelastung von 27.470 anhängigen Verfahren, also schon eine enorme Zahl, plus 8,02 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitsbelastung ist entsprechend gestiegen. Auch interessant ist die Zahl der Erledigungen, 17.713 Rechtssachen wurden erledigt, inklusive 189 Vorstellungserledigungen. Die sind halt auch immer recht lästig. Wenn die Vorbehörde da nicht weiter tut, kommt es dann zum Gericht. Das ist vielleicht auch eine Sache, die sich der Magistrat einmal zu Gemüte führen sollte. Interessant, zumindest für mich, waren auch auf Seite 15 die Verfahren vor den Gerichtshöfen öffentlichen Rechts, doch eine erkleckliche Zahl, 10,34 Prozent weniger ergriffene Rechtsbeihilfe. Woran das liegt, weiß ich nicht, also ich gehe einmal davon aus, an der guten Erledigung des Gerichtes, des Verwaltungsgerichtes, davon gehen wir einmal grundsätzlich aus. Es gab aber insgesamt halt weniger Beschwerden, und die Zahlen, wo dann die Entscheidungen des Verwaltungsgerichtes gehoben wurden, sind zumindest beim Verfassungsgerichtshof minimalst, glaube ich, beim Verwaltungsgerichtshof gibt es, glaube ich, in 31 Fällen eine Aufhebung, 15,35 - ja, schauen wir einmal. Ausblick wird im Bericht auch getätigt, der Ausblick auf das Covid-19-Impfpflichtgesetz. Herr Präsident, ich freue mich, dass dieser Schmarren ein Ende hat, zumindest einmal vorläufig. Inzwischen haben es auch die Regierungsparteien auf Bundesebene eingesehen, dass das wohl nicht der richtige Weg war. Das hat jetzt weniger mit dem Gericht direkt zu tun, aber mit der Einstellung zum Recht an und für sich, sage ich einmal. Also das ersparen wir uns hoffentlich. Schauen wir einmal, wie es dann wirklich ausgeht, ob das vielleicht in irgendeiner anderen Art und Weise kommt, ob das dann das Gericht auch im Instanzenwege beschäftigen wird. Wir werden sehen. So, wie jetzt die Meldungen waren - ich weiß nicht, vor eineinhalb Stunden, wurde das in den Medien mitgeteilt -, ist das Covid-19- Impfpflichtgesetz also hoffentlich Geschichte, meine Damen und Herren. Es soll so sein. Man sieht, auch Oppositionspolitik bringt hin und wieder etwas, inzwischen haben es die Regierungsparteien auch eingesehen. Die Stellungnahme der Landesregierung: Es wird einiges repliziert. Das mit dem internen Bewertungssystem habe ich schon angesprochen. Erfreulich ist - unter Anführungszeichen - am 17. Mai die Ernennung von 13 Landesverwaltungsrichtern. Das ist gut so, da ist wenigstens ein bisschen etwas geschehen. Wie das mit der Sache mit dem Antrag auf 15 ausgegangen ist, habe ich schon ausgeführt, 10 haben wir inzwischen, davon sind in Wirklichkeit 6 neu. Das könnte man also auch besser machen. Es soll so sein. Elektronischer Rechtsverkehr: Auch das haben wir schon gesagt, da wird auch noch ein gewisser Aufwand notwendig sein. Im Vorfeld habe ich schon die Normkontrollverfahren vom Verwaltungsgericht Wien besprochen, das ist durchaus auch nicht uninteressant, zumindest für mich. Ich würde mir wünschen, dass das in den folgenden Berichten des Verwaltungsgerichtes vielleicht auch dargestellt wird, was das betroffen hat und wie diese ausgegangen sind. Meine Damen und Herren, so viel zum Tätigkeitsbericht. Vielleicht noch zu den Gesetzen, die wir beschließen werden: Wir haben im Ausschuss alle dafür gestimmt und es hat sich jetzt auch niemand mehr gemeldet, ich habe mich streichen lassen, also gehe ich davon aus, dass diese einstimmig beschlossen werden. Die Änderung des Gesetzes über das Verwaltungsgericht Wien ist in Ordnung. Hurra, die Schaffung der gesetzlichen Grundlagen für die Einführung des Elektronischen Rechtsverkehres ist vorgesehen, wird begrüßt. Die Klarstellung des § 22 unseres Gesetzes, dass nur ausgewählte Entscheidungen des Verwaltungsgerichtes Wien veröffentlicht werden müssen, war eh schon bisher so gehandhabt, jetzt ist es halt ausdrücklich so normiert. Bei einer Aktualisierung der Verweise ist es auch selbstverständlich, dass wir zustimmen werden. Wir haben beim nächsten Tagesordnungspunkt, ich glaube, das wäre die Post 10, noch einen Initiativantrag, also auch eine Gesetzesänderung, in Wirklichkeit nicht irgendeine, es wird nämlich die Verfassung der Bundeshauptstadt Wien geändert. Wir kriegen wieder den Wiener Berufungssenat, nachdem er schon einmal abhandengekommen ist. Das Thema ist ein bisschen sperrig, aber wen es interessiert, der soll es nachlesen. Es geht um den Instanzenzug im eigenen Wirkungsbereich der Gemeinde. Da ist man grundsätzlich davon ausgegangen, dass der Organisationsgesetzgeber das regeln kann, wir haben es ja bis jetzt im § 75, wenn mich nicht alles täuscht, in unserer Wiener Stadtverfassung drinnenstehen, dass es keinen Instanzenzug gibt. § 118 Abs. 4 B-VG sieht vor, dass es grundsätzlich einen Instanzenzug gibt, außer es wird gesetzlich eben ausgeschlossen. Wer das zu machen hat, wissen wir jetzt auch, nachdem der Verwaltungsgerichtshof uns das mitgeteilt hat. Es muss das also der Materiengesetzgeber machen, also derjenige, der die Kompetenz der Gemeinde überträgt, muss auch reinschreiben, ob es einen Instanzenzug gibt oder nicht. Das konkretisieren wir jetzt im § 75, dass es eben in allen Angelegenheiten, die durch Landesvorschriften geregelt sind, keinen Instanzenzug gibt. Wir haben aber natürlich auch Bundesmaterien im eigenen Wirkungsbereich übertragen, Marktordnung, behördliche Marktpolizei, und hier hat es der Bundesgesetzgeber bis jetzt noch nicht vorgenommen. Ich weiß nicht, ob er es jemals machen wird, also gibt es einen Instanzenzug. Der wäre dann also vom Magistrat an den Gemeinderat, das heißt, wir wären die Instanz in allen entsprechenden Beeinspruchungen von Bescheiden. Das ist wohl nicht wirklich praktikabel, darum kriegen wir jetzt wieder einen Berufungssenat, der aus drei Personen mit drei Ersatzpersonen besteht. Bestellen tut ihn, glaube ich, der Stadtsenat, der beschließt dann die Mitglieder. Der Appell an die Landesregierungsmitglieder, soweit sie noch hier sind, ist also, bei der Personalauswahl klug vorzugehen, damit die Personen, die im Berufungssenat sitzen, dann auch tatsächlich nicht jedes Mal befangen sind, also vielleicht aus einer anderen Abteilung oder eben speziell nur für die Arbeit des Berufungssenates vorgesehen werden. Das ist auch in Ordnung, es bleibt uns nichts anderes über, außer wir wollen als Gemeinderat jedes Mal die Berufung entscheiden, was wohl nicht praktikabel ist. Es bleibt mir am Ende meiner Rede, mich zu bedanken, bei Ihnen, Herr Präsident, und bei Ihren Mitarbeitern des Gerichtes. Ich wünsche Ihnen wie jedes Jahr, standhaft zu bleiben, alles Gute für Ihre Arbeit, für die wichtige Arbeit, ich habe es schon betont. Mein Wunsch an die Regierungsparteien beziehungsweise an die Landesregierung ist, das Gericht anständig auszustatten, mit entsprechenden Mitteln zu versehen, damit wir Rechtsstaatlichkeit ernst nehmen. Danke schön, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Ich wurde davon in Kenntnis gesetzt, dass Abg. Kieslich ab 17.30 Uhr entschuldigt ist. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Abg. Weber. Ich erteile es ihm. Abg. Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Präsident des Wiener Verwaltungsgerichtes Kolonovits! Schön, dass Sie bei uns sind, aber nicht nur schön, dass Sie bei uns sind, es ist auch schön und wichtig, dass Sie hier heute Rederecht haben, weil der Austausch, den wir heute zwischen den drei Säulen in einer liberalen Demokratie, nämlich der Exekutive, der Judikative und der Legislative, vornehmen, ist natürlich ein ganz ein grundlegend wichtiger, in dem Sinne auch der Austausch, den wir vornehmen, wenn wir den Tätigkeitsbericht lesen, aber auch natürlich die Antwort des Amtes der Wiener Landesregierung. Also herzlich willkommen im Wiener Landtag auch von meiner Seite! Sie erfüllen mit dem Verwaltungsgericht - es ist keine große Überraschung, das zu sagen, aber es ist ganz grundlegend wichtig - eine ganz grundlegende Bedeutung, nämlich eine ganz grundlegende Bedeutung in jeder liberalen Demokratie und in einem Rechtsstaat, nämlich das Gebaren der Exekutive im Anlassfall auch entsprechend zu überprüfen, mit dem Stichwort Säumnisbeschwerde, Maßnahmenbeschwerde, Bescheidbeschwerden, aber auch schlicht hoheitliches Handeln bei Dienstrechtsangelegenheiten. Dieser Tätigkeitsbericht gibt uns ja auch einen sehr tiefen Einblick in Ihr tägliches Tun, in Ihre Arbeit, in die Qualität, aber auch vor allem in den Umfang Ihrer Arbeit. Er zeigt auch die Bedürfnisse auf, die Sie als Gericht haben, und ist so gesehen auch eine wichtige Feedback-Funktion an uns in der Politik. Mir ist es beim Lesen des Berichts auch so gegangen, ich habe natürlich zuerst den Bericht gelesen und dann die Replik des Amtes der Landesregierung darauf. Ich habe im Vorwort im zweiten Absatz auch diese Geschichte gelesen, die Sie mit Zuteilungen von Geschäftsfällen pro Richter/Richterin im Ausmaß von 180 Punkten geschrieben haben, die hier vorgegeben wären. Ich habe entnommen, dass das in einem Ausmaß von 248 Punkten passiert, also wesentlich höher. Ich habe mich dann selber gefragt, ob ich jetzt irgendetwas überlesen habe, also sozusagen die Aussage, was sich denn hinter den einzelnen Punkten versteckt. Da würde ich mich freuen, wenn Sie ausführlicher darauf eingehen. Aus dem Tätigkeitsbericht habe ich es nicht herausgelesen, außer dass es natürlich wesentlich mehr zu sein scheint, weil zumindest die Punkte mehr gewesen sind. Herr Präsident, ich möchte mich auf jeden Fall für den Tätigkeitsbericht bedanken, nicht nur bei Ihnen, sondern auch bei Ihren Mitarbeitern, und natürlich auch für das tägliche Tun des Verwaltungsgerichtes bedanken, das natürlich für uns als Bundesland eine enorm wichtige Aufgabe hat. Ich entnehme dem Tätigkeitsbericht - und das ist auch keine große Überraschung -, dass natürlich Corona weiterhin auch im Jahr 2021 eine große Herausforderung für Sie war. 2020 habe ich erst dem Tätigkeitsbericht entnommen, dass Sie da in einem siebenwöchigen kompletten Lockdown waren. Das war 2021 zum Glück nicht der Fall, es ist auch schön, dass wir 2021 wieder hier in diesem Saal sprechen können. Ich entnehme aber dem Tätigkeitsbericht 2021, dass natürlich Corona am Verwaltungsgericht nicht spurlos vorbeigegangen ist, dass es 87 Verdachtsfälle gegeben hat, 16 tatsächlich positive. Ich hoffe, dass es allen Betroffenen auch wieder entsprechend gut geht und dass sie das alles gut überstanden haben. Damit verbunden waren natürlich zwei große Herausforderungen, einerseits die organisatorische Herausforderung - Stichwort: kurzfristige Quarantäne, das notwendige Verschieben von Verhandlungen, wie tut man mit Verhandlungen, wenn einzelne Personen in Quarantäne sind -, aber natürlich auch inhaltlicher Natur. Obwohl wir zwar im Jahr zwei der Pandemie sind, ist es immer noch so, dass natürlich die Pandemiegesetze, die Verordnungen, die darauf aufbauen, inhaltliche Herausforderungen an die höchstrichterliche Judikatur stellen. Zum Personalstand haben wir schon gehört: 82 richterliche Dienststellen hat es gegeben, das entspricht 81 volljudizierenden Richterinnen und Richtern. Wir haben auch schon 2020 im Tätigkeitsbericht gehört, dass Sie einen entsprechenden Appell auf 15 mehr Plandienststellen im Bereich der Kanzleibediensteten gerichtet haben. 