Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 20. Wahlperiode 51. Sitzung vom 30. April 2019 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-358617-2019-KVP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP-258848-2019-KFP/GM) S. 5 3. Anfrage (FSP-357238-2019-KSP/GM) S. 7 4. Anfrage (FSP-358477-2019-KNE/GM) S. 9 5. Anfrage (FSP-358719-2019-KVP/GM) S. 11 3. AST-364659-2019-KGR/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Weltweiter Schüler_innenstreik - Wien setzt mutige Schritte gegen die Klimakrise." Rednerinnen bzw. Redner: GRin Birgit Hebein S. 15 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 16 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 17 GR Michael Eischer S. 17 GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 19 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 20 GR Mag. Manfred Juraczka S. 21 GR Mag. Rüdiger Maresch S. 21 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 22 GRin Katharina Schinner S. 23 4. MIT-368131-2019-GWS/MG: Mitteilung von Amtsf. StRin Kathrin Gaál: "100 Jahre Frauenwahlrecht in Wien" S. 24 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 25 GRin Sabine Schwarz S. 26 GRin Mag. Barbara Huemer S. 28 VBgm Dominik Nepp, MA S. 30 GRin Marina Hanke, BA S. 32 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 33 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 35 GRin Veronika Matiasek S. 37 GRin Dr. Jennifer Kickert (tatsächliche Berichtigung) S. 39 GRin Martina Ludwig-Faymann S. 40 GR Dr. Günter Koderhold (tatsächliche Berichtigung) S. 43 5. Mitteilung des Einlaufs S. 43 6. Aufnahme der Postnummer 38 auf die Tagesordnung S. 43 7. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 43 8. Umstellung der Tagesordnung S. 43 9. 308062-2019; MDLTG, P 37: Wahl eines Ersatzmitgliedes in den Vorstand der KFA Abstimmung S. 43 10. 361127-2019; MDLTG, P 38: Bericht der Untersuchungskommission betreffend "Klärung der Projekt-, Kosten- und Terminentwicklung des Krankenhauses Nord" Berichterstatter GR Peter Florianschütz S. 43 Minderheitenberichter GR Wolfgang Seidl S. 50 Rednerinnen bzw. Redner: GR David Ellensohn S. 54 GRin Ingrid Korosec S. 57 GR Mag. Josef Taucher S. 59 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (zur Geschäftsordnung) S. 61 GR Christoph Wiederkehr, MA S. 62 GRin Gabriele Mörk S. 64 GR Anton Mahdalik S. 65 GRin Brigitte Meinhard-Schiebel S. 66 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 68 GR Mag. Gerhard Spitzer S. 70 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 72 GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 74 GR Dr. Günter Koderhold S. 75 GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS S. 78 StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM S. 79 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 81 GRin Lisa Frühmesser S. 83 GR Mag. Marcus Schober S. 84 GR Michael Niegl S. 87 GRin Silvia Rubik S. 89 GR Georg Fürnkranz S. 91 GRin Safak Akcay S. 93 Berichterstatter GR Peter Florianschütz S. 94 Abstimmung S. 94 11. 73274-2019-GSK; MA 21 A, P 26: Plan Nr. 8230: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 13., KatG Auhof Berichterstatter GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi S. 95 Redner: GR Mag. Günter Kasal S. 95 Berichterstatter GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi S. 95 Abstimmung S. 95 12. 207189-2019-GSK; MA 20, P 27: Fachkonzept Energieraumplanung 193768-2019-GSK; MD-KLI, P 30: Klimaschutzprogramm Bericht 2018 Berichterstatter GR Siegi Lindenmayr S. 96 Rednerin bzw. Redner: GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 96 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 97 GR Peter Kraus, BSc S. 98 GR Erich Valentin S. 99 GR Christoph Wiederkehr, MA S. 101 GR Mag. Rüdiger Maresch S. 101 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 103 GR Mag. Rüdiger Maresch S. 104 Abstimmung S. 104 13. 197244-2019-GSK; MA 28, P 28: Vorhaben Hauptstraße B 12, Sachkreditgenehmigung 207591-2019-GSK; MA 28, P 29: Vorhaben Hauptstraße B 12, Vertrag gemäß § 1a BO für Wien Abstimmung S. 104 14. 228928-2019-GWS; MA 57, P 33: Verein Frauenhetz; Subvention 229004-2019-GWS; MA 57, P 34: Verein Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not; Subvention Abstimmung S. 104 15. 101799-2019-GWS; MA 34, P 36: PPP-Vertrag für die Bildungscampusstandorte Aron Menczer und Seestadt Aspern Nord Abstimmung S. 104 16. 224511-2019-GGS; KAV, P 23: Errichtung einer Stadt Wien - Wiener Krankenanstaltenverbund Projektentwicklungs- und Baumanagement GmbH Berichterstatterin GRin Dr. Claudia Laschan S. 104 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 104 GR David Ellensohn S. 105 GR Dr. Günter Koderhold S. 105 GR Christian Deutsch S. 106 GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz S. 106 Berichterstatterin GRin Dr. Claudia Laschan S. 107 Abstimmung S. 107 17. 228276-2019-GIF; MA 17, P 1: Verein PRISMA; Subvention 228305-2019-GIF; MA 17, P 2: Verein Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not; Subvention Berichterstatterin GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 107 Rednerin bzw. Redner: GR Dr. Wolfgang Aigner S. 107 GRin Safak Akcay S. 109 Abstimmung S. 109 18. 252316-2019-GFW; MA 5, P 8: 3. GR-Subventionsliste 2019 Abstimmung S. 109 19. 199975-2019-GKU; MA 7, P 12: Verein Wiener Stadtfeste; Subvention 200052-2019-GKU; MA 7, P 13: Stadtforum; Subvention 232089-2019-GKU; MA 7, P 14: Verein Stadtimpuls; Subvention Berichterstatter GR Ernst Woller S. 110 Rednerin bzw. Redner: GR Thomas Weber S. 110 GRin Susanne Bluma S. 110 GR Dr. Wolfgang Aigner S. 111 GR Mag. Gerald Ebinger S. 112 Abstimmung S. 113 20. 234287-2019-GKU; MA 7, P 17: Förderung von Literaturveranstaltungen Abstimmung S. 113 21. 208891-2019-GKU; MA 7, P 20: Kunst im öffentlichen Raum GmbH; Subvention Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid S. 113 Rednerin: GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 113 Abstimmung S. 113 22. 228065-2019-GKU; MA 7, P 21: Demokratiezentrum Wien GmbH; Subvention Berichterstatterin GRin Katharina Schinner S. 113 Rednerinnen bzw. Redner: GR Thomas Weber S. 113 GR Mag. Manfred Juraczka S. 113 GRin Mag. Barbara Huemer S. 113 GR Dr. Gerhard Schmid S. 114 GR Dr. Wolfgang Aigner S. 114 GRin Dr. Jennifer Kickert (tatsächliche Berichtigung) S. 115 Abstimmung S. 115 (Beginn um 9.02 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren, recht herzlich willkommen zur 51. Sitzung des Wiener Gemeinderates! Die Sitzung des Gemeinderates ist eröffnet. Entschuldigt sind GR Mag. Hobek, GR Hursky, beide sind erkrankt, GR Kubik, GR Unger, beide sind dienstlich verhindert. Temporär entschuldigt sind GR Dr. Aigner von 14 bis 17.30 Uhr, GRin Mag. Emmerling von 17.45 bis 21 Uhr, GR Kohlbauer ab 16 Uhr, GR Ornig von 18 bis 21 Uhr, GR Mag. Dr. Wansch bis 14.30 Uhr, GR Wiederkehr von 12 bis 14 Uhr. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-358617-2019-KVP/GM) wurde von Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. Bei dieser Anfrage geht es um die Kunstinstallation am Rathausturm und 100 Jahre Rotes Wien. (Die Kunstinstallation am Rathausturm, welche u.a. mit dem Jubiläum 100 Jahre Rotes Wien beworben wurde, Gratisführungen in städtischen Gebäuden und eine Homepage der Stadt Wien unter dem Motto "Wunderbar noch 100 Jahr!": Welche weiteren Aktionen rund um die SPÖ-100-Jahre-Rotes-Wien-Feiern werden noch vom Wiener Steuerzahler bezahlt?) Bitte schön, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Guten Morgen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Sehr geschätzte Frau Klubvorsitzende Dipl.-Ing. Olischar! Ihre Anfrage gibt mir die Möglichkeit, zu der doch sehr berühmten Zeitepoche des Roten Wien Stellung zu nehmen und sie auch im historischen Zusammenhang entsprechend darzustellen. Der Begriff Rotes Wien behandelt den zeitlichen Abschnitt der urbanen Veränderung im Großraum Wien nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und bezieht sich auf die historische Epoche ab 1919. Der genaue Zeitpunkt ist die erste allgemeine und freie Wahl, die für Männer und erstmals auch für Frauen am 4. Mai 1919 stattgefunden hat und bis zur Beendigung der Demokratie im März 1933 beziehungsweise im Februar 1934 eine sehr umfassende Reformpolitik eingeleitet und durchgeführt hat. Ziel war, eine Kulturalisierung und Hygienisierung der urbanen Bevölkerung zu betreiben und insbesondere die Lebensbedingungen der Wienerinnen und Wiener zu verbessern beziehungsweise alle Lebensbereiche zu demokratisieren. Die finanzielle Basis für diese Reformpolitik hat Finanzstadtrat Hugo Breitner mit einer ganz gezielten Luxussteuer geschaffen, um auch eine gewisse Umverteilung durch Steuerpolitik zu betreiben, und es ist ihm im Jahr 1928 gelungen, die aus den Kriegsjahren übernommenen Schulden abzubauen, Wien schuldenfrei zu machen und damit auch die überlebensnotwendigen Investitionen zu sichern. Man darf nicht vergessen, dass es nach dem Ersten Weltkrieg in Wien verheerende Lebensbedingungen der städtischen Bevölkerung gegeben hat, beispielsweise eine sehr starke Unterversorgung mit Lebensmitteln, eine sehr hohe Säuglings- und Kindersterblichkeitsrate, die Gesundheitsstadtrat Julius Tandler in wenigen Jahren halbiert hat. Er hat insbesondere die damals kursierenden, man kann sagen, großen Seuchen Rachitis und Tuberkulose sehr stark bekämpft. Julius Tandler hat ab 1921 das Wohlfahrtsamt gegründet und auch geleitet und sehr viele auch sozialpolitische Leistungen geschaffen. Im öffentlichen Raum sicher am stärksten präsent ist die Wohnbaupolitik, die ab dem 1. September 1923 mit einem sehr umfassenden Wohnbauprogramm gestartet worden ist und mit mehr als 400 Gemeindebauten und rund 64.000 Wohnungen in etwa 11 Prozent der Wiener Bevölkerung mit hochqualitativen und trotzdem leistbaren Gemeindewohnungen versorgt hat. Das Besondere an der damaligen Wohnbaupolitik war - das ist auch international bis heute anerkannt - nicht nur die Schaffung von individuellem Wohnraum, sondern auch damit verbunden sehr großzügige Grün- und Freiraumanlagen, auch für gemeinsames Begehen der Freizeit. Ich möchte noch einen dritten Reformer ansprechen, nämlich Otto Glöckel, der mit der Pädagogik vom Kinde aus sehr viele Reformschritte in einer modernen Schule gesetzt hat, die den Arbeitsunterricht, den Gesamtunterricht, aber auch die Bodenständigkeit der Ausbildung unterstützt hat, und zwar in der Schule, aber auch im Zuge des lebensbegleitenden Lernens in den verschiedensten Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Um jetzt Ihre Frage, welche Aktivitäten vorgesehen sind, noch etwas umfassender zu beantworten, darf ich darauf verweisen, dass das Wiener Stadt- und Landesarchiv einen Schwerpunkt gesetzt und im Zuge der Wiener Stadtgeschichte Aspekte erarbeitet hat, die auch unter dieser Überschrift zu subsumieren sind. Diese finden Sie auch im "Wien Geschichte Wiki", der historischen Wissensplattform der Stadt Wien. Da sind auch Originalquellen aufbereitet und digitalisiert und damit auch der Wiener Bevölkerung zugänglich gemacht worden. Zusätzlich zu diesem Themenschwerpunkt im "Wien Geschichte Wiki" präsentiert das Wiener Stadt- und Landesarchiv seit 4. März des heurigen Jahres bis zum 3. September Originalquellen zum Roten Wien im Foyer des Archivs. Zu den besonders bedeutenden Archivalien gehören die Fotos von Martin Gerlach, dem Fotografen dieser Epoche. Das Rote Wien ist bekanntlich auch eine internationale Marke, die mit wissenschaftlichen, kulturellen und insbesondere mit sozialen Errungenschaften assoziiert wird. Aus diesem Grund gibt es eine Ausstellung "100 Jahre Rotes Wien" im Museum MUSA, das gestern eröffnet worden ist. Es gibt weiters eine Ausstellung von Victor Theodor Slama mit dem Titel "Plakate, Ausstellungen, Masseninszenierungen" in der Wienbibliothek, die am 25. April eröffnet wurde, sowie die Ausstellung von Bauten und Büchern, das Rote Wien und seine Architekturpublizistik, ebenfalls in der Wienbibliothek. Diese Ausstellung wird am 14. November eröffnet. Überdies wird Ende September 2019 im Rathaus eine thematisch sehr weitreichende wissenschaftliche Retrospektive unter dem Titel "Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nichtwissen" stattfinden. Ausgehend von den Leistungen dieser Zeitepoche in der Ersten Republik soll eine sehr breit angelegte Diskussion mit Expertinnen und Experten, aber auch mit allen daran interessierten Wienerinnen und Wienern über Perspektiven einer modernen Stadt der Zukunft und inwieweit sich die Stadt Wien in Zukunft auch im internationalen Vergleich als eine Stadt mit hoher Lebensqualität präsentieren wird, geführt werden. Die Wurzeln dieser hohen Lebensqualität, auf die wir heute sehr stolz sind, finden sich in den Leistungen der Ersten Republik. Darauf können wir stolz sein. Insbesondere die internationale Resonanz zeigt, dass da sehr viel nicht nur für unsere Stadt geleistet worden ist, sondern Modelle entwickelt worden sind, die auch in anderen Städten ihren Niederschlag gefunden haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. - Herr GR Stumpf, bitte. GR Michael Stumpf, BA (FPÖ): Danke schön. Schönen guten Morgen, Herr Bürgermeister! Auf der Seite der SPÖ-Wien, ich nehme an, diese kennen Sie sehr gut, abzurufen unter "www.spoe.wien/100- jahre-rotes-wien", steht - ich zitiere: "Der Schwerpunkt unserer Kampagnenarbeit im Jahr 2019 wird unter dem Motto ‚100 Jahre Rotes Wien: ‚Viel getan. Viel zu tun.' gestaltet sein." Interessant ist, dass der Presseservice der Rathauskorrespondenz vom 2.4.2019 diesen Veranstaltungsreigen zum 100. Jahrestag auch der ersten Wien-Wahl und des Roten Wien fast nahezu wortident bejubelt und dies als eine einzige Erfolgsgeschichte bezeichnet. Vielleicht wissen Sie ja auch, dass bis in die 80er Jahre hinein auf 1.-Mai- Märschen die demokratiepolitisch problematische Parole - Zitat:" Demokratie, das ist nicht viel, Sozialismus heißt das Ziel!", skandiert wurde, was sogar von Bruno Kreisky damals medienwirksam öffentlich stets kritisiert wurde. Es gibt jetzt gewisse Entwicklungen, die den Eindruck fördern, dass der soeben zitierte Spruch auch in der heutigen Realität gar nicht so weit hergeholt ist, denn auch der sogenannte Club Wien, eine Institution der Stadt Wien, die für alle Wienerinnen und Wiener da sein sollte und parteipolitisch unabhängig agieren müsste, bewirbt diese Veranstaltungsreihen unter anderem mit den Worten: "Wunderbar, noch 100 Jahr!" Abgesehen davon, dass es utopisch ist, dass es dieses System noch weitere 100 Jahre geben wird, weil ich der Überzeugung bin, dass diese vermeintliche Erfolgsgeschichte mit der kommenden Wien-Wahl 2020 ein Ende nehmen wird (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das habt ihr schon 2015 geglaubt! - Heiterkeit bei der SPÖ.), frage ich Sie, wie Sie das beurteilen, dass diese Verquickung einer politischen Kampagne Ihrer Partei mit offiziellen Stellen und Seiten der Stadt Wien problematische Züge aufweist und dass da von Seiten der Wiener SPÖ parteipolitisch instrumentalisiert wird, gerade hinsichtlich der verschiedensten Kulturangebote in Wien. Wie beurteilen Sie diese Situation? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Herr Gemeinderat, in einem Punkt muss ich Ihnen recht geben: Es waren nicht 100 Jahre Rotes Wien. Diese 100 Jahre Erfolgsgeschichte sind nämlich durch zwei Faschismen unterbrochen worden, das sollte man nicht vergessen. Und wenn man darauf verweisen möchte, dass es irgendwo nicht demokratische Beziehungen gegeben hat oder gibt, dann waren sie sicher nicht in der Sozialdemokratie (Beifall bei der SPÖ.), denn wenn wir etwas für uns vereinnahmen können, dann den Umstand, dass wir immer auf der Seite der Demokratie gestanden sind. Das gilt für die Erste Republik, und das gilt für die Zweite Republik, und das wird auch in Zukunft so sein. Von daher hat sich das Rote Wien nicht aufgelöst, sondern ist auch zerstört worden. Auch das sollte man, wenn Sie mich schon fragen, nicht verheimlichen, denn es hat zuerst ein finanzielles Aushungern durch die damalige Bundesregierung gegeben und dann ein ganz massives Eingreifen in die demokratischen Institutionen. Ich habe immer noch das Bild vor mir, wie der damalige Bürgermeister des Roten Wien, Karl Seitz, hier im Rathaus verhaftet worden ist. Von daher würde ich meinen, dass die Sozialdemokratie auch in dieser Zeit bewiesen hat, dass sie sich für die Demokratie einsetzt und sich keine Vorwürfe zu machen hat. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Zur Frage, ob die Sozialdemokratie auch heute stolz auf das Rote Wien der Ersten Republik ist, würde ich meinen: Ja, und auch zu Recht! Ich glaube, es ist nicht unverständlich, dass auch die Sozialdemokratische Partei sich mit dieser historischen Entwicklung beschäftigt, warum nicht? Wir haben in Wien Ausstellungen über Karl Lueger beispielswiese gehabt. Da werden sich wahrscheinlich auch die Christlichsozialen, die es in der ÖVP gibt, mit dem Thema beschäftigt haben, so wie auch Ausstellungen, die sich mit dem liberalen Wien beschäftigt haben, mit der Ringstraßen-Epoche, mit vielem anderen mehr. Von daher halte ich das für durchaus sinnvoll, dass sich jene politischen Gruppierungen, die sich mit gewissen Zeitabschnitten unserer Geschichte beschäftigen, auch damit identifizieren. Ich weiß nicht, mit welcher historischen Epoche Sie sich am meisten identifizieren, aber wir sind stolz auf die Erste Republik. (Beifall bei der SPÖ und von GR Mag. Rüdiger Maresch.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von NEOS. - Herr GR Weber, bitte. GR Thomas Weber (NEOS): Schönen Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Danke für Ihre Antworten soweit. Herr Bürgermeister, im Rahmen des Gedenkens zu den Februarkämpfen 1934 fand im Karl-Marx-Hof eine Gedenkveranstaltung statt, und im Rahmen dieser Gedenkveranstaltung ist der Karl-Marx- Hof rot bestrahlt worden und es war meterhoch zu lesen: "SPÖ, die Wienpartei!", und daneben: "100 Jahre Rotes Wien" Wir haben uns gedacht, wir machen im Rahmen des Europatages eine Europaveranstaltung beim Karl-Marx- Hof und strahlen die Europafahne auf den Karl-Marx-Hof, ohne irgendein Parteilogo drauf. Wir haben von Wiener Wohnen folgende Antwort bekommen: Von Wiener Wohnen müssen Ansuchen jeder Art und von jeder Partei abgelehnt werden, die hauptsächlich parteipolitischer Werbung dienen. Herr Bürgermeister, ich wollte Sie fragen: Was qualifiziert parteipolitische Werbung dazu, parteipolitische Werbung zu sein, wenn es ein roter Karl-Marx-Hof und meterhoch drauf: "SPÖ, die Wienpartei!", nicht ist? (Heiterkeit und Beifall bei NEOS, FPÖ und ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Ich kenne jetzt die Antwort von Wiener Wohnen nicht. Ich kenne auch Ihr konkretes Anliegen nicht, das ja nicht an mich gerichtet war, sondern an Wiener Wohnen, von daher kann ich dazu auch keine Stellung nehmen. Ich werde mich aber gerne bei Wiener Wohnen erkundigen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. - Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar, bitte. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Sehr geehrter Herr Bürgermeister, danke für Ihre Ausführungen! Sie haben auch schon in der ersten Beantwortung dargestellt, wie umfassend dieses Jahr bis in den September hinein mit Veranstaltungen begangen wird. Meine Frage wäre jetzt: Wie viel Steuergeld wird dafür verwendet, um diese Feierlichkeiten zu begehen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Die Ausstellungen, auch Vorträge, die ich genannt habe, werden alle im Zuge der Aktivitäten der jeweiligen Ressorts, insbesondere des Ressorts für Kultur und Wissenschaft, geleistet. Es sind auch keine zusätzlichen Aktivitäten, sondern Aktivitäten, die im Regelfall im Rahmen des Programms des Ressorts abgewickelt werden, so wie wir das auch zu anderen Themen in der Vergangenheit getan haben. Auch hier möchte ich nur an bestimmte Schwerpunktveranstaltungen, die wir durchgeführt haben, erinnern: 150 Jahre Wiener Ringstraße, 100 Jahre Jugendstil, 100 Jahre Republik, 100 Jahre Wiener Moderne, 50 Jahre Wiener Staatsvertrag. Wir haben auch verschiedene Epochen der Wiener Stadtgeschichte, meistens zu Gedenk- und Jubiläumstagen, präsentiert. Das heißt, es gibt immer Themenschwerpunkte, die sich das Ressort auf Grund im Regelfall runder Jubiläums- und Gedenktage vornimmt. Von daher sind das keine Zusatzaktivitäten, auch keine Zusatzkosten, sondern sie sind im Regelfall im Normalbetrieb des Ressorts umgesetzt worden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Bürgermeister. Damit ist die 1. Anfrage beantwortet. Die 2. Anfrage (FSP-258848-2019-KFP/GM) wurde von Herrn GR Kops gestellt und ist ebenfalls an den Herrn Bürgermeister gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Sport & Fun Halle beim Ferry-Dusika-Stadion, die hier durch den Busbahnhof entfernt werden soll, und ob es schon einen neuen Standort gibt. (Laut Medienberichten wird die Sport & Fun Halle beim Ferry-Dusika-Stadion abgerissen, da an diesem Standort der neue Busbahnhof errichtet wird. Da es in Wien generell zu wenige Sporthallen gibt, ist diese Standortwahl für den neuen Busbahnhof sehr verwunderlich. Sie haben bei der Präsentation des Projektes "Busbahnhof Neu" darauf hingewiesen, dass ein neuer Standort für die Sporthalle gesucht wird. Gibt es schon einen neuen Standort?) Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Derzeit wird unter Federführung der Magistratsabteilung 51 ein Sportstättenentwicklungsplan der Stadt Wien erarbeitet. Dieser wurde im Dezember 2018 vom Wiener Landessportrat in Auftrag gegeben und soll Anfang 2020 fertiggestellt werden. Ich habe den zuständigen Stadtrat ersucht, in Abstimmung mit der MA 51 einen sehr umfassenden Plan vorzulegen, der sich insbesondere am Bedarf der Sportstätten orientiert und daraus auch Konsequenzen ableitet, nämlich inwieweit Fragen der Sanierung, optimierter Nutzung, aber auch die Errichtung von neuen zusätzlichen Anlagen notwendig sind. Dieser Sportstättenentwicklungsplan soll eine Strategie vorlegen, die sich insbesondere auch mit den Breiten-, Spitzen- und Trendsportarten beschäftigt und neben den Sportstätten der Stadt Wien auch Anlagen anderer Akteurinnen und Akteure, wie zum Beispiel Schulsportanlagen, Schwimmbäder und öffentlich zugängliche Sport- und Bewegungsräume, mit einbezieht. Ich denke da an Donauinsel, Prater und Ähnliches. Vom Projektablauf her wird in der ersten Projektphase derzeit eine Bestandsaufnahme der Anlagen vorgenommen. Eine Aktualisierung des Wiener Sportstättenatlas ist bereits in diesem Zusammenhang erfolgt. Es wurden sämtliche Wiener Sportdach- und Fachverbände über das Projekt informiert, auch mit einbezogen. Es hat dazu im März des heurigen Jahres im Wiener Rathaus auch eine Informationsveranstaltung für alle Dach- und Fachverbände gegeben. Die Sportvereine wurden eingeladen, sich an einer Online-Befragung zu beteiligen, Anregungen einzubringen. Es haben sich insgesamt 200 Verbände und Vereine daran beteiligt. Mir ist wichtig, dass wir neben dem organisierten Sport auch all das mit einbeziehen, was wir unter informellen Sportaktivitäten subsumieren, wo sich also Menschen auch ohne Vereinsbindung sportlich betätigen können. Von daher wird es wichtig sein, da sehr breit alle Informationen heranzuziehen. Es gibt einen ersten Zwischenbericht, der über dieses Projekt zusammengestellt worden ist, und es sollen die weiteren Maßnahmen bis Anfang 2020 vorgelegt werden. Das gilt auch für Sport & Fun Hallen, die den Vorteil haben, dass sie im Unterschied zu Mehrzweckhallen sehr niedrigschwellig ausgerichtet sind und auch eine ganze Reihe von Breiten- und Trendsportarten mit einbeziehen. Ich denke da an Badminton, Beachvolleyball, Inline-Hockey, Street- Basketball, Street-Soccer, Tischtennis und vieles andere. Das Schwierige dabei ist, dass man dabei unterschiedliche Sportbeläge benötigt und von daher auch eine solche Halle entsprechend mitberücksichtigen muss. Wir haben uns jetzt vorgenommen, dass wir bei der Sport & Fun Halle, die sich im Prater befindet, in unmittelbarer Nähe den internationalen Busterminal errichten, dafür aber eine Ersatzhalle vorsehen, die nach eingehender Prüfung und Fertigstellung des Sportstättenkonzepts an einem Ort errichtet werden soll, der diese Niedrigschwelligkeit auch in Zukunft ermöglicht, das heißt, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht erreichbar sein soll und all diese Trendsportarten mitberücksichtigen soll. Das heißt, wenn in den nächsten Jahren nach Umwidmung und nach allen anderen notwendigen Voraussetzungen die dortige Sport & Fun Halle abgetragen werden sollte, dann wird es zeitgleich auch die Errichtung einer Halle an einem attraktiven anderen Standort geben, die sich mit mindestens dieser Ausstattung ergeben wird. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Die 1. Zusatzfrage kommt von NEOS. - GR Ornig, bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Vielen Dank, Herr Bürgermeister, für die ausführliche Antwort! Ich habe eine andere Frage: Wir haben in der Leopoldstadt mit der Schließung des Diana-Bades und allgemein die Herausforderung in Wien, dass es an Indoor-Sportstätten mangelt, sage ich jetzt einmal, und vor allem im Schwimmsportbereich. Wir haben Trendsportarten, Sie haben sie aufgezählt, aber wir haben gerade den Schwimmbereich, der ja vor allem für Schulen sehr, sehr wichtig ist, in der Leopoldstadt als Herausforderung. Das ist ein sehr, sehr stark wachsender Bezirk, und ich weiß, dass die MA 44 da gerade daran ist, auch nach Plätzen zu suchen, um hier Hallenbäder neu zu positionieren. Die Frage ist, wie Sie dazu stehen, dass man jetzt mit der Neuerrichtung einer Fun & Sport Halle vielleicht auch gleich ein Indoor-Hallenbad-Konzept sucht, wenn das denn in der Leopoldstadt passieren würde, denn wie wir wissen, die Leopoldstadt ist ein großer, wachsender Bezirk mit sehr vielen Schulen, und gerade hier ist tatsächlich Not an Indoor-Wassersportplätzen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Erfreulicherweise gibt es in Wien eine starke Nachfrage an Sportstätten. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich junge, aber nicht nur junge, erfreulicherweise auch ältere Menschen sehr stark für sportliche Betätigung interessieren. Gerade vom Schwimmsport weiß ich, dass es auch bei der älteren Generation eine ganze Reihe von Gruppierungen gibt, die das auch gerne nutzen wollen. Mir ist wichtig, dass wir ein Gesamtkonzept entwickeln, dass wir jetzt nicht punktuell versuchen, da und dort auf Zuruf einzelner Bezirke Aktivitäten zu setzen - insbesondere Schwimmhallen sind natürlich eine große Investition -, sondern dass wir dieses Sportstättenkonzept durchaus auch in Kooperation mit den Verbänden und Vereinen, die natürlich genau wissen, welche Notwendigkeiten gegeben sind, entwickeln. Mir ist auch wichtig, dass wir uns, da haben Sie schon recht, auch die gesamte Stadtkarte anschauen und natürlich eine möglichst gerechte Verteilung im gesamten Stadtgebiet, insbesondere dort, wo die Bevölkerung solche Sportstätten nachfragt, erreichen. Ich will dem jetzt aber gar nicht punktuell vorgreifen, denn ich denke, es macht Sinn, einmal den Sportstättenatlas, den es gibt, heranzuziehen, das Sportstättenkonzept zu entwickeln. Ich gehe davon aus, dass wir das Anfang 2020 vorliegen haben und dass wir das dann gemeinsam diskutieren - ich bin sicher, das wird im Ausschuss diskutiert werden, auch hier im Gemeinderat -, beschließen und vielleicht auch sinnvollerweise ergänzen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. - Herr GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger, bitte. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Schönen Vormittag, Herr Bürgermeister! Wir haben gestern im Landessportrat einen Zwischenbericht über das Sportstättenentwicklungsprogramm bekommen. Das war sehr, sehr interessant, und man wird, wie gesagt, sehen, ob das bis Ende des Jahres oder knapp Anfang des Jahres vorliegt. Sie haben sich voriges Jahr einige Male mit einigen tollen Aussagen zum Sport geäußert, was ich sehr, sehr interessant gefunden habe. Da haben Sie nämlich unter anderem gesagt, Sport ist mehr als Rapid und Austria. - Was haben Sie sich da persönlich gedacht, oder wo sind Ihre Schwerpunkte, die vielleicht in diesen Sportstättenplan eingebaut werden könnten? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Der Grund für meine Aussage war nicht, dass ich FAC-Anhänger bin, sondern dass wir sehr erfolgreich für diese beiden Spitzenfußballvereine Austria und Rapid jeweils, auch mit Unterstützung der Stadt Wien, ein sehr modernes Stadion geschaffen haben, und das ist auch gut so. Es wäre nur erfreulich, wenn die Leistungen in der Liga mit der Qualität der Stadien mithalten würden. In Summe aber, glaube ich, war das ein starkes Signal der Stadt dafür, dass wir uns sehr bemühen, insbesondere auch dort, wofür es starkes Interesse in der Bevölkerung gibt, zu unterstützen. Richtig ist aber natürlich, es gibt auch über den Fußball hinausgehend natürlich viele Sportarten, die von Menschen genutzt werden. Darauf sollten wir im Rahmen des Sportstättenkonzepts auch reagieren, denn ich bin oft beeindruckt, welch hohe Qualität und auch welche Leistungen in Sportarten erbracht werden, die auf den ersten Blick gar nicht so eine Bekanntheit haben, aber in denen österreichische, vor allem Wiener Mannschaften sehr gut liegen. Ich denke da zum Beispiel an Landhockey, an Handball, Volleyball, vieles andere mehr, wo es ganz tolle Aktivitäten gibt und wo auch Wiener Vereine sehr viel Positives leisten. Ich denke, da sind wir gut beraten, das zu unterstützen. Wenn ich auch noch auf die Anfrage des Vorgängers eingehen darf: Natürlich ist Schwimmen auch etwas ganz Wichtiges, nämlich Schwimmen, Turmspringen, alles, was mit Wassersportarten verbunden ist. Und da sollten wir natürlich auch im Zuge dieses Sportstättenkonzepts entsprechende Aktivitäten setzen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. - Herr GR Kops, bitte. GR Dietrich Kops (FPÖ): Danke, Herr Bürgermeister, für die ausführliche Beantwortung! Wir haben das gestern in der Sitzung schon ausführlich besprechen können - es war sehr konstruktiv, muss ich ganz ehrlich sagen. Nur leider Gottes ist - das ist nicht alles auf Ihre Kappe zu schreiben - seit Jahren in dieser Hinsicht bezüglich Sporthallenbau überhaupt nichts in Wien passiert. Ende März sollte ja das Konzept bezüglich der Multifunktionshalle im 3. Bezirk vorgelegt werden. Dazu habe ich Medienberichte weder gelesen noch gehört. Gibt es von Ihrer Seite hier schon ein Konzept bezüglich Raum- und Funktionskonzept, weil unter der Hand schon darüber gemunkelt wird, dass das wieder nur eine Event-Halle werden soll und wieder nicht dem Sport zugutekommen sollte. