Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 21. Wahlperiode 33. Sitzung vom 25. Jänner 2023 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-88803-2023-KNE/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP-77969-2023-KGR/GM) S. 6 3. Anfrage (FSP-89082-2023-KVP/GM) S. 8 4. Anfrage (FSP-82153-2023-KSP/GM) S. 11 5. Anfrage (FSP-2392319-2022-KFP/GM) S. 13 3. AST-92623-2023-KNE/AG; ASTTH- 106160-2023-KNE/AGTH: Aktuelle Stunde zum Thema "Klimapolitik ist Standortpolitik: 'Raus aus Gas' - Wiener Wärme und Kälte 2040 ist der zentrale Baustein der Wärmewende und gleichzeitig Innovationsmotor für den Wiener Wirtschaftsstandort" Rednerinnen bzw. Redner: GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 14 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 15 GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia S. 16 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 17 GR Mag. Josef Taucher S. 18 GR Wolfgang Kieslich S. 19 GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic S. 20 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 20 GR Dr. Peter Sittler S. 21 GR Mag. Stephan Auer-Stüger S. 22 4. Mitteilung des Einlaufs S. 23 5. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 23 6. Umstellung der Tagesordnung S. 23 7. 2405120-2022-GBI; MA 13, P 22: Die Wiener Volkshochschulen GmbH; Förderung Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 23 Rednerinnen bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 23 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 25 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 26 GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM S. 29 GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 31 GR Stefan Berger S. 33 GR Mag. (FH) Jörg Konrad S. 35 GR David Ellensohn S. 36 GR Harald Zierfuß S. 37 GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 39 Abstimmung S. 42 8. 2376868-2022-GBI; MA 10, P 17: Förderrichtlinie der Stadt Wien - Kindergärten Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA S. 42 Rednerinnen: GRin Silvia Janoch S. 42 GRin Marina Hanke, BA S. 43 Abstimmung S. 44 9. 2402758-2022-GBI; MA 10, P 18: Förderprogramm Sonderfinanzierung auf Grund der Teuerungen mit einer Energieunterstützungsmaßnahme Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA S. 44 Rednerinnen bzw. Redner: GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 44 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 45 GR Felix Stadler, BSc, MA S. 46 GRin Katharina Weninger, BA S. 47 Abstimmung S. 48 10. 2403867-2022-GBI; MA 13, P 21: Vorhaben "Partizipative Kinder- und Jugendmillion" Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 48 Rednerin: GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 48 Abstimmung S. 49 11. 2380532-2022-GBI; MA 17, P 7: Job-TransFair gemeinnützige GmbH; Förderung 2380979-2022-GBI; MA 17, P 8: Verein STATION WIEN; Förderung 2381341-2022-GBI; MA 17, P 9: Verein Österreichische Jungarbeiterbewegung (ÖJAB); Förderung 2381725-2022-GBI; MA 17, P 10: Gemeinnützige Interface Wien GmbH; Förderung 2382653-2022-GBI; MA 17, P 11: Verein Projekt Integrationshaus; Förderung 2382874-2022-GBI; MA 17, P 12: Verein Helping Hands; Förderung 2383721-2022-GBI; MA 17, P 13: Verein Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen; Förderung 2384081-2022-GBI; MA 17, P 14 Verein Miteinander Lernen - Birlikte Ogrenelim; Förderung Berichterstatter GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 49 Rednerinnen bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 49 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 50 GRin Mag. Aygül Berivan Aslan S. 50 GRin Safak Akcay S. 51 GR Stefan Berger S. 52 Abstimmung S. 52 12. 2366025-2022-GBI; MA 10, MA 56, P 16: Planungs-, Projektvorbereitungs-, Projektmanagement- und Projektbegleitungsleistungen für den Bildungscampus Nordwestbahnhof in 20., Rebhanngasse Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA S. 53 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Mag. Julia Malle S. 53 GRin Silvia Janoch S. 54 GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi S. 55 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 55 GR Stefan Berger S. 56 GR Felix Stadler, BSc, MA S. 56 Abstimmung S. 57 13. 2412307-2022-GGS; WIGEV, P 24: Beitritt der Stadt Wien zu "ASQS - Österreichische Fachgesellschaft für Qualität und Sicherheit im Gesundheitswesen" Berichterstatter GR Christian Deutsch S. 57 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Veronika Matiasek S. 57 GRin Mag. Barbara Huemer S. 57 GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA S. 59 Abstimmung S. 60 14. VO-1359131-2022; MA 40, P 25: Verordnung betreffend die Festsetzung der Gebühren gemäß § 28 Abs. 3 des Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetzes - WRKG Abstimmung S. 60 15. 2407927-2022-GWS; MA 69, P 27: Nachtrag zum Baurechtsvertrag vom 24. 9. 2002 mit der Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft SIEDLUNGSUNION reg. Gen. mbH betreffend die Liegenschaft EZ 5635, Gste. Nr. 197 und Nr. 198/1, KatG Eßling Abstimmung S. 61 16. 2186664-2022-GGI; MA 21 A, P 28: Plan Nr. 8306: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan sowie Festsetzung einer Schutzzone in 12., KatGen Hetzendorf und Altmannsdorf Berichterstatter GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi S. 61 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Silvia Janoch S. 61 GR Erich Valentin S. 61 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 62 Abstimmung S. 63 17. 2322671-2022-GGI; MA 21 B, P 29: Plan Nr. 8364: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 21., KatGen Floridsdorf und Donaufeld Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer S. 63 Rednerin: GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 63 Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer S. 63 Abstimmung S. 64 18. DRI-104247-2023-KVP/GF: Dringliche Anfrage von GR Harald Zierfuß, GRin Mag. Caroline Hungerländer, GRin Silvia Janoch, GRin Julia Klika, BEd, GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc und GR Dr. Peter Sittler an den Bürgermeister betreffend "Aufklärung über den Fördermittelmissbrauch im Kindergartenverein Minibambini sowie die fehlende bzw. ineffektive Kontrolle durch die städtischen Behörden" Verlesung: Schriftführerin GRin Dr. Katarzyna Greco, MBA S. 64 Begründung: GR Harald Zierfuß S. 68 Beantwortung: Bgm Dr. Michael Ludwig S. 70 Rednerinnen bzw. Redner: StR Karl Mahrer S. 72 GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM (zur Geschäftsordnung) S. 75 GR Mag. Thomas Reindl (zur Geschäftsordnung) S. 75 StR Dominik Nepp, MA S. 76 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 78 GR David Ellensohn S. 80 GRin Aslihan Bozatemur S. 83 GR Stefan Berger S. 83 GR Mag. (FH) Jörg Konrad S. 85 GRin Mag. Mag. Julia Malle S. 85 GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA S. 86 GR Mag. Marcus Schober S. 87 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 88 GR Felix Stadler, BSc, MA S. 89 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 90 GR Mag. Marcus Gremel, MBA S. 91 Abstimmung S. 93 19. 2388183-2022-GGI; MD-BL DEZ, P 30: Zuweisung an die Bezirke aus dem Förderprogramm "Überregionale Maßnahmen, Verkehr- und Stadtgestaltung" Berichterstatter GR Christian Hursky S. 93 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 93 GR Georg Niedermühlbichler S. 95 GR Kilian Stark S. 95 GRin Barbara Novak, MA S. 96 GR Kilian Stark S. 97 Abstimmung S. 97 20. 2352036-2022-GKU; MA 7, P 34: Förderung an die "Volkstheater" Gesellschaft m.b.H. Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel S. 97 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Veronika Matiasek S. 97 GR Peter L. Eppinger S. 99 GR Jörg Neumayer, MA S. 101 GR Stefan Berger S. 102 GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 103 Abstimmung S. 105 21. 2380455-2022-GFW; MA 5, P 1: Gemeinsame Kreditaktion mit der Wiener Wirtschaftskammer für Betriebsmittel- und Investitionskredite Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske S. 105 Rednerin: GRin Yvonne Rychly S. 105 Abstimmung S. 105 22. 2407013-2022-GFW; MA 5, P 4: Förderangebot an den Fonds Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit Abstimmung S. 105 23. 2376984-2022-GFW; MA 5, P 6: Dotierung der Wirtschaftsagentur Wien zur Finanzierung der Fördermaßnahme Energieeffizienz in Wiener Kleinunternehmen Abstimmung S. 105 (Beginn um 9.02 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren! Die 33. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet. Ganztägig verhindert sind GRin Mag. Berger-Krotsch, GR Dr. Mantl. Zeitweise verhindert sind GR Arsenovic, GRin Mag. Hungerländer, GRin Mag. Mag. Malle und GR Mag. Kowarik. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-88803-2023-KNE/GM) wurde von Herrn GR Weber gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat für die Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. In dieser Anfrage geht es um den Wiener Integrationsrat und welche Empfehlungen im Bereich des Bildungssystems hier ausgesprochen werden. (Der Wiener Integrationsrat hat in seinem 3. Statement zu den Herausforderungen der Migrationsstadt Wien im Bereich des Bildungssystems Empfehlungen ausgesprochen. Wie reagieren Sie als zuständiger Stadtrat für Bildung und Integration darauf?) Guten Morgen, Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Schönen guten Morgen! Danke für die Anfrage zur Arbeit des Wiener Integrationsrats, der jetzt zum dritten Mal ein Thema behandelt hat, auch im Auftrag der Stadtregierung und Stadtverwaltung, um gemeinsam mit wissenschaftlicher Begleitung die Stadtpolitik integrationspolitisch weiterzuentwickeln. Thema war die Bildungspolitik und die Frage des Bildungsaufstiegs. Dies einerseits deshalb, weil Wien als multikulturelle Einwanderungsstadt schon immer eine große Herausforderung mit der Integration der Zugewanderten hatte - unser Ziel ist es, dass alle, unabhängig von der Herkunft, auch eine gute Bildungschance bekommen - und andererseits, weil der Bildungsbereich in den letzten Jahren besonders gefordert war. Die Pandemie und dann der Krieg in der Ukraine haben beide dazu geführt, dass die Bildungseinrichtungen vor besonderen Herausforderungen stehen. Das war der Hintergrund, warum der Wiener Integrationsrat sich mit dem Thema des Bildungsaufstiegs beschäftigt hat. Hier insbesondere für die Jugendlichen, die in 2. und 3. Generation in Wien aufwachsen, weil wir leider aus Zahlen und aus der Statistik wissen, dass diese auch in 2. und 3. Generation geringere Bildungschancen haben. Das finde ich unfair, da wollen wir gegenarbeiten, um gerechte Chancen für alle herzustellen. Daher hat sich der Wiener Integrationsrat vertieft mit dieser Thematik beschäftigt. Worauf ist er draufgekommen? - Einerseits auf eine Bestandsanalyse, dass das österreichische Schulsystem sehr stark segregiert, nämlich indem mit der frühen Entscheidung, Gymnasium oder Pflichtschule in Wien sehr stark und sehr früh zwei Wege aufgezeigt werden. Es gab dann eine durchaus kritische Analyse dazu. Andererseits ist das Thema des Deutschlernens ein sehr zentrales in einer multikulturellen Stadt wie Wien, auch in den Bildungseinrichtungen. Diesbezüglich wurde kritisch angemerkt, dass die unter Schwarz-Blau eingeführten Deutschförderklassen so nicht dem Zweck dienen. Mit dabei war auch eine wissenschaftliche Begleitung, denn im Auftrag des Ministeriums hat Frau Dr. Spiel eine Analyse der Deutschförderklassen durchgeführt. Diese Analyse wurde veröffentlicht. Die Antwort des Ministeriums war: Wir machen alles weiter! - Da frage ich mich schon, wofür man überhaupt etwas wissenschaftlich analysieren lässt, wenn man dann sagt: Weiter so! - Da ist man anscheinend resistent gegenüber Fakten, und das ist schade so. Was können wir in unserem Verantwortungsbereich noch mehr machen? - Da gab es unterschiedliche Empfehlungen an die Stadtregierung, nämlich das Modell der Ganztagesschule weiter auszubauen. Da geht Wien mit der kostenlosen Ganztagesschule sehr konsequent voran - auch heuer wieder zehn neue Standorte, die dazukommen. Das heißt, mehr Bildungschancen und vor allem auch eine bessere Integration, weil die ganztägige Schulform vor allem für den Integrationserfolg sehr förderlich ist. Eine weitere Empfehlung war, die Elternarbeit zu intensivieren. Dies vor allem deshalb, weil im österreichischen Schulsystem die Rolle der Eltern von großer Bedeutung ist. Zur Elternarbeit haben wir schon einen Schwerpunkt gehabt und wir werden weiter die Elternarbeitsprojekte und auch die Workshops, die für Eltern an Kindergärten und Schulen stattfinden, intensivieren. Das letzte Themenfeld, das ich herausgreifen möchte - alles andere kann man eh im Statement lesen -, ist das Thema der Deutschförderung früh im Kindergarten. Da gibt es in Wien das Modell der Deutschförderkräfte, um hier direkt in den Kindergärten individuell mit denen Kindern zu arbeiten. Es ist notwendig, dieses weiter auszubauen. Es gab auch eine große Fluktuation auf Grund der Pandemie in den letzten Jahren. Darum haben wir die Entscheidung getroffen, alleine im heurigen Jahr 100 neue Sprachförderkräfte in Wiener Kindergärten anzustellen, um früh zu investieren, früh in die Sprachbildung zu gehen, damit wirklich alle Kinder, egal, woher sie kommen, in Wien die besten Bildungschancen bekommen. Das ist unser Bildungsversprechen, an dem wir tagtäglich arbeiten. Es ist viel zu tun, aber mit diesen Maßnahmen gehen wir einen weiteren Schritt in diese Richtung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den NEOS. Herr GR Weber, bitte. GR Thomas Weber (NEOS): Vielen Dank soweit, Herr Stadtrat, für die Beantwortung. Sie haben schon die Themen, mit denen sich der Wiener Integrationsrat aktuell beschäftigt, vorweggenommen. Wann ist denn da im Verlauf des Prozesses mit weiteren Mitteilungen, mit weiteren Ergebnissen zu rechnen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Der Wiener Integrationsrat hat zwei Themen im Jahr, die dann über ein Statement jeweils veröffentlicht werden. Der Wiener Integrationsrat hat diesmal eine Empfehlung eines Themas ausgesprochen, das ich gut finde, nämlich das Thema der Staatsbürgerschaft: Einerseits, wie die rechtliche Gegebenheit in Österreich ist, aber andererseits natürlich auch, was wir im Bereich der Staatsbürgerschaft im eigenen Wirkungsbereich noch besser machen können. Das wird das nächste Thema des Wiener Integrationsrates sein. Ich freue mich auf die Expertise der Mitglieder des Wiener Integrationsrates. Es gibt einige Mitglieder, die sich beim Thema Staatsbürgerschaftsrecht und auch bei den Themenbereichen Politik und Soziologie der Staatsbürgerschaft sehr, sehr gut auskennen. Da freue ich mich, dass dies das nächste Thema ist, wobei es im heurigen Jahr noch vor dem Sommer ein weiteres Statement geben wird und dann wie immer politische Ableitungen daran geknüpft werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Aslan, bitte. GRin Mag. Aygül Berivan Aslan (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Vizebürgermeister, es ist sehr wichtig, was Sie angesprochen haben, und zwar die ganzen Deutschdefizite in den Schulen. Das hat sich in den letzten Tagen auch in einer Studie herausgestellt. Ich finde, es ist enorm wichtig, da wirklich in die integrationspolitischen Maßnahmen zu investieren. Vor allem denke ich auch, dass man da ein bisschen aufpassen sollte, dass man das Problem nicht nur auf eine Menschengruppe sozusagen suggeriert. Ich denke, schulische Defizite gibt es genauso bei Schülerinnen und Schülern, die aus bildungsfernen Familien kommen, die aus armutsgefährdeten Familien kommen. Deswegen braucht man da, wie ich finde, ein sehr breites Maßnahmenpaket. Aber zu meiner Frage: Der Wiener Integrationsrat hat auch empfohlen, dass man für Schülerinnen und Schüler, die nach zwei Jahren immer noch mangelnde Deutschkenntnisse aufweisen, weitere Förderungen sozusagen planen sollte. Ist da etwas geplant? Wenn ja, wann sollte das zustande kommen? Und ich hätte noch eine Frage zur Staatsbürgerschaft, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Es ist nur eine Frage zulässig, Frau Kollegin, leider. GRin Mag. Aygül Berivan Aslan (fortsetzend): Ich stelle sie gerne später, danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Zuerst zu Ihrer Analyse, auch der Lerndefizite: Ja, die sozioökonomischen Kriterien sind meistens relevanter als die Herkunftsfrage, aber sie überlappen sich in Wien häufig. Man muss das natürlich anerkennen, dass bei Kindern aus manchen Herkunftsregionen besonderer Bedarf besteht, dann auch in Integrationsmaßnahmen oder auch in die Deutschförderung zu investieren. Aber ja, auch in Deutschförderklassen gibt es Kinder, die in Österreich aufgewachsen sind - das ist in der öffentlichen Debatte noch relativ wenig verankert. In Großbritannien zum Beispiel ist die bildungspolitische Debatte diesbezüglich schon viel stärker, in London zum Beispiel, wo die weißen Buben aus der Arbeiterschicht massive Benachteiligungen erfahren. Ich finde, wir müssen das auch breiter sehen, welches Kind Förderungen benötigt. Der Integrationsrat hat halt spezifisch auf die Herkunft geschaut, weil das der Auftrag ist, und da sehen wir, dass in Wiens Schulen mittlerweile eine Mehrheit der Kinder mit nicht deutscher Muttersprache aufwächst. Das darf man nicht negativ sehen, denn Mehrsprachigkeit ist ein großer Vorteil, wenn man diesen Schatz hebt und die Sprachenvielfalt fördert. Ohne Deutsch wird es aber nicht gehen, das muss man klar sehen, darum ist es sinnvoll, die Bemühungen zu intensivieren, frühzeitig Deutschförderung zu machen. Die Frage war auch, ob über zwei Jahre hinausgehend: Es gibt Bemühungen mit dem Ministerium, die Förderungen in den Deutschförderklassen über zwei Jahre hinausgehend anzubieten. Das halte ich für notwendig und für sinnvoll. Wir haben in Wien selber viele Maßnahmen, die nicht an die Zeit gekoppelt sind, zum Beispiel gibt es an Wiener Schulen Förderunterricht in der Muttersprache, und da sind wir stolz darauf, dass wir das anbieten können. Beim Thema der Deutschförderung gibt es aber auch abseits vom Schulunterricht viele Möglichkeiten - im Sommer zum Beispiel oder auch unter dem Jahr die kostenlose Nachhilfe -, da gibt es unterschiedliche Modelle. Ich finde aber, wir müssen noch mehr machen. Ich sehe vor allem den Sommer als heikle Zäsur für viele Kinder. Wenn sie neun Wochen gar nicht mit Deutsch in Verbindung gebracht werden oder über den Sommer gar nicht Deutsch reden, dann ist der Wiedereinstieg im nächsten Schuljahr schwierig. Da werden wir bestimmt noch weiter ansetzen müssen, um auch Angebote im Sommer zu intensivieren. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Zierfuß, bitte. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Es überrascht wenig, wenn Sie wieder gegen die Deutschförderklassen ausschreiten. Aber weil Sie vorher gesagt haben, man wäre gegen Fakten resistent, konfrontiere ich Sie gerne mit den Fakten: Wenn man sich nämlich die Statistik Austria anschaut, dann zeigt diese ganz klar, dass Deutschförderklassen funktionieren. Nach 1 Jahr sind 85 Prozent der Kinder, oder zumindest 80 Prozent, je nach Jahr, nicht mehr in Deutschförderklassen, sind also nicht mehr auf diese intensive Sprachförderung angewiesen. Vergleicht man das dann mit der Sprachförderung im Kindergarten in Wien, wofür Sie ja verantwortlich sind, wo sich bei den Vierjährigen nur eines von zehn Kindern verbessert und keinen Sprachförderbedarf mehr hat, dann macht der Vergleich aus meiner Sicht sehr sicher. Und wenn Sie jetzt hier sagen, die Lösung wäre, wenn der Bund ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr einführen würde, dann wissen wir aus Ihren Anfragebeantwortungen, dass von den 10.000 Kindern, die als außerordentliche Schüler in Wien geführt werden, 80 Prozent schon mindestens 2 Jahre im Kindergarten waren. Das wird also wohl der Weisheit letzter Schluss nicht sein, jetzt hier etwas einzuführen, was es de facto anscheinend eh schon für die Kinder gibt - sie sind zwei Jahre im Kindergarten und nehmen trotzdem von ihrer Sprachförderung zu wenig mit. Weil Sie gefragt haben, was wir in Wien machen können: Ich stimme darin überein, dass es mehr Sprachförderkräfte braucht. Wir wissen, dass sich zumindest zwischenzeitlich die Anzahl gesenkt hat, es waren 300 bei Ihrem Amtsantritt, laut einer Anfragebeantwortung von Ihnen - Ihre Zahlen, die Debatte hatten wir - waren es dann nur mehr 291. Meine konkrete Frage also: Wie viele sind es denn jetzt? (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es ist immer wieder erstaunlich, wie kreativ Sie Zahlen in Ihrem eigenen politischen Sinne interpretieren, zum Beispiel bei der Frage der Anzahl der Personen ... (GR Harald Zierfuß: Das sind Ihre Zahlen!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Entschuldigen Sie bitte, Herr Stadtrat. Darf ich den Fotografen bitten, die Reihen zu verlassen, das ist nicht gestattet. Ich darf auch die ÖVP bitten, ihr Personal darauf hinzuweisen, wie die Regeln hier im Haus sind. - Danke schön. Bitte weiter fortzufahren. VBgm Christoph Wiederkehr, MA (fortsetzend): Es sind, je nach Ihrem politischen Nutzen, immer wieder sehr, sehr kreative Auslegungen von Fakten. Bei den Sprachförderkräften zum Beispiel vergleichen Sie eine Anzahl an Vollzeitäquivalenten, die ich bekannt gegeben habe, dann ein paar Jahre später mit Personen. Das ist einfach nicht in Ordnung, das so zu machen, weil es da unterschiedliche Gewichtungen gibt. Ich kann es aber gerne sagen. Sie haben gerade behauptet, es gibt weniger als seit Amtsantritt - das stimmt nicht. Wir sind mit unter 290 Sprachförderkräften gestartet, wir sind jetzt bei über 320. Man muss aber bei Vergleichen immer darauf schauen, an der gleichen Zahl festzusetzen, an den gleichen Merkmalen, nämlich hier an den Vollzeitäquivalenten. Bin ich damit zufrieden? - Nein, weil es während der Pandemie schwierig war, neue Personen anzustellen und die Fluktuation auch größer war. Deshalb werden wir heuer die Bemühungen intensivieren. Ich bitte Sie aber, Falschinformationen und Fake News nicht weiter zu verbreiten, weder hier noch in der Öffentlichkeit. (GR Harald Zierfuß: Das sind Ihre Zahlen! - GR Thomas Weber - in Richtung ÖVP -: Aber ihr vergleicht sie!) - Ich habe Ihnen jetzt die Information gegeben, und an der können Sie sich orientieren. Aber genauso kreativ ist die Auslegung der ÖVP und von Ihnen, wenn es um Deutschförderklassen geht. Sie nehmen irgendeine Statistik und sagen: Ah, das beweist, dass es richtig ist! - Das Ministerium hat selber eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben - vielleicht haben Sie sie gelesen -, bei der ganz klar das herauskommt, was wir seit Beginn an kritisiert haben, nämlich dass es zu wenig Schulautonomie dahin gehend gibt, dass die Schulen selber entscheiden können, wie sie die Förderungen verwenden. Das Ministerium soll nicht zentral sagen, was welche Klasse wie genau zu machen hat, denn das ist genau das Gegenteil der Schulautonomie. Die wissenschaftliche Analyse sagt: mehr Schulautonomie. Und dann gibt es die ÖVP, die sagt: Nein, wir vertrauen irgendwelchen Zahlen, die wir selber interpretieren! - Vertrauen Sie der Wissenschaft, schauen Sie darauf, nehmen Sie ernst, was das Ministerium selber beauftragt! (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Da ist der Föderalismus auf einmal super?) Es braucht dringend eine Reform der Deutschförderklassen in Österreich. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Berger, bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich habe den Bericht wie auch die vergangenen beiden Berichte oder Statements, wie es ja heißt, des Wiener Integrationsrates wieder sehr, sehr aufmerksam durchgelesen. Ich muss schon feststellen, dass das, was da oftmals drinnensteht oder über weite Strecken drinnensteht, No-na-Feststellungen sind. Dafür, dass wir in Wien ein Problem mit Kindern, die in mangelnder Qualität Deutsch sprechen, haben, brauche ich jetzt nicht zwingend einen Integrationsrat, das haben in der Vergangenheit, insbesondere hier in diesem Haus, auch schon viele Mandatare festgestellt. Es wird da sehr viel Banales mit Fremdwörtern ausgeschmückt, etwa, dass man Eltern bei der Erziehung, bei der Bildung, bei der Erlangung von Deutschkenntnissen oder deren Verbesserung mit einbeziehen soll. Ich kann mich diesbezüglich an sehr emotionale Diskussionen hier herinnen erinnern, jetzt, wenn das der Integrationsrat festhält, soll das irgendwie mehr Gewicht erhalten. Ja, der Bericht ist nett, leider Gottes halt zum Teil jahrelang zu spät. Zum einen bin ich der Meinung, dass vieles darin tatsächlich relativ banal ist, etwa, wenn ich hier den Teil des Berichts betreffend Lehrberufe in die Schulen bringen hernehme: Der Integrationsrat empfiehlt, dass es Unternehmen erlaubt wird, für ihre Lehrstellen in Schulen zu werben. - Also ob ich tatsächlich für solche Empfehlungen einen Integrationsrat brauche, wage ich einmal zu bezweifeln. Zu meiner konkreten Frage - es gibt ja unterschiedlichste Empfehlungen, und mein Eindruck ist schon ein bissel, dass dieser Integrationsrat ein bissel dem Selbstzweck verfällt, daher meine Frage -: Insbesondere, was das Regierungsprogramm anbelangt, haben Sie ja einen sogenannten Regierungsmonitor installiert. Gibt es so etwas dann entsprechend analog auch für die Empfehlungen des Integrationsrates, ob diese dann tatsächlich von Ihnen in die Tat umgesetzt werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es freut mich, dass Sie den Regierungsmonitor positiv erwähnen, ich halte ihn auch für ein sehr, sehr wichtiges Instrument, um zu sehen, wie weit wir in unseren Projekten sind. Ich habe eine ganz andere Analyse zum Wiener Integrationsrat. Ich finde, dass sie hervorragende Arbeit machen und politische Themen wissenschaftlich begleiten und uns Empfehlungen aus wissenschaftlicher Sicht aussprechen. Das ist ein großer Mehrwert für die Politik, wenn sie sich von Wissenschaftlern beraten lässt, und das objektiv. Es gibt nämlich immer ein eigenes Statement des unabhängigen Wiener Integrationsrates, das mit Empfehlungen veröffentlicht wird. Ich finde diese Empfehlungen oft sehr, sehr treffend. Es gibt dann von mir die Notwendigkeit, politische Ableitungen zu treffen, um dann gemeinsam mit der Verwaltung auf die Umsetzung hinzuwirken. Ich sehe es nicht als Aufgabe, einen eigenen Wiener Integrationsratsumsetzungsmonitor einzusetzen. Sie haben als Gemeinderat natürlich auch die Möglichkeit, kontrollierend zu wirken und zu schauen, welche Themen wir aufgreifen. Darum ist es auch heute Thema in der Fragestunde, um eben die Ergebnisse des Wiener Integrationsrates auch parlamentarisch zu diskutieren, und das sehe ich als den sinnvollen Rahmen davon. Ich mache eine Selbstverpflichtung, indem ich die Themen, die ich aus dem Wiener Integrationsrat aufgreife und jeweils in einer Pressekonferenz präsentiere, natürlich auch zur Umsetzung bringe. Das waren diesmal über fünf zusätzliche Maßnahmen, die wir in Wien implementieren. Diese sind angekündigt und werden gemeinsam mit der Verwaltung auch schrittweise und sehr konsequent umgesetzt, um die Bildungschancen in Wien für alle Kinder weiter zu verbessern. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Die 1. Anfrage ist damit beantwortet. Die 2. Anfrage (FSP-77969-2023-KGR/GM) wurde von Herrn GR Dipl.-Ing. Margulies gestellt und ist ebenfalls an den Herrn Amtsführenden Stadtrat für die Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. In dieser Anfrage geht es um einen Stadtrechnungshofbericht über Förderungen eines Kindergartenvereines und wie es da mit den Förderungen weitergeht. (Der aktuelle Prüfbericht des Stadtrechnungshofes zur MA 10 und dem Kindergarten Verein "Minibambini" zeigt eine unkontrollierte Ausgabe von Steuermitteln in Millionenhöhe durch den Verein. Dieser Verein betreut fast 800 Kinder an zehn Standorten in Wien. Welche konkreten Schritte sind geplant, um die Betreuung der fast 800 Kinder zu gewährleisten, sollte es auf Grund des mutmaßlichen Fördermittelmissbrauches zu einem Förderstopp kommen?) Bitte, Herr Stadtrat. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Zentral in der Frage ist: Wie geht es weiter, wenn es einen Förderstopp geben sollte? Aber vielleicht davor einige Vorbemerkungen: Als ich den Stadtrechnungshofbericht bekommen habe, war ich selber schockiert über das, was herausgekommen ist, und ich habe unmittelbar gehandelt. Also noch vor Veröffentlichung des Berichtes des Stadtrechnungshofs habe ich einerseits den Bericht der Staatsanwaltschaft mit einer Sachverhaltsdarstellung übermittelt, was einer Anzeige gleichkommt, weil da über den möglichen Tatbestand von Fördermissbrauch von Seiten der Gerichte entschieden werden muss, und zweitens habe ich gleich einen Wirtschaftsprüfer beauftragt - auch vom Stadtrechnungshof empfohlen -, um die genaue Summe der möglichen Rückforderungen festzustellen. Wir warten aber nicht auf den endgültigen Bericht des Wirtschaftsprüfers, sondern fordern jeden Cent, von dem wir beweisen können, dass er zweckwidrig verwendet worden ist, schon jetzt zurück. Dementsprechend gibt es eine Rückforderungsaufforderung bis 31. Jänner, zum Beispiel von der Anstoßfinanzierung und auch von den Strafen, die im Verein über die Vereinskasse bezahlt worden sind. Da müssen die betroffenen Personen die Strafen natürlich persönlich bezahlen. Das heißt, wir haben gehandelt. Wichtig bei der Frage "Gibt es einen Förderstopp oder nicht?" sind für mich mehrere Faktoren: Der oberste ist, wie es den Kindern geht. Das ist meine erste Aufgabe als Bildungsstadtrat. Haben die Kinder einen entsprechenden Platz und geht es ihnen dort gut? (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das wäre nicht schlecht!) Dementsprechend sind wir auch allen pädagogischen Hinweisen zu möglichen Mängeln konsequent nachgegangen. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Vor zwei Jahren!) Das Zwischenfazit ist, dass es den Kindern dort gut geht. Das heißt, es gibt da 800 Kinder, die einen Kindergartenplatz haben, und ja, auch allen Hinweisen, die es zum Beispiel vor zwei Jahren gab, wurde konsequent nachgegangen. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Anscheinend nicht!) Das andere Thema ist natürlich die Frage, wie mit Förderungen umgegangen wird. Es gibt keine Toleranz gegenüber möglichem Fördermissbrauch oder auch einer zweckwidrigen Verwendung von Fördergeldern. Das ist aber in die Gesamtentscheidung, ob man einen Förderstopp macht oder nicht, mit einzubeziehen, auch die Frage, ob es noch Vertrauen in den Verein gibt, korrekt mit den Geldern umzugehen. Ich muss sagen, das Vertrauen ist schwer erschüttert, aber der Verein hat jetzt die Aufgabe, zu zeigen, dass sie interne Kontrollmechanismen verbessern (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das ist ja unfassbar! Wo sind die ... geblieben?), Konsequenzen ziehen und natürlich auch jeden Cent zurückzahlen, den sie zweckwidrig verwendet haben. (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Die Hauptbotschaft und die Hauptfrage von Ihnen ist aber, was wäre, wenn es einen Förderstopp geben würde. Das ist schon eine wichtige Antwort, weil die ÖVP sagt: Geld zudrehen! Ist ja eh egal! Und 800 Kinder stehen auf der Straße. Aber die Frage zielt auf das Richtige ab, nämlich darauf, was denn bei einem Förderstopp passiert. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Es gibt viele, die würden die Kinder übernehmen!) Natürlich haben wir von Beginn an die Option mitgedacht und mitgeplant. Was passiert, wenn die 800 Plätze nicht mehr zur Verfügung stehen? - Das sehe ich natürlich auch als meine Aufgabe, weil der Verein für mich auf Bewährung ist und es nicht sicher ist, ob langfristig auch eine gute Zusammenarbeit möglich ist - das wird sich herausstellen. Ich handle hier aber mit Bedacht und sicher nicht mit Schnellschüssen. Wenn die 800 Plätze durch einen Förderstopp nicht mehr zur Verfügung stehen sollten, gibt es die Möglichkeit, die Kinder auf andere Plätze, die in der Umgebung und noch frei sind, aufzuteilen. Da gibt es etwas Potenzial, weil nicht alle Kindergärten in der Gegend voll sind, aber es wird natürlich nicht ausreichen. Die Phantasie von manchen, einfach so die Bestandsverhältnisse einem anderen Verein zu übertragen, ist sehr kreativ, aber in der Praxis nicht umsetzbar, weil ein Verein eine eigene Rechtspersönlichkeit ist, eigene Bestandsverhältnisse hat, eigene Mietverhältnisse hat und diese nicht zwangsweise jemand anderem überschrieben werden können. Das heißt, die Vorstellung von: Da gibt es einen nahtlosen Übergang zu einem anderen Träger, wie hier manchmal hyperventiliert wird, ist einfach nicht gegeben, das ist praktisch nicht möglich. (StR Dominik Nepp, MA: Das wollte aber dieser Kindergarten machen, genau so!) Natürlich sehen wir Maßnahmen vor, dass es, wenn es zu einem Förderstopp kommen wird - das wissen wir noch nicht, das hängt sehr stark davon ab, was die weiteren Ermittlungen zeigen und auch, wie die Kooperation des Vereines ist -, unser größtes Bemühen ist, den 800 Kindern einen guten anderen Kindergartenplatz zu geben. Ist das einfach? - Ganz ehrlich: nein. Wir handeln hier mit Bedacht. Die oberste Maxime ist die Bildungsmöglichkeit der Kinder, aber natürlich genauso der korrekte Umgang mit Steuergeld. Auf Grund von diesen zwei Faktoren gibt es die Gesamtentscheidung. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. GR Dipl.-Ing. Margulies, bitte. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Stadtrat, guten Morgen! Sie haben recht, es wird notwendig sein, eine gehörige Portion Hirnschmalz einzusetzen, wie man Ersatzplätze für die 800 Kinder, die unbedingt notwendig sind, schafft. Es ist aber natürlich schwer vorstellbar, mit Kriminellen weiter zusammenzuarbeiten. Ich glaube, das ist für uns alle vollkommen klar. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Nichtsdestoweniger werden wir heute und am Freitag noch genug Zeit haben, darüber zu diskutieren. Ich möchte daher auf einen kleinen Punkt, den Sie angesprochen haben, eingehen, nämlich den Punkt des Handelns. Im "Standard" vom 18.1. ist zu lesen mit der Überschrift: "Der private Verein ist dem Wiener Stadtrechnungshof von der MA 10 selbst zur Prüfung vorgeschlagen worden.". Im "Standard" ist zu lesen, der Verein ist von der MA 10 selbst dem Stadtrechnungshof zur Prüfung vorgeschlagen worden. Wir hatten ja gestern Stadtrechnungshofsitzung, da ist eindeutig seitens des Stadtrechnungshofes klargestellt worden, dass es sich um eine Prüfung des Rechnungshofes im Sinne seiner eigenen Prüfungsroutine handelt und es nicht von der MA 10 vorgeschlagen wurde. Können Sie sich vorstellen, wieso diese Falschmeldung, die einfach überhaupt nicht der Realität entspricht, den Weg in die Zeitung gefunden hat? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es ist logisch, dass der Stadtrechnungshof als unabhängiges Organ selber entscheidet, welche Vereine oder welche Bereiche der Stadt geprüft werden, das ist selbstverständlich. Das ist Recht des Stadtrechnungshofes. Worauf ich hingewiesen habe, ist, dass wir selber innerhalb der MA 10 von der Förderabwicklung und der Tätigkeit, die dort passiert, es für sinnvoll erachtet haben, dass genau dieser Verein genauer angesehen wird, weil es hier auch schon Hinweise oder Auffälligkeiten von Seiten der abwickelnden Behörde, der MA 10, gegeben hat. Das heißt, das, was ich damit ausdrücken wollte, ist, dass es gut war, dass es begrüßenswert war, aus meiner Sicht, dass der Stadtrechnungshof da geprüft hat und die Ergebnisse sehr nützlich waren, aber auch von Seiten der MA 10 als der zuständigen Behörde, dass da vertiefte Untersuchungen vom Stadtrechnungshof stattgefunden haben. Ja, wir werden das Fördersystem weiter verbessern, mehr Personal anstellen, noch genauer hinschauen, es wird eine Aktion scharf geben, aber es wird nie die Detailtiefe der Prüfung möglich sein, die ein Stadtrechnungshof an den Tag legt. Deshalb ist die Tätigkeit des Stadtrechnungshofs hier wichtig. Natürlich gab es auch schon davor Hinweise von Seiten der MA 10, dass da eine detailliertere Prüfung sinnvoll wäre, aber der Stadtrechnungshof kommt selbstverständlich auf Grund von eigenen Abwägungen zur Entscheidung, welche Vereine genauer angesehen werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Zierfuß, bitte. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Vielleicht noch referenzierend zu vorher: Dass man sagt, irgendwelche Zahlen herauskramen, und das sind die Zahlen von der Statistik Austria, die sich alle Kinder angeschaut haben, da muss ich schon sagen, dass ich das ein bisschen abenteuerlich finde. Noch viel abenteuerlicher ist aber der Fall Minibambini. Wenn da über Jahre hinweg nicht auffällt, dass man Kindergartenessen bei Baufirmen bestellt, dass man Millionenbeträge in bar an Scheinfirmen ausbezahlt, ja, dass da praktisch ein Selbstbedienungsladen mit Insichgeschäften und Ähnlichem geführt wird, und Sie sich dann hier hinstellen und sagen. ja, es gab irgendwie leichte Hinweise und das hätte man alles nicht überprüfen können, dafür brauchen wir den Stadtrechnungshof, dann muss ich sagen: Das ist wirklich abenteuerlich! Wie erklären Sie sich, dass all das jahrelang nicht aufgefallen ist? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es ist tatsächlich inakzeptabel, was hier durch den Stadtrechnungshof an die Öffentlichkeit gekommen ist. Hier auch ein klares Signal an alle privaten Träger: Mit Fördergeld ist zweckmäßig umzugehen und wir werden sehr genau hinschauen und jeden Cent zurückfordern, der zweckwidrig verwendet worden ist! Mein Ziel ist auch, gemeinsam mit der neuen, sehr kompetenten Abteilungsleiterin mehr dieser Fälle selber zu entdecken, durch ein verstärktes Prüfsystem früher draufzukommen. Die Aussage von vorhin war aber: Es wird bei dieser Anzahl an privaten Kindergärten nicht funktionieren - über 1.300 einzelne Standorte -, jeden Beleg zu überprüfen. Aber ja, im Großen und Ganzen müssen mehr Themen auffallen. Darum wird das Fördersystem weiter verbessert, wird es mehr Personal geben, um solche Fälle in Zukunft selber früher zu entdecken und natürlich Geld zurückzufordern. Eine Möglichkeit, die es natürlich immer gibt, ist, Förderverträge von Seiten des Fördergebers zu kündigen. Dies natürlich immer mit Bedacht auf die Sicherheit der Plätze und auch auf die Frage, welches Vertrauen es gegenüber privaten Trägern gibt. Diesbezüglich werden wir weiter konsequent handeln, weil es notwendig ist und sich das die Wienerinnen und Wiener verdient haben. (StR Dominik Nepp, MA: Was heißt "weiter konsequent"?) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Maximilian Krauss, bitte. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Die Bildung war immer ein Steckenpferd der NEOS, Sie haben daher auch in der Vergangenheit viele Versprechungen gemacht. Wir erleben allerdings in den letzten zwei Jahren eine Vielzahl an Skandalen - egal, ob es die Personalreform ist, ob es der Integrationsbereich ist, ob es die Kindergartenskandale sind, wo die GRÜNEN ja auch viel zu sagen haben, obwohl heute aufgedeckt wurde, dass auch eine grüne Bezirksrätin mitten in einem Kindergartengeldmissbrauchsskandal verwickelt ist -, und meine Frage an Sie ist, ob Sie sich auf Grund dieser vielen Probleme im Bildungs- und Integrationsbereich überfordert sehen. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM - erheitert -: Das ist aber sehr therapeutisch!) Würden Sie sagen, dass Sie langsam rücktrittsreif sind? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ich sehe mich auf jeden Fall gefordert auf Grund der vielen Herausforderungen, die es gibt. Die vielen Herausforderungen gibt es vor allem auf Grund der gesellschaftlichen Entwicklung. Wenn man nebenbei in den Medien liest, dann wird einem vielleicht aufgefallen sein, dass in den letzten zwei Jahren ein paar Themen passiert sind, die vor allem Bildungseinrichtungen massiv betreffen. Ich habe mit einem Senkrechtstart mitten in einer Pandemie begonnen, in der Kindergärten, Schulen massiv gefordert waren, in der wir gut die Schulen und Kindergärten begleitet haben, um möglichst sicher durch diese Phase zu kommen. Der Krieg in der Ukraine hat nochmals sein Nötiges getan, um die Wiener Bildungseinrichtungen vor größte Herausforderungen zu stellen. Ich möchte nur die Zahlen nennen: Über 4.300 geflüchtete Kinder aus der Ukraine sind mittlerweile in Wiener Schulen, pro Woche kommt eine weitere Schulklasse dazu. Es ist gelungen, diesen Kindern nicht nur Schutz und Perspektive zu geben, sondern auch einen Bildungsplatz. Es ist uns besonders wichtig, hier von Beginn an Perspektiven zu schaffen, Integration zu ermöglichen. Es sind viele weitere Projekte gelungen. Diese werde ich bestimmt nicht jetzt in der Fragestunde aufzählen, da werden die nächsten Tage noch die Zeit für die Diskussion bringen. Es ist vieles vorangegangen neben dem Krisenmanagement. Aber ja, die Aufgabe der Politik in einer angespannten Zeit ist es, Krisen zu bewältigen, Krisen zu managen - so sehe ich mich auch, als Krisenmanager in herausfordernden Zeiten - und gleichzeitig Reformen anzugehen. Manche Reformen tun auch weh - Sie haben die LehrerInnenzuteilung angesprochen. Ich stehe zu diesen Reformen. Wenn man Veränderungen möchte, dann muss man diese auch mutig angehen, und ich sehe das Ressort, das ich habe, als Reformressort, wo viele Aufgaben vor uns stehen und wo ich jeden Tag mit großer Freude und Leidenschaft daran arbeite, Wien noch besser zu machen, vor allem den Kindern und Jugendlichen unserer Stadt die besten Bildungschancen zu geben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von NEOS. Herr GR Ornig, bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Vielen Dank. Herr Vizebürgermeister, schönen guten Morgen! Vielen Dank für die bisherigen Ausführungen. Welche weiteren Schritte zu den bereits doch sehr zahlreich genannten sind denn noch geplant in dieser Causa? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ich würde die Frage auf eine größere Abstraktion bringen, nämlich: Was lernen wir daraus? - Wir lernen sehr viel daraus, nämlich auch, das Fördersystem weiter zu verbessern. Ich habe eine Aktion scharf angekündigt, wir werden die Kontrollen in privaten Kindergärten im heurigen Jahr verdoppeln, über 1.000 Kontrollen bis zum Sommer durchführen, und diese sowohl pädagogisch von Seiten der MA 11 als auch im Bereich der Förderung von der MA 10. Dafür wird es im Bereich der MA 10 neue Prozesse geben, auch eine Stärkung des Förderbereichs im Sinne eines Fachbereichs, der stärker mit dem Wirtschaftsbereich zusammenarbeiten soll, um auch Expertise zu bündeln, und auch personell wird in einem ersten Schritt um drei Personen aufgestockt, um da noch genauer hinzuschauen. Auch die Auslegung zum Beispiel von Kfz, ob ein betriebliches Auto auch privat genutzt werden kann, wird strenger geahndet werden. Da gibt es ja auch schon einen Auftrag und die Gespräche, dass so etwas nicht akzeptiert wird. Das ist auch eine Botschaft an alle privaten Betreiber, sorgsam mit Steuergeld umzugehen, weil diese Art von Fuhrpark beispielsweise kein sorgsamer Umgang mit Steuergeld ist. Wir werden in Zukunft früher draufkommen und das früher abstellen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Herr Stadtrat. Die 2. Anfrage wurde damit beantwortet. Danke schön. Die 3. Anfrage (FSP-89082-2023-KVP/GM) wurde von Frau GRin Korosec gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. In dieser Anfrage geht es um einen Vergabeprozess im Sinne des Bundesvergabegesetzes. [Der Wiener Stadtrechnungshof kritisiert in seinem aktuellen Bericht (StRH VIII - 2275307- 2022), dass die qualitätssichernden Maßnahmen im Wiener Gesundheitsverbund bis zum April 2021 nicht effektiv genug waren, um einen möglichst transparenten Vergabeprozess im Sinn des Bundesvergabegesetzes zu gewährleisten. Dies insbesondere deshalb, da bei den eingesehenen Vergabeverfahren für die Beschaffung von medizinisch-technischen Großgeräten, den vorgelegten Unterlagen zufolge, noch kein verschriftlichter Vergabeprozess existierte. Dieser sei erst im September 2021 erstellt worden. Somit kann davon ausgegangen werden, dass bis dato die meisten Vergabeverfahren - teilweise in Millionenhöhe - qualitativ unzureichend abgewickelt worden sind. Weshalb existierte bis zum erwähnten Zeitpunkt kein derartiger Prozess, der ein wesentliches Qualitätskriterium für eine ordnungsgemäße Vergabe dargestellt hätte?] Ich darf den Herrn Stadtrat um Beantwortung bitten. Amtsf. StR Peter Hacker Schönen guten Morgen! Frau Abgeordnete! Herr Vorsitzender! Ich sage schon ganz offen und ehrlich, ein bisschen bin ich schon erstaunt über diese Anfrage. Wir haben gestern einen Bericht des Rechnungshofes im Rechnungshofausschuss diskutiert, der extra von Ihrer Fraktion zur Diskussion aufgerufen worden ist. Es gab mehrere Wortmeldungen, die auch sehr gut waren, es gab eine gute Diskussion, einen einstimmigen Beschluss im Rechnungshofausschuss. Ich verstehe jetzt nicht ganz, warum ich da eine Anfrage bekomme, um die offensichtlich ÖVP-interne Kommunikation über die gestrige Sitzung zu ergänzen. In der Sache selber ist diese Frage gestern auch diskutiert worden und zur Zufriedenheit aller Abgeordneten auch von den Führungskräften des Wiener Gesundheitsverbundes beantwortet worden. Der Rechnungshof hat in seinem Bericht unmissverständlich klargelegt, dass es zweifelsfreie Vergabeprozesse gegeben hat. Der Rechnungshof hat festgestellt, dass alle Verfahren ordnungsgemäß abgeführt worden sind. Der Rechnungshof hat festgestellt, dass es bei allen Vergaben keinerlei Einsprüche von potenziellen oder tatsächlichen Mitbewerbern gegeben hat. Das Einzige, was im Sinne dieser Anfrage bemängelt wurde, ist, dass die Prozesse zwar eingehalten, aber nicht in Handbüchern niedergeschrieben worden sind. Das war eine der Empfehlungen des Rechnungshofes, nämlich die Prozesse auch in Handbüchern niederzuschreiben. Der Vorstand des Wiener Gesundheitsverbundes hat zugesagt, diese Handbücher auch anfertigen zu lassen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Korosec, bitte. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Der Rechnungshof hat aber auch festgestellt, dass der Wiener Gesundheitsverbund vor dem Jahr 2018 nur eine Auflistung gemacht hat, das heißt also, dass das Vergabeverfahren elektronisch nicht vorgelegt ist. Das ist natürlich für die Prüfung relativ kompliziert und aufwändig und war ein dementsprechender Mehraufwand. Des Weiteren hat der Stadtrechnungshof auch festgestellt, dass die Grobprüfung nicht vollständig erfolgen konnte, weil Belege gefehlt haben, wesentliche Unterlagen gefehlt haben. Wenn man dann die Schlussfolgerung zieht, muss man sagen, der Wiener Gesundheitsverbund hat offenbar schwerwiegende organisatorische Defizite auf Grund einer internen Kommunikation wahrscheinlich, oder der Wiener Gesundheitsverbund ist nicht bereit, gegenüber dem Stadtrechnungshof und folglich der Öffentlichkeit wirklich transparent zu sein. Diese zwei Folgerungen sehe ich da. Daher, Herr Stadtrat, meine Frage dazu: Weshalb wurden erst im 1. Quartal 2019 eine Vergabeplattform zur detaillierten Dokumentation eingerichtet sowie erst im September 2021 die Vergabeprozesse festgelegt? Warum so spät? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich sage es noch einmal: Ich bin wirklich erstaunt. Wir haben einen Rechnungshofausschuss, in dem gerade die ÖVP den Vorsitz führt. Das hätten wir gestern in aller Ruhe mit dem Vorstand besprechen können und der hätte es auch beantworten können. Faktum ist, dass sich im Prüfungszeitraum unter anderem das Vergaberecht verändert hat. Zweitens, zu Ihrer Vorbemerkung zur Fragestellung, und die lasse ich nicht im Raum stehen, geht es um die Fragestellung: Darf der Rechnungshof bei der VKMB prüfen? Und da geht es um die Fragestellung: Gibt eine Pflicht der VKMB, gibt es eine Pflicht des Wiener Gesundheitsverbundes, Dokumente der VKMB pflichtgemäß der Prüfung des Rechnungshofes zu unterziehen? - Das ist eine problematische Frage und die ist im Rechnungshofbericht ausführlich behandelt, nämlich dahin gehend, dass auch die VKMB ein Wirtschaftsunternehmen ist, das auf der Grundlage des Vergabeverfahrens einen Auftrag hat. Und die Frage "Sollen Auftragnehmer des öffentlichen Sektors, die sich aus der Wirtschaft an Vergabeverfahren beteiligen, dann, wenn sie ihren Job, der im Vergabeverfahren definiert ist, machen, auch der Prüfung des Rechnungshofes unterworfen sein? halte ich für eine sehr spannende Frage, weil das natürlich eine riesengroße Erweiterung des Prüfraumes von Rechnungshöfen bedeuten würde. Das bedeutet dann zum Beispiel, dass der Rechnungshof bei jeder Baumaßnahme die Geschäfte und die Gebarung jeder Baufirma überprüfen kann und soll und muss. Ich finde, da sollte man darüber nachdenken, wenn man das will, ob man das wirklich will. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Sinn und Zweck der Prüfungen des Rechnungshofes ist, zu prüfen, ob Auftragnehmer, die sich in einem Wettbewerb durchgesetzt haben, vom Rechnungshof in ihrer Finanzgebarung geprüft werden. Um diese Frage ist es gegangen. Die Beschaffung von Großgeräten im AKH wird vertragsgemäß vom Auftragnehmer durchgeführt und darüber - das steht im Rechnungshofbericht sehr ausführlich - gibt es keine Vorlagepflicht des Auftragnehmers, der selbst durch ein Vergabeverfahren zu dem Auftrag gekommen ist. Dass das so ist, hat auch der Rechnungshof nicht bemängelt, sondern festgestellt, dass das so ist, um zu erklären, dass es trotzdem gelungen ist, in einer guten gemeinsamen Gesprächskultur zwischen der Führung des Wiener Gesundheitsverbundes und der VKMB, sämtliche Dokumente über die Vergabeverfahren von Großgeräten zur Vorlage zu bringen, die der Rechnungshof zur Verfügung gestellt haben will. Das können Sie alles in dem Bericht ausführlich nachlesen. Ich verstehe daher die Frage nicht. Ich verstehe auch nicht, warum ich in Wirklichkeit die Frage heute kriege, wenn wir das gestern im Rechnungshofausschuss unter Vorsitz der ÖVP sehr ausführlich diskutiert haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Seidl, bitte. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke, Herr Stadtrat, und guten Morgen! Dieser Stadtrechnungshofbericht, auf den sich die Anfrage bezieht, ist ja nicht der erste in seiner Art. Ich kann mich erinnern, ich bin jetzt zwölf Jahre im Haus, unter Ihrer Vorvorgängerin gab es ähnliche Stadtrechnungshofberichte, in denen auch das eine oder andere und immer wieder dasselbe de facto kritisiert wurde, wo es Verbesserungsvorschläge gab. Jetzt, zehn Jahre später, haben wir den aktuellen Bericht, und es scheint immer wieder so zu sein, dass es eben bei medizintechnischen Großgeräten mit der Ausschreibung ein bisschen hapert. Deshalb meine Frage: Wie viele dieser medizintechnischen Großgeräte bestellt denn der WIGEV so im Jahr? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Es gilt das Gleiche, was ich vorher gesagt habe. Gestern war ein Abgeordneter der Freiheitlichen Partei im Rechnungshofausschuss, der auffällig war dadurch, dass er keine einzige Frage gestellt hat. Ich verstehe nicht, warum die Frage nicht gestellt wurde, als gestern Rechnungshofausschuss war, wo dieser Bericht zur Diskussion gestanden ist, wo man diese Frage dem Vorstand hätte stellen können. (Beifall bei der SPÖ. - GR Wolfgang Seidl: Das ist eine Fragestunde! - GR Ömer Öztas: Fragestunde!) - Ja eh, ich halte es trotzdem für eine Vergeudung von Zeit und ich halte es für eine unerhörte Unterstellung, dem Wiener Gesundheitsverbund zu unterstellen, dass in dem Rechnungshofbericht nachgewiesen worden wäre (GR Wolfgang Seidl: Das habe ich nicht gesagt!) - das hast du gesagt (GR Wolfgang Seidl: Nein! Verbesserungsbedarf!) -, dass es Unregelmäßigkeiten bei der Beschaffung gibt. Das Gegenteil steht im Bericht. Ich darf nur empfehlen, den Bericht zu lesen und dann Diskussionen zu führen. (Beifall bei der SPÖ.) Der Rechnungshof - ich sage es noch einmal - hat in aller Klarheit und Unmissverständlichkeit festgehalten, dass es bei keinem einzigen Verfahren zu einem Widerspruch oder Einspruch gekommen ist, dass alle Verfahren ordnungsgemäß durchgeführt worden sind. Der Rechnungshof hat kritisiert, dass es kein Handbuch gibt, er hat aber nicht kritisiert, dass deswegen die gesetzlichen Spielregeln nicht eingehalten worden wären, das hat er nicht festgestellt. Ich bitte, die Berichte ordentlich zu lesen, wenn dann Fragen gestellt werden, und keine Unterstellungen über den Vorstand des Wiener Gesundheitsverbundes in den Raum zu stellen. Großgeräte werden beschafft und die Überprüfung der Großgeräte erfolgte über 20 Beschaffungen - kann man im Rechnungshofbericht nachlesen. Man kann auch nachlesen, wie viele Geräte insgesamt beschafft wurden in dem Zeitraum, und man kann auch nachlesen, wie viele dieser Vergabevorgänge der Rechnungshof explizit geprüft hat - es waren 20. Bei keinem einzigen dieser Vergabeverfahren wurde ein vergaberechtlicher Verstoß der Führung des Wiener Gesundheitsverbundes festgestellt. (StR Dominik Nepp, MA: Weil es kein Handbuch gab! Ohne Handbuch kann ich ja jeden ...) - So ein Blödsinn, kennst dich ja gar nicht aus! (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM - erheitert -: Das ist ein tolles Niveau jetzt!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte um Mäßigung der Worte. Amtsf. StR Peter Hacker: Jawohl, ich entschuldige mich für "Blödsinn", für "kennst dich ja gar nicht aus" nicht. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Huemer, bitte. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Guten Morgen, sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich glaube sehr wohl, dass es einen Unterschied gibt zwischen einer nicht öffentlichen Ausschusssitzung und einem öffentlichen Raum, wie ihn der Gemeinderat darstellt, und dass hier alle MandatarInnen sehr wohl auch das Recht haben, auch wenn es vorher schon besprochen wurde, hier noch einmal die Antworten zu hören. - Das ist der erste Punkt. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Wir sehen immer wieder, es sind wertvolle Inputs durch die Kontrollen des Stadtrechnungshofs, weil sie einfach ein wichtiges Instrument der Qualitätsverbesserung sind - auch dieses Mal im Gesundheitsbereich. Und ja, Sie haben es angesprochen, viele der Empfehlungen werden umgesetzt, und das ist gut so. So wollen wir das ja auch haben. Gleichzeitig ist der Rechnungshof natürlich immer hinten nach. Es geht jetzt schon auch darum: Kann man aus diesen Fehlern, die da aufgezeigt werden, aus diesen Mängeln, aus diesen Vergabemängeln lernen? Ich möchte von Ihnen vor allem auch wissen, welche Schlüsse Sie politisch daraus ziehen. Ganz konkret angesprochen gab es auch einen Prüfbericht zur Vergabe des Essens. Essen ist im Krankenhaus total wichtig, gesunde Ernährung ist für Kranke wie für Gesunde eine ganz essenzielle Komponente, um gesund zu werden und gesund zu bleiben. Der Rechnungshof konnte feststellen, dass zwar in der Vergabe regional und bio als Quote drinnensteht, aber zu wenig eigentlich das interne, das betriebliche Qualitätsprüfmanagement noch vorhanden ist, um dem wirklich nachzugehen. Das betrifft den Wiener Gesundheitsverbund generell, konkret die Klinik Floridsdorf. Meine Frage ist sozusagen zum betrieblichen Qualitätssicherungssystem betreffend Ernährung und Beschaffung von Speisen: Welche Ideen haben Sie als Politiker, als zuständiger Stadtrat, wie generell die Qualität von bio und regional in den Küchen des Wiener Gesundheitsverbunds vorweg sichergestellt werden kann? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Nur ganz kurz zu Ihrer Vorbemerkung: Ich teile vollinhaltlich, dass man aus Rechnungshofberichten immer lernen nicht nur kann, sondern auch soll und muss. Ich habe auch das Gefühl, dass der Vorstand des Wiener Gesundheitsverbundes sowie andere geprüfte Einrichtungen, die das auch zeigen, das nicht widerborstig, sondern als Bereicherung sehen. Das ist auch der Sinn von Rechnungshofüberprüfungen, dass man dann auch einen Außenblick auf die internen Abläufe und Prozesse bekommt, und das ist gestern auch sehr schön zum Ausdruck gekommen. Der Bericht, den Sie jetzt nachgefragt haben, wurde gestern nicht aufgerufen, aber zu Ihrer Fragestellung: Ja, ich habe dazu eine ganz klare Meinung. Wir werden auch im Sinne des Klimaschutzes ständig versuchen, zu verbessern, die Wege für die Lieferung von Essen oder Essensbestandteilen oder die Grundlagen für Essen, die Grundstoffe für Essen, auch die Zufahrtswege so kurz wie möglich zu halten. Wir schauen erstens einmal auf die Bioproduktion mit einem sehr hohen Bioanteil, und zweitens schauen wir darauf, dass es vor allem regionale Versorger sind, die in diesen Bereichen die Grundstoffe dafür liefern. Das betrifft den Wiener Gesundheitsverbund genauso wie das KWP zum Beispiel, der zweitgrößte Koch sozusagen in unserer Stadt, in meinem Ressort. Das ist eine ganz klare Strategie und wir können gerne einmal über all diese Themenfelder berichten. Da gibt es eine eigene Strategie und eine ganze Reihe von Mitarbeitern, die sich genau mit diesen Fragen beschäftigen, um es ökologisch und ökonomisch so sinnvoll wie möglich zu gestalten. Der Bericht, den Sie angesprochen haben, zeigt auch ganz gut den Verbesserungsmechanismus, der stattgefunden hat. Der Wiener Gesundheitsverbund hat ja berichtet, dass die Kritik an der Gestaltung der Speisepläne aufgegriffen worden ist. Mitarbeiter, die in dieser Fragestellung spezialisiert sind, sind auch in die Erstellung der Speisepläne, auch der ganzen Spezialmenüs, die es für die unterschiedlich erkrankten Personen und Patienten gibt, involviert. Ich glaube, da können wir ganz zufrieden sein. Das hat eigentlich der Bericht gezeigt, und deswegen war es auch nicht überraschend, dass er gestern nicht zur Diskussion aufgerufen wurde. Ich glaube also, dass wir erstens zufrieden damit sein können, wie der Wiener Gesundheitsverbund mit den Berichten umgegangen ist. Zweitens sehen wir, dass Verbesserungsvorschläge aufgegriffen und auch sofort umgesetzt werden. Drittens werden wir niemals perfekt sein und wir werden ständig weiterlernen müssen. Ich halte das für anständig, dass eine Organisation auch versteht, dass sie einen ständigen Lernprozess haben muss, und ich habe das Gefühl, dass der Wiener Gesundheitsverbund genau dieses Selbstverständnis hat. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 3. Anfrage beantwortet. Die 4. Anfrage (FSP-82153-2023-KSP/GM) wurde von Frau GRin Mag. Haase gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen gerichtet. In dieser Anfrage geht es um Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem 3. Gleichstellungsmonitor der Stadt Wien. (Kürzlich wurde der dritte Gleichstellungsmonitor der Stadt Wien veröffentlicht, der anhand von 12 Themen und 160 Indikatoren die Lebenssituation der Wienerinnen in Daten abbildet - welche frauenpolitischen Erkenntnisse lassen sich aus den aktuellen Zahlen ablesen?) Guten Morgen, Frau Stadträtin. Bitte. VBgm.in Kathrin Gaál: Schönen Guten Morgen, Herr Vorsitzender! Schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Schönen guten Morgen, Frau Gemeinderätin! Mit dem Wiener Gleichstellungsmonitor wurde 2013 ein Instrument entwickelt, das den Grad der Gleichstellung erfasst und ihn analysiert und somit für uns alle auch sichtbar und nutzbar macht. Der mittlerweile 3. Wiener Gleichstellungsmonitor geht der Frage nach, wie sich die Lebenssituation von Männern und Frauen verändert hat, vor allem in den letzten Jahren. Dazu wurden die Entwicklungen anhand von zwölf Themenfeldern analysiert, wie zum Beispiel Arbeit, Ausbildung, Freizeit, und einiges mehr. Ganz allgemein unterstreicht der Wiener Gleichstellungsmonitor auch die Ergebnisse, die wir bei der Frauenbefragung bekommen haben, denn es geht den Frauen um mehr Zeit, mehr Raum und mehr Chancen. Der Wiener Gleichstellungsmonitor zeigt auch, dass die Erwerbsbeteiligung von Frauen in Wien steigt, er zeigt aber auch, dass es wenig Veränderung gibt, was die unbezahlte Arbeit betrifft. Frauen arbeiten außerdem viel, viel mehr in Teilzeit als Männer. 29 Prozent der alleinlebenden Frauen und 53 Prozent der in Paaren mit Kindern lebenden Frauen sind teilzeitbeschäftigt. Nur, um einen Vergleich zu ziehen: Bei den Männern ist es so, dass 17 Prozent der alleinlebenden Männer und 13 Prozent der Männer in Paaren mit Kindern teilzeitbeschäftigt sind. Das ist natürlich eine Entwicklung, die sich auch auf den Gender Pay Gap auswirkt. Grundsätzlich zeigt dieser ein eher, um es vorsichtig zu formulieren, positives Bild. Da ist natürlich förderlich, dass wir in Wien eine sehr gute Infrastruktur haben, was die Kinderbetreuung betrifft, was die Pflege betrifft, was die Bildungseinrichtungen betrifft, und dass wir in Wien auch sehr viele Jobs mit einem hohen Qualifikationsniveau haben. Nichtsdestotrotz ist das alles nicht genug, das wissen wir alle. Ich glaube, ich darf auch für uns alle hier im Raum sprechen, dass wir natürlich eine absolute Chancen- und Einkommensgerechtigkeit, vor allem aber eine eigenständige Existenzsicherung für die Wienerinnen haben wollen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Frau GRin Matiasek, bitte. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Danke, Herr Vorsitzender! Guten Morgen, Frau Stadträtin! Es ist eine Reihe von Kapiteln in diesem Monitor drinnen, und ich habe mir ganz besonders das Thema Gewalt angeschaut, das uns ja allen sehr am Herzen liegt. Wir beschäftigen uns mittlerweile schon viele Jahre damit, und es ist durch die Fälle auch klar, dass wir ein fünftes Frauenhaus gebraucht haben und leider nicht eines schließen konnten und dass die Gewalt im Steigen ist. Wenn man da die Anzahl der Meldungen der Polizei an die Interventionsstelle anschaut, dann fällt auf, dass diese einerseits anfangs zwar im Ansteigen war, aber andererseits - das steht auch drinnen - im Verhältnis zur Bevölkerung eigentlich gesunken ist. Für die Zeit von Corona und den Lockdowns gibt es eigentlich überhaupt kein solides Zahlenmaterial, und danach, ab 2020, hat die Polizei ihre statistische Erfassung geändert, und an die Interventionsstelle ist somit, so entnehme ich das dem Bericht, kein brauchbares Zahlenmaterial mehr eingegangen. Jetzt muss man sagen, valide Zahlen, Daten und Fakten sind ja die Grundlage jedes Monitors und jeder Analyse und in diesem sensiblen Bereich besonders wichtig, denn da geht es ja vor allem um die Betretungs- und Annäherungsverbote - das muss man ja auch wissen, um handeln zu können, um letztlich auch die Maßnahmen zu setzen, die die Stadt setzt. Meine Frage ist: Werden Sie Maßnahmen setzen oder werden bereits Maßnahmen gesetzt, die der Interventionsstelle ein solides Zahlenmaterial zu Verfügung stellen, um auch eine solide Analyse daraus machen zu können? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. VBgm.in Kathrin Gaál: Was ich Ihnen ganz sicher zusagen kann, liebe Frau Gemeinderätin, ist, dass wir in engem Kontakt mit der Polizei sind. Dies in unserem Gewaltschutz Jour fixe, den GRin Martina Ludwig-Faymann seit, ich muss es sagen, ich glaube, mittlerweile über 20 Jahren leitet, wo auch die Interventionsstellen dabei sind und wo auch der enge Austausch zwischen der Exekutive und den Vereinen, die im Gewaltschutz tätig sind, sehr gut funktioniert. Das ist ganz wesentlich, denn nur so können wir den Frauen, die von Gewalt betroffen sind, auch helfen. Was ich zu den Zahlen noch sagen kann, aber das haben wir auch schon mehrmals diskutiert, ist, dass Corona natürlich ein bissel eine Falle war, weil da die Zahlen überhaupt nicht greifbar waren. Die Frage ist: Warum nicht? Hat es weniger Gewalt gegeben? - Das glaube ich nicht wirklich. Ich glaube eher, dass die Frauen nicht die Möglichkeit hatten, sich Hilfe und Unterstützung zu holen. Was ich Ihnen auch erzählen kann, ist, dass beim 24-Stunden- Frauennotruf, an den sich viele Frauen in Wien wenden, wenn sie von Gewalt unterschiedlichster Art und Weise betroffen sind, die Zahlen steigen, zwar ganz langsam, aber sie steigen. Da muss man also sehr wohl gut aufpassen und ein Augenmerk darauf haben. Auch das Frauenhaus merkt es natürlich, dass die Fälle leider nicht weniger werden, deshalb gibt es ja auch das fünfte Frauenhaus. Ich möchte an dieser Stelle auch noch einmal - GRin Martin Ludwig-Faymann hat es ja schon gemacht - die Frauensprecherinnen aller Fraktionen sehr gerne einladen, wenn sie Interesse haben, sich das fünfte Frauenhaus gemeinsam mit mir anzuschauen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Spielmann, bitte. GRin Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Schönen guten Morgen, Frau Vizebürgermeisterin! Danke vielmals, wir haben großes Interesse daran, das fünfte Frauenhaus anzuschauen. Auch wir haben uns den Gleichstellungsmonitor angeschaut. Vielleicht dauert es das nächste Mal nicht mehr so lange, bis es umgesetzt wird, denn der letzte war 2016 und die Zahlen sind jetzt von 2021. Wir haben uns angeschaut, dass bei den Straßenbenennungen - Sie kennen das Thema eh schon länger - nur 9 Prozent der Straßennamen nach Frauen benannt sind. Wir haben das Problem ja schon länger, und es ergab sich da, glaube ich, von 2015 bis jetzt nur eine prozentuelle Steigerung um etwa 1 Prozent, vor allen Dingen auch durch die Straßenbenennung, glaube ich, im 22. Bezirk, wo wir auch den gemeinsamen Beschluss getroffen haben. Meine Frage wäre jetzt: Was sind darüber hinaus noch weitere Maßnahmen, oder wie stellt die Stadtregierung sicher, dass in dieser Stadt tatsächlich mehr Frauennamen oder mehr Frauenbiographien sichtbar gemacht werden, und vielleicht eben nicht nur sozusagen in den großen Flächenbezirken eher am Rand, sondern auch in sehr repräsentativen Straßen, Parks, Platzbenennungen in der Innenstadt? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. VBgm.in Kathrin Gaál: Liebe Frau Gemeinderätin! Ich sehe das auch als sehr wichtig an, dass man Frauen im öffentlichen Raum, zum Beispiel auch mit Straßennamen, sichtbar macht. Das darf man auch nicht irgendwie ins Lächerliche ziehen, denn das macht natürlich auch etwas mit einer Gesellschaft, wenn man sieht, wie viele großartige Frauen es gibt. Ich muss halt leider sagen, es ist in den Außenbezirken ein bissel einfacher, weil dort halt auch Stadterweiterungsgebiete sind. Ich weiß jetzt nicht, wo ich in der Innenstadt oder in den inneren Bezirken eine Straße hätte, die ich neu benennen darf. Nichtsdestotrotz ist das ein Thema, das ich mitnehme und auf das ich sicher weiterhin ein Auge haben werde. Wo ich Sie leider ein bissel enttäuschen muss, ist beim Abstand des Gleichstellungsmonitors. Sie haben recht, der erste war 2013, der zweite war 2016. Wir haben uns aber dazu entschlossen, ihn nur mehr alle fünf Jahre zu machen, und zwar deshalb, weil sich das die Fachexpertinnen und -experten gut angeschaut haben und festgestellt haben, dass der Abstand von drei Jahren zu kurz ist, um wirklich die Daten empirisch und analytisch gut zu erfassen. Deshalb haben wir gesagt, fünf Jahre ist der beste Abstand, und der wird jetzt auch so bleiben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Keri, bitte. GRin Sabine Keri (ÖVP): Vielen Dank. Guten Morgen, Frau Stadträtin! Auch wir nehmen die Einladung gerne an. Ich möchte gerne auf das Thema Gesundheit zu sprechen kommen, weil es auch ein Kernthema des Gleichstellungsmonitors ist. Sie wissen, dass wir uns schon sehr lange für den Schutz von Mädchen und Frauen beim Thema Genitalverstümmelung einsetzen - am 6. Februar ist wieder Tag gegen Genitalverstümmelung, also zum Schutz von Mädchen und Frauen. Wir haben im 21er Jahr auch einen Allparteienantrag sozusagen einstimmig an Sie weiterweisen dürfen. Wir haben dann im Mai 2022 einen Austausch gehabt, und meine Frage ist: Was ist denn dann passiert? In diesem Austausch haben wir uns ja eigentlich ziemlich gut darauf committed, dass man etwas tun muss, dass man auch ganz offen über ein Gewaltdelikt sprechen muss, dass man das auch so betiteln muss, wenn es um den Schutz von Mädchen und Frauen geht. Wir haben auch gesagt, es braucht nicht nur den Schutz, sondern es braucht auch eine psychologische und ärztliche Versorgung von Mädchen und Frauen, denen dieses Martyrium schon passiert ist. Meine Frage ist jetzt: Was ist denn jetzt seit Mai 2022 von Seiten der Stadt Wien passiert - weil es jetzt sehr ruhig geworden ist -, um eben dieses Thema wirklich auch anzugreifen und laut anzusprechen? - Danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. VBgm.in Kathrin Gaál: Ich kann mich sehr gut an Ihren Antrag, an unseren Allparteienantrag erinnern und weiß, dass wir auch gemeinsam besprochen haben, dass wir uns das Thema ein bisschen intensiver anschauen, abseits von einem Antrag und einer Diskussion hier. Deshalb auch die Einladung zum Gespräch. Ich darf auch darauf hinweisen, dass das geschäftsgruppenübergreifend geht. Wir haben das Thema in der Gesundheit auch im Frauengesundheitsbeirat gehabt. Es gibt FEM, das Institut, das sowohl in Favoriten als auch in der Donaustadt ist, das sich ganz intensiv mit dem Thema beschäftigt. Es gehört auch in die Geschäftsgruppe Bildung, weil ich finde, Prävention und mit den jungen Leuten darüber zu reden, ist ganz, ganz wesentlich, also ist vielleicht auch hier ein Schwerpunkt zu setzen. Das war ja auch unsere gemeinsame Idee. Ich werde dem noch einmal ein bisschen intensiver nachgehen und schauen, dass wir da noch einmal darüber reden können, bevor ich jetzt irgendetwas sage, was vielleicht nicht ganz stimmt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Damit ist die 4. Anfrage beantwortet. Die 5. Anfrage (FSP-2392319-2022-KFP/GM) wurde von Herrn GR Seidl gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. Guten Morgen, die Zweite. In dieser Anfrage geht es um Berichte und Studien im Jahr 2022 aus dem Gesundheitsressort. (Wie viele steuergeldfinanzierte Berichte und Studien haben Sie bisher im Jahr 2022 in Auftrag gegeben? Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Ja, guten Morgen, die Zweite! Die Frage ist umgangssprachlich sehr verständlich, aber eigentlich, wenn ich sie präzise beantworten soll, dann doch ein bisschen schwierig zu beantworten, nämlich im Sinne der Fragestellung. Was meint ihr damit? Die Frage ist ja direkt an mich gerichtet, nämlich wie viele steuergeldfinanzierte Berichte und Studien ich in Auftrag gegeben habe. So ist die Frage. Wenn man Berichte meint, die ich anfordere, zum Beispiel auf der Grundlage, dass im Gemeinderat eine Anfrage an mich gestellt wird, dann gebe ich den Auftrag, dass ein Bericht zu erstellen ist. Dieser ist natürlich indirekt auch steuergeldfinanziert, also genau genommen direkt steuergeldfinanziert, weil Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Verwaltung diesen Bericht erstellen. Wenn das gemeint sein sollte, kann ich Ihnen berichten: Ich habe im Jahr 2022 242 Anfragen von Ihnen bekommen und entsprechende Berichte in Auftrag gegeben. Diese wurden dann auch erstellt, vorgelegt, abgehandelt. Das sind natürlich steuergeldfinanzierte Berichte, die ich in Auftrag gegeben habe. Wenn Sie zum Beispiel Berichte meinen, die erstellt werden, weil vom Stadtrechnungshof eine Prüfung durchgeführt wird - und da kommt ja der Vorbericht dann zu mir - und ich dann den Auftrag an die betroffene Stelle, die geprüft worden ist, gebe, einen Bericht im Sinne einer Stellungahme an den Rechnungshof anzufertigen. Solche Berichte hat es 41 im Jahr 2022 gegeben. Das könnte ich jetzt fortsetzen. Wenn Bürgerinnen und Bürger mir schreiben und ein Anliegen haben, dann gibt es einen Auftrag an eine Abteilung, dazu Stellung zu nehmen und Unterlagen zu liefern und Ähnliches. Daher erspare ich Ihnen jetzt die Ausführungen, wie viele solche Berichte ich jedes Jahr in Auftrag gegeben habe. Wenn Berichte an Externe gemeint sind, ja, wenn das gemeint ist, kann ich Ihnen mitteilen, ich habe null solcher Aufträge erteilt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Herr GR Ellensohn, bitte. (Zwischenruf von GR Wolfgang Seidl.) - Entschuldigung! In meiner Unterlage steht nicht, dass GR Seidl eine Zusatzfrage stellt, aber natürlich, wenn du eine stellst, dann bitte. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke. Ich bin jetzt verwundert, denn diese Frage kommt ja nicht zum ersten Mal. Ich glaube, die habe ich Ihrer Vorvorgängerin und Vorgängerin schon gestellt, auch Ihnen schon gestellt. Und null als eine Antwort habe ich bis jetzt noch nie bekommen. Ich nehme es aber so zur Kenntnis. Natürlich sind jene gefragt, wo externe Expertise notwendig ist, um irgendwelche Berichte und Studien zu erhalten. Ich habe auch kein Problem damit, dass das über Externe läuft, denn jedes Know-how kann man natürlich auch nicht im WIGEV und auch nicht bei Ihnen im Büro sammeln. Das wäre auch irre. Damit hätte ich also überhaupt kein Problem. Wie gesagt, mit null habe ich jetzt nicht gerechnet, und das ist auch der Grund, warum ich jetzt auch keine Zusatzfrage habe. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Okay. Amtsf. StR Peter Hacker: Die Frage lautet, welche Aufträge ich gegeben habe. Dieser Teil der Frage ist eindeutig unmissverständlich. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. GR Ellensohn, bitte. GR David Ellensohn (GRÜNE): Der Magistratsdirektor hat alle Dienststellen angewiesen, natürlich die neuen Regelungen wegen Veröffentlichung, die es von Bundesseite gibt, auch umzusetzen. Diese beziehen sich im Wesentlichen aber auf den Zeitpunkt ab 1.1.2023, also ab jetzt, und auf externe Gutachten. Werden Sie als Stadtrat die Chance nutzen, diese Veröffentlichungspflicht auszuweiten, nämlich dahin gehend, dass künftig auch intern eingeholte Stellungnahmen und Gutachten, insbesondere in Bezug auf öffentliche Auftragsvergaben, den zuständigen Gremien, also den Ausschüssen hier oder dem Gemeinderat, zugänglich gemacht werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Soweit ich das im Kopf habe - und ich glaube, es wäre verfassungsrechtlich nicht möglich -, betrifft der Auftrag des Magistratsdirektors nicht Mitglieder der Wiener Stadtregierung. Selbstverständlich betrifft es aber alle meine Organisationseinheiten, für die ich verantwortlich bin, und selbstverständlich werden diese - und sie haben auch den Auftrag dazu - diese Anordnung des Magistratsdirektors lückenlos erfüllen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Dr. Greco, bitte. GRin Dr. Katarzyna Greco, MBA (ÖVP): Einen wunderschönen guten Morgen! Vielen Dank, Sie haben jetzt großteils in Ihrer Initialbeantwortung schon skizziert, wie diese Studien in Auftrag gegeben werden, wie der Bedarf erhoben wird. Meine Frage auf Grund des Transparenzgesetzes seit 1.1., seitdem die Offenlegung da ist, lautet, ob Sie planen, genau nach diesen neuen Richtlinien, die zwar erst heuer gelten, die Studien, die beispielsweise im Jahr 2022 in Auftrag gegeben wurden, auch schon zur Verfügung zu stellen. Danke schön. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Können Sie die Frage noch einmal wiederholen, bitte? GRin Dr. Katarzyna Greco, MBA (ÖVP): Gerne. Wir haben jetzt seit 2023 die neuen Richtlinien, und meine Frage ist nur, ob Sie die Studien, die im Vorfeld, in den Jahren 2021, 2022, in Auftrag gegeben wurden, auch bereits nach diesen neuen Richtlinien präsentieren werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön für die Klarstellung. Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Das wird wahrscheinlich im Einzelfall von der jeweiligen Dienststelle zu prüfen sein. An sich ist die Anordnung über die Frage der Gültigkeit eindeutig und unmissverständlich. Diese werden wir daher, wie ich schon vorhin gesagt habe, lückenlos erfüllen. Ich habe keine Ahnung, wie viele Berichte im Einzelnen in all meinen Abteilungen und Organisationseinheiten im vergangenen Jahr beauftragt wurden und noch nicht vorliegen. Ich kann das gar nicht beantworten, ich weiß es nicht. Und wenn man dann noch berücksichtigt, wie viele Sachverständigenstellungnahmen und -berichte eingefordert wurden, dann ist die Zahl eine noch wesentlich größere und üppigere. Ich kann es daher ehrlich gesagt nicht beantworten. Aber selbstverständlich, so wie ich es vorhin gesagt habe, ist der Anordnung des Magistratsdirektors Folge zu leisten, und das wird auch lückenlos einzuhalten sein. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 5. Anfrage beendet, beantwortet. Die Fragestunde ist damit auch beendet. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der NEOS-Rathausklub hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Klimapolitik ist Standortpolitik: ‚Raus aus Gas' - Wiener Wärme und Kälte 2040 ist der zentrale Baustein der Wärmewende und gleichzeitig Innovationsmotor für den Wiener Wirtschaftsstandort" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Ich darf den Herr Stadtrat, Entschuldigung, Herrn GR Gara zum Rednerpult bitten. (Zwischenruf: Er ist nicht da! - GR Maximilian Krauss, MA: Wo ist er? Ist ihm die Aktuelle Stunde so egal?) - Ja, es ist nicht das erste Mal, dass ein Redner zu seiner Rede zu spät kommt. (GR Mag. Josef Taucher - in Richtung GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara, der die Treppe zum Rednerpult hinuntergeht -: Das ist ein Auftritt!) Er ist schon da. Bitte. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wenn es um das Thema "Raus aus Gas" und die Klimawende geht, dann muss man sich beeilen. (Allgemeine Heiterkeit) Ein ganz wichtiger Punkt, und ich habe das schon öfters in diesem Haus erwähnt: Ich sehe die Klimapolitik als wesentlichen Teil einer Standortpolitik, auch als Teil einer Bildungspolitik, denn die Voraussetzungen, die wir hier schaffen, sind die Voraussetzungen für die Zukunft. Ich möchte Ihnen eine kurze Geschichte erzählen. Ich habe mit einer Schülerin gesprochen und die hat mir erzählt: Du, ich besuche eine Schule, die gar keine Heizkörper hat. - Sie hat gesagt: Weißt du, wie das funktioniert? Und sie hat mir erzählt: Weißt du, die Wärme kommt von den Wänden und von der Decke, und in diesen Betonwänden sind Rohre verlegt, und durch diese Rohre fließt Wasser, und dieses Wasser wird mit der Wärme der Erde geheizt. Und bevor diese Schule errichtet wurde, da haben sie so Bohrungen gemacht und von dort wird das Wasser erwärmt. - Das hat sie mit großer Begeisterung erzählt. Sie hat gesagt: Weißt du, wir brauchen da auch kein teures Gas verbrennen, das das Klima schädigt, denn das ist eine wirklich echt coole Schule. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Super, das machen wir in Wien auch!) - Sie war wirklich begeistert, und ich finde, Kindern einen Raum zu geben, Kindern Häuser zu bauen, wo sie mit dieser Art von Begeisterung auch Zukunft erleben, das ist auch unsere politische Aufgabe. Das ist das, wofür wir hier als Stadtregierung stehen, und das ist das, wofür wir uns auch eingesetzt haben und was wir auch im Regierungsprogramm verankert haben. Und ja, wir bauen solche Häuser der Zukunft in den Kindergärten, in den Schulen. Das sind Häuser, die den Kindern eine Chance geben und auch eine gute Lebensqualität geben, also die Voraussetzung dafür schaffen. Diese Häuser werden klimaneutral errichtet und betrieben und sind mit den modernsten Technologien ausgestattet - mit diesen Energiebausteinen, die wir brauchen, von Erdwärme, von Speichern, auch von Eisspeichern - spannende Geschichten. Das sind alles Dinge, mit denen die Kinder plötzlich neu konfrontiert werden, denn sie sehen hier, was Zukunft heißt, und es ist auch der Raum und der Rahmen, um in Zukunft einen Job zu ergreifen, der auch in diese Zukunft geht. Das ist letztendlich auch einer unserer zentralen Bildungsaufträge. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ein anderes Beispiel, Dampf ohne Gas: Heute stellt die Firma Takeda am Betriebsstandort in Wien - das ist da bei der Alten Donau - ihr neues Konzept vor, wie Takeda als Unternehmen - Takeda ist eines der größten Pharmaunternehmen in Österreich, ehemals bekannt als Immuno und Baxter - die Dampfproduktion für ihre Arzneimittelproduktion ohne Erdgas macht. Auch die Firma Takeda hat gesagt: Wir steigen aus Erdgas aus. - Das sagt nicht nur die Stadt Wien, das sagen auch die Unternehmen. Ich finde das für einen ganz wichtigen Punkt, weil es zeigt, was Unternehmen brauchen. Sie brauchen Perspektiven und sie brauchen Planungssicherheit, und das ist das, was wir als Stadt, was wir auch mit unserem Plan "Raus aus Gas" schaffen. Wir schaffen Möglichkeiten, dass diese Unternehmen ihre Innovationskraft entfalten, denn der Standortwettbewerb wird immer härter. Es ist ganz spannend, auch am Beispiel Takeda: Ein japanischer Konzern, der gesagt hat, okay, wir gehen nach Wien, auch für unsere neue Forschungszentrale, weil wir da die Voraussetzungen haben, dass wir unser Energiesystem auf Erneuerbaren aufbauen, ohne russische Abhängigkeit von Erdgas, ohne zukünftige massive Kostensteigerungen! - Das schafft Standortsicherheit. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Heuer vor 150 Jahren wurde die I. Wiener Hochquellenwasserleitung errichtet, wir feiern also heuer diese 150 Jahre. Ursprünglich war die Wasserversorgung in Wien durch Hausbrunnen gesichert, aber über die Zeit war das auf Grund von schlecht funktionierender Kanalisation und der Qualität des Grundwassers hygienisch immer problematisch. Also hat man überlegt, wie man das anders gestalten kann, nämlich eine andere Infrastruktur, die zukunftsfähig ist, die nachhaltig ist. So hat man vor 150 Jahren überlegt, wie man eine fast unmögliche Leistung schafft, nämlich aus dem fast 100 km entfernten Rax-Gebiet eine Hochquellenwasserleitung zu schaffen, die ohne Strom funktioniert, einfach durch dieses Gefälle. Das war eigentlich eine Leistung, die unglaublich schien. Damals war das ein extrem mutiger Schritt. Damals ging es um sauberes Wasser, heute geht es um saubere und leistbare Energie. Es ist ein vergleichbares Projekt, und ich würde sagen, dass das, was wir hier mit "Raus aus Gas" verankern, der Plan mit "Raus aus Gas" absolut vergleichbar ist mit dem, was damals für unser sauberes Wasser gemacht wurde, mit der Hochquellenwasserleitung. Daher ist das ein ganz wichtiger Schritt, den wir hier auch in der Regierungskoalition umsetzen. "Raus aus Gas" ist abgeleitet aus dem Wiener Klimafahrplan. Wir haben uns dazu bekannt, dass wir ganz klar sagen: Wir werden Stück für Stück das gesamte Energiesystem in Wien umbauen. Die größte Herausforderung ist tatsächlich die Wärmewende, und das betrifft vor allem die Gebäude. Im Neubau ist das ja noch relativ einfach, weil man von vornherein so planen kann, aber im Bestand ist das eine sehr große Herausforderung. Wir müssen uns dem Schritt für Schritt nähern, und deswegen haben wir diesen unseren Plan "Raus aus Gas - Wiener Wärme Kälte 2040" jetzt auch auf der Regierungsklausur präsentiert. Ja, da gibt es viele Skeptiker, aber es gibt auch sehr, sehr viele Befürworter. Sehr viele Energieexperten haben gesagt, dass Wien eigentlich als einziges Bundesland die Verantwortung wahrgenommen hat, einen so konkreten klaren Plan in Richtung Klimaneutralität zu gehen. Darauf bin ich stolz und darauf können wir wirklich alle stolz sein, dass dieser Schritt jetzt endlich kommt. Manche sagen, viel zu spät - das ist richtig, wir hätten schon 2008 angesichts der Ölkrise erkennen müssen, dass die fossilen Energieträger extrem preisabhängig sind, extrem volatil sind und die Leistbarkeit für viele natürlich ein Problem darstellt. Ja, wir starten jetzt beziehungsweise sind wir auch schon in den letzten Jahren die ersten Stufen gegangen, aber dieser klare Schritt "Raus aus Gas", auch kein erneuerbares Gas in den Gebäuden in Zukunft, ist einzigartig, ist zukunftsweisend und der einzige Schritt, um tatsächlich von Klimaneutralität sprechen zu können (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ich möchte betonen, dass wir das nicht erst seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine machen. Wir haben das bereits im Regierungsprogramm verankert. Ich würde schon sagen, dass wir da eigentlich sehr zukunftsweisend verantwortlich agiert haben und auch diese Entwicklungen mit diesen globalen Verwerfungen antizipiert haben. Daher beginnen wir eben nicht bei null, sondern haben schon in vielen Bereichen die Voraussetzungen geschaffen. Viele fragen: Geht denn das überhaupt? - Dazu ein kleines Beispiel aus den 60er Jahren aus England: Die englischen Städte waren damals auf Stadtgas eingestellt, die Energieversorgung war Stadtgas. Dann hat man vor der Küste Englands Erdgas gefunden, und so mussten innerhalb von 10 Jahren 40 Millionen Endgeräte getauscht werden, damit sie für dieses Erdgas ausgerüstet sind. Wir hatten das also bereits in der Geschichte, das ist machbar, und genau so werden wir das auch in Wien umsetzen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Eines ist klar, diese Umstellung wird natürlich nur mit attraktiven Angeboten für alle Wienerinnen und Wiener funktionieren, denn die Anfangsinvestitionen sind teilweise sehr hoch. Wir werden aber entsprechende Angebote geben und bieten, und wir experimentieren respektive schauen uns auch konkret an, wie das funktioniert. Deswegen haben wir diese 100 Pilotprojekte - unterschiedliche Gebäudetypologien, wie das umgestellt werden kann, welche rechtlichen Rahmenbedingungen notwendig sind, wie das mit Finanzierung und Förderung ausschaut. Wir lassen da die Wienerinnen und Wiener nicht im Stich. Was wir ihnen ermöglichen, und das ist das Wichtige bei dem Thema "Raus aus Gas", ist langfristig, nachhaltig leistbare Energie. Dafür sind wir als Politik verantwortlich, dafür drehen wir an den großen Schrauben, und ich bin stolz darauf, dass wir das hier gemeinsam in der rot-pinken Fortschrittskoalition umsetzen werden. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Für das Protokoll darf ich bekannt geben, dass GRin Dipl.-Ing. Olischar ab 18 Uhr verhindert ist. Für die weiteren Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner ist Herr GR Ing. Guggenbichler gemeldet. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Als wir das Thema für die heutige Aktuelle Stunde gesehen haben, haben wir gedacht, okay, die NEOS haben von der roten Bürgermeisterfraktion wieder Ausgang gekriegt und dürfen wieder etwas zu ihrem Leib- und Lebensthema sagen. Wir sehen die ganze Zeit Skandale in den Kindergärten, aber das ist das Thema, das sich die NEOS ausgewählt haben. Daran, wie sie diese Aktuelle Stunde jetzt gestartet haben, haben wir auch die Professionalität dieser Stadtregierung gesehen, weil wir gesehen haben, wie diese Stadtregierung funktioniert. Kollege Gara ist ein bisschen zu spät gekommen, weil er mit der Befehlsausgabe noch nicht fertig war. Und, liebe SPÖ-Fraktion, ihr habt denen schon bessere Reden vorgeschrieben als das, was wir jetzt gehört haben, das muss ich ganz ehrlich sagen (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich - GR Dr. Kurt Stürzenbecher: So blöd! ...) - vielleicht im Timing das nächste Mal ein bisschen besser sein. Dann hat uns Kollege Gara auch etwas über eine Geschichte erzählt, dass die Wände warm sind und dass das gut so ist. Ja, wir wissen das schon lange. Die GRÜNEN wissen das noch viel besser, weil im Jahr 2011 habe ich schon einen Antrag für eine Photovoltaikoffensive in dieser Stadt gestellt. (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Das hat aber nichts mit den Wänden zu tun!) Ihr wart da ja noch nicht einmal in der Stadtregierung. Und was wäre passiert? - Wir hätten viele Skandale in dieser Stadt nicht, wenn wir damals schon auf erneuerbare Energien umgestellt hätten. Aber den GRÜNEN war es nichts wert. Wir hätten nämlich jetzt viel, viel weniger fossile Energie gebraucht, und wir hätten wahrscheinlich auch nicht den Wien-Energie-Skandal, wenn wir damals schon umgestellt hätten und damals schon mit erneuerbaren Energien hätten arbeiten können. In zehn Jahren wäre viel passiert, liebe Freunde, das muss ich euch ganz ehrlich sagen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Was Kollege Gara auch noch gesagt hat, was er toll findet: Ihr habt schon im Regierungsprogramm stehen, dass es ein Problem ist, dass es die Verwerfungen gibt und dass man deswegen jetzt auf erneuerbare Energien umstellen muss. Sie haben gesagt, die Verwerfungen haben Sie schon im Jahr 2020 erkannt. Ich verstehe aber eines nicht: Warum habt ihr es den Herren von der Wien Energie nicht gesagt? Wir hatten ja in der letzten Untersuchungskommission den Vorstand von den Wiener Stadtwerken und den Geschäftsführer der Wien Energie da, und die haben alle gesagt, dass sie das mit den Verwerfungen frühestens mit Kriegsbeginn mitgekriegt haben, weil sie sonst ja schon lange anders regiert und reagiert hätten. Also muss ich sagen, Herr Kollege Gara, Ihre Aussage ist sehr entlarvend. Wenn Sie sagen, dass diese Verwerfungen schon lange bekannt sind, dann ist natürlich auch die Notkompetenz des Bürgermeisters nicht gegeben - was wir schon immer sagen -, weil er es dann nicht erst im Juni des letzten Jahres erfahren hat, sondern von Ihnen schon im Rahmen des Regierungsprogramms. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wenn Sie also das nächste Mal ein Regierungsprogramm schreiben, dann erzählen Sie es auch denen, die dafür zuständig sind, nämlich den Geschäftsführern der Wien Energie! Die erzählen uns nämlich bis heute noch immer, dass erst mit Kriegsbeginn eine Verwerfung bekannt wurde und sie am Ende des Tages mit niemandem in der Stadt geredet haben, schon gar nicht mit dem Bürgermeister, bevor er in Notkompetenz für 700 Millionen EUR unterschrieben hat. Der Herr Bürgermeister hätte also, wenn das stimmen würde, was Kollege Gara sagt, einfach das Regierungsprogramm lesen müssen und hätte die Notkompetenz nicht benötigt. (GR Mag. Josef Taucher: Themenverfehlung!) Herr Kollege Gara, wenn Sie schon so vorausschauend sind, dann dürfen Sie aber am Ende des Tages in einer laufenden Untersuchungskommission Ihrem Bürgermeister nicht ins Nest machen und vielleicht den relevanten Satz sagen, dass die Notkompetenz beim Bürgermeister nicht gilt. Wenn ich das richtig verstanden habe, haben Sie gesagt, Sie haben das schon ganz genau gewusst: Die Verwerfungen wissen wir seit dem Regierungsprogramm. Außerdem haben Sie auch gesagt, Sie arbeiten für die Bürger in dieser Stadt, und Sie haben uns das Beispiel von London erzählt. Sie haben auch in Ihrem Klimafahrplan drinnenstehen, dass Sie in 600.000 Wohnungen die Gasthermen austauschen werden. Sie haben gesagt, das sei eine tolle Geschichte, Sie sorgen für Stabilität, für Planbarkeit. - Ja, die Bürger in Wien können jetzt schon planen. Sie können planen, dass alle drei Monate ihre Stromrechnung verdoppelt wird, dank Ihrer Maßnahmen, die Sie vorschlagen. Sie sorgen nicht für einen billigen Strom in Zukunft, sondern Sie sorgen für das, was jeder Bürger in der Stadt Wien jedes Mal mit seiner Stromrechnung erlebt, dass er Ihre Hirngespinste und die Spekulation aus der Wien Energie finanzieren muss. Offensichtlich sehen Sie das nicht so wie viele andere, die sich das am Ende des Monats nicht mehr leisten können, wenn dann von der Wien Energie die Rechnung direkt vom Konto abgebucht wird. Das ist Ihnen aber alles wurscht. Herr Kollege Gara, ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen. (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Gerne!) Wir werden uns mit dem Herrn Bürgermeister ausführlich darüber unterhalten, wie das mit der Notkompetenz ist. Wir werden uns das Protokoll von Ihnen holen und werden das auch in der nächsten Untersuchungskommission, da Sie ja sonst sehr schweigsam sind, thematisieren, weil das Thema offensichtlich schon lange vakant ist und keiner Notkompetenz bedarf. - Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ und von Wolfgang Kieslich.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia. GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe ZuseherInnen! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte KollegInnen! Beim Thema "Raus aus Gas" sind wir uns ja einig, also im Gegensatz zum Verkehr (Ruf bei der FPÖ: Da bin ich mir nicht sicher!) - fast alle einig, bei der FPÖ und bei der ÖVP weiß man ja nicht so recht, wie die ticken. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Na sehr schön, dass Sie das auch wollen. Kollege Gara hat vorhin einen Punkt angesprochen, auf den ich gerne eingehen möchte. Er hat nämlich gesagt, dass die größte Herausforderung im Klimaschutz die Wärmewende ist. Das möchte ich unterstreichen, aber ich möchte einen kleinen Punkt ergänzen: Es ist die größte Herausforderung im technischen Sinne. Es ist, glaube ich, nicht die größte Herausforderung im politischen Sinne, ich glaube, dass das hier in dieser Stadt zumindest die Mobilitätswende ist. In sehr vielen Köpfen der Stadtregierung ist nämlich immer noch dieses alte Denken verankert (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Wir können nichts dafür, dass ...), und ich befürchte, dass das vielleicht sogar die größere Hürde ist, um hier etwas weiterzubringen, als die technischen Herausforderungen, mit denen wir bei der Wärmewende konfrontiert sind. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es wird Sie nicht überraschen, dass wir vieles aus diesem Papier, das präsentiert wird, gutheißen, und ich möchte hier ein paar Punkte nennen. Wir haben schon gesagt, die Wärmewende ist eine Riesenaufgabe für diese Stadt und deswegen finden wir es auch gut, dass hier auch eine Koordinierungsstelle eingerichtet wird, damit alle Vorhaben für die Wärmewende reibungslos ablaufen, weil es eben eine Riesenaufgabe ist und eine sehr komplexe Geschichte und Materie, die sehr viele Bereiche betrifft. Wir freuen uns auch, dass in Zukunft Erdsonden im öffentlichen Raum ermöglicht werden sollen, das haben wir auch in der Vergangenheit gefordert. Wir haben auch gefordert, dass die Energieraumpläne auf den Bestand ausgeweitet werden. Ich sage es hier noch einmal: Wir brauchen diese angesprochene Zonierung dringend, schnellstmöglich! Die Leute müssen wissen, wo es Fernwärme geben wird, die Leute müssen wissen, wo andere Lösungen nötig sein werden, und diese Informationen müssen Sie der Öffentlichkeit möglichst rasch zur Verfügung stellen, weil es ja auch Planungssicherheit für die Privaten braucht. Ich möchte hier aber weniger auf die privaten HauseigentümerInnen eingehen, weil wir in Wien eine besondere Situation im Wohnbau haben. Sie wissen, dass ein Viertel der Wohnhausanlagen städtische Wohnhausanlagen sind, das sind fast 1.700 Wohnhausanlagen. Das ist genau jener Bereich, in dem die Stadt unmittelbar für die Dekarbonisierung und für die Sanierung verantwortlich ist, und das ist leider auch ein Bereich, in dem die Stadt sehr viel zu wünschen übrig lässt. Und genau das muss sich ändern! Es gibt in Wien keine einzige zentrale Wärmepumpenanlage in einer städtischen Wohnhausanlage. Solarpaneele findet man in ganzen drei Wohnhausanlagen. Es ist wirklich beschämend, dass im eigenen Wirkungsbereich der Stadt so wenig weitergeht und in der Vergangenheit so wenig weitergegangen ist. (Beifall bei den GRÜNEN.) Bei der Sanierung schaut es auch nicht unbedingt rosig aus. Sie wissen, die sauberste Energie ist die Energie, die wir gar nicht erst verbrauchen. Wenn man sich die Zahlen anschaut, muss man sagen: 36 Prozent der städtischen Wohnhausanlagen, die älter als 30 Jahre alt sind, wurden noch nie - noch nie - umfassend saniert. Sie haben da einen massiven Sanierungsrückstand, Sie erfüllen nicht einmal die Hälfte der angestrebten Sanierungsrate. Da muss sich schleunigst etwas ändern, und wir hoffen, dass es hier nicht nur bei Ankündigungen bleibt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich möchte, weil jetzt die Zeit ausgeht, auf ein großes Fragezeichen, das trotz dieses Papiers, das wir unterstützen, noch übrig bleibt, zu sprechen kommen, es betrifft die Dekarbonisierung der Fernwärme. Aus diesem Papier geht hervor, dass Sie im Jahr 2040 weiterhin 20 Prozent des Fernwärmebedarfs durch Gas decken werden, also durch grünes Gas. Sie wissen, dass wir grünes Gas vorrangig für die Industrie brauchen, und ich frage mich, wie wir diese Mengen aufbringen werden. Sie gehen in diesem Papier in einem kurzen Absatz darauf ein, dass Anreize geschaffen werden müssen, um die Potenziale zu nutzen und um die Produktion zu ermöglichen. Aber ganz ehrlich, wenn man weiterhin so auf Fernwärme setzt und weiterhin 20 Prozent des Fernwärmebedarfs für die Spitzenlastabdeckung durch Gas abgedeckt werden soll, dann braucht es mehr als einen Absatz. Es braucht einen grundlegenden Plan, wie man dieses grüne Gas zur Verfügung stellen wird beziehungsweise braucht es einen Plan B für die Spitzenlastabdeckung. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Gibt es!) Wir hoffen also sehr, dass Sie hier konkrete Schritte präsentieren und rasch in die Umsetzung kommen, weil uns die Zeit für die Klimaneutralität ausgeht. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Vielen Dank. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich kann, nachdem dir das Wort abgeschnitten wurde, diese Frage der Fernwärme und auch diese Frage der thermischen Sanierung gleich bekräftigen. Das sind für mich zwei Schwerpunkte, die ich auch heute hier in der Aktuellen Stunde anlässlich dieses Papiers, das letzte Woche präsentiert wurde, kurz behandeln möchte. Ich möchte auch kurz auf die Wortmeldung des Kollegen Gara eingehen. Natürlich, Sie haben auch Beispiele gebracht und Best Practices aus dem Neubau. Ich denke, natürlich ist alles, was wir neu bauen und alles was wir neu errichten - das ist nicht nur in Fragen der Energie, das haben wir genauso in Sachen Baukultur, das haben wir genauso im Sinne von Fassadenbegrünung, et cetera -, alles, was Neubau betrifft, natürlich einfacher. Das ist logisch, ich meine, das brauchen wir nicht näher zu diskutieren. Die großen Herausforderungen sind im Bestand zu finden, und deswegen ist es auch so wesentlich, sich wirklich praktikable Lösungen für den Bestand zu suchen, die natürlich nicht nur in der Theorie super klingen, sondern auch in der Praxis auf den Boden gebracht werden. (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: Die haben wir!) - Sehr geehrte Frau Kollegin, ich gebe Ihnen da gerne auch konkrete Beispiele. Wir haben auch in den Medien schon Reaktionen von den Experten, von den Profis aus der Praxis gesehen, welche Punkte sie skeptisch sehen, welche Punkte sie auch im Zuge dieses Papiers, das präsentiert wurde, als schwierig erachten und wo auf jeden Fall noch Nachschärfungsbedarf besteht. Ich möchte jetzt kurz auf zwei, drei Punkte konkret eingehen, und allen voran möchte ich auf die thermische Sanierung eingehen. Die thermische Sanierung ist ein Punkt, der zwar in Ihrem Papier Erwähnung findet und auch behandelt wird, nur möchte ich auch unterstreichen, wie wesentlich die thermische Sanierung in einem ersten Schritt ist, nicht erst später, wenn man schon alles getauscht oder was auch immer hat. Die thermische Sanierung stellt aus meiner Sicht die Basis dar, bevor man sich überhaupt dann den Energiethemen, um es einmal pauschal zu nennen, widmet. Warum? - Wenn ein Gebäude saniert ist, hat es plötzlich ganz andere Voraussetzungen, ganz andere Berechnungen, ganz anderen Bedarf, und dementsprechend sehe ich es umgekehrt nicht als Begleiterscheinung, sondern als wesentliche Komponente. Da möchte ich auch anschließen an das, was du gesagt hast: Da ist noch ein sehr großer Hebel da und seitens der Stadt Wien so viel zu tun, dass das ein ganz wesentlicher Punkt wäre, hier einmal zu beginnen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. - GR Mag. Josef Taucher: Da stimmen wir zu! Elisabeth, da sind wir deiner Meinung!) - Wunderbar, soll nichts Schlimmeres passieren. Der zweite große Punkt ist die Rolle der Fernwärme: Ich möchte das dezidiert wirklich auseinanderdröseln, weil für mich die Fernwärme aus zwei verschiedenen Blickpunkten zu betrachten ist beziehungsweise zwei Seiten hat. Ökologisch gesehen hat es natürlich seine Berechtigung. Wir haben es auch schon gehört, die Fernwärme ist im Bereich der Wende eine sehr wesentliche Komponente, aber eine Sache möchte ich schon klar sagen, nämlich dass die Fernwärme gleichzeitig schon eine sehr große Baustelle darstellt, wenn es um das Thema Transparenz geht. Die Nachvollziehbarkeit, die Preisgestaltung, jene Punkte, die natürlich, auch gerade, wenn es sich um Monopolstellungen handelt, sehr schwierig sind. Diese Intransparenz, diese Blackbox, möchte ich eigentlich sagen, macht es auch nicht wahnsinnig attraktiv, da auch umzustellen und auch für Klarheit zu sorgen, für Transparenz zu sorgen, wenn - und da gibt es Studien von der Arbeiterkammer - die Studien von 60 Prozent Preisdifferenz innerhalb von Rechnungen sprechen, die untersucht werden. Das kann einfach nicht sein, dass die Fernwärme agiert, wie sie will, ohne Regulierung, ohne klare Nachvollziehbarkeit und ohne Transparenz. Das würde ich den NEOS auch sehr gerne auf den Weg mitgeben, sich hier dahin gehend einzusetzen, die Fernwärme transparenter zu gestalten. (Beifall bei der ÖVP.) Der zweite Punkt, der nämlich quasi bei der Fernwärme an die Praxis anschließt, ist die derzeitige Situation betreffend die Anschlüsse. Wir haben die Situation, dass jeder Meter Fernwärme, der zum Anschluss beiträgt, horrende Kosten verursacht und von jenen, die sich anschließen wollen, gezahlt werden muss. Wir haben jetzt die Situation, dass Hausbesitzer oder -mehrheiten natürlich abwarten, bis der nächste anschließt, um die eigenen Kosten so gering wie möglich zu halten. Das heißt, ein gegenseitiges Abwarten verhindert natürlich zusätzlich den Ausbau. Auch da wäre die Stadt Wien und allen voran auch die Wien Energie gefordert, sich Konzepte über die Anschlussgebühren zu überlegen, oder hier auch attraktiv voranzugehen, den Anschluss voranzutreiben und es nicht davon abhängig zu machen, dass jener, der sich als Erster anschließt, quasi das Bummerl hat und der Nächste das dann zu besseren Konditionen tun kann. Wir müssen da in die Praxis kommen, damit diese Umstellung auch nachhaltig gelingt, und da gibt es noch sehr viel seitens der Stadt zu tun. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Taucher, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Sehr geehrte Kollegen! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Es geht heute um ein Projekt, um ein Maßnahmenbündel, um ein Vorhaben, das bis 2040 gedacht ist und abseits vom tagespolitischen Geplänkel diskutiert werden sollte. Ich glaube, wir haben noch drei Wahlen vor uns, und es könnte sein, dass wir die Absolute haben oder dass wir mit den GRÜNEN koalieren oder mit jemandem anderen koalieren (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Sag's!) oder mit der ÖVP, oder wie auch immer. Mir ist natürlich lieber die Absolute, aber jeder von euch (Heiterkeit bei ÖVP und FPÖ.) - ja natürlich -, jeder von euch - na, ich möchte das nicht runterdodeln, das ist schon wichtig (GR Maximilian Krauss, MA: Also schließt du uns nicht mehr aus als Koalitionspartner?) -, jeder von euch kann in die Ziehung kommen, hier auch beim größten Programm, mit dem wir unsere Stadt umbauen, mitzuarbeiten. Raus aus Gas, hinein in eine dekarbonisierte Zukunft (Zwischenruf bei der FPÖ.), in der wir unsere Stadt mit erneuerbaren Energien heizen - warme Wohnzimmer, warme Kinderzimmer, bauen für die Zukunft ohne Gas, ohne Öl, ohne Pellets -, was euer Antrag dann noch ist. Es geht also um einen Riesenschritt ganz abseits davon, ob wir da ein bisschen blödeln, ob das Programm gut ist, schlecht ist, ob es zu wenig, ob es zu viel ist. Wir sind am Anfang, wir haben die Rahmenbedingungen mit der Smart City Strategie, dem Klimafahrplan gesetzt. Wir haben die gesamten Rahmenbedingungen rundherum. Jürgen hat dieses Programm koordiniert, quer über die Geschäftsgruppen, sodass Wohnen drinnen ist, Verkehr drinnen ist, und, und, und, also all diese Geschäftsgruppen bis hin zu Finanzen, Stadtwerke, aber auch der Gesundheitsbereich. (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: Bildung!) Ich meine, da könnte man ein kleines nettes Bild zeichnen: Früher, als wir das AKH gebaut haben, haben wir dafür die Spittelau dazugebaut, damit man es heizen kann, weil die Krankenhäuser riesige Energieverbraucher sind. Heute bauen wir die Klinik Floridsdorf und heizen es mit einem Serverraum in der Nähe mit der Abwärme von Serveranlagen - allein das 4.000 t CO2! Ich meine, das sind die Leuchttürme, mit denen wir zeigen, wie es geht. (Ruf bei der FPÖ: Das Krankenhaus Nord ist ein Schulden ...) Deswegen muss man auch sagen, es geht nicht darum, dass man sagt: Ja, wir haben noch nicht 2040 erreicht, wir stehen am Anfang, aber wir haben mit den Klimaschutzprogrammen schon viel gemacht, wir haben Leuchttürme, mit denen wir zeigen, wie es geht, deswegen auch die 100 Projekte. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Die 100 Projekte, wo man sehen kann, wie es geht, wie der Weg aussehen kann, wie es verschiedene Methoden geben kann. Hört (in Richtung GRÜNE) einmal, ihr redet da so laut! Jetzt muss ich fast wie der Margulies sagen: Der Martin tratscht auch schon wieder, das muss man fast sagen - eine Unkultur, Martin, wirklich! (Heiterkeit beim Redner. - GRin Dr. Jennifer Kickert: Wir tratschen wenigstens über deine Ausführungen!) - Ja, ja, ist eh okay. - Nein, wir zeigen damit, wie die Zukunft ausschauen kann. Selbstverständlich sind es riesige Herausforderungen, selbstverständlich haben wir das in der vorigen Periode mit euch, mit den GRÜNEN, schon diskutiert: Es war klar, dass wir in diese Richtung gehen müssen. Es ist klar, Elisabeth Olischar, dass wir in der Sanierung, in der thermischen Sanierung in Wien fit werden müssen, noch fitter werden müssen. Ich darf aber auch sagen, wir waren nicht untätig. In den letzten 15 Jahren haben wir den Endenergieverbrauch im Gebäudesektor in Wien um minus 17 Prozent gesenkt - um minus 17 Prozent! (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das ist super!) Du kannst dir das im Bundesländervergleich anschauen, kein Land hat das geschafft. Die meisten haben minus 1 Prozent, minus 2, plus 2 Prozent. Wir haben da also schon gezeigt, es ist möglich: minus 17 Prozent. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Da es möglich ist, werden wir es in den nächsten 18 Jahren auch schaffen. Das ist unser Ziel. Wir müssen als Politiker bei so großen Programmen, bei so großen Herausforderungen natürlich über die Legislaturgrenzen hinausdenken. Wie denken wir darüber hinaus? - Ich würde jetzt einmal drei große Vorhaben nennen: einerseits die große Wärmepumpe in Simmering. Da machen wir einen Wandel weg von einer Fließbandwirtschaft, die das letzte Jahrhundert beschrieben hat, hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Simmering, unsere Kläranlage, war bisher eine Kläranlage, wo wir unseren Schmutz verarbeitet und das Wasser geklärt haben, jetzt haben wir dort sozusagen eine Energieanlage. Simmering produziert selbst Energie. Wir erzeugen Wärme in Simmering, wir bauen dort die größte Wärmepumpe Europas mit 112.000 Haushalten - das ist Linz, das muss man sich vorstellen! Das Zweite ist die Geothermie, auch ein Riesenvorhaben. Wir beginnen nächstes Jahr, das Geothermiewerk in Aspern zu bauen, dort haben wir eine Fernwärmeleitung. Auch dort werden wir mit zirka 125.000 Haushalten in der Endausbaustufe hineingehen. Und um ein letztes schönes Bild zu zeigen: Was wird das bedeuten? - Wir werden wie mit einem Christbaum in jedes Haus gehen, eine zentrale Leitung, ein zentrales Heizungssystem hineinbauen und dann in den Wohnungen verteilen. Weg von der dezentralen Gastherme hin zu einer zentralen Heizung, sodass die Zimmer, Wohnungen und Kinderzimmer in Wien 2040 auch warm sind. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Kieslich, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Wolfgang Kieslich (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer via Livestream! Ich möchte kurz auf Klubobmann Taucher eingehen: Ich habe sein Angebot an alle Fraktionen wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass alle Fraktionen hier im Rathaus sich für künftige Koalitionen mit der SPÖ bereithalten sollen. Bis jetzt sind wir davon ausgegangen, dass wir davon ausgeschlossen sind. Der Wiener Bürgermeister hat ja auch dezidiert ausgeschlossen, mit uns Freiheitlichen zu koalieren. Ich kann nur sagen, erklären Sie Ihren Sinneswandel, dass es anscheinend doch mit uns geht, vielleicht einmal Ihrer Basis, wir Freiheitlichen stehen jedenfalls bereit, Wien einen Schritt weiterzubringen. (Beifall und Bravo-Ruf bei der FPÖ.) Kommen wir jetzt aber zur Aktuellen Stunde, zum heutigen Thema: Wahrscheinlich wenig überraschend sehen wir das nicht so positiv wie die Rathauskoalition. Viele Experten aus der Branche sehen das de facto auch nicht so positiv. Reden wir einmal über Zahlen: Es geht um 580.000 Gasthermen, die in den nächsten 18 Jahren getauscht werden müssen. Das soll nicht durch Zwang passieren, dass soll durch Anreize passieren. Wenn man schon den Begriff Anreize hört, weiß man, dass das nicht alles von der Stadt gezahlt werden wird, das wird am Ende des Tages bei den Mietern picken bleiben, zumindest prozentuell, denn genaue Zahlen oder Pläne gibt es dazu ja noch nicht. Dementsprechend ist die Frage: Wer zahlt das? Das Problem haben wir bei Neubauten - ja, man kann alles gleich mitplanen, alles wird gleich mitgemacht. Bei den alten Zinskasernen aber, wie man so schön sagt, wird das ein Problem werden. Dort gibt es Platzmangel, dort kann man dann relativ schwer Wärmepumpen oder Solaranlagen einbauen, Pelletskeller stelle ich mir dort auch schwer vor. In den alten Mietkasernen wohnen ja eher die sozial Schwachen, also stelle ich mir schon vor, dass das ein Problem werden wird, das in den nächsten 18 Jahren umzusetzen, ohne die Bevölkerung weiter zu belasten. Was mir aufgefallen ist: Es ist halt wieder einmal eine Ankündigung, und die Pläne werden dann für die nächsten Monate, Jahre versprochen oder zugesagt. Wie wird der Ausbauplan der Fernwärme genau ausschauen? Er wurde jetzt angekündigt, woher nimmt man dann das Personal dafür? Woher nimmt man die Installateure, die das können? - Die Wirtschaftskammer hat da große Bedenken, dass das in dieser Zeit funktioniert. Ich möchte auch noch kurz auf Herrn Gara eingehen, jetzt ist er ja da. Er hat erwähnt: Wir müssen raus aus dem russischen Gas! - Das ist jetzt das Mainstreamthema, alles raus aus dem bösen russischen Gas. Dazu muss man auch sagen, dass es den Wohlstand der Republik Österreich und auch der Stadt Wien durchaus mitbedungen hat, die haben immer brav geliefert. Jetzt fährt eine grüne Umweltministerin nach Katar, bringt das menschenfreundliche Gas mit einem Tanker für den nächsten Winter wieder zurück. Da ist das Gas dann wieder in Ordnung. Dafür sollen wir halt auf Solar umstellen, auf Windenergie umstellen. Wenn man durch Niederösterreich oder durchs Burgenland fährt, sieht man ein Windrad nachdem anderen der Wien Energie - alles schön und gut, nur: Woher kommen die Komponenten, wenn wir jetzt schon über Abhängigkeiten reden? - Bis zu 95 Prozent aus China. (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Woher kommen dann die Autos?) Also wenn der Russe das Gas abdreht: Okay, das könnte ja passieren, darum steigen wir aus dem Gas aus. Wenn der Chinese dann aber nicht mehr die Ersatzteile für die Windräder liefert, dann stehen diese still. Da haben wir aber keine Abhängigkeit. - Das ist rot-pinke Logik, meine Damen und Herren, aber ja. (Beifall bei der FPÖ.) Jedenfalls haben wir wieder einmal eine große Ankündigung. Es ist noch nicht viel dahinter, wir sind gespannt, wie das alles umgesetzt wird. Große Ankündigungen hat die Stadtregierung aber von der Bundesregierung zur Genüge gelernt. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Arapovic, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic (NEOS): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuseherInnen! Raus aus Gas! Gleich nach dem Verkehr verursacht eigentlich der Gebäudesektor die meisten CO2- Ausstöße in der Stadt, also 30 Prozent davon, und 90 Prozent aus dem Gebäudesektor kommen durch die Gasheizungen. Daher ist es ganz klar, wenn wir hier einen Hebel ansetzen wollen, um die Klima- und Wärmewende zu schaffen, müssen wir unsere vielzitierten Gasetagenheizungen, Gasthermen angehen und diese 600.000, die es derzeit in der Stadt gibt, einfach rausnehmen. Daher: Raus aus Gas! (GR Maximilian Krauss, MA: "Einfach rausnehmen", das geht ganz einfach!) - Warum es einfach ist, kommt auch noch, Herr Kollege, es ist relativ einfach im Verhältnis zu den anderen Themen. 600.000 Gasthermen gibt es in Wien, davon sind 100.000 zentral, was eigentlich ein großer Vorteil für diese Anlagen ist, weil sie dann auch einfacher auszutauschen sind. 500.000 Gasthermen sind aber dezentral und 300.000 davon - jetzt in Richtung Kollegin Olischar - sind tatsächlich in unsanierten Häusern. Da ist natürlich der erste Schritt, diese Häuser, diese Mehrfamilienhäuser zu sanieren, um den Energiebedarf bei diesen zu reduzieren und dann in den Umtausch der Energieträger zu gehen. Das Ziel der Fortschrittskoalition ist ganz klar, nämlich dass alle Gebäude in der Stadt Wien bis 2040 klimaneutral, emissionsfrei und mit erneuerbarer Energie geheizt und bei Bedarf auch gekühlt werden. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ist das eine große Aufgabe? - Ja, natürlich ist das eine große Aufgabe. Ist es eine Aufgabe, die Wien bewältigen kann? - Ja, natürlich. Mein Kollege Stefan Gara hat in seiner Rede auch erzählt, welche großen Infrastrukturprojekte uns schon in der Vergangenheit, auch vor über 150 Jahren, gelungen sind. Nicht nur das gute Wiener Wasser ist eines der Projekte, das Gleiche ist vor fast 100 Jahren passiert, als wir in der Stadt den Umstieg von Holz und Kohle auf Stadtgas geschafft haben. Was war der Antrieb? Was war die Motivation? - Der Antrieb und die Motivation waren die gleichen wie heute, früher war die Luftverschmutzung der Antrieb, heute sind es Treibhausgasemissionen. Früher wollten wir aus der Abhängigkeit von der Imperial Continental Gas Association herauskommen und heute sind es andere Abhängigkeiten. Wir haben es jetzt wieder und wieder begriffen, dass das sich in Abhängigkeiten zu begeben nicht immer die ideale Lösung ist. Da kann man auch Warren Buffett zitieren, wenn er sagt: "What we learn from history is that people don't learn from history." - Leider. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Letzte Woche hat die Klausur der Wiener Stadtregierung stattgefunden und wieder einmal ist betont worden, dass der Klimaschutz zum Arbeitsschwerpunkt dieser unserer Fortschrittskoalition gemacht wird. Unsere Ziele für die Wärmewende 2040 sind ganz klar: 100 Prozent erneuerbare Energie für die Wärme- und Kälteversorgung, in speziell dicht bebauten Gebieten kommt die Fernwärme zum Einsatz, die bis 2040 auch dekarbonisiert wird, in weniger dicht bebauten Gebieten beziehungsweise auch in den Stadterweiterungsgebieten kommen Wärmepumpen und andere Energiequellen zum Einsatz, je nachdem, wo die Potenziale vor Ort liegen, die dafür notwendigen Investitionen kommen unserer Wirtschaft zu Gute, wir werden Fachkräfte ausbilden, die da auch antreiben und diese Umstellung ermöglichen, und last but not least wird Wien 2040 klimaneutrale Stadt und die erste klimaneutrale Stadt der Welt sein. Das sind wirklich schöne Ziele, und an diesen arbeiten wir fleißig und mit Freude. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Natürlich ist es auch wichtig, die Wienerinnen und Wiener auf diesen Weg mitzunehmen. Deswegen gibt es auch Beratungsstellen, die Tolles leisten - einerseits Auskunft und anderseits auch Kompetenzzentrum. Wir haben aber auch, das hat Kollege Taucher schon gesagt, sehr, sehr gute Projekte - sehr gute Objekte, sehr gute Gebäude und verschiedenste Gebäude -, die ihren Weg, diesen Umstieg auch geschafft haben. Wir suchen aber auch 100 weitere, die wir auf diesem Weg begleiten, um die besten Learnings herauszuziehen, somit den Stein auch ins Rollen zu bringen, um das ganz klare Ziel zu erreichen, nämlich bis 2040 in Wien raus aus Gas zu kommen. - Danke vielmals. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Margulies, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich erlaube mir, zu Beginn den Bogen etwas größer zu spannen. Weltweit wird momentan in einer Art und Weise nach Öl und Gas gesucht, wie es eigentlich nicht vorstellbar war, und es werden Vorkommen gesucht und gefunden, wo wir leider davon ausgehen müssen, dass sie auch ausgebeutet werden. Das macht es umso wichtiger, das "Raus aus Gas" nachhaltig und längerfristig parteiübergreifend, ebenenübergreifend zu fixieren, von der europäischen Ebene über die nationale Ebene bis hin zur kommunalen Ebene. Denn wenn wir uns ganz ehrlich sind, ist der größte Treiber von "Raus aus Gas" der Gaspreis. Es ist tragisch, es so zu sagen, weil für viele Menschen mit dem steigenden Gaspreis die Teuerung verbunden ist und sie es sich nicht leisten können. Es war aber der Gaspreis und die Explosion des Gaspreises für die Stromerzeugung und für die Wärme, die ganz massiv auf allen Ebenen den Umstieg auf erneuerbare Energieträger forciert hat und die das "Raus aus Öl und Gas" für alle zur obersten Priorität hat werden lassen. Das müssen wir sichern, das müssen wir fixieren, dass es hier kein Zurück gibt, auch wenn der Gaspreis wieder sinkt. (Beifall bei GRÜNEN und NEOS sowie von Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky.) In dem Sinn bin ich ausgesprochen froh - man kann immer mehr machen, man kann immer andere Sachen machen, darum geht es überhaupt nicht -, ich habe das Gefühl, der Weg ist richtig eingeschlagen, auch auf Wiener Ebene. Dazu nur ein Beispiel, um zu zeigen, wie das trotzdem zusammenhängt: Natürlich haben wir auch in der gemeinsamen Koalition viel versucht, aber wenn ich mir überlege, wie schwierig es war, auch nur ein einziges BürgerInnenkraftwerk - ich glaube, fünf oder sechs gibt es davon mittlerweile - durchzusetzen, eben weil der Gaspreis so niedrig war, die Stromerzeugung, die Wärmeerzeugung extrem billig war, müssen wir jetzt, um nicht wieder in diese Abhängigkeit zu geraten, alles nutzen, um in diesem Sinne energieeffizient zu arbeiten. Das ist, glaube ich, der zweite Punkt, der ganz, ganz, ganz enorm wichtig ist, um nicht wieder zurückzufallen. Ich bin überzeugt davon - ich weiß nicht, ob das irgendjemand von Ihnen anders sieht -, bei der Überproduktion an Öl und Gas, die wir voraussichtlich in drei, vier, fünf Jahren wieder haben werden, so wie jetzt gesucht wird, ist damit zu rechnen, dass die Primärenergieträger Öl und Gas wieder günstiger werden. Deshalb müssen wir nachhaltig sicherstellen, dass auch Energie eingespart wird. Ich glaube - Kollegin Otero hat das schon gesagt -, jede nicht verbrauchte Kilowattstunde ist die günstigste von allen. (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: Am nachhaltigsten!) Daher muss es selbstverständlich im Wärmebereich bei allen Gebäuden weitergehen, noch deutlicher als bisher, Wärmedämmung beziehungsweise bei neuen Gebäuden in einer Art und Weise zu bauen, auf Basis PV-Standard, wie auch immer, dass weniger Primärenergie notwendig ist. Es muss darum gehen, Photovoltaik, Windanlagen, et cetera auszubauen, und es muss - und das ist wirklich ein dringliches Ersuchen auch an die Stadtregierung - im Bereich der Mobilität mindestens so viele effiziente und effektive Schritte geben wie im Bereich der Wärmedämmung. Sie haben es richtig gesagt, wir haben in der gemeinsamen Zeit der Regierung im Bereich Wärmedämmung ordentlich sozusagen auch eingespart, an Energie eingespart. Und es wird weitergehen, es wird weitergehen bei Wien Energie, es wird weitergehen bei Wiener Wohnen, es wird weitergehen im Gesundheitsverbund, auch wenn ein Serverraum leider nicht das Krankenhaus Nord heizen kann, aber irgendwann einmal werden wir mit der Abwärme hoffentlich auch noch effizienter werden. Wir müssen es aber schaffen, den Individualverkehr zu reduzieren, und zwar den motorisierten Individualverkehr, nicht, indem wir alles unbedingt schwieriger machen. Es werden immer Autos fahren müssen, solange halbwegs die Strukturen so sind, aber in der Stadt ist es eigentlich nicht notwendig. Wenn wir das auf die wirklich notwendigsten Wege reduzieren, dann haben wir unendlich viel erreicht. Das kann nur mit günstigen Öffis, mit pünktlichen Öffis, mit ausgebauten Öffis, mit besseren Radwegen, mit besseren Fußwegen gehen. Ich ersuche Sie, an dem weiterzuarbeiten und die eigenen Ziele der Reduktion des Autoverkehrs ernst zu nehmen. - Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei GRÜNEN und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Sittler, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer via Livestream! "Raus aus Gas", und Kollege Gara hat ein Bild von einer Schülerin gemalt, die stolz darauf ist, in einer Schule zu sein, wo auch schon moderne Heiztechniken eingesetzt werden. Ich frage mich dann, warum in Favoriten in zwei Kindergärten - da gibt es auch Kinder, die auch daheim reden können - die Gaskessel wieder getauscht werden, aber nicht auf Fernwärme, nicht auf alternative Energieformen, sondern es kommt wieder ein Gaskessel. - Das sind so die punktuellen Dinge, die dann im Detail noch zu lösen sind. (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: So ist es!) 17 Jahre sind noch Zeit bis 2040 - da kann man dann wieder darüber diskutieren: Sind es 17, sind es 18? Messen wir da Anfang 2040, messen wir Ende 2040? - Das werden wir dann dort erleben. Eines ist aber klar, Zeit und Geld sind auch da wie immer entscheidend. Die Zeit ist knapp, 17 Jahre vergehen relativ rasch, und das Geld ist immer ein Thema, weil das natürlich auch etwas kostet. Meine Vorrednerinnen und Vorredner, insbesondere von der Koalition, haben da sehr fasergeschmeichelt, möchte man sagen. Wieder einmal wurde auch in dem Programm angekündigt, Bgm Ludwig hat hier - Kollegin Arapovic hat es schon gesagt - 100 Leuchtturmprojekte angekündigt, die als Musterbeispiele bis 2025 herausgesucht werden. Wenn man sich das anschaut, dann sind diese Leuchtturmprojekte etwas, wonach man suchen kann, und wenn man weitere hat, dann kann man weitersuchen, tatsächlich muss es dann aber auch wirklich umgesetzt werden. Wenn ich nämlich als Gegenbeispiel dazu die Situation bei den Gemeindebauten nehme, dann zeigt sich Folgendes: Es wurde hier einmal von 2.500 geredet, dann waren es 4.000, dann waren es 4.500, und Ende des Jahres hat StRin Gaál gesagt, 5.500 neue Gemeindewohnungen sollen bis 2025 gebaut werden. Da ist nicht mehr viel Zeit. Bisher sind es 850, die tatsächlich gebaut worden sind. Also ich schaue mir dann an, ob die wieder nur auf den Weg gebracht werden, ob die gebaut worden sind und Ähnliches mehr. Im Ankündigen, meine Damen und Herren, ist die SPÖ und ist die Stadtregierung aus SPÖ und NEOS gut. Schauen wir einmal - ich weiß, es ist eine lange Zeit -, was dann tatsächlich passiert, denn ich sage einmal, es wird schwierig, dass sich diese Ankündigungen - die sehr löblich klingen und deren Umsetzung auch notwendig ist - auch wirklich ausgehen. In Wien gibt es 1.800 Gemeindebauten, und - das Thema der Sanierungen ist ja auch schon angesprochen worden - es ist ganz entscheidend für die Umstellung im Hinblick auf das Erreichen der Dekarbonisierung, dass wir rauskommen aus Gas, hin zu alternativen Heizsystemen, dass natürlich auch eine Dämmung erfolgt und eine bessere Energiebilanz auch in den Gebäuden erreicht wird. Und auch da sei wieder das Beispiel der Gemeindebauten genannt: Laut einer Anfragebeantwortung wurden von 2012 bis 2022 an diesen 1.800 Gemeindebauten 180 Sanierungen durchgeführt. In den folgenden Jahren, also von 2023 bis 2032, sollen es insgesamt noch 375 Sanierungen sein. Also in Summe sind es knappe 400, die sich da bis 2032 ausgehen. Wenn man diese Sanierungsrate weiter hochrechnet, dann komme ich auf knappe 900. Da fehlen doch noch ein paar, bis dann die Gemeindebauten auch wirklich saniert sind und dies auch erfüllt ist. Man muss sich ja auch anschauen: Bis 2032 ist Baubeginn, soll das einmal geplant sein, aber es dauert ja auch einige Zeit, bis so eine Sanierung stattfindet: Nach einer Startphase von sechs Monaten folgen zwei Jahre für die Projektvorbereitung, die Ausführungsvorbereitung dauert noch einmal dreieinhalb Jahre, und die Ausführungsphase, also die tatsächliche Bauphase, zwei bis drei Jahre. Und irgendwann wird das dann auch noch kontrolliert. Also in Summe sind es beim Gemeindebau acht bis neun Jahre, in denen so etwas gebaut wird. Jetzt weiß ich schon, dass die Gemeindebauten Neu nicht kommen, aber es muss ja auch der Bestand saniert werden, wie wir schon gehört haben, um dort die Dekarbonisierung einzuleiten, weil genau dort das ein Thema ist. Ja, es gibt dort genug Gasthermen, genauso wie in Wien, die umgestellt werden müssen: 600.000 Gasgeräte - es ist heute auch schon erwähnt worden - und 475.000 dezentrale Gasgeräte. Und diese Umstellung muss erreicht werden. Da ist der Gemeindebau durchaus schon da, aber das kostet natürlich auch etwas. Und genau bei diesen Kosten muss man darauf schauen: Es sind in Summe 29 Milliarden EUR, die in dem Papier drinnenstehen, die energetische Sanierung kostet 14 Milliarden. Und selbst wenn ich die erwähnten Ein-Drittel-Förderungen, die ich in irgendeiner Form einrechnen kann, da dazuzähle und diese Förderung, die jetzt in Wien dafür stattfindet, von 30 auf 60 Millionen EUR erhöht wurde, braucht es immer noch 233 beziehungsweise, wenn ich das Drittel einrechne, 155 Jahre, bis dann tatsächlich diese thermischen Sanierungen in Wien umgesetzt werden. Das wird sich zeitlich nicht ausgehen, und da werden die Anstrengungen der Stadt Wien noch wesentlich höher sein müssen. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Auer-Stüger. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Vielen Dank an die NEOS für das heute gewählte Thema! Es könnte nicht aktueller und wichtiger sein. Es wurde schon von vielen darauf hingewiesen, wie groß die Aufgabe ist, die sich die Stadtregierung da vorgenommen hat. Das wird noch viel Arbeit sein, aber jede lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Und es ist ja nicht der erste Schritt. Wenn man sich das Konzept, das Kapitel "Wo stehen wir?" anschaut, dann muss man auch einmal festhalten, dass Wien im Bundesländervergleich mit Abstand den geringsten Endenergieverbrauch bei Heizen und Wasser pro Kopf aufweist und - wie man im Bundesländervergleich sieht - seit 2005 diesen Verbrauch um 17 Prozent gesenkt hat. Das ist der größte Abstand im Vergleich zu den anderen Bundesländern. Das haben wir in Wien geschafft (Beifall bei SPÖ und NEOS.), und das waren die Maßnahmen dieses Hauses - beschlossen von der SPÖ und den GRÜNEN und teilweise auch von den Oppositionsparteien mitgetragen. Darauf müssen wir aufbauen, und ich ersuche alle - ob ich jetzt auch das Wort Koalition verwenden würde, weiß ich nicht, aber ich ersuche alle -, sich an dieser Aufgabe zu beteiligen - mit Ideen, auch mit Kritik an dem, was wir tun -, aber bitte nicht zu verunsichern, so wie es die FPÖ heute in zwei Redebeiträgen gemacht hat. Das ist nicht die Aufgabe, für die wir hier sind. Kollege Guggenbichler, ich schätze unsere Diskussionen im Umwelt- und Klimaausschuss, aber von 5 Minuten Redezeit zum Thema "Raus aus Gas" dann 4 Minuten 59 Sekunden über die Untersuchungskommission zu reden, das hilft keinem Mieter und keiner Mieterin in dieser Stadt, und so kommen wir nicht weiter. - Wir haben mit unserem Wärmeplan einen anderen Weg vorgeschlagen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Es ist heute schon öfters die Frage angesprochen worden: Wie schaffen wir denn das und auch die angekündigten 100 Leuchtturmprojekte? Das Spannende bei diesen Projekten ist, dass es nicht nur Projekte sind, die wir machen werden, sondern in dieser Sammlung finden sich mehrere Projekte, die in den letzten Jahren bereits gezeigt haben, was möglich ist. Gemeinnützige Bauträger haben zum Beispiel in Favoriten im ersten Schritt von dezentralen Gasetagenheizungen auf eine zentrale Gasheizung getauscht, und im zweiten Schritt wurde diese Gasheizung durch eine Luftwärmepumpe ersetzt. Das ist jetzt erledigt. Dabei handelte es sich um einen Bau aus den 1960er Jahren. Dieser Bau wird in Zukunft auch an ein Energienetz angeschlossen. Bezahlt hat das übrigens der Eigentümer, der Bauträger. Dasselbe ist durch einen gemeinnützigen Bauträger in Ottakring passiert. Da wurde die Gasheizung gegen eine Luftwärmepumpe ausgetauscht. Und - dazu kann ich aus meinem Wahlkreis etwas sagen, denn das ist auch dort eine Diskussion - wie gehen wir mit Gründerzeithäusern, mit Häusern aus der Jahrhundertwende um? Auch dafür gibt es Beispiele, wie etwa aus dem 6. Bezirk ein Gebäude in Privateigentum: Dort wird zentrale Erdwärme genutzt, 16 Erdwärmesonden wurden eingesetzt, und der Strom dafür kommt über eine Photovoltaikanlage. Alle diese Beispiele sind Projekte, deren Umsetzung stattgefunden hat. Und es zeigt sich daran auch, dass wir bei diesem großen Plan alle Akteurinnen und Akteure brauchen: Wir brauchen die Stadt, die auch jetzt beim Ausbau der Fernwärme in Vorlage treten wird - dazu sage ich dann noch kurz etwas -, wir brauchen die Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer, wir brauchen die gemeinnützigen Bauträger, wir brauchen die Wirtschaft, die Kleinunternehmen. Das ist aber nicht nur ein Brauchen, sondern das ist sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch und sozial eine extrem große Chance, weil diese Stadt dadurch jeden Tag lebenswerter wird. Das Stichwort Fernwärme möchte ich noch kurz für eine Anmerkung nutzen, weil diese Diskussion nämlich in ganz Europa, wenn man auf Wien schaut, ganz anders geführt wird. Viele Großstädte in Europa - und ich rede da von Metropolen, also Städten mit EinwohnerInnenzahlen jenseits der zwei, drei Millionen - blicken mit großem Neid auf Wien und auf unser großes, ausgebautes Fernwärmenetz. Und das wird weiter ausgebaut, denn wir brauchen es vor allem im dichtbesiedelten Gebiet, da macht es wirklich Sinn. Wir werden die Fernwärme nicht überall hinlegen, das macht wirtschaftlich keinen Sinn, das macht ökologisch keinen Sinn (StR Dominik Nepp, MA: Der Bauträger zahlt den Ausbau, nicht die Stadt Wien!), da werden wir mit Alternativen arbeiten, aber die Fernwärme ist ein ganz zentrales Stück bei unserer Wärmeversorgung. Und ich ersuche alle, nicht die Wien Energie schlechtzureden, sondern gemeinsam mit uns die Wärmewende umzusetzen. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Aktuelle Stunde ist somit beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 24, des Grünen Klubs im Rathaus 4 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen 6 schriftliche Anfragen eingelangt sind. Von den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Zierfuß, Hungerländer, Janoch, Klika, Olischar und Sittler wurde eine Anfrage an den Herrn Bürgermeister betreffend "Aufklärung über den Fördermittelmissbrauch im Kindergartenverein Minibambini sowie die fehlende beziehungsweise ineffektive Kontrolle durch die städtischen Behörden" gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsgemäßen Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen. Gemäß § 73e Abs. 1 der Wiener Stadtverfassung wurden folgende Ersuchen an den Stadtrechnungshof gerichtet: Von den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Ellensohn, Kickert, Margulies, Kunrath, Öztas, Prack betreffend die Gebarung der Wiener Volkshochschulen GmbH insbesondere im Hinblick auf in der Vergangenheit versuchte Restrukturierungen und den Personaleinsatz beziehungsweise Personalabbau bei den Volkshochschulen. Von den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Wölbitsch-Milan, Eppinger, Arnoldner, Gorlitzer, Gstöttner, Hungerländer, Janoch, Juraczka, Olischar, Sachslehner, Sittler, Taborsky und Zierfuß betreffend Neues Pratermuseum. Von den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Korosec, Gorlitzer, Arnoldner, Greco, Grießler, Gstöttner, Holawatsch, Janoch, Klika, Kriz-Zwittkovits, Sittler, Mantl und Zierfuß betreffend Sanierungs- und Modernisierungsvorhaben im Wiener Gesundheitsverbund. Von den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Olischar, Greco, Grießler, Holawatsch, Hungerländer, Keri, Juraczka, Klika, Kriz-Zwittkovits, Korosec, Mantl, Sachslehner und Taborsky betreffend Infrastrukturinstandhaltung, Fahrplanausdünnung und Personalmangel bei den Wiener Linien. Vom ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien betreffend Außenfinanzierung der Wien Energie GmbH. Und vom Klub der Wiener Freiheitlichen betreffend die Ordnungs- und Zweckmäßigkeit des Wiener Gesundheitsverbundes auf Grund gravierender Missstände im Management des Gesundheits- und Pflegebereichs. Diese Prüfansuchen wurden an den Stadtrechnungshof weitergeleitet. Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 2, 3, 5, 15, 19, 20, 23, 26, 31, 32, 33, 35 und 40 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung die Postnummer 22 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 22, 17, 18, 21, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 16, 24, 25, 27, 28, 29, 30, 34, 1, 4 und 6. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 22 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an Die Wiener Volkshochschulen GmbH. Bevor ich der Frau Berichterstatterin das Wort erteile, darf ich bekannt geben, dass sich die Gemeinderäte Deutsch und Schmid als befangen erklärt haben. Ich bitte nun die Berichterstatterin, Frau GRin Marina Hanke, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist gut, dass wir heute noch einmal über das Thema der Volkshochschulen sprechen. Allerdings haben wir Freiheitliche bereits vor über zwei Jahren in einem Stadtrechnungshof-Prüfersuchen ans Licht gebracht, dass dort massive Misswirtschaft herrscht und dass in den unterschiedlichsten Bereichen Fehlentwicklungen vorhanden sind. Das Traurige ist, dass seither, in diesen zwei Jahren, nichts an Verbesserungen an die Öffentlichkeit gedrungen ist und, ganz im Gegenteil, auch in Bezug auf das Versprechen der NEOS - die ja in der vergangenen Periode die Wiener Volkshochschulen durchaus oft auch kritisch gesehen haben -, hier Verbesserungen herbeizuführen, andere Kontrollinstanzen zu implementieren und überhaupt die Art, wie die Volkshochschule aufgebaut ist - nämlich mit einer 75-prozentigen SPÖ-Beteiligung -, zu hinterfragen und zu ändern, wieder nichts passiert ist. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern das ist in Wahrheit ein demokratiepolitischer Skandal. (Beifall bei der FPÖ.) Diese massive Kritik, von der Sie ja alle auch wissen, dass sie zutreffend ist, kommt ja nicht nur von uns Freiheitlichen, die kommt nicht nur von anderen Oppositionsparteien, die kam nicht nur von den NEOS in der vergangenen Periode, die kommt nicht nur vom Stadtrechnungshof, sondern die kommt auch von einem prominenten, der SPÖ nahestehenden Medienmanager. Herr Karl Pachner, der ja lange der Chef des ORF-Online-Dienstes war und der durchaus immer als SPÖ-nahe gegolten hat, hat vor einigen Tagen ein sehr interessantes Posting auf Facebook zur Situation der Wiener Volkshochschulen gemacht, und da schreibt er über Herrn Deutsch, der sich heute ja auch als befangen erklärt hat - das muss er ja -: "Der Deutsch hat als Vorsitzender des Volkshochschulenverbandes" - also Aufsichtsratschef - "die Volkshochschulen fast in die Insolvenz getrieben. Sie mussten vor Weihnachten 10 Prozent ihrer MitarbeiterInnen kündigen und haben nur durch eine Notfallspritze der Stadt Wien überhaupt überlebt." - Zitat weiter: "Seit nachweislich sieben Jahren sind die Volkshochschulen ein Problembetrieb mit negativen Bilanzen, haben immer nur von Rücklagen gelebt. Da hat sich niemand aufgeregt, die Daten dazu habe ich allerdings alle im Internet gefunden. Der Herr Schweiger" - auch einer, der offenbar zu dieser Liesinger Partie von Herrn Deutsch gehört - "hat als Volkshochschulen-Geschäftsführer die Zentrale mit SPÖ- Günstlingen aufgebläht und engagierte VHS-Direktoren sekkiert und in einem Fall sogar gemobbt." Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein schockierendes Sittenbild! Aber Herr Pachner schreibt auch weiter: "Jetzt redet er" - also Deutsch - "dieses Desaster, das schon aus vergangenen Bilanzen wie 2019 erkennbar gewesen ist" - und das auch aus unserem Stadtrechnungshof- Prüfersuchen erkennbar war - "nur auf Corona aus. Ja, das Corona hat geschadet, aber nein, der Betrieb der Wiener Volkshochschulen war" - Zitat Pachner - "bereits davor im Gully. Solche Schäden am roten Wien sind nicht leicht behebbar.", sagt er offenbar als Roter, der das Ganze schade findet, weil Sie ja der SPÖ und dem roten Wien Schaden zufügen. - "Solche Schäden sind nicht leicht behebbar. Und der Ludwig, der schaut nur zu. Er ist halt kein Häupl. Und dieser Ludwig soll die bestimmende Person in der SPÖ sein, der zwischen Pam und Dosko entscheidet? - Grotesk! Da wünsche ich mir sogar einen Kern zurück. Der Zusammenbruch der SPÖ hat leider sehr viel mit Wien zu tun." Meine sehr geehrten Damen und Herren, dieses Zitat ist natürlich gespickt mit Selbstkritik, es ist gespickt mit realistischen Einschätzungen, aber das, was wirklich tragisch ist, ist, dass es nicht nur um Ihren eigenen Zustand in der SPÖ-Wien geht, nein, es geht hier um Millionen, die jedes Jahr in Ihre falsch geleiteten Volkshochschulen gepumpt werden, wo Steuergeld versickert, wo Misswirtschaft herrscht und wo all das endlich abgestellt werden muss, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Diesem Zitat von Herrn Pachner wäre ja eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, und eigentlich müssten Sie ja auch selbst erkennen, dass die Personen, die von Ihnen ausgewählt wurden, um diese Volkshochschulen zu führen, offensichtlich - wie sowohl wirtschaftlich durch den Stadtrechnungshof attestiert, als auch sogar durch Ihre eigenen Funktionäre festgehalten wurde - nicht dazu geeignet, nicht dazu in der Lage sind und hier endlich ein Umdenken stattfinden müsste. Aber zu diesem Umdenken kommt es nicht, nein, ganz im Gegenteil. Man wäre wahrscheinlich auch nicht in Wien, wenn man hier nicht noch einmal ein Schäufchen draufsetzen würde und jetzt wieder 5 Millionen EUR an Steuergeldern mir nichts, dir nichts locker gemacht werden müssen, um diese selbstverschuldete Pleite und diesen drohenden Konkurs der Wiener Volkshochschulen abzuwenden. 5 Millionen EUR zusätzliche Steuergelder für einen Verein, der nur zu 25 Prozent überhaupt im Besitz der Stadt Wien ist und zu 75 Prozent in Wahrheit der SPÖ zuzuordnen ist, die unter dem Deckmantel des Verbands der Wiener Volksbildung agiert, in dem nur SPÖ- Funktionäre drinnensitzen - diese Konstruktion ist nicht nur hinterfragenswert, diese Konstruktion gehört besser heute als morgen abgestellt. (Beifall bei der FPÖ.) Durch den von uns erwähnten Bericht des Wiener Stadtrechnungshofs wurde auch aufgedeckt, dass es nicht nur immer wieder einzelne Millionenspritzen braucht, so wie es jetzt der Fall ist, sondern dass in dem Untersuchungszeitraum des Stadtrechnungshofes sage und schreibe 282 Millionen EUR an Steuergeldern von der Stadt Wien für diesen SPÖ-Verein der Wiener Volkshochschulen locker gemacht wurden. Dieser Prüfungszeitraum hat natürlich auch die Zeit betroffen, in der noch Bgm Ludwig Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wiener Volkshochschulen war, und damit ist auch der Bürgermeister höchstpersönlich verantwortlich für diese Misswirtschaft, für diese fehlgeleiteten finanziellen Mittel und für all die Probleme, die in den Wiener Volkshochschulen herrschen, und damit kann sich der Bürgermeister hier auch nicht aus der Verantwortung stehlen. Die Kritik, die von Herrn Pachner geäußert wurde, geht nicht nur an Herrn Deutsch, die geht nicht nur an das jetzige Management, sondern die ist auch an den Bürgermeister selbst zu adressieren. (Beifall bei der FPÖ.) Es ist auch nicht wirtschaftlich und nicht logisch erklärbar, warum die Wiener Volkshochschulen entgegen allen Maßnahmenempfehlungen bis heute in jedem Wiener Bezirk quasi eine SPÖ-Außenstelle führen. Es ist auch nicht erklärbar, warum diese notwendige Neuaufstellung der Wiener Volkshochschulen, eine notwendige Entpolitisierung der Wiener Volkshochschulen nicht endlich erfolgt. Noch unerklärbarer ist nur, wie sehr die NEOS wieder einmal eine Rolle rückwärts gemacht haben und diesen Millionen, die da jedes Jahr dotiert werden, jetzt wieder die Mauer machen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die NEOS haben in der Periode 2015 bis 2020 mehr als kritische Wortmeldungen dazu verfasst, wie hier mit Steuergeldern umgegangen wird, mehr als kritische Wortmeldungen dazu verfasst, wie überhaupt diese ganze Konstruktion aufgebaut wurde. Dass sie sich als angebliche Transparenzpartei wieder einmal dafür hergeben - eh schon in einer Reihe von anderen Selbstaufgaben -, wieder 5 Millionen EUR in ein System zu pulvern, das nicht funktioniert, das nicht wirtschaftlich ist und von dem die Wienerinnen und Wiener am Ende auch nicht in dem Ausmaß profitieren, wie es bei einem solchen Geldbetrag notwendig wäre, das ist peinlich und politisch verwerflich. (Beifall bei der FPÖ.) Dass die großen Würfe, die der Stadtrechnungshof und die anderen politischen Parteien verlangt haben, nicht umgesetzt wurden, war leider erwartbar, aber dass nicht einmal kleine Dinge - wie halbjährliche Evaluierungsberichte der tatsächlichen Gegebenheiten - umgesetzt wurden, das ist wirklich überraschend, denn dies wäre möglich gewesen, und es wäre vielleicht dann auch mit der Umsetzung von kleinen Empfehlungen möglich gewesen, zumindest diese 5 Millionen EUR, um die es heute geht, nicht notwendig zu machen. Doch damit ist das Ende der Kritik noch lange nicht erreicht, denn an der mangelnden Erhaltung der Bausubstanz gab es vom Stadtrechnungshof Kritik, es gab Kritik daran, dass Dokumentationspflichten nicht richtig erfüllt wurden, es gab Kritik am Bildungsplan, es gab Kritik an den verschiedenen Standorten, am Kursangebot. Kurz gesagt, es gab kaum einen Tätigkeitsbereich - ob es der finanzielle Bereich war, ob es der Bildungsbereich war, ob es der Bereich der Bausubstanz war, ob es der Bereich des Förderangebots, der Kursangebote war -, der nicht kritisiert wurde. Dass man diese Kritikpunkte nicht ernst genommen hat, dass man die handelnden Personen gleich gelassen hat, dass man nicht umgestellt hat, das ist der beste Beweis dafür, dass es hier zu einem Umdenken kommen müsste und dass eher heute als morgen gehandelt werden müsste, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Wir verlangen eine sofortige Neuorganisation und eine Entparteipolitisierung der Wiener Volkshochschulen. Der jetzige Vorstand des mehrheitlichen Eigentümervereins besteht ausschließlich aus der SPÖ nahestehenden Personen. Es haben sich ja auch heute wieder mehrere Gemeinderäte für befangen erklären müssen, was der beste Beweis dafür ist. Was da betrieben wird, ist im besten Fall Günstlingswirtschaft, in Wahrheit ist es sehr nahe am Rand der Korruption. Wir werden Anträge einbringen, die hier ein Umdenken einfordern, die Maßnahmen einfordern, und ich fordere im Speziellen den Herrn Vizebürgermeister, Herrn Wiederkehr, auf, hier einmal im Sinne der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler tätig zu werden, für Transparenz zu sorgen, für Entparteipolitisierung zu sorgen und in Wahrheit nur die Dinge umzusetzen, die er selbst jahrelang gefordert hat. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Ja, wir haben heute den schon allseits diskutierten und hier oft diskutierten Förderantrag der VHS auf der Tagesordnung, und wenn ich kurz auf die Ausführungen von Kollegen Krauss replizieren darf: Dass es hier Probleme und Herausforderungen gibt, das ist, glaube ich, schon länger bewusst. Es gibt ja auch den Stadtrechnungshofbericht dazu. Warum aber ist dieser Förderantrag heute auf der Tagesordnung? - Es geht nicht darum, jetzt wieder einmal 5 Millionen EUR in das System hineinzuschießen, wie Sie es ausgedrückt haben, sondern die 5 Millionen sind jetzt ein Rettungsanker, um eben das Ruder herumzureißen. Dass das vielleicht nicht befriedigend ist oder dass wir uns das alle nicht wünschen, ich glaube, das ist sowieso klar. Mir wäre auch lieber, dass wir über diesen Förderantrag nicht diskutieren müssten und sich die Volkshochschulen aus eigener Kraft in eine Zukunft bewegen, aber - und das möchte ich hier schon auch betonen - dass die Wiener Volkshochschulen trotz der Kritik, die auch da ist, ein Teil unserer Bildungslandschaft sind und im Bereich der Volksbildung einen wesentlichen und wichtigen Beitrag leisten, der auch uns NEOS ein großes Anliegen ist, nämlich im Bereich der Erwachsenenbildung, im Sinne eines lebenslangen Lernens (GR Stefan Berger: Das findet ja nicht einmal statt!) - und diesbezüglich glaube ich fast, dass sich alle in diesem Haus einig sind, außer die FPÖ -, das ist mir trotzdem ein wichtiges Anliegen. (Beifall bei den NEOS.) Ich hätte - wenn ich für mich spreche, und ich glaube, ich spreche da auch für die meisten hier - auch gerne, dass diesem Auftrag auch weiter nachgekommen wird, dass lebenslanges Lernen in der Stadt ermöglicht wird und dass es auch ein breitgefächertes Angebot in den Bezirken gibt. Und wenn wir so etwas wollen, dann haben wir momentan eine VHS, die diesem Auftrag sehr lange nachgekommen ist und nachkommt, und dann haben wir die Option, der VHS aus dieser Finanzierungsnotlage zu helfen, aber eben gleichzeitig auch sicherzustellen, dafür zu sorgen, dass die VHS so aufgestellt wird, dass sie mit dem jährlichen Förderbudget der Stadt auch auskommen wird. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Fangt einmal an damit! - GR Stefan Berger: Jetzt haben wir 2023 ...) Das ist momentan nicht der Fall, das ist überhaupt keine Frage, aber dafür brauchen wir eben diese 5 Millionen EUR. Der tatsächliche Finanzierungsbedarf wäre ja ein wesentlich höherer. Und was geht damit einher? Das zu sagen, ist wichtig in dieser Causa. Es geht nämlich nicht darum, dass man sagt, na, da habt ihr, und tut weiter, sondern was damit einhergeht, ist ein Restrukturierungsprozess, der weiter intensiviert werden muss, der 2018 nach dem Stadtrechnungshofbericht auch schon eingeleitet wurde. Da hat man schon Reformbedarf gesehen - natürlich auch schon lange vorher -, hat auch dafür plädiert, hier einiges zu tun, aber es wurde 2018 auch das Sanierungskonzept 2019 bis 2022 anerkennend hervorgehoben. Jetzt fragen sich viele: Na ja, was ist seither passiert? Warum geht es sich immer noch nicht aus? - Es ist von dem, was im damaligen Stadtrechnungshofbericht gefordert wurde, auch viel passiert. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das sehen wir eh!) Strukturelle Defizite der letzten 15 Jahre sind über Sparmaßnahmen wieder selbst eingebracht worden. Aber man kann sich die Frage stellen: Na ja, warum hat das alles nicht gereicht? (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ja, warum?), und wir haben ja auch schon ausführlich darüber diskutiert. Jetzt kann man die Frage stellen: Wurde nicht mutig genug gedacht? - Ja, wahrscheinlich. Da geht auf jeden Fall noch mehr. Aber, und das muss man betonen - auch wenn Sie es jetzt vorgelesen haben, Herr Krauss, es war nicht alles, ich sage auch, das war nicht alles -, mit dem Strukturierungsprozess Neu, mit den Jahren 2020 und 2021 und den darauffolgenden hat sich trotzdem ein bisschen etwas verschoben, und das muss man auch so benennen. Es gab Herausforderungen, die damals noch keiner hat sehen können und auf die man auch nicht vorbereitet war. Das ist nicht die einzige Branche, die es da so erwischt hat, aber für eine VHS heißt das ein plötzliches Aus für alle Kurse. Du darfst nirgends mehr hineingehen, du hast aber Kursleiter und Kursleiterinnen, die bezahlt werden müssen, du hast Angestellte, du hast Gebäude, Kurskosten, die weiterlaufen, und die Notwendigkeit des plötzlichen Schaffens eines Online-Angebotes, das, na ja, so wohl oder übel, aber wahrscheinlich nicht in dem Maße angenommen wird, wie wenn man in eine VHS so hineintritt. Das war natürlich noch einmal ein Aufeinandertreffen vieler nicht förderlicher Umstände, das muss man auch so sagen. Jedenfalls ist klar, und ich habe es gesagt: Die 5 Millionen EUR gehen einher mit einem Restrukturierungsprozess, mit einem Prozess, der jetzt eingeleitet wurde, der auch mit externer Begleitung erfolgen muss - der Herr Vizebürgermeister hat darauf bestanden und hat diese Fördervereinbarung auch daran geknüpft, dass es diesen Prozess jetzt gibt -, und da wird man ohne Scheuklappen darüber nachdenken müssen, wie man die VHS in eine Zukunft führen kann, in der sie wieder wirtschaftlich tragfähig wird, denn - noch einmal - klar ist auch: Wir wollen das Angebot in der Erwachsenenbildung weiter aufrechterhalten. Ich habe gesagt: ohne Scheuklappen. Das heißt: Effiziente Kursplanungen, auch nachzudenken über Strukturreformen, strategische Ausrichtungen, ausgabenseitige Reformen, auch Optimierung im Werbe- und Marketingbudget - überhaupt keine Frage -, aber auch einnahmenseitige Aspekte - höhere Kurseinnahmen, höhere Auslastung. Darüber wird man nachdenken müssen, und im Herbst 2023 soll das dann gipfeln in einem neuen Finanzierungsübereinkommen, das einen mehrjährigen Konsolidierungspfad beinhalten wird. Das alles ist geknüpft an diese 5 Millionen EUR, die es jetzt als Rettungspaket gibt. Es gibt ein gemeinsames Commitment dazu. Wir reden in einem Jahr wahrscheinlich wieder darüber. Ich bin mir sicher, dass der Herr Stadtrat uns darüber informieren wird, erstens, wie dieser Prozess verläuft - momentan laufen die Gespräche -, aber auch, wie das dann zum Finanzierungsübereinkommen wird. Wenn Ihnen der Weiterbestand der Volkshochschulen und die Erwachsenenbildung in der Stadt ein Anliegen ist, dann bitte ich Sie heute für diese 5 Millionen EUR noch um Zustimmung. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Dr. Kurt Stürzenbecher und GR Erich Valentin.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Kickert. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Vorsitzende! Sehr geehrte Berichterstatterin! Sehr geehrte ZuseherInnen via Livestream! Es geht also um die VHS, und ich möchte zwei Dinge vorausschicken. Das erste ist: Ich bin ein Fan der Volksbildung. Ich bin überzeugt davon, dass es Bildungs- und Teilhabemöglichkeiten für alle Menschen in Wien braucht, damit sie ein gutes und selbstbestimmtes Leben führen können, ihre Potenziale entwickeln und aktiv an unserer Gesellschaft mitwirken können. Ich bin daher weiters auch überzeugt davon, dass es diese Institution als Erwachsenenbildungsinstitution - mit einem breiten, aber möglichst zielgerichteten Angebot - braucht. Und ja, dafür braucht es Förderungen der öffentlichen Hand, damit die Kurse günstig oder sogar kostenlos sein können, damit diejenigen, die Weiterbildungsmaßnahmen brauchen, die aber auch Aktivierung brauchen, weil sie vielleicht keinen so einfachen Zugang zu Bildung haben, zu dieser Bildung kommen. - Das ist das Erste, was ich vorausschicken möchte. Das Zweite, was ich vorausschicken möchte, ist: Ich bin Mitglied des Fördervereins der VHS Rudolfsheim- Fünfhaus. Das heißt, in meiner ehrenamtlichen Arbeit trete ich ebenso für diese Ziele ein. Ich mache das in Rudolfsheim-Fünfhaus aus zwei Gründen: Einerseits weil das meine politische Heimat ist, so etwas wie meine politische Homebase, aber auch deswegen, weil Rudolfsheim-Fünfhaus der ärmste Bezirk Österreichs ist. Seine BewohnerInnen verfügen über das geringste Einkommen, den geringsten Wohnraum, daher auch die geringste Lebenserwartung. Und in meiner Überzeugung ist Bildung ein Schlüssel dafür, um all diese negativen Aspekte der Soziodemographie ein bisschen zu verbessern. Deswegen bin ich Mitglied im Förderverein. Rudolfsheim-Fünfhaus hat aber auch als einziger Bezirk Wiens ein Durchschnittsalter von unter 40 Jahren, das heißt - wieder einmal - eine gute Basis, um zielgerichtete Volksbildung zu machen. - Das heißt, aus diesen Gründen arbeite ich ehrenamtlich und unterstütze mit vielen engagierten MitstreiterInnen die VHS Rudolfsheim-Fünfhaus. Ich bin der VHS aber durchaus länger verbunden, nicht nur als Teilnehmerin von Kursen, sondern weil ich tatsächlich sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter persönlich kenne und sogar aktive und ehemalige Direktoren von Standorten zu meinen Freunden zählen darf. Das schicke ich deswegen voraus, damit klar ist, dass wir trotz all dem, was ich jetzt vorausschicke, diesen zusätzlichen 5 Millionen EUR nicht zustimmen werden. Wir werden nicht zustimmen, weil wir den früheren und auch den jetzigen Ausführungen, die bisher erfolgt sind - der, wie soll ich sagen, sehr gut geschriebenen Prosa, auf die ich dann noch eingehen werde -, nicht trauen und weil wir auch kein Vertrauen mehr in die wesentlichsten Verantwortungsträger dieser Organisation haben. Trotzdem werde ich meine Kritik möglichst sachlich anbringen, in der Hoffnung, dass es mit dieser Kritik einen vielleicht konstruktiveren und ehrlicheren Umgang geben kann als mit der Kritik, die bereits seit sieben Jahren an dieser Institution und an der Art und Weise, wie diese Institution geführt wird, geübt wird, dass diese Kritik konstruktiver angenommen wird. Warum können wir den Ausführungen nicht trauen? - Ich nehme jetzt möglichst viele unterschiedliche Beispiele, die Ihnen vielleicht sagen können, warum ich glaube, dass es mehr braucht als eine Umstrukturierung. Ich glaube tatsächlich, dass es eine Kulturänderung, eine Änderung der Führungskultur in dieser Institution braucht. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Wenn ich es umgangssprachlich sagen müsste, würde ich sagen: Der Fisch fängt beim Kopf zu stinken an, und alle anderen müssen dafür zahlen. Also, Personalpolitik: In diesem Betrieb werden Frauen mit 55 in die Altersteilzeit gedrängt, ob sie diese machen wollen oder nicht, ob es für sie ein finanzieller Nachteil ist oder nicht, und sie werden mit 60 gekündigt - Schluss -, ob sie wollen oder nicht. Diese Vorgangsweise ist bekannt. Diese Vorgangsweise habe ich irgendwann einmal, als ich davon erfahren habe, auch mit empörten Mails an hoher politischer Stelle deponiert und auch beim Betriebsrat. Geändert wurde an dieser Vorgangsweise, soweit mir bekannt ist, nichts. Daher stelle ich zum Beispiel die Frage: Wie viele Frauen, die älter als 61 sind, gibt es als Mitarbeiterinnen der VHS? Und die zweite Frage, die ich mir stelle, ist: Werden bei den Männern, den Mitarbeitern der VHS, dieselben Maßstäbe angelegt? Also: Werden die Männer mit 65 in Pension gehen oder gehen müssen? Diese Frage stelle ich deswegen, weil ich weiß, dass der Personalchef heuer 65 wird, der Geschäftsführer nächstes Jahr. Keine Ahnung, aber ich gehe davon aus, diese Ungleichbehandlung, die es bisher gibt, wird es auch weiterhin geben. Darauf hingewiesen, dass es diese Missstände gibt, nahm man keine Änderung vor. Deswegen glaube ich zum Beispiel, dass eine Whistleblower-Plattform nicht so viel bringt, denn: Man zeigt ja bereits Missstände auf, doch Änderungen gibt es keine. Ein weiteres Spezifikum dieser Organisation ist, dass der Bereichsleiter für Rechnungswesen und Finanzen nicht Angestellter des Betriebes ist. Das ist ein Außenstehender, der Steuerberater einer Firma ist. Eine sehr interessante Konstruktion! Fragen dazu, wie hoch sein Honorar ist, oder Versuche, das aus den Personalkosten herauszufinden: völlig unmöglich. - So viel zur Transparenz. Eine weitere - Schnurre kann man das jetzt nicht nennen, aber ein weiterer Punkt aus der Personalführung und Personalpolitik stammt aus unserer schriftlichen Anfrage, deren Beantwortung ja vor 14 Tagen erfolgt ist. Da haben wir gefragt, ob seit 2018 neue Funktionen in der Zentrale geschaffen wurden, hauptsächlich deswegen, weil der Großteil der Kündigungen ja jetzt durch die MitarbeiterInnen der Standorte getragen werden müssen. Es wurde geantwortet: Sechs neue Funktionen wurden geschaffen. - Ich möchte dazu darauf hinweisen: Es geht nicht um sechs Posten, sondern um sechs Bereiche, also sehr viel mehr Personen, zum Beispiel ein Team Veranstaltungstechnik oder ein Serviceteam oder ein Facility Management. Dazugeschrieben wurde: "Es wurden dann neue Funktionen eingerichtet, wenn durch Zentralisierung oder Bündelung von Aufgaben höhere Effizienz oder Qualität erreicht werden konnte." Diese Prosa von der höheren Effizienz und von der höheren oder besseren Qualität stelle ich in Abrede. Das sogenannte Serviceteam, im Betrieb "Bautrupp" genannt, ist zwar eine zentrale Einrichtung und darf von den Standorten angefordert werden, kommt aber mit großer Verspätung und braucht drei Mal so lange wie eine privat beauftragte Firma - zum Beispiel für das Ausmalen eines Kursraums. Die Kosten für die Anschaffungen werden alle dem Standort zugewiesen. Ob das eine Qualitätsverbesserung ist, frage ich mich ernsthaft. Das Facility Management wurde vor Kurzem eingerichtet. Der neue Leiter des Facility Managements wurde meines Wissens letztes Jahr im Sommer, also im Sommer 2022, neu aufgenommen und ist auch unter dem jetzt gekündigten Personal. Es muss also eine echt tolle Effizienz und Notwendigkeit für diese Stelle gegeben haben. Die hat es nicht einmal sechs Monate gegeben, und das, was er an Qualität gebracht hat, ziehe ich hiermit wirklich ganz deutlich in Zweifel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diesem armen Bereichsleiter in sechs Monaten auch nur irgendetwas gelungen ist, und ich bezweifle, dass all diese strukturellen Maßnahmen auf einem Konzept beruhen, das irgendwann einmal 2018 vorgelegen sein soll. Dass es das überhaupt gibt, hat mir noch niemand zeigen können. (Beifall bei den GRÜNEN.) Nächster Punkt zu Personal: Aus der Anfragebeantwortung geht hervor, dass 41 Personen gekündigt worden sind. Die Verteilung zwischen den Geschlechtern ist tatsächlich ziemlich gleich - 20 Frauen, 21 Männer -, aber die Verteilung zwischen Standorten und Zentrale ist meiner Meinung nach relativ ungleich, und vor allem auch die Verteilung zwischen, sagen wir, Arbeitern, also Angestellten der niedrigeren Verwendungsgruppen und jenen der höheren Verwendungsgruppen ist äußert unausgeglichen: Drei Viertel der gekündigten Personen kommen aus den unteren Verwendungsgruppen, sind also Reinigungskräfte, Hausarbeiter oder Veranstaltungstechniker und - technikerinnen, alle anderen 10 Personen, also 25 Prozent, aus anderen Verwendungsgruppen. Also auch da, sage ich, sind die Verteilung und die Frage, wie man mit Personalkosten umgeht, wie soll ich sagen, sehr ungleich: Die Standorte haben sich sozusagen ihrer Hilfskräfte entledigen müssen, die Zentrale behält sie. Ein zweiter Punkt, der schon angesprochen worden ist, ist die Sanierung der Standorte, der Bauten. Dieses Haus hat ja im Oktober 2019 ein Sanierungspaket beschlossen, ein 75 Millionen EUR Paket, damit die Häuser saniert werden. Die Häuser sind sanierungsbedürftig, es ist tatsächlich notwendig. Das, was damals aus meiner, aus unserer Sicht, aus Sicht der GRÜNEN nicht einzusehen war, ist: Warum muss das jetzt unbedingt und sofort passieren? Denn wir haben Zweifel an der Prioritätensetzung in der Sanierung gehabt: Bestimmte Häuser werden generalsaniert, andere nicht. Warum das so ist, ist bis heute unklar. Im Nachhinein gibt es hier in dem Papier, das uns als Unterlage zur Verfügung gestellt wird, zumindest eine Antwort darauf, warum dieser Beschluss innerhalb von nicht einmal zwei Monaten gefasst werden musste. Ich zitiere: "Dieser Beschluss musste gefasst werden, weil dadurch mehr als 6 Millionen EUR an Rückstellungen frei wurden." - Das heißt, bereits 2019 war klar: Wenn nicht ganz schnell 6 Millionen freigestellt werden, ist eine verantwortungsvolle Budgetierung für das kommende Jahr nicht möglich. Das heißt, theoretisch wäre bereits 2020 die VHS in Konkurs, in Insolvenz gegangen. Das heißt, ich habe heute eine Bestätigung für meine damalige Vermutung. Der zweite Punkt, warum ich immer noch glaube, dass die Grundlagen für dieses 75 Millionen Paket nicht stimmen, sind eben die in diesem Sanierungsprogramm, baulichen Sanierungsprogramm angegebenen Notwendigkeiten. Die VHS Rudolfsheim-Fünfhaus zum Beispiel - ich komme jetzt wieder auf diese zu sprechen, weil ich sie so gut kenne - ist im Winter kalt, weil die Fassade keine einzige Dämmung aufweist. Das ist ein Bau aus den 80er Jahren. Da sind auf die Betonwand Waschbetonplatten draufgepappt worden - aus. Die Fenster sind undicht, manche fallen heraus, die Heizung ist kaum zu regulieren. Und im Sommer - das ist inzwischen tatsächlich das fast größere Problem - sind die Kursräume wegen der Hitze nicht benutzbar, und die Jalousien funktionieren auch nicht. 