10 sind letztendlich geschaffen worden. Da freue ich mich darüber, dass Sie da in Ihren Ausführungen auch in vertiefende Ausführungen gehen, vor allem auch auf die Antwort, die Stellungnahme des Amtes der Wiener Landesregierung replizieren, denn, wie gesagt: Erstens ist der Dialog natürlich wichtig und bringt uns das gegenseitige Austauschen der Sichtweisen weiter, und zweitens ist es natürlich ganz grundlegend so, dass ein personell gut ausgestattetes Verwaltungsgericht bei aller Notwendigkeit der Sparsamkeit natürlich eine grundlegende Wichtigkeit in jeder liberalen Demokratie ist. Eine Zahl hat mich dann doch beim Lesen sehr überrascht, vor allem, weil ich mich auch nicht erinnert habe, dass ich im Jahr davor im Bericht diese Zahl gelesen habe, sie wird Sie wahrscheinlich auch überraschen - Stichwort Zutrittskontrollen. Ich habe dem Bericht beim Thema Sicherheitskonzept entnommen, dass 3.261 gefährliche Gegenstände, darunter 13 Schusswaffen, in Verwahrung genommen worden sind. Das finde ich dann doch recht beachtlich, wenn man das durch die Wochen oder durch die Arbeitstage dividiert: 3.261 gefährliche Gegenstände, 13 Schusswaffen - das ist schon heftig. Ich weiß nicht, vielleicht habe ich es in den Berichten davor überlesen, vielleicht war es auch in den Berichten davor nicht angegeben. Ich glaube, dass es auf jeden Fall wichtig ist, da auch ein Augenmerk darauf zu legen, im Sinne von: Entwickelt sich da etwas in eine Richtung, in der wir das mit Sicherheit nicht haben wollen? Herr Präsident, ich möchte Sie bitten, das herzliche Dankeschön auch von uns als gesamten Wiener Landtag an Ihre Mitarbeiter mitzunehmen, natürlich an Sie. Schön, dass Sie hier sind, und ich freue mich auf Ihre Ausführungen! Vielen Dank. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Ellensohn. Ich erteile es ihm. Abg. David Ellensohn (GRÜNE): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Präsident des Verwaltungsgerichtes Dr. Kolonovits! Wer sich den Tätigkeitsbericht durchliest, wird draufkommen, dass es eine sehr trockene Sprache ist, sehr viel Zahlenmaterial. Das Wesentliche ist, wenn man dann auf die einzelnen Punkte, mit denen sich Ihre MitarbeiterInnen beschäftigen, herumschlagen dürfen, eingeht, dann kommt man eben auf so etwas, wie jetzt gerade ausgeführt, Waffen, die gefunden werden. Das hört sich fast schon bedrohlich viel an. Das findet man wahrscheinlich in einer amerikanischen Schule alles in einem Jahr, aber in Wien ist es in dem Fall auch genug. Wenn Sie die ganzen Themen durchgehen, die im Bericht sind, merkt man gleich, es muss sehr interessant sein, denn es ist wahnsinnig vielfältig. Vermutlich bedeutet das aber wiederum sehr viel notwendiges Wissen, weil es eben nicht auf zwei, drei Sachen beschränkt ist. Jetzt schlägt einmal das Epidemiegesetz mit 119 Fällen wesentlich mehr durch als vorher, das ist im Strafsachenmix aufgezählt. Das Waffengesetz hat dann sieben einzelne Verfahren. Interessant habe ich im Vergleich zum Beispiel eine Verordnung des Magistrats der Stadt Wien über die Haustorsperre und die Hausbeleuchtung gefunden: Das regt eine Person auf, aber das Alkoholverbot am Praterstern gleich zehn, da gibt es gleich zehn Verfahren dafür. Nur, damit man sieht, was die Leute draußen aufregt, womit sie eigentlich zu Ihnen kommen. Insgesamt 18.426 neue Verfahren, 9.044 waren noch vom Vorjahr offen, dann wird abgearbeitet, bleiben allerdings am Ende des Jahres 9.757 offen. Daher kommt ja auch der Hilfeschrei. Sie haben zu Beginn vom Jahr 9.044 offen und am Ende 9.757, also mehr als vorher. Wenn man es jetzt einzeln durchgeht, wie die Wünsche zustandekommen, dass man mehr Personen braucht, sind das zum Beispiel eben diese 8 Prozent mehr Fälle gegenüber dem Vorjahr, die zusätzliche Belastung bringen. Kollege Kowarik hat vorhin die Fälle vorgetragen, wie wenig von ihnen beim Verfassungsgerichtshof zerschellen, annähernd nicht ganz eine 100-Prozent-Quote, also offensichtlich sehr stabil. Ein Teil der großen Personalwünsche kommt tatsächlich wegen Covid, weil das viele Fälle waren, die überhaupt rund um Corona dazugekommen sind. Egal, wie man jetzt zu diesem Impfpflichtgesetz steht und ob man das jetzt gut findet, was heute gesagt wird oder nicht: Der Ausblick, der auf Seite 17 mit den Erläuterungen ausgeführt wird, was gerechnet wird, was an Verwaltungsstrafverfahren auf uns alle, auf Sie mehr als auf mich, zukommen würde, liest sich schon brutal. Bei der Impfpflicht rechnen Sie mit 1,4 Millionen Fällen im Jahr, bei denen dann bei Ihnen bei den Verwaltungsgerichten für 2022 noch immer 100.000 aufschlagen. Es kommt natürlich auch, dafür brauchen wir eine Verdoppelung der RichterInnen. Das ist jetzt, unabhängig, wie man zu dem ganzen Gesetz steht, aber zum Glück nicht passiert, denn das würde ja wirklich vom Ausblick her sehr, sehr viel mehr Arbeit bedeuten, nämlich auch für die nächsten Jahre. Da steht dann gleich drinnen, 2023 und 24 immer noch 30.000 Fälle, für das nächste Jahr zumindest, mit denen Sie gerechnet hätten. Dieser "worst case" in der Menge an Fällen wird vermutlich nicht eintreten - was weiß man genau -, und dennoch sieht man eben an den ganzen Daten - nämlich gestiegene Fälle und gestiegene offene Fälle am Ende des Jahres -, dass mehr Personal notwendig ist. Jetzt ist es richtig, was die Vorredner gesagt haben, es dauert immer, also es schleppt sich immer. Da wird der Bedarf angemeldet, dann kommt irgendwann einmal die Entscheidung dafür, und dann werden es auch nicht genauso viel, wie Sie sich gewünscht haben. 15 Kanzleikräfte werden dann 10, RichterInnen auch ein bisschen weniger, es werden aber wieder nicht gleich viel pensioniert, wie man vorher befürchtet hat, und, und, und. Ich glaube, dass man endgültig sagen kann, ob das dann dieses Mal, sagen wir einmal, annähernd ausreichend ist und tatsächlich die Zahl der offenen Fälle in diesem Jahr oder im nächsten reduziert werden kann, erst sehen wird. Weil nicht jede Prognose - die muss man treffen, man muss ja eine Einschätzung abgeben - eintreffen kann, weil zum Beispiel die Grundlage wegen des Impfpflichtgesetzes entfällt, lässt es zumindest hoffen, dass der Bedarf nicht so hoch ist, wie von Ihnen gewünscht. Jetzt würde ich mir wünschen, dass Sie irgendwann tatsächlich so viel Personen haben, die die Arbeit im Verwaltungsgericht erledigen können, dass wir alle hier sind, und Sie sagen, es ist ungefähr ausreichend, und die Größe des Wunsches so klein wird, dass die zuständige Landesregierung in der Lage ist, das leichter zu erfüllen. Ich sehe das Bemühen, dass man immer wieder aufstockt, das war in den letzten Jahren auch, ich sehe aber auch die gestiegene Zahl der Fälle, die Sie haben. Wenn man einmal selber dabei ist - nur, damit man ein Gefühl kriegt, wie lange das dauert -: So eine Verfahrensdauer ist ja wichtig. Wenn ich mich an Sie wende, an das Verwaltungsgericht wende, hätte ich ja gerne, dass es zügig erledigt wird. Und die durchschnittliche Dauer dieser Verfahren ist 171 Tage. Das schreckt wahrscheinlich nicht jeden und jede, das ist so ungefähr ein halbes Jahr, das waren davor aber 164 Tage. Wenn sich die Zahl der Fälle erhöht, wenn sich die offenen Fälle Ende des Jahres erhöhen, erhöht sich natürlich irgendwann die Dauer. Das soll ja nicht weiter steigen. Ich glaube, das ist die Schlüsselzahl für alle, die etwas einbringen, wie schnell mein Zeug erledigt wird, wie schnell meine Beschwerde bearbeitet wird, wann ich ein Ergebnis kriege. Dann hätte ich noch gerne das richtige Ergebnis, aber die Dauer ist schon wichtig für alle. Deswegen hoffe ich tatsächlich, dass Sie mit den Steigerungen, die jetzt erst eingetroffen sind, denn die haben Sie ja noch nicht alle, aber die jetzt schon beschlossen wurden, tatsächlich in der Lage sind, die Anzahl der offenen Fälle heuer zu reduzieren. Das werden wir dann erst in der Zukunft sehen, und ich wünsche Ihnen und Ihren MitarbeiterInnen neben einem schönen Sommer, den Sie alle haben sollen, vor allem eine erfolgreiche Arbeit für die Wienerinnen und Wiener. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau LRin Jungnickel. Ich erteile es ihr. StRin Mag. Isabelle Jungnickel: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident des Verwaltungsgerichtes Wien! Auf der heutigen Tagesordnung steht eben auch der Tätigkeitsbericht des Verwaltungsgerichtes Wien, und da möchte ich ein paar wesentliche Punkte herausheben. Grundsätzlich ist es aus rechtsstaatlicher Sicht erfreulich, dass wir seit 2014 in Wien ein Verwaltungsgericht haben, weil es die Tätigkeit der Verwaltung auf einer gerichtlichen Ebene kontrolliert. Die große Verwaltungsgerichtsbarkeitsreform des Jahres 2014 war ja wahrscheinlich die größte Verwaltungsreform der Zweiten Republik, und deren Früchte können wir sehen, das zeigt uns der heutige Bericht. Wenn wir uns die Zahlen seit 2017 anschauen, sind im Jahr zirka 16.500 bis 18.000 Menschen jährlich zum Verwaltungsgericht gegangen und haben dort Rechtsschutz gesucht. Im letzten Jahr gab es noch einmal eine Steigerung um 1.610 Verfahren. Das, glaube ich, ist eine wesentliche Steigerung, das haben schon meine Vorredner gesagt, das unterstreicht für mich auch die Bedeutung dieses Gerichts. Im Bericht ist weiter festgehalten, dass das Land Wien natürlich auch einiges bereitstellen muss. Die Infrastruktur, die hier in Form von Verhandlungsräumlichkeiten bereitgestellt wird, wird als zweckmäßig und ausreichend anerkannt. Verbesserungsbedarf gibt es aber im Bereich der IT. Vor allem die Umsetzung des Elektronischen Rechtsverkehrs, die Vorlage digitalisierter Akten und die Einbindung in das neue IT-Justizsystem "Jura" wären Schwerpunkte, welche weiter vorangetrieben werden sollten. Ich denke, dass man dabei die elektronische Aktenvorlage an den Verwaltungs- und an den Verfassungsgerichtshof in diese Überlegung mit einbeziehen sollte. Verbesserungsbedarf gibt es auch im Bereich der Hardware-Ausstattung, und es ist logisch, dass ohne gescheite Hardware gutes Arbeiten auch schwierig wird und Synergieeffekte dann zum Stilstand kommen. Hinsichtlich der personellen Ressourcen stelle ich erfreut fest, dass das Land Maßnahmen ergriffen hat und budgetäre Mittel bereitgestellt hat, um die bevorstehenden Pensionierungen und Ruhestandversetzungen von Richterinnen und Richtern in Angriff zu nehmen. Immerhin 13 Richter wurden neu ernannt. Aber natürlich ist es angesichts der drohenden Pensionierungen und der Steigerung der Rechtsfälle verständlich, dass seitens der Richterschaft mehr Planstellen gefordert wurden, 30 an der Zahl. Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie auf die drohenden Pensionierungen reagiert wird. Es befinden sich laut Bericht im Moment 21 Richterinnen und Richter im pensionsfähigen Alter, und im Bericht wird auch dargestellt, dass diese um ein Drittel mehr Arbeit erledigen, als eigentlich zumutbar wäre. Das heißt, er braucht eine nachhaltige Personalplanung. Dabei würden gute vergleichbare Kennzahlen helfen, denn hier wäre eine vergleichbare Analyse mit anderen Verwaltungsgerichten sicherlich hilfreich, um Argumentationen folgen zu können. Die reine Feststellung des Amtes der Wiener Landesregierung, dass das Bewertungssystem nicht nachvollziehbar sei, scheint mir zu wenig. Es wäre zumindest notwendig, wenn das vom Verwaltungsgericht verwendete System vom Amt der Wiener Landesregierung angezweifelt wird, einen Vorschlag für ein akzeptiertes System zu machen, um eine Benchmark für Personalentwicklung zu haben. Die im gesamten öffentlichen Dienst drohende Pensionierungswelle wird auch hier durch die mangelnden Personalkapazitäten schlussendlich in der Qualität der Verfahren ihren Niederschlag finden. Wesentlich bei der Nachbesetzung ist auch der Fokus auf dem Support-Personal, das auch eine entscheidende Rolle spielt. Alle Richter und Richterinnen und das Support-Personal haben im vergangenen Jahr - das sei hier noch einmal betont - hervorragende Arbeit geleistet. Auch im zweiten Corona-Jahr ist kein Nachlassen der Erledigungen feststellbar. Im Gegenteil: Der Output hat sich erhöht, und ein Spitzenwert von fast 200 Erledigungen pro Richter wurde erreicht. Das ist umso bemerkenswerter, als die Rechtslage und die sich schnell ändernden Gesetze die Arbeit nicht leichter gemacht haben. In diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf verweisen, dass ein besonderes Augenmerk auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erforderlich zu sein scheint. Gerade im Gerichtsbetrieb hängen nämlich die Flexibilität sowie der Erfolg eines Gerichtes wesentlich von der Arbeit der Rechtspfleger, der Rechtspflegerinnen, der juristischen Mitarbeiter, der Kanzlei- und der Schreibkräfte ab. (Beifall bei der ÖVP.) Lassen Sie mich deshalb eine besondere Anerkennung für diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aussprechen. Ich ersuche Sie, Herr Präsident, diesen Dank Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Gericht weiterzugeben. Besonders erfreulich ist, dass im Tätigkeitsbericht auf die