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Herr Gemeinderat, ich würde gar nicht sagen, dass das unter der Hand gemunkelt wird. Ich denke, dass ich das gemeinsam mit dem zuständigen Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke bei der Erstpräsentation auch so dargestellt habe, dass diese Multifunktionshalle primär natürlich als eine Sport- und Kulturhalle gedacht ist, die aber für Großereignisse zur Verfügung stehen soll, um die Möglichkeit zu bieten, dass wir beispielsweise auch Meisterschaften oder Vergleichbares nach Österreich und nach Wien bekommen. Gleichzeitig haben wir aber auch darüber nachgedacht, dass wir im Zuge der Sanierung der Wiener Stadthalle, die jetzt mit 60 Jahren auch ein wenig in ein Alter gekommen ist, in dem man neue Schritte setzen muss, insbesondere in der Sanierung, uns dort gemeinsam überlegen, einen Standort zu entwickeln, der auch für den Breitensport offen ist. Wir denken also schon an beides: Die Halle in St. Marx soll natürlich für internationale Großereignisse zur Verfügung gestellt werden, weil sie auch vom Volumen her für Besucherinnen und Besucher noch mehr sein soll als die Wiener Stadthalle, aber die Sanierung der Wiener Stadthalle soll auch mit der Überlegung einhergehen, ob wir nicht dort auch einen ganz starken Standort für den Breitensport entwickeln können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Bürgermeister, damit ist die 2. Anfrage beantwortet. Die 3. Anfrage (FSP-357238-2019-KSP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Spitzer gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Digitalisierungsstrategie und das Förderprogramm dazu, das die Stadt Wien entwickelt hat. (Sehr geehrter Herr Stadtrat! Heute steht mit "WienDigital" ein neues Förderprogramm der Stadt auf der Tagesordnung, das von der Wirtschaftsagentur Wien abgewickelt wird. Was ist Ziel dieser neuen Förderung und welche nächsten Schritte haben Sie als Digitalisierungsstadtrat noch geplant?) Bitte, Herr Finanzstadtrat. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Schönen guten Morgen auch von meiner Seite! Danke für diese Frage. Ich darf vielleicht so beginnen: Wir haben in den letzten Jahren sehr intensiv gesehen, dass der Nachholbedarf in Digitalisierungsbereichen groß ist, das auch insbesondere bei der Wirtschaftsagentur Wien, und haben mitgenommen, dass in den letzten Jahren ein vierfaches Ansteigen von Digitalisierungsprojekten hier zu evaluieren war. Deshalb war es mir ein großes Anliegen, für das Jahr 2019, nun, nicht nur für dieses heurige Jahr, sondern für die nachfolgenden beiden Jahre 2020 und 2021, ein nachhaltiges Förderprogramm im Digitalbereich aufzustellen. Wir nennen es Wien Digital. Es beginnt mit dem morgigen Tag zu laufen, und wir haben gesagt, wir wollen jene unterstützen, die einerseits Klein- und Kleinstunternehmen in Wien betreiben, die aber auch bis in den KMU-Bereich hineingehen. Deshalb war es mir wichtig, eine Zweiteilung dieser Förderungsschiene vorzunehmen, einerseits wirklich für die kleinen Unternehmen bis zu 10 Mitarbeiter - da soll es eine Unterstützung bis zu maximal 10.000 EUR pro Förderprojekt geben -, und dann eine zweite Schiene, die bis zu 250 Personen geht, wo die maximale Fördersumme bei 30.000 EUR liegt. Es ist rein auf Digitalisierungsprojekte, auf -prozesse abgestellt, es geht aber auch darum, dass man Personalkosten und Sachkosten für Soft- und Hardware einbringen kann. Ich glaube, es kann ein sehr breites Spektrum abgedeckt werden, in dem man kleineren Unternehmen, die sich natürlich bei der Umsetzung von Prozessen und Projekten in dem Bereich naturgemäß schwer tun, wirklich unter die Arme greifen kann und da nachhaltig helfen kann. Das Ganze wird auch so funktionieren, dass man online seinen Antrag einbringen kann. Ich darf auch hier erinnern, dass die Wirtschaftsagentur da schon frühzeitig andere Wege gegangen ist: Seit 2005 gibt es die Möglichkeit, online die Anträge einzubringen. Wir haben das 2018 noch einmal aktualisiert, und wir haben wirklich ein Fördercockpit, das sehr schnell und effizient zur Förderung führt. Wir haben natürlich auch hier, in unseren eigenen Strukturen, entsprechend nachgebessert und sichergestellt, dass man modern und ordnungsgemäß Förderungen abwickeln kann. Start ist der 1. Mai. Sollte das Fördercockpit auf dem Weg zur Förderung hin nicht ausreichen, hat die Wiener Wirtschaftsagentur 20 Personen, die hier individuell nach Schwerpunktthemen anzusprechen sind, um eben eine bestmögliche Unterstützung auf dem Weg zur Förderung vorzunehmen. Ich darf hier aber vielleicht noch einmal ganz klar sagen, dass wir auch schon im Bereich der ArbeitnehmerInnen Schwerpunkte gesetzt haben. Ein Mal mehr darf ich den Digi-Winner ins Rennen schicken, den wir ebenfalls - in dem Fall gemeinsam mit der Arbeiterkammer - für die nächsten drei Jahre konzipiert haben. Auch da geht es darum, wirklich nachhaltig allen Zielgruppen, allen Wienerinnen und Wienern, die auch bei der Arbeiterkammer sind, die Möglichkeit zu geben, entsprechend Schulungen einzugehen. Es werden zwischen 40 und 80 Prozent der Schulungskosten übernommen, also ein sehr, sehr hoher Wert, und das Ganze gilt auch bis zu einem Monatsnettoeinkommen von 2.500 EUR. Es ist also eine sehr breit angelegte Unterstützung und Förderung, von der ich mir erwarte, dass sie auch entsprechend angenommen wird. Es ist mir wichtig, das auch in diesem Rahmen und in diesem Haus ganz klar zu unterstreichen, weil man die guten Dinge auch entsprechend kommunizieren und unter die Leute bringen muss. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Die 1. Zusatzfrage kommt von NEOS. - Herr GR Ornig, bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Vielen Dank, Herr Stadtrat, für die Beantwortung! Ich habe eine Frage, die in folgende Richtung geht: Es gibt ja von Seiten des Bundesministeriums und der Wirtschaftskammer die KMU-Digitalförderung, die in eine sehr ähnliche Kerbe schlägt und die natürlich auch gut ist, weil alles, was an Förderungen in diesem Bereich passiert, zu befürworten ist. Jetzt haben wir aber trotzdem auch in Wien schon mehrere Digitalförderungen, und auch auf Bundesebene und von der Wirtschaftskammer zahlreiche Förderungen, und von der EU zahlreiche Förderungen in dem Bereich: Wann gedenken Sie denn, in Wien eine ordentliche Förderdatenbank zu forcieren, um einen Überblick zu bekommen, was eigentlich gefördert wird? Es hängt ja doch noch immer ein sehr großes Fragezeichen über der Stadt, weil wir leider Gottes keine Transparenz über die Förderdatenbank haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Ich weiß ganz speziell, dass Ihnen das ein großes Anliegen ist, aber glauben Sie mir, es ist nicht nur Ihnen ein Anliegen, ich glaube, es ist uns allen ein Anliegen, dass wir hier Klarheit und Transparenz natürlich an oberster Stelle stehen haben. Ich darf Ihnen zusichern, dass ich mit großer Energie mit meiner Mannschaft an diesem Thema noch einmal arbeite und hier auch die Interessen, die von Ihnen kommen, mit einbeziehen werde. Natürlich möchte ich dieses Thema der Abstimmung auch anderer Förderungen, egal, von welcher Ebene sie kommen, auch vornehmen, weil ich glaube, dieses Thema ist so wichtig, dass wir das nur gemeinsam tun sollten und auch abgestimmt tun sollten, um eben den Unternehmungen entsprechend wertig unter die Arme greifen zu können. Dieses Abstimmungsthema ist mir wichtig und das Transparenzthema auch, aber ich werde auch noch einmal mit entsprechendem Nachdruck dafür sorgen, dass wir da in absehbarer Zeit einiges zu bieten haben werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. - Herr GR Mag. Juraczka, bitte. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Herzlichen Dank für die bisherigen Beantwortungen, Herr Stadtrat! Ich darf mit meiner Zusatzfrage ein Thema behandeln, das eng mit der Digitalisierung der Stadt verwoben ist, nämlich die Smart-City-Ausrichtung Wiens. Die Smart-City-Strategie Wiens wurde 2014 präsentiert und 2017 hieß es dann von Seiten der Stadt, dass sie evaluiert und neu ausgerichtet werden soll. Nun glaube ich, dass das durchaus ein Thema ist, das uns alle beschäftigt, wie ja auch Ihre Antworten jetzt gezeigt haben. Wann ist damit zu rechnen, dass eine Smart-City-Vienna-Strategie 2.0 - nenne ich es einmal - präsentiert wird, und können Sie uns jetzt schon den einen oder anderen Schwerpunkt nennen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Ja, das ist richtig, wir arbeiten daran. Wir werden das im heurigen Jahr tun, wir sehen das auch als unbedingt notwendig an, dass man da nachzieht. Wir haben nämlich auch gesehen, dass wir zum Beispiel im Digitalisierungsbereich genau diese Schwerpunkte in diese Smart-City-Kompetenz stärker einzubinden haben. In der Form wird es heuer eine sogenannte 2.0-Variante geben, und sie wird auch eines haben, nämlich insofern, als dass die digitale Agenda, die ja auch hier beschlossen wurde, auch einen Nachschlag, eine Evaluierung bekommen wird. Wir wollen diese digitale Agenda auch in die Smart-City-Kompetenz einbeziehen, um hier eine übergreifende Thematik mit Smart-City zu haben und Unterpunkte neu mit der digitalen Agenda zu versehen. In dieser Form haben wir genau das auf unserem Arbeitsplan, und ich werde Ihnen das mit Sicherheit auch im heurigen Jahr vorlegen und zur Diskussion stellen dürfen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. - Herr GR Handler, bitte. GR Klaus Handler (FPÖ): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Man merkt bei der Beantwortung - und ich bedanke mich auch für die Beantwortung -, dass das eine Wohlfühlfrage für den Herrn Kollegen ist, aber im Großen und Ganzen ist das ein Projekt, das wir auch unterstützen; was sinnvoll ist, bekommt auch unsere Zustimmung. Sie haben aber in der Beantwortung gesagt: zum einen Personalkosten. Ich glaube, das sind aber nur die externen Personalkosten, weil laut Förderrichtlinien die internen nicht förderungswürdig sind. Meine Frage zielt aber darauf ab - es sind zum einen Personalkosten, Kosten für Hardware, Maschinen, und so weiter, Lizenzkosten, und dann werden noch ein paar weitere Sachen gefördert -: Herr Stadtrat, was glauben Sie, wie hoch die Wertschöpfung sein wird, die in Wien direkt bei dieser Fördermaßnahme bleibt? Zum einen sind es ja 1,5 Millionen EUR, 30 Prozent, das löst ja mindestens 4,5 Millionen an Investitionen aus. Was glauben Sie, was davon in Wien bleiben wird, und was geht zum Beispiel für Hardware oder Lizenzkosten weg? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Ich traue es mich nicht, und es wäre nicht fair und nicht richtig, wenn ich Ihnen jetzt einen Schlüssel sagen würde, wenn diese Förderung mit 1. Mai, somit mit morgigem Datum beginnt. Erlauben Sie mir, Ihnen dieses Detail nachzureichen, es ist mir wichtig. Ich habe das auch bei mir in der Wirtschaftsagentur klargestellt, dass ich eine Evaluierung all der Fördermaßnahmen auf dem Tisch haben möchte, bevor wir darüber reden, wie wir mit unterschiedlichsten Förderprogrammen weitergehen. Ich glaube, dass es durchaus einen hohen Anteil an dieser individualisierten Prozessgestaltung in der Digitalisierung geben wird. Wir haben unterschiedliche Unternehmen - ich habe auch schon einige davon besucht -, die in Wien diesen Weg gegangen sind, wo eben Digitalisierungsprozesse in Gang gesetzt wurden, wobei mir die Unternehmer gesagt haben, dass sie alleine dieses nicht gemacht hätten, weil natürlich am Ende die Kostenbelastung für so ein Projekt als relativ hoch angesehen wird im Vergleich zu anderen Herausforderungen, die ein Unternehmer zu bewältigen hat, ob das jetzt Mietkosten, ob das Personalaufwendungen oder Sachaufwendungen sind. Da bleibt manchmal zu wenig Spielraum für solche innovativen Prozesse. Deshalb glaube ich, dass diese Förderung dieses Prozessthema gut abbilden wird - ich hoffe, dass es so sein wird. Über die genaue prozentuelle Zuordnung darf ich Ihnen aber wahrscheinlich realistischerweise heute in einem Jahr Auskunft geben und Ihnen sagen: In diese Richtung hat sich das entwickelt. Aber auch dann sollten wir natürlich sofort evaluieren und schauen, ob man da noch maßgeschneiderter auf diese Projekte zugehen sollte. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. - Herr GR Mag. Spitzer, bitte. GR Mag. Gerhard Spitzer (SPÖ): Herr Stadtrat, eine weitere große Herausforderung für uns alle ist ja auch die digitale Transformation. Wie wird in der Stadt, wie wird im Magistrat damit künftig umgegangen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Wir haben uns da natürlich einiges einfallen lassen, nämlich insbesondere, was den Verwaltungsbereich betrifft, und wir gehen den Weg, dass wir in jeder einzelnen Magistratsabteilung in dieser Stadt einen sogenannten Digi- Officer einführen, der eben genau für diese Prozesse zuständig sein wird, für die Prozesse, die notwendig sind, um diese Stadt von analog auf digital umzustellen. Da die Herausforderungen sehr spezifisch sind und für jede einzelne Magistratsabteilung anders aussehen und für jede einzelne Magistratsabteilung auch der richtige Weg dafür gefunden werden muss, wie denn der richtige Prozess einer Veränderung zuzuführen ist, glaube ich, dass es der richtige Weg ist, sehr, sehr spezifisch mit jeder einzelnen Magistratsabteilung umzugehen und zu sagen: Bitte sagt uns, welche Prozesse einer entsprechenden Veränderung zuzuführen sind. Da es natürlich auch nicht so ist, dass die einzelnen Mitarbeiter Fachleute sind, müssen wir denen verpflichtet sein und den Digi-Officern natürlich auch die Möglichkeit geben, diesen Weg selbst zu machen, und auch das Bewusstsein und das Wissen dieser Damen und Herren nachhaltig fördern. Das tun wir, indem wir hier sehr stark auch von unserer Magistratsabteilung, die für die IT- Prozesse zuständig ist, diese Personen servicieren werden, mit Kursen entsprechend fördernd eingreifen und eine Hilfestellung auf diesem Weg anbieten werden, um dieses Prozessthema bestmöglich für die eigene Abteilung durchführen zu können. Ein Mal mehr, wie ich es vorhin schon gesagt habe: Die digitale Agenda, die eben zu überarbeiten ist, um auch gesamtheitlich ein klares Bild darüber zu geben, dass wir hier nicht nur in Einzelprojekten verfahren, ist auch ein Anliegen, das ich im heurigen Jahr noch entsprechend unterstützen und klarstellen und auch noch mit Ihnen allen hier diskutieren möchte. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Die 3. Anfrage ist damit beantwortet. Die 4. Anfrage (FSP-358477-2019-KNE/GM) wurde von Frau GRin Mag. Emmerling gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt und Wiener Stadtwerke gerichtet. In dieser Anfrage geht es um den Fuhrpark der MA 48, Stichwort Abbiegeassistent. ("Wir werden so lange testen, bis es passt", sagten Sie in einem Interview am 20. Februar dieses Jahres zu den Tests zu Abbiegeassistenten bei der MA 48. Seitdem sind über zwei Monate vergangen. In wie vielen Fahrzeugen des Fuhrparkes in Ihrem Ressort werden nun bereits Abbiegeassistenten eingesetzt, um Menschenleben zu schützen?) Guten Morgen, Frau Stadträtin! - Bitte schön. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Einen schönen guten Morgen! Herzlichen Dank für die kurzen, einführenden Worte. Ja, die MA 48 macht schon seit vielen Jahren viele Maßnahmen zum Schutz der Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen mit hohen Sicherheitsstandards und natürlich auch mit gut geschultem Personal. Es ist jetzt schon so, dass unsere Müllfahrzeuge über eine Rückfahrkamera und über ein Siebenspiegelsystem verfügen, das heißt, ein EU-Frontspiegel, zwei sogenannte Bordsteinspiegel, mit denen man wirklich bis zum Boden hinunterschauen kann, zwei Rück- und zwei Weitwinkelspiegel jeweils links und rechts. Dieses Standardsystem der MA 48 übertrifft also bereits heute die gesetzlichen Vorgaben. Mit diesem System ist es uns auch gelungen, dass tote Winkel vom Fahrer an sich sehr gut einsehbar sind. Zusätzlich werden natürlich die Lenker und Lenkerinnen laufend an einem eigenen Fahrsimulator geschult. Außerdem haben wir eine sogenannte Trittbrettsteuerung, das heißt, wenn jemand am Trittbrett außen vom Müllfahrzeug steht, dann begrenzt die Steuerung die Geschwindigkeit automatisch auf maximal 30 km/h. - Das sind einmal die Fakten, was sozusagen bisher geschah. Bezüglich der Abbiegeassistenten testen wir seit Mitte Februar, und zwar mit Hochdruck, alle am Markt verfügbaren Systeme, sprich, neun Systeme. Das heißt, insgesamt sind bereits zehn LKWs mit Abbiegeassistenten ausgerüstet. Ich muss sagen, es war gar nicht so leicht, diese neun unterschiedlichen Systeme zu bekommen und auch eingebaut zu bekommen, weil man ja auch immer vom LKW-Hersteller die Zustimmung braucht, dass man in ein hochtechnisches, hochkomplexes Fahrzeug quasi im Nachhinein etwas verändert. Das ist gar nicht so trivial gewesen, es ist uns aber gelungen, auch die neun unterschiedlichen Abbiegeassistenten zu bekommen. Das ist auch nicht einfach gewesen. Ich habe mir das wesentlich leichter vorgestellt, indem man quasi geht und sich das kauft, aber ganz so ist es nicht. Man muss da schon mit allen Herstellern sehr intensiven Kontakt aufnehmen und diese müssen dann wiederum gemeinsam mit dem LKW-Hersteller das so einbauen, dass es dann auch Sinn macht. Die neun unterschiedlichen Systeme sind mit optischen und akustischen Warnsignalen ausgestattet, wie gesagt, von allen am Markt verfügbaren Anbietern. Es sind erstens Sensoren mit einer Bilderkennungs-Software dabei, zweitens, Sensoren mit einer Lichtlaufzeitmessung - man kann sich vorstellen, dass das so ähnlich wie ein Echolot funktioniert - , und drittens, Sensoren mit Ultraschall. Wie gesagt, mittlerweile sind insgesamt zehn Fahrzeuge des Fuhrparks der Stadt Wien ausgestattet, neun Müllsammelfahrzeuge und ein LKW. Das Problem, das wir gesehen haben, ist, dass diese Systeme einfach noch ein bisschen - wie soll ich sagen? - Kinderkrankheiten haben. Das ist nichts, bei dem wir nicht die Hoffnung haben, dass sich das nicht noch verbessern lässt, aber es ist im Echtbetrieb ... Wir haben das nämlich in die Fahrzeuge eingebaut, die tatsächlich jeden Tag ihre Müllstrecken fahren, und da sehen wir, dass entweder Gefahren nicht erkannt werden, das heißt, Radfahrer, Fußgänger oder so vom System übersehen werden, oder dass das System permanent auslöst, was natürlich den Nachteil hat, dass der Fahrer dann irgendwann einmal nicht mehr hinschaut, wenn es den ganzen Tag piep, piep, piep im Fahrerhaus macht. Das bringt dann auch nichts. Was wir jetzt gemacht haben, ist, zu schauen, bei welchem der Systeme wir die größte Wahrscheinlichkeit sehen, dass es da eine gute Entwicklungsmöglichkeit gibt. Und was wir gemacht haben, ist, dass wir mit allen Anbietern eine Art Rückmeldeschleife haben. Das heißt, wir testen diese, der Anbieter kommt wieder zu uns, wir sagen, das und das und das bitte noch ändern, da noch nachjustieren. Mit diesem System des immer Rückmeldens, Verbesserns, wieder Einsetzens, wieder Rückmeldens, wieder Verbesserns sind wir optimistisch, dass es uns bei zumindest zwei Anbietern gelingen sollte, die Abbiegeassistenten so hinzubekommen, dass sie tatsächlich für uns und für die Fahrerinnen und Fahrer einen Mehrwert bringen und eine Erhöhung der Sicherheit bringen. Unser Ziel ist es, dass wir möglichst bald - wir arbeiten, wie gesagt, mit Hochdruck daran - so weit sind, dass es ein oder zwei Systeme gibt, bei denen wir sagen, ja, das passt jetzt, und dass es dann die Spezifikationsvorschrift von Seiten des Ministers gibt. Denn wir wollen ja nicht, dass Folgendes passiert: Wir haben dann etwas, von dem wir finden, es ist gut, und von Seiten des Verkehrsministeriums wird dann vielleicht ein anderes System vorgeschrieben. Das heißt, wir wollen jetzt nicht alle LKWs der Stadt Wien nachrüsten, um dann 2022 draufzukommen, wir erfüllen vielleicht wesentliche Vorgaben nicht. Ich bin aber zuversichtlich, dass das eigentlich alles binnen weniger Monate über die Bühne gehen kann. Ich bin auch zuversichtlich, dass wir den Herrn Verkehrsminister davon überzeugen können, dass, wenn wir sagen, okay, das ist jetzt ein System, da sagen wir, das passt gut, da sehen wir eine Möglichkeit, dass das sozusagen auch bei uns eingebaut werden kann, das dann auch von diesen Spezifikationen umfasst ist. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. - Herr GR Mag. Juraczka, bitte. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Wunderschönen guten Morgen, Frau Stadträtin! Herzlichen Dank für Ihre Ausführungen. Ich darf Ihnen durchaus ganz frei von Polemik gratulieren, ich halte das für wichtig und gescheit, was Sie mit diesen Tests machen. Vor allem als gelernten Wiener verblüfft einen ja, dass Sie, nachdem Sie vor zwei Monaten hier an dieser Stelle gesagt haben, dass Sie mit Tests beginnen wollen, heute hier stehen und erste Testergebnisse sozusagen kommunizieren können. Das ist nach zwei Monaten durchaus die Ausnahme, normalerweise dauern Tests in der Echtzeit mit der darauffolgenden Evaluierung und den richtigen Schlüssen, die daraus gezogen werden, in dieser Stadt leider oft zwei Legislaturperioden, insofern: Gratulation zu zwei Monaten! Meine Frage geht aber dahin: Ich glaube, wir stimmen überein, dass das eine Technik ist, die gerade am Weg oder an der Schwelle zur Serienreife steht, daher auch die Tests. Werden Sie die Testergebnisse Ihrer Mitarbeiter dann einerseits dem BMVIT, aber andererseits im Idealfall auch uns in den Ausschüssen zur Verfügung stellen, damit hier nicht parallel in unterschiedliche Richtungen gearbeitet wird? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Also zwei Legislaturperioden hat bei mir noch nie etwas gedauert, Gott sei Dank, aber danke schön für Ihr Lob. Ich möchte aber schon einschränkend sagen, dass wir noch nicht ganz fertig sind. Ich sehe sozusagen ein Licht am Ende des Tunnels, es entwickelt sich also in eine Richtung, von der wir bei zwei Systemen sagen können, dass die geeignet sind, aber wir sind noch nicht fertig, es wird sozusagen noch ein bisschen dauern. Ja, wir haben das ja auch in der öffentlichen Debatte vorgeschlagen, dass wir, die MA 48, das so ein bisschen auch als Modellbetrieb sehen, weil wir das jetzt ja jeden Tag auf den Müllstrecken im innerstädtischen Bereich einsetzen, wo man stopp and go hat, wo man auch sehr viele Verkehrsteilnehmer hat, die davon betroffen sind. Ich glaube, härtere Bedingungen als die, unter denen wir es testen, gibt es eigentlich in ganz Österreich nicht. Wir werden das sehr gerne zur Verfügung stellen, auch gerne im Ausschuss darüber berichten, da habe ich dann überhaupt kein Problem damit. Für uns ist dann auch wichtig, dass wir da aus den vorher genannten Gründen eine gute Zusammenarbeit eben mit dem Verkehrsministerium haben. Der ÖAMTC hat gestern auch festgestellt, dass es noch eine Spezifikation braucht. Das ist nichts anderes, als dass das Ministerium in einer Verordnung die genauen technischen Anforderungen regelt und dann alle in Österreich wissen, okay, das sind die Mindestanforderungen, die so ein Abbiegeassistent haben muss, damit er dann auch die EU-Verordnung ab 2022 erfüllt. Für uns ist das natürlich wichtig, wenn wir die Ersten sind, dann wollen wir 2022 nicht hören: Ja, das ist nett, was ihr da eingebaut habt, aber leider nein! Und dann können wir den ganzen Fuhrpark noch einmal ausrüsten, und dann kommt der Rechnungshof und sagt: Warum haben Sie? Alles ein Wahnsinn! - Also das Szenario würde ich mir gerne ersparen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage wurde zurückgezogen. Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. - Herr GR Baron, bitte. GR Karl Baron (FPÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Sie haben es eben erwähnt, ab 2022 ist der Abbiegeassistent bei neu zugelassenen LKW zwingend vorgeschrieben, das heißt, er wird Standard sein. Meine Frage ist nun: Geben Sie sich damit zufrieden? Forcieren Sie eine Lösung, bei der die Stadt Wien einen Alleingang geht, oder zweitens, bei der Abbiegeassistenten für bestehende Fahrzeuge nachgerüstet werden sollen, oder die dritte Lösung, bei der Abbiegeassistenten mit entsprechenden Fördergeldern freiwillig nachgerüstet werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Ich glaube, wir haben schon klargelegt, dass wir unseren Fuhrpark nachrüsten werden, also nicht wollen, sondern wir werden unseren Fuhrpark nachrüsten, dass wir aber natürlich das geeignete technische System brauchen und die Zustimmung des LKW-Herstellers, dass wir überhaupt nachrüsten dürfen. Das ist aus meiner Sicht auf einem guten Weg mit dieser Testreihe, die wir eben Mitte Februar begonnen haben. Und wie ich vorhin versucht habe zu erklären, sehen wir da auch sozusagen schon einen Silberstreif am Horizont, dass uns das auch gelingen könnte. Aber, wie gesagt, wir brauchen natürlich dazu auch noch den Verkehrsminister, der rechtzeitig und zeitnah, dann, wenn wir sagen, okay, wir glauben, dieses und jenes System passt oder ist für LKWs nachrüstungsfähig, auch ganz klar in eine Verordnung die genauen technischen Anforderungen hineinschreibt, damit wir dann auch für die Zukunft sozusagen gesichert sind und es dann 2022 nicht ein böses Erwachen gibt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Die 4. Zusatzfrage kommt von NEOS. - Frau GRin Mag. Emmerling, bitte. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Vielen Dank für die Ausführung. Ich finde, es ist ein positiver, guter Schritt, dass hier schon gut getestet wird, Sie haben selbst gesagt, es sind zehn Fahrzeuge mit diesem Abbiegeassistenten im Einsatz. Ein bisschen widersprüchlich fand ich es dann doch, weil Sie im Februar noch gesagt haben, na, Sie wollen eben nicht monatelang evaluieren, sondern wirklich zackig umsetzen. Jetzt sagen Sie auch, Sie müssen eine Verordnung des Verkehrsministers abwarten, und vor allem brauchen Sie die Zustimmung des Herstellers. Jetzt weiß ich, dass die meisten Fahrzeuge in Ihrem Ressort von der Firma MAN sind, vor allem auch die Müllfahrzeuge. Sie haben auch gesagt, einer ist dort schon im Einsatz. Meine konkrete Frage: Gibt es auch für die anderen Fahrzeuge diese Zustimmung des Herstellers schon, und wenn nicht, können Sie sich vorstellen - ich meine, Sie sind mit Ihrem Ressort natürlich auch Großabnehmer -, dass Sie dahin gehend Druck aufbauen, hier in dieser Richtung gemeinsam mit dem Hersteller daran zu arbeiten? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Nein, das ist ein Missverständnis. Bei allen zehn Fahrzeugen, die im Einsatz sind, hat MAN teilweise sozusagen den Einbau gemacht, weil wir natürlich die Gewährleistung für das Fahrzeug weiterhin brauchen, und da kann sozusagen nicht jeder kommen und irgendetwas herumzangeln, denn wenn dann ein Unfall passiert, sind Haftungsfragen und alles Mögliche ungeklärt. Aber bei all diesen Fahrzeugen war das im guten Einvernehmen mit MAN. Deswegen bin ich sehr zuversichtlich, dass das auch für die Zukunft gilt. Ich wollte hier nur erläutern, dass es nicht so einfach ist, wie man sich das sozusagen landläufig vorstellt, wenn man mit dem Thema nicht so befasst ist. Ich befasse mich jetzt seit ein paar Monaten damit, aber wenn Sie mich davor gefragt hätten, hätte ich gesagt, okay, dann geht eben hin, kauft es, baut es ein, wo ist das Problem, nur, so einfach ist es halt leider nicht. Ich wollte nur darstellen, dass wir da eigentlich schon viele Hürden genommen haben, indem wir eben für diese zehn Fahrzeuge das auch mit dem Hersteller gemeinsam gemacht haben. Jetzt brauchen wir noch die Spezifikation, das ist an sich keine große Hexerei. Ich glaube, sobald wir dem Verkehrsministerium sagen können, okay, A und B sind zwei tolle Varianten, die haben wir jetzt so entwickelt, dass es für Müllfahrzeuge und LKWs in der Stadt gut funktioniert, bitte macht die Verordnung!, sollte es dann eigentlich relativ schnell gehen. Was Sie nicht übersehen dürfen, ist, dass das jetzt alles noch Prototypen sind, denn die Hersteller warten auch alle auf diese technische Norm. Die sagen: Ja, okay, ich produziere nicht 500 Stück von dem Ding, und dann sagt das Verkehrsministerium, nein, ich will aber irgendwie lieber C. - Aus diesem Grund sind jetzt alle noch ein bisschen in einer Warteposition, aber ich glaube, dass sich dieser Knoten sehr rasch irgendwie auflösen wird, wenn einmal klar ist, es geht jetzt in diese Richtung. Dann kommt die Verordnung, dann werden alle produzieren und dann kann man das sehr schnell serienmäßig einbauen. So wird ungefähr der Weg sein. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Frau Stadträtin. Damit ist die 4. Anfrage beantwortet. Die 5. Anfrage (FSP-358719-2019-KVP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Juraczka gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. In dieser Anfrage geht es darum, ob sich der Herr Bürgermeister für eine aktive Bewerbung für die Austragung von Formel-E-Rennen in Österreich einsetzen wird oder ob er es befürwortet. (Befürworten Sie seitens der Stadt Wien eine aktive Bewerbung für die Austragung von Formel-E-Rennen in Wien?) Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Hochgeschätzter Herr GR Juraczka! Ja, es ist natürlich ein sehr interessantes Projekt. Dies auch deshalb, weil die Voestalpine schon seit Beginn der Saison 2018/2019 auch Namenssponsor der Europa-Rennen ist und durchaus Interesse daran hat, sich hier in diesem Bereich noch stärker als Technologieunternehmer der Zukunft zu positionieren. Wie der Name schon sagt, geht es dabei darum, dass elektrisch angetriebene Fahrzeuge ähnlich wie die Formel 1 mit entsprechenden Rennwagen - wie Niki Lauda sagen würde - im Kreis fahren. Aktuell sind 11 Teams mit insgesamt 22 Fahrern, manche davon ehemalige Formel-1-Fahrer, in den verschiedensten Metropolen unterwegs und treten auch gegeneinander an. Im Unterschied zur Formel 1 ist die Saison auch anders ausgerichtet: Sie beginnt gegen Jahresende und endet im Sommer. Interessant wäre es natürlich vor allem deshalb, weil neue, junge Zielgruppen anzusprechen sind und auch für E- Mobility zu interessieren sind. Das ist ja prinzipiell etwas, was wir auch gerne umsetzen würden, insbesondere natürlich im urbanen Raum. Verbunden damit ist auch das Interesse der Automobilhersteller, die sich ja in diesem Bereich stark engagieren und natürlich damit auch austesten wollen, inwieweit es möglich ist, E-Autos auch stärker in die Breite und in den Massenkonsum zu bekommen. Prinzipiell sind wir da auch sehr interessiert, wir haben allerdings noch kein konkretes Konzept zur konkreten Austragung eines Formel-E-Rennens in Wien vorgelegt bekommen. Wir haben gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die prinzipiell ausgewiesen hat, dass es möglich wäre, das in Wien umzusetzen. Wir kennen aber noch keinen Finanzierungsplan, und die bis jetzt kolportierten finanziellen Vorstellungen des Veranstalters sind nicht gerade dazu geeignet, dass wir uns da so spontan dafür entschlossen haben, das sofort umzusetzen. Also das, was fehlt, ist ein konkretes Konzept. Prinzipiell ja, aber es ist abhängig von den Rahmenbedingungen dieses Konzepts. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön, Herr Bürgermeister. Die 1. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Herr GR Ellensohn, bitte. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Bürgermeister! Die Formel-E-Rennen sind jetzt schon ein paar Jahre auf dem Markt, und seit Beginn heißt es, wer jetzt nicht dabei ist, wird es verpasst haben. Letztes Jahr waren es 12 Rennen, heuer sind es 13 Rennen. Sie suchen verzweifelt Städte, die mittun, und es wird immer von zweistelligen Millionenbeträgen geredet, die notwendig sind, um ein Rennen in eine Stadt zu holen. Es findet ja alles auf Stadtkursen statt. Ich schaue ja sogar das hin und wieder. Während alle wissen oder während die Sportinteressierten wissen - sagen wir es so -, wer am Sonntag das Formel-1-Rennen gewonnen hat, glaube ich, dass die wenigsten wissen, wer in Paris das Formel-E-Rennen gewonnen hat. Vielleicht hat Herr Juraczka nachgeschaut, wenn nicht, helfe ich aus: Es war Robin Frijns. Der sagt auch den Motorsportinteressierten im Haus wenig. Dass Bottas in Baku auf Mercedes gewonnen hat, das wiederum wissen zumindest die Motorsportinteressierten. Die Formel E kämpft unter anderem damit, dass sie zu leise ist. Das ist ein Problem, das E-Mobilität tatsächlich mit sich bringt. Wie ein Fahrrad ist eben auch ein E-Fahrrad oder ein E-Auto wesentlich leiser, das gilt auch für die Formel-E-Autos. Über eines aber freue ich mich, nämlich dass ÖVP und FPÖ offensichtlich auch glauben, dass man ohne Probleme den Ring zwischendurch eine ganze Woche sperren kann. (Heiterkeit bei der ÖVP und GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Denn das ist dann natürlich schon notwendig, ja. Ich bin ja angeredet worden von so einem Formel-E-Betreiber. Also einfach den Ring zu, rauf auf das Parlament die Kurve - bis Schönbrunn geht nicht, weil es dann zu lang ist. (StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: ... auf der Tangente, oder? - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Wir fahren am Radlweg!) Viel günstiger ist allerdings die Österreich-Radrundfahrt in Wien. Das kostet nämlich keine zweistelligen Millionenbeträge. Haben Sie eine Vorstellung, wann wir wieder in Wien die Österreich-Radrundfahrt haben? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Nein, also einen konkreten Termin der Radrundfahrt kenne ich nicht. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Vielleicht der Herr Sportstadtrat? Aber ich glaube, es ist nicht unmittelbar etwas angedacht. Was aber sicher sinnvoll ist, ist, dass wir gesprächsbereit bleiben, um E-Mobility zu unterstützen. Und prinzipiell bin ich nicht dagegen, aber worauf ich in dieser Frage schon noch eingehen möchte, ist, dass ich schon den Eindruck habe, dass solche internationalen Organisationen ein starkes Interesse haben, sich vom jeweiligen Standort finanzieren zu lassen, um dann ihr internationales Netzwerk zu betreiben. Das kennen wir vom Fußball, das kennen wir von der Formel 1. Also prinzipiell, wenn es vernünftige Rahmenbedingungen sind, kann ich es mir durchaus vorstellen. Wenn es hingegen darum geht, eine internationale Organisation mit unseren Steuergeldern zu finanzieren, dann kann ich mir das in dieser Größenordnung nicht vorstellen. Von daher wird es einfach auch vom Konzept und von den Rahmenbedingungen, die damit verbunden sind, abhängig sein. Unabhängig davon versuchen wir aber sehr stark, E-Mobility zu bewerben. Ich möchte nur daran erinnern, dass wir in Simmering mit Unterstützung der Europäischen Union eines der größten Projekte in Europa durchführen, uns gegen 43 Städtepartnerschaften durchgesetzt haben und gemeinsam mit München und Lyon unter dem Titel "Smarter Together" nicht nur nachhaltig saniert haben - Wohnhäuser und einen Turnsaal -, sondern auch neue Mobilitätskonzepte unter Einbeziehung von Elektromobilität entwickelt haben. Also prinzipiell ist es ein wichtiges Thema. Formel E könnte einen weiteren Schub in dieser Richtung bedeuten, aber nicht in einer Größenordnung von der Stadt Wien finanziert, wie das derzeit angedacht ist. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Eine kleine Anmerkung des Vorsitzenden: Die Radrundfahrt findet heuer in der ersten Juliwoche im Westen Österreichs statt. Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Baron, bitte. GR Karl Baron (FPÖ): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Wie Sie bereits erwähnt haben, wissen Sie, dass das letzte Formel-1-Rennen vorgestern in Baku ausgetragen wurde. Baku hatte die Gelegenheit, sich zu präsentieren wie niemals zuvor. 500 Millionen TV-Zuseher haben weltweit das Rennen mitanschauen können - das ist ein Prestige- und Imagegewinn für Baku, wie es anders nicht gehen hätte können. 500 Millionen TV-Zuseher bedeutet auch, dass unter anderem der ORF übertragen hat: Über dreieinhalb Stunden nur Sendung über Baku, Formel 1, davon 80 Prozent sicher Gebäude, die Stadt von oben, die Stadt aus allen möglichen Winkeln - eine Chance, wie sie sich für Baku nie wieder bieten wird. Jetzt gebe ich Ihnen recht, es wird uns nicht gelingen, die Formel 1 nach Wien zu bekommen. Die Formel 1 ist ausgerichtet auf permanente Rennstrecken, mit Ausnahme von Monte Carlo und eben Aserbaidschan. Die Formel E jedoch ist eine aufstrebende Rennserie, die immer mehr Zuschauerzahlen gewinnt, und es ist durchaus möglich, dass das in absehbarer Zeit einen ähnlichen Status wie die jetzige Formel 1 bekommen kann und vielleicht wird. Jetzt ist es so, dass die Formel E erst seit wenigen Jahren ausgetragen wird und sich erweitert, aber sie wird sich nicht endlos auf Städte erweitern können. Wenn, dann haben wir jetzt die einmalige Chance, uns aktiv zu bewerben, selbst Konzepte vorzulegen und natürlich auch entsprechend Geld in die Hand zu nehmen. Man muss das abwägen: Wenn man die TV-Einschaltquoten mit Werbeminuten aufwiegen würde - ich weiß schon, eins zu eins kann man so etwas nicht tun -, dann hätte das für Aserbaidschan Milliarden gekostet, was die an Werbekosten zahlen hätten müssen. Jetzt gehe ich davon aus, dass Wien den Weltkulturerbe-Status spätestens in zwei Jahren oder frühestens in zwei Jahren verlieren wird, weil man die Wahl noch abwartet, um anschließend dieses Hochhausprojekt durchzuziehen. Das bedeutet einen Image- und Prestigeverlust für Wien, den man eventuell mit einer Bewerbung bei der Formel E kompensieren könnte. Jetzt frage ich Sie, Herr Bürgermeister: Haben Sie in diese Richtung - als Prestige- und Werbemaßnahme - schon angedacht, eine Beteiligung an der Formel E zu forcieren? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Also erstens wird Wien den Weltkulturerbe-Status nicht verlieren, und zum Zweiten ist Wien nicht Baku. Erfreulicherweise haben wir - im Unterschied zu Baku - viele internationale Veranstaltungen, die in Wien stattfinden, die, wie ich meine, auch große internationale Anerkennung und auch ein großes internationales Echo finden. Es ist ja kein Zufall, dass Wien neben Paris und Barcelona eine jener Städte weltweit ist, die international die meisten Kongress- und Konferenztouristinnen und -touristen anziehen, und wir haben natürlich sehr werbewirksame Großveranstaltungen, die wir auch international promoten. In diesem Punkt gebe ich Ihnen ja recht, dass wir auch internationale Veranstaltungen machen, um diese Werbewirksamkeit zu erzielen, aber im Unterschied zu Baku haben wir erfreulicherweise schon viel, und wir überlegen uns natürlich schon, was von den verschiedensten Dachverbänden und internationalen Organisationen finanziell gefordert wird, um solche Veranstaltungen durchzuführen. Diese Formel-E-Rennen sind ja kein singuläres Ereignis, es gibt ja auch andere, vergleichbare Großveranstaltungen, wo sich die Veranstalter Millionenbeträge von der Stadt Wien wünschen. Daher müssen wir natürlich immer abwägen: Was macht Sinn? Was können wir auch vertreten? Ich muss es ja auch hier im Gemeinderat und in der Öffentlichkeit vertreten. Also von daher warten wir noch auf ein konkretes Konzept der Veranstalter. Wir haben unseren ersten Schritt geleistet, haben, wie gesagt, gemeinsam mit der Wirtschaftskammer eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die für uns eine Basis und eine Orientierungshilfe ist, aber wir warten jetzt auf die konkreten Vorschläge der Veranstalter. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Die 3. Zusatzfrage kommt von NEOS. Herr GR Ornig, bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Vielen Dank für die Beantwortung der Frage. Ich glaube, Sie haben jetzt mehrfach ganz klar geantwortet, dass es hier durchaus ein Commitment gibt, sich das einmal genau anzuschauen. Das finde ich auch gut. Fest steht auch, dass wir neben dem Energiering um das KH Nord keinen anderen Wien-Ring mehr haben werden, deswegen wird das in der Wiener Innenstadt stattfinden. Aber das macht natürlich etwas aus einer Stadt, sagen Sie völlig richtig - vielleicht möchte der Herr Stadtrat ja noch etwas dazu sagen? -, und es wundert mich schon sehr, dass ÖVP und FPÖ sagen, das muss her und das müssen wir jetzt machen, weil dann nicht nur eine Woche, sondern sogar mehrere Wochen lang hier sehr viele Kleinbaustellen sind - es müssen Tribünen gebaut werden und dergleichen. Vor allem der innerstädtische Raum und natürlich auch die Unternehmen werden in diesem Zeitraum des Auf- und Abbaus darunter leiden. Ich bin ja immer jemand, der bei Nachhaltigkeitsstudien ein bisschen skeptisch ist. Sie wissen, beim Beachvolleyball haben wir ja auch ganz klar gesagt: Ja, natürlich, das ist super, das bringt Nächtigungszahlen, das bringt Image für eine Stadt, aber die Veranstaltung als solche bringt den Unternehmern und Unternehmerinnen wenig. Deshalb eine andere Frage oder eine Bitte: Sehen Sie es auch so, dass man, wenn es dazu kommt, versuchen sollte, im Gegensatz zu Beachvolleyball, wo ja die meisten Aussteller vor Ort - außer Ottakringer, der Biersponsor war - eher internationaler Natur waren und auch Konzerne waren - das ist ein Moment, mit dem Sie ja sehr gerne spielen - , in ein Kooperationsverfahren zu gehen und auch heimische Unternehmen im Rahmen dieses Events besser zu präsentieren? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Mir ist prinzipiell immer wichtig, dass wir heimische Unternehmen, wenn es möglich ist, auch jene, die in Wien einen Standort haben oder mit Wien kooperieren, in den Vordergrund rücken. Ich habe bei meiner ersten Beantwortung auch darauf hingewiesen, dass die voest beispielsweise sich hier sehr stark engagieren und einbringen würde, auch einer der Hauptsponsoren ist. Das wäre für mich ein zusätzliches Signal, dass wir das ernsthaft diskutieren. Und ja, Sie haben recht, ich würde mich da gerne verstärkt auch dafür einsetzen, dass wir gemeinsam mit der Wiener Wirtschaft schauen, dass wir auch möglichst viele Betriebe aus unserer Stadt mit einbeziehen. Vielleicht nur als Anmerkung prinzipiell: Ich persönlich habe nichts gegen Konzerne, ich bin nur sehr dafür, dass Konzerne genauso viel Steuer zahlen wie andere Unternehmen. Das ist eigentlich der Zugang, den ich zu Konzernen habe, denn Konzerne sind an und für sich unter Umständen eine wertvolle Ergänzung zum Wirtschaftsbetrieb. Ungerecht ist nur, dass manche internationalen Konzerne deutlich weniger Steuer zahlen als Klein- und Mittelbetriebe in unserer Stadt. Das ist eine Ungerechtigkeit, gegen die ich auch auftrete. Aber: Ja, Sie haben recht, ich werde alles daransetzen, um die Wiener Wirtschaft zu unterstützen. (Beifall bei der SPÖ und von GRin Birgit Hebein.) Im Übrigen: Nach der Fragestunde muss ich deshalb kurz weggehen, weil ich zur Eröffnung des Hauses der Wiener Wirtschaft gehe, um auch ein Zeichen zu setzen, dass diese enge Kooperation auch in der Öffentlichkeit wahrnehmbar ist. (Heiterkeit bei GR Mag. Manfred Juraczka und GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Mag. Juraczka, bitte. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Einen wunderschönen Vormittag, Herr Bürgermeister! Herzlichen Dank für Ihre doch recht klare Beantwortung der Frage. Ich freue mich ja - dieser kurze Sidestep sei mir erlaubt -, dass es mit dieser Fragestellung endlich gelungen ist, selbst bei den Vertretern der GRÜNEN und der NEOS eine Sensibilisierung für die Problematik von Ringsperren hervorzurufen. Es freut mich, dass Kollege Ellensohn dieses Problem jetzt auch sieht. Damit ist eindrucksvoll der Beweis gelungen, dass diese Frage zumindest insofern einen wirklichen Sinn hat! (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Zum eigentlichen Thema zurückkehrend: Ich glaube, dass Wien als Sportstadt eine große Tradition hat. Wir haben in dieser Fragestunde ja bereits im Zusammenhang mit dem Thema Busterminal und Dusika-Stadion davon gesprochen, dass die Sportstadt Wien mehr sein soll als Rapid und Austria - das sage ich durchaus auch als begeisterter Violetter. Wir haben beispielsweise bei diesen neuen Trendsportarten - oder sagen wir, neuen Sportarten, denn Trendsportarten klingt so nach Sternschnuppe - wie dem Beachvolleyball auf der Donauinsel gesehen, wie gut das angenommen wird, was das für Impulse für Wirtschaft, für Tourismus, für Gastronomie, und so weiter in dieser Stadt bringt. Daher zuletzt, eigentlich zusammengefasst zu dieser Frage, eine Frage an Sie: Sehe ich das richtig, dass der Wiener Tourismus, die Wiener Wirtschaft mit Ihnen einen Partner hat, wenn es darum geht, neue sportliche Groß- Events nach einer vernünftigen und seriösen Begutachtung und Kalkulation nach Wien zu holen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Ja, absolut. Da teile ich die Einschätzung, dass es wichtig ist, dass wir Großereignisse, um auch die Marke Wien international zu positionieren, nach Wien holen. Das ist ja auch mit ein Grund, dass wir die neue Veranstaltungshalle in St. Marx errichten, denn das soll ja die Möglichkeit bieten, auch internationale große Sport-Events nach Wien zu holen. Wir wollen ja ganz bewusst diese Halle auch so ausstatten, dass manche Sportarten möglich sind, die jetzt in den bestehenden Hallen nicht unterzubringen sind, weil beispielsweise die Raumhöhe nicht gegeben ist - ich denke zum Beispiel an die Albert-Schultz-Halle, wo man nur sehr eingeschränkt Tennis spielen kann -, oder rhythmische Gymnastik beispielsweise, und vieles andere mehr. Wir wollen eine Halle konzipieren, wo auch diese internationalen, großen Sport-Events möglich sind. Das sind nicht nur nationale Veranstaltungen, Staatsmeisterschaften, sondern wir denken da schon daran, dass wir auch Europa- und Weltmeisterschaften wieder nach Wien holen können. Wir haben, wie ich meine, bewiesen, dass wir es in Wien können - ich denke nur an die Europameisterschaft im Fußball oder an die Weltmeisterschaft im Eishockey, und vieles andere mehr. Von daher, denke ich, wird die Sportstadt Wien gut beraten sein, sich hier in Akkordanz mit der Stadt, aber auch mit der Wiener Wirtschaft auch auf so große internationale Großveranstaltungen einzustellen. Denn das ist wichtig, um auch den Breitensport zu mobilisieren und natürlich auch die Wiener Wirtschaft zu stimulieren und damit auch Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen. Von daher gebe ich dieser Einschätzung völlig recht. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Bürgermeister. Damit ist die 5. Anfrage beantwortet. Die Fragestunde ist damit beendet. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der Grüne Klub im Rathaus hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Weltweiter Schüler_innenstreik - Wien setzt mutige Schritte gegen die Klimakrise" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte die Erstrednerin, Frau GRin Hebein, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. - Bitte schön. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Ich nehme an, es geht Ihnen in Gesprächen mit der Bevölkerung - und ich betone: egal, welcher Ausbildung, ob Jung oder Alt - so wie mir, so wie uns: Das Thema Klima bereitet Sorge, und zwar das Thema im weitesten Sinne. Einerseits machen sich die Menschen Sorgen über die Stimmung im Land - über das Klima, wenn Sie so wollen - und stellen sich die Frage: Wie schaffen wir es auch zukünftig, dass der Zusammenhalt gewährleistet wird, vor allem angesichts - und das muss ich hier auch sagen - eines Sozialhilfegesetzes, das Kinderarmut produziert? Unterschätzen Sie die Menschen nicht! Die machen sich Sorgen! Auf der anderen Seite geht es um die Klimakrise, die spürbar wird, und zwar für alle. Und ich behaupte, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, diese Themen hängen zusammen: Zusammenleben und Klimaschutz. Warum? - Wir wissen spätestens seit dem Hitzesommer des letzten Jahres, dass die Hitze vor allem alte Menschen, kranke Menschen und Kinder trifft. Wir haben Hitzetote. Das heißt, die Menschen erwarten sich zu Recht, dass wir nicht jammern, sondern handeln. Die Menschen erwarten zu Recht, dass wir aufhören, dieses Thema zu individualisieren und herzugehen und zu sagen, jeder und jede Einzelne sind dafür verantwortlich, die Klimakrise zu bewältigen. Nein, wir haben die politische Verantwortung, konkret zu handeln, und zwar verstärkt zu handeln! Auf der anderen Seite sind wir mit einer Bundesregierung konfrontiert, die das Gegenteil von Klimaschutzmaßnahmen setzt. Ich werde mich jetzt nicht lange dabei aufhalten, es reicht mir schon zu sagen: 140 km/h, noch mehr Ausstoß von CO2, einem der ärgsten Klimakiller unserer Stadt, ist eigentlich unverantwortlich! (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Und der Stau, der in Wien produziert wird?) Wir merken auch die Blockade - was ich sehr schade finde - hinsichtlich einer ernsthaften Auseinandersetzung über eine ökosoziale Steuerreform. Das heißt, hier werden seitens der Bundesregierung immer wieder Akzente gesetzt, mit denen die Interessen von wenigen vertreten werden. Wenn wir uns die Studie, die jetzt seit Tagen und Wochen sehr ernsthaft diskutiert wird - vom Umweltbundesamt, von Universitäten -, anschauen, dann merken wir ganz klar: Klimaschutz und Energiepolitik in Österreich sind desaströs. Wenn wir nicht konkret handeln, verbauen wir uns nicht nur die Zukunft, sondern es ist auch wirtschaftlich ein Irrsinn, und es werden uns Millionen an Strafzöllen ins Haus stehen, weil hier nicht radikal gehandelt wird. Können wir in Wien all das aufhalten? - Nein, natürlich nicht. Das, was wir in Wien machen und verstärkt machen müssen - das ist unsere Aufgabe -, ist, wirkungsvoll zu handeln. Ich möchte Ihnen ein paar Beispiele nennen, weil es so wichtig ist, auch aufzuzeigen, wie sehr das zusammenhängt. Mikroklimarelevante Maßnahmen zu setzen, wirkt, wenn man es erzählt, klein, bedeutet aber für die Betroffenen, die an Hitzepolen der Stadt leben, enorm viel. Es ist relevant, herzugehen und zu sagen, wir brauchen helle, sickerfähige Bepflasterungen, wir brauchen Beschattung, wir brauchen breitere Gehsteige, Schattenbäume, Grünflächen, Sickerflächen, Entsiegelungsflächen. Das ist unsere Aufgabe, und ich verweise hier auf zwei Beispiele, wo das in unserer Stadt gelebt wird, das sind die Zieglergasse, die jetzt neu umgestaltet wird, und die Rotenturmstraße. Aber nicht nur das. Jetzt gerade wird ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, dass zukünftig bei allen öffentlichen Ausschreibungen Klimaschutz und Klimaschutzmaßnahmen, -anpassungsmaßnahmen ein wichtiger Bestandteil sind und sein werden, weil bei jeder Überlegung betreffend das Straßenbauprogramm, bei jeder Neugestaltung diese einfach klimafreundlich sein muss. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir tragen hier die Verantwortung und wir nehmen sie auch wahr! (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Mag. Josef Taucher.) Ich erzähle Ihnen noch anhand von ein paar Beispielen, was konkret läuft - weil es mich selber beeindruckt, ich gebe es zu -: Die MA 19 bereitet gerade einen Katalog mit stadtbildverträglichen Beschattungsvarianten vor - welche Möglichkeiten gibt es in unserer Stadt? -, denn wir dürfen uns nicht mit dem Bisherigen zufrieden geben. Das betrifft den gesamten öffentlichen Raum. Die MA 18 startet gerade ein Pilotprojekt mit einem Bezirksmasterplan Begrünung, wo es an jeder Ecke im Bezirk definitiv Begrünungsflächen gibt. Das Thema Wasser ist natürlich elementar wichtig. Reden Sie mit der Bevölkerung! Die Menschen wünschen sich auch mehr Trinkbrunnen, mehr an Wasserflächen, vor allem für die Kinder, vor allem im Hitzesommer. Und wir haben natürlich schon Maßnahmen, die jetzt noch - wie nenne ich es? - verschärft werden, konkretisiert werden. Wir haben die "Urban Heat Islands"-Strategie, den Strategieplan, der übergreifend gilt, und wir haben - das ist heute schon kurz erwähnt worden - die Smart-City-Rahmenstrategie, in der Klimaschutz jetzt eine zentrale Stelle einnimmt. Wir haben die STEP-Evaluierung, die jetzt im Sommer vorliegen wird. Ich möchte auch das Beispiel Fachkonzept Öffentlicher Raum nennen. Schauen Sie sich da - ich habe es jetzt auch getan - einmal die Beispiele Biotope City und Eurogate II an! Wir reden von Straßen, Bäumen, überhaupt keine Frage, und - ich merke es, wenn ich jetzt zu all den Bezirksvorstehern und Bezirksvorsteherinnen in unserer Stadt pilgere - die Zeiten, in denen die Bezirksvorsteher und Bezirksvorsteherinnen sich vor jedem einzelnen Parkplatz, der wegkommt, fürchten, sind hoffentlich vorbei. Diese Verantwortung für die Lebensqualität für die Bezirke, für die Grätzln ist da - und das finde ich klass, und das ist parteiübergreifend der Fall. Es wird auch nur parteiübergreifend gehen, meine sehr geehrten Damen und Herren - hier geht es konkret um unser Wien. Ich nenne noch die Bauordnung, die so radikale Auswirkungen haben wird, sowohl im Zusammenleben - sozialer Wohnbau - als auch bei den Klimaschutzmaßnahmen. Und natürlich gehören das 365-EUR-Ticket und die BürgerInnen-Solarkraftwerke dazu. Dürfen wir stehen bleiben? - Nein! Das ist überhaupt keine Frage. Deshalb haben wir GRÜNEN auch heute dieses Thema gewählt. Es ist bekannt, dass ich mich massiv für die City-Maut einsetze. Darüber müssen wir reden. Es ist auch bekannt, dass die 3. Piste oder die Lobau-Autobahn nicht wirklich klimaschonende Maßnahmen sind - ja, das wissen wir alle. Aber erlauben Sie mir, noch einen Punkt, und zwar einen vielleicht persönlichen Punkt, anzusprechen: Wir wissen, dass uns hier herinnen - und ich bin schon gespannt auf die Diskussion in der nächsten Stunde - in gewissen Fragen unsere Ideologien spalten. Wir werden uns hier und heute nicht darüber einigen können, dass das Zusammenleben, das friedliche Zusammenleben ein Wert ist, den wir hier alle teilen. Auch werden die Oppositionsparteien nicht plötzlich zu der Erkenntnis kommen, dass man eigentlich Kinderarmut nicht schaffen darf. Aber ich hoffe sehr, dass Sie sich, wenn wir über das Thema Klima reden, konstruktiv mit konkreten Vorschlägen beteiligen - ja, auch was Budgetfragen anlangt, ja, auch was Neues anlangt, neue Überlegungen für unsere Stadt bis hin zur Energieunterstützung, die wir für die Wiener und Wienerinnen schaffen und geschaffen haben, um nachhaltig Verbesserungen für die Haushalte zu erwirken. Versuchen wir es gemeinsam, ohne Polemik, ohne Zynismus! Reden wir über konkrete Klimaschutzmaßnahmen in unserer Stadt! Das würde ich mir wünschen, das liegt in unser aller Verantwortung. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner hat sich Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara zu Wort gemeldet. - Bitte. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sie haben recht, die Menschen erwarten zu Recht von der Politik, dass gehandelt wird, dass im Klimaschutz gehandelt wird, dass endlich Verantwortung übernommen wird, denn Sonntagsreden zu diesem Thema gibt es zur Genüge auf allen Seiten. Daher haben wir NEOS hier auch einen sehr klaren Forderungskatalog, und zwar: Wir fordern ein Klimatransparenzgesetz. Ich möchte endlich Evidenz und Transparenz in der Klimapolitik haben! Ich möchte wissen, was bei großen Projektvorhaben letztendlich an Treibhausgasemissionen entsteht, aber nicht heute, sondern bis 2050. Denn wir haben uns ja mit dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet, bis 2050 die Treibhausgasemissionen auf null zu senken. Meine Damen und Herren, ich glaube, keiner von Ihnen hier im Raum inklusive mir kann sich vorstellen, wie das überhaupt möglich ist. Daher müssen wir jetzt handeln! Es braucht Evidenz und Transparenz in der Klimapolitik! (Beifall bei den NEOS.) Der zweite Punkt: Ein solches Klimatransparenzgesetz ist die Basis für ein Klimabudget. Ich habe das hier in diesem Haus bereits einmal eingebracht. Was wir in Zukunft brauchen, ist: Wir müssen genau wissen, wie viel Treibhausgasemissionen haben wir bis 2050 noch zur Verfügung? - Das ist wie mit dem Finanzbudget. Beim Finanzbudget möchte ich auch wissen: Wie viel Geld habe ich noch zur Verfügung, um welche Projekte umzusetzen? - Deswegen möchte ich, und das haben wir hier schon einmal verlangt, ein Finanzbudget und ein Klimabudget, die gemeinsam verhandelt werden. Wir dürfen uns nicht auf Kosten der zukünftigen Generation verschulden, weder bei den Finanzen noch beim Klima! (Beifall bei den NEOS.) Und der dritte Aspekt ist eine ökologische Steuerreform. Ich muss gestehen, ich bin sehr enttäuscht von der Bundesregierung, die heute ja eine Steuerreform präsentiert (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ei, ei, ei!), nämlich eine Steuerreform, die eigentlich nicht viel mehr ist als das, was auch die letzten Bundesregierungen präsentiert haben - es ist immer so in diesem Rahmen von 5 bis 6 Milliarden EUR -, die keinerlei Strukturveränderung bedingt, die das Thema ökologische Steuerreform, also eine Entlastung der ArbeitnehmerInnen und der Unternehmen und eine Belastung der Ressourcen - CO2, Energie - nicht berücksichtigt. Das wäre für die Bundesregierung eine große Chance gewesen, hier einen ersten Schritt zu machen, aber diesbezüglich passiert nichts. Ergo: Auf der klimapolitischen Ebene sehe ich von dieser Bundesregierung eigentlich sehr wenig an konkreten Maßnahmen. Man sieht das ja auch bei der #mission 2030 - also nur ein kleines Beispiel -: Österreich muss ja jährlich quasi einen Emissionsplan, eine Vorstellung an die EU übermitteln, wie man gedenkt, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Das hat Österreich auch im Dezember wieder gemacht, für die Zeit bis 2020. Wir müssten im Verkehrsbereich 7 Millionen Tonnen einsparen. Die Maßnahmen, die die österreichische Bundesregierung in dem abgegebenen Plan vorgesehen hat, bewirken gerade einmal 1 Million Tonnen. - Also eigentlich keine Ahnung, wo wir stehen! Das ist der Grund, warum wir dieses Klimabudget brauchen: Transparenz und Evidenz. (Beifall bei den NEOS.) Das Thema Klimaschutz ist eng gekoppelt mit Energiepolitik, und Energiepolitik ist auch im jetzigen EU- Wahlkampf ein ganz wesentliches Thema. Wir fordern schon seit Langem eine Energieunion, denn die Energiefrage und die Klimafrage müssen gemeinsam auf europäischer Ebene gelöst werden. Rein nationalstaatliche Interessen, wie sie von Teilen der Regierung gerne verfolgt werden, greifen hier nicht. Wir sehen das, wir kommen hier immer stärker auch in den Einfluss von, sage ich, Ländern, die natürlich ihre fossilen Energieträger forcieren möchten - das betrifft also das ganze Thema der Nord-Stream-2-Leitung. Ich sage immer, Nord Stream 2 ist eigentlich die Wette Putins auf das Scheitern der europäischen Klimapolitik - und das ist etwas, was wir nicht wollen. Wir wollen ein Klimatransparenzgesetz, ein Klimabudget, eine ökologische Steuerreform, und auf der europäischen Ebene ganz klar auch eine Energieunion. - Danke. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar. Ich erteile es ihr. - Bitte. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich auch für die Wahl dieses Themas der heutigen Aktuellen Stunde bedanken und möchte auf die Ausführungen von Kollegin Hebein durchaus replizieren, weil ich über die einzelnen Aussagen oder über die Zusammensetzung ihrer Ausführungen schon ein bisschen verwundert bin. Sie haben auf der einen Seite gesagt, und da bin ich ganz Ihrer Meinung, dass uns die Frage des Klimaschutzes und der Setzung von Maßnahmen alle angeht. Ich bin auch dafür und ich finde es gut und ich habe auch Hoffnung, wenn Sie hier stehen und sagen, dass es gilt, ideologiebefreit darüber zu sprechen. Das begrüße ich sehr, und ich hoffe auch, dass das in der Zukunft so passiert, denn wenn wir in der Vergangenheit ein bisschen nachschauen, wie sich das bislang abgespielt hat, dann muss ich sagen, dass ich gerade bei den GRÜNEN sehr viel Ideologie gesehen habe (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Echt enttäuschend!), wenn es um Maßnahmen geht, die wir vorgeschlagen haben. Da hoffe ich also sehr, dass in dieser Hinsicht ein Umdenken stattfindet - ich komme dann auch gleich dazu -, weil uns - ich muss ehrlich gestehen, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll - dieses Thema ja schon sehr, sehr lange beschäftigt, und dies nicht nur hier, sondern auch auf anderen Ebenen, wie in den Bezirken, wo wir schon sehr, sehr viele konkrete Vorschläge gebracht haben, die sehr, sehr oft von Rot-Grün einfach abgelehnt werden, sodass ich mich wirklich frage: Wo ist da die ideologiebefreite Zugangsweise zu dieser Thematik, die gerade bei diesem Thema so wichtig wäre, um zu sagen: Gut, wir schauen jetzt, dass wir klimapolitisch Maßnahmen setzen, um hier gemeinsam weiterzukommen!? Was meine ich damit? - So wurde etwa ein Antrag dazu eingebracht, beispielsweise die Amtshäuser zu begrünen, sich dem Thema zu widmen, diese klimaschutztechnisch besser auszustatten. Oder, weil Sie die Beschattung und die Bäume angesprochen haben: Wenn man durch die Seestadt oder auch durch die Mariahilfer Straße geht, fragt man sich schon, wie es sein kann, dass Sie gewisse Baumsorten ausgewählt haben, die eben auf Grund ihrer Typologie keine großen Kronen bilden, die eben nicht die gewünschte Beschattung mit sich bringen. Da würde ich mir wirklich wünschen, dass man sich fachlich orientiert diesen Themen widmet und nicht ideologiegetrieben einzelne populistische Maßnahmen setzt, nur damit man ein Aushängeschild nach draußen präsentieren kann. (Beifall bei der ÖVP.) Weil Sie die Zieglergasse angesprochen haben, die ja kürzlich von Ihrer Fraktion auch groß als ein Projekt, um den Urban Heat Islands entgegenzuwirken, präsentiert wurde: Es ist sicher eine spannende Maßnahme, aber es ist wieder, und das sehen wir, Klein-Klein. Mir kommen gerade in der Frage der Klimaschutzpolitik die Maßnahmen zu klein vor. Wir müssen dieses Thema großräumiger denken, vernetzter denken! Sie haben ja auch richtig die einzelnen Strategien und was es eigentlich schon alles gibt, zitiert, und ich frage mich: Warum wird hier nichts getan? Die Strategie der Urban Heat Islands, diesen Leitfaden, diesbezügliche Maßnahmen in der Stadt zu setzen, den gibt es nicht erst seit gestern, der existiert seit ewig, und ich frage mich: Wo ... (GR Mag. Rüdiger Maresch: Wer ist die Umweltministerin? - Seit 25 Jahren stellt ihr die Umweltminister! Seit 25 Jahren!) - Okay, diskutieren wir hier jetzt über Bundesmaßnahmen oder über Landesmaßnahmen? Das würde mich jetzt sehr interessieren, Herr Kollege Maresch. Wenn Sie über Bundesthemen reden wollen (GR Mag. Rüdiger Maresch: Ihr macht doch nichts!) - und ich weiß, Sie haben nicht sehr viele Möglichkeiten, über Bundesthemen zu sprechen -, dann sagen Sie es bitte! (GR Mag. Rüdiger Maresch: Ihr macht nichts!) Aber fangen Sie doch bitte dort an, wo Sie unmittelbar Handlungsmöglichkeiten haben: in der Stadt! (Beifall bei der ÖVP. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: ... dieses Thema auf die Tagesordnung zu setzen! Das ist ja peinlich!) Das geht von den Begrünungsthemen bis hin zu den Verkehrsthemen, wo bei Ihnen aber so was von Ideologie drinnen ist! Was ist beim Thema E-Mobilität los mit den GRÜNEN? Was ist bei diesem Thema los? Was man immer so hört, ist: Ein Auto ist ein Auto, und deswegen stimmen wir auch der E-Mobilität nicht zu! (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: So reden wir nicht!) - Ich finde, das ist die Ideologiepolitik, von der Sie vorher gesagt haben, dass Sie sie nicht wollen, und da kann ich diese Aufforderung, ganz ehrlich, nicht ernst nehmen. Auch über den Tellerrand zu schauen, wenn es um die Verkehrspolitik geht, Kooperation mit Niederösterreich zu suchen, den öffentlichen Verkehr in den Außenbezirken auch weiter auszubauen, das sind alles Maßnahmen, die wahnsinnig wichtig wären, die man im eigenen Wirkungsbereich setzen könnte, in einer großräumig angelegten Strategie - anstelle von populistischen Klein-Klein-Maßnahmen, die dann am nächsten Tag in der Zeitung stehen. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Eischer. Ich erteile es ihm. - Bitte schön. GR Michael Eischer (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuschauer am Livestream! Liebe Zuschauer hier im Saal! Wir haben jetzt ein Bekenntnis der neuen grünen Vorsitzenden, Frau Hebein, gehört: Wir müssen etwas tun, oder wir tun schon. - Nein, wir stehen seit Jahren. Wir stehen seit Jahren und es passiert nichts. Das grüne Kernthema Umwelt, das grüne Kernthema Ökologie wird in der Stadt Wien von einer SPÖ-Stadträtin vollzogen, und es passiert nichts! (GR Mag. Rüdiger Maresch: Sie haben den Klimawandel im Ausschuss geleugnet! Sie! Klimawandelleugner waren Sie! Sie haben gesagt, den Klimawandel gibt's nicht!) Man muss aber eines sagen: Jetzt, genau jetzt im EU-Wahlkampf sieht man, Ökologie und Umweltschutz werden als wahnsinnig wichtig empfunden - genauso wie auch schon Migration. Was heißt das für uns? - Die FPÖ hat wieder die Themenführerschaft übernommen, wir sind wieder vorne dabei und wir zeigen euch, wie es geht! (Beifall bei der FPÖ.) Es wird immer davon gesprochen, Klimagesetze einzuführen und Klimagesetze zu vollziehen, aber Klima hält sich an kein Gesetz! Das geht nicht! Das Klima sagt nicht, ich mache jetzt keinen Ausstoß! (GR Mag. Rüdiger Maresch: Das Klima macht keinen Ausstoß! Das Auto macht den Ausstoß! Sie haben ja keine Ahnung!) Wenn wir jetzt einen Saharastaub hereinkriegen, wenn PM-10- bis PM-2,5-Feinstaub hereinkommt, dann geht der in die Lungenbläschen. Wie willst du den aufhalten? Und das ist das Klima, das müssen Sie einmal zur Kenntnis nehmen. Das Klima hält sich an keine Gesetze, es ist halt leider so! (Beifall bei der FPÖ.) Die E-Mobilität ist kein Allheilmittel. Das sehen wir aus der neuen ifo-Studie: Die E-Mobile sind erst ab 120.000 km, die sie geleistet haben, und das innerhalb von 2 Jahren, dem normalen Verbrennungsmotor überlegen. Erst dann! Wer von uns fährt in 2 Jahren 120.000 km? Das werden nicht viele sein. Da ist der öffentliche Verkehr gefragt! Wir haben Straßenbahnen, wir haben Autobusse, die fahren mit Oberleitungen oder mit normalen Verbrennungsgasmotoren. Da haben wir die Möglichkeit, mit Induktionsspulen, die an den Endstellen eingesetzt werden, mit Akkus zu arbeiten. Die Akkulaufzeiten verlängern - denn die Akkulaufzeit ist der Schwachpunkt der E- Mobilität -, beziehungsweise wir brauchen sie gar nicht zu verlängern: Wenn eine Laufzeit von 20, 30, 50 km gegeben ist, fährt er seine Schleife, macht seine Ausgleichszeiten. Da haben wir die Zukunft in der Hand, da können wir etwas machen, da ist etwas zu tun! (GR Mag. Rüdiger Maresch: Mit den Akkus?! - Genau!) Dann haben wir natürlich den Wald. Der Wienerwald ist die grüne Lunge von Wien. Wenn ich - ich bin Landwirt von Beruf - durch den Wienerwald gehe, mir anschaue, was dort passiert, wen treffe ich dort? - Kollegin Hebein. Super! Ich finde es super, dass Sie dort hingegangen sind, ich finde es super, dass wir uns dort gesehen haben. Ich schaue mir das an, es wird aber dort präventiv in der Schutzzone, im Biosphärenpark, in der Kernzone des Biosphärenparks Wienerwald, in Natura-2000-Gebieten die Esche herausgeschlagen, weil es das Eschensterben gibt, und so weiter, und so fort. Nur: Wir müssen auch bedenken, dass die Natur sich auch oft selber heilt. Ich kann einen Wald nicht halb zerstören, indem ich die ganzen Eschen entnehme! Das Holz als solches ist leider nur mehr im Biomassekraftwerk zu verwenden, hat natürlich weniger Wert. Wir können mit intelligenten Maßnahmen, Forstmaßnahmen, dafür Sorge tragen, dass der Wald auch in Zukunft der Wald bleibt. Eine Kernzone gehört nicht behandelt! Leider ist es bei uns möglich, dort, wo Wanderwege sind, dort, wo Forstwege sind, auch in der Kernzone Bäume zu schlagen. Jetzt müssen wir so weit sein, dass wir auch die Haftungsfrage im Wienerwald klären. Wir sind spazieren gegangen, gar keine Frage. Wenn dort etwas passiert, wer haftet dafür? (Zwischenruf von GRin Birgit Hebein. - Heiterkeit bei den GRÜNEN.) - Da gehören wirklich Gesetze geschaffen, die auch der Stadt Wien in dieser Frage natürlich den Rücken stärken (Heiterkeit bei GR Anton Mahdalik und GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc - GR Anton Mahdalik: Keine Details!), damit der Wienerwald der Wienerwald bleibt! Das ist ganz, ganz wichtig und etwas für die Zukunft. Die künstliche Erzeugung von Staus durch Fahrradwege - davon haben wir heute ohnedies auch schon gehört - ist etwas, was die Gemeinde Wien eben macht: Man will durch Fahrradwege künstliche Staus erzeugen, damit die Menschen auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Das funktioniert aber nicht! Wir sehen ja, dass es nicht funktioniert. Ich bin jetzt selber Öffi-Benutzer - was bleibt mir anderes übrig? -, und ich verliere pro Tag eineinhalb Stunden. Eineinhalb Stunden verliere ich, wenn ich vom 19. Bezirk, von Neustift am Walde ins Rathaus und wieder zurück fahre! Es ist so, ich habe es ausgetestet. Wenn ich zu Fuß gehe, brauche ich genau sechs Minuten länger, als wenn ich mit den Öffentlichen fahre - und das ist eine Katastrophe, das kann so nicht weitergehen. Was noch ganz wichtig ist - etwas, was wir gar nicht wissen -: der Schadstoff, der beim Grillen erzeugt wird. Wenn 8 Personen grillen, dann verbrauchen sie mehr als ein Auto, das 4.500 km fährt! Und da sehen wir, wie auch dort die SPÖ drüberfährt in einer Manier, wie wir es nicht gewöhnt sein sollten, denn es geht ja doch um die Wienerinnen und Wiener. Schauen wir in die Schwarzenbergallee, dort haben wir einen Grillplatz: Dieser Grillplatz wird frequentiert bis zum Gehtnichtmehr. Es besteht dort auch ein Parkplatz für Autos, denn es fährt ja jeder mit dem Auto zum Grillen, es geht ja dort keiner zu Fuß hin, das muss man ja auch dazusagen (GR Mag. Rüdiger Maresch: Auf die Donauinsel? Da darf man ja gar nicht fahren!) - wir reden jetzt aber vom Schwarzenbergpark! Sie müssen zuhören, wenn ich rede (GR Mag. Rüdiger Maresch: Im Schwarzenbergpark darf man auch nicht fahren!) -, und die Anrainer, die dort wohnen, werden nur belästigt! Wir haben schon ein 24-Stunden-Grillverbot gehabt: 24 Stunden wurde das Grillen dort eingestellt - und nach 24 Stunden ist es wieder gestattet gewesen, mit dem Erfolg, dass die Anrainer dort verzweifelt sind. Aber wir sind in der Politik und müssen den Anrainern und den Wienern helfen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Herr Gemeinderat, ich darf Sie ersuchen, den Schlusssatz zu formulieren. GR Michael Eischer (fortsetzend): Ich komme zum Schluss: Ich danke vielmals, und ich hoffe, dass sich die GRÜNEN am Riemen reißen und doch etwas für die Umwelt tun. - Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Abrahamczik. Ich erteile es ihr. - Bitte, Frau Gemeinderätin. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc - in Richtung der sich zum Rednerpult begebenden GRin Mag. Nina Abrahamczik -: Tut einmal was!) GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Sehr geehrte Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Mir tut es ein bisschen leid, denn Kollegin Olischar hat vorhin ja eingefordert, dass wir versuchen, sachlich zu reden, und ich habe das Gefühl, das ist in der letzten Rede wieder ein bisschen verloren gegangen. (Ruf bei der FPÖ: Überhaupt nicht!) Vielleicht eine Anmerkung von mir: Ich bin weder Autofahrerin noch Radfahrerin. Was mache ich also? - Ich bin mit Öffis und zu Fuß unterwegs. Und ganz ehrlich, ich schätze es sehr, wie sinnvoll ich die Zeit nutzen kann - die ich auch gar nicht verliere, denn die Öffis in Wien funktionieren so gut, wie ich es bisher sonst nirgendwo auf der Welt erlebt habe. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Und gleichzeitig kann ich, wenn ich in den Öffis sitze - und zum Beispiel nicht im Stau stehe, denn die U-Bahn fährt weiter, egal, wo oben gestaut wird -, die Zeit auch anders nutzen: Ich kann Dinge lesen, ich kann mich auf etwas vorbereiten, ich kann mich mit Leuten austauschen. Also wie Herr Eischer da unterwegs ist, weiß ich nicht. Aber es gibt ja auch Hilfsmittel von den Wiener Linien, wo man sich Strecken anschauen kann, wie man sie am besten fährt - vielleicht wäre das für das nächste Mal hilfreich. (Zwischenruf von GR Anton Mahdalik.) Wie bitte? (GR Anton Mahdalik: Das heißt, du bist schon oft geflogen!) - Ich bin heuer ein Mal geflogen und das letzte Mal davor vor drei Jahren. Also ich glaube, das ist unter dem Schnitt. (GR Mag. Josef Taucher - in Richtung GR Anton Mahdalik -: Jetzt schaust aber, gell!) Ich habe in den letzten Jahren auch alle meine Urlaubsreisen mit dem Zug gemacht - sage ich nur, weil der Kollege fragt. Ich möchte jetzt aber auf Maßnahmen zu sprechen kommen, die wir in der Stadt setzen, und ein zentraler Bereich sind auch immer die Maßnahmen, die wir im Bereich Bewusstseinsbildung setzen. Denn, wie Kollegin Hebein richtig gesagt hat, natürlich können wir das nicht den einzelnen Personen umhängen, dass sie das Klima alleine retten, gleichzeitig aber entsteht schnell ein Gefühl der Hilflosigkeit, wenn man sieht, über welche Zahlen an Emissionen wir reden, die eingespart werden müssen, wie sich das Klima ändert. Wir reden über zig Tropennächte - die kommen in Wien nicht mehr nur vereinzelt vor -, wir reden über Dürreperioden, die auch die vom Kollegen Eischer angesprochenen Landwirte massiv betreffen. (GR Michael Niegl: Da sind die Autofahrer schuld, an den Dürreperioden, oder?) - Das habe ich ja nicht gesagt. Hören Sie mir einmal zu! - Wir reden über Starkregenereignisse, auf die wir als Stadt auch reagieren müssen. Das heißt, wir brauchen ein Bündel an Maßnahmen, und gleichzeitig versuchen wir, den Leuten zu zeigen, dass sie in ihrem Alltag auch Maßnahmen im Kleinen setzen können, die dem Klima zu Gute kommen. Sie haben vorher die StRin Sima angegriffen, aber wissen Sie eigentlich - Sie müssen nur einmal ein bisschen drauf schauen -, was in diesem Bereich alles passiert, wie vielfältig die Maßnahmen sind, wie vielfältig wir versuchen, hier Menschen anzusprechen: ob es die Unternehmen in Wien sind mit ÖkoBusiness Wien - womit umweltschonende Maßnahmen unterstützt werden, wo es darum geht, Betriebskosten zu senken, weil auch Energie gespart wird, weil Abfall vermieden wird -, es gibt Klimaschutztipps, die wir den Menschen mitzugeben versuchen: Wo kann ich einkaufen, und wie mache ich das klimabewusst? Ob es um Lebensmittel, um die Mode oder um Reinigungsmittel geht. Wie kann ich dabei die Umwelt schonen? Wie kann ich Abfall vermeiden? Das Mistfest ist ein wunderbares Beispiel für eine Veranstaltung, wo jedes Jahr tausende Menschen hinkommen, um sich gemeinsam zu informieren. Es ist auch ein gemeinsames Erleben für die Menschen in Wien. Gemeinsames Erleben findet zum Beispiel auch bei EULE statt, dem Umweltschutzprogramm, das sich gezielt an Kinder und Jugendliche richtet, bei dem es darum geht, gemeinsam zu erleben, auch ein bisschen Spaß dabei zu haben und zu lernen und zu erfahren, wie ich etwas für unsere Umwelt tun kann. Gerade neu gestartet wurde, gemeinsam mit der MA 48, ARA4kids, wo es darum geht, den ganz Jungen beizubringen, wie sie sich mit der Umwelt auseinandersetzen können, was sie selber tun können. Da reden wir über Kinder im Kindergarten, da reden wir über Schülerinnen und Schüler, und ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Ich habe einen viereinhalbjährigen Neffen, den ich sehr schätze, und vielleicht ist Ihnen das aufgefallen, wenn Sie mit Kindern zu tun haben: Wenn die Ihnen eine Frage stellen, dann ist die Antwort, die kommt, für sie oft völlig unerwartet. Ich nehme das immer sehr ernst und muss auch sagen, dass ich oft viel genauer überlege, was ich den kleinen Kindern dann sage, wenn sie mir eine Frage stellen. Genau deswegen ist es aber auch so wichtig, dass wir mit diesen Themen Kinder und Jugendliche erreichen, die in diesem Bereich ein Bewusstsein entwickeln und auch zu Hause nachfragen und ihre Eltern zum Beispiel fragen: He, warum trennen wir eigentlich den Müll nicht? Was könnten wir da noch tun? Wir haben in Wien vielfältige Maßnahmen, was den Grünraum betrifft. Weil die Seestadt vorher angesprochen wurde: Dort entsteht jetzt auch ein neuer Park mit einer Fläche von 2,8 Hektar. Genauso wie beim Reumannplatz bei der Umgestaltung darauf geschaut wird, dass der Grünraum weiter ausgebaut wird, nämlich um zusätzliche 13 Prozent. Das heißt, bei Dingen, die wir ohnehin in dieser Stadt machen, versuchen wir immer, auch darauf zu schauen, was wir in diesem Zusammenhang für das Klima in unserer Stadt beitragen können. Ich bin sehr begeistert davon, wie viele Jugendliche sich in den letzten Monaten bei "Fridays for Future" eingebracht haben und hier versuchen, noch einmal einen Weckruf zu machen. Ich hoffe, er kommt bei vielen an. Ich hoffe, dass wir gemeinsam weiter versuchen, darum zu kämpfen, das Klima - und auch das gesellschaftliche, das Kollegin Hebein vorhin angesprochen hat - gemeinsam zu verbessern. Aber dafür brauchen wir eine gute Diskussionskultur, und vielleicht schaffen wir es jetzt, zu dieser wieder zurückzukommen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. Ich erteile es ihr. - Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, ich glaube, die Klimadebatte ist jetzt schlussendlich auch im Wiener Gemeinderat angekommen, wenn auch in sehr verschiedenen und unterschiedlichsten Ausprägungen - es waren teilweise ganz unqualifizierte Aussagen, die ich hier gehört habe. Ich habe mir in Vorbereitung auf heute auch den Klimastatusbericht 2018 angeschaut. Darin geht es hauptsächlich um die Landwirtschaft, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft und die extreme Dürre, die uns begleitet. Wenn wir uns die Schlagzeilen der letzten Jahre und vor allem des letzten Sommers anschauen - "Rekordschäden durch Hitze und Dürre in Österreich", "Sommerhitze kostete in Österreich 766 Menschen das Leben", "Trockenheit für Alpenbauern existenzbedrohend" -, dann ist das wohl etwas, angesichts dessen wir uns darüber klar sein müssen, dass wir in Wahrheit unsere Lebensgrundlage in Österreich, aber auch auf der ganzen Welt Stück für Stück verlieren. (Beifall bei den NEOS sowie von GRin Birgit Hebein und GR Mag. Rüdiger Maresch.) Die Diskussion über den Klimawandel kommt zu spät in der Politik an, keine Frage, aber ich bin auch froh, dass auch die nächste Generation dieses Thema erkannt hat und junge Menschen mittlerweile auf die Straße gehen. Und während sich die einen überlegen, ob sie einer Greta Thunberg den Friedensnobelpreis dafür geben, kritisieren die anderen subtil das Schuleschwänzen. Ja, ich glaube, da sind wir wieder bei der Ideologie und bei der Frage, worum es in dieser Debatte geht, und ich hoffe auch, dass wir jetzt trotz allem auf Grund dieser Diskussionen zu einem gemeinsamen Handeln kommen. (Beifall bei den NEOS und von GR Mag. Rüdiger Maresch.) Wie schon gesagt, Hitze, Trockenheit, die Dürre, diese Auswirkungen sind laut diesem Klimastatusbericht fatal. Wir haben Schädlinge, die in Österreich wieder vorkommen, sich hier wieder heimisch fühlen, unsere Landwirtschaft bedrohen, die auf Grund der warmen Temperaturen wieder da sind. Wir werden es wahrscheinlich heuer erstmals nicht schaffen, in Österreich die eigene Bevölkerung mit dem eigenen Gemüse zu versorgen. Ich weiß schon, es ist vieles nicht im Kompetenzbereich der Stadt Wien, sondern auf anderen Ebenen auf den Weg zu bringen - auf europäischer Ebene, auf Bundesebene, keine Frage -, aber wir kommen vor allem auf nationaler Ebene in Österreich wenig voran. (Beifall bei den NEOS.) Wenn wir uns die aktuellen Zahlen zu den CO2-Emissionen in Österreich anschauen, dann müssen wir sagen, dass wir hier in die komplett falsche Richtung gehen. In Wahrheit reagieren wir in dieser Frage mit vielen kleinen Maßnahmen vollkommen unqualifiziert und vollkommen rückschrittlich - Stichwort Tempoerhöhung auf Autobahnen, Stichwort Zersiedelung. Darauf möchte ich auch noch eingehen, denn wenn wir von der Landwirtschaft sprechen, dann sind die Zersiedelung und die Versiegelung unserer Böden ganz aktuelle Themen. In Österreich wurden in den letzten 2 Jahren und werden noch immer tagtäglich 12,9 Hektar versiegelt. Das sind 20 Fußballfelder pro Tag! Wir bauen noch immer Einkaufszentren auf die grüne Wiese, Einfamilienhaussiedlungen auf die grüne Wiese, müssen diese natürlich mit hochrangigen Verkehrsflächen erschließen, das bringt weitere Zersiedelung, das bringt Staus, das bringt Umweltkosten, Klimakosten für die Bevölkerung, und in Summe ist das eine Entwicklung, die unseren Klimazielen vollkommen entgegenläuft. (Beifall bei den NEOS.) Und wir versiegeln ja nicht deshalb so viel, weil wir ein so hohes Bevölkerungswachstum haben, denn wenn wir uns das anschauen, dann sehen wir, dass diese zwei Bereiche vollkommen entkoppelt sind. Im Zeitraum 2001 bis 2017 ist die Bevölkerung um 10 Prozent gewachsen, aber die versiegelte Fläche hat um 25 Prozent zugenommen! Und dieser Bodenfraß in Österreich geht unaufhaltsam weiter. Schuld daran ist eine vollkommen unvernünftige Raumordnungspolitik, die wir in Österreich haben. Da braucht es dringend ein neues Bewusstsein dafür, wie wir mit unserem Grund und Boden in Österreich, aber natürlich auch in Wien umgehen, denn Wien kann natürlich einiges machen. Ich begrüße jegliche Maßnahmen, vor allem im Bereich der Klimawandelanpassung - denn das ist der Kompetenzbereich der Stadt Wien -, keine Frage, aber in Wahrheit ist es auch ein Tropfen auf dem heißen Asphalt, wie man so schön sagen kann. Die Wanderbäume, die Sie aufstellen, sind gut, und ich finde es okay, das zu tun, aber die Dürre werden wir damit nicht aufhalten können. Sie können sich vielleicht an die Satellitenbilder letztes Jahr erinnern, wie Europa von oben ausgeschaut hat: Eine braune Steppe, die wir da gesehen haben. Und das wird weiter so gehen. Das wird nächstes Jahr so sein, das wird übernächstes Jahr so sein, die Dürre wird schlimmer werden. Wenn wir jetzt 50 Prozent Grünland haben, dann heißt das nicht, dass das so bleiben wird - denn es wird nicht so bleiben: Es geht der Grundwasserspiegel zurück, der Prater trocknet aus, und ich bezweifle, dass auch hier in Wien das Notwendigste gemacht wird, um dem entgegenzuwirken. Wenn wir uns Stadtentwicklungsgebiete anschauen, wo auch im großen Stil versiegelt wird, wo zu wenig Grünraum erhalten bleibt, wo wir landwirtschaftliche Produktionsflächen - Stichwort: Simmeringer Gärtner - zurückdrängen, wo wir landwirtschaftliche Flächen wie zum Beispiel in Inzersdorf in Betriebsgebiete umwidmen, dann ist es auch im Bereich der Kompetenz der Stadt Wien, hier mehr zu tun. Ein bisschen Fassadenbegrünungen, ein bisschen Rasengleise, das wird einfach nicht reichen. (Beifall bei den NEOS.) Wenn wir unsere Lebensgrundlage in Österreich und in Wien erhalten wollen, dann brauchen wir die großen Würfe, dann müssen wir größere Brötchen backen als diese kleinen Maßnahmen, die wir natürlich auch begrüßen, aber dafür braucht es die großen Würfe in der Klimapolitik. Ein Klimabudget für Wien wäre ein Anfang. Ich bitte Sie, stimmen Sie unserem Antrag zu, auch für die nächste Generation! (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka. Ich erteile es ihm. - Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! "Weltweiter Schüler_innenstreik - Wien setzt mutige Schritte gegen die Klimakrise." - Nun, diese "Fridays for Future"-Bewegung ist tatsächlich ein zumindest mediales Phänomen, von dem ich es vernünftig erachte, dass wir es heute auch hier behandeln. Vielleicht zum besseren Verständnis zu diesem Thema drei Dinge, die ich, zumindest einmal für mich, außer Streit stellen möchte: Ja, ich finde es großartig und ich finde es ganz, ganz wichtig, wenn sich junge Menschen für Politik interessieren, nachdenken und engagieren. Zweitens: Ja, es gibt - so simpel, trotzdem muss es festgestellt werden - einen Klimawandel. Und drittens: Ja, auch der Mensch hat seinen Anteil oder, besser gesagt, seine Schuld daran. Also dieser berühmte manmade - die Engländer gendern noch nicht so gut wie die Deutschen -, der von Menschen gemachte Anteil ist da, wenngleich es immer wieder Diskussionen darüber gibt, wie groß dieser Anteil denn sei. Ich möchte auch nicht allzu viele Worte zu Themen verlieren, die im Umfeld zu dieser Thematik auch immer wieder Anlass zu Spekulationen geben, nämlich: Ist es sinnvoll, während der Schulzeit zu streiken? Mir gefallen da eigentlich nur die klaren Worte unseres Bildungsdirektors Heinrich Himmer, der gemeint hat: Nein, es macht schon Sinn, wenn Schüler in die Schule gehen. Ich will auch nicht allzu viel Zeit verlieren über die Mutmaßungen von wegen: Werden junge Menschen instrumentalisiert? Ich kann nur sagen, ich hoffe, dass dieser Greta Thunberg, bei allem Positiven, das sie vielleicht auch leistet, dass diesem jungen Mädchen nicht aus Profitgier die Jugend gestohlen wird, meine Damen und Herren. Woran ich aber glaube, ist, dass es Aufgabe von uns, dass es Aufgabe der Politik ist, die Schöpfung zu bewahren, und ich glaube, dass es Aufgabe der Politik ist, diesen Globus für zukünftige Generationen, für die Generation meines Sohnes und seiner Kinder und der Kinder dieser Kinder lebenswert zu erhalten. Woran ich aber nicht glaube, meine Damen und Herren, ist eine Klimapolitik, die nur Angst macht, die nur eine Klimapolitik der Verbote ist, eine Klimapolitik, die, nur weil es in das eigene Weltbild passt, den Diesel permanent dämonisiert und gleichzeitig veraltete Heizsysteme kleinredet (Zwischenruf bei den GRÜNEN.), eine Klimapolitik, die Menschen mittlerweile sogar abschätzig behandelt, weil sie sich erlauben, Fleisch auf der Speisekarte zu haben, und - ja, die größte Absurdität der letzten Monate - eine Klimapolitik, die allen Ernstes jungen Frauen in unserer Gesellschaft einreden möchte, es sei des Klimas wegen unmoralisch, Kinder in die Welt zu setzen. Meine Damen und Herren, so eine Klimapolitik ist nicht die meine! (Beifall bei der ÖVP. - Zwischenruf von GRin Dr Jennifer Kickert und - die sogenannte Scheibenwischerhandbewegung machenden - GR Mag. Rüdiger Maresch.) Begeistert hat mich in diesem Zusammenhang das Plädoyer eines deutschen Kabarettisten. Nein, nicht von dem armseligen Herrn Böhmermann, der eigentlich nur dadurch Aufmerksamkeit generiert, dass er Grenz- beziehungsweise Niveauverletzungen begeht, nein, es ist der Kabarettist Dieter Nuhr, der diese "Fridays for Future"- Bewegung zum Anlass für ein Plädoyer genommen hat. Ich muss es aus Zeitgründen kürzen, aber lassen Sie mich kurz daraus vorlesen: "Liebe Schüler, politisiert euch, aber, liebe Schüler, lasst die Gestrigen hinter euch! Wir glauben immer, die Zukunft liegt im Kleinen, im Spießigen, im Verhindern, im Verbieten, als ob das Weltklima gerettet würde, wenn die Dieselrentner in Hamburg einen Umweg fahren müssen. Während die Klugen in der Welt die Zukunft bauen, fördern wir Lastenfahrräder. Liebe Schüler, lasst die Gestrigen hinter euch! Werdet nicht Schrebergärtner, werdet Ingenieure und geht freitags mal wieder in den Physikunterricht!" Das ist die Klimapolitik, die uns weiterbringen wird, meine Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Dann wird eine verantwortungsvolle Politik das auch schaffen, wie das, was in meiner Jugend in den 80er und 90er Jahren ganz großes Thema, ganz große Herausforderung für die Politik war, das Waldsterben, der saure Regen. Vernünftige, weitsichtige, zukunftsbejahende Politik war es, was 2003 dazu geführt hat, dass eine gewisse Renate Künast als zuständige Ministerin damals dann das Waldsterben für beendet erklären musste. Meine Damen und Herren, werden wir Ingenieure, Erfinder, Ermöglicher und bleiben wir nicht politische Schrebergärtner! - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Maresch, und ich erteile es ihm. - Bitte schön. (GR Anton Mahdalik: Oh Gott!) GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Große Worte hört man da immer von Kollegen Juraczka, dazwischen ein bisschen Fake News, dass das Kinderkriegen klimaschädlich ist und so. Das habe ich überhaupt noch nie gehört, aber ich habe vor Kurzem gelesen, es gibt die Trolle im Kaukasus nicht. Das hat Herr Gudenus gesagt. Offensichtlich gibt es Meinungstrolle in der ÖVP- Zentrale. Auf jeden Fall ist das nirgendwo jemals gesagt worden. Was aber schon wahr ist: Seit die ÖVP in der Bundesregierung sitzt, hat die ÖVP das Umweltressort gehabt. (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Meine Güte! Was sind Ihre Probleme?) Das sind mindestens 25 Jahre. (GRin Brigitte Meinhard-Schiebel: 32 Jahre!) - 32 Jahre, danke. 