Wiener Landtag 21. Wahlperiode 12. Sitzung vom 28. April 2022 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Abgeordnete S. 3 2. (PGL-1048321-2022-KFP/LAT) Der in der 11. Sitzung des Landtages am 26. April 2022 eingebrachte Beschluss- (Resolutions-)Antrag von Abg. Maximilian Krauss, MA, Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc, Abg. Wolfgang Seidl und Abg. Anton Mahdalik betreffend sofortige Preisbremse gelangt zur Abstimmung und wird abgelehnt. (Zustimmung FPÖ und Abg. Wolfgang Kieslich, Ablehnung SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNE) S. 3 3. Fragestunde S. 3 1. Anfrage (FSP-1020113-2022-KSP/LM) S. 3 2. Anfrage (FSP-1024450-2022-KFP/LM) S. 7 3. Anfrage (FSP-1025769-2022-KGR/LM) S. 10 4. Anfrage (FSP-139478-2022-KVP/LM) S. 11 5. Anfrage (FSP-1020157-2022-KSP/LM) S. 14 4. AST-1042204-2022-KFP/AL: Aktuelle Stunde zum Thema "Vorrang für Österreicher bei der Mindestsicherung - endlich Sozialhilfe-Grundsatzgesetz umsetzen!" Rednerinnen bzw. Redner: Abg. Wolfgang Seidl S. 15 Abg. Mag. (FH) Jörg Konrad S. 17 Abg. Viktoria Spielmann, BA S. 17 Abg. Dr. Michael Gorlitzer, MBA S. 18 Abg. Gabriele Mörk S. 19 Abg. Maximilian Krauss, MA S. 20 Abg. Mag. Dolores Bakos, BA S. 20 Abg. Georg Prack, BA S. 21 Abg. Mag. Caroline Hungerländer S. 22 Abg. Mag. Michael Aichinger S. 23 5. Begrüßung der Abgeordneten zum Europäischen Parlament Vizepräsidentin Mag. Evelyn Regner, Claudia Gamon, MSc, Mag. Lukas Mandl und Harald Vilimsky sowie Bundesrätin Korinna Schumann S. 23 6. MIT-1033766-2022-ML: Mitteilung von Lhptm Dr. Michael Ludwig zum Thema "Unser gemeinsames Ziel: Ein sicheres und starkes Europa" S. 23 Rednerinnen bzw. Redner: EP-Abg. Harald Vilimsky S. 26 EP-Abg. Claudia Gamon, MSc S. 29 EP-Abg. Mag. Lukas Mandl S. 31 EP-Abg. Mag. Evelyn Regner S. 33 Abg. Nikolaus Kunrath S. 35 Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 37 Abg. Mag. Dolores Bakos, BA S. 39 Abg. Mag. Ursula Berner, MA S. 40 Abg. Hannes Taborsky S. 41 Abg. Peter Florianschütz, MA, MLS S. 44 Abg. Maximilian Krauss, MA S. 47 Abg. Dr. Jennifer Kickert (tatsächliche Berichtigung) S. 49 Abg. Hannes Taborsky (tatsächliche Berichtigung) S. 49 Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 49 Abg. Dr. Katarzyna Greco, MBA S. 50 Abg. Mag. Nina Abrahamczik S. 51 Abg. Dr. Josef Mantl, MA S. 53 Abg. Dr. Michael Gorlitzer, MBA S. 53 Abg. Peter L. Eppinger S. 54 Abg. Harald Zierfuß S. 55 Abg. Ömer Öztas S. 55 Abg. Marina Hanke, BA S. 56 Abstimmung S. 57 7. Mitteilung des Einlaufs S. 58 8. Umstellung der Tagesordnung S. 58 9. LG-613674-2021; P 1: Wiener Informationsweiterverwendungsgesetz 2022 - WIWG 2022 (Beilage Nr. 1/2022) Berichterstatter Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher S. 58 Abstimmung S. 58 10. 677479-2022-GFW; P 2: Tätigkeitsbericht des Datenschutzbeauftragten für die Organe des Landes Wien Berichterstatter Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher S. 58 Abstimmung S. 58 11. 345622-2022-GGS; P 3: Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG betreffend Verlängerung der Finanzausgleichsperiode bis Ende des Jahres 2023 (Beilage Nr. 5/2022) Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker S. 59 Rednerinnen bzw. Redner: Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 59 Abg. Dr. Michael Gorlitzer, MBA S. 59 Abg. Peter Florianschütz, MA, MLS S. 61 Abg. Mag. Mag. Julia Malle S. 61 Abstimmung S. 61 12. LG-973379-2022-LAT; P 8: Wiener Energieunterstützungsgesetz (Beilage Nr. 6/2022) Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker S. 62 Rednerin bzw. Redner: Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 62 Abg. Viktoria Spielmann, BA S. 62 13. DRI-1045478-2022-KGR/LF: Dringliche Anfrage von Abg. David Ellensohn, Abg. Dr. Jennifer Kickert, Abg. Dipl.-Ing. Martin Margulies, Abg. Mag. Barbara Huemer, Abg. Georg Prack, BA und Abg. Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia betreffend "Umgehende Novellierung des Wiener Parteienförderungsgesetzes zur Schaffung umfassender Transparenz und damit einer Reduktion von Missbrauchs- und Korruptionsrisiken" Verlesung: Schriftführer Abg. Harald Zierfuß S. 63 Begründung: Abg. David Ellensohn S. 65 Beantwortung: Lhptm Dr. Michael Ludwig S. 68 Rednerinnen bzw. Redner: StRin Mag. Judith Pühringer S. 69 Abg. Mag. Dietbert Kowarik S. 70 Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 73 Abg. Mag. Laura Sachslehner, BA S. 74 Abg. Barbara Novak, BA S. 75 Abg. Wolfgang Kieslich S. 77 Abg. Mag. (FH) Jörg Konrad S. 78 Abg. Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 79 Abg. Christian Deutsch S. 80 Abg. Mag. Dietbert Kowarik S. 82 Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM S. 82 Abstimmung S. 84 Weitere Rednerinnen bzw. Redner zur Postnummer 8: Abg. Viktoria Spielmann, BA S. 84 Abg. Ingrid Korosec S. 85 Abg. Gabriele Mörk S. 86 Abg. Wolfgang Seidl S. 86 Abg. Viktoria Spielmann, BA S. 87 Abstimmung S. 87 14. LG-459541-2021; P 4: Änderung des Wiener IPPC- Anlagengesetzes 2013 - WIAG 2013 (Beilage Nr. 3/2022) Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 87 Abstimmung S. 87 15. 97159-2021-GGK; P 5: Bericht über die Behandlung der im Jahr 2021 abgeschlossenen Petitionen Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 87 Rednerinnen bzw. Redner: Abg. Stefan Berger S. 87 Abg. Thomas Weber S. 89 Abg. Sabine Keri S. 91 Abg. Thomas Weber (tatsächliche Berichtigung) S. 93 Abg. Mag. Andrea Mautz-Leopold S. 93 Abg. Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA S. 94 Abg. Mag. Heidemarie Sequenz S. 96 Abg. Julia Klika, BEd S. 97 Abg. Mag. Marcus Schober S. 98 Abg. Hannes Taborsky S. 99 Abg. Stefan Berger S. 99 Abg. Mag. Andrea Mautz-Leopold (tatsächliche Berichtigung) S. 100 Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 100 Abstimmung S. 101 16. LG-505504-2022-LAT; P 6: Änderung des Wiener Buschenschankgesetzes (Beilage Nr. 4/2022) Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 101 Abstimmung S. 101 17. 257758-2022; MDR, P 7: Kontrolle der Bezüge öffentlich bediensteter Mitglieder des Landtages; Bericht des Unvereinbarkeitsausschusses Berichterstatter Abg. Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi S. 101 Abstimmung S. 101 (Beginn um 9.02 Uhr.) Präsident Ernst Woller: Einen schönen guten Morgen, sehr geehrte Damen und Herren! Ich ersuche Sie, die Plätze einzunehmen und auch die Türen zu schließen. Die 12. Sitzung des Wiener Landtages ist damit eröffnet. Entschuldigt sind ganztägig Frau Lhptm-Stv.in Gaál und Herr Abg. Ornig. Zeitweise entschuldigt sind Herr Amtsf. StR Peter Hanke ab 12 Uhr, Abg. Akcay bis 11.45 Uhr, Abg. Auer-Stüger von 18 bis 20 Uhr, Abg. Höferl von 12 bis 15 Uhr, Abg. Korosec bis 14 Uhr, Abg. Mantl ab 18 Uhr, Abg. Oxonitsch bis 15.30 Uhr, Abg. Reindl bis 10.30 Uhr, Abg. Rompolt bis 12 Uhr, Abg. Rychly bis 12 Uhr, Abg. Schmid von 15.30 bis 17 und ab 18 Uhr, Abg. Valentin ab 19 Uhr, Abg. Juraczka ab 15.30 Uhr, Abg. Matiasek von 10.30 bis 11.30 Uhr und Frau Abg. Sachslehner bis 12 Uhr. Ich freue mich, dass Sie alle hier sind. Ich habe zuerst eine Korrektur zur letzten Landtagssitzung vom Dienstag anzubringen: Bei der 11. Sitzung des Landtages vom 26. April 2022 wurde von den Abgeordneten Krauss, Guggenbichler, Seidl und Mahdalik ein Beschlussantrag betreffend sofortige Preisbremse eingebracht, und dieser kam versehentlich nicht zur Abstimmung, weil er beim vorhergehenden Antrag mit einer Büroklammer angeheftet war und der Präsident gedacht hat, dass das die Beilage für einen anderen Antrag war. Es war jedenfalls zu übersehen und daher wurde dieser Antrag versehentlich nicht abgestimmt. Ich bringe deshalb nun diesen Antrag zur Abstimmung - es ist übrigens mit allen Klubs vorbesprochen. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die diesem Beschlussantrag die Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das findet nur die Zustimmung der FPÖ und ist damit nicht beschlossen. Wir kommen nun zur eigentlichen Sitzung und zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-1020113-2022-KSP/LM) wurde von Herrn Abg. Florianschütz gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke gerichtet. (Sehr geehrtes Mitglied der Landesregierung! Die dramatischen Ergebnisse des russischen Angriffes auf die Ukraine haben zu enormen menschlichen Leid und einer humanitären Katastrophe geführt. Gleichzeitig führt uns dieser Krieg die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl deutlich vor Augen. Der Ausstieg aus Gas, massive Investitionen in alternative Energieträger sowie höhere Energieeffizienz stehen, auch in Anbetracht der gefährlichen Entwicklung der Erderwärmung, auf der Tagesordnung. Welche Maßnahmen werden von Seiten des Landes Wien selbst, aber auch in Umsetzung der europäischen und bundesgesetzlichen Vorgaben gesetzt, um einen sozialen und nachhaltigen Wechsel zu erneuerbaren Energieträgern zu beschleunigen?) Ich ersuche Herrn Amtsf. StR Hanke um die Beantwortung dieser Anfrage. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Landeshauptmann! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Vertreter - sie sind leider heute hier in der Größe dieses Saales nicht so leicht auszumachen - des EU-Parlaments! Ich freue mich, dass Sie alle hier sind und wünsche einen schönen guten Morgen! Ich danke Abg. Florianschütz für die Frage, die so viel beinhaltet. Überfliegt man sie nur, fallen einem gleich einmal vier Begrifflichkeiten auf, die uns allesamt sehr nachdenklich machen. Wenn ich beim menschlichem Leid beginne, beim Krieg beginne, bei der Abhängigkeit von russischem Gas, wenn ich die Frage der erneuerbaren Energieträger sehe, dann gebe ich noch eine fünfte Begrifflichkeit dazu, nämlich die Klimaneutralität, die ja auch noch über all dem steht und uns bis 2040 doch ein klares Ziel vorgibt. Diese Frage wäre auch eine, die eigentlich mit einem Grundsatzreferat zu beantworten wäre, weil es ja um die Stadt geht, darum, wie wir aufgestellt sind, wie wir funktionieren, wie wir meinen, gut funktionieren und wie denn die Dinge zusammenstehen. Eines ist ganz klar, diese unglaubliche Herausforderung ist nur zu meistern, wenn wir auf Stadtebene, auf Landesebene, wenn wir auf Bundesebene und auf EU-Ebene einen gemeinsamen Schulterschluss zu den ganz großen wichtigen Themen, die sich in dieser Frage natürlich auch aufmachen, finden. Ich darf ein Mal mehr betonen, dass all das, was in der Ukraine stattfindet, unglaublich erschreckend ist und dass in erster Linie allen zu helfen ist, die nach Wien, nach Österreich kommen, um dieses menschliche Leid zu lindern. Das muss momentan über allem stehen und ist sicher das Wichtigste. Es geht dann aber natürlich in weiterer Folge darum, wie wir jetzt mit dieser Preissituation umgehen, wie wir mit diesem Thema Gas umgehen, das uns jeden Tag national und international eine neue Facette liefert, und wie wir unseren Wienerinnen und Wienern zur Seite stehen können, um eben in diesen schwierigen Zeiten besser über die Runden zu kommen und um dieses Jahr besser zu erleben. Sie wissen auch, dass wir sofort kurzfristige Maßnahmen und langfristige Maßnahmen zu setzen haben. Bei den kurzfristigen Maßnahmen erlauben Sie mir, auf unsere Energieunterstützung Plus hinzuweisen, die ich als ein wichtiges zentrales kurzfristiges Instrument ansehe, um jenen zu helfen, die es jetzt ganz dringend brauchen. Das sind in Summe 125 Millionen EUR, die wir da in einem 3-Säulen-Modell in die Hand nehmen. Die 1. Säule, die direkte kurzfristige Säule, macht 50 Millionen EUR aus und stellt in Summe 200 EUR ohne Antrag für die, die es jetzt dringend benötigen, zur Verfügung. Das sind über 260.000 Anspruchsberechtigte, und das wird in den nächsten Wochen erfolgen. Ich halte das für ein wichtiges Zeichen, für eine wichtige Unterstützung. Ich darf hier auch noch einmal ausführen, es werden damit rund 70.000 Mindestsicherungsbezieher unterstützt, es werden über 40.000 MindestpensionistInnen unterstützt, es werden über 110.000 Bezieher von Arbeitslosenleistungen unterstützt und über 40.000 Wohnbeihilfenbezieher. Zusätzlich wird es jetzt auch noch 100 EUR für alleinerziehende Personen geben. Ich glaube, das ist ein schönes gemeinsames Thema, um einfach zu beweisen, dass wir die Zeichen der Zeit verstanden haben und einfach wirklich gemeinsam als Wiener Koalition helfen wollen, um eben Menschen nicht zurück zu lassen. Es sind immer, auch indirekt, unglaublich viele Kinder davon betroffen, und auch denen helfen wir damit natürlich, und das sind über 65.000 in dieser Stadt. Die 2. Säule gab es schon, es waren früher 6 Millionen EUR, jetzt sind es 26 Millionen EUR für das kommende Jahr. Bei diesen 26 Millionen EUR geht es darum, dass wir teilweise Rückstände aus Jahresrechnungen übernehmen werden. Also all das, was auf uns zukommt, wo viele noch nicht wissen, wie dieses ganze Jahr laufen wird, dass wir hier Möglichkeiten haben, um zu helfen. Dies nicht so wie bei der 1. Säule ohne Antrag, sondern sehr wohl mit Antrag und sehr wohl mit Unterstützung der MA 40 und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wien Energie. Da ein Zeichen zu setzen, dass wir auch das Jahr über da sind und eine Hilfe geben werden, wenn es so weit ist, dafür stehen wir ein. Das wird im 4. Quartal dieses Jahres erfolgen, und hierfür haben wir diese 26 Millionen EUR vorgesehen. Dann gibt es natürlich - und da schließt sich ein Stück der Kreis der Frage - eine langfristige Perspektive. Die langfristige Perspektive ist die 3. Säule. Diese haben wir jetzt einmal mit 48 Millionen EUR aufgeladen. Da geht es darum, mittelfristig den Energieverbrauch zu senken und konkret Beispiele zu fördern, wie wir dieses Thema Erneuerbare beflügeln wollen. Es geht dabei um Ökostromanlagen und Photovoltaik. Es geht da insbesondere um Photovoltaikanlagen auf Gründächern, es geht aber auch um stationäre Stromspeicher und um Energieeffizienzlösungen für den Neubau, dort, wo wir jetzt planend schon in diese neuen Technologien einsteigen können. Noch eine Zahl, die beeindruckend ist: Die Stadt Wien wird in diesem Jahr 30 Millionen EUR für die thermisch- energetische Sanierung in die Hand nehmen, um Wohnungen effizienter und da, glaube ich, einen ganz großen Schritt nach vorne zu machen. Diese drei Säulen sind jetzt also dieser kurz-, mittel- und langfristigen Struktur geschuldet, die wir auch Jahr für Jahr aufladen werden müssen, weil die Kraftanstrengung, die in Summe notwendig ist, ja weitaus höher ist als die Zahlen, die ich Ihnen jetzt einmal genannt habe. "Raus aus Gas" ist das nächste Thema. Wir wissen natürlich, wenn wir "Raus aus Gas" sagen, dann sprechen wir von diesen viel größeren Summen, dann sprechen wir nämlich von in Summe rund 25 Milliarden EUR bis 2040, die allein in Wien zu investieren sind - 25 Milliarden EUR! Da sind es die drei Bereiche, die wir kennen: Erstens die Wärme, das ist der größte Bereich, zweitens ist es natürlich der Strombereich, dieser wird viel mehr - da müssen wir viel mehr im Anlagenbereich und in der Gewinnung von grünem Strom tun -, und natürlich die Mobilität. Da ist ja viel im öffentlichen Nahverkehr passiert, aber natürlich sind Ladestationen und all das, was wir als moderne Infrastruktur ansehen, auch zu generieren. Sehr geehrte Damen und Herren, ich glaube, es ist auch ganz, ganz wichtig, dass diese erneuerbaren Energiequellen mit einer gewissen Schnelligkeit dekarbonisierend aktiv sind. Dieses Dekarbonisieren haben wir nach einem Plan, den wir uns bei der Wien Energie vorgenommen haben, jetzt auch in Umsetzung gebracht. Da gibt es ein dickes Buch der Wien Energie, in dem diese Maßnahmen aufgestellt werden, und ich glaube, dass wir gut aufgestellt diesen Weg gehen können. Ich darf aber auch darauf hinweisen, dass wir mit der Wiener Photovoltaik-Offensive, die wir präsentiert haben, bis 2030 eine unglaubliche Versechzehnfachung der Flächen vornehmen - eine Versechzehnfachung der Flächen! Zweitens haben wir auch - und das durfte ich gemeinsam mit unserem Stadtrat Czernohorszky machen - vor wenigen Wochen den Baustart für die größte Wärmepumpe Mitteleuropas gehabt. Ein schönes Projekt, das am Ende des Ausbaus für über 110.000 Haushalte Energie liefern wird, grüne Energie liefern wird, die in die Fernwärme eingeleitet wird. Die Fernwärme überhaupt ist für uns ein ganz zentrales Thema und wird noch wichtiger. Dazu kommt dann auch noch die Fernkälte. Das ist, wie ich glaube, eine seit vielen, vielen Jahrzehnten gute Entwicklung, die wir hier am Standort Wien sehen. Das Dritte ist natürlich weiterhin die Effizienz unserer Energieversorgung, wobei wir bereits über 200 Trafostationen über die Wiener Netze digitalisiert haben. Auch das ist ganz wesentlich und eine Voraussetzung, um dann die nächsten Schritte zu erlangen. Komme ich aber jetzt zur Bundesebene, eben dem zweiten Baustein, den wir dringend brauchen, so ist es natürlich schön, dass das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz im Parlament beschlossen wurde - das ist gut, das ist richtig, das brauchen wir, es wurde auch, wie wir alle wissen, sogar schon in diesem Jahr novelliert -, aber - und das ist ein ganz großes Aber - es gibt nur eine einzige Verordnung dazu. 19 Verordnungen, die wir brauchen, um umsetzungsorientiert arbeiten zu können, fehlen. Diese sind nicht vorhanden, und das ist bitte auch von meiner Seite wirklich ein Kritikpunkt, den ich hier anbringe. Hier brauchen wir unglaublich schnelle Entwicklungen. Hier haben wir nicht die Zeit zu warten, hier können wir die nächsten Monate nicht einmal ins Land ziehen sehen, ohne diese Verordnungen auf dem Tisch zu haben, weil sonst quer durch Österreich die Landesversorger nicht ihren Auftrag erfüllen und nicht in dieses Erneuerbare-Thema einzahlen können. Es kann dann auch nicht wirklich funktionieren. Und eines auch: Nachdem das solch eine große Kraftanstrengung ist und im Bereich der erneuerbaren Energien technologisch so viel Neubau aufgebaut werden muss, muss es kürzere Genehmigungsverfahren geben, weil dieses Ziel bis 2040 sonst nicht erreichbar ist. Jetzt zur EU-Ebene, wobei ich mich heute gerade bei diesem EU-Landtag ganz herzlich bei allen Parlamentariern und bei den KollegInnen im Wien-Haus in Brüssel, die eine hervorragende Arbeit leisten, bedanken möchte. Es ist schön, dass gemeinsam mit den Experten diese Lösungen und die Fragestellungen in Brüssel so aufbereitet und bearbeitet werden. Das ist nicht selbstverständlich. Diese Zusammenarbeit führt zu Innovation und am Ende bei unserem Standort zu Investitionen, die wir dringend brauchen. Ich greife auf EU-Ebene nur kurz drei Punkte heraus, die Sie alle kennen, die aber benannt gehören. Das ist natürlich der EU Green Deal, der 2019 beschlossen wurde, der gut und richtig ist, der bis 2050 geht. Hier möchte ich nur darauf hinweisen, dass wir ehrgeiziger sind, dass wir es schon 2040 machen. Das Paket "Fit for 55" stellt auch eine wesentliche Säule dar, und der 3 Punkt ist das RePowerEU-Strategieprogramm, das jetzt erst, um eben in dieser schwierigen Situation des Krieges aktiv sein zu können, auch eine gemeinsame stärkere Sprache für Europa ermöglicht. Ich darf hier nur zusammenfassend sagen: Es ist unbedingt ein Schulterschluss zwischen all diesen Ebenen herzustellen. Es geht nicht darum, Wien, Niederösterreich, Burgenland oder Vorarlberg getrennt zu sehen, sondern wir müssen Kraft all dessen, was wir noch im gesetzlichen und im Verordnungsbereich brauchen, diesen Schulterschluss wirklich üben. Wir müssen für die neuen Technologien wie Geothermie und Wasserstoff einfach die Grundlagen haben, um da effizient wirtschaften zu können. Präsident Ernst Woller: Danke. Ich möchte der Ordnung halber auch mitteilen, dass die Abgeordneten zum Europaparlament erst zur Mitteilung von Herrn Landeshauptmann kommen. Es wird zirka um 10.30, 11 Uhr sein. Nur damit es klar ist, sie sind noch nicht im Haus, sie werden aber bis 11 Uhr kommen. Ich möchte auch noch mitteilen, dass ich Abg. Kieslich übersehen habe, er hat auch für den Antrag der FPÖ gestimmt. Der Antrag hat trotzdem keine Mehrheit. Und Frau Abg. Akcay ist nicht entschuldigt, sondern anwesend, weil sie wegen der Abstimmung doch gekommen ist. Abg. Akcay ist also den ganzen Tag bei der Sitzung anwesend. Wir kommen zur 1. Zusatzfrage. Sie wird von Herrn Abg. Florianschütz gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Sehr geehrter Herr Landesrat! Danke für diese eindrucksvolle Präsentation der Aktivitäten der Stadt Wien. Das zeigt ja auch, dass wir auf einem guten Weg sind. Es findet momentan gerade die Plenarsitzung des Ausschusses der Regionen in Brüssel statt, an der ich natürlich nicht teilnehmen kann beziehungsweise nur partiell per Video. Trotzdem stellt sich mir daraus die Frage, weil es ja dort ein Thema ist, was die wesentlichen Forderungen der Stadt Wien einerseits an die EU-Kommission, andererseits an das Europäische Parlament sind, nämlich um unsere Aktivitäten, die wir als Land Wien setzen, zu unterstützen und zu fördern. Präsident Ernst Woller: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Herr Kollege, ich habe mir dafür vier Punkte herausgegriffen, die ich als wichtig ansehe. Einerseits ist es einfach unser Erfolgsmodell der Fernwärme. Die Fernwärme gehört im EU-Bereich noch besser verankert. Ich glaube, hier im Sinne der Effizienz ganz klar zu sagen, dass KWK-Anlagen als ein Teil eines hochwertigen Fernwärmesystems gelten müssen. Das ist eine Forderung, die wir brauchen, die noch verstärkt werden muss. Mit der Fernwärme und eben auch mit der Fernkälte gehen wir doch beeindruckende neue Wege. Das Zweite ist das Thema Wasserstoff. Das Thema Wasserstoff wird für die Industrie und für andere weitere Teile eine ganz wesentliche Aufgabe bei der Energieversorgung in den nächsten Jahrzehnten spielen müssen. Da soll es und darf es zu keinen Unbundling-Vorschriften kommen, um Kombi-Netzbetreibern, wie eben den Wiener Netzen, es nicht zu ermöglichen, diese Aufgabe schnell und effizient zu lösen. Also hier gilt es, klare Vorgaben zu haben, nach denen wir arbeiten dürfen und können, um eben diese Herausforderung zu meistern. Ich glaube auch, und das ist allgemein zu sehen, wenn wir über diese Technologiefenster von morgen sprechen, sind es ein Mal mehr eben der Wasserstoff, wie soeben ausgeführt, die Photovoltaik, die gerade im urbanen System eine immense Möglichkeit bietet und Wichtigkeit darstellt, und eben das Thema Fernwärme. Viertens geht es natürlich um eine einheitliche Infrastruktur im Bereich der E-Ladeinfrastrukturstellen. Da wissen wir alle, das funktioniert quer durch Europa noch nicht, wenn man mit einem E-Auto in Frankreich startet und hier herkommt und weiterfährt. Da gibt es Herausforderungen, die für die Benutzer dieser Fahrzeuge immens sind. Da müssen wir einfach klarer werden, da muss es Vorschriften geben, da muss es eine gemeinsame Sprache geben, die es uns ermöglicht, hier wirklich auch das zu tun. Aber ein Mal mehr ist es mir auch wichtig, da unsere Position hervorzuheben. Ich denke einmal, wir haben in Wien bewiesen, wie wir mit vielen dieser zentralen Themen umgegangen sind, von Wohnbau bis zum öffentlichen Verkehr. Wir wissen, wie CO2-Neutralität funktioniert. Wir erkennen die Möglichkeiten, die es da gibt, und wir werden uns da intensiv nach vorne bewegen. Präsident Ernst Woller: Danke. Ich möchte auch noch mitteilen, dass Frau Abg. Faymann-Ludwig ab 18 Uhr entschuldigt ist. Die 2. Zusatzfrage wird von Abg. Guggenbichler gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich bin immer wieder begeistert, wie kritisch die Fragen aus der SPÖ-Fraktion sind, die Sie da gestellt bekommen, und auch, dass Sie sofort eine Antwort auf die Zusatzfrage mit den vier Punkten parat gehabt haben. Man könnte ja fast vermuten, Sie haben im Vorfeld einen Tipp bekommen. Sie haben jetzt sehr viel über erneuerbare Energien geredet, Sie haben sehr viel über die Finanzen geredet, die Sie hier investieren wollen. Ich habe versucht, konkret ein Beispiel umzusetzen. Da geht es jetzt darum, dass ein Gaskessel ausgetauscht werden muss, was ja ab 1.1. des nächsten Jahres nicht mehr möglich ist. Ich habe mich ein bisschen erkundigt: Eine Wasser-Wärme-Pumpe ist nicht möglich, weil der Hof zu klein ist, Geothermie ist nicht möglich, weil der Hof für Bohrgeräte zu klein ist, und eine Luft-Wärme-Pumpe wäre auch nicht möglich, weil es zu laut ist. Es gibt dafür keine Möglichkeiten. Was machen Bürger ab 1.1. des nächsten Jahres? Und Fernwärme ist auch nicht möglich: Anschluss pro Meter 2.000 EUR, 200 m ist der nächste Anschluss entfernt, das ist relativ weit. Was machen Bürger, die ein Haus haben, ab 1.1. des nächsten Jahres, wenn sie diesbezüglich keine Möglichkeit sehen? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Kollege! Ich würde Sie doch enttäuschen, wäre ich nicht auf eine Fragestunde vorbereitet, und das werde ich nicht tun, also mache ich das mit Liebe und Intensität. Und wenn vielleicht das eine oder andere Neue für Sie dabei ist, ist es doch schön, dann ist es doch schon angekommen. Das, was wir machen können, und das, was wir gut machen können, ist Beratung. Die Wien Energie hat ihre Spezialisten in dem Bereich wirklich ansprechbar. Ich lege gerade großen Wert darauf, wenn ich über dieses Säulenmodell gesprochen habe, dass wir in dieser zweiten Säule dieses Beratungsthema großschreiben. Ich kann hier nicht stehen und sagen, ich bin jetzt der Spezialist und ich gebe Ihnen den guten Rat, eine Leitung in der und der Form zu legen oder doch abzuwarten, bis die Fernwärme kommt, oder vielleicht dann doch zu überlegen, ob eine eigene Wärme-Pumpe das beste Modell ist. Das wäre überzogen, das wäre nicht ehrlich, das wäre nicht glaubwürdig. Ich würde meinen, wir lassen die Experten sprechen. Ich lade ein zu einem guten Gespräch im One Stop Shop, den wir ja eingeführt haben. Dort, in der Spittelau, gibt es eigentlich alles aus einer Hand und dort gibt es die Antwort auf Ihre Frage. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Gara gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Einen schönen guten Morgen, Herr Landesrat! Vielen Dank für Ihre Beantwortung zu diesem sehr, sehr wichtigen Thema, weil sich eigentlich das Thema der Versorgungssicherheit in ganz neue Dimensionen ausgeweitet hat, auch durch diesen russischen Angriffskrieg. Sie haben auch schon ausgeführt, welche Erwartungshaltungen Sie auf der europäischen Ebene haben. Das Gemeinschaftliche gilt aber natürlich nicht nur für Europa, sondern auch für Österreich. Daher auch meine Frage: Welche Erwartungshaltung haben Sie von der Österreichischen Bundesregierung, damit wir diesen gemeinsamen Schulterschluss der Transformation des Energiesystems schaffen können? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Kollege! Ich erwarte mir Schnelligkeit, und das mit drei Rufzeichen. Und das in allen Bereichen, im legistischen Bereich, dort, wo wir sie brauchen, dort, wo ich vorher ausgeführt habe, dass es eine Verordnung gibt, aber 19 fehlen. Ich habe die 19 fehlenden Verordnungen, die wir bräuchten, um aktiv zu werden, auch hier. Jeder kann sie einsehen, um zu sehen, was denn notwendig ist, damit wir wirklich weiterkommen. Ich erwarte mir eine Beschleunigung der Verfahrensbereiche. Und ich erwarte mir auch neue Gesetze, die wir brauchen, um eben wirklich vorbereitet sein zu können, um eben Windkraftausbau und große PV-Anlagen, die wir in dieser Stadt brauchen, auch wirklich umsetzen zu können. Es ist nicht nur ein landesspezifisches Wien-Problem. Ich habe mit steirischen Kollegen gesprochen, ich habe mit niederösterreichischen Kollegen gesprochen, mit burgenländischen Firmen vor Ort, die nicht aktiv werden können, weil Verordnungen fehlen. Wir dürfen nicht so tun, als wären 18 Jahre solch ein kurzer Zeitraum, 18 Jahre gehen sehr schnell ins Land. Wenn ich Projektierung, Genehmigung, Finanzierung und all das zusammensetze, wissen wir doch, dass wir für diese Riesenprojekte, die wir brauchen, einen Vorlauf von drei bis vier Jahren haben. Also fallen da schon wieder viele Jahre weg. Wir haben 2021 im Strombereich nicht wirklich etwas weitergebracht. Sicherlich waren andere Themen da - Pandemie, jetzt diese kriegerische Problematik an den Grenzen, das ist mehr als schwierig -, aber dafür brauchen wir doppelte Geschwindigkeit. Wir müssen beweisen, dass wir das ernst nehmen. Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das sich in der Form seit Langem in Begutachtung befinden sollte, ist etwas, das wir genauso brauchen, und das brauchen wir jetzt und nicht erst morgen. Präsident Ernst Woller: Danke. Die nächste Zusatzfrage wird von Frau Abg. Otero Garcia gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Guten Morgen! Herzlichen Dank für die beantworteten Fragen. Ich möchte an erster Stelle sagen, dass ich Ihre Ungeduld, was die fehlenden Gesetze oder Verordnungen betrifft, total nachvollziehen kann. Wir brauchen tatsächlich ein Erneuerbare-Wärme-Gesetz, wir brauchen zahlreiche Verordnungen. So geht es uns GRÜNEN tatsächlich seit vielen Jahrzehnten. Wir warten seit vielen Jahrzehnten auf Maßnahmen, die von SPÖ-, ÖVP-Regierungen leider nie tatsächlich umgesetzt wurden. Jetzt sind wir in der Regierung und ich kann Ihnen zusichern, dass wir da unser Bestes geben, hier tatsächlich Tempo zu machen und in die Pedale zu treten - statt Gas zu geben, ich sage jetzt nicht mehr, Gas zu geben, das sollten wir uns, glaube ich, abgewöhnen -, damit da etwas weitergeht. Sie haben jetzt sehr viele zahlreiche wirklich gute Maßnahmen genannt, die wir seitens der Stadt Wien unterstützen. Wir haben ein großes Problem, das ist der Fachkräftemangel. Das haben Sie auch selbst im Klima- Fahrplan festgehalten, dass es da einiges zu tun gibt. Ich möchte hier einen Auszug zitieren, in dem es eben um die Bildungsmaßnahmen geht, und da steht auch - ich zitiere: "Ebenso soll ein Bildungsprogramm für klimarelevante Berufe, Ausbildungen im Bereich der Lehrlings- und Erwachsenenbildung und branchenübergreifende Lehr- und Lernbetriebe entwickelt sowie verpflichtende Klimamodule in bestehende Ausbildungen integriert werden." - Zitat Ende. Und dann geht es um die Zusammenarbeit mit Unternehmen, und so weiter, und so fort. Dazu möchte ich Sie fragen, was denn da der Stand der Dinge ist und ob Sie schon berichten können, was denn da schon geplant ist. Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrte Kollegin! Ja, es ist halt aus unserer politischen Logik heraus notwendig, dass gerade auch von Seiten Ihrer Partei hier schnell, effizient und klar gehandelt wird, denn ich darf Ihnen zusichern, dass unsere Unternehmen der Wien Energie, der Wiener Netze vorbereitet sind, um diese Investitionen in Milliardenhöhe zu setzen. Es ist aber ohne Verordnungen einfach nicht möglich, aktiv zu werden. Also bitte das jetzt nicht so weit wegschieben oder auf andere schieben, wir haben hier Gesetzesmaterie und wir alle, auch Sie, und das höre ich gerne, warten darauf und wir brauchen es. Ich möchte aber natürlich auf Ihre Frage eingehen: Ja, ich glaube, das ist ein riesiger Motor für unsere Wirtschaft in diesem Land. Ich darf Ihnen sagen, ich habe eine WIFO-Studie, die besagt, dass wir in Wien extrem gut aufgestellt sind, wenn es um diese grünen Technologien geht, wenn es um Unternehmen geht, die in Wien angesiedelt sind, die diese Jobs dann auch anbieten können. Wir als Stadt sind natürlich aufgefordert, in diesen Bereich stark hineinzugehen. Das sind starke technische Herausforderungen, die da warten. Wir versuchen ja auch, wenn Sie sich erinnern, gemeinsam mit dem WAFF viele Unterstützungsprogramme anzubieten, um genau dieses Technikthema zu positionieren, um auch Frauen in diesen Technikbereich zu bekommen. Wir gehen auch mit der Fachhochschule neue Wege, haben jetzt für Frauen und technische Ausbildung über 300 Plätze zur Verfügung gestellt. Wir werden diesen Weg intensivieren, sodass wir diese Weiterbildung im technischen Bereich und im Digitalisierungsbereich - da überschneiden sich momentan natürlich viele Technologiefenster - im Rahmen der Möglichkeiten des WAFF - wir investieren dort Jahr für Jahr 100 Millionen EUR - genau zuschneiden, um dann eben auch die Fachkräfte zu haben, die wir brauchen. Und ein Mal mehr: Ich möchte es jetzt nicht übertreiben, aber wir haben unsere Ausbildung, unsere Lehre, unser System, wobei wir immer wieder auch Unternehmen aufrufen, den Weg mit uns zu gehen. Wir brauchen Lehrstellen, wir brauchen auch Unternehmen, die das tun. Ich glaube, dass das so ein strukturierter Weg aus unterschiedlichen Bereichen sein kann, der dann die Menschen so gut ausgebildet in dieser Branche zur Verfügung stellt, die wir brauchen, um dann auch 2040 wirklich diese Klimaneutralität zu erreichen. Ich denke einmal, das ist für die nächste Generation ein Ansporn, den Weg zu gehen. Es wird tausende neue Jobs in diesem Bereich geben. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 5. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Kriz-Zwittkovits gestellt. Abg. Margarete Kriz-Zwittkovits (ÖVP): Vielen Dank, Herr Landesrat, für die Ausführungen. Es besteht doch ein großer Konsens betreffend Maßnahme der Energieeffizienz und Umstellungsbereitschaft auf erneuerbare Energien. Aus der Unternehmerschaft bekomme ich aber mehr und mehr Rückmeldungen, dass es bei den Genehmigungsverfahren zu Verzögerungen, zu Problemen oder Reduzierungen der geplanten Maßnahmen kommt. Hier im Speziellen kommen die Magistratsabteilungen 37 und 19 ins Spiel, aber auch im Bereich der Betriebsanlagengenehmigungen kommt es da und dort zu einem neuen Antrag, der notwendig ist betreffend diese diversen Punkte, die im Bereich Geothermie eingesetzt werden. Meine Frage an Sie lautet konkret: Gibt es einen Fahrplan für Evaluierungsmaßnahmen, um diese Genehmigungsverfahren rascher abzuwickeln? Ich denke, dass es aber nicht nur eine Frage des Tempos ist, sondern auch eine Frage der gesamten Beurteilung, einer neuen Wertung, wie diese Maßnahmen der Umstellung der Energieeffizienz nun beurteilt und zukünftig einbezogen werden. Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrte Kollegin! Es ist richtig, auch dort sind wir gefordert, auch wir in unserem eigenen Bereich. Ich darf Ihnen berichten, dass ich erst vorgestern an einem gemeinsamen Treffen all jener Magistratsabteilungen teilgenommen habe, wo wir uns noch enger verknüpfen, wo wir versuchen, noch enger zusammenzuarbeiten, wo wir die Chancen der Digitalisierung nutzen, wo wir in den letzten Jahren ja weite Wege gegangen sind, bis zu dem Thema, wo wir digitale Baueinreichungen ermöglichen, Schritt für Schritt diesen Weg natürlicher Abbildungen gehen - hier State of the Art, um Ihnen das anbieten zu können und beschleunigt zu sein. Also ja, es gibt dieses gemeinsame nicht nur Wollen, sondern diesen gemeinsamen Plan, diese Genehmigungsverfahren noch schneller für die Wirtschaft und für alle zur Verfügung zu stellen. Ein Stück weit ist es aber auch ein Thema, bei dem ich wiederholt auf die Bundesebene blicken muss, wo uns wiederholt von oben herab auch die Möglichkeiten eingeräumt werden müssen, die Möglichkeit zu haben, in unserem regionalen Bereich wirklich dann schnell und aktiv handeln zu können. Es ist mir aber auch ein großes Anliegen, dass das für die Wirtschaftstreibenden entsprechend passiert und dass da kurze Wege geschaffen werden, schnelle Wege geschaffen werden, um eben auch dieses Tempo, das wir für diese Klimaneutralität brauchen, zu generieren. Präsident Ernst Woller: Damit ist die 1. Anfrage beantwortet. Die 2. Anfrage (FSP-1024450-2022-KFP/LM) wurde von Frau Abg. Matiasek gestellt und ist an den Herrn Landeshauptmann gerichtet. [Ihre Äußerung im Jahr 2021 über die Abschiebung von "Gfrastern", die in Wien strafrechtlich belangt wurden, sich trotzdem jahrelang in Wien aufhalten, die weiters integrationsunwillig sind und für jene, für die es einen Abschiebebescheid gibt, war eine sehr interessante und auch vollkommen richtige Einschätzung einer leider vorhandenen Realität. Doch müssen diesen Aussagen auch Taten folgen. Insofern ist von großem Interesse, wie viele strafrechtlich belangte und mit einem negativen Asylbescheid ausgestattete Personen ("Gfraster") derzeit durch die Wiener Grundversorgung bzw. Mindestsicherung Geldleistungen beziehen?] Ich ersuche um Beantwortung. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Präsident Woller! Hoher Landtag! Sehr geehrte Frau LAbg. Matiasek! In Wien erhalten derzeit 871 Personen mit rechtskräftig negativ entschiedenen Asylverfahren Leistungen aus der Grundversorgung. Der Stand ist um 151 Personen gegenüber meiner schriftlichen Beantwortung der Anfrage Ihres Parteikollegen Wolfgang Seidl vom Juni 2021 gesunken. Wie ich schon im Vorjahr anlässlich einer mündlichen Anfrage Ihrer Fraktion zur nämlichen Thematik festgehalten habe, wurde vom Verfassungsgerichtshof im Februar 2020 bekanntlich bestätigt, dass diese Personengruppe grundsätzlich Anspruch auf Leistungen aus der Grundversorgung hat und die Kosten dafür partnerschaftlich von Bund und Ländern zu tragen sind. Weiters ist ein Mal mehr darauf hinzuweisen, dass der Funktionsumfang der Grundversorgungsdatenbank des Innenministeriums eine automatische Auswertung darüber, wie viele dieser Personen allenfalls strafrechtlich belangt wurden, wie viele Personen einen Abschiebebescheid erhalten haben oder wie vielen Personen Abschiebeschutz auf Grund einer sogenannten Duldung zukommt, nicht zulässt. Was die von Ihnen angesprochene Wiener Mindestsicherung anbelangt, so haben geflüchtete Menschen nur dann einen Rechtsanspruch auf Leistungen daraus, wenn ihre Asylverfahren positiv abgeschlossen wurden, sie also in die Gruppe der Asylberechtigten fallen oder ihnen subsidiärer Schutz zuerkannt worden ist. Hingegen begründet ein Asylverfahren an sich noch keinen Anspruch auf Wiener Mindestsicherung. Insofern gibt es eine klare Differenzierung zwischen Grundversorgung und Mindestsicherung. Während Personen mit einem positiv abgeschlossenen Asylverfahren einen Rechtsanspruch auf Mindestsicherung haben, werden mit der Grundversorgung hilfs- und schutzbedürftige Personen unterstützt. Dazu zählen vor allem Asylwerber bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens, subsidiär Schutzbedürftige sowie Personen mit rechtskräftig negativem Ausgang des Asylverfahrens und Personen ohne Aufenthaltsrecht, wenn sie aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen nicht abschiebbar sind. Gerade im Hinblick auf die letztgenannte Personengruppe weise ich der guten Ordnung halber darauf hin, dass für Abschiebungen die Polizei und damit das Innenministerium und nicht die Stadt Wien zuständig ist. Lassen Sie mich an dieser Stelle aber auch noch, weil es im gegebenen Zusammenhang ebenfalls von Interesse sein könnte, kurz auf einen relevanten Themenbereich eingehen, nämlich auf die Entziehung der österreichischen Staatsbürgerschaft von IS-Kämpfern und die aktuellen Zahlen zu den diesbezüglichen Verfahren in Wien. Wie Sie wissen, ist die Magistratsabteilung 35 in diesem Bereich nach Kräften tätig, soweit es die bestehenden sehr engen nationalen, aber auch internationalen Rechtsgrundlagen eben zulassen. Dementsprechend komplex und verzweigt gestalten sich naturgemäß die diesbezüglichen Ermittlungsverfahren. Erwähnt möchte ich an der Stelle wissen, dass die Entziehung der österreichischen Staatsbürgerschaft nur dann möglich ist, wenn für die betroffenen Personen keine Staatenlosigkeit entsteht. Hinsichtlich der diesbezüglich aktuellen Zahlen darf ich Sie wie folgt informieren - und ich glaube, das ist durchaus auch im Interesse der Anfrage -: Von der Magistratsabteilung 35 wurden bislang 19 einschlägige Entziehungsverfahren eingeleitet. In zehn Fällen ist die ausgesprochene Entziehung der österreichischen Staatsbürgerschaft bereits rechtskräftig geworden, in zwei Fällen ist das Beschwerdeverfahren gegen die Entziehung derzeit beim Verwaltungsgericht Wien noch anhängig, und in einem weiteren Fall wurde der Bescheid vom Verwaltungsgericht Wien letztlich aufgehoben. In den übrigen sechs Fällen laufen laut Information der Magistratsabteilung 35 derzeit die diesbezüglichen Ermittlungsverfahren beziehungsweise stehen Verfahrensabschlüsse bevor. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 1. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Matiasek gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Veronika Matiasek (FPÖ): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Guten Morgen und vielen Dank für die ausführliche Beantwortung. Vieles ist dabei deskriptiv gestaltet, wie es eben sein sollte. Wir haben allerdings die Situation, dass ja immer wieder aufpoppt, dass eben gerade in Wien - eine letzte Pressemitteilung zeigt das ganz deutlich - doch ein Hot Spot des sozialen Missbrauchs besteht. Es poppen immer wieder Fälle auf, bei denen zu Unrecht eine Sozialleistung, egal, welche, bezogen wird. Herr Landeshauptmann, ich frage Sie angesichts dieser Situation, dass Wien Hotspot des Sozialmissbrauchs ist, dass aktuell immer mehr Menschen unverschuldet in die Armutsfalle geraten, dass es aktuell eine große Flüchtlingsbewegung gibt, dass nach wie vor eine Einwanderung in unser Sozialsystem stattfindet: Werden Sie dafür eintreten, dass in Wien zukünftig doch konkrete Maßnahmen einer viel rigoroseren, schärferen Kontrolle und rigorosere, schärfere Maßnahmen, die den Missbrauch verhindern, Platz greifen werden? Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ja, jeder Missbrauch ist abzustellen, auch Missbrauch von Sozialleistungen, das ist überhaupt keine Frage. Ich möchte nur vielleicht der Ordnung halber darauf verweisen, dass Verstöße gegen das Ausländerbeschäftigungsgesetz, also wenn es vor allem um Schwarzarbeit geht oder um Verstöße gegen andere Sozialleistungen, die in Bundeskompetenz liegen, wie zum Beispiel Kindergeld oder Leistungen des AMS, die Stadt Wien keine Möglichkeiten zur Einflussnahme hat. Und weil in der Öffentlichkeit auch Zahlen von 2.400 Personen kolportiert worden sind: Dabei handelt es sich um Tatverdächtige. Wenn man sich anschaut, wie viele Personen das im Bereich der Mindestsicherung sind - ich erwähne noch einmal: jeder Fall ist ein Fall zu viel -, dann relativiert sich das eindeutig. Im Jahr 2021 waren das 179 Anzeigen, im Jahr 2022 bis jetzt 40 Anzeigen. Wie gesagt, noch einmal: Jeder Fall ist einer zu viel, aber wo die Stadt Wien Möglichkeiten hat, zu kontrollieren, tut sie das auch. Ich möchte in dem Zusammenhang aber auch auf eine Anfragebeantwortung durch das zuständige Bundesministerium für Inneres im Parlament verweisen. Es gibt da keine sozialleistungsspezifische Statistik, das heißt, es ist nicht gesamthaft nachvollziehbar, wie sich die Betrugsfälle auf einzelne Bundesländer verteilen. Von daher sind beispielsweise Feststellungen von Schwarzarbeit, die in Wien getätigt werden, nicht zwingend Menschen zuzurechnen, die auch in Wien wohnen und leben. Wie gesagt, noch einmal, das dritte Mal: Jeder Fall ist ein Fall zu viel. Alle Möglichkeiten, die wir als Stadt Wien haben, setzen wir ein, um Sozialleistungen, die nicht gerechtfertigt bezogen werden, auszuschließen. Ich würde aber die Zahlen in Relation setzen und auch die Zuständigkeit in diesem Zusammenhang ganz deutlich machen. Ich möchte vielleicht noch darauf verweisen, dass ich von der FPÖ-Fraktion über die Zusatzfrage nicht informiert worden bin und trotzdem vorbereitet bin. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Kunrath gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Der Herr Abg. Kunrath hat das Wort. Abg. Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Guten Morgen, sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Nach den vielen negativen Begrifflichkeiten, die wir derzeit hören mussten - von Abschiebungen, von negativen Begriffen, wo jemand eine Staatsbürgerschaft verliert -, möchte ich auch kurz zu etwas anderem kommen, nämlich zu den Flüchtlingen aus der Ukraine. Ich rede bewusst von Flüchtlingen, weil ja auch hier plötzlich eine unterschiedliche Begrifflichkeit begonnen hat, es geht plötzlich um Vertriebene. Vertriebene hat man ja früher nur zu Menschen gesagt, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus den ehemaligen österreichischen oder deutschen Ländern gekommen sind. Jetzt nennen wir sie halt auch Vertriebene und Geflüchtete. Ich möchte wissen, wie man mit den Geflüchteten, nämlich Menschen, die Drittstaatsangehörige in Kiew, in Lemberg, in der Ukraine sind, umgehen möchte. Welche Möglichkeiten möchten wir denen hier geben, auch betreffend Sicherheit und Aufenthalt? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ja, auf Grund von EU-Bestimmungen sind ukrainische Flüchtlinge in anderer Art und Weise zu behandeln. Es gibt auch eine entsprechende Richtlinie der Europäischen Union, an der wir uns natürlich orientieren. Dessen ungeachtet sind Menschen, die aus der Ukraine als Drittstaatsangehörige flüchten, natürlich auch bei uns zu behandeln wie sonstige Flüchtende, die zu uns ins Land kommen. Es ist für uns als Stadt Wien natürlich auch insgesamt eine große Herausforderung: Es sind derzeit 48.300 ukrainische Flüchtlinge in Österreich, davon 12.000 in Wien, und von den 283.000 Personen, die insgesamt schon in unser Land gekommen sind, ist der größere Teil in andere europäische Länder weitergezogen. Dies auch deshalb, weil es in anderen EU-Ländern größere ukrainische Communities gibt und die Flüchtenden sich natürlich dort beheimaten wollen, wo sie bereits Andockstellen haben. Dessen ungeachtet kümmern wir uns natürlich in einem großen Ausmaß um jene Flüchtenden, die mit einer ukrainischen Staatsbürgerschaft zu uns kommen, auch zum Beispiel um Kinder und Jugendliche. Da bin ich Herrn VBgm Wiederkehr und der Bildungsdirektion sehr dankbar, dass es möglich geworden ist, mehr als 1.100 Schulplätze für jene Kinder und Jugendlichen zur Verfügung zu stellen, die hier her zu uns kommen. Über die Personengruppe hinausgehend, die einen ukrainischen Pass hat, bringen wir auch jene Flüchtende, die als Drittstaatsangehörige zu uns kommen - entsprechend den Kriterien von Asylwerbern beispielsweise oder Flüchtenden oder in anderen rechtlichen Formen - unter und behandeln sie auch entsprechend. Diese sind allerdings von dieser EU-Richtlinie ausgenommen. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 3. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Hungerländer gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): In meiner Frage geht es um eine relativ neue Materie, nämlich um den Status der Vertriebenen. Ich weiß, dass es eine sehr, sehr neue Sache ist und deswegen bin ich mir nicht sicher, ob da schon die Möglichkeit besteht, es zu beantworten, aber rein interessehalber. Der Vertriebenenstatus wird jetzt gerade rechtlich festgelegt, und Vertriebene erhalten Leistungen aus der Grundversorgung. Nun ist es in Wien so, dass aktuell auf Grund der Nichtumsetzung der Novelle subsidiär Schutzberechtigte in Wien immer noch nicht die Leistung der Grundversorgung erhalten, sondern die Leistung der Mindestsicherung. Nun stellt sich mir die Frage, wie künftig mit dem Status der Vertriebenen umgegangen werden wird. Erhalten Vertriebene in Wien, sobald dieser Status rechtlich umgesetzt wird, weiterhin nur die Leistung aus der Grundversorgung, oder ist angedacht, auch die Vertriebenen auf die Leistung in Höhe der Mindestsicherung anzupassen? - Danke. Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Es war sehr richtig, gerade der erste Satz, dass vieles noch nicht ganz zu beantworten ist, weil es derzeit laufende Gespräche zwischen den Mitgliedern der Bundesregierung und den Bundesländern gibt. Es finden, soviel ich weiß, in den nächsten Tagen Gespräche der Soziallandesräte und anschließend auch der Finanzlandesräte statt und die Einigung wird dann, so wie es ausschaut, bei der nächsten Landeshauptleutekonferenz Mitte Mai getroffen werden. Von daher ist also noch eine ganze Reihe von Sozialleistungen, die besprochen werden, offen, zum Beispiel die Frage Kinderbeihilfe, und vieles anderes mehr. Da gibt es also noch Gesprächsbedarf zwischen der Bundesregierung und den Bundesländern, aber ich bin zuversichtlich, dass es dann spätestens bei der Landeshauptleutekonferenz einen entsprechenden Beschluss geben wird. Präsident Ernst Woller: Danke, damit ist die 2. Anfrage beantwortet. Die 3. Anfrage (FSP-1025769-2022-KGR/LM) wurde von Frau Abg. Spielmann gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. [Durch die Novelle des Wiener Mindestsicherungsgesetzes, die der Wiener Landtag am 24. Juni 2021 beschlossen hat, wurde die Vier-Monats-Frist für unter 25-jährige MindestsicherungsbezieherInnen gestrichen, innerhalb derer diesen bisher Zeit eingeräumt wurde, die Mitwirkung an Erwerbsintegrationsmaßnahmen (Schul- oder Erwerbsausbildung, Beschäftigungsverhältnis, Schulungsmaßnahme im Auftrag des AMS mit dem Status "SC" (Schulung) oder Integrationsmaßnahmen nach § 6 Abs. 1 IntG) nachzuweisen. Seit dem 1. August 2021 müssen junge MindestsicherungsbezieherInnen ab dem ersten Tag einer Notlage mit massiven Kürzungen der Mindestsicherungsleistung rechnen, und zwar unabhängig davon, ob den jungen MindestsicherungsbezieherInnen seitens der Behörden ein Angebot gemacht wurde. Für wie viele distinkte Personen wurde seit dem 1. August 2021 bis 31. März 2022 die Mindestsicherung für volljährige Personen bis zum vollendeten Lebensjahr nach § 8 Abs. 2 Z 4, Z 7 oder Z 8 zumindest für ein Monat gekürzt?] Ich ersuche den Herrn Landesrat um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Eigentlich bin ich dankbar für die Frage, weil das ja eine ziemliche Diskussion war, als wir diese Regelung gemacht haben. Da hat es große Sorgen gegeben, dass das eine große Anzahl von Jugendlichen betreffen wird, wenn wir hier direkt reagieren, schnell reagieren auf die Frage: Kommen die Jugendlichen zu ihren Vorstellungsgesprächen beim AMS? Oder: Machen sie ihre Betreuungsgespräche bei den Sozialarbeitern, et cetera? Ich kann Ihnen berichten, dass wir in dem Zeitraum, den Sie gefragt haben, nämlich 1. August bis 31. März, insgesamt nur 2.000, ein bisschen über 2.000 Fälle gehabt haben, wo diese Regel überhaupt zugetroffen hat. Das heißt, im Monatsdurchschnitt haben wir rund 9.500 Personen als Zielgruppe in dieser Maßnahme, und davon betrifft diese Einschränkung rund 200, 250 Personen. Das heißt, 98 Prozent der Zielgruppe im U25 sind von dieser Maßnahme nicht betroffen. Ich glaube, das ist ein besseres Ergebnis, als wir befürchtet haben. Ich glaube, das war eine gute Diskussion, und ich glaube, wir können sehr zufrieden sein, dass es ganz offensichtlich eine Minizahl von Jugendlichen ist, die das überhaupt betrifft, und dann betrifft es sie einen Monat und im nächsten Monat ist das dann auch vorbei. Ich glaube also, wir können mit dieser Maßnahme zufrieden sein und die Sorgen, die wir gehabt haben, haben sich auch als sozusagen nicht in der Wahrheit gelebt herausgestellt. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 1. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Spielmann gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Schönen guten Morgen, Herr Landesrat! Danke vielmals für die Beantwortung. Jetzt kann man natürlich trefflich darüber streiten, ob 200 bis 250 Jugendliche oder junge Personen, die es betrifft, wenige oder viel sind. Ich finde, jede Person, die das betrifft, ist eine zu viel, weil es da ja um die Leistungskürzungen geht, und wie Sie wissen, ist es ja schwierig, wenn man in der Mindestsicherung drinnen ist und auf einmal sehr viel weniger Geld zur Verfügung hat. Deswegen wäre jetzt noch meine Zusatzfrage: Wie wird sichergestellt, dass den Unter-25-jährigen MindestsicherungsbezieherInnen zeitgerecht Erwerbsintegrationsangebote gemacht werden, um eben zu verhindern, dass sie ab dem ersten Tag von Leistungskürzungen betroffen sind? Was für Maßnahmen gab es da im Besonderen? - Danke. Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Sowohl die gesetzliche Rahmenbedingung, die wir hier im Haus beschlossen haben, als auch die inhaltlichen Zielvorgaben für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort sind völlig unmissverständlich und völlig klar. Das Ziel ist, so rasch wie möglich die Jugendlichen entweder in eine Ausbildung zu kriegen und/oder in eine Erwerbstätigkeit zu bringen. Das ist eine klare Zielsetzung, und wenn man vor Ort ist und mit den Mitarbeitern redet, dann kann man auch feststellen, dass den Mitarbeitern, die dort arbeiten, genau dieses Ziel wirklich auch am Herzen liegt und sie um dieses Ziel wirklich jeden Tag ringen. Die Personen, die wir nicht mit der vollen Höhe der Mindestsicherung versehen haben, also diese rund 200, 250 Personen, sind durch die Bank Leute, die AMS-Kurse, Deutschkurse, Integrationskurse abgebrochen haben oder überhaupt nie hingegangen sind, den mehrfachen Einladungen zu den Gesprächen mit den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern vor Ort nicht nachgekommen sind, also nur diese Personen betrifft es. Ich denke, dass es dort durchaus vertretbar ist, dass man sagt: Wenn du alle Spielregeln nicht einhältst, dann kannst du nicht damit rechnen, dass du trotzdem ohne weitere Konsequenzen die volle Höhe der Mindestsicherung bekommst. - Ich glaube, dazu können wir stehen. Beim größten sozialen Herz bin ich der Meinung, dass zu Recht verlangt werden kann, dass Menschen, die eine Leistung beziehen, trotzdem an den vielen Angeboten, die wir anbieten, teilnehmen. Sichergestellt ist - das wissen Sie auch, daher weiß ich, dass ich hier nichts Neues erzähle, wenn Sie die Frage stellen -, dass wir gerade im AMS Wien ein riesengroßes Engagement dahin gehend haben, eine Verknüpfung zwischen inhaltlicher Ausbildung und Deutschkursen zustande zu bringen, die dann auch sprachadäquat für den jeweiligen Beruf sind, den jemand erlernt - wesentlich besser, als das der ÖIF mit einem Pauschaldeutschkurs anbietet. Ich weiß, dass wir beide auch sehr zufrieden sind, dass das im AMS Wien so gelebt wird, und sie haben auch meine volle Unterstützung, dass das auch bestehen bleibt, respektive gerade jetzt in der Diskussion über die Ausprägung der Systeme rund um die Ukraine-Krise ist das eine zentrale Diskussion, wo Deutschkurse stattfinden. Ich bin da ganz eindeutig auf der Seite, dass das AMS diese Deutschkurse anbieten soll, das AMS die Deutschkurse buchen soll und da auch eben darauf Rücksicht nehmen kann, welche Berufsausbildung jemand schon hat, sodass diese berufsfachspezifischen Deutschkenntnisse auch gezielt gewährt werden können. Das halte ich für gescheiter als den Bausch-und-Bogen-Standarddeutschkurs, den der ÖIF anbietet. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Gorlitzer gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Guten Morgen, Herr Landesrat! Es geht um die Mindestsicherungsbezieher, und mir geht es da vor allem um die Langzeitmindestsicherungsbezieher, das heißt, genau jene Personengruppe, die über 20 Monate oder länger, in einem Zeitraum von 2 Jahren in der Wiener Mindestsicherung gelandet ist. Das sind Personen, die in einer persönlichen Not stecken, wir wissen aber auch, dass jene, die in ein Beschäftigungsverhältnis überzuführen sind, besonders schwierig sind. Die Zahl dieser Personen hat sich in letzter Zeit, in den letzten Jahren von 50.000 auf fast 100.000 Langzeitmindestsicherungsbezieher verdoppelt. Meine Frage: Was ist konkret die Maßnahme, um die Anzahl dieser Langzeitmindestsicherungsbezieher möglichst zu senken? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich meine, an sich diskutieren wir gerade über das U25, und da sollte man wissen, wir reden über Jugendliche und nicht über die Langzeitmindestsicherungsbezieher, aber ich beantworte die Frage gerne. Unser Kernproblem ist, dass die Mindestpension nicht ordentlich angehoben wird und dass wir in der Mindestsicherung auch viele Pensionistinnen und Pensionisten haben, wo die Vermittlungsfähigkeit am Arbeitsmarkt naturgemäß nicht mehr gegeben ist. Das ist das Kernproblem und das ist auch in Wirklichkeit etwas, was uns alle miteinander sozialpolitisch sehr weh tun sollte, dass es Menschen im Pensionsalter gibt, die weniger Pension haben als die Grenze der Mindestsicherung, das ist das Hauptproblem. Zweites Problem: Menschen mit Behinderung, deren Frühpension von der Pensionsversicherung noch nicht anerkannt worden ist, die aber am Arbeitsmarkt auf Grund ihrer Behinderung nicht vermittelt werden können. Das sind die zwei Zielgruppen, die in diesem Bereich permanent im Wachstum sind, und die tun uns weh und die sollten uns gemeinsam weh tun. Ich halte es auch für nicht befriedigend, dass die überhaupt in der Mindestsicherung sein müssen, ich halte das an sich eines modernen Sozialsystems unwürdig, aber da sind Notwendigkeiten für Veränderungen im Pensionsrecht sozusagen die Grundvoraussetzung, damit wir das verändern können. Ich bin der Meinung, dass Menschen, die im Pensionsalter sind und nicht mehr arbeiten können, trotzdem eine ausreichende Pension bekommen und nicht in der Mindestsicherung landen sollten, weil sie weniger Pension bekommen als die Grenzen der Mindestsicherung. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 3. Zusatzfrage wird vom Abg. Seidl gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Wolfgang Seidl (FPÖ): Guten Morgen, Herr Landesrat! Ich danke ebenfalls für die ausführlichen Beantwortungen. Die Frage, die ich Ihnen jetzt stelle, wird Sie wahrscheinlich nicht sehr verwundern, die habe ich schon ein paar Mal gestellt, aber ich muss sie leider wieder stellen, denn es hat sich seit der letzten Frage nichts verändert. Wir wissen beide, dass die bundesgesetzlichen Vorgaben beim Wiener Mindestsicherungsgesetz noch immer nicht umgesetzt sind. Jetzt meine Frage: Wann haben Sie vor, diese eins zu eins umzusetzen? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich meine, es ist wirklich ein Pech für die Mitarbeiter in deinem Klub, ihr werdet euch eine neue Frage einfallen lassen müssen, denn bekannterweise hat es, ich glaube, gestern oder vorgestern, eine Pressekonferenz mit einer Ankündigung der Bundesregierung, das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz zu ändern, gegeben. Es wird dich aber vielleicht nicht befriedigen, aber es hilft mir in meiner Beantwortung, dass zwei, drei Punkte genau die Punkte sind, bei denen wir einen Unterschied zwischen dem Vollzug in Wien und den Vorgaben des Bundes haben. Richtigerweise hat der Bund erkannt, dass diese Vorgaben ziemlich unschlau sind, deswegen diese Adaptierungen stattfinden werden. Es wird in Kürze eine Novelle geben, zumindest ist es angekündigt, und spätestens dann, befürchte ich für dich und deine Mitarbeiter im Klub, müsst ihr euch eine neue Frage einfallen lassen. Präsident Ernst Woller: Danke, damit ist die 3. Anfrage beantwortet. Die 4. Anfrage (FSP-139478-2022-KVP/LM) wurde von Abg. Zierfuß gestellt und ist an den Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. (Schon jetzt ist in § 16 Abs. 4 Wiener Kindergartengesetz geregelt, dass - wenn ausgebildetes Personal nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung steht - auf Antrag die befristete Verwendung von nicht entsprechend ausgebildetem Betreuungspersonal bewilligt werden kann. Diese so genannte "Nachsicht" kommt auch ganz unabhängig von der aktuellen Corona- Pandemie regelmäßig in Wiener Kindergärten wegen akutem Pädagogenmangel zur Anwendung. Wie viele Kindergartengruppen werden aktuell gemäß § 16 Abs. 4 Wiener Kindergartengesetz von nicht entsprechend ausgebildetem Personal betreut?) Ich ersuche den Herrn Landeshauptmann-Stellvertreter um Beantwortung der Frage. Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Vielen Dank, Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Abgeordneter, danke für die Frage hinsichtlich elementarpädagogischen Bereiches und der Nachfrage, wie viele PädagogInnen mit Nachsicht aktuell im Kindergarten arbeiten. Ich möchte vorher grundsätzlich vorausschicken, dass die Corona-Pandemie vor allem für den elementarpädagogischen Bereich, wie Sie ja auch wissen, eine besondere Herausforderung war und auch noch ist, weil es schon vor der Pandemie eine angespannte Personalsituation gab und durch Erkrankungen im elementarpädagogischen Bereich sehr, sehr viel Personal ausgefallen ist. Wir hatten Zeiten, in denen über 10 Prozent der ElementarpädagogInnen ausgefallen sind, das hat sehr viel Flexibilität in den elementarpädagogischen Einrichtungen gebraucht, sowohl in den städtischen als auch in privaten Kinderbetreuungseinrichtungen, um überhaupt den Betrieb aufrechtzuerhalten. Ich bin sehr dankbar dafür, wie in dieser Zeit gearbeitet wurde, sodass die Eltern in der Pandemie eigentlich durchgehend die Gewissheit hatten, dass ihre Kinder in den Kinderbetreuungseinrichtungen gut aufgehoben sind - dafür allen Pädagoginnen und Pädagogen ein herzliches Dankeschön. Ihre Frage war, wie viele PädagogInnen genau mit Nachsicht angestellt sind. Da muss man einmal grundsätzlich sagen, dass es auch von der Behörde sehr genau angesehen wird, dass die Nachsicht nur dann gegeben wird, wenn es unbedingt notwendig ist, und vor allem auch, wenn es Personal gibt, das dafür qualifiziert ist. Das heißt zum Beispiel, es gibt viele Nachsichten, wenn es keine SonderelementarpädagogInnen gibt, dann sind es ElementarpädagogInnen, die mit Nachsicht als SOKI arbeiten, oder zum Beispiel Personen, die noch in Ausbildung, aber im letzten Jahr der Ausbildung sind und schon im Kindergarten arbeiten. Auch dafür kann es Nachsichten geben und natürlich auch bei Personen, die einschlägige Erfahrungen mitbringen - zum Beispiel gibt es BildungswissenschaftlerInnen, SprachwissenschaftlerInnen, die keine Kindergartenpädagogikausbildung haben, aber dann mit Nachsicht auch arbeiten. Mit diesen Nachsichten nach § 16 Abs. 4 des Wiener Kindergartengesetzes ist sichergestellt, dass trotz des Fachkräftemangels eine gute pädagogische Arbeit stattfinden kann und dass vor allem das Betreuungsverhältnis nicht schlechter wird. Es wird ja immer individuell geprüft, wie viel unbedingt notwendig ist, das heißt, bei der Nachsicht ist nicht gesagt, für alle Stunden und immer, sondern oft sind es Randzeiten, für das, was wirklich notwendig ist, um den Kindergartenbetrieb aufrechtzuerhalten. Ich kann dazu sagen, dass es sich sehr rasch ändert, weil wir sehr, sehr viel Fluktuation haben, das heißt, dass sich auch die Nachsichten ständig verändern. So, zum Schluss zumindest eine Zahl für den städtischen Bereich: Aktuell leiten 33 AssistentInnen im städtischen Bereich mit Nachsicht Kindergartengruppen. Es ist auch so, dass sich die Zahlen ständig verändern, das heißt, wir müssen da tagesaktuell auch andere Zahlen liefern, für den privaten Bereich gelten da natürlich wieder andere Zahlen, die uns gemeldet werden, wo wir auch die Nachsicht geben. Aktuell ist das der Umfang, es schwankt sehr, sehr stark, es war in der Pandemie schon höher, jetzt pendelt es sich wieder etwas ein und vor allem haben wir immer mit Beginn des neuen Kindergartenjahres neue Pädagoginnen und Pädagogen, sodass es zu Beginn des Jahres auch weniger Nachsichten als am Ende des Jahres gibt. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Zierfuß gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat, vielen Dank für Ihre Ausführungen. Wenn ich jetzt richtig zugehört habe, dann sind Sie mir noch die Anzahl im privaten Bereich schuldig geblieben, das wäre natürlich spannend, weil die Privaten, und das kritisieren wir ja häufig, auf Grund der geringen Förderungen - im Vergleich zu den Kosten bei den Städtischen - nicht den gleichen Gehalt zahlen können. Dementsprechend werden wahrscheinlich im städtischen Bereich natürlich weniger Nachsichten erteilt werden - das ist jetzt eine Annahme, die ich treffe -, als in den privaten Kindergärten. Ich möchte aber auch noch einen anderen Aspekt einbringen, weil wir ja häufig darüber diskutieren, wer zuständig ist, wenn man jetzt den Beruf attraktivieren möchte, sprich, mehr Personen durch attraktivere Arbeitsbedingungen einbringt: Ich fand es ganz, ganz spannend, das war in der "Presse" vom 31. März, was die SPÖ-Bildungssprecherin im Nationalrat Petra Vorderwinkler, angesprochen darauf, wie das im elementarpädagogischen Bereich ist, gesagt hat: "Daher bin ich dafür, dass die gesamte Bildung in Bundeskompetenz in einer Hand liegt". Jetzt wollte ich Sie als zuständigen Stadtrat fragen: Wie sehen Sie das? Sind Sie dafür, dass Kindergärten Bundeskompetenz werden? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Mir geht es darum, dass ich mich dafür einsetze, dass die Qualität in Bildungseinrichtungen besser wird, das heißt, sowohl im Kindergarten als auch in der Schule. Die Föderalismusdiskussion kann man immer gerne führen, für mich ist klar, es muss eine klare Abgrenzung da sein. Wir haben im Bildungsbereich oft schwierige Abgrenzungen, Kompetenzschwierigkeiten, die das grundsätzliche Problem sind. Ich bin während der Pandemie vor allem sehr, sehr skeptisch geworden, dass die Bundeskompetenz dazu führt, dass Sachen besser gelöst werden. Zumindest war das meine Erfahrung, dass sehr, sehr vieles schlechter als in Wien gemacht worden ist, darum bin ich auch skeptisch, einzelne Kompetenzbereiche komplett dem Bund zu übergeben, denn ich bin mir sicher, dass wir in Wien sehr, sehr gut auf unsere Kinder und Jugendlichen schauen und das Beste tun, damit wir die Kindergärten auch weiter stärken können. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Krauss gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Guten Morgen, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter! Im Hinblick auf die Tatsache, dass die Ausnahmeregel beim Betreuungsschlüssel und bei BetreuerInnen in Kindergärten immer mehr zur Anwendung kommt, frage ich Sie, welche Maßnahmen Sie setzen, dass diese Ausnahmeregel nicht zusehends zur Regel wird, sondern dass es genügend ausreichend qualifiziertes Kindergartenpersonal gibt und man in der Folge hoffentlich weniger Bedarf an dieser Ausnahmeregel hat. Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Es ist auch mein Ziel, Herr Abgeordneter, dass von dieser Ausnahmeregelung so wenig wie nötig Gebrauch gemacht wird, aber wenn es notwendig wird, muss man es natürlich tun. Ich kann gleich an die Frage der Bundeskompetenz des Herrn Kollegen anschließen, denn in diesem Bereich ist ganz klar geklärt, dass die Ausbildung eine bundespolitische Aufgabe ist. Das heißt, primär sollten Sie die Frage natürlich dem Bildungsminister stellen, was er zu tun gedenkt, damit wir mehr ElementarpädagogInnen bekommen. Ich möchte es mir nicht so leicht machen, weil wir natürlich auch dort, wo wir nicht direkt die Kompetenz haben, auch vieles tun, um mehr KindergartenpädagogInnen zu bekommen. Das machen wir hier in Wien seit vielen Jahren sehr, sehr stark mit der Form des Kindergartencollege - das heißt, ein möglicher Quereinstieg in eine zum Beispiel dreijährige Ausbildung wird intensiviert und neue Gruppen dazu motiviert, in den Beruf einer Kindergartenpädagogin, eines Kindergartenpädagogen zu gehen. Wir haben erst vor Kurzem beschlossen, dass wir die Bildungseinrichtung für Elementarpädagogik neu errichten, mit Wiener Geld, um noch mehr Personen auszubilden. Das heißt, die eine Frage ist die Frage der Ausbildung: Schaffen wir es, genug Personen für diesen schönen, aber auch herausfordernden Job zu motivieren, sie zu motivieren, in die Ausbildung zu gehen? Auf der anderen Seite: Wie schafft man es, die Personen, die schon im Feld sind, auch dort zu behalten? Wir sehen, dass leider viele den Job wechseln oder verlassen. Da gibt es viele Initiativen der Stadt, um die Qualität zu verbessern - ob es zum Beispiel ist, die Zahl der Sprachförderkräfte anzuheben, ob es die Verdoppelung der Assistenzkräfte in den Wiener Kindergärten, in den Wiener Kindergartengruppen ist, um die Qualität schrittweise so zu verbessern, dass langfristig wieder mehr PädagogInnen im Beruf bleiben, sodass wir mittelfristig den Betreuungsschlüssel in Wien verbessern können. Das ist das, was wir tun. Wir machen jeden Tag mit den PädagogInnen das Beste, um diesen Job weiter aufzuwerten und vor allem mehr Personen für diesen schönen Job zu gewinnen. Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Die nächste Zusatzfrage wird von Frau Abg. Pipal-Leixner gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Guten Morgen, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter! Sie haben jetzt wahrscheinlich eh schon vieles beantwortet, worauf meine Frage auch abzielt. Entscheidend für die erfolgreichen Maßnahmen gegen den Personalmangel im Kindergartenbereich wird auch eine Aufwertung des Berufsfeldes sein. Welche Maßnahmen kann die Stadt Wien da setzen, um das Image der Elementarpädagogik als Beruf zu verbessern? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Ich glaube, ein ganz wesentlicher Aspekt ist auch die gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung. Es ist erst gestern die Studie der MEGA Bildungsstiftung für die Rahmenbedingungen und auch Zufriedenheit in den elementarpädagogischen Einrichtungen herausgekommen. Ich fand das ja sehr, sehr spannend. Was mir am meisten aufgefallen ist, ist die geringe Wertschätzung, die ElementarpädagogInnen empfinden. Es haben dort 66 Prozent der ElementarpädagogInnen eine Vier oder Fünf bei der Frage, wie sie sich gesellschaftlich anerkannt und wertgeschätzt fühlen, gegeben. Das ist ein grundsätzliches Problem, nämlich, dass der Kindergartenbereich in der Elementarpädagogik noch immer gesellschaftspolitisch zu wenig anerkannt wird. Ich sage es sehr, sehr gerne und immer wieder mit vollem Bewusstsein, dass es für mich die erste und wichtigste Bildungseinrichtung ist, weil dort die Grundsteine geschaffen werden. Wir müssen abseits der Maßnahmen, die ich vorhin genannt habe, um die Qualität zu verbessern, auch darauf achten, die Anerkennung für den Beruf zu verbessern. Da planen wir aktuell zum Beispiel eine Imagekampagne für den Beruf, um dieses Berufsfeld aufzuwerten, den PädagogInnen auch entsprechende Anerkennung zu geben, weil auch das ein wichtiger Aspekt für die Qualitätssteigerung und vor allem dafür ist, dass zufriedene MitarbeiterInnen im Kindergarten arbeiten. Präsident Ernst Woller: Danke. Ich möchte mitteilen, dass Herr Abg. Holawatsch ab sofort ganztägig entschuldigt ist. Die nächste Zusatzfrage wird von Frau Abg. Malle gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Bildungsstadtrat! Sie haben schon ein bisschen von der angespannten Personalsituation gesprochen, und es wurde hier schon besprochen, und unsere Frage geht in die Richtung: Was unternehmen Sie konkret, um weitere Berufsgruppen für die Elementarpädagogik zu begeistern? Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Die Frage des Quereinstiegs ist eine ganz, ganz essenzielle, dass wir das Berufsfeld insgesamt etwas ausweiten. Es ist ja historisch in Österreich eine fünfjährige Ausbildung mit Matura, wofür eine sehr, sehr frühe Entscheidung für die Berufsausbildung getroffen werden musste. Wir sehen, es ist eigentlich nicht mehr so zeitgemäß, weil ganz, ganz viele, die sich in so frühem Alter entscheiden, noch gar nicht wissen, ob sie in den Beruf gehen wollen und darum nach der fünfjährigen Ausbildung mit Matura leider aktuell zu einem Großteil in andere Berufsfelder gehen. Das heißt, wir müssen es schaffen, neue Wege der Ausbildung zu finden. In Wien setzen wir sehr stark auf das Kolleg, um später auch den Berufsweg zu begleiten, und weil eine spätere Berufsentscheidung eher dazu führt, im Berufsfeld zu bleiben. Ich finde aber auch weitere Ergänzungen sinnvoll, zum Beispiel den universitären Lehrgang zur Ausbildung zur Elementarpädagogin an den Fachhochschulen, auch das ist sinnvoll. Was wir in Wien auch gemacht haben, vor allem Jürgen Czernohorszky hat mit "Teach for Austria" eingeführt, dass Quereinstieg in den Kindergarten möglich ist. Das finde ich zum Beispiel ein sehr, sehr gutes Modell, dass Personen, die in anderen Berufsfeldern waren, auch dann in den Kindergarten gehen können, um dort Erfahrungen zu sammeln und zu arbeiten. Da gibt es aber noch einige Herausforderungen dahin gehend, dass die Personen, die dann Erfahrung sammeln, auch im Berufsfeld bleiben können. Da ist die Frage der Anerkennung zum Beispiel von Vorberufszeiten, von anderen Ausbildungen. Da gibt es noch laufende Gespräche mit der Bundesebene, damit wir diesen Quereinstieg noch weiter erleichtern. Ich finde, da muss noch viel getan werden, denn es ist für QuereinsteigerInnen ein interessantes Berufsumfeld. Ich treffe sehr, sehr viele, die im zweiten Berufsweg sehr, sehr zufrieden sind. Und das sollte forciert werden, da bin ich ganz Ihrer Meinung, da können wir auf jeden Fall noch viel tun, um das weiter für einen Quereinstieg zu attraktiveren. Präsident Ernst Woller: Danke, damit ist die 4. Anfrage beantwortet. Die 5. Anfrage (FSP-1020157-2022-KSP/LM) wurde von Frau Abg. Vasold gestellt und ist an die Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen gerichtet. (Bei der Regierungsklausur im Jänner 2022 hat die Wiener Fortschrittskoalition eine Vereinfachung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für Photovoltaikanlagen angekündigt. Wie ist der Stand der bisherigen Vorbereitungsarbeiten und wann werden Sie als zuständiges Mitglied der Landesregierung einen Entwurf für eine Regierungsvorlage zuleiten?) Sie ist heute entschuldigt, in ihrer Vertretung wird Herr Amtsf. StR Mag. Czernohorszky die Anfrage beantworten. Ich ersuche um Beantwortung. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrte Abgeordnete! Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Abg. Vasold! Wie schon erwähnt, danke erstens für die Frage, die ich in Vertretung von Frau LRin Kathrin Gaál beantworten möchte, ich hoffe, in der Kürze und Pointiertheit der Landesrätin und nicht wie sonst von mir üblich. Sie sind heute schon sehr, sehr lange in der Fragestunde, daher möchte ich das so kurz und knackig wie möglich machen. Vorausschicken möchte ich aber trotzdem, dass wir uns sehr ambitionierte Klimaschutzziele gesteckt haben, die wir ja alle in diesem Haus auch sehr intensiv diskutieren und die sind wiederrum nur mit einem weitreichenden Ausbau von erneuerbaren Energieträgern erreichbar. Deshalb ist genau das schon ein Thema, dass im Regierungsprogramm der Fortschrittskoalition intensiv verankert ist, aber auch in der ersten Regierungsklausur, haben wir einen Startschuss für eine sehr intensive Photovoltaikoffensive gemacht, eine Offensive, die das Ziel hat, die zur Regierungsklausur gültigen 50 Megawatt Peak Leistung - die wir hatten, mittlerweile sind es schon deutlich mehr - bis 2030 auf 800 Megawatt Peak zu steigern. Das ist eine Versechzehnfachung, und die ist nur möglich, wenn wir Jahr für Jahr in der Dimension von hundert Fußballfeldern neue Photovoltaikflächen schaffen. Damit das möglich ist, sieht der im Gemeinderat beschlossene Wiener Klima-Fahrplan neben verschiedenen anderen Dingen - wie der Förderung und der Nutzung eigener Flächen - viel, viel, mehr eine wesentliche Vereinfachung der gesetzlichen Rahmenbedingungen vor. Auch dazu wurde bereits bei der Regierungsklausur eine wichtige Weichenstellung gemacht, eine Weichenstellung, die die Frau LRin und Lhptm-StV.in Kathrin Gaál vorgestellt hat. Aufbauend auf den entsprechenden Bestrebungen der letzten Jahre beinhaltet diese Weichenstellung, weitere Hürden im Wiener Elektrizitätswirtschaftsgesetz abzubauen und eine weitreichende Erleichterung für kleine und mittelgroße Anlagen zu ermöglichen. Der Großteil der heute üblichen Photovoltaikanlagen auf Hausdächern soll damit erstmals gänzlich von der Anzeige und Bewilligungspflicht befreit werden. Das soll für alle Photovoltaikanlagen mit einer Engpassleistung bis maximal 15 Kilowatt gelten, sofern sie nicht vertikal montiert sind oder zusätzlich einen Stromspeicher umfassen. Darüber hinaus gibt es für die Anlagen, die eine größere Kapazität haben, deutliche weitere Erleichterungen: eine deutliche Ausweitung des vereinfachten Genehmigungsverfahrens durch eine Anhebung der Obergrenze von 100 auf 250 Kilowatt für eben diese mittelgroßen Photovoltaikanlagen, die damit dann von weiteren großen Erleichterungen profitieren können. Das vereinfachte Verfahren soll darüber hinaus neuerdings auch auf die Modernisierung bestehender Ökostromanlagen Anwendung finden. Damit man sich das ein bisschen besser vorstellen kann: Die Auswirkungen dieser Novelle werden massiv spürbar sein. Rund 86 Prozent der Anzeigeverfahren aus dem letzten Jahr würden nach der neuen Regelung gänzlich wegfallen. 