gediegene Ausbildung hingewiesen wird. Die Verwaltungsgerichte haben Österreich-weit eine eigene Akademie geschaffen, und die Teilnahme an dieser Akademie und deren hochstehenden Programmen zeugt von der Verantwortung, die die Präsidien der Verwaltungsgerichte wahrnehmen. Im Hinblick darauf hoffe ich, dass gerade dann, wenn viele neue Richterinnen und Richter aufgenommen werden, diese auch die entsprechende Weiterbildung erhalten, und ich wäre dankbar, wenn wir im nächsten Tätigkeitsbericht dazu weitere Ausführungen bekommen würden. Hervorheben möchte ich auch die Qualität der Entscheidungen. Es ist für Außenstehende sicherlich schwierig, die Qualität von Entscheidungen eines Gerichts fair zu beurteilen. Es ist aber ganz klar, dass es einen sachlichen Maßstab gibt, ob nämlich die Entscheidungen vor der letzten Instanz Bestand haben, und das ist hier in einem sehr hohen Ausmaß der Fall. Gerichte können sich nicht aussuchen, von welcher politischen Ecke ihre Entscheidungen positiv oder negativ beurteilt oder kommentiert werden. Gerichte sind aber der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet, und es muss in unser aller Interesse sein, dass diese Rechtsstaatlichkeit gewahrt wird und gewahrt bleibt und kein Teil der Justiz beginnt, parteipolitisch zu agieren. (Beifall bei der ÖVP.) Damit komme ich bewusst auf die im Tätigkeitsbericht angesprochene richterliche Unabhängigkeit bei der Besetzung und Auswahl von Richterinnen und Richtern sowie der Funktion von Präsidenten und Vizepräsidenten zu sprechen. Der Verfassungsgesetzgeber hat diesbezüglich klare Vorgaben formuliert, und diese sind einzuhalten. Aus dem Bericht selbst ergeben sich für mich keine Zweifel, dass auf der einen Seite die richterliche Unabhängigkeit gewahrt ist und auf der anderen Seite die Gerichtsorganisation in ausreichendem Maße wahrgenommen wird. Zum Abschluss möchte ich, wie bereits mein Vorredner, noch ein heikles Thema ansprechen, das eigentlich nahezu ein gewisses Unbehagen bringt: 3.261 gefährliche Gegenstände, darunter 13 Schusswaffen, wurden im vergangenen Jahr bei Zutrittskontrollen in Verwahrung genommen. Ich muss gestehen: Solche Berichte lesen sich - mein Vorredner hat es auch schon gesagt - grundsätzlich recht trocken. Diese Zeilen haben sich für mich allerdings nicht trocken gelesen. Ich bin aber sehr froh, dass wir gute Sicherheitskontrollen haben, die funktionieren, und es ist wichtig, dass wir ein klares Bekenntnis zum Schutz des Verwaltungsgerichtes Wien, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Richterinnen und Richter abgeben. Wir hoffen, dass die getroffenen und umgesetzten Maßnahmen ausreichend sind, um diesen wichtigen Teil der Demokratie zu schützen. - An dieser Stelle darf ich mich im Namen der Wiener Volkspartei nochmals bei Ihnen, Herr Präsident, und Ihren Mitarbeitern für die hervorragende Arbeit bedanken. (Beifall bei der ÖVP.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Stürzenbecher. Ich erteile es ihm. Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrter Herr Präsident des Verwaltungsgerichtes Wien! Geschätzter Herr Stadtrat, heute Mitglied der Landesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich kann mich an meine Vorrednerin anschließen und auch im Namen meiner Fraktion dem Präsidenten und all seinen Mitarbeitern herzlich danken für die ausgezeichnete Arbeit, die von ihm und von seinen Leuten geleistet wird. - Herzlichen Dank! (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Es ist Tatsache, dass wir selten eine wirklich so einvernehmliche Debatte zu diesem Thema gehabt haben, obwohl diese Debatten sonst auch nicht wirklich turbulent waren. Das Turbulenteste heute war wohl der Ausspruch des Kollegen Kowarik, der gemeint hat, der Bericht sei ein Hilfeschrei. - Ich meine, der heutige Bericht ist das nicht! Ansonsten bin ich zu 99 Prozent mit dem einverstanden, Kollege Kowarik, was du gesagt hast, aber der Begriff Hilfeschrei für diesen Bericht ist, glaube ich, übertrieben. Das muss man auch sagen. Das Gegenteil ist der Fall. Es sind auch sehr viele positive Punkte anerkannt worden. Gerade auch, dass es um 13 Richter mehr gibt, ist sehr, sehr wichtig. Auch wenn das bis zu einem gewissen Grad sozusagen eine Vorziehung im Hinblick auf die Pensionierungen in den nächsten zwei Jahren ist, erachte ich es doch als gut, dass man das schon vorher macht, damit man dann einen guten Übergang findet. Natürlich sind im letzten Jahr sehr, sehr viel Akte erledigt worden, nämlich 17.700, und das war bisher das Maximum. Daran sieht man auch, welche Arbeitsleistung da schon rein quantitativ dahintersteckt. Auch die Sicherheit wurde jetzt angesprochen. Ich weiß sowohl aus dem Akt als auch aus Berichten, dass wir auf Wunsch des Präsidenten des Landesverwaltungsgerichtes und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon vor ein paar Jahren hier beschlossen haben, dass Geldmittel zur Verfügung gestellt werden, damit es wirklich bestmögliche Sicherheitsvorkehrungen am Verwaltungsgericht gibt. In 21 Räume, vor allem Verhandlungssäle, die praktisch öffentlicher Raum sind, kommt man nur durch eine Zugangskontrolle, und in die Räume weiter drinnen, wo die Richterinnen und Richter und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten, kommt man überhaupt nur hinein, wenn man einen speziellen Schlüssel hat. Dieses Sicherheitssystem ist also sehr gut. Ich möchte jetzt vor allem diejenigen, die dabei waren, an eine Sitzung im Bildungsausschuss erinnern, bei der wirklich ein vollkommen absurder Vorwurf betreffend die MA 35 gekommen ist. Wir haben auch beschlossen, dass es Sicherheitsvorkehrungen geben soll, und zwar, glaube ich, mit der Gegenstimme von einer Fraktion beschlossen: Und es ist dort dann behauptet worden, was vollkommen absurd ist, dass es eine Herabwürdigung der Klientel der MA 35 sei, dass wir Sicherheitsvorkehrungen beschließen, weil wir diesen Leuten mit diesem Beschluss unterstellen, dass sie eine Sicherheitsgefährdung wären. Ich meine, dass man doch ganz deutlich sieht, wie wichtig die Sicherheit ist, beim Landesverwaltungsgericht ebenso wie bei der MA 35. Derartige Sicherheitsvorkehrungen gibt es auch beim AMS und bei unzähligen Institutionen, und überall sind die Leute froh, dass wir diese Sicherheitsvorkehrungen treffen. Und der Bericht zeigt außerdem auf, dass das tatsächlich notwendig ist, weil daraus ersichtlich wird, dass doch eine sehr hohe Anzahl von bedrohlichen Gegenständen einschließlich Schusswaffen in Verwahrung genommen werden mussten. Infolgedessen würde ich wirklich darum ersuchen, dass man betreffend die MA 35 von dieser wirklich absurden Kritik abrückt und diese zurücknimmt. - Das war jetzt aber sozusagen ein Seitenschlenker. Insgesamt möchte ich dazu sagen, dass jetzt nicht nur bei den Richtern die Situation besser ist, sondern dass es auch zehn zusätzliche Kanzleibedienstete gibt. Zehn juristische MitarbeiterInnen wurden zur Unterstützung aufgenommen, zwei davon arbeiten in der Evidenzstelle und acht arbeiten den Richtern zu. Ich glaube, auch das ist sehr wichtig, wie ich überhaupt glaube, dass das Landesverwaltungsgericht jetzt sehr gut funktioniert. Wir haben uns ja auch immer bemüht, wenn Wünsche vom Präsidenten beziehungsweise vom Gericht gekommen sind, diese legistisch umzusetzen. Im Sinn des Kollegen Kowarik darf ich jetzt auch gleich ganz kurz zu den nachfolgenden Gesetzesentwürfen, die heute mutmaßlich beschlossen werden, Stellung nehmen. Ich finde es auch sehr vernünftig, dass wir die Digitalisierung jetzt quasi gesetzlich umsetzen und dass wir festschreiben, was bisher schon Praxis, wenn auch nicht unumstrittene Praxis, war, dass nur wichtige Entscheidungen veröffentlicht werden müssen und nicht absolut alle, was ja wirklich vollkommen sachfremd wäre. Ich meine, dass wir überhaupt anhand dieses Berichtes und auch der Gegenäußerung der Magistratsdirektion sehen, dass man hier als Abgeordneter wirklich sehr gut informiert wird und dadurch auch die Probleme sehr gut einschätzen und abschätzen kann, wie man sie vielleicht lösen kann. Dieses Vice-Versa beziehungsweise Einerseits- Andererseits, dass man hier beide Berichte jedes Jahr diskutieren kann, hat sich sehr gut bewährt. Dabei ist etwas auch sehr interessant. Einerseits geht beispielsweise aus dem Bericht hervor, dass 1.624 Covid-Strafen, also quasi zusätzliche Akten, angefallen sind, und wird im Bericht darauf hingewiesen, dass es oft eine mangelnde Qualität bei den behördlichen Verfahren gibt. Andererseits wird aber vom Magistrat sehr gut und schlüssig dargelegt, dass im Jahr 2020 14.000 und im Berichtsjahr 2021 25.000 zusätzliche Verwaltungsstrafverfahren von den zuständigen Stellen in Wien zu bearbeiten waren. Aus der Gegenüberstellung ergibt sich jedoch letztlich, dass eigentlich nur ein geringer Prozentsatz, nämlich 1.600 Entscheidungen der Magistratischen Bezirksämter beim Verwaltungsgericht beeinsprucht wurden. Man muss also auch sehen, dass das nur ein kleiner Prozentsatz, weit unter 10 Prozent, ist. Weiters wird gut angemerkt, dass die diesbezüglichen Ermittlungsverfahren, die vielleicht wirklich nicht immer optimal waren, bekanntlich im Berichtsjahr in einem äußerst dynamischen Rechtsbereich mit zahlreichen Novellierungen zu führen waren und zudem weder eine gefestigte Rechtsprechung noch entsprechende Fachliteratur existierten. - Das muss man sozusagen zur Ehrenrettung der ersten Instanzen auch dazusagen. Diese haben nicht von Haus aus willkürlich gehandelt, sondern es musste wirklich unter sehr schwierigen, neuen, vollkommen ungewöhnlichen Bedingungen vorgegangen werden. So gesehen sind diese 25.000 beziehungsweise 14.000 Fälle eigentlich im Großen und Ganzen eh sehr gut abgehandelt worden, und es sind lediglich 1.600 Fälle zum Landesverwaltungsgericht gekommen. - Auch das ist ein gutes Beispiel dafür, dass man immer beide Seiten beachten soll, was ja allgemein dem Rechtsgrundsatz "audiatur et altera pars" entspricht. Das heißt: Immer beide Seiten zu hören, ist überhaupt das Gescheiteste, was man machen kann. Damit habe ich schon das Wesentliche, was ich vorbringen wollte, gesagt. Ich danke noch einmal herzlich dafür, dass am Landesverwaltungsgericht gute Arbeit geleistet wird und dass damit die Rechtsstaatlichkeit im Land Wien auf einem so hohen Niveau ist. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Aus dem Kreis der Abgeordneten liegt mir nun keine Wortmeldung mehr vor. Ich darf daher Sie, werter Herr Präsident Kolonovits, um Ihre Ausführungen ersuchen. Sobald das Pult desinfiziert ist, sind Sie am Wort. Bitte. Präsident des Verwaltungsgerichtes Univ.