Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 20. Wahlperiode 57. Sitzung vom 25. Oktober 2019 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. PGL-907455-2019-KFP/GAT: Einbringung des Antrages auf Einsetzung einer Untersuchungskommission betreffend "Missstand bei der Gewährung und Überprüfung der widmungsgemäßen Nutzung von Fördergeldern durch die Gemeinde Wien" S. 3 3. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-930135-2019-KVP/GM) S. 3 3. Anfrage (FSP-928061-2019-KSP/GM) S. 6 4. Anfrage (FSP-929429-2019-KNE/GM) S. 9 5. Anfrage (FSP-836941-2019-KVP/GM) S. 13 6. Anfrage (FSP-837549-2019-KFP/GM) S. 15 4. AST-933132-2019-KVP/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Wien Museum: Rot-Grünes Desaster abwenden!" Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 18 GR Thomas Weber S. 19 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 20 GR Mag. Gerald Ebinger S. 21 GR Jörg Neumayer, MA S. 22 StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM S. 23 GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 24 GR Georg Schuster S. 24 GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA S. 25 5. Mitteilung des Einlaufs S. 26 6. Dank an die ausscheidenden Mitglieder des Landtages und Gemeinderates Mag. Faika El-Nagashi und Silvia Rubik S. 26 7. Mandatsverzicht Mag. Faika El-Nagashi und Silvia Rubik (GR Peter Kraus verzichtet auf sein Restmandat); Angelobung GR Johann Arsenovic, GRin Mag. Andrea Mautz-Leopold und GR Peter Kraus, BSc S. 26 8. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 27 9. Umstellung der Tagesordnung S. 27 10. 889705-2019; MD-LTG, P 1: Wahl eines Schriftführers Abstimmung S. 27 11. 829296-2019-GFW; MA 5, P 8: Fördermaßnahme Wiener Medieninitiative Berichterstatter GR Friedrich Strobl S. 27 Rednerin bzw. Redner: GR Markus Ornig, MBA S. 27 GR Mag. Manfred Juraczka S. 28 GR Peter Kraus, BSc S. 29 GR Markus Ornig, MBA (tatsächliche Berichtigung) S. 30 StRin Mag. Ulrike Nittmann S. 30 GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 31 GR Michael Stumpf, BA S. 33 GR Jörg Neumayer, MA S. 33 Abstimmung S. 36 12. 855179-2019-GFW; MA 5, P 11: 7. GR-Subventionsliste 2019 Berichterstatter GR Friedrich Strobl S. 36 Redner: GR Leo Kohlbauer S. 36 Abstimmung S. 37 13. VO-851836-2019; MA 6, P 12: Änderung der Parkometerabgabeverordnung Berichterstatter GR Friedrich Strobl S. 37 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 37 GR Armin Blind S. 37 Abstimmung S. 38 14. 820465-2019-GIF; MA 11, P 2: Übertragung des Fondsvermögens des Fonds Kuratorium Wiener Jugendwohnhäuser im Falle seiner Auflösung an die FSW-LGM GmbH Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel S. 39 Redner: GR Mag. Günter Kasal S. 39 GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 39 Abstimmung S. 40 15. 834196-2019-GIF; MA 13, P 3: Diakonie Eine Welt - Akademie gem. GmbH; Subvention Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel S. 40 Rednerin bzw. Redner: GR Nikolaus Kunrath S. 40 GR Gerhard Haslinger S. 41 GRin Marina Hanke, BA S. 42 Abstimmung S. 42 16. 819573-2019-GKU; MA 7, P 17: Bau- und Investitionskostenzuschüsse an verschiedene Vereinigungen Berichterstatterin GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA S. 42 Rednerinnen bzw. Redner: GR Dr. Wolfgang Ulm S. 42 StRin Mag. Ulrike Nittmann S. 43 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 43 GRin Susanne Bluma S. 44 Abstimmung S. 44 17. 824026-2019-GKU; MA 7, P 19: TAG - Theater an der Gumpendorfer Straße GmbH; Subvention Berichterstatterin GRin Susanne Bluma S. 44 Redner: GR Leo Kohlbauer S. 44 Berichterstatterin GRin Susanne Bluma S. 45 Abstimmung S. 45 18. 845028-2019-GKU; MA 7, P 22: Jahresförderungen für freie Theatergruppen und -institutionen Abstimmung S. 45 19. 818559-2019-GKU; MA 7, P 26: Kunst im öffentlichen Raum GmbH; Subvention Berichterstatterin GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA S. 45 Rednerin bzw. Redner: GR Markus Ornig, MBA S. 45 StRin Mag. Ulrike Nittmann S. 47 GR Mag. Thomas Reindl S. 47 GR Mag. Gerald Ebinger S. 48 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 49 GR Markus Ornig, MBA S. 49 Berichterstatterin GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA S. 50 Abstimmung S. 50 20. 710630-2019-GGU; MA 22, P 38: "in-u! OG"; Subvention Abstimmung S. 50 21. 666841-2019-GWS; MA 69, P 40: Baurechtsvertrag betreffend Liegenschaft EZ 4760, KatG Großjedlersdorf I mit der Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft m.b.H. SIEDLUNGSUNION Abstimmung S. 50 22. 847275-2019-GWS; MA 69, P 41: Tausch- und Dienstbarkeitsvertrag mit der ÖBB Infrastruktur AG, vertreten durch die ÖBB-Immobilienmanagement GmbH betreffend 1) a) Liegenschaft EZ 5951, KatG Brigittenau zur Bereinigung der Eigentumsverhältnisse b) Verkauf von Grundstücken der Liegenschaften EZ 5836 und EZ 7339, KatG Leopoldstadt und EZ 5758, KatG Brigittenau zur Erweiterung des Bahnhofsgebäudes Praterstern, Errichtung einer Polizeistation 2) oberirdisches Brückentragwerk in 20., Maria-Restituta-Platz Berichterstatter GR Georg Niedermühlbichler S. 50 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 50 GR Georg Fürnkranz S. 51 Berichterstatter GR Georg Niedermühlbichler S. 52 Abstimmung S. 52 23. 745937-2019-GWS; MA 34, P 42: Sanierungs- und Investitionsprogramm Wiener Volkshochschulen 2030 Berichterstatterin GRin Barbara Novak, BA S. 52 Rednerin bzw. Redner: GR Thomas Weber S. 52 GRin Sabine Schwarz S. 53 GR Mag. Günter Kasal S. 53 GR Mag. Marcus Schober S. 54 Berichterstatterin GRin Barbara Novak, BA S. 54 Abstimmung S. 55 24. 750945-2019-GWS; MA 34, P 43: Anmietung von Büroräumlichkeiten in 3., Thomas-Klestil-Platz 6 für die MA 40 Abstimmung S. 55 25. 720883-2019-GSK; MA 21 B, P 32: Plan Nr. 8272: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 21., KatG Donaufeld Berichterstatterin GRin Susanne Bluma S. 55 GR Christoph Wiederkehr, MA S. 55 GR Peter Kraus, BSc S. 56 Abstimmung S. 56 26. 356331-2019-GSK; MA 21 B, P 33: Plan Nr. 8260: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 22., KatG Stadlau Abstimmung S. 56 27. 765254-2019-GSK; MA 21 B, P 34: Plan Nr. 8264: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 22., KatGen Aspern und Breitenlee Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 56 Rednerin: GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 56 Abstimmung S. 57 28. 873573-2019-GSK; MA 21 A, P 35: Plan Nr. 8307: Zeitlich begrenzte Bausperre in 10., KatGen Rothneusiedl, Oberlaa Stadt, Oberlaa Land und Unterlaa Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 57 Redner: GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 57 GR Stefan Berger S. 58 GR Ernst Holzmann S. 59 GR Peter Kraus, BSc S. 60 Abstimmung S. 60 29. 752190-2019-GSK; MA 28, P 36: Vorhaben 2., STE Nordbahnhof - Nord Abstimmung S. 61 30. Debatte zum Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderates betreffend "Missstand bei der Gewährung und Überprüfung der widmungsgemäßen Nutzung von Fördergeldern durch die Gemeinde Wien" Rednerinnen bzw. Redner: GR Mag. Dietbert Kowarik S. 61 GR Christoph Wiederkehr, MA S. 63 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 65 GR David Ellensohn S. 66 VBgm Dominik Nepp, MA S. 67 GR Mag. Josef Taucher S. 69 GR Thomas Weber S. 71 GR Mag. Manfred Juraczka S. 72 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 73 GR Georg Fürnkranz S. 75 GR Mag. Stephan Auer-Stüger S. 76 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 78 GR Dr. Wolfgang Aigner S. 79 (Beginn um 9.02 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen! Ich darf alle bitten, die Plätze einzunehmen. Die 57. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet. Entschuldigt sind GR Dipl.-Ing. Al-Rawi, er ist dienstlich verhindert, VBgm.in Hebein ist dienstlich verhindert, GR Dr. Koderhold ist erkrankt, GR Prof. Kopietz ist dienstlich verhindert und GRin Schinner-Krendl ist krank. Temporäre Entschuldigungen: GR Mag. Gremel ist ab 16 Uhr dienstlich verhindert, GRin Mag. Huemer ist ab 18.45 Uhr dienstlich verhindert, GR Mag. Pawkowicz ist bis 11 Uhr aus familiären Gründen verhindert, GR Schuster ist von 15 Uhr bis 17 Uhr dienstlich verhindert, GR Weber ist ab 19 Uhr dienstlich verhindert, GR Wiederkehr ist ab 19.30 Uhr dienstlich verhindert. Ich darf Sie bitten, etwas leiser zu sein. - Danke schön. Gemäß § 59b Abs. 2 der Wiener Stadtverfassung gebe ich bekannt, dass von den Gemeinderäten Mahdalik, Aigner, Amhof, Baron, Berger, Blind, Damnjanovic, Ebinger, Eischer, Frühmesser, Fürnkranz, Guggenbichler, Handler, Haslinger, Hobek, Hofbauer, Irschik, Kasal, Koderhold, Kohlbauer, Kops, Kowarik, Matiasek, Niegl, Pawkowicz, Roman Schmid, Elisabeth Schmidt, Schuster, Schütz, Seidl, Stumpf, Stark, Unger und Wansch ein Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission betreffend Missstand bei der Gewährung und Überprüfung der widmungsgemäßen Nutzung von Fördergeldern durch die Gemeinde Wien eingebracht wurde. In Entsprechung der Bestimmungen der Wiener Stadtverfassung wurde Ihnen dieser Antrag in vollem Wortlaut bekannt gegeben. Der Antrag erfüllt die formalen Voraussetzungen und ist daher dem Grunde nach zulässig, insoweit der Antrag allerdings auch Gegenstände umfasst, die nicht in die Zuständigkeit einer Untersuchungskommission des Gemeinderates fallen, wird festgestellt, dass diese Teile des Antrages als nichtig zu betrachten sind. Gemäß § 39a der Geschäftsordnung ist der Antrag auf Einsetzung der Untersuchungskommission nach Erledigung der Tagesordnung, aber noch vor Schluss der öffentlichen Sitzung in Behandlung zu nehmen. Ist die öffentliche Sitzung um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsgemäßen Behandlung des Antrages unterbrochen. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-930135-2019-KVP/GM) wurde von Herrn GR Dr. Ulm gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft gerichtet. Guten Morgen, Frau Stadträtin! In dieser Anfrage geht es um das Wien Museum und den Kostenrahmen. (Laut Medienberichten wurde der im Rahmen des Projektes Wien Museum Neu geplante Pavillon als Abwurfprojekt eingestuft, um innerhalb des Kostenrahmens zu bleiben. Welche weiteren Abwurfpakete sind Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt bekannt?) Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Ja, einen schönen guten Morgen Ihnen allen. Ich komme zur Anfrage von GR Dr. Wolfgang Ulm. Sie lautet: Laut Medienberichten wurde der im Rahmen des Projektes Wien Museum Neu geplante Pavillon als Abwurfpaket eingestuft, um innerhalb des Kostenrahmens zu bleiben. Welche weiteren Abwurfpakete sind Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt bekannt? Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Ich möchte vorab etwas Grundsätzliches sagen. Das Projekt Wien Museum Neu, das im April 2018 vom Gemeinderat ohne Stimmen der ÖVP beschlossen wurde, entwickelt sich entgegen den permanenten negativen, und was mich eigentlich besonders erstaunt, wenig faktenbasierten Äußerungen der ÖVP - die jeder Grundlage entbehren - gegenüber Medien wirklich hervorragend. Das Wien Museum Neu ist jetzt und in den nächsten Jahren dabei, sich für die Anforderungen einer Institution des 21. Jahrhunderts wirklich fit zu machen, um auch die wissenschaftlichen Standards, die man in einem Museum internationalen Rufs braucht, um einem historischen Museum in dieser Größe auch wirklich gerecht zu werden. Und das macht es aus meiner Sicht, und auch aus Expertensicht, bislang wirklich professionell. Das Wien Museum ist eines der führenden europäischen Stadtmuseen. Wer viel reist, kann sich wirklich gerne Vergleiche einholen, wir sind da sehr weit vorne dabei, was die Forschung, was die Ausstellungsqualität betrifft und haben auch dementsprechend einen sehr, sehr guten Ruf zu verteidigen. Es ist zugleich eben ein Kunstmuseum, das sich öffnet. Es ist ein niederschwelliges, ein offenes Haus für alle, die in Wien leben oder hier zu Besuch sind, und für alle, die sich für die Entwicklung dieser Stadt und natürlich für die Geschichte interessieren. Die wissenschaftlichen Forschungen zur Kulturgeschichte Wiens bilden den Ausgangspunkt für alle aktuellen Fragestellungen im Zusammenhang mit dem urbanen Leben im 21. Jahrhundert. Daraus ergibt sich ein Museum, das sich als Ort versteht, an dem es ein klares Bekenntnis zu einer pluralistischen, weltoffenen und progressiven Gesellschaft gibt. Die Sammlung umfasst mehr als eine Million Objekte, von Alltagsgegenständen bis hin zur zeitgenössischen Kunst, und umspannt einen Zeitraum von der ersten Besiedlung des Wiener Raums bis in die Gegenwart. Dieses breite Spektrum ist zugleich programmatischer Auftrag und auch ein Alleinstellungsmerkmal in der Wiener Museumslandschaft. Neben den klassischen Aufgaben - wie Sammeln, Bewahren, Forschen - steht die Vermittlungsarbeit mehr und mehr im Zentrum der Museumsaktivitäten. Grundlegend dabei sind die Vielfältigkeit und die Vielstimmigkeit, mit der sich das Museum gegenüber dem Publikum öffnet und mit diesem in Austausch tritt, ob in Ausstellungen, im persönlichen Kontakt bei Veranstaltungen, mit Publikationen oder auf digitalen Kanälen. Wenn Sie im Sommer in Wien waren und die Bespielung durch dieses Take-over-Festival gesehen und gemerkt haben, wie sich das Museum geöffnet hat, wie auch Straßenkünstler den Raum ergriffen haben und wie besucht das war, dann haben Sie eine Ahnung, wie weit dieses Museum in der Bevölkerung verankert ist. Das Wien Museum Neu ist zur Zeit das wichtigste und größte Infrastrukturprojekt im Kulturbereich. Die Wiener ÖVP, Teile davon, nicht alle, Gott sei Dank, redet dieses Projekt jedoch von Beginn an schlecht, indem sie Vermutungen äußert, Gerüchte streut und Unwahrheiten behauptet. Warum machen Sie das eigentlich? Warum agieren Sie so, dass Sie auf Grund weniger Infos, wie auch immer Sie zu diesen gekommen sind, einfach Schlüsse ziehen, anstatt in einen offenen Dialog mit uns oder mit dem Wien Museum zu treten. Wollen Sie denn kein modernes Museum, das diesen Anforderungen entspricht? Bislang, und das vermisse ich in dieser Debatte wirklich sehr, gab es keinen einzigen kreativen, konstruktiven Beitrag. Ich kann Ihnen nur sagen, der Versuch, das Wien Museum immer herunterzureden, schadet natürlich dem Geschäft, schadet der Suche nach Sponsoren und schadet diesem Standort. Gott sei Dank überreißen das mittlerweile aber auch die Medien, wie wir im "Kurier" sehr schön nachlesen können. Der Verdacht drängt sich also auf, dass mangels eigener Themen und Themenschwerpunkte das Wien Museum Neu als Wahlkampfthema herhalten muss. Das ist für mich wirklich eine Politik alten Stils, das interessiert mich nicht. Wenn es dazugehört, dass das politische Verständnis so ist, dass diese Art von Kommunikation Politik bedeutet, dann, muss ich ehrlich sagen, möchte ich nie Politikerin sein. Das interessiert mich gar nicht, sondern nur das konstruktive, gemeinsame Arbeiten. Sie wissen, bei mir ist die Türe jederzeit offen, Sie können jederzeit nachfragen, wir haben auch Gesprächsangebote geliefert. Ich glaube, dass auch die Bevölkerung eine zukunftsorientierte und andere Politik von Ihnen erwartet. In jedem Fall fallen auch den Medien die ständigen Falschmeldungen auf, und ich denke, dass Sie Ihre Antwort von den Medien auch bekommen werden. Der Artikel im "Kurier" schließt ja mit dem Tipp, man sollte sich schlau machen, bevor man redet. In jedem Fall, glaube ich, gibt es genug Anlass zur Freude auf ein Museum, das ich dann der Wiener Bevölkerung und auch den Touristen in einem neuen Gewand zeigen kann. Mir ist wirklich unerklärlich und ich verstehe nicht, wie jemand, der schon mehrfach von der Direktion des Wien Museums Information und Detailerklärung bekommen hat - Herr Wölbitsch, Sie wissen das auch, Sie waren mit Herrn Pasquali bei uns, es gibt eine Offenheit -, zu diesen Schlüssen kommen und sie auch sofort an die Öffentlichkeit bringen kann. Wir halten unsere Türen aber offen, und ich führe Sie gerne an der Hand durch dieses sicher spannende Projekt. Also summa summarum: Das Wien Museum ist mit all seinen Planungen à jour. Es gibt keine Veränderung in der Planung. Wir gehen davon aus, dass diese 108 Millionen EUR halten. Das ist nicht nur das Ziel, sondern das ist aus jetziger Sicht auch das, was dem Planungsstand entspricht. Seit Jahresbeginn haben sukzessive die Projektsteuerung, die Begleitende Kontrolle, die Örtliche Bauaufsicht, der Prüfingenieur sowie der Baustellenkoordinator ihre Tätigkeit aufgenommen. Damit wurden auch entsprechende Prüfkreisläufe mit der Auftraggeberseite festgelegt. Der Kostenrahmen beträgt, wie gesagt, nach wie vor 108 Millionen EUR inklusive Einmalkosten für die Übersiedelungen und die Dauerausstellung. Die aktuell valorisierten Baukosten betragen 71,6 Millionen EUR und befinden sich damit im genehmigten Plan. Es sind weder hinsichtlich der Kosten noch betreffend den Zeitplan Änderungen bekannt. Die archäologischen Grabungen haben wir, in den letzten Tagen auch medial verbreitet, bereits begonnen, in Kürze starten vorgezogene Baumaßnahmen wie die Entkernung des Gebäudes. Das heißt, wir sind völlig im Plan, der Umbau ist im Gange. Aktuell gibt es keinen Anlass, zu vermuten, dass es Kostenüberschreitungen geben würde. Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis und setzen Sie nicht Dinge in Umlauf, die nicht der Wahrheit entsprechen, Wahlkampf hin oder her. Also bleiben Sie einfach bei den Fakten, dann können wir das, glaube ich, sehr konstruktiv zu einem guten Ende bringen. Zu Ihrer konkreten Anfrage möchte ich Folgendes sagen: Bei jedem großen Bauprojekt gibt es naturgemäß auch eine Risikoplanung. Das muss gemacht werden, so eben auch beim Wien Museum Neu. Im Fall des Wien Museums handelt es sich bei den sogenannten Optionen und optionalen Abwurfpaketen nicht um einzelne Bauteile, also es geht nicht darum, dass man irgendwo was abschneidet und nicht realisiert, sondern es geht eigentlich darum, zu eruieren, wo man Kosten senken könnte. Das ist bei Materialkosten, bei Oberflächengestaltungen unterschiedlichster Art, die Kubatur soll so bleiben, wie sie geplant ist. Also man kann zum Beispiel aus dem Gesamtprojekt nicht einzelne Bauteile rauslösen, so folgt zum Beispiel die Flächennutzung im Eingangspavillon und im unterirdischen Depot einer inneren Logik, um einen zeitgemäßen Museumsbetrieb im 21. Jahrhundert sicherzustellen. Im Risikomanagement geht es im Fall des Wien Museums viel mehr um die einzelnen Materialien, Oberflächengestaltungen, Ausstattungselemente, wobei man natürlich im Bedarfsfall Kosten reduzieren kann, wenn es denn geänderte Rahmenbedingungen erfordern würden. Nach derzeitigem Planungsstand sind allerdings keine geänderten Rahmenbedingungen bekannt. Im Sinne dieser verpflichtend zu berücksichtigenden Risikoplanungen wurden also beim Projekt Wien Museum Neu - wie das laut Bundesrechnungshof bei allen öffentlichen Bauaufträgen gängiger Standard ist - diese möglichen Einsparungsmaßnahmen als Abwurfpakete definiert, um flexibel auf geänderte Rahmenbedingungen reagieren zu können, um so die Gesamtkosten einzuhalten. Ich glaube, wir haben da wirklich ein verantwortungsvolles und redliches Planen und Bauen vor uns. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Derzeit sind keinerlei Schritte notwendig oder erforderlich, die eine Abweichung von Planannahmen aus Kostengründen sowie aus technischer Hinsicht erfordern würden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. - Herr GR Dipl.-Ing. Margulies, bitte. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Stadträtin, einen wunderschönen guten Morgen! Danke für die ausführliche Beantwortung. Ich denke, die Diskussion darüber wird dann in der nachfolgenden Aktuellen Stunde noch einmal stattfinden, aber ich habe tatsächlich noch eine ergänzende Frage, da ja einer der Meldungen der ÖVP zu entnehmen war, dass es zu einer Veränderung einer bestehenden Vereinbarung gekommen wäre, nämlich: Wer bezahlt den Abbruch der Brücke? Bislang sind wir alle davon ausgegangen, dass das die Zürich Versicherung zahlt. Die ÖVP behauptet nun das Gegenteil. Jetzt wollte ich Sie fragen: Hat sich an der bestehenden Vereinbarung, dass den Abbruch der Brücke de facto die Zürich übernimmt, irgendetwas geändert, oder ist das ein Irrläufer der ÖVP? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Die letzte Frage kann ich mit Ja beantworten, es ist ein Irrläufer der ÖVP, und nein, es hat sich nichts geändert, natürlich bleiben wir auch da im Plan. Es macht die Winterthur Versicherung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. - Herr GR Mag. Ebinger, bitte. GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin! (Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Guten Morgen!) Ja, das hat ja auch schon Herr Trenkler geschrieben. Wenn man sich bei der Versicherung erkundigt, dann hört man, dass die Versicherung das zahlen wird. Es war für uns aber etwas ganz Wesentliches, dass das Gebäude frei steht und dass dieses Winterthur-Gebäude da auf diesem historischen Platz nicht irgendwie eine Dominanz gewinnt. Für uns ist es auch wesentlich, wenn wir schon einen Architekturwettbewerb und ein gewähltes Siegerprojekt hatten, dass dieses Siegerprojekt auch so umgesetzt wird. Wir waren auf einer Ausschussreise, vor deiner Zeit, haben uns Museen angeschaut, wir wollen ein architektonisches Signal. Das steht übrigens auch schon im vorletzten Regierungsprogramm drinnen. Meine kurze Frage, ich rede nachher eh noch einmal, ist: Werden Sie sich dafür einsetzen, dass dieses Siegerprojekt in dieser Form als architektonisches Signal für Wien auch umgesetzt wird? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Ja natürlich, ich finde das ganz, ganz wichtig, dass man wirklich die großen Visionen umsetzt, halt eben auch im Rahmen der Kosten, die wir haben, das ist ganz klar. Wir wissen natürlich, dass es auch Entwicklungen gibt, die wir selber nicht beeinflussen können, ja, also den Bauindex, und so weiter. Also viele Kosten können wir nicht genau abschätzen, aber zum jetzigen Zeitpunkt sind wir ja im Plan. Aus diesem Grund werde ich alles dafür tun, dass dieses Projekt in dieser möglichen internationalen Strahlkraft umgesetzt wird. Ich glaube, wir haben da wirklich etwas Großes vor uns, und ich denke, eine tiefere Beschäftigung mit dem Projekt wird auch zeigen, dass wir da ein schönes Beispiel dafür haben, wie gut in dieser Stadt geplant und gebaut wird. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von den NEOS. - Herr GR Weber, bitte. GR Thomas Weber (NEOS): Einen schönen guten Morgen, Frau Stadträtin! Einen schönen guten Morgen und willkommen auf der Galerie, schön dass ihr da seid. Hallo! Frau Stadträtin! Meine Frage an Sie: In welchem Rhythmus und in welcher Regelmäßigkeit und in welcher Tiefe werden Sie oder Ihr Büro denn laufend über den Projektfortschritt informiert, und können Sie sich vorstellen, dass wir zukünftig im Kulturausschuss regelmäßig gemeinsam auf das Projekt schauen und ein Update bekommen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Ja, ich danke für diese Frage. Wir sind eigentlich wirklich permanent im Austausch mit dem Wien Museum. Also so viele Museen habe ich ja nicht, und an sich pflege ich den Kontakt sehr inniglich mit dem Museum, das ich habe, also wir sind in einem guten Kontakt. Mein Büro ist auch über die Planungsfortschritte informiert. Wir sind aber, das möchte ich schon mal sagen, natürlich nicht der Bauherr, das ist das Wien Museum, und das muss auch so sein, denn ich glaube, die Kompetenz muss sozusagen immer bei den Leuten bleiben, die sie haben und die ja sehr gut in ein sehr gutes Projektmanagement eingebettet sind. Wir sind aber natürlich regelmäßig in Sitzungen, und wir können gerne auch mal wieder, wir hatten es, glaube ich, vor einem Jahr einmal zum Stand der Dinge, schauen, ich denke, es wäre schön, dass wir ein Gespräch mit Matti Bunzel zustande bekommen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. - Herr GR Dr. Ulm, bitte. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Mir ist ein modernes, attraktives Wien Museum sehr wichtig und es wäre sehr in meinem Sinne, wenn das zukünftige Wien Museum noch toller dastehen würde als das bisherige. Ich bin auch sehr für konstruktive Politik, bin aber auch sehr für eine Politik der Kontrolle und sehr dafür, dass die Verwaltung sparsam, wirtschaftlich und zweckmäßig agiert. Ich bin auch sehr für faktenbasierte Politik, und da gibt es eben ein Faktum. Dieses Faktum ist dieses Protokoll, das in der "Kronen Zeitung" zitiert wird, ein Besprechungsprotokoll vom 8. Mai 2019, in dem steht: "Die derzeit vorliegende Kostenplanung des Generalplaners", mit Stand vom 15. April 2019, "liegt somit weit über dem Budget." Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sie können sagen, dieses Besprechungsprotokoll ist unrichtig, Sie können auch sagen, das ist keine Kostenplanung, sondern das ist eine Risikoabschätzung. In dieser Urkunde, die ich hier zitiert habe, steht nur etwas anderes drinnen. Es macht auch Ihre Linie nicht sehr viel glaubwürdiger, wenn es dann OTS- Aussendungen gibt, in denen man sagt, na ja, das war ja nur eine Risikoabschätzung im April 2019. Wir sagen aber nicht, wie die Risikoabschätzung jetzt aussieht. Also das sind schon Fakten, auf die man eingehen sollte, weil uns eine sparsame und wirtschaftliche und zweckmäßige Gebarung sehr wichtig ist. Sind also dieses Besprechungsprotokoll und diese Befürchtung, die man da lesen kann, unrichtig? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Sie ist vielleicht nicht unrichtig, aber unvollständig. Sie wissen, in der Mathematik ist das ja auch so, Sie brauchen eine Bedingung, und dann können Sie hochrechnen. Wenn die Bedingung ist, bei Annahme folgender Parameter kommt dann das raus, dann war das sozusagen ein Durchspielen des Worst-Case-Szenario. Unter diesen Annahmen wären die Kosten in der Tat sehr viel höher, ganz klar, denn es gibt Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Es war aber sozusagen ein ganz bewusst angedachtes Modell und eine Annahme unter den allerschlechtesten Bedingungen, die überhaupt eintreffen könnten. Zur Zeit, und das ist der Stand von Oktober, was haben wir? - ja, Oktober, Ende Oktober -, kann ich einfach sagen: Dem ist nicht so. Es gibt im Moment keine Indikatoren, die dieser Risikoannahme entsprechen würden. Wir haben doch ein wirklich gutes und offenes Gesprächsverhältnis, und ich würde diese Kultur - das ist nämlich auch eine Frage der Kultur, der Gesprächskultur, der Auseinandersetzung -, unbedingt, auch wenn Sie nicht wollen, aufrechterhalten. Ich möchte Sie einladen, wenn Sie solche Fragen oder Bedenken haben, kommen Sie zu uns, lassen Sie uns miteinander sprechen. Ich habe ja kein Interesse, Fehler zu machen. Wer hat das denn? Ich möchte das richtig machen und ich möchte es gut machen und daher sind kritische, aber konstruktive Fragen immer erlaubt. Ich glaube, dass dieses Land auch ein bisschen von sehr schnellen und immer auch parteipolitisch motivierten Halbzitaten aus bestimmten Texten gebeutelt ist, was auch immer es da gibt. Ich glaube, dass eine politische Kultur anders ticken müsste und möchte Sie dazu einladen, jetzt einen baldigen Termin mit dem Wien Museum, auch mit Christina Schwarz, die ja das auch zu verantworten hat, zu machen und wirklich einmal in die Tiefe zu gehen und sich erklären zu lassen, wie dieser Passus, der eben auch nur unvollständig zitiert wurde, sozusagen zu lesen wäre. Meine Kenntnis ist, dass das wirklich ein Teil dieser Katastrophenannahme ist, aber kein Teil der Planung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Frau Stadträtin. Damit ist die 1. Anfrage beantwortet. Die 2. Anfrage entfällt. Bevor ich zur 3. Anfrage komme, darf ich die Kinder und Schülerinnen und Schüler der Familienschule Nepomukgasse im 2. Bezirk in Wien, wenn ich richtig informiert bin, auf der Tribüne begrüßen. (Allgemeiner Beifall.) - Recht herzlich willkommen! Danke schön für Ihren Besuch, er freut uns sehr. Die 3. Anfrage (FSP-928061-2019-KSP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Schober gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Umwelt und Wiener Stadtwerke gerichtet. Ich darf die Frau Stadträtin bitten, die Anfrage zu beantworten. In dieser Anfrage geht es um die Umstellung der Kunststoff und Metallsammlung auf die gelb-blaue Tonne. (Die getrennte Sammlung in Wien trägt wesentlich zur Wiederverwertung von Stoffen und somit zur Ressourcenschonung bei, es werden wertvolle Rohstoffe dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt. Von der MA 48, in Abstimmung mit der ARA, erfolgt derzeit in Wien die Umstellung der Kunststoff- und Metallsammlung auf die Gelb-Blaue Tonne. Welche positiven Effekte erwarten Sie sich von der Umstellung auf eine gemeinsame Sammlung von Kunststoffhohlkörpern, Metallverpackungen und Getränkeverbundkartons in einer Sammelfraktion?) Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Herzlichen Dank! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einen schönen guten Morgen auch von meiner Seite. Sie wissen, dass wir eine der größten Systemumstellungen im Sammelbereich jetzt vor Kurzem über die Bühne gebracht haben. Das ist deswegen für uns auch besonders wichtig, weil die getrennte Sammlung ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung ist. Die Zahlen, die Wien da abliefert, sind beeindruckend: Jährlich werden rund 350.000 Tonnen an Altstoffen und biogenen Abfällen getrennt gesammelt. Das ist ein Spitzenwert, der auch dazu führt, dass es uns seit vielen, vielen Jahren gelingt, das Volumen an Restmüll, das in Wien anfällt, trotz eines massiven Anstiegs der Bevölkerungszahlen konstant zu halten. Daraus, alleine durch die getrennte Sammlung, ergibt sich auch eine Einsparung von Co2, nämlich rund 75.000 Tonnen. Das heißt, jeder, der sich an der getrennten Sammlung beteiligt, leistet dabei wirklich einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Ich gehe aber davon aus, dass ich das den Gemeinderäten und Gemeinderätinnen nicht erst extra sagen muss. In Kooperation mit der ARA, die unser zugeteilter Partner für das Sammelsystem ist, haben wir jetzt den nächsten Schritt in der Weiterentwicklung des Sammelsystems gesetzt, die simple Botschaft ist eigentlich die: Aus zwei wird eins. Das heißt, wir haben zwei Tonnen zusammengefasst, wir haben die blaue und die gelbe Tonne zu einer neuen gelb-blauen Kombitonne fusioniert. In diese Tonne kommen also künftig Metall, alle Plastikhohlverpackungen, Plastikflaschen und Getränkekartons. Das sind die drei wesentlichen Fraktionen, die wir jetzt zusammen in einer Tonne sammeln. In 44.000 Einfamilienhäusern, wo es keine Tonne gibt, gab es bisher den gelben Sack, der wird jetzt zum gelb-blauen Kombisack. Die Sammlung wird dadurch für die Konsumenten und Konsumentinnen einfacher. Warum? Weil eben mehr Fraktionen in eine Tonne kommen und es dadurch auch mehrere Standorte gibt. Wir probieren das ja immer in einem Pilotbezirk aus, das ist ein Bereich im 15. Bezirk. Das heißt, wir stellen das nicht sofort auf ganz Wien um, sondern wir schauen uns immer einen ganz bestimmten Bereich an, probieren das dort aus, schauen uns auch an, was das für Vorteile mit sich bringt. Das Pilotprojekt im 15. Bezirk hat gezeigt, dass man durch diese Fusionierung der beiden Tonnen die Sammelquoten um 15 Prozent erhöhen konnte und dass es weniger Fehlwürfe gibt, das heißt, dass weniger Dinge in der Tonne landen, die dort nicht hinein gehören. Mit der Umstellung erwarten wir uns eine Verbesserung der Recyclingquoten, das spart Ressourcen und trägt natürlich aktiv zum Klimaschutz bei. Wir sparen uns auch Transportkilometer, da natürlich die einzelnen Sammelsysteme bisher immer von einzelnen Sammelfahrzeugen und einzelnen Sammelrouten entsorgt wurden. Durch die 80.000 km, die wir uns da jährlich an Fahrtzeiten und Kilometern einsparen können, sind das noch einmal 160.000 kg CO2-Äquivalente, die wir pro Jahr einsparen können. Zusätzlich fallt jetzt auch noch die Öko-Box weg, die ja an den Liegenschaften abgeholt wurden, noch dazu in einem - wie ich finde - nicht besonders schönen Sammelsystem, denn da sind immer irgendwelche komischen Boxen im Stiegenhaus herumgestanden, bei denen man sich nie sicher war, wofür es die gibt. Das heißt, auch diese Fraktion sammeln wir jetzt in der neuen Kombitonne und sparen uns dadurch doch 6.500 Standorte, die bisher angefahren wurden. Die Gesamtbehälterzahl von rund 19.000 bleibt in diesem Bereich konstant. Die Frage ist: Na ja, gut, wenn das so super ist, warum habt ihr das bisher nicht gemacht? Funktionieren tut das Ganze nun deswegen, weil es einfach eine neue technische Entwicklung gibt. Das heißt, es ist jetzt viel leichter möglich, dass man verschiedene Fraktionen nicht von Hand, sondern quasi durch eine Maschine trennt. Das sind Förderbänder, die erkennen: Das ist ein Metall, das ist eine Plastikflasche, das ist ein Getränkekarton. Die Plastikflaschen können sogar nach Farbe sortiert werden. Das heißt, da hat es einfach technische Erneuerungen gegeben, die es erleichtern, mehr Fraktionen gemeinsam zu sammeln, man muss die Fraktionen nicht mehr wie früher akribisch bis ins kleinste Detail auftrennen. Das wird überhaupt die Zukunft werden, da diese Systeme zur Zeit in einer sehr starken Entwicklung sind. Die Vision, die man damals mit dem Rinterzelt hatte, das war ja die Vision: Wir werfen den Müll aufs Förderband, der wird dort quasi automatisch getrennt und wir haben dann lauter wertvolle Rohstoffe. Das hat halt damals mit dem Commodore 64 als Computer noch nicht so ganz gut funktioniert, aber jetzt entwickelt sich das schön langsam in die Richtung, dass das in Zukunft eventuell möglich sein wird. Jetzt zum zeitlichen Ablauf: Die Umstellung geht stufenweise. Das heißt, wir nehmen uns da einen Bezirk nach dem anderen vor, der dann umgestellt wird. Seit 9. September werden alle 12.100 gelben Tonnen mit neuen Aufklebern versehen, die jetzt einmal auf diese Neuerung hinweisen. Das soll mit November dieses Jahres abgeschlossen sein. Seit 2. Oktober werden die blauen Tonnen gegen Kombitonnen ausgetauscht. Wie schauen diese Kombitonnen aus? - Sie schauen aus wie die alte gelbe Tonne, haben einen blauen Ring bei der Einwurföffnung und auch einen extra Aufkleber. Das geht jetzt sozusagen Zug um Zug. Von Oktober bis Mitte Dezember werden die Bezirke 21, 22, 2, 3, 11 und 20 umgestellt, ab Mitte Dezember bis Ende Jänner die Bezirke 1, 6, 7, 8, 4, 5, 10, 12, 13, 23, im Februar bis März 2020 dann die restlichen Bezirke. Parallel zum Behältertausch erhalten dann die Haushalte pro Bezirk noch einmal eine Information, in der sie ganz explizit darauf hingewiesen werden, dass wir das Sammelsystem jetzt umgestellt haben, und es gibt auch Hinweise für die neuen Fraktionen, denn die Mülltrenngeschichten sind einfach ein sehr lang eingelernter Usus der Menschen. Eine Umstellung muss wirklich gut vorbereitet, gut kommuniziert werden. Und selbst dann wissen wir, dass es doch länger dauert, bis man sich auf die neuen Gegebenheiten umstellt. Also die neue Sammelfamilie, wenn man so sagen will, sieht in Wien nun so aus: Wir haben rot für Altpapier, braune Tonnen für biogene Abfälle, grün für Buntglas, weiß für Weißglas und eben die gelb-blaue Kombitonne für Plastikflaschen, Getränkekartons und Metalle. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Die 1. Zusatzfrage kommt von den NEOS. - Frau GRin Mag. Emmerling, MSc bitte. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Danke für die Ausführungen. Ich glaube, das ist eine sehr sinnvolle Entwicklung. Wir begrüßen, dass wir eine neue Tonne bekommen. Wir haben ja im Ausschuss sehr detailliert erfahren dürfen, was es damit auf sich hat. Ich möchte ein anderes Thema ansprechen, das wir hier auch schon oft diskutiert haben, das sind die Hundekotsackerln, die in Wien in Verwendung sind. Sie sind ja im Gegensatz zu anderen Städten hier in Wien nicht biologisch abbaubar, sondern werden noch immer aus Polyethylen hergestellt. Jetzt weiß ich, dass argumentiert wird, dass man die in der Müllverbrennung braucht, da sie hochintensiv sind und für die Fernwärme verwendet werden. Es ist aber so, dass viele Sackerln den Weg in die Mülltonne nicht finden, in der Umgebung die Umwelt belasten und nicht abgebaut werden. Auf der anderen Seite geht diese Argumentation auch ein bisschen ins Leere, weil man ja allgemein versucht, Plastiksackerln zu vermeiden, zu verbieten. Sie sind - betreffend Märkte - auch Vorreiterin beim Reduzieren der Plastiksackerl. Deswegen stellt sich mir die Frage, warum wir nicht endlich diesen Schritt gehen und diese Sackerln umstellen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Ich meine, die Frage hat mit der getrennten Sammlung, wie soll ich sagen, gar nichts zu tun, aber ich kann sie natürlich trotzdem gerne beantworten. Ich habe gerade gestern eine Anfrage in meiner Mappe gesehen. Kann das sein, dass Sie eine Anfrage dazu gestellt haben? (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc meldet sich per Handzeichen.) - Ach, Sie waren das, okay. Wenn ich mich richtig erinnere, ist es auch ein Thema, dass die biologisch abbaubaren Sackerln eine wesentlich kürzere Haltbarkeit haben, aber ich kann es jetzt, da es nicht zur Kernfrage gehört, nicht im Detail sagen. Fix ist aber schon, dass wir ja von der Auswertung wissen, dass ein sehr, sehr, sehr großer Teil der Hundekotsackerln ihren Weg zu ihrer Bestimmung findet. Wir wissen durch die Auswertung ja, dass wir über 100.000 Sackerl mit eindeutigem Inhalt in den Papierkübeln dieser Stadt finden. Wir machen ja immer wieder Auswertungen, in denen wir uns das genau anschauen. Das heißt, wenn man das hochrechnet, dann merkt man schon, dass die Leute, was ich auch verstehen kann, diese Sackerln nur sehr ungern für andere Dinge verwenden, denn wer will schon ein Hundekotsackerl für irgendeinen anderen Zweck verwenden. Insofern landen die dann dort, wo sie hingehören, nämlich in der Müllverbrennung, da wir natürlich Hundekotsackerln nicht kompostieren können. Ich glaube, das wird jedem einleuchten, aber Details, fachliche Details, wie gesagt, gerne nach Vorbereitung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. - Frau GRin Mag. Hungerländer, bitte. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Wir haben ja schon eine sehr ausführliche, gute Präsentation zu diesem Thema im Ausschuss gehört. Weitere Fragen ergeben sich relativ rudimentär. Meine Frage ist aber dennoch bezüglich der Kosten: Können Sie beziffern, wie hoch die Kosten unter Einbeziehung aller Faktoren für diese Umstellung sind und ob es vielleicht durch die Umstellung insgesamt zu Kostenersparnissen kommt? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Also die Kosten trägt die ARA. Es ist ja so, dass wir da Auftragnehmer in einem System sind. Das ist ja keine Eigeninitiative der MA 48, das haben wir auch versucht, im Ausschuss zu erklären, sondern die ARA hat eine Ausschreibung gemacht, und wir haben den Zuschlag für die getrennte Sammlung in Wien bekommen. Wenn sozusagen unser Auftraggeber uns vorschlägt oder vorschreibt, je nachdem, wie Sie das sehen wollen, dass wir das System in Wien umzustellen haben, dann trägt natürlich die ARA auch die Kosten dafür. Das heißt, die Kosten sind nicht bei uns angesiedelt. Ich kann aber gerne versuchen, herauszufinden, wie hoch die Kosten für die Umstellung sind. Für die ARA ist es aber natürlich immer entscheidend, die Sammelquoten zu erhöhen - das ist der Auftrag, den die Sammelsysteme auch via Bundesgesetz bekommen haben - und die Sammlung für die Bürgerinnen und Bürger noch zu vereinfachen. Das ist auch oft so, dass man dann Wien hernimmt, wenn man Neuerungen machen will. Das war zum Beispiel mit der Umstellung auf die gelbe Tonne so, dass wir nur noch Flaschen gesammelt haben. Wenn man sieht, dass es in Wien gut funktioniert, wird das dann auf das ganze Bundesgebiet ausgeweitet. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. - Herr GR Ing. Guggenbichler, MSc bitte. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Ich darf anfänglich meiner Freude Ausdruck verleihen, dass auch Mitglieder, die nicht im Umweltausschuss sind, hier so kritische Fragen an Sie stellen. Ich darf Kollegen Schober einladen, vielleicht das nächste Mal, wenn wir so einen Vortrag über Mülltrennung haben, sich an unserer Ausschusssitzung zu beteiligen, dann haben wir es vielleicht nicht notwendig, hier darüber zu reden. Deswegen stelle ich eine unkritische Frage, ich will ja nicht die Stimmung im SPÖ-Klub verderben. (Zwischenrufe von der SPÖ: No, no, no!) Frau Stadträtin! Wir haben ja Statistiken aus den letzten Jahren und da sind Sie in der Mülltrennungsrate im Bundesländer-Ranking leider Gottes Nummer 9, Sie haben mit Wien die letzte Stelle erreicht. Sie haben sehr viele Kampagnen zu diesem Thema gemacht, das hat sehr viel Geld gekostet, und man sagt in Wien teilweise ja schon, dass die Kampagnen mehr Müll produziert haben, als sie zur Mülltrennung beigetragen haben. Ich habe eine Frage: Glauben Sie, dass diese jetzige Initiative, die Sie starten, Sie vom letzten Platz im Bundesländer-Ranking wegbringen wird oder glauben Sie, dass wir weiterhin die Nummer 9 im Bundesländerranking bleiben werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Nachdem Ihre Einleitung ja offensichtlich darauf abzielt, sich ein bisschen darüber lustig zu machen, dass das Interpellationsrecht auch von Abgeordneten der Sozialdemokratischen Fraktion genutzt wird, darf ich Sie darüber aufklären, dass es überall Usus ist, dass auch Abgeordnete der Regierungsfraktion Fragen stellen, meines Wissens auch im Nationalrat. Als die FPÖ noch in der Regierung war - das wird ja so schnell, glaube ich, nicht mehr vorkommen -, haben auch die Abgeordneten dieser Fraktion Fragen an die Regierungsmitglieder gestellt, und so ist es auch im Gemeinderat. Ich freue mich immer sehr, wenn Abgeordnete meiner Fraktion auch mir Fragen stellen. So, das nur einmal als kleine Einleitung. (Beifall bei der SPÖ.) Jetzt zur getrennten Sammlung: Es ist - wir haben diese Diskussion, glaube ich, ja schon ein, zwei Mal in den letzten Jahren geführt - natürlich so, dass alleine die Menge der gesammelten Stoffe nichts darüber aussagt, wie gut die Verwertungsquote ist. Ich kann überall Tonnen hinstellen, wenn da alle Leute irgendetwas hineinschmeißen und man das dann abwiegt, dann können wir schnell Erster werden. Wir sind aber eigentlich sehr stolz darauf, dass die Qualität dessen, was wir sammeln, sehr gut ist. Das heißt, wir haben ganz wenige Fehlwürfe, teilweise nur im einprozentigen Bereich, und das heißt, man kann von den Dingen, die wir sammeln, einen ganz großen Teil auch verwerten. Das ist der Unterschied. Deswegen plädiere ich seit Langem dafür, dass man nicht nur einfach eine quantitative Erfassung macht, wer wie viel sammelt, da das überhaupt nichts darüber aussagt, wie viel dann tatsächlich verwertet wird, sondern auch eine qualitative Erfassung dazuschaltet. Wir wären dann auf jeden Fall weiter vorne, weil wir es in Wien durch die vielen Verbesserungen, die wir gemacht haben, schon geschafft haben, eine höhere Qualität zu erreichen. Nichtsdestotrotz ist es aber mein Bestreben, und auch das Bestreben der ARA, unseres Auftraggebers, auch die Quantität noch weiter zu heben, aber ohne Verlust der guten Qualität. Das ist ein weiterer Versuch, den wir in Kooperation beziehungsweise im Auftrag der ARA abwickeln. Nachdem es in unserem Pilotprojekt im 15. Bezirk - das wir, wie ich vorhin erläutert habe, immer vorschalten - zu einer Erhöhung der Sammelquote um 15 Prozent gekommen ist, da sind die Fehlwürfe schon ausgeschlossen, es wurde die echte Sammelqualität um 15 Prozent gehoben, bin ich sehr zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, uns da weiter zu verbessern. Wir arbeiten daran. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Damit ist die 3. Anfrage beantwortet. Die 4. Anfrage (FSP-929429-2019-KNE/GM) wurde von Herrn GR Ornig gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. In dieser Frage geht es um den Umgang mit dem allgemeinen Rauchverbot in der Gastronomie. (Mit Inkrafttreten des allgemeinen Rauchverbotes in der Gastronomie ab November wird die Stadt Wien mit einem großen Problem konfrontiert werden - erhöhte Lärmentwicklung durch vor Gastgewerbebetrieben stehende Besucherinnen und Besucher. Verschärfte Auflagen und behördliche Lokalschließungen könnten viele Betriebe in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen. Vom Wirtschaftszweig Gastronomie sind in Wien 42.000 unselbständig Beschäftigte und rund 5.000 Unternehmer direkt abhängig. Ein funktionierendes Gastgewerbe ist auch für den Tourismus essenziell. Ein beschleunigtes Wirtesterben könnte für den Standort Wien also katastrophale Auswirkungen haben. Welche Maßnahmen setzt die Stadt Wien in ihrem Wirkungsbereich, um ein mögliches Wirtesterben durch vor Gastgewerbebetrieben stehende Besucherinnen und Besucher und damit den drohenden Verlust von Arbeitsplätzen zu vermeiden?) Bitte schön, Herr Bürgermeister! Guten Morgen! Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Hochgeschätzter Herr GR Ornig! Ich danke für Ihre Anfrage zur gegenständlichen Thematik, die sich ja mit unterschiedlichen Facetten präsentiert. Ich möchte nur mit großer Vehemenz darauf hinweisen, dass uns, neben vielen anderen Detailfragen, natürlich die Gesundheit der Menschen besonders wichtig ist. Wir alle wissen, dass in Österreich jedes Jahr tausende Menschen an den Folgen des Rauchens sterben und dass insbesondere die Frage des Passivrauchens am Arbeitsplatz ein wichtiges und nicht zu unterschätzendes Thema ist. Durch das am 1. November 2019 in Kraft tretende Rauchverbot in der Gastronomie gibt es natürlich Auswirkungen in den verschiedensten Bereichen. Zum einen gehen wir davon aus, dass die Raucherquote deutlich sinken wird und damit verbunden auch die Spitalsaufenthalte reduziert werden können. Das ist zum einen wichtig, weil wir menschliches Leid verhindern oder reduzieren können, auf der anderen Seite aber natürlich auch volkswirtschaftliche Effekte erzielen können. Das Institut für höhere Studien hat einen volkswirtschaftlichen Schaden durch das Rauchen von rund 2,4 Milliarden EUR pro Jahr errechnet. Selbst wenn man die Tabaksteuer gegenrechnet, bleibt beim allgemeinen Rauchverbot noch ein beträchtliches jährliches Ersparnis. Ein zentrales Anliegen in diesem Zusammenhang bildet der Kinder- und Jugendschutz, weil natürlich die rauchfreie Gastronomie ein wichtiger Hebel ist, auch Jugendliche vom Rauchen abzuhalten und zu verhindern, dass rauchende Jugendliche zu rauchenden Erwachsenen werden. Es gibt Studien, die auch zeigen, dass Kinder in Raucherinnen- und Raucherhaushalten eine verbesserte Situation zu Hause vorfinden, wenn es allgemeingesellschaftlich eine Situation gibt, in der Rauchen nicht gefördert wird. Auch erwähnt werden sollte, dass acht von zehn Österreicherinnen und Österreichern die rauchfreie Gastronomie befürworten. Rund zwei Drittel der Raucherinnen und Raucher sind ebenfalls für eine rauchfreie Gastronomie, und nicht zu vergessen: Über 900.000 Menschen haben das "Don't smoke"-Volksbegehren unterschrieben. Das heißt, die Gesundheit der Menschen in unserem Land steht da ganz besonders im Vordergrund. Ich möchte mich jetzt auf den wichtigen Punkt konzentrieren, den Sie in Ihrer Anfrage bezüglich eines möglichen Wirtesterbens, das Ihrer Einschätzung nach mit dem Rauchverbot in der Gastronomie einhergehen könnte, angesprochen haben. Auch da gibt es entsprechendes wissenschaftliches Studienmaterial, das Institut für höhere Studien hat letztes Jahr 200 Studien aus 16 verschiedenen Ländern gesichtet, insbesondere betreffend die Thematik, ob ein Rauchverbot in der Gastronomie Auswirkungen auf Umsatz und Besucherzahlen gehabt hat. Es hat sich gezeigt, dass das nicht zu verzeichnen war, manche Studien haben sogar einen Anstieg in den Umsätzen gezeigt. Laut Bayerischem Landesamt für Statistik stieg auch der Umsatz der bayrischen Gastronomie nach dem Rauchverbot um rund 5 Prozent, und auch die Anzahl der Beschäftigten in Restaurants und Bars blieb im Wesentlichen unverändert. Das heißt, auch Arbeitsplatzverluste konnten nach der Einführung von Gastronomierauchverboten nicht verzeichnet werden. Nachdem das Verhalten der Konsumentinnen und Konsumenten in Bayern nicht gravierend anders sein wird als bei uns in Österreich, kann man davon ausgehen, dass es auch bei uns nicht gravierend andere Auswirkungen geben wird. Das Rauchverbot in der Gastronomie ist mittlerweile in den allermeisten Ländern in Europa durchgesetzt, darüber hinaus in den USA schon seit vielen Jahren, es stellt dort die Norm dar. Unabhängig aber von diesen positiven Effekten für die Gesundheit Einzelner, aber auch für die Volkswirtschaft, gibt es natürlich auch aus unserer Sicht Instrumente, um die Gastronomie bei diesem Veränderungsprozess zu begleiten und zu unterstützen, und auch Instrumente der Wirtschaftsförderung danach auszurichten, dass man betroffene Unternehmen entsprechend unterstützend begleiten kann. Die Wirtschaftsagentur hat entsprechende Förderschienen aufgebaut, insbesondere auch betreffend Nahversorgungsunternehmen, da sind die Gastronomiebetriebe auch miteingeschlossen. Ziel der Wirtschaftsagentur ist es, gerade auch auf Grund dieses Veränderungsprozesses, Gastronomiebetriebe zu unterstützen. Jährlich werden derzeit rund 60 Betriebe aus den Bereichen Gastronomie bei der Durchführung ihrer Innovationsprojekte entsprechend unterstützt. Es gibt jetzt auch ein neues Förderprogramm unter dem Titel Nahversorgung, bei dem auch nachgeschärft wird und die Auswirkungen des Rauchverbots begleitet werden sollen. Außerdem ist vorgesehen, dass Digitalisierungsmaßnahmen im Gastronomiebereich finanziell unterstützt werden. Also wenn ich jetzt alle Fördermöglichkeiten zusammenfasse, die Mitwirkende im Gastronomiebereich aus dem Bereich der Wirtschaftsagentur zur Verfügung gestellt bekommen, dann möchte ich folgende vier Punkte besonders herausstreichen, nämlich bis zu 15.000 EUR Förderung für Betriebe, die die Belebung von leerstehenden Geschäftslokalen durchführen, das gilt selbstverständlich auch für Wirtshäuser und andere Gastronomiebetriebe, zum Zweiten bis zu 10.000 EUR Förderung beispielsweise für die Anschaffung neuer Geräte und Schanigärten, drittens bis zu 10.000 EUR Förderung bei Digitalisierungsvorhaben, wie beispielsweise einem Online-Reservierungs-Tool, womit auch Konsumentinnen und Konsumenten die Möglichkeit haben, über digitalisierte Plattformen beispielsweise Plätze zu reservieren, und bis zu 50.000 EUR Förderung bei größeren Projekten von Betrieben, wenn es insbesondere darum geht, ein neues Produkt zu lancieren oder ein neues Konzept in der Gastronomie umzusetzen. Das sind natürlich auch Projekte, die im Zusammenhang mit dem Rauchverbot, das in Kraft tritt, stehen können, insbesondere auch infrastrukturelle Maßnahmen von Gastronomiebetrieben. Das heißt, die Wirtschaftsagentur wird sich im Jahr 2020 mit diesem Förderschwerpunkt besonders beschäftigen, das auch auf den Gesamtbereich Lebensmittel ausweiten. Das beschränkt sich dann nicht nur auf die Fragen des Rauchverbots, sondern auch naher und vorgelagerter Bereiche wie Verpackung, Logistik, Lebensmittelrecht, vieles andere mehr, aber diese Ressourcen, diese finanziellen Mittel der Wirtschaftsagentur können von Gastronomiebetrieben insbesondere auch beim Umrüsten nach den Auswirkungen des Rauchverbots verwendet werden. Vielleicht noch eine Anmerkung zur Begleitung des Rauchverbots und den Auswirkungen beispielsweise im öffentlichen Raum: Also wir haben vor, da insbesondere die Gruppe der Magistratsdirektionen, die sich mit den Sofortmaßnahmen beschäftigen, einzusetzen, um begleitende Kontrollmaßnahmen vorzunehmen. Insbesondere wenn sich beispielsweise Konsumentinnen, Konsumenten vor dem Lokal rauchend lautstark unterhalten, Anrainer beeinträchtigen, wird die Gruppe für Sofortmaßnahmen versuchen, auf den Personenkreis einzuwirken, damit sie sich ruhiger verhalten. Zum anderen ist es im öffentlichen Raum natürlich Aufgabe der Wiener Polizei, entsprechende Maßnahmen zu setzen. Das geschieht auch jetzt schon, es funktioniert auch gut. Im Übrigen, wenn man die Gelegenheit hat, in anderen Städten unterwegs zu sein, und zwar unabhängig von den klimatischen Bedingungen, da ich immer höre, dass es im Süden leichter ist, da dort das Wetter besser ist und es für die Raucher und Raucherinnen zumutbarer ist, draußen die Zigarette einzunehmen: Es gibt Länder im Norden, in Skandinavien, Finnland, viele andere mehr, die sich überhaupt vornehmen, der erste rauchfreie Staat zu werden. Da funktioniert das bei klimatischen Rahmenbedingungen, die, wie ich meine, noch gravierender sind als bei uns in Österreich und in Wien. Also daher denke ich, man sollte durchaus auch internationale Beispiele heranziehen, um zu schauen, ob es nicht möglich ist, dass durch dieses Rauchverbot die Gesundheit Einzelner und damit auch die Volksgesundheit gesteigert werden können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Bürgermeister. Für das Protokoll darf ich bekannt geben, dass Frau GRin Hungerländer von 10.45 Uhr bis 12 Uhr dienstlich verhindert ist. Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. - Herr GR Dr. Ulm, bitte. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Ja, guten Morgen, Herr Bürgermeister! Ich habe mit Freude vernommen, dass Sie die Gastronomie unterstützen wollen. Sie haben ja auch einige Beispiele für Unterstützung finanzieller Natur genannt. Jetzt gibt es aber trotzdem einen Aufschrei des Gastro- Obmanns. Der Gastro-Obmann Peter Dobcak sagt, er hätte nie einen Termin bei Frau StRin Sima bekommen und Sima benutze das Marktamt als persönliche Armee. Er verwendet in dieser Aussendung dann noch andere martialische Begriffe, er spricht von einem ideologischen Rachefeldzug gegen die Wirte. In der Tat ist es ja so, dass die besten finanziellen Unterstützungen nichts helfen, wenn der Lärm vor dem Lokal so umfangreich ist, dass dann das Lokal irgendwann geschlossen werden muss. Jetzt gibt es aber - ich spreche nicht von Armeen, ja, sondern von Ordnungstrupps und von Beratungseinheiten in verschiedenen Geschäftsgruppen - bei Frau StRin Sima die Waste Watcher, die da einen Beitrag leisten könnten, es gibt die Ordnungsberater, es gibt die Gebietsbetreuungen, also es gibt verschiedene Ideen, wie Nachbarschaftsstreitigkeiten in dieser Stadt gelöst werden könnten. Eine Nachbarschaftsstreitigkeit im weiteren Sinn ist es ja auch, wenn Personen vor dem Lokal rauchen und es zu Lärmbelästigungen kommt. Daher meine Frage: Können Sie sich vorstellen, auch eine solche Hilfeleistung, die gar nicht im finanziellen Bereich, sondern in der Streitschlichtung liegt, mit vorhandenen Kapazitäten, mit Ordnungstrupps, mit Hilfseinrichtungen die es ja jetzt schon gibt, anzubieten, um die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Lärmbelästigung vor den Lokalen zu verringern, oder wenn das Problem auftritt, zu einer Lösung zu kommen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Ja, da bin ich ganz auf der Linie. Ich glaube auch, wir sollten alle unsere Instrumente einsetzen, da sind wir auch international ein gutes Beispiel, damit Nachbarschaftskonflikte verhindert, oder wenn sie auftreten, möglichst harmonisch gelöst werden können. Das gelingt uns in vielen Fällen, aber nicht in allen, das sage ich fairerweise auch. Es ist natürlich in einer Großstadt, wo es auch im öffentlichen Raum einen starken Nutzungsdruck gibt, notwendig, auch Spielregeln vorzuschreiben und alle anzuhalten, sich daran zu orientieren. Das tun auch die allermeisten. Wir haben mit dem Einsatz der genannten Gruppen sehr positive Erfahrungen im Streitschlichtungsverfahren, und wir nehmen natürlich auch die Gastronomie ein wenig in die Pflicht, denn überall dort, wo die Gastronomen unmittelbar Einfluss haben, also zum Beispiel im eigenen Schanigarten im Innenhof, ist es natürlich Aufgabe der Gastronomen, darauf zu achten, dass es zu keiner Ruhestörung der Anrainerinnen und Anrainer kommt. Im öffentlichen Raum versuchen wir das mit den angesprochenen Gruppen. Das Büro für Sofortmaßnahmen hat von mir auch den ganz besonderen Auftrag, vor allem in der Anfangsphase begleitend unterstützend zu wirken und Einfluss auf die Raucherinnen und Raucher zu nehmen, die im öffentlichen Raum, also meistens vor dem Lokal nicht im unmittelbaren Wirkungsbereich des Gastronomen, nicht nur rauchen, sondern sich beispielsweise lautstark unterhalten. Das muss nicht in böser Absicht geschehen, aber wenn es in einer Gasse ruhig ist, genügt es - um Anrainer zu behelligen - schon, wenn man ein bisserl lauter spricht. Das Büro für Sofortmaßnahmen wird von mir den Auftrag bekommen, ab 1. November begleitend zu kontrollieren und positiv auf die Raucherinnen und Raucher einzuwirken. Die Sanktionen, die von den Anrainern auch gefordert werden, die bringt dann die Polizei, denn natürlich ist bei Beschwerden im öffentlichen Raum dann die Wiener Polizei das effizienteste Mittel, die aber dann natürlich schon anders einschreiten, als das streitschlichtende Einrichtungen wie das Büro für Sofortmaßnahmen tun. Also wir sehen schon die Möglichkeit verschiedener Eskalationsstufen: Zuerst mit den Gastronomen, mit den Konsumentinnen und Konsumenten zu reden, das funktioniert in den allermeisten Fällen. Es ist ja auch jetzt schon so, dass das im dichtbewohnten Gebiet im Wesentlichen gut funktioniert, mit wenigen Ausnahmen, die wir wahrscheinlich alle aus den Medien kennen, aber in Summe funktioniert das. Wenn es wirklich darüber hinausgehend eine Lärmerregung gibt, die zur Behelligung der Anrainerinnen und Anrainer führt, dann ist es Aufgabe der Polizei einzuschreiten. Das tut sie auch. Das ist meiner Meinung nach die letzte Stufe einer Eskalation, die wir natürlich verhindern wollen. Man muss aber wissen: In einer Großstadt wird es natürlich immer Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum geben. Ich glaube, wir lösen diese Nutzungskonflikte in Wien harmonischer, als es in anderen Großstädten der Fall ist. Ich bin öfter bei Amtskollegen in verschiedenen Städten unterwegs und kann nur sagen, dass wir das in Wien, wie ich meine, in einem sehr harmonischen Verhältnis klären. Ich bin überzeugt davon, dass es für die Gastronomiebetriebe keine langfristigen negativen Auswirkungen geben wird, weder in der Nutzung noch im Umsatz und auch nicht betreffend Arbeitsplätze. Das zeigen auch viele internationale Studien. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. - Herr GR Ing. Guggenbichler, bitte. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Ja, Herr Bürgermeister, guten Morgen! Ich will Sie jetzt nicht korrigieren. Sie haben eine Studie aus Bayern zitiert und gesagt, dass es zu mehr Konsumation gekommen ist. Man darf da aber bitte nicht Äpfel mit Birnen verwechseln. Es gibt in Bayern natürlich ein Rauchverbot, aber mit Ausnahmeregelungen. Wir haben in Österreich ab 1. November keine Ausnahmeregelungen und deswegen, glaube ich, muss man da aufpassen. Im europäischen Vergleich gibt es sehr viele Länder mit Ausnahmeregelungen. Jetzt haben wir aber das Thema, Sie haben das auch angesprochen, dass in der Gewerbeordnung der Wirt für die lärmenden Gäste vor seiner Tür zuständig ist. Sie haben vorhin auch angesprochen, dass es da immer zu guten Lösungen mit der Polizei gekommen ist. Eine dieser guten Lösungen, die ich anders bewerte, ist ein Fall eines Innenstadtlokals, bei dem die Polizei gezwungen war, bei Lärm vor der Türe - und das waren in diesem Fall keine rauchenden Gäste, sondern Gäste, die auf den Einlass gewartet haben - eine Sperrstundenverkürzung auf 0 Uhr zu verordnen, was für eine Diskothek am Ende des Tages der Todesstoß ist. Ein Rauchverbot aus gesundheitspolitischer Sicht: Das kann man so sehen und da unterschreibe ich auch Ihre Haltung. Nur kann man nicht gesetzlich ein Verbot generieren, ohne die Gewerbeordnung diesbezüglich anzupassen. Ich glaube, die Stadt Wien sollte angehalten sein, dafür zu sorgen, dass die Gewerbeordnung bundesgesetzlich so angepasst wird, dass der Lärmende selbst dafür zuständig ist, und am Ende des Tages nicht der Wirt. Sie haben auch angesprochen, dass Sie in Wien einen sehr harmonischen Umgang haben. Die Frau Stadträtin hat das etwas anders gesehen, sie hat gesagt, sie wird sofort 80 Organe ausschicken und 5.000 Schwerpunktkontrollen machen, und dass Wien als einziges Bundesland von vornherein sagt, sehr strikt damit umzugehen. Man hört in der Stadt ja auch schon, dass die Frau Stadträtin selbst als Sheriff von Nottingham versucht, Halloweenpartys zu crashen oder dass sie der Todesengel für die Gastronomie ist. So etwas höre ich in der Stadt. Wie können Sie dafür sorgen, dass die Arbeitsplätze nicht durch unnötige Sperrstundenvorverlegungen gefährdet werden? Beziehungsweise wie können Sie für einen funktionierenden meditativen Prozess sorgen, denn so funktioniert er wahrscheinlich nicht: Wenn ich jetzt eine Zigarette rauche, dann beschwert sich der Nachbar über mich und am nächsten Tag gibt es eine Mediation mit dem Raucher, mit dem Nachbarn und dem Wirt. Das ist ja alles nicht praktikabel. Werden Sie dafür sorgen, dass die Gewerbeordnung so geändert wird, dass wir auf der einen Seite nicht nur den Wirt als Zuständigen haben und dass wir Ausnahmeregelungen für die Nachtgastronomie bekommen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich darf die Abgeordneten bitten, eine Zusatzfrage - es ist eigentlich eine erlaubt - zu stellen. (Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Es waren jetzt drei oder vier. Der Herr Bürgermeister wird das aber, glaube ich, zusammenfassend beantworten. - Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Ja, zum einen ist der Einwand richtig, die Gewerbeordnung ist in der Gesetzgebung des Bundes und nur in der Vollziehung Sache von Wien. Wir werden uns natürlich auch betreffend Auswirkungen der Gewerbeordnung und der Veränderungen in der Gewerbeordnung mit dem Bundesgesetzgeber ins Einvernehmen setzen. Ich glaube, es ist in der ersten Phase wichtig, jetzt einmal die Erfahrungen zu evaluieren. Wir werden das sehr ernsthaft begleiten, es ist eine wichtige Angelegenheit, die viele Menschen aus unterschiedlichen Gründen interessiert, es gibt auch entsprechende Auswirkungen im Zusammenleben. Richtigerweise war aber in der Frage auch das Beispiel zu finden, das unabhängig vom Rauchverbot zu einem Problem mit den Anrainern geführt hat. Das ist richtig. Die Reduzierung der Sperrstunde ist für den Betrieb eine große Herausforderung, unter Umständen sogar eine lebensbedrohende Angelegenheit - war aber schon vor dem Rauchverbot ein großes Thema -, und bezieht sich auf den Eingangsbereich und die Zugänglichkeit des Gastronomiebetriebes, in dem Fall einem Nachtlokal, einer Diskothek. Ich sehe das als davon unabhängiges Thema, das man zwar auch regeln muss, das aber nicht direkt mit dem Rauchverbot in Zusammenhang steht. Zur Mediation vielleicht noch einen Satz: Es ist nicht daran gedacht, dass die Mediation so quasi am nächsten Tag einsetzt, um die betroffenen Parteien zusammenzuführen, sondern das Büro für Sofortmaßnahmen hat den Auftrag, unmittelbar vor Ort auch zu späten Nachtstunden tätig zu werden und auffällige Bereiche zu begleiten und dort unmittelbar mediativ tätig zu werden, das heißt, darauf einzuwirken, dass Lokalbesucherinnen und -besucher von Geräuschentwicklung Abstand nehmen. Das hat sich bei anderen vergleichbaren Themen als durchaus positiv herausgestellt. Es sind sehr geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die es auch gewohnt sind, nachts unterwegs zu sein. Sie werden sich dieses Bereiches in besonderer Art und Weise annehmen und unmittelbar vor Ort punktgenau kontrollieren und mit positiven Emotionen auf die Menschen einwirken, damit sie von ihrer Geräuschentwicklung Abstand nehmen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von NEOS, Herr GR Ornig. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Vielen Dank, Herr Bürgermeister, für Ihre Ausführungen. Ich möchte ganz kurz auf zwei Punkte eingehen, die Sie hier genannt haben. Zum Ersten, internationale Vergleiche: Sie haben gesagt, in anderen Städten hat die Einführung des Rauchverbots auch geklappt und es kam zu keinen Eskalationen. In anderen Städten gibt es einen großen Unterschied zu Wien, dort ist man teilweise Jahre zuvor, oder zumindest ein Jahr zuvor - ich vergleiche es jetzt zum Beispiel mit der Langstraße in Zürich, die Sie vielleicht kennen, sie ist ähnlich wie das Bermudadreieck in Wien - hergegangen und hat, noch bevor dieses Gesetz in Kraft getreten ist, mit Anrainern und Gastronomen Runde Tische abgehalten und sich in Grätzelaustauschforen gefragt, wie man das gemeinsam löst. Wir haben in Wien fünf nach zwölf, wir haben jetzt noch eine Woche Zeit. Es ist schön, dass wir heute erfahren haben, dass das Büro für Sofortmaßnahmen hier reinspringen wird - eine Teilfrage wäre für mich noch, wie viele Beamte hierfür dann zur Verfügung stehen werden. Mir geht es aber schon darum, dass ich sage, wir haben in diesem Haus schon öfter die Idee des Nachtbürgermeisters und andere Lösungsthematiken für das Miteinander im Nachtleben diskutiert, und ich empfinde es persönlich so, dass wir in Wien einfach viel zu spät dran sind. Ich finde es toll, dass Sie sagen, wir gehen in die Mediation, aber jetzt zu glauben, dass wir uns da jetzt noch schnell, schnell irgendwie durchwurschteln werden, halte ich für Reagieren und nicht Regieren. In Wirklichkeit muss man jetzt Initiativen setzen, das heißt, diese Lärmschutzbeauftragten von den Sofortmaßnahmen, das heißt aber auch, es braucht auch etwas für die Anrainer. Wo ruft denn der Anrainer an, wenn nicht bei der Polizei? Da können noch so viele Leute da draußen versuchen, den Lärm einzuschränken, wichtig ist, dass diese letzte Eskalationsstufe, wie Sie es nennen, mit der Polizei vermieden wird. Das ist für den Gastronomen nicht angenehm, aber auch für den Anrainer nicht angenehm. Das bedeutet, wir haben letzte Woche einen Vier- Punkte-Plan darüber präsentiert, was es jetzt kurzfristig noch zu tun gibt, und die Frage ist: Wird da etwas intensiver etwas umgesetzt oder lässt man die Gastronomen tatsächlich allein in der Verantwortung und auch in der derzeitigen Rechtslage mit der Haftung für den bestimmt entstehenden Lärm, den die Raucher verursachen werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Na ja, ich versuche, vielleicht mehrere Detailantworten zu finden. Zum einen glaube ich nicht, dass wir die Gastronomen alleine lassen. Es gibt vom Bundesgesetzgeber ausgehend schon einen mehrjährigen Diskussionsprozess über das Rauchverbot. Jetzt kann man fragen, ob die Zwischenetappen gut oder schlecht waren, aber in Wirklichkeit ist das ein Thema, das uns schon sehr lange auf Bundesebene beschäftigt und bei dem es unterschiedliche Lösungsansätze, Kompromissvarianten gegeben hat, bis man sich zur jetzigen Lösung entschlossen hat. Von daher ist natürlich die gesamte Bevölkerung schon sehr lange darauf eingestimmt, dass es ein Thema ist, das man mit unterschiedlichen Sichtweisen möglichst zufriedenstellend für alle, für die Raucherinnen und Raucher, für die Gastronomen, für die Anrainerinnen und Anrainer, lösen will. Man hat sich jetzt zu dieser Entscheidung durchgerungen, die von vielen positiv, von einigen anderen negativ gesehen wird, aber die natürlich jetzt einmal in der Praxis umgesetzt werden muss. Ich kenne die Situation in Zürich, die Sie angesprochen haben, gut, ich war erst vor Kurzem bei meiner Amtskollegin in Zürich, und wir haben auch über dieses Thema gesprochen. Was uns in Wien von Zürich und anderen Städten unterscheidet, ist, dass wir ein sehr viel dichteres Netzwerk an Einrichtungen haben, die sich mit diesem Thema insgesamt beschäftigen. Wir haben ja - was manchmal kritisiert wird -, wenn beispielsweise Entscheidungen über Einrichtungen in einem Bezirk getroffen werden, auf Ebene der Bezirksvertretungen unter Einbeziehung aller Expertinnen und Experten, Magistratsabteilungen, Polizei, vieler anderer Einrichtungen Verhandlungen, die viele Menschen zusammenführen, um eine gemeinsame Lösung zu finden und auch Anrainerinteressen zu vertreten. Das ist ja auch Aufgabe der Bezirksparlamente, der Bezirksvertretungen, der Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher, Bezirksräte, die das ja auch mit großer Intensität betreiben. Das gibt es ja in anderen Städten in dieser Form nicht. Das heißt, es gibt einen gesellschaftspolitischen Diskurs, noch bevor es zu einer solchen Entscheidung kommt, ob jetzt ein Lokal welche Rechte auch immer bekommt. Von daher, glaube ich, kann man Wien auch mit den allermeisten anderen Städten nicht vergleichen, wo das ausschließlich auf die Polizei reduziert wird oder wo es auch Sanktionsmöglichkeiten in der Form gar nicht gibt, weil auch die Kompetenzverteilung der Polizei zwischen den jeweiligen Städten und den Zentralbehörden ganz anders geschlichtet ist. Von daher, glaube ich, haben wir ein sehr dichtes Netzwerk. Ich möchte nicht verhehlen, dass ich vor allem diese Fragen, die im Kompetenzbereich der Wirtschaft liegen, als Stadt auch immer intensiv mit der Wirtschaftskammer besprechen möchte. Ich glaube, dass die Wiener Wirtschaft gut durch die Organe der Wirtschaftskammer Wien vertreten ist. Ich glaube, es gibt hier im Saal einige, die sich dazu noch viel berufener als ich äußern könnten. Ich gehe davon aus, dass auch der Dialog mit der Wiener Wirtschaft - auch organisiert in der Wirtschaftskammer Wien - ein guter ist und dass wir jetzt einmal die Auswirkungen dieses Rauchverbots ab 1. November evaluieren sollten, um, falls es notwendig ist, Nachschärfungen vorzunehmen. Wir sollten mit dem Bundesgesetzgeber in Kontakt bleiben, aber auch unsere eigenen Instrumente in der Stadt Wien schärfen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, damit ist die 4. Anfrage beantwortet. Die 5. Anfrage (FSP-836941-2019-KVP/GM) wurde von Herrn GR Dr. Ulm gestellt und ist ebenfalls an den Herrn Bürgermeister gerichtet. In dieser Anfrage geht es über detaillierte Informationen über finanzierte Studien und Gutachten. (Während auf Bundesebene Anfragen zu Studien stets sehr detailliert beantwortet werden, weigert sich die rot-grüne Stadtregierung, über den Umfang und Inhalt konkrete Angaben zu machen. Auf eine Anfrage der ÖVP vom 14. August 2018 haben Sie, Herr Bürgermeister, wie folgt geantwortet: "Was Ihre konkreten Fragestellungen und die dabei gewünschte detaillierte Auflistung der einzelnen anfragegegenständlichen Aufträge/Studien/Gutachten/Verträge anbelangt, ist festzuhalten, dass dies unweigerlich eine entsprechend umfassende und ins Detail gehende Recherche auf Einzelfallebene erfordern würde. Im Hinblick auf den damit verbundenen zeitlichen und administrativen Aufwand erscheint eine solche Auflistung auch vor dem Hintergrund des für die Beantwortung gegebenen Zeitrahmens verwaltungsökonomisch nicht vertretbar." Im rot-grünen Regierungsübereinkommen von 2015 wird auf Seite 10 wörtlich ausgeführt: "Rot-Grün in Wien weiß, dass Offenheit und Transparenz bessere Entscheidungen ermöglichen. Eine demokratische Stadt ist transparent. Eine gute Verwaltung stellt Informationen zur Verfügung. Wien hat hier eine Rolle als Vorreiterin und möchte diese ausbauen." Wann werden Sie, Herr Bürgermeister, den eigenen Vorgaben des Regierungsübereinkommens entsprechend, den Wienerinnen und Wienern detaillierte Informationen in Form einer systematischen Veröffentlichung der mit Wiener Budgetmittel finanzierten Studien und Gutachten zur Verfügung stellen?) Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Einleitend möchte ich betonen, dass wir selbstverständlich zum aktuellen Regierungsübereinkommen stehen und alle dort getroffenen Punkte, die auch im Zusammenhang mit der Anfrage stehen, auch umsetzen. Das heißt, es gibt eine Vielzahl an Informationen, die wir als Stadt den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stellen. Ich möchte nicht verhehlen, dass ich sehr erfreut war, dass auch Transparency International unsere Stadt in diesem Zusammenhang betreffend die Transparenz und die Zugänglichkeit zu Informationen sehr gelobt hat und dass keine andere Gemeinde in Österreich ihre Bewohnerinnen und Bewohner umfassender und ausführlicher über die Tätigkeit der Verwaltung informiert als Wien. Für jede Gemeinde beziehungsweise Stadt hat es insgesamt 100 Punkte gegeben, die zu erreichen gewesen wären. Der nationale Durchschnitt in Österreich liegt bei 33,14 Prozent, und Wien hat eine Gesamtpunktezahl von 82,72 Prozent erreicht. Das ist nicht nur in Österreich absolute Spitze, sondern auch im internationalen Vergleich eine Position, die von keiner anderen Stadt erreicht wird. Wir haben einen sehr bedeutenden Wissensspeicher in der Stadt Wien im Bereich der Magistratsabteilung 23, die mit ihren Informationen, mit den Daten, die sie sammelt, Politik und Verwaltung begleitet. Es geht vor allem darum, unsere Entscheidungen auf einer wissenschaftlichen Fundierung aufzubauen und dadurch auch regelmäßige Studienaufträge an Forschungsinstitute zu vergeben. Seit Beginn dieser Legislaturperiode sind dabei zahlreiche Studien von der Magistratsabteilung 23 beauftragt und auch abgeschlossen worden. Es sind sehr vielfältige Themenbereiche, der Bogen spannt sich von der Arbeit von unselbstständig Beschäftigten bis zum digitalen Humanismus. Diese finden sich vor allem auf der Homepage der Stadt Wien und werden damit auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wir haben darüber hinaus mit dem Projekt Open Government Data Zahlen und Daten der Verwaltung öffentlich zur Verfügung gestellt. Es gibt mehrere Hundert Datensätze, die über Einbahnen, Echtzeitinformationen der Wiener Linien, historische Luftbildaufnahmen, Messdaten von Luftschadstoffen oder WLAN-Standorte Auskunft geben, um nur einige wenige Punkte zu erwähnen. Mit diesen verifizierten Daten können Privatpersonen, aber auch Unternehmen Apps programmieren, die das Leben einfacher machen. Die Informationen, die die Stadt sammelt und an die Bürgerinnen und Bürger weitergibt, können somit durchaus in den Alltag mit einbezogen werden. Mir ist aber auch wichtig, dass die politischen Entscheidungen, die in unserer Stadt getroffen werden, auch hier im Hohen Haus, im Wiener Gemeinderat, den Wiener Bürgerinnen und Bürgern zugänglich gemacht werden. Wir haben mit dem Projekt DigiPol, Digitale Politik Wien, eine Plattform geschaffen, um die politische Arbeit der Gremien in Wien zu digitalisieren und sie noch leichter zugänglich zu machen - das bedeutet die elektronische Akteneinsicht für politische Vertreterinnen und Vertreter. Das soll natürlich auch dazu führen, dass die Geschäftsstücke für Sitzungen in Zukunft zeit- und ortsunabhängig digital abgerufen werden können. Das heißt, das ist der nächste Schritt der Zugänglichkeit, auch politische Anträge digital einzubringen, Abstimmungsergebnisse elektronisch festzuhalten, und vieles andere mehr. Von daher bin ich überzeugt, dass dieser Weg nicht nur neue Werkzeuge für die politische Arbeit, für die Arbeit der Verwaltung erbringt, sondern dass das auch ressourcenschonender und transparenter ist, wenn wir diesen Weg unter Zuhilfenahme der Digitalisierung weiter beschreiten und der gesamten Bevölkerung den Zugang auch zu wissenschaftlichen Forschungsergebnissen erleichtern. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. - Herr GR Stumpf, bitte. GR Michael Stumpf, BA (FPÖ): Danke schön. Schönen guten Morgen, Herr Bürgermeister! Was auf der einen Seite von Seiten der Stadt Wien funktioniert, das ist die Petitionsplattform, wo man interaktiv mitverfolgen kann, für welche Petitionen gerade geworben wird, wie der derzeitige Unterschriften- und Unterstützungsstand ausschaut. Ich denke, dass das ein praktisches und positives Beispiel dafür ist, wie es funktionieren könnte, und das vermisse ich diesbezüglich auf Seiten der Aufträge, Studien, Gutachten, der Vertragsvergabe und auch der laufenden Forschung. Man kann das genauso transparent darstellen, wie das auf der Petitionsplattform der Fall ist. So könnte man den Eindruck bekommen, dass von Seiten der Stadt und von offizieller Seite, von Ihrer Seite, nicht gerade ein großes Interesse daran besteht, gewisse Studien, Publikationen, die gerade erarbeitet werden, der breiten Öffentlichkeit genauso in dieser Form zur Verfügung zu stellen, wie es auf der Petitionsplattform der Fall ist. Daher lautet meine Frage: Könnten Sie sich eine optische Angleichung der Transparenz vorstellen, und in welchem Zeitraum? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Die Digitalisierung ist ein sehr umfassender Prozess und wird auch nie abgeschlossen sein. Ich glaube, es wird immer bessere Varianten geben und man muss sich immer überlegen, wie man etwas auch im Auftritt attraktiver gestalten kann. Ja, wenn das sinnvollerweise dazu führt, dass die Menschen einen leichteren Zugang finden, werde ich mich dem mit Sicherheit nicht verschließen. Ich denke, es gibt immer unterschiedliche Bedürfnisse, auch der Nutzerinnen und Nutzer - das ist in den von Ihnen angesprochenen Bereichen vielleicht etwas anders als bei den Studien, die oft über einen längeren Zeitraum betrieben werden. Das ist auch ein Thema bei der Abgrenzung, wenn man Studien einem bestimmten Jahr zuordnet, wenn man also den budgetären Beschluss fasst, aber manche Studien auch über das Jahr, manchmal über einen längeren Zeitraum geführt werden. Erleichtert das aber den Zugang, so werde ich mich dem mit Sicherheit nicht verschließen. Mir ist wichtig, dass Transparenz sichergestellt wird und die Zugänglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger und vor allem auch für die politischen Entscheidungsträger, unabhängig von ihrer parteipolitischen Zugehörigkeit, gegeben ist. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von NEOS. - GR Wiederkehr, bitte. GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Sehr geehrter Bürgermeister! Ich halte das für demokratiepolitisch sehr problematisch und fragwürdig, dass in Österreich generell Studien, die mit Steuergeld bezahlt worden sind, nicht automatisch auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Die Frage von Herrn Ulm war nur auf die Stadt bezogen, aber da gilt es vor allem, auch zu kritisieren, dass es auf Bundesebene genauso ist. Die Bundesregierung gibt Studien in Auftrag und veröffentlicht diese nicht, das haben wir auch schon öfters kritisiert. Ich finde, es sollte ein Grundanspruch sein, dass jede mit Steuergeld finanzierte Studie auch irgendwann veröffentlicht wird. In der Stadt ist es leider auch noch immer nicht so. Ich habe erst im letzten Jahr einige Streitigkeiten gehabt, dass Studien veröffentlicht werden sollen und war auch wegen einer beim Verwaltungsgericht Wien, wo dann diese Studie im Nachhinein veröffentlicht worden ist. Meine Zusatzfrage ist, ob Sie als Bürgermeister - Sie sagen ja jetzt, Sie sind prinzipiell der gleichen Auffassung - innerhalb der unterschiedlichen Geschäftsgruppen und vor allem der unterschiedlichen Stadträte auch eine Richtlinie erlassen oder ausgeben wollen, dass in jedem Ressort solche Studien automatisch veröffentlicht werden müssen, wenn sie mit Steuergeld bezahlt worden sind. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Meines Wissens ist es in allen Ressorts, in denen Studien in Auftrag gegeben werden, so, dass diese ausgewiesen werden und auch die Zugänglichkeit gegeben ist. Es wird vielleicht über die Jahre hinweg einzelne Ausnahmen gegeben haben, aber in Summe sind auch die Studien, die beispielsweise über die MA 23 in Auftrag gegeben wurden - und das ist in Wirklichkeit der mit Abstand größte Auftraggeber wissenschaftlicher Studien in der Stadt Wien -, ganz transparent in einer eigenen Datenbank ausgewiesen und auch einsehbar. Sie sind auch gestaffelt nach verschiedenen Themenbereichen, denn die MA 23 vergibt Studien ja nicht nur in einem Fachbereich, sondern quer durch zu ganz unterschiedlichen Themenschwerpunkten. Mir ist es natürlich wichtig, dass alle Studien, die mit Steuergeld finanziert werden, auch der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. - Herr GR Dr. Ulm, bitte. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sie haben jetzt in der Anfragebeantwortung klargestellt, dass Ihnen Transparenz sehr wichtig ist und dass Wien in Sachen Transparenz gegenüber den Bürgern auch ganz weit vorne liegen soll. Das ist eine wichtige Sache, was aber ebenfalls wichtig ist, das ist die Transparenz gegenüber dem Gemeinderat und die Transparenz gegenüber einzelnen Mitgliedern des Gemeinderates, denn die müssen ja die Verwaltung kontrollieren. Da bin ich nicht ganz zufrieden mit einer Anfragebeantwortung, die ich von Ihnen bekommen habe - Sie kennen meine sehr detaillierte Anfrage zu den Studien und zu den externen Beratungsleistungen. Sie haben mir zwar sehr höflich geantwortet, wie das so Ihre Art ist, aber nicht vollständig. Sie haben mir als Mitglied des Gemeinderates die Studien und Beratungsleistungen nicht bekannt gegeben, obwohl Sie jetzt gesagt haben: Ja, eigentlich ist sogar allen Bürgern alles zugänglich. Ich denke, bei sieben Geschäftsgruppen und der Magistratsdirektion kann das nicht so schwer sein, einzuholen, welche Studien in Auftrag gegeben wurden und was diese kosten, noch dazu, wenn es für die Beratungskosten einen Ansatz im Budget gibt, nämlich die Post 642, wo diese Beratungskosten mit 2,74 Millionen EUR, Rechnungsabschluss 2017, ausgeworfen sind. Das heißt, worum ich Sie als Mitglied des Gemeinderates bitte, ist einfach eine Aufgliederung dieser 2,74 Millionen EUR, dann haben wir alle Beratungskosten. Sie sagen uns, wofür diese Beratung in Anspruch genommen wurde, was sie kostet, und als Summe kommen dann diese 2,74 Millionen EUR heraus, und der kontrollierende Gemeinderat kann sich ein Bild machen. Sind Sie dazu bereit, Herr Bürgermeister? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Die einzelnen Studien und auch Beratungsaufträge weisen wir ja auch auf unserer Homepage aus. Die Schwierigkeit, das nur unter ein Jahr zu subsumieren, ist der Umstand, dass sich ein Teil der Studien über mehrere Jahre hinwegzieht. Man müsste dann nach den jeweiligen Jahrgängen und Budgetjahren Abgrenzungen vornehmen. Wir haben langfristige Studien, die beispielsweise über zwei, drei Jahresbudgets hinweg gehen und auch verschiedene Themenbereiche umfassen. Das ist auf unserer Homepage zwar nach Themen geordnet, aber oft nicht nach Schwerpunktthemen. Man müsste da fast eine Matrixstruktur machen, denn zum einen weisen wir diese Beratungsleistungen und Studien nach den Themenschwerpunkten aus, zum Beispiel Wirtschaft, Arbeit, zum anderen gibt es gleichzeitig aber auch in den Themen Überschneidungen. Im Jahr 2018 beispielsweise haben wir im Bereich Wirtschaft Studien zu den Wiener MINT-Fachkräften im internationalen Vergleich in Deutsch und in Englisch in Auftrag gegeben. Wir haben zum Thema Wirtschaftsstandort 2018 die Reihe Wien in Zahlen, die aber eine regelmäßig erscheinende Reihe ist, wo wir aber die Studien auch laufend beauftragen. Das gilt auch für die Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung in den mittel- und osteuropäischen Ländern, weil damit verbunden auch der Wirtschaftsstandort Wien abgefragt worden ist. Diese Studien sind prinzipiell auch einsehbar und abrufbar, wie gesagt, die Schwierigkeit ist die oft jährliche Abgrenzung von mehrjährigen Studien. Man kann sich vielleicht gemeinsam überlegen, wie man das noch anders berechnet, darstellt, damit die Zugänglichkeit auch für die politischen Entscheidungsträger verbessert und erleichtert wird. Ich schaue mir gern an, ob das in der Aussagekraft mehr bietet als das, was wir jetzt ausweisen. Ich möchte aber doch darauf hinweisen, dass wir all diese Studien zugänglich, transparent nachvollziehbar machen und nach Themenschwerpunkten und auch nach einzelnen Jahrgängen geordnet ausweisen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Bürgermeister. Damit ist die 5. Anfrage beantwortet. Die 6. Anfrage (FSP-837549-2019-KFP/GM) wurde von Herrn GR Kops gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. In dieser Anfrage geht es um konkrete Projekte und Förderungen für den Breitensport. (Laut Informationen aus mehreren Medien haben Sie sich jetzt ganz klar und eindeutig gegen ein neues Nationalstadion in Wien ausgesprochen. Diese Entscheidung ist wieder einmal eine Entscheidung gegen den Sport, da bei den Plänen eines neuen Nationalstadions neben Fußball auch andere Sportarten an diesem Standort Platz gefunden hätten. Geplant gewesen wäre ein großes Sportzentrum für verschiedene Sportarten als Leistungszentrum und Anziehungspunkt internationaler Sportbewerbe. In Ihrem Statement zu diesem geplanten Neubau haben Sie betont, dass Sie die für einen Neubau notwendigen 300 bis 400 Millionen EUR sicher nicht für einige Europacup-Endspiele in Wien ausgeben und dieses Geld lieber in den Breitensport fließen lassen wollen. Welche konkreten Projekte und Förderungen haben Sie hier vor umzusetzen?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Danke, Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Ich denke, wir haben diese Woche am Dienstag eine wirklich ausführliche, nicht nur lange, sondern, wie ich glaube, auch ausführliche und sehr gründliche Debatte über dieses Thema gehabt, und ich gehe davon aus, dass die Anfrage davor gestellt worden ist. Ich glaube daher, wir werden das Gremium jetzt nicht allzu lange strapazieren, indem ich die Sitzung wieder nacherzähle. Sie wissen natürlich, dass ich gar nicht gesagt habe, dass wir keine Europacup-Endspiele in Wien haben werden, sondern wir sprachen von einem einzigen Endspiel und das ist das Champions-League-Finale. Für ein Champions- League-Finale ist auch am Dienstag im Landessportrat sehr nachdrücklich und für alle nachvollziehbar dargestellt worden, dass man dafür ein Stadion braucht, das ein Fassungsvermögen von 70.000 Sitzplätzen hat. Ein Fassungsvermögen von 70.000 Sitzplätzen entspricht einem Stadion, wo ich glaube, es ganz unproblematisch vertreten zu können, dass es ein solches Stadion am Standort Wien nicht geben kann. Wir haben keine Bundesligamannschaft, die in der Lage ist, dieses Stadion jemals auch nur annähernd zu füllen, auch nicht in den nächsten vielen, vielen Jahren - erster Punkt. Zweiter Punkt: Das Nationalstadion wird kein Stadion sein, in dem überhaupt eine Bundesligamannschaft spielen wird. Wir waren daher schon, glaube ich, der einvernehmlichen Meinung, dass wir das Stadion, so wie wir es jetzt haben, als einen multifunktionellen Raum sehen müssen. Die Geschäftsführerin hat sehr eindrucksvoll dargestellt, dass nur ein ganz kleiner Prozentsatz der Veranstaltungen im Wiener Stadion Fußballspiele sind. Im namentlichen Jahr 2019 waren 7,6 Prozent aller Zuschauer Fußballzuschauer, alle anderen über 90 Prozent Nutzungen des Praterstadions haben mit Fußball gar nichts zu tun gehabt. Ich glaube, es wurde eindrucksvoll dargestellt, welch breite Nutzung das Stadion hat, und unter diesem Aspekt muss auch die Debatte über die Weiterentwicklung des Praterstadions stattfinden. Ich habe mich niemals dagegen verwehrt, dass es eine Weiterentwicklung des Praterstadions geben kann, sondern ich habe immer ganz klar gesagt, dass man das, was man will, zunächst einmal formulieren muss. Und dann muss man sagen, wie das, was man will, auch finanzierbar ist. Das ist, glaube ich, die Grundvoraussetzung, um über eine Weiterentwicklung des Wiener Praterstadions diskutieren zu können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage wurde nicht gestellt. Die 2. Zusatzfrage ist von NEOS. - GR Ornig, bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Sportstadtrat - in diesem Fall! Vielen Dank für die Antwort. Es ist auch sehr schön, dass Sie an die Runde der erlesenen Menschen im Landessportbeirat verweisen, dass das schon diskutiert worden ist und hinlänglich bekannt ist. Wir sind da nach wie vor nicht drinnen, warum auch immer, obwohl ich schon mehrfach die Zusage habe, dass wir eingeladen werden und auch die Unterlagen bekommen. Deswegen bitte ich Sie, einfach die Frage zu beantworten, weil unsere Fraktion keine Kenntnis davon hat, was dort besprochen wurde. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Grundsätzlich ist der Landessportrat kein Klub der Freunde des Sports, sondern der Landessportrat ist in einem Gesetz verankert, und in diesem Gesetz ist auch festgelegt, aus welcher Zusammensetzung sich die Mitglieder ergeben. Wenn es einen Bedarf nach einer Änderung des Gesetzes gibt, gibt es einen Mechanismus, der nicht dem Gemeinderat, sondern dem Landtag obliegt. Das wissen Sie, das weiß ich. Es steht Ihnen völlig frei, eine Gesetzesänderung einzubringen. Daher bitte ich um Verständnis, auch ich habe mich an die Gesetze zu halten, wenn es um die Einladungspolitik von Gremien geht, die der Landtag beschlossen hat, in Gesetze zu gießen. In der Sache selbst habe ich, glaube ich, jetzt schon die Frage sehr klar beantwortet: Das Nationalstadion in Wien ist kein Nationalstadion, sondern es ist eine Infrastruktur für Veranstaltungen. In dieser Infrastruktur für Veranstaltungen finden ganz viele verschiedene Veranstaltungen statt, und darunter fallen, vergleicht man es anhand der Besucherzahlen, ungefähr 8 Prozent der Veranstaltungen für Fußballveranstaltungen, und daraus folgt nach Adam Riese 92 Prozent für andere Arten von Veranstaltungen. Ich denke, es ist eine Frage von Schlauheit, dann auch zu sagen, dass sich eine solche Infrastruktur, bei der 92 Prozent der Nutzung auf andere Zwecke als das Zuschauen von Fußballspielen fallen, auch nach diesen Bedürfnissen richten muss. Falls jemand anderer Meinung ist, habe ich auch nichts dagegen. Ich habe auch nie gesagt, dass ich vollkommen gegen einen Neubau bin, aber klar ist, dass ein Neubau dann stattfinden kann, wenn es vorher eine brauchbare Kalkulation über die Investitionskosten, die Rückzahlung der Investitionskosten und die sich daraus ergebenden Betriebskosten gibt. Das muss dargestellt sein, und vor allem - das ist das Wichtigste - braucht es eine Idee, eine klare, nachvollziehbare Beschreibung, wie man das Geld, das sich dann aus den Betriebskosten samt Abschreibungen ergibt, auch wieder zurückverdienen will. Ein solches Konzept liegt nicht vor - Punkt 1. Punkt 2, die Haupteinnahme- und -erlösquelle des Praterstadions ist neben der Vermietung von mehreren Tausend Quadratmetern Büroflächen, für die dann im Zuge einer Ablöse auch Ersatz gesucht werden müsste, die Fläche in der Ebene, weil das der beliebteste Platz für Konzerte und Konzertveranstaltungen ist. Für Konzertveranstaltungen will man keine Galerien und braucht auch keine VIP-Logen im ersten, zweiten, dritten Rang, sondern man braucht für Konzertveranstaltungen vor allem eine sehr große Fläche. Klar ist, wenn wir die Fläche im ebenerdigen Bereich verkleinern, dann wird die Anzahl von Konzertveranstaltungen, für die dieser Bereich noch für einen attraktiven Platz gehalten wird und für den man sich dort einzumieten versucht, kleiner. Daher wäre es eine ökonomisch nicht sehr schlaue Entscheidung, diese Fläche zu verringern, noch dazu, wenn man weiß, dass 92 Prozent der Veranstaltungen nicht Fußballveranstaltungen sind. Daher braucht es, wenn man ein Fußballstadion nach dem Vorbild des Berner BEA-Stadions haben will, ein entsprechendes Betriebskostenkonzept und ein Veranstaltungskonzept und ein ganz normales Konzept. Wie immer, wenn man im Leben ein Geschäft machen will, macht es einen Sinn, sich vorher zu überlegen, was es kostet und was es bringt. Diese Planung liegt nicht auf dem Tisch. Ich verstehe daher, dass auf der einen Seite der Traum nach einem Berner BEA-Stadion im Wiener Prater das Herz bei den Fußballfans höher schlagen lässt - das kann ich nachvollziehen, das verstehe ich auch -, aber auf der anderen Seite halte ich das für eine Frage der Verantwortung, der ich mich jedenfalls verbunden fühle, dass man nicht auf Jux und Tollerei diesen Träumen nachgibt, solange es keine brauchbare Kalkulation gibt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. - Herr GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger, bitte schön. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Danke schön, auch dem Herrn Stadtrat für die Beantwortung. Vielleicht darf ich nur ganz kurz auf den Landessportrat zurückkommen, der uns diesmal wirklich sehr, sehr detailliert den Zwischenstand bis zum Sportstättenkonzept gezeigt hat und viele, viele Fragen hinsichtlich Kapazitäten und ähnliche Dinge beantwortet hat, Sie haben es auch gerade mit dem Stadion erwähnt. Ich hätte aber eine ganz andere Frage: Dieses ganze Kapitel, die Sportstätten und ähnliche Dinge mehr, betrifft eher die Hardware, wie man so sagt, aber wir haben schon einmal hier in diesem Hause eine Initiative starten wollen, um auch in anderen Bereichen etwas zu tun, nämlich insofern, dass wir die Jugend mehr zum Sport bringen. Da gibt es in Graz die Idee des sogenannten Sportgutscheins, dass jeder Volksschüler der 3. und 4. Klasse zum Beispiel einen Gutschein von der Gemeinde bekommt, um in einem Verein ein Jahr Mitglied zu sein, um schnuppern zu können, um in neue Sportarten hineinzukommen. Können Sie sich vorstellen, dass das auch die Gemeinde Wien jetzt einmal umsetzt, um die Jugend zum Sport zu bringen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich glaube, dass wir da, nur auf der politischen Ebene, keine einseitigen Maßnahmen treffen können, sondern dass man das mit den Vereinen und Verbänden besprechen muss. Wir fördern jedes Jahr alle Vereine und Verbände mit durchaus herzeigbaren Beträgen, und diese Beträge, die hier der Gemeinderat beschließt, haben ja vor allem auch die Zweckwidmung, den Sport erreichbar zu machen, die Sportvereine zu öffnen, die Sportstätten zu öffnen, um das Ziel, Jugendliche in die Vereine und Verbände zu bringen, zu unterstützen. Ich habe aber überhaupt kein Problem damit, wenn wir diese Frage einmal mit den Verbänden besprechen, denn es würde natürlich bedeuten, dass die Verbände dazu etwas beitragen müssen. Wenn die Verbände dazu bereit sind, habe ich kein Problem damit, auch einmal alternative Wege zu gehen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Die 4. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. - GR Ellensohn, bitte. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Stadtrat! Ich bin einer von diesen Fußballfans, die sich freuen würden, wenn große Turniere oder große Finale in Wien stattfänden - wie damals die EURO, da war ich bei jedem einzelnen Match. Es stimmt natürlich genau so, wie Sie das ausgeführt haben, erstens gibt es die Auflage von der UEFA hinsichtlich 70.000, an die sie sich nicht ganz halten, weil das St. Petersburger Stadion das 2021er-Finale bekommen hat und dort momentan nur 68.000 hineinpassen - immer noch größer als das, was wir für regelmäßige Spiele anbieten können. Sie haben aber auch gesagt, das ist das einzige Finale, für das man sich nicht bewerben darf, für die anderen schon. Kann man es sich vorstellen, dass sich Wien um eines bewerben wird, nämlich um ein Europa- League-Finale oder ein Super-Cup-Finale, bevor es dafür vielleicht auch zu klein ist, weil die Regeln halt auch alle paar Jahre angepasst werden? Kann man sich vorstellen, dass wir vielleicht eines von den Finalspielen, eines der zwei kleineren von den drei Finalspielen, die die UEFA organisiert, nach Wien holen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Erstens einmal kann ich mich erinnern - wir alle können uns erinnern -, dass es noch nicht so lange her ist, dass wir eine Europameisterschaft gespielt haben, bei der Österreich und die Schweiz die Ausrichter waren und wir im Wiener Praterstadion das Finalspiel der Europameisterschaft hatten. Das ist, glaube ich, jetzt ungefähr zehn Jahre her (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: 2008!) - 2008 war es, es ist elf Jahre her. Seither haben sich die UEFA-Richtlinien nicht verändert. Das heißt, wir wissen einmal auf jeden Fall, dass wir in der Lage sind, ein Europameisterschaftsfinale abzuhalten. Wir wissen, dass sich die Richtlinien auch für die anderen Bereiche, also für ein Europa-Cup-Finale, für ein Super-Cup-Finale, für ein Semifinale in der Champions League nicht sehr verändert haben und wir in der Lage wären, es im Wiener Praterstadion durchzuführen. Das Problem im Sinne Ihrer Frage ist jetzt, dass wir uns als Stadt nicht bewerben können, also der Stadionbetreiber kann sich nicht bewerben, es muss sich der nationale Fußballverband bewerben. Ich würde aber eine solche Bewerbung ausdrücklich sehr unterstützen. Schaut man sich jetzt das Stadion an, wo das Finale der Europa League stattfindet, nämlich in Sevilla, so sieht man, dass Sevilla ein Stadion ohne Dach hat. Es ist wesentlich kleiner als unser Stadion und bekommt ein Europa-Cup- Finale. Das zeigt also, dass es ja durchaus möglich sein muss, dass wir auch im Wiener Praterstadion wieder einmal ein Finalspiel sehen. - Ich würde das ausdrücklich unterstützen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 5. und letzte Zusatzfrage wird von Herrn GR Kops gestellt. - Bitte. GR Dietrich Kops (FPÖ): Danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung meiner Anfrage. Den Zeitpunkt, wann eine mündliche Anfrage drankommt, kann man sich leider nicht aussuchen, daher hat sich meine Anfrage ein bisschen überholt. Danke nochmals für die wirklich konstruktive Sitzung des Landessportrates. Wir haben ja wirklich viele Punkte besprochen, unter anderem auch die Präsentation von Frau Dr. Hofmann - auch ihr nochmals ein Danke ausrichten! - bezüglich der Nutzung des Ernst-Happel-Stadions. Das war wirklich sehr interessant. Dann haben wir noch einige Projekte von Ihnen präsentiert bekommen, die ich für sehr wichtig und auch notwendig für eine Sportstadt wie Wien finde. Unter anderem war auch schon lange mein Vorschlag oder meine Forderung, dass wir wirklich eine multifunktionelle Trainingshalle für Sportvereine in Wien brauchen, siehe zum Beispiel Graz. Das ist hier auch präsentiert worden und ganz wichtig. Sie haben in einer Presseaussendung gemeint, die 300 oder 400 Millionen EUR, die ein neues Stadion, ein Nationalstadion kosten würde, würden Sie lieber in die Förderung von Sportvereinen für Kinder einsetzen. Meine Frage dazu: Da wir ja wissen, dass die Gemeinde Wien hochverschuldet ist, stellt sich natürlich die Frage, ob Sie diese Projekte, die wir ja auch besprochen haben und die wirklich sehr wichtig für Wien sind, auch im Hinblick auf die budgetäre Not in Wien durchsetzen können, und ob Sie sich auch dafür einsetzen, dass der Sport nicht wieder zu kurz kommt. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich habe in den Ausführungen und auch in mehreren Interviews gesagt: Hätte ich die 300 bis 400 Millionen EUR, würde ich. - Da war also bewusst ein Konjunktiv gesetzt, weil wir auch keine 300 Millionen EUR auf der Kante haben, wo draufsteht: Mascherl im Budget, Investitionen in Sportstätten. Trotzdem bin ich aber sehr zuversichtlich, dass wir, wenn wir einen fertigen Plan haben, uns dann auch gemeinsam mit der Frage beschäftigen können, wie wir in die Investitionsfinanzierung kommen. Das wird man dann auch mit den zukünftigen Nutzern besprechen müssen, weil es dann auch eine Frage der Reinvestition durch Betriebskosten und Mietzahlungen ist. Das ist dann der nächste Schritt. Ich glaube aber, man soll in Planungsprozessen Schritt für Schritt vorgehen: Zunächst einmal die Bedürfnisse und die Bedarfe abklären und auf den Tisch legen, und dann kann man sich mit der Frage der Finanzierung, mit der Refinanzierung beschäftigen. Daraus ergibt sich dann auch ein Umsetzungszeitplan. Dieser Schritt liegt ja noch vor uns, so wie wir es auch besprochen haben. Darum möchte ich in der Jänner-Sitzung des Sportrates schauen, wie weit wir da einmal in der Bedarf-/Bedürfnisdarstellung stehen, und dann können wir eben die weiteren Schritte setzen: Wie sind die Finanzierung, die Finanzierbarkeit und wie der sich daraus ergebende Zeitplan? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Stadtrat. Die Fragestunde ist somit beendet. Bevor wir zur Aktuellen Stunde kommen, möchte ich eine Wiener Jugendgruppe mit Gästen aus London recht herzlich auf der Galerie des Wiener Gemeinderatssaals begrüßen. (Allgemeiner Beifall.) Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Wien Museum: Rot-Grünes Desaster abwenden!" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte die Erstrednerin, Frau GRin Mag. Hungerländer, die Aktuelle Stunde zu eröffnen. Ich bemerke, ihre Redezeit ist mit zehn Minuten begrenzt. - Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kollegen! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Das Wien Museum weckt bei mir, wie sicher auch bei vielen anderen Wienern schöne Emotionen und Erinnerungen, Erinnerungen an Sonntagnachmittage im Museum, Erinnerungen an Schulausflüge, Erinnerungen an Studienbesuche. Als gebürtige Wiednerin habe ich sicherlich eine noch engere Bindung an das Wien Museum. Immer, wenn ich gefragt werde, wo liegt die Wieden eigentlich, sage ich, zwischen Hauptbahnhof, Belvedere und Wien Museum. Und es war sicher nicht eine Touristengruppe, die am Karlsplatz herumgeirrt ist und das Belvedere gesucht hat, der ich geraten habe, doch gleich ins Wien Museum zu gehen, das näher ist. Außer Frage steht daher für uns als ÖVP, dass das Museum als zentraler Ort der Kunst- und Geschichtsvermittlung einer Modernisierung und Erweiterung bedurfte. In diesem Ziel stimmen wir ganz deutlich mit der Stadtregierung überein, nicht aber, wie das so oft in der Politik ist, mit der Ausführung. In diesem Fall sind wir dermaßen anderer Meinung, dass es uns angezeigt scheint, das Wort zu ergreifen und gewisse Warnungen auszusprechen. Leider hat sich in der Vergangenheit herausgestellt, dass es in Wien einen nahezu schematischen Ablauf bei Bauprojekten gibt, nämlich dass sich eine Kostenüberschreitung anzeigt, dann warnt die Opposition, dann beschwichtigt die Stadtregierung, dann wird der Skandal öffentlich, dann findet sich kein politisch Verantwortlicher - und am Ende zahlt dann der Steuerzahler. Das war bei der Stadthalle so, das war beim Prater-Vorplatz so, das war beim Krankenhaus Nord so. (GR Jörg Neumayer, MA: Nein! Nein!) Aber, sehr geehrte Damen und Herren, wir sind in der Hoffnung, dass das Wien Museum aus dieser unrühmlichen Reihe heraustanzen wird. (Beifall bei der ÖVP.) Beginnen wir also mit der Chronologie des Projektes Wien Museum Neu und gehen wir in das Jahr 2009 zurück, August 2009, als der damalige Kulturstadtrat Mailath-Pokorny angekündigt hat, ein neues Wien Museum errichten zu wollen. Es ging damals noch um einen Neubau, der ja für den Hauptbahnhof geplant war. Damaliger Baubeginn laut Stadtrat: unter Umständen sogar noch im Jahr 2011. Kolportiert wurden damals 50 Millionen EUR für den Neubau, das ganze Projekt stand ja auch schon im Regierungsprogramm der letzten rot-grünen Stadtregierung. Im Jahr 2015 hieß es dann seitens des Stadtrates: Der Spatenstich wird garantiert noch vor Oktober 2015 stattfinden. Damals war bereits auf Grund eines Kontrollamtsberichts bekannt, dass der Haerdtl-Bau dringend sanierungsbedürftig war - offensichtlich war das schon seit 2007 bekannt, es wurde dann 2011 an die Öffentlichkeit getragen. Wir springen ins Jahr 2012: Damals war noch immer ein Neubau im Gespräch, die Kosten wurden mit 90 Millionen EUR beziffert - wohlgemerkt für einen Neubau immer noch am Hauptbahnhof. 2013 schlussendlich kam die Idee eines Neubaus aus dem Gespräch, 2013 wurde nämlich festgehalten: Wir bleiben auf dem alten Standort, der alte Standort wird der neue Standort werden. Im Jahr 2014 wurde angekündigt, dass der Spatenstich im Jahr 2017, die Eröffnung im Jahr 2020 stattfinden soll. Dann kehrte Stillstand sein. Im Jahr 2017 gab es keinen Spatenstich, dafür hat der damalige Bürgermeister Häupl ein ganz neues Projekt in Umlauf gebracht, nämlich dass Teile des Wien Museums in das Winterthur-Gebäude expandieren sollten. Das war offensichtlich völlig unabgesprochen, es entstand ein kleines Chaos, der Bürgermeister musste zurückrudern, der geplante Bautermin wurde damals auf 2018 verschoben. 2018 sagte der damalige Stadtrat, der Baubeginn muss leider weiter verschoben werden. 2019 begann man mit der Ausräumung des Wien Museums, wobei fraglich ist, warum das so früh geschah, offensichtlich wurden dafür nur wenige Monate gebraucht, und das Museum stand seitdem immer wieder leider leer. Die eigentlichen Bauarbeiten haben noch nicht begonnen, es ist auch unklar, ob die Ausschreibung für den Generalunternehmer überhaupt schon stattgefunden hat, und die Fertigstellung ist für Ende 2020 geplant. Betrachtet man also die gesamte Geschichte, so hat sich die Fertigstellung des Wien Museums, damals noch als Neubau, von spätestens 2015 auf frühestens April 2023 verschoben, und das Ganze, ohne dass auch nur einen einzigen Tag irgendetwas gebaut wurde. Der zweite fragliche Punkt, neben dem Werdegang des Museums, betrifft die Baukosten: Unser Bezirksobmann Pasquali hat bereits Anfang dieses Jahres vor einer möglichen Baukostenüberziehung gewarnt, und inzwischen liegen den Medien auch interne Dokumente vor, die unsere Befürchtungen leider stützen. Laut einem Faksimile in der "Kronen Zeitung" vom Mai 2019 wurde der Bauplaner ersucht, die Kostenplanung hinsichtlich des aktuellen Planungsstandards zu plausibilisieren und dann schlussendlich im Mai-Protokoll, auch in der Zeitung ersichtlich, vom April 2019 wurde von reinen Baukosten in der Höhe von 87 Millionen EUR gesprochen. Jetzt haben wir verstanden, dass das, wie die Frau Stadträtin gemeint hat, ein Worst-Case-Szenario sein könnte. (Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Das habe ich nicht gesagt!) - Frau Stadträtin, Sie haben aber vorhin in Ihrer Anfragebeantwortung auch gesagt, dass die valorisierten Baukosten 71,6 Millionen EUR sind, und das wäre ja bereits eine Steigerung der Baukosten - das Ganze wiederum, ohne dass eine einzige Sekunde tatsächlich gebaut wurde. In der "Kronen Zeitung" wurde Folgendes gedruckt - ich zitiere: "Die vorliegenden Baukosten liegen weit über dem Budget, was aus internen Dokumenten hervorgeht." Der dritte fragliche Punkt sind die Abwurfpakete: Auch von diesen haben wir durch die Medien erfahren. Offensichtlich dürfte der Kostensteigerung mit Hilfe der Abwurfpakete Herr zu werden, versucht werden. Die Abwurfpakete wurden vom Generalplaner definiert, bereits bekannt ist das Abwurfpaket des Pavillons, quasi des Entrees des neuen Museums. Es ist nicht klar, ob dieses Abwurfpaket gezogen wird, und es ist vor allem nicht klar, wer, sollte es nicht gezogen werden, dann tatsächlich für die Errichtungskosten des Pavillons aufkommen wird. Ähnlich verhält es sich offenbar mit dem Kindermuseum, das ja auch für das Wien Museum geplant wurde. Diese 200 m² müssen jetzt aber offenbar in das Winterthur-Gebäude übersiedeln. Ein dritter fraglicher Punkt ist der Vorplatz, wobei das Wien Museum sagt, dass es für den Umbau nicht zuständig ist. Jedenfalls wird immer präsentiert, dass ein neuer Vorplatz dazukommt. Wer dafür zuständig ist und wer die Kosten dafür tragen wird, wissen wir auch noch nicht. Wir können also zusammenfassen: Obwohl noch kein einziger Spatenstich gemacht wurde, hat sich der Fertigstellungstermin nach hinten verschoben, es sind die Baukosten gestiegen und es ist fraglich, ob Teile des Projekts überhaupt realisiert werden können. Wir als ÖVP wollen, dass ein unabhängiges Expertenteam eine Prüfung durchführt, einen Bericht im Kulturausschuss legt und dass wir einen Status-quo-Bericht bekommen. Außerdem wollen wir, dass nach Grazer Vorbild eine laufende Kontrolle des Stadtrechnungshofes stattfindet. Dazu werden wir auch einen Antrag einbringen. (Beifall bei der ÖVP.) Geschätzte Damen und Herren! Als damaliges Ersatzmitglied der U-Kommission Krankenhaus Nord ist es mir sehr traurig aufgefallen, dass dieses neue Krankenhaus nur mit Politikversagen, mit Managementfehlern in Verbindung gebracht wurde. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das ist eine sehr selektive Wahrnehmung!) Es wäre sehr schade, wenn dasselbe auch für das neue Wien Museum in Frage kommt, und deswegen ist es dringend notwendig, dass wir jetzt handeln. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner ist Herr GR Weber gemeldet. - Bitte schön. GR Thomas Weber (NEOS): Herzlichen Dank! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste, herzlich willkommen im Wiener Rathaus! Das Thema der Aktuellen Stunde, das Wien Museum beziehungsweise der Umbau des Wien Museums war ja schon in den letzten Tagen Gegenstand medialer Berichterstattung. Es würde, so die Berichterstattung, sich eine Kostenüberschreitung in der Höhe von 23 Millionen EUR ergeben. Natürlich bin ich da hellhörig geworden, zumal ich das Projekt, die Sanierung, den Umbau des Wien Museums für wahrscheinlich das bedeutendste und wichtigste Projekt seiner Kategorie in der Zweiten Republik halte. Jedenfalls ist für mich das Projekt Wien Museum eines der ganz großen kulturpolitischen zentralen Projekte, die die Stadt Wien derzeit hat. Der Museumsbau ist entsprechend komplex, weil das Gebäude teilweise unter Denkmalschutz steht, daher nicht einfach abgerissen und neu gebaut werden kann. Wie gesagt, als ich die Nachrichten gelesen habe, bin ich hellhörig geworden, und ich glaube, das Erste, was mir in den Sinn gekommen ist, war: Na servas, das ist ganz schön heftig! Das Zweite, was ich dann gemacht habe, war, dass ich den Direktor des Wien Museums, Matti Bunzl, angerufen und gefragt habe, was es denn damit auf sich habe, was denn da los sei. Matti Bunzl war da sehr klar und sehr deutlich zu mir, er hat gemeint, es handelt sich um eine interne Risikoberechnungsanalyse und nicht um irgendeinen aktuellen Projektstand, und ganz zentral sei das Projekt innerhalb der vom Gemeinderat beschlossenen Parameter. Und dann hat Matti Bunzl mir gegenüber eine Einladung ausgesprochen, nämlich zu ihm zu kommen, einen Blick auf das Projekt zu werfen, alle Fragen mitzunehmen und auch, um alle Antworten zu bekommen. Für diese Einladung und Bereitschaft zum Informationsaustausch möchte ich mich auch sehr herzlich bedanken. Transparenz und Kontrolle sind uns NEOS immer ein Anliegen, und wenn das auf Gegenseitigkeit stößt, ist das natürlich etwas Schönes. - Herzlichen Dank, ich werde die Einladung annehmen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Das aktuelle Beispiel ist aber auch eine gute Gelegenheit, uns Gedanken darüber zu machen, wie komplexe städtische Bauprojekte hinsichtlich der Projektsteuerung und des Projektcontrollings aufgesetzt sein sollten, denn, ich habe es schon gesagt, Transparenz und Kontrolle sind uns NEOS ein wichtiges Anliegen. Der Rechnungshof liefert in der Broschüre "Management von öffentlichen Bauprojekten" (Der Redner hält die genannte Broschüre in die Höhe.) sehr schöne Vorschläge, wobei ich davon ausgehe und hoffe, dass sie im gegenständlichen Projekt auch Berücksichtigung finden. Das ist erstens eine aktive Wahrnehmung der Bauherrenfunktion - es braucht ein ausreichendes Know-how, um die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen -, Prozessmanagement, Risikomanagement, Controlling, Qualitätsmanagement - das kennen Sie wahrscheinlich alles - und umfassendes Berichts- und Dokumentationswesen. Zweitens fasst der Rechnungshof in diesem Bericht auch sehr schön zusammen, dass alle Bauprojekte, die in der Vergangenheit aus dem Ruder gelaufen sind, ähnliche Mängel aufweisen, und er führt auch Lösungsszenarien an, nämlich ausschreibungs- und ausführungsreife Planungen etwa, aber auch, ganz wesentlich wieder, das Thema Sicherstellung der Transparenz als Garant für den wirtschaftlichen Umgang mit den Steuergeldern. Diesen Punkt der Transparenz möchte ich noch einmal aufgreifen - ich habe es schon einmal gesagt, egal -, wenn es um Transparenz oder Kontrolle geht, ist uns NEOS das immer sehr wichtig. Ich meine, ich würde mir wünschen, dass wir zum laufenden Projektfortschritt in Zukunft auch die Mitglieder des Kulturausschusses mitnehmen, dass wir das Projekt in den Kulturausschuss hineintragen und dort im Kulturausschuss zukünftig laufend über den Projektfortschritt informiert werden, über Meilensteine, über Verzögerungen im Projekt beziehungsweise über den aktualisierten Kosten- und Zeitplan. Ganz wichtig ist mir noch am Schluss, zu sagen, ich erwarte mir natürlich von allen Verantwortlichen, dass das Projekt innerhalb der vom Gemeinderat beschlossenen Parameter umgesetzt wird. - Herzlichen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies. - Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Was ist eigentlich los mit der Wiener ÖVP? (Beifall von GR Jörg Neumayer, MA.) Na tatsächlich, Donald Trump, Boris Johnson verwenden die Lüge als politisches Stilmittel, und eine Fraktion hier im Rathaus macht das auch. Sie wissen es besser, Sie wissen es besser seit vielen Monaten und seit vielen Jahren, es gibt kaum ein Projekt, welches so transparent dargestellt wird wie das Wien Museum, und Sie beginnen mit Vorwürfen, die Sie durch nichts belegen können. (StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Doch, die sind in der Zeitung!) Die Aufzählung von Kollegin Hungerländer startet im Jahr 2009. - In diesem Punkt gebe ich Ihnen recht, es hat eine Zeit lang gedauert, bis der Gemeinderat als dafür zuständiges Gremium seine Entscheidungen gefällt hat. Die Flächenwidmung selbst aber wurde vor knapp einem Jahr beschlossen. Der Baubescheid erging vor knapp einem halben Jahr, und in der Zwischenzeit wurde mehrfach betont und klargelegt und mit Fakten belegt, dass alles im Plan ist. Kollege Weber hat es schon gesagt. Er so wie ich und so wie viele andere glauben, dass dieses Projekt bei Matti Bunzl und Christina Schwarz und ihrem Team in ausgezeichneten Händen liegt. Dafür bedanke ich mich. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Dann kommt das, was immer wieder kommt, die Lüge als politisches Stilmittel. Da geht es nämlich überhaupt nicht darum, wer recht oder wer unrecht hat, sondern wenn in der Politik gelogen wird, geht es vor allem darum, Zweifel zu säen. Zweifel zu säen, sodass man nicht mehr erkennt, was richtig und was ist falsch ist. Das ist das wirklich Verwerfliche daran, wenn Sie bei guten Projekten diese Zweifel säen - das machen Sie im Übrigen in anderen Bereichen auch -, damit die Bevölkerung verunsichert wird, in der Hoffnung, eine verunsicherte Bevölkerung wird politikverdrossen, interessiert sich nicht mehr dafür und am Ende passiert genau das, was Sie sich wünschen, nämlich dass nicht Solidarität im Vordergrund steht, sondern Vereinzelung. Sie nehmen sich das Wien Museum als Projekt her, weil es Ihnen gerade passt, wider jeglichen besseren Wissens. Ich bin wirklich sehr froh, dass Thomas Trenkler in diesem Zusammenhang einmal diese Sache, die die ÖVP gebracht hat, nicht unkommentiert stehen gelassen hat. Denn leider - ich sage ganz bewusst "leider" - gerät in der Berichterstattung heutzutage auch, da die Situation für Journalistinnen und Journalisten nicht mehr so angenehm wie früher ist - denn auch sie stehen unter einem enormen Druck - Geschichten zu liefern, et cetera, die Recherche ins Hintertreffen. Diesmal war es sehr einfach zu recherchieren, und Thomas Trenkler hat sich das angetan und tatsächlich die Vorwürfe der ÖVP mit der Überschrift "Echt gemein: Noch immer kein Fiasko!" bewertet und dargelegt, wo die ÖVP irrt. Das hat Seltenheitswert im Journalismus und das hat auch Seltenheitswert in der Kultur, dass sich jemand drübertraut und es so deutlich macht. Vielleicht ein letzter Satz dazu, wie es weitergeht: Traue ich mir die Hand ins Feuer zu legen, dass es zu keinerlei Kostenüberschreitung kommt? Wer traut sich das im privaten Bereich bei irgendetwas, was er macht? - Niemand. Glaube ich, dass dieses Projekt in besten Händen liegt und das alles dazu getan wird, dass es zu keiner Kostenüberschreitung kommt? - Ja, das glaube ich. Wünsche ich mir Begleitende Kontrolle? - Ja. Wünsche ich mir auch danach eine Kontrolle durch den Rechnungshof? - Ja. Das, was Sie selber sagen, ist das, was der Rechnungshof von sich sagt, dass er das nicht machen will. Der Rechnungshof will keine Begleitende Kontrolle machen, weil er danach nicht mehr nachprüfen kann. Das ist oft genug vom Stadtrechnungshof und auch vom Rechnungshof klargelegt worden. In diesem Sinne ist das auch eine ganz klare Positionierung zu Ihrem Antrag. Ich würde Sie wirklich ersuchen, damit aufzuhören, die Lüge als politisches Stilmittel einzusetzen. Das verunsichert die Bevölkerung, das fördert Politikverdrossenheit. In Wirklichkeit müssten wir alle gemeinsam alles dafür tun, dass sich Menschen wieder mehr engagieren, mehr gemeinsam machen wollen, mehr einmischen wollen und sich auf Fakten, die bestehen, verlassen können und diese nicht wider besseren Wissens nur aus politischen Zwecken konterkariert werden. - Ich danke Ihnen sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Ebinger. - Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren! Als ich gehört habe, dass ich zu dieser Aktuellen Stunde spreche, habe ich mir gedacht: O je, habe ich schon wieder irgendetwas versäumt, weil ich noch gar nichts von irgendwelchen Kostensteigerungen weiß, die schon wieder in den Medien kolportiert werden? - Ich meine, in einem muss man der ÖVP natürlich recht geben, das Ganze ist eine Lifetimestory. Ich war ja schon 2009 hier Gemeinderat, dann stand das in der nächsten Periode einmal in eurem Regierungsübereinkommen - architektonisches Signal, ökologische Bauweise. Dann gab es jahrelang die Findung des Platzes, weil das ursprüngliche Ziel ja war, in die Bezirke zu gehen, aber beim Belvedere, das wäre ja auch vom Bahnhof abgeschnitten gewesen und ein totes Eck und nicht im 10. Bezirk. Ich war damals auch in einer dieser Kommissionen, da gab es Grün, Rot, Orange und Blau, ich war bei der Blauen. Ich habe mir das angeschaut mit all den Architekten, Museumsdirektoren - das war, glaube ich, 2012. Dann hat es wieder ewig gedauert. Ewig dauern, das muss man sagen, ewig dauert das schon, weil 2015 haben wir erst den Architektenwettbewerb gemacht, der Anfang 2016 fertig war. Ich gehe davon aus, dass wir dieses Siegermodell auch umsetzen. Das habe ich heute in der Früh schon gesagt, weil nichts schlimmer ist, als wenn man dann irgendein Larifarimodell hat, wie die Leute sagen. Wir haben eine Ausschussreise gemacht, uns Museen angeschaut. Wir wollen auch ein Museum haben, in das die Leute kommen, um unsere zeitgenössische Architektur zu bewundern. Jetzt frage ich mich, was schon wieder passiert ist, denn es war immer, das möchte ich auch sagen, eines der ganz, ganz wenigen Dinge hier im Gemeinderat, in das die Parteien eingebunden wurden. Wir waren alle von Anfang an eingebunden, das hat sich erst geändert, als diese Umsetzungsgesellschaft mit Sepp Rieder gegründet wurde und das in die Wien Holding hineingesaugt wurde. Dann war für uns natürlich die Transparenz zu Ende. Das größte Problem haben wir mit dem Flächenwidmungsplan gehabt, mit diesem sogenannten Winterthur- Gebäude von der Zürich Kosmos. Die Idee - wer hat das zuerst gesagt? - vom Herrn Bürgermeister - wer immer ihm die eingegeben hat -, das haben wir immer schon verfolgt, das ist für mich immer völlig uneinsichtig gewesen. Die Büros vom Wien Museum waren jahrelang in diesem Gebäude, warum man das als Stadt Wien nicht kriegt, tauscht, wie auch immer und mit dem Gesamtkomplex eine Planung macht, warum das nicht möglich war, weiß ich ja nicht, dann hätten wir wieder anders planen können. Das ist aber offensichtlich nicht möglich gewesen. Wogegen wir stark waren, war diese Glaswand, die dann neben der Karlskirche steht. Da wurde jetzt versichert, dass das wohl abrückt, abrückt, abrückt. Wir haben 2018 den 108 Millionen ... Ich habe jetzt aber in den Anträgen nachgeschaut, ich kenne mich nicht aus, es sind immer andere Zahlen, die die ÖVP verwendet. Ich gehe einmal davon aus, dass das so ist, wie es ist. 108 Millionen, wenn jetzt Teuerungen sind, weil wir leider noch immer nicht bauen, ja, dann hat man halt den Index, ja, dagegen werden wir nichts tun können. Wenn Teuerungen sein sollten, weil wir jetzt eine stadtarchäologisch interessante, historische Markthalle am Vorplatz haben. Ja, das passiert jetzt beim Garagenbau beim Donnerbrunnen auch, da finden sie jetzt auch römische Ausgrabungen, und es verzögert sich alles. Wir mussten auch statische Messungen machen, ob man diesen Pilz überhaupt aufsetzen kann. Das sind natürlich schon Kosten, aber wenn das transparent befördert wird, werden wir uns dem auch nicht verschließen. Es ist nicht vergleichbar mit dem KH Nord, denn das KH Nord wird seit vielen Jahren gebaut, und da kommt eine Unzulänglichkeit oder Ungereimtheit nach der anderen. Hier wird ja noch nicht gebaut. Es ist jetzt die dritte Legislaturperiode, so wie es ausschaut, wird erst in der vierten Legislaturperiode gebaut. Ich bin ja glücklich und muss dankbar sein, dass ich das ganze Projekt hier als Abgeordneter noch mitverfolgen kann. Ich hoffe, dass ich auch noch die Endfertigstellung dieses Neubaus verfolgen kann. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Neumayer. Ich erteile es ihm. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, herzlichen Dank! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Wölbitsch, Frau Hungerländer - sie ist jetzt leider nicht mehr da -, nach den letzten Wortmeldungen bleibt mir die Frage: Was bleibt Ihnen jetzt noch in der Argumentation? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich Frau Kollegin Hungerländer heute in der Früh vor den Karren hat spannen lassen, und irgendwie habe ich das Gefühl, Sie, Herr Kollege Wölbitsch, leider genauso. Um das in den Worten Ihres ehemaligen Vorsitzenden Wilhelm Molterer zu sagen: Es reicht! Warum reicht es? - Weil wir hier sehen, wie eine Selbstdarstellung einer Partei vor freien Medien stattfindet. Und das passt überhaupt nicht mit diesem größten kulturhistorischen und kulturpolitischen Bauprojekt der Zweiten Republik zusammen. Ich möchte zwei Gustostückerl herausnehmen, die Sie in den vergangenen eineinhalb Jahren einfach aus Unwahrheiten gebracht haben. Die letzte Unwahrheit ist erst von dieser Woche, aus einem Zeitungsbericht zu entnehmen, da haben Sie vollkommen recht. Aber der Zeitungsbericht basiert auf Ihrer Presseaussendung: ",Der luftige schwebende Glaskobel ist ja bereits einer Schüttbetonaufstückung gewichen', erklärt Bezirksrat Johannes Pasquali." Das wirklich Spannende ist: Glauben Sie eigentlich, dass man in einem Museum einen Glaskobel machen soll? Was glauben Sie, was mit einer Stickerei aus dem 19. Jahrhundert im Sonnenlicht passiert? Was glauben Sie, was mit Zeitungsartikeln, mit Gemälden oder Möbelstücken aus vergangenen Jahrhunderten in einem Museum passiert? Behaupten Sie nicht, dass hier ein Glaskobel für eine Ausstellungsräumlichkeit geplant gewesen sei! Das ist einfach falsch, das muss man ganz klar vor Augen führen. (StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das war nicht unsere Idee!) Der zweite Punkt ist ebenso ein ähnliches Gustostückerl und darum ist die Frage: Von wem lassen Sie sich hier vor den Karren spannen? Er wurde ebenso von Kollegen Pasquali aus dem 4. Bezirk gebracht, der sich beschwert hatte, dass die Fläche der Dauerausstellung im Wien Museum drei Viertel und die Fläche der Sonderausstellungen ein Viertel einnehmen sollen. Großes Aufsehen bei der ÖVP! Ahnungslosigkeit bleibt hier über, denn natürlich, das Wien Museum ist so etwas wie das Heimatmuseum dieser Stadt. Das Wien Museum ist das Herzstück der Historie, des Wissens und der Kultur dieser Stadt. Natürlich ist die Dauerausstellung der Brenner. Warum? - Schulklassen gehen tagtäglich hin. Frau Hungerländer hat es vorhin angeführt. Schulklassen gehen hin, verbringen den Sachunterricht dort und setzen sich mit der Geschichte unserer Stadt auseinander. Beides sind für mich Gustostückerl, woran man sieht, dass die ÖVP irgendwie ihr kulturpolitisches Wissen beiseitegelegt hat. Ganz bewusst möchte ich Kollegen Fritz Aichinger dabei herausnehmen, denn hier findet eine Diskussion statt, hier findet ein Austausch statt. Ich würde Sie bitten, Herr Wölbitsch und auch Frau Kollegin Hungerländer, auch wenn sie immer noch nicht da ist, sich hier in der Fraktion ... (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Die ist beim Herrn Vorsitzenden entschuldigt!) - Danke sehr, ist entschuldigt, wunderbar, aber trotzdem könnte man sich hier bei Ihrem Kollegen informieren. Um das jetzt noch einmal auf den Punkt zu bringen, es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder es ist wirklich die Ahnungslosigkeit von Ihnen, dass Sie sich nicht erkundigen, oder - Kollege Margulies hat schon in dieser Richtung argumentiert - es könnte politische Sabotage von Ihnen sein. Das eine macht mich ein bisschen traurig und das andere macht mich fassungslos. Warum macht mich Ahnungslosigkeit in dem Zusammenhang traurig? - So viel Offenheit - und das hat Kollege Ebinger von den Freiheitlichen auch schon angesprochen - wie hier stattfindet! Es ist für mich unvorstellbar, dass Sie das nicht annehmen. Kollege Wölbitsch ist mit mir gemeinsam bei der Frau Stadträtin gesessen, wir haben Fragen geklärt. So wie Kollege Weber hier vorhin angeführt hat: Ein Telefonat mit dem Geschäftsführer Matti Bunzl - Offenheit ist da. Zuvor, während der Diskussion, ist die kaufmännische Geschäftsführerin des Wien Museum, Frau Schwarz, zum Kollegen Ulm gegangen und ist bereit, hier für Sie scheinbar offene Fragen zu klären. Also, es ist die Frage, was man noch viel mehr tun kann. Auch im Ausschuss wird das Thema regelmäßig behandelt. So, dieses größte kulturpolitische Projekt - die einzige Partei, die seit Anfang an dagegen ist, ist die ÖVP: entweder Ahnungslosigkeit oder politische Sabotage! Zu den einzelnen Fragen möchte ich nur ganz konkret sagen: Mit heutigem Tag ist alles im Plan, genau nach dem Gemeinderatsbeschluss, den wir hier gemeinsam beschlossen haben - außer der ÖVP, das stimmt schon. Mit dem heutigen Tag ist alles im Kostenrahmen und mit dem heutigen Tag ist nach dem Aufbau der letzten Monate alles genau den Vorgaben des Rechnungshofes folgend. Was wollen Sie noch mehr? Die Generalplanung ist im Rahmen, die Vorarbeiten finden bereits statt, es ist zeitgerecht ausgeräumt worden, archäologische Grabungen finden statt, die statischen Überprüfungen haben bereits stattgefunden, die Entkernung kann in Kürze beginnen, die Ausschreibung vom Generalunternehmer läuft, und all das ist die Grundlage für einen Baustart. Es bleibt für mich noch zuletzt die Frage: Ist es Ahnungslosigkeit, dann bitte nehmen Sie die Angebote an, oder ist es politische Sabotage, dann geht das traurige Spiel leider weiter. Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Dr. Wölbitsch. Ich erteile es ihm. StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Vielleicht nur ganz kurz, weil auch die Rede von Stil in der Politik war: Also, den Stil, dass man Kritik der Opposition tendenziell dann immer so uminterpretiert und sagt, das ist Kritik am gesamten Kulturstandort, die Kritik ist schädlich für die ganze Stadt. Man kritisiert das Wien Museum an sich. Man stellt das Wort Lüge in den Raum, Vergleiche mit anderen Politikern, et cetera. Ehrlicherweise, das ist aus meiner Sicht alter Stil, und das kennen wir von der SPÖ ja seit vielen Jahrzehnten. Immer wenn Kritik geübt wird, wird das mit diesem Argument planiert, und wir wissen, seit neun Jahren sind die GRÜNEN da mit dabei. Das ist aus meiner Sicht der alte Stil, den ich in dieser Stadt nicht haben möchte, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Denn uns liegen das Wien Museum und auch der Kulturstandort wirklich am Herzen. Ich möchte ja auch ein Wien Museum haben, das modern ist, das zeitgemäß ist, das ansprechend ist, und ich möchte auch, dass wir zusammen Besucherrekorde feiern können und - das sage ich auch bei jeder Gelegenheit und ich habe es auch bei der Pressekonferenz wieder gesagt - viele Bausteine und sogar die meisten Bausteine, die dieses Konzept ausmachen, finden wir als ÖVP auch gut und sinnvoll. Genau deshalb machen wir uns jetzt natürlich Sorgen, wenn - und das sind ja nicht Dinge, die wir erfunden haben - Dokumente auftauchen, wobei Sie ja sogar bestätigen, dass es diese Dokumente gibt, wo bei uns natürlich die Besorgnis aufkommt: Werden diese Bausteine auch so umgesetzt? Und ja, wir werden immer den Finger in die Wunden in dieser Stadt legen, wenn wir das Gefühl haben, dass auch nur annähernd die Gefahr besteht, dass Steuergeld verschwendet wird. Und nein, wir haben im Moment nicht das Gefühl, dass bei diesem Projekt alles so super-duper in Ordnung ist, wie das zumindest auch der Museumsdirektor, von dem ich sehr positiv finde, dass er auch heute hier ist, auch immer sagt. Da sind wir einfach komplett unterschiedlicher Meinung, und es erinnert mich auch immer an diese Vorgehensweise in dieser Stadt: Potenzielles Problem da, Deckel drauf - das ist die Problemlösungsstrategie hier in dieser Stadtregierung und, ehrlicherweise, die hat noch nie funktioniert, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Der Kern des Problems - das wurde auch schon kurz angesprochen, und Sie haben es auch selbst heute in der Beantwortung in der Fragestunde gesagt, Frau Stadträtin - ist, und das kritisieren wir ja immer wieder, dass solche großen Bauprojekte immer in die Ressortverantwortung einzelner Stadträtinnen und Stadträte fallen. Das werden dann teilweise so Verwirklichungsprojekte und werden dann meistens an Stellen ausgelagert, die solche Projekte noch nie erledigt haben. Das Wien Museum kann toll Museen betreiben, ganz sicher viele gute Ideen einbringen für die Renovierung. Ein Neubau in der Größenordnung übersteigert einfach auch das bisherige Wissen vieler Personen. Das war das Problem beim Krankenhaus Nord, das war das Problem - die Kollegin hat es ja schon gesagt - bei vielen anderen Projekten, Stadthallenbad, Prater-Vorplatz, Zentralfeuerwache, immer in einer Ressortverantwortung, kein zentrales Management dieser Bauprojekte. Das hat meistens dazu geführt, dass am Ende a) alles später eröffnet worden ist und b) wesentlich mehr gekostet hat. Deshalb, wir haben vorher kurz geplaudert, sind wir halt leider da etwas vorgespannt und reserviert, weil wir die Geschichte vieler Bauprojekte in dieser Stadt eben sehr intensiv verfolgt haben und weil da auch schon sehr, sehr viel passiert ist. Deshalb schrillen natürlich bei uns die Alarmglocken, wenn Dokumente auftauchen, wo wieder erwähnt wird: Na ja, hm, es könnte schon um einiges mehr kosten. Jetzt haben Sie gesagt, ja das ist alles nicht so, Sie haben es anders genannt, Sie haben dann gesagt, es steht zwar im Dokument vorliegende Kostenplanung drinnen - ich glaube, sogar wörtlich -, Sie haben es dann auf Risikoanalyse umgetauft. Von mir aus können Sie es auch Horrorszenario nennen, das ist mir ja wurscht, aber das Übel dahinter bleibt das gleiche, sehr geehrte Damen und Herren. Sie haben dann auch zu mir gesagt, na ja, Sie können mir alles sagen und alles zeigen. Darum geht es ja gar nicht, ich bin ja als Politiker nur Mittler. Mir wäre es viel wichtiger, dass Sie mit der Öffentlichkeit klar und transparent kommunizieren, dass die Dinge, die jetzt in diesem Papier, das es anscheinend wirklich gibt, auch veröffentlicht werden, darüber auch klar und deutlich reden, denn am Ende zahlen ja der Steuerzahler und die Steuerzahlerin für dieses Projekt. Das ist wesentlich wichtiger, als wenn Sie mir dann hier Dinge auch noch einmal in der Tiefe erklären. Wenn wir dann von Abwurfpaketen lesen, überrascht mich das auch nicht, denn logischerweise habe ich ein Budget und halte es ein, aber wenn ich merke, es könnte hie und da zu Kostensteigerungen kommen, dann ist ja klar, was gekürzt wird, nämlich die eine oder andere Leistung oder das eine oder andere Element im ursprünglichen Konzept, und das ist schlicht und einfach etwas, was wir nicht wollen. Deshalb fand ich die Aussage, die Sie auch heute in der Früh hier getätigt haben, gut, dass Sie gesagt haben: Okay, das Projekt wird im Budgetrahmen bleiben, abseits von Dingen, die wirklich, sage ich einmal, force majeure sind, wie man so schön sagt, und es werden alle Elemente, die dann doch nicht Abwurfpakete heißen, wie ich heute gelernt habe, so umgesetzt. Das fand ich einmal eine ehrliche Aussage. Warum ist mir das wichtig? - Weil wir natürlich alle ein tolles Wien Museum wollen und wir wollen kein weiteres Desaster. Sorry, davon haben wir in dieser Stadt einfach schon viel zu viele erlebt und auch viel zu viele gesehen. Sie waren bei den meisten Dingen noch nicht dabei, aber viele von uns haben diese Dinge gesehen und auch immer wieder kritisiert. Ich bin überzeugt davon, wir können uns in dieser Stadt kein weiteres Desaster, wir können uns auch kein weiteres Krankenhaus Nord leisten und wir können uns dieses SPÖ-System nicht leisten, das dahintersteht. Deshalb müssen wir es anders machen. Wir sind gerne für Gespräche bereit, aber viel wichtiger als Gespräche mit uns sind die Gespräche mit der Öffentlichkeit, klare Transparenz, all die Dinge, die irgendwo noch versteckt sind, zu publizieren und klar zu machen: Wird das Budget halten, werden alle Elemente so kommen? Sie haben es heute so gesagt, ich begrüße es, wir werden es weiter beobachten. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berner, und ich erteile es ihr. Bitte schön. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Wölbitsch! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Wölbitsch, ich verstehe Ihre Ängste, aber ich kann sie zum Glück nicht teilen. Wozu brauchen wir ein Museum in dieser Stadt? - Das haben wir ja schon alle diskutiert, ein Museum ist ein Ort der Kommunikation, ein Ort des Lernens über die Vergangenheit, des Reflektierens der Gegenwart, aber auch der Vergangenheit, ein Ort, wo wir Verbindungen finden können, Verbindungen der Menschen untereinander, auch Verbindungen vielleicht von Ideen, von älteren und neueren Ideen. Es ist kein romantischer Ort, sondern ein Ort der Diskussion, und all das sehe ich im Programm von Matti Bunzl verwirklicht. Gerade die jüngste Wahl zum Dritten Nationalratspräsident zeigt uns allen, wie notwendig auch eine solche Auseinandersetzung ist, gerade zur Rolle Österreichs und der Stadt Wien im Faschismus und danach. (StRin Mag. Ulrike Nittmann: Es geht ums Bauen!) Vieles scheint da im Allgemeinen nicht mehr ganz so bekannt zu sein, und es ist offenbar notwendiger denn je, die bis heute reichenden ideologischen Verbindungen bestimmter nationalistischer Gruppen, ihre Arbeit und ihren Einfluss mit ihrer menschenverachtenden und destruktiven Politik, die Ideen hier zu beeinflussen, offenzulegen. (GR Georg Schuster: Na geh! Themenverfehlung! - StR Maximilian Krauss: Nicht nur alles vorlesen!) Es muss öffentlich diskutiert werden. Matti Bunzl zeigt, wie das geht. Mit seinen Ausstellungsprogrammierungen, mit seinen Begleitprogrammen zeigt er, wie man im Wien Museum ein Museum für eine Stadt und ihre Menschen macht, wie man barrierefrei, spannend, einbindend für alle Bevölkerungsgruppen arbeiten kann. Genau das erwarten wir von einem Wien Museum. Das macht den bisher gelungenen Umbau auch so attraktiv, dass man den auch positiv gestalten kann - und Offenheit zeigt er auch. Haben Sie schon vorher jemals Skater im Wien Museum gesehen? Haben Sie ein Popfest im Wien Museum erlebt? Aktuelle Geschichte im Raum, der sich auch der Vergangenheit widmet? Das ist eine Form des Zugangs und des Umgangs, des Sichtbarmachens, was Umbau und was Veränderung bedeutet, die ich sehr schätze. Zu dieser inhaltlichen Arbeit gratuliere ich Matti Bunzl. Da er inhaltlich so achtsam arbeitet und die Inhalte programmiert, traue ich ihm und seinem Team auch zu, dass er auch achtsam im Umgang beim Umbau dieses Hauses ist. Soweit ich die Arbeit bis jetzt einschätzen kann - wie auch Sie, kann ich nur auf das, was berichtet wird, vertrauen -, sehe ich, alles liegt im Plan. Sollte etwas anders laufen, gehe ich davon aus, dass der Gemeinderat und auch die Stadträtin rechtzeitig davon informiert werden. Deshalb sehe ich nicht, woher diese großen Aufregungen stammen. Lassen sie das Museum einen Ort der Kommunikation sein, im Museum und darüber hinaus. Erfreuen wir uns an den Ausstellungen, die jetzt zwischendurch trotzdem noch zu sehen sind, gleich hier daneben im MUSA, übrigens einer der 19 weiteren Orte des Wien Museums, die weiterhin offenstehen. Ich weiß nicht, ob alle Kollegen von der FPÖ das wissen, denn Sie haben das vorher in Frage gestellt. Es gibt 19 Standorte, einer davon ist gleich daneben im MUSA, und da können Sie sich unter dem Titel "Das Rote Wien" über die Geschichte der Armutsbekämpfung in dieser Stadt in den 20er Jahren genauer informieren. Wie wurden Gemeindebauten, wie wurden Bauten für uns alle aufgebaut? Ich empfehle das sehr, um in Zukunft besser miteinander arbeiten zu können. Herzlichen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Schuster. Ich erteile es ihm. GR Georg Schuster (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderats, Besucher auf der Galerie und am Livestream! Frau Kollegin Berner! Wo ist sie? - Da hinten sitzt sie. Ich habe jetzt Ihrer Rede nicht ganz folgen können, das war jetzt irgendwie ein bisschen eine Themenverfehlung. Aber keine Sorge, wir sind fürs Wien Museum, es ist also heute keine Kontrarede von mir. Das Wien Museum begleitet mich ja persönlich als ehemaliges Mitglied der Bezirksvertretung Wieden schon seit vielen Jahren. Gerade 2015 war es ja auch dem 4. Bezirk ein großes Anliegen, dass wir das Wien Museum als Institution auf der Wieden behalten. Eine Absiedelung des Wien Museum hätte ja dazu geführt, dass der Karlsplatz mangels Museumsbesucher bei Weitem nicht mehr so gut frequentiert gewesen wäre und in weiterer Folge womöglich verfallen wäre. Natürlich hätte auch wieder die latente Gefahr bestanden - wir kennen das ja aus der Vergangenheit -, dass der Karlsplatz vielleicht wieder ein Drogen-Hot-Spot geworden wäre. Deshalb hat auch die Bezirksvertretung Wieden damals einen einstimmigen Beschluss gefasst, dass das Wien Museum auf der Wieden ansässig bleibt. Deshalb möchte ich mich auch gleich bei der Stadt Wien bedanken, dass diese das auch so gesehen hat und dass es schlussendlich auch dort bleibt. Kommen wir jetzt zu einem wesentlichen Vorteil des Wien Museum am derzeitigen Standort. Was ist beim Wien Museum geplant? - Es ist geplant, dass zum Beispiel ein wesentlicher Punkt ist, dass der Vorplatz extrem aufgewertet werden soll und es soll ja auch - viele haben es gesagt - das Wien Museum ein sogenanntes Baujuwel werden. Das würde natürlich auch dem Karlsplatz ein neues Flair geben. Ganz wichtig ist bei uns damals im Bezirk auch immer gewesen, dass die vorhandenen Bäume und die Grünanlagen erhalten bleiben, wenn nicht sogar ausgebaut werden. So wurde es auch damals dem Bezirk versprochen. Aber kommen wir jetzt wieder zurück zum Thema der Aktuellen Stunde: "Wien Museum: Rot-Grünes Desaster abwenden!" Also, ganz ehrlich, meine Damen und Herren von der ÖVP, ich kann beim besten Willen im Moment überhaupt kein Desaster erkennen. Mir scheint, das ist wieder einmal ein Sturm im Wasserglas seitens der ÖVP, um hier politisches Kleingeld zu wechseln. (StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das sagt ihr?) Okay, die Baukosten haben sich vielleicht etwas erhöht, aber dass das auf Grund der Indexierung ist und dass das in der Schwankungsbreite ist, ist jetzt kein großer Skandal, meine Damen und Herren. Hier so etwas heraufzubeschwören, ist sehr übertrieben. Irgendwie, habe ich so den Eindruck, hat die ÖVP-Wien seit der Huldigung ihres Bundesparteiobmanns beim Awakening-Gebet in der Wiener Stadthalle hellseherische Fähigkeit erlangt. Denn das Wien Museum jetzt mit einem Krankenhaus-Nord-Skandal, wie Sie das in der "Kronen Zeitung" geschrieben haben, zu vergleichen, ist schon wirklich sehr abstrus, meine Damen und Herren von der ÖVP. Glauben Sie mir eines: Das Wien Museum ist im Moment absolut kein Milliardengrab, es ist einfach unwahr, wenn Sie das so skandalisieren. Auch bei der letzten Sitzung im September haben wir ja bereits eine Anfrage an die Frau Stadträtin eingebracht, wo wir genau diese Fragen, die wir heute debattieren, eingebracht haben. Ich nehme an, das wird demnächst auch von der Frau Stadträtin beantwortet. Einiges hat sie uns ja heute schon beantworten können. Hier jetzt hysterisch ein Desaster herbeizureden, das entspricht überhaupt nicht den Tatsachen. Das Einzige, was man jetzt wirklich vielleicht noch ankreiden kann, ist, dass hier nichts in die Gänge kommt, denn wenn man sich die ursprünglichen Broschüren anschaut, hätte ja die Neueröffnung bereits 2020 sein sollen. Da kann man jetzt sagen, das ist nicht im Zeitplan. Wir haben aber heute genug Argumente gehört, warum das nicht im Zeitplan ist. Und jetzt sind natürlich die Sanierungshallen und alte Verkaufshallen gefunden worden, die jetzt ausgegraben und analysiert werden müssen. Da ist natürlich auch klar, dass das nicht den Umbau beschleunigt. Aber hier von Kostensteigerungen in Milliardenhöhe zu phantasieren, also, nicht böse sein, das geht gar nicht. Mir ist nur auch wichtig, dass die Stadtregierung beim Wien Museum mit offenen Karten spielt, auch gegenüber den Oppositionsparteien und dass wir immer eingebunden werden, wie die finanziellen Gebarungen gerade sind. Vielleicht wäre es ja möglich, dass die Kulturkommission vom Museumsdirektor eingeladen wird, dass man dorthin einen Ausflug macht, dass er dann genau erklärt, was der aktuelle Status ist, was geplant ist, damit auch die Kollegen von der ÖVP einmal wissen, was Sache ist und nicht irgendetwas aus der "Kronen Zeitung" herauspicken müssen, worüber sie gar nichts wissen. (StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das machen Sie ja niemals!) Wenn es zukünftig irgendwelche gravierende Anzeichen geben sollte, glauben Sie mir eines, meine Damen und Herren, falls sich hier etwas abzeichnen sollte, dann haben wir als FPÖ mit unserer Oppositionsstärke weit mehr Möglichkeiten der Aufklärung als Sie mit dieser Aktuellen Stunde hier. Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ und von Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Straubinger, und ich erteile es ihr. Bitte. GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es ist jetzt, ehrlich gesagt, nach dieser Fragestunde, in der ausführlichst beantwortet wurde und nach zwei Runden Aktueller Stunde zu einem eigentlich Nicht-Thema schon ziemlich alles gesagt, aber auf zwei Aspekte möchte ich gerne eingehen. Das eine ist, mich einmal grundsätzlich dafür zu bedanken, was für eine wirklich großartige inhaltliche Arbeit im Wien Museum geleistet wird. Das ist das Museum der Wienerinnen und Wiener und es ist quasi ein offenes Haus. Das war es auch schon beim Vorgänger Direktor Kos, aber noch verstärkt beim Herrn Direktor Bunzl. Es ist offen, es ist ein transparentes Haus, es ist ein Haus mit spannenden Ausstellungen, mit einem vielfältigen Angebot für Familien, über Kinder, über SeniorInnen, wenn man sich das aktuelle Programm anschaut. Es ist ein Haus, das jetzt geschlossen ist und trotzdem passiert wahnsinnig viel. Dafür einmal ein großes Dankeschön an dieser Stelle. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.) Es ist aber vor allem auch ein Haus mit einer Führung, sowohl vom Museum wie auch von der Stadt, nämlich von der Frau Kulturstadträtin, die offen und transparent agiert. Es gab, man kann das ja gar nicht alles wiederholen, Information im Gemeinderatsausschuss, es gab persönliche Gespräche mit der Frau Stadträtin, es gab Gesprächsangebote von Direktor Bunzl, und zwar mehrere, es gab persönliche Gespräche auch mit ihm, wo man gar nicht mehr weiß, was man eigentlich noch mehr an Angeboten schaffen soll. Von der Beantwortung von Anfragen, und so weiter will ich jetzt gar nicht einmal reden. Es gibt eigentlich keinen Grund, hier jetzt ein Thema zu einem offensichtlich verfrühten Wahlkampfthema zu machen oder hier auch anpatzend zu agieren, denn was Sie hier machen, sehr geehrte ÖVP, ist etwas, was offensichtlich nur Sie verstehen, was keine der anderen Parteien in diesem Haus versteht, und zwar unabhängig davon, ob sie jetzt in der Regierung oder der Opposition ist. Es ist keine Reaktion und kein alter Stil, wie Sie das genannt haben. Wenn man nämlich Kritik übt, wie Sie sagen, dann reagieren wir so, aber es ist keine Kritik, sondern die Grundlage für jegliche Kritik fehlt. Es ist ein Anpatzen, es ist ein Klauben, und das heißt so viel, wie nichts wissen. Was Sie hier auch noch machen - und das muss man auch mitnehmen -, ist, dass Sie in Wirklichkeit in einer gewissen Art auch geschäftsschädigend agieren. Wenn wir versuchen, wirtschaftliche Partner für das Museum zu finden, wenn wir versuchen, auch Sponsoren für das Museum zu finden, die Stadt und das Museum auch in guter Kooperation, dann ist das, was Sie hier ohne jegliche Grundlage in den Raum stellen, etwas, was geschäftsschädigend ist, und eine Firma würde Sie wahrscheinlich dafür klagen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es wurde hier offensichtlich nach dem Motto, es wird etwas picken bleiben, agiert. Ich könnte Ihnen jetzt noch einmal aufzählen, dass es immer ein Risiko ist, das ist so, aber es ist alles gemacht worden, um dieses Risiko zu minimieren. Es gibt eine Projektsteuerung, es gibt eine Begleitende Kontrolle, es gibt eine Örtliche Bauaufsicht, es gibt einen Baustellenkoordinator, es gibt Berichte und Austausch mit der Stadträtin und auch im Ausschuss immer wieder Berichte. Es gibt eigentlich keinen Grund, nicht für diese Aktuelle Stunde und schon gar nicht für einen Titel wie "ein rot-grünes Desaster abwenden". Ich würde Ihnen empfehlen, sich vielleicht dieses Programm - von November und Dezember habe ich es mitgenommen, ich werde es Ihnen geben - auch anzuschauen, anzuschauen, was sich inhaltlich alles im Wien Museum tut, sich auch darauf zu freuen, wie das Wien Museum dann wiedereröffnet wird, mit noch mehr Raum, mit noch mehr Möglichkeiten und das Wien Museum mit auch noch mehr Vorfreude zu betrachten, und alles andere, was jetzt Baukosten und was den Baufortschritt betrifft, in persönlichen Gesprächen, in Direktgesprächen und im Gemeinderatsausschuss zu klären, denn dort gehört es hin und dort gibt es auch eine ganz große offene Bereitschaft, das auch zu diskutieren, zu berichten und gemeinsam auch voranzutragen. Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen zwei, des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien fünf und des NEOS-Rathausklubs sechs schriftliche Anfragen eingelangt sind. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen zwei Anträge und des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien ein Antrag eingelangt. Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben, die Zuweisung erfolgt wie beantragt. Bevor wir jetzt zur Angelobung neuer Mitglieder hier im Gemeinderat kommen, darf ich zwei - Silvia Rubik ist jetzt von der Galerie verschwunden, ich sehe sie nicht - Gemeinderätinnen, die ihr Mandat zurückgelegt haben, recht herzlich hier im Wiener Gemeinderat begrüßen, Silvia Rubik und Mag. Faika El-Nagashi. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Wo ist die Silvia? - Ich sehe sie jetzt nicht. Dann fange ich einmal mit Frau Mag. El-Nagashi an, die ihre politische Heimat im 6. Bezirk hat. Sie ist dort auch als Bezirksrätin tätig gewesen, und von November 2015 bis vor drei Tage hast du dem Wiener Landtag und Gemeinderat angehört. In dieser Zeit bist du in unterschiedlichen Ausschüssen aktiv gewesen, unter anderem Bildung, Integration, Jugend und Personal, aber auch im Ausschuss für europäische und internationale Angelegenheiten und im Petitionsausschuss und du hast auch Kommissionen wie der Gemeinderätlichen Behindertenkommission angehört. Ich möchte mich recht herzlich für dein Engagement hier im Wiener Gemeinderat bedanken. Du bist ja vor zwei Tagen als Nationalrätin angelobt worden. Ich wünsche dir für diese neue Funktion alles, alles Gute, und du wirst es, wie ich dich hier kennen gelernt habe, mit viel Engagement und Enthusiasmus tun. Alles Gute! (Allgemeiner Beifall.) Silvia Rubik hat mit dem gestrigen Tag ihre Funktion als Gemeinderätin zurückgelegt. Du, Silvia, warst und wirst es natürlich auch weiterhin bleiben, seit 1994 in Penzing politisch engagiert, aktiv in diversen Funktionen. Von 2000 bis 2004 bist du in Penzing Bezirksrätin gewesen und im Jahr 2004 wurdest du als Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete in diesem Haus hier angelobt. In diesen 15 Jahren, die du hier aktiv warst, warst du in den unterschiedlichsten Ausschüssen tätig, zuletzt waren es der Ausschuss Gesundheit, Soziales und Sport, aber auch im Petitionsausschuss und BürgerInnenbeteiligung. Deine Schwerpunkte davor waren Bildung, Integration und auch Stadtentwicklung. Vor allem bist du auch viele Jahre für die Wiener Märkte zuständig gewesen und für ein Thema, das vielleicht nicht immer so oft auf Zustimmung stößt, aber trotzdem ein ganz, ganz wichtiges ist, du hast auch immer den Bereich Prostitution und Prostitutionsgesetz begleitet. Dafür auch recht herzlichen Dank, denn da gibt es nicht so viele, die sich darum streiten, dafür zuständig zu sein. Du warst aber auch im Kuratorium für Psychosoziale Dienste. Gemeinsam saßen wir bis vor Kurzem im Überwachungsausschuss der Krankenfürsorgeanstalt, und du warst natürlich auch Mitglied des Fonds Soziales Wien. Du kannst auf interessante, spannende und auch mit viel Engagement verbundene 15 Jahre hier im Wiener Gemeinderat zurückblicken. Für dein Engagement möchte ich dir im Namen von uns allen recht, recht herzlich danken. Heute hat für dich ein neuer Lebensabschnitt begonnen, und für diesen wünsche ich dir alles, alles Gute. Herzlichen Dank, liebe Silvia! (Allgemeiner Beifall. - Der verabschiedeten ehemaligen GRin Silvia Rubik werden Blumen überreicht.) So, ich darf jetzt mit der Sitzung fortfahren. Frau Mag. Faika El-Nagashi hat mit Ablauf vom 22. Oktober 2019 und Frau Silvia Rubik hat mit Ablauf vom 24. Oktober 2019 auf die Ausübung ihrer Mandate im Gemeinderat der Stadt Wien verzichtet. Ebenso hat Herr GR Peter Kraus auf sein Restmandat im Stadtwahlvorschlag der GRÜNEN mit Ablauf vom 22. Oktober 2019 verzichtet. Der Herr Bürgermeister hat gemäß § 92 der Wiener Gemeinderatswahlordnung auf die dadurch frei werdenden Mandate die in Betracht kommenden Ersatzmitglieder in den Gemeinderat berufen. Im Wahlvorschlag der GRÜNEN wurde auf das frei gewordene Mandat des Wahlkreises Zentrum Herr GR Peter Kraus und für das frei gewordene Restmandat Herr Johann Arsenovic in den Gemeinderat berufen. Für das im Wahlkreis Penzing frei gewordene Mandat der Sozialdemokratischen Partei Österreichs wurde Frau Mag. Andrea Mautz-Leopold in den Gemeinderat berufen. Gemäß § 19 der Wiener Stadtverfassung sind die Gemeinderatsmitglieder anzugeloben. Ich bitte die Schriftführerin, die Gelöbnisformel zu verlesen und die neuen Gemeinderatsmitglieder, auf meinen Aufruf hin das Gelöbnis mit den Worten "Ich gelobe." zu leisten. Ich ersuche um Verlesung der Gelöbnisformel. Schriftführerin GRin Safak Akcay: "Ich gelobe der Republik Österreich und der Stadt Wien unverbrüchliche Treue, stete und volle Beachtung der Gesetze sowie gewissenhafte Erfüllung meiner Pflichten." Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Herr GR Peter Kraus. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Ich gelobe. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Herr GR Johann Arsenovic. GR Johann Arsenovic (GRÜNE): Ich gelobe. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Frau GRin Mag. Andrea Mautz-Leopold. GRin Mag. Andrea Mautz-Leopold (SPÖ): Ich gelobe. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die Angelobung ist somit vollzogen. (Allgemeiner Beifall. - Den Angelobten werden Blumen überreicht.) Darf ich um ein bisschen Ruhe ersuchen? Ich darf vor allem die zwei neuen Gemeinderatsmitglieder, GRin Mag. Mautz-Leopold und GR Johann Arsenovic, recht herzlich hier im Wiener Landtag und Gemeinderat begrüßen. Vor allem darf ich Ihnen für Ihre Funktion hier im Haus alles, alles Gute wünschen. (Allgemeiner Beifall.) Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 4 bis 7, 9, 10, 13 bis 16, 18, 20, 21, 23 bis 25, 27 bis 31, 37 bis 39 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung die Postnummer 8 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen. Die Postnummern 1, 8, 11, 12, 2, 3, 17, 19, 22, 26, 38, 40, 41, 42, 43, 32, 33, 34, 35 und 36. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Wir kommen nun zu Postnummer 1, sie betrifft die Wahl eines Schriftführers. Bevor wir über den vorliegenden Wahlvorschlag abstimmen, ist über die Art der Abstimmung zu entscheiden. Gemäß § 27 Abs. 2 der Wiener Stadtverfassung sind Wahlen mittels Stimmzettel vorzunehmen, wenn der Gemeinderat nicht mit Zweidrittelmehrheit anderes beschließt. Ich schlage vor, diese Wahl durch Erheben der Hand vorzunehmen. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die mit diesem Vorschlag einverstanden sind, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke schön. Ich sehe hier die Einstimmigkeit. Frau GRin Mag. Barbara Huemer hat ihre Funktion als Schriftführerin zurückgelegt. Der entsprechende Wahlvorschlag des Grünen Klubs im Rathaus lautet auf Herrn GR Nikolaus Kunrath. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Auch hier sehe ich die Einstimmigkeit. Vielen Dank und alles Gute für die neue Funktion als Schriftführer. Es gelangt nunmehr Postnummer 8 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Fördermaßnahme Wiener Medieninitiative. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Strobl, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Man hat ja bei so vielen fröhlichen Gesichtern hier, vor allem in den hinteren Reihen, fast ein schlechtes Gewissen, aber es geht immerhin um 7,5 Millionen EUR. Das ist die Schwerpunktdebatte des Tages, deswegen fangen wir einmal an, die Diskussion zu führen, und ich hoffe, dass auch die neuen Abgeordneten nach den Fotosessions vielleicht daran teilnehmen. Worum geht es? - Die Wirtschaftsagentur Wien will mittels eines neuen Förderprogrammes Wiener Medienunternehmen bei der Umsetzung journalistischer Innovationen mit dem Ziel unterstützen, die Entwicklung von qualitätsvollem medialen Angebot zu unterstützen, insbesondere Aus- und Weiterbildung, um hier einen Beitrag zur Medienvielfalt zu schaffen und Verbesserung der Qualität von Medien zu leisten. Das ist an sich nichts Verwerfliches, das Ganze soll 7,5 Millionen EUR kosten, aufgeteilt auf 6 Ausschreibungsrunden von 2019 bis 2022. So, es gibt aber leider Gottes nicht nur einen Grund, sondern gleich vier Gründe, dem Ganzen nicht zuzustimmen. Der erste Grund - leider Gottes ist der zuständige Herr Stadtrat nicht hier oder vielleicht gratuliert er noch irgendwo - ist der, dass man tatsächlich hier einmal anfangen muss, eine Stildiskussion zu führen. Im letzten Ausschuss haben wir den Herrn Stadtrat ganz klar darauf hingewiesen, dass er fast bei allen Punkten, die irgendwie diskussionswürdig sind, vorab mit den Medien spricht, Pressekonferenzen macht und so tut, als ob die Diskussion beendet wäre und das Thema durch ist. Ich weiß, Sie können hier als Regierung das Ganze bestimmen, Sie haben die Mehrheit, und es ist durch. Ich frage mich aber tatsächlich: Ist es ein guter Stil, wenn man der Opposition vor der Diskussion das alles immer vor Ausschussdiskussionen und vor Diskussionen hier im Gemeinderat gleich hinhält und immer an die Öffentlichkeit geht? Ich sage Nein, denn wozu diskutieren wir dann überhaupt, dann kann ich es meiner Hand erzählen. Es wäre aber polemisch, dem Projekt deswegen nicht zuzustimmen, es wäre aber ein Grund. (Beifall bei den NEOS.) Grund Nummer 2 ist, wir haben im Ausschuss Fragen gestellt und als wir gefragt haben, ob es vergleichbare Projekte im Ausland oder in anderen Bundesländern gibt, wurde das Beispiel Hamburg genannt und dass man sich an dem orientiert hat. So, jetzt haben wir recherchiert. In Hamburg gibt es ein ausgezeichnetes Projekt, an dem man sich tatsächlich orientieren sollte, aber dieses Projekt ist ausschließlich privat und durch Medien und durch Crowdfunding finanziert. Hier steigt die öffentliche Hand überhaupt nicht ein. Ich frage mich jetzt, warum, bei einer doch sehr breiten Medienlandschaft für so ein kleines Land wie Österreich, wir es in Österreich nicht schaffen, so eine Initiative frei am Markt auf die Beine zu stellen, sondern warum die Stadt Wien als einziges Bundesland in Österreich schon wieder anfangen muss, eine eigene Medienförderung zu erfinden. (Beifall bei den NEOS.) Das wäre Grund Nummer 2, aber das ist auch nicht allein der Grund, warum wir hier leider nicht zustimmen können. Der wichtigste Grund ist für mich Grund Nummer 3. Die Werbekosten der Stadt Wien sind nach wie vor enorm. Wir geben im Jahr im Moment 46,16 Millionen EUR für Werbung aus, und das ist im Bundesländervergleich mit ganz Österreich mehr als doppelt so viel, als alle anderen Bundesländer. Solange die Stadt nicht hergeht und sagt, so, jetzt sparen wir einmal ernsthaft ein, wir gehen mit 50 Prozent zurück, auch bei unseren Tochterunternehmen, und wir gehen bei den Ausgaben um 50 Prozent zurück, kann ich einer neuen Förderung mit wieder 7,5 Millionen EUR beim besten Willen nicht zustimmen, auch wenn der Zweck ein guter ist. Das bedeutet, wenn Sie das Geld beim Boulevard rausschneiden oder beim Geld hier im PID, in der allgemeinen Kommunikation sparen, dann kann ich dem zustimmen, aber im Moment gibt es keine Zustimmung zu diesem Punkt. (Beifall bei den NEOS.) Last but not least der letzte Punkt: Der Herr Bürgermeister ist immer noch eine Antwort schuldig. Jeder hier im Raum kann sich erinnern, es gab einen Rechtsstreit zwischen den Wiener Linien und der Tageszeitung "Österreich". Dort wurde im stillen Kämmerlein ein Vergleich geschaffen, ein Vergleich mit Steuergeld. Solange der Bürgermeister uns nicht beantwortet, wie viel Steuergeld hier an die Tageszeitung "Österreich" geflossen ist, und klar aufklärt, was der Deal ist und wie dieser plötzliche Vergleich zustande gekommen ist, können wir neuen Medienförderungen auch nicht zustimmen. (Beifall bei den NEOS.) Ich resümiere: Erstens gehört der Stil des Stadtrats, was Kommunikation betrifft, massiv verbessert. Zweitens ist es so, dass uns der Herr Bürgermeister immer noch eine Antwort schuldig ist, was den Vergleich mit der Tageszeitung "Österreich" betrifft. Drittens haben wir immer noch Werbekosten, die hoch sind wie sonst nirgends für eine Stadt. Und viertens ist es für uns ein Projekt, das die Privatwirtschaft durchaus auch stemmen könnte oder das man mit einem Gesamtprojekt auch lösen könnte. Es müssen nicht weitere 7,5 Millionen EUR an Steuergeld in eine neue Medienförderung fließen. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka, und ich erteile es ihm. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einerseits war ich ja durchaus erfreut, als ich erfahren habe, was heute der Hauptverhandlungsgegenstand ist. Als ich gehört habe, ein medienpolitischer Akt, war ich erfreut. Manche von Ihnen - also die ganz wenigen, die immer aufmerksam der ganzen Sitzung lauschen - werden sich erinnern können, als ich bei der letzten Sitzung hier in diesem Haus zur Förderung des Fernsehsenders Okto gesprochen und gemeint habe, es wäre ganz, ganz dringend notwendig, öfter umfangreicher und ausführlicher zur Medienpolitik in dieser Stadt zu sprechen. Da hätte ich nicht erwartet, dass meinem Wunsch gleich in der nächsten Sitzung mit einem medienpolitischen Schwerpunktthema Rechnung getragen wird. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Wir nehmen halt die Opposition ernst!) - Herr Kollege Stürzenbecher, ich hoffe auch, dass es ehrlich gewolltes Interesse seitens der Regierungsfraktionen ist und nicht nur der Versuch, andere Themen hintanzuhalten. Aber sei es, wie es sei. Ich glaube, es gibt da ja einiges zu besprechen, und ich möchte jetzt die Medienpolitik ganz kurz nur im Zeitraffer doch ein bisschen breiter fassen als diese Wiener Medieninitiative, zu der auch Kollege Ornig schon einiges gesagt hat. Was haben wir da alles? Ich meine, ganz offen gesprochen, öffentliche Inseratevergabe, durchaus ein Thema, wir alle wissen es, in Wien erfunden, im Wohnbauressort, das im Wohnbauressort dann auch von Nachfolgern durchaus ausgebaut wurde. Da könnte man sich darüber unterhalten, wie man hier objektivieren könnte. Wir haben genauso die Thematik der Inserate bei den Unternehmungen der Stadt. Damit ich nicht missverstanden werde, ich halte es durchaus für richtig und wichtig, dass sowohl Unternehmungen, die am freien Markt performen müssen, als auch eine Stadt selbst inserieren darf, dass es Informationsangebote gibt, die transportiert werden müssen. Nur wäre es vielleicht einmal sinnvoll, über Parteigrenzen hinweg darüber zu reden, wie man das macht, nach welchen Kriterien man vorgeht, um hier etwaige Diskussionen, die wir seit Jahr und Tag führen, hintanzuhalten, meine Damen und Herren. Ein anderes Thema sind die elektronischen Medien in dieser Stadt, die wir ja auch als Eigentümer besitzen, wie beispielsweise in der Wien Holding den Fernsehsender W24. Überlegen Sie doch, meine Damen und Herren, wie intensiv auf Bundesebene über die Zusammensetzung und die Überparteilichkeit des ORF diskutiert wird. In Wien ist das gar kein Thema. Wäre das nicht einmal im Sinne von Transparenz, zu der der Herr Bürgermeister heute in der Fragestunde schon bei mehreren Themen gemeint hat, das ist eben ein ganz wichtiges Wesenselement seiner Politik, etwas, dass man auch darüber redet, wie man hier bei einem Fernsehsender einerseits Informationsbedürfnissen der Bevölkerung Rechnung trägt, aber andererseits Überparteilichkeit sicherstellt? Ich denke, ja, das wäre wichtig. Oder - Kollege Ornig hat es auch schon angesprochen - es gab ja durchaus ganz massive Diskussionen, nicht zwischen den Fraktionen, eher innerhalb der Regierungsfraktionen, zu Themen wie Entnahmebehälter bei Gratisprodukten und dergleichen mehr. Wie geht man mit dem Boulevard generell um? Ich versuche, das jetzt durchaus entschärft darzustellen, ich spreche jetzt nicht Politiker an, die nicht mehr in Amt und Würden sind, aber ich weiß zum Beispiel, Michael Häupl hat die "Kronen Zeitung" immer ganz massiv anders gesehen, als die Sektion 8 im 9. Bezirk das zum Beispiel tut. Dennoch sollte man einmal darüber reden, wie man hier mit diesen Medien, mit Inseratenschaltungen und vielem mehr umgeht, meine Damen und Herren. Jetzt komme ich zum konkreten Akt, nachdem ich nur in einem wirklich kurzen Überblick gezeigt habe, wie viele Dinge es zu besprechen gäbe. Ich halte Medienförderung auch und gerade in den neuen Formaten - und sehr vieles weist darauf hin, dass die Wiener Medieninitiative auch und vor allem für den elektronischen Bereich, für das ganze Blogger-Wesen angedacht wurde - für ganz, ganz wichtig. Wenn wir eine Vielfalt wollen, wird auch die öffentliche Hand hier ihren Beitrag leisten müssen. So weit so gut. Es gibt zwei Dinge, die mich an diesem Akt extrem stören, und ich habe das auch schon - nicht nur ich, sondern die Vertreter aller Oppositionsparteien - im Ausschuss gesagt. Was uns daran stört, ist die zeitliche Abfolge. Es war dann von den Einlangstempeln schon abzusehen, dass man hier mit höchster Eile agiert hat, denn wir sind jetzt Mitte Oktober im Gemeinderat, brauchen einen Beschluss, weil im November diese Initiative, dieser Wettbewerb schon startet. Alle Broschüren, alle Folder sind schon gedruckt, obwohl es die Zustimmung hier noch gar nicht offiziell gibt. Das ist natürlich eine Art und Weise, die schon ein bisschen zeigt, dass man den Stellenwert des Parlamentarismus nicht ganz so wahrnimmt, wie wir uns das wünschen würden, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Und das Zweite ist - wir bleiben dabei - die mangelnde Transparenz. Wir haben dann nach mehrmaligem Nachfragen im Ausschuss erfahren, wer die Jury denn sein wird, die diese Preisträger küren wird, die jetzt sozusagen über die Preisgelder zwischen minimal 10.000 und 100.000 EUR pro Preisträger entscheidet. Man hat uns das dann gesagt, wer interessiert war, durfte mitschreiben. Wir haben das zwar alle getan, aber auch hier, meine Damen und Herren: Wenn wir Medienpolitik machen wollen, Medienpolitik der Vielfalt, wo sich alle darin vertreten fühlen, die alle mittragen sollten, sollte man vielleicht auch solche Dinge vorweg diskutieren. Denn bei einem muss ich Kollegen Ornig völlig recht geben, 7,5 Millionen EUR sind nicht nichts, ganz im Gegenteil, das ist eine erkleckliche Summe, die durchaus sinnvoll eingesetzt sein kann, auch und gerade im Medienbereich, aber dann nur als etwas, was von allen mitgetragen wird, was absolut über alle Zweifel erhaben ist, dass man hier vielleicht wieder nach eigenen Gesichtspunkten und Schwerpunkten vorgeht. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, gerade so ein sensibler Bereich wie die Medienpolitik hätte sich mehr und nicht weniger Parlamentarismus verdient. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Kraus, und ich erteile es ihm. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): (Der Redner verstellt die Höhe des Pultes.) Ich glaube, Herr Juraczka ist gewachsen. Liebe Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zum vorliegenden Akt lassen Sie mich vorweg sagen, ich kann ja die schon im Ausschuss auch diskutierten Fragen hinsichtlich Timing, und wann man als Oppositionspartei auch zu den Informationen kommt, nachvollziehen. Wie Herr Ornig gesagt hat, ist das im Ausschuss auch besprochen worden. Auf eines möchte ich schon hinweisen: Einem Antrag, der seitens der Wirtschaftsagentur gestellt wird und dann in weiterer Folge in den Ausschuss und hier zu uns in den Gemeinderat kommt, stimmt halt schon im Präsidium der Wirtschaftsagentur auch die Vertretung der Wirtschaftskammer zu. Aber ich will jetzt nicht so viel darüber spekulieren, wie das jetzt mit ÖVP und Wirtschaftskammer und den immer gleichen Abstimmungen so funktioniert. Aber eigentlich, Herr Juraczka, gab es da, glaube ich, schon zumindest eine Einbeziehung, aber es obliegt nicht mir, das zu bewerten. (StRin Mag. Ulrike Nittmann: Im Gemeinderat sitzt die Wirtschaftskammer nicht und sie stimmt hier auch nicht darüber ab!) - Das ist vollkommen richtig, und wenn Sie gehört hätten, was ich anfangs gesagt habe, ist es, dass ich das auch nachvollziehen kann und dass diese Kritik ja auch im Gemeinderatsausschuss, der Herr Stadtrat war anwesend, diskutiert wurde. Lassen Sie mich zum Aktenstück selber, der Wiener Medieninitiative, vorweg sagen, ich glaube, dass journalistische Tätigkeit für den demokratischen Diskurs insgesamt und auch für die Kontrolle von dem, was wir als PolitikerInnen machen, unglaublich wichtig ist und dass es unbestritten ist, dass die großen Umwälzungen im medialen Bereich, im journalistischen Bereich hinsichtlich Digitalisierung, um nur ein Stichwort zu nennen, auch einen großen Druck auf die Medienbranche ausübt. Das heißt, die Gefahr, dass unabhängiger autonomer Journalismus - und man sieht das ja überall in Europa, nicht nur in Österreich, nicht nur in Wien - auch unter wirtschaftlichen Druck gerät, ist gegeben. Darum finde ich es ja auch gut, dass im konkreten Fall der Medieninitiative genau dieser wirtschaftspolitische Ansatz und Anreiz auch in den Blick genommen wird. Das heißt, es geht eigentlich um Wirtschaftsförderung - darum auch die Abwicklung über die Wirtschaftsagentur - und darum, innovative und wirtschaftlich nachhaltige Angebote über Förderungen abzusichern beziehungsweise Projekte zur Entwicklung von innovativen Medienangeboten zu unterstützen. Meine Vorrednerinnen und Vorredner - Redner, es waren nur Männer - haben es nicht angesprochen, aber es gibt in dieser Medieninitiative zwei Förderschienen, wenn man so will: zum einen den Medienstart, der sich sehr konkret auf Start-ups, journalistische Weiterbildungen von Einzelpersonen, und so weiter fokussiert mit einer maximalen Förderhöhe von 10.000 EUR und einer Förderquote von 75 Prozent, und dann noch das Medienprojekt, das eher etablierte Unternehmen, Medienunternehmen, Verlage, im Fokus hat mit einer maximalen Fördersumme von 100.000 EUR, einer Förderquote von 45 Prozent. Ich will nur allen in Erinnerung rufen, es gelten dann die De-minimis-Bestimmungen, das heißt, über 3 Steuerjahre maximal 200.000 EUR. Alles das, was jetzt mit Blick auf Inserate thematisiert wurde, kann also auf Grund der Rahmenbedingungen schon finanziell gar nicht zutreffen. Ich gebe zu, dass ich mir beim ersten Mal Durchlesen der Unterlagen auch gedacht habe, 2,5 Millionen EUR in Innovation stecken - gut, aber mir selber wären jetzt ehrlich gesagt nicht so viele Medienunternehmen in Wien eingefallen. Aber vielleicht ist die polit-mediale Bubble, die wir alle kennen, auch nicht das Ende der Welt. Ich glaube, da draußen gibt es sehr viele innovative Unternehmerinnen und Unternehmer, die im Medienbereich tätig sind, die wir in unserem alltäglichen Leben vielleicht auch gar nicht kennen. Mir ist insgesamt der Fokus auf die journalistische Qualität wichtig, der hier gegeben ist, das Abstellen auf Innovationsgehalt und zusätzliche Angebote zu fördern, die in Unternehmen noch nicht vorhanden sind, und die nachhaltigen Geschäftsmodelle zu finanzieren und zu etablieren. Auch in der Berichterstattung der letzten Tage wurde schon die internationale und fachliche Ausrichtung der Jury berücksichtigt. Ich verweise nur auf gestern, weil wir es auch auf Twitter gesehen haben, auf Romanus Otte, der sich gestern als Jurymitglied auch auf Twitter schon darüber gefreut hat. Auch das Forum Journalismus und Medien hat gestern bereits sehr freudig ausgeschickt, dass dieses Angebot für JournalistInnen, für Ausbildungszwecke, für Innovation im journalistischen Bereich sehr begrüßt wird und hat die Mitglieder, Leute und Interessierte in ihrem Verteiler aufgerufen, sich zu bewerben. Ich glaube, dass das für die journalistische Qualität ein wichtiges Förderinstrument ist, dass es auch wichtig für die Wertschätzung in Wien ist, also zielt die Wirtschaftsförderung dann auch auf Wertschöpfung in Wien ab. Ich will, dass Politik nicht bewertet, was gute qualitative journalistische Arbeit ist und was nicht. Ich will auch nicht, dass PolitikerInnen darüber phantasieren. ob man Zeitungen kauft oder nicht. Ich will, dass wir die Rahmenbedingungen hier gemeinsam festsetzen, damit unabhängiger, autonomer Journalismus in Wien gut funktioniert. Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Ornig zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Frau Vorsitzende! Nur ganz kurz und der Form halber: Im letzten Ausschuss haben wir nicht zu diesem Thema diskutiert. Das zeigt auch quasi die Masse der Vorfälle, ob es ein guter Stil des Herrn Stadtrats ist, vorab Pressekonferenzen, und so weiter zu geben. Hier ging es um die Fachhochschulförderung, wo genau dasselbe passiert ist, sogar noch in einem noch extremeren Ausmaß - zum Ersten nur zur Klarstellung. Zum Zweiten: Herr Kollege Juraczka hat urgiert, dass wir die Jury nicht mitgeteilt bekommen haben und dann eben nur in mündlicher Form schnell vorgelesen wurde. Dadurch, dass aber unabgesprochen das ganze Projekt schon online ist, hat man online die Jury nachschauen können. Insofern, glaube ich, wird die Wirtschaftsagentur gedacht haben, dann brauchen wir sie ihnen eh nicht mehr schicken, es ist alles längst online. Diese zwei Punkte waren mir wichtig. Danke. (Beifall bei den NEOS.) StRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Auch wir und die anderen Oppositionsparteien werden diesem Akt nicht zustimmen. Wir werden der Wiener Medieninitiative mit einem Betrag von 7,5 Millionen EUR nicht zustimmen. Auch von mir noch einmal kurz zusammenfassend der Akt, damit auch alle wissen, worum es geht: Die Stadt Wien soll oder wird über die Wiener Wirtschaftsagentur Medienunternehmen fördern. Die Wirtschaftsagentur ist ein Fonds der Stadt Wien und angesprochen sind nicht nur bestehende Unternehmen, sondern auch Gründungsvorhaben, Start-ups. Im Akt ist das klar dargelegt. Im Fokus stehen journalistische Vorhaben, das heißt, die Entwicklung neuer oder wesentlich veränderter beziehungsweise erweiterter Produkte, Formate und Inhalte. Im Regelfall werden diese Entwicklungen mit dem Einsatz technischer, insbesondere digitaler Innovationen einhergehen. Voraussetzung ist jedoch immer ein journalistisches Vorhaben auf Basis eines tragfähigen Geschäftsmodells. Nicht im Fokus stehen Vorhaben, die nur durch dauerhafte öffentliche Subventionen finanzierbar sind. So steht's im Akt. Aufgeteilt ist, der Kollege Kraus hat es schon kurz skizziert, zuerst Etappe 1 Medienstart: Selbstständige Journalisten mit neuen Projektideen sollen für neue Medienangebote angeworben und entsprechend unterstützt werden, nach den Richtlinien förderbar mit maximal 10.000 EUR pro Projekt in Form von Barzuschüssen. Im zweiten Schritt sollen Medienunternehmen, die Angebote in hoher journalistischer Qualität anbieten, gefördert werden. Projektsumme 100.000 EUR pro Projekt. Wer entscheidet? Wir haben es gehört, eine Jury aus Experten, no na, das kennen wir ja eh. Was kosten die Experten? Was kostet die Jury für die 6 geplanten Durchgänge? 200.000 EUR. Wer sucht die Jury aus? Die Wirtschaftsagentur und damit die Stadt Wien. Das ist einmal so die Kurzzusammenfassung des Aktes. Ich habe mir das wirklich versucht, intensiv zu Gemüte zu führen, aber die Formulierung war derartig schwammig. Nach mehrmaligem Lesen hat sich aber bei mir der Blick etwas gelichtet und der Inhalt ist mir dann ganz klar geworden, nämlich: Was will die Stadt Wien? Die Stadt Wien züchtet sich neue Medienunternehmen heran und neue junge Journalisten. Das Ganze hat sich auch dadurch erhärtet, als ich mir die OTS angeschaut habe. Am 24.10. hat die Stadt Wien zu einem Pressegespräch eingeladen, und zwar wurde im Rahmen der Neuausrichtung der Wiener Stadtkommunikation eine Innovationsförderung für Medien angekündigt. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Die Grundvoraussetzung!) Wir wissen, die SPÖ setzt sich mit der Stadt Wien gleich. Stadt Wien ist SPÖ, die SPÖ ist die Stadt Wien. Und damit züchtet sich die SPÖ neue Medien und neue Journalisten für ihre Berichterstattung heran ... (Aufregung bei GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Ja, aber ganz genau, Sie werden noch weiter hören, wie ich dazu komm' und wie mein Blick noch klarer wurde, und ganz klar wird, was da passiert. Also wir wissen, neue Medien sollen herangezüchtet werden, neue Journalisten soll es geben, weil die bisherigen, die eh nur durch dauerhafte Subventionierung existieren können, nicht im Fokus sind. Das heißt, wir haben eh schon Medienunternehmen, die sowieso nur durch die öffentliche Hand leben. Und, meine Damen und Herren, das klingt nicht nach Unabhängigkeit, ganz im Gegenteil. (Beifall bei der FPÖ.) Auch wir sind der Ansicht, dass es ein hohes Maß an journalistischer Qualität braucht, um genau diese Meinungsvielfalt entsprechend abbilden zu können. Nur bezweifeln wir, dass dieses Projekt, das heute beschlossen werden soll, dieses Ziel in der Form erreicht. Und wissen Sie, warum es eben geplant ist, dass die Auswahl der Projekte durch eine Jury bewertet und entschieden wird? Zu den Jurymitgliedern, die sind mittlerweile auf der Website veröffentlicht. Im Ausschuss, wie wir darüber gesprochen haben, war das noch nicht der Fall. Man hat sie uns ganz schnell vorgelesen, zum Mitschreiben war gar keine Zeit. Und natürlich, wenn die Wirtschaftsagentur als Organ der Stadt Wien diese Jury aussucht, stellt sich für uns die Frage der Unabhängigkeit der Jury. Genau diese Jury hatte wieder Einfluss auf die Projekte, die letztendlich gefördert werden. Wir haben derzeit hohe Werbeausgaben und wir haben ja bereits Medienförderungen. Das ist ja nicht etwas, was es bis dato noch nicht gibt. Wir haben ein Presseförderungsgesetz, wir haben ein Publizistikförderungsgesetz. Da reichen bereits eine Unzahl von Medien ein. Und das, was wir eben auch nicht wollen, ist, der Bund fördert die Medien, die Stadt fördert die Medien und keiner weiß, wer fördert wen und warum wird wer gefördert und warum wird wer abgelehnt. Wir wollen solche Doppelgleisigkeiten nicht, Förderung da, Förderung dort, Gießkanne da, Gießkanne dort. Wir kennen das genau aus dieser Fördertradition der Stadt Wien, dass auch wir nicht die entsprechenden Antworten auf unsere Fragen kriegen: Wer reicht ein? Warum wird jemand gefördert? Und vor allem, warum wir jemand nicht gefördert, warum wird jemand abgelehnt? Genau deshalb drängt sich bei uns der Verdacht auf, dass da nicht unabhängiger Journalismus und eine unabhängige Medienlandschaft gefördert werden soll, sondern genau willfährige Schreiberlinge. Nicht die Unabhängigkeit soll mit so einer Förderung unterstützt werden, sondern die Abhängigkeit junger Menschen, junger Journalisten vom Fördertopf, von der fütternden Hand von der Stadt Wien. Es ist doch absurd, zu glauben, dass die Medienfreiheit dadurch gesichert ist, wenn die öffentliche Hand subventioniert. Wie kann ein Journalist guten Gewissens Medienfreiheit gewährleisten und frei schreiben, wenn die öffentliche Hand subventioniert und wenn sie gefüttert wird? Wir wissen, dass die Hand, die einen füttert, die beißt man nicht. Die Währung, die genau da auf den Tisch gelegt wird, das ist die Dankbarkeit in Form von gefälliger Berichterstattung, in Form von gefälligen Medienangeboten für die Stadt Wien, für die SPÖ. Wir stehen vor einer Wien-Wahl, das wissen wir alle. Im Herbst 2020 spätestens wählen wir. Ich will auch niemandem etwas unterstellen, aber es drängt sich hier genau der Verdacht auf, dass man jetzt solche Medienangebote unterstützt, um sich solche willfährigen Schreiberlinge heranzuzüchten. (Beifall bei der FPÖ.) Ich sage Ihnen, was dazu meinen Verdacht noch erhärtet hat, weil ich meine, es geht um 7,5 Millionen EUR. Wie gesagt, die Formulierung ist schwammig. Im Ausschuss habe ich nachgefragt: Kann mir vielleicht jemand erklären, was denn konkret mit dieser Medieninitiative gefördert werden soll? Und wissen Sie, was die Antwort war? Ich meine, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Die 7,5 Millionen EUR sind als Unterstützung für die Kreativszene im Journalismus gedacht. Ja, meine Damen und Herren, wir brauchen keine Kreativszene im Journalismus! Wir brauchen Objektivismus und Unabhängigkeit im Journalismus! (Beifall bei der FPÖ.) Gerade heute haben wir das Thema gehabt beim Wien Museum, wie das ist mit Fake News in der Zeitung. Ich glaube, wir haben alle unsere Wickel mit diesen Themen gehabt und genau das wollen wir nicht. Das ist der Zweck dieser Initiative, und deshalb lehnen wir das ab. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Stürzenbecher. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzter Herr Berichterstatter! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich muss erst einmal sagen, dass natürlich meine Vorrednerin in ihrer Terminologie mit dem Ausdruck "Züchten von Journalisten" und "Züchten von Medien" eine Terminologie verwendet, die wir nur zutiefst ablehnen können. Das ist einfach ein Diskussionsniveau (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.), das eigentlich unglaublich ist. (StRin Mag. Ulrike Nittmann: Aber inhaltlich stimmt es!) Im Vergleich dazu, Frau Stadträtin, war ja Ihr Vorschlag, dass in der U-Bahn nur mehr die Frauen fahren dürfen, ja noch vergleichsweise harmlos. Aber Sie haben sich mit dieser Rede ohnehin selbst dargestellt, wie Sie sind. Ich möchte zu einer sachlichen Debatte, wie sie vor Ihrer Wortmeldung von allen anderen Rednern durchaus der Fall war, zurückkehren. Wir haben die Situation, dass wir die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Wien und überhaupt die Medienstrategie von Grund auf erneuern auf noch mehr Objektivität, noch mehr Effizienz, noch mehr Sachlichkeit. Das haben wir mit der Marke Wien erledigt. Wir haben jetzt die Innovationsförderung journalistischer Produkte. Der nächste Schritt, der nächste große Baustein bei dieser neuen Medienstrategie wird bis Ende des Jahres die Neuregelung der Inserate sein, wo es noch mehr Objektivität, Sachlichkeit und Effizienz geben wird. Der heutige Beschluss dient eben einer vielfältigen Medienlandschaft und dient einem qualitätsvollen Journalismus. Jetzt ist ja dazu zu sagen, dass wir zwar in Österreich durchaus einen qualitätsvollen Journalismus insofern haben, als er nicht von staatlichen Organen beeinträchtigt wird. Also da haben wir schon die Medienfreiheit und sind nicht wie in Ungarn, oder noch viel schlimmer in der Türkei, Gefahren ausgesetzt. Also wir haben einmal grundsätzlich die Medienfreiheit von den Gesetzen her, von den Normen her. Aber eine Herausforderung, die wir schon haben, ist, die Markterfordernisse und die journalistische Seriosität und Qualität in Einklang zu bringen. Natürlich ist es so, wenn man den Markterfordernissen voll unterliegt, dann ist die Gefahr, dass die Qualität nicht im gleichen Ausmaß da ist. Und dazu dient unter anderem unser heutiger Beschluss, dass wir hier einen guten Ausgleich schaffen. Die Zielsetzung geht ja über das Journalistische hinaus. Qualitätsvolle journalistische Tätigkeit trägt auch maßgeblich dazu bei, demokratische Strukturen zu stärken und hat auch einen Mehrwert für die Lebensqualität in der Stadt und eine wirtschaftspolitische Aufgabe. Sie schafft Anreize, und Medienunternehmen wird ermöglicht, innovative und wirtschaftlich nachhaltige Angebote zu liefern. Das sind weitere Effekte, die mit dem heutigen Beschluss einhergehen. Insofern ist es geradezu absurd, was meine Vorgängerin ausgeführt hat, weil genau das Gegenteil der Fall ist: Die Objektivität, die Sachlichkeit, der Tiefgang des qualitätsvollen Journalismus und die Innovation werden gefördert. Wir haben schon gesagt, es ist die Wirtschaftsagentur, die das durchführt beziehungsweise der Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien hat da seine Aufgabe. Das Ziel ist, selbstständige Journalistinnen und Journalisten zu schaffen. Bei dem kleineren Projekt, Betriebe mit bis zu 10 Personen, sind 10.000 EUR die Obergrenze. Das größere Projekt ist, Unternehmen mit bis zu 100.000 EUR können gefördert werden, wenn sie Angebote von hoher journalistischer Qualität legen. Da ist die Mindestprojektgröße 10.000. Die Jury ist natürlich außerordentlich unabhängig. Es ist ja vorgelesen worden, ich sage jetzt nicht alle Funktionen, aber: Dr. Christopher Buschow, ein Professor aus Weimar, Univ.-Prof. DDr. Matthias Karmasin, Akademie der Wissenschaften, Dr. Helmut Strutzmann, ein hervorragender Experte von Medienconsulting, Dipl.-Vw. Romanus Otte, ein Businessinsider, Ulrike Marinoff vom Presse- und Informationsdienst, die Vorsitzende Dr. Daniela Kraus vom Presseclub Concordia und die Univ.-Prof.in Mag. Dr. Margarete Jahrmann von der Hochschule Zürich. Also hier von einer parteipolitischen Jury zu sprechen, ist derartig absurd, dass derjenige, der das behauptet, ja eigentlich eine Pinocchio-Nase bekommen müsste, die mindestens zwei Meter lang ist. Das ist natürlich von uns abzulehnen. Wir haben weiters noch die Festlegung auch des Bürgermeisters und auch von unserem Stadtrat Hanke, dass die Experten voll unabhängig ihre Beurteilung abgeben werden und die Politik sich hier in keiner Weise einmischt. Und noch zum Argument, dass es die Bundespresseförderung ohnehin gäbe: Da kann ich auch für die, die an der Sache interessiert sind, sagen, dass das etwas ganz anderes ist. Das Presseförderungsgesetz sieht neben der Vertriebsförderung für Tages- und Wochenzeitungen auch eine besondere Förderung der Erhaltung der regionalen Vielfalt der Tageszeitungen vor, regionale Vielfalt. Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Qualitätsförderung und Zukunftssicherung unterstützt - Ausbildungskosten für Nachwuchsjournalisten, Gratisabgabe von Tages- und Wochenzeitungen an Schulen - und Forschungsprojekte auf dem Gebiet des Pressewesens. Das ist sozusagen die normale Presseförderung. Der gedankliche Ansatz jetzt der Wiener Medieninitiative richtet den Fokus auf das journalistische und innovative Medienprodukt. Dieses Fördermodell unterstützt jetzt neue, zukunftsorientierte Medienprojekte und nicht schon existierende Medienformate und deren Betrieb, und unterstützt nicht die allgemeine Journalistenausbildung, sondern man legt eben den Blick speziell auf individuelle, besondere Anforderungen, die ein innovatives Medienprodukt mutmaßlich darstellt. Der zentrale Fördergegenstand ist das Medienprodukt selbst. Also alles das, was hier von der Frau Stadträtin an Kritik geübt worden ist, geht wirklich ins Absurde. Bei den anderen Sachen, die von den anderen seriösen Debattenteilnehmern gekommen sind, da kann man über manches diskutieren. Im Ausland gibt es, da habe ich aber jetzt nicht die Zeit, durchaus vergleichbare Modelle. Die Werbekosten, wie gesagt, die werden immer effizienter gestaltet. Über Stilfragen kann man immer diskutieren. Allerdings, wenn man sich die Inserate anschaut, die die blaue und schwarze Bundesregierung in den letzten 17 Monaten geschaltet hat, da kann ich sagen, da kann sich Wien in seiner Inseratentätigkeit wirklich in den Spiegel schauen. Da sind wir unvergleichlich objektiver, sachlicher und effizienter, als es die blauen und schwarzen Inserate je waren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Aber, wie gesagt, man will immer noch besser werden und deshalb haben wir nach dem heutigen Beschluss noch vor, bis Ende des Jahres die Inseratentätigkeit auch in der Qualität noch einmal eine Stufe nach oben zu heben. Also zusammenfassend: Durch unseren heutigen Beschluss zur Innovationsförderung journalistischer Produkte werden eine vielfältige Medienlandschaft und qualitätsvoller Journalismus erheblich gefördert. Es ist das wirklich ein großer Wurf, eine ausgesprochen gute Sache, und ich ersuche um breitestmögliche Zustimmung. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Stumpf, ab sofort Redezeit maximal 20 Minuten. GR Michael Stumpf, BA (FPÖ): Danke schön. Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Kollege Stürzenbecher, der jetzt nicht mehr da ist - oh ja, Sie sind da, sehr gut -, je öfter man etwas betont, in der Regel, desto mehr ertappt fühlt man sich dabei. Und wenn der Dieb immer mehr schreit, haltet den Dieb, dann wird er dadurch nicht weniger schuldig. Offenbar haben Sie hier ein sehr schlechtes Gewissen, was diese Förderungskultur und diese Gefügigmachung, von Seiten der rot-grünen Stadtregierung gelebt, betrifft. Da muss ich anerkennen, da haben wir offenbar wirklich in die Wunde gestochen. Das ist etwas, was man festhalten muss. Ich sage und meine Fraktion ist der Meinung, dass gute und innovative Projekte Selbstläuferprojekte sind und man da nicht unbedingt in den Topf greifen muss und 7,5 Millionen EUR zur Gefügigmachung von irgendwelchen sogenannten kritischen Journalisten bereitstellen muss. Alternative Medien gibt es auch zuhauf. Wir kennen sie. Aber ich bin mir sicher, 98 Prozent der Wienerinnen und Wiener kennen diese alternativen Medien nicht, weil sie nicht so erfolgreich sind, wie Sie es gerne hätten. Die Rede ist zum Beispiel von Okto TV. Das wird auch großzügig und fürstlich von Ihnen finanziert und ausgestattet. Radio Orange, W24 und weiß der Kuckuck noch alles Mögliche, was Sie als Medienmacher gerne aufbauen würden, aber es seit Jahren nicht schaffen. Das verschlingt Unsummen an Steuergeld, aber es bringt den Wienerinnen und Wienern nichts. Und Ihre Hoffnung, Ihre vermeintliche Hoffnung, dass Sie sich dadurch ganz nach dem Vorbild eines Herrn aus Ungarn Ihre eigene linke Medienlandschaft schaffen können, diese Hoffnung wird Ihnen zunichte gemacht. (Heiterkeit bei GR Dr. Kurt Stürzenbecher. - Beifall bei der FPÖ.) Denn Sie kennen wahrscheinlich den Spruch und Sie kennen ihn nicht nur, sondern Sie leben dieses Motto sogar: Wessen Brot ich fresse, dessen Lied ich singe. Und genauso versuchen Sie in Wien, eben Ihre Schreiberlinge herbeizuziehen. Ja, das ist so, wie es die Frau Kollegin Nittmann gesagt hat. Und dass Sie da Schnappatmung bekommen und hyperventilieren, beweist nur, wie recht sie damit hat. Die Jury, die bereits von der Frau Kollegin angesprochen wurde, auf Seite 14 übrigens unter dem Punkt 13.6 nachzulesen, ist eine Jury, die von der Wirtschaftsagentur Wien mit der Beurteilung und Kontrolle von Anträgen beauftragten Personen unterliegen und einem strengen Verschwiegenheitsgebot unterliegen. Das ist interessant, wieso, wenn man immer Transparenz betont, muss es eine strenge Verschwiegenheitspflicht geben und kann nicht transparent darstellen, wer welchen Zuschlag bekommt und welche Fördersumme zugestanden bekommt. Da stinkt doch irgendwas. Da ist doch irgendwas nicht klar. Wir werden vielleicht oder zumindest würde ich das von hier aus den alternativen freien Medien wirklich ans Herz legen, die Probe aufs Exempel zu machen und schauen wir einmal, wie unabhängig diese unter Verschwiegenheit stehende Jury wirklich agiert und arbeitet. Vielleicht wird sich ja "Wochenblick" oder "Info-DIREKT" oder "unzensuriert" auch um eine Förderung bemühen, und wir werden dann schauen, ob Ihnen diese auch zugestanden wird, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Da wir einen Schwerpunktgegenstand haben und auch Digitalisierung ein wichtiges Thema ist, möchte ich zu einem anderen Thema zu sprechen kommen, nämlich die "Sag's Wien"-App, eine tolle App, die von vielen Wienerinnen und Wienern begeistert verwendet wird. Ich möchte mit meinen Kolleginnen und Kollegen gemeinsam den Antrag einbringen, diese App um eine weitere Kategorie zu erweitern, nämlich um Tiere. Was ist gemeint? Die Stadt Graz hat auch eine derartige App und nützt oder bietet die Möglichkeit, über Mobiltelefon akute Missstände zu melden und hat auch die eigene Kategorie "Meldeoption Tiere" eingerichtet, wo der Tierschutz in der Stadt maßgeblich verbessert wird. So können zum Beispiel die Nutzer den Standort ausgesetzter oder streunender Tiere, an gefährdeten Stellen errichtete Brutstätten und Ähnliches melden. Die App "Sag's Wien" gibt es bereits. Wir glauben, dass diese Erweiterung auch in Wien sinnvoll wäre, leicht durchführbar wäre und jedenfalls auch kostengünstig sichergestellt werden kann. Deshalb bringen wir den Antrag ein, dass die Amtsführende Stadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke zum Ausbau des Tierschutzes veranlassen möge, dass die Sag's Wien-App um die Meldeoption "Tiere" erweitert wird. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall bei der FPÖ.) Danke für die Aufmerksamkeit. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Neumayer. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Vieles gesagt, noch nicht von allen, aber ich darf hier jetzt die Klammer rundherum machen. Ich weiß nicht, wer von Ihnen heuer bei den Österreichischen Medientagen war und diese hervorragende Diskussion am Donnerstag in der Früh im Erste-Campus mitbekommen hat mit Vertreterinnen und Vertretern von Medien aus Österreich, von allen Medien-Playern, aber auch von internationalen Playern, wo man nicht die Augen verschlossen hat, so wie es hier in manchen Wortmeldungen der Fall war. Weil, ja, der Medienstandort Österreich hat keine Grenzen mehr. Der Medienstandort Österreich ist uns wichtig, weil wir hier Medienpluralität haben wollen, österreichische Medienpluralität, Wiener Medienpluralität. Aber natürlich ist es mittlerweile Realität, dass große Player wie beispielsweise Facebook, Instagram, Twitter, um nur ein paar Social-Media-Bereiche herzunehmen, hier große Konkurrenten für den österreichischen Markt sind. Natürlich ein weiterer von den Big Five, Google, macht in Wahrheit mittlerweile Medien in unterschiedlichen Sprachen, auch in der deutschen Sprache. Es ist in Ordnung, dass wir heute eine Vielzahl von deutschen Medien, Schweizer Medien und anderen deutschsprachigen Medien in Österreich lesen können, sehen können und konsumieren können. Aber uns in Wien ist es essenziell, dass der Wiener Medienstandort hier gestärkt wird. Es geht um eine Medienvielfalt, es geht um hochwertigen Journalismus, um objektiven Journalismus, den wir hier in dieser Medienlandschaft vertreten haben wollen. Und ja, natürlich geht es auch hier um Arbeitsplätze. Wenn wir Vergleiche aus anderen Staaten Europas hernehmen oder gar über den europäischen Kontinent hinaus gesehen, dann erleben wir einfach ganz, ganz viel, dass dort, wo alles dem freien Markt überlassen worden ist, Medien gestorben sind, Arbeitsplätze wegrationalisiert worden sind und Medienvielfalt nicht stattfindet. Oder nehmen wir uns beispielsweise Italien her. Ich weiß nicht, ob Berlusconi einer politischen Couleur zugehörig ist oder ob er sogenannt unabhängig ist. Das sind Zustände, die wir hier in Österreich nicht haben wollen. Das sind Zustände, die wir in Wien nicht sehen wollen. Hier reden wir definitiv von Abhängigkeit und hier reden wir von all den Problemen, die Sie aber fälschlicherweise uns angekreidet haben. Nehmen wir uns den amerikanischen Markt her, nehmen wir uns den britischen Markt her, nehmen wir uns andere Märkte her, wo wir genau diese Zuspitzung in Bezug auf Oligarchen haben, genau die Zuspitzung in Bezug auf Rechtspopulisten, genau die Zuspitzung, wo der Medienmarkt keine Pluralität mehr hat. Und das kritisiere ich an Ihren Aussagen! Diese Herausforderungen kennen wir. Diese Herausforderungen sehen wir. Und darum haben wir ein ganz klares Bekenntnis und ein Bewusstsein. Ich darf noch dazusagen, auch bei den österreichischen Medientagen war wieder ganz klar im Gespräch das Mediennutzungsverhalten von Menschen. Es tut mir furchtbar leid, Frau Nittmann, aber das hat sich einfach geändert. Es gibt jetzt viele Medien-Player. Und gerade wenn wir auf die Zielgruppe der Unter-30-Jährigen achten, wir haben uns erst zuletzt damit intensiv auseinandergesetzt, ist es nicht mehr die klassische Zeitung, ist es nicht mehr der klassische Rundfunk, sondern eine breite Palette an Medien. Darum geht's. Sie haben das Wort "kreativ" kritisiert. In dem Papier steht ganz klar innovativ, innovativer Journalismus, qualitativ hochwertiger Journalismus mit kreativen Lösungen, mit kreativer Möglichkeit. Natürlich ist uns Kreativität hier wichtig, weil wir hier die Konkurrenz haben. (StRin Mag. Ulrike Nittmann: Schwammig geschrieben! Kreativer Journalismus!) Der österreichische Medienmarkt - lassen Sie mich bitte ausreden, Frau Nittmann - hat hier internationale Konkurrenz. Und ja, hier ist uns Kreativität wichtig. Nutzen Sie einmal genau diese Medien, die unsere jungen MedienkonsumentInnen dieser Stadt heute nutzen, dann wissen Sie, wovon ich spreche: Von Innovation, von Kreativität. Und ja, das tut der österreichischen Medienlandschaft hier mehr als gut, wenn wir sie dabei unterstützen, wenn wir sie dabei fördern, genau auf diesem Markt Fuß fassen zu können, größer werden zu können und wir ein Wiener Angebot hier haben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN - GR Michael Stumpf, BA: Sie haben Ihre Sekte!) Auf den Zwischenruf möchte ich noch kurz eingehen, Herr Stumpf. Ich weiß nicht, ob die "Wochenschau" oder die Art und Weise, wie "unzensuriert" derzeit agiert, ob das wirklich so innovativ ist, ob es wirklich so kreativ ist. (GR Michael Stumpf, BA: Das ist eine Sekte!) Es ist die Frage, was am Ende vom Tage von einer internationale Jury, von hochkarätigen Persönlichkeiten als innovativ anerkannt wird und was nicht. (GR Michael Stumpf, BA: Verschwiegenheitspflicht!) Uns geht es um Medien ... (GR Michael Stumpf, BA: Verschwiegenheitspflicht!) Ich habe Ihre Wortmeldung vielleicht nur falsch verstanden. Ich glaube nicht, dass Sie dem österreichischen Journalismus "Sekte" vorwerfen. Auch das kann ich Ihnen gerne erklären, Herr Stumpf. (GR Michael Stumpf, BA: Freimaurerlogen!) Auch das kann ich Ihnen gerne erklären. Wenn ein Projekt einen Zuschlag, einen positiven, bekommt, wird klarerweise diese Entscheidung veröffentlicht. (Heiterkeit bei GR Michael Stumpf, BA.) Wenn eine Idee, ein Projekt, ein Antragsteller hier keinen Zuschlag erhält, ist es im Sinne des Antragstellers, dass auch der Kritikpunkt nicht veröffentlicht wird. Die Jury und Abwicklung Wirtschaftsagentur (GR Michael Stumpf, BA: Sie entscheiden, wer den Zuschlag erhält.), das haben Sie vorhin alles vorgetragen, das brauche ich Ihnen jetzt nicht noch einmal zu erklären. (GR Michael Stumpf, BA: Ja genau!) Natürlich ist es uns wichtig, dass die Projekte, die hier eingereicht werden können, möglichst viele sind, möglichst unterschiedlich, möglichst interessant und, Frau Nittmann, von mir aus auch möglichst kreativ. (Heiterkeit bei GR Michael Stumpf, BA.) Ich benutze das Wort jetzt noch einmal, weil es passend und richtig ist. Manche innovative Projekte sind vielleicht noch nicht heute genau förderungswürdig, aber vielleicht in zwei und drei Jahren. Und es ist gut so, dass diese innovativen Ideen dann eben nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten werden, sondern dass diejenigen, die hier die Idee haben, noch einmal nacharbeiten können und in Ruhe weiterarbeiten können. Da geht es auch ein bissel darum, den Markt, die Dynamik am Markt und die Wirtschaftssituation in Wien und in Österreich vor Augen zu haben. Zur Sache: Ja, wir nehmen 7,5 Millionen EUR in die Hand und in Wahrheit können wir stolz darauf sein. Ja, wir nehmen das Geld in die Hand für Projekte bis zu 10.000 EUR, wo einzelne selbstständige Journalistinnen und Journalisten sich hier eine innovative Weiterentwicklung ermöglichen können. Und ja, wir nehmen für Start-ups bis zu 100.000 EUR in die Hand. Wir haben eine Förderungsquote von 75 Prozent für Einzelne und von 60 Prozent für Start-ups avisiert, und eigentlich ist das genial. Wenn man sich das Sterben des Medienmarktes europaweit genau vor Augen führt, so arbeitet Wien hier ganz klar für Pluralität und für objektiven Journalismus, damit genau diese Qualität, die wir heute in Österreich haben, weiter bestehen bleiben kann. Es gibt zahlreiche Vergleiche, Kollege Ornig hat das vorhin angeführt. Er hat sich einen herausgepickt, nämlich Hamburg. Er hat gesagt, das Ganze ist nicht von der öffentlichen Hand finanziert. Herr Kollege Ornig, leider jetzt nicht da, Hamburg ist ein PPP-Modell. Wir haben aber zahlreiche andere Beispiele und die habe ich mir jetzt kurz durchschicken lassen, wo ganz klar der Landesträger im Vordergrund steht. In Bayern beispielsweise - ist jetzt nicht unbedingt Rot-Grün regiert, sollte es wen interessieren - einige Millionen, in Nord... (GR Markus Ornig, MBA: Bin auf der anderen Seite gestanden!) Entschuldigung, Herr Kollege Ornig, in Bayern, wenn Sie das jetzt gehört haben, nicht unbedingt Rot-Grün politisch geführt, vom Land direkt. In Nordrhein-Westfalen "Local Media" rund 2,7 Millionen EUR seit 2014. In Holland ein Stimulierungsfonds für 5 Millionen EUR jährlich, hauptsächlich vom Bildungs- und Kulturministerium kommend. Ich könnte jetzt auch sagen, es ist eigentlich traurig, dass die schwarz-türkis-blaue Bundesregierung hier so wenig Innovationsgeist in der Frage der Presseförderung an den Tag gelegt hat. Sie nicken. Ich glaube, da sind wir uns vielleicht in einem gewissen Bereich auch einig. Das heißt, wir sehen hier internationale Beispiele, wo ganz klar die Förderung durch die öffentliche Hand vorgenommen wird. Das sind entweder Länder, wo es Mediensterben schon gegeben hat, oder Länder, und da sind wir auch in Wien in dieser glücklichen Situation, wo es noch nicht so eng ist, sondern wo wir noch gemeinsam für Vielfalt in den Medien sorgen können. Zur Jury kommend: Ich glaube, die Namen sind schon genannt worden, es sind internationale Expertinnen und Experten aus dem Bereich, aus dem Fach. Eigentlich großartig, dass Wien hier als Metropole die Möglichkeit hat, solche Expertinnen und Experten zu Rate zu ziehen. Frau Nittmann, Sie haben eine Summe angeführt, wo es um die Finanzierung dieser Jury geht. Vielleicht kennen Sie den Begriff Aufwandsentschädigung, vielleicht sagen Ihnen Reisekosten etwas, vielleicht sagt Ihnen Unterkunftsbezahlung etwas, weil genau darum geht es. Ja, wir wollen großartige Jurymitglieder hier haben. Ja, wir wollen, dass die ihren Beitrag hier leisten und dazu stehen wir. Und genau um diese Aufwandsentschädigungen geht es. Sie haben das so dargestellt, als würde da irgendwie querfinan... Also ich möchte es nicht wiederholen, lassen wir es dabei. Ich wollte es Ihnen nur noch einmal erklären. Die Kriterien der Jury sind vielseitig. Es geht um journalistische Qualität, es geht um Aus- und Weiterbildung, ein Thema, das uns unendlich wichtig ist genau in dieser Dynamik, unter der dieser Medienmarkt derzeit funktioniert. Wenn wir im Bereich Aus- und Weiterbildung hier nicht noch mehr Geld in die Hand nehmen und hier die Kolleginnen und Kollegen in den Medienunternehmen unterstützen, ja, dann schauen wir in andere Länder und schauen wir uns noch einmal an, wie andere große Player hier die Oberhand gewinnen. Das ist nicht unser Zugang. Wir wollen die Arbeitsplätze in Wien. Wir wollen die Medienpluralität. Und wir wollen hier objektiven und guten Journalismus. Innovation, Kreativität, ich sag's noch einmal, weil es einfach wichtig ist in dieser Dynamik, und natürlich ein stimmiges Gesamtkonzept sind die Anforderungen der Jury. Auch ein nachhaltiges Geschäftsmodell, auch da werden sich die Antragsteller prüfen lassen müssen, geht es um die mittelfristige Förderung von Arbeitsplätzen, geht es um einen Beschäftigungseffekt. Ja, auch das wollen wir. Und es geht auch darum, die Wiener Wertschöpfung hier weiter zu ermöglichen, das heißt, Projekte zu nutzen, die in Wien eine Wertschöpfung ermöglichen, alles in allem eigentlich etwas Gutes. Ich hab' noch nicht ganz verstanden, wo die Aufregung war. Was genau soll dabei rauskommen? Genau das, wo Wien in den letzten Jahren schon vielseitig ansetzt, nur hier jetzt noch einmal mit einem ganz starken Impuls in der Frage der Digitalisierung, in der Frage des Medienstandortes Wien. Das heißt, selbstständige Journalistinnen und Journalisten werden gefördert, ja, mit kreativen Ansätzen, mit unternehmerischen Ansätzen. Es soll ganz klar einer weiteren Zurückdämmung der Medienpluralität in Österreich entgegengewirkt werden. Je nachdem, wie die nächste Bundesregierung ausschaut, sind wir uns jetzt nicht ganz sicher, ob sie auch so ein großes Interesse an Medienvielfalt haben wird, wie wir das hier in Wien haben. Genau aus diesen Gründen unterstützen wir hier eine Branche, die es mehr als verdient hat. Es geht darum, innovative und kreative Medienprojekte zu fördern, um diesen Markt wiederzubeleben und hier auch den internationalen Playern etwas entgegenzusetzen. Andersrum formuliert: Es geht darum, den Wienerinnen und Wienern beziehungsweise den Österreicherinnen und Österreichern genau die interessanten Meldungen, die spannenden Meldungen in unserer Stadt, in unserem Land direkt zur Verfügung zu stellen. Jetzt bin ich jemand, der sich beispielsweise gerne unterschiedliche Fernsehsender anschaut, wurscht, ob das jetzt österreichische, deutsche oder internationale Medien sind, vor allem an die FPÖ gerichtet Stichwort "Heimatseite". Mir ist es aber schon sehr wichtig, dass wir vor allem regionalen Bezug in unserer Medienlandschaft haben. Mir ist es unendlich wichtig, dass die Wiener Tradition und die österreichische Tradition in dieser Medienlandschaft auch dargestellt wird, widergespiegelt wird, dass man sich mit Content aus Wien und aus Österreich beschäftigt. Aus dem Grund genauso ist es mehr als wichtig, dass hier die österreichischen und die Wiener Medien-Player Unterstützung finden im internationalen Konkurrenzkampf. Alles in allem: Ja, der Medienstandort Österreich ist gut aufgestellt. Der Medienstandort Wien ist mit dieser Förderung, mit dieser Medieninitiative noch besser aufgestellt. Ich freue mich darüber. Ich hoffe, dass möglichst viele Selbstständige, möglichst viele Medienhäuser diese Förderung in Anspruch nehmen, hier mit großartigen innovativen Projekten zur Wirtschaftsagentur kommen, sich von der Jury, die international besetzt ist, Kritik und Feedback holen, und wir hier ein Momentum schaffen, um den Markt weiter anzukurbeln, die Wiener Inhalte weiter diskutieren zu können und Arbeitsplätze in unserer Stadt zu schaffen, unterstützen und erweitern. Ich sage herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen damit zur Abstimmung über die Postnummer 8. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mehrstimmig mit den Stimmen von SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von FPÖ, ÖVP und NEOS so beschlossen. Es liegt ein Beschlussantrag der Freiheitlichen Partei vor betreffend Erweiterung der "Sag's Wien"-App um die Meldekategorie "Tiere". In formeller Hinsicht wird hier die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben können, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit den Stimmen von FPÖ, ÖVP und NEOS gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN und somit nicht die erforderliche Mehrheit. Bevor wir zum nächsten Tagesordnungspunkt kommen, ist es mir eine Freude, eine Delegation der Gewerkschaft aus Mecklenburg-Vorpommern bei uns als Gast begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Es gelangt nunmehr Postnummer 11 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die 7. Gemeinderatssubventionsliste 2019. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Strobl, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Kohlbauer. GR Leo Kohlbauer (FPÖ): Werter Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Werte Kollegen! Wir reden ja oft zu Vereinsförderungen und wir lehnen als Freiheitliche oftmals Vereinsförderungen linker Vereine aus politischen Gründen ab. Aber ich glaube, wir müssen angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Türkei nicht nur über eine politische Diskussion über Förderungen von türkischen Vereinen reden, sondern wir müssen auch eine Diskussion über Anstand und über unser Demokratieverständnis führen, wenn es darum geht, Vereine zu fördern, die eine gewisse Nähe zur türkischen AKP haben, zum türkischen Regime haben, zu der Partei AKP des Machthabers Recep Tayyip Erdogan. Ich möchte Sie daran erinnern, dass der türkische Machthaber Recep Tayyip Erdogan im Oktober eine großangelegte Militäroffensive in Nordsyrien gestartet hat, das Leid der Zivilgesellschaft dort massiv gesteigert hat in einem Land, das ohnedies jetzt über die letzten Jahre vom Bürgerkrieg massiv gebeutelt war. Es wurden dort tausende Menschen in die Flucht geschlagen, anstatt dass man endlich das Rückkehren der Menschen in diese Region ermöglicht hat. Neben der dramatischen Zahl an Todesopfern, die es jetzt bei dieser Militäroffensive gegeben hat, gab es auch zahlreiche Hinweise auf den Genozid von türkischen Soldaten an Kurden. Sogar Bilder von türkischen Soldaten mit abgedrehten Köpfen kurdischer Kämpfer haben die österreichischen Medien erreicht. Die Tageszeitung "Österreich" hat beispielsweise diese Bilder abgedruckt. Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass es sich genau bei diesen kurdischen Kämpfern um jene handelt, die in den letzten Jahren die Terrororganisation Islamischer Staat bekämpft haben und letztendlich Gott sei Dank in dieser Region auch besiegt haben. Dieser Einfluss genau dieses Machthabers, der dafür verantwortlich ist, dass es dort einen möglichen Genozid gibt, dass diese Kämpfer, die die Terrororganisation in den letzten Jahren bekämpft haben, jetzt umgebracht werden, der Arm dieses Machthabers reicht nicht nur nach Europa, nicht nur nach Österreich, sondern bis nach Wien. Es ist so, dass auch in Wien einige Dachverbände und Vereine im Verdacht stehen, dass sie von der ATIB Gelder annehmen, um letztendlich in der türkischen Community in Wien hier Parteipolitik für die ATIB und für Herrn Erdogan zu machen. Höhepunkt dieser gesamten Geschichte, das werden Sie sicherlich alle noch aus den Tageszeitungen kennen, war ein Nachstellen eines Krieges durch kleine Kinder in einer Moschee des Dachverbands ATIB, wo Kinder den Soldatentod von türkischen Soldaten nachgestellt haben und diese Schlacht glorifiziert haben. Trotz zahlreicher Aufrufe von uns Freiheitlichen und auch von anderen hat es die Stadt Wien nie geschafft, Subventionen und Förderungen an Vereine und Kindergärten dieses Dachverbandes ATIB sicherzustellen. Aus diesem Grund haben am 25.9.2019 im Nationalrat die Abgeordneten einen Entschließungsantrag zur Schließung der Dachverbände ATIB und Islamische Föderation beschlossen. Es war so, dass diese Abstimmung, dieser Entschließungsantrag mit einer großen, breiten Mehrheit angenommen wurde. Ich kann Ihnen heute sagen, es kann nicht sein, dass auf der einen Seite der Nationalrat die Schließung von Dachverbänden beschließt, und auf der anderen Seite die Stadt Wien genau jene Vereine dann mit Fördermitteln bedenkt. Es war natürlich auch nicht weiter verwunderlich, dass Ihre Genossen im Nationalrat der Schließung dieser beiden Dachverbände nicht zugestimmt haben. Aber das war eh klar, weil ja immer wieder gewisse Nähen von SPÖ-Politikern, Kandidaten und echten Politikern zu diesen Vereinen stattgefunden haben. Zuletzt ist der Michael Ludwig selbst aufgetreten bei MÜSIAD, einem Verein, der hier in der Nähe ist, der schwer antisemitisch ist. Ich gebe Ihnen heute und hier die Möglichkeit, sich letztendlich tatsächlich auf die Seite der Vernunft zu stellen und die Machenschaften der türkischen Regierung hier in Österreich, hier in Wien ganz klar abzulehnen. Daher bringen wir folgenden Beschlussantrag ein: "Der Wiener Gemeinderat verurteilt die türkische Militäroffensive in Nordsyrien und spricht sich für friedenserhaltende Maßnahmen in dieser Region aus. 2. Der Wiener Gemeinderat befürwortet den Entschließungsantrag 135e des Österreichischen Nationalrates ausdrücklich. 3. Die Stadt Wien stellt sämtliche Förderungen für Vereine und etwaige andere Rechtsträger der Dachverbände ATIB und Islamische Föderation umgehend ein. Sowie 4. Der Gemeinderat fordert den Bürgermeister auf, sich mit einem Schreiben an den Bezirksvorsteher, dessen Stellvertreter und die Mitglieder der Bezirksvertretung des 15. Gemeindebezirks zu wenden, um eine Neubewertung der Bezirkspartnerschaft mit der türkischen Provinz Edirne zu ersuchen." In formeller Hinsicht verlangen wir die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen damit gleich zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegt nunmehr ein Beschlussantrag der FPÖ vor betreffend Förderstopp für Erdogan-Vereine. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrags verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind FPÖ, ÖVP und NEOS gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN und somit nicht die erforderliche Mehrheit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 12 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Änderung der Parkometerabgabeverordnung. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Strobl, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Ich bitte auch hier um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren, auch auf der Galerie! Ja, es geht um eine Verordnung des Wiener Gemeinderates, mit der beim Abstellen von mehrspurigen Kraftfahrzeugen in Kurzparkzonen die Entrichtung einer Abgabe vorgeschrieben wird, geändert wird. Das wird zum Beschluss erhoben. Da geht es quasi darum, dass wir Parkscheine, die geändert werden und die vorab noch gültig waren, jetzt ihre Gültigkeit verlieren, noch ein halbes Jahr gültig sein sollen, aber dann nicht mehr umgetauscht werden können. Das war vorher anders, genau umgekehrt. Wir stimmen dem Poststück zu. Ich glaube, das macht eh jeder. Es gibt auch einen Antrag der FPÖ dazu, dass man eben dieses nicht mehr gültig Sein von diesen Parkscheinen quasi aufhebt. Wir werden auch diesem Antrag zustimmen, weil ich glaube, das ist auch etwas, was man immer wieder auch im privaten Bereich hat, einen Gutschein, den man von einem Geschäft hat, wo man irgendwas umtauscht. Da kriegt man einen Gutschein und dann sagt man, der ist ein Jahr gültig. Ich meine, ich habe das Geld ja hergegeben. Also ich finde das absolut nicht zulässig und deswegen auch unsere Zustimmung auf dieser Seite. Ich habe jetzt gerade gesehen, ich habe leider meinen falschen Antrag mit hierher genommen. Eigentlich geht es mir auch um das Parkpickerl. Sie haben vielleicht - (GR Christoph Wiederkehr, MA, bringt Unterlagen.) danke Christoph - in den Medien am Anfang dieser Woche gelesen, dass es viel Unmut darüber gibt, dass viele Parkpickerlbesitzer, -besitzerinnen nicht informiert wurden, dass ihr Parkpickerl abläuft. Ich glaube, im Sinne einer bürgerfreundlichen Verwaltung und im Sinne auch der Toleranz und des Entgegenkommens könnte man hier etwas ändern. Man hat sich auf die DSGVO ausgeredet. Ich bin der Meinung, die spielt hier keine Rolle, weil man ja auf das Zulassungsregister gar nicht zugreifen muss, also ein bissel als Ausrede vorgeschoben. Ich bitte hier einfach Wohlwollen walten zu lassen und dementsprechend zu agieren und jenen Personen, die dieses Parkpickerl haben und die es betrifft, einfach per E-Mail, weil diese Kontaktdaten hat man, wie gesagt, das ist jetzt nicht DSGVO- konform, weil es nicht die Zulassung betrifft, eine E-Mail zukommen zu lassen. Deshalb auch mein Antrag, dass sich der Gemeinderat eben dafür ausspricht, allen Parkpickerlinhabern, die noch keine ausdrückliche Zustimmung zu diesem Abgleich der Daten erteilt haben, eine diesbezügliche E-Mail zukommen zu lassen. Herzlichen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Blind. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Was? Das war ja gar nicht vorgesehen!) GR Armin Blind (FPÖ): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Einmal zu einer ungewöhnlichen Geschäftsgruppe oder eine für mich ungewohnte Wortmeldung zu dieser Geschäftsgruppe. Die Kollegin hat es ja schon angesprochen, es geht um die Änderung der Parkometerabgabeverordnung. Ich darf kurz den Ist-Zustand skizzieren: Bei der Änderung von Abgaben, was die Parkometerabgabe, die Abgabenhöhe betrifft, ist es jetzt notwendig, binnen sechs Monaten den Parkschein zurückzugeben, umzutauschen, den Nominalwert zurückzuverlangen. Und ich gestehe durchaus zu, dass das zu Unmut der Bevölkerung geführt hat. Deswegen begrüßen wir ausdrücklich die Möglichkeit, die Parkscheine, die dann ab dem Zeitpunkt der Abgabenerhöhung nicht mehr dem Abgabewert entsprechen, sechs Monate weiterverwenden zu können. Dagegen ist ja gar nichts einzuwenden, sondern das ist ausdrücklich zu begrüßen. Ich habe aus dem Antrag, und ich kenne Sie, Herr Stadtrat, ja nicht so gut, weil es keine Geschäftsgruppe ist, der ich im Ausschuss angehöre, zumindest eines gelernt, dass Sie, sag' ich mal, ein Mann des subtilen Humors zu sein scheinen. Ich habe nämlich neben der Frage der Abgabenerhöhung diesem Antrag entnommen, dass eine Regelung getroffen wurde, falls die Parkometerabgabe sinken sollte. Also das kann man durchaus als subtilen Humor qualifizieren. Ich hoffe, es trifft auch zu. Ich halte es aber angesichts meiner Erfahrungen mit der Stadt Wien nicht gerade für realistisch. Aber auch danke dafür, dass Sie diesen für die Stadt Wien möglicherweise recht unwahrscheinlichen Fall mitberücksichtigt haben. Ich kann auch verstehen, dass Sie davon ausgehen, dass es zu einer Verwaltungsvereinfachung kommen wird. Wir kennen alle die Szenen bei den Stadtkassen, bei den Trafiken, die es gegeben hat: Schlangen von Menschen, die Parkscheine umtauschen mussten. Das war alles sowohl für den Abgabepflichtigen als auch für die Verwaltung sicher keine schöne Sache. Deswegen können wir auch gut nachvollziehen, dass diese Verwaltungsvereinfachung angestrebt wird. Aber wir haben einige Kritikpunkte und wir sehen in diesem Antrag einige strukturelle Schwächen. Zum einen sehen wir es als ausgesprochen bedenklich an, dass, die Frau Kollegin hat es ja schon angesprochen, für den Fall einer Abgabenerhöhung eine Frist für einen Weiterbenutzung vorgeschrieben wird. Da sieht man vielleicht auch ein bisschen, wie die SPÖ in Wien denkt. Für den Fall einer Abgabenminderung, wie gesagt, wie realistisch das ist, wollen wir dahingestellt lassen, aber die Möglichkeit nicht gegeben wird, dann die gültige Abgabe zu entrichten. Dafür müsste man sich einen neuen Parkschein kaufen. Die anderen kann man sich dann für den St. Nimmerleinstag aufheben oder man zahlt einfach mehr. Das finden wir von der Systematik her eigentlich bedenklich. Also wenn es in die Tasche der Stadt Wien geht, dann ist das ganze befristet, und wenn es nicht in die Tasche der Stadt Wien geht, soll es umgekehrt sein. Das halten wir für wahrscheinlich sogar gleichheitswidrig. Was sonst auffällt, ist, dass natürlich im Bereich der erworbenen Ansprüche, die Kollegin hat den Fall der Gutscheine im Bereich des Zivilrechts angesprochen, die SPÖ und die Arbeiterkammer die Ersten waren, die gesagt haben: Ja, wenn man von einem Unternehmer einen Gutschein kauft, dann reichen sechs Monate nicht, dann reichen drei Jahre nicht. Sie haben auch zu Recht vor dem Obersten Gerichtshof erstritten, dass im Fall von zivilrechtlichen Gutscheinen eine grundsätzliche Gültigkeitsfrist von 30 Jahren besteht. Im Bereich des öffentlichen Rechts nehmen wir den Fall Geld zum Beispiel her. Wenn ich alte Schilling-Banknoten habe, einen 20-Schilling-Schein, den kann ich heute noch umtauschen. Wenn ich aber von der Stadt Wien einen Parkschein kaufe, dann kann ich mir den, wenn ich ihn, aus welchem Grund auch immer, nicht innerhalb von sechs Monaten einfach verparken kann - weil ich etwa ein Auslandssemester mache, weil ich vielleicht in Niederösterreich wohne und fallweise meine Verwandten in Wien besuche -, nach sechs Monaten aufpicken! Und das, Herr Stadtrat, halten wir für unsachlich! Dem steht auch das Argument der Verwaltungsvereinfachung nicht entgegen, weil mit unserem Antrag, nämlich für die ersten sechs Monate die Weitergeltung zuzulassen und danach den Umtausch zuzulassen, wird diesem Grundsatz der Verwaltungsvereinfachung dennoch entsprochen. Er wird ihm deswegen entsprochen, weil durch die Rückgabemöglichkeit über sechs Monate selbstverständlich ein erklecklicher Anteil an Parkscheinen aufgebraucht werden wird. Und was dann darüber hinaus zurückfluten wird - also wenn das die Verwaltung der Stadt Wien überfordert, dann, glaube ich, haben wir ein anderes Problem als die zurückflutenden Parkscheine! Also ich kann nur an Sie appellieren, diesem Antrag wohlwollend zuzustimmen. Genauso wie bei der Senkung von Gebühren der Stadt Wien ist meine Hoffnung diesbezüglich enden wollend. Aber, wie gesagt, wir glauben schon, dass es durchaus auch für die abgabepflichtigen Autofahrer ein besserer Schritt wäre. Bei Parkscheinen, die man vielleicht nach einem Jahr irgendwo findet, wird es sich nicht um große Summen handeln, aber für den Einzelnen ist es durchaus schmerzvoll, wenn man ein Abgabeentrichtungsmittel gekauft hat, sich dieses dann bestenfalls irgendwo in ein Album kleben kann. Warum das so sein muss, verstehe ich nicht. Es gibt ein Grundrecht auf Eigentum. Eingriffe ins Eigentum sollten wohldurchdacht und auch verhältnismäßig sein. Ich sehe die Entlastung, die das für die Stadt Wien rechtfertigen könnte, nicht. Ich würde Sie daher vielleicht auch ersuchen, einige Worte zu unserem Abänderungsantrag zu sagen, falls Sie dem nicht beitreten können. Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Ich darf jene Damen und Herren des Gemeinderates bitten, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist einstimmig, alle Parteien stimmen dem zu. Der Beschlussantrag von NEOS ... (GR Armin Blind: Abänderungsantrag! Abänderungsantrag!) Ich hab' hier nur einen Beschlussantrag liegen. (GR Mag. Josef Taucher: FPÖ-Abänderungsantrag Parkometer! - GR Armin Blind bringt Unterlagen zum Vorsitzenden.) Okay, also für das Protokoll: Ich storniere die Abstimmung, die soeben stattgefunden hat, weil vom Redner der FPÖ der Abänderungsantrag erst jetzt eingebracht wurde. Daher darf ich alle bitten, die dem eingebrachten Abänderungsantrag in der vorliegenden Form zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung zum Abänderungsantrag ist von ÖVP, NEOS und FPÖ gegeben gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN. Es ist nicht die erforderliche Mehrheit, daher ist der Abänderungsantrag abgelehnt. Daher kommen wir nun zur Abstimmung der Postnummer 12. Wer der Postnummer 12 die Zustimmung gibt, darf ich noch einmal um ein Zeichen mit der Hand bitten. - Das ist wieder einstimmig, alle Parteien haben dem zugestimmt. Und jetzt kommen wir zum Beschlussantrag von NEOS betreffend bessere Information von Parkpickerlinhabern zum Ablaufdatum des Parkpickerls. Es wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem Antrag zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Es gelangt Postnummer 2 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Übertragung des Fondsvermögens des Kuratoriums Wiener Jugendwohnhäuser im Fall seiner Auflösung auf die FSW-LGM GmbH. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag. Gremel, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schwarz. Ich erteile es ihr. (GR Mag. Josef Taucher: Hat zurückgezogen!) Frau Schwarz hat sich streichen lassen, Frau Abg. Schwarz. Daher Herr GR Mag. Kasal als nächster Redner, bitte. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Danke, sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Ja, es geht hier ums Kuratorium der Wiener Jugendwohnheime. Das ist ein gemeinnütziger Fonds mit eigener Rechtspersönlichkeit. Wir haben die Überzeugung, dass das eine gute Einrichtung ist in unserer Stadt. Wir möchten das unbedingt beibehalten. Warum wollen wir es beibehalten? Weil natürlich die Notwendigkeit besteht, dass dieser Zielgruppe, die sich über die Jahrzehnte herauskristallisiert hat - nämlich junge Menschen mit aufrechtem Dienstverhältnis, Lehrverhältnis, für den Schulbesuch, und auch sonstige Berufsgruppen zu Ausbildungszwecken -, prinzipiell bis zu einem Alter von 27 Jahren in dieser Stadt günstiger Wohnraum zur Verfügung gestellt werden kann. Wien hat damals den Zuzug speziell von jungen Menschen und zusätzlichen Arbeitskräften benötigt. Wir haben die feste Überzeugung, in unserer wachsenden Stadt von heute ist es aktueller denn je. Es wurde dann über die vielen Jahre auch die bessere Unterbringung von Lehrlingen und für Ausbildungszwecke von EU-Bürgern und sogar Menschen aus dem EU-Ausland überlegt und realisiert. Heute steht in dem Akt zu lesen, keiner dieser oben genannten Zwecke ist heute mehr argumentierbar. Was heißt das? Es gibt scheinbar in dieser Stadt keine Jugendlichen mehr mit aufrechtem Lehr- und Dienstverhältnis, die günstigen Wohnraum benötigen. Es gibt keine Schüler mehr, die günstigen Wohnraum benötigen, aus den Bundesländern vorwiegend, überwiegend. Und es gibt keine jungen Menschen mehr, die für sonstige Ausbildungszwecke günstigen Wohnraum in dieser Stadt, in dieser wachsenden Stadt, benötigen. Das halten wir wirklich für einen Unsinn! Wenn man den nächsten Satz in dem Akt liest, sagt das ja der Akt selbst auch: "Gleichzeitig gewinnt jedoch seit Jahren die Wohnungsfrage, insbesondere nach leistbarem Wohnraum, an Bedeutung." Ein Widerspruch in sich. Ich sage Ihnen ehrlich, es tut mir im Herzen weh, dass man diese Einrichtung in dieser Form für die jungen Menschen wegnimmt, nicht mehr ermöglicht! Ich bringe auch ein Beispiel: Ich sage Ihnen, meine Tochter geht in ein Sportgymnasium. Da gibt es SchulkollegInnen, hauptsächlich Schulkolleginnen, die einen Schulweg von 90 Minuten bis zu 2 Stunden täglich zurücklegen müssen, um ihren Sport ausüben zu können und gleichzeitig ein Gymnasium zu besuchen, aus dem südlichen Burgenland, aus der Steiermark, aus Niederösterreich. Für diese ist das die Chance, die sie haben, ihren Sport gleichzeitig mit einer Ausbildung auszuüben. Es tut mir wirklich weh, dass diese Möglichkeit in dieser Form genommen wird! Jetzt weiß ich schon, es gibt die Notwendigkeit, dass man Obdachlose unterbringt, et cetera, so wie es auch im Akt steht, nach den Aufgaben des Fonds Soziales Wien. Trotzdem, in der bestehenden Form, geben Eltern die Kinder lieber in ein Jugendgästewohnheim, so wie es momentan in den drei Häusern gelebt wird. Da hat man ein gutes Gefühl, wenn die Kinder eine Woche lang in der Schule sind und nicht, wenn man mit anderen Zielgruppen des Fonds Soziales Wien dann vielleicht auch dort wohnen kann, aber ich sage es jetzt einmal vorsichtig, unter ganz anderen Voraussetzungen. Wir lehnen diese Umwandlung auf alle Fälle ab. Ich ersuche Sie, das trotzdem noch einmal zu überdenken. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Florianschütz. Ich erteile es ihm. GR Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Stadtrat! Ich habe nicht genau verstanden, worum es bei der Frage dieses Aktes geht. Nämlich, ich habe schon verstanden, worum es geht, aber nicht, warum es da diskutiert wird. Bei aller Wertschätzung, ich habe Sie jetzt verstanden. Es geht darum, aus einem Nichtproblem ein Problem zu konstruieren. Das Problem lautet offensichtlich, wenn ich es richtig verstanden habe, unsere Kinder, sprich, die Gymnasiastin aus dem Südburgenland muss jetzt mit einem Bösen gemeinsam leben. Das ist ungefähr der Plan, der dahintersteckt. (GR Mag. Günter Kasal: Überhaupt nicht!) Wahr ist anders, um es einmal so zu sagen. Das Ganze geht zurück auf einen Rechnungshofbericht, wo der Rechnungshof zu Recht bemängelt hat, dass das Kuratorium Wiener Jugendwohnhäuser nicht mehr in dem Ausmaß, wie es notwendig wäre, seinem Satzungszweck entspricht. Ich bin - da bin ich einer Meinung mit dem Herrn Stadtrat - der Auffassung, dass man dort, wo sich eine Bürokratie überlebt, man sie nicht künstlich aufrechterhalten sollte. Das ist der Grundgedankengang des Akts. Es geht darum, dass man bestehende Einrichtungen in eine andere Form überführt, ohne das Angebot einzuschränken. Ganz im Gegenteil. Kollege Kasal, ich kann Ihnen versichern, das Mädchen aus dem Südburgenland, das in das Wiener Sportgymnasium, ich vermute, am Parhamerplatz, geht, wird weiterhin in das Wiener Sportgymnasium am Parhamerplatz gehen können und wird weiterhin das Angebot wahrnehmen können, das es jetzt gehabt hat. Darüber hinaus wird es weiter Angebote für Menschen geben, die in unsere Stadt kommen, um eine Ausbildung zu haben, und es wird weiter die Möglichkeit geben, alle Serviceleistungen, die bis jetzt angeboten werden, weiter zu haben. Das heißt, keine einzige Person, die jetzt in den Genuss dieser Einrichtung kommt, erleidet einen Nachteil. Der Vorteil ist allerdings, dass wir ein zusätzliches Angebot für über-27-jährige Menschen anbieten - und das war bis jetzt im Satzungszweck nicht drinnen -, die in Wien eine Ausbildung machen müssen. Jetzt ein schönes Beispiel für Pflegepersonal: Eine 28-jährige Frau aus dem Nicht-Südburgenland oder aus Ungarn kommt nach Wien und möchte eine Ausbildung zum Thema Pflege machen. (GR Mag. Günter Kasal: Das stimmt doch nicht!) - Was stimmt nicht? Dass sie nicht kommt? Dass sie keine Pflege kriegt? (GR Mag. Günter Kasal: Es waren doch jetzt schon ältere Pflegekräfte dort!) Aber was ich nicht ganz verstehe, ist, dass die FPÖ einen Zustand verteidigt, der nicht dem Satzungszweck entspricht. (GR Mag. Günter Kasal: Sie kennen sich nicht aus!) Wir machen das jetzt gerade rechtlich in Ordnung und sind jetzt also noch einmal bei der ungarischen 28-jährigen Frau, die nach Wien kommt, um Pflegehelferin zu lernen. (GR Mag. Günter Kasal: Sie wissen es nicht!) Diese wird dann dort wohnen, gemeinsam mit der südburgenländischen AHS-Studierenden, die dort eine Wohnmöglichkeit findet - das ist weder katastrophal noch schlecht noch furchtbar, sondern das ist in Ordnung - und eine Einrichtung der Gemeinde Wien optimal ausnützt, ohne dass sie zusätzlich überbürokratisiert wird. Dazu brauche ich keine neue Verwaltung. Ich weiß schon, viele Stunden meines Lebens habe ich in Ober St. Veit verbracht und habe dort Lehrlinge betreut. Das ist eine super Einrichtung. Das einzige Problem ist nur, es ändert sich nicht. Das Haus bleibt. Die Lehrlinge bleiben. Die Verwaltung bleibt im Grunde. Es wird nur entbürokratisiert und dem Zweck, den es haben sollte, angepasst. Das ist eine vernünftige Form von Innovation in dieser Stadt. Diesem Antrag kann man nur zustimmen, weil sonst würde es bedeuten, künstlich einen Zustand, der nicht dem, was gedacht wäre, aufrechtzuerhalten. Dafür bin ich nicht. Ich bin für eine effiziente Stadtverwaltung. Dieser Akt ist ein Schritt in eine richtig effiziente Stadtverwaltung. - Danke schön, meine Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei NEOS, SPÖ, GRÜNEN gegen die Stimmen von FPÖ und ÖVP. Mehrheitlich angenommen. Postnummer 3 der Tagesordnung betrifft eine Subvention an die gemeinnützige GmbH Diakonie Eine Welt - Akademie. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag. Gremel, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Kunrath. Ich erteile es dir. GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Interessierte am Livestream! "Bilden wir Wien" - Offene Gespräche über unsere Gesellschaft. Das ist der Name des Projektes, Ziel dieses Projektes und dieser Veranstaltungsreihe, die in einem Zusammenschluss verschiedener Organisationen, von der VHS Wien bis zum Kardinal-König-Haus, von der Diakonie bis zum Forum für Zivilgesellschaft dahintersteht, ist, eine neue Lernform in der Erwachsenenbildung für eine selbstbewusste und demokratieverbundenere Bevölkerung zu bieten. Und das mit einem für mich zentralen Thema, nämlich dem Thema der Integration und Diskriminierung. Über gesellschaftliche Auswirkungen von aktuellen Entwicklungen zu informieren. Das ist wohl in Zeiten wie diesen, wo es immer wieder zu Einzelfällen einer Partei kommt, wichtig, sich diese gesellschaftlichen Auswirkungen auch genauer anzuschauen. Eine der Auftaktveranstaltungen ist eine Podiumsdiskussion zum Thema Privileg und Diskriminierung. Es geht aber auch um Utopien und Wirklichkeiten zu Antworten auf diskriminierende und untergriffige Aussagen. Ein weiterer Schwerpunkt wird der Umgang mit Fake News sein. Das ist ganz wichtig und eine ganz zentrale Frage. Das bedeutet nämlich auch den persönlichen Austausch von Gelesenem, Gesehenem und Gehörtem und bringt oft zusätzliche Information ans Licht. Mir ist aufgefallen, heute vor fünf Jahren begann ich als Teil einer Delegation des österreichischen Parlaments mit VertreterInnen von VP, SP, FPÖ und GRÜNEN eine Reise nach Kurdistan, nach Kobane. Jenewein, Schieder, Aslan, alle waren dabei und begleiteten damals eine Reihe von Journalistinnen und Journalisten. Wir wollten uns damals ganz im Sinne der vorher formulierten Begrifflichkeit von Gelesenem, Gesehenem und Gehörtem zusätzliche Informationen heranholen, indem wir vor Ort fahren und uns über die Situation überzeugen. Es war wichtig, die teilweise traumatisierten Flüchtlinge in dem Camps zu besuchen, die die Gräuel des Krieges gerade hinter sich gebracht haben, und jene Flüchtlinge, die nun wieder in ein Gebiet gesendet werden, in dem sie niemals gelebt haben, weil sie es nur durchquerten, als sie in die Türkei flüchteten. Aber fünf Jahre später können wir nur mehr unter lebensgefährlichen Bedingungen von der Situation vor Ort sprechen, uns überzeugen. Der türkische Staatspräsident hat in einem Angriffskrieg gemeinsam mit rücksichtslosen Söldnern, die regelmäßig Kriegsverbrechen begehen, ganz einfach vom Nachbarland 30 km Grenzlinie okkupiert und die Menschen vor Ort vertrieben. Zig Tausende sind nun auf der Flucht. ArmenierInnen, die vor 100 Jahren aus der Türkei flüchten mussten und sich auf syrischem Staatsgebiet seinerzeit niedergelassen haben, werden wieder vertrieben, Kurdinnen und Kurden durch ethnische Säuberungen heimatlos gemacht. Hunderte starben in den letzten Tagen in dem meiner Meinung nach völkerrechtswidrigen Krieg, einem von USA und Russland gebilligten Krieg. Was das alles mit diesem Antrag, von dem wir hier sprechen, zu tun hat? Es zeigt die Verblendung der Menschen durch Medien. Es zeigt, wie schwierig es wird, wenn Fake News weitergegeben werden und wenn für die Öffentlichkeit wahrnehmbar sogar Fußballstars beginnen, statt eines Siegjubels gehorsamst zu salutieren, dem klaren Unterwerfungsgruß des Untergegebenen zum Vorgesetzten im Militär. Es zeigt, wie notwendig es ist, unabhängig zu erkennen, was Fake News sind, wann Diskriminierung passiert. Stellen wir uns vor, alle anderen Nachbarländer, in denen übrigens die Diakonie, die einer der Antragsteller ist, Hilfsmaßnahmen durchführt, Libanon und Jordanien, würden dieselben Forderungen erheben, würden 30 km an Syriens Grenze ganz einfach okkupieren, weil sie derzeit weit mehr Flüchtlinge als die Türkei versorgen, und wir würden uns das anschauen. Ich würde überrascht sein, welche Position hier die FPÖ eingehen würde, wenn wir sehen würden, wie hier gehandelt wird. Wie geht denn das alles weiter, ganz im Sinne des Themenschwerpunktes Utopie und Wirklichkeit? Sehen wir es einmal als Utopie, dass Europas Grenzen ganz einfach ohne völkerrechtliche Übereinkunft mit militärischer Gewalt verschoben werden, Deutschland 30 km in Polen einmarschiert, wir uns woanders 30 km holen, das Völkerrecht mit Füßen getreten wird, die UN machtlos ist, weil die sogenannten interessierten Großmächte Partikularinteressen haben und in vorerst gemeinschaftlich vereinbarten, vielleicht nicht immer geopolitischen Idealen, besonders in der von mir geschilderten Region geordneten Welt, Nationalisten immer mehr das Sagen bekommen. In der nordsyrischen Region Rojava fordert ein Staatschef durch einen Krieg ethnische Säuberungen und alle, wirklich alle, aus unterschiedlichen Gründen, schauen zu! Das ist beschämend und für mich niederträchtig! Ich werde heute Abend, ganz im Sinne des Antrages des Widersetzens von rassistischen Stammtischparolen beim Lichtermeer der Kurdinnen und Kurden am Schwedenplatz teilnehmen, wenn der Gemeinderat vorüber ist. Ich stimme genau deswegen, weil es so notwendig ist, in dieser Gesellschaft Änderungen zu schaffen, für dieses Projekt und für die Eindämmung von Diskriminierung und Nationalismus in Österreich! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Haslinger. Ich erteile es ihm. GR Gerhard Haslinger (FPÖ): Danke, Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich versuche, mich mit dem Aktenstück zu beschäftigen und nicht mit einer Abhandlung eines Vorhabens von vor fünf Jahren oder wie Diskussionen ausschauen könnten oder Ähnliches. Worum geht es? Oder warum stimmen wir hier heute nicht zu? Es geht um eine Subvention von 18.000 EUR für Erwachsenenbildung. Die Subventionsthemen hat der Herr Kollege Kunrath schon gesagt. Diakonie Eine Welt - Akademie sieht sich als Bildungseinrichtung in unterschiedlichsten Themenbereichen. Der Projekttitel: "Bilden wir Wien" - Offene Gespräche über unsere Gesellschaft. Okay, es ist niemand davon abgehalten, solche Gespräche zu führen. Warum muss das mit Steuergeld schon wieder einmal subventioniert werden? Was ist aber der Auftrag dieses Projektes? In sechs Veranstaltungen bekommt man Gelegenheit, neue Lernorte und neue Lernformate kennen zu lernen. Also, Lernort ist, wo lerne ich etwas, und das Lernformat, wie kann ich etwas lernen. Wenn man sich den Plan beziehungsweise die Vorhaben ansieht, gibt es die Orte Albert-Schweitzer-Haus - kennt man -, Urania, Club Stephansplatz, VHS Mariahilf, Haus der Begegnung. Das sind durchaus Orte, die man als Veranstaltungsorte kennt, wo man sich treffen und über Dinge plaudern beziehungsweise Sachen in Angriff nehmen kann, wo man mehrere Leute erreichen möchte. Die Formate: Was sind jetzt die neuen Lernformate? Vorträge, Podiumsdiskussionen, Workshops. Ist jetzt auch nicht unbedingt wahnsinnig neu. Noch einmal, das ist das, warum subventioniert wird, weil das vermittelt werden möchte. Was der Herr Kunrath erzählt hat, sind dann die Themenbereiche, über die man sich unterhalten will. Das mag sein, ist ideologisch geprägt, werden wir nicht verhindern können. Sie haben Ihre Ideologie. Wir haben unsere. Ich will Ihnen Ihre nicht ausreden. Ich hoffe, Sie werden mir auch meine nicht ausreden wollen. Aber das hat mit dem Akt nichts zu tun. Wir reden hier über eine Subvention, um die die Diakonie Eine Welt ansucht, obwohl die Stadt Wien, die MA 13, selber dabei ist, nämlich als Kooperationspartner, die Wiener Volkshochschulen GmbH, die eine Subvention kriegt, das Katholische Bildungswerk und das Albert-Schweitzer-Haus - Forum Zivilgesellschaft. Da ist dann von diesen Kooperationspartnern nicht einmal jemand dabei, der Subventionsnehmerin ist. Das ist für mich unklar. Warum sucht irgendjemand an, der eigentlich dann gar nicht für diese Subvention auftaucht? 18.000 EUR ist ja nicht die Welt, aber ich möchte das nur sagen, weil wir uns am Nachmittag dann auch mit der Untersuchungskommission über Vereinssubventionierungen beschäftigen. Wenn man sich diese Akten genau anschaut, ist es immer sehr undurchsichtig, wie die Subvention zu Stande kommt. Also, wer hat es erfunden? Wer möchte diese Gespräche überhaupt haben? Wer ist denn die Initialzündung, dass sich die anderen dann als Kooperationspartnerinnen dazugeschlossen haben? Das geht aus dem Akt nicht hervor. In der Einleitung möchte man groß die Bevölkerung erreichen und möchte sie mit den Lernorten und Lernformaten konfrontieren. Im Akt kommt man dann schon eher auf interessierte Bürgerinnen und Bürger zurück. Und im Endeffekt weiß man gar nicht, wie viele Leute es tatsächlich wissen werden, dass es diese Veranstaltungen gibt. Sie müssen öffentlich gemacht werden, und es gibt sogar eine OTS-Aussendung von der Veranstaltung. Das ist auch etwas. Wir beschließen heute eine Subvention für etwas, das schon begonnen hat. In dem Akt steht sogar beziehungsweise gibt es eine Erklärung, die Subventionsnehmerin erklärt, sie könnte ohne Subvention diese Veranstaltung gar nicht durchführen. Also, die fangen schon etwas an, obwohl sie noch gar nicht wissen, ob sie das Geld überhaupt kriegen, weil wir das erst heute beschließen sollen. Sie wissen, das ist ein Scheingefecht, ob wir jetzt zustimmen oder nicht. Sie wissen, dass die das Geld bekommen, weil es mehr oder weniger eh nicht viel ist. Aber es zeigt wieder einmal die Wertschätzung, wie Sie mit uns umgehen. Ob wir jetzt zustimmen oder nicht, es ist Ihnen komplett egal. Die rot-grüne Mehrheit hat es bereits so beschlossen. Genauso ist es mit vielen Akten, denn der Magistrat sagt, diese Veranstaltung gehört gefördert. Wir haben noch nie etwas zur Besichtigung oder zur Beratung bekommen, wo der Magistrat dagegen war. Das wird uns überhaupt vorenthalten. Aber das wissen wir schon lange. Wie gesagt, ob das jetzt eine Erwachsenenbildung ist, nur weil man sich mit Leuten trifft, wer auch immer das ist? Ob das Betroffene sind, keine Ahnung. Das geht aus dem Akt auch nicht hervor. Es gibt zwar die Moderationen, die sind bekannt gegeben, oder wer dort auftritt. Aber wer im Publikum sitzt, weiß man nicht. Ich sage, es ist halt alles sehr undurchsichtig und wird eben uns gegenüber gar nicht wertschätzend diskutiert, weil es, wie gesagt, schon begonnen hat, obwohl hier der Beschluss noch gar nicht gefasst ist. Wir werden dem natürlich nicht zustimmen. Aber vielleicht kann die Frau Kollegin Hanke, die jetzt nach mir spricht, da ein bisschen Licht ins Dunkel bringen, damit wir dann wissen, wen es tatsächlich betrifft, wer tatsächlich Nutznießer ist und vor allem, was es der Allgemeinheit bringt, wenn das bezahlt wird. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Hanke. Ich erteile es ihr. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben jetzt eh schon einiges zum Geschäftsstück gehört. Ich finde, das ist ein ganz großartiges Projekt, das wir da jetzt heute auch diskutieren. Warum? Einerseits, weil verschiedenste Trägerorganisationen der Erwachsenenbildung da zusammenkommen und kooperieren und wir damit auch einen Auftakt für natürlich zukünftige noch engere Zusammenarbeit und Kooperation und damit auch eine Erweiterung des Angebots der Erwachsenenbildung haben, das wir in der Stadt haben. Ist das Erwachsenenbildung? Ja, natürlich! Weil genau mit Projekten wie diesem zeigen wir auch auf, dass Erwachsenenbildung mehr als nur berufliche Weiterbildung, sondern im Sinne von einem weiteren Bildungsbegriff natürlich auch die Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen ist, natürlich auch die Auseinandersetzung mit Fragen ist, wie: "In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?", "Was bringt die Zukunft?" Herr Kollege Haslinger, ich finde, dass diese Grundfragen per se jetzt nicht ideologisch geprägt sind, weil sie das vorher so gesagt haben. Die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben und was die Zukunft bringt, ist eine, die sich zumindest meiner Meinung nach alle Menschen, egal, welcher politischen Couleurs oder welcher Ideologie, immer stellen sollten. (GR Gerhard Haslinger: Den Kollegen Kunrath habe ich gemeint!) Ach so! Gut, dann Entschuldigung vielmals! Zu den anderen von Ihnen aufgeworfenen Fragen, wer dann wirklich hinkommen wird und wie viele Leute davon informiert werden, kann ich jetzt meine wahrseherische Glaskugel auspacken. Das wird uns aber wahrscheinlich nicht viel bringen. Die Veranstaltungen werden natürlich, genauso wie viele unserer anderen Veranstaltungen, öffentlich beworben. Es gibt mehr als eine OTS. Es werden die Kommunikationskanäle genutzt, die die Trägervereine auch sonst benutzen. Das heißt, es wird, wie auch zu vielen anderen Veranstaltungen, wurscht, ob das vom Forum Zivilgesellschaft ist, von den Volkshochschulen oder auch vom Katholischen Bildungswerk, eine ganze Breite an Wienerinnen und Wienern informiert werden, die dann auch in unterschiedlichsten Arten und Weisen zu diesen Veranstaltungen kommen werden, um gemeinsam über Zukunftsfragen dieser Stadt zu diskutieren. Ich finde, es ist ein großartiges Angebot, wo auch Partizipation gegeben wird, um eben bei solchen Zukunftsfragen mitzudiskutieren, und wir neue Räume schaffen, in denen diskutiert werden kann. Damit sind auch nicht nur die Orte gemeint, sondern einfach auch neue diskursive Räume. Da haben wir einmal einen anderen, weiteren Begriff auch. Ich glaube, dass wir da sicherlich mit vielen neuen Ideen, mit viel neuem Input auch hinausgehen werden können und ganz viele Wienerinnen und Wiener partizipieren und sich einbringen werden. Ich ersuche um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Ich darf jene Damen und Herren des Gemeinderates bitten, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Die Zustimmung ist bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ, daher mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 17 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft Bau- und Investitionskostenzuschüsse an verschiedene Vereinigungen. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Straubinger, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Ulm. Ich erteile es ihm. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In diesem Akt geht es darum, dass die Möglichkeit geschaffen wird, Bau- und Investitionskostenzuschüsse an Vereinigungen zu leisten. Um Baukosten geht es auch in dem Antrag, den ich nun einbringen werde. Zu diesem Antrag lächelt schon jemand, wenn ich ihn anschaue, nämlich der Herr Kollege Margulies, weil er seine Meinung dazu am heutigen Tage schon gesagt hat. Aber ich lächle auch, weil ich die Gelegenheit habe, zu erwidern und es ihm zu erklären. Der Herr Kollege Margulies ist vielleicht, so wie der eine oder andere in dem Raum, auch der Überzeugung, bitte keine Begleitende Kontrolle durch den Stadtrechnungshof, das will der Stadtrechnungshof selbst nicht. Damit hat er in einem hohen Ausmaß recht. Nur, unser Antrag beschäftigt sich nicht mit Begleitender Kontrolle. Unser Antrag sieht ebenfalls eine nachprüfende Kontrolle von Fakten vor, die ihm vorgelegt werden. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Fakten eines abgeschlossenen Projektes, sondern um Zwischenberichte. Das heißt, es geht um die nachprüfende Kontrolle von Zwischenberichten. Es ist nicht so, dass der Stadtrechnungshof jetzt in die Verwaltung eingreifen, Teil der Verwaltung werden soll, verantwortlich gemacht werden soll für Verwaltungshandeln. Aber es ist schon so, dass bei besonderen Projekten, die ein gewisses Ausmaß überschreiten, der Stadtrechnungshof regelmäßig informiert werden soll, zumindest am Anfang, zumindest, wenn es Überschreitungen gibt, und so, wie das in der Steiermark vorgesehen ist, im Zuge von Quartalsberichten. Natürlich nicht bei jedem Projekt, aber ab einer gewissen Höhe von Investitionskosten, glaube ich, ist es wirklich angemessen, sich etwas zu überlegen, damit es eben nicht zu diesen Baukostenüberschreitungen kommt, die wir immer wieder leidgeprüft feststellen müssen. Jetzt können wir sagen, wir haben vollstes Vertrauen zu unseren Beamten und wir wissen nicht, wie sich der Baukostenindex entwickeln wird, aber wir sind guter Hoffnung, es wird zu keinen großen Kostenüberschreitungen kommen. Der guten Hoffnung können wir schon sein. Die Vergangenheit lehrt uns leider Gottes immer wieder etwas anderes. Daher sollten wir uns vielleicht einmal etwas Konkretes überlegen, was wir gegen diese Entwicklung machen können. Eine solche Überlegung ist es, den Stadtrechnungshof mit einer Projektkontrolle und einer Gesamtkostenverfolgung einzuschalten. Wir haben das auch in der Steiermark als sehr erfolgreiches Modell. Man sagt das bei Bauvorhaben über 2 Promille des Voranschlages. Da sind wir bei uns in einer Größenordnung von 30 Millionen EUR. Wenn wir von einem Budget in der Größenordnung von 15 Milliarden EUR ausgehen, dann sind wir bei 2 Promille in einer Größenordnung von 30 Millionen EUR. Also, das Wien Museum zum Beispiel würde eindeutig darunterfallen. Wir würden uns erwarten, dass bei so einem großen Projekt ab 30 Millionen EUR Investitionskosten am Anfang das Projekt dem Stadtrechnungshof vorgelegt wird, dass man den Bedarf darstellt, dass dieser Bedarf überprüft werden kann und dass selbstverständlich auch die budgetierten Kosten, die Sollkosten, überprüft werden können. Dann soll es Quartalsberichte geben. Immer dann, wenn Überschreitungen von 20 Prozent für die Verwaltung absehbar sind, soll es eine Meldepflicht an den Stadtrechnungshof geben. Der Stadtrechnungshof schaut sich das an und berichtet an den Stadtrechnungshofausschuss, eine nachprüfende Kontrolle von Zwischenberichten der Verwaltung. Ich glaube, dass das ein taugliches Mittel wäre, um Baukostenüberschreitungen in der Zukunft hintanzuhalten oder zumindest unwahrscheinlicher zu machen. Sie haben die Gelegenheit, dieser Idee nunmehr zuzustimmen. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau StRin Mag. Nittmann. Ich erteile es ihr. StRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Vielleicht kurz zum Aktenstück: Es geht um die Erhöhung eines Rahmenbetrages für Bau- und Investitionskostenzuschüsse für das Jahr 2019, also für bereits geleistete Baukostenzuschüsse, unter anderem für das WUK. Ich halte mich kurz, ich habe eh im Sommer meine Kritik schon angebracht. Ich muss sagen, ich finde es ganz toll, Frau Stadträtin, dass Sie sich auch inhaltlich auseinandersetzen und versuchen, diese Problematik zu lösen. Mir ist klar, dass das alles nicht so einfach geht. Aber da könnten sich Ihre Koalitionspartner, die GRÜNEN, von Ihnen wirklich eine dicke Scheibe abschneiden, dass man sich auch mit Wortmeldungen und Kritikpunkten von uns inhaltlich und sachlich auseinandersetzt, weil da geht es überhaupt nicht um Parteipolitik. Da geht es einfach um inhaltliche Themen, die bestmöglich für die Stadt gelöst werden müssen. Nämlich deshalb bestmöglich gelöst werden müssen: Wir haben mit dem WUK, es ist eh allerseits bekannt, ein Prekarium, das heißt, keinen Bestandsvertrag. Das Wesen des Prekariums ist die Unentgeltlichkeit. Daher darf auch der Prekarist keine Gegenleistung, sei es in Form von Geld oder Investitionsmaßnahmen, in die Substanz setzen, weil da stellt sich schon die Frage, ob das überhaupt noch unentgeltlich ist und wenn nicht, eigentlich ein ganz anderes Rechtsinstitut ist. Ich möchte gar nicht weiterdenken, was das bedeutet, wenn wir dann plötzlich mietrechtliche Vorschriften haben, die anwendbar sind. Deshalb ist dringender Handlungsbedarf geboten, dass der Mietvertrag, der, wie ich höre, schon im Werden ist, dringend abgeschlossen wird, weil wir uns eigentlich in einer juristischen Grauzone bewegen, und das ist einfach nicht gut. Der zweite Punkt ist natürlich die Haftungsfrage. Wenn etwas passiert und wenn diese Brandschutzanlagen nicht ordentlich hergestellt werden, ist das ein Riesenthema für die Stadt Wien. Auch das Problem muss raschestmöglich gelöst werden. Daher stimmen wir, sage ich, einfach aus juristischer Sicht dieser Subvention nicht zu. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Dipl.-Ing. Margulies. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Einen wunderschönen Nachmittag mittlerweile! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Ich erlaube mir, auf die zwei vorher sachlich vorangegangenen Beiträge einzugehen. Der erste Beitrag von der Kollegen Nittmann, was das WUK betrifft, die Notwendigkeit, dort etwas zu tun: Ich meine, wir haben das auch bei der Ausschussreise zwischendurch besprochen. Immer wieder sehen wir mittlerweile alle, dass auch etwas geschehen wird. Wir werden hoffentlich im kommenden Jahr auch alle notwendigen Sachen zur Zufriedenheit aller regeln. Wie notwendig solche Häuser sind, wie das Konzept des WUK, haben wir uns zum Teil auch auf der Ausschussreise angesehen. In diesem Sinne bin ich sehr zuversichtlich, dass wir sämtliche Probleme, die vor allem betreffend die Sicherheit bestehen, endgültig einer Lösung zuführen. Zum anderen Punkt, den mein Kollege Ulm eingebracht hat: Selbstverständlich kann man die Begleitende Kontrolle unterschiedlich betrachten. Aber ich möchte fast genau an dem Schlusssatz, den Sie gebracht haben, Ihnen meines Erachtens das Problem zeigen. Sie sagen, der Rechnungshof soll eigentlich schon am Ende der Planung einmal alles überprüfen und schauen, ob es passt, und dann dazwischen in ähnlicher Art und Weise. Genau da setzt das Problem an, wenn dann tatsächlich irgendetwas Unvorhergesehenes passiert, dennoch irgendwelche Sachen stattfinden, wo man dann sagt, das hätte doch eigentlich der Rechnungshof sehen müssen. Ich glaube, da beißt sich ein bisschen die Katze in den Schwanz, wenn man jemandem, der eigentlich für eine Endkontrolle und Überprüfung zuständig ist, sagt, du sollst von Anfang an begleitend, und seien es auch nur die einzelnen Schritte, zwar nicht operativ eingreifen, aber kontrollieren. Weil das bedeutet, dass man sich am Ende für die einzelnen Schritte, die man vorher kontrolliert hat, selbst noch einmal kontrollieren muss, ob man einen Fehler begangen hat. In Wirklichkeit - sei es beim Wien Museum oder bei anderen Bauvorhaben - muss die Örtliche Bauaufsicht, und letztendlich ist es auch zum Teil eine politische Verantwortung, darauf schauen, dass die Baukosten nicht explodieren. Es hat unter anderem die Untersuchungskommission zum KAV gezeigt, dass es rechtzeitig Warnungen gegeben hat, wo nur nicht richtig damit zu gegebenen Zeitpunkten umgegangen worden ist. Man muss auf diese Warnungen besser achten. Ja, das stimmt! Das ist selbstverständlich Teil der politischen Verantwortung. Aber es sind beim Krankenhaus Nord, oder Klinik Floridsdorf heißt es jetzt, die Überschreitungen nicht aus dem Nichts passiert, sondern sie haben stattgefunden und es wurde nur nicht adäquat reagiert. Ich glaube nicht, dass da der Rechnungshof, wenn er etwas später kontrolliert, einen Schaden in dem Sinn verhindern könnte. Er nimmt sich aber die Möglichkeit, am Ende des Projektes wirklich vollkommen unvoreingenommen ein Projekt anzuschauen und zu sagen, was funktioniert hat, was weniger gut funktioniert hat, wo Verbesserungsvorschläge sind, weil er sich eigentlich selbst bezüglich der Schritte kontrollieren müsste, die er vorher abgenommen hat und wo er gesagt hat, es ist in Ordnung. In diesem Sinne glaube ich, dass der Rechnungshof tatsächlich gut beraten ist, wenn er als kontrollierendes Organ auf Bundes- und auf Länderebene weiter agiert, aber nicht als Begleitende Kontrolle, sondern im Nachhinein. - Ich danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Bluma. Ich erteile es ihr. GRin Susanne Bluma (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich war fast versucht, mir meine Wortmeldung zu sparen, denn im Vorfeld wurde alles Wichtige dazu gesagt. Ich möchte mich vollinhaltlich den Aussagen der Kollegin Nittmann anschließen. Wir haben im Mai dieses Jahres eine ausführliche Diskussion zum Thema WUK gehabt. Bei der Durchsicht der Akten habe ich auch erwartet, dass wir das WUK hier wieder erwähnen. Es gab damals, glaube ich, doch eine sehr große Übereinstimmung, was die Bedeutung des WUK für unsere Stadt, für die Kulturszene in Wien bedeutet. Der eigentliche Grund, warum ich mich zum Wort gemeldet habe, ist, weil ich dem Lob an die Frau Kulturstadträtin noch eines draufsetzen wollte. Sie hat wirklich die Probleme sehr schnell erkannt. Sie ist engagiert. Sie setzt sich ein. Ganz viel ist durch dein Engagement, aber auch durch den Einsatz der Stadt Wien, passiert, hier die Verhältnisse zu Stande zu bringen, die wir uns alle wünschen, die wir brauchen und die rechtlich abgesichert sind. Ich sage nur, Stichwort "gescheite Mietverträge". Also ganz viel Engagement! Es ist ein zäher Weg. Wir alle, die wir in Verhandlungen involviert sind, wissen, dass die Gegenspielerinnen und - spieler es uns oft nicht immer leicht machen. Aber ich bin sicher, mit dem eingeschlagenen Weg, mit diesem Engagement und mit dem notwendigen Druck, der in dieser Sache besteht, werden wir Erfolg haben. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Ich darf jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, bitten, die Hand zu erheben. - Die Zustimmung ist bei SPÖ, GRÜNEN, ÖVP und NEOS gegen die Stimmen der FPÖ. Daher ist die Post 17 mehrstimmig angenommen. Es liegt der Beschlussantrag der ÖVP-GemeinderätInnen Olischar, Ulm, Hungerländer vor betreffend Projektkontrolle und Gesamtkostenverfolgung durch den Stadtrechnungshof. Es wurde die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem Antrag beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Die Unterstützung zu dem Antrag ist bei ÖVP und NEOS gegen die Stimmen von FPÖ, SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Daher ist der Antrag abgelehnt. Es gelangt nunmehr Postnummer 19 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Erhöhung der Subvention an die TAG - Theater an der Gumpendorfer Straße GmbH. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Bluma, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Susanne Bluma: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Kohlbauer. Ich erteile es ihm. GR Leo Kohlbauer (FPÖ): Werter Vorsitzender! Meine sehr geehrten Kollegen! 2017, also nahezu vor fast zwei Jahren, haben wir über diese Förderung gesprochen. Ich habe mich auch zum Wort gemeldet und habe damals nicht als Ensemble die Qualität kritisiert, sondern grundsätzlich einmal die Höhe der Förderung und die Art und Weise, als uns damals die Leiterin des Ensembles aufgefordert hat, die Förderung zu erhöhen, und auch noch zusätzlich eine Bundesförderung eingefordert hat. Ich meine, wir reden hier von einer Förderung von damals 770.000 EUR im Jahr für ein kleines Souterrainlokal im 6. Bezirk. Da passen ein bisschen mehr als 50 Leute hinein. 800.000 EUR ist wirklich sehr viel Geld, mit dem hier wirklich völlig unbedacht umgegangen wird, was hier einfach ohnedies ausgezahlt wird. Und jetzt diskutieren wir heute an diesem Punkt über eine Erhöhung dieser Förderung, noch eine zusätzliche. Es ist so, offensichtlich braucht man in Wien gute Freunde, dass man Förderungen bekommt, wo eigentlich nicht ganz klar ist, wie diese Leistung im Zusammenhang mit dieser Höhe der Förderung steht. Auch diese Freunde gibt es in dem TAG - Theater an der Gumpendorfer Straße. Ich möchte hier nur einen Namen nennen. Die Frau Isabelle Uhl, die Bezirksvorsteher-Stellvertreterin der GRÜNEN im 7. Bezirk ist dort in leitender Funktion tätig. Es war auch der ehemalige oder aktuelle Bezirksvorsteher Markus Rumelhart bereits für dieses Theater tätig. Offensichtlich hat man hier gute Connections in die SPÖ und zu den GRÜNEN und bekommt deshalb hier fragwürdige hohe Förderungen ausgezahlt! (Beifall bei der FPÖ.) Das ist nämlich wirklich Verteilungspolitik, wie sie die Sozialdemokratie betreibt. Auf der einen Seite erhöht man permanent die Abgaben für die Bürger, egal, ob es sich um die Öffi-Tickets handelt oder ob es Heizkosten sind. Alles wird in Wien teurer, damit man dann mehr Geld für seine Freunde hat, offensichtlich hier die Freunde in der Gumpendorfer Straße, die einem politisch gut gesonnen sind, denen man dann wieder weiteres Geld maßlos in den Rachen schieben kann. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir Freiheitliche lehnen selbstverständlich diese unverhältnismäßige Erhöhung der Förderung ab und werden hier nicht zustimmen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Susanne Bluma: Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Darf man als Berichterstatterin erstaunt sein? Ich möchte meinem Erstaunen hier Ausdruck verleihen. Ich bin einigermaßen über diese Argumentation der Ablehnung verwundert, möchte es aber nicht weiter kommentieren und mich auf den Akt beschränken. Ich ersuche um Zustimmung, die jährliche Förderung um 80.000 EUR, jeweils für die Jahre 2019, 2020 und 2021, zu erhöhen. - Danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung der Postnummer 19. Wer dem Antrag der Berichterstatterin zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung stelle ich fest bei SPÖ, GRÜNEN, ÖVP und NEOS gegen die FPÖ. Daher ist die Post 19 mehrstimmig angenommen. Postnummer 22 der Tagesordnung betrifft eine Jahresförderung für freie Theatergruppen und -institutionen. Es liegt keine Wortmeldung vor. Es wurde getrennte Abstimmung verlangt. Ich werde daher zuerst über den Verein zur Förderung der Bewegungsfreiheit abstimmen lassen. Wer der Förderung dieses Vereines zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN. Wer der restlichen Subventionsliste zustimmen möge, bitte ich auch um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Daher ist Post 22 in der besprochenen Form angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 26 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Subvention einer zweiten Rate an die Kunst im öffentlichen Raum GmbH. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Straubinger, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. Ich erteile es ihm. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! KÖR, Kunst im öffentlichen Raum, ist etwas, was wir NEOS extrem begrüßen. Der öffentliche Raum braucht hier immer wieder Intervention, weil es natürlich nicht allen Menschen möglich ist, in Theatern und an anderen Orten Kunst zu konsumieren, aber auch immer wieder, um für gewisse Themen im öffentlichen Raum Bewusstsein zu schaffen. Ich nutze dieses Thema aber, wenn es erlaubt ist, um allgemein ein bisschen über den Umgang mit dem öffentlichen Raum zu sprechen. Der Umgang mit öffentlichem Raum ist ein sehr schwieriges Thema, weil auch oft ein Kunstprojekt, aber auch private Veranstalter in Wien mit Sperrstundenregelungen und anderen bürokratischen Hürden konfrontiert werden, die es ihnen sehr schwer machen, Veranstaltungen oder auch Kunstdarbietungen so durchzuführen, dass sie tatsächlich Sinn machen. Der öffentliche Raum wird sehr gefordert werden, vor allem ab dem 1. November. Wir wissen, es tritt Gott sei Dank ein Raucherschutzgesetz in Kraft. Das wird dazu führen, dass die Menschen, die in Lokalen, in Veranstaltungssälen, und so weiter bisher rauchen durften, auf die Straße gehen müssen, um das zu tun. Das ist okay. Das ist auch sehr wichtig, dass sie das tun, weil uns eben ein Arbeitnehmerschutz extrem wichtig ist. Arbeitnehmerschutz hört halt nicht um 22 Uhr auf. Hierzu braucht es aber mehr als das, was wir derzeit als Status quo vorliegen haben. Der Status ist der, dass wir aus Presseaussendungen wissen, dass die Frau StRin Sima - was voll okay ist - vorhat, sehr streng zu prüfen. Das ist legitim. Das ist Gesetz. Das kann sie machen. Und wir wissen seit heute aus der Fragestunde vom Herrn Bürgermeister, dass er das Büro für Sofortmaßnahmen beauftragen wird, hier in eine für mich noch nicht ganz nachvollziehbare Art der Mediation zu gehen. Seit 2016 stehe ich hier in diesem Saal und plädiere, auch über Medien, dafür, dass Maßnahmen ergriffen werden, wie wir für das Miteinander von Gastronomie, von Kultur, von Veranstaltungen in Wien, die in der Nacht durchgeführt werden, eine bessere Möglichkeit für ein besseres Miteinander finden. Das hat sich immer zu einem Projektvorschlag von uns entwickelt, der immer hieß, der Nachtbürgermeister muss her. Das wurde vom Bürgermeister und von vielen kommentiert, teilweise auch ein bisschen belächelt, wozu wir das brauchen, wir haben doch in Wien alles, es ist überhaupt kein Thema. Jetzt haben wir halt mittlerweile schon 25 Städte, wo es einen Nachtbürgermeister gibt. Es gibt jetzt einen in Bratislava und in Budapest. Die sind alles andere als arbeitslos. Sie haben tatsächlich extrem viel zu tun, nämlich genau mit dieser Aufgabenstellung. Wenn ich jetzt von der Stadtregierung höre, schauen wir einmal, was ab 1. November passiert, da wird es schon irgendwie gehen, wir werden das schon irgendwie schaffen, wird das nicht gehen! Da kommt ein Tsunami an Anzeigen auf uns zu, weil es lauter werden wird. Natürlich werden die Leute nicht schweigend auf der Straße stehen, an ihrem Glimmstängel lutschen und dann sagen: "Ja nicht reden! Passt auf, da könnte vielleicht wer anrufen!" Das ist ihnen egal. Sie haben etwas getrunken. Sie wollen Spaß haben. Sie wollen eine gute Zeit haben. Deswegen wird das nicht funktionieren. Es wird aber vor allem auch nicht funktionieren, wenn wir jetzt diese ganze Verantwortung auf die Gastronomen und auf die Polizei abwälzen. (Beifall bei den NEOS.) Ich kann Ihnen auch sagen, warum. Punkt Nummer 1, Polizei: Jetzt wissen wir, es gibt immer wieder Diskussionen. Ich weiß das als Sicherheitssprecher auch gut. Der Polizei fehlt es an allen Ecken und Enden. Jetzt stellen Sie sich vor, da kommen im Schnitt - ich sage jetzt eine Hausnummer - 50 Anzeigen mehr an einem guten Samstag, und die Herrschaften haben nichts anderes zu tun, als zuerst zu dem Anrainer zu fahren, einmal die Anzeige aufzunehmen, dann in das Lokal zu fahren, um zu sagen: "Leute, da gibt es einen Anrainer. Ich darf ihn nicht nennen. Aber er hat sich beschwert. Bitte dreht die Musik leiser!" Jetzt hoffen wir, dass das durch den Gastronomen passiert. Aber waren Sie schon einmal in einem Lokal, wo die Polizei war, vielleicht zu später Stunde? Wissen Sie, was das sozusagen für ein Gefühl macht, wenn eine Polizei im Lokal ist? Das ist tot. Er kann so gut wie zusperren, weil kein Mensch Lust hat, wenn er einen schönen Abend verbringen will, dass er daneben Diskussionen zwischen Wirt und Polizisten hört, dass vielleicht die Musik zu laut ist oder was auch immer. Das bedeutet, Polizei ist immer Eskalation. Da gilt es, einzugreifen, dass wir hier einen Mittelweg finden, sowohl für Anrainer als auch für Gastronomen, um hier Lösungen herbeizuführen. (Beifall bei den NEOS.) Wir haben deswegen fernab von unserer langfristigen Forderung eines Nachtbürgermeisters, der immer noch die beste Lösung wäre, wie hoffentlich mittlerweile alle langsam realisieren, aber es ist jetzt halt zu spät, sozusagen ein Anrainerschutzpaket entworfen, wo sowohl den Anrainern, aber natürlich auch den Gastronomen geholfen ist, die sich im Stich gelassen fühlen. Das heißt, es braucht mehrere Maßnahmen. Eine Maßnahme davon wäre ein sogenannter Lärmmanager. Das geht, glaube ich, auch in die Richtung von dem, was der Herr Bürgermeister gesagt hat. Er hat uns aber leider nicht verraten, wie viele Leute dafür zur Verfügung stehen. Das bedeutet, das ist eine Person, die in gewissen Grätzeln - jetzt sehe ich, die Frau Stenzel schaut mich an -, beispielsweise im Bermudadreieck, unterwegs ist, ohne dass jemand die Polizei ruft, sondern von sich aus, ausgewiesen, sagt: "Liebe Leute, ab heute ein neues Gesetz! Da gibt es Anrainer. Passt ein bisschen auf!", und versucht, draußen einmal zu beschwichtigen. Punkt Nummer 1. Er wird das aber nicht immer lösen können. Natürlich muss er dann auch die Polizei rufen, wenn die Leute einfach darauf pfeifen. Punkt Nummer 2: Es ist auch extrem wichtig, dass es hier für die Anrainer eine Möglichkeit gibt, sich zu artikulieren. Diese sollten aber nicht die Polizei anrufen. Es sollte hier eine Art Lärmschutz-Hotline geben, wo sie anrufen und sagen können, bei ihnen unten im Lokal ist ein Lärm, bitte den Lärmschutzbeauftragten hinschicken, er soll einmal mit dem Gastronomen reden, woran es liegt. Dann sollte man aber nicht sagen, danke, erledigt, sondern sich das notieren und in den Tagen danach schauen, dass es hier zu einer Art Mediation zwischen Gastronomen und Anrainern kommt und man sagt: "Wie gehen wir in Zukunft damit um?" All jenen, die jetzt vielleicht sagen, da hätten wir gleich Ausnahmeregelungen schaffen können: Nein, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun! Wir sollten jetzt jede Möglichkeit schaffen, um diesen Tsunami an Anzeigen zu verhindern! (Beifall bei den NEOS.) Was es auch noch geben sollte oder was eine Idee von uns wäre, wäre eine sogenannte Online- Informationsplattform. Es ist jetzt schon so, wenn es irgendwo zu Lärm durch Baustellen, durch Verkehr kommt, gibt es eine Homepage, ich glaube, "lärmschutz.at" oder so irgendwie heißt sie, wo man sich informieren kann, wo es in welchem Zeitraum zu Lärmbelästigungen kommt. Ich bin der Meinung, dass das in den Ballungszentren, wo wir sehr viel Gastronomie- und Kulturangebot haben, ruhig auf diese Karte mit draufgehört. Jetzt stellen Sie sich vor, ich komme frisch nach Wien. Ich weiß jetzt nicht, wo wie viele Veranstaltungen nach 22 Uhr stattfinden. Ich ziehe dort hin, vielleicht mit einer Familie, und ich habe das Glück, dass das ultralaut ist und ich nichts davon gewusst habe. Es wäre doch sinnvoll, die Leute vorab zu informieren und zu sagen, das ist eine schöne Gegend, jetzt sage ich zum Beispiel, oder weiß ich nicht, Mariahilfer Straße oder bleiben wir beim Bermudadreieck. Ich ziehe dort hin und habe vielleicht keine Ahnung, dass dort tausende Lokale sind, auch wenn es sehr schwierig ist. (Allgemeine Heiterkeit.) Ich sage ein schlechtes Beispiel. Aber sagen wir, die Kirchengasse im 7. Bezirk zum Beispiel, auch viele Lokale und vielleicht nicht so bekannt als Ausgehviertel. Dort gibt es drei, vier Lokale nebeneinander, wo ich weiß, das sind jetzt sehr beliebte Raucherlokale, die Leute werden alle vor der Türe stehen. Als Anrainer sollte ich doch die Möglichkeit haben, mich vorab zu informieren und vielleicht nicht nur dem Makler zu vertrauen, der den Leuten das Blaue vom Himmel erzählt, wie ruhig und wie schön die Gegend dort ist. Das finde ich extrem wichtig. Das heißt, Prävention auf allen Ebenen. Das ist das Gebot der Stunde, weil wir haben genau eine Woche. Wir sind viel zu spät dran. Alles, was ich jetzt rede, weiß ich eh, ist viel zu spät. Aber ich sage es halt schon seit drei Jahren in dem Haus. Jetzt sollte langsam zumindest irgendetwas passieren! (Beifall bei den NEOS.) Was wichtig gewesen wäre, und ich habe es schon in der Fragestunde erwähnt, ist auch noch die ganze Vorbereitungsphase. Vielleicht können wir da jetzt auch hinein. Wir haben uns ja angeschaut, es gab in Wien sogar einmal ein Format, das zwar von der EU gefördert war, aber trotzdem, am Siebensternplatz zum Beispiel das Projekt SYLVIE. Das hat die Stadt gemacht. Ich weiß nicht, wer sich erinnern kann. Das war 2001, wo man genau mit Anrainern, mit Gastronomen, mit allen Beteiligten in solche Mediationsverfahren gegangen ist, wo man gesagt hat, im Grätzel sollen sich die Anrainer, sollen sich die Wirte, soll sich die Exekutive zusammensetzen und sich anschauen, wie sie miteinander tun, sie haben Herausforderungen. Das Projekt war sehr erfolgreich. Warum man das jetzt nicht macht, wo man weiß, dass in all diesen Gegenden, wo es Lokalitäten gibt, es eben zu dieser zusätzlichen Lärmbelästigung kommt, ist mir ein Rätsel. Das ist auch keine Erfindung von uns. Das wurde in anderen Städten immer so gemacht. Diese Nachtbürgermeister, die es überall gibt, oder Nachtstadträte oder wie das heißt, sind Ergebnisse von solchen Prozessen, dass es genau das braucht. Das heißt, es war immer so, dass in all diesen Städten, wo schon viel früher der Nichtraucherschutz kam, diese Prozesse eingeleitet wurden. Und es war hocherfolgreich. In Zürich, nur als Beispiel, 70 Prozent weniger Anzeigen. Solche Dinge funktionieren. Deswegen ist es extrem wichtig, dass wir das heute hier, und ich bitte um Unterstützung, vielleicht noch auf den Boden bringen können. (Beifall bei den NEOS.) Last but not least, um das arme KÖR nicht länger zu beanspruchen, habe ich hier noch einen Beschlussantrag, der sich dieses alte Thema Rechtssicherheit von Gastronomen noch einmal anschauen soll. Es ist ein Resolutionsantrag. Ich weiß, das können nicht wir hier im Haus bestimmen. Das ist eine Bundesgesetzgebung, § 113 Abs. 5 der Gewerbeordnung. Das bedeutet, es haftet immer noch vollinhaltlich der Gastronom für den Lärm vor seinem Lokal. Das ist eben der Hauptgrund, glaube ich, warum sich manche hier im Haus einfach abputzen und sagen, schauen wir einmal, weil es sie nicht betrifft. Die Gastronomen betrifft das aber sehr wohl. Es ist nicht so, dass ich glaube, dass die Lokale zusperren, weil keiner mehr hingeht, da man nicht rauchen kann. Aber ich glaube, dass die Lokale zusperren müssen, weil viele Anrainer Anzeigen um Anzeigen positionieren werden, weil sie unglücklich sind und diese Lokale deswegen schließen müssen. Das heißt, wir dürfen die Gastronomen hier nicht allein lassen. Das Gebot der Stunde ist, regieren statt reagieren. Ich bitte hier, sehr geehrte Stadtregierung, wachen Sie auf! Wir haben viel versäumt, aber man könnte jetzt noch die Notbremse ziehen! - Vielen Dank! (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau StRin Mag. Nittmann. Ich erteile es ihr. StRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Danke schön! - Weg vom Nachtbürgermeister hin zur Kunst im öffentlichen Raum. Grundsätzlich sind wir für die Kunst im öffentlichen Raum. Das ist eine tolle Geschichte, Kunst niederschwellig anzubieten, Leute langsam an diese Schönheit der Kunst heranzuführen, bereichert das Leben, ist identitätsstiftend, ist alles gut und schön. Unser Kritikpunkt ist ein inhaltlicher. Ich sage das jedes Jahr an dieser Stelle. Auch in dem Akt habe ich mir das jetzt angeschaut. Personalaufwand 140.000 EUR, Verwaltungsaufwand 60.000 EUR. Die eigentliche Arbeit machen die Jury und das Kuratorium. Wir haben eine Geschäftsführerin, die in dieser GesmbH allein vertretungsbefugt ist. Was wir uns wünschen würden, ist, dass die MA 7 diese Themen direkt abwickelt und dass man sich diese Personalkosten und diesen Verwaltungsaufwand, die immer mit einer GesmbH einhergehen, weil ich brauche Jahresabschlüsse, ich habe einfach Gestionskosten bei einer GesmbH, einfach spart und dass man dieses Geld direkt in die Kunst im öffentlichen Raum steckt. Das Geld soll bei den Künstlern ankommen und soll nicht in der Verwaltung versickern, soll nicht in Gestionskosten von GesmbHs versickern und soll nicht irgendjemandem einen Geschäftsführerjob verschaffen, sondern soll bitte in der Kunst im öffentlichen Raum ankommen! - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Reindl. Ich erteile es ihm. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Den Antrag für die Kunst im öffentlichen Raum finde ich sehr wichtig und sehr gut. Ich darf alle einladen, auf die Homepage von Kunst im öffentlichen Raum zu gehen, welch spannende Projekte hier gemacht werden, befristete Projekte, Baustellenprojekte. Aber auch für den dauerhaften Gebrauch werden hier Kunstobjekte im öffentlichen Raum geschaffen, durchaus auch sehr kontroversielle Dinge, was auch gut ist, weil Kunst soll nicht nur gefällig sein, sondern auch zum Nachdenken und zum Diskurs durchaus einladen. Was meine Vorredner wegen der Personalkosten kritisiert haben, das Kunstbudget wird natürlich in keinster Weise von KÖR gekürzt, sondern, wie Sie wissen, zahlt die Frau Kulturstadträtin aus ihrem Budget die Personalaufwendung. Wir dürfen nicht vergessen, wir befinden uns hier in einer GmbH. In der GmbH gelten natürlich die wirtschaftlichen Regeln, wie sie für jede Gesellschaft gelten. Man muss halt zweiteilen, auf der einen Seite halt den laufenden Aufwand, den die GmbH hat, und auf der anderen Seite das Kunstbudget. Beides kommt von der Stadt Wien. Daher ist auch das Kunstbudget dementsprechend groß. Was NEOS betrifft, ich habe mich schon in der Fragestunde sehr gewundert und ich wundere mich jetzt noch mehr. Offenbar ist ein Rauchverbot ab 1. November für die NEOS eine Raketenwissenschaft. Wenn Sie Ihre Energien auch für andere, wichtigere gesellschaftspolitische Probleme als das Rauchen einsetzen würden, könnte ich mir vorstellen, dass wir vielleicht in anderen Dingen mehr weiterbringen könnten! (GR Christoph Wiederkehr, MA: Sagen Sie das einmal den Anrainern! - GR Markus Ornig, MBA: Anrainerschutz!) Tun Sie doch nicht so, die Wienerinnen und die Wiener, die Anwohner und auch die Wirte sind jetzt von null auf hundert vor den Kopf gestoßen, dass es jetzt auf einmal das Rauchverbot gibt! (GR Markus Ornig, MBA: Eh nicht!) Es gibt jetzt schon viele Lokale, wo man nicht rauchen darf, weil der Wirt es nicht möchte, und es funktioniert! (GR Markus Ornig, MBA: Eh!) Es gibt viele Lokale, wo Schanigärten sind, wo bis 10, 11, 12 Uhr am Abend jetzt schon die Leute auf der Straße vor den Anrainern mit den Anrainern sitzen. Da gibt es durchaus das eine oder andere Mal Konflikte. Aber die Wienerinnen und Wiener leben damit. Tun Sie doch nicht bitte so wie jetzt, weil man ab 1. November nicht mehr im Lokal rauchen kann, dass halt jetzt die Katastrophe über die Stadt hereinbricht und dass das auch für die Gastwirtschaft die Katastrophe ist! Viele Gastwirte sind hervorragend darauf vorbereitet, ob man rauchen darf oder nicht. Aber weil Sie auch kritisiert haben, dass das auch zum Gasthaussterben führt, sage ich Ihnen: Meine Erfahrung aus der Donaustadt ... (Zwischenruf von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Meine Erfahrung aus der Donaustadt ist: Wir haben beziehungsweise hatten hervorragende Gasthäuser, etwa das Gasthaus Fischer in der Wagramer Straße, das Gasthaus Müllner in Eßling und weitere in Aspern, in Kagran, in Kaisermühlen. Aber all diese Gasthäuser haben leider zugesperrt! Wenn Sie, vor allem an den Wochenenden, dort hingehen wollten, mussten Sie frühzeitig einen Tisch reservieren, um einen Platz zu bekommen. Das waren nicht irgendwelche leerstehenden Hütten, sondern diese Lokale sind super gut gegangen! Wissen Sie, warum diese zugesperrt haben? - Die erste Frage war: Gibt es einen Nachfolger? (GR Karl Baron: Die SPÖ wahrscheinlich!) Nicht die SPÖ! Die allererste Frage galt der Nachfolge. Und die zweite Frage war: Wer kann sich die Nachfolge leisten? Drittens sind, wenn die Gasthäuser im Eigentum gestanden sind, Immobilienfirmen gekommen und haben die komplette Liegenschaft aufgekauft, und jeder Donaustädter weiß, dass dort, wo diese Gasthäuser gestanden sind, die ich vorhin aufgezählt habe, jetzt Wohnhäuser stehen. Das ist in Wirklichkeit das Problem, das wir haben. Einerseits ist es ein strukturelles Problem in der Gastronomie, noch Menschen zu finden, die sich diesen schwierigen und sehr einsatzintensiven Job antun, und zwar durchaus auch unter schwierigen Rahmenbedingungen im Hinblick auf diverse Vorschriften, die von der Gewerbebehörde kommen - die übrigens beim Bund angesiedelt ist -, aber auch auf die eigenen Vorschriften, die von den Kammern angewendet werden. Andererseits geht es aber auch darum, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, meine Damen und Herren. Daher werden wir den Anträgen nicht zustimmen, was aber, glaube ich, wenig überraschend ist. Betreffend KÖR bitte ich um Zustimmung, damit die 2. Tranche in Höhe von 300.000 EUR auch beschlossen wird. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Ebinger, und ich erteile es ihm. GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Zu der gesamten Raucherproblematik beziehungsweise -nichtproblematik wird sich, glaube ich, auch noch Herr Guggenbichler zu Wort melden. Für uns war es kein Problem, dass es getrennte Räume gegeben hat, denn jetzt werden - so wird die Praxis aussehen - zuerst die Raucher hinausgehen und dann auch alle anderen, weil es drin langweilig wird: Alle werden dann ihre Getränke mitnehmen, es wird sich alles vor dem Lokal abspielen, und es werden die umweltschädlichen Heizschwammerln aufgestellt werden. Was dann der Nachtbürgermeister und der Lärmschutzbeauftragte des Bezirkes ausrichten werden, werden wir ja sehen! Aber das ist jetzt nicht mein Thema. Vielmehr möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, über Kunst im öffentlichen Raum und darüber zu reden, was man als Stadt hier tun kann. Wir haben ja eine Ausschussreise hinter uns, bei der wir uns darüber Gedanken gemacht haben. Wir haben uns in Frankreich, in Paris, Versuche angesehen, wie man in den Bezirken etwas für Kunst und Kultur tun kann. Wir werden ein andermal noch über diese Reise reden, die, glaube ich, alle als sehr gelungen empfunden haben. Wir hatten in diesem Zusammenhang auch ein Gespräch mit dem früheren Kulturminister Jack Lang, der auf die Frage unserer Stadträtin, was man tun kann und was sein Rezept ist, wie man Kunst und Kultur den Menschen näherbringen kann, gesagt hat: Man muss beinhart Kunst in die Schulen bringen, Wurscht, welche Stufe und welches Niveau, überall muss Kunst hinein. Das trifft unsere langjährige Bemühung betreffend die Intensivierung der Musikschulen in Wien. In ländlichen Gegenden in Niederösterreich oder Oberösterreich gehört es eigentlich dazu, dass man irgendein Instrument lernt. Es werden wahrscheinlich 80 Prozent derer, die versuchen, Flöte, Klavier, Geige oder sonst irgendetwas spielen zu lernen, keine großen Genies werden, aber die integrative Wirkung der Musik ist unbestritten, und wir stehen wirklich auf dem Standpunkt, dass man das weiter intensivieren muss! Hier in Wien haben wir eine Aufteilung der Kompetenzen, und daher war das über viele Jahre nicht möglich. Es wurde vielmehr irgendwie das Floriani-Prinzip angewendet: Ich würde es ja gerne, aber er tut nicht, und so weiter. - Eine Intensivierung könnte aber die Zukunft sein. Ein Aspekt, wenn wir schon vom öffentlichen Raum reden, wäre auch, dass man fördert, dass Private üben können. Wie vielleicht noch erinnerlich ist, waren wir in einem Zentrum, wo die einen getanzt und die anderen musiziert haben, und so weiter, und es war eigentlich ganz faszinierend, das zu sehen: Dort kommen junge Leute zusammen und verwenden dieses Zentrum als Stätte, wo sie üben können. In diesem Zusammenhang habe ich einen Antrag vorbereitet über öffentliche Proberäume in Gemeindebauten oder Bauten der Stadt Wien, die im weitesten Sinne sozusagen öffentlich sind, also etwas, wo die Stadt Wien zulassen oder nicht zulassen kann. In diesem Sinn bringe ich den Beschlussantrag ein, dass die Amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft mit der Amtsführenden Stadträtin für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen ein Konzept erarbeiten möge, dass im Gemeindegebiet flächendeckend Musikproberäume zur Verfügung gestellt werden. Dazu sollen vorrangig Immobilien im Eigentum der Stadt Wien benutzt werden, es sollen aber auch gemeinnützige Bauträger und nicht zuletzt private Anbieter als mögliche Partner für die Umsetzung herangezogen werden. - In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. Es gibt auch Bemühungen, dass man leerstehende Räumlichkeiten für kulturelle Zwecke nützt. Das ist jetzt ein Teilaspekt, der uns ein Anliegen wäre. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Guggenbichler. Ich erteile es ihm. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Kollege Reindl! Mir ist jetzt schon klar, warum ihr das Gesetz so beschlossen habt! Nach deiner Rede sind wir nämlich draufgekommen, dass ihr einfach nicht versteht, was ihr beschlossen habt! Sie stellen sich hier her und sagen, dass es sozusagen ein Wirtesterben gibt, weil diese keine Nachfolger haben. Sie sagen, dass die Wirte aus anderen Gründen sterben und Ihnen das leid tut. Aber was habt ihr denn beschlossen? - Ihr habt ein absolutes Rauchverbot beschlossen. Das nehmen wir zur Kenntnis. Das ist Gesetzeslage. Die Frage ist: Wie geht man damit in Wien um? Wie geht man damit um? Wir haben neun Bundesländer. Die Tiroler sagen zum Beispiel, sie werden einmal eine Runde Verwarnungen aussprechen. Die Kärntner sagen, dass sie sich das nur auf Anzeige hin anschauen. Und in der Stadt Wien sagt die Umweltstadträtin, dass sie 80 Organe des Marktamtes ausschicken wird, die 5.000 Kontrollen mit dem Effekt machen, dass in Wien am 1. Tag streng kontrolliert wird, wir aber keine Regelung der Gewerbeordnung haben. Uns ist aber bekannt, dass wir zum Beispiel den Fall einer Diskothek in Wien hatten, wo Gäste vor der Türe gestanden sind, ein Nachbar unzählige Anzeigen gemacht hat und die Behörde gezwungen war, die Sperrstunde vorzuverlegen. Jetzt gibt es eine Diskothek, wo um 24 Uhr Sperrstunde ist. Bgm Ludwig hat das heute richtig gesagt: Das Problem gibt es auch anderswo. Dieses wird jetzt aber verschärft. Wenn nämlich die Raucher am Abend vor der Tür stehen, in Wien streng kontrolliert wird und es keine Entkoppelung der Gewerbeordnung gibt, weil Sie dafür in Ihrem Pfuschgesetz nicht gesorgt haben, dann können am Ende des Tages ein oder zwei Passanten, die wirklich belästigt sind, entsprechend agieren und einen Wirten, der ihnen unlieb ist, umbringen. Das haben Sie mit Ihrem Gesetz momentan auf die Wege gebracht. Und Frau StRin Sima ist bei diesem ganzen Mord der Wirte, den Sie hier betreiben, am Ende des Tages mit der Ankündigung ihrer strengen Kontrollen noch quasi ein Brandbeschleuniger. Damit vernichten Sie Arbeitsplätze, damit vernichten Sie das soziale Umfeld, das wir in Wien so lieben, und ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Es ist wirklich traurig, dass es Ihnen nicht möglich ist, eine vernünftige Regelung zu finden, und dass Ihnen das auch einfach wurscht ist! Ihnen sind die Gastronomen wurscht, Ihnen sind die Kellner wurscht, Ihnen ist der Umsatz in der Stadt wurscht. Es gibt eine sehr große Gruppe von Gastronomen, die Geld gesammelt haben, um diese Klage einzubringen. Ich sage Ihnen: Auch das werden sich Ihre Wähler merken! Es haben auch Kellner ihr Trinkgeld gespendet, damit sie in Zukunft weiterhin die Chance haben, ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Sie vernichten in der Stadt Arbeitsplätze, aber Kollege Reindl kapiert das nicht einmal! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ein zweites Mal zu Wort gemeldet hat sich Herr GR Ornig, seine Restredezeit beträgt acht Minuten. Ich möchte darauf hinweisen, dass alles jetzt zwar sehr tolerant ausgelegt worden ist. dass das Geschäftsstück aber doch Kunst im öffentlichen Raum und nicht das Nichtraucherverbot betrifft. Darauf weise ich sehr ausdrücklich hin. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Dann dürfen Sie den Antrag nicht zulassen, wenn ich nicht dazu reden darf!) Ich ersuche jetzt auch Herrn GR Ornig, das in seiner Wortmeldung zu berücksichtigen. - Bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Frau Vorsitzende! Ich hätte mich eigentlich nicht mehr zu Wort gemeldet, wenn Kollege Reindl hier nicht tatsächlich eine Kunstdarbietung an Ignoranz an den Tag gelegt hätte, denn nun bin ich tatsächlich ang'fressen. Ich habe zehn Minuten über Präventivmaßnahmen und Schutz geredet. Wie können Sie sich dann hier herstellen und einfach sagen: Ob Rauchen oder nicht Rauchen, das werden wir dann sehen, die Wiener werden damit schon klar kommen, das war schon immer so!? - Wenn das Ihre Art zu regieren ist, dann wundert es mich nicht, dass Sie überall gerade extreme Tetschn von Ihren - wie man sagen muss - ehemaligen Wählerinnen und Wählern kriegen und dass Sie sich in allen Umfragen auch nicht weiterbewegen! Offensichtlich sind Sie wirklich nur mit sich selbst beschäftigt! Offensichtlich haben Sie völlig vergessen, dass Anrainerschutz, also Schutz der Bewohner dieser Stadt, Ihr wichtigstes Anliegen, fernab von den Gastronomen, sein müsste! (Beifall bei den NEOS.) Wenn Sie sich hier sozusagen aus Ihrer Blase des 22. Bezirks äußern und sagen: Bei uns im 22. Bezirk sterben die Wirte einfach so, weil sie keinen Nachfolger finden, dann sage ich, das mag durchaus sein. Aber das passiert auch, weil Sie, liebe Stadtregierung, sich nicht darum kümmern und einfach nur sagen, dafür ist der Bund zuständig, und so weiter. - Stellen Sie sich einmal auf die Füße! Sie können unserem Resolutionsantrag, der zur Erleichterung für die Wirte und dazu dient, dass diese nicht mehr die volle Haftung haben, sofort zustimmen! Dann haben Sie Ihren Beitrag geleistet! Das ist nur ein Resolutionsantrag. Aber tun Sie nicht so, als ob Sie nichts damit zu tun haben und es in Wien immer schon so war und immer so bleiben wird. Hauptsache gemütlich, hollodrio, Heuriger! - Danke sehr. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich werde Sie nicht lange aufhalten, möchte aber auch noch einmal darauf hinweisen, dass es im Akt jetzt um KÖR, Kunst im öffentlichen Raum, und um die Subvention dafür geht. Es ist dies eine sehr sinnvolle Subvention, denn es geht um niederschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur. Daher bitte ich um Zustimmung. Obwohl es zum Thema Nichtrauchergesetz viel zu sagen gäbe, kann ich das als Berichterstatterin jetzt nicht tun. Ich glaube aber, das ist eine Debatte, die an einem anderen Ort und zu einer anderen Gelegenheit geführt werden muss. - Danke. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 26. Wer der Postnummer seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die FPÖ und ist somit mehrstimmig angenommen. Es liegen drei Beschlussanträge vor. Ich komme zum Beschlussantrag von NEOS betreffend AnrainerInnenschutzpaket anlässlich des Rauchverbotes in der Gastronomie. Es wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesen Antrag unterstützt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird nur von ÖVP und NEOS gegen FPÖ, SPÖ und GRÜNE unterstützt und ist somit abgelehnt. Im Zusammenhang mit dem Beschlussantrag von NEOS betreffend mehr Rechtssicherheit bei Lärmbeschwerden wird ebenfalls sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von ÖVP, NEOS, FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE und ist somit abgelehnt. Schließlich liegt noch ein Beschlussantrag der FPÖ betreffend öffentliche Proberäume in Gemeindebauten vor. Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von ÖVP, NEOS, FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE und ist somit abgelehnt. Es gelangt die Postnummer 38 betreffend eine Subvention an die Firma in-u! OG zur Verhandlung. Nachdem keine Wortmeldung mehr vorliegt, kommen wir gleich zur Abstimmung. Wer dieser Postnummer seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von NEOS, SPÖ, GRÜNEN und FPÖ gegen die ÖVP und ist somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt die Postnummer 40 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Abschluss eines Baurechtsvertrages mit der gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft SIEDLUNGSUNION in Wien 21. Wortmeldung liegt keine vor. Wir kommen daher gleich zur Abstimmung. Wer dieser Postnummer seiner Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von NEOS, ÖVP, SPÖ, GRÜNEN gegen die FPÖ und ist somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt die Postnummer 41 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Abschluss eines Tausch- und Dienstbarkeitsvertrages mit der ÖBB Infrastruktur AG in Wien 2 und in Wien 20. Ich darf den Herrn Berichterstatter GR Niedermühlbichler ersuchen, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Georg Niedermühlbichler: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Emmerling, und ich erteile es ihr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es geht um diesen Tausch- und Dienstbarkeitsvertrag mit den ÖBB im Ressort der Frau Wohnbaustadträtin. Wir haben dagegen nichts einzuwenden. Ich nutze dieses Poststück aber, um hier ein anderes Anliegen vorzubringen: Dabei geht es um einen Grundstückstausch auf dem Praterstern, und ich glaube, das ist sogar einstimmig. Die ÖBB sind heute mein Thema. Wie Sie wissen, setzen wir uns schon seit längerer Zeit für den S-Bahn-Ring in Wien ein, den wir als äußerst wichtig erachten. Ich musste jetzt, wie viele andere, vielleicht eher aus der Opposition, auch über den Wortbeitrag meines Kollegen Markus Ornig schmunzeln, der gesagt hat: "Tun wir endlich etwas! Kommen wir in die Gänge!" Genau so scheint es sich nämlich bei diesem Thema zu verhalten. Ich habe mir jetzt ein bisschen herausgesucht, seit wann wir uns eigentlich damit beschäftigen, dass wir mit den ÖBB in Verhandlungen treten beziehungsweise einen Vertrag betreffend eine Verknüpfung bei Unter St. Veit mit der Verbindungsbahn und der Vorortelinie abschließen wollen. Am 29.6.2016 gab es den Rahmenvertrag mit den ÖBB zum Ausbau der Verbindungsbahn. Dieser wurde damals einstimmig beschlossen. Zeitgleich mit diesem Poststück gab es von mir den allerersten Antrag, dass wir doch eine Verknüpfung mit der Verbindungsbahn andenken könnten. Ich glaube, es liegt auf der Hand, und mittlerweile ist es auch in der politischen Diskussion angekommen, dass es gescheit wäre, dass eine S45 nicht immer nur nach Hütteldorf fährt, sondern vielleicht jeder zweite Zug auch auf die Verbindungsbahn geführt wird und wir dort die Möglichkeiten schaffen, diese Verknüpfung herzustellen. - Damit hat es, wie gesagt, am 29.6.2016 begonnen. Der Antrag wurde übrigens einstimmig im Ausschuss angenommen. Dann wurde erklärt: Das hat jetzt keine Priorität, aber schauen wir einmal, das wird eh überprüft! 