Wiener Landtag 20. Wahlperiode 46. Sitzung vom 25. Juni 2020 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Abgeordnete S. 3 2. Mitteilung von Präsident Ernst Woller über den Echtbetrieb von DigiPol, Digitalisierung der politischen Gremien Wiens S. 3 3. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-522517-2020-KVP/LM) S. 3 2. Anfrage (FSP-522169-2020-KFP/LM) S. 4 3. Anfrage (FSP-522950-2020-KSP/LM) S. 7 4. Anfrage (FSP-522366-2020-KNE/LM) S. 11 5. Anfrage (FSP-520965-2020-KSP/LM) S. 15 4. AST-527052-2020-KNE/AL: Aktuelle Stunde zum Thema "Ibiza - ein Jahr danach: Rot-Grün blockiert bei Transparenz und Korruptionsbekämpfung?" Rednerin bzw. Redner: Abg. Christoph Wiederkehr, MA S. 20 Abg. Karl Baron S. 21 Abg. Mag. Manfred Juraczka S. 22 Abg. David Ellensohn S. 23 Abg. Mag. Dietbert Kowarik S. 24 Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher S. 24 Abg. Thomas Weber S. 25 Abg. Dr. Wolfgang Ulm S. 26 Abg. Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 27 Abg. Leo Kohlbauer S. 27 Abg. Mag. Andrea Mautz-Leopold S. 28 5. Mitteilung des Einlaufs S. 28 6. Umstellung der Tagesordnung S. 29 7. Begrüßung der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz S. 29 8. 421130-2020-GGS; P 4: Bericht der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft über ihre Tätigkeit im Jahr 2019 Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker S. 29 Rednerinnen bzw. Redner: Abg. Dietrich Kops S. 29 Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 29 Abg. Ingrid Korosec S. 30 Abg. Nikolaus Kunrath S. 31 Abg. Lisa Frühmesser S. 32 Abg. Dr. Claudia Laschan S. 33 Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz S. 37 Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker S. 39 Abstimmung S. 40 9. Begrüßung der Wiener Umweltanwältin Mag. Dr. Andrea Schnattinger S. 40 10. 457414-2020-GGU; P 9: Tätigkeitsbericht 2018/2019 der Wiener Umweltanwaltschaft Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima S. 40 Rednerinnen bzw. Redner: Abg. Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 40 Abg. Mag. Rüdiger Maresch S. 41 Abg. Nikolaus Amhof S. 42 Abg. Mag. Nina Abrahamczik S. 44 Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 46 Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 47 Abg. Mag. Rüdiger Maresch (tatsächliche Berichtigung) S. 49 Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc (tatsächliche Berichtigung) S. 49 Abg. Mag. Josef Taucher S. 49 Wiener Umweltanwältin Mag. Dr. Andrea Schnattinger S. 51 Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima S. 51 Abstimmung S. 52 11. Ordnungsruf an Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 48 12. LG-627617-2019; P 5: Gesetz über begleitende Maßnahmen betreffend das Protokoll von Nagoya und Durchführungsverordnung (Beilage Nr. 1/2020) Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima S. 52 Abg. Dr. Günter Koderhold S. 52 Abstimmung S. 54 13. LG-343825-2020-LAT; P 6: Wiener Veranstaltungsgesetz 2020 (Beilage Nr. 14/2020) Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima S. 54 Abstimmung S. 54 14. LG-344416-2020-LAT; P 7: Änderung des Wiener Buschenschankgesetzes (Beilage Nr. 15/2020) Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima S. 54 Redner: Abg. Michael Eischer S. 54 Abg. Erich Valentin S. 55 Abstimmung S. 56 15. LG-345222-2020-LAT; P 8: Änderung des Wiener Jagdgesetzes (Beilage Nr. 16/2020) Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima S. 56 Rednerin bzw. Redner: Abg. Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 56 Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 56 Abg. Ernst Holzmann S. 57 Abstimmung S. 58 16. Begrüßung der Kinder- und Jugendanwältin Dunja Gharwal, MA und des Kinder- und Jugendanwaltes Mag. Ercan Nik Nafs S. 58 17. 435826-2020-GIF; P 2: Tätigkeitsbericht 2019 der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 58 Rednerinnen bzw. Redner: Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 58 Abg. Mag. Caroline Hungerländer S. 59 Abg. Mag. Ursula Berner, MA S. 60 Abg. Dr. Wolfgang Aigner S. 61 Abg. Marina Hanke, BA S. 64 Kinder- und Jugendanwältin Dunja Gharwal, MA S. 66 Kinder- und Jugendanwalt Mag. Ercan Nik Nafs S. 68 Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 69 Abstimmung S. 70 18. LG-440672-2020-LAT; P 1: Änderung des Gesetzes über das Verwaltungsgericht Wien (Beilage Nr. 17/2020) Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 70 Abstimmung S. 70 19. LG-995514-2019; P 10: Änderung des Wiener Schulgesetzes (Beilage Nr. 18/2020) Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 70 Rednerinnen bzw. Redner: Abg. Mag. Ursula Berner, MA S. 70 Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc (tatsächliche Berichtigung) S. 72 Abg. Heinz Vettermann S. 72 Abg. Mag. Caroline Hungerländer S. 73 Abg. Dr. Wolfgang Aigner S. 73 Abg. Mag. Ursula Berner, MA S. 74 Abstimmung S. 74 20. LG-507134-2020-LAT; P 11. Änderung der Dienstordnung 1994, Besoldungsordnung 1994, Vertragsbedienstetenordnung 1995, des Wiener Bedienstetengesetzes, Wiener Personalvertretungsgesetzes, der Pensionsordnung 1995, des Ruhe- und Versorgungsgenusszulagegesetzes 1995, Unfallfürsorgegesetzes 1967, Wiener Gleichbehandlungsgesetzes, Wiener MitarbeiterInnenvorsorgegesetzes und Wiener Bedienstetenschutzgesetzes 1998 (Beilage Nr. 21/2020) Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 75 Rednerin bzw. Redner: Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 75 Abg. Mag. Barbara Huemer S. 75 Abg. Christian Hursky S. 77 Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 77 Abstimmung S. 78 21. LG-507973-2020-LAT; P 12: Änderung der Wiener Gemeindewahlordnung 1996 (Beilage Nr. 22/2020) Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 78 Redner: Abg. Christoph Wiederkehr, MA S. 78 Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher S. 78 Abstimmung S. 78 22. LG-1009975-2019; P 3: Wiener Vergaberechtsschutzgesetz 2020 (Beilage Nr. 13/2020) Berichterstatter Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher S. 79 Abstimmung S. 79 23. LG-518320-2020-LAT; P 13: Änderung des Wiener Verwaltungsabgabengesetzes 1985 (Beilage Nr. 23/2020) Berichterstatter Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher S. 79 Abstimmung S. 79 (Beginn um 9.03 Uhr.) Präsident Ernst Woller: Einen schönen guten Morgen, sehr geehrte Damen und Herren! Ich begrüße Sie frisch und munter im Wiener Rathaus. Die 46. Sitzung des Wiener Landtages ist eröffnet. Entschuldigt sind ganztägig die Abgeordneten Dr. Kickert, Meinhard-Schiebel, Schinner-Krendl, Schütz und Stark, zeitweise entschuldigt sind die Abgeordneten Arsenovic bis 11 Uhr, Marina Hanke bis 11 Uhr, Strobl bis 12.30 Uhr, Kowarik ab 12 Uhr. Gemäß § 15 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Landtages für Wien gebe ich folgende Mitteilung bekannt: Mit Beschluss des Wiener Landtages vom 27. Juni 2019 wurde § 6a der Geschäftsordnung des Landtages für Wien, die Grundlage für den elektronischen Schriftverkehr im Wiener Landtag, geschaffen. Diese Bestimmung findet erst Anwendung, wenn die technischen und organisatorischen Voraussetzungen für den Echtbetrieb beziehungsweise teilweisen Echtbetrieb vorliegen. Dieser jeweilige Zeitpunkt ist vom Präsidenten des Wiener Landtages durch Mitteilung gemäß § 15 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Landtages für Wien bekannt zu geben. Es wurde nunmehr festgestellt, dass die elektronische Akteneinsicht und die elektronische Aktensuche technisch und organisatorisch einwandfrei funktionieren. Ich gebe somit bekannt, dass die technischen und organisatorischen Voraussetzungen für den Echtbetrieb der elektronischen Akteneinsicht und der elektronischen Aktensuche nunmehr vorliegen und der Echtbetrieb somit in den zukünftigen Sitzungen des Landtages zur Anwendung kommt. Ich gebe auch bekannt, dass der Text nicht von mir formuliert wurde, denn dann wäre er vielleicht nicht ganz so kompliziert gewesen. So, wir kommen zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-522517-2020-KVP/LM) wurde von Frau Abg. Olischar gestellt und ist an die Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen gerichtet. (Am 27. April 2020 wurde groß die Ausweitung der Solarpflicht auf Wohngebäuden und Bildungsbauten im Zuge einer Novelle der Wiener Bauordnung verkündet. Zudem war eine Sicherstellung der Solarverpflichtung auf Ersatzflächen angedacht, sollte die Errichtung von Solaranlagen nicht möglich sein. In der Landesregierung vom 16. Juni 2020 legten Sie jedoch einen Gesetzesentwurf vor, in dem der "große Wurf" der erweiterten Solarverpflichtung plötzlich nicht mehr enthalten war - dies ohne jede Begründung, weshalb diese herausgenommen wurde. Mit welcher Begründung wurde die erweiterte Solarverpflichtung aus dem heute von Ihnen zur Beschlussfassung vorgelegten Gesetzesentwurf herausgenommen?) - Frau Landesrätin, du bist am Wort. Amtsf. StRin Kathrin Gaál: Einen wunderschönen guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Einen wunderschönen guten Morgen, sehr geehrte Frau Klubobfrau! Es freut mich sehr, dass die von Peter Kraus und mir initiierte Initiative auch auf Ihr Interesse stößt. Nur ein bissel zur Erklärung, worum es uns in diesem Fall geht. Zum einen wollen wir bei Wohngebäuden einen sanften, verpflichtenden Einstieg in die Solarenergie ermöglichen, zum anderen aber wollen wir die bestehende Verpflichtung für Nicht-Wohngebäude, die es ja bereits gibt, mit einer Ersatzpflicht, die es in Zukunft geben soll, stärken, das heißt, wir wollen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Dass die Solarverpflichtung, wie in Ihrer Anfrage gefragt, jetzt nicht Teil des vorliegenden Gesetzesentwurfs ist, hat einen simplen rechtlichen Hintergrund. Die Solarverpflichtung muss im Unterschied zum anderen Teil dieser kleinen Bauordnungsnovelle in einem europarechtlichen Notifizierungsverfahren behandelt werden und diesem unterzogen werden. Ich gehe aber davon aus, möchte dem Ergebnis aber nicht vorgreifen, dass wir dann im Herbst hier im Landtag die Bauordnungsnovelle mit beiden Teilen beschließen können. Präsident Ernst Woller: Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Kasal gestellt. Bitte. Abg. Mag. Günter Kasal (FPÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Genau in diese Richtung zielt auch meine Zusatzfrage: Wie schaut es denn dann mit den technischen Rahmenbedingungen der Einspeisung in das Netz aus? Amtsf. StRin Kathrin Gaál: Schönen guten Morgen! Wir haben - was vor allem den Bereich Wiener Wohnen betrifft - mit Wien Energie einen guten Kooperationspartner, dem wir unsere Dachflächen zur Verfügung stellen, und der Strom, der dort produziert wird, soll auch für das Haus selber zur Verfügung gestellt und in den meist allgemeinen Hausteilen benutzt werden. Das heißt, das Thema mit den Speicheranlagen ist nach wie vor da, die werden zwar billiger, sind aber nach wie vor eine Herausforderung. In diesen großvolumigen Bauvorhaben funktioniert es aber gut, den Mieterinnen und Mietern einen Vorteil zu verschaffen. Also da haben wir eine gute Kooperation mit Wien Energie, die da ja Profi ist. Präsident Ernst Woller: Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Baron gestellt. Ich erteile Ihnen das Wort. Abg. Karl Baron (HC): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Ist es angedacht, in einer zweiten Welle oder in einen der nächsten Schritte die nun bestehende Verpflichtung der Solarerrichtung auch auf Betriebsgebäude, die schon in Betrieb sind, auszuweiten? Präsident Ernst Woller: Bitte, Frau Landesrätin. Amtsf. StRin Kathrin Gaál: Genau. Wir haben ja schon in der letzten Bauordnungsnovelle, in der großen Bauordnungsnovelle 2018 die ersten Schritte gesetzt, machen jetzt in dieser kleinen Novelle die nächsten. Wir schauen uns das natürlich kontinuierlich an und evaluieren und schauen, ob wir dann in den zukünftigen Bauordnungsnovellen, die kommen werden, weiter Schritte setzen. Was wir wollen, ist, vor allem den Wohnbau, der wirklich viel leistet, aber für die Mieter leistbar bleiben soll, keinen unnötigen Rucksack mitgeben. Alles andere schauen wir uns auf jeden Fall regelmäßig an, um da noch weitere Schritte zu setzen, denn das ist ganz sicher nicht das Ende der Fahnenstange. Präsident Ernst Woller: Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Gara gestellt. Ich erteile Ihnen das Wort. Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Guten Morgen, Frau Landesrätin! Ich finde es ja positiv, dass wir jetzt endlich diesen Schritt in Richtung einer solarfreundlichen Bauordnung machen, das ist seit Jahren eine unserer Forderungen. Ich habe mich über die Worte sanfter Einstieg in die Solarenergie ein bisschen gewundert. Also ich erinnere mich, 2010 hat damals Bgm Häupl die Solarhauptstadt Wien ausgerufen, zehn Jahre später sprechen wir vom sanften Einstieg, und das unter der Voraussetzung, dass wir von der Klimahauptstadt reden. Ich glaube, diese Dinge passen eben überhaupt nicht zusammen. Um diese 600 Megawatt zu erreichen, brauchen wir 100.000 Solardächer in Wien. Mit dieser Anforderung ist das bei Weitem nicht machbar. Meine konkrete Frage: Wie werden Sie vorgehen, um die echten Möglichkeiten der Dächer auszunutzen und, ich sage einmal, nicht nur so ein Solaretikett auf die Dächer zu pflastern? Präsident Ernst Woller: Bitte, Frau Landesrätin. Amtsf. StRin Kathrin Gaál: Von einem Solaretikett möchte ich da wirklich nicht sprechen. Es ist dem einen die Höhe der Verpflichtung zu niedrig, dem anderen ist grundsätzlich die Verpflichtung überhaupt schon zu viel. Ich spreche deshalb von einem sanften und moderaten Einstieg, da mir, wie gerade erwähnt, natürlich vor allem im Wohnbau wichtig ist, dass wir den Gemeinnützigen keinen zusätzlichen Rucksack geben. Die Kooperation mit Wien Energie funktioniert aber sowohl, was Wiener Wohnen als auch die Gemeinnützigen betrifft, sehr, sehr gut. Wir haben wirklich schon viele, viele Flächen zur Verfügung gestellt, um gemeinsam etwas zu entwickeln. Was mir aber auch wichtig war, ist, dass wir, da Sie ja vor allem auch Photovoltaik angesprochen haben, auch in Zukunft noch genügend Flexibilität haben, um auch vielleicht noch etwas anderes zuzulassen, wie zum Beispiel einen Gemeinschaftsgarten, wie zum Beispiel eine Dachbegrünung. Aber natürlich, wie auch gerade bei der Frage des Kollegen Baron schon gesagt, werden wir das laufend evaluieren, wir werden uns das anschauen, wie das ausgenutzt wird, wie von der Ausnahme Gebrauch gemacht wird, um da dementsprechend zu reagieren. Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Wir kommen zur 2. Anfrage (FSP-522169-2020-KFP/LM). Die 2. Anfrage wurde von Herrn Abg. Haslinger gestellt, sie ist an den Herrn Landeshauptmann gerichtet. (Der IS-Kämpfer Azad G. ist letztes Jahr in die Schlagzeilen gekommen, da er als österreichischer Staatsbürger 2012 nach Syrien ging, um sich dem Islamischen Staat für Kampfhandlungen anzuschließen. Eine im Terrorkrieg erlittene Schussverletzung ließ er sich in Wien behandeln, um dann wieder in den IS-Krieg zu ziehen. Azad G. bezog in Wien laut Medienberichten ungefähr 12.000 EUR Mindestsicherung. Ein über Ihr Bestreben, Herr Landeshauptmann, eingeleitetes und von der MA 35 durchgeführtes Verfahren hätte die Aberkennung der Staatsbürgerschaft zur Folge. Nun wurde vom Wiener Landesverwaltungsgericht diese Entscheidung wieder aufgehoben. Welche weiteren Schritte werden Sie in dieser Angelegenheit unternehmen?) Ich erteile dir das Wort. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Hoher Landtag! Sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter! Das Land Wien hat gegen die in Ihrer Anfrage genannte Person ein amtswegiges Verfahren zur Entziehung der österreichischen Staatsbürgerschaft geführt und einen Entziehungsbescheid erlassen. Grundlage für diesen Entziehungsbescheid waren die Ermittlungsergebnisse des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, die eine aktive Teilnahme in Kampfhandlungen durch den Genannten auf Seiten des sogenannten Islamischen Staates in Syrien ergaben. Hinsichtlich der Voraussetzung nach dem Staatsbürgerschaftsgesetz, wonach eine Entziehung nur zulässig ist, wenn der Betroffene dadurch nicht staatenlos wird, führte das Land Wien auf meinen ausdrücklichen Wunsch wie in allen Entziehungsverfahren ein umfassendes Ermittlungsverfahren durch. In dieses Ermittlungsverfahren werden nicht nur sämtliche relevante Informationen, die bei der Staatsbürgerschaftsbehörde bereits vorhanden sind, einbezogen, sondern es erfolgt auch eine entsprechende Befragung von Angehörigen sowie sonstigen Zeuginnen und Zeugen, darüber hinaus wurden weitere relevante Informationen eingeholt. Wie seitens der zuständigen Fachabteilung betont wurde, sind all diese Ermittlungsschritte natürlich auch im in Rede stehenden Entziehungsverfahren durchgeführt worden. Diese Ermittlungen ergaben laut zuständiger Fachabteilung keinen konkreten Anhaltspunkt dafür, dass die in Ihrer Anfrage genannte Person durch eine Entziehung staatenlos werden würde. Infolge dessen war von der Behörde daher der Entziehungsbescheid zu erlassen. Im Rahmen des Beschwerdeverfahrens beim Verwaltungsgericht Wien kam dieses allerdings zum Schluss, dass der Genannte keine weitere Staatsangehörigkeit besitzt. Auf Grund dessen wurde der Beschwerde seitens des Verwaltungsgerichtes Wien Folge gegeben und der Entziehungsbescheid aufgehoben. Wie mir mitgeteilt wurde, ist das Erkenntnis des Verwaltungsgerichtes Wien rechtskräftig, womit die Angelegenheit endgültig entschieden worden ist. Seitens der hiesigen Rechtsexpertinnen und -experten wurde in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass es somit unzulässig ist, da ein weiteres Entziehungsverfahren auf Grund der Handlungen der von Ihnen genannten Person durchzuführen und weitere Schritte in Richtung einer Entziehung der Staatsbürgerschaft daher rechtlich nicht möglich sind. Ich halte nur abschließend fest, dass für die Überwachung einer allfälligen Einreise nach Österreich die Sicherheitspolizei beziehungsweise die Justiz des Bundes zuständig ist. Von daher werden wir sehr darauf achten, auch in Kooperation mit den Einrichtungen des Bundes, dass die genannte Person, falls sie die Einreise nach Österreich begehrt, an der Grenze festgehalten wird und auf Grund vorhandener Tatbestände in Sicherheitshaft genommen wird. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Kops gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dietrich Kops (HC): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Die SPÖ verschenkt ja leider Gottes im sprichwörtlichen Sinne die Staatsbürgerschaft schon seit einigen Jahren, meist an Personen, die der deutschen Sprache kaum mächtig sind und sich auch kaum integrieren wollen. Wir haben gestern einen konkreten Fall in Favoriten erlebt und speziell auch hier vorm Rathaus, dass sich dieser Personenkreis sicher nicht wirklich integrieren will. Jetzt haben Sie ja gestern eine Initiative gesetzt, bei der Sie die Staatsbürgerschaft ja wirklich verschenken wollen. Meine konkrete Frage ist: Wie wollen Sie sicherstellen, dass sich dieser Personenkreis an unsere Regeln, an unsere Gesetze hält? Wie wollen Sie sicherstellen, dass dieser Personenkreis, der ja dann die Staatsbürgerschaft geschenkt bekommt - wobei man sagen muss, dass die Staatsbürgerschaft ja erst am Ende eines Integrationsprozesses zu verleihen ist -, dass diese Personen sich auch wirklich integrieren und mit unseren Werten und Gesetzen auseinandersetzen wollen und müssen? Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landeshauptmann. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ich möchte festhalten, dass wir die Staatsbürgerschaft nicht verschenken, sondern auf Grund von Bundesgesetzen agieren und dass wir nach einem längeren Prozess jenen Menschen, die die Staatsbürgerschaft erlangen wollen, die Möglichkeit bieten, sich zu integrieren. Ich kann sagen, bei den vielen Veranstaltungen, die wir mit Menschen in Wien machen, die auch die österreichische Staatsbürgerschaft anstreben, habe ich den Eindruck, dass es viele, viele Menschen gibt, die das nicht nur sehr gerne tun, sondern auch mit einem sehr hohen Aufwand, beispielsweise die Sprache erlernen, um sich zu integrieren. Ich lade Sie, Herr Landtagsabgeordneter, gerne einmal zu den Begrüßungsveranstaltungen für neue Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ein, die zeigen, dass das Menschen mit einem sehr hohen Potenzial, sich in der Gesellschaft zu integrieren, sind, und zwar aus ganz unterschiedlichen Ländern, in vielen Berufsgruppen in unserer Stadt, die insbesondere auch jetzt in der Corona-Krise dazu beigetragen haben, dass wir die Infrastruktur aufrechterhalten haben, dass es viele Menschen gibt, die auch durch diesen Integrationsprozess die Staatsbürgerschaft erlangt haben und insbesondere beispielsweise im Gesundheitswesen, im Pflegebereich wichtige und wertvolle Arbeit geleistet haben. All diesen Menschen jetzt Integrationswilligkeit abzusprechen, das würde ich aufs Heftigste dementieren. Dass es Personen gibt, die das nicht tun, aus welchen Gründen immer, seien es politische oder persönliche Gründe, wie geistige Verwirrung beispielsweise, ist richtig. Dagegen ist auch vorzugehen. Ich glaube, alle Wienerinnen und Wiener wissen, dass ich da kein Pardon kenne, das gilt für die Person, die wir gestern vor dem Rathaus sofort festhalten konnten. Da danke ich den Mitarbeitern der Rathauswache noch einmal ganz ausdrücklich. Sie haben sofort - noch bevor die Polizei gekommen ist - eingegriffen, die Sicherheit des Wiener Rathauses und damit auch der Menschen in unserem Rathaus gewährleistet. Deshalb noch einmal ein herzliches Dankeschön an die Rathauswache. Präsident Ernst Woller: Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Ulm gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Ich glaube, beim konkreten Fall waren alle handelnden Personen der Politik einer Meinung, wie man den Fall gerne gelöst hätte. Wir haben jetzt ein anderes Ergebnis, das muss man akzeptieren. Man muss auch zugestehen, dass die Stadt Wien auf Grund der Kompetenzlage nur beschränkte Möglichkeiten hat, etwas zu verändern. Im Umgang mit IS-Kämpfern sind natürlich in erster Linie Polizei und Justiz gefordert, aber es gibt auch noch die Sozialarbeit. In der Sozialarbeit hat die Stadt Wien eine lange Tradition, natürlich auf viel niederschwelligerem Bereich als im Umgang mit IS-Kämpfern. Trotzdem glaube ich, ist es notwendig, dass dort, wo die Stadt Wien etwas machen kann, die Stadt Wien auch alle Möglichkeiten ergreift und alle Chancen nützt. Meine Frage geht daher in die Richtung: Welche Form der Sozialarbeit können Sie sich im Umgang mit Radikalisierten vorstellen? Es gibt das bereits in Ansätzen bei Jugendlichen, ich sehe allerdings keine Einheit der Stadt Wien, keine Gruppe von Sozialarbeitern, keine Form von Streetwork, die wirklich diese schwierigste Form der Sozialarbeit mit Radikalisierten, wie zum Beispiel sogar radikalisierten IS-Kämpfern angehen würde. Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landeshauptmann. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ja, Herr LAbg. Ulm, ich gebe ihnen völlig recht, es ist ganz wichtig, dass man das auf mehreren Eskalationsstufen sieht. Richtig ist, dass es überall dort, wo wir die Möglichkeit haben, unmittelbar mit Polizei und Justiz einzugreifen, zu erfolgen hat. Im konkreten Fall, wenn diese Person die österreichische Grenze überschreiten möchte, ist die Sicherheitspolizei gefordert, ihn dingfest zu machen und auf Grund der Beweislage, die vorliegt, auch eine entsprechende Sicherungshaft vorzunehmen. Aber die Frage ist ja, da gebe ich Ihnen völlig recht, was passiert mit diesen Menschen dann weiter? Selbst wenn der in Haft kommt, wird der irgendwann einmal wieder entlassen werden beziehungsweise wird er auch ein familiäres Umfeld haben, das man sich genauer ansehen muss. Ich glaube, da ist es wichtig, dass wir insbesondere mit den Instrumenten, die wir jetzt in den letzten Jahren im Bereich der Deradikalisierungsmaßnahmen aufgebaut haben, schon sehr frühzeitig jene Personengruppen betreuen, die gefährdet sind, von radikalen Gruppen angesprochen zu werden. Dieser Deradikalisierungskreis der Stadt Wien hat sich jetzt über viele Jahre gebildet, ist eingebunden in Sozialarbeit, aber auch viele pädagogische Einrichtungen der schulischen, aber auch der außerschulischen Jugendarbeit, um möglichst früh bei jenen Personengruppen anzusetzen, die wir identifizieren, bei denen sehr oft noch keine strafrechtlich relevanten Tatbestände vorliegen, wir aber den Eindruck haben, dass es notwendig ist, frühzeitig einzugreifen. Schwieriger ist es natürlich bei Personen, denen wir schon strafrechtlich relevante Tatbestände nachweisen können, wie in diesem konkreten Fall. Da gehe ich davon aus, dass die Einrichtungen, die wir auch gemeinsam mit dem Bund geschaffen haben, zum Beispiel in der Betreuung von Haftentlassenen, dass man das auf diese Zielgruppen spezifiziert. Das beginnt schon in der Betreuung in den Gefängnissen, denn das sind ja oft Orte, wo schon radikalisierte Menschen weiter radikalisiert werden beziehungsweise straffällig gewordene Menschen von Personen agitiert werden, denen sie im Gefängnis begegnen, daher ist die Arbeit in den Gefängnissen schon ganz wichtig. Also es geht auch bei der Haft nicht nur darum, die Menschen wegzusperren, sondern mit ihnen auch zu arbeiten, damit - wenn sie entlassen werden - eine große Hoffnung besteht, sie wieder integrieren zu können. Das gilt aber generell für alle Menschen, die in Haft sind, denn wenn man sich die Rückfallquoten anschaut, und das ist unabhängig von der Herkunft, sehen wir natürlich, dass es bestimmte Ziel- und Personengruppen - egal, ob die jetzt die österreichische Staatbürgerschaft haben oder zugewandert sind - gibt, die auch wieder rückfällig werden. Das gilt insbesondere auch für radikalisierte Gruppen. Also daher gebe ich ihnen recht, wir müssen da zweifellos die Instrumente spezifizieren. Ich persönlich bin sehr dafür, dass die Einrichtungen der Stadt eng kooperieren, auch mit jenen des Bundes. Wir sind gerade, was diese Zielgruppen betrifft, sehr abhängig von den Informationen, die wir von der Sicherheitspolizei bekommen. Wir haben uns auch im konkreten Fall auf die Unterlagen bezogen, die wir von der Polizei bekommen haben, insbesondere vom Landesamt für Verfassungsschutz, denn wir könnten zum Beispiel keine Informationen beschaffen, ob jetzt eine Person konkret im Ausland - zum Beispiel in Syrien, in anderen Ländern des Nahen Ostens - an bewaffneten Konflikten beteiligt war. Also daher ist diese Kooperation eine wichtige, aber sie haben recht, es gibt Eskalationsstufen. Ich bin sehr dafür, dass wir das Deeskalisierungsnetzwerk einsetzen, um vor allem junge Menschen frühzeitig zu begleiten, zu betreuen. Eine enge Kooperation mit den Einrichtungen des Bundes in der weiterführenden Präventionsarbeit, aber ein sehr konsequentes Vorgehen gegen jede Form von Gewalt, die wir in Wien nicht dulden werden: Das war auch der Grund, dass ich in diesem konkreten Anlassfall die Aberkennung der Staatsbürgerschaft betrieben habe. Dass das von den Gerichten jetzt leider anders gesehen wird, bedauere ich. Mir wäre es lieber gewesen, diese Person hätte überhaupt keine Möglichkeit mehr gehabt, österreichisches Staatsgebiet zu betreten. Präsident Ernst Woller: Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Haslinger gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Gerhard Haslinger (FPÖ): Ja, guten Morgen, Herr Landeshauptmann! Ich bin leider ein bisschen enttäuscht. Gestern stelle ich eine Anfrage an die Frau Verkehrsstadträtin, die zitiert mir einen Gesetzestext. Auf die Anfrage an Sie, sagen Sie mir einen Sachverhalt, der mir auch bekannt ist, nämlich dass die Aberkennung nicht möglich ist, sie sagen mir den Status quo. Meine Frage war aber, was Sie noch für Möglichkeiten hätten, da ganz einfach eine spezial- und generalpräventive Maßnahme zu setzen, damit es eine Abschreckung für die Zukunft ist. Sie sind zuständig dafür, dass der Mann Gesundheitsversorgung nutzen darf, dass er sonst die Sozialleistungen hat, dass man sich bemüht oder in Zukunft bemühen möchte, ihn umzustimmen oder Ähnliches. Ich erwarte mir als Staatsbürger, dass es bei diesen Menschen, die mehrfach ins Ausland gehen und terroristische Handlungen abhalten oder sich an terroristischen Handlungen beteiligen, eine Möglichkeit geben muss, wenn sie zurückkommen oder zurückkommen möchten - ich glaube, der will jetzt zurück, weil er ja in Haft ist -, dass die ganz einfach diese Wohlfühloase hier nicht mehr genießen können. Meine Frage geht, wie gesagt, in diese Richtung: Sehen Sie da Möglichkeiten, dass man den von der Mindestsicherung entfernt, von der Gesundheitsversorgung entfernt oder Ähnliches macht, dass er ganz einfach gar nicht mehr her möchte? Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landeshauptmann. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ja, wir müssen als politische Mandatare immer auf Basis der Gesetze agieren. Daher freut es mich, dass Ihnen das, was ich Ihnen jetzt mitgeteilt habe, bekannt war. Ich gehe davon aus, Sie haben sich mit diesem Fall intensiv beschäftigt, so wie wir alle. Wir haben alle unsere rechtlichen Möglichkeiten als Stadt Wien eingesetzt, um diese Person von der österreichischen Staatsbürgerschaft zu entfernen und ihm damit auch die Möglichkeit zu nehmen, alle österreichischen Staatsbürgern rechtlich zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen. Dass das gescheitert ist oder nicht von den Gerichten nachvollzogen worden ist, kann ich nicht beeinflussen. Das ist so in einem demokratischen Staat, der auf Gewaltenteilung aufgebaut ist. Ich muss diesen Entscheid des Gerichtes zur Kenntnis nehmen und kann nur darauf verweisen, dass Bundeseinrichtungen wie Sicherheitspolizei und Justiz jetzt gefordert sind, diese Person bei der Ankunft in Österreich sofort in Gewahrsam zu nehmen und ihn damit von allen Möglichkeiten, die wir ihm bieten, fernzuhalten. Eine andere Möglichkeit gibt es in dieser Situation nicht. Zu sagen, dass ein österreichischer Staatsbürger aus den rechtlichen Möglichkeiten, die sonst bestehen, ausgenommen wird, scheint mir unter den jetzigen rechtlichen Rahmenbedingungen nicht möglich zu sein, daher bauen alle unsere politischen Entscheidungen auf diesen rechtlichen Grundlagen auf. Dass Menschen auf Grund völkerrechtlicher Bestimmungen nicht staatenlos werden dürfen, scheint mir auch schlüssig zu sein. Das heißt, wenn er nur eine Staatsbürgerschaft hat, nämlich die österreichische Staatsbürgerschaft, und er beim Entzug dieser staatenlos würde, wäre uns damit auch nicht geholfen, denn wenn er dann in Österreich wäre und staatenlos ist, damit auch nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten hat, beispielsweise einen Pass zu bekommen, dann wird er wahrscheinlich Österreich überhaupt nicht verlassen beziehungsweise nicht verlassen können. Das heißt, dann haben wir überhaupt wenige Chancen, dass wir den auch wieder außer Landes bringen. Einen staatenlos geführten Menschen kann man auch nicht irgendwo anders unterbringen, das muss uns halt auch irgendwie klar sein. Also daher möchte ich noch einmal auf meine Aussage verweisen, dass die Bundeseinrichtungen, Sicherheitspolizei und Justiz, jetzt in diesem konkreten Fall gefordert sind, ihn bei der Grenze festzunehmen und auf Grund der vorliegenden strafrechtlichen Tatbestände, nämlich an einen bewaffneten Konflikt im Ausland teilgenommen zu haben, entsprechend in Gewahrsam zu nehmen. Präsident Ernst Woller: Ich danke für die Beantwortung. Wir kommen zur 3. Anfrage (FSP-522950-2020-KSP/LM). Die 3. Anfrage wurde von Herrn Abg. Gremel gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. (Im Rahmen des Regionalen Strukturplanes Gesundheit für Wien wurde im Jahr 2019 der Beschluss gefasst, bis 2025 36 Primärversorgungseinheiten umzusetzen. Wirken sich die Corona bedingten Mehraufwände und Einnahmenausfälle der Sozialversicherung auf den Zeitplan für die Umsetzung der Primärversorgungseinheiten aus?) Ich erteile dir das Wort. Amtsf. StR Peter Hacker: Schönen guten Morgen, Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Ich danke für diese wirklich relevante Frage, denn die Frage der Auswirkungen der Corona-Krise auf das Gesundheitssystem ist von großer Relevanz. Sie fragen mich nach dem Ausbau der Primärversorgungseinheiten, über die wir in der Frage der Weiterentwicklung des Gesundheitssystems auch schon seit langer Zeit diskutieren und auch viel hören, gehört haben und hören. Ich möchte nur am Anfang meiner Ausführungen festhalten und betonen, dass ich diese Idee der Primärversorgungseinheiten als Zukunftsmodell des niedergelassenen Sektors für eine extrem gescheite Idee halte und auch für das zentrale Zukunftsmodell, an dem wir alle arbeiten müssen. Wie Sie wissen, haben wir im Gesundheitswesen aber nach wie vor eine sektorale Zuständigkeit, die in der Bundesverfassung verankert ist. Art. 10 und 12 sind da die entscheidenden und die bestimmen, dass der Bund und für ihn die Sozialversicherung für den niedergelassenen Bereich verantwortlich ist, und wir Länder für die Spitäler verantwortlich sind. Im Jahr 2014 hat es nach sehr vielen Gesprächen, Diskussionen und einem zähen Ringen, kann man fast sagen, eine Einigung zwischen dem Bund, den Ländern und den Sozialversicherungen gegeben, dass im Rahmen der Zielsteuerung, also im Rahmen des gemeinsamen Diskussionsprozesses zur Entwicklung des Gesundheitssystems, die Stärkung der Primärversorgungseinheiten stattfinden soll. Das ist immerhin sechs Jahre her, was eigentlich ziemlich bedauerlich ist. Wir Länder haben uns damals entgegen unserer Zuständigkeit, das muss man in aller Klarheit sagen, entgegen unserer verfassungsmäßigen Zuständigkeit, Pflicht und Verantwortung entschieden, diese Primärversorgungseinheiten extra zu co-finanzieren, in der Erwartungshaltung, dass wir dadurch zu einer relevanten Entlastung unserer Spitäler, insbesondere der Spitalsambulanzen beitragen können. Aber unabhängig von dieser Vereinbarung und unabhängig von dieser Zustimmung, dass wir Länder gesagt haben, wir zahlen an den Primärversorgungseinheiten mit, ist natürlich die Verantwortung für die Umsetzung unverändert geblieben und liegt weiterhin bei der Sozialversicherung auf der einen Seite und beim relevanten Vertragspartner, der Ärztekammer, auf der anderen Seite. Daher sind die Steuerungsmöglichkeiten, die wir als Stadt haben, die ich als Gesundheitsstadtrat habe, die wir als Landtag haben, extrem eingeschränkt, was ich immer wieder kritisiert habe. Ich halte das für einen kleinen Irrtum in der Konstruktion des Gesundheitssystems. Wir haben das auch im Rahmen der Gesundheitsplattform und auch hier im Landtag schon ein paar Mal besprochen. Unsere Kompetenz beschränkt sich letzten Endes darauf, gemeinsam mit der Sozialversicherung den sogenannten Strukturplan zu entwickeln. Das ist die Rahmenvorgabe, nach der die Entwicklung und der Ausbau aller Leistungen des ambulanten Sektors stattfinden sollen. Wir haben das auch gemacht, die Landeszielsteuerungskommission hat am 18. März 2019 diesen neuen Rahmenplan für Wien festgelegt und darin festgehalten, dass bis zum Jahr 2025 von Sozialversicherung und Ärztekammer 36 Primärversorgungseinheiten in Wien umzusetzen sind. Das Problem ist nur, die Ausschreibung dafür, die Vertragsausschreibung, die Auswahl, die Definition, wer das macht, liegt weiterhin verfassungskonform bei den Verantwortlichen, nämlich bei der Sozialversicherung und der Ärztekammer. Genau darüber werden wir morgen mit Vertretern aller Fraktionen hier vom Haus in der Wiener Gesundheitsplattform diskutieren und diskutieren können. Ich erwarte mir morgen eine lebhafte Diskussion, da in der Gesundheitsplattform nicht nur die Abgeordneten aller Fraktionen dieses Hauses sitzen, sondern eben auch die Vertreter der Sozialversicherung und die Vertreter der Ärztekammer. Also ich mache ein bisserl einen Motivationsschub für morgen und hoffe, dass wir dann eine lebhafte Diskussion haben werden. Zu Ihrer Frage jetzt im Konkreten, Sie fragen mich ja, welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf die Pläne hat. Ich denke, das Gesundheitssystem wird im Augenblick noch nicht so direkt als Betroffener der Covid-19-Pandemie in der Öffentlichkeit wahrgenommen, noch überwiegt unsere große Freude, Zufriedenheit und auch unser Stolz, und das zu Recht, auf die Leistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in diesen letzten Monaten einen unglaublich tollen Job gemacht haben. Klar ist aber, dass schön langsam wohl etwas anderes in den Fokus kommen muss, weil natürlich das Gesundheitssystem auch zusätzliche Mehrausgaben hatte, für die es zur Zeit keine Abdeckung seitens des Bundes gibt. Das macht mir aber eigentlich noch weniger Sorgen als die wirtschaftliche Situation Österreichs insgesamt und der direkte Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Situation, der Arbeitslosigkeit, dem noch nicht abzuschätzenden, aber jedenfalls zu erwartenden Einbruch von Wirtschaftsbetrieben, denn das hat direkten Einfluss auf die Einnahmen der Sozialversicherungsbeiträge. Die Einnahmen der Sozialversicherungsbeiträge werden wiederum nach einem Schlüssel umgelegt und für den ambulanten Sektor verteilt, aber eben auch für den Spitalssektor. Schon vor der Corona-Krise - das finde ich doch interessant und angesichts dieser Frage habe ich das wieder herausgesucht - hat es im Februar eine Budgetvorschau, eine Gebarungsvorschau des Generaldirektors der Österreichischen Gesundheitskasse gegeben. Er ist im Februar - da war von Corona noch nicht viel Rede und man konnte nicht abschätzen, dass es solche Auswirkungen haben wird - bei der Gebarungsvorschau von einem Bilanzverlust für das heurige Jahr von 175 Millionen EUR ausgegangen. Die Vorschau bis 2024 war ein Verlust bis zu 0,5 Milliarden EUR. Ehrlich gesagt, das war schon interessant und ist in der hysterischen Diskussion über den Coronavirus ein bisserl untergegangen. Ich finde, das war schon interessant, ich meine, das war die erste Gebarungsvorschau des Generaldirektors der Österreichischen Gesundheitskasse, die ja erst neu geschaffen wurde. Wir alle erinnern uns noch an die Versprechungen der vorigen Regierung, dass die Österreichische Gesundheitskasse durch die unglaublichen Synergien, die sie freischwemmen wird, eine Patientenmilliarde verursachen wird. Aus der Patientenmilliarde ist die Gebarungsvorschau mit einem Verlust von 0,5 Milliarden EUR geworden. Und erst, wenn wir das als Grundvoraussetzung nehmen, können wir zu Ihrer Frage kommen, nämlich: Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die Einnahmenverluste? Es ist wieder nach einer Aussendung der Österreichischen Gesundheitskasse, nämlich erst von diesen Tagen, vom 23. Juni, davon auszugehen, dass die Einnahmenverluste aus den Sozialversicherungsbeiträgen allein im heurigen Jahr bei der Sozialversicherung zwischen 600 Millionen EUR und 1 Milliarde EUR ausmachen. Das müssen wir jetzt noch zu diesen prognostizierten 175 Millionen EUR dazuzählen, also können wir damit rechnen, dass die Sozialversicherung im heurigen Jahr schon einen Verlust von über 1 Milliarde EUR haben wird. 1 Milliarde EUR, die selbstverständlich, wenn nichts passiert, Auswirkungen auf das gesamte Gesundheitssystem in unserer Republik haben wird. Eigentlich ist für 15. Mai routinemäßig geplant und auch vereinbart, das ist auch eine klare Vorschrift, dass eine Gebarungsvorschau des Generaldirektors der Österreichischen Gesundheitskasse vorzulegen ist. Es war schon sehr bemerkenswert, wir haben das auch in den Sitzungen zwischen Bund und Ländern durchaus heiß diskutiert, dass dem Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse gestattet worden ist, dass er diese Gebarungsvorschau nicht vorlegen muss. Das ist - ganz im Sinne Ihrer Frage - aus meiner Sicht ein wirklicher Unsicherheitsfaktor für die Weiterentwicklung der Primärversorgungseinheiten in Wien. Wir müssen davon ausgehen, dass die Einnahmensenkung durch die steigende Arbeitslosigkeit, durch die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Lande dramatische Auswirkungen auf das Gesundheitssystem haben wird. Wenn wir das, was in Österreich passieren wird, auf Wien umlegen, erwarten wir im Wiener Gesundheitsfonds im Vergleich zum Vorjahr mindestens einen Verlust von 300 Millionen EUR. Diese 300 Millionen EUR sind zentraler Bestandteil der Finanzierung unserer Spitäler. Das heißt, der Finanzbedarf ist nicht nur im Bereich des niedergelassenen Systems gestiegen, sondern der Finanzbedarf ist schon auch im intramuralen Bereich, im Spitalsbereich gestiegen. Es wird wirklich höchste Zeit, es wird wirklich höchste Zeit, dass ernsthafte Gespräche über ein Hilfspaket für das Gesundheitssystem in Österreich beginnen. Die Gespräche müssen jetzt beginnen, nicht im Herbst und schon gar nicht im Winter, denn die Einnahmenverluste sind schon real, die Österreichische Gesundheitskasse hat schon 400 Millionen EUR Einnahmenverlust verbucht, da gibt es auch keinen Nachzieheffekt oder sonst etwas, das ist schon verbucht. Es muss gehandelt werden, es muss jetzt gehandelt werden, und ich kann nur immer wieder darauf aufmerksam machen. Ich nutze auch jede Gelegenheit, die sich dafür ergibt, weil ich glaube, dass es von ganz zentraler Bedeutung ist, dass wir endlich Gespräche über ein Hilfspaket für das gesamte Gesundheitssystem in unserem Lande brauchen. Präsident Ernst Woller: Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Kops gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dietrich Kops (HC): Danke, Herr Stadtrat, für die ausführliche Beantwortung. Sie haben unbewusst meine Anfrage beantwortet, danke. Präsident Ernst Woller: Sehr gut! Wir kommen dann zur 2. Zusatzfrage, sie wird von Herrn Abg. Gara gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Guten Morgen, Herr Landesrat! Zweifelsohne ist die Corona-Krise ein wirklicher Stresstest für unser Gesundheitssystem. Natürlich werden im Zuge dieses Stresstests auch die bestehenden Schwächen ziemlich brutal aufgedeckt. Ich bin vollkommen bei Ihnen, dass wir genau diese Problematik, diese sektorale Verteilung, intra- und extramuraler Bereich haben, aber ich möchte schon zwei Dinge anmerken. A: Bereits unter Gesundheitsministerinnen der SPÖ war dieses Thema bekannt und wurde auch nicht gelöst, es liegt also auch vieles von dem in der Vergangenheit. Ich bin auch bei Ihnen, dass wir eine große Thematik mit der Gesundheitskasse haben. Trotzdem ist meine Frage: Wir waren bereits vor Corona weit hinten nach, was den Fahrplan des Ausbaus der Primärversorgung betrifft. Das hat viele Gründe, nicht nur finanzielle Gründe. Wo stehen wir im Moment mit dem Ausbau der Primärversorgung, also wie viele Primärversorgungseinheiten werden voraussichtlich bis Ende des Jahres realisiert sein? Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landesrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich muss noch auf die Fensterfeststellung eingehen und einfach klarstellen und zurückweisen: Sozialdemokratische Gesundheitsministerinnen oder -minister haben niemals eine Zusammenlegung der Gebietskrankenkassen verlangt, forciert oder in irgendeiner Form in Absicht gehabt. Wir reden jetzt von einer veränderten Struktur, in der wir Tag für Tag an den Problemen nagen, dass die bisherigen Kooperationsfunktionalitäten, nämlich die Gemeinsamkeiten, für ein Land - oder für die Bevölkerung eines Landes - zuständig zu sein, zwischen einer Gebietskrankenkasse und einem jeweiligen Landesrat oder einer Landesrätin für Gesundheitsfragen aufgehoben worden ist. Der Verantwortliche für Primärversorgungseinheiten sitzt in Vorarlberg, der Verantwortliche für andere Fragen sitzt in Niederösterreich, der Dritte sitzt in Kärnten, und wir werden morgen miteinander erleben, wen uns die Österreichische Gesundheitskasse als Gesprächspartner in der Bundeshauptstadt mit zwei Millionen Einwohnern zur Verfügung stellt. Wir werden es morgen erleben, ich bin selber gespannt, ich weiß noch nicht, wer morgen Vertreter der Österreichischen Gesundheitskasse sein wird. Wir müssen aber vorher festhalten, dass das niemals eine Absicht sozialdemokratischer Gesundheitsminister war, die Gebietskrankenkassen zusammenlegen. Die Fehlinformation möchte ich nicht im Raum stehen lassen. Zur Frage selbst: Wir haben im Augenblick mehrere Projekte, die in Vorbereitung sind, es sind insgesamt fünf verschiedene Zentren zusätzlich zu den drei bestehenden, die in Vorbereitung sind. Das Problem ist halt, ich höre es auch immer nur, ich bekomme natürlich Berichte, jetzt erst in der Zielsteuerungssitzung diese Woche, die sind sehr hübsch, wir werden in der morgigen Gesundheitsplattform auch einen Bericht dazu bekommen. Im Augenblick gibt es Projekte im 15., im 19., 2., 10. und 23. Bezirk. Präsident Ernst Woller: Die 3. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Korosec gestellt. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Ingrid Korosec (ÖVP): Ja, guten Morgen Herr Landesrat! Ihren Ausführungen, die ja sehr ausführlich waren, kann man nicht wirklich widersprechen, natürlich hat jede Reform ihre Anfangsschwierigkeiten, ich meine, das wissen Sie genauso. Ich denke nur daran, dass wir den KAV noch immer nicht haben, weil es da offenbar immer wieder Veränderungswillen gibt. Insgesamt ist es aber eine Reform, die notwendig war, und doch muss man das abschleifen. Ich bin auch bei Ihnen, dass es sicher nicht ideal ist, dass man das in ganz Österreich verteilt hat, aber das wird sich finden. Bleiben wir aber bei Wien: Sie wissen, ich bin ein großer Vertreter der Zentren, da sind wir uns ja sehr einig, das heißt, niedergelassene Ärzte sind unglaublich wichtig, aber die Zukunft ist natürlich, dass man diese Zentren verstärkt macht. Natürlich haben Sie Einfluss - ich meine, schon Kraft Ihrer Person haben Sie Einfluss - auf die Planung, und gerade die Planung ist ja sehr entscheidend. Sie haben jetzt angeführt, dass fünf geplant sind, nicht? Meine Frage geht da auch irgendwie in diese Richtung. Wir haben gerade die Außenbezirke, die da ja unglaublich wichtig sind, Sie haben jetzt Liesing erwähnt, MED 23, aber wie ist es in Favoriten, wie im 22. Bezirk? Wie weit nehmen Sie da Einfluss, dass man gerade diese Flächenbezirke ein bissel bevorzugt? Ich meine, ich bin zwar ein sehr optimistischer Mensch, aber ob wir wirklich bis 2025 all die Zentren bekommen, wie sie jetzt in der Planung sind, also da, muss ich sagen, bin ich noch ein bissel zurückhaltend, dass wir das wirklich erreichen. Auch dazu würde ich Sie fragen, ob wir da eine gemeinsame Meinung haben oder ob Sie meinen, dass sich das realisieren lässt. Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landesrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich glaube tatsächlich, dass wir wahrscheinlich in der Intention, ich vermute sogar, quer durch alle Fraktionen hier im Haus, eine gemeinsame Meinung haben, nämlich wir wollen einen Ausbau dieser Zentren. Deswegen habe ich vorhin auch schon daran erinnert, dass wir morgen eine Sitzung haben, bei der Vertreter aller Fraktionen dabei sind, und motiviert, dass wir das morgen unmissverständlich klar zum Ausdruck bringen. Das Problem ist, unsere Aufgabe ist es, eine Rahmenplanung zu machen, Sie kennen das, wir haben diese Planung auch gemacht, in dieser Rahmenplanung ist analysiert worden, wie die derzeitige Verteilung von Kassenärzten - sowohl Allgemeinmediziner als auch Fachmediziner - in Wien ist. Auf der Grundlage dieser Analyse der tatsächlichen Verteilung ist quasi das inverse Bild gezeichnet worden: Wo gibt es einen besonderen Bedarf an Zentren im Sinne von Primärversorgungseinheiten? Damit endet aber die Kompetenz, ich kann nicht sagen, na, 110 Kilo in die Waagschale schmeißen, das beeindruckt manche, manche nicht. In diesem Fall habe ich das Gefühl, es beeindruckt viele nicht. Sie können sich aber sicher sein, dass ich natürlich versuche, da wirklich Druck zu machen, und ich bin daher sehr froh, dass wir diese Frage heute hier diskutieren können, um uns alle zu fokussieren. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass dieses Haus - alle Fraktionen, nicht nur die Regierungsfraktionen - eine unmissverständlich klare Botschaft absendet: Wir wollen diese Zentren in Wien haben. Das bedeutet, wurscht, wo der jeweilige Fachreferent und der jeweilige Direktor und Teilbereichsdirektor der Sozialversicherung sitzen, wir wollen, dass die Zentren für die Wiener Bevölkerung geschaffen werden. Die Rahmenplanung dafür steht da, es liegt ausschließlich an der Sozialversicherung und der Ärztekammer, darüber die Gespräche zu führen, es zu konkretisieren und konkrete Verträge für konkrete PVEs abzuschließen. Zur Eingangsbemerkung noch ein kleiner Satz: Ich gebe Ihnen vollkommen recht, jeder Change-Prozess, jede Veränderung, jede Reform hat auch immer wieder ihre Rückschläge und hat ihre Schwachstellen, et cetera. Da bin ich schon bei Ihnen. Aber ehrlich gesagt, im Vergleich zum Krankenanstaltenverbund und zur Reform des Wiener Gesundheitsverbundes: Ich habe niemals eine Patientenmilliarde versprochen, und daran muss sich leider die andere Versprechung messen lassen. Präsident Ernst Woller: Danke. Die 4. Zusatzfrage wird von Abg. Margulies gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Nahtlos anschließend: Ja, an die Patientenmilliarde hat ja sowieso von Anfang an niemand geglaubt. Insofern muss man sie nicht immer wieder neu aufwärmen. Nichtsdestoweniger, tatsächlich positiv ist, dass die Notwendigkeit für die Primärversorgungszentren mittlerweile - glaube ich - von allen Fraktionen durchgehend anerkannt ist. Im Gegensatz zu Ihren Ausführungen, die ich mittelfristig unterstütze, mit der Knappheit der Budgets, et cetera glaube ich manchmal, dass in solchen Situationen wie der jetzigen auch Chancen drinnen sind, finanzielle Mittel zu lukrieren, die in Normalzeiten nicht zu lukrieren wären. Denn jetzt wissen alle, die Brieftaschen sind offen. Vielleicht gelingt uns das auch für den Gesundheitsbereich, eben zur weiteren Ausweitung der Primärversorgungszentren. In diesem Sinne auch eine Frage ganz konkret im Zusammenhang mit der Corona-Krise, Corona-Epidemie: Hat sich - aus Ihrer Sicht - die Rolle der Primärversorgungszentren angesichts Pandemien wie Corona - es kann ja was ganz anderes auch kommen - verändert? Müssen die berücksichtigt werden? Ursprünglich wollte ich was zur Krankenkasse fragen, aber da ist schon so viel abgehandelt worden. Es würde mich nämlich tatsächlich interessieren, ob sich die Rolle der Primärversorgungszentren verändert hat. Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landesrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich kann nur für meinen Eindruck sprechen, ich kann jetzt nicht darüber sprechen, ob das in der Sozialversicherung oder in der Ärztekammer so gesehen wird. Ich habe das Gefühl gehabt, dass sich auch in der Krise gezeigt hat, dass Einzelordinationen besonders schwierige Orte sind, weil sich natürlich auch Ärztinnen und Ärzte davor gefürchtet haben, angesteckt zu werden. Natürlich haben sich Patientinnen, Patienten davor gefürchtet, in der Ordination im Warteraum angesteckt zu werden. Natürlich waren auch manche positiv, waren krank und sind zu Hause geblieben. Das hat natürlich sofort dazu geführt, dass diese Ordination generell aufgefallen ist. Wir hatten, glaube ich, jedenfalls in einem Primärversorgungszentrum, ich glaube, aber nur in dem einen, einen positiven Mitarbeiter. Das hat aber nicht dazu geführt, dass dieses PVE schließen musste, sondern es konnte weiter Dienst machen, weil der eine Mitarbeiter zu Hause geblieben ist und der Rest der Mitarbeiter weiterhin den Betrieb aufrechterhalten hat. Also mein Eindruck ist, dass sich gerade in dieser Krisenzeit gezeigt hat, wie stark Primärversorgungseinheiten in der Versorgung sind, gerade auch in einer Zeit, in der Mitarbeiter ausfallen. Das kann in der Grippezeit ganz genau so passieren, dass Mitarbeiter zu Hause bleiben müssen und im Krankenstand sind, wie jetzt im Rahmen der Covid-19-Krise. Präsident Ernst Woller: Die 5. Zusatzfrage wird von Abg. Dr. Koderhold gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Vielen Dank für die Antworten. Es ist zwar nicht Thema der Anfrage, aber auf die Patientenmilliarde möchte ich schon antworten. Es ging darum - was nicht gemacht wurde, das möchte ich hinzufügen -, die extramurale Verwaltung zu reduzieren, nicht die Verwaltung der Krankenkassa, die maximal 7 Prozent beträgt, sondern die Verwaltung in allen anderen Einheiten. Was auch wichtig ist: Das Defizit der Krankenkasse hängt natürlich damit zusammen, dass die Bevölkerung gewachsen ist, erheblich gewachsen ist, und dass der Beschäftigungsprozentsatz dieses Teils der Bevölkerung 60 Prozent beträgt, im Unterschied zu einem anderen Teil der Bevölkerung, wo er 75 Prozent beträgt. Daran möchte ich nur erinnern. Wichtig ist natürlich im Bereich der allgemeinmedizinischen Versorgung, dass sich die Mathematik natürlich nicht überlisten lässt. Sie brauchen für 36 Primärversorgungseinheiten etwa 100 Allgemeinmediziner, dann beginnt zusätzlich - das werden Sie sicherlich wissen - die absolute Zahl der Klientel über 85 deutlich zuzunehmen, und wir können sie natürlich nicht mit einer Primärversorgungseinheit versorgen, sondern nur mit dem Hausärztesystem. Das heißt, wir brauchen auf der einen Seite ungefähr 100 Ärzte für die Primärversorgungeinheiten, das wird sicherlich funktionieren, wenn man endlich interessante Verträge macht und zweitens für die immer größere absolute Anzahl der älteren Herrschaften über 85 auch einen Hausärzteversorgungsdienst errichtet. Jetzt kommt meine Frage: Es gibt ja nicht in allen Fächern einen Mangel in Wien. Es gibt eine Art Personalreserve, die Sie sicherlich auch kennen, das sind die Kolleginnen und Kollegen mit einer Doppelausbildung, die zum Beispiel Internist und Allgemeinmediziner, HNO und Allgemeinmediziner, Chirurg und Allgemeinmediziner sind, dann gibt es Bereiche, in denen es überhaupt keinen Mangel gibt. Meine Frage diesbezüglich: Haben Sie schon überlegt, an diese Personengruppe mit entsprechenden Verträgen, mit entsprechenden Angeboten heranzugehen, um diese Kolleginnen und Kollegen, die eine Doppel- oder Mehrfachausbildung haben, in das Primärversorgungssystem einzugliedern? Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landesrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Mir ist das bewusst, ich hoffe, der Ärztekammer auch, denn die ist verantwortlich dafür, ausreichend Kandidaten zu finden, die sich dann um eine Primärversorgungseinheit auf der Grundlage der Ausschreibung der Sozialversicherung bewerben. Das können wir morgen diskutieren, ob das allen bewusst ist. Mir ist es bewusst, aber ich kann nichts dazu beitragen, also ich mache weder die Ausschreibung, die macht die Sozialversicherung, ich bin nicht Ärztekammervertreter und Vertreter dieses Berufsstandes, um dann mit den Ärztinnen und Ärzten zu sprechen, wer sich wo bewirbt. Das ist Aufgabe der Ärztekammer. Mir ist das bewusst, ich bin so und so der Meinung, dass man à la longue darüber nachdenken muss, diese permanente scharfe Trennung zwischen Allgemeinmedizin und fachärztlicher Medizin wieder ein bisschen abzusmoothen und diesen großen Gap, den es zwischen diesen beiden Bereichen gibt, wieder ein bisschen kleiner zu machen. Das würde durch die Aufwertung des Berufes des Allgemeinmediziners sehr wesentlichen Schwung bekommen und hängt damit zusammen, dass die universitäre Ausbildung da auch einen entsprechenden Schwerpunkt setzen muss. Im Augenblick ist die Medizinausbildung sehr fokussiert auf Facharztausbildung, was zwar schön für die Fachärzte ist, aber schlecht für die Allgemeinmediziner. Also da wird es, glaube ich, eine Veränderung brauchen, über die ich auch sehr unmissverständlich mit der Universität diskutiere. Da muss ich fairerweise sagen, dass ich dort nicht nur auf Unverständnis stoße, sondern das sind durchaus fruchtbare Gespräche, aber das ist eine Veränderung, die wohl auch ein bisschen Geduld und ein bisschen Zeit braucht. Präsident Ernst Woller: Die 6. Zusatzfrage wird von Abg. Gremel gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Mag. Marcus Gremel (SPÖ): Ja, schönen guten Morgen auch von meiner Seite! Herr Landesrat, herzlichen Dank für die ausführliche Beantwortung meiner Eingangsfrage. Dass die Primärversorgungseinheiten von ganz zentraler Bedeutung für die Zukunft unseres Gesundheitssystems sind, ist - glaube ich - unstrittig. Ich würde ganz gerne, weil das so wichtig ist und die Zeiten gerade so herausfordernd sind, beim Status quo der geplanten Projekte noch ein bisschen ins Detail gehen. Was sind abseits vom gemeinsamen Druckmachen morgen in der Gesundheitsplattform die nächsten konkreten Schritte, die wir brauchen, damit wir möglichst schnell die geplanten Einheiten in Wien am Boden haben? Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landesrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich habe es vorhin schon kurz angedeutet. Wir haben ja drei Primärversorgungseinheiten, die funktionieren schon, die laufen sehr gut. Wir haben im Augenblick fünf Primärversorgungseinheiten, die sind quasi in Vorbereitung. Ich glaube, dass wir da gemeinsam unseren Willen kundtun müssen, aber ansonsten habe ich das Gefühl, dass diese fünf ziemlich gut im Laufen sind. Ich sage es noch einmal, sicherheitshalber, die eine im 15. Bezirk, eine im 19., eine im 2., also eine Gruppenpraxis, eine im 10. Bezirk, im Bereich des Hauptbahnhofes und eine ist in Vorbereitung - die ist noch am weitesten von der Realisierung entfernt, aber die ersten Weichenstellungen waren sehr erfolgsversprechend -, die ist in Liesing im Bereich von Alt Erlaa. Das, was wir wirklich dazu beitragen können, ist, wenn wir aus den Bezirken heraus in die Kommunikation mit einsteigen, davon bin ich wirklich überzeugt, ich habe da auch schon alle Bezirksvorsteher bei den einzelnen Diskussionen immer wieder darauf aufmerksam gemacht, die Ärztekammer, Bezirksärztevertreter, ich glaube, dass diese Bezirksärztevertreter ein guter Kommunikationsschlüssel sein können. Wenn es in einem Bezirk eine Bedarfslage gibt und wo die Bezirke sind, das ist ja kein Geheimplan, also der Plan, den wir im Strukturreformprozess geplant haben, der steht ja allen zur Verfügung. Dann ist es auf Bezirksebene, auf lokaler Ebene sicherlich hilfreich, wenn sich die Bezirke gemeinsam mit den Bezirksärztevertretern erst einmal auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten machen. Da wissen die Bezirke oft wesentlich mehr als Zentralstellen am Wienerberg oder Zentralstellen in der Weihburggasse, da können die Bezirke, glaube ich, schon ein bisschen Motor sein, um sozusagen eine Bedürfnislage mit gleichzeitiger Perspektive für die Erfüllung zustande zu bringen. In vielen Bezirken hat man auch sehr guten Kontakt zur Ärzteschaft des Bezirks, und vielleicht, glaube ich, ist es da möglich, zu motivieren, dass sich zwei oder drei Ärzte finden, sich zusammenschließen und eine Primärversorgungseinheit gründen. Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung der 3. Anfrage. Die 4. Anfrage (FSP-522366-2020-KNE/LM) wurde von Herrn Abg. Wiederkehr gestellt und ist an den Herrn Landeshauptmann gerichtet. (Das Begutachtungsverfahren zum Wiener Fördertransparenzgesetz startete bereits im ersten Quartal 2019, dennoch gibt es bis heute keine Gesetzesvorlage im Landtag. Offenbar wird diese Transparenzinitiative ein ähnliches Schicksal erleiden, wie die anlässlich von Ibiza angekündigte Arbeitsgruppe Transparenz und Kontrolle und in der Versenkung verschwinden. Welche Schritte wird das Land Wien setzen, um Verbesserungen im Bereich der Fördertransparenz herzustellen?) Ich erteile dir das Wort nach Reinigung der Mikrofone. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Hoher Landtag! Sehr geehrter Herr LAbg. Wiederkehr! Zu Ihrer Anfrage betreffend Schritte des Landes Wien zum Bereich der Fördertransparenz beziehungsweise des Wiener Fördertransparenzgesetzes darf ich Ihnen sagen, dass Sie recht haben, dass das im Frühjahr 2019 eingelangt ist und einem Begutachtungsverfahren unterzogen worden ist. Im Wesentlichen sind folgende Inhalte und Zielsetzungen auch mit diesem Begutachtungsverfahren verbunden gewesen: Zum einen, erstens: die Schaffung einer datenschutzrechtlichen Rechtsgrundlage zur Erstellung und Veröffentlichung eines umfassenden und auf Auszahlungen basierenden Förderberichtes. Zweitens: die Schaffung einer datenschutzrechtlichen Rechtsgrundlage zur umfänglichen Nutzung der gebietskörperschaftsübergreifenden Transparenzdatenbank sowohl hinsichtlich der Abfragemöglichkeit für die Förderdienststellen, insbesondere zur Vermeidung von allfälligen Doppelförderungen, also auch hinsichtlich der Einmeldung personenbezogener Leistungsmitteilungen. Drittens: eine Verordnungsermächtigung für den Gemeinderat zur Erlassung grundsätzlicher Vorgaben zur Abwicklung von Förderungen. Nicht nur hinsichtlich der kürzlich eingegangenen Berichte des Rechnungshofes und des Stadtrechnungshofes sowie insbesondere Maßnahmen auch in Ansehung der Berichte der Untersuchungskommission, die wir ja gestern sehr umfassend diskutiert haben, haben wir uns ja auch gemeinsam vorgenommen, dass die Ergebnisse dieser Untersuchungskommission ja auch in die weitere Arbeit des Gemeinderates beziehungsweise Landtages einfließen sollen, sodass wir die Ergebnisse dieser Untersuchungskommission entsprechend in das Wiener Fördertransparenzgesetz im Landtag einfließen lassen können. Ursache der Verzögerung des gegenständlichen Vorhabens ist nicht nur, dass wir die Ergebnisse der Untersuchungskommission abwarten wollten, sondern dass es auch eine entsprechende Adaptierung auf bundesgesetzliche Bestimmungen gegeben hat. Es ist zwar richtig, dass es eine Novelle des Transparenzdatenbankgesetzes bereits im Jahr 2012 gegeben hat, aber die endgültige inhaltliche Klarheit ist mit einem Beschluss des Nationalrates im Juli 2019 eingetreten. Um jetzt all diese Vorschläge, Anregungen einzuarbeiten, also vor allem jene der Bundesgesetzgeber beziehungsweise Rechnungshof, Stadtrechnungshof und der Untersuchungskommission, habe ich jetzt einen sehr fundierten Mitarbeiter bereits Ende Februar für die Betreuung dieses Projektes bestellt, nämlich Herrn SR Mag. Christoph Maschek, der für diese Sonderaufgabe als Bereichsleiter für grundsätzliche Angelegenheiten des Förderwesens im Magistrat bestellt worden ist. Er hat jetzt diese Aufgabe, die unterschiedlichen Vorschläge, Vorstellungen, gesetzlichen Richtlinien und Bestimmungen zusammenzuführen und insbesondere im ersten Schritt die Erstellung eines Förderhandbuchs als Handlungsanleitung für sämtliche Förderdienststellen in Angriff zu nehmen. Das ist auch schon geschehen, und von daher ist eines der Mindestkriterien - seitens der fördernden Stellen im Hinblick auf ihre konkreten Förderungen zu erstellende Förderrichtlinien und weitere wesentliche Informationen in Bezug auf die Abwicklung von Förderungen - enthalten. In weiterer Folge wird Herr Mag. Maschek prüfen, inwieweit bereits bestehende landesrechtliche Vorschriften herangezogen werden können, die es ja in diesem Zusammenhang bereits auch gibt, insbesondere die Vorgaben zur Transparenz, auch hier wieder unter Berücksichtigung bundesrechtlicher Rahmenbedingungen. Und wir sehen das natürlich in einem Spannungsverhältnis zwischen Amtsverschwiegenheit und Auskunftspflicht, daher habe ich ja auch bei der Beschreibung der Punkte ganz besonders darauf hingewiesen, dass natürlich alle datenschutzrechtlichen Maßnahmen zu berücksichtigen und mit einzuarbeiten sind. Abschließend möchte ich aber nicht verhehlen, dass auch in den letzten Jahren sehr viel geschehen ist in diesem Bereich. Das behaupte nicht nur ich als Landeshauptmann, sondern hier gibt es unabhängige objektive Einrichtungen, die das auch bestätigen. Transparency International macht regelmäßig Erhebungen, auch im Vergleich der österreichischen Städte, inwieweit Transparenz hier umgesetzt und auch gelebt wird. Im Vergleich mit den österreichischen Städten und Gemeinden hat es ein 100-Punkte-Programm gegeben: Im Durchschnitt haben Städte und Gemeinden 33,14 Prozent bekommen, Wien ist mit 82,72 Prozent deutlich Sieger beziehungsweise Siegerin geworden und nimmt damit auch einen internationalen Spitzenplatz ein. Ganz zum Schluss möchte ich noch darauf verweisen, dass wir mit dem Projekt Open Data Government hunderte Datenbanken zusammengeführt haben, wo es möglich ist, sehr transparent, sehr niedrigschwellig der gesamten Wiener Bevölkerung vieles an Informationen und Daten zur Verfügung zu stellen. Das bezieht sich auf die Auskunft über Einbahnen, Echtzeitinformationen der Wiener Linien, historische Luftbildaufnahmen, Messdaten von Luftschadstoffen oder WLAN-Standorte, und vieles andere mehr. Das heißt, wir sind ein offenes Buch für die Wiener Bevölkerung und wollen auch im Bereich der Förderrichtlinien noch mehr Transparenz umsetzen. Präsident Ernst Woller: Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Juraczka gestellt, und ich erteile ihm das Wort. Abg. Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Guten Morgen, Herr Landeshauptmann! Sie haben jetzt sehr wortreich den Status quo umrissen, auch im Hinblick dessen, dass ein Gesetzesentwurf, der ja schon im Frühjahr 2019 auf die Reise geschickt worden ist, es leider - und diese Prognose kann man ja an dieser Stelle wagen, ohne ein großer Prophet sein zu müssen - in dieser Legislaturperiode wohl nicht zu einer Umsetzung schaffen wird, schon auf Grund der Tatsache, dass die Legislaturperiode eine ähnliche ist, wenn wir uns den Wahltermin im Oktober ansehen. Jetzt bin ich der Allerletzte, der frühzeitig einen Wahlkampf ausrufen möchte - ich glaube, das eint uns ja beide -, dennoch hätten Sie, Herr Bürgermeister, jetzt hier die Möglichkeit, ein Wahlversprechen abzugeben, nachdem ja Beobachter durchaus der Meinung sind, es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass die Person Michael Ludwig auch nach dem Oktober 2020 das Amt des Stadtoberhauptes innehaben könnte. Meine Frage daher: Ist es für Sie nicht nur denkbar, sondern auch wollen Sie, wenn Sie in der nächsten Legislaturperiode hier Ihren Beitrag leisten können, ein Wiener Fördertransparenzgesetz mit so wichtigen Punkten, wie den von der Opposition hinreichend geforderten jährlichen Transparenzbericht oder auch unseren Beitrag Wiens bei der Befüllung der Transparenzdatenbank, also all diese Dinge, die wir ja in diesem Rohentwurf oder diesem Begutachtungsentwurf drinnen hatten, kann man Sie jetzt hier in dieser Fragestunde dazu bewegen, ein Bekenntnis zu diesen Inhalten abzugeben? Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landeshauptmann. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ja, Herr Landtagsabgeordneter, es ist völlig richtig, für mich wird der Wahlkampf im Herbst beginnen, ich möchte deshalb keine Wahlversprechen abgeben. Aber ich kann unabhängig vom Wahltermin sagen, dass es mir als Landeshauptmann ganz wichtig ist, dass wir mit all den Vorstellungen, die auch fraktionsübergreifend, gerade jetzt auch in den letzten Tagen im Zuge der Untersuchungskommission genannt worden sind, aber auch die Anregungen, die vom Rechnungshof und vom Stadtrechnungshof gekommen sind - und bin sicher, dass sich auch sehr kompetente Persönlichkeiten, die sich mit strategischen Angelegenheiten in Zukunft beschäftigen werden, auch weitere interessante Anregungen machen werden -, sehr zeitnah zu einem Landesgesetz kommen, das sicherstellt, dass wir nicht nur sehr offen alle Fördermaßnahmen der Bevölkerung vermitteln können, sondern dass wir auch in die bundesweite Förderdatenbank einberichten. Da bin ich sehr dafür, dass wir den rechtlichen Rahmen schaffen, um das möglich zu machen, und da sehe ich insbesondere auch die Kooperation zwischen dem Bundesland Wien und den Bundeseinrichtungen als sehr wichtig an. Also ja, dieses grundsätzliche Bekenntnis gebe ich gerne, unabhängig vom Wahltermin, auch heute ab. Präsident Ernst Woller: Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Ellensohn gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. David Ellensohn (GRÜNE): Herr Landeshauptmann, die Ausführungen freuen mich im Wesentlichen. Es ist auch wunderbar, dass wir den Wahlkampf erst im Herbst beginnen, denn für manche ist ja fast jedes Jahr mehrfach Wahlkampf, also wir kommen ja kaum heraus aus der Wahlkampfsituation, aber rufen wir ihn aus per Schulbeginn, 7. September oder so ähnlich. Zurück zur Untersuchungskommission, zur Fördertransparenz: Sie haben die Transparency-International-Daten aufgezählt, wo wir 2017 und 2019 auf dem 1. Platz waren in ganz Österreich, tatsächlich, das wird man auch nicht von selbst, aber mit doppelt so viel Punkten wie der Durchschnitt, tatsächlich sehr erfreulich. Jetzt gibt es viele Gründe, warum wir noch nicht fertig sind, einer davon ist, dass die Allparteienverhandlungen gestockt haben, weil zwischendurch nicht alle Parteien da waren. Also der Joe Taucher war wohl anwesend für die Sozialdemokratie, und ich: Wenn Sie vielleicht einen Appell an alle Fraktionen richten könnten, arbeitet doch gemeinsam weiter, denn der Joe Taucher und ich haben es nicht geschafft, alle fünf oder jetzt sechs Fraktionen an den Tisch zu bekommen. Wenn sich alle treffen, können wir an dem, was wir angefangen haben, auch schneller weiterarbeiten. Ob wir dann, wie es sich der Herr Juraczka jetzt gewünscht hätte, das noch in dieser Periode machen oder in der nächsten, aber jede Tempoerhöhung nutzt was. Sie schauen jetzt zu Ihrem Klubchef, wir zwei sind eh dabei. Wir kommen fix, wenn die Termine stattfinden, wir laden auch ein, und die SPÖ stellt normalerweise auch die Räumlichkeiten zur Verfügung. Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landeshauptmann. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Als Vertreter der Exekutive habe ich hier nur eingeschränkt Möglichkeiten, auf die Legislative einzuwirken, aber ich würde gerne den Ball aufgreifen und appellativ natürlich alle gerne einladen, daran mitzuwirken, denn umso breiter die Richtlinien erarbeitet werden und es möglich ist, zu einem gemeinsam beschlossenen Transparenzfördergesetz zu kommen, umso mehr wird es auch eine entsprechende Akzeptanz geben. Von daher ist es wichtig, dass die Parteien der Regierung, aber auch die Parteien der Opposition hier an einem Strang ziehen, denn es sollen ja Richtlinien entworfen werden, die eine breite Akzeptanz nicht nur hier im Hohen Haus finden, sondern darüber hinaus auch in der Bevölkerung. Daher ist es mir so wie in anderen Themenbereichen auch wichtig, lieber vielleicht eine Diskussionsrunde länger zu drehen und dann zu einem Ergebnis zu kommen, das dafür dann breiter akzeptiert ist. Ich habe auf Grund der gestrigen Diskussion auch über die Ergebnisse der Untersuchungskommission schon herausgehört, dass es eine hohe Bereitschaft gibt, an diesem Thema weiterzuarbeiten, daher nehme ich den Ball gerne auf und würde auch alle hier im Landtag einladen, auch über die Fraktionsgrenzen hinweg, an diesem Ziel zu arbeiten. Präsident Ernst Woller: Die 3. Zusatzfrage wird von Abg. Blind gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Armin Blind (FPÖ): Guten Morgen, Herr Landeshauptmann! Danke zunächst für Ihre Worte über die wertvollen Ergebnisse der Untersuchungskommission, die ja nicht vielleicht von allen Ihren Fraktionskollegen beziehungsweise des Koalitionspartners so gesehen werden, aber wenn es die Landes- und die Stadtspitze so sieht, soll uns das Lob genug sein. Die Frage, die sich mir stellt: Wir hatten unlängst in einer Sitzung des Stadtrechnungshofes in einer Maßnahmenbekanntgabe der MA 13 die Mitteilung erhalten, dass für diese Gesamtförderungsstrategie ein Projektabschluss für das Jahr 2021 geplant ist - da gebe ich dem Kollegen Juraczka recht, in dieser Legislaturperiode geht es sich offensichtlich nicht aus, aber wir haben ja dadurch ein bisschen Zeit. Meine Frage ist eine ähnliche wie die des Kollegen Juraczka, auch Bezug nehmend auf die Ergebnisse der Untersuchungskommission, wo wir ja - ich sage es einmal deutlich - Luft nach oben im Transparenzbereich geortet haben, was die Subvergaben von Förderungen betrifft - also eine Förderung wird von der Stadt Wien oder vom Land Wien gegeben und wird dann vom subventionierten Verein weitervergeben: Werden Sie sich in Zukunft verstärkt dafür einsetzen, dass auch diese Subvergaben transparent gemacht werden beziehungsweise Vergaben nur noch subvergeben werden können oder Förderungen nur noch subvergeben werden können, wenn eine diesbezügliche Einverständniserklärung - Sie haben den Datenschutz angesprochen - vorliegt? Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landeshauptmann. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ja, ich nehme zum einen die Beratungen von Abgeordneten, zum Beispiel in einer Untersuchungskommission, immer sehr ernst. Das gilt im Übrigen auch für die Ergebnisse der Handlungen von Rechnungshof und Stadtrechnungshof, denn ich bin der Meinung, man kann immer daraus lernen und es gibt immer Anregungen für eine Verbesserung, insbesondere auch in der Verwaltung. Das gilt natürlich auch für bestehende Förderrichtlinien, und daher denke ich, man sollte sich sehr genau anschauen, wie diese Fördertransparenzdatenbank aufgebaut ist und wie man zum Beispiel im konkreten Anlassfall die Frage, inwieweit es möglich ist, Subventionen auch weiterzugeben, transparent darstellen kann. Denn es wird Gründe geben, warum das passiert - ich kann das jetzt im Einzelfall nicht sagen, welche Vereine das genau betrifft, aber es wird wahrscheinlich Gründe geben. Und die Frage ist ja immer in diesem Zusammenhang, wie transparent kann das ausgewiesen werden. Denn man kann für eine Förderung sein, man kann gegen eine Förderung sein, man sollte nur immer möglichst viele Informationen haben, was dazu führt, dass man dann eine politische Entscheidung trifft, für oder gegen etwas zu stimmen, hier im Landtag beziehungsweise noch viel mehr im Wiener Gemeinderat. Von daher ist Transparenz sicher hilfreich in allen Bereichen, und ich denke, dass die Ergebnisse nicht nur der Untersuchungskommission, sondern auch des Rechnungshofes, des Stadtrechnungshofes einfließen sollen, verbunden werden sollen auch mit den bundesrechtlichen Rahmenbedingungen. Ich habe deshalb auch darauf verwiesen, dass diese Zeitverzögerung auch deshalb eingetreten ist, weil wir die Präzisierung, die im Nationalrat auf Bundesebene geschehen ist, auch in unsere Aktivitäten im Rahmen eines Landesgesetzes mit einfließen lassen wollen. So gesehen bin ich sicher, dass wir hier einen sehr, sehr guten, inhaltlich ausgewogenen Entwurf zustande bringen. Präsident Ernst Woller: Die 4. Zusatzfrage wird von Abg. Handler gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Klaus Handler (HC): Guten Morgen, Herr Landeshauptmann! Vielen Dank für die bisherigen Ausführungen. Es freut mich, dass Sie dem Thema, wie ich jetzt höre, grundsätzlich positiv gegenüberstehen, ich habe da jetzt aber ein konkrete Frage: Bei der Fördertransparenz sind es ja nicht nur Vereine und Institutionen, die Förderungen bekommen, die transparent dargestellt werden sollen, es wäre für die Opposition auch wichtig, dass auch transparent dargestellt wird, welche Förderungen abgelehnt werden. Und dass das funktioniert, zeigt zum Beispiel die Wirtschaftsagentur mit positivem Beispiel, wenn man sich den Bericht durchliest, sieht man sehr genau, wer Förderungen bekommen hat und warum Förderungen abgelehnt werden. Für die Arbeit der Opposition ist das natürlich wichtig, weil man sieht, geht das in eine gewisse Tendenz, denn wir können jetzt nur Dingen zustimmen oder sie ablehnen, bei denen wir wissen, dass sie praktisch schon positiv durchgewunken wurden, wissen aber nicht, was aus irgendwelchen Gründen auch abgelehnt wird, wie viele das sind, und so weiter. Können Sie sich vorstellen, dass in Zukunft auch das weitergegeben wird? Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landeshauptmann. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ja, prinzipiell ja. Man muss nur immer alle datenschutzrechtlichen Überlegungen miteinfließen lassen. Was meine ich damit? Wenn man beispielsweise jetzt Ihren Vorschlag aufgreift, dass man allgemein die Anzahl der abgelehnten Anträge formuliert, sehe ich da kein Problem darin. Wenn man die Begründung mitliefert, kann das natürlich für den Antragsteller durchaus auch negative Auswirkungen haben, denn es muss ja einen Grund geben, warum ein Antrag von der Verwaltung abgelehnt wird. Ich will jetzt gar nicht Mutmaßungen treffen, warum das geschieht, es hat aber im Regelfall für den Antragsteller oder die Antragstellerin unangenehme Gründe. Und die Frage ist, ob man das wirklich einer größeren Öffentlichkeit kundtun und vermitteln möchte, nämlich zum Schutz für den Antragsteller beziehungsweise die antragstellende Einrichtung. Also von daher bin ich nicht prinzipiell dagegen, es muss nur sichergestellt sein, dass sich die Menschen nicht überlegen, ob sie dann einen Antrag stellen, weil sie bei einer Ablehnung des Antrages vielleicht sonstige nachteilige Effekte zum Beispiel in der Wirtschaft haben, oder im wirtschaftlichen Zusammenhang mit anderen Unternehmen oder mit Konkurrenten. Wir dürfen ja nicht übersehen, es gibt ja Antragsteller in ganz unterschiedlicher Größenordnung, auch in ganz verschiedenen Bereichen, und daher ist es vielleicht schwierig, jetzt eine generelle Festlegung zu treffen. Prinzipiell ist Transparenz gut, aber es sollte nie zum Nachteil der antragstellenden Menschen beziehungsweise Einrichtungen oder Vereine sein. Präsident Ernst Woller: Die 5. Zusatzfrage wird von Abg. Wiederkehr gestellt. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Guten Morgen, Herr Landeshauptmann! Ich begrüße sehr, dass Sie die Arbeit der Untersuchungskommission auch positiv einschätzen und auch als Ergebnis sehen, dass ein Fördertransparenzgesetz wichtig ist für diese Stadt. Was ich da noch mitgeben möchte, ist, dass man nicht nur auf die datenschutzrechtlichen Aspekte schaut, die Sie sehr betont haben, sondern vor allem auf die Aspekte der Informationsfreiheit, nämlich größtmöglich Informationsfreiheit auch zu gewährleisten. Hier sind wir natürlich auch bereit, an diesem Entwurf mitzuarbeiten und auch in Richtung Informationsfreiheit mit Ihnen zu gehen. Meine Frage bezieht sich auf die Wortmeldung von Herrn Kollegen Ellensohn, der ein Märchen erzählt hat mit der Arbeitsgruppe, die sich zu Transparenz trifft. Wahr ist vielmehr, dass im Koalitionsübereinkommen steht, dass es eine Arbeitsgruppe zur Kontrolle und Transparenz geben soll, die sich spätestens im Frühjahr 2016 konstituieren soll - ich bin mir sicher, der Herr Ellensohn hat das noch gut in Erinnerung -, und die Umsetzung soll bis 2017 erfolgen. Bis jetzt gab es keine einzige Sitzung von so einer Arbeitsgruppe. Wie sehen Sie das als Bürgermeister, wenn klare Zielvorgaben im Koalitionsübereinkommen überhaupt nicht erreicht wurden? Präsident Ernst Woller: Bitte schön, Herr Landeshauptmann. Lhptm Dr. Michael Ludwig: Als Bürgermeister beziehungsweise Landeshauptmann greife ich nicht in fraktionelle Beratungen ein. Ich habe ja dargestellt, warum es zu Verzögerungen gekommen ist, nämlich, dass man die Festlegung der Novelle auf bundesgesetzlicher Ebene abwarten wollte, die im Juli 2019 getroffen worden ist. Diese Festlegung im Nationalrat war für uns in Wien sehr wichtig, um weitere Schritte einzuleiten. Deshalb ist mir der Verlauf von Arbeitsgruppensitzungen jetzt nicht geläufig, aber da lade ich natürlich alle Fraktionen ein, sich an diesen Gesprächen zu beteiligen, um da gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Aber die Verzögerung hat aus meiner Sicht nicht zwingend mit einer Arbeitsgruppe zu tun, sondern für mich als Landeshauptmann war es wichtig, dass wir im engen Einvernehmen mit bundesrechtlichen Einrichtungen Maßnahmen schaffen, die auch dem Landesgesetz möglichst gute Gelegenheit geben, transparent nach außen alle Fördermaßnahmen darzustellen. Also ich sehe jetzt diese Verzögerung nicht zwingend in einer Arbeitsgruppe, sondern eher darin, dass wir in Wien abwarten wollten, wie der Nationalrat die Präzisierung einer Novelle trifft, die zugegebenermaßen schon im Jahr 2012 erfolgt ist, allerdings die Präzisierung im Nationalrat erst im Juli 2019. Präsident Ernst Woller: Danke, Herr Landeshauptmann, für die Beantwortung. Damit ist die 4. Anfrage beantwortet. Die 5. Anfrage (FSP-520965-2020-KSP/LM) wurde von Abg. Dr. Schmid gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales gerichtet. (Der Tourismus im Bundesland Wien war bis zur Corona-Krise eine Erfolgsgeschichte auf allen Ebenen. Nächtigungs- und Umsatzrekorde wurden laufend verzeichnet. Und auch die Wienerinnen und Wiener standen dem Tourismus positiv gegenüber. Durch die Corona-Krise wurde dieser Erfolg binnen Tagen 'ausgesetzt'. Denn gerade der Städtetourismus leidet immens an den Auswirkungen der Corona-Krise. Welchen direkten Impact hat die Corona- Krise auf den Wiener Städtetourismus und welche Maßnahmen setzt das Land Wien, um diese Krise etwas abzufedern?) Ich erteile dir das Wort. KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die gestellte Frage Tourismus und Impact-Faktor Corona ist natürlich für Wien, wie Sie alle wissen, eine unglaublich große und wichtige, und wir sind natürlich auch, wenn es um den Städtetourismus geht, die Nummer 1 in Österreich. Es geht nicht nur uns so, es geht vielen anderen so, das hilft uns nur nichts und deshalb sind wir aufgefordert, aktiv Schritte zu setzen, um diese Situation bestmöglich zu meistern. Geben Sie mir dennoch zwei Minuten Zeit, um auch das zu sagen, was, glaube ich, wichtig ist, das ist nämlich die Ausgangssituation der letzten Jahre, in denen wir wirklich sehr effizient, gut gearbeitet haben und ein Rekordergebnis nach dem anderen einfahren durften, das zu Zahlen geführt hat, die ich Ihnen nur kurz schildern möchte: Das "all time high" des Jahres 2019: 17,6 Millionen Nächtigungen in Summe, internationaler Anteil 83 Prozent. 1 Milliarde Umsatz erstmals 2019 erreicht im Beherbergungsbetrieben, 4 Milliarden Wertschöpfung 2019 aus dem Thema Touristik allgemein. 116.000 Jobs, die davon betroffen sind in Wien. Über 30 Millionen Fluggäste am Flughafen Wien, die dafür sorgen, dass dieses Thema bestmöglich auch umgesetzt wird. Im Kongressbereich: über 5.400 Kongresse in Summe im abgelaufenen Jahr. Tagungsteilnehmer: über 600.000 Menschen, die nach Wien kommen, um im Kongressbereich teilzunehmen. Auch hier eine Wertschöpfung von knapp 1 Milliarde, über 950 Millionen EUR. Und in Summe über das Kongressthema 17.000 Arbeitsplätze, die hier direkt und indirekt gesichert werden. Das Ganze ist im Jänner und Februar auch noch einmal gut gelaufen. Es ist so gut gelaufen, dass es besser war als 2019, dieses Rekordjahr. Und dann gab es, wie wir alle wissen, diese Corona-Shutdown-Situation, in der sich für diese Branche alles wirklich geändert hat. Der Städtetourismus gehört da zu den wirklich ganz arg betroffenen Branchen in Wien, in Österreich, und für 2020 bedeutet das - wenn, wie ich vorher besprochen und Ihnen die großen Zahlen des Erfolgsjahres 2019 geschildert habe -, dass die Wertschöpfung schlagartig um mehr als 45 Prozent nach den derzeitigen Prognosen zurückgehen wird, auf knapp über 2 Milliarden EUR. Es bedeutet einen Nächtigungsrückgang prognostiziert von rund 40 Prozent. Es bedeutet einen Umsatzrückgang von über 50 Prozent, und wenn man speziell nur die Mai-Zahlen hernimmt, haben wir einen 97-prozentigen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, was die Nächtigungen, und einen 98-prozentigen Rückgang, was die Einkünfte betrifft. Und wenn man sich da noch einmal die absoluten Zahlen für den Mai ansieht, dann sind das gerade einmal 39.000 Nächtigungen in Wien und gerade einmal 14.000 Ankünfte. Derzeit haben maximal 20, 25 Prozent der Beherbergungsbetriebe überhaupt geöffnet, und die, die geöffnet haben, machen derzeit einen Umsatz von ungefähr 15 Prozent. Das ist also eine Ausgangslage, die mehr als schwierig ist und die auch nicht - und das möchte ich auch sagen - in diesem Jahr 2020 zu lösen sein wird. Wir werden einige Jahre brauchen, um auf dieses Niveau zurückzukommen, und es wird eine schwierige Zeit werden. Und wenn wir uns momentan die Flugbewegungen am Flughafen Schwechat ansehen, dann sehen wir dort, dass wir an den ersten Tagen nur durchschnittlich zwischen 5.000 und 8.000 Fluggästen hatten. Wir haben jetzt am letzten Wochenende eine leichte Steigerung auf rund 13.000 bis 15.000 Fluggäste gehabt, ein Zehntel von dem, was normal an einem Tag hier abgearbeitet wird. Und ich brauche Ihnen nicht sagen, wie die Problematik rund um die Grenzschließungen, rund um die Langstreckenflüge, die nicht stattfinden, und rund um die Situation ist, die wir international haben, dass wir nicht zu erwarten haben, dass hier im Herbst eine Besserung eintreten kann. Ich habe mir aber trotzdem hier und heute für diese Beantwortung auch zehn Punkte vorgenommen, die ich Ihnen kurz schildern möchte, weil es wichtig ist, dass wir hier alle unseren Beitrag leisten, natürlich in Kooperation mit den Bundesaktivitäten. Aber ich beziehe mich klarerweise jetzt schwerpunktmäßig auf das, was wir in diesen letzten Wochen gemacht haben: Da darf ich Ihnen ein Mal mehr den WienTourismus nennen - der ja von uns allen hier politisch besetzt und mitgetragen wird -, wo ich Ihnen berichten darf, dass in den letzten Wochen und Monaten sehr intensiv an einer Kampagne gearbeitet wurde - die natürlich jetzt anders aussieht, als wir sie kannten -, die sich auch sehr stark mit uns Wienerinnen und Wienern beschäftigt, mit den Österreichern beschäftigt, wo wir versuchen, den Fokus jetzt ganz klar auf den inländischen Markt zu richten. Da gibt es das Thema der Kampagne "Weltreise in Wien", Wien zu zeigen, wie Wien wirklich aussieht, auch für uns, ungewohnte Bilder, neue Bilder in unsere Köpfe zu setzen, Lust zu machen auf diesen Sehnsuchtsort Wien, um auch mit unseren Familien, den Kindern vielleicht Wien von einer anderen Seite zu zeigen, und damit ein bisschen etwas zu tun. Das wird natürlich bei Weitem nicht ausreichen, um über 80 Prozent internationale Nächtigungen abzufedern, aber es zeigt, dass wir hier versuchen, sehr klar und sehr korrekt mit diesem Thema umzugehen und hier weiter nach vorne zu schreiten. Ich darf Ihnen auch seitens des WienTourismus sagen, dass wir diese Kampagne mit 1. Juni begonnen haben, dass wir mit der Vienna City Card versuchen, auch eine eigene Edition herauszugeben, die 25 EUR kosten wird und ab Anfang August erhältlich ist, und wo Erlebnisse, die ich jetzt geschildert habe, von einer anderen Seite für uns Wiener zugänglich sein werden: die eine oder andere Ausstellung ganz privat mit dem Museumsdirektor, die eine oder andere Aktivität zu sehen, die Hintergründe aufmacht, die dieses Wien, wie es funktioniert, zeigt und auch die anderen Vorteile der Vienna Card, die wir kennen, verbindet. Es werden auch hier Ermäßigungen bei einer Vielzahl von Veranstaltungsbetrieben und auch im Gastro-Bereich angeboten. Es wurde jetzt in diesen letzten Wochen auch eine eigene neue App entwickelt, die wirklich zu empfehlen ist. Auch hier gibt es den Versuch, mit anderen Bildern, mit anderen Geschichten Wien zu zeigen. Ich ersuche Sie, sich diese App aus dem App Store zu laden. Etwas, was auch ganz wichtig ist, ist ein Dashboard über 25 Länder, wo wir momentan die aktuelle Covid- Situation dieser Länder darstellen und die Veränderung auch präsentieren, sodass alle, die in dieser Branche tätig sind, eine Möglichkeit haben, zu sehen, wie sich denn der Markt möglicherweise entwickelt, wo er sich entspannen könnte, wo es länger schwierig bleibt, um auch in der Branche klar zu machen, dass es wichtig ist, sich immer wieder diesen neuen Herausforderungen in der Krise zu stellen. Ich glaube, das ist gut. Ich glaube, dass die Einrichtung WienTourismus auf einem hohen Niveau funktioniert und dass sich auch die Betroffenen und die betroffene Branche in Summe hier sehr stark einbringen können und sich auch sehr gut betreut fühlen. Ich darf aber weiterkommen in der Auflistung dieser zehn Punkte, zum Punkt 2: Wir haben natürlich Bürgschaften angeboten. Sie wissen es, wir haben es ja auch hier beschlossen, 20 Millionen in Summe als Stadt gemeinsam mit der Wirtschaftskammer, um für Kredite Besicherung in Höhe von 80 Prozent anzubieten. Wir haben darüber hinaus auch Überbrückungskredite für Zinsen übernommen, im Ausmaß von bis zu 1,5 Millionen EUR in Summe. Wir haben als Weiteres auch Kulanzregelungen für die Kongressförderung angeboten, für alle Kongresse, die - und es sind ja de facto fast alle - abgesagt worden sind, um den Kongressveranstaltern zumindest eine Hilfe zu geben und Wien in weiterer Folge über das Jahr 2020 hinaus als die Destination weiterhin anzuerkennen. Wir haben weiters die Möglichkeit geschafft, Abgaben zu stunden: Wir haben die Gebrauchsabgabe von März bis Mai erlassen und wir haben darüber hinaus ab sofort die Möglichkeit, bei Betrieben, die von der Covid-Krise betroffen sind und die uns das mitteilen, großzügig zu sein und teilweise diese Abgaben auch entsprechend zu reduzieren. Ich darf ein Mal mehr als Punkt 7 den Gastro-Gutschein anführen. Auch hier ist die Hotellerie mit eingebunden. Als ein Highlight dafür darf ich Ihnen das Grand Hotel bieten, die Rooftop-Bar, die hier mit an Bord ist - sehr, sehr schön. Es gibt die Wien Beteiligungs GmbH, die wir auch für die Hotellerie anbieten, und wir haben darüber hinaus natürlich auch den Zugang zu unserem gesamten Förderungssystem der Wirtschaftsagentur, mit über 20 unterschiedlichen Förderungen, wo - auch von uns hier beschlossen - das Thema der Digitalisierung im Fokus stand, und auch diese Förderungen sind ansprechbar. Darüber hinaus ist Punkt 10 das Thema der Unterstützung bei größeren Problemen, die auch kommen könnten - und leider müssen wir davon ausgehen -, die Arbeitsstiftungsthematik, die wir über unseren Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds zur Verfügung stellen. Wir versuchen auch da, Arbeit und Wirtschaft eben gemeinsam zu denken und einen klaren Weg nach vorne zu beschreiten. Aber es ist mir natürlich auch wichtig, von hier aus auch eine Forderung an den Bund zu stellen: Die Kurzarbeit ist unendlich wichtig in dieser Branche und wir brauchen für diese Branche im Städtetourismus eine Verlängerung nicht nur bis zum Jahresende, das wäre viel zu kurz gegriffen. Ich habe in diesen letzten Wochen immer gesagt: bitte bis Ende des 1. Quartals 2021. Viele rufen mir aus der Branche zu, auch das könnte nicht reichen, es müsste möglicherweise zumindest bis Mai 2021 sein - aber diese Forderung möchte ich hier natürlich in den Mittelpunkt stellen. Und eines darf ich auch ankündigen, diese zehn Punkte sind mir persönlich sehr wichtig, aber sie werden nicht die Letzten sein. Wir werden uns natürlich in dieser Krisensituation immer wieder überlegen müssen, wo wir Nachbesserungen geben können, und das nicht als abgeschlossene Materie, sondern als einen Weg zu sehen. So darf ich diese erste Ansage auch damit beenden: Es handelt sich mit Sicherheit um keinen Sprint, es handelt sich um einen Marathon, wenn nicht um einen Triathlon. Präsidentin Veronika Matiasek: Danke, Herr Landesrat. Die 1. Zusatzfrage stellt Herr Abg. Handler. - Bitte. Abg. Klaus Handler (HC): Guten Morgen, Herr Landesrat! Danke für Ihre Ausführungen. Es ist natürlich richtig und wichtig, was Sie sagen, und auch die Anfrage Städtetourismus Hotellerie. Aber man darf bitte auch nicht die komplette Wertschöpfungskette dahinter vergessen. Und da sehe ich jetzt Tischler, Installateure, Werbeagenturen, und so weiter, die ja teilweise von dieser Branche natürlich abhängig sind. Und medial wird diese - sage ich jetzt einmal - ein bisserl vernachlässigt, und wenn es medial vernachlässigt ist, kommt oft heraus, dass wenig gemacht wird. Ich greife jetzt besonders die Floristen heraus: Was macht man relativ am Anfang? Hotel läuft nicht, ich kann zwar aufsperren, aber beim Blumenschmuck, und so weiter spare ich. Wir haben alle - und Sie auch sicher - von der Bundesregierung gehört, die ganzen Kleinunternehmen, 3 Monate, 6.000 EUR kriegen sie alle. Also ich muss sagen, ich habe die nicht kennen gelernt und ich habe in den letzten Wochen mit sehr vielen solchen Kleinunternehmen - und daher nehme ich auch die Floristen heraus - gesprochen. Die haben vielleicht 500 EUR gekriegt, obwohl sie schon 700 EUR oder 1.000 EUR Miete für ihre Geschäftslokale haben und komplett zu hatten, größtenteils Einzelunternehmer sind und keine weiteren Hilfen bekommen haben. Jetzt ist die Frage für mich dahin gehend: Was denken Sie, wenn sie schon von der Bundesregierung in Stich gelassen werden, was die Stadt Wien für diese kleinen Unternehmen tun kann? Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Landesrat. - Bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Ich darf ein Mal mehr sagen, ja, ich hätte mich gefreut, wenn die Unterstützungsleistungen des Bundes schneller abgewickelt worden und wenn die Kleinen wirklich mehr im Fokus gestanden wären. Am Ende sind sie das nicht ganz und jede Hilfe ist hier sehr wichtig und freut uns, weil wir Verantwortung haben für diese Unternehmer. Aber wir können das nicht ganz wettmachen und ich möchte diesen Anschein auch nicht erwecken, als würden wir das tun. Ich darf sagen, dass wir insbesondere bei der Wirtschaftsagentur Wien, wo wir ja auch Vertreter aus diesem Gremium haben, gemeinsam versuchen, immer wieder die kleinen und die mittleren Betriebe, die KMUs im Fokus zu haben, mit einer Vielzahl von kleinen Unterstützungen und Förderungen zumindest versuchen, hier additiv zum Bund auch Leistungen abrufbar zu machen. Das heißt, man hat nicht die Notwendigkeit, sich zu entscheiden, gehe ich die Bundeslinie oder gehe ich auf die Unterstützung des Landes, sondern man kann unsere Leistungen zusätzlich abrufen. Hier ist insbesondere all das, was wir in diesen letzten Wochen und Monaten zum Thema Digitalisierung gemacht haben, glaube ich, wirklich ein Renner gewesen. Ich werde nicht müde, das immer wieder zu sagen, wir sind innerhalb von sieben Tagen jeweils ausverkauft gewesen mit diesen Förderungen, die wir eigentlich für das Jahr geplant hatten, mit 2 Millionen EUR waren es am Ende 10 Millionen EUR und 15 Millionen EUR. Und ich glaube, das ist der Weg, wo wir wirklich kleinen Unternehmern mit einer hohen Förderquote bei 70 Prozent eine echte Unterstützung geben. Das ist ja auch angekommen, denn einerseits mussten die Unternehmen wirklich Geld in die Hand nehmen für die Investition, und sie haben dann schnell, innerhalb von wenigen Wochen, auch 70 Prozent dieser Investition wieder zurückbekommen. Das ist, glaube ich, in so einer Krisensituation für alle durchaus etwas, was gut ist. Es wird allein nicht ausreichen, das sage ich Ihnen auch, auch das weiß ich, aber ich denke einmal, hier den Druck auch im Bund hochzuhalten, wird meine und unser aller Aufgabe sein. Aber ich werde mir noch einiges überlegen, um in diesem Bereich weiterhin für diese kleinen und mittleren Unternehmer ein Partner zu sein. Präsidentin Veronika Matiasek: Die 2. Zusatzfrage stellt Herr Abg. Ornig. - Bitte, Herr Abgeordneter. Abg. Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Landesrat! Vielen Dank für die bisherigen Ausführungen. Tatsächlich, wenn man sich den Rückblick anhört, kommt fast Trauerstimmung auf, weil wir genau wissen - und ich weiß es selbst auch -, Kongressgeschäft, Veranstaltungsgeschäft, und so weiter, Gastronomie, Hotellerie, und, und, und, das wird noch wahnsinnig lange dauern, bis wir wieder auch nur annähernd auf diesem Niveau sind. Ich weiß, dass man jetzt natürlich versuchen muss, mit Werbekampagnen hier etwas zu bewegen. Jetzt wissen wir aber auch, solange der Flugverkehr, und so weiter nicht wieder so funktioniert, können wir werben, so viel wir wollen, und mit österreichischem Tourismus kann man das natürlich auch nicht abfedern. Das heißt, es wird extrem schwer. Und da es eben extrem schwer ist, muss man sich genau anschauen, wie, wo und in welcher Form man hilft. Wir haben gestern ja intensiv die Gastro-Gutscheine diskutiert, und es freut mich, dass Sie ja auch den kleinen Unternehmern helfen wollen. Ich habe heute schon ein sehr kleines Unternehmen gesehen: McDonald's wirbt intensiv, dass man dort die Gastro-Gutscheine einlösen kann. Und zum Zweiten gibt es eine Zahl, die mich gestern extrem beeindruckt hat, vom Vorsitzenden des Finanzausschusses, Herrn Stürzenbecher, der gesagt hat, die Gastro- Gutscheine bringen 1,4 Milliarden EUR Wertschöpfung. Sie als Finanzlandesrat können mir sicher im Detail erklären, wie diese unglaublich tolle Zahl zustande kommt, die man hier mit den Gastro-Gutscheinen erreichen wird. Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Landesrat. - Bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Herr Abgeordneter, eigentlich schon im Vorwahlkampf, oder? Also, wir werden natürlich eines tun - und das glaube ich schon -, wir schaffen mit diesem Gutschein Angebot und Nachfrage. Wir können nicht verhindern, dass es Profiteure gibt, wir können in einer Millionenstadt nicht verhindern, dass das eine oder andere passiert, was uns gar nicht gefällt. Und uns allen, glaube ich, gefällt es nicht, wenn wir irgendwo sehen, dass mit diesen Gutscheinen in einer Art umgegangen wird, wo man schon ins Grübeln kommt. Leider Gottes ist allen recht getan, eine Kunst, die niemand kann, würde ich meinen. Aber es ist ein starker Impuls für die Wirtschaft, es ist ein starker Impuls für die Gastronomie, und ist es gut, dass wir das getan haben, weil es einfach die Lust auf den Wirten wieder zurückbringen soll, der steht im Mittelpunkt. Und wir wissen aber auch alle, wenn man mit seiner Familie Essen geht, kann es schon passieren, dass dann dieser Gutschein vielleicht übererfüllt wird und dass da Zusätzliches in die Kasse kommt, dass das nicht nur ein Mal kommt, weil man sich vielleicht unterhalten hat, dann ein zweiter oder dritter Besuch nachkommt. Und dann kann man ja diese Rechnung in der Form, wie sie mein Vorsitzender im Finanzausschuss gemacht hat, auch in eine Nähe bringen, wo wir dann einen Prozess ausgelöst haben, der durchaus zu einer hohen Wertschöpfung führt. Über die genaue Zahl traue ich mich jetzt auch noch nicht, Ihnen wirklich auf Punkt und Beistrich eine Auskunft zu geben, aber ich verspreche Ihnen eines - und das ist mir wichtig -, dass wir das auch begleiten lassen und dass wir schon auch am Ende dieser Aktion mit konkreten Werten aufhorchen lassen werden, um hier zu sagen, wie ist diese Kette der Wertschöpfung wirklich verbessert worden und wo konnten wir nachhaltige Impulse setzen. Momentan denke ich einmal, dass dieses Instrument gut angekommen ist, und ich freue mich eigentlich darüber, dass es auch angenommen wurde. Ich habe gehört, es wurden über 2.000 dieser Gutscheine schon eingelöst, also: Möge diese Übung gelingen. Präsidentin Veronika Matiasek: Die 3. Zusatzfrage stellt Herr Abg. Mag. Juraczka. - Bitte. Abg. Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Guten Morgen, Herr Landesrat! Auch von mir vielleicht einen kurzen Schwenk zu den Gastro-Gutscheinen, wenn die jetzt angesprochen wurden. Sie waren leider gestern zu später Stunde, als diese Thematik dann hier noch diskutiert wurde, nicht im Saal. Ich bedaure zutiefst - da ich es für eine an und für sich gute Aktivität erachte -, dass man beispielsweise mit vierseitigen Inseraten, wo man nur Schnitzelpanier abgebildet hat, etwas tut, was Sie hier eigentlich meinem Vorfrager vorgeworfen haben, ein bisschen Wahlkampfflair zu versprühen. Dass so eine gute Idee jetzt daran zu scheitern droht, dass sie sehr bürokratisch ist, dass sie nicht sehr zielgenau ist - Stichwort McDonald's - und vieles andere mehr, das macht mich traurig. Aber wir wollten ja eigentlich heute über den Tourismus sprechen und ich will meine Frage auch daran knüpfen: Ja, man merkt, die Buchungslage beispielsweise an den österreichischen Seen für den Sommer ist schon ganz gut, der Städtetourismus ist natürlich eine andere Thematik, da natürlich der ganze Ferntourismus, der da besonders wichtig ist, derzeit wegfällt, einerseits, weil die Leute nicht kommen können, andererseits wohl - wenn man sich die Verbreitung des Virus in anderen Ländern ansieht -, weil wir die als Gäste wahrscheinlich gar nicht so haben wollen, aus Sicherheitsgründen. Das heißt aber, dass der Wiener Tourismus besonders betroffen ist. Und jetzt gilt es, auch von Seiten der öffentlichen Hand, sprich, von uns, darüber nachzudenken, wie man dem Tourismus helfen kann. Und da komme ich schon fast automatisch zu einem Thema, das uns ja nicht das erste Mal beschäftigt: Glauben Sie nicht, dass wir jetzt alle Bestrebungen aufnehmen sollten, dass es endlich zu den notwendigen Sozialpartnergesprächen kommt, dass eine Tourismuszone, die, glaube ich, unbestritten jetzt auch Impulse beim Tourismus setzen könnte, so rasch wie möglich umgesetzt wird? Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Landesrat. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Herr Kollege, die Thematik mit dem Gutschein nehme ich natürlich gerne auf, und es ist natürlich, wie ich gesagt habe, allen recht zu tun, ein bisschen schwierig. Mir war es wichtig, dass es unbürokratisch zugeht, dass es schnell zugeht, dass schnell geholfen wird, und ich glaube, das haben wir auch in einer durchaus gemeinsamen Unterstützung hier im Haus zuwege gebracht. Ob es jetzt auch notwendig ist, dass man darauf hinweist: Da sage ich, ja, es ist notwendig, denn es geht ja um Optimismus. Wir müssen ja auch den Wienerinnen und Wienern Optimismus verkaufen und wir müssen sie ja anstecken von dieser Lust auf dieses Wien, auf das lebenswerte Thema, um hinauszugehen und auch den Gastronomen hier eine Stütze zu sein. Nachdem ich ja vorher diese Negativzahlen berichtet habe, ist es so wichtig, dass wir zumindest diese Inlandsnachfrage stärken, und die müssen wir mit den richtigen Bildern stärken. Deshalb, glaube ich, ist es gut investiertes Geld, wenn wir zeigen, dass wir willens sind, hier an der Abschwächung der Corona-Krise unseren Anteil mitzunehmen. Das ist das eine, das andere, bei der Betroffenheit, bin ich bei Ihnen, dass die Sozialpartner eine gemeinsame Sache tun sollten: Ja, das sollen sie! Ich bin auch sicher, dass nicht zuletzt diese Krisensituation - und Krisensituationen führen ja doch meistens auch zu Veränderungen - da oder dort eine Möglichkeit darstellt, diese Themen noch einmal aufzugreifen. Und es gibt ja viele andere Themen, die auch im Zusammenhang mit Klimaveränderung stehen, mit verändertem Kaufverhalten, mit veränderter Ausgangslage, und so gesehen glaube ich, dass möglicherweise manche dieser Themen durchaus befeuert und vielleicht damit auch schneller zu einem gemeinsamen Konzept führen können. Präsidentin Veronika Matiasek: Die 4. Zusatzfrage wurde zurückgezogen, daher kommt die 5. Zusatzfrage, die Herr Abg. Ing. Guggenbichler stellt. - Bitte. Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Guten Morgen, Herr Landesrat! Wir arbeiten ja seit vielen Jahren in der Tourismuskommission zusammen und wir haben ja in den letzten Jahren eigentlich das Problem gehabt, dass wir uns überlegt haben, wie wir die Tourismusströme lenken können in Wien, damit wir keinen Venedig-Effekt in Wien bekommen und die Innere Stadt auch noch den Wienerinnen und Wienern zur Verfügung steht. Das hat sich leider Gottes mit dieser Krise verändert, massiv verändert, und Sie haben früher angesprochen, dass da 160.000 Arbeitsplätze dranhängen. Es ist schon gut, Pakete in irgendeiner Art und Weise zu schnüren, aber wir haben doch das große Problem, dass die Bundesregierung unter einem grünen Staatssekretär oder Staatsekretärin in Wahrheit die Kulturbranche auf null gefahren hat und wir ja auch regelmäßig Pressekonferenzen erleben, wo Ängste geschürt werden. Ich glaube auch, dass diese Ängste, die hier geschürt werden, ganz massiven Einfluss darauf haben, wie sich der Tourismus entwickelt, denn es gibt gerade im Kongressbereich wie auch im Kulturbereich sehr lange Vorlaufzeiten bei der Planung. Man kann eine Veranstaltung, die im Jänner oder Februar stattfindet, mit 500 bis 1.000 Leuten, nicht einen Monat vorher versuchen zu organisieren. Und gerade in diesem Bereich - Wien lebt ja auch davon, dass der Kulturtourismus sehr stark ist, und auch wenn man Veranstaltungen macht - ist es notwendig, früher Flüge zu buchen, et cetera. Es wird nicht reichen, allein den Flughafen aufzusperren. Meine Frage dazu ist: Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Bundesregierung nachhaltig keine Ängste schürt und eine Planungssicherheit für den Kultur- und Kongressbereich in Wien ermöglicht? Denn ich glaube, dass sonst sehr viele Maßnahmen, die wir in Wien selbst setzen, sinnlos sein werden. Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Landesrat. - Bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Zu 100 Prozent. - Ich bin schon fertig mit der Beantwortung. - Nein, ich möchte es mir nicht so leicht machen. Ja, gerne und mit Liebe zu 100 Prozent. Und ich glaube auch da, dass wir wiederholt - jetzt auch mit der Aktion, dass wir Juli und August mit Themen kulturell bespielen wollen, kleinräumig, zeigen wollen, dass wir in den Bezirken sind - wir die Wiener spüren lassen, dass Wien aufsperrt, und dass wir international ein Bild abgeben, dass man sieht, dass Wien wieder in die Normalität zurückkehrt, dass das der Beitrag sein muss. Und ja, ich verurteile es auch, dass hier viel zu wenig Planungssicherheit vorhanden ist, dass das viel zu zögerlich kommt. Wir alle sind bestrebt, das Gesundheitsthema im Zentrum zu haben, und das wird auch immer so bleiben, solange es hier nicht eine entsprechende Möglichkeit gibt, auszuschließen, dass es Neuinfektionen geben wird. Aber all das darf doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wirtschaftsthema ein so ein entscheidendes ist, mit dem man so sensibel umgehen muss, dass man sich genau überlegen muss, welche Botschaft wann abgesetzt wird. Und deshalb auch von hier aus wirklich der wiederholte Appell, nicht Ängste zu schüren, nicht daraus politisch vielleicht mit Kalkül zu arbeiten, sondern einfach sauber und richtig für eine Wirtschaft, die besonders betroffen ist - und das ist die Kongresswirtschaft, das ist der Tourismus, das ist der Städtetourismus - Maßnahmen zu setzen. Wir haben mittlerweile eines geschafft, und das ist ja durchaus uns allen zuzurechnen, dass wir als eine der sichersten Städte in dieser Corona-Krise beschrieben werden. Das wird international beschrieben, und auf diesem Image sollten wir weiter aufbauen und sollten wir versuchen, unsere Schritte in den nächsten Wochen und Monaten zu setzen, und noch ein Mal mehr, wenn notwendig, auch relativ kurzfristig hier Initiativen zu ergreifen. Aber der Appell auch an den Bund bleibt ganz klar und ganz laut: Wir brauchen Planungssicherheit und bitte keine Ängste. Präsidentin Veronika Matiasek: Die 6. und letzte Zusatzfrage kommt von Herrn Abg. Dr. Schmid.- Bitte. Abg. Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Sehr geehrter Herr Landesrat, Sie haben durch Ihre umfassende und präzise Anfragebeantwortung wahrscheinlich schon vieles von meiner bescheidenen Zusatzfrage vorweggenommen, ich versuche, es trotzdem auf den Punkt zu bringen. Wien ist ja ein Ort, wo viele Veranstaltungen stattfinden - Fachleute sagen, die Meeting Destination Vienna -, und da hat natürlich das Virus eine ganz, ganz große Auswirkung gehabt, vor allem auf den Konferenztourismus und Kongresstourismus, der ja in Wien ein ganz wichtiger Wirtschaftszweig ist. Ich möchte Sie daher fragen, ob es in Ihrem Bereich bereits Überlegungen gibt oder konkrete Maßnahmen angedacht werden, um diesen Schwung sozusagen für den Konferenz- und Kongressstandort Wien wieder in Gang zu bringen. Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Landesrat. - Bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Danke für diese Zusatzfrage. Natürlich, wir sind derzeit intensiv mit allen Veranstaltern als auch mit den Veranstaltungsorten in Kooperation unterwegs und versuchen auch, neue Wege zu gehen. Wir überlegen nämlich, auch schon im Herbst beispielhaft mehrere Veranstaltungs-Locations zusammenzuziehen, um so eine größere Menge an Publikum und an Kongressteilnehmern auch abarbeiten zu können. Ich glaube, wir müssen in der Krise neue Wege gehen, ich glaube wirklich, dass die Krise auch - wenn sie eine positive Seite hat - vernünftige Veränderungen jetzt zulässt. An die sollte man sich herantasten, hier sollten wir schauen, dass wir in dieser führenden Position in Europa bleiben. Das geht einerseits, indem wir klar signalisieren können, dass wir eine sichere Stadt im Sinne der Gesundheit und der Regeln, die wir hier einhalten, geworden sind, aber auf der anderen Seite mit Planungssicherheit hier weitergehen. Mich wiederholend muss ich aber sagen, wir brauchen hier die Unterstützung des Bundes, es wird nur in der Form gemeinsam gehen. Wir werden aber auch im Sinne der Sicherheit ein Paket schnüren, um klar zu machen, wie wir uns Sicherheit bei Kongressen vorstellen, um es eben auch den Kongressveranstaltern leichter zu machen, in ihren jeweiligen Heimatländern Werbung für Wien zu machen als sicherer, als guter Veranstaltungsort, um die Lebensqualität, die wir haben und von der wir ausgehen, dass wir sie auch nach der Krise behalten werden, in der Form zum Vorzug von uns allen wirtschaftlich hoffentlich umsetzen können. Präsidentin Veronika Matiasek: Danke, damit ist die Fragestunde beendet. Wir kommen zur Aktuellen Stunde. Darf ich den Herrn Landesrat ersuchen, das Sprühfläschchenritual auch hier durchzuführen. Danke. Der NEOS-Rathausklub hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Ibiza - ein Jahr danach: Rot-Grün blockiert bei Transparenz und Korruptionsbekämpfung" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn Abg. Wiederkehr, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Abg. Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Heute ist ein trauriger Tag, es ist die letzte Landtagssitzung vor der nächsten Wahl. Ich bin nicht deshalb traurig, weil die Periode ausläuft, sondern weil wir heute eine Chance vertun. Heute ist nämlich die letzte Chance, faire, transparente Regelungen zu treffen, einerseits für Parteienfinanzierung und andererseits für die kommende Wien- Wahl. Und diese Chance wird mit heute vertan. Transparenz wird von Rot-Grün heute zu Grabe getragen. Wir haben spätestens in Ibiza gesehen - aber natürlich schon lange davor -, dass es in Österreich großen Handlungsbedarf gibt, nämlich nach strikteren Gesetzen. Und die strikteren Gesetze, die müssen wir hier beschließen. Ja, das war der Auslöser, der Auslöser hat uns ein System gezeigt, ein System, dass Parteienfinanzierung in Österreich problematisch über parteinahe Vereine abgewickelt wird, dass es Umgehungskonstruktionen gibt, dass es zu wenig Transparenz gibt, dass es zu wenig harte Bestimmungen gibt, auch solche Sachen zu bestrafen. Alles, was wir in Ibiza gesehen haben, ist heute noch genauso legal, weil die Politik nicht daraus gelernt hat. Kurzzeitig habe ich mir ja gedacht, es tut sich ein Zeitfenster auf, nach Ibiza, es gab hier auch eine Landtagsitzung, von uns einberufen, wo wir darauf gepocht haben, endlich strengere, klarere Bestimmungen zu erlassen. Und dann gab es auf unseren Druck einen gemeinsamen Beschluss, nämlich nach Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die bis Ende 2019 Ergebnisse hätte bringen sollen. Wo sind wir denn jetzt? Ende 2019 ist schon länger her. Es wäre längst an der Zeit gewesen, hier etwas zu tun. Und wenn Sie, Herr Ellensohn, sagen, ja, Sie wären ja eh bereit gewesen, dann ist das ein Märchen, denn ich habe auch dazu eingeladen, nur es wollte hier niemand kommen, weil Transparenz und Kontrolle anscheinend keine Anliegen mehr sind, zumindest von Grün, und von Rot hätte ich es mir sowieso nicht erwartet. Man missachtet ja die eigenen Beschlüsse. Man missachtet das, was im Koalitionsübereinkommen steht. Ist es Ihnen eigentlich nicht peinlich? Man verhandelt mit der SPÖ im Koalitionsübereinkommen aus, dass 2016 so eine Arbeitsgruppe eingesetzt wird, 2016. Und dann muss man erst nach Ibiza von NEOS getrieben werden, um daran erinnert zu werden, dass man im Koalitionsübereinkommen so etwas verankert hat. Ja, Herr Taucher, mich würde interessieren, warum machen Sie das denn nicht? Warum setzen Sie die Sachen nicht um, die im Koalitionsübereinkommen sind? Warum haben Sie so Angst vor Transparenz, warum haben Sie so Angst davor? Das kann ich nicht nachvollziehen. Man nimmt sich etwas vor, selbstverpflichtend, und macht es dann nicht und schiebt die Verantwortung irgendwo anders hin. Das ist eine Selbstaufgabe vor allem der ehemaligen grünen Kontrollpartei, der Kontrolle ein Anliegen war. Hier ist die eigene Ideologie, auch die eigene Wertvorstellung aufgegeben worden. Das finde ich traurig und schade, denn es wäre ja so viel zu tun. Wir sehen ja jede Woche wieder, seit Ibiza, dass viel zu tun ist, nämlich, um Parteien transparenter zu machen, um Missstände aufzudecken und auch zu bestrafen. Weil ich da auch einen Ruf von der FPÖ höre: Spesenskandale im blauen Umfeld oder jetzt eben im Umfeld von THC, die sind ja sehr weit verbreitet. Da hat man gesehen, dass über Spesen eine Wohnung finanziert wurde, über Spesen die Detektivkosten für die Beschattung der eigenen Ex-Ehefrau über Parteikosten ausgegeben wurden. Mich würde interessieren, was für Schindluder wurden hier noch betrieben, aber mit dem jetzigen System kann nicht einmal herausgefunden werden, was es hier denn noch alles gibt, wie viel Dreck hier noch verborgen liegt, weil der Rechnungshof nicht prüfen kann. Der Rechnungshof darf noch immer nicht die Parteienfinanzen überprüfen. Da frage ich Sie, Herr Taucher: Warum wollen Sie das nicht? Warum wollen Sie, dass jeder kleine Kulturverein überprüft werden kann, aber Sie nicht? Wir beantragen es heute, Sie können mitstimmen, dann haben wir es. Es ist ganz einfach. Wenn Sie es wollen, dann machen Sie es und schieben es nicht immer weiter hinaus, weil es auch eine Frage des Anstandes und auch eine Frage des Vertrauens ist, nämlich Vertrauen der Wählerinnen und Wähler in die Demokratie zurückzugewinnen. Und das geht nur, indem wir sagen, wir haben transparente Parteikassen und wir haben die volle Möglichkeit, uns auch von Kontrollinstitutionen kontrollieren zu lassen. Denn es ist ja nicht erklärbar, dass ein Kulturverein die Hosen runterlassen muss und Parteikassen verschlossen bleiben. Was ich besonders frech fand, ist, dass man bei der Einführung der Parteiakademieförderung gesagt hat, nein, auch die wollen wir nicht überprüfen lassen. Obwohl man eh weiß, in Österreich, dass Parteiakademien sehr oft Parteiarbeit finanzieren und das auch eine indirekte Parteienfinanzierung ist, die nicht angebracht ist. Aber, dieses Problem löst man nicht, sondern man sagt, der Rechnungshof darf einfach nicht überprüfen, denn wenn er nicht überprüfen darf, dann wird es schon nicht auffallen - außer es gibt einen Bruderkrieg in einer Partei, da kommen die Sachen heraus. Ich wäre mir sicher, Herr Taucher, wenn es so eine Abspaltung bei Ihnen geben würde und die diese Information hätten, würden wir genauso Informationen von Seiten der SPÖ bekommen, wie mit Parteienförderung auch umgegangen wird. Das ist unanständig, da braucht es endlich Kontrollmöglichkeiten. Was braucht es konkret Richtung Herbst? Die letzte Chance, die wir heute haben - später bringe ich auch noch Anträge dazu -, wir müssten den Wahlkampf so organisieren, dass er auch fair ablaufen kann. Nämlich nicht nur prozessual mit der Gemeinderatswahlordnung, sondern auch Bestrafungen von Überschreitungen von Wahlkampfkostengrenzen. Ich weiß, Ihnen ist das unangenehm von Seiten der GRÜNEN, aber warum soll es nicht eine Bestrafung geben, wenn Wahlkampfkosten überschritten werden, wie sonst überall. (Zwischenrufe.) - Ja, da werden wir schauen, Herr Taucher, wer mehr Geld ausgeben wird im Wahlkampf, da bin ich mir schon ziemlich sicher, dass dieses Rennen, sehr, sehr eindeutig ausgehen wird, über unterschiedliche Finanzierungsquellen, die Sie über parteinahe Vereine und sonstige Quellen, die Sie hier anzapfen, haben. Die Sauerei aber ist ja, dass wenn mehr Geld ausgegeben wird, als gesetzlich ausgegeben werden darf, gibt es in Wien keinerlei Sanktionsmöglichkeit. Nichts! Nichts! Man bricht das Gesetz und es gibt keine Sanktionsmöglichkeit. - Was sagen Sie dazu? Das ist ja unvorstellbar. Das ist so, wie dass im Strafgesetzbuch eine Strafe steht, mit Strafrahmen: gibt keinen. Schön und gut, dann bringt natürlich auch die Bestimmung nichts. Das ist etwas, das wir auf jeden Fall heute noch ändern könnten, und wir sehen, dass es ja nicht selten passiert, dass Wahlkampfkosten überschritten werden. Erst letzte Woche ist wieder in Niederösterreich herausgekommen, dass die ÖVP da versehentlich wieder drüber war. In Wien ist das auch schon passiert. Warum schaffen wir hier nicht endlich Sanktionsmöglichkeiten, die auch wirklich so sind, dass sich die Parteien auch an die Wahlkampfkostenobergrenze halten? Die Wahlkampfkostenobergrenze ist ja eh viel zu hoch, mit 6 Millionen EUR im Vergleich zum Bund mit 7 Millionen EUR. Ich glaube, Wien hat nicht ganz die Hälfte der Einwohner von Österreich, ein bisschen weniger, aber im Verhältnis können wir in Wien 6 Millionen ausgeben, im Bund 7 Millionen. Da stimmt die Relation nicht, an dem, was ausgegeben werden darf, auch pro Wahlstimme, auch pro Partei. Was wir darüber hinaus brauchen - mittelfristig, am besten sofort, aber auch über den Wahlkampf hinaus -, ist volle Einblicksrechte des Rechnungshofes in Parteifinanzen, in Parteiakademien. Das ist ein Schritt, den wir auch schnellstmöglich gehen müssen. Darüber hinaus bin ich froh, wenn sie zumindest nach der nächsten Wahl wieder ins Koalitionsübereinkommen hineinkommt, die Arbeitsgruppe, an der wir sehr, sehr gerne mitarbeiten werden. Und da gibt es dann ganz, ganz viele Punkte, die auch zu erläutern sind, wo man sich auch anschauen kann, wo funktioniert es in anderen Ländern besser, wo können wir Politik auch wirklich stärker verantwortlich machen. Denn es geht um eines: Es geht darum, das Vertrauen in die Politik zu sichern und vor allem dort, wo Vertrauen beschädigt wurde, es auch zurückzugewinnen. Und darum ist Transparenz so wichtig. Präsidentin Veronika Matiasek: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren Abgeordneten nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit ab nun mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner hat sich Herr Abg. Baron zu Wort gemeldet - nachdem das Rednerpult geputzt ist. Abg. Karl Baron (HC): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr verehrten Damen und Herren Kollegen! Wir wollen in der heutigen Aktuellen Stunde das Blockadeverhalten der rot-grünen Stadtregierung in Hinblick auf Transparenz und Korruptionsbekämpfung ansprechen. Nun vergegenwärtigt man sich, über die letzten Jahre der rot- grünen Regierung mit ihrer dubiosen Finanzgebarung und mehr als undurchsichtigen Förderungsbereitschaft könnte man ein Buch schreiben, das mehrere Bände führt. Gerade die GRÜNEN, die sich immer Transparenz und Anstand auf ihre Fahnen hefteten, drohen nun in Sümpfen zu versinken, so zum Beispiel mit der Causa Chorherr. Auf Grund der Corona-Krise und ihrer Maßnahmen wurde vieles schlampig bis gar nicht hinterfragt. Zu diesem Schluss kommt der auch gestern schon angesprochene Rechnungshofausschuss. Ein Förderungsdschungel in Reinkultur soll hier verdeckt worden sein, in den sogar ein hochrangiger Mitarbeiter aus dem Rathaus verstrickt sein soll. Ende vorigen Jahres waren die Zeitungen voll mit Berichten über zwei Schulen in Südafrika. Der Bauherr, ein unbedingt zu durchleuchtender Verein, auf Deutsch "Verein für soziale und nachhaltige Architektur", verschachtelt in der Firma Ithuba, baute diese Schulen, angebliche Projekte, wo Slum-Kindern geholfen werden soll. Die Rechercheplattform EU-Infothek hat eindrucksvoll widerlegt, dass diese Projekte einen sozialen Hintergrund haben. Der Verein beschäftigte übrigens auch die Vereins-Untersuchungskommission im Rathaus. Allerdings konnten wichtige Informationen auf Grund von Blockadehaltungen der GRÜNEN und der SPÖ nicht befragt werden, um hier Licht ins Dunkel zu bringen. Allein die Gemeinde Wien ließ rund eine halbe Million Euro an Fördergeldern in das afrikanische Sozialprojekt des einflussreichen Ex-Spitzenfunktionärs der grünen Regierungspartei hineinfließen. Und man hat sich dabei den tiefen Griff in den Steuertopf mit Hilfe des roten Regierungspartners quasi selbst genehmigt. Gratulation! Der Wiener Stadtrechnungshof deckte weiters auf, dass man bei diesem Verein sogar acht Jahre lang Förderungen kassieren konnte, ohne seine Leistungen jemals ausreichend nachweisen zu müssen, wahrlich ein dreister Griff in den Wiener Förderungstopf. Das Spendengeld floss also reichlich für den Verein des ehemaligen Wiener Planungssprechers der GRÜNEN, nämlich Christoph Chorherr. Aber wo landete das Geld oder zumindest Teile davon wirklich? Die Delikte Amtsmissbrauch, Bestechlichkeit und Bestechung in unterschiedlicher Beteiligungsform stehen immer noch im Raum. Laut Rechnungshof gab es per Weisung keine Kontrollen über die Verwendung der ausbezahlten Fördergelder. Ich habe es vorher schon angedeutet: Die Magistratsabteilung 21 unter der Leitung eines der engsten Mitarbeiter der ehemaligen grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou steht im Zwielicht, dass bei Widmungen nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein soll. Warum spendeten ausgerechnet Immobilieninvestoren dem Verein des einflussreichen Funktionärs einer mit Planungsvorhaben betrauten Regierungspartei hohe Summen? Das sind doch wahrlich eindrucksvolle Fakten einer Affäre, in der die selbsternannte Antikorruptionspartei allmählich zu versinken droht, denn der interne Prüfbericht listet folgende Dokumentationsmängel auf: Zum Förderablauf gab es keine schriftlichen Prozessbeschreibungen, bei der Abrechnungskontrolle wurde auch auf das Vier-Augen-Prinzip verzichtet. Förderakten wurden unvollständig geführt und abgelegt, Unterlagen teilweise erst 19 Monate nach dem Fristablauf eingefordert. Etwaige Rückforderungen ausbezahlter Beträge waren nirgends ersichtlich. Schlampige Unterlagen und zu wenig Kontrollen, beim Chorherr-Verein versickert offenbar das Steuergeld der Wienerinnen und Wiener. So las man es in der "Kronen Zeitung" und ebenso im "Kurier". Auch aus dem ÖVP-Klub kam damals die berechtigte Vermutung, in Zusammenhang mit dem Chorherr-Verein stellt sich noch immer die Frage, ob man im rot-grün regierten Wien Flächenwidmungen im Abtausch mit Spenden kaufen konnte. Keine Reaktion aus dem Kreis der GRÜNEN, hier wäre Transparenz längst gefragt. Soweit zu Grün. Aber auch Rot-Grün, aber auch die SPÖ hat sich in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Korruption in Wien: Woran denke ich da sofort? - Na, an die Krankenhaus-Nord-Geschichte. Jetzt heißt es Klinik Floridsdorf, und das ist wahrlich der Grund, warum der Name geändert wurde, um hier nicht in Erinnerung zu rufen, was man heute nicht mehr wissen will. Soweit zum Tagesordnungspunkt, die rote Lampe leuchtet, der Nächste ist dran. Danke. Präsidentin Veronika Matiasek: Ich gebe bekannt, dass Frau Abg. Schwarz ab 11 Uhr entschuldigt ist. Der nächste Redner ist Herr Abg. Mag. Juraczka. - Bitte. Abg. Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! "Ibiza - ein Jahr danach: Rot-Grün blockiert bei Transparenz und Korruptionsbekämpfung": das Thema der Aktuellen Stunde heute, ein Thema, das eigentlich immer wieder aktuell ist. Wir haben ja heute die erfreuliche Situation eines gelebten Parlamentarismus, dass diese Aktuelle Stunde auch eine Fortführung der Fragestunde ist, während der wir ja schon den Bürgermeister und das Stadtoberhaupt mit dieser Thematik konfrontieren konnten, und wo es zumindest einmal eine Willensbekundung gab, dass man bereit ist, auch über die Legislaturperiode hinaus, sprich, in der nächsten Periode, diese Dinge ernsthaft anzugehen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, sage ich einmal, wenngleich man als Parlamentarier hier in diesem Haus, der schon ein bisschen länger dabei ist, auch eines weiß: dass es wirklich Kondition und Durchhaltevermögen braucht, um manche Dinge auf die Reise zu bringen. Wenn ich nur denke, dass es damals noch unser Landesparteiobmann Johannes Gio Hahn war, der gebetsmühlenartig, ich glaube, über lange Zeit hinaus sogar in jeder Gemeinderatssitzung, das letzte kostenlose Kindergartenjahr gefordert hat. Gott sei Dank, jetzt ist es Realität geworden. Ich kann mich noch erinnern: Die Nacht-U-Bahn, ein Jugendmandatar namens Sebastian Kurz hat hier massiv dafür gekämpft, dann gab es eine Befragung. Jetzt könnte man sagen, das ist Michi Häupl passiert. Er war nämlich, wie ich wirklich weiß, überrascht, dass es plötzlich ein Ja der Bevölkerung zu dieser Nacht-U-Bahn gab. Sei es drum, jetzt gibt es sie, und das ist gut so. Und ich glaube, wir sehen mittlerweile alle, dass das erfreulich ist. Oder ich als Hernalser - ich schaue Kurt Stürzenbecher an, ich hoffe, er sieht das ähnlich -: Wir freuen uns, dass nach langen Forderungen vor allem meiner Fraktion jetzt auch endlich die U5 realisiert wird. So ähnlich ist es bei der Transparenz. Es ist einfach eine schwere Geburt, auch all die Schritte, die wir in der Vergangenheit gegangen sind. Kollege Kowarik kann sich erinnern, was das für ein Gezerre war, als das Kontrollamt irgendwann zum Stadtrechnungshof wurde. Da musste man um jeden Millimeter, den die Opposition hier bekommen hat, kämpfen. Aber ja, ich freue mich. Ich will euren Beitrag daran gar nicht schmälern. Ja, es war etwas, was auch mit euch in der Stadtregierung hier gelungen ist. Es gibt aber halt Forderungen, die nach wie vor nicht umgesetzt sind und sie wären so wichtig und eigentlich gar nicht schwierig. Der jährliche Förderbericht: Was spricht dagegen, wie in anderen Bundesländern einfach zu dokumentieren, wohin das Steuergeld der Wienerinnen und Wiener geht? Jeder, wahrscheinlich auch die Redner der Regierungsparteien, die sich jetzt noch zu Wort melden, werden sagen, na, kein Problem, machen wir. Es ist aber seit Jahr und Tag eben noch nicht in dieser Form gemacht worden, wie wir das von der Opposition wollen, in der Intensität. Denn nur Überschriften hineinzuschreiben, das ist ja wohl wirklich ein bisschen zu wenig. Von mir ist immer ein Steckenpferd gewesen, Förderkriterien festzuschreiben. Ich habe gerade mit dem Land Niederösterreich zu dieser Thematik zu tun. Da gibt es klar definierte Förderkriterien, was förderwürdig ist, wie viel Prozent dann übernommen werden können. Damit kommt ja auch ein politischer Wille zum Ausdruck, und es wäre doch eine interessante Diskussion, hier in diesem Raum darüber zu diskutieren: Was halten wir beispielweise bei der Wirtschaftsförderung für förderwürdig? Was halten wir in der Kultur, ganz heikles Thema, für förderwürdig? Wir sollten uns aber dieser Diskussion stellen und nicht einfach nach Goodwill, in Gutsherrenmentalität Fördergelder vergeben. Ein anderes Thema, das auch schon in der Fragestunde angesprochen wurde: die Befüllung der Transparenzdatenbank. Ganz ehrlich, Transparenzdatenbank, dieses Thema ist auf Bundesebene schon bei Vizekanzler Josef Pröll thematisiert worden und seither kämpft man darum, dass der Bund von den Bundesländern auch Befüllungen kriegt. Wien ist da leider Gottes in vielen Bereichen durchaus säumig. Und jetzt, das rote Lamperl leuchtet schon, ein Schmankerl für alle, die schon länger da sind: 2014 war es, da hat hier an diesem Pult da oben der damalige Bürgermeister Michael Häupl vom systemischen Webfehler gesprochen. Was meine ich damit? Dass die Opposition bei den Interpellationsrechten einfach nicht in die ausgelagerten Bereiche wie Wiener Linien, Wien Energie und dergleichen reinschauen kann. Häupl hat von einem systemischen Webfehler der Kontrolle gesprochen. Jetzt, sechs Jahre später, wurde daran noch immer nichts geändert. Es ist Zeit, dass wir mehr Transparenz wagen. Vielen herzlichen Dank. Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächster Redner ist Herr Abg. Ellensohn zu Wort gemeldet. (Zwischenrufe.) - Ja, bitte, Herr Abg. Juraczka, bitte das Pult zu reinigen. - Herr Abg. Ellensohn, geht schon. Abg. David Ellensohn (GRÜNE): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Korruptionsbekämpfung ist eine der wichtigen Aufgaben von Politik, Verwaltung und Justiz und deswegen sollte man aufpassen, dass man die Maßstäbe auch immer richtig hat. Die Überschrift "Ibiza" und dann zwei Parteien damit in Verbindung zu bringen, da einen Zusammenhang herzustellen, die damit nichts zu tun haben, ist angesichts dessen, dass ein Ibiza-Skandal läuft, wo auch die meisten MedienvertreterInnen zu finden sind, wo es um Postenschacher und Gesetzeskauf, um korrupte Politiker und Drogen geht, auch unintelligent, denn wenn man auf alles zeigt und alles ist das Gleiche, dann funktioniert das Ganze nicht. In diesem Land gibt es große, grobe Korruptionsfälle, und die haben mit uns genau nichts zu tun. Das ist einmal eines. Nur um zu zeigen, wie man das machen würde und dann verrutscht es. Ich habe es eh schon einmal gesagt, ich habe einmal das Beispiel hier gebracht: NEOS und Olympia in Tirol, Ja/Nein. Gelder fließen und die Meinung, die vorher offen ist, geht plötzlich dort hin, wo der, der das Geld fließen ließ, auch war. Dann habe ich trotzdem dazu gesagt, ja, ich glaube trotzdem, dass es die meisten von Ihnen, oder von mir aus fast alle, oder alle, ernst meinen. Jetzt nehme ich trotzdem den Wirecard Ex-Chef Braun und sage, da gibt es einen, der einen Millionenbetrieb, einen Milliardenbetrieb aufstellt, und der Skandal bei dem Typen sind Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden EUR, verflucht viel Geld. (Zwischenruf.) Moment, der führt einen Konzern an den Abgrund, er wird von der Polizei geholt und eingesperrt, er muss über 5 Millionen EUR als Kaution hinlegen - das könnten die meisten von uns nicht, ich glaube, keiner da herinnen -, damit er wieder rauskommt. Ich sage einmal: dubiose Geschäfte. Das darf ich wahrscheinlich sogar außerhalb des Immunitätsschutzes sagen. Wirecard räumt ein - das muss man sich einmal geben! -, die Firma räumt ein, dass die Milliardensummen, die auf den Treuhandkonten in Südostasien verbucht sind, nicht existieren. Milliarden werden da hin und her ... Die gibt es nicht, das Geld hat es nie gegeben. (Zwischenruf.) Das sagen sie selber. Dieser Typ geht her und finanziert Parteien, spendet Parteien Geld. Das ist kein Altruist, der herumgeht und überlegt, ob irgendwo ein nettes Ökoprojekt, ein Fahrradständer oder sonst etwas ist, sondern der überlegt sich exakt, was er mit seinem Geld tut. Der ist nicht so reich geworden, weil er es an die Armen dieser Welt verschenkt, sondern der ist reich geworden, weil er solche Geschäfte macht, wie es da drinsteht, mit Luftbuchungen, mit Geld, das es nicht gibt, mit Hin- und Herschieben. Und er gibt Sebastian Kurz Geld. Wenn ich jetzt dort aufhören würde, würden auch die NEOS sagen: Na ja, die ÖVP hat viele Spenden und viele Millionäre, die spenden, und vielleicht, vielleicht kauft man da Politik, das was jetzt bei Ibiza untersucht wird. Ich würde das ja auch glauben. Ich glaube nicht, dass Millionäre das Geld verschenken, weil sie es übrig haben. Die sind ja nicht reich geworden, weil sie es immer hergegeben haben. Das funktioniert ja nicht so. Die werden ja reich, weil sie es behalten und dort investieren, wo es mehr wird. So, und der geht her und zahlt Sebastian Kurz im Wahlkampf Geld - und vorher hat er es den NEOS bezahlt. Mehr. Er hat Sebastian Kurz nur 75.000 EUR - wenn ich es richtig im Kopf habe, gestern habe ich es mir herausgeschrieben - und den NEOS hat er 125.000 EUR gegeben. Jetzt kann ich ja zumindest fragen, ich mache nur eine Analogie, ich mache das nur, weil Sie "Ibiza - Rot-Grün" herschreiben. Ehrlich, geht's noch? Was habe ich mit Rot-Grün (Heiterkeit) - mit Rot-Grün schon - was habe ich mit Ibiza zu tun? Ich war ja noch nicht einmal auf Ibiza im Urlaub. Ich war ja nicht einmal im Urlaub auf Ibiza. Der Typ, der momentan draußen ist und falls er nicht mehr auffindbar ist, die 5 Millionen verliert: Wenn er sagt, ich will nicht zu diesem Gerichtsverfahren, verschwindet er halt. Der wird schon Plätze haben, und bei so vielen Milliarden wird es vielleicht irgendetwas schon in echt geben, und wenn der verschwindet, sind die 5 Millionen weg. Der kann sich das leisten. Der hat Ihnen das Geld gegeben und Sie sagen, für nichts. Der hat bei Olympia das Geld hergegeben, für nichts, hat aber was bekommen, was er gerne gehabt hätte. So können wir es nicht machen. Nehmen wir das ernst, zeigen wir dort hin, wo etwas ist, und wo diejenigen arbeiten, die es sauber meinen. Die gibt es im Übrigen in allen Parteien, sogar dort, wo viel Dreck durch die Gegend fliegt. Im Moment sind nicht alle froh damit. Ich würde nicht einmal sagen, ich behaupte noch nicht einmal, dass jeder FPÖler oder jeder THCler sich darüber freut, dass der Gudenus mit einem schlechten Foto oder diesem Film erwischt wird. Das würde ich nicht bei jedem einzelnen behaupten. Ich spreche aber auch nicht alle frei. Wenn in einer Fraktion so viel vorkommt, muss man es sich auch überlegen. Ich muss mir dann da anhören: das Beispiel Christoph Chorherr bei den GRÜNEN. Keinen einzigen Euro selber genommen - das sagen sogar alle -, er fördert Bildung für Kinder in Südafrika, und Sie werfen das in einen Topf. Mensch, so werden wir bei Korruption, bei der Korruptionsbekämpfung nie weiterkommen. Nehmen wir das Thema ernst und verludern wir es nicht hinunter. Es strengen sich wahnsinnig viele Leuten an, dass etwas weitergeht. Korruptionsbekämpfung ist wichtig in der Demokratie. Präsidentin Veronika Matiasek: Ich gebe bekannt, dass Herr LAbg. Mag. Juraczka ab nun entschuldigt ist. Der nächste Redner ist Herr Abg. Kowarik. Bitte. Abg. Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Demokratie und Transparenz - ein Thema, das uns öfters beschäftigt, und uns immer wieder beschäftigt und natürlich ist es naheliegend, den Jahrestag als Anlass zu nehmen, keine Frage, auch das ist ein Grund, warum man sich darüber unterhalten soll. Ich unterhalte mich gerne über Angelegenheiten, die uns hier in dem Zusammenhang in Wien beschäftigen und da hilft mir Ibiza nicht wirklich weiter. Ich komme aber zum Regierungsübereinkommen 2015, von dem war ja heute auch schon die Rede, unter anderem auch in der Fragestunde. Was hat sich Rot-Grün vorgenommen und was ist umgesetzt worden? (Der Redner blättert in seinen Unterlagen.) Ich beginne da willkürlich auf der ersten Seite dieses Unterkapitels: "Wien mischt sich ein: demokratisch, transparent, digital". Das hört sich schön an. Da wird als erster Unterpunkt sozusagen angeführt, die Bürgerbeteiligung auf neue Beine zu stellen. Das ist insofern ganz interessant, da wir ja gestern den Stadtrechnungshofbericht diskutiert haben. Aus Zeitgründen habe ich einen Bericht, der auch 2019 aufgepoppt ist, nicht mehr gebracht, dazu habe ich jetzt die Möglichkeit und das hängt mit Bürgerbeteiligung zusammen. Da wurde nämlich die MA 21A geprüft, Prüfung betreffend "Planungs- und Umwidmungsverfahren zu Plandokument 8197". Wer jetzt nicht weiß, was das war, das war die Gallitzinstraße. Und da hat der Stadtrechnungshof - also jetzt nicht der Kowarik oder die FPÖ oder sonst irgendein Oppositionspolitiker, sondern der Stadtrechnungshof - festgestellt, ich zitiere: "Der Masterplan partizipative Stadtentwicklung wurde von der damaligen Magistratsabteilung 21 erstellt." - Zitat Ende, Klammer auf: Das ist uns allen natürlich mit großem Tamtam, warum auch nicht, von den Regierungsparteien mitgeteilt worden, wie wichtig und wie toll das ist. Zitat weiter: "Der Wiener Gemeinderat erteilte in seiner Sitzung vom 16. Dezember 2016 die Zustimmung zum Masterplan partizipative Stadtentwicklung als Leitlinie für die damalige MA 21." - Gut. - "Mit dem Gemeinderatsbeschluss wurde die Dienststelle beauftragt," - jetzt kommt's, also die Dienststelle wurde beauftragt! - "für die im Masterplan partizipative Stadtentwicklung dargestellten Abläufe und Methoden entsprechende Prozesse zu entwickeln", also Ausführungsbestimmungen zu entwickeln. Na ja, und was schreibt dann der Stadtrechnungshof noch? "Zum Zeitpunkt der Prüfung" - also das war dann ein paar Jahre später - "lagen allerdings keine diesbezüglichen Prozesse vor." Also, was hat Rot-Grün gemacht? - Schmäh geführt, sage ich einmal so salopp. Sie hat uns das als tolles Bürgerbeteiligungsprojekt und als Bürgerbeteiligungsschiene verkauft und umgesetzt ist es halt leider nie worden. Das sagt, wie gesagt, nicht der Kowarik, sagt nicht die Opposition, das sagt der Stadtrechnungshof. Gehen wir weiter im Regierungsprogramm: "Demokratie weiterentwickeln." Da steht alles Mögliche drinnen, umgesetzt wurde genau gar nichts. Wir haben dann "Partizipationsmöglichkeit für alle." Das habe ich schon angesprochen, und dann kommen wir zu einem besonderen Punkt: "Mehr Information und mehr Transparenz." Da wird geschrieben, sehr geschwollen, aber gut, das haben Regierungsübereinkommen halt so an sich, wenn man weiß, wie die geschrieben werden: "Eine demokratische Stadt ist transparent. Eine gute Verwaltung stellt Informationen zur Verfügung." Ich lasse das jetzt einmal kurz wirken, aber nicht zu lange, weil ich nur fünf Minuten Zeit habe. Wir haben hier gestern den Bericht der Untersuchungskommission verhandelt. Und wenn man das schon so geschwollen schreibt, dann sollte man sich zumindest im eigenen Bereich ein bisschen daran halten. Was haben wir gestern gehört und in der Untersuchungskommission feststellen müssen, und wissen es in Wirklichkeit auch schon die längste Zeit? Die Aktenlage, die uns als Gemeinderäte, als Ausschussmitglieder zur Verfügung gestellt wird, insbesondere bei Förderungsakten, ist verschwindend beziehungsweise desaströs. Wir haben dann in der Untersuchungskommission festgestellt - das ist auch den GRÜNEN aufgefallen, geändert haben sie halt nichts -, dass nicht einmal die Förderanträge der jeweiligen Förderwerber vorgelegt wurden, nämlich weder der UK, was der eine Skandal ist, aber nicht einmal dem Ausschuss und nicht einmal dem Gemeinderatsmitglied. Das heißt, er hat gar nicht gewusst, was die eigentlich beantragen wollen. Ich habe es Ihnen gestern auch schon gezeigt: Das sind nur ein paar Zeilen des sogenannten Geschäftsstücks, wie das bei uns heißt, das ist das, was wir sehen dürfen, also vollkommen der Willkür des Magistrates ausgesetzt, obwohl ja angeblich der Magistrat funktionell für den Ausschuss tätig wird. Der Ausschuss darf aber nicht wissen, was da drinnensteht. Also kurios. Wenn wir das - "Information und Transparenz" - ernst meinen, dann sollten wir einmal bei uns im eigenen Haus beginnen und bei uns im eigenen Haus die entsprechenden Regeln tatsächlich umsetzen und entsprechend implementieren, damit wir als Gemeinderäte vernünftig arbeiten können. Bevor das nicht geschehen ist, sparen Sie sich bitte die geschwollenen Worte in allfälligen nächsten Regierungsübereinkommen! Die können wir uns dann wirklich sparen. Danke, meine Damen und Herren. Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächster Redner ist Herr Abg. Stürzenbecher zu Wort gemeldet. - Bitte. Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Zuerst drei Richtigstellungen: Das Erste ist, Kollege Juraczka hat gesagt, der frühere Bürgermeister hätte sich über die Abstimmung zur Nacht-U-Bahn gewundert. Das weiß ich nicht, ob er sich gewundert hat, aber Faktum ist, dass er sich knapp vor der Abstimmung dafür ausgesprochen hat, dass sie eingeführt wird und ich nehme schon an, dass das mit dazu beigetragen hat, dass sich mit 54 Prozent doch die Mehrheit der Abstimmenden für dieses sinnvolle Projekt ausgesprochen hat. Das ist das Erste. Das Zweite, weil es auch in der Fragestunde des Landtages angesprochen worden ist: die Gastro-Gutscheine. Nur einen Satz noch zur Richtigstellung: Selbstverständlich ist es so, dass die Wertschöpfung der Wiener Gastronomie im Jahr 1,43 Milliarden EUR beträgt. Das habe ich gemeint, und wenn das falsch rübergekommen ist, dann sei das hiermit richtiggestellt. Das Dritte, das ich noch klarstellen will: Im Koalitionsübereinkommen steht, was weiß ich, 2016, 2017, das Koalitionsübereinkommen gilt zwischen Rot und Grün, und wir haben auch ständig miteinander über diese Themen gesprochen. Also insofern ist das bei uns auch erfüllt. Natürlich ist es dann in einer späteren Phase sinnvoll, wenn man die Opposition miteinbindet und da sind die Gespräche noch nicht so weit gediehen, wie wir uns das gewünscht hätten. Eines aber muss man auch sagen: Die Transparenz in Wien ist natürlich im hohen Maß gegeben. Insofern finde ich nicht nur den Begriff, wie es der Kollege Ellensohn schon gesagt hat, Ibiza und Rot-Grün in einem Atemzug zu erwähnen, für nahezu absurd, sondern auch, dass man da mit einem Sarg herumgeht. Ich meine, Sie müssen vielleicht jeweils die Dimension ein bisschen richtig sehen. Bei diesem Thema und diesem Sachverhalt vor dem Rathaus mit einem Sarg herumzugehen, ist einfach unsachlich. Jetzt zur Transparenz: Faktum ist, dass die Wiener Stadtverwaltung darin ein wichtiges Anliegen sieht und dass Wien erst im Jänner 2020 zum zweiten Mal in Folge bei "Index Transparente Gemeinde" aller Verwaltungen in Österreich den 1. Platz gemacht hat als transparenteste Verwaltung in Österreich. Laut Transparency International, wo Wien Mitglied ist, gibt es keine andere Gemeinde in Österreich, die die Bevölkerung mehr und besser über ihre Verwaltung informiert. Ich könnte jetzt auch noch in dieser kurzen Zeit, die mir zur Verfügung steht, mehrere Landesgesetze aufzählen: das Auskunftspflichtgesetz, das wir haben, dann die vielen daraus erfolgenden Rechte und die Verpflichtung, binnen acht Wochen hier Auskunft zu erteilen. Wir haben auch weitere andere wichtige rechtliche Grundlagen wie das Wiener Informationsverwertungsgesetz und andere Dinge auch. Und natürlich ist uns Korruptionsbekämpfung eine außerordentlich wichtige Sache. Die Stadt Wien ist auch Mitglied der Nichtregierungsorganisation Transparency International und hat sich damit zur Ablehnung von Korruption in jeder Form und zur Unterstützung hoher ethischer Standards verpflichtet. Dazu gibt es auch das Handbuch zur Korruptionsprävention, das Antikorruptionsteam, das daran arbeitet und das Wiener Antikorruptionstelefon. Wenn man jetzt schon - rein zeitlich - Ibiza und danach erwähnt, dann muss ich sagen, wir haben auch auf Bundesebene - die SPÖ dort - im Jahr 2019 mit der FPÖ und der Liste Pilz einen außerordentlich großen Wurf gestartet: Einzelspenden bis 7.500 EUR, nicht mehr als 750.000 EUR pro Jahr spenden, Wahlkampfobergrenze, Missbrauch durch Personenkomitees abgestellt, den Parteibegriff neu geordnet, Auslandsspenden verboten, Klubförderung im Sinne einer Frauenförderungsquote geändert und anonyme Spenden ganz eng begrenzt. Man muss dazu sagen, wir in Wien nehmen Korruptionsbekämpfung sehr ernst. Für uns ist Transparenz sehr wichtig und wir wollen hier gemeinsam etwas weiterbringen, weil das für uns wirklich zu einer modernen Stadt, die prosperiert, gehört und auch zum Wirtschaftsstandort, und auch einfach, weil man sich dann als Bürgerin und Bürger wohlfühlt. Das ist eine Kernkompetenz, die wir haben und die wir weiter ausbauen werden. Danke schön. Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächster Redner ist Herr Abg. Weber zu Wort gemeldet. - Bitte. Abg. Thomas Weber (NEOS): Ja, vielen lieben Dank. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hoher Landtag! Wow! Immer wenn wir hier stehen und über Transparenz und Kontrolle reden, gibt es ein paar, die beim Zuhören ganz besonders viele Emotionen zeigen und sich aufregen wie der Martin Margulies. Ich finde das schon spannend, dass Sie bei dem Thema immer herausschreien und immer irgendwie Ihre Emotionen zeigen, denn ich denke mir schon, dass Sie und Ihre Partei irgendwann einmal für Transparenz und Kontrolle gewählt worden sind. Und anstatt dass es Ihr Interesse ist, dass wir alle in diesem Haus dafür sorgen, dass es klare Transparenzregeln und hohe Standards gibt, was Parteienfinanzen betrifft, sitzen Sie da und haben nichts Besseres zu tun, als ständig herauszuschreien. Das finde ich für einen GRÜNEN ganz besonders bemerkenswert. Auch meinem Vorredner, Herrn Stürzenbecher, mag ich etwas anschließen. Sie stehen da und reden von dem großen Wurf, der Ihnen auf Bundesebene gelungen ist. Das mag sein, dass Sie das als großen Wurf bezeichnen, ich bezeichne das als ganz, ganz kleinen Schritt. Wissen Sie, warum ich das als ganz kleinen Schritt bezeichne? Nichts davon, was wir in dem Ibiza-Video gesehen haben, nämlich die Umgehung von Parteifinanzierungregelungen oder die mögliche Umgehung von Parteifinanzierungsregelungen, ist mit dieser gesetzlichen Regelung, die Sie beschlossen haben, ausgeschlossen. Daher finde ich es nicht einmal wert, dass man das irgendwie als einen großen Wurf bezeichnet. Ich finde das einen ganz kleinen Schritt. Und dann kommen Sie heraus und reden davon: Ja, Wien hat österreichweit den höchsten Standard, was die Transparenzregeln betrifft. Vielleicht denken Sie einmal über den Tellerrand, vielleicht denken Sie einmal größer und weiter, vielleicht gibt es einmal auch eine Ebene, an der man sich orientieren kann, die außerhalb von Österreich liegt. Es gibt großartige Länder, wie das in anderen europäischen Ländern geregelt ist, und Sie reden davon, wie groß der Wurf auf Bundesebene ist. Fakt ist, das System der Parteifinanzen in Österreich ist im Argen. Das ist deshalb im Argen, weil es eben keine transparenten Parteifinanzen gibt, weil der Rechnungshof auch immer noch keine Prüfkompetenzen hat und weil es zahlreiche Umgehungskonstruktionen gibt, wie man diese Dinge umgehen kann. Wir brauchen nicht irgendwelche Studien zitieren, wir müssen nur die Fachleute zitieren, diejenigen, die sich mit dem Thema auskennen, zum Beispiel Hubert Sickinger, den Sie ja kennen werden: "Die diesbezüglichen Kontrollmechanismen", schreibt er, "wurden nicht verbessert." So, Punkt. Und das ist, wo Sie sich hier herausstellen und sagen: Was ist uns da für ein großer Wurf gelungen. Noch einmal, die diesbezüglichen Kontrollmechanismen wurden nicht verbessert. Wir brauchen auch gar nicht auf die Bundesebene schauen. Gehen wir einmal zurück nach Wien und schauen wir uns an, was denn in Wien der Fall ist. - Oh, wie toll sind die Transparenz und die Kontrolle in Wien! Es gibt mangelnde Kontrollrechte, Intransparenz der Parteifinanzen, hohe staatliche Zuwendungen, höchste Parteienförderung und dann gibt es noch ein dickes System aus parteinahen Vereinen, das sich durch alle Bereiche dieser Stadt durchzieht, wo dann staatliche, hoheitliche Aufgaben ohne Ausschreibungen vergeben werden, Freunde für Freunde. Ja super, das ist, was Sie Transparenz nennen. Nehmen wir ein konkretes Beispiel her, Sie wissen was jetzt kommt: die Landesparteiakademien. Der Rechnungshof hat keine Prüfkompetenz, wir haben zur Kenntnis nehmen müssen, die Untersuchungskommission hat auch keine Prüfkompetenz. Ein super transparentes System haben Sie da, wo Sie sagen, österreichweit haben wir die höchsten Transparenzregeln. Fakt ist, wir haben überhaupt keine Transparenz bei den Landesparteiförderungen. Wir wissen nicht, welche Funktionärinnen und Funktionäre sich bei den Landesparteiakademien irgendwie mit Aufträgen zusätzliches Geld verschaffen. Wir wissen nicht, welche Nebenkosten die Parteien im Zusammenhang mit den Landesparteiakademien haben. Sie aber stellen sich heraus und sagen, wie toll das System ist und wie transparent wir hier sind. Fakt ist, das sind wir nicht. Da haben wir noch viel Nachholbedarf. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächster Redner ist Herr Abg. Dr. Ulm zu Wort gemeldet. - Bitte. Abg. Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren! Man muss schon die Kirche im Dorf lassen und man darf den NEOS schon recht geben, dass Transparenz und Korruptionsbekämpfung etwas miteinander zu tun haben. Denn selbstverständlich, je mehr die Dinge offenliegen und je größer die Gefahr ist, erwischt zu werden, umso geringer wird auch die Geneigtheit sein, Gelder missbräuchlich zu verwenden. Ich erinnere an den Spesenmissbrauch in Großbritannien, das ist jetzt schon viele Jahre her. Der wurde nur deshalb aufgedeckt, weil man dort ein Informationsfreiheitsgesetz eingeführt hat. In diesem Sinne kann ich, im Gegensatz zu manchem Vertreter von Rot-Grün, den Titel der heutigen Aktuellen Stunde schon verstehen. Es setzt ja die heutige Aktuelle Stunde direkt das fort, was in der Fragestunde schon diskutiert worden ist. Da hat man die Worte des Herrn Bürgermeisters ja gerne gehört, oder man hätte sie gerne gehört, wenn das irgendwie der Realität entsprechen würde, was er sagt. Er beruft sich sehr gerne auf Transparency International, er beruft sich aber nicht auf andere Organisationen wie zum Beispiel Forum Informationsfreiheit, die eine ganz andere Einschätzung der Transparenzsituation in Wien haben. Man ist bei Transparency International ganz stolz auf diese 82 Prozent, die festgestellt worden sind, ist stolz auf diesen Tombstone, der da überreicht worden ist, und der Herr Bürgermeister hat heute sogar davon gesprochen, dass die Verwaltung in Wien geradezu ein offenes Buch ist, ein offenes Buch für die Wiener Bevölkerung. Ja, die Realität sieht anders aus. Ich darf auf dieses Beispiel eingehen, das uns das Forum Informationsfreiheit gezeigt hat. Sie erinnern sich vielleicht noch daran, es war im Jahr 2016, da hatte Bgm Häupl eine ganz gute Idee. Er hat gesagt: Ich bin immer aufgeschlossen, wenn es Möglichkeiten gibt, irgendwo Geld einzusparen, von wem die Idee kommt, ist mir gleich, Hauptsache, sie kommt. Ganz konkret wurden die Mitarbeiter des Magistrats gefragt, wo man denn Geld einsparen könnte. 1.200 Vorschläge sind gekommen, wahnsinnig interessant für die Politik, wahnsinnig interessant für die Öffentlichkeit. Niemals wurden diese Vorschläge publiziert, obwohl dieses Forum Informationsfreiheit diese Information gerne erhalten hätte. Kollege Stürzenbecher hat darauf hingewiesen: Wir haben ein Wiener Auskunftspflichtgesetz, aber dieses ist völlig unzureichend, denn es musste zwei Mal der Rechtsweg beschritten werden und letztendlich hat es trotzdem keine Information über diese Vorschläge gegeben. Es war ein gewisser Herr Hametner von diesem FOI, der beim Magistrat beantragt hat, zu diesen Informationsvorschlägen Auskunft zu erhalten, Information zu bekommen, auf der Grundlage des Wiener Auskunftspflichtgesetzes. Im ersten Schritt war einmal der Magistrat der Meinung, na, da steht ja überhaupt kein Recht zu, da brauchen wir überhaupt keine Information erteilen, hat aber immerhin einen Bescheid dazu erlassen. Dieser Bescheid konnte bekämpft werden und in letzter Instanz hat dann der Verwaltungsgerichtshof im Jahr 2018 entschieden: Ja, diese Information liegt im öffentlichen Interesse und muss herausgegeben werden. Gemacht hat man es nicht. Man hat die Information nicht herausgegeben, lediglich eine Liste mit Kurzbezeichnungen übermittelt, was unzureichend war. Man hat daher eine Säumnisbeschwerde eingebracht, diesmal beim Verwaltungsgericht Wien. Das Verwaltungsgericht Wien hat in einem zweiten Rechtsgang Herrn Hametner recht gegeben und hat gesagt, die Vorschläge müssen herausgegeben werden, der gesetzlichen Verpflichtung ist offenkundig gezielt nicht nachgekommen worden. Sehr verehrte Damen und Herren, ärger geht es ja schon nicht mehr. Sie halten sich nicht einmal an das Wiener Auskunftspflichtgesetz, geschweige denn, dass Sie endlich für ein Fördertransparenzgesetz sorgen würden und für ein Informationsfreiheitsgesetz, das in dieser Stadt notwendiger wäre als in allen anderen Bundesländern und im Bund, wo man allerdings Gott sei Dank um viele Schritte weiter ist. Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Dr. Ulm, es entkommt keiner. - Als nächster Redner ist Herr Abg. Dipl.-Ing. Margulies am Wort. - Bitte. Abg. Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn man ein Aufmerksamkeitsdefizit hat wie momentan die NEOS, wie alle Umfragen belegen, dann nimmt man halt ein Thema, das eigentlich besser woanders aufgehoben wäre. Und ich sage das wirklich eingedenk dessen, dass ich wirklich dazu stehe, dass man Transparenz und Antikorruption hochhält. Wenn man sich aber anschaut, wo in diesem Land die Korruption herrscht, wo es eigentlich über jede einzelne Periode auf Bundesebene mit schwer kriminellen Tatbeständen Untersuchungsausschüsse gibt, dann ist das nicht in Wien. - Da sind Sie bei uns? Na, schauen Sie. Dann ist der nächste Punkt: Reden wir über Wien und schauen uns tatsächlich einmal an, wie das ausschaut. Kollege Ulm lässt Transparency International nicht gelten. Okay, man findet immer jemanden, der eine andere Position hat, aber man könnte sich doch das eine oder andere Mal darauf einigen, dass diejenigen Institutionen, die man ansonsten immer als glaubwürdig und legitim bezeichnet, halt auch einmal in einer Situation als glaubwürdig und legitim bezeichnet, wenn sie vielleicht etwas Gutes über den politischen Gegner oder über die Stadt Wien aussagten Man kann doch trotzdem gelten lassen, dass Transparency International vielleicht recht hat, wenn sie sagen, Wien ist die transparenteste Stadt. Ist alles super? - Nein. Haben wir alles umgesetzt, was wir umsetzen wollten? - Nein. Es hat sich aber vieles geändert. Den Subventionsbericht, den es gibt, so runterzudodeln, wie das manche tun, halte ich wirklich für einen Fehler. Jede einzelne Subvention ist nachzulesen, in der Höhe, wer es ist, wofür, bis hin zur Geschäftszahl, um sich noch einmal den Akt kommen zu lassen und nachzuschauen. Das ist nicht überall selbstverständlich. Was wir nicht wissen - da gebe ich Ihnen recht -, ist, was das Wiener Kulturservice damit macht. Wobei wir es ja doch wissen, weil wir wissen, es ist für das Donauinselfest, es ist für das Maifest, es ist für verschiedene andere Veranstaltungen. Wir tun ja oft so in der Diskussion - das ist ja das Nächste, was mich manchmal stört -: Sie sagen, Sie wissen über Sachen nicht Bescheid, über die Sie selbstverständlich Bescheid wissen. So zu tun, als ob da wirklich ein großes schwarzes Loch wäre, selbst bei den Vereinen, die alle angeführt werden: Jeder weiß, welcher Verein in Wien im Großen und Ganzen der ÖVP zugerechnet wird, welcher der SPÖ zugerechnet wird und für alle anderen Parteien gibt es schon weitaus weniger Vereine, die zugerechnet werden. Das weiß doch eh ein jeder in Wien. Was wir versucht haben und wo wir - finde ich - in den letzten Jahren wirklich erfolgreich sind, hat aus meiner Sicht tatsächlich auch die Untersuchungskommission gezeigt: Dass wir Förderungen auf objektive Tatsachen stellen und diese danach vergeben. Ist alles 100-prozentig einwandfrei? - Nein, ist es noch nicht. Es könnte immer noch besser werden und wir werden weiter daran arbeiten, aber - jetzt greife ich das Wort von Kollegen Ellensohn auf - Ibiza im Zusammenhang mit Rot-Grün zu bringen, ist tatsächlich eine Sauerei. Ich hoffe, ich bekomme dafür keinen Ordnungsruf, weil es ja eine Tatsache ist und keine Person betroffen hat. Ich halte es auch für gefährlich, wenn man alles gleichmacht. Wir sollten wirklich dort, wo die großen Probleme sind, hinschauen und die großen Probleme benennen. Ich meine, auf Kollegen Baron bin ich nicht eingegangen. Dass sich jemand, dessen neuer Parteichef die ganze Regierung in die Luft gesprengt hat und sich immer noch keiner Schuld bewusst ist, was sie eigentlich getan haben, herausstellt und über Transparenz und Antikorruption redet, so als ob nichts gewesen wäre, das halte ich echt für absurd. Das ist aber sein Problem. Versuchen wir aber tatsächlich, wenn wir über dieses Thema reden, auch die tatsächlichen Relationen zu beachten. Dass es auch in Wien besser werden kann: Ja, ich gebe allen recht, die das hier gesagt haben. Ich danke sehr. Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Kollege Margulies, es hat die "Sauerei" jetzt auf beiden Seiten gegeben (Zwischenrufe), Kollege Wiederkehr hat es verwendet, Sie haben es verwendet, solange niemand persönlich damit attackiert wird ... Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Kohlbauer. - Bitte. Abg. Leo Kohlbauer (FPÖ): Werte Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist wieder interessant gewesen, wie Kollege Ellensohn vorher von Ithuba und von Chorherr abgelenkt hat. Nur eines glaube ich ihm: Ich glaube ihm wirklich, dass Christoph Chorherr nichts in die eigene Tasche eingesteckt hat. Das glaube ich dir wirklich, also da bin ich überzeugt. Er hat es gut gemeint, er hat aber dennoch Geld von Investoren, von Bauträgern angenommen, die in Wien Flächenwidmungen brauchen. Es ist so, dass es trotzdem Korruption ist. Der eine kauft sich halt einen Porsche um das Geld, das er einsteckt und der andere investiert das Geld in Schulen in Afrika. Es ist zwar schön und gut, wenn man Geld in Schulen in Afrika investiert, das finde ich wirklich löblich. Es ist ein tolles Projekt. Wir haben auch nie das Projekt per se kritisiert, aber die Tatsache, dass er von Bauträgern Geld genommen hat, das ist wahrscheinlich Korruption. Das werden die Gerichte hier in Österreich noch prüfen. Und wenn Sie sich hinstellen, es gibt kein grünen Postenschacher: Den gibt es sehr wohl und da habe ich Ihnen heute auch noch etwas mitgebracht und zwar einen sehr interessanten Herrn, vielleicht kennen Sie ihn. (Der Redner hält einen Zeitungsausschnitt in die Höhe.) Das ist ein Intimus von Herrn Kogler, der jetzt einen Job bei der Österreichischen Nationalbank bekommen hat, ohne Ausschreibung. Das ist Postenschacher, meine sehr verehrten Damen und Herren. Herr Meichenitsch ist von der FMA zur Nationalbank gewechselt. Er hat sich für einen Posten bei der Nationalbank beworben, hat den aber nicht bekommen. Jetzt in weiterer Folge hat man ihm dann einfach ohne Ausschreibung einen anderen Posten gegeben. Das ist grüner Postenschacher, über den man reden soll. Was findet man dazu? Im "Standard" finden wir aber nur einen Jubelbericht, einen Jubelperserbericht: Herr Kogler-Vertraute, der Meichenitsch wechselt von der FMA zur Nationalbank. Es ist nicht so, dass dort geschrieben wird, dass es für den Posten, den er bekommen hat, keine Ausschreibung gab. Das ist Postenschacher. Die Untersuchungskommission, die wir jetzt gehabt haben, hat es ja gezeigt, wo es in Wien an Transparenz fehlt, wo in Wien Probleme sind, wo offenkundig mit Geldern der Allgemeinheit SPÖ-nahe Vereine gesponsert werden, wo dann letztendlich in Vereinen Parteifeste aus dem Kulturetat bezahlt werden. Das sind Probleme, die man wirklich angehen sollte, die man angreifen sollte, die man lösen sollte. Aber nichts, Sie gestehen es nicht einmal ein. Im Gegenteil, es ist so, dass Sie es negieren und herunterdodeln. Weil wir gerade darüber sprechen, zum Thema Postenschacher: Bei der SPÖ ist es so, dass wenn man in Wien einen Job beim Magistrat will, braucht man ein Parteibuch. Früher war es so, dass man sogar für die Gemeindewohnung ein Parteibuch gebraucht hat. Das ist alles bekannt, das sind alles Dinge, die hier in Wien gelöst gehören. Die Korruption und die Intransparenz gibt es nicht nur auf Bundesebene, die gibt es auch hier bei der Stadt Wien. Präsidentin Veronika Matiasek: Als letzte Rednerin dieser Aktuellen Stunde ist Frau Abg. Mag. Mautz-Leopold am Wort. - Bitte. Abg. Mag. Andrea Mautz-Leopold (SPÖ): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzter Kollege Kohlbauer, zum Thema Postenschacher würde ich als FPÖler mich gar nicht zu melden trauen, und ich möchte klarstellen, dass dem Aufnahmeverfahren im Magistrat der Stadt Wien ein transparentes Aufnahmeverfahren zugrunde liegt und man auch zum Beispiel, wenn man als Juristin aufgenommen werden will, Tests bestehen muss und Gespräche führen muss, und so weiter. Das hat nichts mit irgendetwas anderem zu tun. Jetzt aber, liebe Kolleginnen und Kollegen der Opposition: Sie wissen schon, in welcher Stadt wir hier leben. Wir leben in Wien, auch wenn wir vielleicht die Bundeshauptstadt sind, sind wir nicht der Bund und schon gar nicht Ibiza. Ich möchte schon sagen, und ich möchte es noch einmal sagen, dass Wien eben auch im Jänner den Preis gewonnen hat, als transparenteste Gemeindeverwaltung in Österreich zu gelten. Das ist kein Zufall. Die Stadt Wien informiert ihre Bewohnerinnen und Bewohner umfassend und ausführlich über die Tätigkeiten ihrer Verwaltung und das wissen sie auch. Gerade gestern im Gemeinderat haben wir die aktuelle Untersuchungskommission zum Thema widmungsgemäße Nutzung von Fördergeldern durch die Gemeinde Wien abgeschlossen und den Bericht zur Kenntnis genommen. Nach intensiven Arbeiten und 11 ausführlichen Sitzungen mit 29 Zeuginnen und Zeugen bleibt festzuhalten: Den behaupteten Missstand gibt es nicht und ein Missbrauch von Fördergeldern hat in Wien nicht stattgefunden. Die Stadt Wien entwickelt sich stetig weiter, auch im Hinblick auf die Transparenz im Förderwesen. Dieses Jahr, das wurde heute ja auch schon besprochen, ist zum Beispiel Herr SR Mag. Maschek zum Bediensteten mit Sonderaufgaben bestellt, damit eine magistratsweit geltende einheitliche Förderabwicklung sowohl im Hinblick auf formale als auch im Hinblick auf inhaltliche Vorgaben beziehungsweise Kriterien koordiniert und sichergestellt wird. Weiters wurden, und das wurde auch schon angesprochen, einheitliche Förderrichtlinien der Magistratsabteilung 5 erlassen, und eben der Entwurf für ein Wiener Fördertransparenzgesetz, welcher im Frühjahr 2019 einem Begutachtungsverfahren unterzogen wurde. Unser Bürgermeister hat dazu ja schon ausführlich Stellung genommen. In diesem Gesetz, Herr Kollege Juraczka, weil Sie das angesprochen haben, wird ja auch die datenschutzrechtliche Grundlage für die umfängliche Nutzung der gebietskörperschaftsübergreifenden Transparenzdatenbank geregelt sein. Warum sich das Vorgehen verzögert hat, ist auch hinlänglich bekannt: Weil es eben zu einer Novelle des Transparenzdatenbankgesetzes auf Bundesebene gekommen ist, die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes zum Sozialhilfe-Statistikgesetz und eben auch die Wiener Untersuchungskommission abgewartet werden sollten. Dennoch, Wien arbeitet intensiv daran, sich noch weiter zu verbessern und noch transparenter und nachvollziehbarer zu werden und zu fördern. Zusammenfassend ist also festzuhalten, dass die Transparenz der Wiener Stadtverwaltung ein wichtiges Anliegen ist und dass die Stadt Wien auf allen Ebenen diesbezüglich vorbildlich handelt und agiert. Präsidentin Veronika Matiasek: Frau Abgeordnete, bitte auch Sie. Es passiert eh jedem. Die Aktuelle Stunde ist damit beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Landtagsabgeordneten des Klubs der Wiener Freiheitlichen eine, des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien eine und des NEOS-Rathausklubs zwei schriftliche Anfragen eingelangt sind. Vor Sitzungsbeginn ist von Landtagsabgeordneten des Klubs der Wiener Freiheitlichen ein Antrag eingelangt. Den Fraktionen wurde der Antrag schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt. Die Abgeordneten Mag. Berger-Krotsch, Vettermann, Dr. Stürzenbecher, Ellensohn und Dr. Kickert haben am 26. Mai 2020 gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage betreffend Änderung des Gesetzes über das Verwaltungsgericht Wien eingebracht. Dieser Antrag wurde dem Ausschuss für Bildung, Integration, Jugend und Personal zugewiesen. Die Abgeordneten Hursky, Mag. Berger-Krotsch, Dr. Stürzenbecher, Ing. Meidlinger, Mag. Huemer und Ellensohn haben am 16. Juni 2020 gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage betreffend ein Gesetz, mit dem die Dienstordnung von 1994, 53. Novelle zur Dienstordnung 1994, die Besoldungsordnung 1994, 62. Novelle zur Besoldungsordnung 1994, die Vertragsbedienstetenordnung 1995, 59. Novelle zur Vertragsbedienstetenordnung 1995, das Wiener Bedienstetengesetz, die 12. Novelle zum Wiener Bedienstetengesetz, das Wiener Personalvertretungsgesetz, 28. Novelle zum Wiener Personalvertretungsgesetz, die Pensionsordnung 1995, 36. Novelle zur Pensionsordnung 1995, das Ruhe- und Versorgungsgenusszulagegesetz 1995, die 17. Novelle zu diesem Gesetz, das Unfallfürsorgegesetz von 1967, die 24. Novelle zum Unfallfürsorgegesetz 1967, das Wiener Gleichbehandlungsgesetz, hier ist es die 20. Novelle zu diesem Gesetz, das Wiener MitarbeiterInnenvorsorgegesetz, die 8. Novelle zu diesem Gesetz und das Wiener Bedienstetenschutzgesetz von 1998 in der 12. Novelle von 1998 geändert werden, das ist die 2. Dienstrechtsnovelle von 2020, eingebracht. Dieser Antrag wurde dem Ausschuss für Bildung, Integration, Jugend und Personal zugewiesen. Die Abgeordneten Mag. Taucher, Dr. Stürzenbecher, Mag. Berger-Krotsch, Ellensohn, Dr. Kickert, Dipl.-Ing. Margulies, Dipl.-Ing. Olischar und Dr. Ulm haben am 16. Juni 2020 gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage betreffend ein Gesetz zur Novellierung der Wiener Gemeindewahlordnung von 1996 eingebracht. Dieser Antrag wurde dem Ausschuss für Bildung, Integration, Jugend und Personal zugewiesen. Die Abgeordneten Dr. Stürzenbecher, Florianschütz, Mag. Reindl, Mag. Taucher, Dipl.-Ing. Margulies und Ellensohn haben am 18. Juni 2020 gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage betreffend Änderung des Wiener Verwaltungsabgabengesetzes von 1985 eingebracht. Dieser Antrag wurde dem Ausschuss für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales zugewiesen. Nach Beratung in der Präsidialkonferenz nehme ich folgende Umstellung der Tagesordnung vor. Die Postnummern 4, 9, 5, 6, 7, 8, 2, 1, 10, 11, 12, 3 und 13 werden in dieser genannten Reihenfolge verhandelt. Gegen diese Umreihung wurde kein Einwand erhoben und ich werde daher so vorgehen. Postnummer 4 der Tagesordnung betrifft den Bericht der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft über ihre Tätigkeit im Jahr 2019. Ich darf die Wiener Pflege- und Patientenanwältin, Frau Dr. Sigrid Pilz, herzlich bei uns begrüßen. Ich darf den Amtsf. StR Hacker bitten, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Ich ersuche, den Bericht zu diskutieren und zur Kenntnis zu nehmen. Danke schön. Präsidentin Veronika Matiasek: Danke, Herr Stadtrat. Zu diesem Tagesordnungspunkt hat sich Herr Abg. Kops zu Wort gemeldet. - Bitte, Herr Abgeordneter. Abg. Dietrich Kops (HC): Danke, Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Patientenanwältin! Ich möchte mich gleich im Namen des Team HC Strache bei Ihnen für Ihren wirklich ausführlichen Bericht bedanken. Der Bericht zeigt aber leider wieder auf, dass es in diesen Bereichen immer wieder zu Problemen und Ungerechtigkeiten kommt. Ich wünsche Ihnen für Ihre weitere Tätigkeit viel Kraft und auch Erfolg im Kampf gegen diese Ungerechtigkeiten, dass man hier wirklich schaut, dass man für die Patienten und Pflegebedürftigen das Beste erreicht. Abschließend, meine Damen und Herren, ich mache es wirklich kurz, möchte ich mich auch pauschal für alle weiteren Tätigkeitsberichte bedanken. Danke. Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächster Redner ist Herr Abg. Dr. Gara zu Wort gemeldet. Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Patientenanwältin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Auch von meiner Fraktion vielen Dank, auch an alle MitarbeiterInnen der Patientenanwaltschaft. Ich glaube, dass diese Tätigkeit eine sehr, sehr wichtige ist, um letztendlich Defizite in der Gesundheitsversorgung aufzuzeigen und auch ein Ohr für die Patientinnen und Patienten zu haben, eine Möglichkeit, ihre Probleme weiterzuleiten. Ich möchte auf drei Punkte in diesem Bericht eingehen: Der eine ist das Thema der gravierenden Mängel in der Prävention und Versorgung von Patienten und Patientinnen mit Diabetes Typ 2. Das ist ja kein neues Thema und gerade das Thema der Diabetes, vor allem auch bei Kindern und Jugendlichen, ist ein Thema - man könnte da fast auch von einer Pandemie des Übergewichtes sprechen -, das nicht neu ist, das die Volksanwaltschaft in ihrem Bericht 2018 auch noch einmal aufgezeigt hat. Ich habe das bereits mehrmals hier verlangt, es gibt in Wien keine Diabetes-Strategie, die vor allem auf Kinder und Jugendliche abzielt. Ich weiß, es gibt einzelne Maßnahmen, die da getätigt werden, das finde ich auch durchaus gut, aber es reicht einfach nicht für die Dimension des Problems. Eine der wesentlichen Ursachen für Diabetes Typ 2 ist Übergewicht und Bewegungsmangel. Ich finde es insofern auch gut, dass in der gestern beschlossenen Kinder- und Jugendstrategie das Thema der Gesundheit hier schon auch aufgegriffen wurde, auch auf diese Themen verwiesen wurde, was uns aber insgesamt fehlt, und das gilt insgesamt in der Gesundheitsversorgung, ist das Thema der Datenlage. Wir wissen einfach nicht, wo wann wie Kinder und Jugendliche auch schon in der Vorstufe einer Diabetes sind. Wir haben viel zu wenige Informationen darüber und das ist insbesondere wichtig für die Prävention. Ich möchte hier noch einmal darauf drängen, dass wir wirklich dieses Thema Übergewicht, Adipositas speziell bei Kindern und Jugendlichen noch stärker in den Fokus nehmen und vor allem die Datenlage diesbezüglich deutlich verbessern. Gerade das Thema Diabetes ist schon auch eines, das jetzt auch während der Corona-Pandemie ein sehr, sehr großes war. Ich weiß von sehr vielen, auch von Diabetikern, das ganze Thema der chronischen Wundversorgung, et cetera, da ist letztendlich sehr viel liegen geblieben, sehr viele PatientInnen konnten, vor allem auch ältere, nicht versorgt werden. Das ist ein riesengroßes Thema, ich glaube, darauf müssen wir einen noch viel stärkeren Fokus legen, denn das ist eine soziale Zeitbombe. Ein zweiter Punkt, den Sie in dem Bericht ansprechen, ist der Mangel an Pflegepersonal, der zur Bettensperre auf der Abteilung für Neonatologie im AKH Wien geführt hat. Auch das ist kein neues Thema. Ich glaube, es hat auch damit zu tun, dass wir insgesamt zu wenige Ausbildungsplätze haben. Es gibt einen Mangel sowohl im Pflegebereich als auch bei den NeonatalogInnen insgesamt, das hat tatsächlich aber mit den Ausbildungsplätzen zu tun. Ich sehe da auch einen Fehler im Spitalskonzept 2030, denn das, was fehlt, ist eigentlich ein perinatologisches Zentrum, das heißt, wo rund um die Geburt von Frühgeborenen die entsprechenden Fachbereiche zusammenspielen können, also wo quasi der Kreißsaal neben der entsprechenden Kinderchirurgie, der Neuro, der Geburtshilfe ist. Eigentlich wurde das auch für das Spitalskonzept 2030 empfohlen, auch für das KH Nord als neuestes Spital, aber es wurde nicht umgesetzt. Das heißt, wir haben diese Art von Zentren eigentlich nur im AKH und im SMZ-Ost, und das ist für eine Großstadt wie Wien einfach viel zu wenig. Ich halte das für ganz wichtig, dass man da auch noch in der bestehenden Überarbeitung des Spitalskonzeptes noch genauer darauf schaut. Ein Umstand, der mir besonders aufgestoßen ist, ist, dass man jetzt zum Beispiel auch im Wilhelminenspital die Geburtshilfe von der Gyn trennt. Die Gyn wandert also nach Hietzing ab, die Geburtshilfe bleibt im Wilhelminenspital - das ist vollkommen absurd. Das heißt, man baut Strukturen auf, die letztendlich zu diesem Manko in der Ausbildung führen, zu diesem Manko im Pflegebereich und auch bei den ÄrztInnen. Das ist wirklich ein Thema, auf das ich in Zukunft, vor allem dann, wenn wir die Überarbeitung des Spitalskonzeptes 2030 bekommen, besonders achten werde. Der dritte Punkt ist das Thema der Krankentransporte und -beförderung. Es ist ja schon ein sehr langwieriges Thema, das wir hier auch schon öfter diskutiert haben. Am Ende des Tages, wenn ich Ihren Bericht lese, fühle ich mich schon in dem bestätigt, was ich ein Jahr davor schon gesagt habe, nämlich: Einberufung eines Runden Tisches, um die Probleme zu lösen und zu diskutieren. Ich kann mich aber erinnern, ich habe am 20.12.2018 einen Antrag hier im Gemeinderat zur Einberufung eines Runden Tisches genau zu diesem Thema eingebracht, und erst ein Jahr später, auch auf Grund Ihres Anlasses, wurde dieser Runde Tisch eingeführt. Es wurde diskutiert, um einmal alle diese Probleme wirklich zu sortieren. Da hat es sehr viele Probleme gegeben, und das kann man nicht einfach wegreden, so ehrlich sollte man sein. Meine Aufforderung also: schon auch etwas stärker auf die Opposition zu hören. Ich glaube, es gibt schon einige Vorschläge, durch die man dann präventiv Dinge vermeiden kann. Gerade das Thema der Krankentransporte und - beförderung mit dem damaligen Argument, warum man dieses Gesetz geändert hat, hat nicht zu einer Qualitätsverbesserung geführt, ganz im Gegenteil, die Wartezeiten wurden länger und die Kosten wurden höher. Das eigentliche Ziel also, nämlich im Sinne der Patienten und Patientinnen die Beförderung und die Qualität zu verbessern, hat es eigentlich nicht erreicht. Insofern finde ich es gut, dass Sie das auch in Ihrem Bericht diskutiert haben, weil es ein Thema ist, an dem man schon sieht, dass die Patientenanwaltschaft eine sehr wichtige Institution ist, um diese Defizite auch entsprechend aufzuzeigen. Nochmals von unserer Seite, von unserer Fraktion der Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr weitere spannende Themen hier diskutieren können. - Danke. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Korosec. Kollege Gara, auch Sie müssen bitte das Rednerpult noch desinfizieren, einen Moment noch, bitte. Es ist schön zu sehen, dass es fraktionsübergreifend fast jedem einzelnen Redner und jeder Rednerin so geht. Frau Korosec, Sie sind am Wort. Abg. Ingrid Korosec (ÖVP): Herr Präsident! Herr Landesrat! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Liebe Frau Patientenanwältin! Zuallererst möchte ich mich auch im Namen meiner Fraktion und im eigenen Namen ganz herzlich für die großartige Arbeit bedanken, die die Patientenanwaltschaft macht und auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken. Man merkt, dass sie ihre Arbeit nicht nur tun, weil sie dort angestellt sind, sondern diese auch mit einer großen Leidenschaft tun, und das ist schön so. Der Tätigkeitsbericht für das Jahr 2019 zeigt sehr deutlich, dass die Pflege- und Patientenanwaltschaft sich in der Wiener Bevölkerung wirklich gut etabliert hat. Die Wienerinnen und Wiener fordern immer mehr ihre Rechte gegenüber den Gesundheitseinrichtungen ein, und auch das ist gut. Die Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft leistet für die Menschen, wie schon erwähnt, sehr, sehr gute Arbeit und eine wertvolle Unterstützung und vor allem auch eine aufklärende Arbeit. Der Bericht ist, wie auch in den letzten Jahren, sehr professionell gemacht und auch sehr informativ. Daher brauche ich auf den Bericht an sich gar nicht im Besonderen einzugehen, ich sehe ihn nur als Pflichtlektüre für alle Abgeordneten. Ja, er ist eine Fundgrube. Da kann man auch wirklich, ja, da kann man durchaus auch lernen. Heuer im Sommer also: Sommer in Österreich und Patientenanwaltschaftsbericht lesen! Die Bedeutung der Patientenanwaltschaft zeigt auch die Steigerung der Geschäftsfälle. Diese haben sich beispielsweise von 2005 bis 2019 von 1.792 auf 3.613 erhöht und im Jahr 2019 wurden 3 Millionen EUR an Entschädigung gezahlt. Apropos Entschädigung: Was mir aufgefallen ist, ist, dass die gewachsenen Strukturen nicht so passen, wie sie sein sollten. Was meine ich damit? - Konkret geht es um die Finanzierung des Patientenentschädigungsfonds. Dieser wurde im Jahr 2001 ins Leben gerufen. Damals hat man 10 Schilling für die ersten 28 Tage eingehoben, wenn jemand im Spital war. Heute sind es 73 Cent. Das ist aber 18 Jahre lang geblieben, hat sich nicht verändert. Wir haben aber in diesen 18 Jahren, und auf das möchte ich auch hinaus, einen Gott sei Dank enormen medizinischen Fortschritt erlebt. Durch den Einsatz von verschiedenen Behandlungsmethoden und den gezielten Ausbau - auch Gott sei Dank - der tagesklinischen Leistungen ist die Anzahl der Pflegetage in den Wiener Spitälern etwas zurückgegangen. Das sehe ich als sehr positiv, die Patienten können das Spital früher verlassen. Wir sind noch immer Weltmeister in Spitalsliegen, ja, aber es hat sich doch einiges in den letzten Jahren getan, das heißt, diese Entwicklung ist sehr gut. Das bedeutet aber natürlich weniger Abrechnungstage und keine Valorisierung. Irgendwann ist dieser Topf einmal leer. Daher gehört, glaube ich, diese Finanzierungsbasis verbreitert. Man sollte durchaus über eine neue Finanzierungsform diskutieren, und ohne jetzt schon konkrete Vorschläge zu machen, glaube ich, dass es wert ist, sozusagen politisch sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wie man das eventuell verändern kann. Vielleicht ist das ein Thema, das man im nächsten Jahr angehen kann. Meine Damen und Herren, trotz der Überlagerung durch die Corona-Krise gibt es auch im Wiener Gesundheitswesen eine Reihe von Baustellen, und einige oder sogar viele wurden in diesem Bericht thematisiert. Im Zentrum ist - man kann sagen, als alter Klassiker - das Thema Wartezeiten. Ich stimme mit Kollegen Gara völlig überein, diesmal sind es in erster Linie die Krankentransporte. Wir hätten schon ein Jahr früher dran sein können, wenn man eben auf die Opposition hören würde. Herr Landesrat, tun Sie das in Zukunft! Sie ersparen sich Geld und Ärger. Wir haben oft durchaus gute Ideen, und ja, da kann man vieles verwirklichen, denn die Zustände für Patientinnen und Patienten sind teilweise wirklich unglaublich. Ich nenne daher zwei Fälle, denn man kann sich wirklich nicht vorstellen, dass es so etwas gibt: Da gibt es einen Patienten, der im Zuge eines Arztbesuchs mit dem Krankentransportdienst zwar hintransportiert wurde, aber es hat ihn niemand mehr abgeholt. Die nötige Sauerstoffflasche reichte nur mehr kurze Zeit und die Tochter musste den Vater in einer Hauruckaktion selbst abholen, weil der Krankentransportdienst den Rücktransport verweigerte. Dieser Vater musste im Gartensessel ins Auto gebracht werden, für den Weg vom Auto ins Zuhause halfen dann Passanten, den Vater, wieder im Gartensessel, in die Wohnung zu tragen. So etwas darf doch in einer Weltstadt wie Wien eigentlich nicht passieren! Der zweite Fall, der mir auch besonders drastisch vorkommt: Eine ältere Patientin ist aus einem stationären Reha- Zentrum zu einer Röntgenkontrolle in ein Spital gebracht worden. Der Krankentransport wurde für 17.30 Uhr bestellt und die Dame war durch die Wartezeiten erst wieder um 3 Uhr Früh - 3 Uhr früh morgens! - im Reha-Zentrum - eine Wartezeit von 10 Stunden! Das ist immerhin eine Dame, ich glaube, von 86 Jahren gewesen. Da sind also Veränderungen notwendig. Es war ein Runder Tisch, also ich hoffe, dass das jetzt tatsächlich besser wird. Ein besonderer Klassiker sind auch die Operationswartezeiten: Das haben wir immer wieder kritisiert, und da bin ich, Frau Patientenanwältin, liebe Sigrid, eigentlich sehr überrascht, dass du das in diesem Bericht sehr milde, sehr milde abtust. Eigentlich soll man da nicht so milde sein, denn das Offline-Nehmen der Listen und das relative späte Online-Stellen dann wieder hätte man auch stärker kritisieren können. Vielleicht gibt es da aber einen besonderen Grund, der sozusagen nicht aufscheint. Abschließend möchte ich mich noch einmal recht herzlich bedanken: Danke für den Bericht, Danke eurer Arbeit, die wirklich großartig ist. Ich begrüße auch eine Reihe von Änderungsvorschlägen, die ganz im Sinne der Wiener Patientinnen und Patienten sind. Es liegen Ideenvorschläge auf dem Tisch, Herr Landesrat, es ist Zeit, das auch umzusetzen! Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Abg. Kunrath. Abg. Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Werter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Landesrat! Liebe FreundInnen vor dem Bildschirm via Livestream! Heute sind es 365 Tage, dass ich Mitglied dieses Wiener Gemeinderates und Landtages bin. Morgen vor einem Jahr wurde ich hier angelobt, und ich habe in diesen zwölf Monaten sehr viel gelernt und sehr viel erfahren dürfen, nicht nur Positives, auch einiges an Unterschiedlichkeiten, auch, wie differenziert wir sind. Ich habe aber auch mein Wissen und meine Erfahrung weitergeben können. Für diese Zusammenarbeit möchte ich mich bei Ihnen allen ganz herzlich bedanken. Ich möchte aber zum Bericht kommen und mich zuerst bei Frau Dr. Pilz und ihrem Team ganz besonders herzlich bedanken - danke, liebe Sigrid. Für mich ist dieser Bericht unheimlich bereichernd und interessant zu lesen gewesen. Die Fälle, Berichte, Einzelheiten sind unglaublich und gehen weit über das hinaus, was ich selbst dazu wusste, die umfangreiche Arbeit der WPPA, also der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft, wird gut dargestellt. Neben den genannten Einzelfällen, auf die ich gar nicht speziell eingehen möchte - es wurden vorhin schon die ersten Fälle dargestellt, die zum Teil wirklich haarsträubend sind -, ist für mich an dem Bericht besonders wertvoll, dass nicht nur Probleme aufgezeigt werden, wie das an und für sich in einem Bericht üblich ist, sondern dass auch - und das ist für mich fast einzigartig - Lösungsvorschläge und Empfehlungen abgegeben werden. Diese wichtigen Hinweise, auf mögliche Mängel hinzuweisen, um damit die Qualität in den Einrichtungen, in den Krankenhäusern, in der mobilen Pflege laufend zu evaluieren und zu verbessern, habe ich gerade in diesem Bericht als wertvoll empfunden. Ich denke, das ist auch immer eine große Herausforderung für die BerichterstatterInnen. Denn ganz so einfach wird es gar nicht sein, zu den einzelnen Problemen auch tatsächlich Lösungsansätze zu finden, dafür ein ganz besonderes Danke. 3.613 Akten, wie es im Bericht formuliert wird, wurden insgesamt behandelt, statistisch waren es sozusagen jeden Tag des Jahres 2019 zirka 10 Personen, die sich an die Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft gewendet haben. Es zeigt sich, wie wichtig eine derartige Einrichtung ist, denn immerhin wurde mehr als einem Drittel tatsächlich auch Beachtung geschenkt. Das ist eine ganz schön hohe Zahl und zeigt, wie viel Arbeit da gemacht wird und wie wichtig - Frau Kollegin Korosec hat es ja schon gesagt - diese Einrichtung geworden ist. Was mich auch besonders gefreut hat, ist, dass diese Entschädigungsgründe sehr vielfältig sind. Als besonders wichtig erachte ich es, dass immerhin 14 Prozent aus Kulanzgründen geschehen, also dann, wenn Menschen verzweifelt und in großer Unsicherheit sind, aber offenbar nur eine Kulanz den Betroffenen helfen kann, wenn es also Fälle sind, die manchmal nicht ganz einfach aufzuklären sind, bei denen es Unklarheiten gibt. Es geht vielleicht nicht nur um rechtliche, sondern auch um Systemschwächen, die nicht nur mit dem Rechtlichen zusammenhängen. Ich halte so etwas für ganz wichtig und für ganz notwendig, weil es dadurch hilft, den Menschen eine gewisse innere Sicherheit zu geben. Insgesamt zeigt sich im statistischen Bereich diese Vielfalt der Beschwerden, angefangen von den überlangen, nicht nur empfundenen Wartezeiten, wie sie heute schon angesprochen wurden, bis zu den Problemen bei chirurgischen Eingriffen. Es ist mir etwas "Witziges" aufgefallen: In fast allen Spitälern und Pflegeheimen und sonstigen Krankenanstalten Wiens gab es Beschwerden, außer in einer einzigen Einrichtung, nämlich im SMZ Pflegezentrum Baumgartner Höhe. Dort gab es keine einzige Beschwerde, keinen einzigen Vorfall, der angezeigt wurde. Eine solche Anstalt, die eigentlich grundsätzlich selbstverständlich sein sollte, hat auch etwas für sich und sollte extra gelobt werden. Ein Abschnitt, und damit komme ich jetzt auch schon zum Schluss, der mir wirklich sehr weitergeholfen hat, war über die Qualitätssicherung im Gesundheitswesen. Es zeigt sich auch, wie wichtig die Arbeit der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft ist, wenn aufgezeigt wird, dass eine weltweite Verlosung des teuersten Medikaments der Welt, ein Gentherapeutikum für Kinder, das in Europa zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal zugelassen war, kritisiert wird. Oder wenn gefährliche Gesundheitsinformationen nicht von "dubiosen Gurus", wie sie genannt werden, sondern von etablierten Gesundheitsanbietern, von ÄrztInnen, Hebammen, PsychotherapeutInnen oder ApothekerInnen ins Netz gestellt werden, dann zeigt dieser Bericht das ganz deutlich auf. In diesem Bericht wird ein besonders dreister Fall dargestellt, der vermutlich zu einem Zeitpunkt beschrieben wurde, als noch nicht so ganz klar war, welch weitreichende Folgen er hat und deswegen ist er mir auch in Erinnerung geblieben. Ein Wiener Allgemeinmediziner schrieb auf seinem Blog: "Ein Virus ist nicht krank machend, keine wissenschaftliche Arbeit weltweit bestätigt das Vorhandensein eines krank machenden Virus. Bakterien sind Gesundheitserreger, die wissenschaftliche und juristische Basis für das Impfen fehlt. Im Zweifel nicht impfen, sondern abwarten, ob man gesund wird." - Ich weiß nicht, ob dieser Arzt, der das 2019 geschrieben hat, heute noch so denkt, aber es ist für mich nachdenklich machend, was er vor einem Jahr, also vor der Covid-Pandemie, schrieb und was er zu den weltweit hunderttausenden Toten heute sagen würde. Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, sehr verehrte Damen und Herren, ich möchte mich nochmals ganz herzlich persönlich bei der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft und der Patientenanwältin Sigrid Pilz und bei ihrem MitarbeiterInnenstab für diese Arbeit bedanken. Wir GRÜNE werden auch weiterhin bei Beschwerden, die an uns herangetragen werden und die sich nicht direkt mit einer Betreiberin klären lassen, empfehlen, sich an die Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft zu wenden, um den Beschwerdefall unabhängig prüfen zu lassen und zu lösen. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: In Vorbereitung: Frau Abg. Frühmesser. - Bitte sehr. Abg. Lisa Frühmesser (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Patientenanwältin! Meine Damen und Herren! Ich möchte mich gleich eingangs bei Ihnen und Ihren Mitarbeitern für den Bericht im Namen meiner Fraktion herzlich bedanken und möchte auch gleich auf den vorliegenden Bericht über das Jahr 2019 näher eingehen. Die Endredaktion fand im April 2020 statt, und das finde ich deshalb so spannend und interessant, weil nämlich gleich im Vorwort schon die Corona-Krise angesprochen wurde. Das unterstreicht genau das, was wir eben schon seit Wochen aufzeigen, dass die Bekämpfung der Corona-Krise nicht auf Kosten der Versorgung schwerkranker Personen gehen darf. Offensichtlich haben sich besorgte Bürger nicht nur an uns gewandt, nicht nur an meine Fraktion, sondern mittlerweile auch schon an die Patientenanwaltschaft und sie haben in großer Sorge davon berichtet, dass dringende Eingriffe vom OP-Plan gestrichen wurden. Aufgelöste Eltern haben sich gemeldet, dass die Kinder ihre Therapien nicht fortsetzen konnten und Patienten wurden von den Ordinationen abgewiesen. Ich glaube, dass das Ausmaß der Konsequenzen dieser Leistungseinschränkungen für die Gesundheitssituation der Patienten in naher Zukunft sehr groß sein wird. Und ich glaube, dass Sie vor allem jetzt im Jahr 2020 wahrscheinlich leider noch mehr Arbeit vor sich haben werden. Gerade die Corona-Krise hat uns die Schwächen unseres Gesundheitssystems wieder einmal aufgezeigt. Gerade in dieser Situation wird es wieder einmal deutlich, dass eine sehr gut aufgestellte Pflege unumgänglich ist, und gerade da sind wieder die Berufsgruppen des Pflegepersonals in den Spitälern, in der mobilen Betreuung, in der Langzeitpflege wieder in den Fokus gerückt, Gott sei Dank. Es ist auch zu hoffen, dass die bescheidene Bezahlung, die ja bislang stattgefunden hat, und die herausfordernden Arbeitsbedingungen sich endlich langfristig ändern werden. Das bringt mich genau zu einem Punkt in dem Bericht, in dem es nämlich darum ging, dass der Mangel an Pflegepersonal zu Bettensperren auf der Abteilung für Neonatologie im AKH führte. Ich glaube, das ist den meisten auch bekannt. Es war in den Medien, es wurde öffentlich diskutiert, und es ging darum, dass man ständig auf der Suche nach diplomierten Kinderkrankenpflegepersonen ist, die vor allem im pädiatrischen Intensivbereich ausgebildet sind, die erfahren und auch tätig sind. Das ist schon jahrelang ein bekanntes Problem, das wir immer wieder aufzeigen. Auch aus dem Bericht geht hervor, dass es ein der Politik und auch den Krankenanstaltenträgern bekanntes Problem ist. Wie gesagt, die Situation ist seit Jahren bekannt. Es ist leider wieder passiert, dass Betten gesperrt wurden. Man darf hier auch nicht außer Acht lassen, dass ein Problem eben vor allem die Ausbildung, die Kürzung der Ausbildungsressourcen ist. Es wird uns leider immer wieder, gerade im Wahljahr, versprochen, dass es da eine Aufstockung gibt. Es ist zu hoffen, dass diese jetzt auch wirklich stattfinden wird, denn ein weiteres Problem ist, dass natürlich mit der Öffnung des Krankenhauses Nord eine weitere Ausdünnung des knappen Personalangebots stattgefunden hat. Und auch da müssen wir schauen, wie wir künftig dieses Problem meistern können, denn genau diese Entwicklungen können nicht von heute auf morgen behoben werden. Es hat Gespräche gegeben und es wurden mittelfristige und auch langfristige Maßnahmen gesetzt. Ich bin gespannt, ob diese vor allem langfristigen Maßnahmen, die notwendig waren, wirklich zu einer Entlastung der Situation führen und ob diese auch wirklich wirken. Interessant war im Bericht - das wollte ich noch ansprechen -, dass das Krankenhaus Nord eben wie das Krankenhaus Nord bezeichnet wurde, weil es ja eine Umbenennung gab. Was mich daran ärgert, ist, dass da wieder sehr viel Geld verwendet wurde, um meines Erachtens den Krankenhaus-Nord-Skandal mit einer Umbenennung zu überdecken. Ich glaube, dieses Geld könnte man in anderen Bereichen notwendiger brauchen. Da ich schon bei dem Thema Geld bin, möchte ich noch einen Bereich im Bericht ansprechen, nämlich betreffend Privatmedizin. Sie zeigen nämlich auf, was auch schon in den vorherigen Berichten aufgezeigt worden ist, dass nämlich Patienten, die in den Ambulanzen der öffentlichen Krankenanstalten und auch in den privaten Gemeinnützigen sind, von den dort angestellten Ärzten oftmals nahegelegt wird, dass sie deren Privatordinationen besuchen sollen, weil sie dort natürlich schneller drankommen und das Gespräch in Ruhe stattfinden kann. Es wird ihnen das Gefühl vermittelt, dass eine bessere medizinische Versorgung stattfinden wird. Für mich stellt sich jetzt aber zusätzlich die Frage, warum dieser Privatmedizinbereich immer größer wird. Es gibt sehr viele Menschen, die zum Privatarzt gehen, und das nicht nur wegen des Ärztemangels, den wir haben. Es hat, glaube ich, Anfang dieses Jahres ein Gespräch mit der Ärztekammer gegeben, was ja auch nicht einfach so aus der Situation heraus war, sondern auf Grund dessen, dass die Ärztekammer eine Kampagne gefahren hat und auch eine zweite vorhatte. Das hätte natürlich vor allem bei der Wien-Wahl im Herbst unangenehm werden können, deshalb hat man sich Gott sei Dank endlich zu einem Gespräch bereit erklärt, damit man den Ärztemangel dann auch wirklich bekämpft. Worum es mir aber im Privatmedizinbereich geht, ist, dass nicht nur die Versorgungssicherheit oft nicht gegeben ist, sondern dass man, wenn man wirklich unter Schmerzen leidet - ich glaube, das kennt jeder von uns -, nicht in ein paar Tagen oder in ein paar Wochen drankommen möchte oder in die Ambulanz gehen möchte. Dort wartet man oft stundenlang und hat oft auch das Gefühl, dass man nicht ernst genommen wird, weil einfach leider die Zeit der Ärzte auf Grund der Organisation teilweise nicht reicht. Man wandert in den Privatsektor ab, weil man resigniert und schaut, dass man es sich zusammenspart, um eben dort als Patient dann die entsprechende Zeit zu bekommen, damit man sich wohlfühlt. Das ist ein riesiges Problem, denn es ist nicht nur der Privatsektor ein Problem, wo die Menschen eben immer wieder vor Herausforderungen stehen, sondern es sind auch wieder einmal die Gangbetten, es sind lange Wartezeiten auf Operationen, die eben die Menschen in dieser Stadt teilweise zur Verzweiflung bringen. Abschließend darf ich noch einen Beschlussantrag einbringen. Sie haben das auch in Ihrem Bericht erwähnt, es geht um die Erweiterung der Prüfbefugnisse der Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft. Es geht im Konkreten darum, dass eben immer mehr medizinische Leistungen in den niedergelassenen Bereich ausgelagert werden und die Patientenanwaltschaft da keine Möglichkeit hat, zu kontrollieren, sondern es kann nur um eine Stellungnahme, die aber nicht verpflichtend ist, gebeten werden. Daher stellen wir folgenden Beschlussantrag: "Der Wiener Landtag wolle beschließen, Art. 1 § 3 des Gesetzes über die Wiener Pflege- Patientinnen- und Patientenanwaltschaft muss dahin gehend adaptiert werden, dass die Prüfbefugnisse der WPPA auch den niedergelassenen Ärztebereich umfassen können. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrages beantragt." Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Bitte noch kurz putzen, danke. - Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Laschan. Abg. Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mich zu Beginn gleich einmal sehr herzlich für diesen ausführlichen Bericht bedanken, der wie immer ausgezeichnet ist. Was mir besonders gefällt, ist, dass aus den einzelnen Problemlagen und Beschwerden allgemeine Ableitungen und Empfehlungen getroffen werden und auf eine gesundheitspolitische Ebene gehoben wird, wie man sozusagen weiterplanen kann. - Herzlichen Dank. Ich möchte gleich beim Vorwort beginnen: Keine Sorge, ich werde nicht den ganzen Bericht durchgehen, obwohl ich diesen durchgearbeitet habe und sehr begeistert war und mir zu jeder Zeile etwas eingefallen ist, werde ich mich da eher im vorderen Bereich festsetzen und nicht so lange sein, wie das vielleicht befürchtet wird. Schon im Vorwort wird aber festgestellt, dass das Wiener Gesundheitswesen sich als der Krise gewachsen gezeigt hat. Ich möchte das auch deutlich unterstreichen, denn durch die gute Ausstattung der Spitäler sowohl in personeller als auch technischer als auch organisatorischer Hinsicht und durch die gescheite Krisenplanung sind uns Situationen, wie sie zum Beispiel in Italien, Frankreich und Spanien aufgetreten sind, erspart geblieben. Ich möchte schon auch auf eines hinweisen, da ich immer wieder den Eindruck habe, dass doch immer wieder - zwar nur von Einzelnen - gesagt wird: Na, es ist eh nichts geschehen, der Aufwand mit dem Messezentrum zum Beispiel, das Zurverfügungstellen von zusätzlichen Betten, das war alles unnötig und das hätte man gar nicht gebraucht, weil eh nichts war. - Das ist das Präventionsparadox, wenn man einer üblen Sache vorbeugt und damit erfolgreich ist und das nicht in dem befürchteten Ausmaß eintritt, sagt man nachher: Wozu haben wir das überhaupt gebraucht, wenn eh nichts war? - Das ist ein Paradox und das bleibt es auch, und das muss man schon immer wieder in Erinnerung rufen. Ich glaube, bei neuen Erkrankungen, wie sie jetzt vorliegen, nämlich diese Covid-2-Geschichte, ist es notwendig, dass man genügend Zeit für die Patientinnen und Patienten hat. Das heißt, entsprechend ausreichend Betten, entsprechend Personal, um auch gute Ergebnisse zu erzielen. Denn wenn schon zehn Patienten vor der Türe einer Intensivstation sind, kommt eine Hektik hinein und es ist nur mehr Notfallmodus und es kann nicht mehr überlegt und gut behandelt werden. Das ist zum Beispiel im Kaiser-Franz-Josef-Spital, Klinik Favoriten, ausgezeichnet gemacht worden. Man bemerkt das auch am Outcome, daran, wie viele da gesund wieder heimgegangen sind, nämlich mehr als anderswo. Dies deswegen, weil man von PatientIn zu PatientIn gelernt hat, welche Therapien ansprechen und was sinnvoll ist. Jetzt weiß man viel, viel mehr als am Anfang und ist für schwerkranke Patientinnen und Patienten weiter gerüstet. Somit hat sich das öffentliche Gesundheitswesen wieder einmal bewährt - das schreibst du auch in deinem Bericht, und das möchte ich nur unterstreichen. Es hat sich gezeigt, dass Privatisierungen somit in diesem Bereich, nämlich im Gesundheitsbereich, in keinster Weise angebracht sind. Ich möchte diejenigen dann kennen lernen, die vielleicht wieder irgendwann auftauchen und dann sagen, man soll das auslagern und das privatisieren und dort Betten abbauen und reduzieren. An diesem Beispiel hat sich gezeigt, dass das einfach dumm ist. Wenn hier kritisiert wird - das muss ich jetzt kritisieren -, dass einige niedergelassene Ärztinnen und Ärzte nicht geöffnet hatten, dann möchte ich schon anmerken, dass auch zu Beginn der Corona-Krise die Ausstattung mit Schutzkleidung und Masken im niedergelassenen Bereich sehr, sehr schlecht war, und zwar österreichweit und in Wirklichkeit auch europaweit. Obwohl es in den Pandemieplänen überall festgehalten war, dass man Schutzkleidung für den Notfall braucht, wurde das nicht im notwendigen Ausmaß vorgehalten. Das ist auch etwas, das man meiner Meinung nach daraus lernen kann. In Niederösterreich gibt es einen niedergelassenen praktischen Arzt, der selbst vor einem Jahr eine Stammzelltransplantation hinter sich gebracht hatte und trotzdem, in großer Sorge um seine Gesundheit, geöffnet hat - ich habe ihm empfohlen, nicht ohne Schutzkleidung und Masken zu öffnen. Daran sieht man schon auch, dass es bei vielen, nicht bei allen, trotz dieses Unbills des Mangels an Schutzkleidung ein sehr großes Engagement gab und diese bereit waren, für die Patientinnen und Patienten zur Verfügung zu stehen. Ich habe es auch selbst in der Spitalsambulanz gemerkt, die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten war eine ausgezeichnete. Wir haben telefoniert, wir haben abgesprochen, dass eine Blutabnahme im niedergelassenen Bereich organisiert und telefonisch besprochen wird. Da komme ich schon zur Telemedizin: Es hat sich gezeigt, die Telemedizin ist es wert, ausgebaut zu werden. In verschiedenen Bereichen wird das gehen und ist das sehr klug, glaube ich. Das Einfachste sind Befundbesprechungen, nicht, um jemand am Telefon mitzuteilen, dass er Leukämie hat, sondern Befundbesprechungen als Verlaufskontrolle, wenn alles in Ordnung ist. Da braucht der- oder diejenige nicht wirklich in die Ambulanz zu kommen, sondern das kann man, wenn der das wünscht, wenn ihm das ausreicht, durchaus telefonisch machen. Das ist eine Kleinigkeit, aber ich glaube, das kann man auf viele Bereiche ausweiten - Blutdruckmonitoring, auch Diabetesmonitoring. Man kann die Beratung, wie man weiter tut, welche Insulindosis man weiter macht, et cetera, das kann man alles in Wirklichkeit telemedizinisch lösen. Ich glaube, das gehört auch ausgebaut und wird vielleicht auch personell eine gewisse Entlastung bringen. Die Privatmedizin ist jetzt auch angesprochen worden: Ich verstehe es, wenn jemand zu einem Wahlarzt oder einer Wahlärztin geht, weil es da mehr Zeit für ein Gespräch gibt. Die Lösung ist aber nicht, dass man sagt, man versteht das und die sollen dort hingehen, sondern die Lösung muss sein, dass man den niedergelassenen Bereich, den kassenärztlichen Bereich ausbaut, und zwar so, dass dort auch so viel Zeit ist, denn es ist ja nicht so, dass die Allgemeinmediziner, die alle Kassen haben, nicht reden wollen, sondern die haben sehr viele Patientinnen und Patienten und können deshalb nicht reden. Wenn sie keine abweisen sollen, dann muss es in der Zeiteinheit schnell gehen. Das ist natürlich nicht gut und deswegen führt kein Weg daran vorbei, dass wir im niedergelassenen Bereich auch in Wien - da reden wir jetzt über die Österreichische Gesundheitskasse - mehr niedergelassene Allgemeinmediziner brauchen. Wir brauchen auch neue Formen über die, die geplant sind und wo aber die Zusammenarbeit mit der Gesundheitskasse und der Ärztekammer notwendig ist und wo es sich immer wieder spießt und wo nichts oder wenig weitergeht. Es geht viel zu wenig weiter, und da muss man Druck machen. Ich weiß eh, dass du dahinter bist und das auch immer wieder einforderst, und das werden wir gemeinsam weiter tun. Morgen ist eh eine gute Gelegenheit bei der nachmittäglichen Sitzung. Die Datenqualität am Beispiel Diabetes: Ich bin auch der Meinung, dass wir eine gute Datenqualität brauchen, um die Gesundheitspolitik planen zu können und die Gesundheitsversorgung planen zu können, ohne die geht es nicht. Deswegen ist es ganz wichtig, dass wir das in allen Bereichen haben. Welche Erkrankung liegt vor? Wie lang liegt die schon vor? Bei Diabetes: Wann wurde mit Insulin begonnen? Welche Medikamente nimmt derjenige? Welche Ergebnisse sind? Wie ist der Verlauf? Welche Begleiterkrankungen treten wann auf? - Daraus kann man etwas lernen - was die Notwendigkeiten sind, wo vielleicht auch eine Unterversorgung ist. Da ist eine Unterversorgung, da stimme ich zu 100 Prozent zu. Das brauchen wir und das müssen wir auch machen. Die Daten sind mein besonderes Anliegen. Es liegen so viele Datenschätze vergraben. Im Schulbereich - die Schulärztinnen und Schulärzte erheben ja Daten, darauf haben wir keinen Zugriff. Warum haben wir da keinen Zugriff? Warum kann man das nicht lösen? Mir genügt es nicht, wenn mir die MA 15 sagt: Da haben wir keine Daten, die können wir nicht hergeben. Das ist interessiert mich langsam nicht mehr, wir brauchen die Daten, um planen zu können und um eine ordentliche Gesundheitsplanung für die nächsten 30, 40, 50 Jahre vorzubereiten. Ich möchte ein Thema ansprechen, das ein schwieriges Thema ist. Du sprichst das Brustkrebsmedikament Trastuzumab an, bei dem du der Meinung bist, dass das im niedergelassenen Bereich verabreicht gehört, wobei auch das Vienna Cancer Center diese Empfehlung ausspricht. Ich bin der gegenteiligen Meinung, und ich werde das jetzt begründen: Mich interessieren auch nicht die Motivation des Vienna Cancer Centers und deren Proponenten, und Proponenten sind es in erster Linie, weil ich will mich da jetzt nicht verbreitern, es kann sich jeder selbst sein Bild dann darüber machen, warum das aus deren Sicht ausgelagert werden soll. Ich glaube nicht, dass die Patientenbefindlichkeit im Vordergrund steht. Ich verstehe, dass Patientinnen, und das sind es in diesem Fall, beim Mammakarzinom nicht für eine scheinbar harmlose Spritze stationär aufgenommen werden wollen. Das ist eh vorbei, das hatten wir aus Kostengründen, dass eine tagesklinische Aufnahme gemacht werden musste, damit jemand eine Spritze kriegt, damit diese verrechnet werden kann. Das ist ja nachvollziehbar für ein Krankenhaus, die Punkte müssen lukriert werden, deswegen ist das so gemacht worden. Aus der Sicht des Patienten ist das unmöglich, undenkbar. Das ist abgeschafft, weil durch die Einführung der spitalsambulanten Leistungserfassung, mit 2018 in Wirklichkeit, das abgestellt ist, sofern es umgesetzt wurde, und es ist umgesetzt worden. Das heißt, nicht nur die scheinbar harmlose Spritze unter die Haut, sondern größere Chemotherapien können im ambulanten Bereich durchgeführt werden. Das heißt, die Leute kommen mit einem Blutbild, vielleicht schon von auswärts, und bekommen dann die Chemotherapie nach ärztlicher Konsultation, onkologisch freigegeben und setzen sich dann in einen Infusionsraum und kriegen dann diese Therapie und werden von geeignetem Personal überwacht, ärztlicherseits ist immer jemand daneben, immer vorhanden. Das ist gute Qualität und darauf kann man stolz sein. Da brauchen wir keinen niedergelassenen Bereich dazu. Warum ist das so, dass man das auch machen muss? - Das ist nicht nur im Sinne der Patientinnen, sondern weil wir auch immer mehr Therapien machen, weil wir Menschen immer länger therapieren können und damit aber bei guter Lebensqualität länger am Leben erhalten können, es wird mehr. Darum brauchen wir mehr Möglichkeiten der Verabreichung, aber, meiner Meinung nach, auf Qualitätsniveau, wie es auf einer Onkologie auch ist, mit Tumor- Boards zum Beispiel, die ja gesetzlich auch vorgeschrieben sind. Die enormen Fortschritte, die man in der Hämatoonkologie, in der Diagnostik und in der Therapie erzielt hat, haben enorme Möglichkeiten der zielgerichteten Krebsbehandlung eröffnet, man sagt auch, personalisierte Medizin, also die individuellen Eigenschaften des Tumors werden ermittelt. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies (unterbrechend): Ganz kurz, bitte: Ich ersuche um etwas mehr Ruhe bitte. - Danke sehr. Abg. Dr. Claudia Laschan (fortsetzend): Diese Eigenschaften werden mittels molekularbiologischer beziehungsweise molekulargenetischer Untersuchungen beschrieben und man kann daraus ableiten, welche Behandlungen nicht ansprechen werden. Das heißt, die kann man sich ersparen und vor allem dem Patienten und der Patientin ersparen. Früher hat man es leider erfahren müssen, eine Therapie spricht leider nicht an, wir wechseln diese. - Das brauchen wir jetzt in vielen Dingen nicht mehr, weil wir es vorher sehr speziell ermitteln können. Wir können für jeden Patienten und jede Patientin eine individuelle Behandlungsstrategie erarbeiten. Dazu gibt es die in Wirklichkeit gesetzlich vorgeschriebenen Tumor-Boards. Das sind Zusammentreffen von Fachärzten und Fachärztinnen der Onkologie, der Chirurgie - wenn der Tumor ein chirurgisch zu entfernendes Ding ist -, der Radiologie, also des Röntgens, der Molekularbiologie, der Pathologie - also jene, die im Mikroskop anschauen, was das für Zellen sind, welcher Natur diese sind. Diese alle kommen zusammen - Strahlentherapeuten habe ich vergessen, Entschuldigung, das ist wichtig, weil ja Strahlentherapie sehr oft in das Behandlungskonzept dazugehört - und sitzen dann im besten Falle in einem Raum, wo Röntgenbilder angeschaut werden, PET/CT und sonstiges Spezielles, und geschaut werden kann: Aha, da ist der Tumor, wie war der vorher? Das wird ja nicht nur zu Behandlungsbeginn gemacht, sondern es wird auch laufend während der Behandlung kontrolliert, ob der Tumor kleiner geworden ist oder nicht. Da sitzt man beieinander und schaut das gemeinsam an. Der Radiologe erläutert das: Das ist kleiner geworden oder gleich. - Das wird bewertet und es wird die weitere Behandlungsstrategie festgelegt. Das ist eine extrem wichtige Qualitätsgeschichte, nur so kann man seriös Tumore, onkologische und hämatologische, behandeln. Da sind wir ganz, ganz weit und da sind wir weit davon entfernt, dass man irgendein Medikament versteigert oder dass man sich, falls es im niedergelassenen Bereich wäre, denkt: Jetzt will ich mir den Patienten aber behalten, ich kann keine Chemotherapien verabreichen, aber ich tu den jetzt noch ein bisschen Pulverl schlucken lassen und schau ma mal. - Das ist alles nicht gut. Und die Gefahr droht. In Deutschland gibt es zwei Schienen, da gibt es die onkologische stationäre und teilstationäre Schiene und die Niedergelassenen. Und da weiß ich nicht genau, wo es besser ist. - O ja, ich weiß es schon, im niedergelassenen Bereich besteht schon die Gefahr, dass aus vielleicht pekuniären Gründen mit einer Therapie zu lange zugewartet wird, bevor man diese wechselt und die Patienten in ein onkologisches Zentrum überweist. - Das unterstelle ich einmal, das gibt es immer wieder. Das, was ich schon auch neben den Tumor-Boards für wichtig halte, ist, dass man eine Dokumentation hat. Diese soll in einer Hand sein, damit man immer sehen kann, was derjenige schon gehabt hat, wann das war, ob die notwendigen Untersuchungen gemacht wurden - zum Beispiel muss man bei Trastuzumab alle drei Monate eine Herzechountersuchung machen, um zu schauen, dass keine kardialen Schäden sind, sonst muss man mit dem Medikament aufhören oder ein anderes geben. Das kann ich, wenn ich eine Dokumentation habe, einheitlich ablesen: Wann war das? Wann ist die nächste, und so weiter. Wenn das im niedergelassenen Bereich ist, bin ich mir nicht sicher, was da nicht alles - wir wissen es ja, wie es so läuft - nicht absichtlich, aber unter dem Teppich verschwindet und man weiß nicht mehr, was da los ist. Außerdem müssen natürlich auch die Therapiefortschritte oder -nichtfortschritte dokumentiert werden, und es muss auch regelmäßig geschaut werden, ob derjenige angesprochen hat oder nicht. Das sollte natürlich immer im gleichen Röntgen sein, dass man Vergleichsbilder hat, und so weiter, und so fort. Bei Nichtansprechen muss man halt eine Zweitlinie, Drittlinie, Viertlinie, Fünftlinie - wir haben, Gott sei Dank, auch schon 20 Linien. Menschen mit einem Darmkrebs, die 17 Jahre bei guter Lebensqualität leben, das ist zwar die Ausnahme, aber wunderbar, metastasierter Darmkrebs, das gibt es schon, Gott sei Dank. Da stellt sich für mich schon die Frage, wo da der Benefit sein soll bei einer Auslagerung von einzelnen Verabreichungen in einen nichtdefinierten niedergelassenen Bereich, nämlich bei uns, denn niedergelassene Onkologen gibt es nicht auf kassenärztlicher Basis. Bei den niedergelassenen Onkologen, und da sind wir wieder, da bin ich jetzt ein bisschen böse, beim Vienna Cancer Center, könnte es sein, dass da welche sind, die Geld dafür verlangen, die das privat machen, meistens neben ihrer professoralen Tätigkeit, und das finde ich nicht gut. Ich würde keine zum Spritzen von Trastuzumab in eine private Praxis schicken und in eine allgemeinmedizinische Praxis schon gar nicht, nicht weil die das Spritzen nicht können oder weil das vielleicht ein anderes medizinisches Personal nicht kann, sondern weil die eh überfüllt sind. Wir haben einen Mangel in Wien. Da werden wir nicht noch die Trastuzumab- Patientinnen dort hin verlagern. Außerdem weiß ich aus Erfahrung, dass sehr viele sehr böse werden, wenn wir sagen würden, zur Verabreichung der Spritze müssen sie dort und dort hingehen. Die wollen das größtenteils nicht, denn man kann mit einer guten Planung auch die Wartezeiten sehr verkürzen, indem man zum Beispiel die Trastuzumab-Patientinnen sich mittags auf einmal bestellt, alle spritzt und auf Wiedersehen. Das ist eine gute Planung. Ich glaube nicht, dass man onkologische Therapien sowie in Wirklichkeit auch andere Erkrankungsgruppen, die so kompliziert sind, nach draußen verlagern sollte, auch nicht vorübergehend. Ich möchte in diesem Zusammenhang ein Best-Practice-Modell vorstellen, das wir in Wien schon haben und das den Anforderungen einer evidenzbasierten hämatoonkologischen Betreuung entspricht. Das ist der Hämatologie Gesundheitsverbund, der von der seinerzeitigen Wiener Gebietskrankenkasse und der Stadt Wien gemeinsam etabliert wurde. Die seinerzeitige Wiener Gebietskrankenkasse ist jetzt die ÖGK, Landesstelle Wien - nur zur Information. In diesem Verbund arbeiten Onkologinnen und Onkologen aus dem Hanusch-Krankenhaus stationär, ambulant und in den Gesundheitszentren der Österreichischen Gesundheitskasse eng vernetzt zusammen. Da ist alles gegeben, was ich jetzt beschrieben habe: Erstabklärungen, die auf Grund der vorhandenen Zuweisung und Befundkonstellation - also zum Beispiel sieht man schon, da ist wahrscheinlich ein Eisenmangel, muss also nicht unbedingt als dringend eingestuft werden - einen Termin in den Gesundheitszentren bekommen. Das sind sehr viele, die sich die Spitalsambulanzen ersparen, nämlich alle. Auch aus dem KAV, und deswegen machen wir es auch gemeinsam, SMZ-Ost, AKH, Wilhelminenspital, die gehen nicht dort dann in die Ambulanz, sondern gehen in ein Gesundheitszentrum der Gesundheitskasse, werden dort erstabgeklärt und weiterbehandelt, weil Eiseninfusionen dort gegeben werden können. Niedergelassene machen das nicht. Im Hanusch-Krankenhaus werden natürlich jene sofort abgeklärt, bei denen man sieht, o je, das könnte eine Leukämie oder ein sonstiger Tumor sein oder sonst etwas Schlimmes, die Niere ist schlecht oder so. Da muss gleich etwas geschehen, die werden gleich stationär aufgenommen oder in der Ambulanz abgeklärt und weiterbehandelt. Dadurch macht man auch Platz frei, um im großen Ausmaß, und da sind wir jetzt wieder beim Trastuzumab, Chemotherapien verabreichen zu können, im spitalsambulanten Bereich evidenzbasiert, und wir haben in diesem Gesundheitsverbund eine gemeinsame Dokumentation. Das heißt, ich schaue hinein, es kommt jemand neu aus dem Gesundheitszentrum, der hat sich verschlechtert, muss jetzt bei uns behandelt werden. Dann habe ich die gesamte Geschichte, nämlich die einzelnen Einträge im Block und bin gleich informiert, was bisher geschah. Damit ist eine gute Qualität möglich. - Also das ist wahrlich ein Best-Practice-Modell. Ich möchte in diesem Zusammenhang nur ganz am Rande noch die Transitionsambulanz im Gesundheitszentrum Mariahilf erwähnen. Jugendliche, die als Kinder im St. Anna Kinderspital eine Leukämie gehabt haben, die meistens auch transplantiert worden sind, und die dann 18 Jahre sind, werden im GZ Mariahilf nachgesorgt. Dort sitzt eine Spezialistin, die sich mit den Bedürfnissen speziell dieser Patientengruppe auskennt, die ja in Wirklichkeit ein Leben lang nachbetreut werden müssen, weil sie immunsupprimiert sind, weil sie verschiedenste Probleme haben, die aus dieser Erkrankung in der Kindheit resultieren. Diese können nicht nur dort, aber sie können sonst nirgends im niedergelassenen Bereich einfach so zwischendurch behandelt werden, sie brauchen auch Zeit, und sie brauchen auch Zuwendung. Das ist auch eine gute Qualität und auch das ist im Wesentlichen durch die Unterstützung der Stadt Wien ermöglicht worden. Ich möchte daher den Fokus mehr auf die Problematik der vielen PatientInnen aus den umliegenden Bundesländern legen, dass man da den Fokus darauf legt, zu fordern, dass sich das ändern muss. Es wäre natürlich eine große Entlastung vor allem für die PatientInnen, wenn sie eine onkologische Basisversorgung zumindest in ihrem Bundesland hätten - es muss jetzt nicht um die Ecke sein, aber nicht 30 km, 60 km und mehr von Zuhause - und wenn in einem Krankenhaus, in St. Pölten zum Beispiel oder in Mistelbach, dann auch eine onkologische Basisversorgung in diesen Spezialbereichen vorgehalten wird. Es kann nämlich nicht sein, dass ein Patient, der auf Grund eines Knochenkrebses dialysepflichtig ist - multiples Myelom, sehr häufig im Verhältnis -, drei Mal pro Woche im Heimatbundesland dialysiert wird, Montag, Mittwoch, Freitag, und Dienstag und Donnerstag zur Chemotherapie ins Wiener Krankenhaus kommen muss. Das ist der Lebensqualität nicht zuträglich, da muss etwas geschehen, dass das dort, im Bundesland, wo er lebt, auch erledigt werden kann, womöglich auch an dem Tag, an dem die Dialyse ist. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies (unterbrechend): Frau Abgeordnete! Ich darf Sie ganz kurz unterbrechen, weil ich jetzt schon vier Mal darauf aufmerksam gemacht wurde: Es gibt keine Redezeitbeschränkung in der Landtagssitzung. Auch wenn es jetzt 22 Minuten sind, ist es nicht notwendig, mir zu schreiben, es gibt keine Redezeitbeschränkung. Abg. Dr. Claudia Laschan (fortsetzend): Auch wenn das manchen auf die Nerven geht, muss ich ehrlich und ganz unhöflich sagen: Das ist mir wurscht, weil ich wirklich glaube, dass das Dinge sind, die quasi über den Tellerrand hinaus verändert gehören, und weil das auch Sie als Wiener Abgeordnete interessieren sollte. Das Problem besteht nämlich darin, dass viel zu wenige wissen, was hier alles geschieht. Es gibt hier ausgezeichnete Medizin, es fehlt aber noch, dass das für alle Betroffenen ausgezeichnet wird. Das halte ich für absolut wissenswert, und deswegen höre ich dann zu reden auf, wenn ich fertig bin. Ich bin überzeugt, dass unsere Patientenanwältin, Frau Dr. Pilz, durchsetzungsfähig ist. Ich weiß das aus langer Zusammenarbeit mit dir, und deswegen bin ich auch guter Dinge, dass du dich weiter einsetzen und laut agieren wirst, dass sich da was ändert! Es ist nämlich eigentlich für niemanden nachvollziehbar, dass das mit den Bundesländern überhaupt so ist. Hier liegt, glaube ich, der Lösungsansatz für diese Problematik. Ich meine, in Wien haben wir die Hausaufgaben gemacht, wie in vielen Bereichen. Noch etwas, was jetzt auch in diesem Bericht angesprochen ist, hat mir gut gefallen, das möchte ich noch einmal erwähnen, nämlich dein Auftreten gegen unwirksame Therapien. Das hat mir sehr gut gefallen! Auch das hat große Kreise gezogen. Dass manche sehr dagegen waren, hat natürlich auch finanzielle Gründe. Man kann sagen, wie es ist: Man kann daran etwas verdienen, auch wenn es nicht wirkt. Das ist zwar unmoralisch, aber manche machen es doch. Sie reden sich dann halt ein, dass es eh wirkt und dass es vielleicht einen Placeboeffekt gibt. - Das halte ich für unseriös, und ich finde es gut, dass du solche grauslichen Themen aufgreifst, wenn es darum geht, dass man eigentlich den Menschen das Geld aus der Tasche zieht, ohne ihnen wirklich nachweislich helfen zu können. Ich möchte mich insgesamt für dein Engagement bedanken und auch bitten, dass du den Dank an dein Team weitergibst. Herzlichen Dank! Ich glaube, da wäre jetzt ein Applaus fällig! Ich bin aber noch nicht fertig. Ich möchte gemeinsam mit Kurt Wagner, Gabriele Mörk, Christian Deutsch, Ursula Berner und Nikolaus Kunrath einen Beschlussantrag betreffend die Influenza-Impfung einbringen. Aus aktuellem Anlass - siehe Beginn meiner Ausführungen - würde es sich es als günstig herausstellen, wenn die Durchimpfungsrate im kommenden Influenza-Jahr ein bisschen mehr als 8 Prozent beträgt. Um da einen Anreiz zu schaffen, damit das gelingt, ist es, glaube ich, ganz gescheit, auch das über die finanzielle Schiene zu machen und es somit niederschwelliger und leichter zu machen, dass man diese Impfung auch allen empfehlen und ihnen sagen kann: Diese Impfung ist gratis. Das ist die Forderung in diesem Antrag. In der Sitzung der LandesgesundheitsreferentInnen vom 29. Mai haben alle in Österreich den Beschluss gefasst, dass der Influenza-Impfstoff samt Impfen als Basisleistung des extramuralen Gesundheitssektors zu etablieren ist und dass dementsprechend das Influenza-Impfprogramm von der Sozialversicherung organisiert und finanziert werden soll. Ich glaube, das ist nicht übertrieben, sondern dringend notwendig, und ich bitte daher um Zustimmung zu diesem Antrag. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. - Ich danke für die Aufmerksamkeit. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Die nächste Wortmeldung ist Frau Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz vorbehalten. - Bitte. Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz: Herr Vorsitzender! Herr Landesrat! Werte Abgeordnete! Danke für die Möglichkeit, dass ich hier das Wort ergreifen kann. Ich möchte es für Sie nicht allzu lang machen. Sie haben noch eine große Tagesordnung, und ich weiß, was es heißt, hier viel Zeit zu verbringen. Ich freue mich aber sehr und möchte das an den Anfang stellen, dass mir von allen Fraktionen für mein Mitarbeiterteam ein so hohes Lob ausgesprochen wurde! Das gebe ich gerne weiter. Es war in den letzten Wochen auch für unser Team nicht ganz leicht, sozusagen zurechtzukommen mit Lockdown, Homeoffice und einer sehr geänderten Beschwerdesituation. Wir mussten auch selbst erst einmal schauen, wie wir die Dinge jetzt aussortieren können, worum es geht und wer die wichtigen Partner und Partnerinnen sind, die jetzt anzusprechen sind Im Hinblick darauf möchte ich am Anfang auch meinen Dank an Sie und auch an das Wiener Gesundheitswesen ausrichten. Wir haben im vergangenen Jahr gut zusammengearbeitet. Es gibt, denn das liegt in der Natur meiner Funktion, immer wieder auch Streit im konstruktiven Sinn, und den haben wir auch geführt. Und in den Empfehlungen, die ich mit meinem Team niedergeschrieben habe, möchte ich diesen Streit auch konstruktiv führen. Es steht in meinem gesetzlichen Auftrag schlicht und einfach, dass ich Empfehlungen geben soll. Wir kommen dem sehr gerne nach, und ich freue mich sehr, wenn diese Empfehlungen hier gut ankommen Zu den einzelnen Fraktionen: Herr Abg. Kops! Dass es darum geht, Ungerechtigkeiten zu beseitigen, halte ich für eine wichtige Aufgabe. Da kann die Wiener Patientenanwaltschaft durchaus einiges einbringen. Herr Abg. Gara! Da sind Sie ja! Die Sitzordnung ist mir nicht mehr so vertraut. Dem, was Sie betreffend Defizite hinsichtlich Diabetesversorgung von Kindern angesprochen haben, ist nichts hinzuzufügen. Wir müssen, was Diabetes betrifft, bei Kindern an die Wurzeln herangehen. Mir tut es in der Seele weh, wenn ich Vierjährige sehe, die im Supermarkt bei "Nimm 3, zahl 2", alles in überdimensionierter Form, zugreifen, denn dann ist es für Eltern und Lehrer und auch für die Mediziner schwer, dagegen anzukämpfen. Wir müssen uns das also systemisch anschauen. Diabetes und Übergewicht im Kindesalter bewirken ganz schlechte Prognosen für die Zukunft. Ja. Die Datenlage ist schlecht, sie sollte verbessert werden. Wir müssen wissen, wie die Versorgung und wie die Situation aussieht. Es haben mehrere Abgeordnete darauf hingewiesen: Wir haben einen Datenschatz, den wir heben, nützen und auch interpretieren müssen. Im Hinblick auf die zweifach von Frau Abg. Frühmesser und von Ihnen, Herr Abg. Gara, angesprochene Mangelsituation hinsichtlich der Pflegekräfte in der Neonatologie muss uns bewusst sein, dass das eine Aufgabe ist, die künftighin nicht weniger werden wird. Die Neonatologie erbringt große Leistungen, immer kleinere Frühchen können überleben. Ich habe mir die Neonatologie angeschaut und kann sagen: Was da die Pflege leistet, das kann man sich nicht vorstellen! Da muss man mit winzigsten Pipetten in winzigste Körper eindringen, und da besteht ein irrer Druck. Wenn irgendjemand - hier herinnen eh nicht, aber in der Bevölkerung - noch glaubt, dass Pflege ein bisschen Windeln wechseln, ein bisschen füttern und ein bisschen lieb haben ist, dann sage ich: All das gehört auch dazu, aber das ist eine hochspezielle Aufgabe, und ich würde mich nicht einmal getrauen, hinzugreifen, weil das so kompliziert ist! - Es ist lieb, mit kleinen Kindern zu arbeiten, das hat einen schönen emotionalen Faktor. Aber manche Menschen sind von dieser Verantwortung auch sehr belastet, insbesondere wenn es einen Mangel an MitarbeiterInnen und an Ausbildungsplätzen gibt. Da ist also wirklich etwas zu tun! Was den Ausbau von mehreren neonatologischen Zentren betrifft, bin ich ein bisschen auf der Bremse. Wien ist erreichbar. Wir haben eh schon genügend Einrichtungen. Wir sollten aber dort die Kompetenz so gut ausbauen, dass man weiß, wenn man in einem Schwerpunktspital entbunden hat und es ein neonatologisches Problem gibt, dann kommt man ins AKH, ins SMZ-Ost oder ins Wilhelminenspital, und dort wird wirklich gute Versorgung geleistet. Betreffend WSP und Trennung von Geburtshilfe und Gyn sehe ich das Problem. Ich habe mit dem Ärztlichen Direktor, Herrn Binder, gesprochen. Man ist jetzt wirklich - und das finde ich sehr gut - so weit, mit den zuständigen Abteilungsvorständen ein Konzept für Wien zu machen, wo man die einbindet, die es können und die die die Verantwortung tragen. Und ich bin ganz zuversichtlich, dass da etwas Gutes herauskommt. Was dann am Schluss wo sein wird, das wird dann zusammen auch mit den Primarärzten und -ärztinnen entschieden werden. Was die Krankentransporte betrifft, war der Runde Tisch sehr wichtig. Das hat dazu geführt, dass die Dinge einmal auf den Tisch gekommen sind. Wir haben ein gutes Konzept entwickelt. Auch der Krankenanstaltenverbund hat ganz ausdrücklich seine Hausaufgaben gemacht, damit man auch drinnen nicht so lange warten muss und dass der interne Transport besser organisiert wird. Ich stehe aber nicht an, zu sagen, dass die Corona-Krise diesem guten Projekt sozusagen ein bisschen einen Kräutel hineingerieben hat, so wie das in vielen Bereichen ist, denn jetzt gibt es neue Herausforderungen, jetzt müssen Menschen wieder wegen ihrer Vulnerabilität einzeln transportiert werden, es muss desinfiziert werden, und es sind 1.000 Dinge zu bedenken. Die Leute dort haben es jetzt nicht ganz leicht. Es geht selbstverständlich auch in diesem Zusammenhang ums Geld. Dazu wird sich auch die Sozialversicherung einmal äußern müssen. Es kann nicht sein, dass man diese Leistungen dauernd unterfinanziert! Frau Abg. Korosec! Ich freue mich sehr über das Lob. Du bist ja so wie ich schon sehr viele Jahre - fast noch länger als ich - dabei und weißt, was zu tun ist. Dass insbesondere du darauf hinweist, dass der Patientenentschädigungsfonds ausgebaut werden soll, halte ich für eine gute Unterstützung unserer Arbeit, denn - auch Frau Abg. Frühmesser hat das aufgegriffen - das ist wirklich insbesondere für die Patienten von Bedeutung: Wenn uns nämlich das Geld ausgeht, dann können wir unseren Entschädigungsleistungen nicht nachkommen. Diesbezüglich ist eindeutig der Bund in der Ziehung. Kollege Bachinger und ich waren bei Herrn Gesundheitsminister Anschober. Es geht da um eine bundesgesetzliche Änderung, denn es soll und kann ja nicht so sein, dass das in Österreich unterschiedlich geregelt wird. Ja. Es soll eine Ausweitung auch auf den niedergelassenen Bereich geben. Ich danke für diese Initiative, die ich wirklich gut und richtig finde! Wenn man nämlich zum Beispiel eine Koloskopie im Spital oder im niedergelassenen Bereich machen lässt und es dann eine Komplikation gibt, dann verstehen die Menschen nicht, dass sich der eine an den PatientInnenentschädigungsfonds wenden kann und der andere nicht. Insofern danke für diese Initiative. Betreffend diese Krankentransportgeschichte mit dem Gartensessel war ich beim Bürgeranwalt. So etwas geht einfach gar nicht! Man darf nicht Angst haben müssen, dass einem der Sauerstoff ausgeht, weil man nicht rechtzeitig geholt wird. Wir müssen also wirklich dahinter bleiben, dass das mit den Krankentransporten in vertretbarer Zeit für die Patienten geregelt wird. Herr Kunrath! Danke schön, dass wir gelobt werden dafür, dass wir Empfehlungen und Lösungen aufzeigen! Ja. Das Kapitel Qualität im Gesundheitswesen ist mir besonders wichtig. Absurde Fake News gibt es in der Welt jetzt viele, und im Gesundheitswesen sind sie schrecklich. Danke, Frau Abg. Laschan, das du das auch aufgegriffen hast! Ich will Ihnen einfach das neueste Beispiel nennen: Ich gehe als Patientin in eine Apotheke, und dort steht doch glatt auf dem Desk ein großes Bord mit der Aufschrift: Schutznasenspray gegen Corona, medizinisch empfohlen. Das hätte 15 EUR oder so gekostet. - Ich habe mich im Hinblick darauf sowohl bei der AGES als auch bei der Apothekerkammer beschwert. Das ist schon tückisch! Die Ärzte hier werden es wissen: Es gibt viele Coronaviren. Dass das beworbene Mittel gegen Covid-19 gar nicht wirkt, steht nicht drauf. Würde es wirken, dann wäre derjenige nämlich Milliardär. - Ich werde jedenfalls nicht locker lassen. Solche Dinge gehören bekämpft! Frau Abg. Frühmesser! Ich kann Ihnen total recht geben. Die Pflege muss gestärkt werden. In der Corona-Krise kommen jetzt im Gesundheitswesen das Gute und das Schlechte und das Wichtige heraus. Und dass wir uns jetzt aus der Not heraus so sehr auf die Pflege stützen, zeigt, welche Kraft da vorhanden ist, welche Rolle die Pflege spielt und wie wichtig es ist, dass wir die Pflege wertschätzen, sei es im Hinblick auf die Belastung, die Arbeitsbedingungen, die Bezahlung und auch die Ausbildung. Ich glaube, dass wir in der Pflege die Zukunft sehen. Das kommende Jahrhundert wird nur mit der Pflege gehen, nicht nur wegen Corona, sondern auch, weil wir alle älter werden und viele von uns Pflege brauchen werden. Als Nächstes komme ich zu Frau Kollegin Laschan: Ich danke sehr für den Expertinnenvortrag hinsichtlich Hämatologie. Darüber reden wir einmal miteinander! Ich glaube, das ist jetzt allen recht. Ich habe die Argumente gehört, und ich kann vieles nachvollziehen. Was ich sicherlich nicht möchte, ist, der Privatmedizin Vorschub zu leisten. Aber es haben sich auch PatientInnen an mich gewendet und gefragt: Hallo, wieso muss ich für eine simple Spritze ins Spital gehen? - Reden wir darüber bitte miteinander! Den Ausbau der Telemedizin sehe ich wie du. In diesem Zusammenhang haben wir jetzt durch die Krise einiges gewonnen und das sollten wir weiterentwickeln und schlicht und einfach die digitale Transformation für uns nutzen. Schlussendlich zur Frage der Privatisierung: Ich bin ganz überzeugt, dass uns nur ein solidarisches Gesundheitswesen in Krisenzeiten, aber auch in ganz normalen Zeiten hilft. Warum sage ich das? - Es soll nämlich bei der Bevölkerung, wenn so viel Stress da ist, nicht der Eindruck entstehen, dass es sich die einen richten können und die anderen auf Holzklasse warten müssen. Darum ist es so wichtig, dass wir nicht Wege öffnen, dass Leute ausoptieren und sagen können: Ich muss mich nicht anstellen, ich bekomme alles einfacher. Schlussendlich danke ich sehr für die Initiative hinsichtlich Influenza-Impfung. Das kann ich uneingeschränkt unterstützen. Insbesondere die Wichtigkeit und Bedeutung des Impfens können nicht oft genug betont werden. Wenn das Ganze niedrigschwellig und nicht teuer ist, umso besser, denn für viele ist das entscheidend im Hinblick auf die Frage, ob sie impfen gehen. Ein bisschen Sorge habe ich fast hinsichtlich des Erfolgs unserer Initiative, denn wir müssen im Herbst genügend Impfdosen haben. Das ist sicherlich eine Herausforderung, denn wenn die Menschen sich jetzt impfen lassen wollen, dann muss es die nötigen Kapazitäten geben. Ich bedanke mich im Namen meiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sehr ausdrücklich für die gute Debatte. Ich bedanke mich beim Herrn Landesrat und bei den hohen Abgeordneten und wünsche Ihnen noch einen erfolgreichen Nachmittag. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich bedanke mich ebenfalls seitens des Wiener Landtages für den Tätigkeitsbericht und Ihre wirklich ausführliche Stellungnahme. Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. - Bitte. Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker: Herr Präsident! Liebe Frau PatientInnenanwältin! Ich lasse es mich natürlich nicht nehmen, mich für deine Arbeit in meinem eigenen Namen, aber auch im Namen der Stadtregierung sehr herzlich zu bedanken. Den Dank dieses Hauses hast du schon jetzt in der Debatte erlebt. Ich denke, es ist selbstverständlich, in Österreich eine PatientInnenanwältIn zu haben. Das haben wir in der Zwischenzeit in allen Bundesländern. Es ist aber nicht selbstverständlich, jemanden wie dich an der Spitze der PatientInnenanwaltschaft zu haben, eine Person, die auch nicht davor zurückschreckt, durchaus unangenehme Diskussionen zu starten, wenn es zum Wohle von Patientinnen und Patienten ist. Wir haben in Wien im Jahr rund 3,2 bis 3,3 Millionen PatientInnen ambulant im Spital, und wir haben, glaube ich, fast eine halbe Million stationäre PatientInnen in den Spitälern. Wir haben 25.000 BewohnerInnen in den Pflegeheimen und 40.000 Menschen in mobiler Pflegebetreuung. Es ist ja völlig klar, dass dort, wo zehntausende MitarbeiterInnen jeden Tag an und mit Menschen arbeiten, auch Fehler, Missverständnisse sowie Ungerechtigkeiten passieren und Misstöne da sind. Aber dafür seid ihr von der PatientInnenanwaltschaft ja da, und dafür möchte ich mich bedanken, und zwar nicht nur für den Bericht, der wahrscheinlich viel Arbeit beinhaltet, um das Ganze so zusammenzufassen, sondern ich möchte mich, ehrlich gesagt, vor allem für die tägliche Arbeit bedanken. Ich glaube, es ist ein Zeichen der Qualität unseres Gesundheitssystems, dass wir ganz bewusst auch in jedem Haus und in jeder Einrichtung Werbung dafür machen, zur Patientenanwaltschaft zu gehen, um Dinge besprechen und ansprechen zu können. Es ist, glaube ich, die wirklich wertvolle Arbeit deiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, jeden Tag für die Wiener und Wienerinnen da zu sein. Dafür möchte ich mich explizit bedanken. Ansonsten fand ich es heute interessant, einige Aspekte zu hören, die wir vielleicht auch morgen in der Gesundheitsplattform diskutieren können, denn dafür haben wir diese. Gerade die Frage der Krankentransporte wäre ein gutes Thema, denn diesbezüglich haben wir als Landtag die ausschließliche Rahmenregulierungskompetenz, wir sind aber nicht der Financier von Krankentransporten. Ich glaube, das hast du ja auch kurz angesprochen, dass die Servicequalität natürlich meist auch mit der Finanzierung zusammenhängt, und da gibt es durchaus Verbesserungsbedarf. Wenn es also ein entsprechendes Bedürfnis gibt, können wir das gerne morgen diskutieren, und wenn nicht, dann können wir es ein anderes Mal auf die Agende setzen. In diesem Sinne bedanke ich mich für die Diskussion. Ich danke dir nochmals für deine Arbeit und ersuche um entsprechende Kenntnisnahme des Berichtes. - Danke vielmals. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Danke, Herr Stadtrat. Ich ersuche nun jene Mitglieder des Landtages, die den vorliegenden Bericht der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft über ihre Tätigkeit im Jahr 2019 zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Danke sehr. Wir haben jetzt noch zwei Anträge abzustimmen, und zwar zunächst den Beschlussantrag, eingebracht von der Freiheitlichen Partei. Der Wiener Landtag möge beschließen, dass die Prüfbefugnisse der PatientInnenanwaltschaft ausgeweitet werden. Die sofortige Abstimmung ist beantragt. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Stimmen von ÖVP, Freiheitlicher Partei und THC. Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zum zweiten eingebrachten Antrag betreffend Influenza-Impfung. Auch hier wird in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Danke sehr. Der Antrag ist angenommen. Sehr geehrte Frau PatientInnenanwältin, liebe Sigrid! Nochmals danke fürs Kommen. Jetzt begrüße ich unsere Wiener Umweltanwältin Mag. Dr. Andrea Schnattinger herzlich zur Präsentation des Tätigkeitsberichtes der Wiener Umweltanwaltschaft für die Jahre 2018 und 2019. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau Amtsf. StRin Mag. Sima, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Poststück. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Danke sehr. Als Erste zu Wort gemeldet hat sich Frau Abg. Olischar. - Bitte sehr. Abg. Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Umweltanwältin! Frau Landesrätin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mich ursprünglich zu Wort gemeldet, um zum Tätigkeitsbericht der Umweltanwaltschaft zu sprechen. Es ist tatsächlich so, dass wir in den vergangenen Jahren dieses Thema schon sehr oft behandelt haben und sehr viele Dinge sich auch weiterziehen und wiederholen. Ich möchte jetzt eigentlich nicht die Dinge wiederholen, die ich auch schon in den letzten Jahren an dieser Stelle zu diesem Bericht gesagt habe. Ich bin aber dennoch sehr froh, dass ich mich zu Wort gemeldet habe, denn als ich gesehen habe, dass die SPÖ und die GRÜNEN einen gemeinsamen Antrag zu diesem Tagesordnungspunkt einbringen wollen, war der erste Gedanke, als ich diesen gelesen habe: Was ist das jetzt schon wieder? Dazu möchte ich sehr gerne das Wort ergreifen. Ich finde es ja grundsätzlich sehr großzügig, dass wir dazu noch diskutieren dürfen, denn eigentlich ist laut Presseaussendung von heute 10 Uhr von Landesrätin Sima dieser Antrag schon beschlossen worden. In dieser Aussendung steht - Zitat: "Die Wiener Wald- und Wiesen-Charta wurde heute Mittwoch im Wiener Landtag beschlossen." - Insofern ist es zumindest großzügig, dass wir noch darüber diskutieren dürfen. Zum Antrag selber: Ich habe mir diesen durchgelesen, hatte ein bisschen ein Déjà-vu gehabt und habe mir gedacht: Eigentlich haben wir doch über eine solche beziehungsweise ähnlich Thematik gestern im Gemeinderat schon hinreichend diskutiert. Ich spreche jetzt über das Leitbild Grünraum, und tatsächlich finden sich hier extrem viele Parallelen wieder. Deshalb muss ich ganz ehrlich sagen: Ich verstehe nicht, warum wir jetzt wieder etwas beschließen sollen, das eins zu eins in dieses Leitbild integrierbar gewesen wäre, sehr geehrte Damen und Herren! Wenn ich mir überlege, wie dieser Antrag oder diese Initiative zu deuten ist, dann schaut das - verzeihen Sie mir, wenn das jetzt ein bisschen politisch polemisch klingt! - ein wenig nach Eifersuchtsdrama zwischen SPÖ und GRÜNEN aus. Denn während die GRÜNEN jetzt ihr Leitbild Grünraum abfeiern durften, braucht natürlich die SPÖ- Wien auch etwas, um zu zeigen, wie umweltbewusst und grün sie ist, und dafür kommt anscheinend diese Wald- und Wiesen-Charta gerade recht! Das heißt: Aus meiner Sicht ist dieser Antrag jetzt die rote Antwort auf das Leitbild Grünraum. Und ich finde es wirklich anmaßend, dass man hier wieder neue Konzeptpapiere beschließt beziehungsweise eigentlich nicht beschließt, denn diese haben wir ja kurz vor der Sitzung schon ausgeteilt bekommen, sehr geehrte Damen und Herren. Ich finde es großartig, mit welchem Engagement Papier produziert wird, und ich frage mich tatsächlich, wer denn der Adressat sein soll. Wie viele von diesen tollen Hochglanzbroschüren haben Sie denn schon gedruckt, und an wen wird das ausgeteilt, sehr geehrte Damen und Herren? Herausgeber: Stadt Wien, Umweltschutz. Wer das genau sein soll, steht nicht da. - Dann schreiben Sie doch bitte MA 22 darauf und halten Sie sich auch an die Vorgaben, was im Impressum stehen soll! Ich finde es immer sehr spannend, wenn diese Dinge - unter Anführungszeichen - beschlossen werden, wenn es sie eigentlich schon gibt, auch im Hinblick auf die Presseaussendung, die uns sagt, dass das schon beschlossen ist. Allein schon diese Vorgangsweise, abgesehen von dem, was inhaltlich drinnensteht, ist meiner Ansicht nach eine Frechheit und ein Grundsatzargument, das hier abzulehnen, sehr geehrte Damen und Herren. Zum Inhalt: Es gibt natürlich schöne Überschriften. Zeigen Sie mir irgendwen, der gegen mehr Grünraum ist! Es ist natürlich super, wenn Wald und Wiese geschützt werden. Abgesehen davon beschwere ich mich jetzt auf hohem Niveau: Die ausgewiesenen Schlüsselmaßnahmen sind oft eher Ziele statt Maßnahmen, denn mir fehlt das Konkrete, wie Sie diese Maßnahmen oder Ziele erreichen wollen, etwa im Hinblick auf die Schlüsselmaßnahme Sicherung des Grünraumanteils von Wien bei mehr als 50 Prozent. Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist keine Maßnahme, das ist ein Ziel! Die Frage ist nur: Wie kommen wir dort hin? Das wäre eine schlüssige Maßnahme. Ich finde es wirklich absurd, was Sie uns hier vorlegen. Und ich bin schon sehr gespannt auf die vielen Verkaufsfotos mit der Frau Landesrätin, die sich das wieder zunutze machen wird. Ich bin aber zumindest insofern froh über diese Presseaussendung, als ich gestehen muss: Ich war nach der Presseaussendung schlauer als nach der Lektüre des Antrags, denn aus der Aussendung waren durchaus mehr Informationen ablesbar als aus dem Antrag selber. Um noch einmal darauf zurückzukommen, was man vorhat und was wir jetzt eigentlich beschließen sollen: Der Wiener Landtag bekennt sich zur vorliegenden Wald- und Wiesen-Charta und beauftragt den Magistrat der Stadt Wien mit der Ausarbeitung der in der Wald- und Wiesen-Charta genannten Aktionspläne, der Umsetzung der angeführten Schlüsselmaßnahmen und weiterer Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele, wobei es eben am besten ist, dass die MA 22 das durchführt. Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn man sich die Kompetenzverteilung anschaut, dann sieht man, dass das genau das ist, was wir an dieser Stelle so oft kritisieren, nämlich dieser rein fachlich unendlich mühsame Parallelbetrieb. Man hat das Gefühl, dass es da nicht um Inhalte und darum geht, dass man gemeinsam an einem Strang zieht, sondern dass wieder jeder sein eigenes Süppchen kocht: Die GRÜNEN dürfen ihre Lieblingsprojekte machen, und StRin Sima darf ihre Lieblingsprojekte machen. Ich meine, es ist eigentlich nicht verantwortungsvoll, wie hier mit dieser Materie umgegangen wird. Diese Themen werden voneinander getrennt, obwohl wir jedes Mal hören, wie wichtig es ist, interdisziplinär zu arbeiten, zusammenzuarbeiten mit einer übereinander hinweggreifenden Querschnittsmaterie, et cetera. Warum kann man nicht den Artenschutz auch in das Leitbild Grünraum integrieren? - Ich weiß es nicht! Ich nehme einmal an, dass der Grünraum im Leitbild Grünraum nicht nur zum Anschauen da ist, sondern auch andere Funktionen erfüllt. Und ich verstehe nicht, warum die Frage der Landwirtschaft wieder doppelt und dreifach geregelt werden muss. Ich verstehe es einfach nicht, warum man das nicht integrieren kann. Natürlich sind darin wichtige Punkte enthalten. Natürlich unterstützen wir den Artenschutz und die Artenvielfalt. Natürlich unterstützen wir auch die Aufforstung, die Renaturierung und den Erhalt und die Schaffung von neuen Lebensräumen. Das ist doch klar. Aber ich finde es absurd, wenn wir jetzt wieder beschließen, neue Konzeptpapiere auszuarbeiten, damit man dann mit irgendetwas herumwacheln kann, sehr geehrte Damen und Herren! Warum sind diese Punkte nicht miteinander vereinbar und kombinierbar? Warum braucht es ein neues Papier? Wie gesagt: Wir können den vorliegenden Antrag nur ablehnen, denn diese Aktionen sind mittlerweile so sehr Teil des Wahlkampfs geworden, dass sie hier einfach nichts mehr verloren haben. - Vielen Dank. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Danke sehr. Es gibt sehr viele offene Fragen, aber vielleicht kann ja der nächste Redner, Abg. Maresch, etwas Licht ins Dunkel bringen. - Bitte sehr. Abg. Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Umweltanwältin! Ich fange zunächst einmal damit an, dir, Andrea, vielen Dank für deine Arbeit auszusprechen. - Jetzt muss man natürlich anders grüßen als früher. Die Umweltanwaltschaft ist eigentlich keine Ansprechperson, sondern tatsächlich eine ganze Gruppe von Personen, an die sich Menschen vertrauensvoll wenden können, um Informationen und Unterstützung zu bekommen. Andrea Schnattinger macht das schon eine Zeit lang, und sie ist da jedenfalls eine wichtige Ansprechperson und nicht nur eine Stelle. Du bist die Person, deren Telefonnummer ich schon am allermeisten weitergegeben habe, liebe Andrea, und ich hoffe, du bist mir nicht allzu böse, aber das ist eine wichtige Sache. Heute haben wir die rot-grüne Koalition genutzt, um zwei Anträge unterzubringen, wenn man es so ausdrücken will. Eigentlich wollte ich hauptsächlich zu dem anderen Antrag sprechen, aber die Ausführungen der Frau Kollegin Olischar waren jetzt eine richtige Herausforderung. Sie glaubt anscheinend, dass man bei einer Grünraumstrategie - diese wurde gestern beschlossen - sozusagen über Wechselkröten reden sollte. Das ist zwar nett, aber das betrifft eigentlich den Artenschutz. Bei der Grünraumstrategie, Frau Kollegin, geht es nicht um eine rot-grüne Beziehungskrise. So etwas kennen Sie vielleicht von der ÖVP oder von der FPÖ. Der Punkt ist: Das sind in Wirklichkeit zwei verschiedene Dinge. Das ist eine ist in Wirklichkeit eine Charta, in der es darum geht - ich lese Ihnen das kurz vor, dafür brauche ich aber meine Brille -, dass es im Wesentlichen einen Aktionsplan Artenvielfalt, einen Aktionsplan Wiener Gewässer und einen Aktionsplan Wald gibt. Gestern ist es darum gegangen: Wie gehen wir oder wie geht die Stadt Wien mit Grünraum um? Wo ist Grünraum? Wo sind die Grenzen? Was macht man damit, und wie geht man mit Verbauung beziehungsweise Nichtverbauung um? - Kollege Kraus hat gestern lange und breit erklärt, wie das mit den einzelnen Zonen ist. Hier geht es jetzt gar nicht um Zonen, sondern nun geht es in Wirklichkeit darum: Was machen wir mit den Gewässern? Wie gehen wir damit? Wie schauen wir darauf, dass das und jenes gut erhalten werden kann? Nur ein Beispiel: Im Antrag steht in der Begründung, die eh lange genug ist, dass Grünraum und vor allem Wälder als intakte funktionsfähige Ökosysteme zu den wichtigsten Beiträgen zur Eindämmung des Klimawandels gehören. Beim letzten Antrag ist es darum gegangen: Wo ist der Grünraum? - Auch schön! Hängt zusammen! Das sind zwei Seiten einer Medaille, gestern das eine, heute das andere. Ich meine, ich kann gut mit beiden Dingen, ich bin auch auf beiden Anträgen drauf. In diesem Zusammenhang geht es im Wesentlichen um eine Charta, wie wir das schon kennen: 1.000-Hektar- Plan, Grüngürtel, Scheed-Wald, was auch immer. Das steht in dieser Wald- und Wiesen-Charta. Das muss man sich einfach durchlesen, anstatt irgendetwas von einer Beziehungskrise zu reden! (Zwischenruf.) Ich habe keine Ahnung, ob Sie eine Beziehungskrise sehen oder nicht, das ist mir auch grundsätzlich egal. Faktum ist, dass die MA 22 den Auftrag erhält, dass sie die - wenn man es so bezeichnen will - Umweltschutz-Magistratsabteilung ist. Und es ist interessant, dass Ihnen das vielleicht gar nicht so bewusst war. Das ist aber Faktum, und das kann man sehen oder nicht sehen. Nun möchte ich aber auf den zweiten Antrag eingehen. Dabei geht es darum, dass wir in Wien eine Lebensmittelstrategie beschlossen haben, wie man grundsätzlich in der Stadt damit umgeht. Ich habe vor Kurzem einen Bericht in der ARD gesehen, wie die Firma Tönnies mit Fleisch umgeht. Dort wird unter wirklich grauslichen Bedingungen gearbeitet. Früher hat man diese Menschen immer Gastarbeiter genannt, aber das sind keine Gastarbeiter, sondern das sind Lohnsklaven, die um geringes Geld grausliche Arbeiten unter wirklich grauslichen sozialen Bedingungen erledigen: Sie sind zusammengepfercht in einer wilden Siedlung, werden nicht unterstützt von der Stadt Gütersloh, sondern müssen einfach schauen, wie sie irgendwo ihre Lebensmittel zusammenbringen, und dann werden sie eingesperrt. Der Effekt: Es gab 2.000 Corona-Fälle innerhalb kurzer Zeit auf engstem Raum. Die ARD hat gesagt, dass die Fleischindustrie, die es dort gibt, 30.000 Schweine am Tag verarbeitet. Das ist eine unglaubliche Zahl! Die Schweine kommen auf Tiertransportwägen aus Polen, aus der Ukraine und von sonst wo, ich will jetzt gar nicht wissen, wie das abgeht. Dort werden sie unter unmenschlichen Bedingungen gehalten, von Tierwohl keine Rede, und sie werden einfach am Fließband erledigt. (Zwischenruf.) Du sollst mir jetzt nicht dreinreden, ich rede jetzt über Tönnies. Das hat mir dir derweil noch gar nichts zu tun! Ihr habt in Wirklichkeit den Tierschutz in Wien und in Österreich gehabt. Was habt ihr gemacht? - Gar nichts! Aber ich bin noch nicht fertig mit Tönnies. Faktum ist: Solche Sachen wollen wir in Wien nicht haben, und das steht ganz eindeutig in dem Antrag. Für uns ist Tierwohl und Tierfair eine ganz, ganz wichtige Geschichte! Der zweite Punkt sind natürlich Klima- und Umweltfreundlichkeit und auch die Gesundheit. Wir haben einen Lebensmittelaktionsplan erarbeitet, der sich in diesem Antrag manifestiert. Unter anderem geht es um Kennzeichnung. Wir verhandeln im Bund mit der ÖVP über Lebensmittelkennzeichnung. In diesem Zusammenhang ist auch dieser Resolutionsantrag ganz hilfreich. Wir verhandeln zum Beispiel darüber, wie man mit den Tieren umgeht. Töten beziehungsweise Schreddern von Küken ist verboten. Das ist, wie ich einmal sagen würde ... (Zwischenruf.) Entschuldige! Hör einmal zu! Du hast in Wirklichkeit mitsamt deiner Ministerin genau gar nichts in diesem Punkt zusammengebracht, gar nichts! Wir verhandeln jetzt mit der ÖVP im Bund über das Verbot von Spaltenböden und wann das kommen soll, wie es mit dem Tierschreddern ausschaut und wie es überhaupt weiterhin im Bund ausschaut. (Zwischenruf.) Ihr habt in Wirklichkeit gar nichts zusammengebracht! Du solltest in Wirklichkeit einfach vor deiner eigenen Haustüre einmal kehren! Wir machen ... (Zwischenruf.) Du kannst den Antrag gerne unterstützen! Wir wollen eine Kennzeichnung, wir wollen in Wirklichkeit eine ordentliche Haltung von Tieren, und das Tierwohl soll unterstützt werden, deswegen beide Anträge. (Zwischenruf.) Im Koalitionsübereinkommen ist übrigens vom Kükenschreddern die Rede, weil ich das hineinverhandelt habe, wenn dich das interessiert! Ich fasse noch einmal ganz kurz zusammen: Beide Anträge sind sehr empfehlenswert. Abschließend danke ich noch einmal vielmals für die Charta sowie für den zweiten Antrag. Danke für deine Arbeit! Präsident Ernst Woller: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg. Amhof. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Nikolaus Amhof (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Uns liegt heute der Tätigkeitsbericht der Umweltanwaltschaft vor. Die Umweltanwaltschaft ist an und für sich eine sehr segensreiche und lobenswerte Einrichtung, und wenn man sich den Bericht durchgelesen hat, dann sieht man, dass er genau, informativ und umfangreich ist, sodass man als vernünftiger, naturbewegter Mensch einem solchen Bericht natürlich positiv gegenüber stehen sollte. Schauen wir uns die Schwerpunkte an, die darin erwähnt werden: Die Beratung der Bevölkerung ist natürlich wichtig. Die Sensibilisierung in Richtung Klimakrise ist natürlich auch ein Thema, das die Bevölkerung interessiert, wenn man etwa die Niederschlagsdefizite betrachtet, die es in Österreich zweifelsohne gegeben hat. Zur Stellungnahme gegen die Atomindustrie: Das ist eine alte freiheitliche Forderung. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als wir Freiheitlichen die einzige Partei waren, die dieses Thema gespielt haben. Damals waren die Sozialdemokraten noch auf der Linie, dass der Bundeskanzler zurücktritt, wenn es kein Atomkraftwerk in Österreich gibt. Ich kann mich noch im Zusammenhang mit der Volksabstimmung über Zwentendorf an die Autobusse der Gewerkschafter mit Parolen erinnern wie: "Atomkraft gegen Überwintern bei Dunkelheit mit kaltem Hintern." - Das war damals noch die SPÖ-Ideologie, und auch von der ÖVP wurde die Atomenergie damals anders gesehen. Weitere Themen sind die Lichtverschmutzung sowie die Stadtökologie und der Grünraum. Man muss aber erwähnen, dass es nebst diesen positiven Aspekten der Umweltanwaltschaft auch negative gibt, und zwar muss man da von Feigenblattpolitik und von Heuchelei in der Umweltpolitik der grün-roten Stadtregierung sprechen. Warum? - Ich werde das ausführen. In Bezug auf die Umweltanwaltschaft hat man sich, so segensreich sie ist, zwei Einschränkungen zu vergegenwärtigen. Erstens: Ich habe des Öfteren mit Wienerinnen und Wienern über die Umweltanwaltschaft geredet und sie gefragt, ob diese auch wahrgenommen wird und welchen Geldbetrag eine Umweltanwaltschaft als maßgebliches Organ des Umweltschutzes in einem Ballungsraum pro Kopf bekommen sollte. Darauf wurden mir Zahlen genannt: 5 EUR, 10 EUR, 50 EUR, 100 EUR und mehr. - Führen wir uns das jetzt vor Augen: Es handelt sich um einen Betrag in der Größenordnung von 10 Cent, der im Ballungsraum für die Umweltanwaltschaft ausgegeben wird. Diese Summe wird als Feigenblatt verwendet, um klarzulegen, wie grün die Stadtregierung ist. - Das kann man nur als Feigenblattpolitik darstellen! Die zweite Einschränkung der Umweltanwaltschaft ist der ideologische Hintergrund: Das ist jetzt keine Kritik an der Umweltanwältin, die gute Arbeit macht, und auch nicht an der Institution. Aber die Umweltanwaltschaft ist eingebunden in die rote und grüne Politstruktur Wiens, womit natürlich festgelegt ist, was berichtet werden darf und was nicht. Ich bringe Ihnen dafür jetzt ein kleines Beispiel: Eine Kritik an Windrädern im Zusammenhang mit Vogelschutz wird man nicht finden, weil die GRÜNEN sozusagen eine Alternativenergie betreiben. Der eigentliche Grund für die Umweltproblematik in Wien, die eine große ist, liegt natürlich in der sogenannten Verdichtung der Stadt, wie die Umweltanwaltschaft das selber bezeichnet. Der andauernde Zuwachs von Bevölkerung und die höhere Konzentration der Bevölkerung, die Bevölkerungsexplosion, ist die eigentliche Ursache der Umweltproblematik. Gehen wir die Punkte im Einzelnen durch: Die Beratung der Bevölkerung wird nichts bringen, wenn immer mehr Menschen hier wohnen. Das Problem ist die Klimakrise. Heute hat der Herr Stadtrat gesagt, dass Schwechat wieder hochgefahren wird. Dann gibt es wieder mehr Verkehrsbewegungen. - Natürlich treten wir für eine weltoffene Stadt ein und verteidigen das Recht zu fliegen. Wir haben auch bezüglich der dritten Startbahn in Schwechat lange diskutiert. Wenn die Bevölkerungszahl in Wien um etwa 25 Prozent angestiegen ist, dann ist klar, dass auch die Zahl der Flugbewegungen weiter ansteigt und sich dadurch natürlich eine erhöhte Schadstoffbelastung ergibt. Vor diesen Problemen, sehr geehrte KollegInnen von den GRÜNEN und Roten, verschließen Sie jedoch die Augen, diese Probleme kennen Sie nicht. Betreffend Lichtverschmutzung werden Maßnahmen von der Umweltanwaltschaft gesetzt, das ist in Ordnung, das ist eine sehr löbliche Tätigkeit. Sie geben aber selber zu, dass es bei der Lichtverschmutzung einen Zuwachs von 6 Prozent pro Jahr gibt. - Wenn man das ungefähr berechnet in Hinblick auf den Zuzug, mehr Menschen, mehr Autos, dann werden all diese Initiativen jedoch ein Feigenblatt bleiben und nicht mehr. Bei der Stadtökologie zeigen sich die Fehlstellung der grün-roten Stadtregierung und die Feigenblattpolitik am deutlichsten. Ich habe jetzt einen konkreten Fall in der Nachbarschaft erlebt: Eine grüne Insel, ein begrünter Innenhof wird abgerissen und betoniert: Es müssen neue Wohnungen geschaffen werden, und dort kommt ein Supermarkt hinein. Ich habe unter anderem mit jugendlichen Anwohnern geredet, die gesagt haben, dass sie das erhalten wollen. Zufällig war auch der Bauführer der Abrissfirma anwesend, ein ehemaliger Schulkollege, und der hat als hartgesottener Abreißer gesagt: Das ist wirklich ein Wahnsinn, schade um dieses grüne Paradies! Aber da kann man nichts machen, dahinter ist das Kapital, die Dinge sind längst entschieden, und der Wohnraum wird gebraucht. Warum wird der Wohnraum gebraucht? - Weil Wien eine verdichtete Stadt ist und immer mehr Menschen hier herkommen und natürlich Wohnraum nachfragen. Um einmal den Grund herauszuskizzieren: Im Prinzip lassen wir Menschen aus dünn besiedelten Gebieten, wo ökologische Belastbarkeit vorhanden wäre, in überbevölkerte Regionen in Europa zuziehen, und das ist ökologisch unsinnig, davon gehen sie aber nicht runter. Wenn wir uns diese Probleme hier vergegenwärtigen, dann kommt mir die Umweltanwaltschaft, der ich persönlich ja sehr positiv gegenüber stehe, vor wie die Anwälte im ehemaligen Ostblock, in der DDR, die als Feigenblätter des Systems tätig waren und sich auch bemüht haben, an den grundlegenden Problemen aber nichts ändern konnten. Die politischen Rahmenbedingungen waren vorgegeben, es konnten vielleicht die Verwandten beruhigt werden oder Betreuungsarbeit gemacht werden, aber das Grundprinzip stand fest und gegen die politischen Hintergrundkräfte konnte nicht agiert werden. Ich hoffe, dass diese Probleme angegangen werden! Übrigens habe ich mir die Unterlagen des letzten Berichtes durchgelesen: Von der SPÖ, von Kollegen Taucher, wurde die Erhöhung des Beitrages angekündigt. Auf einen Zwischenruf warten wir vergebens! Es ist ja auch zu bedenken, dass dieser Geldbetrag von 245.000 EUR jährlich von der Kaufkraft her immer weniger wird. Wenn man das schon nicht erhöht, dann wäre vielleicht eine Anpassung angebracht! Einen Ratschlag an die Umweltanwaltschaft erlaube ich mir noch: Eine große Gefahr, die jetzt auf die Grünraumentwicklung in Wien zukommt, besteht auch seitens der ÖVP-Bundesregierung in Hinblick auf die militärischen Liegenschaften, die einen großen Teil des Grünraums Wiens darstellen. Es ist ja schon wieder von Kasernenschließungen und anderem die Rede. Erfahrungsgemäß haben solche Kasernenschließungen bisher zu einer Betonierung des Grünraums geführt. Erlauben Sie mir jetzt im Übrigen folgende Seitenbemerkung: Ich hoffe, dass das zurückgenommen wird, denn ein Bundeskanzler, der verfassungsgesetzlich gewährleistete Rechte außer Kraft setzt, bewegt sich ohnehin auf heiklem Gebiet. Eine Änderung der Bundesverfassung und die Streichung der militärischen Landesverteidigung sind immer noch die Aufgabe eines Parlaments und nicht eines einzigen Bundeskanzlers, der seine Ministerin anruft. Sonst wäre ja der Vorwurf des Machtmissbrauchs und der Handlungsweise einer Art Bonsai-Dollfuß nicht ganz unbegründet. In diesem Sinne rufe ich rot-grüne Regierung auf, diesbezüglich in eine Diskussion einzutreten, die wahren Gründe der Umweltzerstörung zu hinterfragen und sich der Diskussion zu stellen. Bei der Umweltanwaltschaft bedanke ich mich für deren Tätigkeit. Ich hoffe, dass es für die wahre grüne Bewegung in Wien aufwärts geht! Wenn wir über Heuchelei und Feigenblätter sprechen: Wenn Tausende in rechtswidriger Weise zusammensitzen und eine Demonstration machen, während hier eine Glasscheibe desinfiziert wird, könnte man das auch als Heuchelei bezeichnen. Präsident Ernst Woller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Abrahamczik. Ich erteile ihr das Wort. Abg. Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Landesrätin! Sehr geehrte Umweltanwältin! Herzlich willkommen bei uns im Haus! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich mich dem Bericht widme, möchte ich kurz etwas aufklären: Kollegin Olischar hat vorher in den Raum gestellt, was Stadt Wien - Umweltschutz ist. - Ich weiß, dass viele Dinge, die man über lange Jahre gewohnt ist, im Kopf abgespeichert bleiben und es ein bisschen dauert, bis man sich umgewöhnt hat. Zur Erinnerung: Es gab voriges Jahr eine Präsentation der Neuaufstellung der Marke der Stadt Wien. Wir haben das Logo, es gibt die eigene Schrift, und es gibt die Bezeichnungen für die Abteilungen. Bisher waren wir die Bezeichnung MA plus eine folgende Zahl gewohnt, in Zukunft heißt es: Stadt Wien plus eine Bezeichnung für die Abteilung. Daher heißt die MA 22 nun offiziell - und deswegen auch im Impressum - Stadt Wien - Umweltschutz, die MA 60 heißt Stadt Wien - Veterinäramt und Tierschutz, und die MA 15 heißt nun - weil wir vorher von Gesundheit geredet haben - Stadt Wien - Gesundheitsdienst. Das wollte ich nur kurz aufklären, damit es hier nicht zu Verwirrungen kommt. Insgesamt zur Wald- und Wiesen-Charta wird Kollege Taucher nachher noch sprechen. Ich möchte mich jetzt dem Bericht widmen, der in der bisherigen Diskussion leider ein bisschen untergegangen ist. Kollege Amhof ist zwar auch darauf eingegangen, aber weitaus mehr auf das, was nicht in diesem Bericht steht. Ich würde gerne noch darauf eingehen, weil auch die Frau Umweltanwältin extra gekommen ist, um uns zuzuhören, wie wir diesen Bericht diskutieren, und um auch unsere Diskussion quasi für ihre weitere Arbeit und - wie ich hoffe - auch Anregungen mitzunehmen. Vorausschicken möchte ich, dass man beim Tätigkeitsbericht der Umweltanwaltschaft 2018/2019 sehen kann, welch breites und vielfältiges Aktivitätsfeld die Wiener Umweltanwaltschaft hat. Es ist ein Wahnsinn, was hier in den verschiedensten Bereichen geschieht! Sehr gut hat mir auch gefallen, dass schon im Vorwort auf aktuelle Herausforderungen eingegangen wird. Dabei wird klarerweise nicht nur die Klimakrise erwähnt, sondern auch, dass auch die Corona-Pandemie Folgen hat, mit denen wir uns auseinandersetzen werden müssen. Insgesamt hat man sich vier Schwerpunkten gewidmet, nämlich der Klimakrise, der Stadtökologie, dem Thema Antiatom und dem Thema Stadtnatur. Wir sehen im Bericht diverse Aktivitäten. Leider kann ich nicht im Detail auf alles eingehen, aber dieser Bericht liegt ja uns allen vor. Dennoch möchte ich auf ein paar Punkte eingehen, um jenen, die vielleicht noch nicht dazugekommen sind, sich den Bericht genauer anzusehen, einen kleinen Überblick zu bieten. Im Bereich Naturschutz wird auf ein Thema sehr stark gesetzt, und das freut mich. Diesbezüglich möchte ich auch auf die Aussagen der Frau Landesrätin verweisen: Uns ist in der Geschäftsgruppe Umwelt natürlich immer die Bewusstseinsbildung sehr wichtig. Es geht darum, Menschen zu informieren, ihnen Informationen mitzugeben, ihnen Alternativen aufzuzeigen, wie man nachhaltig und ökologisch leben kann und wie man in unserer Stadt die Natur schützen kann. Das geschieht beispielsweise über Exkursionen, bei denen vor allem auch Kinder und Jugendliche die Natur besser kennen lernen und sich damit auseinandersetzen können. Außerdem gibt es die Umweltbildung in der Schule. Auf Seite 13 habe ich einen Bereich gefunden, den ich für sehr wichtig halte: Dabei geht es um Lebensmittel und nachhaltigen Konsum für Jugendliche. Man ist ganz gezielt in Produktionsschulen gegangen und hat versucht, junge Menschen im Bereich Ernährungskompetenz zu sensibilisieren, damit sie sich damit auseinandersetzen, woher kommt unser Essen, wie es zustande gebracht und produziert wird, was gesund ist und was nachhaltig ist. Gerade vorher haben wir beim Bericht der PatientInnenanwaltschaft auch gehört, dass Adipositas gerade bei Kindern und Jugendlichen ein großes Thema ist. Das heißt, sie sollen sich intensiver damit auseinandersetzen, wie man zu regionalen, gesunden Lebensmitteln kommt. - Das halte ich für sehr zentral. Kollege Maresch hat vorhin auch schon unseren Antrag erwähnt, den ich dann noch einbringen werde. Ich möchte mich aber jedenfalls hier bedanken, weil ich glaube, dass es insgesamt sehr nachhaltig ist, wenn man gerade bei Kindern und Jugendlichen ansetzt, denn das Wissen, das hier erworben wird, wird oft auch mit nach Hause getragen. Die Lichtverschmutzung wurde auch schon erwähnt. Persönlich hat mir im Bereich der Bildung auch diese Wanderausstellung zu tierischen Untermietern gut gefallen. Ich bin selbst darüber gestolpert, denn diese wurde ja an verschiedenen Orten in dieser Stadt gezeigt. Einmal war ich am Hauptbahnhof und hatte ein bisschen Zeit, bis der nächste Zug kommt, und da habe ich das dann gesehen. Es ist wunderschön gestaltet und sehr informativ. Zu dieser Wanderausstellung möchte ich wirklich gratulieren, denn durch sie wird auch an Orten, wo man es vielleicht gar nicht vermutet, Wissen zu Natur und Umwelt mitgegeben! Der Baumschutz beschäftigt uns in diesem Haus auch immer wieder. Diesbezüglich ist auch die Stadt Wien - Umweltschutz beziehungsweise die MA 22 sehr aktiv. Inzwischen arbeitet man auch österreichweit an einer österreichischen Baumkonvention, um auch darauf zu schauen, dass nicht beispielsweise auf Grund von Haftungsfragen unnötige Baumschnitte erfolgen. Die Pestizidreduktion ist für uns in Wien auch kein neues Thema. Ich finde es toll, dass in diesem Bericht die vielen verschiedenen Bereiche so wunderbar zusammengefasst sind. Und es gibt ja noch viel mehr, das weiß ich. Betreffend Klimawandel, gerade was Flächenwidmungen, Wohnen, et cetera betrifft, ist die Umweltanwaltschaft auch aktiv. Weiters beschäftigt sie sich mit Stadtplanung und Mobilität. Dabei geht es auch um Hitzeinseln: Es wird immer heißer, wir erleben einen Hitzesommer nach dem anderen, wir wissen, dass es mittlerweile jedes Jahr mehr Hitzetote als Verkehrstote gibt. Daher ist es wichtig, gerade diesbezüglich Maßnahmen zu setzen. Für die Umweltanwaltschaft als Atomschutzbeauftragte der Stadt Wien gibt es ebenfalls viele Aktivitäten, Veranstaltungen, Publikationen und Netzwerke, wo man sich austauscht. Leider ist das Thema noch immer und immer wieder sehr viel aktueller, als wir uns das wünschen würden. Hinsichtlich des Bereiches Umwelt und Gesundheit möchte ich gratulieren: Die WIDES-Datenbank, also die Wiener Desinfektionsmitteldatenbank, hat nämlich auch eine internationale Auszeichnung bekommen beziehungsweise hat die Umweltanwaltschaft die Auszeichnung dafür bekommen, dass sie das federführend mitgestaltet hat. Wenn das international anerkannt wird und man sagt, das ist ein Vorbild für uns, an dem wir uns orientieren möchten, dann zeigt das auch, auf welch hoher Ebene und auf welch hohem Level hier gearbeitet wird. Auch das Ressourcenmanagement ist ein Thema, das uns natürlich in einer wachsenden Stadt beschäftigt. In der Abfallwirtschaft liegt der Schwerpunkt auf der Lebensmittelabfallvermeidung. Wir wissen, dass rund ein Drittel der Lebensmittel weltweit weggeworfen wird, ohne dass sie vorher konsumiert werden. Daher beschäftigt es uns sehr, besonders genau darauf aufmerksam zu machen, wie man das verhindern kann. - Ich freue mich, dass auch das hier einen prominenten Platz gefunden hat. Wir alle kennen ÖkoKauf Wien: Auch das ist ein großartiges Projekt, das meines Erachtens immer wichtiger wird. Wenn nämlich das Bewusstsein steigt, gibt es auch immer mehr Interesse. Ich finde es sehr schön, wenn wir es als Stadt leisten können, dass Unternehmen unterstützt werden, um auf den Weg zu einer nachhaltigeren Unternehmensweise zu gelangen. Natürlich gibt es eine Vernetzung mit den Landesumweltanwaltschaften. Ganz zentral ist immer das BürgerInnenservice, wo - wie ich dem Bericht entnehme und auch weiß - die Umweltanwaltschaft natürlich auch ganz stark als Vermittlerin auftritt, was sehr sinnvoll ist. Es geht ja nicht darum, sich gegenseitig Argumente an den Kopf zu werfen, sondern man versucht, gemeinsam zu einem Ziel zu kommen, und es ist meiner Meinung nach genau der richtige Weg, wenn eingeladen wird und sozusagen alle Beteiligten beziehungsweise Involvierten an einen Tisch geholt werden, um zu schauen, dass man gemeinsam zu guten Lösungen für die Wienerinnen und Wiener und für die Natur und Umwelt in dieser Stadt kommt. Ich freue mich, wenn dieser Weg so fortgesetzt wird. Es gibt diverse Beratungen, betreffend Bäume, betreffend Winterdienst und natürlich auch betreffend Tiere. Kollegen Stumpf sind, wie ich weiß, immer die Igel sehr wichtig. Daher wird es ihn freuen, dass diese im Bericht auch vorkommen: Beispielsweise wird auf diese Rasenmähroboter verwiesen, die wirklich sehr gefährlich sind und bei deren Anwendung leider viele, viele Igel zu Tode kommen. Es geht darum, auch die Menschen zu informieren, die das nicht absichtlich machen. Das ist, finde ich, sehr zentral, und das zeigt auch die Breite des Aufgabengebiets, das hier umfasst ist. Zu Begutachtungen und Verfahren möchte ich gar nicht viel sagen: Natürlich gehört vor allem die Kommunikation und Vernetzung dazu, wenn man in diesem Bereich aktiv ist und sich als Anwaltschaft für einen so zentralen Bereich einsetzt. Ich meine, das geht aus dem Bericht sehr gut hervor, denn es gibt eine Seite, wo eine Organisation, eine Initiative, eine Institution nach der nächsten aufgezählt ist. Genau diese Vernetzung funktioniert sehr gut, man kann dadurch auch selbst Expertise aufbauen, und genau das ist aus meiner Sicht die große Stärke der Wiener Umweltanwaltschaft: Es gibt dort viel Wissen, rechtliches Wissen und sachliche Kompetenz, durch den Austausch und das Vernetzen mit Wissenschaft und Forschung, und durch das Zuhören, was denn die Bedürfnisse und die Herausforderungen unserer Zeit sind. Das zeigt, warum ihr und eure Arbeit so sehr gebraucht werden. Wichtig ist dabei auch, dass wir immer wieder darauf hingewiesen werden, wo wir vielleicht noch aktiver sein sollten. Dafür möchte ich auf jeden Fall schon Danke sagen. Bevor ich ganz zum Schluss komme, möchte ich aber noch den von Kollegen Maresch bereits angekündigten Antrag vorstellen beziehungsweise auch einbringen, und zwar einen Beschluss- und Resolutionsantrag der Landtagsabgeordneten - ich lese es in der Reihenfolge vor und es tut mir leid, dass ich mich in diesem Fall selber als Erste nenne - Abrahamczik, Taucher, Valentin, Berner und Ellensohn betreffend "Wien isst G.U.T.": Die Stadt beziehungsweise das Land Wien bekennt sich zu einem nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln, insbesondere tierischen Lebensmitteln von der Produktion bis zum Konsum und der Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Warum ist das wichtig? - Wir haben in dieser Stadt schon Maßnahmen gesetzt, wir haben schon Beschlüsse gefasst. Sie erinnern sich: Es gab schon letztes Jahr einen Antrag, in dem wir den Bund aufgerufen haben, die Haltung von Schweinen auf Vollspaltenböden zu verhindern, zu verbieten. Wir haben Anfang dieses Jahres als Landtag ein Bekenntnis beschlossen, dass uns der nachhaltige Umgang mit Lebensmitteln wichtig ist. Und wir haben in diesem Haus einstimmig beschlossen, dass aufbauend auf den bisherigen Aktivitäten ein Lebensmittelaktionsplan mit weiteren konkreten Maßnahmen zu erstellen ist. Wir wissen, dass unsere Umwelt, unser Klima, die Natur rund um uns sehr massiv von der Lebensmittelproduktion beeinflusst werden. Das hat einen ganz direkten Einfluss darauf, und es ist schön und wichtig, die Wienerinnen und Wiener zu informieren, woher die Lebensmittel kommen. Die wirklich informierte Entscheidung kann man halt nur treffen, wenn man weiß, dass es auch die richtige Kennzeichnung gibt. Oft ist es für die Konsumentinnen und Konsumenten nicht nachvollziehbar, woher die Lebensmittel kommen - gerade bei den verarbeiteten ist das ein Riesenthema -, und daher möchten wir eine bundesweite verpflichtende Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln. Ich hoffe, dieser Antrag findet eine breite Zustimmung. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dort, wo es in unserem Einflussbereich ist, dass die Herkunft der Lebensmittel und die Haltungsform der Tiere gekennzeichnet werden, und werden uns auf Bundesebene dafür einsetzen, dass es dort zu einer verpflichtenden und kontrollierten Kennzeichnung von verarbeiteten und nicht verarbeiteten Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung kommt und tierquälerische Haltungsformen wirksam unterbunden werden. - In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. Abschließend bleibt mir, noch einmal ein großes Danke auszusprechen - das darf ich dir stellvertretend für die ganze Wiener Umweltanwaltschaft mitgeben und darf bitten, das auch auszurichten. Wir freuen uns immer über die Berichte. Es ist schön, hier auch so viel für uns mitzunehmen, und ich freue mich schon auf eure weitere Arbeit. Ein großes Dankeschön! Präsident Ernst Woller: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Gara. Ich erteile es ihm. Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Frau Umweltanwältin! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mich jetzt doch noch zu diesem Geschäftsstück zu Wort gemeldet. Zuerst der Dank an die Kolleginnen und Kollegen in der Umweltanwaltschaft - ich halte es für eine Stadt wie Wien für sehr wichtig, dass hier auch das Thema Umweltschutz wirklich hochgehalten wird, auch durch eine Institution wie die Wiener Umweltanwaltschaft. Ich komme aber jetzt weniger inhaltlich auf das Thema der Umweltanwaltschaft und all die Themen, die hier im Bericht diskutiert werden, zu sprechen, sondern mir geht es eigentlich um einen politischen Prozess. Mir geht es um einen politischen Prozess, der darin mündet, dass wir diesen Antrag mit der Charta bekommen, aus dem nicht wirklich ersichtlich ist, was jetzt diese Charta ist. Und dann bekommen wir heute eine solche Broschüre, die an uns verteilt wird, und das empfinde ich schon als ziemliche Chuzpe, so nach dem Motto: Okay, vor den Wahlen werden jetzt überall die Druckmaschinen anlaufen, Broschüren werden gedruckt, wir bekommen tonnenweise von all den verschiedensten Abteilungen Broschüren und Jubelmeldungen. Das ist ja okay, aber das empfinde ich wirklich schon als Chuzpe. Und weil vorhin im Beitrag von Rüdiger Maresch diskutiert wurde, was jetzt das Leitbild Grünraum mit der Wald- und Wiesen-Charta zu tun hat und dass es da ja um das Thema der Biodiversität und der Wanderkröten gehe, sage ich: Na ja, wenn man sich das Leitbild Grünraum genau anschaut, geht es ja auch um Funktionen des Grünraums, und zu den Funktionen des Grünraums gehört beispielsweise auch die Aufrechterhaltung der Artenvielfalt. Das heißt, wenn man das wirklich intelligent aufsetzt, dann verknüpft man diese beiden Themen und macht nicht am Vortag ein Leitbild Grünraum und im Landtag von Seiten der SPÖ eine Charta für den Wald- und Wiesengürtel, und so weiter, und so fort. Ich denke mir: Ja, vor den Wahlen kommt jeden Tag noch irgendeine andere Broschüre dazu, aber wenn Sie ein bisschen hineinhören, was die BürgerInnen draußen, die vielen Bürgerinitiativen denken, dann wissen Sie, die fühlen sich, ganz ehrlich, gefrotzelt. Ich denke da an den Südraum Wiens, an Favoriten, den Südraum Favoritens, an Oberlaa: Wie lange haben die dafür gekämpft, dass man dort endlich ein Stadtteil-Leitbild macht! Und die finden den Prozess gar nicht wow, die fühlen sich eigentlich gefrotzelt, weil sie sagen, okay, da wird jetzt ein Leitbild Grünraum beschlossen, und eigentlich sind sehr große Bereiche dieses Südraums Favoritens noch nicht ausdiskutiert! - Das ist keine Bürgerbeteiligung, wie ich sie mir vorstelle. Das ist auch keine BürgerInnenbeteiligung, wie sich die BürgerInnen diese vorstellen. Und das gilt für viele andere Bürgerbeteiligungsverfahren auch, denn gerade in einem so großen Bereich wie dem Südraum Favoritens geht es ja nicht um einen kleinen Park oder eine kleine Grünfläche, die ich mit einer anderen abtausche, sondern da geht es um große Ackerflächen, und so weiter. Und eigentlich ist das nicht stimmig, und man kann ein solches Leitbild Grünraum nicht beschließen, bevor man diesen Prozess abgeschlossen hat. Und der zweite Punkt für mich ist die Verbindlichkeit, denn das ist etwas, was ich auch immer kritisiere: Wir brauchen verbindlichere Pläne, auf die sich die BürgerInnen verlassen können, so wie wir es am Beispiel der Energieraumpläne in der Bauordnung gemacht haben - das halte ich für ein sehr gutes Instrument. Und das gilt bei den grünen Leitbildern, Grünraumplänen, der Wald- und Wiesen-Charta oder Sonstigem, wie es auch immer heißt, auch. Diese Verbindlichkeit geht den Menschen ab, und deswegen revoltieren sie ja auch, deswegen sind sie unzufrieden mit den Prozessen der Bürgerbeteiligung, das ist genau der Grund, und das vermisse ich. Das war auch der Grund, warum wir das gestern abgelehnt haben, und das ist auch der Grund, warum ich auch diesem Antrag nicht zustimme: Weil ich mich da echt gefrotzelt fühle, wenn ich heute das bekomme und man sagt, na ja, und das setzen die dann um. - Ist ja eh logisch, dass die Beamten und Beamtinnen das umsetzen, das ist ja ihre Aufgabe und ich bin ihnen auch dankbar, dass sie das tun, aber ganz ehrlich: Wenn ich mir die Maßnahmen da drinnen anschaue, dann sind das keine Maßnahmen, sondern das ist eine Mischung aus Zielen und Maßnahmen. Es sind eigentlich keine konkreten Kennzahlen drinnen, was man damit erreichen will, ich kann auch die Wirkung davon nicht messen. Das ist wie in der Gesundheitspolitik. In der Gesundheitspolitik fehlen uns die Daten, damit wir wissen, wie die Maßnahmen wirken. In der Klimapolitik fehlen uns auch die Daten, damit wir wissen, wie die Maßnahmen wirken. Und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt: Wir müssen hier entsprechend wirkungsorientiert vorgehen. Rein jetzt vor der Wahl wieder da die eine oder dort die andere Broschüre, ganz ehrlich, das finde ich nicht okay und das finden auch die BürgerInnen nicht okay. Die wissen das und die hören da auch zu und sie sprechen auch mit uns, und die sind wirklich angefressen, weil das irgendwie so über ihre Köpfe hinweg gemacht wird. Die bemühen sich, die haben Vorschläge, die sind interessiert, die wollen wirklich aktiv einen solchen Prozess gestalten, aber das, was dort abgeht, ist gar nicht wow. - Danke schön. Präsident Ernst Woller: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Guggenbichler. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Umweltanwältin Schnattinger! Wir kennen uns jetzt doch schon relativ lange, und ich darf auch der Umweltanwältin für ihre Tätigkeit danken, denn sie hat es ja nicht so leicht im Umweltschutz und im Tierschutz. Wenn man mit der "Beton-Ulli" und dem "Schredder-Rüdiger" zusammenarbeiten muss, dann tut man sich halt schwer, einen vernünftigen Umweltschutz zu machen. Wir haben heute zwei Anträge bekommen, und das finde ich schon ziemlich dreist. Man muss ja wissen, dass die GRÜNEN letzte Woche im Parlament einen Antrag abgelehnt haben, der das ... (Abg. Mag. Rüdiger Maresch: Na und?) - Was heißt: "Na und?" Ihr hättet die Chance gehabt, lieber Rüdiger! Sag nicht "Na und?" Du stellst heute einen Antrag, auf dem du draufstehst und in dem du sagst, du bist gegen das Kükenschreddern, und letzte Woche hat eure Nationalratsfraktion gemeinsam mit der ÖVP gegen das Verbot von Kükenschreddern gestimmt - und jetzt sagt der Herr Maresch, das stimmt nicht. "Schredder-Rüdiger", ich darf dir kurz etwas vorlesen. Es gibt da ein Medium, das heißt "kontrast.at" - das ist jetzt nicht als das typische freiheitliche Medium bekannt -, und da steht drinnen: "Kükenschreddern: Grüne und ÖVP stimmen gegen Verbot." Auf der Facebook-Seite der GRÜNEN in Floridsdorf steht von einer Bürgerin: "Frage: Warum habt ihr gegen das Kükenschredderverbot gestimmt? Bin wahnsinnig enttäuscht von euch." - Das schreibt eine Bürgerin. Was schreiben die GRÜNEN in Floridsdorf zurück? Rüdiger, du hast gerade gesagt, es stimmt nicht, aber offensichtlich sagen die Floridsdorfer GRÜNEN, dass es schon stimmt, denn ich darf dir vorlesen, was die GRÜNEN in Floridsdorf zurückgeschrieben haben: "Liebe Frau Baier, dies ist ein Nachteil bei der Regierungsbeteiligung: Man kann als Koalitionspartner nicht für einen Antrag der Opposition, im gegenständlichen Fall der SPÖ, stimmen," - also stimmt es doch, die GRÜNEN in Floridsdorf bestätigen das - "auch wenn man dem Antrag zustimmen wollte", und danach diese alte Leier, dass die GRÜNEN glauben, dass sie, indem sie sich jetzt für das Schreddern von Küken aussprechen, eine böse freiheitliche Regierungsbeteiligung verhindert haben. Das ist die Rechtfertigung! Millionen Küken werden geschreddert, und eure Rechtfertigung ist: Wir wollen ja nicht mehr in der Opposition sein, wir sind gern an den Futtertrögen, und die Blauen sind nicht in der Regierung! - Das ist das, was der "Schredder-Rüdiger" von sich gibt. Aber es wird ja noch viel besser. Die GRÜNEN in Floridsdorf haben ja eine noch viel größere Chuzpe, als sie der "Schredder-Rüdiger" an den Tag legen kann, denn: Der "Schredder-Rüdiger" stellt heute einen Antrag gegen Schreddern - letzte Woche habt ihr dafür gestimmt -, und die GRÜNEN schreiben da: Ja, wir haben gegen das Verbot des Schredderns stimmen müssen!, und was schreiben sie zwei Postings weiter unten? - Eine Werbung für das Tierschutzvolksbegehren! - Na, das ist schon ein bisschen dreist! Zuerst rechtfertigt ihr das Schreddern, und zwei Postings weiter unten macht ihr eine Werbung: Bitte das Tierschutzvolksbegehren unterschreiben! - Das ist grüne Moral! Ihr schafft es, euch in ein und demselben Feed zu widersprechen. Sich für das Schreddern und für den Tierschutz auszusprechen, das schaffen nur die GRÜNEN - und wahrscheinlich nicht nur die Floridsdorfer GRÜNEN. Aber ich habe noch etwas gefunden auf der Facebook-Seite der Floridsdorfer GRÜNEN. Das ist ja eine sehr ergiebige Seite, weil man erstens über Kompetenz im Tierschutz spricht und zweitens über Tierschutz allgemein, wie sie so dazu stehen. Da gibt es eine Kandidatin, die Frau Angelika Pauer, die kandidiert auf der Bezirksratsliste in Floridsdorf. Und was schreibt die zum Thema Kükenschreddern? - Sie schreibt: "Also mir ist es lieber, die Koalitionspartner suchen sich nicht ständig variable Mehrheiten im Parlament," - sagt sie - "sondern versuchen partnerschaftlich, was weiterzubringen. Wenn es nimmer geht, muss man eh aussteigen, aber bitte nicht nach einem halben Jahr. Und wegen den Küken, die dann drei Monate später gemästet werden und ohnehin geschlachtet werden, ist das doch wurscht." - Das schreibt die Kandidatin von den GRÜNEN! Das schreibt die Frau Kandidatin von den GRÜNEN - das ist ja echt unfassbar - und hat nicht einmal eine Ahnung, dass die männlichen Küken ja deswegen geschreddert werden, weil sie sich nicht so gut entwickeln und nicht so gut zum Fleisch beitragen, deswegen werden die männlichen Küken geschreddert. - Das zum Thema Fachkompetenz. Es werden nämlich nur die männlichen Küken geschreddert. Also, lieber Rüdiger, in deinem Lehrerjargon wollte ich dir nur sagen: Setzen, Nicht genügend!, aber nicht nur für dich, sondern für die ganze Fraktion und auch für eine Bezirksgruppe, die du in Floridsdorf hast. Gut, und das Zweite ist - und daran sieht man, was wirklich Umweltschutz ist -: Wir kriegen heute einen Antrag - (in den Unterlagen blätternd) es ist der zweite Antrag, der Resolutionsantrag -, in dem es darum geht, dass wir die Wiener Wald- und Wiesen-Charta heute beschließen sollen, oder nein, es steht drinnen: Wir unterstützen sie. Oder wie? Ich muss mir das genau anschauen: "Der Wiener Landtag bekennt sich zur vorliegenden Wiener Wald- und Wiesen-Charta." - Das ist der Antrag. Und ich denke mir, jetzt bin ich doch schon relativ lange im Umweltausschuss, aber die Wald- und Wiesen-Charta kenne ich nicht. Jetzt habe ich ein bisschen umgefragt bei Kollegen, und die sagen: Nein, die Wald- und Wiesen-Charta kenne ich nicht. Dann habe ich mir gedacht, okay, dann frage ich meine Kollegen von einer anderen Fraktion. Dann haben die gesagt: Ja, es kann schon sein, dass du die nicht kennst, denn die ist ja noch nicht da. - Die wurde auch nicht im Ausschuss beschlossen. Und dann lese ich eine Presseaussendung, die heute um 10 Uhr am Vormittag von der Frau Stadträtin ausgesendet wurde, wo drinnensteht - wo steht es?, Leitlinie, ganz oben war das gleich -: "Die Wiener Wald- und Wiesen-Charta wurde heute, Mittwoch, im Wiener Landtag beschlossen." - Das hat die Frau Stadträtin heute um 10 Uhr ausgeschickt, und sie schreibt noch, wie toll das nicht ist und wie super das nicht ist. Und ich denke mir, komisch, ich schaue mir einmal die Tagesordnung an, und sehe: Das steht gar nicht zum Beschluss. Es gibt nur einen Resolutionsantrag, dass wir sie unterstützen, aber diese Charta wurde weder im Umweltausschuss beschlossen, die wurde in Wahrheit vielleicht im Büro der Frau Stadträtin beschlossen. Im Betonbüro haben Sie sich vielleicht mit dem "Schredder-Rüdiger" zusammengesetzt und haben gesagt: Das machen wir jetzt! - Oder vielleicht war es doch diese Eifersüchtelei, weil eben gestern die GRÜNEN etwas gemacht haben, dass heute die Roten über Umweltschutz reden müssen. Frau Stadträtin! Ich habe mir gedacht, ich bemühe mich jetzt wirklich und mache wirklich aktiven Umweltschutz und habe nicht so wie Sie diese Broschüre da produziert. Ich mache sie einmal auf. Wenn man es sich so anschaut, ist das relativ viel Papier. Ich stelle mir das so vor: Da sitze ich daheim mit dem großen Papier - das Rednerpult ist zu klein, das geht sich gar nicht aus - und sehe einmal ungefähr 20 Zeilen auf der 1. Seite, dann auf der 2. Seite 4 Zeilen, dann gibt es - ja, da ist ein bisschen mehr drinnen - eine Seite mit großen Nüssen, habe ich gesehen, wunderbar, mit Wasser, viel Wasser. Schaut: Dafür müssen die Bäume nämlich sterben, für dieses Papier, das da produziert wurde! Das ist nämlich echt das Lustige daran: Wir machen eine Broschüre über den Schutz von Wald, und für diese Broschüre, für dieses Papier, das Sie kiloweise oder wahrscheinlich tonnenweise produzieren - oder machen Sie es nur für die Klubs oder für Ihr Büro, ich weiß es nicht -, holzen Sie Wald ab! Ich meine, Sie wissen ja wohl, woraus dieses Papier besteht, Frau Stadträtin, das werden Sie ja wohl wissen. Und ich mache aktiven Umweltschutz: Ich drucke mir Ihre unsinnige Presseaussendung gar nicht aus und leihe sie mir von der Oppositionspartei, von der Frau Olischar, aus. Das ist nämlich ein Upcycling der Presseaussendung - wovon Sie auch die ganze Zeit sprechen -, weil es das Papier nicht wert ist, dass man das ausdruckt, was Sie schreiben. Also, Frau Stadträtin, ich würde mich echt ein bisschen genieren: Erstens eine Aussendung zu machen und reinzuschreiben, dass heute etwas beschlossen wurde, obwohl es noch gar nicht auf der Tagesordnung ist, dann Broschüren zu drucken, die am Ende des Tages mehr Wald hin machen, als sie schützen, und dann noch einen Antrag zu stellen, in dem Sie sich auf eine Charta berufen, die keiner hat - das ist Ihre Leistung. Frau Stadträtin, ich kenne Sie jetzt echt zehn Jahre und Sie waren schon oft ziemlich schwach, aber heute haben Sie alles geschlagen. - Danke sehr. Präsident Ernst Woller: Es liegt mir nun eine Wortmeldung für eine tatsächliche Berichtigung von Abg. Maresch vor. Bevor ich Abg. Maresch das Wort erteile, möchte ich aber feststellen, dass ich zwar für lustige Formulierungen im Hohen Haus bin, aber dass die Terminologie, die Abg. Guggenbichler jetzt verwendet hat, eine Verunglimpfung von Mitgliedern dieses Hauses und damit auch eine Verunglimpfung des Hohen Landtages ist, und ich erteile dafür einen Ordnungsruf. "Schredder-Rüdiger" und "Beton-Ulli" sind jedenfalls keine Begriffe, die des Hohen Hauses würdig sind. Zu Wort gemeldet ist zu einer tatsächlichen Berichtigung Herr Abg. Maresch. - Bitte. Abg. Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): So, jetzt einmal zur tatsächlichen Berichtigung: Also auf Seite 160 - und das habe ich ja hineinverhandelt - steht, dass wir das Verbot des Schredderns in dieser Periode gemeinsam beschließen werden. Das haben wir durchgesetzt, gegen den Bauernbund. - So, das war das Erste. Das Zweite ist: Die SPÖ hat den Antrag gestellt, dass bei den Verhandlungen dazu der Inkrafttretenstermin am 1.1.2022 fixiert werden soll. - Das ist es in Wirklichkeit gewesen. (Zwischenruf.) - Moment, ich bin noch am Wort, und ich habe nur zwei Minuten. - Aber die Verhandlungen laufen, und der Termin muss im Paket mit den Maßnahmen festgelegt werden. - Das war die eine Geschichte, die da passiert ist. Was im "Kontrast" steht, weiß ich nicht, das ist eine Zeitung, die ich nicht kenne, die zur SPÖ gehört. Das andere ist in Wirklichkeit (Zwischenruf von Abg. Ing. Udo Guggenbichler.) - lass du einmal kurz deine Kasperliaden, denn es geht nämlich weiter -, dass ich aber schon sagen kann, dass ich derjenige war, der als grüner Tierschutzsprecher sagt: Nein, ich bin gegen das Kükenschreddern, ich bin auch gegen das Töten! (Ruf: Ja?) - Ich brauche deinen Kommentar dazu jetzt nicht, ich brauche auch keine Haltungsnoten von dir. - Aber ganz im Gegensatz zu anderen sage ich zum Beispiel: Wenn der Bund der Meinung ist, dass das eben nicht so geht, dann nehme ich mir heraus, trotzdem anderer Meinung zu sein. Das ist eine Geschichte, die du vielleicht nicht kennst. Aber ich bin der Meinung, dass Kükenschreddern einfach von der Tierethik her gar nicht geht. Deswegen kann ich auch so eine Geschichte unterstützen, auch wenn meine Bundespartei das anders beschlossen hätte. Hat sie aber gar nicht. Du hast dich in Wirklichkeit zu wenig informiert, das steht einfach fest, und da helfen deine Kasperliaden gar nichts. Du hast den Beschluss im Bund nicht gesehen, darfst dich aber gerne noch einmal berichtigen. - Danke schön. Präsident Ernst Woller: So, nach dem Putzen gibt es eine weitere tatsächliche Berichtigung von Abg. Guggenbichler. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Ich nehme zur Kenntnis, dass "Beton- Ulli" und "Schredder-Rüdiger" eine Beleidigung des Hauses ist und "Kasperliade" einen anderen Abgeordneten, der vorher eine ernsthafte Rede in diesem Haus gehalten hat, nicht herabwürdigt. Ich darf den Rüdiger tatsächlich berichtigen oder zumindest den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen aufzeigen. Du hast jetzt aus dem Regierungsprogramm vorgelesen. Ich kann mich an den August 2015 erinnern, als sich Rüdiger Maresch auf das Zieselfeld am Marchfeldkanal gestellt hat und gesagt hat: Wenn die GRÜNEN noch einmal in die Regierung kommen, wird dieses Feld ein Naturschutzgebiet! - Fünf Jahre später stehen dort Hochhäuser, Herr Maresch. Das ist die Wahrheit, und das kann man von euren Ankündigungen erwarten und sonst nichts. Präsident Ernst Woller: Bitte desinfizieren. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Taucher. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Mag. Josef Taucher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Sehr geehrte Frau Umweltanwältin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sind noch immer beim Bericht der Umweltanwaltschaft, für den ich mich herzlich bedanken will. Ich möchte einen Aspekt hervorheben - weil ihr ja auch die Stelle seid, die diesen aktiven Antiatomkurs fährt -, nämlich sozusagen das Antiatomgutachten. Das Thema Antiatompolitik ist in Österreich ein bisschen in den Hintergrund geraten, weil wir halt kein Atomkraftwerk haben, und deswegen tun wir so, als ob da eh nichts wäre. Alle anderen Länder haben ihre Atomkraftwerke natürlich an die Grenze Österreichs gebaut, damit sie weit weg von ihren bevölkerungsstarken Siedlungsgebieten sind, und deswegen ist ja die Antiatompolitik von Wien aus auch ein ganz wesentlicher Kern unserer Umweltpolitik, auch im internationalen Bereich. Dafür ein herzliches Dankeschön, denn ich glaube, unsere Generation ist mit dieser Antiatomkraftbewegung aufgewachsen, und man sollte das nicht vergessen. Ein weiterer Punkt, den ich einbringen will, ist - und das ist mir, ich sage es immer wieder, ein Herzensanliegen - der Gstättenführer der Wiener Umweltanwaltschaft, und es gibt auch Gstättenführungen mit Kindern, bei denen man Kindern Biodiversität, Wildwiesen, Wildbienen, Wildtiere zeigt. Das ist ein schöner Führer, mit dem man Orte abseits von den klassischen Spielplätzen erkunden kann. Wir haben in der Stadt und auch am Stadtrand noch solche tollen Gstätten, wo man ein bisschen herumwildeln kann, so wie wir als Kinder halt herumgerannt sind, ein bisschen auf Bäume gekraxelt und irgendwo runtergerutscht sind und uns sozusagen selbst Spielzeug erschaffen haben und auch selbst unsere Abenteuer in dieser wilden Natur gesucht haben. Ich glaube, ihr legt diesen Führer immer wieder neu auf. Er genießt hohe Beliebtheit, ist weit verbreitet, und wenn wir hier davon reden, dass Kinder in der Stadt sich bewegen sollen, dass sie die Möglichkeit haben sollen, Abenteuer zu erleben, dann ist das sozusagen der richtige Ansatzpunkt. Auch dafür danke, dass es den Gstättenführer schon so viele Jahre gibt, dass ihr das unterstützt und dass es die Führungen dazu gibt. Ich gehe jetzt über zu deinem Bericht, den ich wie jedes Jahr oder wie jedes Mal wieder interessiert gelesen habe, und möchte auf zwei Dinge eingehen, weil diese Themen jetzt ein bisschen breiter diskutiert wurden. Das eine ist die Kennzeichnungspflicht von Nahrungsmitteln. Das ist ein österreichweites Thema, das in anderen Landtagen - wie in Vorarlberg oder in Salzburg - genauso diskutiert wird. Wir sind auch vorne mit dabei, weil dieses Thema nicht nur ein Thema der Ernährung, nicht nur ein Thema des Tierschutzes, sondern auch ein Thema des Klimaschutzes ist: Woher kommen unsere Nahrungsmittel? Wie gehen wir mit der Umwelt um? Wie viel Pestizide - und das ist auch sozusagen wieder der Link - finden sich in unseren Nahrungsmitteln? Bei der Pestizidreduktion seid ihr als Umweltanwaltschaft intensiv dahinter - pestizidfreies Wien -, gemeinsam auch mit Franz Windisch, unserem Landwirtschaftskammerpräsidenten, also unserem Wiener - jetzt muss ich da rüber schauen zur Elli - Landwirtschaftskammerpräsidenten, gemeinsam mit dem Ökosozialen Forum und der MA 22 und einer ganzen Stakeholder-Runde. Es ist hervorragend, dass das möglich ist, dass wir in diese Richtung gehen! Die Stadt Wien marschiert ja da mit dem Biobetrieb sowieso voran, und vor Kurzem habe ich in der Zeitung gelesen - und das hat, glaube ich, alles nichts mit Wahlkampf zu tun -, dass auch der Weinbaubetrieb am Cobenzl auf Bioweinbau umstellt. Auch das ist ein hervorragendes Signal in Richtung von ganz Österreich und selbstverständlich für unsere Wiener und Wienerinnen. Nun auch zum Thema Bienen - das ist sozusagen immer der Link auch zur Wald- und Wiesen-Charta, zum Thema Ernährung, aber auch zum Bericht der Umweltanwältin -: Wien ist Bienenhauptstadt, wir haben das schon des Öfteren erzählt. Wien hat auch mit den Imkern schon vor Jahren eine Biovereinbarung abgeschlossen, dass die Ausbildung auch in Richtung Bioimkerei geht. Wir haben ja die Biene als Nachhaltigkeitsindikator in der Stadt - ich glaube, es werden geschätzt 200 Millionen Bienen sein, die in Wien herumfliegen und ihre Arbeit verrichten. Wir haben in der Bio Forschung Austria draußen in Eßling einmal eine Untersuchung gemacht und haben auf einem kleinen Gelände 50 verschiedene Wildbienenarten gefunden. Deswegen ist auch das Thema der Biodiversität in der Natur so wichtig, weil es unterschiedliche Bestäuber gibt, die blühende Nutzpflanzen bestäuben, aber keine macht das so symmetrisch wie die Biene, die das sozusagen genau Stempel für Stempel durchführt, damit der Apfel auch wirklich rund ist und nicht irgendwo eine Ecke fehlt oder er krumm gewachsen ist. Auch dafür danke, denn du weist darauf hin, und auch die Wald- und Wiesen-Charta, die Resolution, die wir heute einbringen, weist darauf hin. Warum verschränke ich das ein bisschen? - Weil man sieht, dass das natürlich ein großes Ganzes ist. Das gehört zusammen. Das gehört zusammen gedacht, abgeleitet eigentlich, aus meiner Sicht, von der Dachmarke "Smart City Wien"-Rahmenstrategie", wo die Kennzahlen enthalten sind, wo sich Herr Gara auch an CO2-Kennzahlen, an Zielwerten, an Prozentwerten orientieren kann. Darunter gibt es eine Menge an Detailstrategien und Leitbildern für die Sparten und Bereiche, aber es ist immer sozusagen unter diesem Dach. Und dieses Dach ist ja, wie ich sehe, auch aus den Paris-2015-Zielen, den Nachhaltigkeitszielen der UN konstruiert, und auch das spiegelt sich in der Smart City, im Umweltbericht, in der Charta für Wald und Wiese. Warum machen wir das jetzt? - Wenn der Udo, den es jetzt eh schon nicht mehr interessiert - wenn er seinen Redeschwall ausgelassen und sich kathartisch abreagiert hat, dann ist er weg -, da immer von den armen Bäumen, die gefällt werden müssen, redet, dann halte ich hier schon fest: Dieses Produkt ist ein ÖkoKauf-Produkt, das ist nach ökologischen Kriterien gekauft. Udo, du trittst ein für, ich weiß nicht, Haifischflossensuppen und bist nicht anwesend, wenn man repliziert. Du hast Angst, dass Bäume gefällt werden, und bist nicht da, wenn man repliziert. Ich will dir ja sozusagen auch eine Botschaft mitgeben, damit du weißt, dass wir da in der Stadt nach ökologischen Kriterien kaufen. ÖkoKauf ist ja ein hervorragendes Programm, im Rahmen dessen in der Stadt schon seit vielen Jahren ökologisch beschafft wird und viele, viele Millionen Euro bewegt werden. Und selbstverständlich ist diese Broschüre ein Produkt nach ÖkoKauf-Kriterien und auf ökologischem Papier. Worum geht es jetzt bei der Wald- und Wiesen-Charta? - Wir könnten ganz simpel sagen, wir bauen einfach weiter am Grüngürtel um Wien. Damit haben wir vor 100 Jahren angefangen. Damals hat man einmal gesagt, man schützt den Wienerwald, und dann ist das so ein bisschen dahingetröpfelt. Dann haben wir immer darauf geschaut und in jedem Wahlprogramm, in allen Beschlüssen auch immer festgehalten: 50 Prozent der gesamten Stadtfläche soll Grünraum sein, muss als Grünraum erhalten bleiben. Wir liegen da bei 53 Prozent, weil wir sehr viel Industriebrachen renaturieren, aufbrechen - raus aus dem Asphalt, Klimamusterstadt, auch da gibt es sozusagen noch einmal den Link. Aber natürlich brauchen wir auch am Rand breite Grünflächen, nicht nur den Nationalpark und den Wienerwald, sondern wir brauchen - und das haben wir ja einstimmig beschlossen - auch den Wienerwald Nordost, den Norbert- Scheed-Wald. Gemeinsam mit den GRÜNEN haben wir die letzten Jahre ein Strategiepapier und einen Aktionsplan zum Regionalpark DreiAnger ausgearbeitet: vom Bisamberg rüber über Gerasdorf bis nach Süßenbrunn, um da die Spange zu schließen - ein Generationenprojekt. Und warum brauchen wir das alles? - Das brauchen wir nicht nur im Hinblick auf den Wald, von dem jetzt die Rede war, sondern wir brauchen auch die Blühwiesen. Die Umweltanwältin ist - mit ihrem Schmetterlingsprojekt im Donaupark - im Bericht darauf eingegangen. Wir brauchen die Blühwiesen für die Vielfalt und für die Insekten und sozusagen für den gesamten Kreislauf. Weil Herr Gara meint, die Bürger verstehen das nicht: Ich kenne sehr viele Bürger und Bürgerinnen aus meinen Wahlkreisen, die sehr gut verstehen, was wir hier tun. Die verstehen sehr gut, dass wir Grünraum schützen. Das ist ja eines der wesentlichsten Themen im politischen Diskurs, und die FPÖ bringt das ja immer ein, indem sie behauptet: Ihr betoniert alles zu und ihr hört nicht auf die Bürger. - Die Antwort von uns sind immer wieder unser Grünraumschutz, unser Schutz der Biodiversität, unsere Freizeitangebote im Grünen. Das steht in dieser Wald- und Wiesen-Charta drinnen. Wir wollen, dass diese naturbelassenen Gebiete, auch diese bald einmal vielleicht sogar wieder Wiener Urwälder - wenn wir sie dort so weiterwachsen lassen ohne anthropogenen Eingriff und auch das Totholz mit den Käfern sich entwickeln lassen - von den Wienern selber erreicht werden können: mit dem Fahrrad, mit den Öffis. Das ist für uns wichtig. Wir reduzieren die Parkplätze beim Eingang, damit man nicht überall mit dem Auto hinfährt - Smart-City-Strategie sage ich wieder, Klimawandelanpassung, und, und, und. - Das steht hier drinnen. Ich könnte noch sehr lange darüber reden - ihr merkt, mir geht bei diesen Themen immer das Herz über -, möchte aber abschließend Folgendes sagen, weil Frau "Doktor" Olischar - ich weiß, du bist Diplomingenieurin - sozusagen eine Anamnese stellt, dass SPÖ und GRÜNE Beziehungsprobleme haben: Ich hoffe, dass ihr als christlich-soziale Partei einen Sozialfonds habt. Rüdiger und ich werden einreichen, und vielleicht machen wir dann gemeinsam eine Familienaufstellung, damit wir deine Sorgen beiseite räumen können, denn wenn du dich so sehr um unser Wohl sorgst, dann wollen wir dir natürlich beistehen. (Zwischenruf.) Nein, es ist nicht so, wir haben kein Beziehungsproblem. Ich bin vollkommen d'accord mit dem Leitbild Grünräume, das vom Kollegen Kraus und von Birgit Hebein von den GRÜNEN erarbeitet wurde, ich bin damit vollkommen d'accord. Wir haben das bis ins Detail auch mit unserem Ressort verhandelt. Ich habe es ich weiß nicht, wie oft gelesen, wir haben es vor Weihnachten schon gemeinsam vorgestellt. Und das ist das Ergebnis unserer gemeinsamen Arbeit, auf die ich auch stolz bin. Aber die Wald- und Wiesen-Charta ist sozusagen noch ... - Es klatscht ja niemand, weil ich eben keine Pause mache. Da muss ich mich vielleicht zu dir retten? (Ruf: Einen Punkt machen!) Einen Punkt machen, ja. - Es steht immer fünf Minuten da, die Zeit wird nicht weniger, das ist gut so. Ja, die Wald- und Wiesen-Charta ist natürlich etwas ganz anderes, und mir tut es weh, wenn man das in den Wahlkampf hineinzieht und sagt, das sei ein Wahlkampfschmäh. Vielleicht ist es technisch - da muss ich euch recht geben -, wie wir das abgewickelt haben, nicht ganz so, wie man es sich als Opposition wünschen würde. Ja, das gebe ich zu, das tut mir leid, dafür entschuldige ich mich. Es ist halt so passiert, dass die Presseaussendung ein bissl früher draußen war als zu jenem Zeitpunkt, zu dem ich rede. (Zwischenruf.) - Ja, ist ja okay. - Ich habe damit aber kein Problem, denn wir sind ja seit Monaten dran, und es ist sehr, sehr ungerecht für die Mitarbeiter der Stadt Wien, wenn man jetzt sagt, das ist ein Wahlkampf-Gag. Die haben sich wirklich engagiert und haben sich da reingehaut, die freuen sich darauf, dass wir das beschließen. Die haben auch Maßnahmenpapiere entwickelt und die sagen, das ist so etwas Einzigartiges, dass wir nicht nur einmal irgendwelche Ideen in den Raum stellen, sondern dass es, davon abgeleitet, auch Maßnahmen geben soll. Wir haben das ja mit den GRÜNEN diskutiert. Ich habe immer gesagt, wir sind mit der Wald- und Wiesen-Charta viel mehr auf einer Leitbildebene, wo das Leitbild Grünraum (Zwischenruf) viel stärker programmatisch auf der Flächenebene ist. - Sie brauchen nicht reinzureden, wir können uns dann beim ÖVP- Sozialfonds zur Familienaufstellung treffen, und ich bitte wirklich um Ihre Hilfe, Frau "Doktor" Olischar, es wird mir sicher dann ein Vergnügen sein. In diesem Sinne ziehe ich jetzt natürlich den Antrag, den Resolutionsantrag zur Wald- und Wiesen-Charta raus und ersuche euch, dass ihr noch einmal in euch geht. Ihr schützt damit die Wechselkröte, die Knoblauchkröte, viele Schmetterlinge, den Admiral, die Schnirkelschnecke, auch den Neuntöter, der in diesen Gebieten wohnt, und ihr würdet damit wirklich etwas Gutes tun. Wenn ihr schon an den Bruder Baum denkt, denkt auch ein bisschen an den Neuntöter! In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung. Präsident Ernst Woller: Danke schön. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Umweltanwältin Dr. Andrea Schnattinger. Ich erteile ihr das Wort. Umweltanwältin Mag. Dr. Andrea Schnattinger: Ich werde es ganz kurz machen. Ich bedanke mich herzlich für die positiven Stellungnahmen und alles, was aus unserem Bericht erwähnt wurde. Ich habe eine wichtige Message, die ich gerne hier anbringen würde, und die ist: Gehen Sie bitte zum Klimavolksbegehren, es ist wichtig! Es ist sehr wichtig, in diesem Bereich etwas weiterzubringen, und deshalb ist das unbedingt notwendig. Es hat ja das Thema Klimaschutz auch einen großen Stellenwert in unserem Bericht. Sehr viele Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, nicht nur am Klimaschutz mitzuarbeiten, sondern auch das Stadtklima für die Menschen, Tiere und für die belebte und unbelebte Umwelt einfach zu verbessern. Das ist ein ganz zentrales Thema. Das zweite große Thema ist Artenschutz und Artenvielfalt. Hier würde ich gerne noch einmal eine Lanze für die Wiener Wald- und Wiesen-Charta brechen, weil sie ein wirklich gutes Dokument mit einem sehr guten Maßnahmenplan ist - der ist natürlich da drinnen sehr verkürzt dargestellt. Es gibt im Hintergrund Wände voll Maßnahmen, die hier nur auszugsweise dargestellt werden. Ich habe an einem Teil der Inhalte auch mitgearbeitet, unter anderem, was das Thema Klima betrifft. Es ist auch deshalb ein besonders gutes Dokument, weil es dem Wald, der eine ganz besonders große Bedeutung im Klimawandel hat, einen entsprechenden Stellenwert gibt. Wald und Artenschutz - und natürlich auch Gewässer, die im Klimawandel ebenfalls so wichtig sind - sind da drinnen eben besonders erwähnt und besonders mit Maßnahmen versorgt. Vielen Dank für die breite Zustimmung und für die Reflexion meines Berichts. Ich lade Sie ein, in die Umweltanwaltschaft zu kommen, wenn Sie Weiteres über diese Themen wissen wollen. Alles Gute! - Danke. Präsident Ernst Woller: Danke für die Wortmeldung und danke auch für den Bericht und die Tätigkeit. Als Nächste zu Wort gemeldet ist die Berichterstatterin. Ich erteile der Frau Landesrätin das Wort. Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte mich dem Dank anschließen, zunächst einmal an alle, die an der Wald- und Wiesen-Charta mitgearbeitet haben. Ich weiß, dass da sehr viel Herzblut und auch sehr viel Hirnschmalz hineingeflossen sind, und ich glaube, wir können damit und auch mit der Bilanz, die wir ziehen, sehr schön zeigen, dass eine Großstadt und Artenvielfalt kein Widerspruch sein müssen. Es gibt sehr viele Arten, bei denen wir in Wien sprichwörtlich die Nase vorn haben. Wir sind die Spechthauptstadt Europas und auch in vielen anderen Bereichen sehr, sehr gut mit vielen verschiedenen Arten bestückt, und ich glaube, es ist wichtig, dass man da dran bleibt, auch in einer wachsenden Stadt dafür zu sorgen, dass es weiterhin Artenvielfalt gibt. Ja, natürlich richtet sich mein Dank auch an die Umweltanwältin. Liebe Andrea Schnattinger, vielen Dank für deinen Einsatz! Bitte leite das unbedingt auch an dein Team weiter. Ich weiß, ihr seid eine wichtige erste Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger in vielen Umweltfragen, auch in vielen kleineren oder größeren Beschwerdeangelegenheiten, und es ist ganz wichtig, dass ihr ihnen da mit Rat und Tat und konkreter Unterstützung zur Seite steht. Ich weiß, dass ihr auch in vielen Bereichen tätig seid, die man euch jetzt nicht auf den ersten Blick zuordnen würde, bei denen es sich halt im Laufe der Zeit so eingebürgert hat, dass ihr euch darum kümmert, wobei es aber für die Stadt ganz, ganz wichtig ist, dass es dafür mit euch einen Ansprechpartner gibt. Also wirklich vielen herzlichen Dank für die tolle Arbeit, die geleistet wird, und bitte richte auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den expliziten Dank des Gemeinderates und von mir aus. Präsident Ernst Woller: Danke. Ich bitte jetzt jene Mitglieder des Wiener Landtages, die den vorliegenden Tätigkeitsbericht der Wiener Umweltanwaltschaft zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig beschlossen. Wir kommen jetzt zur Abstimmung über zwei vorliegende Beschluss- und Resolutionsanträge. Der erste Beschluss- und Resolutionsantrag, eingebracht von Abgeordneten der SPÖ und der GRÜNEN, betrifft das Thema "Wien isst G.U.T." - weiterer Text ist bekannt. Ich lasse daher über diesen Antrag abstimmen. Wer diesem Beschluss- und Resolutionsantrag zustimmen will, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig beschlossen. Wir kommen zum zweiten Beschluss- und Resolutionsantrag, ebenfalls von SPÖ und GRÜNEN eingebracht, betreffend Wiener Wald- und Wiesen-Charta. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen von SPÖ, GRÜNEN und Team HC gegen die anderen drei Parteien beschlossen. Ich danke schön. Wir kommen nun zu Postnummer 5. Sie betrifft die erste Lesung der Vorlage des Gesetzes über begleitende Maßnahmen betreffend die Verordnung Nummer 511/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates über Maßnahmen für die Nutzer zur Einhaltung der Vorschriften des Protokolls von Nagoya über den Zugang zu genetischen Ressourcen und die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile in der Union sowie die Durchführungsbestimmungen. Berichterstatterin hiezu ist Frau Amtsf. StRin Sima. Ich erteile ihr das Wort. Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Gesetzentwurf. Präsident Ernst Woller: Gemäß § 30 Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird gegen diese Zusammenlegung einen Einspruch erhoben? - Wenn das nicht der Fall ist, gehe ich so vor. Die Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Dr. Koderhold. Ich erteile ihm das Wort. Abg. Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich, dass ich über dieses Thema, das Protokoll von Nagoya, reden darf, es ist ein Thema, das mich sehr interessiert. Und um das auch anhand von Beispielen zu erklären, erlaube ich mir zunächst einmal, mit etwas dürren Worten etwas davon zu beschreiben - verzeihen Sie, wenn Sie es schon wissen, aber ich werde es sicherheitshalber noch einmal erklären -: Es geht hier um die kommerzielle Weiterentwicklung natürlich vorkommender biologischer Materialien, wie beispielsweise Blättern der Steviapflanze, durch eine Organisation oder eine Firma, wie zum Beispiel Coca Cola, ohne dass dem Land, wo diese biologische Ressource vorkommt, im Fall dieses Beispiels der Steviapflanze Brasilien, eine faire Entschädigung des Landes oder des Volkes oder der Bauern, je nachdem, wer dafür zuständig ist, zugedacht wird. Das hat natürlich eine Vorgeschichte: 1994 gab es im Rahmen des TRIPS-Abkommens der Welthandelsorganisation eine sehr strikte und auch mittels Verhängung von Handelsstrafsanktionen erfolgende Patentschutzumsetzung, Urheberrechtsumsetzung, die das Urheberrecht auf 50 Jahre einzementiert hat und auch keine lokalen Ausnahmen, den sogenannten Fair Use, erlaubt hat. Dass das natürlich überzogen ist, war relativ leicht zu erkennen, eben am Beispiel dieser Steviapflanze, aber auch an anderen Beispielen. So gab es schon wenige Jahre später die Convention on Biological Diversity - das war dann kurze Zeit später -, und da ging es vor allem darum, dass nicht nur die biologische Vielfalt erhalten wird, sondern dass die Bestandteile auch nachhaltig genutzt werden. Nachhaltige Nutzung bedeutet, wenn man beispielsweise Mandeln von einem Mandelbaum erntet, dass man ihn nicht absägt - das ist nicht nachhaltig -, sondern die Mandeln entsprechend aufwändig pflückt. - Nicht lachen! Das ist alles schon passiert. Wichtig ist natürlich die gerechte Aufteilung der sich aus der Nutzung ergebenden Vorteile - das bezeichnet man an sich mit dem Terminus Benefit-Sharing. Dies hat ursprünglich vor allem Pflanzenmaterial zur Entwicklung von Medikamenten, Nahrungsmitteln, Futtermitteln betroffen, betrifft mittlerweile aber auch andere biologische Ressourcen im Bereich der Medizin, und deshalb ist es für uns so wichtig. Ich hätte mir vor fünf Monaten auch nicht gedacht, dass das Protokoll von Nagoya auf einmal für Österreich wichtig sein wird. Ich dachte, das ist nur für Schwellenländer. Mittlerweile ist es auch für uns von Bedeutung. Gemäß diesem Protokoll, das überraschenderweise von der EU übernommen wurde, von vielen anderen Ländern nicht - ich meine das jetzt positiv, auch wir werden dem zustimmen -, wird im Rahmen dieses Benefit-Sharing das Volk oder das Land von der Firma, die die Ressourcen nutzt, entweder finanziell oder logistisch oder durch eine Verbesserung der Infrastruktur unterstützt. Jetzt erhebt sich natürlich die Frage: Was ist in diesem Protokoll von Nagoya nicht drinnen? Denn an sich hört sich das ja gut an: Die sehr strengen Auflagen der Welthandelsorganisation werden durch dieses Protokoll entschärft. - Nun, es gibt durchaus wesentliche Ausnahmen. Das sind natürlich einmal die marinen Ressourcen innerhalb der internationalen Gewässer, es betrifft aber auch im Bereich der humanen Ressourcen zum Beispiel - das ist jetzt ganz besonders im Brennpunkt - die Rekonvaleszentenseren, die humanen Antikörper und auch andere humane Immunmoleküle. Diese Bereiche sind seit ungefähr 2014 in den Vordergrund gerückt, und zwar geht es hier darum, wie man eigentlich ein Materialtransferabkommen oder ein Protokoll von Nagoya umschifft. 2014 wurden 20 Ebola-Patienten untersucht, es wurde das Blut beziehungsweise das Serum an 2i spezialisierte Labors in Europa geschickt. Diese Labors haben das decodiert, sequenziert und in eine Open-Access-Datenbank übermittelt. Das heißt, das kann auch jeder von uns, der unbedingt wissen will, welche Sequenz das Ebolavirus hat, um sich das einzurahmen und aufzuhängen, im Internet recherchieren und sich diese Ressource holen. Was ungewöhnlich war, war, dass ein Jahr später eine US-Firma, die Regeneron Pharmaceuticals, auf Basis dieser elektronischen Daten, die nämlich nicht geschützt sind - sowohl beim Protokoll von Nagoya als auch bei den verschiedenen Materialtransferabkommen gelten elektronisch gespeicherte Informationen nicht, diese sogenannten digitalen Sequenzinformationen sind ausgenommen -, also dieser digitalen Sequenzinformationen einen funktionierenden Antikörper gegen Ebola entwickelt hat, der einige Jahre später, 2018, auch mit Erfolg getestet wurde und von den US, vor allem vom Biodefense Project, eine halbe Milliarde Dollar bekommen hat. Guinea und die 20 Patienten, die dieses Blut, dieses Serum für diese Untersuchung beigestellt haben, sind diesbezüglich genauso leer ausgegangen wie die Bauern in Bolivien, die die Steviapflanze über wahrscheinlich hunderte Jahre sorgsam gepflegt und aufgebaut haben. Jetzt haben wir durch Covid-19, durch das Coronavirus eine durchaus vergleichbare Situation, obwohl sich die synthetische Biologie seit 2014 erheblich weiterentwickelt hat. Wie Sie vielleicht gelesen haben oder gehört haben, wird das Rekonvaleszentenserum in Österreich als sehr begehrtes Gut geschätzt, es gibt Aufrufe in den Zeitungen und über Medienaussendungen, dass die Patienten beziehungsweise die früheren Patienten, die von Covid-19 geheilt sind, ihr Blut beziehungsweise ihr Serum abgeben sollen, damit man aus diesem Serum anderen Patienten helfen kann. Nun gibt es natürlich verschiedene Möglichkeiten, was man mit diesem Serum macht. Man kann es anreichern, reinigen und, wie man es schon seit vielen, vielen Jahrzehnten gemacht hat, diese humanen Antikörper direkt einem anderen Patienten, der schwer an Covid-19 erkrankt ist, infundieren - manchmal kann man das auch i.m. machen. Es gibt natürlich auch noch die andere Möglichkeit, dass man sich die Antikörper, die erfolgreich gegen das SARS-CoV- 2-Virus wirken, gezielt herauspickt, diese Antikörper kopiert und dann vermarktet. Jetzt gibt es eine sehr interessante Übersicht beziehungsweise Datenbank des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller, abgekürzt VFA. Ich habe, ehrlich gesagt, noch nie eine derartig genaue und umfangreiche Übersicht über die Therapiemöglichkeiten bei Covid-19 gelesen, und ein Absatz war für mich besonders interessant, eben das gezielte Kopieren von Antikörpern und deren Synthese. Da geht es jetzt nicht darum, dass man erst monoklonale Antikörper innerhalb eines Tieres erzeugt, es geht darum, dass man eine Eins-zu-eins-Kopie des Antikörpers macht. Es ist überraschend, wie viele Firmen mit diesem gezielten Kopieren von Antikörpern beschäftigt sind. Ich erlaube mir, Ihnen eine Liste dieser Firmen, dieser Namen vorzulesen. Das sind: Lilly, die Shanghai Junshi Biosciences, das Karolinska-Institut, AstraZeneca, Amgen, Celltrion, das Deutsche CORAT-Konsortium, Boehringer Ingelheim und andere. Man kann durchaus erwarten, dass zumindest eine dieser Firmen erfolgreich sein und das Gut, das diese Firmen von unseren genesenen Patienten bekommen, nämlich die genetische Information und auch die Antikörper, entsprechend vermarkten wird. Jetzt haben wir eigentlich zwei Dinge, die zu beachten sind: Auf der einen Seite geht es darum, im Rahmen dieses Benefit-Sharings mit den Firmen, mit den Konzernen, die dieses Plasma, diese Antikörper, diese Virusteile und Virusresiduen verarbeiten, einen Vertrag im Sinne eines Benefit-Sharings zu machen, nach dem Motto: Ihr bekommt von uns aufbereitete Ressourcen, biologische Ressourcen, dafür kommt ihr uns bei der Verteilung, bei der Kostenvergütung oder bei anderen Möglichkeiten entgegen. - Das ist der eine Punkt, der auch im Bereich des Protokolls von Nagoya nicht unbekannt ist. Das andere, und dem werden wir uns nicht entziehen können, ist natürlich die Aufklärung der Spender. Die Spender, die halt in Treu und Glauben ihr Blut und ihr Serum, in der Annahme, damit anderen schwer kranken Patienten zu helfen, abgeben, wissen natürlich nicht, inwieweit diese Antikörper, diese biologische Ressource kaufmännisch weiterverwertet wird. Diesbezüglich ist es von großer Bedeutung, den Spendern gegenüber fair zu sein und sie diesbezüglich aufzuklären. Ich schließe mit dem Hinweis auf ein Projekt aus dem Jahr 2018, das Earth BioGenome Project, bei dem es um die Sequenzierung und elektronische Katalogisierung nahezu aller Lebewesen geht. Auch das unterliegt nicht dem Protokoll von Nagoya, das unterliegt natürlich nicht Materialtransferabkommen. Hier müssen wir im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger und auch im Sinne unserer Politik wachsam sein, aufklären, informieren und uns natürlich auch mit anderen Interessengruppen gemeinsam für eine gerechte und faire Aufteilung des Nutzens stark machen. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Präsident Ernst Woller: Ich danke schön. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Erich Valentin. Ich erteile ihm das Wort. - Er verzichtet auf die Wortmeldung. Die Frau Berichterstatterin hat auch auf das Schlusswort verzichtet. Dann kommen wir zur Abstimmung über diese Gesetzesvorlage. Ich bitte nun jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Das ist einstimmig so beschlossen. Das Gesetz ist somit in erster Lesung angenommen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit ausreichender Mehrheit, nämlich einstimmig, so beschlossen. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle ebenfalls die einstimmige Zustimmung fest. Daher ist das Gesetz auch in zweiter Lesung beschlossen. Postnummer 6 betrifft die erste Lesung der Vorlage des Gesetzes, mit dem das Wiener Veranstaltungsgesetz 2020 erlassen wird. Berichterstatterin ist Frau Amtsf. StRin Sima. Ich ersuche Sie, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche Sie um Zustimmung zum vorliegenden Gesetzesentwurf. Präsident Ernst Woller: Da zu diesem Tagesordnungspunkt keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang in erster Lesung ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen von SPÖ, GRÜNEN, ÖVP und HC gegen NEOS und gegen FPÖ beschlossen. Ich nehme die wörtliche Korrektur zur Kenntnis, HC hat nicht zugestimmt, also nur mit Stimmen von SPÖ, GRÜNEN und ÖVP. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Ich bitte jene Mitglieder des Wiener Landtages, die mit dieser Vorgangsweise einverstanden sind, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist jetzt tatsächlich einstimmig und daher ausreichend unterstützt. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, ebenfalls um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist ebenfalls wieder mit den Stimmen von SPÖ, GRÜNEN und ÖVP beschlossen und damit insgesamt beschlossen. Postnummer 7 betrifft die erste Lesung der Vorlage des Gesetzes, mit dem das Wiener Buschenschankgesetz geändert wird. Berichterstatterin ist Frau Amtsf. StRin Sima. Ich ersuche Sie, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Gesetzesentwurf. Präsident Ernst Woller: Gemäß § 30c Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird gegen die Zusammenlegung ein Widerspruch erhoben? - Wenn das nicht der Fall ist, gehe ich so vor. Die Debatte ist damit eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Eischer. Abg. Michael Eischer (FPÖ): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lieber Herr Präsident! Frau Landesrätin! Liebe Zuseher an den Endgeräten! Liebe Schriftführer und Schriftführerinnen! Es geht jetzt um einen Entwurf zum Buschenschankgesetz. Kollege Stürzenbecher, der den Finanzausschuss leitet, ist leider nicht hier. Alle im Finanzausschuss wissen, wir sind hier für das Landesgesetz für den Buschenschank zuständig. Wir hier bestimmen, wer im Buschenschank was und wann verkaufen darf. Und das macht nicht eine Konzession, sondern wir sind auch in der Landwirtschaftskammer versammelt, und wir können nicht den Gastro- Gutschein einlösen. Nein, das geht nicht. Das ist auch noch nicht repariert. Es geht nicht, nein, weil wir dafür im Landesgesetzblatt zuständig sind und wir darüber bestimmen. Das sollten Sie hier in dem gesetzgebenden Gremium natürlich wissen und nicht behaupten, das funktioniert bei den Buschenschanken. Da haben wir nämlich den Unterschied zwischen Buschenschank und Heuriger, und das muss man halt wissen, überhaupt wenn man darüber entscheidet. Im vorliegenden Entwurf geht es darum - ich habe mir das durchgelesen -, in dem Vorblatt wird geregelt oder wird erläutert, was die Auswirkungen dieses Entwurfes, was die Auswirkungen des Regelvorhabens sind. Finanzielle Auswirkungen sind 50.000 EUR, die durch Förderung der Wiener Land- und Forstwirtschaft abgedeckt sind. Auswirkungen auf die Bezirke: keine, wirtschaftspolitische Auswirkungen: keine, geschlechtsspezifische Auswirkungen: keine, Besonderheiten: keine, Alternative: keine. Wunderbar! Auswirkungen für die Weinhauer stehen dort nicht drin, die hier dieses Gesetz natürlich mitzuvollziehen haben, helfend zur Seite stehen müssen. Dass hier den Weinhauern wieder ein besonderer bürokratischer Aufwand auferlegt wird, steht hier nicht drinnen. Dem ist aber so. Natürlich, es ist notwendig, und vieles ist mit diesem Entwurf schon umgesetzt worden, vieles ist schon gemacht worden, aber wir müssen uns schon einmal an der Nase nehmen und wissen: Nicht die EU sind wir, sondern wir sind die EU. Wenn wir nicht fähig sind, mit unseren Abgeordneten etwas Lokalkolorit in die EU hineinzutragen, dann sollten wir sie wieder zurückbeordern, dann sollten wir wen anderen hinschicken. Bei den GRÜNEN, habe ich leider gesehen, macht eine Turnübungen, der andere kennt nicht den Unterschied zwischen Biolandwirtschaft und konventioneller Landwirtschaft. Das ist traurig, und dann setzt man uns solche Gesetze vor die Nase. Wenn man sich den Entwurf anschaut, ist er acht Seiten lang, dieser Entwurf besteht aus 3.720 Wörtern. Hier wird alles Mögliche geregelt, zum Beispiel was die Weinbaufluren und die Weinbaurieden, die Weingärtenflächen sind, wann darf ich aussetzen, wann darf ich nicht aussetzen, was ist die mindeste bewirtschaftete Fläche, und so weiter, und so fort. Das ist alles in Ordnung, ist auch schon im alten Gesetz so drinnengestanden. Die Führung eines Weinbaukatasters wird hier vorgeschrieben, Bewirtschaftungspflicht, und so weiter, und so fort. Aber dann kommt der Abschnitt 7, und der Abschnitt 7 ist 24 Prozent dieses Entwurfes. Und 24 Prozent dieses Entwurfes befassen sich mit Strafen, die man dem Weinhauer auferlegen kann, wenn er zu hoch setzt, zu wenig setzt, zu klein nebeneinander, eine falsche Sorte, wenn er zu spät angibt, was er gesetzt hat, wenn er den Antrag zu spät abgibt. Lauter solche Sachen stehen da drin mit allen möglichen Sätzen, wie man eigentlich einen Berufsstand nur knüppeln kann. Warum macht man so etwas? Warum tut man so etwas? Da sind wir wieder bei uns, bei der gesetzgebenden Stelle: Schalten wir doch den Hausverstand ein! Jetzt haben wir vier Monate lang gehört, wir sollen mit dem Hausverstand arbeiten. Da kann keiner mit dem Hausverstand arbeiten, wenn es nur darum geht, 700 EUR dort Strafbestimmung, 60 Cent pro Quadratmeter, 75 Cent pro Quadratmeter. Das ist ja nicht mehr normal! Da frage ich mich: Was soll das Ganze? Noch einmal: Natürlich ist diesem Gesetz zuzustimmen, natürlich sind wir auch dafür, dass für den Weinbau etwas gemacht wird, für die Landwirte in Wien, die ohnehin keine Lobby haben. Die Stadtregierung hat kein besonderes Auge auf die Landwirte gesetzt, sie werden auch nicht besonders unterstützt. Man tut alles, um das ein bisschen einzuschränken. Wenn wir uns die österreichweiten Zahlen ansehen, sterben die Landwirte langsam aus, und das Bundesland, das am wenigsten Landwirte hat - das ist Wien -, hat leider den größten prozentuellen Rückgang an Landwirten. Und das ist eine Katastrophe, denn die Landwirte sind die, die die Umwelt schützen. Die Landwirte sind die, die auf die Umwelt schauen. Denn nur dadurch, dass die Landwirte nachhaltig arbeiten - und die Landwirte gibt es schon länger als die GRÜNEN und die SPÖ miteinander in Wien -, ist Wien eine der lebenswertesten Städte der ganzen Welt. Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Valentin. Abg. Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Ist pathologisch ein Schimpfwort? - Nein, ich will langsam beginnen. Warum gibt es diese Vorlage? Die Vorlage gibt es, damit man Menschen wie Kollegen Eischer in der Corona-Krise hilft. Das ist bei ihm nicht ganz rausgekommen, wahrscheinlich hat er sich nicht betroffen gefühlt. Grundsätzlich ist es in der Buschenschank möglich, am Freitag, Samstag, Sonntag auszuschenken. Da die Sozialpartnerschaft in dieser Stadt funktioniert, hat während der Corona-Krise bereits der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer, Norbert Walter, die Landesrätin kontaktiert, mich kontaktiert, mit der Frage, was wir für die Buschenschank tun können, damit sie das, was sie im Frühjahr nicht an Geschäft gemacht hat, im Herbst machen kann. Und da sind wir auf die Idee gekommen und waren auch gleich Feuer und Flamme, dass wir bis 31. Dezember dieses Jahres die Öffnungszeiten auf die ganze Woche erweitern. Das ist, was in dem Gesetz steht. Sinnerfassendes Lesen ist nicht die Sache von Kollegen Eischer. Es ist halt so, ich nehme es zur Kenntnis. Das ist an sich etwas Gutes, etwas Sinnvolles, und das haben wir deshalb gemacht, weil im Gegensatz zu anderen, die gesagt haben, es soll niemand in dieser Krise zurück bleiben, wir das in Wien ernst nehmen. Darauf sind wir stolz und das beschließen wir heute. Das sei einmal grundsätzlich gesagt. Ich glaube, da hat die Sozialpartnerschaft, da hat schnelles Helfen, da hat Politik extrem rasch reagiert, und da hat man über Parteigrenzen relativ schnell und ohne Probleme etwas Gemeinsames gefunden, wie es in einer Krise so sein sollte. Das Zweite, was halt auffällt und was bei Kollegen Eischer zurück geblieben ist: Wir haben gestern bei Kollegen Pawkowicz und auch heute bei Kollegen Guggenbichler gemerkt, dass erfreulicherweise die Kolleginnen und Kollegen der Freiheitlichen Partei durchaus Fähigkeiten haben, wo ich nicht bange bin, dass sie nach ihrer politischen Tätigkeit, also Ende Oktober, dann auch durchaus etwas anderes machen können. Sie haben sich einigermaßen als Comedians beteiligt, und ich möchte sie Comedians nennen, da sich Kollege Pawkowicz gestern über die Gastro- Gutscheine geäußert hat. Er hat auch die Buschenschanken beleuchtet, wie es auch heute Kollege Eischer getan hat. Es sei ein Mal mehr gesagt: Es stimmt nicht! Buschenschanken, die keine Gastro-Konzession haben, können ab sofort die Gastro- Gutscheine einlösen. Dazu habe ich auch heute wieder mit dem Vizepräsidenten der Landwirtschaftskammer gesprochen, der ja heute hier war, damit man so etwas auch schnell wieder repariert. Das machen sie über die Wirtschaftskammer, die sich bereit erklärt hat, die Abwicklung zu machen, was mich sehr freut. Und sohin haben die Buschenschanken, auch wenn sie - unter Anführungszeichen - nur das Anhängsel eines landwirtschaftlichen Betriebes sind und nicht zusätzlich über die Gastro-Konzession verfügen, genau dieselben Chancen. Ich glaube, das ist auch wichtig für die Damen und Herren dieses Hauses. Und das ist ein Unterschied. Kollege Wansch, nicht aufregen! Der Unterschied zwischen Ihnen und uns ist, wir analysieren, was in der Realität ist, und wenn wir Fehler finden, versuchen wir, diese zu bezeichnen und lösungsorientiert zu lösen. Uns geht es also nicht um das politische Kleingeld einer halblustigen oder lustigen Stunde zu später Stunde hier im Hohen Haus, uns geht es darum, den Menschen draußen in schwierigen Zeiten zu helfen. Das ist der Unterschied! Und ich sage Ihnen eines: Als ich gestern Ihr hämisches Lachen gesehen habe, habe ich mir gedacht, ob das die Leute draußen unter diesen wirtschaftlich schwierigen Bedingungen, die immer schwieriger werden und die erst im Herbst so richtig schwierig auf uns alle niederprasseln, auch so lustig finden, wie Sie das zu dieser Stunde gefunden haben. Ich glaube, nein. Ich glaube, daran sieht man deutlich, wie sich Politik von Menschen entfernen kann, und am 11. Oktober werden die Wienerinnen und Wiener die Antwort finden. In diesem Sinne bitte ich, stimmen Sie dieser Änderung im Buschenschankgesetz zu. Es hilft den Betreibern der Buschenschanken, und nehmen Sie mit, dass, während Sie noch darüber gelacht haben, dass etwas nicht geklappt hat, jemand in der Abstimmung da unter einzelnen Teilen der Konzession vielleicht nicht die richtigen Worte gefunden hat, die Sozialdemokratie und Rot-Grün in diesem Haus bereits den Fehler geortet, gefunden und behoben haben, sodass es heute zu keinen Problemen kommen kann. Danke schön. Präsidentin Veronika Matiasek: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf ihr Schlusswort. Wir können zur Abstimmung kommen. Ich bitte nun jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Ich kann die Einstimmigkeit feststellen. Das Gesetz ist somit in erster Lesung einstimmig angenommen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen, und bitte jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so beschlossen. Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand, und kann auch hier die Einstimmigkeit feststellen. Postnummer 8 betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Wiener Jagdgesetz geändert wird. Berichterstatterin hiezu ist wieder Frau Amtsf. StRin Sima. Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Gesetzesentwurf. Präsidentin Veronika Matiasek: Gemäß § 30c Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und die Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird dagegen Widerspruch erhoben? - Ich sehe, das ist nicht der Fall. Ich werde daher so vorgehen. Die Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Handler. Er ist gestrichen, Entschuldigung. Frau Abg. Dipl.-Ing. Olischar, bitte. Abg. Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Landesrätin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte meine Wortmeldung unter den Titel, es ist mit diesem vorliegenden Entwurf ein erster Schritt getan, stellen. Ich bin froh, dass wir jetzt einmal dort angelangt sind, wo wir sind, denn in Wahrheit war das schon ein Bohren harter Bretter. Ich muss ganz ehrlich sagen, mit dem Ergebnis per se bin ich natürlich nicht hundertprozentig zufrieden, weil auch ich für ein Mehr gekämpft habe. Schlussendlich haben wir uns jetzt am Runden Tisch auf die vorliegende Variante geeinigt. Ich habe leider auf Grund von Krankheit daran nicht teilnehmen können, was ich sehr schade empfunden habe, denn mir war es sehr wichtig, mich da auch konstruktiv einzubringen, um eine gute Lösung zu finden. Ich spreche jetzt einmal aus der eigenen Erfahrung. Ich habe selber den Jagdschein und kenne die Herausforderungen und Probleme, die derzeit auch auf die Jägerschaft warten. Ich glaube, es ist wichtig, wenn wir hier ein Zeichen setzen und versuchen, uns dieser Herausforderung auch durch das Ermöglichen zu nähern. Dieses Ermöglichen von Nachtzielhilfen finde ich eine sehr wichtige Maßnahme. Ich glaube, es ist jetzt einmal ein guter erster Schritt getan, um auch zu zeigen, wie verantwortungsvoll und verantwortungsbewusst die Jägerschaft ist, um in einem nächsten Schritt hier sogar die Verwendung auszuweiten. Ich möchte mich für die Zusammenarbeit bedanken. Wie gesagt, ich hoffe, wir bleiben an der Thematik dran, weil gerade die Jagd hier in der Stadt ihren Beitrag leistet, nicht nur, wenn es um den Natur- und Umweltschutz geht, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum Wildtiermanagement leistet. Ich finde es gut, wenn das auch seine Anerkennung in diesem hier vorliegenden Gesetzesentwurf findet. Vielen, vielen herzlichen Dank. Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächster Redner ist Herr Abg. Guggenbichler zu Wort gemeldet. Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Kurz die Historie beleuchtet, was das neue Jagdgesetz betrifft: Wir hatten ja schon vor ein paar Monaten die Situation, dass ein Gesetzesantrag auf der Tagesordnung war. Es war ursprünglich geplant, dass nur die Magistratsbeamten die Möglichkeit haben sollen, Nachtsichtgeräte bei der Jagd zu verwenden. Wir haben uns damals darauf geeinigt, dass wir einen Runden Tisch zum Thema Nachtjagd machen. Ich bedanke mich auch dafür. Was ist die Problematik bei dieser Geschichte? - Wir haben einen sehr starken Druck auf Wien von Schwarzwild, Wildschweinen, die vermehrt über Niederösterreich nach Wien eindringen. Sie gefährden kleine Kinder, machen irrsinnige Wildschäden und haben ein großes Problem, nämlich die afrikanische Schweinepest, die sie nach Österreich importieren könnten, die immer näher kommt. Wir sehen, das ist schon teilweise in Ungarn der Fall. Man muss bedenken, dass wir jede Möglichkeit nutzen sollten, um eben hier genau unseren Fleischmarkt zu schützen, denn sobald Österreich auf die Liste kommt, werden unsere fleischproduzierenden Unternehmen - und da rede ich nicht von den Unternehmen, die Rüdiger Maresch vorhin angesprochen hat - keine Möglichkeit mehr haben, österreichisches Fleisch zu verkaufen. Ich rede von den Biobauern, die dann das Problem haben, dass sie freilaufende Schweine haben und ihrer Tätigkeit nicht mehr nachkommen können. Deswegen verstehe ich nicht, dass hier ein Gesetzesantrag vorliegt, der nicht jede Möglichkeit ausschöpft, diese Belastung durch Wildschweine in dieser Art und Weise zu vermindern. Es geht darum, dass wir jetzt einen neuen Gesetzesantrag haben. Dabei geht es darum, dass Jagdpächter und Magistratsbeamte - das sind zirka 100 in Wien - die Möglichkeit haben dürfen, diese Nachtsichtgeräte zu verwenden. Wir sind der Meinung, dass jeder Jäger, der eine Jagdprüfung macht, ja im Umweltschutz, im Naturschutz und auch an der Waffe ausgebildet ist, also gibt es keinen Grund, denen das zu versagen, was nämlich nebenbei auch in Wien die Möglichkeit der Nachtjagd gibt. Wenn ich mir das neue Gesetz so anschaue, kann man sagen, wie es argumentiert wurde: Der geübte Jäger darf dieses Gerät verwenden, aber der nicht geübte nicht. Das heißt, bei einer Vollmond- beziehungsweise Nachtjagd darf der geübte Jäger mit Nachtsichtgerät schießen und der nicht geübte darf es nicht verwenden und muss ins Finstere schießen. Hier geht es am Ende des Tages nur um ideologische Gründe, hier geht es nur um eines: Die GRÜNEN wollen einfach verhindern, dass die Jäger irgendeine zusätzliche Möglichkeit haben. Da geht es um keine Logik, die sie hier verbreiten. Wenn man bedenkt, falls die Schweinepest wirklich kommen sollte: Wer ist dann damit belastet? - Das ist die AGES. Die AGES ist aber jetzt schon auf Grund der Corona-Krise an den Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit. In der Bundesregierung sagen Sie, koste es, was es wolle, und tun wir, was wir wollen, und hier im Jagdbereich sind Sie nicht fähig, über Ihren ideologischen Schatten zu springen, um das Bestmögliche auch im Sinne der Gesundheit und der Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten. Wir haben aus diesem Grund einen Abänderungsantrag eingebracht, der einfach ermöglichen soll, dass jeder Jäger, der eine Jagdprüfung hat, auch diese Hilfsstoffe verwenden kann. Ich bitte Sie um Zustimmung. Ich habe ja schon gehört, dass die Oppositionsparteien dem auch zustimmen werden, und sehe es als ersten Schritt. Wir werden dem ursprünglichen Gesetz auch zustimmen, das Sie einbringen, weil es eine Verbesserung zum Jetzt-Zustand ist. Aber wie ihr mit dem Landesjagdverband umgegangen seid, ist keine Art. Es wurde früher gesagt, der Landesjagdverband unterstützt das auch, aber er unterstützt es nur aus dem Grund, weil er sonst gar nichts bekommen hätte. Das ist die Art, wie halt Rot-Grün über die Jagdverbände in Wien drüberfährt. Wir werden Ihrem Gesetz als ersten Schritt zustimmen, glauben, dass unser Antrag ein besserer ist, und das Bessere ist immer der Feind des Guten. Deswegen ersuche ich Sie - auch die Regierungsparteien -, unserem Antrag beizutreten. Ich danke sehr. Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächster Redner ist Herr Abg. Holzmann zu Wort gemeldet. Bitte. Abg. Ernst Holzmann (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Die Nachtjagd: Es wurde schon ein Runder Tische angesprochen, wo man einen Kompromiss gefunden hat, einen sehr guten Kompromiss, wie ich meine. Auch damals war schon die Fraktion der Freiheitlichen in Person des Herrn Guggenbichler für mehr als das, was der Kompromiss herausbrachte. Dieser Runde Tisch hat bereits am Dienstag, dem 18. Februar, stattgefunden. Hierbei haben wir auch Zahlen und Fakten erhoben, wie es überhaupt in der Stadt ausschaut. Wie ist die Ausgangslage? Ich habe mir damals ein paar Notizen gemacht: Der Landesjagdverband Wien hatte mit Stand Mitte Februar 1.563 Mitglieder, davon 1.126 Vollmitglieder - damit wir hier auch eine Größenordnung haben, wie viele dann ermächtigt oder berechtigt wären, hier die Nachtjagd mit Nachtsichtgeräten durchzuführen, das Ganz bei einer Jagdfläche, wurde berichtet, bei einer theoretischen Jagdfläche von etwa 18.500 ha. Praktisch gesehen werden auch nur 11- bis 13.000 ha bejagt, was in etwa knapp einem Drittel der Gesamtfläche von Wien entspricht. Es wurde die Ausgangslage angesprochen, die afrikanische Schweinepest, die vor den Toren Wiens steht, wo auch möglicherweise die Übertragung durch den Menschen möglich ist und bereits Meldepflicht für Fallwild besteht. Unter anderem auf Grund der milden Winter gibt es eben eine Überpopulation von Schwarzwild, von den Wildschweinen, und es gab bereits vom Jahr 2012 bis 2018 7.000 Abschüsse. Wichtig ist natürlich auch die Sicherheit und Erkennbarkeit, wo berichtet wurde, dass es gar nicht so weit hergeholt ist, dass man vielleicht dann ohne entsprechende Schulung einen Jogger, der sich vielleicht gerade das Schuhband bindet, mit einer ... Lassen Sie mich trotzdem vollständigkeitshalber meine Aufzeichnungen hier auch kundtun. Hier lautet eben jetzt der Kompromiss, dass künftig die Aufsichtsjäger, die eben großteils von der MA 49 oder den Bundesforsten sind, gemeinsam mit den Jagdausübungsberechtigten mit einem entsprechenden Sachkundenachweis die Möglichkeit bekommen sollen, in der Nacht mit Nachtsichtgeräten Schwarzwild zu jagen. In Summe sind wir in etwa bei 120 Berechtigten, die es dann geben wird. Und auch hier besteht eine Differenz. Wir sagen, 120 wird ausreichen, sollte ausreichen, vielleicht eine Nachbesserung, wenn es wirklich gar so schlimm werden sollte, wie Herr Guggenbichler gekennzeichnet hat. Man kann immer reden. Die Welt bewegt sich, und man muss versuchen, sich auch hier eben entsprechend anzupassen. Stillstand ist Rückschritt. Ich denke, gerade im urbanen Bereich ist es natürlich eine besonders sensible Sache, hier den Gebrauch einer Jagdwaffe zu genehmigen. Wie gesagt, ich denke, das ist hier eine gute Gesetzesnovelle, der jeder mit gutem Gewissen auch zustimmen kann. Daher bitte ich um Zustimmung zum Gesetz. Herzlichen Dank. Präsidentin Veronika Matiasek: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen. Die Frau Berichterstatterin wünscht das Schlusswort nicht. Bevor wir zur Abstimmung kommen, ist festzustellen, dass es einen Abänderungsantrag gibt. Ich darf ihn kurz zur Kenntnis bringen, er betrifft eben dieses Gesetz. § 89 Abs. 2 lautet: Die Verbote des § 90 Abs. 1 Z. 4, 6 und 7 finden keine Anwendung bei der Bejagung von Schwarzwild durch Jagdaufseher. §§ 62ff: Ebenso finden die Verbote des § 90 Abs. 1 Z 4, 6 und 7 keine Anwendung auf die Bejagung von Schwarzwild durch Jagdausübungsberechtigte und Jagdausübende nach § 48, sofern diese die Absolvierung eines vom Wiener Landesjagdverband abzuhaltenden Schulungskurses gemäß Abs. 3 nachweisen. Ich lasse also zuerst über diesen Abänderungsantrag abstimmen, und wer diesem Abänderungsantrag seine Zustimmung erteilt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich kann hier die Zustimmung von ÖVP, NEOS, Freiheitlichen und HC feststellen, die aber keine Mehrheit erfährt. GRÜNE und SPÖ haben die Mehrheit, und somit erfährt dieser Abänderungsantrag keine Mehrheit. Wir kommen nun zur Abstimmung des Gesetzes in erste Lesung. Ich darf fragen, wer dem Gesetz seine Zustimmung in erster Lesung erteilt? - Ich kann hier die Einstimmigkeit feststellen. Das Gesetz ist somit in erster Lesung angenommen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen, und bitte jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich kann hier die Einstimmigkeit feststellen und bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand - Ich stelle fest, das ist einstimmig so beschlossen. Postnummer 2 der Tagesordnung betrifft den Tätigkeitsbericht 2019 der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien. Ich darf die Kinder- und Jugendanwälte, Frau Dunja Gharwal und Herrn Mag. Ercan Nik Nafs, herzlich bei uns begrüßen. Ich darf sie bitten, Platz zu nehmen. Ich bitte den Herrn Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Czernohorszky, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Kinder- und Jugendanwalt! Sehr geehrte Frau Kinder- und Jugendanwältin! Willkommen und danke für den Bericht! Ich bitte um Debatte und Beschlussfassung. Präsidentin Veronika Matiasek: Zu diesem Tagesordnungspunkt hat sich Frau Abg. Mag. Emmerling zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geehrte Frau Jugendanwältin! Sehr geehrter Herr Jugendanwalt! Es freut mich, dass Sie hier sind. Wir diskutieren heute Ihren Bericht, den Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Ich möchte mich vorneweg ganz herzlich bei Ihnen dafür bedanken. Ebenso bedanken möchte ich mich auch im Namen meiner gesamten Fraktion für Ihre Arbeit im vergangenen Jahr, für diese engagierte Arbeit für die Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt. Sie haben vor allem auch immer einen kritischen Blick darauf, was passiert, was die Herausforderungen sind, und auch auf Missstände, die bestehen, und haben auch gleichzeitig Lösungsvorschläge parat. Der vorliegende Jahresbericht wird ja auch anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der UN-Kinderrechtskonvention ein bisschen als Sinnbild für deren Bedeutung verstanden. Da wird einem noch einmal bewusst vor Augen geführt, wie jung der Gedanke des Kinderschutzes eigentlich ist, erst 30 Jahre. Wir müssen froh sein, dass damals dieser Schritt gegangen wurde. Es ist jetzt wohl nicht mehr wegzudenken. Ich möchte ein paar Punkte Ihres Berichts herausgreifen und näher darauf eingehen. Das erste Thema, das ich ansprechen will, ist die Bildungsombudsstelle, die ja im Februar 2019 in der Kinder- und Jugendanwaltschaft errichtet wurde, ihre Arbeit aufgenommen hat, die sich mit unterschiedlichsten Problemfällen von Kindern und Jugendlichen im Bereich der gesamten Bildung auseinandersetzt. Sie versuchen, nicht nur allgemein mögliche Verbesserungen aufzuzeigen, sondern beraten auch sehr individuell. Ich muss sagen, der Bericht bestätigt leider, wenn wir dieses Ziel der sehr individuellen Beratung und der optimalen Voraussetzungen für alle Kinder in dieser Stadt erreichen wollen, dass wir auch noch sehr viel tun müssen. Dabei möchte ich das Thema Mobbing herausstreichen. Es gibt hier eine auffallend hohe Zahl, die sich auch im letzten Jahr wieder erhöht hat. Daran sieht man, dass vor allem ein inadäquater Umgang damit in der Schule das Problem per se ist. Es gibt Lehrerinnen und Lehrer, die hier leider viel zu oft wegsehen, Vorfälle rechtfertigen oder auch Eltern sehr schnell damit abtun, dass sie vielleicht einen Schulwechsel in Betracht ziehen sollen. Es wird auch angeführt, dass Eltern immer wieder zu hören bekommen, dass die Kinder ihre Probleme alleine lösen müssten. In den meisten Fällen können sie sich aber nicht aus dieser Falle befreien und sind auf professionelle Unterstützung angewiesen. Das ist ein Thema, auf das wir auch sehr oft hinweisen, die Anzahl der Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter, der Schulpsychologen, einfach des Unterstützungspersonals an den Schulen. Ich bin froh, dass Sie diese Forderung auch untermauern. Wir sehen, hier braucht es mehr Ressourcen. Sie sagen auch konkret in Ihrem Bericht, dass Sie diesen Ausbau als dringend notwendig erachten und dass Schulsozialarbeit die Möglichkeit bietet, kritische Situationen rasch zu erkennen und unbürokratisch zu intervenieren. Es werden auch die Schulkooperationsteams angesprochen. Wir haben deren Einführung begrüßt, aber auch darauf verwiesen, dass es lediglich eine Ergänzung in dieser Thematik sein kann und auch eine Aufstockung gefordert. Auch die Bildungsombudsstelle untermauert diese Forderung. 20 Vollzeitäquivalente für alle Wiener Pflichtschulen sind auf jeden Fall eine ausbaufähige Ressource. Wir haben hier weiters zwei Ombudspersonen. Wenn wir uns vor Augen halten, dass wir über 100.000 Pflichtschülerinnen und Pflichtschüler in Wien haben, dann erscheint mir diese Besetzung auch ein bisschen zu gering. Ein nächster Punkt, den ich hier herausgegriffen habe, ist die Ombudsstelle im Bereich der Sozialpädagogik. Wir haben in Wien rund 2.100 junge Menschen in Wohngemeinschaften, in Krisenzentren und anderen betreuten Wohnformen. Diese unabhängige Kontrollstelle kontrolliert auch dort, greift bei Missständen ein, kommt auch ohne Vorankündigung, schaut auf Grenzverletzungen und versucht, diesen vorzubeugen. Wenn man sich die Begebenheiten in solchen Einrichtungen ansieht, sieht man sehr schnell, dass es hier zu Situationen kommt, die sehr herausfordernd sind, nicht nur für die betreuten Kinder und Jugendlichen, sondern natürlich auch für das Personal. In einer Wohngemeinschaft leben rund acht Kinder und eine Sozialpädagogin, die entsprechend natürlich voll eingesetzt ist. Es ist nicht nur das Arbeitsumfeld, das hier besonders herausfordernd ist, es führt dies auch dazu, dass wir in diesem Bereich eine sehr hohe Personalfluktuation haben. Sie können sich vorstellen, dass es gerade für die untergebrachten Kinder dort nicht gerade förderlich ist, wenn das Personal schnell wechselt, es aber auch für das Personal selbst eine unbefriedigende Situation darstellt. Die arbeiten in einer Vollzeitanstellung bis zu 45 Stunden in der Woche. Man hat früher - da gab es um das Jahr 2000 auch einen Bericht des Stadtrechnungshofes dazu - sehr erfahrene Sozialpädagogen hier eingesetzt, die mindestens fünf Jahre Berufserfahrung hatten. In letzter Zeit mehren sich die Berichte, dass es sehr häufig unerfahrene PädagogInnen gibt, die erst unmittelbar ihre Ausbildung abgeschlossen haben, die in diesem Bereich arbeiten und dementsprechend nicht optimal vorbereitet scheinen. Sie sind natürlich auch nach einer gewissen Zeit überfordert, und kommt es dadurch wieder zu einem Wechsel, und sie verlassen die MA 11. Im Jahr 2015 hat der Stadtrechnungshof auch festgestellt, dass es immer wieder zur Überschreitung der Gruppenhöchstzahl gekommen ist, also nicht acht Kinder und Jugendliche, sondern bis zu zwölf. Ja, da kann man sich, glaube ich, gut vorstellen, dass die MitarbeiterInnen täglich an die Grenze ihrer Belastbarkeit stoßen. 2018 hat die Kinder- und Jugendanwaltschaft diesen Missstand erneut gemeldet, da ist aber scheinbar noch nichts passiert. Sie raten in Ihrem Bericht, auch dieses Konzept der Fremdunterbringung dringend zu evaluieren. Dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen. Es gibt seit 2018 eine neue Organisationsstruktur bei der MA 11 mit einem Organisationserweiterungs- und - entwicklungsprozess. Darin heißt es, dass man Versorgungs-Settings schaffen muss, die möglichst den Bedürfnissen der Kinder entsprechen. Das kann ich natürlich voll unterstreichen, aber es stellt sich die Frage, ob zwölf Kinder mit einer Betreuungsperson in einem Krisenzentrum hier wirklich das optimale Versorgungs-Setting darstellt. Man sieht also anhand der Beispiele Schulsozialarbeit und Bildungsombudsstelle im Bereich der Sozialpädagogik ganz klar, was sich hier wie ein roter Faden durchzieht. Es sind gute Ansätze, aber in allen Bereichen fehlt es an Ressourcen und vor allem an Personal. Es ist hier die Stadt am Zug, dringend zu handeln, Personal aufzustocken, wie das sehr, sehr oft gefordert wird. Ich glaube, es braucht einfach den nötigen politischen Willen, dann kann Wien das auch tun. Ich glaube, dieses Ausreden auf den Bund ist gerade bei der Schulsozialarbeit nicht mehr angebracht. Man muss handeln. Das erwarte ich auch von den Verantwortlichen. Zum Schluss bedanke ich mich noch einmal sehr herzlich für Ihren Bericht und Ihre Arbeit. Auf eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit auch im nächsten Jahr. Vielen Dank. Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächste Rednerin ist Frau Abg. Mag. Hungerländer am Wort. Abg. Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geehrte Frau Jugendanwältin! Sehr geehrter Herr Jugendanwalt! Ich spreche heute in Vertretung von Kollegin Schwarz, die sich kurzfristig entschuldigen lassen musste, und bringe sehr gerne ihre Punkte zum gegenständlichen Tätigkeitsbericht ein. Gleich vorweg ist zu sagen, wir werden in diesem Jahr dem Tätigkeitsbericht zustimmen. Einerseits finden wir die Entwicklungen, die dieser Bericht macht, begrüßenswert. Er ist durchaus kritischer als die vergangenen Berichte. Das finden wir eine positive Entwicklung, weil das ja die Aufgabe ist, die dieser Bericht einnimmt. Gleichzeitig gibt es natürlich Punkte, die wir politisch anders sehen, aber das ist kein Grund, diesen Bericht abzulehnen, weil es sich ja um eine inhaltliche Auseinandersetzung handelt und es wichtig ist, dass der Bericht sein Aufgabe, nämlich eine kritische Kontrolle zu sein, wahrnimmt. Eines der Themen, das ich aufgreifen möchte, ist Gewalt an Schulen. Es wird im Bericht ja konstatiert, dass es eine Problematik in Wien ist. Das ist ein Thema, auf das wir schon sehr, sehr lange aufmerksam gemacht haben. Es haben sich Kollegin Schwarz und unser Abgeordneter zum Nationalrat Kollege Mahrer immer wieder medial dazu geäußert. Es gab ja auch einen Runden Tisch zum Thema Gewalt an Schulen. Wir sind froh, dass das Thema jetzt auch hier Niederschlag findet, dass die Scheuklappen endlich abgelegt werden und dass offenbar eine erste Bereitschaft besteht, sich der Realität zu stellen und das Thema offensiv anzugehen. Es ist zweifellos insofern wichtig, weil Gewalt an Schulen ganze Bildungskarrieren zerstören kann. Ich möchte gar nicht davon sprechen, was Mobbing, was Gewalt mit der Psyche von jungen Menschen anstellen kann. Es ist wichtig, dass die Gewaltspirale von zu Hause, im schlimmsten Fall die Weitergabe von Gewalt zur Schule, unterbrochen wird. Deswegen waren wir immer der Ansicht und vertreten es auch weiterhin, dass es, wie Kollegin Emmerling auch schon gesagt hat, insgesamt mehr Schulsozialarbeiter braucht, das heißt, pro Standort einen Schulsozialarbeiter, eine Schulsozialarbeiterin, um hier bestmöglich auf Fälle von Gewalt und Fälle von psychischer Belastung eingehen zu können. Ein weiterer Punkt, den ich mitgebracht habe, ist die Kritik an der Fremdunterbringung in Wien. Hier gibt es, wie Sie feststellen, eine negative Entwicklung, die sich auf die Qualität der Krisenabklärung auswirkt. Das Urproblem scheint zu sein, dass es einerseits zu wenig Personal gibt, anderseits, dass deswegen sehr junges, sehr unerfahrenes Personal eingesetzt werden muss. Das ist natürlich eine ausgesprochen herausfordernde und verantwortliche Rolle, die die Sozialpädagogen hier haben, weil es ja um nichts weniger als darum geht, festzustellen, ob ein Kind in der Familie bleiben darf oder ob es notwendig ist, das Kind herauszuholen. Das ist natürlich eine belastende und sehr verantwortungsvolle Aufgabe, und es ist notwendig, dass die Sozialpädagogen ausreichend Zeit und auch ausreichend Ressourcen haben, um diese Entscheidung zu treffen, und nicht unter einem zeitlichen Zwang stehen. Aus diesem Grund unterstützen wird die Forderung, dass es hier zu mehr Personal kommen muss und dass auch darauf geachtet wird, dass das Personal, das zum Einsatz kommt, ein gewisses Maß an Ausbildung und auch ein großes Maß an Erfahrung mitbringt. Schlussendlich möchte ich auf den Punkt mit den Heimopfern eingehen. Auch hier haben wir schon lange kritisiert, dass die Stadt Wien die Zahlungen eingestellt hat, was unserer Meinung nach völlig unnachvollziehbar ist. Ja, natürlich gibt es jetzt inzwischen weniger Fälle, aber nichtsdestotrotz gibt es noch Fälle. Ich war auch in der Behindertenkommission. Dort haben wir das Thema angesprochen, und dort wurde von den Anwesenden ganz explizit gesagt, es ist für Menschen mit Beeinträchtigung teilweise psychisch nicht einfach, binnen eines für sie kurzen Zeitraumes die Aktion zustande zu bringen, sich zu melden, also einerseits, das so weit zu verarbeiten, dass sie sich an die Stelle wenden, und zweitens, diesen Schritt tatsächlich auch zu tun, sich an der Stelle zu melden. Das habe ich aus der Behindertenkommission an Kritik mitgenommen und ich finde es auch nachvollziehbar, dass man in diesem Fall auf Menschen mit Beeinträchtigungen besonders eingehen muss. Es ist für uns völlig unverständlich, warum hier eine künstliche Schranke eingezogen wird, denn das Verbrechen ist ja tatsächlich passiert. Warum ab einem gewissen Datum dann keine Restitution mehr zu zahlen ist, obwohl das Verbrechen ja dasselbe war, ist nicht nachvollziehbar. Was wir nicht teilen können, ist die Kritik an den Deutschförderklassen. Es gab ja unlängst eine Evaluierung, die gezeigt hat, dass der Großteil der Kinder den Übergang in den Regelunterricht geschafft hat, dass das eine gute Maßnahme ist. Wir erachten es nach wie vor als positiv, aber selbstverständlich nehmen wir die Kritik auf. Es ist Bundesmaterie, und das wird natürlich an das Bundesministerium weitergeleitet. Woran wir uns auch nicht anschließen können, ist Ihre Kritik, dass der politische Islam nicht definiert ist. Da haben wir eine andere politische Meinung, aber ich glaube nicht, dass hier der Raum ist, das näher zu diskutieren. Zusammengefasst danken wir für diesen Bericht. Wir finden, dass die Richtung, die eingeschlagen wurde, gut ist. Wir werden zustimmen und danken für Ihre Arbeit. Präsidentin Veronika Matiasek: Bevor ich der nächsten Rednerin, Frau Abg. Mag. Berner, das Wort erteile, möchte ich noch zur Kenntnis bringen, dass Abg. Guggenbichler seit 15.30 Uhr entschuldigt ist. So, der Platz ist frei. Frau Abgeordnete, bitte. Abg. Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Ich habe ein bisschen etwas mitgebracht, denn ich will auch manche Teile aus dem Bericht zitieren. Ich finde, manche Zitate sagen mehr, als wenn wir das im Metadiskurs erklären. Ich beginne einmal mit einem großen Dank an Sie beide, die das ganze Jahr hier in der Kinder- und Jugendanwaltschaft gearbeitet haben. Danke, dass Sie so viel eingebracht haben, danke, dass Sie so viele neue Initiativen gestartet haben und dass Sie hier so einen umfassenden Bericht vorlegen. Ich finde, wir könnten ein bisschen klatschen. Für mich interessant - es ist schon kurz genannt worden - ist auch der historische Überblick ganz am Anfang, sich nämlich noch einmal zu Gemüte zu führen, dass erst 1989 in Österreich die physische und psychische Gewalt in der Erziehung gesetzlich verboten wurde. 1989 - ich kann jetzt outen, wie alt ich bin -, das war das Jahr, als ich immerhin schon Matura gemacht habe, als ich also den gesamten Bildungsdiskurs in Österreich mitgemacht habe. Es war für mich auch irritierend, das in diesem ersten Überblick noch einmal so zu lesen. Zum Glück sind wir nicht mehr im Mittelalter, da hatten Kinder überhaupt keinen Anspruch auf eigene Ausbildungszeit und eigenes Recht bekommen. Dann gibt es sehr viele Themen in dem Bericht, die ich nur streifen kann. Wir haben die 30 Jahre UN- Kinderrechtskonvention. Die Feierlichkeiten haben wir auch hier im Haus begangen. Es war toll, zu sehen, wie viele Kinder hier herkommen, wie viele Kinder sich hier mit ihren Kinderrechten beschäftigen, und vor allen Dingen das Theaterstück, das sie selber erarbeitet haben, in dem sie zum Teil ihre eigenen Geschichten reflektiert haben und gemeinsam mit Pädagogen und Pädagoginnen Kinderrechte und wie man sich dafür einsetzen kann, erarbeitet haben. Es zeigt, dass die kreative Auseinandersetzung im Zusammenhang mit Kunst und Kultur hilft, auch helfen kann, solche schwierigen Erlebnisse zu verarbeiten, aber auch zu sensibilisieren. Sehr viele positive Rückmeldungen gibt es von diesen Kindern und deren Eltern, wie toll das Projekt angekommen ist. Ich hoffe - ihr habt das ja auch vorgeschlagen -, dass wir weiterhin die Kinderrechte hier im Rathaus verankern können. Vielleicht zumindest mit einem Tag, an dem wir die Kinderrechte stärker ins Zentrum stellen. Ich halte das für einen guten Vorschlag und würde mich freuen, wenn wir das in den nächsten Jahren weiter machen können. Dann ist mir besonders wichtig, dass auch das Klima und die Ängste der jungen Leute um Klimagerechtigkeit erwähnt werden, dass die gesamte "Fridays for Future"-Bewegung vorkommt. Dazu würde ich sehr gerne etwas von den Kindern selbst zitieren. Da gibt es eine Textstelleaus einem Gespräch mit den Kindern, die sagen: "Von der Klimakrise und ihren Auswirkungen sind Menschenrechte, Kinder- und Jugendrechte massiv bedroht." Das sehen die Kinder selbst so. "Das sind wirklich die fundamentalen Rechte, wie das Recht auf Nahrung, auf sauberes Wasser, auf eine angemessene Unterkunft, auf das Leben generell. Es gibt auch eine Klimaklage. Es ist schon beunruhigend, zu sehen, dass sich Kinder mit Anwälten und Anwältinnen vernetzen und den Staat klagen müssen, damit etwas für ihre Zukunft getan wird." Ich finde es ganz wichtig, dass solche Sätze hier in eurem Bericht stehen und ein Ansporn für uns sind, hier als Politikerinnen und Politiker mehr zu tun und uns da hineinzuhängen, denn das ist tatsächliche die Zukunft unserer Kinder. Erfolgreich wurden verschiedene Ombudsstellen eingerichtet, besonders gut hat auch die Bildungsombudsstelle ihre Arbeit begonnen. Meine Einschätzung nach dem Lesen des Berichtes ist ein bisschen eine andere als die von der Kollegin der ÖVP, die jetzt nicht mehr hier ist. Ich finde, die Diagnose Gewalt in der Schule, so wie sie in diesem Bericht vorkommt, kann man nicht dadurch heilen, dass man Kinder separiert oder in eigene Klassen gibt. Sondern es geht darum, das Gesamtkonzept Familie, das Gesamtkonzept Gewalt und Umgang mit Gewalt zu reflektieren und Hilfe anzubieten, soziale Hilfe, psychologische Hilfe, auch soziale Hilfe, wenn es um Armut oder andere soziale Schwierigkeiten geht. Es ist wichtig, dass wir hier endlich festgelegt haben: Es geht um ein umfassendes Konzept. Es geht nicht darum, dass wir einzelne Kinder aussondern und damit glauben, die Welt wird besser. Danke für diesen Zugang. Es geht darum, eben dysfunktionalen Familien zu helfen und damit die Zukunft für uns alle besser zu machen. Die Deutschförderklassen haben wir hier schon öfter diskutiert. Es zeigt sich wieder, wer in eine Deutschförderklasse geht, vor allen Dingen, wenn die Klasse so gemischt ist wie in vielen Schulen, hat einfach weniger Zugang zum Fachunterricht. Das heißt, wer zwei Jahre in einer Deutschklasse verbringt, hat nachher nicht so viele Chancen, sich wieder ins Bildungssystem einzubringen, verliert Jahre und kann seinen Bildungsabschluss nicht in der vorgegebenen Zeit abschließen. Deshalb macht es in dieser Form keinen Sinn. Es ist gut, Menschen in ihrer Sprache zu fördern. Es ist auch gut, Menschen an spezifischen Situationen in Deutsch zu fördern, aber wir dürfen sie nicht von Anfang an separieren und damit zu Menschen zweiter Klasse machen. Sie wissen schon, wer das tut. Für mich ein besonderes Thema war auch die Darstellung Ihrer Arbeit in der Ballettschule des Staatsopernballettes. Es zeigt, dass man auch in so schwierigen Fällen wie in einem Internat, wie in einer Ballettschule sehr sensibel vorgehen kann und alle Beteiligten einbinden kann, um dann die Zustände nachhaltig zu verbessern. Hier geht es darum, wie man Kinderschutz in Institutionen verankern kann. Das ist überhaupt ein großes Thema des Berichtes, das ist etwas, was uns schon sehr lange ein Anliegen ist: Wie können wir die Institutionen in Schulen, aber auch in Sportvereinen sensibilisieren? Wie können wir die Leute dafür sensibilisieren, wann Übergriffe stattfinden, wann Gewalt in der Sprache stattfindet, wann Gewalt durch Strukturen stattfindet, und wie können wir dann weiterarbeiten? Da habt ihr wunderbare Vorarbeit geleistet. Die ersten Konsequenzen zeigen, wir sollten auf diesem Weg unbedingt weiterarbeiten und den Kinderschutz in alle Institutionen, Sport, Musik und Bildungsinstitutionen dieser Stadt noch stärker verankern. Danke für diese ersten Schritte. Dann habe ich mir noch zusammengeschrieben, worum es also im nächsten Jahr gehen soll. Wir haben einige Anregungen bekommen, was wir als PolitikerInnen in den nächsten Jahren tun sollen. Es geht um eine Etablierung des Kinderschutzkonzeptes in allen Bereichen, in allen Institutionen, es geht um eine Sicherstellung der Teilhabe, des Mitspracherechts, auch wie Lebensräume, wie die Umwelt gestaltet ist und - wir haben noch beim nächsten Tagesordnungspunkt einen Punkt dazu - wie sich die Kinder in ihrer Umwelt auch politisch einbringen können. Es geht um Förderung und Entwicklung von Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Herkunftssystemen und natürlich auch um eine aktive und gestaltete Information über Kinderrechte, die nicht nach einem einmaligen Erlebnis aufhören kann, sondern die kontinuierlich und nachhaltig in die Bildung eingebracht werden muss. Danke für Ihren fachlichen Austausch und die Vernetzungstätigkeit, von der dann wir alle auch profitieren können, mit der Erfahrung, die Sie einbringen. Wir werden weiter daran arbeiten, diesen umfassenden Bildungsbegriff, eine gesamtheitliche Sichtweise, wo auch Kreativität, Frühförderung, musikalische und künstlerische Kreativität und auch sportliche Anteile eine Rolle spielen, weiter in das Bildungskonzept dieser Stadt zu integrieren. Herzlichen Dank und auf ein gutes neues Jahr. Präsidentin Veronika Matiasek: Frau Abgeordnete, darf ich Sie bitten, den Platz zu reinigen? - Als nächster Redner ist Herr Abg. Dr. Aigner zu Wort gemeldet. Abg. Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau Jugendanwältin! Sie sind ja heute das erste Mal bei uns, daher ein besonders herzliches Willkommen! Herr Jugendanwalt! Meine Damen und Herren! Ein Dankeschön auch für einen sehr umfassenden Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft an Sie und auch an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich möchte jetzt ein paar Anmerkungen aus Sicht der Freiheitlichen zum Kinder- und Jugendanwaltschaftsbericht abgeben. Ich darf ganz chronologisch beginnen. Auf Seite 9 haben Sie moniert, dass in Bezug auf die Heimopfer ein Schlussstrich gezogen wurde, der, glaube ich, in dieser Hinsicht zu früh gezogen wurde, auf der einen Seite, was die finanzielle Entschädigung anlangt. Auf der anderen Seite haben Sie auch eingemahnt, es ist Ihnen der Wunsch nach einer Geste der Wiedergutmachung entgegengebracht worden, eine Forderung, die wir seit vielen Jahren auch immer wieder hier gestellt haben. Es ist ja auch seinerzeit noch von Bgm Häupl versprochen worden, dass es so eine Geste geben wird. Ich glaube, das ist vielen Opfern dieser Zustände und dieser Gewalt in den Kinderschutzeinrichtungen ein großes Anliegen, und ich glaube, es wäre endlich Zeit, auch diese Geste der Wiedergutmachung abzugeben, damit hier auch ein emotionaler Schlusspunkt oder eine Abrundung dieser Situation stattfinden könnte. Das Thema Gewalt in der Schule haben Sie angesprochen, auch dafür ein Dankeschön. Aber da muss ich, ehrlich gesagt, sagen, da habe ich ein bisschen einen anderen Zugang als den, der in Ihrem Bericht zum Ausdruck kommt. Es mag schon sein, dass viele aggressive und gewalttätige Schüler selbst Gewalterfahrungen gehabt haben, aber das darf ja keine Rechtfertigung sein, dass das dann immer so weitergeht. Ich glaube, unser Menschenbild ist schon ein anderes, dass man sagt, der Mensch ist schon nicht nur Produkt seiner Umstände und dann handelt er zwangsläufig so, wie er handelt, und da kann man eben nichts machen, sondern es gibt schon so etwas wie einen eigenen Willen, wie eine Eigenverantwortung, und auch diese Eigenverantwortung muss man entsprechend einmahnen und den Jugendlichen abfordern. Sie nehmen ja auch Bezug auf den Fall in der HTL Ottakring, der vor ein bisschen über einem Jahr aufgepoppt ist. So, wie Sie das darstellen, ist das einfach nicht der Realität entsprechend. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie das seinerzeit war, da hat es auf einmal in der "Krone" und auf "oe24" geheißen: Furchtbarer Skandal, Lehrer bespuckt Schüler. Das ist natürlich etwas, was überhaupt nicht geht. Man muss im Nachhinein sagen, Gott sei Dank, haben die Schüler in der Klasse das alles mitgefilmt und haben das Video online gestellt, und dann hat man schon die Vorgeschichte gesehen - das ist keine Rechtfertigung fürs Spucken, so eine Lama-Affäre wie seinerzeit bei Otto Baric und anderen Trainern beim Fußball -, dass dieser Lehrer eigentlich das Mobbingopfer war. Das sind Zustände, die haben in keiner Schule und schon gar nicht in einer HTL, wo angehende Ingenieure ausgebildet werden, etwas verloren. Der ist attackiert worden, der ist eingekesselt worden, der ist herumgeschubst worden, mit Trillerpfeifen gepiesackt, einer ist mit einem Besen gekommen. Meine Damen und Herren, das sind ja Zustände, wo man schon sagen muss, wenn Schüler in einer Schule, noch dazu in einer höheren Schule, sich einem Lehrer gegenüber so aufführen, dann ist der Schritt zu so Dingen wie in Stuttgart dann kein allzu weiter mehr. Das wird jetzt anfangs in den Medien verharmlost dargestellt: Na, da hat sich die Partyszene halt ein bisschen ausgetobt, und so weiter. Wenn man sich das dann anschaut, ist das Staatsfeindlichkeit, Polizeifeindlichkeit, "Allahu akbar"-Rufe, und so weiter, großteils natürlich Menschen aus dem migrantischen Bereich. Und das in einer biederen Stadt, die noch dazu Grün gegiert ist, wie in Stuttgart. Wenn das irgendwo in Berlin oder in Neukölln so ist ... Das sind schon Zustände, da muss im Vorfeld auch schon sehr viel schiefgelaufen sein, denn so schnell eskaliert eine Situation nicht so, und deswegen muss man schon sagen: Gewalt in der Schule, gewalttätige Schüler müssen auch entsprechend sanktioniert werden. Das heißt ja nicht, dass die Sanktion ein Selbstzweck ist, aber es gilt ja auch, die anderen zu schützen, denn man darf nicht immer nur an die Aggressoren denken, ich muss ja auch an die denken, die nicht aus sozialen Gründen oder unter einem sozialen Aspekt in die Schule gehen, sondern die schlichtweg in der Schule etwas lernen wollen. Auch das gibt es ja. Also diese Videoszenen aus der HTL Ottakring, und man sieht schon auch, wie schwer es den Schulbehörden auch fällt. Wenn sowas kein Suspendierungsgrund ist, wenn man einen Lehrer attackiert in einer Schlägertypenmanier, und so weiter, und dann wird der von der Bildungsdirektion suspendiert und das wird dann vom Verwaltungsgericht aufgehoben, also da muss ich mich schon auch fragen: Was muss man denn noch tun, dass man von einer Schule verwiesen wird? Also da, glaube ich, ist natürlich auch die Justiz gefordert, so ähnlich wie bei den Staatsbürgerschaften, und so weiter, auch bei diesen Dingen entsprechend hier auch im Allgemeinwohl mitzuwirken. Da wäre ein bissel eine differenziertere Sicht, dass Jugendliche schon auch wirklich Täter sein können und nicht nur Opfer sind, das heißt ja nicht, dass man sich um die nicht kümmern soll, aber dass man sich auch an den anderen orientiert. In dem Fall ist es natürlich so, ich glaube, es war ein Elektrotechnik-Kollege, das ist ja in erster Linie ein Techniker und der ist in der Schule dort, um Technik beizubringen. Ein Techniker muss ja nicht notgedrungen ein Sozialarbeiter sein. Also man sieht halt schon auch, dass die Folgen der Einwanderungspolitik sich gerade in den Schulen manifestieren. Vielleicht auch eine Anregung an Sie, sehr geehrte Jugendanwälte: Wenn es Schulen gibt, wo 90 Prozent der Schüler und Schülerinnen nicht Deutsch als Muttersprache haben, da sind ja schon längst die Deutschsprachigen in der Minderheit. Vielleicht dass man auch der Frage nachgeht: Wie fühlt sich ein deutschsprachiges Kind in einer Wiener Schule, wenn rundherum keiner mehr Deutsch spricht? Das ist ja auch etwas, also da haben sich das Mehrheits- und Minderheitsverhältnis in vielen Fällen umgekehrt. Wie ich in der Volksschule war, da hat es zwei, drei Gastarbeiterkinder, hat man damals gesagt, gegeben, da waren die klar in der Minderheit. Aber in vielen Wiener Pflichtschulen hat sich das völlig gedreht. Da ist Deutsch ein Minderheitenprogramm. Was heißt das, wenn man als deutschsprachiges Kind in der Pause nicht mitbekommt, was die anderen sagen? Also da wäre vielleicht auch einmal die Frage zu stellen: Wie geht es jenen, die in der eigenen Stadt noch unsere Sprache sprechen? Wie fühlen sich die, wenn andere schon längst die Mehrheit übernommen haben? Das sind ja auch die Zustände, die sich in den Parkanlagen ja schon seit Jahrzehnten abspielen. Also vor 30, 40 Jahren hat man nicht viel Geld in Parkbetreuung stecken müssen. Heute brauchen wir das schlichtweg, weil gewisse ethnische Gruppen die Parks einfach in Beschlag nehmen. Da kann man nicht mehr so einfach hingehen und spielen, wie man will, sondern da heißt es: Der Park ist türkischer Park, das ist Kosovo, das ist Afghanistan, und so weiter. Und dann braucht man viele Vereine, die dann letztendlich hier ein bissel für einigermaßen eine Ordnung sorgen. Aber das sind natürlich schon Zustände, die einem zu denken geben. Und wie gesagt, die Zustände, so wie sie in Stuttgart eskaliert sind, das hat eine Vorgeschichte, das kommt nicht aus heiterem Himmel. Ich möchte solche Szenen wie in Stuttgart in Wien auf keinen Fall haben. Und dann Ihre Kritik zu den Deutschförderklassen. Also da haben Sie wahrscheinlich - Sie sind natürlich auch irgendwo in den politischen Rahmen, in den rot-grünen, hier eingebunden. Aber wenn man da sagt, die enttäuschte Vorfreude bei der Schuleinschreibung, die Kinder wollen in die Schule gehen, gehen in die Schule und dann kommen sie in eine Deutschförderklasse - ob das jetzt so eine große Enttäuschung ist, das kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen, weil man geht ja in die Schule. Und was das für einen Sinn macht, dass auf einmal - beim Höhepunkt der Flüchtlingskrise war das ja wirklich, so wie tausende Kinder gekommen sind, es wird geklopft, die Tür geht auf und es wird ein Kind, das keinen Deut Deutsch kann, einfach in die Klasse hineingesetzt. Wie man unter solchen Bedingungen Geographie, Sachkunde, Mathematik lernen kann, wenn man überhaupt nicht einmal Bahnhof versteht, das kann ich mir schlichtweg nicht vorstellen. Deswegen ist der Ansatz, dass man zuerst sagt: So wie wenn man auf die Autobahn auffährt, gibt's eine Beschleunigungsspur. Du kommst in die Beschleunigungsspur, lernst ordentlich die Unterrichtssprache, und dann tust du dir ja auch viel leichter beim richtigen Unterricht. Natürlich wird die Sprache ja auch anhand von Beispielen aus anderen Fachgebieten gelehrt. Also es ist ja nicht so, dass man da nur stur Grammatik lernt. Meistens lernt man ja die deutsche Grammatik am besten, wenn man noch Latein kann, weil da wird das dann erst richtig gemacht. Die Deutschförderung ist ja keineswegs losgelöst von anderen Bildungsinhalten. Also insofern glaube ich, dass die Deutschförderklassen eine sehr gute Einrichtung sind. Es gibt ja auch schon die ersten Ergebnisse. Und wenn Sie da in Ihrem Bericht monieren, die bisherige Sprachförderung ist nie evaluiert worden - na ja, die Evaluierung hat schon durch katastrophale Testergebnisse in Deutsch stattgefunden. Das ist ja die Evaluierung. Also die Deutschförderklassen sind eine Antwort darauf, dass das, was man bisher praktiziert hat, nicht zuletzt auch auf Grund der Quantitäten einfach nicht funktioniert hat. Die Eingliederung in den Regelunterricht ist ja auf jeden Fall auch sichergestellt, wenn ausreichend Deutschkenntnisse da sind. Es ist wahrscheinlich besser, man verliert ein Jahr. Ich meine, ich weiß nicht, wenn ich in ein fremdes Land komm' und kein Wort der Sprache kann, dann kann ich nicht von Verlust sprechen, wenn ich die Sprache lerne. Das ist eben kein Verlust, sondern das ist ein Gewinn. Und das ist die Voraussetzung dafür, dass man an unserer Gesellschaft, an unserem sozialen und gesellschaftlichen Leben auch entsprechend teilhaben kann. Also ein Jahr in der Deutschförderklasse ist alles andere als ein Verlust. Wenn man sich anschaut, es gibt ja auch die Studien und die Ergebnisse, dass oft die 2., 3. Zuwanderergeneration noch immer nicht Deutsch kann, dann sieht man ja, es hat ja nicht funktioniert. Es ist einfach so, dass wir die Parallelgesellschaften haben, nicht zuletzt deshalb, weil manche Communities ja auch eine Parallelinfrastruktur aufgebaut haben. Man braucht ja einfach vielfach Deutsch im Allgemeinleben nicht mehr. Und deswegen sind diese Deutschförderklassen, glaube ich, wirklich eine gute Sache. Vielleicht kommen Sie in einem Ihrer nächsten Berichte auch zu dieser Schlussfolgerung. Ansonsten, auch das haben Sie sehr gut herausgearbeitet, dass man natürlich die Lehrer durch, das sagt man halt so Halbdeutsch, Support-Personal, durch Unterstützungspersonal, Schulsozialarbeit, Schulpsychologen entlasten muss. Das ist natürlich auch eine Folge dessen, dass sich die Schülerpopulation total geändert hat. Das muss man natürlich auch sagen, dass hier auch verschiedene Kulturen, Religionen auch einen anderen Zugang zur Gewalt haben, die Geschlechterrollen anders sehen. Vielleicht auch, es gibt sehr viele weibliche Kolleginnen, wenn Schüler sagen, eine Frau ohne Kopftuch, die grüßt man nicht, der gibt man nicht die Hand, da verweigern die Eltern den Kontakt, das sind Realitäten, meine Damen und Herren! Das schafft natürlich sehr viele Probleme. Da können Sie mit noch so viel Regenbogenfarben herumfahren, da ist dann Schluss mit Regenbogen, weil da gibt's ein richtiges Geschlecht. Jetzt könnte ich sagen, ich red' gegen meine eigene Dings, weil man gehört selber diesem Geschlecht an und dann kommt lange nichts, und dann gibt's halt noch etwas und sonst gibt's gar nichts. Da gibt's eine ganz klare Hierarchie und da nützt Ihnen der Regenbogen nichts, sondern da muss man wirklich auch massiv unsere Werte, so wir noch welche haben, auch hier weitergeben. Das ist eine wahnsinnige Aufgabe. Das fängt in der Schule an und das hört dann in anderen Bereichen entsprechend auf. Und das ist, glaube ich, auch eine Situation, die natürlich durch eine verfehlte - das hat jetzt nichts mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft zu tun, das weiß ich schon - Zuwanderungspolitik entstanden ist. Aber das, was Sie in Ihrem Bericht auch entsprechend eingemahnt haben, dass es mehr Unterstützungspersonal geben muss, das ist, glaube ich, auch etwas, was an den Schulerhalter zu richten ist, diese Forderung, dass wir unsere Lehrerinnen und Lehrer soweit entlasten von administrativen Belastungen, deswegen auch entsprechend administrative Unterstützung, aber auch von Profis. Das ist man als Pädagoge nicht notwendigerweise für Menschen mit Gewalterfahrung. Da braucht man Menschen, die entsprechend hier auch die Lehrerinnen und Lehrer entlasten, und das wäre auch eine ganz wichtige Angelegenheit für den Schulerhalter. Die Empfehlung, bei der Fremdunterbringung eine Evaluierung durchzuführen, die kann ich nur unterstützen, weil das natürlich auch ein massiver Eingriff ist. Aber es ist halt manchmal schlichtweg auch notwendig, dass die Behörde Kinder aus einer bedrohlichen Situation eben entsprechend in Sicherheit bringt. Das tut niemand gern. Und wenn dann etwas passiert, dann kommt oftmals der Vorwurf an die Behörden: Warum habt ihr nicht früher reagiert? Also es ist eine ganz heikle Sache. Ich persönlich bin froh, dass ich solche Entscheidungen nicht treffen muss. Aber es ist notwendig und es ist auch entsprechend wichtig, dass sichergestellt ist, dass hier alle Perspektiven auch entsprechend berücksichtigt werden. Die Frau Kollegin Hungerländer hat auch schon ganz kurz gesagt, politischer Islam, also dass man sich damit nicht beschäftigen kann, weil es keine Definition gibt, das kann man so nicht stehen lassen. Ich glaube, Religionsfreiheit ist ganz wichtig, ist ein fundamentales Grundrecht. Aber wenn eine Religion mehr als eine Religion ist, sondern gleichzeitig ein politisches Konzept, eine Rechtsordnung mitliefert - und wir haben ja Integrationsstudien, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil sagt, religiöse Gebote gehen über staatliche Gebote, die Scharia ist wichtiger als alles andere, und so weiter -, dann, glaube ich, brauchen wir nicht zu diskutieren, was der politische Islam ist. Ich glaube, das kann man relativ einfach feststellen, und die Auswirkungen des politischen Islams sieht man ja. Das wäre vielleicht auch etwas, das man in einem Bericht auch prüfen könnte. Was fehlt, es ist kein einziger Satz zur Problematik der Zwangsverheiratungen. Wir stehen wieder vor den Ferien, wahrscheinlich ist heuer die Reisetätigkeit etwas eingeschränkt. Aber es gibt ja nachweislich viele Fälle, wo Kinder in die Ferien gehen und dann mit irgendeinem zugeteilten Mann entweder zurückkommen oder gleich gar nicht mehr zurückkommen. Ich glaube, auch das ist eine Problematik, der sich die Kinder- und Jugendanwaltschaft entsprechend annehmen sollte. Das ist wirklich eine Sache, die man nicht einfach unter dem Hinweis, dass wir nicht wissen, was der politische Islam ist und deswegen kann man dazu nichts sagen - also ich glaube, das kann man noch ein bissel ausbauen. Ganz zum Schluss: Interessant ist auch die Stellungnahme zur Jugendkriminalität. Vielleicht auch da ein offenes Wort: Rechte und Pflichten sind in einem Staat und in einer Gesellschaft irgendwie aufeinander bezogen. Wir haben in den letzten Jahren eine Entwicklung, dass wir beim Wahlalter eine Absenkung von 18 auf 16 Jahre hatten, was großteils oder überwiegend begrüßt worden ist. Es ist auch eigenartig, wenn man mit 16 schon das Parlament oder sonstige Körperschaften wählen kann, aber Zigaretten darf man sich keine kaufen. Also das ist irgendwie auch so ein bissel, ja - ich bin selber Nichtraucher, ich habe nichts über für Zigaretten. Aber wählen darfst du, du darfst die wählen, die die Gesetze machen und die sagen dann, wählen darfst du, aber Zigaretten kaufen nicht. Also das ist auch - irgendwie passt das irgendwo noch nicht ganz zusammen. Aber selbstverständlich, wenn wir die Altersstufen bei den Rechten absenken, dann gibt es unweigerlich oder es muss auch zu einer Diskussion kommen und es muss eine Diskussion zulässig sein, ob man nicht auch bei den Pflichten entsprechend die Altersstufen einmal in Frage stellt. Ich bin jetzt der Letze, der sagt, dass man mit 12 ins Jugendgefängnis kommen soll, aber einfach zu sagen, bis 14 hast du quasi Narrenfreiheit, da kann gar nichts passieren, das ist auch - es muss Möglichkeiten geben, dass es hier auch bei Jugendlichen, die noch nicht strafmündig sind, eine Handhabe gibt, dass man auch die Gesellschaft entsprechend schützen kann. Einfach zu sagen, wir schicken die wieder nach Hause, wir nehmen deine Daten auf und mehr kann man nicht machen, keine Diskussion über eine Strafbarkeit, über ein Sanktionssystem oder einen Mechanismus, der es den Kinder- und Jugendwohlfahrtsbehörden ermöglicht, hier auch einzugreifen, vielleicht Kinder auch aus einem Umfeld, das kriminellaffin ist, herauszuholen, das muss schon möglich sein. Also einfach zu sagen, das soll bei 14 bleiben und das passt schon so - das passt eben nicht so, weil ja von manchen oder von gar nicht wenigen Banden ganz gezielt auch noch Strafunmündige herangezogen und eingesetzt werden, weil man genau weiß, da kann nichts passieren, und so weiter. Also da ist die Gesellschaft und auch die entsprechenden gesetzgebenden Körperschaften sind entsprechend gefordert, hier auch eine Möglichkeit zu schaffen, dass der Staat eingreifen kann. Insgesamt, meine Damen und Herren, ein Danke für den Bericht. Haben Sie Verständnis, dass wir heuer noch nicht zustimmen können, aber es gibt ja einen nächsten Bericht. Wir werden Ihre Arbeit entsprechend wohlwollend kritisch weiter beobachten und vielleicht können Sie die eine oder andere Anregung unsererseits auch zumindest in Ihre Arbeit einfließen lassen. Danke schön. Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Abgeordneter, bitte das Rednerpult zu reinigen! - Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg. Hanke, bitte. Abg. Marina Hanke, BA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Landesrat! Liebe Kinder- und Jugendanwältin! Lieber Kinder- und Jugendanwalt! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich jedes Jahr über den Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft, weil ich finde, dass es für uns als Politikerinnen und Politiker jedes Jahr aufs Neue so viele wichtige Impulse gibt. Wir kriegen da von absoluten Experten und Expertinnen einen Bericht vorgelegt, die Monitoren, die vor allem die Kinder und Jugendlichen im Blick haben und uns da als unabhängige Stelle, die parteilich ist, für die Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt auch immer wieder sehr wertvolle Anregungen geben. In diesem Sinne würde ich auch bei den von Ihnen genannten Punkten im Bericht nicht von einem Monieren sprechen, sondern das eigentlich auch mit dem größten Respekt auch entgegennehmen. Ich möchte auf ein paar Punkte eingehen, die schon meine Vorrednerinnen und Vorredner angesprochen haben. Ich möchte da bei den 30-jährigen Kinderrechten beginnen, unter deren Zeichen ja auch das letzte Jahr gestanden ist und auch dieser Bericht steht, und möchte mich da vor allem auch bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft für die vielen Maßnahmen bedanken, die da auch gesetzt worden sind. Es ist im Bericht das Beispiel vom Theaterstück von "Kinderfressen leicht gemacht" genannt. Ich weiß nicht, wer es gesehen hat. Es ist da wirklich ein großartiges Ergebnis rausgekommen und ist, finde ich, beispielgebend dafür, wie mit Kindern und Jugendlichen auch in dieser ganzen Thematik der Kinderrechte gearbeitet wird. Im Zuge des Kinderrechtemonats, den wir letztes Jahr begangen haben, sind auch ganz, ganz viele Aktionen, Aktivitäten in allen Bezirken passiert, was, finde ich, sehr schön war, weil es auch aufgezeigt hat, dass natürlich jetzt letztes Jahr mit dem Schwerpunkt, aber eigentlich immer in allen unterschiedlichen Institutionen und Bereichen, wo mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet wird, das Thema Kinderrechte auch Platz findet. Und wenn auch im Bericht gefordert wird, dass es jedes Jahr einen Kinderrechtemonat geben soll, ich glaube, wir haben nicht nur einen, sondern wir haben in dieser Stadt eigentlich immer 12 Kinderrechtemonate, weil wir immer den Blick darauf haben, dass das auch in den vielen Bereichen so getragen wird und nicht zuletzt mit dem historischen Tag von gestern, wo wir die Kinder- und Jugendstrategie beschlossen haben, die gerade die Interessen und vor allem die Forderungen und Wünsche der Kinder und Jugendlichen für die gesamte Stadt sich noch einmal zum Ziel setzt und da auch als Auftrag genommen wird, kann man wirklich sagen, dass wir als Wien auch Kinderrechtestadt sind, und darauf bin ich sehr stolz. Von einigen KollegInnen schon angesprochen, ist der so wichtige Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, wo ich auch ein paar Worte dazu verlieren möchte und auch vielleicht nochmal zusammenfassen möchte, was sich da auch im letzten Jahr oder auch in dem Jahr so tut. Wir können dem Bericht entnehmen, dass es da natürlich immer wieder zu Überlastungssituationen kommt, gerade in den Krisenzentren, die sicherlich auch darauf zurückzuführen sind, dass es immer schwierigere Situationen der Kinder und Jugendlichen sind, mit denen wir es dort auch zu tun haben, zum Teil Kinder mit psychiatrischen Diagnosen versorgt werden müssen, wo wir auch einfach merken, da braucht es ein anderes Angebot und auch zusätzliche sozialtherapeutische Wohngemeinschaftsplätze dazu, die in diesem Jahr seitens der MA 11 auch um 40 Plätze ausgebaut werden. Wir haben 2019 ebenso ambulante, elternunterstützende Angebote stark ausgebaut, was auch immer ein Schritt ist, um natürlich Fremdunterbringung hintanzustellen, wobei, wie wir natürlich alle wissen, die große Debatte der Fremdunterbringung immer der allerletzte Schritt sein muss und auch der allerletzte Schritt ist. Wir haben auch schon öfter hier in diesem Gremium über die Frage der Zahlen diskutiert. Ich möchte hier noch einmal auch mein großes Dankeschön an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 11 betonen, die da wirklich mit großem Augenmaß, mit großer Sensibilität und Sorgfalt vorgehen. Das ist kein leichter Job. Ich glaube, das wissen wir alle, und da kann man nicht oft genug auch ein Dankeschön sagen. Zur Frage der Ausbildungsqualität möchte ich auch noch erwähnen, dass seit September 2019 für alle Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen eine eineinhalbjährige Ausbildung auch begleitend zu absolvieren ist, um auch besser auf die Herausforderungen, die einem im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe begegnen, reagieren zu können. Während dieser Ausbildungszeit sind diese PädagogInnen auch nur im Beidienst eingesetzt. Aber auch da stellt man sich den Herausforderungen, die man als Stadt Wien sieht. Ich möchte auch noch einmal daran erinnern, dass wir im Rahmen der Besoldungsreform beschlossen haben, dass die Krisenzentrums-Sozialpädagoginnen und - Sozialpädagogen in eine höhere Gehaltsstufe eingereiht werden, um das auch attraktiver zu machen gerade auch für ältere Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter. Zusammenfassend kann man, glaube ich, sagen, dass es ein äußerst herausfordernder Bereich ist, den wir auch seit vielen, vielen, vielen Jahren immer schon sehr im Fokus haben, weil es da um eine so wichtige Sache geht, nämlich um Schutz und Geborgenheit für die Kinder in dieser Stadt, wo es intensive Bemühungen gibt und auch weiterhin geben wird, um diesen Schutz und diese Geborgenheit auch für alle Kinder in unserer Stadt zur Verfügung zu stellen. Wir haben auch schon vorher viel über den großen Bereich der Schule gehört, wo ich auch noch gerne ein paar Sachen anmerken wollen würde. Die Debatte der Deutschklassen führen wir mittlerweile auch schon seit mehreren Jahren, weswegen ich da nur mehr ein paar kurze Punkte herausgreifen möchte. Vielleicht einmal eine Sache, die ich gerne klarstellen würde, weil es da vielleicht auch ein Missverständnis gibt. Wenn wir von Kindern und Jugendlichen mit nichtdeutscher Muttersprache sprechen, heißt das nicht, dass die kein Deutsch können. Das heißt, wir haben hier mehrsprachige Kinder. Wir haben auch gestern schon über Mehrsprachigkeit diskutiert. Das ist kein Mangel, sondern das ist ein großes Potenzial. Wir wollen natürlich, dass sich alle Menschen, die in dieser Stadt leben, gut in der deutschen Sprache bewegen können. Aber wir wollen eigentlich, wenn eine Mehrsprachigkeit vorhanden ist, dass die Leute in all ihren Sprachen, die sie können, gut kommunizieren und sich gut verständigen können, weil das eben genau dieses Potenzial ist, das wir da auch haben. Das ist immer und seit vielen, vielen Jahren das erklärte Ziel der Stadt Wien, dass gerade Kinder und Jugendliche beim Spracherwerb bestmöglich unterstützt werden. Unserer Meinung nach, auch kein Geheimnis, sind die Deutschklassen, wie sie jetzt da sind, nicht die beste Form. Ich glaube, da kann man auch auf die Experten und Expertinnen der Kinder- und Jugendanwaltschaften österreichweit hören. Die ExpertInnen sind für die Lebensrealitäten von Kindern und Jugendlichen, und ich glaube, da können wir uns als Politik auch den Punkt herausnehmen, auf sie zu hören. Zum Themenbereich der Gewalt an Schulen. Da ist vom Kollegen Aigner was angesprochen worden, was ich gerne aus einer anderen Perspektive beleuchten würde und vor allem meiner Meinung nach auch in ein richtiges Licht rücken möchte. Der Kollege Aigner hat angesprochen, dass auch im Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft erwähnt wird, dass wir bei gewalttätigen Jugendlichen im Hintergrund sehr oft feststellen können, dass es Gewalterfahrungen im häuslichen Bereich gibt, egal, ob direkt erfahren oder dass die betroffenen Jugendlichen Gewalt miterlebt haben, und dass er dann findet, dass das aber keine Entschuldigung dafür ist, dass dann von diesen Jugendlichen eventuell auch Gewalt ausgeübt wird. Ich erwähne das deswegen, weil ich in diesem Bericht in keinster Weise eine Entschuldigung dafür herauslesen kann und ich finde, das ist sicherlich auch nicht die Intention, glaube ich, der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Das Einzige, was das heißt, ist, dass Gewalt und vor allem Gewalt, die von Jugendlichen ausgeübt wird, in einem breiteren Kontext betrachtet werden muss. Und das ist auch das, was wir als Stadt Wien machen, wenn es darum geht, auch den großen Themenbereich von Gewalt an Schulen zu behandeln und zu bearbeiten. In diesem Bereich können wir auch noch ein Mal mehr feststellen, dass Wien da seit vielen Jahren handelt, nämlich genau, wenn es darum geht, dieses Unterstützungspersonal an die Schulen zu bringen. Das ist die Aufstockung der SchulpsychologInnen, die passiert ist. Das sind aber auch die Schulkooperationsteams, die sich auch mehrmals im Bericht wiederfinden und die auch sehr gut angenommen worden sind. Das ist die Einigung mit dem Bund, die im letzten Jahr passiert ist, um die Schulsozialarbeit auch abzusichern. Das sind aber auch zusätzliche Schulsekretärinnen und -sekretäre an Schulen, die wir im Rahmen der Joboffensive 50plus zur Verfügung stellen konnten, um auch auf einer anderen Seite noch einmal zu entlasten. Und das ist nicht zuletzt, und da möchte ich mich auch bedanken, dass im Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft, wenn es um Gewalt an Schulen geht, auch gesagt worden ist, wenn man sich dieser Herausforderung stellt, ist es wichtig, Schule auch als gesamte Organisation zu betrachten und alle unterschiedlichen AkteurInnen, die es da gibt - SchülerInnen, Eltern, Lehrende -, mit ins Boot zu holen und auch mitzubedenken, weil wir da seit letztem Jahr auch mit dem großartigen Projekt "Respekt: Gemeinsam Stärker" genau diesen Ansatz verfolgen, um anzusetzen, nämlich schon viel früher, nämlich schon bevor Gewalt passiert, und zu sagen: Wir nehmen dieses ganze System Schule, wir arbeiten da nicht nur gewaltpräventiv, wir arbeiten da auch an Rollenbildern, wir arbeiten gegen Mobbing, wir arbeiten an Demokratiekultur und an Zusammenarbeit. Es ist genau das, was wir mit diesem Projekt "Respekt: Gemeinsam Stärker" auf den Weg gebracht haben und wo wir, glaube ich, auch sehr stolz darauf sein können, dass wir Schule so begreifen. Zur Debatte um die Frage von einer Begriffsdefinition von politischem Islam oder generell auch der Wortmeldung vom Kollegen Aigner vorher möchte ich jetzt gar nicht viele Worte verlieren. Ich glaube, wir erkennen diese Platte, die da auch abgespielt worden ist, schon seit einigen Jahren. Ich möchte die Gelegenheit aber trotzdem nutzen, in dem Punkt eine Forderung nochmal aufzugreifen, die mir sehr wichtig erscheint, also mehrere Forderungen, die auch die Kinder- und Jugendanwaltschaft in diesem Bericht noch einmal benennt. Wir wissen, dass wir als Stadt Wien mit dem Netzwerk, das wir seit vielen, vielen Jahren in dem ganzen Bereich von Demokratiekultur, Extremismus, Prävention haben, Vorreiterin sind, und dass da auch auf Bundesebene viel übernommen worden ist. Dennoch gibt es ein paar Sachen, die noch fehlen und die wir auch, glaube ich, alle gemeinsam nicht oft genug artikulieren können. Das ist einerseits die Etablierung eines Ausstiegsprogrammes für radikalisierte Personen, die Einrichtung einer informationskoordinierenden Stelle für RückkehrerInnen, damit auch alle gut kooperieren können. Und als wirklich wichtigsten Punkt, und das ist der große Schritt, der immer noch fehlt und den wir auch so dringend brauchen: Wir brauchen endlich eine Informations- und Dokumentationsstelle für Islamismus, aber auch für Rechtsextremismus, wo wir einfach wissen, da wird genau hingeschaut, und wo wir dann auch damit weiterarbeiten können. Ich komme jetzt eh auch schon zum Ende. Ich möchte mich noch einmal ganz herzlich bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft bedanken. Ich möchte Sie, liebe Kinder- und Jugendanwältin und lieber Kinder- und Jugendanwalt, auch bitten, das den Kollegen und Kolleginnen auszurichten, den großen Dank für die Arbeit, für den vielen Einsatz. Wir sehen im Bericht, dass da noch so viel mehr Themen drinnen sind, die wichtig sind: Kinderarmut, die sich auch seit vielen Jahren wiederfindet, ein Themenbereich, der auch gerade jetzt nach dieser Corona-Zeit, wo viele Erwachsene von Arbeitslosigkeit oder von Einkommensverlusten betroffen sind, sicherlich ein Thema ist, das uns auch noch viel beschäftigen wird. Ich bin froh, dass wir Sie an unserer Seite haben, wenn es um Kinderrecht geht, wenn es um Kinderschutz geht und möchte noch einmal Danke sagen für den Bericht. Präsidentin Veronika Matiasek: Frau Abgeordnete, Frau Abgeordnete, darf ich auch Sie bitten, das Rednerpult zu desinfizieren! Sehr geehrte Damen und Herren, somit ist die Debatte von Seiten der Abgeordneten beendet. Ich möchte noch zur Kenntnis bringen, dass die Abgeordneten Berger und Ebinger mit 16.15 Uhr entschuldigt sind. Nun kommen wir zur Wortmeldung der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Wer wünscht das Wort? Bitte, Frau Jugendanwältin! Kinder- und Jugendanwältin Dunja Gharwal, MA: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Landesrat! Werte Landtagsabgeordnet! Liebe KollegInnen! Mahatma Ghandi hat einmal gesagt: "Wenn wir wahren Frieden in der Welt wollen, dann müssen wir bei den Kindern anfangen." Partizipation, Teilhabe, Mitbestimmung und Mitgestaltung der eigenen Lebenswelt haben durch das Projekt "Werkstadt Junges Wien" eine neue Dimension erhalten. Erstmals wurden mehr als 20.000 Kinder und Jugendliche von der Stadt ganz konkret um ihre eigene Meinung und Einschätzung, aber auch um ihre Ideen gefragt. Die sich daraus abgeleiteten Handlungsfelder bieten den Rahmen der Wiener Kinder- und Jugendstrategie. Es freut uns ganz besonders, dass dieses Projekt nach Einschätzung der Kinder und Jugendlichen so erfolgreich gelaufen ist und seine Fortsetzung in der Umsetzung der Maßnahmen finden wird. 30 Jahre Kinderrechte wurden im ganzen Berichtsjahr als Marke von der Stadt Wien gefeiert und hat das Bewusstsein der Bevölkerung auf Achtsamkeit und Wichtigkeit des Themas erheblich erhöht. Die Feierlichkeiten zum Internationalen Tag der Kinderrechte im Wiener Rathaus sehen wir als gelungenes und erfolgreiches Projekt durch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungen unter der Leitung des Wiener Menschenrechtsbüros, seiner MitarbeiterInnen und den Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichen Abteilungen und auch der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Ihnen allen gebühren mein Dank und meine Anerkennung für ihr Engagement um die Kinder und Jugendlichen unserer Stadt. Mit dem Theaterstück "Kinderfressen leicht gemacht", das vorhin schon erwähnt wurde, ist es der Kinder- und Jugendanwaltschaft gelungen, den Stimmen der Kinder, ihrer Wahrnehmung von Kinderrechtsverletzungen eine Bühne zu geben und uns Erwachsene ein Stück weit in Bedrängnis zu bringen. Im letzten Lied der Inszenierung singen die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler sinngemäß: "Wir wünschten, wir wären Tiere, dann würdet ihr uns lieben." Diese künstlerische Ausdrucksweise schmälert keineswegs den Vorwurf der Kinder an die Erwachsenengesellschaft, sie nicht ausreichend als subjektive Rechtsträgerinnen und Rechtsträger wahrzunehmen. Kinderrechte sind systemrelevant. Sie sind unverhandelbar und werden auch von der Kinder- und Jugendanwaltschaft vehement verteidigt und eingefordert. Ob in der stationären Unterbringung oder den vorhergehenden Abklärungsverfahren, den sich lange hinziehenden Gerichtsverfahren rund um Obsorge oder Kontaktrecht, Kindergesundheit oder Kinderarmut, in der Einzelfallarbeit gelingt es der Kinder- und Jugendanwaltschaft seit vielen Jahren, im Sinne der Kinder gute Lösungen zu finden, um eine heilsame Zukunft auf den Weg zu bringen. Auf der Ebene der Behörden und Institutionen vernehmen wir großes Interesse, aus diesen Einzelfällen auch strukturelle Veränderungen vorzunehmen. Seit der Etablierung der sozialpädagogischen Ombudsstelle 2012 ist das Monitoring von Wohngemeinschaften und Schutzwohnungen, den sogenannten Krisenzentren, eine spezielle Kernaufgabe der Kinder- und Jugendanwaltschaft geworden. Ich sage, Schutzwohnungen, weil es ein Ort der Entlastung und Ruhe sein soll. Worte haben oftmals eine unterschätzte Macht, denn es macht einen Unterschied, ob ich einem Kind sage, wir gehen jetzt gemeinsam in eine Schutzwohnung und nehmen uns dort eine gute Zeit, eine Lösung mit dir für dich und deine Familie zu finden, oder ob ich die ohnedies schon brisante Situation sprachlich anheize und den Kindern und Jugendlichen ein Krisenzentrum anbiete. Ein zwölfjähriges Mädchen hat einmal zu mir gesagt: "Habe ich jetzt eine Krise? Ist das was Schlimmes?" Ja, Worte sind mächtig und müssen achtsam gewählt werden, wenn wir respektvoll und anerkennend miteinander kommunizieren. Mit der Veröffentlichung der Qualitätsstandards für die stationäre Kinder- und Jugendhilfe gelang es, ein Konzept vorzulegen, wie Verbesserungen in diesem Bereich nicht nur sprachlich möglich sind. Hervorzuheben ist, dass Kolleginnen und Kollegen der Wiener Kinder- und Jugendhilfe genauso an der Entstehung und Etablierung dieser Standards beteiligt waren wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinder- und Jugendanwaltschaft, privater Träger, aber auch VertreterInnen der Länder. Unter der Schirmherrschaft der Volksanwaltschaft wurden diese Standards 2019 vorgestellt und als Buch veröffentlicht. Sie bieten auch uns eine hervorragende Grundlage für unsere Monitoringtätigkeit und zeigen, dass nur im gemeinsamen Wirken Veränderungen im Kinderschutz möglich sind. Kinderschutz geht nur gemeinsam. Kinderschutz geht uns alle was an, denn Kinder sind unschlagbar. Die Etablierung von Kinderschutzkonzepten, die heute auch schon angesprochen wurden, ist ein Puzzlestein, um die Arbeitsqualität aller Berufsgruppen und Einrichtungen, die mit und für Kinder arbeiten, zu verbessern. So werden wir den heutigen Erkenntnissen kinderschutzgerecht. Vor über zehn Jahren hat die Kinder- und Jugendanwaltschaft bereits die Arbeitsgruppe "Gewalt und Missbrauch im Sport" gegründet. Gemeinsam mit Organisationen, die beispielsweise in der Prozessbegleitung von Kindern und Jugendlichen tätig sind, werden mögliche Verdachtsfälle geprüft und Angebote entwickelt, die insbesondere im Sport, in Vereinen Sicherheit und Handlungskompetenz geben sollen, denn so heben sie den Kinderschutz an erste Stelle. Wir freuen uns, dass es gemeinsam mit dem Wiener Basketballverband gelungen ist, die Etablierung eines solchen Kinderschutzkonzeptes im Sport anzustoßen und wünschen uns viele weitere interessierte Dach- und Fachverbände, die diesem Beispiel folgen. Sehr geehrte Damen und Herren! Die Liste der Kooperationen und Vernetzungen der Kinder- und Jugendanwaltschaft ist lang und erlaubt uns einen mutigen und zuversichtlichen Blick in die Zukunft. Junge Menschen, Jugendliche und Kinder leben in einer komplexen Gesellschaft, die auch uns Erwachsene ohne entsprechende Kommunikationsstrukturen oft vor unmögliche Herausforderungen stellt. Diese vielen Schnittstellen zwischen Organisationen, Abteilungen, Behörden, Vereinen, Privatpersonen und vieles mehr erfordert beachtliche Aufmerksamkeit und hat unsere Arbeitswelt rund um Kinder und Jugendliche bereits verändert und geprägt. Es gilt daher, darauf unseren Fokus zu legen und mit den Stimmen der Kinder und Jugendlichen, also dem Kindeswillen im Einklang mit dem Kindeswohl unter Wahrung der Kinderrechte abzustimmen und zusammenzuführen. Ich möchte Sie heute weiterhin für die Bedeutung der Kinderrechte und unseren Tätigkeitsbericht 2019 begeistern. So sichern wir den Kindern und Jugendlichen eine geschützte und friedvolle Kindheit. Sie ist der Garant für eine solidarische und starke gesunde Gesellschaft. Respekt, kontinuierliche Bindungsangebote, auch Bildungsangebote by the way, gewaltfreie Sprache und gewaltloser Umgang miteinander, liebevolles und wertschätzendes Zuhören, Anteilnahme sowie Zeit, finanzielle Absicherung und Vertrauen in unsere Gesellschaft, in der wir leben, sind die erforderlichen Ingredienzen, die es braucht, um Kinder großzuziehen. Wir haben viel erreicht und doch sind wir weiterhin gefordert, jedem einzelnen Kind sein Recht durchzusetzen. Denn jedes einzelne Kind ist unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft. Danke schön. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich bedanke mich recht herzlich und erteile dem Herrn Kinder- und Jugendanwalt Mag. Erkan Nik Nafs das Wort, bitte sehr. Kinder- und Jugendanwalt Mag. Ercan Nik Nafs: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geehrte Abgeordnete! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich möchte Sie alle sehr herzlich begrüßen. Sie haben, wie jedes Jahr, einen Expertenbericht vor sich. Ich bin jedes Jahr sehr stolz auf unseren Bericht und möchte mich auch für Lob und Anerkennung, die wir jedes Jahr bekommen, und auch für die konstruktive Kritik bedanken. Es ist natürlich auch eine Freude für uns, Anerkennung für unsere Arbeit über das ganze Jahr zu bekommen. Ich kann leider jetzt nicht auf alle Ansichten und Diskussionsgegenstände eingehen, aber wie jedes Jahr möchte ich die Einladung aussprechen, dass Sie uns kontaktieren, damit wir unsere Positionen und Ihre Fragen beantworten können. Sehr geehrte Abgeordnete! Das Jahr 2018 war ein sehr bewegendes Jahr sowohl für uns als Kinder- und Jugendanwaltschaft als auch für Österreich, aber auch für Wien. Aber wenn Sie mir erlauben, möchte ich deutlich weiter zurückgehen als bis zum Jahr 2019, um zu verdeutlichen, wozu unsere Jugendlichen fähig sind und welche Erfahrungen sie bis jetzt gesammelt haben. Ich erinnere Sie an die Finanzkrise, die weltweit 2008 war und die anschließende Staatsschuldenkrise. Auch die Krise der weltweit steigenden Radikalisierungstendenzen mit steigenden Zahlen von islamistischen und rechtsextremen Gruppen liegt nicht weit zurück und wir kämpfen immer noch gegen solche Ideologien. Die im Jahr 2015 beginnende Fluchtbewegung zeigte uns die Schwachstellen unserer Gesellschaft auf. Hier waren ebenfalls die Kinder und Jugendlichen stark betroffen. Auch die Klimakrise der letzten Jahre betrifft vor allem unsere Kinder und Jugendlichen. Für eine intakte Umwelt sind weltweit vor allem Jugendliche auf die Straßen gegangen. Hier haben wir als Erwachsene unsere Hausaufgaben eindeutig zu wenig erfüllt. Im Jahr 2019 war in Österreich die Regierungskrise und jetzt haben wir die sogenannte Covid-Krise. Sie ist wie ein Chamäleon. Sie begann als Gesundheitskrise und hat sich rasch in eine soziale und wirtschaftliche Krise gewandelt. Alle Studien sowie Expertinnen und Experten haben eine gemeinsame Erkenntnis über die Auswirkungen der Covid- 19-Krise, nämlich Kinder und Jugendliche zählen zu den Hauptverlierern dieser Krise, auch leider in Österreich. Ein Beispiel wäre zum Beispiel die Jugendarbeitslosigkeit. Sehr geehrte Abgeordnete! Das bedeutet, seit 2008 haben unsere Kinder und Jugendlichen viele Krisen durchgemacht. Diese Krisen haben weltweit für Kinder und Jugendliche Leid und Elend verursacht. Ich möchte Ihnen sagen, unsere Jugendlichen sind alles andere als verwöhnt, wie so oft behauptet wird. Sie sind krisenerfahren, interessiert und mutig. Sie sind klug und kritisch. Dennoch benötigen Kinder und Jugendliche in ihren Sozialisationsräumen, also im eigenen Zuhause, in der Schule, im Kindergarten sowie im öffentlichen, aber auch im virtuellen Raum, einen besonderen Schutz vor Übergriffen, die mehrheitlich von Erwachsenen verursacht werden. Ich möchte Sie ersuchen, die Ergebnisse der "Werkstadt Junges Wien" ebenfalls aus dieser Perspektive anzusehen. Über 20.000 Kinder und Jugendliche haben an der "Werkstadt Junges Wien" gearbeitet. Kinder und Jugendliche wollen mitreden und mitbestimmen. Das ist auch gut so. Sie haben ihre Gedanken und Meinungen in diesen Prozess einfließen lassen und Sie können mir glauben, sie werden sich mit halben Sachen auch nicht zufriedengeben. Zusammengefasst: Wir erachten das Vorhaben Kinder- und Jugendstrategie als außergewöhnlich und freuen uns natürlich auch, in diesem riesigen Programm eine zentrale Verantwortung zu übernehmen. Wir werden die Umsetzung der Strategie gemeinsam mit unseren Kindern und Jugendlichen genauso monitoren, wie wir es die letzten Jahre gemacht haben. Im Bericht finden Sie viele Arbeitstitel. Wie meine Kollegin gesagt hat, war für uns im Jahr 2019 30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt. Unsere zwei Projekte "Glückliche Kinder" und "Kinderfressen leicht gemacht" waren eine Kooperation mit dem Verein "Schweigende Mehrheit" und vielen Dienststellen der Stadt Wien wie MA 11, MA 13, MA 17, MA 57, aber genauso gut mit den Geschäftsgruppen Jugend, Kultur und Frauen, der Bildungsdirektion für Wien, dem Volkstheater, den Bundesministerien und dem Zukunftsfonds der Republik Österreich. Ich möchte an dieser Stelle allen einen Dank sagen. Vielen Dank! Ich möchte mich besonders bei den Kindern und Jugendlichen bedanken, die sich engagiert und leidenschaftlich für ihre Rechte eingesetzt haben. Die jugendlichen Schauspielerinnen und Schauspieler haben ihre Botschaft über ihre Theatervorführungen wirkungsvoll selbst an die Öffentlichkeit getragen. Es war für unsere jugendlichen Schauspielerinnen und Schauspieler so wie für das Publikum jedes Mal ein fulminantes Erlebnis, in ausverkauften Theatersälen ihre Botschaft und die Geschichten der Kinder mit eigenem Wort und Bild zu sehen und zu hören. Sehr geehrte Abgeordnete! Ich komm' bald zum Schluss, aber davor möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die Sie wahrscheinlich sehr gut kennen, die aber in solchen besonderen Zeiten wieder in Erinnerung gerufen werden müsste: Ein Rabbi kommt zu Gott und sagt: "Herr, ich möchte die Hölle sehen und den Himmel." "Nimm Elia als Führer,", spricht Gott, "er wird dir beides zeigen." Elia nimmt den Rabbi bei der Hand. Er führt ihn in einen großen Raum, ringsum Menschen mit langen Löffeln, in der Mitte des Raumes ein Topf mit einem köstlichen Gericht. Alle schöpfen mit ihren langen Löffeln aus dem Topf. Aber die Menschen sehen mager, blass und elend aus. Kein Wunder, ihre Löffel sind zu lang. Sie können sie nicht in den Mund führen. Das herrliche Essen können sie nicht genießen. Rabbi und Elia gehen hinaus. "Welch seltsamer Raum.", sagt der Rabbi. "Die Hölle", lautet die Antwort. Also die beiden betreten einen zweiten Raum. Alles genau wie im ersten Raum: Ringsum Menschen mit langen Löffeln, in der Mitte der Topf mit einem köstlichen Gericht. Alle schöpfen mit ihren Löffeln aus dem Topf. Aber ein Unterschied zum ersten Raum ist, diese Menschen sahen gesund und glücklich aus. Wie kommt das? Der Rabbi schaut genau hin und sieht den Grund: Diese Menschen schieben sich die Löffel gegenseitig in den Mund. Da weiß der Rabbi, wo er ist. Ich komme zum Schluss und möchte mich bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Arbeit und ihr Engagement bedanken. Sie verdienen jeden Tag viel Applaus für ihren Einsatz für die Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt. Gleichzeitig möchte ich mich bei allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bedanken, die uns ihre Erlebnisse anvertrauen und ihre Geschichten erzählen, denn ihr mutiges Handeln ist unentbehrlich dafür, dass wir uns nicht nur im Einzelfall um Kinder und Jugendliche sorgen, sondern im Großen auch unsere Positionen beziehen. Ich möchte mich bedanken und wünsche Ihnen einen schönen Sommer! Auf Wiedersehen! Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr und möchte, während noch desinfiziert wird, die Zeit nutzen, den Kinder- und JugendanwältInnen auch seitens des Landtagspräsidiums zu danken für den Tätigkeitsbericht, für die Teilnahme an der Verhandlung und für die Wortmeldungen. Zu Wort ist jetzt niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen, der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrte Frau Kinder- und Jugendanwältin! Sehr geehrter Herr Kinder- und Jugendanwalt! Ich bin kein Prediger und kann daher nicht mit so einem guten Gleichnis dienen wie du, lieber Ercan. Abgesehen davon, die Geschichte ist ja wunderbar, aber nicht Covid-tauglich. Also sage ich statt einem Gleichnis das, was mir wirklich am Herzen liegt: Ein herzliches Dankeschön an das ganze Team der Kinder- und Jugendanwaltschaft! Ein herzliches Dankeschön an euch, an Sie beide, liebe Kinder- und Jugendanwälte! Besonders ein herzliches Dankeschön an Dunja Gharwal, deren erster Bericht das ist, und für die Arbeit in den letzten Monaten, die intensive Arbeit im Sinne und für die Kinder und Jugendlichen! Ich möchte mich aber auch sehr herzlich bei Ihnen, liebe Abgeordnete, für diese sachliche und engagierte Debatte bedanken. Vielleicht ein besonderes Dankeschön auch an die Kollegin Hungerländer, die ihre Position und die Position der ÖVP so zusammengefasst hat, dass Sie nach vielen Jahren, wo es nicht möglich war zuzustimmen, zustimmt, nämlich mit dem Bewusstsein, dass man nicht immer die Meinung der Kinder- und Jugendanwälte teilen muss, aber ihre Anregungen sehr, sehr wichtig für unser Haus und für die Politik sind. Und das ist es im Grunde genommen auch, für das ich besonders danke schön sagen möchte. Da gibt es immer Luft nach oben. Aber gerade einige Punkte in dem Bericht zeigen auch, dass Ihre Anregungen, Ihre Kritik immer wieder zu konkreten Folgen führen, zu konkreten Beschlüssen und konkreten Maßnahmen, die wir in dieser Stadt setzen und die Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen. Ein Beispiel hat die Frau Kollegin Hanke sehr genau ausgeführt. Das war das ganze Thema des Support-Personals im Schulbereich mit den neu geschaffen Schulkooperationsteams, den SchulsekretärInnen, 48 zusätzlichen Standorten, der Einigung mit dem Bund über die Schulpsychologinnen und -psychologen, die wir zusätzlich geschaffen haben, und natürlich auch die Bildungsombudsstelle. Ein zweites Beispiel kann ich vielleicht noch hinzufügen. Es gibt seit vielen Jahren auch Kritik von unterschiedlichen Seiten, auch von den Kinder- und Jugendanwältinnen und -anwälten, was das Angebot an kinder- und jugendpsychiatrischer Unterstützung in unserer Stadt betrifft. Gerade im letzten Jahr ist in Lainz das zweite Ambulatorium für Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen worden, ein völlig neues Konzept, weil auch vor Ort zwei Wohngruppen der MA 11 mit einem multiprofessionellen Team sind, das über die Tagesklinik ermöglicht, dass direkt vor Ort in vertrauter Umgebung die Betreuung stattfindet, übrigens an vier Tagen bis 20 Uhr. Leider ist die Kritik an den Deutschklassen nicht so ein Beispiel, weil ihr ja nicht gefolgt wird von den Fraktionen, die sie miterfunden haben. Ich teile die Kritik und möglicherweise gibt's in Hinkunft da auch mehr ein Hinschauen auf die Expertinnen- und Expertenmeinung. Was mir wichtig ist, ist, wie gesagt, man muss nicht immer Ihrer Meinung sein und jede Partei steht hier auch für eine unterschiedliche Meinung. Sie tun das auch. Sie sind parteilich und das ist gut so und richtig so. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft ist kompromisslos parteilich für die Kinder und Jugendlichen. Das ist die Gründungsidee und das ist der ganze Sinn der Sache. Und es ist der Sinn einer Einrichtung, die genauso alt ist wie die Kinderrechte und die genauso alt ist wie das Gewaltverbot in der Erziehung, das sogenannte Verbot der gesunden Watsch'n. Umso schöner ist es für mich, zu sehen, dass wir hier gemeinsam auf ein Jahr zurückschauen, wo diese Kinderrechte 30 Jahre alt geworden sind, wo irrsinnig viel passiert ist, wo auch die "Werkstadt Junges Wien" gezeigt hat, wofür diese Stadt steht, nämlich hinter den Kindern und Jugendlichen und vor allen Dingen für eine Politik, die sich die Aufträge von den Kindern und Jugendlichen geben lässt. Da bin ich schon bei meinem Fazit. Das nächste Jahr wird ein herausforderndes nicht nur für die Politikerinnen und Politiker, die diese Kinder- und Jugendstrategie umsetzen müssen, sondern auch für die Kinder- und Jugendanwaltschaft. Es ist nämlich auch ein Teil des Beschlusses, den wir gestern gefällt haben, dass die Kinder- und Jugendanwälte draufschauen in ihrer Parteilichkeit, in ihrer kompromisslosen Parteilichkeit für die Kinder, wie es weitergeht mit der Kinder- und Jugendstrategie und den Kinder- und Jugendbericht ablegen darüber, was wir alles schon zusammengebracht haben. Ich kann mir keine bessere Institution vorstellen als euch und freue mich jetzt schon auf die Zusammenarbeit! Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Ich ersuche nun jene Mitglieder des Landtages, die den vorliegenden Tätigkeitsbericht 2019 der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen von GRÜNEN, SPÖ, NEOS, ÖVP angenommen. Danke sehr. Nochmals danke für Ihr Kommen. Wir kommen nun zur Postnummer 1. Sie betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Gesetz über das Verwaltungsgericht Wien geändert wird. Berichterstatter hierzu ist Amtsf. StR Mag. Czernohorszky. Ich ersuche ihn, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich bitte um Zustimmung. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Danke sehr. Es liegt mir keine Wortmeldung vor. Zuerst muss ich trotzdem noch fragen, gemäß § 30c Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und die Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird gegen die Zusammenlegung Widerspruch erhoben? - Nein, das ist nicht der Fall, ich werde daher so vorgehen. Es liegen jetzt keine Wortmeldungen vor. Ich erkläre daher die Verhandlung für geschlossen. Der Berichterstatter, nehme ich an, verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Gesetzesvorlage. Ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist einstimmig. Das Gesetz ist somit in erster Lesung einstimmig beschlossen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke, das ist einstimmig. Ich komme daher zur zweiten Lesung. Ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke, das ist wieder einstimmig. Das Gesetz ist somit beschlossen. Postnummer 10 betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Gesetz über die äußere Organisation der öffentlichen Pflichtschulen und öffentlichen Schülerinnen- und Schülerheime im Lande Wien geändert wird. Berichterstatter hierzu ist Herr Amtsf. StR Mag. Czernohorszky. Ich ersuche, in die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich bitte um Zustimmung Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Gemäß § 30c Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird dagegen Widerspruch erhoben? - Nein, das ist nicht der Fall. Danke sehr, die Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Mag. Berner. Abg. Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Also eines verspreche ich Ihnen: So schnell wie der Vorsitzende und der Herr Stadtrat spreche ich nicht. Das schaffe ich gar nicht, danke. Wir haben jetzt einen Themenwechsel. Aber eigentlich geht es doch um etwas Ähnliches, es geht nämlich um Demokratie, es geht um Mitbestimmung. Als Einleitung zu dieser Mitbestimmung sage ich zuerst einmal: Über 24 Prozent der jungen Menschen in Wien, die hier aufgewachsen sind, die hier leben, die hier in die Schule gehen, die hier auch arbeiten, dürfen bei einer Wahl nicht mitstimmen. Das heißt, sie haben kein demokratisches Recht, den Gemeinderat, den Landtag, den Bundesrat und auch die Bundesregierung mitzuwählen. Das halte ich für einen großen Fehler. Und ich halte es unter diesen Voraussetzungen umso wichtiger, noch mehr auch mit den Jungen über Demokratie zu diskutieren, damit sie einmal diese Gesetze ändern können, falls wir es nicht schaffen. Aber wo lernen Kinder und Jugendliche konkrete Demokratie? Ich möchte zu Beginn eine Geschichte erzählen. Meine kleine Tochter war in einer sogenannten demokratisch geführten Kindergruppe. Die heißt nicht "demokratisch geführt", sondern sie war demokratisch geführt. Was heißt das konkret? Die Betreuungspersonen haben sich regelmäßig mit den Kleinen, die waren damals zwischen drei und sechs Jahre alt, zusammengesetzt und haben über wichtige Entscheidungen, die die Gruppe betreffen, diskutiert und dann auch gemeinsame Lösungen gesucht. Und nein, sie waren nicht immer einer Meinung. Das konnten zum Beispiel fünf unterschiedliche Ausflugsziele sein. Wohin soll es jetzt wirklich gehen? Oder wie können wir einen Konflikt in der Gruppe lösen? Das klingt ganz banal, aber es ist tatsächlich erstaunlich, die Kleinen haben aus diesen Morgenkreisen, aus diesen Diskussionen, aus dieser Frage nach, was ist deine Meinung und warum ist das deine Meinung, wahnsinnig viel mitgenommen. So viel, dass meine Tochter, wie sie dann in die Volksschule gekommen ist, nach zwei Wochen gesagt hat, na ja, es ist eh ganz okay da, aber eines gefällt ihr nicht, dass es da in dieser Klasse immer eine Bestimmerin gibt. Und dann habe ich gefragt: Na ja, wer ist jetzt diese Bestimmerin? Und diese Bestimmerin, das war die Lehrperson. Und das war nicht die Lehrperson, weil sie unglaublich autoritär war im traditionellen Sinn, sondern das war deshalb die Bestimmerin, weil das kleine sechsjährige Mädchen sofort erfasst hat, was die Regeln dieser Institution sind: Dass es hier viele gibt und eine, die mehr reden darf, und wie diese Institution aufgebaut ist. Und sie hat sofort verstanden, hier geht es nicht demokratisch zu, zumindest nicht demokratisch in der Art und Weise, wie sie das noch in ihrer Kindergruppe kennen gelernt hat. Und das war nur aus ihrer Sicht, ihrer Wahrnehmung. Warum erzähle ich das? Ich erzähle das nicht, weil ich finde, dass unsere Schulen so undemokratisch sind, nein. Sondern ich erzähle das, weil ich weiß oder das mir wieder gezeigt hat, dass Prozesse wie Demokratie und Mitbestimmung vermittelt werden sollen, dass das im Alltag gelernt werden muss und dass die Struktur, wie unsere Schulen aufgebaut sind, zum Teil diesem Lehrziel entgegenstehen. Das Problem wurde inzwischen erkannt. Es gibt viele Erlässe und viele Bekenntnisse zur politischen Bildung. Und es gibt viele Versuche, diese Bildungsziele, dass die Kinder demokratisch werden, auch im schulischen Umfeld umzusetzen und zu erreichen. Ein Versuch dazu sind die in vielen Bezirken in Wien stattfindenden Kinder- und Jugendparlamente. Hier soll einerseits Stadtpolitik nähergebracht werden, aber auch politische Mitbestimmung erlebbar gemacht werden. Sie wissen das wahrscheinlich, alle Kinder, fast alle Kinder in der 3. Klasse Volksschule werden eingeladen, einmal das Bezirksparlament kennen zu lernen. Die Umsetzungen dieser Kinder- und Jugendparlamente sind sehr unterschiedlich, auch das wissen Sie. Es gibt paternalistische Inszenierungen, wo Kinder vor den Bezirksvorsteher treten dürfen und dann ihre Wünsche kundtun und dann wieder zurück in die Reihe kommen. Und es gibt andere Arten, das umzusetzen. Die sind viel partizipativer, die bieten Workshops an, sprechen mit den Kindern über Politik und Projektentwicklung. Und in manchen Bezirken gibt es sogar Budgetposten, wo die Kinder über ein bestimmtes Budget gemeinsam entscheiden können, welchen Projekten sie das zuordnen würden. All das sind verschiedene Arten und Weisen, wie man Demokratie lernen kann. Was wichtig ist, ist, dass die Kinder sich in so einem Prozess als politisch Handlungsfähige erleben und dass sie sich auch als GestalterInnen erleben. Dass sie nicht glauben, sie wären BittstellerInnen und müssten in die Politik gehen und sich unterwürfig einer Autorität beugen, sondern dass sie selbst Ideen entwickeln dürfen und Möglichkeiten finden, wie man die umsetzen kann. Es ist nicht immer einfach. Man muss sich manchmal mit Leuten einigen, die ganz was anderes wollen, und man muss versuchen, wie man gemeinsam Kompromisse finden kann. Das ist ja das Ziel, dass wir diese Auseinandersetzung lernen. Demokratie, so steht es im Bildungsziel, braucht "selbstständig urteilende, kritikfähige Menschen, die Entscheidungen fällen können und handeln können". Ich habe das Bildungsziel sogar mit. Ich kann Ihnen das vorlesen, weil es war für mich sehr beeindruckend, was da alles drinnensteht. Das ist schon ein älteres formuliertes Bildungsziel. Deshalb steht drinnen: "Die jungen Menschen sollen zu gesunden, arbeitstüchtigen, pflichttreuen, verantwortungsbewussten Gliedern der Gesellschaft und Bürger der demokratischen und bundesstaatlichen Republik Österreich als Mitglied der Europäischen Union herangebildet werden." Frauen kommen in diesem Text des Bildungszieles noch nicht vor. "Sie sollen zu selbstständigem Urteil und sozialem Verständnis geführt werden, dem politischen und weltanschaulichen Denken anderer aufgeschlossen sowie befähigt werden, am Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil zu nehmen und in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben der Menschheit mitzuwirken. Humanität, Solidarität, Toleranz, Frieden, Gerechtigkeit und Umweltbewusstsein sind tragende, handlungsleitende Werte unserer Gesellschaft. Auf ihrer Grundlage soll jene Weltoffenheit entwickelt werden, die vom Verständnis für die existenziellen Probleme der Menschheit und von Mitverantwortung getragen werden. Dabei hat der Unterricht aktiv zu einer den Menschenrechten verpflichtenden Demokratie beizutragen sowie Urteils- und Kritikfähigkeit, Entscheidungs- und Handlungskompetenz zu fördern." Das bemühen wir uns in unseren Schulen. Nicht zuletzt das Projekt "Werkstadt Junges Wien" hat vorgeführt, wie groß das Interesse der Jugend ist, ihre Zukunft mitzugestalten, Ideen einzubringen. Wie sie ihre Stadt, das Zusammenleben in ihrer Stadt, ihre Zukunft organisieren wollen und welche Schwerpunkte da gesetzt werden sollen. 22.000 junge Menschen haben sich da beteiligt. Ich finde, das ist beeindruckend. Man kann es nicht oft genug sagen. Auf der strukturellen Ebene gab es auch schon länger Versuche, die politische Beteiligung von Schülerinnen und Schülern weiterzuentwickeln. Da gibt es die Schülerdemokratie, den Schulgemeinschaftsausschuss, in dem die Eltern, die Lehrenden und die Schülervertreter gemeinsam über die Schulanliegen entscheiden. Das ist auch so eine Form der Beteiligung. Das Schülerparlament, das bis jetzt auch ein paar Mal im Jahr hier stattgefunden hat, ist eine andere Form der Beteiligung. Ziel des SchülerInnenparlaments, das sehr spezifisch auf die Bildung ausgerichtet ist, ist es, dass sich die jungen Leute in Bildungsfragen austauschen und sich strukturiert in einen bildungspolitischen Prozess einbringen können. Was heißt das konkret? - Sie sollen im SchülerInnenparlament ihre Anliegen diskutieren und dann diese vergemeinschaften, etwa ihre Ideen als VertreterInnen vielleicht in einen Gesetzwerdungsprozess einbringen oder zumindest konkrete Maßnahmen vorschlagen. Es gibt großes Interesse an dieser Beteiligung. Wenn Sie hier in diesen Raum kommen, wenn das SchülerInnenparlament stattfindet - ich weiß nicht, wer von Ihnen schon dabei war -, dann sehen Sie, dass die Ränge deutlich stärker gefüllt sind als bei unseren langen Gemeinderatssitzungen. Jeder Platz ist besetzt, selbst auf den Stiegen nehmen manchmal Leute Platz, und die Galerie ist auf jeden Fall voll. Das ist nicht immer im Sinne der Feuerpolizei, aber das zeigt das wahnsinnig starke Interesse der jungen Leute, sich einzubringen und auszutauschen. Die Kinder beziehungsweise die jungen Leute sind sehr interessiert daran. Sie wollen Politik machen, und deshalb halte ich es für ganz wichtig, dass wir diesem Antrag, der jetzt gemeinsam mit der SPÖ und der ÖVP eingebracht wird, zustimmen, ein solches SchülerInnenparlament hier fix zu etablieren und nicht nur quasi zu dulden. Das ist der erste Schritt. Aber natürlich braucht es auch mehr Mitbestimmungsrechte. Es braucht eine Landesschülervertretung, die wirklich von allen Schülern und Schülerinnen gewählt wird. Und in meinen Augen braucht es auch eine Ausdehnung. Für alle, die sich da nicht so genau auskennen: Im Moment wird die Landesschülervertretung nur von den VertreterInnen, also von den jeweiligen SchulsprecherInnen, gewählt, dadurch gibt es eine gewisse Einengung in der KandidatInnenauswahl. Es wäre aber interessant, wenn alle Schülerinnen und Schüler in Wien mitbestimmen können. Weiters wäre es interessant, wenn alle SchülerInnen auch unter 15, also jene zwischen 10 und 14 Jahren, die in den NMS sind, Teil des SchülerInnenparlaments werden könnten und natürlich auch die SchülerInnen der Volksschule, denn wir sehen, dass auch die VolksschülerInnen politische Interessen haben. Außerdem - das ist ein Wunsch von mir an die Bildungsdirektion - wäre es sehr gut, wenn das SchülerInnenparlament der Zukunft, an dem wir ja noch weiter arbeiten wollen, eine fixen Austausch mit der Bildungsdirektion hat, damit eventuell auch in Bezug auf Vorschläge, die im SchülerInnenparlament diskutiert werden, schon im Vorfeld mit der Bildungsdirektion abgeklärt werden kann, ob diese überhaupt in Wien relevant sind, man diese also auf Wiener Ebene lösen kann, oder ob es sich doch eher um Wünsche an die Bundesregierung handelt. All das werden wir in Zukunft noch genauer betrachten. Jetzt machen wir einmal den ersten Schritt: Wir verankern das SchülerInnenparlament hier im Wiener Rathaus, und ich freue mich auf Ihre Zustimmung. - Herzlichen Dank. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Ich ersuche Sie, trotzdem noch einmal zurückzukommen und zu desinfizieren. - Und um einmal zusätzlich desinfizieren zu können, hat sich Kollege Guggenbichler zu einer tatsächlichen Berichtigung gemeldet. Bitte. Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Die Kollegin hat relativ viel über Partizipation und die demokratischen Rechte, die sie sich wünschen würde, geredet. Ich muss sie tatsächlich berichtigen: Dort, wo die GRÜNEN an der Macht sind, ist es nicht so. Ich komme gerade aus dem 18. Bezirk. Dort hat die Bezirksvorsteherin 27 Prozent. Sie hat die Linie 42A gegen alle Fraktionen durchgesetzt und hat das eingemeldet. Das heißt: Wenn Sie hier sagen, dass Sie Partizipation haben wollen, und Ihre eigenen Führungskräfte mit 27 Prozent 1.100 Unterschriften einer Bürgerinitiative und die Gegenstimmen aller anderen Bezirksratsfraktionen ignorieren, dann bitte ich Sie, zu verstehen, dass ich Sie nicht ernst nehmen kann! Das ist meine tatsächliche Berichtigung. Alles, was Sie jetzt über Demokratie gesagt haben, leben Sie nicht! Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Bitte putzen! Danke. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Vettermann. Bitte. Abg. Heinz Vettermann (SPÖ): Herr Präsident! Herr Landesrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es wurde schon gesagt: Der Raum, in dem wir hier heute tagen, in dem der Landtag tagt, wir Diskussion abführen und über Gesetze diskutieren, ist natürlich ein guter und ein richtiger Ort, an dem auch das sogenannte SchülerInnenparlament seine Sitzungen seit dem Jahr 2000 abhält. Ursprünglich war das für die Gymnasien beziehungsweise AHS geplant. Das wurde dann von sich aus auf die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen und auf die Berufsschulen erweitert und findet, wie gesagt, in diesem Raum statt. Zu dieser Diskussion, die hier abgeführt wird - es gibt übrigens schon eine organisierte Methode der Rückmeldung jeweils zur Bildungsdirektion beziehungsweise zu den Schul- und BildungssprecherInnen -, könnte man sich noch mehr vorstellen. Dafür fehlen uns allerdings die bundesgesetzlichen Rahmenbedingungen. Tatsächlich gibt es auch eine Diskussion, ob es auch für die NMS gesetzlich möglich ist - denn freiwillig geschieht es ja da und dort -, dass auch hier die SchulsprecherInnen gewählt werden. Ich persönlich bin ja für die Direktwahl, aber das ist sozusagen eine politische Debatte. Wir haben uns aber darauf geeinigt, dass wir dort, wo wir das tun können, hier und heute diesen Schritt setzen, nämlich eine Verankerung des SchülerInnenparlaments in der Geschäftsordnung des Landtages, also bei uns. Bisher ist das eine Kooperation mit dem Landesjugendreferat. In der Praxis hat das gut funktioniert. Aber so gibt es eine stärkere institutionelle Anerkennung und Durchführung, und ich glaube, das ist auch ein guter symbolischer Akt, um zu zeigen, dass uns diese SchülerInnenparlamente auch entsprechend wichtig sind. Ich bringe daher gemeinsam mit den KollegInnen Nicole Berger-Krotsch, David Ellensohn, Sabine Schwarz und Bettina Emmerling den entsprechenden Beschluss- und Resolutionsantrag ein. Ich lese jetzt nur den eigentlichen Antrag vor, die Begründung habe ich jetzt sinngemäß kurz zusammengefasst: Der Wiener Landtag spricht sich dafür aus, dass die Geschäftsordnung des Landtages für Wien dahin gehend geändert wird, dass die Möglichkeit der Abhaltung des SchülerInnenparlaments der LandesschülerInnenvertretung im Gemeinderatssitzungssaal nach Verfügbarkeit für zumindest sechs Sitzungen im Jahr gesichert ist. Damit gibt es auch eine verbriefte Sicherheit, dass das hier an diesem Ort weiterhin stattfinden kann. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen. Das stärkt die lebendige und demokratische Diskussionskultur. In dem Sinn hoffe ich auf möglichst breite Zustimmung, nachdem das hier auch politisch breit getragen wird. - Vielen Dank. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Bitte kurz desinfizieren! Danke. - Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Hungerländer. Bitte. Abg. Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Ich darf wieder in Vertretung von Frau Kollegin Schwarz sprechen, der es ein besonderes Anliegen ist, dass ich mich hier zu Wort melde, weil sie sehr froh ist, dass wir diesen Antrag gemeinsam zustande gebracht haben. Ich habe mich ein bisschen eingelesen, und ich habe einen Antrag aus dem Jahr 2015 von uns gefunden. Damals haben die Kolleginnen Leeb und Schneider beantragt, dass sich der Wiener Gemeinderat dafür ausspricht, das Schülerparlament auf Wiener Landesebene rechtlich zu implementieren, und ich bin sehr froh, dass wir das jetzt, fünf Jahre später, gemeinsam schaffen. Damit wäre ich eigentlich schon am Ende meiner Wortmeldung. Ich darf nur ganz kurz, weil ich das Thema sehr interessant finde, ein bisschen auf die Vorrednerin replizieren. Sie hat meines Erachtens richtig gesagt, dass es auch darum geht, Demokratie im Alltag zu lernen. Das ist, glaube ich, die korrekte Ausdrucksweise. Es darf nicht geschehen, dass man kein richtiges Autoritätsverständnis entwickeln kann. Unsere Gesellschaft beruht nun einmal auf Autoritätsverhältnissen, in welchem Ausmaß auch immer, beispielsweise im Beruf, und es ist, glaube ich, ein falscher Ansatz, jungen Menschen beizubringen, dass sie alles mitbestimmen können, solange sie sich nur artikulieren und zu Wort melden können, und dass es niemanden gibt, der über ihnen steht und sagt, wo es lang geht. So funktioniert unsere Welt einfach nicht, und das wäre ein völlig falsch vermitteltes Bild. Tatsächlich weiß das inzwischen auch die Wissenschaft. Man hat nämlich herausgefunden, dass gerade Millennials, also gerade meine Generation beziehungsweise ein bisschen jüngere Menschen, massive Probleme haben, wenn sie die ersten Jobs annehmen. Das ist im angloamerikanischen Raum noch schlimmer als bei uns. Warum? - Weil sie mit dem Selbstanspruch in eine Arbeit gehen, dass sie mitbestimmen können und dass es ein wichtiger Bestandteil ist, dass sie von Anfang an gehört werden. Das ist aber leider nicht der Fall, denn wenn man in einem Berufsfeld beginnt, dann ist man Einsteiger, dann ist man jemand, der lernt, dann ist man aber nicht der Chef. Was festgestellt wird und wurde, ist, dass bei jungen Menschen diese Diskrepanz zwischen der Rolle, in der sie sich selber sehen hinsichtlich dessen, was sie wissen, und dem Maß, in dem sie mitbestimmen zu können glauben, und der Rolle, in der sie in einer Institution tatsächlich sind, große Probleme auslöst. Es besteht nämlich keine Deckungsgleichheit zwischen dem Selbstbild und dem Fremdbild. Und dafür war eben einer der Erklärungsansätze, dass gerade meine Generation, also Millennials - und dem muss ich eigentlich folgen -, klassisch dazu erzogen wurden, dass man überall mitsprechen darf und dass die eigene Meinung immer gleichwertig ist mit allen anderen Meinungen und nie relativiert wird. Ich glaube, dass das etwas ist, was einfach ein falsches Bild vermittelt und was auch für die Betroffenen selber von Nachteil ist. Deswegen glaube ich, dass es wirklich so ist, wie Sie richtig gesagt haben: Demokratie lernen im Alltag, aber bitte basierend auf realistischen Annahmen! - Danke. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Bitte desinfizieren! Danke. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Aigner. Bitte. Abg. Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Herr Präsident! Herr Stadtrat. Den Vortrag von Frau Kollegin Berner in Bezug auf Demokratie kann man nicht einfach so stehen lassen. Jetzt wollen Sie die Schule demokratisieren. Aber fangen Sie doch mit der Demokratisierung hier bei uns im Haus an! Der Landtag und der Gemeinderat sind das Herzstück der parlamentarischen Demokratie. Wir hatten jetzt an zwei Tagen Sitzung, wir sind am Ende einer Legislaturperiode und mussten feststellen: Es gibt nichts mehr an Kontrolle, es gibt nichts mehr an Transparenz, die Sie versprochen haben. Die Akten werden immer dünner. Ich war auch kurzzeitig Mitglied in der Untersuchungskommission, und da ist mir, obwohl ich schon viele Jahre in vielen verschiedenen Ausschüssen war, erst richtig bewusst geworden, wie wichtig die Ausschüsse sind. Diese sind offenkundig das zentrale Gremium. Und der Magistrat ist ein Hilfsorgan des Ausschusses, aber im Ausschuss bekommt man eigentlich nur mehr Dreizeiler, in welchen steht, dass irgendein Verein Geld braucht, das Geschäftsstück bekommen wir jedoch nicht. Das ist parlamentarische Demokratie anno 2020, in einer Zeit, in der Sie die Schule demokratisieren wollen! Die Demokratie hat genau hier ihr Herzstück, und ich bitte Sie: Nehmen Sie das Wort Demokratie, solange wir hier so arbeiten und das eigentlich nicht besser, sondern schlechter wird, nur mehr sehr sparsam in den Mund, meine Damen und Herren! Obwohl wir noch nicht einmal mit der Debatte begonnen haben, werden wenige Stunden vorher bereits ein Konzept und eine Broschüre als beschlossen dargestellt. - Das ist das Demokratieverständnis, das hier an den Tag gelegt wird! Wie stellen Sie sich das vor, die Schule zu demokratisieren? Dort gibt es eben einen Bestimmer oder eine Bestimmerin, einen Lehrer oder eine Lehrerin. Soll man jetzt am Anfang des Tag immer fragen: Was machen wir heute? Und was mache ich dann, wenn die Mehrheit sagt: Wir wollen eigentlich nichts machen! Wir wollen am Handy spielen!? - Soll ich dann sagen: Na, dann spielen wir heute am Handy!? Ich meine, im Hinblick darauf müssen Sie sich schon die Frage stellen: Wo gehört Demokratie hin, und wo gehört sie nicht hin? Selbstverständlich soll man im Schulunterricht demokratische Verhaltensweisen lernen. Aber es kann doch nicht jeder den ganzen Tag tun, was er will! Das ist ja keine Kommune, sondern dort muss etwas geschehen. Es gibt einen Lehrplan, und auch der Lehrer hat ja einen Bestimmer über sich. Auch das ist Tatsache. Die jungen Menschen sollen ja auch aufs Berufsleben vorbereitet werden. Auf welches Leben wollen Sie die Kinder denn vorbereiten? - Manchmal hat man das Gefühl: Aufs Spazierengehen und Herumflanieren. Aber irgendwann muss man ja etwas arbeiten, und im Arbeitsprozess schaut es dann auch nicht ganz so demokratisch aus! Sorgen wir also dafür, dass die Organisationen und Institutionen, die demokratisch sein sollen, auch wirklich demokratisch funktionieren! Und wenn uns das gelungen ist, dann können wir uns über andere Dinge unterhalten. Noch eine letzte Bemerkung: Wie stellen Sie sich die Direktwahl der Schülervertreter vor? - Ich war an meiner Schule oftmals schon Wahlleiter für die Schulsprecherwahl. Das ist ausgesprochen aufwändig und mühsam! Wir haben ja schon eher größere Schüler, aber dabei macht man die Erfahrung, dass das teilweise auch verblödelt wird mit ungültigen Stimmen, und so weiter. Eine Schulsprecherwahl in einer großen Schule ist durchaus eine ganz ordentliche administrative Angelegenheit! Sie aber wollen jetzt eine Direktwahl, dass jeder Schüler irgendjemanden wählt?! Sollen dort Listen kandidieren? - Das ist offenbar genau das, was Sie wollen: Sie wollen die Parteipolitik in die Schulen hineintragen! Dann muss es vielleicht noch einen Wahlkampf geben, und irgendwann einmal ist das ganze System lahmgelegt. Die Periode eines Klassen- und eines Schulsprechers beträgt immer nur ein Schuljahr. Das heißt, es muss dann jedes Jahr eine Direktwahl unter zehntausenden Schülern organisiert werden. - Das ist ja wirklich völlig absurd. Lassen wir doch die Kirche dort, wo sie ist, nämlich im Dorf. Das mit der Geschäftsordnung ist ja ganz nett. Aber ich meine, das Schülerparlament hat den Sitzungssaal ja auch immer bekommen. Es war nie ein Thema, dass der Sitzungssaal hier nicht zur Verfügung gestellt wird! Eventuell muss man sich aber auch die Frage stellen, wie es mit der Möglichkeit ausschaut, dass Abgeordnete aller Fraktionen, nicht nur ausgewählter Fraktionen, diesen Sitzungen beiwohnen können. Auch daran sieht man nämlich, dass es mit Ihrem Demokratieverständnis nicht so weit her ist: Ihre Leute sind dabei und sehen sich das an, andere dürfen aber nicht dabei sein. Das hat mit Demokratie in unserem Sinne nicht viel zu tun. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Kollege Aigner! Ich darf Sie zum Desinfizieren noch einmal kurz zurück bitten. Danke sehr. - Ich erteile Kollegin Berner das zweite Mal das Wort. Bitte sehr. Abg. Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Man wird ja besoffen hier herinnen vom Desinfektionsmittel! Ich muss jetzt noch etwas dazu sagen: Ich finde es, ehrlich gesagt, sehr spannend, hier über unsere unterschiedlichen Demokratiebegriffe zu reden. Dabei kommt nämlich sehr deutlich heraus, wie unterschiedlich wir diese Welt, dieses Haus und auch unsere Mitbestimmung sehen. Eigentlich könnten wir dieses Thema, vielleicht sogar einmal längerfristig, in einem Ausschuss oder sogar in einer eintägigen Veranstaltung mit partizipativen Diskussionsrunden noch einmal behandeln! Ich glaube nämlich, Demokratie und auch Autorität werden sehr unterschiedlich verhandelt. Ich möchte noch etwas zur Autorität sagen: Dieses Bild, dass ein Chef eine Autorität ist, ist ja allgemein bekannt. Die Definition, was diese Autorität aber genau bedeutet, ist sehr unterschiedlich: Manche glauben, Autorität heißt, dass man sich allem unterwerfen muss, was der betreffende Typ - meist ein Mann - sagt. Etwas darf nur so gemacht werden, wie es dieser Mann für richtig hält. (Zwischenruf.) In diesem Fall schon! Diese Art der Autorität sehe ich so. Aber ich kenne auch positive Autoritäten. Es gibt positive Autoritäten. Diese geht von Menschen aus, die wir schätzen, weil sie besondere Erfahrungen haben, weil wir sie vielleicht inhaltlich interessant finden, weil sie ein Vorbild geben, dem wir folgen wollen. Deshalb schätzen wir deren Input, und denken, dass das vorhandene Problem so auf gute Weise gelöst werden kann. Von negativer Autorität spricht man hingegen dann, wenn jemand die anderen eher unterdrückt. Mein Ziel wäre es, dass die Schule ein Ort ist, wo es durchaus Autoritäten gibt, aber Autoritäten, die positiv wirken. Ich glaube, dazu ist heute zum Beispiel schon Mahatma Gandhi zitiert worden. Demokratie in der Schule bedeutet natürlich nicht, dass jeder macht, was er will. Das wäre nicht Demokratie, sondern Chaos. Demokratie bedeutet, dass wir alle lernen, was ein Argument ist, wie man auf Argumente eingeht, dass man Argumente miteinander austauscht und dass man es auch aushält, wenn andere Argumente im Moment stärker sind und man mit seiner Meinung in einer Gruppe nicht an erster Stelle steht und sich der Gesamtmeinung einmal unterwerfen muss. Das ist eine Form der Demokratie, wie sie sehr wohl in der Schule vermittelt werden kann, und daran würde ich auch weiterhin festhalten. Zuletzt zur Direktwahl von SchülerInnenvertretern: Ich habe schon öfters Wahlen ausgezählt, und mir ist aufgefallen, dass sich auch bei den Wahlen zur Stadtregierung oder zum Nationalrat durchaus ungültige Wahlzettel mit eigenartigen Botschaften finden, wie das vielleicht auch bei Schülervertretungswahlen der Fall sein kann. Natürlich ist das ein organisatorischer Aufwand. Allerdings ist es digital, wie wir es heutzutage haben - und unsere Kinder können noch viel besser damit umgehen -, sicherlich kein Problem, alle Schülerinnen und Schüler abzufragen, wen sie gerne wählen wollen. Es soll so vor sich gehen wie überall: Die Kinder lernen, dass es Listen gibt, man sich in irgendeiner Gruppe finden muss, weil es leichter ist, als Gruppe gemeinsam zu vertreten, als nur einer alleine, und dass man dann diese Liste wählen kann, so wie in jedem politischen Prozess, den wir sonst auch kennen. Ich weiß nicht, was dabei die große Schwierigkeit ist! Vielleicht braucht es dazu eine kleine Geschäftsordnungsänderung der Landesschülervertretung, wie Sitzungen, Gremien und das Sich-Einbringen überhaupt stattfinden. Aber das muss man diesen Gremien überlassen, das sollen die SchülerInnen selbstbestimmt machen und nicht auf unseren autoritären Hinweis hin. - Herzlichen Dank. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich erkläre die Verhandlung für geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Gesetzesvorlage, und ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das sind alle Fraktionen bis auf die ÖVP. Damit ist das mehrheitlich in erster Lesung angenommen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen, und ersuche jene Mitglieder des Landtages, die dem Vorschlag die Zustimmung erteilen sollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Es sind jetzt alle dafür. Ich komme daher zur zweiten Lesung. Ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist jetzt mit den Stimmen von GRÜNEN, SPÖ, THC, Freiheitlichen und NEOS gegen die Stimmen der ÖVP angenommen. Uns liegt noch ein Beschluss- und Resolutionsantrag vor. Er betrifft die Verankerung des SchülerInnenparlaments in der Geschäftsordnung des Landtages für Wien, eingebracht von den KollegInnen Vettermann, Berger-Krotsch, Ellensohn, Schwarz und Emmerling. Es ist die sofortige Abstimmung beantragt. Ich ersuche all jene, die diesem Antrag zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Ich danke Ihnen. Wir kommen nun zur Postnummer 11. Diese betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem die Dienstordnung 1994, die Besoldungsordnung 1994, die Vertragsbedienstetenordnung 1995, das Wiener Bedienstetengesetz, das Wiener Personalvertretungsgesetz, die Pensionsordnung 1995, das Ruhe- und Versorgungsgenusszulagengesetz, das Unfallfürsorgegesetz 1967, das Wiener Gleichbehandlungsgesetz, das Wiener MitarbeiterInnenvorsorgegesetz und das Wiener Bedienstetenschutzgesetz 1998 geändert werden - 2. Dienstrechtsnovelle 2020. Berichterstatter hierzu ist Amtsf. StR Czernohorszky. Ich ersuche, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich bitte um Zustimmung. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Gemäß § 30c Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird dagegen ein Widerspruch erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich werde daher so vorgehen. Die Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Dipl.-Ing. Gara. Bitte sehr. Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Herr Präsident! Herr Landesrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin sehr froh, dass diese Besoldungsordnung Neu nun endlich auch so umgesetzt wurde, dass es für die älteren Bediensteten eine Optiermöglichkeit gibt. Das heißt, diejenigen, die schon länger im Dienst der Stadt Wien waren, haben auch die Möglichkeit, in die neue Besoldungsordnung überzutreten. Das war längst fällig, und ich habe nie verstanden, warum man dazu zwei Jahre braucht! Beziehungsweise dauert es ja noch länger, weil das Ganze ja erst mit April 2021 in Kraft tritt. Vor allem verstehe ich überhaupt nicht, dass man das von Seiten der Gewerkschaft akzeptiert. Eigentlich würde ich mir nämlich von der Daseinsgewerkschaft Younion erwarten, dass man sich für die Rechte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gerade auch im Bereich der Pflege, intensiver einsetzt. Wie kann es denn möglich sein, dass jetzt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflegebereich 40 Monate warten müssen, bis diese Optiermöglichkeit eintritt? Das bedeutet für viele dieser MitarbeiterInnen im Pflegebereich, dass es pro Jahr einen Unterschied von knapp 4.000 bis 8.000 EUR gibt, also gerechnet auf diese 3 Jahre fast 20.000 EUR Unterschied! Gestern sind Sie, Herr Meidlinger, hier gestanden und haben von der Daseinsvorsorge gesprochen. Sie haben davon gesprochen, wie wichtig es ist, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Stadt zu unterstützen. Im Hinblick auf das eben Gesagte verstehe ich das gar nicht! Und auch bei der letzten Demonstration für gleichen Lohn für gleiche Arbeit war der Ruf nach Ihnen sehr laut, aber auch dort waren Sie nicht vorhanden! Sehr viele dieser KollegInnen sind jetzt sehr erzürnt, gerade auch in der Corona-Krise, als gerade das Pflegepersonal im Wiener Krankenanstaltenverbund enorm unter Belastung war, als sich viele Menschen auch in Anbetracht der Bilder aus Italien gefürchtet haben. Gerade im Hinblick darauf hätte ich mir wirklich erwartet, dass zumindest rückwirkend eine solche Optierung möglich wäre! Eine solche ist aber nicht vorgesehen, und das verstehe ich nicht von Seiten der Sozialdemokratie! Das heißt: Was fehlt, sind diese Ausgleichszahlungen. Was eigentlich fehlt, ist, dass man den Menschen gegenübertritt und ihnen erklärt, warum das nicht der Fall ist. Und gerade die Sozialdemokratie, die von Daseinsvorsorge spricht und den Namen Daseinsgewerkschaft einführt, die hier immer die MitarbeiterInnen in den Mittelpunkt stellt, setzt das in dieser Form nicht um! Wie kann es sein in dieser Stadt, dass man über zwei Jahre warten und evaluieren muss, ob diese Optierung sinnvoll ist oder nicht? In Niederösterreich ist das sofort passiert. Und das verstehen auch viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Wiener Krankenanstaltenverbund im Bereich der Pflege nicht. Ich bin froh, dass es jetzt endlich diese Fairness gibt, weil es vollkommen unverständlich war, dass neue MitarbeiterInnen mit deutlich höheren Gehältern - was auch gut so ist - letztendlich gegenüber jenen, die bereits länger ihre Arbeit zum Beispiel im Krankenanstaltenverbund verrichtet haben, deutlich mehr verdienen. Das geht nicht! Das ist unfair und hat zu enormer Unzufriedenheit geführt. Daher bin ich sehr froh, dass wir hier jetzt diesen Schritt zur Fairness geschafft haben. Es ist aber noch nicht ganz fair, weil letztendlich noch immer dieser Unterschied von 40 Monaten besteht, aber es ist der richtige Schritt in dieser Richtung, und wir werden diesem auch zustimmen. - Danke schön. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Ich bitte Kollegen Gara, noch kurz zu desinfizieren. Danke. - Nunmehr erteile ich Kollegin Huemer das Wort. Bitte. Abg. Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir werden heute die sogenannte 2. Dienstrechtsnovelle 2020 und damit ein sehr modernes und auch zukunftskräftiges und -trächtiges Personalpaket für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Wien beschließen. Ich halte dieses Paket für sehr gelungen. Es enthält sehr viele Verbesserungen für die MitarbeiterInnen der Stadt Wien. Insbesondere glaube ich sehr wohl, dass wir hier mehr Gerechtigkeit und Flexibilität schaffen. Wir werden im Bereich der gesundheitlichen Unterstützung einen großen Beitrag leisten, und vielleicht werden auch wieder ein paar neue Jobs geschaffen, weil wir mit der Altersteilzeit auch ein Instrument haben, womit Arbeitszeit umverteilt werden kann. Wichtig war uns auch, dass es hier ganz klare Rahmenbedingungen gibt und wir hier Planungssicherheit geben. Ich freue mich also wirklich, dass es uns im Finale dieser Legislaturperiode geglückt und gelungen ist, zwei zentrale grüne Forderungen umzusetzen, nämlich die Altersteilzeit und die Optierung vom Besoldungssystem Alt zur Besoldung Neu. Wobei man korrekt sagen muss: Das neue System ist mehr als nur ein Besoldungssystem. Es ist ein ganz anderes dienstrechtliches System. Vor- und Nachteile weisen beide Systeme auf. Zur Einführung der Altersteilzeit möchte ich sagen, dass das natürlich ein längst überfälliger Schritt ist. Nicht nur wir GRÜNE haben schon lange darauf gewartet, sondern natürlich auch die Bediensteten der Stadt Wien. Warum? - In der Privatwirtschaft gibt es diese Altersteilzeit seit dem Jahr 2000. Wenn wir hier im Jahr 2022 diesen Schritt ermöglichen, so wurde das natürlich schon lang ersehnt, und vielleicht wäre es gut gewesen, diesen Schritt früher zu setzen. Aber ich freue mich trotzdem, dass das endlich kommen wird! Das bringt für die Bediensteten ganz klare Planungssicherheit. Ältere Beschäftigte können sich darauf einstellen, wie sie die nächsten Jahre anlegen wollen, bevor sie in Pension gehen. Im Hinblick darauf meine ich, dass Altersteilzeit ein ganz wesentlicher Beitrag der Stadt Wien auch für alternsgerechtes Arbeiten ist. Wenn die Arbeitszeit reduziert wird, erhöht das aus meiner Sicht wirklich klar die Chancen, dass die Menschen länger gesund arbeiten können. Es erhöht die Chancen, dass die Bediensteten gesünder in Pension gehen und natürlich dann auch lange Zeit ihre Pension gesund genießen können werden. Auch aus der Organisationsperspektive ist die Altersteilzeit ein klarer Schritt für mehr Planungssicherheit. Die Stadt Wien verliert dann nämlich nicht auf einen Schlag erfahrene MitarbeiterInnen mit sehr viel Wissen und sehr viel Expertise, sondern es kann Schritt für Schritt geplant werden, dass Menschen ihre Erfahrung und ihre Expertise auch an jüngere KollegInnen weitergeben, denn Wissensmanagement ist in diesem Zusammenhang gefragt und auch möglich. Das ist, glaube ich, ein großer Vorteil für die Stadtverwaltung. Einen dritten Vorteil möchte ich auch noch erwähnen, ich habe es eingangs kurz angeschnitten: Es geht auch um die Möglichkeit, Arbeitszeit und Arbeit umzuverteilen. Vielleicht können wir so gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit - und in der Corona-Zeit ist die Arbeitslosigkeit gestiegen - auch ein paar zusätzliche Jobs schaffen, wenn Arbeitszeit frei wird und dann eventuell jüngere Beschäftigte einsteigen können. Wir setzen somit auch ein sehr wichtiges arbeitsmarktpolitisches beziehungsweise beschäftigungspolitisches Signal. Noch ein paar Worte zum Umstieg vom Besoldungssystem Alt in das neue Dienstrecht und Besoldungssystem: Es wurde, wie Sie sich erinnern werden, ja wirklich schon mehrmals darüber diskutiert, warum das nicht früher gegangen ist. Ich hätte es mir auch früher gewünscht. Wir GRÜNE haben hier immer wieder gedrängt, frühere Optierungsmöglichkeiten zu schaffen. Jetzt ist es so weit. Spätestens in einem Jahr werden die ersten Bediensteten, wenn sie das wollen, diesen Übertritt machen können. Das wird vielleicht nicht für alle immer gleich attraktiv sein. Ich sehe das genauso wie Sie, Herr Gara: Da gibt es einen Gap. Diesen muss man sich wirklich noch anschauen. Ich halte es jetzt aber als ersten und wichtigen Schritt für ganz wesentlich, dass hier Klarheit herrscht und sich die Menschen genau beraten lassen können, ob das gut und sinnvoll für sie ist. Sie geben nämlich auch etwas Gutes auf, wenn sie vom alten System wechseln. Attraktiv ist natürlich ein besseres Gehalt. Es war uns ja ein großes Anliegen, mit der Besoldungsreform Neu höhere Einstiegsgehälter und mehr Durchlässigkeit zu schaffen. Aber es gibt auch Nachteile. Die Leute sollen sich das gut und wirklich eindringlich anschauen, bevor sie diesen unwiderruflichen Schritt setzen. Ich denke, es braucht wahrscheinlich wirklich dieses Jahr, das wir noch haben, um den Umstieg zu ermöglichen, damit die Leute genau wissen, von welchem Status quo sie starten und was für sie Optieren bedeutet. Ein weiterer Punkt aus der Novelle, den ich noch ansprechen möchte, ist das mobile Arbeiten. Es ist, glaube ich, sehr wesentlich, wenn ein modernes Dienstrecht mehr Flexibilität und Selbstbestimmung für die Beschäftigten bringt. Vielleicht wissen Sie das: Es gab schon ein Pilotprojekt. 2.000 MitarbeiterInnen der Stadt Wien konnten das bereits testen. Dann kam Corona, und mit Corona sind plötzlich ganz viele ganz rasch in Heimarbeit beziehungsweise ins Homeoffice gegangen. Dabei haben wir festgestellt: Da geht ja viel mehr! Damit haben sich eigentlich alle Vorbehalte, sowohl von Seiten der Arbeitgeberin als auch von den Bediensteten her, als unbegründet herausgestellt. Es wurden sehr viele positive Erfahrungen gemacht, dass nämlich mobiles Arbeiten und Homeoffice von vielen Menschen, sofern nicht öffentliche oder dienstrechtliche Interessen entgegenstehen, stunden- oder tageweise in Anspruch genommen werden kann. Ich finde, das ist ein sehr gutes Beispiel für positives Learning und das Umsetzen von gemachten Erfahrungen. Diesbezüglich hat Corona wirklich etwas beschleunigt, was wir vielleicht sonst nicht so schnell gehabt hätten. Ich denke, nicht jeden Tag ins Büro pendeln zu müssen, hat auch einen klimapolitisch positiven Aspekt. Mit jedem nicht gefahrenen Autokilometer werden auch klimaschädliche Abgase eingespart. Wenn auch damit ein kleiner Beitrag geleistet werden kann, dann ist das eine sehr gute Sache! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Noch etwas ist mir auch wichtig: Wir sind am Ende der Periode und können sagen, dass wir im personalpolitischen Bereich im Hinblick auf unsere Koalitionsvorhaben alles durchgebracht haben. Wir haben alles geschafft. Das ist natürlich Teil unseres politischen Willens. Rot-Grün hat sehr viel zusammen getan und geschafft. Das liegt auch daran, dass hier sehr gut, sehr konstruktiv und sehr intensiv gearbeitet wurde. Ich möchte abschließend auch Dankesworte sprechen, und zwar an all die Beteiligten in den vielen, vielen Verhandlungsrunden, nicht nur zu dieser Novelle, sondern zu allen Dienstrechtsnovellen, die wir in dieser Periode hatten. Insbesondere die SozialpartnerInnen haben hier ganz viel geleistet. Ich möchte aber auch jene vor den Vorhang holen, die diese Verhandlungsergebnisse in Gesetze gießen müssen. Es wurde hier wirklich im Finale noch auf Hochdruck gearbeitet, dass wir dieses tolle Paket jetzt auf Schiene bringen konnten. Uns liegt heute ein sehr vorzeigbares und tragfähiges Personalpaket vor, ein echter sozialpolitischer Meilenstein, auf den wir stolz sein können! Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Danke sehr. Liebe Frau Kollegin Huemer! Ich ersuche Sie, kurz zu desinfizieren. (Zwischenruf.) Herr Kollege Hursky! Das muss sein! Wir kommen nun zu vorläufig letzten Wortmeldung zu diesem Tagesordnungspunkt und zur drittletzten insgesamt. Wir nähern uns also zügig dem Ende nach den gestrigen 16 Stunden. Bitte, Herr Abg. Hursky. Abg. Christian Hursky (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Diese 2. Dienstrechtsnovelle 2020 ist letztendlich das Finale eines Marathons. Ich denke, große Brocken, wie wir sie mit der Besoldungsreform begonnen haben, bedürfen letztlich eines langen Atems bis zur Vollendung. Das ist kein Sprint, sondern das ist viel Arbeit, und es gibt viele Diskussionen bei der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Dienststellen und der Gewerkschaft. Ich denke, dass es ganz wichtig ist, dass wir die Versprechen, die wir gegeben haben, auch einhalten. Wir haben bei der Besoldungsreform das Versprechen gegeben, dass wir uns um Möglichkeiten für den Umstieg kümmern und uns das anschauen werden. Das haben wir gemacht, und wir werden das heute auch beschließen. Ich denke, dass das sehr wichtig ist. Für die Zusammenarbeit möchte ich mich bei den Stellen der Stadt Wien und bei den Kollegen von Seiten der Gewerkschaft, aber auch bei meiner grünen Kollegin Barbara Huemer bedanken. Es war wirklich eine wahre Freude, mit ihr zusammenzuarbeiten! Es war wechselseitig befruchtend. Ich denke, wir konnten letztendlich für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die speziell in den letzten Monaten gezeigt haben, was sie sozusagen für diese Stadt draufhaben, wirklich etwas tun. Ich möchte ein paar Punkte aus diesem Gesetzeswerk herausgreifen, denn ich meine, es ist wichtig, dass man sieht, dass diese immer im Sinne unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt sind. Wir haben jetzt verankert, dass die Schwerarbeiterpension ab dem 60. Lebensjahr angetreten werden kann. Ich denke, das ist ein wichtiger Punkt. Urlaubsrecht: Urlaub soll nicht nach Dienstjahren genommen werden, sondern soll mit dem Lebensalter einhergehen. Wenn man älter ist, heute ab 60, hat man 35 Tage Urlaub. Das sind 7 Wochen. Ich denke, das ist ein sehr wertvoller Beitrag! Selbst spürt man auch sozusagen mit jedem Jahr das Alter ein bisschen mehr, und ich persönlich freue mich in Anbetracht der diversen Anstrengungen auch über jeden Urlaubstag, den ich mehr habe, denn es wird in Wahrheit nicht leichter, wenn man sozusagen Richtung Sechziger geht. Ab 60 ist das ein ganz wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Umstieg vom alten Dienstrecht in das neue Dienstrecht ist eine gar nicht so einfache Sache. Es waren viele Vorbereitungen dafür zu leisten. Ich möchte in diesem Zusammenhang explizit meinen Dank an die MA 2 aussprechen, die legistisch alles vorbereitet hat und die letztendlich legistisch auch noch alles nachbereiten muss. Den gleichen Marathon, den wir über fünf Jahre absolviert haben, hat nämlich die MA 2 in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch einmal in gleicher Länge zu leisten, denn es gilt, letztendlich auch noch den Umstieg vom alten System ins neue System mit der Prüfung der Vordienstzeiten zu verknüpfen, damit die Leute wirklich das richtige Angebot von der Stadt Wien bekommen, dass sie sich aussuchen können, was sie machen wollen. Ich weiß, das ist manchmal schwierig. Ich kenne diese Diskussionen über Ungerechtigkeit. Ich kenne viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Wien aus dem Freundeskreis und Bekanntenkreis. Das Ganze ist aber einfach zu erklären: Die, die vorher begonnen haben, haben sozusagen diese vielen kleinen Treppen hinauf, und die anderen haben einen höheren Einstieg. In der Lebenssumme ist es relativ gleich, aber es ist angenehmer, wenn man als junger Mensch mehr Geld verdient, um einen besseren Start ins Leben zu haben. Auch das ermöglicht letztendlich dieser Umstieg. Es wird für jeden Mitarbeiter ein Angebot geben. Jeder kann sich dann überlegen, ob er diesen Schritt macht. Jedenfalls meine ich, dass es wichtig ist, dass wir dieses gute Gesetz heute gemeinsam beschließen. - Das war es schon. Damit möchte ich Ihnen diesen Tag sozusagen schenken. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr und bitte Sie, noch zu desinfizieren. Danke. - Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich erkläre die Verhandlung für geschlossen und erteile dem Herrn Berichterstatter das Schlusswort. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrte Abgeordnete! Nachdem Sie alle mehr als rechtschaffen müde sind, möchte ich Ihnen Danke sagen und nur noch ganz kurz Ihre Aufmerksamkeit darauf richten, dass Sie nach einer Woche mit Meilensteinen jetzt gerade im Begriff sind, zusätzlich noch ein paar Meilensteine auf die Reise zubringen, und zwar personalpolitische. Die Vorredner haben das bereits gesagt, ich muss das nicht noch einmal ergänzen. Ich möchte aber - wie gesagt - mein ehrliches und lautes Danke an alle sagen, die es geschafft haben, dass wir so große Pakete im Sinne unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Reise bringen. Zuallererst ist das einmal ein Dankeschön an die Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartnerschaft in unserem Haus. Ich glaube, das ist das, was die Stadt Wien ausmacht. Gerade die funktionierende Sozialpartnerschaft macht uns zu diesem guten Arbeitgeber. Ich danke also den Expertinnen und Experten, die bei der MD-PR für die Arbeitgeberseite mitgearbeitet haben. Ein besonderes Danke richte ich aber auch an die Gewerkschaft für die Verhandlungen und den Abschluss. Wir alle gemeinsam hatten einen Auftrag. Dieser Auftrag ist auch von unserem Bürgermeister ausgesprochen worden. Der Umstieg wurde ja auch öffentlich diskutiert und ausgemacht. Wir haben vereinbart, dass wir mit Inkrafttreten der Dienstrechts- und Besoldungsreform in eine zweijährige Evaluierungsphase eintreten, und Bgm Michael Ludwig hat den Auftrag gegeben, unmittelbar nach Abschluss dieser Evaluierungsphase den Umstieg zu ermöglichen. Besonders ist das der Arbeit und dem Engagement der Abgeordneten der Koalitionsparteien, namentlich von Christian Hursky und Barbara Huemer, zu verdanken, die das dann auf den Boden gebracht haben. Ein herzliches Dankeschön an euch beide für euer Engagement! Christian Hursky hat gerade das Bild des Marathonläufers beziehungsweise der Marathonläuferin bedient, und ich möchte das jetzt auch noch einmal tun: Die wirklichen Marathonläuferinnen und -läufer sind die MitarbeiterInnen der MA 2, die das mit unglaublicher Energie und unglaublicher Arbeitslast auf den Boden gebracht haben. Darin steckt unglaublich viel legistische Leistung. Die schlechte Nachricht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 2 ist, dass das heute nicht das Ende dieses Marathons ist, sondern sie wissen, dass das ein Ultramarathon ist, also eine Laufveranstaltung, die deutlich länger dauert. Deshalb möchte ich gleich vorab meinen größten Respekt für die Leistungen und die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 2 ausdrücken. Ich bitte um Zustimmung und danke euch allen für diesen Meilenstein! Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke für die Schlussworte. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Gesetzesvorlage, und ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist einstimmig. Das Gesetz ist somit in erster Lesung angenommen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzvorlage sofort vornehmen zu lassen, und ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die diesem Vorschlag zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Danke. Das ist einstimmig. Wir kommen nun zur zweiten Lesung, und ich ersuche noch einmal jene Mitglieder des Landtages, die in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke, das ist ebenfalls einstimmig. Das Gesetz ist somit beschlossen. Postnummer 12 betrifft die erste Lesung der Vorlage des Gesetzes, mit dem die Wiener Gemeindewahlordnung 1996 geändert wird. Der Berichterstatter, Herr Amtsf. StR Mag. Czernohorszky, sitzt schon hier. Ich ersuche ihn, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich bitte um Zustimmung. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Gemäß § 30c Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird dagegen Widerspruch erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich werde daher so vorgehen. Zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Wiederkehr. - Bitte sehr. Abg. Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Es geht sehr schnell: Wir begrüßen die Novelle der Gemeindewahlordnung. Ich bringe somit die Anträge ein, die ich in der Aktuellen Stunde angekündigt habe, und bitte um Unterstützung. Das war's auch schon. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Ich bitte Sie, nur ganz kurz nur putzen, denn es war eine ganz kurze Rede. Danke. - Als vorläufig letzter Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Stürzenbecher. Bitte. Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident! Ich möchte von der Kürze her anschließen. Es gibt zwei wesentliche Änderungen in der Gemeindewahlordnung in Wien wegen der Covid-19-Situation. Zum einem geht man davon aus, dass man viel mehr Briefwahlkarten haben wird: Deshalb eine Vorverlegung des Fristendes für die Einreichung der Wahlvorschläge. Das heißt, es haben dann die Behörden eine Woche länger Zeit für die Abwicklung der Wahlkarten. Damit hat man das an die Bundeswahlvorschrift angepasst. Zweitens müssen die Wahlkarten mit Stimmen aus anderen Bezirken und auch die von EU-Bürgern nicht am Tag nach der Wahl, in der Regel ist das der Montag, ausgezählt werden, weil sich das oft nicht ausgehen wird, sondern das kann dann auch noch später stattfinden. Das sind die zwei wesentlichen Änderungen, diese sind sinnvoll, und ich ersuche um Zustimmung. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich erkläre die Verhandlung für geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat verzichtet. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Gesetzesvorlage, und ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die der Gesetzesvorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das sind GRÜNE, SPÖ, NEOS und ÖVP gegen die Stimmen von Team HC und Freiheitlichen. Damit ist das Gesetz in erster Lesung beschlossen. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen. Ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die zustimmen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Wir kommen zur zweiten Lesung, und ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die diesem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind GRÜNE, SPÖ, NEOS und ÖVP gegen die Stimmen von Freiheitlichen und THC. Damit ist das Gesetz in zweiter Lesung beschlossen. Es liegen vier Beschluss- und Resolutionsanträge, eingebracht von den NEOS, vor, und ich sage gleich dazu: Alle vier Anträge sind zur sofortigen Abstimmung. Der erste Antrag, der vorliegt, beschäftigt sich mit der Halbierung der Wahlkampfkostenobergrenze bei den Wahlen zum Wiener Gemeinderat. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die NEOS und damit die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt. Der zweite Antrag betrifft die Einführung von Sanktionen für das Überschreiten einer Wahlkampfkostenobergrenze bei den Wiener Gemeinderatswahlen. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind NEOS und ÖVP. Das ist die Minderheit. (Zwischenruf.) - Bitte, ganz kurz nur, wir sind gleich fertig! Der dritte Antrag betrifft die Ausweitung der Prüfbefugnisse des Stadtrechnungshofs auf die Finanzen der Wiener Landesparteien. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind NEOS. Der vierte Antrag betrifft die Einführung einer uneingeschränkten Prüfbefugnis des Stadtrechnungshofes betreffend Wiener Parteiakademien. Wer diesem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die NEOS und die ÖVP, dennoch die Minderheit. Alle vier Anträge sind abgelehnt. Wir kommen daher zur Postnummer 3. Diese betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Wiener Vergaberechtsschutzgesetzes. Es gab einen Berichterstatterwechsel. Hierzu ist der Ausschussvorsitzende Stürzenbecher Berichterstatter. - Ich ersuche ihn, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher: Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Gesetzesentwurf. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Gemäß § 30c Abs. 10 der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und die Spezialdebatte zusammenzulegen. Wird dagegen Widerspruch erhoben? - Nein. Ich werde also so vorgehen. Es ist niemand mehr zu Wort gemeldet. Daher erteile ich dem Herrn Berichterstatter das Schlusswort. - Er verzichtet. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Gesetzesvorlage, und ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist einstimmig. Ich schlage vor, die zweite Lesung dieser Gesetzesvorlage sofort vornehmen zu lassen, und ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die dem Vorschlag zustimmen, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke. Das ist einstimmig. Wir kommen zur zweiten Lesung. Ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke. Das ist einstimmig. Damit ist das Gesetz beschlossen. Wir kommen damit zum letzten Tagesordnungspunkt, zu Postnummer 13 betreffend die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Wiener Verwaltungsabgabengesetz 1985 geändert wird. Ebenfalls ein Berichterstatterwechsel: Kurt Stürzenbecher ist Ausschussvorsitzender. Ich ersuche ihn, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher: Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Gesetzesentwurf. Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Wunderbar. Da zu diesem Tagesordnungspunkt keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang in erster Lesung ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke. Das ist einstimmig. Ich schlage vor, die zweite Lesung ebenfalls sofort vornehmen zu lassen, und ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die dem Vorschlag zustimmen, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke. Das ist wieder einstimmig. Somit kommen wir zur zweiten Lesung, und ich ersuche jene Mitglieder des Landtages, die dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke, das ist ein drittes Mal einstimmig. Damit ist das Gesetz beschlossen. Damit ist die Tagesordnung der heutigen Sitzung erledigt. Tag, Stunde und Tagesordnung der nächsten Sitzung werden auf schriftlichem Weg bekannt gegeben. Die Sitzung ist geschlossen. Danke sehr. (Schluss um 17.52 Uhr.) Landtag, 20. WP 25. Juni 2020 46. Sitzung / 44