-Doz. Mag. Dr. Dieter Kolonovits: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger! Wie schon im vergangenen Jahr darf ich Ihnen heuer einen Tätigkeitsbericht zu einem Jahr vorstellen, das wie auch das Jahr davor erheblich durch die Corona-Krise geprägt war. Das ist jetzt schon aus den Reden hervorgegangen, ich möchte das nun aber aus meiner Sicht betonen. Man hat das natürlich an den stark erhöhten Einlaufzahlen gesehen, die uns personell und strukturell vor beträchtliche Herausforderungen gestellt haben. Es ist gleich am Anfang des Berichtes zu lesen, dass wir heuer neue Akten im Ausmaß von 18.400 Rechtssachen bekommen haben. Das ist ein noch nie dagewesener Rekordwert. Das Verwaltungsgericht Wien besteht mittlerweile seit achteinhalb Jahren, aber so viele neue Akten haben wir in einem Jahr als Neuzugang noch nie bekommen. Da all diese einlangenden Rechtssachen am Gericht sofort verteilt und bearbeitet werden müssen, wurden sie sofort auf die zur Verfügung stehenden RichterInnen nach der Geschäftsverteilung verteilt. Was bedeutet das? - Das bedeutet pro Richterin und Richter im Durchschnitt eine Belastung von 208 neuen Akten. Damit ist ein Anstieg an Akten von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr gegeben. Damals haben die RichterInnen im Durchschnitt 180 Akten als Neubelastung bekommen. Das ist auf Seite 13 dargelegt. Damit haben sich die an sich schon sehr hohen Einlaufzahlen am Verwaltungsgericht Wien, die auch im Vergleich zu den anderen Landesverwaltungsgerichten sehr hoch sind, noch einmal deutlich erhöht. In der Debatte ist schon mehrfach - ich glaube, zuletzt von Abg. Weber - dieses Punktesystem zur Sprache gekommen. Wir haben das im Bericht auf Seite 1 dargelegt. Es gibt intern vom Geschäftsverteilungsausschuss ein Punktesystem beziehungsweise Bewertungssystem. Mit diesem soll die Arbeitsbelastung innerhalb der Richterschaft gleichmäßig verteilt werden, denn der Geschäftsverteilungsausschuss ist ja verpflichtet, die Akten möglichst gleichmäßig auf die Richter zu verteilen. Im Bericht ist die Rede davon, dass 180 Punkte vom Geschäftsverteilungsausschuss als zumutbare Arbeitsbelastung gesehen werden. In diesem Jahr mussten 248 Punkte verteilt werden, denn wir müssen natürlich alles verteilen, was hereinkommt, und daraus ergibt sich diese Berechnung. Wenn also 180 Punkte als zumutbar angesehen werden und man 248 Punkte bekommt, dann sind es um 68 Punkte mehr, also eine Mehrbelastung von einem Drittel. Und daraus ergibt sich auch die Berechnung, dass im aktuellen Jahr die Mehrbelastung 30 zusätzliche Vollzeitäquivalente waren. Die 68 Punkte multipliziert mit den 83 Vollzeitäquivalenten ergeben fiktiv eine Mehrbelastung von 30 Vollzeitäquivalenten. Dieses Punktesystem ist natürlich ein internes System der Bewertung nach Punkten, dieses ist aber auch an anderen Verwaltungsgerichten in Verwendung. Natürlich sind diese Punkte nicht überall einheitlich. Im Grunde funktioniert das so, dass Akten, die typischerweise einfacher zu erledigen sind, weniger Punkte, also etwa einen Punkt, bekommen und Akten, die typischerweise aufwändiger sind, eine höhere Punktezahl bekommen. Bei uns sind etwa Beschwerden in Baubewilligungsangelegenheiten oder Anträge auf Vergabeprüfungen natürlich mit mehr Punkten bewertet als eine typische Verkehrsstrafsache. - So ist das zu sehen, das hat sich so entwickelt. Man kann natürlich sehr lange darüber diskutieren, wie viele Punkte angemessen sind, das beruht aber jedenfalls auf der langjährigen Erfahrung des Geschäftsverteilungsausschusses. Es gibt jetzt aber auch Entwicklungen außerhalb dieser großen Mehrbelastung, die Grund zur Hoffnung und sehr viel Zuversicht geben. Die Prognosen zu den jetzigen Einlaufzahlen, so wie sie mir nach den aktuellen Hochrechnungen bis Ende Mai von unserer Statistikabteilung vorliegen, besagen, dass wir uns im Laufe des heurigen Jahrs wieder im langjährigen Durchschnitt, also bei etwa 16.500 Fällen bewegen werden. Dieser große Ausschlag aus der Corona-Krise von über 2.000 Fällen mehr ebbt also ab. Das ist verständlich, weil auch die Strafen, die laut den Corona-Gesetzen vorgesehen worden sind, mittlerweile nicht mehr vorgesehen sind, und mit einer gewissen Verzögerung kommt das auch beim Gericht an, außer es geschieht etwas Unvorhergesehenes. Es wurde hier auch schon mehrfach betont, dass im Bericht die Ausführungen zum Impfpflichtgesetz breiten Raum einnehmen. Das ist verständlich. Die Vollversammlung der Richter und Richterinnen hat den Tätigkeitsbericht am 7. März beschlossen. Damals war die Impfpflicht erst einen Monat in Kraft - diese ist, wie Sie sich erinnern werden, im Februar in Kraft getreten -, und da konnte noch niemand vorhersehen, dass ein Gesetz beschlossen wurde, das letztendlich nicht vollzogen wird. Jetzt wissen wir, zumindest aus der letzten Meldung von heute Nachmittag, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass das Impfpflichtgesetz aufgehoben wird. Und damit sind natürlich die Befürchtungen, die wir aber natürlich aufzeigen mussten, weil sie dramatisch waren, im Moment anscheinend nicht mehr aktuell. Erfreulich ist außerdem, dass von Seiten der politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sehr rasch auf unsere Personalnot reagiert wurde und budgetär 13 Richterdienstposten auch in Vorziehung im Hinblick auf die bevorstehenden Pensionierungen genehmigt wurden. Damit hat man, glaube ich, in diesem Zeitpunkt sehr klug reagiert, und dafür möchte ich mich sehr herzlich bedanken. Ich habe nämlich schon im vorigen Jahr gesagt, dass etwa 18 RichterInnen in den nächsten 3 Jahren in Pension gehen werden, und durch diese Vorziehungen wurden Pensionierungen, die in den nächsten 2 Jahren stattfinden, berücksichtigt. Die Ausschreibung erfolgte noch Ende letzten Jahres, und das Besetzungsverfahren ist äußerst zügig durchgeführt worden. Vom Ende der Bewerbungsfrist per 31. Dezember 2021 bis zum Beschluss der Ernennung in der Landesregierung am 17. Mai 2022 dauerte das gesamte Auswahlverfahren nicht einmal fünf Monate. Das ist wirklich sehr rasch, ich glaube, rascher kann man es nicht machen, und ich bin sehr dankbar dafür, denn vor einigen Jahren haben diese Verfahren oft ein Jahr oder noch länger gedauert. Das ist also wirklich ein sehr, sehr großer Fortschritt, und ich möchte mich dafür sehr herzlich bedanken. (Allgemeiner Beifall.) Es ist mir eine besondere Freude, dass sich einerseits trotz der sehr herausfordernden Arbeitsbedingungen, die ich hier immer wieder schildere und die sich auch in unseren Tätigkeitsberichten finden, sehr viele motivierte und fachlich höchstqualifizierte junge Juristinnen und Juristen um diese Richterplanstellen beworben haben, was uns die Auswahl nicht leicht gemacht hat, und dass andererseits diese bereits ernannten 13 neuen Richterinnen und Richter schon in einer Woche, am 1. Juli, ihren Dienst antreten werden. Sie werden uns tatkräftig unterstützen und für eine spürbare Entlastung der vorhandenen Richterinnen und Richter sorgen. In diesem Zusammenhang möchte ich mich ebenso beim heute hier anwesenden Herrn Stadtrat für Personal beziehungsweise in seiner Funktion als Mitglied der Landesregierung für die gute Zusammenarbeit zum Wohle des Gerichtes bedanken. Außerdem möchte ich mich auch noch einmal für die äußerst zügige Durchführung des Besetzungsverfahrens, bei dem auch die zuständige Fachabteilung des Amtes der Landesregierung in dieser Rekordzeit sehr gut mitgewirkt hat, ausdrücklich bedanken und diese Leistung lobend hervorheben. Sie können sich nicht vorstellen, was es in der Praxis bedeutet, wenn die notwendigen RichterInnen nach einem Jahr oder erst nach eineinhalb Jahren kommen oder wenn sie, so wie jetzt, bereits nach einem halben Jahr im Haus sind. Das ist wirklich sehr schön. (Beifall bei SPÖ, NEOS und ÖVP.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe nun von zusätzlichen Verfahren gesprochen, die in der Pandemie gekommen sind. Es waren über 2.000 neue Verfahren. Worum handelt es sich dabei? Ich möchte das wiederholen, damit Sie auch ein bisschen einen Einblick in unseren Arbeitsalltag bekommen. Ich weiß: Viele wollen über die Covid-Maßnahmen nichts mehr hören und darüber nicht mehr sprechen. Ich meine aber, es ist schon wichtig, hier hervorzuheben, wie das bei Gericht quasi im Arbeitsalltag aussieht. Es geht dabei um die bekämpften Verwaltungsstrafen in Folge der Missachtung der Covid-Maßnahmen wie Nichteinhaltung des Mindestabstandes, des Betretungsverbotes beziehungsweise der Maskenpflicht. Und es gab auch zahlreiche Maßnahmenbeschwerden gegen polizeiliche Zwangsmaßnahmen. Bekanntlich haben ja die meisten Großdemonstrationen gegen die Covid-Maßnahmen in Wien stattgefunden, und die dort gesetzten Maßnahmen wurden dann natürlich beim Verwaltungsgericht Wien bekämpft. Zu diesen Verfahren kamen zusätzlich sehr viele Entschädigungsverfahren nach dem Epidemiegesetz hinzu, in welchen Unternehmen Entschädigungen vom Bund fordern. Es handelt sich um Entgeltfortzahlungen, die die Unternehmen leisten müssen, wenn ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer abgesondert werden, und der Bund muss für diese Zeit dann Entschädigungen zahlen. Auch darüber ist Streit entstanden. Es gibt in diesen Verfahren sehr viele verschiedene Konstellationen, und in Summe geht es um sehr hohe Beträge, weil natürlich große Unternehmen diese Entschädigungen für sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einklagen. Das Verwaltungsgericht Wien sah sich im Berichtsjahr auch mit neuen Zuständigkeiten konfrontiert. Der Bundesgesetzgeber hat das Epidemiegesetz insofern geändert, als er den Rechtsschutz gegen Absonderung neu geregelt hat. Die Rechtsmittel sind ja früher an das Bezirksgericht gegangen, wenn man sich gegen die Absonderung wehren wollte. Das war noch die sehr alte Rechtslage. Seit Oktober 2021 sind jedoch Gesamtbeschwerden gegen Absonderungen an das Verwaltungsgericht Wien möglich. Das hat durchaus eine deutliche Zusatzbelastung bedeutet, denn über aufrechte Absonderungen - und wir haben auch solche Beschwerden bekommen - muss binnen einer Woche entschieden werden, weil es sich ja um eine freiheitsbeschränkende Maßnahme handelt. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die erschwerten Arbeitsbedingungen bestehen aber nicht alleine in diesen zusätzlichen Verfahren, sondern auch in der Art und Weise, wie wir unseren Beruf ausüben. Erlauben Sie mir daher bitte einen kurzen Einblick in unseren Arbeitsalltag am Gericht. Die unmittelbare Beweisaufnahme in der mündlichen Verhandlung ist das Kernstück des verwaltungsgerichtlichen Ermittlungsverfahrens und ist auf Grund menschenrechtlicher Mindeststandards und insbesondere auf Grund des Art. 6 der Europäischen Menschenrechtskonvention betreffend das faire Verfahren geboten. Die meisten Verhandlungen mussten als Präsenzverhandlungen bei Einhaltung aller Corona-Schutzmaßnahmen unter erschwerten Bedingungen abgehalten werden. So waren während der Verhandlungen durchgehend Gesichtsmasken zu tragen, was zu Ermüdungszuständen führt. Ungünstige Verhandlungsbedingungen hinter spiegelnden und Plexiglasscheiben sowie die auf Grund der Gesichtsmasken schwer erkennbare Mimik etwa der Zeugen erfordern erhöhte Konzentration und erschweren den Arbeitsalltag ungemein. Viele Verhandlungen mussten aus Quarantänegründen, wenn sie angesetzt waren, wieder vertagt werden, weil Verfahrensbeteiligte erkrankt sind. Diese Vertagungen führten nicht nur zur Verfahrensverlängerung, sondern bedeuten für unser Kanzleipersonal einen beträchtlichen Zusatzaufwand, denn es muss wieder ein neuer Termin organisiert werden, es muss ein neuer Verhandlungssaal organisiert werden, die Termine müssen zwischen allen Beteiligten koordiniert werden, und die Ladungen müssen alle neu ausgefertigt werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Angesichts der geschilderten schwierigen Arbeitsbedingungen auch im Jahr 2021 ist es als eine sensationelle Leistung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verwaltungsgerichtes Wien zu sehen, dass im Jahr 2021 mehr Akten erledigt werden konnten. Es waren gut 17.700 und somit deutlich mehr als in den Jahren zuvor, und die Bewältigung dieser Arbeit ist einzig und allein auf den unermüdlichen Einsatz aller Bediensteten des Verwaltungsgerichtes Wien zurückzuführen. Trotz dieser unglaublichen Leistung ist es auf Grund des noch höheren Einganges dazu gekommen, dass der Stand an offenen Verfahren zum Jahresende weiter angewachsen ist. Gestatten Sie mir daher bitte, dass ich an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Verwaltungsgerichts Wien für ihren täglichen Einsatz in diesem zweiten sehr anstrengenden Pandemiejahr meinen allerherzlichsten Dank ausspreche. Auf Grund des herausragenden Engagements und des wirklich großen Durchhaltevermögens der Bediensteten ist es uns gelungen, den Dienstbetrieb während der Gesundheitskrise aus meiner Sicht bestens aufrechtzuerhalten und den Rechtsschutz zu jeder Zeit zu garantieren. (Allgemeiner Beifall.) In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch bei Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, ausdrücklich bedanken für die rasche Schaffung der gesetzlichen Grundlagen zur Ermöglichung des Homeoffice, und zwar nicht nur für das nichtrichterliche Personal, sondern auch - und das war das grundlegend Neue - für das richterliche Personal. Das ist bei unserem Gericht sehr gut angekommen. Es hat neue flexible Arbeitszeitmodelle möglich gemacht und hat damit nennenswert zu unserem hohen Output bei den Leistungszahlen beigetragen. Erfreulich ist überdies, dass die auf Seite 8 des Berichts erwähnte Personalbedarfsprüfung des