28.9.2017: Die FPÖ bringt den gleichen Antrag ein, nämlich die Machbarkeit dieser Verknüpfung zu untersuchen. SPÖ und GRÜNE lehnen ab. 20.11.2017: Mein Kollege Stefan Gara stellt eine Anfrage, warum diese technische Überprüfung noch nicht stattgefunden hat und warum man nicht endlich in Verhandlungen tritt. - Die damalige Frau Stadträtin Maria Vassilakou antwortet uns: Die Untersuchungen zeigen, dass das jetzt nicht prioritär ist. In Summe hätte es Vorteile, die Fahrgäste nach Hütteldorf zu verbinden und nicht auf die Verbindungsbahn, obwohl wir, wohlgemerkt, immer gesagt haben, eine Linie so und eine Linie so. Das ist aber auf die lange Bank geschoben worden. 15.12.2017: Ich stelle wieder einen Antrag, dass sich der Gemeinderat dafür aussprechen möge, diese Verknüpfung weiter zu verfolgen. SPÖ und GRÜNE sind dagegen. Am 15.12.2017: Die FPÖ bringt einen selbstständigen Antrag ein. Am 27.4.2018 folgt mein nächster Antrag. SPÖ und GRÜNE lehnen ab. Und dann passiert etwas Sonderbares: Ich erfahre von einem Medienbericht. Die SPÖ hat einen Medienartikel lanciert: "Zug fährt ab Richtung Hauptbahnhof, könnte es heißen, geht es nach einer Forderung der SPÖ vor allem der Bezirke Hietzing und Döbling." Es geht um die Weiterführung der Vorortelinie, von Penzing kommend über die Strecke der Verbindungsbahn nach Meidling und zum Hauptbahnhof, und darüber hinaus könnte die Bahn dann weiter zum Handelskai in die Brigittenau fahren. - Die SPÖ will also einen S-Bahn-Ring. (Beifall bei den NEOS.) Sie schreiben in diesem Medienartikel sogar, dass Sie sich vorstellen könnten - wie wir das ursprünglich ins Spiel gebracht haben -, dass eine Linie immer nach Hütteldorf fährt und der nächste Zug auf die Verbindungsbahn abbiegt. Aber wie geht es weiter in dieser Geschichte? - Am 26.6.2018 bringe ich gemeinsam mit der ÖVP einen Antrag betreffend diese Verknüpfung ein, und dieser wird dann auch einstimmig zugewiesen. Man hat sich da also doch ein bisschen bewegt. Am 28.11.2018 folgt der Höhepunkt dieser Geschichte: Wir bringen gemeinsam einen Antrag ein, das endlich anzugehen und uns dafür auszusprechen, dass wir das wirklich alle zusammen wollen und dass die Machbarkeit und die Kostenwirksamkeit geprüft werden mögen. Was aber kommt dann heraus? - In Wahrheit das Gleiche wie drei Jahre lang zuvor. Es heißt: Es wird eh geprüft. Wir schauen uns das an. Prioritäten sind momentan so nicht gegeben. Zum Schluss schreibt Frau StRin Vassilakou: Man müsste überhaupt noch die technische Machbarkeit und die Kostenwirksamkeit überprüfen. Das hören wir zum Schluss! Das ist ja eigentlich das, was wir die ganze Zeit wollen! Und Sie doch auch, oder? Das wollen wir alle zusammen! Ich komme jetzt daher zu meinem Antrag, und ich werde das in meiner mittlerweile historischen Zeitleiste wieder dokumentieren. Ich bin gespannt, ob Sie diesmal dabei sind! Es geht natürlich nicht nur um die Verknüpfung mit der Verbindungsbahn, sondern es geht um den vollständigen S-Bahn Ring um Wien. Wir reden in der Verkehrspolitik schon so lange und einhellig darüber, wie wichtig unsere S-Bahnen sind, wie kostengünstig wir diese ausbauen könnten. Beziehungsweise müssten wir diese gar nicht ausbauen, denn wir haben ja die bestehende Infrastruktur! Wir müssen Adaptierungen vornehmen, keine Frage! Wir müssen den Betrieb finanzieren, keine Frage! Aber in Wahrheit sind das im Vergleich zu einem teuren U-Bahn-Ausbau Peanuts, und das wäre sowas von verkehrswirksam! (Beifall bei den NEOS.) Es läuft halt immer wieder darauf hinaus, dass man sagt: Ja. Das ist toll! Wir wollen das alle gemeinsam. Aber eigentlich sind ja die ÖBB und der Bund dafür zuständig, in dessen Eigentum die ÖBB sind. Wir als Länder können nicht viel tun. Darauf sage ich: Nein! Wir finanzieren die ÖBB! Wir können denen Aufträge geben und sagen: Wir wünschen uns das, das hätten wir gerne! - Ein S-Bahn Ring entlastet unsere U-Bahn-Linien innerstädtisch, die mittlerweile an ihre Kapazitätsgrenzen kommen. Es werden neue Direktverbindungen und eine bessere Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs geboten. Ich habe diesen Antrag jetzt nicht auf Zuweisung gestellt, denn ich möchte dieses Spiel nicht die nächsten drei Jahre weiterspielen, sondern ich verlange die sofortige Abstimmung. Tun wir endlich etwas! Kommen wir endlich in die Gänge! Dieses Zeitfenster wird bald vorbei sein: Machen wir es jetzt! - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Fürnkranz. Ich erteile es ihm. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Emmerling! Ich verstehe ja, dass Ihre politische Zeitrechnung mit Ihren Aktivitäten hier in diesem Haus beginnt, aber ich kann mich erinnern, dass der S-Bahn-Ring schon in den 80er Jahren diskutiert worden ist, und ich bin auch nach wie vor und immer dafür. (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Manfred Juraczka: Wir auch!) Allerdings ist diese Angelegenheit - das muss man jetzt sachlicherweise doch auch berücksichtigen - nicht ganz so einfach, wie Sie sich das gemacht haben, indem Sie ein paar Striche auf ein Blatt Papier gezeichnet haben! Wer die Infrastruktur genauer kennt - und wie Sie wissen, bin ich in Sachen Eisenbahn schon seit sehr vielen Jahren relativ im Detail involviert -, der muss leider zur Kenntnis nehmen, dass wir zwar wohl einen solchen Zug führen können: Es gab in den 90er Jahren auch regelmäßig als nostalgisches und touristisches Angebot Züge, die diese Route gefahren sind. Das ist aber, wie gesagt, für den täglichen Betrieb nicht brauchbar, weil die Infrastruktur dafür an verschiedenen Stellen nicht geeignet ist, und dummerweise sind die entsprechenden Infrastrukturmaßnahmen extrem teuer. Dieses Problem wird man wahrscheinlich nicht so leicht in den Griff bekommen. Ich sage noch etwas: Es gibt einen massiven Zielkonflikt im Bereich Hütteldorf. Auf der einen Seite ist Hütteldorf ein Knotenpunkt zwischen Westbahn, U-Bahn, regionalen Buslinien und eben dieser S45. Auf der anderen Seite wäre es natürlich wünschenswert, den S-Bahn-Ring so zu schließen, dass alle Züge und nicht jeder zweite, denn dann ist das Intervall uninteressant, bei St. Veit das Wiental kreuzen. Dann muss man allerdings die Umsteigerelationen von Hütteldorf stadteinwärts verlegen, und das ist ein Megaprojekt. Ich würde es durchaus begrüßen, wenn man sich auf diese Lösung verständigen könnte. Dabei muss einem aber klar sein, dass das nicht etwas ist, wozu man sagt, na dann machen wir es jetzt endlich! Vielmehr ist das ein Großprojekt. Der zweite dramatische Punkt ist zweifellos das Ausfädeln bei der Ostbahnbrücke. Auch dort ist die Infrastruktur schon jetzt überlastet, und es ist schlicht und ergreifend nicht zu machen, dort zusätzlich alle 5 Minuten einen Zug durchzuschicken, ohne ein Riesenbauwerk zu errichten. - Es wäre also jetzt zu klären, ob man sich diese Dinge antut. Dann gibt es noch einen Zielkonflikt zwischen der Schließung dieses Ringes auf der einen Seite und der Durchbindung von Pendlerzügen auf der anderen Seite. - Ich sage Ihnen: Ich bin sehr dafür, dass man das noch einmal sehr ernsthaft prüft. Wir haben damals auch gemeinsam diesen Antrag gestellt und übrigens sogar beschlossen. Ich war also mit der Antwort auch nicht sehr glücklich. Tun wir aber trotzdem nicht so, als könnte man das im Vorbeigehen jetzt endlich erledigen! Dafür ist das Projekt eindeutig zu groß. Gehen wir es aber sehr wohl an! Vielleicht kann man sich auch einmal informell und nicht nur am Rednerpult über die einzelnen Themenblöcke unterhalten. Vielleicht kann man die MA 18 einerseits und die ÖBB andererseits einmal dazu bewegen, die alten Mengengerüste, auf denen sie ihre Schlussfolgerungen aufgebaut haben, so zu aktualisieren, dass sie genau das abbilden, was sich inzwischen im Verkehrswesen und vor allem im Schienenverkehrswesen in Wien verändert hat, und das mitzuberücksichtigen. Da hapert es nämlich in einigen Punkten. Ich bin sehr gerne bereit, da alles Mögliche einzubringen. Aber tun wir nicht so, als hätten wir den Stein der Weisen erst vor Kurzem gefunden! Der Stein der Weisen ist nämlich leider Gottes ein ziemlich schwerer Brocken. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Georg Niedermühlbichler: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nachdem der Akt einstimmig beschlossen wurde, wie schon gesagt wurde, und ich als Berichterstatter streng genommen zu diesem Antrag nichts sagen darf und auch nicht Mitglied des Verkehrsausschusses bin, Kollege Fürnkranz als ehemaliger Schienenregulator jedoch hier seine Expertise eingebracht hat, bleibt mir nichts anderes übrig, als zu sagen: Ich bitte um Zustimmung zu diesem Akt. - Danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung. Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmen will, den bitte ich, die Hand zu erheben. - Ich sehe die Einstimmigkeit. Postnummer 41 ist also einstimmig angenommen. Ich komme zum Beschlussantrag der NEOS, GRin Emmerling und Kollegen, betreffend Prüfung der technischen Machbarkeit, und so weiter im Zusammenhang mit dem S-Bahn-Ring um Wien. Es wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, und der Antrag ist abgelehnt. Postnummer 42 der Tagesordnung kommt nun zur Verhandlung. Sie betrifft das bauliche Sanierungs- und Investitionsprogramm Wiener Volkshochschulen 2030. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Novak, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Barbara Novak, BA: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich sehr, dass hier ein Akt zur Verhandlung und Abstimmung kommt, der sich mit einem großen, umfassenden Sanierungskonzept beziehungsweise dem grundsätzlichen Vorhaben auseinandersetzt und in dessen Rahmen 75 Millionen EUR für die Sanierungen der Wiener Volkshochschulen in den nächsten Jahren zur Verfügung gestellt werden. Es ist dies ein großes Sanierungsprogramm, das der beliebtesten Volksbildungseinrichtungen dieser Stadt Rechnung trägt und vielen Wienerinnen und Wienern, wie ich glaube, eine große Freude machen wird. Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Weber. Ich erteile es ihm. GR Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Gäste auf der Galerie und im Livestream! Schön, dass sie da sind! Willkommen im Rathaus! Wir sprechen heute über das bauliche Sanierungsprogramm und Investitionsprogramm für die Wiener Volkshochschulen. Es geht um 75 Millionen EUR für 27 Objekte über einen Zeitraum von 10 Jahren. Ganz wichtig dabei ist, dass es sich heute nicht um eine Sachmittelgenehmigung, sondern lediglich um einen Grundsatzbeschluss handelt. Zu den konkreten einzelnen Projekten und zu den konkreten Sachkreditgenehmigungen werden wir dann noch im Ausschuss beziehungsweise auch im Plenum des Gemeinderats kommen. Grundsätzlich meinen wir NEOS, dass die bauliche Infrastruktur der Volkshochschulen natürlich nicht verfallen soll. Unserer Überzeugung nach ist auch sicherzustellen, dass die Gebäude in einem dementsprechenden baulichen Zustand sind, damit sie für die Besucherinnen und Besucher keine Gefahr darstellen. Aus diesem Grund werden auch wir NEOS diesem Grundsatzbeschluss heute natürlich zustimmen. Wir werden uns dann aber auch die einzelnen Projekte sehr genau ansehen, etwa ob bei den einzelnen Projekten auch Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden wie zum Beispiel Außendämmungssysteme oder umweltfreundliche Kühlsysteme. Ich möchte aber heute, da wir über dieses Poststück und die Volkshochschulen sprechen, die Gelegenheit auch nützen, um einige durchaus kritische Dinge im Zusammenhang mit den Volkshochschulen anzumerken. Von unserer Seite ist all das nicht neu. All das kennen Sie schon. Trotzdem ist es wichtig, das noch einmal hier zu sagen. Prinzipiell sehen wir NEOS es als sehr kritisch an, dass bei den Volkshochschulen über verschiedene Töpfe wie Basisförderungen und Projektförderungen sehr große Mengen an Fördermitteln fließen, und zwar erstens völlig unevaluiert und zweitens auch tatsächlich ohne Ausschreibungen, wie wir das in vielen Bereichen in Wien haben. Da es zu dem Thema keine Ausschreibungen gibt, wissen wir auch nicht, ob es nicht etwa andere Vereine oder Institutionen gibt, die diese Aufgaben effizienter beziehungsweise besser erledigen könnten. Diese Überlegung, das zu evaluieren und Ausschreibungen zu machen, um zu sehen, ob es vielleicht auch andere gibt, die das auch können, wird ja schon von vornherein ausgeschlossen. So weit kommen wir in der politischen Debatte ja gar nicht! Es heißt: Das ist historisch gewachsen. Das war immer so, und das soll auch so bleiben. - Dieses Prinzip halte ich für falsch! Zweitens halte ich auch das hinter diesem Prinzip liegende Sittenbild für falsch, nämlich dieses Bild der Selbstverständlichkeit, wie diese Förderungen an das rote Vereinsnetzwerk ohne Ausschreibungen genehmigt werden, ohne dass man sich überlegt, ob man, wie gesagt, auch andere Organisationen oder Vereine damit betrauen könnte. Ich komme zu meinem dritten und letzten Punkt: Es ist dies ein bildungspolitischer Aspekt. Ich halte es auch für falsch, dass Aufgaben, bei denen das städtische Bildungssystem versagt, an die Volkshochschulen übertragen werden. Sie wissen, dass wir NEOS Parteipolitik aus den Schulen entfernen wollen. Parteipolitik soll aus den Schulen verschwinden. Und ich sage dazu: Das betrifft natürlich auch die Volkshochschulen. - Soweit meine Ausführungen zu den Volkshochschulen. Ich möchte aber noch die Gelegenheit nützen, weil wir hier über Baumaßnahmen sprechen, rückblickend, wie ich in der Aktuellen Stunde angekündigt habe, noch einen Antrag betreffend das Wien Museum einzubringen, nämlich dass das Wien Museum beziehungsweise der Kulturausschuss auch zukünftig über den Baufortschritt beim Wien Museum informiert werden sollen. - Herzlichen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schwarz. Ich erteile es ihr. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Wir stimmen dieser Grobkosteneinschätzung von 75 Millionen EUR nicht zu, und ich möchte Ihnen auch ausführen, warum. Zum einen haben wir vier Seiten bekommen, auf denen es um die Grobkosteneinschätzung geht. Darin steht, dass es einen intensiven internen Arbeitsprozess unter Beteiligung der entsprechenden zentralen Abteilungen, und so weiter, und so fort gegeben hat. Es ist aufgelistet, welche Standorte saniert werden sollen. Außerdem gibt es eine Grobkosteneinschätzung auf 10 Jahre, und es heißt, dass sich all das mit zirka 75 Millionen EUR auch ausgehen wird. Mehr gibt es nicht. Mir fehlt aber der Glaube, dass es da nicht mehr gibt! Ich glaube, dass es da sehr wohl mehr gibt. Ich glaube aber, dass Sie uns die entsprechenden Unterlagen einfach nicht geben! Im Hinblick darauf stellt sich die Frage: Warum geben Sie uns diese Unterlagen nicht? Zweitens fordern wir ja auch immer wieder, dass die gesamte Volkshochschule ein inhaltliches Sanierungskonzept braucht, und zwar nicht nur ein Sanierungskonzept für die Häuser, sondern ein inhaltliches Sanierungskonzept. Und ich denke, dass es das vorher braucht, bevor man weiß, wie man ein Haus saniert. Man muss sich zuerst die Frage stellen: Was braucht es? Sonst hat man nämlich wieder eine Kostenexplosion wie bei ganz vielen Projekten, die dieser Stadtregierung einfach zu groß sind. Deswegen bringen wir heute einen Antrag mit der Bitte um Zuweisung an die zuständigen Stadträte ein, in dem wir darum bitten, allen Parteien in diesem Haus bis zum Jahr 2020 auch ein inhaltliches Sanierungskonzept vorzulegen, damit wir wirklich transparent darüber diskutieren können. Ich sage es immer wieder - und das ist mir auch immer wieder wichtig -: Wir alle sind uns dessen bewusst, dass die Volkshochschulen eine wichtige Rolle in der Bildung, und zwar besonders in der barrierefreien Bildung für die Wienerinnen und Wiener spielen. Die Frage ist aber: Ist Rot-Grün wirklich bereit, alle Parteien mit einzubeziehen, damit wir das ganz offen und transparent inhaltlich diskutieren können? Deswegen bringen wir auch diesen Antrag ein und bitten um Zustimmung. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Kasal. Ich erteile es ihm. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Wie bereits angekündigt, bringen wir zu diesem Tagesordnungspunkt einen Antrag auf Absetzung dieses Geschäftsstückes ein, und zwar mit folgender Begründung, die sich im Prinzip an jene der Vorrednerin knüpft: Sie hat zwar richtig gesagt, dass es um vier Seiten geht, tatsächlich sind es inhaltlich aber nur zwei. Ja, es geht um 27 Objekte. Ja, es sind 75 Millionen EUR geschätzt. Aber ansonsten gibt es wirklich gar nichts darüber! Wir haben jetzt am 22. Oktober eine rechtliche Beurteilung bekommen, und zwar betreffend den Missstand bei der Gewährung und Überprüfung der widmungsgemäßen Nutzung von Fördergeldern im Zusammenhang mit unserem Untersuchungsausschuss, und ich darf kurz näherbringen und vorlesen, was in dieser rechtlichen Beurteilung steht: "Insofern es auf Grund eines vom Magistrat vorgelegten Geschäftsstückes zu einer Beschlussfassung über die Gewährung einer Subvention gekommen ist, haben die vorgelegten Unterlagen und Informationen offensichtlich ausgereicht, um die zumindest Mehrheit der Mitglieder des Gremiums in die Lage zu versetzen, eine Entscheidung zu treffen. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte der Ausschuss beziehungsweise der Gemeinderat eine Beschlussfassung ablehnen müssen und die Sache zur Vorlage von entsprechenden Ergänzungen zurückweisen müssen." Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben die feste Überzeugung, dass diese 2-Seiten-Information für eine Zurverfügungstellung von 75 Millionen EUR bei Weitem nicht ausreicht, und wenn Sie diese rechtliche Beurteilung hier erst meinen, dann nehmen Sie dieses Geschäftsstück bitte von der Tagesordnung! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Schober. Ich erteile es ihm. GR Mag. Marcus Schober (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir sprechen jetzt nicht über irgendetwas, sondern wir sprechen über die Volkshochschulen, und da sprechen wir über eine große Tradition in Wien: Die Volkshochschulen sind seit 1887 in Wien in Betrieb, damals noch unter dem Namen "volkstümliche Ausbildung". Man hat der damaligen Bevölkerung nicht den Weg frei gemacht hat, dass man das in Hochschulen umwandelt. Das große Glück ist, dass wir die Volkshochschulen flächendeckend in ganz Wien haben, und für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ist es ganz wichtig, dass wir dort zu fairen Preisen ein wirklich hohes Niveau an Bildung anbieten können. Ich darf aus dem sehr breiten Angebot aufzählen, damit man das auch einmal verinnerlicht: Dieses geht von Bildungsabschlüssen wie dem Hauptschulabschluss über Berufsreifeprüfungen bis zum Nachholen der Matura, es gibt Sprachkurse, et cetera, et cetera. Das Ganze wird an 33 Standorten durchgeführt, und zusätzlich gibt es noch zum Beispiel das Planetarium oder das Recylingzentrum. Es geht darum, dass wir Menschen in Wien eine Perspektive geben, und schon sehr viele Menschen haben das genutzt. Heute beschließen wir etwas, damit sehr viele Wienerinnen und Wiener das weiterhin nutzen können. Es geht auch darum, dass auch sehr viel Nutzen in den Häusern liegt: In den Häusern befinden sich etwa Büchereien und Jugendzentren. Die Orte können für zivilgesellschaftliche Aktivitäten verwendet werden, zum Beispiel auch für die Gratislernhilfe 2.0, im Hinblick auf welche ich übrigens selbst vorige Woche in der Urania sehr staunen konnte, wie das funktioniert. Da ist sehr, sehr viel drinnen! Wenn Kollegin Schwarz sagt, dass man inhaltlich darüber nachdenken muss, dann sage ich: Das stimmt! Aber das ist natürlich auch sehr schwierig. Das sieht man, wenn man sich die Zahlen anschaut: 14.500 Kurse, 5.000 Veranstaltungen und 30.000 Bildungsberatungen werden jetzt schon durchgeführt. Man kann also sehr wohl nachdenken, was man inhaltlich weiter macht. Es ist allerdings schon sehr viel Expertise da, und damit muss man sehr behutsam umgehen, um bei einem so breiten Angebot auch die Schrauben richtig zu stellen. Wichtig zu dem, was wir heute beschließen, ist: Es gab eine Standardanalyse, die von der MA 34 und den Volkshochschulen gemeinsam durchgeführt wurde. Es wurde überprüft, wie man jene Volkshochschulen, die im städtischen Eigentum stehen, technisch beurteilt und was man da investieren muss: Es wird sich um 27 Standorte handeln, für die bauliche Maßnahmen vorgesehen sind, und zwar, wie schon richtig erwähnt wurde, in der Höhe von 75 Millionen EUR. Ich darf jetzt auch auf Kollegen Kasal und Kollegen Weber eingehen: Es geht heute hier um einen Grundsatzbeschluss und nicht darum, dass wir dieses Geld heute ausschütten. Die wichtige Information ist, dass jedes einzelne Projekt hier im Ausschuss dann auch diskutiert wird. Wir geben heute nicht die 75 Millionen einfach frei, sondern wir schauen uns an, wo wir Brandschutzmaßnahmen brauchen und wo wir in Barrierefreiheit und in die technische Aufrüstung investieren, die unbedingt erforderlich ist. Das werden wir uns im Ausschuss mit den Kollegen und Kolleginnen dementsprechend anschauen. Jede Investition in unsere Bildungsarbeit ist eine Investition in die Zukunft. Es muss uns bewusst sein, dass wir, wenn wir diese Häuser in den nächsten zehn Jahren instand setzen, in diesen zehn Jahren wieder einer Million Wiener und Wienerinnen beziehungsweise einer Million Teilnehmer und Teilnehmerinnen ermöglichen, sich fort- und weiterzubilden, und ich glaube, das Wichtigste, was unsere Stadt braucht, sind gut ausgebildete Wiener und Wienerinnen. Deshalb ersuche ich Sie um Ihre Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Barbara Novak, BA: Ich bedanke mich ganz herzlich, liebe Kollegen, für die sehr sachliche Debatte. Ich denke, dass das Grundsatzvorhaben, das hier jetzt dem Gemeinderat zum Beschluss vorliegt, einmal eine Richtungsentscheidung ist. Dieses Vorhaben ist sehr, sehr wichtig für die Wiener Volkshochschulen und für die Wienerinnen und Wiener. Wir alle wissen, dass jede einzelne Sanierungsmaßnahme in den dazugehörigen Poststücken und Akten aufscheint. Nachdem ich fast immer Berichterstatterin für die Poststücke der MA 34 sein darf, kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass die Abteilung die Akten in einem umfassenden Ausmaß ausfertigt. Manchmal sind sie so schwer, dass ich sie nicht heben kann. Sie sind umfassend, weil zu diesen baulichen Dingen immer auch Ausschreibungen dazugehören. - Das heißt, die Angst kann ich nehmen, dass hier auch nur ein Euro fließt, bevor der Gemeinderat für jede einzelne Sanierungsmaßnahme im Detail auch den zuständigen Beschluss gefasst hat! Es wird gar kein Geld fließen, solange diese Beschlussfassungen hier nicht vorliegen! Diesfalls handelt es sich allerdings um einen Grundsatzbeschluss, der einen Rahmen von 75 Millionen EUR vorgeben soll. Des Weiteren möchte ich noch anmerken, dass der dringende Wunsch auch der NEOS, auch im Bereich Klimaschutz, et cetera alles im Sinne des State of the Art zu tun, auch der Abteilung und natürlich auch den Wiener Volkshochschulen ein großes Anliegen ist. Es tut mir leid, dass das grundsätzliche Planungskonzept der Volkshochschulen nicht mehr zur Verfügung gestellt werden konnte, und ich hoffe, dass wir das bis zu den Beschlussfassungen der einzelnen Maßnahmen dementsprechend auch in der Informationspolitik nachholen können. Ich bin mir ziemlich sicher, dass keine der Vermutungen der Kollegin Schwarz zutrifft und dass wir vor den nächsten Beschlussfassungen hoffentlich alle Unklarheiten ausräumen können. Ich bitte daher um Zustimmung zu diesem sehr wesentlichen Vorhaben für die Wienerinnen und Wienern. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Post 42. Ich darf bekannt geben, dass GR Deutsch sich für befangen erklärt hat und daher an der Abstimmung nicht teilnehmen wird. Von den Gemeinderäten Mahdalik und Kasal wurde ein Antrag auf Absetzung des Geschäftsstückes eingebracht. Wer für die Absetzung ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Absetzung wird unterstützt von ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen von NEOS, SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Die Absetzung ist daher abgelehnt. Ich bitte daher jetzt jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Zustimmung erfolgt bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS gegen die Stimmen der FPÖ und der ÖVP. Das ist die Mehrheit, der Antrag ist angenommen. Ich komme zum Antrag der NEOS, Gemeinderäte Weber und KameradInnen, zum laufenden Fortschrittsbericht Wien Museum Neu. Sofortige Abstimmung wurde beantragt. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Unterstützt wird dieser Antrag von NEOS, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist daher abgelehnt. Ich komme zum Antrag der ÖVP, GemeinderätInnen Schwarz und Ulm, betreffend inhaltliche Neuaufstellung der Wiener Volkshochschulen. Diesfalls wurde die Zuweisung an die Gemeinderatsausschüsse der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen sowie der Geschäftsgruppe Bildung, Integration, Jugend und Personal beantragt. Wer für die jeweilige Zuweisung ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisungen erfolgen einstimmig. Bevor wir zur nächsten Postnummer kommen, freue ich mich recht herzlich, junge Wienerinnen und Wiener, BürgerInnen unserer Stadt, recht herzlich begrüßen zu dürfen: Sie sind von der Gruppe LernLEO. Recht herzlich willkommen im Wiener Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall.) Es gelangt nunmehr Post 43 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Anmietung von Büroflächen für die MA 40 in Wien 3., Thomas Klestil-Platz 6. Es liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wer der Postnummer 43 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt durch NEOS, SPÖ und GRÜNE gegen die Stimmen von FPÖ und ÖVP und ist daher mehrstimmig so erfolgt. Post 32 der Tagesordnung betrifft das Plandokument 8272 im 21. Bezirk, KatG Donaufeld. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Bluma, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Susanne Bluma: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Wiederkehr. Ich erteile es ihm. GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Als Erstredner bei dieser Geschäftsgruppe nenne ich zunächst den Grund, warum ich mich gemeldet habe: Das ist im größeren Kontext der Flächenwidmungen dieser Stadt zu sehen, und unsere Kritik daran ist natürlich seit der Affäre Chorherr noch massiver geworden. Seitdem schauen wir uns die Flächenwidmungen noch genauer an, und wir werden uns vor allem auch anschauen, wer davon profitiert und wer an den jeweiligen Flächenwidmungen beteiligt war. Bei diesem Poststück geht es um eine Flächenwidmung im 21. Bezirk im Zusammenhang mit dem Bebauungsplan für das Gebiet zwischen Pilzgasse, Engelhorngasse, Leopoldauer Straße und Angerer Straße. Es geht auch um die Verdichtung in diesem Gebiet, und neben dieser Verdichtung wird es auch eine Aufwertung und eine Umwidmung geben. Wir haben uns diese Umwidmung in Richtung Gemischtes Nutzungsgebiet angeschaut: Wer ist der Projektentwickler bei diesem Projekt? - Es ist dies die Firma P33 GmbH. Sie hat das Grundstück um 2,75 Millionen EUR gekauft. Für 7.319 m² sind das ungefähr 375 EUR/m². Das ist noch ein recht moderater Preis! Gewidmet ist Bauklasse III, und das soll umgewidmet werden auf ein Gemischtes Baugebiet mit bis zu 28 m Höhe, davon 11.000 m² Wohnfläche. - Man kann sich also ausrechnen, dass es da eine gewaltige Wertsteigerung auch für das Unternehmen gibt, und das Unternehmen wird natürlich dann auch einen entsprechenden Gewinn machen. Als wir uns angeschaut haben, wer involviert war und wer das Unternehmen beraten oder auch unterstützt hat, haben wir einen Hinweis auf der Website von Nonconform Ideenwerkstatt gefunden. Diese kennen Sie wahrscheinlich, es ist dies die Firma, bei welcher Frau Chorherr in der Geschäftsführung ist und auch Anteile hat. Und diese Firma Nonconform hat genau dieses Entwicklungsgebiet auf der Website auch als Referenz angeführt. Das heißt, wir wissen, dass die Firma Nonconform auch eine Entwicklungswerkstatt im Auftrag des Widmungswerbers durchgeführt und natürlich dafür auch etwas verdient hat. In normalen Zeiten ist das vielleicht nichts Auffälliges, das hat sich aber seit der Affäre Chorherr geändert. In diesem Zusammenhang gibt es den Zeitungsbericht vom 17.9.2019, in dem ein Unternehmer geschildert hat, dass vor Einreichung von Ausbauplänen in der Stadt Machbarkeitsstudien notwendig sind und man - laut diesem Unternehmer - die Bewilligung eher bekommt, wenn man ein bestimmtes Architekturbüro beauftragt. Und das Architekturbüro, das der Unternehmer gemeint hat, ist die Nonconform Ideenwerkstatt. - Daher schauen wir seit dem Erscheinen dieses Artikels ganz besonders darauf. Es gibt hier von unserer Seite noch offene Fragen, wir wissen nicht, welche Zusammenhänge es im Konkreten gibt, die Optik ist nicht die schönste, und auch diese Fragezeichen, die es im Umfeld von Familie Chorherr gibt, sind ein Grund, warum wir diesen Flächenwidmungsplan ablehnen und dem nicht zustimmen können. - Vielen Dank. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Peter Kraus. Ich erteile es ihm. Er wurde ja heute angelobt, aber es ist jetzt nicht seine erste Rede. (Heiterkeit.) GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Ich habe heute schon einmal gesprochen, Herr Vorsitzender! Das ist jetzt meine Zweitrede als neu angelobter Gemeinderat. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, bei diesem Plandokument auf ein Projekt hinzuweisen, das im Rahmen des Plandokumentes ermöglicht wird: Es geht nämlich vor allem um ein Projekt in diesem Gebiet, nämlich in der Pilzgasse 33. Ich möchte das kurz highlighten für Sie alle, damit Sie auch sehen, was in dieser Stadt weitergeht, wenn die Bereiche Planung und Energie zusammengelegt werden. In der Pilzgasse 33 entsteht ein Plus-Energie-Quartier, ein Vorzeigequartier. Es ist dies eines der ersten Projekte nach dem Fachkonzept "Produktive Stadt": Das ist ein durch Wohnen und Arbeiten gemischt genutztes Quartier. Dort wird in hocheffizienter Bauweise ein Energiekonzept mit sehr hoher Vor-Ort-Energieaufbringung durch große Fotovoltaikanlagen, durch einen saisonalen Erdspeicher in Kombination mit Wärmepumpen sowie Heizen und Kühlen über Betonkernaktivierung und Fußbodenheizung umgesetzt. All das wird dort mitberücksichtigt. Das heißt, wir schaffen dort also nicht nur ein einzelnes Haus, sondern ein Quartier, das über das Jahr gerechnet mehr Energie produziert, als es eigentlich verbraucht. Das ist super innovativ, und zwar nicht nur technisch, sondern auch in der Planung. In der Planungsphase neuer Quartiere werden nämlich diese Energieaspekte häufig erst zu spät berücksichtigt, woraus Mehrkosten durch erhöhten Planungsaufwand und Zeitverzögerungen entstehen. Wie schon vorher gesagt, werden diesfalls aber die unterschiedlichen Nutzungen vor Ort so zusammengebracht, dass auch aus Energieplanungssicht das Optimum erreicht wird. Mir war es einfach wichtig, hier anzusprechen, damit wir auch einmal sehen, wenn wir ein Plandokument haben, was rundherum an koordinativen Bemühungen seitens der Stadt erfolgt, damit wir auch im Bauen unsere Klimaziele und Energieziele erreichen. Im Hinblick darauf kann man, glaube ich, diesem Plandokument mit gutem beziehungsweise sehr gutem Gewissen zustimmen. - Danke schön (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Post 32. Wer dem Antrag der Berichterstatterin zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei FPÖ, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der ÖVP und NEOS, daher mehrstimmig so angenommen. Post 33 der Tagesordnung betrifft das Plandokument 8260 im 22. Bezirk, KatG Stadlau. Es liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wir kommen daher zur Abstimmung. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und ÖVP, somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 34 der Tagesordnung zur Verhandlung: Sie betrifft das Plandokument 8264 im 22. Bezirk, KatGen Aspern und Breitenlee. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Däger-Gregori, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar. Ich erteile es ihr. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte eigentlich die Gelegenheit nutzen, um zwei Kritikpunkte, die wir schon öfters auch an dieser Stelle betont haben, zu erneuern. Einerseits geht es mir um die grundsätzliche derzeitige Situation der Flächenwidmungspraxis in der Stadt. In diesem Zusammenhang haben wir vor einigen Wochen klargestellt, dass wir aus derzeitiger Sicht, solange keine Ergebnisse im aktuell laufenden Ermittlungsverfahren vorliegen, keinen Flächenwidmungsplänen, die in der Verhandlungszeit von Christoph Chorherr ihre Entstehung finden, zustimmen können. Hier braucht es aus unserer Sicht ganz klare Aufklärung, wie die Prozesse gestartet werden. - Das möchte ich einerseits mit meiner Wortmeldung zu diesem Akt erneuern. Eine zweites Thema mit einer ähnlichen Thematik, nämlich betreffend die Erweiterungsflächen beziehungsweise die Weiterentwicklung des Gebietes rund um die Seestadt Aspern, sehe ich ebenfalls sehr kritisch. Beim vorliegenden Akt geht es wieder um das gleiche Thema: Uns liegt ein Flächenwidmungsplan vor, und zahlreiche Flächen in diesem Entwicklungsgebiet sind auch ohne Bebauungsbestimmungen ausgewiesen. Das ist, wenn man sich auch andere Flächenwidmungspläne, die die Stadt Wien vorlegt, ansieht, sehr untypisch. Ich möchte schon sagen, dass ich das sehr kritisch sehe. Warum? - Weil wir doch einige Baufelder haben, bei denen tatsächlich schon Bebauungsbestimmungen deklariert sind, neben Baufeldern, die keine haben. Und das schafft aus meiner Sicht doch eine starke Verunsicherung zwischen den einzelnen - unter Anführungszeichen - Nachbarn, denn in Wahrheit weiß derjenige, der bereits Bebauungsbestimmungen hat, nicht, was ihm im Baufeld vis- à-vis begegnen kann oder womit gerechnet werden kann. Aus meiner Sicht ist es allerdings relevant, zu wissen, wie sich ein Gebiet grundsätzlich weiterentwickelt, und das gilt auch für den Investor oder Entwickler vor Ort, der dort seinen Beitrag leisten möchte. Ich traue mich, zu behaupten, dass Sie mir nicht erzählen können, dass Sie, zumindest in groben Zügen, nicht jetzt schon wissen, wie sich dieses Gebiet Stück für Stück weiterentwickeln soll. Deswegen ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum in dem vorliegenden Plandokument keine Bebauungsbestimmungen mitgedacht werden. Das werde ich immer wieder kritisieren, solange das weiter vorkommt, und dementsprechend können wir dem vorliegenden Plandokument nicht zustimmen. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wer dem Antrag der Berichterstatterin zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei SPÖ, GRÜNEN, FPÖ und NEOS gegen die ÖVP. Postnummer 34 ist somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 35 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8307 im 10. Bezirk, KatGen Rothneusiedl, Oberlaa Stadt, Oberlaa Land und Unterlaa. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Danke schön, ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! In diesem Poststück geht es um eine Bausperre im Süden Wiens, für die Gebiete Oberlaa und Unterlaa. Nur von der Dimension: Das ist etwas größer als der 1. Bezirk, es handelt sich hier also schon um einen bedeutenden Teil dieser Stadt. Und es geht darum, dass wir bei der Entwicklung dieser Region auch darauf achten, dass die dörfliche Struktur mit einer neuen Entwicklung im Einklang steht, dass wir quasi einen Lebensraum gestalten und nicht einfach automatisch alles zugepflastert wird, auch vor dem Hintergrund des Wohnbaus. Aber es geht eben in der Stadt nicht nur um Wohnbau, sondern es geht auch um Lebensraum. Deswegen erachten wir es als sehr gut, dass diese Bausperre hier endlich ausgerufen wird, denn die Bürgerinitiative "Lebensraum Oberlaa" kämpft darum schon seit knapp zwei Jahren. Langsam ist es auch in der Stadtregierung gesickert, dass man nicht so einfach drüberfahren kann und dass man diese Dinge schon auch im Sinne eines städtischen Leitbildes entwickeln muss - etwas, das ich an dieser Stelle schon öfters verlangt habe. Deswegen werden wir diesem Antrag für diese Bausperre auch zustimmen. Was mich allerdings ein Stück weg irritiert, ist, dass der Bereich, der relativ großes Konfliktpotenzial hat, nämlich der Bereich rund um die Therme Oberlaa, nicht von dieser Bausperre betroffen ist. Ich denke, dass es auch da wichtig wäre, zu schauen, wie ein gutes Miteinander, eine gute Entwicklung dieser Struktur aussehen könnte, da es auch viele Potenziale in der Gegend gibt. Ein Thema, das ich auch immer wieder in der Stadtentwicklungskommission anspreche, ist, dass wir bei sozialer Infrastruktur eben nicht nur Bildung, sondern auch Gesundheit mitplanen müssen, dass wir endlich aus diesen beiden Silos Stadtentwicklung und Gesundheit eine viel stärkere Vernetzung bekommen. Ich hoffe, dass das auch im zukünftigen Stadtentwicklungsplan so berücksichtigt wird. (Beifall bei den NEOS.) Gerade diese Region würde sich schon auch anbieten, auch im Bereich der Gesundheit entsprechende Infrastruktur zu bauen, zu ermöglichen, da es doch einen sehr großen Bereich Wiens betrifft, der im Süden liegt, und hier die Infrastruktur auch im Gesundheitsbereich großes Potenzial hat, also im Bereich Primärversorgungen, sei es auch vielleicht im Bereich einer Kinder-Reha. Das wären gute Orte, wo man einiges entwickeln kann. Daher sprechen wir uns dafür aus, dass es auch eine Bausperre nördlich der Südbahn gibt, in dem Bereich der Therme Oberlaa, weil ich glaube, dass, wenn man diesen Prozess jetzt startet, es Sinn macht, das gemeinsam zu diskutieren, und diesen Bereich nicht auszusparen und einfach nur südlich den Diskussionsprozess anzustoßen und ein entsprechendes Leitbild zu entwickeln. Daher heute mein Antrag: Der Gemeinderat spricht sich auch für eine Bausperre für das Gebiet rund um die Therme Oberlaa und Umgebung aus und die zuständigen Stellen des Magistrates werden beauftragt, auch hierzu eine entsprechende Verordnung vorzubereiten. (Beifall bei den NEOS.) Ich will jetzt noch einmal betonen, ich glaube, dass man langsam lernt, was Bürgerbeteiligung auch wirklich sein kann, nämlich rechtzeitig einzubinden. Wie gesagt, da haben wir schon relativ lange gewartet, auch in diesem Bereich, auch das Thema Haschahof dort, da wäre ja ohne Probleme auch ein Wohnbau entstanden, was dann, Gott sei Dank, nicht passiert ist. Ich ersuche Sie, es wirklich zu überdenken, dass man diese gesamte Region auch entsprechend gemeinsam entwickelt, und ich glaube, dass diese Bausperre auch dort im Moment notwendig wäre. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster gelangt Herr GR Berger zu Wort. Ich erteile es ihm. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren Gemeinderäte! Besucher auf der Zuschauergalerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Ja, wir behandeln heute die Bausperre im Gebiet Oberlaa und Unterlaa, und man muss schon eines sagen: Angesichts der Vorgeschichte, die ja momentan die Entwicklung im Südraum Favoriten hat, muss man schon auch ganz offen davon sprechen, dass Sie von Rot und Grün in Wahrheit eigentlich der Bevölkerung Sand in die Augen streuen möchten. Denn nichts anderes machen Sie de facto auch, wenn man sich insbesondere die Interviews beziehungsweise die Medienberichterstattungen anschaut, die Sie in den letzten Wochen, seit dem entsprechenden Gemeinderatsbeschluss hier veranlassen. Sie suggerieren nämlich der Bezirksbevölkerung und insbesondere den Bewohnern in Oberlaa und in Unterlaa, dass eine Bausperre gleichzeitig einen Baustopp bedeuten würde. Das machen Sie sehr schön, schreiben Sie überall - oder lassen Sie schreiben - Bausperre, aber dass Bausperre in Wirklichkeit überhaupt nicht Baustopp heißt, diesen reinen Wein sollten Sie der Bevölkerung auch einschenken. Denn wir haben sehr wohl in der Vergangenheit erlebt, dass insbesondere im Planungsausschuss, wo ja dann die entsprechenden Bauansuchen hinkommen, alleine im Jahr 2018 über 130 Fälle beziehungsweise Geschäftsstücke zur Behandlung gelangt sind, die Bauansuchen in Gebieten von Bausperren zur Ursache hatten beziehungsweise hier entsprechend verhandelt wurden, weil die Bausperre im Endeffekt beinhaltet, dass der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan halt einfach außer Kraft gesetzt wird. Aber es heißt nicht, dass dort absolut nichts mehr gebaut werden darf, meine sehr geehrten Damen und Herren. Und diesen reinen Wein sollten Sie auch der Bezirksbevölkerung hier einschenken, denn Sie und insbesondere die zuständige Frau Stadträtin suggerieren hier etwas vollkommen anderes. (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt hat es scheinbar den einen oder anderen Genossen von der SPÖ im Bezirk gegeben, wo zu Recht der eine oder andere aus der Bevölkerung dann gemeint hat, ja, aber das sind ja alles nur so kleine Sachen, die dann im Planungsausschuss besprochen beziehungsweise genehmigt werden. - Ganz so ist es nicht. Es hat sehr wohl auch im Vorjahr politisch hochbrisante Beschlüsse gegeben, die eine Bausperre zugrunde hatten beziehungsweise wo es ein entsprechendes Bauansuchen gegeben hat, beispielsweise das Holzhochhaus in der Seestadt Aspern, das ja errichtet werden soll. Auch das passiert in einem Gebiet, wo es eigentlich eine Bausperre gibt, aber wo eben entsprechend ein Beschluss des Planungsausschusses mit rot-grüner Mehrheit hier erfolgt ist. Es ist eben keineswegs so, dass hier jetzt die Stopp-Taste gedrückt wird, was Bauvorhaben anbelangt, sondern es ist einfach so, dass bei einem entsprechenden Bauansuchen, das in einen rot-grünen Planungsausschuss kommen muss, Rot-Grün dann im Endeffekt beschließt, ob dem Bauvorhaben dort dann stattgegeben beziehungsweise seine Zustimmung erteilt wird. Ja, der Planungsausschuss tagt unter Ausschluss der Öffentlichkeit, das entsprechende Geschäftsstück kommt nicht hier in den Gemeinderat. Das ist keine Transparenz, wie wir sie uns vorstellen beziehungsweise wie es sich sicher auch der Antragssteller nicht vorstellt, und das ist auch nicht die Rechtssicherheit, die wir uns vorstellen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Auswirkungen hat diese Bausperre aber auch für jeden einzelnen Einfamilienhauseigentümer, der im Gebiet von Oberlaa und Unterlaa schon ein Haus stehen hat. Das sind nicht allzu wenige, wenn Sie die Örtlichkeiten dort ein wenig kennen. Auch jeder Hauseigentümer, der einfach nur irgendwo einen Giebel ausbauen will, der einen Gartenzaun errichten möchte, einen Carport neu errichten möchte, auch dessen Bauansuchen geht in Zukunft durch den rot-grünen Planungsausschuss. Und ja, das ist wahrscheinlich nicht das, was sich so ein Häuslbauer beziehungsweise ein Hauseigentümer entsprechend vorstellt. Dann kommt auch noch hinzu, es gibt ja unweit dieser geplanten Bausperre auch schon eine Bausperre, nämlich in Rothneusiedl. Da gibt es auch das eine oder andere mittelständische Unternehmen, das in der Vergangenheit entsprechend zubauen wollte. - Wir reden also jetzt nicht von einem riesigen Zementwerk, sondern einfach von einem mittelständischen Unternehmen. - Und da es aber dem rot-grünen Planungsausschuss mit seinen Zielvorstellungen nicht entsprochen hat, sind dort entsprechende Bauansuchen nicht genehmigt worden, mit der Folge, dass der Betrieb halt irgendwo eine andere Niederlassung gesucht hat, somit ein Zuwachs an Arbeitsplätzen dort im Süden von Favoriten nicht erfolgt ist, was aber eigentlich für den Bezirk immens wichtig wäre, da Favoriten oder der 10. Bezirk ohnehin schon eine sehr hohe Arbeitslosenrate hat. Auch das kann gewissermaßen die Bausperre verursachen. Bevor ich zum Abschluss beziehungsweise zu meinem Beschlussantrag komme, noch zwei Punkte, die ich hier schon erwähnen möchte. Ich bedauere es ja sehr, dass die zuständige Stadträtin beziehungsweise die Frau Vizebürgermeisterin heute nicht hier anwesend ist. Sie wird wahrscheinlich schon wissen, warum. (GR Peter Kraus, BSc: Sie ist entschuldigt!) Es war nämlich in der Vergangenheit durchaus so, dass es bereits Flächenwidmungsverfahren gegeben hat beziehungsweise Plandokumente zur öffentlichen Auflage gelangt sind, und diese Vorhaben von Rot und Grün sind dort wirklich auf großen Unmut gestoßen. Ich glaube, das wird auch der Anlassfall für die heutige Bausperre sein, die da hier beschlossen werden soll, weil insbesondere der Herr Bezirksvorsteher, aber auch die rot-grüne Stadtregierung natürlich schon gemerkt haben, dass man mit diesen Planungen, die man im Südraum Favoriten vorhat, bei der Bevölkerung auf Granit stößt. Dementsprechend vielleicht, damit man irgendetwas medial verkünden kann, hat dann die Frau Vizebürgermeisterin nach dem Gemeinderatsausschuss über die Austria Presseagentur verkünden lassen, ja, sie hat in Oberlaa und in Unterlaa eine Bausperre verhängt. Da habe ich mir schon im ersten Moment gedacht, ja, ich trau eigentlich so wirklich meinen Augen nicht, denn erstens ist die Frau Stadträtin weder im Gemeinderatsausschuss noch hier im Gemeinderat selbst stimmberechtig, der Gemeinderatsbeschluss ist aber erforderlich und die Veröffentlichung dazu, damit diese Bausperre überhaupt rechtswirksam wird. Also diese Vorgangsweise ist einmal sehr eigenartig. Ich weiß nicht, ob es Unvermögen ist, es gibt auch zum Teil in der Bevölkerung den Verdacht - es hat da die einen oder anderen Ermittlungen auch hier in der Vergangenheit gegeben -, es könnte ja unter Umständen sein - das ist jetzt nicht meine Behauptung, wie gesagt, aber die anderer -, dass das auch eine Serviceleistung an den einen oder anderen Immobilienhai oder Grundstücksspekulanten sein könnte, dass man sozusagen im Vorfeld dieser Bausperre auch noch etwas mehr Zeit gewinnen kann, damit man die entsprechenden Planungen noch mit etwas mehr Zeitvorlauf hier einbringen kann. Denn eines ist Fakt, und da schenken Sie der Bevölkerung auch nicht reinen Wein ein, wenn man sich entsprechend die aktuellen Bebauungsbestimmungen verschriftlichen lässt, dann hat man noch 18 Monate Zeit, auf Basis der jetzigen Bebauungsbestimmungen Pläne einzureichen, um die dann auch umzusetzen. Also es ist keinesfalls so, dass wir dann heute hier hinausgehen und der dörfliche Charakter in Oberlaa und in Unterlaa ist gesichert, sondern da gibt es halt noch eine entsprechender Zeitspanne, in der sehr wohl noch der eine oder andere Bauträger auf Basis der aktuellen Bestimmungen halt sein Unwesen treiben kann. (Beifall bei der FPÖ.) So viel dazu. Abschließend möchte ich noch einen Beschlussantrag einbringen. Ich war vor zirka zwei Wochen bei einer Auftaktveranstaltung, die sich Planungsprozess Südraum Favoriten nennt. Das ist ein Verfahren, wo Vorschläge, Ideen, Anliegen der Bezirksbevölkerung im Süden von Favoriten eingeholt werden sollen, wie eben die Stadtentwicklung dort in Zukunft weitergehen soll. So weit so gut, so löblich, das haben wir stets gefordert, da gibt es so weit nichts dagegen zu sagen. Allerdings ist es so, dass auch im Süden von Favoriten bereits im Frühjahr ein entsprechender Flächenwidmungs- und Bebauungsplan zur Auflage gelangt ist, wo es massiven Protest aus der Bevölkerung gegeben hat. Es hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die über 10.000 Unterschriften gesammelt hat. Nur einmal, um Ihnen das zu veranschaulichen: Favoriten hat 109.000 Wahlberechtigte, das heißt, im Grund genommen über 10 Prozent aller Favoritner Wahlberechtigten haben diese Petition unterstützt, und auch im Rahmen der öffentlichen Auflage hat es rund 300 negative Stellungnahmen bezüglich dieses Planentwurfs gegeben. Warum ist das so? Weil bei diesen ersten Schritten Flächenwidmungsverfahren, die ja da in Zukunft anstehen sollen und die die rot-grüne Stadtregierung da hier im Schilde führt, unweit der Dorfkirche und der Dorfschule gewissermaßen, 150 m Luftlinie grob geschätzt, Bauten mit bis zu 35 m Bauhöhe entstehen sollen. Die Aufregung der Bevölkerung ist für mich beziehungsweise für uns Freiheitliche absolut nachvollziehbar und wir sprechen uns jetzt auch dafür aus, dass insbesondere dieses Planungsgebiet auch Inhalt und Gegenstand dieses Planungsprozesses wird, wo sich die Bevölkerung da in Zukunft entsprechend einbringen kann. Dementsprechend stelle ich einen Beschlussantrag betreffend Planentwurf 8226 mit dem Inhalt, die Amtsführende Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, und so weiter wird aufgefordert, vom aktuellen Planungsentwurf 8226 abzusehen und mit den neuen Planungen gemäß Masterplan für eine partizipative Stadtentwicklung - wie Sie hier das so schön nennen - die Bezirksbevölkerung von Beginn der Planungen an entsprechend einzubinden und in den Planungsprozess Südraum Favoriten zu integrieren. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster ist Herr GR Holzmann zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. GR Ernst Holzmann (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen des Wiener Gemeinderates! Mein Vorredner hat hier aufgezeigt, dass die Bausperre nicht mit einem Baustopp zu verwechseln ist. Ja, stimmt, aber das ist in der Bauordnung für Wien nachzulesen, das war jetzt nicht ein wahnsinniges Highlight von Ihnen. (GR Stefan Berger: Das ist aber das, was Sie verkaufen!) - Ich verkaufe gar nichts. (Anhaltender Zwischenruf von GR Stefan Berger.) - Bleiben Sie ruhig, ich habe Sie auch nicht unterbrochen, Sie können sich gerne noch einmal zu Wort melden. (GR Mag. Josef Taucher: Ihre Rede ist vorbei! Ist kein Problem. Fertig? Gut. Zum Schluss haben Sie dann erwähnt, Sie waren vor ein paar Tagen - ich nehme an, es war der 9. Oktober - bei einer öffentlichen Präsentation zum Projekt Südraum Favoriten. Auch hier sehen wir wieder einmal ganz deutlich - also von Sand in die Augen streuen und sonstigen Szenarien, die Sie hier versucht haben zu kennzeichnen, keine Spur -, als Teil einer Bürgerbeteiligung, wenn man sehr wohl auf die Bürger zugeht und ihnen das zeigt, was man vorhat, und sie nach ihren Ideen befragt, wird dann versucht, hier ein Stadtteilentwicklungskonzept zu machen. Das ist ganz wichtig für eine Großstadt und rechtfertigt auch diese Bausperre. Und in Wirklichkeit habe ich auch nicht gehört, warum man, wenn man Ihnen zugehört hat, gegen diese Bausperre sein sollte. (GR Stefan Berger: Wegen dem rot-grünen Plan!) Wegen Rot-Grün. Ja, Rot-Grün ist immer schlecht aus Ihrer Sicht, das ist nichts Neues, aber vielleicht bleiben wir ein bisschen bei den Fakten, dann schaut das Ganze schon wieder ein bisschen anders aus. Klarerweise hat die Verlängerung der U-Bahn in der Bevölkerung ein bisschen für Unruhe gesorgt: Wie schaut es jetzt weiter aus? Wie wird weiter gebaut? Und gerade da ist es eben wichtig, dass man der Stadtplanung einmal das Steuer in die Hand gibt und sagt, jetzt schauen wir uns das in Ruhe an, damit nicht durch einzelne Interessen da irgendwelche Sachen passieren oder gebaut werden, die dann nicht in ein gesamtheitliches Bild hineinpassen. Nehmen wir uns die Zeit und machen einen Stadtteilentwicklungsplan, und den setzen wir dann Schritt für Schritt um. Sie haben es selbst erwähnt, es wird keiner daran gehindert - jetzt auch bei der Bausperre -, hier etwas zu verändern, zu bauen, nur dass man sich eben über den Ausschuss anschaut, wieweit das in dieses Gesamtkonzept passt. Ich halte das für durchaus gescheit und denke, das ist auch wichtig. Und es geht nicht nur ums Bauen, sondern man muss sich auch die Grünräume einmal anschauen, wo sind künftig irgendwelche Siedlungsgrenzen, et cetera. Also da macht man es sich schon sehr leicht, wenn man sagt, Rot- Grün ist schlecht und daher ist man gegen die heutige Postnummer 35. Wie gesagt, Faktum ist, in Ruhe ein Stadtteilentwicklungskonzept erarbeiten, und dann werden die entsprechenden Schritte auch gesetzt werden, wie sie für die Stadt und für Favoriten, in dem Fall das südliche Favoriten, wie das Projekt heißt, gut sind, und für die Bürger, die werden dann auch alle zufrieden sein, denke ich mal. - In diesem Sinne darf ich Sie noch einmal um Zustimmung bitten. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster ist Herr GR Kraus zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein paar meiner Vorwortmeldungen haben mich positiv dazu animiert, mich doch noch zu diesem Poststück zu Wort zu melden. Ich beginne mit dem Kollegen Berger von der FPÖ: Schauen Sie, die Sache mit den Bausperren, ich verstehe ja irgendwie Ihr Argument. Man kann es zumindest argumentativ nachvollziehen, zu sagen, das wollen Sie nicht, denn es gibt dann im Planungsausschuss eine rot-grüne Mehrheit. Übrigens, Sie sind auch Teil dieses Planungsausschusses, es ist kein rot-grüner Ausschuss, der Sie da trifft, da sitzen alle Parteien drinnen. Also ich verstehe überhaupt nicht ... (StRin Mag. Ulrike Nittmann: Sie haben die Mehrheit, wie Sie richtig festgestellt haben!) - Ja, aber machen Sie sich nicht so klein, Sie sitzen auch drinnen. Was sind Sie denn jetzt auf einmal so bescheiden? Sonst sind Sie nie so bescheiden, und sich auf einmal so klein machen, als würde man da nicht drinnen sitzen. Ich finde es ein bisschen absurd, mit Transparenz zu argumentieren, denn was wäre denn die Alternative, jetzt im Fall Südraum Favoriten, dem Gebiet, wo jetzt die Bausperre kommt, wenn es die Bausperre nicht geben würde? Dann gibt es keinen Ausschuss, wo Sie drinnensitzen würden, und wenn jemand eine Einreichung für ein Bauprojekt innerhalb der bestehenden Widmung macht, dann erfahren Sie das nicht. Ich verstehe schon die Diskussion um Bausperren, die kann ich teilweise nachvollziehen, aber in diesem Bereich kann ich es überhaupt nicht nachvollziehen, denn bei der Alternative keiner Bausperre dort, dann kommt es in gar keinen Ausschuss. Darum finde ich ja gerade in diesem Gebiet, wenn man sagt, man schaut sich in diesem Stadtteilentwicklungskonzept jetzt einmal die gesamte Entwicklungsdynamik in einem Bereich an - das hat auch viel damit zu tun, dass dort eine U-Bahn hingekommen ist, was bedeutet das für dieses Gebiet -, nur logisch, dass man auch für die eher dörflich geprägten Gebiete eine Bausperre macht. Übrigens, vielleicht haben diese ganze Diskussion und Ihre Wortmeldung auch damit zu tun, dass die Kick-off Veranstaltung zum Südraum Favoriten sehr, sehr gut besucht war, sehr konstruktiv abgelaufen ist. Ich hatte bei dieser Veranstaltung den Eindruck, dass eher der Tisch, wo dann die Vertreter der Bezirks-FPÖ gestanden sind, sehr leer war. - Wie auch immer. Ich komme jetzt noch kurz zum Antrag der NEOS, den der Kollege Gara auch eingebracht hat. Ich möchte nur darauf hinweisen, die Grenzziehung der Bausperre bedeutet nicht, dass das automatisch das Gebiet ist, das man sich im Partizipationsprozess Südraum Favoriten anschaut. Das geht natürlich darüber hinaus, das hat natürlich den Bereich Oberlaa und Therme Wien, das hat natürlich auch die Ortskerne Rothneusiedl mit zum Thema, das hat auch den ganzen Grünraumbereich über den Laaerberg hinauf mit drinnen. Es geht darum, sich wirklich auf einer höheren Flugebene diese Gebiete alle anzuschauen, das hat jetzt in der gebietlichen Abgrenzung nichts mit dem Gebiet der Bausperre zu tun. Insgesamt glaube ich, dass das ein wichtiger Puzzlestein ist, um den Südraum Favoriten gut zu entwickeln. Wie gesagt, es gab schon diese Kick-off-Veranstaltungen, mit sehr vielen Bewohnerinnen und Bewohnern, mit einer wirklich konstruktiven Bürgerinneninitiative, die viele von uns ja persönlich kennen, die das sehr, sehr gut machen. Ich glaube, wir sollten diesen Prozess klug weitergehen, die Bausperre in diesem Gebiet ist ein wichtiger Puzzlestein, und darum bitte ich Sie um Zustimmung. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 35. Wer der Postnummer 35 seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das wird unterstützt von ÖVP, NEOS, SPÖ, GRÜNE gegen die FPÖ und ist somit mehrstimmig angenommen. Es liegen zwei Beschlussanträge vor. Beschlussantrag der NEOS betreffend Bausperre im Bereich des Plandokumentes 7784. Es wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von ÖVP und NEOS gegen FPÖ, SPÖ, GRÜNE und ist somit abgelehnt. Beschlussantrag der FPÖ betreffend Planentwurf 8226. Auch hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von ÖVP, NEOS und FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE, hat nicht die ausreichende Mehrheit und ist somit abgelehnt. Es gelangt nunmehr die Postnummer 36 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Erweiterung der Sachkreditgenehmigung für das Vorhaben Wien 2., STE Nordbahnhof Nord. Es liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wir können gleich zur Abstimmung kommen. Wer diesem Poststück seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von NEOS, FPÖ, SPÖ und GRÜNE gegen die ÖVP und ist somit mehrstimmig angenommen. Wir kommen nun zu dem von den Gemeinderäten Mahdalik, Dr. Aigner, Amhof, Baron, Berger, Blind, Damnjanovic, Mag. Ebinger, Eischer, Frühmesser, Fürnkranz, Ing. Guggenbichler, Handler, Haslinger, Mag. Hobek, Hofbauer, Irschik, Mag. Kasal, Dr. Koderhold, Kohlbauer, Kops, Mag. Kowarik, Matiasek, Niegl - darf ich um ein bisschen Aufmerksamkeit ersuchen -, Mag. Pawkowicz, Roman Schmid, Elisabeth Schmidt, Schuster, Schütz, Seidl, Stark, Stumpf, Unger, Mag. Dr. Wansch eingebrachten Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission betreffend Missstand bei der Gewährung und Überprüfung der widmungsgemäßen Nutzung von Fördergeldern durch die Gemeinde Wien. Gemäß § 39a der Geschäftsordnung ist die Gesamtredezeit bei der folgenden Debatte mit 3 Stunden und die Redezeit für jeden Redner mit 15 Minuten begrenzt. Ich erteile nun dem Erstredner, Herrn GR Mag. Kowarik, das Wort. - Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Mitglieder der Stadtregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren. Wir diskutieren heute also die Einsetzung einer neuen Untersuchungskommission zur Überprüfung der Verwaltungsführung von Organen, die einer politischen Verantwortung unterliegen. Dazu wurde am 14. Oktober der Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission betreffend - wir haben es schon gehört - "Missstand bei der Gewährung und Überprüfung der widmungsgemäßen Nutzung von Fördergeldern durch die Gemeinde Wien" überreicht. Möglich wurde das mit der Unterfertigung des Antrages durch die freiheitlichen Mitglieder des Gemeinderates. Unsere Wiener Stadtverfassung sieht in § 59a vor, dass von mindestens 30 Mitgliedern des Gemeinderates eine Untersuchungskommission eingesetzt werden kann. Es war also diesbezüglich keine Abstimmung notwendig und ist eine solche auch nicht vorgesehen, sondern die Stärke des freiheitlichen Rathausklubs alleine hat ausgereicht. Die Wiener Stadtverfassung normiert sohin ein Minderheitenrecht für die Initiierung einer Untersuchungskommission. Das nur zur Klarstellung, da in den Medien im Vorfeld oft missverständlich diesbezüglich berichtet wurde. Wir werden noch sehen, dass die Stadtverfassung bei der Ausgestaltung der Minderheitenrechte leider nicht konsequent ist - anders übrigens als zum Beispiel die Regeln im Nationalrat, die wesentlich minderheitenfreundlicher sind. Diese Untersuchungskommission reiht sich ein als die nunmehr fünfte Untersuchungskommission des Gemeinderates und als die nunmehr zweite in der laufenden Periode. Es soll mit dieser Untersuchungskommission der Missstand in der Verwaltungsführung, bei der Vorbereitung, Vorprüfung, Abwicklung und Abrechnung von Förderungen der Stadt Wien untersucht werden. Meine Damen und Herren, der in der Begründung des Antrages auf zwölf Seiten dargestellte Missstand ist gerade in unserer Stadt, wo jährlich hunderte Millionen Euro Subventionsgelder ausgezahlt werden und das Verschwimmen von Magistrat, geförderten Rechtsträgern und politischen Parteien offen zur Schau tritt, von besonderer Bedeutung. (Beifall bei der FPÖ.) Wir wollen also - beginnend von der Entscheidung der verantwortlichen Stadträte, welche Angelegenheiten überhaupt ausgegliedert und mit Förderungen abgewickelt werden sollen - über die Definition von Leitlinien zur Beantragung von Förderungen, über interne Vorgaben zur Bearbeitung eingelangter Förderanträge, über die Gründe des Vorabausscheidens einzelner Anträge durch die Verwaltung, weiters über die Vorprüfung der Anträge auf Förderwürdigkeit und Stichhaltigkeit, insbesondere auch über die Entscheidung, welche Aktenteile dem zuständigen Organ zur Genehmigung vorgelegt werden, bis zur Vornahme einer ordentlichen und genauen Kontrolle der Verwendung der Förderungen und zur Vornahme allenfalls notwendiger Schritte bei Nichterreichen von Förderzielen nähere Aufklärung über die Arbeit des Magistrates und der Verantwortung der amtsführende Stadträte und in weiterer Folge des Bürgermeisters haben. (Beifall bei der FPÖ.) Dass es in diesem Zusammenhang immer wieder grobe Mängel und schwer hinterfragenswerte Zustände gibt, weiß jeder, der Berichte des Stadtrechnungshofes und des Bundesrechnungshofes liest. Konkrete Beispiele dafür sind mit Verweis auf die jeweiligen Stellen in den Prüfberichten auf den Seiten 5, 6 und 7 unseres Antrages ausgeführt. Auszugsweise seien zum Beispiel nur ganz kurz genannt: Der Magistrat legte keine nachvollziehbare Dokumentation über Antragsprüfungen vor. Unvollständige und uneinheitliche Darstellung geförderter Einzelprojekte und Förderansuchen. Kein erkennbarer Förderzweck im öffentlichen Interesse. Befürwortung weiterer Förderansuchen, ohne die widmungsgemäße Verwendung von Mitteln der Vorjahre geprüft zu haben. Keine Durchführung von Qualitätsgesprächen mit Subventionsnehmern. Der Magistrat widmete Fördermittel ohne notwendige Genehmigung der zuständigen Gremien auf das Folgejahr um. Überhaupt keine Prüfung der widmungsgemäßen Verwendung der Mittel. Fehlende Belegprüfung durch den Magistrat. - Und so weiter, und so fort. Ich möchte in meiner Begründung auch kurz auf zwei spezielle Förderwerber eingehen, wo diese Probleme besonders sichtbar werden und wo offensichtlich die parteipolitischen Verstrickungen der Funktionäre die Arbeit des Magistrat beeinflusst haben. Zuerst wenig überraschend der Verein s2arch, der auch im Zusammenhang mit Widmungsverfahren und der politischen Position des langjährigen Obmanns und grünen Urgesteins Christoph Chorherr in den medialen und politischen Fokus gerückt ist und wo schon seit 2017 die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachtes der Bestechung, des Amtsmissbrauchs und der Bestechlichkeit ermittelt und Einschau in die Akten des Magistrates gehalten wurden. Der von der FPÖ-Fraktion veranlasste Stadtrechnungshofprüfbericht zu den Förderungen an diesen Verein dokumentiert unter anderem, dass der Verein, obwohl nicht in die vom Magistrat auferlegten Förderschienen passend, als einziger Verein außerhalb der sogenannten Calls Förderungen aus dem Topf der Entwicklungszusammenarbeit erhielt. Als Grund dafür wurde von der Verwaltungsführung ein nicht ausgeführter "politischer Wille" angegeben. Dokumentiert wird weiters, dass keine aussagekräftigen Informationen über die Finanzierungstrukturen des Vereins vorlagen und dass Unterlagen für die jährlichen Förderungsabrechnungen teilweise gar nicht oder nur in unzureichender Qualität vorgelegt wurden. Bezeichnend dafür sind zwei Feststellungen des Stadtrechnungshofes in diesem Bericht. Ich darf diesbezüglich einerseits auf Seite 27 zitieren: "Eine genaue Aufschlüsselung der Projektkosten und der Mittelverwendung ging aus den vorgelegten Projekt- und Auditberichten nicht hervor. Eine abschließende Beurteilung der Zweckmäßigkeit der Förderung der Stadt Wien war anhand dieser Unterlagen nicht möglich." So wie andererseits ebenfalls in diesem Bericht, auf der Seite 36, ich darf wieder zitieren: "In diesem Zusammenhang war festzuhalten, dass laut Angabe des zuständigen Mitarbeitenden für Entwicklungszusammenarbeit diese Mängel bekannt und auch entsprechend dokumentiert wurden. Nach interner Anweisung seines Vorgesetzten waren Berichte und Audits vom Verein einmalig zu urgieren und in weiterer Folge so zu akzeptieren, wie diese vorgelegt wurden. Weitere Maßnahmen zu ergreifen, war nicht vorgesehen." Hier wurde also sogar mittels Weisung, also mittels internen Verwaltungsaktes zum Wegschauen angehalten. Meine Damen und Herren, hier stand also - eindeutig durch den Stadtrechnungshof dokumentiert - nicht die ordnungsgemäße, sparsame, wirtschaftliche und zweckmäßige Abwicklung der Förderung im Vordergrund, sondern die Dotierung des Vereines des grünen Planungssprechers, ohne Rücksicht auf Verluste. (Beifall bei der FPÖ.) Die in diesem Zusammenhang so oft versprochene Transparenz durch den Verein selbst und die politischen Verantwortlichkeiten gipfelten in Wahrheit in totaler Funkstille. Wir wollen die Untersuchungskommission daher nutzen, um Licht ins Dunkel zu bringen, um die verborgenen Vorgänge im Magistrat in diesem Zusammenhang zu erhellen. (Beifall bei der FPÖ.) Das zweite Beispiel, das ich in der mir gebotenen kurzen Redezeit ansprechen möchte, ist der Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung als besonders krasses Beispiel von Freunderlwirtschaft im SPÖ-Nahebereich unter wohlwollender Verweigerung der Überprüfungstätigkeit des Magistrates. Der entsprechende Prüfbericht des Bundesrechnungshofes führt aus, dass der Verein im Bereich der Freizeitbetreuung an städtischen Schulen tätig war und somit die Aufgabe des gesetzlichen Schulerhalters, also der Gemeinde Wien, übernommen hat. Der Bericht zeigt dramatische Missstände vor allem im Bereich der Geschäftsführung. Bei der damaligen Geschäftsführerin handelt es sich um die Ehegattin des SPÖ-Urgesteins und damaligen Landtagspräsidenten Harry Kopietz. Auffallend waren unter anderem die überhöhten Gehälter in Sonderdienstverträgen, die großzügige Gewährung freiwilliger Jubiläumsgelder oder die Gewährung unzulässiger Vorrückungen für ausgewählte Bedienstete. Aus den Personalakten war parteipolitische Einflussnahme bei Postvergaben ablesbar, öffentliche Ausschreibungen fanden nicht statt. Der Bericht dokumentiert, dass die Geschäftsführerin mit ihrer Vorgangsweise dem Verein und damit natürlich auch der Stadt und dem Steuerzahler erheblichen finanziellen Schaden zugefügt hat. Trotz ausdrücklich vereinbarter Weisungsbefugnisse und Genehmigungsvorbehalten von Finanzierungskonzepten für die Stadt Wien wurden diese Privilegien vom Magistrat weder beanstandet noch nachträglich Rückforderungsansprüche gestellt. Auch hier wollen wir daher genauer nachfragen und untersuchen, wie die Förderungsabwicklung tatsächlich im Detail erfolgt ist und warum dieser Privilegienstadl frohe Urstände feiern konnte. (Beifall bei der FPÖ.) Meine Damen und Herren, wir haben noch weitere Vereine im verdichteten Dunstkreis von politischen Parteien in unserem Antrag angeführt, zu denen jeweils vernichtende Rechnungshofberichte vorliegen. Gerade heute wurde auch ein Bericht des Rechnungshofes veröffentlicht, der die Förderungen für das SPÖ-Donauinselfest, das ÖVP- Stadtfest und die grüne WienWoche sehr kritisch beäugt. Dazu berichtet "orf.at", ich darf zitieren: "Wie der Rechnungshof dargelegte, mussten die Politvereine eher keine großen Hürden bei der Lukrierung der Mittel überwinden." Und "orf.at" zitiert seinerseits aus dem Bericht: "Die Kulturabteilung der Stadt Wien legte dem Gemeinderat Förderanträge der drei Vereine vor, ohne darin die Förderwürdigkeit zu beurteilen. Auch war die Verwendung der Fördermittel im Sinne der Förderziele nicht dokumentiert." Beim Donauinselfest fehlte demnach eine Gesamtkalkulation der Veranstaltung, obwohl der Leitfaden für Kulturförderungen dies vorsah. Auch zu diesen Förderungsabwicklungen werden wir nachfragen und versuchen aufzuklären. Wir wollen also mittels Aktenanforderungen, mittels Zeugenbefragungen sowie mittels Beiziehung interner und externer Spezialisten genauer bei der Förderungsabwicklung im roten Wien hinsehen. Dass das nicht auf Gegenliebe bei den betroffenen Regierungsparteien und dem Magistrat stößt, war zu erwarten. Deshalb war es auch nicht wirklich überraschend, als uns wenige Tage nach Einreichung des Antrages eine sogenannte "rechtliche Beurteilung" der Magistratsdirektion zugestellt wurde, wonach angeblich weite Teile unserer Untersuchungskommission unzulässig wären. Im Wesentlichen behauptet der Magistrat, dass Beschlussfassungen der Gemeinderatsausschüsse und des Gemeinderates über Gewährung von Förderungen nicht untersucht werden können. - Meine Damen und Herren, das wurde von uns allerdings auch nie verlangt. - Und außerdem wurde behauptet - und jetzt kommt es -, dass auch sämtliche diesen Beschlussfassungen vorangehende Handlungen des Magistrates somit nicht mehr überprüfbar seien. Meine Damen und Herren, diese Ansicht ist natürlich nicht haltbar. Es kann nicht sein, dass durch den Beschluss des politischen Gremiums alle damit im Zusammenhang stehenden Verwaltungstätigkeiten unantastbar werden und nicht mehr geprüft werden dürfen. Das hätte, meine Damen und Herren, auch unter anderem zur Folge, dass die Untersuchungskommission aus dem Jahre 2002 mit dem Titel "Praxis der Wiener Flächenwidmungen" in seiner Gesamtheit unzulässig gewesen wäre. Ich darf als bekannt voraussetzen, dass Flächenwidmungsverfahren regelmäßig mit Beschlussfassungen im Ausschuss und Gemeinderat enden. Sie sehen, meine Damen und Herren, diese Argumente sind wohl nicht haltbar. (Beifall bei der FPÖ.) Und außerdem kann es wohl nicht sein, dass der zur Überprüfung anstehende Magistrat selbstherrlich bekannt gibt, was geprüft werden darf und was nicht. Das, meine Damen und Herren, ist immer noch die Angelegenheit der Untersuchungskommission im behördlichen Verfahren. (Beifall bei der FPÖ.) Wir appellieren daher schon jetzt an den Magistrat, den entsprechenden Anforderungen von Akten anstandslos nachzukommen und nicht mit juristischem Kleinkrieg und geschwärzten Akten die Arbeit der Untersuchungskommission zu lähmen. Und angesichts der Tatsache, dass Aktenanforderungen und Zeugenladungen sowie alle Beweisanträge eines mehrheitlichen Beschlusses der UK-Mitglieder bedürfen, und eben leider keine Minderheitenrechte darstellen, appellieren wir auch an die anderen Parteien, und da natürlich wiederum insbesondere an die Regierungsparteien, parlamentarische Überprüfung zuzulassen und nicht zu blockieren und nicht zu verhindern. (Beifall bei der FPÖ.) Es ist meiner Ansicht nach Ausdruck demokratischer Selbstverständlichkeit, oppositionelle Beweisanträge, die zur Aufklärung des Untersuchungsgegenstandes dienen, selbstverständlich zuzulassen und damit Transparenz und Kontrolle zu ermöglichen. Meine Damen und Herren, in diesem Sinne wünsche ich der Untersuchungskommission erfolgreiche Untersuchungen und fruchtbringende Ergebnisse, die unsere Stadt Wien ein Stück moderner und demokratischer werden lassen. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster ist Herr GR Wiederkehr zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich sehr, dass diese Untersuchungskommission nun endlich eingesetzt wird. Es hat ja etwas gedauert, es gab ja auch einige Ankündigungen, auch der Freiheitlichen über Monate hinweg, diese Untersuchungskommission auch irgendwann einmal einzurichten. Jetzt ist es so weit. Ich freue mich darüber, ich glaube, es ist nötig in dieser Stadt, sich die parteipolitischen Vereine und auch das Umfeld der parteipolitischen Vereine genauer anzusehen. (Beifall bei den NEOS.) Denn diese parteipolitischen Vereine und das Umfeld sind ein Hort der Freunderlwirtschaft, ein Hort der Misswirtschaft und ein Hort der Intransparenz. Diese Konstrukte der parteipolitischen Vereine und deren Umfeld haben wir, seitdem wir gewählt worden sind, immer wieder aufgezeigt. Auch schon davor, bevor wir überhaupt hier in diesem Haus waren, haben wir diese Konstrukte der parteipolitischen Vereine in dieser Stadt und vor allem die Intransparenz dieser parteipolitischen Vereine kritisiert. Daher freue ich mich sehr, dass es jetzt auch eine Untersuchungskommission darüber gibt. Wenn wir es hätten machen können, hätten wir es auch gemacht, ich freue mich, dass die Freiheitliche Partei genau zu diesem wichtigen Thema auch eine Untersuchungskommission eingerichtet hat. (Beifall bei NEOS und FPÖ.) Ich habe mich gefragt, ob es vielleicht auch ein bisschen Selbsteinsicht der Freiheitlichen ist, über parteipolitische Vereine zu sprechen. Oder ist es vielleicht nur eine gewisse Ironie, als Ibiza-Partei genau nur auf die anderen parteipolitischen Vereine zu zeigen und nicht auf die eigenen, die man hat. (GR Anton Mahdalik: Applaus wieder zurück!) Was war denn die Quintessenz vom Ibiza-Video? Es war der Versuch, Spendengelder anhand von parteipolitischen Vereinen und Konstruktionen am Rechnungshof vorbeizuschleusen. Und diese Konstruktionen sind bei Ihnen, bei den Freiheitlichen genauso zu Hause wie bei den Sozialdemokraten hier in dieser Stadt. (Beifall bei den NEOS.) Hier geht es nicht nur um die bundesweiten Vereine der Freiheitlichen von "Wirtschaft für Österreich" oder einiger weiterer, wo auch die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt, sondern auch die Freiheitliche Partei Wien hat solche Vereine im parteipolitischen Umfeld. Ich glaube, Ihnen sagt das Freiheitliche Bildungsinstitut St. Jakob in Osttirol etwas. Das ist nicht das Freiheitliche Bildungsinstitut, die Parteiakademie der FPÖ, sondern es ist ein parteipolitischer Verein und eine Vorfeldorganisation der FPÖ-Wien. Was ist denn dieses Freiheitliche Bildungsinstitut? Es ist eine Art Hotel in Tirol für - laut Medienberichten - schlechte Zeiten, als Rückzugsort für H.C. Strache - ob er jetzt dort ist, glaube ich eher nicht. Aber es sollte als Zufluchtsort für Krisenzeiten dienen. Ich glaube, in der jetzigen Zeit der Freiheitlichen müssen Sie eigentlich ständig dort sein und sich beraten, in St. Jakob in Osttirol. Aber das ist nicht das, was mich interessiert, sondern mich interessiert die Konstruktion dieses Vereines. Denn dieser Verein hat im Jahr 2012 um 300.000 EUR eine Pension in Osttirol gekauft. Und da ist schon die Frage, mit welchem Geld denn eigentlich. Denn wenn man sich anschaut, welche Funktionäre dort waren, dann waren es Spitzenfunktionäre der FPÖ, auch um Gudenus. - Mittlerweile nicht mehr, mittlerweile, Herr Krauss, sitzen Sie ja zum Beispiel da herinnen, knapp nach Ibizia wurde es ja gewechselt. - Was ich mich frage und was für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler auch relevant ist: Wurde damals Geld aus der Parteiförderung oder der Akademieförderung für den Kauf des Hauses verwendet? Ja oder Nein? Ich glaube, niemand kann es nachweisen, da der Stadtrechnungshof nicht in die Kassen der Parteien schauen kann, aber das sind Fragen, die mich auch von Seiten der Freiheitlichen interessieren würden. (Beifall bei den NEOS.) Das ist für uns ein großes Thema, aber ein Thema unabhängig von der Stadtregierung, denn das ist ein System der parteipolitischen Vereine, ein System auch des Filzes, wo es sich FPÖ, SPÖ, aber auch ÖVP und mittlerweile auch die GRÜNEN bequem gemacht haben. Ein System, das lückenlos auch aufgedeckt gehört. Das wird auch unser Ansatz in dieser Untersuchungskommission sein, nämlich lückenlos zu versuchen, dieses System aufzuzeigen und den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern zu zeigen, wie denn das Geld verschwendet und verprasst wird, für die eigenen Interessen und für die eigenen Vorteile. Das ist moralisch höchst fragwürdig. Neben dem Aufdecken dieser Konstruktionen werden wir natürlich - so, wie wir sind - konstruktiv nach vorne schauen und zeigen, wie man es denn besser machen kann, wie man dann striktere Gesetze im Bereich von Unvereinbarkeiten oder auch im Bereich von Unternehmen von Parteien braucht. Hier Vorschläge zu machen, damit auch wieder das Vertrauen in die Politik zurückkommt und der Anstand auch über gesetzliche Regelungen hergestellt wird, weil wir ja sehen, dass das leider viel zu wenig gelebt wird. (Beifall bei den NEOS.) In dieser Stadt hat die SPÖ seit Jahrzehnten dieses System der Freunderlwirtschaft und intransparenten Vereinskonstruktionen geschaffen. Mittlerweile machen hier auch FPÖ, GRÜNE und auch die ÖVP mit. Wir sind die Einzigen, die dieses System kritisieren und nicht mitmachen. Wir sind die Einzigen, die 365 Tage im Jahr offene Parteifinanzen haben. (Beifall bei den NEOS.) Wir sind die Einzigen, die keine Parteivereine haben. Wir sind die Einzigen, die die Prüfung der Parteifinanzen durch den Rechnungshof haben wollen. Da frage ich mich, warum sind wir denn die Einzigen, was haben Sie denn alle zu verstecken in Ihrem Umfeld, dass Sie nicht einmal wollen, dass der Stadtrechnungshof mit seiner Kompetenz in die Parteifinanzen hineinschauen kann. Ich frage Sie, was haben Sie zu verstecken. (Beifall bei den NEOS.) Wir sind auch die Einzigen, die die Akademieförderung nicht annehmen. (GR Anton Mahdalik: Aber den Haselsteiner!) - In diesem Konstrukt dieses intransparenten Systems mit Spenden kennen Sie sich ja sowieso sehr, sehr gut aus, und vor allem bei Umgehungskonstruktionen. Von uns gibt es zumindestens die Transparenz, und das macht uns ja eben auch aus. - Aber in dieser Untersuchungskommission wird es wichtig sein, genau diese Konstruktionen der parteinahen Vereine auch zu erläutern. Und da bin ich ganz beim Herrn Kowarik, ja, wir können uns hier nicht einschränken lassen, dieses Rechtsgutachten ist ein Hohn. Ich hoffe, dass in der Untersuchungskommission wirklich die Möglichkeit auch da sein wird, als Oppositionsabgeordnete lückenlos in die Akten hineinzuschauen und Akten auch anzufordern. Das halte ich für die Grundvoraussetzung für parlamentarische Kontrolle. Die Haltung, die auch hier im Vorhinein von Seiten der SPÖ schon kommuniziert wird, lässt mich befürchten, dass es relativ schwierig werden wird, hier auch sinnvoll und konstruktiv die Kontrollarbeit zu leisten. Wir werden es jedenfalls, auch wenn wir behindert werden, hartnäckig vorantreiben. (Beifall bei den NEOS.) Ceterum censeo - abschließend: Die Regeln der Untersuchungskommission sind nicht ideal. Wir hätten gern auch eine neue Ordnung und neue Regeln für die Untersuchungskommission, die minderheitenfreundlicher sind. Wir haben noch immer eine Untersuchungskommission, in der die Mehrheit so gut wie alles bestimmen kann, vor allem auch Zeugenladungen. Das ist kein sinnvolles System. Wir haben auch eine Untersuchungskommission, wo der Zeitraum der Rechnung schon mit Einsetzung beginnt, auch wenn es noch gar keinen Vorsitz gibt. Es gäbe also hier sehr, sehr viele Fragen, die wir uns stellen sollten, wie wir die Untersuchungskommission verbessern können. Wir haben schon seit Monaten darauf gedrängt - da schon absehbar war, dass eine neue Untersuchungskommission kommt -, dass wir uns hier neue Regeln geben, aber leider gab es den politischen Willen der Fraktionen nicht, hier auch ein neues Regelwerk entstehen zu lassen. Das finde ich schade, es wäre wichtig gewesen, vor allem auch, dass die Untersuchungskommission besser funktioniert. Abschließend möchte ich auch noch den Rechnungshofbericht, der heute herausgekommen ist, kurz anschneiden, da der auch zeigt, warum die Durchsuchung und Durchleuchtung von parteipolitischen Vereinen so wichtig ist. In der Kurzfassung sagt der Bericht, ich zitiere: "Das Wiener Donauinselfest, das Wiener Stadtfest und das Kulturfestival WienWoche wiesen Verbindungen zu unterschiedlichen politischen Parteien auf." - Ja, ich glaube, das wussten wir alle, das wird aber auch noch vom Rechnungshof festgestellt. Darüber hinaus sagt er: "Die Kulturabteilung der Stadt Wien legte dem Gemeinderat Förderanträge der drei Vereine vor, ohne darin die Förderwürdigkeit zu beurteilen." Darüber hinaus sagt er, dass dann das zuständige Referat auch die Belegkontrollen nicht ordentlich durchgeführt hat. Das heißt, wir sehen hier, dass diese Parteifeste anders behandelt werden als andere Kulturveranstaltungen. Und das ist auch für mich wieder eine Frage der Gerechtigkeit, wenn es sich die Parteien wieder einmal richten und alle anderen Kulturorganisationen benachteiligt sind. Das ist nicht der Anstand, den ich mir erwarten würde, das ist nicht der Anstand, den wir an den Tag legen müssen. Es ist vor allem auch eine Frage des Anstands, wenn man sich beim Rechnungshofbericht anschaut, wofür denn auch Rechnungen gestellt worden sind. Es ist nicht anständig, wenn über die Kulturförderung die Lieferungen von Heizöl in der Höhe von über 6.000 EUR an Privatadressen abgerechnet werden. Es ist auch nicht anständig, wenn Reinigungen auf Grund einer außerordentlichen Hotelverschmutzung in Höhe von 120 EUR im Rahmen einer Kulturförderung abgerechnet werden. Ich glaube, das war eine gute Party, wenn danach der Hotelraum um 120 EUR gereinigt werden muss, aber das ist nicht die Aufgabe der Kulturförderung. Und es ist auch nicht Aufgabe der Kulturförderung, die Rechnung eines Unternehmens einer Gewerkschaftsfraktion um 25.000 EUR zu zahlen, ohne dass es eine Leistungsbeschreibung dafür gegeben hat. Das sind nur drei exemplarische Beispiele aus dem Rechnungshofbericht, wie massiv die Missstände im Bereich der parteipolitischen Vereine sind, und vor allem, wie massiv die Missstände im Bereich der Parteifeste sind. Die Untersuchungskommission ist wichtig und nötig, um dieses System aufzuzeigen, anzuprangern und vor allem auch für die Zukunft zu verbessern. Und dafür werden wir uns einsetzen. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihr. - Bitte. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Jetzt ist es also so weit, die nächste Untersuchungskommission steht sozusagen vor der Tür, die fünfte Untersuchungskommission in der Geschichte der Stadt. Man muss sagen, es war ja doch eine sehr schwere FPÖ- Geburt, wenn man sich anschaut, seit wann die Ankündigungen einer kommenden Untersuchungskommission im Raum gestanden sind. Jetzt haben wir eine Untersuchungskommission beziehungsweise einen Antrag vorliegen, der sich aber mit einem komplett anderen Thema als jenem beschäftigt, das seit einigen Wochen wirklich zu einem der großen Aufregerthemen der Stadt geworden ist. Denn was war das eigentliche Thema? Vor einigen Wochen poppte tatsächlich der Aufreger auf, die Vermutung, dass hier im Bereich der Flächenwidmungspraxis nicht alles so ganz rund läuft. Wir haben erfahren, dass seit einiger Zeit die Korruptionsbehörden ermitteln und die Frage aufgeworfen wurde, gerade im Bereich der Flächenwidmungspraxis, ob man sich in der Stadt Wien Flächenwidmungen kaufen kann, das heißt, die Fragestellung auch, ob es hier einen Abtausch, Spende für einen grünen Verein gegen eine entsprechende Flächenwidmung gibt. Diese Vorwürfe stehen im Raum, und das hat auch uns den Anlass gegeben, hier massiv drauf zu schauen und den Druck zu erhöhen, dass hier Aufklärung passiert. Wir haben einen entsprechenden Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission an alle Gemeinderäte verschickt, einen Antrag, der zum Inhalt genau diese Thematik gehabt hätte: Zu beleuchten, wie es um die Flächenwidmungspraxis innerhalb der Stadt steht. Die FPÖ hat es tatsächlich jetzt mit ihrer Untersuchungskommission geschafft, komplett an diesem Thema vorbeizumarschieren, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. - StRin Mag. Ulrike Nittmann: Sie sollten den Antrag genau lesen!) Es waren viele Fragen offen, nämlich auch zum Beispiel, wenn man sich im Bereich der Flächenwidmung genauer anschaut, wer gestaltet denn unsere Stadt, wer entscheidet über Wien, wer macht sich was aus. Und dafür wäre eine Untersuchungskommission genau das richtige Instrument gewesen. Sehr geehrte Damen und Herren, die Chance war eben da, wir haben Ihnen allen diesen Antrag übermittelt, der genau diese Themen untersucht hätte, und die NEOS haben diesen Antrag auch mitgetragen und unterschrieben. Es stellt sich für mich schon die Frage, warum die FPÖ hier an einer Aufklärung nicht interessiert ist. Denn jetzt können konkret diese Hintergründe in der Untersuchungskommission nicht konkret überprüft und untersucht werden. Sehr geehrte Damen und Herren von der FPÖ, Sie haben es tatsächlich verpasst, diese Chance zu ergreifen, die Missstände in dieser Thematik bei rot-grünen Immobilien, diese Flächenwidmungspraxis auch in der Stadt aufzudecken. Ich finde es schon etwas ironisch, dass gerade jene Partei, die jetzt auf Grund von Ibiza, angekündigtem Machtmissbrauch auch diesbezüglich, mit dubiosen Vereinskonstruktionen, Spesenskandalen in den letzten Wochen und Monaten die Zeitungen gefüllt hat, jetzt eine Untersuchungskommission einrichtet, sich als Aufdecker deklariert, aber aus meiner Sicht nur ein einziges Ziel hat, nämlich von den eigenen Skandalen konkret ablenken zu wollen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und GRÜNEN.) Denn das, was wir jetzt vorliegen haben, der Antrag auf Einsetzung der Untersuchungskommission, der ist weit weg von der Aufklärung dieser Missstände und dieser Skandale. Jetzt haben Sie sich für eine Schwurbel-Untersuchungskommission entschieden, die Kraut und Rüben in den Topf wirft, die den gesamten Kulturbereich in Geiselhaft unter Generalverdacht nimmt und Vereinswesen und auch Ehrenamt bis zu einem gewissen Grad in den Dreck zieht. (Zwischenruf von GR Armin Blind.) Das Ehrenamt stellt eine sehr wesentliche Säule unserer Gesellschaft dar, ist für uns in Österreich unverzichtbar. Also es ist für mich unerklärlich, wie Sie hier agieren. (Beifall bei der ÖVP.) Was natürlich wichtig ist, sehr geehrte Damen und Herren, ist, ja, wir sind für Aufklärung und ja, wir sind für Transparenz. Und deswegen arbeiten wir auch in den vergangenen Jahren schon lange für Verbesserungen, die zu mehr Transparenz und Effizienz im System auch führen sollen. Wir haben unzählige Transparenzoffensiven vorgenommen, unzählige Anträge und Anfragen eingebracht, die in der Vergangenheit auch immer wieder abgeschmettert wurden. Wenn es beispielsweise um den Subventionsbericht geht: Wir haben mehr als 13 Mal einen Antrag eingestellt, damit es endlich zu einem Subventionsbericht innerhalb der Stadt kommt. Es gibt ihn jetzt seit 2015, allerdings noch nicht in der Version, wie wir ihn uns wünschen würden, beispielsweise dass bei den Rahmenbetragssubventionen immer nur die Gesamtsummen aufgelistet und nicht die einzelnen Subventionsnehmer genannt werden, oder bei den mehrjährigen Subventionen, wo nicht die jeweilige Jahresrate aufgelistet ist. Auch Ausschussmitglieder können nicht immer einsehen, welche Vereine etwa nicht zum Zug gekommen sind. Auch im Bereich Kunst- und Kulturförderung haben wir schon mehrfach Anträge für ein eigenes Wiener Kunst- und Kulturförderungsgesetz eingebracht - eine Grundlage für transparente und nachvollziehbare Vergabe von Kulturförderung -, auch die sind in der Vergangenheit immer wieder abgelehnt worden. Auch was Zielvereinbarungen bei Subventionsnehmern betrifft: In zahllosen Anträgen haben wir verpflichtende Zielvereinbarungen bei Subventionsnehmern, vor allem im Kulturbereich, verlangt und gefordert. Wir haben auch das Kulturressort immer wieder aufgefordert, mehrjährige Subventionen für Kultureinrichtungen ab einer bestimmten Fördersumme an eine gemeinsam mit dem Förderwerber getroffene Zielvereinbarung zu knüpfen. Man sieht ja an den aktuellen Beispielen wie Volkstheater oder Vereinigte Bühnen, dass das mehr als berechtigt ist. Aus unserer Sicht gibt es da noch sehr, sehr viel zu tun. Wir sind noch lange nicht am Ende der Fahnenstange, wenn es um Transparenz und auch um Effizienz in dieser Stadt geht. Ich muss dennoch nochmals betonen, dass es uns auch sehr wichtig gewesen wäre, auch dort genau hinzuschauen, wo es dringend notwendig ist. (Zwischenruf bei den NEOS: Stadtfest zum Beispiel!) Wie sieht es denn mit den Flächenwidmungsplänen und den -verfahren innerhalb der Stadt Wien aus? - Das hat die FPÖ mit dieser Untersuchungskommission verhindert. Sie (in Richtung FPÖ) haben diese Chance verpasst! Jedenfalls fürs Erste, die nächste Untersuchungskommission kommt bestimmt. Wir bleiben dran. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn, und ich erteile es ihm. - Bitte. GR David Ellensohn (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Zum Glück muss sich die Opposition auf nichts einigen, denn es war jetzt für die zwei Regierungsparteien ganz interessant, sich den unterschiedlichen Zugang anzuhören und wer wem innerhalb der Opposition vorwirft, etwas zuzudecken. Auf die Idee bin ich auch noch nicht gekommen, aber die FPÖ will die Flächenwidmungen nicht untersuchen - (erheitert) hat die ÖVP jetzt gesagt -, das war zumindest interessant. Sie müssen sich aber auf nichts einigen, Regierungsparteien schon, sonst kann man nicht regieren. Wir GRÜNEN sind ja quasi so etwas wie die ErfinderInnen der Untersuchungskommissionen in Wien. Wir wissen alle, dass es schon mehrere gegeben hat. Wir haben in Wien 2002 die Flächenwidmung gehabt, die Pflege, den Psychosozialen Dienst und jetzt das Krankenhaus Nord. Ich glaube, wir sind jetzt das erste Mal nicht diejenigen, die es miteinbringen, auch wenn natürlich alle froh sind, dass wir wieder eine Untersuchungskommission haben, zumindest alle, die beim Krankenhaus Nord mitbeteiligt waren. Das Krankenhaus Nord, die Untersuchungskommission: Was haben wir dort alles gelernt, was haben wir vorher gehört? Ich bin deshalb ja tatsächlich froh, wenn man am Ende mehr Fakten hat als am Anfang - anstatt dass Vorwürfe durch die Stadt geworfen werden und niemand weiß es genau. Beim Krankenhaus Nord sind ja allerlei Wörter gefallen, was da nicht alles schiefgegangen ist und wer nicht was genommen haben soll. Das Wort Korruption ist 100 Mal in verschiedenen Zusammenhängen gefallen. Am Ende bleibt: Es war zu teuer gegenüber dem, was man zuerst gesagt hat, es hat zu lange gedauert, aber es gibt keine einzige Anzeige gegen irgendjemand. (GR Christoph Wiederkehr, MA: Sicher! - GR Mag. Dietbert Kowarik: Dann haben Sie es nicht mitbekommen!) Es gibt keinen einzigen Verurteilten in diesem Zusammenhang. (Heiterkeit und Zwischenrufe bei NEOS und FPÖ.) - Moment, der Reihe nach: Am Ende hat Herr Ortner, der Milliardär aus Tirol, der ÖVP-Großspender - ich glaube, er ist noch größer als die anderen, er ist die Nummer 1 - ein paar Millionen für Herrn Kurz ... Sogar der - er war ja auch Zeuge, nicht wegen Herrn Kurz, während der Untersuchungskommission zum Krankenhaus Nord - hat diesen Satz gesagt, der mich in der Deutlichkeit schon gefreut hat, sage ich jetzt einmal, nachdem er ein gestandener ÖVPler ist. Er hat gesagt: Jeder einzelne Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin der Stadt Wien, mit denen er auch nur beim Kaffee gesessen ist, haben immer darauf bestanden, dass sie dort sogar ihren kleinen Schwarzen oder ihren großen Braunen selber bezahlen. Das hat er dort in der Untersuchungskommission ausgesagt. Das sagt auch etwas über den Umgang der Leute miteinander aus. Auf jeden Fall hat man am Ende einen Bericht mehr, und wenn man einen Haufen neue ZeugInnen einlädt, weiß man mehr. Jetzt hat es ein bisschen geklungen wie: Wir lesen alle gemeinsam die Rechnungshofberichte - denn so liest sich momentan der Antrag -, wir machen also einen Lesekreis für diejenigen, die es noch nicht gemacht haben. Ich kenne die allerdings schon alle, das wäre mir zu wenig, sich ein Jahr lang in einer Untersuchungskommission beschäftigen und wir lesen das, was schon vorliegt. Also wenn da nicht Neues beigebracht wird, dann ist mir das zu wenig, denn so, ich tue nicht gern die Qualität ... Es muss jeder selber wissen, wie er die Anträge einbringt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Aus dem kann ich jetzt allerdings noch nicht viel herauslesen, außer: Es gibt Vereine und die sind untersucht worden und dazu hat der Rechnungshof gesagt, was nicht passt. Untersuchen wir jetzt, ob der Stadtrechnungshof seine Arbeit richtig gemacht hat und das stimmt, was der Rechnungshof gesagt hat? Ich glaube nicht, dass das ein Ziel ist. Vor allem würde uns das nicht so viel weiterbringen, wie es hier gewünscht wird. (VBgm Dominik Nepp, MA: Sie können ja den Beweisanträgen zustimmen!) Die Untersuchungsausschüsse in Österreich haben ja schon, glaube ich, in der ersten Legislaturperiode nach dem Krieg, auf alle Fälle Ende der 40er Jahre mit der CA Länderbank und mit der Bundeshandelskammer begonnen und sind durchgezogen durch die Republik. Ich glaube, es gibt 25 bis jetzt, manche mit wenig Material am Schluss - trotzdem war es immer viel Arbeit für die Leute, die dort waren -, manche mit mehr. Sehr oft, eigentlich dauernd kommt das Verteidigungsministerium vor, denn es sind immer Waffenexporte, Abhörskandale, Kriegsmaterial, alles Mögliche, die Eurofighter, mehrere Male irgendwelche Flugzeuge, die eingekauft wurden. Immer wieder ist das offensichtlich schwer so zu machen, dass es ohne Geldgeschenke abgeht. Dort sind ja noch die größten Ergebnisse erzielt worden. Es hat manchmal wirklich etwas genützt, manchmal führt es dazu, dass man jemanden erwischt, manchmal führt es zu einer Verurteilung, manchmal führt es später zu besseren Gesetzen und zu besseren Kontrollmöglichkeiten. Das hat es ja auf Landesebene nicht immer gegeben. Auch da sind ja die Instrumente immer weiterentwickelt worden. Zuvor hat Herr Wiederkehr gesagt, die Idee war immer noch, das weiterzuentwickeln. Stimmt, jetzt fangen wir schon wieder mit einer an, gleichzeitig können wir die Regeln jetzt nicht mehr gut ändern. Beim Krankenhaus Nord muss man allerdings auch dazusagen, dass alle ZeugInnen, die geladen werden sollten - also alle Anträge auf ZeugInnenladungen -, bis auf Herrn Peter Kaiser, Landeshauptmann von Kärnten, den nur die ÖVP haben wollte und alle anderen nicht, auch zumindest einmal geladen worden sind. Das mit den ZeugInnenladungen war also nicht das Problem. Ich hoffe, dass wir das auch dieses Mal hinbekommen, auch wenn es keine Regel gibt, dass sich Minderheiten ihre Zeugen und Zeuginnen selber aussuchen können. Was ich gerne hätte: eine sachliche Arbeit. Manchmal funktioniert das ja, denn wenn man da jeden zweiten Dienstag von 9 Uhr am Morgen bis am Abend sitzt, dann kann man ja gar nicht jedes Mal 12 Stunden Show machen. Es kommen also Zeugen und Zeuginnen, sie werden befragt - das haben wir ja sehr aufwändig und sehr ausführlich gemacht -, diesmal sind es aufgezählt jetzt einmal zehn Vereine. Wie wir das gestalten werden, machen wir uns am 4. November aus. Ergebnis der letzten Präsidiale war: Am Montag, dem 4. November wird einmal gezogen oder gelost, wer die U-Kommission leitet. Diesmal mit dem Vorteil, dass wir nicht zwei, drei oder vier Mal ziehen müssen und alle zurücklegen. Das ist zumindest die Hoffnung, denn alle, die zur Ziehung zur Verfügung stehen, haben angekündigt, dass sie auch zur Verfügung stehen. Das kürzt wenigstens den Beginn einmal ab, und dann wird man - das bestimmen nicht wir, sondern der oder die Vorsitzende - die U-Kommission im November beginnen, und sie läuft bis zur Auflösung des Wiener Gemeinderates. Wir wählen ja spätestens am 18. Oktober, ich glaube, das ist der gesetzlich letzte Tag. Diese Untersuchungskommission läuft also bis zur Auflösung des Wiener Gemeinderates 2020, das ist schon unter einem Jahr. Es ist jetzt eh logisch, dass es auch alle verwenden. Ich finde das aber jetzt nicht einmal so verwerflich, wir sind mitten im Wahlkampf. Das ist so in der Politik. Eigentlich ist man eh immer im Wahlkampf, das ist aber auch Teil davon. Was ich mir wünsche, ist tatsächlich, dass wir Ergebnisse bekommen, die wir noch nicht haben, dass wir am Schluss mehr wissen und dass nicht nur mit Verdächtigungen operiert wird, sondern entweder ist es und hat Hand und Fuß, oder eben nicht. Die Rechnungshofberichte: Das, was daraus rechtlich folgen musste, ist natürlich passiert. Wenn es so ist, wie es da drinsteht, ist es passiert. Gibt es mehr, als der Rechnungshof gesagt hat, gibt es mehr, als der Rechnungshof Österreich oder der Stadtrechnungshof Wien sagt? Ich bin gespannt, wer aller kommt. Ich werde dieser Untersuchungskommission wieder angehören und freue mich, dass ich wieder, dieses Mal ein knappes Jahr, in der Untersuchungskommission verbringen darf, gemeinsam mit noch 17 Gemeinderäten und Gemeinderätinnen, die sich sicher auch alle auf ihre Aufgabe freuen. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN sowie Heiterkeit bei FPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist VBgm Nepp, und ich erteile es ihm. VBgm Dominik Nepp, MA: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bevor ich zu den Parteien komme, die diese Untersuchungskommission dann betreffen wird, nämlich parteinahe Vereine der ÖVP, der SPÖ, aber auch der GRÜNEN, möchte ich noch ein bisschen Aufklärungsarbeit im Bereich der NEOS leisten, denn Herr Kollege Wiederkehr ist wieder einmal hier herausgekommen und hat uns eine Rede präsentiert, mit der er uns wieder einmal gezeigt hat, dass er das Thema überhaupt nicht verstanden hat. (GR Mag. Josef Taucher: Bravo!) Sie meinen jetzt, Sie sind zum Bildungsinstitut St. Jakob gekommen. Ich erkläre es Ihnen jetzt, vielleicht bleibt es auch bei Ihnen einmal intellektuell picken: Es geht nämlich um Vorfelder einer Partei, die dem Rechnungshof gemeldet sind, wie zum Beispiel dieses Bildungsinstitut. Diese Vorfelder unterliegen genau den gleichen strikten Richtlinien wie Parteien, nämlich dass, wenn Spenden dort einlangen würden, diese auch deklariert werden müssten, die auch von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft werden und der selbstverständlich alles an den Rechnungshof melden muss. Worum es da in dieser Untersuchungskommission geht, ist etwas total anderes. Da geht es um Vereine, die parteinahe sind, diese parteinahen Vereine werden mit Beschlüssen hier im Gemeinderat subventioniert, und da wird kontrolliert, ob diese Beschlüsse, die hier getroffen werden, auch so erfolgen und nachvollziehbar sind, dass eben das Geld dort richtig verwendet wurde, ob das Geld dort nicht missbräuchlich verwendet wurde und wie es überhaupt zu diesem Beschluss gekommen ist. (Beifall bei der FPÖ.) Sie sehen also, Ihr gesamtes Konstrukt, das Sie da zu bauen probiert haben, fällt in sich zusammen, weil Sie es wieder einmal nicht verstanden haben. (Zwischenruf von GR Christoph Wiederkehr, MA.) Diese Akademie von uns gibt es übrigens auch noch von der ÖVP, die können sich ein Schloss leisten, das Springer-Schlössl. Es gibt die SPÖ, die hat ein großes Hotel - gehabt, glaube ich, ich weiß es nicht -, die haben sich ein großes Hotel leisten können. Bei uns hat es leider nur für eine kleine Pension gereicht, aber es hat ausgereicht, einen Bildungsauftrag zu erfüllen. (Zwischenruf von GR Christoph Wiederkehr, MA.) Wir haben das nämlich schon seit 2002 gemacht, dass es da diesen Bildungsauftrag gibt, wo dort auch Seminare stattfinden. Sie hätten vielleicht auch schon früher mit Bildungsarbeit beginnen sollen - nämlich selbst -, dann würden Sie nicht immer Ihre intellektuelle Nacktheit hier draußen präsentieren, Herr Wiederkehr. (Beifall bei der FPÖ. - Weitere Zwischenrufe von GR Christoph Wiederkehr, MA.) Kommen wir dann zu den Parteien, die es betrifft - man sieht ja schon anhand der Reaktionen, dass man auch einen gewissen Nerv getroffen hat -, einerseits zur ÖVP, zu den GRÜNEN und zu den Roten. Rot-Grün hat probiert, durch ein Gutachten - oder eigentlich nur durch eine rechtliche Beurteilung - die Untersuchungskommission einerseits abzudrehen, andererseits die Untersuchungskommission einzuschränken. Bevor ich aber darauf komme, gehe ich vielleicht noch ein bisschen auf die ÖVP ein, die ja wirklich durch einen niedlichen Versuch probiert hat, zwei Sachen herzustellen, sagen wir es einmal so. Ich komme gleich auf diese beiden Sachen. Sie haben diesen niedlichen Versuch gestartet, zu sagen, o je, bevor jetzt die FPÖ diese Untersuchungskommission mit den gesamten Vereinen macht (Heiterkeit bei GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc.), ziehen wir nur ein einziges Thema auf, nämlich die Flächenwidmung (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Das war das Thema, habt ihr das nicht gecheckt?) und die vermeintliche Korruption, die wir ja bei uns genauso prüfen, aber nicht über den Winkelzug der Flächenwidmung, sondern über den parteinahen Verein, an den vermeintlich Gelder hingeflossen sind. Das heißt, Ihr Untersuchungsgegenstand ist ja bei uns schon inkludiert und geht ja noch viel weiter, wir wollen da ja viel weiter untersuchen. Und wenn Sie dann daherkommen und eine Partei mit einem Ibiza-Video sagen, dann würde ich ganz ruhig sein als ÖVP und nicht noch einmal dieses Ibiza-Video und Spenden am Rechnungshof vorbei hier heraußen Richtung FPÖ in den Mund zu nehmen, denn ich sage Ihnen eines: Was vielleicht dort blöd in einem besoffenen Zustand geredet wurde, das hat die ÖVP verwirklicht, am Rechnungshof vorbei, mit dem Mastermind des Finanzkonstrukts der ÖVP Gernot Blümel, der zu Heidi Horten gefahren ist, sich dort 1 Million abgeholt hat und die Partei sich dann aber tranchenweise, unter der Schwelle, wo es am Rechnungshof vorbeigeht - 49.000 EUR - mehrmals bis zu 1 Million subventioniert hat. - Also, wenn ich Sie wäre, wäre ich dabei ganz ruhig. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.) Es gibt jetzt anscheinend zwei Gründe, warum Sie diese Flucht nach vorne angetreten haben. Der erste Grund ist: Weil natürlich auch Ihr Stadtfest davon betroffen ist, wo es heute ein vernichtendes Urteil des Bundesrechnungshofes gab - lesen Sie es nach! -, wo es keine Rechnungslegung gab, komische Belege und keine Abrechnungen. Da verstehe ich schon, dass Sie das nicht prüfen wollen, wenn Sie selbst betroffen sind. Andererseits ist es aber natürlich auch interessant, dass Sie die SPÖ - die GRÜNEN sind wurscht, aber vor allem die SPÖ - in Ihrem Prüfansuchen auslassen, dass Sie da anscheinend die SPÖ nicht mitprüfen wollen, weil es ja heißt, dass sich Michi Ludwig ja schon bereit macht, sich einen Ruck geben will in Richtung ÖVP, und dass Sie die SPÖ verschonen, ist anscheinend schon die Vorleistung für eine rot-schwarze Koalition in Wien. Das ist das Einzige, was Sie hier politisch durchsetzen wollen - eine rot-schwarze Koalition - und Sie mascherln sich dafür schon auf. (Beifall bei der FPÖ.) Kommen wir nun zu dem billigen Versuch der SPÖ und der GRÜNEN, diese Untersuchungskommission einzuschränken oder überhaupt gar nicht stattfinden zu lassen, indem sich der Gemeinderatsvorsitzende Reindl ja auch innerhalb der Präsidiale hinter einer rechtlichen Beurteilung, die hauseigens gemacht wurde, versteckt hat. Er sagt selber, er kennt sich da nicht aus, er möchte das nicht entscheiden, er beruft sich auf die rechtliche Beurteilung der eigenen Magistratsabteilung, natürlich ohne zu erwähnen, dass die eigene Magistratsabteilung ja auch weisungsgebunden ist, und dementsprechend auch so entscheiden könnte - so blöd, dass ihr das im Rahmen einer schriftlichen Weisung gemacht habt, das glaube ich euch eh nicht -, aber dass man natürlich Einfluss auf die Magistratsabteilung nehmen kann, um dann eine rechtliche Beurteilung so zu haben, dass sie natürlich die U- Kommission einschränkt. Er sagt selber, er kennt sich da nicht aus, er muss sich darauf berufen. Also wenn er sich da nicht auskennt, gibt er, sagen wir es einmal so, höflich formuliert, wenig Intellektualität zu. Er kennt sich nicht aus, er muss sich auf etwas berufen, wo er selbst wieder Weisungen gibt, auf das er sich dann wieder berufen kann. (GRin Martina Ludwig- Faymann: Was?) Also so feige zu agieren! Sagt doch einfach öffentlich, wir wollen das nicht untersuchen, aber versteckt euch nicht hinter hanebüchenen, rechtlichen Beurteilungen, wo ihr so tut, als ob sie objektiv gefallen sind. Das ist politische Feigheit, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Kollege Kowarik hat ja schon einige Vereine aufgezählt, die zu prüfen sind. Es sind ja nicht die einzigen, es gibt ja noch viele, viele weitere, wie zum Beispiel auch die Wiener Volkshochschulen, die man durchaus prüfen kann, wo es schon 2007 einen Bericht des Kontrollamts gab, der genau schon damals Missstände festgestellt hat und gesagt hat, dass gewisse Strukturreformen umzusetzen sind. Damals war ja Bgm Michael Ludwig noch Aufsichtsratsvorsitzender, jetzt ist, glaube ich, Herr Kollege Deutsch Aufsichtsratspräsident. Schon damals - 2007 - wurde eine Empfehlung abgegeben, dass man Strukturreformen machen muss, dass man das gesamte Gefüge der Volkshochschulen auf neue Beine stellen muss. Die Rechercheplattform "Addendum" hat ja auch vorgerechnet, wie viel Geld die Stadt dort hin subventioniert und dass man ohne diese 30 Millionen ja gar nicht auskommen würde. Warum? Weil sich dahinter auch noch ein Parteiapparat mit Anstellungsverhältnissen angehängt hat, wo rote Günstlinge versorgt werden, dass jährlich alleine schon die Personalkosten bei knapp 40 Millionen EUR liegen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Man sieht, auch da gibt es viel zu prüfen, auch damit wird sich die Untersuchungskommission beschäftigen müssen, und man muss sich auch grundsätzlich einmal die Frage stellen, warum ständig Vereine gegründet werden, die parteinahe sind. Warum erledigt man diese Aufgaben nicht im Bereich des Magistrats? Jedes Mal, wenn man diese Vereine dann prüft, ergibt sich die Antwort sowieso: Weil es sonst für die SPÖ kein Selbstbedienungsladen wäre, weil es sonst eine parlamentarische Kontrolle durch die Opposition geben würde. Genau diese parlamentarische Kontrolle will man ausschalten, indem man diese privatrechtlichen Vereine gründet. So billig aber kommen Sie uns nicht davon, dafür gibt es das Instrument der Untersuchungskommission, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Im Vorfeld der Untersuchungskommission gibt es ja schon Rechnungshofberichte - Berichte des Stadtrechnungshofes und des Bundesrechnungshofes -, die ja schon ein Sündenregister, nämlich all das, was wir auch feststellen werden und noch vieles mehr, belegen: Dass nämlich Referenten ohne Vorerfahrung angestellt werden, dass es Sonderdienstverträge gibt und die Missachtung entsprechender Kollektivverträge, dass es freiwillige und überzogene Jubiläums- und Bilanzgelder an das Führungspersonal gibt, dass es dienstrechtliche Vorrückungen gibt, die sonst, wenn man es im Magistrat belassen hätte, nicht möglich wären. Eines frage ich mich da schon, Sie kommen jedes Mal daher und sagen zu jeder Kritik, die wir an der SPÖ, an Fehlleistung der Stadtregierung üben: Sie kritisieren da die gesamte Beamtenschaft und die Vertragsbediensteten, und die sind so arm. Erstens tun wir das nicht, zweitens fallen die eh nicht auf den Schmäh herein, drittens aber muss man sich auch einmal die Frage stellen: Sie kommen hier heraus und tun jedes Mal so, als ob Sie die Hüter und Beschützer der Beamten und Vertragsbediensteten wären, dabei schaffen Sie ein Parallelkonstrukt, wo die, die brav arbeiten - die Beamten und die Vertragsbediensteten -, an gewisse Gehaltsschemen geknebelt sind, für Ihre Parteifreunde aber, die Sie in privatrechtliche Vereine auslagern, gilt das nicht. Das werden Sie nach dieser Untersuchungskommission auch den Mitarbeitern hier im Haus erklären müssen. (Beifall bei der FPÖ.) Sie werden sehen, was diese Untersuchungskommission alles ans Tageslicht bringen wird. Ich würde - und ich glaube, man sieht es eh auch schon anhand der Nervosität der letzten Tage (Heiterkeit bei GR Mag. Josef Taucher), wie da probiert wird, das stillzulegen, das abzudrehen - hier nicht großmütig vor Ihnen stehen und sagen, ja, ja prüfen Sie ruhig, Sie dürfen es eh nicht. Was geprüft wird, entscheiden sicher nicht die SPÖ oder die GRÜNEN, sondern die Untersuchungskommission selbst. Allein, es wäre sonst ja abstrus, wenn der Verdächtige zur Polizei geht und selbst der Polizei sagt, was sie fragen darf. Das kann es nicht sein, das wird es nicht sein, rechnen Sie mit knallharter Oppositionspolitik. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Taucher, und ich erteile es ihm. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wenn ich im Nachhall Ihrer Rede, Herr Vizebürgermeister, so in mich hineinfühle, dann habe ich das Gefühl, wir leben in einer katastrophalen Stadt, man muss sich echt fürchten, alles ist korrupt und ein Selbstbedienungsladen. (VBgm Dominik Nepp, MA: Nur Sie!) Ich schätze, das sind Ihre projektiven Wahrnehmungen, wo Sie Ihr Inneres nach außen projizieren. Jeder sieht die Welt, wie er sie sich bastelt, so kommt mir das bei Ihnen vor. Ich jedenfalls stehe hier aufrecht und stolz auf diese Stadt. Ich stehe hier und freue mich auf diese Untersuchungskommission, weil da nichts zu verbergen ist. Ich freue mich auf Transparenz und offene Diskussion in dieser Untersuchungskommission, denn dafür ist sie eingerichtet. In diese Richtung werden wir arbeiten, gemeinsam mit Ihnen. Wir werden aufklären, da sehe ich, so wie Sie, überhaupt kein Problem. Wir werden über die Dinge, die der Stadtrechnungshof aufgeklärt hat und in seiner hervorragenden Arbeit und Weitsicht uns auch immer wieder als Auftrag auf den Weg mitgibt ... Natürlich kann es in einer 2-Millionen-Stadt mit einem 16-Milliarden-EUR-Budget und mit immensen Aufgaben für diese Stadt sein, dass man, wenn man arbeitet, auch manchmal Fehler macht. Ihr werdet das wissen - (in Richtung GR Anton Mahdalik) du, Toni vielleicht aus dem Fußball -, manchmal schießt man beim Tor vorbei, manchmal verhaspelt man sich beim Dribbeln. All das kann passieren, das heißt aber nicht, dass der ganze Fußball schlecht ist, dass das ganze Spiel schlecht war, denn man schießt sehr viele Tore und man hat ein schönes Spiel. Diese Untergriffe, dass da, wie soll ich sagen, angemutet wird, dass da unterstellt wird, dass das ein Gutachten von der MDR, die unabhängige Beamte und Juristen in diesem Haus sind ... (VBgm Dominik Nepp, MA: Sie sind weisungsgebunden!) Ja, das bestreite ich ja nicht, dass sie das sind, aber Sie haben ja unterstellt, dass eine Weisung gekommen wäre, und Sie haben unterstellt, dass wir nicht dumm genug wären, es schriftlich zu machen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Ungeheuerlich! - Zwischenruf von VBgm Dominik Nepp, MA.) - Nein, es hat keine Weisung gegeben, wir haben das eins zu eins rübergegeben und haben ... (Zwischenrufe bei FPÖ, ÖVP und NEOS.) Ich glaube, da gibt es eine Diskussion. Seid ihr fertig? Wir haben den Antrag auf Einrichtung einer Untersuchungskommission von euch an die MDR zur rechtlichen Prüfung gegeben. Das ist das Ergebnis, nicht mehr und nicht weniger. (VBgm Dominik Nepp, MA: Natürlich!) Eigentlich wundert es mich wirklich, dass eine Partei, die immer für Recht und Ordnung steht, eine "Law and Order"- Partei plötzlich die Anarchie ausrufen will, keine Regeln mehr, brauchen wir nicht. Es braucht nichts, was in der Stadtverfassung steht, es braucht keine Definition, was eine Untersuchungskommission ist, das ist alles außer Frage gestellt, weil wir uns in der Untersuchungskommission unsere eigenen Regeln geben und sowieso fragen, was wir wollen und untersuchen, was wir wollen. Wir haben leider für die FPÖ keine anarchistische Partei hier. (Ruf bei der ÖVP: Leider?) - Also mich wundert es, dass gerade ihr als FPÖ, als Recht- und Ordnungspartei - Recht und Gerechtigkeit, und so weiter, und so fort - das fordert, also das wundert mich wirklich. Wir werden ordentlich aufklären, wir werden entlang der Regeln arbeiten, die wir uns selbst als Politiker in dieser Stadt gegeben haben - das ist nämlich die Stadtverfassung -, anhand und entlang dieser Regeln werden wir arbeiten. Was mich auch immer wundert, ist Ihre selbstgefällige Wahrnehmung - oder die aus Ihrer Selbsterfahrung entstehende Wahrnehmung -, dass das alles Selbstbedienungsläden sind, die Vereine, die für diese Stadt arbeiten. Ich weiß nicht, wie Sie das mit Ihren Vereinen halten, ob Sie sich da selbst bedienen. Zum Teil wird in der Öffentlichkeit diskutiert, dass man sich auf Kosten der Partei Handtascherln kauft, wie auch immer, was da auch herauskommt. Diese Vereine sind keine Handtascherlvereine, da werden keine Handtaschen für irgendwelche Abgeordneten gekauft, da werden auch keine Mieten für den Parteivorsitzenden bezahlt, sondern das sind Vereine, die Kultur in dieser Stadt fördern, das sind Vereine, die Jugendarbeit fördern, die überhaupt erst ein Ganztagesbetreuungsangebot in Schulen möglich gemacht haben, für Nachmittagsbetreuung, wo hunderte Menschen jeden Tag fleißigst arbeiten. (Beifall bei der SPÖ.) Es mag für Sie schon schwierig sein: Wenn man sich zivilgesellschaftlich und in der Gesellschaft gar nicht engagiert, sondern nur hetzt und spaltet, dann ist es natürlich schwierig, zu verstehen, dass es Parteien gibt, wie die GRÜNEN, die SPÖ und die ÖVP, die sich für das Zusammenleben in dieser Stadt einsetzen, die sich aus unterschiedlichen politischen Haltungen heraus für unterschiedliche kulturelle Angebote - denn die Stadt ist halt vielfältig - einsetzen. Ja, was ist denn da dabei, wenn sich Menschen ehrenamtlich engagieren und ein Fest aufstellen? Dass die Musiker Geld kosten, na, die werden nicht international zum Donauinselfest kommen und alle für uns gratis spielen. Die Leute aber, die dort arbeiten, die von uns dort arbeiten, die von der Gewerkschaft dort arbeiten, arbeiten alle ehrenamtlich, weil sie Teil der Zivilgesellschaft sind, weil wir Teil dieser Stadt, weil wir Teil dieser menschlichen Entwicklung, Teil dieser Kultur sind. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Ich lasse mir von euch sicher nicht sagen, dass wir uns von der Gesellschaft, vom täglichen Leben, vom kulturellen Leben, von den Sorgen der Menschen da draußen abkoppeln sollen. Das wollt ihr, denn ihr wollt nur spalten. - (Erheitert in Richtung GR Anton Mahdalik): Der Toni schaut so ernst, der Toni schaut so treuherzig, da muss ich fast lachen. Du schaust mich so treuherzig an, du bist von meiner Rede begeistert. (Allgemeine Heiterkeit. - GR Anton Mahdalik: Verstehe kein Wort!) - Er wohnt schon zu weit in der Donaustadt draußen, er versteht mich nicht mehr, vielleicht ist es der Dialekt. (Allgemeine Heiterkeit.) Es gibt Ehrenamtsbörsen, es gibt Freiwilligenbörsen in Österreich. Wenn wir uns anschauen, dass alleine der Wert, den Menschen ehrenamtlich in unserer Gesellschaft leisten, bei 4,7 Milliarden EUR liegt, Tätigkeiten, die jetzt nicht lohnsteuerpflichtig sind. Wenn man in Vereinen, in Vorständen, in der Nachbarschaftshilfe tätig ist, wenn man vielleicht einmal einen Schulausflug begleitet, all das sind freiwillige ehrenamtliche Tätigkeiten, aber auch in Vorständen von Vereinen, wo wir viel Zeit investieren, damit bestimmte Leistungen in der Gesellschaft, solidarische Leistungen für Kinder, für Alte, auch im kulturellen Bereich stattfinden. Diese Stadt wäre arm, hätte sie nur die FPÖ. Diese Stadt wäre zerstritten und gespalten. Diese Stadt wäre eine Katastrophe, wenn ihr sie gestaltet hättet. Diese Stadt ist deswegen so reich, weil ÖVP, GRÜNE und wir (GR Michael Stumpf, BA: Seit wann?) Kultur in diese Stadt bringen, weil wir dazu beitragen, dass das Leben hier toll ist, wenn ich auf ein Stadtfest gehe. Als ich 1986 nach Wien gekommen bin, habe ich persönlich Jahre gebraucht, bis ich überhaupt überrissen habe, dass da Parteien dahinterstehen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich habe mich gefreut, ich bin gerne auf das Stadtfest gegangen. Das waren wunderbare Angebote im Sommer, wenn ich in der Innenstadt und am Stadtfest oder auf der Donauinsel war, wenn ich am Entlastungsgerinne gesessen bin und das Feuerwerk gesehen haben und mir Tic Tac Toe oder Wolfi Ambros angehört habe. Das war wunderbar! Ich bin deswegen kein SPÖler oder kein Schwarzer geworden. Wenn ich auf die WienWoche der GRÜNEN gehe, werde ich auch kein GRÜNER, denn ich weiß eh, welche Werte ich in mir habe, ich bin gefestigt genug. (Zwischenruf von GR Anton Mahdalik.) Wenn ihr so ungefestigt und labil seid, und fast anarchistisch und keine Regeln wollt, dann seid ihr arm dran. Ich habe kein Problem damit, wenn es in dieser Stadt Kultur gibt, und ich genieße jegliche Form. Ich gehe auch aufs ImPulsTanz-Festival, weil es leiwand ist, und ins MuQa. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ja, es ist mir unverständlich, man kann das natürlich alles konstruieren. Ich möchte nur noch eine Zahl bringen: In Österreich haben wir pro Jahr 700 Millionen Stunden, die Menschen ehrenamtlich einbringen. Das wollen Sie alles abdrehen, jegliches ehrenamtliche, freiwillige Engagement. Dass wir uns auch als Politiker freiwillig engagieren - ob das jetzt in einem Fußballverein, in einem Jugendverein, in einem Kulturverein ist -, das wollen Sie abdrehen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wisst ihr, was das bedeutet? (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Dieses Land wäre arm, wirklich bitterarm, emotional und an gesellschaftlicher Solidarität, wenn wir das alles abdrehen würden. Grauslich ist das, was ihr da fordert, wirklich! (GR Anton Mahdalik: Hör auf zu deuten!) - Ich soll aufhören zu deuten? (Zwischenruf von GR Anton Mahdalik.) Das machst du nicht, ja, ich weiß eh. (Heiterkeit und Zwischenruf von GR Anton Mahdalik.) Fühlst du dich angesprochen, (erheitert) du Donaustädter Fußballer? (Weiterer Zwischenruf von GR Anton Mahdalik.) Wir sind frohen Mutes bezüglich der Untersuchungskommission. Wir werden uns das anschauen, die Rechnungshofberichte liegen vor. Ich hoffe ja wohl nicht, dass Sie eine Untersuchungskommission machen wollen, um die Rechnungshofberichte zu überprüfen. Das wohl nicht. Ich hoffe, Sie kommen noch zum Schluss, was Sie wirklich überprüfen wollen, denn das ist aus Ihrem Antrag auch nicht so klar erhellend hervorgegangen. Irgendwie soll alles ein bisschen untersucht werden, und der Rechnungshof ... Ich will weder politische Entscheidungen überprüfen - denn das sind wir alle gemeinsam in einem Ausschuss oder hier im Gemeinderat und wenn wir was beschließen, dann ist das so in der Demokratie -, noch will ich den Rechnungshof überprüfen, ob seine Berichte richtig sind. Wir werden die Rechnungshofberichte hernehmen und uns verbessern, um von gut noch besser zu werden, bis hin zur Exzellenz in dieser Stadt. All das werden wir tun, deswegen nehmen wir das auch gerne auf: Wenn es einen politischen Missstand gibt, dann werden wir daraus auch lernen, aber den müssen Sie zuerst einmal finden, suchen - Sie können ihn nur populistisch konstruieren, aber nicht belegen. In diesem Sinne, auf eine gute Untersuchungskommission! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Weber. GR Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste auf der Galerie! Herzlich willkommen im Wiener Rathaus, schön, dass Sie bei uns sind! Das Thema der heutigen Untersuchungskommission, also das Thema Missstand bei der Gewährung und Überprüfung der widmungsgemäßen Nutzung von Fördermitteln ist ja ein denkbar breit aufgestelltes Thema. Es ist für mich auch nicht wirklich verwunderlich, dass das ein denkbar breit aufgestelltes Thema ist, weil es in dieser Stadt ein seit Jahrzehnten gepflegtes Netzwerk an parteiennahen Vereinen und Organisationen gibt, die erstens in Summe vermutlich hunderte Millionen Euro an Fördermitteln beziehen, in deren Organe zweitens Mitglieder des Gemeinderats oder deren Familienangehörige sitzen und die drittens oftmals kommunale Aufgaben oder Agenden übertragen bekommen haben. Obendrein läuft es in vielen Bereichen auch oftmals ohne Ausschreibung - das haben wir heute schon bei der Debatte um das Thema der Volkshochschulen gesehen -, und das, weil es halt seit Jahrzehnten so war. Da drängt sich natürlich der Verdacht der Freunderlwirtschaft auf, und natürlich drängt sich auch der Verdacht der verdeckten Parteienfinanzierung auf. Für mich ist es vor allem das dahinterliegende Sittenbild, nämlich dieses Bild, das Selbstverständnis, dass es keine anderen Organisationen und Vereine gibt, die das auch bewerkstelligen könnten, soweit kommen wir ja in der politischen Debatte gar nicht. Dieses Bild, das ich Ihnen skizziert habe und das in dieser Stadt über Jahrzehnte kultiviert worden ist, führt dazu, dass die Grenzen der kommunalen Verwaltung zu den parteinahen Vereinen und zu den politischen Organisationen oftmals verschwimmen. Weil dieses Sittenbild seit Jahrzehnten in der Stadt kultiviert worden ist, gibt es auch unzählige Beispiele, die das belegen. (Beifall bei den NEOS.) Obwohl heute schon sehr viel zur Untersuchungskommission gesagt worden ist, möchte ich ein paar von den Beispielen herausgreifen. Ich möchte das deshalb tun, weil alle diese Beispiele dazu dienen, Ihnen ein Bild zu zeichnen, dass Sie die Ihnen übertragene Verantwortung dazu verwenden, Ihren eigenen Freunden und Vereinen Vorteile zu geben. Stichwort Parteifeste: das Donauinselfest der SPÖ, das Stadtfest der ÖVP, die Rechnungshofberichte sind da voll mit Missständen. Da liest man von Strafen der Finanzpolizei, weil die Helfer beim Donauinselfest nicht angemeldet waren, bis hin zu der Tatsache, dass das Stadtfest - obwohl es eine Fördersumme von 400.000 EUR ist - überhaupt nur mit 3 Belegen zur Abrechnung gebracht worden ist. Oder der Rechnungshofbericht, Kollege Wiederkehr hat ihn heute schon zitiert, darin steht zu lesen: "Der Verein zur Förderung der Stadtbenutzung wies jährlich einen Überschuss aus. Die Kulturabteilung forderte die nicht verbrauchten Fördermittel nicht zurück. Darüber hinaus prüfte das zuständige Referat der Kulturabteilung die ordnungsgemäße Verwendung der Fördermittel weder anhand von Originalbelegen noch anhand von anderen Nachweisen." Die Liste ist lang. (Beifall bei den NEOS.) Auch beim Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung ist der Bericht voller Missstände. Wir NEOS haben dazu im März einen Antrag betreffend Regressforderungen gegen die Verantwortlichen des Vereins eingebracht. Der Antrag wurde in diesem Haus leider abgelehnt. Oder etwa - jetzt schaue ich auf die grüne Seite - der Verein s2arch: Nein, ich rede jetzt nicht von dem Thema Flächenwidmungen, ich rede jetzt nicht von all diesen Fragen, über die wir in den letzten Gemeinderatssitzungen diskutiert haben. Ich rede jetzt über die Fragen: Warum hat denn dieser Verein nicht im Mitbewerb mit anderen NGOs stehen müssen, als er sich um Fördermittel beworben hat? Warum ist denn dieser Verein als Sonderprojekt - übrigens das einzige der Stadt Wien - abgewickelt worden? Und letztendlich, warum hat es denn scheinbar eine Weisung an die betroffenen Mitarbeiter gegeben, Berichte und Audits des Vereins offensichtlich einmal zu urgieren und dann beide Augen zuzudrücken? Ich kann Ihnen sagen, warum: Weil es anscheinend den politischen Willen dazu gegeben hat, dass das passieren soll, und das, finde ich, ist unredlich. (Beifall bei den NEOS.) Ich finde, es ist jenen NGOs gegenüber unredlich, die sich eben um Fördermittel bewerben müssen und die nicht eine Gemeinderätin oder einen Gemeinderat in ihrer Organisation sitzen haben, wo man dann beide Augen zudrückt. Eines kann ich Ihnen sagen: Ich bin sehr fest davon überzeugt, dass die ganz wenigen Beispiele, die ich jetzt gebracht habe, in Wirklichkeit ja nur die Spitze des Eisbergs sind. Ich bin mir auch ganz sicher, dass die Untersuchungskommission das zeigen wird. Ich freue mich auf die Untersuchungskommission, wir alle bei NEOS freuen uns auf die Untersuchungskommission. Wir freuen uns deshalb, weil es von uns keine parteinahen Vereine gibt, die dann auch noch Fördermittel bekommen und wo dann die ohnehin fette Parteienförderung noch einmal aufgestockt wird. Wir veranstalten als NEOS auch keine Parteifeste wie das Donauinselfest und das Stadtfest, und wir haben auch keine Gemeinderätinnen und Gemeinderäte in Vereinen sitzen, die Förderungen bekommen, wo dann alle Augen zugedrückt werden. Bei uns gibt es auch keine parteiinternen Spesenkonten. Und wissen Sie, warum? Weil das alles unredlich ist (Zwischenruf bei der ÖVP.) und weil es falsch ist, dass das passiert. Herzlichen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn man sich meine bisherigen Vorredner angehört hat, dann ist man ja eigentlich ob der Harmonie im Saal überrascht, denn alle, ausnahmslos alle Redner haben diese Untersuchungskommission ausdrücklich begrüßt und freuen sich, in ihr zu arbeiten. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Außer du! - GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Das stimmt ja nicht!) So weit so gut. Ich freue mich auch, dass fast alle Redner davon gesprochen haben, dass wir endlich etwas gegen Geldverschwendung, gegen Freunderlwirtschaft, gegen Intransparenz tun müssen und dass wir alle für Sparsamkeit, Transparenz und offenen Einblick sind. Die Frage wird nur sein, wie wir das handhaben, denn wenn ich mir ansehe, welche Unterthemen da in verschiedenen Wortmeldungen kamen, dann fürchte ich, dass doch sehr viele Bälle in der Luft sind und (erheitert) die Fraktionen sehr unterschiedliche Anforderungen an und Vorstellungen von dieser Untersuchungskommission haben. Bevor ich versuchen möchte - zumindest für mich und gemeinsam mit Ihnen - diese Bälle zu ordnen, möchte ich nur eines sagen, denn meine Fraktion wurde direkt angesprochen: Werter Herr Vizebürgermeister, wenn eine gutsituierte Unternehmergattin uns zu dem damaligen Zeitpunkt absolut legitim und rechtlich einwandfrei Geld spendet, dann halte ich es nicht für gescheit, wenn behauptet würde, das wäre rechtswidrig am Rechnungshof vorbei (VBgm Dominik Nepp, MA: Habe ich nicht gesagt!), denn wir wissen alle, dass ab 3.500 EUR beim Rechnungshof eingemeldet werden muss. Das ist selbstverständlich passiert, und da gibt es eigentlich keine Verfehlungen, die meiner Partei vorzuwerfen sind. Das nur am Rande. (Beifall bei der ÖVP.) Wenn wir von den Bällen in der Luft sprechen: Dieser Tage wird - und ich hole jetzt ein bisschen weiter aus, weil es mir wichtig ist - der Herr Finanzstadtrat in einem Hintergrundgespräch wohl wieder einmal der Öffentlichkeit den Rechnungsabschluss für das letzte Jahr mitteilen. Wir werden ihn dann in weiterer Folge hier auch zwei Tage lang diskutieren. Bei dieser Thematik gibt es dann immer zwei Standardsätze, nämlich einerseits, das Defizit ist nicht so schlimm - (in Richtung GRÜNE) das kommt meistens aus dieser Ecke - (Zwischenruf bei den GRÜNEN: Ist ja richtig!) und von der Opposition kommt sehr oft, wie ich meine, völlig zu Recht, wir haben kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem. Das bezieht sich natürlich sehr oft auch auf die Förderungen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das ist falsch!) Das bezieht sich sehr oft auf Förderungen, und es wurde heute schon von mehreren Vorrednern davon gesprochen, dass es da beispielsweise sehr um die Thematik - die in Wien wirklich vermisst wird - von Förderkriterien in vielen Bereichen, wie beispielsweise bei der Kultur, aber auch beim Sport oder bei der Integration, geht. Ganz klare Regeln, wozu Fördergelder zu gebrauchen sind, wären zwingend notwendig. Das ist ein Thema. Das wird aber in der Untersuchungskommission wahrscheinlich nicht diesen breiten Raum einnehmen, der eigentlich notwendig wäre. Wir haben aber ja auch noch viele andere Möglichkeiten, wie wir uns dem Thema der Fördergelder widmen können. Ein zweites Thema war jetzt schon im Vorfeld dieser Diskussion hier relativ dominant, nämlich Fördergelder an sogenannte parteinahe Vereine. Ehrlich gesagt, ganz offen, wir als Politiker müssen uns natürlich bewusst sein, dass wir besonders transparent zu agieren haben. (Heiterkeit bei GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Ich halte es aber für problematisch, wenn man gerade politischen Menschen gesellschaftspolitisches Engagement absprechen möchte. Wenn mein Vorredner gesagt hat, wir NEOS werden da nie in Vereinen tätig sein, finde ich das eigentlich schade, denn ich glaube, gerade wenn man sich in Vereinen engagiert, wenn man dort dabei ist (Zwischenruf von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc), wenn man den Puls an der Zeit hat, dann weiß man, was die Menschheit und was die Menschen möchten. Was die Förderungen betrifft: Da haben Sie schon recht, dann muss es supertransparent sein, aber ich denke sehr wohl, dass es sinnvoll sein kann, auch Vereinen, in denen der eine oder andere Mandatar tätig ist, Fördergeld zu geben. Ich sage aber auch ganz klar: Meine Fraktion ist die allererste, die sofort dabei ist, wenn vernünftige Vorschläge kommen, wie man das noch offener, für alle sichtbarer, noch transparenter macht. Bitte die Vorschläge auf den Tisch, ich halte das für sinnvoll. (Beifall bei der ÖVP.) Der dritte Bereich, und da wird es dann eigentlich schon relativ heikel, ist die widmungswidrige Nutzung von Fördergeldern. Auch da gibt es ja so manche Anlässe oder manche Indizien dafür, dass in dem einen oder anderen Verein vielleicht widmungswidrige Thematik passiert oder dass es Dinge gibt - die Rede ist beispielsweise von Gehaltserhöhungen -, die rückwirkend für einige Monate, ja, Jahre passieren. Da wird man ganz genau hinschauen müssen, und ich bin gespannt, ob dann noch immer alle Fraktionen so Schulter an Schulter gemeinsam maximale Aufklärung fordern. Ich würde es mir oft wünschen, und ich bitte alle, die jetzt davon gesprochen haben, Aufklärung leisten zu wollen, das dann nicht vielleicht aus Mangel an eigener Courage wieder zu vergessen. Dann gibt es einen ganz konkreten Anlassfall - Kollegin Olischar hat es schon angesprochen -: s2arch oder wie wir sagen, der Chorherr-Verein für das Schulprojekt Ithuba und der Verdacht, dass man sich in Wien Flächenwidmungen möglicherweise vielleicht sogar hat kaufen können. Wir alle - von der Opposition geschlossen, aber auch immer wieder in Wortmeldungen seitens der beiden Regierungsparteien - haben in den letzten Wochen, wenn wir das Thema hier erörtert haben, gemeint, da braucht es maximale Aufklärung, da seien Fehler gemacht worden - Worte, die auch von Seiten der Regierungsfraktionen kamen -, und da muss alles ans Tageslicht. Meine sehr geehrten Damen und Herren, eines muss uns klar sein: Wenn diese Annahmen stimmen sollten, dann wäre das ein Riesenskandal in dieser Stadt, der uns noch viele, viele Monate, ja Jahre beschäftigen würde. Ich spreche jetzt ganz bewusst im Konjunktiv. Da ist aber schon wegen weniger auf Bundes- wie auf Landesebene eine Untersuchungskommission ins Leben gerufen worden. Ich sage Ihnen ganz bewusst, meine Fraktion steht sicher nicht dafür ein, auf Grund einer ein bisschen schwierig gewählten Formulierung für den Titel dieser Untersuchungskommission, dieses Thema nur am Rande, nebenbei und irgendwo unter ferner liefen zu behandeln, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Ich glaube, dass wir jetzt ein paar Monate Zeit haben, uns den Förderungsusus in dieser Stadt genau anzusehen, vielleicht gemeinsam - wenn der gute Wille, der heute von vielen geäußert wurde, weiter vorherrschend bleibt - klare Richtlinien für das Zusammenspiel in vielen Bereichen neu aufzustellen, und wenn es wirklich strafrechtlich oder zumindest politisch im höchsten Ausmaße problematische Verfehlungen gegeben hat, die auch klar aufzuzeigen. Das ist Aufgabe einer Untersuchungskommission. Wenn ich, wie zuvor von Klubobmann Taucher genannt, höre, es sei nicht Aufgabe, politische Entscheidungen zu untersuchen: Na, was, wenn nicht das, ist Aufgabe einer politischen Untersuchungskommission? Politisches Fehlverhalten ganz klar aufs Tapet, ganz klar vor den Vorhang zu bringen und für die Bevölkerung visibel zu machen. Meine Damen und Herren, das sehe ich, das sieht meine Fraktion als Aufgabe einer Untersuchungskommission: Bis zum Wahltermin daran zu arbeiten, das Fehlverhalten, so es das in dieser rot-grünen Stadt geben sollte, vor den Vorhang zu bringen. Ich bin guter Dinge, dass wir da einiges leisten können. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Dr. Kickert. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher auf der Tribüne und vor dem Bildschirm! Ich schließe ein bisschen an meinen Vorredner an, der vielleicht mit einer Spur Verwunderung gemeint hat, dass sich alle Parteien auf diese Untersuchungskommission freuen. Dieses Wort würde ich nicht verwenden, aber selbstverständlich werden die GRÜNEN als Fraktion und die TeilnehmerInnen der GRÜNEN in dieser Untersuchungskommission alles dazu beitragen, damit die Untersuchungsfragen und die Untersuchungsgegenstände sinnvollerweise geprüft werden können. Im Titel sind ja zwei Bereiche genannt: die Gewährung von Fördermitteln einerseits und die widmungsgemäße Verwendung dieser Fördermittel andererseits. Ich glaube nicht, dass Sie von irgendjemandem hier im Haus hören werden, dass man dagegen sein kann, dass die widmungsgemäße Verwendung überprüft werden sollte, und wenn es passiert, dass etwas nicht in der Form verwendet worden ist wie geplant - wie in doch relativ vielen Rechnungshof- und Stadtrechnungshofberichten hingewiesen -, dann gibt es Verbesserungsaufträge. Selbstverständlich sind wir dafür, dass die Fördermittel widmungsgemäß verwendet werden und selbstverständlich muss diese ordnungsgemäße Verwendung auch anhand von Belegen und Nachweisen überprüfbar gemacht werden. Das ist einerseits sozusagen die Vorgabe. Auf der anderen Seite kennen wir es aus der eigenen Lebensführung, aber vielleicht auch aus der eigenen Arbeit in den Vereinen, dass es relativ schwer ist, da - nämlich ständig - einen hohen Anspruch und einen hohen Level zu erreichen. Wenn man es einmal im Ablauf, im sogenannten Workflow, wie es so nett auf Neudeutsch heißt, erreicht, dass man das einmal standardisiert hat, dann kommt man da hin. Üblicherweise entstehen Vereine aber, weil sie ein bestimmtes Ziel erreichen wollen, weil sie sich für einen bestimmten Zweck einsetzen, und sie arbeiten im Entstehen und in ihrem weiteren Bestehen an der Perfektionierung ihrer Abläufe, um zu ihrem Ziel und Zweck zu gelangen. Dass sie da nicht von Anfang an perfekt sind, ist nachzuvollziehen, ist nicht immer zu entschuldigen, und schon gar nicht dann zu entschuldigen, wenn auf den Hinweis von Verfehlungen nicht rechtzeitig reagiert wird. Das ist also jedenfalls Standard und das wird jedenfalls von keiner einzigen Partei in diesem Haus - ich glaube, jetzt auch für alle anderen sprechen zu dürfen - in Abrede gestellt. Was ich aber sehr wohl in Abrede stellen oder zumindest hinterfragen möchte, sind die Unterstellungen oder die Rückschlüsse, ja, der Verdacht auf versteckte Parteienfinanzierung. Jetzt kann ich bei den Vereinen, die einerseits über die Untersuchungskommission angefordert worden sind, oder auch bei Vereinen, die den GRÜNEN zugerechnet werden, (erheitert) mit dem Brustton der Überzeugung sagen: Da gibt es keine Möglichkeit, dass es den GRÜNEN zufließt. Die meisten dieser Vereine, das haben die GRÜNEN so an sich, sind so etwas von autonom, dass sie sich so etwas von weigern würden, auch nur einen Ansatz von Einblick durch GRÜNE - oder einen Anteil von GRÜNEN - haben zu wollen. Sie sind sozusagen in einer Art und Weise autonom, die beinahe schon ins Anarchistische gleitet. Also da bin ich so etwas von sicher (erheitert), dass man uns keine Parteienfinanzierung nachweisen kann, da bin ich also so etwas von, wie soll ich sagen, gelassen. Es ist auch nachweisbar, dass alle diese Vereine einen Zweck verfolgen, der - von den Oppositionsparteien vielleicht nicht, von Rot-Grün in diesem Fall sehr wohl - für politisch förderungswürdig erachtet wird. Da gibt es die Möglichkeit einer politischen Auseinandersetzung, aber diesen politischen Willen oder diese politische Einschätzung der Förderwürdigkeit als unredlich zu bezeichnen, wie das NEOS-Abgeordneter Weber gemacht hat, finde ich ziemlich an den Haaren herbeigezogen, denn im Umkehrschluss müsste dann alles, was Sie für förderungswürdig erachten - also jede Zustimmung, die Sie für irgendeinen Akt zur Förderung eines anderen Kulturprojektes leisten - ebenso unredlich sein. Ich denke mir daher, Sie sollten mit dieser Argumentation möglicherweise eine Spur vorsichtiger sein, denn im Umkehrschluss würde es bedeuten, dass all das, was wir auch einstimmig beschließen, genauso unredlich ist wie das, was mehrheitlich beschlossen wird, und zwar egal, durch wen auch immer. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ein zweiter Punkt, den Vorredner Kollege Juraczka angesprochen hat, war die Sparsamkeit im Ausgeben des Geldes, und selbstverständlich müssen wir in all unseren Bereichen und in all den Abläufen darauf achten, dass das Geld dort ankommt, wo es ankommen sollte. Ich möchte aber schon darauf hinweisen, dass die Förderungen an soziale Vereine, an kulturelle Vereine, an andere Organisationen, die Aufgaben übernehmen, im Verhältnis zu den Kosten - für Investitionen in die Infrastruktur und auch in die Erhaltung von wesentlichen, anderen großen Bereichen der kommunalen Vorsorge wie Altersversorgung oder Gesundheitsversorgung - quasi vernachlässigbar sind, selbst wenn bei jeder Ausgabe, auch bei 5.000 EUR, darauf zu achten ist, dass das passt. Was ich aber im Anschluss an die vielen anderen Diskussionen, die wir zum Verein s2arch - je nachdem, ob man das Bild, das dieses Wortspiel bedingt, nämlich arch als Brücke oder arch als Abkürzung für architecture heranzieht - schon geführt haben, erwähnen möchte: Der Verein ist ja jedenfalls auch vom Stadtrechnungshof geprüft worden, und zwar über die Subventionen über elf Jahre, und selbst wenn in den Rechnungshofberichten - nämlich in allen - immer auch Kritikpunkte zu finden sind, sind aber natürlich auch andere Punkte zu finden, die die wesentlichsten Grundzüge der Arbeit zum Beispiel eben dieses Vereins, die Förderungswürdigkeit dieses Projektes, auf jeden Fall bestätigen, auch das, was damit gefördert worden ist. Gerade bei s2arch ist es ja so, dass die Stadt Wien 50.000 EUR pro Jahr an Förderungen gewährt hat, und auch in diesem Bericht steht, dass die Projekte, die dieser Verein umgesetzt hat, ein Mehrfaches dieser Förderung gekostet haben. Das heißt, der Verein hat durch Spenden den Vereinszweck erfüllt und das, was er tun sollte, nämlich einerseits Gebäude für Schulen und Kindergärten erbauen und diese Schulen, Kindergärten und Vorschulen dann zu betreiben. Jetzt wird aus der Tatsache, dass dieser Verein auch Spenden eingeworben hat, um diese Ziele zu machen, nachträglich - nämlich im Verlauf zehn bis zwölf Jahre später - wegen einer Anzeige konstruiert, dass GR Christoph Chorherr bei Arbeiten, die er in den Jahren von 2010 bis 2019 - er ist ja im Februar 2019 ausgeschieden - schon im Nachtrag zu den Spenden, die er seit 2005 erhalten haben soll, Flächenwidmungen gewährt hat. Kollegin Olischar, Sie haben gesagt, Flächenwidmungen erkauft. (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Steht im Verdacht!) Sie haben dabei nicht einmal den Konjunktiv verwendet, anders als Kollege Juraczka, der ganz eindeutig den Konjunktiv verwendet hat. Natürlich ist auch das ein stilistisches Mittel, sowohl Korruption als auch Bestechung möglichst häufig zu verwenden, von einem System Chorherr zu sprechen, der in seiner Freizeit ein Bildungsprojekt, ein Entwicklungshilfeprojekt in Südafrika aufgebaut hat, dessen Wirkung und Reichweite in Südafrika wahrscheinlich mit anderen Projekten vergleichbar ist, die von ganz, ganz großen Hilfsorganisationen gemacht wurden. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Das glaubst ja selber nicht!) - Natürlich glaube ich das, Herr Guggenbichler. Waren Sie schon einmal dort? Haben Sie diese zwei Schulen gesehen? (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Das habt ihr gelesen!) Stellen Sie sich das alleine vor (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Das wird die Staatsanwaltschaft schon herausfinden!): Den Betrieb einer Vorschule, einer Volksschule und einer Unterstufe mit Lehrerinnen und Lehrern in den ärmsten Bereichen von städtischen oder - beim zweiten Community College - ländlichen Gebieten, die Möglichkeit, dass benachteiligte Kinder eine Ausbildung in Umgebungen bekommen, in denen es andere institutionelle Voraussetzungen gibt als in Österreich, und das über so viele Jahre aufrechtzuerhalten, ist aus meiner Sicht ein ziemlich beeindruckendes Projekt. Dass Ihnen Entwicklungshilfe in anderen Ländern, in Afrika nicht gefällt, wissen wir, denn Sie stimmen ja sehr, sehr vielen Entwicklungshilfesubventionen der Stadt Wien nicht zu. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Was hat das mit den Widmungen zu tun?) Sie sagen - und Sie plakatieren das auch -: "Unser Geld für unsere Leute!" Das plakatieren Sie und wollen das damit begründen ... (Neuerlicher Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) - Wenn Sie etwas sagen wollen, dann melden Sie sich zu Wort! (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Was hat das mit den Widmungen zu tun?) - Das ist ein Vorwurf. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Das ist das Thema, ja!) Nein, es ist kein Thema, das ist eine Unterstellung. Sie unterstellen, dass mit den Förderungen der Stadt Wien, 50.000 EUR jährlich ... Die Mittel, die er sonst einwirbt, oder die Jahressummen, mit denen dieser Verein arbeitet, diese Summen sind, wie auch aus dem Stadtrechnungshofbericht zu ersehen ist, ungefähr das Vier- oder Fünffache! Sie glauben doch nicht tatsächlich, dass für diese Förderung oder auch für diese Spenden ein aus meiner Sicht ausgesprochen aufrechter Mann wie Christoph Chorherr auch nur den Anschein eines Amtsmissbrauches in Kauf nehmen würde! Das hat er nie gemacht - das sage ich, das ist meine persönliche Einschätzung, es ist kein Fakt, es wird möglicherweise durch das Gericht oder durch die untersuchenden Stellen erwiesen werden. Aber meine Einschätzung ist: Das hat er nicht gemacht, das wird er nicht machen. Und es ist ausgesprochen traurig, dass politische Parteien und VertreterInnen der politischen Parteien hier im Haus eine Leistung, die ein Kollege von ihnen erbracht hat - und bezüglich der ich sage, da müsste ich mich sehr anstrengen, um auch nur annähernd dieselbe Leistung auf ehrenamtlichem Gebiet hinzubekommen, die er erbracht hat -, und das Ansehen dieses Mannes einfach aus politischem Kalkül in den Dreck ziehen, weil sie sich einen politischen Vorteil davon erhoffen. Das ist jetzt übrigens das Schärfste, was ich zu diesem Thema jemals gesagt habe. Üblicherweise tue ich das nicht, aber es ist meine wirklich zutiefst persönliche Überzeugung, dass a) Christoph Chorherr sich nichts vorwerfen lassen wird müssen - das wird sich herausstellen - und dass b) Sie diese Causa aus niederen politischen Motiven nützen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Fürnkranz. - Bitte. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Kollegin Kickert, niemand in diesem Haus hat bis jetzt - zumindest habe ich es nicht gehört - Kritik daran geübt, dass Herr Chorherr eine Schule in Südafrika gegründet hat. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Richtig!) Das hat eigentlich meines Wissens keiner kritisiert, das tue auch ich nicht. Wir kritisieren nicht einmal, dass die Stadt das subventioniert, obwohl das Vergabeverfahren für diese Subvention nicht eingehalten worden ist. Aber wir könnten uns durchaus vorstellen, dass es für solche Projekte aus dem Topf der Entwicklungszusammenarbeit Subventionen geben kann. Was Sie allerdings vergessen haben, dabei zu erwähnen: Wie gesagt, die Vergabe ist nicht sauber gelaufen, weil einfach, ohne einen entsprechenden Call abzuwarten, entschieden worden ist: Dieses Projekt wird subventioniert! - Und auf der anderen Seite hat die Abrechnung nicht funktioniert beziehungsweise ist in so einem jämmerlichen Zustand gewesen, dass die Beamten gemeint haben, da müssen wir jetzt urgieren, und dann hat man ihnen die Urgenz auf ein einziges Mal reduziert - mittels Weisung der jeweiligen Vorgesetzten - und hat gesagt: So, ein Mal dürft ihr fragen, aber wenn nichts Gescheites kommt, dann müsst ihr es trotzdem akzeptieren! - Meine Damen und Herren, das ist der Kern des Chorherr-Skandals, was den Verein s2arch betrifft. (Beifall bei der FPÖ.) Das andere ist: Normalerweise, sage ich, ist es ja eine gute Sache, wenn reiche Leute oder potente Firmen Spenden für ein solches Projekt abliefern. Aber der springende Punkt in diesem Fall ist, dass es sehr viele sehr potente Unternehmen gegeben hat, die ziemlich viel gespendet haben, nämlich über die Jahre 3,7 Millionen EUR, und die gleichzeitig Interessen in der Bauwirtschaft in Wien gehabt haben - vielfach nicht direkt, sondern über 3 oder 4 Tochtergesellschaften oder sonstige Konstruktionen, wie sie ja in dieser Branche üblich sind, aber jedenfalls mittelbar ist da ein Zusammenhang eindeutig erkennbar. Und es ist ja wohl kein Zufall, dass sich die Korruptionsstaatsanwaltschaft mittlerweile schon zwei Jahre mit diesem Thema beschäftigt und offensichtlich genug interessante Aspekte gefunden hat, um eine Fast-Hausdurchsuchung durchzuführen - wir haben uns über diese Angelegenheit ja vorige Woche schon einmal ausführlicher unterhalten. Deswegen ist es dringend notwendig, diese Angelegenheit einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Und der Aufhänger, um diesen Verein und alles, was mit ihm zusammenhängt, zu untersuchen, ist eben die Subvention, die seitens der MA 27 gewährt worden ist. Wir sind daran äußert interessiert - darf ich der ÖVP nur zum Trost mitteilen -, und es kann keine Rede davon sein, dass wir auch nur in irgendeiner Weise den Konnex zu den Flächenwidmungen unter den Tisch fallen lassen wollten. Ich sage es Ihnen ehrlich - ich glaube, ich habe an diesem Rednerpult mindestens schon fünf bis zehn Mal zu diesem Thema gesprochen -, ich hätte diesen Antrag nicht unterschrieben, wenn da nicht ein ausreichender Ansatzpunkt, um diesen Chorherr-Skandal aufzudecken, darin enthalten wäre. Das, meine Damen und Herren, können Sie mir glauben. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Kollege Taucher ist jetzt zwar nicht anwesend, aber er hat doch einige ganz bemerkenswerte Dinge von sich gegeben, auf die es sich lohnt, ein bisschen einzugehen. Dass er hier im Haus die Anarchisten vermisst und dass ihm diese abgehen, ist ja schon einmal ein interessanter Aspekt - okay, soll sein, ein Outing der besonderen Art -, aber wenn er dann meint, wir sollen doch froh sein, weil die SPÖ und die ÖVP und die GRÜNEN mit diesen Vereinen die Kultur in die Stadt gebracht hätten und wir quasi ansonsten noch in der Steinzeit leben würden, dann, meine Damen und Herren, muss man, glaube ich, die Dinge doch ein bisschen zurechtrücken: Wien ist eine Kulturstadt trotz Rot- Grün und nicht wegen Rot-Grün! (Beifall bei der FPÖ und von GR Mag. Manfred Juraczka.) Sie haben ja auch einiges dazu beigetragen, dass das kulturelle Erbe weniger statt mehr geworden ist. Okay, auf der Donauinsel hat es vorher nichts gegeben, weil es die Donauinsel nicht gegeben hat, aber ansonsten hatten wir in der Stadt eine ganze Menge Kulturgüter, die inzwischen verloren gegangen sind oder so beeinträchtigt werden, dass uns die UNESCO zum Beispiel das Weltkulturerbe aberkennen möchte. - Meine Damen und Herren, so viel zum Thema: Die Sozialisten haben die Kultur nach Wien gebracht. - Also das ist doch eine eher eigenartige Sache. Dann hat er noch gemeint, na ja, also eigentlich versteht er nicht, warum wir etwas dagegen haben, dass die parteinahen Vereine wesentliche Aufgaben der Stadt übernehmen, denn das sei doch so toll, wenn dort ehrenamtliche Arbeit Platz greift. - Ja, das wäre schon ganz toll, meine Damen und Herren, aber das, was Sie machen, ist ja ganz etwas anderes: De facto sind diese Vereine ja Unternehmen, die Aufgaben der Stadt wahrnehmen. Ich sage jetzt einmal: Wie ist das zum Beispiel mit den Kinderfreunden?, um einmal eine andere Einrichtung zu nennen, die in diesem Antrag nicht vorkommt. Wie viele Millionen an Subventionen bekommen die Kinderfreunde jedes Jahr? - Also ich möchte es gar nicht wissen, denn das ist so sehr gesplittet in so viele verschiedene Einzelakte. So, jetzt kann man sagen, die machen da in den Kindergärten eine Arbeit, gut oder schlecht oder mehr oder weniger gut (GR Kurt Wagner: Was heißt "weniger gut"?!), und dann erinnere ich mich an die Woche vor dem letzten Wahltag: Da kommt, ein paar Tage vor dem letzten Wahltag, ein E-Mail vom Herrn Geschäftsführer der Kinderfreunde Morawek an alle seine Mitarbeiter - nicht nur seine Mitarbeiter, sondern auch noch die zugewiesenen Zivildiener, die wirklich gar nichts damit zu tun haben - mit der Aufforderung, man möge doch bitte am Wahltag die Hänger, die jetzt in die jeweiligen Dienststellen ausgeliefert werden, an die Türklinken der Nachbarn austeilen (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Das machen Sie bei den Kinderfreunden!), nämlich Anhänger, mit denen Wahlwerbung betrieben wird, Wahlwerbung für die SPÖ! Das ist die Situation, die dann in diesen parteinahen Vereinen eben Platz greift. De facto werden alle diese Leute in den Wahlkampf der SPÖ eingespannt, und, meine Damen und Herren, das ist ein Megaskandal! (Beifall bei der FPÖ.) Besonders interessant ist dann: Wir haben das im Umweltausschuss, wo es die nächste große Subvention an die Kinderfreunde gegeben hat, thematisiert. Wir haben gesagt: Freunde, wir haben nichts dagegen, dass die das machen, aber wie haltet ihr es eigentlich da damit? - Da hat es seitens der SPÖ geheißen: Na ja, was wollt ihr eigentlich? Es wird doch wohl dem Geschäftsführer der Kinderfreunde erlaubt sein, seine politische Meinung zu äußern! - Ja, merken Sie denn nicht einmal, was Sie da tun? Haben Sie bei dieser ganzen Sache nicht den Funken eines Unrechtsbewusstseins? Also das ist der Grund, warum wir parteinahen Vereinen im öffentlichen Auftrag sehr, sehr skeptisch gegenüberstehen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf von GR Kurt Wagner. - Gegenruf des GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Fällt dir nichts anderes ein?) Dann hat der Kollege sich noch alteriert, weil wir es gewagt haben, die Gutachten oder Schlechtachten der Magistratsdirektion Recht in irgendeiner Weise in Frage zu stellen. Und natürlich ist sofort wieder das übliche Argument gekommen: Wir putzen uns an den armen Beamten ab. Nein, meine Damen und Herren, so ist das nicht. Wir kritisieren schon Sie! Sie argumentieren nämlich auf der Basis von Papierstücken, auf denen eine Meinung draufsteht, die weisungsgebundene Beamte hier im Hause erstellt haben. Und ich habe manchmal den Eindruck - aber das ist jetzt nur der subjektive Eindruck -, der Auftrag zur Erstellung dieser Gutachten oder Stellungnahmen lautet so sinngemäß: Schreibt mir zusammen, warum es nicht geht! - Denn es steht mit großer Regelmäßigkeit etwas drinnen, was man nach normalem Verständnis absolut niemals aus den jeweiligen Gesetzestexten herauslesen könnte. In diesem Fall ist schon einiges darüber gesagt worden, aber ich erinnere an andere Fälle, wo wir auch schon heftig darüber diskutiert haben, nämlich zum Beispiel an die Angelegenheit, als wir versucht haben, eine Sondersitzung des Umweltausschusses oder eine Sondersitzung des Unterausschusses des Umweltausschusses für Stadtwerke einzuberufen. Wir haben das gemacht und bekamen von der Stadträtin ein Schreiben, in dem sie erklärte, nein, sie wird das nicht einberufen - unter Berufung auf die Magistratsdirektion -, weil wir kein Geschäftsstück benannt haben, über das da verhandelt werden soll. Meine Damen und Herren! Es gibt ein Minderheitsrecht, einen Ausschuss einzuberufen, unter Angabe eines Themas - das haben wir gemacht -, das steht in der Stadtverfassung, das steht in der Geschäftsordnung - und Sie erwarten von uns ein Geschäftsstück! Ein Geschäftsstück können wir aber nicht einbringen, das kann nur die Landesregierung tun. Das heißt, es ist faktisch unmöglich, wenn man der Magistratsdirektion folgt, einen solchen Ausschuss überhaupt einzuberufen. Das kann es nicht sein! Es kann nicht die Stadtverfassung so gemeint sein, dass dieser Paragraph von vornherein totes Recht ist! (Beifall bei der FPÖ.) Und diese Dinge sind es, die mit einer erschütternden Regelmäßigkeit zu beobachten sind. Ich erinnere an den Fall des Verlangens von Bürgerversammlungen in der Angelegenheit Gallitzinstraße. Da behauptet dann plötzlich der Bezirksvorsteher unter Berufung auf die Magistratsdirektion: Nein, ein großes Bauprojekt liegt nicht im überwiegenden Interesse des Bezirks, in dem es stattfindet, und deswegen beruft er diese Bürgerversammlung nicht ein. Meine Damen und Herren! Jedes Mal, wenn irgendwelche unmöglichen Entscheidungen gegen die Stadtverfassung von Seiten der SPÖ-Politiker getroffen werden, verschanzen Sie sich hinter den Beamten und sagen: Die haben wir gefragt! - In Wahrheit haben Sie ein Weisungsrecht gegenüber diesen Beamten und verstecken sich hinter diesen Argumenten. Wir kritisieren Sie und nicht die Beamten dafür, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Ja, all das sind gute Gründe, um sich sehr eingehend mit dem Problem der diversen Vereine in Parteinähe und der Subventionierung derselben zu beschäftigen. Das ist der Grund, warum wir jetzt diese Untersuchungskommission gestartet haben, und ich darf ihr sozusagen als Erprobter aus der letzten Untersuchungskommission ein erfolgreiches Wirken wünschen und danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Auer-Stüger. - Bitte. GR Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Bezug nehmend auf meinen Vorredner und gerichtet an alle Eltern und Kinder und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kinderfreunde-Kindergärten: Dort passiert wunderbare kinderzentrierte Pädagogik mit einem weltoffenen Weltbild, eine tolle Arbeit für diese ganze Stadt! Ich möchte mich dafür im Namen von uns allen herzlich bedanken. Bitte weiter so! (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Das war ja nicht das Thema! Da haben Sie nicht aufgepasst!) Ich möchte mich noch einmal mit der Begründung beschäftigen, weil sich auch Herr Kollege Kowarik jetzt zwischenrufmäßig an mich wendet. Eines ist ja klar: Dass die Aufgabe aller Gemeinderätinnen und Gemeinderäte die Mitwirkung an der Verwaltung und auch deren Kontrolle ist - darin sind wir uns ja einig. Daher gibt es auch mehrere Instrumente, um dieser Kontrolle nachkommen zu können: das Fragerecht, Prüfaufträge an den Stadtrechnungshof und unter anderem die Möglichkeit, eine Untersuchungskommission einzusetzen. Eine solche Untersuchungskommission dient eben der Kontrolle der Verwaltung. Ich bin Herrn Kowarik sehr dankbar, dass er das sehr detailliert zitiert hat, wie es in der Verfassung steht: "§ 59a. Zur Überprüfung der Verwaltungsführung der einer politischen Verantwortlichkeit unterliegenden Organe der Gemeinde im eigenen Wirkungsbereich können Untersuchungskommissionen eingesetzt werden." Das heißt, es geht um die Verwaltungstätigkeit. Das ist mir schon sehr wichtig, denn das war jetzt ein bunter Blumenstrauß an Themen, Herangehensweisen, politischen Auseinandersetzungen. Das ist legitim hier im Plenum des Wiener Gemeinderats, aber ist nicht Aufgabe einer Untersuchungskommission. Es erfolgte auch der Verweis darauf, dass die Tätigkeit der Untersuchungskommission eine behördliche Tätigkeit ist. Es geht noch einen Schritt weiter in diesem Paragraphen. Er verlangt nämlich "eine genaue Darlegung des behaupteten aktuellen Missstandes". Das mit der genauen Darlegung, finde ich, ist jetzt in der Diskussion auch in einem eher dürftigen Ausmaß erfolgt. Meistens sind es Pauschalverurteilungen oder Klischees, Wörter, die man gerne in den politischen Diskurs einbringt, um damit parteipolitisch überzeugen zu können. Das soll jetzt jeder bewerten, wie er mag, aber auch das hat in einer Untersuchungskommission, wie ich finde, nichts zu suchen. Wichtig ist, dass wir uns eben die Verwaltungsvorgänge zum Thema Fördervergabe anschauen. Ich bin sehr froh, dass heute schon mehrmals auf den Stadtrechnungshof Bezug genommen wurde. Ich bin ja auch Mitglied im Stadtrechnungshofausschuss. Der Stadtrechnungshof leistet wirklich großartige Arbeit für Politikerinnen und Politiker, aber auch für die Verwaltung. Es sind ja auch im Antrag taxativ zahlreiche Stadtrechnungshofberichte aufgezählt, und darunter sind viele, aus denen ersichtlich ist, dass die Vereine, die genannt werden, auch bereits überprüft wurden. Das ist nämlich auch ein großer Unterschied zwischen Stadtrechnungshof und Untersuchungskommission: Der Stadtrechnungshof darf das - im Gegensatz zu einer Untersuchungskommission des Gemeinderats. Aber es liegen ja diese Berichte nicht nur vor, sondern wir haben sie auch alle im Stadtrechnungshofausschuss diskutiert, die Empfehlungen liegen vor, und ich finde, es ist ein bisschen ein falscher Eindruck entstanden: Es ist ja nicht so, dass es nur die Berichte gibt. Diese Empfehlungen werden ja von den geprüften Einheiten beziehungsweise von den Vereinen auch schon umgesetzt. Es ist ja auch so, dass die Berichte teilweise schon einige Jahre alt sind. Glücklicherweise wählt der Stadtrechnungshof jetzt immer öfter auch die Möglichkeit der Nachprüfung. Auch das liegt wieder im Stadtrechnungshofausschuss vor, wo wir dann gemeinsam überprüfen können: Wie ist es jetzt mit der Umsetzung der Empfehlungen? Das heißt - ich möchte das nur einmal zurechtrücken -, es ist nicht so, dass wir diese Themen nicht kennen, nicht so, dass wir das nicht schon öfters hier diskutiert haben und jetzt wurde sozusagen das Instrument der Untersuchungskommission dafür gewählt. Soll sein, aber wichtig ist, von vornherein zu wissen, was eine Untersuchungskommission kann und was sie nicht kann. Was ich auch nicht so stehen lassen will, weil hier gesagt wurde, die Magistratsdirektion, Bereich Recht, habe hier sozusagen auf Weisung gearbeitet: Ich weise erstens den Vorwurf an diejenigen, die diese Weisung hätten geben können/sollen, zurück. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das ist in der Verwaltung halt so, dass es Weisungen gibt!) Und zweitens weise ich vor allem zurück, wie man glaubt, dass die Kolleginnen und Kollegen in der Magistratsdirektion hier vorgehen. Wenn der Vorsitzende dieses Hauses ein Gutachten in Auftrag gibt, dann arbeitet es der Bereich Recht der Magistratsdirektion nach bestem Wissen und Gewissen aus, und ich bin sehr dankbar dafür, dass er das tut. (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Das stimmt nicht! Der Vorsitzende hat das nicht in Auftrag gegeben! Das war wer anderer! - Heiterkeit bei und Gegenruf von GR Mag. Josef Taucher: ... ihr!) Generell bin ich diesem Haus sehr dankbar für das, was es leistet. Ich glaube, wir vergessen das teilweise in dieser Diskussion, über welches wunderbare Instrument wir mit dem Magistrat verfügen. Wir reden ja auch von vielen Dienststellen, die mit der Förderabwicklung zu tun haben: Förderabwicklung in der MA 10, Förderabwicklung in der MA 13, Förderabwicklung in der MA 7. Das ist ein Knochenjob, und der wird von den Kolleginnen und Kollegen montags bis freitags von der Früh bis am Abend geleistet, damit das Leben in dieser Stadt so funktioniert, wie es eben funktioniert. Auch dafür möchte ich von dieser Stelle hier großen Dank aussprechen. (Beifall bei der SPÖ und von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Noch etwas möchte ich zurechtrücken. Ich verstehe schon, dass das von der Opposition, vor allem von der FPÖ, nicht genannt wird, aber einen Verweis auf den Subventionsbericht der Stadt Wien könnte man schon einfügen, finde ich, wenn es bis jetzt nicht erfolgt ist. Um 17.22 Uhr mache ich das: Ich verweise auf den Subventionsbericht auf der Website der Stadt Wien im Kapitel Finanzen - Budget. Ich glaube, jetzt liegt der fünfte Bericht vor - immer quasi zum Rechnungsabschluss, das Jahr 2018 ist das aktuelle. Jede Subvention, die im Ausschuss oder im Gemeinderat beschlossen wurde, ist dort angeführt: Subventionsempfänger, -empfängerin, die Summe und der Verwendungszweck. Tun wir bitte hier nicht so, als gäbe es Subventionen, die beschlossen werden, und niemand weiß etwas davon! Das ist nicht so. (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Fußnote 1 im Antrag, Herr Kollege!) - Ich habe ja auch gesagt: in der Gemeinderatsdebatte. Das heißt, diese Transparenz, die auch zum Beispiel im Subventionsbericht recht eindeutig zu Tage tritt, soll ja auch sozusagen das Motto der Untersuchungskommission sein. Ich finde es gut, wenn mein Klubvorsitzender sagt, wir freuen uns darauf, dann schließe ich mich natürlich dem an. Ich bleibe bei dem Wort: Ich finde es gut, dass es diese Kommission gibt, weil ich die Hoffnung, wirklich die inständige Hoffnung habe, dass am Ende der Untersuchungskommission ein guter Bericht vorliegt, nach dem es nicht mehr möglich sein wird, alle diese Vorwürfe, die jährlich, täglich, stündlich kommen - was mit dem Geld nicht alles falsch gemacht wird, was sich die Parteien nicht rüberschieben -, zu erheben, damit das endlich vorbei ist. Das erhoffe ich mir von dieser Untersuchungskommission, damit mit diesen Anschlägen auf die Tätigkeit der Vereine Schluss ist. Was ich mir aber auch erhoffe, ist - mit einer soliden, sachlichen Debatte, gemeinsam mit den Abteilungen -: Wenn wir draufkommen, Dinge können verbessert werden, sind in der Abwicklung nicht optimal gelaufen, dann erwarte ich mir, dass wir diesem Bericht dann Empfehlungen entnehmen können, wie wir das gemeinsam hier wiederum diskutieren und dann für die Zukunft - wahrscheinlich in der neuen Periode - dann gemeinsam umsetzen können. Ein letzter Wunsch von meiner Seite - die meisten haben das heute hier auch gemacht -: Wir brauchen eine sachliche Diskussion, das ist wichtig für den Untersuchungsgegenstand und für das Fortkommen in diesem Haus. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. - Bitte. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen und auch Zuseher auf der Galerie! Es ist schon einiges gesagt worden, aber es gibt immer noch einige Punkte, die wir hier noch beleuchten müssen. Ich möchte auf diese Frage der mangelnden Information der politischen Entscheidungsträger, die in diesem Rechtsgutachten angesprochen wird, näher eingehen. Es wurde einiges schon gesagt, aber es ist mir wichtig, auch aus unserer Sicht darzulegen, wie es wirklich läuft. Dieses Rechtsgutachten der MD Recht sagt - ich zitiere: "Insofern es auf Grund eines vom Magistrat vorgelegten Geschäftsstückes zu einer Beschlussfassung über die Gewährung einer Subvention gekommen ist, haben die vorgelegten Unterlagen und Informationen offensichtlich ausgereicht, um die - zumindest - Mehrheit der Mitglieder des Gremiums in die Lage zu versetzen, eine Entscheidung zu treffen. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte der Ausschuss beziehungsweise der Gemeinderat eine Beschlussfassung ablehnen müssen und die Sache zur Vorlage von entsprechenden Ergänzungen zurückverweisen müssen." Wenn Sie jetzt alle mit mir gemeinsam zurückdenken: Ist selten passiert, oder? Ich kann mich zumindest nicht erinnern. Diese Stellungnahme leugnet aus meiner Sicht vollkommen unsere politische Praxis in den Ausschüssen. Das ist in der Theorie zwar so festgelegt und das sollte ja in Wahrheit auch so sein, aber es ist nicht so. Es ist einfach nicht so. Wir bekommen in den Ausschuss kein einziges Poststück, das nicht vorher schon von den Regierungsfraktionen freigegeben wurde. Es erfolgt also eine Vorprüfung durch eine Magistratsabteilung und dann ganz offensichtlich eine Vorprüfung, eine Freigabe, ein Okay von Rot-Grün. Das heißt also, es gibt kein einziges Geschäftsstück in den Ausschüssen und auch hier im Gemeinderat, das von Rot-Grün abgelehnt wird, kein einziges! Und natürlich wird auch nie eines zurückverwiesen, weil vielleicht erforderliche Unterlagen fehlen. Warum denn? Warum? - Weil Sie vorher schon beschlossen haben, das kommt auf die Tagesordnung, und deswegen ist es angenommen. Ich habe jetzt von einigen Vorrednern gehört: Das sind demokratische Prozesse in unseren Ausschüssen, Sie können ja dagegen stimmen! - Ja, tun wir ja eh! Sie haben aber die Regierungsmehrheit, Ihnen ist Tür und Tor geöffnet für alles, was Sie sich wünschen! Das müssen Sie sich eingestehen, dass es so ist. (Beifall bei den NEOS. - GR Mag. Josef Taucher: Das Geld ist begrenzt!) Das Arge daran sehe ich ja auch darin, dass man jetzt in der Öffentlichkeit das Bild anders darstellen will, beziehungsweise die Menschen draußen können es ja auch nicht glauben, dass das so ist. Es ist Ihnen sicher öfters aufgefallen, dass Leute zu Ihnen kommen und sagen, vielleicht kann sich ja der Ausschuss noch anders entscheiden, dass jemand von einem Kindergarten daherkommt und sagt, ich bekomme die Finanzierung nicht, vielleicht können wir den Ausschuss noch irgendwie überzeugen. - Nein, Sie haben es vorher schon festgelegt! - Oder es kommt eine Bürgerinitiative, die sich an den Strohhalm Ausschuss - mit neuen Argumenten, mit neuen Vorschlägen - klammert: Nein, es ist vorher schon festgelegt! Sie haben es vorab beschlossen! Es wird nicht im Ausschuss beschlossen! (Beifall bei den NEOS.) Sobald es auf der Tagesordnung ist, ist es durch: beschlossen im Ausschuss, beschlossen in der Gemeinderatssitzung. Sie liefern uns ja selbst den Beweis dafür: Sie lancieren Medienberichte, dass etwas schon beschlossen ist, vorab - obwohl wir Stunden später erst hier sitzen und das tun! (Beifall bei den NEOS.) Spielen Sie hier mit offenen Karten und geben Sie das zu! Und informieren Sie vielleicht auch die MD Recht darüber, wie das in der politischen Praxis hier läuft! Was wir mit dieser Praxis auch erreichen: Sie öffnet Tür und Tor für Unvereinbarkeiten. Was die Subventionen an Vereine betrifft, so ist das hier schon so oft gesagt worden, und schauen Sie sich auch den Bericht des Rechnungshofes an! Also dass da nichts dran ist und dass das eh alles okay und wunderbar ist, ich meine, das können Sie selbst nicht behaupten. Wenn Abgeordnete selbst im Vorstand eines Vereines sitzen - ich war ja heute sehr positiv überrascht vom Kollegen Deutsch, der sich für befangen erklärt hat, was das erste Mal war, seit ich hier bin oder das mitverfolge, wunderbar, das ist der erste Schritt! -, dann kann es doch nicht sein, dass Sie, wie das hier normalerweise der Fall ist, als Vorsitzende von Vereinen hier sitzen und sich die Subventionen genehmigen! Es wäre Ihre moralische Pflicht - ich weiß, Sie haben diese Vereinstätigkeiten teilweise vor Ihrem Mandat angenommen, aber es wäre Ihre moralische Pflicht, diese zurückzulegen, wenn Sie hier in einer Funktion sind! (Beifall bei den NEOS und von GR Leo Kohlbauer.) Sie können jetzt den Kopf schütteln. Sie finden das ja alles schon ganz normal - ich verstehe es, das ist Ihr Bild von Tradition und in diesem Fall von politischer Tradition. Es ist so, weil es immer schon so war: Wir geben uns das Geld selber. Wir können durchaus in Vereinen tätig sein - Ihr Ehrenamt in Ehren, Ihr Engagement in Ehren -, auch wir sind in Vereinen tätig, aber ich würde doch nie auf die Idee kommen, hier hereinzugehen und für meinen Verein, in dessen Vorstand ich bin oder dessen Mitglied ich bin, hier die Hand zu heben! Da muss ich das vorher zurücklegen, oder ich kann mein Mandat hier nicht annehmen. Ich muss es vielleicht in andere Hände legen und kann es danach wieder annehmen, wenn ich diese Funktion verlasse, aber das zusammen geht nicht. Das sagt auch unsere Geschäftsordnung. (Beifall bei den NEOS.) Engagieren Sie sich, wo Sie wollen - es gibt tolle Vereine, keine Frage, ich möchte das hier nicht in Abrede stellen, bei keinem einzigen davon, und ich möchte auch keinem etwas unterstellen. Darum geht es nicht, sondern es geht um die politische Kultur dieses Hauses, um den Anstand, es geht um die Moral und um eine neue Kultur der Transparenz, die wir hier brauchen. (Beifall bei den NEOS.) Engagieren Sie sich, wie gesagt, wo Sie wollen - wir tun das auch. Herr Kollege Auer-Stüger hat vorhin gesagt, dass die UKO dazu führen soll, dass man diese Anschuldigungen, die hier immer auf dem Tisch liegen, dann endlich zurückweisen kann: Nein, die UKO soll dazu führen, dass wir mit diesem Sauhaufen endlich aufräumen! (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Aigner. - Bitte. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Es ist die Bitte an mich ergangen, mich kurz zu fassen. Ich komme dieser Bitte sehr gerne nach, ich möchte nur auf einige meiner Vorredner eingehen. Die Frau Klubobfrau von der ÖVP hat moniert, dass es eine schwere Geburt war und dass wir so lange gebraucht haben. Da steckt schon etwas dahinter: Ja, wir haben heute Gott sei Dank den Endbericht des Rechnungshofs zum Donauinselfest, zum Stadtfest bekommen - wir wissen ja, dass es beim Rechnungshofbericht zum Krankenhaus Nord sehr lange gedauert hat zwischen Rohbericht und Endbericht -, und auch wenn den Rohbericht sehr viele kennen, aus diesem darf man und kann man nicht zitieren, man muss den Endbericht abwarten. Das hat letztendlich dazu geführt, dass wir auch in diesem Fall gewartet haben. - Jetzt ist der Bericht da. Und angesichts dieses Berichtes, Herr Kollege Auer-Stüger, angesichts so konkreter Missstandsfeststellungen, so konkreter auch Empfehlungen zu sagen, es ist zu unkonkret?! - Das Procedere ist ja klar: Zuerst der Rechnungshof - Stadtrechnungshof, Bundesrechnungshof, die dürfen ja Dinge, die wir als U-Kommission nicht dürfen -, und wir haben jetzt die Aufgabe, die politische Verantwortung zu klären. Wir möchten dann wissen: Warum gibt es denn systematische Kontrolldefizite in den parteinahen Vereinen? Wenn man kleine Kulturvereine, die 3.000, 4.000, 5.000 EUR bekommen, fragt und erfährt, was die ausfüllen müssen, was die für Belege beilegen müssen, und dann braucht man für ein Stadtfest 3 Belege für ein paar Hunderttausend Euro - beim Donauinselfest geht das relativ großzügig -, dann ist es offenkundig ein politischer Wille, der da ist und der den Beamten sagt: Bei den Kleinen, wo es um ein paar Tausender geht, seid ihr streng und kontrolliert genau, und bei den parteinahen Vereinen kontrolliert ihr nicht! - Und das haben wir in der U-Kommission zu hinterfragen, und das werden wir auf Basis der Rechnungshofberichte auch tun. (Beifall bei der FPÖ.) Und zu den Ausführungen des Kollegen Taucher - das war ja eine eher bizarre Rede -, dass wir sozusagen das Ehrenamt in Frage stellen: Das ist ja genau der Vorwurf, dass sich hinter diesen vielen stadtnahen Vereinen eben nicht die Zivilgesellschaft verbirgt - Sie wollen ja gar keine Zivilgesellschaft! -, sondern die Stadt verbirgt sich hinter diesen Vereinen, töchtert sich selber aus. Wir kennen es bei den Parkbetreuungsvereinen, auch beim Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung: Da hat der Stadtrat letztendlich die Vereinsmitglieder bestimmen können! Also die Stadt hat den Verein sozusagen übernommen, hat ihn ja jetzt in eine GmbH, die der Stadt gehört, überführt. Also das ist nicht die Zivilgesellschaft! Dort will man auch keine anderen Mitglieder haben. Dort gibt es, außer in den Führungsgremien, auch keine Ehrenamtlichen, es wird nur mit bezahlten Kräften gearbeitet. Und das ist ja genau der Vorwurf, den wir hier auch schon sehr oft in vielfältiger Weise erhoben haben. Es geht dabei nicht um die Arbeit der Freizeitbetreuer, denn die sind ja eigentlich arme Teufel im Vergleich zum Gehaltsschema im öffentlichen Dienst - wir haben ja gesagt, die gehören in das öffentliche Gehaltsschema, nicht in den Kollektivvertrag -, sondern es geht um die Mentalität in den Führungsgremien, die ja dann letztendlich wieder den politischen Konnex darstellen. Und wie soll ein Beamter - auch wenn er ein hoher Beamter ist -, der Rechnungsprüfer in einem Verein ist, dort auftreten, wenn die Chefin die Frau eines der mächtigsten SPÖ-Politiker ist? Das sind dann sehr wohl politische Fragen, die wir dann auch in diesem Rahmen entsprechend stellen werden und die hoffentlich auch Aufklärung finden werden. (Beifall bei der FPÖ.) Eine andere Frage ist: Warum gründen Parteien noch zusätzlich Vereine? Ich meine, es kann ja die SPÖ alleine dieses Donauinselfest gestalten - jetzt hat man einen Verein und die SPÖ -, oder die ÖVP kann es ja auch machen. Jetzt gibt es einen Verein, der letztendlich ein Parteifest abwickelt. Eine Frage, die man noch stellen kann, wäre: Warum macht nicht die Stadt Wien das Donauinselfest? Warum hat man da das Parteimascherl? Das könnten ja auch die stadt wien marketing, der Tourismusverband, und so weiter machen! Da gibt es natürlich schon massive Interessen der Parteien, hier als Partei aufzutreten - das ist in dem Sinn legitim. Aber dann versteckt man sich hinter einem Verein, mit dem man letztendlich sehr eng verwoben ist, und das sind halt einfach Konstruktionen, die aufklärungsbedürftig sind. Wir werden uns auch in diesem Rahmen dieser politischen Verantwortung widmen. Ich habe heute sehr positiv mitgenommen, dass Sie zwar juristisch versuchen, das ein bisschen sozusagen einzuschränken, aber wenn Sie ehrlich sind, dann, glaube ich, müssen Sie eingestehen, dass die Fragen auf Basis der Rechnungshofberichte durchaus berechtigt sind. Legen wir uns daher nicht selber Fesseln an, sondern versuchen wir gemeinsam, letztendlich auch die Zukunft besser zu gestalten! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Somit ist die Untersuchungskommission eingesetzt. Ich darf die im Gemeinderat vertretenen Parteien ersuchen, innerhalb von fünf Tagen die Mitglieder und Ersatzmitglieder bekannt zu geben. Wir sind am Ende dieser Sitzung des Gemeinderates angelangt. Ich wünsche allen einen schönen Abend und morgen einen schönen Nationalfeiertag! (Schluss um 17.37 Uhr.) Gemeinderat, 20. WP 25. Oktober 2019 57. Sitzung / 3 Gemeinderat, 20. WP 25. Oktober 2019 57. Sitzung / 3 Gemeinderat, 20. WP 25. Oktober 2019 57. Sitzung / 13