2019 habe ich schon angeregt, dass dieses Haus genauso saniert werden sollte wie die Hütteldorfer Straße 252 - eine Vorzeigesanierung eines Gemeindebaus. Ich habe auch versucht, darauf hinzuweisen, dass das Haus in Hietzing, das um 5 Millionen EUR generalsaniert wird, ziemlich genau dieselbe Bausubstanz und dieselben Bauschwierigkeiten hat wie Rudolfsheim-Fünfhaus. Geschehen ist bisher nichts. Ein nächster Punkt, auf den ich hinweisen möchte und der aus meiner Sicht zeigt, warum die Unterlage, die hier als Grundlage für die Beschlussfassung gilt, leider nicht ernst genommen werden kann, nennt sich Digitalisierungsstrategie. Da steht doch glatt: "Weiterer Ausbau begonnener Infrastruktur an den Volkshochschulen." - Diese Infrastruktur besteht aus drittklassigem Equipment, besteht aus schlechten Mikrofonen und schlechten Kameras. Es gibt keine Strategie für die Digitalisierung. Das, was als Digitalisierung verstanden wird, ist: Man nimmt die Vortragenden auf und streamt sie. - Die Qualität des Bildes und die Qualität des Tons sind letztklassig. Schauen Sie sich das an! Die Kurse heißen "Heimvorteil". Es gibt keinen eigens erstellten digitalen Content. Es gibt keine Überlegungen dazu, welche Kursangebote man eventuell so gestalten könnte, dass sie sowohl digital als auch sozusagen "face to face" oder ergänzend nur digital angeboten werden können. Das, was hier steht - "Ausbau des Online-Angebotes" -, sind schöne Worte. Alles, was da drinsteht, würden wir alle unterschreiben, geht man aber in die VHS, findet man davon nichts. Die digitalen Whiteboards können nicht genützt werden, weil die WLAN-Anbindungen der Standorte so schwach sind. Ich habe in manchen Standorten gesehen, dass diese Whiteboards zum Trocknen der Wäsche verwendet werden. Das ist die wunderbare digitale Infrastruktur der VHS! Es ist zum Weinen, meine Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Jedes "Wald und Wiesen"-College im englischsprachigen Raum lacht uns aus, wenn wir sagen: Das ist die Digitalisierungsstrategie der VHS. - Es ist wirklich zum Weinen. Und ich sage das, weil ich wirklich glaube, dass es diese Bildungseinrichtung braucht. Nur geniere ich mich inzwischen dafür, wenn ich sehe, mit wie viel Geld da gefuhrwerkt wird und wie wenig davon in Form von notwendigen Bildungsangeboten bei jenen Menschen ankommt, die diese brauchen. Es gibt noch andere Absurditäten, wie Cola-Automaten, die aufgestellt werden müssen, ob es die Standorte wollen oder nicht. (GR Maximilian Krauss, MA: Wer schneidet da mit?) Auf der anderen Seite reden wir darüber, dass es eine gesunde Ernährung braucht. Es ist wirklich absurd! (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Deswegen sage ich: Eine reine Strukturänderung wird diese Probleme bei Weitem nicht lösen. Das, was es wirklich braucht, ist eine Kulturänderung, eine Änderung der Kultur in der Führung, eine Entscheidung darüber, welche Standorte man braucht, wenn man wirklich von so etwas wie Bildungsnahversorger redet, wie diese Standorte ausgestattet werden müssen, was für eigenständige Aktivitäten sie setzen dürfen - im Moment dürfen sie gar nichts - und wie man sie darin unterstützt, diejenigen Menschen anzusprechen, die aus unserer Sicht diese Bildungsangebote brauchen, damit sie in dieser Arbeitswelt zurechtkommen, damit sie ihre soziale Sicherheit und ihren sozialen Aufstieg schaffen, damit sie diesen Standort Wien als einen Wissensstandort und als einen Wirtschaftsstandort, in dem Dienstleistung und, wie soll ich sagen, hochspezialisierte Angebote gebraucht werden, auch wirklich erreichen können. All das könnte die VHS mitunterstützen, all das könnte eine Volksbildung schaffen - aber nicht, solange es so passiert, wie es zur Zeit passiert. Der leider zu früh verstorbene Heinz Vettermann hat 2007 im Zusammenhang mit der GmbH-Gründung die Hoffnung ausgesprochen, dass mit der GmbH-Gründung ein sicheres und festes Fundament für die Volksbildung geschaffen wird. Leider muss ich 15 Jahre später sagen, dass das von ihm Erhoffte noch nicht eingetreten ist und wir noch einmal wirklich daran arbeiten müssen, ein sicheres und festes Fundament für die Volksbildung zu schaffen. Aber - da bin ich ganz klar - ich habe kein Vertrauen in die Aufsichtsorgane, so wie sie jetzt besetzt sind, weil keines dieser Dinge, die ich jetzt erzählt habe, in der Institution VHS ein Geheimnis ist. Alles, wovon ich jetzt erzählt habe, habe ich von vielen, vielen unterschiedlichsten MitarbeiterInnen unterschiedlichster Standorte erzählt bekommen. Das wird in der Institution VHS seit Jahren kolportiert. Ebenso, dass es sich mit dieser finanziellen Situation nicht mehr lange ausgehen kann, weil Jahr für Jahr für Jahr die Rücklagen herangezogen werden, um die Defizite auszugleichen. Und in all den Jahren ist nichts passiert, jedenfalls nichts, was die Situation in irgendeiner Richtung geändert hätte. Daher meine Bitte: Erstens, in diesem einen Jahr - ich befürchte, es wird länger dauern, ich glaube auch, dass eine sinnvolle Restrukturierung länger dauern muss - die ersten Schritte zu setzen, zweitens, sich wirklich genau anzuschauen, ob die Leitungsstruktur fähig und bereit ist, diese Kulturänderung durchzuführen und durchzutragen, und, drittens, wirklich kundInnenorientiert, nämlich für die Menschen in Wien, die diese Art der Volksbildung brauchen, die Angebote zu schaffen. Und es wird nicht gehen, liebe SPÖ, ohne dass hauptsächlich Sie zu dieser Kulturänderung bereit sind, weil alle führenden und in Verantwortung stehenden Personen Mitglieder Ihrer Partei und einige sogar Mitglieder dieses Hauses sind. Im Sinne von Heinz Vettermann - für ein festes und sicheres Fundament der Volksbildung - ersuche ich Sie noch einmal, diese Restrukturierung wirklich, wirklich ernst zu nehmen. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Wölbitsch-Milan. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Szenerie, die wir derzeit hier erleben, ist, wie schon so oft in diesem Saal und auch schon so oft in den letzten Monaten: Es gibt einen Skandal, es gibt eine riesengroße Baustelle, die die SPÖ über viele Jahre maßgeblich verursacht hat, und auslöffeln darf es der Herr Vizebürgermeister. Sie haben meine Anerkennung - das meine ich wirklich ernst - dafür, dass Sie sich auch diesen kritischen Diskussionen immer wieder stellen - das ist auch nicht selbstverständlich, das erleben wir vor allem auch von der SPÖ viel zu selten -, Sie haben natürlich nur nicht mein Mitleid, weil ich mir denke, Sie haben sich diese Situation ja auch selbst ausgesucht und Sie haben sich auch die Ressorts und auch die Themen ausgesucht - hoffentlich zumindest -, die in Ihrem Ressort sind, und insofern müssen Sie das daher auch selbst argumentieren und dann auch hier entsprechend verantworten. Noch viel spannender hätte ich es ja gefunden, wenn der Herr Bürgermeister hier gewesen wäre, denn er hat ja über viele Jahre die Volkshochschulen und damit auch die heutige Situation der Volkshochschulen mitgeprägt. Er war von 1984 bis 1986 VHS-Kursleiter, von 1986 bis 1991 hat er die VHS Wien Nord geleitet, 23 Jahre lang war er Vereinsvorsitzender des Mehrheitseigentümerverbandes Wiener Volksbildung, also von 1995 bis 2018, 10 Jahre - 2008 bis 2018 - war er Aufsichtsratsvorsitzender der VHS GmbH, und nun, als Bürgermeister und oberster Vertreter der Gemeinde Wien, ist er immerhin ein Vierteleigentümer der Volkshochschulen. Er kennt daher die Volkshochschulen eigentlich wie kaum ein anderer hier in diesem Haus. So, und was hat er im Moment davon? - Vor allem eine schlechte Nachrede auf Grund der Ereignisse der letzten Monate: Ein kritischer Stadtrechnungshofbericht, eine Kündigung von VHS-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern, die ja schon mehrmals angesprochen wurde, direkt vor Weihnachten - sehr unpassend -, viel schlechte Presse und vor allem ein weiteres Milliardenloch in dieser Stadt. Und daher überrascht es ja nicht, dass das dem Herrn ... (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Milliarden?) - Milliardenloch, wenn man die Wien Energie hier mit dazuzählt, Millionenloch, wenn man es auf die VHS bezieht (Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ.), aber alle Größenordnungen kommen in dieser Stadt entsprechend vor, sehr geehrte Damen und Herren, daher ist auch alles zulässig. - Der Herr Bürgermeister hat sich ja auch gescheut, zu unserer Dringlichen Anfrage zu kommen, die wir ihm im letzten Gemeinderat zu diesem Thema gestellt haben. Es dürfte ihm sehr unangenehm sein, hier Rede und Antwort zu diesem Thema zu stehen, denn ansonsten wäre es ja nicht notwendig gewesen, unsere Dringliche Anfrage in dieser Art und Weise abzudrehen. Darauf möchte ich schon noch einmal eingehen, sehr geehrte Damen und Herren, denn da geht es schon auch um das Verständnis von Demokratie hier in unserer Stadt: Der Herr Gemeinderatsvorsitzende hat schlicht und einfach gesagt, die Dringliche Anfrage der ÖVP zum Thema VHS ist zu großen Teilen nicht zulässig, daher nimmt er sie von der Tagesordnung. Sehr geehrte Damen und Herren, dafür gibt es keinerlei Rechtsgrundlage, und ich habe mir erlaubt, das auch in der letzten Präsidiale entsprechend zu thematisieren. Es gibt keine Grundlage in der Wiener Stadtverfassung, die einen Vorsitzenden dazu berechtigt, eine Dringliche Anfrage abzusetzen. Was möglich ist, ist, dass der Befragte, in dem Fall der Herr Bürgermeister, sich hier hinstellt und sagt, was er nicht beantworten kann oder auch stadtverfassungsrechtlich nicht beantworten kann. Das kann er tun, aber Herr Reindl in seiner Rolle als Gemeinderatsvorsitzender hat kein Recht, eine Dringliche Anfrage, ein parlamentarisches Instrument, schlicht und einfach abzusetzen. (Beifall bei ÖVP, FPÖ und GRÜNEN.) Aber wir kennen Herrn Reindl und seine Vorgangsweise: Was Demokratie im Gemeinderat ist, bestimme immer noch ich! - Ich finde es nur sehr spannend, weil sein Kollege, der Herr Landtagspräsident, Herr Woller, das Ganze immer anders handhabt, nämlich in einer Art und Weise, bei der ich das Gefühl habe, im Zweifelsfall wird es zugelassen, bei der viel weniger Dinge irgendwie beanstandet werden und bei der ich auch das Gefühl habe, dass es eine wesentlich größere Wertschätzung gibt, was auch die Rechte der Opposition betrifft. (Beifall bei der ÖVP und von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Nur eines möchte ich schon noch einmal erwähnen, vielleicht kann man es Kollegen Reindl auch ausrichten, Kollege Woller ist hier, habe ich gerade gesehen: Sehr geehrte Damen und Herren, wir werden uns sicher nicht von Herrn Reindl und auch nicht von der SPÖ in diesem Haus vorschreiben lassen, welche Redebeiträge wir hier halten, welche Menschen und Vertreter und Vertreterinnen der Stadtregierung wir hier befragen. Unsere Basis ist die Wiener Stadtverfassung und sicher nicht der Wunsch oder die Meinung der SPÖ in dieser Stadt, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Deshalb holen wir ja auch den Herrn Bürgermeister heute wieder in eine Dringliche. Auch da ist es sehr spannend, wie es verlaufen ist. Ich darf vielleicht darauf kurz eingehen. Der Herr Bürgermeister hat ja etwas, was viele Bundeskanzler, wurscht, welche Couleur, gerne hätten, nämlich ein Weisungsrecht auf alle seine Stadtregierungsmitglieder. Sein Vorgänger hat das ja auch bei den GRÜNEN, unter anderem bei Kollegin Hebein, in Anspruch genommen, wenn ich mich richtig erinnere. Er hat also theoretisch auch ein Durchgriffsrecht in allen Ressorts und natürlich deshalb auch bei sehr wichtigen Themen, die aus unserer Sicht Chefsache sind, hier Rede und Antwort zu stehen. Herr Reindl hat recht trotzig in der Präsidiale gemeint, na ja, ob wir nicht wissen, wie die Geschäftseinteilung aussieht. Der Herr Bürgermeister ist ja für all diese Dinge nicht zuständig, sondern dafür gibt es die Stadträte. Er darf eigentlich nur repräsentieren, und die inhaltlichen Dinge übernehmen dann halt seine einzelnen Stadträte. Irgendwie ist es so, dass sich anscheinend diese Trotzhaltung des Herrn Reindl jetzt auch in unserer Dringlichen wiederfindet, die wir im Anschluss haben werden, wo nämlich ein großer Teil der Fragen wieder nicht zugelassen wurde. Ich finde das sehr, sehr spannend, weil immer wieder versucht wird, den Bürgermeister irgendwie zu schützen, aber irgendwie so plump und offensichtlich, dass es aus meiner Sicht ja dem Bürgermeister fast mehr schadet, als hilft, denn er könnte sich ja ganz viele Diskussionen ersparen. Wie gesagt, ich glaube, Kollege Woller hat das auch richtig verstanden. Spannend ist auch, wenn man sich ansieht, mit welcher Begründung die Fragen nicht zugelassen wurden. Ich kann dann später eh noch einmal darauf eingehen. Zwei Themen, die immer wieder kommen, sind, wir haben Fragen in die Zukunft gestellt und wir haben Fragen zur politischen Einschätzung gestellt, wenn ich es jetzt richtig im Kopf habe. Ich brauche gar nicht so weit zurückgehen, ich brauche mir nur die Fragestunde heute anschauen, wer da Fragen gestellt hat. Sorry, da muss ich die GRÜNEN leider wieder ein bisschen in Mitleidenschaft ziehen, ich hoffe, ihr verzeiht mir das. Bei Frage 2, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, waren es die GRÜNEN, die eine Frage in die Zukunft gestellt haben, aus meiner Sicht ja total legitim, denn man muss ja einen Stadtrat fragen können: Was planen Sie, was haben Sie vor? Ich meine, wenn ich das in einer Fragestunde nicht fragen kann, wo sollen wir da hin. Die SPÖ hat eine Frage gestellt, ich glaube, Frage 4 war das in der Fragestunde, wo es nur um eine politische Einschätzung gegangen ist. Mit der Argumentation dreht man dann aber unsere oder einen Teil unserer Dringlichen Anfrage ab, weil man irgendwie den Bürgermeister hier schützen will, sehr geehrte Damen und Herren. Das ist aus meiner Sicht vermeidbar und auch kein großer Dienst an der Demokratie in unserer Stadt. (Beifall bei der ÖVP und von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Jetzt komme ich zu den Volkshochschulen. Ja, es geht heute um die Förderung, 5 Millionen EUR. Jetzt kann man das nicht mit den anderen großen Baustellen in dieser Stadt vergleichen, weil ich vorhin auch für meine Wahl der Zahlen kritisiert wurde. Bei der Wien Energie reden wir von 1,4 Milliarden EUR, hier reden wir - unter Anführungszeichen - nur von 5 Millionen EUR. Natürlich ist aber auch das, was in den VHS passiert ist, ein Beweis für die systematische Misswirtschaft der SPÖ in dieser Stadt, in dem Fall, muss man auch sagen, mit tatkräftiger Unterstützung der NEOS. Ich anerkenne, dass es da auch die ersten Maßnahmen gibt, aber die Baustelle ist natürlich schon eine, die sehr lange existiert. Jetzt haben wir 10,77 Millionen Defizit und 5 Millionen EUR, die die Wiener Steuerzahlerinnen und Steuerzahler aufbringen müssen. Die Rechtfertigung - das wurde auch schon von den Vorrednerinnen und Vorrednern erwähnt - ist natürlich schon ein bisschen eine abenteuerliche, wenn man dann sagt, na, das ist irgendwie der Corona-Pandemie geschuldet. Natürlich gehen diese Entwicklungen aber schon sehr, sehr weit zurück. Es wurde ja auch schon angesprochen, dass es Schulungen oder Seminare gibt, wovon 30 bis 40 Prozent abgesagt werden müssen, weil sie am Bedarf vorbeigeplant werden, wenn bis heute eigentlich nicht klar ist, wie das zukünftige Geschäftsmodell der Volkshochschulen ausschauen soll. Es ist eh schön, wenn es jetzt entwickelt werden soll, aber eigentlich ist das Ganze längst überfällig, wenn man sich die Zahlen anschaut. Die Eigenkapitalquote schrumpft seit vielen Jahren, es wurden die ganzen Rücklagen aufgebraucht. Es gibt nur ein Jahr, in dem die Volkshochschulen ausgeglichen bilanziert haben, und das ist jenes Jahr, in dem Kollege Deutsch in seiner Rolle bei den Wiener Volkshochschulen etwas gemacht hat, was er immer wieder auf Bundesebene kritisiert, nämlich Covid-Hilfen des Bundes angenommen hat. Die Bundesregierung hat das sehr gerne gemacht, hat auch die Volkshochschulen entsprechend unterstützt wie viele, viele andere Vereine in diesem Land, die großartige Arbeit leisten, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Nun ist wieder einmal Feuer am Dach. Es braucht von heute auf morgen quasi 5 Millionen EUR, damit die Volkshochschulen weiterarbeiten können, also insgesamt 10 Millionen, ja richtig, aber 5 Millionen müssen, können, dürfen wir hier im Gemeinderat entsprechend beschließen. Was es bis heute nicht gibt und jetzt angeblich hoffentlich kommen soll, ist endlich eine Reform des Geschäftsmodells. Mein Kollege Harald Zierfuß wird noch ein bisschen näher darauf eingehen, wo aus unserer Sicht noch Baustellen oder Dinge sind, die wir als kritisierenswert erachten. Was aber schon beispiellos ist - das möchte ich an dieser Stelle noch einmal erwähnen -, ist, wer diese Suppe neben dem Herren Vizebürgermeister auslöffeln darf, nämlich die, die sich am wenigsten wehren können, und das sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Volkshochschulen. Dass die Mitarbeiter vor Weihnachten erfahren, dass sie wahrscheinlich nach Weihnachten keinen Job mehr in einer Institution haben, die von der Sozialdemokratie so geprägt wird, ist natürlich ein Witz, sehr geehrte Damen und Herren. Aus unserer Sicht ist das, was Sie vor Weihnachten da angerichtet haben, ungerecht, unfair und vor allem unsozial, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei ÖVP und FPÖ sowie von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Aber Kollege Deutsch hat ja damit schon Erfahrungen, wenn ich mich an das Jahr 2019 zurückerinnere. Da haben Mitarbeiter in der SPÖ-Parteizentrale über E-Mail erfahren, dass sie am nächsten Tag keinen Job mehr haben. Dieser Umgang mit und diese Wertschätzung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben ja in der SPÖ und auch bei Kollegen Deutsch anscheinend System. Warum ist das aber immer so? Warum müssen wir hier immer über Vereine, Unternehmen, Institutionen diskutieren, die von heute auf morgen rasch sehr viel Geld brauchen und in einer Krisensituation stecken? Es ist relativ einfach: Weil die SPÖ in dieser Stadt nicht wirtschaften konnte, nicht wirtschaften kann und wahrscheinlich auch weiterhin nicht wirtschaften können wird, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. - GR Mag. Josef Taucher: Das sehen wir im Bund bei der COFAG, wer nicht wirtschaften kann!) Die Liste ist ja relativ lang, und man muss sich immer dann fürchten, wenn eine Institution oder ein Unternehmen in einem sehr großen Einflussbereich dieser Stadt steht. Wir haben viele Themen, Baustellen, die wir schon angesprochen haben, wo sehr viel Steuergeld versenkt wurde. Die Liste wird immer länger. Wir müssen sie leider Gottes auch hier immer wieder diskutieren: 400 Millionen EUR Krankenhaus Nord, Kostenexplosion beim U-Bahn- Ausbau: 1,1 Milliarden, Verdreifachung der Kosten bei der Wien Holding Arena: bis jetzt 500 Millionen, Kleinigkeiten - unter Anführungszeichen -, nie verwendete Mähboote der Stadt Wien: 3 Millionen EUR verschwendet, Kosten für leerstehende Gemeindewohnungen: 40 Millionen, die Daseinsvorsorge für Renate Brauner, wo auch der Stadtrechnungshof bis heute keinen Sinn erkannt hat: 750.000 EUR. Mittlerweile sind wir, wenn wir die Projekte der letzten Jahre zusammenzählen, wo Steuergeld versenkt wurde, bei 103 Projekten mit einer Gesamtsumme von 6,6 Milliarden EUR, die die SPÖ in den Sand gesetzt hat, und das ist die nächste Baustelle, die wir haben. Jetzt haben wir natürlich, wie die NEOS in die Stadtregierung gekommen sind, gehofft, dass es mit der zumindest behaupteten Wirtschaftskompetenz eine Besserung gibt. Das ist nicht eingetreten - leider. Sie sind zu einem sehr großen Teil Teil des Systems geworden, Teil dieses SPÖ-Systems, das wir in Wien immer wieder erleben. Wie gesagt, gefährlich wird es meistens dann - das haben wir auch jetzt bei der Wien Energie und auch bei anderen Unternehmungen gesehen, wenn die Dinge im Eigentum der Stadt stehen -, solange die SPÖ in dieser Stadt regiert und wirtschaftet. Daher mein großer Appell an die NEOS: Ich habe null Vertrauen, dass sich bei der SPÖ, egal, ob auf Bundesebene oder in Wien, irgendetwas in der Hinsicht verbessert, was den Umgang mit Steuergeld, den Umgang mit stadteigenen Unternehmen, den Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betrifft. Mein großer Appell an die NEOS: Werden Sie endlich jenes Korrektiv, das Sie immer vorgegeben haben zu sein. Wir könnten es dringend brauchen. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Dr. Stürzenbecher. Bitte. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzter Herr Vizebürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Frau Berichterstatterin! Ich habe jetzt von den Oppositionsparteien rein phänomenologisch drei sehr unterschiedliche Vorträge und Reden gehört, die wirklich von der Phänomenologie her sehr interessant sind. Kollege Krauss, natürlich volle Power, pauschale Vorwürfe, die alle einfach ins Leere gehen. Kollege Krauss, Sie haben in der letzten Sitzung vorige Woche auch sehr pauschal über Kollegen Chorherr gesprochen. Haben Sie sich inzwischen bei ihm entschuldigt? (GR Maximilian Krauss, MA: Haben Sie sich bei Herrn Strache entschuldigt? Dann so wehleidig sein!) Bei wem? Na, ich habe den Strache in dieser Sache nie angegriffen. Nie! (Anhaltende Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Auf jeden Fall ist Kollege Chorherr strafrechtlich freigesprochen, es haben sich die strafrechtlichen Vorwürfe nicht als stichhaltig erwiesen, und dafür sollten Sie sich entschuldigen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Zwischenrufe bei der FPÖ.) - Tun Sie nicht nur dazwischenschreien, hören Sie zu! (GR Maximilian Krauss, MA: Und dann so wehleidig sein!) - Hören Sie zu! Nein, wir sind überhaupt nicht wehleidig, deshalb habe ich ja jetzt einen Vertreter einer anderen Fraktion genannt, den Sie ungerechtfertigt angegriffen haben. Im Übrigen bin ich auch der Meinung, dass dieser Freispruch von Kollegen Strache in letzter Zeit zu Recht ist und dass die Anklage zu Unrecht war. Ich traue mich, auch das zu sagen. Ich würde wirklich dafür eintreten, dass die politische Kultur - nicht nur in diesem Haus, sondern generell in Österreich, auch im Nationalrat - anders wird. Es ist einfach ein Unsinn, dass man permanent Andersdenkende, nur weil sie Andersdenkende sind, vernadert und alles schlecht macht. Im Endeffekt schadet das der Politik als Ganzem, auch Ihnen, und wir sollten irgendwann einmal umzudenken beginnen. (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenruf bei der FPÖ. - GR Mag. Josef Taucher: Bravo, Kurti!) - Wenn das bei uns der Fall ist - es ist nur in geringem Ausmaß -, dann sollten wir das auch machen (Heiterkeit bei der ÖVP.), aber bei Ihnen ist es sicher am ärgsten und bei Kollegen Wölbitsch vielleicht noch höher. Es ist aber wirklich ein Vorschlag zum Umdenken, letztlich würde es der Demokratie und uns allen nützen. Dann gehen wir gleich ganz kurz zu Kollegen Wölbitsch: 5 Millionen ist jetzt der Gegenstand dieser Subvention, und er spricht bei 5 Millionen von Milliarden, die jetzt rausgegeben werden und sagt dann auf Zwischenruf hin: Ja, die Verluste der Wien Energie. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Der hat sich versprochen!) Also so viel sollten Sie jetzt schon in der Untersuchungskommission gemerkt haben, dass die 1,4 Milliarden zur Gänze zurückgezahlt wurden und die 2 Milliarden vom Bund bisher nicht gebraucht wurden. Das ist also der erste Finanzskandal der Geschichte, wo kein Cent verloren ging. Das sei der ÖVP ins Stammbuch geschrieben. (Beifall bei der SPÖ.) Bei Kollegin Kickert muss man differenzieren. Manches, was du gesagt hast, finde ich auch nicht richtig, gerade was das Personal betrifft. Von 1.000 Bediensteten oder Angestellten, Arbeitern sind 43 gekündigt worden. Das ist bedauerlich. Soweit ich informiert bin, war es aber unter voller Einbindung und Zustimmung des Betriebsrates, und fast allen dieser 43 hat man auch geholfen, sodass sie inzwischen schon wieder einen Job haben. Ich glaube, wenn wir bei allen großen Problemen, die es in Institutionen und Firmen gibt, so für die Arbeitnehmer vorgehen, dann wäre das gut für Österreich und für Wien, aber vor allem für Österreich, wenn man immer derart sorgsam mit den Interessen der ArbeitnehmerInnen umgeht, wie es in dem Fall durchaus passiert ist. Die 5 Millionen, die wir heute geben, haben unter anderem auch den Sinn, dass man sozusagen nicht weitere 60, 70 kündigen muss, was man vermutlich müsste, wenn die Subvention nicht ausgezahlt wird. Aber so viele waren eben objektiv notwendig, und das ist auf eine sehr sozial verträgliche Art und Weise passiert. Andere Punkte, die Kollegin Kickert angesprochen hat, sind teilweise auch falsch, teilweise sind sie übertrieben, und wo es vielleicht einen wahren Gehalt gibt, werden wir dem nachgehen und im Rahmen des Reformprozesses sicher die Missstände abstellen. Das, glaube ich, sollte man wirklich machen. Jetzt aber ein bisschen ins Grundsätzliche, liebe Kolleginnen und Kollegen: Bildung ist nach wie vor das wichtigste Mittel, um die Gesellschaft und ihre Menschen zu stärken. Ich glaube, das ist wirklich ein Spruch, und deshalb drei Zitate in dem Zusammenhang. Eines ist von Nelson Mandela: "Bildung ist die mächtigste Waffe, die du verwenden kannst, um die Welt zu verändern." - Gemeint ist natürlich, im positiven Sinn zu verändern. Das ist von Nelson Mandela. Dann ein weiterer Satz: "Es gibt nur eines, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung." - John F. Kennedy. Dann noch: "Bildung ist nicht auf die Schule begrenzt," - wenn wir von Volkshochschulen sprechen - "sie geht unerbittlich weiter bis ans Lebensende." - Sir Peter Ustinov. Ich glaube, diese drei Zitate sollen für unser Herangehen an die Volksbildung und an die Volkshochschulen schon irgendwie eine Leitschnur sein. - Früher hat es da immer Wasser gegeben, das ist jetzt eingespart worden, aber macht nichts. - Ich glaube auch, dass wir gerade in Österreich und in Wien eine Tradition haben, die wirklich eine sehr positive ist, was die Volksbildung betrifft. (Dem Redner wird ein Glas Wasser gereicht.) - Danke schön, sehr lieb. - Wir haben seit 1887 ein Volksbildungswesen mit den damaligen Sonntagsvorträgen des Wiener Volksbildungsvereins. Es hat sich ab 1898 dann die Urania eingeschaltet und sehr viel beigetragen. Ich will jetzt nicht die ganze Geschichte der Ersten und Zweiten Republik bringen, denn dann würde sich die Zeit nicht ausgehen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Na, geh! Sie haben 40 Minuten!) - Ich will auch die 40 Minuten nicht ausschöpfen. Ich glaube, insgesamt sind die Wiener Volkshochschule und die Wiener Volksbildung wirklich ein Erfolgsprojekt. Das muss man auch bei berechtigter Kritik, die wir gemeinsam mit unserem Koalitionspartner ja auch durchaus sehen und wo wir uns um Verbesserung bemühen, auch sehen. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Das glauben wir euch nicht mehr!) Im Großen und Ganzen, und wie viel wirklich geleistet wurde und heute auch geleistet wird und künftig geleistet werden wird, muss man sehen, überwiegt das Positive bei Weitem. Wir haben die Grundsätze Recht auf Bildung, die dadurch verwirklicht werden, "education is a right, not a privilege" - ein bisschen für die FPÖ -, dann Chancengerechtigkeit und natürlich den Bildungsauftrag insgesamt, der sich ja aus der Aufklärung und den Menschenrechten ableitet und den wir bestmöglich auch für alle Schichten der Bevölkerung erfüllen wollen, auch für die, die weniger verdienen, auch für die, die im normalen Bildungssystem noch immer nicht wirklich gleichberechtigt sind. Da haben die Volkshochschulen seit 130 Jahren im lebenslangen Lernen sehr viel dazu beigetragen. Die Bildung darf also nie ein Thema der Profitorientierung werden. Bei Bildung soll man natürlich effizient arbeiten, aber man soll nicht im Übermaß sparen. Mit den 34 Standorten in ganz Wien ist die Wiener Volkshochschulen GmbH wirklich ein Bildungsversorger für alle Wienerinnen und Wiener, speziell für die Erwachsenen. Es gibt auch für Schüler Lernhilfeprojekte und Jugend-Coaching, es gibt kostengünstige Bildungsabschlüsse, die man nachholen kann, wenn man gerade in der Jugend auf Grund irgendwelcher Umstände eben die Abschlüsse nicht gemacht hat, es gibt Weiterbildungsprogramme, es gibt sehr, sehr viel Positives. Die heutige Tätigkeit ist aber nicht nachhaltig abgesichert. Das muss man einfach sehen, und deshalb bemühen wir uns um eine langfristige, wirtschaftliche Tragfähigkeit der Volkshochschulen. Wir haben einen Restrukturierungsplan, den auch, glaube ich, meine Nachrednerin von meiner Fraktion dann noch genauer ausführen wird. Der Stadtrechnungshof hat durchaus Reformbedarf gesehen, aber dass er das gesehen hat, was Kollege Krauss gesagt hat, nämlich eine massive Misswirtschaft, habe ich aus dem Stadtrechnungshofbericht nicht herausgelesen. Da muss man schon eine irgendwie sehr selektive Wahrnehmung haben, wie es ja bei der FPÖ wirklich auch in anderen Bereichen nicht selten ist. Ich meine, wir werden uns eben wirklich bemühen, dass man die bereits erfolgten Maßnahmen fortsetzt. Die haben aber auch nicht ausgereicht, und zur Absicherung des Bildungsauftrages wird man im Herbst 2023 ein neues Finanzierungsübereinkommen schließen, das einen mehrjährigen Konsolidierungspfad beinhalten wird. Ich glaube, das wird dann gut aussehen. Nur eines kann man nicht ganz aus der Acht lassen: Schon vor 2020, als die Pandemie ausgebrochen ist, wurde ein Reformprozess eingeleitet, der natürlich in der Pandemie nicht optimal aufgehen konnte. Die Pandemie und natürlich jetzt auch die Energiekrise sind schon ein Faktum. Das sieht man ja bei unzähligen Institutionen und Betrieben in unserem Land, dass das schwere negative Auswirkungen hat. Man darf es nicht als Ausrede für alles nehmen, da stimme ich sofort zu, aber dass es gerade bei den Volkshochschulen ein wichtiger negativer Faktor war, liegt ja auf der Hand. Die Volkshochschulen haben geschlossen werden müssen, die Leute haben nicht in die Kurse gehen können. Es hat natürlich Hilfen gegeben, aber das war natürlich, wie so oft, in dem Fall nicht ausreichend. Es hat insgesamt einen massiven Rückgang der Teilnehmer gegeben. Die Energiekrise ist auch weiter da. Wir haben Bedarf von 10 Millionen. Man hat rund 5 Millionen ja so eingespart, dass man 1,5 Millionen im Sachaufwand und 3,5 Millionen eben bei Personalkosten eingespart hat, diese 43 Kündigungen, die ja Kollegin Kickert erwähnt hat - noch einmal sage ich, mit Zustimmung des Betriebsrats und sozial abgesichert. Wir haben insgesamt aber weiterhin die Aufgabe, eine intellektuelle Daseinsvorsorge sicherzustellen, die einfach notwendig ist und die wir auch gemeinsam zusammenbringen werden. (Zwischenruf von GRin Dr. Jennifer Kickert.) - Kollegin Kickert, ich würde dich ersuchen, dass du gleich sachlich, wie du es üblicherweise bist, auch bei diesem Thema bist. - Wir haben Maßnahmen in Planung und in der Umsetzung, die sich durchaus sehen lassen können. Es sind der Umbau der Programmplanung, zentrale computergestützte Planung des vorzuschreibenden Programms, regionale Programmplanung von neuen und innovativen Angeboten und auch eine lokale Umsetzung davon. Dann orientiert sich die Personalplanung an der Normalarbeit und nicht an den Spitzen. Änderung und Individualisierung von Kassenöffnungszeiten, zentrales KundInnenservice mit dem Bildungstelefon und stärkere Nutzung der Veranstaltungstechnikteams. Was ich schon noch sagen muss, Kollegin Kickert, diese Sachen zur Digitalisierung, die du gesagt hast, sind einfach nicht am neuesten Stand. Das hat vielleicht 2015 noch gestimmt, ist jetzt aber wirklich nicht mehr der Fall. Ich meine, da muss man sich erkundigen. Wenn man sich erkundigt, wird man sehen, dass das schon geschehen ist, genauso wie Direktionen zusammengelegt wurden und weiter zusammengelegt werden, dass Mischfunktionen in den Zweigstellen sind. An inhaltlichen Maßnahmen ist das strategisches datenbasiertes Marketing, verstärkte Zielgruppenarbeit, Intensivierung aufsuchender Bildungsarbeit und jener im öffentlichen Raum. Dann gibt es die Beibehaltung des "15 Minutes City"-Konzepts im Bereich der Bildung. Das bedeutet, dass die VHS weiterhin Bildungsnaheversorger für alle WienerInnen sein soll. Länger als15 Minuten soll man also nicht brauchen, bis man dann dort ist, denn sonst ist man kein Nahversorger. Ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig, deshalb kann man die Standorte und alles nicht vollkommen zusammenlegen, weil dann eben die Nahversorgung nicht mehr gegeben ist, und alles passiert halt auch nicht digital. Die Wiener Volkshochschulen sollen auch ein Lern- und Schutzraum für die lokale Bevölkerung sein. Der Beginn wird mit den Lerncafés beispielsweise schon jetzt gestartet. Der Ausbau in Richtung geschützter, konsumfreier Lern- und Aufenthaltszonen ist mit Beginn 2023 geplant und wird umgesetzt. Ich glaube, das ist auch wichtig für junge Leute, dass man nicht überall, wo man zusammenkommt, etwas konsumieren muss. So wird es im Herbst 2023 ein neues Finanzierungsübereinkommen mit der Stadt Wien geben. Ich gehe davon aus, dass wir ein solches schließen werden. Das ist zumindest der Plan, um einen mehrjährigen Konsolidierungspfad beizubehalten. Ich könnte jetzt noch manche Details ausführen, meine aber, das Wichtigste schon gesagt zu haben. Die Debatte geht ja noch weiter, und es gibt noch eine zweite Rednerin von meiner Fraktion. Ich möchte nur sozusagen in Summe zusammenfassen: Wir haben die Volkshochschulen, die übrigens nicht parteipolitisch sind. Erstens einmal geht die Subvention an die GesmbH, und die GesmbH ist die GesmbH. Die behauptete parteipolitische Punzierung ist natürlich so nicht gegeben. (GR Maximilian Krauss, MA: Nein, das stimmt überhaupt nicht!) Es gibt ÖVPler drinnen und weiß Gott, was. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Tatsache ist, dass wir die Volkshochschulen natürlich jetzt den neuen technischen und sonstigen Zeiten anpassen, dass dieser Reformprozess im Gang ist, dass wir mit unserem Koalitionspartner auf einem guten Weg sind. Was aber ganz wichtig ist: Man soll nicht alles schlechtreden. Es ist insgesamt die Leistung, die rund 1.000 Mitarbeiter und 2.000 Vortragende in den Volkshochschulen erbringen, so großartig für die Wiener Bevölkerung, dass man auch das Positive sehen soll und nicht nur die Punkte hervorstreicht, die verbesserungswürdig sind. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wir werden Sachen verbessern müssen, wie man überall gute Dinge noch besser machen muss, aber insgesamt sind die Wiener Volkshochschulen ein wirklich gelungenes Projekt, und wir werden sie im positiven Sinn weiterentwickeln. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Berger. Bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Sitzungssaal und zu Hause vor den Bildschirmen! Ich muss sagen, ich habe den Vorrednern sehr, sehr interessiert zugehört (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das ist sehr positiv!) - na selbstverständlich, so wie ich es immer mache, Herr Kollege, das wissen Sie aber, glaube ich, eh von mir. Ich habe aber auch sehr interessiert die Mimik von dem einen oder anderen Gemeinderat hier im Haus verfolgt und komme vielleicht noch später dazu. Zuerst noch einmal zum unmittelbaren Vorredner, vor allem, weil Sie auch den Klubobmann unserer Fraktion attackiert haben (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Attackiert habe ich gar niemand!), insbesondere was jetzt beispielsweise Herrn Chorherr anbelangt. Ich glaube, Sie sind selbst Jurist. Der Herr ist freigesprochen, nicht rechtskräftig, wie Sie hoffentlich auch wissen. Dementsprechend werden Sie das natürlich auch als Jurist beurteilen können, wie auch insbesondere von Seiten der Anklagebehörde die weiteren Schritte, wie ich vernommen habe, aussehen. Wir verurteilen überhaupt nicht Andersdenkende in diesem Raum. Ich glaube, unser Haus und generell die Demokratie leben davon, unterschiedliche Weltanschauungen zu haben. Was wir bei den Wiener Volkshochschulen kritisieren, ist einfach diese jahre- und jahrzehntelange Misswirtschaft. Das muss, weil es leider halt seit Jahrzehnten andauert, an dieser Stelle wiederholt deponiert werden. Das ist keine Attacke auf Andersdenkende oder sonst irgendetwas, sondern uns geht es rein um diese jahrzehntelange Misswirtschaft, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Es war durchaus gegen Ende Ihrer Rede auch interessant, bei all den Maßnahmen zuzuhören, die Sie jetzt verkündet haben, die hier vorgenommen werden sollen. Ich frage mich nur: Wieso wurde das in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht alles getan? Diese Probleme und diese Misswirtschaft sind ja nicht seit heuer oder seit dem vorigen Jahr bekannt, sondern seit Jahren, insbesondere hat es auch der Rechnungshof bereits in der Vergangenheit attestiert. Wir haben sehr wohl auch im zuständigen Gemeinderatsausschuss diskutiert, dass eben sehr viele von diesen Maßnahmen noch nicht verfolgt wurden, keine Reformmaßnahmen getroffen wurden. Es ist einfach auch dieses Selbstverständnis der SPÖ, das wir hier kritisieren. Weil Sie sagen, das hat ja alles nicht ausschließlich mit der SPÖ zu tun: Na bitte, schauen Sie sich doch einmal die Gremien dort an, schauen Sie sich die Geschäftsführung, und so weiter, und so fort an. Ich weiß nicht: Kennen Sie Ihre eigenen Leute nicht mehr? Das ist ja einfach nur lächerlich, dass Sie hier nicht klar Farbe bekennen können, dass das ein roter Verein ist, der maßgeblich die Volkshochschulen betreibt, denn alles andere wäre Kindesweglegung, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Die Volkshochschulen sind ja wirklich ein sehr guter Kunde - unter Anführungszeichen - oder Subventionsnehmer der Stadt Wien. Das beschränkt sich ja nicht nur auf Ein- oder Mehrjahresförderungen. Das Sanierungspaket ist bereits angesprochen worden. 75 Millionen EUR sind ja kein unwesentlicher Betrag, von der Umweltberatung bis zu Lernstationen, Sommerprogramm und alles Mögliche. Die Volkshochschulen sind also schon auch eine Institution in Wien, die in den vergangenen Jahren und vor allem auch immer mehr sehr begünstigt wird, was die Vergabe von Fördermaßnahmen anbelangt. Was ich schon auch sehr interessant finde: Das hatten wir in der Vergangenheit bereits einmal beim Donauinselfest. Da gibt es ja an sich eine selbsternannte oder zumindest aus der Historie entstandene Arbeiterpartei. Da gibt es Leute, die nicht bei der Sozialversicherung angemeldet wurden, was ich damals schon ganz besonders interessant gefunden habe. Jetzt haben wir hier, ich glaube, 43 Mitarbeiter, die entlassen werden, ich glaube, rund 10 Prozent des gesamten Personalstandes. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: 4 Prozent!) Was würde denn die SPÖ dazu sagen, wenn irgendwo 10 Prozent aller Mitarbeiter entlassen werden müssten? Dann würden Sie ausreiten, dann würden Sie ausrücken, dann würden Sie massiv verurteilen. Jetzt, wenn es die eigenen Leute betrifft oder die eigene Verantwortung ist, scheint es irgendwie nur halb so schlimm zu sein. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist, glaube ich, auch nicht die Methode, wie man mit Angestellten und Arbeitern umgeht. Da möchte ich vielleicht auch noch einmal auf das zurückkommen, was Frau Kollegin Kickert schon angesprochen hat. Sie hat etwas sehr Vernünftiges gesagt: Der Fisch beginnt beim Kopf zu stinken. Wenn jetzt auch noch erläutert wird, dass bei drei Viertel aller Kündigungen bei niedrigeren Verwendungsgruppen eingespart wurde und nicht eben bei der Führung, nicht bei der Leitung, wo es wahrscheinlich einfacher möglich wäre, dann sagt das auch sehr, sehr viel über Ihren Zustand als angebliche Arbeiterpartei aus, liebe SPÖ, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Ich komme auch noch einmal auf den Aspekt zurück, dass das nicht allzu viel mit der SPÖ zu tun hat. Die Befangenheitserklärungen verstehe ich natürlich dahin gehend. Auf der anderen Seite ist es natürlich schon sehr bedauerlich, dass man gewissen Herrschaften, die ja in entsprechender Verantwortung bei den Volkshochschulen sind, hier in diesem Haus nichts ins Gesicht sagen kann, insbesondere natürlich, was auch den Herrn Bürgermeister anbelangt. Die Karriere bei den Volkshochschulen ist ja bereits von einem Vorredner gezeichnet worden. Auch er trägt ja wesentliche Verantwortung für diesen Zustand, für diese Finanzmisere, denn er war ja nicht weniger als bis zum Jahr 2018 schlussendlich mitverantwortlich. Es ist schon auch wichtig, meine sehr geehrten Damen und Herren, wirklich auch die Gesichter zu zeigen, die für diese Misere, für diese Misswirtschaft Verantwortung tragen. Den einen oder anderen Aspekt möchte ich noch aufzeigen. Wenn ein Drittel der Kurse laut Stadtrechnungshof wegen Desinteresse nicht abgehalten wird, dann spricht das natürlich schon auch Bände. Da ist es vielleicht nicht so, dass die Volkshochschulen mehr oder weniger das intellektuelle Zentrum der einzelnen Bezirke oder was auch immer sind und dass hier der große Andrang und die große Nachfrage herrschen würde. Wenn ein Drittel nicht stattfindet, muss man sich vielleicht auch einmal überlegen, ob diese laufenden Förderungen für unterschiedlichste Projekte im Laufe des Jahres, die ja immer wieder auch hier zur Beschlussfassung vorgelegt werden, überhaupt gerechtfertigt sind, ob es da nicht auch entsprechende Rückforderungen geben muss. Das ist insbesondere auch an den Herrn Vizebürgermeister adressiert. Das betrifft bekanntlich nicht nur die Volkshochschulen, sondern auch immer wieder private Kindergärten. Auch da darf es meines Erachtens keine Hemmschwelle geben, wenn der Koalitionspartner personell massiv mit den Volkshochschulen verstrickt ist. Weil ich jetzt schon bei den NEOS bin, möchte ich auch dahin gehend den Abschluss finden. Ich habe auch der Klubobfrau der NEOS sehr aufmerksam zugehört. Bei manchen Sätzen, die sie gesagt hat, habe ich durchaus eine Erschwernis vernommen, dass sie so manche Sachen überhaupt über ihre Lippen bringt. Ich glaube, die NEOS wissen insgeheim selbst, wie es um die Volkshochschulen bestellt ist. Ich sage aber auch ganz offen: Irgendwann einmal werden Sie selbst auch in den Spiegel schauen müssen. All das, was Sie hier in den letzten Jahren propagiert haben, vertreten haben, beginnen Sie wirklich als Regierungspartner, nach und nach über Bord zu werfen. Bei den Volkshochschulen wird man gewissermaßen im Sinne einer nachhaltigen Lösung auch nicht umhinkommen, diese Institution oder den Verein, das Ganze auch personell zu entflechten. Eines sage ich schon ganz offen: Sie als NEOS stehen nicht mehr nur Schmiere, wie sich die SPÖ hier schamlos am Steuergeldtopf bedient, sondern Sie sind mittlerweile, insbesondere was auch Ihr konkretes Ressort anbelangt, persönlich dafür verantwortlich, dass Sie den Tresor mit Ihrem Schlüssel öffnen, damit sich die SPÖ wieder entsprechend an Ihrem Budget, am Geld der Steuer- und Gebührenzahler massiv bedienen kann, um hier die eigene Misswirtschaft auszugleichen und zuzudecken. Das ganze Geld kommt ja auch nicht von irgendwo her, sondern das ist Geld des Steuer- und Gebührenzahlers, der nicht nur auf diversen Märkten mit massiven Erhöhungen konfrontiert ist, sondern auch massiv unter erhöhten Gebühren in dieser Stadt leidet. In diesem Sinne werden wir selbstverständlich nicht zustimmen. Ich möchte sehr viele Schilderungen, die auch Frau Kollegin Kickert aus ihren persönlichen Erlebnissen angeführt hat, noch einmal unterstreichen. Sie haben unsere Haltung dahin gehend bestätigt. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Mag. Konrad. Bitte. GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ja, auch ich habe die Diskussion sehr aufmerksam verfolgt und bin durchaus auch positiv überrascht, dass wir hier über weite Teile eine konstruktive Diskussion führen, etwas anders als in letzter Zeit auch in der Außenkommunikation, vor allem von ÖVP und FPÖ, wo sehr schnell mit dem Wort Skandal umhergeschmissen wird, sehr oft das ganze Thema auch mit der Wien Energie verknüpft wird. Ich habe natürlich Verständnis, dass man bei diesem Thema als Oppositionspartei Dinge aufgreift, Dinge kritisiert und versucht aufzuarbeiten. Das hat auch meine Kollegin Bettina Emmerling dargelegt, dass das absolut legitim ist, solange das konstruktiv ist. Da möchte ich mich auch bei Kollegin Kickert bedanken. Ich habe Ihnen sehr aufmerksam zugehört, danke auch für die Einblicke, die Sie uns aus Ihrer Erfahrung geschildert haben, und für die sachlich vorgetragene Kritik. Bei ÖVP und FPÖ hat man in letzter Zeit leider allzu oft den Eindruck, dass überall dort, wo es Herausforderungen gibt, sofort Skandal gerufen wird. Dabei hat man offensichtlich oft auch im Hinterkopf, dass man als die eigentlichen Skandalparteien in dieser Republik ablenken möchte. Es ist aber natürlich wert, auf diese Finanzierungslücke in der VHS hinzusehen, das äußerst ernst zu nehmen. Dann sieht man natürlich auch, dass mehrere Faktoren bei einer - das ist auch schon erwähnt worden - schon länger angespannten Situation die Lage natürlich verschärft haben. Das ist natürlich die Schließung während der Corona- Zeit, das sind auch die Kostensteigerungen im Energiebereich bei den Betriebskosten, das sind Steigerungen im Personalkostenbereich. Der BABE-KV wurde gerade erst um 8 Prozent erhöht. Neben diesen offensichtlichen Faktoren ist es auch wichtig, sich eindringlich und ausführlich über die Gesamtsituation bei den Wiener Volkshochschulen ein Bild zu verschaffen, und genau das tun Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr und sein Ressort. Die Wiener Volkshochschulen bieten Bildungsmöglichkeiten, die Menschen in unserer Stadt unterstützen, ihre Situation aus eigener Kraft zu verbessern, und sie arbeiten gemeinsam mit der Stadt Wien an vielen Projekten, wie etwa den Lernhilfeprojekten für Schüler und Schülerinnen, dem Jugend-Coaching, dem kostengünstigen Nachholen von Bildungsabschlüssen oder Weiterbildungsprogrammen für erwachsene Menschen, um am Arbeitsmarkt gestärkt zu werden. Es muss daher das Ziel sein, diese Tätigkeiten in den Wiener Volkshochschulen nachhaltig abzusichern. Wenn man das will, hat man Verantwortung zu übernehmen, und das bedeutet, in seiner Aufgabe dafür zu sorgen, das jeweils Richtige und Notwendige zu tun und auch mutige Entscheidungen zu treffen. Diese sind nach außen hin zu vertreten. Das ist nicht immer einfach und wird einem auch nicht immer gedankt, wie man auch in der heutigen Debatte teilweise sieht, insbesondere auch dann, wenn man diese Entwicklungen nicht selbst herbeigeführt hat, der Beginn schon länger zurückliegt. Ich danke daher Herrn Bildungsstadtrat Wiederkehr ausdrücklich dafür, dass er bereit ist, diese Verantwortung zu übernehmen, dass er bereit ist, klare Entscheidungen zu treffen, die zu Veränderungen führen, dass er Entscheidungen herbeiführt, die zu Reformen führen und auch klare zukünftige Ergebnisse einfordern. (Beifall bei den NEOS.) Die zusätzliche Förderung von 5 Millionen EUR für die VHS ist daher etwas, was wir heute nicht leichtfertig beschließen. Um eine langfristige wirtschaftliche Tragfähigkeit zu sichern - das ist heute auch schon erwähnt worden - , wurden bereits ab 2018 Restrukturierungspläne eingeleitet, die zahlreiche Maßnahmen beinhaltet haben (GRin Dr. Jennifer Kichert: Das ist ein Schmäh!), Personalabbau wurde heute schon angesprochen, aber auch ein Konzept der Regionenzusammenlegung, Zusammenlegung von Direktionen, neue Datenanalysemodule. Ebenfalls wurden natürlich Empfehlungen des Stadtrechnungshofs aufgegriffen, der beispielsweise 2021 angeregt hat, Standorte zusammenzulegen. Das wird beispielsweise mit dem Neubau am Gelände des Sophienspitals bis 2025 erfolgen. Diese Reformen, die von der VHS schon eingeleitet wurden, werden eben heuer auch mit einem neuen Finanzierungsübereinkommen mit der Stadt Wien ergänzt werden, das einen mehrjährigen Konsolidierungspfad beinhalten wird. Ich bin mir sicher, dass VBgm Wiederkehr uns auch hier im Gemeinderat regelmäßig über die Schritte und auch die erreichten Ergebnisse informiert wird und dass wir auch als Mitglieder dieses Gemeinderates diese Schritte genau beobachten werden. In diesem Sinne ist sachliche Kritik, die die Gesamtsituation und die Hintergründe berücksichtigt, dabei immer absolut wünschenswert. Daher freue ich mich, wenn wir heute auch hier zu einer versachlichten Diskussion zurückkehren konnten. Ich denke, dass wir uns im Ziel, bei dem uns die Wiener Volkhochschulen einen wichtigen Beitrag leisten können, ja einig sind, nämlich dass wir gute Bildung auf allen Ebenen brauchen, denn sie ist nach wie vor das wichtigste Mittel, um die Gesellschaft und die Menschen in unserer Stadt zu stärken. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. Bitte. GR David Ellensohn (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Wer will, dass die VHS bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt. Wir haben in den letzten Jahren wahnsinnig viele Berichte, nicht nur vom Rechnungshof, und Reden gehabt, die Kritik an der herrschenden Praxis der Volkshochschulen geübt haben, wo es nicht in erster Linien darum gegangen ist, was das Angebot ist. Die Arbeit, die die Volkshochschulen leisten, ist wichtig, Volksbildung ist wichtig. Die Art und Weise, wie dort gefuhrwerkt wird und Geld so weit verludert und verschludert wird, dass man heute wieder nachschießen muss und damit die Löcher noch lange nicht gestopft hat, obwohl man eh schon 43 Leute gekündigt hat, ist auch klar. Wir haben hier in den letzten Jahren Diskussionen gehabt, und ich muss jetzt schlauerweise die in Verantwortung nehmen, die neu zuständig sind, denn die SPÖ, zumindest Teile der SPÖ, weiß ja, was dort passiert. - Nicht alle, manchen von ihnen schlackert es wahrscheinlich mit den Ohren, wenn sie das alles hören, wie dort umgegangen wird, wie mit Frauen umgegangen wird, wie die Personalpolitik dort läuft. Übrigens wurden alle Entscheidungsträger dort eingesetzt, als der aktuelle Herr Bürgermeister dort Aufsichtsratsvorsitzender war. Alle wichtigen Leute dort sind Personalentscheidungsfehler des Herrn Bürgermeisters, kommen aus dem gleichen Bezirk und sind gute Freunde. Sie wurden offensichtlich nicht ausschließlich nach Qualifikationen ausgesucht, würde ich auf Grund der Ergebnisse sagen. Das passiert halt, wenn man Leute nimmt, die man gut kennt, und sagt, wir sind gute Freunde, und nicht versucht, die besten Leute zu verwenden. Deswegen hat es auch immer wieder Kritik gegeben. Jetzt ist bei einer Koalition immer der Vorteil, wenn jemand ein Ressort bekommt, kann man im eigenen Ressort relativ, sage ich, viel machen und in allen anderen ein bisschen weniger. Ich sehe schon, dass irgendjemand herauskommt und sagt: Was haben die GRÜNEN damals bei den VHS gemacht? Es ist schwierig, wenn es in einem anderen Ressort zu Hause ist, denn die GRÜNEN haben das Verkehrsressort gehabt. Wir wollten den öffentlichen Verkehr verbessern, haben ein 365-EUR-Ticket gemacht, wir wollten den öffentlichen Raum anders gestalten, haben die Mariahilfer Straße gemacht. Wir wollten, dass das Glücksspiel verschwindet - weg war es, und so weiter, und so fort. Jetzt gibt es jemanden außerhalb der SPÖ, nämlich die NEOS, die unter anderem dafür zuständig sind, ob die VHS Geld bekommen soll oder nicht und so weiterfuhrwerken soll oder nicht. Ich sage tatsächlich, da habe ich mehr Hoffnung auf Veränderung gehabt als vorher, denn das ist mir ja völlig klar, wenn ich in einer Koalition bin und die SPÖ den vollen 100-prozentigen Zugriff hat, dass wir dort nicht so viel zusammenbringen, wie wir gerne würden, ist logisch. Jetzt machen wir ganz kurz einen schnellen Ritt durch Wortmeldungen der NEOS, wo man sieht, dass sie gewusst haben, wo das Problem liegt. Das fängt schon an, bevor die NEOS in diesem Haus gesessen sind. Da hat die damalige Spitzenkandidatin Meinl-Reisinger im September 2015 gesagt, in Wahrheit dient dieses ganze Geldausschütten, diese sinnlose Nachhilfe - damals hat sie gesagt, sinnlose Gratisnachhilfe, ich halte das Projekt der Nachhilfe für gescheit - nur als eine finanzielle Sanierungsmaßnahme für die Volkshochschulen, die die ganze Zeit Geld verlieren und ein schwarzes Loch sind, wo Geld hineinrinnt. Das war noch vor der Wahl. Dann sind die NEOS hier eingezogen, dann kommt der damalige Herr Bildungssprecher und sagt: Wir wollen nicht, dass die Stadt in SPÖ-nahen Volkshochschulen ihre veralteten und aufgeblähten Strukturen finanziert. Seit Jahren bilanzieren die Volkshochschulen negativ, der Geschäftsführer gibt das selber zu, und so weiter, und so fort - 2016. Marode Wiener Volkshochschulen, sagen die NEOS, keine Quersubventionierungen, im Gemeinderat, x Mal angehört die Reden: Es gibt eine Konstante bei Sitzungen im Gemeinderat, das ist die Förderung in den Volkshochschulen. Wir werden auch dieses Mal nicht zustimmen, wir sehen das System der Volkshochschulen reformierbedürftig, es ist ein schwerer Tanker, er arbeitet nicht effizient, er ist defizitär, er braucht dauernd Geld, anders machen. Wer hat es gesagt? - Herr Wiederkehr, der jetzt als Stadtrat zuständig ist, ob die Geld kriegen oder nicht. Ein bisschen weiter hinten, noch einmal Herr Wiederkehr, 2017, fast wortgleich: Wir sehen die Zusatzangebote, das finden wir nicht schlau, schon wieder das ganze Geld, kein einziges dieser Angebote mit Ausschreibung, alles freihändig an Freundinnen und Freunde, das will ich nicht, rotes Vereinsnetzwerk fördern, schlecht. Ist irgendetwas davon geändert worden? - Nein. Es gilt nicht mehr die 100-Tage-Frist, es ist schon ein bisschen brutal in der Politik, aber es sind 2 Jahre. Es geht weiter, die aktuelle Klubobfrau 2019: Es geht um die Subvention der Wiener Volkshochschulen. Ich komme hier jedes Mal heraus - sagt Frau Emmerling -, um darüber zu sprechen, um dann zu erklären, was sie alles falsch machen, dass das alles geändert gehört und dass wir das anders machen. Am Schluss steht wieder da: Will man aufräumen, will man Anstand in die Politik bringen, wo ist die Transparenz? - Fehlt mir völlig bei den Volkshochschulen. Dann noch einmal 2019 der Abg. Thomas Weber, genau das gleiche Ding: Prinzipiell sehen wir es kritisch, dass bei den Volkshochschulen verschiedene Töpfe, und, und, und, nicht evaluiert, keine Ausschreibung, und so weiter, und so fort. Also gut, viel Kritik, viele Möglichkeiten - und jetzt gehört Sie Ihnen. Sie wären zuständig, um zu sagen, ich will eine Ausschreibung. Wer soll denn das sonst machen? Sollen wir einen Antrag stellen, den Sie dann ablehnen, weil die SPÖ Ihnen verbietet zuzustimmen? Im eigenen Ressort hat man mehr Möglichkeiten als in allen anderen. Wenn man im eigenen Ressort nicht reüssiert, ist man am falschen Platz. Es ist ganz einfach. So einfach wird man bewertet. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Dass man zwischendurch sogar in anderen Ressorts ein bisschen aufräumen kann: Lesen Sie einfach die Geschichte der Compress Auslandsbüros, wo die SPÖ auch, sagen wir einmal, gute Freunde gut versorgt hat, und wir in einem Nicht-Ressort von uns von über 10 Millionen auch insgesamt 4 Millionen Ersparnis pro Jahr rausgerissen haben, die dann halt nicht mehr in irgendwelchen roten Taschen zu verteilen waren. Es war halt weg, oder das Geld war dann halt bei der Stadt. Irgendwo ist es immer, es ist hier geblieben. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Wenn man im eigenen Ressort nichts zusammenbringt, ist es schwierig. Wir haben im Dezember deswegen beim Stadtrechnungshof ein weiteres Prüfersuchen eingebracht, wo es unter anderem um die fünf Millionen Sonderförderung geht, die heute von SPÖ und NEOS beschlossen werden, um sich das noch einmal genau anzusehen. Wenn irgendjemand hier herinnen von der SPÖ die Volkshochschulen wichtig sind, bitte das nicht noch gesundreden, was dort in den letzten Jahren passiert ist. Es funktioniert schlecht. Sie müssen ständig mehr Geld nachschießen. Das bringt Sie nicht um, das weiß ich schon. Solange die SPÖ so groß ist, wie sie jetzt ist, werden Sie das weiter zahlen, nur, das Geld könnten Sie für etwas anderes auch ausgeben. Ich halte Volksbildung für enorm wichtig und ich glaube - Jennifer Kickert hat das vorhin ausgeführt -, dass die, die jetzt dort zuständig sind, es nicht können, schlicht nicht können. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Nicht wollen!) Wenn dort schon Frauen serienweise mit 55 in Pension geschickt werden, dann muss man halt bei den 65-Jährigen, die das dort leiten, darüber nachdenken, wie lange sie das noch machen sollen. Ganz ehrlich, aktuell schaut es nicht so aus, dass die notwendigen Kurskorrekturen mit der Besatzung erfolgen würden, die dort jetzt zuständig ist. Tauschen Sie einfach die Leute aus, holen Sie Leute, die das können. Wer will, dass die Volkshochschule bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Zierfuß. Bitte. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich hätten wir schon beim letzten Gemeinderat umfangreich über die massive, jahrelange SPÖ- Misswirtschaft an den Volkshochschulen diskutieren wollen. Immerhin kommt es nicht von ungefähr, wenn dann dieses Jahr geplanterweise ein Minus von 10 Millionen EUR drinnensteht und dass eine Finanzspritze von 5 Millionen EUR nötig wird, um diese wichtige Bildungsinstitution für Wien vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Wir wollten im Dezember vom Bürgermeister konkrete Antworten auf konkrete Fragen haben, bekommen haben wir stattdessen - ich kann es nicht anders nennen - eine halbgare Ausredensammlung, warum man nicht wirklich auf unsere Fragen antworten muss. Heute zum riesigen Fördermittelskandal Minibambini - die wird dann wenigstens in Teilen zugelassen - ist das Gleiche der Fall. Meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ, bei aller Wertschätzung sage ich das in aller Deutlichkeit: Sie haben kein Recht dazu, in einem Finanzskandal nach dem anderen Millionen an Steuergeld zu versenken und sich dann nicht einmal kritische Fragen gefallen zu lassen. (Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Das ist eine Frechheit, nicht anders kann man es nennen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Wenn Sie, Kollege Stürzenbecher, jetzt die Frage stellen, wo das passiert ist: Ich rede von den Volkshochschulen, ich rede genauso auch von Minibambini. Ich habe das Gefühl, Sie können das bei all diesen Zahlen in der Debatte nicht bestreiten - ich glaube, sie dauert eineinhalb Stunden -, wo viele Kollegen ganz wichtige Dinge angebracht haben. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Bei der Wien Energie ist nichts veruntreut worden! Der Wölbitsch hat das gesagt!) Kollegin Kickert hat das ganz genau auf Punkt und Beistrich gemacht, auch eine Anfragebeantwortung von ihr erwähnt - danke übrigens an der Stelle auch fürs Weiterleiten, das habe ich schriftlich noch nicht gemacht -, wo ja wirklich viel drinsteht, was in den Volkshochschulen jahrelang falsch gelaufen ist, oder Minibambini, aber darauf gehen wir später noch mehr ein. Unser Klubobmann Markus Wölbitsch hat dann schon das Naheverhältnis vom Bürgermeister zu den Volkshochschulen beleuchtet. Ich könnte das jetzt noch um das Naheverhältnis von vielen SPÖ-Spitzenfunktionären erweitern, die die Volkshochschulen in den letzten Jahren und Jahrzehnten maßgeblich mitgeprägt haben, aber mir scheint es jetzt wichtiger, einige Kennzahlen hervorzuheben, wie es in den letzten Jahren in den Volkshochschulen gelaufen ist und warum es eigentlich für niemanden überraschend sein kann, dass jetzt für 2023 ein riesiges Minus geplant werden musste. Im vorliegenden Akt wird uns geschildert, welche Maßnahmen in den letzten Jahren gesetzt worden sind und welche für die kommenden geplant sind. Gemeinsam mit den Bilanzen - wir haben die auch ganz akribisch studiert - der letzten Jahre und auch dem Rechnungshofbericht, den es zu dem Ganzen gegeben hat, kann man sich durchaus ein ganz gutes Bild zur Wirtschaftlichkeit, ich würde sagen, zur Unwirtschaftlichkeit der Volkshochschulen machen. Auf Seite 10 wird im Akt ganz stolz geschildert, wie toll sich die Volkshochschulen nicht selber saniert haben, dass jedes Jahr Einsparungen und Rücklagenauflösungen von 2 bis 4 Millionen EUR getätigt worden sind. Das klingt ja soweit nicht so schlecht, bis man sich dann denkt: Rücklagenauflösungen und Einsparungen als ein Sammelposten? Das sind ja von Grund auf verschiedene Sachen, aber das alles wird verwurschtet. Wenn man sich dann die Bilanzen anschaut, wird der Verdacht auch relativ klar bestätigt. Gab es 2008 noch 17 Millionen EUR an Rücklagen, waren es 2021 nur mehr 3 Millionen EUR. Da sind also eins zu eins nur Rücklagen aufgelöst worden, nichts anderes. Liebe SPÖ, wenn ich privat jeden Monat 1.000 EUR zu viel ausgebe und dann halt jeden Monat 1.000 EUR vom Sparbuch aufs Konto überweise, löse ich ja bitte mein Finanzproblem nicht, sondern mache es noch viel größer, und genau das ist bei den Volkshochschulen passiert. (Beifall bei der ÖVP.) Es ist eine Misswirtschaft à la SPÖ in Reinkultur. Die NEOS machen halt mit, das ist aus unserer Sicht sehr enttäuschend. Ich bin gespannt, ob diese Restrukturierung, die dann vorgenommen wird, auch ernst gemeint ist. Das kann man bei der Geschichte der Volkshochschulen durchaus anzweifeln. Es wird dann in dem Bericht weiter geschildert, dass Sanierungskosten in Millionenhöhe von der Stadt übernommen worden sind. Na ja, welche Sparmaßnahme innerhalb der Volkshochschulen das ist, weiß ich jetzt auch nicht gerade, aber okay, sei es drum, die Volkshochschulen haben sich Geld erspart. Ein persönliches Highlight von dem Ganzen, das ist wirklich eine Offenbarung gewesen - ich zitiere: Personalplanung orientiert sich an Normalarbeit und nicht an Spitzen - in Zukunft dann. Also wenn das nicht ein lupenreines Zugeständnis ist, dass die Personalplanung in den letzten Jahren überhaupt nicht funktioniert hat, man gar nichts gelernt hat! Diese Erkenntnis ist ja überhaupt nicht neu. Neben einem Stadtrechnungshofbericht hat das ja auch eine externe Beratungsfirma hervorgestrichen, die relativ deutlich auch gesagt hat, wir müssen in dem Bereich einsparen. Die hat aber damals nicht vorgeschlagen, dass man kurz vor Weihnachten irgendwelche Leute entlässt, die haben gesagt, wenn Leute in Pension gehen, dann soll man nicht nachbesetzen, eine viel sozialverträglichere Maßnahme. Das alles ist nicht passiert. Was ist stattdessen passiert? Die Personalkosten sind förmlich explodiert. Wenn es 2008 laut den Bilanzen noch 24,8 Millionen waren, dann sind es für 2023 geplant 46,2 Millionen. Anstatt dass man Personalkosten einspart, hat man sie in dem gleichen Zeitraum fast verdoppelt, und dann wundert man sich, warum das Ganze nicht rentabel ausschaut. Dann stellt sich wirklich die Frage: Wem hat es irgendetwas gebracht, dieses Problem so lange auf die lange Bank zu schieben? Die Mitarbeiter waren es ja nicht, die sind dann kurz vor Weihnachten darüber informiert worden, dass sie kurz nach Weihnachten ihren Job verlieren, und statt Pensionierung gab es dann etliche Kündigungen. Ohne die fünf Millionen, die ja heute als Notspritze beschlossen werden sollen, weil man so lange zugeschaut hat, wären es ja noch einmal zig Kündigungen mehr gewesen. Für diese massive SPÖ- Misswirtschaft über Jahre hinweg dürfen jetzt wieder einmal die Steuerzahler die Rechnung zahlen, und das ist nicht in Ordnung. (Beifall bei der ÖVP.) Im Bericht des Stadtrechnungshofs sind auch einige Problemstellungen angeführt, die aus meiner Sicht wesentlich sind, dass sie in Zukunft beachtet werden. Bei den angebotenen Kursen war dann Corona die Ausrede, dass die Leute nicht hinkommen. Ab 2008 mussten schon zwischen 30 und 40 Prozent der Kurse wegen mangelnden Interesses abgesagt werden, die vorher angekündigt worden sind. Dazu kommt dann, dass die meisten Standorte ihre Kosten nicht einmal zu 30 Prozent selber decken. Mein Highlight war einer, der laut Stadtrechnungshofbericht diese zu 0 Prozent selber decken kann. Wenn jetzt eine Reorganisation kommt, was ja nicht einmal SPÖ und NEOS mehr bestreiten, dass das notwendig ist, dann hoffe ich, dass man auch wirklich auf diese Punkte eingeht, dass man auf der einen Seite das Angebot wieder attraktiver für die Menschen gestaltet. Man muss natürlich aber auch dafür sorgen, dass die Standorte zumindest halbwegs ihre Kosten selber decken, denn wenn wir das nicht schaffen - Kollegin Emmerling hat es ja fast schon angedroht -, dann stehen wir nächstes Jahr und das Jahr danach wieder mit jedem Mal 5 Millionen hier, die man mehr braucht. Wir stecken also sehr viel Hoffnung hinein, dass sich jetzt etwas verändert. Im Übrigen - weil es ja fast den Eindruck macht, als würde die Stadt die Volkshochschulen nicht finanziell unterstützen und dass man jetzt nur 1 Mal 5 Millionen EUR brauchen würde: Wenn man sich das so über die Jahre im Schnitt anschaut, dann fließen jedes Jahr aufs Neue 30 Millionen EUR an die Volkshochschulen. Es ist vollkommen klar, dass die Volkshochschulen Geld von der öffentlichen Hand brauchen. Man kann sich natürlich auch anschauen, wofür diese 30 Millionen EUR dann eingesetzt werden, aber die sind legitim. Dass man hier aber so tut, als würde die Stadt sonst nichts investieren, ist natürlich nicht richtig. Auf die Corona-Ausreden ist unser Klubobmann Markus Wölbitsch schon eingegangen. Wenn man dann sagt, Corona wäre schuld gewesen, dass die Volkshochschulen jetzt eine Finanzmisere haben, ist das vollkommen falsch. Wenn Corona überhaupt irgendetwas in den Volkshochschulen beigetragen hat, dann dazu, dass es mit den Corona- Hilfen noch ein paar Jahre weitergelaufen ist. Über mehrere Jahre hinweg, eigentlich über zwei Jahre, in denen die Bundesregierung praktisch nur ihr Geld noch einmal hineingegeben hat, haben sie die Bilanzen dann herausgerettet. Wenn ich ehrlich bin, habe ich wenig Erwartung, dass sich das Ganze verändert, weil zum einen die Warnsignale in der Vergangenheit ignoriert worden sind und zum anderen die Bereitschaft nicht allzu groß scheint, hier selbstkritisch vorzugehen. Wenn dann nur Zwischenrufe kommen, dass ja finanziell eh nichts schiefgelaufen ist, dass eh nichts versenkt worden ist, oder wenn man auf unsere Fragen vom Bürgermeister nicht einmal Antworten bekommt, dann ist es - das muss man ehrlich sagen - wirklich schwierig für uns, hier auch zuzustimmen. Deswegen werden wir es auch nicht machen. Selbst wenn wir sagen, dass die Volkshochschulen eine wichtige Institution sind, werden wir bei der Vorgehensweise bei diesen 5 Millionen EUR definitiv nicht zustimmen. Wie unser Landesparteiobmann Karl Mahrer das immer wieder betont hat - ich wiederhole es auch hier gerne -, sind wir grundsätzlich aber schon bereit, hier an einem Konsolidierungspfad mitzuwirken, dass wir auch über Parteigrenzen hinweg gemeinsam an der Erwachsenenbildung arbeiten. Dafür muss man halt aber auch die Hand ausstrecken. Wir tun das heute sehr konkret mit einem Antrag, in dem wir eine ganz simple Sache verlangen, nämlich dass im Ausschuss immer berichtet werden muss, was zum einen bei den Einsparungsmaßnahmen und zum anderen beim Finanzierungsübereinkommen der aktuelle Stand ist. Ich glaube, es wird niemandem von den Regierungsfraktionen ein Stein aus der Krone fallen, wenn man dem zustimmt und dann im Ausschuss auch entsprechend darüber berichtet, was sich da tut. Ich sehe Nicken bei den GRÜNEN. Ich habe das Gefühl, da gibt es Zustimmung dafür. Wir werden ohnehin auch im Ausschuss nachfragen. Das kann ich versprechen. Ich würde mich aber freuen, wenn man hier diesen Akt setzt und sich auch entsprechend selber verpflichtet, den Ausschuss am Laufenden zu halten. Das ist nicht viel, wäre aber aus unserer Sicht ein wichtiger Schritt, um auf die Opposition zuzugehen. Dann können wir vielleicht auch in Zukunft wieder gemeinsam an der Erwachsenenbildung arbeiten. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Abrahamczik. Sie sind am Wort. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren jetzt schon sehr lange über die Volkshochschulen. Ich finde, auf Grund der Bedeutung, die die Volkshochschulen haben, ist das auch absolut gerechtfertigt. Weil Kollege Zierfuß gerade gesagt hat, man nimmt irgendwie keine Kritik an: Ich weiß nicht, ob Sie dem Kollegen Stürzenbecher zugehört haben. Der ist durchaus auch auf einige Punkte eingegangen, die Kollegin Kickert in ihrer Rede schon erwähnt hat. Von dem her würde ich bitten, das ein bisschen zurücknehmen. Ich habe ein bisschen das Gefühl, wir haben jetzt sehr viel über die Strukturen der Volkshochschulen geredet, aber ein bisschen wenig über die Bedeutung, das Angebot und was dort eigentlich passiert. Das finde ich auch deswegen traurig, weil es so wichtig ist, dass es die Volkshochschulen gibt. Es ist wichtig, dass es diese Angebote für alle Wienerinnen und Wiener gibt. Deswegen möchte ich darauf dann auch noch eingehen. Wo es nur leider besonders gefehlt hat, war bei den Fraktionen FPÖ und ÖVP. Ich sage es ganz ehrlich: Vielleicht gibt es da eine fehlende Verbindung zu den Volkshochschulen. Ich finde auch, Kollegin Kickert hat ihre persönliche Verbindung zu den Volkshochschulen sehr schön herausgearbeitet. Ich selber habe diese auch. Ich habe schon als Kind an Kursen teilgenommen. Das war total großartig, weil ums Eck von meinem Zuhause der Bus gefahren ist. In wenigen Stationen war man dort. Ich war damals gemeinsam mit einer Freundin in einem Tanzkurs. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Die Eltern haben überhaupt keinen Stress gehabt, dass wir da relativ jung unterwegs waren, weil das ein sicherer Ort war und sie gewusst haben: Das ist ein gutes Angebot, wir sind gut aufgehoben, wir kommen auch gut wieder zurück. Genau das soll es ja auch darstellen. Da hätte ich mir gewünscht, dass wir auch ein bisschen mehr darüber reden, was die Volkshochschulen da alles an Möglichkeiten schaffen. Ich habe auch als Erwachsene einmal einen Kochkurs gemacht und muss sagen, das hat mir eigentlich besonders deswegen getaugt: Kollege Zierfuß, Sie sind ein bisschen jünger als ich. Also ich bin jetzt 40 Jahre alt. Ich bin genau die Schulgeneration, bei der, als es bei mir im Gymnasium die Option auf Kochen in der Schule gegeben hätte, es leider von der Ministerin Gehrer abgeschafft wurde. Das finde ich jetzt nicht nur für mich traurig. Ich finde es vor allem deswegen traurig und wirklich nachhaltig ein Problem, weil meine Generation jetzt die Elterngeneration ist, die ganz viel nicht gescheit gelernt hat, was beispielsweise die Zubereitung von Lebensmitteln betrifft. Da wäre es halt wichtig gewesen. Deswegen ist es umso wichtiger, dass die Volkshochschulen da so viel anbieten. Aber gut. Kommen wir noch kurz zur aktuellen Situation mit der Frage, wo es Überschneidungen und Sonstiges gibt. Ich selber war auch in einem Förderverein. Also wie Kollegin Kickert im 15. Bezirk war ich im Förderverein der Volkshochschulen 6/7/8 in meinem 7. Bezirk politisch zu Hause. Ich habe meine Funktion im Vorstand dort zurückgelegt - nicht, weil ich sozusagen hier heute befangen bin - das gar nicht -, sondern einfach, weil - wenn es nicht Kollegin Hanke ist, die hier hinter mir sitzt - üblicherweise ich hier im Haus die Berichterstatterin für die gesamten Volkshochschulen bin und damit nicht eine einzelne herausnehmen wollte. Ich kann aber von dort berichten, dass es eine wunderbare fraktionsübergreifende Zusammenarbeit und ein sehr starkes Bewusstsein dafür gibt, wofür es die Volkshochschulen gibt. Der Vorsitzende dieses Fördervereins ist übrigens von der ÖVP, nur um das zu sagen. Ich würde mir wünschen, dass Sie vielleicht einmal in einen Austausch treten, um hier auch zu schauen, was es braucht, wo man gemeinsam hin will, um auch sicherzustellen, dass es die Angebote weiterhin gibt. Indem wir das notwendige Geld streichen, wird es wahrscheinlich nicht funktionieren. (GR Harald Zierfuß: Das zahlt aber keiner!) Kollege Stürzenbecher hat schon ganz viel zur Geschichte der Volkshochschulen gesagt. Ich möchte das jetzt auch nicht wiederholen. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass es einfach mehr als 130 Jahre Erfahrung im Bildungswesen gibt, in denen es immer darum gegangen ist, Menschen zu stärken, Menschen den Zugang zur Bildung zu geben, Menschen auch zu zeigen, was ihre Potenziale sind, um sie entwickeln zu können, und dazu beizutragen, dass Menschen an der Gesellschaft teilhaben können. Im Übrigen ist das erste Volkshochschulgebäude zu Beginn - es ist 1905 in Ottakring eröffnet worden - durch ganz viele Spenden errichtet worden. Ein großer Teil davon - das ist vielleicht auch für die ÖVP nicht unspannend - war von Bankiers und Industriellen. Die haben nämlich etwas Wesentliches genau erkannt: Wenn Leute gut gebildet sind, haben wir auch die für den Fortschritt notwendigen Leute. (GR Harald Zierfuß: Aber das bestreitet ja niemand!) Genau. Ich möchte es euch nur wirklich ans Herz legen, weil es für mich in euren Reden einfach ein bisschen untergegangen ist. Deswegen auch in deine Richtung, weil du gerade da sitzt. Man hat gesehen: Es ist wichtig, was dort passiert. Zum heutigen Stand: Es ist natürlich viel passiert in über 130 Jahren. Heute haben wir 34 Standorte über ganz Wien verteilt. Das ist diese Nähe, die es auch möglich macht, dass beispielsweise Kinder das Angebot nutzen können. Bisher haben, glaube ich, alle nur über Erwachsenenbildung geredet, die sehr zentral ist. Wir haben aber auch für Kinder sehr viele Angebote in den Volkshochschulen, die man findet. Die sind nahe. Sie sind sozusagen Bildungsnahversorger. Deswegen ist es auch wichtig, dass es ausreichend Standorte gibt. Es gibt Veranstaltungszentren, die ganz wichtige Räume für Begegnungen in dieser Stadt sind. Insgesamt gibt es ein extrem breites Kursangebot, das, finde ich, eigentlich alle Lebensbereiche abdeckt und bei dem, glaube ich, für jede Person, für jede Wienerin und jeden Wiener auch ein Angebot dabei ist. Es muss nicht immer der mehrjährige Lehrgang sein. Es kann eine einzelne Unterrichtseinheit sein, es kann ein Vortrag sein, den man sich anhört. Ich glaube, dass genau das die Stärke ist. Weil wir hier heute natürlich sehr viel über die Finanzierung reden, möchte ich jetzt kurz einmal ein bisschen auf den Ablauf eingehen. Wie Sie wissen, ist die aktuelle GesmbH, wie sie jetzt die Rechtsform ist, in der die Volkshochschulen organisiert sind, 2007 gegründet worden. Da hält die Stadt auch einen Anteil von 25,1 Prozent. 2008 wurde auch eine Leistungsvereinbarung zwischen den Volkshochschulen und der Stadt getroffen. Das heißt auch, dass es regelmäßig eine Übermittlung von Quartalsberichten gibt. Man kann bei der MA 5 im jährlichen Beteiligungsbericht auch sehen, welche Gelder hier fließen. Wir wussten aber auch: Schon 2012 haben die Volkshochschulen darauf hingewiesen, dass es eine Überarbeitung dieses Übereinkommens brauchen wird, weil es sich auf Dauer so finanziell nicht ausgehen wird. Ja, es gab Rücklagen, die wurden auch schon angesprochen. Jetzt werden sich einige erinnern. Ich mag jetzt nicht vom Thema abschweifen, weil die Untersuchungskommission heute schon angesprochen wurde. Ich möchte auf eine andere Untersuchungskommission eingehen. Das ist nämlich die UK Vereine - das war nämlich die letzte Untersuchungskommission, die wir in diesem Haus hatten -, und ich kann mich gut erinnern, was für eine große Aufregung es gegeben hat, dass es von der Stadt Subventionen an Vereine gibt, die selber Rücklagen haben. Jetzt werfen Sie den Volkshochschulen vor, dass Rücklagen aufgebraucht wurden. Das letzte Mal war es ein Problem, dass jemand Rücklagen hat, und jetzt? Ich weiß es nicht. Für mich ist dieser Zugang nicht sehr stimmig, aber vielleicht kann es mir die ÖVP einmal erklären, wo der große Unterschied ist. In Wirklichkeit muss man sehr froh sein, dass die Volkshochschulen hier frühzeitig, nämlich schon 2012, gewarnt haben und den Betrieb mit den Rücklagen, die sie hatten, aufrechterhalten konnten. Es gab 2018 ein detailliertes Sanierungskonzept, nämlich - das wurde heute auch schon angesprochen - im Zeitraum 2019 bis 2022. Das hat Kollegin Emmerling heute mit "Es war keine leichte Zeit." schon gesagt. Corona hat uns alle überrascht. Wir wissen, dass uns das natürlich in allen Lebensbereichen nachhaltig beschäftigt. Natürlich ist das gerade bei den Volkshochschulen schwierig gewesen, weil man viele Kurse auf die Schnelle halt nicht auf Online-Kurse umstellen kann. Manche kann man gar nicht auf Online-Kurse umstellen, weil es einfach sinnlos ist, gewisse Sachen zu Hause vor dem Bildschirm zu machen. Das funktioniert halt nur in der Gruppe vor Ort. Es wäre mir also wichtig, das auch zur Kenntnis zu nehmen, vor allem auch deswegen: Ich habe vorhin diese Verbindung angesprochen, die ich zur Volkshochschule 6/7/8 habe. Die hat sich ganz massiv mit der Digitalisierung auseinandergesetzt. Das waren die, die vorangegangen sind, die eigentlich die Piloten für andere Bezirke gemacht haben, die übernommen werden konnten. Auch für die wäre es nicht möglich gewesen, 100 Prozent des Kursangebots online zu machen. Ich möchte auch mitgeben: Ich weiß, dass auch hier im Raum für sehr viele Leute Corona gefühlt vorbei ist. Das ist nicht der Fall. Ich kenne Leute, die auch jetzt noch sehr zurückhaltend sind und wahrscheinlich auch deswegen nicht in irgendeinen Sportkurs, wo es keine Masken gibt, oder auch sonst wohin gehen würden, in einen Kochkurs, et cetera. Ich hoffe sehr, dass wir wieder ruhigere Zeiten haben werden. Gleichzeitig ist Corona jetzt etwas ruhiger geworden. Wir leben aber in Zeiten der Teuerung, und das ist natürlich auch eine große Herausforderung. Kollege Konrad hat schon angesprochen, dass die Gehälter gestiegen sind. Das ist an sich gut. Ich finde das super, dass gerade in Zeiten, in denen es finanziell herausfordernd ist, weil die Inflation sehr stark gestiegen ist, auch die Löhne entsprechend mitsteigen. Gleichzeitig muss man es zahlen. Man muss auch dazusagen: Das Förderabkommen, das es zwischen der Stadt und den Volkshochschulen gibt, sieht eine maximale Erhöhung von 1,2 Prozent im Jahr vor. Wir alle wissen, wie die Inflation im Moment ausschaut. Das kann sich logischerweise nicht ausgehen. (GR Mag. Josef Taucher: Das wäre natürlich Sachpolitik! - Zwischenruf von GR Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM.) Die Klubobleute machen sich das vielleicht am Rande der Diskussion hier aus. (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: Es müsste um die Sache gehen!) Ja genau, weil es um die Sache geht. Wir wissen auch, dass 2023 der schon angesprochene Fehlbetrag von 10 Millionen EUR hier ist. Rund die Hälfte davon werden die Volkshochschulen durch diverse Einsparungen selber stemmen können - auch das ist vom Kollegen Konrad schon gesagt worden -, und die 5 Millionen EUR werden wir heute hier beschließen. Ich hoffe, dass möglichst viele mitstimmen. Ich hoffe, dass möglichst vielen die Bedeutung der Volkshochschulen klar ist. Weil es jetzt heißt, man muss sich plötzlich umstrukturieren und überlegen, möchte ich aber auch darauf verweisen: Es ist sehr viel passiert in den letzten Jahren. Ich darf jetzt ein paar Beispiele nennen: Es gab schon 2017/2018 eine Situationsanalyse, das habe ich auch gesagt. Da wurde auch schon an die Stadt herangetragen, dass es ein neues Übereinkommen braucht. Es sind Bildungsstätten saniert worden, es sind Rückstellungen abgebaut worden. 