Amtes der Landesregierung für mehr Kanzleipersonal mittlerweile beendet ist. Auch das ist heute schon gesagt worden: Wir haben zehn Kanzleidienstposten für unser Gericht zusätzlich im Dienstpostenplan dazubekommen. Natürlich ist es so, wie Abg. Kowarik richtig gesagt hat, dass wir zehn neue Dienstposten haben und vier Dienstposten bisher im Überstand bereits im Haus waren. Trotzdem ist das eine Errungenschaft, denn ich musste jedes Jahr für diese vier Dienstposten budgetär verhandeln, nunmehr sind auch diese vier Dienstposten im Dienstpostenplan enthalten. Das heißt, es sind tatsächlich sechs neue Personen ins Haus gekommen, aber zehn zusätzliche Dienstposten, und mittlerweile sind all diese Posten zur Gänze besetzt. Jetzt habe ich sehr lange über die Pandemie und ihre Auswirkungen gesprochen, es gibt aber doch auch noch andere Punkte, die einer besonderen Erwähnung wert sind. Zum einen konnten fünf Bedienstete des Fachverwaltungsdienstes an unserem Gericht ihr Ausbildungsjahr zur Landesrechtspflegerin beziehungsweise zum Landesrechtspfleger erfolgreich abschließen. Sie wurden mit Wirksamkeit 1. Jänner 2022 durch die Landesregierung ernannt und unterstützen uns seit Jänner tatkräftig, womit in der Gruppe der Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger im laufenden Jahr 2022 eine spürbare Entlastung bei der Behandlung der eigenen Fälle, das ist im Bereich der Mindestsicherung und im Bereich der Wohnbauförderung, eingetreten ist und sie daher die Richterinnen und Richter wieder verstärkt durch Mitarbeit unterstützen können. Zum anderen wurde mit September des vergangenen Jahres das neue Raum- und Sicherheitskonzept fertiggestellt. Auch das wurde bereits erwähnt. Das ist für unseren Alltag sehr, sehr wesentlich. Wir haben jetzt 21 Verhandlungssäle, einen Akteneinsichtsraum, wo mehrere Parteien gleichzeitig Akteneinsicht nehmen können, sowie eine eigene Poststelle im Bereich der Sicherheitsschleuse, wo man Sachen abgeben kann und dann sofort das Gericht verlässt. Dieser gesamte Bereich wurde in einem bestehenden Gebäude geschaffen, und auch das halte ich für eine sehr große Leistung des Vorstehers der Geschäftsstelle und auch der Magistratsabteilung 34, die uns in dieser Hinsicht sehr unterstützt hat. Normalerweise werden neue Gerichte so konstruiert, dass man im Eingangsbereich diesen öffentlichen Bereich hat und dann dahinter oder in den oberen Stockwerken den Bürobereich. Wir haben es geschafft, dass im bestehenden Gebäude alle Verhandlungssäle auf einer Ebene sind und der Bürobereich von diesem Bereich getrennt ist, und das ist im Alltag sehr, sehr wichtig. Nicht zuletzt wurde im Vorjahr die fortschreitende Digitalisierung weiter vorangetrieben. Es gibt dazu Ausführungen auf den Seiten 10 und 11 im Bericht. Und wie ich, meine geschätzten Damen und Herren Abgeordneten in diesem Haus, der Tagesordnung zur heutigen Sitzung des Landtages entnommen und jetzt auch in der Debatte gehört habe, soll nun mit der Einführung einer gesetzlichen Grundlage für den Elektronischen Rechtsverkehr, also den ERV, den es bei den ordentlichen Gerichten schon seit vielen Jahren gibt, der nächste große Meilenstein für uns gesetzt werden, der uns die Arbeit sicherlich sehr erleichtern wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin sicher, dass Sie mit großer Verantwortung wie bisher die Anliegen des Verwaltungsgerichtes Wien erörtern und behandeln und damit ein rascher und ein qualitätsvoller Rechtsschutz für die Bevölkerung weiterhin garantiert ist. Ich möchte mich für Ihre Aufmerksamkeit sehr herzlich bedanken. - Danke schön. (Allgemeiner Beifall.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Bitte. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrter Herr Präsident Kowarik! Entschuldigung! Soweit kommt's noch! (Heiterkeit.) Ich meinte natürlich: Sehr geehrter Herr Präsident Kolonovits! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordneten! Ich darf mich sehr herzlich bei Ihnen allen für die sehr wertschätzende, sehr umfassende Debatte bedanken. Insbesondere möchte ich mich auch dafür bedanken, dass an dieser Debatte die große Wertschätzung des Hohen Hauses für die Arbeit des Verwaltungsgerichts klar ablesbar war. Diesen Dank spreche ich auch als Mitglied der Landesregierung im Namen der Landesregierung aus, wissend, wie groß die Bedeutung und wie ausgezeichnet die Arbeit des Verwaltungsgerichts für die Stadt sind. Mir ist auch bewusst - und das ist ja aus der Debatte gut hervorgegangen -, wie besonders schwierig diese Arbeit im letzten Jahr, also im Berichtsjahr, war. Herr Abg. Stürzenbecher hat anhand seines Beispiels der Gegenüberstellung von 1.624 Akten betreffend Covid-Strafen einerseits und 25.000 Fällen im Jahr 2021 bei den Magistratischen Bezirksämtern andererseits - was für beide Seiten eine riesengroße Herausforderung war - gezeigt, dass es zwar in diesem Zusammenhang zwei Seiten gibt, dass das aber zwei Seiten einer Medaille sind und dass diese Medaille sozusagen gute Arbeit für die Wienerinnen und Wiener bedeutet. Dafür möchte ich Ihnen ein herzliches Dankeschön im Namen der Landesregierung aussprechen. Und ich möchte bitten, auch dem gesamten Team der Richterinnen und Richter und des gesamten Personals ein großes Danke auszurichten. Es ist dies jetzt die letzte Stellungnahme des Amts der Wiener Landesregierung des Landesamtsdirektors Hechtner, und ich möchte die Gelegenheit nutzen, auch an das Amt der Wiener Landesregierung und an die Magistratsdirektion ein Dankeschön für dieses gemeinsame Ringen zu richten. Dieses Ringen hat dazu geführt, dass wir in den letzten Monaten und Jahren - Sie haben das ja erwähnt - deutlich schneller geworden sind, wenn es um gegenseitige Unterstützung gegangen ist. Das finde ich einfach gut, und dafür möchte ich mich bedanken. Das hat mir die Möglichkeit gegeben, am 17. Mai einen ausgezeichneten Vorschlag für die 13 neuen Verwaltungsrichterinnen und Verwaltungsrichter in die Landesregierung zu bringen. In diesem Sinne wünsche ich alles Gute. Ich fürchte, die Herausforderungen werden nicht kleiner werden, aber umso größer ist unser gemeinsames Bemühen für die kommenden Jahre. (Beifall bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die den vorliegenden Tätigkeitsbericht des Verwaltungsgerichts Wien für das Jahr 2021 zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest. Nun bitte ich jene Mitglieder des Landtags, die die vorliegende Stellungnahme des Amtes der Wiener Landesregierung zum Tätigkeitsbericht des Verwaltungsgerichts Wiens für das Jahr 2021 zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen von SPÖ, NEOS und GRÜNEN unter Abwesenheit des fraktionsunabhängigen Abgeordneten so beschlossen. Wir kommen nun zur Postnummer 8 der Tagesordnung. Postnummer 8 betrifft den Tätigkeitsbericht 2020/2021 der Wiener Umweltanwaltschaft, und ich darf die Wiener Umweltanwältin, Frau Dr. Andrea Schnattinger, ganz herzlich bei uns begrüßen. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Ich bitte den Berichterstatter, Herrn Amtsf. StR Mag. Czernohorszky, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrter Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Umweltanwältin! Ich bedanke mich für den Bericht und bitte um Debatte und Zustimmung. Präsident Mag. Manfred Juraczka: Zu diesem Tagesordnungspunkt hat sich Frau Abg. Matiasek zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Abg. Veronika Matiasek (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Umweltanwältin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir diskutieren am heutigen Tag jetzt den vierten Tätigkeitsbericht, und wir werden heute im Zuge der Debatte über diesen Bericht wahrscheinlich auch über die zweite Neubestellung einer Anwaltschaft sprechen. Ich habe es ja schon anlässlich der Diskussion um die Patientenanwältin gesagt, dass wir hier mit der Vorgangsweise der Neubestellung, mit dem Hearing im Rahmen des Ausschusses, alle, wie ich glaube, sehr zufrieden waren. Dafür möchte ich mich auch bei der Ausschussvorsitzenden, die das perfekt organisiert hat, sehr herzlich bedanken. Danke schön, liebe Nina Abrahamczik! (Allgemeiner Beifall.) Wir werden dem sehr ausführlichen Bericht zustimmen. Angesichts der fortgeschrittenen Stunde werde ich auf die einzelnen Themen sicherlich nicht eingehen. Es wurden sehr, sehr viele Themen sehr umfangreich behandelt. Ich darf erwähnen, dass uns dabei ein bisschen fehlt, dass diese ureigene Aufgabe der Umweltanwaltschaft, wie wir sie sehen, nicht ganz so scharf zu Tage tritt. Es gibt sehr viele Berichte über Kooperationen mit anderen Organisationen und mit der Stadt, man findet hier das eine oder andere, was durchaus auch seitens der MA 22 durchgeführt wird, wie etwa der ganze Bereich der Umweltbildung, und so weiter, und ich möchte ganz kurz drei Themen ansprechen, für die ich mir sozusagen ein schärferes Profil wünschen würde. Ein Thema davon ist die Verbauung von Grüngebieten. Davon steht etwas im Bericht, all das wird aber durchaus sehr sanft behandelt. Allerdings hat es, wenn es um Baumschutz im Zuge von Bauvorhaben geht, in den letzten Jahren durchaus auch von Bürgern sehr starke und berechtigte Kritik gegeben. Das zweite Thema, das uns sehr am Herzen liegt, betrifft die Entsiegelung. Wir haben riesige Versiegelungsflächen in Wien, wenn man in die Flächenbezirke schaut, vor allem im Rahmen von Gewerbegebieten, Industrieanlagen und Ähnlichem. Das betrifft auch Unternehmen der Stadt Wien oder in der Nähe der Stadt Wien. - Ich glaube, es ist ein Gebot der Stunde, dass man in diesem Bereich entsiegelt beziehungsweise riesige Parkplätze zum Teil eventuell mit Photovoltaikanlagen überdacht oder überhaupt schaut, dass man dort den ruhenden Verkehr, parkende Autos beziehungsweise Fahrzeuge, unter die Erde bringt. Der dritte Bereich betrifft den Öffi-Ausbau im Wienerwald-Gebiet im Westen, denn dort fehlt es noch immer an einer wirklich guten Frequenz, welche die Leute vom Auto wegbringt, wenn sie die Wienerwald-Gebiete zum Wandern oder zur Erholung besuchen. - Das wären die drei Punkte, von welchen ich mir wünschen würde, dass sie in Zukunft verschärft bearbeitet werden. Eine Anwaltschaft ist immer ein unabhängiges Organ, die für einen bestimmten Bereich eintritt. In diesem Fall sind Sie beziehungsweise die Umweltanwaltschaft die Anwältin für die Natur und für die Umwelt, sozusagen das warnende Gewissen, wenn es darum geht, dass in diesem Bereich der eine oder andere Schaden entstehen könnte oder so gehandelt wird, dass unter Umständen Schaden entstehen kann. Frau Dr. Schnattinger! Sie haben Ihre Funktion jetzt beendet, und wir werden in Zukunft Ihre Nachfolgerin als Anwältin bei uns haben. Ich danke Ihnen und dem Team im Namen meiner Fraktion für die Arbeit und wünsche Ihnen alles Gute für die nächste Zeit, wie immer Sie diese auch verbringen wollen. Ich hoffe, viel in der Natur! Ich glaube, das ist ja Ihre Passion. - Wir stimmen, wie gesagt, dem Antrag zu. (Beifall bei FPÖ, SPÖ und GRÜNEN.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Pipal-Leixner. Ich erteile es ihr. Abg. Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte ZuhörerInnen im Livestream! Frau Dr. Schnattinger! Ich bin da, um Danke zu sagen. Ich danke vielmals für Ihr langjähriges Engagement als Leiterin der Wiener Umweltanwaltschaft. Ich wünsche Ihnen viel Freude im neuen Lebensabschnitt. Sie werden hoffentlich keinen Pensionsschock haben. Ich bin aber jedenfalls überzeugt, dass Sie Ihre Zeit in der Natur genießen werden. Ich danke auch dem gesamten Team der Umweltanwaltschaft vielmals, das ja zukünftig unter neuer Leitung weiterarbeiten wird. Um den Übergang möglichst nahtlos zu gestalten, wurde rechtzeitig ein Bewerbungsprozess gestartet, und es hat dann im Umweltausschuss ein Hearing mit acht Bewerberinnen und Bewerbern unter Einbindung aller Fraktionen stattgefunden. Ich möchte jetzt ausdrücklich auch der Ausschussvorsitzenden Nina Abrahamczik für den sehr transparenten Prozess danken, bei dem alles sehr gut vorbereitet war. Ich glaube, es waren alle beteiligten Fraktionen damit zufrieden, und ich glaube, das ist vorbildhaft dafür, wie wir das in Zukunft machen werden. (Beifall bei NEOS, SPÖ, ÖVP und GRÜNEN.) Last but not least möchte ich der zukünftigen Umweltanwältin alles Gute und viel Freude und Erfolg für ihre Aufgabe wünschen. Iris Tichelmann hat uns alle im Hearing völlig überzeugt. Sie lebt das Thema Umwelt und das Thema Umweltschutz seit frühester Jugend, sie ist eine Expertin in diesem Bereich, und ich bin überzeugt, dass das richtig gut wird. Alles Gute! (Beifall bei NEOS, SPÖ, ÖVP und GRÜNEN.