Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 21. Wahlperiode 37. Sitzung vom 25. April 2023 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-501954-2023-KSP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP-507974-2023-KFP/GM) S. 7 3. Anfrage (FSP-513471-2023-KGR/GM) S. 10 4. Anfrage (FSP-513825-2023-KVP/GM) S. 13 5. Anfrage (FSP-502371-2023-KSP/GM) S. 14 3. AST-508918-2023-KSP/AG; AST-528139- 2023-KSP/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Hoch die Arbeit - Initiativen der Stadt für mehr Fachkräfte in Wien" Rednerinnen bzw. Redner: GR Ing. Christian Meidlinger S. 16 StR Dominik Nepp, MA S. 18 GR Mag. (FH) Jörg Konrad S. 18 GR Johann Arsenovic S. 19 GRin Margarete Kriz-Zwittkovits S. 20 GR Maximilian Krauss, MA S. 21 GR Markus Ornig, MBA S. 22 GRin Mag. Barbara Huemer S. 22 GR Markus Grießler S. 23 GR Mag. Josef Taucher S. 24 4. Mitteilung des Einlaufs S. 25 5. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 25 6. Umstellung der Tagesordnung S. 25 7. 337136-2023-GBI; MA 13, P 9: Die Wiener Volkshochschulen GmbH; Förderung 327792-2023-GBI; MA 17, P 4: Gemeinnützige Interface Wien GmbH; Förderung Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 26 Rednerinnen bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 26 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 27 GR Felix Stadler, BSc, MA S. 28 GR Harald Zierfuß S. 29 GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 30 GR Stefan Berger S. 32 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 33 GR Harald Zierfuß (tatsächliche Berichtigung) S. 34 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 34 GR Markus Gstöttner, MSc S. 35 GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 36 Abstimmung S. 38 8. 325089-2023-GBI; MA 17, P 3: Verein "NACHBARINNEN in Wien"; Förderung 328248-2023-GBI; MA 17, P 5: Verein Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen; Förderung Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 38 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 38 GRin Mag. Berivan Aslan S. 39 GRin Safak Akcay S. 40 GR Stefan Berger S. 41 Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 42 Abstimmung S. 42 9. 319203-2023-GBI; MA 56, P 7: 1) Erweiterung einer allgemein bildenden Pflichtschule Volksschule in 21., Dr.-Skala- Straße 43-45 2) Übernahme von Projektmanagementleistungen durch die WIP - Wiener Infrastruktur Projekt GmbH 319401-2023-GBI; MA 56, P 8: 1) Neubau einer allgemein bildenden Pflichtschule in 10., Feuchterslebengasse 65 2) Übernahme von Projektmanagementleistungen durch die WIP - Wiener Infrastruktur Projekt GmbH Berichterstatterin GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 43 Rednerin bzw. Redner: GR Felix Stadler, BSc, MA S. 43 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 44 Berichterstatterin GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 45 Abstimmung S. 45 10. 337548-2023-GBI; MA 13, P 10: Verein Vienna Hobby Lobby; Förderung Abstimmung S. 45 11. 341965-2023-GBI; MA 13, P 11: Verein Q:Wir; Förderung 350984-2023-GBI; MA 13, P 12: Verein COURAGE; Förderung Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 46 Rednerinnen bzw. Redner: GR Thomas Weber S. 46 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 46 GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 48 GR Mag. Dietbert Kowarik S. 49 Abstimmung S. 50 12. 353508-2023-GWS; MA 69, P 16: Grundeinlöseübereinkommen mit dem Land Niederösterreich unter Vertragsbeitritt der Stadtgemeinde Schwechat betreffend Teilflächen der Liegenschaft EZ 165, KatG Schwechat sowie der Liegenschaften EZ 280 und 285, KatG Kledering zuzüglich Wiederbeschaffungskosten und landwirtschaftliche Nebenentschädigungen für die Errichtung der L2070 "Entlastungsspange Schwechat-Kledering" Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 50 Rednerin: GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 50 Abstimmung S. 51 13. 267083-2023-GGI; MA 21 B, P 18: Plan Nr. 8370: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 22., KatG Aspern Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer S. 51 Rednerinnen bzw. Redner: GR Anton Mahdalik S. 51 GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 52 GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 53 GR Kilian Stark S. 54 Abstimmung S. 56 14. 397016-2023-GKU; MA 7, P 20: Wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts Museen der Stadt Wien; Förderung Berichterstatter GR Petr Baxant, BA S. 56 Rednerinnen: GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 56 GRin Mag. Laura Sachslehner, BA S. 57 GRin Patricia Anderle S. 58 Abstimmung S. 59 15. 336165-2023-GKU; MA 7, P 21: Verein Interessengemeinschaft Freie Theaterarbeit; Förderung Berichterstatter GR Jörg Neumayer, MA S. 59 Redner: GR Stefan Berger S. 59 Berichterstatter GR Jörg Neumayer, MA S. 61 Abstimmung S. 61 16. 334037-2023-GKU; MA 7, P 23: Einzelförderungen betreffend Förderung für ukrainische WissenschaftlerInnen in Wien Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel S. 61 Redner: GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 61 GR Nikolaus Kunrath S. 62 GR Maximilian Krauss, MA S. 63 Abstimmung S. 63 17. 292892-2023-GGS; MA 51, P 14: Einzelförderungen im Bereich Sportveranstaltungen Abstimmung S. 64 18. 398903-2023-GGS; MA 51, P 15: Verein Union West Wien - Handball; Förderung Berichterstatterin GRin Dr. Claudia Laschan S. 64 Rednerin: GRin Mag. Bernadette Arnoldner S. 64 Abstimmung S. 65 19. DRI-527260-2023-KFP/GF: Dringliche Anfrage von GR Maximilian Krauss, MA, GR Stefan Berger, GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc, GR Wolfgang Irschik, GR Wolfgang Seidl und GR Anton Mahdalik an den Bürgermeister betreffend "Dragqueens, genderneutrale Sprache, Trans-Pride-Zebrastreifen und weitere Maßnahmen für non-binäre Personen" S. 65 Begründung: GR Maximilian Krauss, MA S. 65 Beantwortung: Bgm Dr. Michael Ludwig S. 66 Rednerinnen bzw. Redner: StR Dominik Nepp, MA S. 68 GR Thomas Weber S. 70 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 70 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 71 GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 73 GR Stefan Berger S. 74 GRin Veronika Matiasek S. 75 GR Anton Mahdalik S. 77 20. 362301-2023-GFW; MA 5, P 1: Förderangebot an den Verein Österreichischer Mieter- und Wohnungseigentümerbund, Landesgruppe Wien Abstimmung S. 78 21. VO-180806-2023; MA 6, P 2: Änderung der Wiener Hundeabgabeverordnung Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 79 Rednerin bzw. Redner: GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 79 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 80 GRin Katharina Weninger, BA S. 81 Abstimmung S. 82 22. DRI-526302-2023-KVP/GF: Dringliche Anfrage von GRin Ingrid Korosec, GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA, GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM, GR Ing. Erol Holawatsch, GRin Mag. Bernadette Arnoldner und GRin Julia Klika, BEd an den Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport betreffend "akuter Notstand im Wiener Gesundheitswesen" Begründung: GRin Ingrid Korosec S. 82 Beantwortung: Amtsf. StR Peter Hacker S. 84 Rednerinnen bzw. Redner: GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA S. 89 StR Dominik Nepp, MA S. 91 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 92 GRin Mag. Barbara Huemer S. 94 GR Kurt Wagner S. 97 GR Wolfgang Seidl S. 99 GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM S. 100 GRin Dr. Claudia Laschan S. 101 GR Ing. Erol Holawatsch S. 102 Abstimmung S. 102 (Beginn um 9 Uhr.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Einen schönen guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich darf Sie ersuchen, die Plätze einzunehmen, und darf die 37. Sitzung des Wiener Gemeinderates eröffnen. Ganztägig entschuldigt sind Frau GRin Janoch und Frau GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia. Außerdem gibt es auch zeitweilige Entschuldigungen. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-501954-2023-KSP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Schober gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal gerichtet. Sie betrifft die Wasserversorgung der Wienerinnen und Wiener. (Aktuell erreichen uns immer wieder Medienberichte über die vorherrschende Trockenheit in Ostösterreich. Was tut die Stadt Wien, um die Wasserversorgung der Wienerinnen und Wiener zu gewährleisten?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte! Jetzt habe ich auch den Weg hierher gefunden und freue mich sehr auf die Beantwortung der Frage. Wie Sie wissen, wird die Stadt flächendeckend mit Quellwasser aus den niederösterreichischen und steirischen Alpen versorgt. Das ist etwas, was Wien von vielen anderen Millionenstädten unterscheidet und worauf wir sehr stolz sind. Die Einzugsgebiete sind im Fall der I. Hochquellenwasserleitung die Rax, der Schneeberg und die Schneealpen und im Fall der II. Hochquellenwasserleitung das Hochschwab-Massiv. Allein aus diesen Quellgebieten stehen 70 Quellen für die Versorgung in unserer Stadt zur Verfügung. Insgesamt 30 Grundwasserbrunnen in Wien und außerhalb Wiens unterstützen dieses Dargebot und sichern uns prinzipiell gut für die Zukunft ab. Die Quellen befinden sich in streng geschützten Wasserschutzgebieten, um die sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forstbetriebs kümmern. Was wir natürlich jetzt schon sagen können, ist, dass diese Sicherheit auch für die Zukunft, für die nächsten Jahrzehnte, gilt. Und um Ihre Frage zu beantworten: Gerade in diesen Gebieten führen wir natürlich sehr genaue Messungen, über die letzten Jahrzehnte zurückgehend, durch, und auf Grund dieser exakten Messungen registrieren wir auch in unseren Gebieten, dass die Trockenheit zunimmt. Gerade im Hinblick auf den letzten Winter kann man durchaus von Winterdürre sprechen, weil es weniger Schnee gegeben hat. Die MitarbeiterInnen von Wiener Wasser registrieren in diesem Zusammenhang auch eine leicht sinkende Tendenz bei der Quellschüttung: So bezeichnet man die Wassermenge, die aus den Quellen fließt. Ob das jetzt eine temporäre Schwankung oder eine Tendenz ist, wird die Zukunft zeigen, das bewegt sich aber jedenfalls in einem Bereich, dass die Wasserversorgung in Wien nicht grundsätzlich gefährdet ist. Die eben genannte Entwicklung erkennen wir. Es gibt aber auch noch eine andere Entwicklung, von der wir alle hier im Haus wissen, nämlich das Bevölkerungswachstum, und was den Wasserbedarf der Stadt betrifft, ist das eine deutlich größere Herausforderung. Wir befinden uns mit diesem Jahr betreffend Bevölkerung an der Zwei-Millionen- Grenze. Beide Herausforderungen waren jedenfalls Grund für die Abteilung Wiener Wasser, sich mit der Strategie "Wiener Wasser 2050" sehr intensiv mit der Entwicklung des Wasserbedarfs in den nächsten Jahrzehnten auseinanderzusetzen. Im Hinblick auf das Bevölkerungswachstum rechnen wir im Jahr 2050 mit 2,2 Millionen Einwohnern, und im Zusammenhang mit der heißer werdenden Umwelt führt das dazu, dass wir in Wien, was den Wasserbedarf betrifft, mit einem Anstieg von 15 Prozent rechnen müssen. All das wird in der Strategie "Wiener Wasser 2050" sehr ausführlich beschrieben. Von der Quantität her ist das ein Buch, das ist aber auch in Kurzform gegossen worden. Für alle, die das interessiert, sage ich: Die Broschüre findet sich auf der Homepage von Wiener Wasser, kann aber natürlich auch in gedruckter Form bestellt werden. Welche sind die wesentlichen Maßnahmen im Rahmen dieser Strategie, die jetzt für die Beantwortung der Frage bezüglich Trockenheit und Versorgungssicherheit relevant sind? - Zum einen werden wir die verfügbaren Wasserspender noch besser erschließen. Das bedeutet, dass die bestehenden Hochquellen noch ausgebaut werden, dass die verfügbaren Wassermengen, also jene, die nach Wien kommen, vergrößert werden. Das geschieht durch einen zusätzlichen Rohrstrang bei der Höllbachquelle, das ist im Gebiet der II. Hochquellenleitung bei Wildalpen. Es ist also möglich, dass künftig mehr Wasser vom Hochschwab-Gebiet nach Wien fließen kann. Parallel dazu werden auch die Wasserspender in Wien ertüchtigt. Wer vorher aufmerksam zugehört hat, der hat gehört, dass es nicht nur 70 Quellen gibt, sondern zu unseren Standbeinen für die Wasserversorgung auch 30 Brunnen zählen. Das ist besonders für längere Hitze- und Dürreperioden relevant. Wir haben in Wien einen durchschnittlichen Wasserverbrauch von 390.000 bis 400.000 m³ Wasser. Wenn es besonders heiß wird, dann kann diese Zahl auch ordentlich nach oben gehen. Beziehungsweise gibt es natürlich auch den Fall, dass die I. oder die II. Hochquellenleitung instand gehalten wird. Gerade dafür gibt es in Wien notwendige und auch sehr intensiv gebrauchte Redundanzen. Genau deswegen haben wir uns auch entschlossen, diese auszubauen, indem wir das Wasserwerk Donauinsel in den kommenden Jahren ausbauen, damit die Versorgungssicherheit für ganz Wien auch gewährleistet ist, wenn es in Zukunft längere Dürreperioden geben sollte oder wenn eben eine Hochquellenleitung ausfällt. Mit diesem Standort können wir in Zukunft bis zu 22 Prozent des durchschnittlichen Tagesverbrauches decken, wenn das in Dürreperioden oder in Notfällen geboten ist. Damit sind wir auf der einen Seite in der Lage, mehr Wasser zur Verfügung zu haben, auf der anderen Seite aber auch in der Lage, uns für schwierige Situationen abzusichern. Die Aufbereitungsanlage auf der Donauinsel selber wird südlich der Nordbrücke errichtet und vollflächig begrünt werden und wird so gut in die Landschaft passen. Ein zweites Maßnahmenbündel ist die Erhöhung des Speichervolumens. Man muss wissen, dass zwar im Durchschnitt täglich zirka 400 Millionen Liter Wasser in Wien gebraucht werden, dass das aber auch deutlich weniger oder an heißen Tagen beziehungsweise in Hitzeperioden mit mehr Wasserverbrauch in der Stadt deutlich mehr sein kann. Deswegen ist es so wichtig, dass wir Wasserspeicher haben. Mit diesen Wasserspeichern können solche Spitzen ausgeglichen werden. Außerdem haben diese noch eine ziemlich wichtige Rolle, dass nämlich das Wasser überall quasi im natürlichen Gefälle nach Wien fließen kann, und zwar ganz egal, wo man in Wien wohnt. Diese 31 Wasserspeicher fassen derzeit unvorstellbare 1,6 Milliarden Liter Wasser. Das ist ordentlich, soll aber in den nächsten Jahren noch weiter ausgebaut werden. Aktuell bauen wir den Wasserspeicher auf dem Schafberg im 17. Bezirk aus. Das Volumen wird von 22,8 auf 60 Millionen Liter Speichervermögen verdreifacht, der Ausbau wird bereits 2024 abgeschlossen sein. Aber eine völlig andere Größenordnung - und im internationalen Vergleich sogar eine sehr einzigartige Größenordnung - weist der Behälter in Neusiedl am Steinfeld auf. Achtung: Neusiedl am Steinfeld ist in Niederösterreich! Dort steht derzeit schon einer der größten Behälter Europas, und das Volumen dieses Behälters soll mit einem unglaublichen Investitionsprojekt, das wir 2024 starten, um mehr als 60 Prozent erhöht werden. Dort wird dann im Endausbau alleine in einem Behälter 1 Milliarde Liter Wasser gespeichert werden. Das heißt, in Neusiedl am Steinfeld allein werden wir das zirka Zweifache des Wiener durchschnittlichen Tagesverbrauches speichern können. Den Wiener durchschnittlichen Tagesverbrauch kann man sich ungefähr so vorstellen: Man nimmt aus dem Sportbecken des Stadthallenbades 100 Mal Wasser heraus. Und diese Menge zweieinhalb Mal ist das Speichervolumen in Neusiedl am Steinfeld, auf das wir ausweiten. Wenn unsere Speicherausbauprojekte fertig sein werden, dann schaffen wir ein Speichervolumen von sagenhaften 2 Milliarden Liter! Beim dritten Maßnahmenbündel betreffend die Wasserversorgung geht es um die Trinkwassertransportleitungen. Wien ist eine Stadt, die sich laufend weiterentwickelt und auch stark wächst, und umso wichtiger ist es, dass wir den Wassertransport in der Stadt sicherstellen, und zwar insbesondere für jene Gebiete, wo Wien wächst und wo es zusätzliche Bautätigkeit gibt. Die Stadtentwicklungsgebiete mit Hochquellwasser zu versorgen, ist daher eine Sache, die man gar nicht früh genug planen kann, weil es hier um größere Bauvorhaben geht. Deshalb wird die dritte Hauptleitung, die den Wasserbehälter Lainz und den Wasserbehälter Döbling verbindet, als zusätzliche Rohrkapazität gebaut. Das ist quasi im Norden der Stadt. Und durch die vierte Hauptleitung, die im Süden entsteht, nämlich vom Rosenhügel bis zum Wasserbehälter Wienerberg, wird die Wasserversorgung für eine Stadt, die besonders rasch wächst, sichergestellt werden. Parallel dazu wird es eine zweite Transportwasserleitung in der Floridsdorfer Brücke geben, die noch mehr Hochquellwasser nach links der Donau bringen wird. Alles gemeinsam mit den Projekten, mit denen insgesamt zirka 30 km Rohrleitung in Wien erneuert werden, wird Investitionen von bis zu 100 Millionen EUR pro Jahr ausmachen. Das sind Investitionen, die so in ihrer Dimension in den letzten Jahrzehnten noch nie dagewesen sind und eines zeigen: Das Wiener Wasser war und ist nicht nur 150 Jahre lang ein Garant für die Wasserversorgung, weil es einmal große Investitionen und mutige politische Beschlüsse gab, sondern wir werden in den nächsten Jahrzehnten damit fortfahren. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag. Schober gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Marcus Schober (SPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat. Beeindruckend, was unser Wasser kann! Dazu jetzt eine Zusatzfrage: Wie ist die Versorgung der Wiener Bevölkerung mit Wasser für den Fall eines Blackouts sichergestellt? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Die Antwort auf die 1. Frage, wie es mit der Versorgungssicherheit der Stadt im Zusammenhang mit Klimakrise, Trockenheit und Wachstum aussieht, lautet: Ja. Die Wasserversorgung ist durch diese Investitionen, die wir abbilden, sichergestellt. Und die kurze Antwort auf die Frage betreffend Versorgungssicherheit in Blackout-Fällen und ähnlichen Krisensituationen lautet auch: Ja. Warum? - Weil das Wiener Wasser im natürlichen Gefälle ohne eine einzige Pumpe in die Stadt rinnt und damit auch ohne Strom nach Wien fließt. Das ist also möglich, weil Wien zum größten Teil topographisch tiefer liegt als die Endpunkte der Hochquellleitungen. Damit ist auch innerhalb von Wien gewährleistet, dass das Wasser mit Hilfe von Schwerkraft in unsere Wohnungen kommen kann. Davon gibt es natürlich - wenige - Ausnahmen, nämlich die Hochhäuser zum Beispiel in Alterlaa oder in der Millennium City. Diese haben Pumpen. Auch dort gibt es immer Wasser, das sozusagen gravitätisch die Häuser versorgt, aber in die höheren Stockwerke wird das Wasser mit Pumpanlagen gebracht. Ob die einzelnen Gebäude Notstromaggregate haben, das kann die jeweilige Hausverwaltung sagen. Es gibt auch noch einige wenige weitere Gebiete, die so hoch liegen, dass sie sich über den Endpunkten der Hochquellenleitungen befinden, zum Beispiel der Wilhelminenberg, der Cobenzl und der Kahlenberg. Diese werden über Wasserbehälter versorgt. Auch da spielen Wasserbehälter eine Rolle, die durch Pumpwerke befüllt werden, und für diese Pumpwerke gibt es Notstromaggregate. Das heißt: Die Abteilung Wiener Wasser garantiert in allen Bereichen, die wir versorgen, dass die Bevölkerung davon ausgehen kann, dass das Wasser auch im Falle einer Krise oder eines Blackouts fließt. Gerade in den letzten Monaten und Jahren ist es natürlich dazu gekommen, dass Wiener Wasser mit sehr vielen Anfragen aus der Bevölkerung konfrontiert wurde, bis hin zur Nennung von konkreten Wohnadressen und der Frage: Wie schaut das dann bei mir aus? - Solche Anfragen werden natürlich sehr gerne und sehr professionell beantwortet. Kurz zusammengefasst: Sowohl die Häuser und damit unsere Wohnungen als auch die städtischen Trinkbrunnen im öffentlichen Raum können im Blackout-Fall mit quellfrischem Wasser versorgt werden. Achtung: Betreffend die Trinkbrunnen muss man einschränkend sagen, dass diese während der kalten Jahreszeit abgedreht sind, damit sie nicht zufrieren können! Das hat aber mit einem Blackout ein bisschen weniger zu tun. Im Zusammenhang mit der Energieversorgung noch zwei Sätze: Diesbezüglich kann ich auch auf die Strategie "Wiener Wasser 2050" Bezug nehmen. Wir haben hier eine Tradition: Seit 1873 ist das Wiener Wasser im freien Gefälle, wie ich gesagt habe, nach Wien unterwegs, und das bedeutet: Leitungswasser zu trinken, erzeugt im Unterschied zum Konsum von allen anderen Getränken kein CO2. Das ist super! Und es ist sogar das Gegenteil der Fall: Es wird sogar Energie erzeugt. Wir haben nämlich 16 Trinkwasserkraftwerke auf dem Weg des Wiener Wassers, und diese 16 Trinkwasserkraftwerke erzeugen 5 Mal so viel Strom, als notwendig ist, um Wien mit Wasser zu versorgen. Es ist dies ungefähr so viel Strom, wie Wiener Neustadt braucht, und das ist eine sehr, sehr beeindruckende Bilanz. Im Übrigen wird derzeit auch das 17. Trinkwasserkraftwerk gerade fertiggestellt, nämlich bis 2024 beim Wasserbehälter Hungerberg. Den riesengroßen Beitrag von Wiener Wasser im Zusammenhang mit der Sonnenstromoffensive durch zusätzliche Kraftwerke - das größte Bürgersolarkraftwerk ist zum Beispiel am Wasserbehälter Unterlaa - erwähne ich jetzt aus Zeitgründen nicht näher. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag. Kowarik gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Danke, Herr Stadtrat, für die ausführliche Beantwortung. Die Wiener Wasserversorgung ist wirklich ein Glücksfall, das muss man sagen. Man kann unseren Vorfahren hier im Rathaus gar nicht genug dafür danken und muss immer wieder Cajetan Felder nennen, auf dessen Initiative die I. Hochquellenwasserleitung erbaut wurde. Sie haben sehr viel ausgeführt. Ich nehme mit, dass die Wasserversorgung grundsätzlich kein Problem darstellt und dass diese auch im Hinblick auf die geänderten Klimaverhältnisse und auch auf die große Stadtentwicklung, die es ja gibt, weiterhin sichergestellt ist. Ich darf im Zusammenhang mit dem Gebiet, woher wir unser Wasser beziehen, eine Frage stellen. Sie wissen, dass es im November 2021 - glaube ich - im Schneeberg- und Rax-Gebiet einen großen Waldbrand gab, der auch die Gebiete betroffen hat, aus denen unser Wasser herkommt, also Quellgebiete unseres Wassers. Dazu die Fragen: Wie schreitet dort die Aufforstung voran? Wie ist die Situation vor Ort? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Der Brand am Mittagstein bei Hirschwang war ein dramatisches Brandereignis, das mehrere Tage gewütet und uns gezeigt hat, wie fragil die Absicherung unserer Quellschutzgebiete ist. Übrigens hat sich aber auch gezeigt, wie unglaublich professionell die Einsatzkräfte in Zusammenarbeit zwischen Niederösterreich und Wien mit internationaler Hilfe arbeiten können. Es war möglich, diesen Brand zu löschen. Lassen Sie mich an dieser Stelle auch hinzufügen, dass von der Wiener Berufsfeuerwehr, aber auch von den Freiwilligen Feuerwehren in den Quellschutzgebieten sehr viel getan wird, um sich bestmöglich auf Waldbrände vorzubereiten. Mit diesem Thema werden wir in Zukunft auch immer wieder konfrontiert sein. So sehr man sich wünscht, dass es nicht passiert, ist dennoch auf Grund der zunehmenden Dürre davon auszugehen, dass wir es in Zukunft mit Waldbrandereignissen zu tun haben werden. Deshalb hat sich die Stadt auch dazu bekannt, die Freiwilligen Feuerwehren in den Quellschutzgebieten betreffend Equipment für die Waldbrandbekämpfung zu unterstützen. Gerade kürzlich ist man wieder übereingekommen, in Kooperation zwischen den niederösterreichischen Feuerwehren und der Wiener Berufsfeuerwehr sehr regelmäßig Übungen abzuhalten, damit sicher ist, dass wir im Katastrophenfall bestmöglich reagieren können. - So viel zur Absicherung gegen Brandereignisse in der Zukunft. Zur Aufforstung: Der Brand auf dem Mittagstein hat in Wirklichkeit den Wald, der alt ist, weswegen es aus der Ferne gar nicht so dramatisch aussieht, nicht zerstört. Es wurde aber die Naturverjüngung zerstört, also das, was an kleineren Bäumen und Gehölzen da war. In diesem Zusammenhang reden wir von einem Verlust von faktisch 20 Jahren. Das kann man natürlich nicht in einem Schlag wettmachen. Die Försterinnen und Förster des Wiener Forstbetriebs haben aber in Wirklichkeit ab Tag 1 nach "Brand aus" dafür gesorgt, dass mit der Aufforstung begonnen wird. Sie haben mit der Ausbringung von Schneesaat begonnen, also mit der Sicherstellung, dass, wenn der Schnee abgetaut ist - mittlerweile ist ja schon ein Jahr vergangen -, das Saatgut gleich wachsen kann. Es wurden Gehölze ausgesetzt, und im Grunde genommen wird die Aufgabe, dort den Wald wiederherzustellen, nie aufhören. Jedenfalls ist aber mit Tag 1 begonnen worden, und es sind dies sehr erfolgreiche Arbeiten. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Guten Morgen, Herr Stadtrat. Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Sie haben auch sehr treffend gesagt, dass wir in den nächsten Jahren einen Anstieg des Wasserbedarfs von 15 Prozent haben werden. Ich halte es für sehr wichtig, das auch im Sinne der Sensibilisierung der Bevölkerung zu betonen. Und es ist schön, dass wir dieses Jahr das 150-jährige Jubiläum der Hochquellenwasserleitung feiern. Mich würde interessieren, welche Aktivitäten im Rahmen der Feierlichkeiten geplant sind, unter Umständen auch in Richtung Sensibilisierung der Bevölkerung im Hinblick auf einen sorgsamen Umgang mit Wasser und einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen insgesamt. Welche Aktivitäten sind jetzt im Zuge der Feierlichkeiten des 150- jährigen Jubiläums der Hochquellenwasserleitung geplant? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Das 150-Jahr-Jubiläum werden wir genau am 24. Oktober feiern. Am 24. Oktober 1873 wurde der Hochstrahlbrunnen eingeschaltet und wurde damit die I. Hochquellenleitung eröffnet. Insgesamt ist dieses Jahr allerdings voll von Aktivitäten. Ich greife jetzt nur ein paar Highlights heraus, weil ich heute eh schon recht ausführlich gesprochen habe. Begonnen hat dieses Jubiläumsjahr mit der Präsentation eines - wie ich meine - wirklich beeindruckenden und weit sichtbaren Murals, also eines Wandbilds auf dem Gemeindebau Linke Wienzeile 78, mit welchem es die Künstlerin, Frau Isa, sehr gut geschafft hat, den Weg des Wiener Wassers nachzuzeichnen. Es gibt natürlich auch weitere Aktivitäten, etwa ein sehr großer Bildband über die Brunnen Wiens. Darin werden mehr als 400 Brunnen präsentiert, und das zeigt, mit wie viel Aufwand die Brunnen Jahr für Jahr von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Wiener Wasser oder der Burghauptmannschaft instand gehalten werden, wenn es um die Monumentalbrunnen geht. Die Instandhaltung erfolgt aber auch durch viele Private, durch Wiener Wohnen, durch die StadtgärtnerInnen, et cetera. Und es wird auch spezielle Führungen zu den Monumental- und Denkmalbrunnen geben. Nächsten Donnerstag findet eine Wiener Vorlesung statt, zu der ich alle sehr herzlich einlade, bei der eine wirklich professionelle Draufsicht auf die letzten 150 Jahre und vielleicht auch auf die nächsten 150 Jahre mit WissenschafterInnen von der BOKU, der TU und der MA 31 betrieben wird. Die heiße Phase des Jubiläums wird sicherlich im Juni sein: Da wird es eine TV-Dokumentation geben, eine wirklich spezielle Festschrift, Genaueres wird aber noch nicht verraten. Im Rahmen dieser Präsentation für die Öffentlichkeit wird es eine Fotoausstellung geben, eine historische Dokumentation im ORF wird am 9.Juli starten, und das Stadt- und Landesarchiv wird sich sehr intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Der krönende Abschluss findet im Oktober statt. Am 24. Oktober wird dem Wiener Trinkwasser ein spezielles Denkmal gesetzt. Genau 150 Jahre nach dem Hochstrahlbrunnen wird ein Monumentalbrunnen eröffnet, mit dem 150 Jahre später natürlich andere künstlerische Schwerpunkte gesetzt werden. Die Künstlergruppe Gelatin hat ihn gestaltet. Das war jetzt wirklich nur eine sehr kleine Auswahl, um zu zeigen, dass wir wirklich unseren Beitrag dazu leisten wollen, um darauf hinzuweisen, welche Besonderheit das Trinkwasser für die Stadt hat, welche Besonderheit aber auch das klare Bekenntnis zu einer starken öffentlichen Infrastruktur für die Absicherung der Bevölkerung hat. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 4. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dr. Kickert gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat. Vielen Dank für die bisherigen Antworten. Ich möchte den Blick auf einen anderen Aspekt zur Wasser- und Trinkwasserversorgung richten, und zwar auch im Zusammenhang mit der Klimakrise. Es wird ja nicht nur trockener, sondern der Regen beziehungsweise der Niederschlag allgemein verteilt sich anders. Wir wissen nicht genau, wie, wir wissen nicht genau, wann, das, was wir aber sehr wohl bemerken, ist, dass Gewitter - Neudeutsch: Starkregenereignisse - häufiger auftreten. Was ist eigentlich geplant, um auch kurzfristig starke Regenmengen zu nützen? Ich meine, es geht darum, nicht nur dafür zu sorgen, dass diese Regenmengen nicht zu Hochwasserereignissen führen, sondern auch darum, das Wasser, das in kurzer Zeit irgendwann einmal irgendwo herunterkommt, eventuell auch zu nützen. Gibt es dazu auch Pläne in der Stadt? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich darf an dieser Stelle kurz darauf hinweisen, dass im Zusammenhang mit Sicherheit bei Starkregenereignissen ähnlich wie beim Wiener Wasser, auch was den Kanal betrifft, wirkliche Großinvestitionen anstehen. Der Kanal kann natürlich auch als sehr großes Becken zur Absicherung und Speicherung von viel Regen auf einmal gesehen werden. Das Kanalnetz ist ein zusammenhängendes, riesengroßes Gefäß. Durch den Wientalsammelkanal-Ausbau wird es in den nächsten Jahren eine unglaubliche Kapazitätssteigerung geben, und auch im Norden der Stadt werden solche Maßnahmen geplant. Einerseits dient der Kanal aber nicht in erster Linie der Hochwassersicherung, und andererseits ist es natürlich unser Ziel, das Wasser so weit wie möglich gar nicht in das Kanalnetz sickern zu lassen. In diesem Sinne gab es schon in den letzten Jahren einen massiven Ausbau unseres Schwammstadtprinzips, und es wird so weitergehen, und zwar überall dort, wo wir große Parks planen beziehungsweise wo wir große Stadtentwicklungsgebiete haben. Dafür ist die Seestadt Aspern ein gutes Beispiel. Wir sehen den gesamten Stadtteil auch als Versickerungskörper und stellen sicher, dass dieses Wasser gar nicht erst ins Kanalnetz kommt, sondern vom Boden gespeichert werden kann und in der Zeit danach den Pflanzen zur Verfügung steht. Wir haben in dieser Hinsicht wirklich großartige Innovations- und Entwicklungsarbeit geleistet. Die Wiener Stadtgärten haben das Schwammstadtprinzip anhand des Substrats, das da verwendet wird, mit Wissenschafterinnen und Wissenschaftern selbst entwickelt. Es ist jetzt in Wirklichkeit erst zwei oder drei Jahre her, seitdem wir das im Großen herausbringen, aber das ist mittlerweile sozusagen institutionalisiert und ist wirklich in jedem nur irgendwie machbaren Fall State of the Art. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 5. und letzte Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr. Mantl gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Josef Mantl, MA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Danke für die bisherigen Antworten. Ich möchte mich auch mit einer Frage anschließen: In Wien werden zirka 90 Prozent der Kanalkapazität, wie wir wissen, für Regenwasser benutzt. Das Regenwasser birgt für die Stadt ein großes Potenzial und ist eine wichtige Ressource, vor allem in Zeiten von Dürreperioden und Trockenheit. Gerade in dichtverbauten und zugepflasterten Grätzln dringt allerdings wenig Wasser in den Untergrund, worunter vor allem die Pflanzenwelt leidet. Welche Maßnahmen werden von der Stadt Wien bereits ergriffen, um das Regenwasser so gut wie möglich zu nutzen? Und welche Ideen im Bereich Regenwassermanagement sind in Planung? - Danke. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich darf, um die Zeit nicht allzu sehr in Anspruch zu nehmen, auf die Antwort hinweisen, die ich Frau GRin Jennifer Kickert gegeben haben, Stichwort Regenwassermanagement durch Schwammstadtprinzip und Rückhaltekörper. Ich füge noch hinzu, dass wir natürlich mit allen Projekten, die wir in Hinkunft planen, vor allem im Hinblick auf die große Bauordnungsnovelle, die ansteht, auch dafür sorgen werden, dass wir noch mehr Versickerungsmöglichkeiten etwa durch extensive Dachbegrünung, et cetera sicherstellen und ausbauen können. Im Wesentlichen ist jeder genutzte Tropfen Wasser, der nicht ins Kanalnetz fließt, ein guter Tropfen Wasser, und das wird natürlich auch die Planungen für die Stadt in Zukunft leiten. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der 1. Anfrage. Wir kommen zur 2. Anfrage (FSP-507974-2023-KFP/GM), die von Frau GRin Matiasek gestellt wurde und an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet ist. Sie betrifft die Versorgung demenzkranker AkutpatientInnen. (Die Versorgung von Patienten mit der Nebendiagnose Demenz ist für den klinischen Bereich eine große Herausforderung. Bei Unfällen, Erkrankungen oder Operationen, die einen Aufenthalt im Akutkrankenhaus notwendig machen, brauchen Demenzpatienten eine besondere Pflege, die neben der medizinischen Behandlung auch die Unterbindung einer Selbst- oder Fremdgefährdung beinhaltet. Der Spitalsbetrieb ist in der Regel für diese besondere Herausforderung weder personell, noch organisatorisch oder ausstattungstechnisch gerüstet. Dieser Umstand sowie regelmäßig erscheinende Berichte verunsichern vor allem Angehörige demenzkranker Menschen, stellen aber auch das medizinische Personal vor nahezu unlösbare Probleme. Welche Maßnahmen wird die Stadt Wien treffen, um die Situation mit demenzkranken Akutpatienten zu verbessern?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Schönen guten Morgen, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Danke, dass Sie dieses wirklich sehr, sehr wichtige Thema hier ansprechen. Ich weiß, dass Sie sich auch sehr intensiv mit dem Thema Pflegebetreuung in Wien beschäftigen. Daher wissen wir beide, dass das Thema Demenz eine zunehmende Herausforderung ist. Es ist dies aber eine Herausforderung, der wir uns, glaube ich, in allen Einrichtungen wirklich mit erhobenem Haupte widmen. Natürlich steigt die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen, was letzten Endes im positiven Sinne der steigenden Alterspyramide zu verdanken ist. Mit insgesamt zunehmendem Alter steigt auch die Zahl der Menschen, die an typischen Alterserkrankungen erkranken, und daher erkranken leider auch viele an der Krankheit der Demenz. Weil das so ist, sind Patientinnen und Patienten mit Demenzerkrankung im Spital keine Seltenheit mehr und nichts Ungewöhnliches. Das ist auch der Grund, warum wir immer wieder versuchen, die Qualifikation unserer MitarbeiterInnen weiter nach oben zu schieben, warum wir auch Diskussionen über die Frage der Kompetenzen von diplomierten Pflegepersonen führen und warum es auch permanent Schulungen zu diesem Thema gibt. Am längsten vorbereitet und fokussiert auf dieses Thema sind wir natürlich in der Langzeitpflege. Wir kennen seit Jahrzehnten die Diagnose Demenz in der Langzeitpflege. Wir haben viele Schulungskonzepte. Wir behandeln und betreuen sehr viele Patientinnen und Patienten sowie BewohnerInnen in Pflegeeinrichtungen der unterschiedlichen Art, die an Demenzerkrankung leiden. Das gilt für die stationären Pflege- und Betreuungseinrichtungen genauso wie für die spezialisierten Wohngemeinschaften, die wir teilweise seit Jahrzehnten in unserer Stadt haben und die auch ständig weiterentwickelt werden. Diese werden sowohl in der Frage des fachlichen Umganges als auch in ihrer quantitativen und konzeptiven Ausprägung weiterentwickelt. Daher gibt es einen reichen Erfahrungsschatz im Umgang mit dementen Patientinnen und Patienten, auf den wir zurückgreifen können. Denken Sie etwa an die Diskussionen, die wir vor vielen Jahren über die Ergänzung des Pflegegeldes geführt haben, in deren Folge es dann die Entscheidung betreffend einen eigenen Zuschlag für die Pflege von Demenzerkrankten gegeben hat. Das ist das Ergebnis einer fachlichen Diskussion und Auseinandersetzung mit diesem Thema. Denken Sie an die vielen Initiativen wie etwa die Initiative "Demenzfreundlicher Bezirk" in Wien. Das zeigt, dass in diesem Bereich nicht nur viel Know-how vorhanden ist, sondern dass auch permanente, aktive und interaktive Beschäftigung mit diesem Thema stattfindet, was sehr wichtig ist. Daher ist es auch nicht sehr überraschend und auch keine Neuigkeit für uns im Spitalsbetrieb, dass natürlich auch immer wieder direkt in den Spitälern die Diagnose Demenz gestellt wird, in Fallbetrachtungen letzten Endes standardmäßig im multiprofessionellen Team bei der Aufnahme eines dementen Patienten oder einer dementen Patientin. Wie man damit umgeht, haben unsere MitarbeiterInnen in speziellen Schulungen gelernt. Es gibt natürlich auch jeder Menge Handbücher und Konzeptionen dazu, und es gibt daher auch eine abgestimmte Betreuung von Demenzkranken. Wir versuchen, auch neue, innovative Ideen zu implementieren. Wir haben ein sehr erfolgreiches Modell im AKH vor allem bei verunfallten Patienten nach einem operativen Eingriff oder bei Patienten nach schweren anderen operativen Eingriffen, die dann auf den Aufwachstationen, den Intensivstationen und danach auf den Normalstationen liegen, ausprobiert. Bei dementen Patienten ist es natürlich ganz schwierig, das Verständnis des Patienten zu erreichen, dass er jetzt aus den verschiedenen Gründen nicht aufstehen darf, dass er möglicherweise eine PEG-Sonde hat oder andere Behandlungsformen bekommt, bei denen es nicht möglich ist, aufzustehen und nicht sein soll, dass er aufsteht. Demente Patienten versuchen in ihrer Verwirrtheit und ihres Nichtbegreifens von Raum und Zeit immer wieder aufzustehen. Deswegen haben wir vor über einem Jahr im AKH begonnen, etwas auszuprobieren, was wir jetzt auf alle Wiener Spitäler ausrollen, wir haben nämlich sehr erfolgreich die Sitzwache wieder eingeführt. Tatsächlich gab es das Modell der Sitzwache schon vor 100 Jahren in den Spitälern. Das war damals eine Aufgabe der damaligen Pflegekräfte. Dieses Modell ist dann im Laufe der Zeit verschwunden. Wir alle erinnern uns auch an die Debatte, wie wir eigentlich mit der Frage der Netzbetten umgehen. Diese und ähnliche Debatten haben wir vor 10 bis 15 Jahren, glaube ich, sehr anständig abgeführt. All das gehört zu diesem Fragenkomplex dazu. Dieses Modell der Sitzwache hat sich als ein wirklich positives Modell gezeigt, weil es für Entspannung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Alltag, im Tag- und vor allem im Nachtdienst, führt, wenn jemand bei der dementen Person sitzt, mit dem sie sprechen kann. Die Person, die die Sitzwache ausübt, kann auf den Patienten oder die Patientin beruhigend einwirken und natürlich vor allem auch verhindern, dass die bettlägerige Person ihrem Empfinden nachgibt aufzustehen, obwohl das gar nicht passend ist. Wir hatten übrigens im Jahr 2022 im Wiener AKH insgesamt 500.000 Pflegetage für stationäre Patienten, und davon hatten wir an immerhin 2.000 Tagen Sitzwache für demente Personen angefordert und auch durchgeführt. Das hat natürlich auch den wunderbaren, phantastischen Zusatzeffekt, dass wir freiheitsbeschränkende Maßnahmen um über 35 Prozent reduzieren konnten. Das ist also noch ein zusätzlicher Aspekt. Ich denke, dass das ein gutes Beispiel ist. Wir sind, wie gesagt, gerade dabei, diese Methode auf der Grundlage unserer jetzigen Erfahrungen in all unseren Spitälern auszurollen. Sie wissen aber auch, dass es eine Österreichische Demenzstrategie gibt. "Gut leben mit Demenz" heißt diese Strategie. Dieses Thema beschäftigt uns natürlich, und es sind auch MitarbeiterInnen aus Wien bei der Entwicklung und Weiterentwicklung dieser Demenzstrategie mit dabei. Es gibt wunderbare Handlungsempfehlungen, und wir beschäftigen uns in den Wiener Spitälern mit der Frage der Weiterentwicklung unserer eigenen Strategien und auch mit der Umsetzung dieses Österreichischen Demenzstrategiebereiches. Wir haben daher trotz Covid-Pandemie schon den nächsten Schritt vorbereitet. Eigentlich haben wir schon ein fertiges Konzept für ein entsprechendes Projekt. Die Eckpunkte sind schon festgelegt, daher kann ich Ihnen das auch gerne mitteilen. Es geht um die Entwicklung und Implementierung eines interprofessionell ausgerichteten, abgestuften Schulungskonzeptes, womit wir einfach noch besser werden wollen und beim Wissenstransfer und bei der Wissensvermittlung noch weitergehen wollen. Wir wollen auch diese Idee der Sitzwache noch weiter ausbauen und die Schaffung von intensivierten individuellen Betreuungen weiter vorantreiben. Wir wollen experimentieren und ausprobieren, was funktioniert, zum Beispiel durch die noch stärkere Einbindung von Angehörigen, wenn diese sich bereit erklären, zusätzliche Rooming- in-Situationen zu schaffen, et cetera. Weiters wird es zusätzliche Basisinformationen als Teil der durchgängigen multiprofessionellen Dokumentation geben, und natürlich wird auch die Entwicklung von Fachstandards und Leitlinien ein zentraler Fokus sein. Es geht vor allem auch darum, die Mitarbeiter auf den Stand der Zeit und auf den Stand der medizinischen und wissenschaftlichen Entwicklungen der Behandlung von Demenzerkrankungen zu bringen. Wie wir wissen, ist das leider eine Erkrankung, für die es keine Heilbehandlung gibt. Die einzigen Methoden die wir im Augenblick kennen und die uns die Medizin zur Verfügung stellt, ist, den Verlauf abzubremsen und zu verlangsamen. Selbstverständlich ist es auch ein Thema, wo immer es geht, die Kommunikation und die Interaktion mit den Angehörigen zu verstärken, zu verbessern und zu intensivieren. - Danke schön. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke. Die 1. Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Matiasek. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Guten Morgen Herr Stadtrat. Danke für die ausführliche Beantwortung meiner Anfrage. Im Fall von Demenz gibt es sehr viele Strategien. Man hat sehr viel erarbeitet. Wenn man es dann aber - wie ich es leider auch persönlich erfahren habe - wirklich mit einem schwer demenzkranken Menschen zu tun hat, dann wird oft vieles über Bord geworfen, weil manches einfach überhaupt nicht voraussehbar und planbar ist. Das macht eben die hohe Anforderung in einem Akutspital aus, wenn ein Mensch, der dement ist, wegen einer Fraktur oder einer sonstigen Verletzung ins Spital kommt. Das ist klar. Sie haben jetzt die Sitzwache betont. Wir haben aber auf der anderen Seite einen Personalengpass, das ist unbestritten. Es gibt in anderen Städten die Einrichtung eines kleinen Spitals, das nicht alles, aber sehr vieles abdeckt, was ein Akutspital kann, und zwar im Rahmen einer Pflegeeinrichtung für demente Menschen. Können Sie sich vorstellen, dass das auch ein Modell für Wien werden könnte? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Ja. Wir beschäftigen uns mit ähnlichen Fragestellungen. Sie wissen, dass einige der Pflegeeinrichtungen, die der WIGEV selbst betreibt, ja die Genehmigung als Krankenanstalt haben. Es sind dies keine Einrichtungen nach dem Wiener Wohn- und Pflegeheimgesetz, sondern Krankenanstalten, und wir haben bereits einige Stationen umgewandelt, allerdings weniger mit dem Fokus auf Akutbehandlung, sondern da geht es eher um die Nachbehandlung. Das heißt, wir haben einfach das Phänomen, dass alte Menschen im Spital nach einem operativen Eingriff oder nach einer intensiven Behandlung länger zur Regeneration brauchen. Und wir haben einerseits immer ein schlechtes Gefühl, diese Patienten zu früh aus dem Spital zu entlassen. Andererseits ist eine wirklich intensive medizinische Behandlung im Spital für diese Patienten gar nicht notwendig, sondern es geht eher darum, ein bisschen Ruhe zu finden, ein bisschen runterzukommen und gleichzeitig hochprofessionelle Betreuung zu haben. Daher transformieren wir gerade einen Teil unserer stationären Pflegeeinrichtungen im WIGEV, die eine Krankenanstaltengenehmigung und auch die technische Ausstattung haben, die man für Notfälle und Ähnliches braucht, sozusagen zu "intermediate" Stationen. Ich glaube, dass wir tatsächlich im gesamten medizinischen Umgang mit Pflegeeinrichtungen eine gute Weiterentwicklung brauchen könnten. Wie Sie wissen, kämpfen wir seit vielen Jahren darum, eine ordentliche ärztliche Versorgung durch entsprechende Kassenverträge für die Pflegeheime zu bekommen. Leider haben wir diesbezüglich bis jetzt quasi auf ziemlich viel Granit gebissen. Man kann das also nicht in den Pflegeheimen allein entwickeln, und daher können wir dieses Modell, so wie Sie es nennen - ich glaube, ich habe davon eh schon gehört - in dieser Form nicht umsetzen. Wir setzen das dafür anders um, indem wir sagen: Wir wandeln bestimmte Abteilungen in Pflegeheimen wirklich zu Spitälern um und behandeln dort die Patienten wie in einer ganz normalen Spitalsabteilung, und zwar auch in der Abrechnung und Verrechnung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 2. Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Mag. Huemer. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Einen schönen guten Morgen, Herr Gesundheitsstadtrat. Sie haben das Thema der Sitzwache angesprochen. Dazu möchte ich erwähnen, dass ich im Februar eine mündliche Anfrage eingebracht habe, die zeitlich sozusagen nicht angenommen werden konnte und dann schriftlich beantwortet wurde. In dieser schriftlichen Beantwortung steht, dass die Sitzwache europaweit ausgeschrieben werden wird und dass der WIGEV das Programm 2023 auf den gesamten WIGEV-Bereich ausweiten möchte, was Sie gerade auch bestätigt haben. Interessant ist auch, dass darauf hingewiesen wird, dass man im Februar/März die Rahmenvereinbarungen dieser europaweiten Ausschreibung definiert hat. Das Thema demenzielle Erkrankungen ist nicht nur ein sehr differenziert zu betrachtendes und quantitativ steigendes, sondern auch ein für das Personal sehr forderndes. Im Hinblick darauf würde mich interessieren, inwiefern Qualifikationsanforderungen an die Sitzwache beziehungsweise das Personal in Bezug auf demenzielle Erkrankungen in dieser Ausschreibung Platz greifen oder ob das jeder Mensch - unter dem Aspekt: Hauptsache, er sitzt dort in der Nacht - machen kann. Haben Sie Informationen, wie die Sitzwache in Bezug auf Qualifikation für demenzielle Erkrankungen ausgebildet werden soll? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich kenne diesen Ausschreibungstext, ganz offen und ehrlich gesagt, nicht im Detail. Es gibt natürlich schwerpunktmäßig keine Festlegung auf eine Berufsgruppe. Trotzdem kann das nicht jeder machen. Man muss sehr wohl bereit sein, sich darauf einzulassen, eine Nacht lang neben einem dementen Patienten zu sitzen. Dabei geht es darum, aufmerksam zu sein, präsent zu sein, dem Patienten oder der Patientin Empathie vermitteln zu können. Pflegerische Handlungen oder erst recht medizinische Handlungen werden von diesem Personal nicht gefordert sein, sondern da geht es einfach, wenn nötig, um eine Alarmierung der jeweiligen Pflegeperson oder des ärztlichen Mitarbeiters, die Nachtdienst machen. Es ist also keine Spezialbehandlungsqualifikation, es gibt aber natürlich Eckpunkte, die in diesem Zusammenhang zweifelsohne berücksichtigt werden. Ich gebe aber zu: Ich kenne den Text nicht im Detail. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 3. und letzte Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Korosec. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Herzlichen Dank für die sehr ausführliche Beantwortung, und ich freue mich sehr. Meine Frage wäre an sich gewesen, ob Sie die Sitzwache, also das Pilotprojekt, das derzeit im AKH läuft, auf die anderen Spitäler ausweiten werden. Sie haben das schon beantwortet. Ich werde mich jetzt also auch damit beschäftigen, wie das in anderen Spitälern unter Umständen mit Ehrenamtlichen läuft. Ich verweise darauf, dass das Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien für das Projekt "Ehrenamtliche Demenzbegleitung im Akutkrankenhaus" den Förderpreis für "Menschenrechte und Ethik in der Medizin für Ältere" durch die Josef und Luise Kraft-Stiftung den Förderpreis für Menschenrechte bekommen hat. Es ist eben für Menschen mit Demenz, wenn sie ins Spital kommen, natürlich eine unglaubliche Umstellung. Und da ist es sehr gut angekommen, dass es im Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien eine ehrenamtliche Begleitung gibt, also nicht eine Sitzwache, sondern einfach eine ehrenamtliche Betreuung, in deren Rahmen geplaudert oder vielleicht ein bisschen gespielt wird. - Daher meine Frage: Können Sie sich vorstellen, dass man sich eine solche ehrenamtliche Betreuung überlegen könnte. Und wenn Sie das in Betracht ziehen: Ab wann könnte das möglich sein? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Grundsätzlich ist das natürlich vorstellbar. Man muss gleichzeitig aber auch sehen, dass es für die Organisation im Akutspitalsbetrieb natürlich auch eine besondere Herausforderung ist, dann auch noch Ehrenamtliche einzuteilen. Ich wiederhole noch einmal die Zahlen von vorher: Wir haben 500.000 Behandlungstage im AKH. Wenn man das durch 365 dividiert, dann kommt man auf den Tagesschnitt. Und wenn sich dann auch noch Ehrenamtliche - die die Patienten nicht kennen, denn das wäre ja Teil des Konzeptes - bereit erklären, demente Patienten zu begleiten, dann ist das natürlich eine zusätzliche Herausforderung für die Mitarbeiter im Spital, auch das zu organisieren, Ich halte ganz viel von ehrenamtlicher Tätigkeit, das wissen Sie auch. Ich kann mir das exzellent vorstellen. Das findet ja auch statt im gesamten Bereich der Pflege, sowohl im mobilen Bereich wie auch im teilstationären und stationären Bereich der Pflege. Dort gibt es auch Zeit, das vorzubereiten. Und man kann dann auch nachschauen, ob die Interaktion zwischen einem Patienten oder einem Bewohner und den Ehrenamtlichen, die sich melden, funktioniert. Es geht ja auch darum, die Annäherung zwischen diesen beiden Personen ein bisschen zu monitoren und zu schauen, ob das überhaupt funktioniert. Dafür ist der Spitalsbetrieb allerdings viel zu "busy", also viel zu beschäftigt. Deshalb glaube ich, dass es geschickter ist, dort wirklich auf einen ordentlichen Dienst wie die Sitzwache zu setzen, wenn die Patienten drei, vier oder fünf Tage im Spital sind, als in einer großen Zahl Ehrenamtliche zu integrieren. - Wir beide wissen, wovon wir im Zusammenhang mit ehrenamtlicher Tätigkeit reden. Das heißt jetzt nicht Nein. Ich glaube aber, dass das im Arbeitsalltag eines wirklichen Akutspitales sehr schwierig ist. Das heißt nicht, dass das gar nicht stattfinden kann oder soll. Ich halte das aber nicht für etwas, wovon man sagen kann: Damit haben wir eine Versorgungslinie aufgebaut. Das kann ein Add-on, eine Zusatzmöglichkeit sein, ich glaube aber nicht, dass das wirklich ein systematischer Teil eines Behandlungsprozesses im Akutspital sein kann. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der 2. Anfrage. Die 3. Anfrage (FSP-513471-2023-KGR/GM) wird von Herrn GR Dipl.-Ing. Margulies gestellt, ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke gerichtet und betrifft die Finanzierung des U-Bahn-Ausbaus, vierte Ausbauphase. [Die zwischen Wien und Bund abgeschlossene 15a-Vereinbarung bezüglich der Finanzierung des U-Bahn-Baues sieht für die vierte Ausbauphase inklusive Risikozuschlag und Vorausvalorisierung einen maximalen Kostenrahmen von 2 019 Milliarden EUR vor. Bis zu diesem Betrag gilt eine Kostenteilung des Bundes von 50 Prozent. Darüber hinausgehende Überschreitungen müssen von der Stadt Wien allein getragen werden. Vor Kurzem wurde bekannt, dass "unvorhersehbare komplexe bautechnische Herausforderungen" im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau die Wiederaufnahme der Linienführung der U2 zwischen Schottentor und Karlsplatz um ein Jahr verschieben. Bezüglich etwaiger Kostensteigerungen gab es jedoch keinen weiteren Hinweis, weshalb um Beantwortung folgender Frage ersucht wird: Liegen die nun im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau bekannt gewordenen Mehraufwendungen beim Schottentor (nicht dokumentierter Kanal, Verfüllung, ... ) noch innerhalb der 30-prozentigen Risikozuschläge, oder ist davon auszugehen, dass selbst die mit dem Bund projektierten maximalen Gesamtkosten von 2 019 Milliarden EUR für die vierte Ausbauphase (1. Baustufe) überschritten werden und somit die Mehrkosten zur Gänze von der Stadt Wien übernommen werden müssen?] Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrte Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Einen schönen Vormittag auch von meiner Seite. Ich erlaube mir, zu der Fragestellung, die in sich komplex ist und die nicht mit Ja oder Nein zu beantworten ist, ein paar Ausführungen dazu zu setzen, ohne aber am Ende hoffentlich den Punkt nicht überzustrapazieren. Sie und wir alle wissen, dass dieses Projekt U2/U5 ein unglaublich gigantisches Infrastrukturprojekt in der verbauten Stadt ist. Mir als zuständigem Stadtrat ist es enorm wichtig, dass das Thema der Mobilitätswende genau mit solchen großen Projekten neu beschrieben wird. Wir sprechen davon, wir tun aber auch viel für diese Mobilitätswende, und dieses Projekt ist ein Schlüsselprojekt. Bei aller notwendigen Komplexität, die dieses Projekt natürlich aufweist, wird es am Ende ein Projekt sein, das allen Wienerinnen und Wienern im öffentlichen Verkehr einen unglaublichen Mehrwert verschaffen wird. Dieses Projekt wird vor allem unserem Klima gut tun, und es gibt jetzt schon Berechnungen für den Zeitraum, wenn die Fertigstellung gegeben ist, und ich darf Ihnen wiederholt einige wenige Kennzahlen darüber nennen: Dieses Projekt U2/U5 wird dazu führen, dass nach Fertigstellung 300 Millionen Fahrten mehr pro Jahr gefahren werden können. Das ist eine unglaubliche Größenordnung! Es wird aber auch dazu führen, dass wir unglaublich viel CO2 einsparen. Es werden 75.000 t CO2 pro Jahr sein. Die gesamte Bauzeit über darf ich mich als Wirtschaftsstadtrat freuen, dass wir insgesamt rund 30.000 Beschäftigte haben werden und damit die Wiener Wirtschaft mit Nachdruck in eine gute Zeit bringen. Wir geben einer Vielzahl an österreichischen und natürlich auch Wiener Baufirmen, Zulieferfirmen und Dienstleistern eine Möglichkeit, sich hier einzubringen. Erlauben Sie mir, auf die Frage der Verzögerung der Wiederinbetriebnahme dieses U2-Abschnitts zwischen Schottentor und Karlsplatz auch im Hinblick auf das Linienkreuz noch einmal zu sagen: Dieses Projekt ist unglaublich groß und komplex. Es ist ja nur einen Steinwurf von hier entfernt, und ich werde nicht müde, mir diese Baustelle auch selbst immer wieder anzusehen, denn die Umwandlung der bestehenden Struktur ist wirklich unvorstellbar. Es arbeiten vor Ort über 300 Leute rund um die Uhr. Es wird in Schichten gearbeitet, das Ganze ist also unglaublich aufwändig. Natürlich habe ich mir auch das Ziel gesetzt, das Projekt möglichst schnell, möglichst effizient und möglichst kostengünstig abzuwickeln. Dass diese Welt sich in den letzten Jahren auch in wirtschaftlichen Belangen massivst verändert hat, brauche ich hier nicht wirklich auszuführen, werde es aber in weiterer Folge trotzdem noch einmal kurz tun, nur um darauf hinzuweisen, dass wir hier mit Herausforderungen einmaliger Natur konfrontiert sind, die natürlich gerade für diese Nadelöhr Schottentor hier zum Tragen kommen. Diese um rund neun bis zwölf Monate verspätete Inbetriebnahme, also zum Schulbeginn 2024, ist auch für mich nicht erfreulich. Es tut auch mir weh, dass wir hier Schwierigkeiten haben. Aber auf den Punkt gesagt: Die verspätete Wiederinbetriebnahme dieses einen Abschnitts wird nicht zu einer zeitlichen Verschiebung des Gesamtprojektes führen. Ich komme auch noch auf die Mehraufwendungen zu sprechen, aber zu einer zeitlichen Verschiebung wird es nach Angaben der Geschäftsführung hier nicht kommen. - Das ist einmal die gute Nachricht, die ich hier weitergeben darf. Nachdem es sich bei dem U2/U5-Umbau um ein so langfristiges Projekt handelt, ist auch die finale Abrechnung natürlich immer in größeren Einheiten zu sehen. Die 1. Baustufe sollte ab 2028 abgerechnet werden, das wissen wir auch alle hier, und die Abrechnung der 2. Baustufe sollte dann zwischen 2032 bis 2035 abgewickelt werden. Selbstverständlich haben wir für die Berechnung einen richtigen Risikopuffer eingeplant, und wir wissen, dass auch Reserven in die Kalkulation eingeflossen sind, um solchen unvorhersehbaren Entwicklungen, wie wir sie jetzt bei diesem Abschnitt sehen, entgegenzuwirken. Dazu zwei Punkte: Erstens haben mir die Wiener Linien klar gesagt, dass jetzt mit den Baufirmen evaluiert wird, was das aktuell im finanziellen Mehrbereich bedeutet. Im Hinblick darauf bitte ich um Verständnis, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorgreifen kann. Es gibt eine enge Vernetzung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Baufirmen, die involviert sind, haben in diesem Zusammenhang Rechte und Pflichten zu erfüllen. Und deshalb ist es, glaube ich, nur vernünftig, auch die Gesprächskultur zu besitzen, in schwierigen Zeiten eine gemeinsame Vorgangsweise zu finden. Zweitens darf ich Ihnen sagen, dass derzeit diese Verschiebungen innerhalb der Risikovorsorge abgedeckt sind. Um also Ihre Frage hier korrekt abzubilden: Ja. Das ist innerhalb dieser Risikovorsorge abgedeckt. Ich möchte aber jetzt nicht so tun, als wäre all das deshalb eine einfache Sache. Wir wissen nämlich auch, dass es diese Thematik der Gesamtkosten im Baubereich gibt. Das war schon in den letzten Jahren kurz vor Covid schwierig, das war in der Covid-Zeit schwierig, und das hat auf Grund der Energiekrise jetzt noch einmal einen Höhepunkt erreicht. Die Baukosten sind massivst gestiegen, und das trifft alle Bereiche, nicht nur den Hochbau oder Tiefbau, sondern all unsere Investitionen. Außerdem sind wir mit einer Inflation, die weit über das normale Maß hinausgeht, als wir uns hier in den letzten 30 Jahren hätten vorstellen können, auf Herausforderungen gestoßen, die erst einmal zu stemmen sein werden. Ich kann mich noch gut erinnern: Vor rund einem Jahr durften wir betreffend die 4. und 5. Ausbaustufe gemeinsam mit dem Bundesminister für Finanzen, aber auch mit Kollegin Gewessler von Ihrer Partei gemeinsam mit dem Land Wien abschließen. Nicht einmal damals hatten wir die Geschwindigkeit der Inflation in dieser Höhe auf dem Radar, wie wir sie jetzt haben. Wir haben aber schon damals dieses Projekt U2/U5 so kalkuliert, dass wir in Summe auf einen Betrag von 5,7 Milliarden EUR gekommen sind. Wie sind wir auf diese Summe gekommen? - Auf Preisbasis 2020 zuzüglich allfälliger Risikozuschläge im Ausmaß zwischen 10 Prozent im kurzfristigen Bereich, 30 Prozent im langfristigen Bereich und einer Vorausvalorisierung bis zum Projektende. Mir war immer wichtig, nicht zu sagen: Belassen wir es bei der Preisbasis. Solche Projekte haben nämlich eine Baudauer von 10 Jahren, und deshalb muss man sicherstellen, dass man auch für diese Periode sauber kalkuliert, und die Kostentragung ist, wie wir auch wissen, 50 zu 50 zwischen Land und Bund geteilt. Es wurden dann aber auch noch zwei Dinge beschlossen, nämlich erstens, dass es einen Lenkungsausschuss geben soll, um entsprechende Veränderungen im Bauverlauf unter den Vertragspartnern abstimmen zu können, und zweitens, dass es auch eine begleitende Kontrolle gibt. Eine begleitende Kontrolle gibt es zwar bei fast jedem Bauvorhaben, das möchte ich jetzt nicht als die neue Qualität darstellen. In diesem Fall ist es aber besonders wichtig, weil diese begleitende Kontrolle eben auch diese Baupreisentwicklungen mit einbeziehen soll. Das beinhaltet diesen Risikoansatz mit 30 Prozent wie auch die Valorisierung, und wir haben pro Jahr eine Valorisierung von 2,5 Prozent angenommen. Das ist also weit weniger, als wir derzeit sehen. Mir war es damals ein großes Anliegen zu sagen: Bitte lasst uns das mit aller Vorsicht angehen! - Deshalb haben wir auch einen Passus aufgenommen, dass, wenn diese Inflationierung höher als 2,5 Prozent ist und länger als 3 Jahre dauert, eine entsprechende Nachverhandlung stattzufinden hat, um dem nicht ausgesetzt zu sein. Ich glaube, wir haben diese Entscheidung richtig getroffen, und diese wurde auch von allen Parteien so mitgetragen. Ich glaube daran, dass diese Gespräche zu führen sein werden. Wir werden das jetzt schon in Kürze tun, um uns einzustimmen, denn ich glaube nicht, dass die Inflation in dieser Form so rasch vorbeigehen wird, dass wir uns Sicherheit wiegen dürften. Ich hätte jetzt noch einiges zur Baupreissteigerung allgemein vorbereitet, ich glaube aber, es ist nicht notwendig, Ihnen das noch auszuführen. Das ist für mich momentan die Ausgangsituation. Es gibt zeitlich keine Verschiebung, und momentan sind wir hier noch in einem grünen Bereich. Dass dieses Thema aber in diesen nächsten Jahren sehr eng werden wird, brauche ich, glaube ich, nicht zu betonen. Das ist wahrlich eine wirtschaftliche Herausforderung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Stadtrat. Die 1. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Dipl.-Ing. Margulies. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich bin immer wieder überrascht, welch komplexe Antworten eine einfache Frage nach sich zieht! Ihre Beantwortung war fast zu umfassend, sodass jede meiner fünf Zusatzfragen, die ich mir überlegt habe, schon beantwortet ist. Nichtsdestoweniger noch eine kurze Anmerkung und eine kurze Frage dazu: Sie haben davon gesprochen, dass die Abrechnung der 1. Baustufe erst 2028 stattfinden wird. Ich gehe aber davon aus - und hoffe, dass ich da richtig liege -, dass es permanent eine begleitende Kontrolle und auch eine begleitende Rechnungskontrolle gibt. Das heißt also, dass man eigentlich schon bei der Abwicklung des U-Bahn-Baus permanent weiß, um wie viel man angesichts der Entwicklung der Inflation und der schon offenkundig gewordenen Probleme, die es gibt, darüber oder darunter liegt. Ich gebe Ihnen vollkommen recht, dass man da nicht alles vorhersehen kann. Wir waren ja auch schon gemeinsam unten in der Baustelle, und das ist vollkommen klar. Deshalb auch die Frage, ob das noch abgedeckt ist. Natürlich würde es mich interessieren, wie viel solcher Probleme wir uns noch leisten können. Insofern wäre die Zusatzfrage, wie viel von den 30 Prozent schon ausgeschöpft sind. Die 2. Zusatzfrage haben Sie direkt beantwortet, dazu noch eine kleine Nachfrage: Wie stehen die Gespräche mit dem Bund? Sie haben es richtig erwähnt, dass die 2,5 Prozent verankert sind. Wir haben jetzt knappe 10 Prozent, heuer werden es 8 werden, nächstes Jahr vielleicht 4, wenn wir ein Glück haben. Gibt es da schon Gespräche? Und was wird seitens der Bundesregierung bezüglich einer sozusagen erhöhten Vorausvalorisierung signalisiert, die eigentlich notwendig wäre? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Natürlich wird bei einem solchen Großprojekt permanent kalkuliert, denn alles andere wäre nicht verantwortungsvolles Handeln. Wir werden das natürlich tun, und das macht auch die Geschäftsführung der Wiener Linien. Ich erlaube mir aber auch, hier jetzt nicht zu sagen, dass das jetzt von diesem Risikozuschlag 20 Prozent oder 25 Prozent sind, denn das wäre unsolide und in dieser Form momentan und heute nicht wirklich aussagekräftig. Ich werde aber auch in diesem Kreis natürlich immer wieder auf dieses Thema zurückzukommen, weil dieses uns alle über die nächsten Jahre beschäftigen wird. Deshalb wird es selbstverständlich auch weitere Informationen geben. Ich werde auf Basis der jetzigen Entwicklungen noch einmal kurz innehalten, mir die Entwicklungen der nächsten zwei bis drei Monate ansehen und dann in die Gespräche mit der Bundesregierung, dem Finanzminister und der Klimaministerin, einsteigen, um rechtzeitig darauf hinzuweisen, dass es hier Verschiebungen gibt. Allein im Tiefbau sind im Rahmen der Baukostenentwicklung die Kosten um 20 Prozent vom letzten Jahr aufs heurige Jahr gestiegen! Statistik Austria sagt das ja ganz klar, und deshalb glaube ich, dass Verständnis hoffentlich auf allen Ebenen vorhanden sein wird, sich diesem Thema ehrlich und offen zu widmen. Ich gehe einmal davon aus und hoffe, dass diese Gespräche dann auch erfolgreich sein werden, und zwar pro Klimaschutz und im Sinne unseres so großen, wichtigen Vorhabens. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 2. Zusatzfrage wird gestellt von GRin Dipl.-Ing. Olischar. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat, danke für die bisherigen Ausführungen. Ich erlaube mir, jetzt den Bogen von der U-Bahn zur Straßenbahn zu spannen. Denn neben der U- Bahn als hochrangiges Verkehrsmittel, die sehr viel beiträgt, um den öffentlichen Verkehr auch attraktiv zu gestalten, gehört natürlich die Straßenbahn entsprechend auch dazu. Jetzt ist im aktuellen Koalitionsabkommen von der Verlängerung der Straßenbahnlinie 18 als Projekt die Rede, das umgesetzt werden soll. Bis dato gibt es aber keine Informationen dazu, wie es um dieses Projekt steht. Können Sie uns da Einblicke geben, was der Status quo ist und wie die Planungen bezüglich dieses Vorhabens voranschreiten? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Geehrte Kollegin, sehr gerne. Es geht da, wie so oft, ums Geld, es geht um die Finanzierung, um die gemeinsame Finanzierungsthematik. Und da gibt es noch Gespräche, von denen ich noch nicht sagen kann, dass die abgeschlossen sind. Ich bin sehr dahinter, dass wir da möglichst schnell ins Ziel kommen, möchte mich aber sonst momentan noch zurückhalten. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 3. und letzte Zusatzfrage wird von Herrn GR Ing. Guggenbichler gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Wir leben ja in einer wachsenden Stadt, wir haben auch dieses U-Bahn-Projekt von vorneherein unterstützt. Aber es gibt ja viele andere Projekte, die in einer wachsenden Stadt infrastrukturell auch notwendig sind und auch finanziert werden müssen. Und jetzt stelle ich Ihnen die Frage in die Zukunft: Was haben Sie weiter vor, an Infrastruktur nachzubauen, und wie wollen Sie das finanzieren? Gibt es schon Verhandlungen mit dem Bund? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Kollege, ich glaube das U-Bahn-Tema sollte uns im Sinne des weiteren Ausbaus auch in den nächsten Jahren noch nicht ganz verlassen. Hier gibt es noch Schwerpunktsetzungen. Einerseits ist es eine Herausforderung, dieses riesige Projekt in der Zeitspanne fertigzustellen, damit wir dann wirklich bis nach Hernals eine geordnete Umsteigestruktur haben. Aber ich gebe auch zu, dass mir natürlich der Süden Wiens am Herzen liegt. Hier gäbe es die Möglichkeit, auch bis nach Rothneusiedl weiterzudenken, ein Stadtentwicklungsgebiet, das eine unglaubliche Dimension hat, wo diese Stadt auch noch wachsen kann und wo auch bereits Vorkehrungen getroffen worden sind, in der Weiche zwischen Favoritenstraße, dann die Abzweigung Richtung Oberlaa, oder allenfalls hier auch eine Möglichkeit zu haben, im Hochbau noch zwei Stationen zu planen, die Richtung Rothneusiedl führen. Da hielte ich also eine strukturierte weitere Entwicklung für wichtig, das habe ich auch in der Präambel der Vereinbarung mit dem Finanzminister eingebracht. Wir wissen aber auch alle, dass die Kapazitäten im U-Bahn-Bau, im Tiefbau, nicht so groß sind. Man muss hier eben auch in vernünftigen Etappen planen. Also versuchen wir jetzt einmal, den Planungshorizont zu intensivieren und die Planungsvorleistungen zu erbringen, um dann auch eine bessere Sicht auf Kosten und Investitionen zu haben. Auf der anderen Seite gilt es natürlich, nicht nur auf den U-Bahn-Bau zu achten, sondern gerade die wachsenden Bezirke 21 und 22 vor sich zu haben oder auch Umsteigrelationen weiter auszubauen und auch neue Projekte voranzutreiben. Ich darf erinnern, dass wir mit dem Projekt "Hüpfer" eine Überlegung haben, in Bereiche in Grätzl vorzustoßen, wo es keine gute Verbindung gibt, um hier de facto ein - unter Anführungszeichen - Abholservice zu haben. Das haben wir jetzt in Liesing in einer Pilotphase für ein Jahr gehabt, das werden wir auch für die Donaustadt entsprechend machen, um hier zu zeigen, wie wichtig uns diese Entwicklung ist. (Beifall von GR Mag. Josef Taucher.) Aber wir werden darüber hinaus natürlich auch in diesen wachsenden Bezirken massive Anstrengungen unternehmen, auch Neues zu überlegen. Da gibt es Schnellbusvarianten, da gibt es eine Intensivierung von Intervallen. Also ich glaube, wir können einiges tun. Momentan wissen wir hier auch alle, dass es ein paar Herausforderungen gibt. Ich darf alle auffordern, die an einem guten Arbeitsplatz Interesse haben, sich doch auch bei den Wiener Linien zu melden. Ich selbst durfte vor einer Woche beim Buswechsel in der Früh dabei sein und habe gesehen, wie ambitioniert und großartig da gearbeitet und das Thema ernst genommen wird. Ich hoffe, dass wir hier möglichst viele auch für diesen Dienst akquirieren können, und deshalb wird dieses Thema mich auch in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren nicht loslassen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der 3. Anfrage. Die 4. Anfrage (FSP-513825-2023-KVP/GM) wurde von Herrn GR Zierfuß gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. Sie betrifft noch fehlende Kindergartenplätze, Insolvenz Minibambini. (Mit der Insolvenz des Kindergartenvereines 'Minibambini' verloren über 800 Kinder schlagartig ihren Kindergartenplatz. Als Hilfestellung seitens der Stadt wurde eine Hotline eingerichtet, die nach Ihren Angaben 448 Kinder zu einem neuen Platz vermittelt hat. In der Aktuellen Stunde der Gemeinderatssitzung vom 23. März 2023 wurde dementsprechend debattiert, was mit den übrigen 400 Kindern passiert ist. Uns wurde seitens der Regierungsfraktionen angekündigt, dass über die Kundennummer mit Mitte April rückverfolgbar wäre, wo diese Kinder nun ihren Kindergartenplatz haben. Können Sie uns jetzt - Ende April - sagen, wie viele der betroffenen Kinder mit heutigem Stand noch keinen Kindergartenplatz haben?) Bitte, Herr Vizebürgermeister. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Vielen Dank, Frau Vorsitzende, schönen guten Morgen, Herr Gemeinderat! Ich kann Ihnen die Daten nur mit dem Stichtag 20. April geben. Mit 20. April haben insgesamt 597 Kinder vom früheren Kindergartenträger Minibambini andere Plätze in städtischen oder privaten Kindergärten angenommen. Für all jene Eltern, die noch kein Platzangebot angenommen oder sich selber um einen Platz gekümmert haben, gibt es weiterhin die eingerichtete Hotline der Stadt, die jeden Tag von 7.30 bis 18 Uhr erreichbar ist, wo den Eltern geholfen wird, einen alternativen Kindergartenplatz zu finden. Darüber hinaus unterstützen auch die KundInnenbetreuerInnen der Servicestelle in der Wilhelminenstraße die betroffenen Eltern bei der Suche um einen alternativen Kindergartenplatz. Wir sehen bereits seit mehreren Wochen, dass es nur noch sehr vereinzelte Anfragen gibt. Und das lässt darauf schließen, dass die Wünsche der Eltern, nämlich die, die einen weiteren Kindergartenplatz haben wollen, befriedigt und erfüllt werden konnten. Es war insgesamt eine sehr turbulente Zeit, durch das Verhalten vor allem des privaten Trägers Minibambini, mit dem ja auch jetzt die Justiz massiv beschäftigt ist. Und angesichts dieser turbulenten Zeit und der Insolvenz bin ich sehr froh, wie die Abwicklung geglückt ist. Ein herzliches Dankeschön allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor allem der MA 10 und den privaten Trägern, die gemeinsam an einem Strang gezogen haben, um allen Eltern, die wollen, einen alternativen Kindergartenplatz in kurzer Zeit anzubieten. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Aber ich weiß schon, die Frage zielt darauf ab, zu hinterfragen, was mit der Differenz der Kinder ist. Und hier gibt es mehrere Erklärungen. Nämlich vor allem die, dass in Österreich nur ein verpflichtendes Kindergartenjahr besteht. Das heißt, die Kinder, die im verpflichtenden Kindergartenjahr bei Minibambini waren, die sind auch jetzt in einem anderen Kindergarten. Für Kinder, die nicht im verpflichtenden Kindergartenjahr sind, gibt es einen freiwilligen Kindergartenbesuch, wo die Eltern selbst entscheiden, ob sie das Kind in den Kindergarten geben oder nicht. Und einige Eltern haben mit der Schließung von Minibambini nicht den Schritt gesetzt, die Kinder bei einem anderen Kindergarten anzumelden. Ich bin ja persönlich der Auffassung, dass ein Kindergartenbesuch für die Kinder immer von Vorteil ist, und dementsprechend auch mein Appell, den ich schon öfters an die Eltern gerichtet habe - sie auch direkt adressiert habe -, hier gerne noch einmal: Alle Eltern, die sich noch um keinen anderen Platz gekümmert haben, sind aufgerufen, sich bei uns zu melden, um einen alternativen Kindergartenplatz in der Gegend zu bekommen. Das ist die eine Gruppe der Eltern, die vielleicht aktuell keinen Platz haben wollen. Es gibt eine zweite Gruppe an Eltern, die das Kind erst für die Zukunft in einem anderen Kindergarten aus unterschiedlichen Gründen angemeldet haben. Hier funktioniert der Datenabgleich immer dann, wenn der Kindergarten es uns meldet, er muss es uns spätestens melden, wenn die Förderung mitabgewickelt wird. Also ein Teil der Kinder wird bestimmt schon für die Zukunft angemeldet sein, aber da gab es noch keine Datenübermittlung der privaten Träger an uns. Und das ist die Differenz. Mein Appell weiterhin: Es gibt noch Plätze in der Region, es sind zusätzliche Plätze geschaffen worden, zusätzliche Kindergartenjahre sind gut für die Kinder und es wäre gut, wenn die Kinder auch einen Kindergartenplatz in Anspruch nehmen würden. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Zierfuß gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Vielen Dank, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der Anfrage, auch schon gestern per OTS vorab. Das hat auch mir ein bisschen Zeit gebracht, zu überlegen, was ich als Zusatzfrage stellen werde. Und jetzt haben Sie schon richtig ausgeführt, dass es mir um die Differenz geht. Es gab ja verschiedene Zahlen, wie viele Kinder bei Minibambini insgesamt im Kindergarten waren, aber unstrittig ist, dass es über 800 sind, das heißt, wir reden von mehr als 200 Kindern in der Differenz. Und jetzt ist für mich schon sehr überraschend, dass bei allen Begründungen, die Sie jetzt geliefert haben - und nicht verpflichtendes Kindergartenjahr -, über 200 Kinder von heute auf morgen keinen Betreuungsbedarf mehr haben, die ihn vorher hatten. Also was muss da bei den Familien los sein, dass sie sagen, sie brauchen ihn jetzt scheinbar nicht mehr? Mag sein, dass sie ihn erst ab September brauchen, aber die Summe ist ja dann doch recht groß. Und jetzt gab es in der Vergangenheit durchaus einige Fälle, wo Fake- Kinder in Kindergärten gemeldet waren. Das sind ja dann auch real existierende Kinder, die aber den Betreuungsplatz gar nicht in Anspruch nehmen und zwecks Förderabwicklung im Kindergarten gemeldet sind. Können Sie ausschließen, dass es sich zumindest bei einigen dieser 200 Kinder um sogenannte Fake-Kinder handelt, wo seitens Minibambini Fördermittelmissbrauch betrieben worden ist und das der MA 10 nicht aufgefallen ist? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Vizebürgermeister. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Der Fall liegt bei der Justiz, nämlich hier genau diese Themenstellungen auch weiter zu untersuchen, um mögliches strafbares Verhalten auch zu ermitteln und nachzuweisen. Wir haben der Justiz alle Unterlagen und Hinweise übermittelt, die dem jetzt auch mit Hausdurchsuchungen und Befragungen weiter nachgehen wird. Der von Ihnen angesprochener Strang wird sicher einer sein, der mit angesehen wird. Aber insgesamt hat es mich auch überrascht, dass so viele Eltern doch keinen alternativen Kindergartenplatz kurzfristig in Anspruch nehmen, vor allem dann, wenn es noch Angebot gibt. Das heißt, die Überraschung ist nicht nur bei Ihnen, sondern auch ich war durchaus verwundert, wie viele Eltern dann doch den Schritt gehen und sagen, jetzt behalten wir das Kind mal zu Hause und schauen erst später um einen Kindergartenplatz. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag. Kowarik gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Herr Stadtrat, der Kindergarten Minibambini ist ja, wie Sie schon selbst ausgeführt haben, inzwischen ein Kriminalfall und auch ein Symbol für das Versagen des Magistrats in dieser Hinsicht bei der Überprüfung der Kindergärten. Es ist noch gar nicht so lange her, da sind Sie hier gestanden und haben gesagt, es gibt zwar einen Stadtrechnungshofbericht, aber wir geben noch weiterhin auf Bewährung - so haben Sie das, glaube ich, damals ausgedrückt - Förderungen. Dass das nicht funktionieren konnte, war allen, glaube ich, hier in diesem Saal klar, außer vielleicht Ihrer Fraktion, oder man hat sich da an irgendwas geklammert und gehofft, dass halt irgendwie weitergewurschtelt wird. Jetzt sehen wir, wohin es geführt hat, das war an und für sich aus dem Stadtrechnungshofbericht eindeutig herauslesbar, sage ich einmal. Ich gehe davon aus, dass Sie das schon vor Veröffentlichung des Stadtrechnungshofberichtes wissen mussten, denn es gibt ja auch einen Vorlauf bei Stadtrechnungshofberichten, das wird ja auch der zuständigen Abteilung zur Stellungnahme übermittelt. Ich gehe davon aus, dass Sie das dann auch erfahren haben, außer Ihre interne Kommunikation funktioniert überhaupt nicht, was ich Ihnen nicht wünsche. Meine Frage dazu: Jetzt gibt es ein Insolvenzverfahren. Hat sich die Stadt Wien als Gläubiger im Insolvenzverfahren beteiligt und wenn ja, mit welchem Betrag? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Vizebürgermeister. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Wir haben unmittelbar mit dem Stadtrechnungshofbericht den Stadtrechnungshofbericht und weitere Hinweise an die Justiz übermittelt, um Verdachtsmomente konsequent auch von Seiten der Justiz und der Gerichte zu untersuchen. Ich habe beim Bericht gesagt, es ist eine Bewährung, um nämlich auch dem Träger noch die Möglichkeit zu geben, das Gegenteil zu beweisen. Ich finde das schon auch relevant. Der Stadtrechnungshof ist eine sehr wichtige, gut arbeitende Kontrollinstanz, es war aber für mich wichtig, dem Träger noch die Möglichkeit zu geben. Durch eine Sonderprüfung hat sich herausgestellt, dass sich die Fakten des Stadtrechnungshofberichts nicht nur bewahrheitet haben, sondern auch für die Jahre danach große Verdachtsmomente da sind. Das Insolvenzverfahren ist am Laufen, hier gibt es natürlich noch Forderungen der Stadt Wien gegenüber dem privaten Träger, zum Beispiel sind es bei der Anstoßfinanzierung über 100.000 EUR, die wir zurückverlangen. Wie das Insolvenzverfahren weiterlaufen wird, werden wir sehen, aber es gibt hier natürlich Forderungen der Stadt in Höhe von über 100.000 EUR gegenüber dem Träger von den Punkten, die wir auf jeden Fall zurückverlangen müssen und werden, weil das Geld rechtswidrig verwendet worden ist. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 3. und letzte und Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Mag. Malle gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat, danke für die bisherigen Ausführungen! Uns würde noch interessieren, wie es um den Kindergarten Philo Kids steht. Können Sie uns da Auskunft geben? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Vizebürgermeister. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Mein Wissensstand ist, dass bei der Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden ist. Weitere Informationen habe ich nicht über das Verfahren, es ist ein privater Träger, da müsste man die Staatsanwaltschaft fragen, wie weit da der Stand ist. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Vizebürgermeister, für die Beantwortung der 4. Anfrage. Die 5. Anfrage (FSP-502371-2023-KSP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Aichinger gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen gerichtet. Sie betrifft Gemeinwesen, Arbeit, Zusammenleben im Grätzl. (Die Mitgestaltung des unmittelbaren Lebensbereiches - der Grätzln, in denen das alltägliche Leben geschieht - durch die BewohnerInnen ist ein wichtiges Element, um die Gemeinschaft zu stärken. Die Gemeinwesenarbeit steht damit zunehmend im Fokus der Gesellschaft. Durch welche Elemente der Beteiligung stärkt die Stadt das Zusammenleben im Grätzl?) Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgm.in Kathrin Gaál: Schönen guten Morgen, Frau Vorsitzende! Schönen guten Morgen, werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Gemeinderat! Ja, es stimmt, es gibt einen immer stärker werdenden und - ich sage dazu auch - berechtigten Wunsch der Wienerinnen und Wiener, sich bei der Gestaltung ihres Grätzls, ihres persönlichen Lebensumfelds einzubringen und zu beteiligen. Und dem kommen wir auch mit vielen, ganz unterschiedlichen Beteiligungsprojekten, verteilt über die ganze Stadt nach. Ein schönes Beispiel ist die Grätzlmarie im Rahmen unseres WieNeu+-Programmes. Das ganze Jahr hindurch können dort Bewohnerinnen und Bewohner, Unternehmerinnen und Unternehmer, Hausgemeinschaften, Vereine, lokale Organisationen, wie auch immer, Projekte einreichen, und der Grätzlbeirat entscheidet dann darüber, welche Ideen gefördert werden. Insgesamt haben wir hier seit 2021 im WieNeu+-Gebiet in Innerfavoriten schon 26 Projekte umsetzen können, mit einer Förderung von 500 EUR bis zu 14.600 EUR. Ähnliches ist jetzt auch geplant für das neue WieNeu+-Gebiet im 2. und im 20. Bezirk, auch dort können schon Bewohnerinnen und Bewohner der Leopoldstadt und der Brigittenau ihre Projekte einreichen. Ganz ähnlich funktioniert auch der "Nachbarschatz" der Gebietsbetreuung, auch da gibt es ein Grätzlbudget für Grätzlideen. Wir haben damit in Hernals begonnen, und weil es auch dort sehr erfolgreich war, wird es jetzt zusätzlich in der Donaustadt, nämlich in Hirschstetten und Breitenlee, möglich sein, sich beim "Nachbarschatz" zu beteiligen. Grundsätzlich ist ja überhaupt die Gebietsbetreuung ein wesentlicher Teil in der Stadt, der sich mit der BürgerInnenbeteiligung auseinandersetzt. Egal, ob in neuen Stadtentwicklungsgebieten oder in der Bestandsstadt, sie sammelt Ideen, gestaltet Dialogforen, macht Ausstellungen. Solche Beteiligungsprojekte gab es zuletzt im 23. Bezirk beim Stadtpark Atzgersdorf, in der Floridsdorfer Schleifgasse und beim Schulvorplatz in der Penzinger Märzstraße - dort waren übrigens auch die Schülerinnen und Schüler natürlich involviert -, aber auch im innerstädtischen Bereich in der Servitengasse und in der Lerchenfelderstraße. In der Bestandsstadt sind es sehr oft auch Gartln-Aktionen, da wollen die Leute sehr gerne gartln und holen sich dort die Unterstützung der Gebietsbetreuung. Zusätzlich gibt es noch das Nachbarschaftsservice der Wohnpartner im Gemeindebau oder die bei Jürgen Czernohorszky im Ressort ansässige Lokale Agenda 21. Ich will jedenfalls die Wienerinnen und Wiener auch weiter ermutigen, dass sie an solchen Projekten teilnehmen, dass sie sich beteiligen, alleine aus Demokratiegründen, aber auch, um die Lebensqualität in den Grätzln zu erhöhen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Matiasek gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Guten Morgen, Frau Vizebürgermeisterin! Es ist ja im Prinzip schön und gut, wenn sich die Menschen dran beteiligen, ihr Umfeld zu gestalten. Nur leider kommt es auch dazu, dass oft mit viel Hurra irgendwelche Baumscheiben und Ähnliches zum Beispiel mit dann sehr stark wuchernden Pflanzen bepflanzt werden, es wird nicht geschnitten, nicht gegossen, und man hat dann eine Wildnis, die dort keiner wollte. Das Gleiche geschieht auch mit Geschäftslokalen, die leerstehen und dann irgendeinem - nennen wir es - soziokulturellen Zweck zugeführt werden sollen, und das - Beispiele haben wir zum Beispiel im Bezirk - steht dann auf Ewigkeiten leer und es ist eigentlich der Sache nicht gedient, weil es schlechter ausschaut als vorher. Inwieweit werden Projekte, die auch mit Förderungen bedacht werden, nachkontrolliert, und wenn ja, von wem? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgm.in Kathrin Gaál: Die Begrünung der Baumscheiben ist wirklich etwas, das bei den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr beliebt ist. Wir haben rund 1.500 Baumscheiben in dieser Stadt, die bepflanzt und dann von diesen Bewohnerinnen und Bewohnern auch betreut werden sollten. Es ist schon die Idee dahinter, dass die Veronika Matiasek eine Baumscheibe hat, diese bepflanzt und sich um die dann auch kümmert. Grundsätzlich ist da die Gebietsbetreuung von Anfang an an der Seite der Bewohnerinnen und Bewohner. Eine direkte Kontrolle gibt es nicht, aber natürlich, wenn auffällt, dass eine Baumscheibe gar nicht mehr betreut wird oder verwildert oder wie auch immer, dann schaltet sich die Gebietsbetreuung schon ein. Ich gebe Ihnen recht, dass leere Geschäftslokale auch für ein Grätzl nicht wirklich attraktiv sind, ganz im Gegenteil. Wir bemühen uns daher im Gemeindebau, wenn es die Lokale betrifft, ganz stark mit einer Offensive in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer oder der Wirtschaftskammer, um Ordinationen oder Geschäfte hineinzubekommen. Es gibt aber auch von Seiten der Wirtschaftsagentur das Projekt "Kreative Räume", die auch Ideen sammeln und mit Projektwerbern zusammenkommen, und ich nehme an, dass die dann auch für die Betreuung zuständig sind. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Stark gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Kilian Stark (GRÜNE): Danke für die Beantwortung, Frau Stadträtin. Wenn man sich die Beteiligungsprojekte jetzt insbesondere von der Gebietsbetreuung anschaut - Sie haben auch ein paar Beispiele genannt -, dann fällt auf, dass der Grad der Beteiligung sehr unterschiedlich ist. Manche sind eher Informationsprojekte, manche sind tatsächlich Beteiligungsprojekte. Was allerdings sehr durchgängig auffällt, ist - Ausnahmen bestätigen die Regel -, dass die ausführlichen Projektberichte, die Dokumentation der Beiträge der Bürgerinnen und Bürger, also eine umfassende Dokumentation nicht auf der Website ist. Diese stehen Ihnen zur Verfügung, den Regierungsbüros zur Verfügung, den Bezirksvorstehungen, teilweise auch den Bezirksvertretungen, allerdings werden in aller Regel die ausführlichen Berichte nicht veröffentlicht, stehen den engagierten Menschen nicht zur Verfügung, also auch denen nicht, die ihre Beiträge in diese Projekte hineingegeben haben. Da gibt es auch eine Parallele zur Enquete über die Bauordnung, auch da hat es Beiträge von den Eingeladenen gegeben, es wurde auch zugesagt, dass die dokumentiert werden, ist aber nie ausgesandt und trotz Nachfrage auch nicht veröffentlicht worden. Jetzt meine Frage speziell auf die Beteiligung der Menschen im Grätzl gemünzt: Werden Sie das ändern? Das heißt, werden Sie in Zukunft die ausführlichen Projektberichte, die ausführliche Dokumentation der Beiträge der beteiligten Menschen veröffentlichen und den engagierten Menschen in den Grätzln auch zur Verfügung stellen, so wie sie den Politikerinnen und Politikern der Regierungsparteien zur Verfügung stehen? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgm.in Kathrin Gaál: Sie haben recht, es gibt bei der Gebietsbetreuung ganz unterschiedliche Arten. Einerseits sind es zum Teil wirklich Informationsveranstaltungen, um Leute zusammenzubringen und zu informieren, was in ihrem Umfeld passiert. Es ist zum Teil in den neuen Stadtentwicklungsgebieten wirklich eine Einzugsbegleitung für die neuen Bewohnerinnen und Bewohner und auch das Zusammenbringen der bereits bestehenden Bevölkerung und der neuen BewohnerInnen, und es sind zum Teil wirkliche Beteiligungsgeschichten. Also, was ich weiß, sind die Zusammenfassungen sehr wohl online nachzulesen, wie detailliert, das ist kann ich mir gern auch noch einmal anschauen. Aber jetzt auf Ihre Kritik an der Bauordnungsenquete: Wir haben von Anfang an gesagt, dass es kein Wortprotokoll geben wird, ich glaube auch nicht, dass das wirklich so interessant und spannend wird. Es gibt eine Zusammenfassung und die ist sehr wohl online anzuschauen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 3. und letzte Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr. Sittler gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Das Gemeinwesen, das Mitgestalten im Lebensbereich ist natürlich ganz wichtig und eines der Beispiele sind natürlich auch die Wohnpartner beziehungsweise auch, wenn ich jetzt Favoriten als meinen Heimatbezirk hernehme, die "Bassena 10". Was aber noch wesentlicher dafür ist, ist der soziale Wohnbau, der hier natürlich ein Vorreiter ist. Sie haben am 19.12. gepostet, dass noch 5.500 Gemeindebauten bis zum Jahr 2025 errichtet werden sollen. Jetzt leben wir in einer Zeit von Teuerung, von einer Explosion auch der Baupreise. Das, was bisher gebaut wurde, diese 7 Bauten, wenn ich das richtig zusammengezählt habe, sind knapp unter 900, also nicht ganz ein Sechstel von den 5.500 angekündigten Gemeindebauwohnungen. Wie groß schätzen Sie die Chance ein, dass wirklich bis zum Jahr 2025 all diese 5.500 Wohnungen gebaut/ vorgenommen sind? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgm.in Kathrin Gaál: Gut die Kurve gekratzt von der Gemeinwesenarbeit der Wohnpartner hin zum Gemeindebau Neu. Abgesehen davon, dass ich immer gesagt habe, dass bis 2025 neue Gemeindebauten auf Schiene sind - ich werde sie ganz sicher nicht bis 2025 fertigbauen können -, kommen in diesem Jahr auch noch einige dazu. Sie werden jetzt laufend Postings von mir sehen, wo ich neue Gemeindewohnungen übergebe und neue Gemeindebauten fertiggestellt sind. Die Wohnpartner leisten wirklich in der Gemeinwesenarbeit im Gemeindebau sehr, sehr gute Arbeit. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke für die Beantwortung der 5. Anfrage. Die Fragestunde ist somit beendet. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Die Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Hoch die Arbeit - Initiativen der Stadt für mehr Fachkräfte in Wien" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Ing. Meidlinger, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Ing. Christian Meidlinger (SPÖ): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben uns heute für dieses wichtige Thema entschieden, da es unserer Meinung nach aus Respekt gegenüber den hart arbeitenden Menschen in dieser Stadt geboten ist, diesen die Wertschätzung zu geben, die sie verdienen. Wien ist internationaler und nationaler Wirtschafts- und Beschäftigungsmotor, sehr geehrte Damen und Herren, und Wien ist die Wirtschaftsmetropole im Herzen Europas. Wir haben ein Bruttoinlandsprodukt, das dem Bruttoinlandsprodukt von Kroatien und Slowenien entspricht. Wir sind Top-IT-Metropole, Top-Life-Sciences-Standort, wir haben in diesen beiden Bereichen über 7.400 Unternehmungen und über 100.000 Arbeitsplätze in dieser Stadt. Wien besitzt auch eine dynamische Gründerlandschaft. Die Stadt Wien ist der größte Start-up-Standort in Österreich. Seit 2010 wurden insgesamt 1.380 Start-ups gegründet, das ist fast die Hälfte aller Start-ups in Österreich. Und darauf können wir sehr stolz sein, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.) Erst gestern haben wir bei einer Pressekonferenz erfahren, dass im Jahr 2022 237 Unternehmungen in Wien gegründet worden sind, das sind zwei Drittel aller Unternehmungen in Österreich. Zwei Drittel aller neu gegründeten Unternehmungen in Österreich werden in Wien gegründet, mit einem Investvolumen von 110 Millionen EUR. Und das wirkt sich natürlich am Arbeitsmarkt aus. Wir haben eine Märzbeschäftigung auf Rekordniveau von über 910.000 Beschäftigten in dieser Stadt, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das sind sage und schreibe 71.300 Arbeitsplätze mehr als vor 5 Jahren. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Wahnsinn!) Im Jahresvergleich sind wir um 2,1 Prozent gestiegen. Und dieser Arbeitsmarkt hat eine unglaubliche Dynamik, über 487.000 Arbeitsverhältnisse wurden 2022 neu geschlossen. Man sieht daran, welche Dynamik in diesem Arbeitsmarkt herrscht, und an diesem Arbeitsmarkt können wir feststellen, dass es ein Wechsel im Arbeitsverhältnis ist, ohne dass eine Arbeitslosigkeit zwischengeschaltet ist. Wir haben in Wien bei der Arbeitslosigkeit, die im Übrigen in einigen Bundesländern schon wieder im Steigen begriffen ist, nach wie vor ein Sinken, wenn auch noch auf für unseren Geschmack viel zu hohem Niveau. Wir haben derzeit 141.000 Arbeitslose in Wien, inklusive der Schulungsteilnehmerinnen und Schulungsteilnehmer. Ich sage aber auch noch einmal, während sie bei uns um 0,7 Prozent im Jahresvergleich zurückgegangen ist, haben andere Bundesländer bereits wieder ein Steigen der Arbeitslosigkeit und wir sind hier deutlich besser als der Österreich- Schnitt. Und wir haben auch bei den Langzeitbeschäftiglosen einen Rückgang um 35 Prozent im Vergleich zu April 2021. Meine sehr geehrten Damen und Herren, was wir derzeit erleben, ist ein Arbeitsmarkt, wo die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gute Chancen auf einen Wechsel, auf berufliche Weiterbildung, auf einen beruflichen Neuanfang vorfinden, wie vermutlich seit den 70er Jahren nicht mehr. Und das ist natürlich auch der demographischen Entwicklung geschuldet, das trifft nicht Wien alleine, das trifft Österreich und ganz Europa, die Babyboomer nähern sich dem Pensionsantrittsalter und ziehen sich aus dem Arbeitsmarkt zurück. Unser Potenzial sind die Wienerinnen und Wiener, unser Potenzial ist einfach, diesen Wienerinnen und Wienern auch über den WAFF, der die Tendenzen der Zukunft frühzeitig erkennt, eine Chance zu geben, um den erfolgreichen Wirtschaftsstandort auch weiter am Laufen zu halten. Im WAFF, einer nach wie vor einzigartige Einrichtung in Österreich, haben wir heuer ein Budget von 130 Millionen EUR und wir werden das um weitere 22 Millionen EUR aufstocken, um in 5 Schwerpunkte für die WienerInnen in einer Win-win-Situation zu investieren. Es geht um Ausbildungen in zukunftsrelevanten Branchen und Berufen, das Ein- oder Umsteigen wird damit finanziell unterstützt. Wir werden das Wiener Ausbildungsgeld erhöhen und deutlich erweitern. Das war ja ein Zusatz zum AMS-Geld, wo wir begonnen haben, 400 EUR zusätzlich zu zahlen, um mindestens 1.400 EUR Einkommen für Menschen zu haben, die in Ausbildung sind, damit sie sich das Leben auch leisten können. War das bisher für PädagogInnen und Pflegekräfte gedacht, so werden wir das um die Berufe im Bereich Digitalisierung und Klimawandel erweitern. Wir werden Zukunftsberufe in den Lehrbetrieben fördern, eine Lehrstellenförderung für die Betriebe - 66 Berufe sind identifiziert worden: Gibt es einen neuen Lehrling oder wird einer aus der ÜBA übernommen, dann werden im 1. Jahr zusätzlich 1.000 EUR und im 2. Lehrjahr zusätzlich 1.500 EUR bezahlt. Damit wollen wir auch Betriebe motivieren, in die Zukunft zu investieren, in Lehrlinge zu investieren, damit die jungen Menschen dieser Stadt auch eine weitere Chance haben. Wir werden den jungen Menschen Digitalisierungsberufe näherbringen. Wir wollen gemeinsam den Ökobooster entwickeln, wo wir für 250 Menschen in eine Intensivausbildung für Installations- und GebäudetechnikerInnen investieren werden, und es geht auch darum, dass wir mit dem Klima-Winner die Weiterbildung und Ausbildung weiter fördern wollen, auch da wird es bis zu 5.000 EUR Weiterbildungsgeld geben, niederschwellig, aber auch hochwertige Ausbildungen sollen für die Wienerinnen und Wiener damit möglich werden, meine sehr geehrten Damen und Herren. Und der WAFF entwickelt sich zum Fachkräftezentrum. Immer mehr wird der WAFF Koordinationsdrehscheibe für die Wienerinnen und Wiener, wenn es darum geht, ich habe eine Frage zur Weiterbildung, ich gehe zum WAFF, wenn es darum geht, ich möchte mich beruflich umorientieren, ich gehe zum WAFF, ich brauche finanzielle Unterstützung, um meinen Traumberuf zu erreichen, ich gehe zum WAFF. Dieses Fachkräftezentrum entwickeln wir gerade, es wird weiter ausgebaut, und ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des WAFF für ihre Bemühungen und für ihre großartigen Anstrengungen. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GR Johann Arsenovic.) Aber auch wir in der Stadt unternehmen viel - da heute auch noch die Gesundheitsproblematik angesprochen wird: Wir haben im Wiener Gesundheitsverbund als größten ärztlichen Ausbildner 350 Plätze für Studierende im klinisch-praktischen Jahr. 1.300 Ärzte werden ausgebildet. Derzeit gibt es die Aufstockung für ÄrztInnen bei Ausbildungsplätzen mit besonderem Fokus auf Mangelfächer wie Kinder- und Jugendpsychiatrie und Anästhesie. Wir erhöhen das Entgelt für KPJ-Studierende von 600 auf 800 EUR. Gesundheitsberufe und Ausbildungszahlen: 1.704 Menschen befinden sich im Bachelorstudium zum gehobenen Dienst, 54 Menschen absolvieren die Ausbildung in der Krankenschule der Gesundheits- und Krankenpflege des Bundesheeres, 1.246 befinden sich in der Ausbildung zur Pflegeassistenz, 907 Menschen absolvieren die Pflegefachassistenz, 150 SchülerInnen absolvieren gerade die Höhere Lehranstalt für Pflege- und Sozialbetreuung, 603 machen die Ausbildung zur Heimhilfe und 458 absolvieren die Ausbildung in einem Sozialbetreuungsberuf. Das alles bietet Wien den jungen Menschen, das alles, um auch den Gesundheitsstandort Wien weiter voranzubringen. Und wir werden nicht Ruhe geben, sondern die Ausbildungsplätze für Gesundheitsberufe sollen bis 2026 auf 4.000 erweitert werden. Was macht der Herr Gesundheitsminister, wenn es darum geht, Medizinstudiumsplätze auszubauen? - Er erklärt uns um letzten Gesundheitsausschuss, dass es kein Thema für ihn ist. Und ehrlich gesagt, das muss man nicht verstehen und ich finde das nicht in Ordnung. (Beifall bei der SPÖ.) Wir haben in Wien bessere Bezahlung für das Einspringen in den Diensten in den Abteilungen, wo wir Probleme haben, mit 500 EUR Prämie pro Einspringen, und es gibt hunderte Freiwillige, die sich jetzt gemeldet haben, um diese Dienste zu erfüllen und damit auch die Gesundheitsversorgung sicherzustellen, aber auch ein höheres Einkommen zu haben. Wir kämpfen in dieser Stadt um jede Teilzeitkraft. In den Pflegeberufen und pädagogischen Berufen sind Zehn- Stunden-Anstellungsverhältnisse möglich. Was macht der Herr Arbeitsminister Kocher? Er möchte Teilzeitbeschäftigte bestrafen, indem er nur anteilig Sozialleistungen ausbezahlen will. Das, was die GRÜNEN fordern, machen wir bereits in Wien, und der Regierungspartner ÖVP möchte das bestrafen. Ehrlich gesagt, verstehen muss man das nicht. Die Freiheitlichen verlangen mehr niedergelassene Ärzte von der ÖGK. Ich erinnere daran, wer war denn bei der Enteignung der Beitragszahler an vorderster Front? Wer hat denn die Patientenmilliarde versprochen, die nie angekommen ist? Das waren Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren der Freiheitlichen, oder haben Sie das auch schon wieder verdrängt bei Ihren Forderungen? Und die Gesundheitsberufe haben Unterschriften gesammelt, nämlich über 70.000, dass es eine lückenlose Anerkennung der Schwerarbeit gibt. Das Parlament, die Bundesregierung hat diese Unterschriften negiert, wir werden sie bei diesem Weg zur Anerkennung der Schwerarbeiter als Wienerinnen und Wiener, als Wiener Sozialdemokratie auch weiterhin unterstützen, sehr geehrte Damen und Herren. Wien ist ein guter Platz für Arbeitskräfte, 280.000 pendeln täglich ein ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Darf ich um den Schlusssatz bitten. GR Ing. Christian Meidlinger (fortsetzend): Wien bietet abertausende Arbeitsplätze an, Elementarpädagogik, Lehrwerkstätten, über die wir noch gar nicht gesprochen haben, mit Abstand überall die Nummer 1. Und wir werden dafür sorgen, dass das auch weiterhin in Wien so bleibt. - Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Für die weiteren Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und die Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner hat sich Herr StR Nepp gemeldet. StR Dominik Nepp, MA: Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Meidlinger vor der SPÖ, Achtung, ich glaube, Sie leben in einer Parallelwelt. Genauso wie Sie glauben und fest daran glauben und behaupten, dass Sie sich für die arbeitende Bevölkerung in Wien einsetzen, fürchte ich, glauben Sie genauso fest daran, dass noch immer am Rathausplatz hunderttausende von Ihren GenossInnen auflaufen. Ich kann Ihnen sagen, das stimmt nicht. Genauso wie das letzte Mal dort nur 2.000 waren, statt angebliche Hunderttausende, die Sie immer propagieren, haben Sie die arbeitenden Menschen in Wien mit Ihrer Teuerungspolitik schon längst verraten, Herr Meidlinger. (Beifall bei der FPÖ. - GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Schwacher Beifall!) Der Titel sagt ja selbst, mehr Fachkräfte in Wien. Herr Kollege Stürzenbecher, dann erklären Sie mir einmal eines: Wieso brauchen wir eigentlich überhaupt noch Fachkräfte in Wien? Ich glaube, dieser Fachkräftemangel muss doch schon längst gelöst worden sein durch das Jahr 2015. Ich kann mich erinnern, da waren Sie noch hier draußen und haben gesagt, diese ganzen Menschen, die zu uns kommen, aus Syrien, Afghanistan und sonstigen Ländern, die weit entfernt sind, das sind doch alles gutausgebildete junge Menschen, die wir hier einsetzen können am Arbeitsmarkt, das sind Goldstücke. Wo ist jetzt der afghanische Orthopäde, wenn Sie meinen, es gibt so einen Ärztemangel? Wo ist jetzt der syrische Herzchirurg, Herr Meidlinger? Es wäre einmal ehrlich, wenn Sie hier rausgehen und einmal endlich sagen, dass es Unwahrheiten waren, die Sie 2015 hier draußen erzählt haben, dass nur gut ausgebildete junge Männer kommen, dass die sofort integrierbar sind im Arbeitsmarkt, dass die sofort unsere Kultur annehmen, sofort unsere Sprache lernen und Teil unseres Wiens werden, dass Sie diese Unwahrheiten hier verbreitet haben, und es wäre einmal endlich ehrlich, auch den arbeitenden Menschen gegenüber, hier diese Fehlinterpretation, vor allem diese bewussten Unwahrheiten einzugestehen, Herr Meidlinger. (Beifall bei der FPÖ.) Das Tragische ist ja, dass die Stadt seit Monaten gelähmt ist, weil Sie sich nicht um die Sorgen der Wienerinnen und Wiener kümmern, weil Sie sich nicht darum kümmern, ob eine junge Familie oder ältere Pensionisten am Ende des Monats noch ein Geld haben, um zu heizen, um die Miete zu zahlen oder um sich Essen kaufen zu können. Stattdessen tun Sie nichts, Sie lassen die Preise weiter in die Höhe schießen, und das Einzige, worum Sie sich kümmern, sind nicht die Sorgen der Wienerinnen und Wiener, sondern einzig und allein, dass die Wiener SPÖ-Blase auf Bundesebene weiterhin Einfluss hat, dass die linke Rendi-Wagner noch oben bleibt, quasi als Marionette vom Bgm Ludwig, und sich nicht der linkslinke Babler durchsetzt oder der halblinke Doskozil. Das ist Ihre größte Sorge, Machterhalt in der SPÖ, aber Sie kümmern sich nicht um die großen Sorgen der Wienerinnen und Wiener, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Sonst hätten Sie doch schon längst gegensteuern müssen, dass die Energiepreise niedrig bleiben. Dann hätten Sie doch sofort dagegen steuern müssen, dass die Mieten im Gemeindebau nicht erhöht werden. Was machen Sie? Nichts. Sie berufen sich auf das Valorisierungsgesetz, da wird immer alles teurer, Sie sagen, na ja, die Mieten im Gemeindebau, wäre ja unfair, wenn wir das nur in Wien lösen, da bräuchte es ja eine bundesweite Lösung. - Na, entschuldigen Sie, wir sind doch Wiener Politiker, es muss doch jeder dort entlasten, wo er kann. Das wäre gerade im Bereich von Wien der Gemeindebau und Sie reden sich heraus und sagen, na ja, der Richtwertmietzins wird jetzt auf bundesweiter Ebene erhöht. Ja, er wurde erhöht, aber man muss diese Erhöhung nicht weitergeben, es gibt ja auch viele Privatvermieter, die sozial sind und sagen, nein, wir geben es nicht weiter. Warum agiert hier die Stadt Wien als Turbokapitalist und sagt, genau denen, die wenig haben, denen nehmen wir es noch mehr weg, die belasten wir noch mehr, bei der Wien Energie hauen wir die Preise noch mehr in die Höhe - jetzt gutachterlich bestätigt, dass alleine nur durch Fehlspekulationen 25 Cent pro Kilowattstunde mehr bezahlt wurden. Das ist Ihre Belastungspolitik, darum, ich sage Ihnen eins, sind Sie endlich mal ehrlich zu sich selbst. Sie haben für die arbeitende Bevölkerung in letzter Zeit nichts getan, Sie kümmern sich nur um den Machterhalt in der SPÖ, Ihnen sind die arbeitenden Menschen wurscht und ich wünsche Ihnen wirklich einen schönen 1. Mai, wenn es dort wieder Buh-Rufe gegen Rendi-Wagner gibt. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Mag. Konrad. Bitte. GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuseherInnen an den Bildschirmen! Lassen Sie mich heute mit einem Zitat beginnen, das uns in den letzten Wochen erreicht hat, wo wir uns das Thema Fachkräftemangel über das NEOS Lab genauer angeschaut haben, um die Situation zu diesem Thema ein wenig zu beschreiben: Vor einigen Jahren noch haben sich auf 1 Stellenausschreibung 20 bis 50 BewerberInnen gemeldet und wir konnten auswählen. Heute kommt es immer wieder vor, dass ich gar keine Bewerbungen bekomme und einen Headhunter beauftragen muss. Im privaten Bereich spüre ich den Arbeitskräftemangel eigentlich noch deutlicher, da immer mehr Gasthäuser deswegen zusperren. Das kommt Ihnen bekannt vor, meine Damen und Herren? Ja, denn nicht nur Unternehmer, sondern wir alle spüren mittlerweile den Arbeitskräftemangel deutlich, beispielsweise, wenn man als Pflegerin vermehrt Überstunden leisten muss, wenn wir sehen, dass PädagogInnen für unsere Kinder fehlen oder wenn niemand mehr deine PV- Anlage, für die du dich aus Klima- oder Kostengründen entschieden hast, montieren kann. Und dieser Mangel schadet natürlich massiv unserer Wirtschaft und bedroht damit unseren Wohlstand. Wir haben derzeit in Österreich über 100.000 offene Stellen, die beim AMS gemeldet sind. Viele Unternehmer suchen aber gar nicht mehr über das AMS, und Schätzungen anhand von Jobinseraten gehen davon aus, dass es weit mehr als doppelt so viele Stellen sind, die in Österreich derzeit unbesetzt sind. Die Zahlen von Eurostat zeigen, dass die Personalnot in der EU nirgends größer ist als in Österreich, und bis 2040 könnten sogar bis zu 360.000 Arbeitskräfte fehlen. So erfreulich es also ist, dass sich der Arbeitsmarkt in unserem Land und auch in Wien - Kollege Meidlinger hat das schon angesprochen - nach der Pandemie sehr rasch erholt hat, wir Rekordbeschäftigung haben und auch mit der Arbeitslosigkeit wieder deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegen, so sehr leiden wir mittlerweile an einem ausgeprägten Arbeitskräftemangel. Dieser hat unterschiedliche Gründe und auch zu seiner Linderung gibt es unterschiedliche Hebel. Als Stadt Wien können wir hier in erster Linie bei der richtigen Aus- und Weiterbildung von den Wienerinnen und Wienern ansetzen. Das tun wir seit Beginn der Fortschrittskoalition massiv. Als zentrales arbeitsmarktpolitisches Steuerungsinstrument haben wir dazu den WAFF zur Verfügung, der viele Initiativen zur Fachkräftesicherung abwickelt. So erweitern wir beispielsweise die Kapazität der Initiative "Job PLUS Ausbildung" heuer massiv, hier geht es auch um den Bereich der Pflegekräfte. Zusätzlich sollen über diese Schiene auch ElementarpädagogInnen und SozialpädagogInnen in Kooperation mit der Stadt Wien ausgebildet werden. Auf die Lehrlinge und die Lehrlingsausbildungsbetriebe wird mein Kollege Markus Ornig noch eingehen, eine ganz wichtige Stellschraube für die Fachkräftesicherung. Ebenfalls unter den Bereich Fachkräftesicherung fällt die Ausbildungsinitiative für Frauen für ein berufsbegleitendes Studium im Bereich Digitalisierung, Naturwissenschaft und Technik, oder auch die Wiener Pflegeausbildungsprämie. Wir haben als Fortschrittskoalition das Thema Fachkräftesicherung sehr frühzeitig erkannt und daher im Koalitionsabkommen die Errichtung des Fachkräftezentrums vereinbart, in den letzten beiden Jahren sehr intensiv daran gearbeitet und werden heuer mit dem 1. Wiener Fachkräftereport hier auch die operative Arbeit aufnehmen. Sie sehen also, Wien nimmt in diesem Bereich wieder eine Vorreiterrolle ein, und ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Initiative die zentralen Zukunftsbranchen hier richtig aufgleisen. Klar ist aber auch, dass Aus- und Weiterbildung alleine nicht ausreichen werden, um dem insgesamt gestiegenen Fachkräftebedarf und Arbeitskräftebedarf - muss man ja mittlerweile sagen - zu begegnen. Hier bräuchte es, auch ganz entscheidend, zentrale Reformen auf Bundesebene, um für ArbeitnehmerInnen unser Land wieder attraktiv zu machen. Das ist derzeit nicht der Fall. Wir bräuchten dringend Anreize für mehr Vollzeit, etwa durch einen Vollzeitbonus, wir brauchen Rechtsanspruch für flächendeckende Kinderbetreuung, wir müssten uns anschauen, wie wir qualifizierte Arbeitskräfte nach Österreich bekommen, beispielsweise mit einem Einwanderungsgesetz nach kanadischem Vorbild, und selbstverständlich braucht es auch die Möglichkeit, vom Asylverfahren in die Rot-Weiß-Rot-Card wechseln zu können, insbesondere als die Asylverfahren in Österreich leider nach wie vor viel zu lange dauern. Was wir auf jeden Fall keinesfalls brauchen, ist ein politisches Klima, das alles Fremde nur als Problem sieht. Derzeit fährt allerdings auch die ehemalige Wirtschaftspartei ÖVP genau diesen Kurs, blanker Populismus wie die Blockaden ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Kollege Konrad, ich bitte dich um den Schlusssatz, die Zeit ist schon abgelaufen. GR Mag. (FH) Jörg Konrad (fortsetzend): Jawohl, ich komme zum Ende. Also Populismus wie die Blockade des Schengen-Beitritts oder die Abschiebung von Fachkräften wie kürzlich bei der indischen Familie aus Haslach, wo wir Mangelberufe abgeschoben haben, ist einfach aus menschlicher Sicht absurd und wirtschaftspolitisch ein kompletter Irrsinn, meine Damen und Herren. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Arsenovic. Bitte. GR Johann Arsenovic (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte ZuseherInnen! Werte Kollegen und Kolleginnen! Die Schwierigkeit, MitarbeiterInnen zu finden, zieht sich mittlerweile quer durch alle Branchen und wird leider, wie wir heute schon gehört haben, auch noch verschärft durch die demographischen Entwicklungen, die geburtenreichen Babyboomer-Jahrgänge. Und jetzt die schlechte Nachricht, liebe KollegInnen, ja, das ist schon die Mehrheit von uns, die verlassen jetzt bald den Arbeitsmarkt. Wir sprechen mittlerweile ja nicht nur vom Fachkräftemangel, wir sprechen generell bereits von einem Mangel am Arbeitsmarkt. Und das hat nicht nur Auswirkungen auf die Wirtschaft, sondern leider eben auf die gesamte Gesellschaft. Von daher ist es wirklich notwendig, an vielen Schrauben gleichzeitig zu drehen, um rasch, um effizient und vor allem auch anhaltend gegenzusteuern. Einige der Vorschläge: Ich beginne mit, erstens, noch mehr Investitionen in Bildung und Ausbildung von jungen Menschen, vor allem in Zukunftsbranchen. Zweitens die Verbesserung der Bedingungen für ausländische Fachkräfte. Wir haben es heute schon gehört, Migration nach dem Vorbild Kanada oder Neuseeland, das muss erleichtert werden, zum Beispiel auch die Erleichterung bei der Rot-Weiß-Rot-Karte, eine einheitliche Anerkennung von Ausbildungen und zum Beispiel eine Erweiterung der Rot-Weiß-Rot-Karte auf Lehrlinge in Mangelberufen. Wir müssen auch mehr Anreize schaffen, um die Integration von ausländischen Fachkräften zu erleichtern, Visaerleichterungen, aber auch - ganz wichtig - die Möglichkeit, um Arbeitserlaubnis bereits im jeweiligen Land ansuchen zu können, und ja, natürlich auch ein vereinfachtes Einbürgerungsverfahren, und, eh klar, ein sofortiger Abschiebungsstopp für gut integrierte Menschen, die noch dazu ihre gesamte Ausbildung in Österreich absolviert haben. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Thomas Weber.) Drittens eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Unternehmungen, die in attraktive Arbeitsbedingungen investieren wollen, um eben qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen oder Fachkräfte zu halten, sollen dabei besonders unterstützt werden. Hier ist die Wirtschaftsagentur besonders gefordert. Viertens mehr Vollzeit statt Teilzeit, bessere Kinderbetreuung, vor allem zu den Randzeiten, steuerliche Absetzungsfähigkeit eines Teiles der Betreuungskosten und - auch ganz wichtig - pensionsrechtliche Nachteile von Teilzeit gegenüber von Vollzeit abbauen. Fünftens: Wegfall des Pensionsversicherungsbeitrags für arbeitende PensionistInnen, um länger zu arbeiten und abfedernd in die Pension zu gehen, attraktiver zu machen. Und, das Wichtigste: No na, natürlich mehr Netto vom Brutto, wir brauchen hier eine radikale Reduktion der Lohnnebenkosten, sowohl auf ArbeitgeberInnenseite als natürlich auch auf der ArbeitnehmerInnenseite. Sechstens, eine konkrete Idee: Lehrlingsstipendien für Erwachsene, die erstmalig eine Lehre beginnen, sie sollen während ihrer Ausbildung Unterstützung aus dem Fachkräftestipendium erhalten, um die Differenz zwischen dem Lehrlingseinkommen und dem Mindest-KV-Lohn zu überbrücken. Und, last but not least, wir müssen die Wiener Unternehmungen bei ihren großen Zukunftsherausforderungen, das ist einerseits natürlich die digitale Transformation, ich sage nur Chat-GPT beziehungsweise künstliche Intelligenz und - und das ist eigentlich das Wichtigste bei ihrer größten Zukunftsherausforderung - der Transformation in eine klimaneutrale Wirtschaft unterstützen. (Beifall bei den GRÜNEN.) In beides, die Herausforderung der Zukunft, aber auch die Chance, für die Arbeitsplätze der Zukunft zu investieren, ist das Gebot der Stunde. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Als Gesellschaft muss uns bewusst sein, dass sich der Fachkräftemangel auf alle Bereiche unseres Lebens auswirkt, und deshalb müssen wir hier zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, um sicherzustellen, dass Österreich eine gesunde und florierende Wirtschaft hat, die für alle von Vorteil ist. - Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Kriz-Zwittkovits. Ich erteile es ihr. GRin Margarete Kriz-Zwittkovits (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren hier im Saal und via Livestream zugeschaltet! Generell sind alle Initiativen, die eine weitere Qualifikation nach sich ziehen und zur Fachkräftesicherung dienen, zu begrüßen. Wir haben in einer Studienbefragung herausgefunden, dass nahezu 70 Prozent der Wiener Unternehmen hier einen sehr starken oder eher starken Mangel an Fachkräften festgestellt haben. Das ist eine enorme Zahl, wenn nahezu zwei Drittel hier Probleme haben. Es braucht daher eine Gesamtstrategie, die kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen bündelt und rasch in Umsetzung bringt. (Beifall bei der ÖVP.) Ich möchte einige kurzfristige Maßnahmen punktuell herausgreifen, und da ist bereits der Begriff Vollzeit versus Teilzeit gefallen. Wir haben viel zu viel Beschäftigte in Teilzeit, und das trifft vor allem auch Frauen, wo feststellbar ist, dass in den 90er Jahren etwa 25 Prozent arbeitende Frauen in Teilzeit waren, heute sind es 50 Prozent. Natürlich ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hier mit ein Grund, die teils auch die Männer betrifft, ist aber nicht der ausschließliche Grund. Es geht generell auch um die Care-Arbeit, es geht aber auch generell darum, die Vollzeitarbeit wieder attraktiver zu machen. (Beifall bei der ÖVP.) Der erste Punkt wäre, hier Vollzeit in Angriff zu nehmen und eine entsprechende Vereinbarkeit von Familie und Beruf leichter anzubieten und zu forcieren. Ein zweiter großer Punkt, und das hat meine Klubkollegin Ingrid Korosec auch vorangetrieben, ist die Gruppe der gut ausgebildeten älteren Menschen, die sehr gerne noch arbeiten würden, aber auch einen Anreiz brauchen. Und da wäre der Wegfall der Pensionsbeiträge für diese Gruppe eine enorme Erleichterung und ein Anreiz, um diese Gruppe wieder in den Arbeitsprozess zu bringen. (Beifall bei der ÖVP sowie von GR Dr. Kurt Stürzenbecher und GRin Dr. Jennifer Kickert.) Punkt 3: Schulungs- und Qualifikationsmaßnahmen als Sofortmaßnahme, da haben wir heute schon sehr viel gehört, auch über den WAFF, auch über ein Fachkräftezentrum, das diese Strategien ausarbeiten soll. Wir haben bei dieser Aus- und Weiterbildung die öffentliche Hand, wir haben hier die Wirtschaftskammer, wir haben hier Institutionen, die sich darum kümmern. Wir haben auch unsere Betriebe, die hier sehr viel leisten, nämlich auch in Bezug auf die Lehrausbildung. Und da gibt es schon sehr lange eine Forderung der Wirtschaft betreffend eine Entlastung, denn eine Refundierung der Kommunalsteuer an diese Ausbildungsbetriebe wäre ein Anreiz, wäre neben einer Wertschätzung auch hier eine materielle Unterstützung. Das fordern wir nach wie vor ein, und ich sage Ihnen, es geht hier um zirka 5 Millionen EUR. Das ist ein halbes Prozent der Beiträge am Kommunalsteueraufkommen, und ich denke, das muss hier auch der Wirtschaft und den Unternehmungen an Wertschätzung entgegengebracht werden. (Beifall bei der ÖVP.) Ein vierter Punkt, der mir sehr wichtig ist, ist natürlich ein Blick auf den Wiener Arbeitsmarkt. Wir haben schon gehört, wir haben in Wien eine sehr hohe Arbeitslosigkeit, die höchste in ganz Österreich, im zweistelligen Bereich. Wir haben eine Sockelarbeitslosigkeit und wir haben in Wien 63 Prozent aller Bezieher der Bedarfsorientierten Mindestsicherung und 71 Prozent der Gesamtausgaben für die Mindestsicherung in Wien. Und das ist gewaltig. Dieser Gruppe müssen wir uns widmen. (Beifall bei der ÖVP.) Bei der Betrachtung ist hier eines feststellbar, nämlich ein Zusammenhang auch zwischen einer hohen Arbeitslosenrate und der mangelnden Umsetzung der bundesrechtlichen Vorgaben der Reform der Mindestsicherung der Stadt Wien. Ich darf Ihnen eine Analyse in vier Punkten geben, wo eine Nichtumsetzung auch hier zu einem Mangelanreiz führt, wieder in den Arbeitsprozess zu kommen. Der erste Punkt ist Kürzungen von Leistungen der Sozialhilfe bei Arbeitsunwilligkeit. Die Umsetzung wird nicht transparent überprüft und ist nicht nachvollziehbar. Ein zweiter Punkt, wo Wien in der Umsetzung mangelhaft ist, ist der Anrechnungsfreibetrag bei einem Nettoeinkommen, das würde vor allem im ersten Jahr einen Anreiz geben, zusätzlich noch in den Arbeitsprozess zu gehen. Ein dritter Punkt - meine Zeit ist schon knapp - ist die weitere Ausbildung im sprachlichen Bereich, wir brauchen auch hier die Sprache, um entsprechend auch Berufsfähigkeit zu dokumentieren. Die Geldleistungen werden nach wie vor 14 Mal stattfinden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Frau Kollegin, die Zeit ist abgelaufen. GRin Margarete Kriz-Zwittkovits (fortsetzend): Ich komme schon zum Schluss. Es gibt auch, was die Jugend anlangt, da einige Sonderregelungen in Wien. Wesentlich ist, dass wir da raschest einige Punkte, die kurzfristig möglich sind, in Umsetzung bringen. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Maximilian Krauss. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Es ist ja beschämend, wie leer die Reihen der SPÖ während der eigenen Aktuellen Stunde sind. Ein ganzer Block ist leer, die anderen Blöcke der SPÖ-Abgeordneten auch nur dünn besiedelt. Das zeigt, wie wenig Beachtung und Respekt Sie dem Thema Arbeit in Wahrheit zollen und dass es Ihnen heute hier nur darum geht, eine kurze Show mit dem Titel "Hoch die Arbeit" zu machen, Sie in Wahrheit jedoch überhaupt nichts tun und nicht einmal an der heutigen Debatte teilnehmen und sich dafür interessieren, wie man das Leben für die Menschen dieser Stadt wieder leistbarer machen könnte. Das ist politisch verwerflich. (Beifall bei der FPÖ.) Ich frage mich, wo die ganzen SPÖ-Mandatare in der eigenen Aktuellen Stunde sind. Man hat ja nicht nur heute das Gefühl, dass Sie alle längst nicht mehr darauf konzentriert sind, für die Menschen dieser Stadt zu arbeiten, sondern dass Sie in Wahrheit nur noch mit innerparteilichem Streit beschäftigt sind, dass Sie jetzt wochenlange Wahlgänge intern durchziehen, dass Sie selbst nicht wissen, ob Sie das Ergebnis dieser eigenen Mitgliederbefragung dann auch am Parteitag umsetzen werden und dass all diese Ressourcen, all diese Zeit, all diese Energie, die eigentlich für die Wienerinnen und Wiener eingesetzt werden müssten, nur in Ihrem entsetzlichen Parteiapparat hängen bleiben. Das haben sich die Menschen in dieser Stadt wirklich nicht verdient. (Beifall bei der FPÖ.) Dass es einen Koalitionspartner von den NEOS wie Herrn Konrad gibt, der am Ende seiner Rede wieder kritisiert, dass Menschen, die einen rechtskräftig negativen Asyltitel haben, auch tatsächlich außer Landes gebracht werden, der also kritisiert, dass Gesetze vollzogen werden, was ja an sich schon absurd ist, das erklärt ja auch, warum die NEOS am Sonntag aus dem zweiten Landtag in Folge wieder hinausgeflogen sind: Weil so eine Politik des Gesetzesbruches, so eine Politik der Gesetzlosigkeit und so eine Politik der Masseneinwanderung - koste es, was es wolle - quer durch Österreich abgelehnt und mit dem Rauswurf aus Parlamenten bestraft wird. Und das ist gut so. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn wir uns diesen Wahlgang in Salzburg anschauen, da gibt es eine interessante Statistik. Wer war Erster bei den Erwerbstätigen - nicht nur bei den Angestellten, bei den Arbeitnehmern und bei den Hacklern, wie es ja schon oft der Fall war -, wer war Erster bei allen Erwerbstätigen in Salzburg? Meine sehr geehrten Damen und Herren, es war mit großem Abstand Marlene Svazek und die FPÖ, weil die Menschen einfach wissen, dass wir Freiheitlichen die Einzigen sind, die sich noch für die Leute einsetzen, die fleißig sind, die in der Früh aufstehen und die etwas leisten in diesem Land. Und das ist notwendig. (Beifall bei der FPÖ.) Vielleicht ist das auch eine Erklärung, warum so viele SPÖ-Abgeordnete in der eigenen Aktuellen Stunde fehlen. Es ist ja wirklich peinlich, bei einer Arbeitslosigkeit von über 10 Prozent in Wien - bei über 10 Prozent Arbeitslosenquote in Wien -, für die Sie verantwortlich sind, eine Aktuelle Stunde zu diesem Thema einzuberufen. Dass der eine oder andere Abgeordnete sich vielleicht fremdschämt und sagt, dafür gebe ich mich nicht her, ich gehe liebe hinaus, das halte ich für möglich. Sogar AMS-Chef Johannes Kopf, der ja wirklich nicht im Verdacht steht, FPÖ-nahe zu sein, sagt, dass stark wachsende Einwohnerzahlen wegen innerösterreichischer, europäischer, aber vor allem internationaler Zuwanderung in Wien ein großes Problem darstellen. Laut Kopf wachsen die Arbeitsplätze nicht im selben Tempo, wie die Zuwanderung nach Wien passiert, und das kritisiert auch er. Weil hier natürlich augenscheinlich ist, dass Sie immer mehr Menschen über Sozialleistungen, über Wohnungen, über Geldgeschenke ab dem ersten Tag nach Wien locken, die in Wahrheit nichts beitragen, und gleichzeitig die Menschen, die noch Arbeit in dieser Stadt haben, ausgesackelt werden, um genau das zu finanzieren, und das lehnen wir ab. (Beifall bei der FPÖ.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, dieses trübe Bild zeigt sich mittlerweile auch in internationalen Studien. Sie verweisen immer auf ein, zwei ausgewählte Studien, wie die Mercer-Studie, die natürlich in keinster Art und Weise relevant ist. Was aber relevant und interessant ist, ist, dass es eine ganz aktuelle Unternehmerstudie aus Deutschland gibt, wo Wien nur noch auf Platz 42 der Attraktivität für Unternehmungsgründungen landet. Platz 42 in Europa, weil Sie diesen Wirtschaftsstandort derart abgewirtschaftet haben, weil Sie für Rekordbelastungen, Rekordarbeitslosigkeit auf der einen Seite verantwortlich sind, aber auf der anderen Seite auch die Stadt für Unternehmer zusehends unattraktiv machen. Das ist eine gefährliche Mischung, die Sie politisch zu verantworten haben. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Ornig. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Ich möchte meine kurze Redezeit in dieser Aktuellen Stunde einem Thema widmen, das mir persönlich, aber auch in Zeiten wie diesen, extrem wichtig ist (Ruf bei der FPÖ: Punschstandl!): dem gesamten Thema der Lehrlingsausbildung und der Lehre. Wer sind denn die Fachkräfte der Zukunft, die wir alle so händeringend suchen? (StR Dominik Nepp, MA: Das hieß früher anders! Zuwanderung, Zuwanderung, Zuwanderung!) - Das sind die jungen Menschen, die hier in die Lehre gehen sollen. Die duale Lehrlingsausbildung ist ja für viele ÖsterreicherInnen eine durchaus ambivalente Sache. Einerseits wird sie international hoch angesehen und ist ein sehr, sehr gutes Mittel gegen Jugendarbeitslosigkeit, andererseits gilt sie aber vor allem im urbanen Raum als zu wenig reizvoll. Vor allem vertreten im akademischen Milieu, möchte ich sagen, viele die durchaus unreflektierte Meinung, dass die Lehre vor allem ein Plan B für Menschen ist, denen der schulische Erfolg versagt geblieben ist. Sie finden es wichtig, aber eben halt nicht wichtig genug, um vielleicht selbst einen Lehrberuf zu ergreifen oder eventuell es auch für die Kinder in Erwägung zu ziehen. Dass diese schlechte Meinung über die Lehre objektiv betrachtet jedoch nicht gerechtfertigt ist, lässt sich auch zahlenmäßig klar belegen. Schon jetzt gibt es einen eklatanten Lehrlingsmangel in Österreich. Seit 1980 sinkt die Zahl der Menschen, die eine Lehre beginnen, kontinuierlich, die Zahl der Menschen, die einen Hochschulabschluss anstreben, steigt jedoch stetig. Ist Studieren aber immer die bessere Wahl, als einen Lehrberuf anzustreben? - Da gibt es mehrere Mythen, die ich tatsächlich gerne widerlegen möchte. Mythos Nummer 1: Die akademische Ausbildung bedeutet automatisch immer mehr Einkommen. Diese Behauptung stimmt zwar in den meisten Ländern, aber nicht im Vergleich über alle OECD-Länder, und Österreich ist da das beste Beispiel. Hier liegen AbsolventInnen einer Lehre mit einer tertiären Kurzausbildung über dem Gehalt eines Hochschulabsolventen. Mythos Nummer 2: Lehrberufe bieten zu wenig Zukunftsperspektiven und Entwicklungschancen. Die Lehre in Österreich ist häufig der erste Schritt ins Unternehmertum. Das pickt. Von allen Selbstständigen in Österreich haben 32 Prozent eine Lehre absolviert. Die Lehre ist somit häufiger die Startrampe in die wirtschaftliche Unabhängigkeit als eine Universitätsausbildung. Mythos Nummer 3: Die Lehre ist am Arbeitsmarkt ein Auslaufmodell. Auch wenn die Berufsbilder in den nächsten Jahrzehnten anders sein mögen, wird der Klimawandel die damit verbundene Transformation der Fachkräfte noch notwendiger machen, als es das jetzt schon ist. Man muss mit grünen Technologien umgehen lernen, und hier gibt es durchaus zukunftsträchtige Modelle, denn alleine in der Photovoltaikerrichtung brauchen wir in der Energiewende über 30.000 Arbeitskräfte. Mythos Nummer 4: Die Lehre bietet keine Umstiegsmöglichkeit. Schon jetzt gibt es durch Studienberechtigungsprüfung, Berufsreifeprüfung oder die Kombination Lehre mit Matura die Möglichkeit, sich alle Pfade offen zu lassen. Gerade da aber muss die Politik noch ansetzen und diese Modelle erweitern, weil die Erwerbsbiographie heute deutlich dynamischer als vor 30 Jahren ist. Last but not least, Mythos Nummer 5: Die moderne Unternehmenswelt braucht AkademikerInnen und keine Lehrlinge. Natürlich weist nicht jede Lehre dieselben beruflichen Chancen auf, das gilt allerdings auch für akademische Ausbildungen. Einige Lehrberufe sind beliebt wie noch nie, etwa Anlagentechniker, Metalltechnikerin, Installations- und Gebäudetechniker oder Mechatroniker. Die Widerlegung dieser fünf Mythen zeigt ganz klar, dass wir da Aufholbedarf haben. Denn es läuft für die Lehrlinge in Österreich alles andere als perfekt, und es läuft auch für das Berufsbild der Lehre alles andere als perfekt. Es gibt viele Baustellen. Wir haben immer noch viel zu wenig MigrantInnen in der Lehrlingsausbildung. (StR Dominik Nepp, MA: Die sind alle im akademischen Bereich!) Wir haben noch immer völlig unnötige Regulierungen in der Lehrlingsausbildung, Stichwort Schnitzelverordnung, Stichwort, dass eine Tischlerei keine Lehrlinge ausbilden kann, die in Zeiten wie diesen keinen Hobel mehr verwenden. Es ist auch weiterhin die internationale Erfahrung der Ausbildner viel zu gering, es gibt zu wenig Angebote für Lehre mit Matura, und so weiter. Österreich und Wien täten also gut daran, die Lehre so attraktiv wie möglich zu gestalten und auf die Gleichstellung von Hand-, Herz- und Hirnberufen hinzuarbeiten. In Wien haben wir schon einige Maßnahmen geschaffen, einige Förderungen - das geht sich jetzt leider Gottes zeitlich nicht mehr aus -, wir haben da sehr, sehr viel getan, vor allem die Betriebe dazu zu bekommen, Lehrlinge auszubilden. Wir fördern das 1. Lehrjahr bei allen Betrieben, die neu Lehrlinge anstellen, und im Tourismus und der Freizeitwirtschaft fördern wir jeden Lehrling über das gesamte 1. Lehrjahr. Es gibt den Chancen-Scheck über 5.000 EUR zum Nachholen der Lehrlingsabschlussprüfung, und wir fördern mit 3.000 EUR die Ausbildungskosten, um Nachhilfe für die Lehrlingsabschlussprüfung zu bekommen. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Huemer. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin eine heillose Optimistin und habe mir bei dem Titel der Aktuellen Stunde heute doch etwas erwartet, nämlich wie die Personalnot in der Stadt Wien beseitigt und beendet werden kann. Ich muss sagen, da ist nichts gekommen. (GR Ing. Christian Meidlinger: Haben Sie nicht zugehört?) Da ist nichts gekommen. Den Arbeitsmarkt zu beschönigen, den WAFF, der seit 1995 gut und richtig ist, aber im Grunde das gleiche Modell immer wieder neu auflegt, wird uns aus dieser Problematik nicht heraushelfen. (GR Ing. Christian Meidlinger: Das stimmt doch nicht!) Meine sehr verehrten Damen und Herren, was Sie hier heute sagen und gesagt haben, ist praktisch nichts Neues oder bestenfalls zu spät oder ein bisschen zu wenig. (GR Ing. Christian Meidlinger: Haben Sie nicht zugehört?) Die große Problematik, die ich da in der Stadt Wien einfach sehe - die Stadt Wien als Arbeitgeberin -, ist die extreme Fluktuation, sind die schlechten Arbeitsbedingungen in der Bildung, im Gesundheitssystem, aber auch bei den Wiener Linien, um nur einige Beispiele zu nennen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, vor einem halben Jahr haben wir GRÜNE in einem Sondergemeinderat bereits auf diese Personalnot hingewiesen. Damals kamen Beschwichtigungen, kamen Ablenkungen, der Bund sei dafür verantwortlich, oder europaweit wäre die Lage dafür verantwortlich, warum in Wien die Leute aus den Beschäftigtenarbeitsverhältnissen bei der Stadt Wien fliehen. Heute ist wieder nichts gekommen, wie diese Personalnot gelindert werden kann. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist deswegen so besorgniserregend, weil die Pensionierung, von der heute schon die Rede war, etwas schon jahrzehntelang Absehbares war, und nichts ist passiert. Sie haben eine Entwicklung völlig verschlafen und nicht darauf reagiert. So gesehen sind diese Situationen, mit denen wir heute zu tun haben, extrem und eigentlich hausgemacht. Ich hätte wirklich erwartet, dass hier auf diese Problematiken der Arbeitsbedingungen in der Stadt Wien, auf die Bezahlung, auf den Druck, der hier herrscht und der die Menschen aus den Beschäftigungsverhältnissen fliehen lässt, Antworten kommen. Leider ist aber nichts gekommen, meine sehr geehrten Damen und Herren, und damit sehe ich die Daseinsvorsorge in Wien weiter gefährdet. Wir haben heute schlechtere Situationen bei den Öffis und bei den Intervallen als vor einem Jahr. Wir haben eine schlechtere Gesundheitsversorgung, und da sind wir noch nicht am Tiefpunkt, wie wir heute noch weiter diskutieren werden. Wir haben heute eine schlechtere Bildungsversorgung als vor einem Jahr. Meine sehr geehrten Damen und Herren, da braucht es Antworten darauf (GR Ing. Christian Meidlinger: Was macht der Bund?), und die sind Sie heute wieder einmal schuldig geblieben. (GR Ing. Christian Meidlinger: Was macht der Bund? Nichts!) Meine sehr geehrten Damen und Herren, insbesondere von der SPÖ, ich glaube, Ihre Glaubwürdigkeit als ArbeitnehmerInnenpartei ist deswegen schon zerstört, weil im eigenen Wirkungsbereich der Stadt Wien alles, was Sie fordern, was Sie draußen am Rathausplatz groß hinausposaunen, nicht umgesetzt wird. (GR Ing. Christian Meidlinger: Das stimmt ja nicht!) Ich denke beispielsweise an Arbeitszeitverkürzung. Wien hat es bis heute nicht geschafft, da Pilotprojekte zu starten. (GR Ing. Christian Meidlinger: Die Wiener Linien haben es gemacht! Wo hat es der Bund gemacht?) Ja, Herr Kollege Meidlinger, Sie haben es angesprochen, die Jungen können heute mit einer besseren Verhandlungsmacht zum zukünftigen Arbeitgeber gehen. Und was fordern sie? - Eine bessere Work-Life-Balance, das heißt, eine Arbeitszeitverkürzung. Warum gibt es in Wien noch immer keine Pilotmodelle, wie wir das als GRÜNE schon lange fordern? Sie sind deswegen unglaubwürdig, meine sehr geehrten Damen und Herren, weil es auch in der Stadt Wien immer wieder schon atypische, befristete, schlechte Arbeitsverhältnisse gegeben hat, und weil Sie die letzten Jahre mit einem extremen Personaldruck eine sehr dünne Personaldecke produziert haben und der Druck auf die Beschäftigten mittlerweile so groß ist, dass sie es nicht mehr aushalten. Also reden Sie nicht davon, dass Sie da die Personalnot verändern, sondern Sie sind Teil dieses Problems, mit dem wir uns heute beschäftigen. An die NEOS gerichtet: Warum haben wir kein Recht auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Bildungsjahr? Da sind noch sehr viele Menschen abholbar, die heute nicht in den Arbeitsprozess in der Form eintreten können, wie sie es wollten. Und noch etwas: Ja, wir brauchen eine Willkommenskultur, und rassistische Hetze, wie sie vom Parteivorsitzenden der ÖVP geäußert wurde, aber auch von den NEOS, helfen hier nicht, die sind schädlich. (Ui-Rufe von StR Dominik Nepp, MA. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Auch von den NEOS?) Wir brauchen ein Klima des Willkommens, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Zwischenrufe bei SPÖ, ÖVP, NEOS und FPÖ. - Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Also bauen Sie in Ihrem eigenen Wirkungsbereich gute Arbeitsbedingungen ein, bauen Sie hier um. Schaffen Sie moderne Arbeitsverhältnisse, die eine Work-Life-Balance ermöglichen, und sorgen Sie dafür, dass die Menschen zukünftig wirklich wieder gern bei der Stadt Wien beschäftigt sind und sich nicht in andere Beschäftigungsverhältnisse flüchten. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Grießler. GR Markus Grießler (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Stadträte! Das Thema Arbeitskräftemangel ist natürlich die größte Herausforderung, die wir haben. Um in Zukunft eine Lösung zu finden und eine Möglichkeit zu finden, müssen wir den Arbeitskräftemangel in den Griff bekommen. Diese Herausforderung wird uns stärker beschäftigen, als uns die Pandemie in den letzten Jahren beschäftigt hat. Deshalb freut es mich auch, dass neben ein paar politisch-ideologischen Ausritten eigentlich schon sehr, sehr viele Punkte hier gekommen sind. Jetzt geht es darum, wirklich konstruktiv daran zu arbeiten, über die Dinge nachzudenken und über alle vor allem ideologische Grenzen hinweg Lösungen zu finden, damit wir diese Situation einfach stemmen können. Nachdem meine Kollegin Kriz-Zwittkovits schon sehr viele Zahlen, Daten und Fakten gebracht hat, möchte ich mich auf den Tourismus konzentrieren. Der Tourismus hat in Wien nach der Pandemie einen großartigen Restart hinlegen können. Wir sind jetzt wieder bei 90 Prozent Auslastung und bei mittlerweile 75.000 Beschäftigten im Tourismus angekommen. Das bedeutet, dass wir mehr Beschäftigte in den touristischen Betrieben haben als vor der Pandemie. 15 Prozent der Arbeitgeberbetriebe gesamt kommen aus Tourismus und Freizeitwirtschaft. Trotzdem aber gibt es einen eklatanten Mangel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und dem gilt es zu begegnen. Durchschnittlich versucht jeder touristische Betrieb in Wien, bis zu 2,8 MitarbeiterInnen zu rekrutieren. Dieser Mangel stürzt uns eigentlich in eine Situation, die es unmöglich macht, Wachstum zu generieren, um den Tourismus, der diese große Wertschöpfung für die Stadt generiert, auch tatsächlich in die Zukunft führen zu können. Dementsprechend ist es jetzt ganz, ganz wichtig, da die richtigen Maßnahmen zu setzen. Die Lehrlingsthematik, von Kollegen Ornig durchaus richtig angesprochen, ist auch eine Entwicklung im Tourismus, die sehr, sehr positiv zu sehen ist: Wir haben heuer 40 Prozent mehr Lehranfänger als noch 2021. 548 Lehrlinge oder Lehranfänger sind heuer in den touristischen Wiener Betrieben gestartet. Was gehört dazu? - Eine ganze Menge an To-dos, um diese Probleme in den Griff zu kriegen. Was können die Betriebe selbst dafür tun? - Da muss man natürlich sagen, es hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Wir sind von einem Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt geworden, und die Betriebe selbst haben auch erkennen müssen, dass es einfach nicht mehr reicht, nur den gut gefüllten Brot- und Obstkorb im Jausenbereich zu haben, sondern man muss den MitarbeiterInnen schon mehr bieten, um da als Employer Branding wirklich wahrgenommen zu werden. Wir als Wirtschaftskammer versuchen da, sehr, sehr stark zu unterstützen, denn die Hospitality, die unsere Betriebe im Tourismus und in der Freizeitwirtschaft nach außen leben, muss auch nach innen gelebt werden, muss gezeigt werden, und das wird die Visitenkarte sein, mit der wir auch in Zukunft arbeiten können. (Beifall bei der ÖVP.) Abgesehen davon, was die Betriebe selbst tun können und wollen, ist natürlich auch politisch ganz klar: Wir versuchen, Änderungen im Thema Rot-Weiß-Rot-Card herbeizuführen. Wir brauchen qualitativ hochwertigen Zuzug in den Arbeitsmarkt. Im Recruiting selbst versuchen wir, uns mit Lehrling-Speeddatings, mit Veranstaltungen, wo wir alle Ausbildungsunternehmen einladen, gemeinsam den Jugendlichen zu präsentieren. Wir haben erst vor einem Monat eine große Veranstaltung in Wien gehabt, wo alle Tourismusschulen Österreich- weit ihre AbsolventInnen geschickt haben, und dabei sind über 300 Gespräche mit den Betrieben geführt und tatsächlich Verträge geschlossen worden. Das sind alles Dinge, wo wir sagen, das ist der richtige Weg in die Zukunft, da müssen wir gemeinsam die Möglichkeiten ausloten und finden und natürlich auch selbst in die Ausbildung investieren. Sowohl der WKO-Campus, wo die neue Modul-Schule einziehen wird, als auch die GAFA überlegen sich neue Ausbildungswege, neue Richtlinien, um am Punkt der Zeit zu sein und damit am Arbeitsmarkt auch wirklich reüssieren zu können. Ganz wichtig im Tourismus ist natürlich das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch im Tourismus gilt: Wir haben zu viele Teilzeitbeschäftigte, wir müssen mehr in die Vollzeit kommen, und da ist auch jede Initiative, die das möglich macht - wie auch der Förder-Call des Tourismusministeriums, der die Vereinbarkeit von Tourismus und Familie gefördert hat -, eine ganz, ganz wichtige. Da müssen wir gemeinsam Schritte setzen, und natürlich die Abschaffung der Kommunalsteuer für Ausbildungsbetriebe, aber auch die Dienstgeberabgabe wären die richtigen Initiativen, die die Stadt setzen könnte, um dem Tourismus weiterzuhelfen, damit wir gemeinsam mit genug und den richtigen Mitarbeitern in die Zukunft gehen können. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und von GR Johann Arsenovic.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Mag. Taucher. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Gemeinderatsvorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hoch die Arbeit, Fachkräfteförderung in Wien, ist für uns in der Sozialdemokratie immer ein zentrales Thema. Unser Christian Meidlinger, WAFF-Vorsitzender und Younion-Vorsitzender, hat ja schon ein Feuerwerk an Zahlen und Daten berichtet, die einfach nicht wegzuwischen sind. Das sind Fakten, die dastehen. Da kann man herumdiskutieren, aber die sind da. Bevor ich dann auf meine Vorredner repliziere, möchte ich auch noch ein paar Fakten und Maßnahmen, die wir setzen, in die Debatte werfen. Wir bauen gerade das Lehrlingszentrum bei den Wiener Linien aus, als ökologisches Bauwerk, mit Recyclingbeton, mit Holzbauweise im 1. Stock, mit Erdwärmeheizung und mit Solarpaneelen am Dach, für 500 Lehrlinge in Mangelberufen. Die kriegen ganz sicher einen Job in Wien. Schienentechniker, Weichentechniker, Mechatroniker, Solarteure, all das werden wir brauchen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Und da ist die Sozialdemokratie immer vorne dabei, wenn es darum geht, in die Geschichte zu horchen, in die Zukunft zu schauen und in der Gegenwart zu handeln, um eine Zukunft zu erzeugen. Genau darum geht es uns mit diesen Maßnahmen. Wir haben auch den Digi-Winner zum Klima-Winner weiterentwickelt, ein Projekt, wo wir Menschen, die Weiterbildung in Klima-, in Green Jobs machen, mit bis zu 5.000 EUR fördern. Auch das ist beim WAFF angesiedelt. Wir machen den Ökobooster, gemeinsam mit der AK und dem AMS, wo es auch darum geht, die ersten 250 TeilnehmerInnen in Kooperation mit Praktikumsbetrieben zu fördern, die im Ökologie-, also im Green-Job-Bereich eine Ausbildung machen. All das sind Leuchttürme der Wiener Arbeitsmarktpolitik. Mich wundert es schon, wenn ich kurz replizieren darf: Da geht eine Partei heraus, die FPÖ, wenn man sie beim Namen nennen darf, die für die Fleißigen und Anständigen in diesem Land Politik machen möchte, und das Einzige, was ihr einfällt, ist, dass sie von 2015 traumatisiert sind, dass sie in einer Regierung mit Schwarz-Blau waren, und da auch nichts gemacht haben mit den Menschen. Ihr hättet die Leute, die zu uns gekommen sind, längst nach ihren Fähigkeiten screenen können, sie in arbeitsmarktpolitische Programme einbeziehen können, sodass wir heute Unterstützung am Arbeitsmarkt hätten. Nichts haben Sie gemacht, außer, dass Sie hier traumatisiert jammern, dass 2015 so schlimm war. Was haben Sie gemacht? - Sie waren in der Regierungsverantwortung. Sie haben Ihre Verantwortung mit einem Skandal weggeworfen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Nichts haben Sie zusammengebracht. (Zwischenrufe von StR Dominik Nepp, MA und GR Wolfgang Seidl.) Das ist die Politik der Anständigen, ja, traurig. So schaut es aus. Das Einzige (erheitert), was Ihnen einfällt: Über die Wien Energie zu reden und von wegen Spekulation. Auch hier haben Sie die Zeit verpasst, das ist längst aufgeklärt. Die ÖVP möchte den Untersuchungsausschuss schon auflösen, weil sie nichts findet, weil nichts da ist. Haben Sie das versäumt? - Das ist erledigt. Die Wien Energie hat im Kundengeschäft ein Minus gemacht, weil sie als Einzige, als stadteigenes Unternehmen dort unterstützt hat und andere haben sich aufgelöst, haben die Gewinne abgeschöpft, haben zugesperrt. Über 100 Energieanbieter haben in Wien zugesperrt. Wir sind als Stadt für die Menschen da, Schulter an Schulter. Sie brauchen mir nicht zu erzählen, was die Wiener und Wienerinnen beschäftigt. Das brauchen Sie mir nicht erzählen. (StR Dominik Nepp, MA: Da müssen sie ja selber lachen!) Wir sind jeden Tag draußen bei den Menschen. Ob das ein Wirtshaustisch ist, im Park, auf den Straßen bei Feierlichkeiten, bei NGOs, wir diskutieren das, nehmen das mit, hören zu, nehmen auf und setzen um. Sie aber reden den Menschen nach dem Maul. Sie hören nicht zu, was die Leute sagen und machen etwas daraus, sondern Sie verstärken, indem Sie das nachplappern, was Ihnen die Leute erzählen, und das dann noch skandalisieren. So macht man keine Politik. So bleibt man über, und so macht man auch keine Politik für die Zukunft. (Beifall bei der SPÖ. - StR Dominik Nepp, MA: Der Herr Babler wird es schon richten!) Das ist auch so etwas - die Herren Babler und Doskozil und Pamela Rendi- Wagner -: Wie schlecht muss es einer FPÖ gehen, dass sie sich um andere Parteien Sorgen macht? Kümmert euch um eure Partei! (Zwischenruf bei der FPÖ.) Eine 8-Personen-Partei hier im Gemeinderat macht sich Sorgen um eine Partei, die hier 46 Sitze hat. Traurig, wenn ihr als Partei der anständigen, rechtschaffenen und fleißigen Menschen keine anderen Themen habt. Also Prost Mahlzeit und gute Nacht, FPÖ! (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Ich muss jetzt nur kurz eine Protokollmaßnahme machen. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 24, des GRÜNEN Klubs im Rathaus 3 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen 12 schriftliche Anfragen eingelangt sind. Von den Gemeinderäten Maximilian Krauss, Berger, Guggenbichler, Irschik, Seidl und Mahdalik wurde eine Anfrage an den Herrn Bürgermeister betreffend "Dragqueens, genderneutrale Sprache, Trans-Pride-Zebrastreifen und weitere Maßnahmen für non-binäre Personen" gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsgemäßen Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen. Von den GemeinderätInnen Korosec, Gorlitzer, Greco, Holawatsch, Arnoldner, Klika wurde eine Anfrage an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport betreffend "Akuter Notstand im Wiener Gesundheitswesen" gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien drei Anträge und des Klubs der Wiener Freiheitlichen ein Antrag eingelangt. Den Fraktionen wurden die Anträge schriftlichen bekannt gegeben, die Zuweisung erfolgt wie beantragt. Die Anträge des Stadtsenates zu den Postnummern 6, 13, 17, 19 und 22 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlungen verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurden nach entsprechender Beratung die Postnummern 9 und 4 zum Scherpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: 9, 4, 3, 5, 7, 8, 10, 11, 12, 16, 18, 20, 21, 23, 14, 15, 1 und 2. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 9 und 4 der Tagesordnung - sie betreffen Förderungen an die Wiener Volkshochschulen GmbH und die Gemeinnützige Interface Wien GmbH - zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Hanke, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss. Ich erteile es ihm. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es war ein Stadtrechnungshofprüfbericht, der auf Verlangen unserer FPÖ-Fraktion vor einigen Jahren viele Missstände, die in den Volkshochschulen geherrscht haben und oftmals leider bis heute anhalten, aufgedeckt hat. Die ganze Konstruktion der Wiener Volkshochschulen - dass es einen Verein gibt, der nur zu 25 Prozent im Eigentum der Stadt Wien steht und zu 75 Prozent eigentlich mittelbar direkt der SPÖ gehört, nämlich den Verband der Wiener Volksbildung - ist ein Konstrukt, das nicht nur nicht mehr zeitgemäß ist, sondern das auch in der Vergangenheit oftmals von den NEOS kritisiert worden ist. Es enttäuscht mich, aber wundert mich leider nicht, dass, obwohl dieses Konstrukt veraltet, überholt und abzulehnen ist, es trotzdem so weitergeführt wird. Es wäre die Aufgabe des Transparenzstadtrates, da für Transparenz zu sorgen und nicht nur so betitelt zu werden, und diese Konstruktion endlich auf andere Beine zu stellen. (Beifall bei der FPÖ.) Denn jährlich bekommt diese mehr als hinterfragenswürdige Konstruktion, die eben zu 75 Prozent im SPÖ- Eigentum steht, mehr als 30 Millionen EUR an Steuergeldern. Dieses Jahr haben diese 30 Millionen EUR bis dato schon nicht ausgereicht, denn wir haben ja bereits vor einigen Wochen schon einmal 5 Millionen EUR nachschießen müssen, da 50 Jobs auf dem Spiel gestanden sind. Das zeigt, wie schlecht und wie falsch in diesem Verein gewirtschaftet wird, und dass man hier endlich umdenken müsste, aber genau das passiert nicht. Nein, genau zu diesen 30 Millionen EUR, die sie bereits erhalten, haben Sie schon einmal 5 Millionen EUR zugeschossen. Jetzt soll wieder Geld fließen, und das, obwohl nicht umgedacht wird, und das ist definitiv der falsche Weg. (Beifall bei der FPÖ.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Volkshochschulen sind massiv defizitär. Man erwartet alleine heuer ein Minus von 10 Millionen EUR. Die Personalkosten sind explodiert: Im Jahr 2008 lagen sie noch bei 24 Millionen EUR, jetzt beinahe eine Verdoppelung auf über 46 Millionen EUR. Man sieht, es gibt kein Einnahmenproblem, nein, es gibt ein Ausgabenproblem. Der Deckungsbeitrag bei den Kursen lag bei den VHS unter 50 Prozent und führte auch in den Jahren 2013 bis 2019 jedes Jahr zu einem negativen Abschluss. Eine angebliche Sanierung aus eigener Kraft, die versprochen und angekündigt wurde, hat es auch niemals gegeben. Im Gegenteil, viele Empfehlungen des Stadtrechnungshofes wurden missachtet, nicht umgesetzt, und in Wahrheit ist das bis heute genau der gleiche SPÖ-Vorfeldverein, der er auch noch vor wenigen Jahren war, und das gilt es abzustellen. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn man sich dann anschaut, was das Kursangebot ist, dann gibt es manche Dinge, die interessant klingen, die wahrscheinlich auch nicht schlecht ausgelastet sind. Es gibt aber dann auch viele Dinge, die natürlich erklären, warum bis zu 40 Prozent der geplanten Aktivitäten mangels Interesse in der Bevölkerung abgesagt werden müssen. Wenn es zum Beispiel einen Kurs "Genderneutrales Schreiben und Formulieren" gibt, wo sie den Leuten jetzt noch aufzwingen wollen und ihnen im Privatleben weiter erklären wollen, wie sie sprechen müssen, obwohl es allen Regeln der deutschen Sprache widerspricht, dann ist es klar, dass sich da niemand anmeldet und dass der Kurs abgesagt werden muss, weil die Leute so einen Blödsinn nicht wollen. Oder wenn sie "Herausforderungen für bikulturelle Paare" anbieten und quasi ins Wohnzimmer hineinregieren wollen und jetzt einem Türken vorschreiben wollen, wie er mit seiner vielleicht indischen Frau gemeinsam lebt und wie sie ihre Probleme lösen sollen ... (StR Peter Kraus, BSc: Das ist ein Angebot!) Nein, das soll auch kein Angebot sein. Wenn man ein Paar ist in Wien, dann ist das eine freiwillige Entscheidung, und dann müssen Sie den Leuten nicht erklären, wie sie sich im Wohnzimmer, im Schlafzimmer oder in der Küche zu verhalten haben. Solche Kurse braucht es einfach nicht. (Beifall bei der FPÖ.) Natürlich darf auch die geschlechtliche Vielfalt nicht fehlen, wo wieder einmal Transpropaganda betrieben wird, mit der wir uns ja auch heute noch auseinandersetzen müssen, und sie natürlich auch hier ein Angebot schaffen, für das es kein Interesse in der Bevölkerung gibt. Dass da am Ende sich niemand anmeldet, keine Kursbeiträge gezahlt werden, die Volkshochschulen defizitär sind, das liegt nicht nur an der wirtschaftlich falschen Führung, sondern das liegt auch an einer derart absurden Programmgestaltung. (GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch: Ist das die Dringliche?) Von Transpropaganda bis dahin, wie sich Paare im Wohnzimmer verhalten sollen, genderneutrales Schreiben: Meine sehr geehrten Damen und Herren, damit locken sie die Wiener definitiv nicht in die Volkshochschulen. Nein, so führen sie das Desaster nur weiter, denn dazu wird sich auch in Zukunft niemand anmelden. (Beifall bei der FPÖ.) Dieses versprochene Sanierungskonzept ist eben niemals eingetreten. Unser Stadtrechnungshofersuchen hat ergeben, dass Sie die Standorte verändern müssten, dass Sie weniger Zweigstellen bräuchten, dass Sie dafür sorgen sollten, dass es Kompetenzzentren gibt. Diese Zusammenlegungen aber gibt es nicht, diese Optimierungsmaßnahmen gibt es nicht, weil es natürlich auch schon seit Langem immer das Konzept des Bürgermeisters gewesen ist - der ja lange Hauptbeteiligter an den Wiener Volkshochschulen war -, da eine weitere SPÖ-Außenstelle in allen Wiener Bezirken zu betreiben. Alleine, das wäre definitiv nicht die Aufgabe der Volkshochschulen. Ich habe es zu Beginn gesagt, StR Wiederkehr müsste handeln. Er wäre ressortzuständig, und es wäre eigentlich auch nur logisch und stringent, wenn er das täte, denn es gibt eine Vielzahl an Zitaten aus der vergangenen Periode von NEOS-Politikern und -Politikerinnen, bis hin zu ihrer heutigen Bundesvorsitzenden Meinl-Reisinger, die 2018, also wirklich nicht lange her, hier im Haus noch davon gesprochen hat, dass dort Overhead-Kosten entstehen, die oftmals widersinnig sind, dass es Regulierungen gibt, dass es im Finanzierungsvertrag Unklarheiten gibt und dass hier ein Umdenken eingeleitet werden müsste. Dass Sie gar nicht auf unsere richtigen Forderungen aufspringen müssten, wenn Sie sagen, Sie machen partout nichts, was von der FPÖ kommt: Vielleicht könnten Sie einfach das umsetzen, was Ihre eigene Bundesvorsitzende 2018 gefordert hat. Dann wäre schon ein gutes Stück getan, und ich bitte Sie, zumindest darüber nachzudenken. (Beifall bei der FPÖ.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, man könnte noch viel weiter kritisieren, bis dahin, dass die angeblichen Staatskünstler auch quersubventioniert wurden, um politische Propaganda zu machen, über die Wiener Volkshochschulen, das Rabenhof-Feeling auf Steuerzahlerkosten, wo die linke Kulturschickeria hofiert wurde, viele, viele Dinge, die rein ideologisch geprägt waren und am Ende überhaupt nichts mit dem echten Auftrag der Volksbildung zu tun hatten. All das könnte man noch im Detail ausführen, all diese Kritikpunkte kennen Sie. Ich fordere Sie auf, endlich umzudenken. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Emmerling, ich erteile es ihr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie, aber vielleicht auch via Livestream! Es geht bei diesen Poststücken heute eigentlich ums Deutschlernen, und ich bin wirklich froh, dass wir das heute zur Schwerpunktdebatte erklärt haben, denn Deutschlernen ist wichtig. Deutschlernen ist der Schlüssel zur Integration, Deutschlernen und Bildung sind ein Integrationsmotor, und ich glaube, das ist etwas, worüber wir uns alle sehr, sehr einig sind. Trotzdem gibt es Unterschiede, aber dazu komme ich später. Dass Deutschlernen so wichtig ist, ist auf jeden Fall auch der Grund, warum wir in Wien so massiv darauf setzen, auf allen Ebenen, für alle Zielgruppen, für alle Altersgruppen, für alle Einwanderungsgruppen Deutschkurse anzubieten und diese auch sehr offensiv zu bewerben. Speziell wichtig ist das Deutschlernen, wenn man so früh wie möglich damit anfängt. Denn je früher Deutsch gelernt wird, desto eher gelingt eine geglückte Bildungslaufbahn, desto eher ist eine Berufslaufbahn erfolgreich und desto eher erfolgt auch die Integration in unsere Gesellschaft. Je früher wir ansetzen, desto effektiver gelingt es. Deswegen ist besonders der Kindergarten schon wichtig, und deswegen setzen wir da auch unseren Fokus. Wir erhöhen da auch laufend die Sprachförderkräfte, und mit dem Wiener Sommerlernen, also eigentlich dem Poststück, um das es hier heute auch geht, machen wir den nächsten Schritt und bieten ein breites Angebot für die Schülerinnen und Schüler. Da geht es um Bildungsgerechtigkeit, wie ich schon gesagt habe, um mehr Chancen in der Bildung für die spätere Berufslaufbahn, mehr Chancen in der Integration und das unabhängig davon, wo ein Kind herkommt, welche Herkunft oder auch welche Erstsprache es hat. Warum jetzt vor allem die Zielgruppe Schülerinnen und Schüler? - Wir haben durch die Entwicklungen der letzten Jahre, natürlich auch pandemiebedingt, die Zuwanderung vieler schulpflichtiger Kinder in unser Schulsystem. Durch Familiennachzug, aber auch durch den Ukraine-Krieg ist der Bedarf in den letzten Jahren besonders stark gestiegen. Kinder und Jugendliche, die im Pflichtschulalter bei uns ankommen und nach Wien einwandern, sind zuerst einmal SchülerInnen mit außerordentlichem Schulstatus, und da gilt es, diese so schnell wie möglich in das österreichische Schulsystem zu integrieren und einzugliedern. Diese Eingliederung und diese Integration ist ganz wesentlich, um eben die Integration zu fördern (Beifall bei den NEOS.), denn wir wollen natürlich aus diesen außerordentlichen Schülerinnen und Schülern ordentliche Schülerinnen und Schüler machen, die unsere Bildungslaufbahn, wie sie in Österreich vorgesehen ist, absolvieren und dann auch in eine geglückte Berufslaufbahn weitergehen können. Wir haben auf Bundesebene die Deutschförderklassen und es gibt auf vielen Ebenen vielfältige Angebote. In den Deutschförderklassen wird zwar auch Deutsch gelernt, aber junge Menschen werden in diesem System auch benachteiligt und ausgegrenzt, denn sie verharren viel zu lange in diesem Status der Außerordentlichkeit, und damit wird nachweislich eine rasche Integration verhindert, anstatt gefördert. (Beifall bei den NEOS. - Zwischenrufe von GR Stefan Berger.) Deswegen sind diese Sommerdeutschkurse der genau andere Ansatz, SchülerInnen speziell dabei zu unterstützen, schneller ins Regelsystem umzusteigen, und das in diesem Maße anzubieten. Die Kurse werden von Interface Wien gestaltet und durchgeführt, und sie sind freiwillig, wobei wir sie liebend gerne verpflichtend anbieten würden. Da komme ich auf einen Antrag der FPÖ, der darauf abzielt, dass eben verpflichtende Sommerdeutschkurs- Lernangebote durchgeführt werden, aber wir haben keine Handhabe, um eine Verpflichtung durchzusetzen. Verpflichtend bedeutet ja zwangsweise auch Sanktion bei Nichtbefolgen, ansonsten ist es eine Pseudoverpflichtung, die jedem auch egal sein kann. Wir haben aber keine Grundlage dafür, eine Sanktion einzuführen, wie man es zum Beispiel mit Geldstrafen - es sei dahingestellt, ob man das gut oder schlecht findet - beim Schulschwänzen gemacht hat. Da hat der Bund auch eine Rechtsgrundlage geschaffen, um das eben durchzuführen, und wir haben das beim Thema Sommerlernen in Deutschkursen nicht. Wenn die ÖVP-Wien dazu eine Idee hat - im Antrag habe ich es leider nicht gelesen -, dann sind wir dafür jedenfalls sehr, sehr offen. (Beifall bei den NEOS. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ihr wart selbst bei der Schulpflichtverpflichtung dagegen! Hier wollt ihr es?) Was gehört noch zur Initiative Sommerlernen? Neben den Sommerdeutschkursen durch Interface auch die Sommerlernstationen, und da geht es schon auch, aber nicht nur ums Deutschlernen. Es geht auch darum, jedem Kind die gleichen Chancen auf Bildung zu gewährleisten. Gleiche Chancen, egal, welche Herkunft, egal, welchen Bildungshintergrund die Eltern haben, egal, wo sie in ihrer Schullaufbahn gerade stehen, denn diese Sommerlernstationen werden in diesem Sommer eben auch für die Volksschulen zur Verfügung stehen, für die Mittelschulen und für die AHS-Unterstufe. Gerade für Kinder, deren Eltern es der finanzielle Background nicht erlaubt, dass sie zusätzlich gefördert werden, ist das ein ganz, ganz wichtiges Angebot. Es ist für die Schülerinnen und Schüler da, um vor allem in den Pflichtgegenständen Deutsch, Mathematik und Englisch ihren Aufholbedarf im Sommer abzuholen, und das Ganze auch kostenlos. Die Sommerlernstationen gibt es ja seit 2016, sie sind ein sehr offenes, niederschwelliges Angebot und werden auch heuer vom 24. Juli bis zum 31. August stattfinden, wobei für die SchülerInnen der Volksschule diesmal auch jeden Tag jeweils eine Stunde Deutsch und eine Stunde Mathematik geplant sind und dann verschiedene andere Fächer vor Ort noch gewählt werden können. Erstmals gibt es heuer auch ein Angebot in drei Freibädern in Wien - das finde ich besonders smart -, quasi ohne Zwang, auch ohne Anmeldung. Vom 18. Juli bis 11. August werden dort in pädagogisch-spielerischen Settings sprachliche und mathematische Kompetenzen gefördert, mit ausgebildeten LehrerInnen, mit Personen mit dem jeweiligen Fachwissen und den pädagogischen Kenntnissen. Für die Sommerlernstationen stehen den VolksschülerInnen 1.200 Plätze zur Verfügung, für SchülerInnen der Sekundarstufe 1 3.780 Plätze, und für diese Ferienstationen in den Wiener Bädern rechnet man noch einmal mit 1.500 bis 2.000 Kontakten. Ziel ist es also, im Sommer nicht nur gut Deutsch zu lernen, für jene, die es brauchen, Ziel ist es auch, allen Schülerinnen und Schülern, wie gesagt, egal, welchen finanziellen Background ihre Eltern auch haben, einen guten Start ins neue Schuljahr zu ermöglichen. Ich glaube, mit diesen Angeboten, mit diesem Wiener Sommerlernen, auch neben den Summer City Camps, schaffen wir ein sehr sinnvolles und umfangreiches Angebot in den Sommerferien, das über ganz Österreich gesehen sicher seinesgleichen sucht. Ich bin wirklich stolz, dass wir das in dieser Qualität, aber auch Quantität auf den Weg bringen, um möglichst viele Kinder zu erreichen, dass wir die Chancengleichheit der Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrem Background erhöhen können und die Barrieren beim Zugang zur Bildung auch abbauen. Nachdem vor allem Deutschlernen uns allen hier ein Anliegen ist - ich habe schon gesagt, die Zugänge sind teilweise anders - ist jedes Angebot ein wichtiges und berechtigtes Angebot, und deswegen hoffe ich sehr auf Ihre Zustimmung. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Stadler, ich erteile es ihm. GR Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Vielen Dank, sehr geehrter Herr Vorsitzender! Lieber Herr Vizebürgermeister! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Meine Kollegin Jennifer Kickert wird nachher noch allgemeiner über die Lage zu den Volkshochschulen sprechen. Ich möchte kurz auf die zwei vorliegenden Akte und auf den Schwerpunkt heute eingehen. Zum ersten haben wir die Interface-Sommerdeutschkurse, wie Kollegin Emmerling schon ausgeführt hat, denen werden wir natürlich zustimmen. Wir finden, das ist eine sinnvolle Sache, die vor allem die Kids einen Schritt näher dazu bringt, die deutsche Sprache zu lernen, um dann auch in der Schule besser mitkommen zu können. Auch da sind ein paar Kosten relativ hoch, aber in der Sache finden wir das gut und daher werden wir dem auf jeden Fall zustimmen. Der zweite Punkt, der heute hier ein Schwerpunkt ist, sind die Sommerlernstationen, und da wird es nicht weiter verwundern, dass wir dem, wie auch schon letztes Jahr, nicht zustimmen werden. Ich möchte kurz darlegen, warum dem so ist. Erstens wird da viel zu viel Geld in die Hand genommen und viel zu viel Geld in einer Sache gebunden, das man unserer Meinung woanders besser verwenden könnte. Es gibt heuer 19 Standorte für diese Sommerlernstationen mit knapp einer halben Million Euro an Kosten. Letztes Jahr gab es 18 Standorte, also nur 1 Standort weniger, und es waren 380.000 EUR an Kosten. Das ist eine enorme Kostensteigerung, die unserer Meinung nach nicht nur durch die Inflation und durch die Teuerung zu erklären ist, obwohl es heuer nur einen einzigen Standort mehr gibt. Wir sehen dieses Geld dort nicht richtig angelegt. Wir glauben, es wäre besser, wenn man dieses Geld direkt den Schulen zur Verfügung stellt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Der zweite Grund, weshalb wir dieser Förderung der Sommerlernstationen nicht zustimmen, sind die schon angesprochenen Overhead-Kosten oder vermeintliche Quersubventionierungen. Es gibt bei all diesen Sommerlernstationenstandorten auch sogenannte Standortbetreuungen oder auch Leute, die nicht wirklich unterrichten und mit den Kids arbeiten, sondern vor Ort sind. Diese Personen sind den Overhead-Kosten zuzurechnen und erhöhen die Gesamtkosten enorm, und sie sind unserer Meinung nach nicht wirklich an allen Standorten und nicht wirklich zu allen Zeitpunkten unbedingt notwendig. Der dritte Punkt, weshalb wir den Sommerstationen auch heuer wieder nicht zustimmen, ist die unserer Meinung nach nicht wirklich nachgewiesene Wirkung. Kollegin Emmerling hat zuvor gemeint, es geht darum, Lerndefizite aufzuholen oder sich auch irgendwie auf das kommende Schuljahr vorzubereiten. Es gibt, glaube ich, auch international keine einzige Studie, die belegt, dass solche Kurse, die freiwillig im Sommer sind und die keine Verknüpfung zu einer Schule oder zum Unterricht an der Schule haben, auch nur irgendeine Wirkung bei der Leistung in der Schule haben. Wir glauben also nicht daran, dass es hier tatsächlich darum gehen kann, Bildungschancen und Bildungsgerechtigkeit zu verbessern. Wenn man das schon behauptet, dann müsste man endlich einmal eine Studie oder auch eine Evaluierung dieser Sommerlernstationen an der VHS tätigen, um endlich einmal zu schauen, ob das den Kids, die dort hingehen, wirklich etwas im kommenden Schuljahr bringt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wir haben die Kritik schon öfter angebracht, die Kritik kommt auch nicht nur von uns: Der Herr Vizebürgermeister hat damals noch als Oppositionspolitiker auch eine sehr ähnliche Kritik angebracht. Ich darf ganz kurz Christoph Wiederkehr zitieren: "Gratisnachhilfe ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Gratisnachhilfe ist ein Notfallpflaster für ein marodes Bildungssystem an den Wiener Pflichtschulen." Christoph Wiederkehr sagt weiter: "Es braucht individuelle Förderungen an den Schulen, keine Quersubventionierungen für die maroden Volkshochschulen." Herr Vizebürgermeister, ich kann Ihnen als Oppositionspolitiker nur absolut zustimmen. Sie waren als NEOS, als Opposition immer gegen diese Förderung, immer gegen diese quasi Quersubventionierungen der - Zitat von Ihnen - "maroden Volkshochschulen". Es ist für uns völlig unverständlich, warum Sie das in Regierungsbeteiligung, in Ihrem eigenen Ressort - wenn Sie jetzt sagen, wir haben es jetzt auch nicht gemacht, es ist Ihr Ressort, Sie könnten dort die Förderungen jetzt kürzen oder zumindest auf neue Beine stellen -, wenn Sie immer dagegen waren, jetzt auch noch ausbauen. Wir stimmen daher dagegen. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN. - VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Und ihr habt das auch ...) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Zierfuß. Ich erteile es ihm. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Zu den Sommerlernstationen hat Kollege Stadler von den GRÜNEN jetzt gerade sehr viel Richtiges gesagt. Auch wir sind sehr überrascht darüber, dass da ein massiver Sinneswandel der NEOS stattgefunden hat, von vor der Regierungszeit hin zur jetzigen Regierungsbeteiligung, wo man ja sogar zuständig ist für die Volkshochschulen, aber dennoch nichts an einem Konstrukt verändert hat, das man jahrelang kritisiert hat, jahrelang dagegen gestimmt hat. Ich bin gespannt, Herr Stadtrat, Sie haben uns in einer Anfragebeantwortung gesagt, dass Sie dann Ende Mai die Evaluationsergebnisse zum Restrukturierungsprozess bei den Volkshochschulen haben. Also ich gehe davon aus, dass ich dann im nächsten Ausschuss das letzte Mal nachfragen werde (Heiterkeit bei VBgm Christoph Wiederkehr, MA.), was die Ergebnisse der Evaluation sind, und Sie dann im Juni dann hoffentlich auch im Ausschuss berichten werden, was das ergibt. Wir sind nämlich sehr gespannt, ob die Volkshochschulen auch wieder zu einer funktionieren Organisation werden, die auch wirtschaftlich arbeiten kann. Es ist vollkommen klar, dass Erwachsenenbildung Geld kostet. Das ist auch richtig und gut so, aber eben nicht um jeden Preis, um Konstrukte aufrechtzuerhalten, die einfach ineffizient sind. Wenn wir jetzt zu einem Thema kommen, das Kollegin Emmerling von den NEOS vorhin richtigerweise angesprochen hat - Deutschförderung, wo in etwa gefallen ist, ich hoffe, ich zitiere sie hier richtig: "Je früher die Kinder Deutsch lernen, desto besser wirkt das." -, dann muss ich sagen, das ist gewissermaßen ein Sinneswandel zu dem, was die NEOS tatsächlich in der Regierungsbeteiligung machen. Wir haben sehr viele Anfragebeantwortungen bekommen, wie denn die Deutschförderung in den Kindergärten funktioniert, und um das jetzt vielleicht auch noch ein bisschen näher zu umreißen: Frau Kollegin Emmerling, ich stimme Ihnen hier zu, im Kindergarten müsste man mehr machen. Und vielleicht, um auch Kollegen Stadler einzubauen: Es wäre auch sinnvoll, dort real mehr Geld in die Deutschförderung zu investieren, nicht mit Deutschförderkräften, die sich dann gar nicht erhöht haben in der Regierungsbeteiligung. Wir sehen sehr deutlich, dass in den Kindergärten in Wien Deutschförderung nicht funktioniert. Bei den 4- Jährigen, bei denen ein Sprachförderbedarf festgestellt wird, verbessert sich innerhalb eines Jahres 1 von 10 Kindern. Also 9 von 10 Kindern sitzen 1 Jahr im Kindergarten drinnen und lernen trotzdem nicht Deutsch. Bei den 5-Jährigen schaut es auch nicht viel besser aus, dort sind es dann 2,5 von 10 Kindern, die sich verbessern. Also man kann summa summarum sagen: Von den 14.000 Kindern, die im Kindergarten Deutschförderbedarf haben, verbessern sich im Rahmen ihrer Kindergartenlaufzeit 2 Drittel der Kinder überhaupt nicht. Die gehen nachher als außerordentliche Schüler in die Schule hinein, und dann kann man natürlich solche Projekte wie die Sommerlernstationen drüberlegen, aber die Wurzel des Problems ist natürlich die gescheiterte Deutschförderung in den Wiener Kindergärten, und deswegen erwarten wir uns da eine deutliche Verbesserung von dieser Stadtregierung. (Beifall bei der ÖVP.) Die Sommerlernstationen als Angebot sind gut. Ich habe, ähnlich wie Kollege Stadler, auch Zitate aus der Vergangenheit mitgebracht. Herr Stadtrat, eines von Ihnen, Sie haben das in einem "profil"-Gastbeitrag am 9.7.2022 gebracht: "Viele Kinder werden von freiwilligen Angeboten wie der Sommerschule erreicht, manche jedoch nicht. Im Sinne der Chancen dieser Kinder muss es verpflichtende Sommerkurse für Schülerinnen und Schüler geben, die sonst den Aufstieg auf Grund einer negativen Benotung nicht schaffen würden. Die Vergangenheit hat oft gezeigt, dass bedauerlicherweise gerade Schülerinnern und Schüler, die besonders von zusätzlichen Unterstützungsangeboten profitieren würden, diese nicht in Anspruch nehmen." Sie haben vollkommen recht, Herr Stadtrat, es bräuchte verpflichtende Maßnahmen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Hast du mir nicht zugehört?) Nur, das, was Sie in Regierungstätigkeit machen, sind freiwillige Angebote, die gut sind, aber eben da entsprechend nichts machen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Hast du mir nicht zugehört?) Ich komme noch drauf zurück, Frau Kollegin Emmerling, lassen Sie mir noch ein bisschen Zeit. Davor möchte ich vielleicht auch noch Ihre Parteivorsitzende Beate Meinl-Reisinger zitieren, die am 19.3.2023 gesagt hat: "Verpflichtende Förderstunden am Nachmittag habe ich schon als NEOS-Wien-Chefin vorgeschlagen. Das ist nicht Härte, sondern Hilfe. Wenn Kinder nicht genug Deutsch können, um dem Unterricht folgen zu können, dann braucht es verpflichtende Förderangebote, weil es reine Augenauswischerei ist, zu sagen, das wird schon irgendwie integrativ gehen, wenn ein derart hoher Anteil von Kindern betroffen ist." (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Wir wollen das ja eh!) Ja, der Anteil der Kinder, die betroffen sind in Wien, die Deutschförderung bräuchten, ist in der Tat sehr hoch. Wenn in der 1. Klasse Volksschule jedes 4. Kind in einer Deutschförderklasse, im Deutschförderkurs sein muss, wenn man da sagt, dass die nicht funktionieren - darüber streiten wir auch sehr häufig - : Wir wissen aus den Zahlen ganz genau, dass über 80 Prozent der Kinder nicht länger als 1 Jahr in einer Deutschförderklasse sind. Also wenn man das mit den Zahlen im Kindergarten vergleicht, die ich vorher genannt habe, ist vollkommen klar, dass Deutschförderklassen im Verhältnis zur Deutschförderung in den Kindergärten massiv gut funktioniert. Natürlich gibt es da Ausbaupotenziale, aber ich würde mich freuen, wenn die Stadt solche Programme auch unterstützt und nicht einfach nur dagegen arbeitet. Lustigerweise könnte man auch da wieder Meinl-Reisinger zitieren. Ich glaube, ich habe es sogar am Handy, wenn ich schnell nachschaue. (Der Redner wischt auf seinem Smartphone.) Wenn Sie immer sagen, das ist ja schlecht, wenn Deutschförderklassen nicht integrativ stattfinden, sondern wirklich auch gesondert da sind, dann sagt Ihre Parteivorsitzende zum "Standard": "In einigen Schulen spricht vieles für Extraklassen. Die entscheidende Frage ist aber nicht, ob, sondern wie das organisiert wird. Wenn aber der Großteil kein Deutsch spricht oder nur auf einem geringen Niveau, ist der integrative Unterricht schwierig." (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Schulautonomie!) Bei den Zahlen, die wir in Wien haben, kann man natürlich darüber streiten, ob das in Vorarlberg oder in Salzburg am Land anders funktionieren könnte, aber hier in der Stadt, wo wir 58,5 Prozent andere Umgangssprachen als Deutsch haben, wo wir 7.000 Kinder allein in der 1. Klasse Volksschule haben, die nicht ausreichend Deutsch können, um den Regelunterricht folgen zu können, ist natürlich die Deutschförderklasse das Mittel der Wahl. (Beifall bei der ÖVP.) Frau Kollegin Emmerling, Sie haben mich gefragt, ob ich nicht zugehört habe. Ich habe sehr wohl zugehört, auch da drüben, ich hab' auch mitgeschrieben. Wenn Sie sagen, dass dieses Wiener Problem - es ist nicht zu bestreiten, dass wir in Wien ein deutlich größeres Problem haben als in den anderen Bundesländern - auch in Wien Lösungen braucht. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Die Verpflichtung!) - Die Verpflichtung, natürlich! Wenn Sie jetzt hier gerade gesagt haben, dass man da ja eine Grundlage schaffen kann, Sie sind gespannt auf Ideen von der Volkspartei, dann nehme ich das de facto als Einladung wahr, dass wir uns dann überfraktionell zusammensetzen, NEOS und ÖVP, und uns gemeinsam überlegen, wie wir hier in einem Landesgesetz auch Maßnahmen festschreiben können, dass wir Verpflichtungen in Wien einführen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Ja, gern!) Ich würde mich sehr freuen, wenn die Einladung folgt, wir entsprechend einen Termin abhalten und uns überlegen, wie man das in Wien machen kann. Wenn man auf Bundesebene dazu ergänzend etwas machen kann, so sind wir als Wiener Volkspartei auch sehr gerne dazu bereit zu unterstützen. Ich glaube aber, dass in Wien die Herausforderungen am größten sind, wo die überwiegend meisten Kinder mit Deutschproblemen zu Hause sind, und dass wir etwas machen können. Ich freue mich auf die Einladung zu diesem Termin, und dann können wir uns auch gemeinsam überlegen, was wir in Wien machen können. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berger-Krotsch. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Liebe KollegInnen und liebe ZuseherInnen auf der Galerie und via Livestream! Es freut mich sehr, dass wir heute hier in der Debatte gemeinsam wieder einen Bildungsschwerpunkt setzen, denn Bildung und Bildungsgerechtigkeit sind uns in der Stadt Wien seit jeher ein großes Anliegen. Ich möchte dabei nicht so sehr in die Vergangenheit blicken wie Kollege Stadler oder Kollege Zierfuß, sondern mit euch, mit Ihnen gemeinsam eher in die Zukunft blicken. Was wir heute auf der Tagesordnung zur Beschlussfassung vorliegen haben, sind, neben den wunderbaren Freizeitangeboten - Kollegin Emmerling hat es heute schon erwähnt, die Summer City Camps, da haben wir, glaube ich, einen guten Anmeldestart hingelegt, wozu ich der BiM recht herzlich gratulieren möchte - eben jetzt die Lernangebote - das Wiener Sommerlernen, wie wir es titulieren. Es sind zwei Angebote, mit denen wir auch wirklich in die Zukunft blicken, weiter ausbauen, um mehr Kindern wunderbare Angebote zur Verfügung zu stellen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Chancengleichheit der SchülerInnen unabhängig vom sozialen oder finanziellen Background der Eltern zu erhöhen sowie die Barrieren zum Zugang zur Bildung abzubauen. Das sage ich sehr bewusst an dieser Stelle, weil ich dann weiters auch noch zu einem anderen Punkt in der Debatte, wie heute auch schon erwähnt, kommen möchte. Wir haben uns also gemeinsam die Frage gestellt, auch unterstützt vom W.I.R., vom Wiener Integrationsrat, wie wir wollen, dass Kinder besser Deutsch können und wie das besser sein kann, dass sie sprachlich bestmöglich gefördert werden. Denn ja - Maxi Krauss hat mir das heute in der Debatte ein bisschen zu wenig ausgeführt, wir debattieren da sonst eigentlich viel vehementer und viel intensiver -: Bildung und Sprache sind die Schlüssel zur Integration. Deshalb - Kollegin Emmerling hat es auch schon erwähnt - werden wir an verschiedenen Schulstandorten in den Bezirken im Juli und August zweiwöchige kostenlose Deutschkurse für Volksschul- und Mittelschulkinder anbieten. Ich glaube schon, dass wir uns mit diesen Angeboten wieder sehr vehement ein Stück mehr gegen das ungerechte Bildungssystem, das heute auch schon gefallen ist, in Österreich stemmen können. Für 8.000 Pflichtschülerinnen und Pflichtschüler gibt es eben diese kostenlosen Lernförderangebote mit dem Schwerpunkt Deutsch. Ich hoffe, Sie haben die Akten eingehend studiert. Mit Interface und der Volkshochschule haben wir wirklich zwei wunderbare PartnerInnen, die, wie zum Beispiel Interface und die Bildungsdirektion, jetzt gemeinsam planen. Die Wiener Sommerdeutschkurse liegen heute zur Beschlussfassung vor, schon eingehend erwähnt von meiner Kollegin von den NEOS, spezifisch angeboten eben für außerordentliche PflichtschülerInnen. Wir haben da Förderung und Vertiefung in der deutschen Sprache, die total wichtig ist, nämlich auch Alphabetisierungskurse, die wir in diesem Zuge anbieten. Wir haben, das sei nur kurz erwähnt, 3 Starttermine. Es werden jeweils 2 Wochen angeboten und Gruppen von maximal 16 SchülerInnen, die da gemeinsam lernen. Die Inhalte sind pädagogisch auf die Altersgruppe abgestimmt und Ausflüge und Exkursionen runden das Angebot der Sommerdeutschkurse ab. Was ich eingangs mit dem anderen Punkt gemeint habe, auf den ich in dieser ganzen Debatte betreffend Deutschförderung und Deutschlernen unserer Kinder in dieser Stadt zu sprechen kommen möchte, sind die Deutschförderklassen. Bettina Emmerling, du hast es richtig gesagt, sie verweilen viel zu lange in diesen starren Klassen, sie werden ausgegrenzt, sie werden benachteiligt. Wir wissen, dass Eltern klagen, dass sie meinen, dass ihre Kinder von gleichaltrigen Sprachvorbildern abgetrennt werden, dass sie eben keinen Kontakt mehr haben. Wir wissen auch, dass Kinder befürchten, in ihrer sozialen Entwicklung hintan zu bleiben, und dass das fachliche Lernen generell auf der Strecke bleibt. Wenn wir von Wirkung der Maßnahmen, die wir in Wien anbieten, sprechen, dann möchte ich auch, dass wir über die Wirkung der Deutschförderklassen sprechen, Kollege Stadler. 21 bis 55 Prozent der Schulkinder haben demnach die sprachbezogenen Ziele mit den Deutschförderklassen nicht erreicht. Wir haben also ein starres Konstrukt, wozu uns ja auch 90 Prozent der Pädagoginnen und Pädagogen und Schulleitungen rückgemeldet haben, dass es da unbedingt einer Weiterentwicklung und einer Verbesserung bedarf. Es wurde vom Minister und dem Regierungsteam die eigens in Auftrag gegebene Studie sehr sträflich behandelt, alleinig Sibylle Hamann habe ich gefunden, die sich da zu Wort gemeldet und gemeint hat, dass diese Begleitstudie eigentlich sehr konstruktiv und praxisnahe wäre und dass man sich eigentlich herzlich hätte bedanken sollen und man das sofort umsetzen könnte. Ich denke also, liebe Koalitionspartner im Bund: Macht da etwas! Wir haben heute weiters die Sommerlernstationen, die seit 2016 von den Wiener Volkshochschulen angeboten werden, was mir total wichtig ist zu sagen, auch zur Beschlussfassung, und wollen sie um die VolksschülerInnen erweitern. Wir haben schon im Ausschuss darüber gesprochen, Felix hat die Punkte mit den verschiedenen Kosten schon angesprochen. Wir haben das Angebot um die Volksschulen, um die Volksschulkinder erweitert, also auch da mehr Mitteleinsatz, um eben VolksschülerInnen mitzunehmen. Was mir dabei auch besonders wichtig ist, ist dieses spielerische Setting in den Sommerlernstationen - auch schon erwähnt heute. Das ist für mich das Schöne, dass es da ein spielerisches Setting gibt, also auch wunderbare Methoden zum Einsatz kommen. Die Lernspiele arbeiten also in verschiedenen Sozialformen. Wir haben Fragen entwickelnde Lehr- und Lerngespräche, also ein wirklich schönes, rundes Programm an Methoden, die da mit den SchülerInnen zur Anwendung kommen. Was mir auch total wichtig zu erwähnen ist, ist, dass wir mit dieser kostenlosen Lernhilfe der VHS einerseits gerade in Zeiten einer hohen Inflation, der Teuerung Eltern entlasten, aber andererseits auch den Kindern die Möglichkeit bieten, nicht ein so starres Lernen während der Sommerferien zu haben. Da möchte ich auch die Ferienlernstationen erwähnen, die in den Strandbädern Gänsehäufel, Kongressbad und Laaerbergbad zum Einsatz kommen. Da hat man das Lernangebot und dann, wenn der Kopf raucht und es zu heiß ist, springt man ins kühle Nass und kann sich abkühlen und dann wieder lernen. Mit diesem Angebot werden jenen Kids schöne Ferien ermöglicht, deren Eltern den Kindern solche Ferien sonst vielleicht nicht bieten können. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Das Angebot steht übrigens allen BadebesucherInnen offen, die sich in diese Freibäder begeben, jeder kann dieses niederschwellige spaßige Lernen eben auch nutzen. Wir sind gemeinsam der Überzeugung, dass ein Lernen während der Ferien sinnvoll ist, denn gerade nach der widrigen Zeit der Pandemie und Corona ist vieles liegen geblieben, auch im Schulalltag, bei den Kindern beim Lernen. Es ist wichtig, die Schülerinnen und Schüler hier in Wien in Zeiten des Sommers beim Aufholen des Lernstoffs zu unterstützen. Mit diesen beiden Programmen haben wir wirklich wunderbare Programme auf der Tagesordnung. Wir sind wirklich überzeugt, dass wir mit diesen Programmen jene Kinder erreichen, die es brauchen. Wie kommt man jetzt zu den Angeboten? Das möchte ich auch noch kurz erwähnen, nämlich: Wie erfahren Eltern und Kinder von diesen Angeboten? - Einerseits nimmt die Bildungsdirektion Kontakt mit den Eltern auf und informiert sie mittels mehrsprachiger Broschüren, andererseits gibt es auch mobile Teams vor Ort, die über die Angebote informieren. Wir haben zwei zugehörige Web-Seiten, die man auch anschauen kann. Ich bitte, diese auch weiter zu bewerben. Es geht ja bald, ab 2. Mai, mit der Anmeldung los. Wir haben mit "www.wienersommerdeutschkurse.at" und "vhs.at/sommerlernstationen" die beiden zugehörigen Web-Seiten, wo alle Informationen und Anmeldungen möglich sind. Abschließend gesagt: In Wien ist uns jedes Kind wertvoll, es soll unabhängig vom Geldbörsel der Eltern zur Chancengerechtigkeit kommen, gute Bildung bekommen. Deshalb schaffen wir jetzt mit niederschwelligen Angeboten zusätzliche Angebote, neben den heute schon erwähnten kostenfreien, beitragsfreien Kindergärten, den kostenfreien Ganztagsschulen, den wunderbaren Summer City Camps, die bald in die zweite Anmeldemodalität starten, nämlich am 4. Mai. Unser Animo ist, Bildung breit und niederschwellig und kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Sparsam lernen, ein positiver Schulerfolg, das ist das, wofür wir kämpfen, wofür wir einstehen. Diese beiden Programme sollen dafür einzahlen und genau darum soll es gehen, die Kinder zu unterstützen. Deshalb bitte ich um breite Zustimmung zu den beiden Poststücken. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Berger. Sie sind am Wort. GR Stefan Berger (FPÖ): Danke schön, Frau Vorsitzende. Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Sitzungssaal und zu Hause vor den Bildschirmen! Ich habe meinen Vorrednerinnen und -rednern sehr genau zugehört, und ich habe durchaus relativ Erstaunliches immer wieder mitnotiert. Die unmittelbare Vorrednerin hat jetzt gleich einmal den Sitzungssaal verlassen, wie ich das wahrnehme. (GRin Mag. Nina Abrahamczik: Sie holt sich Wasser. - GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch steht hinter den Sitzreihen mit einem Glas Wasser in der Hand.) - Nein, sie steht da hinten, muss sich kurz stärken, keine Frage. Sie haben gesagt, man soll nicht in die Vergangenheit sehen, sondern in die Zukunft blicken. - Nein, meine Frau Kollegin, diese Herangehensweise haben wir nicht. Wir sind schon der Meinung, dass man schauen sollte, wo man finanzielle Mittel investiert, ob mit den finanziellen Mitteln, die man da investiert, auch Erfolg oder Wirkung erzielt wird. Daher ist es meines und unseres Erachtens unumgänglich, sich auch mit der Frage zu befassen, ob all diese Fördermaßnahmen, die die Stadt Wien in Höhe von zig Millionen in diverse Vereine, in die Volkshochschulen, in parteinahe Organisationen der SPÖ, und so weiter, und so fort investiert, tatsächlich auch die Erfolge haben, die Sie uns jedes Jahr aufs Neue hier so großspurig versuchen weiszumachen. Wenn man sich anschaut, wie viele Kinder in Wien am Ende des Pflichtschulalters nach Absolvierung der 9. Schulstufe nicht ausreichend Deutsch können, dann bin ich schon der Meinung, dass Sie all diese Ziele, die Sie sich hier in der Vergangenheit gesetzt haben, nicht erreicht haben. Sie haben, mittlerweile schon über Jahre und Jahrzehnte hindurch, in diesem Haus immer versucht, uns weiszumachen, wie wichtig nicht alle Maßnahmen seien, die Sie so ergreifen. Hier haben wir es de facto schwarz auf weiß, dass diese Maßnahmen nicht so greifen, wie Sie immer versuchen, uns weiszumachen. Sie behaupten weiters, insbesondere heute, mit den gegenständlichen Förderanträgen wird das Aufholen des Lernstoffs gelingen. Ich hätte jetzt gerne einmal schwarz auf weiß den Beweis dieser Behauptung, dass Sie das auch entsprechend bestätigen beziehungsweise dass wir alle hier diese Kenntnis auch erlangen können. Sie stellen ja immer irgendwelche Phrasen in den Raum und bleiben aber einen Beweis schuldig. Insbesondere von den NEOS, aber auch von der SPÖ werden immer wieder die Begriffe der Chancengerechtigkeit und der Chancengleichheit in Wien strapaziert. Ich glaube, in keiner anderen österreichischen Stadt ist die Chancenungleichheit im Bildungssystem so groß wie in Wien. Wer in einem Bezirk mit entsprechend hohem Migrationsanteil wohnt und sich keine Privatschule leisten kann, sondern dazu gezwungen ist, dass sein Kind in eine öffentliche Schule gehen muss, auch wenn es von der Muttersprache her Deutsch kann, kennt das. Kein anderes Kind in Österreich ist von Grund auf so benachteiligt wie ein solches Kind in Wien, insofern ist diese Chancengerechtigkeit und Chancengleichheit einfach nur ein Märchen. Die Frau Klubobfrau von den NEOS hat kein einziges Wort zu den Kritikpunkten ihres Vorredners, des freiheitlichen Klubobmanns, verloren, der entsprechend ausführlich - das macht man auch in einer Schwerpunktdiskussion - sich auch noch einmal die Volkshochschulen zur Brust genommen und hier auch ausführlich aus dem Rechnungshofbericht zitiert hat. Ja, das ist mehr oder weniger schon ein sehr eindeutiges Urteil, das man mittlerweile über eine einzige Transparenzpartei fällen kann - Herr Stadtrat und Vizebürgermeister Wiederkehr ist diesen Beweis ja de facto auch in der Untersuchungskommission angetreten. Beim Thema Transparenz hoffen die NEOS mittlerweile überhaupt, dass das gar nicht mehr aufs Tapet oder auf die Tagesordnung gebracht wird. Der Herr Stadtrat und Vizebürgermeister interessiert sich offenbar eineinhalb Monate nicht dafür, dass der Bürgermeister 2 Mal 700 Millionen EUR gewährt. Da fragt man nicht einmal nach, da gibt es keinerlei persönlichen Austausch. Offensichtlich ist es auch bei den Volkshochschulen beziehungsweise in Ihrem Ressort so, dass da jedes Jahr und mehrfach in einem Jahr immer die Goldschatulle sozusagen für die Volkshochschulen geöffnet werden soll, aber all die Reformvorschläge, die insbesondere seitens des Rechnungshofes eingefordert werden, bleibt man bis dato schuldig. Jetzt irgendwann einmal im Mai sollte es so weit sein, dass irgendein Restrukturierungsprogramm oder ein entsprechendes Maßnahmenprogramm auf den Tisch gelegt wird - ich bin tatsächlich schon gespannt, ob es überhaupt dazu kommen wird. Wo ich auch sehr interessiert zugehört habe, war beim Thema Deutschlernen. Die Rednerin der NEOS beklagt hier heraußen, dass man keine Möglichkeit einer Verpflichtung zum Deutschlernen hat, und gleichzeitig beklagt sie aber, wenn dort, wo die FPÖ dann in einer Regierung tätig ist, im Regierungsübereinkommen steht, dass Deutsch als Schul- und Pausensprache verpflichtend sein soll. Dort, wo man die entsprechenden Möglichkeiten hat, kritisieren Sie diese, aber dort, wo es sie offensichtlich nicht gibt, da beklagen Sie, dass es keine Verpflichtung gibt. Offenbar ist auch Ihre Klubobfrau im Nationalrat dieser Meinung, da sie bedauert, dass es hier keine Verpflichtungen gibt. Das ist halt alles mehr oder weniger ein bissel unschlüssig, das ist keine gerade Linie. Da frage ich mich, wie jetzt tatsächlich Ihre Linie dazu ist. Beim Deutschlernen sehen wir auch, dass die Angebote in Wien von jenen, die tatsächlich auch Bedarf haben, offensichtlich nicht abgerufen werden. Es gibt auch diese jährlichen Sprachgutscheine, die immer wieder zur Verfügung gestellt werden, aber auch diese werden nicht zu 100 Prozent von jenen abgeholt, die tatsächlich Bedarf hätten. Wir sehen, dass tatsächlich immer weniger diese Deutschzertifikate dann auch entsprechend positiv abschließen. Was ich auch überhaupt nicht nachvollziehen kann: Sie kritisieren diese Deutschförderklassen als Ausgrenzung und dass das so stigmatisierend sein soll. - Nein, das sehen wir mit Sicherheit nicht so, dass eine Deutschförderklasse in der Schule diskriminierend sein soll, aber der Deutschkurs in den Sommerferien nicht diskriminierend sein soll. Auch da haben Sie, meine Damen und Herren, keine eindeutige beziehungsweise keine konsequente Linie. Was wir uns oder ich persönlich mir von Ihnen sehr wünschen würde, ist, dass Sie diese Deutschverpflichtung als Schul- und Pausensprache auch in Wien mit auf Schiene bringen beziehungsweise als Verpflichtung umsetzen. Einen positiven Aspekt muss ich Ihnen heute durchaus zugestehen - vielleicht war es auch einfach, dass aus unserem Antrag zitiert wurde -: In der Aktuellen Stunde ist tatsächlich jetzt im Jahr 2023 ein NEOS-Redner draufgekommen, dass eine akademische Ausbildung nicht zwingend erfolgversprechend sein muss, sowohl in karrieretechnischer, arbeitsmarkttechnischer, aber auch in monetärer Hinsicht. Diese Sichtweise haben wir Freiheitliche schon sehr, sehr lange. Wir haben in der Vergangenheit auch schon dementsprechende Anträge dazu gestellt - diese sind leider Gottes hier im Hause sehr selten unterstützt worden, aber leider Gottes auch im Nationalrat nicht. Wir haben diesbezüglich beispielsweise bereits im Jahr 2012 und dann auch wieder im Jahr 2020 Initiativen gestartet, nämlich die Abschaffung von Prüfungs- und Kursgebühren für Meister- und Befähigungsprüfungen. Wir haben für heute zu diesem Tagesordnungspunkt auch einen Antrag vorbereitet, wobei wir hoffen, dass das auch von Seiten der Regierungsfraktionen unterstützt wird. Die SPÖ hat ja heute auch den bevorstehenden Tag der Arbeit großartig zelebriert, schauen wir, ob sie das unterstützt. Wir fordern da die Bundesregierung auf, diese Prüfungen beziehungsweise diese Gebühren und Taxen entsprechend abzuschaffen. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Bakos. Sie sind am Wort. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Danke. Frau Vorsitzende! Werter Herr Vizebürgermeister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher via Livestream! Eine gute Bildungspolitik ist die beste Integrationspolitik, davon sind wir in dieser Stadt zutiefst überzeugt. Deshalb setzen wir mit den heutigen Poststücken, mit dem Wiener Sommerlernen, also den Sommerlernstationen, aber allen voran mit den Wiener Sommerdeutschkursen weitere wichtige Schritte, wenn es darum geht, junge Menschen zu unterstützen - ganz gleich, welchen Background sie haben, ganz gleich, woher sie kommen und ganz gleich, welche Religion sie haben, welche Sprache sie vielleicht in der Pause oder zu Hause sprechen. Wir setzen Maßnahmen, die ganz offensichtlich notwendig sind, denn ja, insbesondere wenn es um die Deutschkenntnisse geht, haben wir in Wien Probleme und Herausforderungen. Das hat auch das ExpertInnengremium des Wiener Integrationsrates erst vor Kurzem sehr treffend festgestellt. Wir wissen, dass die Deutschkenntnisse von Schülern und Schülerinnen manchmal einfach nicht ausreichend sind, und das ist etwas, das man auf gar keinen Fall beschönigen oder kleinreden darf. Genau deshalb setzen wir da an, mit den Sommerdeutschkursen, mit einer Deutschintensivierung, die an verschiedenen Schulstandorten in den Bezirken in den Sommermonaten an außerordentliche Schüler und Schülerinnen gerichtet und ihnen angeboten wird, damit sie eben schneller in dieses Regelschulsystem übergehen, also in diesen ordentlichen Schulstatus umsteigen können. Dafür ist eben eine schnelle, aber auch richtige Förderung vonnöten. Und nein, da sind eben die Deutschförderklassen nicht das richtige Handwerkszeug, weil sie dort viel zu lange verweilen. Meine Kollegin Bettina Emmerling hat es schon ausgeführt. Dort kann eben keine Integration stattfinden, wenn man dort nicht im Austausch mit anderen Kindern, mit anderen Jugendlichen ist. Dementsprechend gehen wir einen anderen Weg, einen Weg, der vernünftige und echte Integrationspolitik bedeutet. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Durch den Besuch der Kurse im Sommer können die Deutschkenntnisse zu Beginn des Schuljahres dann erneut getestet werden und vielen Schülerinnen und Schülern wird damit auch die Möglichkeit gegeben, ihren Bildungsweg ohne Unterbrechungen, aber auch ohne sprachliche Hindernisse fortzusetzen. Wenn die FPÖ hier die Integrationspolitik oder die Integration, wie sie in Wien funktioniert, kritisiert, dann möchte ich nur darauf verweisen, wie oft sie hier bei Integrationsakten zustimmt, nämlich sozusagen nie. Also ich glaube, mehr muss man dazu nicht sagen, denn ihre Taten sprechen für sich. Und wenn die ÖVP kritisiert, dass das nicht verpflichtend stattfindet, dann kann ich nur sagen: Danke, Kollege Zierfuß, dass Sie sich hier bereit erklären, da mitzuarbeiten, damit wir eine Rechtsgrundlage haben! Das ist eine positive, eine wirklich große, positive Überraschung, vor allen Dingen von einem Kollegen von der ÖVP. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ihr müsst einmal zustimmen im Parlament! Ihr müsst euer Zustimmungsverhalten ändern!) Wenn man sich überlegt, was die letzten fast durchgehend 13 Jahre im Integrationsressort auf Bundesebene passiert ist, dann ist das tatsächlich eine großartige positive Überraschung, dass tatsächlich jemand einmal konstruktiv und echt mitarbeiten möchte. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Denn was ist denn in den letzten 13 Jahren unter ÖVP-Herrschaft oder auch ÖVP-Regierung, sage ich jetzt einmal, in diesem Ressort passiert? - Wenig bis gar nichts. Kollege Zierfuß, Sie haben die Deutschförderklassen erwähnt und sozusagen beworben: Man muss tatsächlich mit der Lupe nach einem Experten oder einer Expertin suchen, die das gutheißt, weil es lediglich ein ideologiebehaftetes Prestigeprojekt zwischen Ihnen und der FPÖ war und Sie sich dementsprechend wahrscheinlich auch schwer tun würden, einen Experten oder eine Expertin zu finden, die das wirklich für gut beheißt. Zu guter Letzt möchte ich sagen - weil das etwas ist, das mir wirklich am Herzen liegt -: Wenn man an diese letzten 13 Jahre denkt, was ist da außer den Deutschförderklassen passiert? - Na ja, wenn die ÖVP auf Bundesebene nur einen Bruchteil der Energie, die ihre Landespartei, nämlich die ÖVP-Wien, etwa in die absurde Videoproduktion zum Brunnenmarkt oder aber in ParteikollegInneninterviews am Viktor-Adler-Markt steckt, investieren würde (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ja, wärt ihr wieder dagegen!), wenn also nur ein Bruchteil dieser Energie auf Bundesebene in eine echte, in eine konstruktive Integrationspolitik fließen würde (GR Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM: Mit euch ist keine Integrationspolitik zu machen!), das heißt, wenn sie weniger versuchen würde, die FPÖ auf billige Art und Weise nämlich auch noch von rechts zu überholen, wenn die ÖVP auf Bundesebene sich wieder auf ihre Wurzeln besinnen würde (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ja, die Sie wieder besonders gut kennen, oder?), im Übrigen auch in anderen Belangen, dann würde auch tatsächlich etwas in der Integrationspolitik dieses Landes vorangehen - davon bin ich zutiefst überzeugt. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Wir freuen uns sehr über das Angebot des Kollegen Zierfuß. Sie können sich ja sonst auch gern im Bund etwas - wenn man sich dieses Poststück Sommerdeutschkurse anschaut - von Wien abschauen (GR Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM: Bitte nicht!), denn wir setzen mit diesen Poststücken, allen voran, wenn es darum geht, nicht nur hinzuschauen, sondern tatsächlich anzupacken, tatsächlich etwas zu verbessern, einen ganz großen weiteren Schritt in dieser Stadt. - Herzlichen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich GR Zierfuß gemeldet. Bitte schön. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Ich wollte das eigentlich eh schon immer machen, aber, Frau Kollegin Bakos, Sie haben eine großartige Vorlage geliefert: Wir würden keinen Experten finden, der Deutschförderklassen gut heißt. Ich stelle richtig, dass wir das natürlich tun, nämlich die Statistik Austria, die sich die Zahlen anschaut, nicht irgendwelche Studien macht, und die Statistik Austria bescheinigt uns ganz eindeutig, dass 86 Prozent der Kinder nach 1 Jahr nicht mehr in Deutschförderklassen drinnen sein müssen. (Heiterkeit bei den NEOS. - VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Welcher Bildungsexperte?) Ich würde also sagen, dass es besser ist, sich auf reine Zahlen zu berufen als auf eine Expertin, so wie es bei Ihnen der Fall war, die sich hinstellt und sagt: MIKA-D-Tests sind so furchtbar, ich habe sie mir aber nie anschauen können! - Sie erinnern sich genau, Christiane Spiel, bei Ihrer Pressekonferenz des Wiener Integrationsrats. Sie sind danebengestanden. Da bin ich sehr froh darüber, dass wir uns auf die Statistik Austria verlassen können als den Experten, der auch gut darauf schauen kann, was die Zahlen sagen. Deutschförderklassen funktionieren, sind gut. Ich würde mich freuen ... (GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Nennen Sie einen Namen!) - Statistik Austria, Entschuldigung, Harald Gumpoldsberger ist jener, der sich die Zahlen anschaut. Alle Kinder in Österreich werden bemessen. Da brauchen wir nicht darüber zu reden. Ja, Harald Gumpoldsberger ist bei der Statistik Austria zuständig für Bildung in Zahlen, 2019/20. Frau Kollegin Bakos, ich gebe es Ihnen gerne ausgedruckt, lassen Sie mich nur kurz zum Drucker hinuntergehen. Nach einem Jahr 86 Prozent nicht mehr in Deutschförderklassen. - Ein wahnsinniger Erfolg der Bundesregierung, wir sind stolz darauf! - Vielen Dank. (Beifall und Bravo-Ruf bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Kickert. Sie sind am Wort. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Berichterstatterin! Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer hier im Saal! Für diejenigen, die es interessiert und möglicherweise solche via Livestream: Ich komme zur VHS oder zur Situation der VHS zurück, in der Hoffnung, abgesehen davon, dass es heute Schwerpunkt ist, dass die VHS als Bildungsinstitution vielleicht eine lernende Organisation ist und wir als Gemeinderat und als Organ, das Finanzierungen beschließt, vielleicht auch aus Fehlern oder Fehlentwicklungen oder Fehlentscheidungen lernen können. Deswegen glaube ich schon, dass sich hie und da ein Blick in die Vergangenheit lohnt, um die richtigen Entscheidungen für Entwicklungen der Zukunft treffen zu können. Das halte ich für eine wesentliche Voraussetzung. Wir wissen, wie es um die VHS steht, wir haben ja vor nicht allzu langer Zeit, nämlich im Jänner 2023, einen Beschluss gefasst, mit Gegenstimmen aller Oppositionsparteien, zu einer Einmalzahlung an die VHS zur Aufrechterhaltung des Betriebs. In den Unterlagen dieses Beschlusses stand etwas, was ich zu diesem Zeitpunkt zum Beispiel gar nicht wahrgenommen habe, nämlich was heuer zu passieren hat - Kollege Zierfuß hat schon darauf hingewiesen, nämlich die sogenannte Evaluierung -, und auf Basis dieser Evaluierung dann allenfalls Maßnahmen zu treffen. In dieser Unterlage vom Jänner steht zum Beispiel, auch ausgabenseitige Reformen anzudenken - auch eine Optimierung im Bereich des Werbe- und Marketingbudgets. Ich gebe zu, das habe ich nicht so richtig gesehen, weil ich den Fokus im Jänner auf die Strukturreform und die strategische Ausrichtung gelegt habe. Dies deswegen, weil ich glaube, dass das wesentlicher länger dauern wird als ein halbes Jahr, und weil ich nicht glaube, dass nach einer kurzen mehrmonatigen Evaluierung tatsächlich genügend Input vorhanden sein wird, um genau das zu machen, aber wie gesagt, wir können ja laufend lernen, und das hoffe ich. Ich möchte Sie alle aber an meinen Erkenntnissen oder meinen "learnings" in den letzten Monaten teilhaben lassen, weil das ja dann doch recht spannend ist. Ich habe vor Kurzem, nämlich vor ungefähr vier Wochen, eine Broschüre zugeschickt bekommen, eine Broschüre von der Volkshochschule (ein Exemplar der genannten Broschüre in die Höhe haltend), benannt: Kommunikationskampagne 2021. Die habe ich zuerst gar nicht wahrgenommen. Ich habe sie genommen, war ein bisschen überrascht, weil wenn man sich das in die Hand nimmt, denkt man sich: Na servus, 250-grammiges Papier kenne ich sonst nur von Privatbanken, wenn sie ihre Investments anpreisen. (Heiterkeit bei den NEOS. - Ruf bei den NEOS: Oder von den GRÜNEN!) - Nein echt, 250 g, nein, die GRÜNEN sicher nicht, aber egal. Dann habe ich halt geschaut, was es ist. Es ist offensichtlich, ich kann es nicht sagen, weil mir mehr als diese Broschüre nicht vorliegt. Ich habe dann auch ein bisschen im Internet gegoogelt, ich habe dann geschaut, ob ich es zeitlich zuordnen kann. Ja: Nicht vor 11.1.2021 öffnen. Also bin ich davon ausgegangen, es ist 2020 produziert worden, vielleicht auch 2019, ich weiß es nicht. 2020 - bitte erinnern wir uns - hat es zwei Lockdowns gegeben, im März 2020 der erste, der dazu geführt hat, dass sämtliche Kurse der VHS storniert worden sind, dass die VHS allen TeilnehmerInnen, die bis dahin ihre Beiträge gezahlt haben, diese Beiträge zurückzahlen musste. Alle MitarbeiterInnen sind in Kurzarbeit gegangen, totaler Lockdown. Wir haben alle nicht gewusst, was sich in den nächsten Monaten abspielen wird. Wir haben uns ein bisschen erholt, dann: zweiter Lockdown im November 2020. In all dieser Zeit ist das hier produziert worden, das für 2021 eine Kommunikationskampagne vorschlägt - mit Markenversprechen, mit einer Beschreibung von Zielgruppen, basierend auf Sinusmilieus - immerhin, nicht irgendwie -, dann mit einem Videoclip und allen möglichen Geschichten und, bitte, dem Claim: Mein Erfolgserlebnis! - Finde ich gut: Mein Erfolgserlebnis! Ich gebe es Ihnen dann in die Hand, ich brauche es jetzt eh nicht, ich gebe es Ihnen gleich. (Die Rednerin überreicht GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc die genannte Broschüre.) Mein Erfolgserlebnis als Claim, Hashtag. Die erste Assoziation, als ich das gesehen habe: Puh, sieht ziemlich genauso aus wie die Kampagne der Erste Bank - "Glaub an dich!" -, kennen wir alle. Ich kenne es jedenfalls. "Mein Erfolgserlebnis" kenne ich leider nicht. Für den Fall also, dass diese Kommunikationskampagne tatsächlich 2021 gelaufen ist: vollkommen an mir vorbei. Falls Sie sich erinnern, habe ich gesagt, dass mir die VHS sehr am Herzen liegt und dass ich eigentlich überall dort, wo das Logo der VHS auftaucht, meine Aufmerksamkeit hinlenke. Ich kenne von früher in der U-Bahn die Plakate in den U-Bahn-Stationen, das habe ich alles in Erinnerung - #meinerfolgserlebnis nicht. Wenn man aber googelt, findet man tatsächlich unter #meinerfolgserlebnis auf YouTube Videos, also sind auch Videos produziert worden, Wahrscheinlich im Jahr 2021. Jedenfalls vermute ich das, weil diese Videos seit ungefähr einem Jahr auf der Homepage sind. In diesen Videos werden Berufsorientierungskurse, Sprachkurse, Musikkurse, Bewegungskurse beworben. Das ist alles okay, ja, aber warum gibt man in einer solchen Zeit sozusagen für die Frage "Wie richte ich strategisch eine Erwachsenenbildungseinrichtung aus?" offensichtlich viel Geld für eine Imagekampagne aus, aber nicht für die Frage "Wohin orientiert sich diese VHS?", von der übrigens sehr viele Parteien sagen: Wir brauchen sie, wir brauchen diese Organisation, wir brauchen eine zielgerichtete Erwachsenenbildung! Aber ehrlich gesagt, Imagevideos, mein Erfolgserlebnis: Leute, das brauchen wir meiner Meinung nach nicht. Schauen Sie sich das an! (Beifall bei den GRÜNEN.) Schauen Sie sich das an! Schauen Sie sich an, wie viel Geld das gekostet hat! Ich kann das nicht abschätzen, aber Pi mal Daumen unter 200.000 EUR sicher nicht. Inserate sollen geschaltet worden sein - weiß ich nicht -, aber aus der politischen Werbung wissen wir, wie sich das läppert. In einer Zeit aber, in der jährlich Miese gemacht wird, wird für eine Imagekampagne sehr viel Geld ausgegeben. Geld möglicherweise für eine Kampagne, die passt, wenn wir nicht gerade in Lockdowns sind und wenn sich nicht gerade die Frage stellt: Wie um alles in der Welt können wir unter so einer Situation Bildung noch stattfinden lassen? Zum Beispiel - etwas, was ich im Jänner auch gesagt habe - eine echte Überlegung dazu, wie Onlinecontent produziert wird und wie das vermittelt wird, denn Onlinecontent ist nicht, dass man den Vortragenden oder die Vortragende abfilmt, wie es passiert ist. In dieser Zeit wird das also gemacht, aber das, was letzten Endes herauskommt, ist, dass 41 gekündigte Personen der VHS im Jahr nach Beginn der Kampagne und in dem Jahr, in dem diese Kampagne immer noch laufen kann und in dem MitarbeiterInnen und KursleiterInnen dazu aufgefordert werden, ihr Erfolgserlebnis auf Social Media oder mit eigenen Videoclips zu beschreiben, dass diese 41 gekündigten Personen der VHS jetzt unter dem Hashtag "meinerfolgserlebnis" erzählen können, wie es ihnen damit gegangen ist, dass sie gekündigt worden sind - mein Erfolgserlebnis! (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Gstöttner. Sie sind am Wort. GR Markus Gstöttner, MSc (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir wollen der Debatte sowohl zum Thema Arbeitsmarkt als auch zum Thema Bildung noch einen Schwerpunkt hinzufügen, der unserer Ansicht nach da und dort ein bisschen zu wenig Beachtung findet. Es sind in Wien in jedem Jahrgang knapp 20.000 junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren, die weder in Ausbildung noch in Arbeit sind. Das etwas technische Akronym, das da immer wieder benutzt wird: Es sind sognannte NEETs - Not in Education, Employment or Training. Was das aber, Begrifflichkeiten zur Seite, konkret bedeutet, ist, dass 20.000 junge Menschen, die entweder am Ende ihrer Ausbildungszeit stehen oder am Anfang ihrer Arbeitszeit stehen sollten, drauf und dran und dem Risiko ausgeliefert sind, wirklich den Anschluss zu verlieren. Dies mit den negativen Auswirkungen für ihr eigenes Leben, mit der reduzierten Perspektive auf ein eigenständiges, finanziell unabhängiges Leben, aber natürlich auch mit Herausforderungen für uns als Gesellschaft in Wien und in ganz Österreich. Solch eine Situation ist nie gut, ist nie leicht hinzunehmen, aber gerade in einer Phase, in der es eine Rekordfachkräftemangelsituation gibt, in der händeringend in ganz Österreich und auch in Wien tausende junge Menschen für die Lehre, für Arbeitsplätze gesucht werden, ist diese Situation nicht nur schwer hinzunehmen, sie ist auch politisch nicht erklärbar. Aus unserer Sicht muss sich das ändern. (Beifall bei der ÖVP.) Wir wissen natürlich, und vieles davon wurde heute auch schon gesagt, dass das wie jede andere Gruppe auch eine heterogene Gruppe ist, diese Menschen, die weder in Ausbildung noch in Arbeit sind. Das können junge Maturantinnen und Maturanten sein, es können aber auch PflichtschulabsolventInnen sein, die noch auf der Suche nach einer Lehrstelle sind. Es können Menschen sein, die sich bewusst noch orientieren wollen oder auch welche, die genau wissen, was sie tun wollen, aber auf Grund familiärer oder sozialer Umstände den Anschluss nicht finden. Es können Menschen sein, die in Österreich geboren und aufgewachsen sind, aber auch solche, die erst kürzer da sind und noch am Anfang ihres jetzt schon oft zitierten Integrationsweges stehen. Klar ist aber, dass es für alle Betroffenen, aber auch für uns als Gesamtgesellschaft, aber vor allem auch für die Wiener Wirtschaft besser und wünschenswert ist, dass diese jungen Menschen möglichst rasch wieder in Ausbildung sind, dass diese jungen Menschen möglichst rasch einen Arbeitsplatz finden. Wir wissen auch vom Integrationsmonitor der Stadt selber, dass mehr als die Hälfte dieser Leute sich auch einen Arbeitsplatz wünschen würden. Wir wissen auch, und viele von ihnen sind zitiert worden, dass viele Menschen entlang des Weges einen großen Beitrag leisten - Lehrerinnen und Lehrer, Betreuerinnen und Betreuer, WAFF, überbetriebliche Ausbildung, natürlich auch das AMS. Irgendwo entlang des Weges gehen aber trotzdem jedes Jahr 20.000 junge Menschen verloren, irgendwo entlang des Weges gelingt es nicht, sie anzusprechen, sie auszubilden, in Ausbildung zu halten und am Arbeitsmarkt zu vermitteln. Wir denken, wann, wenn nicht jetzt, wenn es de facto eine Arbeitsplatzgarantie gibt, für alle, die arbeiten wollen und können, wann, wenn nicht jetzt sollte das ein Ziel dieser Stadtregierung sein, zumindest die Hälfte dieser 20.000 jungen Menschen tatsächlich am Arbeitsmarkt und am Bildungsmarkt zu integrieren. Wir stellen den Antrag, dass das das explizite Ziel dieser Stadtregierung und des Stadtrats sein sollte, und wir bitten um Zustimmung. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist Frau GRin Mag. Abrahamczik zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Vielen Dank. Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Beim Schwerpunkt ist es immer so, dass man ein bissel breiter in der Diskussion wird, teilweise habe ich das Gefühl, wir waren jetzt schon sehr von den eigentlichen Geschäftsstücken weg. Das ist okay, ich werde jetzt nicht auf jedes Einzelne eingehen können, was heute schon angesprochen wurde, weil auch schon viel von Kollegin Bakos oder Kollegin Berger-Krotsch erwähnt wurde. Es gibt aber ein paar Sachen, auf die ich zumindest kurz eingehen möchte. Kollegin Kickert, Sie haben diese Kampagne der Volkshochschulen hergezeigt, ich muss sagen, ich kenne sie auch nicht. Was ich weiß, ist: Ich war zum Zeitpunkt, als die Pandemie losgegangen ist, selber noch in einem Bereich der Erwachsenenbildung tätig, und es ist nicht nur auf den Bereich der Erwachsenenbildung beschränkt, aber wir alle wissen, dass seit März 2020 in allen Bereichen unseres Lebens Dinge geplant wurden und so nicht umgesetzt werden konnten - das ist so. Wir wissen auch, dass von der Bundesregierung die Pandemie mehrmals für beendet erklärt wurde, wobei es dann nachher doch wieder Lockdowns gegeben hat, und so weiter. Ich kann es auch sehr persönlich sagen: Als es geheißen hat, die Pandemie ist vorbei, da habe ich noch nicht einmal Aussicht auf einen ersten Impftermin gehabt. Wir wissen also, es waren die letzten Jahre sehr unruhige Zeiten. Zeiten, in denen viel Arbeit geleistet wurde, viel Zeit und Energie und auch Geld in Dinge gesteckt wurde, die dann nicht eins zu eins umgesetzt werden konnten. Oft hat es aber auch dazu geführt, dass man als Organisation sehr schnelle Entwicklungsschritte gemacht hat, dass man etwas gelernt hat und vielleicht ein bisschen flexibler in der Umsetzung war. Wie gesagt, ich kenne die Kampagne auch nicht, aber wenn sie eben, wie Sie ja auch vermutet haben, schon sehr früh geplant war, muss ich sagen, dass ich froh bin, dass sie nicht als Ganzes wegen Corona weggehaut worden ist, sondern offenbar zumindest Teile davon genutzt wurden. Ich glaube aber, das lässt sich alles erfragen. Ich möchte jetzt also nicht irgendwie Vermutungen in den Raum stellen, es war mir wichtig, das kurz anzusprechen. Prinzipiell glaube ich - wir haben hier jetzt schon ganz viel über Bildung gesprochen -, dass es gerade in der heutigen Zeit insbesondere wichtig ist, für ganz viele Bildung auch positiv zu besetzen. Egal, ob man jetzt in der Schule in irgendeinem Fach Probleme hat, ob man in der Hackn irgendwie hört, dass man gefälligst wieder eine Weiterbildung machen soll - das am besten noch in der Freizeit, weil der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin es vielleicht erwartet, selber aber nicht bereit ist, Ressourcen zur Verfügung zu stellen -, in solchen Zeiten finde ich es besonders wichtig, Bildung auch positiv zu besetzen, auch positiv zu benennen. Ich finde, gerade zu sagen: "Mein Erfolgserlebnis", ist ja etwas Schönes. Wir reden die ganze Zeit vom lebensbegleitenden Lernen, aber dann muss man das auch so gestalten, dass es möglich ist und dass es auch etwas Positives ist, dass es uns alle weiterbringt, dass es die Möglichkeit gibt, sich selber weiterzuentwickeln, neue Perspektiven zu lernen, auch neue Fähigkeiten mitzubringen in einer Welt, die sich immer schneller dreht, in der die Anforderungen sich auch immer schneller ändern. Also von dem her würde ich das jetzt gar nicht so negativ sehen. Wir haben heute auch recht viel zu den Volkshochschulen im Bereich der Erwachsenenbildung gehört, das haben auch noch andere Kollegen gesagt, aber wir reden ja heute vor allem auch über die Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt. Es geht darum, wie wir im Sommer ein gutes Angebot schaffen für jene, die vielleicht den Lernstoff ein bisschen vertiefen, ein bisschen absichern wollen, denn wir wissen, wir leben in Österreich in einem Land, in dem wir sehr lange Sommerferien haben. Ich selber habe keine Kinder, aber ich weiß, was für eine Challenge das in meinem Freundeskreis ist, vor allem bei denen, die nicht in Wien wohnen, diese vielen Wochen im Sommer mit den Kindern irgendwie zu organisieren. Da springen Großeltern ein, wenn es sie gibt, wenn sie in der Nähe sind, da springen Freundinnen und Freunde ein, da versucht man irgendwie, Sommercamps von verschiedenen Anbieterinnen und Anbietern zu finden, wo man die Kinder gut versorgt weiß. Dann zu sehen, was wir in Wien auf die Beine stellen, nämlich schon seit Jahren, und dass wir jedes Jahr diese Angebote auch ausbauen, das ist etwas, was mich auf diese Stadt sehr stolz macht. (Beifall bei der SPÖ.) Und ja, Angebote, die man neu macht, sind auch immer etwas, wo man Erfahrungen sammelt, wo man vielleicht im nächsten Jahr ein bisschen anpasst, wo man das Angebot dann auch gut erweitern kann, wie es jetzt gerade bei den Sommerlernstationen der Fall ist. Das gibt es seit 2016, und heuer wird erstmals eben auch für Volksschülerinnen und Volksschüler etwas dabei sein. Das ist auf Grund der Erfahrungswerte der letzten Jahre etwas, wo man gesagt hat: Gut, das ist möglich, das ist gewollt, da gibt es eine Nachfrage und wir bauen dieses Angebot auch entsprechend aus. Ich halte das für extrem wichtig und bin dann schon sehr irritiert, wenn ich Kollegen Zierfuß höre, der - ich habe es mir extra aufgeschrieben - davon spricht, dass - Zitat - die überwiegend meisten Kinderbetreuungsprobleme in Wien wären. - Zitat Ende. Da muss ich sagen, dass ich mich schon sehr wundere, denn ich kenne kein anderes Bundesland in Österreich, wo es eine durchgängige, qualitativ hochwertige Kinderbetreuung in dieser Form gibt, wie sie in Wien angeboten wird. FreundInnen von mir haben das erste Kind in Wien bekommen und es war alles super: Kindergartenplatz, alles top, wieder in den Beruf eingestiegen. - Auch etwas, das auch ÖVP-Minister Kocher sich wünscht, dass mehr Frauen aus der Teilzeit gehen. - Na, dann muss man auch die Rahmenbedingungen dafür schaffen! Als bei meiner Freundin das zweite Kind gekommen ist, sind sie gerade nach Niederösterreich gezogen und sind dann erst draufgekommen, ups, das schaut dort ganz anders aus, da braucht man unter drei Jahren gar nicht groß anfangen, überhaupt zu suchen. Wozu hat es geführt? - Sie hat es geschafft, für ihren Sohn drei Stunden am Tag in der Kinderkrippe einen Platz zu kriegen. Sie ist selber in den wenigen Stunden hackeln gegangen, wobei eigentlich der gesamte Verdienst für die Kosten der Kinderbetreuung in Niederösterreich draufgegangen ist, was ja auch völlig irre ist. Sie wusste aber, ein Kindergarten ist nicht nur eine Aufbewahrungsstätte, das sind ganz wichtige Erfahrungen, das sind ganz wichtige "learnings", ganz viele Erfahrungen, die Kinder dort miteinander machen, deswegen war es wichtig. Ich würde also wirklich sehr bitten, da ein bisschen aufzupassen, wie man Kinderbetreuung in Wien bewertet. Ich weiß und ich bin auch sehr davon überzeugt, dass man das immer noch besser ausweiten kann, immer noch neue Dinge ausprobieren und weiterentwickeln kann, aber da bitte ich doch, ein bisschen darauf zu schauen, wie es eigentlich woanders ausschaut, wo auch andere verantwortlich sind. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich komme jetzt zum Schluss noch einmal kurz zu den Volkshochschulen: Wir hatten erst vor wenigen Wochen einen eigenen Schwerpunkt zu den Volkshochschulen und ich möchte nicht all das wiederholen, was sehr viele Kolleginnen und Kollegen dort auch schon gesagt haben, man kann das auch gut im Protokoll nachverfolgen. Der Prozess, das sozusagen neu zu strukturieren, läuft, wird auch extern begleitet. Ich bin überzeugt, dass es da gute Lösungen geben wird, dass sich die VHS da auch gut neu aufstellen wird. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das hören wir schon seit Jahren!) Hier aber noch zu den Sommerlernstationen von heuer: Wie gesagt, seit 2016 gibt es das Angebot, und es werden heuer auch wieder die 3.780 Plätze für Mittelschülerinnen und Schülerinnen der AHS-Unterstufe angeboten. Das ist zur Vorbereitung auf das nächste Schuljahr, um auch ein bissel den Stoff noch einmal zu wiederholen, bei manchen steht vielleicht auch eine Wiederholungsprüfung an. Meine Schulzeit ist schon länger her, aber ich kann mich erinnern, nicht jedes Fach mag man gleichermaßen und oft liegt es ja gar nicht am Fach selber, sondern ganz stark daran, wer das unterrichtet. In diesen Sommerlernstationen setzt man sich einmal in einem Fach, in dem man sonst vielleicht Probleme hat und sich nicht so leicht tut, mit einer anderen Lehrperson auseinander, mit einer Person, die vielleicht einen anderen Zugang hat, die ich sympathischer finde, denn wir sind auch alles Menschen, die hier aufeinander treffen. Deswegen glaube ich, dass diese Sommerlernstationen durchaus auch eine Chance bieten, wieder eine positivere Einstellung und ein bisschen mehr Selbstbewusstsein in einem Fach zu bekommen, in dem man sonst vielleicht nicht die besten Noten schreibt. Ich glaube also, auch das ist ein ganz, ganz zentraler Aspekt dieses Angebots. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich möchte noch darauf hinweisen, weil ich weiß, dass im Ausschuss auch die Frage nach den Standorten war: Es gibt von den 18 Standorten 3, wo das Angebot gedoppelt wird, also in Floridsdorf, Brigittenau und Favoriten sind es jeweils 60 statt 30 Plätze in der Woche. Dies auch nur zum Einschätzen, weil es geheißen hat, warum es jetzt einer weniger wäre. Also nein, das bleibt im Angebot gleich. Und: Heuer erstmals auch ein Angebot für Volksschülerinnen und Volksschüler an 10 Standorten. Ich glaube, die große Chance ist, genau dort dann auch zu schauen, beispielsweise bei Geschwisterkindern, weil die natürlich, wenn sie in unterschiedlichen Schulstufen sind, auch die Möglichkeit haben, gemeinsam am selben Standort jeweils dieses Angebot in Anspruch zu nehmen. Worauf ich auch noch hinweisen möchte, ist, dass die Ferienstationen auch in den Wiener Bädern existieren. Ich glaube, das ist sehr schön auch in Bereichen, wo man vielleicht zufällig auf das Angebot stößt. Es ist ein sehr niederschwelliges Angebot, es gibt keine Anmeldung, sondern man ist vor Ort. Man sieht, da gibt es etwas, man kann das einmal ausprobieren und sich das anschauen. Es geht vor allem darum, mit einem spielerischen Zugang sprachliche und mathematische Kompetenzen bei den Kindern zu stärken. Für alle Angebote - also abseits der Bäder, weil wie gesagt: gerne jederzeit dazustoßen - ist es so, dass kommende Woche, am 2. Mai, die Anmeldung startet. Es ist sowohl online auf den Volkshochschulseiten möglich als auch persönlich bei jedem Standort. Ich möchte wirklich alle einladen, da einmal draufzuschauen und dieses Angebot auch zu nützen. Ich glaube, es ist ein sehr wichtiges und ein sehr gutes. Ich möchte mich da auch ganz herzlich bei allen bedanken, die das überhaupt möglich machen und bei den vielen Menschen, die das organisieren. Ja, es ist heuer ein bisschen mehr Organisationsaufwand, auch durch die zusätzlichen Angebote, aber ich glaube, es ist ganz wichtig und dafür auch von meiner Seite ein ganz, ganz herzliches Danke an alle Beteiligten. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich möchte zum Schluss nochmals betonen, dass Bildung wirklich nicht als etwas Lästiges, Unangenehmes empfunden werden soll, sondern einfach auch als eine große Chance, Dinge auch ausprobieren zu dürfen. Das ist etwas, was gerade die Volkshochschulen in einem unglaublich breiten und vielfältigen Angebot für alle Wienerinnen und Wiener regelmäßig anbieten. Ich möchte auch da wieder einmal aufrufen, einfach einmal reinzuschauen auf die Homepage, in das Kursangebot. Es ist so breit, ich glaube, es ist für alle etwas dabei, auch Dinge, die man einfach einmal ausprobieren mag. Man sieht es dann eh, vielleicht taugt es einem, vielleicht auch nicht, aber auf jeden Fall sollte man diese Chance ergreifen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf ein Schlusswort. Das heißt, wir kommen zur Abstimmung, die wir natürlich getrennt durchführen. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 9. Wer der Postnummer 9 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen der SPÖ und der NEOS mehrstimmig angenommen gegen ÖVP, GRÜNE, FPÖ, GR Kieslich. Wir haben zwei Anträge, die vorliegen. Antrag der ÖVP betreffend Offensive gegen Beschäftigungslosigkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Abschaffung von Prüfungs- und Kursgebühren für Meister- und Befähigungsprüfungen. Auch da wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ, NEOS, SPÖ, und damit ist der Antrag mehrheitlich angenommen. Wir kommen zur Abstimmung der Post 4. Wer der Post 4 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist mit Stimmen der ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die FPÖ mehrheitlich angenommen. Ein Antrag der FPÖ betreffend verpflichtende Deutschkurse für außerordentliche Schülerinnen und Schüler in Wien liegt vor. Sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP und FPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 3 und 5 der Tagesordnung, sie betreffen Förderungen an den Verein NACHBARINNEN in Wien - Muttersprachliche Begleitung von migrantischen Familien und an den Verein Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen, zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte den Herrn Berichterstatter GR Dr. Stürzenbecher, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Ich ersuche um Zustimmung zu den vorliegenden Geschäftsstücken. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke sehr. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Bakos. Sie sind am Wort. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wir beschließen heute im Bereich Integration zwei weitere wichtige Poststücke, auf die ich hier eingehen möchte, weil es wirklich zwei großartige Projekte sind. Das betrifft einerseits das Projekt der Gruppenveranstaltungen, der Gruppeninformationsveranstaltungen des Beratungszentrums für Migrantinnen und Migranten in Kooperation mit der MA 35, ein Projekt, das auf Grund der enorm gestiegenen Nachfrage nach der österreichischen Staatsbürgerschaft von Wienern und Wienerinnen extrem wichtig ist. Mittlerweile interessieren sich, erkundigen sich pro Monat im Durchschnitt 1.300 Personen nach der Staatsbürgerschaft und nach ihren Voraussetzungen, während es, wenn man das mit dem Vorjahr vergleicht - unter Anführungsstrichen -, lediglich 600 waren. Das heißt, ein riesiger Anstieg ist da vorhanden. Das ist etwas, das sehr schön ist, wenn man bedenkt, dass die Erlangung der Staatsbürgerschaft für viele Menschen sozusagen die finale Abrundung ihres eigenen Integrationsprozesses ist und man hier auch nach außen ein Bekenntnis zu seiner neuen Heimat abgeben möchte, natürlich ganz oft verbunden mit der Aufgabe der alten Staatsbürgerschaft. Es ist zwar etwas sehr Schönes, aber gleichzeitig stellt es natürlich vor allen Dingen die Behörden vor große Herausforderungen, weshalb es für uns auch wichtig war, hier zu reagieren und diesen Herausforderungen zu begegnen. Deshalb wurde ein neues Format entwickelt, bei dem in Gruppenterminen pro Termin bis zu 170 Menschen über die Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft informiert und beraten werden. Thematisiert werden die gesetzlichen Voraussetzungen zur Erlangung der Staatsbürgerschaft, aber auch alle notwendigen Unterlagen, Schritte, die die MA 35 in diesem Prozess auch braucht. Ich möchte es nicht verhehlen, natürlich ist es ganz oft ein Prozess, der sehr langwierig ist, der oftmals auch frustriert. Dies auch auf Grund der nach wie vor im Staatsbürgerschaftsgesetz vorhandenen hohen Hürden und der teilweise auch - das muss ich auch ehrlich so sagen - noch immer sehr absurden Bestimmungen, die im Staatsbürgerschaftsgesetz vorhanden sind - neben natürlich sehr vielen anderen Dingen, die da Frust bereiten. Da wir aber in Wien das Bundesgesetz natürlich naturgemäß nicht ändern können, liegt es aber umso eher auch noch in unserer Verantwortung, dort, wo wir in Verantwortung sind, dort, wo wir am Zug sein müssen, zumindest sozusagen Linderung zu schaffen. Das tun wir, indem wir vor allen Dingen das Informationsangebot ganz klar verstärken, um die Menschen auf diesen oftmals langwierigen Prozess vorzubereiten und diesen so kurz wie möglich zu halten. Dazu gibt es auch einen Antrag der GRÜNEN - die Frau Kollegin ist da - betreffend ihre Forderung zur Beschleunigung der Terminvergaben. Wir teilen definitiv dieses Anliegen. Ich glaube, das ist eh klar, und wir arbeiten auch daran, diese langen Wartezeiten zu verkürzen. Die MA 35, und das habe ich hier in diesem Haus, das haben wir schon ganz oft gesagt, zu einer serviceorientierten Behörde zu machen, von Grund auf zu erneuern, das ist wirklich unser intrinsisches ganz großes Anliegen. Das tun wir, indem wir laufend Personal aufstocken, alleine in diesem Monat wurden wieder knapp 100 Personen in der MA 35 angestellt. Ob das geschieht durch den vom Vizebürgermeister in Lauf gesetzten Organisationsentwicklungsprozess, der tatsächlich auch anläuft, wie wir auch beim Stadtrechnungshofbericht gesehen haben, oder aber, ob es durch das telefonische Servicecenter ist, das wirklich sehr viel Linderung verschafft, weil dort zumindest jetzt endlich einmal jemand abhebt und auch tatsächlich die Fragen beantwortet werden. Es gibt viele, viele weitere Verfahrensvereinfachungen. Wir sind dran, diese Behörde von Grund auf zu erneuern, und ja, dieses Poststück ist ein weiterer Schritt hierzu. Es ist ein Format, das die Betroffenen sehr gerne nutzen, das sehen wir mittlerweile, um sich eben in aller Breite, aber auch gerade auch in dieser Detailliertheit informieren zu können. Es gibt dementsprechend auch ganz viele Möglichkeiten, das zu tun, nämlich Fragen bei diesen Terminen zu stellen, sich im Anschluss daran einen individuellen Termin auszumachen, um sich dann noch mehr Infos zu holen. Ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, dass es ganz neu die Möglichkeit des Online-Assistenten und seiner Nutzung gibt, nämlich die Möglichkeit, sich online zu informieren, ob man eben die Voraussetzungen für die Erlangung der Staatsbürgerschaft erfüllt. Dies eben auf der Seite der MA 35, und auch da ist es jeweils am Ende der Maske möglich, einen Termin zu buchen. Das ist auch eine Serviceleistung, die wir neu aufgesetzt haben, um den Kundinnen und Kunden diesen Zugang zu erleichtern. Unser Ziel ist dabei immer, durch diese Maßnahmen die Verfahren effizienter zu gestalten, unerträgliche Wartezeiten zu vermeiden, zu verkürzen und vor allen Dingen unsere Kundinnen und Kunden bestmöglich zu unterstützen. Da sind wir auf gutem Weg, auch wenn wir natürlich, das muss man dazusagen, noch viele, viele Herausforderungen vor uns haben - das muss natürlich auch ganz klar gesagt sein. Das zweite Poststück, das ich hier kurz vorstellen möchte - genauso wichtig, genauso großartig -, ist das Projekt der NACHBARINNEN. Diese leisten Pionierarbeit, wenn es darum geht, zurückgezogene, isoliert lebende migrantische Familien aus dieser Isolation zu holen und eben tatsächlich Menschen, die ganz oft auch andere Angebote der Stadt Wien nicht nutzen, aus welchen Gründen auch immer, aus dieser Isolation zu holen, sie zu erreichen. Ganz oft sind das auch Frauen, die in ganz stark patriarchal geprägten Strukturen leben. Das Ziel der NACHBARINNEN ist dabei aber stets, Menschen nicht etwas aufzuoktroyieren, sondern sie dabei zu begleiten, ihre eigenständigen, selbstbestimmten Schritte zu gehen - und das halte ich für ganz, ganz wichtig, wenn es um Integration geht -, nämlich sie zu empowern und sie auch dabei zu begleiten, sie mit dieser neuen, für sie oftmals noch sehr fremden Welt, fremden Gesellschaft vertrauter zu machen, bis sie sich eben integriert haben. Familien lernen hier etwa durch Einzel-Coachings, durch Hausbesuche und viele andere Formate die Rechte, aber auch die Pflichten in Österreich kennen, sie lernen Werte kennen und sie werden eben wie gesagt empowert - und das ist etwas, wofür ich wirklich den Hut ziehen möchte, weil damit ganz, ganz viele Familien erreicht werden. Deshalb möchte ich ein großes Dankeschön aussprechen und bitte für beide Poststücke um Ihre Zustimmung. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Aslan. Sie sind am Wort. GRin Mag. Berivan Aslan (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Ja, ich bin auch wirklich sehr dankbar dafür, dass es derartige Einrichtungen gibt, vor allem Einrichtungen wie das Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen, weil ich weiß, dass sie eine großartige und eine wirklich auch sehr wertschätzende Arbeit leisten. Sie nehmen wirklich Menschen an der Hand und unterstützen sie in der Alltagsbürokratie. Manchmal haben sie mit nicht so leichten Fällen zu tun. Manchmal ist es für Menschen die Station, wo sie denken: So, das ist jetzt wirklich meine letzte Hoffnung und hoffentlich bekomme ich hier eine Hilfe in Bezug auf meine Staatsbürgerschaft oder meine Eingliederung in den Arbeitsmarkt, et cetera. Sie haben natürlich in den letzten Jahren auch Menschen massiv geholfen, die in schwierigen finanziellen Situationen sind, die sich nicht einmal Anwaltskosten in Bezug auf Staatsbürgerschaftsverfahren oder Aufenthaltsrecht - denn Fremdenrecht ist wirklich eine komplexe Materie - leisten können. Wir wissen einfach, wie enorm viel Arbeit Beratungszentren, vor allem das Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen, geleistet haben, um die Menschen im Zuge ihrer Staatsbürgerschaftsverfahren oder Aufenthaltsverfahren wirklich zu unterstützen. Hiermit will ich mich bei all diesen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wirklich bedanken für die sehr, sehr wertvolle Arbeit, die sie leisten, nicht nur für den Einzelnen, sondern sie leisten auch gesellschaftspolitisch eine enorm wichtige Arbeit, und das ohne Basisfinanzierung - das muss man auch einmal dazusagen -, sodass sie immer wieder auf Förderungen angewiesen sind. Ich denke, gerade solche Beratungseinrichtungen, die wertvolle Arbeit leisten, brauchen eine Basisfinanzierung. Ich hoffe, das wird demnächst auch der Fall sein. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wie gesagt - Stichwort MA 35 -, sie helfen auch sehr vielen Menschen, die in Bezug auf die MA 35 mit unterschiedlichen Fällen zu ihnen kommen. Uns geht es auch nicht anders, denn nach fast zwei Jahren Reformankündigung bekommen wir immer wieder Fälle, in denen Menschen sich beschweren, dass in Bezug auf ihre Staatsbürgerschaftsverfahren oder Aufenthaltsverfahren vieles einfach nicht sehr gut läuft. Es gibt auch Menschen, die sagen, jetzt reicht es und jetzt ist es mir egal, ich gehe jetzt mit meinem Fall an die Öffentlichkeit, und sie posten das auch immer wieder auf ihren Social-Media-Kanälen. Einen Fall habe ich jetzt herausgenommen, um die These zu widerlegen, dass nur die bundesgesetzlichen Bestimmungen an dem Desaster in der MA 35 schuld sind. Die betroffene Person schreibt in ihrem Facebook-Eintrag: "Heute möchte ich kurz ein Update zum Niederlassungsantrag meiner Gattin geben. Ich bin nun wieder umgezogen, diesmal endgültig nach St. Pölten. Grund des Umzuges ist die MA 35, die leider die Familienzusammenführung meiner Gattin durch lange Wartezeiten, bald über ein Jahr, erschwert. Um dieses Problem endgültig loszuwerden, bin ich gezwungen, in ein anderes Bundesland zu ziehen. Traurig für Wien!" So, jetzt habe ich mir den Facebook-Eintrag gemerkt und habe mir diesen auch notiert, und ich habe mir gedacht: Okay, jetzt schaue ich einmal weiter, was in den kommenden Wochen dann passiert, nachdem er schon nach St. Pölten umgezogen ist. Und tatsächlich, es hat nicht einmal einen Monat gedauert, dann schreibt die Person einen neuerlichen Facebook-Eintrag: "Meine Gattin hat heute die vorläufige Zusage auf Niederlassung von St. Pölten erhalten und wird bald in Österreich sein. Wäre der Akt noch bei der MA 35, würden wir noch auf die Bescheidantwort warten. Danke, St. Pölten! Traurig, dass man dafür Wien verlassen muss!" So, das muss man sich einmal vorstellen: Dass Menschen auf Grund der Wartezeit auf eine behördliche Erledigung gezwungen sind, das Bundesland zu wechseln, weil diese Behörde die gesetzliche Frist von sechs Monaten nicht einhält. Und das ist jetzt kein Einzelfall, sondern jeder, der sich mit Staatsbürgerschaftsverfahren und anderen aufenthaltsrechtlichen Verfahren beschäftigt, weiß, dass außerhalb von Wien die Bescheide innerhalb von sechs Monaten kommen. Und langsam wird es fad, wenn man immer wieder die Missstände in der MA 35 mit bundesgesetzlichen Bestimmungen rechtfertigt. Ja, wir sind alle d'accord, die bundesgesetzlichen Bestimmungen sind nicht super - wir haben europaweit die restriktivsten Gesetze, und wir wissen alle, unser Staatsbürgerschaftsrecht ist ein totes Recht und unser Fremdenrecht ist ein totes Recht -, und dass auf dieser Ebene vieles gemacht wird, ist uns klar. Aber diese bundesgesetzlichen Bestimmungen gelten auch für St. Pölten, diese bundesgesetzlichen Bestimmungen gelten auch für Tirol und auch für alle anderen Bundesländer, und dort erleben wir in den Einbürgerungsbehörden diese Missstände, die es in der MA 35 gibt, nicht! Also ganz so ist es nicht, dass es nur die bundesgesetzlichen Bestimmungen sind. Und ja, es wird fad, wenn man, wie eine defekte CD, in Bezug auf die Missstände in der MA 35 ständig nur Bund, Bund, Bund sagt, denn in allen anderen Bundesländern funktioniert es ja, nur in Wien nicht. Und das ist absurd, denn in Wien wird seit zwei Jahren eine rasante Reform angekündigt, man hat ein super Budget, man hat professionelle Begleitung, man hat jetzt auch so viel Personal aufgestockt. Dass es gerade in Wien nicht funktioniert, ist daher auch absurd. Also an irgendetwas wird es dann liegen. Und es ist noch absurder, wenn man so wie Frau Bakos taxativ alles Mögliche aufzählt, was man bis jetzt geschaffen hat: Ja, aber wenn nach zwei Jahren Reformankündigung die Menschen immer noch ein Jahr lang auf einen Termin für ein Erstgespräch warten, dann ist diese Reform eben nicht gelungen. Das muss man sich einmal vorstellen: Personen, die heute um einen Termin für ein Erstgespräch ansuchen, müssen bis nächstes Jahr, bis zum 25. April des nächsten Jahres wieder warten, bis sie überhaupt zu einem Erstgespräch dran sind! - Das ist für mich keine Reform. Gerade deswegen haben wir heute einen Antrag eingebracht - über den Sie auch der Meinung sind, ja, wir finden den Antrag inhaltlich ja sehr gut -, der eine Forderung, einen Vorschlag für eine minimale Verbesserung enthält. Ja, Verbesserungen sind unangenehm - no na ned -, aber in diesem Antrag geht es wirklich nur um eine sehr, sehr minimale Forderung: Wir wollen nur, dass die Behörde die gesetzliche Frist von sechs Monaten einhält, nicht mehr und nicht weniger. Und wenn Sie sogar da nicht zustimmen, dann wird wahrscheinlich die MA 35 weiterhin in den Schlagzeilen vorkommen, und das ist für die Betroffenen und Beteiligten weiterhin nicht sehr gut. Es ist traurig, dass Menschen im Jahr 2023 von Wien wegziehen müssen, weil sie keine andere Chance sehen. Danke fürs Zuhören, und ich hoffe, es beschleunigt sich in diesem Bereich generell etwas, denn die Zukunft der Menschen darf nicht geraubt werden. - Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Akcay. Sie sind am Wort. GRin Safak Akcay (SPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich kann mich dem Dank meiner Vorrednerinnen an die Vereine nur anschließen, denn da steckt wirklich sehr viel Expertise drin, und diese Expertise kommt unserer Stadt auch zu Gute. Dafür einfach ein großes Danke, weil auch die Zusammenarbeit mit der MA 17 sehr gut funktioniert. Die Unterstützung der Vereine ist einfach notwendig, damit wir Menschen in dieser Stadt in all ihren Lebensphasen begleiten können, sie unterstützen können, und das werden wir auch in Zukunft so machen. Meine Vorrednerinnen sind sehr genau auch auf die Projekte, auf die Maßnahmen eingegangen, daher möchte ich mich eher auf das Kommende vorbereiten, denn oft ist es ja so, dass von ÖVP und FPÖ - ich meine, zumindest ist es für mich auffallend, und es ist auch immer salonfähiger geworden - rassistische Attacken auf die Wiener Bevölkerung erfolgen. Das ist wirklich menschenverachtend. Sie können nichts anderes, als fleißige Menschen in dieser Stadt, fleißige Menschen mit Migrationsgeschichte zu diffamieren. Das sind Menschen, die unter schweren Bedingungen hart arbeiten, und sie sind es eigentlich, die einen wesentlichen Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung dieser Stadt leisten. Wissen Sie, was ich glaube? - Ich glaube, Sie haben richtig Angst, Sie fürchten sich vor diesem Zusammenhalt in unserer Stadt, und deswegen wissen Sie nicht, was Sie machen. Sie machen Wien-Bashing, ja: Nur Wien ist schlecht! - Sie sind der Grund, warum wir zu wenig PolizistInnen haben, Sie sind der Grund, warum wir nicht genug Pädagoginnen und Pädagogen haben. Sie lenken nur ab, Sie tun einfach nichts, nichts! (GR Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM: Ja, ja!) Die Bundesregierung macht einfach nichts, anstatt hier Maßnahmen zu setzen, dass die Mietpreise gesenkt werden, dass die Teuerung und die Inflationen zurechtgebracht werden. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Alle Inflationen!) Sie wollen einfach Ungleichheit verstärken und Politik auf Kosten der MigrantInnen machen. Damit aber werden Sie einfach nicht durchkommen, meine Damen und Herren, denn unsere Stärke in Wien sind unser Zusammenhalt und das Miteinander. Wir in Wien stehen für Vielfalt und für ein solidarisches Miteinander, und wir werden es auch nicht zulassen, dass Sie uns auseinanderdividieren. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Berger. Sie sind am Wort. GR Stefan Berger (FPÖ): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte damit beginnen: Es hat heute sehr viel Lob von ungewohnter Seite gegeben, muss ich ganz offen gestehen. Das hat mich überrascht, aber es zeigt halt einfach auch, wie gut freiheitliche Politik funktionieren kann. Frau Aslan hat einen Fall angesprochen, in dem jemand in Wien Probleme mit der MA 35 hatte. - Ja, die entsprechenden politischen Zuständigkeiten kennen wir: Zuvor war die SPÖ hier politisch zuständig, jetzt ist es Stadtrat und Vizebürgermeister Wiederkehr. - Der besagte Klient, die Person ist dann nach St. Pölten gegangen, und dort war das sozusagen in Rekordzeit abgewickelt. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, warum ist das so? - Weil in St. Pölten für das entsprechende Referat ein freiheitlicher Landesrat die Zuständigkeit hat (Heiterkeit bei und Zwischenruf von GRin Mag. Berivan Aslan.), und wir haben auch heute bekanntermaßen wieder einen Antrag für zügige Verfahrensabwicklung und für vernünftige Verfahrensdauern eingebracht. Insofern, Frau Aslan, möchte ich Ihnen - auch wenn Sie in der letzten Sitzung den besagten Landesrat noch von dieser Seite aus, glaube ich, sehr, sehr vehement kritisiert haben - wirklich sehr, sehr herzlich dafür danken (Heiterkeit bei GRin Mag. Berivan Aslan), dass Sie freiheitliche Politik in Niederösterreich auf diese Art und Weise auch hier vom Rednerpult im Wiener Rathaus aus honorieren, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Ich kann auch schon eines vorausschicken: Es gibt ja jetzt eine neue Landesregierung in Niederösterreich, auch neue personelle Zuständigkeiten, und ich kann Ihnen auch versichern, dass der neue freiheitliche Landesrat Dr. Christoph Luisser das ähnlich professionell beziehungsweise noch viel, viel besser weiterentwickeln wird und Sie dort auch in Zukunft unbesorgt sein können, dass freiheitliche Zuständigkeit für entsprechend flotte Verfahren sorgen wird. Und ja, Sie haben auch vollkommen zu Recht angesprochen, dass nicht der Bundesgesetzgeber hier offensichtlich das Problem ist, sondern schlichtweg die entsprechende Abwicklung durch die Behörde in Wien, was wir in der Vergangenheit immer wieder kritisiert haben, und dies, wie man sieht, auch zu Recht. Ja, wir haben hier diesen Antrag hinsichtlich der MA 35, es liegt uns aber auch der Antrag auf Förderung des Vereins NACHBARINNEN vor, und es wird Sie jetzt wahrscheinlich relativ wenig überraschen, dass wir die Herangehensweise dieses Vereins so wie auch in den letzten Jahren für nicht förderungswürdig beziehungsweise nicht unterstützungswürdig halten. Wir sind halt schlichtweg der Meinung, dass Integration in erster Linie eine Bringschuld ist und man nicht über unterschiedlichste Vereine den Personen entsprechend nachlaufen muss, wobei diese Vereine auch immer wieder mit durchaus horrenden Summen an unterschiedlichsten Fördermitteln ausgestattet werden. Wir haben zu diesem Tagesordnungspunkt auch ein paar Anträge eingebracht. Wir unterstützen beziehungsweise wir stimmen jenen Förderanträgen und Fördermaßnahmen zu, die tatsächlich auch Fortschritte im Integrationsbereich versprechen. Was mit Sicherheit keine Fortschritte verspricht, ist auch das, was auf Bundesebene passiert ist, nämlich - und das hätte Frau Aslan ja durchaus auch ansprechen können, die sich ja in der Vergangenheit auch zu Recht, wie ich meine, gegen den politischen Islam positioniert hat, und da haben wir ja vielleicht durchaus auch die eine oder andere Gemeinsamkeit - wenn es um Förderungen des politischen Islams in Österreich geht. Der Rechnungshof hat unlängst festgestellt, dass über diesen NPO-Unterstützungsfonds im Rahmen der Corona- Maßnahmen auch islamistische Vereine und Organisationen des politischen Islams gefördert wurden, immerhin in der Höhe von rund 5 Millionen EUR. Es finden ja bekanntlich in den nächsten Wochen auch die Wahlen in der Türkei statt - da hat es auch Subventionen an Vereine gegeben, die Herrn Erdogan beziehungsweise seiner Partei in Österreich sehr, sehr nahestehen, wir haben die Muslimbruderschaft mit dabei, die Milli-Görüs-Bewegung, und so weiter, und so fort. Das alles, meine sehr geehrten Damen und Herren, immerhin unter einer schwarz-grünen Regierung! Solche Förderungen wollen wir selbstverständlich nicht sehen, und dementsprechend haben wir auch einen Antrag dazu gestellt. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Weiters - beim vorangegangenen Tagesordnungspunkt habe ich es bereits angeführt, und auch weil wir das Thema Niederösterreich zuvor schon hatten, sei hier nochmals darauf hingewiesen -: Deutsch als Pausen- und Schulsprache ist durchaus eine integrationspolitisch sinnvolle Maßnahme - im Vergleich dazu, halt immer wieder irgendwelchen Vereinen abertausende Euro oder Millionensummen sozusagen in den Rachen zu werfen. In vielen Bereichen ist es, glaube ich, durchaus so, dass man nicht mit Geld um sich werfen sollte, sondern auch Samthandschuhe ausziehen sollte, insbesondere wenn es um das Thema Kriminalität geht. Wir haben nicht nur in Österreich oder in Wien, sondern durchaus auch in Mitteleuropa die Entwicklung, dass immer jüngere Menschen, insbesondere aus Migrationsmilieus, straffällig werden beziehungsweise entsprechende Taten setzen. Diesbezüglich haben wir auch einen Beschlussantrag vorbereitet, der die Herabsetzung der Strafmündigkeit vorsieht und sich entsprechend an den Bundesgesetzgeber richtet. Es sind andere europäische Länder da durchaus schon vorausgegangen, indem dort die Strafmündigkeit in gewissen Fällen beispielsweise auf zwölf Jahre und in einem Land in gewissen Fällen sogar bereits auf zehn Jahre herabgesetzt wurde. Wir machen bei diesem Antrag keinen konkreten Vorschlag, sondern wollen in dieser Frage schlichtweg unter Abwägung aller Gesichtspunkte eine Reform in die Wege geleitet wissen, denn entsprechende Fördersummen auszuzahlen, ist, wie wir auch in Wien in der Vergangenheit gesehen haben, noch bei Weitem kein Garant dafür, dass auch entsprechende Integrationsleistungen positive Wirkung zeigen. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Sehr geehrte Damen und Herren und sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Es sind bei dieser Debatte jetzt verschiedene Punkte angesprochen worden, unter anderem auch die Magistratsabteilung 35. Wie auch gesagt worden ist, befindet sich diese in einem Reformprozess, der schon sehr viele wichtige Punkte gebracht hat, in dem schon viele Reformen auch greifen. Es sind aber noch weitere Verbesserungen notwendig, das stimmt natürlich, und die werden nach meinem Dafürhalten auch kommen. Was man aber schon auch mitberücksichtigen muss, sind die außerordentlich unterschiedlichen Anfallszahlen, die wir in Wien bei der MA 35 haben und die es in St. Pölten gibt. Man denke nur etwa daran, dass die Fälle für Verfolgte des NS-Regimes - von denen wir jetzt außerordentlich viele haben, zusätzlich zu den ohnehin schon vielen Fällen - ja, ausschließlich oder nahezu ausschließlich in Wien abgehandelt werden. Das alles sind Punkte, die in einer sachlichen Debatte mitberücksichtigt werden sollen. Ich habe mit Interesse festgestellt, dass FPÖ und GRÜNE hier in einer unsachlichen Polemik gegen die ... Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Entspricht das Ihrer Berichterstattung oder einem Debattenbeitrag? Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher (fortsetzend): ... Stellung genommen haben - das sage ich als Berichterstatter (Heiterkeit.) -, dass es hier zu diesen beiden Punkten auch unsachliche Polemik gegeben hat, aber ich empfehle beide Geschäftsstücke eindeutig und mit guten Argumenten zur Annahme. - Danke schön. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Okay, alles klar. Die Debatte ist geschlossen, wie schon gesagt. Wir kommen daher jetzt zur Abstimmung über die beiden Poststücke, die wir getrennt durchführen. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 3. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN gegen die Stimmen von FPÖ und GR Kieslich so angenommen. Es wurden einige Anträge zu Postnummer 3 eingebracht. Erster Antrag, von der FPÖ, betreffend Deutsch als Pausen- und Schulsprache. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und von GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Ein weiterer Antrag der FPÖ betreffend Dienstleistungsscheck für Aushilfskräfte. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Antragsteller selber und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Sicherung der 24-Stunden-Betreuung. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei der FPÖ und von GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zur Abstimmung über Postnummer 5. Wer der Postnummer 5 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen von SPÖ, NEOS und GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ und GR Kieslich mehrheitlich angenommen. Auch hiezu liegen Anträge vor. Antrag der GRÜNEN betreffend Beschleunigung von Terminvergaben zur Erlangung der Staatsbürgerschaft. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Förderstopp für islamistische Vereine und Organisationen des politischen Islam. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und von GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Herabsetzung der Strafmündigkeit. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die FPÖ und GR Kieslich stimmen zu. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Sozialleistungsmissbrauch. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und von GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Ein weiterer Antrag von der FPÖ betreffend zügige Verfahren statt Staatsbürgerschaft für alle. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und von GR Kieslich. Der Antrag hat nicht die erforderliche Mehrheit und ist abgelehnt. Weitere Anträge liegen jetzt einmal nicht vor,wir kommen daher zu den nächsten beiden Poststücken. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlung über die Poststücke 7 und 8 der Tagesordnung - sie betreffen Sachkreditgenehmigungen für allgemeinbildende Pflichtschulen in Wien 21., Dr.-Skala-Straße 43-45, und in Wien 10., Feuchterslebengasse 65 sowie Vertragsgenehmigungen zur Übernahme von Projektmanagementleistungen zwischen der Stadt Wien und der WIP - Wiener Infrastruktur Projekt GmbH - zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Berger-Krotsch, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Stadler. Sie sind am Wort. GR Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! In den vorliegenden Poststücken geht es, wie schon angesprochen, um den Bau von zwei Schulen, ein Mal im 21. Bezirk und ein Mal im 10. Bezirk. Wir werden den vorliegenden Poststücken selbstverständlich auch zustimmen. Ebenso wichtig wie der Schulbau ist aber natürlich das, was in den Schulen passiert, und dafür hat die türkis- grüne Bundesregierung schon vor über einem Jahr, eigentlich auch schon zu Beginn der Koalition, ein großartiges Projekt gestartet. Dieses Projekt nennt sich "100 Schulen - 1.000 Chancen". Das Ziel dieses Projektes ist es, Schulen, die große Herausforderungen haben oder auch vor Veränderungsprozessen stehen, mit zusätzlichen Mitteln auszustatten und gleichzeitig auch von der Universität Wien wissenschaftlich begleiten zu lassen. Die Bundesregierung hat dann im Zuge dieses Projekts Österreich-weit 100 Schulen ausgewählt. Das waren Schulen, die bei den Bildungsstandarderhebungen entweder besonders gut waren oder aber besonders schlecht abgeschnitten haben - im Vergleich zu ihrem jeweiligen Erwartungswert. Diese Schulen bekommen jetzt von der Bundesregierung im Schnitt 150.000 bis 200.000 EUR und dürfen mit diesem Geld machen, was sie vor Ort machen wollen. Die Bundesregierung macht also keine Vorgaben, sondern die Schulen, die da ausgewählt wurden, durften und dürfen immer noch mit diesen rund 200.000 EUR jene Projekte und jene Veränderungen machen, die sie durchführen wollen. Also endlich einmal ein Projekt, das tatsächliche Schulautonomie möglich macht und das tatsächlich den Schulen auch echte Mittel dafür gibt, diese Schulautonomie durchzusetzen, von der türkis-grünen Bundesregierung! Jetzt gibt es natürlich von diesen 100 Schulen auch relativ viele, die in Wien sind - ich glaube, knapp ein Drittel dieser Schulen ist in Wien -, und auch die Schulen in Wien haben mit diesen 200.000 EUR verschiedene Sachen vorgehabt. Wir haben mit ganz vielen Schulen gesprochen, die da teilnehmen. Manche Schulen wollten für alle ihre Klassen iPads kaufen, andere Schulen wollten kleine Kletterwände oder bauliche Veränderungen, zum Beispiel dahin gehend, dass es Chill-out-Rooms gibt, wo sich die Kids beruhigen können, wo auch die LehrerInnen in ihren Freistunden hingehen können. Und manche Schulen wollten Smartboards haben, das heißt, die wollten so interaktive Tafeln in ihren Klassen haben und das Geld, das sie von der Bundesregierung bekommen, dafür verwenden. Eine der DirektorInnen, die da mitmachen, ist eine Direktorin aus dem 12. Bezirk, und ich darf ganz kurz noch zitieren, was sie zu diesem Projekt der Bundesregierung sagt. Sie sagt: "Es ist ein tolles Projekt, weil es von der Universität Wien begleitet wird und weil man die Verantwortung wirklich den Schulen gibt. Wir wissen ja auch selbst am besten, was wir am Standort brauchen." - Zitat Ende. Jetzt glaubt man also wirklich: Die Bundesregierung gibt viel Geld her, lädt die Schulen dazu ein, das autonom zu verwenden, und die Schulen dürfen das einsetzen. Es ist alles gut. Wir haben ein super Schulautonomieprojekt - das fordern immer wieder alle -, und endlich können auch Schulen, auch in Wien, Geld so einsetzen, wie sie es gerne hätten. Leider passiert das in Wien aber nicht. In Wien funktioniert dieses Projekt beziehungsweise die Umsetzung dieses Projekts "100 Schulen - 1.000 Chancen" überhaupt nicht. Die Schule im 12. Bezirk von der Direktorin, die ich soeben zitiert habe, hat nämlich von den versprochenen 190.000 EUR, die die Bundesregierung bereitstellt, von der Wiener Stadtregierung, die dafür verantwortlich ist, das umzusetzen, erst 3.000 EUR bekommen und wartet seit über einem Jahr auf 190.000 EUR für die weiteren Projekte, weil die Wiener Stadtregierung und weil Sie, Herr Vizebürgermeister, nicht im Stande sind, dieses Projekt in Wien umzusetzen. Warum ist das in Wien anscheinend so schwierig? - Die Schulen haben also eingemeldet: Wir wollen Smartboards haben, wir wollen Tablets haben, wir wollen bauliche Veränderungen. Und die Umsetzung obliegt dann den jeweiligen Schulerhalterinnen und Schulerhaltern - das ist in diesem Fall die Gemeinde Wien, und in politischer Verantwortung ist es die rot-pinke Stadtregierung. Seit über einem Jahr sagen also die Schulen, wir hätten gerne Smartboards an unseren Wänden, und was macht die Stadt Wien? - Die Stadt Wien sagt: Nein, das können wir leider nicht machen, denn eigentlich ist die MA 56 zuständig, das zu tun, aber für Digitalisierungsagenden ist die MA 01 zuständig. Die MA 01 könnte diese Smartboards kaufen, und die MA 56 könnte sie anmieten, aber die MA 01 nimmt das Geld, das uns die Bundesregierung gibt, nicht. Und für die Montage dieser Smartboards wären überhaupt die Bezirke zuständig, und die Bezirke wollen das vielleicht gar nicht zahlen, und das haben wir nicht budgetiert. - Deswegen haben die Schulen jetzt keine Smartboards. Das heißt, die Bundesregierung gibt den Schulen 200.000 EUR, damit sie autonom ein Projekt durchführen können, und die Wiener Stadtregierung und Rot-Pink sagen: Na ja, aber bei uns funktioniert das mit der Umsetzung nicht! - Deswegen haben die Schulen ein Jahr später immer noch nicht die Projekte, für die ihnen die Bundesregierung das Geld zugeschanzt hat. Wir sagen, das ist eine absolute Schande, vor allem von einer Bildungspartei, den NEOS, die ständig über Schulautonomie sprechen, und das kann es eigentlich in einer Stadt wie Wien wirklich nicht sein. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Bezeichnend finde ich dann auch nur: Wenn man den NEOS im Bund und vor allem ihrer Bildungssprecherin im Bund zuhört, dann hört man Kollegin Künsberg Sarre bei jedem Auftritt von Schulautonomie reden und davon, dass man den Schulen mehr Verantwortung geben muss. Und dann geschieht das - und dann schaut man sich an, was dann in Wien passiert: Hier hat die Bundesregierung die Verantwortung an die Schulen gegeben, sie gibt den Schulen sogar Geld, sie gibt all den Schulen, die teilnehmen, 200.000 EUR - und die Schulen, die in Wien teilnehmen, können unter einem pink-geführten Ressort nicht die Projekte umsetzen, weil sie das Geld ein Jahr später immer noch nicht bekommen, weil Sie es nicht zustande bringen, dass das Geld von der Bundesregierung bei den Schulen ankommt und die Smartboards oder die Tablets endlich beschafft werden oder die baulichen Veränderungen, die sich die Schulen wünschen, endlich stattfinden. Herr Vizebürgermeister, tun Sie endlich etwas! Es kann nicht sein, dass die Schulen in Wien über ein Jahr darauf warten müssen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Jetzt kann man sagen, okay, es ist ein kompliziertes Projekt, und die Bundesregierung hat nicht alle Bundesländer oder Gemeinden früh genug eingebunden. - Dann kann man sich ja durch die anderen ungefähr 70 Schulen, die in Rest-Österreich mitmachen, durchtelefonieren, und wir haben auch viel mit Schulen zum Beispiel aus Vorarlberg gesprochen. In Vorarlberg haben Gemeinden diesen Schulen das Geld nach wenigen Wochen überwiesen oder als ErhalterInnen für die Schulen nach wenigen Wochen die Sachen eingekauft, die die Schulen haben wollten. Die Gemeinden haben sogar teilweise das Geld vorgestreckt, bevor sie es von der Bundesregierung dann quasi zurückbekommen haben. Also wenn man das umsetzen will, wenn man tatsächliche Schulautonomie für die Schulen in der eigenen Gemeinde haben will, dann ist es möglich, vor allem, wenn man nach Vorarlberg oder in andere Bundesländer schaut. Wir meinen, das wäre auch in Wien möglich. Wir stellen daher heute den Antrag, dass nun endlich nach über einem Jahr - so lange findet das Projekt nun schon statt - eine Lösung gefunden werden muss, und fordern Sie, Herr Vizebürgermeister, auf, dieses bürokratische und auch politische Versagen von Ihnen und diese Blockade, die Sie diesem Projekt gegenüber haben, endlich zu beenden, um dieses tolle Projekt der türkis-grünen Bundesregierung endlich auch in Wien umzusetzen. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN sowie von GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM und GRin Mag. Caroline Hungerländer.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Emmerling. Sie hat das Wort. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Lieber Herr Vizebürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich gehe vielleicht trotzdem kurz auf das Poststück ein, wegen dem wir eigentlich hier stehen, und dann natürlich auch gerne auf den Antrag. Es gibt wieder neue Schulbauten zu feiern, und zwar entstehen ganz großartige neue Gebäude im 10. Bezirk und im 21. Bezirk, und zwar im 10. Bezirk in der Feuchterslebengasse eine achtklassige Mittelschule und eine vierklassige Volksschulexpositur. Auf der Liegenschaft befinden sich zehn eingeschoßige Mobilklassen in Holzbauweise. Mobilklassen sind ja auch nichts Schlechtes, aber quasi nicht für die Ewigkeit gebaut, und deswegen wurde hier ein Gesamtprojekt entwickelt, im Rahmen dessen man das Bestandsgebäude sanieren konnte, die Mobilklassen jetzt weggibt und einen mehrgeschoßigen Neubau in Massivbauweise dazustellt. Das Ganze wird für eine achtklassige Mittelschule und eine vierklassige Volksschulexpositur mit schulischer Tagesbetreuung verwendet werden. Die zwei Gebäude sind mit einer Brückenkonstruktion miteinander verbunden, und ich bin mir sicher, dass das ganz, ganz großartig wird. Genauso im 21. Bezirk, wo eine Volksschule gebaut wird: Auch da haben wir momentan 7 Mobilklassen in Leichtbauweise, und im Endausbau soll dort eine 17-klassige Volksschule mit schulischer Tagesbetreuung sein. Da wird genauso das Bestandsgebäude, weil es sich auch wirtschaftlich rentiert, saniert, und der Turnsaaltrakt und die Mobilklassen werden abgerissen und durch einen neuen Zubau in Massivbauweise ersetzt. Das heißt in Summe: Viel Platz für die Wiener Schülerinnen und Schüler, viel Platz für die Wiener Kinder, für ihre schulische Laufbahn, dass sie sich an einem schönen Ort, an einem funktionalen Ort wohlfühlen können, an dem sie doch die meiste Zeit ihres Tages verbringen. Ich freue mich schon auf den Zeitpunkt, an dem diese Gebäude auch wirklich fertiggestellt sind und die Wiener Kinder, die diese Schulen besuchen, sich daran erfreuen können, hier ihren Tag zu verbringen. Jetzt aber zum Antrag des Kollegen Stadler betreffend das Projekt "100 Schulen - 1.000 Chancen". Es wurde ohnedies ein bisschen dargestellt, was dieses Projekt kann und was es soll. Ich finde jedes Schulautonomieprojekt begrüßenswert, ich halte es auch für ein sehr, sehr gutes Projekt. Man hat sich Schulen herausgesucht, die laut einer Indexbewertung den größtmöglichen Unterstützungsbedarf haben. Es ist vom Ansatz her ein bisschen so wie das Wiener Bildungsversprechen, wo wir auch auf die Schulen schauen, die besonderen Bedarf haben. Auf Bundesebene schaut man da auf ganz Österreich, und ich finde, es kann dabei durchaus auch Synergien geben, wobei wir beim Bildungsversprechen darauf geachtet haben, dass wir eben genau nicht diese Schulen nehmen, weil eine Doppelunterstützung oder Doppelförderung natürlich auch nicht gescheit ist. Schulautonomie ist, es wurde angesprochen, aus unserer Sicht, aus unserem Blickwinkel - und wir haben das, glaube ich, politisch auch immer dargelegt - ein ganz wichtiges Thema, sie ist ein ganz großes Herzensthema für uns, und deswegen finde ich es auch ein bisschen schade oder auch schamhaft, dass hier von einer politischen Verantwortung dafür, dass das in Wien nicht funktioniert, gesprochen wird, denn ich glaube, das kann man uns nicht unterstellen, und dieser Vorwurf ist mehr als absurd. (Beifall bei den NEOS. - GR Felix Stadler, BSc MA: Wenn es aber nicht funktioniert!) Na ja, Sie stellen sich hier heraus und insistieren quasi, dass dieses Projekt absichtlich von einer rot-pinken Stadtregierung politisch blockiert wird - das wurde sogar fünf Mal hier erwähnt -, und das möchte ich einfach nicht so stehen lassen, Entschuldigung! (Beifall bei NEOS und SPÖ. - GR Felix Stadler, BSc MA: Warum funktioniert es nicht?) Ich glaube, man muss auch sagen - das war auch eine Analyse -, das Schulsystem ist komplex, die Schulerhaltung besonders in Wien ist sehr, sehr komplex. Aber das ganze Projekt - das ist ja gar nicht die Schuld der GRÜNEN, das ist ja ein Projekt des Bildungsministers, also ich weiß nicht, warum ihr da so in die Bresche springt - wurde ausgearbeitet, ohne im Vorfeld die Schulerhalterin einzubinden. Das mag am Land, in den Bundesländern teilweise "easyer" gehen - ich sage es ja auch ganz ehrlich, wie es ist -, in Wien ist es kompliziert, und ich glaube, eine vorherige Einbindung seitens des Bildungsministers wäre nicht blöd gewesen. Das kann man ja auch durchaus so sagen, und ich glaube, da wird mir ja niemand widersprechen. (Zwischenrufe von GR Felix Stadler, BSc MA, GR Georg Prack, BA und GR Kilian Stark.) Die Situation ist eben kompliziert. Trotzdem versucht die Stadt, gemeinsam auch mit der MA 56, mit der zuständigen Geschäftsgruppe, auch im Einvernehmen mit den BundespartnerInnen und allen 32 Schulleitungen, alle Vorhaben - das Projekt läuft bis 2024 - auf den Boden zu bringen. Das ist wirklich oberstes Ziel, überhaupt keine Frage, aber - ich habe die Komplexität angesprochen - es gibt das Bundesvergabegesetz, es muss sehr viel, es muss eigentlich alles ausgeschrieben werden, es muss die IT-Ausstattung ausgeschrieben werden, es mussten entsprechende Leerverrohrungen erst hergestellt werden, auch die Professionisten müssen beauftragt werden. Und die Krux an der Geschichte ist in Wien auch, dass für diese Instandhaltungsarbeiten im öffentlichen Raum die Bezirke zuständig sind - und das können wir nicht mit einem Schnipser ändern, weil der Bund ein Projekt auf die Beine stellt. Es tut mir leid, das ist einfach so! Deswegen ist eben die Kompetenz dafür in den Bezirken, und das bedeutet zusätzlichen Abstimmungsbedarf. Das Ganze ist zäh, überhaupt keine Frage, aber diese Vorlaufzeiten sind leider einfach da, mit denen müssen wir arbeiten. Wir sind aber alle zuversichtlich, dass auch wirklich bis 2024 das Projektende erreicht werden kann und dass alle Leistungen auch zeitgerecht erbracht und abgerechnet werden können. Ich möchte hier noch einmal ganz klar sagen: Da von einer politischen Verantwortung zu reden, uns quasi auszurichten, eine rot-pinke Stadtregierung würde hier ein Bildungsprojekt blockieren, stoppen, verzögern oder sonst etwas, ist mehr als absurd, und das möchte ich in aller Deutlichkeit zurückweisen. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und bei SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch: Auf Grund der demographischen und städtebaulichen Entwicklungen sowie der signifikant steigenden Nachfrage nach Schulplätzen im Pflichtschulbereich setzen wir stetig auf den Ausbau der Plätze, und so eben auch in den beiden vorliegenden Akten, wie schon skizziert, im 21. und im 10. Bezirk. Ich möchte von dieser Stelle auch ein großes Dankeschön an die zuständige Fachabteilung, die MA 56, und ihre MitarbeiterInnen richten. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen, nämlich über die Postnummer 7 und die Postnummer 8, und auch noch in sich getrennt durchführen - das heißt, auch bei der Postnummer 7 und bei der Postnummer 8 erfolgen jeweils getrennte Abstimmungen. Wir kommen zur Abstimmung über Postnummer 7, Punkt 1. Wer diesem Punkt 1 zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle Einstimmigkeit fest. Postnummer 7, Punkt 2: Wer stimmt diesem Punkt 2 zu? - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN gegen ÖVP, GR Kieslich und FPÖ. Es liegt ein Beschlussantrag der GRÜNEN betreffend "100 Schulen - 1.000 Chancen" vor. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP und der GRÜNEN, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt. Damit kommen wir zur Abstimmung über Postnummer 8, die ebenfalls getrennt durchgeführt wird. Wir stimmen über Postnummer 8, Punkt 1 ab. Wer kann dem zustimmen? - Ich stelle Einstimmigkeit fest. Postnummer 8, Punkt 2: Wer stimmt diesem Punkt zu? - Es erfolgt die Zustimmung der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN. Das ist mehrheitlich angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 10 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Vienna Hobby Lobby. Es hat sich niemand zu Wort gemeldet, beziehungsweise die Wortmeldung wurde gestrichen. Das heißt, wir kommen sofort zur Abstimmung. Wer diesem Poststück die Zustimmung geben kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dieses Poststück wird einstimmig angenommen. Zu diesem Poststück liegt ein Antrag der FPÖ betreffend Therapiezentrum Schottenhof vor. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 11 und 12 der Tagesordnung - sie betreffen Förderungen an Q:Wir, Verein zur Stärkung und Sichtbarmachung queeren Lebens in Wien und an den Verein COURAGE - Österreichisches Institut für Beziehungs- und Sexualforschung - zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Hanke, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Weber. Er ist am Wort. GR Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzter Gemeinderat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste via Livestream! Ich freue mich heute tatsächlich sehr, dass wir über das Queere Jugendzentrum sprechen, denn dieses Projekt ist für mich ein echtes Herzensthema, weil es ein wirklicher Meilenstein für Vielfalt ist, den wir als Fortschrittskoalition in unserem Regierungsprogramm festgeschrieben haben und in der alten Periode gemeinsam als Dreiparteienantrag - GRÜNE, SPÖ und NEOS - hier eingebracht haben. Der Verein Q:Wir, Verein zur Stärkung und Sichtbarmachung queeren Lebens in Wien, vormals das Regenbogenfamilienzentrum, hat sich ja im Zuge des öffentlichen Calls für die Umsetzung beworben und wurde auf Grund der vorhandenen Expertise, aber auch auf Grund des Konzepts von einer Fachjury mit der Umsetzung des Projekts betraut. Und heute beschließen wir im Wiener Gemeinderat für das Queere Jugendzentrum die Anstoßfinanzierung, also die Finanzierung, in deren Rahmen die Umsetzung erfolgt, alle Meilensteine vor der Betriebsaufnahme, von der Objektsuche über die Personalsuche bis zur Gründung einer Peergroup, um gemeinsam - und das ist auch ein wichtiger Teil des Projekts - partizipativ mit der Zielgruppe dieses Queere Jugendzentrum zu planen. Mit diesem heutigen Beschluss lösen wir als Fortschrittskoalition auch das Versprechen ein, für queere Jugendliche und für junge queere Erwachsene einen Ort zu schaffen, der ihre speziellen Beratungsbedürfnisse sowohl durch professionelle Begleitung, aber auch durch den Austausch mit Gleichaltrigen abdeckt. Dass der Bedarf nach so einem Ort ein sehr großer ist, das wissen wir auf Grund des Evaluierungsprojekts. Dieses wurde gemeinsam mit dem Institut für Höhere Studien wissenschaftlich durchgeführt, begleitet, mit dem ganz klaren Ergebnis: Die Zeit für ein queeres Jugendzentrum ist eigentlich in Wien überreif. Nun ist es so weit, wir gehen in die Umsetzung. Meine Freude darüber ist sehr groß. Für mich ist das ein echtes Herzensprojekt, und ich möchte an dieser Stelle auch unserem Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr meinen Dank aussprechen, weil ich ganz fest davon überzeugt bin, dass wir mit diesem Projekt die Lebenssituation von jungen queeren Menschen in dieser Stadt verbessern. Und ganz ehrlich, was gibt es für einen schöneren Ansporn in der Politik, als das Leben von Menschen besser zu machen? - Danke, dass du das Projekt so treibst! (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ich möchte aber auch dem Verein Q:Wir und den dort tätigen Menschen für die Umsetzung dieses Projekts alles Gute wünschen. Ich habe euch ja schon kennen gelernt, ich weiß, mit welcher großen Freude, mit welcher großen Leidenschaft und welchem großen Elan ihr dieses Projekt umsetzen werdet. Bei euch ist das Projekt in den besten Händen. Alles Gute für die Umsetzung! (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Der zweite Akt, über den wir heute sprechen, betrifft die Förderung für die Beratungsstelle COURAGE, die ebenfalls in unserer Stadt einen enorm wichtigen Beitrag leistet. Sie setzt sich, wie das Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen im Vorwort des Tätigkeitsberichts geschrieben hat - ich zitiere - "für Vielfalt, Offenheit und Toleranz ein und steht Menschen in konkreten Lebenssituationen mit großem, beherztem Engagement zur Seite". - Besser, glaube ich, kann man es nicht zusammenfassen. Die Beratungsstellen COURAGE sind die ersten vom Bund im Sinne des Familienberatungsförderungsgesetzes anerkannten Beratungsstellen für LGBTIQ-Personen, für ihre Familien, für ihre PartnerInnen, für ihre Angehörigen. Die Beratungen von COURAGE sind grundsätzlich kostenlos, und der Bedarf danach ist riesengroß. Ich habe unlängst ein sehr langes und intensives Gespräch mit Johannes Wahala, dem Leiter der Beratungsstellen COURAGE, gehabt, und ich kann Ihnen an dieser Stelle eines sagen: Wir können die Arbeit, die in der COURAGE gemacht wird, gar nicht hoch genug schätzen. Herzlichen Dank auch an dieser Stelle aus dem Wiener Gemeinderat an das ganze Team von der Beratungsstelle COURAGE für die enorm wichtige Arbeit, und auch da bitte ich um Zustimmung zu dem Poststück. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Hungerländer. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Zu den zwei Poststücken, die wir heute beschließen - und ich gehe in gleicher Reihenfolge vor wie Kollege Weber -, zunächst zum Queeren Jugendzentrum: Man möchte ja meinen, mit diesen 55.000 EUR, die wir heute zur Verfügung stellen, wird es dann tatsächlich errichtet. Schaut man sich aber den Akt an, dann stellt man fest, dass wir davon ja noch weit entfernt sind. 42.000 EUR gehen für Personalkosten drauf, wobei sich, wenn ich das richtig verstehe, die Obfrau des Vereins selber anstellt, um das Projekt durchzuführen. Also das ist es, was wir heute beschließen: Wir beschließen 42.000 EUR, um die sich die Obfrau des Vereins selber anstellt, um das Projekt zu machen. - Okay. Was ich weiterhin nicht verstehe, um einmal beim Prozessualen zu bleiben: Es gibt in Wien einen großen Träger, die Wiener Jugendzentren, und aus meiner Sicht wäre es naheliegend, dass ein queeres Jugendzentrum vom Trägerverein Wiener Jugendzentren durchgeführt wird, weil da einfach schon die Expertise vorhanden ist, wie man ein Jugendzentrum führt. Warum das ein Verein bekommt, der überhaupt keine Expertise in diesem Bereich hat, verstehe ich überhaupt nicht. Drittens: Wir haben beim zweiten Akt, den wir heute beschließen, nämlich bei COURAGE, etwas sehr Ähnliches. Ich kann nur sagen: sehr Ähnliches, denn ich weiß bis heute nicht, worum es bei diesem Queeren Jugendzentrum tatsächlich geht. Wir haben die Ausschreibung nicht gesehen (Zwischenruf von VBgm Christoph Wiederkehr, MA.) - die Ausschreibung, wie auch immer die ausgesehen hat -, wir haben auch das Siegerprojekt nicht gesehen. Wir haben nicht gesehen, wie viel es kostet. Wir wissen nicht, wie viel es kosten wird. Bis heute hat uns kein Mensch gesagt, wie viel dieses Projekt in Summe kosten wird. Ich habe noch nie gesehen, wie das durchgeführt wird. Das heißt, für uns ist das eine riesige Blackbox, was da genau passiert. Wir wissen, dass dieses Jahr eigentlich nichts passiert, außer dass sich die Obfrau selber anstellt und Quartalspläne vorgelegt hat. Und ich sage Ihnen auch, ich zweifle ein wenig daran, dass das tatsächlich umgesetzt wird. Vielleicht hilft ihr die Stadt dabei. Ich habe gelesen, dass die WASt und die Stadt da offenbar unterstützend bei der Errichtung des Jugendzentrums eingreifen. Vielleicht wird es dadurch ein Erfolg. Wir werden sehen. Kommen wir zur COURAGE. COURAGE bekommt deutlich mehr Förderungen als im Vorjahr, erstens, weil ein Seminar- und Begegnungszentrum eröffnet werden soll. Ich kann dem Akt nur entnehmen, dass das mehr oder weniger dasselbe sein wird wie ein Jugendzentrum: Beratung und psychotherapeutische Angebote, Safe Space. - Du (in Richtung VBgm Christoph Wiederkehr, MA) schüttelst den Kopf? (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das ist etwas ganz anderes, ein Beratungszentrum und ein Jugendzentrum!) Aber wir kennen die Akten nicht! Na ja, dann legt die Akten offen, ganz ehrlich! Ich kann auf jene Informationen zugreifen, die in den Akten stehen. (Beifall bei der ÖVP.) Da wird also offensichtlich etwas Gleiches bis sehr Ähnliches eingerichtet. Was aber deutlich beunruhigender ist, ist auf Seite 18 des Vorhabensberichts zu lesen. Da steht nämlich: "Evaluierung der österreichischen Behandlungsempfehlungen für genderdysphorische Kinder und Jugendliche auf Basis der Standards of Care WPATH in Bezug auf die Version 8." - Ich wusste nicht, was das bedeutet, aber ich nehme an, ihr wisst es. Ich habe es googeln müssen. Es geht hier um die World Professional Association for Transgender Health. Die hat im September 2022 neue Standards herausgebracht, wie Jugendliche und Kinder mit Genderdysphorie behandelt werden sollen, und diese Standards, die international nicht anerkannt sind - die ganze Association ist mehr oder weniger ein Verein -, möchte der Verein COURAGE jetzt nach Österreich bringen, damit Österreich nach diesen Standards behandelt. Und jetzt schauen wir uns einmal an, was in diesen Standards drinnensteht: Keine Altersgrenze für Hormontherapie und Pubertätsblocker. - Es geht da um irreversible Behandlungen. Sie streichen die Altersgrenze, das heißt, ab neun Jahren wird behandelt. - Keine Altersgrenze für Hormontherapie und Pubertätsblocker. Es ist ein rein affirmativer Zugang. Das bedeutet, ein Jugendlicher, ein Kind kommt mit der Selbstdiagnose Genderdysphorie dort hin. Er wird keiner Therapie zugeführt, sondern ... (Zwischenruf von GRin Viktoria Spielmann, BA.) - Das ist der Terminus technicus, der in dem Dokument verwendet wird, das Sie sicher kennen. (Neuerlicher Zwischenruf von GRin Viktoria Spielmann, BA.) - Ja, genau, denn ich habe es gelesen, 200 Seiten. Also rein affirmativ, es wird nur die Selbstdiagnose des Patienten bestätigt. Es werden keine anderen Arten der Therapie angedacht. Dann steht drinnen: Therapeutische Gespräche sind im Vorfeld nicht notwendig. Dann steht drinnen: Kritische Eltern sollen überzeugt und im Notfall übergangen werden. - Wenn das Kind eine Hormontherapie möchte und die Eltern dagegen sind, soll im Notfall gegen den Willen der Eltern entschieden werden. Und dann ist ein neuer Punkt drinnen: das Eunuchentum. - Ich dachte mir, ich verstehe das Wort vielleicht falsch, aber tatsächlich, es gibt jetzt eine neue Geschlechtsidentität Eunuch - "identify as eunuch" -, und diese Personen sollen, wenn sie das wollen, einer Kastration zugeführt werden. - Das steht in den Standards of Care dieser Organisation, und das ist es, was COURAGE nach Österreich bringen möchte. Ich kann Ihnen nur wirklich, wirklich ans Herz legen, sich damit auseinanderzusetzen, was Sie da fördern, weil das ein großes, großes Verbrechen an Kindern und Jugendlichen ist. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich möchte, weil hier ein Einwand kam, hinzufügen: Diese mehr als 200 Seiten habe nicht nur ich gelesen - die ich ja bekanntlich keine Medizinerin bin -, sondern es gibt ganz, ganz viel internationale Kritik daran, geäußert von großen internationalen Zeitungen. Diese Diskussion ist im angelsächsischen Raum viel, viel verbreiteter - der "Economist" hat darüber geschrieben, der "Guardian" hat darüber geschrieben. Sie müssen sich wirklich detailliert anschauen, was da unterstützt wird. Das ist nicht mehr eine Pride-Parade, das ist nicht mehr eine Fensterl-Parade, das ist nicht mehr das Drucken von Regenbogenfahnen. Hier geht es wirklich um die Substanz. Hier geht es wirklich um Hormontherapien für Jugendliche, die irreversibel sind. Hier geht es darum, dass Kinder in eine Behandlung getrieben werden, die sie nie wieder rückgängig machen können. Das ist eine gefährliche Sache. Bitte, bitte schauen Sie sich das an, was Sie da unterstützen! - Danke. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Berger-Krotsch. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Saal, auf der Galerie und via Livestream! Ja, ich freue mich sehr, dass wir mit den beiden vorliegenden Akten, zu COURAGE und zu Q:Wir, wieder ein buntes Zeichen aus der Regenbogenhauptstadt Wien senden. Frau Hungerländer, Sie wollten ja schon im Ausschuss - oder Sie haben es dort deponiert - mehr Klarheit zu diesen beiden Akten, wobei ich Ihnen das schon im Ausschuss nicht so wirklich abgekauft habe, und wir haben ja gesehen, wohin diese Wortmeldung heute wieder geführt hat. Hören wir das dann um 16 Uhr bei der Dringlichen noch einmal?! - Ich kann Ihnen sagen: Nein, danke, bemühen Sie sich nicht! Wir haben das jetzt schon gehört. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Wir sind in einer Demokratie, Frau Kollegin! Man muss sich auch Dinge anhören, die man vielleicht nicht teilt!) Gerade an Wortmeldungen wie dieser (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) oder den Fragen, die sich die FPÖ heute in der Dringlichen stellt oder dem Bürgermeister stellt, sehen wir ganz klar und deutlich, wie wichtig es ist, solche Einrichtungen in der Stadt zu haben, solche Einrichtungen als verlässliche PartnerInnen in der Stadt für mehr Gleichberechtigung, gegen Diskriminierung, gegen Homophobie und Transphobie zu haben. Darum geht es in der Stadt! (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.) Damit möchte ich gleich zu den beiden Vereinen kommen. Ich bin nämlich sehr stolz darauf, dass wir einerseits mit COURAGE im schönen Mariahilf schon seit vielen Jahren eine wirklich verlässliche Partnerin an der Seite haben, wenn ich das als Politikerin aus Mariahilf sagen darf - 1999 gegründet, 2006 die Beratungsstelle eröffnet -, wo wir wirklich schon lange die Tradition haben, Menschen aus der Community mit all ihren Herausforderungen zu beraten und weiterzubringen, mit unterschiedlichsten Einzeltherapien, aber auch Gruppentherapien und Beratungsmöglichkeiten. Ich möchte mich auch von dieser Stelle für die so tolle und engagierte Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort bedanken. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wie gesagt, wir haben hier mit COURAGE schon eine lange Tradition. Das heißt, es macht mich sehr stolz, dass viele PartnerInnen lange hier arbeiten und sich weiterentwickeln. Wir haben auch heute im vorliegenden Akt, dass wir die Beratungen ausbauen. Wie Frau Hungerländer ja wissen wollte: Es gibt dort jetzt auch in der Windmühlgasse ein tolles Gassenlokal, wo wir auch ein offenes Zentrum haben möchten. Natürlich webt sich das aber in die Beratungsstelle und in die Therapien von COURAGE ein. Das heißt, es ist jetzt nicht dieses große fette Ding, das wir für unsere queeren Jugendlichen in dieser Stadt wollen. Das ist dann nämlich der zweite Akt mit Q:Wir, mit dem Jugendzentrum, das wir nun endlich auf den Weg schicken. Es naht mit Riesenschritten, kann ich Ihnen sagen. Das freut mich sehr. Wir haben es 2020 im gemeinsamen Regierungsübereinkommen festgeschrieben und gemeinsam unterstützt. Begleitet von unserer WASt und der MA 13 haben wir natürlich unter intensiver Einbeziehung der Community und der JugendarbeiterInnen ein Fundament für dieses Zentrum erschaffen. 2021 gab es - einige hier im Saal waren mit dabei - ein wunderbares, großartiges Symposium mit über 100 TeilnehmerInnen. Wir mussten uns damals noch wegen der Pandemie vor die Bildschirme setzen, aber es waren trotzdem auch via Onlinecall die Solidarität und die Verbundenheit für die Community so stark spürbar, dass wir auch von einem großartigen Erfolg dieses Symposiums sprechen können. 2022 - da bin ich dem IHS, Karin Schönpflug und den weiteren AutorInnen Viktoria Eberhardt und Philip Kopal so dankbar - haben wir dann eine Bedarfsanalyse zur queeren Jugendarbeit zu unseren Beratungen und Entwicklungen zu einem queeren Jugendzentrum dazugestellt. Ich kann Sie wirklich nur einladen, sich das durchzulesen, Frau Kollegin Hungerländer. Es ist für alle interessant, aber sehr speziell auch für Sie. Auf der "wien.gv.at"-Seite, auf unserer Startseite unter "/menschen/queer/pdf/studie-queere-jugendarbeit.pdf" können Sie auf über 151 Seiten nachlesen, was alles in einer queeren Jugendarbeit, in einem queeren Jugendzentrum stecken muss. Wir haben wirklich tolle Interviews mit JugendarbeiterInnen, mit der Community, mit queeren jungen Menschen geführt, um das auch wirklich aufzustellen und das gemeinsam mit dem Verein zu entwickeln, was wir wollen, nämlich das, was sich junge Menschen wünschen: Einen queeren Raum, einen Safe Space nach innen, aber auch nach außen sichtbar und stolz, und das mitten in Wien. Es freut mich sehr, dass das erste Queere Jugendzentrum Österreichs in unserer wunderbaren Stadt sein wird. Die Eröffnung 2024 ist geplant und mehr als erwünscht. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Um das Zentrum auch noch ein bisschen näher zu erläutern, weil vielleicht noch offene Fragen waren: Es ist wichtig, dass es niederschwellig begehbar ist, dass es eine Barrierefreiheit gibt, dass es einfach auch einen Raum zur Freizeitgestaltung gibt, intersektionale Ansätze bei der Arbeit zum Beispiel wichtiger als die Raumerstattung sind. Es geht wirklich sehr viel um diesen Safe Space, um sich dort zurückzuziehen, aber auch untereinander auszutauschen und sich zu treffen und sich weiterzuentwickeln. Es ist also ein Ort der offenen Begegnung, der hier geschaffen werden soll. Was wir eben mit diesem Zentrum von Anfang an auch wollten, ist ja, Schutz zu bieten, die Vielfalt zu stärken und den Raum zu geben. So ist es eben mit diesem Akt heute der Startschuss, wofür wir mit Q:Wir eine sehr gute Partnerin gefunden haben, um das Queere Jugendzentrum endlich in die Zielgerade zu begleiten. Kollege Weber hat es schon erklärt und erzählt. Es hat sich der Verein, vormals Regenbogenfamilienzentrum Wien, bei einem Call durchgesetzt. Im Sommer 2022 haben sie sich beworben, und die Expertise für die Zielgruppe war ausschlaggebend, dass die Fachjury sich dann eben für den Verein entschieden hat. Die Zielgruppe wächst stetig, der Bedarf ist da, wir wissen, dass wir rasch passende Strukturen einsetzen müssen, das Zentrum eröffnen müssen. Deshalb sind wir akribisch daran, es gemeinsam weiterzuentwickeln. Ich kann Sie auch nur einladen, mit Luca und Noah, der Projektleitung, näher zu sprechen. Wir hatten erst kürzlich hier im Rathaus bei den queeren Stadtgesprächen mit Community-VertreterInnen mit der Projektleitung einen wunderbaren Termin, auch gemeinsam mit Thomas und Christoph, einfach um der Community auch zu zeigen, wie wichtig diese Verwebung mit den Vereinen ist. Das heißt, Q:Wir wird jetzt das Zentrum ziehen, aber wir brauchen auch die Community und wir brauchen auch alle Vereine, die schon seit vielen Jahren so wichtige PartnerInnen für die LGBTIQ-Community sind. Deshalb geht es los, 55.000 EUR sind heute veranschlagt. Im Rahmen dieser Förderung sollen folgende Meilensteine passieren: die Objektsuche. Es ist auch ein ganz großes Griss darum, wo dieses Queere Jugendzentrum hinkommt. Ich möchte auch wieder meinen schönen Bezirk Mariahilf hervorstreichen, aber schauen wir einmal. Es ist ganz wichtig, dass es ist, weniger wichtig, wo es ist. Natürlich ist aber die Anbindung, wo sich Jugendliche bewegen, Wiener Linien sich kreuzen, etwas Gutes. Es wird die Gründung einer Peer-Gruppe zur Sicherstellung der partizipativen Planung von Angeboten und gemeinsamer Raumgestaltung der Zielgruppe geben. Es werden notwendige Leitfäden und die Erarbeitung des pädagogischen Konzeptes weitergemacht. Die Personalsuche ist natürlich ganz wichtig und, wie schon erwähnt, eben auch die Vernetzung auf lokaler Ebene sowie mit Trägervereinen der offenen Kinder- und Jugendarbeit und anderen LGBTIQ-Vereinen. Ein detaillierter Zeitplan liegt vor, und alle vorbereitenden Tätigkeiten zielen darauf ab, schnell gut weiterzukommen. Ich möchte mich auch noch einmal sehr herzlich bei der Projektleitung bedanken, bei der MA 13 und der WASt. In diesem Sinne bitte ich Sie alle um Zustimmung, damit wir Wien ein Stück bunter machen, der Community zwei weitere Angebote neu zur Verfügung stellen, damit sie mit all ihren Herausforderungen besser durchs Leben kommen. Ich glaube, darum geht es, dass wir Menschen in dieser Stadt weiterkommen lassen. Deshalb bitte ich um Zustimmung zu den vorliegenden Akten. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Kowarik. Bitte. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Der Redebeitrag meiner Vorrednerin hat mich jetzt dazu angehalten, vielleicht auch noch etwas dazu zu sagen, wenn auch nur kurz. Frau Kollegin, mit Ihnen ist offensichtlich ein parlamentarischer Diskurs nicht möglich. Frau Kollegin Hungerländer liest Ihnen etwas über die inhaltliche Ausrichtung dieses Vereins COURAGE und über die Stoßrichtung, wie das gehen soll, vor, und Sie nehmen mit keinem einzigen Wort Ihrer Rede darauf Bezug, sondern machen das, was Sie immer hier machen. Sie loben und sind stolz und freuen sich, statt dass Sie wirklich in den inhaltlichen Diskurs gehen würden. Das bringt nichts, dazu sind wir nicht hier. Wir wissen, dass die SPÖ glaubt, dass sie die beste Stadtverwaltung der Welt hat. (GR Mag. Josef Taucher: Ja!) - Ja, ja, wir wissen es eh. Nur, das ist kein politischer Diskurs. Nehmen Sie darauf Bezug, was Ihnen Frau Kollegin Hungerländer vorgelesen hat. Wollen Sie das wirklich? Wollen wir das wirklich? Meine Damen und Herren, wollt ihr das wirklich? (Heiterkeit von GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Ich glaube nicht. Wenn man da vielleicht nicht auf dieser Ebene, sondern woanders ... (GRin Safak Akcay: Warum sagen Sie das nicht im Ausschuss?) Sie wollen das? Weil ich nicht im Ausschuss sitze, Frau Kollegin, wie Sie vielleicht schon mitbekommen haben. Ich rede aber auch ganz gerne hier im Gemeinderat. Wissen Sie, warum? (GRin Safak Akcay: Geh bitte! - GRin Mag. Caroline Hungerländer: Nicht, geh bitte!) - Nicht, geh bitte, Frau Kollegin. Wissen Sie, warum ich lieber hier als im Ausschuss rede? Weil es hier öffentlich ist, Frau Kollegin. Ja, es ist auch ein wesentlicher Bestandteil der Demokratie, dass solche Diskussionen auch der Öffentlichkeit zugänglich sind, Frau Kollegin. Ich fange jetzt nicht mit Demokratielehre an. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Vielleicht hilft es!) - Ich glaube nicht, aber es ist mir auch egal. Darum geht es jetzt auch nicht, aber es geht darum, dass man sich auch wirklich überlegt - jetzt gehen wir zur Sache selbst zurück -, wofür wir als Kommune Geld ausgeben. Das Geld kommt nicht von der SPÖ und das Geld kommt nicht von Frau Kollegin Berger-Krotsch. Wenn die das persönlich dafür ausgeben will, ist es ihre Sache. Ich gebe auch viel Geld aus, wofür ich mich nicht rechtfertigen muss, aber es geht hier um das Steuergeld und es geht um das Geld, das wir sozusagen treuhändig verwalten und wir als Gemeinderat die oberste Instanz für die Vergabe von Förderungen sind. Noch einmal: Sie sind mit keinem einzigen Wort, mit keiner Silbe auf die Agenda dieses Vereins COURAGE und was die wirklich wollen eingegangen. Wollen Sie das wirklich? Kommen Sie heraus und erklären Sie uns, dass Sie das, was Frau Kollegin Hungerländer beschrieben hat, wollen. Ich brauche es jetzt nicht wiederholen. Sie wissen, diese Diskussion haben wir auch öfters, dass Sie das wollen und unterstützen, aber bitte nicht nur mit irgendwelchen schönen Worten, die üblicherweise in der Bank rausgerufen - bla, bla, bla, bla, bla - uns verklickern wollen, dass das alles so super ist. Aus meiner Sicht ist es das nicht, es ist aus meiner Sicht gefährlich. Das sage ich hier als Vater. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Man kann über alles diskutieren, wenn es dabei bleibt, wenn für sogenannte queere Jugendliche ein Anlaufpunkt gemacht wird. Da kann man über alles diskutieren, aber wenn man sich die Agenda dieses Vereins dann wirklich anschaut und anschaut, was die wirklich wollen ... (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Haben Sie das gemacht?) - Ja, zumindest habe ich mich im Gegensatz zu Kollegin Berger-Krotsch in der parlamentarischen Diskussion darauf eingelassen. Na, stimmt das nicht, Herr Stadtrat? Stimmt das jetzt oder stimmt das nicht? (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Nein, das stimmt nicht, dass Sie nach diesen Kriterien arbeiten!) - Ha ha, da schau an! Dann kommen Sie heraus und erklären es, dann können wir darüber diskutieren, aber nur zu sagen, es ist alles so wunderschön, ist mir zu wenig, meine Damen und Herren. Wir werden überraschenderweise nicht zustimmen. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 11. Ich ersuche diejenigen, die der Postnummer 11 zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe Zustimmung bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN, womit dieser Antrag mehrstimmig angenommen ist. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 12. Wer der Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe wieder die Zustimmung der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN, womit dieser Antrag ebenfalls mehrstimmig gegen die Stimmen der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich angenommen ist. Es gelangt nunmehr die Postnummer 16 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Ermächtigung zum Abschluss eines Grundeinlöseübereinkommens mit dem Land Niederösterreich unter Vertragsbeitritt der Stadtgemeinde Schwechat betreffend Teilflächen der im Eigentum der Stadt Wien stehenden Grundstücke in den KatGen Schwechat und Kledering. Ich ersuche die Berichterstatterin GRin Hanke, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Sequenz. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuseherInnen via Livestream! Worum geht es dabei? Die Gemeinde Wien verkauft Schwechat ungefähr 23.000 m² Agrarflächen für ungefähr 700.000 EUR. Das wäre jetzt einmal nicht so spektakulär. Vielleicht würde ich den Preis, 27 EUR/m², einmal als Freundschaftspreis benennen, aber man muss ja nicht beim Verkauf zwischen zwei Kommunen einen Profit machen. Das würde ich jetzt gar nicht so sehr kritisieren, aber dieser Grundstückskauf ist Teil eines viel größeren Projekts. Insgesamt kauft die Stadtgemeinde Schwechat 50.000 m² Ackerland um fast 2 Millionen EUR, um dort eine Straße in die Felder zu betonieren, dieselbe Stadtgemeinde Schwechat, die sagt, sie kann sich die Betriebskosten für die Straßenbahnlinie 72 nicht leisten. Wir reden von derselben Stadtgemeinde. (GR Mag. Manfred Juraczka: Sie wechseln in den Gemeinderat nach Schwechat? Gut!) Das heißt, die pumpen sehr viel Geld in den Bau neuer Straßen, Ackerflächen werden versiegelt, statt in nachhaltige Mobilität zu investieren, in eine Straßenbahn, die Schwechat und Wien flott und nachhaltig verbinden würde. Der Wiener Bürgermeister hat diese Straßenbahn schon für 2025 angekündigt. Die Schwechater Bürgermeisterin klingt wieder ganz anders. Sie sagt im Gemeinderat, die brauchen wir eh nicht - wortwörtlich. Das klingt natürlich nicht gut in der Öffentlichkeit. Was sagt man dann also? Der böse Bund beteiligt sich nicht ausreichend an den Betriebskosten. Deswegen droht dieses tolle Projekt, das auch die Wiener SPÖ will - das glaube ich wirklich -, wirklich an der Sturheit und der Ignoranz der Schwechater SPÖ zu scheitern. Was geht das jetzt Wien an? Erstens fehlt uns diese Straßenbahn, und zweitens erzeugt jede neue Straße mehr Verkehr, und dieser Verkehr bleibt nicht an der Stadtgrenze stehen. Das heißt, wir öffnen uns sozusagen eine neue Einfallsschneise aus dem Süden von Wien. Dabei hätte es eine sehr, sehr, sehr einfache Lösung gegeben. Vielleicht einmal kurz: Warum wird diese Straße übrigens gebaut? Derzeit gibt es einen Schleichweg durch eine Siedlungsstraße, die sogenannte Gärtnersiedlung in Schwechat, und man baut diese Straße, um diesen Bereich zu entlasten. Dort gibt es aber ein Durchfahrtsverbot, dort darf man gar nicht durchfahren. Statt einfach dort ein paar Tage ein paar Polizisten hinzustellen und zu kontrollieren, dass dieses Durchfahrtsverbot auch eingehalten wird, nimmt man 2 Millionen EUR in die Hand, um Ackerflächen zu verkaufen und diese zu versiegeln, und gleichzeitig 3,5 Millionen, um diese Straße zu bauen. Warum geht uns das etwas an? Erstens bauen wir uns eine neue Straße, die Verkehr nach Wien bringt, und zweitens wird sich Wien am Bau, an der Errichtung dieser Straße, die auch über 3,5 Millionen kostet, beteiligen. Das kann uns nicht egal sein, dass Wien wieder einmal unnötig - unnötig deswegen, weil es eine andere Lösung gegeben hätte - Steuergelder in den Straßenbau in Niederösterreich pumpt. Das sehen auch sehr viele AnrainerInnen dort, weil sie genau wissen, dass Kledering jetzt mehr Verkehr, mehr Dreck und mehr Lärm hat. Es gäbe sogar ein Verkehrsgutachten, das gesagt hat, es braucht sie nicht. Man braucht wirklich nur diese Siedlungsstraße kontrollieren, die anderen Landes- und Bundesstraßen könnten diesen Verkehr leicht aufnehmen. Es wäre nur ein ganz kleiner Umweg für die Fahrzeuge gewesen, die Richtung Süden, Richtung S1 fahren. Die meisten aus dem Industriegebiet fahren sowieso nach Wien. Die ÖVP, die SPÖ und die FPÖ feiern sich wegen dieses unnötigen Straßenbaus, die NEOS und die GRÜNEN in Schwechat haben dagegen gestimmt. Ich bin neugierig, was ihr heute macht. Ich fasse zusammen, um zu begründen, warum wir das heute ablehnen: Die Stadtgemeinde Schwechat zahlt 2 Millionen für den Ankauf von 50.000 m² Agrarflächen, die versiegelt werden, um dort eine 2 km lange Straße reinzubauen, die auch wieder über 3 Millionen kostet, mehr Verkehr erzeugt. Es ist also eine falsche verkehrs- und umweltpolitische Entscheidung, und deshalb werden wir diesem Geschäftsstück nicht zustimmen. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 16, wobei ich die Anwesenheit von mehr als der Hälfte der Gemeinderatsmitglieder feststelle. (Zwischenruf bei den GRÜNEN.) - Es sind tatsächlich mehr als die Hälfte hier, ich habe es drei Mal nachgezählt. Ich ersuche nun jene Damen und Herren, die diesem Poststück zustimmen können, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der NEOS, der ÖVP, der FPÖ, des GR Kieslich, womit dieser Antrag gegen die Stimmen der GRÜNEN mehrheitlich angenommen ist. Es gelangt nunmehr die Postnummer 18 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument Nr. 8370 im 22. Bezirk, KatG Aspern. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Fitzbauer, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist GR Mahdalik. Ich erteile es ihm. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Dem Plandokument werden wir im Gegensatz zu unserer Ausschussbeschlussfassung heute zustimmen. Ich habe mit dem Siedlervereinsobmann Aspern-Hausfeld - ich wohne ja selbst dort in der Nähe - gesprochen, und es wurden nach der öffentlichen Auflage Gott sei Dank noch viele Gemeinheiten aus diesem Flächenwidmungsplan rausgetan. Zum Beispiel wurde in diesem kleinteiligen, durchgrünten Siedlungsgebiet - rundherum wird eh nur gebaut: Seestadt, Berresgasse, Pfalzgasse, und so weiter - die Bauklasse II rausgenommen. Das ist okay, und die Bebaubarkeit der Grundstücke wurde auch bei 25 Prozent belassen. Darum können wir heute zustimmen. Das ist einmal eine erfreuliche Entwicklung, es ist ja in diesen Siedlungsgebieten sowieso schon mehr als genug in puncto Störung des Ortsbildes passiert. Warum ich mich aber hier zu Wort gemeldet habe, ist ein Antrag, den wir schon eingebracht haben - wieder einmal, zum x-ten Male, auch im Namen meiner Kollegin Veronika Matiasek aus dem 17. Bezirk -, den ich noch kurz beleuchten möchte, nämlich die überfällige Öffnung des Mauserlweges, wie er genannt wird, oder auch Räuberweg, je nach Altersklasse, der viele Jahrzehnte lang frei begehbar war. Ich bin ja selbst im Gemeindebau im Eiflerhof bei der Güpferlingstraße, Endstation 10er, groß geworden und bin den selbst oft und oft gegangen. Er ist ja eine schöne Abkürzung durch die Natur von der Hernalser Hauptstraße über die Handlirschgasse zur Twarochgasse. Es gibt nicht viele andere Fußverbindungen dort, außer etwa den - wer sie kennt - Grünbeckweg oder den Himmelmutterweg. Ja, es sind beide schön zum Gehen, aber für ältere Personen oder gar Fußmarode sind sie wirklich sehr steil, wirken fast überhängend und sind wirklich nicht das große Vergnügen zu begehen. Der Mauserlweg geht halt entlang des Südhanges in Ost-West-Richtung oder in West-Ost-Richtung und wäre viel einfacher zu begehen. Die 69er hat den damals mit der Begründung gesperrt, es drohen Hangrutschungen. Jahrzehntelang haben keine gedroht, aber genau dort, wo er gesperrt ist und Hangrutschungen angeblich gedroht haben, wurden seither für Reich und Schön wirklich große Luxuswohnbauten, Eigentumswohnungen - wahrscheinlich keine um sechsstellige Beträge zu haben - errichtet. Wenn da der Hang nicht rutscht - und die stehen schon -, dann wird er nie rutschen. Ich glaube, dort wohnen ein paar rote Bonzen. Es ist nicht das einzige Beispiel dort. Es war auch, wer sich erinnern kann - er ist mittlerweile von den Roten gebügelt worden -, 2020 auch Aufregung dort in einer Kleingartenanlage. Wenige Hundert Meter von dem Tatort, vom Mauserl- oder Räuberweg entfernt, hat sich ein hochrangiger Genosse, der einmal unter den Top zwölf bei der Nationalratswahl auf der SPÖ-Liste kandidiert hat, ein Kleingartenhaus beziehungsweise zwei nebeneinander gebaut, natürlich gekuppelt. Wahrscheinlich hat er eine Feuermauer eingezogen. Das weiß man nicht genau, aber wahrscheinlich eher nicht. Er hat sich dort einen Pool mit fast olympischen Ausmaßen hingestellt, also weit über der Größe, die erlaubt ist. Er hat den ganzen Aushub im Waldstück darunter entsorgt, ist dafür auch angezeigt worden, hat vielleicht eine Strafe gezahlt, zahlt er wahrscheinlich aus der Portokassa. Die Baupolizei ist dann tätig geworden, passiert ist aber nichts. Die zwei Häuser stehen, werden natürlich beide zusammen genutzt, und auch beim Pool dürfte sich nicht viel getan haben. Wie man hört, hat es sogar Beförderungen bei der zuständigen Baubehörde gegeben. Hier wurde halt einem hochrangigen Genossen, einem Mitglied des roten Politadels geholfen, und dort wohnen eben die Roten. Die wohnen nicht im Gemeindebau, die wohnen am Schafberg, die wohnen am Wilhelminenberg, dort, wo man mit dem Pöbel nicht viel zu tun hat. Aber Hauptsache ist, sich dann am 1. Mai mit 2.000 Hansln am Rathausplatz aufzubauen und für die Arbeiterklasse zu sprechen. Das ist eigentlich alles nur verlogen. Das nehme ich gleich wieder zurück, es ist einfach nur unehrlich, was die Roten da treiben. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Es sind damals die Betroffenen am Südhang des Schafberges - aber nicht die, die dort wohnen, die stört das ja nicht, dass man da nicht mehr durchgehen darf, sondern jene aus der normalen Bevölkerung - halt dort aus dem 43er, aus dem 2er, aus dem 10er ausgestiegen und Richtung Schafbergbad oder Erholungsgebiet Schafberg raufgegangen. Das ist jahrzehntelang gegangen. Die sind jetzt seit einigen Jahren ausgesperrt, weil dort die roten Bonzen nicht gestört werden wollen. Die haben 500 Unterschriften gesammelt, und die damalige rote Bezirksvorsteherin Pfeffer hat gesagt, na, wegen der paar nadigen Unterschriften werden wir sicher nichts machen! Die SPÖ ist also immer nah an der Bevölkerung, immer nah an den kleinen Leuten dran. Am 1. Mai vielleicht, sonst nicht, sonst eher auf Seite der Anwälte, der Gutverdienenden, der Bonzen, die sich dort etwas leisten können. Dort kann sich ein Normalverdiener nicht einmal ein Grundstück leisten, geschweige denn noch etwas draufbauen. Da sind wir schon im hohen siebenstelligen Bereich. Dieser Fußgängerweg wäre auch aus ökologischer Sicht sinnvoll. Ich weiß, damit werden wir das Weltklima auch nicht retten, das ist schon klar, aber wir haben ja seit, glaube ich, über zehn Jahren eine Fußgängerbeauftragte, Petra Jens, in der Mobilitätsagentur angesiedelt. Ich habe heute wieder nachgeschaut, ob es sie noch gibt. Ja, es gibt sie, sie lebt noch, so wie der alte Holzmichel, und ich frage mich, was sie tut. Das wissen wir in den letzten Jahren nicht so genau. Ich habe heute in ihren Blog geschaut - zumindest macht das die Mobilitätsagentur, vielleicht nicht sie persönlich -, und da stehen bahnbrechende Sachen. Wenn man irgendwo eine neue Sitzgelegenheit oder Bank aufstellt, sollte man sie vielleicht in den Schatten stellen, denn im Sommer wird es heiß und dann schwitzen die Leute und setzen sich irgendwo anders hin. Das macht Frau Petra Jens also noch, aber da könnte sie sich einsetzen, dass die Leute mehr zu Fuß gehen, denn den Grünbeckweg und den Himmelmutterweg gehen sie nicht zu Fuß, weil die wirklich zu steil sind, vor allem, wenn es heiß ist. Dann fahren sie halt mit dem Bus, und der fährt ja auch mit Treibstoff, oder sie fahren mit dem eigenen Auto hinauf. Das kann ja nicht zukunftsweisend sein, nicht klimafit, nicht nachhaltig. Man sieht aber, die SPÖ hat auch hier nichts für den kleinen Mann, für den Mann auf der Straße, für den Mann, der mit der Straßenbahn kommt oder vielleicht mit dem Bus fahren will, sondern nur für die roten Bonzen etwas übrig. (GR Mag. Josef Taucher: Habt ihr nur Sorgen um uns? Habt ihr keine eigenen Themen?) Wir nehmen einen neuerlichen Anlauf, denn steter Tropfen höhlt den Stein. Darum haben wir auch heute wieder einen Antrag eingebracht, dass der Mauserl-/Räuberweg alsbald wieder geöffnet wird. Hangrutschungen drohen nicht, das ist hinlänglich bewiesen. Vielleicht werden die roten Bonzen die Spaziergänger auch noch aushalten, also gebt euch einen Ruck und stimmt diesem Antrag zu. Danke fürs Zuhören. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Sequenz. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Ich hätte noch gerne einen Satz an meine letzte Rede zum Grundstücksverkauf in Schwechat angefügt. Ich denke mir, wenn die Stadt Wien das schon macht und diese Grundstücke verkauft, dann hätte ich das zumindest damit verbunden, dass ich der Schwechater SPÖ sage: So, und die Straßenbahn kommt, denn die brauchen wir. Das wäre das Mindeste an Verhandlungsgeschick gewesen, das ich hier eingebracht hätte. Einen Satz noch zu dem Pool, den der Kollege von der FPÖ hier erwähnt hat: Ausnahmsweise bin ich einmal wirklich der Meinung der FPÖ. Das ist wirklich ein starkes Stück, das da passiert ist, und wir haben das auch in verschiedensten Medien öffentlich gemacht, was da passiert ist, dass da Grundstücke geteilt werden, zusammengelegt werden und dann ein Pool über zwei Grundstücke gelegt wird. Kommen wir aber zu unserem Geschäftsstück. Das ist ein Plandokument, da geht es um ein Gebiet, das westlich der Seestadt liegt. Das ist ein Siedlungsgebiet, das teilweise in den 30er Jahren gebaut wurde, dann sind Reihenhaussiedlungen, Genossenschaften dazugekommen. Dort ging vor einem halben Jahr eine Umwidmung in die öffentliche Auflage, die für große Aufregung bei den Siedlervereinen gesorgt hat. Warum? Es war vorgesehen, dass diese die hinteren Teile ihrer Grundstücke der Siedlungshäuser nicht mehr bebauen dürfen, weil dort eine Gehwegwidmung reingekommen wäre, während in jenen Teilen dieses Gebietes, die später in den 90er Jahren gebaut wurden, die auch verdichteter sind und an größeren Straßen liegen, die Bauklasse von I auf II aufgewidmet worden wäre, was auch nicht geheißen hätte, dass das höher gebaut wird, aber man hätte größer bauen können. Nach diesen wirklich massiven Protesten, vielen Gespräche mit dem Bezirksvorsteher wurde das dann aber alles zurückgenommen. Man kann jetzt auch auf der Rückseite dieser Siedlungshäuser wieder bauen, und auch die Aufzonung ist an fast allen Stellen zurückgenommen worden. Deswegen werden auch die GRÜNEN hier anders abstimmen, als sie im Bezirksparlament abgestimmt haben. Die GRÜNEN haben im Bezirksparlament gegen diese Widmung gestimmt, wir werden heute dieser Widmung deswegen auch zustimmen. Wir haben uns aber auch schon im Ausschuss die Unterlagen gut angeschaut und sind dann darauf aufmerksam geworden, dass es sich hier um ein vollkommen anderes Plandokument handelt und haben bereits auch im Ausschuss zugestimmt. Gut, so viel jetzt zu diesem Plandokument, aber ich bringe hier heute auch einen Antrag ein, der eigentlich unter anderem auch diese Gegend betrifft, die ja auch unmittelbar an der Stadtstraße liegt, an der der Verkehr einmal vorbeirauschen wird. Bei meinem Antrag geht es um Maßnahmen, die in den alten Ortskernen der Donaustadt ergriffen werden müssen, um das Versprechen einzulösen, das man den BürgerInnen gegeben hat, als die Pläne für die Stadtstraße das erste Mal auftauchten. So hat man dieses Projekt verkauft: Es dient der Beruhigung der alten Ortskerne. Es ist auch etwas passiert, 2008, 2009 gab es Projekte dazu, Ideen, wie das Ganze ausschauen könnte, Rückbauten, und 2010 ist man damit durch die Bezirke getingelt und hat das vorgestellt. Eines dieser Renderings, die damals entstanden sind, habe ich auch meinem Antrag beigefügt. Da sehen Sie Hirschstetten und glauben, Sie sind am Land: Ein Dorfplatz, wo die Leute unterm Baum am Bankerl sitzen, miteinander tratschen, die Kinder spielen auf der Straße, gerade dass man nicht irgendwelche Schafe noch in die Wiese montiert hat, eine Idylle. Das hat man den Menschen damals versprochen. (GR Anton Mahdalik: Die Vassilakou!) Heute will niemand mehr davon etwas wissen. Der Bezirksvorsteher der Donaustadt geht sogar so weit, dass er sagt: Ich habe das nie gesagt, nie gesagt, dass die alten Ortskerne beruhigt werden sollen. Ich möchte ihn jetzt zitieren, und zwar aus einem Zeitungsartikel der "Wiener Zeitung" aus dem Jahr 2015: "Damit der Verkehr durch den Bezirk in Richtung A23 fließen kann, braucht es eine neue Straße, um in weiterer Folge auch die Ortskerne und Wohngebiete zu entlasten." - Zitat "Wiener Zeitung", Bezirksvorsteher Nevrivy. Das ist eine von vielen Wortmeldungen dazu, heute sagt er, niemals hat er das gesagt. Niemals! Im selben Artikel werde auch ich zitiert. Was sage ich damals? Was wäre die Möglichkeit, um die Donaustadt vom Verkehr zu entlasten? 