2019 sind eine eigene Stabstelle zur Datenanalyse und auch ein eigenes Datenanalyseprogramm erstellt worden, um eine gute Übersicht über die Zahlen zu haben, mit denen gearbeitet wird. Die technische Infrastruktur ist ausgebaut worden. 2021 gab es schon die Digitalisierungsstrategie, die fortgesetzt wurde, bei der es aber natürlich auch wichtig war, die entsprechende Infrastruktur weiter zur Verfügung zu stellen, weiter auszubauen und damit auch mehr online anbieten zu können. Ebenfalls 2019 bis November 2021 gab es einen Analyseprozess, bei dem unter anderem ein Regionenkonzept erarbeitet wurde. Viele Volkshochschulen sind in der Nähe voneinander. Vielleicht muss nicht jede einzelne an jedem Standort - vor allem, wenn sie öffentlich gut angebunden ist - alles anbieten. Stattdessen gibt es gemeinsame Konzepte, um sich eben auch zu überlegen: Muss ich einen Kurs an fünf Standorten anbieten, wo dann vielleicht mehrere nicht zustande kommen, weil sich zu wenige TeilnehmerInnen anmelden? Oder kann ich ihn zusammenlegen und dieser Kurs findet statt? Das heißt, hier ist schon etwas passiert. Der Stadtrechnungshofbericht ist angesprochen worden. Da gibt es eine Empfehlung, gerade bei kleineren Standorten zu schauen, ob man sie zusammenlegen kann. Ich freue mich sehr, als Vertreterin des 7. Bezirks sagen zu können, dass es jetzt einen Neubau am Sophienspital-Areal geben wird, wo kleinere Standorte zusammengelegt werden. Das wird 2025 fertiggestellt werden. Kollege Stürzenbecher hat schon viele, viele Maßnahmen genannt, die 2022 auch gesetzt wurden. Ich möchte sie jetzt nicht wiederholen. Was ich aber, bevor wir dann zur Abstimmung kommen werden, gerne noch einmal in Erinnerung rufen möchte, ist: Was machen die Volkshochschulen alles? Was ist denn das Angebot? Die Wiener Lernhilfe ist schon angesprochen worden. Ich halte das vor allem deswegen für wichtig, weil es ein kostenloses Angebot für Schülerinnen und Schüler in Wien ist und es uns natürlich ein Anliegen ist, dass Kinder eine möglichst gute Bildung und dort, wo es schwierig ist, auch die notwendige Unterstützung erhalten, damit sie in der Schule weiterkommen und einen Abschluss haben. Die Volkshochschulen bieten eine Berufsreifeprüfung oder auch Studienberechtigungsprüfung an. Ich selber habe Freundinnen, die die Studienberechtigungsprüfung dort gemacht haben und für die das ganz zentral war, weil sich eine Möglichkeit aufgetan hat, die sie davor sonst nicht gehabt hätten. Das heißt, wir ermöglichen diese Chancen und Perspektiven, die für die Menschen so wichtig sind. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wir finden in den Volkshochschulen auch Lernangebote zur Lernförderung. Viele Kinder, aber auch ältere Menschen haben Probleme mit Legasthenie oder Lernschwächen. Auch hier ist es zentral, diese Unterstützung zu bieten, weil da oft nicht der Inhalt das Problem ist. Da liegen die Probleme woanders. Die Leute dort zu unterstützen, ist das Wichtigste, was wir machen können, um sie selber zu ermächtigen, diese Dinge zu schaffen. Die Basisbildung für Jugendliche und Erwachsene ist genau das: Wenn ich ein Problem beim Lesen habe, wenn ich ein Problem mit Schreiben habe, ist das sehr oft auch mit Scham behaftet. Hier diesen Zugang zu bieten, ist etwas, weswegen wir heute auch diese 5 Millionen EUR beschließen, damit das weitergeht. Wir haben natürlich diverse Deutschkurse. Über die haben wir auch schon oft gesprochen. Es gibt verschiedene Lehrgänge und Zertifikate - ich habe vorhin schon von Kochkursen erzählt -: über Sprachen, diverse Sportgeschichten, Computer, Digitalisierung, und hier spezielle Angebote für die älteren Wienerinnen und Wiener. Das ist etwas ganz Wichtiges, weil wir alle wissen: Heutzutage geht es ohne digitale Kenntnisse nicht mehr. Es gibt verschiedene Angebote der Persönlichkeitsentwicklung für Kinder und Eltern und auch Bereiche, über die wir immer reden, wie Lebensmittel haltbar zu machen. Wir wollen immer, dass Lebensmittelabfälle vermieden werden. Die Volkshochschulen helfen, dieses Wissen, das bei vielen leider verloren gegangen ist, auch zu unterstützen. Die Umweltberatung wurde heute schon genannt. Ich finde es schade, dass sie immer nur negativ genannt wird, weil es zentral ist, dass wir darauf schauen, wie wir in dieser Stadt leben, wie wir auf unsere Umwelt achten und wie wir das möglichst gut gestalten können. Diese Beratung ist auch etwas, was viele Unternehmen in Anspruch nehmen. Ich möchte darauf hinweisen, dass es nicht nur für die einzelnen Personen so ist, sondern auch in die Breite noch einmal stärker wirkt. Auch Einrichtungen wie das Planetarium - ich habe nachgeschaut: Alleine heute sind dort fünf Veranstaltungen. Die erste ist zu dieser Uhrzeit schon länger vorbei. Sie war für Kinder ab fünf Jahren. Das geht bis zum Abend hinein dann auch für Erwachsene. Weil heute auch schon davon gesprochen wurde, dass es sich wirtschaftlich tragen muss: Ich glaube nicht, dass sich das Planetarium wirtschaftlich selber tragen wird, aber es ist ein sehr beliebtes und wichtiges Angebot, das es hier gibt. So gesehen hoffe ich, dass auch das weiterhin besteht. Mit der Science Card um 29 EUR kann man ein ganzes Semester wissenschaftliche Vorträge hören - ein Angebot über 300 Vorträge aus verschiedensten wissenschaftlichen Bereichen. Ich glaube, gerade in Zeiten der Wissenschaftsskepsis ist es ganz zentral, dass man Leuten einfach auch einen wissenschaftlichen Zugang zu etwas gibt, wo sie sich auch hintrauen. Ich weiß, wie schwierig es für viele Leute beispielsweise ist, in eine Uni hineinzugehen, wenn sie selber nicht studiert haben. Da gibt es Hemmungen. Solche Angebote auf einer Volkshochschule zu haben, wo man sich auskennt und wo der Zugang niederschwellig ist, halte ich für sehr zentral. Mit dem Hinweis, dass jetzt Mitte Februar das neue Kursprogramm startet, möchte ich jetzt auch zum Schluss kommen. Ich möchte allen - vielleicht habe ich ja der einen oder anderen Person Lust gemacht - wirklich ans Herz legen, einmal hineinzuschauen, was die Volkshochschulen am Standort, der Ihnen am nächsten ist, gerade anbieten, was da dabei ist, das Freude machen könnte. Man kann beispielsweise auch Gutscheine verschenken, um Leuten einmal diese Möglichkeit aufzuzeigen, was es da überhaupt gibt, was man alles ausprobieren könnte. Was mir abschließend wichtig ist, weil heute von so vielen Rednerinnen und Rednern vor allem das Negative hervorgestellt wurde und es mir deswegen wichtig war, auch das Positive hervorzuheben: Ich möchte mich vor allem bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Volkshochschulen für alles, was sie jeden Tag leisten, bedanken. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich wünsche den Volkshochschulen alles Gute. Ich würde mich sehr freuen, wenn heute möglichst viele Fraktionen den Weiterbestand ermöglichen. Wir haben heute schon viel zur Strukturreform gehört, die ansteht und uns die nächsten Monate beschäftigen wird. Ich glaube natürlich, dass sich Sachen ändern werden - das ist in jedem Bereich so -, aber ich hoffe sehr, dass allen Fraktionen in diesem Haus bewusst ist, dass die Volkshochschulen für unsere Stadt wichtig sind. Ich würde mich freuen, wenn Sie hier den Fortbestand auch sichern. Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 22. Wer der Postnummer zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit den Stimmen von SPÖ und NEOS gegen die Stimmen von ÖVP, GRÜNEN, FPÖ und GR Kieslich mehrstimmig angenommen. Es liegen - bitte kurz um Aufmerksamkeit - zwei Anträge vor, die über DigiPol eingelangt sind. Für den ersten Antrag der ÖVP betreffend Transparenz bei Restrukturierungsmaßnahmen der schwer defizitären Wiener Volkshochschulen wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Das hat mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ, Kieslich und GRÜNEN gegen die Stimmen von SPÖ und NEOS nicht die erforderliche Mehrheit und ist abgelehnt. Auch für den zweiten Antrag von der FPÖ betreffend Strukturreform der Wiener Volkshochschulen GmbH an Haupt und Gliedern ist die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte um Zustimmung. - ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Weitere Anträge liegen nicht vor. Wir kommen zur Postnummer 17 der Tagesordnung. Sie betrifft die Genehmigung der Förderrichtlinie der Stadt Wien - Kindergärten "Förderungen zur Schaffung von privaten elementaren Bildungsplätzen - Anstoßfinanzierung". Ich bitte den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Mag. Marcus Gremel, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA: Frau Vorsitzende! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Janoch. Sie sind am Wort. GRin Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Wienerinnen und Wiener! Das Jahr 2023 hat erst angefangen und schon mussten wir Anfang Jänner die erste Schlagzeile lesen, und zwar: "Ein dreijähriges Kind wurde zum Glück vor dem Ertrinken gerettet." Deshalb ist der Antrag, den ich heute einbringe, wichtiger denn je. Es geht nämlich darum, das Leben unserer Jüngsten zu retten. Aus diesem Grund will ich eigentlich nur darüber sprechen. Trotzdem möchte ich aber auch zum Förderskandal rund um Minibambini Stellung beziehen. Dazu möchte ich nicht schweigen. Gestern fand der Tag der Elementarbildung statt. Gemeinsam zeigen wir auf, was elementare Bildung ist, was sie kann und was sie braucht, um effektiv für eine Bildungsgesellschaft zu sein. Wir sind täglich mit der professionellen Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern befasst. Genau deshalb muss diese gesellschaftliche Aufmerksamkeit ins Zentrum gerückt werden. Der Kindergarten ist die erste Bildungseinrichtung und ein Ort zur Entfaltung und Förderung von Kompetenzen. Wir betreuen Kinder nicht nur bestmöglich, sondern sind auch bemüht, alle gesetzlichen Vorlagen und Richtlinien einzuhalten. Transparenz steht für uns an oberster Stelle. Umso trauriger macht es mich dann auch persönlich, wenn man sehen muss, was die Stadt Wien bei wenigen schwarzen Schafen so durchgehen lässt. Die heute vorgelegte Förderrichtlinie ist leider wenig wert, wenn nicht ordentlich kontrolliert wird oder - schlimmer noch - so wie bei Minibambini trotz wiederholter Warnungen und Hinweise nicht auf Verstöße reagiert wird. Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat, können Sie sich vorstellen, wie es uns Elementarpädagogen und Elementarpädagoginnen, die täglich korrekt arbeiten, mit solchen Schlagzeilen geht und was das auch für uns bedeutet, wenn man dann alle über einen Kamm schert? (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ja!) Ich bin seit Langem in diesem Beruf tätig und setze mich seit vielen Jahren für den Abbau von Klischees ein, aber das geht sich alles nicht mehr aus, um das ordentlich in ein Bild zu rücken - all das, was in den vergangenen Monaten passiert ist. Deswegen sage ich ganz klar: Das Image der Elementarpädagogik muss schleunigst aufgewertet werden. (Beifall bei der ÖVP.) Nun zu meinem Anliegen "Schwimmen in der Elementarpädagogik": Seit 28. Mai 2021 mache ich Sie auf diese Problematik aufmerksam. Seit diesem Tag habe ich unzählige Gespräche mit Expertinnen und Experten geführt, darunter Schwimmschulen, das Kuratorium für Verkehrssicherheit, Sportmediziner, Rettungsorganisationen, der Landesschwimmverband, Pädagoginnen und Pädagogen, Bildungseinrichtungen und -träger und Bürgerinnen und Bürger. Die Fakten sind: Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache bei Kindern, und momentan lernen die Kinder das mit acht Jahren in der Volksschule - nur ist das für viele Kinder der Erstkontakt mit dem Element Wasser. 50 Prozent der 8-jährigen Kinder in Wien können nicht schwimmen. Davon lernen es nur 60 Prozent durch einen Schwimmkurs in der Volksschule. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Frau Kollegin, ich muss Sie kurz unterbrechen. Sehr geehrte Damen und Herren, ich bitte, den Geräuschpegel zu senken, auch wenn es rund um die Mittagszeit ist, oder die Gespräche hinter die Bänke zu verlegen. Man kann die Frau Kollegin kaum verstehen. Bitte fahren Sie fort. GRin Silvia Janoch (fortsetzend): Bei über 70 Prozent der Badeunfälle von Kindern sind diese unter 8 Jahre alt. Aus all diesen Gründen müssen Kinder so früh wie möglich an das Wasser gewöhnt werden. Der Vorsitzende der Samariterbund-Wasserrettung empfiehlt den Besuch eines Schwimmkurses bereits ab zirka vier Jahren. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit sieht die Notwendigkeit, dass Schwimmkurse bereits im Kindergarten durchgeführt werden. In Kindergärten lernen Kinder das Eislaufen, Schwimmen jedoch leider nur selten, obwohl Schwimmen eine Überlebenstechnik ist, wie wir wissen. Viele private Kindergärten oder Kindergartenträger gehen aber durchaus seit Jahren mit den Kindern schwimmen. Somit ist es Fakt, dass auch Schwimmkurse in der Elementarpädagogik durchgeführt werden können. Deshalb meine konkreten Forderungen: Schwimmkurse sollen bereits in der Elementarpädagogik durchgeführt werden. Warum? Um einfach die Anzahl der Badeunfälle zu minimieren. Es sollen dabei keine Profischwimmer herauskommen (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Vielleicht auch!), sondern sie sollen einfach nur wissen, wie man sich im und um das Wasser verhält, worauf man achten soll, dass man Selbstrettungskompetenzen erlernt. Ein Crash-Kurs als Überlebenstraining reicht da laut Experten völlig aus. Den gesundheitlichen Aspekt brauche ich, glaube ich, nicht ansprechen. Ich glaube, da sind wir uns alle einig, dass das gegenüber dem Eislaufen natürlich einen viel größeren Stellenwert hat. Eines muss ich schon sagen: Sie planen jetzt so große Schulcampus. Ich frage mich: Warum bauen Sie hier nicht gleich ein Schwimmbecken mit ein? (Heiterkeit bei VBgm MA Christoph Wiederkehr, MA.) Es hätte so viele Vorteile. Sie brauchen nicht zu lachen. Das gab es, und das gibt es auch. Also, manche Schulen haben das. Ich denke mir jetzt einmal so: Man baut große Campus vom Kindergarten über die Volksschule bis zu den Mittelschulen und den AHS. Ein Schwimmbecken würde administrativ und organisatorisch natürlich auch einiges erleichtern, weil das dann natürlich alle Einrichtungen nutzen könnten. Wie gesagt, das gibt es und gab es. AbsolventInnen der BAfEP müssen - Herr Bildungsstadtrat, nur ganz kurz, jetzt kommt nämlich etwas Wesentliches - in ihrer Ausbildung einen Schwimmschein absolvieren. Das wird im Rahmen des Turnunterrichts gemacht. Auch meine Ausbildung hat mit einem Schwimmschein, einem Eislaufschein und einem Schischein abgeschlossen. Ich frage mich jetzt: Wenn wir diesen Schwimmschein haben, warum nutzen wir ihn dann nicht als Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen? (Beifall bei der ÖVP. - GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Können Sie ja!) Mir wurde damals von der Stadt Wien gesagt - ich habe gefragt, warum ich einen Schischein brauche -: "Ja, vielleicht werden Sie einmal eine Anstellung in Tirol bekommen, und dann sind Sie fähig, mit den Kindern schifahren zu gehen." (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Ja, gut so!) Wir Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen haben einen Schwimmschein, also würde ich vorschlagen, wir nehmen im Wiener Bildungsplan für Kindergärten auf, dass auch Schwimmkompetenzen angedacht werden, damit die Kinder in Kindergärten auch schwimmen gehen und nicht nur eislaufen. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Nein, das braucht man nicht mehr abgeben. Das dient höchstens zur Verwirrung des Präsidiums, weil dann zwei Anträge gleichen Wortlauts vorliegen. Kein Problem. Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Hanke. Ich erteile es ihr. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werter Herr Berichterstatter! Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte kurz auf die Wortmeldung meiner Vorrednerin eingehen, aber dann schon auch noch einmal kurz auf das Geschäftsstück, das wir hier ja eigentlich diskutieren. Frau Kollegin Janoch, Sie haben gesagt, das Image der Elementarpädagogik muss aufgewertet werden. Ich glaube, ich kann Ihnen versichern - wahrscheinlich auch im Namen des Herrn Vizebürgermeisters, aber auch allen anderen Vertretern und Vertreterinnen der Koalition -, dass wir die stärksten BefürworterInnen davon sind, das Image der Elementarpädagogik immer weiter aufzuwerten, weil auch wir seit Jahren immer davon sprechen, dass es eine so wichtige und die erste Bildungseinrichtung ist und wir auch sehr stolz auf die wichtige Arbeit sind, die die Kolleginnen und Kollegen der Elementarpädagogik jeden Tag leisten. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Das vorliegende Geschäftsstück - nur zwei kurze Sätze dazu - bringt gerade in dem Bereich doch auch wieder sehr gute Verbesserungen, gerade wenn es um die heilpädagogischen Gruppen geht. Es wird dann möglich sein, dass diese auf Grund ihrer Besonderheit und auch auf Grund des Bedarfes im gesamten Stadtgebiet - also auch außerhalb des definierten Zielgebietes - liegen können. Das finde ich einen sehr wichtigen Schritt, den wir da vorangehen. Ich gehe jetzt nicht näher auf Minibambini ein, weil ich glaube, wir haben heute und in den nächsten Tagen noch genug Zeit, darüber zu sprechen. Ich möchte aber auf der anderen Seite trotzdem darauf hinweisen, dass genau hier auch schon erste Empfehlungen des Stadtrechnungshofes hinsichtlich der Förderungen eingearbeitet werden und wir da auch schon vorangehen. Zum Thema Schwimmen nur ein paar Punkte: Ich verstehe die Emotionalität, und ich verstehe natürlich auch, dass die Frage, ob Kinder schwimmen können, ein ganz wichtiges Thema ist. Es gibt ja auch die Möglichkeit, schon im Kindergarten mit Kindern schwimmen zu gehen. Ich glaube aber schon, dass wir angesichts vieler Diskussionen, die wir auch in dem Haus immer führen, wenn wir davon sprechen, wie die Situation in den elementarpädagogischen Einrichtungen in den Kindergärten vor Ort ist, wenn wir von den durchaus sehr großen Belastungen auch für die Pädagogen und Pädagoginnen sprechen - dazu werden auch noch ein bisschen die Umsetzungsfragen gestellt, die Haftung, et cetera betreffen -, sehr wohl stolz darauf sein können, dass wir in der Volksschule diesen verpflichtenden Schwimmkurs haben, jetzt aber in einem ersten Schritt einmal davon absehen können, damit auch im Kindergarten voranzugehen. Ich möchte dazu abschließend schon auch noch zur generellen Situation in den elementarpädagogischen Einrichtungen sagen, dass es natürlich nicht nur darum geht, das Image der Kindergärten und der Elementarpädagogik aufzuwerten, sondern natürlich auch die finanziellen Mittel. Ich darf da auch gerade an die KollegInnen der ÖVP noch einmal die Forderung richten, dass wir eine Kinderbildungsmilliarde pro Jahr auch auf Bundesebene brauchen, damit wir mehr ausbilden können, damit wir auch bundesweit mehr ausbauen können und damit es den elementarpädagogischen Einrichtungen, den PädagogInnen, aber letzten Endes auch den Kindern besser geht. Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 17. Wer dieser Post zustimmen kann, den ersuche ich um ein entsprechendes Zeichen mit der Hand. - Zustimmung der SPÖ, der NEOS, der ÖVP und der GRÜNEN, gegen die Stimmen von FPÖ und Kieslich angenommen. Wir haben zwei Anträge, die digital eingebracht worden sind, nämlich einen der ÖVP betreffend Schwimmen im Bildungsplan. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Mit den Stimmen der FPÖ, der ÖVP, der GRÜNEN und des GR Kieslich, aber gegen die Stimmen von SPÖ und NEOS bleibt dieser Antrag in der Minderheit und ist daher abgelehnt. Einen Antrag der FPÖ zu Kindesmissbrauch bringe ich jetzt noch zur Abstimmung. Auch hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann ... - Er bleibt mit der Zustimmung der FPÖ und des unabhängigen Gemeinderates in der Minderheit. Damit kommen wir zur Postnummer 18 der Tagesordnung. Sie betrifft das Förderprogramm Sonderfinanzierung auf Grund der Teuerungen mit einer Energieunterstützungsmaßnahme. Ich ersuche den Berichterstatter, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Guggenbichler. Ich erteile es ihm. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Es geht in diesem Poststück um einen Energiekostenzuschuss, nur hat man in Wien schon ein Stück das Problem: Es ist - mit einer Unterbrechung von ein paar Jahren - seit knapp 100 Jahren sozialdemokratisch regiert. In diesen 100 Jahren ist halt eines passiert: Sie haben lange mit absoluten Mehrheiten dazu beigetragen, dass die Armut in dieser Stadt immer größer geworden ist. Kollege Meidlinger weiß das. Wir reden heute zum Beispiel über einen Energiekostenzuschuss und Energiesteigerungen und Inflationszahlen, die bei Weitem nicht dem entsprechen, was die rote Gewerkschaft in Wien für ihre eigenen Mitarbeiter herausholt. Das ist halt ein Problem, auch wenn Sie jetzt so streng schauen. Oder es war vielleicht einfach nicht mehr möglich. (GR Ing. Christian Meidlinger: Verstehe den Zusammenhang nicht!) Ich glaube Ihnen als einem der wenigen Sozialdemokraten, die noch einen Zusammenhang haben oder als ehemalige Arbeiterpartei zumindest zufällig irgendwelche Arbeiter treffen, dass Sie doch ein bisschen eine Ahnung haben. Offensichtlich sind Sie in der Stadtregierung gescheitert, weil die Lohnabschlüsse, die in Ihrem Bereich sind, leider Gottes dazu führen, dass die Armut in Wien und auch die Kinderarmut stärker werden. Das ist das Ergebnis, das wir von sozialdemokratischer Politik erleben dürfen - unabhängig von den Kündigungen vor Weihnachten, über die wir heute schon gesprochen haben. Aber nicht nur in diesem Bereich produziert die SPÖ Armut, sondern auch in vielen anderen Bereichen. Deswegen darf ich auch ein paar Anträge einbringen. Der erste Antrag wäre zum Thema, dass die Stromnetzgebühren reduziert werden, ein Resolutionsantrag an die Bundesregierung. Sie können sich erinnern: Als Sie das letzte Mal noch mit absoluter Mehrheit in dieser Stadt geherrscht oder regiert haben, haben Sie dafür gesorgt, dass das unsägliche Valorisierungsgesetz beschlossen wurde, das dazu beiträgt, dass die Gebühren jedes Jahr automatisch erhöht werden, ohne dass Sie aber automatisch auch die Unterstützungen erhöhen. Also wird es weitere Unterstützungen in vielen Bereichen brauchen. Eine Energiekostenpauschale für Freiberufler wäre aus unserer Sicht ganz wichtig, damit wir diesbezüglich nicht nur diese Elementarpädagogik abdecken. Dann eine Energiekostenpauschale für KMUs. Ein Tipp an den Finanzstadtrat und Wirtschaftsstadtrat: Gerade die KMUs sind jene, die in dieser Stadt zum Wirtschaftsleben beitragen. Es gibt immer mehr, die auch sozial nicht so wie Arbeitnehmer abgesichert sind. Hier ist offensichtlich noch ein großer Mangel daran, dass diesen Menschen auch die Teuerung, die sie mittlerweile fast schon jeden Tag erleben müssen, abgefedert wird. Dann für Kollegin Janoch ein Rückgängigmachen der Bäderpreise, weil sie jetzt relativ lange über das Schwimmen geredet hat. Leider Gottes ist sie nicht da. Offensichtlich dürfte ihr aber auch das Anliegen mit dem Schwimmen nicht so wichtig sein, weil sie schon vor der Abstimmung über den eigenen Antrag den Raum verlassen hat, was ich etwas befremdlich finde. Aber so ist die ÖVP halt: Sie tun so, als wäre ihnen etwas wichtig, und machen ein bisschen eine Show, und wenn es um etwas geht, stimmen sie nicht einmal ihren eigenen Anträgen zu. Ganz wichtig auch: Ein Gaspreisdeckel wie in unserem Nachbarland Deutschland. Die Österreichische Bundesregierung verzichtet darauf, dass die Unternehmer und Bürger diesbezüglich entlastet werden. Das dürfte ein ideologisches Problem aus der Bundesregierung sein. Das kann ich nicht abschätzen. Auf alle Fälle ist es für eine Partei, die sagt, sie unterstützt die Wirtschaft und die Unternehmen, in irgendeiner Art und Weise schon verrückt, sage ich einmal, dass sie hier einen Wettbewerbsnachteil in Österreich gegenüber der Industrie in Deutschland produziert. Den Energiekostenzuschuss für Freiberufler haben wir schon gehabt. Was mir ein großes Anliegen ist, wenn man gerade jetzt im Winter so um das Rathaus spazieren geht und in diese Passagen hineinschaut: Ich finde es einfach verwerflich - es ist jedes Jahr das Gleiche und es wird nie etwas dagegen getan -, wenn die Obdachlosen hier in den kalten Zeiten in den Passagen liegen müssen, weil die Stadtgemeinde es nicht schafft, genau für diese Personen ausreichend Schlafplätze zu schaffen. Ich stelle dann hier auch noch einen Antrag, dass die Stadt dafür sorgt, weil wir für jeden anderen sofort einen Schlafplatz haben. Für die Eigenen, die jeden Winter in der Kälte in den Passagen liegen müssen, aber haben Sie kein Herz. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Stimmt nicht! - GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Es gibt genügend Notbetten!) Ich würde mich nicht einmal aufregen, wenn es heuer das erste Mal wäre, aber wir haben diese Anträge schon öfter gestellt. Auch da muss ich Ihnen sagen: Es ist herzlos und eigentlich schändlich, was die Stadtregierung da macht, wenn sie für die Ärmsten der Armen nicht einmal eine Schlafstätte schaffen kann. Ich muss sagen, das gehört sich nicht, das macht man nicht - wider besseres Wissen, denn ihr wisst es ja schon ganz genau. Was zu dieser Teuerungswelle noch dazukommt - da steht ja Wien im Gegensatz zu anderen Bundesländern, weil Vorarlberg und Oberösterreich die GIS-Landesabgabe ja schon abgeschafft haben, Wien kassiert da jährlich mit -: Der ORF kassiert auch heuer wieder mehr, also stellen wir auch einen Antrag auf Abschaffung der GIS- Landesabgabe. Das sind Anträge, die den Bürgern in Wien die Möglichkeit geben, am Ende des Monats noch ein Stück Geld in der Tasche zu haben. Ich ersuche Sie, diese Anträge zu unterstützen. Ich appelliere an Ihr soziales Herz. Schauen Sie, dass Obdachlose Schlafstätten bekommen, und schauen Sie, dass die anderen Bürger die Möglichkeit haben, nicht ab 25. die Wohnung nicht mehr verlassen zu können, weil sie sich einfach nichts mehr leisten können, weil Sie ihnen vorher alles geraubt haben! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Emmerling. Bitte sehr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie! Ich komme jetzt eigentlich wieder zum Thema dieses Poststückes zurück. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Wir wissen eh, dass euch alles wurscht ist!) Wir schicken nämlich heute ein Riesenpaket zur Unterstützung der privaten Kindergartenträger auf den Weg. Der Kindergarten ist auf Grund des Tags der Elementarbildung sowieso auch ein Thema. Ich glaube, wir haben die Wichtigkeit hier heute schon fraktionsübergreifend hervorgestrichen. Es geht aber hier besonders um die privaten. In Wien haben wir die Situation, dass rund zwei Drittel der Wiener Kinder in privaten Einrichtungen untergebracht sind, die damit natürlich eine wesentliche Säule in der Wiener Bildungslandschaft darstellen, deswegen aber natürlich auch eine wesentliche Stütze bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind. Würde es die vielen privaten in Wien nicht geben, würde die Stadt stillstehen, weil viele nicht in die Arbeit kommen können und viele, viele Tausend Kinder nicht betreut werden. Deswegen ist für uns eines klar: dass wir die privaten Träger in diesen herausfordernden Zeiten unterstützen. Das haben wir während der Corona-Pandemie gemacht, weil viele Eltern ihre Kinder damals abgemeldet haben. Das hat sich natürlich auch auf die Träger ausgewirkt. Das machen wir heute in den unsicheren Zeiten einer Energiekrise. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Mag. Thomas Reindl und GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Es ist aber auch die Teuerung, die nachhaltige Auswirkungen auf die elementarpädagogischen Einrichtungen hat. Viele Eltern entscheiden sich jetzt aus finanziellen Gründen dagegen, ihr Kind in den Kindergarten zu schicken, oder sie schränken die Besuchszeiten ein und versuchen, Kosten zu sparen, indem sie ihr Kind eben vor dem Mittagessen abholen. Deswegen dürfen wir hier nicht zusehen und werden diese Kindergärten auch unterstützen, weil es darum geht, auch die Plätze zu unterstützen, die wir natürlich nicht verlieren wollen. Das Fördermodell "beitragsfreier Kindergarten" zielt ja auf die anwesenden Kinder und die bezogene Förderung der anwesenden Kinder ab. Viele private Betreiber haben hier maßgebliche finanzielle Ausfälle, obwohl natürlich Mietkosten und Personalkosten gleich geblieben sind. Betriebskosten müssen bezahlt werden. Die sind im Vergleich zum Vorjahr einfach mit massiven Mehrkosten verbunden. Weil wir diese Plätze erhalten wollen, gibt es diese Fördersumme, die wir heute auf den Weg schicken. Wir sichern damit auch mehr als 65.000 private Kindergarten- und Hortplätze in Wien. Sie sehen, das sind ganz schön viele. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Mag. Thomas Reindl, GR Dr. Kurt Stürzenbecher und GRin Martina Ludwig-Faymann.) Ich möchte auf den Antrag der GRÜNEN eingehen, der hier heute im Zuge dieses Poststückes auch eingebracht wird. Das ist die "Bildungsrevolution für Wien". Ich kenne den Begriff ganz gut, weil ich glaube, den haben wir auch schon einmal verwendet. Wahrscheinlich ist der Antragstext sogar ähnlich, die Begründung nicht. Wahrscheinlich ist aber der Beschlussantrag ähnlich. Es geht um mehr Personal in den Kindergärten, es geht um kleinere Gruppen, es geht um einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel. Ich glaube, ich habe es hier schon oft gesagt und erwähnt: Ich würde mir nichts mehr wünschen als genau das in der Elementarpädagogik. Das ist das, was ich jedem Kind, aber auch jeder Pädagogin wünschen würde, das ich uns als Gesellschaft in Österreich wünschen würde: Dass Bildung im Kindergarten einen so maßgeblichen Einfluss, einen so maßgeblichen Stellenwert hat, dass wir dieses Wunschpaket auch leisten könnten - überhaupt keine Frage. Deswegen sage ich es auch und weiß es auch: Es ist natürlich sehr schmerzlich, dass wir diese Dinge eben auch auf Grund der derzeitigen Personalsituation so schnell nicht erreichen können. Trotzdem volle Zustimmung zu diesen Punkten. Sie erwähnen in Ihrem Antrag das Land Kärnten. Die haben vor Kurzem ein Kindergartenpaket präsentiert und bezeichnen das als großen Wurf in der Elementarpädagogik. Ich finde das Paket für Kärnten toll, ich finde auch echt gut, dass in einem strukturschwächeren Bundesland mit ganz anderen Voraussetzungen als in Wien auch in der Elementarpädagogik richtig hingegriffen wird und was gemacht wird, aber ich glaube, den Vergleich mit Wien müssen wir nicht scheuen, beziehungsweise ist er in diesem Sinne ein bisschen unfair. Im Paket von Kärnten ist natürlich, dass sie die Betreuungsplätze ausbauen. Sie gehen von einem ganz anderen Niveau aus, überhaupt keine Frage, dass sie überhaupt neue Betreuungseinrichtungen schaffen. Ich bin froh, dass wir diesen Bereich in Wien im weitesten Sinne eigentlich abgeschlossen haben, aber genug Kindergartenplätze zu Verfügung stehen. Sie erwähnen zum Beispiel aber auch, dass sie die Gehälter erhöhen. Das finde ich auch gut, ja. Kärnten wird gerade an das Niveau von Wien angehoben - kleines Bonmot am Rande. Natürlich kann man da immer etwas tun, aber Sie erwähnen eben auch - und das ist das Wichtigste -, dass Kärnten die Gruppegrößen von 25 auf 20 Kinder absenken will. Das finde ich gut, so einen schrittweisen Stufenplan, überhaupt keine Frage. In Kärnten ist das bei schrumpfender Bevölkerungszahl natürlich auch ein bisschen ein anderes Thema, als wir es in Wien haben. Natürlich ist es - das muss man dazusagen, auch wenn ich selbst sage, dass ich es gut finde und es mir auch wünschen würde - bei der derzeitigen Personalsituation auch riskant, diese Ziele dann auch zu erreichen. Ein bisschen bin ich ja bei diesem großen Reformpaket, bei dem man eben so etwas präsentiert, von dem man noch nicht wirklich sagen kann, ob sich das irgendwie ausgeht, immer ein bisschen vorsichtig, ob das vielleicht mit einer Landtagswahl zu tun haben könnte, die Anfang März stattfindet. Das stelle ich einmal dahin, das stelle ich einfach einmal dahin, aber das kann ich auch gerne sagen. Sie sagen auch: in Wien kein großer Wurf. Ich möchte vielleicht kurz daran erinnern, was allein im letzten Jahr alles auf den Weg gebracht wurde. Ich glaube, das sind große Würfe. Die Verdoppelung der Assistenzstunde von 20 auf 40 war ein großer Wurf. Momentan das Ausbildungsgeld von 1.400 EUR. Wenn Sie die Ausbildung zur Elementarpädagogin angehen, bekommen Sie von der Stadt 1.400 EUR für Ihre Ausbildungszeit. Das ist ein großer Wurf. (GR Felix Stadler, BSc, MA: Im Bund auch, übrigens! Im Bund auch!) Auch die Imageoffensive, die Kampagne für das Image der Elementarpädagogin, um mehr Personal in die Kindergärten zu bekommen, für private und öffentliche. Das gab es erstmals, dass wir hier private und öffentliche Betreiber ansprechen. Das ist ein großer Wurf, dermaßen in die Breite zugehen. Genauso ein großer Wurf: Der BAfEP-Neubau, der auf Schiene ist und durch den die BAfEP bald neu errichtet wird, und überhaupt die Ausbildungsoffensive, die Wien hier leistet. Das sind große Würfe im Kindergartenbereich, und auf die können wir sehr, sehr stolz sein. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Mag. Thomas Reindl und GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Stadler. Ich erteile es Ihm. GR Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wir werden dem vorliegenden Poststück zur Unterstützung der privaten Kindergartenträgerorganisationen natürlich zustimmen. Ich möchte diesen Tagesordnungspunkt und den gestrigen Tag der Elementarbildung aber auch zum Anlass nehmen, um uns auch von dieser Stelle noch einmal bei allen ElementarpädagogInnen, aber auch bei allen AssistentInnen und allen Menschen, die tagtäglich in den Kindergärten arbeiten, wirklich herzlich für ihre so wichtige Arbeit zu bedanken und ihnen ganz viel Kraft für die weitere Arbeit mitzugeben. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Peter L. Eppinger.) Es gab ja gestern auch eine wirklich großartige Veranstaltung drüben im Festsaal. Vielen Dank auch, dass die Organisation des Rathauses dabei war - und auch wieder alle möglichen Forderungen aller Parteien. Also, ich glaube, auch bei der Veranstaltung in der Hofburg war ja die Einigkeit zu dem Thema in den letzten Monaten so groß wie bei kaum einem anderen politischen Thema derzeit, bei dem sich wirklich alle Parteien, alle Interessensvertretungen von der Gewerkschaft bis zur Industriellenvereinigung eigentlich einig sind, was zu tun ist. Das ist auf jeden Fall eine Basis, auf der man, glaube ich, auf jeder politischen Ebene auch Verbesserungen anstreben kann. Eine Forderung gestern war aber besonders spannend, und zwar kam von der Bundes-SPÖ die Forderung auf, die 15a-Vereinbarung neu zu verhandeln, weil die ja schlecht genug sei. Diese 15a-Vereinbarung haben aber die Wiener SPÖ und Ihr Finanzstadtrat mitverhandelt und auch mitbeschlossen, und jetzt sagt Ihre eigene Bundespartei, man möge das bitte neu verhandeln. Das ist doch etwas kurios. (Beifall bei den GRÜNEN. - GRin Martina Ludwig- Faymann: Wieso? - GR Mag. Thomas Reindl: Wieso? Erklären Sie das mal!) Warum? Wenn Sie etwas verhandeln, was Sie für gut empfinden und hier abstimmen, und dann kommt Ihre Bundespartei und sagt, es ist schlecht verhandelt? Sie haben es ja verhandelt. Wir sagen ja nicht, dass es neu verhandelt werden muss. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Kindergärten nicht ...) Wir sagen ja nicht, dass es neu verhandelt werden muss. Wir haben ja auch zugestimmt und finden es gut. Wenn Sie es schlecht finden, stimmen Sie nicht zu! (GR Waltraud Karner-Kremser, MAS: Schlechtes Beispiel!) Ok, sei es drum. In der SPÖ ist man sich ja in vielen Fragen nicht einig, anscheinend auch nicht darin, ob es eine gute Vereinbarung ist oder nicht. Die Forderungen, die auch gestern wieder gestellt wurden, sind aber seit Langem klar: Die Gehälter in der Elementarbildung sind zu niedrig, die Gruppen sind zu groß, der Fachkraft-Kind-Schlüssel ist viel zu hoch, die Vorbereitungszeit und die mittelbare pädagogische Arbeit sind zu gering. Vor allem und gerade auch in Wien ist die Ungerechtigkeit zwischen privaten Trägern und öffentlichen Trägern immer noch eklatant. Private Trägerorganisationen kriegen einfach pro Kind nicht das gleiche Geld wie öffentliche Kindergärten. Private Trägerorganisationen können daher nicht die gleichen Gehälter an ihre Pädagoginnen und Pädagogen zahlen wie die öffentlichen. Diese Ungerechtigkeit, die ja auch von Ihnen, Herr Stadtrat, oft thematisiert wurde, muss endlich abgeschafft werden. Wie auch schon von Kollegin Emmerling angesprochen wurde, sagen wir: Wien geht hier nur kleine Schritte. Die AssistentInnenstunden wurden verdoppelt. Das war tatsächlich der einzige größere Schritt, der in den letzten zwei Jahren gegangen wurde. Das ist aber auch der einzige Schritt, den wir uns bezüglich dessen, was hier seit mehr als zwei Jahren in der Elementarbildung passiert, anhören können. Ganz anders - es wurde schon angesprochen - macht es Kärnten. (GR Mag Thomas Reindl: Seid ihr in Kärnten im Landtag? - Heiterkeit bei GR Mag. Josef Taucher.) Da geht es jetzt nicht darum, dass Kärnten von einem anderen Niveau aus startet. Das ist auch uns klar. Kärnten hat aber in zwei ganz wichtigen Punkten das Ziel definiert, wo es hin will, und das Ziel so definiert, dass es Anreize schafft, in den Beruf zu gehen. Kärnten hat es vor allem mit zwei Punkten geschafft, wieder eine positive Stimmung bezüglich der Elementarbildung zu kreieren. Der erste ist der Fahrplan, die Gruppengröße zu verändern, das heißt, die Gruppengröße in den Kindergärten von 25 auf 20 Kinder zu reduzieren. Das ist auch eine Sache, die Wien machen könnte. Der zweite Punkt: Kärnten erhöht die Bezahlung der PädagogInnen vor allem auch in den privaten Kindergärten. Auch das ist eine Sache, die Wien machen könnte und die wir schon lange fordern: Endlich die Bezahlung der Pädagoginnen und Pädagogen auch in den privaten Kindergärten so zu gestalten, dass es eine gerechte Sache zwischen öffentlichen und privaten Kindergärten ist. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Ing. Christian Meidlinger: Waren Sie schon einmal in Kärnten? - GR Mag. Thomas Reindl: Nicht alles, was aus Kärnten kommt, ist gut! - Heiterkeit bei GR Mag. Josef Taucher.) Kollegin Emmerling hat gemeint, das ist eine risikoreiche Politik. Das ist natürlich richtig. Die würden wir uns halt auch von Ihnen wünschen. Ich finde, auch die Wiener Stadtpolitik könnte einmal einen mutigen Schritt vorangehen und sich ein Beispiel daran nehmen, dass man eine Perspektive in der Elementarbildung schaffen kann, wenn man nur will. Wir stellen daher heute den Antrag und fordern auch in Wien eine kleinere Gruppengröße, einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel und zumindest den Plan, einmal dort hinzukommen, wie es in Kärnten passiert. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA - erheitert -: Wien soll Kärnten werden!) Wir wollen nicht das Blaue vom Himmel versprechen, sondern nur, dass wie in Kärnten einmal ein Plan erstellt wird, wie man denn dort hinkommt, die Gruppengröße zu verkleinern, den Fachkraft-Kind-Schlüssel zu verbessern und eine gerechte Förderung und Bezahlungen in öffentlichen und privaten Kindergärten zu erzielen, und bitten um Zustimmung. Danke sehr. (GR Mag. Thomas Reindl: Kein Antrag auf Kindergartenmillion? Bin enttäuscht!) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke. Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Weninger. Ich erteile es ihr. GRin Katharina Weninger, BA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen! Sehr geehrte ZuseherInnen! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Um es noch einmal in Erinnerung zu rufen, weil ich glaube, dass die meisten RednerInnen hier vergessen haben, worum es in dem Akt geht: Es geht wieder einmal um die Teuerung. Das ist ja ein Thema, das uns über alle Geschäftsbereiche hinweg beschäftigt. Die Teuerung in Europa hat uns alle vor neue Herausforderung gestellt. Besonders massiv zeigt sich die Teuerung natürlich, wie wir alle wissen und merken, bei den Energiekosten, bei den steigenden Rechnungen, die natürlich auch vor den Kindergärten nicht Halt machen. Bei den städtischen Kindergärten tragen wir klarerweise diese Mehrkosten, aber auch die privaten Kindergärten sind teilweise von massiven Kostensteigerungen betroffen, die bezahlt werden müssen. Das wissen wir natürlich auch genau. Wie auch schon vorher erwähnt worden ist, stellen wir deswegen 14 Millionen EUR Energieunterstützung zur Verfügung, damit auch die privaten Trägervereine nicht vor der Situation stehen müssen, zu überlegen, ob sie es sich jetzt leisten können zu heizen oder nicht. Momentan stabilisieren sich die Energiepreise zum Glück, allerdings noch lange nicht bei den VerbraucherInnen. Ob das so bleibt oder nicht, wissen wir nicht. Das ist Kaffeesudleserei. Was wir allerdings wissen, ist, dass die Kinder nicht frieren sollen. Wenn wir teilweise bei 18 Grad arbeiten, ist das Kindern im Kindergarten natürlich nicht zumutbar. Mit der Energieunterstützung stellen wir eben sicher, dass es in den Kindergärten in Wien warm bleibt. Jetzt möchte ich aber auch noch auf ein paar Dinge eingehen, die vor allem meine Vorredner angesprochen haben, zum einen vielleicht einmal gleich auf die 15a-Vereinbarung. Gerade von den GRÜNEN höre ich in der letzten Zeit immer wieder, dass das, was am Schluss bei Verhandlungen herauskommt, vielleicht nicht immer das Gelbe vom Ei ist. Genau so ist es bei den 15a-Vereinbarungen auch. Das ist eine Verhandlung. Da werden nicht 100 Prozent der Wünsche der Wiener Stadtregierung durchgesetzt, sonst würden nämlich wir diese Vereinbarung schreiben und Ihnen einfach nur vorlegen. Das ist leider nicht so. Wenn wir das machen könnten, würde es wahrscheinlich besser ausschauen. (Beifall bei SPÖ und NEOS. - GR Kilian Stark: Das macht überhaupt keinen Sinn! Zwei Wochen nach ...) Eine Neuverhandlung zu besseren Konditionen für die Wiener Kinder - ja, das fordern wir. Das hätten wir gerne, aber das ist ja nicht das Einzige. Sie reden ja sehr oft und auch zu Recht, wie ich finde, über den Fachkraft-Kind- Schlüssel, der natürlich ausbaufähig und verbesserungswürdig ist, aber die Art und Weise, wie Sie darüber reden, ist halt auch, finde ich, problematisch. Sie regen sich in dem Antrag vor allem immer wieder darüber auf, dass wir vom Bund fordern, aber selbst nichts tun würden. Ich meine, ehrlich: Das kann ja nicht ihr Ernst sein, dass Sie glauben, dass wir keinen besseren Betreuungsschlüssel wollen. Natürlich wollen wir das. Es ist absurd, das Gegenteil zu behaupten. Gerade uns ist es wichtig, weil wir wollen, dass alle Kinder gleich behandelt werden. Wir unterscheiden nämlich bei den Kindern nicht nach Vornamen oder nach dem Geldbörsel oder dem Bildungsgrad der Eltern. Genau deswegen fordern wir auch mehr Geld vom Bund. Das machen wir nämlich auch nicht zum Selbstzweck. Sie haben angesprochen, dass es bessere Arbeitsbedingungen für KindergartenpädagogInnen braucht. Was bedeutet das: bessere Arbeitsbedingungen? Bessere Arbeitsbedingung bedeutet - und genau das haben Sie gesagt - natürlich auch mehr Geld. Das hätten gerade die Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen mehr als verdient. Es braucht also eine Kindergartenmilliarde, und zwar jedes Jahr. Die 200 Millionen EUR, die von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt werden, sind gut, aber halt leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Abschließend jetzt noch einmal: Ich bedanke mich bei allen Zuständigen, dass die Energieunterstützung auch für die privaten Kindergärten so schnell umgesetzt worden ist. Es sind 14 Millionen EUR, die vielleicht nicht primär in die Bildung unserer Kinder fließen, aber die Grundlage schaffen, dass sich die Wiener Kinder im Kindergarten warm fühlen, wohl fühlen und so das Beste aus der ersten Bildungseinrichtung unserer Stadt mitnehmen können. Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Somit kommen wir zur Abstimmung über die Post 18. Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. Ich kann die einstimmige Annahme dieses Antrages feststellen. Damit kommen wir zur Abstimmung von zehn weiteren Anträgen, die digital eingebracht worden sind. Bei allen Anträgen wird die sofortige Abstimmung beantragt. Der erste ist von den GRÜNEN: Wien braucht eine Bildungsrevolution. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, der GRÜNEN und des klubungebundenen Abgeordneten, womit der Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der nächste Antrag ist von der FPÖ: Zuschuss zu Energiekosten für Handwerk und Gewerbe. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. Er bleibt mit den Stimmen der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag von der FPÖ betrifft Erlass der Gasrechnung eines Monats und Gaspreisdeckel. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten und ist damit abgelehnt. Der nächste Antrag von der FPÖ betrifft Zuschuss zu Energiekosten für KMUs. Wer diesfalls zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Es ist dasselbe Abstimmungsergebnis: Zustimmung FPÖ und klubungebundener Abgeordneten, bleibt somit in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag betrifft Pflicht zu Bevorratung bei Pellets. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten. Damit bleibt der Antrag trotzdem in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag betrifft die Rücknahme der Bädereintrittspreiserhöhung. Wer hier zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Zustimmung der FPÖ, der ÖVP und des klubungebundenen Abgeordneten. Der Antrag ist abgelehnt. Der nächste Antrag betrifft den Energiekostenzuschuss für Freiberufler. Ich ersuche hier um Zustimmung. - Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten. Der Antrag bleibt somit in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag der FPÖ betrifft die Abschaffung der GIS-Landesgebühr. Wer dem zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten. Der Antrag bleibt in der Minderheit. Der nächste Antrag, der FPÖ, betrifft den Anspruch auf Schlafplatz für Obdachlose. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen. - Zustimmung von ÖVP, FPÖ und klubungebundenem Abg. Kieslich. Dieser Antrag bleibt ebenso in der Minderheit. Der letzte Antrag zu diesem Tagesordnungspunkt von der FPÖ betrifft Stromnetzgebühren. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Bleibt mit der Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten in der Minderheit und ist damit ebenfalls abgelehnt. Es gelangt nunmehr die Postnummer 21 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Sachkreditgenehmigung für das Vorhaben "Partizipative Kinder- und Jugendmillion" an die Bezirke. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Abrahamczik, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort gemeldet ist GRin Bakos. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werter Herr Stadtrat! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Du kannst Wien unmittelbar mitgestalten! - Das ist unser Versprechen an jeden jungen Menschen in dieser Stadt betreffend 1 Million EUR, nämlich durch die Kinder- und Jugendmillion, die wir Kindern und Jugendlichen geben, indem wir 1 Million EUR für ihre Ideen, für ihre Wünsche und Anliegen, also für ihr Wien der Zukunft zur Verfügung stellen. Zahlreiche junge Menschen haben letztes Jahr beim ersten Durchlauf des Kinder- und Jugendparlamentes genau das getan, nämlich ihre Ideen eingebracht, die dann in einem großen partizipativen Prozess gemeinsam mit den Dienststellen zu konkreten Projekten geformt wurden, und dafür sage ich ein großes Dankeschön. Ende letzten Jahres wurde darüber abgestimmt, welche der über 60 ausgeformten Projekte nun tatsächlich umgesetzt werden. Das wurde also Wien-weit zur Abstimmung gebracht, und es haben 20 großartige Projekte gesiegt, die nicht irgendwo in einer Schublade versinken und nur eine theoretische Idee bleiben, sondern jetzt so rasch wie möglich tatsächlich umgesetzt werden. Ich möchte unbedingt auch die Gelegenheit nutzen, um ein, zwei, drei dieser Siegerprojekte vorzustellen, damit Sie sich auch ein Bild machen können, was Kindern und Jugendlichen in dieser Stadt ein wichtiges Anliegen ist. Mit Abstand gewonnen - und das freut mich als Frauensprecherin ganz besonders - hat das Projekt "Kostenlos Bluten", bei dem es um eine Enttabuisierung der Menstruation geht und an ausgewählten Schulen kostenlos Menstruationshygieneprodukte zur Verfügung gestellt werden. Ein ganz anders gelagertes Projekt entsprach dem Wunsch insbesondere von Kindern und Jugendlichen in Hernals nach einem actionreichen brandneuen Motorikpark. Oder wieder etwas ganz anderes war der Wunsch nach mehr psychologischer Hilfe. Das haben sich vor allem Kinder und Jugendliche in Floridsdorf gewünscht, sodass wir jetzt eine psychologische Unterstützungskraft in Jugendzentren und Jugendtreffs zur Verfügung stellen werden. Und es gab noch vieles, vieles mehr. Sie können sich unter "junges.wien" ein Bild machen. Dabei ist ganz stark aufgefallen - und das ist vielleicht auch der gemeinsame Nenner bei all diesen Projekten, die gewonnen haben -, dass Kinder und Jugendliche mit einem großen Weitblick, sozusagen mit einem Blick über den Tellerrand, abgestimmt haben. Das sieht man zum Beispiel daran, dass ein weiteres Projekt gewonnen hat, das sich für mehr Fühlstreifen für sehbeeinträchtigte Menschen einsetzt. Daran sieht man: Kinder und Jugendliche haben nicht nur mit Blick auf sich selbst hinsichtlich dessen, was sie sich wünschen, gevotet und abgestimmt, sondern vor allen Dingen auch mit Solidarität und mit Rücksicht darauf, was andere Menschen in dieser Stadt gut gebrauchen können. - Ich finde, das ist wirklich großartig! (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Kinder und Jugendliche sollen erleben, dass sie durch Mitgestaltung wirklich etwas verändern können, dass sie tatsächlich ihre Lebensqualität erhöhen können, dass auch ihre Stimme wirklich zählt und dass uns das nicht egal ist. Partizipation hat viele Vorteile: Sie fördert das Engagement, sie fördert vor allem das Verantwortungsgefühl für sich selbst, aber auch, wie wir jetzt an den Projekten sehen, das Verantwortungsgefühl für andere. Und ich habe das bereits vor eineinhalb Jahren gesagt, als wir dieses Kinder- und Jugendparlament gestartet haben: Es ist wirklich schön, zu sehen, dass genau das auch wirklich eingetreten ist und die Pläne aufgegangen sind, politische Teilhabe und Mitsprache zu ermöglichen. Das ist in meinen Augen nicht einfach nur ein guter Weg, sondern das ist tatsächlich der beste Weg, um Menschen für politische Prozesse zu begeistern, sie tatsächlich zu involvieren und mitgestalten zu lassen. Das ist vor allen Dingen bei der Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen wichtig, die das am meisten wirklich wollen, die unbedingt mitmachen und mitgestalten wollen, ob es das eigene Grätzl ist, ob es Wien ist und ob das auch darüber hinausgeht. Wir werden das weiterhin tun. Wir werden Kinder und Jugendliche weiterhin involvieren und tatsächlich teilhaben lassen, und das stellen wir mit der Kinder- und Jugendmillion für die nächsten Jahre sicher, die wir im Rahmen dieses Poststücks heute beschließen. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Daher kommen wir nun zur Abstimmung über die Postnummer 21. Wer da zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Mehrheitlich angenommen gegen die Stimmen der FPÖ und des Abg. Kieslich. Es liegt ein digital eingebrachter Antrag von den GRÜNEN zur Einführung eines Jugendrates für Wien vor. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein entsprechendes Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung durch die GRÜNEN, womit der Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 7 bis 14 der Tagesordnung, sie betreffen Förderungen im Bereich Integration und Diversität, zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte daher den Berichterstatter, Herrn GR Florianschütz, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Peter Florianschütz, MA, MLS: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss. Ich erteile es ihm. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben vor gut zwei Stunden bereits bei den Wiener Volkshochschulen darüber gesprochen, dass Millionen Euro so vergeben werden, dass am Ende kein echter, sinnvoller Output herauskommt, dass es keine Transparenz gibt, dass oftmals Gelder auch in parteinahen Vereinen versickern. Und genau das trifft auch auf die jetzt zur Behandlung stehenden Subventionen zu, denn wieder einmal sollen beinahe 3,5 Millionen EUR an Förderungen vergeben werden, diesmal unter dem Deckmantel - wie so oft - der Integration und Diversität. Tatsache ist - obwohl wir hier über Jahre und Jahrzehnte Millionen und Abermillionen Euro für angebliche Integrationsvereine ausgeben, obwohl wir riesige Probleme im Integrationsbereich haben, obwohl wir Parallelgesellschaften haben, obwohl immer mehr Mädchen auch in Schulen Kopftuch tragen -, dass Integration zunehmend nicht als Bringschuld, sondern als etwas gesehen wird, was man halt machen kann oder auch nicht. Und deswegen ist unsere Linie ganz klar: Wir meinen, dass diese Gelder falsch verwendet werden und nicht richtig ankommen. Die Stadt Wien verpulvert Millionen und Abermillionen Euro an Steuergeldern, oftmals werden Parteifreunde versorgt, am Ende müssen aber die Wienerinnen und Wiener diesen angeblichen Spaß bezahlen, und das lehnen wir ab. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Im Konkreten handelt es sich diesfalls um 3,5 Millionen EUR, von denen über 400.000 EUR wieder einmal allein der Verein Interface bekommen soll, der bereits im vergangenen Herbst 400.000 EUR bekommen hat und jetzt noch einmal 2,1 Millionen EUR bekommen soll. Es geht hier darum, dass die Transparenz, die von den NEOS, wie auch schon so oft erwähnt, in der Vergangenheit versprochen wurde, auch hier wieder einmal nicht gelebt wird. Es geht hier darum, dass diese Förderungen freihändig vergeben werden, dass keine anderen Vereine zur Auswahl stehen. Es geht hier darum, dass wir nicht überprüfen können, was im Detail passiert und wir nicht wissen, ob sich überhaupt andere Vereine hier beworben hätten, da uns ja vom Magistrat abgelehnte Ersuchen überhaupt nicht vorgelegt werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hier wird wieder einmal Geld verpulvert. Wir wissen nicht genau, was passiert. Wir sehen nur, dass am Ende der Output gerade im Integrationsbereich alles andere als gut ist, und wir lehnen diese Förderungen daher ab. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Bakos. Bitte sehr. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ja. Es liegt wieder eine ganze Reihe an Integrationsakten zur Beschlussfassung vor uns, um Menschen unterschiedlicher Herkunft beziehungsweise mit unterschiedlichen Backgrounds bei ihrer Integration zu fördern. Das halten wir im Gegensatz zu meinem Vorredner für essenziell und für sehr, sehr wichtig. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ich möchte exemplarisch ein paar Akte hervorheben. Zum Beispiel möchte ich Job-TransFair von TERRA hervorheben. Diesfalls liegt der große Schwerpunkt der Beratungs- und Betreuungstätigkeiten insbesondere beim Bereich des Ruhestandes. Wie wir wissen, ist diese Zeit zwischen noch aktivem Erwerbsleben und Ruhestand für ältere Personen eine oftmals sehr schwierige Zeit. TERRA betreut etwa jene, die auf Grund ihrer Migrationsbiographie von unterschiedlichen Rechtsregimen betroffen waren und dementsprechend ganz oft rechtliche Schwierigkeiten haben und eine Anlaufstelle benötigen, um rechtliche Fragen zu klären. Die Tätigkeit dieses Vereins zielt aber in vielen Fällen - und das ist das ganz Besondere - darauf ab, diese Menschen bis zur Pension doch noch in Beschäftigung zu bringen und ihnen im hohen Alter Selbstbestimmtheit zu geben, etwa auch in Form des Erwerbs von zusätzlichen Pensionszeiten. Geförderte Projekte von Interface wurden heute schon genannt. Es werden zahlreiche Programme zur bestmöglichen Integration geboten. Ich möchte vor allem die Startbegleitung für Asylberechtigte hervorheben. Dabei geht es vor allem um den raschen Einstieg in den Arbeitsmarkt. Ganz zentral im Mittelpunkt steht die Integration ab Tag 1. Das muss uns allen ganz besonders am Herz liegen. Ein entsprechendes Case Management soll dann unterstützen, wenn Asylberechtigte Unterstützung benötigen, und zwar vor allen Dingen dort, wo wir alle als Gesellschaft ein Interesse daran haben, dass integrative Schritte nicht nur halbwegs oder irgendwie funktionieren, sondern dass sie wirklich bestmöglich funktionieren. Das betrifft aber auch Bildungsangebote für Erwachsene, insbesondere das Programm "Mama lernt Deutsch", mit welchem bildungsbenachteiligten Frauen nicht nur ermöglicht wird, Deutsch zu lernen, sondern all ihre Kompetenzen, ob das mathematische sind oder ob das digitale Anwendungskompetenzen sind, zu stärken. Das ist ja besonders bei Frauen ganz wichtig, um wirklich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, und das wollen wir in Wien ermöglichen. Deshalb ist uns das so wichtig. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Es ist ebenso Interface, das im Auftrag des Gesundheitsverbundes das Projekt "Professionell Deutsch" umsetzt, um gerade jetzt - und darum halte ich das für so wichtig -, in Zeiten extremen Personalmangels im medizinischen Bereich auch Lernangebote zu schaffen, damit Menschen, die sich zum Beispiel tatsächlich für die Pflege interessieren und in diesem Beruf tätig werden wollen, auch die entsprechende fachspezifische Sprache erlernen können beziehungsweise dabei unterstützt werden, die für den medizinischen und pflegerischen Bereich nötigen Sprachkenntnisse zu erweitern und zu verbessern. Bei den Sprachkenntnissen möchte ich auch noch ein anderes Projekt erwähnen, nämlich das Projekt "FAVoritIN". Dieses Projekt mit Fachsprachkursen zielt darauf ab, Frauen den Übertritt aus der Grundversorgung, also aus der Mindestsicherung, in den Arbeitsmarkt ehest zu ermöglichen, und das vor allen Dingen nachhaltig. Das geschieht durch Maßnahmen wie Berufsorientierung, Vermittlung von Deutschkenntnissen, digitalen Anwendungskompetenzen sowie Kenntnissen der arbeitsmarktspezifischen Fachsprache und darüber hinaus durch Trainings, Coachings und Praktika. Es geht außerdem auch darum, zu erlernen, wie man ein Bewerbungsgespräch führt. Das heißt, hier wird ganz viel in Bewegung gesetzt, um Menschen sofort ab Tag 1 auch in den Arbeitsmarkt zu bringen. Ob es sich jetzt um Bildungsangebote, um Sprachkurse oder Arbeitsmarktvorbereitung handelt: Integration bedeutet für uns in Wien, tatsächlich zu investieren. Und das tun wir gerne, weil wir wissen: Wenn wir nicht investieren, dann wird uns der Integrationsbereich sehr viel mehr kosten als das, was wir investieren. In diesem Sinn bitte ich ganz stark um Unterstützung dieser Poststücke. - Danke. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Aslan, und ich erteile es ihr. GRin Mag. Aygül Berivan Aslan (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Vielen Dank an Kollegin Bakos, dass sie diese wichtigen integrationspolitischen Maßnahmen erwähnt hat. Wir stimmen diesen Anträgen natürlich zu, weil wir meinen, dass wir, wenn wir gesellschaftliche Schieflagen wirklich beseitigen wollen, in integrationspolitische Maßnahmen investieren müssen. Das ist nämlich nicht nur für unsere Gesellschaft gut, sondern auch für unsere Wirtschaft und für viele andere Bereiche. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die im NGO-Bereich beziehungsweise integrationspolitischen Bereich arbeiten, bedanken. Sie leisten hervorragende, großartige und auch wirklich wertvolle Arbeit. Ich weiß, dass nach der Pandemie viele Probleme im integrationspolitischen Bereich aufgetreten sind, und ich möchte mich heute wirklich bei ihnen nochmals einzeln bedanken: Danke! Ohne euch wäre alles nicht so großartig, wie es jetzt ist! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) In den letzten Tagen beschäftigte uns vor allem die Schlagzeile: Schüler und Schülerinnen mit Migrationsbiographie zeigen deutliche schulische Defizite. - Diese These wurde auch von der Uni Linz bestätigt. Sie besagt, dass Schülerinnen und Schüler mit Migrationsbiographie viel stärker von schulischen Defiziten betroffen sind. Das führt dazu, dass sie sich später schwer in den Arbeitsmarkt integrieren können und von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Wenn ich mich zurückerinnere, kann ich sagen: Zu meiner Zeit war es, glaube ich, noch schrecklicher. Damals hat man alle Schüler und Schülerinnen, die mangelnde Deutschkenntnisse hatten, auf freundliche, subtile Weise einfach in Sonderschulen abgeschoben. Ich durfte das auch selber erleben, als meine Lehrerin zu mir gesagt hat: Es wäre ideal, wenn du und deine türkische Sitznachbarin in eine Sonderschule gehen. - Ich war damals de facto sieben Jahre alt und sie vielleicht acht. Ich bin dreisprachig aufgewachsen, sie zweisprachig. De facto war es allerdings nicht meine Schuld, dass ich mit dem Kindergarten nicht früher angefangen habe und dass meine Deutschkenntnisse mit sieben Jahren nicht ausreichend waren. Ich habe jedoch zu den Glücklichen gezählt, die nicht auf Grund von Sprachbarrieren in der Sonderschule gelandet sind, viele Schülerinnen und Schüler in meinem Alter hatten aber nicht dieses Glück, und sie konnten sich tatsächlich schwer in den Arbeitsmarkt integrieren, waren später wirklich von Arbeitslosigkeit betroffen und hatten viele der uns bekannten Probleme. Wenn ich jetzt 30 Jahre zurückdenke, dann denke ich mir: Puh, nach 30 Jahren belegt eine Studie wirklich wieder die gleichen Probleme! Damit kommen wir zu dem Schluss - ich glaube, da sind wir uns alle einig -, dass in den letzten Jahren unsere Integrations- und Bildungspolitik total versagt hat. Wir reden nach 30 Jahren immer noch über die gleichen Probleme, während man über diese Probleme in den skandinavischen Ländern gar nicht redet, meine lieben Damen und Herren. (Zwischenruf von GRin Mag. Caroline Hungerländer.) Das kann Ihnen gefallen oder nicht gefallen, aber Sie sind Vorreiter, was integrationspolitische Maßnahmen betrifft, Kollegin Hungerländer! Ja. Wir brauchen dringend eine Diskussion, da gebe ich Ihnen recht. Wir brauchen eine offene Diskussion über Deutschdefizite und auch über Defizite im schulischen Bereich. Wir dürfen diese Diskussion aber nicht rechtspopulistisch führen. (GR Wolfgang Irschik: Aber auch nicht linkspopulistisch, Frau Kollegin!) All jene, die diese Debatte über Deutschdefizitprobleme rechtspopulistisch führen, haben ja gar kein Interesse daran, die Grundprobleme im bildungs- und im integrationspolitischen Bereich überhaupt zu lösen. Das sehen wir heute daran, wer genau diese integrationspolitischen Anträge ablehnt. Wenn Sie nämlich tatsächlich ein Interesse daran hätten, dann wären Sie mitgegangen, aber dem ist nicht so. Wir wollen da jedenfalls nicht zuschauen, denn die Grundprobleme kennen wir ja. Diese liegen auf dem Tisch im Sinne von früherer Selektion, von fehlenden Ganztagsstrukturen und auch auf Grund des späten Schuleintrittsalters, et cetera. Wir wollen wirklich nicht noch weitere 30 Jahre darüber diskutieren und mit ansehen, dass sich diese Probleme von Generation zu Generation sozusagen überlappen. Deswegen bringen wir heute einen Antrag ein, in dem wir ein Maßnahmenpaket für Menschen mit Migrationsbiographie im schulischen Bereich fordern, damit wir nicht noch weitere 30 Jahre über die gleiche Problemlage sprechen. - Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Akcay. Ich erteile es ihr. GRin Safak Akcay (SPÖ): Sehr geehrte Vorsitzende! Werter Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Seit zig Jahren legt die Stadt einen Fokus auf Initiativen und Projekte, die das Zusammenleben fördern. Das heißt, wir haben Verbündete in der Zivilgesellschaft, aber auch PartnerInnen wie die Vereine, deren Projekte wir heute beschließen. Mit ihnen gemeinsam gelingt uns ein Miteinander der Menschen in Wien mit unterschiedlichen Lebenskonzepten, Interessen und Anschauungen über alle Generationen hinweg. Ja. Das bedeutet für uns eine Herausforderung. Diese Herausforderung können wir aber nur mit einer Politik des Miteinander lösen, und nicht auf die Art und Weise, wie es die FPÖ und die ÖVP immer wieder machen: Indem Bevölkerungsgruppen, Vereine oder Personen zu einer Zielscheibe beziehungsweise zum Sündenbock gemacht werden und im wahrsten Sinne auf ihnen herumgetrampelt wird. Meine Damen und Herren! Das ist in meinen Augen billige Politik, die keine Antworten liefert. Ihre Art von Politik will aber auch nicht lösen, sondern kürzen, bestrafen, aushungern, ausgrenzen und all das. Bevor überhaupt das Integrationspaket des Bundes beschlossen wurde, hatten wir bereits alle Integrationsmaßnahmen auch für Asylwerber geöffnet, weil es eben wichtig ist, AsylwerberInnen Chancen und Perspektiven zu bieten, und weil es wichtig ist, dass der Spracherwerb während des Asylverfahrens ermöglicht wird, denn Sprache ist nun einmal der Schlüssel zur Integration. Es wird ja sehr oft darüber geredet, dass es zu Doppelförderungen kommt. Im Hinblick darauf frage ich mich, warum Frauen, die Deutsch lernen wollen und dazu auch gesetzlich verpflichtet sind, vom Österreichischen Integrationsfonds nach Hause geschickt werden, weil es für sie keinen Platz gibt. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das Stimmt nicht!) In Anbetracht dessen kann man wirklich froh sein, dass es die Wiener Vereine gibt, die Frauen nicht nach Hause schicken und so vernetzt sind, dass sie den Frauen auf jeden Fall diese Kurse anbieten können. (Beifall bei der SPÖ.) Zum Thema Flüchtlinge: Flüchtlinge sind Menschen, die vor Gewalt und Krieg geflüchtet sind, weil sie dem Tod gegenübergestanden sind. Sie haben Schreckliches erlebt, und diese Erlebnisse haben natürlich viele psychische Wunden aufgerissen. Viele von ihnen sind traumatisiert und brauchen daher unsere Hilfe, und wir müssen sie tatsächlich versorgen. Fazit: Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Menschen in dieser Stadt in all ihren Lebenslagen beizustehen, unabhängig davon, wer sie sind und woher sie kommen. Wir sind ganz klar gegen Diskriminierung. Wir sind ganz klar gegen jegliche Hetze. Wir sind ganz klar gegen jegliche Aufhetzung sozialer Gruppen gegeneinander. Denn Frieden in einer Gesellschaft, meine Damen und Herren, wird nur durch Integration, durch soziale Sicherheit und nur durch einen höheren Bildungsstand für alle gewährleistet. Das ist unsere Überzeugung, und dafür stehen wir. - Danke (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Vielen Dank. Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, ersuche ich wieder, die Lautstärke ein bisschen zu senken. Ich ersuche Sie, falls gesprochen werden muss, den Saal zu verlassen oder das hinter den Reihen zu tun. Der Geräuschpegel ist wieder einmal ziemlich hoch. Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich GR Berger. Ich erteile es ihm. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Grundsätzlich waren wir der Meinung, dass ein Redner unserer Fraktion ausreichen sollte. Man kann aber die Menge an Unfug, die dann hier noch artikuliert wurde, einfach nicht so stehen lassen. Erstens: Man sieht hier sozusagen einen Schulterschluss des Linksblocks. Rot, Pink, aber auch die GRÜNEN haben deutlich unterstrichen, wie wichtig es ihnen ist, hier alle möglichen Vereine zu unterstützen und ihnen Subventionen in Millionenhöhe zu geben. Gleichzeitig aber sagt man, dass hier in den letzten 30 Jahren sehr viel verabsäumt wurde beziehungsweise vieles nicht gefruchtet hat. - Im Hinblick darauf sage ich Ihnen ganz offen: Irgendetwas geht sich da nicht ganz aus! Das heißt nämlich, Sie wollen wieder Subventionen für dieselben Vereine, die schon in der Vergangenheit nicht das gebracht haben, was sie versprochen haben. Sie wollen all das jetzt aber wieder beschließen, und dazu sage ich: Nein, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben dazu einen vollkommen anderen Zugang! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Es funktioniert nicht so. Wenn jemand hier herkommt, dann ist, wenn er einen Antrag auf Asyl stellt, zunächst einmal abzuklären, ob überhaupt ein entsprechender Grund vorliegt. Deshalb ist es auch die vollkommen falsche Herangehensweise, im Hinblick auf diese Personen von Integration ab Tag 1 zu sprechen, weil uns das ja auch entsprechende Mittel kostet. Für jemanden, der kein Recht hat, hier zu bleiben, ist das unterm Strich - da braucht man kein großer Mathematiker sein, sondern einfach nur eins und eins zusammenzählen - keine angemessene Investition, obwohl wir das in großem Ausmaß in Wien immer wieder vorfinden. Jemand, der sich hier etwas aufbauen möchte, der hier leben möchte und einen eigenen Antrieb hat, der hat auch eine gewisse Bringschuld zu erfüllen. Was wir nicht einsehen, ist, dass gewissen Vereinen einfach finanzielle Mittel in den Rachen gestopft werden sollen, obwohl wir unterm Strich nicht wissen, was es tatsächlich bringt und wie viel es überhaupt bringt. Sie sind aber seit Jahren nicht imstande, uns das zu erläutern. Die Frau Kollegin hat angesprochen, dass all das in Skandinavien immer so super funktioniert hat. - Ich weiß ja nicht, wie sehr Sie jetzt die mediale Berichterstattung verfolgen. Ich schaue mir jetzt nur einmal Schweden an: Von Banden- und Migrantenrandalen steht in Wien vielleicht ein paar Mal im Jahr etwas in der Zeitung, dort ist das aber an der Tagesordnung. Dort wird so etwas mittlerweile auch mit einer anderen Gewaltenergie ausgetragen als anderswo. Und die Schweden haben sich mittlerweile in einer nationalen Wahl auch mehrheitlich dazu bekannt, dass es politisch in eine andere Richtung gehen soll. Das hat eh sehr lange gedauert, und ich glaube, dass diese Entscheidung eine sehr richtige und zukunftsweisende ist. Insofern möchte ich hier wirklich davon Abstand nehmen, Skandinavien als Vorbild zu sehen. Zu guter Letzt erwähne ich etwas, das wir heute auch schon in der Fragestunde andiskutiert haben. Lesen Sie sich durchaus einmal selbst diesen Bericht des Wiener Integrationsrates durch. Dort steht etwas drinnen, wofür insbesondere die Freiheitlichen in den vergangenen Jahren und in den vergangenen Perioden genau von Ihnen aus diesem Sektor mit allen möglichen Beschimpfungen bedacht worden sind, und auch die Frau Kollegin hat das in den Mund genommen. In dem Bericht des Wiener Integrationsrates steht aber, dass Kinder und insbesondere auch deren Eltern einfach absolut unzureichende Deutschkenntnisse haben. Deshalb bringt es nichts, wenn die Kinder als Schulsprache zwar Deutsch haben, in der Pause mit den Freunden und zu Hause mit den Eltern dann erst wieder in der Muttersprache sprechen, die nicht Deutsch ist. Und solange Sie in diesem Zusammenhang nicht entschlossen handeln, solange werden wir dieses Problem hier in dieser Stadt vorfinden, solange werden wir diese Probleme weiterhin verschleppen. Das wird allerdings mit Sicherheit nicht im Sinne des Zusammenlebens sein, und es wird mit Sicherheit auch nicht im Sinne unseres Bildungsstandortes Wien sein, wenn wir Schulabgänger haben, die nicht ausreichend Deutsch können, die nicht ausreichend rechnen können, und so weiter. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Damit kommen wir zu den Abstimmungen, die wir getrennt durchführen. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 7. Wer kann der Postnummer 7 zustimmen? - Gegen die Stimmen der FPÖ und des GR Kieslich mehrheitlich angenommen. Wir kommen nun zur Abstimmung über Postnummer 8. Wer kann der Postnummer 8 zustimmen? - Angenommen gegen die Stimmen der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich. Wir kommen zur Abstimmung zur Postnummer 9. Wer hier zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der NEOS, der ÖVP und der GRÜNEN, und mit diesen Stimmen ist diese Postnummer mehrheitlich angenommen. Wir kommen zur Abstimmung der Postnummer 10. Wer da zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN, womit diese Postnummer mehrheitlich angenommen ist. Wir kommen zur Abstimmung der Postnummer 11. Wer hier zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung durch SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNE und damit mehrheitlich angenommen. Zu dieser Postnummer liegt ein digital eingebrachter Antrag der GRÜNEN vor zum Thema Maßnahmen zur Förderung der schulischen Integration von Kindern mit Migrationsbiographie. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der GRÜNEN, womit dieser Antrag mehrheitlich abgelehnt ist. Wir kommen nun zur Abstimmung der Postnummer 12. Wer der Postnummer 12 zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN, womit diese Postnummer mehrstimmig angenommen ist. Nun kommen wir zur Postnummer 13. Wer der Postnummer 13 zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dasselbe Abstimmungsergebnis: Zustimmung von SPÖ, NEOS und GRÜNEN, somit eine mehrstimmige Annahme der Postnummer 13. Wir kommen zur Postnummer 14. Wer hier zustimmen kann ... - Zustimmung von SPÖ, NEOS und GRÜNEN und damit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 16 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Sachkreditgenehmigung für den Bildungscampus Nordwestbahnhof in Wien 20., Rebhanngasse. Ich bitte den Berichterstatter GR Gremel, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort gemeldet ist GRin Malle. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir werden dieser Postnummer gerne zustimmen, wir halten das für sehr wichtig. Ich möchte in diesem Kontext aber auch über ein anderes Thema im schulischen Bereich noch einmal sprechen, das wir auch sehr wichtig finden. Es ist dies ein Thema, von dem wohl alle Parteien in Sonntagsreden sagen würden, dass es wichtig ist: Es geht um Inklusion. Es geht um ein freiwilliges 11. und 12. Schuljahr. Man kann ja grundsätzlich nur unterstützen, wenn diejenigen Schüler, die länger in der Schule bleiben wollen und die etwas langsamer lernen, auch mehr Zeit dazu bekommen. Es ist eigentlich eine Zumutung, dass wir darüber überhaupt noch diskutieren müssen. Ich glaube, darüber sind wir uns hier ziemlich einig. (Beifall bei den GRÜNEN.) Das ist eigentlich nicht für uns eine Zumutung, sondern vor allem für die Eltern betroffener SchülerInnen und für die SchülerInnen selbst. Sie sind BittstellerInnen, um ein Recht durchzusetzen, das eigentlich selbstverständlich sein sollte, nämlich das Recht auf Bildung. Ich erzähle Ihnen da nichts Neues. Allerdings scheint dieses Recht für Kinder in Wien nicht immer zu gelten. Das betrifft 100 Kinder, und ich weiß, dass Sie wieder mit dem Argument kommen werden: Es braucht einen Rechtsanspruch. - Wir sind auch für diesen Rechtsanspruch. Um aber das Recht auf Bildung durchzusetzen, braucht es keinen Rechtsanspruch. Das könnten wir in Wien auch ohne Rechtsanspruch genauso gut schaffen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es ist dies in erster Linie auch ein Landesthema, und deshalb diskutieren wir es hier. Es ist Faktum, dass die Landesschulbehörden ein 11. und 12. Schuljahr genehmigen müssen, und diesbezüglich lässt die Bildungsdirektion Wien im Österreich-weiten Vergleich ziemlich aus. Sie tut das nämlich sehr oft nicht. Während in den restlichen Bundesländern fast 100 Prozent genehmigt werden, sind es in Wien nur 40 Prozent. Wie kann das sein, dass alle anderen Bundesländer, deren Anteil an SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf auch die finanzielle Deckelung des Bundes von 2,7 Prozent überschreitet, das schaffen, während Wien sich immer wieder auf den Bund ausredet? Wir meinen, dass es langsam schon recht zynisch ist, im Bund einen Rechtsanspruch zu fordern und in Wien den SchülerInnen dieses Recht nicht zu gewähren. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Das Ganze wird auf den Rücken von Kindern und Jugendlichen ausgetragen und lässt die Chance auf gute Bildung zu einem Glücksspiel werden. Das ist sehr unverantwortlich von Ihnen! Wir hören immer wieder: Es gibt keinen Rechtsanspruch im Bund, deshalb können wir das hier nicht machen. Es gibt keine Lehrpläne. - Da fragen wir uns: Wie unterrichten denn die anderen Bundesländer? Wir meinen, die schaffen das auch irgendwie. Außerdem heißt es: Es gibt zu wenig Geld. - Auch das schaffen die anderen Bundesländer, nur Wien schafft das nicht. Die Wiener Stadtregierung sagt immer: Der Bund ist schuld. - All das sind Ausreden, die man faktisch nicht nachvollziehen kann. Man kann das aus Ihrer Sicht vielleicht strategisch nachvollziehen, denn was sollen Sie sonst sagen, wenn Sie dermaßen versagen, was das 11. und 12. Schuljahr für SchülerInnen mit Behinderungen betrifft. Wie steht es eigentlich mit dem Platz für behinderte Kinder im verpflichtenden letzten Kindergartenjahr? Auch diese haben nicht alle einen Platz. Was tun Sie denn mit denen? Wo sind da Ihre Forderungen? Was haben Sie denn da bis jetzt umgesetzt? - Dort, wo Sie in Landeskompetenz verantwortlich sind, schaffen Sie es in Ihrem eigenen Bereich nicht. Was ich wirklich verantwortungslos finde, ist, dass Sie es so aussehen lassen, als könnten wir als Stadt beziehungsweise Land ohne Bund nichts für behinderte SchülerInnen tun. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Was denn?) Es ist wirklich zynisch, dass Sie in Ihrem eigenen Verantwortungsbereich nicht einmal selbst aktiv werden! - Ja. Was denn? Herr Wiederkehr! Ich habe ein paar Tweets von Ihnen verfolgt, und Sie sagen, dass Sie es für verantwortungslos halten, dass der Bund Kinder mit Behinderungen fallen lässt. Das ist jetzt kein wörtliches Zitat, aber Sie schreiben das sinngemäß. Und dann schreiben Sie wörtlich: "Es sind aber über 4 Prozent. Der Bund sagt damit: Die anderen 1,3 Prozent sind uns egal." (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das ist tatsächlich zynisch!) Zynisch ist, dass Sie nichts machen. Zynisch ist, dass Sie vom Bund den Rechtsanspruch fordern, gleichzeitig aber in Wien nichts dazu beitragen, die Situation für SchülerInnen mit Behinderungen zu verbessern. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Wenn Sie uns nicht glauben, dann lesen Sie vielleicht einmal aktuelle "Standard"-Artikel. In einem Artikel wird das auf den Punkt gebracht, und damit ist eigentlich alles gesagt. - Im "Standard" steht geschrieben: "NEOS als Fürsprecher, aber mit den meisten Ablehnungen, was das 11. und 12. Schuljahr betrifft. Wien hat nämlich eine 4 Mal so hohe Ablehnungsrate, was das freiwillige 11. und 12. Schuljahr betrifft, als alle anderen Bundesländer." Ihre Ausreden dafür beziehen sich zum Beispiel auf das Personal. - Okay, das kann ich noch irgendwo nachvollziehen, aber wo sind Ihre diesbezüglichen Bemühungen? Weiters argumentieren Sie mit finanziellen Fragen. Das verstehe ich nicht, denn was machen die anderen Bundesländer, damit sie sich das sehr wohl leisten können? Eine weitere Ausrede bezieht sich auf den Lehrplan. - Wie schon gesagt Warum können die in den anderen Bundesländern unterrichten, wenn es dort auch noch keinen Lehrplan gibt? Dieser sollte natürlich kommen, das ist eh klar, und auch der Rechtsanspruch sollte kommen. Interessanterweise trauen Sie aber offenbar den Wiener LehrerInnen nicht zu, Kinder beziehungsweise SchülerInnen mit Behinderungen im 11. und 12. Schuljahr zu unterrichten, während das überall anders schon wunderbar funktioniert. Ich frage mich also, wer Sie zwingt, den SchülerInnen den Schulplatz nicht zu genehmigen, sondern ihnen diesen zu verwehren, wie es derzeit geschieht. Es wirkt immer so, als könnten Sie nichts tun, bevor der Bund aktiv wird und dann Ihr Nichthandeln wieder einmal geradebiegt. Noch einmal zum Bund, weil Sie sicherlich hier wieder sagen werden, dass der Bund nichts tut, kein Rechtsanspruch besteht und kein Personal vorhanden ist: Der Bund evaluiert aktuell den sonderpädagogischen Förderbedarf, und dass die tatsächlichen Ressourcen dann an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden, ist hoffentlich klar. Mich würde es wirklich wundern, wenn etwas anderes herauskäme. Und wenn man genau hinhört und zwischen den Zeilen lesen kann, dann ist klar, dass wir meines Erachtens in dieser Frage seitens des Bundes auch mehr erwarten können. Auch wir wollen den Rechtsanspruch und sind zuversichtlich, dass dieser einmal kommt. Martin Netzer äußerte sich im letzten "Report" übrigens sehr offen dazu, auch zum Ergebnis der Evaluierung des sonderpädagogischen Förderbedarfs. - Ich darf ihn zitieren: "Das alles darf keine finanztechnische Frage sein, sagt man im zuständigen Ministerium, rund 800 SchülerInnen mit freiwilligem 11. und 12. Schuljahr wird sich die Republik wohl leisten können." Ich möchte dazu ergänzen: Das wird sich wohl nicht nur die Republik leisten können, sondern das wird sich hoffentlich auch Wien leisten können! Wien ist Schlusslicht bei der Inklusion. Alle anderen 8 Bundesländer schaffen es, fast 100 Prozent der Anträge zu genehmigen, Wien hingegen nicht. Wien lehnt 40 Prozent ab. Das ist beschämend, und deshalb bringen wir heute den Antrag ein, dass Sie sich als Stadtrat dafür einsetzten, dass die Wiener Bildungsdirektion wie alle anderen Bildungsdirektionen die Antragstellungen für ein 11. und 12. freiwilliges Schuljahr für SchülerInnen mit Behinderung genehmigt. - Es geht darum, dass Sie sich einsetzen. Bitte denken Sie darüber nach! (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Janoch. Ich erteile es ihr. GRin Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Wienerinnen und Wiener! In ein paar Tagen fangen bei uns in Wien die Energieferien an, und für Kinder ist das der Startschuss in eine wohlverdiente Semesterpause. Sie können abschalten und die freie Zeit genießen, üblicherweise im Schnee beim Schifahren oder beim Eislaufen mit der ganzen Familie. Doch dieses skizzierte Bild entspricht leider schon länger nicht mehr der Realität. Viele Familien können sich auf Grund der Teuerungen und/oder auch auf Grund der beruflichen Situation keinen Winterurlaub mehr leisten. Somit sind viele Elternteile für die Überbrückung der freien Tage auf eine qualifizierte Betreuung ihrer Kinder angewiesen und stehen daher vor großen Herausforderungen. Wien bietet grundsätzlich eine breite Palette sowohl an privaten als auch an öffentlichen Ferienbetreuungsplätzen an. Leider sind diese für finanzschwache Familien häufig nicht leistbar, und das gilt insbesondere für Mehrkindfamilien. Ich bin der Meinung, dass die Stadt Wien diesfalls klar die Verantwortung übernehmen muss, einerseits im Hinblick auf eine der Hilfestellung rund um die Finanzierung, aber andererseits auch bezüglich der Angebote für Ferienbetreuung. Grundsätzlich hat die Stadt Wien den Bedarf an geförderter Kinderbetreuung richtig erkannt, wählt aber meines Erachtens ein suboptimales Modell, und es scheitert leider auch an der Transparenz. Im letzten Sommer habe ich bereits über die Summer City Camps hier gesprochen. Jetzt schafft die Stadt Wien mit den Winter City Camps ein neues Modell. Ich habe mir das genau angeschaut, und leider muss ich jetzt auch diesbezüglich ein paar Kritikpunkte anbringen. Es sind dies fehlende Ausschreibungen, fehlende Vielfalt der Angebote, Entmündigung der Eltern und auch der Ausschluss eines Großteiles der Ferienbetreuungsanbieter. Und es ist mir auch ein weiterer negativer Punkt aufgefallen: Es ist neu, dass bei diesem Modell vor allem Kinder aus öffentlichen ganztägig geführten Volksschulen bevorzugt wurden. Das heißt, sie konnten sich zu einem früheren Zeitpunkt für die Winter City Camps anmelden als alle anderen Kinder. Ich bin der Meinung, dass das wirklich sehr ungerecht ist, denn es sollten doch für alle Kinder die gleichen Maßstäbe in unserer Stadt gelten. (Beifall bei der ÖVP.) Bereits seit letztem Sommer mache ich Sie immer wieder auf ein durchdachteres Modell für die Summer City Camps und jetzt auch für die Winter City Camps aufmerksam. Es ist dies das Gutscheinmodell, das ich schon letzten Sommer präsentieren konnte. Ich denke, es ist wichtig, eine transparente Online-Plattform zu schaffen, auf der sich unterschiedlichste Ferienbetreuungsanbieter registrieren und Eltern einsehen können, wo es freie Plätze gibt. Man kann viel mehr Betreuungsplätze schaffen. Man kann es schaffen, dass Eltern einen kürzeren Anfahrtsweg haben. Auch ich persönlich kann jetzt schon abschätzen, wie viele freie Plätze ich in meinem Hort haben werde und kann so anderen, Fremdfamilien, die Möglichkeit geben, diese bei mir in den Semesterferien zu nutzen. Ich denke, das würde für alle Familien eine große Entlastung sein. Sie würden dadurch vor weniger großen Herausforderungen stehen. Und ich glaube, es ist ganz wichtig, auch die privaten Träger mit einzubinden. Es geht aber auf keinen Fall, dass Kinder eines bestimmten Schultyps bevorzugt werden. In diesem Sinne wünsche ich allen Kindern und Jugendlichen schöne Semesterferien und alles Gute dann für das 2. Semester. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Al-Rawi. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister und Stadtrat! Ich möchte jetzt wieder bisschen zum eigentlichen Thema kommen, denn meine beiden Vorrednerinnen haben jetzt ganz allgemein über Bildungspolitik, aber nicht über den Akt gesprochen, den wir hier zu beschließen haben. Bei diesem geht es darum, im Stadtentwicklungsgebiet Nordwestbahnhof den neuen Bildungscampus zu errichten. Etwas dabei macht mich auch ein bisschen stolz. Ich rede jetzt zum ersten Mal zur Geschäftsgruppe Bildung, aber nachdem ich ja seit Jahren im Planungsausschuss bin, weiß ich, wie wichtig und toll die Erschließung der sogenannten Industriebrachen, etwa der alten Bahnhöfe und Flughäfen, die wir haben, zu einem neuen Stadtgebiet ist. Im 20. Bezirk ist dieses schon sehr lang geplante und im Wettbewerb befindliche Stadtentwicklungsgebiet auf Schiene, dieses wird bis 2033 6.500 neue Wohnungen beinhalten, und es kommt auch zu einer Verdichtung der jetzt bestehenden. In dem entsprechenden Architekturwettbewerb wurde festgestellt, dass wir dort nicht einen neuen Stadtteil errichten, sondern dass das ein Teil der Stadt sein wird. Im Rahmen dieses Konzepts, bei dem wir auch die soziale Infrastruktur beziehungsweise die Bildungsinfrastruktur machen, entsteht auch dieser Bildungscampus, wofür wir heute den Startschuss für die Finanzierung, die Planung, die Errichtung und die Vorbereitung der PPP-Modelle geben. Es sind in etwa komplett mit Mehrwertsteuer an die 10 Millionen EUR bis 2029 budgetiert. 2028 sollte der Bildungscampus fertiggebaut sein. Dort entstehen 53 Bildungsräume, 12-gruppige Kindergärten, 33-klassige Ganztagsschulen. Es wird eine flexible Belegung der Volksschule und der Hauptschule, die dort entstehen, geben. Es entstehen 8 Klassen für sonderpädagogischen Bedarf. Und dort wird auch der neue Standort für die Musikschule Brigittenau mit integriert. Es werden dort im Endeffekt 1.600 Schülerinnen und Schüler ihren Platz haben, und zwar mit 150 Beschäftigten. Ich möchte auch festhalten, dass die Schaffung der letzten zehn Bildungscampusse und PPP-Modelle im Großen und Ganzen ohne Kostenüberschreitungen bestens funktioniert hat. Zwei werden jetzt übergeben, und dort wird mit höchster Qualität geplant und agiert, etwa mit Alternativenergie, mit Erdwärme. Was bei diesem neuen Bildungscampus neu sein wird, ist, dass in der Planung der Begriff der Kreislaufwirtschaft und die Implementierung dieser Kreislaufwirtschaft gleich mitgedacht werden. Teile dieses Campus werden der Allgemeinbevölkerung zu Verfügung stehen, es wird sozusagen auch eine gemischte Nützung für die Bevölkerung geben, um auch der Durchwegung des Areals im 20. Bezirk Genüge zu tun. In diesem Sinne bitte ich höflich, dass wir diesem Akt zustimmen, und ich habe von den Kolleginnen und Kollegen mitbekommen, dass das sowieso auch ihre Zustimmung bekommen wird. - Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Emmerling. Bevor ich ihr das Wort erteile, ersuche ich noch einmal darum, dass weniger getratscht wird, und wenn, dann bitte draußen vor der Tür oder anderswo, denn ich höre den Geräuschpegel bis hier herauf. - Danke. Nunmehr erteile ich das Wort der Klubobfrau GRin Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie! Zum Poststück: Ich danke meinem Vorredner, der sehr anschaulich ausgeführt hat, wie dieser Bildungscampus neu errichtet wird. Es geht um die Finanzierung. Sie haben auch erwähnt, dass es allein acht Klassen für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf braucht, und damit bin ich schon auch bei dem Thema, weswegen ich mich nachgemeldet habe. Die GRÜNEN haben heute den Antrag zum 11. und 12. Schuljahr eingebracht. Sie haben das vielleicht mitverfolgt: Die Diskussion ist gerade in Österreich vor allem deshalb aufgekommen, weil sich eine Bürgerinitiative sehr stark mit diesem Thema befasst, und ich glaube, es wird durchaus fraktionsübergreifend gesehen, dass wir hier ein großes Thema haben. Wir hätten gerne gehabt, dass dieser Antrag zugewiesen wird, da wären wir gerne dabei gewesen. Jetzt im Nachhinein und nach dem Redebeitrag bin ich aber froh, dass das nicht der Fall ist und ich hier noch einige Punkte ein bisschen klarstellen kann. Wenn wir jetzt in der Folge bei der Abstimmung Ihren Antrag ablehnen, dann bedeutet das natürlich nicht, dass wir nicht wollen, dass Kinder ein Recht auf das 11. und 12. Schuljahr haben. Ich glaube, das wissen Sie ganz genau. In diesem Fall wird ja auch von der Bürgerinitiative definitiv der Rechtsanspruch mit all seinen Rahmenbedingungen, die sich daraus ergeben, gefordert. Es gibt jetzt allerdings diesbezüglich auf Bundesseite anscheinend noch kein Vorankommen, und Sie versuchen, es jetzt auf die Wiener Ebene zu heben. (Zwischenruf von StRin Mag. Judith Pühringer.) Ich verstehe schon! Natürlich geht es auch um die Umsetzung hier. Aber Sie sehen jetzt die alleinige Verantwortung bei den jeweiligen Bundesländern und reden über Wien im Vergleich zu anderen Bundesländern. (StRin Mag. Judith Pühringer: Es gibt keinen Rechtsanspruch!) Okay. Gut! Dann können Sie vielleicht auch unserem Antrag zustimmen. - Würde es gehen und würden die Rahmenbedingungen da sein, dann würden wir natürlich auch zustimmen, und zwar nicht nur Ihrem Antrag, sondern jedem einzelnen Antrag, der für das 11. und 12. Schuljahr in die Bildungsdirektion kommt, überhaupt keine Frage. Der Bereich der SchülerInnen mit erhöhtem Förderbedarf ist in den letzten Jahren massiv angestiegen. Vor 8 bis 9 Jahren gab es rund 100 Schulneulinge pro Jahr, jetzt sind es 170. Die Zahlen steigen also 3 bis 4 Mal so stark wie jene der Erstklässler ohne sonderpädagogischen Förderbedarf. Dass sich das vor allem in Wien so verhält, hat viele Gründe: Wien ist für Eltern mit behinderten Kindern attraktiv, und viele ziehen aus den Bundesländern nach Wien, weil es hier eben auch Spezialeinrichtungen und die dementsprechenden Betreuungsangebote gibt. Das führt zu einem Zuzug von rund 50 SeF-Kindern pro Jahr nach Wien im schulpflichtigen Alter, die dann hier in die Schule einsteigen, und zwar allein deshalb, weil sie in ihrem Bundesland nicht die mögliche Unterstützung genießen. In Wien werden fast alle Kinder beschult, nur 20 Kinder haben einen Dispens aus medizinischen Gründen. Und es ist uns wichtig, dass wir hier auch alle bis auf die erwähnten 20 Ausnahmefälle beschulen. Das ist in angrenzenden Nachbarstaaten und auch Österreich-weit nicht selbstverständlich. Ich habe es wieder so wahrgenommen, dass Sie gesagt haben, dass Wien nichts tut. Es tut mir leid, wenn Sie das so sehen! Wir haben nämlich für das laufende Schuljahr 14 neue SeF-Klassen eingerichtet, und für das kommende Schuljahr sind 10 zusätzliche fix geplant. Wir können aber schon jetzt sagen, dass bereits ohne zusätzliche Genehmigungen noch 10 weitere SeF-Klassen für die kommenden Jahre fehlen. Das sind also nicht nur gewaltige Herausforderungen, sondern es werden auch gewaltige Anstrengungen geleistet, die natürlich zu einem gewissen Grad bedeckt werden können, ab einem gewissen Grad und darüber hinaus aber leider nicht mehr. Zu der Bemerkung, die vorhin gefallen ist, dass etwas zynisch sei: Ja. Wenn Sie sagen, dass es einen SPF-Deckel mit 2,7 Prozent gibt, dann ist das wirklich zynisch, denn damit können wir in Wien wirklich nichts mehr anfangen, das ist vollkommen außer der Zeit, und das führt dann leider dazu, dass wir eine solche Diskussion haben! (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Noch etwas Interessantes: Die Sekundarstufe II ab der 10. Schulstufe ist in Österreich grundsätzlich nicht inklusiv. Von rund 5.500 Schülerinnen mit SPF in Wien besuchen 26 eine AHS-Oberstufe, und die Assistenz in den Bundesschulen wird auch nur gewährt, wenn die SchülerInnen die Eignung für eine höhere Schule besitzen. Daher muss in einem solchen Antrag jedenfalls auch die Öffnung der Bundesschulen für I-Kinder Thema sein, und das ist etwas, das leider in Ihrem Beispiel ausgelassen wird. Ich bringe dementsprechend einen Antrag ein, in dem es genau um diese Sachen geht. Es handelt sich um die Aufhebung des SPF-Deckels, die Bereitstellung von sonderpädagogischem Personal und von Assistenzkräften in den Pflichtschulen und auch um die Öffnung der Bundesschulen für Inklusion. Dementsprechend bitte ich um Zustimmung. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Berger. Ich erteile es ihm. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte nur so viel festhalten: Das Thema Inklusion und sonderpädagogischer Förderbedarf ist, glaube ich, ein sehr wichtiges und ernstes Thema. Daher verstehe ich gewissermaßen, dass man aus Sicht einer Regierungsfraktion hier offenbar nervös wird, wenn es einen anderen Antrag gibt. Wir haben uns grundsätzlich als Fraktionsvereinbarung gewisse Fristen gegeben, bis wann wir Anträge einbringen. Ich glaube, dieses Thema ist nicht ganz unwichtig. Sie kommen jetzt aber mit einem Antrag daher, der nicht weniger als sieben konkrete Forderungspunkte festhält. - Seien Sie mir jetzt nicht böse: Wir sehen das Thema auch als ein sehr wichtiges an, verzeihen Sie mir jetzt aber die Formulierung: Vielleicht geht das beim nächsten Mal noch ein bissel kurzfristiger als beim letzten Redner! - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Stadler. Ich erteile es ihm. GR Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte auch noch ein paar Punkte klarstellen und noch einmal auf das replizieren, was Sie, Frau Klubobfrau Emmerling, gesagt haben. Ich möchte meinem Vorredner absolut recht geben: Einen Antrag während der Debatte vier oder fünf Minuten, bevor wir das abstimmen, einzubringen, ist ja wirklich eine Missachtung aller anderen Parteien, die in diesem Haus sitzen, sich damit auseinandersetzen (Beifall bei GRÜNEN, ÖVP und FPÖ sowie von GR Wolfgang Kieslich.) und da eine ordentliche Entscheidung treffen wollen. Also so mit den anderen umzugehen, ist wirklich nicht dem würdig, wie wir hier politisch arbeiten. Das war der 1. Punkt. Der 2. Punkt: Wir sind natürlich für den Rechtsanspruch, Kollegin Malle hat das auch drei Mal in ihrer Rede betont. Sie tun so, als wären wir nicht dafür. Wir sind natürlich für den Rechtsanspruch und werden uns im Bund weiterhin dafür einsetzen. 3. Punkt: Dass die SPÖ klatscht, wenn es um die Deckelung des SPF geht, mit den 2,7 Prozent, finde ich auch etwas kurios, dieser Deckel wurde immerhin unter Ihrer Regierungsbeteiligung eingeführt. Wir dürfen das jetzt reparieren und den aufheben. Und das werden wir auch versuchen, zu tun, da er gerade evaluiert wird. Also uns das in die Schuhe zu schieben und dann auch noch hier zu klatschen, ist wirklich auch völlig daneben. (Beifall bei den GRÜNEN.) Und der letzte Punkt, den ich noch einmal klarstellen will: Alle anderen 8 Bundesländer schaffen es ja anscheinend. (VBgm Christoph Wiederkehr: Stimmt nicht!) 8 Bundesländer schaffen es, 90 bis 100 Prozent dieser Ansuchen zu genehmigen, nur Wien nicht. Und wir wollen nichts mehr, als dass bei der derzeitigen Rechtslage auch Wien die Verantwortung wahrnimmt und auch das macht, was alle anderen Bundesländer schaffen. Dass trotzdem der Rechtsanspruch kommen soll, da stimmen wir überein, bis dahin kann auch Wien das schaffen, was alle anderen acht Bundesländer schaffen. - Danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und FPÖ sowie von GR Wolfgang Kieslich und GR Harald Zierfuß.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wer der Post 16 zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Postnummer 16 ist einstimmig angenommen. Es liegen drei Anträge vor. Antrag der ÖVP betreffend Reform der Winter City Camps. Hier wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN gegen SPÖ und NEOS, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN, inklusive Bildung ermöglichen, auch hier wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN gegen SPÖ und NEOS, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag von NEOS und SPÖ, Inklusion, sonderpädagogische Förderung, bedarfsgerecht, und so weiter, und so fort. Sofortige Abstimmung. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei NEOS, SPÖ und GRÜNE, gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich, damit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 24 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Beitritt der Stadt Wien zu der Organisation ASQS - Österreichische Fachgesellschaft für Qualität und Sicherheit im Gesundheitswesen ab 1. Jänner 2023. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Deutsch, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Deutsch: Herr Vorsitzender, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Matiasek. Ich erteile es ihr. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir werden diesem Poststück, dem Beitritt zu dieser Fachgesellschaft für Qualität und Sicherheit im Gesundheitswesen unsere Zustimmung geben. Das ist ja auch etwas sehr Wichtiges. Ich habe mich deshalb zu Wort gemeldet, um auf einen Antrag, den wir im Zuge dieses Tagesordnungspunktes aus gegebenem Anlass eingebracht haben, hinzuweisen. Es wurde nämlich jüngst ein Bericht des Rechnungshofes öffentlich gemacht, da geht es um Gesundheitsförderung und Prävention. Und der zeigt erschreckenderweise auf, dass sich die Anzahl der gesunden Jahre der Menschen reduziert hat, nämlich um 1,6 Lebensjahre - also nicht die Anzahl der Lebensjahre direkt, sondern der gesunden Lebensjahre. Und es ist uns ja allen, glaube ich, ein großes Anliegen, möglichst lange gesund zu bleiben. Warum? Ein Hauptgrund sind die vielen chronischen, nichtansteckenden Krankheiten, die mit Lebensweise, Ernährung, mangelnder Gesundheitskompetenz, aber auch mangelnder Gesundheitsvorsorge zu tun haben. Das sind also die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, aber auch sehr viele Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, die dann dazu führen, dass die Menschen früher erkranken als offensichtlich in der Zeit zuvor. Und die Stadt Wien macht wie viele andere auch ja diverse Präventionsprogramme. Es gibt diverse Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsvorsorge, und das schon seit Jahren. Aber ich glaube, das ist jetzt wichtig im Zusammenhang mit diesem Bericht und dieser erschreckenden Erkenntnis, man muss schon nachschauen, ob die denn wirklich alle zielführend sind. Und unser Antrag würde eben auffordern, dass man diese bestehenden Maßnahmen, die bestehenden Projekte entsprechend evaluiert, um dann festzustellen, sind sie wirklich alle sinnvoll, wie weit sind Besucher einer einmaligen Aktion dann auch bereit, weiterhin auf ihre Gesundheit zu schauen, wo funktioniert etwas gut, um es weiterzuführen, um auszubauen, oder wo ist etwas weniger zielführend, sodass man dann entsprechend eben Maßnahmen unterstützt oder auch natürlich die Mittel dort einsetzt, wo es wirklich sinnvoll ist. Es ist also mit Sicherheit wichtig, dass man da drauf schaut, denn ich glaube, ein langes Leben in Gesundheit ist sicher unser aller Anliegen. Und in diesem Sinne bitte ich Sie, diesen Antrag zu unterstützen, beziehungsweise - ich bin mir ja ziemlich sicher, die Regierungsfraktionen werden das nicht tun, und die GRÜNEN machen es halt aus Prinzip nicht -, dass man wenigstens die entsprechenden Maßnahmen einleitet. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Huemer. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen. Und begrüßen möchte ich auch alle intergeschlechtlichen Menschen, die uns live zusehen oder die Debatte nachsehen werden! Auch wir GRÜNE werden dem vorliegenden Poststück zustimmen. Selbstverständlich. Wenn es um Qualität und Sicherheit im Gesundheitswesen geht, dann kann man natürlich gar nicht dagegen sein, sondern muss alles tun und unterstützen, was mehr an Qualität und Sicherheit bringt. Und was mehr Qualität und Sicherheit bringen kann, dazu komme ich noch in meiner Rede. Ich glaube, es ist uns allen sehr wichtig, dass wir die höchste Versorgungsqualität und -sicherheit haben wollen, und dass die Qualität Herstellen ein tagtäglicher Prozess ist. Qualität muss hergestellt werden, sichergestellt werden und weiterentwickelt werden. Wir erleben es tagtäglich, hier gibt es ganz, ganz große Herausforderungen. Und ich habe es schon öfter gesagt, wir GRÜNE haben es schon oft gesagt: Diesen Herausforderungen wird aus unserer Sicht viel zu wenig entgegengewirkt. Es wird viel zu wenig gemacht, um diese Herausforderungen zu bewältigen. (Beifall bei den GRÜNEN.) So orten wir, und das ist ja sehr besorgniserregend, große, große Mängel allerorts, beispielsweise bei den Arbeitsbedingungen. Ich erinnere an die vielen Gefährdungsanzeigen, die eindeutig Gefahr in Verzug bei der Behandlung und Betreuung von Kranken in den Spitälern zeigen. Über die Personalnot haben wir ja schon ganz oft hier diskutiert, auch darüber, dass das Personal ausgebrannt ist, dass wir viel zu viele gesperrte Betten haben, wo eigentlich PatientInnen drinnen liegen sollen. So ist es auch bei den gesperrten OP-Sälen. Wir haben eine steigende Zahl an Fluktuation, wir haben eine steigende Zahl an unbesetzten Facharztstellen. Wir haben eine steigende Zahl an geschlossenen Abteilungen, Gangbetten sind mittlerweile auch wieder ins öffentliche Bild gelangt - ich will gar nicht sagen, dass sie nicht früher auch da waren. Also, sehr geehrte Damen und Herren, mit der Qualität und der Sicherheit in unseren Spitälern schaut es aktuell nicht so rosig aus. Da muss man wirklich mehr tun. Ich vermisse nach wie vor die konkreten Pläne, die unmittelbar und mittelfristig tatsächlich eine Entlastung bringen, eine Entlastung für das Personal, und die etwas sicherstellen, nämlich die Versorgung von Patientinnen und Patienten in Wien, und hier auch das Vertrauen in das öffentliche Gesundheitssystem. Das ist einfach etwas ganz, ganz Wichtiges, an dem wir alle arbeiten sollen, denn die Privatisierung, die Ökonomisierung der Gesundheitsversorgung geht voran, die schreitet voran, da warten viele darauf, in die Presche springen zu können, und ich glaube, das dürfen wir nicht zulassen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Insofern, meine sehr geehrten Damen und Herren, muss dieses Prinzip des Löcherstopfens wirklich ein Ende haben. Das ist eine Maßnahme, die man in einer Notsituation machen kann, aber das Personal von einer Krisenabteilung zur nächsten zu verschieben, das geht sich einfach nicht mehr aus. Ich glaube, das sehen wir alle über die letzten Wochen, Monate, und man kann eigentlich schon sagen, Jahre. Natürlich ist die Situation komplex und nicht einfach zu lösen, aber es gibt viele Schritte, die man angehen kann. Und einer dieser Schritte ist beispielsweise - und ich bringe heute gemeinsam mit KollegInnen meiner Fraktion einen Antrag dazu ein -, den jungen angehenden MedizinerInnen eine Perspektive zu geben. Und diese Perspektive schaut im ersten Schritt einmal so aus, dass sie im klinisch-praktischen Jahr eine angemessene, faire, eine gute Entlohnung für ihre Arbeit bekommen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir fordern mindestens 1.100 EUR. Ich sage nicht, dass das schon viel ist, aber es ist ein erster wichtiger Schritt, um hier tatsächlich die jungen Studierenden, die die zukünftigen ÄrztInnen sind, mit einem positiven Signal in der Zukunft auch an die Spitäler zu binden. Das ist sicher nur ein Puzzlestein, da bin ich schon ganz auch Ihrer Meinung, aber es ist ein wichtiger Baustein. Warum ist das so wichtig? Vielleicht wissen das viele von Ihnen nicht, das klinisch-praktische Jahr ist im 6. Studienjahr, also das ist schon das 11., 12. Semester. Die Studierenden sind fast fertig. Nach diesem Jahr beginnen die meisten einen Turnus oder eine Facharztausbildung. Die haben also schon ganz schön viel gelernt, wissen schon ganz schön viel und machen, und das ist auch gut so, im Spital für 48 Wochen dieses klinisch-praktische Jahr. Das ist eine gute Sache. Fakt ist aber auch, dass es nicht nur eine Ausbildung ist, eine Lernphase, sondern auch schon eine Arbeitsphase. Und diese Arbeitsphase, wenn man mit den Studierenden spricht, ist nicht überall gleich, das gebe ich schon zu, aber bei vielen ist es so, dass es eine ganz schön intensive Arbeitsphase ist und viele schon das Gefühl haben, dass sie so etwas wie SystemerhalterInnen sind, da - ich habe es schon angesprochen - die FachärztInnen fehlen und es den Studierenden im klinisch-praktischen Jahr ja auch schon erlaubt ist, ärztliche Tätigkeiten durchzuführen. Also sie leisten Arbeit, sie stützen das System, sie unterstützen nicht nur die KollegInnen, die schon in Fachausbildungen sind, und sie unterstützen nicht nur die TurnusärztInnen, sondern sie sind eigentlich eine ganz wichtige und wesentliche Säule. Und was bekommen sie für diese Arbeit? Sie bekommen seit heuer 800 EUR. Für die einen mag das viel sein, aber wenn man die Steuern abzieht, dann sind das ungefähr 670 EUR. Und das ist bei jenen, die einen Vollzeitjob in der Klinik leisten, eigentlich ein Hohn, muss ich sagen. Es ist keinesfalls angemessen, es ist keinesfalls wertschätzend, es fühlt sich für viele an, dass sie ausgebeutet werden. Ich glaube, diese Situation können wir uns nicht leisten. Wir brauchen hier einfach mehr Wertschätzung und diese Wertschätzung muss sich auch monetär ausdrücken. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Lhptm Doskozil präferiert ja eher Zwangsmaßnahmen und meint, man kann die Abwanderung von MedizinerInnen ins Ausland damit stoppen, indem man sie einfach ans Spital verpflichtet. Ich glaube, es gibt elegantere Varianten, es gibt klügere Varianten, es gibt feinere Mittel, um die Bindung zu erreichen, nämlich die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, die Verbesserung der Wertschätzung. Man kann nicht immer nur davon reden, sondern man muss auch Taten setzen, und die Erhöhung der Aufwandsentschädigung für das klinisch-praktische Jahr wäre genau so eine Maßnahme. (Beifall bei den GRÜNEN.) Sie erlauben mir einen kleinen Sidestep, denn nicht nur der Rechnungshofbericht zur Prävention ist vor Kurzem erschienen, sondern gestern ist auch der Österreichische Krebsreport vorgestellt worden. Dieser Report hat zum einen Mut machende Befunde. Beispielsweise, dass man heute höhere Überlebenschancen hat und bessere Behandlungsmethoden in der Krebsbehandlung. Aber zum anderen gibt es auch sehr alarmierende Befunde. Und diese erfordern rasches und konsequentes Handeln. Zu diesen Befunden, die besorgniserregend sind, gehören eben - Kollegin Matiasek hat es gesagt - die Prävention. Wir müssen hier auf unsere Lebensstile mehr Acht geben. Wir brauchen da mehr Gesundheitskompetenz -, aber auch die Demographie. Und warum die Demographie? Wir werden älter. Das ist gut so. Aber die Wahrscheinlichkeit, im Alter an Krebs zu erkranken steigt natürlich. Und so ist die Prognose, dass bis 2040 doppelt so viele PatientInnen wie heute an Krebs erkrankt sind, und diese PatientInnen brauchen natürlich medizinische Untersuchungen. Es ist klar, das müssen nicht alles MedizinerInnen sein und das werden nicht alles MedizinerInnen sein. Das braucht es auch gar nicht. Aber was schon klar ist: Wir machen heute die Gesundheitsversorgung von morgen. Und auf diesen Punkt, meine sehr geehrten Damen und Herren, möchte ich einfach noch einmal ganz explizit hinweisen und hindrängen: Es sind die JungmedizinerInnen, es sind die Studierenden in Ausbildung, die uns in der Zukunft im Krankenbett betreuen werden, die uns in Zukunft, wenn wir schwer erkranken, Therapien verschreiben werden. Wir brauchen sie ganz, ganz dringend und wir können nicht am Ende anfangen, sondern wir müssen am Anfang anfangen, um das Personal an die Spitäler in Wien zu binden. Daher, meine sehr geehrten Damen und Herren, ersuche ich Sie wirklich ganz, ganz dringend, dass Sie diese Aufwandsentschädigung von derzeit 800 EUR auf mindestens 1.100 EUR erhöhen. Und ich möchte noch einen Aspekt hinzufügen, warum das wichtig ist, nicht nur die Bindung ans Spital, nicht nur die Wertschätzung und nicht nur die faire Entlohnung: Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten fast ein Jahr im Spital. Als Studierende können Sie vielleicht noch einen Nebenjob machen, aber in dieser Zeit geht das definitiv nicht. Vielleicht haben Sie was erspart, können mit der Unterstützung Ihrer Eltern rechnen, können bei der Oma gratis wohnen, aber bei vielen ist das nicht so der Fall. Ein Drittel der Studierenden muss selbst dafür sorgen, dass sie ein existenzsicherndes Einkommen schaffen. Das heißt, sie arbeiten neben dem Studium. Das gilt natürlich auch für Medizinstudierende. Dadurch entsteht tatsächlich eine ganz schön prekäre Situation, die wir auch ein bisschen entschärfen könnten, indem mehr Geld für das klinisch- praktische Jahr zur Verfügung steht. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich glaube, von Arbeit muss man leben können. Dieses Motto kann nicht nur generell, sondern muss auch für angehende MedizinerInnen gelten. Wie Sie wissen, die ÖH selbst sieht als ersten Schritt ebenfalls diese 1.100 EUR als angemessen, aber eben als ersten Schritt. Die Ärztekammer legt den Benchmark schon bei 1.700 EUR. Das ist die Richtung, wo es hingehen soll. Ja, es kann immer mehr werden, aber zumindest ein Einkommen, von dem man auch ein bissel leben kann, wäre wichtig. Und noch ein Punkt: Graz zahlt mittlerweile zumindest schon 900 EUR. Ich weiß, wir haben im Dezember diese Aufwandsentschädigung von 650 auf 800 EUR erhöht. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich sehe das aber nicht als Erhöhung. Sondern das ist die Anpassung an die Inflation. Seit 2015, als diese 650 EUR eingeführt wurden, bis heute sind viele Jahre vergangen. Gerade angesichts der Teuerung ist sozusagen die Aufwandsentschädigung extrem gesunken. Dass hier nachgezogen wurde, ist gut, ist richtig, ist eine Inflationsanpassung, aber es ist keinesfalls eine Erhöhung, die es dringend braucht. Also bitte reden Sie sich jetzt nicht auf ein Wissenschaftsministerium aus, das hier Fakten setzen soll. Es gibt kein Verbot und auch kein Gebot, dass nur so viel Aufwandsentschädigung zu leisten wäre, nein, es liegt ganz alleine in der Hand der rot- pinken Stadtregierung, hier ein angemessenes, faires Entgelt zu schaffen. Bitte tun Sie das und stimmen Sie unserem Antrag zu. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Dr. Gorlitzer. Ich erteile es Ihm. GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Präsident! Wir werden diesem Poststück zustimmen, es geht ja um die Qualität und die Sicherheit im Gesundheitswesen. Das ist auch sehr wichtig, denn bei der Qualität hängt auch vieles mit der Ausbildung zusammen. Eine gute Ausbildung bedeutet auch eine hohe Qualität im medizinischen System. Die Überprüfung und Genehmigung von Facharztausbildungsstellen obliegt ab 1. Jänner 2023 den Ländern, und wir haben uns einmal angesehen, wie es im Moment so ausschaut in Wien. Wir haben am 5.12.2022 eine Anfragebeantwortung bekommen und da stehen dann ganz erstaunliche Zahlen, was 2021 bezüglich Ausbildungsstellen im Wiener Gesundheitsverbund los ist: Es gibt 1.032 Ausbildungsstellen im Wiener Gesundheitsverbund und von denen sind insgesamt 185 nicht besetzt. Das ist ganz erstaunlich, immerhin sind 18 Prozent der Ausbildungsstellen in Wien nicht besetzt. Nur bei 4 Stellen von 25 gibt es eine Vollbesetzung, das entspricht nicht einmal 20 Prozent aller Fächer, die mit ihren Ausbildungsstellen voll besetzt sind. Besonders prekär ist die Situation bei den sogenannten Mangelfächern. Unbesetzte Stellen: in der Labormedizin fast 34 Prozent, in der Radiologie fast 27 Prozent, erstaunlicherweise in der Allgemeinchirurgie fast 25 Prozent, Anästhesie 20 Prozent, Augenheilkunde fast 18 Prozent und in der Kinderpsychiatrie - gut, das ist ein Dauerthema - auch fast 18 Prozent. Allein daran erkennt man, dass hier langsam ein Versorgungsproblem entsteht. Wir sehen das ja jetzt schon bei der Klinik Ottakring, wo Leistungen ausgelagert und teuer zugekauft werden müssen, mit bis zu 300 EUR pro Stunde, um Röntgenbilder zu beurteilen. Das ist schon symptomatisch für einen dauernden Abwärtstrend in der Wiener Gesundheitspolitik. Und die Auswirkungen davon lesen wir mittlerweile fast täglich in der Zeitung: Durch Abgänge wie Pensionierungen, aber auch Kündigungen kommt es zu einem absoluten Personalmangel in Wien, schon seit Monaten. Zum Beispiel haben 17 KollegInnen innerhalb eines Jahres nach Beendigung der Ausbildung den Wiener Gesundheitsverbund verlassen. Und in den nächsten Jahren wird sich die Situation noch deutlich verschärfen, durch die Pensionierungswelle der sogenannten Babyboomer, die in den nächsten fünf bis zehn Jahren alle in Pension gehen werden. Und deswegen ist es besonders wichtig für uns in der Wiener Volkspartei, dass diese Ausbildungsstellen auch ausreichend und möglichst rasch besetzt werden. (Beifall bei der ÖVP.) Was ist aber die Ursache für unbesetzte Ausbildungsstellen? Ich kenne das eigentlich von meiner Anfangszeit, da waren genügend Ausbildungsstellen ein Problem. Warum ist der Wiener Gesundheitsverbund so unattraktiv geworden? Na ja, es geht einerseits darum, die Ausbildung basiert auf Freiwilligkeit und Sympathiewerten, ob du jemanden ausbildest oder nicht. Die Primarärzte sowie die Oberärzte sind meistens ziemlich zugemüllt mit irgendwelchem bürokratischen Aufwand und damit außerordentlich belastet. Da fehlt natürlich dann Zeit am Ende des Tages, eine ordentliche Ausbildung zu garantieren. Und dazu kommt noch, dass von den 111 Primarärzten 19 mit der Betrauung mehrerer Abteilungen eigentlich überfordert sind. 17 Prozent der Primarärzte haben sogenannte Doppelprimariate, und mit einem Hintern auf zwei Kirtagen zu tanzen, ist nicht so wahnsinnig lustig, da kommt keine gescheite Ausbildung zustande. Aber was wollen die JungmedizinerInnen? Ich habe sie befragt. Neun von zehn Jungmedizinern wollen eine Fachausbildung absolvieren. Das wichtigste Anliegen für die Jungmediziner ist eine gute Ausbildung, die Bezahlung ist eigentlich erst sekundär. Das heißt, wir brauchen eine gute Qualität in der Ausbildung. Deswegen bringen wir heute einen Beschlussantrag ein für eine proaktive Besetzung der Facharztausbildungsstellen. Damit ist auch verbunden, dass erfahrene Fachärzte vermehrt mit der Ausbildung betraut werden sollen. Da kann man auch gerne diskutieren - wir werden das an den Gesundheitsausschuss zuweisen -, wie man das am besten lösen kann. Da gibt es verschiedenste Modelle, zum Beispiel ältere Fachärzte von den Nachtdienstleistungen zu befreien, oder mit Zulagensystemen. Wir bringen heute auch einen zweiten Antrag ein, der relativ aktuell ist. Er betrifft die Impfstraßen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie, die jetzt Gott sei Dank im Abklingen oder praktisch schon fast vorbei ist. Wir haben in der Vergangenheit oft einstimmige oder mehrheitliche Beschlüsse zu diesem Thema gefasst, das war auch gut so, eine Pandemie gemeinsam zu bekämpfen. In den letzten Monaten hat es aber den Anschein, dass der Herr Bürgermeister und sein zuständiger Stadtrat eher eigenmächtig und entgegen aller fachlichen Empfehlungen diese Covid-Epidemie bekämpfen wollen. Das ist ein bisschen, gegen die Corona-Cowboys vorgehen und eigentlich, um absichtlich politisches Kleingeld zu schlagen und gegen die Empfehlungen der Fachkräfte und gegen die Empfehlungen des Bundesministers agieren. (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben in den letzten Wochen beobachtet, dass in den Impfstraßen die Frequenz deutlich gesunken ist, in den großen Impfstraßen kommen manchmal sogar nur 20 Personen pro Tag impfen. Es zahlt sich dieser auch finanziell hohe Aufwand eigentlich nicht mehr aus, diese Impfstraßen weiter zu betreiben. Daher sind wir der Ansicht, diese mit Ende März einzustellen und - was wir schon von Beginn an gefordert haben - die Bezirksgesundheitsämter damit zu betrauen. Die niedergelassenen Ärzte machen es sowieso. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Anträge wurde schon digital eingebracht, oder? - Das ist die Zuweisung? - Okay. Zur Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort und verzichtet. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 24. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Einstimmig angenommen. Jetzt kommen wir zu den bereits eingebrachten Anträgen. Antrag der ÖVP, Covid-Impfungen in den Bezirksämtern. Hier wird die sofortige Abstimmung gefordert, Herr Klubobmann? - Ja, es steht am Antrag nicht oben, daher frage ich. - Sofortige, ja, okay. Wer also dem Antrag der ÖVP, Covid-19-Impfungen in Bezirksämtern, zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, Klubunabhängigem und den GRÜNEN gegen SPÖ und NEOS, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN, angemessene Bezahlung für das klinisch-praktische Jahr. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, Klubunabhängigem und GRÜNEN, ist nicht erforderliche Mehrheit, da die SPÖ und NEOS dagegen waren. Antrag der FPÖ, nichtaliquotierter Pflegebonus. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ und Klubunabhängigem gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der FPÖ, Prävention und Gesundheitsvorsorge Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, Klubunabhängigem gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE, ist nicht erforderliche Mehrheit. Antrag der FPÖ und des Klubunabhängigen, Aufhebung aller Corona-Maßnahmen. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, Klubunabhängigem gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Und Antrag der ÖVP, vollständige Besetzung der Facharztausbildungsstellen, hier wird die Zuweisung an den Herrn Gesundheitsstadtrat verlangt. Wer die Zuweisung unterstützt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung erfolgt einstimmig. Wir kommen zu Postnummer 25 der Tagesordnung. Das ist eine Verordnung des Wiener Gemeinderates betreffend die Festsetzung der Gebühren gemäß § 28 Abs. 3 Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetz - WRKG. Es liegt keine Wortmeldung mehr vor. Daher kommen wir gleich zur Abstimmung. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand - Die Annahme dieses Tagesordnungspunktes ist einstimmig. Dazu gibt es einen Antrag, der von der FPÖ und vom Klubunabhängigen eingebracht wurde, bezüglich härtere Strafen für Klimaterroristen. Wer dem beitritt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei FPÖ und Klubunabhängigem gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Zu Postnummer 27 der Tagesordnung, sie betrifft den Abschluss eines Nachtrages zum Baurechtsvertrag vom 24. September 2002 mit der Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Siedlungsunion registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung in der KatG Eßling, liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wer hier zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt einstimmig. Es liegt hier ein Antrag der FPÖ vor betreffend Richtwertmieten, Rücknahme der Erhöhung bei Gemeindebaumieten. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, Klubunabhängigem gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE, hat nicht die erforderliche Mehrheit. Postnummer 28 der Tagesordnung betrifft das Plandokument Nr. 8306 im 12. Bezirk, KatGen Hetzendorf und Altmannsdorf. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Dipl.-Ing. Al-Rawi, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi: Ich bitte um Zustimmung zu dem vorliegenden Akt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Janoch. GRin Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Meidlingerinnen und Meidlinger! Ich bin im 12. Wiener Gemeindebezirk aufgewachsen, lebe und arbeite immer noch in meinem Grätzl. Und als Mitglied des BürgerInnenausschusses freut es mich jedes Mal, wenn wir gemeinsam Anliegen, Wünsche und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger aus Meidling behandeln. Und aus diesem Grund möchte ich zu diesem Poststück sprechen. Es geht um die Petition gegen Hochhäuser und zu hohe Grundstücksumwidmungen in der Stachegasse in Hetzendorf. In Hetzendorf rund um die Stachegasse wird es eine neue Flächenwidmung geben, und der Plan sieht dort vor, dass in diesem Gebiet die Bauklassen IV und V möglich sein sollen. Aber dieses Grätzl kennzeichnet sich durch viele Kleingartenhäuser und eine Bahnstraße aus, und für den Bau müssten sehr viele Bäume gefällt und kostbarer Grünraum geopfert werden. Das heißt, eine Verbauung ist eigentlich nicht nachvollziehbar, weil auch die Infrastruktur dazu fehlt. Daher hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, gemeinsam haben sie eine Petition gestartet. Anfang November wurde dann im Ausschuss festgelegt, dass diese Petition in Behandlung bleibt, um eine Stellungnahme von Frau StRin Sima abzuwarten und einzuholen. Doch bevor diese Petition kommenden Montag im Ausschuss final behandelt werden kann, wurde der Flächenwidmungsplan bereits im Dezember im Gemeinderatsausschuss von SPÖ und NEOS beschlossen. Und aus diesem Grund wird heute hier im Gemeinderat abgestimmt. Was zeigt uns das jetzt ganz deutlich? Es zeigt uns, dass Bürgerinnen und Bürger um ihr Herzensprojekt kämpfen. Sie setzen sich dafür ein, sie sammeln Unterschriften, all das in ihrer Freizeit, um etwas gemeinsam zu erreichen, um sich stark zu machen und um dem Ganzen eine Stimme zu geben, weil sie gehört werden wollen. Aber was ist das Resultat? Die Stadt Wien ignoriert diese Sorgen und Anliegen. Bürgerinnen und Bürger werden so außen vor gelassen. Im Bezirk ist die Unzufriedenheit deshalb deutlich spürbar. Nicht nur wir kritisieren diese Vorgehensweise, im Bezirk sind es neben uns auch FPÖ und NEOS, die sich dagegen aussprechen. Die geplante Bürgerversammlung wurde dann auch noch von der SPÖ im Bezirk verhindert. Im Gemeinderat bringen wir heute deshalb gemeinsam mit der FPÖ auch einen Antrag auf Absetzung des Poststückes ein. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Abschließend möchte ich sagen: Gemeinsam haben wir doch den Gemeinderatsausschuss für Petitionen attraktiviert, wir haben ihn erneuert, sogar per Livestream kann man dabei sein. (GR Thomas Weber: Ihr habt dagegen gestimmt!) Aber diese Erneuerung ist nicht zufriedenstellend, wenn dann doch Bürgerinnen und Bürger ignoriert werden. Deshalb würde ich sagen, Transparenz und Offenheit werden mit diesem Umgang nicht gelebt. - Danke. (Beifall bei ÖVP und FPÖ. - Rufe und Gegenrufe zwischen ÖVP und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Valentin, ich erteile es ihm. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Vorerst einmal, im Ausschuss ist es auch mit den Stimmen der GRÜNEN beschlossen worden. Ich berichtige ungern junge aufstrebende Kolleginnen aus der Opposition, aber man sollte sich halt auch bisschen das Protokoll anschauen, bevor man sich hier herstellt. Punkt 1. (Zwischenruf von GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc.) - Ja, das ist halt mit alten Männern so, dass alte Männer dann auch gerne auf die Wahrheit Rücksicht nehmen wollen. Und vielleicht ist das jugendliche Ungestüm gegen alte Männer halt auch manchmal der Erfahrung geschuldet, dass wir unsere Protokolle halt fallweise auch lesen und verstehen. Zwei Dinge, meine Damen und Herren, die man auseinanderhalten muss. Man muss die Flächenwidmung auseinanderhalten und das, was die Kollegin zum Schluss über die beiden Ausschussqualitäten gesagt hat. Wir haben hier ein Gebiet, wo ein Flächenwidmungsplan zur Diskussion vorgeschlagen war, der auch die Bauklasse VI beinhaltet hat, der eine massive Verbauung beinhaltet hat, der eine stärkere Nutzung beinhaltet hat. In der Diskussion - und deshalb sage ich, das ist ein idealtypischer Flächenwidmungsfall und nicht etwas, das entgleist ist, ganz im Gegenteil - hat der Bezirk sehr massiv, Gruppen ganz massiv, Einzelpersonen ganz massiv in einem hoheitlichen Verfahren, das partizipativ ist - also wir reden nicht von einer Administrationstätigkeit des Magistrates kontra etwas, das die Bürgerinnen und Bürger sagen, sondern das sind auch Bürgerinnen und Bürger, - integriert. Da gibt es eine öffentliche Auflage, da werden unter anderem diejenigen, die in einer Wahl gewählt sind, in der Bezirksvertretung befragt, das kommt wieder in den Ausschuss, dann gibt es Debatten. Das dauert relativ lange, bis dann auch eine fertige Stellungnahme erfolgt. Was ist geschehen? Der Bezirk hat sich zu einer Stellungnahme gefunden. Der Bezirk hat gesagt, das ist ihm zu hoch und hat einige Anregungen in einer zusätzlichen Stellungnahme hineinverpackt, und der ist weitestgehend nachgekommen worden. Es gibt ein Plandokument, das hat jetzt zwei Drittel geförderte Wohnungen, es gibt massive Begrünungsmaßnahmen, es gibt eine Ausweitung der Schutzzone, die vom Bezirk gefordert worden ist, und es gibt eine Reduzierung der Bauklasse, ganz massiv. Zeitgleich ist den Satzungen und der Geschäftsordnung dieses Hauses gemäß eine Petition eingebracht worden. Als wir das Petitionsrecht verhandelt haben, hat es zwei Dimensionen geben, nämlich die Idee, dass hier Dinge niederschwellig eingebracht werden können, die sonst unter Umständen in Verwaltungsabläufen in Situationen der Stadt nicht eingebracht werden können. Deshalb hat man sich nach einer langen Diskussion für eine sehr, sehr niederschwellige Beteiligungsquote von 50 Unterschriften, die man im Internet abgeben kann, entschlossen, hat aber auch gleichzeitig gesagt, dieses Petitionsrecht ist ein Einbringungsrecht, um eine zusätzliche Öffnung in der Politik zu ermöglichen, um zusätzliche Informationen, Problemstellungen, und so weiter zu erfahren. Dann ist richtig berichtet worden - das sage ich auch -, dass zeitgleich mit dem Widmungsverfahren auch die Sitzung des Petitionsausschusses stattgefunden hat, dort auch das Problem besprochen und noch auf eine nächste Sitzung vertagt worden ist. Normalerweise sind das Petitionsrecht und das Verfahren wesentlich schneller als ein Widmungsverfahren. Das heißt, normalerweise wird es solche Situationen kaum geben, aber man wollte explizit mit dem Petitionsausschuss keinen Superausschuss haben, der über den anderen Ausschüssen steht. Das heißt, durch die Tatsache, dass mehrfach Anregungen und Stellungnahmen in den Planentwurf hineingearbeitet worden sind, weitgehend alle Forderungen erfüllt worden sind, bis einige wenige, hat der Planungsausschuss, dem ich vorstehe, in meiner Verantwortung das beschlossen - weil ich auch gar nicht anderes tun kann, weil keine andere Geschäftsordnung mir was vorschreibt. Ich habe nicht die Befindlichkeit, ohne Grund Dinge anzusetzen, sondern es muss formal irgendwo ein Fehler passiert sein. Ist aber nicht. Das heißt, wir haben auch eher geglaubt, dass von der Schnelligkeit der Folgerungen daraus und der Schnelligkeit des Bezirks dann das Petitionsverfahren auch abgeschlossen sein wird, auch rein optisch bis zum heutigen Tag. Es liegt auch nicht an mir, wenn ordnungsgemäß ein Widmungsakt da durchgegangen ist, diesen zu verzögern. Das ist auch nicht meine Kompetenz, kann ich auch nicht tun. Das heißt, was ist passiert? Zwei Ausschüsse, die voneinander unabhängig arbeiten, wo wir auch festgeschrieben haben, dass es da keine Kausalität gibt, hat, bevor endgültig der Abschluss im Petitionsausschuss gemacht wurde, heute die Sitzung und die Behandlung im Gemeinderat. Es sind allerdings, das muss man auch dazusagen, aus der Anzahl der Forderungen, die auch die Petitionswerbergruppe eingebracht hat, viele Dinge erfüllt worden. Ich sage Ihnen aus meiner Erfahrung, eine Diskussion über eine Widmung, wo nachher alle finden, dass sie ungerecht behandelt worden sind, ist meistens eine sehr gerechte, weil niemand seine Forderungen zu 100 Prozent durchgebracht hat. Und für mich ist es eher ein Beispiel, dass eine sehr kontroversielle Widmung durch eine sehr feinfühlige planerische Betreuung, auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Planungsabteilung, der Widmungsabteilung zu einem Kompromiss geführt hat. Das eine ist, ja, der Tatsache geschuldet, dass zwei nicht kausal zusammenwirkende Verfahren, das Petitionsverfahren und das Widmungsverfahren, parallel gelaufen sind - im Regelfall ist das Petitionsverfahren das schnellere, weil die Widmung normalerweise wesentlich länger dauert -, und auf der anderen Seite haben wir hier ein Widmungsergebnis, das in sich ein sehr, sehr gutes ist, wo am Ende des Tages viele der Anregungen, viele der Einsprüche auch tatsächlich Umsetzung finden. Ich rate Ihnen deshalb guten Gewissens, dieses Poststück zu verabschieden. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar. Ich erteile es Ihr. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Kollege Valentin! Ich muss mich spontan zu Wort melden, denn gewisse Dinge kann man hier nicht so im Raum stehen lassen. Der große Kritikpunkt für uns - und ich nehme jetzt auch die FPÖ beziehungsweise, weil wir im Ausschuss auch darüber gesprochen haben, die GRÜNEN mit ins Boot - ist die Art und Weise, wie hier umgegangen wird. Der Kritikpunkt ist, dass wieder einmal ein Flächenwidmungsplan beschlossen wird, bevor er im Petitionsausschuss abschließend behandelt wird. Wir hatten das bei den Siemensäckern, und ich glaube, wir hatten noch eine zweite Situation, wo es schon einen Aufschrei gab und wo - verzeihen Sie mir den Ausdruck - sich die Bürger auch mehr und mehr verarscht fühlen. Denn es gibt überhaupt keine Begründung, warum man sich bei einer Petition künftig engagieren soll, wenn offensichtlich die Stadtregierung das nicht wertschätzt, man nicht gehört wird und nicht wertschätzend behandelt wird. Jetzt haben wir in langer Ausführung die bürokratische Erklärung dafür gehört, warum die Abläufe so waren, wie sie waren. Nur, ich sage Ihnen schon eines, sehr geehrter Herr Kollege, es gibt zahllose Flächenwidmungspläne, die nicht geschwind durchgeboxt werden ab dem Zeitpunkt, wo sie im Rathaus landen. Stichwort Theresianum, ich glaube, wir haben ein Jahr darauf gewartet, dass der im Gemeinderat behandelt wird. Jetzt plötzlich gibt es Flächenwidmungspläne, wo man ganz geschwind sein muss, wo der Petitionsausschuss am Montag ist und diese vier Tage nicht abgewartet werden können, bis schlussendlich der Flächenwidmungsplan im nächsten Gemeinderat behandelt werden kann. (Beifall bei der ÖVP.) Und eines muss ich schon sagen - als naive Oppositionspolitikerin, die jetzt noch nicht in diese Prozesse mit einbezogen war, aber -, die Tagesordnungen von Ausschüssen und Gemeinderatssitzungen fallen, glaube ich, auch nicht vom Himmel, sondern die wird auch jemand festlegen, ob das jetzt die Fachabteilung oder das Stadtratbüro ist, und ich maße mir an, zu unterstellen, dass da auch eine gewisse Rangiermöglichkeit seitens des Stadtratsbüros besteht, mitzubestimmen oder zu sagen, was auf einer Tagesordnung ist oder nicht. Wir hatten Sitzungen, ob das jetzt die Stadtentwicklungskommission war, ob das Ausschlusssitzungen waren, wo auch zwei Minuten vor Beginn der Sitzung auf Grund von neuen Fragestellungen, die sich ergeben haben, Poststücke abgesetzt und vertagt wurden. Und da frage ich mich schon: Warum kann bei diesem Poststück, bei dieser Situation nicht genauso verfahren werden. Inhaltlich mag sich auch nichts mehr ändern, aber was ist denn das für ein Auftreten nach außen, den Bürgern gegenüber: Ja, eh lieb, Montag reden wir dann nochmal über eure Petition, eh wurscht, weil wir haben es jetzt eh quasi schon im Gemeinderat behandelt und abgeschlossen, da kann man ja jetzt eigentlich eh nichts mehr ändern! Mir geht es um dieses Erscheinungsbild, mir geht es um die Wertschätzung, mir geht es um dieses Agieren auf Augenhöhe den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber. Das ist der große Kritikpunkt, den wir auch hier heute haben, und ich hoffe, nicht nur für uns, sondern auch für die Bürgerinnen und Bürger, dass so eine Vorgehensweise, dass Flächenwidmungspläne vor Abhandlungen der Petitionen beschlossen werden, nicht mehr in diesem Haus vorkommt. - Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP, FPÖ, und GRÜNEN sowie von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher nun zu den Abstimmungen. Es ist ein Antrag auf Absetzung Postnummer 28 eingebracht worden, und zwar von der ÖVP, FPÖ und vom klubunabhängigen Mandatar hier im Haus. Wer diesem Antrag beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und Klubunabhängigem gegen SPÖ, NEOS und GRÜNE, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Wer daher der Postnummer 28 zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Es gelangt nunmehr Postnummer 29 der Tagesordnung zur Verhandlung, sie betrifft das Plandokument 8364 im 21. Bezirk, KatGen Floridsdorf und Donaufeld. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Fitzbauer, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Sequenz. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuseherInnen am Livestream! Wir haben hier ein Plandokument in Floridsdorf, wo es um den Aus- und Umbau einer Bildungsanstalt für Elementarpädagogik geht, in der sich auch ein Praxiskindergarten befindet. Dort werden ungefähr 800 SchülerInnen unterrichtet und zirka 170 Kinder besuchen diesen Kindergarten. Ein gutes, ein begrüßenswertes Projekt, möchte ich gleich vorausschicken. Es wäre sogar perfekt gewesen, und perfekt war es eigentlich noch bis nach der Sitzung des Bauausschusses in Floridsdorf. Denn was wurde damals abgestimmt? - Dass auf diesen Schulvorplatz, das ist ein riesiger Schulcampus, ein Aus- und Einfahrtsverbot besteht. So wurde das Plandokument im Bauausschuss in Floridsdorf abgestimmt. Was ist danach passiert? Und wir sind schon wieder bei diesen Irrläufen, die wir auch gerade beim letzten Dokument gehört haben. Ein paar Tage später werden die Mitglieder des Bauausschusses angerufen, es kam noch eine Stellungnahme rein, aus der Bevölkerung, insbesondere von der Schule, man möge bitte dieses Ein- und Ausfahrtsverbot rausnehmen, denn es muss ein Foodtruck dort zufahren. Erstens, dass ein Bauausschuss noch während der öffentlichen Auflage tagt, ist sowieso ein No-go. Gut, was ist dann passiert? Im Bezirksparlament wurde das Plandokument abgestimmt, so wie es im Bauausschuss war, und dann eben ein Zusatz, der sagt, dieses Ein- und Ausfahrtsverbot wird aufgehoben. Diesem Zusatz haben die GRÜNEN-Floridsdorf natürlich nicht zugestimmt, mich wundert auch, dass die SPÖ das mitträgt, denn das widerspricht dem rot-pinken Regierungsprogramm zu diesem Thema, das eben vorsieht, dass Schulvorplätze für Kinder sicher sein sollen. Ich möchte hier kurz aus Ihrem eigenen Regierungsprogramm vorlesen: Überall, wo Supergrätzl nicht möglich sind, "werden integrative Lösungen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität der Vorplätze von Kindergärten und Schulen umgesetzt." Ich muss sagen, es ist echt zach, dass wir als Opposition permanent Anträge stellen müssen, die Ihr ureigenstes Regierungsprogramm einfordern, und ich bin ja sehr gespannt, ob Sie hier zustimmen oder nicht, denn dann würden Sie wieder einmal gegen Ihr eigenes Regierungsprogramm stimmen. Ich möchte auch vorausschicken, wir werden dem Plandokument zustimmen, weil es wirklich eine gute Widmung ist. Aber wenn Sie sich hier noch einen Ruck geben würden und wir wirklich übereinstimmen, dass dieser Schulvorplatz das sein soll, was er auch sein soll, eine Zone der Sicherheit mit hoher Aufenthaltsqualität, dann würde aus einem guten Projekt ein supergutes werden. Und ich kann Ihnen jetzt schon sagen, ich werde diese Widmung im Auge behalten, denn es wurde damals in der Bezirksvertretung beteuert: Na, na, da fahrt wirklich niemand sonst rein! Ich möchte übrigens noch erwähnen, die Recherchen der Floridsdorfer GRÜNEN haben ergeben, dass es nicht notwendig ist, dass dieses Einfahrtsverbot nur für diesen Truck aufgehoben wird, und ich werde mir das genau anschauen und werde die Erste sein, wenn dort raus- und reingefahren wird, die mit meinem Antrag dort steht und alle informiert, wer ihnen das eingebrockt hat, dass dort Autos ein- und ausfahren. In diesem Sinne, geben Sie sich einen Ruck, unterstützen Sie diesen schönen Antrag, und ich glaube, das war eine Punktlandung vor der Dringlichen. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer: Das Projekt ist, wie wir schon gehört haben, wirklich ein ausgezeichnetes Projekt, und zwar ein Schulstandort für das Regelalter 14 bis 19 Jahre. Ich möchte eine kleine Korrektur zu den Ausführungen der Kollegin anbringen: Der Wunsch einer Zufahrts- und Überfahrtsmöglichkeit auf diesem Gelände ist nicht von der Bevölkerung gekommen, sondern von der MA 10, das steht auch so im Akt, ist verspätet gekommen, aber noch zeitgerecht, und ist deshalb auch im Bauausschuss nicht entsprechend behandelt worden und nachträglich in der Bezirksvertretung dann in die Stellungnahme eingeflossen. Man muss berücksichtigen, dass genau an diesem Standort Patrizigasse, Freytaggasse, Schloßhofer Straße auch ganz wichtige Straßenzüge für den öffentlichen Verkehr sind. Es werden große Teile von Floridsdorf von dort ausgehend angebunden, und zwar mit den Autobuslinien 28A und 29A zum Beispiel die Großfeldsiedlung, das Industriegebiet Siemensstraße, die Siemensäcker, die Entwicklungen entlang der Leopoldauer Straße bis zum City Gate, mit der Linie 29A detto in etwa auch in der Gegend, und was ganz, ganz entscheidend ist, die Schloßhofer Straße ist eine Straße, die Gleiskörper beinhaltet, und zwar für die Linien 25, 26 und zukünftig 27 und ist eine unserer ganz wenigen wirklich gut aufgeschlossenen Querverbindungen zur Donaustadt. Das dürfen wir durch nichts blockieren lassen. In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung zu dem Poststück, zum Plandokument in vorliegender Form. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Die Zustimmung erfolgt einstimmig. Wer dem vorliegenden Antrag der GRÜNEN betreffend Erhaltung des autofreien Schulvorplatzes beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei den GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ, Klubunabhängigem, NEOS und SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und daher abgelehnt. Auf meiner Uhr ist es 16 Uhr, auf allen anderen auch schon. (Allgemeine Heiterkeit.) - So ein Glück. Nachdem es jetzt schon 16 Uhr ist, kommen wir nun zu dem Verlangen, dass die von den GemeinderätInnen Zierfuß, Hungerländer, Janoch, Klika, Olischar, Sittler eingebrachte, an den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage betreffend Aufklärung über den Fördermissbrauch im Kindergartenverein Minibambini sowie die fehlende beziehungsweise ineffektive Kontrolle durch die städtischen Behörden vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfindet. Gemäß § 37 Abs. 5 der Geschäftsordnung hat auf Verlangen vor der mündlichen Begründung die Verlesung der Dringlichen Anfrage zu erfolgen. Ich darf daher die Frau Schriftführerin Greco um Verlesung dieser Dringlichen Anfrage bitten. Schriftführerin GRin Dr. Katarzyna Greco, MBA: "Die Dringliche Anfrage der GemeinderätInnen Harald Zierfuß, ÖVP, Mag. Caroline Hungerländer, ÖVP, Silvia Janoch, ÖVP, Julia Klika, ÖVP, Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, ÖVP und Mag. (FH) Dipl.-Ing. Mag. Dr. Peter Sittler, ÖVP an Herrn Bgm Dr. Michael Ludwig für den Gemeinderat am 25.1.2023: Aufklärung über den Fördermittelmissbrauch beim Kindergartenverein Minibambini sowie die fehlende beziehungsweise ineffektive Kontrolle durch die städtischen Behörden. Nach dem Skandal um die islamischen Kindergärten sowie den Fördermittelmissbrauch bei den Alt-Wien-Kindergärten erschüttert nun ein weiterer Fördermittelmissbrauchsskandal die Stadt. So hat der Stadtrechnungshof Wien in seinem am 16.1.2023 veröffentlichten Bericht zum Kindergartenverein Minibambini ‚MA 10 und Verein Kindergarten Minibambini, Prüfung der Förderungen an den Verein Kindergarten Minibambini', Stadtrechnungshofstätigkeitsbericht 1355218-2022, einen weiteren massiven Fördermittelskandal im Kindergartenbereich der Stadt Wien aufgedeckt. Obwohl die Kontrolle über die widmungsgemäße Verwendung von Fördermitteln im Zuständigkeitsbereich der MA 10, Abteilung Kindergärten, Fachbereich Förderungen, private und elementare Bildungseinrichtungen liegt, ergab erst eine vom Stadtrechnungshof initiierte Prüfung des Vereins Minibambini betreffend 2019 bis 2021, dass der seit 2009 von einer Familie geführte Verein mittels zahlreicher Insichgeschäfte sowie der Gewährung von Darlehen an die im Verein beschäftigten Familienmitglieder offenbar über Jahre hemmungslos als Selbstbedienungsladen missbraucht wurde. So wurden auch mehrere Bauunternehmen aus dem Stuckateur- und Trockenausbaubereich ohne Gewerbe- oder Gastgewerbeberechtigung für das Catering der Kinder beauftragt, in Millionenhöhe bar bezahlt und schließlich vom Bundesministerium für Finanzen als Scheinunternehmen gemäß Sozialbetrugsbekämpfungsgesetz identifiziert. Weiters besitzt der Kindergartenverein einen überdimensionierten Fuhrpark, fast ausschließlich der Marke BMW. Zwei davon wurden zunächst vom Sohn beziehungsweise der Schwiegertochter, der Vereinsobfrau, die gleichzeitig auch Angestellte des Vereins ist, gekauft. Der Kindergartenverein Minibambini schloss danach Leasingverträge mit den beiden ab. Zudem wurden hohe Verwaltungs- sowie Finanzstrafen über den Verein abgerechnet. Zusammenfassend hielt der Stadtrechnungshof in seinem Bericht fest, dass er angesichts des offensichtlich widmungsfremden Einsatzes von Fördermitteln sowie der massiv mangelhaften Buchführung des Vereins ohne Belege, ohne Buchungstexte und permanenter Barauszahlungen in Millionenhöhe erhebliche Zweifel an einer ordnungsgemäßen Verwendung der gewährten Fördermittel hat. Er fordert deshalb die MA 10 auf, eine umfassende Prüfung der Förderungen zu veranlassen, und gibt auch der Magistratsabteilung selbst insgesamt neun Empfehlungen mit auf dem Weg, wonach vor allem auf die Einhaltung der Förderrichtlinien im Hinblick auf Plausibilität geachtet werden solle. Einen Tag nach der Veröffentlichung des Stadtrechnungshofberichtes wurde bekannt, dass eine ehemalige Kindergartenleiterin des Vereins Minibambini sowohl die MA 10 als auch die MA 11 bereits 2021 über massive Unregelmäßigkeiten im Verein informiert hat. So sollen laut ihrer Aussage Betreuungsverträge mit Eltern gefälscht, Förderungen für nichtexistierende Kinder kassiert und Assistentinnen als Pädagoginnen beschäftigt worden seien. Auch die Lebensmittelversorgung der Kinder, 30 Fischstäbchen für 20 Kinder, ohne Beilage, soll massiv unzureichend gewesen sein. Weiters schildert die Mutter eines Minibambini-Kindergartenkindes der Tageszeitung ‚Heute', dass neben den zahlreichen hygienischen Missständen im Kindergarten ihre Tochter in drei Jahren Kindergarten nie satt wurde. Sie war immer hungrig. Damit stehen auch die pädagogische Qualität der Kinderbetreuung sowie eine ausreichende Versorgung der Kinder massiv in Frage. Trotz dieser Faktenlage erklärt Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr tatsächlich gegenüber dem ‚Kurier' am 18.1.2023, dass der aktuelle Fall des privaten Kindergartenvereins ja zeigt, dass die Kontrollmechanismen der Stadt funktionieren. Angesichts dieser offensichtlichen Wahrnehmungsbeeinträchtigung des Bildungsstadtrates ist festzuhalten, dass weder die MA 10 noch die MA 11 entsprechenden Hinweisen konsequent nachgegangen sind. Eine tiefergehende Prüfung ist über die Jahre hinweg ausgeblieben, und der Verein wurde weiterhin vorbehaltlos mit Fördermitteln versorgt. Hätte der Stadtrechnungshof den Verein nicht geprüft, würde dieser vermutlich weiterhin, von jeder Kontrolle der Stadt unbehelligt, Fördermittel im großen Stil missbrauchen. Dennoch setzt sich Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr weiterhin für die Förderung des Vereins mit Steuergeldern ein, auch wenn die von Minibambini gesetzten Handlungen sowohl der alten als auch der neuen, heute im Gemeinderat zu beschließenden Förderrichtlinie massiv widersprechen. Damit ist auch klar, dass die NEOS nichts aus den Fördermittelskandalen der SPÖ in der Vergangenheit gelernt haben. Der systemische Missbrauch von Fördermitteln in Wiener Kindergärten unter einer SPÖ-Ressortführung wird auch unter den NEOS nahtlos, und von der Kontrolle der Stadt unbehelligt, fortgesetzt. Nach wie vor wird das Geld der Wienerinnen und Wiener blind und ohne Kontrolle beim Fenster hinausgeworfen, dabei ist ein Förderstopp für den Verein unumgänglich. Die Stadt muss aber auch Verantwortung übernehmen und rechtzeitig dafür sorgen, dass die zwölf Kindergartenstandorte inklusive aller Kindergartenplätze möglichst rasch von rechtschaffenen Betreibern oder der Stadt Wien selbst übernommen werden. Kein Kind darf auf Grund der Unfähigkeit sowie des Kontrollversagens der Stadtregierung seinen Kindergartenplatz verlieren. Eine Evaluierung und Neuaufstellung der Fördermittelkontrolle sowie eine interne Revision der MA 10 sind angesichts des Kontrollversagens der Behörde unumgänglich. Auch braucht es eine externe Wirtschaftsprüfung des Vereins Minibambini ab 2009. Die Stadt muss alle illegal und damit ohne Belege getätigten Zahlungen des Vereins ab 2009 zurückfordern. Darüber hinaus muss Licht in die ineffektive beziehungsweise nicht vorhandene Kontrolle der zuständigen Behörde gebracht werden. Laut internen Informationen der ‚Kronen Zeitung' vom 21.1.2023 zeichnet sich in der MA 10 ein Bild der Überforderung. Es wird nichts geprüft, nichts nachkontrolliert. Habe man die Hürde der erstmaligen Förderung überwunden, dann läuft es einfach weiter, denn wer soll denn das kontrollieren, die haben ja niemanden, die gehen unter in Anträgen. Da der zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr bereits unser Vertrauen in seine Qualitäten als Krisenmanager verloren hat, ist es Aufgabe des Bürgermeisters, als Vorstand des Magistrats sowie Vorgesetzter aller amtsführenden Stadträte und Gemeindebediensteten für diese Aufklärung zu sorgen. Die gefertigten Gemeinderätinnen und Gemeinderäte stellen daher gemäß § 36 und § 37 der Geschäftsordnung des Gemeinderates der Stadt Wien an den Herrn Bürgermeister folgende Dringliche Anfrage: 1. Wie gestaltet sich grundsätzlich die städtische Kontrolle im Kindergartenbereich? a) im Hinblick auf die Fördermittelkontrolle durch die MA 10, b) im Hinblick auf die pädagogische und hygienische Kontrolle durch die MA 11. 2. Wie hat sich die Anzahl der Kontrollen im Kindergartenbereich seit 2010 pro Jahr entwickelt? a) Wie viele Kontrollen wurden von der MA 10 von 2010 bis 2022 für die ordnungsgemäße Verwendung der Fördermittel durchgeführt? b) Wie viele Kontrollen wurden von der MA 11 für die pädagogische Kontrolle der Kindergärten vor Ort durchgeführt? c) Wie oft wird ein Kindergarten durchschnittlich pro Jahr geprüft? 3. Wie hoch ist die Anzahl der Kontrolleure im Kindergartenbereich? a) Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der MA 10 für die Kontrolle der widmungsgemäßen Verwendung von Kindergartenfördermitteln eingesetzt? b) Wie viele Kontrolleure sind in der MA 11 für die pädagogische und hygienische Kontrolle der Kindergärten vor Ort eingesetzt? 4. Wie viel Steuergeld wurde in Wien für städtische Kindergärten und wie viel für private Kindergärten laut Rechnungsabschluss 2021 ausgegeben? a) Wie viel Steuergeld wurde damit pro städtischen Kindergartenplatz ausgegeben? b) Wie viel Steuergeld wurde damit pro privaten Kindergartenplatz ausgegeben? 5. Seit wann wird der Kindergartenverein Minibambini von der Stadt Wien in welcher Höhe wofür gefördert? 6. Wie hoch gestalten sich diese Fördermittel, die die Stadt Wien dem Kindergartenverein Minibambini seit Beginn der Förderungen zukommen ließ? a) Bitte um Angabe des Gesamtförderbetrages seit 2010 bis 2022. b) Bitte um Angabe der jährlichen Förderung seit 2010, aufgeschlüsselt auf die einzelnen Jahre bis inklusive 2022. c) Bitte um Aufschlüsselung der Beträge der Förderungen im Rahmen des beitragsfreien Kindergartens, Förderungen im Rahmen der Anstoßfinanzierung sowie Sonderfinanzierungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie. 7. Für wie viele Kindergartenstandorte und wie viele Kinder bezieht der Kindergartenverein Minibambini aktuell offiziell im Rahmen des beitragsfreien Kindergartens von der Stadt Wien Fördermittel, Stand Ende 2022? 8. Wie oft und in welchem Ausmaß wurde die widmungsgemäße Verwendung der Fördermittel beim Kindergartenverein Minibambini von der MA 10 kontrolliert? a) Bitte um Angabe der Anzahl der Kontrollen pro Jahr seit 2010. b) Bitte um Angabe der konkreten Beanstandungen. 9. Wie oft und in welchem Ausmaß wurden die Standorte des Kindergartenvereins Minibambini seit der Förderung durch die Stadt Wien von der MA 11 vor Ort kontrolliert? a) Bitte um die Angabe der Anzahl der Kontrollen pro Jahr seit 2010. b) Bitte um Angabe der konkreten Beanstandungen. 10. Der erste Satz des Stadtrechnungshofberichtes lautet: ‚Die Entscheidung zur Durchführung der gegenständlichen Prüfung wurde in Anwendung der risikoorientierten Prüfungsthemenauswahl des Stadtrechnungshofes Wien getroffen.' Im ‚Standard' vom 18.1.2023 wird jedoch aus einer Stellungnahme von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr zitiert, wonach der Verein dem Stadtrechnungshof im Frühjahr 2022 von der MA 10 zu einer vertiefenden Prüfung vorgeschlagen wurde. a) Wurde der Stadtrechnungshof, wie aus dem ersten Satz des Berichtes hervorgeht, von sich tätig? b) Oder hat die MA 10 den Stadtrechnungshof zur Prüfung des Vereins aufgefordert? 11. Laut dem Bericht des Stadtrechnungshofes beauftragte der Kindergartenverein Minibambini zwischen 2019 und 2021 vier Bauunternehmen aus dem Bereich der Stuckateure und des Trockenausbaus ohne Gastgewerbeberechtigung für das Catering der Kindergärten in der Höhe von 2,7 Millionen EUR, die ausschließlich bar über die Vereinskassa bezahlt wurden. Das erste Bauunternehmen wurde auf Grund eines Konkurses aufgelöst, die nächsten drei wurden vom Finanzministerium als Scheinunternehmen gemäß Sozialbetrugsbekämpfungsgesetz identifiziert. Darüber hinaus schildert die Mutter eines Minibambini-Kindergartenkindes am 19.1.2023 der Tageszeitung ‚Heute', dass ihre Tochter in drei Jahren Kindergarten nie satt wurde, sie war immer hungrig. Auch hätte sie die MA 10 über hygienische Mängel in den Räumlichkeiten sowie das unzureichende Essen informiert, jedoch: ‚Ich bekam aber nie eine Antwort.' Auch eine ehemalige Kindergartenleiterin von Minibambini erklärte gegenüber Medien, dass das Essen in den Kindergärten, etwa 30 Fischstäbchen für 20 Kinder, ohne Beilage, immer unzureichend gewesen sei. Weiters hat die Leiterin bereits 2021 die MA 10 sowie die MA 11 informiert, dass im Verein Assistentinnen als Pädagoginnen ausgegeben werden, wodurch die Qualität der pädagogischen Betreuung der Minibambini-Kinder massiv zu hinterfragen ist. Auch sollen Betreuungsverträge mit Eltern gefälscht und Förderungen für nichtexistierende Kinder kassiert worden sein. Allerdings erklärt die Stadt am 16.1.2023 auf ‚wien.orf.at', dass man bei den regelmäßigen Kontrollen keinerlei Mängel aus den Bereichen Kinderschutz oder pädagogische Bildungsarbeit festgestellt habe. Die pädagogische Qualität des Betreibers und die sichere professionelle Betreuung und Förderung der betroffenen Kinder war demnach immer gewährleistet und ist nicht Gegenstand des Sachverhalts. a) Wie wird grundsätzlich kontrolliert, ob die angestellten Pädagoginnen und Pädagogen tatsächlich über die angegebene Befähigung verfügen? b) Wie wurde im konkreten, oben erwähnten Fall beim Kindergartenverein Minibambini der Befähigungsnachweis der Pädagoginnen und Pädagogen kontrolliert? c) Wie wird grundsätzlich kontrolliert, ob Kindergartenkinder mit ausreichend und qualitativ hochwertigem Essen versorgt werden? d) Wird auch der Essenslieferant von Kindergärten überprüft oder darf jedes Unternehmen, unabhängig davon, ob dieses über eine Gastgewerbeberechtigung verfügt oder nicht, Essen an Kindergärten liefern? e) Wie wurde im konkreten, oben erwähnten Fall die Essensversorgung beziehungsweise Essenslieferungen im Kindergartenverein Minibambini kontrolliert? f) Wie wird grundsätzlich kontrolliert, ob alle Kinder, für die Förderungen kassiert werden, auch tatsächlich im Kindergarten betreut werden? g) Wie wurde im konkreten, oben erwähnten Fall kontrolliert, ob alle Kinder, für die Förderungen kassiert werden, auch tatsächlich im Kindergarten betreut werden? 12. Wie funktioniert grundsätzlich das Beschwerdemanagement bei der MA 10 und der MA 11 in Bezug auf Kindergärten? a) Was passiert mit einer eingelangten Beschwerde? b) In welcher Form wird eingelangten Beschwerden nachgegangen? c) Wer entscheidet schlussendlich, ob einer Beschwerde nachgegangen wird? d) Wie kann es sein, dass auf eingelangte Beschwerden nicht geantwortet wird? e) Ist es üblich, dass Beschwerden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eins zu eins an die Vereinsvorsitzenden weitergeleitet werden, was im Fall von Minibambini schlussendlich zur Kündigung der Mitarbeiterin geführt hat? 13. Trotz zahlreicher direkter Hinweise und Beschwerden von Insidern und Eltern, sowohl bei der MA 10 als auch bei der MA 11, über die Qualität der Kinderbetreuung sowie die missbräuchliche Verwendung von Fördermitteln hat es am Ende den Stadtrechnungshof gebraucht, der den massiven Missbrauch von Fördermitteln aufgedeckt hat. Fraglich ist, ob es sich hierbei um Unfähigkeit oder Unwillen der zuständigen Behörden gehandelt hat, genauer hinzuschauen. Laut der Aussage einer ehemaligen Kindergartenleiterin des Minibambini-Kindergartens im ORF-Interview vom 17.1.2023 hatte die Vereinsobfrau gute Kontakte zu verschiedensten Stellen. a) Können Sie ausschließen, dass in Bezug auf die Kontrollleistung von MA 10 und MA 11 Korruption mit im Spiel ist? b) Können Sie ausschließen, dass MA 10 und MA 11 bewusst beziehungsweise absichtlich Hinweise und Beschwerden über den Kindergartenverein Minibambini ignoriert haben? c) Wie erklären Sie sich, dass die MA 10 laut Information einer ehemaligen Kindergartenleiterin ein Mail mit zahlreichen Hinweisen über missbräuchliche Verwendung von Fördermitteln eins zu eins an die Vereinsobfrau weitergeleitet hat? d) Kann es sein, dass sich das Nachgehen von Beschwerden durch die MA 10 im einfachen Weiterleiten der Informationen an die Vereinsvorsitzenden beziehungsweise Kindergartenleiter erschöpft? e) Wer außer den Rechnungshöfen kontrolliert die Kontrolltätigkeit der MA 10 und der MA 11? 14. Die MA 10 hat erklärt, der Empfehlung des Stadtrechnungshofes zum Einsatz eines externen Wirtschaftsprüfers nachgekommen zu sein und einen solchen mit der Prüfung der Jahre ab 2019 beauftragt zu haben. a) Warum wurde der externe Wirtschaftsprüfer nicht mit der gesamten Förderzeit ab 2010 beauftragt? b) Was lässt darauf schließen, dass die vom Stadtrechnungshof aufgedeckte, massiv mangelhafte Buchhaltung vor 2019 in Ordnung gewesen sein soll? c) Welche externe Wirtschaftsprüfungskanzlei wurde mit der Prüfung des Vereins von der MA 10 beauftragt? 15. Der Stadtrechnungshof kritisiert in seinem Bericht die mangelhafte Buchführung des Kindergartenvereins, ohne Belege, ohne Buchungstexte, sowie die laufenden Barauszahlungen in Millionenhöhe, obwohl laut alter Förderrichtlinie nur Barzahlungen in der Höhe von 400 EUR akzeptiert werden. Wie ist es möglich, dass Barzahlungen in Millionenhöhe der MA 10 nicht aufgefallen sind? Wie hoch sind die aktuellen Rückforderungen von Seiten der Stadt, die derzeit an den Kindergartenverein Minibambini gerichtet sind? Wie hoch schätzt die MA 10 die Rückforderungen, die nach der externen Wirtschaftsprüfung, angesichts der mangelnden Buchführung, an den Verein gerichtet werden müssen? 16. Der Bund investiert im Rahmen der 15a-Vereinbarung zur Elementarpädagogik sehr viel Geld für den Ausbau der Kinderbetreuung in den Bundesländern. a) Können Sie ausschließen, dass Bundesgelder für das Gemeindebudget beim Kindergartenverein Minibambini missbräuchlich verwendet wurden? b) Wenn ja, in welcher Form können Sie es ausschließen? c) Wenn nein, warum nicht, und in welcher Höhe sind Bundesgelder missbräuchlich verwendet worden? 