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Kickert. Ich erteile es ihr. Abg. Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geehrte Frau - heute und einen Monat noch - Umweltanwältin! Sehr geehrte Damen und Herren KollegInnen und alle, die möglicherweise noch vor dem Livestream ausharren! Ich möchte mich dem Dank selbstverständlich anschließen. Das kommt nachher noch. Vorerst möchte ich aber einiges aus dem sehr umfangreichen Tätigkeitsbericht erwähnen. In einigen Themenbereichen hat die Wiener Umweltanwaltschaft über viele, viele Jahre eine Expertise aufgebaut hat, und ich meine, dass der Respekt gebietet, dass man das erwähnt. Ein Beispiel dafür - ich glaube, ich habe das schon einmal erwähnt, aber in einem anderen Zusammenhang - ist die Wiener Desinfektionsmitteldatenbank. Wir benützen diese Desinfektionsmittel seit Corona-Beginn quasi täglich, stündlich, minütlich, wie auch immer. Diese Datenbank, die seit 20 Jahren aufgebaut wurde, beurteilt wahrscheinlich inzwischen 400 unterschiedliche Desinfektionsmittel mit mehr als 200 unterschiedlichen chemischen Inhaltsstoffen nach dem Prinzip, dass man erstens weiß, was wirkt, und zweitens weiß, was wofür gefährlich ist. Das ist keine triviale Sache. Ich glaube, so etwas ist fast einzigartig in Europa, und diese Desinfektionsmitteldatenbank wurde 2019 auch ausgezeichnet. In diesem Zusammenhang muss man auch immer wieder hervorheben, dass mit dem jahrelangen Aufbau dieser Datenbank viel Arbeit verbunden war und ist. Seit Corona aufgetreten ist, erfolgte natürlich ein extrem hoher Zugriff auf diese Datenbank, es waren wahnsinnig viele Beratungen notwendig, und die Hersteller einiger neuer Produkte haben darum gebeten, dass ihre Erzeugnisse kontrolliert und aufgenommen werden. - Diesen Bereich möchte ich als Beispiel speziell hervorheben. Ein zweiter Bereich ist für mich deshalb interessant, weil ich Stadtentwicklung und Bauen spannend finde. In diesem Zusammenhang nenne ich das Climate Adaption Control System, abgekürzt CASY, ein Projekt zur Steuerung der Klimaresilienz in Wien. Dieses wurde übrigens vor Kurzem durch den zweiten Innovations-Call der Stadt Wien ausgezeichnet. Dieses System liefert ziemlich genaue räumliche und zeitliche Informationen in Form von Karten und in Form von Indikatoren. Mit diesen Indikatoren ist es möglich, fundierte, transparente und auch überprüfbare und dokumentierbare Informationen für Stadtplanungsgebiete sowie Stadtplanungsprojekte, aber auch einzelne Projekte zu liefern. Das sollte in Zukunft standardisiert übernommen werden. Das läuft gerade heuer und gehört auch zu dem Bereich, aus dem wir Vorzeigeprojekte darstellen sollten. Etwas, was wir in Wien und in Österreich immer stark unterstützen, ist natürlich die Atomfreiheit, also die Freiheit von Kernenergie. Diesbezüglich ist die Stadt Wien mit anderen 33 Städten in einer Plattform für ein atomfreies Europa. Ein Schwerpunkt 2021, den es auch bundesweit gegeben hat, war ein möglichst starkes Lobbying gegen die Aufnahme von Gas und Kernenergie in die Taxonomie-Verordnung der Europäischen Union. Das war nicht so erfolgreich, wie wir alle es gerne gehabt hätten, denn es wird leider wohl trotzdem dazu kommen, dass die EU- Kommission die Kernenergie als klimafreundlich definieren wird. Ein weiterer Bereich, den ich immer gerne erwähne, weil das mit meinem früheren beruflichen Engagement zu tun hat und in dem die Wiener Umweltanwaltschaft ebenfalls eine langjährige Expertise hat, betrifft die Prävention von Vogelschlag. Es hat wirklich lange gedauert, bis diesbezügliche Maßnahmen ergriffen wurden. Vor Jahrzehnten hat man einmal damit begonnen, eine wissenschaftliche Untersuchungsmethode aufzubauen. Über 20 Jahre hinweg, nämlich im Laufe der Tätigkeitsperiode der scheidenden Umweltanwältin, wurde für diesen Bereich eine wirkliche Expertise aufgebaut, und es gab auch eine Zusammenarbeit und Beratungstätigkeit zur Unterstützung ziemlich aller größeren - wie nenne ich das denn jetzt - Bauherrinnen und Bauherren. Die Wiener Linien setzen auf diese Expertise bei Neubauten, und ich würde mir wünschen, dass man auch bei der Renovierung von Stationen, etwa im Hinblick auf die Station Alte Donau, darauf schauen würde. Jedenfalls achten die Wiener Linien aber darauf, auch die ÖBB verwenden inzwischen die vogelschlagsicheren Glasscheiben, und auch die Asfinag greift auf diese Expertise zu. Ich habe mit großem Interesse gelesen, dass letztes Jahr auch eine neue Glasscheibe mit einem Baummuster zertifiziert wurde, wobei ich glaube, dass die Architekten wohl lieber auf jene Gläser zurückgreifen, auf denen man die Streifen und die Punkte so gut wie gar nicht sieht. Nach diesem Parforceritt durch einen 64-seitigen Bericht möchte ich meinen Dank an Sie, sehr geehrte Frau Umweltanwältin, richten. Ich danke für Ihre inzwischen schon 20-jährige Tätigkeit in dieser Funktion. Und selbstverständlich wünsche ich der Nachfolgerin alles Gute. Auf den vorbildlichen Bestellungsvorgang muss ich jetzt nicht extra eingehen, diesen haben meine Vorrednerinnen schon erwähnt. Ich möchte nur hinzufügen, dass wir selbstverständlich sehr zufrieden damit sind. Wir glauben, dass das ein Paradebeispiel für andere Bestellungsvorgänge ist und ersuchen zum wiederholten Male darum, dass andere Bestellungsvorgänge nach diesem Muster abgehalten werden, nämlich mit dieser Transparenz und mit dieser Klarheit. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Mantl. Ich erteile es ihm. Abg. Dr. Josef Mantl, MA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es freut mich, dass ich jetzt zu dieser fortgeschrittenen Stunde zum Umweltbericht auch noch kurz das Wort ergreifen darf. Ich möchte mich im Namen der Wiener Volkspartei dem Dank anschließen. Auch wenn man nicht immer einer Meinung ist und auch wenn es natürlich immer unterschiedliche Ansichten gab, gibt und auch geben wird, möchten ich als Umwelt- und Klimaschutzsprecher und die gesamte Wiener Volkspartei der Wiener Umweltanwältin Andrea Schnattinger für ihren 20-jährigen Dienst an der Stadt Wien als Wiener Umweltanwältin danken. (Beifall bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN.) Wir wünschen auch der neuen Umweltanwältin Iris Tichelmann alles Gute und viel Erfolg für ihre verantwortungsvolle bevorstehende Tätigkeit. Ich habe es schon erwähnt, dass es immer wieder unterschiedliche Ansätze gibt. Ich danke aber auch dir, liebe Nina Abrahamczik, für die tolle parteiübergreifende Zusammenarbeit als Ausschussvorsitzende und sage ganz spontan: Auch wenn es unterschiedliche Ansichten gibt: Wenn es notwendig ist und wenn es möglich ist, dann ziehen Christ- und Sozialdemokratie gemeinsam an einem Strang für den Umweltschutz, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall und Heiterkeit bei der ÖVP sowie Beifall bei der SPÖ.) Der Wiener Umweltbericht ist grundsätzlich ein wichtiger Report auch für die Menschen in unserer Stadt. Er hilft uns, den aktuellen Standpunkt Wiens zu definieren. Vor allem die Bewusstseinsbildung für Umwelt- und Klimaschutz, aber auch die Vorbildfunktion der Stadt Wien sind wichtig, um die durch die Politik gesetzten Maßnahmen den Bürgerinnen und Bürgern näherzubringen. Unsere Stadt ist urban und pulsierend, und deshalb ist es auf Grund der hohen Bebauungsdichte umso wichtiger, die vorhandenen Grünflächen effizient zu nutzen. Die Menschen sollen spüren, dass sich im Umweltbereich etwas tut und bemerken, wie sehr uns das am Herzen liegt. Ein bisschen kritisch stellen auch wir fest, dass ein so wichtiger Bericht über die notwendigen Maßnahmen insgesamt wenig wahrgenommen wird. Die Wiener Umweltanwaltschaft existiert ja schon seit 1993, und wir wünschen uns für die Zukunft mehr Sichtbarkeit und mehr Dynamik, dass wir laufend am Puls der Zeit bleiben, um innovative Themen lösungsorientiert voranzutreiben. Die Wiener Umweltanwaltschaft ist, wie wir wissen, eine weisungsfreie und unabhängige Einrichtung der Stadt Wien, und diese Eigenständigkeit muss auch weiterhin stark gelebt werden, und zwar mit großer Präsenz auch beim Aufgreifen von unangenehmen Themen, um diese schon erwähnte und gewünschte Sichtbarkeit zu zeigen. Wir alle sind uns darüber einig, wie dringlich die Lage ist. Wenn es strategische Prozesse der Stadt Wien wie den Wiener Klima-Fahrplan und die Smart Klima City Strategie gibt, dann soll und muss die Wiener Umweltanwaltschaft noch mehr als bisher vorhandenes Wissen und Engagement einbringen. Der Wirkungsbereich geht über alle Ressorts hinweg, in Bildungseinrichtungen wird beobachtet, wo welches Vogelschutzglas angebracht wurde, Schulprojekte wie "Wildnis (ist) Klasse" sind umfasst, ebenso ist der Wohnbaubereich betroffen, wo Gebäudebrüter unter dem Projektnamen "Mauersegler in Wien" geschützt werden. Auch die Volkspartei fordert den Erhalt von Grünraum in Wien, was seitens der Stadt Wien immer wieder zu kurz kommt. Das betont ja auch die Umweltanwaltschaft in ihrem Bericht: Für die Artenvielfalt in unserer Stadt braucht es ausreichend Grünflächen. Es beunruhigt uns alle, dass Krisen wie der Klimawandel oder die Pandemie unser Leben und unsere Umwelt beeinflussen, gefährden und belasten. Wir sind der Meinung, dass funktionsfähige Ökosysteme geschützt werden müssen und erachten die Formel "Schutz der Biodiversität ist gleich Schutz der Ökosystemleistungen ist gleich Bewältigung der Klimakrise" als richtig. Die Wiener Umweltanwaltschaft ist federführend bei der Photovoltaikoffensive dabei, und der Photovoltaikausbau ist ja eine langjährige Forderung der Wiener Volkspartei. Das Thema Lebensmittelabfälle wird auch angesprochen, und diesbezüglich muss es jedenfalls Verbesserungen geben. Abschließend sei gesagt, dass sich die Wiener Volkspartei selbstverständlich dafür einsetzt, dass rechtliche Rahmenbedingungen, politische Regelungen und Umweltgesetze geschaffen werden, um Stadtökologie und Klimaresilienz voranzutreiben, ohne aber die notwendige pulsierende Kraft der Wirtschaft und des dynamischen Unternehmertums zu beeinträchtigen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Stadtplanung, Ökologie und Ökonomie müssen immer miteinander verbunden sein. - Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP.) Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Abrahamczik. Ich erteile es ihr. Abg. Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Sehr geehrter Her Landtagspräsident! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Umweltanwältin! Liebe Andrea! Ich möchte kurz auf den Bericht eingehen, über den wir jetzt schon einiges gehört haben. Kollegin Kickert hat schon gesagt, dass es ein sehr umfangreicher Bericht ist. Ich meine, er spiegelt die breite Vielfalt der Themen wider, hinsichtlich welcher die Wiener Umweltanwaltschaft in diversen Netzwerken und Kooperationen oft als Ideengeberin, manchmal als Begutachterin und oft als Ratgeberin engagiert ist. Das ist etwas, was du, Andrea, jetzt 20 Jahre lang maßgeblich mitgestaltet hast. Ohne jetzt noch einmal ins Detail zu gehen, weil es schon einige VorrednerInnen ein bisschen genauer gesagt haben: Es gibt so viel, vom Vogelschlag über die Lichtverschmutzung, die wir beispielsweise auch diese Woche im Umwelt- und Naturschutzbeirat diskutiert haben, wo man sieht, und wir auch darauf verweisen konnten, dass die Umweltanwaltschaft schon aktiv dran ist bei dem Thema. Klima- und Umweltbildung ist ein ganz, ganz wichtiger Bereich, wo auch in die Volksschulen gegangen wird, in die 3., 4. Volksschule, wo wir mit "Wildnis (ist) Klasse" darauf schauen, die Umweltanwaltschaft es ermöglicht, dass für Kinder Natur begreifbar wird, was ganz, ganz zentral ist. Wir haben gesehen, dass diese Verbundenheit mit der Umwelt einfach auch etwas ist, das gelernt werden muss, das erfahrbar gemacht werden muss. Es gibt ganz viele spannende Info-Poster, das aktuellste ist, glaube ich, zu diversen heimischen Käferarten. Auch das findet sich wieder in diesem Bericht. Ich kann nur empfehlen, reinzuschauen, ein bisschen reinzuschnuppern, es ist ganz, ganz breit, es ist unglaublich spannend, es ist sehr innovativ. Ich freue mich, dass man da auch sieht, was man täglich in der Wiener Umweltanwaltschaft für die Wienerinnen und Wiener leistet, ob es jetzt wir Menschen sind, ob es jetzt Zwei- oder Vierbeiner sind, ob sie geflügelt sind, Fell haben, ob es die Bäume sind, die Pflanzen. Dafür ein ganz, ganz herzliches Danke auch von unserer Seite. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Was uns natürlich am meisten beschäftigt hat, und wir haben es heute schon ein paar Mal gehört, war die Bestellung einer neuen Umweltanwältin. Andrea Schnattinger hat das jetzt 20 Jahre gemacht, das ist eine sehr, sehr lange Zeit. Es ist sehr beeindruckend. Du gehst jetzt in Pension, das heißt, wir wussten seit fünf Jahren, seit den letzten Hearings, wo du wieder bestellt wurdest, dass es heuer ansteht, einen neuen Umweltanwalt, eine neue Umweltanwältin zu bestellen. Ich möchte kurz darauf verweisen, dass bei den diversen Anwaltschaften, die wir heute auch schon hier hatten, es auch rechtlich immer ein bisschen unterschiedlich geregelt ist, wie es abläuft. Bis ins Detail ist es selten geregelt, und da möchte ich mich wirklich ganz herzlich auch bei allen Fraktionen bedanken, dass wir uns im direkten Austausch, im Gespräch gemeinsam überlegt haben, wie wir die rechtlichen Vorgaben gemeinsam gut umsetzen können, wie das Hearing ablaufen kann, dass wir gewusst haben, wir einigen uns gemeinsam auf einen Fragenkatalog, um eine Vergleichbarkeit zwischen den Bewerberinnen und Bewerbern sicherzustellen. Das ist nicht immer selbstverständlich, wirklich, auch von meiner Seite ein großes Danke. Ich freue mich auch, dass es positiv wahrgenommen wurde von allen, die heute schon gesprochen haben, dass es da eine große Bemühung gab, das gemeinsam zu machen. Auch von meiner Seite ein Danke an euch alle, an alle Ausschussmitglieder. Ich beklatsche euch jetzt. (Beifall der Rednerin und bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Wie schon gesagt wurde, wird die Stelle alle fünf Jahre ausgeschrieben. Es werden alle Kandidatinnen und Kandidaten, die die formalen Kriterien erfüllen, zu einem Hearing eingeladen. Zuständig ist der jeweilige Umweltausschuss. Es gab neun BewerberInnen, acht davon sind auch zum Hearing gekommen, eine Person hat zurückgezogen. Wir haben, finde ich, sehr gut gesehen, welch spannende Ideen es da gibt, wie unterschiedlich auch die Vorstellungen sind. Wir haben uns alle Kandidatinnen und Kandidaten angehört, und ich finde, es ist nicht selbstverständlich, aber es hat mich ganz besonders gefreut, dass wir auch zu einem einstimmigen Dreiervorschlag gekommen sind, alle Fraktionen gemeinsam. Das bedeutet für mich auch, dass die neue Umweltanwältin, die im August starten wird, Iris Tichelmann, der ich ganz, ganz herzlich gratulieren möchte, natürlich auch gestärkt in diese Position starten kann, in dem Wissen, dass alle Fraktionen in diesem Haus hinter ihr stehen, dass sie uns mit ihren Ideen überzeugt hat. Ich bin schon sehr gespannt, was da in den nächsten Jahren auf uns zukommt. Ich freue mich, wenn sie nächstes Jahr hier sitzen wird, und auch die anderen hier sie einmal besser kennen lernen können. Ich wünsche ihr für ihre Arbeit alles Gute. Liebe Andrea, aber noch einmal zu dir: Du bist ja schon länger für die Stadt aktiv - nicht nur in der Stadt, sondern für die Stadt -, die letzten 20 Jahre davon als Umweltanwältin. Ich weiß, dass das immer mit absolutem Engagement und mit all deinem Herzen gelebt war. Ich bin mir sehr sicher, dass dir auch nach dieser offiziellen Funktion nicht fad werden wird und du dir viele, viele Sachen finden wirst, wo du aktiv sein wirst. Ich möchte dir alles Gute wünschen, ein ganz großes Danke sagen für alles, was du für diese Stadt getan hast, und ich hoffe, wir sehen uns wieder. Ich bin mir ganz sicher, dass wir uns alle wieder über den Weg laufen. Vielen Dank - und damit komme ich zum Ende meiner Rede -, liebe Andrea, alles Gute! Wir sehen uns sicher wieder. (Anhaltender allgemeiner Beifall. - Abg. Mag. Josef Taucher überreicht der scheidenden Umweltanwältin einen Blumenstrauß. - Die Abgeordneten von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN erheben sich von ihren Plätzen und spenden stehend Beifall.) Präsident Ernst Woller: Es gibt keine weitere Wortmeldung seitens der Damen und Herren Abgeordneten, und ich erteile nun der Umweltanwältin, Frau Andrea Schnattinger, das Wort zu ihrer letzten Rede hier im Landtag. - Liebe Andrea, du hast das Wort. Umweltanwältin Mag. Dr. Andrea Schnattinger: Ja, bei so viel tollem Zuspruch und Blumen kann ich mich nur sehr herzlich bedanken. Ich muss sagen, ich habe es wirklich mit vollem Engagement und, wie man so schön sagt, mit "full immersion" die ganze Zeit gemacht. Ich habe ein ganz tolles Team, und ich freue mich auch ganz besonders, dass ich eine ganz tolle Nachfolgerin aus meinem Team bekommen werde, Iris Tichelmann. Ich denke, sie wird das auch sehr gut erfüllen können, und ich freue mich, dass sie bei allen Fraktionen so viel Zustimmung gefunden hat. Das hat sie sich sicher verdient. Inhaltlich möchte ich zum Bericht jetzt gar nichts mehr sagen. Dieser Bericht ist umfangreich geworden, und ich war eigentlich fast erstaunt, dass wir diese letzten zwei Jahre in der Pandemie so wahnsinnig viele Dinge untergebracht haben, weil das Arbeiten war ja immer schwierig, alles mit Maske, Videokonferenzen, und die Menschen wollten sich wieder draußen treffen, im Freien war das ja möglich. Zum Thema Bäume: Wir haben uns viele angesehen in der Zeit. Wir haben uns immens für Grünräume eingesetzt, weil natürlich die Pandemie da auch einen besonderen Druck gemacht hat. Die Menschen wollten alle ins Freie, die Menschen haben auch beobachtet, was dort geschieht. Daher waren wir auch zusätzlich sehr viel unterwegs. Ja, es war eine tolle Zeit. Auch unsere Desinfektionsmitteldatenbank ist erwähnt worden. Das war natürlich auch eine besondere Sache, weil wir haben dann auf einmal aus ganz Österreich Anrufe bekommen: Irgendwer hat uns jetzt da ein Desinfektionsmittel empfohlen, soll man das jetzt verwenden oder nicht? Das waren auch sehr viele Ad-hoc-Abfragen, die wir dann mit unserer Desinfektionsmitteldatenbank auch gut bewältigen konnten. Ja, das war eigentlich eine sehr spannende Zeit, und ich möchte mich für diese tolle Unterstützung bedanken, die mir der Landtag heute gezeigt hat. Ich danke dem Herrn Präsidenten, Herrn StR Czernohorszky und allen Landtagsabgeordneten für die Annahme dieses Berichts und wünsche noch einen schönen Tag. (Allgemeiner Beifall.) Präsident Ernst Woller: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Umweltanwältin! Sehr geehrte Abgeordnete! Der Bericht ist jetzt in der Debatte auch schon ein bisschen gestreift worden. Man muss sagen, dem umfassenden Bericht wird das gar nicht gerecht. Was man aber jedenfalls sagen kann: Es ist ein umfassender Bericht über umfassende Tätigkeiten, die aber für sich wiederum ein gutes Beispiel für die Arbeit in den letzten beiden Jahrzehnten - eine großartige Arbeit der Umweltanwaltschaft - sind. Wenn man versucht, es in irgendeinen Satz zu pressen, dann würde ich am ehesten den Satz versuchen: Es ist eine Kombination von einem direkten, einem strategischen und einem unglaublich engagierten Einsatz für Natur, Umwelt und Klima und für die Menschen in unserer Stadt. Das ist das Wesentliche, dass der Einsatz der Umweltanwaltschaft den Gedanken prägt, dass eine intakte Umwelt, dass eine starke Biodiversität, ein gutes Klima in der Stadt zugleich die Grundlage dafür ist, dass ein gutes Leben in Wien für alle Wienerinnen und Wiener möglich ist. Das hat natürlich in den letzten Jahren intensive, durchgehend behandelte Schwerpunkte mit sich gebracht. Ob das jetzt der Naturschutz ist, ob das die Stadtökologie oder der Klimaschutz, ob das die Erweiterung von Grünraum, Antiatom und Energie, ob es der Schutz von Menschen und Umwelt vor schädlichen Einflüssen wie Luftschadstoffe, Lichtverschmutzung oder Chemikalien, ob das die Umwelt und Klimabildung ist: Alle diese Dinge sind, wie ich finde, von einem großartigen Team großartig bearbeitet worden. Alle diese Dinge haben gerade in der Pandemie noch eine stärkere Bedeutung gewonnen, das muss man auch so sagen. Sie werden aber in Zeiten einer weiter wachsenden Stadt und in Zeiten der Klimakrise auch noch weiter eine noch größere Bedeutung haben. Insofern bitte ich dich, den Dank des Hohen Hauses und meinen Dank an dein gesamtes großartiges Team mitzunehmen und auch weiterzugeben. Ich möchte aber mir an diesem Tag natürlich auch herausnehmen, dir ganz besonders zu danken. Wie keine andere stehst du für alle diese Schwerpunkte und stehst du für unglaublich viele, große, große Meilensteine in den letzten 20 Jahren. Nina Abrahamczik hat es schon kurz angedeutet: 20 Jahre Umweltanwaltschaft, aber seit 1981 ist es Arbeit für diese Stadt und für eine Umweltmusterstadt Wien, und dafür möchte ich mich sehr, sehr herzlich bedanken. Ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass es, nicht wie fälschlicherweise schon in den Raum gezaubert, heute aus ist, sondern dass du bis Ende Juli noch viele intensive und hoffentlich erfüllte Arbeitstage hast, für die ich dir alles Gute wünsche. Ich bitte, die auch zu nutzen, um mit deinem großartigen Team auch eine, wie ich weiß, sicherlich gute Übergabe machen zu können. Dafür möchte ich dir auch danke sagen. Es ist ja so, dass für eine ausgesprochen profilierte und kompetente Nachfolge gesorgt ist. Nächster Dank: Dass wir das gemeinsam machen konnten, liegt an der, wie ich finde, ausgezeichneten Arbeit der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte unseres Ausschusses. Es gab ein Hearing, das ist heute schon erwähnt worden, aber ich möchte Ihnen allen dafür sehr herzlich danken, und natürlich auch ganz besonders der Ausschussvorsitzenden Nina Abrahamczik danke sagen. (Allgemeiner Beifall.) Ich habe es dann leicht gehabt: Ich habe der Landesregierung Iris Tichelmann vorschlagen dürfen und wünsche ihr an dieser Stelle alles, alles Gute für die nächsten Jahre als Umweltanwältin. Und dir (in Richtung Umweltanwältin Dr. Andrea Schnattinger) möchte ich noch einmal ein großes Dankeschön sagen. Ich hoffe - ich weiß -, du bleibst dieser Umweltmusterstadt verpflichtet, und darauf freue ich mich schon sehr. (Allgemeiner Beifall. - Die Abgeordneten von SPÖ, NEOS und GRÜNEN erheben sich von ihren Plätzen und spenden stehend Beifall. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky bedankt sich mit Handschlag bei Dr. Andrea Schnattinger und stimmt in den Beifall der Abgeordneten ein.) Präsident Ernst Woller: Liebe Andrea, auch vom Vorsitz her alles Gute und danke für die großartige Arbeit. Ich bitte nun jene Mitglieder des Landtages, die den vorliegenden Tätigkeitsbericht 2020/21 der Wiener Umweltanwaltschaft zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so zur Kenntnis genommen. Post 10 betrifft die erste Lesung zur Vorlage eines Gesetzes, mit dem die Wiener Stadtverfassung geändert wird. Berichterstatter hierzu ist Amtsf. StR Czernohorszky. Ich bitte ihn, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich bitte um Zustimmung. Präsident Ernst Woller: Da zu diesem Tagesordnungspunkt keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang in erster Lesung ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist so einstimmig in erster Lesung beschlossen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag zustimmen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist so einstimmig beschlossen. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist ebenso einstimmig beschlossen. Postnummer 11 betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Gesetz über das Verwaltungsgericht Wien geändert wird. Berichterstatter hierzu ist Herr Amtsf. StR Czernohorszky. Ich bitte ihn, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich bitte um Zustimmung. Präsident Ernst Woller: Da zu diesem Tagesordnungspunkt keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang in erster Lesung ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so beschlossen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. - Das wird einstimmig unterstützt. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist ebenso einstimmig beschlossen. Postnummer 12 betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Wiener Landesgesetz über den Schutz von Hinweisgeberinnen und Hinweisgebern erlassen wird, und die Dienstordnung 1994, die Vertragsbedienstetenordnung 1995 und das Wiener Bedienstetengesetz geändert werden. Berichterstatter hierzu ist Amtsf. StR Czernohorszky, ich ersuche ihn, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich ersuche um Zustimmung. Präsident Ernst Woller: Gemäß § 30c Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird gegen diese Zusammenlegung ein Widerspruch erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich werde daher so vorgehen. Die Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Kickert, ich erteile es ihr. Abg. Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geehrte Damen und Herren Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich möchte kurz erläutern, warum wir diesem Gesetz jetzt zustimmen, obwohl wir im zugehörigen Ausschuss abgelehnt haben. Wir haben im Ausschuss drei Kritikpunkte hervorgehoben. Der erste war der Vorrang der internen Meldekanäle vor der Möglichkeit, externe Kanäle bei der Hinweisgebung zu nützen. Wir waren uns zweitens nicht sicher über den Schutz der HinweisgeberInnen, weil in der ersten Vorlage der Schutz nur dann gegeben war, wenn sie den Vorgaben dieses Gesetzes gemäß melden. Der dritte Punkt ist die anonyme Hinweisgebung. Im ersten Entwurf wurde gesagt, dass man anonymen Hinweisen nicht nachgehen muss, jetzt gibt es die Prüfung. Diese drei Kritikpunkte werden nun in einem Abänderungsantrag abgeändert, das heißt, aufgenommen. Das heißt, wir werden sowohl dem Abänderungsantrag zustimmen als auch dann dem Gesetz. Ich möchte trotzdem meine Kritik, die ich auch schon im Ausschuss angebracht habe, hier wiederholen. Ich weiß, ich bin lästig. Ich war auch in meiner Zeit als Mitglied einer Regierungsfraktion lästig, auch bei meinen eigenen Abgeordneten, die auch immer wieder Gesetzesvorschläge als Initiativanträge eingebracht haben. Ich finde, man sollte Gesetzesvorschläge immer in einem ganz normalen, öffentlichen Begutachtungsverfahren einbringen, mit Erläuterungen und dem Gesetzestext, damit genau solche Sachen in einem öffentlichen Begutachtungsverfahren aufgebracht und korrigiert werden können und die Öffentlichkeit bis zu einem gewissen Grad mit einbezogen wird. (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ja, habt ihr uns versprochen!) Es ist uns, nämlich auch mir, in den letzten zehn Jahren auch nicht immer gelungen, das so durchzusetzen. Ich bleibe aber lästig und würde noch einmal ganz stark darauf hinweisen, dass es notwendig ist. Ich weiß, dass morgen zum Beispiel ein Gesetzesvorschlag kommen wird, der das genau so macht, wie ich es gerne hätte, und darauf freue ich mich schon. Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Präsident Ernst Woller: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Neumayer. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Landesrat! Unweigerlich gelingt uns heute ein weiterer Meilenstein in der Frage der Transparenz unserer Stadt, und, Frau Abg. Kickert, ich freue mich auch, dass wir hier im gemeinsamen Interesse heute den Abänderungsantrag einbringen können. Was beschließen wir heute: Das sogenannte Wiener Whistleblower-Gesetz, an einem Tag, an dem in Österreich mehrere NGOs für eine Verbesserung für Whistleblower auf der ganzen Welt demonstrieren, NGOs wie Epicenter.works, wie Reporter ohne Grenzen oder auch das Rechtsstaat- und Antikorruptionsvolksbegehren. Das ist mitunter schon ein Grund, warum wir gesagt haben, wir wollen diesen Antrag unbedingt als Initiativantrag einbringen und nicht noch länger auf die von Ihnen zitierte Vorlage vom Bund warten. Man muss schon auch klar sagen: Seit über einem Jahr liegt die EU-Richtlinie vor und seitdem ist in Österreich leider nicht sonderlich viel passiert. In Wien hingegen übererfüllen wir diese Gesetzesrichtlinie der EU mit der heutigen Vorlage. (Abg. Georg Prack, BA: In Vorarlberg haben sie es schon!) Vielleicht liegt es daran, dass wir die letzten Jahre schon die transparenteste Gemeinde Österreichs waren, wie Sie wissen, dass es auch hier uns wieder innewohnt, dass wir diesen nächsten Schritt aktiv setzen wollen und nicht warten wollen. Ich möchte aber den Moment auch dazu nutzen, um einfach nur danke zu sagen, den Whistleblowern oder den Hinweisgeberinnen und Hinweisgebern, die in unserer Stadt schon in den vergangenen Jahren die unterschiedlichen Möglichkeiten genutzt haben. Ich glaube nämlich, es gehört auch viel Mut dazu, dort Hinweise zu geben, wo manch anderer gerne einmal einfach wegsieht. An uns, an der Politik liegt es, dass wir eben nicht nur danke sagen für diesen Mut, sondern auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen in unserer Stadt da noch einmal weiterentwickeln. Was heißt das konkret? - Es heißt konkret, dass wir jetzt die Gruppe der Hinweisberechtigten, auch angemessen der EU-Richtlinie, um alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und um alle, die in einem beruflichen Kontext mit der Stadt Wien stehen, das heißt, auch Praktikantinnen, Praktikanten, externe Vertragspartner oder sogar Bewerberinnen und Bewerber, erweitern. Es heißt auch, dass die internen Stellen in den Einrichtungen der Stadt künftig erweitert werden, um den Bereich Fonds Soziales Wien oder den Wohnfonds Wien, und auch andere. Es ist, wie Kollegin Kickert schon erwähnt hat, auch diese externe Stelle vorgesehen, was ich auch sehr positiv finde, und wir da im gemeinsamen Interesse für die Wienerinnen und Wiener handeln. Das Wichtigste ist aber, und das ist heute auch schon kurz gefallen, dass die Hinweise anonym gegeben werden können, etwas, das muss man wissen, was in der EU-Richtlinie eigentlich so gar nicht vorgesehen ist. In Wien soll das aber ganz klar weiter der Standard sein. Warum? Es ist uns auch wieder wichtig, den Mut der HinweisgeberInnen anzusprechen. Mut sollte man nie überstrapazieren, der Schutz unserer HinweisgeberInnen steht im Zentrum. Der Grund dafür ist auch relativ simpel: Es ist das gemeinsame Ziel der Angestellten des Magistrates und hier des Hohen Hauses, dass wir als Stadt Wien einzelne Fehltritte und mutmaßliche einzelne Fehltritte sofort erkennen und ihnen sofort nachgehen können. In diesem Sinne möchte ich den Abänderungsantrag einbringen, mich für die breite Unterstützung im Hohen Haus bedanken und um die Zustimmung aller bitten. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Präsident Ernst Woller: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor, ich erkläre die Verhandlung für geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen nun zur Abstimmung. Ich lasse zuerst den soeben eingebrachten Abänderungsantrag abstimmen. Wer für diesen Abänderungsantrag ist, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dieser Antrag ist einstimmig beschlossen. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang unter Einbeziehung des soeben angenommenen Abänderungsantrages zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Das ist einstimmig so beschlossen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen, und bitte jene Mitglieder des Landtages, die damit einverstanden sind, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig, ich gehe daher so vor. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist ebenso einstimmig beschlossen. Postnummer 4 betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Wiener Bauproduktegesetz 2013 geändert wird. Berichterstatterin hierzu ist Frau Lhptm-Stv.in Gaál. Ich ersuche sie, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin Lhptm-Stv.in Kathrin Gaál: Danke schön, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bitte um Zustimmung zur vorliegenden Gesetzesvorlage! Präsident Ernst Woller: Da zu diesem Tagesordnungspunkt keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang in erster Lesung ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so beschlossen. Ich schlage, vor die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Wer ist dafür? - Ebenso einhellig in Zustimmung. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, ebenso um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist ebenso einstimmig beschlossen. Postnummer 5 betrifft die erste Lesung der Vorlage des Gesetzes, mit dem das Wiener Elektrizitätswirtschaftsgesetz 2005 und das Wiener Starkstromwegegesetz 1969 geändert werden. Berichterstatterin hierzu ist Frau Lhptm-Stv.in Gaál. Ich ersuche sie, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin Lhptm-Stv.in Kathrin Gaál: Danke, ich bitte auch hier um Ihre Zustimmung. Präsident Ernst Woller: Da zu diesem Tagesordnungspunkt keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang in erster Lesung ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist dann einstimmig beschlossen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die damit einverstanden sind, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig unterstützt. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist ebenso einstimmig in zweiter Lesung beschlossen. Postnummer 6 betrifft die erste Lesung der Vorlage des Gesetzes, mit dem das Wiener Heizungs- und Klimaanlagengesetz 2015 geändert wird. Berichterstatterin dazu ist Frau Lhptm-Stv.in Gaál, ich ersuche sie, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin Lhptm-Stv.in Kathrin Gaál: Danke schön, Herr Präsident. Ich würde mich auch hier über Ihre Zustimmung freuen. Präsident Ernst Woller: Da zu diesem Tagesordnungspunkt keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz einschließlich Titel und Eingang in erster Lesung ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig (Zwischenruf bei der FPÖ.), ohne FPÖ, Entschuldigung. (Lhptm-Stv.in Kathrin Gaál - erheitert -: Überlegen Sie es sich noch einmal! - Heiterkeit im Saal.) - Das ist mit Stimmen von SPÖ, NEOS, ÖVP, GRÜNEN ohne FPÖ und ohne Abg. Kieslich beschlossen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen, ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist so einstimmig beschlossen worden. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN gegen FPÖ und Abg. Kieslich (Ruf bei der SPÖ: Kieslich ist nicht da!) - Er ist entschuldigt, okay, aber er ist auch nicht da - (Abg. Wolfgang Seidl: Insofern hat er auch nicht zugestimmt! - Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.), gut, also gegen die Stimmen der FPÖ beschlossen. Postnummer 7 betrifft die erste Lesung der Vorlage des Gesetzes, mit dem das Wiener Energie- und Klimarechts- Umsetzungsgesetz 2020 geändert wird. Berichterstatterin hierzu ist Frau Lhptm-Stv.in Gaál, ich bitte sie, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin Lhptm-Stv.in Kathrin Gaál: Ja, danke schön, ich darf noch einmal, und ein letztes Mal, um Ihre Zustimmung bitten. Präsident Ernst Woller: Da zu diesem Tagesordnungspunkt keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang in erster Lesung ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist jetzt einstimmig beschlossen. (Zwischenruf bei der FPÖ. - Abg. Mag. Manfred Juraczka: Nein, zustimmen tut er nicht!) Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Wer ist damit einverstanden? - Das ist einstimmig. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist so einstimmig beschlossen. Damit ist die Tagesordnung der heutigen Sitzung erledigt. Tag, Stunde und Tagesordnung der nächsten Sitzung werden auf schriftlichem Weg bekannt gegeben. Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche einen schönen Abend. (Schluss um 18.29 Uhr.) Landtag, 21. WP 23. Juni 2022 14. Sitzung / 3