2015 fordere ich die Einführung der Parkraumbewirtschaftung in der Donaustadt. 2015! Wie recht hatte ich? Wie recht hatte ich? Ich nehme jetzt ein Beispiel. Kaisermühlen ist seit einem Jahr anders. Sie können sich gar nicht vorstellen, was sich dort abgespielt hat. Es wurde auf der Wiese geparkt, es wurde am Gehsteig geparkt, es wurde in erster Spur geparkt, es wurden Wiesen abgegraben, um Parkplätze zu schaffen, es war dort die Hölle. Jetzt hat sich die Lage dort massiv verbessert. Das habe ich 2015 verlangt, um Abhilfe zu schaffen. Es hat sieben Jahre gedauert, bis das umgesetzt wurde. Seit einem Jahr gibt es 17.000 Pendlerautos weniger in der Donaustadt, es gibt viele leere Parkplätze, die Leute fahren nicht mehr eine halbe Stunde um ihre eigenen Grätzl und machen dort Lärm und verpesten die Luft, sondern finden wirklich sofort einen Parkplatz. Letzte Woche übrigens - das möchte ich noch kurz erzählen - gab es eine Pressekonferenz von Stadtrat Czernohorszky und auch unserem Bezirksvorsteher beim Donaupark. Es wird nämlich ein Teil, der einmal zum Donaupark gehörte, aber später ein Parkplatz wurde, wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben. 9.000 m² Parkplatz werden wieder dem Donaupark einverleibt. Eine tolle Sache, die ich wirklich begrüße. Es wird als das größte Entsiegelungsprojekt des Jahrhunderts verkauft. Dass dort die Hälfte gar nicht und die andere Hälfte nur teilweise versiegelt ist, hat den Bezirksvorsteher nicht daran gehindert, mit einem Presslufthammer anzurücken und dort ein Loch in den Beton zu graben. Sei es drum, das ist mir wurscht, abgesehen von diesem Gag ist es eine ganz tolle Sache, dass heute Flächen, die dem Donaupark gestohlen wurden, ihm wieder zurückgegeben werden. Zurück zum Artikel aus dem Jahr 2015: Was kritisiere ich dort noch? - Genau dass diese versprochene Beruhigung der Ortskerne nicht passiert, weil nichts vorgesehen ist, nichts geplant ist und nichts budgetiert ist. Es braucht wirklich niemand glauben, dass die Straße allein diese Gegenden beruhigt. Das ist illusorisch und einfach absurd. Ich habe deswegen auch in meiner damaligen Funktion als Klubobfrau im Bezirk verschiedenste Anträge dazu gestellt. Einer lag eineinhalb Jahre in der Verkehrskommission. Ich kann Ihnen gar nicht mehr sagen, was wirklich damit passiert ist, wahrscheinlich war die Legislaturperiode zu Ende und er ist verfallen, nehme ich einmal an. Deswegen stelle ich jetzt einen neuen Antrag, damit dieses alte Versprechen eingelöst wird, denn die Straße ist in Bau, das wird nicht mehr zu verhindern sein. Zum Schluss noch ein kleines Schmankerl aus der Gegend, über die wir heute abstimmen: Direkt daneben ist ja das Obere Hausfeld, wie wir alle wissen. Seit ein paar Tagen läuft die UVP zum Hausfeld. Sie werden nicht glauben, was dort passiert: ein Déjà-vu, ein fürchterliches Déjà-vu! Der Bau der 3.700 Wohnungen im Hausfeld soll mit dem Bau der S1-Spange zwangsverknüpft werden. (Ruf bei der ÖVP: Super!) So will man mit Wohnbau diese Autobahn herbeizwingen. Fällt Ihnen dazu etwas ein? Haben Sie das schon einmal gesagt? Haben Sie das schon einmal gehört? Seestadt Nord? Dort hat man genau dasselbe gemacht, und dann eilt Frau StRin Sima von Mikrofon zu Mikrofon und erzählt allen: Bah, 60.000 Leute werden keine Wohnung finden, wenn wir diese Straße nicht machen. Jetzt machen wir genau dasselbe wieder. Man zwangsverknüpft eine Autobahn mit dem Wohnbau. Das kann es echt nicht sein! Das Bizarrste daran ist, die weisungsgebundene MA 46 ist dort Gutachter und die weisungsgebundene MA 22 ist Behörde. Cool, oder? Wien, wie wir es kennen. (GR Erich Valentin: So weit sollten Sie die Verfassung kennen!) Gut, notieren wir, damit es alle nicht vergessen, wenn wir in ein paar Jahren wieder dieselbe Show haben: Wohnungen können nicht gebaut werden, weil eine Autobahn nicht gebaut wird. Sie haben es jetzt alle gehört, das ist geplant: Die Verknüpfung einer Autobahn mit 3.700 Wohnungen im Hausfeld, das übrigens von Öffis umzingelt wurde. Zwei U-Bahn-Stationen, eine Straßenbahn ist dort, Bushaltestellen, alles! In den Unterlagen zum Hausfeld steht, es soll möglichst autofrei sein, und dann macht man so etwas. Wir werden darüber noch öfter sprechen, ich möchte das jetzt einmal das erste Mal vorgestellt haben, wie in dieser Stadt Entscheidungen zustande kommen, und ich hoffe, dass Sie meinem Antrag auf die verkehrsberuhigten Stadt- und Ortskerne zustimmen, denn das hat die SPÖ den Menschen versprochen. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Däger-Gregori. Ich erteile es ihr. (GR Mag. Josef Taucher: Erklär ihr, dass es um die Wohngrätzl geht!) GRin Luise Däger-Gregori, MSc (SPÖ): Geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer zu Hause via Livestream! Es freut mich einmal sehr, dass es Zustimmung zu diesem Plandokument gibt. Daher werde ich mich, was das betrifft, jetzt eher kurz halten. Ich möchte aber doch ganz kurz noch zur Vorgeschichte kommen, damit man auch zu Hause ein bisschen Bezug hat. Worum ist es gegangen? Dem gegenständlichen Geschäftsstück liegt eine längere und wirklich sehr aufwändige Entwicklungsarbeit zugrunde, und darauf gehe ich jetzt nur ganz kurz ein. Die Ausgangslage war, dass in dieser Siedlung zunehmend Gebäude errichtet wurden, die mit dem ursprünglichen Siedlungscharakter eigentlich nichts mehr gemeinsam gehabt haben, zum einen hinsichtlich der Wohnungsanzahl, zum anderen hinsichtlich der Versiegelung. Prominentes Beispiel war zum Beispiel die Bebauung des Enzianweges Nr. 6, wobei aus fachlicher Sicht vor allem auch dort stattgefundene großflächige Versiegelung gestört hat. Es hat dann zwei Beteiligungsrunden gegeben, das war online. Bei Veranstaltungen im September 2021 und im März 2022 wurden Vorschläge und Anregungen der lokalen Bevölkerung eingeholt. - Das zur Vorgeschichte. Der Planentwurf zielt also darauf ab, die bestehenden Siedlungskulturen zu sichern, den durchgrünten Siedlungscharakter zu erhalten und die Bebaubarkeit an den schmalen Straßen zu reduzieren, die Bodenversiegelung zu reduzieren, zusammenhängende Grünflächen zu erhalten, Grünflächen zu sichern und zusätzliche Infrastruktur An den alten Schanzen zu ermöglichen, was wirklich wichtig ist. Während der öffentlichen Auflage wurden einige Aspekte des Planentwurfs kritisch hinterfragt, was natürlich auch in Stellungnahmen zum Ausdruck gebracht wurde. Der Bebauungsplan schließt das Parken im Vorgarten auf Grund eines gesetzlichen Verbotes aus. Es ist ein gesetzliches Verbot, aber bestehende Stellplätze dürfen weiterhin benutzt werden. Eine Beschränkung der Geschoßanzahl war aus rechtlichen Gründen nicht möglich, die Begrünung wird durch verschiedene Vorschriften berücksichtigt, um den durchgrünten Siedlungscharakter zu erhalten. Was vielleicht noch zu erwähnen wäre: Eine Begrünung von Flachdächern, geneigten Dächern von 7,5 m Gebäudehöhe und der Straßenfassaden wird vorgeschlagen. Mindestens 50 Prozent der Fläche der Bauplätze dürfen mit Ausnahme eines Teilbereichs, der nicht zur Siedlung gehört, zum Schutz beziehungsweise der Erweiterung des Baumbestandes nicht be- beziehungsweise unterbaut werden. Sehr geehrte Damen und Herren, im Rahmen einer umfassenden partizipativen Beteiligung und der akribischen fachlichen Begleitung durch unsere Expertinnen und Experten der MA 21B wurde hier ein Projekt entwickelt, das absolut erfolgreich ist. (GR Mag. Josef Taucher in Richtung GRin Mag. Heidemarie Sequenz: Die hört nicht einmal zu!) - Ja, das ist wahrscheinlich nicht so interessant, aber sie werden zumindest einmal dem Plandokument zustimmen. Alles andere, was Verknüpfungen betrifft, muss auch anders gelöst werden. Dank vielmals für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Stark. Ich erteile es ihm. GR Kilian Stark (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf heute noch einen aktuellen Antrag einbringen, den ich schriftlich mit habe. Grund sind die aktuellen Medienberichterstattungen. Es geht in diesem Antrag um eine Studie, die offensichtlich Staatsgeheimnisse enthält, und zwar geht es um eine Studie zu einem Verkehrsberuhigungs- und Grätzlgestaltungsprojekt - insofern ist also auch der Konnex zur Stadtteilplanung da - im 2. Bezirk im Volkertviertel. Diese Studie wurde im Sommer 2020 vergeben, da geht es um eine Machbarkeit einer Verkehrsberuhigung im 2. Bezirk. Wir haben schon im Frühjahr 2021 hier den Antrag gestellt, dass diese Studie zu veröffentlichen ist. Der wurde mit Regierungsmehrheit abgeschmettert. Die Frau Stadträtin hat uns in einer Anfrage auch die Antwort gegeben, dass die Studie nicht fertig ist. Man wird ja dann eh auf der Website der Stadt Wien nachlesen können. So fasse ich das zusammen. Jetzt haben mehrere Leute, unter anderen wir und ein Grätzljournalist des sogenannten Grätzl-Blattls im 2. Bezirk, einen Antrag nach Auskunftspflichtgesetz gestellt und den Bezirksvorsteher ersucht, ihm diese Studie zu übergeben, denn sowohl die Leute aus dem Volkertviertel als auch die Redaktion dieses Blattes haben sich bei einem Beteiligungsprozess für diese Verkehrsberuhigung ausgiebig beteiligt. Sie haben über den Beteiligungsprozess berichtet und jetzt würden sie gerne über die Ergebnisse berichten. Dieses ganze Verfahren hat eine lange Geschichte. Einem Antrag ist ja normalerweise stattzugeben oder es ist ein Bescheid zu erlassen. Beides ist in diesem Falle sehr lange nicht passiert. Jetzt hat im Februar das Verwaltungsgericht Wien die Stadt Wien dazu verurteilt - es heißt Erkenntnis -, diese Studie zu veröffentlichen. Warum war das nötig? Ich will Sie nicht zu sehr langweilen (GR Mag. Manfred Juraczka: Machst du aber schon!), aber die erste Anfrage an den Bezirksvorsteher ergab die Antwort, er möchte die Studie nicht veröffentlichen, weil er die darin vorgeschlagenen Maßnahmen für das Volkertviertel nicht umsetzen wird. Deshalb darf man auch nicht wissen, was drinnensteht. Wir sind ja der Meinung, dass Studien, die mit öffentlichem Geld finanziert sind, insbesondere wenn sich Bürgerinnen und Bürger ausgiebig beteiligt haben, das heißt, deren Wissen auch darin steckt, zu veröffentlichen sind. (Beifall bei den GRÜNEN.) Die SPÖ-Wien, insbesondere Frau StRin Sima will das offensichtlich nicht, weil wir immer wieder das Problem haben, dass hier offensichtlich Staatsgeheimnisse verhandelt werden, wenn es um Verkehrsberuhigung geht. Mittlerweile haben wir zum Glück eine Verfassungsbestimmung, die dieses Vorgehen in Zukunft unterbinden wird, dank der grünen Regierungsbeteiligung und eines großen Skandals im ÖVP-Teil, der sie zur Transparenz verpflichtet hat. In Zukunft wird das also veröffentlichet werden müssen. Er hat also diesen Antrag gestellt, er will es nicht umsetzen, es wird nicht veröffentlicht. Der Antrag liegt und liegt und liegt, irgendwann stellt er eine Säumnisbeschwerde. Es gibt nämlich bei so einem Antrag die Möglichkeit einer Säumnisbeschwerde, wenn die Behörde lange genug nichts macht, einfach Arbeitsverweigerung betreibt. Die bringt er bei der Bezirksvorstehung ein. Dann passiert wieder lange nichts, lange nichts, lange nichts. Da nichts passiert, bringt der Journalist dann diese Säumnisbeschwerde direkt bei Gericht ein. Eigentlich müsste die Behörde sich das anschauen und dem Gericht vorlegen. Das macht sie aber nicht, sitzt auf den Händen, ich weiß es nicht. Er bringt das also bei Gericht ein. Dann kommt der Bezirksvorsteher drauf: Ich bin überhaupt nicht zuständig. Ich habe jetzt zwar ein Jahr gesagt, ich veröffentliche es nicht, aber jetzt komme ich drauf, ich bin überhaupt nicht zuständig, es ist eigentlich die MA 18 zuständig. Es wird also monatelang nichts beantwortet, dann wird viel zu lange an die zuständige Stelle verwiesen. Auch diese lässt dann die Fristen verstreichen. Die müsste ihm nämlich entweder die Auskunft geben oder einen Bescheid erlassen, wo drinnensteht, warum sie die Auskunft nicht gibt. Die MA 18 tut weder noch, es kommt also zu einer mündlichen Verhandlung. Bei der ersten mündlichen Verhandlung kommt der Bezirksvorsteher Nikolai vom 2. Bezirk, die MA 18 entschuldigt sich am Vortag per E-Mail und gibt dort Folgendes zu Protokoll: Das ist eines von zwei Zitaten, den Rest überlasse ich Ihnen zur Studie im "Falter" morgen oder zum Selbststudium. Er gibt dort zu Protokoll, ihm seien keine Umstände bekannt, die einer Veröffentlichung im Wege stehen, denn da stehen keine Amtsgeheimnisse drinnen. Das wäre bei einer Studie, wo es um Verkehrsberuhigung, um Grätzlgestaltung, um Beruhigung geht, auch überraschend. Weil der Bürger eigentlich nicht gerne einen Bescheid hätte, warum er die Studie nicht kriegt, sondern die Studie, sagt das Gericht: Okay, es gibt also offensichtlich keine Gründe, die dem entgegenstehen. Die MA 18 kriegt jetzt noch zwei Wochen Zeit, ihm die Studie zu geben, entweder schriftlich ausgedruckt oder per E-Mail oder Datenträger. Er wartet zwei Wochen, es passiert nichts. Am letzten Tag ruft er bei der MA 18 an und sagt: Die zwei Wochen sind jetzt vorbei. Da Sie mir nichts geschickt haben: Wann und wo darf ich hinkommen, um mir das abzuholen? Bei der MA 18 ist man ratlos: Pff, super, Grätzlstudie. Wer da zuständig ist, wissen wir nicht. "Long story short": Fünf Telefonate, sieben Stunden später hat er ein Telefonat mit dem Abteilungsleiter der MA 18, und der sagt ihm: Die Studie gibt es nicht - obwohl das Gericht sagt, er müsste es kriegen -, aber Sie können kommen und ich erkläre es Ihnen, denn es ist leider so kompliziert und Sie würden das nicht verstehen. Die Verkehrsberuhigung im Volkertviertel muss eine echt extrem komplizierte Geschichte sein, dass ein Grätzljournalist, der seit 20 Jahren über Bezirkspolitik berichtet, sie nicht versteht, Rocket Science, Geschäftsgeheimnisse, wir wissen es nicht. Das möchte er nicht, denn er hätte ganz gerne diese Studie und würde sich selbst ein Bild machen. Immerhin ist der Mann, wie gesagt, seit 20 Jahren Grätzljournalist, kennt sich relativ gut aus und speziell in seiner "hood" im Volkertviertel wahrscheinlich besser als so mancher MA 18-Mitarbeiter oder -Mitarbeiterin. Das heißt, es kommt zu einer zweiten Verhandlung. Bei dieser zweiten Verhandlung ist dann der Abteilungsleiter der MA 18 vorstellig und ein Anwalt der Stadt Wien, der offensichtlich kurz vorher beigezogen wurde, so kurzfristig, dass er auch keine Eingabe machen konnte, sondern er hat nur am Tag davor noch ein E-Mail an das Gericht geschrieben. Der Abteilungsleiter von der MA 18 sagt, es könnte sein, dass Geschäftsgeheimnisse in dieser Studie sind und deshalb kann man sie nicht veröffentlichen. Er weiß zwar nicht, welche, aber es könnte sein. Der Anwalt von der Stadt Wien sagt, es tut ihm leid, er ist jetzt so kurzfristig zugezogen worden, er hat die Studie nur überflogen, aber auch er meint, es könnten Geschäftsgeheimnisse sein. Auf die Frage, welche Geschäftsgeheimnisse, konnte der Anwalt nicht antworten. Es wäre auch relativ unlogisch, denn in dem Vertrag, den der Auftragnehmer unterschrieben hat, steht drinnen, dass die Stadt Wien diese Studie veröffentlichen darf. Das ist nämlich in dem Standardvertrag aller Aufträge der Stadt Wien drinnen, dass Studien, die im Auftrag der Stadt Wien erstellt werden, von der Stadt Wien veröffentlicht werden dürfen. Na, zum Glück! Das heißt, das Einzige, was dem entgegensteht, ist ein politischer Wille. Weiters führt der Leiter von der MA 18 noch einmal aus, es könnte zu Missverständnissen kommen und deshalb kann man nur eine Zusammenfassung online stellen. Der Anwalt der Stadt Wien stellt überdies den Antrag: Das ist offensichtlich mutwillig, was der macht, der stellt einen mutwilligen Antrag. Der beschäftigt die Behörde mutwillig und deshalb ist er mit einer Mutwillensstrafe von bis zu 700 und etlichen Euro zu bestrafen. Warum gibt es so eine Mutwillensstrafe? - Damit niemand eine Behörde über Gebühr beschäftigt. Das ist jetzt relativ schwer nachzuvollziehen, wer da jetzt das Gericht über die Gebühr beschäftigt, denn die Beschäftigung der Behörde wäre mit einem E-Mail erledigt gewesen: Sehr geehrter Herr X. Im Anhang die Studie. Liebe Grüße MA 18. Das wäre erledigt gewesen. Stattdessen beschäftigt die Stadt Wien einen ehrenamtlichen Journalisten über Monate, beschäftigt mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Magistratsabteilung, der Bezirksvorstehung, der Magistratsdirektion. Allein die Telefonate, die der Herr mit der MA 18 geführt hat, gehen in die hunderte Euro. Die Anwaltskosten der Stadt Wien werden wir noch in einer schriftlichen Anfrage herausfinden, die gehen definitiv in die tausenden Euro, und immer noch gibt es diese Studie, die mit öffentlichem Geld finanziert wurde, für die Öffentlichkeit nicht. Der Antragsteller sagt natürlich, er braucht sie, um zu berichten. Es ist überhaupt nicht willkürlich, das steht der Öffentlichkeit zu. Das finden wir auch, finden, glaube ich, die NEOS auch. Warum der Transparenzstadtrat da nicht einschreitet, ist mir rätselhaft. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Mir auch!) Jedenfalls gibt es im Februar dieses Jahres eine Entscheidung vom Verwaltungsgericht Wien: Die Studie ist herauszugeben, natürlich ist das nicht mutwillig, der Herr wird nicht bestraft. Dem Erkenntnis ist nachzukommen, und es gibt eigentlich keine ordentliche Revision, man kann nur in die außerordentliche Revision. Dafür bin ich jetzt zu wenig Jurist. Jedenfalls kommt diesem Erkenntnis des Verwaltungsgerichts Wien auch die MA 18, die StRin Sima untersteht, nicht nach, sondern sie beschäftigt tatsächlich einen Anwalt, um für - wir wissen nicht, wie viele - hunderte oder tausende Euro tatsächlich in Revision zu gehen. Ich sage es jetzt noch einmal: Sie ist öffentlich finanziert, und dort sind die Ideen und Wünsche der AnrainerInnen vom Volkertviertel drinnen, offensichtlich extrem gescheiter Leute Geschäftsgeheimnisse. Wir geben jetzt noch einmal hunderte und tausende Euro dafür aus, um das Ganze zu verzögern. Wir haben im Jahr 2021 schon einmal den Antrag gestellt, dass diese Studie zu veröffentlichen ist, weil wir grundsätzlich der Meinung sind, dass Studien, die mit öffentlichem Geld finanziert werden, auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen sind. Offensichtlich steht die Studie dem Bezirksvorsteher zur Verfügung - der ist nicht zu blöd. Offensichtlich steht die Studie StRin Sima zur Verfügung - die ist nicht zu blöd. Offensichtlich steht die Studie auch der Magistratsdirektion zur Verfügung - die ist nicht zu blöd. Der Abteilungsleiter der MA 18 ist nicht zu blöd, aber die Bürgerinnen und Bürger sind zu blöd und man muss sie mit vielen Tausenden Euro Gerichtskosten davor schützen, dass sie vielleicht etwas missverstehen könnten. Das ist aus unserer Sicht überhaupt nicht nachvollziehbar, deshalb stellen wir heute hier den Antrag, dass diese Studie endlich nach fast drei Jahren ... Das erste E-Mail des Journalisten ist im April 2021 ergangen, es sind zwei Jahre. Nach zwei Jahren wäre es wirklich hoch an der Zeit, dass diese Studie endlich das Licht der Öffentlichkeit erblickt. In diesem Sinne hoffe ich um Zustimmung. Was die NEOS machen, ob ihr bei der Abstimmung rausgeht oder welche Fingernägel ihr euch abbeißen müsst, weiß ich nicht. Ich bin gespannt. Ich bitte um Zustimmung. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 18. Ich ersuche jene Damen und Herren, die dieser Postnummer zustimmen können, um ein Zeichen mit der Hand und stelle die Einstimmigkeit fest. Wir kommen damit zur Abstimmung diverser Anträge. Als ersten ein Antrag der GRÜNEN zur Verkehrsberuhigung der alten Ortskerne der Donaustadt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP und der GRÜNEN, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der nächste Antrag kommt von der FPÖ gemeinsam mit GR Kieslich bezüglich Straßenbemalung auf Kosten der Steuerzahler. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen Mandatars, womit dieser Antrag abgelehnt ist. Der nächste Antrag ist von der FPÖ, Fälschungssicherheitsmerkmale bei Parkausweisen: Wer da zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe eine Zustimmung der SPÖ, der NEOS, der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten, womit dieser Antrag angenommen ist. Der nächste Antrag, der FPÖ, ist bezüglich des verstärkten Einsatzes von Hydrogel. Es wird die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten, womit dieser Antrag abgelehnt ist. Der nächste Antrag, der FPÖ, betrifft die Öffnung des Mauserlweges. Auch hier ist die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten, womit dieser Antrag ebenfalls abgelehnt ist. Der nächste Antrag, von der SPÖ und NEOS, betrifft die Verkehrsberuhigung der Gemeinden. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der SPÖ und der NEOS, womit dieser Antrag angenommen ist. Der letzte Antrag in dieser Sequenz ist ein Antrag der GRÜNEN und betrifft die Veröffentlichung der öffentlich finanzierten Supergrätzl-Studie Volkertviertel. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP und der GRÜNEN, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Wir kommen nun zur Postnummer 20 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Förderung an die Wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts, Museen der Stadt Wien. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Baxant, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Petr Baxant, BA: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GRin Berner. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen, sehr geehrte Zuhörende - auf der Galerie ist im Moment niemand, aber vielleicht im Livestream -, sehr geehrte Vorsitzende! Ich möchte Sie kurz zurückverführen. Wie war das damals, als Sie noch in der Volksschule waren? Die, die in Wien in die Volksschule gegangen sind, wissen: In der 3. Klasse lernt man über seinen Bezirk. Da geht man zum ersten Mal ins Bezirksmuseum, und darum dreht es sich jetzt eigentlich. Wir reden vom Bezirksmuseum. Eigentlich wollte ich ja fragen, wie viele von Ihnen schon einmal im örtlichen Bezirksmuseum ihres Bezirks waren. (Gemeinderätinnen und Gemeinderäte der SPÖ und GRÜNEN sowie Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler heben die Hand.) Eine Person? - Super. Ich freue mich. Manche vielleicht auch noch von anderen Bezirken? Super. (Zwischenruf von Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler.) Bei Ihnen, Frau Stadträtin, bin ich davon ausgegangen, dass Sie sie kennen. Also, ich freue mich. Prinzipiell waren die Bezirksmuseen lange Teil des schulischen Ausbildungsprogramms und oft auch das erste Museum, das manche Kinder kennen gelernt haben. Deshalb finde ich sie nach wie vor wichtig - bei alldem, was man noch dazu sagen kann. Noch dazu - das wissen vielleicht nicht alle hier, aber ich oute mich jetzt - habe ich selbst sechs Jahre lang ein Bezirksmuseum geleitet, weiß deshalb, wie der Betrieb von innen funktioniert und habe auch ein gewisses emotionales Verhältnis zu den Bezirksmuseen. Aus dieser Zeit weiß ich: Bezirksmuseen haben ein ziemliches Potenzial. Sie sind quasi so etwas wie ein Kulturnetzwerk, das sich über alle Bezirke zieht, und könnten so etwas wie niederschwellige Grätzlkulturzentren sein. Allerdings können die Bezirksmuseen dieses Potenzial in der Form, wie sie jetzt bestehen, leider nur beschränkt ausführen. Warum? - Das hat viele Gründe. Einer der Gründe ist, dass sie - aufs einzelne Museum gerechnet - letztlich eine sehr niedrige Finanzierung haben. Es sind nur 5.000 bis 8.000 EUR im Jahr - nicht im Monat -, und sie beruhen auf ehrenamtlichem Engagement, größtenteils von ehrenamtlichen PensionistInnen, was ein System ist, das nur sehr begrenzte Öffnungszeiten erlaubt. Ohne die ehrenamtlichen Personen, die da sind und die Bezirksmuseenaufsicht haben, können sie nicht geöffnet werden. Das heißt, dass sehr viel brachliegt, was schade ist. Vor dem Hintergrund wurde dann 2020 ein Relaunch der Bezirksmuseen gestartet. Ursprünglich war der auf drei Jahre begrenzt. Unter dem Label "Bezirksmuseen reloaded" wurde das Budget für die Bezirksmuseen beinahe verdoppelt. Im Wien Museum wurde eine Stabstelle eingerichtet und drei "cultural fellows", also drei neue, junge KuratorInnen in Ausbildung, wurden angestellt, damit sie den Bezirksmuseen ein bisschen unter die Arme greifen können. Im Frühjahr 2023 soll dann entschieden werden, wie es mit den Bezirksmuseen weitergeht. Das alles ist gut. Das Problem ist nur: Es ist jetzt ohne öffentliche Evaluierung, also ohne Evaluierung, die uns öffentlich zugänglich ist. Es wird vielleicht schon eine geben. Ohne öffentliche Evaluierung ist dieser Akt des Wien Museums nun wieder am Tisch, nämlich, dass das "Bezirksmuseum reloaded" weitergehen soll. Ich finde das sehr schade. Ich finde, hier wurden einige Chancen vergeben, weil klar ist: Es gibt tatsächlich einen Bedarf an Unterstützung bei den Bezirksmuseen. Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen haben kaum zusätzliche Kapazitäten, um sogenannte Inventarisierungen oder Digitalisierungen des Bestands zu machen. Das heißt, wir wissen nicht genau, was es dort alles gibt. Häufig ist die Lagerung von Artefakten in keiner Weise sachgemäß möglich. Sie liegen sehr oft in den Kellern der Amtshäuser statt in temperierten Räumen. Es gibt leider auch keine gemeinsame Plattform - weder online noch auf Papier -, auf der aufgelistet wäre, wo historische Gegenstände, Gemälde, Pläne oder was auch immer aus den Bezirksmuseen zu finden sind. Das heißt, es gibt wirklich viel zu tun. Das ist schade, denn diese Sammlungen sind ja zum Teil über Jahrzehnte zusammengestellt und bleiben damit letztlich ungenutzt und auch der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Daher stellt sich natürlich die Frage: Wie könnte man das alles für das Publikum einerseits attraktiver oder andererseits überhaupt zugänglich machen? Die Stadt besteht grundsätzlich weiter auf ehrenamtlicher Arbeit im Rahmen der Bezirksmuseen. Sie hat aber ein paar Posten geschaffen, um den Ehrenamtlichen unter die Arme zu greifen, was jetzt in den letzten 3 Jahren mit den jeweils 400.000 EUR pro Jahr passiert ist. Also 400.000 EUR pro Jahr sind da, nur um den Ehrenamtlichen unter die Arme zu greifen, nicht für die Grundstruktur der Bezirksmuseen. Was da aber genau passiert ist, wissen wir leider nicht. Wir wissen nur, was wir aus Pressemeldungen wissen. Das heißt, wir haben gehört, dass im Bezirksmuseum Wieden das Tröpferlbad offensichtlich sehr erfolgreich in ein Tröpferlbadmuseum umgestaltet worden ist. Wir wissen aber nicht, was sich in der Strukturerneuerung getan hat. Wir wissen, dass die Gelder des Bezirksmuseums fortwährend nicht mehr in der AG Bezirksmuseen verwaltet werden, sondern über das Wien Museum ausgezahlt und auch von dort weiterverteilt werden. Wir wissen von diesen drei "cultural fellows", die dem Bezirksmuseum zur Seite gestellt werden, und wir wissen von der Stabstelle. Jetzt wäre es aber wichtig, in einer Evaluierung zu erfahren: Was genau hat in den letzten drei Jahren funktioniert und was hat nicht so gut funktioniert? Wo sollte man genauer hinschauen? Was sollen wir jetzt wirklich mit den 400.000 EUR pro Jahr machen? Das ist nicht wenig, das haben manche kleinen Theater als Jahresbudget. Was soll mit den 400.000 EUR pro Jahr in der nächsten Zeit passieren? Deshalb haben wir einen Antrag geschrieben, in dem wir bitten, diese Evaluierung entweder vonstattengehen zu lassen oder sie - falls sie stattgefunden hat und nur nicht öffentlich geworden ist - zumindest zu veröffentlichen, damit man sich auf gemeinsame Ziele einigen kann, was diese Bezirksmuseen in Zukunft in dieser Stadt machen sollen, was genau die Rolle des Wien Museums in dem Ganzen ist und was die Rolle der AG Wiener Bezirksmuseen sein soll. Was nämlich bisher fehlt, ist ein gemeinsames Bild, wie die Bezirksmuseen in dieser Stadt in Zukunft ausschauen sollen. Es wäre dringend notwendig, Fragen zu klären, wie: Welche Rolle sollen sie prinzipiell in der Museumslandschaft in der Stadt spielen? Welche Vermittlungsaufgaben können die Bezirksmuseen übernehmen? Was unterstützt sie? Wer programmiert die Bezirksmuseen in Zukunft, nämlich die Sonderausstellungen, nicht nur die Dauerausstellung? Sind sie ein Teil des Wien Museums und sozusagen dezentrale Stellen des Wien Museums, oder sind sie weiter autonome Ausstellungsräume? Was passiert mit den lokalen Sammlungen? Wie werden die zugänglich? Meiner Meinung nach könnte man auch noch einmal darüber nachdenken, wie sie noch eher ein offenes Kulturzentrum für die lokale Bevölkerung werden können und wie sie damit auch die Identität des Bezirks leichter verstärken oder vermitteln oder den Leuten vielleicht auch näherbringen können. Auf all diese Fragen haben wir mit dem dreijährigen Projekt "Bezirksmuseum reloaded" leider noch keine Antwort gekriegt. Wir würden uns freuen, diese Antworten zu bekommen, weil an sich halten wir - und ich persönlich - die Bezirksmuseen wirklich für ein wichtiges Projekt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich einen Ruck geben und unserem Antrag auf Veröffentlichung oder überhaupt Erstellung einer Evaluierung zustimmen können, damit wir wissen, wohin wir diese 400.000 EUR pro Jahr aus dem Kulturbudget in den nächsten Jahren investieren, was damit passiert und wie wir es für uns alle in dieser Stadt besser machen können. Das würde einerseits das kulturelle Leben in der Stadt unterstützen, und andererseits wäre es ein großer Schritt in Richtung Transparenz beim Kulturbudget. Bitte unterstützen Sie diesen Antrag. - Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Peter L. Eppinger.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Sachslehner. GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich sehr, dass wir uns jetzt bei diesem Poststück dem wichtigen Thema der Bezirksmuseen zuwenden. Ich sage gleich vorweg: Grundsätzlich ist es natürlich zu begrüßen und für uns auch ein Grund zuzustimmen, dass den Bezirksmuseen jetzt mehr Geld zur Verfügung gestellt wird. Wir fordern als Volkspartei bereits seit Jahren, dass sich hier endlich etwas tut und haben in der Vergangenheit schon oft auf die schweren Versäumnisse bei den Wiener Bezirksmuseen hingewiesen. - Sie nicken, Frau Stadträtin. Das freut mich sehr. Umso wichtiger ist es natürlich, dass diesen Versprechungen jetzt auch Taten folgen. Ich kann mich meiner grünen Vorrednerin auch in puncto Transparenz nur anschließen. Es ist für uns tatsächlich nicht nachvollziehbar, was mit dem eh schon mickrigen Budget bei den Bezirksmuseen passiert und was in Sachen Strukturerneuerung passiert. Es ist wie so vieles in dieser Stadt wirklich ein schwarzes Loch. (GR Wolfgang Irschik: Ein grünes!) Wo ich Ihnen aber widersprechen muss, Frau Kollegin, ist tatsächlich bei dem Umfang des Budgets. Denn wenn man sich anschaut, wie viel da an zusätzlichem Budget für die Bezirksmuseen jetzt genau hineinfließen soll - und zwar ungefähr 200.000 EUR -, dann muss man so ehrlich sein - auch Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von SPÖ und NEOS -, dass das für 23 Bezirksmuseen nicht mehr ist als ein Tropfen auf den heißen Stein. (Beifall bei der ÖVP.) Wir alle, die wir hier sitzen, wissen in Wirklichkeit, dass es bei den Bezirksmuseen schon lange 5 nach 12 ist. Ich muss deshalb leider sagen, dass dieses Poststück heute auch nur bedingt ein Grund zur Freude ist, denn es ist in erster Linie ein Zeugnis Ihres Versagens. Ich muss leider noch einmal auf die Einzelfälle bei den Bezirksmuseen kommen. Sie mussten es erst zulassen, dass einzelne Bezirksmuseen ihren Betrieb einstellen müssen, weil sie sich die Reparatur der Heizung nicht mehr leisten können. Sie mussten es auch erst zulassen, dass sich einzelne Bezirksmuseen nicht nur bei uns, sondern generell panisch zu Wort melden, weil sie nicht mehr wissen, wie sie die laufenden Kosten bewerkstelligen sollen. Sie mussten es auch erst zulassen, dass einzelne Bezirksmuseen verzweifeln, weil sie nicht mehr wissen, wie sie mit den massiv sanierungsbedürftigen Räumlichkeiten zurechtkommen sollen, geschweige denn, dass man überhaupt an notwendige Umbauarbeiten zum Beispiel in Sachen Barrierefreiheit denkt. All das muss erst passieren. All das muss man erst seit Jahren diskutieren, damit hier langsam Stück für Stück etwas in Bewegung kommt - und das natürlich viel zu langsam und viel zu wenig. Um abschließend vielleicht noch einmal die Absurdität des Ganzen aufzuzeigen, ist es mir schon wichtig, darauf aufmerksam zu machen, wie viel Geld es an anderer Stelle für Projekte regnet, die in Wirklichkeit vom Publikum schon lange abgestraft wurden. Ich bringe die Beispiele gerne noch einmal: 9 Millionen EUR für das Volkstheater, fast 11 Millionen EUR für die Wiener Festwochen und 50 Millionen EUR für die Vereinigten Bühnen, wovon wieder einige Hunderttausend Euro für Werbung und Inserate hinausgepulvert werden. Wahrscheinlich ist dann dort die Devise, dass es bei all den Millionen eh keinen Unterschied mehr macht, wo man das Geld hinausschießt. Das ist aber leider das, was die Kulturpolitik in dieser Stadt auszeichnet: Es gibt Millionen für die Großen, aber für die Kleinen - wobei es auch da nicht angebracht ist, die Bezirksmuseen als klein zu bezeichnen, aber klein, wenn es um die Förderungen geht - bleiben wirklich nur kleine Summen über. Sie feiern sich dann als Stadtregierung auch noch als großer Almosengeber ab. Ich halte das für massiv scheinheilig. (Beifall bei der ÖVP.) Abschließend also noch mein Appell an Sie, Frau Stadträtin: Wenn Ihnen die Bezirksmuseen tatsächlich ein Anliegen sind, wie Sie es immer vollmundig in diversen Akten, im Ausschuss oder auch im Regierungsprogramm darstellen, dann sorgen Sie bitte dafür, dass die Bezirksmuseen tatsächlich langfristig finanziell abgesichert sind - wir bringen dazu heute auch einen Antrag ein - und dass den Bezirksmuseen natürlich nicht nur adäquate Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden, sondern dass die Bezirksmuseen tatsächlich auch für jeden Menschen in dieser Stadt zugänglich sind. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Anderle. GRin Patricia Anderle (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu Kollegin Sachslehner kann ich nur sagen: Offenbar leben wir in verschiedenen Städten. Ich besuche die Bezirksmuseen auch schon seit vielen Jahren und habe da ein ganz anderes Bild. Es gibt auch ganz, ganz viele Erfolgsprojekte. Dort, wo Wissen und Kultur in den Bezirken geteilt wird, miteinander gearbeitet und Neues vorangetrieben wird, dort, wo Dinge nicht von oben nach unten durchgesetzt beziehungsweise präsentiert werden, dort kann gemeinsam Altes bewahrt werden und Neues entstehen. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Arbeit sind die Bezirksmuseen Wiens - in ihrer Art übrigens einzigartig auf der Welt. Sie verbinden die Tätigkeit von Museen mit dem Engagement der Bevölkerung. Das Besondere daran - es ist heute eh schon mehrmals erwähnt worden - ist das ehrenamtliche Engagement, die Freiwilligkeit. Lokale Kulturarbeit trifft auf historisches Bewusstsein. Ich möchte mich hier an dieser Stelle auch bei den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wiener Bezirksmuseen für ihre Arbeit und ihren Einsatz bedanken. (Beifall bei der SPÖ.) Das Projekt "Bezirksmuseum reloaded" hat in den bisherigen drei Jahren hervorragende Ergebnisse zustande gebracht, unter anderem die Ausstellung über Waisenkinder und Kinderversorgung seit Joseph II. im Bezirksmuseum Josefstadt und die neue Dauerausstellung - besonders zu erwähnen: "Im Tröpferlbad" im Bezirksmuseum Wieden - sowie zahlreiche kleinere Projekte in mehreren Bezirksmuseen unter Einbindung junger WissenschaftlerInnen in die Museen. Sie bringen junge, aktuelle Sichtweisen in die Museen ein, wodurch man bedeutend jüngeres Publikum erreicht und trotzdem das alte nicht verschreckt. Es wurden Fortbildungsveranstaltungen für die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Bezirksmuseen durchgeführt, die Depot- und Lagersituation wurde verbessert - das ist auch schon angesprochen worden -, die Pressearbeit professionalisiert, und so weiter. Der Bekanntheitsgrad und vor allem das Image der Bezirksmuseen in der Öffentlichkeit wurden dadurch wesentlich gehoben. Dabei hat die Stadt Wien beziehungsweise das Wien Museum die Prinzipien der Ehrenamtlichkeit und der Letztverantwortung der MuseumsleiterInnen für alle Vorgänge im Museum weiterhin gewahrt. Die Bezirksmuseen werden durch diese Maßnahme belebt - ein lebendiger Ort der Bezirkskultur und vor allem der Wissensvermittlung und historischen Bildung. Ich möchte jetzt den Direktor des Bezirksmuseums Wieden Dr. Philipp Maurer zitieren: "Ich stand dem Projekt ‚Bezirksmuseum reloaded' von Anfang an sehr positiv gegenüber, da ich es als massive Hilfestellung der Stadt Wien und des Wien Museums sehe, die Wiener Bezirksmuseen aus ihrem teilweise sehr verschlafenen und verstaubten Zustand zu modernen Bildungs- und Informationsanbieterinnen in unserer Stadt zu entwickeln." Seine Einschätzung der Bezirksmuseen beruht auf Besuchen der Bezirksmuseen in den letzten 20 Jahren sowie auf dem Urteil über das Bezirksmuseum Wieden, dessen Leitung er im Jahre 2017 übernommen hat und das sich in einem inhaltlich, ästhetisch und museologisch bedauernswerten Zustand befand, wie er sagt. Dr. Maurer hat selbst mehr als 25 Jahre im Ausstellungswesen gearbeitet. Daher traut er sich einerseits ein Urteil zu, weiß aber andererseits die Hilfe, Beratung und Mitarbeit von Expertinnen und Experten zu schätzen. Er sagt weiterhin: Das im September 2022 in der Wieden eröffnete Tröpferlbadmuseum ist inhaltlich, gestalterisch, ästhetisch, technisch und konservatorisch auf allen museologisch relevanten Gebieten unvergleichlich besser und moderner, als er es mit den vor dem "Bezirksmuseum reloaded" vorhandenen Mitteln und Möglichkeiten je hätte schaffen können. Den zwei Anträgen können wir nicht zustimmen. Zum Antrag der GRÜNEN darf ich sagen, dass es bereits nach der ersten Phase eine interne Evaluierung gegeben hat. Ich glaube, dass man hier durchaus auf die Kompetenz und die Expertise der MitarbeiterInnen der zuständigen Kulturabteilung vertrauen kann und auch im Sinne der Sparsamkeit auf die interne Evaluierung zurückgreifen soll. Zum Antrag der ÖVP: Dem können wir natürlich auch nicht zustimmen. (GR Peter L. Eppinger: Natürlich nicht! - Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Nein, das können wir nicht, weil wir erst im März im Kulturausschuss einen Betrag von 503.000 EUR beschlossen haben. Der Gesamtbetrag für die Bezirks- und Sondermuseen in Wien für das Jahr 2023 beträgt somit über 1 Million EUR. Das, was wir heute hier beschließen, ist eine nachhaltige Investition in die kulturelle Zukunft unserer Bezirke. Daher ersuche ich um Zustimmung zu diesem Poststück. - Besten Dank. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Ich darf daher alle Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, bitten, die Hand zu erheben. - Das ist die Einstimmigkeit. Es liegen zwei Anträge vor. Der Antrag der GRÜNEN, Evaluierung des Programmes ‚Bezirksmuseum reloaded': Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei den GRÜNEN, bei ÖVP, FPÖ und des GR Kieslich. Das ist nicht die notwendige Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Wer dem ÖVP-Antrag bezüglich der Aufstockung der Förderungen für die Bezirksmuseen zustimmen möchte, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP und den GRÜNEN gegen FPÖ, GR Kieslich, NEOS und die SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Es gelangt Postnummer 21 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Interessensgemeinschaft Freie Theaterarbeit. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Neumayer, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Jörg Neumayer, MA: Ich bitte dementsprechend um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger. Ich erteile es ihm. GR Stefan Berger (FPÖ): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir kommen zu einem neuen Tagesordnungspunkt beziehungsweise zu einem Förderantrag, den wir unterstützen und den wir für unterstützenswert halten. Wir haben uns bei diesem Antrag aber auf Grund eines aktuellen Anlasses schon gedacht, auch einen Antrag zu einem Thema einzubringen, das wir in der Vergangenheit bereits einmal diskutiert haben. Insbesondere meine Kollegin Veronika Matiasek hat es hier in der letzten oder vorletzten Sitzung bereits auch einmal sehr ausführlich angesprochen. Es geht auch um den Theaterbereich. Im Unterschied zur durchaus unterstützenswerten freien Theaterarbeit haben wir in Wien, leider Gottes, ein sehr, sehr großes Sorgenkind, nämlich - und das wird Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, jetzt alle relativ wenig überraschen - das Volkstheater. Das Volkstheater war Jahre beziehungsweise jahrzehntelang in Wien eine sehr beliebte Schauspielbühne und hat bedauernswerterweise in den letzten Jahren immer weniger Anklang beim Wiener Publikum erlangt und ist insbesondere in den letzten Monaten und Jahren auch gegenüber den anderen Bühnen oder gewissermaßen Mitbewerbern in Wien immer mehr ins Hintertreffen geraten. Auch der angestrebte oder vollzogene personelle Wechsel vor rund drei Jahren hat leider Gottes nicht die erhoffte Trendumkehr erreicht. So ist nicht nur die künstlerische Entwicklung durchaus eine besorgniserregende, sondern auch die wirtschaftliche. Wir haben das mittlerweile schon in mehreren Sitzungen immer wieder angesprochen. Leider Gottes scheint man hier irgendwie ein bisschen beratungsresistent oder auch resistent gegenüber Kritik zu sein. Es ist ja auch so, dass sehr, sehr viele Vorstellungen nicht mehr auf großer Bühne stattfinden, sondern irgendwo in der Roten Bar, in der Dunkelkammer und in irgendwelchen kleineren Nebenräumlichkeiten, wo ja gerade einmal eine Handvoll oder ein Dutzend Besucher Platz finden können. Jetzt kann man bei jemandem, der nicht von öffentlichen Geldern abhängig ist oder das zu seinem Privatvergnügen macht, grundsätzlich sagen: Ja, es ist halt so. Das ist halt dessen beziehungsweise deren Schicksal. Dem ist aber nicht so, meine Damen und Herren. Ich darf hier vielleicht ein paar Zahlen anführen. Vor rund drei Jahren hat das Volkstheater bei uns hier im Rathaus einen Förderantrag gestellt, nämlich mit dem Förderzweck "Modernes Theater schaffen". Das steht da tatsächlich drinnen. Die bekommen allein von der Stadt Wien 27 Millionen EUR für 3 Jahre. Insgesamt mit dem Bund zusammen sind das rund 15,8 Millionen EUR pro Jahr. Da ist aber nicht das Volkstheater in den Bezirken dabei. Dafür gibt es zusätzlich seitens der Stadt Wien noch einmal 800.000 EUR. Das Volkstheater hat seitens der Stadt Wien im Jahr 2016 einen Sanierungszuschuss von immerhin 12 Millionen EUR erhalten. Vielleicht kann mich die Frau Stadträtin da korrigieren, aber ich glaube, auch das haben wir uns mit dem Bund geteilt. Das heißt, das Volkstheater hat die doppelte Summe an sanierungsfinanziellen Mitteln erhalten. Zusätzlich zu diesen beschlossenen Sanierungsmitteln haben wir dann auf Grund der Preisentwicklung - sozusagen als Corona-Hilfe - seitens der Stadt Wien vor ein paar Monaten noch einmal 1 Million EUR zusätzlich zugeschossen. Auch der Bund hat hier noch einmal entsprechend zugeschossen. Im Jahr 2020 gab es auf Grund der finanziellen Schieflage seitens der Stadt Wien noch einmal eine zusätzliche Subvention von 2 Millionen EUR. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn man schon aus betrieblichen Gründen offensichtlich nicht imstande ist, aus Kartenerlösen entsprechend zu leben, darf man sich für diese Fördersummen durchaus etwas erwarten. Da darf man sich durchaus erwarten, dass auch wirklich die große Bühne bespielt wird und nicht in irgendwelchen Neben- und Dunkelkammern operiert, herumgegaukelt oder gespielt wird. Ja, entsprechend dem Förderzweck darf man sich auch Theater erwarten. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist leider Gottes auch etwas, wovon im Volkstheater nicht mehr allzu viel stattfindet. Ganz aktuell ist dieser Tage, dass ja auch einem verurteilten Kriminellen dort die Bühne geboten wird. Sie werden es alle wissen. Es ist der Herr Hessenthaler, und bevor dann irgendein Nachredner von der SPÖ herauskommt und glaubt, dass ich gegenüber dem Herrn auf Grund irgendwelcher Videoproduktionen irgendwelche Befindlichkeiten hätte: Nein, der Typ ist mir prinzipiell relativ wurscht, aber ich sehe nicht ein, dass hier aus öffentlichen Mitteln de facto vieles stattfindet, viel politische Spielwiese aufbereitet wird, aber das, was eigentlich als Förderzweck drinnensteht, nämlich wörtlich "Theater schaffen", mittlerweile sehr, sehr wenig Platz findet, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das gegenüber den Betreibern beziehungsweise der Leitung festzustellen und festzuhalten, meine sehr geehrten Damen und Herren - vielleicht hat auch die Frau Stadträtin eine kurze Minute Zeit, mir zumindest eines ihrer beiden Ohren zu schenken -, erwarten wir uns zugegebenermaßen auch von Ihnen. (Beifall bei der FPÖ.) Wir sehen es nämlich nicht ein, dass hier offensichtlich mit öffentlichen Fördergeldern irgendeine Litigation-PR für - wie gesagt - irgendwelche verurteilten Häfenbrüder veranstaltet wird. Wenn Sie uns schon nicht glauben, meine sehr geehrten Damen und Herren und insbesondere Frau Stadträtin - Sie sind doch sicher auch eine, die immer wieder Kultur- und Theaterkritiken liest - habe ich Ihnen etwas mitgebracht. Und zwar gibt es da einen sehr, sehr renommierten und anerkannten Kulturjournalisten in Österreich, einen Kulturkritiker, einen gewissen Herrn Sichrovsky, der auch nicht zwingend einer ist, der im Verdacht steht, den Freiheitlichen besonders nahezustehen. Er steht auch unserer Partei immer durchaus relativ kritisch gegenüber und hat seine ersten journalistischen Schritte bei der "Arbeiter-Zeitung" gemacht, die bekanntlich auch nicht unbedingt das freiheitliche Zentralorgan war. Aber selbst der hat aber in einem Artikel in der letzten Ausgabe des "News" sehr, sehr klare Worte gefunden. Ich darf daraus ein paar Zeilen zitieren, meine sehr geehrten Damen und Herren und auch Frau Stadträtin. Ich gehe ohnehin davon aus, dass sie es gelesen haben. Er schreibt hier nämlich Bezug nehmend auf das Volkstheater: "Das Haus, dies ist hinzuzufügen, fasst nach jahrzehntelangem Rückbau aktuell etwa 700 Besucher. Eröffnet wurde es 1889 mit 1900 Plätzen. Neben dem zentralen Haupthaus betreibt das Volkstheater noch eine Bezirkstournee durch kleinere Säle," - und so weiter, und so fort "die hinsichtlich der Zuschauerzahl" - wie ich bereits auch erwähnt habe - "zu vernachlässigen sind. Während nun die Staatsoper vor Besuchern birst, die Josefstadt wieder vorpandemischen Zulauf meldet und selbst das Burgtheater zögernde Erfolgstendenz zeigt, bleibt das Volkstheater, das große Haus im April an 14 von 30 Tagen geschlossen", meine sehr geehrten Damen und Herren. "Die 16 verbleibenden Abende im großen Haus verteilen sich auf 2 Popkonzerte, 1 Gastspiel des Kabarettisten Josef Hader, 3 Auftritte der Choreografin Florentina Holzinger, die Verleihung der Amadeus Awards sowie ganze 9 Abende in Befolgung des Gesetzesauftrages, selbsthergestelltes Theater an das Publikum zu bringen. Bleiben 8von 30 Abenden, an denen das Volkstheater seine Subvention abdient." Weiter schreibt er: "Fast immer ist dabei der oberste Rang geschlossen, womit ein Drittel der Plätze gar nicht in den Verkauf gelangt." Dann führt er noch an, was sonst so dort stattfindet. Dort findet die "Fellner-Lesung" statt, die "Schmid-Protokolle" werden verlesen. Ja, er weist durchaus auch zu Recht - wie gesagt, ich habe gegenüber dem Herrn keine persönlichen Befindlichkeiten - auf den Auftritt oder die Vorlesung oder die Interviews und Gespräche des Herrn Hessenthaler hin und schreibt da: "Aber doch ist auch er ein Pülcher, der gesessen ist wegen Drogenhandels.", meine sehr geehrten Damen und Herren. Zum Schluss ... (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das vorher haben Sie nicht gelesen! Lesen Sie das vor! Das haben Sie nicht zitiert! Das, was vorher steht! Über die FPÖ! - Heiterkeit bei GR Mag. Josef Taucher.) Ja, das habe ich eh erwähnt, dass er kein persönlicher Freund von uns ist. Umso mehr sollten Sie das anerkennen oder vielleicht die Kritik ernst nehmen, denn sonst sind Sie ja, Herr Stürzenbecher, der Erste, der sagt: Ja, der wird eh von den Freiheitlichen gezahlt oder sonst irgendetwas. Gerade ein solcher steht außerhalb des Verdachts, uns gegenüber irgendwie voreingenommen zu sein. Umso mehr sollten Sie diese Kritik ernst nehmen, Herr Kollege, bevor Sie hier den Kasperl herunterreißen. (Beifall bei der FPÖ.) Am interessantesten finde ich dann tatsächlich den letzten Satz. Herr Sichrovsky scheint mit Ihnen per Du zu sein. (Heiterkeit bei GR Mag. Josef Taucher, GR Dr. Kurt Stürzenbecher und Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler.) Das ist er nicht, okay. Trotzdem ist er da durchaus sehr persönlich: "Vroni, es ist vorbei." Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube durchaus, dass Sie hier die Initiative ergreifen sollten, wie wir es in unserem Antrag auch drinnenstehen haben, an die Betreiber des Volkstheaters heranzutreten und schlichtweg darauf hinzuweisen, dass auch entsprechend dem Förderzweck zu arbeiten ist. Wenn die Herrschaften meinen, dass sie irgendetwas anderes veranstalten wollen, dann können sie das gerne machen, aber nicht mit den entsprechenden öffentlichen Mitteln, für die schlichtweg der Wiener Steuern- und Gebührenzahler aufkommt. Bevor jetzt wieder eventuell irgendein Nachredner daherkommt und sagt, man weiß die schauspielerische Leistung nicht zu schätzen oder redet hier abfällig über die Schauspieler: Nein, die sind sicher sehr gut. Das aber, woran es beim Volkstheater offensichtlich scheitert, ist eine entsprechende künstlerische Leitung, die hier entsprechend dem Förderzweck schlichtweg relativ wenig bietet und leistet. Meine sehr geehrten Damen und Herren, insbesondere im Sinne der Fördergeber ist es wichtig, da ein genaues Auge darauf zu haben. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Jörg Neumayer, MA: Vielen herzlichen Dank. Erstens bitte ich um die Zustimmung zum eigentlichen Antrag, der definitiv förderungswürdig ist, zweitens - nur der Ordnung halber - braucht sich die FPÖ hier keine Sorgen zu machen: Ein Besuch im Volkstheater zahlt sich allemal aus. Das Volkstheater ist in der Auslastung eigentlich recht gut. Das Haus ist regelmäßig voll, und dementsprechend gibt es auch Platz für Neues für die Wiener Bevölkerung. Dementsprechend hier nur die Klarstellung und darüber hinaus die Bitte um Zustimmung zum eigentlichen Antrag. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 21. Wer der Postnummer 21 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Es liegen zwei Anträge bei Postnummer 21 vor. Antrag der FPÖ betreffend Trümmerfrauen-Denkmal: Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich gegen die Stimmen von NEOS, SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ, Entwicklung Volkstheater: Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, daher ist der Antrag abgelehnt. Postnummer 23 der Tagesordnung betrifft eine Förderung für ukrainische WissenschafterInnen in Wien. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Dr. Samel, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Florianschütz. GR Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Geschäftsstück ist ohne Abstriche zu unterstützen und zu beschließen, weil es dabei um wichtige Anliegen geht, insbesondere - ohne eines besonders hervorheben zu wollen - um eine Förderung für das Wiener Wiesenthal- Institut für Holocaust-Studien. Warum sage ich Ihnen das? - Ich werde gleich einen Antrag einbringen, der von Vertreterinnen und Vertretern aller im Gemeinderat vertretenen Parteien unterstützt wird. Die Ursache dieses Antrages ist eine Besorgnis über die Situation der Zunahme antisemitischer Vorfälle in Österreich und auch in unserer Heimatstadt Wien. Uns liegt der Bericht der Beobachtungsstelle der Israelitischen Kultusgemeinde für das Jahr 2021 vor. Der 2022er- Bericht wird erst nächste Woche veröffentlicht, daher kann ich ihn hier nicht zitieren, aber - das ist der Grund dieser Besorgnis - im Jahr 2021 hat die Anzahl der antisemitischen Vorfälle um 65 Prozent zugenommen. Das sind fast 1.000 und damit die höchste jemals gemessene Anzahl antisemitischer Vorfälle in Wien und in Österreich. Meine Damen und Herren, der Kampf gegen Antisemitismus und Faschismus endet nie. Die Zahlen, die uns hier vorliegen, beweisen das - zu meinem Bedauern. Ich hätte Ihnen gerne etwas anderes berichtet, und ich würde mir wünschen, dass so ein Antrag nicht notwendig ist. Wie notwendig das ist, haben nicht nur wir erkannt, sondern auch der Bundespräsident der Bundesrepublik Österreich. Der Herr Bundespräsident hat anlässlich seiner Angelobung für die nächste Amtszeit gesagt - ich zitiere: "Die dunkelste Seite unserer Geschichte, der verheerende Nationalsozialist mit seiner mörderischen Ideologie, darf sich niemals wiederholen. Nie wieder. Deshalb müssen wir alle genau hinsehen und alles tun, um antidemokratische, die Würde des Menschen verletzende autoritäre Tendenzen rechtzeitig und entschlossen zu stoppen." Die antragstellenden Gemeinderäte und Gemeinderätinnen teilen die Auffassung des Herrn Bundespräsidenten. Das ist für uns Grund und Anlass genug, diesen Antrag zur Bekämpfung des Antisemitismus im Haus einzubringen. Meine Damen und Herren, gerade auch in der Pandemie - das muss ich Ihnen hier nicht sagen, es war mehrfach Thema - hat es eine Fülle an antisemitischen Vorfällen gegeben. Da reden wir nicht von Vergangenem, von sogenannten alten Nazis, sondern wir reden von einer immer noch in der Gesellschaft vorhandenen Tendenz antisemitischer Haltungen und Stimmungen, von neuem und altem Antisemitismus, in welcher Erscheinungsform auch immer. Ich darf Ihnen berichten, dass wir uns in der Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Antisemitismus, in der ja alle Parteien vertreten sind, entschieden haben, uns verstärkt diesem Thema zu widmen. Das hat auf Grund der Pandemie nicht die Dynamik entwickelt, wie wir uns das ursprünglich vorgenommen haben. Ich darf Ihnen aber berichten und ich verspreche es Ihnen auch, dass wir das jedenfalls im nächsten und übernächsten Jahr zu einem wirklichen Schwerpunkt unserer Tätigkeit machen werden - auch mit dem Schwerpunkt der Aufklärung und der Hinwendung zur jüngeren Generation -, damit nicht aus Desorientierung, falscher Indoktrinierung, Verzweiflung, Angst und Not antisemitische Tendenzen in unserer Gesellschaft eintreten. Der Philosoph Theodor W. Adorno hat einmal gesagt: "Antisemitism is the rumour about the jews." Diese Gerüchte gibt es nach wie vor. Ich sage Ihnen unsere Einschätzung - das ist nicht nur meine, das sind die Einschätzungen der Arbeitsgruppe -: Diese Gerüchte nehmen zu. Unsere Aufgabe - und damit meine ich jedes einzelne Mitglied dieses Hauses, alle Menschen, die im politischen Prozess sind -: Alle Menschen, die in irgendeiner Art und Weise für die Würde des Menschen eintreten, sind verpflichtet, dem entgegenzutreten. Der große Rabbiner Sir Jonathan Sacks hat einmal gesagt: "Antisemitism is the dislike of the unlike." Das ist eine sehr schöne, natürlich nicht erschöpfende, aber sehr schöne Beschreibung, was Antisemitismus ist. Das ist es, was wir bekämpfen müssen. Dazu haben wir diesen Antrag eingebracht: Der Wiener Gemeinderat wird sich stets dafür einsetzen, dass jegliche Form von antisemitischen, faschistischen Aktivitäten - in welcher Form auch immer - in Wien keinen Platz haben. Jegliche Form von Antisemitismus - ob in neuen oder alten Erscheinungsformen - wird auf unseren entschlossenen Widerstand treffen. Den Antrag bringen wir, die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte Rompolt, Weber, Emmerling, Kunrath, Kickert, Hungerländer, Juraczka, Krauss, Matiasek und ich, ein. Ich ersuche Sie um die Unterstützung dieses Antrags. - Danke schön, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, GRÜNEN und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Falls über den Antrag abgestimmt werden soll, darf ich auch bitten, ihn dem Vorsitzenden zu übermitteln. (GR Peter Florianschütz, MA MLS: Ja, sollten wir schon machen!) Für das Protokoll darf ich bekannt geben, dass GR Stark von 16 bis 18 Uhr verhindert ist und daher nicht an der Sitzung teilnehmen wird. Zu Wort gemeldet ist GR Kunrath. Ich erteile es ihm. GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Schönen guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Hallo vor dem Livestream! Dieser entsprechende Tagesordnungspunkt hat etwas sehr Wichtiges, nämlich die Förderung von ukrainischen WissenschaftlerInnen in Wien, von Menschen, die flüchten mussten und geflüchtet sind, weil es in ihrer Heimat keine Chance mehr gibt, wissenschaftlich zu arbeiten, weil sie von einem Aggressor bedroht werden, weil sie getötet, verletzt und Sonstiges werden, was tragisch ist und was dramatisch ist. Wir alle müssen mit äußerster Kraft dagegen kämpfen, dass dieser Aggressor endlich damit aufhört, in der Ukraine Menschen zu töten. Das Töten ist nicht allein das Dramatische. Es gehen auch unglaublich viel Wissen und unglaublich viele Information verloren, wenn in der Ukraine so umgegangen wird. Ich bin sehr, sehr froh, dass eine dieser drei Stellen, die heute hier mitgefördert werden, nämlich das VWI, also das Wiener Wiesenthal-Institut, dabei ist, hier 30.000 EUR für Forschung, Dokumentation und Vermittlung zu bekommen. Denn es zeigt auch, wie wichtig gerade dieser Bereich der Arbeit ist, diese Antisemitismusarbeit, die gerade vorhin auch Kollege Florianschütz schon angesprochen hat, denn im antisemitischen Bereich zu forschen, ist - das ist mit großem Bedauern festzustellen - nach wie vor wichtig. Ich habe heute nur einmal den Bericht von der Meldestelle Antisemitismus für das letzte Halbjahr mitgenommen, weil der Gesamtjahresbericht erst veröffentlicht wird. Wo passiert denn etwas, oder wie passiert denn etwas? - Wenn man sich dann den Verlauf der Zahlen der Meldungen anschaut und wenn man sich ansieht, was denn bei einzelnen Punkten passiert und welche Meldungen das denn sind, dann müssen wir noch immer feststellen, dass es im 1. Halbjahr 2022 96 Schoah-Relativierungen beziehungsweise -Leugnungen waren - ein Bereich, wo man sagen muss: Das kann doch nicht mehr sein, dass es in Österreich noch eine einzelne Person gibt, die nicht an den Holocaust glaubt. Offenbar ist das aber schon so. Offenbar wird der 8. Mai, an dem wir die Befreiung in Österreich feiern - was ja historisch nicht ganz stimmt, wenn wir wissen, welcher Tag heute ist und wenn wir wissen, wie das in anderen Bereichen sonst noch weitergegangen ist ... Zumindest aber war es ein wichtiger Schritt, dass wir diesen Tag, den 8. Mai, auch entsprechend begehen. Wir werden auch heuer wieder das Fest der Freude machen. Wir werden mit Unterstützung der Stadt auch heuer wieder mit den Wiener Symphonikern und heuer erstmals ja auch mit aktuellerer Musik ein großes Fest am Heldenplatz machen können. Ich freue mich, dass wir im Vorfeld dieses 8. Mai nun einen Allparteienantrag beschließen, dessen Begründung - dieses so wichtige Zitat, das Kollege Florianschütz vorhin auch vorgelesen hat - von der Angelobung von Van der Bellen gewesen ist. Es braucht solche Zitate offenbar noch immer. Das ist das Tragische und das Traurige, das wir hier erleben. Umso wichtiger ist es mir, dass wir weiterkämpfen, dass wir weiter in dieser Arbeitsgruppe die Arbeitsdefinition vom 27. April 2018 gemeinsam weiterverfolgen. Diese Arbeitsdefinition zu Antisemitismus wollen wir weiter behalten und an der wollen wir weiterarbeiten, um gemeinsam mit Fachleuten, mit Expertinnen und Experten, in unserer Arbeitsgruppe zur Bekämpfung von Antisemitismus weiter daran mitzuwirken, dass sich die Dinge in Wien zumindest ändern und dass wir versuchen können, sie möglichst optimal zu kriegen. Deswegen hat sich der Wiener Gemeinderat stets dafür eingesetzt, dass jegliche Form von antisemitischen und faschistischen Aktivitäten auch immer in Wien keinen Platz hat. Das ist so etwas ganz Notwendiges. Ich sage es nur zum Abschluss, weil mir auch der 8. Mai so wichtig ist: Die GRÜNEN haben zum 8. Mai ja schon mehrmals einen Antrag gestellt. Wir werden das diesmal bewusst nicht machen, aber wir sollten jetzt weiter überlegen, dass der 8. Mai zu einem Feiertag gemacht wird und wir den 8. Mai wie in vielen anderen Ländern dieser Erde entsprechend würdigen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Maximilian Krauss. Ich erteile es ihm. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist uns hier gelungen, einen wichtigen und richtigen Fünfparteienantrag zur Verurteilung des Antisemitismus auf den Weg zu bringen und in der Folge auch beschließen zu können. Wir wollen an dieser Stelle einen weiteren wichtigen Antrag einbringen, der sich mit der Sensibilisierung gegenüber den Verbrechen des Kommunismus auseinandersetzt, weil das nach den vergangenen Wahlgängen natürlich ein Thema ist, das mehr als aktuell ist. Denn in Österreich gibt es quer durch alle Parteien einen Grundkonsens, dass diktatorische Regime, dass Antisemitismus und dass jede Strömung in diese Richtung massiv abzulehnen sind. Diesem Grundkonsens liegt auch eine jahrzehntelange Bewusstseinsbildung zu Grunde. Zu dieser Bewusstseinsbildung hat auch - das muss man betonen - die Stadt Wien positiv beigetragen, indem sie durch Förderprogramme sowie durch zahlreiche Initiativen Aufklärungsarbeit über die verbrecherische und menschenverachtende Zeit des Nationalsozialismus geleistet hat und auch noch weiter leistet. Keine totalitäre und verbrecherische Ideologie darf in Österreich auf fruchtbaren Boden stoßen. Die vergangenen Wahlen erst jetzt am Sonntag in Graz (GR Nikolaus Kunrath: Das war in Salzburg!) - in Salzburg, aber vor einigen Monaten auch in Graz - haben aber gezeigt, dass Vertreter der verbrecherischen Ideologie des Kommunismus wieder Stimmenzuwachs erfahren. Der Kommunismus hat weltweit über 100 Millionen Todesopfer zu verantworten. Er hat Hunger, Leid und Elend über große Teile dieser Welt gebracht. Er sollte ausschließlich in den Geschichtsbüchern Platz finden. Auch das sollte in einer demokratischen Stadt und einem demokratischen Land Grundkonsens sein. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Dieser Wählerzuwachs für kommunistische Parteien scheint allerdings weniger darin begründet, dass es tatsächlich wachsende Begeisterung für die Ideen und das Wirken des Kommunismus gibt, sondern es liegt vielmehr darin, dass es in Österreich oftmals ein unzureichendes Bewusstsein für die Verbrechen, Gefahren und oftmals auch antisemitischen Tendenzen des Kommunismus gibt. Es ist notwendig, hier für eine Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung der Gesellschaft zu sorgen und dem Kommunismus den Nährboden für seine totalitären Absichten zu entziehen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die gefertigten Anträge stellen daher nachfolgenden Beschlussantrag: Die Amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft wird aufgefordert, gemeinsam mit dem Amtsführenden Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz eine Aufklärungskampagne über die Verbrechen und Gefahren des Kommunismus zu starten sowie Förderprogramme auszuarbeiten, mit welchen Initiativen, Projekte und Vereine gefördert werden, die das Ziel haben, Schüler und Erwachsene über die Verbrechen und Gefahren des Kommunismus aufzuklären. Es ist mehr als notwendig. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Auch da darf ich um den Antrag bitten. (GR Maximilian Krauss, MA: Eigentlich geht digital auch!) Digital liegt vor, ja. Entschuldigung. Ja, habe ich. Passt, danke. Das ist in der Liste nicht leicht zu sehen. Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wer der Postnummer 23 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Danke schön, das ist einstimmig. Es liegen nun einige Anträge vor. Der erste Antrag, über den ich abstimmen lasse, ist ein Allparteienantrag betreffend Kampf gegen Antisemitismus. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag wird einstimmig angenommen und gilt daher als beschlossen. Zur Postnummer 23 liegt noch ein Antrag der FPÖ bezüglich Einschränkung des Bargeldes vor. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich gegen die Stimmen von NEOS, SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der FPÖ betreffend Corona-Wiedergutmachungsfonds: Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der FPÖ betreffend Anhebung der Eigenkapitalquote bei Großbanken: Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE. Das hat nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der FPÖ betreffend Sensibilisierung für Verbrechen des Kommunismus: Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei der ÖVP, FPÖ und GR Kieslich gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Das hat nicht die erforderliche Mehrheit und ist daher abgelehnt. Wir kommen zur Postnummer 14 der Tagesordnung. Sie betrifft Einzelförderungen im Bereich der Sportveranstaltungsförderung. Es liegen keine Wortmeldungen mehr vor. Wer der Postnummer 14 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt einstimmig. Postnummer 15 der Tagesordnung betrifft eine Förderung an den Verein Union West Wien - Handball. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau Dr. Laschan, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Dr. Claudia Laschan: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Arnoldner. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Bernadette Arnoldner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Wienerinnen und Wiener und liebe Sportbegeisterte! Als Sportsprecherin ist es mir natürlich ein besonderes Anliegen, dass man auf alle Bedürfnisse jeglicher Sportarten eingeht. Das sollte die Stadt Wien natürlich auch tun: auf alle Sportarten eingehen und sie ausreichend wertschätzen, denn der Wert, den Sport und Bewegung haben, wird aktuell unterschätzt. Das hat sich erst kürzlich wieder gezeigt. Vor einem Monat gab es ein richtiges Erdbeben in der österreichischen Handballszene. Ende März gab nämlich der Wiener Traditionsverein West Wien bekannt, sich mit Saisonende aus dem Profibetrieb zurückzuziehen. Das ist fast so, als würde Rapid oder die Austria plötzlich ohne Profimannschaft dastehen. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Na, bei der Austria!) West Wien ist nicht irgendein Verein. Er ist aktuell Tabellenzweiter in der Meisterliga, ist fünffacher Meister, war zwei Mal Cupsieger und war Champions-League-Teilnehmer. Es ist also nicht irgendein Verein, sondern ein Verein mit großer Erfolgsgeschichte und Tradition, und ein Team, das so gut aufgestellt ist wie noch nie. Nun ist es traurig, aber wahr: Der Zug ist abgefahren. Mit Saisonende ist jetzt nach einer langen und schwierigen Entscheidungsfindung die Entscheidung zum Rückzug fix gefallen. Schuld daran ist wieder einmal die fehlende Sportfläche. Denn ausschlaggebend für diese Entscheidung waren nicht nur die finanziellen Schwierigkeiten, sondern eben auch die fehlende Infrastruktur. Mangels einer eigenen Heimstätte mussten die Trainingseinheiten und auch die Spiele auf sage und schreibe acht verschiedene Hallen verteilt werden. Für einen Teamsport ist das eine ordentliche Herausforderung, wenn man sich extern als Team präsentieren soll und immer unterschiedlich stationiert ist. Das ist ein Verein, der sportlich wirklich erfolgreich ist, der längst aus der Nische Randsportart draußen ist, der also Publikum hat, viele Fans hat - und dem fehlt seit Jahren eine eigene Heimstätte. Wir kennen das ja auch schon vom Football in dieser Stadt. Wir haben trotzdem die europäische Liga gewonnen. Bei den Handballern ist es leider so, dass sie jetzt den Kürzeren ziehen. Auch sie waren wirklich auf dem Weg, in Europa groß mitzuspielen. Der Verein hat jetzt seit fast einem Jahrzehnt versucht, Lösungen für dieses Problem vorzuschlagen und Konzepte einzubringen. 20 oder über 20 Grundstücke wurden geprüft, Projekte wurden geprüft. Für die Umsetzung fehlte laut der Stellungnahme des Vereins eben schlussendlich der politische Wille. Finanziell ist es so, dass der Hauptsponsor ja geblieben wäre, aber die vielen kleinen privaten Sponsoren konnten auf Grund von Corona einfach nicht mehr unterstützen. Es war zu wenig. Jetzt hat der Verein West Wien seit zehn Jahren darum gekämpft, dass das Förderlevel auch auf das Niveau einer weiteren sehr erfolgreichen Wiener Handballmannschaft, nämlich der Fivers, gekommen ist. In den letzten drei Jahren waren sie dann ungefähr auf diesem Niveau. Nur leider ist es so, dass die stadtnahen Betriebe wie die Wien Holding oder die Wien Energie es noch nicht geschafft haben oder man sie nicht dafür begeistern konnte - man weiß nicht, warum -, dass sie eben auch die West Wien unterstützen. Schon vor zwei Jahren hat der Geschäftsführer des Vereins Gespräche mit der Stadt aufgenommen und mehrfach darauf hingewiesen, dass dieser Spitzenhandball unter den aktuellen Umständen - nämlich den Corona-Auswirkungen, den Teuerungen, aber auch den Sponsorenkündigungen - einfach nicht mehr bestehen bleiben kann. Schlussendlich musste der Verein jetzt zur Kenntnis nehmen, dass er weder geographisch noch wirtschaftlich einen Platz in Wien finden wird. Kein Ort und West Wien ist fort. Der Verein Union West Wien hat sich aber dafür entschieden, dass die Nachwuchsspieler jetzt unterstützt werden können. 150 Nachwuchsspieler, die ganz wichtig sind, um den Sport weiterhin am Leben zu halten, werden eine Zweitliga-Mannschaft aufbauen und bekommen weiterhin die sportliche Perspektive. Gott sei Dank! Breitensport ist nämlich ohne Spitzensport nicht möglich. (Beifall bei der ÖVP.) Es braucht eine Spitze, damit sich die Breite weiterentwickeln kann. Und ohne Politik geht es nicht. Es sollte aber nicht der Sport um die Politik kämpfen, sondern umgekehrt: Wir aus der Politik kämpfen für den Sport. Und das Problem, dass die Anzahl und der Zustand der Sportstätten nicht ausreichend sind, ist schon länger bekannt. Die Fläche der Sportstätten pro Einwohner geht in den letzten zehn Jahren zurück. Sport ist aber so wichtig für die Gesundheit wie noch nie. Die Zeit drängt, vor allem beim Handball, und daher stellen wir einen Antrag. Wir wollen, dass der Verein INSIGNIS Handball WESTWIEN eine permanente Trainingshalle zur Verfügung gestellt bekommt, und ich fordere den Stadtrat auf: Nehmen Sie den Ball endlich auf! Sorgen Sie dafür, dass hinter dem Claim Sportstadt Wien tatsächlich mehr als nur Buchstaben stehen! - Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wer der Postnummer 15 zustimmt, den bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Postnummer 15 ist einstimmig angenommen. Wer dem Antrag der ÖVP betreffend Trainingshalle für WESTWIEN zustimmt, den bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN gegen NEOS und SPÖ, daher nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der ÖVP betreffend Finanzierung für das Therapiezentrum Schottenhof. Wer diesem Antrag beitritt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN gegen NEOS und SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, und daher ist der Antrag abgelehnt. Wir kommen, nachdem es 16 Uhr ist, zur Dringlichen Anfrage. Post 1 und 2 werden daher nach der Dringlichen Anfrage behandelt. Wir kommen nun zum Verlangen, dass die von GR Maximilian Krauss, GR Stefan Berger, GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc, GR Wolfgang Irschik, GR Wolfgang Seidl und GR Anton Mahdalik eingebrachte, an den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage betreffend "Dragqueens, genderneutrale Sprache, Trans-Pride- Zebrastreifen und weitere Maßnahmen für non-binäre Personen" vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde. Auf die Verlesung wird verzichtet. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs. 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Herrn GR Maximilian Krauss das Wort. Bitte schön. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Bundesministerium für Inneres hat vor Kurzem erhoben, dass in ganz Österreich ungefähr 600 Männer und 300 Frauen angeben, sich zu einem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen, als es biologisch der Fall ist. Das sind also in ganz Österreich gerade einmal 900 Personen und somit nicht einmal 1 Promille der österreichischen Bevölkerung. Auf Wien heruntergerechnet wären es wahrscheinlich um die 200 Personen, die der Meinung sind, sich einem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen, als es biologisch tatsächlich der Fall ist. Und wegen dieses 1 Promilles an verwirrten Personen - wie ich sie jetzt bezeichne - hat die Stadt Wien ihre gesamte Sprachregelung und ihre gesamte Anredepolitik über den Haufen geworfen. Viele Wienerinnen und Wiener und vor allem auch Magistratsangestellte, die sich an uns gewandt haben, haben nicht schlecht gestaunt, dass sie in neuen Schreiben der Stadt Wien nicht nur als "Sehr geehrte Damen und Herren" angeredet werden, sondern nun auch noch die Formulierung "Sehr geehrte intergeschlechtliche Menschen" verwendet wird. Und damit nicht genug: Die Menschen müssen nicht nur so angeredet werden, sondern Beamte der Stadt Wien sind sogar verpflichtet, diese Anredeformel in magistratsinternen Schreiben zu verwenden. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist eine Groteske! Das ist abzulehnen! Und das ist der Grund, weshalb wir uns heute mit dieser Dringlichen Anfrage an den Bürgermeister wenden. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Was völlig absurd wirkt, hat aber in Wien System, denn als Grundlage für diese Situation gibt es die Empfehlungen der Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten. Was es nicht alles gibt! Diese Empfehlungen zum respektvollen Umgang mit intergeschlechtlichen Menschen und den neuen Geschlechtskategorien in Österreich - was immer das auch sein mag, meine sehr geehrten Damen und Herren - können auch auf der Website der Stadt Wien eingesehen und nachgelesen werden, damit man sich mit diesem "Gender-Amtsschimmel" vertraut machen kann. Da gibt es zum Beispiel die Empfehlung, zu einer Gruppe nicht mehr "Sehr geehrte Damen und Herren!" oder "Hallo!", sondern "Sehr geehrte Menschen aller Geschlechter!" zu sagen. - So weit hat es noch nicht einmal jemand von Ihnen hier gebracht. Und es gibt nicht nur die Empfehlung, zu einer Gruppe nicht mehr "Sehr geehrte Damen und Herren!" oder "Hallo!", sondern "Sehr geehrte Menschen aller Geschlechter!" zu sagen, sondern es gibt selbstverständlich auch die Empfehlung, eine Unisex-Toilette überall dort anzubieten, wo es möglich ist. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie haben in dieser Stadt wirklich andere Probleme zu verantworten, als sich permanent mit einem solchen Unsinn zu beschäftigen. (Beifall bei der FPÖ.) Hinzu kommt auch noch, dass diverse Transvereine und Initiativen von der Stadt Wien üppigst mit Steuergeldern gefördert und unterstützt werden. Zuletzt hat gerade erst jetzt im 6. Bezirk eine Dragqueen-Lesung für Kleinstkinder für Kontroversen und Demonstrationen gesorgt, womit wir uns auch hier ausführlich beschäftigt haben. Gerade im Hinblick auf Veranstaltungen und Inhalte, die für Kinder bestimmt sind und für Schulkinder und für Kindergartenkinder abgehalten werden, gäbe es seitens der Stadt eine besondere Sorgfaltspflicht, nämlich besonders darauf zu achten, dass keine derartigen Mechanismen stattfinden. Sie tolerieren das aber nicht nur, sondern Sie fördern das auch noch mit Steuergeldern. Und das lehnen wir ab! (Beifall bei der FPÖ.) Diese absurde Förderung der Trans-Community führt ja auch zu einer Diskriminierung von Frauen und leistet dem Kampf für Frauenrechte einen Bärendienst. So haben etwa im Bereich des Sports mittlerweile viele internationale Sportverbände dagegen das Wort erhoben und gesagt, dass sie nicht wollen, dass Männer, die einfach behaupten, dass sie Frauen sind, bei Sportwettkämpfen teilnehmen können. In Wien vermisse ich eine solche klare Stellungnahme, dass so etwas nicht sein darf. Dennoch wird seitens offizieller Stellen der Stadt Wien immer wieder der Eindruck erweckt, dass es ein ernsthaftes Problem wäre, wenn man Menschen mit traditionellen Grußformeln anspricht, und man fordert, wie gesagt, seitens der Stadt zu derartigem Unsinn auf. Uns ist aber aufgefallen, Herr Bürgermeister, dass auch Sie, wenn Sie hier ans Rednerpult treten oder in Diskussionen treten, selten bis nie diese Meinung vertreten und hier im Raum nie die Formulierung "Sehr geehrte intergeschlechtliche Personen!" verwenden. - Es gibt jetzt also die Empfehlung Ihrer LGBTIQ-Stelle, das zu tun, die normalen Magistratsmitarbeiter sind verpflichtet, "Sehr geehrte intergeschlechtliche Personen!" zu sagen, und da frage ich mich schon, warum Sie, Herr Bürgermeister, als oberster Magistratschef das nicht tun. Haben Sie das bis jetzt vergessen? Oder sind Sie in Wahrheit wie wir der Meinung, dass das ein riesiger Unsinn ist und sofort abgeschafft werden muss? (Beifall bei der FPÖ.) Uns interessiert hier natürlich, wer die Weisung im Magistrat erteilt, den Beamten derartigen Unsinn aufzuoktroyieren. Wer ist für diese genderneutrale Sprache, zu der man die Mitarbeiter der Stadt Wien verpflichtet hat, verantwortlich? Warum gibt es so etwas? Warum entstehen solche Prozesse, und warum fördert die Stadt allerhand Unsinn, der in diese Richtung geht? Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe es zu Beginn gesagt: Gerade einmal 900 Menschen in ganz Österreich sind offenbar in die Richtung verwirrt, dass sie meinen, in einem anderen Körper zu leben, als es tatsächlich biologisch der Fall ist. Interessant ist auch, dass heute der Chefredakteur des "Falter", Herr Klenk, gepostet hat, dass ein Mann, der jetzt im Vorstand der Grünen Frauen sitzt, sich auf den Platz der grünen Mandatarin Faika El-Nagashi - ich glaube, jeder hier kennt Frau Faika El-Nagashi - im Parlament gesetzt hat und dagegen protestiert, dass sie Transfrauen angeblich auf Grund ihres Frauenaktivismus den Raum rauben würde. (Zwischenruf von GRin Viktoria Spielmann, BA. - StR Dominik Nepp, MA: Natürlich ist es ein Mann!) Wir sehen also, wie weit dieser Irrsinn um sich greift, wenn man ihm nicht Einhalt gebietet. Und auch diese Diskriminierung von Frauen, die hier von Männern gelebt wird, die einfach behaupten, dass sie Frauen seien, obwohl sie es nicht sind, muss gestoppt werden! (Beifall bei der FPÖ.) Ich möchte abschließend noch einmal sagen, dass Sprache natürlich Realität schafft. Im Hinblick darauf ist es nicht nur absurd, in Wien die Menschen dazu zu verpflichten, mit "Sehr geehrte intergeschlechtliche Menschen!" zu grüßen, sondern es entspricht auch nicht der realen Realität in dieser Stadt und in diesem Land. Diese Politik der Indoktrinierung und der ideologischen Verblendung darf somit in dieser Stadt keinen Platz haben. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich danke dem Herrn Gemeinderat für die Begründung. Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich der Herr Bürgermeister zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hochgeschätzte Mitglieder des Wiener Gemeinderates! Vorab, bevor ich zur eigentlichen Beantwortung komme, möchte ich einige Punkte zum rechtlichen Kontext bezüglich der Verwendung von geschlechtergerechter und inklusiver Sprache anmerken. Die Gleichbehandlung der Geschlechter ist in der österreichischen Bundesverfassung festgelegt. Wörtlich heißt es im Art. 7 Abs. 2 des Bundes- Verfassungsgesetzes - und ich zitiere: "Bund, Länder und Gemeinden bekennen sich zur tatsächlichen Gleichstellung von Mann und Frau. Maßnahmen zur Förderung der faktischen Gleichstellung von Frauen und Männern, insbesondere durch Beseitigung tatsächlicher bestehender Ungleichheiten, sind zulässig." - Zitat Ende. Zudem wird im dortigen Abs. 3 festgehalten, dass Amtsbezeichnungen in der Form verwendet werden können, die das Geschlecht des Amtsinhabers oder der Amtsinhaberin zum Ausdruck bringt, und dass für Titel, akademische Grade und Berufsbezeichnungen Gleiches gilt. Zu erwähnen sind hier aber auch internationale Bestimmungen, etwa die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau und eine Empfehlung des Europarates über die Beseitigung des Sexismus aus der Sprache. Im Jahr 2021 hat die Gleichbehandlungsanwaltschaft des Bundes den Leitfaden "Geschlechtersensible Sprache - Dialog auf Augenhöhe" mit Empfehlungen für die praktische Anwendung einer inklusiven und respektvollen Kommunikation herausgegeben. Wie mir mitgeteilt wurde, kommen diese Empfehlen bereits in mehreren Bundesministerien, im "Twitter"-Dienst der Polizei sowie in einigen Bundesländern zur Anwendung. Auch das bekannteste Rechtschreibwerk im deutschen Sprachraum, der Duden, hat in seiner Fassung von 2020 Hinweise zur geschlechtergerechten Sprache gegeben - ich zitiere: "Die Gleichbehandlung der Geschlechter wird im Art. 3 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland garantiert. Um Gleichstellung zu realisieren, ist der Sprachgebrauch ein relevanter Faktor." Die geschlechtergerechte Sprache, mit der alle Menschen fair und wertschätzend angesprochen werden, ist ein wichtiger Baustein, die Gleichstellung der Geschlechter tatsächlich umzusetzen. Die Stadt Wien ist bestrebt, alle Menschen, und zwar unabhängig vom Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung oder Identität, individuellen Fähigkeiten, kultureller Prägung oder Religion, respektvoll und wertschätzend zu behandeln. Dies drückt sich neben vielen anderen Maßnahmen auch durch einen gleichstellungsorientierten, diskriminierungsfreien Sprachgebrauch aus. Nun zu den einzelnen Fragen: Zur Frage 1: Auf Grund eines Erkenntnisses des Österreichischen Verfassungsgerichtshofes aus dem Jahr 2018 und entsprechender Durchführungsanleitungen des Innenministeriums ist auf die Diversität im Personenstand über die Bezeichnung "männlich" und "weiblich" hinaus Rücksicht zu nehmen. Die beiden Durchführungsanleitungen wurden in den Jahren 2018 und 2020 herausgegeben. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, hießen die Innenminister im Jahr 2018 Herbert Kickl und 2020 Karl Nehammer. Dieser rechtlichen Neuerung entsprechend ist unser Verständnis von geschlechtergerechter Sprache anzupassen. Auf dieser Grundlage wurden unter der politischen Verantwortung der ressortzuständigen Stadträte Czernohorszky beziehungsweise nunmehr Vizebürgermeister Wiederkehr Empfehlungen zum respektvollen Umgang mit intergeschlechtlichen Menschen und den neuen Geschlechtskategorien in Österreich ausgearbeitet. Zur Frage 2: Die Anerkennung der Diversität der Menschen und der respektvolle Umgang miteinander stehen für die Stadt Wien im Mittelpunkt, unabhängig von Geschlecht, Alter, Behinderung, ethnischer Zugehörigkeit, sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität, Weltanschauung oder Religion. Diese Grundhaltung der Stadt wurde in Kapitel 4, Punkt 4 des aktuellen Regierungsprogramms unter dem Stichwort "Wien ist Regenbogenhauptstadt" nochmals bekräftigt. Den respektvollen Umgang auch im Sprachgebrauch zu reflektieren, ist im Sinne dieser Grundhaltung der Wiener Stadtregierung zu verstehen. Zur Frage 3: Wie schon die Titulierung besagt, handelt es sich bei den angesprochenen "Empfehlungen der Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten zum respektvollen Umgang mit intergeschlechtlichen Menschen und den neuen Geschlechtskategorien in Österreich" eben um Empfehlungen ohne Weisungscharakter. Zur Frage 4: Es ist das Ziel der Stadt Wien, alle Menschen korrekt und höflich anzusprechen. Zur Frage 5: Nein. Diese Schlussfolgerung ist nicht zutreffend. Ich passe meine Ansprachen an die jeweiligen Zielgruppen an und spreche Gruppen gemäß dem jeweiligen Anlass angemessen an. Zur Frage 6: Diese Empfehlungen wurden von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten im Jahr 2021 erarbeitet und nach Freigabe durch die zuständige Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Integration und Transparenz auf ihrer Homepage veröffentlicht. In der Folge wurde eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe unter der Leitung der Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten eingerichtet, welche die einheitliche Umsetzung dieser Empfehlungen im Fokus hatte. Dazu wurden die Empfehlungen dann 2022 aktualisiert. Zur Frage 7: Wie schon im Zuge meiner Beantwortung von Frage 3 erwähnt, handelt es sich hier um Empfehlungen. Zur Frage 8: Im Jahr 2020 wurden 2 Projekte, die ausschließlich beziehungsweise überwiegend im Transgenderbereich angesiedelt sind, aus Mitteln des "Queeren Kleinprojektetopfes" mit einer Gesamtförderhöhe von 5.000 EUR gefördert. Zur Frage 9: Im Jahr 2021 wurden 5 Projekte, die ausschließlich beziehungsweise überwiegend im Transgenderbereich angesiedelt sind, aus Mitteln des "Queeren Kleinprojektetopfes" mit einer Gesamtförderhöhe von 10.590 EUR gefördert. Zur Frage 10: Im Jahr 2022 wurde 1 Projekt, das ausschließlich beziehungsweise überwiegend im Transgenderbereich angesiedelt ist, aus Mitteln des "Queeren Kleinprojektetopfes" mit einer Gesamtförderhöhe von 4.400 EUR gefördert. Zusätzlich wurden aus Mitteln des Förder-Calls "Regenbogenmonat Juni 2022" 1 Projekt mit einer Gesamtfördersumme von 10.890 EUR und aus Mitteln des einmaligen Förder-Calls "Queere Vielfalt fördern 2022-2023" 3 Projekte mit einer Gesamtfördersumme von 33.521 EUR gefördert. Zur Frage 11: Im Jahr 2023 werden 5 Projekte, die ausschließlich beziehungsweise überwiegend im Transgenderbereich angesiedelt sind, aus Mitteln des "Queeren Kleinprojektetopfes" in einer Gesamtfördersumme von 12.560 EUR gefördert. Zusätzlich werden aus Mitteln des Förder-Calls "Regenbogenmonat Juni 2023" 4 Projekte mit einer Gesamtfördersumme von 16.910 EUR gefördert. Zur Frage 12: Im nachgefragten Zeitraum wurden 36 Förderanträge, die ausschließlich beziehungsweise überwiegend im Transgenderbereich angesiedelt waren, abgelehnt. Zur Frage 13 und 14: Die Errichtung von Unisex-Toiletten in den von der MA 34 verwalteten Amtsgebäuden ist nicht geplant, da dies in den relevanten Rechtsgrundlagen nicht vorgesehen ist. So sieht die Arbeitsstättenverordnung in § 33 Abs. 2 vor, dass getrennte Toiletten einzurichten sind, wenn mindestens fünf männliche Arbeitnehmer und mindestens fünf weibliche Arbeitnehmerinnen darauf angewiesen sind. Auch die Regelung des § 23 Abs. 3 des Wiener Bedienstetenschutzgesetzes normiert das sinngemäß. Zur Frage 15: Es ist davon auszugehen, dass sowohl Lehrkräfte wie auch externe Expertinnen und Experten, die in Schulen eingeladen werden, zum Beispiel im Bereich politische Bildung oder im Bereich Biologie/Sexualkunde, auf unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Geschlechteridentitäten eingehen und dass dies auf Grundlage der modernen Medizin, Psychologie, Soziologie und Sexualpädagogik geschieht. Vereine, die für derartige Bildungsprojekte Förderungen beantragen, haben die Qualifikationen ihres eingesetzten Personals entsprechend nachzuweisen. Das gilt in diesem Themenbereich wie in jedem anderen auch. Zur Frage 16: Jede Förderung muss den betreffenden inhaltlichen und qualitativen Förderrichtlinien entsprechen und wird auf Vorschlag der jeweiligen Magistratsdienststelle vom zuständigen Gremium beschlossen. Im Sinne einer modernen Sexualpädagogik ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen altersadäquat auch seriöse und wissenschaftlich fundierte Informationen zu den Themen Biologie, Körperlichkeit, Pubertät, Geschlecht, Identität, Liebe, Beziehung und Sexualität zu geben und all ihre Fragen kompetent zu beantworten. Zur Frage 17: Die Stadt Wien fördert keine Vereine, die sogenannte Pubertätsblocker bewerben. Wenn Kinder beziehungsweise Jugendliche Medikamente, welcher Art auch immer, ärztlich verschrieben bekommen, so ist das zu respektieren und inhaltlich neutral zur Kenntnis zu nehmen. Zur Frage 18: Ich weise darauf hin, dass die entsprechenden Behandlungsempfehlungen durch das Gesundheitsministerium und nicht durch die Stadt Wien erlassen werden. Zur Frage 19: Wie in vielen anderen Bereichen gibt die Homepage der Stadt Wien auch zu diesem Thema einen allgemeinen Überblick über aktuelle, rechtliche, verwaltungstechnische und medizinische Regelungen, weil dazu kontinuierlich viele Anfragen erfolgen. Zur Frage 20: Derartige Feststellungen zu treffen, ist nicht Angelegenheit der Stadt Wien. Zu den Fragen 21 bis 31: Dazu liegen keine Daten vor. Zur Frage 32: Aktuell gibt es in Wien 44 Regenbogen-Schutzwege. Zur Frage 33: Die Höhe der Kosten für die Ausgestaltung eines Überganges in Form eines Regenbogen- Schutzweges ist von der Querungslänge sowie von der Breite des Schutzweges abhängig. Als Richtwert kann ein Betrag von 2.500 bis 3.000 EUR inklusive Umsatzsteuer angegeben werden. Zur Frage 34: Wie seitens der zuständigen Fachabteilung mitgeteilt wurde, hängt die Höhe der Aufwendungen für die Erhaltung einer Bodenmarkierung von vielen Faktoren ab und trifft dies in gleicher Weise auch bei farblich gestalteten Schutzwegen zu. Aus diesem Grund ist eine seriöse Abschätzung von Erhaltungskosten stets von der konkreten Situation abhängig und kann nicht allgemeingültig angegeben werden. Zur Frage 35: Die Kosten für die Ausgestaltung eines Überganges in Form eines Trans-Pride-Schutzweges entsprechen jenen für die Herstellung eines Regenbogen-Schutzweges. Es wird daher auf die Beantwortung zur Frage 33 verwiesen. Zur Frage 36: Die Kosten für die Erhaltung eines Überganges in Form eines Trans-Pride-Schutzweges entsprechen jenen für die Erhaltung eines Regenbogen-Schutzweges. Es wird daher auf die Beantwortung zur Frage 34 verwiesen. Zur Frage 37: Aktuell gibt es in Wien sieben Trans-Pride-Schutzwege. Der zuständigen Fachabteilung liegen zur Zeit keine Wünsche zur Realisierung weiterer Trans-Pride-Schutzwege vor. Zur Frage 38: Zu der von Ihnen angesprochenen österreichischen Bundeshymne ist darauf hinzuweisen, dass deren Text Angelegenheit des Bundesgesetzgebers ist. Wenn es beispielsweise der FPÖ ein Anliegen, dass non- binäre Menschen in den Text der Bundeshymne Eingang finden, dann müssten sich die Abgeordneten der FPÖ an den Bundesgesetzgeber wenden. Abschließend möchte ich noch eine persönliche Anmerkung machen: Sie haben vielleicht gehört, dass vor wenigen Tagen John Barry Humphries verstorben ist. Sein Name wird vielleicht nicht allen im Saal ein Begriff sein. Wenn ich Ihnen aber sage, dass er alle Menschen immer mit "Hello, Possums!" begrüßt hat, dann wird Ihnen das vielleicht schon eher etwas sagen. Und hinter dieser Begrüßungsformel findet sich die Travestierolle Dame Edna, die mich wie auch hunderttausende andere auch junge Menschen durchs Leben begleitet hat. Und ich kann nur anmerken: Es hat mich in meiner sexuellen Entwicklung nicht behindert, von einer Dragqueen begleitet zu werden. (Heiterkeit und Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich danke dem Herrn Bürgermeister für die Beantwortung. Ich eröffne nun die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion mit maximal 180 Minuten festgesetzt ist. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Herr StR Nepp zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei ich bemerke, dass die Redezeit nicht nur für ihn, sondern auch für alle anderen folgenden Redner mit 20 Minuten begrenzt ist. - Bitte schön: StR Dominik Nepp, MA: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Ich danke für Ihre Beantwortung. Wenn ich das ein bisschen analysieren darf, dann möchte ich sagen, dass ich den Eindruck habe, dass Sie dieses Thema nicht so richtig gern haben und probieren, das Ganze ein bisschen wegzuschieben. Bei heiklen Fragen, wie Sie persönlich dazu stehen, berufen Sie sich immer - das ist Ihr Recht - auf die Stadtverfassung, wenn es nicht in die Vollziehung des Bundes fällt. Es wäre aber doch interessant, zu wissen, wie Sie eigentlich persönlich zu diesem Thema stehen. Immer wenn es heikel wird, berufen Sie sich auf ein VfGH-Urteil aus dem Jahr 2018, das sich auf ein Gesetz beruft, das es schon vorher gegeben hat. (Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Herr Stürzenbecher! Ein Urteil basiert ja auf einem Gesetz. Das sage ich für den Fall, dass Sie sich darauf oder auf irgendwelche Beschlüsse des Europarats berufen. Sie wollen dieses Thema jedenfalls irgendwie wegschieben. Und es war auch schon das letzte Mal beim gleichen Thema und einer ähnlichen Debatte so, dass von den anderen Fraktionen nicht Redner herausgekommen sind, die diese Transgenderagenda verteidigt und mit dieser Transgenderfahne herumgewedelt und gesagt haben: Wir wollen das so! Wir sehen das so! - Irgendwie ist es Ihnen ja doch unangenehm. Darum schicken Sie auch dieses Mal wieder nur einen Redner heraus und wollen dieses Thema anscheinend nicht so richtig diskutieren. Ich habe schon das letzte Mal vorausgesehen, dass bei den anderen Rednern der anderen Fraktionen immer wieder die gleichen drei Vorwürfe kommen werden, nämlich Homophobie, Frauenfeindlichkeit und Wissenschaftsfeindlichkeit, und genau so war es dann auch. Nach dieser Dragqueen-Lesung ist man seitens der anderen Fraktionen auch in den medialen Stellungnahmen immer genau mit diesen Vorwürfen gekommen, obwohl ich diese Vorwürfe schon damals widerlegt habe und heute auch wiederum widerlegen kann. Es ist nämlich wirklich lächerlich, bei einem Transgenderthema Homophobie vorzuwerfen. Ich sage Ihnen meinen persönlichen Zugang dazu: Mir ist die sexuelle Neigung eines Menschen komplett egal. Ob jemand schwul ist, ob jemand lesbisch ist, ob jemand bisexuell ist, das ist mir komplett wurscht. Das ist Privatsache. Mir geht es bei der Transgenderagenda ja um dieses Phänomen der sexuellen Identität, dass sich jeder als das bestimmen darf, was er ist, und man biologische Geschlechter wegradieren will, wobei man auch Frauen bedroht und Frauenrechte beschneidet, darauf komme ich später dann noch zu sprechen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist es, wogegen ich mich wehre, nämlich gegen diese Willkür, dass man einfach frei nach Belieben alles sein kann, was man will, nach dem Motto: Ich definiere mich heute so und morgen so. (Beifall bei der FPÖ.) Herr Bürgermeister! Wenn Sie einfach sagen, dass die Stadt Wien damit nichts zu tun hat und all das irgendwie vom Bund kommt, dann sage ich: So ist es auch nicht! Es gibt da den Bildungsplan der MA 10, den man übrigens, seitdem diese Debatte hochgekommen ist, im Internet fast vergeblich zu finden versucht, ihn dann aber doch in der hintersten Ecke der Stadt-Wien-Homepage entdeckt. In diesem offiziellen Bildungsplan der Stadt Wien steht: "Was wir unter Weiblichkeit oder Männlichkeit verstehen, ist gesellschaftlich konstruiert und nicht biologisch festgeschrieben, es ist erlernt und damit veränderbar. Um geschlechtsspezifische Einschränkungen von Mädchen und Buben zu vermindern, wird für sie das Spektrum von Interessen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen im Kindergarten erweitert." Das heißt: Das Geschlecht ist also aus Sicht der Stadt Wien, wo Sie ja der oberste Hausherr und Bürgermeister sind und auch bis oben hin die Verantwortungskette haben, nicht biologisch als männlich oder weiblich festgeschrieben, sondern sofort veränderbar, weil es ja erlernbar war. (Zwischenruf von GRin Martina Ludwig- Faymann.) Das steht im offiziellen Bildungsplan, Frau Ludwig-Faymann! Genau das steht da drinnen. (Weiterer Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Dann müssten Sie das doch überarbeiten! Auf der Homepage von wienXtra, ein Verein im roten Naheverhältnis, der viele, viele Millionen über die Jahre bekommen hat, kann man lesen: "Trans in der Schule? Die Schule muss für alle Schüler*innen ein sicherer Ort sein. Die Lehrpersonen sowie die Direktion tragen dafür Verantwortung." - Ja, da kann ich mitgehen. Weiter heißt es: "Dazu gehört auch, dass es möglich sein muss, dass du ohne Angst auf die Toilette gehst oder am Sportunterricht teilnimmst." - Das möchte ich auch für meine Kinder. Auch für meine Kinder möchte ich, dass sie ohne Angst und ohne Sorge in die Damentoilette gehen können - ich habe zwei Töchter - oder auch am Sportunterricht teilnehmen können. Aber jetzt kommt es, und zwar von wienXtra, offiziell gefördert von der Stadt Wien: "Zum Beispiel: Als Transmädchen nutzt du die Mädchentoilette, als Transbub die Bubentoilette. Unisex-Klos, die alle nutzen können, helfen generell in diesem Zusammenhang." Dazu sage ich: Die Einrichtung von Unisex-Klos widerspricht total dem, was eigentlich ursprünglich gewollt ist, denn wenn sich jeder als alles definieren kann, dann gibt es kein Klo, in das alle hineingehen können, weil dann jeder jedem widerspricht. Das ist so wie minus-minus, plus-plus, minus-minus, das werden Sie vielleicht verstehen. - Mir geht es darum, dass, wenn meine Kinder in einem öffentlichen Gebäude auf eine Damentoilette gehen, dort drinnen nicht irgendein Mann steht, der sich in dem Moment als Mann fühlt. Das können Sie doch auch nicht wollen, Frau Ludwig-Faymann! Ein Beispiel: Beim letzten Mal waren Sie nicht da. Damals hätte ich Sie auch schon gerne gefragt, was Sie davon halten. Sie sind Chefin der Wiener Frauenhäuser. In den Wiener Frauenhäusern wohnen Frauen, die geschlagen wurden, die unter Druck gesetzt wurden, denen es unter den Männern schlecht gegangen ist. Diese Einrichtung ist daher eine wichtige Errungenschaft, darum sind wir auch immer für diese Förderung. Jetzt frage ich Sie aber: Wenn der Ehemann sich auf einmal als Frau definiert: Darf er dann auch dort hinein? (Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Warum nicht? - Jetzt sind Sie aber transphob! Wenn ich so argumentiere, dass sich nicht jeder als alles definieren kann, dann gelte ich doch als transphob. Auch Herr Krauss hat das angesprochen. Beim Verein Grüne Frauen sitzt jetzt eine Frau, Valerie Lenk, im Vorstand. In Wirklichkeit ist es Herr Wilhelm Lenk. (GRin Viktoria Spielmann, BA: Das ist eine Frau!) Er ist ein Mann. Für mich ist er biologisch ein Mann. Und wenn der dann dort bei den Frauen sitzt, dann nimmt doch dieser Mann einer Frau einen Platz weg! Wo sind denn da die FrauenrechtlerInnen der SPÖ? Wo sind sie, die sich jahrzehntelange beziehungsweise jahrhundertelang auf die Fahne geschrieben haben: Wir müssen für Frauenrechte auftreten! Sicherer Platz! Sicherer Raum für Frauen! Frauenquoten! Herr Bürgermeister! Lachen Sie nicht! (Zwischenruf von GRin Martina Ludwig- Faymann.) Sie wollen dauernd Frauenquoten haben und führen jetzt Ihre eigenen Quoten ad absurdum! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Was sind Sie denn jetzt so nervös, Frau Ludwig-Faymann? Ich sagte: Sie kämpfen jahrelang für Quoten, und jetzt führen Sie diese Quoten ad absurdum! - Diese alten weißen Männer, die Sie dauernd bekämpfen wollen, die im Vorstand und im Aufsichtsrat sitzen, 100 Prozent Männer, gegen die Sie immer mit dem Argument "fifty-fifty!" kämpfen, werden es mit Ihrer Transgenderideologie jetzt leiwand haben! Die können jetzt nämlich von heute auf morgen sagen: Passt! 50 Prozent von uns deklarieren sich jetzt als Frau. Somit erfüllen wir alle Quoten! Sie haben mit dieser Transgenderagenda den Frauenrechtlern einen echten Bärendienst erwiesen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Kommen wir jetzt zu den Dragqueen-Shows, die auch sehr viel Wirbel verursacht haben. Als dann die Medien dort waren, hat man aus Kinderbüchern vorgelesen, die vermeintlich wirklich harmlos waren. Diese Dragqueen Candy Licious hat selber in ihren zahlreichen Interviews gesagt, quasi unverhohlen zugegeben und immer wieder betont, dass sie Pädagogin ist, und zwar im Endeffekt nicht Pädagogin, sondern Sexualpädagogin. Eine Pädagogin hat mit Bildung zu tun, eine Sexualpädagogin mit Erziehung, vor allem im sexuellen Bereich. Das heißt, sie hat selbst zugegeben, dass sie dort nicht bilden, sondern erziehen möchte, und zwar vor allem kleine jungen Menschen, Kinder, die sich nicht wehren können. Und wenn keine Medien dabei sind, um zuzuschauen, was vorgelesen wird, dann finden sich dort auch zahlreiche Bücher, die eben nicht so harmlos sind, doch da wird ständig weggeschaut. Da gibt es ein Buch, offiziell käuflich in diversen Buchhandlungen oder auch in den Büchereien der Stadt Wien aufliegend, und so etwas wird dort den Kindern ... (Zwischenruf von GRin Viktoria Spielmann, BA.) Frau Spielmann! Ich weiß ja nicht, warum Sie dauernd so nervös reagieren und dauern reinkeppeln! (GRin Viktoria Spielmann, BA: Ich lasse nur nicht stehen, was Sie da sagen!) Ich sage Ihnen einmal, was dort vorgelesen wird: Was ist eigentlich dieses LGBTIQ? Können nur Jungs Bärte haben? Das Hormon Testosteron ist dafür verantwortlich, ob dir überhaupt Barthaare wachsen. Testosteron wird vor allem in den Hoden gebildet. Wenn du keine Hoden hast, kannst du dir unter ärztlicher Betreuung künstliches Testosteron geben lassen. Transmänner entscheiden sich häufig dafür, ihnen wächst dann meistens auch ein Bart, obwohl sie ohne Hoden auf die Welt gekommen sind. (Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Frau Ludwig-Faymann! Sie lachen jetzt darüber. Ich sage Ihnen aber: Wenn Sie versuchen, das jungen Kindern im Alter von fünf, sechs Jahren einzutrichtern, dann ist das für das Kindeswohl nicht gesund! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Herr Bürgermeister! Sie haben vorher auch Zahlen genannt, womit das bis jetzt gefördert wurde. Sie haben reine Transgenderprojekte aufgelistet. Selbstverständlich ist aber auch in zahlreichen anderen Projekten diese Agenda enthalten. Diese Zahlen sind also nicht abschließend. Daher richte ich jetzt eine Bitte beziehungsweise eigentlich eine Aufforderung unserer Fraktion an Sie. - Es gibt wirklich viele Menschen, die in Wien leben, die nicht viel Geld haben und am Ende des Monats nicht wissen, wie sie heizen sollen, ob sie noch etwas zu essen kaufen können, wie sie die Kinder auf Grund von hohen Aufwänden durch die Schule bringen können. Dort, bei solchen Familien, wäre das Geld gut aufgehoben. Jeder Cent, jeder Euro der Stadt Wien sollte zu Familien kommen, denen es nicht so gut geht, dass die Kinder kindesgerecht beziehungsweise altersgerecht aufwachsen können, anstatt dass das Geld in solche wirklich schwachmatischen Projekte fließt! Dabei ist jeder Euro verloren und verschwendet, vor allem auch deswegen, weil diese Projekte, wie Herr Krauss gesagt hat, nur Menschen betrifft, die maximal 1 Promille der Bevölkerung ausmachen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Weber, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Bürgermeister! Hoher Gemeinderat! Liebe Gäste auf der Galerie! Herzlich willkommen im Wiener Rathaus! Schön, dass Sie bei uns sind und die Debatte heute verfolgen. Vor nicht einmal vier Wochen hat die FPÖ hier unter dem Deckmantel Kinderschutz einen völlig absurden Sonderlandtag einberufen, um in Wahrheit über eine Lesung einer Dragqueen aus einem Kinderbuch mit kindergerechten Geschichten zu sprechen. Sie alle können sich die Redebeiträge, die es damals gegeben hat, anhören: Sie waren gespickt mit Begriffen wie Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und Transphobie. (Zwischenruf von StR Dominik Nepp, MA.) Herr Nepp! Es ist nicht weniger rassistisch, nicht weniger frauenfeindlich, nicht weniger homophob, nicht weniger transphob, wenn Sie es vorher ankündigen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Abgesehen davon waren viele von Ihren Wortmeldungen auch davon geprägt, Homosexualität und Transsexualität in die Nähe von Pädophilie zu rücken, und das war wirklich vorsätzlich boshaft, gewissenlos und auch niederträchtig. Herr Nepp! Das ist wirklich unterste Schublade! (Beifall bei NEOS und SPÖ. - StR Dominik Nepp, MA: Das machen Sie ständig!) Das zeigen Sie auch heute wieder hier mit der Themensetzung bei Ihrer Dringlichen. Wohin das führt, das haben wir vor ein paar Wochen in Wien ja auf der Straße gesehen. Da haben Identitäre, Rechtsradikale und christliche Fundamentalisten auf der Straße protestiert und ihre Hetze und ihren Hass gegenüber homosexuellen und transsexuellen Menschen auf offener Straße gezeigt. Und damit haben Sie eindeutig den Bogen überspannt, denn all das hat in Wien mit Sicherheit keinen Platz, Herr Nepp. (Beifall bei NEOS und SPÖ. - StR Dominik Nepp, MA: Definieren das Sie?) Wenn ich auf den letzten Sonderlandtag hier blicke, muss ich feststellen: Mir ist auch völlig unklar, warum Sie von der ÖVP und der FPÖ bei dem Thema die Mauer machen. Mitte der 80er Jahre wurde die Rosa Lila Villa als Community-Zentrum in Wien eröffnet. Und wissen Sie, von wem die erste Farbspende von rosa und lila Farbe für die LGBTIQ-Community für die Rosa Lila Villa gekommen ist? (StR Dominik Nepp, MA: Vom Busek!) Ja, ganz genau, die kam von Erhard Busek, der damals Wiener Vizebürgermeister und ÖVP-Wien-Chef war. (StR Dominik Nepp, MA: Er war ein bunter Vogel!) Das ist ein weiter Bogen, den Sie hier als Partei spannen. In jeder Presseaussendung beschwören Sie, dass Sie eine liberale Partei sind. - Ich glaube, deutlicher kann man nicht mehr sagen, wohin Sie sich als Partei entwickelt haben. Ich verstehe es, ehrlich gesagt, nicht, aber das wird schon einen Grund haben. (GR Mag. Manfred Juraczka: Sie sind der kleinste Teil der Ampel!) Das Wichtigste, was wir und ich heute allen jungen Menschen aus der LGBTIQ-Community in unserer Stadt sagen möchten, ist: Es gibt hier im Wiener Gemeinderat und in der Wiener Politik einen breiten Konsens und eine breite Mehrheit für Respekt, Vielfalt und Akzeptanz. Eine überwiegende Mehrheit hier in diesem Haus sieht euch und steht zu euch, vollkommen unabhängig, welches Geschlecht ihr habt, wie alt ihr seid, ob ihr Behinderungen habt, welche Religion ihr habt, welche ethnische Zugehörigkeit ihr habt, welche sexuelle Orientierung oder welche Geschlechtsidentität ihr habt. Vielfalt ist für uns ein Mehrwert, denn das Gegenteil von Vielfalt ist Einfalt, und in einem einfältigen Wien möchte ich nicht leben. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Kickert, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer auf der Galerie! Sehr geehrte ZuhörerInnen am Internet! (StR Dominik Nepp, MA: Sehr geehrte intergeschlechtliche Zuhörer!) Selbst wenn ich jetzt nicht die von Ihnen inkriminierte Ansprache verwendet habe, gehe ich davon aus, dass alle Menschen, die mir jetzt zuhören, spüren, dass ich ihnen mit dem Respekt gegenübertrete, der ihnen gebührt. (Zwischenruf von StR Dominik Nepp, MA.) Ihnen übrigens auch. Ich meine nämlich tatsächlich, dass, so wie der Herr Bürgermeister gesagt hat, jede Person Respekt verdient für das, was sie ist und falls sie etwas tut, was uns allen gut tut, und für das, was sie leistet. Das ist ein Grundsatz, den wir hier immer noch mit großer Mehrheit vertreten und auch in Wien in unserer großen Mehrheit vertreten wissen, und darum bin ich froh und stolz. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Das Traurige ist, dass die FPÖ in ihrer Begründung dieser Dringlichen Anfrage den Schutz von Jugendlichen und die Unterstützung von Menschen mit weniger finanziellen Mitteln vorschiebt, um anderen Gruppen die Unterstützung, die diesen Gruppen zusteht, nämlich Transpersonen und queeren Jugendlichen, wegzunehmen. Das ist eine Art der Politik, die ich als politisch verwerflich erachte und im Hinblick worauf ich sage: Jede Person, jeder Jugendliche, hat Schutz verdient, egal, ob es queere Jugendliche oder Transjugendliche oder auch Interpersonen sein sollten. Diese Personen verdienen Unterstützung genauso. Natürlich müssen Menschen in Zeiten, in denen in Wien viele Personen unter der Teuerung leiden, Unterstützung erhalten, aber doch nicht auf die Weise, dass man die Unterstützung anderen Personen, die unter anderen Dingen leiden, wegnimmt! Dass Sie auf dieser Ebene argumentieren, ist wirklich der Aspekt, der mich traurig macht. (StR Dominik Nepp, MA: Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Stadt Wien pleite ist?) Sie machen das mit Absicht, und dazu sage ich jetzt: Das ist nicht mehr nur politisch verwerflich, sondern das ist eigentlich auch schon moralisch verwerflich. Sie wissen nämlich ganz genau, was Sie tun. Sie wissen ganz genau, dass die Worte, die Sie hier aussprechen, zu Taten führen, nicht zu Ihren eigenen, aber zu Taten anderer Personen. Sie wissen genau, das Transjugendliche, dass schwule junge Männer oder Lesben viel häufiger Opfer von Gewalt Gleichaltriger sind beziehungsweise nicht nur Gleichaltriger, sondern auch anderer Personen. Sie wissen all das ganz genau, und trotzdem machen Sie billige Punkte auf Kosten dieser Menschen, nur, weil sie nicht so sind, wie Sie sie haben wollen. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS. - StR Dominik Nepp, MA: Das letzte Shooting in einer Schule kam aber von einer Transperson!) Wir haben diese Diskussion immer wieder. Es gibt unter allen Gruppen, auch unter kleinen Gruppen und auch unter Minoritäten, die diskriminiert werden, Menschen, die Gewalt ausüben. Es gibt auch unter diesen Gruppen Täter und Täterinnen. Nichtsdestotrotz kann man wegen eines Täters oder einer Täterin nicht die Unterstützung für die gesamte Gruppe abschaffen. Man muss bei der Täterarbeit und bei der Prävention von Straftaten quasi über alle Menschen darüberschauen und darf nicht sagen: Dort ist etwas passiert, und deswegen streichen wir denen jetzt die Unterstützung! Sie haben es in der Beantwortung der Anfrage erfahren: Mit der Unterstützung für die paar Projekte aus dem queeren Kleinprojektetopf kann man tatsächlich die Not, die Menschen hier in Wien leiden, nicht lindern. Das muss man tatsächlich anders machen. In einer anderen Diskussion wurde heute schon darüber gesprochen. Und bevor es zu einem Diskurs kommt - ich habe mich jetzt übrigens sehr um einen respektvollen Diskurs bemüht -, möchte ich, weil ich nämlich gerade Vorsitz geführt habe, als Sie gesprochen haben, sehr geehrte Frau Kollegin Hungerländer, und auch nach mir reden werden, Sie einladen, mit mir gemeinsam die COURAGE zu besuchen. Ich möchte Sie einladen, gemeinsam mit mir mit Johannes Wahala zu reden und sich gemeinsam mit mir die Standards of Care of the World Professional Association for Transgender Health durchzulesen. Ich habe das jetzt kurz überflogen und habe in den Empfehlungen, wie Menschen im Bereich von Health Care, also bei der medizinischen Betreuung von jugendlichen und erwachsenen Transgenderpersonen vorgehen sollen, immer wieder das Wort "assessment" beziehungsweise die Wortfolge "assess the capability" und Ähnliches mehr gelesen. Das lässt darauf schließen, dass es geradezu empfohlen ist, explorativ zu arbeiten, denn anders könnte man zu keiner Beurteilung der Fähigkeit der jeweiligen Klientinnen und Klienten kommen, sich in bestimmten Situationen für das eine oder das andere zu entscheiden. Es gibt Standards in der medizinischen Betreuung, es gibt Standards in der psychotherapeutischen Betreuung, es gibt Standards in der neurologischen und psychologischen Betreuung, die sicherlich dazu beitragen, dass entsprechende Entscheidungen von Intersexpersonen und Transpersonen getroffen werden können. Das umfasst die Arbeit der COURAGE, und ich lade Sie gerne ein, sich mit mir darüber zu informieren. Ich meine das jetzt ernst, weil ich glaube, dass Sie da tatsächlich einem Missverständnis unterliegen. Daher wäre es mir ein Anliegen, Sie davon zu überzeugen, dass dort wirklich gute, auf hohen Standards beruhende Arbeit geleistet wird, die es wert ist, gesehen, beurteilt und dann auch belobigt zu werden. - Damit schließe ich in allem Respekt auch Ihnen gegenüber, selbst wenn ich finde, dass das, was Sie hier tun, nicht nur politisch, sondern auch moralisch verwerflich ist und Sie es ganz genau wissen. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer, und ich erteile es ihr. Bitte Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Ich freue mich, dass ich an Sie anschließen darf, Frau Kollegin, denn das war ein guter, sachlicher Redebeitrag. Ich glaube, auf dieser Ebene können wir ein schwieriges Thema gut und sachlich diskutieren. Deswegen gehe ich in medias res und greife ein paar Ihrer Argumente auf. Sie haben den Rednern der FPÖ vorgeworfen, dass man irgendjemandem Unterstützung wegnehmen möchte. - Das ist nicht korrekt. Bei den Förderungen, die wir in letzter Zeit beschließen, handelt es sich nicht um unterstützende Antidiskiminierungsmaßnahmen, sondern es geht darüber hinaus: Es ist die Bewerbung eines Transgenderlebensstils, welche die Vereine in Schulen und in Jugendzentren tragen. Das ist der feine Unterschied, den wir ablehnen. Ja zu Antidiskriminierung, aber Nein zu einer einseitigen Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen und zur Bewerbung eines Translebensstils. Dazu kommt, wie wir aus Anfragebeantwortungen wissen, die StR Wiederkehr uns gegeben hat, dass einzelne dieser Vereine selbstverständlich über Hormontherapien beraten. Das steht schwarz auf weiß in den Anfragebeantwortungen: Es wird in dieser Stadt durch geförderte Vereine über Pubertätsblocker beraten. Das ist Realität. Ein weiterer Punkt, Frau Kollegin: Die Größe der Gruppe muss in ein Verhältnis zu den finanziellen Mitteln gesetzt werden, die zugewendet werden. Kollege Nepp hat uns gesagt, wie klein diese Gruppe ist. Wenn ich alle Posten beziehungsweise Summen aus Ihrer Anfragebeantwortung zusammenzähle, die in den letzten 2,5 Jahren ausgegeben wurden, kommen wir auf 1,8 Millionen allein aus dem Ressort Wiederkehr, das aber für eine wirklich kleine Gruppe und eine noch kleinere Anzahl an Vereinen, die gefördert werden. - Das ist ein Missverhältnis, und genau dieses Missverhältnis kritisieren wir. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Was Kollege Nepp vielleicht nicht ganz herübergebracht hat, ist das Problem der Self-ID. Das möchte ich jetzt ansprechen. Über den Grundsatz "Ich wähle mir mein Geschlecht aus." gibt es eine große Diskussion in Deutschland. Das gibt es aber bereits in der Schweiz und in den skandinavischen Staaten. Und die Problematik, die Kollege Nepp angesprochen hat, die daraus in der Schweiz beziehungsweise in den skandinavischen Staaten entstanden ist, besteht darin, dass biologische Männer, die sich als Frauen deklariert haben, auf einmal in Frauengefängnissen saßen und auf einmal dort Frauen vergewaltigt wurden. - Das ist Realität. Das sind die Auswirkungen von Self-ID. Das können Sie nicht vom Tisch wischen! (StR Peter Kraus, BSc: In Österreich ist das höchstgerichtlich entschieden!) Ich möchte jetzt auf den Punkt eingehen, der uns am allerwichtigsten ist. Wir können über die Sprache diskutieren. Als studierte Germanistin weiß ich, wie einflussreich Sprache ist und wie sehr Sprache als Instrument verwendet wird. Das ist aber alles Makulatur im Gegensatz zu der Frage: Bekommen Jugendliche und Kinder Hormontherapien? Um den Herrn Bürgermeister vielleicht abzuholen, zu dem, was Sie gesagt haben: Wir hatten heute eine Förderung des Vereins COURAGE, und in seinem Bericht, was der Verein COURAGE plant, steht, ich zitiere: "Evaluierung der österreichischen Behandlungsempfehlungen für genderdysphorische Kinder und Jugendliche auf Basis der Standards of Care - von WAPTH." Das ist das, was Frau Kollegin Kickert angesprochen hat, das schreibt die World Professional Association for Transgender Health. Ich habe dieses Dokument mit, und ich habe mich damit nicht nur auszugsweise, sondern tatsächlich damit beschäftigt, Frau Kollegin Kickert. Und deswegen sage ich Ihnen jetzt mit Seitenbezeichnungen, was tatsächlich drinnensteht. Seite 64: Keine Altersgrenze für Hormontherapie und Pubertätsblocker. Sie machen das an einer Grenze fest, die bei zirka neun Jahren beginnt. Seite 53: Nur "Affirmative Care", also nur die Selbstdiagnose von einem Klienten, der dort hinkommt und sagt, ich fühle mich beispielsweise im falschen Geschlecht, wird so angenommen. Es werden keine weiteren therapeutischen Maßnahmen angeordnet, zumindest nicht notwendigerweise. Seite 175: Therapeutische Gespräche im Vorfeld einer Hormontherapie sind nicht unbedingt notwendig. Seite 115: Kritische Eltern sollen überzeugt und im Notfall umgangen werden. Seite 88 und folgende Seiten: Eunuchentum, also die Anerkennung von Menschen, die sich selber als Eunuch identifizieren: Kastration empfohlen. Seite 54: Empfehlung von Abbindung von primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen, was in österreichischen Schulen im Übrigen schon vorkommen soll. Das ist es, was in diesem Dokument drinnensteht. Wir können das gerne persönlich diskutieren, ich werde aber nicht davon abweichen, dass das ein gefährliches Dokument ist und in Österreich nichts verloren hat. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Im Übrigen gibt es internationale Beispiele, die uns zeigen, was passiert, wenn dieser Trend, Jugendliche mit Hormontherapien und Pubertätsblockern zu versorgen, tatsächlich umgesetzt wird. Ich möchte das englische Beispiel Tavistock nennen. Das ist eine NHS-finanzierte Klinik, die inzwischen geschlossen wurde. Dort erhielten Jugendliche eine Erstberatung, und dann wurden ihnen entweder Pubertätsblocker gegeben oder sie wurden Hormontherapien zugeführt beziehungsweise manche wurden auch operativ behandelt. Warum wurde die Klinik geschlossen? - Es gab Berichte, es gab ein Aufdeckerbuch, es gab einige Klagen, und es gab einen offiziellen NHS-Bericht, der besagte, dass diese Einrichtung geschlossen werden muss. Warum? - Es gab keine Therapie der Kinder und Jugendlichen. Das ist deswegen relevant, weil es eine Überschneidung von Kindern und Jugendlichen, die eine Geschlechtsdysphorie haben, also meinen, im falschen Geschlecht zu sein, und Opfern sexueller Übergriffe und Kindern mit psychologischen Herausforderungen gibt. Da gibt es eine Überschneidung: Das zeigen die eigenen Daten dieser Klinik. Trotzdem wurde nicht entsprechend den therapeutischen Bedürfnissen dieser Kinder reagiert. Es wurde nicht darauf eingegangen, welches Bedürfnis ein Kind tatsächlich hat, sondern es wurde gesagt: Du glaubst also, du bist im falschen Geschlecht. Gut, dann behandeln wir dich. - Das ist falsch. Das ist es aber, was als "affirmative" bezeichnet wird. Noch ein wichtiger Punkt: Die Behandlungen, die dort angewendet wurden, etwa Hormontherapien oder Einnahme von Pubertätsblockern, sind irreversibel. Auch Pubertätsblocker sind nicht die Stopp-Taste, auf die man drückt, wie das gerne genannt wird. Nein! Pubertätsblocker haben eine Auswirkung, weil die Hormone in der Pubertät nicht zu wirken beginnen. 80 Prozent derjenigen, die Pubertätsblocker nehmen, unterziehen sich danach auch Hormontherapien. Das ist also keine Stopp-Taste, sondern ist eine Weichenstellung. Weiterer Vorwurf: Es gibt keine Daten über die mittel- und langfristigen gesundheitlichen Nebenwirkungen von Hormontherapien und Pubertätsblockern. Diese Daten gibt es nicht. Es gibt keine langfristige Beobachtung. Und, meine Damen und Herren, es gibt auch keine langfristigen Beobachtungen, ob Menschen, die sich einer solchen Behandlung unterziehen, am Ende des Tages glücklicher sind. Das ist ja das Hauptargument. Es kommen unglückliche Menschen in die Klinik, und durch die Therapien werden sie glücklich. Das wissen wir aber nicht, weil es keine langfristige Beobachtung gibt. Das waren die Vorwürfe, warum die Klinik Tavistock schließen musste. Ein weiterer Vorwurf, den ich nicht unerwähnt lassen möchte: Es gab enge Verbindungen mit Transorganisationen, nämlich mit der Organisation Mermaids. Diese befand sich mehr oder weniger im Zentrum der ganzen Klinik. All das ist nachzulesen, und zwar nicht in irgendwelchen rechtsextremen Analysen, sondern in britischen Qualitätszeitungen, unter anderem im "Economist". Das ist es, Herr Bürgermeister, wohin diese Strategie, die wir heute mitgefördert haben, führt. Das ist eine gefährliche, gefährliche, gefährliche Sache. Ich möchte Ihnen jetzt unsere Meinung dazu sagen: Man kann dem Thema so begegnen, dass man sagt, Trans ist ein Jugendtrend, so wie es in der Vergangenheit andere Jugendtrends gab, ungeachtet der Tatsache, dass wenige Menschen tatsächlich davon betroffen sind. Die Zahlen zeigen uns aber deutlich, dass das heute ein Trend geworden ist. In Deutschland gibt es ein Plus von 25 Prozent an Behandlungen, in Schweden ein Plus von 1.500 Prozent an Behandlungen. Die Gruppe von Menschen, die sich in der Vergangenheit Transbehandlungen unterzogen haben, waren Männer mittleren Alters. Heute sind es pubertierende Mädchen. Womit wir zu tun haben, ist ein Trend, der Pubertierende betrifft. Und das ist in Ordnung, damit können wir als Gesellschaft umgehen. Aber wir können nicht damit umgehen, dass diesen jungen Menschen anstatt, dass ihnen geholfen wird, Hormone gegeben werden, und dass diese jungen Menschen anstatt, dass ihnen geholfen wird, eine irreversible Behandlung bekommen, die sie nie wieder rückgängig machen können, meine Damen und Herren. Das ist so ein unrespektvoller, so ein schlimmer Umgang mit jungen Menschen, die eigentlich nur ein bisschen Unterstützung in ihrem Selbstfindungsprozess in der Pubertät benötigen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Das war's mit allem Respekt, was wir zu dem Thema zu sagen haben. Ich kann nur hoffen - und deswegen bin ich froh, dass wir auf eine respektvolle, sachliche Art und Weise darüber diskutieren -, dass es bei vielen von Ihnen ein Umdenken gibt, dass Sie nicht den leichten Weg wählen, da jetzt auf dieser Welle mitzuschwimmen, weil es gerade en vogue ist, weil es da ein paar Wähler gibt und weil es so cool ist, sich eine Regenbogenfahne umzuhängen. Diese zwei Sachen haben nichts miteinander zu tun. Es geht hier nicht um eine Pride Parade, es geht hier nicht um eine Fensterlparade oder um das Drucken von irgendwelchen Regenbogenfahnen, es geht hier um Therapien, die Kindern und Jugendlichen zugeführt werden. Und das ist eine gefährliche Sache und darf nicht passieren. - Danke. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Mag. Berger-Krotsch zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihr. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Saal, auf der Galerie und via Livestream! Ja, was soll ich sagen? Nach einem Sonderlandtag erst letztens nun die Dringliche, aber, Kollege Kowarik ist jetzt leider nicht im Raum, der ja immer sagt, ja, das ist Demokratie. - Ja, so ist es, das sehe ich auch so, und wir scheuen uns ja auch nicht, uns heute hier auch zu Wort zu melden und das Wort zu ergreifen. (StR Dominik Nepp, MA: Genau ein Redner!) Es ist aber auch uns überlassen, was wir hier sagen, wie wir es thematisieren, und wir lassen uns hier nicht vorschreiben, wie wir es sagen, denn wenn ich meine Redebeiträge hier vorbereite, dann meine ich das so, wie ich es sage. Uns ist es immer ganz besonders wichtig, wenn es um unsere Kinder geht und wenn es um Antidiskriminierung geht. Wenn ich Frau Kollegin Hungerländer da auch das Interesse an Pubertätsblockern und an der Gesundheit der Kinder vielleicht nicht absprechen kann, möchte ich es doch verwerflich finden, es zu vermengen und zu vermischen mit einem sechsseitigen Pamphlet (GR Maximilian Krauss, MA: Wie können Fragen ein Pamphlet sein?!), das die FPÖ heute vorgelegt hat und hier wirklich alles vermengt und vermischt und genau so wie im letzten Sonderlandtag versucht hat, hier das - wie hast du so schön gesagt, Jennifer, es ist wirklich moralisch und politisch verwerflich - wieder bis an die Spitze getrieben hat. Und wenn wir uns den 16. April in Mariahilf, die Demonstrationen rund um die Villa uns anschauen, haben wir auch gesehen, was so ein Sonderlandtag, so eine Thematisierung, von Ihrer Seite unterstützt, auch machen kann. Aber wer dort war, wer die Bilder gesehen hat, die Videos über Social Media gesehen hat: Wir sind dort gewesen, wir sind bunt, wir sind viele, wir sind stark, gegen Hass, gegen Hetze, gegen Homo- und Transphobie. Und das lassen wir uns nicht nehmen, Wien ist die Stadt des gegenseitigen Respekts und des Miteinanders. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Und wenn hier immer so proklamiert wird, in Wien gefährden wir mit zum Beispiel Dragqueen-Lesungen das Wohl unserer heranwachsenden Kinder, möchte ich jetzt meine persönliche Geschichte ein bisschen öffnen. Ich bin Mutter eines fast zehnjährigen Sohnes und ich liebe es sehr - und es geht in dem Alter schon sehr gut -, mit ihm über die diversen Aspekte einer vielfältigen Gesellschaft zu diskutieren, über das Zusammenleben in Wien zu sprechen. (StR Dominik Nepp, MA: Waren Sie dort mit dem eigenen Kind?!) Da reden wir gemeinsam und da bin ich immer ganz stolz, wenn wir davon reden, dass alle Menschen gleich sind, dass Frauen und Männer gleichberechtigt in dieser Stadt leben sollen, dass es wichtig ist, dass Frauen sicher, selbstbestimmt und unabhängig leben können müssen, dass gleichgeschlechtliche Liebe Liebe ist und ich ihm zu vermitteln versuche, dass Wien uns alle liebt, egal, wen wir lieben. Das macht mich stolz, denn wie gesagt, Wien ist die Stadt des Miteinanders, des gegenseitigen Respekts, hier darf er aufwachsen und darf hier in Frieden leben. Wir sind eben gemeinsam gegen Diskriminierung, gegen Rassismus, gegen Hass und Hetze. Vehement. Und um noch einmal auf Ihre Dringliche im Speziellen zu sprechen zu kommen: Ja natürlich, auch Sprache vermittelt etwas. Über Sprache wird Sichtbarkeit kreiert, und darum geht es uns ja auch in der Stadt. Es braucht aber auch Symbole, meine ich, wie die Trans-Zebrastreifen, die Regenbogenbankerl in den Bezirken, in den Grätzln, denn erst durch diese positiven Signale sind eine positive Konfrontation, eine Kommunikation und ein gegenseitiges Verständnis möglich. Wenn ich noch einmal dieses sechsseitige Pamphlet hernehmen darf (GR Maximilian Krauss, MA: Fragen können kein Pamphlet sein, maximal die Antwort!), kann ich das nicht herauslesen, dieses Miteinander, den Respekt, sondern eher im Gegenteil, wenn man zwischen den Zeilen liest, wenn man bestimmte Formulierungen immer wieder liest (GR Maximilian Krauss, MA: Welche Formulierungen?!), kann man sehr wohl Ihre Gedankenwelt einer ungleichen Welt und einer Neidgesellschaft herauskristallisieren: "Üppig gefördert"- Seit wann werden Transvereine üppig gefördert? "Die frühsexualisierenden Inhalte" (StR Dominik Nepp, MA: Ist eine Frage, ist doch kein Pamphlet!) und - Kollegin Kickert hat das auch aufgebracht - "in Zeiten wie diesen erscheint es besonders problematisch, Steuergeld für Transvereine herzunehmen." (StR Dominik Nepp, MA: Sind's Vereine oder nicht?!) Und Sie schreiben von einem "besonders sensiblen Umgang" in Ihrem Fragenkatalog?! Ich kann von dieser Stelle hier nur feststellen, das ist nicht unser Wien, das Sie hier heraufbeschwören, ganz im Gegenteil, wir stehen für ein Wien ein, wo alle Menschen sichtbar, stolz und sicher gleichberechtigt leben können. Das ist unser Wien. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Stefan Berger (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Vorsitzende! Herr Bürgermeister! Ich möchte gleich bei der Vorrednerin einhaken. Es geht da überhaupt nicht um Neid, wenn Sie insbesondere Fördervergaben ansprechen, der Herr Bürgermeister hat das in seiner Anfragenbeantwortung ja sehr filetiert beantwortet. Aber wir diskutieren dieses Thema ja grundsätzlich nicht zum ersten Mal. Es ist sehr wohl so, dass es halt offensichtlich momentan zumindest in gewissen politischen Bereichen ja relativ zeitgeistige, moderne Themen gibt und entsprechend halt dadurch auch die Prioritätensetzung im Bereich der Stadtregierung anzuführen ist. Und ja, wir haben das in der Vergangenheit immer wieder bei einzelnen Tagesordnungspunkten oder Förderanträgen thematisiert und haben uns jetzt halt einmal dazu entschlossen, das zum einen im vergangenen Monat im Rahmen einer Sondersitzung zu machen und heute halt schlichtweg in einer Dringlichen Anfrage. Denn eines, meine sehr geehrten Damen und Herren, und da richte ich mich insbesondere auch in Richtung Frau Kickert, die Frau Kollegin Hungerländer hat es addiert, das sind in etwa rund 1,5 Millionen EUR. Also wenn Sie das hier als Peanuts abtun, dass das im Endeffekt eh nichts wäre, dann, meine sehr geehrten Damen und Herren, reden Sie offensichtlich mit relativ wenig Förderantragstellern in dieser Stadt. Ich erwähne da immer wieder auch gerne Sportvereine, wir hatten erst heute eine Diskussion dazu. Da gibt es in gewissen Sportbereichen Bundesligaklubs, denen die Sportstätte abhandenkommt, weil die Stadt Wien nicht bereit ist, hier irgendwie zu unterstützen. Da brauchst (in Richtung GRin Dr. Jennifer Kickert) du nicht den Kopf schütteln, reden Sie einmal mit privaten Musikschulbetreibern in dieser Stadt, die für das kommende Schuljahr Ende Juni eine Förderzusage erhalten. Und da geht es nicht um zehn Musikschüler, da geht es nicht um hunderte, sondern da geht es um tausende Musikschüler in dieser Stadt. Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich sage Ihnen eines auch ganz offen, hätten wir ein besseres Sportvereinsleben, bessere Sportinfrastruktur, hätten wir ein besser ausgebautes Musikschulwesen in dieser Stadt, insbesondere für Kinder und Jugendliche, bräuchten wir wahrscheinlich auch den einen oder anderen Jugendpsychiater weniger und vielleicht den einen oder anderen Verein weniger, den wir hier laufend subventionieren, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Und ja, dieses Recht nehmen auch wir uns heraus - insbesondere als Oppositionspartei -, ja, wir hinterfragen das Förderwesen und die Schwerpunktsetzung in dieser Stadt. Und ja, wir haben aktuell die größte wirtschaftliche und wahrscheinlich auch soziale Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Und ich kann alleine auch von meinem Bekanntenkreis sprechen, der ist politisch sehr vielfältig geprägt, da gibt es Sozialisten, da gibt es ÖVPler, auch GRÜNE, NEOS, und so weiter, und so fort. Und insbesondere, wenn ich da mit altgedienten Sozialisten rede - also es ist nicht ganz spruchreif -, wenn ich da so frage, na, wie seht ihr eigentlich diese Genderpolitik - ich formuliere es einmal sehr nett und vornehm -, das ist alles Gehirnonaniererei, meine sehr geehrten Damen und Herren, was man da zum Teil zu hören bekommt. Ich bin auch durchaus einer, der sich immer auch über das eigene politische Spektrum hinaus umhört, und ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, da gibt es auch sehr große Teile, und insbesondere Sie nennen das ja die sozialdemokratische Basis, und insbesondere altgediente Mitglieder und Funktionäre, für die ist das genauso wenig nachvollziehbar. Genauso wenig nachvollziehbar ist es in sehr großen Bereichen, insbesondere bei den Migrantenmilieus, die haben ganz andere Sorgen, als zu überlegen, bin ich jetzt Manderl oder Weiberl oder fühle ich mich tatsächlich so wirklich rund und wohl in meinem eigenen Körper. (Beifall bei der FPÖ.) Und ja, ich habe es an dieser Stelle auch schon erwähnt, es gibt da ein Video im Internet, und insbesondere, weil auch heute dieser Tagesordnungspunkt zu diesem Förderverein auf der Tagesordnung gestanden ist, der dieses queere Jugendzentrum in Wien entwickeln soll, der heißt ja jetzt "Verein zur Stärkung und Sichtbarmachung des queeren Lebens in Wien", relativ langer Vereinstitel. Vormals hieß der Verein Regenbogenfamilienzentrum, da kommt das Wort Familie vor, ist wahrscheinlich zu faschistoid, deswegen hat man das Ganze ersetzen müssen. Und ja, da werden keine Kosten und Mühen gescheut, da werden Enqueten veranstaltet. Meine Damen und Herren, wir haben viele andere Bereiche, wo wir uns wirklich Experten aus dem ganzen deutschsprachigen Raum hereinholen könnten, und nein, diese Prioritätensetzung der Stadtregierung und insbesondere auch des zuständigen Stadtrats spricht Bände, meine sehr geehrten Damen und Herren. Und auch hier 50.000 EUR für die Entwicklung eines Jugendzentrums. Da muss ich zugeben, hätte ich auch gerne, was die eine Dame von dem Verein erhält. Sie erhält das Geld unter anderem auch dafür, wieder eine Exkursion nach Deutschland zu machen, ich habe es nicht mehr ganz im Kopf, wohin sie da fährt. Apropos Deutschland, da gibt es auch ein sehr viral gegangenes Video im Internet - ist auch in Deutschland, weiß nicht mehr genau, in welcher Stadt es war -, da war aus dem gesamten Linksblock so eine Art queere oder Regenbogenmesse. Dort wurden die Besucher interviewt, und da hat es Personen gegeben, die gemeint haben, ja, ich habe fünf Identitäten, ich bin der Romeo und der Matteo und wer auch sonst noch immer alles. Der eine hat gesagt, ich habe drei unterschiedliche Pronomen, der Nächste hat behauptet, ich bin eigentlich ein Transfuchs. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube, für so jemanden brauchen wir irgendeine andere professionelle Behandlung und wahrscheinlich kein Jugendzentrum, wo man dann irgendwie mit Hormontherapien herumfuhrwerkt, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Vielleicht noch einen Satz zu den Dragqueens. Ich habe auch an diesem Tag, wo es die Demonstration gegeben hat, einen Medienbericht gesehen, es war ja offensichtlich auch bei dieser Kinderbuchlesung ein Fernsehteam vor Ort. (StR Peter Kraus, BSc: Mehrere!) War eh sehr züchtig angezogen in diesem Fall, habe da schon andere Kinderbuchlesungen gesehen, die in Reizwäsche erfolgt sind. Wie das zwingend vor Kindern zu sein hat, das können's wahrscheinlich irgendwem anderen erklären, aber offensichtlich, dem Nikolaus mit dem weißen Rauschebart muss man in dieser Stadt die Zügel enger ziehen, weil vor dem haben die Kinder angeblich Angst, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich glaube, wenn Sie das der Bevölkerung draußen erklären, schütteln weite Teile auch nur einfach den Kopf. Unterm Strich, meine sehr geehrten Damen und Herren, ja, das Demonstrationsrecht gilt auch für jene, die damit nicht einverstanden sind, genauso wie das Demonstrationsrecht für jene gilt, die mit der Regenbogenfahne durch Wien spazieren wollen. Das ist so, auch wenn Sie das nicht wahrhaben wollen. Was ich nur in einem Punkt ein bisschen inkonsequent gefunden habe, der Frau Hungerländer - ähnlich wie die Frau Berger-Krotsch das formuliert hat - nehme ich das durchaus ab, allerdings, was ich nicht verstehe, ist eine doch relativ uneinheitliche Linie auch bei der ÖVP. Es gibt ja da die Frau Europaministerin, die Frau Edtstadler, die sieht das offensichtlich ein bisschen anders. Vielleicht könnt's das ja noch mit ihr klären, die hat nämlich der EU-Kommission im Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn Streithilfe zugesagt. Es ist auch nicht so, dass da alle EU-Staaten mit dabei sind, sondern es ist eigentlich nur rund knapp die Hälfe, also vielleicht findet ihr da auch zu einer einheitlichen Linie. Das wäre, glaub ich, durchaus im Sinne einer gewissen Geschlossenheit beziehungsweise auch einer gewissen Glaubwürdigkeit, denn auch das, was sozusagen in Ungarn hier gewissermaßen untersagt ist, ist ein gewisses Werbeverbot gegenüber Kindern im Bereich der Transsexualität. Vielleicht könnt ihr die Frau Edtstadler hier auch noch entsprechend auf Linie bringen, dann wäre es, glaube ich, im Sinne der gemeinsamen Sache. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau GRin Matiasek, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich fange gleich bei den Schlussworten des Herrn Bürgermeisters an, der in gewohnt humorvoller Weise gesprochen hat, und ich schließe mich meinen vorherigen Rednern an, dass ich auch das Gefühl gehabt habe, so richtig ganz Ihr Lieblingsthema war das heute nicht. Sie haben gesagt, Dame Edna hat Sie durch Ihr Leben begleitet und keine Auswirkungen gehabt. Ja, Herr Bürgermeister, ich bin ein bisschen älter als Sie, aber ich weiß doch auch, dass das einfach kulturelle Erscheinungen waren, wenn man es so bezeichnen will. Aber es ist ja niemand aktiv an das Leben von Kindern und Jugendlichen herangetreten und hat die inspiriert, sich mit dieser Sache einer Transsexualität auseinanderzusetzen, sondern das waren Bühnenfiguren (StR Peter Kraus, BSc: Das war eine Transsexuelle!) - Nein, ich meine damit als Dragqueen, aber heute werden Dragqueens ja eingesetzt oder arbeiten selber daran mit, Kindern und Jugendlichen und überhaupt der Menschheit die Wunder der Transsexualität zu übermitteln. Das war nicht der Fall und hier hat es keine Agitation in diese Richtung gegeben. Das, worüber wir heute sprechen, und ich nehme an, es wird auch nicht das letzte Mal sein, ich weiß, dass Ihnen das irrsinnig auf die Nerven geht, wir halten nur ganz einfach (StR Peter Kraus, BSc: Die Einzigen, die das aufregt, ist die FPÖ!) die Tatsache für wichtig, dass man hier - und das ist einfach unverständlich - so intensiv an Kinder und Jugendliche herangeht. Meine Vorrednerin, Frau Kollegin Hungerländer, hat ja sehr deutlich schon über das eine Thema gesprochen, das mich auch sehr bewegt und sehr berührt, das ist die Möglichkeit oder auch das Nahebringen, mittels Hormonen eine Therapie bei Kindern und Jugendlichen anzubieten, eine irreversible Sache. Wir sind doch heute alle, wenn es um Hormone geht, wahnsinnig kritisch, wir wollen die nicht im Essen haben, im Fleisch, und so weiter, und da fällt plötzlich diese extrem kritische Haltung bei vielen weg. Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben ja heute leider den Zustand, dass sehr viele Kinder und Jugendliche verunsichert sind in ihrem Selbstfindungsprozess, nicht wissen, wohin sie gehören. Sie können zum Teil mit sich selbst wenig anfangen oder sie sind auch sich selbst gegenüber sehr negativ eingestellt. Und da erscheint ja das, was ihnen da vorgezeigt oder an sie herangebracht wird, dann vielleicht wie ein Rettungsanker. Und das ist das Gefährliche. Es geht um eine ganz andere psychische Störung oder um einen Zustand ihrer seelischen Entwicklung, der natürlich von Fachleuten diagnostiziert und dann auch mit einer entsprechenden Therapie beseitigt gehört. Kinder und Jugendliche suchen natürlich auch nach Rettungsankern und wenn sie dann als Heil sozusagen dieses Angebot bekommen - na, schau einmal, vielleicht bist ja gar nicht im richtigen Körper oder würdest dich viel wohler fühlen in einem anderen Körper, wenn du ein anderes Geschlecht annimmst, und das passiert ja, das wird ja herangetragen, auch in vielen Medien, die Jugendliche konsumieren, dann erscheint unter Umständen eine Therapie mit Hormonen, dieses Verzögern in eine Pubertäts- und Erwachsenenphase zu kommen, vielleicht wie ein Rettungsanker. Eltern werden unter Umständen ausgesperrt, hier mit eine Entscheidung zu treffen, und es ist ein irreversibler medizinischer Eingriff. Und das ist etwas, was wir einfach wirklich hintanhalten wollen. Ich möchte von allen wissen, die Eltern sind, würden Sie das wirklich für Ihr Kind wollen? Würden Sie wirklich Ihr Kind einer solchen Therapie zuführen wollen? Ich kann mir das nicht vorstellen. (StR Peter Kraus, BSc: Haben Sie schon einmal mit Eltern von Transgenderpersonen geredet?!) - Ich sage Ihnen dann nachher was, das würde jetzt vom Rednerpult zu lange dauern. - Ich habe sehr gute Zugänge und einen sehr sachlichen Zugang dazu. Meine Schwester ist Klinische Psychologin, sehr breit aufgestellt und hat mir sehr viel über unterschiedlichste Themen gesagt, betreut auch Jugendliche. Und deswegen ist mein Zugang wirklich der, dass Jugendliche, die sich in Krisen befinden, das erhalten müssen, was sie brauchen, nämlich eine gute Diagnose. Und die kann auch nur ein Klinischer Psychologe oder Psychiater stellen, eine gute Anschlusstherapie und natürlich auch unter Umständen eine Änderung des Lebensstils im Familienumfeld. (StR Peter Kraus, BSc: Hört auf, das Lebensstil zu nennen!) - Das ist sehr wichtig. Es ist Ihnen sehr unangenehm, Sie wollen das nicht hören. (Beifall bei der FPÖ.) Es kann und darf nicht sein, dass unter dem Deckmantel, hier besonders Gutes zu tun, in Wirklichkeit Schlechtes für Kinder und Jugendliche getan wird. Und da sind wir auf dem Weg dazu und ich verstehe es wirklich nicht, warum Sie diese Geister so heraufbeschwören, warum ist Ihnen so wichtig, dass Kinder von Dragqueens vorgelesen bekommen. Das ist ja die Aufgabe. Natürlich sollen Kinder vorgelesen bekommen, natürlich sollen Kinder Bücher lesen. Warum müssen es die sein? Und wenn Sie so gern lesen, es gibt ja viele Menschen, denen man vorlesen kann. (StR Peter Kraus, BSc: Weil das die Eltern selbst entscheiden und nicht die Politik! - Zunehmende Unruhe im Saal.) - Natürlich entscheiden Eltern, wo sie mit ihren Kindern hingehen, wenn es ein privates Angebot ist, keine Frage, aber es wird ja jetzt öffentlich befördert. Sehr geehrte Damen und Herren, ich glaube, es ist wirklich wichtig, darauf zu schauen und hier nicht in ein Fahrwasser einer Modeerscheinung zu kommen, der sich dann auch die Jugendlichen in irgendeiner Form, weil sie das ja gemeinsam oft besprechen und beschließen, anschließen und dann irreversible Schäden an den Kindern angerichtet werden. Und das Erste wäre natürlich, dass wir ganz strikt diese Pubertätsblocker und diese Hormontherapie verunmöglichen, weil genau das ein Eingriff in die Gesundheit, in die physische Gesundheit vom Menschen ist, der inakzeptabel ist, der einfach nicht sein darf. (Beifall bei der FPÖ.) Es ist auch schon angesprochen worden ... Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, einen Moment, bitte. Darf ich ersuchen, dass der Geräuschpegel hier im Saal gesenkt wird und bitte Gespräche, wenn notwendig, hinter der Bank geführt werden. Danke. - Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Veronika Matiasek (fortsetzend): Ein weiterer Punkt, den ich auch ansprechen möchte, der mich auch als Frau bewegt, ist genau das, dass Männer, die vorgeben, sich als Frauen zu fühlen, sich vielleicht wirklich auch als Frauen fühlen, in die weiblichen Räume eindringen. Und hier gibt es ein Thema, wo das ganz stark wirkt, das ist der Bereich Sport. Es gibt ja schon die eine oder andere Sportlerin - unter Anführungszeichen -, die eigentlich ein Mann ist. Und natürlich, es war jetzt gerade erst der Marathon am Sonntag, es zeigt sich ganz deutlich, weibliche und männliche Leistungen im Sport sind unterschiedlich. Es gibt Bereiche im Sport, wo es um sehr viel Geld geht, und da ist es ein echtes Problem, wenn Sportlerinnen, die keine Sportlerinnen sind, eine Mannschaft verstärken, gegenüber zum Beispiel einem Team, das nur aus Frauen besteht. Dort, wo Männer mit dabei sind, haben die die Nase eindeutig vorne, das ist so. Schauen Sie sich an, die schnellste Läuferin, die wirklich sensationell gut gelaufen ist, auch in den vergangenen Jahren, sie wird nie an die Leistung von Männern herankommen, weil dieser Unterschied besteht. Na, wie unfair wäre das, wenn dann eine vermeintliche Frau, die aber in Wirklichkeit in einem männlichen Körper mit der männlichen Leistungskraft steckt, hier in einem Wettkampf ... (StR Peter Kraus, BSc: Deswegen wird darüber geredet, wie man das regeln kann!) - Und deswegen ist das auch ein wirklich wichtiges Thema im Sport, und damit muss man sich auseinandersetzen. Und wenn man alles immer so (GR Christian Hursky: Wenn Sie es sich angeschaut hätten, würden Sie wissen, dass es längst geregelt ist!) - Noch nicht, und es ist sehr wichtig, dass man hier auch einen Riegel vorschiebt. Schauen Sie über den großen Teich, dort passiert schon viel mehr, als Sie hier glauben. Sie sagen immer, es ist nichts, es ist nichts, und dann kommt irgendwann einmal das Aufwachen. Es ist einerseits natürlich in den Sportbereichen, wo es um viel Geld geht, aber es ist andererseits auch dort, wo eine Mädchenmannschaft oder Sportlerinnen hintanstehen müssen, weil sich hier plötzlich Männer in die weiblichen Räume sozusagen hineinbegeben. Das wollen wir nicht, da muss man dahinter sein, das muss man auch ansprechen und dafür muss man auch ein Bewusstsein wecken. Das ist wirklich wichtig. Sehr geehrte Damen und Herren, wie gesagt, hinter etwas, was eher als eine Art Kultur begonnen hat, haben sich Interessen geschoben - das ist ja ganz klar, wie in vielen Entwicklungen. Und wo komme ich am besten heran? Das sind natürlich Kinder und Jugendliche. Welche sind am besten dazu zu bewegen? Das sind Kinder und Jugendliche, die sich in einer unsicheren Phase oder einer unsicheren Situation befinden. Daher ist es doppelt und dreifach wichtig, dass die Versäumnisse, die sich jetzt herausgestellt haben und die nach wie vor nicht aufgehoben sind, in der Versorgung, vor allem in der psychiatrischen, in der psychologischen und in der psychotherapeutischen Versorgung von jungen Menschen so rasch wie möglich auch wirklich Platz greifen kann. Und es ist nicht so, dass das wirklich, so wie es jetzt in den letzten Wochen dargestellt wurde, schon alles auf Schiene ist. Das ist nicht der Fall. Fragen Sie beim Berufsverband der österreichischen Psychologen nach, die wissen ganz genau Bescheid, nach wie vor gibt es immense Defizite. Und das ist zu beheben, um vor allem hier Kindern eine Stabilität zu gewähren. Und, sehr geehrte Damen und Herren, dieses Thema ist ein hartes Thema, vielen ein sehr unangenehmes Thema, aber ich glaube, es muss sich jeder ernsthaft die Frage stellen, wie möchte ich das für die Menschen haben, die mir am nächsten stehen. Das sind in der Regel ja natürlich vor allem die Kinder, für die ich Verantwortung trage. Wie möchte ich das für die haben? Und ich kann es mir nicht vorstellen. Wir haben viele Reaktionen bekommen und wir haben viele Gespräche geführt, in Reaktion auf unsere Landtagssitzung oder auch, wenn wir unterwegs sind - das sind wir ja sehr gerne und sehr viel draußen -, und ich habe noch niemanden kennen gelernt bei meinen vielen Gesprächen, der gesagt hat, na, das ist richtig so und das muss man so machen und es ist überhaupt kein Problem. Es ist einfach eine verschwindend kleine Gruppe von Menschen, die dieses genderfluide Leben tatsächlich befürwortet und auch führen will. Sehr geehrte Damen und Herren, nehmen Sie es bitte mit: Schutz für unsere Jugend, Behandlung, Betreuung dort, wo es notwendig ist, und natürlich eine Ablehnung jeder hormonellen Einsätze, um die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen zu bremsen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster ist Herr GR Mahdalik zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Damen und Herren! Dem Kollegen Weber, dem der Joe Taucher wieder nur eine eineinhalbminütige Rede in die Hand gedrückt hat - ich glaub', das war die gleiche vom vorigen Mal -, möchte ich nur raten, vielleicht den Erhard Busek bei weniger Gelegenheiten als leuchtendes Beispiel heranzuziehen. Der mag jetzt auch die Farbe der Rosa Lila Villa zur Verfügung gestellt haben, aber um in die Medien zu kommen, war ihm so gut wie jedes Mittel recht. Er hat auch 2008 im Festzelt der SPÖ nach der EU-Abstimmung mit erhobener Faust die Internationale mitgesungen (GR Mag. Josef Taucher: Guter Mann!), also vielleicht ein anderes Beispiel, Herr Kollege Weber. (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Josef Taucher: Hat die wahre Bestimmung gesehen!) Oder Joe, schreib es ein bisschen anders auf, das war ein bisschen fad. Der StR Nepp hat es aber ganz am Anfang erwähnt, wir sind weder homo- noch transphob noch sonst irgendwas, und da würde ich wieder aus eigener Erfahrung berichten, aus dem Nähkästchen plaudern. Ich war acht Jahre lang in der Schule mit einer jetzt langjährigen grünen Bezirksrätin. Damals war es ein Bursche und seit vielen Jahren ist sie eine Frau. Wir sehen uns alle heiligen Zeiten beim runden Maturatreffen, unterhalten uns dort bestens. Wir reden aber nicht darüber, ich weiß auch gar nicht, was er hat machen lassen, dass er heute eine Frau ist, ob er operiert ist. Das interessiert ja keinen, wir unterhalten uns einfach darüber, was man halt so macht beim Maturatreffen, wenn man was trinkt: Ich erzähle ihm, wie leiwand es bei den Blauen ist, sie sagt mir, wie schlimm es bei den GRÜNEN ist. Und das ist es auch schon und keiner von uns hat ein Problem mit irgendwas, haben wir auch als Partei überhaupt nicht. Aber, das ist ja das schöne Beispiel, er war vorher ein Mann oder ein Bursche und jetzt ist sie eine Frau, es gibt aber trotzdem nur 2 Geschlechter, und nicht 62, 69 oder 79. Es bleibt bei zwei Geschlechtern auf Gottes Erden, der hat sich dort oben schon was dabei gedacht. Und darum ist es auch erstens nicht nur Blödsinn, sowas auf der Homepage der Stadt Wien zu schreiben oder die Beamten dazu anzuhalten, intergeschlechtliche Personen oder Menschen aller Geschlechter, aller Herren Länder, sondern es ist, und das kritisieren wir, besonders verantwortungslos, massiv gesundheitsgefährdend und skandalös, dass die Stadt Wien auf ihrer Homepage aus meiner Sicht offensiv Werbung für Hormonblocker macht. Das lehnen wir ganz entschieden ab. (Beifall bei der FPÖ.) Aber wie schizophren vor allem die SPÖ beim Thema Homosexuellenrecht agiert, möchte ich an einem ganz einfachen Beispiel festmachen. Wien ist ja laut SPÖ die Regenbogenhauptstadt Europas. Der 6. Bezirk ist überhaupt der schwulste Bezirk von überhaupt, hat ja einen, ich weiß nicht, ob er noch Bezirksvorsteher ist: Wir wollen der schwulste Bezirk Wiens werden! - Ist mir auch alles recht. Dann gibt es die Regenbogenparade, es gibt den Pride- Monat, bei jeder zweiten Rede von Grün, von Rot und von den Genossen von den Strabags: LGBTIQ, Homosexuellenrechte, und so weiter, und so fort. (GRin Mag. Nina Abrahamczik: Ich rede die ganze Zeit davon!) Ich kann es bald nicht mehr hören, damit ich nicht wieder einen Ordnungsruf bekomme, es interessiert in Wirklichkeit aber niemanden, aber bei diesem ganzen LGBTIQ-Gedudel fehlt nicht mehr viel und ich komme mir als Hetero bald vor wie ein Sittenstrolch. Aber so zart besaitet bin ich eh nicht, in dem Leben und im nächsten auch nicht mehr. Aber, um zum Beispiel zu kommen: 2008 ist ja im Donaupark das Denkmal von Che Guevara eingeweiht worden, feierlich, Bgm Häupl hat gesprochen, Charly Blecha war dort, der Buchinger war dort, also gesammelte SPÖ- Prominenz. Und wenn man sich den Che Guevara anschaut: Der Che Guevara war erstens ein Massenmörder, hat 150 Menschen persönlich hingerichtet, ist für die Ermordung von 2.000 Menschen verantwortlich, hat Straflager errichten lassen und war ein großer Schwulenhasser vor dem Herren. In diese Straflager hat er Homosexuelle einweisen lassen. Und der kriegt ein Denkmal im Donaupark, in der einzigen Stadt Mitteleuropas. Ich habe weltweit überhaupt nur zwei Städte gefunden, zwei Denkmäler, in Havanna - Santa was weiß ich, was - und in Rosario, dort ist er geboren, in Argentinien. Sonst habe ich nirgendwo ein Denkmal gefunden, in Russland nicht, in China nicht, in Vietnam nicht, nirgendwo. Wieso, wenn er so ein toller Revolutionär gewesen ist, warum gibt es dann keine Denkmäler? Weil er ein Verbrecher war, Schwulenhasser. Und der bekommt in Wien ein Denkmal im Donaupark? Seid ihr noch zu retten? Das gehört eigentlich weg. (Beifall bei der FPÖ.) Ich war ja damals auch vor Ort, wir haben stillen Protest gemacht. Weit weg von der feierlichen Einweihung durch die roten Bonzen haben wir die Tafeln präsentiert, wir haben nichts gerufen, wir sind einfach nur dort gestanden, ich glaube, 200 m entfernt, die Polizei hat auf uns aufgepasst. Wir haben uns nirgendwo angepickt, das Wirtshaus hat auch zu gehabt, sonst hätten wir uns vielleicht dort an der Budel angebunden, und wir haben die Tafeln mit den persönlichen Opfern Che Guevaras in die Luft gehalten und haben gesagt, zumindest eine Gedenktafel, auf der das Gedenken an diese Opfer bewahrt wird, sollte angebracht werden. Wir sind keine Denkmalstürmer, wir sind auch dagegen, dass etwas beim Denkmal vom Karl Lueger gemacht wird, weil genau der gleiche Antisemit war der Dr. Karl Renner, ein Säulenheiliger der Sozialdemokratie. Leider war das damals so. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: So ein Schwachsinn!) - Jaja, das kommt ein anderes Mal, ich lese euch irgendwann einmal die gesammelten Aussprüche von Dr. Karl Renner vor, der auch der glühendste Anschlussbefürworter war: "Stimmt mit Ja an Nazi-Deutschland, Anschluss, wir gehören dazu!" Und so weiter, und so fort. - Das ist der Säulenheilige der Sozialdemokratie, dann wundert es mich nicht, dass auch einem Mörder, Schwulenhasser und KZ-Errichter oder Straflagererrichter wie dem Che Guevara ein Denkmal errichtet wird. (Beifall bei der FPÖ.) Und am Schluss dieser Eröffnung hat der Bürgermeister gemeint: "Ich hoffe, jeder trägt heute ein bisschen Che Guevara in seinem Herzen nach Hause!" - Also ich habe es nicht gemacht, weder trage ich Schwulenhass in mir, noch möchte ich Straflager haben, ich möchte auch niemanden ermorden oder ermorden lassen. Wer von den Roten oder von den GRÜNEN Che Guevara ein bisschen in seinem Herzen tragen möchte, sei jedem unbenommen, die Freiheitlichen werden es in den nächsten 3.000 Jahren auf jeden Fall nicht machen. Im Jahr 2017, als ob dem noch nicht genug wäre, hat es die Pläne gegeben - fünf Magistratsabteilungen waren damit beschäftigt, nachher war es keiner, jeder hat die Schuld auf den anderen geschoben -, da wollten einige Verehrer von Ho Chi Minh - hat eine Million Menschen auf dem Gewissen - ebenfalls im Donaupark, neben dem Che Guevara - dort sind ein paar wirkliche südamerikanische Freiheitskämpfer, ich weiß nicht, ob alle so gute waren - dem Ho Chi Minh - und das war auch kein Südamerikaner, der Ho Chi Minh - auch ein Denkmal errichten. Hätte dann wahrscheinlich (ein Bild der Statue eines Asiaten in die Höhe haltend) so ausgeschaut. Es sind dann Vietnamesen zu uns gekommen, aus der vietnamesischen Community, also normale Vietnamesen, die halt nichts mit einem Massenmörder am Hut haben. Die ÖVP hat auch dagegen mobil gemacht, wir von den Freiheitlichen, und dann ist das Ganze abgeblasen worden. Aber ich verstehe die Sozialdemokratie nicht. Ist jeder Massenmörder, Schwulenhasser, Straflagererrichter ein Guter, solange er nur ein Linker ist? Das kann doch nicht im Ernst euer Auftrag, eure Botschaft an unsere Kinder sein! Solche Massenmörder haben nichts verloren und wenn das Denkmal bestehen bleiben sollte - wir sagen jetzt nicht, das muss weg, eigentlich gehört es weg, aber wir sind keine Denkmalstürmer -, dann müssen zumindest Erklärungstafeln, Gedenktafeln dort angebracht werden, das ist das Mindeste, was wir seinen Opfern schulden. (Beifall bei der FPÖ.) Also mit eurem Eintreten für Homosexuellenrechte ist es, wie man an greifbaren Beispielen festmachen kann, nicht weit her. Also geht in euch, schizophrene Politik, das eine machen und das andere sagen, ist nichts für die Bevölkerung. Vielleicht habt ihr irgendwann in naher Zukunft wieder Zeit, wenn's euch gegenseitig die Schädel eingeschlagen habt's in der Partei, dass ihr euch um die Anliegen der Bevölkerung kümmert. Wir haben viele Sachen heute schon angesprochen bekommen, aber auch das ist wirklich Thema Nummer 3.500, die Sorge Nummer 4.600 von vielen Menschen, aber wenn wir schon über die Rechte von Homosexuellen, LGBTIQ-Rechten reden, dann reden wir auch über Che Guevara und seine Untaten. - Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. Ich darf bekannt geben, dass die Frau GRin Mag. Hungerländer bis zum Ende der Sitzung entschuldigt ist. Wir kehren zurück zur Tagesordnung. Es gelangt nunmehr die Postnummer 1 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft ein Förderangebot an den Verein Österreichischer Mieter- und Wohnungseigentümerverband der Landesgruppe Wien. Zu Wort ist dazu niemand gemeldet. Wir können gleich über die Postnummer abstimmen. Wer der Postnummer 1 die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Postnummer 1 wird unterstützt von der ÖVP, FPÖ, parteiunabhängigem Abgeordneten, NEOS, SPÖ gegen die GRÜNEN und ist somit mehrstimmig angenommen. Es liegen hier zwei Beschlussanträge vor. Antrag der FPÖ, Reform des Vergaberechts, die sofortige Abstimmung wird verlangt. - Hat die Zustimmung von FPÖ und GR Kieslich gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, nicht die erforderliche Mehrheit und ist somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Gebäudesanierungszwang, die sofortige Abstimmung wird verlangt. - Dieser Antrag wird unterstützt von ÖVP, FPÖ, GR Kieslich gegen NEOS, SPÖ, GRÜNE, hat nicht die erforderliche Mehrheit und ist somit abgelehnt. Es gelangt die Postnummer 2 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Entwurf einer Verordnung des Wiener Gemeinderates, mit der die Wiener Hundeabgabeverordnung geändert wird. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Dr. Stürzenbecher, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Geschäftsstück. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Guggenbichler, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Nach der Debatte der letzten zwei Stunden ist mir schon aufgefallen, dass da sehr viel Emotion bei Ihnen dabei ist, sehr viel Emotion, und sehr wenige reden zu diesem Thema, wir haben eine Wiederholung gekriegt von den letzten Tagen. Ein bisschen mehr Emotion würde ich mir jetzt aber wünschen - der Herr Bürgermeister ist leider nicht mehr da -, wenn wir über wirklich wichtige Sachen reden, nämlich über die Sachen, die die Bürger betreffen, die jeden Bürger in unserer Stadt betreffen, und nicht nur 1 Promille. Die Frau Kickert hat das, glaube ich, früher ein bisschen angesprochen, es geht hier nicht um eine Neiddiskussion, nein, das ist ein vollkommener Irrtum, sondern ich sehe es einfach ganz anders als 70 Prozent in diesem Haus. Ich sehe es anders und das ist legitim, dass ich es so sehe, und das ist auch legitim, dass Sie es so sehen. Nur würde ich mir eines wünschen, bei den Themen, die wirklich alle betreffen und nicht nur 1 Promille, dass Sie auch diese Emotion leben wie in diesem einen Thema, das wir uns jetzt die letzten zwei Stunden anhören haben dürfen. (Beifall bei der FPÖ.) Nämlich bei dem einen Thema, wo die Stadtregierung die ganze Zeit sagt, Sie können nichts dafür, denn es gibt eine Verordnung der Bundesregierung, dass Sie die Mieten erhöhen müssen. Es gibt eine Verordnung der Bundesregierung, dass Sie die Mieten erhöhen dürfen. Das wissen Sie auch ganz genau und da ist die Diskussion der SPÖ ein Stück verlogen, wenn man sagt, ja, das hat ja die Bundesregierung gemacht. Ja, die Bundesregierung wäre angewiesen gewesen, es nicht zu erlauben, aber erhöht habt ihr es schon in Wien selber und da müsst ihr ein Stück ehrlich zu euch sein. Wir hatten im letzten Jahr 2 Mieterhöhungen und jetzt wieder 8 Prozent mit Anfang April. Und das ist das, was die Ärmsten der Armen trifft, das ist das, was alle trifft, und nicht nur 1 Promille, und ich glaube, darüber muss man emotionsgeladen diskutieren und auch ehrlich sein. Und die Ehrlichkeit heißt, Wien hätte jederzeit die Möglichkeit gehabt. Aber vielleicht habt ihr in Zukunft eh bald einen neuen Chef, den Herrn Babler, der es nämlich in Traiskirchen nicht gemacht hat, und dann wird er den Bgm Ludwig wahrscheinlich dafür rügen, dass er nicht das Gleiche wie in Traiskirchen gemacht hat. Aber das müsst ihr euch ja selber noch ausmachen. Ich würde mir den Babler wünschen für die SPÖ, nicht für Österreich, muss ich sagen, und auch vielleicht für die Wahlergebnisse der FPÖ. Also meine Empfehlung an jeden Roten in Wien, bitte wählt den Babler, es würde dazu beitragen, dass die FPÖ schneller Verantwortung in dieser Stadt und im Land übernehmen kann, und das wäre gut für unser Land. Einen Antrag darf ich noch einbringen (Zwischenruf: Wenn du zum Thema kommst!) - Ich darf schon über meine Anträge sprechen, oder, Herr Kollege? Das nennt man Demokratie. Man muss nicht immer einer Meinung sein, aber man muss die anderen sprechen lassen. Und ich würde mir wünschen - und deswegen rede ich auch so lange darüber -, dass ich Sie überzeugen kann, dass Sie meiner Meinung sind, dass sich nämlich am Ende des Tages der Gemeinderat ausspricht für eine Steuersenkung auf Strom, Gas, Benzin, Diesel durch die Halbierung der Mehrwertsteuer, eine Abschaffung der unsäglichen ideologiegetriebenen CO2-Steuer, eine Rücknahme der Müll-, Kanal- und Abwasserabgabenerhöhungen, die Netzgebühren für 22 und 23 könnten ausgesetzt werden. - Das sind alles Sachen, zumindest das, was die Netzgebühren betrifft, wo wir hier in unserer Stadt die Möglichkeit haben, oder zum Beispiel nicht die Erhöhung zu machen, was die Mietgebühren und die Mieten betrifft. Das ist unsere Verantwortung, denn wir haben sehr viele arme Leute in dieser Stadt, und das wissen auch viele von den Sozialdemokraten. Deswegen verstehe ich es noch immer nicht, warum ihr in keiner Art und Weise entgegensteuert, wo euer soziales Gewissen ist, und deswegen müssen wir lange und breit über dieses Thema reden, weil wir ja doch die Hoffnung haben, dass am Ende des Tages die Vernunft auch hier einkehrt. - Dann ein Aussetzen der automatischen Inflationsanpassung, das unsägliche Valorisierungsgesetz, das die SPÖ in Alleinregierung noch beschlossen hat und bis heute nicht bereit war zurückzunehmen. Ich bitte wirklich darum, diesem Antrag zuzustimmen. Eines habe ich noch vergessen, das Kilometergeld wäre auch wichtig gewesen. Nehmt es geistig mit, das ist mit diesem Antrag auch gemeint, denn auch das trifft EPU, Arbeitnehmer und Pendler, die es auch verdient hätten, am Ende des Tages eine Unterstützung zu bekommen. Einen zweiten Antrag haben wir auch noch. Ich habe von den GRÜNEN und den Roten in den letzten Jahren oft gehört, die Bettelei ist die Narbe der Armut, die man in einer Stadt sehen muss. Ich glaube, es war ganz wichtig, keine Armut zuzulassen, und wenn man die Bettelei anschaut, wie sie in Wien organisiert ist, werden einfach Menschen missbraucht. Das kann man nicht zulassen, und neben den Menschen werden auch Tiere missbraucht. Deswegen stellen wir auch einen Antrag, dies in Wien zu untersagen, in anderen Städten ist das möglich. Ich ersuche Sie, so zu arbeiten, dass in Wien alle in Glück und Wohlstand leben können, bitte organisieren Sie nicht in Zukunft weiter die Armut und fördern sie. - Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Anträge sind digital eingebracht worden? Gut. - Als Nächster ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Angesichts der fortgeschrittenen Stunde mag ich es auch nicht endlos lange machen, dennoch glaube ich, dass ich tatsächlich ganz kurz auf die Situation eingehen muss, wie sie sich gegenwärtig in Wien und in Österreich darstellt. Na, selbstverständlich ist es notwendig, dass wir alle miteinander noch stärker als bisher versuchen, die Teuerung zu bekämpfen, versuchen, Löhne und Gehälter sicherzustellen, von denen man leben kann, die Mietpreise zu senken, die Energiepreise zu senken. Selbstverständlich ist das notwendig, und wir versuchen das auch. Wir versuchen das auch auf Bundesebene, und ich erlaube mir, hier zu sagen, auf der einen Seite gibt es die Partei der Vermögenden und der Autobesitzer und der E-Fuels-Förderer, die versuchen, eigentlich überhaupt nichts dagegen zu unternehmen, und auf der anderen Seite gibt es die Partei der KlimaaktivistInnen und des sozialen Gewissens. Ja, wir setzen uns nicht immer durch, aber Sie werden es wahrscheinlich gemerkt haben in der letzten Zeit: Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten viel stärker als bisher darauf drängen und uns auch durchsetzen. Ich verspreche Ihnen, wir werden uns mehr als bisher auf Bundesebene durchsetzen, denn sonst macht das ja alles nicht viel Sinn. Den Leuten geht es immer schlechter, und da kann man nicht einfach zuschauen. Und was ich mir wünschen würde, ist, dass wir da alle gemeinsam zusammen irgendetwas unternehmen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Und da komme ich bei "alle gemeinsam" natürlich auch zu Wien. Jeder trägt seine unterschiedlichen Verantwortungsbereiche. Hören wir auf, uns gegenseitig etwas vorzuwerfen, sondern versuchen wir, dort, wo wir ansetzen können, im Interesse der Menschen was zu machen. Natürlich betrifft das alle Mieten, aber auch die Mieten, wofür wir in Wien insbesondere selbst zuständig sind und wo wir was ändern könnten. Natürlich wäre es schöner, wenn wir Österreich-weit eine Mietzinsbremse zusammenbringen, in Wirklichkeit, wenn wir Mietzinsobergrenzen zusammenbringen, weil es absurd ist, nur über Preissteigerungen zu reden, wenn man sich momentan den Wohnungsmarkt nicht nur in Wien, sondern in Österreich ansieht. Wer jetzt eine 70 m²-Wohnung sucht, der kommt kaum unter 1.000 EUR selbst in den nicht so guten Lagen in Wien davon. Und das ist zu viel. Das ist zu viel und das müssen wir alle miteinander noch viel deutlicher und viel lauter sagen, dass wir hier eine andere, eine neue Regelung im Interesse der vielen und nicht im Interesse der wenigen brauchen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich komm' aber, weil ich gesagt habe, ich will es nicht zu lang machen, jetzt zu dem Antrag, den ich zum Tagesordnungspunkt Hundeabgaben - denn es geht um Einnahmen - einbringen will. Wir haben jetzt auf Bundesebene die Diskussion zur ORF-Gebühr gehabt. Jetzt kann man darüber streiten, ob die Lösung Haushaltsabgabe der Weisheit letzter Schluss ist, eine andere war momentan leider nicht möglich. Ich glaube, dass der entscheidende Punkt für die Unabhängigkeit und Sicherheit des ORF leider nicht erreicht wurde, das wäre nämlich eine verfassungsmäßige Absicherung. Ich befürchte sehr, sollte es wieder eine schwarz-blaue, türkis-blaue Regierung geben, dass alles, was nicht verfassungsmäßig abgesichert ist und den ORF betrifft, wirklich zu Kämpfen führen wird, um es zu verhindern. Denn, wenn ich mir anschaue, wie sozusagen ÖVP und FPÖ agieren, dann ist es eigentlich in ihrem einzigen Interesse, dem ORF zu schaden. Nichtsdestoweniger, bei der Haushaltsabgabe auf Bundesebene steht ja tatsächlich momentan im Raum, dass es de facto für mehr als vier Fünftel der Betroffenen einerseits günstiger wird und allen Menschen die Leistungen des ORF tatsächlich angeboten werden. Und wenn man sich anschaut, wer von den Leistungen des ORF profitiert, dann sind es nicht die Reichen und Vermögenden im Übermaß, sondern es ist tatsächlich relativ gleich verteilt auf die gesamte Bevölkerung in Österreich. Mit der ORF-Gebühr verbunden war jedoch auch die Landesabgabe. Die Landesabgabe, de facto der Kulturförderbeitrag, der in einer Größenordnung von 36 Millionen, 37 Millionen dem Land Wien oder der Stadt Wien für die Altstadterhaltung und Kultur und kulturelle Aktivitäten zu Gute gekommen ist. Den wird es aber, so es keine Veränderung im Gesetz gibt, nicht geben, denn der bezieht sich auf die Höhe der Gebühr für Haushalte, die ein Rundfunkgerät besitzen, und diese Gebühr wird es nicht mehr geben mit der Haushaltsabgabe. Und unser Vorschlag ist, tatsächlich im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen zu versuchen, seitens des Bundes den Kulturförderbeitrag ersetzt zu bekommen und auf eine Haushaltsabgabe in Wien dezidiert zu verzichten. Warum? Ich werde versuchen, das ganz kurz zu erklären: Eine Haushaltsabgabe für Kultursubvention, bleiben wir mal bei der Seite, die sozusagen eingehoben wird, ist eine degressive Abgabe. Jemand, der 1.500 oder 1.600 verdient oder eine Familie mit 1.600 oder 1.700 EUR netto zahlt genau dasselbe wie eine Einzelperson, die 4.000, 5.000 EUR verdient. Schon alleine das macht einmal einen großen Unterschied. Jetzt könnte man sagen, es hängt aber davon ab, was mit dem Geld gemacht wird. Und wenn Kultur damit gefördert wird, und das ist wichtig und ich will da keinen Kulturkampf zwischen reich und arm und was fördert man (GR Ing. Christian Meidlinger: Sicher, mit dem Kollektivvertrag macht ihr das!) - Ich rede jetzt über den Kulturförderbeitrag und du redest über komplett was anderes (GR Ing. Christian Meidlinger: Du hast gesagt, du willst keinen Kampf zwischen Arm und Reich! - Allgemeine Zwischenrufe.) - Ich habe überhaupt kein Problem, wenn sich der Kollege Meidlinger zu Wort meldet, ich versuche, klarzulegen, dass in der gegenwärtigen Situation die Haushalts... (Allgemeine Rufe und Gegenrufe.) Gut, ich finde es großartig, wenn die SPÖ, die Partei, die die Vermögenssteuer abgeschafft hat, die Erbschaftssteuer abgeschafft hat und noch viele andere Sachen, darüber redet, wer die Reichen angreift und wer die Armen beschützt. Sorry, Leute, ich wollte das heute nicht machen, aber ihr seid diejenigen (Anhaltende Unruhe bei der SPÖ.), die in den letzten 30 Jahren immer im Interesse der Reichen und Vermögenden gearbeitet hat. Seit Bruno Kreisky gibt es überhaupt niemanden mehr bei euch, der es sich verdient hätte, dass man von euch sagt, ihr steht's im Interesse der Armen. Ihr habt's die Arbeitskämpfe geführt in Zeiten, wo die Gewerkschaft wirklich stark war und wo es sinnvoll gewesen wäre, auf die Straße zu gehen, und habt's euch abspeisen lassen. Du hast als Gewerkschaftsvorsitzender der GÖD Nulllohnrunden akzeptiert! (GR Ing. Christian Meidlinger: Nein, hab' ich nicht! - Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.) - Na sicher, wir haben uns in der Koalition dagegen gewehrt und erst dann hast du nachgegeben. Ich kann mich noch erinnern, wie es war. Also, hört's doch bitte auf mit dem Gschichtldrucken. (Beifall bei den GRÜNEN.) Anstatt, dass du zur Kenntnis nimmst, dass eine Haushaltsabgabe des Kulturförderbeitrages eine degressive Abgabe ist. Und wenn man dann damit - ich stehe dazu - den Sitzplatz in der VBW mit 250 EUR fördert, dann kommt es tatsächlich nicht den Ärmeren zu Gute. Schauen wir uns doch an, wer sitzt denn in den Barockopern von den Vereinigten Bühnen. Es ist gut, dass es das gibt, ich stehe dazu, aber lassen wir doch nicht die Armen dafür bezahlen, dass bei den Vereinigten Bühnen die Reichen und Vermögenden in den vorderen Reihen ihren Sitzplatz mit 300 EUR gefördert bekommen. (GR Mag. Josef Taucher: Zur Sache!) - Ja, zur Sache: Der Antrag ist eingebracht. Ich würde euch einfach ersuchen, den Kulturförderbeitrag auslaufen zu lassen. (Beifall bei den GRÜNEN. - Zwischenrufe von GR Ing. Christian Meidlinger, GR Mag. Josef Taucher und GR Mag. Thomas Reindl.) - Es ist so super, es gefällt mir schon, wenn in der ersten Reihe die Balkonmuppets, der Kollege Vorsitzende des Gemeinderates, der Kollege Klubobmann und der Kollege Landtagspräsident sitzen und glauben, sie müssen hineinschreien, statt dass sie sich zu Wort melden. Warum meldet ihr euch nicht? Führen wir eine interessante Diskussion über Reichtum und Arm. Ich stehe ja dazu, es ist ja durchaus interessant. Und jetzt sag ich was Versöhnliches zum Abschied für euch: Trotzdem würde ich auf Bundesebene viel lieber mit euch regieren als mit die Schwarzen. (Beifall von GR Ing. Christian Meidlinger, GR Mag. Josef Taucher und GR Mag. Thomas Reindl.) Also, ich hoffe, dass ihr das irgendwie zur Kenntnis nehmen könnt und dass wir irgendwie versuchen, doch gemeinsam an dem Strang zu ziehen. - Ich danke sehr. (Heiterkeit und anhaltende Rufe und Gegenrufe im Saal.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Der Antrag wurde schon elektronisch eingebracht. Ich darf vielleicht ersuchen, dass die Emotionen jetzt wieder ein bisschen heruntergefahren werden. Ich erteile der nächsten Rednerin, der GRin Weninger das Wort. Und ich darf die Damen und Herren ersuchen, den Geräuschpegel zu senken, damit wir der Rede der Frau Gemeinderätin folgen können. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Katharina Weninger, BA (SPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich versuche, mich wirklich ein bissel emotional zu fassen nach der Wortmeldung meines Vorredners. Und ich finde es auch ziemlich mutig. Ich meine, ich verstehe schon, dass man grantig ist, wenn man den Wahlerfolg von einem ehemaligen eigenen Funktionär jetzt am Wochenende miterlebt hat. Einem Funktionär, der in der eigenen Jugend war, die man rausgehaut hat aus der Partei. Die hat man rausgeekelt, denen hat man einen Maulkorb dahin gehend erteilt, dass man die eigene Partei ja nicht kritisieren darf. Dann ist er woanders hingegangen mit, wie ich finde, auch durchaus ansprechenden Forderungen. Jetzt ist man grantig und versucht, sich krampfhaft auf Kosten anderer Parteien zu positionieren. Das ist, finde ich, dieser Diskussion nicht wirklich würdig, aber sei's drum. (Beifall bei der SPÖ.) Ich versuche, mich aber gerade nicht auf Kosten der Grünen Partei und einer anderen gleichdenkenden Organisation und Partei in der Diskussion zu profilieren, weil ich weiß, wo meine politischen Gegner sind, und die sind wahrscheinlich nicht in den Reihen der GRÜNEN, wie Sie sehr oft probieren, hier uns begreiflich zu machen. Ich weiß, wo meine politischen Gegner sind, und die sind meistens nicht am linken Rand oder auf der linken Seite der politischen Weltkarte zu sehen, sondern auf der rechten Seite. (StR Dominik Nepp, MA: Also Dosko oder Babler?) Auch ich möchte eigentlich die Zeit nicht über Gebühr beanspruchen, wir haben noch eine sehr spannende Dringliche Anfrage, über die wir noch diskutieren werden. Trotzdem gibt es aber auch noch ein, zwei Worte, die ich zum Antrag der FPÖ gerne sagen möchte, also können Sie sich gleich weiter aufregen. (Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Da wissen wir, dass die Trennlinien zwischen uns beiden sehr, sehr markant sind. (StR Dominik Nepp, MA: Warten wir auf die nächste Wahl auf Bundesebene!) Ich habe mir Ihren Antrag sehr genau durchgelesen, den Sie heute eingebracht haben, und ich finde es ziemlich schade, denn mit dem Antrag, den Sie eingebracht haben, werden ganz wichtige, zentrale Forderungen ein bisschen ins Lächerliche gezogen. Ich habe mir wirklich gedacht, Kollege Guggenbichler, Sie kommen da mit einem langen Abendkleid und mit der Schärpe nach vorne und fordern vielleicht, nachdem Sie vergessen haben, das Kilometergeld in Ihren Antrag auch noch aufzunehmen, den Weltfrieden. In dieser Art und Weise ist dieser Antrag formuliert. Das ist eine warme Eislutscherpolitik, die einer echten politischen Debatte, finde ich, leider nicht würdig ist, und zwar deswegen, weil ganz, ganz zentrale Forderungen im Punkt F eines Beschlussantrages total untergehen und dementsprechend die politische Diskussion darüber gar nicht möglich ist. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ihr könnt ja einen Abänderungsantrag machen!) - Wir brauchen Gott sei Dank keinen Abänderungsantrag zu Ihrem Antrag zu machen, weil wir machen sozialdemokratische Politik in dieser Stadt, und wir sind stolz darauf, wie toll das ist und wie gut Menschen in unserer Stadt leben können. Wir haben aber natürlich ein Problem, und die Teuerung trifft jetzt ganz, ganz viele Leute. Dementsprechend ist es auch schade, dass solche Anträge und wichtige Forderungen dann irgendwo im Punkt F, G, H, I untergehen und nicht wirklich zu einer Debatte führen, sondern Sie da Kraut und Rüben miteinander vermischen. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Das ist auch wichtig!) Das Ganze kommt dann auch noch von einer Partei, die eigentlich maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass viele Personen in der Lage sind, in der Sie sich gerade befinden. Sie waren die Partei, die eine 60-Stunden Woche umgesetzt hat, Sie sind die Partei, die unter Schwarz-Blau eine Pensionsreform umgesetzt hat, die tausende Wienerinnen und Wiener in Altersarmut getrieben hat (StR Dominik Nepp, MA: Sie sind die Partei der Mieterhöhungen!), und dann stellen Sie sich heraus und fordern im Punkt H eines Beschlussantrages Lohnerhöhungen für alle im Wiener Gemeinderat. Das ist halt wirklich keine politische Diskussionskultur, finde ich, und das ist schade. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Zum ORF-Antrag vielleicht noch ganz kurz: Das ist ein interessantes Thema, die Herangehensweise finde ich ein bisschen spannend mit: Wir ändern ein Gesetz und dementsprechend ist die Grundlage für eine Landesgebühr obsolet, also geht bitte betteln zu unseren Leuten in der Bundesregierung, damit die euch mehr Geld geben, für das, was wir euch verunmöglicht haben! - Also ich finde die Herangehensweise ein bisschen spannend. Dementsprechend werden wir dem auch nicht zustimmen. Das alles hat nichts mit der Hundeabgabe zu tun - schade. Bei so einem Gesetz sieht man, dass ja auch Einstimmigkeit in diesem Haus möglich ist. Ich habe gehört, alle Parteien werden diesem Poststück zustimmen, darüber freue ich mich und wünsche noch einen schönen Tag. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf ein Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Post 2. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Es liegen Anträge vor, und zwar: Antrag der GRÜNEN betreffend Kompensation des Kulturförderbeitrages durch den Bund im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen. Sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das sind die GRÜNEN alleine. Das ist nicht die ausreichende Mehrheit und ist abgelehnt. Antrag der Freiheitlichen Partei betreffend Steuer- und Gebührensenkung. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - FPÖ und GR Kieslich stimmen zu, nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Weiterer Antrag der FPÖ betreffend Bettelverbot mit Tieren. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit und ist abgelehnt. Wir kommen nun zum Verlangen, dass die von GRin Korosec, GR Gorlitzer, GRin Greco, GR Holawatsch, GRin Arnoldner, GRin Klika eingebrachte und an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtete Dringliche Anfrage betreffend "akuter Notstand im Wiener Gesundheitswesen" vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde. Auf die Verlesung wurde verzichtet. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs. 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich Frau GRin Korosec das Wort. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Das finde ich sehr charmant, dass Sie (in Richtung Amtsf. StR Peter Hacker, der sich in die erste Reihe gesetzt hat) hier Platz nehmen und nicht hinter mir. (Amtsf. StR Peter Hacker: Ich bin flexibel!) Meine Damen und Herren! Meine Dame und Herr auf der Galerie und die Damen und Herren eventuell via Livestream! Die Wiener Volkspartei hat diese heutige Dringliche Anfrage nicht aus Jux und Tollerei oder weil uns langweilig ist, initiiert, sondern weil es im Gebälk des Wiener Gesundheitswesens immer mehr kracht und der endgültige Kollaps nicht mehr weit entfernt ist. (Beifall bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren, das Wiener Gesundheitssystem ist selbst der größte Notfallpatient in dieser Stadt. Davon zeugen die Entwicklungen der letzten Tage, Wochen und Monate. Sehen wir uns das einmal noch genauer an! Im Laufe des letzten Jahres stieg die Anzahl der Gefährdungsmeldungen um mehr als das Doppelte. Waren es 2016 33, sind es heute 70. Solche Zahlen, Herr Stadtrat, können Sie nicht einfach vom Tisch fegen. Diese Missstände hat eindeutig die Stadt Wien zu verantworten, und das lässt sich weder schönreden noch auslagern. (Beifall bei der ÖVP.) Fairerweise gebe ich zu, dass das Gesundheitssystem extrem komplex ist, und natürlich gibt es sehr viele Stakeholder, die Eigeninteressen haben, und es ist oft kein solidarisches Denken dabei. Herr Stadtrat, Sie wissen, seit vielen Jahren sage ich es, Finanzierung aus einer Hand wäre notwendig, wir kommen nicht weiter. Aber auch Sie sollten sich da vielleicht mehr engagieren. Wenn wir miteinander reden, dann sind Sie ja der Meinung, dass das eigentlich die Lösung wäre. Das ändert aber nichts daran, meine Damen und Herren, dass der Wiener Gesundheitsstadtrat für die Gesundheit der Wiener Bevölkerung zuständig ist. Herr Stadtrat, Sie sind am Zug, sonst geht selbiger, der Zug nämlich, bald Richtung Abgrund. Ich habe schon die Gefährdungsmeldungen genannt, aber damit nicht genug, die Berichte über eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der Klinik Ottakring sind auch nicht vertrauenserweckend. (Amtsf. StR Peter Hacker: Das ist ein Nonsense!) Ich weiß, Sie haben dann darauf reagiert, aber passiert ist passiert, Herr Stadtrat, und das sollte schon vermieden werden. (Beifall bei der ÖVP.) Die Wartezeiten - und da sollte man schon ernst werden - für die Punktion eines Schilddrüsenknotens belaufen sich in Wien auf sechs bis neun Monate. Werfen wir einmal einen Blick auf den Zusammenhang zwischen Knoten und bösartigen Tumoren, dann sehen Sie, das ist kein Bagatelldelikt, das ist sehr ernst zu nehmen. Der Primar der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde in der Klinik Floridsdorf hat im November gekündigt. Kündigungsgrund: Personalmangel. Reaktion vom WIGEV: interne Personalverschiebungen. Herr Stadtrat, Personal ist kein Strudelteig, der sich beliebig in alle Richtungen ziehen lässt. Letzte Woche wurden zwei weitere Desaster öffentlich: Die zeitweise Schließung der Notaufnahme in der Klinik Ottakring, auch auf Grund des Personalmangels, wird - ist noch nicht, aber wird - erwogen. Und die neurochirurgische Abteilung der Klinik Donaustadt muss in den nächsten Monaten, ebenfalls wegen Personalmangel, temporär schließen. Der Ärztliche Direktor der Klinik Donaustadt Lothar Mayerhofer nennt das ein Novum und präzedenzlos. Ich nenne es skandalös! (Beifall bei der ÖVP.) Solche Geschehnisse müssten alle Beteiligten wahrlich wachrütteln. Herr Stadtrat. Worauf warten Sie noch, auf den SuperGAU? Zur Lösung all dieser Probleme braucht es Kompetenz, das haben Sie, aber auch Willen, und der ist offenbar unterentwickelt. Das andere, meine Damen und Herren, ist Mitgefühl für die Kranken, die unter dem System leiden und enorme Ängste haben. Stellen Sie sich vor, wie es den betroffenen Menschen geht! Da geht es nicht um eine Sache, meine Damen und Herren, da geht es um Menschen mit Ängsten, mit Schmerzen, mit Sorgen. So ergeht es zum Beispiel jener Frau, die vor zwei Tagen operiert werden sollte, und erst kurz vor der OP, bereits am Tropf hängend, hat man festgestellt, dass der Arzt für die Narkose nicht da ist - sie ist bis heute noch nicht operiert. Meine Damen und Herren, wie geht es hochaltrigen Menschen, die man auf später vertröstet, was sie vielleicht nicht mehr erleben? Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, denken Sie einmal daran - jeder für sich -, wir alle haben nur ein Leben, und dieses Leben wollen wir alle sehr sorgsam behandelt wissen - ich glaube, das können alle von uns sagen. Da geht es eben, wie ich schon gesagt habe, nicht um eine Sache, sondern um Menschen in Extremsituationen. Hinter jeder Gefährdungsmitteilung stehen Einzelschicksale - das muss man sich gerade in diesem Bereich immer vor Augen halten. Die Hauptursache der ganzen Schwierigkeiten sind natürlich der Personalmangel - beim ärztlichen Personal nicht so viel, aber noch viel mehr im Pflegebereich - und natürlich Strukturprobleme. Weil immer gesagt wird, dass wir zu wenig Ärzte haben: Bitte, laut OECD stehen wir bei den OECD-Ländern an 2. Stelle! Wir haben Ärzte genug, sie sind nur falsch eingesetzt, sie sind nur ... (GR Kurt Wagner: Ja, aber das sind Wahlärzte, das wissen Sie genauso gut wie ich!) - Kollege Wagner? (GR Kurt Wagner: Das sind Wahlärzte, das wissen Sie genauso gut wie ich!) - Ja, ja, aber Probleme sind da, um gelöst zu werden. Grundsätzlich kann man aber nicht sagen: Wir haben zu wenige Ärzte. Wir haben Ärzte genug, aber sie sind teilweise falsch eingesetzt. Der Rektor der MedUni Wien Markus Müller hat das zum Beispiel vorige Woche auch sehr klar bestätigt. Wir haben zwar genug Ausbildungsplätze, wir haben 1.000 Praktikumsplätze, das bringt aber nichts, wenn sie nicht besetzt werden. Sehen wir uns die Zahlen für 2021 an: 185 dieser 1.000 Plätze, also ein Fünftel, waren nicht besetzt. Daher gibt es nicht zu wenige Medizinabsolventen, diese wollen nur nicht in Wiener Spitälern arbeiten. Aber warum bloß, Herr Stadtrat? Dazu kommt, dass seit 2017 320 Ärzte den Wiener Gesundheitsverbund verließen - nicht aus Altersgründen, sie wollten einfach nicht mehr. Warum bloß, Herr Stadtrat? Das Personal kündigt reihenweise, innerhalb von 4 Jahren stieg die Zahl der Kündigungen, gerade im Pflegedienst, um 1 Drittel - um 1 Drittel - auf knapp 900. Warum bloß, Herr Stadtrat? Und jene, die bleiben, werden krank. 2019 betrugen die Krankenstände in der Pflege 19,3 Tage, letztes Jahr bereits 28,2 Tage - auch 1 Drittel. Warum bloß, Herr Stadtrat? Ich würde sagen, die städtischen Spitäler haben offenbar ein sehr schweres Imageproblem, das auf ein tiefsitzendes Strukturproblem schließen lässt. Das Strukturproblem haben wir zum Beispiel auch bei der Digitalisierung. Nur einige Beispiele, weil mein Kollege Holawatsch stärker darauf eingehen wird: Die Ambulanzen arbeiten weiterhin mit unterschiedlichen EDV-Systemen, das heißt, vieles ist nicht kompatibel. Die Systeme dürften teilweise vorsintflutlich sein. Es lassen sich nicht einmal die Wartezeiten auswerten. Es gibt noch immer keine virtuellen Arzttermine, obwohl laut einer Studie 60 Prozent der Befragten sich das wünschen. Die elektronische Patientenkurve lässt weiter auf sich warten und Online-Terminvereinbarungen gibt es lediglich in der Klinik Hietzing und in Floridsdorf. Dabei wären gerade die digitalen Möglichkeiten im Gesundheitsbereich unglaublich wichtig. Es gibt sehr, sehr viele Möglichkeiten und sie würden dem Personal, aber natürlich auch den Kranken das Leben sehr, sehr erleichtern. (Beifall bei der ÖVP.) Daher, Herr Stadtrat: Unternehmen Sie endlich etwas! Wien muss im Gesundheitsbereich endlich im Digitalisierungszeitalter ankommen. Sehr geehrter Herr Stadtrat, Sie werden ja nun die Dringlichen Anfragen beantworten. Ich sage Ihnen gleich vorweg - man weiß immer, wie man bei mir dran ist -, was ich nicht hören möchte: Der Bund ist schuld. Oder Beschwichtigung à la Gefährdungsmeldungen, das ist etwas Alltägliches, das ist nicht mein Job, Dienstpläne zu erstellen, es ist völlig normal, dass Abteilungen und Betten gesperrt werden. All das will ich nicht hören. Ob ich das hören will, wird Sie wahrscheinlich gar nicht so interessieren, aber viel wichtiger ist, dass das auch die Menschen nicht hören wollen. Die Menschen in Wien wollen Lösungen hören und möchten die Sicherheit, im Krankheitsfall dementsprechend gut versorgt zu werden. Sie, Herr Stadtrat, ich kann es nicht oft genug wiederholen, tragen die politische Verantwortung. Sie sind zuständig. Von Ihnen erwarten wir die Lösungen und nicht das Prolongieren eines Zustandes. (Beifall bei der ÖVP.) Das heißt konkret, wir brauchen folgende Sofortmaßnahmen: Wir brauchen endlich die Reform des Wiener Gesundheitsverbundes. Drei Gesundheitsstadträte haben das schon versprochen, passiert ist es noch nicht. Sie sind einer davon, aber zwei Stadträtinnen vor Ihnen haben das auch schon in Angriff genommen. Wir brauchen im Zuge dessen auch die Neuausschreibung der Generaldirektoren des WIGEV, damit da die besten Köpfe an den operativen Schalthebeln sitzen. Wir brauchen vor allem einen Krisengipfel mit den direkt betroffenen Ärzten und Pflegern, wozu aber auch andere Experten eingeladen werden. Dazu werde ich einen Beschlussantrag einbringen, der digital schon eingebracht ist. Es geht um einen Krisengipfel zur aktuellen Situation im Wiener Gesundheitsverbund. Der Wiener Gemeinderat fordert den zuständigen Stadtrat auf, einen Gesundheitsgipfel zur aktuellen Krisensituation betreffend Personalnotstand und Versorgungsengpässe in den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbundes und zur Entwicklung von Lösungsansätzen zu initiieren. Daran sollen Vertreter aller im Gemeinderat vertretenen Fraktionen, Österreich-weit anerkannte Expertinnen und Experten sowie direkt betroffene Bedienstete in den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbundes teilnehmen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall bei der ÖVP.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin schon lange in der Politik und weiß daher, dass Sie diese Misere nicht alleine verursacht haben. (StR Dominik Nepp, MA: Dann ist es egal!) Die Zustände, gerade im Gesundheitsbereich, sind seit Jahrzehnten in Wien bekannt, und so ist die Pensionierung der Babyboomer wirklich keine Überraschung. Das weiß man seit Jahrzehnten, dass jene, die in den 60er Jahren ins Berufsleben eingestiegen sind, jetzt natürlich in Pension gehen. Das war wirklich seit Jahren absehbar und trotzdem warteten alle, und jetzt auch wieder Sie, Herr Stadtrat, auf ein Wunder. Aber Wunder passieren halt, man kann sagen, nie oder fast nie. Sie, Herr Stadtrat, können das beliebte Spiel, das Vorgängerinnen gemacht haben: "Das soll mein Nachfolger erledigen!", nur spielen, wenn Sie demnächst zurücktreten, weil Sie andernfalls die Pensionierungswelle nicht weiterreichen können, denn sie findet jetzt statt. Wie es jetzt weitergeht, dafür tragen Sie die politische Verantwortung. Sie müssen alles unternehmen, um die medizinische und pflegerische Versorgung der Millionenstadt, und wir werden immer mehr, sicherzustellen. Mein sehr, sehr dringender Appell an Sie: Nehmen Sie die Verantwortung, die Sie haben, wirklich wahr! Kommen Sie Ihren Aufgaben als Stadtrat nach! Warum? - Für die Menschen, die in dieser Stadt leben. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke für die Begründung. Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich der Amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Amtsf. StR Peter Hacker: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Abgeordnete! Ich darf die ausführlichen Fragen auch entsprechend ausführlich beantworten. Zur Frage 1: Gestatten Sie mir eine kleine Vorbemerkung: Die hohe Belastung der zentralen Notaufnahmeambulanzen und der zentralen Notaufnahmeabteilungen stellt kein isoliertes Phänomen oder Problem in der Klinik Ottakring und auch kein isoliertes Problem oder Phänomen in den Spitälern in Wien dar. Die hohe Belastung gibt es grundsätzlich für einige Abteilungen, die ich gerne die Herzstücke der Spitalsversorgung benennen möchte, nämlich die Intensivmedizin, die Neurologie, Geburtshilfe, Unfallchirurgie, Stroke Units und Ähnliches mehr. Wenn Sie in Ihrer Frage schon auf die Medienberichterstattung der letzten Wochen referenzieren, dann zeigt sich ja doch die angespannte Situation in diesen Bereichen quer durch Österreich, ich meine, genau genommen quer durch ganz Europa. Die Zeitungen waren voll mit Botschaften über Aufnahmestopp in steirischen Spitälern, Kampf um OP-Slots in Linzer Uni-Klinik, "Tiroler Tageszeitung": Schlechter aufgestellt in den Kliniken als vor Corona, Grazer Uni-Klinik fliegt Patienten in ein anderes Unfallkrankenhaus aus, südsteirische Spitalsabteilung für Innere Medizin wird Tagesklinik, Diensträder können nicht aufrechterhalten werden, "Stuttgarter Zeitung": Esslinger Klinik schlägt Alarm - Personalmangel, "Stuttgarter Nachrichten": Klinikstandorte, Operation am offenen Herzen, Personalmangel, finanzielle Defizite, künftig soll ein Spital/Krankenhaus geschlossen werden, "Süddeutsche Zeitung": Münchner Kliniken - Probleme bei der Notfallversorgung, und so weiter, und so weiter. Das kann man endlos fortsetzen, wie Sie wissen. Mir geht es auch nicht darum, zu sagen, bei uns ist es anders schlecht als bei den anderen, mir geht es nur darum, einen Kontext herzustellen. In Ihrer Anfrage war es so, als würden wir nur über ein Spital sprechen und in allen anderen gäbe es keine Problemstellungen. Daher ist es mir wichtig, einmal in aller Klarheit, Deutlichkeit und auch Unmissverständlichkeit festzuhalten: Wir gewährleisten weiterhin die gesamte akutmedizinische Versorgung, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Der WIGEV hat auch eine klare Vorgabe von mir, und ich glaube, das hat er im Einvernehmen von uns allen, nämlich die klare Vorgabe, Sperren zu vermeiden und in jedem Spital individuelle Lösungen zur Aufrechterhaltung des Betriebes zu finden. Diese Lösungen - dazu komme ich dann später noch im Detail - können auch von Standort zu Standort unterschiedlich sein. Zur Orientierung: In der Klinik Ottakring werden derzeit durchschnittlich - durchschnittlich! - 180 Patientinnen und Patienten in der Zentralen Notaufnahme behandelt. In der Klinik Donaustadt werden derzeit durchschnittlich am Tag 200 PatientInnen in der Zentralen Notaufnahme behandelt. In der Klinik Floridsdorf werden derzeit durchschnittlich 195 PatientInnen pro Tag in der Zentralen Notaufnahme behandelt. In der Klinik Landstraße werden derzeit durchschnittlich 122 Patientinnen und Patienten in der Notfallaufnahme behandelt. In der Klinik Hietzing werden derzeit durchschnittlich 71 Patientinnen und Patienten in der Zentralen Notaufnahme behandelt. In der Klinik Favoriten sind es derzeit durchschnittlich 71 Patienten pro Tag. Am Universitätsklinikum AKH werden derzeit durchschnittlich 170 PatientInnen pro Tag in der Zentralen Notaufnahme behandelt. Im Wiener Gesundheitsverbund werden 7 Tage die Woche im Durchschnitt pro Tag 1.018 Patientinnen und Patienten hervorragend in den Zentralen Notaufnahmen behandelt. Ich denke, das muss schon auch in aller Klarheit einmal im Vordergrund einer solchen Debatte stehen, dass die das schaffen, nämlich im Durchschnitt jeden Tag 1018 Patientinnen und Patienten. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Selbstverständlich sprechen wir über Fragen der Entlastung, Fragen der Verbesserung - Sie wissen das ja auch -, denn viele dieser Verbesserungen diskutieren wir ja auch in der Gesundheitsplattform gemeinsam, teilweise auch in der Öffentlichkeit, jedenfalls oft auch hier im Gemeinderat, wenn wir Beschlüsse fassen. Zum Beispiel die Beschlüsse zur Entlastung der Zentralen Notaufnahmen, um in Wien - als Idee, die wir in Wien im Wiener Gesundheitsverbund geboren haben - Erstversorgungsambulanzen zu etablieren, um die Zentralen Notaufnahmen zu entlasten. Wenn wir uns das anschauen, so ist die Geschichte der Erstversorgungsambulanzen noch gar nicht alt, die ist noch jung, und wir sind noch gar nicht dort, wo man sagen kann, die sind jetzt im Vollbetrieb, sondern da ist ja eigentlich erst ein System im Aufbau. Wenn wir uns aber die Zahlen von 2022 anschauen, so haben wir insgesamt 184.373 Patientinnen und Patienten in den Erstversorgungsambulanzen behandelt und davon 91.784 auch endbehandeln können, also die PatientInnen nach einer Behandlung oder nach dem Verschreiben von Rezepten nach entsprechenden Behandlungshinweisen endbehandelt aus der Erstversorgungsambulanz wieder nach Hause schicken können. Nur die Hälfte davon, nämlich 92.589 PatientInnen mussten tatsächlich in die Zentrale Notaufnahme. Wir haben also die PatientInnen durch diese Maßnahme der Erstversorgungsambulanzen in den Spitälern um 91.784 PatientInnen entlasten können. Die Erstversorgungsambulanzen sind daher auch zum essenziellen Bestandteil der Entlastung der zentralen Notambulanzen und Abteilungen geworden. Aber: In den letzten Jahren kommt es auch zu einer kontinuierlichen Erhöhung von Rettungszufahrten. Die Rettungszufahrten sind im Wiener Gesundheitsverbund überproportional zu anderen Spitälern gestiegen - aus verschiedenen Gründen. Faktum ist, die Anzahl der Rettungszufahrten ist im Vergleich zum Jahr 2019 um 10 Prozent gestiegen, also um 20.000 Anfahrten mehr als im Jahr 2019. Das ist das, was letzten Endes auch den Stress, den besonderen Druck, die Ausnahmesituation in diesen Abteilungen verursacht - eine hohe unplanbare Arbeitslast, jeden Tag ist unbekannt, wie viele Rettungen kommen, mit welchen Verletzungen, mit welchen Erkrankungen. Das ist der Stress, von dem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dort jeden Tag ihren Job machen, auch immer wieder in der Öffentlichkeit berichten. Daraus entstehen der hohe arbeitspsychologische und der physische und psychische Druck. Daher war es auch immer schon schwierig - immer schon, überall, in ganz Europa, auch in Amerika -, für diesen Teil unserer Spitäler ausreichend Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen, weil es natürlich für Ärztinnen und Ärzte viele, viele andere Möglichkeiten gibt, gute medizinische Arbeit zu vollbringen. Daher: Wenn es schon schwierig ist, dann ist es noch schwieriger, wenn es weniger Ärztinnen und Ärzte am Arbeitsmarkt gibt. Wir sind da auch gleicher Meinung, dass wir wissen, wir bilden im Augenblick zu wenige Studierende an den Medizinuniversitäten unseres Landes aus, um in späterer Folge nach Abschluss des Studiums unter anderem Arzt oder Ärztin zu werden, natürlich auch in die Wissenschaft zu gehen, natürlich auch in die Forschung zu gehen, natürlich auch in die Industrie zu gehen. Wenn aber zu wenige Studierende an der Universität studieren, dann ist logischerweise die Anzahl derer, die dann sagen, ich möchte auch den schwierigen Teil des Jobs annehmen, geringer, als das früher der Fall war. Das ist die besondere Herausforderung. Bei den Allgemeinmedizinern zum Beispiel ist die Situation nicht so angespannt, und bei den Pflegedienstposten in den Zentralen Notaufnahmen sind wir zur Zeit voll besetzt. Zusätzlich - zur Frage auch noch zurückkommend - wurden folgende Maßnahmen zur Steuerung der Patientenströme und zur Entlastung der MedizinerInnen seitens der Klinik Ottakring und der Generaldirektion veranlasst: Projekte zur Teamstabilisierung und Zusammenarbeit, ein Lean-Projekt zur ZNA-Evaluierung, Unterstützung durch Fachärzte und andere Abteilungen, Prüfung der Unterstützung durch den niedergelassenen Bereich, Ausweitung der Betriebszeiten der Erstversorgungsambulanzen, zusätzliche Supervision und Coaching und eine Evaluierung der internen Rettungsanfahrten im Wiener Gesundheitsverbund nach allgemein gültigen und einheitlichen Berechnungsgrundlagen. Gerade die Erfahrung mit den EVAs zeigt, welche Entlastungsmöglichkeiten in einer modernen ambulanten Struktur stecken. Und weil wir das sehen, weil wir in der Zwischenzeit auch messen können, welche Entlastungsmöglichkeiten durch ambulante Strukturen möglich sind, deswegen gibt es auch die parteiübergreifende einheitliche Forderung aller Gesundheitslandesräte, dass wir eine Veränderung in der Finanzierung moderner ambulanter Versorgungsformen brauchen. Wir können die zentralen Strukturen nicht ständig überlasten, sondern brauchen im Vorfeld moderne ambulante Strukturen, die zur Entlastung dieses Kernbereichs in den Spitälern führen. Deswegen haben die Gesundheitslandesräte aller österreichischen Bundesländer schon in den vergangenen Jahren gemeinsam einen Plan entwickelt, welche Veränderungen wir wollen, die wir im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen endlich verhandeln wollen. Zur Frage 2: Wie bereits erwähnt, gilt dies für einige der Abteilungen, die ich als Herzstück der Spitalsversorgung darstellen möchte, nämlich Intensivmedizin, Neurologie, Geburtshilfe, Unfallchirurgie und Stroke Units. Der Mangel an bestimmten Fachärzten wirkt sich nicht nur im Spital aus, sondern ist eben auch, wie wir alle wissen, im niedergelassenen Bereich sehr stark spürbar. Beispielsweise liegt im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie die Anzahl der Kassenärzte in ganz Wien unter zehn. Im Bereich der Erwachsenenpsychiatrie, die man nicht Erwachsenenpsychiatrie, sondern allgemeine Psychiatrie nennt, haben wir zur Zeit in Wien weniger Kassenärzte als zu Beginn der Psychiatriereform 1979. - Das ist die augenblickliche Situation in diesem Feld. Die fehlenden Ressourcen im niedergelassenen Bereich werden, müssen, wollen aber gar nicht, müssen aber trotzdem von den Spitälern, die 24/7 geöffnet haben, kompensiert werden. Daher ist es, glaube ich, wichtig - mir ist es jedenfalls wichtig -, in aller Klarheit, Deutlichkeit und Unmissverständlichkeit, auch aus Dankbarkeit und Akzeptanz für die großartige Arbeit unserer Mitarbeiter, zu betonen und festzustellen: Die Klinik Ottakring kommt zu jeder Zeit ihrem Versorgungsauftrag im Gesundheitswesen nach, sowohl für die Bevölkerung des Bezirkes Ottakring als auch für die gesamte Region als auch für die gesamte Stadt. Zur Frage 3: Im Wiener Gesundheitsverbund werden aktuell rund 1.250 Ärztinnen und Ärzte ausgebildet. Diese bilden wir für das gesamte Gesundheitssystem aus, nicht nur für die Spitäler des Wiener Gesundheitsverbundes. Die Ausbildung im Spital erfolgt für das gesamte Gesundheitssystem, also zum Beispiel auch für den gesamten niedergelassenen Bereich und natürlich auch andere Spitalsträger, die wesentlich weniger Ausbildungen machen - das sage ich ohne Vorwurf, nur als Tatsachenfeststellung. Daher ist es ja auch nicht verwunderlich, dass, wenn wir für den gesamten medizinischen Bereich inklusive niedergelassenen Bereich ausbilden, Ärztinnen und Ärzte immer wieder das Spital verlassen. Das ist eine völlig logische Routine: Wenn man für Bereiche ausbildet, die über den eigenen Betrieb hinausgehen, ist es logisch, dass die Mitarbeiter das Spital verlassen. So sind zum Beispiel drei von Ihnen zitierte Abgänge darauf zurückzuführen, dass diese Ärzte beschlossen haben, und dafür bin ehrlich gesagt sehr dankbar, ein Primärversorgungszentrum zu gründen. Sie haben in der Zwischenzeit in Margareten ein erfolgreiches Primärversorgungszentrum gegründet. Natürlich kann man sagen, wenn man jetzt nur nach Ottakring schaut, dass die drei Ärzte aus Ottakring weggegangen sind, aber sie sind nicht weggegangen, sondern sie haben ein wunderbares, hervorragend funktionierendes Primärversorgungszentrum in Margareten gegründet und tragen somit dazu bei, den Druck auf die Spitäler ein bisschen abzubauen. Aktuell steht die Klinik Ottakring vor Herausforderungen, weil eines von vier Diensträdern der Zentralen Notaufnahmen für die Sommermonate - ich spreche vom vor uns liegenden Sommer - ärztlich noch nicht fertig besetzt ist. Dies deshalb, weil unter anderem diese besagten Abgänge und eine zusätzliche Elternkarenzierung dazu geführt haben, dass die ÄrztInnen, die selbst direkt der Notaufnahme zugeordnet sind, nicht sämtliche Diensträder füllen können. Offensichtlich ist der Öffentlichkeit aber zu wenig bewusst, dass in den Zentralen Notaufnahmeambulanzen und -abteilungen nicht nur die direkt dort zugeteilten Ärztinnen und Ärzte den 24/7- Dienstbetrieb aufrechterhalten, sondern routinemäßig ganz normal auch ÄrztInnen anderer Abteilungen, nämlich der internen Abteilungen, der Anästhesie, Allgemeinmediziner, et cetera Dienste übernehmen. Das ist Routine im Spital - nicht gerne gesehen und die Dienstplaneinteilung ist manchmal ein bisschen eine Rauferei, das wissen wir schon, aber an sich ist es völlig klar, dass die Dienste in den zentralen Notaufnahmen von anderen mitbespielt werden müssen. Logischerweise können jene, die von anderen Abteilungen kommen, ihre Dienstpläne erst dann fertig machen, wenn die Planung in ihrer eigenen Abteilung abgeschlossen ist, und dann können sie noch für die Vorlaufplanung disponieren. Daher wird diese insgesamt sehr spät abgeschlossen. Genau darauf zielt die Gefährdungsmeldung ab. Das war nicht die Gefährdungsmeldung: "Wir wissen jetzt im März nicht die Dienstpläne, oder wir wissen jetzt im April nicht die Dienstpläne!", sondern die Gefährdungsmeldung war, dass man gesagt hat: Wir wissen noch nicht, wer im Sommer Dienst macht und ob wir auf Urlaub gehen können! Das ist schon in Ordnung, denn das ist ja der Sinn des Instruments der Gefährdungsmeldung, dass man darauf aufmerksam macht. Es ist aber an sich kein überraschender Prozess und daher ein ganz klarer Vorgang, den das Management vor Ort im Haus gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten klären muss. Welche Ärzte und wie viele Ärzte stehen denn dafür zur Verfügung? Wenn man sich das Gesamtpotenzial an der Klinik Ottakring ansieht, in den Abteilungen, in denen Ärztinnen und Ärzte routinemäßig auch auf der Zentralen Notfallabteilung Dienst machen, dann sieht man, dass das über 300 Ärztinnen und Ärzte sind, die das Potenzial bilden, um diese Dienste zu übernehmen. Dadurch kann man auch ganz klar sagen: Die qualitative und quantitative Versorgung wird weiterhin sichergestellt sein. In den Häusern gibt es auch unterschiedliche Modelle für die Besetzung der Dienste. In anderen Kliniken werden etwa freie Dienstposten für die Ausbildung von Fachärzten an andere Abteilungen abgegeben und im Gegenzug die Dienste der ZNA automatisch eingeteilt. Wir haben aber in jedem Haus eine ein bissel andere Vorgangsweise, und ich finde das auch legitim. Ich stehe auch dazu, dass das nicht nach Einheitsbrei funktionieren muss. Ich halte es für legitim, dass die Generaldirektion den einzelnen Häusern in dieser Frage der Diensteinteilung gewisse Freiheiten einräumt. Zur Frage 4: In Summe gibt es rund 600 Dienstposten bei Pflege und ÄrztInnen im allgemeinen Bereich der Anästhesie, davon sind in der Pflege 13,17 Prozent vakant, bei den ÄrztInnen 6,75 Prozent. Zur Frage 5: Zunächst eine Klarstellung, weil da offensichtlich ein Missverständnis vorliegt: In der Klinik Donaustadt ist aktuell keine chirurgische Abteilung in Aufbau. In Aufbau ist die Zentrale Notaufnahmestation, und zwar in einer Dimension, wie sie nicht einmal im ÖSG vorgesehen ist, um eben die Aufnahme von PatientInnen auf den anderen Stationen in der Nacht nicht in den Stationen zu machen, sondern in der Zentralen Notaufnahmestation. Diese Stationen haben daher automatisch einen Fächermix, nämlich Chirurgie genauso wie Innere Medizin, und daher ist dort auch bestens ausgebildetes Personal vorhanden, auch um neurochirurgische Patientinnen und Patienten zu versorgen. Dort ist also nicht der Aufbau einer Chirurgie in Vorgang, sondern der Aufbau dieser Zentralen Notaufnahmeabteilung. In Zukunft wird daher die stationäre Versorgung von neurochirurgischen Patienten in dieser Zentralen Notaufnahmestation übernommen. Das bedeutet aber keine Reduktion von zusätzlichen Betten oder Leistungskapazitäten, sondern nur die Zusammenführung von zwei Abteilungen. Überdies ist an dieser Abteilung dann eben auch ein Pflegeteam, das schon über exzellente neurochirurgische Fachkenntnisse verfügt. Daher ist die Entscheidung des Hauses nachvollziehbar, die Leistungen in dieser Form für das Spital und den Standort weiter sicherzustellen. Zur Frage 6: Wie schon vorhin gesagt, kommt es nicht zu einer Bettenreduktion, sondern zu einem Zusammenführen von zwei Abteilungen. Aus der Frage schließe ich aber ein Missverständnis im generellen Versorgungsplan der Neurochirurgie. Die neurochirurgische Versorgung in Wien ist grundsätzlich überregional geordnet und wird immer im Zusammenwirken der neurochirurgischen Schwerpunktzentren in Wien, am Universitätsklinikum AKH, in der Klinik Landstraße, in der Klinik Donaustadt, abgedeckt. Auch bei der Schlaganfallversorgung von PatientInnen teilen sich diese Abteilungen im täglichen Wechsel - im täglichen Wechsel - die Zuständigkeit für die traumatologische Akutversorgung auf, damit auch für die Rettung klar ist, in welches Spital die PatientInnen zur Versorgung gebracht werden sollen. Dadurch ist auch gewährleistet, dass nicht jeden Tag jede Abteilung mit akuten Notfällen konfrontiert ist, sondern dass auch Zeit für weiterführende Behandlungen und sonstige elektive Eingriffe bleibt. Also noch einmal, zur Sicherheit: Die neurochirurgische Versorgung ist überregional geordnet, eine der überregionalen Versorgungsaufgaben und nicht innerhalb einer Region. Warum ist das so? - Weil die 3 neurochirurgischen Zentren gemeinsam im Jahr ungefähr 1.200 stationäre PatientInnen behandeln, und wenn wir diese 1.200 stationären PatientInnen auf die 3 Versorgungsregionen aufteilen würden, dann ist die Anzahl der Patienten schlicht zu klein, weil ja der Anteil von neurochirurgischen Patienten sehr abhängig auch vom Unfallgeschehen in der Stadt ist. Daher hat man sich richtigerweise für die überregionale Organisation entschieden. Zur Frage 7: Ich verweise auf die Antwort zur Frage 2. Zur Frage 8: Alle Abgeordneten dieses Hauses kennen die Pläne zum Aufbau der Organisation unserer Spitäler im Detail und sehr genau. Der Regionale Strukturplan für Wien wurde auf Basis der österreichischen Strukturvergabe im November 2022 von der Landeszielsteuerungskommission beschlossen, durch die Planungs GmbH des Bundes veröffentlicht, und alle Dokumente stehen via Internet für jeden Mann und jede Frau jederzeit zur Einsicht zur Verfügung. Diese Planungen, die sich jeder im Internet anschauen kann, sind die Grundlage für die Planung in Wien. Das umfassende Bauprogramm ist auch allen bekannt, denn das umfassende Bauprogramm haben wir gemeinsam hier in der Sitzung der Wiener Gesundheitsplattform am 20. Juni 2022 beschlossen. Wir haben dazu einen eigenen Termin mit allen Fraktionen gemacht. Dieser Termin war gemeinsam mit dem WIGEV-Vorstand, wo der Vorstand in mehreren Stunden sehr detailreich alle Pläne im Detail vorgestellt hat, der Diskussion zur Verfügung gestanden ist. Diese Sitzung war am 7. Juli 2022, und alle Fraktionen haben daran teilgenommen. Es gab auch eine lebhafte Diskussion, wie sich jene, die daran teilgenommen haben, erinnern. Sowohl die bauliche Konzeption, wobei wir ja in Wirklichkeit einen Neubau von mehreren Spitälern am Radar haben, als auch die Frage der fachlichen Zuordnung, warum welche Abteilung in welchem Haus sein soll, haben wir lebhaft diskutiert. Es ist dargestellt und auch umfassend berichtet worden. Diese Planung - ich darf daran erinnern - haben wir in der Sitzung vom 21. September 2022 hier im Gemeinderat als gemeinsame Zielvorgabe für den Wiener Gesundheitsverbund beschlossen. Ich darf daran erinnern, dass es ein einstimmiger Beschluss war, weil der Vorlauf auch gut war, die Erläuterungen gut waren, weil die Erklärungen gut waren. Ich tue mir daher ein bissel schwer, wenn Sie mir die Frage stellen, ob da jetzt alles anders ist. Wir haben es hier gemeinsam beschlossen, und ich stehe auch dazu. Ich fand es auch gut, ich fand auch den Prozess gut, die Interaktion gut. Diese Ergebnisse des gesamten Bauprogramms inklusive der genauen Darstellung, welche Organisationseinheit, welche Schwerpunkte, welche regionale/überregionale, welche auch noch teilweise über Wien hinausgehende Versorgungsaufgabe welches Haus an welchem Standort hat, kann man sich jederzeit anschauen. Die Adresse dazu lautet "www.bauprojekte.gesundheitsverbund.at". Ich habe im Ausschuss auch schon mehrfach darauf hingewiesen und gebeten, für diese Adresse im Diskurs mit der Bevölkerung auch Werbung zu machen, damit die Menschen auch wissen, dass man den Baufortschritt, den Planungsfortschritt auch nachvollziehbar, transparent verfolgen kann. Daher zu Ihrer Frage: Nein, es gibt keine Änderung in der Fächerstruktur. Zur Frage 9: Gastpatienten in Prozenten. Sie wollten es nach Jahren, Sie bekommen es nach Jahren. Stationäre Patienten 2018: 18,2, Ambulanzfrequenzen: 18,1, 2019: stationär 18,0, ambulant 17,9, 2020: stationär 16,6, ambulant 18,4, 2021: 16,6 im stationären Bereich, im ambulanten Bereich 19,0, 2022: stationär 16,4, ambulant 18,3, 2023 bis einschließlich 20. April 2023: 16,0 im stationären Bereich und 18,2 Prozent im ambulanten Bereich. Im stationären Bereich ist also der Anteil der Gastpatienten im Jahr 2018 bei 18,2 Prozent in den WIGEV-Spitälern und liegt im Jahr 2023 bei 16,0 Prozent. Es ist also der niedrigste Wert im Beobachtungs- und von Ihnen abgefragten Zeitraum und liegt auch um 4 Zehntelprozentpunkte niedriger als 2022. Eine derartig rückläufige Entwicklung sehen wir im ambulanten Bereich noch nicht, sehen aber jedenfalls auch keine Erhöhung. Zur Frage 10: Die ausführliche Darstellung all der IT-Projekte im Wiener Gesundheitsverbund würde Bücher füllen, aber Sie stellen mir regelmäßig Anfragen dazu, und da ich die letzte Anfrage dazu ausführlich am 6.4.2023 beantwortet habe, bitte ich, dort nachzulesen. Ich glaube, es war eine sehr ausführliche, mehrseitige Darstellung all der Projekte, die wir im IT-Bereich durchführen. Zur Frage 11: Im Augenblick liegt der Schwerpunkt bei folgenden IT-Projekten im Jahr 2023: Die Entwicklung und Weiterentwicklung eines standortübergreifenden Tumor-Boards für die Kliniken Favoriten und Landstraße als Pilot für die weitere Ausrollung auf alle Kliniken, eine digitale Einführung einer digitalen Fieberkurve für all unsere Spitäler, die IT-Unterstützung für die Etablierung der OP-Roboter. Die Online-Terminvereinbarung für Terminambulanzen wird programmiert und dann auch als Prozess Schritt für Schritt eingeführt werden, ganz wichtig, und zwar unspektakulär für die Außenwelt, wichtig für die Innenwelt: Die Einführung einer völlig neuen Personaladministration und Zeitwirtschaft inklusive eines Dienstplansystems, wo dann die Dienstplanorganisation - wir kennen das ja auch aus diversen Rechnungshofberichten - in einem einheitlichen System abgebildet, dargestellt und durchgeführt werden kann. Die Landeszielsteuerung hat ein eigenes Projekt zu telemedizinischer Betreuung durch Akutspitäler in Pflegeheimen gemacht. Zur Frage 12: Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, welche Missstände in der Generaldirektion im Wiener Gesundheitsverbund von Ihnen angesprochen werden. Aus den Rechnungshofberichten der letzten Jahre sind mir auch keine Hinweise auf Missstände in der Generaldirektion in Erinnerung. Ich erinnere mich vielmehr noch sehr genau an den gemeinsamen Termin der Mitglieder des zuständigen Gemeinderatsausschusses mit dem Aufsichtsgremium im Wiener Gesundheitsverbund, und ich erinnere mich, dass das Aufsichtsgremium Ihnen als Abgeordnete versichert hat, dass die Arbeit des Vorstandes ausdrücklich als sehr positiv betont worden ist. Zur Frage 13: Selbstverständlich gibt es in den zentralen Abteilungen eines Unternehmens mit 30.000 MitarbeiterInnen und einem Jahresumsatz von 3,8 Milliarden EUR laufend personelle und strukturelle Veränderungen. So sind zur Zeit etwa unbesetzte Stellen im Einkauf und im Finanzwesen in Ausschreibung. Derzeit wird die Ausschreibung für das Regionalmanagement in der Region West vorbereitet, aber eine grundsätzliche, strukturelle Änderung in der Generaldirektion - und nur diese möchte ich ehrlich gesagt beantworten und nicht einzelne Postenausschreibungen in solch einem Riesenunternehmen -, grundsätzliche, strukturelle Änderungen sind zur Zeit nicht ins Auge gefasst. Sie erinnern sich, dass wir in der Frage des Baumanagements die strukturellen Veränderungen ja schon realisiert und umgesetzt haben. Zur Frage 14: Der Wiener Gesundheitsverbund vollzieht aktuell definitiv eine der größten Umstrukturierungen und Weiterentwicklungen seiner Unternehmensgeschichte. Die bereits umgesetzten und weiteren geplanten Maßnahmen sind sichtbare und spürbare Zeichen, um auch in Zukunft die beste medizinische Behandlung für unsere PatientInnen zu gewährleisten und das Arbeitsumfeld für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so gut es geht zu verbessern. Für die organisatorische Weiterentwicklung des Wiener Gesundheitsverbundes sind auch mehrere - in Wirklichkeit viele kleine und auch viele große - Reformprojekte umgesetzt worden. Zum Beispiel eben die Änderung der gesamten inneren Struktur samt Neuorganisation der Generaldirektion, die Fragen der Unternehmensidentität, die erfolgreiche Implementierung des Software-Programms One.ERP - das ist das gesamte Buchhaltungs- und Finanz- und Controllingprogramm auf SAP-Basis gewesen - während der Pandemie mit einer Umstellung von 23 Dienststellen mit einem Schlag zum Jahreswechsel, also als Big Bang in Betrieb genommen, super vorbereitet und völlig lücken- und problemlos implementiert - da wissen wir, dass es viele große Firmen gibt, die solche Einführungen mit viel größeren Problemen zustande bringen -, wir haben ein Compliance Management eingerichtet - um nur einige wenige Punkte in diesem Zusammenhang zu zitieren. Die bereits zitierte Ziel- und Gesamtplanung, von der wir vorhin schon gesprochen haben, präsentiert ja auch den umfassenden Zukunftsplan für die Leistungsplanung der Kliniken und Pflegehäuser und garantiert die Modernisierung unserer Kliniken bis 2040. Ich habe schon erwähnt, dass wir auch hier im Haus die gemeinsame Zustimmung zu dieser Planung gegeben haben, und daher hat auch der Gesundheitsverbund einen klaren Auftrag, sich ständig weiterzuentwickeln, ständig daran zu arbeiten, eine moderne Dienstleistungsorganisation zu werden. Wir berichten auch ständig und laufend über die einzelnen Schritte. Zur Frage 15: Ich gebe zu, dass mich diese ein bissel verblüfft hat, die anderen Fragen weniger, aber diese hat mich ein bisschen verblüfft, denn auf Wunsch aller politischen Parteien, auch der Opposition, vielleicht sogar gerade wegen der Opposition, haben wir, als ich angefangen habe, meine Aufgabe als Gesundheitsstadtrat wahrzunehmen, gemeinsam über die Gesundheitsplattform diskutiert. Das waren 20 Minuten Sitzung, wie ich mich erinnere und wie wir uns alle noch erinnern, die dabei gewesen sind, wenn überhaupt 20 Minuten: Vortrag des Vorsitzenden, Abstimmung, Danke, das war's. Nach einer Viertelstunde sind alle gegangen und haben sich über das Wetter unterhalten. Auf gemeinsamen Wunsch haben wir gesagt, wir machen diese Plattform zur gemeinsamen gesundheitspolitischen Diskussionsplattform, und das haben wir auch gemacht. Das haben wir ja auch gemacht, und daher verblüfft mich eben Ihre Frage auch so, ehrlich gesagt, weil sie eine intensive, aber auch regelmäßige gemeinsame Austauschplattform zu allen Fragen des Gesundheitswesens ist, wo es auch keine Tabus gibt, wo es keine Grenzen gibt. Oftmals diskutieren wir über Anfragen, die die Opposition stellt, um einfach wirklich diese Themenfelder tiefgreifender diskutieren und gemeinsam auch beraten zu können. Der Gesetzgeber selbst, nämlich der Bundesgesetzgeber, schlägt nur maximal zwei Pflichtsitzungen vor, die im Übrigen nicht einmal in physischer Präsenz tatsächlich stattfinden müssen. In den meisten Bundesländern gibt es überhaupt nur ein bis zwei kurze Sitzungen. Wir haben gemeinsam beschlossen, ich habe es auch veranlasst, dass jährlich bis zu sechs Sitzungen stattfinden, die - manchmal leiden wir auch darunter - manchmal auch drei Stunden dauern können. Ich habe aber keine einzige dieser Sitzungen als eine sinnlose Sitzung, als eine sinnlose Zeitvergeudung erlebt, sondern als sehr intensive, gemeinsame, sehr produktive Debatte. An den Sitzungen nehmen die Vertreter aller Fraktionen teil. Es nehmen die Vertreter aller Organisationen im direkten Umfeld des Wiener Gesundheitsbereiches, wie die Ärztekammer, die Zahnärztekammer, die Apothekerkammer, die Organisationen, die Spitäler der Katholischen Kirche genauso wie der Evangelischen Kirche, das Hanusch-Krankenhaus, die Wiener Patientenanwaltschaft, und, und, und, und, und teil. Zusätzlich werden dort eben auch die speziellen Themen angesprochen. Wir haben die mehrstündigen Sitzungen deswegen auch in zwei Gruppen geteilt. In der einen Gruppe diskutieren wir das Pflichtprogramm und im zweiten Bereich der Sitzung den gesundheitspolitischen Teil. Wir sind uns immer einig, dass wir das Pflichtprogramm so rasch wie möglich erledigen wollen - meistens ohne Wortmeldungen, wenn, dann gibt es irgendwelche kleine Nachfragen -, damit wir rasch zum gesundheitspolitischen Diskurs kommen. Das halte ich auch für super, und deswegen verblüfft es mich, dass Sie jetzt von mir fordern, dass ich einen Arbeitskreis einrichten und einen Arbeitskreis einberufen soll. Ehrlich gesagt haben wir diesen laufend - wir haben dort auch die Bauplanung durchbesprochen. Ich kann es also nicht ganz nachvollziehen, ganz offen und ehrlich gesagt, weil wir das laufend machen. Zusätzlich zu diesen Sitzungen der Gesundheitsplattform gibt es auch noch Sondereinladungen, an die ich erinnern möchte - die gerade vorhin zitierte Sitzung zur Bauplanung am 7. Juli 2022 war eine zusätzliche Sitzung, für die wir uns alle extra Zeit genommen haben und die auch gut und intensiv war. Ich erinnere an die gemeinsame Sitzung der Mitglieder des Gesundheitsausschusses mit dem Aufsichtsgremium, auch eine außertourliche, nicht geplante Sitzung am 22. Februar 2023, und last but not least an eine gemeinsame Sitzung, für die ich extra die Generaldirektoren beauftragt habe, uns ausführlich über das Thema Personalentwicklung zu berichten. Es war eine ausführliche Sitzung am 23. März, also erst vor wenigen Wochen, bei der ich gesagt habe, dass ich für alle Abgeordneten einen klaren Bericht zum Thema Personalentwicklung will. Ich gebe aber zu, dass ich schon enttäuscht war, dass genau bei dieser Sitzung, bei der es um die Personalentwicklung gegangen ist, die Anzahl der Teilnehmer, sagen wir einmal, äußerst bescheiden gewesen ist. Ich gebe zu, ich war selber enttäuscht, wie wenig Abgeordnete an dieser Möglichkeit teilgenommen haben, um direkt über die Situation im Personalbereich des Wiener Gesundheitsverbundes zu diskutieren. Daher sage ich ganz offen: Ich kann den Mehrwert einer weiteren Sitzung nicht erkennen, außer wenn es der ÖVP gelingt, den Finanzminister dazu einzuladen, denn dann könnten wir endlich mit den dringendst notwendigen Gesprächen über die Reform zur Finanzierung des österreichischen Gesundheitswesens beginnen. - Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke für die Beantwortung. Bevor ich jetzt die Debatte eröffne, gebe ich zu Protokoll, dass sich GRin Emmerling und GR Kowarik ab 18.30 Uhr und GR Maximilian Krauss ab 19 Uhr entschuldigt haben. Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung hat sich GR Dr. Gorlitzer gemeldet. Ich erteile ihm das Wort, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. Bitte, Sie sind am Wort. GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren via Livestream! Wir haben diese Dringliche Anfrage zum akuten Notstand im Wiener Gesundheitswesen nicht gestellt, Herr Gesundheitsstadtrat, um einen Arbeitskreis einzurichten, sondern um endlich Lösungen im Rahmen eines Krisengipfels zu finden. "Wir haben fundamentale Probleme im Gesundheitssystem, die man nicht wegblödeln kann, sondern wo es um die ernsthafte Auseinandersetzung geht, eine Neuorientierung unseres Gesundheitssystems." - Das sind nicht meine Sätze, das ist ein Zitat des Herrn Gesundheitsstadtrat Hacker vom November 2022, das ich schon einmal in der letzten Gemeinderatssitzung gesagt habe. Das Traurige dabei ist, dass das Gesundheitswesen immer schlechter geworden ist und sich die Situation gerade in den letzten Wochen drastisch verschärft hat. Die sogenannte Fortschrittskoalition SPÖ und NEOS hier in Wien beschäftigt sich mit allerhand Dingen. Das muss sie auch, nicht nur wegen der Gesundheit, da gibt es ganz viele andere Problemtöpfe, die gerade am Überkochen sind, wie zum Beispiel die Kindergärten, wir haben es heute ja schon gehört, die MA 35, die Integrationspolitik, die Kriminalitätsstatistik, die Wien Energie, und so weiter. Der arme Herr Bürgermeister hat als Küchenchef also alle möglichen Hände voll zu tun, um diese ganzen Kochtöpfe, die überzugehen drohen, möglichst zu halten, damit sie nicht übergehen. Diese Koalition, meine Damen und Herren, ist keine Fortschrittskoalition, sondern im Gesamten betrachtet eine Versagerkoalition. (Beifall bei der ÖVP.) Wissen Sie, was die größte gesundheitspolitische Errungenschaft der SPÖ-Stadtregierung ist? - Der größte gesundheitspolitische Wurf war die Umbenennung der Wiener Krankenhäuser in Kliniken. Jetzt heißen alle Kliniken, bis auf die einzige wirkliche Universitätsklinik, die es in Wien gibt, das ist das AKH. Das heißt noch immer Krankenhaus, das Allgemeine Krankenhaus. Alle anderen sind Kliniken. Der Spaß hat mehrere Millionen Euro gekostet, hat aber an der Situation nichts geändert. Besonders prekär ist die Situation in den Wiener Spitälern im OP-Bereich. Wir haben es schon von Kollegin Korosec gehört, da werden Patienten bis zum OP-Saal geschoben, dann wird gesagt: "Nein, tut mir leid, heute ist kein Anästhesist da!", dann werden sie wieder zurückgeführt. Wir sehen täglich überfüllte Ambulanzen und das Sperren von Betten und Abteilungen. Der Herr Stadtrat ist mit keinem einzigen Wort auf die zahlreichen Gefährdungsanzeigen eingegangen. Diese haben sich seit dem Jahr 2016 von 33 pro Jahr auf über 70 im Jahr 2022 verdoppelt. Wahrscheinlich stimmt diese Zahl auch nicht ganz, weil wir ja mittlerweile wissen, dass einige dieser Gefährdungsanzeigen in den Schubladen der Abteilungschefs oder der Direktoren gelandet sind. Die Gefährdungsanzeigen bilden nur die Spitze des Eisbergs, und dieser Eisberg ist mittlerweile schon so mächtig geworden, der Berg der Probleme ist derart mächtig geworden, dass er fast nicht mehr lösbar ist. Wir sehen es an den letzten Wochen, denn es vergeht praktisch keine Woche mehr, in der keine Schreckensmeldung kommt: Eine drohende Schließung der Notaufnahme in der Klinik Ottakring, die Neurochirurgie in der Klinik Donaustadt muss möglicherweise temporär geschlossen werden, die Kinderpsychiatrie in Floridsdorf gleicht einem Dauermuseum, weil sie dauernd geschlossen ist, in Wien fehlen mehr als 1.800 Arbeitskräfte. Wir haben es gerade vom Herrn Stadtrat gehört, es gibt eine Vorgabe von ihm selbst, wo er sagt, der WIGEV ist beauftragt worden, keine Betten zu sperren. - Das ist lustig, denn vor wenigen Monaten sagte er nämlich: Es ist völlig normal und nichts Aufregendes und Besonderes, wenn Abteilungen und Betten gesperrt werden. - So im "Kronen Zeitung"-Interview vom 7. Oktober 2022. Weiter heißt es von StR Hacker: Gefährdungsanzeigen sind ein ganz normales Managementinstrument. - Gefährdungsanzeigen sind kein Managementinstrument, sondern ein Aufschrei der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als letzte Möglichkeit, Probleme aufzuzeigen. Es fehlen eben nötige Antworten auf dringende Fragen, und diese gehören eigentlich mittlerweile jetzt und sofort und möglichst bald auf den Tisch gelegt. Deswegen hören wir da auch immer vom Gesundheitsstadtrat, dass es andere Probleme gibt. Das haben wir heute herrlich gehört: Sind wir schlechter als die Schlechten oder nicht? - Immer der Vergleich mit anderen Bundesländern, auch mit Bayern oder mit deutschen Bundesländern. Das lenkt ja nur vom eigentlichen Problem ab, auch das Hinweisen auf die niedergelassenen Ärzte, auf die Wahlärzte, auf die Zweiklassenmedizin, auf die Universitäten, auf die Ärztekammer oder auf die Gastpatienten - auch das haben wir heute gehört. Die Gastpatienten sind mittlerweile in Wien um 0,4 von 16,4 auf 16 Prozent gesunken. - Das ist alles ja ein Ablenkungsmanöver! Das zentrale Problem, wie wir die drastischen Entwicklungen in der Wiener Gesundheitsversorgung wieder auf Vordermann bringen - wir fordern hier umgehende und einschneidende Maßnahmen -, das wird hier gar nicht besprochen. Mit keiner einzigen Silbe wurde irgendein Lösungsansatz von Herrn StR Hacker heute dargestellt - und dagegen sind wir deutlich. (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben ein Treffen mit dem Aufsichtsgremium des Wiener Gesundheitsverbundes gehabt und haben ausführlich mit denen diskutiert. Es ist da auch richtigerweise herausgekommen, dass es beim Personalmangel in erster Linie gar nicht um die Bezahlung geht, sondern um das Umfeld, in dem man arbeitet. Zum Beispiel braucht es ein ordentliches EDV-System, Kollege Holawatsch wird noch einmal darauf eingehen, um auch richtig arbeiten zu können. Es braucht auch keinen Kampf um jedes Überstunderl. Ich höre oft von meinen Krankenschwestern, dass sie Angst haben, eine Überstunde aufzuschreiben, weil es dann Probleme mit den Oberschwestern gibt. Es braucht auch eine Planungssicherheit bei den Dienstplänen. Wir haben heute schon gehört, Dienstpläne sind eine hochsensible Angelegenheit, treffen jeden persönlich in seinem Privatleben, und da braucht es eben auch eine Sicherheit. Man muss ja auch wissen, ob man im Juli oder im August mit der Familie auf Urlaub fahren kann oder nicht. Das wollen die Leute einfach wissen, und das wollen sie jetzt wissen, denn jetzt buchen sie den Urlaub und nicht in der letzten Juniwoche. Es gab in den letzten zwei Wochen die herrliche Idee, man führt Pool-Dienste ein, die dann besonders bezahlt werden. Ich erkläre Ihnen, was das ist: Pool-Dienste sind oft im Pflegebereich Schwestern, die in abteilungsfremde Stationen gehen, um dort zu helfen, Lücken auszufüllen, Nachtdienste zu besetzen. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Wird nicht gemacht, weder bei den ÄrztInnen noch beim Pflegefachpersonal!) Das ist ungefähr so, als würden Sie einen Menschen, der normalerweise Fahrräder montiert, nach Schwechat in den Hangar abkommandieren, damit er ein Flugzeug repariert. In dieses Flugzeug möchte ich nicht einsteigen, auch wenn ich weiß, er kann Schrauben montieren und mit einem Schraubenzieher umgehen. Was wir hier aber immer vergessen, ist, dass wir im Gesundheitsbereich eine hohe Fachkompetenz haben, nicht nur medizinisch, sondern auch im pflegerischen Bereich. Man kann die Leute nicht so einfach hin- und herschieben und austauschen. Das geht sich am Ende des Tages nicht aus. Diese Pool-Dienste oder sogenannten Springerdienste sind auch beim Personal höchst unbeliebt, weil man ja nicht weiß, wo die Medikamente gelagert sind, wo das Material gelagert ist, um welche Patienten es da eigentlich geht. Eine andere Anweisung kam dann von der Generaldirektion: Es ist eigentlich wurscht, welche Patienten man in welche Abteilungen legt. - Jetzt kam es dazu, dass zum Beispiel eine Patientin mit einer schweren Lungenentzündung auf der plastischen Chirurgie gelandet ist, oder ein Patient mit einem Knochenbruch auf der Herzchirurgie oder eine andere Patientin mit sehr komplexen Gefäßproblemen auf der Gynäkologie. Natürlich ist man da fachfremd und wird sicher nicht mit einer Lungenentzündung adäquat von einem plastischen Chirurgen behandelt werden. Ein weiteres Beispiel des Missmanagements im Wiener Gesundheitsverbund ist die groß angekündigte Anschaffung von 6 OP-Robotern. Ich bin nicht gegen OP-Roboter, das ist sicher eine mögliche Zukunft der Medizin, aber das Lustige daran ist, die 6 Stück Roboter kosten 12 Millionen EUR - die Wartungskosten noch nicht einberechnet. 6 Roboter werden für Wien angekauft, nur weiß man noch nicht einmal, wo man den 6. Roboter überhaupt hinstellt - der könnte zum Beispiel gleich im Technischen Museum bleiben, wo er ausgestellt worden ist. Wir wissen ungefähr, wo 5 hinkommen, und der 6. hat in noch keinem einzigen Spital einen Platz. Ich prophezeie Ihnen, das ist so ähnlich wie bei den Hybrid-OPs, die auch sehr teuer und kaum in Betrieb sind, diese OP-Roboter werden auf Grund des fehlenden Fachpersonals die meiste Zeit leerstehen. Ich komme zuletzt noch auf die Anzahl der Kündigungen: Das ist besonders erschreckend, weil die Anzahl der Kündigungen des medizinischen Personals in den letzten Jahren, also von Fachärztinnen und -ärzten, mittlerweile die Anzahl der Pensionierungen übersteigt. Wir haben es schon gehört, es kommt die Generation der Babyboomer, die in den nächsten paar Jahren eine höhere Pensionierungswelle mit sich ziehen wird. Wenn man das bedenkt, dass immer mehr Kündigungen kommen und dann noch die ganze Pensionierungswelle nachkommt, dann wird es in den Spitälern in nächster Zeit lustig mit der Auslastung, mit der Besetzung von Ärztinnen und Ärzten. Und komplett abstrus ist, dass mittlerweile Primarärzte kündigen, denn normalerweise ist für jeden Arzt, der im Spital Karriere machen möchte, der Primararzt praktisch der Zenit seiner Laufbahn. Jetzt kündigt sogar der Primararzt der Anästhesie, der Kinderheilkunde, der Pathologie. Und warum kündigen sie? - Weil sie keine Möglichkeit sehen, strukturelle Veränderungen in ihrer Abteilung und in ihrem Krankenhaus durchzuführen, um eine verbesserte Patientenversorgung zu gewährleisten. Das ist ja ein Wahnsinn, was hier passiert! Lösungsansätze? - Null! Wir hören keine. Wir hören, dass es eine Gesundheitsplattform gibt - das ist eine Quatschbude, tut mir leid, wenn ich das sage. Man kann Gedanken austauschen, nur werden dort keine Entscheidungen getroffen. Wir brauchen da akut einen Krisengipfel, keinen Arbeitskreis, sondern einen Krisengipfel, wo sich gescheite Leute hinsetzen und mögliche Lösungsansätze diskutieren können. Diese Wiener Gesundheitspolitik ist eine Pleiten-, Pech- und Pannenpolitik, dessen Vergleich man wirklich suchen muss. Es gilt, hier nicht die Zeit, wie StR Hacker sagt, zu verblödeln, sondern jetzt sofort erforderliche Maßnahmen zu treffen, um die Gesundheitspolitik, die Gesundheitsversorgung der Wienerinnen und Wiener auch in Zukunft zu gewährleisten. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächster zu Wort gemeldet ist StR Nepp. Bitte schön. StR Dominik Nepp, MA: Meine sehr geehrten Damen und Herren! StR Hacker sitzt leider in den hinteren Reihen, aber er braucht sich gar nicht zu verstecken, weil heute eigentlich die Hauptkritik gar nicht so an ihn geht. Seine Unfähigkeit ist ja amtsbekannt, das sieht man auch gerade an seinem Ressort, das ständig in Zeitungen und auch in den Medien ist. Da kann man Folgendes entnehmen: Horrormeldungen über die Klinik Ottakring, dass dort eine Sperre der Notaufnahme geschehen ist, dass in der Klinik Favoriten und in Ottakring auf Grund der Kündigungswellen die Diensträder nicht mehr besetzt werden können. In der Klinik Floridsdorf ab 16 Uhr nur Kinderfachärzte in Wien, und zwar 6 Stück - teilweise warten 50 Kinder, kein Essen, kein WC -, bei den Neonatologen gibt es Massenkündigungen. Herr Stadtrat, aber keine Sorge, Sie bekommen es heute eigentlich nicht ab, weil mit Ihnen haben wir uns eh schon lange genug beschäftigt, und dass Sie hier auf dem Sessel kleben, fester als die "Letzte Generation" sich da anpickt, ist auch klar. Meine Hauptkritik - sie wird Sie irrsinnig überraschen - gilt heute primär gar nicht Ihnen, nein, sondern der ÖVP. Weil: Die ÖVP kommt immer hier heraus - wir behandeln das Thema wirklich schon oft - und jedes Mal sage ich: Ja, wenn die Unfähigkeit des Herrn StR Hacker eh amtlich bestätigt ist und jeder weiß, dass das Gesundheitssystem runtergefahren wird, dass die Versorgung nicht mehr gewährleistet werden kann, dass, wie die Frau Kollegin gesagt hat, der Zug kurz vor dem Abgrund steht, dann ist ja die Diagnose, dass das Gesundheitssystem und StR Hacker halt selbst zu Akutpatienten geworden sind. Das ist ja alles richtig, nur muss man dann auch den Mut haben - und das ist die Kritik an der ÖVP, Herr Wölbitsch -, zu sagen, dass man dann das schärfste Instrument zieht, das die Opposition zur Verfügung hat, und das wäre ein Misstrauensantrag. (Zwischenruf von GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Jedes Mal, wenn wir sagen: Ja, dann machen wir doch einen Misstrauensantrag, vielleicht gibt es ja auch noch kluge Köpfe in den anderen Fraktionen, es geht sich vielleicht eine Mehrheit aus, kommt von der ÖVP nur die richtige Diagnose, dass alles schlecht ist, dass alles nicht mehr funktioniert und runtergewirtschaftet worden ist und dass das nicht nur der Herr Hacker ist, sondern auch all die Vorgängerinnen wie Wehsely, Frauenberger, et cetera. Man muss dann aber auch den Mut haben, aber jedes Mal verlässt die ÖVP am Ende der Mut. Das muss man einfach durchziehen! - Das ist meine Kritik, sehr geehrte Damen und Herren von der ÖVP. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Was soll denn noch passieren außer lauter Gefährdungsanzeigen? Ich habe es vorhin schon erwähnt: In der Urologie wurden die Betten gesperrt, Stationen aufgelassen. Notfallpatienten gerade in diesem Bereich werden mit dem Taxi quer durch Wien geschickt, von einer Station zur nächsten. Krebspatienten werden in diesem Bereich viel zu spät operiert, Nierensteine werden monatelang nicht operiert und die Patienten müssen horrende Schmerzen erleiden. 75 Prozent der Ärzte klagen auch, dass die jetzigen Zustände viel schlimmer sind als zu Corona-Zeiten, dass es jetzt eine Triage gibt, die es vorher nicht gegeben hat. Die Unfähigkeit oder von mir aus auch das Wegschauen oder das Leugnen von Problemen, egal, wie man es jetzt betiteln will, durch Herrn StR Hacker ist ja eh bekannt. Wir haben jetzt schon die x-te, alleine in dieser Legislaturperiode die fünfte Sitzung, die das Thema Gesundheit behandelt. Wir haben es selber schon oft aufs Tapet gebracht und gesagt, so kann es nicht weitergehen, es muss eine Änderung kommen, die Ärzte verzweifeln, die Ärzte flüchten von den öffentlichen Spitälern und gehen als Wahlärzte in die Privatordinationen. Viele melden sich bei uns und sagen: Ich habe das bei der Gemeinde eigentlich nicht primär gemacht, um Geld zu verdienen, sondern weil ich es als Arzt als eine soziale Aufgabe sehe, da mein Wissen zum Wohle der Wienerinnen und Wiener in Gemeindespitälern anzuwenden! Wenn aber dort dann mit denen so umgegangen wird, wenn die Leute ausbrennen, wenn sie Notdienste verrichten müssen, weil andere ausfallen und sie schnell ins Dienstrad einspringen müssen, dann reicht es denen, dann sagen sie: Das tu ich mir nicht an! Ich glaube, die hat man jetzt schon so frustriert, dass man sie nicht einmal mehr mit höheren Gehältern oder so etwas locken könnte, dass sie bleiben. Sie haben einfach salopp gesagt die Schnauze voll und gehen in die Privatwirtschaft, in die Privatklinik, weil sie sagen: Dort kann ich mir meine Zeit selber einteilen und verdiene genauso viel, wenn nicht mehr. Genau das haben Sie in den letzten Jahren verbrochen, indem Sie einfach das Personal, sei es bei den Ärzten oder bei den Pflegern, fertiggemacht haben. Man hat sie medial wirklich mit solch einem Disrespekt behandelt, indem man gesagt hat, das sind irgendwelche komischen Gefährdungsanzeigen. Am Anfang hat das StR Hacker noch heruntergedodelt: Die sollen sich alle nicht wichtig machen, das stimmt alles nicht. - Jetzt haben wir es schwarz auf weiß auf Grund einer Anfragebeantwortung von ihm, dass es eben zahlreiche Gefährdungsanzeigen gegeben hat. Das war wie ein Hilfeschrei der Ärzte und nicht einmal den hat man ernst genommen, man hat das medial weggedodelt und gesagt, das seien irgendwelche Idioten, die sich aufregen, das stimme alles nicht. So geht man nicht mit der Ärzteschaft um, so geht man nicht mit dem Pflegepersonal um, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es muss ein Misstrauensantrag gestellt werden! Ich verstehe bis heute nicht, warum sich die ÖVP noch immer weigert, einen Misstrauensantrag gegen StR Hacker zu stellen. Vielleicht erhoffen sie sich, dass sie bald bei den nächsten Wahlen ein bissel die SPÖ ärgern, aber nur nicht zu viel, weil man will ja in eine Koalition mit ihr, man will vielleicht ins koalitionäre Ehebett. Ich weiß nicht, was Ihre Hintergedanken sind, warum Sie diesen Schritt nicht vollziehen. Ich sage, am Ende gehört den Mutigen die Welt, und wir sind bereit, einen Misstrauensantrag gegen StR Hacker einzusetzen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Sie sind am Wort. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ja, der Befund ist richtig: Die Anspannung im Gesundheitssystem ist extrem groß und das Österreich-weit, das möchte ich schon betonen. (StR Dominik Nepp, MA: Das macht es auch nicht besser!) Es ist relativ billig, immer auf einen hinzuweisen und zu sagen, dort ist alles schlecht, und alle anderen Themen nicht zu diskutieren. (GRin Ingrid Korosec: Aber Herr Gara ...) - Ich komme gleich auf Sie, liebe Frau Korosec, ich habe mir das noch vorbehalten. Landeskrankenhaus Graz: jedes sechste Bett gesperrt. Die Salzkammergutkliniken in Oberösterreich: akuter Personalnotstand. - Das zieht sich Österreich-weit durch das gesamte System, und da gibt es viele, viele Ursachen dafür. (GRin Ingrid Korosec: Auf die wir aufmerksam gemacht haben!) Wir erleben jetzt letztendlich die Symptome, wir erleben die Symptome mangelnder Strukturreformen. - Ja, auf die wir auch immer aufmerksam gemacht haben. Diese mangelnden Strukturreformen betreffen vor allem den niedergelassenen und den Spitalsbereich. Wir erleben diese Symptome auf Grund einer absurden Finanzierungslogik. Da sind wir, glaube ich, auch einer Meinung: Das Fehlen dieser Finanzierung aus einer Hand. Und ja, ÄrztInnen, Pflegekräfte arbeiten überall, Österreich-weit tatsächlich auch an der Belastungsgrenze. Das ist auch in Wien so, aber es ist Österreich-weit. Eines muss trotzdem klar ausgesprochen werden - das beziehe ich auch auf Österreich-weit -: Noch immer ist die akutmedizinische Versorgung sichergestellt. Ich halte das für einen ganz, ganz wichtigen Punkt. Letztendlich ist die akutmedizinische Versorgung eigentlich auch jene, für die die Spitäler eigentlich gedacht sind. - Darum geht es. Unsere Problematik ist, dass wir einfach in den Schnittstellen, in den niedergelassenen Bereichen, in verschiedenen Ambulanzen Defizite haben. Das hat auch damit zu tun, dass die Finanzierung da nicht sichergestellt ist. Das ist die ewige Diskussion, dieser ewige Spielball dieser Finanzierungslogik, wo einfach die Finanzierung aus einer Hand fehlt. Und ja, und das gilt wieder Österreich-weit, dringend notwendig sind neue Strukturen, was das betrifft, und aus dem ableitend auch die Prozesse und natürlich auch die Digitalisierung - da bin ich auch vollkommen bei Ihnen. Ich gebe Ihnen auch ein Beispiel dafür, was Österreich-weit auch ein großes Problem ist: Wie gibt es das, dass Pflegekräfte noch immer keinen Zugang zu ELGA, zur elektronischen Gesundheitsakte, haben? - Das ist jetzt kein Wiener Thema, sondern das ist auch eine Verantwortung, die im Bereich des Gesundheitsministers liegt. Auch das ist bisher nicht möglich, und es wäre extrem wichtig, weil gerade der Pflegeberuf ein Fundament auch der Versorgung ist. Wir sehen das jetzt auch im Ausrollen der Community Nurses, der School Nurses, denn da gibt es wirklich das Potenzial, wohnortnahe zu pflegen. Viele dieser Menschen müssen eben nicht ins Spital. Und das ist ein Österreich- weites Thema, nicht nur ein Wiener Thema. Die Errungenschaften von Medizin und Pflege würden uns eigentlich ganz andere Möglichkeiten erlauben, aber leider sind die Strukturen, die wir vielfach haben, noch immer jene aus dem 20. Jahrhundert. Die Medizin im 21. Jahrhundert baut Österreich-weit noch immer auf Strukturen des 20. Jahrhunderts auf. Was wir brauchen, ist, man kann es auch sagen, eine Ambulantisierung von bisher stationären Leistungen. Wir müssen das also raustragen in die Ambulanzen. Viele Geschichten, die im Spital gemacht werden, sind nicht notwendig, und die führen ja genau zu dieser extremen Belastung von ÄrztInnen, von Pflegefachkräften, von vielen anderen im Gesundheitssystem. Das führt auch zu einer extremen Frustration und ja, viele verlassen dadurch auch das Spital und gehen in die Selbstständigkeit. Das ist ihnen auch nicht übel zu nehmen, das ist die Situation. Das ist aber ein Österreich-weites Phänomen, das ist nicht nur eine spezifische Wiener Situation. In Wien kommt ja noch vieles dazu, nämlich dass letztendlich in Wien sehr vieles, was woanders nicht versorgt werden kann, nach Wien kommt. Das darf man auch nicht vergessen. Das heißt, hier ist die Belastung umso größer. Wir dürfen aber diese Belastung auch nicht kleinreden, überhaupt nicht, da bin ich auch vollkommen bei Ihnen. Was es da letztendlich braucht, ist, dass wir endlich einmal von diesem Indikator vom Bettendenken weg hin zu einem Funktionsdenken kommen müssen. (GRin Dr. Claudia Laschan: Genau!) Die Finanzierung muss dieser Funktion folgen und nicht den Betten und nicht der Anzahl der Patienten oder Sonstigem. Das ist genau unser Problem. Das heißt, wir brauchen eine andere Logik, wir brauchen da andere Prozesse und nur das wird funktionieren. Das ist aber auch vorgesehen, das ist auch bei den neuen Spitalsprojekten vorgesehen, diese werden so geplant, dass wir in Zukunft multidisziplinäre Belegungen auf den Bettenstationen haben - extrem wichtig, weil dann die Versorgung deutlich besser ist. Also wenn Sie sagen: "Was macht Wien?", sage ich Ihnen: Wir gehen in diese Richtung. Wir bauen diese Strukturen auch in dieser Form auf. Es ist nicht alles von Anfang an perfekt, überhaupt nicht, das ist vollkommen klar, aber es geht in die Richtung. Es ist klar, was da der Auftrag ist. Das geht aber auch nur dann, wenn die Rahmenbedingungen passen. Da geht es auch um gesetzliche Regelungen und es geht wieder um das Thema der Finanzierung. Das heißt, das ist es, woran es mangelt. Was man auch ehrlich sagen muss, ist, dass dieses Versprechen der stationären Versorgung durch den Ausbau der ambulanten Versorgung bisher wenig stattgefunden hat - das wissen Sie selber. Wir sind weit hinter den Plänen der Primärversorgungseinheiten, Österreich-weit. Wir sind sogar in Wien jetzt relativ weit voran - wir haben das auch in der letzten Gesundheitsplattform diskutiert -: Wir haben 10 PVEs, die in Betrieb sind, wir haben 14, die im Prozess sind, weitere 10 im Aufbau, das heißt, wir kommen dem Ziel, 36 - das haben wir auch im Regierungsübereinkommen - , schon nahe. Ich finde, das beginnt langsam zu funktionieren, aber auch viel zu langsam. Das hat aber auch wieder mit den Verhandlungen zwischen der Gesundheitskasse und der Ärztekammer zu tun. Sie können sich also nicht automatisch hier herstellen und sagen: Es ist nur Wien schuld und nur Wien macht das und das funktioniert nicht. Worauf ich wirklich stolz bin - das war eine langjährige Forderung von uns und wir haben das oft diskutiert, und Sie wissen, gerade für das Thema Kinder- und Jugendgesundheit habe ich mich hier an dieser Stelle immer massiv eingesetzt -, und das haben heute die Österreichische Gesundheitskasse und die Ärztekammer verkündet, ist, dass sie endlich zu einer Einigung kommen - wir haben das auch auf der Gesundheitsplattform diskutiert -, dass es neun Kindergesundheitszentren, neun Kinder-PVEs geben wird. Ich finde, dass das extrem wichtig ist, dass wir im niedergelassenen Bereich, gerade im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde endlich diese Versorgung sicherstellen werden. Ich glaube, dass vielleicht auch einige Wahlärzte in diese neuen Strukturen kommen werden. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ein anderes Beispiel dafür, wo eben genau diese Schnittstelle zwischen Spital und niedergelassenem Bereich neu aufgesetzt wird, ist das gestern eröffnete Diabeteszentrum am Wienerberg. Wir wissen, dass es in ganz Österreich eine Unterversorgung gerade im Bereich für Diabetes gibt, und gestern wurde eben dieses neue Diabeteszentrum am Wienerberg als zusätzliche Versorgungseinheit der Klinik Landstraße eröffnet, denn Diabetes sollte man nicht im Krankenhaus behandeln, sondern diese Versorgung sollte man wohnortnahe und niederschwellig für die Menschen machen. Letztendlich ist dieses Diabeteszentrum ein Bindeglied zwischen dem niedergelassenen Bereich und dem Spital. Dort haben wir genau das, was die Menschen brauchen, nämlich eine interdisziplinäre Versorgung aus dem pflegerischen, aus dem ärztlichen Bereich und Diätologen. Menschen können dort tatsächlich lernen, wie sie kochen, wie sie sich anders ernähren können, um mit dieser Krankheit besser umzugehen. Ziemlich cool ist auch, dass dieses Zentrum gemeinsam mit den PatientInnen in einem Beteiligungsprozess entwickelt wurde, sodass man auch die Räumlichkeiten entwickelt hat, damit man sich wohlfühlt, um hinzugehen. Das stelle ich mir unter einer guten, wohnortnahen ambulanten Versorgung im Bereich der chronischen Erkrankungen, wo wir so viele Themen haben, vor. Ich finde, das ist ein sehr, sehr schöner Erfolg. (Beifall bei den NEOS und von GR Kurt Wagner.) Sie haben gesagt, in Wien machen wir nichts, wir haben keine Vorstellungen. Da möchte ich Sie nur auf das Thema der Erstversorgungsambulanzen verweisen. Wien ist das einzige Bundesland, in dem jetzt alle städtischen Spitäler, alle Kliniken vorgelagert eine Erstversorgungsambulanz haben. Das dient dazu, die Patientenströme auch sinnvoll zu lenken. Wir wissen auch aus den Erfahrungen, dass 70 bis 80 Prozent der Menschen, der PatientInnen eigentlich gar nicht ins Spital gehen müssen, sondern im niedergelassenen Bereich besser aufgehoben sind. Das ist eine enorme Entlastung, vor allem wieder des Spitalpersonals. Also auch das passiert ganz konkret. Die letzte Erstversorgungsambulanz von diesen sechs, die wir geplant haben, wurde erst im Februar in der Klinik Landstraße eröffnet, ist dort in Betrieb gegangen. Und ja, auch dort brauchen wir mehr Personal, auch das ist keine Frage, aber es sind genau die richtigen Weichen, um diese Strukturreformen für eine niederschwelligere Versorgung zu machen. Die Erstversorgungsambulanz ist ein wichtiger Baustein im Wiener Gesundheitssystem und sorgt eben dafür, dass die PatientInnen an die richtigen Stellen geleitet werden, sei es im Spital oder im niedergelassenen Bereich. Das erlaubt eine gezielte medizinische Erstversorgung, die sich an den Bedürfnissen der PatientInnen orientiert und gleichzeitig - das ist uns extrem wichtig - die wichtige Spitalsressource entlastet. Es gibt also viele sehr konkrete Projekte, wie diese Strukturreform in Gang gesetzt wird, aber auch konkret umgesetzt wird. Da geht es nicht nur um Planung, sondern wir tun das auch in dem Bereich. Natürlich gibt es noch viele, viele andere Anknüpfungspunkte, um die Situation zu verbessern, alleine auch beim gesamten Thema Berufsbild der Pflege. Auch da sage ich, die Pflegefachkräfte spielen eine besondere Rolle, schon heute, aber natürlich auch in der Zukunft der Gesundheitsversorgung - wohnortnahe mit den Community Nurses. Das sind alles die Potenziale und die Möglichkeiten, die wir haben, und auch das unterstützen wir. Da sage ich dann aber auch wieder - und das ist kein Wiener Thema -: Wo bleiben denn endlich auch Kassenverträge für Pflegefachkräfte? - Das ist etwas, das lange gefordert wird, das ich für extrem wichtig halte, auch für dieses Berufsbild der Pflege, auch für die Möglichkeiten, dass mehr Menschen den Pflegeberuf auch ergreifen, diese Ausbildung wahrnehmen, das tun, denn gerade diese Vielfalt halte ich für extrem wichtig. Und, wie gesagt, wo bleibt der Zugang der Pflege zur ELGA? In Wirklichkeit ist da also eine Reihe von Maßnahmen getroffen worden. Nichtsdestotrotz ist die Situation angespannt und schwierig. Das braucht man auch gar nicht schönzureden, aber diese grundsätzlich akutmedizinische Versorgung funktioniert noch immer. Wenn Sie sich herstellen und sagen, wir brauchen den Krisengipfel in Wien, dann muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen: Was macht Ihr Bundeskanzler Nehammer? - Der macht gerade den Autogipfel. Er hätte auch einen Gesundheitsgipfel einberufen können, das wäre eigentlich - und da bin ich überzeugt, dass Sie genauso denken, Frau Korosec - viel, viel wichtiger, weil es da tatsächlich um die Menschen und um ihre Bedürfnisse geht. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Kollegin Korosec, ich schätze Sie wirklich als Expertin in dem Bereich, und Sie haben sich wirklich sehr, sehr engagiert, gerade auch für die Anliegen der Patienten, aber ich frage mich, wie Sie mit einem solchen Antrag der FPÖ zu einem Corona-Wiedergutmachungsfonds umgehen. Das ist auch eine Geschichte, die sie im Regierungsprogramm in Niederösterreich zwischen ÖVP und FPÖ vereinbart haben. Das ist ja vollkommen absurd, das ist eigentlich eine Ohrfeige für all die Menschen im Gesundheitssystem, die sich wirklich für die PatientInnen eingesetzt haben. Jetzt gibt es einen Wiedergutmachungsfonds für jene, die sich nicht an die Spielregeln gehalten haben. Und weil sich die FPÖ auch immer so aufpudelt von wegen, was wir nicht alles tun würden: Gibt es eigentlich von Ihrer Seite schon eine Entschuldigung? Gibt es eine Entschuldigung dafür, dass Sie sich direkt an den Demonstrationen der Querdenker beteiligt haben, jenen Querdenkern, die im Zuge von Corona die ganzen Krankenhauszufahrten blockiert haben? Wo bleibt eigentlich Ihre Entschuldigung? Das ist das, was viele Menschen im Gesundheitswesen tatsächlich belastet hat. Das ist das, wozu viele Menschen gesagt haben: Da mache ich nicht mehr mit, da gehe ich raus! - Wo ist das von Seiten der ÖVP? Wo bleibt Ihre Entschuldigung bei den Pflegefachkräften oder bei den ÄrztInnen, und so weiter? Ich könnte hier noch vieles Weiteres ausführen, denn überall dort, wo Sie in Verantwortung waren, hat es eigentlich zu einer Katastrophe geführt. Also insofern ... (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: In Salzburg sind Sie aus der Regierung geflogen, weil Sie nichts zusammengebracht haben!) - Ja, Sie können sich gerne melden, Herr Wölbitsch, Sie brauchen nicht reinzurufen. Ja, wir haben ein großes Thema im Gesundheitswesen in Österreich. Ja, wir müssen da wirklich anpacken und wir müssen auch wirklich schauen, dass wir viele Menschen in diesem System auch wirklich halten können. Wir werden bei der einen oder anderen Geschichte natürlich auch über das Thema Gehalt sprechen müssen, aber im Wesentlichen geht es darum, diesen wirklich sehr, sehr wertvollen Beruf der vielen Menschen im Gesundheitssystem zu unterstützen und auch in dem Sinne wertzuschätzen. In diesem Sinne hoffe ich, dass wir diesbezüglich parteiübergreifend Österreich-weit eine Lösung suchen und dafür einstehen, um diese Strukturreformen, die notwendig sind, endlich umzusetzen. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Huemer. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Vielleicht haben Sie bei unseren VorrednerInnen und auch bei der Antwort des Gesundheitsstadtrates, der leider jetzt in der wichtigen Debatte nicht mehr da ist, allmählich das Bild verloren, worum es geht. Es geht nämlich um die Gesundheitsversorgung. (Zwischenrufe bei der SPÖ. - Amtsf. StR Peter Hacker steht hinter den Sitzreihen und winkt der Rednerin zu.) - Okay, ich sehe ihn nicht, gut. Entschuldigung, Herr Gesundheitsstadtrat (Heiterkeit bei der Rednerin.), Sie sind ein bisschen abgetaucht für mich. Es geht um die Gesundheitsversorgung in den Wiener Spitälern, und bei all den Dingen, die wir gehört haben, dass es natürlich auch Verbesserungen gibt - Gott sei Dank, denn sonst hätten wir ja schon wirklich ganz, ganz schlimme Zustände -, gibt es trotzdem eklatante Probleme in der Gesundheitsversorgung und eklatante Probleme beim Personal in den Wiener Spitälern. Darum sind wir heute hier und darum gibt es diese Dringliche Anfrage und darum reden wir heute nicht zum ersten Mal darüber. Meine sehr geehrten Damen und Herren, etwas, das Sie, Frau Kollegin Korosec, gesagt haben, nämlich was wir heute unter den Antworten nicht hören wollen - nämlich das auf den Bund Schieben, das Banalisieren, das Plattmachen, es sei doch überall so -, das haben wir heute leider doch wieder hören müssen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist deswegen so ärgerlich, weil die Hilferufe des Personals immer lauter und lauter werden, wenngleich auch viele anonym, aus Angst vor negativen Konsequenzen. Trotzdem werden sie lauter, und es liegt an uns als PolitikerInnen, als GesundheitssprecherInnen, diese Hilferufe hier in dieses Hohe Haus zu holen und an Sie zu richten, denn anders werden sie offenbar nicht gehört. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Es ist Gefahr in Verzug, meine sehr geehrten Damen und Herren, da lässt sich nichts daran rütteln. Unser Klinikpersonal, die Hilferufe geben uns Zeugnis davon, und es ist nicht verwunderlich, dass sich das Klinikpersonal allmählich von der Stadtregierung wirklich total im Stich gelassen fühlt. Reden Sie mit den Leuten, ich mache das jetzt wirklich ganz, ganz oft und ich frage dann immer: Stellen wir als PolitikerInnen es tatsächlich ein bisschen zu schlimm dar? - Und die Antwort ist: Nein, es ist noch viel schlimmer, es ist wirklich arg. Die Stimmung ist im Keller, die Leute fühlen sich mit ihren Problemen überhaupt nicht ernst genommen, und das ist etwas, das sie wirklich, wirklich frustriert, meine sehr geehrten Damen und Herren. Nicht nur das Personal leidet darunter, sondern auch die Patientinnen und Patienten, weil es einfach Versorgungslücken gibt, weil es Personalengpässe gibt und weil es Unterversorgung gibt. Ja, gut, dass es das Diabeteszentrum gibt, aber die Unterversorgung geht noch viel weiter: Wir haben Unterversorgung in der Transgendermedizin, sehr geehrte Damen und Herren - ganz dramatisch -, wir haben es bei den Kindern, und so weiter, und so weiter. Was mich auch sehr ärgert, ist, dass diese Versorgungsmisere tatsächlich unser öffentliches Gesundheitssystem massiv unter Druck bringt. Darum, meine sehr geehrten Damen und Herren, muss diese Negativspirale gestoppt werden, denn die Wienerinnen und Wiener verdienen wirklich ein gutes Versorgungssystem, ein öffentliches Versorgungssystem, auf das sie sich verlassen können. Dieses sich darauf verlassen Können immer weniger, weil das Ausweichen in den Wahlarztsektor natürlich für viele nicht möglich ist. Jene, die es sich leisten können, tun es, aber die VerliererInnen sind jene, die das nicht können. Das ist keine Minderheit, sondern das ist die Mehrheit. Das ist die Mehrheit in der Wiener Bevölkerung und ganz besonders hart trifft diese Situation die armen und armutsgefährdeten Personen in dieser Stadt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich darf Ihnen dazu ein paar Zahlen aus dem aktuellen Armutsbericht zitieren - es ist eigentlich gescheit, dass der Gesundheitsstadtrat auch Sozialstadtrat ist, aber ich muss sagen, in beiderlei Hinsicht versagt da die Stadtregierung - : In Wien sind 21,4 Prozent der Wiener Bevölkerung armutsgefährdet - das ist enorm viel. Mehr als ein Drittel der WienerInnen - das weiß man: Armut macht krank - hat chronische Krankheiten. 50 Prozent davon gehen nicht mehr zum Zahnarzt, und 3 Prozent von diesen Armutsgefährdeten haben überhaupt kein Geld und können deswegen gar nicht zum Arzt gehen, weil einfach viele Leistungen von der Kassa nicht bezahlt werden. Es ist also wirklich dramatisch und nicht für alle gleich, zum Glück, aber für viele ist diese Situation, wie sie sich darstellt, eine Gesundheitsgefährdung. Wir haben in Wien das Ziel der gesundheitlichen Chancengerechtigkeit, das ist ein gutes Ziel, ein wichtiges Ziel, aber anhand dieser Zahlen und anhand dieser Entwicklungen sehen wir, dass wir uns von diesem Ziel immer weiter entfernen, und das können wir als GRÜNE so überhaupt nicht stehen lassen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich würde auch viel lieber von der Spitzenmedizin reden, aber aktuell sind die Krankenhäuser kranke Häuser - ja, so ist es - und sie sind Notfallpatientinnen geworden und sie brauchen wirklich all unsere Hilfe, damit sie besser werden und damit das Personal nicht länger über dem Limit arbeiten muss. Wir haben hier schon oft, aber offenbar ist das noch immer nicht ganz angekommen, diese Gefährdungsanzeigen, diese 70 und davon 25 in Ottakring, zitiert. Das ist kein Normalfall, und auch die 800 gesperrten Betten sind nicht normal. 690 ÄrztInnen und PflegerInnen fehlen, das wurde zuletzt, wer es gehört hat, gestern im Themenbericht im ORF ganz eindrücklich geschildert. Ich empfehle allen, die noch immer Zweifel haben, sich diese Sendung anzuschauen. Die Lage ist dramatisch, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das Personal fühlt sich auch deswegen so allein gelassen, weil es natürlich eine hohe Ethik, eine hohe Arbeitsethik, eine Berufsethik hat, und diese nicht leben zu können, das schafft Frust. Die Leute gehen dann ins Burn-out, und so weiter und natürlich steigt auch die Fehlerhäufigkeit, weil der Druck steigt, und das kommt dann auf die PatientInnen negativ rüber. Interessant ist - das war in dieser Sendung -, dass 17 Prozent der Pflegekräfte sagen, dass sie die Medikamente nicht zeitgerecht verabreichen können, und für die PatientInnen bedeutet das, dass sie länger mit Schmerzen im Bett liegen. Das alles ist ehrlich gesagt ein Wahnsinn! Eine Studie der Karl Landsteiner Universität attestiert, dass in dieser Befragung von 1.000 Pflegefachkräften 84 Prozent angeben, dass sie in den vergangenen 2 Wochen mindestens eine notwendige Tätigkeit an PatientInnen nicht machen konnten. Meine sehr geehrten Damen und Herren, davon zu reden, dass die Versorgung perfekt funktioniert oder dass alles so ist, wie es sein soll, das ist wirklich Realitätsverweigerung, so kann man das auf keinen Fall stehen lassen. Verantwortlich dafür mache ich auch Sie, sehr geehrte Damen und Herren, insbesondere der SPÖ, denn keine andere Fraktion stellte bislang die Gesundheitsstadträtin oder den -stadtrat. Sie haben das in der Summe zu verantworten. Mir ist schon bewusst, dass das strukturell alles schwierig ist und dass auch wir in Fünfjahresperioden denken, aber das Spitalswesen arm zu sparen, Druck auf das Personal auszuüben, weiter mit dünnen Personaldecken zu fahren und da immer mehr die Daumenzwingen anzudrehen, das ist tatsächlich Ihre Politik, die Sie zu verantworten haben. Da rede ich jetzt noch gar nicht vom Verschlafen der Pensionierungen und der alternden Gesellschaft, und so weiter. Es muss offenbar immer etwas passieren, damit gehandelt wird. Wir sind wirklich hinten nach! Die sogenannte Feminisierung, also dass die Medizin mittlerweile weiblich ist, das ist auch nicht eine von heute auf morgen entstandene Situation, sondern eine Entwicklung, genauso wie die Digitalisierung, aber auch die Alterung, und so weiter. Da werden einfach Entwicklungen verschlafen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich erinnere mich noch gut an die damalige Personalstadträtin Frauenberger, die gesagt hat, ja, die Besoldungsreform könne sie erst machen, wenn ein hoher Beamter weg sei. Man hat also schon gewisse Probleme gesehen, aber man hat sich einfach nicht drübergetraut. Ich glaube, das ist in vielen Bereichen so, man hat sich einfach nicht drübergetraut und man traut sich nicht drüber, und das fällt uns jetzt allen, auch Ihnen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der SPÖ, auf den Kopf, dass da in der Vergangenheit einfach kurzsichtig gehandelt wurde. Fakt ist, meine sehr geehrten Damen und Herren, der Frust ist groß, die Flucht aus dem System ist die Folge all dessen, was wir heute diskutieren, und der Qualitätsstandard sinkt. Die Problematik des Klinikproblems ist logisch, das sind ja kommunizierende Gefäße, der niedergelassene Bereich und der Klinikbereich hängen zusammen, aber es tut mir wirklich immer weh. Es ist gut, dass wir neue Kinderprimärversorgungseinheiten bekommen, aber die sollten ja auch schon längst da sein, seien wir uns ehrlich, genauso wie die Primärversorgungszentren, von denen schon lange vor meiner Zeit gesprochen wurde. Die Versorgung ist insbesondere für die Kinder aktuell noch immer sehr, sehr dramatisch, und das tut mir weh, und das tut mir insbesondere auch deswegen weh, weil es da um Kinderrechte geht, um Kinderrechte, die wir in der Stadt Wien, in der Stadt der Menschenrechte nicht wirklich umgesetzt haben. Da gehört wirklich mehr Tempo, mehr Engagement und auch mehr Geld eingesetzt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Bei all der Kritik will ich es aber auch nicht verabsäumen, dem Personal zu danken, denn nur, weil dieses sich so einsetzt, weil dieses trotz extrem hoher Frustrationsgrenzen hohe Qualifikation aufweist, rennt das Werkel noch. Wirklich vielen, vielen Dank all jenen, die im System bleiben, die sich weiterhin einsetzen und die die Hoffnung im Gegensatz zu anderen noch nicht aufgegeben haben. Diese müssen wir wirklich sehr, sehr gut behandeln und streicheln und wir dürfen ihnen das Leben nicht noch schwerer machen. Ein Thema, das ich auch noch ansprechen möchte, weil es zur Personalnot in der Pflege passt und wir als GRÜNE eine Anfrage dazu gestellt haben, ist das Thema der Anwerbung von Pflegefachkräften aus Drittstaaten. Der Gesundheitsstadtrat hat die Antwort gegeben, ja, es passiert, aber er hat leider nicht gesagt, und das hätten wir auch gerne gewusst, wie viele wann woher kommen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Anwerbung von Pflegefachkräften aus Drittstaaten mag ein Teil zur Lösung der Personalproblematik sein, aber sie kann es definitiv nicht im Gesamten sein, da muss schon wirklich an der Arbeitssituation, an der Ausstattung gearbeitet werden. Was mir in diesem Zusammenhang jedenfalls wichtig ist, ist, dass wir nicht Pflegekräfte aus Ländern abwerben, wo es vielleicht auch einen Personalmangel gibt, und dass dieser Anwerbeprozess tatsächlich qualitätsorientiert stattfindet, dass sie nicht durch irgendwelche Agenturen vor Ort ausgebeutet werden und dass auch hier gute Arbeitsbedingungen vorgefunden werden. Da geht es also um eine berufliche und eine soziale Integration, die bei diesem Prozess parallel laufen muss. Ich hoffe, dass seitens der Stadt alle möglichen Vorkehrungen getroffen werden, dass diese Menschen, die ihre Herkunftsländer verlassen und hier herkommen, um vermutlich hier zu bleiben, eine schöne, eine sie willkommen heißende neue Heimat finden werden. Darauf müssen wir wirklich achten, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ja, auch wir GRÜNE haben heute einen Antrag eingebracht, der digital vorhanden ist. Ich möchte Ihnen noch sagen, was unsere wichtigsten Forderungen sind: Das eine ist ein Maßnahmenplan, den ich heute leider wieder vermissen musste. Es sind viele einzelne Puzzleteile, ja, vieles ist sehr gut, aber definitiv nicht ausreichend, um die Personalnot zu lindern. Was ich mir auch wünsche, ist tatsächlich einmal eine realistische Darstellung und Wahrnehmung der Situation und kein Schönreden, und das Suchen mit den Stakeholdern nach gemeinsamen Lösungen. Ich glaube also auch, dass so ein Gesundheitsgipfel nicht schaden kann. Es gab einen Gesundheitsgipfel, aber der war nur mit der Ärztekammer und nur einmalig, die Beschäftigen waren also nicht mit am Verhandlungstisch. Also dahin gehend tatsächlich Gespräche zu führen, wie man gemeinsam - es ist klar, es wird nicht von heute auf morgen gehen - zu einer besseren und befriedigenden personalen Versorgungssituation kommen kann, das ist aus meiner Sicht unbestritten notwendig. Wichtig ist auch das Wort "Reformen" - es ist heute schon gefallen -: Ich sehe Reformbedarf auf der Unternehmenskulturebene und auf der Ebene des Betriebsklimas - es herrschen teilweise offenbar wirklich brutale Konkurrenzkämpfe. Ich würde mir wünschen, dass multiprofessionelle Teams, die auf Augenhöhe arbeiten, mehr Unterstützung bekommen, dass man genau solche fördert, dass die Supervision ausgebaut wird und man tatsächlich zu einer Fehlerkultur kommt, bei der die Menschen sich trauen, offen zu sprechen und es nicht so wie derzeit eine Kultur der Maulkorberlässe gibt. Ich erwarte auch Veränderungen und Strukturreformen auf der Ebene von Arbeit und Besoldung. Die Pflege fordert mehr Geld, sie fordert mehr Wertschätzung. Ich finde, sie verdient das und soll das endlich auch bekommen. Die Planungssicherheit muss endlich gewährleistet werden. Ich weiß nicht, ob das digitale Tool das schaffen wird, das muss einfach durch mehr Personal passieren. Ich finde, die Stadt Wien könnte tatsächlich einfach auch dieses Instrument der Stipendien für ÄrztInnen nützen, indem man in der Ausbildung ÄrztInnen an die Stadt Wien bindet. Das gibt es und da können Medizinstudierende für die Arbeit in Wien gewonnen anstatt nach dem Studium zwangsverpflichtet werden. Generell sind das Thema Arbeitszeit im Sinne von Work-Life-Balance und das Thema Arbeitszeitverkürzung - ich hab' es schon oft gesagt - Themen, die angegangen werden müssen. Ich halte es nach wie vor für einen Hohn, von einer Erhöhung bei 800 EUR für das klinisch-praktische Jahr zu sprechen, denn vorher waren es über viele Jahre 650 EUR. Wir haben eine extreme Inflation, wir haben eine Teuerung, und die Studierenden im letzten Studienjahr arbeiten wirklich, wirklich viel, aber sie kriegen weniger als irgendwelche Hilfsarbeiterinnen und Hilfsarbeiter. Das, was da geboten wird, ist einfach zu wenig, um Anreize zu schaffen. Wir brauchen ein Klima, das tatsächlich offen ist und nicht, dass intern - zu Recht offenbar - schlecht geredet wird - das lockt einfach keine neuen MitarbeiterInnen in das System. (Beifall bei den GRÜNEN.) Last but not least: Das große Thema der Strukturreformen muss angegangen werden. Gesundheitsminister Rauch hat seine Hand ausgestreckt, bitte nützen Sie das, arbeiten Sie mit ihm gemeinsam im Rahmen des Finanzausgleichs, um zu einer zeitgemäßen Gesundheitsversorgung zu kommen. Ich komme zum Ende (Heiterkeit bei der Rednerin.) dieser Rede: Ja, Corona war ein Brandbeschleuniger, der uns viele, viele Lücken im Versorgungssystem aufgezeigt hat. Wir müssen aber bedenken, dass diese Pandemie nicht die einzige Krise ist, sondern dass wir aktuell in einer Zeit multipler Krisen stecken. Alles, was im Klimabereich, im ökonomischen Bereich, also in der Verarmung der Bevölkerung, passiert, schlägt sich letztendlich im Gesundheitssystem nieder und muss dort aufgefangen werden. Wir müssen also vorausschauen, und wenn ich höre, dass bei Long Covid in der Ambulanz eine Wartezeit von einem Jahr ist, dann muss man ehrlich gesagt wirklich ordentlich Gas geben, damit die Versorgung gesichert werden kann. Also: Kein längeres Zuwarten, kein längeres Schönreden, meine sehr geehrten Damen und Herren, legen Sie los! Für gute Konzepte haben Sie von unserer Seite als GRÜNE die volle Unterstützung. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Wagner. Ich erteile es ihm. GR Kurt Wagner (SPÖ): Danke, Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine geschätzten Damen und Herren! Bevor ich heute mit meiner eigentlichen Rede beginne, möchte ich zu meinen VorrednerInnen vielleicht noch das eine oder andere bemerken, und dann werde ich ein bisschen etwas weiter ausholen, denn nach mir kommt Kollege Seidl, damit er auch Gründe hat, dann darauf zu replizieren. Geschätzte Damen und Herren der ÖVP, ich bin nicht verwundert, ich bin sogar sehr dankbar, dass Sie heute diese Dringliche Anfrage an den Herrn Stadtrat richten, nur verstehe ich manches nicht ganz. Sie haben 17 Fragen an den Herrn Stadtrat gerichtet, haben von allen Mitgliedern des Gesundheitsausschusses Ihrer Fraktion diese Dringliche Anfrage fordern und natürlich auch dementsprechend unterschreiben lassen. Darüber hinaus ist der Herr Klubobmann auch noch prominent als Einreicher vertreten. Nur - wie der Herr Stadtrat schon sagte -, wenn man Informationen und Lösungsvorschläge zu bestimmten Themenbereichen fordert, dann sollte man diese Sitzungen auch dementsprechend wahrnehmen und daran teilnehmen. Ich nenne jetzt keine Namen, aber mir bleibt nichts anderes übrig, als zu sagen: Bei der Frage zur Personalentwicklung, die inhaltlich sehr langatmig und wirklich sehr informativ beantwortet wurde, waren von der ÖVP-Fraktion ganze zwei Mandatare hier anwesend, die anderen nicht. (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Was war das? - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Aber was wurde da beantwortet?) Wenn es also solch eine wichtige Sache wäre, dann hätte ich mir eigentlich vorstellen können - es kann der eine oder andere natürlich einmal verhindert sein, auch krank sein -, dass zumindest ein Großteil der Fraktionsmitglieder anwesend ist. Genau das gleiche Erlebnis hatte ich bei der Sitzung mit dem Aufsichtsgremium, da waren von Ihrer Fraktion drei Mandatare dabei. Ich wollte Ihnen das nur sagen, weil Sie verlangt haben, und Sie verlangen es heute in der Dringlichen Anfrage, dass mehr für die Digitalisierung im Krankenhausbereich gemacht werden soll. Ich darf diesen guten Rat auch ein bisschen an Sie weitergeben, denn ich glaube, bei der ÖVP-Fraktion und auch bei den Mandataren ist die Digitalisierung noch nicht ganz angekommen. Wäre sie da, dann würden Sie wissen, dass es in der letzten Zeit von Seiten des Wiener Gesundheitsverbundes zahlreiche Informationen über bestimmte Projekte, über bestimmte Vorhaben gegeben hat. Es hat nämlich am 1. Februar 2023 eine Aussendung des WIGEV gegeben, am 2. März hat es eine Aussendung gegeben, am 16. März hat es eine Aussendung gegeben, am 12. April hat es eine Aussendung gegeben und erst gestern, am 24. April, hat es wieder eine Aussendung gegeben. Ich darf jetzt zum eigentlichen Thema kommen und einmal etwas Grundsätzliches sagen: Es war der 28. September 1984 - ich habe das schon bei einigen meiner Reden vor größeren Foren gesagt, aber im Gemeinderat noch nicht, und deswegen möchte ich das heute hier wiederholen -, als von diesem Rednerpult aus mit donnernd kräftiger Stimme bedeutsame, zeitlose Sätze aus berufenem Munde formuliert wurden. Ich zitiere jetzt wörtlich: Der Bürger, dem es zu dienen und sein Wohlergehen zu sichern gilt, ist - und das möchte ich mit Nachdruck unterstreichen - keine statistische Durchschnittsgröße. Den Durchschnittswiener, die Durchschnittswienerin gibt es nicht. Jeder Einzelne und jede Einzelne mit höchstpersönlichen Eigenschaften, Lebensläufen, Problemen, Gesundheitsbeschwerden und Anliegen ist es, dem und der unsere Aufmerksamkeit zu gelten hat. Ich bekenne mich dazu, dass wir diese millionenfache Vielfalt als gleichwertig zu betrachten und dementsprechend auch zu behandeln haben. Dies gilt natürlich und vor allem auch im Gesundheits- und Sozialbereich, und an diese Prämisse, geschätzte Damen und Herren, halten wir uns. Ich darf Ihnen sagen, wir sind stolz darauf, dass die Menschen in unserer Stadt immer älter werden, in den meisten Fällen, und da sind wir auch sehr froh, gesund älter werden, gilt doch die Lebenserwartung einer Bevölkerung als globaler Indikator für Gesundheit und soziale Sicherheit. Das Wiener Gesundheitswesen, und das, glaube ich, ist auch bei Konferenzen herausgekommen, steht an der Spitze Österreichs und findet hohe Anerkennung in der ganzen Welt. Das können Sie auch bei internationalen Kongressen, die in Wien in der Vergangenheit und auch künftig wieder stattfinden, von den SpezialistInnen, von den Ärztinnen und Ärzten und von anderen Bereichen hören. Der Versorgungsauftrag ist auch weit über unsere Stadtgrenzen hinaus - das haben Sie heute auch von unserem Stadtrat gehört - breit abgesichert. Eine gute Gesundheitsversorgung ist natürlich weit mehr als ein Kostenfaktor, sie ist über die ökonomische Bedeutung des Gesundheitssektors hinaus gleichzeitig auch von großem volkswirtschaftlichen Nutzen und vor allem ein wesentlicher Eckpfeiler eines solidarischen Wohlfahrtsstaates. Ein solidarisches Gesundheitssystem sollte auch an den Menschen und an den Patienten ausgerichtet sein und eben nicht an Profiten. Diese Zielvorgabe haben wir uns in Wien in der Gesundheitsversorgung gesetzt. Die Anforderungen, geschätzte Damen und Herren, werden immer größer. Die medizinische Versorgung entwickelt sich weiter, und das ist gut so, aber es muss sich in der Planung und in der Finanzierung unseres solidarischen Gesundheitssystems widerspiegeln. Es braucht eine grundsätzliche Änderung der Gesundheitsfinanzierung - das hat auch Kollege Gara bereits vorhin gesagt -, unter Berücksichtigung der demographischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Ein moderner Leistungskatalog, der zwischen Krankenversicherung und Ärztekammer umgesetzt wird, wird das Übrige tun und sollte dazu beitragen, dass Patientinnen und Patienten auch künftig gut versorgt und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Gesundheitswesen wieder attraktiver werden können. Meine Damen und Herren und Frau Korosec, da gebe ich Ihnen recht, ein Ärztemangel liegt im eigentlichen Sinne nicht vor, die ÄrztInnendichte ist im OECD-Vergleich sehr hoch. Ein zweiter Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt jedoch, dass von dieser guten Versorgung nicht mehr jeder und jede profitieren. Die Zahl der Vertragsärztinnen und - ärzte stagniert. Der Zuwachs der Ärzte im niedergelassenen Bereich ist hauptsächlich bei den Wahlärzten zu verzeichnen. Berichte über Vertragsärzte, die keine neuen PatientInnen mehr aufnehmen können, häufen sich, ebenso Berichte über horrend lange Wartezeiten. Es ist im Prinzip ein Problem. Kosten der SelbstzahlerInnen im Gesundheitswesen prägen meist in der öffentlichen Diskussion bei der Bevölkerung das Bild. Wie sehr eine medizinische Versorgung immer mehr zur Geldfrage wird, hängt natürlich auch mit der Politik zusammen. Viele junge Ärzte gehen nach ihrer Ausbildung nicht in das öffentliche Gesundheitswesen, sondern entscheiden sich für eine Tätigkeit als Wahlarzt oder Wahlärztin. Gleichzeitig weichen immer mehr Patienten, gerade in extramuraler Versorgung, in den privaten Bereich aus. Spitalsambulanzen kompensieren derzeit zum Teil die mangelnde Versorgung im niedergelassenen Bereich. Die Auswirkungen dessen sind sichtbar und spürbar, und das ist der Zukunft der Gesundheitsversorgung nicht wirklich zuträglich. Patienten sollen in Zukunft am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt die richtige Behandlung bekommen - das sollte die Prämisse sein. Das erfordert längere Öffnungszeiten, die der Herr Stadtrat hier an dieser Stelle schon öfters auch eingefordert hat, insbesondere zu Randzeiten, und eben kürzere Wartezeiten. Das verlangt natürlich attraktivere Arbeitsbedingungen für die Leistungserbringung im Gesundheitswesen. Die selbstständige Einzelpraxis ist kein Organisationsmodell mehr, mit dem ausreichend flexibel auf zukünftige Veränderungen des Versorgungsbedarfs und auf Motive von jungen Menschen reagiert werden kann, die den ÄrztInnenberuf ergreifen. Vor allem in der Primärversorgung liegt, wenn die Rahmenbedingungen passen, ein riesiges Potenzial. Diesen Herausforderungen, meine Damen und Herren, können wir nur gemeinsam begegnen. Letztendlich lebt unser Gesundheitssystem durch Menschen, die sich engagieren, die den Patientinnen und Patienten helfen wollen. Durch das Gesundheitswesen in Wien, eben durch besonderes Engagement, Empathie und herausragendes Fachwissen versuchen wir, auch im Schulungsbereich mehr Menschen für diese Berufe, für Ärztinnen und Ärzte, aber natürlich auch für das Betreuungspersonal im Spital für die Pflege zu gewinnen. Geschätzte Damen und Herren, wir haben im Bereich der Stadt Wien mit einer Ausbildungsoffensive - und das wurde hier auch schon öfters diskutiert - in den Pflegeberufen versucht, heute schon fast für morgen vorzubeugen. Das funktioniert aber nicht wie in einer Fernsehsendung mit der bezaubernden Jeannie, dass man einfach die Hände zusammenschlägt, einmal nickt und die sind da, sondern das bedarf längerfristiger Planungen. Wie Sie wissen, braucht es gerade in schwierigen Bereichen eine Ausbildungszeit, und selbst wenn wir diese Schritte schon alle gesetzt hätten - und einige haben wir bereits gesetzt -, dann bedeutet das nicht, dass uns diese Arbeitskräfte sofort zur Verfügung stehen. Wir stocken die Ausbildungsplätze weiter auf. Über 7.600 Ausbildungsplätze für Pflegeberufe, medizinisch-therapeutisch-diagnostische Gesundheitsberufe, für Ärztinnen und Ärzte wird es bis 2024 geben. Ich glaube, das ist ein wichtiger und wirklich guter Schritt. Es wurde bereits gesagt, dass gestern das Diabeteszentrum am Wienerberg eröffnet wurde - Österreich-weit ein einzigartiges Angebot, das dazu führt, dass auch der niedergelassene Bereich natürlich dementsprechend entlastet wird. Bis zu 8.000 Patienten können da jährlich betreut werden, was künftig ein schöner und, wie ich glaube, großer Erfolg sein wird. Geschätzte Damen und Herren, wenn Sie jetzt gefragt haben, was es denn da alles gibt, so ist im Campus Leopoldstadt die Pflegeausbildung am Puls der Zeit. Es stehen ab Herbst 2022 rund 430 Ausbildungsplätze für angehende Pflegeassistentinnen und Pflegeassistenten und für die Spezialisierung zur psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege mit dem FH Campus Wien zur Verfügung. Ich glaube, das ist ein erster wirklich wichtiger Schritt. Die Klinik Landstraße mit der neuen Erstversorgungsambulanz entlastet natürlich auch die Spitalsambulanzen. Es wurde schon gesagt, dass es da zu einer Reduktion kommt und dass die aktiven Aufenthalte um bis zu 60 Prozent verringert werden können. Wir haben auch für die Zukunft der Chirurgie einen wichtigen Weg gewählt. Ich teile nicht die Meinung des Kollegen Dr. Gorlitzer, dass die OP-Roboter diesbezüglich nichts bewirken, ganz im Gegenteil, ich glaube, dass diese Operationen schonende und komplexe Eingriffe ermöglichen, die im Prinzip den Patientinnen und Patienten etwas bringen, aber natürlich auch der gesamten Versorgung. Wir haben im Wiener Gesundheitsverbund mit einem Anwerbebonus für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestartet - das wissen Sie auch, das gab es in einer Aussendung vom 12. April -, nämlich mit einer Leistungsprämie von 1.000 EUR für erfolgreich angeworbene Bekannte. Und dass es hier um ganz Österreich geht, und das ist jetzt kein Wegdrehen von den Problemen, darf ich Ihnen auch zitieren. Bei einer der letzten Sitzungen der Landeshauptleutekonferenz in Zusammenarbeit mit den zuständigen Sozial- und Gesundheitslandesräten kam Folgendes heraus - und ich zitiere jetzt wieder wörtlich: Der Bund muss endlich wieder zu einer gerechten Finanzierung zurückkehren, anstatt wie in den letzten Jahren immer mehr Kosten auf Länder, Gemeinden und Spitalsbetreiber abzuwälzen. - Das erklärten im Prinzip der zuständige Landesrat Schneemann und die Gesundheitsreferenten - und das zitiere ich jetzt auch - Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander von der ÖVP aus Oberösterreich, Landesrätin Martina Rüscher von der ÖVP-Vorarlberg, Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl von der ÖVP-Salzburg und unser Stadtrat Peter Hacker. Also ich glaube, wir sind da in angenehmer Gesellschaft. Wir weisen darauf hin, dass wir uns da nicht auf den Bund ausreden, aber da müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen, und wenn auch die zuständigen Landesreferenten der ÖVP dieser Meinung sind, dann kommt das nicht von ungefähr. Darüber hinaus habe ich noch einen Tipp für die ÖVP: Es gibt auch ein aufgedrucktes Konzept, das uns vorgelegt wurde. Vollversorgung für alle Häuser Wiens, Modernisierung der Wiener Kliniken - da können Sie sich im Prinzip genau heraussuchen - geht natürlich auch digital, man muss nur auf die Web-Seite einsteigen -, welche Baufortschritte zu welchem Zeitpunkt wo gemacht werden, welche neuen Abteilungen in Betrieb genommen werden. Geschätzte Damen und Herren, zum Schluss möchte ich Ihnen vielleicht noch einen Leitsatz mitgeben, der hier im Wiener Rathaus im Stadtsenatssitzungssaal auf dem Kamin zu lesen ist: "Sapientia aedificabitur, prudentia gubernabitur domus." Das heißt nichts anders als: Mit Weisheit wurde hier gebaut, mit Klugheit wird dieses Haus regiert. - Das ist eine Zielvorgabe auch für unseren Stadtrat und für unser Gesundheitswesen. Bleiben wir gemeinsam ein Garant für soziale Sicherheit und beste medizinische Versorgung für alle Menschen, unabhängig ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihres Geschlechts und ihres Einkommens. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und von GR Markus Ornig, MBA.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Seidl. Sie sind am Wort. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke. Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Ich habe nicht nur mir, sondern uns versprochen, dass ich versuche, das relativ knackig und kurz zu halten. Es hat mein Landesparteiobmann StR Dominik Nepp schon sehr viel gesagt, und es wurde heute auch schon sehr viel gesagt. Ich möchte mich zunächst einmal, weil es sich, wie ich finde, auch so gehört, für die Beantwortung der insgesamt 15 Fragen bedanken. Bei der Beantwortung sind mir zwei Dinge aufgefallen, die für mich nicht ganz schlüssig waren. Erstens einmal, dass die Gastpatientenzahlen im Gegensatz zu 2018 natürlich gesunken sind, ist, glaube ich, nicht sehr verwunderlich, weil der WIGEV seit November den Auftrag hat, keine Gastpatienten mehr anzunehmen. Es ist also logisch, dass das weniger sein müssen. Die zweite Frage hat mich dann noch viel mehr verwundert, nämlich als es darum gegangen ist - und zwar, das war die Frage 14 -, wie der Zwischenstand bei der Reform des Wiener Gesundheitsverbundes ist und wann da mit Ergebnissen zu rechnen sein wird. Die Frage habe ich - wenn ich es gestern richtig recherchiert habe - in dieser Legislaturperiode insgesamt bereits fünf Mal gestellt und fünf Mal bekam ich die Antwort: Mir san dabei, irgendwann einmal bringen wir das schon zam! - Kurz zusammengefasst natürlich. Das heißt also, im Prinzip geht da - auch wieder nett formuliert - nicht sehr viel weiter. Allerdings hat mich die Antwort vom Herrn Stadtrat heute dann doch verwundert, weil er gesagt hat, die IT-Umstellung im Jahr 2022 war eine so große Reform. - Ja, das ist alles lieb, schön und nett und es ist natürlich auch zeitgemäß, dass das sein muss, dass man die IT zusammenführt, umstellt, auf das Aktuellste projiziert, aber mit der Reform des Gesundheitsverbundes ist, glaube ich, etwas anderes gemeint gewesen. Da könnte man seitens des Stadtrates vielleicht einmal ein bissel ehrlicher sein und einfach sagen, warum es nicht klappt. Es klappt deswegen nicht, weil die Gewerkschaft dagegen ist. Das wissen 99 Leute da herinnen, oder, ich glaube, alle 100 wissen das. Das Problem ist halt nur, dass das nicht gesagt wird. Weil Herr Meidlinger Njet sagt, geht da nichts weiter. Das ist der Grund. Irgendwann einmal könnte man also vielleicht so ehrlich sein und das sagen. Ganz kurz möchte ich natürlich auch auf das eingehen, was Dr. Gara gleich zu Beginn gesagt hat. Im Prinzip war die Rede in Ordnung, das hat zwar noch vor einigen Jahren ein wenig anders geklungen, aber ja, im Prinzip war es in Ordnung. Nur, ganz am Anfang hat er gesagt: Österreich-weit ist ja auch nicht alles so toll! - Ja, das stimmt schon, das mag schon richtig sein, aber was das jetzt im Wiener Gemeinderat zu tun hat, weiß ich nicht, und was wir uns darum kaufen können, weiß ich auch nicht. Ich kenne auch kein Bundesland, in dem es nur annähernd 70 Gefährdungsanzeigen in einem Jahr gibt. Wenn man sich das runterrechnet, so sind das jeden 5. Tag eine - das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen -, jeden 5. Tag gibt es in Wien eine Gefährdungsanzeige. Da sage ich schon: Wenn da nicht Feuer am Dach ist, dann weiß ich nicht. Dann hat er noch etwas gesagt, was ich überhaupt nicht verstanden habe. Er ist dann auf den Bund gekommen, nämlich auf den Bundeskanzler, der ja vor Kurzem einen Verkehrs- oder Autogipfel abgehalten hat, und hat gemeint, dieser hätte ja auch einen Gesundheitsgipfel machen können. - Ja, den hätte er schon machen können, nur hilft uns das in Wien jetzt auch nicht viel weiter, weil der Herr Bundeskanzler halt nicht für die Gesundheit in Wien zuständig ist - in Wien ist das halt nun einmal die SPÖ in Person des Herrn StR Peter Hacker. Vielleicht auch noch ganz kurz zu Frau Mag. Huemer: Ja, das kann ich eigentlich fast alles unterschreiben, was da gesagt worden ist. Auch das hat vor 2020 ein wenig anders geklungen, und all die Probleme, die heute hier angesprochen wurden, nicht alle, aber zumindest sehr viele der Probleme hatten wir auch vor 2020, meine Damen und Herren. Ich möchte noch ganz kurz einige Punkte nennen, die natürlich relativ rasch einer Lösung bedürfen und wo man halt auch ein bissel mehr ins Tempo gehen muss. Ich kann mich erinnern, dass im Koalitionsabkommen versprochen wurde, insgesamt 35 Primärversorgungszentren bis Ende der Legislaturperiode zu schaffen - aktuell stehen wir bei 10. Wir sind jetzt in der Mitte der Legislaturperiode oder sogar schon ein bissel drüber: 16 wollten sie bis 2021 haben - wie gesagt, aktuell haben wir 10. Der Dauerstreit mit der Wiener Ärztekammer ist auch etwas, das es, glaube ich, einst unter Wehsely gegeben hat - Wehsely gab es dann ein paar Monate später nicht mehr. Hacker, muss ich ganz ehrlich gestehen, hält sich da ein wenig wackerer. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Hacker hält sich wacker!) Zu streiten begonnen hat er, glaube ich, vor einem Dreivierteljahr - Wehsely hat es nicht so lange ausgehalten, schauen wir einmal, wie lange er es durchhält. Die 70 Gefährdungsanzeigen - ich habe es schon gesagt, jeden 5. Tag eine - sind natürlich ein Wahnsinn. Es gibt weiterhin monatelange Wartezeiten auf dringend notwendige Operationen - wir wissen das. Es gibt auch noch immer stundenlange Wartezeiten in den Spitalsambulanzen - wir wissen das. Aktuell sind 700 Betten in den WIGEV-Häusern gesperrt, weil das Personal fehlt, weil man es einfach mit Personal nicht bespielen kann. Das sind alles Dinge, wo ich mir denke, man muss doch irgendwann einmal anfangen, zu überlegen, woran es liegt. Und wenn ich dann heute, auch vom Herrn Stadtrat, höre, in der WIGEV-Führung plant man überhaupt keine Änderungen, weil dort eh alles so super ist, dann sage ich, dass ich das anders sehe. Ich weiß auch, dass die NEOS das, zumindest in der letzten Legislaturperiode, sehr, sehr ähnlich gesehen haben wie wir. Okay, das hat sich ein wenig geändert, jetzt sind die drei Generaldirektoren plötzlich heilige Kühe, wo man nicht hingreifen darf. Warum das so ist, weiß ich nicht. Da sollte man jetzt also dringend ins Arbeiten kommen, dringend ins Tun kommen, Aufgaben haben wir genug zu lösen. - Das wäre meine Bitte, sehr geehrter Herr Stadtrat, bitte gehen wir es an! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Greco. Ich erteile es ihr. GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, die Sie online mit dabei sind! Ich glaube, wir sind uns hier einig, dass Wien für Spitzenmedizin steht und dass wir auch in Zukunft Garant für die optimale Versorgung der Wienerinnen und Wiener sein wollen. Wir haben sehr viel in den letzten Jahren investiert, auch hier in diesem Ausschuss, über Zukunftsmöglichkeiten, Therapien, über das, was es wirklich braucht, auch über die Häuser - wie heute bereits angesprochen wurde - gesprochen - das ist eines. Wir haben auch sehr viel über Ausbildungen diskutiert, Kollege Wagner hat darauf bereits hingewiesen - ganz wichtig. Wichtige Themen wollen wir nicht negieren, es passiert viel, und das ist auch gut so. Es ist aber auch klar, dass es viele Probleme gibt. Zwischen all den Zukunftsplänen und zwischen all den Initiativen, die bereits gesetzt wurden, und dem Weg dort hin gibt es noch einen Gap - und genau den gilt es jetzt zu füllen und genau auf den wollen wir hier und heute aufmerksam machen. (Beifall bei der ÖVP.) Meine Vorrednerinnen, meine Vorredner haben schon auf viele Teilprobleme, teilweise im Detail, teilweise auf überschriftmäßige Art und Weise hingewiesen, ich möchte mich auf ein Herzstück, welches für uns alle relevant ist, intramural und extramural, nämlich auf die Pflege fokussieren. Ich durfte dies bereits im Rahmen des Landtages im November machen, weil die Pflege so wichtig ist. Die Pflege entlastet, die Pflege unterstützt, die Pflege muss entlastet werden, und das ist ein Kernelement. Bis diejenigen, die jetzt in Ausbildung sind, bis die zahlreichen Initiativen, die auf Bundesebene, die durch die Ausbildungsoffensive in Wien gesetzt wurden, bis das alles zum Tragen kommt, müssen wir ganz klar hinsehen und dort ansetzen. Wenn man sich umhört, was denn die Forderungen der Pflege sind, dann gibt es natürlich auf der einen Seite den finanziellen Aspekt, kein Thema, aber nein, es ist nicht der einzige. Wir müssen auch hinsehen, wie es denn mit den Arbeitsbedingungen ausschaut, was sie benötigen. Dienstplansicherheiten - ein großes Wort. Ich weiß nicht, wie wir es umsetzen können, ich weiß nur, dass wir alle unsere Köpfe aller Fraktionen zusammenstecken müssen, damit wir hier eine Lösung finden. Wir brauchen eine verbesserte Arbeitsorganisation, wir brauchen eine Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen, um diese Schritte weiterzugehen. Wir müssen auch das Pflegepersonal, die Pflegefachkräfte entlasten. Diese Entlastung kann auf der einen Seite durch optimierte Digitalisierungsoffensiven erfolgen, die die einzelnen Abteilungen nämlich wirklich entlasten und die nicht mehr Belastung bringen. Wir benötigen das, was sehr oft in Unternehmen eingeführt wird, womit bereits gearbeitet wird, das aktiv angegangen wird, das ist die betriebliche Gesundheitsförderung. Die betriebliche Gesundheitsförderung, mentale Ersthelfer, die bereits eingesetzt werden, sind auch dort anzusetzen, wo sie jetzt am dringendsten nötig sind, nämlich bei der Pflege, beim Pflegepersonal. Wir brauchen Fortbildungen und Ausbildungen, um den Wissensstand auf die neuesten Strukturen zu bringen und anzupassen und gleichzeitig in diesem Raum auch Austauschmöglichkeiten für die Pflegefachkräfte zu geben, wo sie sich nicht mehr alleine fühlen - sie gegen den Rest der Welt -, sondern wo sie gemeinsam an Lösungen arbeiten. Das ist auch schon der letzte Punkt, den ich erwähnen möchte. Das Pflegepersonal, die Pflegefachkräfte müssen in den Entscheidungsprozess mit eingebunden werden, denn sie wissen, was die Patientinnen/Patienten am dringendsten benötigen. Ich glaube, wir alle gehen, wenn wir krank sind, zur Pflege und fragen sie: Was hat der Arzt wirklich gemeint? Wie soll ich mich denn jetzt wirklich betten? Wie können wir hier unterstützend eingreifen? Deswegen lassen Sie uns alle gemeinsam schauen, wie wir die Pflege unterstützen können, dieses wichtige Element in die Zukunftspläne mit einbauen und ja, an der Umstrukturierung arbeiten können, gemeinsam an der Zukunft, an den neuen Konzepten arbeiten können, aber es gehört auch die Brücke bis dort hin mit den Personen, mit dem Personal, das im Gesundheitsbereich arbeitet, tagtäglich unterstützt. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Laschan. Ich erteile es ihr. GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Auf vielfachen Wunsch werde ich mich sehr bemühen, ganz kurz zu bleiben. Ich möchte festhalten, dass die Pandemie - und das ist meine eigene Erfahrung, aber auch die Erfahrung vieler Kolleginnen und Kollegen aus allen Berufsgruppen im Spital - einfach Spuren hinterlassen hat, nämlich im Arbeitsalltag. Das Personal ist müde, weil es in Wirklichkeit größtenteils das gleiche Personal ist, zumindest in meinem Umfeld, wo ich beschäftigt bin, ist das Personal das gleiche geblieben. Es sind jene, die gemeinsam in dieser schwierigen Zeit der Pandemie Umstrukturierungen gehabt haben, als man sich gefürchtet hat, dass man selbst schwer erkrankt, als man nicht gewusst hat, wann das endet, und so weiter, und so fort. Es gab eine enorme Belastung durch die Auflagen auf Grund der Pandemie, durch das Ankleiden, durch die Vorsichtsmaßnahmen - das hat müde gemacht. Und das hat natürlich, weil es auch viele Erkrankungen beim Personal gegeben hat, dazu geführt, dass es oft einen extremen Mangel gegeben hat. Wir haben in der Zeit der Pandemie aber auch positive Dinge erfahren, nämlich dass die ambulante Versorgung ausgebaut worden ist. Dies deswegen, weil wir keine Betten gehabt haben. Weil wir so viele Patientinnen und Patienten aufnehmen mussten, mussten zum Beispiel onkologische PatientInnen dann ambulant behandelt werden. Es sind alle behandelt worden, ich weiß das aus ganz Wien, weil wir onkologisch natürlich vernetzt sind. Es ist da niemand zurück geblieben. Die Behandlungen, die Krebsbehandlungen sind durchgeführt worden, aber im ambulanten Setting und unter Umständen auch unter schwierigeren Bedingungen, weil man natürlich vielleicht lieber aufgenommen wird und nach einer Therapie über Nacht bleibt, aber das war halt nicht möglich. Versorgt sind die PatientInnen aber ausgezeichnet geworden. Daraus haben wir auch gelernt, dass es möglich ist, sehr viele Therapien auch ambulant anbieten zu können, zum Wohle der Patientinnen und Patienten, und das ist etwas Positives. Eine weitere Erkenntnis ist, dass Sparen im Gesundheitswesen nicht gut ist, das ist keine gute Idee. Im Gesundheitswesen kann man nicht den Sparefroh herauskehren, sondern im Gesundheitswesen muss all das ermöglicht werden, was notwendig ist, und zwar, dass wir die Zweiklassenmedizin wieder abschaffen in Wirklichkeit, weil wir die schon haben. Da müssen wir erkennen, dass das Gesundheitswesen, wenn wir über das Wiener Gesundheitswesen reden, nicht nur aus den Spitälern, sondern aus dem niedergelassenen Bereich besteht. Zuständig für den niedergelassenen Bereich sind - nur, dass das klar ist - die Krankenkassen, allen voran die ÖGK, weil die größte, und die Ärztekammer, die bei jedem Ding mitredet und die auch vieles aus Partikularinteressen verhindert. Das ist jetzt als Standesvertretung verständlich, aber gut für die Patientinnen und Patienten und für die Weiterentwicklung ist es nicht. Wenn wir sagen, wir haben zu wenig Personal, auch im medizinischen, im ärztlichen Bereich, dann denke ich: Na gut, dann lassen wir doch mehr zum Studium zu! - Aber da regen sich dann wieder die an der Uni auf und sagen, das sind viel zu viele. Aber das muss doch gemeinsam geschehen können, wenn man schon weiß, dass es zu wenige sind. Dann machen wir es doch einfach! Dann einigen wir uns doch politisch alle miteinander darauf, dass wir mehr zum Medizinstudium zulassen (Beifall bei der SPÖ und von GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic.) und dass wir die Eingangsbarrieren verändern, dass Menschen, die aus der Mitte der Gesellschaft kommen, auch aus armen Familien, auch Medizin studieren können! Diese können nämlich den Test nicht bestehen, weil sie zu dumm dazu sind, sondern weil sie das Geld für die Vorbereitungskurse nicht haben - diese sind sehr teuer - oder weil sie nicht die Zeit haben, fünf Jahre hintereinander bei dieser Prüfung anzutreten, bei der Sachen gefragt werden, die meistens nicht relevant dafür sind, ob man eine gute Ärztin oder ein guter Arzt wird. (Beifall bei der SPÖ.) Wir brauchen empathische Menschen, die vielleicht auch schon erlebt haben, wie es ist, in Armut zu leben, weil nämlich sehr viele, die Mehrheit der Patientinnen und Patienten, selber in Armut leben. Da hat man vielleicht einen besseren Zugang und mehr Verständnis, wenn man aus diesem Bereich kommt. Da wäre ich also dafür, dass wir wirklich das mit der Eingangsprüfung abschaffen und als Ersatz zum Beispiel ein Pflegepraktikum machen. Ein Jahr Pflege und wenn man dann noch bleibt, dann ist man wirklich für das Medizinstudium geeignet. (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenruf von GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) - Ihr Dazwischenrufen interessiert mich nicht, weil ich es nicht verstehe, also melden Sie sich zu Wort, wenn Sie etwas fragen wollen! Jedenfalls ist es mir wichtig, festzuhalten, dass wir in unserer Stadt sowie in unserem Land die Situation haben, dass wir fast zu 100 Prozent sozialversichert und somit krankenversichert sind und dafür bezahlen, aber im Notfall trotzdem darauf angewiesen sind, dass wir Zuzahlungen machen, wenn wir dringend etwas brauchen, nämlich vor allem im orthopädischen Bereich. Die Spitäler machen das nämlich dort so - ich sage jetzt keine Namen, es geht um ein Privatspital, es ist aber in öffentlichen auch -, dass man, wenn man dort anruft: "Habe Hüftschmerzen, kann nicht mehr gehen, ist dringend!", dann in eine Privatordination von jemandem, der privat ordiniert, der in dem Spital auch operiert, verwiesen wird. Dann muss man dort einmal zahlen, damit man überhaupt eine Eintrittskarte in die Orthopädie hat. Das muss man einmal aussprechen und das muss man abschaffen. Wir wollen auch nicht, dass in den Augenarztambulanzen oder weiß ich, was, in den stationären Einrichtungen für Lidoperationen eine Wartezeit von einem Jahr ist. Wenn jemand die Chefarztbewilligung für diese Operation hat, dann sieht er nichts mehr, deswegen muss das operiert werden. Und da kann ich nicht, wenn ich vielleicht 80 bin, ein Jahr warten, sondern da muss ich gleich drankommen. Das wird aber offenbar künstlich in die Länge gezogen, weil manche das ja dann auch aus optischen Gründen machen - das ist nicht medizinisch indiziert -, und dann wartet man als jemand, der auf Kassenbasis sozusagen kommt, ein Jahr. Das ist ungerecht, das muss abgestellt werden. Wenn man da einmal einen erwischt, dann muss man den sozusagen vorführen und dann muss man das abstellen - das ist meine Meinung. Das ist nämlich auch ein großes Problem, das wir nicht nur in Wien, sondern überall haben - das muss abgestellt werden. Ich bin der Meinung, dass man alles Mögliche unternehmen muss. Ich habe große Hoffnung, wenn sich die Gesundheitsreferenten und -referentinnen aus unterschiedlichen Parteien einig sind, und das sind sie ja offensichtlich, dass wir für den ambulanten Bereich mehr Geld bekommen. Das muss das Ziel sein und da hoffe ich - auch unser Stadtrat hat das immer wieder berichtet und er hat sich gefreut, dass es da Einigkeit gibt -, dass wir das umsetzen können. Mehr Geld! Da hoffe ich auch auf den Gesundheitsminister, denn den halte ich ja für vernünftig und gut. Diesem sind natürlich durch die Koalition leider auch irgendwie die Hände gebunden, der täte vielleicht auch gern anders. Also Wunsch an Rauch: Pflegepraktikum als Eintritt in das Medizinstudium, mehr zulassen und mehr Geld für die ambulante Versorgung. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ und von GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Holawatsch. Ich erteile es ihm. GR Ing. Erol Holawatsch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Ich wurde gebeten, mich auch kurz zu halten und werde es auch tun. Es sind ein paar Punkte, die mir wichtig sind, noch einmal zu thematisieren. Wir reden über die Finanzierung, wer es finanzieren soll, aber am Ende des Tages stellt sich die Frage, wen wir finanzieren sollen, wenn wir keine Ärzte und keine Pfleger haben. Im Prinzip ist es also egal, wer es finanziert, wir müssen überlegen, wie wir die Menschen bekommen, damit diese wieder in der Pflege arbeiten, damit diese wieder in ärztlichen Berufen arbeiten. Da ist die Finanzierung, glaube ich, zweitrangig. Das Thema Digitalisierung: Wir haben in der Corona-Krise die Digitalisierung vorangetrieben, wir waren genötigt, im Bereich der Digitalisierung Schritte zu setzen. Wir merken jetzt aber langsam, dass Corona abklingt und wir uns von diesem Weg, den wir damals im Bereich der Digitalisierung begonnen haben, verabschieden. Gerade der WIGEV könnte als einer der größten Krankenhausträger im Bereich der Digitalisierung eine Vorreiterrolle einnehmen. Ich nenne Ihnen nur ein paar Beispiele: ein PDMS-System, ein Patientenleitsystem, die Telemedizin, Online- Terminvereinbarungen - das sind alles Punkte, die man relativ rasch umsetzen kann, wenn man dazu auch bereit ist und sich die Zeit nimmt und sich damit beschäftigt. (Beifall bei der ÖVP.) Ich glaube, am Ende des Tages ist es wichtig, dass wir die Patientinnen und Patienten einerseits gut versorgen, aber andererseits auch so versorgen, dass sie die Leistungen gut in Anspruch nehmen können. Da hilft die Digitalisierung nicht nur für die Patientinnen und Patienten, nein, die Digitalisierung hilft uns auch dabei, das Personal zu schonen. Wenn wir uns die Prozesse in den Krankenhäusern einmal genau ansehen, kommen wir, glaube ich, drauf, dass wir viele Prozesse, die jetzt von Kolleginnen und Kollegen durchgeführt werden müssen, auf eine digitale Ebene heben könnten, um damit einerseits Personal schonen und andererseits das Personal auch woanders einsetzen zu können. Am Ende meiner Rede - ich habe gesagt, ich halte mich kurz - glaube ich, dass wir uns einmal überlegen müssen, warum dieser Ärztemangel entstanden ist. Ich kann mich daran erinnern, als damals das Ärzte-Arbeitszeitgesetz auf eine Höchststundenwoche von 48 geändert wurde, und ich kann aus Erfahrung sagen: 2 Dienste mit jeweils 24 Stunden und die Woche ist erledigt. Ich glaube, wir müssen uns auch da überlegen, welche Konsequenzen das für uns hat. Der Schritt müsste jetzt aus meiner Sicht sein, sich das noch einmal genauer anzusehen und dafür zu sorgen, dass wir nicht nur an zwei Tagen Ärzte im Spital haben, sondern wirklich an den Tagen, an denen wir sie auch benötigen. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. Wir kommen damit zu den Abstimmungen der Anträge. Ich bringe einen Antrag der GRÜNEN zum drohenden Kollaps der Gesundheitsversorgung zur Abstimmung. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein entsprechendes Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ, des GR Kieslich und der GRÜNEN, womit der Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Als nächster Antrag kommt jener der Wiener Volkspartei zum Krisengipfel zur aktuellen Situation im Wiener Gesundheitsverbund zur Abstimmung. Wer da zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, des klubungebundenen Abgeordneten und der GRÜNEN. Auch dieser Antrag bleibt in der Minderheit und ist abgelehnt. Es kommt der Antrag der FPÖ zum Verbot der sogenannten Nic-Bags bei Jugendlichen zur Abstimmung. Dieser Antrag ist auf Zuweisung zum Gemeinderatsausschuss. Wer dieser Zuweisung zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ, der ÖVP, des klubungebundenen Abgeordneten, der NEOS und der SPÖ, womit dieser Antrag auf Zuweisung angenommen ist. Der nächste Antrag der FPÖ betrifft den Ärztemangel im WIGEV. Wer da zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, des klubungebundenen Abgeordneten, womit dieser Antrag abgelehnt ist, weil er in der Minderheit geblieben ist. Der letzte Antrag des heutigen Abends, von der FPÖ, betrifft dringende Maßnahmen gegen den Zerfall des Gesundheitssystems. Wer da zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Auch hier bleibt der Antrag mit der Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten in der Minderheit und ist abgelehnt. Damit ist die Tagesordnung für heute erschöpft, und ich schließe die 37. Sitzung des Gemeinderates. (Schluss um 20.35 Uhr.) Gemeinderat, 21. WP 25. April 2023 37. Sitzung / 21