17. Warum beharrt das zuständige Ressort weiterhin darauf, trotz der offensichtlich nicht widmungsgemäßen Verwendung von Fördermitteln und damit der Nichteinhaltung der alten wie der neuen Förderrichtlinien sowie der offenbar auch unklaren pädagogischen Betreuungsqualität sowie der unzureichenden Versorgung der Kindergartenkinder diesen Kindergartenverein weiterhin mit Fördermitteln zu versorgen? 18. Ist das zuständige Ressort bereits in Gesprächen mit städtischen oder privaten Kindergärten, wie viele Kinder sie im Akutfall übernehmen könnten? a) Wie viele Kindergartenkinder könnten aktuell von Kindergärten der Stadt Wien übernommen werden? b) Wie viele Kindergartenkinder könnten aktuell von privaten rechtschaffenen Trägervereinen übernommen werden? 19. Der aktuelle Fördermittelmissbrauchsskandal ist nicht der erste Skandal der MA 10 in der laufenden Legislaturperiode. Man denke etwa an die versuchte Vertuschung eines Kindermissbrauchsskandals in einem städtischen Kindergarten im Frühjahr des letzten Jahres, bei dem der zuständige Amtsführende Stadtrat Christoph Wiederkehr, neben den zahlreichen betroffenen Eltern, offenbar ebenfalls einer der Letzten in der Informationskette der Magistratsabteilung gewesen sein soll. a) Können Sie als Vorstand des Magistrats und Vorgesetzter aller amtsführenden Stadträte sowie der Gemeindebediensteten ausschließen, dass der amtsführende Stadtrat von seinen Magistratsabteilungen bewusst nicht ausreichend unterstützt beziehungsweise informiert wird? b) Gehen Sie als Vorstand des Magistrats und Vorgesetzter aller amtsführenden Stadträte sowie Gemeindebediensteten davon aus, dass alle Gemeindebediensteten der Magistratsabteilungen aus dem Ressort Bildung, Jugend, Integration und Transparenz den Amtsf. StR Christoph Wiederkehr in gleichem Ausmaß unterstützen und informieren, wie es in den anderen SPÖ- geführten Magistratsabteilungen der Stadt üblich ist? c) Angesichts der zahlreichen Skandale im Ressort des Amtsf. StR Christoph Wiederkehr sowie seiner offensichtlich mangelnden Qualitäten als Krisenmanager, haben Sie als sein Vorgesetzter noch Vertrauen in seine Ressortleitung? 20. Welche Konsequenzen werden vom zuständigen Ressort aus dem aktuellen Fördermittelmissbrauchsskandal Minibambini gezogen? a) Wird es eine Überprüfung der MA 10 durch die Interne Revision der Magistratsdirektion geben? Wenn ja, wann? Wenn nein, warum nicht? b) Wird die Zahl der Kontrolleure bei der MA 10 aufgestockt? Wenn ja, in welchem Ausmaß und wann? Wenn nein, warum nicht? c) Wird die Kontrollarbeit der MA 10 evaluiert? Wenn ja, wann? Wenn nein, warum nicht? d) Wird es einen Fördermittelstopp für den Kindergartenverein Minibambini geben, und wenn ja, wann? Wenn nein, warum nicht? 21. Welche konkreten Maßnahmen hat die Wiener Stadtregierung nach den Fördermittelmissbrauchsskandalen bei den islamischen beziehungsweise den Alt-Wien-Kindergärten gesetzt? a) Waren diese Maßnahmen damals zu wenig weitgehend, da ein weiterer Fördermittelmissbrauchsskandal nicht verhindert werden konnte? b) Wie kann das zuständige Ressort verhindern, dass es zu weiteren Fördermittelmissbrauchsskandalen kommt? In formeller Hinsicht wird gemäß § 37 der Geschäftsordnung des Gemeinderates der Stadt Wien die Verlesung der Anfrage und die mündliche Begründung verlangt." (Beifall bei der ÖVP. - GR Ernst Woller: Sehr gut gelesen!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Gemeinderätin, ich danke für die Verlesung. Bevor wir zur Begründung kommen, darf ich bekannt geben: Die Dringliche Anfrage ist unmittelbar vor der Präsidialsitzung vor zwei Tagen fristgerecht eingelangt. Ich habe mir daher in der Präsidiale vorbehalten, ohne eine inhaltliche Beurteilung abzugeben, dass ich eine inhaltliche Beurteilung über Zulässigkeitsfragen durchführen werde. Ich habe heute in der Früh den Fraktionen meine Beurteilung bekannt gegeben und darf das nun auch allen Mitgliedern des Gemeinderates mitgeben. Liebe Mitglieder der Präsidiale, nach der in der Präsidiale angekündigten rechtlichen Beurteilung bezüglich der Zulässigkeit der dringlichen Initiative "Kindergarten Minibambini" an den Herrn Bürgermeister für die 33. Sitzung des Gemeinderates darf ich mitteilen: Demnach sind die Fragen 1b, 2b, 3b, 9a und 9b, 11a bis 11e auf Gemeindeebene unzulässig, weil sie explizit auf die MA 11 und damit auf die behördliche Aufsicht im Rahmen der Landesvollziehung Bezug nehmen. Die Fragen 2c, 12a, 12b, 12c, 12d, 12e und 13e, welche sowohl auf die MA 10 als auch auf die MA 11 Bezug nehmen, sind nur so weit zulässig, als sie die MA 10 betreffen. Die Fragen 16a, 16b und 16c beziehen sich auf eine § 15a-Vereinbarung zur Elementarpädagogik, die für Wien durch den Landeshauptmann abgeschlossen worden ist, weshalb diese Fragen nicht der Gemeindeverwaltung zuzuordnen sind. Vom Interpellationsrecht nicht umfasst sind bloße Meinungen beziehungsweise Einschätzungen des Befragten, Fragen 13a, 13b, 19a, 19b, 19c und 21a. Auch in die Zukunft gerichtete Fragestellungen, siehe die Fragen 20a, 20b, 20c und 20d, können nicht § 16 Abs. 1 Wiener Stadtverfassung zugeordnet werden. Bei der Beantwortung von Frage 14c steht das rechtliche Hindernis des Datenschutzes entgegen. Bei den Fragen 8b, 15b und 15c wiederum ist zu beachten, dass bei der Beantwortung nicht das Amtsgeheimnis, Betriebs- und Geschäftsgeheimnis verletzt werden und dass Offenlegungen künftige Klagsführungen erschweren könnten. Ich darf alle Fraktionen, und auch Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Gemeinderat, ersuchen, diese Entscheidung zu berücksichtigen und bei der Debatte so vorzugehen. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs. 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Herrn GR Zierfuß das Wort. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wenn man jetzt direkt auf das referenziert, was der Herr Vorsitzende gerade gesagt hat, was alles in der Dringlichen Anfrage als nicht zulässig befunden wird, dann muss ich sagen, ist das genau der Grund, warum wir die Dringliche Anfrage verlesen haben lassen. Ich selber als Schriftführer weiß, was es heißt, wenn man 25 Minuten lang Fragen vorlesen muss. Wenn wir aber nachher schon keine Antworten auf die Fragen hören, die die Menschen jetzt gerade beschäftigen, dann wollten wir zumindest die Fragen einmal hören. - Liebe Kasia, als Schriftführerkollege, vielen Dank fürs Verlesen! (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie von Bgm Dr. Michael Ludwig.) Zum Kontrollversagen hier, zum Kindergarten Minibambini, worüber reden wir überhaupt hier: Minibambini, Stand 2021, hatte 10 Standorte mit 47 Gruppen und 116 Mitarbeitern. Mittlerweile sind es laut Web-Seite schon 12 Kindergartenstandorte, es sind rund 900 Kinder, und allein von 2019 bis 2021 sind da 15 Millionen EUR an Steuergeldförderungen seitens der Stadt geflossen. Den Verein selber gibt es seit 2009, ich gehe also davon aus, dass wir hier rund 50 bis 70 Millionen EUR als Stadt an einen Verein gezahlt haben. Ich bin gespannt, ob diese Frage dann nachher noch beantwortet wird. Ich erinnere mich in dem Fall noch sehr gut zurück an einen Ausschuss, der letztes Jahr so rund um den Sommer war. In dieser Ausschusssitzung haben wir über eine Anstoßfinanzierung für Minibambini diskutiert, und ich habe damals nachgefragt, falls Sie das Protokoll noch nicht kennen, wo Kollegin Emmerling 2020 dem Verein gegenüber sehr kritisch war, dass ich es irgendwie schon komisch finde, dass im Vereinsregisterauszug sämtliche Personen, die vorkommen, den gleichen Nachnamen haben. Wenn ich dann auf der Web-Seite noch nachgeschaut habe, dann waren da auch irgendwie fast alle Namen gleich. Jetzt ist das alleine natürlich kein Grund, dass man einem Verein misstrauen muss, aber natürlich ist das schon etwas, wo man sagt, okay, das sollte man sich vielleicht genauer anschauen. In diesem Verein ist nämlich im Vorstand die Mutter die Obfrau, die Tochter die Kassierin, dann ist der Ex-Mann der Schriftführer, der Schwiegersohn ist angestellt, die Schwiegertochter ist angestellt, der Sohn ist angestellt. (StR Dominik Nepp, MA: Wie bei der SPÖ! - Bgm Dr. Michael Ludwig - erheitert in Richtung StR Dominik Nepp, MA: Da redet der Richtige!) Ich bin gespannt (erheitert), ob das nachher noch näher ausgeführt wird, aber Spaß beiseite. Die Antwort der MA 10 und seitens der Stadt war: Wir arbeiten ja schon jahrelang sehr gut mit diesem Verein zusammen. Ich muss sagen, wir waren nicht schlecht erstaunt, als dann letzte Woche Montag der Bericht vom Stadtrechnungshof gekommen ist, dass dieser Verein, mit dem die Stadt laut Aussagen der MA 10 schon jahrelang sehr gut zusammenarbeitet, ein riesiger Förderskandal ist, wo jahrelang niemandem in der Stadt aufgefallen ist, dass da Kindergartenessen bei Baufirmen bestellt worden ist, dass Millionenbeträge in bar an Scheinfirmen ausgezahlt worden sind, dass massive Insichgeschäfte getätigt worden sind, dass das - ich glaube, anders kann man es nicht nennen - praktisch ein Selbstbedienungsladen für einen Familien-Clan war. Das ist ein Verein, mit dem die Stadt ihrer Meinung nach eine jahrelange gute Zusammenarbeit hat. Es ist das ja nicht der erste Fall von Förderskandalen im Kindergartenbereich, Kindergarten Alt-Wien oder die islamischen Kindergärten sind genannt worden. Es gibt ja auch immer wieder Medienberichte, praktisch halbjährlich, wo dann Nachrichten auftauchen, wie zirka vor einem Jahr, wo Leute schreiben: "Bruder, haben wir viele Fake- Kinder." Also Kinder, die abgerechnet werden, obwohl es sie gar nicht gibt, was über Jahre hinweg niemandem auffällt. Überall sind da Millionenbeträge an Steuergeld für den Bildungsbereich vorgesehen, die aber dann irgendwo in dubiosen Vereinen versickern. Dieser Skandal sticht in seiner Dimension noch einmal besonders hervor. Ich habe es vorher gesagt, das sind die Barzahlungen, ganz besonders dubios, dass niemandem auffällt, dass da Barbelege in 10.000 EUR Höhe drinnen sind. Wir haben heute am Vormittag eine Förderrichtlinie beschlossen, wo drinnensteht, dass wir nur Barbelege bis 500 EUR zulassen. Da waren im Schnitt laut Stadtrechnungshof immer zwischen 20.000 und 60.000 EUR Barbelege drinnen. Das ist jahrelang niemandem aufgefallen. Ich stelle mir das ja ganz spannend vor bei den Übergaben, wenn man mit einer Sporttasche, die leer ist, in den Kindergarten hineinmarschiert, und dann kommt man nachher mit 60.000 EUR in der Sporttasche wieder heraus. Also ich weiß nicht, wer von Ihnen bei diesen Bildern an einen Kindergarten in Wien denkt. Ich bin es nicht. Das ist eher ein Gangsterfilm und kein Kindergarten in Wien. (Beifall bei der ÖVP.) Kindergartenessen um Millionensummen bei Baufirmen bestellt: Ich könnte jetzt aus dem Stadtrechnungshofbericht zitieren, wo dann jedes halbe Jahr die Baufirma gewechselt wird, weil sie entweder in Konkurs gegangen ist oder vom Finanzministerium als Scheinfirma identifiziert worden ist. Jahrelang, und wir haben jetzt nur 3 Jahre Einblick von diesen 14 Jahren, die es den Verein gibt, und alleine in den 3 Jahren gab es 4 Baufirmen, die Essen geliefert haben, und niemandem ist das aufgefallen. Ich habe selber vor nicht allzu langer Zeit, mittlerweile sind es dann doch schon vier Jahre, glaube ich, meinen Zivildienst in einem Kindergarten gemacht. Ich habe viele Behördenmappen von diesem Kindergarten in der Hand gehabt und habe auch ein bisschen ein Bild davon bekommen, was alles in einem Kindergarten in Wien überprüft wird. Da muss praktisch jeden Tag eingetragen werden, was die Kühlschranktemperatur ist, und dann wird von der Stadt überprüft, ob die Kühlschranktemperatur ein Grad über der Vorschrift ist, ein Grad unter der Vorschrift. Das mag legitim sein, aber dass dann niemandem auffällt, dass das Essen im Kühlschrank über Jahre hinweg von einer Baufirma kommt, das ist der eigentliche Skandal in dieser Stadt, und das muss kontrolliert werden. (Beifall bei der ÖVP.) Es sind gestern auch Maßnahmen präsentiert worden. Ich habe auch gesehen, Herr Stadtrat, Sie haben dann auf Facebook vier Sharepics gepostet. Ich möchte vielleicht ganz kurz darauf eingehen: Das erste war: "Fördermissbrauch wird von uns nicht geduldet." Wenn ich das jetzt zynisch formulieren möchte, würde ich sagen: 14 Jahre lang - nicht in Ihrer Amtsführung, aber die letzten 2 Jahre - wird es geduldet, und wenn es der Stadtrechnungshof dann feststellt, dann ist es auf einmal ein Problem. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ich erinnere mich auch an "Wien heute" Dienstag letzter Woche zurück, wo die MA 10-Chefin aufgetreten ist und auch mit den Zahlen konfrontiert worden ist, wie wenig eigentlich in den Kindergärten kontrolliert wird. Also von dem Stand, wo wir jetzt gerade sind, eine große Maßnahme zu präsentieren, dass die Kontrollen jetzt verdoppelt werden, ich würde sagen, das ist ein bisschen wenig. Wichtig, an keinem Minibambini-Standort konnten gravierende pädagogische Mängel festgestellt werden: Das ist halt vom Stadtrechnungshof auch nicht überprüft worden. Ich würde an dieser Stelle der MA 11 schon sagen, bei all dem ist das Vertrauen da schon relativ weit weg, dass da nicht einmal nachgegangen worden ist, wenn der MA 11 stichhaltige Beweise geliefert worden sind. Nichts ist kontrolliert worden, nicht einmal die Betroffenen haben eine Rückmeldung erhalten. Also in dem Sinne, der Stadtrechnungshof hat es nicht geprüft, und sonst ist nichts gekommen. Am lustigsten aber fand ich die Konsequenzen jetzt konkret zu Minibambini: Übergabe des Berichtes an die Staatsanwaltschaft. Na, wäre ja noch schöner, wenn nicht. Also eh klar muss das an die Staatsanwaltschaft übergeben werden. Dass aber in den 3 Jahren allein 15 Millionen EUR Steuergeld geflossen sind - auf die 14 Jahre zusammen wahrscheinlich 50 bis 70 Millionen EUR, und jetzt will man 129.000 EUR zurück. (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Wow!) 4 Millionen EUR in bar an Scheinfirmen, in die eigenen Taschen gewirtschaftet, sondergleichen, Insichgeschäfte, Luxusautos und Ähnliches: 129.000 EUR will man zurück. Herr Stadtrat, es tut mir leid, aber das ist reine Placebopolitik und das sind überhaupt keine stichhaltigen Maßnahmen. Es ist wirklich schade, dass SPÖ und NEOS da gezielt wegschauen. Vernebeln anstatt aufzuklären, das haben sich die Wienerinnen und Wiener nicht verdient. (Beifall bei der ÖVP.) Ich habe schon von Insichgeschäften gesprochen, Geschäften innerhalb der Familie. Eines, das da besonders hervorsticht, ist, dass ein Objekt Mutter und Tochter gehört, also Vereinsobfrau und Kassiererin. Die vermieten es an den Verein, also an sich selber, und lassen sich das Inventar für 100.000 EUR abkaufen. Der Stadtrechnungshof sieht das als nicht gerade 100.000 EUR wertig an, aber gut, sei's drum. Dann gibt es Zahlungen aus dem Verein an Vereinsmitglieder. Zitat aus dem Stadtrechnungshofbericht: "waren außerhalb der Jahreslohnkosten verbucht und unterlagen somit nicht den Abzügen von Sozialabgaben." Gut, keine Ahnung, was da alles gelaufen ist. Man könnte jetzt hier wirklich viele Passagen aus den 100 Seiten Stadtrechnungshofbericht vorlesen. Ich glaube aber, dass nach den neun Minuten, die ich bis jetzt geredet habe und auch nach der Verlesung vorhin, uns allen klar ist, was für ein verheerendes Bild das zum einen von diesem Verein zeichnet, aber vor allem, und das ist ja das Eigentliche, das wir heute thematisieren wollen, ist es ein verheerendes Zeugnis für die MA 10 und für die MA 11, für die Kontrolle in dieser Stadt. Ich muss schon sagen: Wie kann es sein, dass da jahrelang all das passiert, das niemandem auffällt, man dann nachher einen Bericht des Stadtrechnungshofes liest, der sich eigentlich wie ein Kriminalroman liest, wo ein Familien- Clan einen steuergeldfinanzierten Kindergarten als Selbstbedienungsladen hernimmt? In Anbetracht all dieser Fakten weiß ich nicht, was skurriler ist: Ein Kindergartenverein, der Barzahlungen in Millionenhöhe an Scheinfirmen tätigt, der Kindergartenessen bei Baufirmen bestellt, eine MA 10, der das jahrelang nicht auffällt und dann noch sagt, wir zahlen weiter Förderungen an den Verein, oder ein Stadtrat, der sich danach dann hinstellt, und sagt, das sei der Beweis, dass die Kontrolle in Wien funktioniert. Also ich muss sagen, das kann ja bitte nicht Ihr Ernst sein. (Beifall bei der ÖVP.) In den Tagen nach dem Bericht ist es dann noch schlimmer geworden. Es sind dann in den Medien viele Berichte von Betroffenen aufgekommen, von Eltern, die sich an MA 10 und MA 11 gewandt haben und nicht einmal eine Rückmeldung bekommen haben, von einer ehemaligen Standortleiterin, die sich an MA 10 und MA 11 gewandt hat. Da ist irgendwie scheinbar nichts passiert. Es hat geheißen, man ist den Vorwürfen nachgegangen. Wenn man sich die Screenshots anschaut, wo relativ deutlich hervorgeht, dass hier Fake-Kinder angemeldet sein müssen, dass es auch so war, dass da scheinbar Sozialbetrug begangen worden ist, dass da Unterschriften gefälscht worden sind und Ähnliches: Im Verein selber ist nichts passiert, aber eine Sache ist schon passiert, die Mitarbeiterin hat ihren Job verloren. Also anscheinend hat die MA 10 die Beschwerde eins zu eins an die Betreiberin weitergeleitet, aber nichts am Standort verändert. Und ja, die ganzen Barbelege, ich muss sagen, es ist wirklich traurig, dass es allen Ernstes - ich weiß, es ist schwierig, die vielen Standorte zu kontrollieren - bei so einer klaren Faktenlage einen Stadtrechnungshof braucht, um auf das alles draufzukommen. Das finden wir mehr als bedauerlich. Angesichts der Größe des Skandals, der vielen Skandale in den letzten Monaten - wir werden das am Freitag noch näher diskutieren - und des aus unserer Sicht beschämenden Krisenmanagements ist unser Vertrauen, Herr Stadtrat, endgültig erschöpft. Deswegen wollen wir heute vom Bürgermeister Antworten auf unsere Fragen haben. Er hat ja bislang zu all dem geschwiegen, obwohl, und das habe wir auch in unsere Dringliche Anfrage so hineingeschrieben, hier auch ein entsprechendes Weisungsrecht vorliegt. Deswegen sehen wir auch den Bürgermeister für all das mit in der Verantwortung. Ich möchte jetzt zu den Fragestellungen im Schnelldurchlauf die wesentlichen Aspekte hervorheben. Wie funktionieren die Kontrollen in MA 10 und MA 11 - selbst wenn man es uns nicht beantworten möchte -, wenn so etwas jahrelang nicht auffällt? Wie wurde bei Minibambini im Konkreten kontrolliert, ich wiederhole mich, wenn so etwas jahrelang nicht auffällt? Was passiert mit den Beschwerden an MA 10 und MA 11, wenn man sich dann nicht einmal bei denen, die sich beschweren, bei den Eltern, bei den Betroffenen zurückmeldet? Kann Korruption einer Behörde ausgeschlossen werden? Es war schon auch eine implizite Anschuldigung im "Wien heute"-Bericht von der ehemaligen Standortleiterin, es solle nichts passiert sein, weil ihre Chefin sehr gut vernetzt ist. Also wenn das nicht nach Korruption schreit, dann weiß ich auch nicht. Also hier die konkrete Frage: Kann Korruption in den Behörden ausgeschlossen werden? Auch wenn wir hier die Debatte darüber führen, wer denn eigentlichen den Auftrag für den Bericht gegeben hat: Wer hat ihn denn gegeben? War es die MA 10, war es der Stadtrechnungshof selber oder war es der Stadtrat? Da gab es sehr widersprüchliche Aussagen in der Vergangenheit. Das Spannendste aus unserer Sicht: Welche Konsequenzen werden diese wiederholten Förderskandale haben, vor allem für die 900 Kinder, die hier betroffen sind? Aus unserer Sicht ist es mehr als unverantwortlich, die Kinder in einem Verein zu lassen, wo aus den Zeugenberichten mehr als augenscheinlich wird, dass es da massive Verfehlungen gibt. Wenn Sie uns hier vorwerfen, Herr Stadtrat, dass wir unverantwortlich wären, weil wir sagen, man müsste entweder die Standorte übernehmen - ja, das wäre eine Anstrengung - oder wenn man sagt, man müsste die Kinder an anderen Standorten mit Plätzen versorgen - wo ich weiß, dass es in vielen Kindergärten, sowohl städtisch als auch privat, noch Plätze gibt -, da sind wir gespannt, was sich tut. Wir werden jedenfalls nicht locker lassen in der Causa. Deswegen stellen wir auch heute diese Dringliche Anfrage und diskutieren auch am Freitag noch umfassend darüber. Wenn Sie, Herr Vorsitzender, unsere Anfrage zu zwei Drittel abgedreht haben, anders kann man es nicht nennen, dann hoffen wir doch und haben Vertrauen in den Bürgermeister, dass er damit vielleicht doch etwas transparenter umgehen möchte, als sein Vorsitzender im Gemeinderat das vorhatte. (GR Mag. Manfred Juraczka: Kann nur besser werden!) MA 10 und MA 11 spielen ganz klar zusammen. Ja, MA 11 ist im Landesvollzug, aber wenn man sich das so anschaut: MA 10 und MA 11 kontrollieren sich ja gegenseitig, arbeiten zusammen, das kann nur ein gemeinsamer Komplex sein, aber wer weiß, wenn Sie uns das heute nicht beantworten, vielleicht werden wir im Landtag dann auch noch irgendwann einmal etwas dazu machen. Es gibt da durchaus Anlassfälle, warum man sich die MA 11 noch genauer anschauen sollte, nach all dem und nach allem, was wir sonst wissen. Unser Vertrauen ist jedenfalls so lange da, Herr Bürgermeister, bis Sie es uns nachher hoffentlich beantworten, und wir hoffen auf entsprechende Aufklärung. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich danke dem Herrn Gemeinderat für die Begründung. Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist der Herr Bürgermeister zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Mitglieder des Gemeinderates! Der Stadt Wien sind ein vielfältiges und bedarfsorientiertes elementares Bildungsangebot sowie die Wahlfreiheit der Eltern beziehungsweise der Kinder ganz wichtig. Rund zwei Drittel der Plätze werden daher von privaten Bildungseinrichtungen angeboten, und die Stadt Wien fördert rund 410 private elementare Bildungseinrichtungen sowie Tagesmütter und Tagesväter. Im Jahr 2022 wurden rund 412 Millionen EUR Förderungen an private Trägerorganisationen ausbezahlt. Allein im Modell beitragsfreier Kindergarten werden im Monat rund 54.000 Kinder gefördert. Ich möchte deshalb zu allen zugelassenen Fragen im Einzelnen Stellung nehmen. Ich beginne gleich mit der Frage 1: Die MA 10 führt laufend Kontrollen hinsichtlich der widmungsgemäßen Verwendung der Förderungen durch. Damit wird sichergestellt, dass öffentliche Gelder bedarfsorientiert, nachhaltig und nach den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit verwendet werden. Sowohl bei der Fördergewährung als auch bei der Förderkontrolle sind die Regeln transparent ausgestaltet sowie über diverse Kanäle verfügbar. Deren Einhaltung wird auch genauestens überprüft. Die Prüfung der zweckmäßigen Verwendung der Fördermittel erfolgt in mehreren Schritten. Es werden monatliche Leistungsnachweise und Jahresabrechnungen übermittelt, es werden risikoorientierte Prüfungen durchgeführt, vertiefte Prüfungen, Prüfungen durch externe Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer sowie Prüfungen im Anlassfall. Zur Frage 2: Seitens der MA 10 wurde mitgeteilt, dass es für die Jahre 2010 bis 2016 keine statistische Auswertung über durchgeführte Kontrollen gibt, die in Ergänzung zu den jährlichen Förderabrechnungen notwendig waren. Weiters wurde darauf hingewiesen, dass sich die Zahl der geprüften Jahresabrechnungen analog zur Zahl geförderter Träger verhält. Was die Jahre 2017 bis 2022 betrifft, so wurden insgesamt 5.401 Prüfungen durchgeführt. Von der MA 10 wird jeder Träger ein Mal jährlich im Zuge der Förderabrechnung kontrolliert. Dazu kommen Sonderprüfungen, anlassbezogene Prüfungen und Ähnliches, die jedoch laut MA 10 nicht für eine Durchschnittsermittlung herangezogen werden können, da diese auf Grund ihrer Eigenart oftmals nicht als Prüfung des Trägers per se anzusehen sind, sondern lediglich Teilbereiche des jeweiligen Trägers betreffen. Zur Frage 3: Dem Förderbereich der MA 10 sind 19 Mitarbeiterinnen beziehungsweise Mitarbeiter zugeordnet. Zur Frage 4: Das Aufteilen von Steuergeldsummen auf einen Platz, egal, ob privat oder städtisch, um monatliche oder jährliche Kosten im Durchschnitt darzustellen, schafft keine Vergleichbarkeit, da Aufwendungen für elementare Bildungsplätze differenziert zu betrachten sind. Selbst innerhalb des Platzangebotes einer einzelnen Trägerorganisation sind die Kosten für einen Platz unterschiedlich. Sogar Plätze der gleichen Gruppenart differieren an verschiedenen Standorten in den Kosten, bedingt etwa durch unterschiedliche Personalkosten, Miet-, Betriebs- und Instandhaltungskosten. Die Ausgaben der MA 10 für den Betrieb städtischer Kindergärten lassen sich auch deshalb nicht direkt mit den Kosten für private Kindergartenplätze vergleichen, da bei der MA 10 auch diverse Kosten anfallen, die sowohl den städtischen als auch den privaten Kindergärten zu Gute kommen. Zur Frage 5: Der Verein Kindergarten Minibambini wird seit Einführung des Modells beitragsfreier Kindergarten mit September 2009 gefördert und erhielt auch diverse sogenannte Anstoßfinanzierungen. Zur Frage 6: Laut Information der Fachabteilung erhielt der in Rede stehende Verein Förderungen in der Höhe von rund 39,256 Millionen EUR. Dementsprechend stellen sich die jährlichen Förderungen im nachgefragten Zeitraum 2010 bis 2022 in Eurobeträgen wie folgt dar. Ich werde es jetzt etwas langsamer zum Vortrag bringen, auch zum Mitschreiben. Nachdem das ja ein besonderer Wunsch war, das auch einzeln aufzuschlüsseln, möchte ich Ihnen die Gelegenheit geben, auch mitzuschreiben. Das sind im Jahr 2010 560.953,94 EUR, im Jahr 2011 937.580,93 EUR, im Jahr 2012 1,378.277,45 EUR, im Jahr 2013 geht es wieder ein bisschen zurück, 1,293.533,44 EUR, im Jahr 2014 1,780.058,93 EUR, im Jahr 2015 1,875.307,74 EUR, im Jahr 2016 1,963.350,52 EUR, im Jahr 2017 3,591.148,77 EUR, im Jahr 2018 3,864.423,97 EUR, im Jahr 2019 4,028.409,33 EUR, im Jahr 2020 5,584.320,84 EUR, im Jahr 2021 5,638.062,97 EUR und im Jahr 2022 6,760.693,06 EUR. Laut Information der Fachabteilung stellt sich die Aufschlüsselung auf die drei genannten Fördermodelle wie folgt dar: Unter dem Titel beitragsfreier Kindergarten sind das 37,761.429,83 EUR, Anstoßfinanzierung 1,437.090 EUR, Covid-19-Unterstützungsmaßnahmen 391.825,93 EUR. Die Differenz zu der in Frage 6a genannten Summe ergibt sich durch eine kurzfristig bezogene Hortförderung des Vereins. Zur Frage 7: Es gibt 904 bescheidete Plätze, laut der Abrechnung aus November 2022 wurden davon 874 Kinder gefördert. Derzeit gibt es 7 bewilligte Standorte mit 9 Dependancen. Zur Frage 8: Seitens der MA 10 wurde mitgeteilt, dass insgesamt 53 Kontrollen in verschiedener Form durchgeführt worden sind und dabei unterschiedliche Beanstandungen zu verzeichnen waren. Zur Frage 10: Der Stadtrechnungshof ist bekanntlich eine unabhängige und weisungsfreie Einrichtung, weshalb die MA 10 auch keinerlei Prüfaufforderungen an den Stadtrechnungshof richten kann. Zur Frage 11: Eine der Voraussetzungen für einen beitragsfreien Kindergartenplatz in Wien ist unter anderem die Kundennummer, welche auch für die Verrechnung herangezogen wird. Laut MA 10 wird so unter anderem sichergestellt, dass kein Kind doppelt abgerechnet werden kann. Die Abrechnung erfolgt über den monatlichen Leistungsnachweis, der elektronisch übermittelt wird. Seitens der MA 10 wurde in diesem Zusammenhang auch betont, dass im dazugehörigen EDV-System automatische Prüfroutinen implementiert sind. Zur Frage 12: In der MA 10 wird jede Beschwerde protokolliert. Je nach Beschwerde wird eine anlassbezogene Prüfung durchgeführt und entsprechende Unterlagen werden angefordert. Im Fall der anonymen Beschwerde einer ehemaligen Mitarbeiterin, welche der MA 10 zur Überprüfung übermittelt wurde, ist eine anlassbezogene Prüfung in die Wege geleitet worden. Im Frühjahr 2021 wurde seitens der zuständigen Behörde, der MA 11, eine anonyme Beschwerde über den Verein an die MA 10 übermittelt, welche den Vorwurf eines möglichen Förderbetruges beinhaltete. Konkret sollen Kinder mit der Stadt Wien verrechnet worden sein, die nicht im Kindergarten anwesend waren, und Mitarbeiter nicht richtig bei der zuständigen Sozialversicherung gemeldet worden sein beziehungsweise nicht den geltenden Bestimmungen entsprechend entlohnt worden sein. Auch die nicht erfolgte Auszahlung einer verpflichtenden Corona-Prämie war Gegenstand dieser Beschwerde. Wie die MA 10 betonte, hat diese daraufhin eine umfassende Personalprüfung des im Februar 2021 angestellten Personals vollzogen, bei welcher sanierbare Mängel festgestellt wurden. Diese wurden alle innerhalb der festgelegten Frist behoben. Auch die Corona-Prämie wurde an alle Mitarbeiter ausbezahlt, teilweise auch auf die finanzielle Entschädigung verzichtet und stattdessen Freizeit in Anspruch genommen. Laut MA 10 konnte die Trägerorganisation jedenfalls alle Vorwürfe schlüssig und nachvollziehbar aufklären. Auch eine stichprobenartige Kontrolle der Elternverträge und Anwesenheitslisten wurde durchgeführt, welche ebenfalls kein nennenswertes Vergehen zeigte. Zur Frage 13: Seitens der MA 10 wurde betont, dass diese keine anonyme Beschwerde an die in Rede stehende Vereinsobfrau übermittelt hat. Zudem wird, wie oben angeführt, von Seiten der MA 10 jeder Beschwerde nachgegangen. Die Tätigkeiten der MA 10 unterliegen auch der Kontrolle der Volksanwaltschaft und der Internen Revision. Zur Frage 14: Sollte es auf Grundlage der Wirtschaftsprüfung angezeigt sein, auch Vorperioden zu prüfen, wird dies seitens der MA 10 veranlasst. Auf Grund des Auftragsvolumens sieht das Bundesvergabegesetz die Durchführung eines Vergabeverfahrens vor. Das Vergabeverfahren ist im Laufen. Zur Frage 15: Seitens der MA 10 wurde darauf hingewiesen, dass im Rahmen des Modells beitragsfreier Kindergarten Barzahlungen über 400 EUR hinaus nicht verboten sind, während hingegen in der Förderrichtlinie Anstoßfinanzierung angeführt ist, dass Barzahlungen nur in der Höhe von bis zu 400 EUR akzeptiert werden. Die Darstellung in der Jahresabrechnung erfolgt lediglich als Gesamtsumme, ohne Nennung der Firma und ohne Rechnungen, sodass nicht ersichtlich ist, welche Firma beauftragt beziehungsweise bezahlt wurde. Betont wurde jedenfalls, dass eine stichprobenartige Kontrolle erfolgt, und sobald die MA 10 Kenntnis davon erlangt, dass es sich um Scheinfirmen handelt, Rechnungen selbstverständlich nicht akzeptiert werden. Im Jahr 2021 erhielt die private Trägerorganisation im Rahmen der Anstoßfinanzierung Fördermittel, um neue Plätze zu schaffen. Die neue Gruppe wurde jedoch seitens des Vereins nicht fristgerecht eröffnet, weshalb eine diesbezügliche Rückforderung besteht. Des Weiteren sollen Verwaltungsstrafen in der Höhe von 18.500 EUR von den Verursacherinnen beziehungsweise Verursachern persönlich übernommen werden. Das Ergebnis der Prüfung durch die Wirtschaftsprüferin beziehungsweise den Wirtschaftsprüfer ist abzuwarten. Zur Frage 17: Nachweise über schwerwiegende, nicht sanierbare pädagogische Mängel, die einem Weiterbetrieb entgegenstehen würden, liegen nach Prüfung nicht vor. Klar nicht widmungsgemäß eingesetzte Fördergelder werden selbstverständlich zurückgefordert. Eine vertiefte Prüfung durch eine Wirtschaftsprüferin beziehungsweise einen Wirtschaftsprüfer wird beauftragt. Zur Frage 18: Wenn private elementare Bildungseinrichtungen schließen, unterstützen und informieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zuständigen Servicestelle Eltern und Obsorgeberechtigte gern bei Fragen zu alternativen Plätzen. Sollten Familien Unterstützung bei der Suche nach alternativen Plätzen benötigen, können diese sich gerne an die Servicestellen beziehungsweise an das Info-Telefon der MA 10 wenden. Eltern und Obsorgeberechtigte können selbst entscheiden, welcher Betreuungsplatz für ihr Kind der richtige ist. Die Abteilung unternimmt jedenfalls alles in ihrer Macht Stehende, um einerseits aktiv die Aufklärung der Vorwürfe voranzutreiben und anderseits die Kindergartenplätze der betreuten Kinder zu sichern. Zur Frage 21: Das Betriebsbewilligungsverfahren wurde im Jahr 2018 novelliert und sieht eine verpflichtende Vorlage eines Businessplans als Voraussetzung zur Erteilung einer Betriebsbewilligung vor. Somit wurden die Standards bereits vor mehreren Jahren auf ein sehr hohes Niveau gehoben. Das ist die Beantwortung der mir vorgelegten Fragen, und ich hoffe, sie leistet einen Beitrag zur anschließenden Diskussion. Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke für die Beantwortung. Es ist jetzt genau 17 Uhr. Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist Herr StR Mahrer zu Wort gemeldet, und ich erteile ihm das Wort. Seine Redezeit ist auf 20 Minuten begrenzt. Bitte. StR Karl Mahrer: Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren! Als ich vergangene Woche den Bericht des Stadtrechnungshofes zum ersten Mal gesehen habe, habe ich es zuerst nicht glauben können, dann war ich betroffen, und am Ende des Berichts war ich fassungslos. Ich glaube, vielen von Ihnen ist es da ähnlich ergangen. Herr Bürgermeister, ich habe mir eigentlich heute erwartet, dass Sie inhaltliche Antworten auf unsere Fragen geben. Sie haben das bei den Fragen 6b und 6c mit ausführlicher Zahlendarstellung getan, dafür danke ich Ihnen. Bei den anderen Fragen aber haben mir Offenheit und Transparenz wirklich gefehlt, weil ich glaube - da sind wir uns vielleicht einig -, dass es da Missstände gegeben hat und dass es auch bei den Kontrollen Missstände gegeben hat. Ich glaube, das liegt nahe. Da erwarte ich mir in einer Diskussion auch ein offenes Eingehen darauf. Wenn ich mir aber anhöre, wie dann der Herr Gemeinderatsvorsitzende Reindl versucht hat, unter Heranziehung sämtlicher formeller Gründe, aber für mich schon sehr krampfhaft, zu erklären, was alles nicht beantwortet wird und was eigentlich nicht Debattengegenstand ist, dann macht mich das eigentlich noch mehr betroffen. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Herr Bürgermeister, ich lade Sie ein: Nehmen Sie die Wienerinnen und Wiener und nehmen Sie auch die Opposition wieder ernst! Ich sehe in der heutigen Debatte und in Ihrer Anfragebeantwortung kein Miteinanderreden auf Augenhöhe, und das würde ich mir wünschen. Ich würde es mir auch von den NEOS wünschen. Die NEOS sind als die Kontroll- und Transparenzpartei angetreten, aber wenn Sie sich jetzt - seien Sie mir bitte nicht böse - anhören und anschauen, welche Betonmauer des Schweigens hier aufgebaut wird und wenn Sie dann noch den Mörtel reinschmieren, dann muss ich ehrlich sagen, dass die NEOS jede Glaubwürdigkeit als Kontroll- und Transparenzpartei verloren haben. (Beifall bei der ÖVP und von GR Ömer Öztas.) Na ja, und dann sollten wir uns doch einmal den Ist-Zustand jetzt noch einmal anschauen und vertieft in diese Debatte gehen. Was ist da alles beim Kindergartenverein Minibambini falsch gelaufen? Die Liste der Missstände ist ja ziemlich lang und sie beinhaltet beispielsweise - es ist kurz angesprochen worden, aber ich möchte es noch einmal vertiefen -, dass dieser Kindergarten Essenslieferungen von konzessionierten Bauunternehmen bekommen hat, die sich dann später zumindest teilweise als Scheinfirmen herausgestellt haben. Und das, Herr Bürgermeister, ist der Stadt Wien bei den von Ihnen zitierten Kontrollen niemals aufgefallen? Da hat niemals jemand nachgeschaut, was auf der Rechnung draufgestanden ist? Oder die zahlreichen Insichgeschäfte, Vermietungen, Verleasungen von Fahrzeugen, der Luxusfuhrpark - das ist der Stadt Wien und den von Ihnen zitierten Kontrollen nie aufgefallen? Oder führen wir uns folgendes Bild vor Augen: Da kriegen auf der einen Seite die Kinder Fischstäbchen von Baufirmen und auf der anderen Seite fahren die Manager dieses Familienunternehmens, dieses Kindergartenvereins mit Luxusautos durch die Gegend. - Das alles wird von der Stadt Wien gefördert und fällt bei den von Ihnen zitierten Kontrollen nicht auf? Besonders auffällig ist doch, und das müsste doch in einer Erstkontrolle auffallen, dass die Funktionen in diesem Verein alle aus der gleichen Familie besetzt werden. Das ist doch eigentlich eine Grundlage einer Erstkontrolle. Und das fällt der Stadt Wien nicht auf? Sehr geehrter Herr Bürgermeister, das kann es einfach nicht sein! Diese Kontrollen sind absolut wirkungslos! (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Na ja, und dann bin ich natürlich auch bei den Betroffenen, die heute schon kurz zitiert worden sind: Die Kinder sollen Essen bekommen haben, das geschimmelt hat, die Teppiche haben nach Urin und nach Erbrochenem gestunken. Die ätzenden Reinigungsmittel sind im Hof gestanden, ungesichert, wenn die Eltern dort ihre Kinderwägen abgestellt haben. An diesen Kindergartenverein gingen allein in den Jahren 2019 bis 2021 15 Millionen EUR, wie Sie ausgeführt haben, in den letzten Jahren an die 40 Millionen EUR, und keinem in der Stadt Wien ist dieser Fördermissbrauch und sind diese Missstände aufgefallen? - Herr Bürgermeister, Herr Stadtrat, das ist ein absolutes Kontrollversagen! Das ist auch ein Versagen der politischen Verantwortung. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Herr Bürgermeister, es geht uns halt dabei, genauso wie bei allen anderen Themen der letzten Wochen und Monate, und ich muss natürlich im Rückblick sagen, der letzten Jahre, um die Frage: Was machen die Verantwortlichen, in diesem Fall der SPÖ und der NEOS, der Stadtregierung? - Wegducken, wegschauen, wegleugnen, so lange, bis es sich, wie zum Beispiel beim Stadtrechnungshofbericht, nicht mehr verheimlichen lässt. (GR Mag. Thomas Reindl: Aber euch können wir nicht übertreffen!) Wir haben hier jemanden, und ich schätze ihn, Herrn StR Wiederkehr, persönlich sehr, der in seiner Amtsführung sichtlich überfordert ist. Das muss ich schon feststellen, denn die vielen Probleme wachsen StR Wiederkehr einfach über den Kopf. (GR Mag. Thomas Reindl: Märchenonkel!) Das werden wir ja am Freitag auch noch ausführlich besprechen. Im Lichte der aus meiner Sicht nicht ausführlich beantworteten Fragen, teilweise gar nicht beantworteten Fragen, schiebe ich jetzt die Fragen nach, wo ich Sie auch bitte, dann in der öffentlichen Diskussion doch da und dort für die Wienerinnen und Wiener Stellung zu nehmen. Ich frage Sie, Herr Bürgermeister: Wie kann es sein, dass es nach den Skandalen in den islamischen Kindergärten oder bei den Privatkindergärten Alt-Wien beim Fördermittelskandal nach wie vor einen dreisten Missbrauch von Fördergeldern gibt und es keiner bemerkt? Wie kann es sein, dass StR Wiederkehr offenbar nichts aus den Fördermittelskandal der vergangenen Jahre in der damaligen Ressortzuständigkeit der SPÖ gelernt hat und der systematische Missbrauch dieser Fördermittel auch von den NEOS - Kontrollpartei - nahtlos fortgesetzt wird? Frau Klubobfrau Emmerling ist im Moment nicht da, aber fragen Sie sie, oder Sie können sich vielleicht daran erinnern (GR Markus Ornig, MBA weist hinter die Sitzreihen) - wo ist sie, gut -, Frau Klubobfrau Emmerling hat noch in ihrer Oppositionsrolle 2020 die Fördermittel an den Verein Minibambini abgelehnt. Sie hat das damals damit begründet, dass sie den Förderungen für diesen Verein nicht zustimmt, da auch auf Nachfrage bei der Stadtregierung keine Aufschlüsse über den Verein zu bekommen waren. - Das war in der Oppositionsrolle. Kurze Zeit später hat Herr StR Wiederkehr das Amt übernommen und er hat offenbar seit etwa zweieinviertel Jahren keinerlei Überprüfung dieses Vereins angeordnet, des Vereins, der von den NEOS selbst kritisiert worden ist. Das ist nicht nur ein Versagen in Ihrer Regierungsfunktion, das ist auch ein Versagen der Glaubwürdigkeit der NEOS. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Ich frage Sie, Herr Bürgermeister: Wie kann es denn sein, dass jetzt der Stadtrechnungshof über viele Seiten eine Reihe von Missständen, eine unfassbare Reihe von Missständen, aufzeigt, und kein einziger dieser Missstände ist vorher von den Kontrollinstanzen, sei es die MA 11, sei es die MA 10, sei es die Magistratsdirektion, tatsächlich aufgedeckt worden? Wie kann es sein, dass StR Wiederkehr nach mehr als zwei Jahren, seitdem er im Amt ist, erst jetzt und nach Auffliegen des Skandals genau dasselbe macht wie nach Auffliegen aller Skandale, nämlich zu sagen: Jetzt machen wir mehr Kontrollen, jetzt wird es besser, und jetzt - wörtliches Zitat - ziehen wir die Zügel an!? - Herr Stadtrat, das ist nicht mehr glaubwürdig. In den letzten Tagen, und das tut mir besonders weh, haben wir festgestellt, dass Sie, Herr StR Wiederkehr, uns und die Öffentlichkeit auch falsch informiert haben. In mehreren Medien, unter anderem auch im "Standard" vom 18. Jänner werden Sie mit der Behauptung zitiert, dass dieser Verein dem Stadtrechnungshof im Frühjahr 2022 von der MA 10 zu einer vertieften Prüfung vorgeschlagen worden ist, da Auffälligkeiten aufgetreten sind. Das heißt, Sie haben gesagt, die MA 10 hat diese Prüfung vorgeschlagen. Der Bericht des Stadtrechnungshofs, gleich auf Seite 1, sagt allerdings anderes. Dort heißt es, ich zitiere wörtlich: "Die Entscheidung zur Durchführung der gegenständlichen Prüfung" - das ist auch in unserer Anfrage enthalten - "wurde in Anwendung der risikoorientierten Prüfungsthemenauswahl des Stadtrechnungshofes Wien getroffen." - Das ist gestern auch vom Stadtrechnungshofdirektor im Stadtrechnungshofausschuss genau so bestätigt worden. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Habe ich auch gesagt!) - Herr Stadtrat, ich höre genau zu, ja. Das heißt also, der Stadtrechnungshof hat aus eigener Initiative die Kontrolle vorgenommen. Heute in der Fragestunde - ich habe Ihnen genau zugehört - haben Sie selbst zugegeben, dass Sie nicht diese Prüfung in Auftrag gegeben haben, sondern - das haben Sie wörtlich gesagt -, dass Sie sie bloß begrüßt haben. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das kann ich gar nicht machen! Ich kann den Stadtrechnungshof nicht beauftragen!) Das heißt, Herr Stadtrat, nach meinem Eindruck aus allen medialen Darstellungen hat Ihre Kontrolle versagt. Der Stadtrechnungshof hat nicht über Ihren Antrag, sondern aus Eigenem geprüft, und Sie haben die Öffentlichkeit aus meiner Sicht mit diesem Gesamteindruck falsch informiert. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Herr Bürgermeister, können Sie da wirklich noch zuschauen? Können Sie da wirklich tatenlos bleiben? Sie haben meines Wissens bis zur heutigen Anfragebeantwortung zu diesem unfassbaren Skandal kein einziges Mal in der Öffentlichkeit Stellung genommen, und was mir zum Beispiel heute, in den letzten Tagen, aber auch von Ihnen, Herr Bürgermeister, gefehlt hat, ist ein einziges Wort der Entschuldigung gegenüber den Eltern, die betroffen sind. (Beifall bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren, diese aufgedeckten Missstände sind schlimm. Die Familie hat offenbar einen Selbstbedienungsladen aus diesem Kindergartenverein gemacht, aber was noch viel schlimmer ist, ist, dass das der Stadt Wien über ein Jahrzehnt lang offenbar nicht aufgefallen ist. Das ist ein massives Kontrollversagen, das bleibt auch ein massives Kontrollversagen. Die Führungsverantwortung, die man sich eigentlich zu Recht erwarten kann, würde hier bedeuten, dass der zuständige Stadtrat hinschaut - noch dazu, wenn seine eigenen NEOS den Verein ohnehin schon im Fokus hatten -, für eine wirksame Kontrolle sorgt und Verantwortung übernimmt - das alles hat StR Wiederkehr nicht getan. Dieser systematische, ja, dreiste und offenbar weit über 2019 zurückwirkende unkontrollierte Fördermissbrauch zeigt ein Mal mehr, wie in dieser Stadt mit dem Geld der Wienerinnen und Wiener umgegangen wird. Herr Bürgermeister, mein Eindruck ist - und es wird an Ihnen liegen, diesen zu widerlegen -, dass das Fördersystem der Stadt Wien einfach eine automatische Geldverteilungsmaschine geworden ist, ohne jegliche wirksame Kontrolle, und das ist traurig für die Wienerinnen und Wiener. (Beifall bei der ÖVP.) Wir fordern daher - wir haben das auch in unserer Anfrage zusammengefasst - einen sofortigen Fördermittelstopp für den Verein Minibambini. Es darf kein Steuergeld mehr in diesen Verein fließen. Ich möchte das auf den Punkt bringen, weil es in den letzten Tagen immer wieder in der Öffentlichkeit diskutiert worden ist: Es ist verantwortungslos, den Betrieb durch diesen Verein weiter zu fördern, nur weil es einfacher zu organisieren ist, und damit nicht nur Steuergeld zu verbrennen, sondern auch die ordnungsgemäße Betreuung der Kinder zu ermöglichen. Diese Argumentation geht einfach ins Leere. Nein, es muss sofort Maßnahmen geben in Bezug auf den Kindergarten, die auch die Platzsicherung für die Minibambini-Kinder sicherstellen, aber nicht durch den Verein, der ganz offensichtlich dubios arbeitet, sondern durch andere neue organisatorische Lösungen. Kein Kind darf auf Grund des Versagens der Stadt Wien seinen Kindergartenplatz verlieren, das ist doch, glaube ich, klar. Die Stadt muss aber auch hier Verantwortung übernehmen. Herr Stadtrat, weil Sie immer wieder sagen, das sei alles sehr schwierig und organisatorisch schwer umzusetzen: Das glaube ich durchaus, aber glauben Sie mir auch, und da sind Sie selbst positiv mitverantwortlich, wenn man will, dann geht es. Ich erinnere an die ukrainischen Kinder, wo hunderte Kinder binnen weniger Wochen in Schulen und Kindergärten untergebracht waren. Das fordere ich auch von Ihnen, Herr Stadtrat, denn es kann nicht sein - es kann nicht sein -, dass wir diesen Verein sehenden Auges, was da getan worden ist, weiter fördern und damit auch die Gesundheit und die Sicherheit der Kinder gefährden. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Wenn ich das an Herrn StR Wiederkehr richte - er ist ja Stadtrat, wir werden ja am Freitag auch intensiv darüber reden -, dann sage ich auch gleich dazu: Sehr geehrter Herr Stadtrat, notwendig ist - das hat auch der Herr Bürgermeister angeführt - eine umfassende externe Wirtschaftsprüfung. Es ist notwendig, alle Fördermittel, die nicht legal ausgegeben worden sind, zurückzufordern. Es ist die Überprüfung der MA 10 durch eine interne Revision notwendig, aber es ist auch die Neuaufstellung der gesamten Fördermittelkontrolle notwendig - wahrscheinlich nicht nur im Bereich der Kindergärten. Es geht nicht nur um eine Personalaufstockung, es geht auch um eine Festlegung der Kontrollstandards, was überhaupt kontrolliert wird, wie überhaupt kontrolliert wird. Da darf kein Stein auf dem anderen bleiben. Herr StR Wiederkehr und vor allem Herr Bürgermeister, Sie haben die politische Verantwortung für diese Stadt, denn wenn keine umfassende Veränderung im Fördersystem und im Kontrollsystem eintritt, dann ist das Fördersystem und dann sind die Richtlinien einfach nur Makulatur, und das kann es nicht sein! (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, zusammenfassend ist zu sagen, dass diese Missstände schnellstmöglich behoben werden müssen. Diese dürfen nicht mehr vorkommen, schon gar nicht in Kindergärten, also in Einrichtungen, wo die Eltern ja das Wichtigste, das sie haben, im Vertrauen, dass das in Ordnung ist, hingeben, nämlich ihre eigenen Kinder. Das sind die Probleme, um die wir uns kümmern müssen, nicht nur der Herr StR Wiederkehr, sondern vor allem Sie, Herr Bürgermeister. Eines ist klar, und das zeigt mir dieser Fall sehr offensichtlich, StR Wiederkehr ist in diesem Ressort, vielleicht aus eigenen Gründen, möglicherweise auch wegen mangelnder Zusammenarbeit mit den Bediensteten dieser Abteilungen in seiner Geschäftsgruppe, einfach überfordert. Deswegen, Herr Bürgermeister, mein Appell an Sie: Nehmen Sie diese Angelegenheit nicht nur ernst, sondern machen Sie sie ab sofort zur Chefsache! Es geht da nämlich, Herr Bürgermeister, und das ist für mich ein sehr ernstes Thema, nicht nur um Millionen Euro von Steuergeldern, die ausgegeben werden, und wo sich die Wienerinnen und Wiener zu Recht fragen, wieso, es geht vor allem in diesen betroffenen Kindergärten um die Sicherheit, um die Gesundheit, um die Zukunft unserer Kinder. Ich fordere Sie auf, Herr Bürgermeister, nehmen Sie das ernst und machen Sie es zur Chefsache! (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zur Geschäftsordnung hat sich Abg. Dr. Wölbitsch gemeldet. GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM (ÖVP): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe mir nur kurz erlaubt, die Geschäftsordnung durchzulesen, sonst hätte ich mich schon am Beginn zu Wort gemeldet. Ich stelle mit Erstaunen fest, dass nicht nur der Herr Bürgermeister als Befragter in einer Dringlichen Anfrage beantworten muss, warum er eine Frage nicht beantwortet, sondern dass das jetzt der Gemeinderatsvorsitzende übernimmt. Ich darf aus der Geschäftsordnung § 37 Abs. 2 kurz zitieren oder vielleicht in Erinnerung rufen: "Je nachdem, an wen die Anfrage gerichtet ist, hat der Bürgermeister oder der zuständige amtsführende Stadtrat die schriftliche Anfrage unmittelbar nach erfolgter mündlicher Begründung zu beantworten oder, wenn dem Befragten die Erteilung der gewünschten Auskunft nicht möglich ist, zu begründen, weshalb die Beantwortung nicht möglich ist. Die Beantwortung oder Begründung hat so kurz und konkret zu erfolgen, wie es die Anfrage zulässt." Daher: Sehr geehrter Herr Gemeinderatsvorsitzender, sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Mitglieder der Stadtregierung, ich ersuche doch, dass wir hier in diesem Haus die Geschäftsordnung entsprechend einhalten. Es war bis dato eigentlich auch immer so, dass die Beantworter begründet haben, warum sie eine Antwort nicht begründen können. Auf einmal macht das der Herr Gemeinderatsvorsitzende. Ich halte das für eine Selbstermächtigung, die weder durch die Stadtverfassung noch durch die Geschäftsordnung gedeckt ist und ersuche Sie, das auch entsprechend zu respektieren. - Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Weiters hat sich Herr Vorsitzender Reindl zur Geschäftsordnung gemeldet. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! (Unruhe im Saal.) Also das Spiel der ÖVP ist ja sehr nett ... Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Warte! Entschuldige! Gibt es Diskussionsbedarf in den Reihen? Der Herr Abgeordnete ist am Wort, bitte. GR Mag. Thomas Reindl (fortsetzend): Es gibt immer Diskussionsbedarf. Es ist ja sehr nett, dass die ÖVP uns seit einiger Zeit erklärt, wie die Geschäftsordnung und wie die Stadtverfassung zu lesen und zu verstehen sind. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ich habe sie vorgelesen!) Dazu kommt noch, dass es auch jede Menge verschiedenster Gutachten der ÖVP von Professoren aus Linz, die sicher die Wiener Stadtverfassung perfekt kennen (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Herr Reindl kennt sie!), gibt, in denen sie verschiedene Auslegungen der Stadtverfassung interpretieren und auch Anleitungen geben (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ich habe sie vorgelesen!), wie Grenzen, die die Geschäftsordnung und die Stadtverfassung einfach setzen, verschoben werden sollen. Das versuchen Sie, Kollege Wölbitsch und auch die ÖVP. Ein gewisses Verständnis habe ich ja dafür, ein bisschen mehr geht ja immer (GR Mag. Manfred Juraczka: Wir brauchen nicht Ihr Verständnis, wir brauchen eine Amtsführung!), aber auf der anderen Seite bin ich der Geschäftsordnung und der Stadtverfassung verpflichtet (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ja, bitte!), und daran halte ich mich. Ob es eine Zulässigkeit ist oder nicht, hat der Vorsitzende zu prüfen (GR Mag. Manfred Juraczka: Der Vorsitzende hat sich an die Geschäftsordnung zu halten!), und er hält sich an die Stadtverfassung, an die Geschäftsordnung. Herr Klubobmann, Ihr Verhalten kommt mir ungefähr so vor: Ich habe 22 Jahre Handball gespielt, und einen Flügelspieler wie dich hätten wir gerne in der Mannschaft gehabt (Ruf bei der FPÖ: Jetzt wird's peinlich!), der schnell ist, der offensiv ist, der einen Zug aufs Tor hat, ja. Aber wenn der uns dann nach dem Spiel in der Kabine erzählt, wer aller schuld ist, dass er kein Tor geschossen hat, dass er vier Mal ausgeschlossen worden ist, dass er die Regeln, die beim Spiel gelten, nicht eingehalten hat, ja, dann hätten meine Mannschaft und auch der Trainer dir als Spieler schon klar gemacht, welche Regeln am Spielfeld gelten und dass auch du dich an die Spielregeln halten sollst. (GR Mag. Manfred Juraczka: Wie lange ist die Wortmeldung zur Geschäftsordnung?) - Fünf Minuten, Herr Präsident, das solltest du wissen. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Herr Abgeordneter! Ich bitte Sie, sehr geehrter Herr Abgeordneter, zur Geschäftsordnung zu sprechen und keine Parallelen zu ziehen. Bitte. GR Mag. Thomas Reindl (fortsetzend): Ich fordere daher Sie, Herr Mahrer, auf, sorgen Sie dafür, dass Ihre Mannschaft und Ihr Klubobmann sich an die Spielregeln, an die Geschäftsordnung und an die Stadtverfassung halten (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das ist die Geschäftsordnung dieses Hauses!) und nicht an irgendwelche Gutachten und Interpretationen, wo jeder halbwegs namhafte Jurist nur noch den Kopf schüttelt. Herr Mahrer, Sie sind ein Spitzenjurist bei der Polizei gewesen, sorgen Sie dafür, dass Ihr Klubobmann sich auch an die Regeln hält, weil es anders nicht geht. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das ist demokratiegefährdend, was hier passiert!) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Sehr geehrter Herr Abg. Reindl, ich darf Sie bitten, zur Geschäftsordnung zu sprechen und keinen Debattenbeitrag daraus zu machen. GR Mag. Thomas Reindl (fortsetzend): Sich nicht an die Geschäftsordnung und an die Stadtverfassung zu halten und immer die Grenzen zu verschieben, und wenn dann jemand kommt und sagt, wo die Grenzen sind, dann zu schreien, Hilfe, Hilfe, Demokratie ist gefährdet, das ist, Entschuldigung, billig, und das ist eigentlich auch der ÖVP nicht würdig. Das muss ich ganz offen sagen. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Weitere Wortmeldungen zur Geschäftsordnung liegen nicht vor. Dementsprechend kommt jetzt Herr StR Nepp zu Wort. Bitte schön. StR Dominik Nepp, MA: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich starte jetzt hier mit meinem Debattenbeitrag, auch wenn ich vielleicht noch kurz zur Geschäftsordnung zurückkomme: Man muss schon sagen, es ist bemerkenswert, dass der Herr Vorsitzende Reindl hier herauskommt (GR Mag. Josef Taucher: Er ist auch Gemeinderat!), sich zur Geschäftsordnung meldet, dann aber einen Debattenbeitrag abliefert. Allein das zeigt schon sein Selbstverständnis, was er von der Geschäftsordnung des Gemeinderates beziehungsweise der Stadtverfassung hält, wenn nicht einmal er sich selbst auskennt und auch meint, dass irgendwer mit Gutachten daherkommt. Die Einzige, die sich in letzter Zeit ständig hinter Gutachten versteckt, ist die SPÖ, sei es bei Zuständigkeiten und Zulässigkeiten von Aktuellen Stunden hier in diesem Raum, von mündlichen Anfragen der Opposition in diesem Raum oder auch bei der Untersuchungskommission, wo Sie sogar mit Gutachten umherwacheln und nicht einmal verraten, von wem diese Gutachten sind. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Also ich würde einmal aufpassen, wenn Sie hier meinen, die Geschäftsordnung sei einzuhalten. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Aber ich komme nun zum Debattenbeitrag. Es geht um die Skandale im Bereich der Kindergärten. Ich finde es ehrlich gesagt ein bisschen schade und es ist ja schon fast zum Fremdschämen, wenn die ÖVP hier mit einer Dringlichen Anfrage an den Bürgermeister herauskommt, in den letzten Tagen ein großes mediales Tamtam gemacht hat, irgendwie alle Medien aufscheucht und meint, ja, heute kommt der Showdown, und dann wird so etwas Peinliches abgeliefert. Herr Mahrer kommt hier als lebende Betroffenheit heraus, entschuldigt sich bei jedem Angriff sofort, dass er ihn überhaupt tätigt und hat überhaupt den falschen Adressaten. (GR Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM: Du hast gesagt, es kommt etwas zur Debatte!) Ich bin der Letzte, der Bgm Ludwig in Schutz nimmt und meint, dass es nicht zahlreiche Verfehlungen hier in diesem Haus gibt - wir fechten das ja dann auch dementsprechend aus -, aber Sie stellen eine Anfrage, die eigentlich dem Herrn Wiederkehr gehört. Der Herr Bürgermeister darf dann hier verkünden, was die Magistratsabteilungen selber schreiben, und dann machen Sie ein großes Tamtam. Ich meine, wenn man den Bürgermeister hier herzitiert und den Mut hat, hier einen Angriff zu starten - das Problem ist, Sie hat der Mut beim ersten Schritt verlassen -, ja, dann muss man das auch durchziehen und einen Misstrauensantrag gegen den Hauptverantwortlichen, wie Sie ja gesagt haben, gegen den Bürgermeister, stellen. Es gibt zahlreiche Verfehlungen im Gesundheitsbereich, im Bildungsbereich, im Integrationsbereich, wobei wir Sie schon oft eingeladen haben, den Hauptverantwortlichen hier dingfest zu machen, nämlich Bgm Ludwig, und einen Misstrauensantrag zu stellen. Aber hier herauszukommen, den Bürgermeister herzuzitieren und dann eine Anfrage, die die Abteilungen von Herrn Wiederkehr vorschreiben, vorlesen zu lassen und dann nicht einmal den Mut zu haben, den Bürgermeister einem Misstrauensvotum zu unterziehen, sondern es dann irgendwie am Freitag im Sondergemeinderat zu machen, und dann auch nicht gegen Herrn Bgm Ludwig, sondern gegen StR Wiederkehr - ich muss ehrlich sagen, das ist als Oppositionspartei echt peinlich, liebe ÖVP. (Beifall bei der FPÖ.) Kommen wir zum Grundsätzlichen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Mach's besser, wir warten! - Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Ich lade gerne ein, heute einen Misstrauensantrag gegen Herrn Bgm Ludwig zu stellen. Ich glaube nur, euch fehlt der Mut, diesen auch zu unterstützen. Bevor man also reinkeppelt, selber einmal in den eigenen Reihen fragen, wie die Fraktion diesbezüglich überhaupt abstimmt. (GR Mag. Manfred Juraczka: Bist du Opposition nach Bedarf, oder was machst du? - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Auf Abruf!) - Herr Kollege Juraczka, liebe ÖVP, Sie wissen doch ganz genau, dass unsere Unterschriften nicht ausreichen, einen Misstrauensantrag zu stellen. Jedes Mal, wenn wir Sie einladen, einen Misstrauensantrag gegen den Herrn Bürgermeister zu stellen, zucken Sie erschrocken zurück, weil Sie wollen sich ja das nächste Mal ins Koalitionsehebett hineinlegen. Jedes Mal, wenn wir sagen, Herr Hacker hat so viele Verfehlungen gemacht im Bereich der Gesundheitspolitik, dann prallen Sie erschrocken vom Sofa zurück und sagen: Nein, das können wir nicht unterstützen, das können wir nicht! - Sie machen gar nichts gegen die Allmacht der SPÖ. Sie tun immer nur groß medial ankündigen und am Schluss verlässt Sie der Mut. Sie starten als Schäfer und Wauwau und am Ende sind Sie ein kleiner Kläffer, der dann da vorne ist. Es ist echt peinlich. So funktioniert Oppositionspolitik nicht. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Herr Stadtrat, darf ich Sie bitten, zur Sache zu sprechen? (GR Mag. Manfred Juraczka: Er ist ein deutscher Schäferhund! - Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) StR Dominik Nepp, MA (fortsetzend): Ich sage gerne etwas zur Sache, es war ein Zwischenruf des Kollegen Juraczka, dem ich erst die Geschäftsordnung und die Wiener Stadtverfassung wieder einmal dahin gehend erklären musste, dass unsere Unterschriften leider nicht ausreichen, aber sie jedes Mal gerne eingeladen sind, diesen Misstrauensantrag gemeinsam zu unterstützen. Also: Wie kommt es zu diesen gesamten eklatanten Verfehlungen? Gehen wir jetzt einmal die Genesis durch: Vor über 20 Jahren hatte die FPÖ die Idee, dass es einen beitragsfreien Kindergarten geben soll. Wir haben das auch auf- und abgetrommelt. Das war noch vor der Wahl 2010. Dann kam eine Ruster Klubklausur oder Parteiklausur, wo man dann von der SPÖ diese Idee übernommen hat und gesagt hat: Ja, das ist keine schlechte Idee, die die FPÖ hat, wir geben das jetzt als Wahlzuckerl 2010 her und setzen das um! - Und dann stand die SPÖ vor dem großen Problem und hat gesagt: So viele Träger der Stadt haben wir gar nicht, wir brauchen private Vereine, die so etwas übernehmen! - Weil der Bedarf einfach irrsinnig groß geworden ist, wurde dann ständig nur noch auf private Betreiber zurückgegriffen. Im Moment sind 65 Prozent der Kinder in privaten Einrichtungen, 35 Prozent in städtischen. Schon damals haben wir gesagt, weil der Bedarf so groß ist, muss die Kontrolle umso größer sein, denn wenn jetzt auf einmal zig Tausende Kinder in Wien im Kindergarten sind, im beitragsfreien Kindergarten - und das wurde ja auch angenommen -, dann muss man da auch die Kontrollen verschärfen. Es wurde immer von Seiten der SPÖ und damals auch noch von den GRÜNEN erklärt, es gibt diese Kontrollen, sie kontrollieren beinhart. Im Endeffekt hat sich herausgestellt, dass es diese Kontrollen nicht gibt und dass man gar nicht geschaut hat, was dort überhaupt gelehrt und den kleinen Kindern beigebracht wird. Wir haben gewarnt: Passt auf, es gibt islamistische Tendenzen, es gibt zahlreiche Islamkindergärten in Wien! - Ich kann mich noch an die Wortmeldungen von Frau Tanja Wehsely erinnern, die gemeint hat, nein, so etwas gibt es überhaupt nicht in Wien, und na klar hat es so etwas gegeben. Mangels Kontrollen und gewollter Blindheit der SPÖ aber, weil es keine Probleme gibt, solange man nicht hinschaut, wurde dieses Problem negiert, bis dann der große Bericht gekommen ist und klar wurde, dass es hier selbstverständlich islamistische oder Islamkindergärten gibt, die Parallelgesellschaften aufbauen und die dann gleichzeitig aufgeflogen sind, weil sie Subventionen in Millionenhöhe veruntreut haben. Ich darf nur in Erinnerung rufen: Gewerbsmäßiger Betrug, Untreue, betrügerische Krida, und so weiter, und so fort - allein einer mit 8,3 Millionen EUR Steuergeld. Die Konsequenz daraus war, dass die SPÖ gesagt hat: Nein, wir verstärken jetzt die Kontrollen! - Es wurde immer gesagt, dass mehr kontrolliert wird. Im Endeffekt hat sich das als Alibiaktion herausgestellt, denn so, wie es der Redakteur von "Wien heute", Lattinger, ja auch gepostet hat, sind die Kontrollen seit 2016, 2017 zurückgegangen. 2017 ist man noch mit 3.000 Kontrollen pro Jahr gestartet, und im Jahr 2022, als dann schon längst Herr Wiederkehr dafür verantwortlich war, gab es lediglich 800 Kontrollen. Jetzt ist man wieder ganz aufgeschreckt, jetzt sagt man wieder: Ja ja, wir machen Aktion scharf, wir werden kontrollieren und wir verdoppeln! - Ich frage mich nur, wohin. Sie haben dauernd in Ihrer Pressekonferenz von Verdoppelung erzählt und meinten dann, im Sommer haben Sie schon 1.000. Ja, wie viele folgen dann noch? Was ist bei Ihnen eine Verdoppelung? Ist eine Verdoppelung 4.000 Kontrollen, 3.000, 2.000? Sind es dann die 1.000 im Sommer? - Sie bleiben diese Zahlen schuldig, weil Sie sie nicht liefern können, meine sehr geehrten Damen und Herren. Diese Kontrollen sind aber nicht nur ein Versagen von Rot-Pink auf Ebene der Wiener Stadtregierung. Ich darf hier auch die ÖVP und die GRÜNEN daran erinnern, dass Sie selbst in Ihrem Regierungsübereinkommen auf Bundesebene geschrieben haben, dass Sie verstärkt die inhaltlichen Kontrollen im Bereich der Elementarpädagogik, im Bereich der Kindergärten fördern wollen und dass Sie auch dort genauer hinschauen wollen. Und: Nichts haben Sie gemacht, es ist keine einzige Unterstützung von Seiten des Bundes gekommen. Darum sage ich Ihnen auch: Wenn Sie hier herauskommen und sich aufregen und meinen, es wird zu wenig gemacht, dann setzen Sie einfach Ihr türkis- oder schwarz-, oder wie Sie es immer nennen wollen, -grünes Bündnis endlich auf Bundesebene um! Das sind ja Ihre Koalitionspartner auf Bundesebene, der Herr Ellensohn, der Herr Margulies, die Frau Spielmann, alles Ihre Partner. Setzen Sie es bitte gemeinsam um, Türkis und Grün auf Bundesebene, und unterstützen Sie auch von Seiten des Bundes das Land, meine sehr geehrten Damen und Herren von der ÖVP! (Beifall bei der FPÖ.) Der Bericht des Stadtrechnungshofs - er wurde eh schon mehrfach zitiert -, ist ja wirklich katastrophal und tagtäglich poppt irgendwie ein neuer Skandal in diesem Bereich auf. Wir haben heute auch aufgezeigt, dass es zu einem Skandal gekommen ist, der noch weite Kreise ziehen wird, bis hinein zu den GRÜNEN. Es handelt sich dabei um einen Verein, um eine grüne Bezirksrätin und auch Ersatzbundesrätin, also ein führendes Mitglied der Wiener GRÜNEN, die als Hauptverdächtige gilt. Ich darf es vielleicht noch für alle anderen erwähnen: Es geht um einen Kindergarten im 15. Bezirk namens Philo Kids, der mittlerweile geschlossen ist. Ein besonders grüner Kindergarten, nämlich ein diverser Kindergarten. Man hat sich noch im "Standard" gerühmt, dass da rosa Feuerwehrkleidung verteilt wird - das ist eine besondere Errungenschaft - und auch Puppen mit Geschlechtsteilen an kleine Kinder verteilt wurden, damit man ihnen erklärt, wie man genderneutral erzieht. Das sind halt Ihre Erziehungsmethoden. (Zwischenruf von GRin Viktoria Spielmann, BA.) Das wurde von der Stadt genehmigt. Was allerdings im Hintergrund passiert ist, neben dem pädagogischen Konzept, ist abenteuerlich, meine sehr geehrten Damen und Herren, da tun sich nämlich Abgründe auf. Da geht es um Fördermissbrauch in beträchtlicher Höhe, es geht darum, dass Phantomkinder abgerechnet wurden. Da muss ich auch Herrn Wiederkehr widersprechen, der in seiner Pressekonferenz gesagt hat, dass diese Pro-Kopf-Abrechnung funktioniert und man nie draufgekommen ist, dass zu viel oder zu wenig Kinder abgerechnet wurden. Da haben Sie jetzt Ihren Fall. Wir übermitteln Ihnen auch gerne nachher sämtliche Unterlagen, die auch bei der Staatsanwaltschaft liegen. Kinder wurden abgerechnet - das ist bestätigt von einer leitenden Pädagogin dort -, die gar nicht dort waren, die erst im Herbst gekommen sind, aber schon ab Februar einberechnet wurden, Kinder, die schon längst weg waren, die man aber noch bis zum Ende des Jahres hat auslaufen lassen. So hat sich dieser Kindergarten Förderungen erschlichen, Förderungen missbraucht. Die grüne Bezirksrätin hat sich im Rahmen der Veräußerung dieses Kindergartens gerühmt, dass sie unfassbare 40.000 EUR im Monat lukriert und 15.000 EUR für die Leitung über bleiben, also für sie selbst. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das kann sich nicht ausgehen!) Da denke ich mir, was ist denn das für ein Geschäftsmodell geworden? Wenn das wirklich funktioniert, dass man Kinder abrechnet, die wirklich auch da sind und man bekommt - sagen wir, es hat alles geklappt - 40.000 EUR und 15.000 EUR bleiben im Monat für die Leitung über, dann, muss ich sagen, na bumm, also da hänge ich hier sämtlichen Job an den Nagel, wenn es nur ums Geld ginge, und werde sofort Kindergartenleiter, eröffne nicht nur einen Kindergarten, sondern mehrere, kriege nicht nur 15.000 EUR, sondern 30.000 EUR, 45.000 EUR. Ich meine, da kann es doch nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn ich in einem Verkaufsgespräch erkläre - das gibt es übrigens alles auf Tonband, das brauchen die GRÜNEN gar nicht zu leugnen, das ist dokumentiert und liegt bei der Staatsanwaltschaft -, dass man eh 40.000 EUR abrechnet, aber 15.000 EUR selbst im Monat behält. Da frage ich mich echt - klärt es in den eigenen Reihen auf und stellt euch einmal selbst die Frage -: Wen würde der Anstand wählen? - Sicher nicht dieses grüne Bezirksmitglied von Ihnen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Dann geht es in diesem Akt - und das ist auch ein Thema, das VBgm Wiederkehr betrifft - um illegale Ablösen von pädagogischen Konzepten. Oft übernimmt ein Trägerverein einen Kindergarten von einem anderen oder der Vereinsvorstand wechselt. Dann ist es zum Geschäftsmodell geworden, dass man sich dieses hervorragende pädagogische Konzept, das man meistens im Internet abgeschrieben hat - Montessori, Bausteine, gendergerecht oder irgendwie -, dann abkaufen lässt. Das ist so wie bei Geschäftslokalen eine illegale Ablöse. Diese Dame von den GRÜNEN, die auch Bezirksrätin im 19. ist, hat dann gesagt, sie möchte 5.000 EUR für dieses pädagogische Konzept haben. Der Übernehmer hat gesagt, er braucht dieses Konzept nicht - nein, sonst bekommt er es nicht. Das ist so etwas wie eine illegale Ablöse. Und dann - und das ist dann überhaupt das Schärfste, aber alles auf Tonband dokumentiert, die Abschrift kann ich Ihnen gerne geben - ist sogar noch verlangt worden, weil dieser grüne Verein in den Konkurs schlittert, dass dann, wenn dieser Konkurs abgewickelt ist, noch 40.000 EUR auf ein anderes Konto, das nicht dem Verein gehört, überwiesen werden, so quasi als Ablöse. Das ist schwerer Betrug und auch Schmälerung von Gläubigerinteressen und auch strafrechtlich relevant. Wenn das anscheinend so einfach funktioniert, dass das niemandem auffällt - niemandem bei der MA 11, niemandem bei der MA 10 -, dann frage ich mich schön langsam, ob das gang und gäbe ist, dass solche illegalen Ablösen von pädagogischen Konzepten - von den Schwarzgeldzahlungen von 40.000 EUR rede ich gar nicht - einfach so funktionieren und ob das Kindergartenbetreiben nur noch zum Geschäftemachen da ist und nicht mehr zum Wohle der Kinder. Wenn das in den Hintergrund tritt, dass man den Kindern etwas beibringt und nur noch das Abkassieren im Vordergrund steht, dann funktioniert so etwas wie das Fördersystem in Wien einfach nicht mehr, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Darum bleibe ich dabei, dass dieses gesamte Fördersystem auf neue Füße gestellt werden muss. Man muss sich auch die Frage stellen, ob die Rechtsform des Betreibers, nämlich als Verein, noch aktuell ist. Ich weiß, damals musste man diesen Bedarf schnell stillen - einen Verein zu gründen, ist das Einfachste, ist das Billigste, wenn man eine Kapitalgesellschaft gründet, kostet das schon etwas mehr. Im Endeffekt ist ein Verein aber immer gemeinnützig orientiert, ist auch von Ehrenamtlichkeit getragen, so wie es viele machen. Wenn es da zu Gewinnausschüttungen kommt, zum Profitmachen kommt, dann muss man sich überlegen, und das ist auch die Aufgabe des Herrn Wiederkehr, ob dieses Trägersystem von Vereinen nicht überholt ist. Man muss sich überlegen, ob man Kapitalgesellschaften, Personengesellschaften herbeizieht, die einer stärkeren Kontrolle unterliegen, nicht nur durch den Magistrat, auch durch diverse Stellen des Bundes, wie Finanzamt, et cetera, um da endlich mehr Kontrolle hineinzubringen. Allein der Verein Minibambini besteht aus nur drei Mitgliedern, ich glaube, aus Frau, Ex-Mann und Sohn. Das heißt, es gibt drei Mitglieder und diese verwalten Millionen, wie der Herr Bürgermeister gesagt hat. So kann es nicht gehen! Wenn es drei Leute sind, ist das in Wirklichkeit eine GesmbH oder sonstige Form von Personengesellschaft, die ein Geschäft machen will. Dann muss man sagen, okay, dann ist es nicht nur zum Wohl des Kindes, dann dient es der Profitgier Einzelner. Das sollte es aber nicht sein, denn das Wohl des Kindes sollte immer im Mittelpunkt stehen. Deswegen gehören die inhaltlichen Kontrollen verschärft: Was wird dort gemacht? Und: Wie kommt das Geld bei den Kindern an? - Jeder Cent soll direkt bei den Kindern ankommen und nicht in irgendwelchen Luxusschlitten verlottern, und es sollen sich nicht irgendwelche grünen Bezirksrätinnen bereichern. Das soll es nicht sein, das Kindeswohl soll immer an erster Stelle stehen. (Beifall bei der FPÖ sowie von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. Bitte schön. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Herr Vizebürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie! Zur Causa Minibambini: Es sind schon viele Wortmeldungen, die wir gehört haben, auch durch die Anfragebeantwortung haben wir wahrscheinlich viel Neues erfahren. Die ÖVP-Seite hat es ein bisschen bemüht mit der Mauer des Schweigens, die hier aufgezogen wird und der Intransparenz bei diesem Fall. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, ich sehe diese überhaupt nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es keine einzige Information gibt, die ich habe und die ich Ihnen mitteilen kann, die ich Ihnen nicht mitteilen würde. Ich glaube auch, dass, rückblickend auf die letzten zwei Wochen, der Herr Vizebürgermeister mit den Informationen, die vorliegen, und auch den Handlungen, die daraus folgen, sehr transparent umgegangen ist. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Der Bericht ist eh veröffentlicht!) Es gab nichts, das irgendwie verschwiegen wurde. Das einmal nur zur Klarstellung, weil das in der Debatte auch wichtig ist. Was uns der Rechnungshofbericht letzte Woche vorgelegt hat, hat Sie sehr betroffen gemacht, mich hat es ehrlich gesagt schockiert. Es ist, glaube ich, öfters gefallen, dass sich das liest wie ein Kriminalroman, überhaupt keine Frage. Das sorgt natürlich für Unverständnis, für Verunsicherung, wenn man weiß, okay, man hat einen Kindergartenbetreiber und dann kommt so ein Bericht heraus. Es sorgt für Unverständnis und natürlich auch für Verärgerung. Deswegen ist es ganz wichtig, sofort klar festzustellen, und das hat der Herr Vizebürgermeister auch gemacht, dass Fördermissbrauch in Wien sicher nicht toleriert wird. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Das ist auch der Grund, warum mit dem Vorliegen des Rechnungshofberichtes die ersten Schritte gesetzt wurden, die ersten Schritte, die man in dieser Situation setzen kann. Erstens wurde der Bericht schon am 13. Jänner der Staatsanwaltschaft übergeben, um zu prüfen. Es wurde sofort ein Wirtschaftsprüfer mit einer vertieften Sonderprüfung beauftragt, und es wurde vom Vizebürgermeister angekündigt, dass alle unrechtmäßig verwendeten Förderungen zurückgezahlt werden müssen. - Dies als erste Schritte. Worum geht es in dieser Sache aber noch, und eigentlich hauptsächlich? - Um die Kinder. Ich habe lange darüber nachgedacht und eigentlich ist es auch augenscheinlich und absolut nachvollziehbar, wenn man diesen Bericht liest und vor allem die Medienberichte liest, dass man sofort sagt: Nein, Stopp, aus, Ende! Es kann nicht sein, dass man so einen Kindergarten weiterbetreiben lässt. Es kann nicht sein, dass dieser noch Förderungen bekommt. Ich glaube, diese erste Reaktion hätte jeder Einzelne von uns gefordert. Das waren meine ersten Gedanken, und ich kann mir auch vorstellen, dass es wahrscheinlich auch die ersten Gedanken des Vizebürgermeisters waren, aber es geht eben auch um die rund 800 Kinder. Da ist es wichtig, festzuhalten, dass den Mediengeschichten, teilweise Horrorgeschichten, die hier herumgegeistert sind - da ging es, Sie haben es heute alle gebracht, um Schimmelessen, um die Fischstäbchen, es ging um zu wenig Essen per se, es ging um Kinderlisten, die falsch geführt wurden, es ging um Assistentinnen, die als Pädagoginnen angestellt wurden -, dass all diesen Vorwürfen, all diesen Berichten in den diversen Medien auch schon 2021 nachgegangen worden ist. Diese konnten damals nicht bestätigt werden und sie konnten auch jetzt mit einer Ad-hoc-Prüfung durch die MA 10 nicht festgestellt werden. (Zwischenruf von GR Felix Stadler, BSc, MA.) Ich habe mich jetzt vertan, Entschuldigung, die MA 11 hat diese Standorte auch ad hoc kontrolliert. Deswegen ist es auch ganz wichtig zu sagen: Wäre das anders gewesen und hätte sich durch diese Ad-hoc-Prüfung ein anderes Bild ergeben, dann hätte man wahrscheinlich auch andere Konsequenzen gefordert. Viele Eltern und Erziehungsberechtigte haben sich an die Abteilung gewandt, an die MA 10 gewandt und auch darum gebeten, dass die Standorte erhalten bleiben, weil sie und ihre Kinder sich dort wohlfühlen. Die MA 10 hat in der Vorwoche deutlich mehr Neuanmeldungen für den Kindergarten als Abmeldungen, also ich glaube, es waren ganz, ganz wenige, die sich abgemeldet haben. Das ist, glaube ich, wichtig, und es liegt mir echt am Herzen, auch darauf zu schauen, welche Schritte zu setzen sind, wenn ein Stadtrechnungshofbericht in dieser Form aufkommt. Ich habe Ihnen die ersten Schritte gesagt, und die pädagogischen Mängel, Sicherheitsmängel, die Sie aufs Tapet gebracht haben, können ganz klar ausgeschlossen werden. Diese pädagogischen Mängel konnten nicht festgestellt werden. Deswegen braucht Verantwortungspolitik auch vorausschauendes Handeln, und es kann nicht auf dieser Basis von Zuruf von Opposition und Medienberichten, die wir nicht verifizieren können und von denen wir nicht wissen, ob es Gerüchte sind oder mehr, reagiert werden. Heute in der Früh ist gefallen, dass man nicht mit einem kriminellen Verein zusammenarbeiten kann. Ob dieser Verein kriminell ist oder nicht, das wird die Staatsanwaltschaft, das werden Gerichte entscheiden. Es liegt, glaube ich, nicht in unserem Ermessen, das entscheiden zu können. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Lesen Sie den Bericht, der sagt eh alles! Was soll noch passieren?) Wenn durch die Sonderprüfung des Wirtschaftsprüfers erhärtet wird, was bisher am Tisch liegt oder noch mehr gefunden wird, dann wird die Lage natürlich neu zu bewerten sein. Warum aber nicht trotzdem Förderstopp, warum nicht die Kinder jetzt sofort woanders hingeben? - Es hat ... Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Darf ich Sie kurz unterbrechen? Es ist wirklich sehr laut im Sitzungssaal, ich bitte, die Gespräche einzustellen oder hinter die Bänke zu verlegen. Frau Kollegin, bitte. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (fortsetzend): Jeder Erziehungsberechtigte, jedes Elternteil hat natürlich die Möglichkeit, sein Kind abzumelden - das ist in ganz geringem Ausmaß passiert -, um einen anderen Kindergartenplatz anzusuchen, bei der MA 10 in der Servicestelle um Unterstützung anzusuchen, und es wird ein Platz gefunden werden. Das Thema ist aber, das sich Eltern und Erziehungsberechtigte und Kinder in ihrem Kindergartenumfeld anscheinend so wohlfühlen, dass sie von dort nicht weggehen wollen, den Eltern würde es freistehen, es zu tun. Kinder wollen in ihrer Gruppe bleiben, wollen bei ihrer Pädagogin bleiben, die sie vielleicht ins Herz geschlossen haben. Würden wir die Kinder auf unterschiedlichste Standorte aufteilen, die nicht mehr zusammen wären, würden auch die Gruppen nicht mehr zusammen bleiben und dann haben die Kinder nichts von all dem, was ihnen so wichtig ist. Warum übernimmt nicht die Stadt oder ein anderer Verein diese Kindergartenstandorte? Na ja, die Standorte sind entweder im Eigentum des Betreibers oder sie sind dort in aufrechten Mietverträgen. Der Verein ist auch eine eigene Rechtspersönlichkeit. Ich glaube also, diese Idee, die hier aufkommt, dass man da einfach jemand anderen hineinsetzt, ist einfach illusorisch, weil das auch rechtlich nicht möglich ist. Eine eigene Rechtspersönlichkeit von außen einfach zu übernehmen, fremdbestimmt eine Rechtspersönlichkeit zu übernehmen, ist per se nicht möglich. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sogar das geht!) Trotzdem ist ein Fördermissbrauch kein Kavaliersdelikt, und ich bin auch sehr gespannt, was hier noch weiter zu Tage tritt. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Lesen Sie den Bericht, es steht eh alles drin!) Man ist allen Vorwürfen nachgegangen, man wird sehen, was durch die vertiefte Wirtschaftsprüfung noch zu Tage kommt. Auf jeden Fall wird hier im Detail geprüft. Auch die Geschichte mit diesen Baufirmen - ich weiß nicht, was da genau war, ich mag es jetzt auch nicht verteidigen oder so, aber die haben dort ja nicht gekocht - das wird dann über die Medien so dargestellt -, die haben anscheinend das Essen geliefert, gekocht wurde am Kindergartenstandort. Nichtsdestotrotz hat der Herr Vizebürgermeister eine Aktion scharf angekündigt, weil man einiges tun kann und sicher tun muss. Klar sein muss, dass eine Abteilung wie die MA 10 nicht im gleichen Detail prüfen kann wie ein Stadtrechnungshof oder ein Wirtschaftsprüfer. Das wurde heute auch in der Anfragebeantwortung, glaube ich, dargelegt, auch in den Debatten vorhin, was mit den Belegen ist. Also das ist bei dieser Anzahl, bei dieser enormen Anzahl an privaten Kindergartenbetreibern einfach nicht möglich. Klar ist aber, dass im Rahmen der MA 10, was die Förderabteilung betrifft, auch sukzessive ausgebaut wird. Vielleicht jetzt nochmals zu dem, was den Betreiber selbst betrifft: Was auch gesagt wurde, ist, dass die Anstoßfinanzierung zurückgezahlt werden muss. Die Anstoßfinanzierung ist jene, von der man jetzt weiß, dass diese nicht zweckmäßig verwendet wurde. Da erfolgt die Rückzahlung, sie soll bis zum 31.1. in der Höhe von 129.000 EUR erfolgen. Die Verwaltungsstrafen, auch ein Punkt in der Höhe von 18.500 EUR, müssen von den VerursacherInnen persönlich übernommen werden. Es wurden außerdem personelle Veränderungen im Vorstand verlangt, und es wurde auch verlangt, dass ein innerbetriebliches Aufsichtsorgan installiert werden muss. Was die Kontrollen bei der MA 10 betrifft, habe ich schon gesagt, dass die Förderabteilung sukzessive aufgebaut wird, aber es soll auch dahin gehend verändert werden, dass mehr Synergien im Bereich Finanz- und Förderkontrolle entstehen. Ziel sind 1.000 Kontrollen der MA 10 im 1. Halbjahr, das wäre eine Verdoppelung gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, und zudem wird jede der 1.600 Einrichtungen mindestens 1 Mal pro Jahr kontrolliert. Die Stadt Wien gibt verdammt viel Geld für Kindergärten aus, über 1 Milliarde EUR im Jahr, und zwar dafür, dass die Kinder in der Stadt gut betreut werden, dass sie die gleichen Chancen auf Bildung haben, dass sie in ihrer jüngsten Kindheit gut betreut sind und gut begleitet sind, egal, ob sie im städtischen oder privaten Bereich untergebracht werden. Genau dafür wollen wir das Geld ausgeben und für nichts anderes. Wir werden deswegen auch da ganz konsequent prüfen. Wir reagieren in dieser Sache aber auch anhand der Fakten, die am Tisch liegen. Diese Maßnahmen können je nach Faktenlage angepasst werden, angepasst werden müssen. Es geht aber auch darum, mit Vernunft zu reagieren, aber auch mit dem Mut, diese Veränderungen jetzt zu gehen, aber auch mit dem Mut, zu sagen, man arbeitet und handelt faktenbasiert, und in diesem Fall auch nicht populistisch oder auf Zuruf von Berichten, die teilweise sehr dünn in ihrer Substanz sind. (Beifall bei NEOS und SPÖ. - Rufe bei ÖVP, GRÜNEN und FPÖ: Stadtrechnungshofbericht! - GR Mag. Dietbert Kowarik: Was wollen Sie noch für Fakten haben?) - Den habe ich vorhin erwähnt. Ich rede von den Medienberichten und den pädagogischen Mängeln, die ins Treffen geführt worden sind, die nicht Teil des Stadtrechnungshofberichtes waren. Daher werden wir auch im Fall Minibambini die Konsequenzen ziehen, wenn Fakten auf dem Tisch liegen - immer unter der Prämisse, dass die 800 Kinder im Mittelpunkt stehen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Ellensohn. Sie sind am Wort. GR David Ellensohn (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Ich wollte vorhin keine lange GO-Debatte anziehen, aber wir haben uns schnell die Mühe gemacht und nachgeschaut, wie man das denn früher gemacht hat. Also während Rot-Grün war es üblich, dass der Stadtrat oder die Stadträtin oder der Bürgermeister hier steht und Antworten gibt und dann sagt - ich hätte ein Beispiel dabei, es war nicht leicht, etwas zu finden, weil Maria Vassilakou praktisch alle Fragen beantwortet hat, aber wir haben eines gefunden -: 7. Die eingebrachte Fragestellung ist verfassungsrechtlich nicht zulässig. - Das hat aber nicht der Vorsitzende des Gemeinderates gemacht, wofür er auch nicht zuständig ist. Die Debatte ist ein bissel müßig, weil Herr Wölbitsch es heute nicht das erste Mal erklärt hat, sondern schon mehrfach, auch in der Präsidiale - jetzt würden wir es alle wissen. Wir wissen, dass die Vorgangsweise des Vorsitzenden des Gemeinderates falsch ist. Ich würde sagen, wenn es einmal passiert, ist es kein Problem, machen wir es das nächste Mal richtig, aber es wird insistiert darauf, dass wir hier jetzt jedes Mal die Geschäftsordnung verletzen. Ich verstehe es nicht. Wieso kann man es nicht einfach so machen? Wenn das der Sobotka im Parlament macht, dreht die SPÖ zu Recht durch, das geht nicht. Bitte halten Sie sich an die Geschäftsordnung, es ist nämlich auch fad, hier Geschäftsordnungsdebatten zu führen. (Beifall bei GRÜNEN, ÖVP und FPÖ.) Jetzt mache ich noch etwas, was ich eher selten mache, denn ich bedanke mich nicht wahnsinnig oft bei anderen Fraktionen. Das ist nicht der erste Job, den wir haben, aber weil es vorhin ein sinnloses Match darüber gab, ob jetzt die ÖVP etwas macht. Ich bin echt nicht der Verteidiger der Volkspartei, aber die machen heute die Dringliche und übermorgen einen Sondergemeinderat, was eigentlich klassische Oppositionsarbeit ist. Ich bin froh, dass sie das gemacht haben, so haben wir ein bissel weniger Arbeit und sind trotzdem mittendrin. Dieses Geplänkel habe ich nicht verstanden, was das werden soll. Momentan geht es darum, dass die SPÖ und die NEOS in ihrem Wirkungsbereich einen Kindergarten zu verantworten haben, wo einem das Schlackern kommt, wenn man den Bericht liest. Darum geht es heute. - Diese kleinen Matches untereinander, echt schade darum. Worum geht es bei diesem MA 10-Bericht zum Kindergarten Minibambini? - Ich muss das schnell abarbeiten, denn eigentlich müsste man den ganzen Bericht fürs Protokoll vorlesen. Wer ihn nicht gesehen hat: Stadtrechnungshofberichte sind es oft wert, gelesen zu werden, dieser ist unglaublich. Er liest sich fast - also wenn ich nicht wissen würde, dass es stimmt, würde ich fast sagen, das ist erfunden, das geht ja gar nicht: Millionen, die irgendwo herumgeschoben werden, ein Kassastand, der immer leer ist, und trotzdem werden immer Millionen herausgezogen, hunderttausende Euro, ein Fuhrpark von BMWs. Ich kenne mich mit Autos nicht aus, ich habe vorher die Bilder angeschaut, da muss manchem hier das Herz aufgehen, wenn man das alles sieht. Ich bin jetzt nicht der Auto-Freak, aber wenn ich das vorlese, werden ein paar begeistert sein - sage ich jetzt einfach. Das gibt es dort alles, und es kümmert sich keiner darum. Gehen wir es auf die ganz Schnelle durch, was alles so drinsteht: Essen bei Bauunternehmen, vier Unternehmen, drei davon werden aufgelöst, weil es Scheinfirmen sind - Scheinfirmen! Das darf man nicht! (Heiterkeit bei GRÜNEN und ÖVP.) Das heißt ja nicht umsonst Scheinfirma. Die andere geht in Konkurs. Barzahlungen in Millionenhöhe - im Vertrag so ausgemacht. Barzahlung! Hat irgendjemand von Ihnen schon einmal irgendwo Hunderttausend in bar verschoben? - Nicht aufzeigen! (Allgemeine Heiterkeit.) Keines dieser Unternehmen hat ein Gewerbe gehabt, kein einziges! Das muss man sich einmal vorstellen, einfach keines! - Das sagt der Stadtrechnungshof, das sage nicht ich. Alle fünf Standorte, die eine Anstoßfinanzierung erhalten haben, sind mit einer Baufirma saniert worden, die nachher als Scheinfirma sofort zugesperrt hat - ein Auftrag, der ist gemacht, zugesperrt. Das haben sie vermutlich vorher gewusst, könnte man zumindest glauben. Die Finanzpläne sind immer viel höher gewesen und am Ende waren sie genauso hoch wie die Förderung. Was für ein Zufall! Was für ein Masel tov haben die gehabt, Wahnsinn! Die Luxusautos habe ich jetzt einzeln, die muss man ja fast einzeln vorlesen, das glaubt man ja gar nicht. Man muss sich vorstellen, es geht um einen Kindergarten. Das ist jetzt kein Gran-Turismo-Spiel auf Playstation oder irgendetwas, sondern das ist jetzt echt. Die kaufen - einigen sagt das etwas, den GRÜNEN wahrscheinlich weniger, aber irgendjemand kennt sich vielleicht aus -: BMW 330d, BMW X5 - das ganze Teil schaut irgendwie fetter aus -, Peugeot Expert - irgendwie ein riesen Kastending, da kann man schon ein Haufen Leute reinbringen, glaube ich -, BMW X5 der zweite, BMW X3, BMW 545e - irgendetwas Besonderes, weiß ich nicht -, Peugeot Boxer. Schaut man sich die ganzen Bilder an - Mordsfuhrpark. Jetzt muss man sich vorstellen - Achtung -, 53 Mal, der Bürgermeister sagt, 53 Mal war eine Kontrolle - 53 Mal! Da komme ich vorbei und dann stehen draußen die fetten BMWs. Da denke ich mir, boah, die Eltern müssen Geld haben. Ach so, nein, das ist der Fuhrpark der Firma. Dann gehe ich hinein und sage: Habt ihr irgendwo einen Kassastand? - Leider nicht, wir haben überhaupt kein Geld in der Kassa, nie! - So steht es nämlich drin: nie. Die haben einfach nie Geld, weil es ja vermutlich in irgendeinem der BMWs irgendwo im Kofferraum drin ist - ich weiß es nicht. Das kann man nicht ganz genau herauslesen. - 53 Mal! Jetzt nur eine ganz einfache Frage: Hätte den Kontrolleuren oder den Kontrolleurinnen irgendetwas auffallen müssen? Ich frage nur, weil wenn ich das richtig gelesen habe, war der Stadtrechnungshof auch dort, nicht 53 Mal, wahrscheinlich auch mehr als nur eine Stunde. Aber die gehen ein Mal hin, schauen sich das an und bringen einen Bericht, in dem ein Fehler nach dem anderen steht. 53 Mal Kontrolle der MA 10 und 53 Mal ist alles in Ordnung. Das ist ja augenscheinlich nicht in Ordnung. Wer hat dort überprüft, ob das Essen passt? Was wir berichtet bekommen, ist, zwei Mal Nudeln, drei Mal Reis. Achtung, wer kleinere Kinder hat: Das passiert selten zu Hause, die Kinder haben sich nach Gemüse gesehnt. (Allgemeine Heiterkeit.) So wird es beschrieben, weil die sonst nichts gekriegt haben, bis sie gesagt haben, wir würden gerne einmal etwas anderes essen als einen Kübel voll Reis. Das verstehe ich. Daheim kämpfst du immer, dass sie genug essen, aber die kriegen ja etwas. Also wenn man sich das alles anhört, habe ich den Eindruck, das mit dem Essen hat nicht nur nicht geklappt, weil es da irgendwie eine Baufirma geliefert hat, und ich weiß nicht, wer es gekocht hat oder nicht, sondern es war schlecht, es war nicht gut. Es schaut so aus, als ob man damit Geld gespart hätte, das man für den BMW gebraucht hat, mit dem man dann in Niederösterreich zu schnell fährt. Dann kommt man mit dem Strafzettel, Achtung, nach Wien und verrechnet den gegen. Wie soll das jemand auffallen? Ein Kindergarten, der nur Standorte im 14. und 15. Bezirk hat, hat Strafzettel aus Niederösterreich. Das ist logisch. Ich weiß zwar nicht, warum, wahrscheinlich wohnt jemand dort, so geht es. Wenn ich der Chef von dem Kindergarten bin und in Niederösterreich wohne, dann muss ich in der Früh hineinfahren. Das ist logisch. Aber soll ich überhaupt privat fahren? Das hat auch der Stadtrechnungshof gesagt. Da haben die wiederum geantwortet: Es war dringend notwendig für den Betrieb der Kindergärten, dass wir ganz viel herumfahren. Das mussten wir machen. (Der Redner hält ein Schriftstück in die Höhe.) Wer Zeit hat, um es sich anzuschauen: Das ist eine Spitzentabelle in dem Bericht, wo diese Kindergärten sind, denn der Stadtrechnungshof sagt dann: Haben die wirklich so viel herumfahren müssen? Es gibt ja Leute, die in Wien viel herumfahren. Jetzt schaut das nach einem größeren Ding aus. Wer sich das anschaut: Das ist dann Wien da oben, das kleine Eckerl, das ein bisschen heller ist ... (GR Mag. Dietbert Kowarik: Welche Seite ist das, Herr Kollege? Das sieht man nicht!) - Seite 66. Das ist die Verteilung und die fußläufige Erreichbarkeit der Standorte des Vereins Kindergarten Minibambini, BMW, BMW, Peugeot. (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Sorry, Leute, wahnsinnig begabt muss man nicht sein, um das zu sehen. Jetzt ist die Frage: Können es die Kontrolleure der MA 10 nicht? Das glaube ich nicht, weil sie ja manchmal etwas finden. Hier hat man nichts gefunden. Man muss wirklich noch einmal hinschauen - da muss ich leider einen Vorwurf auch in die Richtung machen -: Wer hat die Kontrolle gemacht, das angeschaut und nichts zurückgebracht? Man hört ja auch, dass der Verein in diesem Ausmaß nicht von selber gewachsen ist, denn da musst du auch immer bessere als schlechtere Kontakte zur Stadt haben. Wenn man also diese Entwicklung der letzten 12 Jahre sieht, wo es bei 560.000 anfängt, glaube ich - diese lange Liste, die der Herr Bürgermeister dankenswerterweise vorgelesen hat -, und 2016 sind es noch knapp unter 2 Millionen. Dann marschiert es hinauf: 3,5, 3,8, 4,5, 5,6, 6,7. Das geht sich nicht aus, wenn du nur supertolle Arbeit leistest, die ich in mehreren Bereichen anzweifele, sondern da tust du dir leichter, wenn du sagst: Es kommt jemand vorbei und findet nichts. Ich hätte mich als Betreiber von Minibambini bei der 43. Kontrolle nicht gefürchtet, denn bei den ersten 42 Mal haben sie nichts gefunden. (Heiterkeit bei GRÜNEN und ÖVP.) Ich gehe davon aus, dass sie, wenn sie das 43. Mal vorbeikommen, wieder nichts finden, und beim 44. Mal auch nichts, und beim 54. Mal wäre auch nichts gewesen. Beim Stadtrechnungshof ist es natürlich blöd, denn der ist ja nicht von der MA 10 beauftragt worden, wie medial verbreitet wurde, sondern selber tätig geworden. Das ist natürlich unangenehm. Das haben die anderen vielleicht gar nicht gewusst, dass der vorbeikommt. Plötzlich kommt einer zu der Türe herein und sagt, ich bin von der Stadt Wien. Die sagen alle, leiwand, es war bis jetzt nichts, und dann sagen die, ich bin vom Stadtrechnungshof. - O je, die kennen wir alle nicht. Wer sind die? Und die sagen dann, man braucht nicht solche BMW, das ist doch ein totaler Wahnsinn. Ich verstehe, dass die in Aufregung sind. Jetzt haben wir beim Stadtrechnungshof diese Woche über diesen Akt geredet, was man alles tun könnte. Okay, es gilt immer die Unschuldsvermutung. Es fällt einem angesichts dieses Berichts schwerer als bei anderen Sachen, aber es gilt die Unschuldsvermutung. Es macht jetzt einmal den Eindruck, als ob hier jemand gesagt hätte, das ist ein gutes Geschäftsmodell, da kann man viel Geld verdienen und vielleicht Millionen abzweigen oder zumindest ein bisschen viel BMW fahren in der Stadt. Es gibt ja auch Leute, denen das etwas gibt. Mit solchen Leuten würde ich nicht gerne zusammenarbeiten wollen, weil ich immer das Gefühl hätte, die wollen mich abzocken. Ich würde schauen, wie ich aus den Verträgen herauskomme, ja, die 900 Kinder zuerst. Jetzt kommt noch dazu, wer zuständig ist, denn jetzt könnte man natürlich sagen: Uh, das ist viel früher passiert. Wir haben die Klubobfrau, damals Gemeinderätin, Emmerling, die 2020 hier gesagt hat: Mir kommt da etwas faul vor, es macht mich stutzig. Das, glaube ich, waren die Worte. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Jetzt ist alles anders!) Ich habe es mir abfotografiert, das finde ich noch: Außerdem gibt es eine Förderung an den Kindergarten Minibambini, hat mich stutzig gemacht, weil der Verein ja ein Familienbetrieb ist ... Da könnte man noch viel vorzeigen: Der Kindergarten wird lediglich von einer Familie betrieben, und so weiter, und so fort. Wir werden dem nicht zustimmen. Da sind wir natürlich sofort hergegangen und haben zum Koalitionspartner gesagt: Ist irgendetwas dran an dem, was sie gesagt hat? Sagt der Koalitionspartner: Nein, die sind alle in Ordnung, denn wir haben sie ja 53 Mal, oder waren es damals 46 Mal, kontrolliert, und es war nichts. Da tust du dir als Koalitionspartner schwer, zu sagen, ich will das alles noch selber kontrollieren. Aber wenn ich als NEOS sage, ich stimme dem nicht zu, und sechs Monate danach in der Koalition sitze und für den Bereich zuständig bin, ist etwas vom Ersten, was ich tue, dass ich das, was ich vorher da geredet habe, wissen will. Den hätte ich ja fast als Ersten angeschaut. Sie sind hier gestanden und haben gesagt: Ich gebe denen kein Geld. Die haben hunderte Kinder, ich will nicht, dass die Geld bekommen, denn es schaut schwindlig aus. Das macht mich stutzig. Dann zwei Jahre drinnenzusitzen und zu warten, bis der Stadtrechnungshof das kontrolliert - sonst würden wir ja jetzt auch nichts wissen -, ist zu wenig. (Beifall bei GRÜNEN, ÖVP und FPÖ.) Ich würde wirklich dringend empfehlen, das Kontrollsystem, das haben wir jetzt tatsächlich beim Stadtrechnungshof besprochen: Die MA 10, das ist ja viel verlangt, soll das alles machen. Offensichtlich klappt das nicht so, wie wir es gerne hätten. Der Stadtrechnungshof kann das. Vielleicht braucht es dort, wo es so viele Millionen an Förderungen sind, eine Einheit, die das auch tun kann und genau das kontrolliert, was da nicht passiert ist. Es ist völlig unmöglich, dass ein Wirtschaftsprüfer hingeht und das nicht gefunden hätte. Das gibt es nicht, das ist ausgeschlossen. Das geht entweder nicht, weil ich es nicht finden will - das möchte eigentlich niemandem unterstellen - oder weil ich die Kapazität nicht habe. Entweder braucht die MA 10 ein eigenes Team, oder der Stadtrechnungshof kriegt einfach drei Leute, die nichts anderes tun, als Kindergärten zu kontrollieren, weil es um viel Geld und am Schluss um tausende Kinder geht. Genau darum geht es jetzt natürlich schon. Wir haben aber bei anderen Förderskandalen tatsächlich auch Kindergärten dann in andere Hände gegeben. Es sind ja nicht alle von Alt-Wien dort geblieben, sondern es sind dann andere gewesen, die das weitermachen. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Hat es funktioniert?) Das sollte man zumindest beschleunigen. Ich würde bitten, dass man alle Möglichkeiten ausschöpft, dass man mit diesen Leuten, die das gemacht haben, nicht mehr zusammenarbeiten muss und ein Kontrollsystem einführt, das uns nicht den nächsten Bericht bringt, den ich jetzt trotzdem noch einmal allen ans Herz lege, weil wirklich unglaublich ist, was da drinnensteht. Wir werden ja noch mehr dazu hören, denn all die anderen, die jetzt noch sprechen, haben ihn auch gelesen. Wir sollten solche Berichte nicht mehr lesen müssen, es ist wirklich skandalös. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich darf recht herzlich eine Besuchergruppe auf der Galerie hier im Gemeinderatssitzungsaal begrüßen. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Bozatemur, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Aslihan Bozatemur (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Herr Vizebürgermeister! Werte BesucherInnen auf der Galerie! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich beim Stadtrechnungshof für diesen aufklärerischen Bericht herzlich bedanken und begrüße es außerordentlich, dass hier auch sehr, sehr genau hingeschaut wurde. Die Sicherstellung einer zweckmäßigen, wirtschaftlichen und regelkonformen Verwendung von Fördergeldern der Stadt Wien ist uns ein wichtiges, sehr wichtiges Anliegen. Eben diese Kontrolle hat im Falle des Kindergartens Minibambini auch funktioniert. Die MA 10 ist bereits frühzeitig tätig geworden und ist sowohl vor Erscheinen des Stadtrechnungshofberichtes als auch danach jedweden Verdachtsmomenten auch konsequent nachgegangen. Nach Vorliegen des Endberichts wurde der Sachverhalt durch die MA 10 der Staatsanwaltschaft Wien übermittelt, damit eben auch rasch und konsequent aufgeklärt werden kann. Gleichzeitig wurde die Wirtschaftsprüfung beauftragt, festzustellen, ob und in welcher Form Fördermittel missbräuchlich verwendet wurden. Sollten Fördergelder tatsächlich zweckwidrig verwendet worden sein, werden diese bis auf den letzten Cent zurückgefordert. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Was heißt, sollten? Lesen Sie den Bericht! Das haben sie ja schon selber zugegeben!) So viel ist klar, aber es geht nicht alleine um den finanziellen Aspekt. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das Steuergeld!) An vorderster Stelle steht für uns die Sicherstellung des Kindeswohles, und 800 Kinder brauchen eben einen sicheren Kindergartenplatz. Das ist ein Faktum. Die Betreuungssicherung und das pädagogische Angebot für diese betroffenen Kinder müssen sichergestellt werden. Damit bekommt der Verein auf Bewährung weitere Förderungen, um die Plätze auch sicherzustellen. Die Eltern sollen und können sich darauf verlassen, dass ihre Kinder auch weiterhin gut betreut werden. Ziel ist es, gemeinsam mit der Trägerorganisation eine gute Lösung zu finden, damit auch diese Plätze erhalten bleiben. Schließlich hat ja die MA 11 bei regelmäßigen Kontrollen keinerlei Mängel in den Bereichen Kinderschutz oder pädagogische Bildungsarbeit im Kindergarten Minibambini festgestellt. Die pädagogische Qualität des Betreibers und die sichere, professionelle Betreuung und Förderung der betroffenen Kinder war und ist demnach gewährleistet. Falls die Eltern in dieser Situation dennoch den Kindergarten wechseln möchten, können sie sich an eine eigens eingerichtete Telefonnummer wenden. Dort gibt es Beratung, was zu tun ist, wenn man den Kindergartenplatz wechseln möchte. Freilich geht es auch darum, die entsprechenden Lehren aus diesem Fall zu ziehen. Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr hat bereits angekündigt, künftig auch die Prüfungen durch die MA 10 zu optimieren und zu verbessern. Private Trägerorganisationen sind zwar wichtige Partnerinnen der Stadt und tragen zu den vielfältigen Bildungsangeboten bei, aber effektive Kontrolle muss stets gewährleistet sein. Deshalb wird es darauf ankommen, die Mechanismen weiter zu verbessern und zusätzliches Personal zur Verfügung zu stellen. Dort, wo es erforderlich ist, wird es eine deutliche personelle Aufstockung im Bereich Förderkontrollen in der MA 10 geben. Bereits jetzt wird das Personal um drei Personen aufgestockt. Etwaiger Fördermissbrauch, nicht nur im Falle des Kindergartens Minibambini, muss und wird konsequent abgestellt, denn öffentliche Mittel müssen bedarfsorientiert, nachhaltig und den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit entsprechend verwendet werden. Die Kontrolltätigkeit wird weiter ausgebaut, es werden, wo es notwendig ist, externe PrüferInnen hinzugeholt, und es werden auch Förderkriterien, wenn notwendig, adaptiert. Konkret plant die Stadt, bis zum Sommer 1.000 Kontrollen an Wiener Standorten durchzuführen, das entspricht einer Verdoppelung zum Vorjahr. Ich fasse abschließend zusammen: Es gibt in Wien keinerlei Toleranz gegenüber Fördermissbrauch. Dieser wird streng geahndet, und genau das sieht man auch im Fall Minibambini. Die zuständigen Magistratsabteilungen haben konsequent und mit Bedacht aufs Kindeswohl gehandelt. So wird auch künftig die regelkonforme Verwendung der Fördergelder sichergestellt. Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Sehr geehrte Damen und Herren, ich darf ersuchen, dass der Geräuschpegel ein bisschen gesenkt wird. Ich bitte, Gespräche nicht in den Bänken zu führen, sondern hinten oder draußen. Vielen Dank. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Sitzungssaal und insbesondere auch auf der Besuchergalerie! Ich glaube, es ist so üblich in diesem Hause, dass man auch dazusagt, woher die Delegationen kommen. Ich darf an dieser Stelle sehr herzlich die Delegation der FPÖ-Bezirksgruppe Brigittenau noch einmal begrüßen. (Allgemeiner Beifall.) Auch das erwähnen wir ja, so wie es der Brauch des Hauses ist, und insofern, glaube ich, sollten wir auch im neuen Jahr daran festhalten. Ich darf vielleicht mit der Vorrednerin beginnen: Unsere Diskussion geht ja mittlerweile seit 16 Uhr. Ich weiß nicht, wo die Kollegin die letzten zwei Stunden war. Das ist aber vielleicht das Problem, wenn man irgendetwas vorgeschrieben bekommt und es ablesen muss - das hat sich leider in den letzten zwei Stunden schon faktisch mehrfach überholt. Insofern möchte ich die Gelegenheit nutzen, das noch einmal ins rechte Licht zu rücken. Nein, es war nicht alles ordnungsgemäß, nein, es ist nicht alles aufgefallen, was durch die MA 10 kontrolliert wurde, und ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben in diesem Bereich der Elementarpädagogik und der Kindergärten massiven Handlungsbedarf. Das wissen wir nicht erst seit heute, das wissen wir nicht erst seit gestern, sondern das wissen wir gewissermaßen schon über ein Jahrzehnt, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Wir Freiheitliche haben auch nach Aufpoppen der Kindergartenskandale in den vergangenen Jahren, sei es Förderbetrug, wie wir es schon gesehen haben, seien es islamische bis islamistische Kindergärten, immer wieder auch gefordert, die Kontrollen entsprechend zu verstärken, nämlich nicht nur im Bereich der MA 10 bei den Förderabrechnungen, wo wir ja offenkundig sehen, dass hier die Qualität nicht ausreicht, sondern natürlich auch im Bereich der MA 11, wo es schlichtweg um die pädagogische Betreuung beziehungsweise um das Kinderwohl geht. Da stehen für 100.000 Kindergartenkinder in Wien sage und schreibe 15 Kontrolleure zur Verfügung, und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist einfach seit Jahren ein unbefriedigender Zustand. An Fällen wie denen, die wir heute diskutieren, sehen wir auch genau, wieso, weshalb und warum. 15 Kindergartenkontrolleure für 100.000 Kindergartenkinder in Wien: Meine Damen und Herren, ich stelle an dieser Stelle immer sehr gerne auch einen Vergleich an. Wir haben 600 Personen, die in Wien für die Parkraumüberwachung zuständig sind, die schlichtweg schauen, ob ein Parkpickerl beziehungsweise ein entsprechender Parkschein bei Kraftfahrzeugen in dieser Stadt hinterlegt ist. Man kümmert sich also sehr, sehr intensiv darum, dass man schaut, die Bürger zur Kasse zu bitten, dass man schaut, zu Einnahmen für die Stadt zu kommen. Offensichtlich ist Ihnen das Kindeswohl aber nicht so wichtig, um das wie bei der Parkometergebühr möglichst lückenlos zu überwachen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Weil die Frau Kollegin von den NEOS immer wieder angeführt hat, es müssen jetzt einmal alle Fakten auf den Tisch: Ich weiß ja nicht, ob Sie sich diesen Rechnungshofbericht durchgelesen haben. Wie viele Fakten brauchen Sie noch, meine Damen und Herren? Der luxuriöse Fuhrpark ist angesprochen worden, das mangelhafte Essen, das schimmlige Essen, Scheinfirmen, Baufirmen, die Catering bereitgestellt haben, zehntausende Euro an Strafzetteln sind über die Förderung abgerechnet worden, giftiges Putzmittel, das einfach so herumgestanden ist. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie viele Fakten brauchen Sie noch, um hier endlich in die Gänge zu kommen und schlichtweg den Ernst der Sache zu erkennen? Was in der Diskussion hier auch noch nicht gefallen ist, ist, dass die Missstände beziehungsweise das nicht ordnungsgemäße Verhalten ja auch schon bei der Antragstellung begonnen haben. Es ist nämlich so, dass der Stadtrechnungshofbericht auch feststellt, dass nicht alle Kindergartengruppen, die gefördert wurden, nämlich sechs Gruppen, im Förderansuchen drinnen sind. Sie wurden aber trotzdem von der MA 10 gefördert, und weitere sechs Gruppen wurden nicht statutengemäß, wie es der Verein grundsätzlich vorsieht, beantragt, sondern hier wurde das Förderansuchen nur durch die Vereinsobfrau gestellt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, hier gilt es schlichtweg in puncto Professionalität und natürlich auch Qualität bei der MA 10, ganz, ganz dringend nachzuschrauben und nachzujustieren. Ich darf vielleicht in diesem Zusammenhang auch auf StR Wiederkehr zu sprechen kommen. Im April haben wir jetzt dann Halbzeit dieser fünfjährigen Wahlperiode, und ich frage mich schon, wann Sie endlich einmal gedenken, in Ihrem Amt anzukommen. In den ersten paar Wochen haben Sie vielleicht noch einen gewissen Welpenschutz, wie ich das immer genannt habe, genossen, weil mir durchaus auch bewusst ist, dass es unter Ihren politischen Vorgängern einige Verfehlungen gegeben hat. Mittlerweile muss man aber schon ganz offen sagen, Ihr Ressort gleicht schlichtweg einer Dauerbaustelle. Das Einzige, was Sie können, ist, immer irgendwelche PR-Sprechblasen zu fabrizieren und zu strapazieren, irgendwelche Pressekonferenzen abzuhalten. Da werden dann der Wiener Bildungsplan und die Wiener Bildungsleiter und die Bildungschancen und gleiche Chancen für alle und alles Mögliche versprochen, und wie wichtig es nicht angeblich ist, die Elementarpädagogik oder die Kindergärten als erste Sprosse auf der Bildungsleiter zu sehen. Faktisch sehen wir, dass es de facto in Ihrem Ressort, nämlich egal, in welchem Bereich, pausenlos drunter und drüber geht, dass laufend auch medial irgendwelche Dinge aufpoppen. Sie zeigen schlichtweg, dass Sie offensichtlich tatsächlich mit dieser Ressortführung überfordert sind. Da sollten Sie nach mittlerweile zweieinhalb Jahren durchaus auch überdenken, ob Sie für diese Funktion schlichtweg noch geeignet sind, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Sie geben mittlerweile ein Bild ab, ja, Sie torkeln und stolpern de facto politisch dahin, Sie reagieren nur mehr, anstatt zu agieren, insbesondere wenn ich an Ihre zentralen Wahlversprechen erinnern darf: Sie haben das Thema Bildung immer sehr hochgehalten, haben versprochen, wenn die NEOS erst einmal politische Verantwortung im Bildungsressort übernehmen, dann wird alles besser, dann wird es viel besser, dann wird es gerechter, dann gibt es keine Kindergartenskandale mehr, dann können alle wunderbar fließend Deutsch, dann haben wir nur mehr die hellsten und die besten Köpfe am ganzen Planeten. Sie lachen, aber das ist das, was Sie versprochen haben, meine sehr geehrten Damen und Herren, und diesem Anspruch werden Sie alles andere als gerecht. Vielleicht noch ganz zum Abschluss: Meine Sorge ist es mit Sicherheit nicht, aber was ich durchaus auch attestiere und beobachte: Jedes Mal, wenn mittlerweile irgendwo im Ressort Wiederkehr irgendein Thema politisch aufpoppt, ist es mir am Anfang zumindest erschienen, waren Sie durchaus konstruktiv bemüht, auch auf Kritik einzugehen, das Ganze zu berücksichtigen. Mittlerweile scheinen Sie mir doch immer mehr wie ein selbstzufriedener, alter Regierungspolitiker zu werden. Ich sage es Ihnen auch ganz offen: Meine größte Sorge ist es nicht. Wir Freiheitliche haben dann hoffentlich beim nächsten Mal wieder ein bisschen mehr Platz, aber im Bereich von 7 Prozent ist innerhalb der Schwankungsbreite dann durchaus auch bald möglich, dass man sich als außerparlamentarische Opposition wiederfindet. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Konrad, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte ZuseherInnen auf der Tribüne und eventuell auch noch via Livestream! Ich glaube, wir sind uns einig. Wir diskutieren hier heute einen wirklich äußerst verwerflichen Fall von Fördermissbrauch, und ich stimme absolut auch mit der Opposition überein. So etwas darf nicht toleriert werden. Die Missstände, die der Bericht des Stadtrechnungshofs aufgeworfen hat, sind eklatant, und auch ich möchte mich an dieser Stelle bei Direktor Sedlak und seinem Team im Stadtrechnungshof ausdrücklich für die wertvolle Arbeit und die Kontrolltätigkeit bedanken. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Die Vorwürfe gegenüber dem Kindergartenbetreiber Minibambini wiegen schwer, und hier kann selbstverständlich nicht zur Tagesordnung übergegangen werden. Ich bin daher sehr froh, dass VBgm Wiederkehr auch in diesem Fall im besten Sinne Verantwortung übernimmt, und das bedeutet, aufbauend auf Fakten klare Entscheidungen zu treffen. In dieser Verantwortung hat er in zweierlei Hinsicht zu agieren. Da ergibt sich eben auch ein wesentlicher Unterschied zur Arbeit der Opposition. ÖVP und FPÖ fordern ja vor allem einen sofortigen Förderstopp, und auch die GRÜNEN springen mit ihrem Antrag hier auf diesen Zug auf, aber genau das wäre in der jetzigen Situation verantwortungslos. Als verantwortlicher, vor allem aber auch als verantwortungsvoller Stadtrat ist es Aufgabe von VBgm Wiederkehr, auch das Wohl der über 800 Kinder im Auge zu haben, und das bedeutet eben jetzt nicht, in einer Kurzschlussreaktion zuzulassen, dass diese Kinder eventuell ohne Betreuungsplatz oder auch ihr vertrautes Umfeld dastehen. Das gilt auch insbesondere, als die MA 11 ja in der letzten Woche unangekündigt alle Standorte von Minibambini kontrolliert hat und die heute hier von der Opposition vorgebrachten und auch in den Medien kursierenden pädagogischen Mängel nicht feststellen konnte. Neben dieser Verantwortung für das Wohl der Kinder ist aber natürlich auch klar, dass dieser Fall Konsequenzen sowohl für die Betreiber wie auch für die interne Kontrolle bei den privaten Kindergärtenbetreibern haben muss. Es ist daher wichtig und richtig, dass StR Wiederkehr die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat und auch eine externe Sonderprüfung des Vereins veranlasst hat. Bis zum Vorliegen der Ergebnisse dieser Sonderprüfung befindet sich der Verein sozusagen auf Bewährung und wird in den nächsten Monaten weiter sehr intensiv geprüft und durchleuchtet werden. Selbstverständlich behält sich das Ressort auch alle möglichen weiteren Schritte vor. Genauso wichtig ist es nun, aber auch Vorsorge zu treffen, damit solche Fälle von Fördermissbrauch in Zukunft früher erkannt werden oder erst gar nicht wieder stattfinden können. Ich begrüße es daher auch sehr, dass der Stadtrat eine Aktion scharf an den Kindergartenstandorten angekündigt hat und die MA 10 auch ihr Kontrollsystem dort nachschärfen wird, wo das notwendig ist. StR Wiederkehr hat hier gestern bereits konkrete Maßnahmen präsentiert. Ja, Herr Kollege Ellensohn, da geht es genau um den von dir angesprochenen Ausbau der finanztechnischen Expertise. Ich möchte an dieser Stelle natürlich auch sagen, das sei dann jetzt nicht so zu verstehen, dass wir damit ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber allen Kindergartenbetreibern darstellen wollen, aber natürlich ist eine effektive Kontrolle bei einer Fördersumme von rund 1 Milliarde EUR, die wir für private Kindergärten ausgeben, schlichtweg notwendig. Daher wird diese Kontrolltätigkeit massiv ausgebaut, das heißt, mehr Personal in der Förderabteilung, das heißt aber auch die angesprochenen Änderungen in der Aufbauorganisation. Das inkludiert das Ziel, dass jede Einrichtung in Zukunft mindestens ein Mal im Jahr kontrolliert wird. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ich darf abschließend sagen: Ja, ich habe wirklich durchaus Verständnis für die Kritik der Opposition, auch für die Aufregung, die herrscht. Wir teilen diese in weiten Teilen, aber ich möchte schon auch in Hinblick auf die Sitzung am Freitag, die heute hier schon mehrmals zur Sprache gekommen ist, ganz klar sagen, dass VBgm Wiederkehr ganz entschieden agiert hat und in seiner Verantwortung eben auch vorausschauend und die Kinder berücksichtigend agiert und dieser Verantwortung nachkommt. Ich bedanke mich sehr herzlich dafür. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Mag. Malle, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Bürgermeister, der, glaube ich, nicht mehr hier ist! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrte Vorsitzende! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich möchte vorausschickend sagen, Herr Bildungsstadtrat Wiederkehr, Sie können einem wirklich leid tun. Wir wissen alle, dass es nicht einfach ist, mit der SPÖ zu regieren, aber man wird das Gefühl nicht los, dass es für Sie und Ihre Partei besonders schwierig ist. Es tut sich schon ein bisschen der Eindruck auf, dass Sie bei manchen Dingen irgendwie schweigend durchtauchen wollen. Nur wenn es gar nicht mehr geht, kommen Sie dann mit irgendwelchen Alibimaßnahmen daher, um den Brand zu löschen, für den Sie selbst aber auch Mitverantwortung tragen. Es ist einmal dann der Austausch der Leiterin der MA 10, jetzt ist es die angekündigte Aktion scharf. Ich weiß nicht, ob Sie sich auch fragen, was Ihre Schuld als Stadtregierung eigentlich in all diesen Agenden ist. Die SPÖ hat es eigentlich ganz klug gemacht, Ihnen die großen Agenden im Bildungsbereich zu übergeben, die großen Baustellen, die sie selbst nicht handlen kann, damit sie sich selber nicht die Hände schmutzig machen muss. Die Liste ist lang: MA 35, VHS, Kindergartenmissbrauchsskandal, LehrerInnenzuteilung und jetzt ein mutmaßlicher Förderskandal im Kindergarten. Dann ist schon auch irgendwann die Frage nach der politischen Verantwortung zu stellen, und die liegt, so leid uns das tut, schon bei Ihnen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es ist schließlich Ihre Verantwortung, für ein Kontrollsystem zu sorgen, das nicht mafiaähnliche Strukturen lebt und sich an öffentlichen Geldern bereichert. Sie stellen sich jetzt mit der Aktion scharf hier her, reden gleichzeitig wie ein Richter und sagen, dass der Verein auf Bewährung für Sie sei. Ist das sprachlich wirklich Ihr Ernst? (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das ist eine schöne Sprache!) Ich darf das wahrscheinlich gar nicht sagen, aber ich hätte mich gefragt, was man sich als Krimineller eigentlich alles bei Ihnen leisten kann. Wäre ich kriminell, würde ich mich auch gerne von Ihnen vertreten lassen, muss ich sagen. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Anton Mahdalik.) Es kann uns auch niemand erzählen, dass es keine Interimslösungen geben kann. Wir haben heute auch schon über die ukrainischen Kids gesprochen. Es geht nicht darum, 800 Kids auf die Straße zu setzen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Die wollen ja nicht weg dort!) Es geht auch nicht darum, die PädagogInnen auf die Straße zu setzen, die großartige Arbeit leisten, aber es kann mir keiner erzählen, dass es da nicht eine Lösung geben kann, dass in gewissen Teilen auch Leitungen von anderen Personen besetzt werden. Spannend finde ich auch - das ist kommunikativ nämlich ganz interessant -, dass Sie gleichzeitig so tun, als hätten Sie diesen Fördermittelmissbrauch selbst aufgedeckt. Das wurde heute eh schon angesprochen. Was haben Sie in den letzten zwei Jahren getan? Sie haben, Kollegin Emmerling, diesem Verein ja schon bereits einmal misstraut. Ich habe mir auch in der Vorbereitung Ihre Rede noch einmal angehört: Was haben Sie in der Zwischenzeit getan, um dieses Misstrauen auszubügeln und Vertrauen herzustellen? Zwei Jahre Förderungen ohne Kontrolle, zwei Jahre wegschauen, zudecken, ermöglichen von Steuergeldmissbrauch. Das finde ich dann halt schon ein bisschen bedenklich, dass Ihre Aktion scharf jetzt wieder die Verantwortung von Ihnen wegschiebt und sich der Kontrolle in der Praxis widmet. Ich finde es auch sehr unterschiedlich, wie die Kontrolle in der Praxis funktioniert. Wenn Felix Stadler und ich in Kinderbetreuungseinrichtungen unterwegs sind, dann kommen wir schon drauf, dass besonders bei elternverwalteten Organisationen sehr scharf kontrolliert wird und bei jedem Nagel, der in die Wand geschlagen wird, irgendwie geschaut wird, ob das eh richtig passt. Meistens wird es gar nicht erlaubt. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Wird jetzt zu streng oder zu wenig streng kontrolliert?) Nur bei Minibambini oder bei Organisationen mit guten Kontakten zur Stadt ist das irgendwie anders. Da greift leider Ihr Kontrollsystem, das Kontrollsystem der MA 10, für das Sie auch politische Verantwortung tragen, in keiner Weise, und das haben Sie zu verantworten, Herr Bildungsstadtrat. (Beifall bei den GRÜNEN. - VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ihr habt echt eine Verschwörungstheorie!) Es würde also reichen, wenn Sie nicht die Kindergärten schikanieren, sondern das interne Kontrollsystem der MA 10 verbessern. Das Problem ist ja ein internes, weil es da scheinbar irgendwo ein riesengroßes Problem bei der MA 10 gibt und weil Sie in der Regierungszusammenarbeit mit der SPÖ auch ein blinder Passagier sind. Die SPÖ fährt mit Ihnen Schlitten und hat Ihnen dabei die Augen verbunden. Es ist fast schon dramatisch mitanzuschauen, aber wie gesagt, irgendwann wird die Liste auch ziemlich lang, die Sie zu verantworten haben. Wenn Sie sich jetzt hinstellen und sagen - das habe ich mir auch noch notiert -, dass die pädagogische Qualität ja gepasst hat, dann wurde abgesehen vom Nichtpädagogischen das Essen angesprochen: zwei Mal Reis, drei Mal Nudeln. Der Satz auf der Homepage von Minibambini, ohne gute Organisation wäre frisches Kochen bei uns nicht möglich, bekommt unter den gewonnenen Eindrücken auch eine neue Bedeutung. Wir haben mit einer ehemaligen Mitarbeiterin gesprochen, die hat gesagt: Ja, das war schon frisch Kochen, das war also kein Catering von irgendwelchen Baufirmen, sondern das war frisch Kochen mit zwei Mal Nudeln, drei Mal Reis ungefähr. Die Kinder haben selbst nach Gemüse verlangt. Das ist jetzt nichts Pädagogisches, aber das ist in Wirklichkeit natürlich auch extrem bedenklich. Ich weiß nicht, ob es allen Kindern dort so gut gegangen ist. Auch zur pädagogischen Qualität hat uns die Mitarbeiterin Dinge erzählt. Für Aktivitäten wie Kindertheater sei nie Geld da gewesen. Es gebe auch eine Entlassung einer Mitarbeiterin auf Grund pädagogischer Mängel. Gut, die ist entlassen worden, kann man jetzt sagen, aber alles war dort nicht so fein. Ganz ehrlich, wenn pro forma PädagogInnen angestellt werden, die gar keine waren, dann würde ich mich nicht trauen, zu sagen, dass die pädagogische Qualität zu jeder Zeit gewährleistet war. Da würde ich nicht meine Hand dafür ins Feuer legen. Ich würde aber auch nicht mehr für Sie die Hand ins Feuer legen und darauf vertrauen, dass Sie diesen Laden im Griff haben. Sie sind wirklich das Beiwagerl der SPÖ, ich kann es gar nicht mehr anders sagen. Wir bringen daher folgenden Antrag auf interne Revision der MA 10 ein, was die Kontrollmechanismen bei den elementarpädagogischen Einrichtungen betrifft. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Gorlitzer, und ich erteile es ihm. Bitte schön. GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf eine OTS-Meldung der Gemeinderatssitzung vom 24.6.2020 zitieren: In ihrer Rede widmete sich GRin Emmerling von den NEOS speziell einem der zu fördernden Vereine, nämlich Minibambini. Im Gegensatz zu den bekannten Vereinen wisse man über diesen nicht viel, und auch auf Nachfrage hätte sie seitens der Stadtregierung keine Aufschlüsse über den Verein erhalten. Aus diesem Grund wollte sie der Förderung nicht zustimmen. - Das war auch gut so, meine Damen und Herren. Der Bericht des Stadtrechnungshofes über diese wirklich absurde Ausschüttung von Fördermitteln an den Verein Minibambini liest sich ja wie ein schlechter Kriminalroman. Der ansonsten sehr vornehm und sehr vorsichtig formulierende Stadtrechnungshof berichtet eine unglaubliche Verschwendungs- und Verschleierungsmodalität hier in Wien. Es ist ebenso unfassbar, dass man auf den Stadtrechnungshofbericht warten muss, um diese Missstände überhaupt aufzuzeigen und nicht früher gehandelt hat. Erinnern Sie sich, am 24.6.2020 bestand schon der Verdacht der NEOS-Abgeordneten. Das war noch vor dem Regierungseintritt. Seit dem Regierungseintritt erscheint mir die NEOS-Truppe wie gelähmt und es ist keine Rede mehr von Transparenz und Kontrolle. Sie erinnern sich vielleicht an Ihren Parteigründer, Matthias Strolz. Der hat ja ganz oft erklärt, man soll die Flügel heben. Können Sie sich erinnern? Das war eine seiner größten Aussagen. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Super, ja! - GR Felix Stadler, BSc, MA: Jetzt macht er Musik!) Ich schätze den Burschen auch sehr, aber ich glaube, Sie haben nur einiges falsch verstanden. Das Flügelheben heißt nicht, Fördergeld rausschmeißen, soweit es möglich ist, es heißt auch nicht, warten, bis eine göttliche Eingebung kommt, dass man irgendwelche Lösungsvorschläge bekommt, und es heißt auch nicht, na, ich war es nicht. Das heißt es auch nicht. Da haben Sie etwas falsch verstanden. (Beifall und Heiterkeit bei der ÖVP.) Es ist vielmehr so, dass die NEOS in Wien leider sehr abgehoben wirken und vielen Problemen ignorant gegenüberstehen. Die MA 10 hat den Bericht jetzt der Staatsanwaltschaft übermittelt, das ist auch richtig und gut so. Es hat endlich die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wirklich Gelegenheit, einen ernstzunehmenden Fall zu bearbeiten. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ah ja, alle ÖVP-Skandale sind nichts!) Herr Stadtrat oder Herr Vizebürgermeister, Sie haben ja mit vielen schönen Worten gestern in der Stadtrechnungshofausschusssitzung als auch heute hier bei der Anfragebeantwortung nichts ausgesagt. Sie versuchen, zu verschleiern, dass die MA 10 diesen Prüfbericht initiiert hat. Das stimmt nicht, denn das hat gestern auch der Direktor des Stadtrechnungshofes ganz klar gesagt, dass das nicht wahr ist. Der Stadtrechnungshof ist Gott sei Dank von selbst tätig geworden. Er überprüft selbstständig aktiv einzelne Sparten hier in Wien. Das ist auch gut so, und er hat auch genug zu tun. Jetzt wird allerdings von vielen von Ihnen behauptet, die MA 10 hat gar nicht die Möglichkeit, diese Kindergärten so genau zu prüfen. Ja, was sollen wir jetzt machen? Soll der Stadtrechnungshof jetzt jeden Kindergarten ganz genau prüfen, oder wie stellen Sie sich das vor? Es muss doch eine Möglichkeit geben, diese Kindergärten rechtzeitig und so intensiv zu prüfen, dass man Missstände rechtzeitig aufzeigen kann. (Beifall bei der ÖVP.) Diese Angelegenheit wiegt deswegen so schwer, weil 800 Kinder betroffen sind, und es sind nicht nur 800 Kinder, es sind auch Tausende von Eltern, Großeltern und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins davon betroffen. Jetzt gehen Sie her und sagen, wie Kollegin Emmerling das heute in ihrer Rede sehr häufig gesagt hat, es sind erste Schritte gesetzt worden. Heute, meine Damen und Herren, wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, richtige Schritte zu setzen, nämlich einmal die Antworten zu geben, die heute gefragt worden sind und nicht diese auszuschlagen und sich hinter Geschäftsordnungstricks zu verstecken. (Beifall bei der ÖVP.) Es wäre heute Zeit gewesen, Antworten zu liefern, Klarheit und Transparenz zu schaffen. Deswegen sind wir dafür, dass dieser Förderstopp sofort eintritt und unmittelbar und so rasch wie möglich eine rasche Aufklärung dieses mutmaßlich kriminellen Vereins durchgeführt wird. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Schober, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Marcus Schober (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Gäste! Ich glaube, wir haben in den letzten knapp zwei Stunden schon einiges gehört. Wer mich am meisten fasziniert hat, war Kollege Nepp, der der Opposition erklärt hat, wie Oppositionsarbeit funktioniert. Also da bin ich ja froh, dass Sie keine Regierungsarbeit mehr führen, denn da kann man sich vorstellen, wie es bei Ihnen in der Koalition ausgeschaut haben muss. Wer mich aber noch mehr fasziniert hat, war Herr Kollege Mahrer, der nämlich hier massive Angriffe führt und sich am Schluss dann herstellt und sagt, es geht um die Kinder. Ich glaube, es geht wirklich um die Kinder. Ich komme am Schluss auch noch genauer auf Sie zurück und werde dann sagen, wo es weiterhin auch um die Kinder geht, aber Sie haben da Worte wie Geldverteilungsmaschinen verwendet und uns sehr viele Zitate gebracht. Ich möchte Sie nur daran erinnern, ich habe von Ihnen nie etwas gehört, wenn es um die COFAG oder um andere Dinge gegangen ist, dass Sie solche Worte in den Mund genommen haben. Da würde ich mir auch im Sinne der Transparenz und unserer Aufgabe wünschen, dass ich das von Ihnen und auch von Ihrem Regierungspartner auch auf Bundesebene höre. Dann haben wir auch einiges von Kollegin Malle gehört, die sehr viel auf die Regierungsarbeit der SPÖ hingehaut hat. Ich kann nur sagen, wir haben eine sehr gute Regierungsarbeit gehabt, und die NEOS sind kein Beiwagerl, sondern, ich glaube, wir machen eine sehr konsequente und kompetente Politik und Regierungsarbeit. Wenn Sie Beiwagerl sagen, dann sind Sie oft nicht einmal eine Radmutter in der Regierung. Vielleicht überlegen Sie auch da, wie Sie mit Ihrem Koalitionspartner umgehen. Ich komme jetzt aber auf das Inhaltliche, denn Kollege Nepp hat ein Wort gesagt, das ich auch ausführen möchte. Er hat gesagt, 2009 ist es zu einem Wahlzuckerl gekommen, wir haben es damals als Gratiskindergarten angeführt und das ist dann der beitragsfreie Kindergarten geworden. Das war keineswegs ein Wahlzuckerl, sondern das war das Gebot der Stunde. Wir sehen heute, dass bereits 300.000 Kinder davon profitiert haben, und das sind nicht nur die Kinder, sondern, wie es der Vorredner richtig gesagt hat, sind das die Eltern, die Großeltern. Da ist uns etwas Großes gelungen, das es in der Form in Österreich nicht gibt. Wenn ich mir die Kindertagesheimstatistik anschaue, ist es so, dass nur jeder zweite Kindergartenplatz in Österreich mit Arbeit in Vollzeit vereinbar ist. Wir haben es in Wien geschafft, dass es 95 Prozent sind. Wenn ich mir das im Vergleich mit den anderen Bundesländern anschaue, dann sind es dort nur 43,8 Prozent. Wir haben also ein doppelt so hohes Angebot wie in den Bundesländern. Das ist kein Vorwurf, sondern es ist das, was wir politisch wollen, dass es dieses Angebot auch im gesamten Bundesgebiet gibt. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ja, ich glaube, dass es wirklich uns allen 100 darum geht, dass wir qualitätsvolle, gute Kinderbetreuung in allen Bereichen haben. Davon gehe ich aus und ich weiß, dass da sehr viele Emotionen drinnen sind. Ich kann Ihnen sagen, ich habe mich auch geärgert, wie ich diesen Stadtrechnungshofbericht über diesen besagten Kindergarten gelesen habe. Kollege Mahrer, Sie haben heute so getan, als ob das die ÖVP entdeckt hätte. Das hat zum Glück der Stadtrechnungshof entdeckt. Das ist eine Institution der Stadt. Das wird sich auch dementsprechend aufklären, aber Sie haben schon so geredet, dass das die ÖVP entdeckt hat und was das für ein Skandal ist. Ich bin froh und ich bedanke mich bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, dass sie diese schwerwiegenden Vorwürfe aufgebracht haben. Ich bin auch sehr froh, dass sehr rasch gehandelt wurde. Der Herr Vizebürgermeister hat schon gehandelt, hat auch schon Personal aufgestockt, hat Konsequenzen gesetzt. Wenn Sie heute hergehen und sagen, wir sollen jetzt gleich diesen Kindergarten schließen, dann möchte ich mir meine Tochter nicht vorstellen, wenn man ihr sagt, du gehst heute nicht mehr in diesen Kindergarten und du verlierst dein ganzes Umfeld und deine ganze Betreuung. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man da jetzt behutsam umgeht und das Ganze auch analysiert. Ehrlich gesagt, ich hoffe, dass sich die Verantwortlichen, wenn das alles stimmt, auch dementsprechend genieren. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Die sollen sich genieren? - GR Mag. Manfred Juraczka: Bei der Summe sollte man vielleicht mehr, als sich genieren!) Es ist jetzt auch schon bei der Staatsanwaltschaft eingehängt, es wird sich also dann auch vor Gerichten klären. Es wird dann auch dementsprechend geklärt werden. Ich bin schon dafür, dass wir uns jetzt um die Kinder kümmern. Man hat ja auch gesehen - das hat der Herr Vizebürgermeister auch gleich gemacht -, dass wir im privaten Bereich die Kontrollen anheben werden. Es sind bis zu 1.000 Kontrollen bis zum Sommer vorgesehen. Das ist, glaube ich, das Wichtige, dass wir da gleich Maßnahmen setzen und das machen. Es geht darum, dass wir Missstände aufklären und dann auch Konsequenzen ziehen. Jetzt komme ich zum Schluss meiner Rede noch kurz auf Kollegen Mahrer: Es geht jetzt um die Kinder, um die Kleinkinder. Die kommen in Schulen, und wir wissen haargenau, dass wir in den nächsten 15 Jahren im Segment der 15- bis 19-Jährigen ungefähr 10.000 Kinder mehr haben. Wir kennen den 3. Bezirk sehr gut, und die Ungargasse ist die letzte HTL, die in den letzten über 30 Jahren gebaut wurde. Wenn wir auch darüber reden, wie unsere Bildung zukünftig ausschaut, dann nehmen Sie das auch mit in die Bundespolitik. Wien braucht dementsprechende Schulen. Ich garantierte Ihnen, wir werden unsere Hausaufgaben machen, wir werden aber auch genau darauf schauen, ob Sie Ihre Hausaufgaben machen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Bakos, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher via Livestream! Es wurde jetzt schon sehr viel gesagt, ich möchte noch einmal darauf eingehen, ganz klar noch einmal zusammenfassen und eine Übersicht darüber geben, was uns wichtig ist. Erstens, weil Kollegin Malle gesagt hat, wir würden schweigen. Ich möchte in aller Klarheit hier festlegen und klar machen: Fördergeldmissbrauch ist kein Kavaliersdelikt und wird von uns niemals, niemals geduldet werden. Niemals! (Beifall bei NEOS und SPÖ. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Nur auf Bewährung!) Wir nehmen alle Vorwürfe, jeden einzelnen davon, sehr, sehr ernst. Wir schauen ganz genau hin und fordern jeden Cent an rechtswidrig, zweckwidrig verwendeten Mitteln zurück. Da sind wir alle einer Meinung, ich glaube, das ist jetzt in der Debatte auch von jeder einzelnen Fraktion ganz klar hervorgekommen, das schulden wir den Wienern und Wienerinnen. Das ist mir wirklich ganz wichtig zu betonen. Es gibt für uns und mit uns keine Toleranz gegenüber missbräuchlich verwendetem Geld. Das, sehr geehrte Damen und Herren, ist für uns ganz, ganz klar. (Beifall bei NEOS und SPÖ. - GR Mag. Manfred Juraczka: Frau Kollegin, Sie hatten in der Opposition bei diesem Betreiber schon vor drei Jahren Zweifel!) Deshalb setzen wir notwendige und sofortige Schritte, und diese Konsequenzen sind vielseitig, ich möchte sie noch einmal hervorheben. Wir haben sofort die Übergabe des Berichtes an die Staatsanwaltschaft veranlasst, wir haben die externe Kontrolle des Vereins durch einen Wirtschaftsprüfer beauftragt, wir verlangen selbstverständlich personelle Änderungen im Vereinsvorstand. Dieser Verein wird sich umstrukturieren müssen, das ist ganz, ganz klar, und so weiter, und so fort, das ist alles heute schon hier gesagt worden. Zweitens, das möchte ich genauso klar noch einmal festhalten: Private Trägerorganisationen sind wichtige Partner und Partnerinnen der Stadt. Ich glaube, auch da sind wir alle einer Meinung, sie tragen zu einem vielfältigen, vielschichtigen Bildungsangebot bei. Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass die allerallermeisten dieser privaten Kindergartenbetreiber ihre Aufgaben sehr gewissenhaft und zur vollsten Zufriedenheit erledigen. Es ist heute aber auch bereits gesagt worden, Vertrauen ist gut, so wie im Leben überall, Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist nun mal besser. Deshalb werden wir folgende Maßnahmen setzen, ich möchte sie noch einmal hervorheben, noch einmal zusammenfassen: Wir verdoppeln die Kontrollen der 1.600 Standorte der elementaren Bildungseinrichtungen, der 200 Tageseltern. Wir verstärken die Kontrollen in Anlassfällen, zum Beispiel bei Beschwerden oder Änderungen der Gruppen am Standort und stärken natürlich die Überwachung der Einhaltung der Abrechnungsmodalitäten und die enge Auslegung der geltenden Bestimmungen. Wir stocken das Personal für Kontrolltätigkeiten in der MA 10 und auch die laufende Weiterbildung der mit dieser Kontrolle befassten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf. Selbstverständlich setzen wir jede einzelne Empfehlung des Stadtrechnungshofs um. Wir werden daher in den nächsten Monaten, dort wo es notwendig ist, externe Prüfer einsetzen, wir werden die Förderkriterien dort, wo es notwendig ist, anpassen. Darauf, sehr geehrte Damen und Herren, können Sie sich verlassen. Drittens - das möchte ich auch in aller Klarheit sagen: Wer steht für uns hier ganz klar am allermeisten im Vordergrund? Das sind die Kinder, das hat Herr Kollege Schober bereits sehr gut ausgeführt. Für uns stehen immer die Kinder im Mittelpunkt, und wir werden ganz sicherlich nicht von heute auf morgen aus dem Nichts heraus einen Förderstopp erwirken, der zur Folge hätte, dass über 800 Kinder plötzlich vor dem Nichts stehen würden, ihr vertrautes Umfeld verlassen müssen, Bezugspersonen, die sie gewonnen haben, verlieren, die ihre Freunde, die ihre Freundinnen verlieren würden. (GR Felix Stadler, BSc, MA: Das muss ja nicht sein!) Jetzt reden wir über diese über 800 Kinder, das muss man sich natürlich auf der individuellen Ebene anschauen. Kollege Schober hat es schon gesagt: Stellen Sie sich jetzt eine Mutter, einen Vater, einen Elternteil vor, dessen Kind in einen dieser Kindergärten geht (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ja eh!), das sich dort wohlfühlt, das dort jeden Tag, wenn es nach Hause kommt, erzählt, dass es mit seinem besten Freund, seiner besten Freundin gespielt hat. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Warum habt ihr das nicht vorher kontrolliert für die Kinder?) Es erzählt, welche Lieder sie gesungen haben, es erzählt, welchen Morgenkreis sie gehabt haben, es erzählt, welche Bücher ihnen vorgelesen wurden, es erzählt, welchen Ausflug sie demnächst machen werden. (Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.) Dann wird es aus dieser Erzählung plötzlich aus dem Nichts abrupt herausgerissen, aus diesem geschützten Raum, in dem es sich wohlfühlt, in dem es pädagogisch wertvoll aufwachsen kann. Das ist alles möglich, aber ganz sicherlich nicht verantwortungsvoll. Das ist keine verantwortungsvolle Politik und das ist mit uns sicher nicht zu haben. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Wir nehmen die Erkenntnisse des Stadtrechnungshofs sehr, sehr ernst. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ja, das merkt man eh!) Wir werden Minibambini sicherlich nicht aus der Verantwortung entlassen, aber genau so wenig werden wir all diese über 800 Kinder im Stich lassen. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das hättet ihr früher machen sollen!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Darf ich ersuchen, dass der Geräuschpegel wieder gesenkt wird, man hört den Redner oder die Rednerin fast nicht mehr. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Stadler, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich möchte kurz mit Herrn Kollegen Schober beginnen, der jetzt leider nicht mehr hier ist, der aber die Frage an die ÖVP, glaube ich, gerichtet hat, wo und wann nach der Ungargasse die nächste HTL gebaut wird. Ich kann es ihm gerne beantworten: Im Schulentwicklungsprogramm der aktuellen Bundesregierung 2020 steht drinnen, dass von der türkis-grünen Bundesregierung die nächste HTL im 21. Bezirk gebaut wird. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Herr Kollege Schober, Sie können vielleicht Ihre eigene Partei ein bisschen daran erinnern, dass Sie auch jahrelang keine HTL gebaut hat. Zurück von der SPÖ-Whataboutism-Ablenkungspolitik wieder hin zum Stadtrechnungshofbericht, zu diesem wirklich lesenswerten Stadtrechnungshofbericht: Ich kann mich nur meinem Klubobmann Ellensohn anschließen, diesen Bericht tatsächlich von vorne bis hinten einmal durchzulesen. Wir haben hier schon ein paar Dinge besprochen, es stehen aber immer noch ein paar, man kann fast sagen, Schmankerl drinnen, Spitzen drinnen, die fast unglaublich sind. Eines davon ist, alle Zahlungen an diese Baufirmen waren immer Barzahlungen. Es waren also alle Zahlungen an diese Baufirmen Barzahlungen, außer jene bei der Anschlussfinanzierung, die waren über die Bank. Dieser Kindergartenverein hat diese Bankzahlungen aber nicht per Onlinebanking gemacht, sondern ist mit dem Erlagschein mit der Begründung auf die Bank gegangen, beim Onlinebanking können nicht zwei Personen unterschreiben, im Jahr 2022, und deswegen müssen sie das alleine, nur die Obfrau, auf der Bank machen. Das ist also eine völlig haarsträubende Erklärung, warum eine Person alleine auf die Bank geht und dort alleine, statutenwidrig übrigens, diese Überweisungen macht, wenn doch im Jahr 2022 oder 2023 jetzt allen hier klar ist, dass auch Online- Überweisungen von zwei Personen zu unterzeichnen sind. Eine Sache möchte ich aus diesem Stadtrechnungshofbericht auch noch herausgreifen, das sind Darlehenszahlungen, die der Verein an die eigenen Vorstandsmitglieder, an die Familienmitglieder ... (GR Mag. Dietbert Kowarik: Gehaltsvorauszahlungen!) - Gehaltsvorauszahlungen gibt es auch noch, es gibt Gehaltsvorauszahlungen fast in der Höhe von 600.000, 560.000 EUR Gehaltsvorauszahlungen, und es gibt Darlehenszahlungen an die eigenen Vorstandsmitglieder, wobei die danach gesagt haben, wir haben alles zurückgezahlt. Der Stadtrechnungshof aber sagt: Das können wir gar nicht nachschauen, weil die Zurückzahlungen und die Belege und die Eingänge im Konto gar nicht da sind. Das heißt, von diesen Darlehenszahlungen weiß niemand, wo sie hin verschwunden sind oder ob die wirklich jemals zurückgezahlt wurden. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Drei Leute!) - Ja, drei Leute wissen es, das stimmt, aber die werden es uns auch nicht sagen. So viel zum Stadtrechnungshofbericht. Ich möchte als zweiten Punkt noch einmal kurz auf die Verantwortung der NEOS und des Herrn Stadtrat eingehen. Sie haben es vor zwei Jahren schon gewusst. Es ist Ihnen ja auch zu Gute zu halten, dass sie vor zwei Jahren schon hier gestanden sind und gesagt haben, da gibt es ein Problem. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Ich habe gar nichts gewusst! Was soll ich gewusst haben?) - Sie haben, glaube ich, wörtlich gesagt, diesem Verein gebe ich nicht mein Vertrauen für Steuergeld. Vor zwei Jahren haben Sie gesagt, ich gebe dem Verein nicht mein Vertrauen für Steuergeld, und haben dann, während Sie zwei Jahre im Amt waren, niemanden hingeschickt. Die Wirtschaftsprüfer, die jetzt hingeschickt werden, hätten Sie schon vor einem Jahr hinschicken können oder hätten Sie auch schon vor zwei Jahren hinschicken können. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Das stimmt ja nicht!) Sich jetzt aber hier herauszustellen, Kollegin Bakos, und so zu tun, als wäre die Aufklärung von Ihnen gekommen, als würde man das jetzt aufklären, ist ja absurd, wenn Sie schon die letzten zwei Jahren als Regierungsfraktion in dem Ressort die Aufklärung hätten vorantreiben können. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Als dritten und letzten Punkt möchte ich noch einmal auf den Förderstopp zurückkommen. Auch wir bringen heute einen Antrag ein, dass dieser Verein nicht mehr mit Steuergeld gefördert werden soll, aber anders, als es uns hier vorher sehr pathosvoll von Kollegin Bakos klar gemacht wurde, dass wir ja die Kinder mitbedenken müssen. Das tun auch wir, deswegen steht auch in diesem Antrag drinnen, wir wollen den Förderstopp nicht einfach bedingungslos, sondern natürlich nur mit einer Lösung, dass alle 900 Kinder im besten Fall auch an diesen Standorten bleiben können und eine andere Lösung von Seiten der Stadt Wien bekommen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Wie?) Dieser Verein kann ja offensichtlich kein Steuergeld mehr bekommen. Ich kann ja niemandem Steuergeld geben, wenn ich weiß, die machen etwas Förderungswidmungswidriges damit. Das ist doch fahrlässig in der Definition, dass ich jemandem Geld gebe und weiß, der verwendet das für Sachen, für die er es eigentlich nicht verwenden darf. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Wir bringen den Antrag auf einen Förderstopp ein, nicht, wie hier oft getan wird, einfach so ins Blaue hinein, sondern natürlich mit einer Lösung. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Na sicher, du willst die Kinder auf die Straße stellen!) - Nein, wir wollen die Kinder nicht auf die Straße stellen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Das geht nicht! Ich habe es vorher ausgeführt!) Lesen Sie den Antrag! Ich glaube daran, dass Sie sinnerfassend lesen können. Ich habe viel mit Menschen zu tun, die nicht sinnerfassend lesen können. Ihnen traue ich es zu, Sie können sinnerfassend lesen. Lesen Sie den Antrag, da steht drinnen, nur mit einer Lösung für alle Kinder, die es natürlich von Seiten der Stadt geben muss und die es auch geben kann. Das zeigen ja auch die alten Fälle von den Alt-Wien- Kindergärten, wo ja auch Standorte übernommen wurden. Das könnte man hier auch machen. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP. - VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Wie war denn da die Lösung?) Wir fordern also diesen Förderungsstopp mit der Übernahme der Standorte. Es kann nicht sein, dass dieser Verein weiterhin Gelder bekommt. Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Zwei Worte zu Kollegin Bakos, die ich an sich sehr, sehr schätze, deswegen war ich auch etwas darüber verwundert, was Sie gesagt haben. Aus dem Nichts heraus soll man die Kinder auf die Straße setzen. Frau Kollegin, also wenn dieser Rechnungshofbericht für Sie nichts ist, dann möchte ich wirklich nicht wissen, was ein handfester Skandal für die NEOS tatsächlich ist. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Sie haben auch gesagt - muss ich leider noch einmal zitieren -, wir lassen die Kinder nicht im Stich. Das ist ja redlich, aber leider nicht korrekt. Die Kinder wurden in den letzten Jahren bei zu wenig Essen und bei unsäglichen Zuständen bei der Infrastruktur im Stich gelassen. Sie haben die Kinder in der Vergangenheit im Stich gelassen, ich hoffe, Sie schaffen es in der Zukunft, sich besser um die Kontrollen zu kümmern, damit so etwas nicht mehr vorkommt. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Tatsächlich, es wurde schon einige Male angesprochen, es ist leider Gottes nicht unerwartet, dass dieser Skandal aufkommt, wenngleich in dem Ausmaß schon. Dass über Minibambini schon gesprochen wurde, haben wir heute schon öfter erwähnt. Es ist auch nicht der einzige Kindergartenskandal, bei dem es zu Insichgeschäften kommt, es ist nicht das erste Mal, dass Beschwerden bei der MA 10 einlangen und nicht behandelt werden. Es war ja in der letzten Zeit schon öfter in den Medien. Ich denke, es gibt einige systemische Gründe, über die wir reden würden, die bis jetzt noch nicht genannt wurden, nämlich Punkt 1: Was passiert mit den Beschwerden? Die NEOS haben sich selber damit gelobt, dass sie diese Whistleblower-Plattform ins Leben gerufen haben. Das mag ja schön und gut sein, aber wenn gleichzeitig bei den eigenen Magistratsabteilungen Beschwerden eingehen, die weder verfolgt noch beantwortet werden, dann brauchen wir keine Whistleblower-Plattform und keine neuen Tools. Da müssen wir zuerst einmal schauen, dass im eigenen Haus Ordnung ist und dass im eigenen Haus die Beschwerden ordnungsgemäß behandelt werden. (Beifall bei der ÖVP.) Zweites Thema: Insichgeschäfte. Wir waren hier schon einmal und haben über einen anderen Kindergartenverein geredet, bei dem der Geschäftsführer des Kindergartens zeitgleich der Geschäftsführer des Catering-Unternehmens war, das den Kindergarten beliefert hat. Er hat sich also quasi selber beauftragt. Wie auch immer. Jetzt ist die Frage: Warum sind Insichgeschäfte immer noch möglich? Denn immerhin gab es eine Reform der Förderrichtlinien in dieser Legislaturperiode. Die NEOS haben dem zugestimmt. Das trägt die Handschrift der NEOS, und es ist weiterhin möglich, dass Insichgeschäfte geschlossen werden. Auch dafür tragen Sie Verantwortung, dass das überhaupt möglich ist. Das ist eine systemische Frage, bei der Sie - das muss man leider sagen - geschlafen haben. Ich möchte das jetzt nicht ein bisschen als Selbstlob nehmen, weil Kollege Zierfuß ja gesagt hat, er hat Minibambini immer wieder angesprochen. Der dritte Punkt ist dennoch, ab und zu vielleicht auch ein bisschen auf die Opposition zu hören. Wir sitzen in nahezu jedem Ausschuss, wo wir sagen: Na ja, schaut euch diesen Verein doch noch einmal an! Da ist irgendetwas komisch, seien es Insichgeschäfte, sei es, dass der Verein an derselben Adresse gemeldet ist wie eine GmbH, wo zufällig dieselbe Person in der Führung ist und der geförderte Verein dann an die GmbH die Miete zahlt, sei es Minibambini, das angesprochen wurde, et cetera, et cetera. Wir versuchen ja, im Sinne unserer Kontrollaufgabe mitzuarbeiten, aber wenn dann jedes Mal die Schulter gezuckt und dann trotzdem gefördert wird und überhaupt nichts passiert, dann muss ich leider sagen, Sie sollten besser dem Grundsatz folgen: Mehrere Augen sehen mehr als wenige Augen, und ein bisschen darauf achten, wenn wir konstruktiv Sachen aufzeigen, die möglicherweise ein großer Skandal im Hintergrund sind. (Beifall bei der ÖVP und von GR Felix Stadler, BSc. MA.) Das gebe ich Ihnen mit: Bitte stellen Sie sicher, dass so etwas nicht mehr passiert, dass wir nicht mehr mit so einem riesigen Skandal konfrontiert sind, wo im Vorfeld alle ein bisschen gedacht haben: Na, vielleicht könnte da etwas sein, aber es wurde eben nicht gehandelt. Bitte das in Zukunft nicht mehr passieren zu lassen. Wenn die Opposition so vehement hinweist, dass ein Missstand sein könnte, und Sie das auch selber erkannt haben, dann bitte ich, dem nachzugehen und nicht zu warten, bis es zu spät ist. Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Gremel. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Marcus Gremel, MBA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werter Vizebürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich verstehe die Aufregung im Raum in den letzten Stunden sehr gut. Als ich den Bericht gelesen habe, hat es mich ehrlich gesagt auch vom Sessel gehaut. Das ist ein Ausmaß eines - ich sage einmal - mutmaßlichen Fördermissbrauches, den ich so auch noch nicht erlebt habe. Das war bedrückend zu lesen. Ich will dennoch versuchen, jetzt nicht auch in die Aufregung zu verfallen, die ich beim Lesen empfunden habe, sondern ein bisschen versuchen, das, worum es eigentlich geht und was die zentralen Fragen sind, mit denen wir uns jetzt zu beschäftigen haben und auch beschäftigen, ruhig auf die sachliche Ebene zu bringen. Das Erste ist natürlich die Frage, was passiert ist. Also, klar ist einmal, dass wir hier einen Förderträger haben, der bei dem Einsatz von Fördermitteln jedenfalls nicht ordentlich gearbeitet hat. Es gibt - teilweise gesichert - einen Fördermittelmissbrauch und nach Lektüre des Berichts jedenfalls - das ist sehr freundlich ausgedrückt, sage ich auch offen - aus betriebswirtschaftlicher Sicht einen ordentlichen Saustall. Ob es dabei bleibt oder ob wir ins Kriminal gehen, wie heute Kollege Margulies schon in der Fragestunde angesprochen hat, werden wir herausfinden. Ob das Betrugsversuche gegenüber der Stadt waren, werden die weiteren Untersuchungen ergeben. Es ist auch ganz fix, dass wir jedenfalls lückenlos aufklären werden. Deswegen haben wir - wie "by the way" auch vom Stadtrechnungshof empfohlen - den Schritt gesetzt, einen Wirtschaftsprüfer mit einer Detailprüfung zu beauftragen und selbstverständlich auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, weil das Verdachtsfälle sind, bei denen man nicht wegschauen kann. Die müssen lückenlos aufgeklärt werden. Dann ist auch klar - das haben der Herr Vizebürgermeister und einige Kolleginnen und Kollegen vor mir heute auch schon in der Fragestunde klargestellt -, dass alles, was einwandfrei und zweifelsohne festgestellt wird, selbstverständlich genauso zurückgefordert wird, wie das schon jetzt mit der Anstoßfinanzierung für die Gruppe, die nicht zeitgerecht eröffnet wurde, und auch mit den Verkehrsstrafen passiert, wo ja sozusagen der Beweis bereits existiert. Das ist die erste Frage, mit der wir uns zu beschäftigen haben und das tun werden. Das Zweite ist, welche Ableitungen wir für uns treffen können. Welche Ableitungen können wir für die Kontrollen treffen, die es in dieser Stadt gibt, und was können wir in der Zukunft vielleicht noch besser machen, damit uns so etwas hoffentlich nicht mehr passiert? Nun, dazu vielleicht zuerst eine Anmerkung zu dem, was Herr StR Nepp hier mit dem Verweis auf die Graphik, die Herr Redakteur Lattinger vorgezeigt hat, gesagt hat. StR Nepp hat behauptet, dass die Kontrollen von 2017 bis 2022 zurückgegangen wären. Das ist so nicht ganz korrekt, sondern sie waren zwischen 2017 und 2019 ständig auf einem sehr hohen Niveau - zwischen 2.500 und 3.000 Kontrollen pro Jahr - und sind dann in den letzten 3 Jahren hinuntergegangen. Das ist richtig. Warum war das so? Wir hatten in den letzten drei Jahren eine kleine Pandemie, falls Ihnen das noch in Erinnerung ist, auch wenn man es hier heute nicht mehr merkt. Selbstverständlich haben wir alle Menschen angehalten, nicht mehr in den Kindergarten zu gehen. Dazu gehören auch die Kontrollorgane. Deswegen ist das zurückgegangen. Selbstverständlich werden wir das aber jetzt auch wieder hinauffahren und intensivieren und zumindest den Stand von vor Corona erreichen. Insgesamt haben wir jetzt schon 40 Personen, die sich bei der MA 10 und der MA 11 um die Kontrollen in den privaten Kindergärten kümmern. Das heißt, alle 1.600 Standorte, die wir in dieser Stadt haben, werden mindestens ein Mal im Jahr kontrolliert. Dabei ist die MA 11 für die Kontrolle der Pädagogik, Hygiene und auch der Sicherheit zuständig, und die MA 10 macht eben die Kontrolle des Umgangs mit den Fördermitteln. Das ist vorher auch ein paar Mal vermischt worden. Praktischerweise bin ich für beides zuständig und habe gelernt, das auseinanderzuhalten. Ja, da müssen wir noch einmal aufstocken. Wir haben deswegen bereits vereinbart, dass wir als einen ersten Schritt drei zusätzliche Personen für die Förderkontrollabteilung der MA 10 zur Verfügung stellen - in der Hoffnung, dass wir damit in Zukunft auch schneller auf solche Sachen draufkommen. Nur sage ich es Ihnen auch ganz ehrlich: Es wird auch in Zukunft nicht so sein, dass jeder einzelne Beleg von der MA 10 überprüft werden kann. Das wird sich nicht ausgehen, egal, was wir da hineinstecken. Ich sage Ihnen noch eines: Es ist auch nicht sinnvoll. Es ist nicht sinnvoll, dass wir in jeder dritten Magistratsabteilung dieser Stadt eine Art Ministadtrechnungshof aufbauen. Nein, der Stadtrechnungshof an sich ist ein Teil unseres Kontrollsystems. Das ist auch gut so. Nicht umsonst steht in den Fördervereinbarungen mit den privaten Kindergartenträgern drinnen, dass vertiefte Prüfungen durch den Stadtrechnungshof erfolgen. Das ist passiert, und das ist sehr gut so. Auch ich bin dem Stadtrechnungshof sehr, sehr dankbar dafür, dass das aufgedeckt wurde, weil er ein wichtiger Partner und ein Teil unseres Kontrollsystems ist. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vielleicht noch, weil das ein paar Mal gefallen ist: Da haben sich die ÖVP und die GRÜNEN offensichtlich sehr gefreut, dass sie eine Rede von Frau Kollegin Emmerling aus dem Jahr 2020 ausgegraben haben. Ich war schon damals dabei und auch schon dafür zuständig. Ich kann mich erinnern und habe jetzt natürlich auch noch kurz im Wortprotokoll nachgeschaut. Es ist schon ein bisschen gfeanzt, wenn man sich jetzt herausstellt und sagt, Kollegin Emmerling hat schon damals gesagt, das macht sie stutzig, und sich dann - wie Kollege Ellensohn vorher - mit "und so weiter, und so fort" ein bisschen drüberschummelt. Da lässt man nämlich aus, was sie stutzig gemacht hat. Sie hat nämlich damals davon gesprochen, dass es nicht um den Verein an sich geht und sie da irgendwelche Vermutungen hinsichtlich eines Fördermittelmissbrauches oder Ähnliches hat, sondern dass sie im Ausschuss einfach Nachfragen hatte, die ihr dort nicht beantwortet werden konnten - genauso, wie sie damals übrigens Frau Kollegin Keri hatte. Da ist ein Fehler passiert. Im Gegensatz zur Frau Kollegin Keri sind ihr diese Fragen nicht beantwortet worden. Da gab es einen Fehler in der Nachbetrachtung des Ausschusses, aber nicht ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber dem Verein, also tun wir nicht so, als wäre das damals schon unter Verdacht gestanden. Ich bin mir ganz sicher, Frau Kollegin Emmerling hat sich mittlerweile auch alle nötigen Informationen organisiert und hat dennoch dieses Ausmaß an Fördermittelmissbrauch nicht kommen gesehen - wie wir alle. Der dritten Frage, die sich uns stellt, haben sich auch schon einige Vorrednerinnen und Vorredner gewidmet. Es ist die Frage, wie es jetzt weitergeht. Wie geht es mit dem Träger weiter, und wie geht es mit den Plätzen für die Kinder weiter? Selbstverständlich ist es für uns - das wurde schon ein paar Mal gesagt - das Allerwichtigste, dass das Kindeswohl gesichert ist. Nach allen Informationen, die uns zur Stunde gesichert vorliegen - damit beziehe ich mich auf Kontrolltätigkeiten der für Pädagogik zuständigen Magistratsabteilung 11, aber auch auf Rückmeldungen, die wir zuhauf von den Eltern an den Standorten bekommen haben -, gibt es keine pädagogischen Probleme an den Standorten. Das sind die Infos, die uns aktuell zur Verfügung stehen und gesichert sind. Das sind keine Gerüchte, sondern das sind die Rückmeldungen, die wir auch von unseren Kontrolltätigkeiten bekommen. Im Gegenteil: Wir hören von Eltern, dass sie mit der Arbeit dort sehr zufrieden sind und dass sie sich Sorgen machen, dass die Standorte geschlossen werden. Standorte einfach zu übernehmen, wie das jetzt oft gefordert wurde: Das wäre bei Alt-Wien so leicht gewesen und sei überhaupt kein Problem. Das machen wir "zack, zack, zack", und so (VBgm Christoph Wiederkehr, MA - erheitert - : Zack, zack, zack!) - nein, das war die andere Fraktion -, aber das machen wir so schnell, und dann bekommen alle Kinder sozusagen einfach einen anderen Kindergartenplatz möglichst in der Nähe. Es ist ja dort alles super, oder die Standorte werden eben übernommen. Schauen Sie, der Herr Vizebürgermeister hat in der Fragestunde schon erläutert, dass das aus vielerlei Gründen sehr, sehr schwierig, wenn überhaupt möglich ist. Das sind alles eigene Rechtsträger mit eigenen Mietverträgen, mit eigenen Angestelltenverhältnissen. Die einfach zu übernehmen, wird nicht so leicht gehen. Auch bei "Alt-Wien" war das sozusagen nur bei ein paar der betroffenen Kinder der Fall. Was war damit verbunden? Eine massive Unsicherheit für die Eltern, für die Familien und wohl auch für die Kinder, sofern sie es zu dem Zeitpunkt damals schon mitbekommen haben, massive Sorgen. Ich kann mich an die Proteste noch sehr, sehr gut erinnern. Es hat sehr lange gedauert. Diese Unsicherheit ist für mich ehrlich gesagt keine schöne Lösung für die Problematik, vor der wir stehen. Aus meiner Sicht gibt es jetzt einmal zwei Möglichkeiten für die nächsten Schritte: Die erste Möglichkeit ist, jedenfalls aufzuklären und dann zu schauen, ob es eine Möglichkeit gibt, die Standorte zu erhalten, oder - Möglichkeit Nummer 2 - eben einen kompletten Cut und jetzt schon einen Förderstopp zu machen und alle Beziehungen mit dem Verein abzubrechen - mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt, nämlich in aller Regel auch, neue Plätze für die Kinder zu finden. Da fällt mir die Entscheidung leicht. Da bin ich auf der Basis der Evidenz. Ich schaue mir zuerst einmal an: Okay, wie grob sind die Verfehlungen wirklich? Handelt es sich ganz ehrlich um betriebswirtschaftliche Unfähigkeit? (GR Mag. Dietbert Kowarik: Nein!) Oder handelt es sich tatsächlich um Betrug, der gesichert ist? (Zwischenruf von GR Felix Stadler, BSc. MA.) Herr Kollege Stadler, ich habe den Bericht sehr genau gelesen, keine Sorge. Ich habe auch damit begonnen, falls Sie mir zugehört haben. Sie brauchen mich nicht extra darauf hinzuweisen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Kinder sind keine Möbelstücke, die man einfach von einem Raum in den anderen trägt. Kinder sind an den Standorten, an denen sie betreut werden, verwurzelt, haben Beziehungen zu ihren Pädagoginnen und Pädagogen, zu ihren Assistentinnen und Assistenten, haben ihre Freundinnen und Freunde dort. Wenn es - so wie in diesem Fall - auch noch so ist, dass die Eltern unisono artikulieren, dass sich die Kinder dort sehr wohlfühlen (GR Mag. Dietbert Kowarik: Woher wissen Sie das?), dann ist es schon sehr wichtig, dass wir uns ganz genau anschauen, ob es irgendwie möglich ist, diese Brüche für die Kinder im Sinne des Kindeswohls zu vermeiden. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Klar ist aber auch: Alles hat seine Grenzen. Man muss das differenziert angehen, und man muss auch konsequent sein. Jemand, der versucht, unsere Stadt zu betrügen, kann selbstverständlich nicht weiterhin ein Partner für uns sein. (GR Dr. Jennifer Kickert: Genau!) So klar möchte ich auch sein. Das heißt, wir werden uns das genau anschauen. Auch die Staatsanwaltschaft wird ermitteln, und wenn sich das sozusagen erhärtet, werden wir entsprechende Konsequenzen setzen. Wenn sich das nicht erhärtet, wird es aber auch ganz sicher kein "Weiter so" geben, denn dafür reicht sozusagen schon der Bericht. Klar ist für mich jedenfalls, dass ein Grundvertrauen wiederhergestellt werden muss, denn ich habe zu diesem Träger überhaupt keines mehr. Das sage ich ganz offen. Das heißt, zumindest personelle, aber auch strukturelle Änderungen muss es geben, weil das Ganze im besten Fall - im allerbesten Fall - zumindest absolute Inkompetenz auf der betriebswirtschaftlichen Ebene ist. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: ... bringt man das nicht zusammen!) Das war meine Meinung zu den aktuell - ich sage einmal - wichtigsten drei Fragen. Ich hoffe, ich konnte ein bisschen zur Aufklärung der Situation und vielleicht auch zur Einordnung beitragen. Von mir gibt's jedenfalls die Zusicherung an alle Wienerinnen und Wiener, besonders aber an die betroffenen Eltern, dass wir auch weiterhin besonnen und ruhig Schritt für Schritt vorgehen werden und das Kindeswohl dabei immer im Vordergrund steht. Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. Es liegen drei Beschluss- und Resolutionsanträge vor, bei denen die sofortige Abstimmung verlangt wird. Antrag der GRÜNEN betreffend Förderstopp für den Verein Minibambini inklusive Auffanglösung für vom Verein betreute Kinder. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Er hat die Unterstützung von ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN gegen SPÖ und NEOS und ist somit abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend interne Revision der MA 10 und Neuaufstellung der Kontrolle aller elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen. - Er hat die Zustimmung von ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN gegen NEOS und SPÖ und ist somit abgelehnt. Antrag der Wiener Volkspartei betreffend Konsequenz aus den Fördermittelmissbrauchsskandal Minibambini. Wer diesen Antrag unterstützt, den bitte ich um Zustimmung. - Zustimmung von ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN gegen SPÖ und NEOS und ist somit abgelehnt. Wir gelangen zurück zur Tagesordnung. Es gelangt die Postnummer 30 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Zuweisung an die Bezirke aus dem Förderprogramm "Überregionale Maßnahmen, Verkehr- und Stadtgestaltung". Ich bitte den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Hursky, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Hursky: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Sequenz. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Danke für das Wort und danke auch für die Anmoderation des Geschäftsstücks. Ich werde dazu mehrere Anträge stellen, ein sogenanntes Maßnahmenpaket, das dazu dienen soll, Straßenbahnen und Öffis zu beschleunigen: Maßnahmen, die kurzfristig umgesetzt werden können, die schnell umgesetzt werden können und die helfen können, diese aktuelle Öffi-Misere zumindest teilweise zu beheben, beziehungsweise auch helfen können, den Personalmangel teilweise zu kompensieren. Wir sind mittlerweile in der dritten Welle von Verschlechterungen bei den Wiener Linien. Angefangen hat es 2021. Damals wurden die Randzeiten ausgedünnt. Im November 2022 der nächste Streich, jetzt im Jänner der dritte Streich. Den Grund kennt mittlerweile schon jedes Volksschulkind: Personalmangel. Es ist nicht so, dass wir nicht erkennen, dass sich die Wiener Linien bemühen. Wir haben aber gehört, es ist schwierig, Leute zu rekrutieren, die geeignet sind. Die Ausbildung dauert. Der zuständige Stadtrat Hanke hat auch gemeint, es wird bis November dauern, bis sich die Situation normalisiert. Jetzt frage ich Sie: Was machen wir bis dahin? Weiter in der Kälte warten? Oder wollen wir doch Maßnahmen umsetzen, die ganz schnell zu einer Verbesserung führen? Nur ganz wenige Zahlen: Derzeit sind 19 von 28 Straßenbahnen von diesen Intervallverlängerungen betroffen. Bei den Bussen ist es ein bisschen weniger. Es ist nicht so, dass die Wiener Linien untätig sind. Wir sind der Meinung, es ist das Nichtagieren der zuständigen StadträtInnen. Diese Anträge - einige davon habe ich schon im November gestellt - werden einfach nicht umgesetzt. Jetzt zu meinen Anträgen: Die sind nicht Rocket Science. Alles, was ich Ihnen hier erzähle, haben Sie schon einmal gehört. Manche Sachen sind schon 2014 im Fachkonzept Mobilität erschienen. Dann fragt man sich schon: Warum wird das nicht umgesetzt, wenn es alle können und kennen? Ich glaube, das hat einen einfachen Grund: Es ist ein Verteilungskampf um die öffentlichen Verkehrsflächen. Wie jeder Verteilungskampf ist das ein zäher - das müsste vor allem die Sozialdemokratie gut wissen -, es ist ein harter, und nicht wenige der Blockierer sitzen hier in diesem Raum. Das muss auch einmal gesagt werden. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wir fordern in unseren Anträgen eine grüne Welle, das heißt: Stopp für Öffis nur an Haltestellen. Diese Idee fand übrigens in einer viel beachteten Pressekonferenz großen Widerhall. Auch die mediale Berichterstattung war entsprechend. Die Leute haben uns angesprochen und haben gesagt: "Wow, das ist eine super Idee!" Nur hier wurde derselbe Antrag im November abgelehnt, liebe Leute, und zwar von allen Parteien. Ich muss auch gestehen: Ich habe bei dieser Pressekonferenz nicht verschwiegen, wer genau so tolle Anträge, die den Leuten helfen sollen, nicht mehr in der Kälte zu stehen, einfach ablehnt. Warum ist das überhaupt wichtig? Also, ich denke mir einmal, grundsätzlich sollte es so sein, dass Menschen, die sich für eine nachhaltige Mobilität entschieden haben und solidarisch handeln, belohnt werden und nicht bestraft werden, indem sie ewig in der Kälte stehen. Ich glaube, das ist einmal ein Grundprinzip, auf das wir uns hier auch einigen könnten. Zweitens hätten diese Beschleunigungsmaßnahmen - dass die Ampeln die Öffis bevorrangen - den Effekt, dass zum Beispiel eine Bim-Fahrerin in der Zeit, in der sie arbeitet, ungehindert und von Ampelschaltungen und Falschparkern unblockiert einfach mehr Runden fahren kann. Das heißt, man kann mit demselben Personalstand mehr Service bieten und die Intervalle verkürzen. Wissen Sie, was Sie den WienerInnen sagen? Wer so einem Antrag nicht zustimmt, der sagt den WienerInnen eigentlich nichts anderes als: Es ist uns wurscht, ob ihr da draußen friert, weil wir eh im wohlig warmen SUV sitzen. (GR Mag. Thomas Reindl: Das ist ein bisschen zynisch, Frau Kollegin! Sehr zynisch!) Ja, ist es. Zynisch ist, wenn ich nicht bereit bin, Verbesserungen einzugehen, die ganz leicht sind. (Beifall bei den GRÜNEN.) Nun zu den Falschparkern: Was hindert Sie daran, sofort morgen damit zu beginnen, jene Stellen, wo wiederholt Straßenbahnlinien durch Falschparker oder durch die immer breiter werdenden SUVs blockiert werden ... Was hindert Sie daran? Sind es diejenigen, die sich so gerne an die Parkplätze kleben? Sind es die, die besonders laut schreien? Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen, denn das ist eine grundvernünftige Idee. Ich weiß nicht, ob jemand schon einmal drei Straßenbahngarnituren gesehen hat, die hintereinander warten. Ich habe das in Döbling gesehen. Wer das einmal gesehen hat, weiß: Da sitzen 600 Leute. Die werden von einer einzigen Person daran gehindert, dass sie rechtzeitig in die Arbeit kommen, dass sie rechtzeitig in die Schule kommen, sodass sie Termine versäumen. Die kleben sich nicht vor die Straßenbahn. (GR Mag. Manfred Juraczka - erheitert -: Ja, diese Klimakleber! Ich finde das auch!) Das ist genau das, was passiert. 600 Leute warten. Denen wird wegen eines einzigen Falschparkers die Zeit gestohlen. Damit könnte man von heute auf morgen beginnen. Was noch wichtig ist: Jetzt besteht überhaupt keine Kostenwahrheit. Die Feuerwehr kommt, schiebt das Auto ein bisschen auf die Seite, parkt es richtig ein - ein bisschen eine Strafe und die Sache ist gegessen. Die Kosten, die entstehen, sollten eigentlich zur Gänze diesen Verursachern verrechnet werden. Manche von Ihnen schütteln den Kopf. Das sagt mir eigentlich schon einiges. Es ist nicht so, dass die Wiener Linien das nicht alles wissen. Die dokumentieren diese Stellen, diese Hot Spots, wo es immer wieder zu diesen Störungen kommt, ganz genau. Warum machen die das? Na, glauben Sie, das ist für den Bim-Fahrer lustig, wenn er 40 Minuten irgendwo steht, bis das Auto zurechtgerückt ist? Nein, das macht einen Job auch nicht besonders attraktiv. Man würde meinen, dass diese Listen, die eben zeigen, wo diese neuralgischen Stellen sind, öffentlich sind. Das sind sie nicht. Daher fordert ein weiterer Antrag von uns die Veröffentlichung dieser Listen. Damit können auch die Bürger schauen: Passiert da überhaupt etwas oder vergammelt das wieder nur in einer Schublade? (Beifall bei den GRÜNEN.) Das wäre auch eine kleine Übung in Richtung Transparenz, würde ich einmal sagen. Fangen wir damit an! Wenn wir schon bei der Transparenz sind: Ein weiterer Antrag, den ich heute einbringe, fordert die Veröffentlichung einer Studie, die das Beschleunigungspotenzial der Linien 2 und 49 untersuchen soll. Diese Studie haben die Wiener Linien in Auftrag gegeben. Man kann auf der Website der TU nachlesen, welche Studien bei der TU in Auftrag gegeben wurden, natürlich nicht die Inhalte. Diese Studie - auch die Medien haben berichtet - ist Geheimsache. (Ruf bei den GRÜNEN: Echt?) Ja. Warum, wissen wir nicht. Auch den Medien wurde diese Studie nicht zur Verfügung gestellt. Ich denke mir: Wenn niemand vom Ergebnis einer Studie erfahren darf, dann kann man sich eh schon vorstellen, was da drinnensteht, oder? Der einzige Grund könnte nur sein, dass das Ergebnis ein verheerendes ist. Weil wir halt so wenig über die Beschleunigungspotenziale der Wiener Linien wissen, sind manche WienerInnen mittlerweile zur Selbsthilfe geschritten. Sie machen Feldstudien, indem sie mit der Stoppuhr in der Straßenbahn sitzen und stoppen, wie lange die Bim bei der Ampel wartet. Ich kann Ihnen einen heißen Tipp geben: Steigen Sie beim Jonasreindl in eine der fünf Straßenbahnen ein! Sie werden bei der Hörlgasse schon einmal eine Minute warten: fünf Straßenbahnen hintereinander. Ich würde sagen, wir können bei dieser Ampel dort gleich anfangen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Zusammenfassend: Die Anträge umfassen eine Beschleunigung der Straßenbahnlinien und Busse durch Ampelschaltungen, die Beseitigung von Falschparkern und die Verwendung der Kenntnisse dieser Studie, dass die auch umgesetzt werden. Warum ist das wichtig? Attraktive Öffis sind das Mittel, um den Klimafahrplan zu erreichen, den sich diese Stadtregierung gesetzt hat. Dieser ist gut, wir haben auch zugestimmt. Wir haben heute in der Aktuellen Stunde gehört: "Raus aus dem Gas". Der Herr Bürgermeister hat sogar gemeint, er wird an den großen Schrauben drehen. Bitte machen Sie das! Ich hätte ihm das heute so gerne selbst gesagt. Bitte machen Sie das! Wissen Sie, was eine große Schraube ist? 40 Prozent der CO2-Emissionen in Wien kommen von der Mobilität. Bitte drehen Sie an dieser Schraube! (Beifall bei den GRÜNEN.) Ja, im Wohnbau, bei der Energie, da ist viel möglich. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Wien Energie das schafft. Warum glaube ich das? Weil denen nicht dauernd irgendwelche rabiaten Bezirksvorsteher hineingrätschen. Deswegen glaube ich, dass das möglich ist. Daher wünsche ich auch, dass "Raus aus dem Gas" nicht ein ähnliches Schicksal erleidet wie das Projekt "Raus aus dem Beton". Zum Abschluss aber die gute Nachricht: Die Zeit der Parkplatzkleber geht dem Ende zu. Davon bin ich überzeugt. Der Widerstand gegen diese alte, rückwärtsgewandte Politik ist allgegenwärtig. Die Menschen lassen sich mit so hohlen Phrasen wie "Raus aus dem Beton" nicht mehr abspeisen. Dann sagt derselbe Typ ernsthaft: Eine klimafitte Stadt braucht ein Betonband, das sich über die Felder der Donaustadt zieht. Das schlucken die jungen Leute heute nicht mehr. Das sollte wirklich in die Gehirne hier einsickern. Das wären meine Anträge. Ich muss nur eines kurz erwähnen: Einen Antrag, in dem es um die Beschleunigung der Öffis geht, haben wir auf eine Zuweisung umgeschrieben. Den gebe ich Ihnen jetzt persönlich ab. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Niedermühlbichler. Ich erteile es ihm. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Ich habe nur einen Antrag, den wir heute einbringen. Es ist aber ein kleines Jubiläum, weil wir ihn zum zehnten Mal einbringen. Wenn Kollegin Sequenz von Blockierern gesprochen hat, müssen wir leider feststellen, dass es auch dort eine Blockade gibt, aber halt im Verkehrsministerium, denn was wir bräuchten, um eine echte Verkehrsberuhigung im 1. Bezirk umsetzen zu können, wäre eine klitzekleine Änderung in der StVO. Da stoßen wir halt leider schon seit Langem auf taube Ohren. Das ist aber für uns ganz wichtig, weil das wirklich ein wichtiger Beitrag und eine gute Klimamaßnahme für den Klimaschutz wäre und nicht nur wir in Wien oder im 1. Bezirk das brauchen, sondern weil das sehr viele wollen. Ich habe vorgestern am Abend eine Veranstaltung im 1. Bezirk mit Wirtschaftstreibenden gehabt. Da war auch das Thema: Wie kann man den 1. Bezirk noch attraktiver machen? Was kann man noch für Maßnahmen setzen? Natürlich ist sofort die Verkehrsberuhigung angesprochen worden. Da ist gesagt worden: Na ja, da gibt es ja ein Konzept. Wann kommt das endlich? Da habe ich ihnen sagen müssen: Ja, die Stadt Wien und der Bezirk haben die Aufgaben gemacht. Wir wären in den Startlöchern, aber wir brauchen halt diese StVO-Änderung. Im Verkehrsministerium tut sich da halt leider nichts. Das ist wirklich schade. Deswegen bringen wir heute zum zehnten Mal diesen Antrag ein. Ich hoffe, dass wir das nicht oft wiederholen müssen, sondern dass die zuständige Verkehrsministerin endlich handelt und diese wichtige Maßnahme umsetzt, denn darauf warten schon viele Städte in ganz Österreich. Deshalb will es auch der Städtebund. Danke. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Stark. Ich erteile es ihm. GR Kilian Stark (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte ZuseherInnen, die möglicherweise zu später Stunde noch vor dem Livestream verharren! Zunächst ein Wort zu dem Akt: Da handelt es sich um eine Zusammenziehung von zwei Förderprogrammen. Das finden wir grundsätzlich gescheit. Wir werden allerdings - das möchte ich gleich ankündigen - schon sehr genau beobachten, wie denn diese Fördersummen verwendet werden, weil eines schon auffällig ist: Die ersten vier Förderungen, die da passiert sind, haben ein bisschen eine Schlagseite hin zu ihren Regierungsbezirken gehabt, die mit 80, 90 Prozent überdurchschnittlich stark gefördert wurden, während andere Bezirke, die von anderen Parteien geführt werden - in dem Fall ist es die ÖVP im 19., - dann nur mit 40 Prozent gefördert werden. Nichtsdestotrotz ist diese Zusammenziehung sinnvoll. Wir werden das aber sehr genau beobachten. Ein weiteres Wort zum Antrag meines Vorredners von der SPÖ: Ich glaube, wir haben die Debatte schon öfters geführt. Ich finde es eine ziemliche Chuzpe, dass eine Partei, die eine maßgebliche Verkehrsberuhigung seit 2020 aus einem Wahlkampfmanöver heraus blockiert, sich dann hier hinstellt und davon redet, dass man nichts tun kann, obwohl man alle Hebel dieser Stadt in der Hand hat. Das finde ich peinlich. (Beifall bei den GRÜNEN.) Denn eines muss man schon sagen: Sie sprechen in Ihrer eigenen Studie davon, dass sich der Verkehr um 30 Prozent reduzieren soll. Das kann man nicht machen, wenn man das nicht kontrollieren kann. (Beifall bei den GRÜNEN.) Die meisten Menschen Österreichs halten sich zum Glück an Gesetze. Das heißt, vielleicht kann man 30 Prozent nicht ohne Kontrollen erreichen, 20 Prozent schon. Warum wir diese 20 Prozent nicht schon seit über zwei Jahren haben, müssen bitte Sie beantworten. (GR Georg Niedermühlbichler: Na, weil es ein Schmarrn-Konzept war von der Hebein!) Jetzt zu meinem Antrag, weil es ja auch um die Mobilität und um die Förderung der Bezirke geht. Unser Antrag ist: Wir wollen endlich einen Radweg auf der Krottenbachstraße. Warum ist es notwendig, dass man das im Gemeinderat debattiert? Das ist normalerweise ein lokales Thema. Die Krottenbachstraße hat aber insbesondere für Döbling große Wichtigkeit. Über 10.000 Menschen wohnen im Einzugsgebiet des möglichen Radweges in der Krottenbachstraße. Seit über 20 Jahren steht dieser Radweg in den Strategiepapieren und im Hauptradwegenetz der Stadt Wien. Der erste Stadtrat, der den Radweg Krottenbachstraße angekündigt hat, ist Rudi Schicker. Das war vor 23 Jahren. Wir haben 2023, und er ist immer noch nicht da. Jetzt gibt es seit 2020 - noch unter der grünen Stadträtin - auch konkrete Pläne, wie man das umsetzen kann. Seit der Wahl gibt es jetzt auch eine politische Mehrheit im Bezirk für diesen Radweg. Die GRÜNEN, die SPÖ und die NEOS im Bezirk haben gemeinsam beschlossen: Sie wollen einen Radweg auf der Krottenbachstraße. Jetzt gibt es dort eine große Baustelle und einen Wasserleitungstausch. In der Pressemitteilung zum Wasserleitungstausch heißt es, der wird im Februar fertig sein. Ende Februar soll er fertig sein. Vielleicht hat es Verzögerungen gegeben, das weiß ich nicht. Das wurde der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt. Es gibt keine Pläne für einen Radweg. Es gibt keine Beschlüsse für einen Radweg. Also, für eine Baustelle, die Ende Februar fertig sein soll, ist es schon ziemlich knapp, denn natürlich wäre so eine Baustelle der ideale Zeitpunkt, einen Radweg zu bauen. Es wäre absurd, dies wieder zuzuschütten und herzustellen wie vorher und ein paar Monate später einen Radweg zu bauen. Da fragen sich die Bürgerinnen und Bürger zu Recht, was das für ein Schildbürgerstreich ist. Warum braucht es diesen und was passiert stattdessen? Also, es gibt diese Baustelle, und ich habe mir gedacht, okay, jetzt wird die Frau Stadträtin eigentlich jeden Tag damit hinausgehen: Ja, nach der Baustelle wird der Radweg so und so ausschauen. Ich warte und warte und warte. Was passiert stattdessen? Der Bezirksvorsteher von Döbling geht her und sagt: Ach, wir sagen den Radweg ab. Ich habe mit der Stadträtin eine andere Einigung gefunden. (GR Ing. Christian Meidlinger: Das ist vernünftig!) Wir lassen die RadfahrerInnen, die Kinder, die SeniorInnen, die auf einen sicheren Radweg angewiesen sind, einmal rundherum in eine Nebenstraße fahren. Das ist die Radfahrpolitik dieser Stadt? Es wird ja nicht unmittelbar dementiert. Die Frau Stadträtin ist nicht sofort hinausgegangen und hat gesagt, nein, das hat er falsch verstanden, wir bauen den Radweg, sondern nein, wir sind in konstruktiven Gesprächen und wir werden schauen, ob wir hier eine andere Lösung finden. Das ist nicht die Klimaschutzpolitik, die wir 2023 in Wien brauchen, meine Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Nicht nur für den Klimaschutz ist es wichtig, auch für die Menschen ist es wichtig. Was ist entlang der Krottenbachstraße? Kollegin Novak wird nach mir sprechen. Die ist ja aus Döbling, jedenfalls politisch. (GRin Barbara Novak, MA: Nicht nur politisch!) Die weiß das wahrscheinlich sogar besser als ich: Mehrere Schulen, Kindergärten, Sportplätze, ein Bad - all das wäre mit einem baulich getrennten Radweg sicher erreichbar. Was steht uns nämlich vielleicht ins Haus, wenn dieser Antrag nicht beschlossen wird, beziehungsweise wenn auch das Konzept des Bezirksvorstehers Resch gemeinsam mit der StRin Sima umgesetzt wird? Im östlichen Teil der Krottenbachstraße wurde ja bereits ein Radweg hergestellt. Im westlichen Teil, wo die Wasserleitung ist, wurde es zumindest noch nicht dementiert. Dazwischen sind ein paar Hundert Meter. Da will man keinen Radweg bauen? Das ist ja absurd. Das ist absurd für eine Stadt, die sich selber in ihren eigenen Pressemitteilungen "Fahrradhauptstadt" nennt. Also, diesen Radweg nicht zu bauen, würde nicht nur gegen die Mehrheit im Bezirk gehen. Das würde nicht nur gegen den Beschluss dieses Gemeinderats und gegen das Hauptradwegenetz gehen. Das würde nicht nur gegen den Stadtentwicklungsplan und das Fachkonzept Mobilität gehen. Das würde auch gegen Ihr eigenes Regierungsprogramm gehen und dieses ignorieren. In dem Regierungsprogramm heißt es - ich darf zitieren -: "Wo es technisch möglich ist, bauen wir auf Hauptstraßen sichere und baulich getrennte Radwege." Dass das möglich ist, hat die grüne Stadträtin bereits 2020 mit einer Machbarkeitsstudie vorgelegt, wie das ausschauen kann. Jetzt sind Sie bei der Umsetzung dran. Wenn Sie daher zu diesem Radweg stehen, gehe ich auch davon aus, dass Sie diesen Radweg unterstützen. Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Novak. Ich erteile es Ihr. GRin Barbara Novak, MA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ja, es geht hier im Wiener Gemeinderat ein bisschen um Lokalkolorit in Döbling, was ich ja grundsätzlich einmal für sehr gut finde, dass wir über ein so wichtiges Projekt aus Döbling sprechen. Kollege Stark, ich bin nicht nur politisch im Bezirk, ich wohne auch im Bezirk, bin also eine waschechte Döblingerin rundherum und kenne daher auch das Gebiet sehr gut. Ich bin auch schon sehr lange - auch hier im Haus - in diesem Bezirk politisch tätig, und muss sagen: Ja, die SPÖ-Döbling hat sich dem Radweg Krottenbachstraße - nämlich vor allem in der Gestalt des ehemaligen Gemeinderats Franz Ekkamp - schon viele Jahrzehnte verschrieben und diesen auch gefordert. Sie hat sich auch schon unter dem Verkehrsstadtrat vor dem Kollegen Schicker, nämlich einem auch sehr engagierten Kollegen aus der Donaustadt, immer sehr intensiv in die Ausarbeitung der Streckenführung eingebracht. (GR Kilian Stark: Werbung für die SPÖ-Donaustadt!) Nein, das ist keine Werbung für die Donaustadt. Nur, wenn man so ein bisschen in die Geschichte hineingeht, möchte ich das gern einleitend sagend, weil ich das Bekenntnis der Bezirksfraktion und der SPÖ für den sehr sinnvollen, sicheren, familienfreundlichen und mit Sicherheit am besten geeigneten Radweg auf der Krottenbachstraße hier gerne erneuern möchte. Wir haben - und das freut mich - doch einige ... (Zwischenruf von GR Kilian Stark.) Ich habe Ihnen sehr aufmerksam zugehört. Ich bin die ganze Zeit gesessen und habe nicht einmal dazwischengeredet. Das ist nicht notwendig. Es ist nämlich deshalb nicht notwendig, weil ich dem Antrag ja sehr gerne zugestimmt hätte. Wir haben es auch lange diskutiert. Ich sage Ihnen auch, warum ich es nicht gemacht habe und nicht machen werde: Weil wir gerade in dieser Frage im Bezirk eine sehr, sehr gute, sehr konstruktive Zusammenarbeit zwischen drei Fraktionen haben, die es in dem Bezirk nicht immer leicht haben und nicht immer leicht gehabt haben. Wir haben es geschafft, genau in dieser Frage auch bei allen kommunikativen und sonstigen Irrwegen der letzten Zeit, eine gemeinsame gute Linie zu finden, ohne uns gegenseitig irgendwie anzupatzen. Es wäre nicht notwendig gewesen, die Präambel in ihrem Antrag so zu gestalten, wie Sie sie gestaltet haben. (GR Ömer Öztas: Der Bezirk hat nicht geschlafen?) Das ist auch der Grund, warum ich nicht zustimmen kann. Inhaltlich würden wir uns treffen. Die Frage des Stils in dieser Frage ist genau in dieser Bezirkszusammenarbeit vollkommen unangebracht. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich bringe daher einen eigenen Beschlussantrag der Fraktionen der NEOS und der SPÖ ein, in dem wir uns einerseits noch einmal ganz klar in der sofortigen Umsetzung des jetzt auch von Ihnen angesprochenen Abschnitts zwischen Krottenbachstraße, Börnergasse und Felix-Dahn-Straße eben nach der Errichtung der Wasserleitung an die Stadträtin richten und uns dazu sowie auch zur grundsätzlichen Priorisierung des Radweges Krottenbachstraße bekennen. (Zwischenruf von GR Mag. Manfred Juraczka. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan: Sagt das der Ulli Sima auch! - GR Mag. Josef Taucher - in Richtung GR Mag. Manfred Juraczka -: Haben wir schon! - GR Mag. Manfred Juraczka: Und ist sie begeistert?) Wir respektieren aber auch die Gespräche, die die Stadträtin mit dem Bezirksvorsteher führt, und sagen: Gut, gehen wir hier in eine Prüfung! Ich bin allerdings tief davon überzeugt, dass die Prüfung ergeben wird, dass der sicherere und familienfreundlichere Weg auf der Krottenbachstraße ist, und bitte daher um Zustimmung zu diesem Antrag. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke für den Antrag. Als Nächster zu Wort gemeldet - zweite Wortmeldung - ist GR Stark. Die Restredezeit, die ich ihm jetzt einstelle, ist zwölf Minuten. GR Kilian Stark (GRÜNE): Ich nehme die ausgestreckte Hand gerne an. Wir werden im nächsten Gemeinderat ganz einfach den gleichen Antrag ohne diese Präambel einbringen, denn darum geht es nicht. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan: Aber?) Ich möchte aber schon transparent machen, warum es uns wichtig ist, das auch hier im Gemeinderat zu bringen: Weil es mir, uns und auch den GRÜNEN in Döbling scheint, dass man hier einfach nicht den Mut hat, auch einmal dem Bezirksvorsteher entgegen der Bezirksmehrheit zu sagen - Sie wissen ja, im Bezirk gibt es eine Mehrheit für diesen Radweg -: Das ist ein Hauptradwegenetz. Man kann in wichtigen überregionalen Dingen natürlich auch die Bezirksmehrheit ernst nehmen und nicht nur den Herrn Bezirksvorsteher und hier eine zukunftsfähige Lösung machen. Der Bezirksvorsteher ist ja nicht dafür zuständig, sondern die Stadträtin ist dafür zuständig. In anderen Fragen nehmen Sie die Bezirke ja auch nicht so ernst. Ich glaube nicht, dass irgendjemand die Bezirksvorsteherin vom 13. Bezirk gefragt hat, ob sie das Parkpickerl will. Sie haben es gemacht. Das finde ich gut. Hier fände ich es auch gut. In diesem Sinne: Vielleicht finden wir uns das nächste Mal. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan: Beteiligen ist nur gut, wenn es nach Ihnen geht! - GR Mag. Manfred Juraczka: Gut zu wissen, dass man mit der Stadträtin nichts ausmachen kann!) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 30. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der NEOS, der ÖVP und der GRÜNEN, womit diese Postnummer mehrstimmig gegen die Stimmen der FPÖ und des GR Kieslich angenommen ist. Wir kommen zu den Abstimmungen über die Anträge. Der erste Antrag, der GRÜNEN, zum Radweg Krottenbachstraße. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der GRÜNEN, womit der Antrag in der Minderheit bleibt und somit abgelehnt ist. Der nächste Antrag betrifft die Veröffentlichung der Listen jener Stellen, an denen FalschparkerInnen Straßenbahnen behindern, ebenfalls von den GRÜNEN. Sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dafür ist, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung durch die AntragstellerInnen, die GRÜNEN, mehrheitlich abgelehnt. Der nächste Antrag, der GRÜNEN, betrifft die Veröffentlichung der Studie zum Beschleunigungspotenzial der Linien 2 und 49. Hier ist ebenfalls die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dafür ist, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP und der GRÜNEN, womit der Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der nächste Antrag ist der Antrag der SPÖ und NEOS zur Realisierung des Leuchtturmprojekts "Verkehrsberuhigte Innere Stadt". Wer dafür ist, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der SPÖ und der NEOS, womit dieser Antrag eine Mehrheit hat und angenommen ist. Der nächste Antrag betrifft die Beschleunigungsmaßnahmen für Busse und Straßenbahnen und beantragt die Zuweisung. Wer für diesen Antrag ist, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN, womit die Zuweisung dieses Antrags mehrheitlich beschlossen ist. Der letzte Antrag zu diesem Poststück ist wieder von SPÖ und NEOS, betrifft sicheres Radfahren in der Krottenbachstraße. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. Ich sehe die Zustimmung von SPÖ und NEOS, womit dieser Antrag angenommen ist. Wir kommen nunmehr zur Verhandlung der Postnummer 34. Sie betrifft eine Förderung an die Volkstheater GmbH. Ich ersuche die Berichterstatterin GRin Samel, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist GRin Matiasek. Ich erteile es ihr. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Wie gewohnt wieder einmal Kultur zu später Stunde. Wir sind ja immer am Abend dran. Vielleicht hängt das mit der Materie als solcher zusammen. Wir haben heute ein einziges Poststück hier zur Verhandlung. Da geht es ums Volkstheater beziehungsweise um eine Förderung für das Volkstheater. Im gegenständlichen Fall sind das für die Stadt Wien 1 Million EUR. Aus der umfangreichen Sanierung dieses Theaters ist auf Grund von Corona - so wird gesagt - ein Mehrbetrag entstanden, wovon mittlerweile der Bund 1 Million EUR übernommen hat. Die Stadt Wien soll heute 1 Million EUR beschließen, und das Volkstheater hat zugesichert, Eigenmittel von rund 1,7 Millionen EUR selbst beizusteuern. Nun muss man sich ein bisschen die Entwicklung des Theaters, aber durchaus auch die Diskussionen und die Auskünfte im zuständigen Ausschuss anschauen, um zu erklären, warum heute, glaube ich, zwei Fraktionen dieser Förderung nicht zustimmen werden. Wir haben der Sanierung dieses Hauses gerne zugestimmt. Sehr geehrte Damen und Herren, wenn man zurückblendet: Das Volkstheater ist eines der großen und wichtigen Häuser in dieser Stadt. Es wurde seinerseits durchaus ein bissel als ein Gegenpol zum Burgtheater, also als ein Theater des Bürgertums, gegründet. Es war immer und durch viele Intendanzen hindurch ein sehr modernes, aufgeschlossenes Theater, durchaus sehr sozial- und gesellschaftskritisch orientiert und ein Theater der Schauspieler. Die großartigsten Schauspieler, die Lieblinge des Wiener Publikums, sind im Volkstheater aufgetreten und haben für viele Abonnenten, für viele volle Häuser, für gute Kritik und vor allem für viel Freude beim Wiener Theaterpublikum gesorgt. Wenn man sich nun den heutigen Zustand anschaut, dann muss man sagen: Die jetzige Intendanz ist ganz einfach eine Fehlbesetzung. Dieser Anspruch und dieses Ziel, Freude und Enthusiasmus beim Publikum ... und das ist nun einmal der zweite Teil vom Theater. Da gibt es die Bühne, die Inszenierung und auf der anderen Seite das Publikum. Das eine ist ohne das andere gar nichts. Dieser Anspruch auf ein volles Haus begeisterter Theaterbesucher ist mit dem derzeitigen Leiter derzeit einfach überhaupt nicht da. (Beifall bei der FPÖ und von GR Peter L. Eppinger. - GR Mag. Thomas Reindl: Stimmt ja nicht!) Der derzeitige Leiter Kay Voges ist vielleicht gut für Dortmund, aber was gut für Dortmund ist, muss nicht gut für Wien sein. Ich bin alt genug und eine langjährige und begeisterte Theatergeherin. Ich kenne dieses Theater durch viele Jahrzehnte hindurch und habe auch viele Intendanten erlebt, die durchaus unterschiedlich waren. Ich glaube, wenn man ein Haus ausrichtet, das ja eine Geschichte, eine Tradition und eine große Beliebtheit hat, soll man sich doch nach dem Guten richten. Wenn man zum Beispiel einen der ehemaligen Leiter dieses Hauses, Gustav Manke, hernimmt, unter dessen Führung es ein tolles Theater war, und auch vorhergehende und nachfolgende, dann ist das ein Maßstab. Es gibt einen Maßstab im Theater. Es geht nicht um die persönlichen Interessen von Frau Matiasek oder sonst irgendjemandem, der hierüber zu befinden hat. Wir haben das auch immer hintangestellt. Ich mache eine Zusage zu einer Förderung wirklich nicht zwingend davon abhängig, ob mir das persönlich gefallt. Wenn man aber die Zahlen anschaut, die das Publikum betreffen, der Menschen, die bereit sind, sich Karten zu kaufen, und die noch bereit sind, gerne in dieses Theater zu gehen, wenn man aber durchaus die Kritik renommierter langjähriger Kulturkritiker anschaut, dann muss man zu dem Schluss kommen: Hier läuft irgendetwas schief. Man muss sich auch fragen: Haben diese Fachjurys immer recht mit ihrer Entscheidung bei der Wahl einer Intendanz? Ich glaube, es ist nicht so. Dann muss man sich wahrscheinlich einerseits auch die Jurys oder überhaupt die Modalitäten einer Besetzung anschauen. Ja, natürlich gibt es eine künstlerische Freiheit für den Leiter eines Hauses, aber es gibt auch gewisse Vorgaben. Wir sind hier in Wien, und es tut wirklich weh, eines unserer besten Theater geradezu zu verlieren. Das sage nicht nur ich, sondern das sagen viele andere auch. Wir haben ja auch positive Gegenbeispiele, wenn wir uns beispielsweise das Theater an der Wien hernehmen. So soll es nicht sein. Daher war natürlich auch die Nachfrage, wenn man dieses derzeit im Sinkflug befindliche Theater anschaut: Wären die zum Beispiel überhaupt in der Lage, ihren Anteil liefern zu können? Wir sprechen ja hier von Steuergeld, das eingesetzt wird. Welche Konzepte gibt es? Wie soll das funktionieren? Darauf haben wir keine Antwort bekommen. Ehrlich gesagt, tut es schon weh, wenn man in einem Ausschuss sitzt und eigentlich ganz normale Nachfragen stellt - etwa nach der Wirtschaftlichkeit oder nach Konzepten, es ist ja nicht das erste Mal - und man wird dort gemaßregelt, dass man keine Kontrollinstanz sei. Na, bis zu einem gewissen Grad schon. Es fühlt sich da ja keiner als ein Kontrolleur im negativen Sinn, aber wir haben ja eine Entscheidung über viel Steuergeld zu treffen. Dazu braucht man einfach eine Grundlage. Dazu ist einfach ein gewisses Basiswissen notwendig, das man eben auch zu haben verlangt. Das wird immer wieder verwehrt, und das ist etwas, was leider im Kulturausschuss ganz besonders deutlich wird. Da möchte ich erneut und zum x-ten Mal einmahnen, dass man den Nachfragen der Oppositionspolitiker, die drinnen sitzen, doch wirklich etwas freundlicher und aufgeschlossener entgegenkommt, denn wenn man nach der Anzahl von Mitarbeitern fragt, für die eine Summe X ausgegeben werden soll, dann muss man sich das vielleicht irgendwo zusammensuchen, wenn man es findet, aber man bekommt keine Antwort. Das kann einfach nicht sein. Das ist ja überhaupt kein Geheimnis und unterliegt auch keinem Datenschutz, sondern es sollte einfach eine Selbstverständlichkeit sein, dass man diese Auskünfte auch gibt. (Beifall bei der FPÖ und von GR Peter L. Eppinger.) Ich glaube, dass es für Theater oder andere Kulturinstitutionen, die von uns viel Geld bekommen, auch notwendig ist, eben auch sorgsam darauf zu schauen. Selbstverständlich will das Wiener Publikum auch ein Theater, das hier her nach Wien passt. Experimente sind gut und schön, aber ein renommiertes Theater kann nicht zum reinen Experiment eines sehr selbstverliebten Regisseurs oder Intendanten werden. Das kann einfach nicht sein, sondern es muss darauf ausgerichtet sein - und ich glaube, das muss das Ziel sein -, dass die Leute wieder wirklich gerne in unser Wiener Volkstheater gehen, damit wir auch diese Vielfalt von Burgtheater, Akademietheater, Josefstadt und Volkstheater haben. Da sind ja die vielen Wiener Theaterbegeisterten. Jeder oder viele haben ihr Stammhaus, aber viele gehen gerne auch - zusätzlich natürlich zu Konzerten, vielen anderen Sachen oder auch Kellertheatern - in ihr Haus, haben dort ihre Abonnements, und so weiter. Es ist nicht gesagt, dass das ganz abreißt, aber leider war dann auch die Zeit von Corona für viele der Punkt zu sagen: Na, eigentlich habe ich mich bei jeder zweiten Aufführung so geärgert, ich kündige jetzt mein Abo und gehe nicht mehr hin. Nein, wir sollten doch wieder treue Theaterbesucher heranlocken. Dazu gehört es ganz einfach, dass man anbietet, was das Wiener Publikum so liebt. Ich glaube, das Wiener Publikum ist ein extrem gutes Theaterpublikum. Das Wiener Publikum liebt einfach seine Schauspieler. Wir haben viele großartige Schauspieler. Die sollten wieder den Platz auf der Bühne haben und nicht ein Regietheater, das das praktisch nicht nur niederbügelt, sondern einem Schauspieler auch überhaupt keinen Raum mehr zur eigenen Entfaltung lässt. Das Volkstheater hat eine wunderbare und gute Tradition in dieser Hinsicht, und das sollte wiederbelebt sein. Das ist unser großer Wunsch. Dann werden wir einer Förderung für dieses Theater auch sehr gerne wieder zustimmen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Peter L. Eppinger.) "Nicht geeignet" lässt mich hier noch einen kleinen Anhang sagen, bei dem es nicht unmittelbar ums Volkstheater geht, aber wo etwas im Raum steht, was ein bisschen ähnlich ist, nämlich das Gerücht - das sage ich jetzt einmal, wir wissen es noch nicht sicher -, dass Matthias Lilienthal, der in München die Kammerspiele - man muss es sagen - verlassen musste, weil er das Publikum dort wirklich vergrault hat, die Wiener Festwochen übernehmen soll. Dann haben wir hier sozusagen ein weiteres Problem. Dessen künstlerische Leistung will ich überhaupt gar nicht bewerten. Er ist für Wien nur völlig ungeeignet. Wenn sein einziger oder sein größter Anspruch ist, die "bürgerliche Kunstkacke zu entsorgen", wie er das in München wollte - dort hat er es aber auch erlebt, das ist ein bisschen ein vergleichbares Publikum, vor allem das der Münchner Kammerspiele -, dann kann das nur eine Drohung sein. Wir würden uns sehr, sehr wünschen, dass es hier eine andere Entscheidung gibt, weil ich nicht glaube, dass das gut für Wien ist. Wie gesagt: Unser großer Anspruch ist, nach dieser krisenhaften Situation, die durch die vielen Sperrtage, und so weiter natürlich geherrscht hat, Wiener Theater wieder ... Es ist schwer, das ist auch keine Frage, aber ich glaube, es ist gar nicht so schwer, das Wiener Publikum mit einem guten Stück und mit hervorragenden Schauspielern, die wir eben haben, zu begeistern. In diesem Sinne sagen wir jetzt einmal Nein zu dieser Förderung und hoffen sehr, dass wir dem auch wieder aus vollem Herzen zustimmen können. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Eppinger. Ich erteile es ihm. GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Im Prinzip könnte man jetzt eine ganze kurze Rede halten. (Beifall von GR Mag. Thomas Reindl und GR Markus Ornig, MBA. - GR Barbara Novak, MA: Bitte!) Freut euch nicht zu früh, denn was das Volkstheater und seine Führung in den letzten Jahren aufführt, braucht eine längere Erzählung. Ich grüße euch, ihr drei hier oben auf der Tribüne. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Dr. Samel! Frau Vorsitzende! Gerhard, Ursula, Herr Weber, Frau Matiasek, Herr Berger! Frau Matiasek hat das sehr schön und sehr vornehm gesagt, weil sie eine sehr liebe und respektvolle Frau ist. So erlebe ich sie auch im Kulturausschuss. Ihr werdet jetzt gleich staunen. Ich weiß nicht, ob ihr wisst, was im Volkstheater alles passiert, aber ihr werdet vor lauter Kopfschütteln gleich ein Schleudertrauma kriegen. Das hat mit Experimenten nichts mehr zu tun. Das haben Sie sehr vornehm ausgedrückt, aber ich glaube einmal, jeder hier im Saal kennt das Dschungelcamp, die RTL-Ekel-Show, auch wenn Sie es nicht gesehen haben. Wenn man sich jetzt daneben das Volkstheater ansieht, dann fragt man sich: Was ist aus dem einstigen Erfolgstheater geworden? Das ist kein Erfolgstheater mehr. Ich möchte noch nicht von einem Misserfolgstheater sprechen, aber von einem Erfolg ist man weit entfernt. Die Geschichte, die ich Ihnen oder euch, liebe Wienerinnen und Wiener, jetzt erzähle, ist mit Zahlen, Daten und Fakten über Jahre hinweg belegbar. Das hat nichts mehr mit einer Emotion, einem persönlichen Gefühl oder einer Empfindung, wie Sie gesagt haben, zu tun. "Tiefenbohrung", "Der Würgeengel", "Nackt & mutiert" - klingt wie die Dschungelprüfung von RTL, oder? Es steht aber auf dem Spielplan des Volkstheaters. Was lesen wir hier noch? "Erniedrigte und Beleidigte". "Alle A...löcher abschlachten", "Du arme ... Drecksmetzger". Der Würde dieses Hauses geschuldet bitte ich Sie, wenn Sie sich dafür interessieren, liebe Wienerinnen und Wiener, einfach den Spielplan selbst anzuschauen. Ich habe nicht alles genau ausgesprochen. Das kann man jetzt natürlich belächeln. Da kann man sagen: Geh bitte, die Kunst darf alles. Ja, klar, darf sie, selbstverständlich. (GR Jörg Neumayer, MA: Aber?) Nichts aber, gar nichts aber, ganz bewusst. Danke für den Zwischenruf, Herr Neumayer. Lieber Jörg, danke für den Zwischenruf. Gar nichts aber, gar nichts aber. Es steht der künstlerischen Leitung natürlich frei, zu spielen, was auch immer jeder und jede wollen. Das muss hier im Raum niemandem gefallen. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Aber ob es jemanden interessiert?) Das Volkstheater zählt jedoch zu den Großbühnen der Stadt, die nach den Vereinigten Bühnen mit 50 Millionen EUR die meisten Fördergelder erhalten, im Jahr fast 10 Millionen EUR, 24 Millionen EUR für die Sanierung von Bund und Stadt. Da darfst du, da musst du dir Kritik gefallen lassen. Zitat: "So kann und darf es für diese wichtige Wiener Theaterinstitution nicht weitergehen." Richtig. Als sich der Eigendeckungsgrad mit 18,6 Prozent - Zitat - "wohl auf einem Tiefpunkt" befindet, sagt genau diesen richtigen Satz - ich wiederhole ihn noch einmal: "So kann und darf es für diese wichtige Wiener Theaterinstitution nicht weitergehen" - der sehr geschätzte Herr Weber von den NEOS, im März 2019. Um die Wienerinnen und Wiener und euch vielleicht mit auf den Weg zu nehmen - ihr beschäftigt euch wahrscheinlich nicht jeden Tag mit dem Volkstheater und mit Förderungen und mit Eigendeckungsgrad -: Zu wie viel Prozent kann man seine Kosten selbst decken und seine Einnahmen selbst stemmen? Das misst man am Eigendeckungsgrad. Im Corona-Jahr 2020, im Pandemiejahr selbst, also wohlwissend, wie schwierig das für die Art der Branche ist - auch das wissen wir, es ist schwierig, selbstverständlich, da gibt es hier nichts schönzureden -, hat sich das Volkstheater für die kommenden Jahre selbst einen Eigendeckungsgrad von 12 Prozent zum Ziel gesetzt. Bei 18,6 Prozent haben Sie bereits gesagt: "wohl auf einem Tiefstand". Wie viel haben die zuletzt erreicht? 12 Prozent haben sie sich vorgenommen. Aus einer Anfrage, die wir der Frau Stadträtin gestellt haben, wissen wir: 3,4 Prozent. Zur Erinnerung: Als sich der Eigendeckungsgrad mit 18,6 Prozent "wohl auf einem Tiefpunkt" befindet, sagt Thomas Weber von den NEOS diesen wirklich richtigen Satz: "So kann und darf es für diese wichtige Wiener Theaterinstitution nicht weitergehen." Das ist noch immer eine wichtige Wiener Theaterinstitution, aber du musst dir Kritik gefallen lassen: Wenn 18,6 Prozent "wohl ein Tiefpunkt" sind, was sind dann 3,4 Prozent? "Rettet das Volkstheater" - diese NEOS-Seite ist noch immer online. "Rettet das Volkstheater". (Der Redner hält eine Tafel in die Höhe, auf der unter dem Artikel "Volkstheater-Kennzahlen zeigen dramatische Situation" ein Bild von GR Thomas Weber abgebildet ist. - Heiterkeit bei GR Mag. Manfred Juraczka.) Da lesen wir auch: "Nach der geplanten Sanierung" - zu dem Bild kommen wir gleich - "muss es wieder bergauf gehen. Schließlich soll das Volkstheater als Bühne für die Wienerinnen und Wiener bestehen bleiben." Das wird ja wohl hoffentlich auch im Sinne des Kulturministers und der Wiener Kulturstadträtin, die leider heute nicht da ist, sein. Habt ihr das schon einmal miteinander besprochen? Möglich, wir wissen es nicht. Schön wäre es, wenn ihr es getan hättet. Möglich. Nehmt es bitte ernst. Bitte. Da brauchen wir nicht mit Whataboutismen kommen, mit "Aber das andere ist viel wichtiger." oder "Wie kann man sich nur um das kümmern?" Nein, das ist wirklich wichtig. Diese Bühne geht vor die Hunde. Die ist kaputt, die ist hin, und das auf lange Jahre hinweg. Diese katastrophale Lage am Volkstheater - das sagen übrigens die NEOS selber - hat schon so einen langen Bart (in Richtung des GR Thomas Weber), so wie Sie hier auf dem Foto. Also, dieses Foto ist ein Zeugnis, wie lange und wie steil es mit dem Volkstheater bereits bergab geht. Da ist die Streif nichts dagegen. Als Privatperson hättest du in jedem Unternehmen ein Riesenproblem, wenn der Laden so läuft. (GR Mag. Thomas Reindl: Sehr zynisch!) Das ist leider kein Zynismus, das ist Realismus. (GR Mag. Thomas Reindl: Das ist tiefste ...) 3,4 Prozent. Richtig, tiefer geht es nicht mehr, lieber Kollege Reindl. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Da war Matiasek um vieles sachlicher und besser!) Ich freue mich, dass Sie darauf reagieren, weil ich dann merke: Das Volkstheater liegt Ihnen noch am Herzen und das löst etwas bei Ihnen aus. (GR Mag. Thomas Reindl: Wann warst du das letzte Mal im Theater? Ich war gestern!) Du musst dir Kritik gefallen lassen. Das Volkstheater bekommt jetzt noch einmal 2 Millionen EUR zusätzlich. Ja, die bekommen schon 10 Millionen EUR, genau, und sie bekommen jetzt noch einmal 2 Millionen EUR. (GR Mag. Thomas Reindl: Stimmt nicht!) Liebe Wienerinnen und Wiener, stellen Sie sich einmal Folgendes vor: Sie gehen zu Ihrem Arbeitgeber, zu Ihrem Chef oder Ihrer Chefin, und sagen: Du, Chef, ich brauche mehr Geld. Ich brauche eine deutliche Gehaltserhöhung. (GR Mag. Thomas Reindl: Zwei Millionen sind genug!) Dann sagt Ihr Arbeitgeber: Okay, du bist bei uns in der Firma zwar schon einer der Bestbezahlten, aber was ist denn passiert? Kommst du mit dem Geld nicht mehr aus? Strengst du dich besonders an, mehr als die anderen? Hast du dir etwas vorgenommen in den letzten ein, zwei, drei Jahren? Wie soll es weitergehen? Sie sind aber auch noch ehrlich und sagen: Nein, nein, ganz im Gegenteil, und übrigens haben wir uns ausgemacht, dass ich mich mehr einbringe. Das mache ich jetzt aber einfach nicht. Sagt dann die Chefetage: a) Ja klar, hier nimm Geld! Oder sagt die Chefetage: b) Pass einmal auf! Ich halt gerne zu dir, weil du eine wichtige Wiener Kulturinstitution bist. Es ist uns vielleicht nicht alles gelungen, was wir uns beide vorgenommen haben. Es sind schwierige Zeiten. Lass uns doch bitte einmal gemeinsam überlegen, wie man das hinkriegen kann, wie ich dir helfen kann, besser zu performen. (GR Mag. Thomas Reindl: Vielleicht redest einmal mit dem Kulturkritiker von der Presse!) Schön wäre, wenn es b) wäre. Nein, hier, Million, weiter geht's. Das Volkstheater wollte ursprünglich selbst einen Beitrag zur Sanierung leisten. Frau Matiasek hat es schon angesprochen. 2016 - lange Jahre vor Corona - liest man vom Bekenntnis zu einer Eigenleistung aus Erlösen und Spendenkampagnen. In einem Interview mit dem "Standard" 2018 lesen wir dann folgenden Satz von Frau Stadträtin: "Wie schon bisher bekannt, sind das 3,3 Millionen EUR." Kaup-Hasler sagt: "Da werden wir sehen, wie sie das machen." Ja, wie machen sie das denn eigentlich im Volkstheater? "Wiener Zeitung", 2 Jahre später, Zitat: "Diverse Fundraisings hätten immerhin" - 3,3 Millionen hat man sich vorgenommen, wie viel haben sie gebracht - "100.000 EUR gebracht". Mit der zusätzlichen Förderung werden die Eigenmittel jetzt einfach auf 1,7 Millionen EUR reduziert. Liebe Frau Stadträtin, irgendwer wird es Ihnen erzählen oder auch nicht. Ich möchte es gerne sagen: Wenn das Volkstheater wirklich auf so einem guten Weg wäre, wie Sie den Wienern und Wienerinnen immer wieder verkaufen, warum trauen Sie ihm dann nicht zu, binnen Jahren selbst einen kleinen Beitrag zur Sanierung zu leisten? Offensichtlich haben Sie selbst schon den Glauben an ein Erfolgstheater verloren. Sie begegnen doch auf der Straße oder beim Einkaufen auch Menschen, liebe Frau Stadträtin, normalen Menschen, mit denen Sie ins Gespräch kommen. Oder Sie reden mit Menschen aus der freien Szene, mit Künstlern und Künstlerinnen, die alle eine Heidenangst haben, ob ihr Job oder ihr Engagement noch funktioniert. Auf der anderen Seite haben wir einen Riesenapparat wie das Volkstheater mit einer Millionenförderung Jahr für Jahr, das konsequent Programm bringt, das immer weniger Leute sehen wollen. Das belegen die Zahlen, die katastrophal sind. Sie brauchen sich nur in Ruhe diese Anfragebeantwortung mit Auslastungszahlen für jede einzelne Vorstellung durchlesen. Das belegen die Fakten, die uns allen zugängig sind. Sie stehen da und sagen: Bitte, hier, die nächste Million. Ich sage Ihnen etwas: Uns läuft die Zeit davon. Dem Volkstheater läuft die Zeit davon. Das Publikum läuft dem Volkstheater davon. Weil es extrem wichtig ist und weil für Zynismus hier kein Platz ist, wehre ich mich auch entschieden gegen den Satz - auch den habe ich auf Kritik schon gehört -: Das Volkstheater soll man nicht finanzieren. Das wäre tatsächlich Rechtspopulismus. Nur müssen wir entscheiden und entschieden klar und ehrlich miteinander reden, weil uns das Volkstheater sonst komplett vor die Hunde geht und auf viele Jahre kaputt ist. Deshalb fordern wir die Stadträtin dringend auf, bitte gemeinsam mit Ursula Berner und den GRÜNEN für dieses Theater, das noch immer eine Chance hat, ein Erfolgstheater zu werden - das wäre so wichtig für Wien -, und auch mit Experten und Expertinnen und einem Führungsteam neue Ideen zu einer erfolgreichen Revitalisierung zu erarbeiten. Wir bringen den Antrag auf einen Krisengipfel für das Volkstheater ein. Schluss mit dem Schulterklopfen, Schluss mit der Schönrederei! Arbeiten Sie bitte endlich mit echten Zahlen, Daten und Fakten! Sie liegen uns allen längst vor. Auch das Volkstheater wird von Menschen finanziert, die dort nicht hingehen werden und das auch nicht wollen. Auch denen sind Sie verpflichtet. Inwiefern und wie viel Raum Sie denen geben, um Ihnen zuzuhören, darüber können wir trefflich streiten. Ich sage Ihnen nur: Die Zeit drängt. Es braucht jetzt sofort ein mutiges Reform- und Sanierungskonzept für das Volkstheater, sonst wird es nur weiter bergabgehen. Das sage nicht ich, sondern das sagt Christoph Wiederkehr von den NEOS im Oktober 2019. Er macht hier Gerda Rogers Konkurrenz, denn er sagt: Es wird hier weiter bergabgehen. (GR Mag. Thomas Reindl: Das ist richtig peinlich! Schluss mit den Unwahrheiten!) Richtig, Kollege Reindl, das ist richtig peinlich, nämlich für die Transparenzpartei. Da musst du dir als Verantwortlicher Kritik gefallen lassen. Liebe NEOS, mein geschätzter Klubobmann Markus Wölbitsch hat heute einen superrichtigen Satz gesagt: "Werdet bitte endlich dieses Korrektiv, das ihr vorgegeben habt zu sein." Das ist ein sehr richtiger und wichtiger Satz, den ich auch gerne zitiere. Zum Schluss: Wir haben ja heute über einen Riesenapparat gesprochen, der Millionen bekommt. Dem gegenüber stehen Künstler und Künstlerinnen, die sich jeden einzelnen Euro tapfer erarbeiten und erhoffen. Auch hier wollen wir Sie gemeinsam mit den GRÜNEN - danke, Ursula, für die Zusammenarbeit - dazu auffordern, deutlich fairer zu entlohnen, was den Kultursommer betrifft, ein Sommerfestival, das deshalb funktioniert, weil hier so viele tolle Menschen auf der Bühne stehen, spielen, tanzen und singen. Von den 4 Millionen EUR an Subvention geht offenbar nur 1 Million EUR an die Künstler und Künstlerinnen. Wir ersuchen Sie daher, sich bitte dafür einzusetzen, dass die Gagen fairer sind, und ersuchen Sie auch, größere Bands und Chöre zuzulassen und auch die gesamte Crew zu entlohnen. Das sind unsere zwei Anträge. Das Wichtigste zum Schluss - vor allem auch gerne in Ihre Richtung, lieber Kollege Reindl -: Nicht jeder, der Kritik übt, ist gleich ein Rechtspopulist oder ein Vernaderer. (GR Mag. Thomas Reindl: Doch! Beides! - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM - in Richtung GR Mag. Thomas Reindl -: Das ist dein Verständnis von Kritik!) Man könnte Kritik jetzt einfach auch einmal nicht reflexartig abwehren. (GR Mag. Thomas Reindl: Wann warst du das letzte Mal im Volkstheater?) Nehmen auch Sie diese Diskussion einmal ehrlich und interessiert an! (GR Mag. Thomas Reindl: Ich brauche keine Belehrung!) Das Volkstheater bekommt 10 Millionen EUR im Jahr plus eine Extramillion an Förderung jetzt für die Sanierung im großen Saal. Damit wir das noch einmal deutlich aussprechen: Im großen Saal finden sich Vorstellungen mit nicht einmal 10 Prozent Auslastung, das vielbeworbene Stück "Die Politiker" mit 19 Prozent Auslastung - eine Katastrophe. (Beifall bei der ÖVP.) Wie gesagt, wir geben gerne Anfragen und Antworten weiter. Sie müssen es nur lesen. (GR Mag. Thomas Reindl: Von dir brauche ich nichts!) Wenn Sie es nicht brauchen, dann sind Sie nicht an einer offenen und ehrlichen Diskussion interessiert. Ich freue mich also, wenn wir weiter darüber offen und ehrlich sprechen. Alles andere ist unverantwortlich. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Neumayer. Ich erteile es ihm. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Im Volkstheater spielt es "Faust" von Goethe, im Volkstheater spielt es "Endspiel" von Beckett, "Konstantin und Karoline" von Horvath, "Einsame Menschen" und "Der Theatermacher" von Thomas Bernhard. Das sind Dinge, die ich mir jetzt nur geschwind am Handy herausgesucht habe. Bei zwei Vorstellungen war ich selber. (GRin Veronika Matiasek: Konstantin und Kasimir!) Danke dir. Vollkommen richtig: "Konstantin und Kasimir". Ich habe bei Ihrer Wortmeldung auch sehr ruhig und aufmerksam zugehört, weil ich da auch wirklich ein Interesse sehe. Sie haben das auch selbst gesagt: Es geht gar nicht darum, was Ihnen oder mir gefällt. Ich darf und möchte und muss Sie aber im Interesse der Wienerinnen und Wiener ergänzen: Es ist schon die Vielfalt, die diese Stadt ausmacht. Es ist auch die Vielfalt, die das Theater ausmacht, nämlich das Volkstheater. Das nur vorweggestellt. Wenn man dem Kollegen Eppinger zuhört, hat man das Gefühl, er war seit - ich weiß nicht - zwei, drei Jahren oder so nicht mehr im Volkstheater. Möglich, ich weiß es nicht. Ich möchte aber jetzt einige Punkte ruhig und taxativ aufklären. Wenn man sich ansieht, wann die notwendige Sanierung des Volkstheaters das erste Mal überhaupt besprochen worden ist, war das in einer Zeit vor Corona, in einer Zeit vor dem Ukraine-Krieg, in einer Zeit, als die Lieferketten noch nicht unterbrochen waren und auch die Baukosten noch nicht in die Höhe gegangen sind. Ich darf daran erinnern - ich fange jetzt einmal bewusst mit dem Positiven an -, wie sehr wir uns hier gemeinsam gefreut haben, als die ÖVP im Bund nach Monaten des Ringens endlich Verantwortung für das Volkstheater übernommen hat. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Nachdem die Gewerkschaft endlich ...) Sie können sich gerne zu Wort melden, Herr Wölbitsch, aber danke für den Zwischenruf. Ich glaube, Sie bestätigen mich. Das Wort "endlich" ist auch bei Ihnen gefallen. Die ÖVP hat hier endlich die Verantwortung übernommen, gemeinsam mit der Stadt Wien in dieser Sanierung zu unterstützen und zu helfen. Dazwischen sind natürlich auch die Baukosten gestiegen. Gerade Sie als Wirtschaftspartei vergleichen ja immer Theater und Kunst- und Kultureinrichtungen mit Unternehmen, was meiner Meinung nach grob fahrlässig ist. Das ist aber scheinbar Ihre Sicht auf Kultur. Sie vergleichen ja auch immer, und auch ich möchte hier einen Vergleich bringen: Alle Parteien inklusive der ÖVP haben während der Corona-Jahre sehr intensiv versucht, Wirtschaftstreibende und Unternehmen zu retten und zu unterstützen. Ich stelle hier einfach ganz konkret die Frage: Warum darf das nicht für ein Volkstheater gelten? Warum soll es nicht auch hier ganz klar sein, dass die Stadt Wien und der Bund hier gemeinsam eine der Kultureinrichtungen in schwierigen Zeiten unterstützen? (GR Mag. Manfred Juraczka: Ehrliche Frage: Wer hat Kultur mit einem Unternehmen verglichen?) Ehrliche Antwort: Wir haben schon über die Freiheit der Kunst gesprochen, und ich möchte es hier noch einmal wiederholen, weil sich die Debatte rund ums Volkstheater schon immer wieder darum dreht, wie unterschiedlich das Verständnis von Kunst und Kultur sein kann und meiner Ansicht nach auch sein soll. Was hier aber vorweg gesagt werden muss: Kunst kann schön sein, muss aber nicht einmal schön sein. Kunst kann schiach sein. Kunst soll aber vor allem eines, nämlich zum Denken anregen. Gerade Theater sollen Raum zum Denken, zum Diskurs sein. In Krisenzeiten ändern sich natürlich auch die Spielpläne. Gerade in einem Volkstheater ist das gut und richtig. (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag. Manfred Juraczka: Ja, eh! Und?) Wir haben jetzt lange über die Zahlen und die Auslastung gesprochen. Wenn Sie mit Kunst- und Kulturschaffenden und mit Häusern reden, wissen Sie genau, dass die letzten Jahre wirklich enorm schwierig waren. Auch das Volkstheater ist einen Weg gegangen, bei dem der Pfeil nach oben zeigt, wo der Trend nach vorwärts geht. Wir haben im Oktober veröffentlichte Zahlen von rund 70 bis 75 Prozent gehabt. Das war gar nicht so schlecht, und seitdem die Spielsaison so richtig angestiegen ist, haben wir einen permanenten Vorwärtstrend. Ich bitte Sie auch, in Ihre Berechnungen diese Zahlen der letzten Monate mit hineinzunehmen, und nicht nur die "Kurier"-Artikel aus dem Sommer. Insofern entwickelt sich das Volkstheater glücklicherweise analog zu anderen Einrichtungen: einmal ein paar Prozentpunkte davor, ein paar Prozentpunkte dahinter. Betrachten wir aber wirklich den gesamten Zeitraum und das Ganze und nicht nur Teile davon, die man sich aus einzelnen Artikeln herausnehmen möchte. In Summe: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Genau aus dem Grund waren da auch eine Neuausschreibung, ein neuer Intendant und eine neue Ausrichtung gar nicht schlecht. Es ist gelungen, hier Publikumslieblinge wie Stoyanov oder Eilinghoff zu etablieren. Es ist gelungen, in den Corona-Jahren innerhalb von null Zeit beispielweise Kooperationen mit Wien Modern, mit der Viennale oder dem Tanzquartier anzugehen und umzusetzen. Auch das sind Dinge, die hier erwähnt werden müssen. Von den Klassikern, die aufgeführt werden und die ich auch empfehlen kann, habe ich schon eingangs gesprochen. Abschließend bleibt eigentlich nicht mehr viel, als wirklich alle Beteiligten einzuladen, sich die Aufführungen selbst anzusehen und sich selbst ein Bild zu machen. Diesen Freitag ist die nächste Premiere. Ich hoffe, Sie haben schon Premierenkarten. Ich habe vorhin am Handy nachgeschaut: Es ist ziemlich ausverkauft. Genau das ist es, was das Volkstheater ausmacht: Eine Entwicklung, ein Vorwärtstrend und ausverkaufte Räume genau jetzt bei der nächsten Premiere. Vielen herzlichen Dank. Dementsprechend bitte ich um die Unterstützung der Sanierung durch die Zustimmung aller Parteien und vor allem darum, hier Verantwortung im Interesse der Vielfalt der Kunst und Kultur unserer Stadt zu übernehmen. Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Berger. Ich erteile es ihm. (GR Mag. Thomas Reindl - erheitert in Richtung des ans Rednerpult tretenden GR Stefan Berger -: Nicht ordinär werden! Mach keinen Eppinger!) GR Stefan Berger (FPÖ): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich werde mich kürzer halten können als meine Frau Kollegin Matiasek, weil sie schon sehr, sehr viel Richtiges vorweggenommen hat. Was ich schon festhalten möchte: Ich war bei der letzten Sitzung des Kulturausschusses zwar nicht mit dabei, aber die Schilderungen haben selbst mich überrascht. Bekanntermaßen ist es um die Transparenz bei sämtlichen Geschäftsstücken ja nicht allzu gut bestellt. Es wird dann immer wieder auf Nachfragen verwiesen. Allerdings gestaltet sich das im Ausschuss mittlerweile durchaus auch sehr, sehr schwierig. Die Antworten sind eher pampig bis unfreundlich bis sehr wenig informativ. Wie es auch schon Frau Kollegin Matiasek angesprochen hat, wird einem gewissermaßen eigentlich seine demokratische Rolle aberkannt, meine sehr geehrten Damen und Herren, insbesondere der Regierungsfraktionen. Opposition bedeutet Kontrolle. Insofern verstehe ich auch die Dünnhäutigkeit nicht, insbesondere auch in der Rolle des Vorsitzenden. Es ist nun einmal so, dass man in einer Demokratie einen gewissen Diskurs führt. Dass man hier nicht immer derselben Meinung ist, liegt gewissermaßen in der Natur der Sache. Ich möchte aber an dieser Stelle auch wieder insbesondere darauf hinweisen, hier von sich aus und auch gegenüber den politischen Entscheidungsträgern für volle Information zu sorgen. Das, was wir in den vergangenen Jahren sehr wohl und vermehrt auch immer wieder beim Volkstheater gesehen haben, ist, dass hier offenbar - die gewissen Kennzahlen bringen es ja schwarz auf weiß - schon am Publikum vorbeiproduziert wurde. Auch den Spielplan habe ich immer wieder durchgesehen und durchgeforstet. Ein paar Beispiele wurden heute schon genannt. Wenn ich mich an gewissen Gruppen oder an gewissen Communities orientiere - im vorigen Jahr hat es beispielsweise so eine Trans Week gegeben -, dann brauch ich mich halt unterm Strich nicht wundern, wenn die Auslastungszahlen nicht allzu groß sind. Wenn die breite Masse ausbleibt, wenn ich mich da einer gewissen Zielgruppe über einen gewissen Zeitraum verschreibe, sodass mein Haus halt nicht bis zum letzten Sitzplatz gefüllt ist, muss ich mich heute auch mit einer gewissen Kritik auseinandersetzen. Denn natürlich kann man insbesondere aus künstlerischer Perspektive sagen: Freiheit der Kunst. Es soll und kann natürlich auch aufwühlen und verstören oder was sonst auch immer. Nur dürfen wir eines nicht vergessen: Das kann man grundsätzlich alles machen. Ja, wir sind eine sehr freie Gesellschaft, in der es für sehr, sehr vieles Verständnis gibt, aber wenn man zu sehr, sehr großen Teilen oder zu einem überwiegenden bis nahezu ausschließlichen Teil von öffentlichen Fördermitteln abhängig ist, dann ist man insgesamt gegenüber der öffentlichen Hand und insbesondere natürlich auch gegenüber dem Steuerzahler und Gebührenzahler auch in Wien eine gewisse Rechenschaft schuldig. Jetzt kann man immer sagen: Egal, was man aufführt, der Erfolg gibt einem recht. Nur sehen wir in dem Fall halt, dass der Erfolg ausbleibt. Insbesondere dann ist man schlichtweg Rechenschaft schuldig. Dann bedarf es vielleicht auch einer gewissen Reflexion, ob der eingeschlagene Weg - sei es der Intendanz oder aber auch der kaufmännischen Leitung - tatsächlich der richtige ist. Das wagen wir in diesem Fall halt sehr zu bezweifeln und bedauern es auch, dass insbesondere eine Fraktion, die in der Vergangenheit oder auch in der letzten Periode durchaus viele Punkte sehr richtig und auch sehr kritisch gesehen hat, vollkommen abgemeldet ist, nämlich die NEOS. Hier wird alles mitgetragen, hier wird die Hand zur positiven Abstimmung gehoben. Alles wird so hingenommen und kommentarlos akzeptiert. Das ist natürlich auch eine sehr, sehr bedenkliche Entwicklung und überrascht doch durchaus zunehmend. Ich möchte zum Abschluss noch zu zwei Anträgen kommen. Punkt 1, der Antrag hinsichtlich des Volkstheater- Krisengipfels: Den halten wir durchaus auch für notwendig. Dem werden wir zustimmen, weil hier wirklich sämtliche Alarmglocken schrillen. Der Antrag "Faire Gagen beim Kultursommer": Zum einen wissen Sie selbst, dass da der Einreichungsschluss bereits in den nächsten Tagen naht. Zum anderen sind wir nicht der Meinung, dass es faire Gagen nur beim Kultursommer geben soll, sondern an sich. Ich weiß schon: Insbesondere beim Kulturressort ist es auch so. Wenn es für einzelne Projekte erhöhte Förderungen geben soll, wird dann "Fair Pay" dazugeschrieben, bei anderen gilt das nicht. Nein, wir sind durchaus der Meinung, dass das flächendeckend gelten soll. Diesbezüglich wird es zu diesem Antrag von uns keine Zustimmung geben. Einen Punkt möchte ich noch ansprechen, weil das auch ein Antrag ist, den wir unsererseits eingebracht haben. Ein Fall, der ja in den letzten Tagen und ein, zwei Wochen medial durchaus sehr, sehr breit diskutiert wurde, war der Fall Teichtmeister. Hier wollen wir seitens der Stadt Wien auch eine gewisse Maßnahme sehen. Es war durchaus so, dass es in den ersten Stunden und in den ersten wenigen Tagen, als dieser Fall publik geworden ist, und auch dadurch, dass sich der Herr entsprechend schuldig bekennt, eine gewisse Schockstarre gegeben hat, die man gemerkt hat. Jetzt wissen wir insbesondere natürlich hinsichtlich des Burgtheaters, dass das ein Bundestheater ist und daher in der Vergangenheit auch an Projekten beteiligt war, die über die Stadt Wien gefördert wurden - insbesondere, was den Filmbereich anbelangt, und auch schon zu Zeitpunkten, zu denen die entsprechenden Vorwürfe bekannt waren. Die Diskussion hat, glaube ich, erst in den letzten Tagen an Fahrt aufgenommen. Ich glaube, man kann es insbesondere medial an diversen Diskussionen erkennen. Also, es kann mit Sicherheit nicht sein - und insbesondere im Kulturbereich darf das schon gar nicht der Fall sein -, dass es da bei gewissen Delikten offensichtlich mangelndes Bewusstsein gibt, dass es da offensichtlich vereinzelt die Ansicht gibt, dass diverse Delikte irgendwie ein bisschen minderschwer zu behandeln sind. Nein, meine sehr geehrten Damen und Herren. Wir sind der Meinung, dass es da ganz im Gegenteil entschlossenes Vorgehen braucht. Man ist ja insbesondere bei anderen Herrschaften in der Öffentlichkeit viel weniger zahm, insbesondere, was Verurteilungen oder Vorverurteilungen anbelangt. Wir sind aber der Meinung, dass es insbesondere, was diesen Deliktbereich anbelangt, der im Raum steht und der vom Verdächtigen auch entsprechend bestätigt wird, hinsichtlich Förderrichtlinien in Zukunft gewisse Handlungsanweisungen geben soll und dass das seitens der Stadt Wien als Fördergeber hier auch entsprechend schriftlich verankert werden soll. Insbesondere, weil seitens der Bundestheater auch anwaltlich eingewandt oder entgegnet wurde, dass es auch entsprechende arbeitsrechtliche Probleme geben soll, wollen wir den Antrag auch dahin gehend Richtung Bundesebene gerichtet wissen, dass da auch arbeitsrechtliche gesetzliche Maßnahmen und Novellen erfolgen, damit es insbesondere in Wien, aber natürlich auch in Österreich zu so einem Fall, wie wir ihn in den vergangenen Tagen und Wochen gesehen haben, kein zweites Mal kommt. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste ist Frau GRin Berner zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Schönen guten Abend, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren im Internet! Vielleicht schauen Sie uns ja noch beim Streamen zu! Sehr geehrte intergeschlechtliche Personen! Ich möchte gleich voranstellen: Also, eine Trans-Woche ist, glaube ich, nicht das Problem des Volkstheaters. Es gibt aber andere Probleme. Überhaupt habe ich das Gefühl, in dieser Debatte muss man ein bisschen differenzieren. Erstens reden wir nicht über eine Förderung, sondern wir reden über einen Sanierungszuschuss. Es ist keine zusätzliche Förderung. Ich finde, man muss sehr differenzieren, weil dieser Sanierungszuschuss eigentlich schon 2019 beschlossen worden ist. Die Frage, die wir uns eigentlich stellen müssen, ist: Warum hat es in Wien fast vier Jahre gedauert, bis dieser Sanierungszuschuss gezahlt worden ist? In Wirklichkeit sind nämlich auch die Baukosten nicht erst durch Corona angestiegen. Nein, schon 2016 war geplant, das Volkstheater zu sanieren. Schon damals sind die Baukosten so angestiegen, dass es einmal ein Jahr nicht saniert wurde, weil es nicht mehr leistbar war und weil die Kostenvoranschläge nicht mehr dem entsprochen haben. Seitdem sind sie kontinuierlich immer weiter angestiegen. Das alles ist ein Drama. Das haben wir lange besprochen. Deshalb werden wir dem Sanierungszuschuss an sich auch zustimmen, weil es eine alte Geschichte ist. Dennoch gibt es ein Problem dabei. Das Problem dabei ist, dass man eine riesige Sanierung um damals 24 Millionen EUR und mittlerweile 30 Millionen EUR geplant hat, ohne sich zu überlegen, welche Rolle dieses Theater in dieser Stadt spielen soll. Genau darum muss es eigentlich gehen, wenn wir das hier diskutieren. Was ist die Rolle des Volkstheaters 2023? Was ist die Rolle des Volkstheaters heute? Irgendetwas funktioniert so nicht. Das hat der Stadtrechnungshof schon mehrmals festgestellt, und das ist es, was auch ich hier an dieser Stelle noch einmal sagen möchte. Es ist wichtig, darüber zu reden: Was soll im Volkstheater passieren? Es ist wichtig, darüber zu reden: Welches Publikum soll das Volkstheater anziehen? Ist es tatsächlich so, dass es ideal ist, wenn sich vor allen Dingen das deutsche Feuilleton bei uns über das Volkstheater freut und zu wenig lokales Publikum kommt? Das ist ein Missverhältnis, das stimmt. Gleichzeitig kann man nicht sagen, dass das Volkstheater keinen Erfolg hat. Das wäre ein bisschen vermessen. Dazu gab es zu viele Ehrungen in letzter Zeit. Auch der Nestroy-Preis wurde eingeheimst, und es gibt auch wirklich beeindruckende Stücke, das möchte ich an dieser Stelle auch sagen. Sowohl "Rimini-Protokoll" als auch "Humanistää" als auch der Nestroy-Preisträger sind tolle Aushängeschilder. Das ist aber nur ein Teil. Der zweite Teil ist leider - das sehen wir auch -, dass zum Beispiel der große Saal im Volkstheater nur an drei Tagen der Woche bespielt wird. Das ist schon ein Nachteil, über den wir reden müssen. Wie kann es sein, dass wir einen Saal mit 900 Sitzplätzen haben, der 3, 4 Tage die Woche leersteht, und dafür werden nur die kleinen Nebenbühnen, also die Rote Bar oder die Dunkelkammer, bespielt? Das ist ungünstig, weil da nur 100 und nicht 900 Leute hinkommen. Was heißt das jetzt für die Stadt? Heißt das, wir brauchen es nicht? Oder heißt das nur, wir brauchen ein anderes Programm? Oder heißt das, dass große Häuser für 900 Personen sowieso nicht mehr voll gemacht werden können? Denn schließlich wissen wir: Das Publikumsproblem gibt es nicht nur im Volkstheater, das Publikumsproblem gibt es auch in der Burg. (Beifall bei den GRÜNEN.) Jetzt muss ich sagen: Wir machen zwar diesen Antrag gemeinsam mit der ÖVP, weil ich finde, dass Diskurs notwendig ist. Ich möchte mich aber trotzdem davon distanzieren, das Volkstheater als Dschungelcamp zu bezeichnen. Nicht alle Produktionen, die ich im Volkstheater gesehen habe, haben mich überzeugt, ganz und gar nicht. Trotzdem ist es so, dass Dostojewski und auch Jelinek nicht - was haben Sie gesagt - Ekel-Show-Stücke sind. Das halte ich für unpassend. Ich glaube schon, dass Theater immer wieder auch Gesellschaft reflektiert, manchmal auch brutal reflektiert. Ich glaube nicht, dass wir mit einem Theater leben wollen, das nur die schönen Menschen und die Harmonie zeigt, denn das wäre urlangweilig anzusehen. Wir brauchen die Herausforderung, wir brauchen auch den Diskurs, und das muss mir nicht immer gefallen. Das ist so. Es gibt aber ein strukturelles Problem, und das gibt es nicht erst jetzt im Volkstheater. Der Stadtrechnungshof hat das schon 2019 angekündigt. Warum gibt es kein Sanierungskonzept für das Volkstheater? Bis heute gibt es das noch immer nicht. Es werden jährlich 9 Millionen EUR hineingeschoben, und trotzdem gibt es kein Konzept, wie man strukturelle Probleme verändern kann! Es gibt strukturelle Probleme. Es gibt Probleme, wenn zu viele Produktionen eingekauft werden, weil dann viele Tantiemen gezahlt werden müssen und das eigene Ensemble nicht genug verwendet wird. Es gibt Probleme, wenn man ständig steigende Personalkosten hat und die Struktur des Alltags es nicht erlaubt, Personal zu sparen. Das sind Dinge, über die wir reden müssen. Das hat noch nicht unbedingt etwas mit der Intendanz zu tun. Es ist schon ein Problem - das sage ich auch -, wenn der Eigendeckungsgrad bei 3,4 Prozent liegt. Das ist ein Problem. Wir müssen darüber reden, was das heißt. Es heißt vielleicht ... Man muss einfach darüber reden. Was könnte man machen, damit das besser ist? Was könnte man machen, damit wir dieses große Haus für die Bevölkerung hier attraktiv machen? Wie kann man es für neue Publika öffnen? Das eine ist: Gewisse Teile des Publikums in Wien lieben das Volkstheater und kommen auch hin, aber es sind noch zu wenige. Die Frage ist: Wie können wir es breiter machen? Wir können wir das Volkstheater auch als Ort der Gewerkschaft wieder für dieses Publikum öffnen? Das hat sich im Moment ein bisschen vertschüsst. Die sind nicht da. Es gibt auch zu wenige Schulen, die kommen, weil sie von manchen Veranstaltungen wahrscheinlich zum Teil überfordert sind. Gleichzeitig funktioniert "Faust" ganz gut, das habe ich selber getestet. Das mögen die jungen Menschen auch. Es gibt also verschiedene Ebenen, über die wir reden müssen. Wichtig wäre es, nur zu reden und nicht einfach nur zu behaupten, alles ist super, weil das nicht so ist. Wir haben also das Problem Überstunden, wir haben das Problem Tantiemen und wir haben das Problem Honorare. Wir würden gerne ... Die ganze Geschichte des Volkstheaters erspare ich Ihnen jetzt. Wie soll ich sagen? Die Intendanten des Volkstheaters waren lange provokant. Es war auch Emmy Werner provokant und hat dort feministisches Programm gemacht. Es war Michael Schottenberg provokant und hat einen roten Stern aufs Volkstheater gehängt. Trotzdem ist es in der Struktur so, dass das Volkstheater ursprünglich mit 1.900 Plätzen geplant und auch gebaut war und über die Jahre kontinuierlich immer weniger Plätze hatte. Vor dem Krieg waren es 1.400, nach dem Krieg - dem Zweiten Weltkrieg - 1.500 und dann in den 90er Jahren nur noch 970. Mittlerweile sind es nur noch 832, und trotzdem werden die nicht voll. Das ist ein Problem. Das heißt, die Leute schauen sich vielleicht etwas anderes an. Die Leute sind von Streaming- Angeboten oder anderen Dingen fasziniert. Was ist es also, was das Besondere ist? Wie können wir das Volkstheater wieder zu einem Ort der Verhandlung machen? Das würde mich schon interessieren. Was muss passieren? Wie muss man Theater neu denken, und was können wir tun, um da eine bessere Unterstützung zu bringen? (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Peter L. Eppinger.) Das würde ich gerne bei einem Krisengipfel diskutieren. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie alle daran teilnehmen und auf Diskurs setzen statt auf Diffamierung und Polemisierung. Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Somit kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 34. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN, womit die Postnummer mehrstimmig angenommen worden ist. Wir kommen zur Abstimmung über drei Anträge. Für alle drei wird die sofortige Abstimmung verlangt. Der erste Antrag, von ÖVP und GRÜNEN, zum Krisengipfel Volkstheater. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, des Klubungebundenen und der GRÜNEN, womit der Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der nächste Antrag, von ÖVP und GRÜNEN, bezieht sich auf faire Gagen für Künstlerinnen und Künstler des Kultursommers in Wien. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Bleibt mit der Zustimmung der ÖVP und der GRÜNEN in der Minderheit und ist somit abgelehnt. Der dritte Antrag, von der FPÖ, bezieht sich auf ein Tätigkeitsverbot. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten. Das ist die Minderheit, und somit ist dieser Antrag abgelehnt. Es gelangt nunmehr die Postnummer 1 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die gemeinsame Kreditaktion mit der Wirtschaftskammer Wien im Jahre 2023. Ich bitte den Berichterstatter Herrn GR Kaske, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske: Schönen guten Abend! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Poststück. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Rychly. Ich erteile es ihr. GRin Yvonne Rychly (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe KollegInnen! Nachdem mein Vorredner von der FPÖ eigentlich zu seinem Antrag sprechen wollte, in dem es um die Ankündigung der Bundesregierung zur geblockten Form der Altersteilzeit gegangen ist, die ich inhaltlich wirklich sehr gut finde, möchte ich dazu nur sagen, dass das wirklich ein toller Antrag ist, was seinen Inhalt betrifft. Nur sind wir hier heute leider am falschen Platz. Ich würde mich freuen, wenn Sie das im Nationalrat einbringen würden, weil es da an der richtigen Stelle wäre. Ich hoffe, Sie machen das, weil mich das auch inhaltlich wirklich überrascht hat und wirklich sehr gut wäre. Deswegen würde ich vorschlagen, dass Sie das bitte im Nationalrat einbringen. Dort ist es am richtigen Platz. Ich hoffe, dort findet es auch Gehör. Zu dem tatsächlich behandelten Poststück möchte ich gar nichts sagen. Sie kennen alles. Wir stimmen dem allen zu. Deswegen war das auch schon wieder meine Wortmeldung. Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS. - Heiterkeit bei GR Felix Stadler, BSc. MA.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Somit kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 1. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die einstimmige Zustimmung zu diesem Poststück fest. Es sind zwei Anträge digital eingebracht worden. Bei beiden wird die sofortige Abstimmung beantragt. Der erste Antrag, der FPÖ, bezieht sich auf den Personalmangel bei den Wiener Linien. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Abg. Kieslich, womit der Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der nächste Antrag der FPÖ bezieht sich auf die geblockte Altersteilzeit. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Mit den Stimmen der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten bleibt dieser Antrag in der Minderheit und ist abgelehnt. Wir kommen nun zur Postnummer 4 der Tagesordnung. Sie betrifft ein Förderangebot an den Fonds Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit. Ich möchte bekannt geben, dass sich GR Stürzenbecher für befangen erklärt. Es hat sich zu diesem Poststück niemand zu Wort gemeldet. Das heißt, wir kommen gleich zur Abstimmung über die Postnummer 4. Wer diesem Poststück zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich kann die Einstimmigkeit (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Nein!) - Entschuldigung, die Mehrstimmigkeit gegen die Stimmen der FPÖ und des GR Kieslich feststellen. Die nächste Postnummer ist die Postnummer 6. Sie betrifft eine sachliche Genehmigung zur Finanzierung der Fördermaßnahme "Energieeffizienz in Wiener Kleinunternehmen" an die Wirtschaftsagentur Wien. Zu diesem Poststück ist auch niemand mehr zu Wort gemeldet. Deswegen kommen wir sofort zur Abstimmung. Wer diesem Poststück zustimmen kann, bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. - So jetzt ist es aber einstimmig. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ist das schön zum Abschied!) Genau. Damit haben wir die Tagesordnung für heute abgeschlossen. Ich schließe die Sitzung. Wir sehen uns morgen alle im Landtag wieder. (Schluss um 20.47 Uhr.) Gemeinderat, 21. WP 25. Jänner 2023 33. Sitzung / 2