83 Prozent der ordentlichen Verfahren aus 2021 würden hinkünftig im vereinfachten Verfahren behandelt werden. Das beinhaltet im Wesentlichen den Entwurf der Änderung des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes. Dieser Entwurf wurde bereits Anfang März veröffentlicht und ist im Zeitraum vom 1.3.2022 bis 28.3.2022 einer internen und externen Begutachtung unterzogen worden. In den letzten Wochen sind die Stellungnahmen eingegangen und die MA 64 hat die auch gesichtet, derzeit findet ein Feinschliff statt und LRin Kathrin Gaál hat mich informiert, dass sie beabsichtigt, die Wiener Landesregierung bereits am 17.5.2022 mit der WEIWG-Novelle zu befassen. Die Regierungsvorlage könnte dann in weiterer Folge am 13. Juni im Wohnbauausschuss und am 23. Juni hier im Wiener Landtag beschlossen werden. Mit Ihrer Zustimmung können dann diese umfassenden Erleichterungen bereits am Tag nach der Kundmachung des Gesetzes im Landesgesetzblatt in Kraft treten, und Wien würde einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Klimamusterstadt gehen. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 1. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Otero Garcia gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Guten Morgen! Danke für die Beantwortung. Ich mache es kurz. Ich möchte von Ihnen wissen, was Ihre Position dazu ist, dass wir in der Bauordnung und im Wiener Solarstandard auch auf Einfamilienhäuser ausweiten. - Danke. Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Wie ich gestern schon beantworten konnte, gibt es derzeit umfassende Arbeiten der Wohnbaustadträtin, Wohnbaulandesrätin an einer Novelle der Bauordnung. Das ist ja auch Teil des Regierungsprogrammes der Fortschrittskoalition. Alle Geschäftsgruppen sind sehr intensiv bemüht, auch ihre Inputs zu liefern. Natürlich ist alles, was die Energiewende erleichtert, alles, was den schnelleren Ausstieg aus Gas erleichtert, unser gemeinsames Ziel. Dazu wird es auch viele Vorschläge zu gegebener Zeit geben. Wir haben uns einen recht sportlichen Zeitplan gegeben. Abg. Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Also keine. Präsident Ernst Woller: Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Mantl gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dr. Josef Mantl, MA (ÖVP): Herr Landesrat, wir als ÖVP begrüßen es natürlich sehr, dass es seitens der Stadt hoffentlich früher als später gesetzliche Rahmenbedingungen geben wird, um als Privater einfach Photovoltaikanlagen zu installieren. Für uns stellt sich aber schon die Frage, wie viel Kapazität es seitens der Wiener Netze gibt, um zum einen die Photovoltaik-Offensive als auch private Photovoltaikanlagen in den Stromkreislauf einzuspeisen. Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ja, danke für die Frage. Natürlich sind die Wiener Netze so wie auch die Wien Energie als zentrales städtisches Versorgungsunternehmen in unserer Initiative "Raus aus Gas" und damit in alle Planungen sehr intensiv eingebunden, auch was die Photovoltaik-Offensive betrifft. Wir haben in der Stadt ja auch die Gelegenheiten geschaffen, durch völlig neue Governance sicherzustellen, dass nicht nur alle Dienststellen in der Stadt, sondern auch alle Unternehmungen sehr intensiv daran arbeiten. Bei der gegenwärtig hier vorliegenden Gesetzesnovelle, über die ich sprechen darf, waren auch die Wiener Netze im Begutachtungsprozess eingebunden, haben auch eine Stellungnahme abgegeben, die natürlich auch sehr ernst genommen und von der MA 64 in der Vorlage für diese Novelle gewürdigt wird. Und ja, langer Rede kurzer Sinn: Die Sorge, dass wir da keine gute Abstimmung haben, die kann ich Ihnen nehmen. Selbstverständlich ist die Netzinfrastruktur bei der Umstellung auf erneuerbare Energie ein großes Thema. Es geht ja nicht nur darum, dass wir fossile Energie auf erneuerbare umstellen, sondern parallel dazu, übrigens europaweit, die Netzinfrastruktur und die Speicherinfrastruktur ausbauen. Deswegen wird immer diese Trias gemeinsam gedacht und von der Stadt gewürdigt. Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Damit ist die Fragestunde beendet. Wir kommen jetzt zur Aktuellen Stunde. Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Vorrang für Österreicher bei der Mindestsicherung - endlich Sozialhilfe-Grundsatzgesetz umsetzen!" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn Abg. Seidl, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Abg. Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke, Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, muss ich natürlich schon darauf eingehen, was ich da jetzt für eine Antwort vom Herrn LR Hacker bekommen habe. Das muss man sich schon auch auf der Zunge zergehen lassen, was er da gesagt hat. Er hat nämlich erzählt, dass er das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz aus dem Grund in Wien nicht umsetzen muss, weil es vorgestern eine Pressekonferenz gegeben hat, bei der der Herr Sozialminister und der türkise Klubobmann angekündigt haben, dass sie irgendwann einmal unter Umständen vielleicht das aktuelle Gesetz adaptieren und ändern. Deswegen muss er jetzt seit über zweieinhalb Jahren das aktuelle Gesetz nicht eins zu eins umsetzen, so wie es alle anderen acht Bundesländer gemacht haben. Also das ist ein Demokratieverständnis, sehr geehrter Herr Landesrat, der leider Gottes aktuell nicht da ist, das ja zumindest eigenartig ist. Das ist, glaube ich, das Netteste, was mir dazu einfällt. Warum und wieso ist es überhaupt notwendig, dass wir dieses Thema immer wieder auf die Tagesordnung bringen müssen? - Eben aus dem Grund, weil viele Teile noch nicht umgesetzt sind. Meine Damen und Herren, wenn ich jetzt ebenfalls vom Herrn Landesrat heute höre - und das erzählt er uns ja auch in den Ausschusssitzungen -, dass das Wiener Mindestsicherungsgesetz selbstverständlich alle Gesetze eins zu eins umsetzt, dann wissen Sie ja ganz genau, dass es nicht so ist. Wir haben heute zum Beispiel noch immer die niedrigen Richtsätze sowie die Deckelung der Haushaltsgemeinschaften, wir haben die Beschränkung der Leistung der subsidiär Schutzberechtigten, wir haben die Befristung der Anträge auf zwölf Monate, wir haben die Unzulässigkeit und die gleichzeitige Auszahlung von auf der einen Seite Mindestsicherung und auf der anderen Seite Wohnbauhilfe. Es fehlt noch immer ein verpflichtendes Kontroll- und Sanktionssystem bis zum persönlichen Erscheinen vor der Behörde. Und last but not least: Bei der Verpflichtung zu Deutsch- und Wertekursen fehlt noch immer der Verweis auf die Integrationsprüfung B1. Also all das sind Punkte, die eigentlich seit 1.1.2020 umgesetzt sein müssen. Was macht die Stadt Wien? - Nein, der Herr Stadtrat erklärt, er setzt es deswegen nicht um, weil vorgestern eine Pressekonferenz war. Also wie gesagt, unglaublich, was man sich da anhören muss. Meine Damen und Herren, es wundert mich nicht, wenn ich heute die auflagenstärkste Zeitung aufschlage und dann so eine Schlagzeile lese, nämlich: "Wien als Hochburg der Sozialbetrüger" Na ja, na no na ned. Da ihr es einfach nicht zusammenbringt, und, wie gesagt, auch der neue Koalitionspartner anscheinend nicht bereit ist, das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz zu adaptieren, und zwar auf aktuell gescheite Rechtssicherheit zu stellen, ja, aus dem Grund werden wir dann weiterhin eben solche Schlagzeilen lesen müssen. Man muss natürlich schon auch in die Vergangenheit schauen: Wie hat es da denn einst einmal ausgeschaut? Im Jahr 2000 hat die Mindestsicherung in Wien begonnen. Da gab es damals 41.800 Fälle, damals waren 76 Prozent der Bezieher Österreicher, also Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Mittlerweile haben wir die Situation, dass sich die Anzahl der Mindestsicherungsbezieher mehr als verdreifacht hat, aktuell stehen wir bei 130.235. Mittlerweile ist es so, dass wir knapp noch 40 Prozent der Bezieher haben, die eine österreichische Staatsbürgerschaft haben. Meine Damen und Herren, Tendenz weiter fallend. Auch das ist für Sie überhaupt kein Problem, jährlich, ich komme dann noch zu den Kosten, 750 Millionen EUR in ein System zu stecken, wo mittlerweile 500 Millionen EUR - sprich, eine halbe Milliarde - an Personen geht, die keine österreichische Staatsbürgerschaft haben. Euch ist das vollkommen wurscht. Das ist etwas, wo ich sage: Freunde, da muss man jetzt ganz geschwind daran arbeiten, da muss man jetzt ganz geschwind Adaptierungen vornehmen, denn das kann es nicht sein, dass wir Tag für Tag, von Montag bis Sonntag, über 2 Millionen EUR für die Mindestsicherung ausgeben, meine Damen und Herren. Schauen wir uns vergleichbar große Bundesländer an, die haben wir ja in Österreich. Wir haben Oberösterreich, die brauchen im Jahr 39 Millionen EUR, Tendenz fallend. Wir brauchen 750 Millionen EUR, Tendenz steigend. Oder auch Niederösterreich ist ein vergleichbares Bundesland, die brauchen 67 Millionen EUR. In Niederösterreich gibt es zum Beispiel nur 24.000 Mindestsicherungsbezieher, in Oberösterreich 18.000 und bei uns 130.000. Also irgendetwas passt da in der Systematik nicht. Das muss ja auch euch auffallen. Ich stelle mir ja eigentlich jedes Jahr vor, wie Budgetgespräche stattfinden, denn irgendwann einmal Anfang des Jahres wird ja, nehme ich an, Peter Hacker zu Peter Hanke gehen, und sagen, du, lieber Freund, Finanzstadtrat, ich brauche fürs nächste Jahr wieder 750 Millionen EUR, nur um die Mindestsicherung in Wien zu finanzieren. Wie gesagt, über 500 Millionen EUR gehen mittlerweile an Personen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft, und Ihnen ist das vollkommen egal. Vielleicht noch ein paar Zahlen, die ganz interessant sind: Wir haben heute in Wien aktuell 7.195 Asylberechtigte, Tendenz steigend. Wir haben 45.581 subsidiär Schutzberechtigte, an die wir heute in Wien Mindestsicherung ausbezahlen, Tendenz steigend. Und was ist Ihre Antwort? - Es gibt keine. Ich werde jetzt dann vielleicht vom Herrn Nachredner hören, was er da für Lösungsansätze hat, wie man vor allem diesen Wahnsinnsbetrag runterbekommen kann. Eine Möglichkeit, die wir morgen umsetzen könnten, die Sie theoretisch heute schon umsetzen können, gäbe es. Wien ist das einzige Bundesland - ich sage einmal, nicht nur in Österreich, sondern das gibt es auf der ganzen Welt kein zweites Mal -, das an Personen, die einen rechtskräftigen Abschiebebescheid haben, Mindestsicherung ausbezahlt. Na, geht es noch, meine Damen und Herren? Die kriegen heute 980 EUR im Monat! Personen, die schon längst nach Hause gehören, denen zahlen Sie noch 980 EUR im Monat, und Sie ändern es nicht. Das könnten Sie heute noch ändern, Sie werden es aber nicht machen, und das ist die Problematik, vor der wir stehen. Das ist auch die Problematik, warum und wieso auch diese 750 Millionen EUR wahrscheinlich noch nicht das Ende sein werden. Wir werden wahrscheinlich in ein, zwei Jahren dastehen und dann über Milliardenbeträge reden, die wir pro Jahr ausgeben müssen, damit wir die ganze Welt finanzieren. Meine Damen und Herren, das kann so nicht weitergehen, Sie müssen jetzt irgendwann einmal damit aufhören und mehr oder weniger aus dem linken Schlaraffenland, in dem Sie sich anscheinend noch immer befinden, rauskommen und irgendwann einmal Gas geben, gescheit auf unser Steuergeld aufpassen und nicht, wie gesagt, unser Steuergeld in die ganze Welt exportieren. Meine Damen und Herren, es ist wirklich nicht fünf vor zwölf, es ist leider Gottes mittlerweile fünf nach zwölf. Vielleicht ganz zum Abschluss, denn knappe zwei Minuten habe ich noch: Ich habe mir natürlich ebenfalls diese Pressekonferenz angesehen, die der Herr Sozialminister gemeinsam mit dem türkisen Klubobmann abgehalten hat. Also nach zweieinhalb Jahren Regierungsbeteiligung der GRÜNEN ist den GRÜNEN dann aufgefallen, ja, das aktuelle Mindestsicherungsgesetz braucht Adaptierungen. Gut, okay! Wie ich die Ankündigung gehört habe, habe ich mir gedacht, oje, da kann jetzt nichts Gutes herauskommen. Ich habe mir das ganz genau angeschaut, was da herausgekommen ist, was man anpassen und adaptieren möchte. Man möchte die Wohngemeinschaften besser berücksichtigen, man möchte bei jenen, die arbeiten, das 13. und 14. Gehalt nicht mehr anrechnen und man möchte das Pflegegeld nicht nur bei den Beziehern, sondern auch bei jenen, die pflegen, nicht mehr anrechnen. Also, meine Damen und Herren, wenn das die grünen Giftzähne sind, von denen Sie immer gesprochen haben, dann ziehen wir die, ja, überhaupt kein Problem. Ich habe auch die Reaktion aller Soziallandesräte wahrgenommen und auch wir stellen ja zum Glück einen Soziallandesrat, nämlich Gottfried Waldhäusl in Niederösterreich, auch er hat gesagt, also wenn es sonst keine Adaptierungen gibt, ist das in Ordnung, das können wir machen. Allerdings warten wir zunächst einmal ab, was dann wirklich im Gesetz drinnenstehen wird, denn ich sage ganz ehrlich, der ÖVP kann man nichts glauben, das ist jetzt nichts Neues, die GRÜNEN leben irgendwo in einer Scheinwelt, also schauen wir einmal, was dann am Ende des Tages herauskommt. Wenn es aber nicht mehr ist als diese drei Vorschläge, dann sage ich, ich glaube, selbst wir Freiheitlichen könnten uns überlegen, dem näherzutreten. Meine Damen und Herren, bemühen Sie sich in Wien, fangen Sie jetzt endlich an. Wie gesagt, es ist nicht fünf vor zwölf, es ist leider Gottes bei der Wiener Mindestsicherung bereits fünf nach zwölf. - Danke schön. Präsident Ernst Woller: Danke schön. Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren Abgeordneten nur ein Mal zu Wort melden dürfen und die Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner hat sich Abg. Konrad zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Abg. Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Vielen Dank, Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren an den Bildschirmen! Ja, wir sprechen heute auf Verlangen der Freiheitlichen wieder einmal über die Wiener Mindestsicherung und das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz. Das ist ja eine durchaus interessante Debatte, auch in dem Lichte, dass die Bundesregierung ja nun vor zwei Tagen Änderungen in Aussicht gestellt hat, Reparaturen in Aussicht gestellt hat, nachdem zuvor ja auch der Verfassungsgerichtshof schon einzelne Bestimmungen aufgehoben hat. Dass natürlich die FPÖ dieses Thema in diese heutige Aktuelle Stunde einbringt, und was sie damit bezweckt, durften wir gerade miterleben, es zeigt sich ja auch im Titel. Es geht um Spaltung, es geht um das Bedienen von ganz niedrigen Instinkten. Ich kann mich daher nur insoweit wiederholen und noch einmal ganz deutlich herausstreichen: Nein, sehr geehrte Damen und Herren der FPÖ, wir werden in Wien keinen Unterschied zwischen Menschen, die in Österreich geboren wurden, und denen, die zu uns zugezogen sind, machen. Was bei der Wiener Mindestsicherung zählt, ist allein die Bedürftigkeit, alles andere wäre auch kontraproduktiv und führt ganze Gruppen von Menschen in die Armut. Wer glaubt, dass uns das weiterbringt, der hat eben nicht das große Ganze im Auge, sondern der handelt rein populistisch, in der Hoffnung, ein paar Wählerstimmen damit zu lukrieren. Wir sollten einmal festhalten, von was wir eigentlich sprechen, wenn wir uns die Mindeststandards in Wien anschauen. In Wien erhalten Alleinstehende und Alleinerziehende monatlich 978 EUR, minderjährige Kinder erhalten 264 EUR pro Monat. Wissen Sie eigentlich, dass ein Drittel der Mindestsicherungsbezieher Kinder sind? Ich darf Ihnen sagen, diese betroffenen Kinder haben sicher keinen leichten Start ins Leben, und Sie wollen mit Ihrem Sozialhilfe-Grundsatzgesetz, das Sie ja in Ihrer letzten Regierungsbeteiligung beschlossen haben, diesen Start nochmal schwerer machen. Das ist einfach nicht zu verstehen. Selbst die Bundesregierung ändert eben nun, oder hat zumindest angekündigt, nun Änderungen im Sozialhilfe- Grundsatzgesetz vorzunehmen und ein paar Giftzähne zu ziehen. Die GRÜNEN feiern das schon, ich bin aber der Meinung, dass es nicht der große Wurf ist, den diese Änderungen mit sich bringen. Ich darf Ihnen auch sagen, in Wien wird dieser Effekt kaum spürbar sein, da wir im Wiener Mindestsicherungsgesetz diese Regelungen ja heute schon so vollziehen, dass das Pflegegeld, das Urlaubsgeld, das Weihnachtsgeld nicht angerechnet werden oder auch die Thematik, dass Wohngemeinschaften, Frauenhäuser oder therapeutische Wohneinrichtungen eben nicht mehr als gemeinsamer Haushalt zählen, auch das ist in Wien heute schon Standard. Wir bekennen uns in Wien als Fortschrittskoalition also ganz klar zur Wiener Mindestsicherung, um Menschen, die diese Unterstützung benötigen, existenziell abzusichern. Für uns ist allerdings auch klar, dass die Wiener Mindestsicherung vor allem als Sprungbrett für jene Menschen gelten soll, bei denen dies möglich ist, wieder möglichst rasch in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Deshalb haben wir im letzten Jahr auch schon eine erste Novelle verabschiedet, die erstens erwerbstätige Betroffene stärker fördert und Instrumente auch so umgestaltet, dass insbesondere junge MindestsicherungsbezieherInnen wieder schneller in den Prozess der Arbeitsmarktintegration eingebunden werden. Dazu gibt es, wie Sie wissen, in Wien auch das U25 in Wien-Meidling, das sich speziell um die jungen Wienerinnen und Wiener kümmert. Wir haben uns im Regierungsprogramm auch vorgenommen, die Wirkung der Wiener Mindestsicherung weiter wissenschaftlich zu analysieren und gegebenenfalls auch weitere Anpassungen durchzuführen. Dabei muss immer eines im Vordergrund stehen: Erstens die soziale Treffsicherheit zu erhöhen, Verfechtungstendenzen hintanzuhalten und eben betroffenen Menschen, bei denen dies möglich ist, dabei zu helfen, wieder möglichst rasch ins Erwerbsleben einzusteigen und sie auch bei anderen Schritten in die Selbstständigkeit zu unterstützen. Wir NEOS stehen eben auch in der Sozialpolitik ganz klar für eine sachorientierte Politik und sind deshalb für sinnvolle Reformen natürlich immer gesprächsbereit. Was aber die letzte Bundesregierung mit dem Sozialhilfe- Grundsatzgesetz außer billigem Populismus vorhatte, ist mir eigentlich nach wie vor schleierhaft. Denn natürlich ist die Mindestsicherung eine existenzsichernde Maßnahme und hilft eben jenen Menschen, die es aus eigener Kraft nicht schaffen, ein finanziell unabhängiges Leben zu führen. In Wien werden wir ganz bestimmt nicht unterscheiden, woher die Menschen kommen, sondern für uns zählt der Mensch als Mensch. - Vielen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Vielen Dank. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Spielmann. Ich erteile es ihr. Bitte. Abg. Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Lieber Herr Landesrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer via Livestream! Herr Kollege Seidl, es war ja eh absehbar, dass hier wieder eine Hate Speech auf MindestsicherungsbezieherInnen kommt, aber ich sage es Ihnen noch einmal, die Mindestsicherung ist das Mindeste, die Mindestsicherung zu kürzen, ist das absolut Letzte. Wir reden da im Durchschnitt über 900 EUR, die Personen bekommen. Ich habe mir die Zahlen jetzt aktuell im 1. Quartal in Wien angeschaut, da geht es um zirka durchschnittlich 500 EUR, die Personen in Wien bekommen. Ich sage jetzt einmal so, das ist einfach das Mindeste und das letzte Auffangnetz, das es überhaupt gibt, deswegen ist es wichtig, dass wir diese Menschen unterstützen. Es sollte keinen Unterschied machen, woher Menschen kommen, alle Menschen haben ein Anrecht auf soziale Rechte. Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen, so aber ist sie halt, die FPÖ. Die FPÖ bezeichnet sich ja gerne als soziale Heimatpartei und macht doch sehr, sehr antisoziale Politik, vor allen Dingen, wenn sie in Regierungsverantwortung ist. Das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz, also die Sozialhilfe Neu, ist ja nur ein Beispiel davon, ich habe aber noch ein paar andere Beispiele mitgenommen, die das noch einmal untermauern sollen. Die Pensionsreform unter Schwarz- Blau I, eine lebenslange Durchrechnungszeit beim Anspruch auf die Pension: Die Frauenaltersarmut in Österreich hat einen Namen, und der ist Schwarz-Blau, liebe Kolleginnen und Kollegen. Dazu gibt es auch noch die Einführung. (Zwischenruf.) Sie können gerne raufkommen und sich beschweren, ich werde trotzdem sagen, was Ihre unsoziale Politik ist, vor allen Dingen in Richtung ÖVP und FPÖ. Dann wurde weiters noch der Zwölfstundentag eingeführt, anstatt die Arbeitszeit zu verkürzen, wurde die Arbeitszeit eben verlängert. Das war eindeutig ein Kniefall vor der Industrie und vor den Kapitalvertretern, in der Hinsicht muss man leider nicht gendern, weil klar ist, dass es auch um Umverteilung, um ungerechte Verteilung zwischen den Geschlechtern geht. Dann der 3. Punkt, die Zusammenlegung der Gebietskrankenkassen: Sie haben gesagt, dass man da mindestens 1 Milliarde EUR einsparen wird. Was hat es uns gekostet? - 500.000 EUR zusätzlich! Das muss wohl die Entlastung sein, von der Sie sonst immer sprechen. Nein, Sie sind keine soziale Partei, das Einzige, was Sie können, ist spalten und hetzen. Sie lösen mit Ihrem Rassismus genau gar nix, im Gegenteil, Sie bedienen mit Ihrem ständigen gegeneinander Ausspielen der Gruppen eine bewusste Kommunikationsstrategie, um von Ihrer unsozialen und reaktionären Politik abzulenken. Wir fallen darauf nicht rein und zeigen das mit aller Deutlichkeit auf. Ich sage Ihnen was, wir können in Wien tatsächlich zu Recht stolz darauf sein, dass diese unsoziale Sozialhilferegelung in Wien nicht umgesetzt wurde. So wie wir es befürchtet und auch gesagt haben, dass das passieren wird, stellt es sich eben im Nachhinein heraus, dass es doch einige Punkte gibt, die verfassungswidrig waren. Für uns GRÜNE Wien, allen voran für Sozialsprecherin Birgit Hebein, war klar: Wir kürzen und deckeln nicht bei den Ärmsten, für uns sind alle Kinder gleich viel wert und wir behandeln Menschen auf Grund ihrer Herkunft nicht anders als andere. Wien ist dank uns GRÜNEN einen ganz anderen Weg gegangen, und das ist gut so. Noch einmal zur Erinnerung, warum das gut und notwendig war: Die Sozialhilfe Neu war ein Armutsförderungsgesetz, das vor allem die Kinderarmut massiv befördert hat. Ich möchte nur drei Kritikpunkte rausgreifen, denn alles andere würde den Rahmen sprengen. Festlegung von Maximalleistung und Deckelung von Leistungen, massive Kürzungen durch degressive Kinderrichtsätze, Leistungskürzungen von 35 Prozent bei schlechteren Sprachkenntnissen. Zu guter Letzt möchte ich noch sagen, es ist gut, dass das rot-grüne Wien diesen Fehler nicht begangen hat, diese Regelungen umzusetzen, und noch besser ist der Umstand, dass wir GRÜNEN jetzt nach zehn Verhandlungen endlich Änderungen in der Sozialhilfe präsentieren konnten und eben die unsozialen türkis- blauen Giftzähne ziehen konnten. Mein Kollege Georg Prack wird noch stärker darauf eingehen. Zu guter Letzt muss ich sagen, ich bin wirklich sehr froh, dass die FPÖ weder im Bund noch in Wien irgendwas zu melden hat, denn hier in Wien bekämpfen wir die Armut, aber nicht die Armutsgefährdeten. - Danke. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Vielen Dank. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Gorlitzer. Ich erteile ihm das Wort. Bitte sehr. Abg. Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Guten Morgen, Herr Präsident! Meine Damen und Herren, auch via Livestream! Frau Kollegin Spielmann, ich glaube, Sie haben gerade ein bisserl eine Themenverfehlung geliefert, denn gerade die Bundesregierung, die schon seit Langem jetzt Türkis oder Schwarz geführt ist, hat ganz viel für die Kinder und für die Familien gemacht. Denken Sie nur an den Familienbonus und denken Sie an die Steuerentlastung vor allem für die niedrigen Einkommen. Es stimmt, wir stehen sehr wohl für die Menschen, für alle Menschen, die stehen für uns im Mittelpunkt, aber wir stehen auch für eine Leistungsorientierung und nicht für das Herschenken und Nachwerfen von Geld im Sozialhilfesystem. Im Jahr 2019 hat der Bundesgesetzgeber erstmals ein Sozialhilfe-Grundsatzgesetz beschlossen. Der Gestaltungsspielraum wurde damit für die Bundesländer kanalisiert. Dass dies gerade im Fall Wiens dringend notwendig war, zeigen die aktuellen Zahlen der Statistik Austria. Im Jahr 2020 entfielen 69 Prozent aller Österreich- weiten Ausgaben auf die Bedarfsorientierte Mindestsicherung in Wien. Knapp 60 Prozent aller Mindestsicherungsbezieher leben hier in Wien, in der Bundeshauptstadt. Alle Bundesländer sind verpflichtet, diese Ausführungsgesetze zu den Grundsatzbestimmungen in Kraft zu setzen. Das haben auch viele Bundesländer gemacht, auch zum Beispiel Ihre Kolleginnen und Kollegen in Kärnten und im Burgenland, aber Wien ist da mehr als säumig, diese verfassungsrechtlichen Verpflichtungen einzugehen. In den letzten Jahren, es hängt ein bisschen damit zusammen, ist es beim Anteil der bundesweiten Arbeitslosen - wir haben das gestern im Gemeinderat diskutiert, es ist mehr als beschönigt worden - in der Stadt Wien zu einem Negativrekord gekommen. 38,2 Prozent aller Arbeitslosen sind laut AMS in der Bundeshauptstadt registriert, 4 von 10 Arbeitslosen sind hier in Wien. Sie haben gestern hier im Gemeinderat das sehr beschwichtigt und beschönigt, aber ich fordere Sie von der Stadtregierung auf, den Wienerinnen und Wienern endlich auch einmal die Wahrheit zu sagen. Es hängt deswegen damit zusammen, weil 57 Prozent der Mindestsicherungsbezieher entweder nicht erwerbstätig sind oder dem Arbeitsmarkt nicht zu Verfügung stehen. Der Herr Landesrat hat es schon in der Fragestunde gesagt, da sind natürlich viele Pensionisten dabei, viele Kinder dabei. Wenn man sagt, dass ein Viertel der Kinder Mindestsicherungsbezieher sind, na ja, dann leben die in einem Familienverband, in dem natürlich auch Mindestsicherungsbezieher sind, die nicht erwerbstätig sind, und damit kommen sie in eine Negativspirale rein. Es stellt sich die Frage: Was können wir gemeinsam tun? - Ich glaube, es ist eine gemeinsame Anstrengung, um möglichst viele, die halt erwerbstätig sein können, in die Erwerbstätigkeit zu heben. Da fehlen mir ein bisschen die Ideen dazu, vor allem jetzt in der Zeit, in der viele Branchen - wie zum Beispiel die Tourismusbranche oder denken wir an unseren Pflegenotstand oder an die Bildungseinrichtungen - händeringend um Beschäftigte suchen. Das heißt, wenn man das nicht langfristig andenkt, erleidet Wien einen Wettbewerbsnachteil, zum Beispiel könnte der Personalmangel in der Alten- und Pflegeversorgung so verbessert werden. Ich komme noch zu einem speziellen Punkt, den haben wir heute auch schon kurz angesprochen, das sind jene Personen, die straffällig geworden sind und deren Asylverfahren entweder schon erledigt oder noch in Bearbeitung sind. Viele Wienerinnen und Wiener verstehen das gar nicht. Sie haben die Zahl genannt, ich glaube, es sind 19 Personen, deren Asylverfahren schon abgeschlossen sind, die straffällig geworden sind. 19 Straftäter, die Mindestsicherungsbezieher sind und nicht aus Österreich kommen, das ist die Spitze des Eisbergs, auf die muss man besonders aufpassen, denn das versteht wirklich keiner, dass man einem Straftäter, der nicht in Österreich geboren ist, dann noch Sozialgeld hinten reinschiebt. Ein Mensch, der Straftäter ist und hier leben möchte, extra noch nach Wien kommt, hat so viel Recht auf Sozialgeld wie jeder Tourist, der hier herkommt. Unsere Hauptstadt ist leider ein Arbeitslosen-Hot-Spot und ein Paradies für Sozialleistungen. Unser Landesrat Karl Mahrer hat das gestern schon ausgeführt, die Wiener Volkspartei hat ja schon mehrere Punkte vorgebracht, wir von Seiten der Volkspartei erwarten uns eine rasche und adäquate Umsetzung. - Vielen Dank, meine Damen und Herren. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Vielen Dank. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Mörk. Ich erteile es ihr. Abg. Gabriele Mörk (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Unsere Aufgabe als Gesellschaft ist es, Menschen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Die Sozialhilfe oder die Mindestsicherung ist das letzte Auffangnetz und schützt vor Armut und sozialer Ausgrenzung. Die ÖVP nützt in meinen Augen heute wieder einmal die Aktuelle Stunde dazu, eine mehr als unwürdige Debatte zu führen - eine Neiddebatte auf den Schultern der Schwächsten in unserer Gesellschaft. Weniger Geld oder gar kein Geld löst absolut keine Probleme, sondern es zerstört Existenzen, das ist aber leider der Ansatz von ÖVP und FPÖ oder Gott sei Dank nicht der von der SPÖ und der Wiener Fortschrittskoalition. Unser Ansatz in der Sozialhilfe beziehungsweise in der Mindestsicherung ist immer gewesen, Chancen zu ermöglichen und vor allem Perspektiven zu geben, vor allem gerade für junge Menschen. Ich denke da nur an die Wiener Jugendunterstützung U25, aber es wurden auch Maßnahmen gesetzt, um vor allem auch ältere Menschen mit der Aktion 50plus wieder in Beschäftigung zu bringen. Ich denke auch an die überbetriebliche Lehrlingsausbildung, denn für junge Menschen ist es ganz wichtig, nicht in der Sozialhilfe oder Mindestsicherung zu landen, sondern eine Lebensperspektive zu bekommen. Ich bringe in Erinnerung: Das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz, 2019 von der ÖVP beschlossen, regelt die Rahmenbedingungen. Da wurden nicht mehr Mindeststandards, sondern Höchststandards vorgegeben, da ist es auch zu Deckelungen bei Haushaltsgemeinschaften gekommen. Die SPÖ-Bundesräte haben ja erfolgreich gegen dieses Sozialhilfe-Grundsatzgesetz geklagt, und es sind Kernelemente dieses Gesetzes aufgehoben worden, wie zum Beispiel die mehr als unsoziale Kinderstaffelung oder Kürzungen bei mangelnden Deutschkenntnissen, Giftzähne wurden diesem Gesetz gezogen. Ich freue mich, dass es auf Bundesebene nach drei Jahren durch die neue Bundesregierung, in anderer Zusammensetzung von Schwarz und Grün, endlich wieder eine Bewegung in diesem Thema gibt. Es werden Änderungen angedacht, die vor zwei Tagen auch präsentiert wurden. Diese Änderungen werden keine massiven Auswirkungen auf Wien haben, weil das nie umgesetzt wurde, aber es geht darum, dass das Pflegegeld, das 13. und 14. Gehalt anrechenfrei werden, es soll zu Lockerungen bei Betreuungsmodellen wie zum Beispiel in Frauenhäusern und bei WGs kommen und es soll auch die Härtefallregelung kommen, wenn es um Menschen mit einem humanitären Bleiberecht geht. Viele Auswirkungen wird das auf Wien nicht haben, weil das bei uns schon umgesetzt wird, aber ich glaube, es ist auf der anderen Seite wichtig, dass es auch in allen anderen Bundesländern zu einer Klarstellung kommt: Das, was von der FPÖ immer wieder gefordert wird, eine Besserstellung von ÖsterreicherInnen, wäre auch verfassungswidrig. Wir leben alle in einem Rechtsstaat, es gibt ein EU-Recht, das ist auch im Sozialhilfe-Grundsatzgesetz verankert: eine Gleichstellung mit EU- und EWR-Bürgern und auch mit Drittstaatsangehörigen mit rechtmäßigem Aufenthalt. Asylwerber haben keinen Anspruch auf Mindestsicherung, sie werden in der Grundversorgung versorgt, und wenn das Asylverfahren rechtsgültig positiv abgeschlossen ist, dann sind sie natürlich in diesen Leistungen gleichgestellt. Zum Abschluss noch eine Anmerkung von mir: Gott sei Dank sind vom Verfassungsgerichtshof wichtige Teile dieses Gesetzes aufgehoben. Nun beginnt auch die Bundesregierung, dieses Gesetz zu ändern und es bleibt nur mehr ganz, ganz wenig vom schwarz-blauen Vermächtnis über. - Danke schön. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Vielen Dank. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Maximilian Krauss. Ich erteile es ihm. Bitte. Abg. Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vielleicht ein paar Worte zu meinen Vorrednern: Am meisten verwundert hat mich die Rede des Kollegen Konrad, denn dass er jetzt hier ein Manuskript vorträgt, das man fast wortwörtlich vor gut zehn Jahren von einer Sozialstadträtin Wehsely hätte hören können, das ist doch für einen NEOS-Abgeordneten einigermaßen verwunderlich. Wenn er davon spricht, dass diese Mindestsicherung ein Sprungbrett sein soll, wenn er davon spricht, dass jeder, der hier ist, die gleichen Bezüge haben muss, dann ist das genau das gleiche Wording, das schon die - heute geschaßte - damalige Gesundheitsstadträtin Wehsely verwendet hat. Damals hat es Zahlen gegeben, die schlecht, aber noch nicht einmal annähernd so schlecht waren wie die heutigen. Jetzt mit genau den gleichen falschen Konzepten, mit genau dem gleichen falschen Wording - nur dass es jetzt von einem NEOS-Abgeordneten kommt - weitermachen zu wollen, ist nicht nur politisch falsch, sondern mehr als verwunderlich. Zur Kollegin Spielmann kann man inhaltlich ja gar nicht so viel dazu sagen, vielleicht nur zwei Punkte: Sie haben den Einsatz von Frau VBgm.in Hebein so gelobt. Ja, wenn ihr Einsatz so gut war, warum haben die GRÜNEN sie dann ganz brutal abgesägt? Wenn ihr Einsatz so gut war, warum wurde sie dann auch noch hauptsächlich durch Männer ersetzt? Sie haben das alles in einer Rede, in der Sie über Frauen und darüber, wie Frauen benachteiligt werden, gesagt. Also da sollten Sie sich vielleicht einmal überlegen, in den eigenen Reihen nicht so machoid mit Frauen umzugehen (Zwischenruf.), die nicht nach einer Wahl, die sogar gewonnen wurde, brutal rauszuhauen, sondern Anstand zu leben und nicht immer nur hier zu predigen. Dann hat Frau Spielmann ja noch etwas Interessantes gesagt. Sie hat gesagt, sie ist froh, dass die FPÖ auf Bundesebene nichts zu reden hat. - Ja, das stimmt, dass wir im Moment auf Bundesebene in Opposition sind, aber ich sage euch eines: Als starke Oppositionskraft haben wir im Parlament weitaus mehr zu reden als ihr als ÖVP- Anhängsel, die ihr genau gar nichts umgesetzt habt. Dazu hat ja auch der Chefredakteur eines sehr linken Magazins, der auch ein ehemaliger Politiker der GRÜNEN ist, gestern sehr lustig getwittert: Wozu braucht man oder wer braucht diese GRÜNEN eigentlich noch? - Und dann hat er taxativ aufgezählt: Die Ersten, die die GRÜNEN auf Bundesebene brauchen, das ist die ÖVP, denn die brauchen jemanden, der alles abnickt. Und die Zweiten, die die GRÜNEN noch brauchen, das sind die grünen Mandatare und Funktionäre und die Leute, die im Sinne der Freunderlwirtschaft versorgt wurden. Ansonsten - das sagen eure eigenen linken Magazine - braucht euch niemand mehr, weil ihr euch politisch völlig aufgegeben habt. Außer dass ihr hier ein bisschen einen Zirkus rund um die Stadtstraße macht - die ihr in Wahrheit zehn Jahre mitgeplant habt -, macht ihr gar nichts, und deswegen braucht euch auch niemand, weder hier im Rathaus noch im Parlament. Das eigentliche Thema der Aktuellen Stunde war allerdings die Mindestsicherung, das Sozialhilfe- Grundsatzgesetz, und ja, wir haben in Wien über 130.000 Menschen, die aktuell Mindestsicherung beziehen, und über 50.000 von ihnen sind Menschen, die entweder als Asylwerber gekommen sind, Asylstatus haben, oder subsidiär schutzberechtigt sind. Und nein - hier widerspreche ich eben meinen Vorrednern von den NEOS und von den GRÜNEN und von der SPÖ -, es ist nicht egal, ob es ein gültiges Gesetz gibt, und es ist nicht egal, ob es jetzt vielleicht eine Pressekonferenz gegeben hat, in der angekündigt wird, irgendetwas zu ändern, nein, es wäre Ihre Verpflichtung, dieses gültige Recht längst umgesetzt zu haben. Und wenn Abg. Mörk dann davon spricht, dass wir ein Verfassungsrecht haben, in dem man sich bewegen muss, dann kann man das ja fast nur mehr als blanken Hohn verstehen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie haben diese Menschen mit gezielten Sozialleistungen nach Wien gelockt, Sie haben Sozialleistungen von finanziellen Leistungen bis hin zu Gemeindewohnungen gewährt, die Sie sogar Menschen wie den Mördern von Leonie zur Verfügung gestellt und organisiert haben, die jetzt ja auch teilweise schon wieder auf freiem Fuß sind. Sie haben in Wien ein Anreizsystem geschaffen, um Menschen nach Wien zu locken, sie ab dem ersten Tag mit dem goldenen Füllhorn zu bedecken, nur um hier mittelfristig an billige Wählerstimmen zu kommen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt ein gültiges Sozialhilfe- Grundsatzgesetz. Eine Pressekonferenz, in der angekündigt wird, dass vielleicht irgendetwas einmal geändert wird, ändert nichts daran. Setzen Sie es endlich um! Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg. Bakos. Ich erteile es ihr. Abg. Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher und Zuseherinnen! "Vorrang für Österreicher bei der Mindestsicherung", so lautet der heutige Titel der Aktuellen Stunde der FPÖ. Und wenn die FPÖ über ein Thema spricht - heute ist es halt die Mindestsicherung beziehungsweise Sozialhilfe, aber man kann es gegen jedes x-beliebige Thema austauschen, man kann es sich eh aussuchen -, so kann man sich auf jeden Fall in einem sicher sein, nämlich darin, was die FPÖ tun wird: Sie wird nämlich Menschen gegeneinander ausspielen. Ich möchte Ihnen noch einmal kurz erklären, in was für Zeiten wir eigentlich gerade leben: Wir leben gerade in einer Zeit, in der Krieg in Europa herrscht. Wir leben im Jahr 2022 in einem Jahr, in dem Menschen dazu gezwungen sind, ihr Zuhause zu verlassen, in dem sie mit dem kleinen Hab und Gut, das sie haben, mit dem wenigen, das sie tragen können, ihr Zuhause verlassen müssen. Das sind die Zeiten, in denen wir leben. Und wenn ich mir das vor Augen halte, wenn ich mir das wirklich auch noch einmal vor Augen halte, dann finde ich keine Worte dafür, wie man sich so einen Titel aussuchen kann, weil der Begriff Vorrang in diesem Kontext absolut keine Berechtigung hat. Es geht hier nämlich um Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, Mindestsicherung beziehen müssen, weil sie darauf angewiesen sind. Und es gibt so viele Gründe, warum Menschen temporär nicht in der Lage sind, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, oder auch aufstocken müssen - das gibt es ja genauso. Menschen gegeneinander auszuspielen, wenn es um die Frage geht "Habe ich ein Dach über dem Kopf und kann ich mir eine Mahlzeit am Tag leisten?", da Menschen gegeneinander auszuspielen, das halte ich für dermaßen schäbig und niederträchtig, dass ich keine Worte dafür finde. Ich möchte an dieser Stelle ein Zitat von unserem ehemaligen Bundesparteiobmann Matthias Strolz anführen: Politik ist nämlich der Ort, wo wir miteinander ausmachen, wie wir miteinander leben wollen. Und wenn es um die Beantwortung dieser Frage "Wie wollen wir miteinander leben?" geht, bin ich wirklich sehr froh und sehr stolz, dass wir in Wien in einer Stadt leben, in der der gegenseitige Respekt hochgehalten wird. Das haben wir nicht einfach nur in unserem Regierungsprogramm festgehalten, sondern wir leben auch wirklich Tag für Tag danach. Wir gestalten Politik, ohne Menschen gegeneinander ausspielen zu müssen. Ich möchte hier natürlich als Jugendsprecherin auch noch einmal darauf hinweisen: 45.000 Menschen, die hier Mindestsicherung beziehen, sind Kinder. Und ich kann Ihnen wirklich ehrlich sagen, dass meine Erleichterung sehr groß war, als der Verfassungsgerichtshof die gestaffelten Richtsätze für Kinder aufgehoben hat, weil wichtig ist, dass klar ist, dass jedes Kind gleich viel wert ist und dass ein gestaffeltes System eben genau dem nicht entspricht. Wir streben in Wien danach, dass wir Kinder, die womöglich eben nicht gleich von Anfang an die leichtesten Startbedingungen haben, wirklich auch bestmöglich unterstützen, weil Chancengerechtigkeit für uns nicht einfach nur ein Wort ist, das man irgendwo rauslässt, sondern ein Kernwert, nach dem wir wirklich auch leben, sei es mit qualitativ hochwertiger und leistbarer Ferienbetreuung, sei es mit Gratisganztagsschulen, et cetera, et cetera - ich könnte noch ewig sprechen. Klar ist aber - und damit komme ich auch zum Schluss -: Wien ist für alle Menschen gleichermaßen da, weil es nicht darum geht, Vorrang oder Nachrang, wie auch immer, zu haben, sondern es geht um ein gleichrangiges Dasein. Wir sind für alle Menschen und vor allen Dingen auch für alle Kinder in gleichem Maße da, unabhängig davon, welches Geschlecht sie haben, welche Sprache sie sprechen oder auch, woher sie kommen. - Vielen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Herzlichen Dank. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg. Prack. Bitte sehr. Abg. Georg Prack, BA (GRÜNE): Das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz, sehr geehrte Damen und Herren, ist ein Pfusch aus der türkis-blauen Regierungszeit. Das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz ist ein Pfusch der FPÖ-Ministerin - und jetzt stellen Sie sich hier her und wollen, dass wir uns mit diesem Gesetz die Sozialhilfe in Wien verpfuschen. - Nein, danke, sage ich. Sicher nicht! Was haben Sie gemacht? - Sie haben ein Gesetz beschlossen, das vorschreibt, für das zweite Kind ist weniger Geld da als für das erste, für das dritte Kind ist weniger Geld da als für das zweite und für das vierte Kind ist genauso wenig da wie für das dritte - ein Gesetz, das Mehrkindfamilien in die Armut stürzt. Das ist zynisch, das ist ungerecht und das ist verfassungswidrig. Jedes Kind ist gleich viel wert, und deshalb hat der Verfassungsgerichtshof Ihr Gesetz in diesem Punkt aufgehoben. Das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz ist ein Pfusch der FPÖ, das Kinder ärmer gemacht hätte. Würde es nach Ihnen gehen, hätten wir dieses verfassungswidrige Gesetz auch in Wien umgesetzt. Gut, dass wir das hier nicht gemacht haben, gut, dass Rot-Grün die höchste Kindermindestsicherung in ganz Österreich umgesetzt hat, gut, dass wir mehr gegen Kinderarmut tun als alle anderen Bundesländer. Ist es genug? - Nein. Ist es besser als dieser FPÖ- Pfusch? - Mit Sicherheit. Die ÖVP hat lange an diesem FPÖ-Pfusch festgehalten, aber sie hat sich jetzt endlich erstmals bewegt. Dafür bin ich dankbar, weil jeder einzelne Giftzahn, den man diesem Gesetz zieht, von Armut betroffenen Menschen hilft. Sie haben PartnerInnen von PflegegeldbezieherInnen die Mittel gekürzt, gerade wenn sie die Hilfe gebraucht haben. Das Pflegegeld musste auf das Einkommen der PartnerInnen angerechnet werden. Das muss man sich einmal vorstellen: Man gerät in eine soziale Notlage, vielleicht sogar, weil man die Partnerin oder den Partner pflegt, und dann wird einem deshalb auch noch die Sozialhilfe gekürzt. Was für ein ungerechtes Gesetz, was für ein Pfusch! - Wir reparieren das jetzt. Sie haben Frauen, die in Frauenhäusern Schutz gesucht haben, die Mittel gekürzt. Diese Einrichtungen sind durch Ihren Pfusch mit Haushalten gleichgestellt worden. Das bedeutet, den Frauen wurde die Sozialhilfe gekürzt. Eine Frau bekommt also weniger Sozialhilfe, weil sie in ein Frauenhaus geht, um sich vor ihrem gewalttätigen Mann in Sicherheit zu bringen. Was für ein Zynismus, was für ein Pfusch! - Auch das wird jetzt vom Sozialminister repariert. Sie haben darüber hinaus Menschen bestraft, die versucht haben, wieder eine Arbeit aufzunehmen. Auf Grund Ihres Gesetzes wurden Urlaubs- und Weihnachtsgeld auf die Sozialhilfe angerechnet. Da nimmt jemand eine Erwerbstätigkeit auf, und der Staat signalisiert diesen Menschen: Es macht sowieso keinen Sinn, arbeiten zu gehen. - Das ist kein Beschäftigungsanreiz, das ist ein Beschäftigungsverhinderungsprogramm! - Auch dieser Pfusch wird jetzt repariert. Danke, Johannes Rauch! Das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz der türkis-blauen Regierung war und ist ein Pfusch, den wir jetzt Stück für Stück reparieren. Und Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der FPÖ, verlangen nun von uns, dass wir ebendiesen Pfusch noch schnell in Wien umsetzen. - Nein, danke. Sicher nicht! Ich habe noch nie Herrn LR Waldhäusl als Zeugen aufgerufen, aber selbst Ihr eigener Landesrat in Niederösterreich begrüßt die Reparaturen am Sozialhilfe-Grundsatzgesetz, also genau an jenem Pfusch, den seine FPÖ fabriziert hat. Die Sozialhilfe hat eine zentrale Aufgabe, sehr geehrte Damen und Herren: Die Sozialhilfe muss Schutzschirm gegen Armut sein. Mit dem Sozialhilfe-Grundsatzgesetz wurden große Löcher in diesen Schutzschirm geschnitten. Deshalb war es gut und richtig, dass Rot-Grün die Wiener Mindestsicherung beibehalten hat, damit wir armutsgefährdete Wienerinnen und Wiener eben nicht im Regen stehen lassen. Es ist auch gut und richtig, dass nun begonnen wird, die Löcher im Schutzschirm wieder zu stopfen. Es gibt immer noch sehr viel zu tun, aber eines ist auch heute wieder bestätigt worden: Die FPÖ wird dazu keinen Beitrag leisten. Das müssen solidarische PolitikerInnen übernehmen. Ich erwarte, sehr geehrte Damen und Herren, dass auch Sie Ihren Beitrag leisten. - Danke. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächste zum Wort gemeldet hat sich Frau Abg. Hungerländer. Ich erteile es ihr. Bitte. Abg. Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich beginne mit Kollegen Prack, denn der ist wahrscheinlich in der Erinnerung noch am präsentesten. Kollege Prack hat aufgezählt, was alles von der Sozialhilfe-Grundsatzgesetz-Novelle der Bundesregierung vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurde. Und ja, es wurde aufgehoben, und ja, die Bundesregierung hat sich daran gehalten - im Gegensatz zu Wien nämlich. Denn massive Teile dieser Sozialhilfe-Grundsatzgesetz-Novelle wurden nicht aufgehoben - und wer sich nicht daran hält, ist Wien. Wien begeht offenen Verfassungsbruch. Und es ist kein Argument - das habe ich von Ihnen gehört, das habe ich von den NEOS gehört und von der SPÖ gehört -, zu sagen, wir haben moralische Gründe dazu. Ganz im Gegenteil, es ist höchst gefährlich, sich aus persönlichen, moralischen Gründen über die Demokratie zu stellen, über die Verfassung zu stellen und über Urteile des Verfassungsgerichtshofes zu stellen. Sie haben kein Recht dazu! Mein persönliches Highlight war Kollege Konrad. Kollege Konrad hat gesagt: Die Wiener Mindestsicherung ist ein Sprungbrett in den Arbeitsmarkt. - Na, dann schauen wir uns die Arbeitsmarktdaten doch einmal an: Aktuell schaffen es die Bundesländer, auf das Niveau von 2019 zurückzukommen - alle Bundesländer außer Wien, leider Gottes. Arbeitslosigkeit in den Bundesländern ohne Wien: 5,7 Prozent. In Wien haben wir aktuell eine Arbeitslosigkeit von 12 Prozent. Das scheint ein funktionierendes Sprungbrett zu sein, Herr Kollege Konrad! Schauen wir uns auch die Langzeitarbeitslosigkeit an - sie ist vielleicht in diesem Zusammenhang noch einmal interessant -: In Wien 51 Prozent, in den Bundesländern ohne Wien 32 Prozent. - Herr Kollege Konrad, die Wiener Mindestsicherung ist kein Sprungbrett, die Wiener Mindestsicherung ist ein Treibsand für Menschen, die nicht arbeiten können, nicht arbeiten wollen! Es zeigt sich auch ein Mal mehr, dass die NEOS keine liberale Partei mehr sind. Das sehen wir in vielen Bereichen. Integration ist einer, aber ihre Haltung beim Thema Sozialhilfe ist ein ganz deutliches Zeichen: Die NEOS sind keine liberale Partei. Die NEOS sind Teil des Linksblocks hier in diesem Rathaus! Die NEOS sind eine Art Sektion der SPÖ geworden. Die NEOS haben nichts mehr mit Leistungsgerechtigkeit, Leistungswillen oder liberalen Werten zu tun. Und ich sage Ihnen ehrlich, das halte ich für schade, denn es wäre wichtig, eine liberale Kraft vertreten zu haben, einfach um das gesamte Meinungsspektrum abzubilden. Schade, dass die NEOS dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen und sich die Partei in diese soziale, linke Richtung entwickelt hat. Geschätzte Damen und Herren! Wenn man sich die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Inländern und Ausländern bei der Wiener Mindestsicherung ansieht, sieht man ganz deutlich: 2015 ist das Verhältnis gekippt, 2017 ist es tatsächlich gekippt - da gab es die Überschneidung zwischen inländischen und ausländischen Beziehern. Das sind alles die Folgen seit 2015. Klar ist: 2015 war ein "game changer". 2015 hat unsere Innenpolitik verändert. Sie haben aber nicht auf diese Veränderung reagiert. Es ist eine Sache, Politik auf Grund der eigenen Ideologie zu machen, es ist eine andere Sache, Politik auf Grund der Realität zu machen - und Sie haben Ihre Politik der Realität nicht angepasst. Der Bund hat das getan. Der Bund hat mit dem Integrationsgesetz 2017 Integrationsverpflichtungen eingeführt und hat gesagt: Wer diesen Integrationsverpflichtungen nicht nachkommt, der erhält weniger Mindestsicherung. Die Stadt Wien, das Land Wien kontrolliert das - ich hoffe, mehr als stichprobenartig -, aber was das Land Wien nicht gemacht hat, ist, ähnliche Integrationsverpflichtungen einzuführen. Das Land Wien ist nach wie vor bei Integration völlig beliebig, funktioniert nach wie vor völlig auf Basis der Freiwilligkeit und hat nicht aus den Lehren des Bundes gelernt. Was sind die Lehren des Bundes? - Der Bund hat ganz deutlich gezeigt: Ab Inkrafttreten des Integrationsgesetzes 2017, ab Inkrafttreten der Integrationsverpflichtungen ist die Anzahl der Frauen in den Integrationskursen massiv angestiegen. Was zeigt uns das? - Es hat eine Verpflichtung gebraucht, damit Menschen die Integrationsangebote des Bundes in Anspruch nehmen. Das war aber leider keine Lehre für Wien, und ich möchte die letzten Sekunden meiner Redezeit nutzen, um noch einmal meiner Forderung Ausdruck zu verleihen, dass auch Wien ein System der verpflichtenden Integrationsmaßnahmen aufnimmt und an diese eben auch die Auszahlung der Mindestsicherung knüpft, damit nachvollzogen werden kann, wer sich integriert, und damit sichergestellt wird, dass eine Integration auch stattfindet. - Danke schön. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Herzlichen Dank. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg. Aichinger. Ich erteile es ihm. Bitte. Abg. Mag. Michael Aichinger (SPÖ): Herr Präsident! Herr Landesrat! Sehr verehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ursprünglich wollte ich eigentlich noch einige sachliche Punkte einbringen, aber nachdem ich jetzt schon so viel gehört habe - darunter auch viel Kluges -, muss ich feststellen, sehr oft wurde ich dabei an Schiller erinnert, der da sagte: "Herr, dunkel ist seiner Worte Sinn." Da stellen sich Parteien hier her, die reden auf der einen Seite von Geldverschwendung, und auf der anderen Seite beschäftigen sich Gerichte und Untersuchungsausschüsse schon zuhauf mit ihnen. Also bitte kehren Sie vor Ihrer eigenen Tür, bevor Sie hier irgendwelche Anschuldigungen machen! Da gibt es eine Partei, die gerade in Zeiten wie diesen - die Kollegin hat es gerade vorhin angesprochen, Markus: wir leben in einer Zeit eines Krieges, eines Wahnsinns, eines nationalistischen Krieges - hier eine Aktuelle Stunde einberuft, deren Titel genau in diese Richtung geht. Es ist wirklich abstoßend, und vielleicht ist es einem Wunsch geschuldet, dass man wieder ein bisschen einen Knicks vor einem Kriegstreiber macht oder dass man sich ein bisschen in Moskau coram publico fotografieren lässt und dann darüber lacht. - Nein, das ist nicht okay, das ist nicht in Ordnung, und ich halte es in dieser Zeit für widerlich. - Danke. Ganz kurz seien vielleicht doch noch einige Punkte in der Sache selbst angesprochen: Wir in Wien haben uns für einen Weg entschieden, wir gehen diesen Weg konsequent weiter. Die Bundesregierung beweist uns dies, indem sie das Gesetz jetzt ändern wird - auch wenn noch so oft behauptet wird, man weiß es nicht: die Aussagen waren ganz klar, die Änderungen sind aus unserer Sicht noch nicht ausreichend, aber es ist jedenfalls der eindeutig richtige Weg - und beweist, dass unser Weg, der Weg unseres Landeshauptmannes und unseres Landesrates, in dieser Sache der völlig richtige war. Darüber hinaus wurde vorhin auch ein Urteil des Verfassungsgerichtshofes angesprochen - ich halte nur fest: das ist ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes, nur zur Sicherheit, damit wir auch vom Terminus technicus richtig liegen - und dass Wien dieses nicht eingehalten hätte - und das von einer Partei, die ebenso Erkenntnisse des VfGH nicht einmal ignoriert. Ich verweise hier auf die Erkenntnisse nach dem SV-OG: In der Beamten- und Eisenbahnersozialversicherung ist die Zusammensetzung des Verwaltungsrates noch immer nicht geändert worden. Das lassen wir einfach so liegen, ganz am Rande, da reden wir nicht darüber, denn da würden sich Mehrheiten ändern, und das wollen wir ja nicht. Also, das ist ja ganz, ganz schrecklich. Abschließend dazu - und das ist aus meiner Sicht ganz wichtig -: Wir haben den richtigen Weg. Für uns zählt die Bedürftigkeit der Menschen, es zählt nicht die Staatsbürgerschaft. Es gibt hier in Wien klare Regeln, und ich nehme jetzt einen Satz auf, der auch vorhin schon einmal gesagt wurde, nämlich: Wir in Wien, und vor allem die Sozialdemokratie, stehen für die Bekämpfung der Armut und nicht für die Bekämpfung der Ärmsten. - Danke schön. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Vielen Dank. Die Aktuelle Stunde ist somit beendet. Bevor wir zum nächsten Tagesordnungspunkt kommen, möchte ich ein paar Gäste begrüßen - ich würde vorschlagen, das en bloc zu machen und dann den Applaus umso stärker ausfallen zu lassen -: Recht herzlich willkommen heißen bei uns darf ich Frau EU-Abg. Evelyn Regner, der ich auch zur Vizepräsidentschaft recht herzlich gratulieren möchte. (Allgemeiner Beifall.) - Ich stelle gerade fest, ich bin mit meinem Vorschlag gescheitert. - Dann möchte ich recht herzlich begrüßen: Frau Abg. Claudia Gamon, Herrn Abg. Lukas Mandl und Herrn Abg. Harald Vilimsky. Herzlich willkommen in unserer Mitte! (Allgemeiner Beifall.) Recht herzlich zur Mitteilung begrüßen möchte ich auch Frau Bundesrätin Korinna Schumann. (Allgemeiner Beifall.) Der Herr Landeshauptmann hat sich gemäß § 16 der Geschäftsordnung zu einer Mitteilung betreffend "Unser gemeinsames Ziel: Ein sicheres und starkes Europa" zum Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit 40 Minuten begrenzt ist. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Hoher Landtag! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich freue mich sehr, dass Frau Bundesrätin Korinna Schumann bei uns ist. Sie wird ja in der zweiten Hälfte des heurigen Jahres auch Präsidentin des Bundesrates sein, und von daher freue ich mich sehr, dass dieser Austausch zwischen dem Bundesland Wien und dem Nationalrat, in dem Fall aber dem Bundesrat, ein so intensiver ist. Herzlich willkommen, Korinna! Ich freue mich sehr, dass du da bist. (Allgemeiner Beifall.) Ich freue mich natürlich auch ganz besonders, dass die Mitglieder des Europäischen Parlaments - aus unterschiedlichen Fraktionen - hier sind. Wir haben uns ja vorgenommen, dass wir in regelmäßigen Abständen einen Gedanken-, einen Informationsaustausch auch im Wiener Landtag durchführen, um deutlich zu machen, dass wir uns als Stadt, als Bundesland Wien als einen wichtigen Teil der Entwicklung eines gemeinsamen Europas sehen. Von daher freue ich mich sehr, dass Sie sich den Termin vorgemerkt haben, und freue mich schon auf die Diskussion. Ich halte es für ganz wichtig, dass wir uns laufend auch über die großen Themen, die sich innerhalb des gemeinsamen Europas ergeben, austauschen. Wir hätten ja unser Treffen schon am 27. Jänner gehabt, und so wie vieles andere ist Corona-bedingt auch dieser Termin damals der Pandemie zum Opfer gefallen. Umso mehr freue ich mich, dass wir das heute nachholen können. Ich habe schon damals im Jänner eigentlich vorgehabt, ein besonders attraktives Projekt vorzustellen, das wir uns in Wien vorgenommen haben, und zwar im Zuge der Konferenz zur Zukunft Europas. Da gibt es eine sehr breit angelegte Plattform mit allen Sprachen der Europäischen Union, wo die Bürgerinnen und Bürger der EU eingeladen worden sind, sich zu beteiligen: Wie kann es in diesem gemeinsamen Europa weitergehen? - Wir haben das in Wien sehr ernst genommen und haben viele Teile unserer Gesellschaft mit einbezogen in diesen Diskussionsprozess, in den politischen Gremien, aber auch in der Zivilgesellschaft, in wirtschaftlichen Unternehmen genauso wie in zivilgesellschaftlichen Organisationen und Einrichtungen. Ich möchte mich deshalb auf ein besonders schönes Projekt beziehen, das die Bildungsdirektion Wien, das Europabüro, entwickelt hat. Wir haben ja vor vielen Jahren schon ein eigenes Europabüro in der Bildungsdirektion, damals noch Stadtschulrat, eingerichtet, um vor allem auch junge Menschen auf diesem Weg zu einem gemeinsamen Europa mitzunehmen, und im Zuge dessen ist eine sogenannte KreativChallenge entstanden. Wir haben 50 Wiener Schulklassen aus verschiedenen Schultypen eingeladen, ihre Sichtweise zum Thema Europa miteinzubringen: Welche Erwartungen an die Zukunft Europas haben Schülerinnen und Schüler? Und sie haben das in umfassender Art und Weise dokumentiert: mit Zeichnungen, Liedern, Gedichten, Videos. Es ist wichtig, dass wir alle Altersgruppen auf diesem Weg mitnehmen. Wir haben auch viel mit der älteren Generation gemacht - mit dem Pensionistenverband, dem Seniorenbund, mit vielen anderen mehr -, aber es ist natürlich wichtig, dass wir uns ganz besonders auch um die jungen Menschen und um deren Sichtweise kümmern. Gerade jetzt vor dem Hintergrund der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und des Überfalls auf dieses Land gibt es viele Kinder und Jugendliche, die auch Ängste, Sorgen haben und diese entsprechend artikulieren wollen. Von daher ist es schön, zu sehen, dass dieser Wunsch nach einem sicheren, nachhaltigen und sozial gerechten Europa ganz stark auch bei der Jugend verankert ist und dass es diesen Wunsch nach einem friedlichen Europa gerade in dieser Zeit in besonderem Ausmaß gibt. Ich möchte anhand dieses Projektes einige Themenfelder ansprechen, die nicht nur bei dieser KreativChallenge ein Thema geworden sind, sondern auch sonst bei vielen Diskussionen, die wir auch als Mandatarinnen und Mandatare geführt haben, nämlich dass sich die Kinder ein sicheres Europa, ein friedliches Europa wünschen. Und da kann man sagen, die Europäische Union hat sich ungeheuer verdient gemacht um diesen Frieden auf unserem Kontinent, der über viele Jahrzehnte, man kann sagen, Jahrhunderte, mit kriegerischen Auseinandersetzungen gezeichnet worden ist und wo es darum geht, mit diesem gemeinsamen Europa Frieden auf einem Kontinent zu schaffen, der in der Geschichte viel anderes erlebt hat. Nicht zuletzt hat die Europäische Union ja auch den Friedensnobelpreis für ihre Aktivitäten bekommen - sie ist ein Vorzeigeprojekt dafür, wie man frühere nationale Konflikte auch überwinden kann. Der Krieg in der Ukraine zeigt uns aber, wie zerbrechlich und unsicher dieser Frieden auch ist und dass gemeinsames, solidarisches Handeln nach innen und ein geschlossenes, selbstbewusstes Auftreten nach außen für Europa von großer Bedeutung und Wichtigkeit sind. Die Europäische Union muss gerade jetzt ihre gemeinsamen grundlegenden Werte hochhalten, durchaus auch im internationalen Wettbewerb, nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in gesellschaftspolitischen Anliegen, nämlich die Achtung der Menschenwürde, die Meinungsfreiheit, Demokratie, Nichtdiskriminierung und Rechtsstaatlichkeit, Solidarität und Gerechtigkeit sowie die Wahrung der Menschen- und Minderheitsrechte. Bei der Verteidigung dieser gemeinsamen Werte spielten und spielen die europäischen Städte eine ganz besondere Rolle. Als Motoren für gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel stehen die Städte gerade in dieser wichtigen Phase der Entwicklung für Demokratie, für Pluralismus, Meinungs- und Medienfreiheit und sie sprechen sich klar gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Rücksichtslosigkeit und Hass aus. Sehr viele europäische Städte haben gerade jetzt in dieser Situation die Tradition, diese stolze Tradition europäischer demokratischer Werte aufgenommen und auch verteidigt. Wien ist Menschrechtsstadt. Wir haben nicht nur ein Menschenrechtsbüro, sondern wir versuchen, in allen Lebensbereichen auch diesen wichtigen Aspekt zu leben. Auch da hat gerade Wien eine jahrzehntelange Tradition, aus humanistischen Überlegungen Menschen zu helfen, die in besonders schwierigen Lebenssituationen sind. Von der Ungarn-Krise 1956 über den Bürgerkrieg in Jugoslawien bis hin zu den Konflikten im Nahen Osten haben Menschen in Wien Schutz und Hilfe gefunden. Vieles ist leichtgefallen, manches war eine große Herausforderung, aber wir haben uns in Wien auch dieser Herausforderung gestellt. Und nun ist Wien wieder gefordert, all jenen zu helfen, die vor Krieg und Zerstörung fliehen, und das tun wir auch. Wir sind ein neutrales Land, aber wir sind nicht neutral, wenn es um Menschlichkeit geht, wir sind nicht neutral, wenn es um den Bruch des Völkerrechts geht, und wir sind da für jene Menschen, die fliehen müssen, weil es Krieg gibt. Deshalb helfen wir, wenn es notwendig ist, und wir haben gleich am ersten Tag des Krieges, am 24. Februar 2022, neun Sattelschlepper mit Hilfslieferungen in die Ukraine gebracht - humanitäre Hilfe, die sich mittlerweile auf 100 Tonnen Hilfsgüter ausgeweitet hat, und zwar nicht nur in die Ukraine selbst, sondern auch in jene Nachbarländer, die durch die Fluchtbewegung besonders betroffen waren und sind, Polen beispielsweise oder auch die Republik Moldau. Alle bisherigen Wiener Transporte haben ihren Zielort auch sicher erreicht - das war in der kriegerischen Auseinandersetzung gar nicht selbstverständlich -, und wir haben damit unmittelbar vor Ort helfen können: Mit der Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten, Schutzausrüstung, medizinischen Geräten, Betten, Spitalsbetten, und vielem anderen mehr. Und wir haben jenen Menschen unmittelbar geholfen, die zu uns nach Wien gekommen sind: Mit Ankunftszentren, wo wir versucht haben, die Menschen nicht nur sofort zu registrieren, sondern ihnen Hilfe anzubieten, was Unterkunft und Versorgung betrifft, oder auch Kindergarten- und Schulplätze für jene Kinder und Jugendlichen, die mit ihren Müttern zu uns gekommen sind. Deshalb komme ich vielleicht auch zum zweiten Punkt, um zu zeigen, dass dieses Projekt der Bildungsdirektion in Kooperation mit 50 Schulklassen sich auch für ein nachhaltiges Europa ganz besonders ausspricht und auch Vorschläge gemacht hat, wie diese Zukunft eines gemeinsamen Europas auch im Bereich der Nachhaltigkeit aussehen kann. Denn die Städte in der Europäischen Union sind auch Motoren in diesem wichtigen gesellschaftspolitischen Bereich der Zukunft. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur CO2- Neutralität und zeigen mit ihrer Innovationskraft, was möglich ist, wenn der politische Wille da ist, Bürgerinnen und Bürger das unterstützen, und wie Städte auch zu einer Vorreiterrolle in der Bewältigung der Klimakrise kommen können. Wir haben in Wien in diesem Bereich eine lange Tradition. Seit über 20 Jahren gibt es in Wien ein Klimaschutzprogramm der Stadt Wien, und wir haben damit auch geschafft, dass wir das österreichische Bundesland mit den geringsten CO2-Emissionen pro Kopf sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern Ergebnis jahrelanger sehr konsequenter Arbeit, bei der wir uns besonders bemühen, an den großen Schrauben zu drehen, wo es nicht um die Überschriften geht, sondern um tatsächliche Ergebnisse. Diesen konsequenten Weg werden wir weitergehen. Bis 2040 will die Stadt nämlich klimaneutral werden, und wir werden auch in diesem Bereich Vorreiter sein, auch im internationalen Vergleich, auch im Vergleich mit anderen Städten - ein ehrgeiziges Ziel, das wir aber erreichen werden. Dabei stellen wir den Menschen und seine Bedürfnisse ins Zentrum aller Anstrengungen. Und es ist wichtig, dass wir auch jene Politik, die die großen strategischen Ziele unserer Stadt umfasst, wie zum Bespiel die Smart City Strategie, unter Einbeziehung der Bevölkerung machen. Wir haben jetzt erstmals ein partizipatives Klimabudget eingerichtet - auch da sind wir in Österreich Vorreiter -, um Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu bieten, gemeinsam mit Politik und Verwaltung konkrete und wirkungsvolle Klimaprojekte zu entwickeln und auch umzusetzen. Im Kampf gegen den Klimawandel ist vor allem ein gemeinsames, ambitioniertes und bestimmtes Handeln zur Erreichung der Energie- und Mobilitätswende notwendig. Die dafür unerlässlichen Maßnahmen zur Klimaanpassung, zur ökonomischen Transformation bis hin zur Kreislaufwirtschaft sind nur mit einer umfassenden Anstrengung zu bewältigen. Dabei muss immer sichergestellt sein, dass der digitale und der ökologische Wandel für größere soziale Gerechtigkeit sorgt und das vor allem in Städten als Zentren gesellschaftlicher Entwicklung, in Städten wie zum Beispiel in Wien, wo wir auch große Anerkennung in den Städtenetzwerken der Europäischen Union, wie Eurocities und anderen mehr, finden. Ich möchte zum dritten Punkt kommen: Was wünschen sich Kinder und Jugendliche noch? - Sie wünschen sich ein sozial gerechtes Europa. Anhand der Corona-Pandemie haben wir eine ganz deutliche Linie gesehen, die wichtig ist, um den Auswirkungen der Pandemie auch entsprechend sozial gerecht zu begegnen. Die Gesundheitskrise in Europa ging mit einer sozialen Krise einher, und durch die Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Europa, auf den Arbeitsmarkt, das Bildungssystem, das kulturelle Leben ist auch der Zusammenhalt in der Gesellschaft ganz besonders gefordert worden. Von daher ist es wichtig, dass Fairness ein Leitprinzip dieser Entwicklung ist und bleibt und dass die Europäische Kommission auch in Zukunft ein Partner sein wird, um gemeinsam mit den nationalen Regierungen, gemeinsam mit den Städten, gemeinsam für ein soziales Europa zu sorgen. Krieg, Klimakrise und der digitale Wandel, die Pandemie, fehlende Solidarität da und dort stellen für die europäischen Städte große Herausforderungen im Bereich der Gesellschaftspolitik, im Bereich der Wirtschaft dar. Von daher wird es notwendig sein, in die Daseinsvorsorge, aber auch in die innovative Sozialwirtschaft und in den sozialen Zusammenhalt entsprechend zu investieren. Nur wenn öffentliche Dienstleistungen, die Innovationsfähigkeit der lokalen Wirtschaft und die gleichberechtigte Teilhabe aller in der Gesellschaft auch budgetär abgesichert sind, kann die Lebensqualität aller städtischen Bürgerinnen und Bürger entsprechend gewährleistet sein. Hiezu gibt es auch vielversprechende Initiativen, vom Mindestlohn bis zum Kampf gegen Kinderarmut. Auch da ist die Stadt Wien wie in vielen anderen Bereichen in Abstimmung mit anderen Städten und Gemeinden Vorreiter. Die Zukunft Europas und somit die Zukunft der Kinder und Jugendlichen ist ohne Städte undenkbar, denn rund drei Viertel der europäischen Bürgerinnen und Bürger leben in Städten oder in städtischen Agglomerationen. Dabei ist die Stadt für über 335 Millionen Europäerinnen und Europäer die wichtigste lebensnahe Bezugsgröße im Institutionengefüge Europas. Die europäischen Städte sehen sich als Sprachrohr ihrer Bürgerinnen und Bürger und fordern daher eine stärkere institutionelle Verankerung auf europäischer Ebene. Ich darf nicht nur als Wiener Bürgermeister, sondern auch als Präsident des Österreichischen Städtebundes sagen, dass wir uns gerne noch intensiver am Entwicklungsprozess eines gemeinsamen Europas beteiligen würden und dass wir schon vor vielen Jahren Initiativen in diese Richtung gesetzt haben. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mit meinem Amtsvorgänger Dr. Michael Häupl bei EU-Kommissar Gio Hahn war, um eine urbane Agenda einzufordern, und es ist ja auch gelungen, schrittweise Städte und Gemeinden stärker in diesen europäischen Integrationsprozess einzubeziehen, aus der Sicht der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister noch etwas zu wenig, aber es gibt erste Initiativen, erste Schritte, und ich glaube, wir müssen da konsequent dran bleiben, denn viele Umfragen, die wir auch von Seiten des Österreichischen Städtebundes gemacht haben, zeigen: Der Bezug der Bevölkerung ist, wenn man alle Institutionen durchgeht, am stärksten zu den kommunalen Politikerinnen und Politikern. Das sind auch jene, die mit den Alltagssorgen unmittelbar und intensiv verbunden sind. Von daher denke ich, wird es aus der Sicht der Europäischen Union, der Kommission, des Europäischen Parlaments, sicher sinnvoll sein, hier vielleicht noch zusätzliche Initiativen zu schaffen, um die Kommunalpolitik in Europa stärker einzubeziehen. Für die Regionen ist das beim Ausschuss der Regionen schon gelungen, aber der Großteil der Menschen in der Europäischen Union lebt in Städten und von daher, denke ich, macht es Sinn, sich noch stärker zu Wort zu melden. Wir werden das auch tun. Die neue Leipzig-Charta aus dem Jahr 2020 steht ja unter dem Leitmotiv "Die transformative Kraft der Städte" und bildet die Basis für die Weiterentwicklung der EU-Städteagenda. Sie enthält Schlüsselprinzipien und Handlungsempfehlungen, damit die Städte Europas ihr Ziel erreichen können, nämlich gerecht, lebenswert und produktiv zum Wohle ihrer Bürgerinnen und Bürger zu sein. Stadtpolitik hat überhaupt viele Ebenen, ganz besonders in Wien: Das Grätzl, der Bezirk, die Stadt an sich, die Stadtregion - und wir arbeiten sehr intensiv vor allem in der Ostregion mit Niederösterreich und dem Burgenland zusammen - und schließlich, und das betone ich nicht nur heute, weil Sie heute hier bei uns sind, auch die europäische Ebene, und die Zukunft Europas liegt eben im abgestimmten Agieren aller Partner auf Augenhöhe. Und mit dem Abkommen von Ljubljana wurden Ende 2021 die Weichen für die Weiterentwicklung der EU-Städteagenda gestellt. Wir werden in Wien auf jeden Fall da dran bleiben, gemeinsam mit vielen Partnerinnen und Partnern in anderen Städten. Wien war seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union einer der wichtigsten Proponenten für eine starke europäische Städtepolitik. Der Vertrag von Amsterdam, die Verantwortung für die Themenpartnerschaft "Leistbares Wohnen", die Kooperation im Rahmen des Städtenetzwerkes Eurocities, sie alle tragen eine Wiener Handschrift. Wien wird auch in Zukunft den Geist der Solidarität, der Flexibilität, des Experimentierens und der Innovation in den europäischen Städten hochhalten. Gleichzeitig brauchen Städte aber auch stabile Rahmenbedingungen, um weiterhin, nicht zuletzt durch Investitionen in die Daseinsvorsorge, die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger zu sichern, um ihren unverzichtbaren Beitrag für ein sicheres, ein nachhaltiges und sozial gerechtes Europa leisten zu können. Ich möchte zum Abschluss kommen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich komme damit mit meinen Ausführungen noch einmal zu den Zeichnungen, Liedern, Gedichten und Videos, die Wiener Schülerinnen und Schüler auch als Mahnung an unsere Generation, die Generation der politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, gemacht haben. Nehmen wir die Wünsche und Hoffnungen unserer Kinder weiterhin ernst! Tun wir alles, damit sie zu Recht Hoffnungen auf eine bessere Zukunft haben können - in einem vereinten, friedvollen Europa genauso wie in der sozialen Millionenmetropole Wien! Deshalb danke ich Ihnen für Ihr Kommen heute - das ist für uns ein wichtiges, sichtbares Zeichen der Verbundenheit unserer Stadt mit dem Europäischen Parlament - und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. - Glück auf! Präsident Ing. Christian Meidlinger: Ich danke dem Herrn Landeshauptmann für seine Mitteilung. Die Geschäftsordnung bestimmt, dass bei der nun folgenden Besprechung kein Redner öfter als 2 Mal und mehr als insgesamt 20 Minuten sprechen darf. Das gilt auch für unsere Gäste aus dem Europäischen Parlament. Ausgenommen von dieser Beschränkung sind der Landeshauptmann und die zuständigen Mitglieder der Landesregierung, deren Redezeit ist pro Wortmeldung mit 20 Minuten beschränkt. Zur Besprechung der Mitteilung erteile ich Herrn Abg. Vilimsky das Wort. Bitte. EP-Abg. Harald Vilimsky (FPÖ): Herr Bürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zunächst herzlichen Dank für die Gelegenheit, hier sprechen zu dürfen. Wir hatten ja gestern auch Sitzung im Nationalrat, und da war die Debatte eine lebhaftere, weil die Debatte gekennzeichnet war dadurch, dass man wieder enger zusammengerückt ist. Genauso wie im Europäischen Parlament, wo auch wieder Sitzungen klassisch stattfinden, über viele Stunden hinweg, ist man näher zusammengerückt. Ich weiß, dass das nicht eine Forderung von mir an Sie und an das Haus und an die Verantwortlichen sein kann, aber vielleicht geht man auch hier dazu über, wieder näher zusammenzurücken und damit diesen Geist des Parlamentarismus wieder mehr beseelen zu können und auch mehr Debattenkultur möglich zu machen. Schauen Sie, in Wien manifestieren sich viele Probleme, die aus meiner Sicht mit strukturellen Fehlern der Europäischen Union zusammenhängen. Das sind ganz klassisch Probleme, die sich etwa über die Massenzuwanderung ergeben, eine bis zu einem gewissen Grad daraus resultierende Steigerung von Kriminalität und Bandenbildung. Es ist auch die Frage von Asylmissbrauch, wo Metropolen in Europa natürlich eine Magnetwirkung haben auf die Personen, die zu uns kommen und laut den statistischen Daten vielfach hier nicht den Titel eines Schutzbedürftigen oder auch eines subsidiär Schutzbedürftigen haben. Es sind aber auch Fragen wie ethnische Konflikte, exorbitante Preissteigerungen im Immobiliensektor - auf der einen Seite haben wir Ghettobildungen, Verarmungen, auf der anderen Seite explodieren die Immobilienpreise -, Dinge, die sich auf Grund einer aus meiner Sicht schlecht geregelten Situation in Europa in immer mehr Metropolen Europas manifestieren. Aber ich sage, es gibt normale Zeiten und es gibt nicht normale Zeiten. Es sind nicht normale Zeiten, wenn man zwei Jahre an sogenannter Corona-Pandemie gerade hinter sich hat und quasi ohne Atempause volley übergeht in eine Phase, in der an den Türen Europas Krieg herrscht. Daher möchte ich auch meine Ausführungen darauf fokussieren, wo hier die großen strukturellen Fehler liegen, wo man aufpassen muss und wo es für die Zukunft auch einen Weg geben kann, der nicht zu einer weiteren Gefährdung von Österreich und auch Wien führen kann. Wir haben die Corona-Krise ja gerade mehr oder minder beendet, und auch da hat sich die EU gleich am Beginn vorgedrängt und hat versucht, Lösungen anzubieten, die sich als schlecht, als dürftig und zum Teil auch als lachhaft erwiesen haben. Sie erinnern sich vielleicht daran, dass die EU die Erste war, die eine große Lieferung von AstraZeneca bestellt hat, womit man offensichtlich auf das falsche Impfpferd gesetzt hatte, sodass diese Lieferung in weiterer Folge irgendwo schubladiert wurde. Dann gab es Geheimverhandlungen der Kommissionschefin mit einem Großunternehmen, Pfizer, und man hat auf dieses Pferd gesetzt. Auch da hat sich im Nachhinein gezeigt, dass das vielleicht nicht die beste Entscheidung war, weil auch da, sage ich, die Erwartungen weitgehend nicht erfüllt wurden. Was ein Problem dargestellt hat: Dass bis heute die Kommunikation, die Auftragsanbahnung und Abwicklung, die zwischen der Kommissionschefin und dem Chef von Pfizer stattgefunden hat, als strikte Geheimsache behandelt wird und man weder als Parlamentarier, geschweige denn als Steuerzahler oder Bürger auch nur ansatzweise Einblick in diese Thematik hat. Neben der Pandemiegeschichte und der in der Ukraine stattfindenden Problematik schwelt quasi in Permanenz die sogenannte Migrationskrise, wo aus Arabien und Afrika eine Vielzahl von Menschen zu uns drängt, viel mehr, als es noch in den vergangenen Jahren waren, und auch da die Metropolen diejenigen sind, die diesen Wanderungsstrom zu stemmen haben und immer weniger stemmen können. Jetzt könnte man durchaus meinen, man braucht in diesen schwierigen Zeiten eine Europäische Union, weil die Gemeinschaft von Staaten doch besser dran wäre, als wenn einzelne Staaten über ihre Angelegenheit entsprechend befinden. Nur: Faktum ist, dass gerade bei diesen großen Problemen die EU auch immer wieder ein sehr großes Versagen zeigt. Eigentlich dachte man, dass es nach Juncker kaum noch schlimmer werden kann, aber von der Leyen beweist, dass auch nach unten die Skala für die Latte eine offene ist, und die Dinge innerhalb der Europäischen Union nehmen eine mehr als unerfreuliche Entwicklung. So, und jetzt komme ich auf die Causa prima zu sprechen, die auch Wien, glaube ich, sehr betrifft, nämlich die Situation zwischen Russland und der Ukraine. Stellen wir einmal außer Streit, dass das, was Putin da macht, einen Angriffskrieg gegen einen anderen Staat zu führen, bei dem Menschen sterben, einzig und allein aus einer geopolitischen Interessenlage heraus, absolut indiskutabel ist. Krieg kann und darf nie eine Lösung für geopolitische Interessenlagen sein. Es ist aber auch zu beurteilen - und da bin ich jetzt bei der Europäischen Union -: Wie reagiert man auf so eine Wahnsinnsaktion? Und ich erinnere mich, dass es im Europäischen Parlament, als man in einer ersten Tranche darauf reagiert hat, eine Menge von - aus meiner Sicht - Falschbeurteilungen gab. Klar, dieser Krieg gehört verurteilt, das, was Putin macht, ist abscheulich und in keiner Form akzeptabel, aber der Ruf hat ertönt, die NATO muss sich hier viel stärker engagieren in diese Auseinandersetzung hinein - obwohl man weiß, dass die Amerikaner eine andere wirtschaftliche Interessenlage haben, als sie etwa Europa hat. Sie haben das ja schon am Maidan gesehen, ich glaube, im Jahr 2014, 2015, 2016, in diesen Jahren, als unmittelbar nach dem Umsturz dort der Sohn des damaligen Staatssekretärs im Außenministerium Hunter Biden in den Vorstand der größten ukrainischen Energiefirma kam, und im selben Atemzug wurde auch eine US-Amerikanerin zur Ukrainerin umgebürgert und wurde dort Finanzministerin. Das heißt, das, was der Biden-Clan - ich nenne ihn hier einmal so - an wirtschaftlichen Interessenlagen an der Ukraine hat, sollte jemand, der diese Geschichte beurteilen mag, auch nie vergessen. Da gab es gestern auf Twitter einen recht interessanten Hinweis von Christian Wehrschütz. - Sie kennen Christian Wehrschütz auf Grund seiner tollen Berichterstattung aus der Ukraine. Er hat ja jetzt auch den Romy-Preis vom "Kurier" empfangen. - Er veröffentlichte eine Nachricht, die mir ein Freund geschickt hat, in der er schreibt: "Die Amis haben fast alle strategischen Ziele schon erreicht, ohne viel dafür tun zu müssen: die fast vollständige Entkopplung der EU-Wirtschaft von den Russen und damit auch eine Schwächung der europäischen Wirtschaft, eine signifikante Reduktion der konventionellen Kräfte der RF," - also der Russischen Föderation - "damit sich die abgerüstete NATO nicht mehr so fürchten muss, eine Stärkung der US-Rüstungs- und -Energieindustrie, viele ‚lessons learned'" - wird da geschrieben - "aus den bisherigen Kampfhandlungen." - Ich sage: So weit so gut, aber wirtschaftlich gesehen sind die Interessenlagen der USA andere, als wir sie haben. Und wir sollten uns endlich darauf verständigen, dass dieses Europa eigenständige Interessenlagen verfolgen muss, daraus auch eine Stärke entwickeln muss - und das Ziel aller Staaten in Europa und der Gemeinschaft, die sie eint, kann es nur sein, möglichst Frieden, Freiheit und Wohlstand für alle auf diesem Kontinent sicherzustellen. Man muss in diesem Zusammenhang auch aufpassen, auf wen man hört. Ich habe da etwa die Möglichkeit gehabt, vergangenen Sonntag "Im Zentrum" auch über diese Krise diskutieren zu dürfen. Dort sitzt ein unabhängiger Militärexperte, der ein Institut vertritt, das ich bislang nicht wirklich gekannt habe, und ich habe mir das im Internet angesehen, was die Zielsetzungen des Instituts sind. So weit so gut, und dann irgendwo ganz weit hinten, verzweigt und nicht einfach zu finden, sieht man die Liste der Sponsoren. Gut, da hat man viele US-Stellen, man hat britische Stellen, man hat die EU-Kommission - und man hat Rüstungskonzerne, die hier als Finanzier zur Verfügung stehen. Kurioserweise war dieser unabhängige Militärexperte aber jemand, der ganz laut gerufen hat: "Wir müssen jetzt schwere Waffen in die Ukraine bringen!" - Ich frage mich, was das soll, außer Geld für die Rüstungsindustrie zu bringen. Und denjenigen, die jetzt rufen: "Raus aus dem Gas aus Russland!", möchte ich entgegenhalten: Besser raus aus dem Krieg! Das sollte unser Konsens sein. Das für mich wirklich Enttäuschende ist, dass in der ganzen Situation das Wort Frieden immer weniger in den Mund genommen wird. Sogar Selenskyj, der am Anfang noch von Frieden gesprochen hat, ist derjenige, der in die internationale Staatengemeinschaft hinausruft: "Bringt mir schwere Waffen!" - Ich halte das für einen völlig falschen Weg. Erstens ist es naiv, wenn man glaubt, dass als Antwort auf die immer schwereren Waffen die Russen dann vielleicht hier Wattebällchen zurückwerfen werden. Nein, das ist nicht der Fall. Es wird diese kriegerische Auseinandersetzung eskalieren. Europa, und damit Österreich und unsere Heimatstadt Wien, wird damit auch zu einem Leidtragenden werden. Mir gefiele viel mehr, wenn Wien - als Hauptstadt des neutralen Österreich, als UNO- Standort, OSZE-Standort - sich anbietet, hier Friedensverhandlungen zu führen, nicht im NATO-Staat Türkei, sondern auf Wiener Boden. Und da dachte ich ja schon fast, dem Nehammer, dem Bundeskanzler - ich will nicht respektlos sein - sei hier Besonderes gelungen nach seiner PR-Aktion mit Selenskyj in Kiew, dass er über diplomatisch diskrete Kanäle mit den Russen vereinbart haben könnte, die Friedensverhandlungen nach Wien zu holen, und wir mit unserer geschichtlichen Tradition, wir mit unserem Ruf als Ort der Vermittlung und als eine Drehscheibe zwischen Ost und West es moderieren können, Gastgeber sein können für Verhandlungen mit dem Ziel, dass möglichst rasch die Waffen niedergelegt werden und das Sterben beendet wird. Die Enttäuschung war natürlich eine große, als dann bekannt wurde: Nehammer flog zu Putin und Nehammer hat Putin ausgerichtet, dass er ein böser Bub ist und dass er das unterlassen soll, und Nehammer ist wieder nach Hause geflogen. - Also so eine lächerliche Aktion sucht sicher ihresgleichen. Jetzt sind wir bei weiteren strukturellen Fehlern, die auf Grund einer europäischen Dynamik passieren. Wir sind etwa bei der Frage des EU-Beitritts der Ukraine. Ich muss sagen, ich war viele Jahre lang der Obmann der ukrainisch- österreichischen parlamentarischen Freundschaftsgruppe und war drei, vier Mal in Kiew, und ich mag die Menschen dort. Das ist eine europäische Prägung, und dass die eine Langfristoption haben, Teil dieser europäischen Völkerfamilie zu werden - natürlich. Sie haben sie aus meiner Sicht - die Türken nicht, das ist ein anderes Problem, aber die Ukrainer haben sie mit Sicherheit. Nur - jetzt bin ich beim Nur -: In der Situation einer kriegerischen Auseinandersetzung das aufs politische Tapet zu bringen, halte ich für Irrsinn. Und ich halte es auch für Irrsinn, nachdem die Europäische Union all ihre Regeln gebrochen hat, die man nur brechen kann - ich beginne beim Maastricht-Vertrag, der durch die Verschuldung in Wahrheit obsolet und gebrochen ist, ich gehe weiter über den Schengen-Vertrag, der in der Migrationskrise von 2015 bis jetzt de facto keine Bedeutung mehr hat, bis hin zu vielen anderen Regelwerken, die gebrochen worden sind -, dass man ein ganz zentrales Postulat des EU-Regelwerkes, nämlich die Kopenhagener Kriterien, die Voraussetzung sind dafür, Mitglied in der EU werden zu können, jetzt auch nimmt und in den Mistkübel haut, sie irgendwo versteckt - sie sind auf einmal völlig bedeutungslos -, um eine weitere geostrategische Überlegung, die wiederum im Interesse der Amerikaner liegt, umzusetzen, die mit Sicherheit aber nicht im Interesse Europas liegt. Und jetzt bin ich bei der Situation der Energieversorgung von Österreich und Wien, weil wir besonders stark vom russischen Gas abhängig sind - 80 Prozent der Gasimporte in Österreich kommen aus Russland, wir haben Österreich-weit die Situation, dass 900.000 von 4 Millionen Haushalten Gas benötigen - für Heizung und weitere Energieverwertung -, und wir haben in Wien die Situation, dass - Sie wissen das sicher besser als ich - 400.000 Haushalte mit Gas heizen. Jetzt kann man sagen: Wir steigen aus aus dem Gas, und bis 2027 schaffen wir das irgendwie! - Ich glaube nicht, dass das bis 2027 zu schaffen ist, aber was passiert denn jetzt, wenn wir weiter auch in den Ruf einstimmen, schwere Waffen in die Ukraine hineinzubeordern? - Wir verlieren immer mehr unsere Rolle als neutraler Staat. Vielleicht geht es dann Österreich auch so wie den Polen oder den Bulgaren, dass dann die Gasleitungen abgedreht werden - und wenn das der Fall sein sollte, hat Wien ein gigantisches und ein riesiges Problem. Ich warne daher eindringlich davor, hier quasi mit dem Feuer zu spielen, denn ein derartiger Schritt wäre in ganz, ganz negativem Interesse unserer Stadt. Abgesehen davon, dass die Menschen dadurch, dass die Heizungen nicht mehr entsprechend zu bedienen sind, darunter litten, wäre es ein gigantischer Schlag in Richtung Wirtschaft und in Richtung Industrie. Ich halte das daher für falsch, und ich sage das noch einmal: Jetzt ist die Stunde, wo Wien als Sitz der Vereinten Nationen und der OSZE sich endlich anbieten möge - aber das ist jetzt nicht an den Bürgermeister gerichtet, sondern an die Bundesregierung gerichtet -, hier Friedensverhandlungen zu führen, den klaren Ruf in die Welt hinauszuschallen, die Waffen niederzulegen, das Sterben zu beenden und mitzuhelfen dabei, dass diese Welt wieder normaler wird und Frieden wieder definiert. Ich habe es auch für schlecht gefunden, als die Österreichische Bundesregierung in einer Panikaktion, so wie viele andere Staaten der EU, den russischen Botschafter abberufen hat. Da kann man sagen: Schön, den russischen Botschafter, den berufen wir ab - nur gibt es immer Reaktionen darauf. Die Reaktion darauf ist halt jene, dass in Moskau der österreichische Botschafter abberufen wird und damit jene Menschen und vor allem Betriebe, die immer noch wirtschaftlich dort tätig sind, vielleicht auch Sorge haben, Ansprechpartner in Österreich brauchen, damit dann keine Ansprechpartner mehr haben. Was diese Aktion soll, die diplomatischen Kanäle zum Versiegen zu bringen, möge mir einmal jemand erklären. Es gibt verschiedenste weitere Punkte der EU, die mir die drei verbleibenden Minuten nicht mehr erlauben, hier auszuführen. Ich komme einmal noch auf die Europäische Union zurück, wo ich viele strukturelle Fehler gesehen habe, die sich übrigens aus meiner Sicht im Jahr 2016 ganz besonders manifestiert haben - Sie erinnern sich -, als die Briten in einem Referendum gesagt haben, good bye, es reicht uns, wir gehen. Da gab es eine Schrecksekunde auf europäischer Ebene, und diese Schrecksekunde hat bedungen, dass die Europäische Kommission in einem sogenannten Weißbuch fünf Szenarien für die Debatte angeboten hat, wohin sich die Europäische Union entwickeln möge. Das war entweder weiterwurschteln wie bisher, eine Reduktion der Gemeinschaft auf den Binnenmarkt zu machen, eine Art Koalition der Willigen zuzulassen, dass nur diejenigen in bestimmten Projekten kooperieren, die das auch wollen. Dann gab es die Variante, auf die sich die FPÖ immer gestützt hat, weniger an Kooperation, dafür effizienter und besser. Und es gibt das fünfte Szenario, das zumindest wir nicht wollen, vielleicht hier der ein oder andere will: eine totale Vergemeinschaftung und viel, viel, viel mehr an gemeinsamem Handeln. Das würde in letzter Konsequenz heißen, eine europäische Zentralregierung zu implementieren. Das sind einmal fünf Szenarien, über die man reden kann, nur hat es bis ins Jahr 2022 gedauert, bis irgendeine Reaktion der Europäischen Union stattgefunden hat - sechs Jahre lang nichts. Dann hat man jetzt eine Zukunftskonferenz implementiert, die völlig niederschwellig läuft, die ohne wirklich nennenswerte Beteiligung von Bürgern läuft, und es droht, wieder nichts herauszukommen. Wo sind denn die großen Diskussionen in den nationalen Parlamenten? Wo ist die Diskussion in der Bundeshauptstadt Wien, wohin sich diese Europäische Union entwickeln will? Wo ist die Suche, einen Konsens zu finden, dieses gemeinsame Europa so arbeitsfähig zu machen, damit die Ziele, für das es gegründet wurde, nämlich möglichst Frieden, Freiheit und Wohlstand für möglichst viele Menschen in Europa zu schaffen, entsprechend umgesetzt werden können? Ich sehe sie nicht, ich sehe, dass man hinter den Kulissen versucht, Zentralisierung voranzutreiben, Bürger ein bisschen mitreden lässt, aber so niederschwellig, dass sie gar nicht richtig in die Debatte reinkommen, und den Zug, der in Wahrheit im Interesse großer Konzerne ist, so weiter vorantreibt, um diesen Kontinent möglichst optimal für Konzerne gestalten zu können. Es hat ja auch einen Grund, warum auf einen EU-Mandatar in Brüssel 40 Lobbyisten kommen. 40 Lobbyisten pro EU-Mandatar! Da stimmt etwas nicht, das gehört verändert. Unser Weg wäre es, Kompetenzen rückzuverlagern. Die Gemeinschaft der Staaten, die gemeinsam Europa bilden, soll auf Augenhöhe und in Freundschaft miteinander kooperieren. Sie sollen aber weder ihre Selbstständigkeit, ihre individuelle Gestaltungsfähigkeit dabei verlieren, sondern gemeinsam eine Zukunft entwickeln, die im Interesse der Bürgerinnen und Bürger ist. Und dann, sage ich Ihnen, wird diese Europäische Union nicht mehr katastrophal niedere Zustimmungswerte haben, sondern die Menschen werden sagen: Ja, hier ist etwas gelungen, hier ist etwas Gutes, und dort hin sollten wir uns entwickeln und nicht den Weg gehen, den ich jetzt versucht habe, auf Grund weniger fehlerhafter Entwicklungen in die Kritik zu bringen. Meine Zeit ist abgelaufen. Ich danke für Ihr Ohr, das Sie mir geliehen haben. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Gamon. Ich erteile es ihr. Bitte sehr. EP-Abg. Claudia Gamon, MSc (NEOS): Hallo! Ich freue mich sehr, dass ich hier sein kann. Ich werde Sie nicht mit 20 Minuten meiner Gedanken quälen, sondern probieren, es ein wenig kürzer und knapper zu halten, aber man muss ja schon ein wenig darauf reagieren, was Herr Vilimsky hier gesagt hat. Ich freue mich sehr darüber, dass wir als EU-Abgeordnete die Möglichkeit haben, hier sprechen zu können, und möchte mich auch sehr bei Wien bedanken, als europäische Stadt, die diesen europäischen Geist auch gerne lebt, dass das hier auch jetzt zu diesem Zeitpunkt im Landtag diskutiert wird, denn es ist genau die Zeit, in der wir auch darüber sprechen müssen, wie wir Europa weiterentwickeln können und was Europa für alle seine Bürgerinnen und Bürger und vor allem für die Wienerinnen und Wiener noch bedeuten kann. Ich möchte mich beim Landeshauptmann für seine Worte bedanken, weil ich denke, dass es eben jetzt wichtig ist, darüber zu reden, was Solidarität in Europa wirklich bedeutet. Wir sehen jeden Tag neue Bilder der Grausamkeiten, die in der Ukraine passieren, Kriegsverbrechen, Exekutionen, Vergewaltigungen. Es sind Bilder, die kaum zu ertragen sind, aber doch auch Bilder, die uns zum Handeln zwingen müssen. Es muss etwas in uns auslösen, und ich merke das bei ganz vielen Menschen, mit denen ich zum Sprechen komme, die sagen, sie hätten sich gar nicht gedacht, dass es so etwas in Europa, in unserer Nachbarschaft in ihrem Leben noch einmal geben würde. Es bewegt uns, und ich denke, was wir daraus ableiten sollten, ist, wozu es uns bewegt, in der Europäischen Union zu tun und zu verändern. Gerade wir, die politische Verantwortung haben - in Wien, in Österreich, in der Europäischen Union -, sind die, die auf gar keinen Fall wegschauen können, sondern die das zum Anlass nehmen müssen, um etwas zu tun. Ich würde auch gerne in Richtung der FPÖ sprechen, aber sie sind, glaube ich, auf einen Kaffee gegangen. Was Herr Vilimsky hier nämlich gemacht hat, ist natürlich typisch für die Reaktionen, die Rechtspopulisten im Moment in der Europäischen Union haben, die auch unter einer ganz tragischen Amnesie leiden, weil sie leider vergessen haben, dass sie diejenigen waren, die Wladimir Putin in Europa hofiert haben, mit seiner Partei Deals und Vereinbarungen abgeschlossen haben, die sich angebiedert haben. Das waren die Rechten, die Rechtspopulisten und Rechtsextremen in der Europäischen Union, die einen Beitrag dazu geleistet haben, wie diese Gefahr, die von Russland ausgegangen ist, in der Europäischen Union kleingeredet worden ist. Das haben wir denen zu verdanken. Aber da kann man sich jetzt leider, wie so oft, nicht mehr daran erinnern, was man früher einmal gesagt hat. Diese Amnesie ist wirklich etwas ganz Schlimmes, das passiert denen wirklich oft, auch was jetzt wieder im Hinblick auf den Frieden in der Europäischen Union gesagt wurde - ah, da sind Sie wieder, das war ein kurzer Kaffee -, dass jetzt plötzlich doch in der Europäischen Union auf einmal die Fraktionen der Rechten die großen Pazifisten sind, die sagen, ach, wir können doch nicht, und die Waffen, und die NATO! Das ist natürlich alles auch ein bisschen diese Verschwörung, die da mitschwingt. Aber es gibt halt auch keinen Frieden ohne Freiheit. Und gerade auf Grund unserer Vergangenheit haben wir die Verpflichtung, uns dafür einzusetzen, dass so viele Menschen wie möglich auf dieser Welt in Freiheit leben können. Was die FPÖ will, ist, die Ukrainerinnen und Ukrainer der russischen Diktatur zum Fraß vorzuwerfen. Das wollen Sie machen! Sie wollen nämlich, dass dort alles weiter so passiert, soll die Ukraine halt etwas hergeben. Was würden wir denn als Erstes hergeben? Das Burgenland? Worauf könnten wir denn verzichten, wenn plötzlich jemand vor der Tür steht, unsere Freiheit bedroht? Und Sie sagen, da sollte man jetzt aber dringend Friedensverhandlungen starten und einfach schauen, dass sie sich bitte ergeben. Ja, dann ist es halt das nächste Mal das Burgenland. Aber so ist halt die FPÖ, wieder einmal hat man vergessen, was man in der Vergangenheit gesagt hat. Ich denke, dass es aber viele hier auch können, dass man im Endeffekt schon vorhersagen kann, was denn wahrscheinlich zur Europäischen Union gesagt wird, was sie denn leisten soll und wie sie sich weiterentwickeln soll. Wir haben das ja alles schon etliche Male gehört, aber was von rechter Seite nie kommt, sind Antworten, Antworten und Lösungen auf die großen Herausforderungen, vor denen wir nun einmal in der Europäischen Union stehen. Auch wenn man manchmal d'accord ist, was manche Analysen betrifft, wo die Probleme liegen, Herausforderungen, die wir haben, müssen wir doch gemeinsam daran arbeiten, die Europäische Union besser zu machen, sie weiterzuentwickeln, damit sie für ihre Bürgerinnen und Bürger besser funktionieren kann. Dann müssen wir aber auch ernsthaft darüber reden, wie wir das tun können. Und das ist doch gerade diese Zeit, in der es so dringlich geworden ist. Wir müssen vor allem jetzt handeln und Europa weiterentwickeln, weil ich denke, dass das auch das ist, was die Bürgerinnen und Bürger von der Politik erwarten. Es würde meiner Meinung nach vollkommen zu Recht zu einer enormen Politikverdrossenheit und zu einer weiteren Europaskepsis führen, wenn wir jetzt nicht auch einmal liefern und sagen, wie wir die Europäische Union besser machen können. Wir sehen das natürlich, dass wir im Moment trotzdem in vielen Belangen sehr weit von einem wirklich handlungsfähigen, souveränen Europa entfernt sind, wenn wir uns zum Beispiel die Energiefrage anschauen. Jahrzehntelange fehlgeleitete Energiepolitik, vor allem auch in Österreich, hat uns sehr stark abhängig von billigem russischem Gas gemacht - na, billig war es früher -, und anders als viele andere Länder in der Europäischen Union haben wir das auch nie als Problem gesehen. Anstatt dass wir weiter diversifiziert hätten, unser Risiko ein wenig gestreut hätten, was sehr viele andere Staaten in der Europäischen Union gemacht haben, haben wir uns weiter abhängig gemacht. Ich möchte hier aber vielleicht auch kurz ein wenig einen Exkurs machen, was Wien als Stadt im europäischen Kontext leisten kann, und das ist, weiter in der Energiepolitik voranzugehen, zum Beispiel in der Weiterentwicklung der Fernwärme in Wien. Das ist wirklich ein Projekt, auf das sehr viele auch im Europäischen Parlament schauen, wie die Stadt Wien in der Energiepolitik weiter vorangeht. Gerade die Städte haben dabei eine sehr besondere und wichtige Rolle in der europäischen Energiepolitik. Die Städte werden immer wichtiger werden, weil man dort auch am besten, am effektivsten, am effizientesten Klimaschutz und Klimapolitik gut vorleben kann. Das ist enorm wichtig. Ich hoffe und bin mir natürlich sicher, dass die Stadtregierung schon sehr hart daran arbeitet, wie man auch hier noch einmal doch auf die Beschleunigung drücken kann und das auch ein wenig schneller auf den Weg bringt, denn es wird natürlich notwendig sein. Der Herr Landeshauptmann hat es ja in seiner Mitteilung schon ein wenig ausgeführt, dass wir ein gemeinsames Ziel in der Europäischen Union vor Augen haben. Wir wollen ein sicheres und starkes Europa, das seine BürgerInnen schützt und die gemeinsamen Grundwerte verteidigen kann. Aber das werden wir natürlich nur erreichen, wenn wir das auch mit vereinten Kräften angehen. Für mich und für NEOS ist das ganz klar, wohin wir als Ziel möchten. Mir ist klar, dass das vielleicht noch nicht alle teilen, aber vielleicht im Geiste doch auch die Idee verstehen, was wir meinen, wenn wir sagen, wir wollen in Richtung Vereinigte Staaten von Europa gehen. Denn wir glauben daran, dass Europa gemeinsam mehr sein kann, dass auch ein kleines Land wie Österreich für die Europäische Union in einem starken Europa, in den Vereinigten Staaten von Europa mehr bedeuten kann. Und das gilt natürlich auch für eine europäische Stadt wie Wien. Wenn wir auf die Verteidigungspolitik genauer hinschauen, dann muss sich in der Europäischen Union jetzt etwas tun. Wir müssen jetzt entschlossen vorangehen, um die Entscheidungen zu treffen, die wesentlich für eine echte europäische Verteidigungsunion sind. Ich bin mir sicher, dass wir auch noch viele Debatten darüber führen werden. Es gibt Für und Wider, die absolut legitim sind, wenn es um Fragen der gemeinsamen Verteidigung geht, wie eine eventuelle europäische EU-Armee ausschauen könnte, wie sie funktionieren sollte oder was es für andere Modelle gibt. Ganz wichtig ist aber, dass wir diese Debatte führen. Es soll nicht nur um Schlagzeilen gehen, sondern man soll sich auch die Zeit nehmen, darüber zu reden, wie das ausschauen sollte - nicht allzu viel Zeit, denn wir haben auch nicht mehr alle Zeit der Welt. Für Österreich ist das besonders relevant, weil wir eines der wenigen EU-Mitgliedstaaten sind, das kein NATO- Mitglied ist. Das bedeutet, dass wir doch sehr exponiert sind, und ich denke, dass wir nicht so naiv sein sollten, darauf zu vertrauen, dass uns im Ernstfall schon andere verteidigen werden, sondern wir auch Vorbereitungen treffen müssen, wie sich die Europäische Union gemeinsam selbst verteidigen kann. Denn auch bei allem Respekt für das, was die NATO im Moment leistet, sollte die Europäische Union in ihrer Verteidigung Souveränität haben und auch nicht so stark von den Vereinigten Staaten von Amerika abhängig sein. Da geht es gar nicht darum, wie man auf diese sieht, sondern auch ums Prinzip. Es ist einfach aus Prinzip richtig, dass wir uns um unsere eigene Verteidigung sorgen können müssen. Meiner Meinung nach ist die Zeit ja schon lange reif für die Vereinigten Staaten von Europa, denn ohne ein vereintes Handeln werden wir unsere gemeinsamen Ziele nicht erreichen können. Und nur ein wehrfähiges Europa ist meiner Meinung nach auch ein starkes und handlungsfähiges Europa. Und dieses starke und vereinte Europa gibt ja auch Mut und Rückhalt für seine BürgerInnen in einer sehr, sehr unsicheren Zeit. Gerade zu Beginn dieser Krise war ich auch als Bürgerin der Union sehr stolz darauf, wie wir reagiert haben, wie entschlossen man war, wie schnell man geholfen hat, dass wir Schutzsuchende aufgenommen haben, der Ukraine Unterstützung zugesichert haben. Aber wir merken doch alle, dass wir in eine Phase kommen, in der es schwieriger wird, schwieriger wird, auch die Aufmerksamkeit aller Menschen weiterhin auf die Grausamkeiten zu richten, die dort passieren, und zu sagen, das hört nicht auf. Wenn man einen Tag nichts davon liest, bedeutet das nicht, dass in der Ukraine nicht weiterhin unschuldige Menschen sterben, sondern das passiert weiterhin jeden Tag. Deshalb ist die Dringlichkeit immer noch gegeben, aber vor allem unsere Verantwortung, die Europäische Union besser zu machen und daran zu arbeiten. Ich möchte mich sehr fürs Zuhören bedanken und dass wir die Gelegenheit haben, auch hier im Wiener Landtag darüber sprechen zu können und diese wichtige Debatte zu führen. Danke vielmals. Ich bin gespannt auf meine Kolleginnen und Kollegen. Präsident Mag. Manfred Juraczka: Die Redezeit der Frau Abgeordneten betrug elf Minuten, das ergibt eine theoretische Restredezeit bei einer zweiten Wortmeldung von neun Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Mandl. Ich erteile es ihm. EP-Abg. Mag. Lukas Mandl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Lieber Herr Präsident Ernst Woller! Lieber Herr Präsident Manfred Juraczka! Liebe Kolleginnen und Kollegen im Wiener Landesparlament und im Europäischen Parlament! Danke für die Möglichkeit, dass wir im Wiener Landesparlament diese europapolitische Debatte in diesen herausfordernden Zeiten führen können. Es ist nicht selbstverständlich, aber es ist besonders wertvoll, weil Parlamentarismus und der parlamentarische Austausch immer - ich betone: immer, wenn es echter Parlamentarismus ist - ein Teil der Lösung sind. Ich werde darauf in weiterer Folge noch näher eingehen. Herr Bürgermeister, du hast beim Eintreffen hier im schönen Wiener Rathaus für mich die Alte Kaisermühle kurz erwähnt, und ich hatte tatsächlich vor, auch darauf einleitend einzugehen, weil es einfach viel darüber aussagt, wie Wien in Europa und auf dieser Welt dasteht. Eines der Platzeln, wo ich in Wien am liebsten bin, ist die Alte Kaisermühle an der Alten Donau. Ich bin ja ein Kind Transdanubiens, wenn auch von der niederösterreichischen Seite, aber wenn es auf die Wiener Seite geht, dann ist es unter anderen die Alte Kaisermühle. Da war ich im vergangenen Sommer auf der Terrasse und plötzlich sehe ich Bürgermeister Michael Ludwig am Wasser in der Alten Kaisermühle mit den Bürgermeistern von Berlin und Bern zusammensitzen. Es war dann ein gutes Gespräch und es war auch tatsächlich hilfreich für die europapolitische Arbeit, weil ich im Europaparlament als Chefverhandler für den Schweiz-Bericht tätig sein darf und der Berner Bürgermeister auf der Schweizer Seite ein echter Unterstützer der europäischen Idee ist. Es war ein gutes Zeichen, dass Wien wieder einmal Knotenpunkt sein kann, nicht nur von den formalen Gesprächen, von denen wir wissen, vom JCPOA Iran-Atom-Deal bis zu anderen Themen, sondern auch von informellen Kontakten. Ich danke meinen Kolleginnen und Kollegen im Europäischen Parlament, wenn sie immer die sachliche überparteiliche Zusammenarbeit suchen. Das ist es auch, was die europaparlamentarische Arbeit nicht nur auszeichnet, sondern geradezu verlangt, wenn man etwas erreichen will. Das ist Teil des Parlamentarismus, den ich meine, wenn ich sage, er ist immer ein Teil der Lösung, weil Parteien wichtig für die Demokratie sind. Es gibt keine Demokratie ohne Parteien, aber noch wichtiger erscheint mir der Parlamentarismus zu sein, wenn man zu Lösungen kommen will. In diesem Sinne möchte ich anführen, dass ich von meinen Kolleginnen und Kollegen der Wiener Volkspartei in den vergangenen Tagen Anträge zugeschickt bekommen habe, die anlässlich dieser europapolitischen Debatte gestellt werden. Ich möchte einfach ganz im Stil auch der europäischen parlamentarischen Arbeit dazu einladen, diese Anträge sachlich und inhaltlich zu prüfen und vielleicht das eine oder andere ganz überparteilich, ganz parlamentarisch im Interesse Wiens, im Interesse Österreichs auf die Reise zu bringen. Da sind Anträge dabei zum Thema Sicherheit. Claudia Gamon hat schon angesprochen, wie wichtig die Verteidigungshaushalte sind. Es sind, glaube ich, sogar gleich zwei Anträge der Wiener Volkspartei zu Sicherheitsthemen, und die sind so dringend und wichtig. Der Europäische Verteidigungsfonds, auch der Verteidigungshaushalt für Österreich sind für die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher so unglaublich wichtig. Auch die Nachverfolgung von Kriegsverbrechen wird thematisiert, etwas, das entscheidend ist, um zu einer Nachkriegsordnung nach dem aktuellen Kremlregime und zu einem dauerhaften Frieden zu kommen. Das Pensions-Splitting wird thematisiert, das Europäische Jahr der Jugend, das gerade läuft. Eigentlich sollte ja jedes Europäische Jahr ein Jahr der Jugend sein, weil wir ja mit der Zukunft und mit den Chancen der jungen Menschen in Zukunft immer zu tun haben und für diese da sind, jetzt nicht nur für die Chancen, sondern auch für die Freiheit, auch für den Frieden. Der Bürgermeister hat die Konferenz zur Zukunft Europas angesprochen. Da bin ich schon so viel Parlamentarier, um anzuführen, die Konferenz zur Zukunft Europas ist eine feine Idee. Die Umsetzung in der Bürgerbeteiligung ist nicht so in die Breite gegangen, wie man sich das erhoffen hätte können, aber es gibt ja seit 1979 eine dauerhafte Konferenz zur Zukunft Europas, das ist das Europäische Parlament, und dort beraten wir. Das heißt nicht, dass wir das hinter verschlossenen Türen tun, sondern gerade mit den Kolleginnen und Kollegen in anderen Parlamenten, heute eben erfreulicherweise und sehr, sehr ergiebig auch im Wiener Landesparlament. Apropos überparteiliche Zusammenarbeit: Wenn ich Peko Baxant oder Hans Arsenovic hier sehe, dann sind das Persönlichkeiten, mit denen ich gerne gerade auch an demokratiepolitischen Themen arbeite, oder mit Niki Kunrath in so vielen außenpolitischen Themen oder Fragen der Gedenkkultur. Wir arbeiten überparteilich zusammen, und dazu lade ich auch ein, weil gute Ideen kommen, auch aus unserer Wiener Volkspartei, und gerade von dort. Ich muss etwas teilen, da war ich zu wenig mutig: Am Beginn der Pandemie hat Hannes Taborsky einmal angerufen und hat gesagt, es müsste doch so etwas wie einen europaweiten Impfpass geben, mit dem man europaweit von A nach B reisen kann, der in jedem Mitgliedstaat der Europäischen Union anerkannt wird. Ehrlich gesagt, als gelernter Parlamentarier auf europäischer Ebene war ich nicht sofort Feuer und Flamme, dass das funktionieren kann. Aber Hannes Taborsky war der Erste, der mit dieser Idee zumindest auf mich zugekommen ist, der das auch öffentlich kommuniziert hat, der auch Anträge hier im Haus gestellt hat. Und heute gibt es den Grünen Pass und nächste Woche verlängern wir den Grünen Pass sogar bis 30. Juni 2023. Es ist möglich, hier zusammenzuarbeiten. Herr Bürgermeister, wenn ich von Parlamentarismus und überparteilicher Zusammenarbeit rede, brauche ich nicht zu betonen, wenn schon Sicherheit auch Thema dieser Europadebatte ist, dass es mit Karl Mahrer hier im Haus einen Abgeordneten gibt, der mehr als jeder andere ganz sicher mit Sicherheit zu tun hatte, sich mit der Sicherheit unserer Bürger und Bürgerinnen auskennt und für die Sicherheit arbeitet. Der Herr Bürgermeister hat einleitend auch die Städte angesprochen, die Zusammenarbeit der Städte, nicht nur Wiens und Berlins und Berns, sondern auch der Städte auf europäischer Ebene, des Europäischen Städtebundes. Ich möchte mit Ihnen einen Gedanken teilen, der für mich wirklich bestechend ist und der uns motivieren kann, auf diesem Weg weiterzuarbeiten. Es gibt keinen Teil der Welt, in dem die städtischen Zentren und die ländlichen Räume so gut miteinander arbeiten und so gut co-existieren, wie das in Europa der Fall ist. In allen anderen Teilen der Welt gibt es viel mehr Landflucht in irgendeiner Form, gibt es viel mehr Verelendung in Städten, Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Schlimmeres. In Europa haben wir das durch eine gute subsidiäre Struktur - Subsidiarität ist ein Teil der europäischen Prinzipien - gelöst, dass die städtischen Zentren und die ländlichen Räume beide ihre Kraft entfalten können. Das kommt aber nicht von ungefähr, das kommt von der Zusammenarbeit der Regionen und Städte, das kommt daher, dass nicht nur der Parlamentarismus, wie ich das angeführt habe, sondern auch die lokale Ebene und die regionale Ebene immer ein Teil der Lösungen sind, weil man eben dort weiß, was die Herausforderungen sind, die im Sinne der Bürger und Bürgerinnen bewältigt werden müssen. Ich freue mich daher, dass ich jetzt über schon acht Jahre in der Assembly of European Regions, wo ich Niederösterreich vertreten darf, mit der Wiener Seite zusammenarbeiten darf. Früher war dort Ernst Woller Vertreter, jetzt ist er Präsident. Wichtig ist aber, dass Niederösterreich und Wien in dieser Organisation wie in anderen Mitglieder sind. Es ist eine Organisation, in der auch Regionen außerhalb der EU-Mitglieder sind, beispielsweise ukrainische Regionen, was in Zeiten wie diesen besonders wertvoll ist, weil es Gesprächskanäle erhält, Kontakt möglich macht und jene Hilfe und Unterstützung, die so wichtig für Frieden und Freiheit ist, erst möglich macht. Ich denke, wir leben in einer Zeit multipler Krisen. Ich habe das mit Stefan Gara kurz im Zwiegespräch erörtert. Wir haben noch die Pandemiekrise, wir haben die Inflation, die viele Menschen so sehr belastet, und wir haben Krieg in Europa. Und wir sind als politisch Verantwortliche, denke ich, als Parlamentarierinnen und Parlamentarier gefordert, alle diese Krisen zu bearbeiten und zu allen diesen Krisen Verantwortung zu übernehmen. Es ist nicht die Zeit des Taktierens, es ist auch wieder nicht die Zeit der Parteipolitik, es ist die Zeit, Verantwortung zu übernehmen und voranzugehen. Im Wort Verantwortung steckt das Wort "antworten", und antworten können wir Bürgerinnen und Bürgern, für die wir da sein dürfen, nur, wenn wir vorher zuhören. Deshalb ist auf dem Weg dieser Verantwortung das Zuhören so wichtig. Ja, wir haben es in der Pandemie erlebt. Das letzte Mal durfte ich hier im Wiener Landtag am 28. Jänner 2020 sprechen, ein Tag, der für mich unvergessen bleibt. Es war noch im historischen Sitzungssaal, der hoffentlich bald wieder besiedelt werden kann, und es war kurz vor der Pandemie. Erinnern wir uns, wie die Pandemie begonnen hat: mit viel Solidarität, mit viel Gefühl des Zusammenwirkens und des einander Unterstützens. Beachten wir aber auch, wie die Pandemie weitergelaufen ist, und sie hat viel mit Spaltung und Konflikt und gesellschaftlicher Auseinandersetzung zu tun. Wir haben also auch die Verantwortung, zu einen, wo andere die Spaltung suchen. Wir sind auch Ziel von Spaltungsversuchen von außen. Wir haben im Europäischen Parlament jetzt schon den zweiten Sonderausschuss zu "foreign interference", also der Einflussnahme von außen, besonders durch Desinformation. Wir wissen, dass 60 Prozent der Desinformation auch in der Vergangenheit vor dem Krieg konventioneller Art schon aus dem Kreml gekommen ist. Umso wichtiger ist es, dass wir Europa, aber auch unsere Gesellschaft einen, dass wir zusammenhalten, indem wir zuhören, adressieren, was Bürgerinnen und Bürgern so wichtig ist, und dann auch richtige Entscheidungen treffen. Und richtige Entscheidungen sind verlangt: nach wie vor in der Pandemiekrise, in der Inflationskrise und auch angesichts dieses Krieges. Vieles Richtige wurde schon gesagt, auch vieles, das ich nicht teile. Besonders dazu möchte ich gerne ein Zitat teilen, nämlich jenes von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die in der Sondersitzung des Europäischen Parlaments am 1. März gesagt hat: "Unsere Hand bleibt ausgestreckt an das andere Russland." Es ist auch wichtig, das auszusprechen. Wir dürfen gerade auf der Basis der Zivilisation, die wir verteidigen, der Freiheit, die wir verteidigen, nicht in die Phase oder in das Fahrwasser kommen, dass wir Russinnen und Russen pauschal irgendwie abwerten - auf keinen Fall. Es geht um das Kremlregime und die Verbrechen, die vom Kremlregime begangen werden, die verfolgt werden müssen, und durch diese Verfolgung muss Frieden von Dauer und Freiheit für die betroffenen Menschen hergestellt werden. Das ist es, was irgendwann einmal auch mit einem anderen Russland möglich sein wird, und unsere Hand an dieses andere Russland bleibt ausgestreckt. Wien tut sehr, sehr viel für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, ganz Österreich tut sehr viel für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Auch hier ist die Zeit der Gleichzeitigkeit angebrochen: die nachhaltige Stützung unseres Verteidigungshaushaltes, die unmittelbare Unterstützung im Freiheitskampf der Ukraine, die unblutige Verteidigung gegen diesen blutigen Angriffskrieg, die erste in der Geschichte. Erstmals in der Geschichte ist unsere Zivilisation auf dem Niveau, dass wir uns durch Sanktionen unblutig gegen einen blutigen und brutalen Angriffskrieg verteidigen. Ich bin zuversichtlich, dass diese Verteidigung im Kontext mit den anderen Maßnahmen funktionieren wird. In all dem sind wir gefordert, glaube ich, drei Dinge zu tun, gerade als Parlamentarierinnen und Parlamentarier, nämlich kühlen Kopf zu bewahren. Das ist gar nicht so einfach angesichts der Bilder, die Claudia Gamon auch erwähnt hat, und angesichts der auf uns hereinströmenden schockierenden Informationen. Aber: Kühlen Kopf bewahren in all den Entscheidungen, gleichzeitig die Herzen offen zu halten für die Menschen, die leiden. Die leiden unmittelbar im Kriegsgeschehen, die leiden, weil sie flüchten müssen, die leiden, weil sie Angst haben um ihre Angehörigen, die leiden auch in anderen Teilen Europas, am Westbalkan etwa, weil Traumata aus der Vergangenheit wieder hochkommen, beispielsweise aus dem Serbien-Kosovo-Konflikt, weil sie Angst durch diese Traumata bekommen. Die leiden auch in anderen Teilen Europas, nicht nur in der östlichen Partnerschaft, überall aus dieser Angst heraus. Also: Die Herzen offen zu halten für die leidenden Menschen - dazu gehören auch das Zuhören und das Suchen nach Lösungen. Und drittens: Hand anzulegen, um am Frieden zu bauen. Ja, offenkundig sind wir wieder eine Generation, die Detailfragen lösen muss und in Detailfragen auch das Privileg hat, eine gute Gesellschaft noch besser zu machen und gut zu erhalten. Aber auch die elementaren Fragen von Leben und Tod, von Frieden und Krieg sind da. Es waren andere Generationen damit befasst, sie hatten es nicht leicht, aber sie mussten es bewältigen. Und wir dürfen, so gut wir können, zusammenhalten, eben über all diese genannten Grenzen hinweg und das gemeinsam bewältigen, von der lokalen Ebene, so wie im schönen Wien, bis zur europäischen und auch zur globalen Ebene. Dann können wir unseren Kindern vielleicht eine Welt hinterlassen, in der dann wirklich gilt, dass alle Menschen in Freiheit und Frieden leben können. Präsident Mag. Manfred Juraczka: Die Redezeit betrug 15 Minuten, das ergibt eine etwaige Restredezeit von 5 Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Regner. Ich erteile es ihr. EP-Abg. Mag. Evelyn Regner (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Abgeordnete zum Wiener Landtag, zum Europäischen Parlament! Was für eine schöne Gelegenheit als Wienerin nach so langer Nicht-Möglichkeit, mit Ihnen in diesem prachtvollen Rahmen des Wiener Rathauses debattieren zu dürfen, wieder eine europapolitische Debatte führen zu dürfen und das Ganze auch noch dreidimensional, also in personam. Für mich ist es eine riesengroße Freude, mich endlich auch hier wieder mit Ihnen austauschen zu dürfen. Danke deshalb für die Einladung, aber auch für die Themensetzung, ein starkes und sicheres Europa. Das ist ein Thema, das sehr, sehr gut gewählt ist, in diesem Moment, in diesen Zeiten, denn wir befinden uns mitten in einer Wende, wie es der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sagt, in einer Zeitenwende. Die Gesundheitskrise, Corona, ist noch nicht vorbei. Wirtschafts- und soziale Krise, angesichts der irren Preissteigerungen, wenn es um die alltäglichen Bedürfnisse geht, um Lebensmittel, um Energie, um Wohnen, ist voll präsent und natürlich Krieg in der Ukraine und die Klimakrise als Dauerthema. Das sind also Krisen, die aufeinanderprallen und die uns allen noch einmal ganz deutlich machen, was in unserem System falsch läuft, aber andererseits auch zeigen, wo es gut läuft, in Wien zum Beispiel. Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die immer größer werdende Ungleichheit, auch die soziale Ungleichheit, zeigen uns ganz deutlich, dass wir zusammenhalten müssen, also solidarisch sein, insbesondere mit den Schwächeren in unserer Gesellschaft, denn dann haben auch alle anderen etwas davon. Und unsere Stärke - und das hat Wien während der Covid-Krise ganz besonders deutlich gezeigt - ist zusammenzuhalten, damit schaffen wir Sicherheit für alle Menschen. Wenn wir jetzt auf die aktuelle Europapolitik schauen, dann müssen wir natürlich unseren Blick auf die globalen Verhältnisse werfen, wie das ja auch alle Kolleginnen und Kollegen davor schon erwähnt haben. Die meisten von uns sind mit einem Wohlstandsversprechen aufgewachsen: Wenn man brav ist in der Schule, aufpasst, tüchtig ist, ordentlich leistet, also sich anstrengt - anstrengen muss man sich schon -, dann geht sich ein gutes Leben aus, dann sind die äußeren Verhältnisse gesichert. Es gibt schon Reichere, es gibt Ärmere, aber Wohnen ist leistbar, es ist eine Sicherheit und eine gewisse Zukunft da. Allerspätestens allerdings - allerspätestens, sage ich - seit Greta Thunberg's Streik wissen wir, dass es natürlich nicht unendliche Ressourcen in der Welt gibt. Die Klimakrise ist real, wir sind mittendrin. Und damit verbunden ist natürlich auch die immer größer werdende soziale Unsicherheit, durch steigende Vermögensungleichheit, weniger Chancen für den Großteil der Bevölkerung. Das trifft vor allem jüngere Menschen, die sich fragen: Geht sich das aus für mich? Ein Leben, wirklich in Sicherheit - wie schaut das aus in 20, 30 Jahren? Wie ist das mit dem Klima? Kann ich mir mein Wohnen leisten? Daher müssen wir lokal, regional in Wien, in Europa Maßnahmen adressieren, um insbesondere der Jugend diese Sicherheit zu geben. Damit sind wir auch schon beim Krieg in der Ukraine, einer der großen Herausforderungen, vor denen wir jetzt stehen, nämlich Russland. Putin's Bedeutung auf dem internationalen Parkett sind natürlich die großen Energiereserven, ist das Atomwaffenarsenal. Putin's Strategie, Putin's Technik, die er nun seit vielen Jahren betreibt, ist es, zu sabotieren, die liberale europäische Ordnung zu stören. Energiepolitik ist dabei natürlich Geopolitik, und wir, die wir in so großem Maße vom russischen Gas, von der russischen Energie abhängig sind, sind da natürlich ganz besonders exponiert. Die Wahlen in Frankreich sind das aktuelle Beispiel dazu. Der Einfluss von Putin, der Einfluss von Russland ist natürlich keineswegs neu. Rechtspopulistische Parteien - nicht nur in Frankreich, überall - sind seit Jahren mit Geld und Netzwerken gefördert, denn sie stellen das demokratische System auch in Österreich in Frage. Brexit, die Antieuropakampagnen und auch beispielsweise Organisationen, die Frauenrechte sabotieren, die LGBTIQ- Community schwerstens unter Druck setzen, sind nur einige Beispiele des Einflusses Russlands auf Europa, um zu stören, um zu destabilisieren. Wir haben diesen systematischen Kampagnen zur Spaltung leider viel zu lange zugeschaut. Wenn es nach wie vor gut sichtbar ist, wenn es in der Europäischen Union jetzt eine Wahl gibt, wie das beispielsweise in Frankreich gewesen ist, zwischen der extremen Rechten auf der einen Seite und einer Alternativen auf der anderen, dann mobilisiert sich die Mehrheit für diese Alternative, aber natürlich teilweise mit viel Bauchweh. Also einfach ist das alles nicht. Auf all diese realen Probleme müssen wir eine Antwort geben, und meine Antwort ist klar: Es geht um die europäischen Werte, es geht um Frieden, es geht um Demokratie, es geht um Rechtsstaatlichkeit, es geht darum, den Sozialstaat und damit den Wohlstand zu stärken. Das ist die europäische Antwort. Die Geschlossenheit, die die Europäische Union gerade zeigt bei der Unterstützung der Ukraine, bei der Aufnahme der vielen Geflüchteten, vor allem Frauen, und auch teilweise bei den Sanktionen gegenüber Russland, ist für viele überraschend gekommen. Wir haben diese Erzählung vor uns, die Europäische Union, das sind die 27 EU- Staaten. Die sind zwar alle in dem großen Verband der EU, aber im Endeffekt ist es doch oft so, dass jeder seine eigenen nationalen Interessen verfolgt und in Wirklichkeit ist das schon ein ziemlicher Flohzirkus. Aber diese Erzählung der Europäischen Union ist jetzt eines Besseren belehrt worden, denn wir halten zusammen. Und diesen Zusammenhalt, der bereits in der Pandemie bei der Impfstoffbeschaffung - erst holprig, aber dann recht gut -, aber vor allem auch bei den 750 Milliarden, die in den Wiederaufbau, in die Resilienz der Europäischen Union gepumpt werden und wurden, sichtbar zu machen, da zusammenzuhalten, ist unsere Stärke. Hier kann die Europäische Union sehr viel dazu beitragen, dass es letztlich allen Menschen in der Europäischen Union bessergeht. Genau darin ist unser Zukunftsversprechen. Bei der Mähr von diesem ewigen Wachstum sehen wir, die geht ja nicht weiter. Es geht darum, ein Zukunftsversprechen an unsere Jugend zu geben, aber natürlich nicht nur ein Zukunftsversprechen zu geben, sondern es vor allem zu halten. Die Klimakrise zu lösen - das wissen wir, dazu müssen wir entschlossen handeln und wir müssen schnell handeln, und das Wichtigste ist vor allem zu handeln. Die Europäische Union hat sich strenge Ziele gesetzt, Wien hat sich noch strengere gesetzt, und an die müssen wir uns halten. Die Klimakrise und die Ukraine-Krise, das ist jetzt mehr oder weniger genau der richtige Zeitpunkt, zu dem wir sehen, wir müssen handeln. Wir sind so verdammt abhängig von Gas, von Öl, von fossiler Energie, und dementsprechend ist es besser, heute als morgen in die nachhaltigen Energien zu investieren. Das ist natürlich ein gewaltiger Aufwand, es ist vor allem auch eine Aufforderung an die österreichische Bundesministerin, wirklich auch einen konkreten Plan vorzulegen, um unserer Jugend dieses Versprechen nicht zur geben, sondern es auch zu halten. Deshalb ist Energiepolitik Klimapolitik, ist Sicherheitspolitik, aber - das sage ich nicht nur als Sozialdemokratin, das sage ich als überzeugte Europäerin - sie ist Sozialpolitik. Klimapolitik und klimapolitische Maßnahmen erfordern immer, Menschen an der Hand zu nehmen und mitzunehmen, denn die soziale Sicherheit ist in diesem Zusammenhang wirklich der Schlüssel. Die soziale Sicherheit bedeutet, die soziale Säule massiv zu stärken, es bedeutet aber vor allem auch, dass der Klimakollaps nicht nur allein von der Mittelschicht quasi verhindert werden kann, sondern das bedeutet auch, diejenigen in die Pflicht zu nehmen, die besonders die Verursacher der Emissionen sind. Wir brauchen deshalb eine globale Mindeststeuer für Unternehmen, aber wir brauchen vor allem endlich auch eine Vermögenssteuer, eine Millionärssteuer. Warum? - 1 Prozent der Bevölkerung verursacht 49 Prozent der Emissionen, während 99 Prozent der Menschen letztlich dafür bezahlen. Das muss endlich richtiggestellt werden, dass nämlich diejenigen in die Pflicht genommen werden, die sie verursachen, um damit tatsächlich wirklich die richtigen Schritte gegen den Klimakollaps zu setzen. Ich möchte in dem Zusammenhang noch etwas sagen, was mir besonders ein Anliegen ist, nämlich alle klugen Köpfe zusammenziehen. Das bedeutet, Diversität, Gleichstellung zu fördern. Das bedeutet nämlich letztlich, robust die Maßnahmen, die ich jetzt alle genannt habe, auch entsprechend umzusetzen, denn Stärke und Sicherheit in einem gemeinsamen Europa heißt eben soziale Absicherung, faire Arbeitsbedingungen, faire Löhne - der Mindestlohn wurde angesprochen -, denn diese innere Stärke schafft schließlich die äußere Stärke in der Außenpolitik. Das bedeutet, nur dann, wenn wir auch an dieses Europa glauben, uns einsetzen, es stützen und die Europäische Union tragen, haben wir die innere Stärke, all diese gemeinsamen Maßnahmen, die notwendig sind, auch entsprechend umzusetzen. Wien zeigt es vor. Deshalb nicht nur mein Dankeschön an den Bürgermeister und alle Abgeordneten, die sich da so grundlegend einsetzen, und natürlich die gesamte Stadtregierung, sondern Wien zeigt hier vor, wie wir klimapolitisch, menschlich, sozial, sicher quasi die Menschen an der Hand partizipativ mitnehmen können, um diese Maßnahmen zu begleiten. Aber das brauchen wir natürlich alles auch in einem stärkeren Zusammen in einer Europäischen Union durch Städtepartnerschaften, durch alle Netzwerke, die das entsprechend tragen und stärken können. Das heißt, der Rahmen, den wir über die Europäische Union schaffen, kann eure Arbeit erleichtern, kann das Leben von jeder und jedem Einzelnen in dieser wunderbaren Stadt bereichern. Deshalb stehe ich für dieses Gemeinsame, für dieses Zusammen und bedanke mich für die Gelegenheit, mich eben mit euch darüber austauschen zu dürfen. Präsident Mag. Manfred Juraczka: Herzlichen Dank. Die Frau Abgeordnete hatte eine Redezeit von zwölf Minuten, es besteht auch hier eine Restredezeit von acht Minuten. Ich danke jetzt für diese erste Runde der Europaabgeordneten. Es wird dann am Ende der Debatte durchaus noch für die, die eine Restredezeit haben, die Möglichkeit bestehen, auf die jetzige Debatte zu replizieren. Ich darf nun den ersten Abgeordneten des Hauses um seinen Beitrag ersuchen. Zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Kunrath. Ich erteile es ihm. Abg. Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Der Herr Landeshauptmann ist nicht mehr hier. Sehr geehrte Damen und Herren via Livestream! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe KollegInnen vom Europäischen Parlament! Ich muss ja heute etwas ungewöhnlich beginnen, ich muss nämlich jemanden entschuldigen. Ich muss die Mitglieder der Grünen Fraktion im Europarlament mit dem größten Bedauern entschuldigen. Es ist ihnen leider heute nicht möglich gewesen, nach Wien zu kommen. Es gab auf Grund der Ukraine ganz plötzlich eine interne Klausur, und es ist Monika Vana eine der Engagiertesten, viele von euch kennen Sie von Beginn an, die auch die Idee gehabt hat, die Idee mitgetragen hat, dass die Europaparlamentarier hier sprechen können - heute nicht hier. Sie lässt sich 1.000 Mal entschuldigen, und ich möchte das auch in ihrem Namen tun. Nun aber zu meiner Rede selbst. Zuerst einmal noch einmal Danke an die MEP für ihre Worte. Manches konnte ich natürlich unterstützend finden, bei manchem tue ich mir ein bisschen schwer, und bei manchen Einschätzungen über den Krieg in der Ukraine sind wir offensichtlich in unterschiedlichen Meinungen. Der Angriff der Putin'schen Russischen Föderation auf die Ukraine und sein Vernichtungskrieg gegen die Zivilbevölkerung der Ukraine hat zu einer neuen Dimension internationaler Beziehung geführt, die vielfach auch als Zeitenwende bezeichnet wird, wobei ich als Aktivist der Friedensbewegung der frühen 80er Jahre durchaus Parallelen zum Kalten Krieg der Militärblöcke sehe. Auch damals gab es die Angst vor einem atomaren Dritten Weltkrieg, aber auch die Hoffnung und die Zuversicht, dass keiner der Kontrahenten einen solchen beginnen wird, wenn er damit die Selbstauslöschung riskiert. Wladimir Putin hat einen Überfall auf ein demokratisches Land begonnen, ohne Rücksicht auf Völkerrecht, ohne Rücksicht auf Diplomatie und droht sogar offen mit dem Einsatz von Nuklearwaffen. Insofern ist das sogar ein Rückfall in viel, viel frühere Zeiten, in eine Zeit des Negierens aller Vereinbarungen und Verträge, die mit dem Holocaust und dem Tod von Millionen von Menschen zu einem schrecklichen Ende führten. Diese Logik dürfen wir nicht hinnehmen. Dass Österreich als neutrales Land nicht militärisch eingreift, versteht sich von selbst. Neutralität darf aber niemals heißen, sich wegzudrehen und zu tun, als wäre nichts geschehen. Beim Benennen und Verurteilen von Kriegsverbrechen ist Parteinahme mehr als legitim und nötig, und humanitäre Hilfe zu geben, ist meines Erachtens Pflicht. Meine volle Solidarität gehört aber auch jenen Menschen in der Russischen Föderation, die unter massivem Druck und Verfolgung mit viel Mut ihre Stimme gegen den Angriffskrieg Putin's erheben und sich der Gehirnwäsche der Putin-Propaganda entziehen. Und wie es so oft, sei das 56 gewesen, sei das 68 gewesen, sei das 81 gewesen oder ab 92 und 2015, geht es hier in Wien und hier in Österreich auch wieder um die Unterstützung von zahlreichen Geflüchteten und Vertriebenen. Da kann die Stadt Wien zum Glück auf eine langjährige Erfahrung zurückgreifen. Deswegen möchte ich heute als kleine Unterstützung auch einen Antrag einbringen, nämlich den Antrag zu Wien als "Sicheren Hafen" von der NGO "Seebrücke". "Sicherer Hafen" für Geflüchtete ist gefordert, das wird in der Zwischenzeit auch schon von 306 Landkreisen, Städten, Kommunen, Gemeinden unterstützt. Die SPÖ in Salzburg, die SPÖ in den verschiedensten Gemeindebezirken Wiens, die SPD, die Sozialdemokraten in Hamburg, in München, in Berlin haben diese Initiative schon unterstützt. Es wäre fein, wenn sich die SPÖ-Wien dieser auch anschließt. "Sichere Häfen" sprechen sich für sichere und legale Fluchtwege aus, heißen Schutzsuchende willkommen und nehmen mehr Menschen auf, als sie müssen. Sie setzen sich für ein längerfristiges Ankommen von Geflüchteten in der Gesellschaft ein und vernetzen sich mit Gleichgesinnten. Genau das ist die Forderung, und genau deswegen beantragen wir, der Wiener Landtag möge beschließen, der Wiener Landtag unterstützt die Initiative "Seebrücke" und fordert die zuständigen Stellen auf, Wien als "Sicheren Hafen" für Geflüchtete zu erklären und sich weiter für eine menschenrechtskonforme Asyl- und Aufnahmepolitik einzusetzen. Gestern hat mir Kollege Florianschütz, der heute ja dann noch später sprechen wird, als Vorsitzender des Europäischen Gemeinderatsausschusses eine Liste von Völkermorden gezeigt. Jedem einzelnen dieser Verbrechen gehört Beachtung gegeben. Es braucht aber auch jeweils eine Würdigung und eine Betonung jedes einzelnen, jedes besonderen. Vielleicht gelingt es uns, als Klammer zusätzlich am 10. Februar - der 10. Februar ist der Tag zum Gedenken der Opfer der Völkermorde - tatsächlich eine Veranstaltung für diese Opfer zu machen. Aber was hören wir jetzt bei diesem furchtbaren Angriffskrieg schon nach wenigen Wochen grausamer Aggression der Russischen Föderation? Menschen werden dahingemetzelt, vergewaltigt, Plünderungen marodierender Gruppen, und besonders provokant daran ist: Putin ehrt diese. Ähnlich wie nun in Butscha und in anderen Teilen der Ukraine wurden 1995 im bosnischen Srebrenica tausende Menschen brutal hingerichtet, damals als Maßnahme zur sogenannten "ethnischen Säuberung", und die UN- Verantwortlichen sahen hilflos zu, die niederländische Gruppe wurden danach verurteilt. Um diese Ereignisse auf europäischem Boden nicht zu vergessen, ist es mir wichtig, zu betonen, dass das Massaker von Srebrenica als Völkermord anerkannt werden möge. Was bedeutet das aber alles für die EU heute? - Zuallererst muss sich die EU laut und deutlich zu ihren Werten bekennen. Mit der Einführung des Rechtsstaatlichkeitsmechanismus ist es der Union nun endlich möglich, Zahlungen an Mitgliedstaaten auszusetzen, die gegen die Rechtsstaatlichkeit verstoßen. Der erste Staat dabei ist wohl Ungarn. Das ist nämlich eine wirklich vorerst traurige und bedrohliche Entwicklung, die dort besteht. Dort hat Viktor Orbán's rechtsnationale Fidesz am 3. April bei den Parlamentswahlen wieder die Zweidrittelmehrheit gewonnen, obwohl sich eine geeinigte Opposition aus Liberalen, Linksliberalen, Sozialdemokraten, zwei grünen Parteien und einer rechten Partei auf ein gemeinsames Antreten geeinigt hatte. Ein wichtiger Grund dafür waren Lügen und Angstmache. Orbán unterstellte der Opposition, das Land in den Ukraine-Krieg hineinziehen zu wollen, obwohl sein "bester politischer Freund", wie er ihn nennt, Putin diesen Krieg begonnen hatte. Die toxische Mischung aus Lügenpropaganda, medialer Gleichschaltung, einem extrem unfairen Wahlrecht, Korruption und Klientelismus bis ins kleinste Dorf hinein und dem Verteilen teurer Wahlzuckerln in diesen Dörfern, die indirekt wohl auch dank EU-Fördermittel finanziert wurden, führte zu diesem für mich schrecklichen Ergebnis am Wahltag. Wir GRÜNE begrüßen das offensive Vorgehen der EU durch den Rechtsstaatlichkeitsmechanismus gegen Ungarn. Es ist höchste Zeit, Europa verteidigt die Rechte der ungarischen BürgerInnen. Wir sehen das auch als großen Erfolg des Europäischen Parlaments, das seit Jahren dazu drängt, ein Auge auf diese Rechtsstaatlichkeit in allen Staaten zu haben. Ein wirkungsvoller Rechtsstaatmechanismus schützt alle BürgerInnen in der EU. Ein anderer, der immer wieder mit autoritären Regierungen liebäugelte, ist der slowenische Ministerpräsident Janez Janša. Dessen Partei hat aber am Sonntag erfreulicherweise eine deutliche Niederlage erlitten. Die dortige Regierung dürfte demnächst linksliberal werden, auch ein grüner Bürgermeister kandidierte ja übrigens auf dieser Liste GS. Aus meiner Sicht aber noch bedeutender war am vergangenen Wahlsonntag das Ergebnis in Frankreich. Es ist nicht auszudenken, was es für den Zusammenhalt der EU und für eine menschenrechtsorientierte Außenpolitik bedeutet hätte, wenn die Rechtsextreme Marine Le Pen gewonnen hätte. Mit 41 Prozent der Stimmen blieb sie zwar deutlich hinter Präsident Macron, aber das Ergebnis weist auf eine Protesthaltung gegenüber dessen neoliberale und oftmals unsoziale Innenpolitik hin. Zum Glück hat der in Frankreich traditionelle "Cordon sanitaire" gegen die extrem Rechte halbwegs gehalten, wenn auch viele WählerInnen offenbar nicht mehr bei der Entscheidung mitgewählt haben. Aber noch einmal zurück zu Ungarn: Eine Ausnahme in Ungarn ist übrigens ja Budapest, das ist schon fast wie das Gallische Dorf der Asterix-Comics. Budapest wird seit Herbst 2019 von einem grünen Bürgermeister regiert. Dort konnte diese vorhin genannte vereinte Opposition 17 der 18 Direktwahlkreise gewinnen, nur einen am äußersten Rand der Pester Seite verlor sie knapp. Es ist deshalb zu befürchten, dass der Druck der kleptokratischen Orbán- Regierung auf Budapest politisch und finanziell stark zunehmen wird. In einer solchen Situation wird die Solidarität anderer europäischer Städte wie Wien ganz besonders nötig sein. Wien kann dabei eine Schlüsselrolle spielen, Wien muss eine Schlüsselrolle spielen. Eine der Möglichkeiten der Zusammenarbeit kann sein, auf Ebene eines Stadtbezirkes solche Zusammenarbeit zu führen. Budapest hat wie Wien 23 Stadtbezirke. Bereits seit 1989, also doch schon einige Zeit, also seit 33 Jahre, gibt es einen Freundschaftsvertrag zwischen Floridsdorf, dem 21. Wiener Bezirk, und Angyalföld, dem 13. Bezirk Budapests. In diesem Bezirk, im 13. Bezirk hat übrigens die Fidesz seit Jahren das landesweit schwächste Wahlergebnis, das sie irgendwo einfahren. Erst kürzlich, am 12. April, wurde auch die Zusammenarbeit der beiden 2. Bezirke offiziell beschlossen, deren Grundlage im September 2020 mit einer unterzeichneten Absichtserklärung zwischen der damaligen Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger und Bezirksbürgermeister Orsi geschaffen wurde. Ich war selbst bei den ersten Vorgesprächen in Budapest dabei, ich habe selbst daran mitgewirkt, dass diese Absichtserklärung und diese Vorbereitungen zustande kamen und habe es umso bedauerlicher gefunden, dass es der derzeitige Bezirksvorsteher des Bezirks nicht einmal mehr nötig gefunden hat, dass die sogenannten Anstifter, dass es zu dieser Absichtserklärung überhaupt kommt, tatsächlich dann auch eingeladen werden. Aber so ist halt manchmal Bezirkspolitik, und so werde ich es weiter erleben. Wir wissen trotzdem, auch weiter im 2. Bezirk in Budapest und in Wien zusammenzuarbeiten. Ich komme aber wieder zurück zur großen Politik. Frau Gamon hat gerade vorhin gesagt, wie wichtig Energiepolitik ist. Es ist ganz zentral, Claudia, was da gekommen ist, denn Energiepolitik ist eben auch Menschenrechtspolitik. Der Ukraine-Krieg hat es uns gezeigt, dass wir darauf achten müssen, uns nicht von Diktaturen wirtschaftlich erpressbar machen lassen. In erster Linie bedeutet das etwas ganz Wichtiges, nämlich raus aus Öl und Gas und Umstellung auf erneuerbare Energiesysteme. Jetzt wird argumentiert, dass so etwas nicht von heute auf morgen möglich ist, doch die Warnungen gab es nicht erst seit dem 24. Februar. Seit vielen Jahren haben wir GRÜNE immer wieder die energiepolitische Abhängigkeit von Putin kritisiert, Alternativen vorgeschlagen. Nach dem zweiten Tschetschenien-Krieg, nach dem Krieg in Georgien, ganz zu schweigen nach der Annexion der Krim hätte dies klar sein müssen. Doch stattdessen fanden sich stets bereitwillige aktive und ausgeschiedene PolitikerInnen von SPÖ, von der ÖVP und natürlich den Putin-Freunden von der FPÖ, die sich bereitwillig und fürstlich honoriert dem Kreml andienten. Ich denke da nur an Nord Stream, den Hofknicks von der ehemaligen Außenministerin oder die schriftliche Freundschaftsvereinbarung zwischen Putin und der FPÖ beziehungsweise Putin's Partei und der FPÖ. Leider muss ich das schon wirklich auch sagen: Wir haben halt Anfang der 2000er Jahre schon einen Wahlkampf mit dem Slogan "Raus aus Öl und Gas" geführt. Damals wurde das noch nicht ernst genommen, jetzt wird es deutlicher gesehen. Meine sehr geehrten KollegInnen, am Schluss dieser heutigen Rede noch ein Wort zur EU: 2019 startete die Konferenz zur Zukunft Europas. Lukas Mandl hat gerade vorhin gesagt, es wird sie auch in Form des Europaparlaments weiter geben, aber es war eine ganz spezifische Einrichtung. Es wurden nämlich Zivilgesellschaft und Bevölkerung eingeladen, mitzudiskutieren, in welche Richtungen sich diese EU in neun verschiedenen Themen entwickeln soll. Gerade angesichts der multiplen Krise, der wir heute gegenüberstehen, war und ist es ein ganz wichtiger Zeitpunkt. Monika Vana - ich habe sie heute schon erwähnt - war ja bis 2014 Gemeinderätin, bevor sie ins Europaparlament übergetreten ist, ist im Plenum der COFE vertreten. Die zahlreichen Vorschläge, die EU-weit gesammelt werden, sollten auf keinen Fall schubladisiert werden, sondern ernst genommen und nach Möglichkeiten umgesetzt werden. Mein Vorschlag dazu, auch wenn es auf der Wiener Landesebene nicht gelungen ist, die Zivilgesellschaft in eine Veranstaltung während der Konferenz zur Zukunft Europas miteinzubinden, wir GRÜNE haben das ja auf Bezirksebene im 5., im 7. und im 8. Bezirk gemacht. Leider wurde aus Covid und anderen Gründen das nicht auf Landesebene gemacht. Aber das Land Wien könnte sich nun nach Abschluss des COFE, nämlich mit 9. Mai, wenn es am Europatag offiziell beschlossen ist, mit den Ideen und Wünschen auseinandersetzen und am besten in einem öffentlichen Prozess überlegen, was davon und wie mit Leben erfüllt werden kann. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Abg. Guggenbichler, ich erteile es ihm. Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Es freut mich auch heuer, dass wir wieder die Möglichkeit haben, gemeinsam mit den EU-Abgeordneten hier über Themen aus Wien zu reden, über Themen aus Europa zu reden. Gerade jetzt in der kriegerischen Auseinandersetzung, wo unsägliches Leid durch einen Angriffskrieg passiert, finde ich es besonders bedauerlich, dass sehr viel Zeit dafür investiert wird, nicht über Frieden zu sprechen, sondern - so wie es die Kollegin Gamon gemacht hat, sie hat es einfach genutzt, weil wir kurz nicht da waren - ein bisschen FPÖ-Bashing zu machen. Ich muss ganz ehrlich sagen, das Leid, das dort passiert, ist viel zu groß, um hier kleine Parteipolitik zu machen. Aber der Harald Vilimsky hat ja aus meiner Sicht heute als einziger staatstragender Redner von den EU-Abgeordneten - ich hab' mir schon überlegt, ob er der nächste Kommissionspräsident wird. Er hat nämlich wirklich über Frieden gesprochen, und das ist das, was mir bei allen anderen gefehlt hat. Die Frau Kollegin Gamon hat ihre Partei - Sie sprechen oft über einen Beitritt zur NATO, Sie sprechen darüber, wie man schwere Waffen ins Kriegsgebiet bringt. Die Kollegin Emmerling hat einmal gesagt, mit Straßen produziert man Verkehr. In Analogie dazu könnte man mit Waffen auch Krieg produzieren, würde man ganz ehrlich sagen, Frau Emmerling. Wir hatten eine Aufrüstung in Europa, wo es ein Abschreckungspotenzial gegeben hat. Der große Unterschied ist jetzt nur einer: Wir setzen diese Waffen nicht als Abschreckungspotenzial ein, sondern in einer kriegerischen Auseinandersetzung. Wenn Sie glauben, dass schwere Waffen Frieden schaffen, dann haben Sie sich getäuscht. Ich glaube, Diplomatie schafft Frieden, Neutralität schafft Frieden, ein Verhandlungsort Wien würde Frieden schaffen. Nicht, die NATO würde Frieden schaffen, das, was Ihre Fraktion hier will. Frau Gamon, Sie wissen ganz genau, dass über 90 Prozent der Österreicher hinter der Neutralität stehen, hinter dem Friedensprojekt Österreichs seit dem Zweiten Weltkrieg. Das ist unser Friedensprojekt. Und es gibt ein zweites Friedensprojekt, das ist die Europäische Union, das haben Sie auch immer angesprochen. Nur leider vermisse ich jetzt eines, und die Kollegin Gamon hat es ja auch vorher gesagt, sie ist ein bisschen traurig darüber, dass die Rechten über Frieden reden und die Linken nicht. Ja, leider Gottes gibt es kriegstreiberische Fraktionen, auch im Europäischen Parlament, und das kann man nicht unterstützen bei allem Leid und bei allen Schrecklichkeiten, die hier in dieser kriegerischen Auseinandersetzung passieren. Aber ich hab' mir zuerst gedacht, die Frau Gamon wird die Schlimmste sein. Der Niki Kunrath hat sie ja noch getoppt. Der Niki Kunrath hat sie ja noch getoppt. Der Niki Kunrath hat sie wirklich getoppt im Sinne von Diplomatie, wie sich herausgestellt hat, und ein bisschen Ungarn-Bashing gemacht. Das zum Thema Friedensprojekt, Europäische Union, wo er sich über eine Regierung aufregt, die nun zum wiederholten Male mit einer Mehrheit gewählt wurde. Der Niki Kunrath sollte eigentlich einen kleinen Crash-Kurs in Demokratie bekommen, weil Wahlen sind Wahlen und Mehrheiten sind Mehrheiten, und dort haben Sie auf Grund des Wahlrechtes sogar eine Zweidrittelmehrheit. Und dann hat er sich noch aufgeregt über ein Wahlergebnis in Frankreich, ja. Über 40 Prozent hat eine nicht-grüne Kandidatin bekommen, und, Herr Kunrath, ich frage Sie: Wie viel Prozent hat der GRÜNE bei der letzten Präsidentschaftswahl in Paris bekommen, wenn Sie hier schon so großmütig sind und andere Personen kritisieren, aber nicht nur die Personen, sondern hinter den Personen auch ihre Wähler beleidigen. Und das hat nichts mit Frieden und Demokratie zu tun, was Sie hier von sich gegeben haben. Und, Herr Kunrath, ich darf Ihnen eines sagen: Nachdem sich die GRÜNEN ja schon von der Sozialpolitik verabschiedet haben, haben sie im November noch dagegen gestimmt, dass man in Österreich keine Atomkraftwerke bauen darf. Es haben sich die GRÜNEN, Gott sei Dank, als ehemalige und als zukünftige außerparlamentarische Opposition auch heute von der Europapolitik verabschiedet, indem Ihre Abgeordnete es nicht einmal wert gefunden hat, hier an dieser Debatte teilzunehmen. Aber es ist gut so, ihr stellt euch darauf ein, wo ihr in Zukunft sein werdet, nämlich nicht mehr in den europäischen und nationalen Parlamenten. Deswegen finde ich es ganz gut, dass ihr jetzt auch schon eine Runde übt, weil mit demokratischen Verhältnissen könnt ihr offensichtlich nicht umgehen, weil sonst hättet ihr auch das Votum in Ungarn akzeptiert. Aber das ist ja die grüne Diplomatie: Waffen woanders hinschicken und andere Regierungen, die demokratisch gewählt sind, kritisieren und nicht anerkennen und sogar dazu aufrufen, dass die Europäische Union in Ungarn eingreift, weil die Wähler falsch gewählt haben, weil die Bürger falsch gewählt haben. Und diese Art von Demokratie, die Sie haben wollen, nennt man nicht Demokratie, Herr Kunrath! Aber ich will ja der Würde des Hauses entsprechen und ich will Ihnen jetzt nicht sagen, was ich wirklich davon halte, was Sie in den letzten zehn Minuten von sich gegeben haben. Aber ich darf ja eines sagen, und das finde ich ja sehr positiv, was passiert ist. Nachdem die GRÜNEN ja noch im November nicht dafür gestimmt haben, dass es ein atomfreies Europa gibt, haben wir es geschafft, in einem edukativen Prozess am letzten Antiatomgipfel eine Resolution zu verabschieden. Da haben sogar die GRÜNEN es geschafft, dahinterzustehen und mitzustimmen. Ich freue mich, die Nina Abrahamczik wird später diesen Antrag einbringen, dass wir da eine gemeinsame Resolution haben, wo es darum geht, dass klarzustellen ist, dass keine neuen Kernenergieanlagen gebaut werden. Wo klargestellt wird, dass Kernkraftwerke in Konfliktsituationen ein Problem darstellen. Wo am Schluss aber auch klargestellt wird, und das war uns besonders wichtig und ich bedanke mich auch bei den anderen Fraktionen, dass sie hier zugestimmt haben, dass ein Ausstieg aus Euratom eine Option sein muss und man dies auch prüfen muss. Weil wir wissen ganz genau, wir verwenden österreichische Mittel dafür, dass Kernreaktoren in der Laufzeit verlängert werden, renoviert werden, und das an unseren Staatsgrenzen. Wir haben damals eine wegweisende Entscheidung getroffen, wie wir uns dagegen entschieden haben, dass Atomkraft in Österreich genutzt wird. Wir haben sogar eines gemacht, wir haben ein fertiggebautes Atomkraftwerk nicht eingeschalten. Das war konsequent, aber wir sollten das jetzt nicht verwässern lassen. Die Klimakrise ist ein Thema, das wir haben. Der Strom kommt nicht aus der Steckdose. Wir haben uns in Österreich auch dafür entschieden, dass wir neben dem, dass wir keine Atomkraft haben wollen, auch aus der Kohle ausgestiegen sind und jetzt das große Thema mit dem Gas haben. Das Thema haben wir und da brauchen wir Lösungen. Da bitte ich Sie als Abgeordnete zum Europäischen Parlament: Gehen Sie nach Brüssel und erklären Sie Ihren Kollegen dort, dass Österreich eine besondere Situation hat: Wir haben kein Atomkraftwerk, wir haben keine Kohlekraftwerke, wir haben sehr viel Wasserkraft, aber wir haben eine sehr hohe Abhängigkeit vom Gas, und da können wir nicht solidarisch sein mit jenen, die ganz andere Abhängigkeiten haben. Das ist leider Gottes nicht möglich. Wenn man sich das anschaut, was da passieren wird, es geht ja nicht nur ums Heizen, es geht um Massenarbeitslosigkeit, es geht darum, dass eine ganze Industrie bei uns gegen die Wand gefahren wird. Und da ersuche ich Sie von allen Fraktionen wirklich: Erklären Sie es den Herren und Damen in Brüssel, dass Österreich hier eine Sonderfunktion hat, ohne Atomkraftwerk, ohne Kohlekraftwerk eine sehr klimafreundliche Politik in Wahrheit betrieben hat, aber Abhängigkeiten geschaffen hat. Es bringt jetzt überhaupt nichts. Ja, wir waren wahrscheinlich alle schuld daran, weil wir es nicht gesehen haben, weil wir es nicht sehen wollten, und jetzt haben wir eine Situation, die vorhanden ist. Aber es bringt nichts, jetzt unsere Wirtschaft an die Wand zu fahren und Armut in Österreich zu erzeugen, wenn wir jetzt konsequent einen Weg mitgehen, der wirtschaftlich nicht unserer sein kann. Deswegen ersuche ich Sie, was das Gasthema betrifft, hier in Brüssel ein, zwei Worte zu verlieren. Und danke, Harald, dass du da ein starker Vertreter für uns Österreicher bist, auch für den Wohlstand, den wir uns in Österreich erarbeitet haben, und auch für die soziale Sicherheit, die wir in Österreich haben. Die Frau Kollegin von der SPÖ hat irgendwas gesagt von sozialer Sicherheit, die ja wichtig ist. Sie darf ich benutzen dafür: Reden Sie bitte mit dem Bgm Ludwig und dem StR Hanke, weil es geht ja darum, dass wir eine Teuerungswelle in Wien haben, dass die soziale Sicherheit in Wien nicht mehr gefährdet ist. Sie kommen ja aus der Donaustadt, wenn ich mich nicht täusche. Sie wissen ganz genau, wenn Sie dort sind, wie es im Gemeindebau zugeht. Ich ersuche Sie wirklich, auf die Wiener Stadtregierung einzuwirken, hier sozial gerechte Maßnahmen zu treffen. Und bevor die Kollegin Gamon geht, würde ich sie eines noch bitten: Sie haben nämlich früher über Fernwärme geredet, sagen Sie dem Herrn Wiederkehr, er soll nicht an der Preisschraube drehen, weil in Wien wollen sie gerade die Preise für Fernwärme erhöhen, und da ist der Herr Wiederkehr als Vizebürgermeister einer, der an dem großen Rad der Preisschraube dreht. Da bitte ich Sie, auch hier Ihren Einfluss geltend zu machen, damit hier in Zukunft die Wärme und die Energie CO2-neutral und sozial bewältigbar ist. Danke sehr. Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau Abg. Bakos, ich erteile es ihr. Abg. Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Danke, Herr Präsident! Hoher Landtag! Werte Mitglieder des Europäischen Parlaments! Werte Kolleginnen und Kollegen und werte Zuseher und Zuseherinnen! Ja, unser gemeinsames Ziel - ein sicheres, ein starkes Europa. Das ist ja der Titel des heutigen Europalandtages. Ich freue mich sehr über dieses Thema und möchte dieses wichtige und auch sehr richtige Ziel im Kontext meiner Rede vor allem einer ganz bestimmten Gruppe von Menschen auch wirklich nochmal hervorstreichen, nochmal verdeutlichen, denen dieses Ziel, und das sage ich hier auch ganz bewusst, wirklich bedingungslos, kompromisslos in absoluter Weise gebührt und zusteht und denen wir es schuldig sind, denen wir es wirklich schuldig sind, uns mit allem, was auch in unserer Macht steht, um dieses Ziel zu bemühen, auf welcher politischen Ebene auch immer wir arbeiten, ob das die europäische ist, die nationale oder wie auch hier die lokale, uns um dieses Ziel auch wirklich anstrengen. Diese Gruppe von Menschen, die ich meine, das sind Kinder und Jugendliche. Es sind nämlich Kinder und Jugendliche die nächsten Generationen Europas, die ein sicheres, die ein starkes Europa vielleicht mehr denn je zuvor seit der Gründung der Europäischen Union brauchen. Kinder und Jugendliche, die auf der einen Seite rein gar nichts für einen brutalen Krieg, der sich inmitten von Europa abspielt, können, aber auf der anderen Seite am meisten davon betroffen sind, die am meisten unter diesem furchtbaren Krieg in der Ukraine leiden und die am meisten verlieren. Es sind aber auch Kinder und Jugendliche, die wie kaum eine andere Gruppe unter den Auswirkungen der seit zwei Jahren bestehenden Pandemie gelitten haben und jetzt wirklich, jetzt dringend neue und echte Chancen und Perspektiven brauchen. Aber auch Kinder und Jugendliche, von denen ich ganz allgemein spreche, egal, woher sie kommen und wo sie sich befinden, die auf jeden Fall eine Politik verdienen, in der sie berücksichtigt, in der sie gehört werden und in der sie im Fokus stehen. Um genau diese Gruppe endlich in den Mittelpunkt zu stellen, und darüber bin ich sehr, sehr froh, hat die Europäische Kommission dieses Jahr 2022 auch ganz offiziell zum Europäischen Jahr der Jugend gemacht. All das bedenkend, was ich hier gerade gesagt habe, all diese Herausforderungen bedenkend, die ich hier gerade erwähnt habe, aber auch erkennend, dass die Einbeziehung, dass die Befähigung von jungen Menschen auch dazu beiträgt, diese Vision von Europa, die wir haben, mitzutragen, diese europäischen Werte mitzutragen, sich mit diesen zu identifizieren, das ist so, so wichtig. Eines der großen Ziele dieses Europäischen Jahres der Jugend ist, dieses Bewusstsein auch wirklich in allen Politikbereichen zu stärken, allen voran natürlich im Einklang mit der EU-Jugendstrategie und mit den elf europäischen Jugendzielen. Nachdem sich diese europäischen Jugendziele an alle politischen Ebenen richten, nicht nur an die europäische und an die nationale, sondern natürlich auch an die lokale, möchte ich auch einen Blick auf Wien werfen. Ich möchte jetzt nicht alles aufzählen, was wir für Kinder und Jugendliche tun. Aber es geht mir vielmehr darum, zu schauen, inwieweit wir es bereits geschafft haben, hier wirklich diese europäischen Jugendziele ernst zu nehmen, aber auch vielleicht, wo wir noch mehr den Fokus hinlegen müssen. Nachdem diese elf Jugendziele in einem EU-weiten partizipativen Prozess entstanden sind, das heißt, Jugendziele, die sich wirklich Jugendliche und Kinder gewünscht haben, ist es mir auch ein großes Anliegen, auf diese einzugehen. Ich möchte nur zwei herausgreifen und auf diese anhand aktueller Projekte beziehungsweise Geschehnisse auch eingehen. Das erste ist, das Jugendziel der Räume und Beteiligung für alle, also demokratische Beteiligung von Jugendlichen zu stärken, ein großes Ziel, ein Ziel, das sich wirklich viele Jugendliche gewünscht haben. Eine funktionierende Demokratie, und das ist hier auch bereits genannt worden, das ist ja in Europa leider keine Selbstverständlichkeit, aber eine funktionierende Demokratie, die braucht auf jeden Fall Menschen, die mitgestalten, die mitreden können. Das Fundament dafür, ich habe das hier in diesem Haus schon öfters gesagt, wann wird dieses Fundament am besten gelegt? So früh wie nur möglich, also bei Kindern und Jugendlichen, und zwar ist es in Wien sehr, sehr wichtig, das auch genau zu beherzigen. Wir haben deshalb das Kinder- und Jugendparlament ins Leben gerufen, damit Kinder und Jugendliche kein Sprachrohr brauchen, um ihre Anliegen mitzugeben, sondern damit sie selbst ihr politisches, ihr eigenes Sprachrohr im politischen Diskurs sein können. Es freut mich wirklich sehr, dass wir hier Nägel mit Köpfen gemacht haben, dass wir hier den Raum und auch die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, um dieses Jugendziel auch zu erreichen. Wir scheuen hier keine Mühen. Wir haben hier gesagt, es braucht auf jeden Fall genug Raum und finanzielle Mittel. Deshalb wird es jedes Jahr 1 Million EUR geben, damit am Ende des Tages auch sichtbare Projekte dastehen, von denen alle Wiener und Wienerinnen profitieren, allen voran Kinder und Jugendliche, allen voran die nächsten Generationen in dieser Stadt. Und was mir ganz besonders wichtig ist, um dieses Jugendziel nämlich auch anzusprechen, dieses europäische, ist, dass hier jeder und jede mitmachen können. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn wir an das Wahlrecht denken, dass es viele Jugendliche gibt, die eben nicht den richtigen Pass besitzen. Es ist wichtig, dass wir diese Brücke in dieser Gesellschaft haben, dass junge Menschen Demokratieerfahrung sammeln können und ihre Stadt, ihr Zuhause unabhängig davon, wer sie sind und welchen Pass sie haben, auch mitgestalten können. Das macht ein starkes Wien in einem starken Europa auch aus. Oder mein zweites europäisches Jugendziel ist das des guten Lernens, der guten Bildung. Ich möchte jetzt ganz bewusst auf jene Gruppe von Kindern und Jugendlichen eingehen, die, was dieses Ziel betrifft, es derzeit sicher am allerschwierigsten haben. Sie wissen es wahrscheinlich, fast zwei Drittel aller ukrainischen Kinder und Jugendlichen sind nach UN-Angaben bereits geflüchtet, knapp 2 Millionen ins Ausland. Der Leiter der UNICEF-Nothilfeprogramme hat selbst gesagt, dass er in 31 Jahren humanitärer Arbeit noch nie so eine große Zahl an geflüchteten Kindern innerhalb so kurzer Zeit erlebt hat. Ein starkes, ein sicheres Europa bedeutet, dass wir diesen Kindern und Jugendlichen etwas geben, das sie in ihrer Heimat derzeit nicht erfahren können, nämlich ein Zuhause, eine kindergerechte Umgebung, aber vor allen Dingen eines, das mir ganz besonders am Herzen liegt, nämlich einfach nur eine Zukunft, einfach nur eine Zukunft. Und was ist eine größere Startrampe in eine gute Zukunft, wenn nicht Bildung? Deshalb war es uns in Wien so wichtig, dass wir die Bildungslaufbahn aller jetzt auch ankommenden ukrainischen Kinder und Jugendlichen nicht unterbrechen, sondern sofort ab Minute 1 auch wieder aufnehmen, dass wir die Bildungslaufbahn auch tatsächlich fortsetzen können, dass wir so schnell wie möglich Normalität schaffen, Schulalltag schaffen, um Kindern eine Perspektive, Schutz und damit auch Orientierung zu bieten. Sie können es sich vorstellen, sowas ist nicht einfach, wenn es von einem Tag auf den anderen passiert. Wir haben neue, wir haben innovative Wege beschritten und beschreiten sie. Wir haben neben der Integration von vielen, vielen ukrainischen Kindern und Jugendlichen in reguläre Schulklassen auch die "Neu in Wien"-Klassen eingerichtet, damit auch sofort ohne bürokratische Hindernisse dieser Alltag, den ich hier gerade genannt habe, ermöglicht werden kann. Wir haben das ukrainische Bildungszentrum mit der Raiffeisenbank eingerichtet, damit Kinder und Jugendliche ihre ukrainische Matura machen können, damit nicht alles verloren ist. Damit vielleicht, ja, das Zuhause verloren ist, die eigenen Sachen, die man hat, verloren sind, aber eines jedenfalls nicht verloren ist, nämlich die eigene Zukunft und die eigene Perspektive. Perspektive, das ist auch ein Stichwort, das alle jungen Menschen wollen und zwar ganz unabhängig davon, ob das jetzt die Ukraine betrifft oder wo auch immer sich Jugendliche und Kinder befinden. Perspektive, auch ein Wort, das mir aufgefallen ist, auch bei der Ö3-Umfrage, Sie kennen sie sicherlich oder haben die Ergebnisse gesehen, da werden ja junge Menschen zu ihrer Meinung zu sehr vielen Dingen befragt, auch zur Politik. Es wurde auch gefragt, wovor sich junge Menschen am meisten fürchten und was sie am meisten besorgt, und das ist Krieg, klar, auf Grund der aktuellen Geschehnisse. Aber als Zweites kommt auch gleich der Klimawandel, das wurde hier auch bereits angesprochen. Auch die #standforsomething-Kampagne, die sicherlich auch vielen etwas sagt, bei der 3.000 junge Menschen in ganz Europa zu ihrer Meinung zu Europa gefragt wurden, hat ergeben: Junge Menschen betrachten wirklich den Klimawandel und seine Bekämpfung als die wichtigste Priorität für die Zukunft Europas. Aber da wird sicherlich nach mir mein Kollege Stefan Gara auf den einen oder anderen Punkt noch eingehen. Ein sicheres, ein starkes Europa bedeutet, ein solches vor allem für die kommenden Generationen zu sein, damit es für die Jungen bald nicht mehr heißt Generation Krise, wie es bei der "Ö3"-Umfrage ja immer heißt, sondern damit es heißt Generation Chance, Generation Aufbruch. Es ist eines klar, das kann nur in einem sicheren und in einem starken Europa passieren, und dafür müssen wir alle, auf welcher politischen Ebene auch immer, kämpfen und uns dafür einsetzen. Das haben sich junge Menschen nämlich verdient. Vielen Dank. Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Berner, ich erteile es ihr. Abg. Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Danke sehr! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Sehr geehrte Damen und Herren am Livestream! Werte Kolleginnen und Kollegen! Nationalisten, Populisten und Klimaleugner haben sich zum Ziel gesetzt, die Europäische Gemeinschaft zu spalten und den Kontinent zu destabilisieren. Das sehen wir jeden Tag in den Nachrichten. Werte wie Solidarität, Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Menschenwürde sind nicht nur in der Ukraine, in Ungarn oder Polen in Gefahr. Die Europäische Union, so wie wir sie heute kennen, ist keine Selbstverständlichkeit, sie ist eine Errungenschaft. Es war sehr viel Arbeit, um hier hinzukommen. Die EU ist ein Projekt, das Zusammenarbeit vor Nationalismus stellt, vor Nationalismen stellt, die Errungenschaft, die Menschenrechte als Handlungsauftrag versteht. Sie ist eine Errungenschaft, die Menschenrechte als Handlungsauftrag versteht und stets nach friedlichen Lösungen sucht. Die Europäische Union ist ein Friedensprojekt einst verfeindeter Staaten. Gerade jetzt angesichts des Krieges in der Ukraine sehen wir, wie wichtig dieser Zusammenschluss ist. Aber wir sehen auch, wie verletzlich wir da sind und wie sehr wir dieses Projekt verteidigen müssen. Unsere Vision ist es, unsere Grüne Vision ist es, die EU zu einer vollwertigen Demokratie weiterzuentwickeln. Wir wollen, dass die Rolle des Europäischen Parlaments gestärkt wird und der Rat und die gesamte Gesetzgebung transparenter werden. Denn die BürgerInnen haben das Recht, zu erfahren, wie Entscheidungen getroffen werden und wofür Steuergelder eingesetzt werden. Wir setzen uns dafür ein, demokratische Fortschritte in anderen Staaten zu unterstützen und zu honorieren und so nationalistischen Kräften den Wind aus den Segeln zu nehmen, denn nur ein gemeinsames demokratisches Europa kann Krisenzeiten überstehen und die Herausforderung der Zukunft bewältigen. Europa muss sozial und zukunftsorientiert sein und Klima schützen, damit wir weiter auch in eine gute Zukunft sehen können. Wir stehen tagtäglich vor Herausforderungen globalen Ausmaßes. Grenzüberschreitende Bedrohungen wie Pandemien oder Klimakrisen können nicht von einzelnen Staaten alleine bewältigt werden. Es braucht ein Europa des Zusammenhaltes und der Solidarität, ein Europa, das über Ländergrenzen hinweg kooperiert. Es braucht ein Europa, das an einem Strang zieht und gemeinsam soziale und ökologische Wege aus der Krise findet. Es ist an der Zeit, dass Europa beim Klimaschutz eine Führungsrolle übernimmt und das Pariser Abkommen aus dem Jahr 2015 in die Tat umgesetzt wird. Wir wollen, dass die vollständige Energieversorgung Europas auf sauberer und erneuerbarer Energie basiert. Wir wollen ein Wirtschaftssystem weg von kurzlebigen Wegwerfprodukten und hin zu einer Kreislaufwirtschaft, die die Natur schützt und sie nicht ausbeutet. Wir wollen eine EU-weite Agrarpolitik, die ökologische Landwirtschaft und Tierschutz fördert. Nur wenn es uns gelingt, mit der Natur zu leben, anstatt bloß sie auszubeuten, nur, wenn wir die Nahrungsmittelversorgung mit ökologisch nachhaltigen und regionalen und gesunden Lebensmitteln für alle erreichen, dann haben wir gewonnen. Dahin muss es gehen in den nächsten Jahren. Wir wollen die starren Regeln der europäischen Wirtschaftspolitik wie zum Beispiel die Schuldenabbauregel aufbrechen, damit Nachhaltigkeit nicht nur in Euros gemessen wird, sondern auch in sauberer Luft, sauberem Wasser und vor allem auch in sozialer Gerechtigkeit. Wir wollen starke und unabhängige europäische Behörden zur Betrugsbekämpfung, Bekämpfung von Geldwäsche und Überwachung von Finanz- und Kapitalmarkt. Der europäische Green Deal ist der erste wichtige Schritt zu einer europaweiten nachhaltigen Landwirtschaft und Wirtschaft. Mit Investitionen in Zukunftssektoren wie erneuerbare Energie, die Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Mobilität kann die EU einen Beitrag zur Überwindung der Klimakrise leisten und tausende nachhaltige Arbeitsplätze schaffen. Der soziale Zusammenhalt ist eines der wichtigsten Zukunftsversprechen einer weiterentwickelten Europäischen Union. Es braucht europaweite Mindeststandards bei Löhnen, Einkommen und Arbeitslosigkeit. Kurz gesagt, es braucht eine Sozialunion als Gegengewicht zu einer Wirtschafts- und Währungsunion. Wir als Stadt, wir als VertreterInnen der Stadt sind aufgefordert, die europäischen Programme und Richtlinien tatsächlich auch hier in Wien auf den Boden zu bringen, bisher nämlich als Mitglied des Europaausschusses leider eher das Gegenteil. Jede Richtlinie, jedes Programm, das wir zur Begutachtung bekommen, wird zunächst einmal in ähnlicher Weise kommentiert. Wie peinlich berührte SchülerInnen in einer Prüfsituation neigen die VertreterInnen der Stadt dazu, jedes Mal das Gleiche zu erklären: Was da drinsteht, ist fein, aber eigentlich sind wir in Wien schon viel weiter. Wir machen eh alles, was die vorschlagen. Oder sollte es für alle offensichtlich sein, dass das nicht stimmt, dass wir doch noch ein bissel basteln müssen wie zum Beispiel bei der Kindergarantie, dann ist das einfach nicht möglich, diese Garantie in dieser Form umzusetzen. Es ist zu teuer, zu kompliziert, oder Wien hat einfach eine ganz andere Situation. Liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Stadtregierung! Eigentlich sehe ich das nicht als einen sehr erwachsenen Umgang mit Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Wenn wir wirklich auch hier in Wien an einem gemeinsamen Europa arbeiten wollen, dann müssen wir uns den Herausforderungen stellen und tatsächlich unsere Abläufe und Kriterien auch einmal hinterfragen und möglicherweise neu aufsetzen. Es reicht nicht, in den Chor einzustimmen, jedes Kind ist gleich viel wert, aber gleichzeitig leider keine Ressourcen bereitzustellen, um Kinder in voller Erziehung tatsächlich bis über das 18. Lebensjahr hinaus zu begleiten, bis sie in ihrem Beruf gefestigt sind oder sich zumindest selbst erhalten können. Es reicht nicht, zu posaunen, jedes Kind ist gleich viel wert, und dann bei jeder Novellierung die Kindermindestsicherung in Frage zu stellen, obwohl in Wien zuletzt rund 144.000 Kinder und Jugendliche von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht waren. Oder im Klimaschutz. Es reicht nicht, sich darauf auszureden, dass wir bis 2050 Zeit haben, ältere Gebäude auf einen Null-Emissionsstandard zu bringen. Wir müssen ab sofort bei jeder Renovierung eines städtischen Gebäudes den Null-Emissionsstandard anstreben. Das heißt konkret, richtig dämmende Fenster für Schulen einbauen, auch wenn das teurer ist. Die Photovoltaik wirklich auf jedem Dach, auch bei kleinen Einzelhäusern, einbauen und auch beim Nachrüsten von Gemeindebauten auf Photovoltaik nicht verzichten. Oder auch Rahmenbedingungen so zu ändern, damit Fassadenbegrünung nicht mehr durch Denkmalschutz oder durch Brandschutz ausgebremst wird. Nehmen wir die zahlreichen Vorschläge aus Brüssel doch so, wie sie sind, als gute Anregung, damit wir unsere Handlungen und unsere Rahmenbedingungen überdenken und adaptieren können. Stellen wir uns gemeinsam den Herausforderungen und starten wir eine Veränderung! Bauen wir doch gemeinsam den europäischen Klimaschutz aus, ganz konkret und ganz vor Ort, denn ohne die kleinen, konkreten Veränderungen in jeder Stadt und in jedem Land kann es nie zu einer großen gemeinsamen, klimagerechten und solidarischen Zukunft in Europa kommen! Herzlichen Dank. Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Taborsky, ich erteile es ihm. Abg. Hannes Taborsky (ÖVP): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hohes Präsidium! Ich darf mich zuerst und zu Beginn bei unserem Europa-Abgeordneten Lukas Mandl sehr herzlich dafür bedanken, dass er jemand ist, den man jederzeit erreichen kann und auch jemand ist, der dann schlussendlich auch die Dinge im Europäischen Parlament umsetzt und, wie er gesagt hat, Teil der Lösung ist für uns, denn die Beschlüsse, die wir hier fassen, sind natürlich das eine. Wenn es dann aber so Dinge gibt wie das, über das er berichtet hat und, lieber Lukas, ich bin dir heute noch sehr herzlich dafür dankbar. Da gibt es viele, die sagen, ja ja, da werden wir schon was tun. Du warst jemand, der wirklich etwas getan hat und ein herzliches Dankeschön für dich. Denn die Personenfreizügigkeit, und über das haben wir damals gesprochen, geht nicht von selbst. Da müssen wir was tun dafür. Meine sehr verehrten Damen und Herren, Teil der Lösung sind die Parlamente und auch wir. Deshalb sind wir als ÖVP anders aufgestellt als die Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei. Also ich muss ganz ehrlich sagen, das, was ich hier gehört habe, und da muss ich schon kurz was dazu sagen, ist ja wohl vollkommen absurd. Das ist in etwa so, als wenn man zwei Kinder in der Sandkiste hat, das eine ist fünf Jahre, das andere zehn Jahre, und das zehnjährige schlägt mit einer Schaufel permanent auf das fünfjährige ein und offensichtlich ist dann die Alternative der Freiheitlichen Partei, hinzugehen und zu sagen, wir wollen Frieden oder sowas Ähnliches. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist vollkommen absurd, das hat mit Politik nichts zu tun und auch nicht mit der Politik des Möglichen. Denn das, was Sie machen, ist in Wirklichkeit, Sie verurteilen das Opfer, weiter dem Aggressor ausgesetzt zu sein. Da haben wir eine ganz andere Position, meine sehr verehrten Damen und Herren! Unser gemeinsames Ziel ist ein sicheres und starkes Europa. Ich darf Sie kurz in die Zeit vor Corona entführen, die hat es auch noch gegeben, und die Europäische Union war als Wirtschafts- und Friedensunion äußert erfolgreich. Die Europäische Union ist so attraktiv, dass offensichtlich die halbe Welt in ihr wohnen und leben möchte. Das ist einerseits sehr erfreulich, zweitens bringt es aber entsprechend viele Probleme, und deswegen haben wir als ÖVP schon immer auch hier eine klare Position bezogen. Ich darf hier nun einmal zu Beginn auf die Frage der Migration entsprechend eingehen. Lebensrettung und Unterstützung der EU den Grenzstaaten gegenüber bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise war immer unsere Position, allerdings kein Freifahrtschein in die Europäische Union. Das war die Linie der ÖVP und unseres Innenministers Nehammer, welche dann zur allgemeinen europäischen Linie geworden ist. Jeder Flüchtling, der illegal in der Europäische Union ankommt, ist ein Werbeträge für Schlepperorganisationen. Menschenhandel ist inzwischen neben dem Drogenhandel die höchste Einnahmequelle für Kriminelle. Die Risiken sind im Vergleich gering und die Gewinnspannen enorm. Und, meine sehr verehrten Damen und Herren, an den Grenzen der Europäischen Union im Mittelmeer, der Ägäis und an der Grenze zu Belarus werden Menschen von Schleppern über die Grenze gebracht, in Belarus sogar mit staatlicher Unterstützung als Teil der asymmetrischen Kriegsführung. Dort könnten Ihre Abgeordneten von der FPÖ einmal hingehen und vielleicht ihre guten Kontakte nutzen, um das entsprechend abzustellen. Wir als ÖVP haben klar gesagt, Europa fängt in der Gemeinde an, und deswegen auch die Frage: Was kann Wien tun? Meine sehr verehrten Damen und Herren, Wien sieht seine Migrationspolitik noch immer als Willkommensprogramm und deswegen stellen wir hier Anträge, um das auch entsprechend klar in ein anderes Licht zu rücken. Unterstützung vor Ort und Rückführungsberatung statt Gießkannenprinzip, das wäre in Wirklichkeit unsere Idee. Mehr Unterstützung vor Ort. Die Zahlen zum Sozialbetrug sprechen hier Bände, was in Wirklichkeit in Wien passiert. Europa fängt in der Gemeinde an. Wir bringen deshalb in dieser Sitzung einen Antrag zur Unterstützung der europäischen Strategie gegen Menschenhandel ein, und ich ersuche hier um Unterstützung. Ein weiterer Bereich ist die Frage der europäischen Produktionswirtschaft. Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Situation bei Impfstoffen, Medikamenten, Masken und der Ausrüstung für medizinisches Personal hat gezeigt, dass wir Europa auch hier neu denken müssen. Das heißt, es ist die Frage: Wie schauen unsere Versorgungsketten aus? Wie schaut es mit einer Reindustrialisierung aus? Und auch hier ist die Frage: Unter welchen Bedingungen wird in Europa produziert? Wer sich beschwert, dass Industrie und Wirtschaft und damit Arbeitsplätze ausgelagert werden, muss sich auch die Frage gefallen lassen, ob er selbst die Hausaufgaben gemacht hat. Und, meine sehr verehrten Damen und Herren, hier beweist wieder einmal Wien, dass diese Hausaufgaben nicht gemacht wurden. Die Wiener Arbeitslosenzahlen, das haben wir in den letzten Sitzungen schon gehört, sind die höchsten in Österreich. Wiener Betriebszahlen beweisen, dass Wien seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. In Wien ist ein Hindernisparcour für Wirtschaftsbetriebe. Produktionsbetriebe werden als störendes Element des Stadtbildes gesehen. Hier wird es neue Initiativen benötigen, denn, wenn wir all dieses wieder zurückholen wollen nach Österreich und nach Wien, dann bedeutet das Entbürokratisierung, schnellere Verfahren und eine Strategie für Betriebsansiedlungen. Das sind die Gebote der Stunde, meine sehr verehrten Damen und Herren. Und auch weniger Bürden und Entlastungen zum Wohlstand der Menschen, denn Ihre SPÖ-Parteivorsitzende hat Maßnahmen gegen die Teuerungen erst kürzlich drüben im Parlament verlangt. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist Pharisäertum vom Feinsten. Sie erhöhen die Gebühren in Wien. Sie könnten das Gegenteil tun, um die Belastungen, die wir derzeit mit Teuerungen in ganz Europa haben, wegzunehmen. Tun Sie was in Ihrer Gemeinde! Fassen Sie entsprechende Beschlüsse dafür! Versorgungs- und Ernährungssicherheit, ein wesentliches Thema. Wir sind gesegnet in Wien mit einer Stadt- Landwirtschaft. Doch der Schutz dieser Flächen ist ein wesentlicher Punkt. Versorgungssicherheit ist Gebot der Stunde und muss sofort in Angriff genommen werden. Deshalb stellt die ÖVP einen Antrag gegen die permanente Verbetonierung dieser landwirtschaftlichen Flächen und fordert eine Strategieentwicklung Zukunftshoffnung Landwirtschaft. Wir werden einen Antrag dazu einbringen, meine sehr verehrten Damen und Herren. Die Frage der Energie wurde bis vor Kurzem ausgeklammert. Es war relativ egal in Europa, wo wir unsere Energie herbekommen haben. Der Ukraine-Krieg hat gezeigt, dass wir hier dringend Maßnahmen setzen müssen. Pläne zur Photovoltaik sind zwar nett, aber wo bleibt die Umsetzung, stelle ich hier die Frage. Wir haben vor Kurzem im Ausschuss einen entsprechenden Antrag gehabt, wo es um ein Vier-Millionen-Budget für den zuständigen Stadtrat gegangen ist, um die Menschen vom Klimawandel per radfahrenden Werbeträgern zu überzeugen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn das die Klimainitiative der Stadt Wien ist, dann schwant mir Übles. Offensichtlich hat aber die Stadtregierung ein Faible für radfahrende Bedienstete. Ich kann mich noch erinnern, auch im Sicherheitsbereich war es so, dass der Herr StR Wiederkehr als Antwort auf Messerstechereien zwischen Kurden und Türken hier Radfahrer ins Feld geschickt hat. Die Sicherheitsfrage bekommt aber einen ganz anderen Stellenwert, denn durch die Aggression Russlands und der damit folgenden Vernichtung des europäischen Sicherheitssystems hat diese Frage einen neuen Stellenwert bekommen. Alle Staaten diskutieren ihre Reaktionen darauf. Aber eines ist erstaunlich und stimmt gleichzeitig optimistisch: Europa hält zusammen, meine sehr verehrten Damen und Herren. Benjamin Franklin hat gesagt: "Wer die Freiheit für die Sicherheit tauscht, wird beides verlieren." Ich glaube, das ist ein sehr weiser Spruch. Ich möchte da jetzt zum Ukraine-Konflikt kommen, denn das Ziel der Menschen in der Ukraine - und es wurde heute viel über Frieden gesprochen, es stimmt schon, sehr geehrter Herr Abgeordneter der FPÖ Vilimsky, dass der Frieden ein wesentliches Ziel ist. Aber ich möchte Ihnen schon sagen, die Menschen in der Ukraine könnten den Frieden sofort haben, sie müssten nur vor dem Aggressor kapitulieren, denn dann wäre sofort Frieden. Das ist allerdings der Frieden des Gefängnisses und des Gulags. Das haben diese Menschen in der Sowjetzeit lange genug erlebt und deswegen treten sie für ihre Freiheit ein und das ist ganz etwas anderes. Viele Menschen, auch in Österreich, fragen: Warum sollen wir uns exponieren? Das ist doch weit weg. Die Ukraine, um es einmal geographisch festzumachen, liegt mehr inmitten Europas als Österreich, 3.000 km vom Ural, wir nur 1.500 km von der Westgrenze. Das heißt, das ist ein Konflikt im Zentrum Europas und insofern kann es uns nicht egal sein. Denn die Frage ist, auch wenn wir uns arrangieren und sagen, na ja lassen wir das einmal, bleiben wir gut Freund mit einem Aggressor: Was wird der nächste Schritt sein? Wie oft werden wir kapitulieren im Glauben, die Sicherheit zu erwerben, denn beim letzten Kompromiss werden wir sehen, dass wir mit dem Rücken an der Wand stehen. Was ist dann unser nächster Schritt, meine sehr verehrten Damen und Herren? Ein Frieden ohne Freiheit ist auch nicht der Frieden, den wir uns als Österreicherinnen und Österreicher vorstellen. Gestern war der 27. April, die Geburtsstunde der Zweiten Republik, denn am 27. April 1945 haben die Gründungsparteien der Republik die Proklamation über die Selbstständigkeit Österreichs ausgerufen. Sie bekannten sich darin zur Wiederherstellung der demokratischen Republik im Geiste der Verfassung von 1920, zumindest zwei dieser Parteien. Das waren mit Sicherheit die ÖVP und die SPÖ. Der KPÖ spreche ich diesen Zugang einmal ein bissel ab, die hatten einen Staat für Freibürgerinnen und -bürger im Auge nach sieben Jahren Nazi-Herrschaft und Terrorherrschaft. Österreich hat am eigenen Leib erfahren, was es heißt, ohne Freiheit zu leben, meine sehr verehrten Damen und Herren. Die Politiker zu Beginn der Zweiten Republik haben durch den Abzug der Besatzungsmächte erreicht, dass auch wir Österreicherinnen und Österreicher wieder frei sind, wie Außenminister Leopold Figl am 15. Mai 1945 verkündet hat. Wir wollen mehr als den Frieden, wir wollten damals schon unsere Freiheit. Deswegen sollten wir jene Menschen unterstützen, die ebenso dieses Ziel haben, denn die Menschen in der Ukraine wollen genau dasselbe. Sie wollen die Freiheit, die Dinge zu tun, die uns Österreicherinnen und Österreichern möglich sind. Sie wollen die Freiheit der Meinungsäußerung, die Freiheit der politischen Teilhabe und die Freiheit der persönlichen Unversehrtheit. Wir Österreicherinnen und Österreicher, wir Europäerinnen und Europäer müssen jene Menschen unterstützen, welche dieselben Möglichkeiten wie wir anstreben. In den von Russland zurückeroberten Gebieten werden wieder Lenin- Statuen errichtet, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich glaube, niemand kann allen Ernstes als aufrechter Demokrat oder Demokratin auf Seiten dieser Bewegungen stehen. Es ist die Grundsatzfrage, ob die Staaten Europas bereit sind, für ihre Werte Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat und eine pluralistische Gesellschaft nicht nur verbal, sondern mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln einzutreten. Und sie haben diese Frage in seltener Einstimmigkeit mit Ja beantwortet. Gerade für Österreich, einem kleinen Land, ist es wichtig, dass das Recht siegt und in Europa nicht wieder das Recht des Stärkeren zählt, meine sehr verehrten Damen und Herren. Denn wenn das Recht des Stärkeren zählt, dann kommen unsere Interessen, die Interessen der Österreicherinnen und Österreicher und der Wienerinnen und Wiener unter die Räder. Das ist meine tiefe Überzeugung. Im Krieg ist angeblich das erste Opfer die Wahrheit, und deshalb ist es wichtig, dass jene Menschen, welche durch diesen Krieg Opfer von unglaublichem Leid und Kriegsverbrechen geworden sind, eine Stimme haben. Wir haben bereits in der letzten Gemeinderatssitzung einen mehrheitlichen Antrag zum Ukraine-Krieg eingebracht. Uns haben allerdings die Bilder aus Butscha und anderen Orten in der Ukraine veranlasst, jetzt einen weiteren Beschlussantrag einzubringen. In diesem sprechen wir der ukrainischen Bevölkerung vollste Solidarität aus und verlangen die umfassende Aufklärung aller Vorwürfe von Kriegsverbrechen. Die Täter müssen zur Verantwortung gezogen werden, meine sehr verehrten Damen und Herren. Der Konsens, dass Grenzen nicht mehr durch Kriege verändert werden können und sollen, ist Geschichte. Der Konsens, dass der Krieg nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, wurde von Präsident Putin verlassen. Durch den Angriffskrieg der Russischen Föderation, welche genau dieses Ziel hat, kann kein Staat und keine Bevölkerung Europas mehr sicher sein, dass ihre Grenzen sicher sind und selbstverständlich kein militärischer Angriff erfolgt. Neue Bedrohungsszenarien sind vielfältig und betreffen das gesamte Spektrum der klassischen und asymmetrischen Kriegsführung. Darauf muss sich Österreich einstellen. Ich kann mich an eine Zeit erinnern, als die SPÖ einen Nationalratswahlkampf geführt hat unter dem Titel "Hier fliegen eure Pensionen.", und sie hat ihn damals gewonnen. Das war damals unredlich und ist heute falsch, meine sehr verehrten Damen und Herren. Wer die Freiheit gegen die Sicherheit eintauscht, wird beides verlieren. Die Volksabstimmung zur Wehrpflicht hat bewiesen, dass die österreichische Bevölkerung hinter dem österreichischen Bundesheer steht. Die hervorragenden Leistungen unserer Soldatinnen und Soldaten im nationalen und internationalen Umfeld zeigen jeden Tag, dass das Bundesheer vor Ort ist, wenn es gebraucht wird. Niemand hat geahnt, dass ein Krieg in Europa möglich ist, aber jetzt ist er Realität. Deshalb benötigen wir einen Schulterschluss, die österreichische Landesverteidigung mit entsprechenden Mitteln auszustatten. Auch aus Neutralitätsüberlegungen ist eine Anpassung notwendig. Meine sehr verehrten Damen und Herren, der neue Slogan sollte heißen: "Diese Flieger sichern Ihre Pensionen, denn sie sichern Österreich." Das ist der wahre Slogan und ich ersuche um Zustimmung zu unserem Antrag für eine Erhöhung des Heeresbudgets in diesem Zusammenhang. Welchen Ausweg und Chance auf Frieden es aus der derzeitigen Situation gibt, wird die Zukunft zeigen. Aber nachdem heute schon die Friedensmission unseres Bundeskanzlers angesprochen wurde, darf ich nun auch noch kurz am Ende zwei, drei Ausführungen dazu sagen. Bundeskanzler Nehammer hat einen von der internationalen Politik und den internationalen Medien sehr positiv kommentierten Besuch in der Ukraine und Russland abgehalten. Internationale Staatschefs wie der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und UN-Generalsekretär Guterres haben diesen Besuch ebenso positiv bewertet. Der Inhalt der Gespräche bleibt selbstverständlich vertraulich. Nur die Opposition in Österreich hat den kläglichen Versuch gestartet, das Haar in der Suppe zu finden. Meine sehr verehrten Damen und Herren, es wäre wünschenswert, wenn auch andere Politikerinnen und Politiker ihre Kontakte nutzen, um das Blutvergießen in der Ukraine zu beenden. Es wurde in dieser Diskussion sogar die Neutralität ins Treffen geführt, jene Neutralität, die Österreich am 26.10.1955 beschlossen hat, jener Tag, an dem der letzte Besatzungssoldat Österreich verlassen hat und somit Österreich frei war. Und das ist eigentlich die Verpflichtung eines österreichischen Bundeskanzlers, der als Staatschef eines freien, neutralen Landes geradezu den historischen Auftrag hat, alles zu tun, um einen Beitrag für Frieden und Freiheit in Europa zu leisten. Vergangene Bundeskanzler, auch der SPÖ, haben das genauso gesehen. Ich erinnere an Bruno Kreisky, der in den 70er Jahren Gespräche mit Arafat geführt hat, viel kritisiert. Ein deutscher Historiker hat das folgendermaßen beschrieben: Kreisky war eigenständig, durchsetzungsfähig und mutig genug, im Sinne von Österreichs Sicherheit neue und politisch ungewisse Wege zu beschreiten. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist ident die Beschreibung der Aktion unseres jetzigen Bundeskanzlers, und ich hoffe, Sie sehen sie vielleicht auch in dem historischen Blickwinkel. Die heutige Sozialdemokratie in Wien hat dies offensichtlich anders gesehen. StR Hanke hat sich zu Wort gemeldet und die Ausweisung von zwei russischen Diplomaten mit Spionageverdacht kritisiert und dabei die Neutralität ins Spiel gebracht. Meine sehr verehrten Damen und Herren, Neutralität heißt nicht, auf die Souveränität des eigenen Staatsgebiets zu verzichten. Das Gegenteil ist unserer Ansicht nach der Fall. Appeasement und der politische Kniefall haben noch nie dazu gedient, Diktatoren ihre Grenzen zu zeigen. Aber das Gespräch zu suchen und vielleicht einen Beitrag zu leisten, dass das Blutvergießen in Europa ein Ende hat und somit der Wohlstand und die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher und damit der Wienerinnen und Wiener gesichert ist, ist geradezu die Verpflichtung eines österreichischen Staatschefs und jeder Politikerin und jedes Politikers. Verbindlich im Ton, aber hart in der Sache ist die Position Österreichs und die unseres Bundeskanzlers, und das ist gut so. Die sollte man sich auch in der Wiener Stadtregierung zum Vorbild nehmen. Andere internationale Politiker wie Generalsekretär Guterres machen soeben denselben Weg. Ich darf deshalb zum Abschluss um Zustimmung für die bereits beschriebenen Anträge ersuchen im Sinne eines sicheren und starken Europas als unser Ziel, denn Europa ist wichtiger denn je, aber es fängt in der Gemeinde an. Ein herzliches Dankeschön. Präsident Ernst Woller: Danke schön, das waren 18 Minuten, es bleibt eine Restredezeit von 2 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Florianschütz, ich erteile ihm das Wort. Abg. Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Europa-Abgeordnete! Ein Mal im Jahr findet eine Diskussion zum Thema "Schwerpunkt Europa" in diesem Haus statt. Das ist immer ein bissel ein Highlight für die Mitglieder des Ausschusses für europäische und internationale Angelegenheiten, weil man da auch ein bissel in die Situation kommt, einmal erzählen zu können, was tut sich denn in Europa und was passiert hier. Heute ist diese Diskussion überstrahlt von den Geschehnissen in der Ukraine und dem militärischen Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine. Lassen Sie mich trotzdem beim eigentlichen Thema bleiben und zur Frage des Ukraine-Krieges im Anschluss was sagen. Ich bin dem Herrn Landeshauptmann sehr dankbar, dass er heute zu dieser Aussprache eingeladen hat und insbesondere den Schwerpunkt "Zukunft und Kinder" gewählt hat, denn da gibt es einen engen Zusammenhang. Das, was wir jetzt machen, was wir auf europäischer Ebene gestalten, prägt und bildet das Europa, das Europa unserer Kinder und das unterstelle ich jetzt jedem in diesem Haus positiv: Für die Kinder will man das Beste. Das ist eine edle Tat, die man da setzen kann. Die Frage lautet nur, und daran scheiden sich dann ja bekanntlich auch in diesem Haus die Geister und darauf möchte ich jetzt ein bissel eingehen: Was ist das Beste jetzt und in Zukunft für die Kinder in der Europäischen Union und, meine Damen und Herren, eigentlich für die Kinder der ganzen Welt? Das werde ich dann versuchen, auch noch stärker auszuprägen. Wir reden immer von Europa, als wäre es eine Festung, ein abgeschlossener Raum im leeren Raum, und das ist Europa aber nicht. Europa ist Teil der Welt, und das sollten wir in all unseren Handlungen berücksichtigen. Das wäre fair, redlich und würde unseren Grundlagen und unserer Haltung entsprechen. Europa ist der Kontinent der Menschenrechte, sagen wir, und die Menschenrechte der Human Rights Bodies beruhen auf drei Säulen, auf drei Hauptsäulen, beruhen auf anderen auch, aber auf drei Hauptsäulen: Erstens der Allgemeinen Erklärung der Vereinten Nationen. Die ist wohlbekannt und muss hier nicht kommentiert werden. Aber dann auf zwei Pakten, die vielleicht nicht so bekannt sind, nämlich den Pakt über die bürgerlichen und politischen Rechte und den Pakt über die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte, zwei zentrale Menschenrechtsdokumente. Im Gegensatz zu anderen Regionen auf der Erde sind wir in Europa angetreten, diese beiden Pakte umzusetzen und zu verwirklichen. Der eine Pakt geht um die uns wohlbekannten bürgerlichen Rechte wie Wahlrecht, Unverletzlichkeit des Eigentums, des Hauses, der persönliche Schutz, et cetera. Das andere ist das Recht auf Arbeit, das Recht auf eine ordentliche Wohnung, das Recht auf eine kulturelle Freiheit, und so weiter, und so fort. Und beide Rechte machen die Identität Europas als Kontinent aus, oder besser gesagt sollten die Identität Europas als Kontinent ausmachen. Dazu käme der noch nicht existierende Pakt der Menschenrechte der 3. Generation, nämlich der Frage einer sauberen Umwelt, Gerechtigkeit, globalen Entwicklung und Nachhaltigkeit. Der Pakt fehlt noch, aber es ist einer, den man unbedingt noch betreiben müsste. Das ist das Projekt, unausgesprochen das Projekt, das ich in der Europäischen Union sehe, die Verwirklichung dieser Rechte. Da gibt es unterschiedliche Zugänge dazu, auch zwischen den Parteien. Aber was uns eint, ist der Versuch, und darum ist der Name Fortschrittskoalition ja auch ein guter für unsere gemeinsame Regierung, gemeinsam zum Fortschritt beizutragen, und ich sage jetzt, zum Fortschritt von Wien und der Menschen in Wien. Und dann bin ich optimistisch, zum Fortschritt der Menschheit, nämlich einen Beitrag dazu zu leisten. Das ist ein nobles Unterfangen, und an dem soll man uns letztendlich messen. In der Europäischen Union heißt das, der Ausbau der Säule der sozialen Rechte. Wir haben im letzten Ausschuss für europäische und internationale Angelegenheiten einen Akt über die Frage des Ausbaus und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Menschen in der Plattform-Ökonomie gehabt. Das gehört zu den sozialen Rechten dazu und passt zum zweiten Pakt, den ich Ihnen genannt habe, der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte. Die Frage des Green Deals ist ein wesentlicher Bereich in der Europäischen Union. Der Green Deal hat noch keinen Pakt. Das wäre dann der dritte zu der dritten Menschenrechtsgruppe, der in der Europäischen Union allerdings bereits angegangen wird. Der Green Deal ist ein wichtiges Unterfangen. Und in dem Zusammenhang, weil das heute diskutiert worden ist: Der Green Deal ist die Absage an die Karbonwirtschaft aus Einsicht in die Vernunft und zum Wohle der Menschheit. Dass es jetzt schneller geht durch den Krieg in der Ukraine, mag sein, das ist auch gut so, aber ursächlich ist der Green Deal nicht durch den Krieg verursacht worden, sondern er war unsere Entscheidung für ein nachhaltiges, fortschrittliches und besonders für unsere Kinder lebenswertes Enkelfit, würde der Gründer der NEOS sagen, eine enkelfitte Welt, ein schönes Bild, ein schönes Bild. Es ist immer gut, es ist immer gut, in begreifbaren Bildern zu sprechen. Wir reden von Demokratie und wir reden von Subsidiarität in Europa, und ich habe mir vorgenommen, Ihnen ein kurzes Potpourri zu geben, mit welchen Themen wir uns befasst haben. Ich zitiere Ihnen, auszugsweise natürlich, aus dem Programm des Ausschusses der Regionen aus den letzten zwei Jahren. Da geht's um das Jahresbarometer der Gemeinden und Regionen, die Frage der Debatte mehr Ehrgeiz betreffend Governance gemeinsam für einen globalen und grünen Deal. Die Debatte über die Zukunft Europas, die hat das erste Mal schon am 13.10.21 angefangen. Das ist eine kurzfristige Diskussion gewesen: Die Frage über die Stärkung der europäischen Demokratie im Rahmen der Konferenz der Zukunft Europas. Die Debatte über den Kampf gegen Desinformation zur Gewährleistung einer funktionierenden und widerstandsfähigen Demokratie auf allen Ebenen. Die Debatte über eine langfristige Vision für ländliche Gebiete. Das ist für Wien vielleicht nicht ganz so wichtig, aber für Österreich schon auch. Die Debatte über den europäischen grünen Deal, intelligente Nachhaltigkeit, Mobilität in Regionen, Städten und Dörfern. Und letztendlich die Konferenz über die Zukunft Europas selbst. Das ist ein Auszug aus großen Debattenbeiträgen, die wir auf europäischer Ebene unter Beteiligung der Stadt Wien geführt haben. Und dazu eine Fülle, Fülle von kleinen Dokumenten und vielen kleinen Drehschrauben, an denen wir gedreht haben, um Europa besser zu machen. Und damit gleich ein Appell an die Abgeordneten zum Europäischen Parlament: Nehmen Sie die Regionen und die Städte ernst! Nehmen Sie die Anliegen der europäischen Städte und Regionen ernst und berücksichtigen Sie die Vorlagen und Stellungnahmen des Ausschusses der Regionen in Ihren Handlungen im Europäischen Parlament! Die überwiegende Mehrzahl der Menschen Europas lebt in Städten und hat sich daher ein Gehör verdient! Und das ist kein Appell, meine Damen und Herren, das ist eine Forderung, weil es das Recht der Menschen in den Städten und Regionen ist, auf europäischer Ebene gehört zu werden, weil wenn das nicht geschieht, wird es kein demokratisches Europa sein, und das wäre sehr, sehr schade! Europa ist mehr. Wir treffen uns heute mit den Abgeordneten zum Europäischen Parlament. Aber Europa ist ja, wenn man den Raum des Europarates betrachtet, deutlich größer als die Europäische Union. Die momentan existierende Krise oder die von der Russischen Föderation erzeugte Krise durch ihren Angriffskrieg betrifft Europa im Sinne des Kongresses von Europa der nichteuropäischen Union. Und der Europarat, ich habe das in dem Haus schon einmal gesagt, ist noch mehr als die Europäische Union durch diese Aggression betroffen. Ich rufe in Erinnerung, der Europarat ist ein ähnlich großes, wenn nicht ganz so nachhaltiges, aber jedenfalls sehr ambitioniertes Friedens- und Menschenrechtsprojekt, an dem wir beteiligt sind. Ich sage das jedes Mal, wenn wir Europadebatte haben, wenn ich Sie erinnere, wir haben eine gewisse Tendenz, eurozentristisch zu agieren im Bereich der Europäischen Union. Das ist schon richtig und wahr, aber darüber hinaus gibt es eben auch noch etwas anderes. Darauf sollten wir Rücksicht nehmen, dass in der nahen Nachbarschaft eben Länder sind, sei es jenseits des Mittelmeers, mit denen wir eine Patenschaft haben, sei es außerhalb der Europäischen Union, unsere Nachbarländer, eines davon ist die Ukraine, mit denen wir uns ein gutes Verhältnis und gute Nachbarschaft wünschen. In dem Zusammenhang auch in Zukunft, ich werd's sagen, in Zukunft mit einer anders verfassten Russischen Föderation. Die Russische Föderation ist natürlich auch ein Teil Europas, und unser Ziel muss es sein, auch an den guten Entwicklungen, die hoffentlich bald stattfinden, der Russischen Föderation anzudocken und diese zu stärken und zu unterstützen. Das haben einige Redner im Vorfeld schon gesagt: Wir müssen die Kräfte in der Russischen Föderation, die für liberale Demokratie, Menschenrechte und für den Frieden stehen, stärken. Wie wir das konkret machen können, kann ich Ihnen jetzt nicht beantworten, aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir das versuchen sollten. Wir sollten in diese Richtung agieren und sollten jedenfalls die kulturellen und sonstigen Kontakte zu Russland oder zur Russischen Föderation nicht abbrechen. - In diesem Zusammenhang merke ich an: "Krieg und Frieden" ist ein russisches Werk, und kein schlechtes übrigens. Meine Damen und Herren! Es ist - zu meinem Kummer - unmöglich, hier zu sprechen und nicht auf den Krieg in der Ukraine einzugehen. Ich darf Ihnen sagen, dass ich mir das lange überlegt habe. Ich komme nämlich aus der Tradition einer Friedensbewegung, und unser Credo war ursprünglich: Frieden schaffen ohne Waffen. - Zu diesem Spruch stehe ich nach wie vor, was ich momentan erlebe, ist jedoch das Gegenteil. Ich verurteile das nicht, ich sage nur: Das ist ein Bruch in unserer Identität, und ich bin nicht sicher, ob das gut ist Meine Damen und Herren! Es gibt viele Redner hier und anderswo, die über den Krieg sprechen und die auch darüber sprechen, dass wir Waffen hinschicken müssten. Ich vermisse aber ein Wort, nämlich das Wort "leider", dass man also sagt: Leider müssen wir das machen, wenn wir es schon machen müssen. Was aber nicht geschehen soll, ist, dass wir in diese komische Begeisterung verfallen: Es taucht jetzt so eine Stimmung auf: Wir alle gemeinsam gegen die Bösen. - Und immer, wenn eine solche Stimmung aufkommt, dann ist mir das verdächtig, das muss ich Ihnen schon sagen. Das bedeutet nicht, dass ich nicht Schuld und Verantwortung zuordnen kann. Insgesamt ist aber die Stimmung, die jetzt auf diesem Kontinent herrscht, eine gespenstische. Das macht mir Sorgen, wenn ich jetzt auch wieder an unsere Kinder denke. Aus Verzweiflung kann allerdings auch Kraft wachsen. Das heißt, wir müssen etwas tun, und dann stellt sich die Frage: Wo stehen wir? Mit "wir" meine ich jetzt Wien und Österreich. - Die Antwort ist klar: Wir stehen auf der Seite der Menschenrechte, auf der Seite des Friedens, und so weiter, und so fort. In diesem Zusammenhang erhebt sich auch die Frage: Wer sind wir? - Im Hinblick darauf stelle ich Ihnen hier Fragen, die ich nur schwer beantworten könnte: Was ist das: Der Westen? Wer ist das: Wir, "die Guten"? Verschwimmen jetzt die Unterschiede? Ist es jetzt so, dass alle Länder der Europäisch Union ein Team sind? Ziehen wir jetzt alle ohne Wenn und Aber gemeinsam an einem Strang, auch mit Polen und seiner No-Choice-Ideologie oder auch mit Ungarn mit seinen antidemokratischen, korrupten Tendenzen? Das beantwortet überhaupt nicht die Frage, wie ich zum Ukraine-Krieg stehe. Ich fürchte mich nur davor, dass wir in der Euphorie des Krieges unter Umständen alle Unterschiede verwischen. Da müssen wir vorsichtig sein! Ich habe es nicht miterlebt, doch ich weiß, dass ein deutscher Kaiser einmal gesagt hat, dass er nur noch Deutsche und keine Parteien kennt. - Das ist ein gefährlicher Spruch, meine Damen und Herren! In diese Situation möchte ich nicht kommen. Nun höre ich schon wieder auf damit, denn zu nachdenklich darf man heutzutage nicht sein, weil man sonst böse Unterstellungen erntet. Ein Held meiner Jugend, der Liedersänger und Poet Konstantin Wecker, erlebt das gerade mit. Er hat sich geäußert, dass er nicht dafür ist, dass wir Waffen liefern. Das kann man sagen oder auch nicht. Der Shitstorm, der über ihn drübergefahren ist, ist jedoch unbeschreiblich. Dennoch hat der Konstantin seine Meinung nie geändert. Das war seine Meinung vorher, und das ist jetzt seine Meinung. Es mag dies eine falsche Meinung sein. Ich glaube das nicht, aber man kann das schon so sehen. Die Frage lautet jedenfalls: Kann man seine Meinung nicht trotzdem äußern, und kann man nicht trotzdem nachdenklich sein? Darum geht es mir hier und heute in dieser Wortmeldung zum Krieg, wodurch natürlich leider das andere überstrahlt wird. Wofür stehen wir? - Wir stehen dafür, dass wir keinen Angriffskrieg wollen beziehungsweise dass wir gar keinen Krieg führen wollen. Wenn wir einen Krieg führen müssen, dann nur deshalb, weil es ein Verteidigungskrieg ist. Das scheint mir sehr wichtig zu sein. Das ist nicht eine pazifistische Einstellung, sondern das ist eine Haltung im Sinn des Friedens. Der Spruch "Si vis pacem, para bellum!" klingt garstig, ist aber nicht unrichtig. Das spricht auch dafür, dass man in der Neutralität wehrhaft ist. Das Wesen unserer Neutralität ist die Haltung. Das heißt, wir sind neutral im Konflikt, aber nicht neutral in der Haltung und der Zuordnung von Rechten und Pflichten in der Menschheitsfamilie. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die NATO glaubhaft vermitteln kann, dass sie diese Werte immer repräsentiert und repräsentiert hat. Es wurden nämlich auch Angriffskriege ohne Mandat der Vereinten Nationen geführt, und diese waren nach meinem Verständnis menschenrechtswidrig, waren Kriegsverbrechen oder Völkerrechtsverbrechen. Man kann zwar 100 Mal argumentieren, dass diese Kriege notwendig waren, das Zusammentreffen der Worte "notwendig" und "Krieg" ist allerdings problematisch, da würde ich sehr vorsichtig sein. - Im Hinblick darauf wünsche ich mir, dass wir einmal, unabhängig vom gegenwärtigen Anlass, über die Frage Europa und Verteidigung von Europa diskutieren. Ich bin in regem Kontakt mit FreundInnen aus meiner Koalitionspartnerin, und wir sind nicht einmal so weit auseinander in der Frage, wie das denn mit Europa, Identität und Wehrhaftigkeit wäre. Das wäre einmal eine Diskussion wert. Diese kann man jedoch im Hinblick auf den konkreten Krieg nicht führen, weil dann die Gefahr des schnellen über Bord Werfens von Hemmnissen droht. Reden wir aber einmal drüber, wenn es hoffentlich bald wieder Frieden gibt! Nun komme ich wieder zurück auf die Frage der Europäischen Union: Ein Erfolg der Europäischen Union in der momentanen Situation zeigt sich in unserer Kohäsionspolitik und in der Flexibilität unserer Kohäsionspolitik. Das ist eine wesentliche Säule sowohl bei der Bewältigung der Krise der Wirtschaft, aber besonders bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise, also einer Krise, mit der wir konfrontiert sind, weil viele Menschen zu uns flüchten. In diesem Zusammenhang hat sich die Europäische Union sehr bewährt. Es ist nicht an mir, aber in diesem Fall habe ich große Lust, es zu tun, nämlich zu diesem Vorwurf Stellung zu nehmen, dass die Europäische Union nichts zu Wege bringt und dass wir ein Europa der Einzelstaaten brauchen. - Erstens befinden wir uns in einem Europa der Einzelstaaten, und zweitens bringt die Europäische Union tatsächlich sehr viel zu Wege. Diesen Vorwurf muss man also zurückweisen. Die Europäische Union ist ein sinnvolles, funktionales Projekt. Das war sie in der Pandemiebekämpfung, und das ist sie besonders jetzt in der Flüchtlingskrise. Die Massenzustrom-Richtlinie ist eine Errungenschaft, meine Damen und Herren, auf die wir stolz sein können. Wenn wir von Europa reden, dann müssen wir aufpassen, dass wir nicht - und ich übertreibe jetzt absichtlich - quasi dem Rest der Welt, wobei ich die Vereinigten Staaten auslasse, kommunizieren: Wir sind Europa. Wir sind wir. Wir sind die Guten. Wir sind auf dem Weg, uns militärisch dementsprechend aufzustellen, und wir legen die Spielregeln auf dieser Welt fest. - Das ist eine bestimmte Spielart White Supremacy, die anderswo - diesbezüglich kann ich Ihnen aus meinen internationalen Funktionen berichten - nicht goutiert wird. Wir sollten sensibler sein, was diese Fragen betrifft, denn je sensibler wir im Umgang mit dem Rest der Welt außerhalb Europas sind, desto glaubhafter sind wir bei unserem Appell im Sinne von Menschenrechten und Liberalität. Das eine hängt eng mit dem anderen zusammen. Diese unsere Grundwerte sollten wir insgesamt immer und ohne Abstriche diskutieren. Im Hinblick darauf weise ich jetzt darauf hin, dass wir in Europa eine Diskussion haben werden, wie wir es damit halten, dass in den Vereinigten Staaten in bestimmten Bundesstaaten das Wahlrecht von Minderheiten eingeschränkt ist: Ich bin dafür, dass wir unsere Positionen in diesem Zusammenhang genauso konsequent durchhalten. Das sage ich jetzt nicht, weil ich gegen die Vereinigten Staaten bin. Ganz im Gegenteil: Ich bin für die Vereinigten Staaten und möchte, dass sie das Ziel, der Hort der Freiheit zu sein, auch wirklich einlösen können. Sie waren das nicht immer und wir auch nicht. Darüber müssen wir aber reden. Es gibt etwas, was ich mir für alle Menschen in der Russischen Föderation und der Ukraine, in China im Hinblick auf die Uiguren, in Lateinamerika, in Afrika und in Europa wünsche, nämlich: Unser Motto muss sein: Weg vom Nationalismus, global hin zu einer regionalen, föderativen Demokratie. Das klingt ambitioniert. Ich meine aber, dass es die einzige Chance ist, die die Menschheit haben wird. Es geht nämlich um die Menschheit. Es geht um uns alle. Und im Hinblick darauf, dass ich damit angefangen habe, mit Ihnen über die Kinder zu reden, sage ich: Es geht um die Kinder. Es geht um die Zukunft der Kinder, und da sind Frieden, soziale Gerechtigkeit, Demokratie, Empathie und Pluralismus das Wichtigste. - Das ist das Europa, das mir vorschwebt. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit. Präsident Ernst Woller: Danke. Das waren 16 Minuten Redezeit, es verbleibt eine Redezeit von 4 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Maximilian Krauss. Bitte. Abg. Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Florianschütz hat das Europa der Regionen genannt, und er hat einige Appelle an die EU-Abgeordneten mitgegeben. Einzig schade dabei ist, dass Ihr Appell ungehört bleibt, denn es haben, wenn man von unserem Vertreter, Abg. Vilimsky, absieht, alle anderen EU-Abgeordneten den Saal bereits vor Ihrer Rede verlassen. Ich meine, es ist doch einigermaßen bezeichnend, dass kein grüner EU-Abgeordneter den Weg hier her findet beziehungsweise dass alle anderen Mandatare sofort wieder gehen. Das zeigt bis zu einem gewissen Grad diese Doppelbödigkeit, die von linker Seite oft kommt: Es wird von Demokratie, von Partizipation, von Prozessen und von Dialog gesprochen, wenn dann aber eine Europastunde stattfindet, dann kommt man entweder gar nicht oder liefert einen fünfminütigen Beitrag ab und hört dann niemand anderem mehr zu. Das finde ich schade! Das ist dieser Europastunde sicherlich nicht würdig! Kollege Taborsky hat davon gesprochen, dass beim aktuellen kriegerischen Konflikt Worte nicht mehr reichen und man mit allen Mitteln intervenieren muss. Was ist das, bitte, wenn nicht der direkte Aufruf zum Krieg?! Was ist das, wenn nicht der direkte Aufruf dazu, unsere Neutralität zu beenden und unser Land wahrscheinlich in den Abgrund zu stürzen? - Im Hinblick darauf appelliere ich wirklich an alle Beteiligten und besonders an Sie, Herr Taborsky, sich zu überlegen, welcher Worte und welcher Rhetorik man sich hier bedient! Das kann nämlich definitiv nicht der richtige Weg sein. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin ja doch noch ein junger Mensch, und es gibt heute auch noch einen Antrag zu jugendpolitischen Strategien der Europäischen Union. Man hat uns jungen Leuten immer gesagt, dass die EU zwar manche Fehler hat, dass sie aber im Endeffekt zumindest ein Friedensprojekt ist. Ich glaube, nun wurde dieses letzte große Versprechen gebrochen, das man jungen Menschen gegeben hat, nun wurde sogar diese "last line of defense" in der Argumentation betreffend die Vorteile der Europäischen Union überschritten. Sogar dieses Friedensprojekt wird jetzt nicht nur gefährdet, sondern wird von Ihnen mutwillig zerstört. Man hat den Menschen und besonders den jungen Menschen versprochen, dass die EU bei den großen Fragen unserer Generation helfen würde. 2015 hatten wir dann die Flüchtlingskrise, und da haben wir gesehen, dass es gerade bei diesem großen gesamteuropäischen Problem ein Totalversagen der europäischen Institutionen gegeben hat. Die europäischen Institutionen haben überhaupt nichts Positives zur Lösung dieses Konflikts beigetragen, außer dass man Teil des Chors jener war, die immer mehr Menschen nach Europa locken wollten. Wir haben in der Corona- Krise, die zweifelsohne eine globale und europaweite war, gesehen, dass die europäischen Institutionen zu keinem Zeitpunkt einen positiven Beitrag geleistet haben, um wirtschaftlich abzufedern und auf medizinischer Ebene Lösungen zu suchen. Wir haben erlebt, dass die Europäische Union diesbezüglich wieder versagt hat. Auch jetzt, bei der dritten großen Krise, die wir in den letzten fünf Jahren in Europa zu bewältigen haben, nämlich bei der Ukraine-Krise, erleben wir nicht, dass es eine Europäische Union gibt, die vernünftig agiert. Nein. Wir erleben eine Europäische Union, die keine Rücksicht auf die Neutralität Österreichs nimmt. Wir erleben eine Europäische Union, die in vielen Belangen falsche und unvernünftige Politik macht. Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, dieses Friedensprojekt, das den jungen Menschen versprochen wurde, haben Sie in den letzten Wochen und Monaten endgültig begraben. Wenn jetzt auch der Erweiterungsprozess angesprochen wurde und manche Politiker ernsthaft fordern, dass man der Ukraine möglichst rasch eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union ermöglichen sollte, dann kann man wirklich nur den Kopf schütteln! Dazu kann man nur sagen: Eine Mitgliedschaft der Ukraine kann es langfristig vielleicht irgendwann geben. Das darf allerdings auf keinen Fall heute, morgen oder in den nächsten Jahren zur Debatte stehen. In diesem Zusammenhang erwähne ich jetzt, dass Großbritannien ja vor einigen Jahren die Europäische Union verlassen hat und damals prophezeit wurde, dass Großbritannien zusammenbrechen wird, Massenarbeitslosigkeit ausbrechen wird und die Menschen dort verarmen werden. In Wahrheit ist überhaupt nichts davon eingetreten, ganz im Gegenteil: Großbritannien ist weitaus besser durch die Corona-Krise gekommen als die meisten europäischen Länder. In Anbetracht dessen weiß man auch, was man von vielen dieser Prognosen, die auf EU-Ebene gemacht werden, zu halten hat. Heute war Herr Abg. Mandl da. Jetzt ist er leider auch schon weg. Er gehört zu jenen EU-Abgeordneten, der unbedingt eine Erweiterung der Europäischen Union in Richtung Balkan haben möchte, der massiv betreibt, dass mafiöse Staaten wie der Kosovo, Albanien oder auch Bosnien-Herzegowina, die alles andere als europareif sind, möglichst schnell in die Europäische Union kommen sollen. Dazu kann man nur sagen: Nein! Es darf keine Erweiterung der Europäischen Union in diese Richtung geben! Es dürfen hier keine weiteren Problemfelder geschaffen werden! Wir brauchen nicht noch mehr Armenhäuser in der Europäischen Union! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Viele, besonders die GRÜNEN, sind immer sehr vorschnell. So geißeln sie beispielsweise die Wahlen in Ungarn, denn sie bezeichnen ja bekanntlich Ergebnisse, die bei Wahlen herauskommen und ihnen nicht gefallen, gleich gerne als undemokratisch und sagen, dass da irgendetwas im Vorfeld nicht gestimmt hat. - Ich kann Ihnen nur sagen: Ich war, im Übrigen gemeinsam mit unserem EU-Abg. Harald Vilimsky, in Ungarn als Wahlbeobachter tätig. Wir haben dutzende Wahllokale besucht. Wir haben den Wahlvorgang genau observiert. Und ich sage Ihnen: Dieser Wahlvorgang hat genauso wie in Österreich stattgefunden beziehungsweise sogar noch besser als vergangene Wahlen in Österreich. Ich denke jetzt beispielsweise an die Präsidentschaftswahl 2016, als die Wahl wiederholt werden musste, weil Kuverts nicht richtig zugeklebt worden waren. Hören Sie also auf, hier ständig mit dem Finger auf unseren Nachbarn zu zeigen, und kehren wir vielleicht lieber einmal vor der eigenen Türe, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich kann Ihnen sagen: Junge Menschen, die vielleicht durchaus europakritisch waren, hatten zumindest dieses Friedensprojekt, von dem ich zu Beginn gesprochen habe, immer im Hinterkopf, um zu sagen: Ja, deswegen ist die Europäische Union doch eine gute Sache. Jetzt begeben sich nicht nur Politiker auf europäischer Ebene auf einen völlig falschen Weg. Nein! Wir haben auch eine Bundesregierung, die unsere verfassungsmäßig festgeschriebene Neutralität begräbt und nicht mehr ernst nimmt. Herr Taborsky hat hier davon gesprochen, dass 1955 unsere Unabhängigkeit festgeschrieben wurde und dass die Unabhängigkeit auch immer verteidigt werden muss. Ja. Neben dieser Unabhängigkeit wurde maßgeblich aber auch unsere Neutralität festgeschrieben, und ich kann in Anbetracht dessen nur an Sie alle appellieren, diese Neutralität, die 1955 festgeschrieben wurde, wieder ernst zu nehmen und zu leben. - Vielen Dank. Präsident Ernst Woller: Die Redezeit betrug acht Minuten. Es besteht eine Restredezeit von zwölf Minuten. - Es liegt mir nun eine tatsächliche Berichtigung von Frau Abg. Kickert vor, und ich erteile ihr das Wort. Abg. Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Der Vorredner hat wider besseres Wissen sehr polemisch gemeint, die grünen Abgeordneten fänden den Weg hier her nicht. Allerdings wurde bereits zu Beginn der Sitzung mit großem Bedauern darauf hingewiesen, dass die grünen Abgeordneten des Europäischen Parlaments, und zwar nicht nur diejenigen aus Österreich, sondern des gesamten Parlaments, zur Zeit auf einer Klausur sind und daher nicht kommen können. Es tut mir leid, dass immer wieder solche billigen Punkte gemacht werden müssen, weil sonst zum kontrafaktischen Inhalt nicht mehr viel zu sagen ist. - Danke. Präsident Ernst Woller: Danke schön. Es liegt mir eine weitere tatsächliche Berichtigung von Herrn Abg. Taborsky vor. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Hannes Taborsky (ÖVP): Ich möchte tatsächlich berichtigen, weil hier offensichtlich Daten verwechselt wurden. Die Unabhängigkeit wurde am 27. April 1945 erklärt und hat einen ganz anderen Stellenwert als die Neutralitätserklärung, die am ersten freien Tag der Republik Österreich im Jahre 1955 erklärt wurde. Ich wollte das nur kurz in Erinnerung rufen, denn das ist jeweils etwas anderes. Präsident Ernst Woller: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Gara. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte EU-Abgeordnete und - Abgeordnetinnen! Geschätzte Mitglieder des Landtages! Ja, es geht um Friedenspolitik. Ich glaube, dass das ein ganz wichtiges Thema gerade in diesen Tagen ist, und Europa hat sehr viel zu diesem Friedensprojekt beigetragen. Ich glaube auch, dass dieser tragische Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine - beziehungsweise Putin's Angriffskrieg, wie man eigentlich präzisieren muss - uns vielleicht in eine andere Abhängigkeit führen wird, als wir sie bis dato hatten. Wir müssen jetzt endlich begreifen, dass Energiepolitik auch Sicherheitspolitik ist. Ich glaube, das ist ein zentraler Punkt: Energiepolitik ist Sicherheitspolitik und damit auch Friedenspolitik. Es gilt jetzt, die Abhängigkeiten, denen wir über die letzten Jahrzehnte hinweg ausgesetzt waren, wirklich kritisch zu hinterfragen. Gerade auch die Europäische Union hat sich mit dem Green Deal gemeinschaftlich zur Klimaneutralität 2050 bekannt. Man muss aber immer dazu sagen, dass Energiepolitik und Klimapolitik zwei Seiten derselben Medaille sind. In diesem Zusammenhang macht es auch Sinn, sich die Grundidee der Europäischen Gemeinschaft anzusehen. Sie wurde 1951 als Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl gegründet. Die Grundidee war, dass diese Montanunion, wie sie auch bezeichnet wurde, allen Mitgliedern Zugang zu Kohle und Stahl ermöglicht, ohne dass Zoll bezahlt werden muss. Das war die Grundidee. Es war dies also eigentlich eine Art Ressourcenunion. Es ging darum, Krieg gerade auch dann zu vermeiden, wenn es um Ressourcen geht. Die Diskussion, die wir jetzt führen, ist eigentlich genau dieselbe. Es gilt zu vermeiden, Krieg zu führen, wenn es um fossile Ressourcen geht. Und es ist wichtig, darüber nachzudenken, wozu diese Abhängigkeit von fossilem Gas und von fossilem Öl - denn das betrifft nicht nur Russland - global führt. Die meisten Konflikte und die meisten Kriege weltweit sind heutzutage Ressourcenkriege. Das verschärft sich durch die Klimakrise noch zusätzlich, weil auch das Wasserangebot in den Ländern unterschiedlich ist. Und wenn dieses Wasserreservoir austrocknet, dann geht es um Nahrungsmittel. Es findet also eine Kette von Ereignissen statt. Ich hoffe, dass dieser Angriffskrieg Putin's auch dazu Anlass gibt, wieder über diese Grundidee der Europäischen Gemeinschaft nachzudenken. Und das ist auch die Idee des gemeinsamen Antrags betreffend eine echte Energieunion, den die NEOS heute hier mit der SPÖ einbringen. Die Idee der Energieunion ist ja grundsätzlich nicht neu und wurde auch schon diskutiert, sie ist aber noch weit davon entfernt, dass dieses Gemeinschaftliche im Vordergrund steht. Das Trennende ist noch immer stärker als das Gemeinsame. Wenn wir allerdings ernsthaft über den Ausstieg aus fossilen Energieträgern und jetzt vor allem aus russischem Erdgas nachdenken müssen, dann ist es nicht möglich, das alleine zu tun. Österreich kann das alleine nicht schaffen. Deutschland kann das vielleicht leichter schaffen, das ist aber auch für Deutschland schwierig. Insgesamt ist das wahnsinnig schwierig, und zwar letztendlich auch für die Industrie und für den Wirtschaftsstandort. Ich halte es daher für wichtig, massive Bestrebungen in die Richtung zu machen, dass man ähnlich wie auch bei der Klimapolitik einen Mechanismus entwickelt, das sogenannte Effort Sharing, also die Zuteilung von Ressourcen, wobei jeder Mitgliedstaat einen gewissen Beitrag leistet, sodass man das Gesamtziel erreicht. Und das Gesamtziel heißt: Ausstieg aus russischem Gas. Es geht um den Ausstieg aus russischem Gas, und zwar gemeinsam und nicht alleine. Wichtig dabei ist die Schaffung eines Verteilungsschlüssels für alle Ressourcen, die wir jetzt aus anderen Ländern substituieren, also etwa Flüssiggaslieferungen und sonstige Lieferungen. Diese Aufteilung muss gemeinschaftlich erfolgen. Es geht aber nicht nur um die Lieferungen und den Verteilungsschlüssel, sondern letztendlich auch um die Infrastruktur. Auch die Infrastruktur muss gemeinschaftlich gedacht werden. Dazu ein schönes Beispiel: Es gibt vier große Erdgasspeicher in Europa. Einer davon ist in Österreich, die anderen befinden sich in Deutschland, in den Niederlanden und in Italien. Und es war lange nicht klar, wem diese eigentlich in welcher Form gehören, wer wo wie welche Zugriffsrechte hat und welche Mengen, die dort gespeichert waren, wem tatsächlich gehören. Viele haben gesagt: Nun ja, das überlässt man Gazprom. Und das war eigentlich das Problem, denn de facto hat man bereits vor einem Jahr in vielen Gasspeichern in Europa gesehen, dass die Mengen, die dort eingespeichert sind, deutlich geringer sind als in den Jahren davor. Das hat sich also schon frühzeitig abgezeichnet, doch niemand hat gesagt: Wir haben ein Problem! Niemand hat gesagt: Die Gasspeicher sind nicht ausreichend gefüllt! Genau das ist das Problem. Es muss also seitens der Europäischen Union gesagt werden: Wir möchten einen Überblick haben, wo und wie diese Ressourcen verteilt sind. Selbiges gilt natürlich auch für die Infrastruktur. Genau das erwarte ich mir von der Bundesregierung und insbesondere auch von Ministerin Gewessler. Es wurde viel darüber gesprochen, was wir denn alles tun können. Es gab entsprechende Besuche in Katar im Hinblick auf mögliche Lieferverträge. Diese wurden jedoch nicht gezeichnet, und es ist keinem klar, welche Mengen wo wie geliefert werden können. Viel wichtiger ist allerdings, einmal zu testen, wie denn die Infrastruktur aussieht. Gibt es beispielsweise hinsichtlich der Gasleitungen, die jetzt in die eine Richtung, nämlich Richtung Italien führen, auch technisch mögliche Infrastrukturveränderungen, etwa durch Pumpen, dass man die Richtung auch umdrehen kann, weil es dort einen Terminal für Flüssiggas gibt, und so weiter, und so fort. Die technischen Perspektiven müssen jetzt schnell evaluiert werden. Wir müssen herausfinden, wie wir diese Verteilung in Europa mit bestehender Infrastruktur so verändern können, dass eine Sicherstellung an Gaslieferungen vor allem für den kommenden Winter möglich ist. Das ist für die Bürgerinnen und Bürger wichtig. Außerdem führt das natürlich auch dazu, dass die Spekulation auf dem Markt deutlich reduziert wird und somit auch die Angst reduziert wird. Es ist also wirklich wichtig, in diese Richtung zu schauen, daher auch unser Vorstoß in Richtung einer echten europäischen Energieunion. Nehmen wir diese dramatische Krise als Chance wahr, diesen Vorstoß zu wagen! Der europäische Green Deal funktioniert nämlich nur mit einer ernsthaften, echten Energieunion, die ganz klar langfristig den Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern forciert. Kurzfristig muss im Kontext der Versorgungssicherheit für die Bevölkerung, aber auch die Wirtschaft sichergestellt werden, dass wir die entsprechenden Gaslieferungen haben, denn wir können nicht von heute auf morgen komplett aussteigen. Das ist technisch nicht machbar. Langfristig geht es aber natürlich, so wie wir es auch in Wien über den Wiener Klima-Fahrplan vorgesehen haben, um den Ausstieg aus fossilem Erdgas bis 2040. Diese Szenarien liegen hier fest. Wahrscheinlich wird man noch manches beschleunigen müssen. In Summe ist der Pfad klar, es muss aber auch die kurzfristige Versorgungssicherheit gegeben sein. Genau das möchten wir heute mit unserem Antrag initiieren. Wir fordern die Österreichische Bundesregierung dazu auf, Schritte für eine starke europäische Zusammenarbeit beim Ausstieg aus russischem Erdgas zu setzen und damit den Anstoß für die Weichenstellung in Richtung einer echten Energieunabhängigkeit und einer echten Energieunion zu geben. In der bisherigen politischen Diskussion steht primär ein nationalstaatliches Interesse im Vordergrund. Und erinnern wir uns zurück an die Anfänge der Corona-Pandemie: Auch damals gab es Diskussionen, wer welche Masken, Handschuhe und andere Schutzausrüstungen zur Verfügung hat. Da gab es Lieferverbote von Deutschland nach Italien, was zum Beispiel vollkommen absurd ist, und genau das wollen wir jetzt verhindern. Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich das bis hin zur Verteilung der Impfstoffe deutlich verbessert. Da haben wir als europäische Gemeinschaft gelernt, und genau diese "lessons learned" aus der Corona-Pandemie sollten wir vor allem jetzt in der Energiekrise entsprechend nutzen, denn sonst wird der Ausstieg nicht funktionieren. Der Chef der Internationalen Energieagentur hat letztens in einem Interview sehr klar gesagt - ich kann das nur unterschreiben -, dass wir im Moment die erste globale Energiekrise erleben. 1973/74 hatten wir die erste Energiekrise mit Öl, damals aber nicht mit Gas. Im Moment haben wir eine Energiekrise sowohl auf dem Ölmarkt als auch auf dem Gasmarkt. Das ist eine komplett neue Situation, und ich glaube, jetzt müssen wir viel, viel schneller in die Gänge kommen, um entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Wir müssen wirklich alle Möglichkeiten ausschöpfen, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Wir müssen kurzfristig Alternativen finden, wir müssen aber vor allem gemeinsam auf europäischer Ebene zu einer echten europäischen Energieunion kommen, um tatsächlich diesen Ausstieg aus russischem Erdgas zu schaffen, um damit unsere Abhängigkeit von Russland massiv zu reduzieren und den Weg in Richtung eines klimaneutralen Kontinents zu beschreiten. - Vielen Dank. Präsident Ernst Woller: Die Redezeit betrug zwölf Minuten. Restredezeit acht Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Greco. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Dr. Katarzyna Greco, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des Europäischen Parlaments! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, die Sie via Livestream bei unserer Europadebatte heute hier im Landtag mit dabei sind! Es wurde schon eine Vielfalt an Themen angesprochen, Anträge und Ideen wurden eingebracht, und auch ich möchte mich einem Thema zuwenden, welches weit über die Grenzen Wiens und Österreichs hinaus uns alle und vor allem Frauen betrifft, Stichwort: Altersarmut. Die OECD hält fest, dass Frauen weltweit niedrigere Pensionen als Männer erhalten. - Das ist nichts Neues, das wissen wir leider nur zu gut. Innerhalb der Europäischen Union lag die Pensionslücke in den letzten Jahren im Durchschnitt bei 30,3 Prozent. Estland taucht in diesem Zusammenhang als absolutes Vorbild mit einem Gap von nur 1 Prozent auf, Malta ist hingegen das Negativbeispiel mit 39,3 Prozent. Wie schaut es jetzt mit Österreich aus? In Österreich liegt die Lücke 2022 laut Eurostat bei 35,5 Prozent. Das ist die traurige Realität und macht uns gemeinsam mit Malta, Deutschland, Luxemburg, Zypern und den Niederlanden zu den Ländern mit den höchsten geschlechtsspezifischen Pensionsunterschieden. Was bedeutet das? - Dieser hohe geschlechtsspezifische Pensionsunterschied bedeutet leider auch eine erhöhte Armutsgefährdung, besonders bei Frauen im Alter von 65 und mehr Jahren. Die Armutsgefährdungsquote in der Bevölkerung liegt im Schnitt bei 14 Prozent, bei diesen Frauen liegt sie bei über 17 Prozent. Dieses deutlich geringere Niveau der finanziellen Ressourcen von Frauen im Alter hat nun einmal damit zu tun, dass sie unterschiedliche Erwerbs- und vor allem Einkommensbiographien aufweisen. Dementsprechend müssen wir agieren. Im österreichischen Regierungsprogramm 2020 bis 2024 steht unter anderem: "Altersarmut kann aber nicht nur im Alter verhindert werden. Ein wichtiger Schlüssel dazu liegt in der Erwerbsphase. Die Bundesregierung wird daher zahlreiche Maßnahmen setzen, um Fraueneinkommen zu erhöhen." - Eine dieser Maßnahmen ist das Pensions-Splitting. Ja. Es gibt das Pensions-Splitting auf freiwilliger Basis in Österreich bereits seit dem Jahr 2005. Wenn wir uns aber die Zahlen beispielsweise aus dem Jahr 2019 ansehen, dann sehen wir: Es wurden nur 500 Anträge eingereicht, und das bei einer Geburtenzahl von 87.000 Kindern! Es gäbe 87.000 Möglichkeiten für ein Pensions-Splitting, dieses wurde aber nur 500 Mal beantragt. - Ich selbst führe immer wieder Gespräche mit werdenden und frischgebackenen Müttern. Kaum eine weiß jedoch über diese Möglichkeit Bescheid, und das, obwohl Altersvorsorge ein so wichtiges Thema ist! Geplant ist nun ein automatisches Pensions-Splitting mit einer Möglichkeit zum Opt-out. Das ist genau das Umgekehrte zu dem, was jetzt gilt: Wenn man kein Pensions-Splitting möchte, dann muss man explizit auf dieses partnerschaftliche Pensions-Splitting verzichten. In der Schweiz und in Deutschland beispielsweise funktioniert dieses automatische Pensions-Splitting wunderbar. Besonders in der Schweiz ist man erfreut, einen fast nicht existierenden Gap zu haben. Dieser beträgt nur knapp 1 Prozent. Auch in Schweden werden die Beiträge der Eltern aufgeteilt und auch wenn man weiter in die Welt hineinschaut, sieht man, dass etwa Kanada ein sehr interessantes Modell mit sogenannten Partner-Credits aufweist. In Österreich weiß kaum jemand Bescheid, und wenn, dann muss man selbst aktiv werden und einen doch recht komplizierten Antrag ausfüllen, um dieses Pensions-Splitting in Anspruch zu nehmen. Daher möchte ich nachfolgend einen Antrag einbringen und den Wiener Landtag um Beschluss bitten, die Aktivitäten der Bundesregierung zu unterstützen, die darauf abzielen, sich für ein verpflichtendes Pensions-Splitting auf Bundesebene mit einmalig befristeter Opt-out-Möglichkeit für gemeinsame Kinder bis zur Vollendung des 10. Lebensjahres - ausgenommen sind hier die Kindererziehungszeiten -, aufgeteilt mit einem 50 Prozent Schlüssel, was eine praxistaugliche, zukunftsorientierte und faire Lösung für Patchwork-Familien ist, einzusetzen. Wir haben heute bereits mehrfach gehört, wie wichtig es gerade in Krisenzeiten ist, dass wir zusammenhalten. Ich glaube, wir alle wissen, welch wichtigen Beitrag Frauen für unsere Gesellschaft leisten. Lassen Sie uns gemeinsam ein Zeichen gegen Altersarmut von Frauen setzen! Lassen Sie uns alle gemeinsam daran arbeiten, dass Österreich diesbezüglich eine Vorreiterrolle einnimmt und nicht Nachzügler ist. - Vielen Dank. Präsident Ernst Woller: Das waren 6 Minuten Redezeit. Restredezeit 14 Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Abrahamczik. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder des Europäischen Parlaments! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Es sind jetzt schon sehr viele verschiedene Themen angesprochen worden. Ich möchte noch auf ein Thema eingehen, das heute auch schon von Kollegen Guggenbichler angekündigt wurde und das uns alle hier eint. Bei allen Differenzen, die wir sonst in vielen Bereichen haben, gibt es ein Thema, bei dem wir alle geeint zusammenstehen, und das ist unser gemeinsamer Kampf gegen die Nutzung von Atomkraft. Ich möchte jetzt ungefähr 36 Jahre zurückgehen. Es ist in diesen Tagen ziemlich genau 36 Jahre her, dass es zu dem Zwischenfall im Atomkraftwerk Tschernobyl kam. Ich selbst bin 40 Jahre alt, also ein Jahrgang 1982. Daher sind meine Erinnerungen an diese Zeit nicht mehr ganz konkret, ich weiß aber noch, dass ich plötzlich nicht mehr in die Sandkiste spielen gehen durfte. Ich habe mitbekommen, dass es große Aufregung gibt, dass irgendwas passiert ist, dass eine Gefahr droht. Ich kann mich erinnern, dass meine Eltern, als ich in die Schule gekommen bin, unterschreiben mussten, dass wir Kinder Jod-Tabletten einnehmen dürfen, falls es zu einem weiteren Zwischenfall kommen sollte. Die Auswirkungen des damaligen Zwischenfalls sind heute noch zu spüren. Es gibt noch immer Menschen, die damals dort in der Gegend waren und mit Krebserkrankungen kämpfen. Es gibt dort eine Todeszone, wo noch für lange Zeit - in Wirklichkeit sind es hunderte Jahre - niemand leben können wird. Die Auswirkungen waren nicht nur direkt vor Ort, sondern auch in sehr vielen Nachbarländern zu spüren. Das heißt, wir haben damals gesehen, dass Atomkraft eine sehr gefährliche Form der Energiegewinnung ist. Im Hinblick darauf könnte man annehmen, dass man gelernt hat und die Reaktoren sicherer geworden sind. Das ist aber nicht der Fall. In Tschernobyl ist beispielsweise vor einigen Jahren nur wenige Meter entfernt von dem rundherum gebauten Sarkophag, der das absichern soll, auf Grund von Schneemassen ein Dach eingestürzt ist. Es mussten dann extra Untersuchungen vorgenommen werden, es wurde aber zum Glück sichergestellt, dass keine weitere Strahlung ausgetreten ist. Und vor elf Jahren, im Jahr 2011, hat sich in Fukushima gezeigt, was ein Erdbeben anrichten kann. Damals waren wir plötzlich wieder mit den Auswirkungen der Nutzung von Atomkraft konfrontiert. Damit komme ich zu einem Thema, das wir heute schon von vielen Rednerinnen und Rednern gehört haben: Wir sehen leider in den letzten Wochen wieder, dass sich Atomkraftwerke auf Grund des Krieges in der Ukraine in Gefährdungszonen befinden. Ganz ehrlich: Für mich war es ein sehr schiacher Moment, als ich in den Medien hören musste, dass in Tschernobyl vorübergehend der Strom abgeschaltet wurde. Wir wussten nicht, was passiert ist, wir wissen aber sehr wohl, welche mögliche Auswirkungen es geben kann. Deswegen war es, glaube ich, für uns alle so schwer verständlich, als die EU in ihrer Taxonomie festgelegt hat, dass auch Kernkraft weiterhin zur angeblich klimafreundlichen Energiegewinnung vorgesehen sein soll, obwohl ganz klar ist, dass wir aussteigen müssen. Wir sehen weltweit, dass die Nutzung von Kernenergie zurückgeht. Es sind nur mehr rund 10 Prozent und beim Endenergieverbrauch überhaupt nur mehr 2 Prozent. Die erneuerbaren Energien haben nämlich in den letzten Jahren massiv zugelegt, und zwar in einem rasanten Tempo. Das ist gut so, das ist richtig so, und das verfolgen wir auch hier in Wien. Sie wissen, dass wir hier immer wieder Maßnahmen setzen und gemeinsam beschließen, wohin wir in diesem Zusammenhang wollen. Und wir wissen auch: Wir wollen keine Atomkraft! Wir wollen, dass die Nutzung von Atomkraft ausläuft. Nun aber stehen wir da und sehen, dass es nicht nur um Laufzeitverlängerungen geht, sondern plötzlich auch neue Atomkraftwerke gebaut werden sollen, obwohl uns bekannt ist, dass die Gefahren nicht gebannt sind. Wir sehen, dass Atomkraftwerke bewusst in Erdbebenzonen gebaut werden. Wir sehen, dass sich Atomkraftwerke plötzlich in Kriegsgebieten befinden können und eine ungeahnte Gefahr darstellen, und zwar nicht nur für das Land selbst, von dem es gebaut wurde, sondern auch für die Nachbarinnen und Nachbarn. Deswegen bin ich so froh, dass wir uns gemeinsam einsetzen. Das hat in Wien eine sehr gute Tradition. Wir sind auch in diesem Zusammenhang sehr aktiv. Der Herr Bürgermeister hat heute schon die Bedeutung von Städtenetzwerken hervorgestrichen, und es gibt ein informelles Städtenetzwerk, nämlich Cities for a Nuclear Free Europe, bei dem unser Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky Vorsitzender ist. Er hat sich in den letzten Monaten sehr stark engagiert, um gerade auch mit französischen Städten in Verbindung zu treten, um diese darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, dass wir aus der Atomkraft herauskommen. Vorige Woche gab es am Freitag in Wien den Antiatomgipfel. Auch diese Einrichtung war immer wieder aktiv, das war mittlerweile schon die siebente Veranstaltung. Ich freue mich sehr, dass wir die Gelegenheit hatten, uns mit NGOs und Expertinnen und Experten aus diesem Bereich auszutauschen. Einer der Vorträge handelte auch von Atomkraftwerken in Kriegsgebieten. Um die entsprechenden Erkenntnisse mitzunehmen, haben wir dort einstimmig eine Resolution aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschlossen, und ich freue mich, dass ich heute die Gelegenheit habe, diese auch hier als Allparteienresolution einzubringen. Ich halte es für sehr wichtig, dass wir hier geeint aufstehen und dass wir auch unseren Mitgliedern des Europäischen Parlaments mitgeben, dass hier in Österreich und insbesondere in Wien ganz klar ist: Nicht mit uns! Ich darf jetzt, ohne Ihnen die gesamte Resolution vorzulesen, ein paar Auszüge aus den Forderungspunkten, hinter welchen wir alle geschlossen stehen, bekannt geben. Ganz wichtig ist für uns, dass die Bundesregierung ersucht wird, an der Nichtigkeitsklage gegenüber der EU betreffend die Taxonomie dran zu bleiben. Wichtig ist, dass Österreich sich dafür einsetzt, insgesamt klarzustellen, dass Atomkraft nicht die Antwort auf die Klimakrise ist, die ganz akut ist und bei der es natürlich auch um die Frage der Energiewende geht. Ganz im Gegenteil: Es braucht viele Jahre, bis ein Atomkraftwerk fertiggebaut ist, und so viel Zeit lässt uns die Klimakrise gar nicht mehr. Es ist wichtig, dass die Mittel, die nun plötzlich für eine völlig veraltete und viel zu gefährliche Technologie eingesetzt werden sollen, für erneuerbare Energien eingesetzt werden. Genau das brauchen wir jetzt, und wir wissen, dass auf Grund des Zeitdrucks diesbezüglich große Dringlichkeit besteht. Wir möchten auch darauf hinweisen, dass es passieren kann, dass Atomkraftwerke, egal, wo diese sind, sich plötzlich in Krisengebieten befinden. Solche Krisen können Naturkatastrophen sein, sie können aber auch von Menschen gemacht sein, beispielsweise durch Kriege. Im Hinblick darauf ist es wichtig, dass wir uns dieser Gefahr nicht mehr aussetzen. Daher gilt es aber auch, darauf zu schauen, dass es keine Verlängerungen bei der Nutzung der Kernenergie gibt, da es bekanntlich die Möglichkeit von Unfällen gibt und im Übrigen bis heute nicht geklärt ist, wie die Endlagerung von Atommüll ausschauen soll. Diese Frage ist seit Jahrzehnten unbeantwortet. Daher möchte ich wirklich darum bitten, dass wir alle dieses Wissen, das wir gemeinsam haben, weitergeben und uns weiter entsprechend einsetzen. Wir sehen nämlich - und auch das haben wir auf diesem Gipfel besprochen - dass leider das Bewusstsein für die Gefahren der Atomenergie teilweise abnimmt. Gerade wenn wir über die Energiewende sprechen und dann sehen, dass die Atomlobby unterwegs ist und andere Länder weiterhin auf Atomenergie setzen, empfinden wir es als umso wichtiger, dass wir den Menschen erklären, warum Atomkraft keine Option und keine Alternative ist und warum wir gemeinsam dagegen auftreten müssen. Wir müssen gemeinsam darum kämpfen, dass die Energiewende, wohlgemerkt ohne Atomkraft, für alle Menschen in Wien, in Österreich, in Europa und auf der ganzen Welt klappt. Somit darf ich diese Resolution einbringen, und ich möchte mich wirklich ganz herzlich bei allen Fraktionen bedanken, dass wir hier gemeinsam diese Resolution einbringen können und dass wir bei diesem so unglaublich wichtigen Thema so klar zusammenstehen. - Herzlichen Dank. Präsident Ernst Woller: Das waren neun Minuten Redezeit. Die Restredezeit beträgt elf Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Mantl. Bitte. Abg. Dr. Josef Mantl, MA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hoher Landtag! Es freut mich, dass ich heute bei diesem Europalandtag sprechen darf. Dieses Thema ist für uns alle ja auch im Hinblick auf all die einander überschneidenden Querschnittsmaterien, die sich daraus ergeben und die unser aller Leben betreffen, sehr wichtig. Alternative Energiequellen sind mehr denn je ein wichtiger Bestandteil, um notwendige nationale und europäische Klimaziele zu erreichen. Nur wenn wir die erneuerbaren Energien flächendeckend ausbauen, werden wir in Wien, in Österreich und in Europa unser Ziel erreichen, klimaneutral zu werden. Auf Bundesebene wurde bereits im Juni 2021 ein erster fundamentaler Schritt in die richtige Richtung gesetzt. Das EAG, das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, legt enorme Änderungen im Energiesektor fest. Wir alle sind uns einig, dass die Energiewende unabdingbar ist, und dafür brauchen wir klare politische Rahmenbedingungen und starke Maßnahmen. Die Stadt Wien hat zu Beginn des Jahres einen Klima-Fahrplan präsentiert, und als kritisch konstruktive Oppositionspartei haben wir zugestimmt. Es wird sich jedoch erst in Zukunft zeigen, wie die konkreten Umsetzungsmaßnahmen der Stadt, um diese Ziele zu erreichen, aussehen werden. Wir werden hier auf jeden Fall ein Auge darauf werfen. Und wie gestern schon debattiert, wird es nicht reichen, einfach mehrere Millionen für Kommunikationsmaßnahmen auszugeben, sondern die Menschen in unserer Stadt müssen direkt davon profitieren, meine sehr geehrten Damen und Herren. Wir alle wissen aber, dass unsere Bundeshauptstadt noch immer viel zu stark von fossilen Energieträgern und insbesondere von Erdgas abhängig ist und außerdem anderen Landeshauptstädten im Bereich Umwelt- und Klimaschutz hinterherhinkt. Der von Global 2000 veröffentlichte Klimareport zeigt auf, dass Wien auch im Bereich der Fernwärme sehr stark von fossilen Energieträgern abhängt. Gerade einmal 4 Prozent des Bedarfs an Raumklima und Warmwasser gehen auf erneuerbare Energieträger zurück. Überdies werden immer noch Neubauten mit Gasheizungen errichtet. Das ist ein Faktum, das diametral zu den Klimazielen steht und ein Mal mehr verdeutlicht, wie enorm wichtig die Energiewende ist. Als Wiener Volkspartei sehen wir gerade bei der Energiewende eine große Chance, um auf zukunftsfitte Jobs, auf Green Jobs, umzurüsten. Wie unser Landesparteiobmann StR Karl Mahrer gestern schon sagte: Der Wiener Weg ist recht ernüchternd. Wenn man sich die Arbeitslosenquote von derzeit 12,1 Prozent anschaut, dann sehen wir: Hier besteht ein Potenzial, um diese Menschen in zukunftsfitte Jobs zu bringen. Nützen wir doch die Chance, Wien auf die unabdingbare Energiewende adäquat vorzubereiten! Machen wir eine starke Green Economy in Wien, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die "Wiener Zeitung" weist in einem Artikel vom 22. März dieses Jahres im Hinblick auf die derzeit angespannte Energiepreissituation unter anderem auf die Zusammenarbeit der Europäischen Union zur Bereitstellung ausreichend erneuerbarer Energie zu wettbewerbsfähigen Kosten hin. Es besteht die Gefahr, dass Österreich und damit auch Wien es einfach nicht schaffen, energieautark zu werden. Deshalb braucht es Einheit und Geschlossenheit der Europäischen Union und der internationalen Staatengemeinschaft, um so rasch wie möglich effizient und wirksam den Ausbau erneuerbarer, alternativer Energiequellen grenzüberschreitend zu forcieren. Darum werden wir heute dem Antrag betreffend europäische Energieunion zustimmen. Ich glaube, wir alle sind uns einig, dass die Energiewende, auch wenn Wien noch viel aufzuholen hat, ein Weg ist, welchen wir nur in internationaler Zusammenarbeit beschreiten können. Wir als Wiener Volkspartei stellen einen Beschlussantrag, dass sich der Wiener Landtag für eine europaweite Zusammenarbeit im Bereich der erneuerbaren Energieträger ausspricht, welche sich auf die Sorgfaltspflicht und die damit einhergehenden Menschenrechte und Umweltstandards konzentriert. Und ich hoffe sehr, dass auch Sie, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, unserem Antrag für den forcierten Ausbau alternativer Energiequellen in europäischer Zusammenarbeit zustimmen und ein entsprechendes Zeichen für die Kooperation in diesem Bereich setzen, damit wir alle gemeinsam in Freude eines nachhaltigen Götterfunkens verbleiben. Danke schön. Präsident Ernst Woller: Die Redezeit war 5 Minuten, die Restredezeit beträgt 15 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Gorlitzer. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Zuseher! Die Invasion in der Ukraine durch russische Truppen beschäftigt die Institutionen der Europäischen Union und die europäischen Staaten enorm. Für uns alle war dieser Krieg in Europa unvorstellbar, aber auch wir alle sind persönlich und auch als Gesellschaft betroffen, und zwar ökonomisch, auch psychisch und vor allem sicherheitspolitisch. An dieser Stelle muss man für die Hilfsbereitschaft der Wienerinnen und Wiener vielmals danken, dass sie nämlich ukrainischen Flüchtlingen und Familien die Möglichkeit geboten haben, Unterkunft zu finden, oder zumindest geholfen haben, eine Unterkunft zu vermitteln. Wir haben das heute schon mehrfach gehört: Die Sicherheitslage in Europa hat sich verändert. Wir sind dazu aufgefordert, alle notwendigen Maßnahmen zu treffen, um unsere Bevölkerung vor möglichen Angriffen, welcher Art auch immer, bestmöglich zu schützen. Österreich, aber auch die Stadt Wien müssen sich auf neue Bedrohungsszenarien vorbereiten und sie analysieren, um bei Bedarf dann auch adäquat zu reagieren. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit aktuellen Verteidigungsfragen und den neuen Sicherheitslücken ist das Gebot der Stunde und wichtiger denn je. Ein wesentlicher Beitrag vor allem zu strategischer Autonomie ist eine der Initiativen der Europäischen Kommission zur Unterstützung der kooperativen Forschung und Entwicklung von Verteidigungsfähigkeiten. Dazu wurde der Europäische Verteidigungsfonds, der European Defence Fund, eingerichtet. Dieser stärkt Projekte für die Innovation industrieller und wissenschaftlicher Forschungstätigkeiten in Verteidigungsfragen. Dabei soll es zu einer Stärkung europäischer und grenzüberschreitender Zusammenarbeit in den Verteidigungslinien kommen. Der Fonds ist mit immerhin 7,9 Milliarden EUR dotiert und fokussiert sich vor allem auf die Zusammenarbeit bei der Digitalisierung der Basis zur Abwehr von Cyberangriffen. Das ist besonders wichtig für die Sicherheit unserer Infrastruktur wie Wasserversorgung und Energieversorgung sowie unserer Gesundheitsdienste. Vor ein paar Minuten ist jetzt eine Pressemeldung meines SPÖ-Kollegen, des Wehrsprechers Schober, online gegangen. Im Hinblick darauf muss ich sagen: Der Herr Kollege hat offensichtlich einen mentalen Blackout erlitten, weil er darin die Regierung kritisiert und die Verteidigungsstrategie, wenn wir diesen europäischen Verteidigungsfonds ansprechen, einen Fleckerlteppich nennt. - Ich muss Sie allerdings darauf aufmerksam machen: Von der Geschichte her sind die Verteidigungsausgaben unter SPÖ-Landesverteidigungsministern deutlich gesunken. Ich habe Ihnen die Unterlagen mitgebracht, Sie können sich das gerne anschauen: Wo die blauen Striche sind und ab dort, wo es hinuntergeht, waren SPÖ-Minister zuständig. Ich kann Ihnen nur sagen: Sowohl Frau Bundesministerin Claudia Tanner als auch Herr Generalstabschef Robert Brieger und der Leiter der Abteilung für Informations- und Kommunikationstechnik und für äußere Abwehr zuständige Oberst Mag. Walter Unger haben sich ganz klar für eine Erhöhung des Verteidigungsbudgets ausgesprochen. Das Gute daran ist: Die Bekämpfung der Cyberkriminalität ist eigentlich ein relativ kleiner Posten, nämlich nur 0,5 Prozent des Verteidigungsbudgets. Diese muss aber hocheffizient gestaltet werden. Deswegen kann man ja diesen Europäischen Verteidigungsfonds, der vor allem für diese Angelegenheiten zuständig ist, lukrieren. Und nicht zuletzt ist unser Bundeskanzler Karl Nehammer nicht nur als Brückenbauer in Europa bekannt, sondern auch als Verteidigungsspezialist. Er hat in diesem Zusammenhang die vorderste Front zu führen, und als Volkspartei haben wir somit die meiste Kompetenz, darüber zu reden. Es bedarf daher einer gemeinsamen Kraftanstrengung zwischen Bundesministerium für Landesverteidigung, Bundesheer, aber auch der Stadt Wien, um uns bestmöglich vor möglichen Angriffen, vor allem vor Cyberattacken, zu schützen. Dafür gibt es diesen integrativen und grenzüberschreitenden Fonds, von welchem auch Projekte der Stadt Wien gefördert werden können. Die Volkspartei fordert daher die Stadtregierung auf, sich bestmöglich auf mögliche Attacken auf die Wiener Bevölkerung vorzubereiten und sie zu schützen. Deswegen bringen wir diesen Antrag ein, dass man sich in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Landesverteidigung und dem Bundesheer an den Projekten des Europäischen Verteidigungsfonds beteiligt und somit die beste Basis stellt. - Vielen Dank. Präsident Ernst Woller: Die Redezeit betrug 5 Minuten, es besteht eine Restredezeit von 15 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Eppinger. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Peter L. Eppinger (ÖVP): Geschätzte Wienerinnen! Liebe Wiener! Liebe Europäer und Europäerinnen! Wenn wir von Europa sprechen, dann sprechen wir ganz oft zu Recht über Politik, wenn wir von Europa sprechen, dann sprechen wir ganz oft zu Recht über Wirtschaft, und wenn wir von Europa sprechen, Herr Weber, dann sprechen wir zwei über Kultur. Aber ich finde, wir sollten, wenn wir über Europa sprechen, viel mehr alle über Kultur sprechen, denn gerade die Kreativszene hat so viel Kraft und so viel Leidenschaft, auch Grenzen zu überwinden. Schnelle Frage an Sie alle: Wenn Reisen in Europa stattfinden, zu wie viel Prozent sind die kulturell motiviert? Was glauben Sie? 10, 15, 20, 50, 80 Prozent? - 80? - Das wäre schön? Zu 50 Prozent sind Europareisen kulturell motiviert, und wenn man dann Touristen bei uns fragt, warum seid ihr da, was verbindet ihr kulturell mit Wien, dann kommt halt leider oder auch Gott sei Dank sehr oft: Mozart, Lipizzaner und das Wiener Schnitzel. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, aber wir können doch viel mehr als das. Sie können den Selbstversuch dann einmal auch machen: Wenn Sie einmal "typical Austrian culture" googeln, dann bekommen Sie sofort Bilder von Kühen, Almen, und eben auch Mozart. Das ist ein Weckruf, das ist ein Weckruf, das ist "wake-up call" für uns alle, vor allem für die Kulturverantwortlichen. Ich würde uns alle einladen, die in Österreich und vor allem hier in Wien natürlich - und darum geht es ja heute auch - an Kultur Interessierten und dafür Verantwortlichen, etwas über den Tellerrand des Wiener Schnitzels hinauszuschauen: Bringen wir gemeinsam Wien europaweit ins neue Jahrtausend, um Wien in Sachen Kultur europäischer aufzustellen. Es ist dringend notwendig, sich drei Fragen ehrlich zu beantworten, und diese Frage gehen jetzt vor allem an die Wiener Stadtregierung. Erstens: Unternehmen Sie als Wiener Stadtregierung tatsächlich genug, um Wien auch weiter als wertvolles UNESCO-Weltkulturerbe zu erhalten? Zweitens: Ist das Wiener kulturelle Schaufenster der Stadt richtig dekoriert, stehen da die richtigen Dinge drin, sind da die richtigen Anreize drinnen, damit Menschen sich weiter denken, Wien ist leiwand, dort komm ich her? Und drittens: Wäre es nicht endlich einmal an der Zeit, nach bald drei Jahren die versprochene und längst beschlossene Kulturstrategie in Wien auf den Weg zu bringen? Seit drei Jahren beschlossen und versprochen, eine weitere Möglichkeit für die Wiener Kreativszene, auch über die Landesgrenzen hinweg zu reüssieren. Wer sich mit diesen wichtigen Fragen in Wien ehrlich beschäftigt, der findet in Europa eine super Möglichkeit, um zu punkten, und das wäre: Werden wir Europas Kulturhauptstadt. Dieser wertvolle Titel wird seit 1985 verliehen. Europas erste Kulturhauptstadt war Athen, dann kam Florenz, dann kam Amsterdam, 2024 wird es Bad Ischl sein. Und warum hat die Europäische Union diesen Titel überhaupt ins Leben gerufen? Mit dem Ziel, Vielfalt und Gemeinsamkeiten sichtbarer zu machen, ein besseres Verständnis der europäischen Bürgerinnen und Bürger zu fördern. Ich bin mit dem Vergabeprozess gut vertraut, er ist ein nicht leichter, ein sehr langwieriger, ich kenne die Liste der Europäischen Union, wo die nächsten Länder schon bestimmt sind, und ich weiß, dass diese Liste immer wieder fortgeschrieben wird und man sich Jahre darauf vorbereiten muss. Aber es zahlt sich aus, sich darum zu bemühen. Warum? - Das, was man bekommt, ist unbezahlbar. Sie bekommen eine deutliche Aufwertung des internationalen Kulturimages, Sie bekommen eine deutliche Belebung des Tourismus und Sie bekommen ein größeres Zugehörigkeitsgefühl - auch für die Menschen in Wien - zu einem europäischen Kulturkreis. Nutzen wir daher bitte die Chance, ein ganzes Jahr lang Wien aus neuen Blickwinkeln zu entdecken, wie wir das auch hier immer wieder im Rathaus oder im Kulturausschuss tun. Machen wir Menschen aufmerksam auf neue Veranstaltungsorte, Theater, Festivals, machen wir sie nicht nur hier bekannt in Wien, machen wir sie auch bei unseren europäischen Nachbarn bekannt. Nutzen wir den Weg dort hin, um auch der pandemiebedingten Pause ein neues kreatives Schaffen zu bieten, mit neuen Ideen zu fluten. Verhelfen wir auch der modernen Wiener Kunst zum Durchbruch, denn Wien ist viel mehr als nur Schnitzel, Sissi und Mozart. Ich stelle daher mit meinen Kollegen und Kolleginnen Laura Sachslehner, Michael Gorlitzer, Bernadette Arnold und Hannes Taborsky den Antrag, Wien als Europäische Kulturhauptstadt ins Rennen zu werfen. Und zum Schluss an unsere Freunde in Europa und jene, die es vielleicht noch werden wollen: Liebe Damen und Herren, bitte warten Sie nicht darauf, dass Wien Kulturhauptstadt Europas wird, machen Sie sich schon jetzt ein Bild der kulturellen Vielfalt dieser Stadt! (Der Redner spricht zwei Sätze in nichtdeutscher Sprache.) - Danke für die Aufmerksamkeit! Präsident Ernst Woller: Die Redezeit waren sieben Minuten. Als Nächster ist Herr Abg. Zierfuß zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Bitte. Abg. Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat in ihrer Rede zur Lage der Union für 2022 das Europäische Jahr der Jugend ausgerufen. Gerade in einer Pandemie, die für Jugendliche besonders herausfordernd war, denkt man zurück, was alles nicht möglich war: in die Schule zu gehen, Freunde treffen, Party machen, aber natürlich auch eine schwierigere Situation am Arbeitsmarkt. Da ist es besonders wichtig, dieses Europäische Jahr der Jugend auch entsprechend zu unterstützen. Es geht in diesem Jahr vor allem um Partizipation von Jungen, aber natürlich spielen auch die elf Jugendziele der Europäischen Union eine zentrale Rolle. Ich möchte vier davon ganz besonders hervorstreichen: Die EU mit der Jugend zusammenbringen, psychische und mentale Gesundheit, gute Arbeit und gutes Lernen - worüber wir auch gestern debattiert haben, wo es sicher unterschiedliche Ansätze gibt, aber uns alle das Ziel eint, dass wir diese beiden Dinge für die Jungen in Österreich und in Europa erreichen wollen. Auf Bundesebene hat unsere Staatssekretärin Claudia Plakolm ein eigenes Projekt gestartet, das EU-Jahr der Jugend, bei dem Projekte gefördert werden, die junge Menschen im Sinne der Ziele der EU einbinden. An der Stelle auch noch eine recht herzliche Einladung an alle Jugendorganisationen, sich da auch zu bewerben, mitzumachen, junge Menschen mit der Europäischen Union zusammenzubringen und auch diese Ziele weiter zu fördern. Zu den Wiener Kinder- und Jugendparlamenten hat vorhin schon die Kollegin Bakos gesprochen, auch hier geht es darum, dass in Wien junge Menschen politische Prozesse mitbekommen, eingebunden sind und auch mitgestalten können. Und jetzt freue ich mich ganz besonders, dass wir heute als vier Fraktionen - ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE - gemeinsam einen Antrag einbringen können, bei dem es darum geht, dass sich der Landtag ausdrücklich für die Ziele des Europäischen Jahres der Jugend ausspricht, diese unterstützt und auch weiterhin Initiativen setzt, um diese gesetzten Ziele auf lokaler Ebene zu unterstützen. Da möchte ich mich ganz besonders bei den Kolleginnen Bakos und Hanke und beim Kollegen Öztas bedanken, dass wir das heute gemeinsam schaffen. Es würde mich freuen, wenn wir das gemeinsam beschließen und bringe den Antrag entsprechend für uns und für weitere Kollegen unserer Fraktionen ein. - Vielen Dank. Präsident Ernst Woller: Die Redezeit waren 3 Minuten, theoretische Restredezeit 17 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Öztas. Bitte. Abg. Ömer Öztas (GRÜNE): Herr Präsident! Ich kann an das, was meine Vorredner erwähnt haben, anschließen und daran anknüpfen. Wir hören auch heute in unzähligen Wortmeldungen, wie schlecht es der Jugend geht, auf Grund von Corona, auf Grund der Teuerungen und auf Grund des Krieges in der Ukraine. Es herrscht Angst unter ihnen, Angst davor, auf einem zerstörten Planeten zu leben, Angst davor, dass ein Dritter Weltkrieg ausbrechen könnte, und Angst davor, nicht zu wissen, was die Zukunft bringt. Aber, sehr geehrte Damen und Herren, was die Jugend mitbringt, ist die Hoffnung. Sie steht auf und tut das, was sie möchte, wofür sie auch steht, und sudert nicht herum. Sie fordert die Politik auf, endlich Maßnahmen zu setzen, sei es im Klimaschutz, sei es in der Bildungspolitik oder sei es auch in puncto Teilhabe. Ich hatte das in meiner allerersten Rede in diesem Hohen Haus auch erwähnt und kann das nur immer und immer wieder wiederholen: Nicht die Jugend ist politikverdrossen, sondern die Politik ist jugendverdrossen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Und genau das wollen wir ändern, eben durch ein Europäisches Jahr der Jugend, eben durch Wien-weite Maßnahmen wie das Kinder- und Jugendparlament, wo wir "awareness" schaffen und den Jugendlichen auch sagen: Hey, jetzt seid ihr dran! Es freut mich daher, dass wir heute diesen Vierparteienantrag zustande gebracht haben. Ich habe mich seit gestern die ganze Zeit gefragt, warum es kein Fünfparteienantrag, also ein Allparteienantrag ist. Ich habe wirklich gehadert, ich wusste nicht, ob es die EU-Feindlichkeit der Freiheitlichen ist oder die Jugendfeindlichkeit. Und ich bin zum Schluss gekommen, sehr geehrte Damen und Herren, es ist die Verantwortungslosigkeit gegenüber Kindern und Jugendlichen. Ihnen ist diese Bevölkerungsschicht auf gut Deutsch ziemlich wurscht, weil Sie sich nur denken, wer mich wählt, für den bin ich da, wer mich nicht wählt, für den bin ich nicht da. Und das haben Sie auch heute deutlich signalisiert. Ich freue mich dennoch, dass dieser Antrag bestehend aus der demokratischen Hälfte dieses Hauses zustande gekommen ist und bedanke mich herzlich für die Initiative, besonders beim Kollegen Zierfuß, bei der Kollegin Bakos und bei der Kollegin Hanke. - Vielen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Die Redezeit waren 3 Minuten. Restredezeit theoretisch 17 Minuten. Als Nächste ist Frau Abg. Hanke zu Wort gemeldet. Bitte. Abg. Marina Hanke, BA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Abgeordnete aus dem Europäischen Parlament! Ich freue mich, dass ich zum Ende der Debatte auch noch einmal zu Ihnen sprechen darf und diese Diskussion, die ganz viele verschiedene Punkte heute schon thematisiert hat, aber natürlich vor allem auch im Zeichen des Kriegs in der Ukraine gestanden ist, noch einmal aufnehmen darf. Ich glaube, es ist ein ganz starkes Zeichen, dass die Situation in der Ukraine und die Auswirkungen für die dort geflohenen Menschen auch heute so eine große Rolle in dieser Diskussion eingenommen haben, ein Zeichen dafür, dass, wenn wir sagen, dass Wien Menschenrechtsstadt ist, das keine leere Floskel ist, sondern, ganz im Gegenteil, wir das sehr ernst nehmen und sich das nicht nur in unseren konkreten politischen Tätigkeiten widerspiegelt, sondern auch in den Debatten hier in diesem Haus. Ich möchte noch auf einige von meinen VorrednerInnen eingehen und gleich beim Kollegen Öztas und beim Kollegen Zierfuß beziehungsweise auch noch bei der Kollegin Bakos anschließen. Ich freue mich sehr, dass wir es geschafft haben, diesen gemeinsamen Antrag heute einzubringen und damit auch noch einmal ganz klar zeigen, dass uns die Jugend und die jungen Menschen in dieser Stadt ein ganz besonders großes Anliegen sind und dass wir da alle Forderungen auf europäischer Ebene, alle Bemühungen, Politik für die jungen Menschen zu machen, auch noch einmal sehr unterstützen. Zum Kollegen Eppinger, der in einer wie immer sehr ambitionierten, engagierten Rede auch noch einmal auf die Frage der Kulturhauptstadt eingegangen ist, nur ein paar Sätze: Ich glaube, Sie werden wissen und auch in den letzten Jahren beobachtet haben, dass, wenn es um die Frage der europäischen Kulturhauptstadt gegangen ist, sich vor allem eher nicht Landeshauptstädte, sondern kleinere oder nicht so bekannte Städte beworben haben und damit auch die Möglichkeit bekommen haben, sich zu profilieren, zu zeigen, was sie können, und damit auch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Auch da gibt es ein weitgehendes Agreement, das auch so zu nutzen, um die auch zu unterstützen. Sie wissen auch, dass im Jahr 2024 Bad Ischl die Kulturhauptstadt sein wird, während es ja in diesem Jahr Esch ist, also zwei gute Beispiele, woran man auch sieht, dass diese europäische Kulturhauptstadt auch eine Möglichkeit ist, vielleicht einmal anderen Städten Raum zu geben, sich zu präsentieren und sich zu zeigen. Wien ist eine großartige Kulturhauptstadt, Wien ist jeden Tag, jedes Jahr Kulturhauptstadt, und das nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt. Auf die Kollegin Greco von der ÖVP möchte ich auch noch eingehen und den Antrag, der zum Thema Pensions- Splitting vorliegt. Warum? Weil es mir, und Sie wissen, dass ich eine sehr ambitionierte und engagierte Frauenpolitikerin bin, auch ein sehr wichtiges Thema ist. Ich freue mich sehr, dass die Kollegin Greco auch ein frauenpolitisches Thema in die Debatte eingebracht hat, und wir sind uns, glaube ich, alle einig in diesem Haus, dass die Frauenpensionen und vor allem diese niedrigen Frauenpensionen ein absolut drängendes Thema sind und uns alle große Sorgen zu bereiten haben, gerade auch angesichts der jetzigen Situation mit Teuerungen, mit steigenden Preisen überall, wo viele Frauen, die eine ganz geringe Pension haben, einfach nicht mehr wissen, wie sich das ausgehen soll. Jetzt muss ich aber sagen, dass das Pensions-Splitting, das auch in dem Antrag vorgeschlagen wird - und es ist ja kein neues Thema -, in keinster Weise das zugrundeliegende Problem von niedrigen Frauenpensionen angreift. Was ist der Grund, warum Frauen so wenig Pension bekommen? Der Grund ist, dass sie immer noch einen großen Teil der unbezahlten Hausarbeit machen, dass sie sich um die Kinder kümmern, dass sie für Putzen, Einkaufen, Sonstiges zuständig sind, alles unbezahlte Arbeit. Das ist der Grund, dass sie im gesamten Arbeitsleben immer noch weniger verdienen, weil die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen immer noch viel zu hoch sind. Das alles ist eine ganz grundlegende Situation, die Frauen in der Gesellschaft anders positioniert und dazu führt, dass sie dann im Alter ganz wenig Pension haben. Wenn es darum geht, an diesen Schrauben zu drehen, gerade an diesen grundlegenden Fragen was zu verändern, dann, muss man sagen, hört man leider von der ÖVP meistens wenig, in den Taten noch weniger. Wenn es zum Beispiel um Lohntransparenz geht, wenn es zum Beispiel um Arbeitsmarktprojekte für Frauen geht, wenn es zum Beispiel um die Frage des Ausbaus von flächendeckenden, ganztägigen Bildungsangeboten für Kinder geht. Wir erinnern uns ein bisschen an Chats, die es da gab, wo man gesagt hat: Nein, bitte nicht! Insofern muss ich sagen, dass ich dem Antrag, der heute vorliegt, in keinster Weise zustimmen kann, und wir dem auch sicherlich nicht zustimmen, da das automatische Pensions-Splitting ein Weg ist, gesellschaftliche Verantwortung, politische Verantwortung, nämlich die politische Verantwortung, die Situation für Frauen zu verbessern, dafür zu sorgen, dass Frauen ökonomisch unabhängig leben können und sich nicht im Alter Sorgen machen müssen, wie sie überhaupt noch die Butter für ihr Butterbrot bekommen können, ins Private abzuschieben. Was wir brauchen, sind höhere Löhne, was wir brauchen, sind höhere Pensionen, flächendeckende ganztägige Kinderbetreuung, und nicht irgendwelche innerfamiliären Finanztransfers, die die Situation absolut nicht ändern. Ich möchte zum Abschluss jetzt quasi den Rückschluss ziehen und noch einmal auf den Anfang unserer Debatte und auf die Mitteilung unseres Herrn Bürgermeisters zurückgehen, der ja sehr eindrucksvoll geschildert hat, was sich Kinder und Jugendliche von ihrem Europa, von ihrer Europäischen Union wünschen. Unser Herr Bürgermeister und Landeshauptmann ist da auch auf die Rolle der Städte innerhalb der Europäischen Union eingegangen, und da möchte ich jetzt zum Abschluss auch noch einmal hinschauen. Wir haben gehört, fast drei Viertel der Europäer und Europäerinnen leben in Städten. Städte sind die unmittelbaren und direkten Ansprechpartner für die BürgerInnen. Sie sind es, wo gesellschaftliche Entwicklungen ganz direkt aufschlagen, wo alles, was sich gesamtgesellschaftlich tut, direkt ankommt, ob das jetzt in der aktuellen Situation Menschen sind, die geflüchtet sind, die in Städten ankommen, aber auch die Pandemie und deren Auswirkungen sind natürlich unmittelbar spürbar gewesen für die Städte, für die Menschen in den Städten und natürlich auch für die PolitikerInnen in diesen Städten. Unser Bürgermeister hat heute und auch an vielen anderen Orten, und dafür bin ich ihm sehr dankbar, eben auf diese Wichtigkeit von Städten aufmerksam gemacht, gerade auch im europäischen Kontext. Die Europäische Union braucht Städte als innovationstreibende Kräfte. Sie braucht Städte als BündnispartnerInnen, wenn es darum geht, die Zukunft Europas zu gestalten, wenn es darum geht, dass auch die Ziele, die in der Europäischen Union definiert worden sind, sei das jetzt die Erholung von der Pandemie, aber auch der digitale Wandel oder der ökologische Wandel, erreicht werden sollen. Wenn diese Ziele erreicht werden sollen, dann braucht es dazu Städte. Und was Städte dafür brauchen, um ihren Beitrag dahin gehend leisten zu können, ist eine stärkere institutionelle Verankerung, ist eine echte Mitsprache bei europäischer Politik, ist eine echte Mitsprache, wenn es darum geht, Politik so zu gestalten, dass Städte auch gut arbeiten können. Städte brauchen also diesen "seat at the table", diesen Platz am Tisch. Und ich werde nicht müde, das auch immer wieder einzufordern, denn solange wir das nicht haben werden als Städte, können wir uns nicht mit allem, was wir brauchen, einbringen. Ein zweiter Punkt, den Städte brauchen, um ihren Beitrag für die positive Entwicklung, für die Zukunft Europas zu leisten, sind Rahmenbedingungen, die es ihnen ermöglichen, auch ihren Beitrag zu leisten. Und dafür braucht es, darauf hat unser Landesrat Peter Hanke schon oftmals hingewiesen, moderne Fiskalregeln. Das ist gerade in der jetzigen Situation auch noch einmal ein ganz wichtiger Punkt, moderne Fiskalregeln, die nachhaltige Investitionen ermöglichen und dafür sorgen, dass Städte die Möglichkeit haben, in den ökologischen Wandel, den nachhaltigen Wandel, die Digitalisierung, in all die Herausforderungen, die sich uns stellen, auch zu investieren. Sie wissen, die EU-Fiskalregeln wurden im Zuge der Pandemie ausgesetzt. Was wir brauchen, ist, dass wir weiterhin gut in Wachstum investieren können, dass wir weiterhin in Fortschritt, in Entwicklung, in Innovation investieren können, und vor allem auch - in Wien ganz besonders wichtig - in die öffentliche Daseinsvorsorge, die es uns ermöglicht, diese Stadt für die Wienerinnen und Wiener so zu gestalten, dass sie alle ein gutes Leben haben können. Wir brauchen diese Regelungen, wir brauchen diesen Platz am Tisch. Wir als Städte sind bereit, uns da auch einzubringen für ein Europa, wie es unsere EU-Abgeordnete Evelyn Regner vorher skizziert hat: ein gerechtes Europa, ein soziales Europa, ein friedliches Europa, ein Europa für die Menschen. - Vielen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Redezeit waren neun Minuten. Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Das heißt, die Debatte ist geschlossen. Wir kommen zur Abstimmung von insgesamt zwölf Beschluss- und Resolutionsanträgen, und ich bitte daher, die Stimmkarten zur Hand zu nehmen. Antrag 1, eingebracht von den GRÜNEN, Wien als "Sicherer Hafen" für Geflüchtete. Wer dem Antrag zustimmen kann, bitte ich um ein Zeichen. - Das ist nur mit den Stimmen der GRÜNEN. Der Antrag hat nicht die notwendige Mehrheit, daher abgelehnt. Antrag 2, eingebracht von der ÖVP, Stärkung der militärischen Sicherheit durch langfristige Erhöhung der Regelbudgets für das Österreichische Bundesheer. Wer diesem Antrag die Zustimmung erteilt, bitte ich um ein Zeichen - Das ist mit Stimmen der ÖVP, FPÖ und des parteiunabhängigen Abg. Kieslich und findet daher nicht die notwendige Mehrheit. Der Antrag ist somit abgelehnt. Antrag 3, eingebracht von der ÖVP, Unterstützung der EU-Strategie zur Bekämpfung des Menschenhandels. Es wird ebenfalls die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung erteilen kann, bitte um ein Zeichen. - Das ist ohne FPÖ, ohne Abg. Kieslich, dafür sind ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE. Damit hat dieser Antrag die notwendige Mehrheit. Wir kommen zum Antrag 4, eingebracht von der ÖVP, hier geht es um die Ernährungssicherheit. Auch bei diesem Antrag wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer für diesen Antrag ist, bitte um ein Zeichen. - ÖVP, FPÖ, Abg. Kieslich dafür, GRÜNE dafür, NEOS und SPÖ dagegen und daher nicht die notwendige Mehrheit. Antrag 5 betrifft Aufklärung aller Kriegsverbrechen in der Ukraine, eingebracht von der ÖVP. Wer für diesen Antrag ist, bitte ich um ein Zeichen. - Das ist einstimmig, damit ist dieser Antrag so angenommen. Antrag 6, eingebracht von NEOS und SPÖ, zum Thema europäische Energieunion. Hier wird ebenfalls die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen. - Mit ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und Parteiunabhängigen findet der Antrag die notwendige Mehrheit. Antrag 7, eingebracht von der ÖVP, betrifft die Unterstützung des von der Bundesregierung angestrebten Modells des Pensions-Splittings nach dem Vorbild von EU-Mitgliedstaaten. Hier wird ebenfalls die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Karte. - Es ist nur die ÖVP, damit findet dieser Antrag nicht die notwendige Mehrheit. Antrag 8, eingebracht von SPÖ, ÖVP, GRÜNEN, NEOS und FPÖ, betreffend den Wiener Atomgipfel. Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Delegiertenkarte. - Das ist einstimmig, alle Fraktionen stimmen dafür. Danke schön. Wir kommen zu Antrag 9, eingebracht von der ÖVP, betreffend forcierter Ausbau alternativer Energiequellen in europäischer Zusammenarbeit. Auch da wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Delegiertenkarte. - Das sind die Stimmen der ÖVP und der GRÜNEN und findet daher nicht die notwendige Mehrheit. Antrag 10, eingebracht von der ÖVP, betrifft Teilnahme an Projekten des European Defence Fund. Hier wird ebenfalls die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Karte. - Das ist mit ÖVP, NEOS, SPÖ, GRÜNEN gegen FPÖ und Parteiunabhängigen, hat damit die ausreichende Mehrheit und ist beschlossen. Damit haben wir den Antrag 11, eingebracht von der ÖVP, betreffend Wien als europäische Kulturhauptstadt. Auch da wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer für diesen Antrag ist, bitte um ein Zeichen. - Das sind ÖVP, FPÖ, Unabhängiger und GRÜNE gegen NEOS und SPÖ, findet daher nicht die notwendige Mehrheit und ist abgelehnt. Und der Antrag 12, eingebracht von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, betrifft die Unterstützung der Ziele des Europäischen Jahres der Jugend 2022. Es wird ebenfalls die sofortige Abstimmung verlangt. Bitte um ein Zeichen. - Das hat mit Stimmen von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN die ausreichende Mehrheit und ist somit beschlossen. Das war es mit den Anträgen zu der Mitteilung. Bevor wir jetzt zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Landtagsabgeordneten des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien drei, des Grünen Klubs im Rathaus eine schriftliche Anfragen eingelangt sind. Von den Abgeordneten Ellensohn, Kickert, Margulies, Huemer, Prack, Otero Garcia wurde eine Anfrage an den Herrn Landeshauptmann betreffend "Umgehende Novellierung des Wiener Parteienförderungsgesetzes zur Schaffung umfassender Transparenz und damit einer Reduktion von Missbrauchs- und Korruptionsrisiken" gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Abgeordneten unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Landtagssitzung zur Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen. Nach Beratungen der Präsidialkonferenz nehme ich folgende Umstellung der Tagesordnung vor. Die Postnummern 1, 2, 3, 8, 4, 5, 6 und 7 werden in dieser genannten Reihenfolge verhandelt. Gegen diese Umreihung wurde kein Einwand erhoben. Ich werde daher so vorgehen. Postnummer 1 betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes über die Weiterverwendung von Informationen öffentlicher Stellen und von Forschungsdaten öffentlicher Stellen. Wiener Informationsweiterverwendungsgesetz 2022, WIWG 2022. Berichterstatter hierzu ist in Vertretung von Herrn StR Hanke Herr Abg. Kurt Stürzenbecher, und ich bitte ihn, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher: Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Gesetzesentwurf. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Da zu diesem Tagesordnungspunkt keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang in erster Lesung ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Karte. - Das sind ÖVP, FPÖ, Parteiunabhängiger, SPÖ, NEOS und GRÜNE, damit ist das Gesetz in erster Lesung einstimmig beschlossen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist die notwendige Mehrheit, da einstimmig. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist ebenfalls einstimmig so beschlossen. - Herzlichen Dank. Postnummer 2 der Tagesordnung betrifft den Tätigkeitsbericht des Datenschutzbeauftragten für die Organe des Landes Wien zum 31. März 2022. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, und wieder stellvertretend den Abg. Stürzenbecher, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher: Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Tätigkeitsbericht, Postnummer 2. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Zu Wort ist auch zu diesem Poststück niemand gemeldet Daher komme ich gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die den vorliegenden Bericht des Datenschutzbeauftragten für die Organe des Landes Wien zum 31. März 2022 zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Auch das ist mit allen Fraktionen einstimmig so beschlossen. Postnummer 3 betrifft eine Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern in Zusammenhang mit der Verlängerung der Finanzausgleichsperiode bis Ende des Jahres 2023. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn Amtsf. StR Hacker, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker: Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich ersuche um Diskussion und Zustimmung zum vorliegenden Aktenstück. - Danke schön. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Zu diesem Tagesordnungspunkt liegen Wortmeldungen vor. Zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Emmerling, und ich erteile es ihr. Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Hoher Landtag! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir diskutieren hier gerade eine 15a-Vereinbarung zwischen Bund den Ländern in Zusammenhang mit der Verlängerung der Finanzausgleichsperiode bis Ende des Jahres 2023. Diese Vereinbarung beschäftigt sich mit folgenden Punkten, nämlich der Organisation und Finanzierung im Bereich des Gesundheitswesens, Zielsteuerung Gesundheit, der Förderung von Bildungsmaßnahmen im Bereich der Basisbildung und Bildungsmaßnahmen zum Nachholen des Pflichtschulabschlusses. Ich bitte Sie dahin gehend auch um Ihre Zustimmung zu diesen Vereinbarungen mit dem Bund. Ich möchte aber, da es eine 15a-Vereinbarung betrifft, die Gelegenheit nutzen, hier auch zu einem anderen Thema zu sprechen, da auch in diesem Bereich gerade die Verhandlungen anstehen, es ist die 15a-Vereinbarung mit dem Bund im Bereich der Elementarpädagogik. Im Bereich der Elementarpädagogik - und immer, wenn wir darüber sprechen, und das tun wir sehr oft in diesem Haus, weil es ein Bereich ist, wo wir große Herausforderungen haben und dieser Bereich allen Parteien hier sehr wichtig ist - merken wir immer, dass wir uns sehr einig sind, wenn es darum geht, dass wir massiv an Qualitätsverbesserungen arbeiten wollen und dass uns Ressourcen und Mittel für viele Dinge fehlen, die wir gerne hätten. Und da diese 15a-Vereinbarung gerade verhandelt wird, da sie auch im Sommer 2022 ausläuft, sehen wir - und zwar sind das in diesem Fall SPÖ, NEOS und GRÜNE, und ich danke vielmals für diese parteiübergreifende Zusammenarbeit, weil wir unser gemeinsames Ziel formulieren konnten -, dass diese kommende Vereinbarung unbedingt auch Verbesserungen im Kindergarten bringen muss und diese Chance nicht vertan werden soll. Die Bundesregierung hat schon zugesagt, dass es zukünftig mehr Geld im Bereich der Elementarpädagogik geben soll, wir meinen aber, dass eine nachhaltige Qualitätsverbesserung enorm wichtig ist, indem man hier nicht nur über Anstoßfinanzierungen Mittel zur Verfügung stellt, sondern diese auch über den qualitativen Ausbau in allen Bundesländern nachhaltig wirken sollen. Deswegen fordern wir gemeinsam, dass wir die bestehende Vereinbarung nicht nur verlängern, teilweise auch durchaus mit mehr finanziellen Mitteln, sondern eben auch, dass wir sie im Sinne der Bildung unserer Kinder inhaltlich neu und zielgerichteter aufstellen. Ich glaube, Wien hält im Bereich der Elementarpädagogik ein hohes Niveau. Wir sehen das vor allem beim quantitativen Ausbau, bei der Betreuung der Unter-Drei-Jährigen, aber auch in Bezug auf geringe Schließtage, lange Öffnungszeiten. Wien steht aber auch vor besonderen und sehr spezifischen Herausforderungen. Wir wollen alle die beste Bildung für Kinder in Wien und wir wollen aber auch höchste Qualität und Platz für alle. Wir geben in Wien bereits über 1 Prozent des BIP für die Kindergärten aus, davon sind andere Bundesländer - muss man auch ehrlich sagen - sehr, sehr weit entfernt. Aber eine neue Vereinbarung muss auch sicherstellen, dass es mehr Mittel gibt, damit auch andere Bundesländer bei diesem Ausbau deutlich nachziehen können. Wir wollen den Qualitätsrahmen verbessern, das heißt, den Betreuungsschlüssel weiter verbessern, aber auch zum Beispiel, dass irgendwann einmal der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz Realität wird. Die Bundesländer haben sehr unterschiedliche Herausforderungen, ich habe es gesagt, das sieht man auch in der Gesetzesmaterie in den Bundesländern. Uns ist wichtig, dass jedes Kind, egal, in welchem Bundesland es wohnt, die gleichen Chancen hat, und dass wir sicherstellen können, dass wir bundesweit qualitative Angebote in Bezug auf die Gruppengröße haben, eben den Fachkraft-Kind-Schlüssel, aber auch die Bezahlung und die Räumlichkeiten. Und was die Bezahlung betrifft, da komme ich natürlich auf die Pädagoginnen und Pädagogen zu sprechen, da auch dieses Thema eine besondere Herausforderung ist. Da ist es uns ein besonderes Anliegen, dass wir die Arbeitsbedingungen verbessern. Ich glaube, der Streik des Kindergartenpersonals hat uns allen vor Augen geführt, dass hier wirklich höchste Not am Mann, an der Frau ist und vieles zum Besseren verändert werden sollte, damit eben Kompetenzen zielsicher eingesetzt werden können, damit die Pädagoginnen und Pädagogen die nötige Wertschätzung erfahren, aber auch, damit sie im Kindergarten ihr Potenzial weiter entfalten können. Uns ist wichtig, wir ziehen an einem Strang, nicht nur wir hier heute als drei Parteien, die diesen Antrag einbringen, sondern wir müssen natürlich auch als Bund und Land an einem Strang ziehen. Deswegen möchten wir dem hier Ausdruck verleihen und bringen einen gemeinsamen Antrag ein. Ich freue mich, dass wir das auch in diesem Sinne so geschafft haben. Es gibt einen Beschlussantrag meiner Wenigkeit, meiner Kollegin Dolores Bakos, der Abgeordneten Marcus Gremel, Nicole Berger-Krotsch sowie Felix Stadler und Julia Malle betreffend Wien setzt sich in Bezug auf die 15a-Vereinbarung zur Elementarpädagogik für ein qualitatives, hochwertiges Angebot ein. - Vielen Dank, und ich bitte Sie um Zustimmung zu diesem Antrag. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächster ist Herr Abg. Gorlitzer zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Abg. Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Meine Damen und Herren! In den nächsten Jahren werden wir vor bedeutenden Problemen stehen, auf Grund des höheren Anteils der Bevölkerung, die älter als 70 Jahre sein wird. Durch die geburtenstarken Jahrgänge in den 50er und 60er Jahren, die dann schon das 70. Lebensjahr überschritten haben werden, verschiebt sich die Alterspyramide nach oben. Aber auch durch den besseren Gesundheitszustand auf Grund unseres guten Gesundheitssystems steigt die Lebenserwartung. Das ist auch gut so. Auf der anderen Seite, da stimmen der Herr Landesrat und ich auch immer wieder überein, ist es ist immer schwieriger, Personen zu finden, die in die Alten- und Pflegeberufe hineinwachsen möchten, da eben diese Berufe nicht nur psychisch, sondern auch physisch sehr belastend sind. Es ist eine sehr herausfordernde Tätigkeit, die auch oft mit strengen Arbeitszeiten verbunden ist, oft auch in der Nacht, und auch deswegen nicht sehr familienfreundlich ist. Deswegen haben wir eben schon seit mehreren Jahren trotz vermehrter Werbemaßnahmen in Wien einen deutlichen Pflegenotstand. Ziel muss es aber sein, die Wiener Bevölkerung solange wie möglich alltagsfit zu halten, denn selten wacht man in der Früh auf und ist plötzlich pflegebedürftig. Das ist ein Prozess, der monatelang voranschreitet, und wenn man das rechtzeitig erkennt, kann man ihn auch behandeln und manchmal sogar verhindern. Wien braucht deswegen ein Update für den Bereich der Versorgung der immer älter werdenden Bevölkerung. Und daher ist es notwendig, neben den bestehenden Angeboten der Stadt Wien im Rahmen des FSW und der Besuchsdienste auch neue innovative Konzepte zu initialisieren. Und jetzt kommen diese Community Nurses ins Spiel. Das sind speziell ausgebildete Diplomfachkräfte, die die Wienerinnen und Wiener bei der Bewältigung des Alltags in ihrem Zuhause und in ihrer Umgebung unterstützen können. Österreich erhält für das EU-Projekt Community Nurses insgesamt 54,2 Millionen EUR zur Verfügung gestellt, und in der 1. Pilotphase wurden bisher 192 Vollzeitäquivalenzen beinahe vollständig finanziert. Seitens der Stadt Wien, vertreten durch den FSW, wurden 13 Community Nurses beantragt, und laut der Anfrage von gestern meint der Landesrat, dass die Verträge vor der Unterfertigung stehen. Das ist witzig, denn in anderen Bundesländern funktionieren die Community Nurses schon längst, und auch sehr gut. Sie helfen wirklich Menschen bei der Beratung, ob sie eine 12-Stunden-Pflege, eine 24-Stunden-Pflege brauchen. Muss man ins Spital, dann wird das entsprechend mit Voruntersuchungen vorbereitet, ist ein Arztbesuch notwendig, wird das ebenfalls organisiert, es wird sogar darauf geschaut, ob die Medikamente rechtzeitig und richtig eingenommen werden. Ich kenne das auch aus dem internationalen Betrieb, im angloamerikanischen Raum gibt es das ja schon länger. Das sind nicht nur Diplomschwestern, so wie wir sie aus dem Spital kennen, sondern die machen die Rundumorganisation für ein anständiges Leben für ältere Personen zu Hause. Und das funktioniert dort hervorragend, da würde keiner auf die Idee kommen, jemanden ins Spital zu legen, um zum Beispiel Voruntersuchungen für eine Operation zu veranlassen, das wird alles durch diese Community Nurses organisiert. In Wien leben knapp 1,9 Millionen Menschen, das sind ungefähr 21,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Allerdings, demzufolge hätten wir Anspruch gehabt, viel mehr Community Nurses an Vollzeitäquivalenten zu beantragen. Gemessen an der Gesamtbevölkerung haben wir jetzt 13 Stellen beantragt, hätten aber möglichen Anspruch auf 41 gehabt. Nochmals die Zahlen: 192 sind es insgesamt, 13 alleine in Wien, und ich bin der Meinung, dass man da offensichtlich ein bisschen was verschlafen hat. Es wurde zum Beispiel auch in Hietzing eine solche Stelle beantragt, dem wurde allerdings auf Grund von Formfehlern nicht stattgegeben. Es ist sehr schade, dass man EU-geförderte Projekte in Wien offensichtlich nicht ausreichend abschöpft, und deswegen fordert die Volkspartei die Stadtregierung auf, das Engagement bei EU-Projekten deutlich zu steigern und auch laufend zu evaluieren. Die Community Nurses haben auch einen großen Vorteil, sie entlasten den sogenannten intramularen Bereich, also den Spitalsbereich. Ich habe das schon erwähnt, die Patientinnen und Patienten müssen nicht unbedingt sofort ins Spital, sondern zuvor werden diese Untersuchungen organisiert. Es steigert auch, und das steht auch im Projektantrag drinnen, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung sowie das Wohlbefinden der vor allem älteren Menschen, die Menschen im eigenen Zuhause und in ihrer vertrauten Umgebung zu behalten und ein anständiges Leben zu ermöglichen. Das ist eigentlich der große Sinn der Community Nurses. Und es hat noch einen anderen Vorteil: Dieser Beruf ist eine spezielle Form der Diplomkrankenpflege und hat einen großen Vorteil für die Menschen, die das ausüben wollen. Nicht nur, dass die Tätigkeit an sich interessant ist, ist sie auch selbstständig durchzuführen, hat einen direkten Kontakt zu Menschen und man kann sich die Zeit auch ein bisschen besser einteilen, ist flexibler, und damit ist dieser Beruf auch weitaus familienfreundlicher. Als Leitprinzip in der Zukunft der Pflege gilt daher daheim vor stationär, und dafür braucht Wien eine starke mobile Pflege, eine Offensive bei der Ausbildung des Pflegepersonals und die Unterstützung der pflegenden Angehörigen. Wir bringen daher einen Antrag ein: Der Landtag fordert den zuständigen Amtsführenden Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport auf, Schritte einzuleiten, um die Partizipation am EU-Pilotprojekt Community Nurses zu steigern und folglich einen evaluierbaren Beitrag der Stadt Wien zu gewährleisten. Dabei soll den Mitgliedern des Gemeinderatsausschusses für Soziales, Gesundheit und Sport regelmäßig Bericht über den gezielten Einsatz der Community Nurses und den damit verbundenen Mehrwert für die Gesellschaft Bericht erstattet werden. Wir haben schon gestern die Zusage vom Herrn Landesrat bekommen, dass bei der nächsten Gesundheitsausschusssitzung Bericht erstattet werden wird, und darüber erfreue ich mich sehr. - Vielen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als nächster Redner ist Herr Abg. Florianschütz zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Herr Präsident! Herr Landesrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dem Geschäftsstück selbst ist nicht wahnsinnig viel hinzuzufügen, es ist diskutiert und die Anwesenden kennen es mit Sicherheit. Es handelt sich um einen formalen Akt, nämlich die Verlängerung der Verordnung nach 15a der Bundesverfassung bis zum Jahr 2023, und das ist für den Betrieb bei uns notwendig. Was ich Ihnen schon mitgebracht habe, ist ein Beschluss- und Resolutionsantrag zu diesem Geschäftsstück. Und zwar geht es darum, dass drei ergänzende Punkte eingeführt werden beziehungsweise auch berücksichtigt werden sollen. Das Erste ist die Frage der Bekräftigung der zentralen Koordinationsfunktion des Fonds Soziales Wien. Damit war klargestellt, dass der Fonds Soziales Wien, der das ja abwickelt, für die generelle Behandlung und die komplette Organisation der ganzen Maßnahmen, die dahinterstecken, zuständig ist. Das ist deshalb wichtig, um organisatorische und rechtliche Klarheit in der Abwicklung, in diesem Fall insbesondere konkret der Flüchtlingskrise, in Wien zu haben. Beim Zweiten geht es um die Frage der Kosten der Unterkunft und Verteilungszentren sowie der Notunterkünfte, und da wird im Wesentlichen darauf gedrungen, dass die Bundesregierung diese Kosten eigentlich wie versprochen, Herr Landesrat, übernimmt und die Höchstkostensätze in der Grundversorgung den tatsächlichen anfallenden Kosten anpasst. Das ist für die Stadt Wien und für ihre Finanzen von einer durchaus entscheidenden Bedeutung, würde ich meinen. Und das Dritte ist, dass in Bezug auf die Arbeitsmarktintegration von Menschen, die zu uns flüchten mussten, dafür gesorgt wird, dass die entsprechenden Kompetenzen und Qualifikationen und deren Anrechnung und Nostrifizierung seitens der Bundesregierung vorgesehen und ermöglicht werden. Ich bringe diesen Antrag gemeinsam mit meinen Freundinnen und Freunden Gabriele Mörk, Kurt Wagner, Bettina Emmerling und Jörg Konrad ein und ersuche Sie um die Zustimmung zu diesem Antrag. - Danke schön. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächste ist Frau Abg. Malle zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Abg. Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich kann es ganz kurz machen, die Kollegin Emmerling hat schon alles Wichtige angesprochen. Wir freuen uns auch sehr über diesen gemeinsamen Antrag. Die Elementarpädagogik ist seit Jahren am Limit, und wir alle wissen ganz genau, was zu tun wäre: kleinere Gruppen, besserer Fachkraft-Kind-Schlüssel, mehr Unterstützung für das Personal, bessere Rahmenbedingungen. Das hören wir seit Jahren. Eine Gruppe, über die wir immer viel zu wenig reden und wo wir auch sehr froh sind, dass sie im Antrag vorkommt, sind die Kinder, die einen erhöhten Förderbedarf haben, Kinder mit Behinderungen, für die es auch viel zu wenig Plätze gibt und wo Eltern oft jahrelang warten, was irrsinnig zermürbend und frustrierend ist. Österreich hat schon vor 14 Jahren die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert, also das Recht der Kinder auf Bildung. Die Situation in der Elementarpädagogik ist aber tatsächlich so, dass diesem Recht nicht immer genüge getan wird. Wir können alle nicht zaubern, wir können nicht morgen alle Leute in die Ausbildung zwingen, aber wir können versuchen, in einem gemeinsamen Kraftakt die Rahmenbedingungen zu verbessern, diesen Beruf wieder attraktiver zu machen. Und dazu gehört auch die finanzielle Aufwertung, das wurde auch schon angesprochen, mehr Geld auch für diese Berufe, mehr Durchlässigkeit, mehr Aufstiegsmöglichkeiten, damit dieser Beruf wieder attraktiver wird. Es ist ein schöner Beruf, aber dennoch gehört er massiv aufgewertet. Der Bund gibt mehr Geld her, das muss in den Ländern zielgerichtet zum Einsatz kommen, dort, wo es besonders gebraucht wird. Damit wir langfristig auch diese bundeseinheitlichen Qualitätsstandards erreichen, muss das jetzt passieren. Wir müssen jetzt die Chance nützen und wir sind sehr froh über diesen gemeinsamen parteiübergreifenden Schulterschluss. - Danke. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist damit geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf sein Schlusswort. Damit kommen wir zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die dieser Vereinbarung die Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen der ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN mehrstimmig beschlossen. Wir haben hier Beschluss- und Resolutionsanträge vorliegen, über die ich jetzt abstimmen lasse. Ein Antrag, eingebracht von NEOS, SPÖ und GRÜNEN, betreffend Wien setzt sich in Bezug auf die 15a- Vereinbarung zur Elementarpädagogik für ein qualitativ hochwertiges Angebot ein. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die NEOS, SPÖ, GRÜNE gegen ÖVP, FPÖ und Parteiunabhängigen. Der Antrag hat somit die notwendige Mehrheit und ist beschlossen. Der nächste Antrag, eingebracht von der ÖVP, betrifft Mitwirken und laufende Evaluierung beim EU-Projekt Community Nurses. Hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen. - Der Antrag hat mit Stimmen der ÖVP, der FPÖ, des Parteiunabhängigen und der GRÜNEN gegen NEOS und SPÖ nicht die notwendige Mehrheit. Und dann haben wir noch einen Beschlussantrag, eingebracht von der SPÖ und den NEOS, betreffend Grundversorgungsvereinbarung. Hier wird auch die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen. - Das ist mit NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und Parteiunabhängigen die ausreichende Mehrheit und ist beschlossen. - Danke schön. Wir kommen damit zur Postnummer 8. Sie betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes über die Unterstützung von Personen bei der Bestreitung der erhöhten Energiekosten - Wiener Energieunterstützungsgesetz. Berichterstatter hierzu ist Herr Amtsf. StR Hacker, und ich bitte ihn, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker: Herr Präsident! Ich ersuche um Diskussion und vor allem um Zustimmung für dieses, glaube ich, sehr, sehr wichtige Gesetz zur Unterstützung der Wienerinnen und Wiener. - Danke schön. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Gemäß § 30c Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird gegen die Zusammenlegung ein Widerspruch erhoben? - Das ist nicht der Fall, ich werde daher so vorgehen. Die Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Gara, und ich erteile es ihm. Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Mit dem Wiener Energieunterstützungspaket Plus haben wir, glaube ich, eine sehr treffsichere und sehr unbürokratische Maßnahme für ein Gesetz geschaffen, das wir hier vorgelegt haben und das hoffentlich eine breite Zustimmung findet. Ich würde es sogar als ein Energieinnovationspaket bezeichnen, denn es hilft auf der einen Seite jenen, bei denen tatsächlich durch diese extremen Teuerungen auf Grund der Energiekrise das Geld für die Energie wirklich knapp wird. Ich möchte dazu auch erwähnen, niemandem von jenen, die Kundinnen und Kunden der Wien Energie sind, wurde gekündigt - ich halte es für sehr, sehr wichtig, auch in Zeiten wie diesen darauf hinzuweisen. Diese Energiekostensteigerungen sind für viele wirklich spürbar und damit schaffen wir eine unbürokratische Maßnahme, die sehr zielsicher ist für jene, die MindestsicherungsbezieherInnen sind. Das sind zirka 260.000 Anspruchsberechtigte, sie erhalten zusätzlich zu den Maßnahmen auch von Bundesseite einmalig 200 EUR, unabhängig von jeglicher Energieform. Die zweite Säule, die es bis dato schon gegeben hat, diese Energieunterstützung wurde deutlich erweitert. Hier geht es darum, auch für jene, die die Energiekosten nicht decken können, eine Unterstützung zu haben, was die Finanzierung betrifft, aber natürlich auch Maßnahmen zu setzen - und die sind ganz wichtig -, bei denen es darum geht, auch Geräte zu tauschen, die nicht so energieeffizient sind, das heißt, die auch zu deutlich höheren Kosten führen. Auch die dritte Säule geht sehr stark in Richtung Energieeffizienz und auch den Umstieg im Bereich der Erneuerbaren. Sowohl, was Strom, als auch, was Gas betrifft, hatten wir ja heute in der Europa-Landtagsdebatte einen sehr starken Schwerpunkt in Richtung Energie. Das heißt, diese drei Säulen sind - in Summe 124 Millionen EUR - als Gesamtmaßnahmenpaket sehr treffsicher, aber auch sehr innovativ in beide Richtungen. Es ist wirklich zu betonen, unter diesen MindestsicherungsbezieherInnen sind 65.000 Kinder, auch darauf sollten wir schauen. Und da wir eine noch stärkere soziale Treffsicherheit haben wollten, haben wir uns das noch einmal angeschaut und sind dann übereingekommen, dass wir hier auch noch einen zusätzlichen Bonus für AlleinerzieherInnen schaffen, 100 EUR extra. Ich glaube, dass das auch sehr wichtig ist, da gerade auch AlleinerzieherInnen de facto ähnliche Energiekosten haben wie eine Familie, daher brauchen sie auch eine zusätzliche Unterstützung. Das heißt, das ist in der Summe treffsicher, ein gutes Paket, und daher hoffe ich auf eine breite Zustimmung. - Vielen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächste ist Frau Abg. Spielmann zu Wort gemeldet. Ich mache nur darauf aufmerksam, dass ich um 16 Uhr unterbreche. Abg. Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Landesrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuschauerInnen vor dem Livestream. Vermutlich werde ich gleich unterbrochen, deswegen werde ich dann später noch ausführlicher ein paar Dinge sagen. Die durch die Covid-19-Pandemie ausgelöste Krise hat viele Menschen natürlich extrem betroffen. Es war eine extrem schwierige Lage, sie hat die bereits bestehenden Ungleichheiten massiv verschärft. Die soziale Lage wird derzeit noch verschärft, weil jetzt eben auch der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine dazu führt, dass es einen eklatanten Anstieg der Energiepreise gibt. Deswegen kommt dieses Gesetz natürlich jetzt auch zur richtigen Zeit - auch wenn wir uns das schon früher gewünscht hätten, denn wir haben eigentlich schon im Dezember 2020 einen Antrag eingebracht, wo wir die Ausweitung der Wiener Energieunterstützung gefordert haben. Dementsprechend sind wir natürlich froh, dass das heute kommt. Dennoch sind ein paar Punkte enthalten, die man kritisieren muss beziehungsweise die aus unserer Perspektive zu wenig weit gehen. Ja, wir alle spüren, dass das Leben teurer wird - die Privilegierten, die es sich richten können, eher weniger, die anderen, die vorher schon knapp bei Kasse waren und trotz Arbeit nicht genug Einkommen hatten, bekommen das jetzt sehr drastisch zu spüren. Und dann gibt es eben noch diejenigen, die vorher schon von Armut betroffen waren und sich dadurch nun in einer existenziellen Notlage befinden. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, die steigenden Energiepreise treffen natürlich uns alle, aber nicht alle gleich hart, und das ist doch wichtig, darauf hinzuweisen, dass Armutsbetroffene besonders davon betroffen sind. Im Bund gab es ja schon den Teuerungsausgleich, insofern wird die Vorlage vom Bund jetzt in Wien mit der Energiekostenpauschale umgesetzt. Wir GRÜNEN-Wien warnen ja eben schon seit Längerem vor dieser Teuerung und haben dementsprechend auch schon ein paar Anträge eingebracht, deswegen freuen wir uns, dass es jetzt umgesetzt wird. Kurz vor Ostern trudelt der Initiativantrag von Rot-Pink ein, interessante Zeitauswahl, aber es war uns natürlich klar, dass dieser Antrag möglichst schnell kommen muss. Prinzipiell muss man aber dazusagen, wenn ein Initiativantrag für eine Gesetzesänderung zu so einem Zeitpunkt kommt, dann ist es so, dass viele aus dem Sozialbereich ihre Stellungnahmen nicht abgeben können. Das finden wir sehr schade, denn es ist doch wichtig, dass vor allen Dingen die Sozialeinrichtungen und die ExpertInnen aus diesem Bereich ihre Meinung dazu abgeben können. Nichtsdestotrotz wissen wir natürlich, dass es wichtig ist, dass möglichst schnell und unkompliziert geholfen wird. Anlass sind eben die Teuerungen. Das Gesetz ist grundsätzlich erfreulich und geht in die richtige Richtung, dennoch werden wir heute einen Abänderungsantrag einbringen, weil ... Präsident Ing. Christian Meidlinger: Frau Abgeordnete, ich unterbreche die Debatte, weil es 16 Uhr ist, und komme nun zum Verlangen, dass die von den Abgeordneten Ellensohn, Kickert, Margulies, Huemer, Prack, Otero Garcia eingebrachte und an den Landeshauptmann gerichtete Dringliche Anfrage betreffend "Umgehende Novellierung des Wiener Parteienförderungsgesetzes zur Schaffung umfassender Transparenz und damit einer Reduktion von Missbrauchs- und Korruptionsrisiken" vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde. Gemäß § 37 Abs. 5 der Geschäftsordnung hat auf Verlangen vor der mündlichen Begründung die Verlesung der Dringlichen Anfrage zu erfolgen. Ich bitte daher den Schriftführer um Verlesung dieser Dringlichen Anfrage. Schriftführer Abg. Harald Zierfuß: "Dringliche Anfrage der Landtagsabgeordneten David Ellensohn, Dr. Jennifer Kickert, Dipl.-Ing. Martin Margulies, Mag. Barbara Huemer, Georg Prack BA, Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia an den Herrn Lhptm Dr. Michael Ludwig gemäß § 118 WStV in Verbindung mit § 36 der Geschäftsordnung des Landtages für Wien, eingebracht für die Sitzung des Wiener Landtages am 28.4.2022 betreffend ‚Umgehende Novellierung des Wiener Parteienförderungsgesetzes zur Schaffung umfassender Transparenz und damit einer Reduktion von Missbrauchs- und Korruptionsrisiken'. Begründung: Nächste Woche startet das Rechtsstaat- und Antikorruptionsvolksbegehren. Neue Regeln für Österreich und seine neun Bundesländer sind dringend notwendig. Die Begründung der Initiatorinnen und Initiatoren: Österreich hat seit Jahrzehnten ein unübersehbares und strukturelles Problem mit Korruption, Postenschacher, Freunderlwirtschaft und intransparenter Parteienfinanzierung. Korruption unterwandert unsere Demokratie. Korruption untergräbt unseren sozialen Zusammenhalt und zwischenmenschliches Vertrauen. Korruption unterhöhlt den Rechtsstaat. Wir fordern daher ein Umdenken und umfassende Reformen, denn wir alle haben ein Recht darauf, dass Politiker und Politikerinnen mit Anstand, Integrität und Achtung vor dem Amt regieren. Wir alle haben ein Recht auf eine saubere und transparente Verwaltung, die alle Bürgerinnen und Bürger ohne Ansehen ihrer Stellung und ihres Namens, eines Parteibuches sowie ohne Parteispenden gleich behandelt. Wir alle haben ein Recht auf freie und unabhängige Medien, die weder durch Inseratenkorruption noch durch politischen Druck an ihrer Informations- und Kontrollaufgabe gehindert werden. Nach jahrzehntelangem Tiefschlaf auf Bundesebene von Koalitionsregierungen aus SPÖ, ÖVP und FPÖ bringt die aktuelle Regierung unter grüner Beteiligung endlich Bewegung in die Korruptionsbekämpfung. Im Kapitel ‚Modernes Parteiengesetz als Grundpfeiler für das Funktionieren des demokratischen Staatswesens' des aktuellen Arbeitsprogrammes der Bundesregierung sind die konkreten Novellierungsvorhaben zum Parteiengesetz angeführt. Die Bundesregierung hat nun bereits den Entwurf des neuen Parteiengesetzes präsentiert und inhaltlich vorgestellt. Diese geplanten Gesetzesänderungen wirken unmittelbar und direkt auch auf die Wiener Parteien. Das vorgestellte Parteiengesetz Neu enthält zahlreiche Verschärfungen, die über die Bestimmungen des Wiener Parteienförderungsgesetzes hinausgehen und einen großen Schritt in Richtung Transparenz darstellen. Zu erwähnen sind insbesondere folgende neuen Bestimmungen auf Bundesebene: Der Wahlwerbungsbericht für die Bundeswahlen wird neu gegliedert. Die Kosten für Plakate, Direktwerbung sowie für Inserate und Werbeeinschaltungen in Printmedien, Hörfunkmedien oder im Internet müssen zukünftig separat ausgewiesen werden. Der jährliche Rechenschaftsbericht hat zukünftig das Vermögen der Bundesparteien in Form einer vereinfachten Bilanz auszuweisen, auf Landesebene ist die Ausweisung von Verbindlichkeiten ab einer Höhe von 50.000 EUR verpflichtend. Weiters sind auf Grund der neuen Gliederung des Rechenschaftsberichtes auch Erträge aus der Parteiorganisation sowie aus nahestehenden Organisationen separat auszuweisen, ebenso alle Spenden über 500 EUR, egal, welcher Art diese sind. Die Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit müssen ebenfalls analog zum Wahlwerbungsbericht detaillierter angeführt werden. Spenden ab 150 EUR müssen hinkünftig pro Quartal dem Rechnungshof gemeldet werden, Spenden über 500 EUR werden von diesem dann unverzüglich veröffentlicht. Die Spendengrenzen bleiben unverändert. Ein Spender kann einer Partei pro Jahr weiterhin Spenden in der Höhe von 7.500 EUR zukommen lassen, insgesamt darf eine Partei pro Jahr wie bisher Spenden im Wert von maximal 750.000 EUR annehmen. Erträge aus Inseraten, soweit diese pro Inserat den Betrag von 2.500 EUR übersteigen, müssen unter Angabe des Inserenten und unter Nennung des Mediums, in dem das Inserat erschienen ist, in einer Anlage zum Rechenschaftsbericht ausgewiesen werden, und zwar gesondert für jede territoriale und nichtterritoriale Gliederung. Der Rechnungshof erhält neue weitgehende Kontrollrechte. Darüber hinaus steht es dem Land Wien frei, im eigenen Wirkungsbereich, insbesondere bezüglich Spesen sowie Sponsoring und Inserate, strengere Regelungen zu erlassen. Die Festlegung der maximal zulässigen Wahlkampfkosten ist überdies Gesetzgebungskompetenz der Länder. Hier hat ein Bundesland bereits Vorleistungen erbracht. Vorarlberg, wo die ÖVP gerade in einen Finanzierungsskandal verwickelt ist, hat auch guten Grund dazu. Im westlichsten Bundesland werden dank grüner Regierungsbeteiligung die Regeln für Parteienfinanzierung komplett neu gedacht. Das Land Wien ist daher nun aufgefordert, rasch die Novellierung des Wiener Parteienförderungsgesetzes in die Wege zu leiten und so größtmögliche Transparenz bei der Parteienfinanzierung und bei den Wahlkampfkosten zu schaffen. Das zuständige Mitglied der Landesregierung hat sich bislang nicht zu den positiven Veränderungen des Parteiengesetzes auf Bundesebene geäußert. Der dringend notwendige Vorstoß in Vorarlberg, die Parteienfinanzierung neu aufzustellen, schärfer zu kontrollieren und transparent zu gestalten, hat ebenfalls zu keiner Reaktion des zuständigen Landesregierungsmitgliedes geführt. Die unterzeichnenden Landtagsabgeordneten stellen daher gemäß § 118 WStV in Verbindung mit § 36 Landtagsgeschäftsordnung folgende Dringliche Anfrage: 1. Ist im Zuge der bevorstehenden Änderungen des Parteiengesetzes auf Bundesebene eine - mit dieser abgestimmten - Novellierung des Wiener Parteienförderungsgesetzes, konkret die Ausarbeitung einer Gesetzesvorlage bereits in Vorbereitung? 2. Wenn nein, wann ist damit zu rechnen? 3. Ist eine Einbindung aller Fraktionen in die Erstellung und Erarbeitung einer Gesetzesvorlage geplant? 4. Vorarlberg sieht künftig vor, dass nur jenen Parteien Förderungen gewährt wird, die einen jährlichen Landesrechenschaftsbericht analog zu den neuen Vorgaben des Parteiengesetzes für Bundesparteien erstatten. Die Ausweisung des Vermögens in einer vereinfachten Bilanz, analog zu den Vorgaben für die Bundesparteien, ist ebenfalls vorzusehen, im Gegensatz zur Bundesvorgabe sind im Vorarlberger Landesrechenschaftsbericht alle Verbindlichkeiten, unabhängig von der Höhe, anzuführen. Ist auch für Wien ein eigener Landesrechenschaftsbericht angedacht? 5. Dem Landesgesetzgeber steht es frei, strengere Regeln bezüglich Spenden an Wiener Landesparteien, aber auch bezüglich Erträge aus Sponsoring und Inserate der Wiener Landesparteien zu erlassen. Unterstützen Sie strengere Regeln, durch welche hinkünftig alle Einnahmen aus Spenden, Inseraten und Sponsorings der Landesparteien sowie ihrer Gliederungen und Landtagsklubs, ihrer Beteiligungsunternehmen, ihrer Mandatarinnen und Mandatare, ihrer Wahlwerberinnen und Wahlwerber, sowie aller der Landespartei nahestehenden Organisationen oder allfälliger Personenkomitees namentlich und der Höhe nach zumindest ein Mal jährlich verpflichtend auf der Homepage der Landespartei zugänglich gemacht, sowie in einem möglichen Landesrechenschaftsbericht veröffentlicht werden? 6. Soll aus Ihrer Sicht als Landeshauptmann und Vorsitzender der Landesregierung das Land Wien bezüglich Sponsoring und Inserate eine bloße Anpassung an die Bundesregelungen anstreben oder sind insbesondere Regelungen angedacht, die Behörden und stadteigenen Unternehmen nicht nur Spenden an Parteien, sondern auch das Sponsern von Wahlkämpfen oder das Inserieren in Parteimedien verbieten? 7. Die Wahlkampfkostenobergrenze für Nationalratswahlen liegt bei 7 Millionen EUR. Die Höhe der Beschränkung der Wahlkampfkosten für die jeweiligen Wahlen in den Bundesländern liegt in der Gesetzgebungskompetenz der Bundesländer. Die aktuell sehr hohe Wahlkampfkostenobergrenze in Wien liegt bei 6 Millionen EUR, also nur 1 Million EUR unter der Obergrenze für Nationalratswahlen. Betrachten Sie in diesem Fall die Relation Bund-Wien als sinnvoll oder streben Sie für das Land Wien an, diese doch recht hohe Obergrenze der zulässigen Wahlkampfkosten zu senken? 8. Das Wiener Parteienförderungsgesetz sieht keinerlei Sanktionen bei Überschreitung der Wahlkampfkosten vor. Soll eine solche analog der Bundesregelung auf Wiener Ebene gesetzlich verankert werden? Wenn ja, welche Strafhöhe ist angedacht? 9. Die geförderten Parteien haben bereits nach aktueller Gesetzeslage in Wien über die Verwendung der Parteienförderung sowie getrennt über die Wahlwerbungsausgaben geeignete Aufzeichnungen zu führen. Nach Prüfung durch einen Wirtschaftsprüfer muss das Ergebnis der zuständigen Magistratsabteilung zur Kenntnis gebracht werden. Widmungswidrig verwendete Mittel sind rückzuführen. Soll der künftige Wahlwerbungsbericht auf Wiener Ebene sicherstellen, dass alle Aufwendungen einer Partei, die im Zusammenhang mit der Wahlwerbung für die Wiener Gemeinderats-, Landtags- und Bezirksvertretungswahlen stehen und - unabhängig von Rechnungsdatum und Zahlungstermin - im Zeitraum zwischen Stichtag der Wahl und Wahltag wirksam werden, umfasst sind? Sollen als Aufwendungen und Ausgaben für die Wahlwerbung sämtliche über den laufenden Betrieb hinausgehenden Aufwendungen verstanden werden, die bei der Partei sowie deren Teilorganisationen oder nahestehenden Organisationen oder Personenkomitees wirksam werden? Soll hierzu eine genaue Gliederung angefertigt werden, die unter anderem folgende Aufwendungsarten beinhaltet: Außenwerbung, Direktwerbung, Inserate, Werbeeinschaltungen, Agenturen, wahlbedingter zusätzlicher Personalaufwand, auch wenn er durch andere territoriale oder nichtterritoriale Gliederungen der Partei, ihr nahestehenden Organisationen oder Personenkomitees entstanden ist, Aufwendungen durch Wahlwerberinnen und Wahlwerber, Aufwendungen für natürliche Personen und Personengruppen zur Unterstützung eines Wahlwerbers sowie Aufwendungen für Wahlveranstaltungen? 10. Soll aus Ihrer Sicht als Landeshauptmann und Vorsitzender der Landesregierung das Land Wien eine Beschränkung folgender Wahlwerbemaßnahmen für die Wiener Gemeinderats-, Landtags- und Bezirksvertretungswahlen auf einen Zeitraum von drei Wochen vor dem Wahltag anstreben: Außenwerbung, Plakatwerbung, Postwurfsendungen, Inserate und Werbeeinschaltungen in Printmedien, Hörfunk und audiovisuellen Medien sowie Kino-Spots und im Internet, auf Drittseiten und Social Media? 11. Befürworten Sie im Rahmen der Ausarbeitung der Novelle des Wiener Parteienförderungsgesetzes rechtlich prüfen zu lassen, ob dem Wiener Stadtrechnungshof konkrete Prüfrechte zur Kontrolle der Einhaltung der Vorgaben des Wiener Parteienförderungsgesetzes eingeräumt werden können, insbesondere betreffend die Einhaltung der Wahlwerbekostenobergrenze, der Richtigkeit der Wahlwerbungsberichte für die Wiener Gemeinderats-, Landtags- und Bezirksvertretungswahlen sowie hinsichtlich der Richtigkeit der Landesrechenschaftsberichte der Landesparteien? 12. Schon jetzt regelt das Wiener Parteienförderungsgesetz, dass widmungswidrig verwendete Mittel rückzuführen sind. Wird im Sinne von Reduktion von Missbrauchs- und Korruptionsrisiken generell bei Verstößen gegen das Wiener Parteienförderungsgesetz Neu als Sanktion die Rückforderung gewährter Förderungen beziehungsweise Teile davon sowie allenfalls eine Gegenrechnung mit der zukünftigen Förderung angestrebt? Gemäß § 37 Landtagsgeschäftsordnung wird beantragt, dass die Anfrage verlesen und mündlich begründet werden kann und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfindet." Präsident Ing. Christian Meidlinger: Herzlichen Dank für die Verlesung der Dringlichen Anfrage. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs. 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Abg. Ellensohn das Wort. Abg. David Ellensohn (GRÜNE): Herr Präsident! Herr Landeshauptmann! Meine Damen und Herren! Nächste Woche vom 2. bis 9. Mai startet das Volksbegehren "Machtmissbrauch verhindern. Unterstützen Sie das Rechtsstaat- & Anti-Korruptionsvolksbegehren". Wer das nicht schon bei der Einleitung gemacht hat, hat noch eine Woche Zeit. Worum geht es? - Um nichts anderes als um das pure Gift für die Demokratie. Korruption ist Gift für die Demokratie. Die westlichen Demokratien sind unter Beschuss durch rechtsextreme Parteien, denen es leicht gemacht wird, wenn sie auf etwas zeigen und sagen können: Das System passt nicht oder das System ist verfault. Da zählen große Korruption und kleine Freunderlwirtschaft. Das ist etwas, das man wirklich im großen Rahmen sehen muss, das auf die Zerstörung der Demokratie, wie wir sie kennen, einzahlt. Jeder Einzelne und jede Einzelne von uns, die irgendwo hingreifen, was ihnen nicht gehört, macht es denen leicht, die sagen, das sind alles die Gleichen, das ist alles ein Wahnsinn, die Parteien funktionieren nicht, die Politik funktioniert nicht. Jeder, der das macht, zahlt auf das Konto jener ein, die am meisten hingreifen, wenn sie kurz einmal die Gelegenheit haben, nämlich der rechtsextremen Parteien, die das in ganz Europa vorzeigen. Deswegen nicht nur nächste Woche das Volksbegehren unterstützen, sondern insgesamt für sich selber so sauber arbeiten, wie man kann. Wenn jemand daneben glaubt, das geht sich schon aus und das ist ja nicht so schlimm, höre ich dann oft, wenn dann Leute verurteilt werden: Die ganz große Korruption ist ein Wahnsinn, aber das ist ein Freundschaftsdienst. Ich glaube, in Wien unterscheidet man zwischen Korruption und Freunderlwirtschaft. Das machen die Menschen - nämlich die, die nicht davon profitieren - aber nicht so leicht. Ich spare mir jetzt eine Aufzählung und hoffe, dass ich das nicht notwendigerweise nachholen muss, falls es dann von jemand anderem ganz unsachlich werden sollte. Die Aufzählung einer langen Liste von Personen, die in der Politik waren oder sind und verurteilt wurden: Das ist eine lange Liste in der Zweiten Republik. Das ist eine Liste, die sehr, sehr viele Leute von der FPÖ umfasst, obwohl die immer nur ein paar Jahre Gelegenheit hatten. Die sind aber dann im Regieren so schlecht und im Hingreifen zum Glück so ungeschickt, dass sie immer sehr schnell überführt werden, dann lange Prozesse verursachen und lange anhalten. Es ist aber, und das sieht man jetzt wieder, auch ein Problem der zwei großen staatstragenden Parteien der Zweiten Republik, nämlich der Volkspartei und der Sozialdemokratie. Ich muss zugeben, ich mache jetzt einen Unterschied zwischen den beiden. Das müsste ich nicht machen, ich kann sie auch in einem Ramsch hineintun. Es ist ein Unterschied, wenn ich jetzt wieder schaue, was die ÖVP mit den Freiheitlichen in der Regierung angezettelt hat, aber vor allem, was jetzt wieder im Wirtschaftsbund im Westen aufkommt. Es ist ja jeden Tag eine neue Geschichte, die herauskommt, es wird dir fast schwindlig. Besonders schlimm ist es dann, wenn es heißt, dass man das nicht kriminalisieren darf. Ich glaube, es ist Herr Sobotka, der dann sagt, man darf es nicht kriminalisieren, weil ja eh alles gut gemeint war. Ich habe die Debatte im Vorarlberger Landtag genau angeschaut. Da war leider überhaupt nichts Erhellendes dabei und vor allem noch einmal: Wenn man nicht sieht, dass man damit den ganzen Laden für alle zusammenhaut, dann haben wir ein zusätzliches Problem. Transparenz ist notwendig. Es gibt dazu eine ganze Menge Regelungen, die auf EU-Ebene vorgeschlagen werden, die in den Ländern leider unterschiedlich gut umgesetzt werden, und in den Bundesländern auch. Ich gehe später auf ein paar Sachen ein. Der Bund hat jetzt ein neues Gesetz vorgelegt. Wahrscheinlich werde ich dann nachher hören: Ja, darauf müssen wir warten. - Wir müssen immer warten. Wien wartet gerne, bei vielen Sachen. Wien wartet und sagt immer, der Bund ist zuerst zuständig. Wie beim Leerstand, da hat man immer gesagt, in Wien darf man nichts machen, man darf nichts machen, solange der Bund nichts macht. Dann macht es die Steiermark, dann macht es vermutlich Tirol, dann macht es Salzburg, und Wien sagt immer noch, dass wir nicht dürfen. Und da ist es ein bisschen ähnlich. Vorarlberg hat wirklich jeden guten Grund, neue und scharfe Regeln vorzulegen, und hat das auch schon gemacht. Die haben nicht gewartet. Es ist nicht die Pflicht von Wien, zu warten, bis acht Bundesländer etwas beschlossen haben und bis die Bundesregierung etwas beschlossen hat, und dann fängt man da einmal mit der Begutachtung an. Kleiner Hinweis für die NEOS: Damit wird es dann schnell einmal im Teig so lange, dass dann das Wahljahr kommt, und im Wahljahr geht sowieso nichts mehr. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, am Ende ist es schwer. Sie sind jetzt im zweiten Jahr. Wenn Sie da nicht schnell darauf schauen, wird wenig weitergehen. Wir haben hier angekündigt, dass wir gerne hätten, dass Gespräche stattfinden. Wir haben beim letzten Landtag nicht Anträge eingebracht, sondern haben gesagt: Wir werden das dann tun. Wir werden das tun, wenn nicht Bewegung in die Stadtregierung oder die Landesregierung kommt und die das nicht machen. Wir haben vor zwei Monaten nicht gesagt, wir bringen es gleich ein. - Es ist einfach nichts passiert, kein Gespräch, die ganze Koalitionsphase jetzt, kein Fraktionsgespräch, gar nichts, und immer die Ankündigung: Wir werden es schon machen. Noch einmal, Vorarlberg hat es bereits vorgelegt, hat es logischerweise mit allen Fraktionen kommuniziert, alle wissen, es ist unterwegs. Im Bund kennen sie das auch. Vorarlberg wird das im Mai beschließen. Na, das wird sich hier nicht mehr ausgehen. Hoffen wir, dass es nicht mehr als Mai 2023 wird. Der Bund legt was genau vor? - Strengere Prüfrechte für den Rechnungshof, der in Zukunft sogar die Belege der einzelnen Parteien einsehen kann. Ganz ehrlich, das hätten sie in Vorarlberg brauchen können, das können wir hier auch brauchen. Wir wissen hier auch allerhand nicht. Neue scharfe Spendenregeln: Schluss damit, dass Private zehntausende, hunderttausende Euro hineinbuttern und sich Parteien mehr oder weniger gefügig machen, sondern ab 150 EUR muss man es bekannt geben. Das gilt für Wien eh, da kommen wir zum Glück eh nicht aus. Wahlkampfkosten früher bekannt geben: Wir müssen wissen, was ausgegeben wird, nicht jahrelang darauf warten. Wir warten auf den ÖVP-Bericht im Bund seit Jahren, er ist immer noch nicht da. Rechenschaftsberichte der Parteien werden genauer: Das heißt, alle müssen ihr Vermögen angeben und alle müssen ihre Schulden angeben. Das trifft ein paar Parteien härter, ich bin ganz gespannt, wer bei den russischen Banken Kredite aufgenommen hat. Das ist ja nicht nur Marine Le Pen, sondern das geht quer durch die rechtsextremen Parteien in Europa. Auf jeden Fall wissen wir das dann auch von den Landesparteien genau. Diese Vorgaben müssen sie alle umsetzen, weil der Bund das sagt, außer dass - da kommt ein kleines Problem - man für ein paar Punkte im Bund eine Zweidrittelmehrheit braucht. Idealerweise braucht man dann dort für diese Beschlüsse die Sozialdemokratie, die sich noch nicht zu all diesen Fragen geäußert hat. Aufhalten aber können sie im Bund die neuen scharfen Regeln nur noch selber, sonst gelten sie auch hier. Ich hoffe, sie werden nicht aufgehalten, sondern umgesetzt. Wir bringen heute drei Anträge ein und sind trotzdem immer noch froh, wenn eine Gruppe eingesetzt wird, die sagt: Was machen wir mit dem Bundesgesetz? Was setzen wir hier um? Wo machen wir vielleicht schärfere Regeln? Es sagt ja niemand, dass man dort stehen bleiben muss. Wahlkampfkostenobergrenze: Im Bund 7 Millionen EUR bei 9 Millionen EinwohnerInnen, in Wien 6 Millionen EUR bei 2 Millionen EinwohnerInnen. Jetzt weiß ich schon: Wien hat 23 Bezirke und 23 BezirksvorsteherInnen und über 1.000 BezirksrätInnen und, und, und. Österreich hat aber auch mehr Bezirke als Wien, und Österreich hat - logischerweise - mehr BürgermeisterInnen als Wien. Und Wien ist zumindest von der Größenordnung ein Teil von Österreich, und nicht umgekehrt. Der Antrag bei uns lautet: Man kommt mit der Hälfte auch aus. Das ist auch eine Position, die in diesem Haus schon mehrere Fraktionen hatten, auch eine der zwei jetzigen Regierungsparteien. Das ist ein einfacher Antrag: Antrag auf Senkung der Wahlkampfkosten und Strafen bei Überschreitung. Ich weiß, das steht im Koalitionspapier in Wien, ich warte aber trotzdem noch auf die Ausschmückung. Bei den Strafen kommt es dann schon darauf an, wie hoch sie sind. Bundesweit waren die Strafen auch so gering, dass diejenigen, die locker drübergehen können, das auch noch drauflegen. Wenn das nicht ernsthaft gemacht wird, funktioniert das nicht. Ich sage Ihnen nur, wie das in Großbritannien ist: In Großbritannien haben die einzelnen MandatarInnen oder KandidatInnen Budgets, wenn sie kandidieren. Wer diese überschreitet, verliert das Mandat, weil man sagt, wenn sich einer nicht an die Regeln hält, hat er quasi falsch gespielt. Das hat er ja auch. Jetzt können wir in Österreich schwer nachträglich Wahlergebnisse aufheben, aber die Strafen hier müssen höher sein. Ich kenne keine einzige Strafe, die für mich ausreichend ist, in keinem Entwurf. Vielleicht kann Wien einen Vorschlag machen, der es tatsächlich für die einzelnen Fraktionen oder Parteien unmöglich oder zumindest sehr unrentabel macht, da noch Überschreitungen vorzunehmen. Die Whistleblower-Richtlinie: Warum ist das wichtig? - Die Leute, die Informationen haben und sie weitergeben, sollen sich sicher fühlen, wenn sie das tun. Jetzt gibt es die Whistleblower-Plattform, auf EU-Ebene wurde beschlossen, was alles in den einzelnen Mitgliedsstaaten umgesetzt werden muss. Das ist hier noch nicht passiert, da ist noch nicht Ende Gelände. Falls Sie wissen möchten, wie man diese Whistleblower-Richtlinie richtig umsetzt, einfach nach Vorarlberg und Tirol schauen! (Zwischenruf.) Dort ist es schon passiert. Ja, nicht in Begutachtung, sondern passiert (Zwischenruf.), einfach dort abschreiben und nachschauen, wie das geht! Andere Bundesländer warten nicht. Auch hier würde ich vorschlagen: Wien nicht auf dem letzten Platz. Noch könnte man Dritter werden, wenn man sehr schnell ist. Das wird sich wahrscheinlich nicht ausgehen, aber vielleicht macht man das einfach heuer. Das hilft bei der Bekämpfung des Missbrauchs und bei der Bekämpfung von Korruption insgesamt. Der erste Entwurf, wir haben das auch im Antrag so geschrieben: Es ist eh gut, dass man es angefangen hat, aber man darf nicht stehen bleiben. Meine Befürchtung ist: Wir haben eine Plattform eingerichtet, und all das, was gesetzlich übrigens auf Bundesebene gelten würde und dann auch für die Bundesländer seit Dezember vergangenen Jahres umgesetzt werden muss, ist nicht passiert. Zwei Bundesländer haben es gemacht, vielleicht möchte Wien das dritte sein. Zu einem heiklen Punkt: Der Bundesrechnungshof prüft die Inserate von einzelnen Ministerien - da könnte ich noch sagen, mehr von den ÖVP-Ministerien, aber wurscht, das ist gut, von mir aus soll er alle prüfen - und er prüft die Inserate von einem Bundesland, nämlich Wien, nicht, um zu Wien böse zu sein, sondern weil Wien mehr ausgibt als alle anderen acht zusammen. Na, ich würde auch in Wien anfangen zu prüfen, und nicht im Burgenland, noch dazu, wo es genügend Leute gibt, die uns erklären, wie das alles funktioniert. Dass die Parteien in Österreich eine hohe Parteienförderung haben, ist unbestritten. Die meisten von uns finden das richtig, weil es auch helfen soll, dass man nicht gezwungen ist, sonst irgendwo Geld einzusammeln, und man dann von anderen abhängig ist. Dass dann stadteigene Betriebe trotzdem in parteinahen oder Parteizeitungen inserieren dürfen, ist natürlich ein kompletter Quatsch. Das ist einfach eine Erhöhung der Parteienförderung. Wenn die Wiener Linien irgendwo inserieren dürfen und da steht SPÖ drauf, ob das jetzt die Pensionisten sind oder sonst jemand, dann ist das nicht in Ordnung. Bis 2010 hat die Stadt sogar in den FPÖ-Zeitungen inseriert. Das war überhaupt ein Rekord. Wir haben gesagt: In rechtsextremen Blättern inseriert man sicher nicht, wenn wir in der Regierung sind. Wir haben es eingestellt. Da hat es keine Inserate mehr gegeben. Die Praxis der Inseratenvergabe der Stadt Wien (Der Redner hält ein Schriftstück in die Höhe.): "Verdeckte Parteienfinanzierung durch Inseratenschaltung der Stadt Wien in Parteizeitungen", eine Dringliche Anfrage, erstmals 1998 von den GRÜNEN hier eingebracht, vielleicht gibt es auch noch eine frühere. Da war ich auch noch nicht da. Warum kenne ich sie trotzdem? - Weil man ja alles ausheben kann. Darin ist es genau darum gegangen: Warum kriegt das "Wiener Blatt", Herausgeber SPÖ-Wien, Geld? Warum kriegt "Junge Wiener", Redaktion Junge ÖVP Wien, Inserate? Damals war die ÖVP in Wien noch in Koalition. Warum kriegen das "VOR-Magazin" und "Die Zukunft", ein sozialdemokratisches Monatsmagazin, und, und, und. Es ist eine ganz lange Auflistung. Im Ergebnis haben sie es weiter gekriegt. Im Ergebnis hat es dazu geführt, dass wir ab 2010 versucht haben - ich werde es noch hören: warum habt ihr das nicht gemacht, als ihr regiert habt -, dieses hohe Inseratenvolumen zu drücken. Genau das haben wir versucht. 2015 ist es uns geglückt. Von 30 auf 20 Millionen EUR war die Vorgabe, 10 Millionen EUR sparen, hauptsächlich bei Zeitungen, die so qualitativ hochstehend sind wie das "Österreich" von Herrn Fellner. Das haben wir ja auch größtenteils umgesetzt. Das hat eh nicht allen gleich gut gefallen. Jetzt kriege ich dann die Frage: Na, aber warum habt ihr dann überhaupt noch zugelassen, dass so viel inseriert wird? Weil es in Koalitionen einfach Abmachungen gibt, wo man sagt, ihr kriegt das und wir kriegen das. Wir haben gesagt: Alternativmedien wie Okto TV oder Radio Orange werden gestützt. Die SPÖ hat gesagt: Dem Fellner geben wir Millionen. Und dann macht man irgendwann die Vereinbarung, wo man sagt, wie viel. Was ist passiert, kaum, dass wir draußen waren? Ein Jahr hat es eh gebraucht, Okto TV wird auf null gestellt. Der Fellner wird natürlich nicht auf null gestellt. (Zwischenrufe.) Der Fellner wird natürlich nicht auf null gestellt. Die SPÖ hat also in der Medienpolitik Millionen für den Boulevard übrig und sagt, die Alternativmedien sperren wir einfach zu. Auch das gehört alles dazu. Zu einer Demokratie gehört Medienvielfalt, auch die Medien, die man nicht selber kontrollieren kann, auch die, wo man nicht Umfragen zahlen kann, auch die, wo man nicht mit Inseraten nette Berichterstattungen bekommt. Die gehören alle auch dazu. Das ist wirklich, wirklich für dieses wenige Geld dort ein schwerer, schwerer Fehler der Sozialdemokratie. Noch könnte man es ja ändern, denn noch ist nicht alles komplett im Eimer dort. Wie ich höre, ist es eher ein Alleingang der SPÖ in der Frage, was ich mir gut vorstellen kann, und nicht eine abgesprochene Vorgangsweise in der Regierung. Der Antrag lautet: "Schluss mit Inseraten von Betrieben der öffentlichen Hand" - alles was dazu gehört, stadteigene Betriebe - "in parteinahen oder Parteizeitungen." Ich weiß, das kostet ein paar Parteien Geld. Das wurde uns auch angeboten. Wir hätten ja auch Inserate von Wiener Linien, Wien Energie oder Co für grüne Zeitungen kriegen können, die wir irgendwo machen. Das wollten wir nicht. Das wollen wir auf allen Ebenen nicht, und wir hätten gerne, dass Sie das auch nicht kriegen, dass es niemand kriegt. Das ist verdeckte Parteienfinanzierung in einem Land mit hoher Parteienfinanzierung. (Der Redner reicht ein Schriftstück weiter und nimmt es wieder zurück.) Jetzt hätte ich fast den Antrag von 1998 ein zweites Mal eingebracht. Ich nehme dann den richtigen. (Der Redner übergibt ein Schriftstück.) Der wäre immer noch richtig, trägt aber die Unterschriften von Leuten, die nicht mehr alle hier sind, oder niemand von denen. Ich habe mir die Berichterstattung der letzten Tage genau durchgelesen. Wirklich, als wir 2010 angefangen haben, war das unter anderem die große Aufgabe von uns. In der Opposition ist die Aufgabe unter anderem Kontrolle und Aufdecken - auch die Wortwahl ist zwischendurch scharf -, roten Filz aufdecken, et cetera. Dann kommt man in die Regierung, und dann probiert man halt so gut wie möglich, dass man das hinbringt, alles schafft man ja eh nicht. Mein Eindruck ist: Seitdem wir nicht mehr dabei sind, geht es wieder zurück. Sie müssen im "Falter" - das ist jetzt nicht das SPÖ-kritischste Medium - lesen, dass Stadtrat Hanke jetzt Stadtrat für Wirtschaft und Freunderlwirtschaft heißt. Das schreibt Florian Klenk, nicht ich. Und den "Dolm der Woche" kriegt er auch noch aufgeklebt. (Zwischenruf.) Wofür? Dafür - Sie kennen die "Kaiserwiesn", ich kenne den Typen gar nicht, ich war auch noch nicht dort -, dass der, der das vorher gemacht hat (Zwischenruf.), das nicht mehr machen darf. Das darf ein Neuer machen, und der ist halt SPÖ. Und das ist ja nicht der Einzige. (Zwischenruf.) - Der ist nicht SPÖ? Na, das würde mich interessieren. Wenn den ganz großen Parteien - in Wien der SPÖ oder in Niederösterreich der ÖVP - nicht auf die Finger geschaut wird, werden wir uns nicht nur als Koalitionspartner blöd anschauen. Denn die Allmachtsphantasie - ich mache das ohne Rücksprache, ich brauche keine Mehrheit hier herinnen, weil ich es eh in meinem eigenen Bereich mache -, funktioniert halt nicht. Wir wollen, dass der Stadtrat Stadtrat für Wirtschaft, Finanzen & Co heißt, und nicht Stadtrat für Freunderlwirtschaft. Wir wollen, dass Wien bei all den Punkten nicht wartet, sondern vorangeht. Bei so vielen Fragen, ich habe sie vorher aufgezählt, sind wir überall hinten nach. Das ist nicht notwendig. (Zwischenrufe.) Es ist eh schon x Mal gesagt worden: Man hört die Zwischenrufe hier nicht besonders gut. Im Mai sind wir vielleicht schon in einem anderen Sitzungssaal, dann geht das besser, für die, die das gern haben. Ich wäre ganz froh, wenn man sie versteht, weil man dann schneller darauf eingehen kann. Man kann hier nicht automatisch alles gleich kriminalisieren wie das, was in Vorarlberg ganz offensichtlich vor Gericht landen wird. Die Anzeigen sind ja schon alle da, es wird untersucht. Ich nehme an, dass dort irgendwann ein Urteil herauskommt, aber das werden wir dann sehen. Da werden wir uns ein bisschen gedulden müssen. Ich sehe das nicht wie Herr Sobotka, dass man nicht jeden Griff irgendwohin kriminalisieren darf, wenn es für den guten Zweck ist. Auch wenn Menschen glauben, dass sie etwas Gutes tun, können sie nicht die ganzen Korruptionsregeln umgehen. Die Regeln, die es bei uns gibt, sind nicht ausreichend, deswegen heute nur diese drei Anträge. Falls diese Stadtregierung, diese Landesregierung weiterhin nicht in die Gänge kommt, werden wir weitere Anträge einbringen müssen. Dann bringen halt wir das Gesetz aus Vorarlberg hier ein, wenn Sie es nicht machen. Als Anfang vielleicht, aber das ist eine der Fragen an den Herrn Bürgermeister. Sie sind zwar nicht für das Organisieren der Klubgespräche zuständig, aber es ist Ihnen vielleicht, hoffentlich, ein Anliegen. Nein, ich will jetzt nicht den Joe noch hineinziehen, der Klubobmann der SPÖ will ja vielleicht auch, dass in der Frage etwas weitergeht. Ich gehe einmal davon aus, ich sehe nichts anderes. Dann gibt es eben Fraktionsgespräche dazu und dann legen wir hier gemeinsam ein Gesetz vor, das nicht hinter Tirol und hinter Vorarlberg zurück, sondern eventuell sogar noch ein besseres ist. Korruption ist Gift für die Demokratie. Unterschreiben Sie nächste Woche das Volksbegehren für Rechtsstaat und gegen Korruption! Vielen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Ich danke dem Herrn Abgeordneten für die Begründung. Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist der Herr Landeshauptmann zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Präsident! Hoher Landtag! Eingangs möchte ich ein paar Worte zur Frage der Zulässigkeit dieser Dringlichen Anfrage anmerken. Auch wenn ich auf die einzelnen Fragen jetzt im Detail eingehe, möchte ich doch darauf verweisen, dass die Stadtverfassung vorsieht, dass nur Fragen der Landesvollziehung und nicht der Gesetzgebung Gegenstand einer dringlichen Initiative sein dürfen, denn es fällt auf, dass bereits die Bezeichnung der vorliegenden Dringlichen Anfrage - ich zitiere: "Umgehende Novellierung des Wiener Parteienförderungsgesetzes zur Schaffung umfassender Transparenz und damit eine Reduktion von Missbrauchs- und Korruptionsrisiken" - darauf hinweist, dass es sich hier um Fragen zur Gesetzgebung handelt und nicht, wie rechtlich vorgesehen, der Landesvollziehung. So sind dann auch die zwölf Anfragepunkte klar auf eine etwaige Änderung des Wiener Parteienförderungsgesetzes ausgerichtet. Allesamt zielen sie darauf ab, wie in Hinkunft die Gesetzeslage gestaltet werden soll. Damit ist eindeutig die Gesetzgebung und nicht die Vollziehung angesprochen. In diesem Sinne fragen Sie mich in einer Thematik, die eigentlich von Ihnen selbst als Mitglieder des Gesetzgebungsorgans Landtag zu beantworten wäre. Zur Abrundung des Bildes möchte ich aber noch anmerken, dass sowohl die Stammfassung des Wiener Parteienförderungsgesetzes 2013 als auch dessen bisher einzige Novellierung auf einem Initiativantrag im Sinne von § 125 Abs. 2 der Wiener Stadtverfassung beruhen. Die jeweiligen Gesetzesvorlagen sind von Mitgliedern des Landtages selbst eingebracht worden. Ohne damit ein Präjudiz für die Behandlung künftiger unzulässiger Fragen setzen zu wollen, stelle ich doch dieses Thema auch in den Vordergrund meiner Beantwortung, weil es im Rahmen unseres Programms der Fortschrittskoalition auch entsprechend behandelt wird. Weiters möchte ich jetzt schon auch anmerken, dass die gegenständliche Dringliche Anfrage zum jetzigen Zeitpunkt doch etwas verwundert, da auch Ihnen bekannt sein dürfte, dass auf Bundesebene erst gestern eine parlamentarische Begutachtung zum Entwurf der Neuregelung des Parteiengesetzes begonnen hat. Laut Aussagen der Klubvorsitzenden Ihrer Fraktion im Parlament soll der angepeilte Beschluss noch vor dem Sommer aber - unter Anführungszeichen - gesichert sein. Im Übrigen gilt das in ähnlicher Weise auch für die in Vorarlberg angekündigten Regelungen, da auch diese offiziell noch nicht bekannt sind. Laut Medien soll ein entsprechender beziehungsweise ausformulierter Gesetzesentwurf erst im Mai 2022 dem Vorarlberger Landtag vorgelegt werden. Ganz grundsätzlich ist aber im gegebenen Zusammenhang zu betonen, dass sich die Fortschrittskoalition zu Transparenz, Kontrolle und Nachvollziehbarkeit bekennt, denn diese Attribute sind zentrale Bestandteile einer lebendigen Demokratie mit mündigen Bürgerinnen und Bürgern. Starke Kontrollmechanismen sind ein Garant dafür, dass die Stadt und ihre Betriebe auch weiterhin in hoher Qualität für die Wienerinnen und Wiener arbeiten und kontinuierlich einen verantwortungsvollen Umgang mit öffentlichen Mitteln an den Tag legen. Um das für die Zukunft noch verstärkt zu gewährleisten, haben wir uns im Koalitionsprogramm vorgenommen, den Stadtrechnungshof und die Kontrollinstrumente von Gemeinderat und Landtag zu stärken. Eine entsprechende Reform der Untersuchungskommissionen und Ausschüsse ist ja bekanntlich bereits gelungen. Nun zu den einzelnen Fragen. Zu den Fragen 1 bis 3: Sobald das nämliche Gesetz auf Bundesebene beschlossen ist beziehungsweise das betreffende Novellierungsvorhaben zumindest zur Begutachtung versendet wurde, wird dieser Entwurf einer entsprechenden Prüfung durch die Expertinnen und Experten des Hauses unterzogen. In der Folge können dann etwaige Änderungen beziehungsweise Anpassungen des Wiener Parteienförderungsgesetzes erarbeitet werden. Überdies gehe ich davon aus, dass eine final auszuformulierende Gesetzesvorlage dann wie bisher in bewährter Tradition mit einem möglichst breiten politischen Konsens, idealerweise mit einem Allparteienkonsens, beschlossen werden kann. Aus dem Parlament höre ich, dass sich die Oppositionsparteien freuen würden, wenn sie von den Regierungsparteien auf Bundesebene auch schon in die vorbereitenden Gespräche eingebunden worden wären. Das nur auch zur gelebten Demokratie auf Bundesebene. Zu den Fragen 4 bis 6: Die Vorlage eines eigenen Landesrechenschaftsberichtes wird ebenso wie strengere Regelungen zu den von Ihnen hier genannten Punkten im Zuge der Ausarbeitung beziehungsweise Anpassung der Wiener Regelungen zu prüfen sein. Zu den Fragen 7 und 8: Hinsichtlich der Wahlkampfkostenobergrenze ist im Koalitionsprogramm bereits ausgeführt, dass ein Betrag in der Höhe von 5 Millionen EUR angepeilt wird. Dabei sollte man jedoch keinesfalls außer Acht lassen, dass in Wien die Wahlen auf Gemeinde- und Bezirksebene, damit letztlich die Wahlen von 24 allgemeinen Vertretungskörpern, immer gleichzeitig stattfinden, was die Relationen zum Bund doch etwas zurechtrückt. Was die von Ihnen angesprochenen Sanktionen für die Überschreitung der Wahlkampfkostenobergrenze anbelangt, ist darauf hinzuweisen, dass es dazu bereits ganz konkrete Überlegungen gibt, welche schon im Programm der hiesigen Fortschrittskoalition enthalten sind. Ich verweise diesbezüglich auf Punkt 9.6 des Koalitionsübereinkommens. Zu Frage 9: Wie genau die Nachweiserbringung der widmungsgemäßen Verwendung beziehungsweise der Wahlkampfkosten künftig erfolgen soll, wird noch Gegenstand einer genaueren Evaluierung sein. Anmerken möchte ich dazu, dass Kleinparteien auf Bezirksebene schon bisher die hohen Kosten für die Prüfung beklagen. Insofern wird man hinsichtlich etwaiger zusätzlicher bürokratischer Aufwendungen auch Rücksicht auf die kleineren Parteien nehmen müssen. Wahlwerbende Parteien dürfen nicht durch bürokratische Vorgaben gegenüber anderen benachteiligt werden. Zu Frage 10: Bei einer Konzentration von bestimmten Werbemaßnahmen auf eine kurze Zeitspanne besteht die Befürchtung, dass dies höhere Kosten verursachen und sohin zu einer Benachteiligung von Kleinparteien und neu antretenden wahlwerbenden Gruppen führen würde. Für Dreieckständer oder ähnliche Werbemittel wäre aber eine Vereinbarung im Rahmen eines Fairnessabkommens nach § 10 des Wiener Parteienförderungsgesetzes jedenfalls gut vorstellbar. Aus dem Grundsatz des freien Wahlrechtes wird vom Verfassungsgerichtshof die Freiheit der Wahlwerbung abgeleitet. Im Sinne seiner ständigen Judikatur darf Wahlwerbung nicht sinnwidrig beschränkt werden. Vorschläge zur Beschränkung der Wahlwerbung sind daher sorgfältig auf deren verfassungsrechtliche Zulässigkeit zu prüfen. Zu Frage 11: Aus meiner Sicht sollte durchaus geprüft werden, den Wiener Stadtrechnungshof in der nämlichen Materie mit analogen Prüfrechten zum Rechnungshof des Bundes auszustatten. Auch diesbezüglich verweise ich auf die Koalitionsvereinbarung, konkret auf Kapitel 9.7. Zu Frage 12: Widmungswidrig oder missbräuchlich verwendete Fördermittel sind immer rückzuführen, aber auch zu dieser Frage wird abzuwarten sein, welche gesetzlichen Bestimmungen auf Bundesebene geschaffen werden. Abschließend lade ich die Fraktionen daher ein, nach Inkrafttreten beziehungsweise Vorliegen des neuen Parteiengesetzes auf Bundesebene Parteigespräche auf Klubebene aufzunehmen, um sich mit notwendigen Änderungen des Wiener Parteienförderungsgesetzes 2013 näher zu befassen. Nachdem der Bundesentwurf jetzt einige wenige Stunden vorliegt, gehe ich davon aus, dass sich in den nächsten Tagen die Fraktionen auch entsprechend einarbeiten werden. - Ich danke für die Aufmerksamkeit. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist Frau StRin Pühringer zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. StRin Mag. Judith Pühringer: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zuerst einmal, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, vielen herzlichen Dank für die freundliche Beantwortung unserer Fragen. Ich bin sehr froh, dass ich den Eindruck habe, dass wir in wesentlichen Fragen durchaus einer Meinung sind. Ich bin auch sehr froh, dass wir hier nicht ausschließlich zur Geschäftsordnung debattieren werden und müssen. Worum geht es uns eigentlich bei dieser Dringlichen Anfrage? Was ist eigentlich das Thema, das uns eint, das zentrale Thema, das uns in Wirklichkeit alle verbinden muss? - Es ist, das Vertrauen in die Politik zu stärken. Das Vertrauen in die Politik zu stärken, das ist unser ganz wichtiger gemeinsamer Auftrag, und ja, das ist nicht nur ein wichtiges, das ist ein wirklich dringliches Anliegen, das wir haben. Vertrauen in die Politik entsteht eben auch durch entsprechende Möglichkeiten zur Kontrolle. Mein Kollege David Ellensohn hat es schon erwähnt: Schon vor zwei Monaten war das Parteientransparenzgesetz im Bund hier in diesen Räumen Thema. Wir haben vorgeschlagen, uns gemeinsam an einen Tisch zu setzen und gemeinsam zu überlegen, wie wir in dieser Sache der Parteientransparenz gemeinsam einen Schritt weiterkommen, in Sachen Transparenz, in Sachen gläserne Kassen für die Parteien. Wir haben zu einem offenen Diskurs aufgerufen, wir haben einen Dialog angeboten und wir haben auch auf die Tür hingewiesen, die durch dieses Parteientransparenzgesetz im Bund aufgegangen ist. Wir haben freundlich angeboten, doch gemeinsam durch diese Tür zu gehen und Gespräche mit allen Parteien zu diesem Thema aufzunehmen. In den letzten zwei Monaten ist aber von Seiten der Koalitionsparteien leider nichts passiert. Es gab keine Gespräche dazu. Es gab schon gar keine Vorschläge dazu, wie man auch in Wien die Regeln für Parteientransparenz und - finanzierung ändert, so wie das die Bundeskoalition schon macht, trotz einer zu Recht vielgescholtenen ÖVP in Bezug auf das Thema Intransparenz und Korruption, und so wie David Ellensohn das gerade auch ausgeführt hat, es eben auch schon in anderen Bundesländern zu Recht und intensiv diskutiert wird. Dass wir diese Diskussion in den letzten zwei Monaten nicht schon intensiv miteinander geführt haben, finde ich, ganz ehrlich, sehr enttäuschend, denn ich glaube, unser gemeinsames Ziel muss es doch sein, dass da etwas weitergeht. Die Notwendigkeit, dass in Bezug auf das Thema Transparenz, in Bezug auf das Thema Kontrolle und in Bezug auf das Thema Vertrauen etwas weitergeht, dieses Ziel eint uns alle. Die Notwendigkeit sieht man überall. Man sieht sie in den Untersuchungsausschüssen auf Bundesebene und leider sehr aktuell bei den Ereignissen rund um den Wirtschaftsbund und die ÖVP in Vorarlberg. Das ist in Wirklichkeit ein Musterbeispiel für alte Politik, und genau diese alte Politik, dieses alte Politikverständnis brauchen wir auch in Wien nicht mehr, sehr geehrte Damen und Herren. Wir müssen auch wirklich ganz genau hinschauen, wir dürfen nicht aufhören, die Probleme zu benennen. Wohin wir da wirklich müssen, sind gemeinsame Lösungen und ein wirklich neues Politikverständnis. Lösungen und Vorschläge gibt es viele, wir haben sie heute schon gehört. Es geht darum, die Wahlkampfkostenobergrenze zu senken. Es geht darum, dem Stadtrechnungshof auch Kompetenzen bei der Prüfung einzuräumen, Einschaurechte bei den Parteikassen zu gewähren, höhere Strafen bei der Überschreitung der Wahlkampfkostenobergrenze zu verhängen. Wir haben heute drei Anträge dazu vorbereitet. Es hätten in Wirklichkeit auch noch viele mehr sein können, und es hätten tatsächlich auch gemeinsame Anträge sein können. Nutzen wir die heutige Debatte, die jetzt folgen wird, um endlich etwas in Bewegung zu setzen, diskutieren wir und finden wir gemeinsam heraus, wo die Bereiche sind, die wir gemeinsam haben, wo wir gemeinsame Sache in Sachen Transparenz machen wollen. Denn worum geht es? - Es geht um eine neue politische Kultur, nach der wir uns doch in Wirklichkeit alle sehnen. Es geht um einen neuen Start beim Thema Transparenz und damit auch um die damit verbundene Fairness, vor allem nach zwei Jahren Pandemie. Es geht darum, wirkliche Diskussionsräume für Debatten zu schaffen, um gemeinsam etwas weiterzubringen und keine Scheindebatten in dem Bewusstsein zu führen, dass sich eh nichts ändern wird. Sehr geehrte Damen und Herren, was die Wienerinnen und Wiener jetzt wirklich brauchen, ist nicht, erklärt zu bekommen, was alles nicht geht, sondern wir haben unseren Job zu machen. Unser Job besteht darin, als gewählte Vertreterinnen und Vertreter der Wienerinnen und Wiener Verantwortung zu übernehmen und ganz konkrete Lösungen vorzulegen, wie wir zu mehr Transparenz, zu mehr Fairness und zur Nachvollziehbarkeit beim Thema Parteienfinanzierung kommen. Die Vorschläge zum Bundesparteiengesetz liegen alle auf dem Tisch. Es geht um Obergrenzen für Wahlkampfkosten, es geht um Kontrollrechte für den Stadtrechnungshof, es geht um Sanktionsmöglichkeiten, um strengere Regeln auch auf Landesebene. Das alles wird es brauchen, wenn wir nicht noch mehr an Vertrauen verlieren wollen. In Wirklichkeit wissen wir alle, die wir in der Politik arbeiten, dass man sich das Vertrauen in die Politik wirklich hart erarbeiten muss. Das geht nur mit einer offenen Diskussionskultur, mit konkreten Vorschlägen und am Ende auch mit nachvollziehbaren Lösungen, die wir auf den Tisch legen. Fairness, Transparenz und klare Regeln: Das sind Kriterien, die in unserer Gesellschaft zu Recht einen hohen Wert genießen, und genau das soll auch für uns hier im Wiener Rathaus gelten, genau das soll unsere Messlatte sein. In diesem Sinne möchte ich bei dieser Gelegenheit auch noch mit einem Aufruf schließen, das Antikorruptions- Volksbegehren zu unterschreiben, die Eintragungswoche ist vom 2. bis 9. Mai. Vielen herzlichen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Kowarik, und ich erteile es ihm. Abg. Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Danke, Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es sei mir gestattet, ganz kurz auf meine Vorredner einzugehen. Zu meiner unmittelbaren Vorrednerin fällt mir nicht viel ein, um darauf zu replizieren. Das waren eher Allgemeinplätze und ich habe jetzt auch nicht wirklich das Gefühl gehabt, dass bei diesen Themen viel Herzblut dahintersteckt. Es ist halt notwendig gewesen, das als Parteiobfrau vorzutragen, wir nehmen es zur Kenntnis. Um ein bisschen etwas zu Ihrer Rede zu sagen, vielleicht noch eines: Sie sind enttäuscht, dass da in den letzten zwei Monaten nichts passiert ist. Sie waren vielleicht noch nicht grünes Parteimitglied oder vielleicht schon, ich weiß es nicht, aber wir waren enttäuscht, dass in den letzten zehn Jahren der grünen Regierungsbeteiligung diesbezüglich nichts passiert ist. Das sollte man vielleicht auch dazusagen. Die Einzige von den GRÜNEN, das sei gesagt - ich habe es ihr auch schon öffentlich ausgerichtet -, die in diesem Themenbereich tatsächlich etwas umgesetzt hat, war Frau Kollegin Hebein. Auch wenn mich politisch wahrscheinlich unendliche Weiten von ihr trennen, aber das hat sie zusammengebracht, und ich glaube, das habe ich ja auch anerkannt. Die Diskussion über die Weiterentwicklung des damals noch Kontrollamtes war sehr intensiv, aber seitdem ist nicht mehr viel zu hören von den GRÜNEN, auch während sie in der Regierungsbeteiligung waren. Seien Sie also nicht nur von uns allen hier enttäuscht, sondern vor allem von Ihrer Partei, dass sie während der Regierungsbeteiligung zehn Jahre lang nichts Wesentliches dazu beigetragen hat. Herr Landeshauptmann, ein bisschen musst du dich schon entscheiden. Ich habe vernommen: Eigentlich nicht zulässig, aber ich beantworte es trotzdem. Also was jetzt, vor dem Problem stehen wir öfters. Wenn wir wirklich nur die Vollziehung des Landes haben, dann bleibt für Dringliche Anfragen nicht mehr viel über. Das weiß ein jeder hier, weil das meiste halt in der Gemeindekompetenz ist. Du hast aber dann gesagt: Ja, man wird sich das Gesetz auf Bundesebene anschauen, das gibt es ja erst seit ein paar Stunden, zumindest für alle, die nicht GRÜN- oder ÖVP- Abgeordnete sind. Ich habe es gestern am Abend beziehungsweise, ich glaube, heute in der Früh von meinem Klubdirektor des Nationalratsklubs geschickt bekommen. Du hast auch gesagt, die Experten dieses Hauses werden es sich anschauen. Da ist vielleicht doch irgendwie auch die Vollziehung dran bei der Entwicklung von neuen Gesetzen. Davon gehen wir ja auch aus, und es gibt ja auch die Möglichkeit der Landesregierung, Gesetze auf den Weg zu bringen, was ja sehr oft auch passiert. Im Vorfeld dazu gibt es natürlich Arbeiten des Magistrates, des Landesamtes, wenn man so will. Wir gehen also davon aus, dass diese Dringliche Anfrage sehr wohl zulässig ist und wollen das auch so verstanden haben, dass das auch für zukünftige Themen gilt. Denn was passiert wäre, wenn das die Freiheitlichen so eingebracht hätten, kann sich jeder selbst ausdenken: Dann hätte sich womöglich die Meinung des Herrn Bürgermeisters in irgendeinem Papier der Magistratsdirektion - Geschäftsbereich Recht wiedergefunden und das hätte dann zum Herrn Präsidenten gefunden, und der Herr Präsident hätte uns dann gesagt, nein, leider, das ist nicht zulässig, ohne dass wir das Papier dazu jemals gesehen hätten. Sei's drum, ich freue mich, dass das beantwortet wurde und gehe davon aus, dass das auch bei freiheitlichen Anliegen in weiterer Folge so passieren wird. Zu Kollegen Ellensohn: Ja, er schafft es halt nicht, ein Thema auch wirklich seriös vorzutragen. Das wird er auch nicht mehr lernen, wir nehmen es zur Kenntnis. Schade um das Thema, weil es ein wichtiges ist, das unterstreichen, glaube ich, alle, die hier sitzen. Er muss halt immer hinpecken, soll so sein. Es ist aber schon ganz lustig, wenn er in dem Zusammenhang gerade auch Okto TV nennt. Das ist ja das Musterbeispiel von Freunderlwirtschaft, wenn man sich das anschaut. Ich darf auch an die Untersuchungskommission erinnern, wo uns ja auch Herr Thurnher gesagt hat, dass das Ausfluss der rot-grünen Projekte war. Dieses Projekt, dieses Okto TV war natürlich parteipolitisch punziert, und wenn man sich genau angeschaut hat - bei einer der letzten Stadtrechnungshofsitzungen haben wir das ja auch nachlesen können -, wie da die Verflechtungen gelaufen sind und wer da was wo eingebracht hat: Also das ist das beste Beispiel, wie man es nicht machen soll. Es ist amüsant, dass Sie das gerade in dem Zusammenhang bringen. Das war vielleicht ein Eigentor. Vielleicht noch eines zu Kollegen Ellensohn: Gratuliere, ihr habt es geschafft, dass die FPÖ während Eurer Regierungsbeteiligung für ihre Medien keine Inserate mehr von der Stadt bekommt. Gratuliere, tolle Leistung. Wirklich toll wäre es gewesen, wenn ihr das auch bei der SPÖ geschafft hättet. Das habt ihr natürlich nicht zusammengebracht, aber man kann sich natürlich herausstellen und sagen: Wir waren die Tollen, wir haben das bei der FPÖ geschafft. Die FPÖ hat es auch trotzdem geschafft zu überleben. Da haben uns ganz andere Sachen gefährdet, die Nichtmehrschaltung der Inserate der Stadt Wien haben uns jetzt nicht wesentlich in unserer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt. Es ist halt immer eine sehr einseitige Sicht, aber das soll so sein. Zur Sache selber, meine Damen und Herren: Es gibt jetzt dieses Papier, es gibt diese Gesetzesinitiative - Antrag gemäß § 26 Geschäftsordnungsgesetz - der Abgeordneten Ottenschläger und Maurer im Nationalrat. Darin werden einige Sachen angeführt, die man durchaus unterstreichen kann, die man durchaus diskutieren kann, die auch aus unserer Sicht durchaus sinnvoll sind. Ich möchte in dem Zusammenhang auch eines einmal hier öffentlich ansprechen: die strukturelle Bereicherung von Regierungsparteien. Das betrifft halt jene politischen Parteien, die auf den Apparat von Ministerien - heruntergebrochen auf die Stadt Wien, auf den Apparat der jeweiligen Geschäftsbereiche des Magistrates - zurückgreifen können. Es ist jetzt schon sozusagen geltendes Recht, dass es verboten ist, politischen Parteien Unterstützungen öffentlich-rechtlicher Körperschaften zukommen zu lassen. Dazu gehört natürlich auch die Gemeinde Wien. Das heißt, das sei Ihnen und auch den NEOS jetzt einmal ins Stammbuch geschrieben - jetzt wisst ihr es, ihr werdet es vielleicht vorher auch schon gewusst haben, aber jetzt sage ich es noch einmal, ich habe das im Zwiegespräch mit manchem Abgeordneten auch schon gesagt -: Es ist nicht in Ordnung, wenn von SPÖ oder NEOS oder früher von SPÖ und GRÜNEN Initiativanträge eingebracht werden, die in Wirklichkeit vom Magistrat geschrieben werden. Das ist genau diese Sache, die hier auch angesprochen ist, das ist eine unzulässige Zuwendung der Stadt an die Regierungsfraktionen. Das geht nicht. Ich meine, es geht schon, aber es ist schlichtweg illegal. Ich sage das hier jetzt einmal ganz deutlich, ich habe das auch schon im Vorfeld mit manchen Kollegen, mit denen ich mich gerne austausche, besprochen: Das geht nicht. Also wenn man das ernst nimmt, darf man das nicht machen. Es müssen das die eigenen Klubs erarbeiten und die Gesetze entwerfen - das ist mühsam, ich weiß, wie das ist - oder wir überlegen uns etwas. Ich habe das auch schon öfters gesagt und ich meine es ganz ernst: Wir überlegen uns, unseren Landtag aufzubessern oder ihn auch insofern ernster zu nehmen, als wir auch eine legistische Abteilung des Landtages als solche einführen, die die Klubs unterstützt. So etwas gibt es zum Beispiel in Deutschland. Also das wäre eine Idee. Da haben wir alle etwas davon, das macht auch Sinn, da gibt es dann auch eine klare Trennung Vollziehung und Legislative. Das gebe ich hier nur mit, ich habe es Ihnen gesagt. Das nächste Mal werden Sie sich vielleicht dann woanders rechtfertigen müssen. Ein zentrales Thema in diesem Zusammenhang ist ja auch immer das Einsichtsrecht in die Parteien, meine Damen und Herren. Das ist natürlich ein sehr sensibles Thema, das muss auch klar sein. Da geht es einerseits natürlich um Transparenz, das ist klar, das sind öffentliche Mittel, das sind Steuergelder, die hier vergeben werden. Da ist es zumutbar, dass man diese Mittel transparent verwendet. Was aber bisher anders geregelt wurde als in der neuen Gesetzeslage, wie ich jetzt in der kurzen Zeit vernehmen konnte, ist eben, wer die Parteien prüft. Das ist natürlich auch immer sensibel. Der Herr Bürgermeister hat uns das in seiner an und für sich sehr unaufgeregten, angenehmen Art und Weise auch schon mitgeteilt: Es ist schon auch eine gewisse Schwierigkeit, Beschränkungen für Parteien vorzusehen. Unser Verständnis ist, dass Parteien im Zuge der Meinungsfreiheit tatsächlich auch sagen können sollen, was sie wollen, und die Umsetzung der politischen Arbeit soll der politischen Partei obliegen. Wie sie das macht, ob man das gescheit oder dumm findet, ob sich das dann nach dem Wahlkampf auszahlt oder nicht, das sieht man dann eh. Das letzte Wort hat immer der Wähler, der hat immer recht. Trotzdem glaube ich aber schon, dass man das den Parteien überlassen sollte - natürlich in dem Rahmen, den man vorgeben muss -, wie sie die Mittel verwenden und wie sie sich vorstellen, dass diese Mittel politisch klug eingesetzt sind. Bis jetzt war es so, dass der Rechnungshof Einblick haben konnte, allerdings nicht konkret - wenn es da Fragen gab, dann sind unabhängige Wirtschaftsprüfer vorgesehen gewesen. Der Rechnungshof hat aus einer von der Kammer der Wirtschaftstreuhänder übermittelten Liste mit Wirtschaftsprüfern durch Los einen bislang nicht bestellten Wirtschaftsprüfer mit der Prüfung des Rechenschaftsberichtes zu beauftragen. - Ich glaube, damals haben sich alle Parteien auf diese Diktion verständigt. Der Wirtschaftsprüfer ist in seiner Berufsverantwortung dazu angehalten, die Richtigkeit dann zu überprüfen, und nicht der Rechnungshof. Warum? - Natürlich ist der Rechnungshof, anders als der Stadtrechnungshof - der Bundesrechnungshof, wenn man so will -, ein Hilfsorgan des Nationalrates und wird natürlich auch politisch bestellt. Das heißt, der Rechnungshof-Präsident oder die Rechnungshof-Präsidentin, wie zur Zeit, wird auf Grund einer Mehrheitsentscheidung des Nationalrates bestellt. Da gibt es nicht nur von freiheitlicher Seite durchaus Bedenken, dass auch da Politik gemacht werden kann - ich sage es jetzt einmal vorsichtig. Es gibt auch eine Lösung dazu, und diese Lösung könnte sein, dass man den Rechnungshof-Präsidenten oder die -präsidentin insofern aufwertet und auf breitere Basis stellt, als man eine Zweidrittelmehrheit für die Bestellung des jeweiligen Präsidenten, der jeweiligen Präsidentin vorsieht, das wäre eine Möglichkeit. Das gebe ich zu bedenken. Ich möchte auch zu bedenken geben, dass der Rechnungshof Bund und der Stadtrechnungshof anders strukturiert sind, und wenn wir da sehr viele Rechte für den Stadtrechnungshof vorsehen, würde ich im Vorfeld zumindest einmal mit dem Stadtrechnungshof reden, ob er das überhaupt will. Ich könnte mir vorstellen, dass er das durchaus kritisch sieht. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, der Stadtrechnungshof ist bei uns Teil der Verwaltung, also Teil der Vollziehung, Teil des Magistrats, auch wenn er weisungsunabhängig ist - unsere Meinung dazu: man könnte ihn auch noch unabhängiger gestalten, die alte Diskussion -, aber trotzdem, er ist im Magistrat eingebettet, hat also eine andere Stellung als der Bundesrechnungshof. Also auch das sollte im Konkreten berücksichtigt werden und man sollte das tatsächlich auch in die Diskussion mit einfließen lassen. Inserate: Ja, bei dem einen Vorschlag der GRÜNEN kann man sicher dafür sein. Ich halte es auch nicht für notwendig, dass die Gemeinde in parteinahen Medien oder in Parteimedien inseriert. Da sind wir auch dafür. Wir haben vor langer Zeit einmal auch davon profitiert, sagen aber auch, dass es Sinn macht, dass gleiches Recht für alle gilt, das braucht nicht mehr zu sein. Natürlich muss das dann nicht nur die Stadt Wien als solche in ihrem eigenen Wirkungsbereich treffen, sondern das muss dann natürlich auch ausgelagerte Betriebe und Unternehmungen und dementsprechend im Eigentum der Stadt Wien stehende Unternehmen treffen, sonst macht es keinen Sinn. Wahlkampfkostenobergrenze senken: altes Thema, kann man sicher darüber reden, macht eventuell Sinn. Grundsätzlich möchte ich der Partei möglichst wenige Vorschreibungen machen, wie sie das Geld ausgibt, es soll halt richtig ausgegeben oder in dem Rahmen, den man vorgibt, ausgegeben werden. Wenn aber eine Partei meint, ihr ganzes Geld im Zuge eines Wahlkampfes verjubeln zu müssen, wird sie eh sehen, was dann im Endeffekt dabei herauskommt. Aber ja, kann man darüber diskutieren. Wir werden dem Antrag, der betreffend Wahlkampfkostenobergrenze vorliegt, wahrscheinlich auch zustimmen. EU-Whistleblower-Richtlinie: werden wir früher oder später umsetzen müssen, das wird auch stattfinden. Auch dem werden wir uns nicht verschließen und wir werden auch da zustimmen. Meine Damen und Herren, warum kam dieses Thema jetzt tatsächlich auch bei uns zur Diskussion und hat sich in einer Dringlichen Anfrage wiedergefunden? Die GRÜNEN haben es vielleicht endlich einmal geschafft, einen Gesetzentwurf auf Bundesebene durchzubringen, bei dem sie zumindest ein bisschen ihre Ideen eingebracht haben. Soll so sein, wir nehmen das auch zur Kenntnis. Die Dringlichkeit ergibt sich halt, weil die GRÜNEN dringend ein Thema brauchen. Das nehmen wir auch zur Kenntnis. Ich möchte das Thema jetzt nicht geringschätzen, ganz im Gegenteil, aber wir haben jetzt, wie gesagt, diesen Gesetzentwurf fünf Stunden, sechs Stunden, acht Stunden auf Bundesebene vorliegen, also muss das wirklich sehr dringend sein, wenn das jetzt innerhalb von wenigen Stunden abgehandelt wird. Eine seriöse Vorbereitung darauf schaut vielleicht auch anders aus, auch wenn man richtigerweise sagen kann, dass das Thema kein neues ist und man sich da schon länger Überlegungen dazu gemacht hat, keine Frage. Unterm Strich würde es mich freuen, wenn da Überlegungen anstehen. Das hat uns der Herr Landeshauptmann ja auch zugestanden, dass es da auch Überlegungen im Magistrat geben wird. Ich meine vielleicht noch dazu: Der Gesetzeswerdungsprozess im Bund hat gerade erst begonnen, der Gesetzentwurf ist gerade einmal eingebracht worden, dann geht es in den Ausschuss, dann wird das in Begutachtung geschickt, dann gibt es Expertenmeinungen dazu. Das wäre alles interessant, wenn man sich das anschaut, wenn man das nachvollziehen kann, was da jetzt unterm Strich herauskommt. Ich möchte eines hier auch deutlich sagen: Ich halte es auch nicht für sinnvoll, wenn wir dann im Bund und in den Ländern zehn verschiedene Regelungen haben. Ich glaube nicht, dass das gescheit wäre. Ich glaube, es wäre gescheit, wenn das in ganz Österreich gleich gehandhabt werden würde. Es versteht keiner, warum in Vorarlberg andere Regelungen als in Wien oder im Burgenland oder in Kärnten oder in der Steiermark oder im Bund herrschen sollten - das gebe ich auch mit. Wenn man sich im Bund einigt, wäre es schön, wenn sich das dann ausgeht, dass da möglichst viele Fraktionen, am besten alle Fraktionen, dabei sind. Das wäre dann sicherlich ein gutes Vorbild für unsere Wiener Überlegungen, und das werden wir als Landtag dann hoffentlich auf möglichst breiter Basis beschließen. - Danke schön für Ihre Aufmerksamkeit. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Emmerling. Bitte. Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Hoher Landtag! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich war heute schon sehr neugierig auf die Begründung, die auf die Verlesung dieses Dringlichen Antrages folgte. Mein Vorredner hat auch ein bisschen die Dringlichkeit angesprochen, ob die so gegeben ist, wenn man fünf Stunden vorher oder auch am vorigen Tag auf Bundesebene ein Parteiengesetz entwirft, wobei wir - ganz ehrlich, liebe Grüne Fraktion - auf diesen Entwurf in Wahrheit zwei Jahre lang gewartet haben. Es ist ein Entwurf, der in vielen Belangen auch kritisch zu sehen ist und unzureichend ist, ein Entwurf, der vielleicht endlich einmal da ist, weil auch die Rechnungshof-Präsidentin schon in Vorlage gegangen ist, und ein Entwurf, den wir in vielen Belangen - das steht ja auch so in Ihrer Anfrage drinnen - dringend brauchen, weil er Auswirkungen auf die Länder hat, weil wir auf Basis dieses Entwurfes auch weiter tätig werden können. Es gibt diesen Entwurf seit kurzer Zeit, und jetzt stellen Sie sich her und meinen in einer Bausch-und-Bogen-Anschuldigung, wie langsam und nicht tätig Wien hier sei, weil wir es nicht geschafft haben, von gestern auf heute endlich etwas vorzulegen. Jetzt sagen Sie, Sie müssen dringlich anfragen, warum Wien das noch nicht hat und Sie fragen selbst: Warum macht denn Wien nicht mehr als der Bund und warum ist Wien denn überhaupt nicht besser als der Bund? Haben sie schlecht verhandelt im Bund? Und dann stellen Sie sich her und fragen Punkt für Punkt ab, was eigentlich im Regierungsprogramm eins zu eins nachzulesen ist - wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten. Sie fragen uns heute nach zukünftigen politischen Vorhaben und haben selbst dann unter den Titel gestellt, Herr Kollege Ellensohn, was wir gerne hätten. Es tut mir leid, aber das bezeichne ich nicht als Dringliche Anfrage, vielmehr missbrauchen Sie heute ein dringliches Instrument für Ihre politische Kampagne. Allein, wenn man Ihre zwei Redebeiträge angehört hat: Das erste Mal war es ein Haudrauf, und als zweite Rednerin kommt Frau Kollegin Pühringer und möchte hier in dieser Causa konsensual und konstruktiv eine neue politische Kultur der Diskussion und des Dialogs einfordern. Sie kommt aber mit einem Thema daher, das, wie gesagt, auf Bundesseite einen Tag alt ist, und das, wie gesagt, auch eins zu eins nachzulesen ist. Denke ich an unsere Gründungsgeschichte, die übrigens in diesem Jahr zehn Jahre alt wird, dann wurde NEOS unter anderem deswegen gegründet, weil uns der Stillstand genug war, weil wir mit dem politischen Filz endlich Schluss machen wollten, weil wir mit der Freunderlwirtschaft in diesem Land unzufrieden waren und damit Schluss machen wollten. Es war vor zehn Jahren, als diese Zustände unerträglich waren. Aber was ist jetzt? Was ist innerhalb dieser zehn Jahre passiert? - Vor zehn Jahren hätte sich niemand gedacht, und auch ich hätte mir das niemals gedacht, dass Parteichefs in einer rauschigen Nacht in Ibiza die halbe Republik an Oligarchentöchter verscherbeln. Es hätte sich auch niemand gedacht, dass wir via Chats Postenschacher betreiben, was immer schlimmer und systematischer wird. Es hätte sich nie jemand gedacht, dass sich eine Partei über ein Ministerium Umfragen kauft und diese frisiert. Es hätte sich auch keiner gedacht, dass eine ÖVP bei einer Wahlkampfkostenobergrenze von 7 Millionen EUR diese um 6 Millionen EUR überschreitet und einen Rechenschaftsbericht aus 2019 noch immer nicht vorgelegt hat. Das spricht schon auch Bände für eine Wirtschaftspartei, wenn sie so etwas nicht vorlegen kann, aber vielleicht, wie man gerade in Vorarlberg sieht, doch nur eine Wirtschaftsbund-Partei ist. Wer hätte sich vor zehn Jahren gedacht, dass die politischen Sitten derart ausarten, dass man über Chats Karrieren schupft, dass man Parteispendern Aufsichtsratsposten zuschanzt oder auch üppige Steuererleichterungen gewährt. Die sogenannte neue Volkspartei hat dieses Politiksystem von vor zehn Jahren, von dem ich jetzt gesprochen habe, innerhalb dieser zehn Jahre verfeinert und systematisiert. Was ist das Ergebnis? - Ein Scherbenhaufen. Damit müssen wir endlich Schluss machen! Schluss mit diesem System, das über Jahrzehnte in Österreich gewachsen ist! Wir müssen dafür sorgen, dass Politikerinnen und Politiker, wir als Parteien, den Menschen das Vertrauen zurückgeben, dass wir auch verantwortungsvoll und transparent mit Geld, mit Steuergeld in dieser Stadt und in diesem Land umgehen. Als Teil der Fortschrittskoalition in Wien haben wir uns da viel vorgenommen und wir setzen das auch um - ganz konkret die Themenpunkte, die Sie heute angesprochen haben, auch in Ihrer Dringlichen Anfrage. Der Herr Landeshauptmann ist vorhin schon darauf eingegangen, es sind viele Reformschritte, auf die wir uns bereits geeinigt haben, die wir Schritt für Schritt umsetzen, teilweise auch durchaus unter Konzentration aller Parteien. Ich glaube aber, verstecken müssen wir uns auch bisher nicht, denn es ist uns in eineinhalb Jahren gelungen, fast mehr als die Hälfte davon bereits umzusetzen. Bei wenigen Fragen müssen wir aber, und das haben Sie in der Anfrage auch selbst geschrieben, auf eine Vorlage des Bundes warten, um tätig zu werden, weil ja gerade das Parteiengesetz Auswirkungen auf die Länder haben wird. Jetzt nur ganz kurz zu den einzelnen Punkten: Wahlkampfkosten senken: Ja. Ich kann Ihnen sagen, Seite 209 und folgende. Sie können es nachlesen. Bei einer Überschreitung der Wahlkampfkostenobergrenze wird es Sanktionen geben, die sind auch ganz genau bei der jeweiligen prozentigen Überschreitung aufgelistet. Auch bei der Wahlkampffinanzierung werden wir dafür sorgen, dass es ein klares Bild für die Wählerinnen und Wähler gibt. Beauftragungen müssen auf der Partei-Website offengelegt werden, dem Stadtrechnungshof muss es gemeldet werden. Neu wird auch sein, dass Sanktionen erfolgen, wenn bei Aufforderung durch den Magistrat keine Meldung vorgenommen wird. Ja, es ist viel unterwegs, natürlich auch im Bereich der Parteifinanzen, im Bereich der Wahlkampfkosten und der Wahlkampfkostenobergrenzen. Es ist alles nachzulesen. Wir werden so früh wie möglich tätig werden und es auch so rasch wie möglich in die Umsetzung bringen. Wir nehmen das Thema einer schlanken, transparenten und fairen Stadt und Parteifinanzen und Wahlkampfkosten auf jeden Fall sehr, sehr ernst. Wenn Sie sich das Tempo der bereits umgesetzten Reformprojekte ansehen, dann sehen Sie auch, dass wir da sehr stark aufs Tempo gehen. - Herzlichen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Sachslehner. Ich erteile es ihr. Abg. Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mir eigentlich vorgenommen, heute nicht auf meine Vorrednerin zu replizieren, aber es tut mir leid, ich kann es mir nicht verkneifen. Frau Kollegin Emmerling, dass Sie sich als Vertreterin der sogenannten Transparenzpartei NEOS hier hinstellen und tatsächlich voller Stolz verkünden, dass Sie sich auf Reformschritte geeinigt haben, dass Sie Maßnahmen prüfen und dass angeblich irgendwann irgendwo nach ein paar Jahren einmal etwas auf dem Weg ist, das hat für mich tatsächlich einen humoristischen Einschlag. Das muss ich wirklich sagen. Jetzt höre ich schon wieder auf. Ich fokussiere mich auf das, was ich mir eigentlich vorgenommen habe. Zuerst einmal ein Danke an die GRÜNEN, dass ihr das Thema wieder auf die Tagesordnung setzt. Ich finde es immer super, wenn man Parteientransparenz und Parteienfinanzierung hier diskutieren kann, weil ich habe das Gefühl, in dieser emotionalen Debatte schadet es nicht, wenn man ein paar Fakten noch miteinstreut. Vielleicht kurz vorweg: Die Bundesregierung - das haben wir schon gehört - hat ein umfassendes Paket dazu in Begutachtung geschickt. Wir haben die Maßnahmen dazu eh schon von den Vorrednern gehört, also ich glaube, dazu brauche ich nichts mehr zu sagen, das liegt alles auf dem Tisch. Ich schicke auch gleich vorweg: Ja, in Vorarlberg gibt es Vorwürfe, die natürlich aufgeklärt werden müssen. Die Vorarlberger Landespartei hat das auch von Anfang an zugesichert und legt dort auch alles transparent auf den Tisch. Wir sind aber nicht in Vorarlberg, sondern in Wien, und was sehen wir denn da in Wien? - Nichts. In Wien sehen wir einfach überhaupt nichts. Während man sich hier mit der Transparenz brüstet, führt man in Wirklichkeit alles genau so weiter, wie es in den letzten Jahrzehnten gelebt wurde. Ich war so frei und habe einmal im Duden nachgeschlagen, wofür denn das Wort Transparenz genau steht. Dort steht: Transparenz für die Wörter Durchschaubarkeit und Nachvollziehbarkeit. - Jetzt frage ich Sie, liebe Vertreter der Stadtregierung: Glauben Sie denn ernsthaft, dass die Verwaltung in Wien nachvollziehbar ist? Glauben Sie wirklich, dass die Inseratenvergabe auch nur im Entferntesten durchschaubar ist? Wollen Sie uns wirklich erklären, dass der Bericht, den Sie vor einigen Wochen vorgelegt haben, nachvollziehbar und transparent ist? - Nein, das ist er nämlich nicht, es ist eine nette Homepage. Es ist eine nette Homepage mit ein paar Zahlen, wo ein Teil des Geldes, das ausgegeben wurde, ausgewiesen wird und der Rest wieder nicht angeführt ist. Ich kann es nur noch einmal betonen - ich weiß nicht, wie oft ich es hier oben schon gesagt habe -, Wien ist für zwei Drittel aller Inseratenausgaben in Österreich verantwortlich. Und ganz ehrlich, auch in Wien gibt es bei Inseraten so etwas wie ein Informationsgebot, und auch das wird in Wien sehr breit gefasst, denn warum es für einen Bürger in Wien wichtig ist, auf einer Doppelseite in der Zeitung ein Schnitzel anzuschauen, das die Stadt Wien inseriert, ist für mich ehrlicherweise nicht nachvollziehbar. Liebe NEOS, ihr tragt dieses System mit, das wisst ihr ganz genau. Ihr habt eure Transparenz einfach irgendwann einmal vor der Tür aufgegeben, damit ihr ein Teil dieser Stadtregierung seit könnt. Ich möchte schon auch noch etwas dazu sagen, weil das, finde ich, gerät in der Debatte immer völlig durcheinander. Ich gehöre nicht zu jenen, die grundsätzlich Inserate kriminalisieren. Ich halte auch nichts davon, die Vergabe von Inseraten grundsätzlich ständig zu skandalisieren, denn es ist völlig legitim und auch Aufgabe der Politik, die Menschen über Vorgänge und Maßnahmen zu informieren. Aber es sind genau diejenigen, die dieses System selbst leben, die es in Wien bis ins Unermessliche ausreizen, und das sind dann gleichzeitig diejenigen, die uns als Volkspartei in einer Tour anpatzen, und das ist die eigentliche Frechheit. Das ist noch gar nicht das, was mich wirklich aufregt. Es gibt etwas, das mich noch mehr aufregt, und das regt nicht nur mich auf, sondern es regt viele andere Menschen in diesem Land genauso auf. Das ist diese Doppelmoral, diese Scheinheiligkeit, die immer wieder in diesen Debatten auftritt. Da muss ich jetzt zu euch kommen, liebe GRÜNE. Ihr habt dieses System in Wien jahrelang selbst praktiziert. Da gab es keinen Aufschrei, da hat man nichts gehört. Auf Bundesebene werden genauso Inserate geschaltet, da werden genauso Posten vergeben, da werden genauso im Ministerium Aufträge an parteinahe Agenturen vergeben, wie zum Beispiel im Klimaministerium. Da ist dann alles okay? Da braucht es dann keine Transparenz mehr? Das geht sich für euch nur aus, solange es eben grüne Verantwortungsträger sind, dann ist es vollkommen in Ordnung. Eigentlich hat es nichts mit der Stadt Wien zu tun, aber weil Frau Pühringer den U-Ausschuss angesprochen hat, auch dazu noch einen Satz: Wenn man dann nämlich im U-Ausschuss seitens des grünen Ministeriums nicht liefert, für keine Transparenz sorgt, was kommt dann? - Die große Mauer des Schweigens. Bemerkenswert, oder? Das Agieren der Wiener Stadtregierung in diesen Sachen ist genauso bemerkenswert. Wir wissen, dass die SPÖ die Inseratenpolitik in Österreich erfunden hat, dass das eine Erbsünde der SPÖ ist, haben wir schon vielerorts gehört. Wir wissen, dass in Wien jedes Jahr Unsummen an Steuergeld in Konstruktionen gepumpt werden und dass das eigentlich ausschließlich zu Gunsten von roten Funktionären geht. Wir wissen, dass in Sachen Transparenz nichts von den Versprechen der NEOS übrig geblieben ist, in einigen Teilen ist es sogar schlimmer geworden. Frau Pühringer, noch ein Satz zu Ihnen: Sie haben in Ihrer Rede gesagt: Es braucht mehr Vertrauen in die Politik. - Da gebe ich Ihnen ausnahmsweise wirklich recht, das braucht es wirklich. Aber was braucht es für dieses Vertrauen? - Ehrlichkeit. Zum Abschluss also von mir eine große Bitte: Bitte ersparen wir uns diese Heuchelei! Bitte ersparen wir uns diese moralische Abgehobenheit, die hier von einigen an den Tag gelegt wird, und gehen wir wieder zurück zu den Fakten! Es ist nämlich die Volkspartei, die auf Bundesebene - ja, mit den GRÜNEN - und zum Teil in einigen Bundesländern ein neues Parteienfinanzierungsgesetz vorlegt und somit für Aufklärung und Transparenz sorgt. Anstatt es uns ständig auszurichten, könnten die Zuständigen hier in Wien selber einmal ihre Hausaufgaben machen und selber einmal in Wien ordentlich aufräumen, indem man zum Beispiel für Transparenz in dieser Stadt sorgt, indem man für Transparenz in den eigenen Finanzen sorgt und indem man für echte Transparenz bei den Inseraten sorgt. - Vielen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Novak. Ich erteile es ihr. Abg. Barbara Novak, BA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Ich möchte mit Kollegin Sachslehner beginnen, denn da bin ich relativ schnell fertig: Frau Kollegin, ein bisschen weniger aufregen, mehr arbeiten, den Rechenschaftsbericht 2019 endlich fertigstellen und veröffentlichen! Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Ich möchte auch kurz auf die Dringlichkeit eingehen, bevor ich mich dann mit den einzelnen inhaltlichen Punkten beschäftige. Frau Kollegin Pühringer, ja, es braucht eine neue politische Diskussionskultur, gerade zu diesem Thema. Neue politische Diskussionskultur bedeutet aber auch, mit Ehrlichkeit an eine Debatte heranzugehen. Es wäre ehrlich gewesen, zu sagen, diese Dringliche Anfrage an den Landeshauptmann ist Teil einer politisch aktuellen Kampagne der GRÜNEN und es passt uns gut in den zeitlichen Rahmen, weil wir am Tag davor, nicht ganz 24 Stunden davor, einen Gesetzentwurf veröffentlichen, über den wir dann gerne eine Plattform haben würden, um auch öffentlich politisch darüber zu diskutieren. (Zwischenruf.) Okay, schmeck's, gut, dann geben wir es wenigstens zu und diskutieren darüber. Die Dringliche einzubringen, bevor noch überhaupt ein Gesetzentwurf vorliegt und übermittelt wurde - da war halt dann schon sehr nachvollziehbar, dass es um eine abgestimmte Kampagne geht. Also Ehrlichkeit in dieser Diskussion, dann bin ich auch überzeugt, dass wir gemeinsam einen produktiven Abschluss finden werden. Ich gehe nun auf einzelne Punkte ein: Ich habe gestern Abend das Vergnügen gehabt, es schon ein bisschen früher übermittelt zu bekommen, Kollege Kowarik, ich habe schon den Abend mit der Vorlage verbracht. Es war auch gar nicht so leicht dann, die Gegenüberstellung des Entwurfes, der ja kein wirklicher Entwurf war, sondern eher eine Übermittlung kurz vor einer Pressekonferenz - wir konnten ja hier schon einmal darüber diskutieren -, auch zu vergleichen, um zu schauen, welche Veränderungen es gegeben hat. Es sind doch einige, das war nicht ganz so leicht, das in der Kürze herauszufiltern. Also bitte verzeihen Sie mir, wenn der eine oder andere Punkt dann vielleicht doch anders drinnensteht, weil die Kürze der Zeit das dann nicht anders möglich machen würde. Kommen wir zu den einzelnen Bereichen: Vieles von dem, was in dem Entwurf drinnensteht - und das habe ich hier auch schon gesagt -, entspricht auch jenem Vorschlag und der Vereinbarung aus der Fortschrittskoalition. Vieles davon ist im Übrigen auch schon einmal, jedenfalls von ein paar Parteien, gelebte Praxis im letzten Wahlkampf gewesen. An dieser Stelle bedanke ich mich auch bei jenen, die damals bei den GRÜNEN die Verantwortung getragen haben, dass es uns gelungen ist, jedenfalls drei Parteien beziehungsweise vier Parteien, ein gemeinsames Fairnessabkommen für den Wahlkampf zu unterzeichnen und hier auch einige Punkte in der gelebten Praxis schon vorwegzunehmen. Damit sollte, glaube ich, auch der redliche, offene Zugang zu dem Thema jener Parteien sichergestellt sein. Ich habe bis heute noch keine Antwort und auch keine Nachvollziehbarkeit, warum die ÖVP sich damals verweigert hat, an diesem Fairnessabkommen teilzunehmen. Es wäre jedenfalls für einige Punkte dabei nicht uninteressant gewesen. Kommen wir zu der Veröffentlichung der Berichte, insbesondere der einzelnen Aufgliederungen: Ich glaube, das stellt für alle einen Konsens dar und lässt sich auch gut in der Praxis bewerkstelligen. Die Spendenobergrenzen haben sich nicht großartig verändert und sind in der auch jetzt schon gelebten und üblichen Praxis gleich geblieben. Bei den Fristen ist es ein bisschen verschärft. Das ist auch gut so, insbesondere was die Veröffentlichung der Berichte betrifft und auch der Wahlkampfkostenberichte und des Wahlkampfes. Hier haben wir im Fairnessabkommen eine Vorgangsweise gewählt, die ich mir eigentlich auch wünschen würde. Ich denke, wir werden es, auch wenn es die Bundesregierung beziehungsweise das Parlament nicht umsetzt, dann in der Wiener Regelung so umsetzen, wenn wir uns darauf auf jeden Fall mit dem Koalitionspartner geeinigt haben. Ich denke aber, da werden vielleicht alle Parteien zustimmen können, nämlich bei der Veröffentlichung der Wahlkampfkosten und der Aufteilung der Wahlkampfkosten eine Woche vor der Wahl und nicht erst danach, weil das im Sinne der Transparenz und Nachvollziehbarkeit für die Wählerinnen und Wähler Sinn macht. Das habe ich das letzte Mal schon angemerkt und es ist, glaube ich, so auch einmal eingebracht worden in Parteiengesprächen. Vielleicht kann man das noch mitnehmen bei den einen oder anderen Verhandlungen, das würde auch auf Bundesebene, denke ich, gut tun. Jedenfalls: Fristen zu verkürzen mit Veröffentlichungen, macht Sinn. Das zeigt das ÖVP-Beispiel mit dem fehlenden 2019er Rechenschaftsbericht und auch mit den Sanktionen und Bußgeldern, die sich daraus ergeben. - Also auch wieder ein Punkt, bei dem wir uns sicher finden werden. Ich würde gerne auf ein paar Bereiche eingehen und beim Kollegen Kowarik anschließen, dem ich sehr aufmerksam zugehört habe. Über die Frage der Prüfung des Rechnungshofes: Wir haben das im Koalitionsübereinkommen auch so drinnen, dass der Rechnungshof auch Einschau in die Bücher der Parteien bekommen soll. Wir haben keine Details drinnenstehen, weil wir einerseits auf die damals schon angekündigte - nämlich während der Regierungsverhandlung angekündigte - Vorlage des Bundes verweisen und warten wollten, weil auch wir überzeugt sind, dass es Sinn macht, nicht neun unterschiedliche beziehungsweise zehn unterschiedliche Regelungen zu haben, eine Bundesregelung und neun Landesregelungen. Jetzt liegt er am Tisch, und ich denke, wenn bis zum Sommer auf Bundesebene ein Gesetz beschlossen wird, können wir unsere Wiener Regelungen dann auch bis Ende des Jahres gut über die Bühne bringen, weil wir den größten Teil davon ja schon im Koalitionsübereinkommen ausverhandelt haben. Eine Frage stellt sich aber schon, nämlich die Frage der Ausführungsbestimmungen und auf welche Art und Weise so eine Rechnungshofprüfung passiert. Wie ist es denn jetzt im Moment? - Jetzt im Moment ist die Gesetzeslage so, dass die Wirtschaftsprüfer, die vom Rechnungshof bestimmt werden, Zugang zu allen Daten und allen Buchungen und Belegen haben, die Prüfungen vornehmen, in diese Belege auch Einsicht nehmen und bei Fragen es zu Besprechungen beziehungsweise zu einer Beschwerde beim Rechnungshof kommt. Der Rechnungshof kann dann diesbezüglich weitere Anfragen an die Parteien stellen und auffordern, diese zu beantworten und diesen nachzukommen und den Beweis anzutreten. Ich würde also sagen, eigentlich eine schon sehr umfassende Möglichkeit, hier genau Einschau zu nehmen. Es geht jetzt darum: Was kann der Rechnungshof bei begründetem Verdacht direkt vor Ort und Stelle machen? - Reinschneien, mit allen Mitarbeitern sprechen, in jedes Kasterl reinschauen? Wie schaut das dann aus? Wann darf der kommen? Zehn Tage vor einer Wahl? Mit begründetem Verdacht? Was bedeutet das zum Beispiel für einen Wahlausgang, ohne dass die Prüfung vielleicht vor der Wahl abgeschlossen ist? Also alles Möglichkeiten, die nach dem Entwurf, so wie er jetzt vorliegt, möglich wären. Das ist etwas, wo ich glaube, dass wir uns gemeinsam darauf verständigen, dass es nicht Sinn und Zweck der Sache ist. Und genau darauf möchte ich aber aufmerksam machen. Ich glaube, dass es wichtig ist, neben einerseits der Möglichkeit der Kontrolle und der Prüfung andererseits auch einen gewissen Schutz von Parteien zu haben. Parteien haben einen besonderen Schutz, auch nach dem B-VG, und das ist gut so, weil es auch um eine wichtige Säule unserer Demokratie geht. In diesem Spannungsverhältnis ist eine sinnvolle ordentliche Regelung zu finden, die eben auch diesen demokratischen Schutz der Parteien gewährleistet. Das hat auch mit der Frage der Bestellung und der Bestellungsmechanismen von Rechnungshöfen und Präsidentinnen und Präsidenten zu tun und eben mit der Frage der Ausführungsbestimmungen. Das ist genau der Teil, der mir in der aktuellen Vorlage fehlt, und über den, glaube ich, muss man im Begutachtungsverfahren dringend reden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass willkürliche, politisch motivierte Prüfungen im Sinne zum Beispiel der Grünen Partei sind, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das euer Ziel ist, aber ich sehe jetzt die Gefahr genau in dieser Vorlage in diesem Bereich. Ich möchte noch auf Kollegen Kowarik betreffend die legistische Arbeit eingehen. Es gibt keine Zuwendung an die Partei im Moment, möchte ich Ihnen nur sagen, es gibt einen Unterschied zwischen Partei und Klub, auch in der Frage der Parteienfinanzierung und der Spenden, und der Herr Landeshauptmann meint mit Sicherheit auch die Expertise der Abgeordneten, wenn er von der Prüfung der Expertinnen und Experten spricht. Auch die, Herr Kollege Kowarik, gestehe ich Ihnen auf jeden Fall zu, ich hoffe, Sie gestehen sie mir auch zu. Was den Vorschlag des legistischen Dienstes betrifft, sollten wir das, wie ich finde, unbedingt einmal diskutieren. Ich kann dem viel abgewinnen, was die Steigerung und die Qualitätssteigerung der Arbeit der Abgeordneten und der parlamentarischen Arbeit betrifft. Ich für meinen Teil denke, dass es jetzt viele Gespräche auf Bundesebene wird geben müssen. Kollege Deutsch wird noch darüber sprechen - er ist da befugter und berufener als ich -, welche Gespräche es jetzt schon gegeben hat und wie intensiv oder ehrlich und ernsthaft die gemeint waren. Da kann er sicher besser darüber berichten. Ich würde es mir wünschen, weil es ein Thema ist, das ein demokratiepolitisch sehr ernsthaftes Thema ist und bei dem in der gewünschten Transparenz und in der gewünschten Kontrolle eben auch eine gewisse Sorgfältigkeit und Sorgsamkeit passieren müssen. Ich würde mir wünschen, dass es zu einem Mehr- und vielleicht Allparteienantrag kommt. Ich kann jedenfalls für die Kolleginnen und Kollegen der Fortschrittskoalition sagen, dass wir auf jeden Fall die Vorschläge und die Vorhaben, die im Koalitionsübereinkommen sind, seien es die Reform des Stadtrechnungshofes, die Reform des Petitionsrechtes sowie auch die Whistleblower, die sehr bald schon auf dem Tisch liegen wird, jedenfalls mit allen Parteien diskutieren werden. Wir werden jedenfalls mit allen Klubs versuchen, eine Mehrparteien-, eigentlich eine Allparteienregelung und Anträge zusammenzubekommen, weil uns das sehr, sehr wichtig ist. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz, ganz herzlich beim Koalitionspartner, bei den NEOS, bei der Klubobfrau für die großartige Zusammenarbeit, dieses konstruktive Klima, das von großem Respekt und großer Wertschätzung getragen ist, bedanken. Ich bin deshalb auch überzeugt, dass wir am Ende des Jahres zu den wesentlichen Punkten in diesen Kapiteln große Fortschritte gemacht haben werden. - Herzlichen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Kieslich. Ich erteile es ihm. Abg. Wolfgang Kieslich (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren, auch via Livestream! Ich möchte nur ganz kurz auf ein paar meiner Vorredner und Vorrednerinnen zu sprechen kommen. Wenn man sich die Wortgefechte zwischen Schwarz und Grün so anhört, muss man irgendwann einmal feststellen: Gebt doch einmal zu, dass ihr nicht miteinander könnt! Und wenn man sich ein bisschen auskennt, dann weiß man: Auf Bundesebene ist es auch nicht besser, da wird auch nur gestritten. Hin und wieder wird dann ein bisschen etwas getrunken, damit man sich wieder einigt, aber zusammenbringen tut ihr da und dort nichts miteinander. Das ist die Wahrheit! Also macht doch bitte der Republik und ihrer Bevölkerung den Gefallen und sagt auf Bundesebene, dass ihr nicht mehr miteinander könnt, dass ihr nicht mehr miteinander wollt und lassen wir doch den Souverän, den Wähler und die Wählerin, entscheiden, damit in Österreich wieder einmal etwas weitergeht. Die heutige Dringliche Anfrage der GRÜNEN, um jetzt wieder zum Kern zurückzukommen, betreffend umgehende Novellierung des Wiener Parteienförderungsgesetzes, ist ja großteils inhaltlich durchaus sinnvoll und unterstützenswert, geht uns Freiheitlichen aber eine Spur zu wenig weit, mehr dazu aber ein bisschen später. Begründet wird diese Anfrage gleich vorneweg damit, dass Österreich seit Jahrzehnten ein unübersehbares und strukturelles Problem mit Korruption, Postenschacher, Freunderlwirtschaft und intransparenter Parteienfinanzierung hat. Man hat ja fast den Eindruck, man ist in der Ukraine oder in Russland - ich sage extra beide Länder, damit nicht irgendwie Russland-Nähe unterstellt werden kann -, nein, es wird schon von Österreich geschrieben, und dass das partiell vorhanden ist, wissen wir, glaube ich, alle. Es mag vieles stimmen, aber wieso, liebe GRÜNE, geht ihr nicht mit gutem Beispiel einmal voran? Erstens habt ihr in Wien zehn Jahre lang auch nichts zusammengebracht - das sind die Fakten -, und als ihr vor eineinhalb Jahren dann wirklich am Futtertrog der Macht, sprich, in der Bundesregierung, angekommen seid, da hat es dann eine Umfärbungsaktion in den grünen Ministerien gegeben, die ich in einem Vierteljahrhundert Bundesdienst in dieser Geschwindigkeit nicht erlebt oder wahrgenommen habe. Ihr habt Sektionen, ihr habt Gruppen, ihr habt Abteilungen aufgelöst, ihr habt sie zusammengelegt, nur damit neu ausgeschrieben werden kann und Wunschkandidatinnen und - kandidaten neu bestellt werden konnten, dito bei Aufsichtsräten. Das Highlight, das mir überhaupt untergekommen ist: Bei der Errichtungsgesellschaft eines der größten Infrastrukturprojekte dieser Republik habt ihr eine Aufsichtsrätin bestellt, deren größte Leistung die Verfassung eines Kochbuches war, sonst hat sie von dieser Materie keine Ahnung gehabt. Das fällt dann aber auch unter Postenschacher oder Freunderlwirtschaft, oder nicht? Aber man kann es auch so wieder zusammenfassen, dass es unter die Kategorie Wasser predigen und, in eurem Fall, Biowein trinken fällt. Das neue Parteiengesetz, welches auf Bundesebene im Entwurf vorliegt, legt unter anderem fest, ab welcher Höhe Spenden wem gemeldet werden müssen, zu veröffentlichen sind, und so weiter, und so fort. Eh "nice", wie meine Stieftöchter immer zu Hause sagen, aber warum gehen wir hier nicht einen Schritt weiter? Ich glaube, es ist uns allen bewusst, dass die Höhe der österreichischen Parteienförderung - Bundes- und Landesebene zusammengelegt - wahrscheinlich weltweit ihresgleichen sucht. So viel Parteienförderung gibt es, glaube ich, auf der ganzen Welt nicht, zumindest hätte ich es nicht eruieren können. Dementsprechend sollten eigentlich auch alle Parteien ihre politische Arbeit mit den Mitteln aus der Parteienförderung und ihren Mitgliedsbeiträgen locker bestreiten können. Dementsprechend sollten die Spenden an politische Parteien gänzlich abgeschafft oder verboten werden, weil uns das viele Diskussionen, einiges an Bürokratie und viele Kosten und im Endeffekt auch viele Verdächtigungen ersparen würde. In der Begründung dieser Anfrage - jetzt sind wir wieder bei der guten Stimmung zwischen GRÜNEN und Schwarzen - wird natürlich auch Vorarlberg genannt, wo - ich zitiere - die ÖVP in einen Finanzierungsskandal verwickelt ist. Also das ist ja schon eine Feststellung. Kollege Ellensohn hat gesagt, das wird auch vor Gericht landen. Dann habe ich aber eine oder zwei Fragen an euch GRÜNE: Wenn das eh schon fix ist, dass das vor Gericht landet und der Landeshauptmann wahrscheinlich ins Häfn muss, warum haltet ihr dann in Vorarlberg eurem Koalitionspartner die Stange, stimmt gegen den Misstrauensantrag der Opposition, wenn euch das Thema ja eh so wichtig ist? Also das passt nicht ganz zusammen. Da seid ihr dagegen, in Vorarlberg haltet ihr ihn. Oder ist das zu weit weg, oder sind das zwei verschiedene Parteien? Oder - Mutmaßung meinerseits - wisst ihr eh schon, dass das wieder einmal eine klassische linke Vorverurteilung ist, wie wir es schon gewohnt sind, gegenüber allen Parteien rechts der Mitte? - Danke schön. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Konrad. Ich erteile es ihm. Abg. Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ja, die GRÜNEN machen in dieser heutigen Dringlichen Anfrage wieder einmal Transparenz zum Thema, und grundsätzlich, Sie wissen es, lieben wir, die NEOS, es ja, über dieses Thema zu sprechen. Wir engagieren uns seit unserer Gründung für dieses Thema, wir leben das auch bei uns selbst in aller Konsequenz vor. Aber ich war auch überrascht über den Zeitpunkt dieser Dringlichen und ich kann sie nicht ganz nachvollziehen. Inhaltlich ist dazu sowohl vom Kollegen Kowarik als auch von Kollegin Emmerling und Kollegin Novak eigentlich schon alles gesagt worden. So sind wir hier und sprechen nun einmal über saubere Politik, schaden kann es ja nicht angesichts des Zustands in unserer Republik. Zahlreiche Skandale haben unser Land in den letzten Monaten überschattet, und das Schlimme daran ist, dass natürlich vor allem auch das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Politik erschüttert wurde. Es ist immer wieder eine Partei, die im Zentrum dieser Skandale steht, die zu glauben scheint, dass die Republik ihr gehört und die die Taschen offensichtlich nicht voll genug bekommen kann. Man verliert ja mittlerweile selbst als politischer Mensch den Überblick über die zahlreichen Skandale und über die ÖVP-Politiker und -Politikerinnen, gegen die ermittelt wird, und der Blick nach Vorarlberg in diesen Tagen lässt einen wieder einmal fassungslos zurück. Und dann gibt es den grünen Koalitionspartner dieser Partei auf Bundesebene, aber auch in den westlichen Bundesländern. Ich schätze dich, David Ellensohn, als engagierten Kämpfer für Transparenz und ich empfinde die GRÜNEN auch nach wie vor als Verbündete im Kampf für eine saubere Politik, aber nachdem ihr hier heute diese Dringliche Anfrage gestellt habt, sei mir schon eine Frage auch erlaubt: Was habt ihr in Sachen Transparenz in eurer Regierungsbeteiligung auf Bundesebene bisher erreicht? Es gibt jetzt reichlich spät den Entwurf für das Parteienfinanzierungsgesetz, und das ist gut so, das begrüßen wir NEOS ausdrücklich. Da gibt es aber durchaus noch einiges, was aus unserer Sicht zu wenig weit geht und es muss auch erst umgesetzt werden. Ihr sagt ja selbst in einem Antrag heute, ihr gebt das ja auch zu, dass ihr bei Sponsoring und Inseraten weiterhin strengere Vorschriften vermissen lässt, aber dazu bräuchte es eben auf Bundesebene einheitliche Maßnahmen. Wo bleibt das vielversprochene Informationsfreiheitsgesetz? Wo sind die notwendigen Verschärfungen im Korruptionsstrafrecht? Was ist mit der Umsetzung der Whistleblower-EU-Richtlinie auf Bundesebene? Wir haben ein Vertragsverletzungsverfahren der EU am Hals, das ist mehr als peinlich. Das wäre eure Verantwortung! Wie werdet ihr es in Vorarlberg halten, wenn im Mai über den Misstrauensantrag über den Landeshauptmann abgestimmt wird? "Actions speaks louder than words", liebe KollegInnen der GRÜNEN, und deshalb war es uns NEOS so wichtig, dass wir im Programm der Fortschrittskoalition ein eigenes Transparenzkapitel ausverhandeln, dass wir auch gleich im ersten Regierungsjahr möglichst viele Reformschritte auf den Weg bringen. Wir haben im ersten Jahr die Whistleblower-Plattform eingeführt. Und um auf den ersten Antrag der GRÜNEN hier auch einzugehen: Ja, natürlich werden wir demnächst auch das entsprechende Landesgesetz zur Umsetzung dieser Richtlinie vorlegen. Wir haben einen Regierungsmonitor, ein Fördertransparenzgesetz auf den Weg gebracht, wir haben die Untersuchungskommission, die Reform dazu beschlossen. Wir haben die Antikorruptions- und Informationsfreiheits- Ombudsstelle auf den Weg gebracht und ja, es ist schon angekündigt worden, auch von der Kollegin Novak, wir werden auch noch vor dem Sommer auf die Parteien hier im Haus zukommen, um über die Vorschläge zur Reform des Stadtrechnungshofs zu beraten, die natürlich auch die Prüfung der Parteifinanzen und entsprechende Sanktionsmechanismen bei Verstößen beinhalten werden. Damit komme ich auch zum dritten Antrag der GRÜNEN. Es ist eh auch schon erwähnt worden und steht auch im Fortschrittsprogramm - ja, wir werden die Wahlkampfkosten in Wien senken und auch Überschreitungen sanktionieren. Sie sehen also, wir nehmen saubere Politik ernst, was selbstverständlich nicht bedeutet, dass wir das Ende erreicht haben und dass nicht noch genug zu tun ist - dies gilt für alle Ebenen. In diesem Sinne wünsche ich allen, die sich hier auf allen Ebenen für Transparenz einsetzen, weiterhin viel Erfolg und ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit. Ich möchte ebenfalls zum Abschluss dazu aufrufen, ab nächster Woche das Antikorruptions- Volksbegehren zu unterstützen. - Vielen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Margulies. Ich erteile es ihm. Abg. Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich erlaube mir, zu Beginn ganz kurz auf die Frage der Dringlichkeit einzugehen. Wie gesagt, es ist knapp zwei Monate her, dass wir diese Dringliche schon angekündigt haben, weil es uns wichtig und ein Anliegen ist, dass tatsächlich puncto Transparenz und Redlichkeit der Parteien etwas weitergeht. Wenn ich den Reden bislang zugehört habe, geht es Ihnen ja allen so, also von dem her bin ich sehr froh, dass wir das heute aufs Tapet gebracht haben. Es hat bei uns für Erheiterung gesorgt, als Kollegin Novak gemeint hat, dass wir das hervorragend mit dem Bund abgestimmt haben. Das glaubt ihr ja nicht wirklich, dass wir das so machen und dass wir das hinbringen, dass unser Parlamentsklub genau einen Tag vor der Dringlichen das einbringt? Und nein, wir haben es nicht so abgestimmt. Was tatsächlich noch zusätzlich zur Dringlichen eine Rolle gespielt hat, das ist Vorarlberg und das ist auch der "Falter". Ich sage es ganz offen, ich habe sozusagen gehofft, dass diese Geschichten, bei denen man dann über Freunderlwirtschaft in Wien spricht, vorbei sind. Ich hoffe auch, es bleibt bei dem einen Ausrutscher. Wir haben gehofft, wenn wir einen Absetzungsantrag bezüglich die Stadtmarketing gestern im Gemeinderat stellen, dass wir das noch vorher aufklären können, weil wir hätten wirklich gerne zugestimmt, weil ich glaube tatsächlich, dass es ein Fortschritt ist, dass der Christkindlmarkt zum Beispiel jetzt anders vergeben wird als früher und dass das die Stadtmarketing hinkünftig übernimmt. Wir hätten es halt gern aufgeklärt gehabt. Es gibt aber tatsächlich in letzter Zeit einige Punkte, die auch die Dringlichkeit unterstützen, weswegen wir dann tatsächlich gesagt haben, jetzt ist zwei Monate nichts passiert und wir werden diese Dringliche Anfrage heute einbringen. Denn eines haben im Großen und Ganzen fast alle auch mitunterstützt: Korruption zerstört die Demokratie! Deshalb müssen wir tatsächlich alle gemeinsam versuchen, der Korruption Herr zu werden. Das wird man am besten, indem man durchgehend transparent ist. Wir werden das, hoffe ich, auf Bundesebene wie auf Landesebene gemeinsam bestmöglich durchziehen. Ich gehe einmal davon aus, dass wir erkennen, wie momentan Parteien angeschrieben sind. Dieses "Es sind alle gleich!", das schadet vor allem denjenigen Parteien, die wirklich fortschrittliche Politik machen wollen, und die Rechte freut sich. Alle sind gleich, alles ist dasselbe, davon profitiert die FPÖ, davon profitiert die ÖVP, die, die tatsächlich in den letzten beiden Jahren über beide Ohren in Korruptionsskandale verwickelt sind, und dem müssen wir Einhalt gebieten, gemeinsam, wenn es irgendwie geht. In dem Zusammenhang vielleicht auch ein Satz zu Vorarlberg, wo man dann auch merkt, warum es oft nicht ausreicht, die Wirtschaftsprüfer alleine irgendetwas prüfen zu lassen, weil wir ja ein paar Punkte gesehen haben, wo Wirtschaftsprüfer geprüft haben - bei Banken, bei der Commerzbank, und der Wirtschaftsbund wird doch sicher auch von Wirtschaftsprüfern regelmäßig geprüft worden sein. Die Tragik ist ja eher, dass der Wirtschaftsbund nicht einmal weiß, zumindest sagen das die einzelnen Personen, wann Steuern zu bezahlen sind, und das über zehn Jahre, und dann gleichzeitig Millionen in die ÖVP-Vorarlberg fließen. Was ist das für ein Sittenbild? Das ist genau dieses Bild, das den Rechten niemals schadet, sondern immer nur einzahlt in die Politikverdrossenheit. Da müssen wir dagegen arbeiten. Es ist faszinierend, ich habe mir heute gedacht, ich muss sogar Kollegen Kowarik in einem Punkt recht geben - ich war bei uns immer skeptisch, und das hat, glaube ich, Kollegin Novak, wenn ich es richtig verstanden habe, auch kurz angesprochen -: Wie viel Einsicht soll ein Rechnungshof, dessen Präsident eigentlich, zumindest bislang, politisch bestellt wird, in die Kassen der Parteien haben? - Ich war eigentlich immer der Meinung: Nein, solange die Parteien alle im Interesse der Politik, die sie machen, arbeiten, warum sollte jemand hineinschauen? Dann ist das mit den Spenden an die Parteien gekommen, wo ich mir dann gedacht habe: Okay, vielleicht muss man sich nicht die Ausgaben anschauen, aber man sollte zumindest wissen, wer die Menschen sind, die den Parteien spenden, weil sich irgendwie da doch vielleicht manchmal Abhängigkeiten daraus ergeben. Es geht aber weiter: Die Parteien haben sich in Summe so verhalten, dass ich meine Meinung geändert habe und jetzt tatsächlich der Meinung bin, dass es weniger schlimm ist, wenn der Rechnungshof in gläserne Parteikassen hineinschaut und veröffentlicht und erkennt, weil ich dem Amt des Rechnungshof-Präsidenten, egal, von welcher Partei eine Präsidentin oder ein Präsident gestellt wird, mehr glaube, weil das Amt verändert, als dass wir weiterhin dem Rechnungshof, sei es dem Stadtrechnungshof oder dem Bundesrechnungshof, untersagen, in die Parteikassen hineinzuschauen. Ja, für uns alle, die wir als politische Bewegungen ernst genommen werden wollen, ist es wichtig, dass ein zumindest momentan noch unumstrittenes Organ im Großen und Ganzen in unserem gesamten parlamentarischen System, nämlich der Rechnungshof, Parteien prüft und dem Rechnungshof dann auch geglaubt wird, wenn der Rechnungshof sagt, ja, das war in Ordnung, das passt, das machen wir. Deshalb würde ich mir wünschen, dass das wirklich von allen Parteien mitgetragen wird. Es hilft dann auch bei der Transparenz. Deswegen mag ich es auch nicht so stehen lassen, dass man nichts tun hätte können bezüglich Transparenz, solange der Bund nichts vorlegt. Na, selbstverständlich hätten in allen Bundesländern schon seit längerer Zeit ob der medialen Berichterstattung und der Darstellung der Parteien die Alarmglocken läuten können, und jeder und jede hätten versuchen können, gute Ideen vorzulegen. Und ja, in diesem Zusammenhang hätte ich mir wirklich einen Wettbewerb der Länder in puncto Transparenz gewünscht, bei dem wir uns dann vielleicht tatsächlich hinsetzen und sagen könnten, wir suchen uns wirklich das Beste für alle heraus und schrauben das Niveau am Ende für alle so hoch wie möglich. Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend. Vielleicht noch ein letzter Punkt in diesem Zusammenhang: Wo ich auch glaube, dass wir uns nicht gegenseitig etwas vorwerfen, sondern eher schauen müssen, wie wir alles miteinander besser machen, ist in puncto Inserate. Das eine - und daran arbeiten auf unterschiedlichsten Ebenen, glaube ich, mittlerweile wirklich so gut wie alle Parteien -: Wir müssen die Werbung der öffentlichen Hand in Summe reduzieren, wir sollten die Werbung der öffentlichen Hand in Parteiblättern zur Gänze reduzieren. Aber es kommt noch ein anderer Punkt dazu, der im Zusammenhang mit den Inseraten auch enorm wichtig ist: Wir sollten, so wie im Medientransparenzgesetz, das die öffentliche Hand macht, auch die Inserate ausweisen, die die Parteien in allen möglichen Zeitungen zu welchen Preisen und zu welchen Rabatten schalten. Es sollte keine Rabatte für Parteien geben, wenn sie Inserate in welcher Zeitung auch immer schalten, wo auch die öffentliche Hand schaltet, weil man sonst immer ein bissl das Gefühl haben kann: Wenn jemand zehn Inserate aus öffentlicher Hand schaltet, wer weiß dann, wer die Provision sozusagen von diesen Inseraten erhält? Es ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten sehr viel Schindluder mit den Inseraten getrieben worden. Und nein, das ist nicht auf Wien beschränkt, das betrifft so gut wie alle Bundesländer, das betrifft die Ministerien. Wir müssen das gemeinsam abstellen, damit uns die Bevölkerung in dieser Richtung wieder glaubt. Das heißt, am Ende sollte eigentlich stehen, dass jede Partei auch jedes einzelne Inserat, das sie in welcher Zeitung auch immer schaltet, veröffentlichen muss inklusive der Konditionen, zu denen es geschaltet ist, damit man auch vergleichen kann, ob der eine oder die andere tatsächlich bevorzugt wird. Das sollte nämlich nicht sein, denn dann haben wir gleich wieder ein Ungleichgewicht, das es schwierig macht, Demokratie und Medienvielfalt für uns alle langfristig sicherzustellen und insbesondere auch, wie die Parteien ihre eigenen Positionen und Meinungen darlegen können. Ein letzter Satz noch zu Demokratie und Medienvielfalt, weil das ganz kurz angesprochen wurde: Okto als rot- grünes Projekt: Ich kann mich erinnern, wie wir gemeinsam in der Untersuchungskommission gesessen sind und klar geworden ist, Okto war kein Koalitionsprojekt. Okto war ein Projekt zu einem Zeitpunkt, als es noch eine absolute Mehrheit der Sozialdemokratie gegeben hat und als es einige gemeinsame rot-grüne Projekte gegeben hat. Das war, glaube ich, damals getragen von Jürgen Czernohorszky auf der einen Seite und von Christoph Chorherr (Zwischenruf.) - hast du jetzt Barbara Novak gemeint - auf der anderen Seite, als wir das gemeinsam organisiert haben. Ich finde es ausgesprochen schade, dass man Okto jetzt so mir nichts dir nichts einstellt, obwohl davor noch mehrfach versprochen wurde, dass wir einen Evaluierungsbericht im Finanzausschuss bekommen. Über diesen wurde überhaupt nicht mehr gesprochen, der war plötzlich weg. Das sind Sachen, die dann alle in einer Art und Weise gefühlsmäßig schon wieder mit Intransparenz behaftet sind, wobei ich mir denke: Natürlich kann man alles weiterentwickeln, aber wir könnten zumindest vorher darüber reden, wenn es sich um Projekte handelt, die für Demokratie und Medienvielfalt stehen. Ich hoffe doch noch, vielleicht gibt es einen Meinungsumschwung, damit Okto weiterhin unterstützt wird, weil ich glaube, dass wir einen Sender wie Okto brauchen, vor allem auch im Bereich der Ausbildung. Wir werden sehen, und ich hoffe, es ist diesbezüglich noch nicht aller Tage Abend. Ansonsten würde ich mir wirklich wünschen, dass Sie unseren heutigen Anträgen zustimmen und dass wir es im gemeinsamen Interesse schaffen, dass vielleicht tatsächlich in ein, zwei Jahren Menschen, die in Österreich über Parteien nachdenken, nicht mehr über Korruption und Strafrecht nachdenken, sondern wirklich über den Wettstreit unterschiedlicher, politischer Ideen, und dass nicht mehr alles gemeinsam in einen Topf geworfen wird. - Ich danke für die Aufmerksamkeit. Präsident Ernst Woller: Danke. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Abg. Deutsch. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Christian Deutsch (SPÖ): Herr Präsident! Herr Landeshauptmann! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die türkis-grüne Regierung hat nach zahlreichen Ankündigungen gestern im Nationalrat einen Entwurf für ein neues Parteiengesetz eingebracht, zur Begutachtung geschickt und dabei angekündigt, dass nun endlich auch Gespräche mit allen im Parlament vertretenen Parteien stattfinden werden und dann nach erfolgter Begutachtung noch vor dem Sommer eine Beschlussfassung erfolgen soll - wir werden sehen. Bisher haben diese Gespräche nämlich noch nicht stattgefunden, die Gesprächsverweigerung der Koalition in den letzten eineinhalb Jahren verhinderte, dass jetzt ein qualitativ hochstehender Entwurf vorliegt, der umfassend auch aktuelle Skandale berücksichtigt, der etwa auch Antworten darauf gibt, wie Geldwäschemodellen - wie sie mutmaßlich in Vorarlberg und Niederösterreich praktiziert werden - ein Riegel vorgeschoben werden kann. Es ist wichtig, dabei auch festzuhalten, auch das ist im Entwurf nicht vorgesehen, dass die Bestimmungen für alle zu gelten haben, also für alle wahlwerbenden Parteien, nicht nur für die Parteien, die im Nationalrat und im Landtag vertreten sind. Wir brauchen einen Entwurf, der auf schwammige Formulierungen verzichtet, die zu Rechtsunsicherheit führen. Das heißt, es erfordert noch intensive Verhandlungen, der jetzige Entwurf kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, aber er ist zumindest eine Grundlage für weitere Gespräche. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich halte auch ganz klar und deutlich fest, wir stehen für Transparenz, wir haben auch nicht zuletzt dafür gesorgt, dass für Parteispenden Obergrenzen durchgesetzt wurden. Wir sind gesprächsbereit und werden uns auch da sehr konstruktiv in die Parteiengespräche einbringen. Klar muss aber auch sein, dass die türkisen Skandale, die Österreich seit Jahren erschüttern, auch vollständig aufgeklärt werden müssen, dass dieser türkise Sumpf trockengelegt werden muss, dafür sind aber auch die Untersuchungsausschüsse entscheidend. Da werden sich die Kolleginnen und Kollegen der GRÜNEN auf Bundesebene entscheiden müssen, welchen Weg sie zukünftig gehen wollen, denn bisher wurde da sehr scheinheilig agiert. Sie haben etwa gemeinsam mit der ÖVP den Ibiza-Untersuchungsausschuss abgedreht, sie halten der ÖVP die Stange - in Vorarlberg wie auch im Bund. Auch in Tirol, wo ÖVP und GRÜNE regieren, werden wir uns sehr genau ansehen, ob sich auch da in den letzten Jahren Vorarlberger Verhältnisse breit gemacht haben. Das jetzt in der Debatte zur Dringlichen Anfrage Vorarlberg als jenes Bundesland euphorisch hervorgehoben wird, das bereits Vorleistungen erbracht hätte, ist ja fast skurril, um nicht zu sagen, ein schlechter Witz. Dort ist jetzt eher der Staatsanwalt am Zug, aber Vorarlberg als Beispiel zu zitieren, wo die GRÜNEN in einer Koalition mit der ÖVP das bisherige System ja mitgetragen haben oder - wie es Lhptm Wallner für die ÖVP gesagt hat - vermutlich auch nicht hinschauen wollten. Damit haben sie zumindest auch ein System aus Freunderlwirtschaft, vermutetem Machtmissbrauch und Korruption, die sich breit gemacht haben, toleriert. Daher halte ich es auch für einigermaßen absurd, jetzt Schlüsse zu ziehen, bevor die Ermittlungen und Untersuchungsausschüsse beendet sind, denn gerade der ÖVP-Skandal in Vorarlberg zeigt ja, wie wichtig dieses parlamentarische Kontrollgremium ist und erst die Aktenlieferungen an den Untersuchungsausschuss das vollständige Ausmaß des Skandals, nämlich den türkisen Selbstbedienungsladen, offengelegt haben. Also sonst wäre der türkise Sumpf nicht aufgedeckt worden, wir hätten von den Skandalen rund um den Wirtschaftsbund, die Parteienfinanzierung durch eine Zeitung, das Körberlgeld für Landesräte und die Steuerschulden in der Höhe von 1,3 Millionen EUR nicht erfahren. Daher muss auch diese Causa im neuen Parteigesetz mitberücksichtigt werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es muss aber auch Maßnahmen gegen Korruption und Parteienfinanzierung durch Ministerien geben, auch das ist in diesem vorliegenden Entwurf nicht berücksichtigt. Die ÖVP hat die Republik jahrelang als Selbstbedienungsladen missbraucht, das Finanzministerium wurde ja sozusagen zum ÖVP-Bankomaten. Dreh- und Angelpunkt eines der zentralen Skandale, die dann auch zu Hausdurchsuchungen im Finanzministerium und Kanzleramt geführt haben, ist die bereits bekannte Beinschab-Affäre. Sie erinnern sich, die ÖVP soll über Ministerien jahrelang sogenannte Studien in Auftrag gegeben haben, die einzig und allein der Partei dienten. So wurde etwa abgefragt, ob Kurz eher ein Eichhörnchen oder ein Delfin sei. Kostenpunkt für die Studie: 150.000 EUR Steuermittel für die Partei. Also stellt sich die Frage: Hat die ÖVP mittlerweile die Kosten zurückgezahlt, wie auch mehrfach gefordert? - Nein! Daher sage ich es noch einmal: Die SPÖ steht für Parteientransparenz, aber solange die ÖVP diese Gelder nicht an die öffentliche Hand und damit an die Bevölkerung zurückzahlt, sind Debatten über mehr Transparenz einigermaßen skurril. Was im Zusammenhang mit Studien aus dem türkisen Finanzministerium und von Ex-ÖVP-Ministerin Karmasin ans Tageslicht gekommen ist, zeigt, dass da echter Handlungsbedarf vorhanden ist. Kollegin Sachslehner hat uns vorher in ihrem Beitrag wissen lassen, dass sie im Duden nachgesehen hat, was Transparenz heißt. Okay, das ist einmal ein erster Schritt, aber ich kann nur sagen, Augen auf und sich der Realität stellen. Die Liste der Vorwürfe ist nämlich lang, die Liste der Beschuldigten noch länger - Kurz, Blümel, Brandstetter, Karmasin, Schmid bis hin zur Bundespartei selbst. Für alle gilt natürlich die Unschuldsvermutung, aber es zeigt sich schon ganz deutlich ein Bild: Die ÖVP hat ein Korruptionsproblem, und zwar ein ganz massives. Da werden Umfragen manipuliert, Scheinstudien im Wert von hunderttausenden Euro für Parteizwecke in Auftrag gegeben und Parteigänger mit Posten versorgt. Eines steht fest, die ÖVP versinkt sehr tief im Korruptionssumpf, und die GRÜNEN machen der ÖVP die Mauer. Meine sehr geehrten Damen und Herren, all das zeigt ja auch, dass die ÖVP weder geistig noch moralisch in der Lage ist, dieses Land zu führen. Die ÖVP-Chats belegen den türkisen Postenschacher und Machtmissbrauch, also nicht der Beste bekommt den Job, sondern der Türkise. Nicht das Land ist der türkisen Familie wichtig, sondern einzig und allein der eigene Vorteil. Herr Sobotka hat ja als Innenminister, wie Sie wissen, sogar einen eigenen Dateiordner mit dem Namen Interventionen gehabt, dabei sollte es im Innenministerium ja eigentlich um die Sicherheit gehen. Man kann den GRÜNEN aber diesen Vorwurf nicht ersparen: Sie schauen zu! Dafür gibt es auch viele Aufträge für grüne Freunde aus den Ministerien, und man muss sagen, die GRÜNEN haben ja sehr rasch von der ÖVP gelernt. Aber lassen wir den Koalitionspartner der GRÜNEN selbst zu Wort kommen, was er dazu zu sagen hat. Kollegin Laura Sachslehner hat als ÖVP-Generalsekretärin in einem Interview ganz offen ausgesprochen: "Bei den GRÜNEN ist die Heuchelei himmelschreiend." Der erstaunte Redakteur hat nachgefragt: "Die GRÜNEN, Ihr Koalitionspartner?" Und sie antwortet darauf: "Wir arbeiten in vielen Punkten gut zusammen, aber auch, wenn es der Partner ist, schadet es nicht, wahre Worte auszusprechen. Wenn man immer mit dem Finger auf die Volkspartei zeigt, aber in den eigenen Ministerien wegschaut, dann ist das Heuchelei. Gerade bei den GRÜNEN ist die Heuchelei himmelschreiend." - Ende des Zitates. Also der Koalitionspartner wird es wohl wissen müssen. Aber zurück zur ÖVP, meine sehr geehrten Damen und Herren. Diese türkisen Skandale zeigen auch ein klares Muster: alles für die Parteigünstlinge, nichts für die Menschen. Sie lassen die Bevölkerung bei der höchsten Inflation seit 40 Jahren im Stich. "Du bist Familie!", "Kriegst eh alles, was du willst", schreiben sie sich gegenseitig, aber wer nicht dazugehört, wird beschimpft und denunziert, als Pöbel oder Gesindel. Statt klar Stellung zu beziehen, Verantwortung zu übernehmen und für volle Aufklärung dieses türkisen Selbstbedienungsladens zu sorgen, lenkt der designierte ÖVP-Obmann Nehammer ab und begeht ein Mal mehr Verantwortungsflucht. Meine sehr geehrten Damen und Herren, dieser türkise Sumpf muss vollständig trockengelegt werden, sämtliche ÖVP-Skandale im gesamten Land müssen aufgeklärt werden, Nehammer muss als ÖVP-Chef und langjähriger Generalsekretär für diesen türkisen Scherbenhaufen Verantwortung übernehmen. Er sollte auch dafür sorgen, dass der Rechenschaftsbericht der ÖVP für das Wahljahr 19 endlich fertiggestellt und veröffentlicht wird, statt ein Ablenkungsmanöver nach dem anderen zu starten, in der Hoffnung, sich aus der Verantwortung stehlen zu können. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich komme daher zum Schluss und meine, dass dieser vorliegende Entwurf nicht weit genug geht, viele Fragen offen lässt, die auch noch zu beantworten sind. Auch aus demokratiepolitischen Gründen wäre es notwendig, dass künftig der Präsident/die Präsidentin des Rechnungshofs nicht mehr mit einfacher Mehrheit, sondern mit Zweidrittelmehrheit im Parlament bestellt wird, wenn der Rechnungshof gleichzeitig mehr Kompetenzen bekommt und damit auch gestärkt wird. Das sind wichtige Aspekte, die es zu berücksichtigen gibt, die wir in die Parteiengespräche, auf die wir uns schon alle freuen, auch einbringen werden. - Danke für die Aufmerksamkeit. Präsident Ernst Woller: Danke, die Restredezeit beträgt acht Minuten. Ich möchte mitteilen, dass Frau Abg. Sachslehner bis Ende der Sitzung entschuldigt ist. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Kowarik. Ich möchte mitteilen, dass er noch drei Minuten Restredezeit hat. (Heiterkeit.) Abg. Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Ja, danke, Herr Präsident! Es ist schon ganz lustig, es ist aber auch lustig, wenn der SPÖ-Bundesgeschäftsführer einer anderen Partei Freunderlwirtschaft und den anderen Parteien Selbstbedienungsmentalität vorwirft. Das hat oder hinterlässt auch ein gewisses Amüsement. Zu Okto TV sage ich nichts mehr, wen es interessiert, der soll den Stadtrechnungshofbericht durchlesen, der wurde ja hoch abgefeiert. Wenn man den genau durchliest, dann sieht man, wie das Konstrukt dort aufgezogen war. Nun aber ernsthaft zu dem, was Kollege Margulies gesagt hat: Was Sie über die Inserate gesagt haben, kann ich nachvollziehen und unterschreiben. Warum habt ihr das aber nicht ins Gesetz geschrieben, warum habt ihr das nicht auf Bundesebene ins Gesetz reingeschrieben? Sie haben ja gesagt, es ist ein Bundesthema, das interessiert nicht nur in Wien (Zwischenruf.), sondern ganz Österreich. Ja eh, dann schreibt es ins Gesetz rein. Das habt ihr nicht zusammengebracht, also schauen wir mal, was wir in Wien zusammenbringen. Noch eine Sache: Kollege Margulies hat auch die Sache mit dem Rechnungshof - wo darf der reinschauen - angesprochen und sozusagen seine eigene Entwicklung mitgeteilt. Herr Kollege, ich darf Ihnen eines mitteilen: Der Rechnungshof bekommt, ich habe es Ihnen schon vorgelesen, jetzt schon die entsprechenden Rechenschaftsberichte der Parteien. Wenn es da Fragen gibt, dann kann er Stellungnahmen der Parteien verlangen. Wenn ihm die noch nicht genügen und konkrete Anhaltspunkte für Unrichtigkeit und Unvollständigkeit nicht ausgeräumt werden, dann kann er den Wirtschaftsprüfer beauftragen nachzuschauen. Also dieses System gibt es und es dürfte nicht so schlecht sein. Wissen Sie, wie oft die Rechtsgrundlage, dass dann tatsächlich einem Wirtschaftsprüfer gesagt wurde, bitte schau dir die Rechnungen genau an, vom Rechnungshof bis jetzt in Anspruch genommen wurde? - Nie. Also von diesem Recht hat der Rechnungshofes noch nie Gebrauch gemacht, das heißt, ich glaube, diese Bestimmung macht schon Sinn und sie ist durchaus auf breiter Basis so entschieden worden. Wie gesagt, wenn man dem Rechnungshof mehr einräumt, dann sollte man sich auch die Bestellung des Rechnungshof-Präsidenten noch einmal anschauen. Nachdem die Zeit sehr knapp ist, möchte ich eines noch anknüpfen: Kollege Deutsch hat richtigerweise gesagt, aus rein fachlicher Sicht wäre es vielleicht gar nicht so blöd, wenn man jetzt einmal den Untersuchungsausschuss abwartet, was da rauskommt, welche neuen Erkenntnisse es da gibt. Ich darf auch darauf hinweisen, dass die Vorlage eines neuen Korruptionsstrafrechts geplant ist, also auch da wird, glaube ich, im Justizministerium daran gefeilt. Auch das macht wohl Sinn, wenn man das abwartet und dann dementsprechend mit dem Parteiengesetz koordiniert. In dem Sinne wünsche ich uns allen viel Erfolg bei der Arbeit für Transparenz und gegen Korruption. - Danke schön. Präsident Ernst Woller: Danke. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Wölbitsch. Ich erteile ihm das Wort und teile gleichzeitig mit, dass Abg. Krauss Maximilian ab sofort bis zum Ende der Sitzung entschuldigt ist. Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich wollte mich eigentlich nicht mehr zu Wort melden, ich dachte mir, okay, im Großen und Ganzen war es eine zu erwartende sachliche Debatte, die meisten haben sich auch dem zu Grunde liegenden Anliegen gewidmet. Dann kommt Kollege Deutsch und das provoziert natürlich eine Wortmeldung meinerseits. Herr Kollege Deutsch, ich schätze Sie persönlich, Sie sind als Politiker in einem wunderschönen Bezirk in Wien aktiv geworden oder sind aktiv, aber die Rolle, die Sie jetzt schon seit einigen Jahren als Generalsekretär in der Definition aus dem letzten Jahrtausend einnehmen, auch mit dem Gehabe oder mit dem Wording, mit dem Sie da immer auftreten, das finde ich ehrlicherweise schon sehr schade. Es zwingt mich natürlich auch dazu, ein paar Dinge richtigzustellen oder auch meine persönliche Meinung kundzutun. Ich kaufe den NEOS und auch den GRÜNEN starkes Bemühen um Transparenz in unterschiedlichen Bereichen ab, von mir aus auch in unterschiedlichen Schattierungen, also wahrscheinlich den NEOS auch ein bisschen mehr, denn nach meiner Erfahrung ist dort, wo die GRÜNEN in einer Regierung sind, das Bemühen dann oft nicht mehr so groß. Den NEOS traue ich aber zumindest noch zu, dass das Bemühen noch da ist, wiewohl da auch in Wien noch relativ wenig von dem, was man sich selber als Anspruch genommen hat, weitergebracht wurde. Ich akzeptiere bei beiden Parteien, dass es - von mir aus auch ein Gründungsmythos - noch ein Bemühen für mehr Transparenz in der Politik gibt. Wenn sich aber Kollege Deutsch und die SPÖ leider nicht nur hier, sondern auch auf Bundesebene ständig zum Richter aufspielen, dann macht sich der Bock zum Gärtner, Herr Kollege Deutsch. (Zwischenruf.) Wissen Sie zum Beispiel, warum, wenn wir jetzt schon bei Liesing sind, Ihre Kollegin Bures - natürlich nicht sie persönlich, sondern damals - 2011 - als Infrastrukturministerin - einem gewissen Franz Maier 317.000 EUR als Entschädigung zahlen musste? Wissen Sie, warum? - Weil der Österreichische Verwaltungsgerichtshof das gesagt hat. Er hätte nämlich zum Sektionschef im Infrastrukturministerium bestellt werden sollen, weil er das dann eben nicht wurde, weil Frau Bures stattdessen eine Parteikollegin oder einen Parteikollegen nominiert hat, kam das dann vor den Österreichischen Verwaltungsgerichtshof. Der Kandidat, der es nicht geworden ist, ist zum Verwaltungsgerichtshof gegangen, hat recht bekommen und das Infrastrukturministerium musste 317.000 EUR nachzahlen. So, und solche Beispiele gibt es entlang der ÖVP-, der SPÖ-Regierungsbeteiligungen sehr, sehr viele. Wenn Sie für Transparenz sind, Kollege Deutsch, dann habe ich einen Vorschlag. Sie wissen, Chats von Schmid sind ausgewertet, Sie wissen, es sind aber noch nicht alle veröffentlicht und es waren auch noch nicht alle in der Untersuchungskommission. Wissen Sie, welche Chats nämlich noch nicht in der Untersuchungskommission waren? - Richtig, die, die mit SPÖ-Ministerien und -Ministern über viele, viele, Jahre geführt wurden. Herr Schmid, also eine der Schlüsselstellen im Finanzministerium, hat natürlich verschiedenste Konversationen auch mit SPÖ-Ministern, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von SPÖ-Ministern und Entscheidungsträgern geführt. Wissen Sie, wer blockiert, dass diese Chats in dieser Untersuchungskommission vorgelegt werden? - Die SPÖ blockiert die vollständige Aufklärung in der Untersuchungskommission, weil sie weiß, was in den Chats drinnensteht, weil sie Angst davor hat und nicht will, dass die Öffentlichkeit erfährt, dass derjenige, der sich jetzt als großer Richter aufspielt, in Wahrheit selbst genauso viel Dreck am Stecken hat, sehr geehrte Damen und Herren. Da brauche ich ja gar nicht all die Dinge aufzuzählen, mit denen wir uns in Wien auseinandersetzen müssen. Wir haben das Thema SPÖ und Miete in der Löwelstraße gehabt, der Mietzins war weit unter dem, den man normalerweise in einem Gebäude von Wiener Wohnen bezahlt. Jetzt lässt sich die SPÖ anscheinend, aber ich hoffe, das ist nicht so, vielleicht auch noch alles ablösen. Das steht zumindest im Raum. Dann haben wir die ganzen Dinge, welche die Selbstbedienungskassa - wenn Sie schon so ein Wording verwenden, Kollege Deutsch - im Burgenland betreffen, alles rund um die Causa Commerzialbank. Sie haben gesagt: Jobs für Parteigänger. Herr Kollege Deutsch, wenn Sie der ehemaligen Stadträtin sogar einen eigenen Job schaffen, wo sogar der Rechnungshof danach sagt, er hat keine Ahnung, wofür das gut war, dann stellen Sie sich doch bitte nicht hier heraus und diskutieren irgendetwas über Postenschacher. Wir reden über die Freunderlwirtschaft am Christkindlmarkt, wir sprechen über maßgeschneiderte Ausschreibungen im Gesundheitsbereich für eine ehemalige Gesundheitsstadträtin, bei denen jetzt der Rechnungshof prüft, die genau zu jenem Anbieter gewechselt ist, der dann den Zuschlag bekommen hat, wir sprechen von Immobilien-Deals in dieser Stadt, bei denen ständig irgendetwas unter dem Wert verscherbelt wird, wir sprechen vom System Kopp bei den Kindergartenvereinen, wir sprechen von der Falschaussage des Bürgermeisters vor der Untersuchungskommission zum Krankenhaus Nord, wo er eigentlich gesagt hat, er will eigentlich gar nichts dazu sagen, ob Frau Wehsely ihn damals über dieses Kostendebakel informiert hat und er sich eigentlich relativ offensichtlich vor dieser Antwort gedrückt hat. Das Einzige, was wir vielleicht damals falsch gemacht haben - wobei ich finde, es ist nicht falsch -, ist, dass wir den Bürgermeister damals nicht angezeigt haben. Das hätten wir als Oppositionspartei eigentlich tun können, denn im Protokoll ist eigentlich eine Falschaussage relativ klar nachvollziehbar, wir hätten ihn wegen Falschaussage vor einer Untersuchungskommission anzeigen können - haben wir nicht gemacht. Da komme ich vielleicht nur noch zu dem letzten Thema, bei dem wir uns natürlich schon auch alle miteinander fragen müssen, also wir handhaben es halt in Wien zumindestens ein bisschen anders, ob die Kultur der politischen Auseinandersetzung jetzt die ist, dass wir nicht mehr diskutieren, nicht mehr darauf vertrauen, dass Untersuchungskommissionen und auch die Justiz selbst ermitteln, sondern dass wir mit dem Mittel arbeiten, dass wir uns jetzt alle eigentlich gegenseitig ständig anzeigen. Ist okay, die SPÖ und auch einige andere Oppositionsparteien haben es zu einem legitimen Mittel erklärt, Herr Pilz verwendet das ja anscheinend tagtäglich. Man weiß es ja nicht, weil es ja natürlich anonym ist, aber man kann ein bisschen davon ausgehen. Wenn das jetzt das Mittel in der politischen Auseinandersetzung ist, glaube ich, dann passiert genau das Gegenteil von dem, was Sie einfordern, dann heben wir nämlich den politischen Stil oder den Stil der Auseinandersetzung auf ein Niveau, das, glaube ich, der Demokratie nicht zuträglich ist. Es nützt ja auch nichts. Wenn man sich anschaut, wie viele dieser Anzeigen und auch Ermittlungen bei den unterschiedlichsten Personen mittlerweile eingestellt sind, dann nützt es ja auch nichts. Es beschäftigt natürlich sehr viele Ressourcen, man kann damit ein bisschen skandalisieren, es wird vielleicht darüber geschrieben. Und vielleicht erreicht man dann auch das, was man will, nämlich nicht politische oder juristische Entscheidungen abzuwarten, sondern den Druck so lange auch medial und mit anderen Mitteln zu erhöhen, dass jemand vielleicht von selbst geht, denn das ist ja das eigentliche Ziel. Es ist aber sicher nicht Stil, zumindest nicht mein Stil, einer politischen Auseinandersetzung. Wenn Sie, Kollege Deutsch, von Augen auf sprechen, dann Augen auf bei den Dingen, die in Wien passieren. Liebe NEOS, auch an euch: Augen auf bei den Dingen, die in Wien, und zwar bei der SPÖ, passieren. Da habt ihr noch genug zu tun. Daher, liebe SPÖ, lieber nicht richten, fangt bei euch selber an und beendet bitte diese Scheinheiligkeit. Damit wäre allen geholfen. - Vielen Dank. Präsident Ernst Woller: Danke, damit ist die Rednerliste erschöpft. Ich möchte noch mitteilen, dass sich Frau Abg. Kickert ab 18.30 Uhr entschuldigt und dann bis Ende der Sitzung entschuldigt ist. Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit beendet. Ich komme nun zur Abstimmung von drei Beschluss- und Resolutionsanträgen der GRÜNEN. Antrag 16, der GRÜNEN, betrifft Sponsoring und Inserate von Behörden und stadteigenen Unternehmen. Wer für diesen Antrag ist, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand oder der Abstimmungskarte. - Das ist mit Stimmen von GRÜNEN, FPÖ, Parteifreiem und ÖVP unterstützt. Das ist die Minderheit, damit ist der Antrag nicht beschlossen. Wir kommen zum Antrag 17, Beschluss- und Resolutionsantrag der GRÜNEN, betreffend Wahlkampfkostenobergrenze senken, Strafen bei Überschreitung verankern. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand oder mit der Abstimmungskarte. - Selbiges Abstimmungsverhalten, damit abgelehnt. Ich komme zum Antrag 18, ebenfalls ein Antrag der GRÜNEN betreffend EU-Whistleblower-Richtlinie, Whistleblower-Plattform. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand oder der Delegiertenkarte. - Das selbe Abstimmungsverhalten wie zuvor, der Antrag ist damit abgelehnt. Wir kommen jetzt zur unterbrochenen Sitzung des Wiener Landtages, zu Postnummer 8. Ich erteile Frau Spielmann, StRin Spielmann, GRin Spielmann (Allgemeine Heiterkeit.) noch das Wort. Okay. Landtagsabgeordnete ist eigentlich am besten. Ja, also Fortsetzung, okay. Abg. Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat oder Landesrat, in dem Fall! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuschauerInnen via Livestream. Ja, wir kehren hoffentlich zu einem normalen politischen Stil zurück, denn wenn ich mir die Diskussion von vorher anschaue, bin ich eigentlich froh, dass wir bei einem Punkt angelangt sind, bei dem ich glaube, dass differenzierte positive wie negative Kritik möglich ist. In diesem Sinne werden wir da weitermachen, wo wir vorher aufgehört haben. Wir GRÜNE-Wien unterstützen und begrüßen das neue Wiener Energieunterstützungsgesetz, denn gerade jetzt bei den steigenden Energiepreisen und generell bei der Teuerung durch die Inflation braucht es jetzt schnell und möglichst unbürokratisch Hilfe. Zusammen mit dem Teuerungsausgleich vom Bund werden WienerInnen jetzt dann insgesamt mit 500 EUR unterstützt, also 300 EUR, 2 Mal 150 EUR und Einmalzahlung 200 EUR durch die Energiekostenpauschale. Ja, wir GRÜNEN-Wien warnen seit Ende 2020 vor diesen drohenden Teuerungen und haben auch schon mehrfach einen Antrag zur Ausweitung der Wiener Energieunterstützung eingebracht. Leider wurden unsere Anträge diesbezüglich ja von Rot-Pink abgelehnt. Aber wie sagt man so schön: Besser spät als nie. Wir freuen uns natürlich, dass jetzt die Ausweitung der Wiener Energieunterstützung umgesetzt wird. Ja, kurz vor Ostern ist eben dieser rot-pinke Initiativantrag eingetrudelt. Jetzt ist mir natürlich bewusst, dass es wahrscheinlich ob der Schnelligkeit, weil wir eben dieses Gesetz schnell umsetzen müssen, ein Initiativantrag sein musste. Ich möchte aber - weil es bei der Wiener Mindestsicherung bei den Änderungen letzten Juni auch schon so war - wiederholt darauf hinweisen, dass das bitte nicht Usus werden darf, denn wir brauchen wirklich die Stellungnahmen und auch die Expertise zu diesen Gesetzen auch von Externen und von den Sozialeinrichtungen. Ja, das Gesetz ist grundsätzlich erfreulich und geht in die richtige Richtung. Dennoch möchten wir auf ein paar Mängel hinweisen und bringen deswegen auch einen Abänderungsantrag ein. Auf die folgenden Kritikpunkte möchte ich jetzt genauer eingehen. Erstens zur Wiener Energiekostenpauschale: Das ist diese Einmalzahlung von den 200 EUR. Erstens ist der Stichmonat April 2022 doch sehr restriktiv gehalten, das heißt, dass Personen, die in der kostenintensiven Heizsaison arbeitslos waren und mittlerweile wieder einen Job gefunden haben, da durch die Finger schauen, deshalb braucht es jetzt einen sozial sicheren Bemessungszeitraum von November 2021 bis April 2022. Personen, die in diesem Monat mindestens einen Monat einen Bezug der genannten Leistung hatten, sollen die Energiekostenpauschale auf jeden Fall erhalten. Dann zum zweiten Kritikpunkt, der gleichzeitig unser größter Kritikpunkt ist: Laut der rot-pinken Stadtregierung sind offenbar nur Erwachsene EnergiebezieherInnen und von Energiearmut betroffen, obwohl Kinder, das wissen wir ja auch, ein Viertel der Armutsbetroffenen darstellen, laut Stadt Wien handelt es sich um ungefähr 65.000 Kinder. Die Energiekostenpauschale wird aber nur an Volljährige ausbezahlt. Das ist nicht sozial gerecht und lässt kinderreiche Familien, die viel häufiger von Armut gefährdet sind, außer Acht. Deswegen ist es wichtig, dass man jetzt vollständig soziale Treffsicherheit gewährleistet und vor allen Dingen alle Kinder berücksichtigt. Wir sind froh, dass die AlleinerzieherInnen 100 EUR dazubekommen, aber auch die kinderreichen Familien sollen eine Unterstützung erhalten. Dritter Punkt: Völlig außen vor gelassen werden eigentlich die KrankengeldbezieherInnen, die Reha-Geld- BezieherInnen, die StudienbeihilfeempfängerInnen und die Rot-Weiß-Rot-Karte-BesitzerInnen, die laut dem vorliegenden Initiativantrag keinen Anspruch auf die Energiekostenpauschale haben, obwohl auch diese Gruppen sehr, sehr stark von der Teuerung betroffen sind. Ich verstehe nicht, warum das nicht der Fall ist, deswegen schlagen wir in unserem Abänderungsantrag vor, auch diese Personengruppen als BezieherInnen aufzunehmen. Dann zur Wiener Energieunterstützung: Die Ausweitung ist prinzipiell erfreulich, aber GeringverdienerInnen, sogenannte Working Poor, werden leider schon wieder nicht berücksichtigt. Wir haben diesbezüglich ja schon zwei Mal einen Antrag eingebracht und gesagt, wir hätten gerne, dass die Einkommen mit hineingenommen werden, die unter der EU-SILC-Armutsgrenze liegen, nämlich bei 1.328 EUR bei Einpersonenhaushalten. Das ist wieder nicht passiert. Laut der Gesetzesvorlage werden Einkommen berücksichtigt, die laut GIS-Gebührenbefreiung drinnen sind, das ist prinzipiell super, aber, wie gesagt, es braucht da wirklich eine Ausweitung auf Personen mit den geringen Einkommen, denn genau die sind eben von der Teuerung ganz besonders betroffen. Der zweite Punkt bei der Wiener Energieunterstützung ist, dass eben laut Gesetzesvorlage das erst ab 1.9. gelten soll. Die Menschen, die aktuell auf Grund der explodierenden Energiepreise vor hohen Zahlungsrückständen stehen, werden also nicht berücksichtigt. Wir fordern daher, dass alle Personen, die ein Haushaltseinkommen unter der von der EU-SILC festgelegten Armutsgefährdungsschwelle haben, Förderung der Wiener Energieunterstützung Plus beanspruchen können sollen - und vor allen Dingen ab sofort. Was es darüber hinaus noch braucht, um die Energiearmut zu bekämpfen, liegt auf der Hand. Das ist zum einen das Aussetzen der Mieterhöhung bei Wiener Wohnen. Also in Graz und Traiskirchen, bei beiden ist die SPÖ mit dabei, ist es möglich, warum es in Wien nicht möglich ist, wissen wir nicht. Die Preissteigerungen bei der Fernwärme müssen ausgesetzt werden, es braucht eine unbefristete Erhöhung der Kindermindestsicherung und die Gewinne der Wien Energie müssen auf jeden Fall vergesellschaftet und in Form eines Wiener Energie-Gutscheins zurückgegeben werden. Ja, langfristig ist am Ende noch festzuhalten: Einmalzahlungen sind total wichtig, um sozial abzufedern, vor allen Dingen in Krisenzeiten, aber es kann nie unser Anspruch sein, übrigens weder im Bund noch in Wien, ständig mit Einmalzahlungen das System zu flicken. Wir brauchen auf jeden Fall eine Energiegrundsicherung, also vor allen Dingen eine Grundsicherung für Armutsbetroffene, dass sie diese Zahlungen gar nicht erst leisten müssen und wieder zurückbringen müssen. Zusammen solidarisch gegen die Teuerungen! Bitte stimmen Sie unserem Abänderungsantrag zu. - Danke. Präsident Ernst Woller: Danke. Zu Wort gemeldet ist als Nächste Frau Abg. Korosec. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Ingrid Korosec (ÖVP): Herr Präsident! Herr Landesrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Spielmann, zu Ihrem Abänderungsantrag, der uns gestern Nachmittag übermittelt worden ist, ein kurzes Wort: Ich sage Ihnen, wir werden diesen Abänderungsantrag ablehnen. Und zwar warum? - Nicht weil wir da nicht an sich durchaus gute Grundintentionen gesehen hätten, nämlich der drohenden und realen Mehrbelastung von sozial benachteiligten Gruppen durch Energieteuerung angemessen entgegentreten zu können, sondern zum einen, weil wir den komplexen Inhalt dieses mehrseitigen Abänderungsantrages im Detail nicht ausreichend in dieser kurzen Zeit bewerten können. Allein für 24 Punkte, nicht selten mit zahlreichen Verweisen auf andere Paragraphen, wäre einfach mehr Zeit zur Bewertung notwendig gewesen. Zum anderen, weil man beurteilen muss, was die Auswirkungen finanzieller Natur sind, auf welche Personengruppen das nun ausgeweitet wird, und so weiter, da hätten wir natürlich noch zahlreiche Fragen gehabt. Auch die Zuwendung der 200 EUR an jedes weitere im Haushalt lebende Kind ist zumindest zu hinterfragen und zu diskutieren. Ich weiß, Sie haben recht, nicht nur Erwachsene verbrauchen Energie. Das heißt, unterm Strich ist die Zeit zu kurz, ich bedauere das und ich verstehe es eigentlich nicht. Man hat fast den Eindruck, Sie wollten einfach was demonstrieren, wohlwissend, dass das nicht angenommen werden kann. Es ist die Zeit zu kurz, um sich wirklich ein ausreichendes Bild zu machen und auch inhaltlich sind noch eine ganze Reihe von Fragen offen, daher werden wir diesem Antrag nicht nähertreten. Meine Damen und Herren, bei der Energieunterstützung Plus, und zwar vor allem bei der Energiekostenpauschale, haben der Herr Landesrat und der Herr Bürgermeister spät aber doch eingesehen, dass fehlendes Geld fürs Heizen nicht als Aushängeschild für ein soziales Wien taugt. Nur zur Erinnerung: Im März 2013 hat die rot-grüne Stadtregierung - ich sage Ihnen, der Grünen Fraktion, das nur - den Heizkostenzuschuss für tausende Menschen, ungefähr 60.000, trotz vieler Einwände von uns gestrichen. Jährlich forderten wir ein Comeback des Zuschusses und jährlich blieben die Gründe, warum die Stadtregierung dagegen war, schleierhaft. (Zwischenruf.) - Na sicher, warum? Sagen Sie es bitte. Die waren schleierhaft, ja. Wir meinten, die Energieberatung reicht nicht aus. Die war wichtig und richtig, das war ein guter Schritt, aber ein Schritt. Das eine tun und das andere nicht lassen, Herr Landesrat, das habe ich Ihnen weiß Gott x Mal gesagt. Die anderen acht Bundesländer hielten das bewährte und unbürokratische Instrument hingegen auch nach dem Jahr 2013 aufrecht. In der ersten Säule Ihres Wiener Energieunterstützung Plus Paketes wird von einer pauschalen Direktanweisung in der Höhe von 200 EUR für besonders Bedürftige gesprochen. Das ist bestenfalls, Herr Landesrat, eine Light- Version eines Heizkostenzuschusses. Und warum? - Weil wir von der ÖVP schon vor der Krise, jetzt haben wir die Krise, einen Betrag von 300 EUR forderten und weil 200 EUR keinesfalls die größte Teuerungsrate seit rund 40 Jahren ausgleichen können, weil die Energiearmut auf Grund der hohen Preise durch die Decke geht und weil viel zu viele Menschen in Wien vor der Frage stehen: essen oder heizen?, und weil uns der Zuschuss jetzt Ende April nach dem Ende der Heizsaison zum Beschluss vorgelegt wird. Kurz gesagt: Zu wenig und zu spät, denn das Motto "Wer schnell hilft, hilft doppelt." sollte Ihnen doch bekannt sein. Nochmals, damit ist insgesamt gerade jener Betrag erreicht, den die ÖVP vor der Teuerung forderte. In Wien wäre aber mehr möglich, gerade im Bereich der Energie könnte die Stadt über die Wien Energie eingreifen und die Teuerung bremsen. Da die Wien Energie ausschließlich im Eigentum der Stadt Wien steht, wäre die Umsetzung rasch und unkompliziert möglich. Als Energieversorger in städtischer Hand hat die Wien Energie soziale Verantwortung, sie haben soziale Verantwortung gegenüber der Wiener Bevölkerung. Außerdem könnte die Stadt selbst noch für weitere Entlastungen sorgen, aber stattdessen wird mittels Valorisierungsgesetz den Menschen weiter das Geld aus den Taschen gezogen. Ganz generell wird zuallererst mal der Bund kritisiert, aber im Endeffekt verlässt man sich dann doch darauf, dass dieser die Hilfe übernimmt - so auch in diesem Fall -, das sieht man bei der Energiekostenpauschale, aus unserer Sicht eben ein Heizkostenzuschuss light. Wie gesagt, wir werden aber dem vorliegenden Energieunterstützungsgesetz zustimmen, nämlich gerade auf Grund der Dringlichkeit im Angesicht einer humanitären Krise - von unvorstellbarem Ausmaß - wie diesem Krieg ist jede Hilfe in diesem Bereich wichtig. Die momentanen Krisen sind gewaltig. Ich glaube, wir müssen uns auf ein längerfristiges Problem einstellen, deshalb braucht es den Heizkostenzuschuss, den ich mir höher vorstellen kann, aus unserer Sicht auch deutlich länger als nur ein einziges Mal, Herr Landesrat. Noch einmal: Jeder Betrag ist da nötig, ich wünsche mir von Ihnen, Herr Landesrat, dass Sie beim nächsten Mal schneller ins Tun kommen. Wir sagen Ihnen bereits heute, dass es nur ein erster Schritt und ein erster Beitrag sein kann. - Danke. Präsident Ernst Woller: Ich danke. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Mörk. Ich erteile das Wort. Abg. Gabriele Mörk (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Wiener Energieunterstützung ist eine schnelle Hilfe bei Energiearmut. Energie ist ein ganz zentraler Bestandteil unseres Lebens, wer Energie nicht mehr zahlen kann, der hat auch damit zu rechnen, dass er den Anschluss an unsere Gesellschaft verliert. Viele kämpfen aktuell nicht nur mit den finanziellen Folgen der Corona- Pandemie, mit Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, sondern auch zusätzlich mit den Teuerungen bei Gas und Strom. Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland wirken sich zusätzlich als Preistreiber aus. Besonders hart trifft es natürlich Menschen mit niedrigen Einkommen, die schon bis jetzt jeden Euro umdrehen mussten. Kein Mensch und vor allem kein Kind soll im Dunklen sitzen oder frieren, deshalb wurde auch sehr rasch reagiert. Bereits im Dezember wurde gehandelt und die Förderungen im Energieförderungstopf wurden angepasst, es wurde auch sichergestellt, dass niemand von einem Energieversorger einseitig gekündigt wird. Mit der Wiener Energieunterstützung, die uns heute zum Beschluss vorliegt, reagieren wir auf diese negativen Entwicklungen, und zwar schnell, rasch und treffsicher. Ein Volumen von über 124 Millionen EUR auf 3 Säulen steht zur Verfügung. Auf der einen Seite ist es die Wiener Energiekostenpauschale, von der 262.000 WienerInnen profitieren werden. Das sind die BezieherInnen von Mindestsicherung, Mindestpension, arbeitslose Menschen und Wohnbeihilfenbezieher. Sie werden noch vor dem Sommer und ohne Antrag 200 EUR erhalten, AlleinerzieherInnen werden 300 EUR erhalten. Mit dieser Maßnahme erreichen wir vor allem auch 65.000 Kinder in Wien. Auf der anderen Seite hilft aber die Energieunterstützung auch bei der Teilübernahme von Rückständen beziehungsweise bei der Jahresabrechnung. Durch die Energieberatung erfolgt auch ein Austausch von elektrischen Geräten, davon profitieren zusätzlich 210.000 Haushalte in Wien. Mit der Wiener Energieunterstützung setzen wir auch Maßnahmen, die in die Zukunft gerichtet sind. Das betrifft die Förderung der thermischen Sanierung im Altbau, energieeffiziente Neubauten und ökologische, nachhaltige Energieanlagen wie Photovoltaik. Das ist ein Thema gewesen, mit dem wir uns in den letzten Tagen schon mehrmals hier im Haus beschäftigt haben. Was vor allem aus meiner Sicht ganz, ganz wichtig ist: In der Ombudsstelle der Wien Energie gibt es fünf Sozialarbeiter, die ganz intensiv bei Energiearmut unterstützen, da werden individuell angepasste Leistungen gemeinsam mit den Betroffenen erarbeitet. Mit der Wiener Energieunterstützung, die wir heute beschließen werden, reagieren wir schnell auf die jüngsten Preissteigerungen. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und ersuche um Ihre Zustimmung. Präsident Ernst Woller: Danke. Ich möchte noch mitteilen, dass Herr Klubobmann Ellensohn ab sofort bis zum Ende der Sitzung entschuldigt ist. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Seidl. Abg. Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke, Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Meine Damen und Herren! Ich glaube, ich kann es relativ kurz machen, es ist de facto alles gesagt worden. Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, wird es hier heute eine einstimmige Zustimmung zu dem Gesetz geben, das heißt, auch wir werden selbstverständlich zustimmen. Aber auch ich habe einen ganz kleinen Kritikpunkt, und zwar soll diese Auszahlung, wenn ich es jetzt richtig im Kopf habe, im 3. Quartal 2022 stattfinden, okay, das heißt, wenn ich jetzt richtig rechne, ab 1. Juli. Jetzt haben wir heute den 28. April 2022, mit dem morgigen Tag könnte die zuständige Magistratsabteilung de facto beginnen, die Beträge an Personen, die ja bekannt sind, anzuweisen. Also, sehr geehrter Herr Landesrat! Was da jetzt über zwei Monate dauert, verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht ganz. Vielleicht können Sie uns das noch beantworten oder noch besser wäre es, wenn man da eventuell vielleicht ein bisserl schneller ist und das auf alle Fälle im 2. Quartal schafft, optimalerweise natürlich noch im Mai, denn ich glaube - wie gesagt, die Daten sind alle bekannt -, in der heutigen Zeit der Computerisierung sollte das de facto nur mehr eine Art Knopfdruck sein. Ich glaube, das könnte man schon schneller als in mehr als zwei Monaten machen. - Danke schön. Präsident Ernst Woller: Danke. Damit ist die Debatte geschlossen, weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich ersuche nun den Berichterstatter um das Schlusswort. Kein Schlusswort? - Okay, das war ein Kommunikationsfehler, Frau Abg. Spielmann ist noch einmal zu Wort gemeldet. Abg. Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Ja, ich wollte noch einmal gerne was zur Kollegin Korosec sagen. Also wir haben am Dienstag einen Abänderungsantrag von rot-pink auf den Tisch geknallt gekriegt, das Ganze war auch nicht sehr langfristig geplant. Wir haben vor der Osterpause den Gesetzentwurf bekommen, und ich und meine Referentin haben uns schnell diesen Gesetzesvorschlag angeschaut. Also ich glaube, es ist sehr wohl möglich, sich das innerhalb von 24 Stunden anzuschauen und zu bewerten. Zum Kollegen Seidl: Genau das steht auch in unserem Abänderungsantrag übrigens drinnen, dass das ab sofort und nicht eben erst ab dem 3. Quartal gelten soll. Insofern würde ich mich freuen, wenn die FPÖ da zustimmen würde. -Danke. Präsident Ernst Woller: Damit ist die Debatte nun tatsächlich endgültig geschlossen. Wir kommen nun zur Abstimmung. Ich lasse zuerst über den Abänderungsantrag der GRÜNEN abstimmen. Ich bitte die Damen und Herren des Wiener Landtages, die diesem Abänderungsantrag zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand oder der Abstimmungskarte. - Das sind nur die GRÜNEN, damit ist der Antrag nicht ausreichend unterstützt. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Gesetzesvorlage. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Das ist einstimmig beschlossen, damit ist das Gesetz in erster Lesung angenommen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist ebenfalls einstimmig, damit ist das Gesetz auch in zweiter Lesung beschlossen. Postnummer 4 betrifft nun die erste Lesung der Vorlage des Gesetzes, mit dem das Gesetz über die integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung 2013, das Wiener IPPC-Anlagengesetz 2013 - WIAG 2013 geändert wird. Berichterstatter hierzu ist Herr Amtsf. StR Czernohorszky, ich erteile ihm das Wort. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich bitte um Zustimmung. Präsident Ernst Woller: Da zu diesem Tagesordnungspunkt keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang in erster Lesung ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist unterstützt von FPÖ, Parteifreiem, NEOS, SPÖ und GRÜNEN, ist damit mehrstimmig ohne ÖVP beschlossen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so beschlossen. Wir kommen nun zur zweiten Lesung, ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist dasselbe Abstimmungsverhalten und ist damit ohne ÖVP beschlossen. Postnummer 5 der Tagesordnung betrifft den Bericht über die Behandlung der im Jahr 2021 abgeschlossenen Petitionen. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn Amtsf. StR Czernohorszky, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Auch da bitte ich um Zustimmung. Präsident Ernst Woller: Zu diesem Tagesordnungspunkt hat sich Herr Abg. Berger zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Abg. Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Landesrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Sitzungssaal und zu Hause vor den Bildschirmen! Ja, wir behandeln jetzt den Bericht über die Petitionen aus dem Jahr 2021 aus dem Gemeinderatsausschuss für Petitionen. Dem einem oder anderen, der vielleicht ein bissel länger hier im Haus ist, wird aufgefallen sein, seit der neuen Stadtregierung, seit Rot-Pink, sind die Bürgerinitiativen zumindest im Titel gestrichen worden, sie sind heimlich gekillt worden. Das zeigt durchaus, glaube ich, ein bissel den Ehrgeiz, den man mit dieser Thematik insgesamt hat, aber ich werde dann später noch darauf zu sprechen kommen. Im Jahr 2021 wurden gesamt an der Zahl 26 Petitionen beziehungsweise abgeschlossene Petitionen behandelt, ich möchte gleich zum ersten Problemfall oder zur ersten Problematik kommen: Wir berichten sozusagen heute auch über zwei Petitionen, die bereits im März 2020, also vor über zwei Jahren, erstmals deponiert wurden, die eingereicht wurden. Das ist natürlich, wie ich meine, in einem Informationszeitalter, in einem Zeitalter, in dem man mittlerweile auch sehr viel elektronisch abwickeln kann, wo aber leider Gottes die Mühlen des Wiener Rathauses sehr, sehr langsam mahlen, schon ein unzumutbarer Zustand und etwas, das wir unbedingt angehen müssen, um das entsprechend zu beheben. Das Gesetz über die Petitionen in Wien wurde ja im Jahr 2013 eingeführt beziehungsweise erstmals beschlossen. Es war eine jahrelange Forderung insbesondere auch von uns Freiheitlichen, es war eine sehr, sehr schwere Geburt, wir Freiheitlichen waren dabei aber auch Geburtshelfer. Dieses Petitionsrecht in Wien hat leider Gottes auch einige Geburtsfehler, die uns bekannt sind, die durchaus anderen Leuten bekannt sind beziehungsweise den anderen Fraktionen hier im Hause bekannt sind. Es wird immer wieder von Regierungsmitgliedern der unterschiedlichsten Fraktionen versprochen, es wird zu einer Novelle, zu einer Weiterentwicklung kommen. Die großen Schritte, die versprochen wurden, sind leider Gottes seit 2013, das sind mittlerweile auch neun Jahre, alle ausgeblieben. Warum, wieso, weshalb? - Ja, weil sich insbesondere die vergangenen zuständigen Stadträte halt lieber mit Autofahrerschikanen, mit Gürtel-Pools, und so weiter, und so fort befasst haben, also namentlich Frau Vassilakou und Frau Hebein, und sich dieses stiefmütterliche Dasein des Petitionsrechts ja über Jahre hindurch fortgesetzt hat. Das einzig Positive oder zumindest das, was damals unter den beiden Damen anders war, das möchte ich an dieser Stelle schon durchaus betonen: Die beiden Damen waren im Ausschuss zumindest physisch anwesend, ich betone in diesem Zusammenhang ausdrücklich, physisch - ansonsten war der Input eher bescheiden für die Abhandlung von Petitionen, das sage ich ganz offen -, das war zumindest etwas, wenn auch nur eine sehr, sehr kleine Leistung. Meine Damen und Herren! Hoffnungen, dass es in der Koalition von SPÖ und NEOS zu einer notwendigen Novellierung des Petitionsrechts in Wien kommt und dass das Ganze, wenn es schon jahrelang versprochen wurde, endlich in Angriff genommen wird, diese Hoffnungen wurden bis dato nicht erfüllt, meine sehr geehrten Damen und Herren. Dementsprechend haben wir ja auch einen Beschlussantrag vorbereitet, der nämlich eine Novellierung des Wiener Petitionsrechts vorsieht beziehungsweise insbesondere dem zuständigen Stadtrat sozusagen einen Auftritt erteilt. Ja, diese stiefmütterliche Behandlung, die wir insbesondere unter der rot-grünen Koalition, unter grüner Zuständigkeit gesehen haben, die setzt sich leider Gottes auch unter der neuen Stadtregierung fort. Es steht ja etwas im Regierungsprogramm drinnen, es steht leider sehr, sehr weit hinten im Koalitionsabkommen der Fortschrittskoalition. Das hat 212 Seiten, zu Petitionen und direkter Demokratie steht halt leider erst etwas auf den Seiten 211 und 212. Irgendetwas wird wahrscheinlich im Laufe dieser Periode passieren. Meine sehr geehrten Damen und Herren, insbesondere der kleine Regierungspartner hat ja in den letzten Jahren immer diese Hinterzimmerpolitik kritisiert, da sind namhafte Personen dieser Partei hier gestanden, haben gesagt, ja, diese Verhandlungen in den dunklen Hinterzimmern, die müssen endlich aufhören, wir müssen da durchlüften, wir müssen frische Luft hineinlassen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir befürchten jetzt allerdings, dass sich diese mittelalterliche Politik, ja, eher Steinzeitpolitik, wie wir sie aus der Vergangenheit insbesondere von der SPÖ gewohnt waren, jetzt wieder fortsetzt, offenbar, um sich einer offenen Diskussion zu entziehen und offenbar, weil man im Rahmen einer sogenannten offenen Diskussion halt befürchten könnte, dass der Druck entsprechend steigt, legistische Bestimmungen festzulegen, die halt vielleicht für eine Stadtregierung etwas unangenehm sind. Deshalb haben wir einen Antrag vorbereitet, der vorsieht, eine Enquete für eine Novellierung des Wiener Petitionsrechts durchzuführen, für eine Weiterentwicklung, die wir so dringend und ja, seit mittlerweile acht Jahren bereits brauchen. Wir haben exemplarisch aufgezählt, wen man hierzu beiziehen könnte, das sind zum einen einmal die ehemaligen Petitionswerber, die wir ja in den letzten Jahren sozusagen schon angesammelt hatten. Es würde uns beispielsweise auch insbesondere hier im Festsaal im Rahmen einer breiten Öffentlichkeit interessieren, was die Verbesserungsvorschläge sind, wo wir uns weiterentwickeln können und dass man aber auch Bürgerinitiativen beizieht. Ich habe es bereits erwähnt, aus dem Titel des Ausschusses wurden sie ja bereits gestrichen, es gibt aber in Wien sehr viele umtriebige Bürgerinitiativen. Es geht darum, dass man auch die politische Opposition beizieht. Ich weiß, das ist immer relativ unangenehm für die Wiener Stadtregierung, aber ich glaube, um einen wirklich breiten Konsens erzielen zu können, ist dieser Weg unumgänglich. Dann gibt es in den unterschiedlichsten deutschsprachigen Städten bereits Petitionsrechte. Auch da könnte man Experten einladen, Mandatare aus den Stadtregierungen, Stadtparlamenten einladen, um sich wirklich Input zu holen und unser Petitionsrecht weiterzuentwickeln, beispielsweise Verfassungsexperten beiziehen, nicht nur die von der Magistratsdirektion Recht, sondern auch Außenstehende der Stadt Wien. Denn wir Freiheitlichen wollen eigentlich hier in Wien das beste Petitionsrecht im deutschsprachigen Raum umgesetzt haben. Dementsprechend wollen wir auch möglichst viele Ideen und Vorschläge einsammeln, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ja, Ideen und Vorschläge hat es in der Vergangenheit schon viele und genug gegeben. Wir müssen, glaube ich, insbesondere im Bereich der Publizität ansetzen, der Öffentlichkeit von Sitzungen, dass man auch die Protokolle transparenter gestaltet. Es steht ja nicht dort, wie die unterschiedlichen Parteien abstimmen. Das gestaltet sich dann meistens so, dass der Petitionswerber den Sitzungssaal verlässt. Von so manchen Fraktionen - die sind halt meistens der Regierung angehörig - gibt es dann freundliche Gesichter, aber sobald die Petitionswerber dann den Saal verlassen haben, werden Anträge hier knallhart niedergestimmt. Es soll auch insbesondere eine intensivere Regelmäßigkeit geben. Wir haben momentan vier Sitzungen, merken aber in der Regel, dass sich das nie ausgeht beziehungsweise die Sitzungen entsprechend lange dauern. Man soll öfter darüber berichten. Ich habe es bereits eingangs erwähnt: Wir behandeln heute Petitionen, die bereits im März 2020, also vor über zwei Jahren, entsprechend eingebracht wurden, keine Aktualität mehr haben. Da stehen schon neugebaute Häuser, sind abgerissen worden, die Verkehrs- oder Stadtplanungsprojekte sind bereits abgeschlossen, und heute unterhalten wir uns gewissermaßen darüber. Man sollte sich vielleicht auch über einer Senkung von Mindestunterzeichnungen unterhalten. Wir Freiheitliche wollen das Ganze auch ergebnisoffen diskutieren. Dementsprechend wollen wir auch den Personenkreis für eine solche Enquete möglichst groß halten und uns einfach die besten und natürlich auch praktikabelsten Vorschläge einholen, damit wir zu einer Verwirklichung und zu einer Reform und Novellierung des Petitionsrechts kommen. Wie gesagt, wir wollen das beste im deutschsprachigen Raum für Wien umsetzen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, in puncto Demokratie, glaube ich, leben wir nicht nur in Wien, sondern durchaus auch bundesweit in Zeiten, in denen wir Handlungsbedarf haben. Insbesondere die gesamte Corona-Zeit, die letzten zwei Jahre, insbesondere auch nicht nachvollziehbare, überschießende, und so weiter, und so fort Maßnahmen haben doch bei weiten Teilen der Bevölkerung, nicht nur in Österreich, aber insbesondere auch in der Stadt Wien, zu einem Vertrauensverlust gegenüber der Politik gesorgt. Ich glaube, wir täten gut daran, entsprechend vertrauensbildende Maßnahmen zu setzen. Und vertrauensbildende Maßnahmen sind meines Erachtens nach nicht solche, bei denen die Bevölkerung verschaukelt wird. Das haben sie insbesondere in den letzten zwei Jahren oft genug gesehen, und es findet aber leider Gottes in Wien und insbesondere in den Bezirken tagtäglich statt. Worauf spiele ich an? - Es gibt mittlerweile die Erkenntnis in der Stadtregierung beziehungsweise den SPÖ-geführten Ressorts, wenn es Stadtentwicklungsprojekte gibt, wenn es Bauprojekte, Verkehrsprojekte gibt, dass man dann unter dem Vorwand eines Bürgerbeteiligungsverfahrens Informationsveranstaltungen macht, Teile der Bezirksbevölkerung einlädt, de facto die SPÖ-Pläne der Bevölkerung hinknallt: So ist es! Und dann gibt es noch irgendwo eine Pinnwand, auf der die Bevölkerung auf Notizzetteln irgendetwas auf die Art wie bei einer Klagemauer anheften kann und sich irgendetwas wünschen kann. Das Ganze sind in der Regel aber Veranstaltungen und Unternehmungen für die Rundablage. Wovon spreche ich? - Mein eigener politischer Bezirk beziehungsweise Wohnbezirk ist davon sehr, sehr massiv betroffen. Im Südraum Favoritens ist ein riesengroßes Stadtentwicklungsgebiet mit Rothneusiedl in Planung, wo de facto eine neue Seestadt Aspern entstehen soll. Es sollen unmittelbar zu einem alten Ortskern Monsterbauten, Wohnsilos errichtet werden. Auch dort hat sich das so gestaltet, dass im Endeffekt die Vorstellungen der Stadt Wien von vornherein klipp und klar festgelegt wurden und sich die Bürger noch aussuchen haben können, welche Stauden man dort vielleicht noch pflanzen kann. Das sorgt aber mittlerweile für massive Verärgerung, nicht nur in dem Bezirk, sondern durchaus auch bei anderen Projekten, wo Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Stadtregierung, entsprechend vorgehen. Das haben Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, offensichtlich noch nicht durchschaut, aber ich beobachte das durchaus quer über das Stadtgebiet, dass die Bevölkerung und dass die Bürger, die wirklich motiviert wären, an tatsächlichen und echten und ehrlichen Bürgerbeteiligungsverfahren teilzunehmen, eigentlich frustriert, enttäuscht und wirklich wutentbrannt oftmals solche Veranstaltungen verlassen, nicht mehr hingehen, dass es bei irgendwelchen Rücksendekuverts eigentlich kaum mehr zu Rücklauf kommt. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist natürlich etwas, was der Demokratie und dem Vertrauen in die Politik in Wien mit Sicherheit nicht zuträglich ist. Dementsprechend haben wir auch einen dritten Antrag vorbereitet, der auf etwas abzielt, wobei ich nicht mehr weiß, ob sich die rot-pinke Stadtregierung so recht daran erinnern möchte. Es ist nämlich die letzte Seite im Regierungsprogramm, glaube ich, oder die vorletzte Seite. Es gibt nämlich im Regierungsprogramm stehend den Punkt "verbindliche Bezirksabstimmungen und Bezirksbefragungen". Ich weiß durchaus, dass das eine Herausforderung für eine Stadtregierung sein kann, aber Sie haben es in Ihr Regierungsprogramm hineingeschrieben. Wir weisen Sie anlässlich dieser heutigen Diskussion auch noch einmal darauf hin und ersuchen selbstverständlich auch darum, dass auch dieser Punkt in Ihrem Regierungsprogramm möglichst schnell zur Umsetzung kommt. Denn, meine sehr geehrten Damen und Herren, sowohl hinsichtlich dieser direkt-demokratischer Elemente als auch hinsichtlich des Petitionsrecht sage ich ganz offen, dass unsere Geduld mit dem gesamten Zuwarten über die letzten Jahre hindurch mittlerweile am Ende ist, dass wir auch keine Lust mehr haben, uns jedes Mal mit irgendwelchen Versprechen vertrösten zu lassen. Deshalb mein Aufruf und unser Appell an Sie: Legen Sie auch gewissermaßen die Angst vor der Bevölkerung ab! Ermöglichen Sie mehr direkt-demokratische Elemente in Wien. Krempeln Sie endlich die Ärmel hoch, kommen Sie in die Gänge, meine sehr geehrten Damen und Herren der Regierungsfraktionen, und bringen wir endlich ein zeitgemäßes Petitionsrecht auf den Weg, das die Geburtsfehler, die wir seit dem Jahr 2013 haben, endlich ablegt, damit wir für das Jahr 2022 endlich ein zeitgemäßes beschließen können. Danke schön. Präsident Ernst Woller: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Weber. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Hoher Landtag! Liebe Gäste zu Hause via Livestream! Schön, dass wir heute über den Petitionsbericht 2021 sprechen können, im Vergleich zu den Jahren davor relativ spät. Ich möchte aber erklären: Das liegt nicht daran, dass der Petitionsbericht erst so spät fertig geworden ist, nein, ganz im Gegenteil, der ist wie immer großartig ruckzuck von der MA 62 sehr schnell erstellt worden. Es waren wir von der Politik, die gesagt haben, wir nehmen den einmal von der Tagesordnung und reden dann hier über den Petitionsbericht, wenn es die Corona-Lage auch zulässt, dass wir uns ordentlich viel Zeit nehmen, dass wir in vielen Runden das Thema behandeln, denn das Thema ist wichtig. Daher möchte ich zu Beginn eben ganz kurz darauf hinweisen, dass der Bericht natürlich schon wie jedes Jahr sehr, sehr früh fertiggestellt war. Zu Beginn das Wichtigste, nämlich das Dankesagen. Ich möchte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Magistratsabteilung 62 meinen Respekt und meinen Dank - ich glaube, den Respekt und den Dank des ganzen Hauses - dafür aussprechen, dass sie über das Jahr hindurch die Überprüfung der Unterschriften so professionell erledigen, dass sie den Jahresbericht wie immer ruckzuck erstellt haben, dass sie uns im Petitionsausschuss auf eine großartige Art und Weise begleiten und - das ist ganz wichtig, das habe ich seit 2018 auch jedes Jahr hier gesagt, ich höre es immer, wenn ich mit Vertreterinnen und Vertretern von Bürgerinitiativen spreche - wie unglaublich freundlich kompetent Bürgerinitiativen von der MA 62 entgegengetreten wird. Das ist mir sehr wichtig, denn oft haben Menschen, die sich in Bürgerinitiativen engagieren, den ersten Kontakt mit der Stadt über den Petitionsausschuss über die MA 62, und die MA 62 ist da die Visitenkarte der Stadt. Ich finde es großartig, mit welcher Serviceorientiertheit Sie hier den Bürgerinitiativen entgegentreten, und dafür gebührt Ihnen der sehr herzliche Dank aus der Politik. Und wenn wir schon beim Dankeschön sind - wir haben eine gute Tradition. Ich bin seit 2018 im Petitionsausschuss, der Petitionsausschuss ist von der Kollegin Abg. Kickert früher auf eine unglaublich bedachte, empathische Art geführt worden. Jetzt schaue ich mir unsere Ausschussvorsitzende, die Abg. Andrea Mautz-Leopold, an. Ich möchte auch dir dafür danken, dass du diese besonnene Vorsitzführung fortsetzt, unsere Petitionswerberinnen und Petitionswerber gut auf den Ausschuss vorbereitest. Denn wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, für uns ist das im Petitionsausschuss Sitzen eine Selbstverständlichkeit. Wir kennen uns alle. Wir sind uns gewohnt, wir sind uns zugemutet, wir arbeiten miteinander, wir führen Schmäh miteinander. Wir ziehen hier auf der Bühne am Rednerpult oft unsere Show ab, aber wir sind uns gewohnt. Menschen, die in den Petitionsausschuss kommen, sind das nicht. Ich weiß das, weil ich jetzt in den letzten Monaten auch mit einigen telefoniert habe: Die sind nervös, die sind fertig. Das ist ihr großer Moment, wenn sie monatelang Unterschriften gesammelt haben und dann hier ihr Anliegen in fünf Minuten vor Abgeordneten dieses Hauses auf den Punkt bringen müssen. Da ist es wichtig, dass man über eine empathische Vorsitzführung gut eingeführt wird, gut vorbereitet wird, gut vorgestellt wird, dass das Ganze in einem guten Rahmen stattfindet. Danke, dass du das auf so eine empathische Art machst. Wenn wir beim Danke sind, ist das Wichtigste, natürlich den Menschen Danke zu sagen, die ihre Anliegen an uns Politiker heranbringen, die über eine Bürgerinitiative, über eine Petition an uns mit ihren Anliegen herantreten. Ich sage das jedes Jahr: Politik und Demokratie leben von Menschen, die sich beteiligen, und es ist wichtig, dass sie sich beteiligen, es ist großartig. Das ist deshalb wichtig, weil sie oft auch unsere Aufmerksamkeit auf Themen lenken, die gar nicht in unserer Aufmerksamkeit sind. Daher möchte ich mich namens der Politik sehr herzlich für ihr Engagement über Petitionen bedanken. Ich bin ja jemand, der Politik auf eine sehr evidenzbasierte Art und Weise mag und nicht über Emotionen. Herr Berger, zusammengefasst in einem Satz: Ich weiß ehrlich gesagt auf vielen Ebenen nicht, wovon Sie reden. Ich weiß es deshalb nicht, wovon Sie reden, denn Sie sagen, es gibt zwar auf der einen Seite den großen Vertrauensverlust und die Menschen haben ja gar kein Vertrauen mehr und engagieren sich nicht mehr über Bürgerinitiativen. Ich weiß nicht, ich nehme schon an, dass Sie den Petitionsbericht gelesen haben. Und wenn Sie den Petitionsbericht gelesen haben, werden Sie eines feststellen: 2020 gab es 17 Petitionen, 2021 gab es 39 Petitionen. Jetzt muss man kein großer Kopfrechner sein - ich brauche einen Taschenrechner dafür, das muss ich zugeben -, dass man sich ausrechnen kann, dass es in den letzten 6 Jahren um 225 Prozent mehr Petitionen gegeben hat. Aber nicht nur, dass sich die Petitionen auf eine unglaubliche Art und Weise fast verdreifacht haben oder sich eigentlich verdoppelt haben, müssen wir uns auch nur anschauen: Wie geht denn die Politik, wie gehen denn wir mit den Petitionen um? Und das sehen wir sehr schön, wenn wir uns anschauen, wie viele Stellungnahmen wir einholen. Schauen wir uns das an: 2015 waren es 33 Stellungnahmen, 2021 waren es 229 Stellungnahmen. Und ich lasse mir hier ehrlich gesagt nicht sagen, dass wir einerseits Petitionen nicht ernst nehmen, und auf der anderen Seite, dass die Menschen auf Grund von unserem Tun das Vertrauen in die Politik verlieren, wenn es auf der einen Seite mehr als drei Mal so viele Petitionen gibt und diese drei Mal so vielen Petitionen in der halben Zeit erledigt werden, nämlich nicht in zwölf Monaten, wie das 2015 der Fall war, sondern in sechs Monaten, wie das 2021 der Fall war. Würde man weg von den Emotionen gehen, würde man weg von der Parteipolitik gehen und würde Zahlen, Daten, Fakten sprechen lassen, sprich, den Petitionsbericht lesen, würde man sehen: Petitionen sind sehr wohl ein Werkzeug, das von den Wienerinnen und Wienern gut angenommen wird. Herr Berger, ich habe noch eine Neuigkeit für Sie. Wenn man ein Dokument schreibt, gibt es immer irgendetwas, das hinten steht. Wenn man ein Regierungsprogramm schreibt, ist alles, was im Regierungsprogramm steht, wichtig. Daher lasse ich mir auch nicht hier von Ihnen sagen und ausrichten, dass Petitionen ganz hinten im Regierungsprogramm stehen und daher ganz unwichtig sind. Alles, was im Regierungsprogramm der Fortschrittskoalition steht, ist wichtig und für uns auch ein Auftrag und nicht, weil es ganz hinten steht, nicht wichtig. Noch einmal: Ein Dokument hat immer letzte Seiten, und irgendetwas muss im Dokument hinten stehen. Sie haben auch gesagt - das Thema betrifft nicht nur Sie, das betrifft auch die Kolleginnen und Kollegen der ÖVP, dann bin ich auch schon bei den Anträgen, die kommen -, die Protokolle beinhalten ja nicht einmal das Abstimmungsverhalten. Das ist richtig. Ich bin in den letzten Jahren in der Opposition oft hier gestanden und habe gesagt: Da gibt es Protokolle, und da hätte ich gerne - habe auch oft den Antrag gestellt - das Abstimmungsverhalten. Ich weiß nicht, wann Sie zum letzten Mal ein Protokoll gelesen haben. Ich habe Neuigkeiten für Sie. Ich habe jetzt ein Protokoll vom Jänner 2022 mit und lese Ihnen vor, was da drinsteht. Das können Sie sich übrigens auch auf der Website anschauen, denn die Protokolle sind ja transparent auf der Website veröffentlicht. Da steht im Protokoll vom 17. Jänner 2022 - das auch an die ÖVP adressiert, die das in einem Antrag fordert -: Mit Stimmenmehrheit abgelehnt, ÖVP, FPÖ, Abg. Kieslich gegen SPÖ, NEOS, GRÜNE. Ich weiß also nicht, was Sie wollen. Wovon Sie reden, gibt es, und das gibt es seit einem Jahr. Die Neuigkeit ist: Manchmal macht man auch Sachen und feiert sich nicht öffentlich ab, sondern tut sie einfach, weil sie richtig sind, weil sie wichtig sind und weil wir das einfach tun. Ich finde es als Mitglied des Petitionsausschusses immer ein bisschen schwierig, jetzt hier auch über einzelne Petitionen zu reden und einzelne Petitionen vor den Vorhang zu holen, weil ich all die Petitionswerberinnen und Petitionswerber kenne, ihr Herzblut im Ausschuss erlebt habe, ihre Leidenschaft erlebt habe, ihre Nervosität gespürt habe, das Funkeln in ihren Augen gesehen habe. Daher werde ich das nicht machen, aber meine Kollegin Abg. Angelika Pipal-Leixner wird in Folge noch auf einzelne Petitionen eingehen. Ich möchte noch eines dazusagen, weil wir heute eine ganze Menge von Anträgen haben und hier eine ganze Menge von Anträgen zum Petitionsrecht kommt: Zumindest die Petitionssprecherinnen und -sprecher dieses Hauses wissen, dass wir eine ganz große Reform des Petitionsrechts auf Schiene bringen, dass wir dabei sehr weit sind, eigentlich schon in der Formulierung sind und die Dinge umsetzen. Ich finde es dann spannend, wenn wir dann im gleichen Zug eigentlich vieles von diesen Gesprächen und von diesen Punkten, die wir in der Reform des Petitionsrechts umsetzen werden, was die Petitionssprecherinnen und Petitionssprecher der einzelnen Fraktionen schon wissen, dann in Anträgen wiederfinden. Aber ja, sei es drum. Was ich noch sagen möchte, ist: Kollege Berger hat gesagt, er wünscht sich für seine Fraktion das modernste Petitionsrecht, und ich kann Ihnen antworten: Wenn wir die Reform des Petitionsrechts beschließen, dann werden wir sehr, sehr bald das modernste Petitionsrecht haben, das es in Österreich gibt. Bis dahin dauert es nicht mehr lange. Ich freue mich, da Sie in zahlreichen Anträgen Ihr Engagement zeigen und viele gute Ideen zum Petitionsrecht bringen, die ja auch im Regierungsprogramm drinstehen. Zum Regierungsprogramm möchte ich vielleicht auch noch einen Gedanken mitgeben: Das ist ja nichts, wo man irgendwie zu Hause sitzt und sich aus den Fingern saugt, was könnten wir ins Regierungsprogramm reinschreiben, das Regierungsprogramm ist ja etwas, das deshalb entsteht, weil man sich über Jahre mit dem Thema beschäftigt, im Umgang mit Bürgerinitiativen Gespräche führt, Themen von Bürgerinitiativen abholt und sie dann in ein Regierungsprogramm hineingibt. Das heißt, ich kann Sie schon beruhigen: Vieles oder eigentlich alles, was in dem Regierungsprogramm drinsteht und was wir in diese Novelle des Petitionsrechts einfließen lassen werden, ist ja ein Ausfluss aus Bürgerinitiativen und aus der Erfahrung im Umgang mit dem Petitionsrecht. Aber da freue ich mich dann auf die Begutachtung, freue mich auf das Feedback, freue mich, wenn es dann soweit ist, über dieses Thema zu reden. Ja, weil Sie Ehrgeiz genannt haben: Der Ehrgeiz der Fortschrittskoalition, ein modernes Petitionsrecht auf den Weg zu bringen, ist sehr hoch. Ich freue mich, wenn es soweit ist, auf Ihre Zustimmung und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Präsident Ernst Woller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Keri. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Sabine Keri (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Damen und Herren! Wir haben jetzt viel gehört. Herr Weber hat erklärt, wir sollen keine einzelnen Petitionen hervorholen, denn wir sollen das große Ganze sehen. Ich werde dir diesen Gefallen nicht tun, denn du hast auch gesagt, das ist für viele Petenten und Petentinnen der große Moment. Das ist der Moment, wofür sie monatelang Unterschriften gesammelt haben. Sie sind nervös, das ist ihr großer Tag. Das stimmt. Und ich muss schon sagen, dass es so ist, dass sich viele oder einige Petenten und Petentinnen nicht ernst genommen fühlen von diesem Petitionsausschuss. Du hast auch ganz voller Stolz erzählt, dass es jetzt ganz viele Petitionen gibt. Das stimmt auch. Ich werde später noch einmal darauf zu sprechen kommen, denn im Gegensatz zu früher ist es so, dass wir jetzt mit Petitionen zu tun haben, die politisch getrieben sind und nicht direkt vom Bürger oder von der Bürgerin kommen, sondern sehr wohl von Parteieninitiativen. Wir stehen vor dem Problem, dass der Petitionsausschuss eigentlich nicht alltagstauglich ist. Da geht es um die Länge, wie lange Petitionen behandelt werden, und so weiter. Ich möchte gerne eine Petition hervorholen oder mit einer Petition beginnen, die uns sehr sprachlos hinterlassen hat, weil wir einfach nicht verstanden haben, wie man so mit einer Petentin umgehen kann, die über 10.000 Unterschriften gesammelt hat, und zwar ist es die Petition über die finanzielle Gleichstellung aller ganztagsgeführten Schultypen in Wien. Ja, es ist ein Thema, das Rot, Pink und Grün nicht teilen, das sie politisch nicht teilen, weil sie einer anderen Meinung sind als die Petentin. Es ist aber unsere Aufgabe in einem Petitionsausschuss, neutral mit einem Anliegen einer Bürgerin oder eines Bürgers umzugehen. Und das ist in diesem Fall absolut nicht passiert. Die Petentin hat zwei Mal Unterschriften gesammelt, ein Mal für die Plattform #aufstehn - die gelten ja bei uns im Petitionsausschuss nicht. Dann hat sie es noch einmal gemacht und hat eben insgesamt an die 10.000 Unterschriften gehabt. Sie ist dafür eingetreten, dass man die Wahlfreiheit bei den ganztägig geführten Schulformen gewährleistet, und ist dafür eingetreten, dass es die kostenlose Betreuung, die es jetzt für die verschränkten Ganztagsschulen gibt, zumindest bis 15.30 Uhr analog auch für die offenen Volksschulen gibt. Sie ist auch dafür eingetreten, dass so wie bei den verschränkten Ganztagsschulen bei den offenen Volksschulen auch das Mittagessen gratis ist. Wir haben uns getroffen, wir haben Stellungnahmen eingeholt, auch eine Stellungnahme der Bildungsdirektion. Ich möchte hier schon die Antwort auch vorlesen, weil das ganz wichtig ist, damit man dann einfach auch die Fassungslosigkeit von uns verstehen kann. Die Bildungsdirektion hat folgende Stellungahme abgegeben: "Aus Sicht der Bildungsdirektion für Wien ist es zu begrüßen, dass es langfristig an jeder Wiener Schule eine Tagesbetreuung in offener oder verschränkter Form geben soll. Somit ist eine finanzielle Gleichstellung aller ganztagsgeführten Schultypen wünschenswert." Und dann ist es zu dem Punkt gekommen, wo jede Fraktion sozusagen eine Empfehlung vorschlägt. Dann wird auch darüber abgestimmt, ob eine Petition abgeschlossen wird oder nicht. Ich weiß noch, mein Kollege Harald Zierfuß ist mit mir im Petitionsausschuss gesessen, und plötzlich kam eine Empfehlung an den Herrn Stadtrat, beschlossen von Rot, Pink und Grün, wo drinnensteht, dass Christoph Wiederkehr es ermöglichen soll, dass noch mehr Kinder in die verschränkten Ganztagsschulen gehen können sollen und dass deswegen der Ausbau von verschränkten Ganztagsschulen und die Umstellung vom Betreuungsmodell zur verschränkten Ganztagsschule weiter erfolgen sollen. Das war aber nicht Thema der Petition. Thema der Petition war eindeutig: Die 10.000 Menschen haben das Anliegen, dass es eine finanzielle Gleichstellung gibt. Wenn das nicht politisch gesteuert ist, wenn diese Stellungnahme nicht mutlos ist! Es tut mir leid, ich muss ihn in diesem Fall echt zitieren, ich zitiere meinen Kollegen, und darüber haben wir dann auch heftig diskutiert. Mein Kollege Zierfuß hat gesagt: "Die Petentin wird hier mit einer Stellungnahme verarscht." Sie können mir gerne einen Ordnungsruf dafür geben, aber Fakt ist, ich weiß auch keinen anderen Begriff. Das geht doch nicht! Das ist ja genau das, Thomas, was du gerade gesagt hast. Das ist der große Auftritt von ihr gewesen. Die war nervös und dann kriegt sie einen Brief, wo das drinnensteht. Na, was soll die sich denken? Was denkt sie sich über die Politik? Was denkt sie sich über einen Petitionsausschuss? Wo war der Mut, wo war der Mut? Wir haben gesagt, schreibt zumindest rein, wir glauben nicht daran. Das verschränkte System ist unser Modell, an das wir glauben. Das wäre mutig. Ich sage Ihnen etwas: Alle Petenten und Petentinnen sind erwachsen. Denen kann man eure Meinung, die ihr habt, auch wenn es nicht die Meinung der Petentin oder des Petenten ist, ruhig zutrauen. Da braucht man nicht so ein Wischiwaschi scheinheilig formulieren und dann behaupten, wir sind ja die Bürgerversteher, sondern das ist ein Missbrauch des Instrumentes für Bürgerbeteiligung auf politische Art und Weise. Ein Zweites, was wir, glaube ich, wirklich brauchen, ist eine klare Trennung. Das sehen wir immer öfter, viele Petitionen sind mittlerweile politisch getrieben, siehe Radweg Krottenbachstraße. Das war Wahnsinn, das ist das Beispiel dafür, was passiert, wenn zwei oder drei politische Parteien sich in einen Bürgerprozess einmischen. Da hat es eine private Bürgerinitiative von einer älteren Dame gegeben, die gegen den Radweg war. Dann sind die Freiheitlichen gekommen und haben gesagt, super Thema! Sie haben großartig verschickt: Wir sammeln für eine eigene Petition gegen den Radweg. Schickt eure Unterschriften an uns, an die FPÖ. Da haben wir noch geredet, haben noch gesagt, das ist eigentlich ein Wahnsinn. Da habe ich mich noch gewundert, warum es da noch keine Aufregung gibt, denn eigentlich war das immer eine Spielregel. Warum hat es keine Aufregung gegeben? - Weil die SPÖ gemeinsam mit den NEOS Werbung für die Petition für den Radweg gemacht hat, die NEOS haben es zumindest auf der Facebook-Seite beworben, und die SPÖ hat ihr Parteilokal für die Unterschriftensammlung zur Verfügung gestellt. Das ist keine Petition, das ist keine Bürgerbeteiligung, das ist ein Missbrauch. Wenn ihr der Meinung seid, dass wir einen Radweg brauchen, dann habt ihr ... (Zwischenruf.) - Ja, habt ihr, haben wir alles nachgeforscht, haben wir darüber geredet. Dann habe ich gesagt: Bedeutet das jetzt, dass die Vereinbarung, die wir gehabt haben, dass sich eine politische Partei nicht in eine Petition einmischt, damit wir klar sehen, was vom Bürger oder von der Bürgerin kommt, null und nichtig ist? Antwort: Anscheinend. Das ist der Weg von eurer Koalition zum Instrument Petitionsausschuss, Bürgerbeteiligung. Ich gratuliere! Das ist der vollkommen falsche Weg! Dann machen wir auch noch einen Vorschlag und sagen: Okay, machen wir es doch analog wie im Parlament. Machen wir eine Trennung. Das ist doch einfach fair. Nein, nichts, da kommt nichts. (Zwischenruf.) - Ja, da reden wir drüber. Na, ich bin gespannt, wann wir darüber reden - ganz ehrlich. Eine zweite Sache ist, dass ich sehr wohl der Meinung bin - wir sehen im Petitionsausschuss, weil wir ja über Sachen und Fakten, und so weiter reden, dass es ganz viele Bezirksangelegenheiten gibt -, dass wir auch die Bezirksvorsteher beziehungsweise einen Vertreter des Bezirkes einladen sollten, damit sie auf dem kurzen Weg ... weil in halbes Jahr dauert im Durchschnitt eine Petition. Das ist keine Zeit, mit der wir uns rühmen können. Das ist viel zu lang für einen politischen Prozess, der von einem Bürger sozusagen ins Leben gerufen wurde. Es geht einfach darum, dass man die Möglichkeit hat, sich gleich als Bezirk mit den Petenten zu unterhalten, dass man das auch gleich vorab mitnehmen kann, damit der Prozess schneller ist. Das ist vielleicht auch für die Freiheitlichen nicht uninteressant, weil wir ja schon diese gute Tradition haben. Die Freiheitlichen fordern immer auch die Stellungnahme des Bezirksparlaments ein, wird auch regelmäßig von Grün, Pink und Rot abgelehnt. Wir haben auch die Thematik, dass wir die tatsächliche Umsetzung von § 2 ein bisschen einmal hinterfragen sollten, und zwar ist es so, dass da ja auch drinnensteht, dass alle Stellen, die von dieser Sache oder Petition betroffen sind, zu einer Stellungnahme gebeten werden. Wir haben jetzt gerade eine aktuelle Petition, da geht es darum, dass die Petenten eigentlich gegen eine Sporthalle von den Arminen sind. Ich habe dann gesagt, es wäre doch interessant, wenn wir auch eine Stellungnahme der Arminen einfordern. Jede Medaille hat zwei Seiten, hören wir uns auch beide Seiten an, nur so können wir wirklich neutral beurteilen. Wir haben als Petitionsausschuss auch das Problem, dass wir nur eine Empfehlung abgeben können, wir können aber nichts beschließen. Ich denke, dass es für die eine oder andere Petition sehr wohl interessant wäre, wenn es in den zuständigen Ausschuss sozusagen weitergeleitet wird und dort dann ein Beschluss ist. Das kann sein: Radweg ja, Radweg nein, Bebauung ja, Bebauung nein. Meine Kollegin Klika geht dann noch darauf ein, aber ich denke, wenn wir diesen Petitionsausschuss nicht langsam aufwerten, wenn wir ihn so spielen, wie wir ihn bei vielen Petitionen spielen - und es ist ein Spielen -, dann werden die Bürgerinnen und Bürger verlieren. Dann ist es kein Ernstnehmen, dann ist es kein Wertschätzen, dann ist es einfach - und ich zitiere wirklich meinen Herrn Kollegen Zierfuß noch einmal - eine Ver - Punkt, Punkt, Punkt. (Zwischenruf.) - Ich habe es schon einmal gesagt, man muss es ja nicht ausreizen. Wir haben auch einen Antrag mit der Bitte um Zuweisung eingebracht, weil ich denke, dass wir gewisse Themen durchdenken sollten, gemeinsam durchdenken können. Ich glaube, es wird der Zuweisung nicht zugestimmt, was ich sehr schade finde, dass man hier nicht einmal drüber reden kann. Es gibt noch einige Webfehler, die wir eigentlich besprechen sollten. Schade, und ich hoffe, dass wir gemeinsam mutiger sind und die Wahrheit den Petenten und Petentinnen auch zutrauen. Danke. Präsident Ernst Woller: Für eine tatsächliche Berichtigung hat sich Herr Abg. Weber zu Wort gemeldet. Abg. Thomas Weber (NEOS): Ich möchte die Ausführung von Frau Kollegin Keri berichtigen, die behauptet hat, ich hätte hier gesagt, man solle hier nicht über einzelne Petitionen sprechen. Das ist falsch. Richtig ist, dass ich gesagt habe, ich werde in meiner Rede nicht über einzelne Petitionen sprechen, weil ich alle Petitionen kenne und seitens NEOS-Fraktion Angelika Pipal-Leixner über die Petitionen reden wird. Es steht mir aber nicht zu, Ihnen zu sagen, worüber und was Sie hier reden sollen oder nicht, und das lasse ich mir auch nicht sagen, dass ich das gesagt hätte. Präsident Ernst Woller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Mautz-Leopold. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Mag. Andrea Mautz-Leopold (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Landesrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich möchte jetzt am Beginn meiner Ausführungen ein bisschen eine Positionsbestimmung vornehmen, denn wir sollten wissen, dass das Petitionsrecht ein verfassungsgesetzlich gewährleistetes Recht ist. Es ist im Staatsgrundgesetz festgeschrieben und verankert und ist ein sogenanntes Jedermannsrecht. Auf dieser Grundlage wurden eben in einigen Bundesländern - nicht in allen - und auf Bundesebene Petitionsgesetze verankert. Ja, ich kann dieses Recht niemandem absprechen und insofern kann ich jetzt, was Kollegin Keri vorhin angesprochen hat, auch nicht einzelne Petitionswerber und -werberinnen nicht einladen, und ich kann politisch Engagierten, politisch Interessierten, ich kann politischen Parteien nicht verbieten, dass sie sich für gewisse Anliegen einsetzen. Ich kann auch noch ganz deutlich dazusagen: Ich kenne auch alle Petitionswerberinnen und -werber des letzten Jahres persönlich und habe viele, viele Gespräche mit ihnen geführt. Es ist ein kleiner Bruchteil von Menschen, die bei uns im Petitionsausschuss sind, die tatsächlich parteipolitisch motiviert zu uns kommen. Das kann ich mit Sicherheit belegen. Jedenfalls haben wir in Wien auch schon jetzt - und ich möchte mir das nicht kleinreden lassen - ein wirklich weitreichendes, ein wirklich niederschwelliges Petitionsrecht, das sehr, sehr erfolgreich ist. Kollege Weber hat es ja schon gesagt: Wir haben letztes Jahr 39 Petitionen abschließend behandelt und das - da darf ich dich ein bisschen korrigieren, Thomas - mit einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von 2,8 Monaten. Ab dem Erreichen der 500 Unterschriften bis zu dem, dass die Gespräche geführt wurden, die Stellungnahmen eingeholt werden, vergehen also im Schnitt 2,8 Monate. Auch da sind wir mit keinem anderen Bundesland vergleichbar. Es gibt Bundesländer, in denen Petitionen jahrelang liegen. Petitionen sind in Wien also ein beliebtes Instrument, um konkrete Anliegen an den Gemeinderat beziehungsweise den Landtag heranzutragen. Es ist mir auch in deiner Rede schon vorweggenommen worden, es hat sich dieses Instrument über die letzten Jahre verdoppelt, wir haben also einfach doppelt so viele erfolgreiche Petitionen behandelt wie noch vor wenigen Jahren. Ich denke, wir haben eben, wie gesagt, ein Petitionsgesetz, das sehr niederschwellig ist und das klar regelt, dass wir als Petitionsausschuss von den Zuständigen in der Landes- und Stadtregierung und von anderen mit dieser Thematik befassten Stellen Stellungnahmen einholen können. Im Petitionsbericht können Sie nachlesen, dass wir als Petitionsausschuss im Jahr 2021 unglaubliche 229 Stellungnahmen erhalten haben. Bitte lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen: 229 Mal wurde zu konkreten BürgerInnenanliegen konkret und genau eine substanzielle Aussage getroffen, haben sich die zuständigen Stellen beziehungsweise die Stadt- und Landesrätinnen und -räte auf das Anliegen der Petition genau eingelassen und haben sozusagen die Machbarkeit und Umsetzbarkeit geprüft und eingeschätzt. Jedenfalls ist eine Kritik, die auch immer wieder aufkommt, dass die Hürde mit 500 Unterschriften, die geleistet und gesammelt werden müssen, eine zu hohe sei. Wir befinden uns da bei einer Größenordnung von 0,029 Prozent der Wiener Bevölkerung und wir können schon feststellen, dass, wenn die durchschnittliche Bearbeitungsdauer einer Petition ab dem Moment, wo sie auf der Plattform ist, bis zu dem, dass sie behandelt wurde, ein halbes Jahr ist, das Sammeln der Unterschriften bei Anliegen, die wirklich das Herz und die Seele treffen, und dieses Anliegen dann an die Stadtregierung, an den Gemeinderat, an den Landtag herangetragen wird, sehr, sehr schnell geht. Da sind 500 Unterschriften einfach kein Problem. Wir in Wien sind so niederschwellig und gut, sage ich mal, dass wir sowohl handschriftliche als auch elektronische Unterschriften zulassen. Auch das ist überhaupt keine Selbstverständlichkeit. Der Bericht behandelt eben alle Petitionen, sagt auch klar, dass wir 25 PetitionswerberInnen eingeladen haben, mit ihnen inhaltliche Gespräche geführt haben. Geschätzte Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen hier im Haus, wir alle im Petitionsausschuss führen sehr wertschätzende, sehr aufmerksame, sehr nachfragende und vor allen Dingen an der Petition und den Inhalten sehr interessierte Gespräche mit den PetitionswerberInnen. Insgesamt und überhaupt ist die Zusammenarbeit aller Fraktionen und vor allem die Diskussionskultur im Petitionsausschuss eine wirklich hervorragende. Wir versuchen gemeinsam, einen Interessensausgleich zu erwirken, einen Interessenausgleich im Sinne der Bürgerinnen und Bürger, und das ist für mich gelebte Demokratie. Ja, nicht jede Petition ist eins zu eins umsetzbar. Ich denke, ich bespreche das auch immer ganz offen mit den Petitionswerberinnen und -werbern, die natürlich zu 100 Prozent von ihren Anliegen überzeugt sind. Aber ein Anliegen zu vertreten, heißt dann auch, sich in einen demokratischen Prozess zu begeben, einen Kompromiss zu sehen oder zu sehen, dass eben nicht alles zu 100 Prozent umzusetzen ist, dass es eben verschiedene Interessen gibt. Das zeigt sich dann eben auch oft in diesen 229 Stellungnahmen, die es gegeben hat. Auf Grundlage dieser stellen wir dann Empfehlungen aus, empfehlen zum Beispiel einem Bezirksvorsteher oder einem Mitglied der Landes- oder Stadtregierung weitere Vorgehensweisen. Jedenfalls ist die Zusammenarbeit im Petitionsausschuss mit allen Fraktionen eine wirklich schon sehr lange entwickelte Tradition, sehr offen, sehr ehrlich, sehr gut. Liebe PetitionswerberInnen, falls Sie hier zuhören oder falls Sie vorhaben, sich mit einer Petition an den Gemeinderat, den Landtag zu wenden: Bitte glauben Sie nicht alles, was Sie hier vielleicht hören, welche Kritik Sie hören, wie es da zugehen könnte oder was da passiert. Alle Fraktionen arbeiten beim Thema Petitionen im Sinne der BürgerInnen hervorragend zusammen. Auch noch einmal an die PetitionswerberInnen gerichtet, um das auch zu verstärken, es steht ja auch in unserem Koalitionspapier der Fortschrittskoalition: Wenn Sie eine Petition einbringen, haben Sie jedenfalls die Chance, diese Petition vor dem Petitionsausschuss zu vertreten, Ihr Anliegen vorzutragen, Ihr Anliegen mit Abgeordneten aus allen Fraktionen zu diskutieren, denn das Petitionsrecht ist ein Jedermannsrecht, ein verfassungsgesetzlich gewährleistetes Recht, und wenn Sie 500 Unterschriften erreichen, dann haben Sie auch die Möglichkeit zu diskutieren. Jedenfalls arbeiten wir mit vereinten Kräften an einem noch weiteren Ausbau, an einem noch lauteren, an einem noch öffentlicheren, an einem noch transparenteren Petitionsausschuss, und jedenfalls wird es inhaltlich substanzielle Gespräche mit allen Oppositionsparteien dazu geben. Wir werden auf jeden Fall mit diesem Gesetz in Begutachtung gehen, weil wir ein Interesse haben, dass sich interessierte Bürgerinnen und Bürger auch dazu äußern können. Ich möchte mich jetzt auf jeden Fall noch ganz, ganz herzlich bedanken, und zwar bei der MA 62, die wirklich eine großartige Arbeit macht und mit sehr viel Liebe zum Detail und mit vielen Gesprächen mit PetitionswerberInnen unglaublich schnell - das ist auch tatsächlich so - die Petitionen betreut, den Ausschuss unterstützt, die Petitionsplattform immer am neuesten Stand hält. Es ist also wirklich eine großartige Arbeit, die hier passiert. Ich möchte mich aber auch ganz explizit bei allen LandesrätInnen und Stadträtinnen und Stadträten bedanken, die wirklich sehr viele, sehr gute Stellungnahmen zu den einzelnen Anliegen abgeben. Diese Stellungnahmen sind ganz einfach für die Beurteilung der BürgerInnenanliegen unverzichtbar. Und ich möchte mich auch bei allen PetitionseinbringerInnen bedanken. Ich habe über das letzte Jahr wirklich sehr viele wichtige und für mich auch lehrreiche Gespräche geführt und konnte auch sehr viel politisches, inhaltliches, auf ein konkretes Anliegen bezogenes Engagement miterleben. Und ich mag mich bei allen meinen Kolleginnen im Ausschuss bedanken, insbesondere bei meinem stellvertretenden Vorsitzenden im Ausschuss, das ist mein Kollege Schober, beim geschätzten Kollegen Weber, Kollegin Kickert und Kollegin Keri. Jedenfalls bin ich wirklich stolz, diesen Ausschuss für Petitionen in Wien leiten zu dürfen und den Vorsitz innezuhaben. Herzlichen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Pipal-Leixner. Abg. Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Landesrat! Hoher Landtag! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich möchte mich auch einmal bedanken, als allererstes bei all den aktiven, engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die das Instrument der Petition nutzen, um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Das ist nicht nur ein Dienst an der sachorientierten demokratischen Meinungsfindung, sondern trägt auch oft dazu bei, in weiterer Folge ganz konkrete Aspekte der Lebensqualität der Menschen in Wien zu verbessern. Außerdem möchte ich mich auch bei der MA 62 bedanken, die die Petitionen abwickelt. Es ist wirklich eine Servicestelle für die Petitionseinbringerinnen und - einbringer, und da hören wir auch immer viel Lob. Ich möchte nun ein paar Petitionen im Umwelt- und Mobilitätsbereich erwähnen, die mir persönlich besonders aufgefallen sind. Meine Auswahl soll aber nichts über eine Wertung aussagen, alle Petitionen sind wichtig. Ich möchte mit der Initiative "Platz für Wien" beginnen und dann auch gleich mit der gleichnamigen Petition. Man braucht diese Initiative eigentlich kaum mehr vorzustellen, ich glaube, in Wien haben die allermeisten schon davon gehört. Das ist eine Initiative von engagierten BürgerInnen und ExpertInnen, die einen umfassenden Katalog an Forderungen an die Stadt- und Mobilitätsplanung formuliert und eben dann auch als Petition eingebracht haben. Sie waren sehr erfolgreich, und Themen wie mehr Platz fürs Zufußgehen und Radfahren, sichere Schulvorplätze, Begrünung und Kühlung im öffentlichen Raum, et cetera sind auch dank dieser Initiative mitten in der Gesellschaft angekommen. Die Stadtregierung ist sich sehr bewusst, dass sie hier liefern muss und wird, das haben wir im Koalitionsabkommen der Fortschrittskoalition vereinbart. Einiges wurde umgesetzt, vieles ist in Planung und auf dem Weg. Wir fokussieren insbesondere auf Kühlung, Begrünung, Baumpflanzungen und Erhöhung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, auf den Ausbau der Fahrradinfrastruktur, also Radwege, Radlangstrecken, Fahrradstraßen und das Radfahren gegen die Einbahn, die Schulwegsicherheit, aber auch Fahrradkurse für Volksschulkinder und ein neues Leihfahrradsystem, das jetzt unlängst in Betrieb gegangen ist. Mir ist sehr wohl bewusst, dass es nie genug sein wird und dass nicht in zwei, drei Jahren alles aufgeholt werden kann. Daher verstehe ich und teile ich diese Ungeduld auch. Ich bringe eine konstruktive Ungeduld mit, die ich in meiner Arbeit in entsprechenden Geschäftsgruppen auch immer wieder einbringe, damit möglichst viele gute Projekte möglichst schnell umgesetzt werden. Innerhalb der engagierten Menschen bei "Platz für Wien" möchte ich mich ganz besonders bei den ehrenamtlichen Aktiven bedanken, die auf die Straße rausgegangen sind und unermüdlich Unterschriften gesammelt haben. Auch mich hat eine sehr freundliche Dame angesprochen und mich um meine Unterschrift gebeten, ich hatte aber schon online unterschrieben. Das ist euer Erfolg - ganz herzliche Gratulation dazu! Und letztlich ist es auch der Erfolg aller Wienerinnen und Wiener, denn er wird zu einer noch lebenswerteren Stadt führen. Zu den nächsten Petitionen: Radweg Krottenbachstraße, da haben BürgerInnen mit ganz konträren Meinungen zum Radweg entlang der Krottenbachstraße das Beteiligungsinstrument der Petition genützt, um ihre Ansichten der Stadtpolitik zu vermitteln. Die GegnerInnen thematisierten hauptsächlich die Kfz-Parkplätze, die für die Umgestaltung der Krottenbachstraße weichen müssen, die BefürworterInnen zeigten unter anderem auf, wie sich ein sicherer Radweg auf das Mobilitätsverhalten von tausenden Menschen auswirken wird und wie gerade Personengruppen, die sich bisher auf dieser wirklich gefährlichen, stark befahrenen Durchzugsstraße nicht aufs Rad trauen, davon profitieren können, insbesondere die vielen Kinder und Jugendlichen und Familien, die dort leben. Dem Döblinger Bezirksvorsteher waren diese Meinungsbekundungen der Bevölkerung aber nicht genug, und er hat beschlossen, ohne Einbeziehung der Bezirksvertretung eine äußerst fragwürdige Anrainerbefragung durchzuführen (Zwischenruf.), - ja, die ÖVP wird aufmerksam -, mit einem tendenziösen Erläuterungstext, der nur die wegfallenden Kfz-Parkplätze und den geringen Radverkehrsanteil im 19. Bezirk erwähnt und noch dazu mit nicht mehr aktuellen Zahlen operiert. Ja, natürlich ist der Radverkehrsanteil in Döbling relativ gering, auch im Vergleich zu anderen Bezirken, denn es gibt ja kaum sichere Fahrradinfrastruktur, nicht einmal entlang des Hauptradwegenetzes. Ich wohne auch im 19. und ich fahre dort mit meinen Kindern nicht Rad, obwohl ich sonst eine sehr mutige Alltagsradlerin bin. Der Herr Bezirksvorsteher hat den Brief mit der Umfrage offenbar nur an Personen, die entlang der Krottenbachstraße und der Anfänge der Quergassen wohnen, geschickt. Das ist erstens einmal ein viel zu eingeschränkter geographischer Bereich, denn der Radweg ist ja für viel mehr Menschen als nur die direkten Anrainerinnen und Anrainer relevant. Aber was fast noch schlimmer ist, der Brief wurde nur an die älteste Person im Haushalt persönlich adressiert. In Mehrpersonenhaushalten ist das oft ein Mann, zumindest im mittleren Alter, das heißt, die Meinung von Frauen und von jungen Menschen ist damit arg unterrepräsentiert. Man könnte beinahe glauben, dass sich der Herr Bezirksvorsteher diese Personengruppe bewusst ausgesucht hat, um tendenziell die zu fragen, die sich ärgern, wenn sie ihr Auto nicht mehr vor der Haustür parken können. Okay, davon jetzt aber genug, zurück zu den Petitionen. Ich komm' zur nächsten Petition, die da lautet: "Erdberger Steg muss bleiben." Er bleibt. Er wird jetzt saniert und auch verbreitert, soweit das eben mit den vorhandenen Fundamenten möglich ist. Außerdem wird entsprechend der Forderung in der Petition die MA 33 die Ampelschaltungen an beiden Enden des Stegs, also im 2. und 3. Bezirk optimieren, um zu kürzeren Wartezeiten für Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, zu kommen. Außerdem werden die Querungen für den Fuß- und Radverkehr dort entflochten, um mehr Platz und mehr Sicherheit zu schaffen. Zur nächsten Petition, "Eisteiche": Es geht hier um ein Grundstück im 12. Bezirk nahe der U-Bahn-Station Am Schöpfwerk, das sich im Eigentum des Bundes beziehungsweise der Bundesimmobiliengesellschaft befindet. Schon 1978 ist es für den Bau eines Gymnasiums vorgesehen worden. Das ist jetzt ein Weilchen her, nämlich 44 Jahre, das weiß ich so genau, weil das mein Geburtsjahr ist, und seitdem ist ein kleiner Wald gewachsen, in der Umgebung bekannt als Stadtwald Eisteiche. Und für dessen Erhalt hat sich eine Gruppe an engagierten Bürgerinnen und Bürgern zusammengefunden und diese Petition initiiert. Ich freue mich sehr, dass sie im Sinne der PetitionswerberInnen abgeschlossen werden konnte. Das Umwidmungsverfahren zur Unterschutzstellung des Stadtwaldes läuft bereits, und ich möchte mich neben den Petitionswerberinnen und Petitionswerbern da auch ganz besonders bei den MitarbeiterInnen und EntscheiderInnen der Bundesimmobiliengesellschaft bedanken, die sehr kooperativ auf die Anliegen der Petition eingegangen sind, "out of the box" gedacht haben und so zu einer kreativen Lösung gekommen sind. Das Gymnasium wird auf dem südlichen Teil des Grundstücks errichtet, auf dem nördlichen Teil können die Bäume erhalten bleiben, dort, wo der Wald am dichtesten ist und am meisten Bäume stehen, und die Turnsäle werden aller Voraussicht nach auf einem bereits versiegelten Grundstück gleich gegenüber der Schule errichtet werden können, gleich neben der U-Bahn-Station - eine Win-win-Situation für alle. Erlauben Sie mir, hier auch meinen NEOS-KollegInnen im 12. Bezirk Danke zu sagen, die sich in sehr gutem Austausch mit den PetitionswerberInnen sehr dafür eingesetzt haben, zu einer Lösung zu kommen, die einerseits den Stadtwald erhält und andererseits den dringend benötigten Schulraum schafft. Ein Bildungsbau darf nicht gegen Umweltschutz ausgespielt werden, daher wird dieses Schulgebäude auch als Vorzeigeprojekt für die Umsetzung ökologisch nachhaltiger Kriterien geplant. Die Erledigung dieser Petition zeigt wunderbar, wie für alle positive Lösungen gefunden werden können, wenn ehrlich bemühte, engagierte und kreative Menschen zusammenarbeiten. Ich komme zur nächsten Petition, zum Thema Westausfahrt. Das ist eine weitere Petition, die im Sinne der PetitionswerberInnen abgeschlossen werden konnte. Es geht hier um die noch in der vorigen Legislaturperiode vorbereiteten Planungen für ein Verlegen der Westausfahrt, der Autobahnauffahrt auf die Seite des Lainzer Tiergartens und des Wohngebiets Hacking. Diese Pläne wurden jetzt von StRin Sima abgesagt und stattdessen wird erarbeitet werden, wie der Raum dort langfristig naturnah im Sinne der Lebensqualität genutzt werden kann. Es gibt schon einige sehr schöne Ideen von LandschaftsplanerInnen. Ich bin schon gespannt, was da kommt, das ist auch eine super Sache. Ja, das sind nur ein paar von vielen Petitionen, die die Stadt in der vergangenen Berichtsperiode erreicht haben. Sie können sie übrigens alle auf der Petitionsplattform der Stadt Wien nachlesen, "www.wien.gv.at/petition/online". Dort kann man auch alle Stellungnahmen nachlesen und alle aktuellen Petitionen direkt online unterzeichnen. Ich möchte Sie einladen, dieses Instrument zu nutzen, denn wie Sie sehen, sind Petitionen oft der Anstoß zu Entwicklungen, die im Sinne der Wienerinnen und Wiener sind. Danke schön. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Abg. Sequenz. Ich erteile es ihr. Abg. Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Einen wunderschönen guten Abend, sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kollegen und Kolleginnen, und falls uns noch jemand via Livestream zuschaut! Wir sind noch immer beim Bericht über die behandelten Petitionen vom Vorjahr, und ich werde dazu heute zwei Anträge einbringen. Ich mache das in Stellvertretung meiner Kollegin Jennifer Kickert, die heute hier schon für ihre empathische Vorsitzführung in der Vergangenheit lobend erwähnt wurde. Warum sie heute jetzt nicht hier ist, sie ist vor Kurzem weggegangen? - Sie wird heute wieder geehrt, sie erhält die Marietta und Friedrich Torberg-Medaille der Israelitischen Kultusgemeinde für ihren langjährigen Einsatz für die Rettung des jüdischen Friedhofs in Währing. Sie ist also eine vielgeehrte Kollegin, die ich heute stolz bin, hier vertreten zu können. Worum geht es in diesen zwei Anträgen? Eine meiner Vorrednerinnen oder mehrere haben sich schon bei all jenen Wienerinnen und Wienern bedankt, die sich für ihre Stadt engagieren, für ihre Anliegen, für ihre Grätzl. Das möchte ich heute auch machen, und darauf bezieht sich auch der erste Antrag. Wie Sie wissen, gibt es eine Gesetzesnovelle in Vorbereitung, eine Reform des Petitionsrechts, und wir schlagen vor, dass jene PetitionswerberInnen aus der Vergangenheit, die etwas an ihren Erfahrungen dazu beitragen können und wollen, eingeladen werden, sich daran zu beteiligen. Ich denke, das ist ein Gesetz für die BürgerInnen. Und wer könnte mehr Expertise einbringen als die BürgerInnen selbst? Eine Gruppe wurde heute ja schon erwähnt. Die Petition "Platz für Wien" ist insofern hervorzuheben. Sie hatten über 57.000 Unterschriften, sie schrieben im Anschluss an die Behandlung einen offenen Brief an den Petitionsausschuss. Vielleicht sollte man den auch lesen, und ich denke mir, diese Herrschaften haben sicher etwas zu sagen, in welche Richtung man das Petitionsrecht verbessern könnte. Das ist mein erster Antrag. Der zweite Antrag bezieht sich auf technische Verbesserungen. Wenn Sie sich die Maske der Web-Seite anschauen, dann werden Sie sehen, jeder Petitionstext ist eigentlich eine Textwüste. Es ist derzeit nicht möglich, Absätze, Aufzählungen zu treffen und Abstände zu machen. Das heißt, das ist eine relativ unansehnliche Wurst. Das sollte so programmiert werden, dass ich das in einem schönen Text verfassen kann. Die zweite technische Verbesserung, die wir vorschlagen - derzeit ist es so, dass die Leute ihre Petition einbringen, andere unterstützen diese. Wir schlagen in unserem Antrag vor, dass all diese Personen automatisch eine Nachricht bekommen, falls sich auf der Website bei ihrem Anliegen etwas tut, heißt, die 500 Unterschriften sind erreicht, es werden Stellungnahmen hochgeladen, das Datum des Petitionsausschusses. Das heißt, die Website soll so programmiert sein, dass alle, die sich mit dieser Petition beschäftigen, automatisch diese Nachricht bekommen. Das soll auch kein Mehraufwand für die Verwaltung sein, sondern wirklich ein Service für jene BürgerInnen, die sich hier engagieren. Das wär's auch schon von meiner Seite und ich hoffe auf Ihre Zustimmung. Vielen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Klika, und ich erteile es ihr. Abg. Julia Klika, BEd (ÖVP): Vielen Dank! Sehr geehrter Herr Präsident und sehr geehrte Damen und Herren! Der Petitionsausschuss ist der verlängerte Arm der Bürgerinnen und Bürger zu uns ins Rathaus und muss daher genauso ernst genommen werden wie andere Ausschüsse und darf nicht für parteipolitische Machtkämpfe genutzt werden. Ich möchte hier auch auf zwei Petitionen genauer eingehen und diese hervorheben. Es freut mich auch sehr, dass allgemein das Interesse an Petitionen wieder größer geworden ist. Jedoch möchte ich noch einmal unterstreichen, dass es eine klare Trennung von Petitionen benötigt, die von Bürgerinnen und Bürgern oder von Parteien ausgehen. Man erkennt deutlich, dass den Bürgerinnen und Bürgern vor allem ihre Bezirke besonders am Herzen liegen und sie sich aktiv dafür einsetzen möchten. Und wer kennt den Bezirk besser als die Menschen, die dort leben. Daher ist es unsere Aufgabe, auch diese Anliegen ernst zu nehmen und anzuhören. Auffallend war, dass vor allem die Themen Klima und Umweltschutz immer mehr an Bedeutung gewinnen und Lebensqualität und Grünraumerhalt immer mehr in den Vordergrund rücken. Das haben wir heute hier natürlich auch schon gehört und das zeigen aber auch einige Petitionen. Ein Beispiel hierfür ist die Petition aus dem 13. Bezirk mit dem Titel "Erhalt der Einfamilienhaus- und Gartensiedlung St. Hubertus". Die Ausgangssituation war, dass in St. Hubertus bei einem frei werdenden Grundstück Bauobjekte mit einer Vielzahl an Wohnungen errichtet werden anstatt den bisherigen Einfamilienhäusern. Dadurch nimmt natürlich die Bodenversiegelung enorm zu, Grünflächen werden zerstört und eine Siedlung mit dörflichem Charakter geht langsam verloren. Das muss doch eigentlich gegen die Idee der Stadtregierung sein, denn vor Kurzem wurde uns ein Klima-Fahrplan präsentiert, wo doch gegen Bodenversiegelung gesprochen wird und für Grünraumerhalt. Grünraum soll geschaffen werden und Boden soll eher entsiegelt als versiegelt werden. Die Vernichtung des Baumbestandes und der Grünflächen wird sich auch auf das Klima der Siedlung massiv auswirken. Der natürlich auftretende Kühlungseffekt der Westwinde geht dadurch unwiederbringlich verloren. Also es spricht irgendwie alles gegen diesen Klima-Fahrplan. Und auch die Bezirksvorsteherin Silke Kobalt hat in ihrer Stellungnahme deutlich gemacht, dass das Maximum der Bebaubarkeit in Hietzing ausgeschöpft ist und die überdimensionierten Bauvorhaben nicht nachvollziehbar sind. Leider waren auch andere Stellungnahmen wie die von StRin Gaál und StRin Sima nicht besonders aussagekräftig und konnten die Bedenken vermutlich auch nicht zufriedenstellen. Frau Gaál erklärt in der Stellungnahme, dass an einer Strategie gearbeitet wird, wie künftig mit Einfamilienhaus- und Gartensiedlungen umzugehen ist. Von dieser Strategie haben wir nur leider bis jetzt nicht wirklich viel gehört. Wo ist diese Strategie? Wann, wann soll die präsentiert werden? Dann, wenn es zu spät ist und alles verbaut ist? Ein nächstes, spannendes Thema, und es wundert mich nicht, dass es die Kollegin Pipal-Leixner nicht angesprochen hat, ist quasi die Petition "Rettet Heiligenstadt von massiver Verbauung". Gerade den Döblingerinnen und Döblingern ist der Ortsbildschutz ein enormes Anliegen und wird oft thematisiert. Doch durch den neuen Flächenwidmungs- und Bebauungsplan, der von der Stadtregierung beschlossen wurde, wird in der Grinzinger Straße das Natur- und Geschichtsambiente zerstört und einfach eine Schutzzone verringert. Es wundert mich sehr, denn obwohl die NEOS noch 2020, also das ist noch gar nicht so lange her, massiv gegen die Verbauung waren und wo Sie, Frau Pipal-Leixner, den Herrn Stadtrat in einem tollen Video aufgefordert haben, diese Grinzinger Straße und die Schule dort nicht zu verbauen, hat sich jetzt Ihre Meinung anscheinend um 180 Grad gewendet, denn kaum in der Regierung, werfen Sie Ihre Prinzipien über Bord. Leider muss man da auch sagen, dass hier wieder ein wunderschönes Stück, das übrig geblieben ist von einem Ortsbild und ein schönes Stück Geschichte in Wien verloren geht. Damals haben Sie noch diese Bürgerinitiative gelobt und ich würde Sie da gerne zitieren. Das war, glaube ich, 2020 in einem Post von Ihnen, ich zitiere: "Bravo an die Bürgerinitiative. Ich hoffe, die Entscheidung des Petitionsausschusses ist nicht nur der herannahenden Wahl zu verdanken. Ich bin gespannt, wie es nach der Wahl weitergeht." Ja, es ist super weitergegangen, wie man sieht, weil ganz offensichtlich sind Sie unter anderem auch der Grund dafür, dass jetzt hier verbaut werden darf. Das heißt, offensichtlich haben Sie die Meinung nur so schnell geändert, weil Sie jetzt anderer Meinung sein müssen. Vor allem in der aktuellen Klimadebatte sind die Vernichtung von Schutzzonen und die damit verbundenen Bodenversiegelungen mehr als unverständlich. Die Stellungnahme der BV 19, dass die Verbauung des Sportplatzes eine massive Verschlechterung für die Schülerinnen und Schüler darstellen würde, war natürlich auch Ihre Meinung. Und da würde ich gerne noch ein zweites Zitat von Ihnen einbringen, auch sehr spannend, ich zitiere Sie, Frau Pipal- Leixner: "Auch von Seiten der Eltern gab es hier heftigen Widerstand, den ich von Beginn an unterstützt habe. Wir müssen die Umwidmung und damit den Verlust von Grün und Freiraum für ihre Kinder abwenden und stattdessen einen neuen Volksschulstandort im Stadtentwicklungsgebiet Muthgasse schaffen." Was ist passiert? Finden Sie das nicht extrem scheinheilig? Also vorher haben Sie noch von Lebensqualität und Grünraum gesprochen, aber eigentlich sind Sie komplett für die Verbauung dort. Also wir sehen hier, diese massive Zerstörung eines alten Ortskerns wäre definitiv nicht notwendig gewesen. Und auch dieser Ausgang dieser Petition ist für den Petenten, der wahrscheinlich damals oder wie er die Posts gelesen hat, sicher noch wirklich motiviert war und sich gedacht hat, da könnte jetzt was kommen, doch nicht zufriedenstellend ausgegangen. Es ist unsere Aufgabe als Petitionsausschuss zu vermitteln, und zwar so ideologiefrei wie möglich, und dass Ideen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt wirklich ein Gewicht bekommen und ernst genommen werden und nicht vor der Wahl und nach der Wahl einfach was anderes gesagt und getan wird. Vielen Dank. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Schober, Moment noch. Abg. Mag. Marcus Schober (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Werte Kollegen und Kolleginnen! Ich glaube, es ist für den Petitionsausschuss sehr gut, dass da Emotionen auch schon in der Diskussion waren. Ich muss da vielleicht aber auf den Kollegen Berger eingehen, weil die Emotionen, die er heute hier gezeigt hat, die zeigt er so im Ausschuss nicht in der Art und Weise. Aber ich glaube, es ist eine gute Möglichkeit, es vor der breiten, ich sage jetzt einmal, Kollegenschaft auch mal zu zeigen. Aber ich verstehe ja auch, dass Sie nach zwei Jahren Regierungszeit nervös werden, dass etwas nicht umgesetzt ist, weil das ist so die Halbwertszeit oder die Endloszeit einer FPÖ-Beteiligung in den letzten 20 Jahren. Also da wäre ich auch nervös, wenn zwei Jahre vorbei sind und was nicht umgesetzt ist. Aber wir haben uns als rot-pinke Regierung vorgenommen, da fünf Jahre intensiv zusammenzuarbeiten. Ich kann Ihnen garantieren, dass wir da auf einem guten Weg sind, und der Kollege Weber hat es schon gesagt, wo wir stehen und wo die Richtung hingeht. Ich glaube, was man schon merkt und das merkt man auch, wenn man hier natürlich im Gemeinderat steht und dementsprechend Positionen beziehen muss, dass wir eine sehr gute Zusammenarbeit im Petitionsausschuss haben und wir in vielen Fragen Lösungen finden, und natürlich, dass wir auch wissen, dass für uns diese Petitionen die Möglichkeit sind, mit Bürgern und Bürgerinnen in Kontakt zu kommen, mit ihnen zu sprechen, mit ihnen über Anliegen zu reden und auch zu versuchen, Positionen zu finden und dementsprechend auch Lösungen zu suchen. Es waren in diesem Jahr sehr viele Projekte, sehr unterschiedliche Anliegen, egal, ob das Straßenprojekte waren, ob das Bauprojekte waren, ob das Begegnungszonen sind, ob das bildungspolitische Fragen sind oder auch gesellschaftliche Fragen, wo wir über konsumfreie Räume und viele andere Dinge sprechen. Natürlich haben wir als Einbringer und Einbringerinnen, Befürworter von Sachen, GegnerInnen von Dingen sehr hitzige Diskussionen. Ich bin sehr dankbar, dass ich in diesem Ausschuss sein darf, weil wir quer über Wien einfach Dinge merken, wo wir sehen, dass sich die Stadt verändert, dass sich etwas entwickelt, wo auch wir einige Male die Augen öffnen und schauen, was da eigentlich Neues ist, mit dem wir jetzt konfrontiert sind. Deswegen ist auch der große Dank an all jene, die diese Petitionen einbringen, die da sehr viel Herzblut hineinlegen. Und ich kann Ihnen garantieren, dass von der Vorsitzenden und von allen Mitgliedern des Petitionsausschusses diese Anliegen sehr ernst genommen werden. Das merken wir auch hier bei den heutigen Diskussionen. Das, was bei Petitionen ganz wichtig ist, ist, es entwickelt sich da etwas weiter. Und weil heute schon die Zahl 229 angesprochen wurde, es sind 229 Stellungnahmen, klingt vielleicht jetzt wenig, aber man muss bedenken, wie viele Menschen da damit beschäftigt sind, die zu beantworten, sich damit zu beschäftigen, vielleicht einen Blickpunkt wohin zu richten, wo noch kein Blickpunkt war. Ich habe schon gesagt, dass viele Themen vielleicht gar nicht so in der Politik wären, gar nicht so in der Verwaltung wären, vielleicht schon gar nicht in den Medien wären oder schon gar nicht in der Bevölkerung aufploppen würden, würde es nicht diese Petitionen geben. Da glaube ich, dass die Kollegin Kickert etwas gesagt hat, was wir in den nächsten Jahren wahrscheinlich merken werden. Dadurch, dass wir jetzt natürlich auch eine Zeitenwende haben, was die gesamte Energiepolitik betrifft, was die Umgestaltung der Stadt betrifft, können wir davon ausgehen, dass sich sehr viele Petitionen mit diesen Fragen beschäftigen werden und wir neben diesen Bürgerinitiativen und allen Vereinen und Bereichen, die sich darum bemühen, dass sich diese Stadt in eine richtige Richtung entwickelt, auch merken werden, dass wir uns eben mit Klimafragen, mit Fragen der Zukunft viel intensiver beschäftigen werden. Da werden wir auch drauf eingehen, dass das neue Petitionsgesetz, der Petitionsausschuss dementsprechend das widerspiegeln, was wir da zukünftig brauchen. Diese Stadt hat sich ja schon oft verändert. Also wenn ich jetzt hergehe, die Stadtmauer ist weggefallen, die Ringstraße ist gekommen, eine schrumpfende Stadt ist zu einer Metropole geworden. Jetzt sind wir eine Metropole im 21. Jahrhundert und haben das Ziel, eine Klimamusterhauptstadt zu werden. Da werden einfach viele dieser Diskussionen geführt werden müssen, und da bin ich sehr froh, dass wir diesen Petitionsausschuss haben, dass wir diese Möglichkeit haben, mit Bürgern und Bürgerinnen zu sprechen. Vielleicht, weil es die Kollegin Keri so scharf formuliert hat, dass manche Begründungen vielleicht dann nicht so dem entsprechen, was die Emotion ist - jetzt bist du auch schon lange in der Politik und wir wissen auch, dass Gesetze nicht immer schön zum Lesen sind. Sie sind aber dann schön, wenn man erklärt, was dahintersteht. Also da bedanke ich mich auch bei der Vorsitzenden, dass sie das mit jedem Petitionseinbringer, jeder Petitionseinbringerin sehr behutsam macht. Wenn es eben nicht so ausgeht, wie die Petition erwünscht ist, dann muss man auch ehrlich kommunizieren, dass das in vielen Fällen vielleicht einfach nicht möglich ist oder warum es nicht geht, oder was da zukünftig passiert. Also da können Sie sicher sein, dass das auch dementsprechend der Fall ist. Ich möchte nur eine Zahl korrigieren, weil bei der hitzigen Diskussion, und es stimmt, wir haben, glaube ich, in diesem Ausschuss auch sehr inhaltlich gesprochen, wenn es um die offene und die verschränkte Form gegangen ist und wenn es darum gegangen ist, dass jedes Kind bestmöglich in dieser Stadt auch versorgt ist. Das war nicht einfach so ein Petitionsausschuss, wo man einfach drübergefahren ist und gesagt hat, ja, es ist uns wurscht. Da gibt's eine Begründung, da waren sehr viele Emotionen drin. Da wissen wir, dass das sehr lange Diskussionen sind. Und da waren es eben nicht 10.000 Stimmen, das möchte ich berichtigen, sondern 2.106 Stimmen, die dann bei der MA 62 wirklich vorgefunden wurden. Also da müssen wir auch schauen, dass wir die Wahrheit kommunizieren, dass wir da dementsprechend auf Augenhöhe kommunizieren. Und ich persönlich möchte mich bei allen im Petitionsausschuss bedanken, weil ich das als eine sehr wertschätzende Arbeit empfinde. Also auch, wenn wir darauf eingehen, diskutieren, nehmen wir die Stellungnahmen dazu, ist es sinnvoll, ist es nicht sinnvoll, das macht sehr viel Spaß. Ich bin sehr, sehr dankbar, in diesem Ausschuss zu sein und würde mir auch wünschen, dass diese Entwicklung, die wir da anstreben, auch von allen getragen wird. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Taborsky, und ich erteile ihm das Wort. Abg. Hannes Taborsky (ÖVP): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf mich auch zu diesem Tagesordnungspunkt melden und dezidiert zu einer Petition, über die ich sehr froh bin, erstens, dass sie erfüllt wurde, aber zweitens, dass es sie gibt. Denn es gibt mir die Gelegenheit, über ein Thema zu sprechen, und zwar über den Westen Wiens, und der zuständige Herr StR Czernohorszky wird sicher wissen, was ich meine, nämlich das Wiental und die U4-Verlängerung. Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Petition Nummer 12 ist erfolgreich gewesen: Nein zu Verkehrslawinen neben Wohnbaugebieten, und Ja zu dem Naherholungsgebiet Wiental. Das ist natürlich erfreulich. Man hätte sich diese Petition aber leicht ersparen können, wenn man die Nummer 6 dieser Petition, die nämlich noch immer nicht erfüllt ist, entsprechend schon lang umgesetzt hätte. Es geht dabei nämlich um die Umsetzung einer klimafreundlichen und zukunftsfähigen Variante mit dem Ziel der Schaffung eines grünen Freizeitareals Naherholungsgebiet Wiental. Und, meine sehr verehrten Damen und Herren, warum sage ich das jetzt, denn die ÖVP war es, die 20 Jahre lang Anträge gestellt hat zum Thema Wiental-Begrünung, zum Thema Wiental-Radheide. Das ist sogar ein Begriff, den ich in einem Antrag das erste Mal Anfang der 2000er Jahre verwendet habe. Es war immerhin insofern faszinierend, weil die SPÖ bei uns im 14. Bezirk immer gegen diese Sache war. Also es wurde regelmäßig gegen diese Dinge gestimmt mit Gutachten der Magistratsabteilung 45, die uns jedes Mal erklärt hat, das geht alles nicht, denn der Wienfluss- Tsunami wird die Menschen wegspülen. Wir haben trotzdem darauf bestanden, dass das ist und waren immer erfreut, dass dann kurz vor Wahlen plötzlich ein Teil dieser Wiental-Begrünung umgesetzt wurde. Es war natürlich alles ein Zufall. Bei der letzten Wahl hat man nicht einmal mehr das gemacht. Deswegen bin ich sehr gespannt, als die Frau Abgeordnete der NEOS uns vorher erklärt hat, dass es hier bereits Konzepte gibt, denn man hat nur ein Konzept und das waren eigentlich vier Powerpoint-Präsentationen, präsentiert von Seiten der SPÖ. Ich kann mich da noch gut erinnern an zwei wunderbare Plakate. Seitdem ist es wieder sehr still geworden in diesem Zusammenhang. Also die Ankündigung ist da. Jetzt hat der zuständige Herr Stadtrat, ein herzliches Dankeschön, angekündigt, dass der Wienfluss-Begleitkanal renoviert wird. Das war nämlich auch ein Grund, warum das angeblich nie möglich war. Deswegen werde ich ausnahmsweise jetzt einmal diesen Antrag nicht einbringen. Wir haben ihn schon etliche Male eingebracht und werden ihn das nächste Mal wieder einbringen. Also ich bin dafür, hoffentlich kommen wir da entsprechend weiter. Der zweite Punkt, der auch noch nicht umgesetzt war, der in dieser Petition steht, ist das Nein zur Verkehrslawine im Westen Wiens. Wir haben 30.000 Fahrzeuge, meine sehr verehrten Damen und Herren, die jeden Tag hereinfahren und die SPÖ hat eine grandiose Idee gehabt, sie stellt eine Park&Ride-Anlage mitten nach Hütteldorf. Jetzt fahren die natürlich alle weiter hinein. Das einzig Vernünftige wäre eine Park&Ride-Anlage in den Auhof zu stellen und eine U4 im Auhof zu machen. Aber nein, das wird regelmäßig auch in diesem Gremium hier abgelehnt. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ersparen Sie sich ganz einfach diese Petitionen und machen Sie das, was die ÖVP und die Bevölkerung in diesem Bereich will. Es gibt ein Mitmachbudget, das die U4-Verlängerung, die Park&Ride-Anlage und die Wiental-Begrünung ganz vorne gereiht hat. Machen Sie das! Alle Menschen sind zufrieden im Westen Wiens, und die ÖVP steht gerne bereit mit entsprechenden Anträgen, auch wenn sie jedes Mal dann die SPÖ als ihre verkauft. Ein herzliches Dankeschön. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Berger. Es ist seine zweite Wortmeldung. Abg. Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich will mich kurz halten. Allerdings war ich vorher in der Funktion des Schriftführers eingesetzt. Deswegen war es mir ad hoc nicht möglich, hier mit ein paar Falschbehauptungen aufzuräumen: Punkt 1, es ist vom Kollegen Weber festgehalten worden beziehungsweise es sind hier irgendwelche Prozentzahlen und Zuwachszahlen jenseits von 200 Prozent kommuniziert worden, dass die Petitionen zugenommen hätten. Meine Damen und Herren, das entspricht so nicht der Wahrheit, sondern es ist vielmehr so, dass nach der Einführung des Petitionsrechtes die eingebrachten Petitionen eigentlich konsequent immer gesunken sind mit einer kurzen Aufwärtsentwicklung 2018, 2019. 2020 waren es 17 Petitionen, dann 39. Jetzt bin ich mit Sicherheit auch kein Einstein, aber von 17 auf 39 ist es doch kein Zuwachs um 200 Prozent, meine Damen und Herren. Was ich sehr, sehr schade finde, ist, dass die Vertreter der Regierungskoalition hier heraußen im Endeffekt das bestätigt haben, was wir schon befürchtet haben, dass es halt bei der Weiterentwicklung des Petitionsrechtes keine breite Einbeziehung von unterschiedlichsten Personenkreisen geben soll. Das finden wir insbesondere dahin gehend sehr schade, weil sie halt in anderen Bereichen durchaus mehr Elan und Leidenschaft und Initiative zeigen. Ich bin gestern hier auch bei der Fragestunde am Vormittag gesessen, und da ist berichtet worden, dass für die Errichtung des ersten queeren Jugendzentrums in Wien Vertreter aus Berlin, Karlsruhe und, ich glaube, aus Köln oder wo auch immer eingeflogen worden sind zu einem Symposium. Also da nimmt man alle möglichen Reisespesen, und so weiter in Kauf, aber wenn es um die Weiterentwicklung des Petitionsrechts geht, da sieht man halt leider Gottes, dass die Regierungskoalition nicht mit so viel Elan dahinter ist, und das bedauern wir natürlich im Sinne der Wienerinnen und Wiener sehr. Auch dass man sich hier offensichtlich begnügt, und das habe ich auch den Vorrednern der Regierungskoalition entnommen, man begnügt sich damit, ein gutes Petitionsrecht in Österreich zu haben. Meine Damen und Herren, wir waren selbst unter den GRÜNEN schon weiter. Wir hatten Vertreter aus Bremen hier, die über ihr Petitionsrecht in Bremen berichtet haben. Jetzt wollen Sie im Endeffekt im eigenen Saft schmoren. Das ist, glaube ich, nicht in unserem Sinne beziehungsweise unterm Strich eigentlich sehr, sehr enttäuschend. Leider Gottes vollkommen falsch hier behauptet worden ist von Seiten der Vorsitzenden, dass jeder Einbringer das Recht hat, vor dem Ausschuss zu sprechen. Nein, das ist nicht so, sondern es gibt welche, die die Voraussetzungen erfüllen, um zugelassen zu werden, und welche, die sie nicht erfüllen. Und von diesen 39 Petitionen, die Sie erwähnt haben, sind überschlagsmäßig konkret ausgerechnet ein Drittel aller Petitionen eben nicht zulässig. Von dem her würde ich hier auch sehr empfehlen, nicht zu viel zu sprechen. Zum Abschluss möchte ich noch festhalten, auch eine Rednerin der Regierungsfraktionen hat sich hier wertend oder hat sich hier das Recht vorbehalten, wertend über eine Petition zu urteilen, und zwar geht's hier um den Radweg im 19. Bezirk bei der Krottenbachstraße, wo ich mir schon ein bissel meinen Teil gedacht habe. Da wird als Erstes beteuert, jeder wird ernst genommen, und dann gibt es hier eine Stellungahme oder eine Petition, die halt eine andere Meinung vertritt als die Regierungsfraktionen. Da wird das de facto hier in einer Art und Weise abqualifiziert, wo ich der Meinung bin, dass wir hier dieses zarte Pflänzchen des Petitionsrechtes immer nur noch in Wien haben und mehr ist es leider nicht. Und dass mit solchen Agitationen hier heraußen gewisse Vertreter halt leider Gottes dieses Vertrauen, dieses zarte Pflänzchen eigentlich bereit sind, noch zu ruinieren, das finden wir sehr, sehr schade. Noch einmal abschließend mein Appell, und wir haben da wirklich im Sinne der Bevölkerung im Kopf, die Diskussion und die Ideen wirklich möglichst breit anzulegen. Wir wollen keine Hinterzimmerpolitik, wie es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten in Wien üblich war, sondern wir wollen eine breite Diskussion, viele Ideen, um das beste Petitionsrecht im deutschen Sprachraum hier in Wien verwirklichen zu können. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Zu Wort gemeldet hat sich Frau Abg. Mautz-Leopold zu einer tatsächlichen Berichtigung. Die Redezeit beträgt maximal drei Minuten. Abg. Mag. Andrea Mautz-Leopold (SPÖ): Geschätzter Kollege Berger! Ich möchte nur Zahlen berichtigen. Alles andere, was nicht der Wahrheit entspricht, berichtige ich nicht. Einen Bericht sollte man auch lesen können. Es gab in diesem Jahr, also im Jahr 2021, das hier zur Verhandlung steht, 26 Petitionen, die die 500er Marke erreicht haben und die wir im Ausschuss mit allem Drum und Dran, Stellungnahmen, und so weiter, behandelt haben. Und es gab 13 Petitionen, die wir behandelt haben, die nicht zulässig waren. Das heißt, wir haben 39 Petitionen abschließend behandelt, aber natürlich nur bei denen, die 500 Unterschriften erreicht haben, die Leute eingeladen. Das heißt, eine Petitionswerberin hat dieses Angebot von sich aus nicht wahrgenommen und damit haben wir alle PetitionswerberInnen, die das Recht hatten oder die sich durch die 500 Unterschriften diese Vorsprache vor unserem Ausschuss sozusagen durch ihr Engagement, ja, das klingt so blöd, aber alle, die die Petition erfolgreich eingebracht haben, haben wir eingeladen. Danke schön. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Ich würde noch um die Desinfektion bitten, falls wir noch etwas brauchen. Zu Wort ist jetzt niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen, und der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrte Damen und Herren! Die Frau Vorsitzende hat gerade zum Thema "lesen können" eine kleine Anmerkung gemacht. Ich hab' auch einen kleinen Lesetipp. Ich bin zwar als zuständiger Stadtrat für alle Petitionen im Petitionsausschuss sehr, sehr interessiert und auch für den Petitionsausschuss verantwortlich, aber natürlich als zuständiger Stadtrat nicht für jede einzelne Petition. Daher ist es fälschlicherweise vom Herrn Taborsky erwähnt worden, dass ich für eine Straße zuständig sei, ganz egal, ob im Norden, Süden, Westen oder Osten. Das ist ein anderes Mitglied der Stadtregierung. Das kann man in der Geschäftseinteilung des Magistrats nachlesen, sehr interessantes Dokument. Der Magistrat hat 56 Magistratsabteilungen, die sich wiederum in einzelne Abteilungen gliedern und die sind zu Geschäftsgruppen zusammengefasst, findet man auch im Internet, ist einem Abgeordneten zumutbar. Jetzt aber eine kleine Anmerkung des Dankeschöns. Ich möchte mich sehr, sehr herzlich bei allen Petitionswerberinnen und Petitionswerbern bedanken, auch wenn eine Petition nicht immer die Mehrheit hier im Haus findet. Sie ist immer ein sehr, sehr wesentlicher und zentraler, wertvoller Beitrag für die Demokratie in unserer Stadt. Ihr Engagement wird sehr, sehr wertgeschätzt. Das haben auch alle Rednerinnen und Redner hier heute sehr deutlich gemacht, weshalb ich mich zum Zweiten hier auch bei den Rednerinnen und Rednern, besonders bei allen Abgeordneten im Petitionsausschuss bedanken möchte. Ihr Engagement und Ihre Empathie und Ihr Verständnis für die vielen Petitionswerberinnen und Petitionswerber und ihre Anliegen sind ein Transmissionsriemen hin zur repräsentativen Demokratie hier im Rathaus, sind die offene Türe hier ins Rathaus, und ich möchte Ihnen dafür sehr, sehr herzlich danken. Zuletzt darf ich noch der Frau Vorsitzenden Mautz-Leopold und dem lieben Herrn Abg. Weber danken, die sehr, sehr intensiv bereits an der Novelle des Petitionsgesetzes arbeiten. Das ist ja heute auch schon gekommen, ich freue mich darauf. Sie wird natürlich dann auch hier im Haus diskutiert werden und ganz sicher weitere Erneuerungen bringen. Und zuallerletzt darf ich der Frau Abg. Kickert zur Verleihung der Torberg-Medaille sehr herzlich gratulieren! Bitte um Zustimmung. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die den vorliegenden Bericht zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Wir haben noch ein paar Beschlussanträge abzustimmen. Beschlussantrag 19, eingebracht von der FPÖ, Enquete zur Weiterentwicklung des Wiener Petitionsrechtes, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer für diesen Antrag ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind ÖVP, FPÖ und Klubunabhängiger gegen SPÖ, NEOS und GRÜN. Dieser Antrag findet nicht die notwendige Mehrheit. Antrag Nummer 20, eingebracht von der FPÖ, betreffend Novellierung des Wiener Petitionsrechtes, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer für diesen Antrag ist, bitte ich um ein Zeichen. - Das ist das gleiche Abstimmungsverhalten wie vorher, der Antrag findet daher auch keine Mehrheit. Wir kommen zum Antrag Nummer 21, eingebracht von der FPÖ, verbindliche Bezirksabstimmungen, auch da wird die sofortige Abstimmung verlangt. Das ist wieder mit Zustimmung der ÖVP, FPÖ, Klubunabhängig und findet damit nicht die notwendige Mehrheit. Antrag Nummer 22, eingebracht vom Grünen Klub im Wiener Rathaus, betrifft die technische Weiterentwicklung der Petitionsplattform der Stadt Wien, ebenfalls die sofortige Abstimmung. Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen. - Das sind FPÖ, ÖVP, GRÜNE, Klubunabhängig gegen SPÖ, NEOS und findet damit nicht die entsprechende Mehrheit. Wir haben Antrag Nummer 23, ebenfalls eingebracht von den GRÜNEN, sofortige Abstimmung wird verlangt, partizipative Weiterentwicklung des Wiener Petitionsrechtes. Wer für diesen Antrag ist, bitte um ein Zeichen. - Das sind ÖVP, FPÖ, Klubunabhängig und GRÜN gegen SPÖ und NEOS und findet damit nicht die notwendige Mehrheit. Antrag Nummer 24, eingebracht von der neuen Volkspartei, betrifft Weiterentwicklung Petitionsausschuss, hier wird die Zuweisung verlangt. Wer für die Zuweisung ist, bitte ich um ein Zeichen. - Das sind die ÖVP, FPÖ, Klubunabhängig und GRÜN gegen SPÖ und NEOS und findet damit auch nicht die entsprechende Mehrheit. Damit kommen wir zur Postnummer 6. Sie betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Wiener Buschenschankgesetz geändert wird. Berichterstatter ist hier Herr Amtsf. StR Czernohorszky, und ich bitte ihn, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich bitte um Zustimmung. Präsident Ing. Christian Meidlinger: So, jetzt haben wir es alle gehört. Da es keine Debatte zu diesem Tagesordnungspunkt gibt und keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang die Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig, danke schön. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist ebenfalls einstimmig. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist, danke schön, ebenfalls auch einstimmig. Postnummer 7 der Tagesordnung betrifft den Bericht des Unvereinbarkeitsausschusses gemäß § 129b Abs. 4 der Wiener Stadtverfassung über die Kontrolle der Bezüge von öffentlich Bediensteten, die zu Mitgliedern des Landtages gewählt wurden. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn Abg. Al-Rawi, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Abg. Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi: Hohes Haus! Sehr geehrter Landtagspräsident! Ich bitte die anwesenden Damen und Herren um Zustimmung. Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Zu Wort ist niemand gemeldet, wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtags, die dem Bericht 2022 des Unvereinbarkeitsausschusses zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Das ist ebenfalls einstimmig. Damit ist die Tagesordnung der heutigen Sitzung erledigt. Tag, Stunde und Tagesordnung der nächsten Sitzung werden auf schriftlichem Weg bekannt gegeben. Die Sitzung ist geschlossen. (Schluss um 20.34 Uhr.) Landtag, 21. WP 28. April 2022 12. Sitzung / 3