32 Jahre ÖVP in der Umweltpolitik! Früher hat es immer geheißen, die jeweiligen Vertreter - da war Pröll und diesmal ist es Frau Köstinger - waren immer ein bisschen in der Landwirtschaftsecke, immer ein bisschen mit dem Kunstdünger verheiratet. Das geht schon. Also, welche Situation haben wir jetzt in Wirklichkeit? (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Wo sind die Wiener Vorschläge?) Wir haben in Wien Hitzewellen, es gibt kaum Schnee in Wien, es gibt in Wirklichkeit dann in anderen Teilen Österreichs Schneemassen, Starkregen, und es gibt die Dürre. Im Weinviertel und im östlichen Waldviertel hat es bisher kaum geregnet. Wir haben unter 500 mm Regen, das heißt, im Grunde genommen wird dort in den nächsten Jahren eine Versteppung kommen. Wir haben in den letzten fünf Jahren vier Sommer gehabt, die die heißesten in der Messgeschichte waren. Das heißt aber im Grunde genommen, da braucht es Maßnahmen der Stadt. Wir haben 120 Sommertage gehabt, 42 Hitzetage in der Stadt, das heißt, über 30 Grad, 41 Tropennächte, das heißt, über 20 Grad und 25 Prozent weniger Niederschlag. Das heißt - das ist schon richtig -, mit den kleinen Maßnahmen werden wir nicht durchkommen. Wir brauchen Klimaschutzmaßnahmen und Klimaanpassungsmaßnahmen. Das ist heute ganz schön durcheinandergemischt worden, aber im Wesentlichen geht es darum, dass Klimaanpassungsmaßnamen in Wirklichkeit einfach notwendig sein werden, weil wir Dinge in der Stadt erträglich halten müssen. Wir müssen Bäume pflanzen, wir brauchen Wasser im öffentlichen Raum, wir brauchen Trinkbrunnen, wir brauchen Beschattung. All diese Dinge, die Kollegin Hebein aber auch Kollegin Emmerling genannt haben, werden wir brauchen. Aber beim Klima an sich ist vor allem die Bundesregierung in der Ziehung. Wenn ich zum Beispiel wiederum höre, 30, 35 Prozent weniger Autoverkehr. Na, wo ist denn das vorgekommen? - Das gibt es bei euch in den Köpfen gar nicht. Die FPÖ schickt sogar den Kollegen Eischer her, der sagt, das mit dem Klimawandel ist nichts, das Grillen und überhaupt. Der redet in Wirklichkeit, sage ich jetzt einmal, ein interessantes Durcheinander. Sind wir freundlich. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Das hat er nicht gesagt! Wie der Kaukasustroll! Absurd!) Ein interessantes Durcheinander von Kollegen Eischer. Kollege Juraczka bemüht in Wirklichkeit Herrn Bundesminister Faßmann, der sagt, die Schüler sollen besser in die Schule gehen, nicht demonstrieren. Herr Kollege Faßmann hat nämlich auch gesagt, in der Freizeit sollen sie demonstrieren. Das machen sie nämlich eh, denn wenn am Freitagnachmittag die Schule aus ist, sind sie immer noch da. Noch einmal: Wir haben in Wirklichkeit eine Situation, wo die Fake News von der rechten Seite - von mir aus gesehen linken Seite - dieses Saals kommen. Wir diskutieren heute eine Situation, wo die Bundesregierung sagt, wir sollen die Radwege in Wien verdoppeln. Dann haben wir in Wirklichkeit ein Theater an der Wienzeile, weil wir dort einen Radweg errichten, wo es notwendig ist. Und was kommt da raus? - Autofahrer schikanieren wir, freiwillig, freiwillig, freiwillig. Das geht alles hinten und vorne nicht. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Was ist mit eurer Bürgerbeteiligung, Herr Maresch? Ihr traut euch nicht, mit den Bürgern zu reden!) Das Dieselprivileg! Kollege Juraczka sagt: Ui, der arme Diesel! Wahrscheinlich fährt er mit einem Dieselauto ständig nach Niederösterreich hinaus zu seinem Arbeitsplatz. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Was ist mit dem Kuvert?) - Ja, eh! Mit dem "ja, eh" muss endlich Schluss sein. Wir brauchen konkrete Maßnahmen dieser Bundesregierung, denn die letzte Bundesregierung, all diese österreichischen Bundesregierungen haben es geschafft, als einziges EU-Land Strafe zu zahlen, nach dem Kyoto-Protokoll, und zwar als einziges EU-Land. Das hat nichts ausgemacht - wunderbar, nichts dazugelernt. Frau Köstinger hat bei der Klimaschutzreferententagung in Klagenfurt vor einem Jahr gesagt, die 140 sind eh nicht so arg. Wirklich schlimm wird es erst bei 150, also lassen wir dem Herrn Bundesminister die 140. Das ist so jenseits, dass ich mir denke, wenn das Umweltbundesamt hergeht und sagt, wir brauchen Tempo 100 auf der Autobahn, dann geht das an der ÖVP-Bundesministerin und in Wirklichkeit auch am ÖVP-Klub komplett vorbei. Radwege werden in Wien von der Opposition, und zwar von den beiden Parteien, immer niedergestimmt. (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Nein, das ist nicht richtig!) Die ÖVP ist grundsätzlich gegen die Errichtung von Radwegen, grundsätzlich muss der Kampf um den Parkplatz von der ÖVP und vor allem von der FPÖ gewonnen werden. Ihr seid in Wirklichkeit unfähig, dem Klimawandel irgendwie Paroli zu bieten. Also entschuldige, eine völlig neue Politik braucht diese Bundesregierung. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Guggenbichler, ich erteile es ihm. - Bitte schön. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Der Klimawandelleugner!) GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter GR Maresch! Ich wüsste nicht, Sie wüssten wahrscheinlich auch nicht, was Sie reden sollten. Ihr letztes Wort in Ihrer Rede war wieder Bundesregierung. Wir sitzen im Wiener Gemeinderat. Ich habe mir kurz angeschaut, warum ihr eigentlich dieses Thema des Klimawandels ausgewählt habt. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Ein Hellseher!) Das liegt nicht daran, dass ihr Klimapolitik betrieben habt, sondern es steht als Thema drinnen: Weltweiter SchülerInnenstreik. Das motiviert die Grüne Partei, eine Aktuelle Stunde zum Thema Klimawandel zu machen. Nicht weil Sie ideologisch dahinter stehen, nicht weil Sie sich in den letzten Jahren um den Klimawandel gekümmert haben, sondern weil die SchülerInnen jetzt da sind. Die GRÜNEN gibt es seit Hainburg, das war die Gründungsstätte der GRÜNEN. (Beifall bei der FPÖ.) Das ist in Wahrheit eine Bankrotteerklärung für die GRÜNEN, dass sie die Schüler brauchen, um auf die Idee zu kommen, eine Aktuelle Stunde zum Thema Klimawandel zu machen. Ich habe mir überlegt, was ihr in den letzten Tagen und den letzten Jahren in Wien zum Thema Klimaschutz so geleistet habt. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Wir haben viel geleistet in Wien!) - Ja, Rüdiger, und zwar habt ihr im Jahre 2012 versucht, in Aspern ein Geothermiekraftwerk zu bauen. Ihr könnt euch erinnern, da haben wir auf 4.800 Meter hinuntergebaut. Es hat leider nicht funktioniert, das ist grüne Klimapolitik, die nicht funktioniert hat. Wir sollten auch drüber reden, warum ihr nicht auf 5.000 m gebaut habt, dann hätte die Kosten nämlich die Versicherung getragen und nicht die Öffentlichkeit. Das war ihr erstes Projekt, was sie versucht haben, umzusetzen. Zweites Projekt: Mariahilfer Straße. Könnt ihr euch erinnern? Da haben wir gesagt, machen wir weniger Verkehr. Was ist in der Mariahilfer Straße gewesen (GR Mag. Rüdiger Maresch: Weniger Verkehr!), auf den Bänken? - Tropenholzbänke habt ihr dort aufgestellt! Tropenholzbänke in der Mariahilfer Straße sind eure Maßnahmen gegen den Klimawandel! (GR Mag. Rüdiger Maresch: Weniger Verkehr!) Dann schauen wir uns den Wahlkampf 2015 an. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Was habt ihr zu bieten? Gar nichts! 140 km/h habt ihr zu bieten!) Sie brauchen es ja nur in den Medien nachzulesen, da habt ihr vor der Gemeinderatswahl 2015 auch wieder Plakate gegen den Klimawandel gemacht, seid ihr schon kurz davor auf die Idee gekommen. Was habt ihr für Wahlgeschenke verteilt? - PEZ mit Palmöl! Wisst ihr, wie Palmöl hergestellt wird? Da werden die Tropenhölzer abgeholzt, damit man Palmenplantagen machen kann. Das ist eure Klimapolitik! (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Rüdiger Maresch: Fake News! Fake News! Die Trolle aus dem Kaukasus!) - Fake News? - Keine Fake News, die GRÜNEN haben im Wahlkampf 2015 PEZ verteilt, wo Palmöl drinnen war. Damit ihr Wahlkampfgeschenke gegen den Klimawandel machen könnt, sind Tropen abgeholzt worden. Ihr habt die Mariahilfer Straße mit Tropenholzbänken gebaut. Das ist eure Klimapolitik, die man in den letzten Jahren von euch gesehen hat. (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Rüdiger Maresch: Fake News!) Eine Maßnahme ist mir aufgefallen, die wirklich weniger CO2 produziert, weniger Feinstaub produziert. Ihr habt den Heizkostenzuschuss für die Armen gestrichen, denn die können nicht mehr heizen. (GRin Birgit Hebein: Wahnsinn! Das ist schäbig!) Das ist eure Klimapolitik, denn da reicht die Decke, dass sie sich zudecken können. In Döbling und in anderen Villen lassen wir sie heizen, aber bei den Ärmsten der Armen haben wir den Heizkostenzuschuss gestrichen. Das ist die einzige effektive Klimamaßnahme, die ihr umgesetzt habt, aber sozial verwerflich. Geniert euch dafür! (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Rüdiger Maresch: 140! Der Hofer'sche Beitrag zum Klimaschutz!) Reden wir weiter: Wir haben kürzlich eine Anfragebeantwortung von StR Hacker bekommen: 858 Bäume gefällt am Otto-Wagner-Spital, ohne Ersatzbaumpflanzung - rot-grüne Klimapolitik! Und Sie kommen her und sagen, wir sollen etwas tun. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Und die FPÖ ist für die 3. Piste!) Schauen Sie sich bitte die Beantwortung von Herrn Hacker an, 858 gefällte Bäume. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Die 3. Piste!) Was haben wir noch? - Eine Studie der Technischen Universität Wien, die gesagt hat, dass nur flüssiger Verkehr gut fürs Klima ist, dass dann weniger Feinstaub produziert wird, dass weniger Stickstoffe produziert werden. Was macht Ihr? - Die erste Maßnahme, die Ihr gemacht habt, war die Einfrierung der Ampeloptimierungen, damit sich Wien durchstaut. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Es gibt keinen Stau! Udo! 3. Piste!) Das sind eure Klimamaßnahmen? - Tropenholzbänke, Palmöl, Feinstaub, 900 Bäume fällen am Otto-Wagner- Spital! Das ist grüne Klimapolitik, das ist das, was wir in den letzten Jahren von euch kennen gelernt haben. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Kollegin Hebein hat gesagt, machen wir das ein bisschen unideologisch, überparteilich. Ja, wir haben Anträge gestellt auf Fassadenbegrünungen. Rot-Grün hat dagegen gestimmt. Wir haben schon im Jahr 2012 Anträge auf Fotovoltaikanlagen auf den Gemeindebauten gestellt. Rot-Grün hat dagegen gestimmt. Jetzt stellen Sie sich hier heraus? (GR Mag. Rüdiger Maresch: Die 3. Piste!) Sie müssen sich von den Schülern erinnern lassen, dass die grüne Partei ein Klimathema zur Aktuellen Stunde macht? - Schämen würde ich mich! Ich sage Ihnen eines, Herr Maresch. (GR Mag. Rüdiger Maresch: 140 und die 3. Piste! Das sind Ihre Beiträge!) Sie stellen sich heraus, das letzte Wort, das Sie in Ihrer Rede gesagt haben, war Bundesregierung, und der erste Satz waren Trolle im Kaukasus. Das sind Ihre Beiträge zur Klimapolitik? (GR Mag. Rüdiger Maresch: Das sind eure Beiträge, die Trolle aus dem Kaukasus!) - Nein, ich zitiere Ihre Rede, und ich sage Ihnen eines, Herr Maresch, ich sage es Ihnen ganz offen: Wir brauchen Klimaschützer, wir brauchen überparteiliche Aktivitäten, und wir brauchen keine grünen Klimaheuchler. - (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schinner, und ich erteile es Ihr. - Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Katharina Schinner (SPÖ): Sehr geehrte Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich finde es ganz schwierig, wenn man zu so einem wichtigen Thema herauskommt und eine derartige reißerische Rede hält, die, glaube ich, nur darauf abzielt, dass man den eigenen Applaus aus seiner Fraktion bekommt. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ich habe nur die Wahrheit gesagt, nur die Vorgänger zitiert!) Wenn ich mir jetzt vorstellen würde, dass die jungen Leute, die hier auf die Straße gehen und für den Klimaschutz demonstrieren - man kann nur hoffen, dass sie sich es angehört haben - das hören, wie Sie dieses Thema verwenden, wie Sie hier dazu reden, wie Sie das populistisch runterbrechen, dann ist das eigentlich wirklich fast beschämend, muss ich sagen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Josef Taucher: Da treibt es dir jetzt die Schamesröte ins Gesicht!) Ich finde, wir haben hier ein Thema, das uns die große Chance bietet, von der ganz jungen Zivilgesellschaft ganz viel zu lernen. Ich finde, es ist ganz wichtig, dass wir uns von den Jugendlichen, von den Kindern, von den jungen Studenten erreichen lassen. Ich habe eine zweijährige Tochter, ich werte meine Handlungen und versuche, meine Handlungen in vielfältiger Hinsicht so zu setzen, dass ich hoffe, wenn Sie mir dann die großen Fragen des Lebens stellt, dass ich die gut beantworten kann, dass ich da sozusagen eine reine Weste habe, ihr gutes Zeugnis ablegen kann. Ich glaube, die Frage des Klimaschutzes bedeutet für uns alle ein extremes Raus aus unserer Komfortzone. Lieber Manfred Juraczka, du weißt, ich schätze dich sehr. Aber zu deinem heutigen Redebeitrag in Bezug darauf, wie du dir die Bildung unserer Kinder wünscht, wie du das siehst, dass Kinder lieber in die Schule gehen sollen, bevor sie sich für Demonstrationen einsetzen: (GR Mag. Manfred Juraczka: Ich habe den Kollegen Himmer zitiert! Den Bildungsdirektor!) Ich wünsche mir, gerade wenn ich mir meine Tochter anschaue, eine kräftige Generation, die erwächst, die selbstermächtigt ist, die auch das Recht hat und das auch einfordert, gegen Erwachsene aufzutreten, andere Meinungen zu vertreten. (GR Klaus Handler: Und die Lehrer haben gar keine Rechte?) Ich wünsche mir, dass wir uns hier mit ihnen reiben und dass wir nicht die sind, die einfach nur sagen, weil wir länger auf der Welt sind, müssen die Jungen von uns lernen, sondern ich sehe schon bei meinem zweijährigen Kind in vielfältiger Hinsicht, wie viel ich von ihr lerne. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Somit möchte ich in einigen Punkten darauf zurückkommen oder daran anknüpfen, was meine Kollegin schon gesagt hat, was nämlich die Stadt Wien alles tut, um dieser Klimafrage in großen und in kleinen und in vielfältigsten Schritten zu begegnen. Das ist nämlich wirklich ein Weg, der durch permanente Kontinuität beschritten werden muss und nicht sozusagen, dass man immer sagt, das ist jetzt eine große Initiative und das ist jetzt eine kleine Initiative, das ist gut, das ist schlecht, sondern das ist vielfältigst. Wir haben uns das seit vielen Jahren, aber auch heuer bei unserer Klubtagung ganz extrem auf die Fahnen geschrieben, weil es uns wirklich ein Herzensanliegen ist. Wenn ich hier diese zahlreichen Initiativen anschaue - ob es die Großwärmepumpe in Simmering ist, die Errichtung des Sammelspeicherbeckens, ob das der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist, der so stark in unserer Stadt voranschreitet, ob das die neuen Begrünungen, die Badestrände sind, die 3.000 Baumpflanzungen, die geschehen, die Fassadenbegrünungen, die unserer Stadt in so vielfältiger Hinsicht ein grünes Bild verleihen -, dann sieht man hier, mit wie viel Initiative gegen Hitzeinseln vorgegangen wird und wie stark und wichtig hier die Schritte all unserer Stadträtinnen und Stadträte zu diesem Thema sind. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Da ich eine zweijährige Tochter habe, glaube ich jetzt nicht, dass Kinderkriegen klimaschädlich ist. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Ich würde mit dem sozusagen insofern schließen, dass ich es ganz furchtbar finde, wenn man solchen Populismus hernimmt, um sich diesem Thema anzunähern und plötzlich solche - ich habe das noch nie gehört - Thesen plötzlich anfängt, in die Welt zusetzen. Wir alle sollten uns diesem Thema wirklich in einem Schulterschluss nähern, auf unterschiedlichste sachliche Argumente bauend, aber gemeinsam wissend, dass es das Klima ist, in dem sich unsere Kinder und die Generationen danach bewegen müssen, leben müssen, und wie viel wirkliche Verantwortung wir hier haben. Deswegen finde ich es auch ganz wichtig, dass wir diese Stunde oder diese eineinhalb Stunden heute hier genutzt haben, um über ein so wichtiges Thema zu diskutieren. Ich möchte mich bei allen bedanken, die in dieser Stadt dazu beitragen, dass das Klima jeden Tag besser, geschützter und fortschrittlicher wird. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen hat sich gemäß § 16 der Geschäftsordnung zu einer Mitteilung betreffend 100 Jahre Frauenwahlrecht in Wien zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 40 Minuten begrenzt ist. - Bitte schön, Frau Stadträtin! Amtsf. StRin Kathrin Gaál: Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegin! Wir alle kennen Wien als Stadt mit hoher Lebensqualität, mit modernen Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, mit dem sozialen Wohnbau und mit den günstigen Öffis. Wien ist eine Stadt mit Chancen für alle. Das war aber nicht immer so. Werfen wir einen Blick zurück ins Jahr 1919, dann sehen wir ein von Kriegswirren und Armut zerrüttetes Wien. Hundertausende Menschen besaßen kaum mehr als ein Bett, wenn überhaupt, und der soziale Aufstieg war de facto unmöglich. Das sollte sich im Roten Wien der 20er Jahre schlagartig ändern. Gemeindebauten, Kindergärten, Volkshochschulen schufen Perspektiven und die Basis für ein menschenwürdiges Leben. Was es brauchte, waren Mut, Solidarität, Tatendrang und ganz besonders Demokratie. Am kommenden Samstag, am 4. Mai 2019, ist es exakt 100 Jahre her, dass die erste freie Gemeinderatswahl stattfand, und es ist exakt 100 Jahre her, dass alle Wienerinnen auch ihre Stimme abgeben durften und selbst gewählt werden konnten. Dieses Frauenwahlrecht, meine sehr geehrten Damen und Herren, war ganz sicher kein Geschenk, ganz im Gegenteil. Österreichs Frauen haben es sich über alle Gesellschaftsschichten hinweg schwerstens erkämpft, gegen Anfeindungen und Bedrohungen von allen Seiten, über Jahrzehnte mit enormer Courage und solidarisch. Der Gemeinderat konstituierte sich dann 18 Tage später, am 22. Mai 1919. 22 von 165 Abgeordneten waren Frauen, 6 aus der Christlichsozialen Partei und 16 aus der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Das waren Frauen mit ganz unterschiedlichen Biographien. Vertreten waren zum Beispiel eine Gewerkschafterin, eine Arbeiterin, eine Hausfrau, eine Lehrerin oder auch eine Sozialarbeiterin. Aber sie alle waren Pionierinnen, wie Adelheid Popp, die schon lange vor ihrem Einzug in den Gemeinderat ihre erste Rede hielt und dann ab 1919 als Gemeinderätin die Zukunft in unserer Stadt entscheidend mitgestaltete. Die Mandatarinnen und viele ihrer Nachfolgerinnen setzten sich ab Tag 1 für Frauenrechte und für Gleichstellung ein, selbstverständlich auch für gute Arbeitsbedingungen, auch für Bildung, auch für Gesundheit und Soziales, einfach für alle politischen Fragestellungen auf allen politischen Ebenen. Dank der Hartnäckigkeit dieser Frauen und dank der Hartnäckigkeit von Politikerinnen wie Johanna Dohnal und auch Barbara Prammer konnten gemeinsam Meilensteine erreicht werden, wie die Familienrechtsreform, die Fristenregelung, das Gleichbehandlungsgesetz oder auch das Gewaltschutzgesetz. Adelheid Popp setzte 1919 die große Hoffnung in die neue Schule, die den neuen Menschen dient. Sie meinte damit die Wiener Stadtverwaltung, das Rote Wien. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Adelheid Popp heute sehr zufrieden wäre. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, die faktische Gleichstellung ist nicht ganz erreicht. Es braucht auch mehr Frauen im Gemeinderat und in den Bezirksparlamenten und, liebe Kollegen, manchmal auch das Bewusstsein, dass Frauenpolitik keine reine Frauensache ist. Sie betrifft uns alle. Und doch ist Wien im Jahr 2019 eine Stadt der Frauen. Wir betreiben aktive Frauenpolitik, wir achten auf Förderungen, auch im Bereich des Arbeitsplatzes und bei Gesundheitsfragen. Wir unterstützen mit dem beitragsfreien Kindergarten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und wir sagen ganz klar, dass Sexismus und sexuelle Belästigung hier absolut nichts zu suchen haben. Wir helfen rasch und unkompliziert, wenn Hilfe dringend nötig ist, wie mit dem 24-Stunden-Frauennotruf und in den Wiener Frauenhäusern. Gleichzeitig machen wir aber auch Frauen und ihre Leistungen sichtbar, damit die jungen Mädchen in dieser Stadt Vorbilder haben und sich auch zum Beispiel für eine technische Ausbildung entscheiden oder vielleicht sogar für einen Gang in die Politik, so wie Sie, geschätzte Kolleginnen im Wiener Gemeinderat. Sie sind 100 Jahre nach den ersten gewählten Frauen ebenfalls Vorbilder für hoffentlich noch mehr zukünftige Mandatarinnen. Gemeinsam, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind wir für die Demokratie in unserem Land verantwortlich. Halten wir dieses wertvolle Gut hoch. Kämpfen wir, damit auch in Zukunft demokratiefeindliche und damit auch frauenfeindliche Bewegungen keinen Zuspruch haben (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ist das gegen die EU, oder was?), mutig und solidarisch, so wie Adelheid Popp und die Frauen vor 100 Jahren. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN, FPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich danke der Frau Amtsführenden Stadträtin der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen für ihre Wortmeldung. Die Geschäftsordnung bestimmt, dass sich bei der nun folgenden Besprechung kein Redner oder keine Rednerin öfter als 2 Mal und mehr als insgesamt 20 Minuten zu Wort melden darf. Ausgenommen von dieser Beschränkung sind der Bürgermeister und die zuständigen Amtsführenden Stadträte, deren Redezeit pro Wortmeldung mit 20 Minuten beschränkt ist. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling, und ich erteile es ihr. - Bitte schön. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Stadträtin, auch ich danke für Ihre klaren Worte. 100 Jahre Frauenwahlrecht ist ein wahrer Grund zur Freude, ein Grund zu feiern. Es geht um ein Recht, das uns Frauen niemand mehr streitig machen kann, denn wir haben es im Gesetz stehen. Beim aktiven Wahlrecht haben wir Gleichberechtigung erreicht. Das ist im Gesetz vorgesehen, und jedes Kreuzerl ist gleich viel wert. Es gibt andere Errungenschaften im Bereich der Frauenpolitik, Sie haben es erwähnt. Was uns heute schon selbstverständlich erscheint, war nicht immer selbstverständlich. Deswegen ist es auch ein guter Grund, die 100 Jahre herzunehmen und zu sagen, wir blicken darauf zurück, was viele starke Frauen für uns erreicht haben und was wir gemeinsam weiter erreichen können. Es erinnert uns an die Frauen, die damals für uns gekämpft haben. Da habe ich auch den Satz von Marianne Hainisch gefunden, Frauenrechtlerin, Friedensaktivistin, die 1913 gesagt hat: Wir streben nicht blindlings das Wahlrecht an, sondern in klarer Erkenntnis, dass das Wahlrecht Macht ist. Das ist es auch, was das Wahlrecht ist, es ist die Macht zur Mitbestimmung. Mit dem Blick auf die Machtfrage müssen wir in diesem Kontext auch zur Errungenschaft auf der anderen Seite kommen, zum passiven Wahlrecht, denn wir haben hier eine Situation, die in Summe noch nicht befriedigend ist. Sie haben es ja auch angesprochen, ich nehme natürlich da unsere Fraktion nicht aus, wir haben im Wiener Gemeinderat, auch im Nationalrat, in den Bezirken noch nicht die Gleichstellung und noch nicht die gleichen Verhältnisse, was Männer und Frauen betrifft, wie sie eigentlich die Bevölkerung hergeben würde. Wir liegen bei rund 37 Prozent. Wir müssen uns schon auch immer wieder die Frage stellen, warum das so ist. Was können wir - jetzt sage ich nicht - dagegen tun, aber wie können wir Frauen stärken, um auch in die Politik zu gehen? Es geht auch, wie schon erwähnt, um Macht und um Einfluss. Wenn man hier 2.000 Jahre lang zurückblickt und die Machtpositionen recht exklusiv auf der männlichen Seite verankert waren, ist es klar, dass es eine Entwicklung ist, die sich nicht so schnell die Waage hält. Als männlicher Mensch kann man da schon auch irritiert sein, das kommt immer wieder zum Vorschein, wenn Frauen ganz vorne stehen, zum Beispiel als Spitzenkandidatin bei einer Wahl oder auch als Parteichef. Man sieht es immer wieder, gerade auch an den Ereignissen der letzten Tage. Auch gestern habe ich wieder die sexistischen Kommentare gehört, wo bei Frauen in der Politik, die in erster Reihe stehen, über ihre Hübschheit und Schönheit diskutiert wird, aber auch über allgemeine Eigenschaften, die sehr unqualifiziert sind und in der Politik und in einer lebendigen Demokratie nichts verloren haben. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Von diesen sehr unqualifizierten Äußerungen sind meistens Frauen betroffen, man hört es sehr oft: Die ist vielleicht hysterisch, die ist wie eine Furie, die benimmt sich sehr aufgebracht, kritiksüchtig, die hat Geltungsbedarf. Das hört man eigentlich nur im Kontext mit Frauen. Man hört dann immer, in Wahrheit sollte sie da ein bisschen mehr wie ein Mann sein, dann wird sie halt mehr ernst genommen. Das sind durchaus nicht nur Männer, die das sagen, es sind auch teilweise Frauen, die hier halt noch ein eher konservatives Bild haben, die solche Aussagen treffen. Es ist auch in gewisser Weise ein bisschen ein natürlicher menschlicher Umgang mit etwas, das ungewohnt ist, einem Bild, das uns nicht so vertraut ist. Das ist bei vielen der Fall, dass man sagt, es ist einfach Skepsis da, das kenne ich nicht, da bin ich erst einmal vorsichtig und versuche hier, sehr untergriffig das Ungewohnte zu thematisieren. Die Hysterie dürfte überhaupt eine typisch weibliche Erkrankung sein, denn die Hysterie und andere Zuschreibungen dieser Art waren es ja auch, warum man vor 100 Jahren gemeint hat, die Frauen haben eigentlich bei einer Wahl und bezüglich eines Wahlrechtes nichts zu suchen. Das ist wahrscheinlich auch heute noch der Grund, warum Frauen weniger oft in die Politik gehen, weil sie diesen Stempel nicht abbekommen wollen, diese Klassifizierung, der sie ausgeliefert sind. Bei den männlichen Kollegen spricht man dann eher von Narzissmus, wo man sagt, ein wenig Narzissmus ist ja auch nötig in der Politik, denn sonst geht das eh nicht. Aber dieser Stil, wie hier klassifiziert wird, bewertet wird, ist doch auch ein Grund, der viele Frauen davon abhält, in die Politik zu gehen. Da liegt es an uns allen, dem entgegenzuwirken, denn wir brauchen sie alle in einer funktionierenden Demokratie, die Männer natürlich genauso, aber die Frauen aus all ihren Herkünften mit ihren Unterschiedlichkeiten, die Karrieristinnen, solche, die zu Hause sind, sich um Ältere, um Kinder kümmern, Ältere, Jüngere, Alleinerziehende, Alleinstehende, Unternehmerinnen, Angestellte, Arbeiterinnen - sie alle sollten uns hier in diesem Haus und in anderen parlamentarischen Häusern dieser Republik repräsentieren. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ich halte es für extrem wichtig, hier unterschiedliche Lebensrealitäten abzubilden, denn diese Blickweise von außen, diese unterschiedlichen Blickrichtungen geben uns das nötige Rüstzeug, um hier die richtigen politischen Entscheidungen für die Wählerinnen und Wähler zu treffen, für die wir schließlich verantwortlich sind. Wenn ich gesagt habe, das Wahlrecht war ein großer Schritt in Richtung Gleichstellung, so gibt es doch viele Bereiche, wo wir noch nicht so weit sind, wo es noch viel zu tun gibt, sei es im Bereich Arbeitsmarkt, vor allem Care- Arbeit, die Betreuung von Kindern, von Älteren zu Hause. Eins ist auch ganz klar, die richtige Gleichstellung erreicht man auch mit der eigenständigen Existenzsicherung von Frauen. Wenn wir von der Existenzsicherung reden - das sind auch in Österreich Fakten, womit wir uns darum eingehend beschäftigen müssen, da kann ich mich nur wiederholen: Es sind Frauen, die den überwiegenden Anteil der Care-Arbeit, der unbezahlten Care-Arbeit zu Hause leisten, es sind Frauen, die in Österreich überdurchschnittlich lange in Karenz bleiben, dann vom Partner oder vom Staat abhängig sind, wichtige Karriereschritte versäumen. Es sind Frauen, von denen 52 Prozent der Erwerbstätigen nur in Teilzeit arbeiten, es sind Frauen, deren Einkommen dadurch um rund 50 Prozent niedriger ist als das von vollzeitbeschäftigten Frauen oder um 60 Prozent niedriger als das der vollzeitbeschäftigten Männer. Es sind Frauen, die mit über 76 Prozent im Bereich der niedrigen Pensionen massiv überrepräsentiert sind. 100 Jahre nach diesen Errungenschaften, die wir heute in diesem Jahr feiern, wünsche ich mir daher - und ich setze mich auch dafür ein, und das tun auch meine männlichen Kollegen natürlich gleichermaßen und viele von Ihnen auch -, dass wir die nächsten Schritte für eine tatsächliche Gleichstellung gehen, und zwar weiter nach vorne und nicht zurück: mit einem Ausbau der Kinderbetreuung, mit besserer Qualität der Kinderbetreuung, mit Maßnahmen, die eine stärkere Väterbeteiligung fördern, mit Maßnahmen, die es Frauen erleichtern, mehr am Erwerbsleben teilzunehmen, ausreichend Pensionsbeitragsjahre zu sammeln, aber auch steuerpolitisch sinnvolle frauenfördernde Maßnahmen anstatt kontraproduktiver. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schwarz, und ich erteile es ihr. - Bitte. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Vielen herzlichen Dank, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Werte Damen und Herren! Es ist gut, dass wir über das Frauenwahlrecht reden. Der 12. November 1918 ist wohl ein Tag, den wir Frauen immer wieder betonen sollten, weil wir das Frauenwahlrecht bekommen haben. Wenn man das von der heutigen Perspektive betrachtet, war das der logische nächste Schritt, denn wir wissen, im Ersten Weltkrieg haben damals Frauen mit der Mehrfachbelastung - Hof, Haushalt, Kinder haben - umgehen müssen. Es war so, dass Frauen das erste Mal berufstätig waren und Jobs angenommen haben, die eigentlich eine Männerdomäne waren. Wir hatten die erste LKW-Fahrerin, wir hatten die erste Postbotin oder Briefträgerin, weil einfach die Männer an der Front waren. Natürlich, wenn Frauen diese große Stütze der Gesellschaft sind, ist es klar, dass sie mitsprechen wollen, und es ist klar, dass sie das Recht darauf haben, mitsprechen zu dürfen. (GR Martina Ludwig-Faymann: Das war nicht so klar!) Interessant ist, dass eine der ersten Forderungen der Frauen gleicher Lohn bei gleicher Arbeit war. 40 Prozent weniger haben sie verdient, obwohl sie den gleichen Job gemacht haben wie die Männer. Welche Forderung haben wir jetzt in der Frauenpolitik? - Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit. Das sollte uns zu denken geben, und da sollten wir auch ganz offen darüber reden, was es braucht, damit wir diese Schere schließen. Wir haben in der heutigen Frauenpolitik auch wieder ganz aktuell Themen: Gewalt an Frauen. Es ist immer präsent, es ist präsenter als in den letzten Jahren. Wir haben die Frauenmorde, wir haben häusliche Gewalt. Ich sage, es ist zum einen gut, dass wir darüber reden, es ist gut, dass wir sagen, dass es nicht akzeptabel ist, es ist gut, dass wir sagen, 80 Prozent der Täter sind immer noch männlich, und es ist auch gut, dass die Stadt Wien das fünfte Frauenhaus baut - eine langjährige Forderung der Volkspartei -, und es ist gut, dass wir das überfraktionell geschafft haben. Da danke ich auch sehr, dass wir da wirklich inhaltlich und sachlich über diese Thematik gesprochen haben. (Beifall bei der ÖVP.) Was es jetzt weiter bei der Sache braucht, ist, dass Frauen geholfen werden muss, einen Neustart zu schaffen. Meistens brauchen sie eine Wohnung, und da haben wir auch schon ein Gespräch geführt, dass man darüber nachdenken sollte, ob Frauen, denen Gewalt widerfahren ist, die in Frauenhäusern sozusagen Schutz gesucht haben, bei der Vergabe von Gemeindewohnungen vorgereiht werden, analog zu dem, was die Bundesregierung ebenfalls im neuen Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz vorgesehen hat. Gewalt an Schulen: Wieso ist das ein Frauenthema? - Bildung ist weiblich, wir haben viel mehr Lehrerinnen an den Schulen arbeiten, was Gewalt an Schulen betrifft, oft Mädchen. Ich kann immer wieder diese Geschichte über das Mädchen erzählen, das in die Schule gegangen ist und sich heimlich enge Jeans angezogen hat. Der Bruder hat sie zu Hause verraten, und das Mädchen wurde zu Hause geschlagen. Das findet leider auch statt, das sind Themen, über die wir ganz offen reden müssen. Ich glaube nicht, dass es der einzig richtige Weg ist, dass wir eine Hotline einrichten oder mobile Klassen haben. Ich glaube, dass es ein wichtiger Weg ist, wirklich Wertediskussionen zu starten, unsere Werte immer wieder zu erklären. Da gibt es natürlich gute Modelle, die aber leider von der Stadt Wien nicht angenommen werden, wie vom Österreichischen Integrationsfonds, die sehr gute Erfahrungen mit Werteschulungen haben. Meine Kollegin Caro Hungerländer wird dann noch auf das Thema zu sprechen kommen, ich möchte nur eine Erfahrung mit Ihnen teilen. Ich hatte das Glück und die Ehre, bei einer Werteschulung dabei zu sein, und wir haben mit den Damen gesprochen. Interessant war für mich, dass eine Frau zu mir gesagt hat: Wann werden wir dazu verpflichtet, endlich bei den Elternabenden teilnehmen zu müssen, denn sonst dürfen wir nicht raus? Das hat mich schon geschockt, weil ich mir gedacht habe: Wahnsinn, wie tief müssen wir ansetzen. Die wissen nicht einmal, dass sie ein Recht auf ein Konto, ein Recht auf eine Bankomatkarte haben. Das ist Frauenpolitik, in der wir 2019 mittlerweile wieder angekommen sind und wo wir ganz tief ansetzen müssen und wirklich auch versuchen müssen, ideologiefrei zu arbeiten und ein gutes Konzept zu entwickeln. Ich möchte ganz kurz das Thema der Kopftuchdebatte, die wir hatten, anreißen, ich möchte nämlich dann auf andere Themen kommen. Bei der Kopftuchdebatte an Volksschulen und Kindergärten hat es immer geheißen, das ist Selbstbestimmung. Ich sage Ihnen, das ist keine Selbstbestimmung! Das sage ich immer wieder: Es ist keine Selbstbestimmung, wenn Kinder dazu gezwungen werden, ein Kopftuch zu tragen. Es ist in der heutigen Zeit ein politisches Zeichen für den politischen Islam, und das gilt es, nicht zu tolerieren. Wir haben das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es ist leider immer noch ein Frauenthema, es sollte eigentlich ein Familienthema sein. Deswegen spreche ich auch immer wieder von dem Wiedereinstieg in den Beruf, weil ich wirklich der Meinung bin, wir müssen auch in unseren Worten sehr vorsichtig sein. Warum ist es denn so wichtig, dass Frauen so schnell als möglich wieder in den Beruf zurückgehen? - Zum einen, damit sie den Anschluss nicht verlieren, aber natürlich auch, weil die Altersarmut droht, weil sie einfach keine anrechenbaren Zeiten haben. Die Sache ist, dass es ein Pensionssplitting gibt. Da hätte ich mir eigentlich schon von der Stadt Wien ein bisschen gewünscht, dass wir da mehr Werbung dafür machen, dass wir mehr aufmerksam darauf machen. Es kann auch nicht in unserem Sinn sein, dass Frauen in die Altersarmut schlittern. Ich glaube, dass wir sehr wohl darüber sprechen müssen und können: Ihr habt das Recht dazu, wer auch immer zu Hause bleibt, auf das Pensionssplitting. Eine andere Sache ist die Arbeitszeitflexibilisierung. Ich bin der Meinung - das sage ich Ihnen ganz ehrlich aus meiner eigenen Erfahrung aus der Privatwirtschaft, ich war im Vertrieb tätig -, Arbeitszeitflexibilisierung zahlt auf das Konto der Frauen ein. Wenn Sie einen Beruf haben, wo Sie nicht regelmäßige Arbeitszeiten haben, wo Sie zum Beispiel wie im Vertrieb sehr kundenorientiert arbeiten müssen, dann war es bei mir so, dass ich ganz oft über dem gesetzlichen Rahmen war, aber am nächsten Tag wieder normal meine Stunden ableisten musste. Das sind schon Dinge, wo ich sage, ich bin der festen Überzeugung, dass der Unternehmer und der Arbeitgeber nicht der Feind des Arbeitnehmers ist, sondern dass das ein Teamwork ist. Deswegen bin ich der Meinung, dass die Arbeitszeitflexibilisierung vom Bund ein sehr gutes Unterfangen war und auch auf das Frauenkonto einzahlt. Es zeigt, dass die Frauenpolitik eine Querschnittsmaterie ist, denn es betrifft ja nicht immer nur Frauen, aber Frauen profitieren oft von guten Initiativen. Jetzt werden Sie sich wundern, warum ich das Alkoholverbot am Praterstern zum Thema mache. Das Alkoholverbot am Praterstern ist eine langjährige Forderung von der ÖVP-Leopoldstadt, allen voran Pauli Hefele, der sich dafür eingesetzt hat. Karl Mahrer hat sich dann auch weiter eingesetzt, und der Herr Bürgermeister hat es dann endlich umgesetzt. Ich war vor einigen Tagen mit dem Nationalratsabgeordneten Karl Mahrer am Praterstern und bin in die Geschäfte reingegangen. Dort arbeiten Frauen, im Handel sind die Frauen tätig, und die waren froh. Wir haben gefragt: Wie geht es euch und wie fühlt ihr euch? Habt ihr irgendeine Änderung gesehen? - Die haben gesagt: Ja, wir fühlen uns sicherer. Das Einzige, was wir noch bräuchten, ist in Wirklichkeit, dass die Polizei regelmäßig echt vor Ort ist. Das heißt, der nächste Schritt wäre in Wirklichkeit auch noch eine Polizeiinspektion vor Ort. Auch dafür setzt sich zum Glück unser Nationalratsabgeordneter ein. Das sind Dinge, die auch eine Frauenmaterie betreffen. Die Frauenpolitik ist einfach eine Querschnittsmaterie, und ich denke, es ist wichtig, dass wir auch immer wieder bei diesen Themen herausheben, was die Frau für eine Rolle hat und was es der Frau bringt, damit die Frauen in der gesamten Politik immer sichtbarer werden. Wir haben die Sache der frauenfreundlichen Stadtentwicklung. Wir wissen, dass die Wege der Frauen von zu Hause in die Arbeit und zurück meistens so sind (Die Rednerin zeichnet mit der Hand eine Zickzacklinie.), wir wissen aber, dass die Wege eines Mannes von der Arbeit nach Hause und umgekehrt so sind. (Die Rednerin zeichnet mit der Hand eine gerade Linie.) Frauen gehen einfach am Weg einkaufen, bringen die Kinder in die Schule, gehen zum Arzt, und so weiter. Was kann die Stadtentwicklung dafür machen? - Eine Grätzelinfrastruktur bilden, wo man kurze Wege hat, damit vielleicht auch einmal der Mann den Weg irgendwohin findet. Frauenfreundlicher Wohnbau: Ich rede dabei nicht von dem Konzept mit der offenen Wohnküche, damit die Kinder gesehen werden, sondern frauenfreundlicher Wohnbau ist nicht nur frauenspezifisch, sondern auch generationenspezifisch, aber es ist nun einmal die Tatsache, dass Frauen älter werden als Männer. Da geht es zum Beispiel um Modelle des betreuten Wohnens, Modelle der WGs. Sie haben da einen ganz netten Begriff, der fällt mir jetzt nur nicht ein. (Amtsf. StRin Kathrin Gaál: Generationenwohnen!) - Nein, nicht das Generationenwohnen, das habe ich jetzt gelesen, das war irgendwie mit das schöne Alter oder so irgendwie, geübtes Leben oder so irgendwie, einfach für Menschen, die jetzt schon in Pension sind und gemeinsam in einer Art WG leben. Das sind Modelle, die unglaublich angenommen werden, die in Wirklichkeit ausgebaut werden sollen. (Amtsf. StRin Kathrin Gaál: Genau! Machen wir!) Ich möchte noch auf zwei Punkte kommen: Was wollen denn die jungen Frauen heutzutage? - Ich glaube, dass vieles für junge Frauen klarer ist als für Frauen - muss ich jetzt schon sagen - meiner Generation. Es tut mir fast ein bisschen weh, dass ich das jetzt sage, aber es ist für junge Frauen vieles und auch die Gleichberechtigung viel selbstverständlicher als für uns. Es ist selbstverständlicher, dass der Mann genauso die Wäsche aufhängt. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Ja, gibt es!) Ja, gibt es auch, es gibt so starke Männer, die sich dann auch nicht in der Männlichkeit beschnitten fühlen. Das finde ich super und großartig, mein Mann gehört auch dazu. Wir haben Frauen und eine Generation von jungen Frauen, die jetzt zum Beispiel sagen: Ich möchte, wenn ich Kinder habe, so lange als möglich zu Hause bleiben. Dann habe ich sie gefragt: Woher kommt das? - Na ja, ich möchte mich nicht so abstrudeln wie meine Mutter. Das ist natürlich eine Sache, da müssen wir jetzt einmal darüber reden, da können wir ja sagen, okay, akzeptieren wir. Informieren wir aber bitte die Mädels, was das in Zukunft bedeutet. Es ist nicht unsere Aufgabe der Politik, vorzuschreiben, welches Lebensmodell das richtige ist, denn für mich ist es ein anderes als für Sie oder für Sie oder wen auch immer. Worum es aber geht, ist Aufklärung, Information, ein Netz zu spannen, damit wir die Frauen auffangen, wenn sie es brauchen. In Wirklichkeit dürfen wir aber nicht bestimmen, wie sie leben dürfen. Ein ganz wichtiger Punkt - Sie haben auch schon ein bisschen von der Hysterie der Frauen, und so weiter gesprochen - ist Frauensolidarität. Die würde ich mir so wünschen, ehrlich wahr! Jeder, der mir erklärt, es gibt die Frauensolidarität ... (GR Dipl-Ing. Martin Margulies: Aber nicht in der ÖVP.) - Ich rede da gerade, Sie können sich melden, es können auch Männer mitsprechen. Die Sache ist: Wenn wir Frauen uns gegenseitig nicht unterstützen, warum sollten es die Männer tun? (GRin Martina Ludwig-Faymann: Genau!) Ich muss Ihnen eine Erfahrung bei der Verleihung vom Wiener Frauenpreis erzählen. Eine wirklich schöne Veranstaltung, ich war mit der Kollegin Schmidt dort. Es hat, glaube ich, keine fünf Minuten gedauert, bis die Moderatorin ein Bashing gegen die Frauenministerin losgelassen hat. Das ist etwas, ich meine, das müssen wir wirklich nicht machen. (Zwischenrufe von GRin Martina Ludwig-Faymann und GRin Mag. Barbara Huemer.) - Sie finden das lustig? Wer lacht? - Es lachen die Frauen. Haha, wie witzig! - Frauensolidarität. Der überfraktionelle Frauenkreis hat zum Beispiel schon lange nicht mehr getagt. Das war aber immer sehr konstruktiv, da haben wir immer inhaltlich gut zusammengearbeitet. Ich muss da schon auch Marlies Flemming zitieren, dann bin ich auch schon zu Ende. Marlies Flemming hat in einer Rede einmal gesagt, und das müssen wir Frauen uns schon auch ein wenig hinter die Ohren schreiben. Sie hat an die Männer eine Rede gerichtet und hat gesagt: Liebe Männer, wir haben so viel von euch gelernt. Ihr habt uns besonders so viel in der Politik beigebracht, und dafür sind wir euch sehr, sehr dankbar. Aber jetzt machen wir es selber und zeigen, was wir bei euch gelernt haben. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Und? Wie ist es weitergegangen?) Und ihr könnt uns vertrauen, dass wir es gut machen. - Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Huemer, und ich erteile es ihr. - Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Vielen Dank, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer! Vielen Dank an Frau Frauenstadträtin Gaál für diesen Schwerpunkt 100 Jahre Frauenwahlrecht. Das ist ein historisches, wichtiges und unverzichtbares und demokratie- und gleichstellungspolitisches Ereignis, das es nur wert und würdig ist, auch hier im Hohen Haus besprochen zu werden. Als die Monarchie zerfallen ist, haben Frauen schon lange für die Gleichstellung gekämpft, und auch heute ist es immer noch ein Kampf. Die Rechte sind nichts Gegebenes, sondern sie sind immer etwas Erkämpftes gewesen. Wenn wir an die Suffragetten-Bewegung denken, dann wissen wir genau, dass hier - man mag dazu stehen, wie man will - sehr wohl auch sehr unkonventionelle Mittel genützt wurden, um dieser Forderung der Gleichstellung, der Mitbestimmung Gehör verschaffen zu können beziehungsweise sie durchsetzen zu können. Die Frauen haben gestreikt, sie gingen ins Gefängnis und, ja, sie haben natürlich auch, um hier Gehör zu bekommen, Gewalt angewendet, was natürlich in keinster Weise zu rechtfertigen ist, aber es war damals ein Mittel der Wahl. Im ersten Parlament saßen 8 Frauen, in den 70er Jahren waren es erst 14 Frauen und jetzt sind es 65 Frauen, wenn ich das richtig habe, 67 Frauen, also noch immer keine 50 Prozent, obwohl 52 Prozent der Bevölkerung mittlerweile Frauen sind. Auch in diesem Haus haben wir leider diese 50 Prozent noch nicht geschafft. Sie können sich in Ihren eigenen Fraktionen umsehen, wo es geschafft wurde, so wie bei den GRÜNEN, in anderen beispielsweise, weil sie hier vor mir sitzt, der FPÖ, ist noch einiges zu tun. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Und im Parlament?) In diesen 100 Jahren der politischen Mitbestimmung ist in der politischen Repräsentanz also natürlich erfreulicherweise einiges vorangegangen, aber leider Gottes sind wir da noch gar nicht am Ende der Fahnenstange, was eigentlich bedauerlich ist. Die Pionierinnen der ersten Stunde, der ersten Frauenbewegung kämpften für die Gleichstellung von Frauen im Beruf. Sie kämpften für die Gleichstellung von Frauen in der Ehe. Sie kämpften für den legalen und kostenlosen Schwangerschaftsabbruch, damals auch noch für die Einführung von Karenz oder auch schon eben für Quotenregelungen. Viele dieser Forderungen dürften Ihnen bekannt vorkommen, denn sie sind heute noch immer auf der Agenda der Frauenpolitikerinnen, der Menschen, die für die Gleichstellung von Frauen und Männer in diesem Lande kämpfen. Natürlich hat sich aber vieles zum Positiven gewendet. Historische Meilensteine waren sicher - ich fange jetzt einfach beliebig an -, als Österreich unterzeichnet hat, dass es für gleiche Arbeit gleichen Lohn geben soll. Das war schon in den 50er Jahren. Ganz besonders wichtig war, als 1975 die Straffreiheit für den Schwangerschaftsabbruch erwirkt wurde, die Familienrechtsreform. Es hat sehr lange gedauert, nämlich bis 1989, bis auch die Vergewaltigung in der Ehe endlich ein Strafdelikt wurde. Jüngst war eine Verbesserung beispielsweise die Abschaffung der Anrechnung des PartnerInneneinkommens bei der Notstandshilfe. Das ist für die Frauen etwas ganz, ganz Wichtiges gewesen, weil sie somit aus der Versicherungsleistung zumindest den Betrag kriegen, der ihnen zusteht, und sie nicht auf ein Partnereinkommen angewiesen sind. Fakt ist aber auch, dass die Liste der unerreichten und bislang offenen Forderungen noch recht lang ist. Daran erinnert uns das Frauenvolksbegehren 2.0, das vorige Woche im Parlament zum letzten Mal diskutiert wurde. Wenn man bedenkt, dass fast 500.000 Menschen dieses Volksbegehren unterschrieben haben und sich den Output dieser Sitzung voriger Woche anschaut, dann ist das ein trauriges Zeichen. Das ist eine vertane Chance für die Generationen der Frauen und Mädchen und auch Burschen heute und auch in der Zukunft. Von den eingebrachten Anträgen, viele davon natürlich von der SPÖ, von der Opposition, die alle Anliegen aus dem Frauenvolksbegehren unterstützen, wurde kein einziger angenommen. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Die GRÜNEN konnten keine Anträge stellen!) Kollegin Feldmann ist jetzt gerade nicht da. (Ruf bei der ÖVP: Schwarz!) Wo ist da die Solidarität? Wo ist da die Solidarität, frage ich Sie? Wo war die Solidarität der Frauenministerin mit all jenen, die dieses Volksbegehren unterzeichnet haben, mit all jenen, die hinter diesen Forderungen stehen? (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - Zwischenruf von GR Dr. Wolfgang Aigner.) Heute ist der Tag der Arbeitslosen, den wir GRÜNE und viele andere auch immer begehen, ich möchte daher auch noch auf die Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt hinweisen. Sie kennen die Zahl, über 19 Prozent beträgt der Einkommensunterschied, der Gender Pay Gap. Wir haben einen riesigen Gender Pay Gap, wir haben zunehmend einen digitalisierten Gender Gap. Wir stellen auch fest, wenn wir auf die Zahlen schauen, die Statistik zeigt es: Teilzeitarbeit bei Frauen nimmt zu, atypische Arbeit nimmt zu. Das alles wirkt sich natürlich sehr ungünstig auf die Erwerbs- und Arbeitsmarktsituation für Frauen aus. Ganz besonders ungünstig wirkt sich aus, wenn das Ziel für das AMS verändert wird und nicht mehr 50 Prozent der Mittel für Frauen ausgegeben werden. Ganz ungünstig wirkt sich aus, wenn alleine das Frausein im Algorithmus des AMS bei der Zuordnung von Chancen negativ gewertet wird. Ganz ungünstig wirkt sich aus, wenn Frauen keine Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen mehr bezahlt werden, weil die Mittel für das AMS gekürzt wurden. Ich glaube, viele, viele Stimmen haben es auch gesagt, dass die Abschaffung der Sozialhilfe ganz massiv zu Lasten der Frauen geht beziehungsweise die Abschaffung der Mindestsicherung und die Einführung dieser Sozialhilfe ganz zu Lasten von Frauen gehen. Hier wurde ein Mindestmaß festgelegt, das insbesondere Frauen mit mehr Kindern wirklich in extreme Armut treiben wird. Das ist eine große Schande für so ein reiches Land. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich möchte noch ein aktuelles Thema aufgreifen. Nächste Woche kommt ins Parlament eine Petition mit dem Hashtag - jetzt habe ich es schon verdrängt (GR Manfred Hofbauer, MAS: Das ist Ihnen ein besonderes Anliegen!), es ist auch nicht mein Anliegen, Entschuldigen Sie - #verändern. Dahinter stehen AbtreibungsgegnerInnen. Ich habe erwähnt, 1975 wurde für drei Monate die Strafe ausgesetzt. Nach wie vor ist Schwangerschaftsabbruch im Strafrecht geregelt. Aus meiner Sicht ist das falsch, das gehört raus aus dem Strafrecht. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Das ist goldrichtig!) Mit dieser Petition werden Forderungen laut nach einer deutlichen Verschlechterung zum Zugang zu Selbstbestimmung, zu reproduktiven Rechten. Es gibt in der Bundesregierung laute Stimmen für diese Verändern- Petition. Das heißt, in der Bundesregierung sind Stimmen, die für eine Verschlechterung des Selbstbestimmungsrechts, für reproduktive Rechte von Frauen sind. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Vielleicht ist es eine Verbesserung für die Kinder!) Zu Recht hat sich ein Bündnis vom Frauenvolksbegehren, vom Österreichischen Frauenring, von Oppositionsparteien, von Einzelpersonen gefunden, die sagen: Keinen Millimeter, keinen Millimeter den radikalen AbtreibungsgegnerInnen! Wir brauchen hier ganz klar ein Ja, ein Pro Choice für Frauen, damit sie entscheiden können, wann, wie viele Kinder, ob überhaupt Kinder sie haben wollen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Dr. Wolfgang Aigner: Wir sagen Ja zum Leben!) Sie können gerne diese Petition auch unterschreiben, #KeinenMillimeter. Ich lade sie dazu ein, schon innerhalb von 3 Tagen hat es 10.000 UnterstützerInnen gegeben. Sie sehen, es ist also wirklich ein Anliegen von vielen, vielen Menschen, Frauen wie Männern, dass hier den radikalen Abtreibungsgegnern keinen Millimeter entgegengekommen wird, sondern das Recht auf Schwangerschaftsabbruch gefestigt wird. Ich bin auch der Meinung, dass es verbessert wird, indem es raus aus dem Strafrecht kommt, indem es hier auch finanziell eine Krankenkassenleistung wird, dass Verhütung bezahlt wird, genauso wie der Schwangerschaftsabbruch. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Mord auf Krankenschein!) Es gibt also viel, viel zu tun. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Das zahle ich nicht mit meinem Krankenkassenanteil! Ein Kind ist keine Krankheit!) Noch ein paar Worte zu Wien: Wien, hat die Frauenstadträtin gesagt, ist die Stadt der Frauen. In der Tat ist Wien eine Stadt, wohin frauenpolitisch viele mit Neid schauen. Gender Budgeting ist hier in Wien selbstverständlich. Gender Mainstreaming wird gemacht, wir haben einen Frauenkulturbericht. Wir haben so, so vieles. Wir haben die Gender Watchgroup gegen sexistische Werbung, wir haben frauengerechtes Bauen und Wohnen in Wien. Wir waren auch Vorreiterinnen in der Einführung des Papa-Monats. Laut EU-Parlamentsbeschluss sollte es auf nationaler Ebene ein Recht auf zehn Tage bezahlten Papa-Urlaub geben. Ich appelliere hier an die Fraktionen, die auch im Parlament sitzen: Setzen Sie bitte dieses Recht endlich durch und reden Sie nicht nur davon. Wir haben in Wien den Einkommenstransparenzbericht. Wir haben in Wien mindestens 40 Prozent bei den Aufsichtsräten in stadtnahen Unternehmungen. Wir haben eine große Palette an Unterstützungen für Frauen. 25 Vereine werden jährlich unterstützt. Wir haben Maßnahmen, um Töchter und Mädchen zu unterstützen. Der Töchtertag war gerade am Donnerstag. Viele von Ihnen waren vielleicht auch in einem Betrieb, um hier die geschlechtsspezifischen Rollenstereotype aufzubrechen und das Potenzial der Berufe für junge Frauen auch öffnen zu können. Das ist wie jedes Jahr eine sehr bereichernde Aktion. Wir haben in Wien auch, worauf ich sehr stolz bin, mit dem Jahresticket um 365 EUR einen sehr kostengünstigen Zugang zum öffentlichen Verkehr für alle Frauen geschaffen. Warum ich das erwähne? Weil gerade jene mit nicht so hohem Einkommen davon natürlich super profitieren. Es sind leider Gottes Frauen, die nicht so hohe Einkommen erzielen können. Daher ist das eine Mobilitätsförderung, die auch im Bereich der Erwerbstätigkeit von besonderer Bedeutung ist, hier einen wichtigen Beitrag leistet. Wir haben in Wien das Gewaltschutznetzwerk, und so weiter. Wir haben die Mittel für die Frauenförderung aufgestockt, nämlich anders als im Bund, wo diese Mittel gekürzt wurden. Alles in allem ist die Bilanz eine sehr durchwachsene, würde ich aus frauenpolitischer Sicht sagen. Wir haben vieles erreicht. Die Vorkämpferinnen und Pionierinnen haben viel geschaffen, ganz wesentliche Schwerpunkte gesetzt, und es ist unser aller Verantwortung, dafür zu sorgen, dass diese Entwicklung weitergeht, dass Gleichstellung und Gleichberechtigung in diesem Land vorangehen, dass die genderspezifischen Statistiken tatsächlich Gleichstellung dokumentieren können. Es ist unser aller Verantwortung, hier vorbildhaft voranzugehen, massiv gegen Gewalt und Hass gegen Frauen vorzugehen und dafür zu sorgen, dass die nächsten 100 Jahre keine verlorenen Jahre sind. Ein bisschen könnte man schon meinen, der Backlash, der derzeit um sich schlägt, könnte hier zu massiven Rückschritten führen. Zeigen wir hier Solidarität! Setzen wir gemeinsam ein Zeichen! Gehen wir voran für ein gleichberechtigtes und frauenfreundliches Wien beziehungsweise Österreich, und am 26. Mai auch für ein frauenfreundliches Europa! Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Herr VBgm Nepp. Ich erteile es ihm. VBgm Dominik Nepp, MA: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau StRin Gaál! Lassen Sie mich vielleicht eingangs Folgendes erwähnen: Ohne die Wichtigkeit dieses Themas schmälern oder eine Geschäftsordnungsdebatte vom Zaun brechen zu wollen, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass diese Mitteilung eigentlich geschäftsordnungswidrig ist, weil Sie einfach die falsche Stadträtin für dieses Thema sind, denn das Wahlrecht betrifft eigentlich Herrn Czernohorszky. (Heiterkeit bei der SPÖ. - Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) - Es tut mir leid, Frau Kollegin Ludwig-Faymann. Ich weiß, Sie lachen darüber, aber ich sage nur: Man kann die Geschäftsordnung sehr strikt auslegen, so wie es immer bei uns gemacht wird, wenn wir Anträge einbringen, wenn wir Themen besprochen haben wollen. (Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) - Ja, selbstverständlich geht es auch ums Frauenwahlrecht, nur betrifft das Wahlrecht den Herrn Czernohorszky und wäre auch ... (Neuerlicher Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) - Frau Kollegin Ludwig-Faymann! Auch das Wahlrecht wäre im Sinne der Gesetzgebung abzuhandeln, das heißt, es wäre im Landtag abzuhandeln. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Hören wir uns mal an, was Sie dazu zu sagen haben!) - Nein, ich sag es nur eingangs, damit Sie es auch verstehen. Das heißt, es wäre ursprünglich im Landtag abzuhandeln, nicht hier im Gemeinderat. Man könnte jetzt vielleicht auch behaupten, das wird jetzt extra noch schnell eingeschoben, weil nachher das Krankenhaus Nord diskutiert wird und das vielleicht unangenehm ist, deswegen wollen Sie das nach hinten verschieben. (Beifall bei der FPÖ. - GRin Martina Ludwig-Faymann: Na, weil 100 Jahre Frauenwahlrecht!) Schauen Sie, das Einzige, das ich verlange, ist, dass die Oppositionsparteien im Sinne der Geschäftsordnung genauso fair behandelt werden, wie vielleicht sich die Regierungsparteien in der Auslegung der Geschäftsordnung selber behandeln, Frau Kollegin Faymann. (Beifall bei der FPÖ.) Aber, wie gesagt, ich möchte die Wichtigkeit des Themas nicht schmälern. Ganz im Gegenteil, auch für uns ist das Thema Frauenwahlrecht beziehungsweise Frauenrechte insgesamt sehr wichtig, insbesondere für mich. Ich habe selber zwei Töchter, acht und neun Jahre, also werden Sie mir zugestehen, dass ich mich hier zu den Themen Gleichstellung, Selbstbestimmung, aber vor allem Sicherheit der Frauen zu Wort melde. Es ist ein Thema, das eigentlich alle betrifft, und zu dem es, glaube ich, zwischen allen Fraktionen einen großen Konsens gibt. Daher macht es mich immer wieder zornig, wenn dann ein linker Alarmismus daherkommt. In dem Fall hat letzten Dienstag die Frau Rendi-Wagner Folgendes verzapft - ich darf wörtlich zitieren: "Überall, wo rechtspopulistische Regierungen an der Macht sind, sind Frauenrechte wieder in Gefahr." Also abgesehen davon, dass durch diese türkis-blaue Regierung Frauenrechte sicher nicht in Gefahr sind, kann ich den Ball eigentlich nur zurückwerfen, in diesem Fall dankend. Wenn Frauenrechte in Gefahr sind, dann infolge von etwas, wofür Sie die Verantwortung tragen, nämlich infolge der undifferenzierten Willkommenskultur, nämlich infolge der Tatsache, dass Menschen hier hergekommen sind aus Kulturen, in denen die Frauenrechte vielleicht nicht so ausgeprägt sind wie bei uns, wobei diese Leute allerdings nicht anerkennen wollen, dass es bei uns Frauenrechte gibt wie jenes auf Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung, meine sehr geehrten Damen und Herren. Wenn, dann bringen Sie die Frauenrechte in Gefahr, aber sicher nicht wir. (Beifall bei der FPÖ.) Aber wenn es darum geht, eine scharfe Kritik eigentlich ... (Amtsf. StR Peter Hacker: Unglaublich, ihr habt echt ein Trauma! Unpackbar!) - Na ja, unpackbar sind mir Ihre Zwischenrufe und Ihre Arroganz, Herr Kollege, Herr StR Hacker. Aber Sie werden doch jetzt nicht sagen können, dass Sie die scharfen Kritiker sind, wenn es um Ihre Wähler- Community geht, die türkische Wähler-Community (Amtsf. StR Peter Hacker: Ach so?), die muslimische Wähler- Community, vor allem dort im reaktionären Bereich, wo es von Ihnen scharfe Verurteilungen gibt von Verhüllungspflicht in der Öffentlichkeit, Kopftuchzwang für Frauen und selbst Mädchen im Kindergartenbereich. Sie wissen genau, dieses Thema der Kopftücher in den Kindergärten und in den Schulen wollen wir behandeln. Die Bundesregierung handelt auch und möchte ein Kopftuchverbot erlassen, und alle Bundesländer setzen es um, nur Wien nicht. (Amtsf. StR Peter Hacker: Was hat das mit den Frauenrechten zu tun?) Wien will nicht strafen, sondern nur beraten. Ich sage Ihnen, wenn eine Frau, ein Mädchen unter ein Kopftuch gezwungen wird, dann gehören diese Eltern bestraft, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Da möchte ich nur in Erinnerung rufen: Im Iran gibt es eine Frauenrechtlerin, die in der Öffentlichkeit gegen das Kopftuch demonstriert hat und in der Öffentlichkeit das Kopftuch abgenommen hat. Letzte Woche wurde sie dort zu 33 Jahren Gefängnis und zu Peitschenhieben verurteilt. Und wenn wir hier sagen, das wollen wir nicht, sagen Sie sofort, wir seien Rechtsextremisten, Neonazis, et cetera. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Na, was haben wir uns letztes Mal ... Dann reden Sie doch bitte mit Ihrem Kollegen Al-Rawi! Als der Kollege Juraczka letztens gesagt hat, dass er ein Kopftuch nicht als Bereicherung empfindet, ist Ihr Kollege Al-Rawi hier herausgekommen und hat Herrn Juraczka so was von beflegelt! Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich sage es ebenso: Ein Kopftuch als Zeichen des politischen Islams, ein Kopftuch zur Unterdrückung der Frau ist verwerflich und sicher keine Bereicherung für unser Ortsbild. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Ich habe, wie schon vorher erwähnt, selber zwei Töchter, acht und neun Jahre, und da mache ich mir natürlich Gedanken, und zwar nicht nur darüber, wie es jetzt in der Gegenwart ausschaut, sondern auch darüber, wie meine Töchter in Zukunft hier in dieser Gesellschaft wohl leben werden. Da meine ich jetzt eben nicht ein Frauenwahlrecht allein, politisch gesehen, im Sinne der Stimmabgabe, sondern vor allem auch ein Frauenwahlrecht in allen Lebensfragen, dass sie überall die Wahl haben können, wie sie leben werden. Da sage ich, das hätte ich gern aus österreichischer Sicht, aus einer Perspektive, die zivilisiert ist, christlich geprägt und aufgeklärt. (GRin Mag. Barbara Huemer: Wenn Sie die Religion erwähnen, dann ist das keine Wahlfreiheit!) Da möchte ich eben auch, dass sich meine Kinder in Wien, sei es in der Schule oder in der Öffentlichkeit, anziehen können, wie sie wollen, ohne dass sie beflegelt werden von irgendwelchen selbsternannten Schariawächtern oder Schülern in der Schule, die dann sagen: Der Rock ist zu kurz, dein Knie gehört bedeckt! Ich will, dass Mädchen in Schulen keine Angst haben müssen, dass sie vielleicht nicht passend angezogen sind, weil es irgendwelchen kleinen Machos aus dem Islam nicht taugt. Das möchte ich, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Mag. Manfred Juraczka.) Ich möchte aber auch, dass sich meine zwei Töchter in Zukunft in Wien, in unserer Heimatstadt frei bewegen zu können, ohne Angst zu haben. Auch da, muss man sagen, haben Sie versagt, wenn man an diese Zuwanderungswelle 2015 denkt und daran, dass Frauen im öffentlichen Raum sich nicht mehr hinaustrauen. (Amtsf. StR Peter Hacker: Ungeheuerlich!) Früher hat meine Frau gerne in der Prater-Hauptallee gejoggt. Heutzutage ist es fast nicht mehr möglich. (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Rüdiger Maresch: Wieso?) Und diese komplette kulturelle Verschiebung, na selbstverständlich! Sie können doch nicht sagen, dass Ihre undifferenzierte Willkommenskultur keinen Einfluss auf die Gesellschaft hier in Wien hat. Wenn Sie das weiter leugnen, dann leugnen Sie das größte Problem, das es in Wien gibt, nämlich das Versagen Ihrer Integrationspolitik, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ. - Amtsf. StR Peter Hacker: Ungeheuerlich!) Deswegen gehört eben eine totale Kehrtwende im Sinne der Integrationspolitik. Sie könnten heute damit anfangen und hier herauskommen, eine Ihrer Nachrednerinnen, und sagen, dass Sie ohne Wenn und Aber von muslimischen Zuwanderern verlangen, dass sie nach unseren Werten leben, dass sie nach unseren Regeln leben, dass sie diese hier akzeptieren, und alles andere in Wien keinen Platz hat, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Mag. Manfred Juraczka.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Hanke. Ich erteile es ihr. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Nach dem Kollegen Nepp zu reden, ist ein bisschen eine Vorgabe. (VBgm Dominik Nepp, MA: Das erklären Sie mir! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Vielleicht zu Beginn einmal: Frauenpolitik ist mehr als Integrationspolitik. (VBgm Dominik Nepp, MA: Die ist bedroht durch Ihre Integrationspolitik!) Wenn Sie es nicht schaffen, über andere Sachen zu sprechen als über die Integrationspolitik und die Geschäftsordnung, dann stelle ich alles, was Sie gesagt haben, in Frage. Dann frage ich mich, ob das, was Sie gesagt haben darüber, wie wichtig Ihnen Frauenpolitik ist, ernst gemeint war. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich möchte mich bei der Frau Stadträtin dafür bedanken, dass wir heute über 100 Jahre Frauenwahlrecht sprechen können und auch den Raum bekommen, über viele andere frauenpolitische Maßnahmen dieser Stadt zu sprechen. Über das Frauenwahlrecht zu sprechen, heißt, auch an die Pionierinnen zu erinnern - das haben Sie in Ihrer Wortmeldung gemacht, das haben aber auch schon viele meiner Vorrednerinnen gemacht - und das heißt vor allem auch, Frauen sichtbar zu machen. Frauen sichtbar machen, ist eine Sache, die uns als Stadt Wien nicht nur heute und hier, sondern immer schon ein großes Anliegen war und auch ist. Zum Beispiel wenn man jetzt durchs Rathaus geht, sieht man die Galerie "Wien. Stadt der Großen Töchter". Dabei ergänzen wir jedes Jahr am 8. März eine neue Frau. Wir machen Frauen aber auch sichtbar, indem wir Straßen umbenennen, Gebäude umbenennen, Plätze nach Frauen benennen. All da zeigen wir, dass wir es ernst meinen, dass wir Frauen fördern und auch sichtbar machen wollen. Ich möchte ein bisschen auf meine VorrednerInnen eingehen, bevor ich dann noch kurz zurückkomme zu unseren Anspruch an Frauenpolitik, auch als rot-grünes Wien. Da möchte ich noch einmal anschließen beim Kollegen Nepp, aber auch bei der Kollegin Schwarz. Es ist in Zeiten wie diesen, wo wir Ihre Parteien in der Bundesregierung haben, immer sehr spannend, über Frauenpolitik und Frauenrechte zu sprechen, weil Sie sich hier in diesem Haus herstellen und sagen: Es ist total wichtig, wir müssen Frauen fördern, es geht ganz viel um Vereinbarkeit, es geht darum, Frauenarmut zu bekämpfen! Die Kollegin Schwarz hat das jedenfalls gesagt, vom Kollegen Nepp war zum Thema Absicherung von Frauen eigentlich gar nichts zu hören. Auf der anderen Seite müssen wir uns anschauen, was Sie eigentlich konkret tun, wenn es um Frauen geht. Da sprechen wir von Vereinbarkeit, aber dann wird eine 60-Stunden-Woche eingeführt, die es meiner Meinung nach sehr schwierig macht, auch Kinderbetreuungstätigkeiten zu übernehmen oder eine gescheite Verteilung von Hausarbeit zu haben. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Flexibilität!) Wir sprechen von einem leichteren Wiedereinstieg ins Berufsleben, wir sprechen auch von Weiterbildung, von guten Chancen für Frauen im Berufsleben, und dann wird, wie Kollegin Huemer schon angesprochen hat, beim AMS bei den Förderrichtlinien die Zielvorgabe gestrichen, dass 50 Prozent für Frauenförderung eingesetzt werden. Da wird ein AMS-Algorithmus eingeführt, der Frauen von vornherein schlechter bewertet. Und da werden - und das ist ja, finde ich, das, wo man genau hinschauen muss - in einer Perfidität Sachen abgeschafft, zum Beispiel dass man Frauen auf die langfristigen negativen Folgen von Teilzeitarbeit hinweist. Das ist einfach abgeschafft. Stattdessen wird man ganz im Gegenteil auf qualifizierte Teilzeitjobs hingewiesen. Dabei wissen wir, dass das genau das ist, was im Alter Frauenarmut schafft. Da ich beim Thema Frauenarmut angekommen bin, kann ich noch einmal eines erwähnen - und Sie können sich da auch nicht herausreden, so wie Sie es jetzt die ganze Zeit machen -: Wenn wir von Frauenarmut reden und davon, dass wir Frauenarmut bekämpfen wollen, dann ist die Abschaffung der Mindestsicherung ganz sicher nicht der Weg dafür. Was Sie machen, ist, dass Sie noch mehr Frauen in die Armut stürzen. Was Sie machen, führt dazu, dass noch mehr Frauen kein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben führen können. Dabei wissen wir, dass gerade ökonomische Unabhängigkeit und selbstbestimmtes Leben der beste Schutz vor Gewalt ist, und dem legen Sie Steine in den Weg. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Da Kollege Nepp vorher unsere Bundesvorsitzende Rendi-Wagner kritisiert hat und zitiert hat, was sie gesagt hat, dass nämlich überall, wo Rechtspopulisten in der Regierung sind, es für die Frauen gefährlich wird. - Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen ... (VBgm Dominik Nepp, MA: Gefährlich für die Frauen ist Ihre Zuwanderungspolitik!) Mit wem ist die FPÖ jetzt eine Allianz eingegangen auf EU-Ebene? Schauen wir es uns an. Mit Polen, wo schon lange, bevor es bei uns jetzt ankommt, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Frage gestellt worden ist. Mit Ungarn, wo Orbán Frauen Geld geben will dafür, dass sie Kinder bekommen. Er will quasi Mütter belohnen, was natürlich auch nicht dazu führt, dass sie ökonomisch abgesichert sind im Sinne einer Erwerbsarbeit. (VBgm Dominik Nepp, MA: Auch bei uns gibt es das Kindergeld!) Mit Italien, wo Salvini gerade die Möglichkeit für Scheidungen einschränken will. Das sind die Leute, mit denen Sie eine Allianz eingehen! Und dann reden wir von Frauenrechten? Ich kann da unserer Bundesvorsitzenden nur zustimmen in dem, was Sie zitiert haben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich möchte noch zwei Beispiele bringen, die für mich sehr deutlich machen, wer in diesem Haus richtige Frauenpolitik macht und wer in diesem Haus sich Frauenthemen immer dann heranzieht, wenn man politisches Kleingeld daraus schlagen kann, sonst aber eigentlich nichts dahinter ist. Es fängt nämlich damit an - die Kollegin von den NEOS hat das vorher angesprochen -, wie Frauen in der Politik beziehungsweise in der Öffentlich anders bewertet werden als Männer und wie Ihre Parteien damit umgehen. Es fängt damit an, wenn heute da der Kollege Juraczka über die Greta Thunberg sagt, dass sie hoffentlich nicht von Profitinteressen irgendwie vereinnahmt wird - weil er es offensichtlich nicht aushält, dass es da eine starke junge Frau gibt, die sich öffentlich einsetzt für die Interessen ihrer Generation. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das sind genau die Sachen. Es geht weiter: Wenn die FPÖ-Mariahilf eine Abstimmung auf Facebook macht, in der es darum geht, welche GRÜNEN-Politikerin nicht irgendwie schöner ausschaut. Ich habe es mir gar nicht genau angeschaut, sondern nur darüber gelesen, weil es mir eigentlich meine Zeit nicht wert ist, mir so etwas anzuschauen. (Rufe und Gegenrufe zwischen SPÖ und GRÜNEN einerseits und FPÖ andererseits. - GR Mag. Rüdiger Maresch: Kohlbauer!) Genau solche Sachen machen Frauen klein. Wenn Sie genau so etwas machen, nehmen Sie Frauenpolitik nicht ernst. (VBgm Dominik Nepp, MA: Ihr habt den Vergleich noch immer oben!) Was ist der Unterschied zum rot-grünen Wien? Was ist der Unterschied zu dem, was wir in dieser Stadt machen? Wir meinen es ernst. Wir sehen Frauenpolitik als Querschnittsmaterie und arbeiten in allen Bereichen: im Gesundheitsbereich mit unserem Frauengesundheitsprogramm, im Bereich Kunst und Kultur, im Bereich der Mädchenförderung. Herr Kollege Nepp! Ihre Töchter werden es einmal sehr schön haben in Zukunft. Die können nämlich zum Beispiel ein Mal im Jahr beim Töchtertag sich Betriebe anschauen (VBgm Dominik Nepp, MA: Ich hoffe, nicht nur ein Mal!) und einen guten Einstieg ins Berufsleben finden. Die können in der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit die vielen Frauen- und Mädchenförderungsprogramme in Anspruch nehmen. Das alles können die machen in unserer Stadt. Wir haben die Projekte im Bereich Wohnen. Das wird jetzt immer mehr zum Thema, auch mit unserer neuen Stadträtin, da haben wir Frauenprojekte. Wir haben sie im Bereich der Bildung, der Aus- und Weiterbildung mit dem WAFF und vielen anderen Angeboten. Spezielle Projekte für Frauen haben wir natürlich auch im Gewaltschutzbereich, und natürlich sprechen wir uns immer ganz klar aus gegen jede Form von Gewalt an Frauen, egal, woher Sie kommt, und reduzieren das nicht nur auf die Integrationsdebatte. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Was uns ausmacht als rot-grüne Frauenpolitikerinnen und Frauenpolitiker in diesem Haus, aber auch überall sonst, ist, dass wir - genau wie damals die ersten Gemeinderätinnen, die hier in diesem Haus gesessen sind - wissen, was die Lebensrealitäten von Frauen sind, dass wir aus unseren eigenen Lebensrealitäten heraus handeln, und genauso haben die das damals auch schon gemacht. Adelheid Popp möchte ich noch kurz zitieren, weil es auch darum geht, im Sinne von "Frauen sichtbar machen" den Frauen von damals, den Pionierinnen, Raum zu geben. Adelheid Popp hat über ihre Kindheit Folgendes geschrieben: "Kein Lichtpunkt, kein Sonnenstrahl, nichts vom behaglichen Heim, wo mütterliche Liebe und Sorgfalt meine Kindheit geleitet hätte." So schildert sie ihre Kindheit. Aus dem heraus hat sie Politik gemacht, aus dem heraus hat sie sich gemeinsam mit vielen anderen eingesetzt für bessere Bedingungen für Frauen in dieser Stadt, aber auch in diesem Land, für gescheite Arbeitsmarktpolitik, für gescheiten Gewaltschutz, für eine Repräsentation von Frauen in der Öffentlichkeit, in politischen Gremien, für die Förderung von jungen Frauen. Genauso machen wir das auch heute noch. Wir nehmen das ernst. Für uns ist Frauenpolitik nicht etwas, das man nicht will, weshalb man dann nur über die Geschäftsordnung reden kann. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Vielen Dank. Ich habe heute eine sehr, sehr schöne konsensuale und wirklich angenehme Rede mit, und ich habe auch vor, diese zu halten. Trotzdem bin ich ein wenig verleitet, am Anfang auf die Worte von der Frau Kollegin Hanke einzugehen. Wenn Sie nämlich vorwerfen, dass wir Frauenthemen heranziehen, um politisches Kleingeld zu machen, ist das gerade bei dieser Debatte ziemlich verfehlt, denn in den ersten Worten der Frau Stadträtin ging es ja nicht um das Frauenwahlrecht oder die Errungenschaften von Frauen in dieser Stadt, sondern um 100 Jahre Rotes Wien. Und jetzt frage ich Sie: Was ist das anderes als politisches Kleingeldmachen, wenn ich ein Thema an den Haaren herbeiziehe, um ja auch wieder beim Roten Wien zu landen und die eigenen Leistungen im Roten Wien zu loben? (Beifall bei ÖVP und FPÖ. - GR Mag. Josef Taucher: Es sind ja unsere Leistungen! Die sind ja vorhanden!) Und, Frau Kollegin, in dieselbe Kerbe schlägt die Verhüllung des Rathauses, wo man das Thema Antidiskriminierung hernimmt, um wieder über das Rote Wien zu sprechen und wieder Werbung für das Rote Wien zu machen, und zwar in diesem Fall sogar auf Kosten des Steuerzahlers. (GR Mag. Josef Taucher: Sie machen Werbung für Pink gerade!) Sie haben, davon abgesehen, kritisiert, dass der Herr Kollege Juraczka betreffend die Frau Thunberg gesagt hat, dass sie ausgebeutet wird. In diesem Fall ist aber sehr wohl Sensibilität an den Tag zu legen, denn bei Frau Thunberg handelt es sich nicht nur um eine Frau, sondern es handelt sich um ein unmündiges Kind, und da ist sehr wohl anzumerken, dass es passieren kann, dass unmündige Kinder ausgebeutet werden. (Rufe bei SPÖ und GRÜNEN: 16!) Jetzt möchte ich aber zurückkommen zu dem eigentlichen Thema. Es ist nämlich dies eine sehr schöne Gelegenheit, in diesem Rahmen an all jene Frauen zu erinnern, die unserem Land in den letzten vergangenen 100 Jahren sehr, sehr viel geleistet haben, nämlich als aktive Politikerinnen genauso wie als Wählerinnen. In dieser Hinsicht ist es relativ egal, von welcher Partei sie waren. Ich glaube, wir können auf sie alle stolz sein und ihrer aller gedenken. In Österreich erhielten Frauen zwölf Jahre nach den Männern das Wahlrecht. Das ist im europäischen Vergleich gesehen der Durchschnitt. Die Schweiz hat sich damit immerhin bis in die 1970er Jahre Zeit gelassen. Die erste Frau, die ihr passives Wahlrecht seitens der Christlichsozialen Partei ausnützte, war Hildegard Burjan. Sie war eine engagierte Frauenpolitikerin, sie hat mehrere karitative Organisationen gegründet, und sie hat das alles aus einem sehr, sehr tiefen christlichen Glauben getan. Sie gilt generell als eine der Vorreiterinnen der modernen Sozialarbeit. Ebenfalls 1919 wurde die Christlichsoziale Olga Rudel-Zeynek zuerst in den Steiermärkischen Landtag und dann in den Bundesrat gewählt, und in dieser Funktion im Bundesrat wurde sie 1927 die erste Frau der Moderne, die in einem Staat einer parlamentarischen Körperschaft vorgesessen ist - also auch eine Pionierin. Auch in der dunkelsten und traurigsten Zeit unseres Landes gab es starke Frauen, die sich für unser Land und für die Freiheit eingesetzt haben. Ich möchte Irene Harand und Sophie Scholl erwähnen, wobei letztere, wie man weiß, im Kampf gegen den Antisemitismus ihr Leben lassen musste. Zu Beginn der Zweiten Republik hat die ÖVP ein deutliches Zeichen für die Partizipation von Frauen gesetzt. Es ist nur wenige Tage nach der Gründung der Partei auch der Frauenbund, damals Frauenbewegung, gegründet worden. Damit wurde ein Zeichen dafür gesetzt, dass sich Frauen in der Politik gleichberechtigt einsetzen können. Sie waren ein gleichberechtigter Bund neben den anderen fünf Bünden. Für die Zweite Republik möchte ich Grete Rehor erwähnen. Sie war Gewerkschafterin, kam aus der Fraktion Christlicher Gewerkschafter und wurde 1966 die erste Ministerin der Republik. Sie hat sich ganz massiv für Arbeitnehmerinnenrechte eingesetzt und auch wichtige Initiativen umgesetzt. Für die aktuellste Zeit wäre vielleicht Waltraud Klasnic. Auch Waltraud Klasnic war eine erste Frau, sie war nämlich die erste Frau Landeshauptmann. Sie hat Wert darauf gelegt, dass man Frau Landeshauptmann sagt und nicht Frau Landeshauptfrau. Auch sie ist eine Pionierin. Meine Damen und Herren, in den letzten 100 Jahren haben mutige Frauen all jene Rechte erkämpft, von denen wir Frauen heute profitieren und zweifelsfrei auch die ganze Gesellschaft profitiert. Auch wenn es heute keine Besonderheit mehr ist, dass Frauen in der Politik sind, haben sie es zweifellos schwerer als Männer. Egal, wie gleichberechtigt eine Beziehung ist, es sind meistens die Frauen, die die ersten Ansprechpartnerinnen sind für Kinder. Es sind meistens die Frauen, die Betreuungs- und Pflegepflichten für ältere Personen haben. Und etwas, das Frauen bis heute leider noch nicht geschafft haben, das ist schon öfter gefallen, ist, Netzwerke zu bilden und diese Netzwerke in einer wirklich konstruktiven und produktiven Art und Weise für sich zu nutzen. Das ist sicher ein Punkt, an dem man arbeiten muss. Stichwort Quote: Unabhängig davon, wie man zu Quoten persönlich steht, ist die Auswertung und Einführung von Quoten definitiv ein Zeichen von realpolitischer Stärke, das man nicht absprechen kann. Ich hoffe aber trotzdem, dass wir auf eine Zukunft hinarbeiten, in der Quoten obsolet werden, weil Frauen eben nicht mehr auf diese angewiesen sein werden. Trotz aller von mir und meinen Vorrednerinnen genannten Errungenschaften sind doch noch einige Baustellen offen. Frauen sind leider immer noch von Diskriminierung, Abwertung und sexuellen Übergriffen betroffen, sowohl im politischen Bereich, im öffentlichen Bereich als auch in der Privatwirtschaft. Es ist hier unerlässlich, dass Parteien und Unternehmen konsequentes Vorgehen gegen dieses Verhalten zeigen, und zwar dann, wenn die Männer, die Täter, sehr viel Macht hinter sich vereinen. Es hat uns in diesem Zusammenhang äußerst erschüttert, dass es für den Tiroler Parteigenossen überhaupt keine Konsequenzen gab. Und es hat uns ebenfalls erschüttert, dass ein Stadtrat dieses Hauses in der ZIB 2 über die immerhin erste weibliche Parteivorsitzende der SPÖ gesagt hat, dass ihre Meinung nicht von Relevanz sei. Ich glaube, bei einem Mann hätte er das nicht gesagt. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) In diesem Sinn ist es absolut begrüßenswert, dass Sensibilität gegenüber Sexismus, Übergriffen und Diskriminierung von Frauen institutionalisiert wird, wiewohl unter der Voraussetzung, dass dieses Instrument niemals aus politischen, taktischen oder persönlichen Motiven eingesetzt wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass in Zeiten von Facebook, Twitter und Co Anschuldigungen der sexuellen Belästigung eine Existenz zerstören können, nämlich auch dann, wenn sich im Nachhinein die Unschuld herausstellt. Wir müssen festhalten, dass auch heute noch die Richter diejenigen sind, die über Schuld und Unschuld - auch bei Anschuldigungen sexueller Übergriffe - entscheiden, und nicht der Mainstream oder die Diskussion auf Twitter. Meine Damen und Herren, eine weitere Baustelle sind, wie schon öfter angesprochen wurde, die Möglichkeiten von Migrantinnen in unserer Stadt. Uns besuchen hier im Rathaus regelmäßig Gruppen von asylberechtigten Frauen. Sie nehmen zur Kenntnis, welche Möglichkeiten es in dieser Stadt für sie gibt. Aber dieser Schritt, diese Möglichkeiten selber wahrzunehmen, ist dann sehr oft zu groß, aus welchen Motiven auch immer, sei das mangelnde Bildung, seien das Betreuungspflichten, sei das kulturelle oder religiöse Prägung. All das sind Parameter, an denen die Politik arbeiten kann und soll. Aber bei all den Angeboten, die sie aufgezählt haben, die die Stadt Wien Migrantinnen zur Verfügung stellt, darf niemals ein Grundbekenntnis fehlen, nämlich dass die Entscheidungsfreiheit von Frauen, ihre sexuelle Integrität und ihre individuelle Entfaltung niemals durch kulturelle oder religiöse Vorstellungen eingeschränkt werden dürfen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Meine Damen und Herren, das ist der Punkt, an dem die Frauen des 21. Jahrhunderts aufstehen müssen, solidarisch sein müssen, Flagge zeigen müssen, denn Frauenrechte dürfen kein Privileg der Herkunft oder des Kulturkreises sein. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Da wir bei den aktuellen Baustellen sind: Es wurde hier "fairändern" angesprochen. Ich wollte dieses Thema natürlich nicht bringen, aber ich muss jetzt doch auf die infamen Anschuldigungen der Frau Kollegin Huemer antworten. Sie haben gesagt, dass die Initiatorinnen dieser Petition radikale Abtreibungsgegnerinnen sind. Das ist eine Unterstellung, die einfach nicht der Realität entspricht. Ich habe hier die Punkte der Petition mitgenommen. Punkt 1: "Offizielle Statistik und anonyme Motivforschung zu Schwangerschaftsabbrüchen in Österreich". - Das ist eine absolut intelligente Forderung. Auch wir haben diese Forderung bereits eingebracht. Warum? Weil es ein extrem sensibler Bereich ist, und es wichtig ist, dass dieser sensible Bereich statistisch nicht im Dunklen bleibt. Es ist absolut notwendig, Klarheit darüber zu erlangen, aus welchen Gründen sich Frauen für Abtreibungen entscheiden und wie man darauf reagieren kann, um ihre Situation zu vereinfachen. Deswegen die erste Forderung. Zweite Forderung: "Hinweispflicht des Arztes auf Unterstützungs- und Beratungsangebote für schwangere Frauen". Ich glaube, da können selbst Sie nichts dagegen haben. (Zwischenruf von GRin Mag. Barbara Huemer.) Dritter Punkt: "Bedenkzeit zwischen Anmeldung und Durchführung eines Schwangerschaftsabbruches." Vierter Punkt: "Informationskampagne über Adoption/Pflege als Alternative zum Schwangerschaftsabbruch." Fünfter Punkt: "Abschaffung der eugenischen Indikation", das heißt, der Spätabtreibungen, die bei Verdacht auf Behinderung bis zur Geburt notwendig sind. (Zwischenruf von GRin Mag. Barbara Huemer.) Frau Kollegin, sagen Sie mir: Wo ist der radikale Abtreibungsgegner? Das sind alles Punkte, die absolut rational sind. Das alles sind Punkte, über die man reden darf, das ist nicht radikal. (Anhaltende Zwischenrufe von GRin Mag. Barbara Huemer.) "fairändern" ist eine Initiative, die für Frauen grundlegend mehr Möglichkeiten schaffen möchte, mehr Entscheidungsfreiheit, ob sie sich für das Kind entscheiden. Das ist eine Initiative, die darüber reden möchte, was mit Frauen passiert, die Abtreibungen hinter sich haben, denn sehr oft sind diese Frauen traumatisiert, und darüber spricht kein Mensch. Es ist ja nicht so, dass die Schwangerschaft mit einer Abtreibung endet. Frauen haben mit Spätfolgen zu kämpfen. Das wird absolut tabuisiert. Auch das ist Gegenstand dieser Initiative. (GRin Mag. Barbara Huemer: Das ist ein Mythos, Frau Kollegin!) - Frau Kollegin, das ist kein Mythos, das ist festgestellt, das ist in Studien absolut belegt! (GRin Mag. Barbara Huemer: Reden Sie mit Ärzten darüber!) - Natürlich, Frau Kollegin. Wie man es auch dreht und wendet, hier handelt es sich nicht um Abtreibungsgegnerinnen, schon gar nicht um radikale Abtreibungsgegnerinnen, sondern um vernünftige Frauen, die ein Thema grundlegend neu behandeln wollen in dieser Republik, und das ist absolut unterstützenswert. (GRin Mag. Barbara Huemer: Das ist nicht neu ...) Ich möchte meine Rede mit einem Zukunftsausblick beenden. Der Zukunftsforscher Matthias Horx gab einem seiner Vorträge den Titel "Megatrend Frauen". Darin hat er etwas sehr Positives festgestellt, nämlich dass der Bildungsvorteil der Frauen gegenüber Männern in den Industrie- und wichtigsten Schwellenländern bereits besteht. (Zwischenruf von GRin Mag. Barbara Huemer.) Das heißt, dass dort die Frauen die Männer überholt haben, während der Männeranteil etwa in Sonderschulen höher ist. Er sagt konkret, dass die Ressource Bildung in den letzten 30 Jahren im Westen von Männern zu Frauen umverteilt wurde. Meine Damen und Herren, ich hoffe für unsere Zukunft, dass wir als Frauen unsere Macht, unseren Bildungsvorteil und unsere Stimme nicht dafür nutzen, um einen Kampf der Geschlechter vom Zaun zu brechen. Ich hoffe, dass wir uns nicht weiterhin in irgendwelchen akademischen Wirren, Binnen-I und Sternchen verrennen. Ich hoffe, dass wir unseren Einfluss nicht in irgendwelchen Diskussionen um gendervariable Beliebigkeit verwenden, sondern ich hoffe, dass wir unsere Stimme nutzen, um an einem wertschätzenden, einander ergänzenden und gleichberechtigten Zusammenleben von Mann und Frau zu arbeiten. Danke. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Kickert. Ich erteile es ihr. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte ZuhörerInnen, einige auf der Galerie und vielleicht auch einige über Livestream! Ich möchte mit zwei Bekenntnissen anfangen. Das tun die wenigsten, denn wir haben jetzt da ein bisschen so einen Wettlauf erlebt zwischen den großen beiden an der österreichischen Geschichte lang mitwirkenden Großparteien, einen Wettlauf, in dem es darum ging, wer wohl die vorbildlicheren FrauenpolitikerInnen hat beziehungsweise solche für sich reklamieren kann. Ich kann nur das Bekenntnis abgeben: Ich als Frau, die ich im 21. Jahrhundert lebe, bin froh, auf den Schultern der Rechte stehen zu können und auf den - wie soll ich sagen? - Maßnahmen, die diese Frauen erkämpft haben, egal, ob als Suffragetten in England oder Amerika oder als christlichsoziale oder sozialdemokratische Politikerinnen Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie haben, egal, aus welcher Parteienfamilie sie gekommen sind, immer darauf hingewiesen, dass sie diese Rechte als Frauen erkämpfen für nämlich mindestens und mehr als die Hälfte der Gesellschaft, nämlich der Frauen. Auf deren Schultern stehe ich dankend und bin froh, dass sie das erkämpft haben. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich gebe noch ein zweites Bekenntnis ab, das in eine ähnliche Richtung geht wie jenes von Frau Hungerländer, die gesagt hat, dass es weder kulturelle noch religiöse Einschränkungen geben sollte, die mich in meiner Lebensweise als Frau einschränken. Mir ist es wurscht, ob es ein christlicher Macho, ein hinduistischer Macho, ein muslimischer Macho, ein ich weiß nicht, was glaubender Macho, ein Macho aus Südamerika, Italien, Österreich, Niederösterreich, Wien oder sonstwo, ist. Mir ist wurscht, was er glaubt. Wenn er als Macho handelt und mich in meiner Lebensweise einschränkt, dann gehört ihm gesagt, wo seine Grenze ist. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Dieses Bekenntnis zu sagen, vergessen wir übrigens niemals, selbst wenn die FPÖ es jedes Mal überhört. Es ist uns wurscht, woher die Gewalttäter kommen und was für eine Religion sie haben. Alle Gewalttaten sind zu verurteilen und alle Gewalttäter sind zu bestrafen. Logisch, es gibt keine Ausnahme! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Anton Mahdalik: Ihr sagt es nur den Muslimen nicht!) - Wir sagen es allen, na sicher! Was heißt, wir sagen's den Muslimen nicht? Allein dieser Satz sagt schon die Irrationalität Ihrer Politik aus. Die Gesetze gelten für alle, für alle! (GR Anton Mahdalik: Nur gibt es keine Konsequenzen!) Selbstverständlich wird es allen gesagt und selbstverständlich wissen es auch alle. Sie wissen alle ganz genau, dass sie an Schaß tun, wenn sie das tun, glauben S' mir's! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Frau Kollegin! Ich brauche nichts zu sagen, oder? GRin Dr. Jennifer Kickert (fortsetzend): Ja, pardon. - Sie wissen, dass sie Gewalt antun, wenn sie es tun. Die Frau Emmerling hat richtigerweise, nämlich bei der Kombination Frauenrechte und Wahlrecht angemerkt, dass das Wahlrecht Macht ist. Und bei all diesen Debatten darum, wer welche Rechte hat, geht es um Macht, immer und überall, sei es um Macht zwischen den Geschlechtern, sei es um Macht zwischen Mehrheiten und Minderheiten. Es ist ja nicht verwunderlich, dass wenn man eines der aussagekräftigsten Argumente gegen das Frauenwahlrecht Anfang des 20. Jahrhunderts hernimmt. Irgendein wahrscheinlich gar nicht mehr bekannter Oscar A.H. Schmitz hat gesagt: "Da die Frau von Natur die körperlich Schwächere ist, kann sie niemals mehr Freiheit gewinnen, als ihr die Männer mit den stärkeren Armen zugestehen wollen." Das ist ein Gedanke, der sehr stark an das Naturrecht erinnert. Glücklicherweise sind wir als Gesellschaft da schon sehr viel weiter. Die gesellschaftlichen Rechte und Pflichten sind inzwischen abgekoppelt von der Frage, wie viel körperliche Stärke die jeweiligen Vertreterinnen und Vertreter haben. Daher möchte ich - weil gerade beim Wahlrecht, nämlich dem Wahlrecht als Basis dafür, dass Menschen Rechte erwerben, nämlich Mitbestimmungsrechte - daran erinnern, dass es ein Recht ist, das ständig auch Veränderungen und Anpassungen unterworfen ist. Wenn man die Geschichte des Wahlrechtes über die letzten 150 bis 200 Jahre anschaut, sieht man: Es war immer ein Erweitern der Rechte für Menschen, Menschen in der Gesellschaft, Menschen, die in unserer Gesellschaft ihre Leistung erbringen. Und weil wir da gedanklich jetzt einen Sprung machen: 2007 ist zum Beispiel das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt worden. Deswegen würde ich bei der Beurteilung dessen, wie mündig und unmündig Greta Thunberg ist, den Ausdruck "unmündiges Kind" bei einer 16-Jährigen nicht anwenden wollen. In unserem Land ist Greta Thunberg nämlich mit 16 erstens wahlberechtigt, also aus unserer Sicht sicherlich nicht unmündig. Zweitens ist sie schon seit zwei Jahren teilrechtsfähig, also vom Gesetz her der rechtlichen Konsequenzen ihrer Taten bereits bewusst. Als Kind werden 16-jährige Menschen größtenteils nicht mehr bezeichnet, sondern als junge Erwachsene, Jugendliche. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ sowie von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Ich unterstelle Ihnen das nicht, Frau Hungerländer, aber auch in dieser Wortwahl findet eine ganz kleine Abwertung statt, weil sie eine junge Person als "Kind" bezeichnen. Es ist übrigens eine langjährige Tradition, auch Frauen so zu bezeichnen und auf diese Weise geringer zu machen, indem man sie nämlich ganz freundlich "Kinderl" genannt hat. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Am Schluss meines Redebeitrags möchte ich zum Thema Weiterentwicklung des Wahlrechts kommen. Wir von Rot-Grün sind der Überzeugung, dass für das Funktionieren einer Gesellschaft, einer Stadt alle Menschen entscheidend sind, die in dieser Gesellschaft leben, die ihren steuerlichen, arbeitsamen und sonstigen Beitrag für diese Gesellschaft leisten. (GR Armin Blind: Das heißt, wählen dürfen nur die, die Steuern zahlen? Wollen Sie einen Zensus einführen?) - Nein. Also im Moment ist es tatsächlich so und darauf will ich tatsächlich hinaus, dass es einen demokratiepolitischen Gap gibt, so ein Delta an Personen, die vom Wahlrecht ausgeschlossen sind, obwohl sie in einer Gesellschaft oder in einer Stadt wie Wien ihren steuerlichen Beitrag leisten und oft darüber hinaus andere Beiträge auch. (GR Armin Blind: Also doch Zensus? Mittelalter! Eine skurrile Forderung!) Ungefähr 40 Prozent jenes Teils der Wiener Bevölkerung, der vom Alter her wahlberechtigt wäre, darf nicht mitbestimmen. Das ist ein demokratiepolitisches Problem, auf das wir schon seit Jahren hinweisen. Wir glauben tatsächlich, dass es über zwei Wege gelöst werden kann: Entweder wird bei der Frage der Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft weniger restriktiv gehandelt (GR Armin Blind: Wir sind eines der wenigen Länder, wo es einen Rechtsanspruch darauf gibt!), vor allem deswegen, weil zum Beispiel die Mindesteinkommensregeln tatsächlich dazu führen, dass Menschen, die quasi ein Leben lang in Österreich oder in Wien leben, ein Leben lang in Wien vom Wahlrecht ausgeschlossen sind, weil sie niemals diese Einkommensgrenzen überschreiten. Das ist eine Ungerechtigkeit sondergleichen und erinnert ein wenig daran, wie die Machthabenden vor 100 Jahren erfolgreich Menschen mit geringem Einkommen vom Wählen ausgeschlossen haben. Das ist also die eine Möglichkeit. Die zweite Möglichkeit wäre, gerade bei den Bezirksvertretungswahlen oder auch bei den Wahlen zum Gemeinderat und Landtag in diesem Fall Menschen mit einer Art Wohnsitzwahlrecht auszustatten. Das ist aus meiner Sicht verhandelbar, nämlich in der Frage, wie lange die Menschen hier dauerhaft angesiedelt sein müssen, um mitbestimmen zu können. Die zweite Möglichkeit, nämlich auch in Richtung Staatsbürgerschaftsgesetz, ist das Zulassen von Doppelstaatsbürgerschaften. Ich weiß, da sind wir quer durch alle Parteien unterschiedlichster Ansicht, aber ich glaube trotzdem, dass es ein sehr spannender Ansatz ist. In den meisten Ländern, darüber habe ich schon öfter gesprochen, in denen Doppelstaatsbürgerschaften zugelassen sind, ist es nicht zu einem Zusammenbruch des politischen Systems gekommen, sondern ganz im Gegenteil: Die Wahlbeteiligung hat sich erhöht und auch die Beteiligung an anderen demokratischen Mechanismen ist höher geworden. Ich verweise nur auf Belgien zum Beispiel. Ich gehe davon aus, dass es dem Staat Österreich und der Stadt Wien nicht geschadet hat, dass Frauen mitwählen dürfen, obwohl davor sehr viele Männer in ihren Argumenten dagegen gestimmt haben. Sie haben Frauen sowohl intellektuell als auch emotional für nicht fähig gehalten, wählen zu gehen. Mit ähnlichen Argumenten werden jetzt andere Menschen vom Wahlrecht ausgeschlossen. (GR Armin Blind: Das ist eine ungeheuerliche Behauptung! Ungeheuerlich!) Wir halten das für einen demokratiepolitischen Missstand und würden sehr stark dafür plädieren, dass nicht nur in der Frage der Erweiterung der Selbstbestimmung für Frauen und Minderheiten das Wahlrecht demokratisiert wird, und Menschen, die in Wien leben, auch mitbestimmen können. Das ist eine Frage, die für die Zukunft Wiens aus meiner Sicht durchaus wichtig wäre. Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Matiasek. Ich erteile es ihr. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich hatte es zuerst anders geplant, muss aber jetzt sofort diesen Ball auffangen. Ich kann die Worte meiner Vorrednerin Frau Kollegin Kickert nicht unwidersprochen stehen lassen. Frau Kollegin! Wir haben mit dem allgemeinen Wahlrecht ein Wahlrechtssystem überwunden, das sich Zensuswahlrecht genannt hat, das abhängig war von den Steuerleistungen den Bürger, das abhängig war natürlich von Grundbesitz. Zu diesem Zeitpunkt hatten übrigens einige wenige Frauen auch das Wahlrecht, das ihnen später wieder genommen wurde. Aus unserer Sicht ist diese Überlegung, ein Wahlrecht an eine Steuerleistung zu binden, wirklich etwas absurd. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Unrecht!) Sie haben die Steuerleistung und den Wohnsitz ganz voran gestellt. (Beifall bei der FPÖ.) Also da können wir auf keinen Fall mit. (Weitere Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.) Das Wahlrecht, über das wir heute sprechen, ist natürlich eng verknüpft mit einem zweiten Punkt, den Sie angesprochen haben, nämlich dem Staatsbürgerschaftsrecht, dem Recht auf Staatsbürgerschaft in einem Land. Sehr geehrte Damen und Herren, selbstverständlich stehen wir ganz klar für ein restriktives Staatsbürgerschaftsrecht. Das ist kein Schleuderartikel. Das alles sind hart umkämpfte, wohl erworbene Rechte, und die kann man nicht einfach verschleudern und nach Gutdünken vergeben, sehr geehrte Damen und Herren! Und wenn es um den Zuzug von außen geht und um die Vergabe und Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft, so kann und darf diese nur am Ende eines wohlgelungenen Integrationsprozesses stehen, und damit ist dann auch das Wahlrecht verbunden. Interessanterweise wollen Sie bei der Verleihung der Staatsbürgerschaft die finanziellen Mittel reduzieren, für das Wählen soll man jedoch, wenn es nach Ihnen geht, gewisse Steuerleistungen erbringen. (Kopfschütteln bei den GRÜNEN.) - Das haben Sie sinngemäß so gesagt. Da können wir auf keinen Fall mit! Ganz im Gegenteil, das sind Rechte, die auf jeden Fall sehr restriktiv gehandhabt werden müssen, denn da ist sowieso in den letzten Jahren und Jahrzehnten in Österreich wirklich nicht alles positiv gelaufen. (Beifall bei der FPÖ.) Ich komme jetzt auf ein paar Vorrednerinnen zu sprechen und darf das eine oder andere ergänzen oder meine persönliche Meinung hinzufügen. Es wurde mehrmals gesagt, es braucht mehr Frauen in den politischen Vertretungen. Darüber würde ich mich auch freuen, gar keine Frage. Aber überlegen Sie einmal ganz genau - es wurden der Gemeinderat und die Bezirksvertretung angesprochen -, wie frauenfreundlich wirklich der politische Alltag ist! Es kann kaum sein, dass wir hier einen absoluten Querschnitt der Frauen in allen Lebenslagen einbinden können. Das ist einfach, so wie Politik läuft, nicht möglich. Es ist genau genommen ein Privileg, dass wir hier als Politikerinnen arbeiten können, ohne dass uns der Alltag davonläuft oder beruflich besondere Sorgen oder negative Entwicklungen da einholen. Das muss man schon einmal ganz deutlich sagen. Man muss sich's schon richten können, um die vielen Stunden Zeit zu finden für die Politik. (GRin Martina Ludwig- Faymann: Die Männer können sich's richten!) - Ja, aber wenn sie die Frauen ... (Neuerlicher Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) - Weil es die Frauen zum Teil auch nicht wollen. Es ist ja Recht jedes Einzelnen, zu entscheiden, ob er diesen Weg geht oder nicht. Aber ich muss es mir richten können, um diese vielen Stunden Zeit zu haben für die Sitzungen. Gerade in den Bezirksvertretungen ist es, wenn man bedenkt, wann diverse Kommissionen oder Ausschüsse tagen, oft ein zerrissener Tag (GRin Martina Ludwig-Faymann: Das nennt man Vereinbarkeit!), und das ist ganz einfach für Frauen oft nicht möglich - auch für viele Männer, das muss man schon dazusagen. Da muss man schon einer Berufsgruppe angehören, wo man es leicht in seinen Alltag integrieren kann. (GRin Martina Ludwig-Faymann: So geht's der Krankenschwester und den Ärzten auch!) Also da könnten wir uns vielleicht schon noch darüber unterhalten, ob man das eine oder andere teilweise in den 60er Jahren Steckengebliebene an der Politik so ändern könnte, dass eine größere Gruppe an Bürgern leicht eingebunden werden kann, ohne dadurch erhebliche Nachteile zu haben. Damit meine ich nicht nur materielle Nachteile, sondern ganz einfach einen Einschnitt im Alltagsleben. Wichtig, glaube ich, ist nicht die Anzahl der Frauen unter jenen, die Politik machen. Es ist doch egal, ob Frauen oder Männer. Das Wichtige ist doch, dass wir unsere Sache mit Überzeugung machen und hier für eine gute Lebenswelt - und ich sage jetzt einmal, egal, ob bei Männern oder bei Frauen - stehen. Noch einmal zurück zu Frau Kollegin Kickert. Sie sagen, Sie lassen sich nicht durch Machos einschränken. Ich würde das weiter ergänzen: Wir sollten uns doch durch niemanden einschränken lassen. Dabei bin ich da ganz bei Ihnen, überhaupt keine Frage. Ich möchte mich auch nicht durch einen Macho einschränken lassen, habe ich auch mein ganzes Leben wirklich nie getan, das kann ich hier ganz klar sagen. Ich möchte mich aber auch nicht durch radikale Feministinnen einschränken lassen. Und, sehr geehrte Damen und Herren, da muss man schon sagen: Gerade auf der linken und auf der extrem linken Seite sind Personen zu finden, die den anderen am liebsten ihren Alltag bis ins kleinste Detail, in ihr Privatleben vorschreiben möchten. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Nein, sehr geehrte Damen und Herren, das wollen wir auch nicht! Wenn hier so entschieden wird, was gut und was richtig sei, so muss ich Folgendes sagen: Wir sprechen heute vom Wahlrecht. Wir von der FPÖ haben diese ganze Debatte weiter gefasst als nur rund um das Thema Wahlrecht. Selbstverständlich dürfen wir dann auch von der Wahlfreiheit im Leben sprechen, die wir eben ganz besonders für die Frauen in den Fokus unserer Politik stellen. Wir dürfen niemandem vorschreiben, wie er sein Leben zu gestalten hat. Dies natürlich immer im Rahmen unserer gesetzlichen Vorgaben, keine Frage. Aber wie sich jemand entscheidet, ob er Karriere machen will oder ob er keine machen will, ob er durch die Welt reisen möchte, ob er eine Familie gründen will, ob sie ihre Kinder alleine erziehen will, sehr geehrte Damen und Herren, das müssen wir zulassen. Die Linke neigt nämlich sehr stark dazu, den Frauen immer zu sagen, was für sie gut sei: die Vollerwerbstätigkeit von A bis Z. Sie haben recht natürlich, wenn es darum geht, eine Altersabsicherung zu haben. Aber, sehr geehrte Damen und Herren, ich bin jetzt etwas über 61 Jahre alt und gerade einmal ein Zehntel meines Lebensalters haben andere Minister das Sozialministerium geführt als Personen, die aus der SPÖ kamen. Beim Thema Altersarmut bei Frauen muss ich mich daher fragen: Was habt ihr über die vielen Jahrzehnte getan? Viel zu wenig. Denn es trifft ja jetzt nicht nur Menschen, die jetzt im Erwerbsleben stehen, dass man ihnen sagt: "Bitte denke an deine Zukunft!", sondern viele Frauen leben bereits seit Jahrzehnten in dieser Altersarmut. Und Sie haben nichts dafür getan, um die Kindererziehungszeiten besser und stärker anzurechnen. Viel zu wenig! (Beifall bei der FPÖ.) Und wenn ich daran erinnern darf: 1997 hat es ein Frauenvolksbegehren mit elf Punkten gegeben. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Ja, jetzt vor Kurzem übrigens auch!) - Ich bin jetzt einmal bei dem, und Sie werden mir zugestehen, dass ich das anspreche. Es gab damals elf Forderungen. Zwei sind erfüllt worden unter einer schwarz-blauen Bundesregierung. Ich spreche jetzt eines an, das ist die Karenzzeit für Alleinerzieherinnen. Das hat kein roter Sozialminister geschafft, das hat die schwarz-blaue Bundesregierung zwischen 2000 und 2006 geschafft - nur so nebenbei. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Bezüglich Ihrer Vorwürfe, was die zukünftige Sozialhilfe betrifft, würde ich Sie doch sehr ersuchen, bei der Wahrheit zu bleiben und einen Faktencheck zu machen. Wir werden sehen, dass, wenn das wirklich, so wie es geplant ist, im Laufen ist, die Menschen nicht auf der Strecke bleiben, sondern ganz im Gegenteil, dass mehr Gerechtigkeit in diesen Bereich einziehen wird. Das wird ganz sicher so sein. (GRin Birgit Hebein: Bleiben wir bei der Wahrheit! ... stehen Sie wenigstens dazu!) Genauso ist es mit Mitteln beim AMS oder im Bereich des Gewaltschutzes. Es gefallen Ihnen bestimmte Kürzungen nicht, das ist schon richtig, aber wir müssen ja feststellen - und in vielen Bereichen hat es auch der Rechnungshof festgestellt -, dass die Mittelvergabe einfach fehlgelaufen ist. Es ist nicht nur immer eine Frage der Höhe der Mittel. (GRin Birgit Hebein: Sie geben sie ja nicht!) - Regen Sie sich bitte ab! Es ist nicht immer nur eine Frage der Höhe der eingesetzten Mittel, sondern es ist auch eine Frage der Verteilung und des wirkungsvollen Einsatzes. (GRin Birgit Hebein: Genau, kürzen!) Man kann oft mit etwas weniger Mitteln viel bessere Dinge erreichen, wenn sie sinnvoll eingesetzt sind. (Beifall bei der FPÖ. - GRin Birgit Hebein: Wo leben Sie? Unglaublich!) Ich danke der Frau Kollegin Hungerländer dafür, dass sie sich dem Thema des Schwangerschaftsabbruches gewidmet hat, das vorhin aufgetreten ist, somit fällt das für mich weg. Ich möchte aber jetzt doch noch zurückkommen zum eigentlichen Thema beziehungsweise dieses noch einmal beleuchten, nämlich die Einsetzung des Frauenwahlrechtes, das wir als wirklichen Endpunkt des allgemeinen freien Wahlrechtes in unserem Land sehen können und dürfen. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Da gibt's noch die Migranten!) Schon die Männer mussten für ihr allgemeines Wahlrecht, das ja 1907 schlagend geworden ist, kämpfen. So war es dann noch einmal, aber auch schon davor und begleitend natürlich, ein äußerst harter Kampf, bis man zu diesem Wahlrecht gelangt ist. Dann war der 12. November 1918 sicher ein sehr wichtiger Tag und dann war die erste Wahl in Österreich. Es war zum Zeitpunkt dieser ersten Wahl in Österreich noch nicht in allen Bundesländern so, dass das Wahlrecht für Frauen gegolten hat. Tirol kam erst 1919 vom Kurienwahlrecht weg, in Kärnten war das Wahlrecht dann erst 1920 auch für die Frauen gegeben. Es ist interessant, ich habe mir im Zuge dessen ja auch die Geschichte wieder einmal angeschaut und darf übrigens bemerken: Auch für uns freiheitliche Frauen war natürlich die Feier von 100 Jahre Frauenwahlrecht ein Thema. Wir haben es bereits bei unserer großen Veranstaltung im Jahr 2018 anlässlich des Internationalen Frauentages in den Mittelpunkt gestellt sowie auch bei der großen Frauenkonferenz in Innsbruck. Also es ist an uns nicht vorbeigegangen. Es ist uns ja das Wahlrecht, das allgemeine, freie, persönliche und geheime Wahlrecht als solches demokratiepolitisch ein ganz großes Anliegen. Wir müssen dieses natürlich auch schützen und verteidigen. Bei der ersten Wahl in Österreich wurden aber Stimmzettel unterschiedlicher Farben ausgegeben, weil man sich nicht sicher war: Wie werden sich die Frauen denn überhaupt verhalten? Werden sie wählen gehen? Man hat nicht gewusst, welche Frauen oder aus welchen Kreisen man besser mobilisieren wird können. Also wie gesagt, damals noch unterschiedliche Farben. Bei dieser Wahl gab es eine Wahlbeteiligung von 87 Prozent der wahlberechtigten Männer und 84 Prozent der wahlberechtigten Frauen, die ihr aktives Wahlrecht wahrgenommen haben. Das wäre ein großer Ansporn, glaube ich, in heutigen Zeiten, wo teilweise die Wahlbeteiligung wirklich, ich sage, fast beschämend ist, weil man ja so oft so gerne vergisst, wie hart dieses Wahlrecht für alle erkämpft worden ist. Da ist ja wirklich Blut geflossen. Da haben Menschen ihr Leben gelassen. Das war kein Prozess von einem Jahrzehnt, sondern praktisch über gut ein Jahrhundert gespannt, mehr als ein Jahrhundert gespannt. Daher ist es wirklich hoch an der Zeit, dass wir uns dessen auch wieder besinnen und jeder wirklich für sich nicht nur aus parteipolitischem Kalkül, sondern, ich glaube, um als demokratisch gesinnter Mensch diesem Wahlrecht auch wirklich wieder seine ganz besondere Bedeutung zu verschaffen, dafür kämpft, dass sich die Wahlbeteiligung in unserem Land, in unserer Stadt auch wieder anhebt und dass sie von mehr Menschen wahrgenommen wird. Vielleicht sollten wir auch wieder mehr aufklären. Es dürfte offensichtlich im Geschichtsunterricht ein bisschen verloren gehen, mit welch großem Einsatz unsere Vorfahren für dieses Wahlrecht gekämpft haben. Ich habe auch in meiner Familie eine, jetzt nicht an prominenter Stelle, aber Mitbewegte in dieser ersten Zeit des Frauenwahlrechts, die mit der Käthe Kunschak gemeinsam, meine Mutter hat das immer erzählt und wir haben als Kinder natürlich sehr darüber gelacht, gestanden ist und gesagt hat: "Frauen geht wählen! Frauen wählt christlich!" Also irgendwo hat sich der Faden vielleicht fortgesponnen, dass ich mich heute auch sehr gerne mit ganzer Kraft für unsere Demokratie einsetze, für das Wahlrecht, für Politik, für alle Menschen. Das ist natürlich wichtig, denn es wird den Frauen nicht gut gehen, wenn auf der anderen Seite auch die Männern nicht, wie soll man sagen, gut behandelt werden im Sinne von runter gemacht und schlecht gemacht werden. Ich halte daher so Ausdrücke wie den toxisch weißen Mann für etwas ganz Schlimmes, denn es wird nur in einem Miteinander gehen. Das sind Ausdrücke, die in der politischen Debatte durchaus fallen. Ich glaube, das ist zurechtzurücken, dass wir nur gemeinsam als Frauen und Männer nicht nur für diese Stadt, sondern insgesamt im Leben positiv wirken können und sollen. (Beifall bei der FPÖ.) Wie gesagt, das Wahlrecht ist ein hohes Gut. Das Frauenwahlrecht wurde ganz besonders erkämpft und natürlich im Zuge mit diesem Wahlrecht ja viele andere Privilegien, nicht Privilegien, sondern Rechte, Entschuldigung, Rechte für Frauen, die uns heute ja ganz selbstverständlich sind. Rechte sind nie etwas Selbstverständliches. Die meisten mussten erkämpft werden. Daher müssen wir mit ihnen auch sorgsam umgehen. Uns ist ganz wichtig, dass die Rechte und auch die Sicherheit und die freie Wahl von Frauen, ihr Leben zu gestalten, nicht beeinträchtigt werden. Daher dürfen wir natürlich auch nicht wegleugnen, dass wir heute Strömungen ausgesetzt sind, die sehr wohl am Beschneiden dieser Rechte arbeiten. Daher, glaube ich, ist es auch wichtig, dass man gemeinsam aufsteht und ganz deutlich hier Einspruch erhebt, wenn man glaubt, dass man in unserer Gesellschaft Zwangsehen und "Ehrenmorde" in irgendeiner Weise nur dulden kann im Sinne von, sie nicht nur zu bestrafen, sondern man muss auch hier mit aller Konsequenz gegen die dahinterstehenden, es geht ja nicht nur um die, die es ausüben, sondern mit aller Konsequenz gegen die dahinterstehenden Mechanismen und Strömungen ankämpfen. Und so gesehen, glaube ich, ist es wichtig, dass man diese Rechte, diese Freiheiten von Frauen auch durchaus regelmäßig in den Fokus stellt. Es wird sich nicht allein um Quoten in den diversen Gremien, aber auch in der Wirtschaft drehen, sondern ich glaube, mit ihrer Ausbildung - und das muss man ja auch einmal sagen, die jungen Frauen von heute sind unglaublich tüchtig. Die lassen sich auch nicht mehr in eine Schablone pressen, sondern die gehen schon recht klar ihren Weg. Dort, wo er behindert wird, müssen wir natürlich eingreifen. Aber wie gesagt, Wahlrecht und Wahlfreiheit heißt nicht, wir sagen seitens der Politik: So habt ihr zu leben. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Eh nicht, eh nicht!) Sondern an uns liegt es, die Rahmenbedingungen für jedes Lebensmodell zu schaffen und auch alle Lebensmodelle sozusagen möglich zu machen, solange sich diese natürlich im Rahmen unserer gesellschaftlichen Normen und vor allem natürlich im Rahmen unserer Rechte und Gesetze bewegen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau GRin Dr. Kickert gemeldet. Bitte schön. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Matiasek! Ich möchte tatsächlich berichtigen, ich habe niemals das Wahlrecht an die Steuerleistung geknüpft, sondern ich habe auf einen demokratiepolitisch bedauerlichen Zustand hingewiesen, nämlich dass 40 Prozent der Bevölkerung in Wien, die ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Leben leisten, das heißt zum Beispiel, arbeiten und Steuern zahlen, vom Wahlrecht ausgeschlossen sind, und dass das ein demokratiepolitisch bedenklicher Umstand ist und man sich überlegen sollte, wie zusätzlich zu Partizipationsmöglichkeiten auch diese Personen zum Wahlrecht, zur Mitbestimmung und zu einer weiteren gesellschaftlichen Teilhabe beitragen können. Niemals habe ich Steuerleistung direkt mit dem Wahlrecht verknüpft. Hiermit ist das tatsächlich berichtigt, und ich hoffe, dass absichtliches Missverstehen damit deutlich verhindert werden kann. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Ludwig-Faymann. Sie haben das Wort. GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, auch ich freue mich sehr, dass wir heute wieder einmal die Möglichkeit haben, über Frauenpolitik zu diskutieren. Die Frau Kollegin Matiasek, ach ja, da ist sie, Kollegin Matiasek, Sie haben es dann am Ende vielleicht eh noch ein bisschen so hingekriegt. Aber das ... vielleicht herrscht zwischen uns beiden auch nur ein Missverständnis - ich möchte ein für alle Mal ausräumen: Wir wollen Frauen überhaupt keine Rollen zuschreiben, genau das Gegenteil wollen wir. Wir wollen, dass Frauen ganz genau dieselben Möglichkeiten haben wie Männer. Wir wollen sie in überhaupt keine Rolle reinpressen. Sie versuchen da immer, genau das Gegenteil zu behaupten. Aber das war einer unserer Grundsätze, den wir immer schon haben: Für Frauen muss ganz genau dasselbe möglich sein, wie es für Männer in dieser Gesellschaft möglich ist! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Lassen Sie mich aber zu diesem 4. Mai 1919 noch einmal kurz zurückkommen, weil es schon ein sehr historisch bedeutsamer Tag für uns alle hier in dieser Stadt war, aber eben vor allem auch für uns Frauen. Es waren, und das ist von ein paar heute, eh auch schon von der Kollegin Matiasek jetzt, auch sehr ausführlich betrachtet worden, sehr mutige Frauen, die hier Jahrzehnte, wirklich viele Jahrzehnte gekämpft haben, oft unter Einsatz ihres Lebens, wie Sie jetzt auch gesagt haben, gekämpft haben für ihre demokratischen Rechte. Und es war ein sehr langer Kampf. Kollegin Schwarz, Sie haben gesagt, das war der logische Schritt nach Ende des Ersten Weltkriegs. Es war eben nicht ein logischer Schritt, sondern es war ein ganz, ganz harter Kampf. Die Kollegin Schwarz sehe ich jetzt gerade nicht. Aber vielleicht können wir das dann nachher noch ein bissel besprechen, wie es denn tatsächlich auch in der Historie war. Weil es war ja auch nicht für alle so klar, auch nachdem das Frauenwahlrecht eingeführt wurde. Es wurde daher auch noch in den Verhandlungen, Sie haben es jetzt auch so ein bissel beleuchtet, um das Frauenwahlrecht ja noch ganz, ganz viel versucht. Also es war kein logischer Schritt, sondern es war ein sehr, sehr langer harter Kampf, für den auch Frauen ihr Leben lassen mussten. Österreich war übrigens damals gemeinsam auch mit Deutschland eines der ersten Länder in Europa, die das Frauenwahlrecht eingeführt haben. Das war übrigens nicht überall so. Ich meine, wir brauchen nur an die Schweiz denken, 70er Jahre, oder Liechtenstein Mitte der 80er Jahre. Also wir reden da irgendwie von Dingen, die zum Teil erst vor 30, 40 Jahren passiert sind. Das heißt, es war tatsächlich eine nicht sehr lange Zeit, dass es für viele Frauen oder für alle Frauen in Europa zur Selbstverständlichkeit wurde, dass sie auch wählen durften. Es wurde viel erreicht. Ich wiederhole jetzt nicht, was alles in der Ersten oder vor allem auch dann in der Zweiten Republik erreicht wurde, vor allem natürlich auch die vielen Reformen der 70er Jahre. Aber wenn wir heute so zurückblicken, dann müssen wir feststellen, dass es nie eine lineare Entwicklung im Bereich der Frauenpolitik gegeben hat. Es hat Phasen des Fortschrittes gegeben. Es hat Phasen des Stillstandes gegeben. Und es hat auch Phasen des Rückschrittes, des massiven Rückschrittes gegeben. Auch ich möchte hier heute ansprechen, weil das muss man, wenn man heute über 100 Jahre Frauenwahlrecht spricht: Auch wenn man sich heute im Jahr 2019 umblickt und das natürlich über unsere Grenzen hinaus international, dann muss ich leider feststellen, dass wir international einen frauenpolitischen Backlash erleben. Ein paar Beispiele, nur eines, was mich besonders sozusagen entsetzt hat, sind die Gesetze, die Russland zur häuslicher Gewalt gemacht hat, oder aber auch das Frauenbild des amerikanischen Präsidenten. Die Beispiele von Ländern in Europa haben KollegInnen heute hier schon aufgezählt. Aber natürlich auch in Österreich erleben wir einen Backlash. Es werden Themen diskutiert, die viele Jahre nicht mehr in diesem Land diskutiert wurden. Und das ist gut so, weil auch dafür haben viele Frauen jahrelang gekämpft. "Der Bauch gehört mir.", sag' ich nur, war eines der ganz bedeutendsten Slogans der Frauenbewegung international, aber vor allem auch hier in Österreich. So ist es, und so soll es auch bleiben! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es gab von dieser Bundesregierung viele Reden zum Thema Gewalt. Aber es gab bisher keine einzige effiziente Maßnahme gegen Gewalt in diesem Land! Und das mache ich Ihnen zum Vorwurf, weil Sie wissen, bei diesem Thema ist es mir sehr, sehr ernst. Oder aber auch das absolute Ignorieren des Frauenvolksbegehrens. Ich finde es ja zwar sehr nett, dass Sie hier das erste Frauenvolksbegehren zur Sprache bringen. Aber wir hatten gerade ein Frauenvolksbegehren von einer halben Million Österreicherinnen und Österreichern unterzeichnet, und die Bundesregierung tut nicht mehr, als es in Wirklichkeit zu ignorieren. Dass Wien hier immer schon einen anderen Weg gegangen ist, und ich gehe jetzt nicht ins Detail ein, das haben andere hier auch schon gemacht, das war übrigens auch nicht vom Himmel gefallen oder ein logischer Schritt. Das war harte Politik von, ja, es ist so, Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in dieser Stadt, auch wenn ich nicht verschweige, dass ich es immer sehr gut fand, wenn wir gerade im Bereich der Frauenpolitik einen sehr breiten Konsens in diesem Haus finden konnten. Das haben wir getan, und ich würde mich sehr freuen, wenn wir das in Zukunft auch wieder finden würden. Ich bin stolz auf dieses Wien, vor allem, was das Thema Frauenpolitik betrifft. Und, Kollegin Schwarz - sie ist immer noch nicht hier -, Sie haben zum Thema Wiedereinstieg gesprochen und zum Thema Pensionen. Ich muss Ihnen schon sagen, dass die größte Hürde beim Wiedereinstieg in Österreich nach wie vor die Kinderbetreuung ist. Wir wissen auch, je länger der Wiedereinstieg nicht gelingt und je länger Frauen gezwungen sind, und zwar nicht, weil sie es wollen, sondern jene, die relativ rasch wieder arbeiten gehen wollen, weil sie es zum Teil auch müssen, weil sie Alleinerziehende sind, denen das oft sehr schwer gemacht wird, wenn es keine entsprechenden Kinderbetreuungseinrichtungen in diesem Land gibt, da haben wir in Wien seit Jahrzehnten einen anderen Weg gewählt, einen erfolgreichen Weg. Deshalb verdienen Frauen in dieser Stadt auch mehr als in Österreich. Deshalb gehen hier Frauen auch mehr einer Arbeit nach als im gesamten Bundesgebiet. Und es wirkt sich auch auf die Pension aus, denn die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern hat vor allem auch schon den Grund darin, dass Frauen lange nach der Kinderpause zu Hause bleiben und hier nicht mehr nachziehen können, selbst wenn es die Möglichkeit gäbe und sie in Berufen arbeiten würden, wo das möglich wäre, weil die Unterbrechung auf Grund der Kinderbetreuung eine zu lange ist und die, die es wollen, es nicht schnell genug schaffen. Das heißt, hier gibt es ganz klare Maßnahmen, die zu setzen sind. Kinderbetreuung ist Landessache. In Wien haben wir hier unsere Arbeit geleistet. Hier arbeiten wir aber auch weiter, werden unseren Beitrag weiter leisten. Aber ich würde die Kollegin Schwarz bitten, auch mal in den anderen Bundesländern diesbezüglich vorzusprechen, weil da schaut die Situation, und ich sage das jetzt seit Jahrzehnten, das kann ich in meinem Fall schon sagen, von dieser Stelle aus, leider nach wie vor nicht so aus, wie sich Frauen in diesem Land das wünschen würden. Ich möchte ein Projekt erwähnen, weil es ein sehr neues Projekt ist in dieser Stadt, wenn wir von Prävention, von Gewaltprävention auch in dieser Stadt reden, ein Projekt, das unsere Frauenstadträtin gemeinsam mit Jürgen Czernohorszky auf den Weg gebracht hat. Es nennt sich "Respekt". Es beginnt bereits in der Schule, hier Mädchen vor allem zu stärken, aber eben auch Buben hier zu einem gemeinsamen Weg zu fördern: Wie können Konflikte anders gelöst werden? Es werden auch die Eltern mit einbezogen. Das, was Sie gefordert haben, haben wir glücklicherweise vor ein paar Wochen präsentiert. Ich freue mich sehr, dass wir dieses Projekt haben, ein sehr großes Projekt. Und ja, ich freue mich, dass wir und unsere Stadträtin das gemeinsam mit StR Czernohorszky auch durchsetzen konnten. Danke schön! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die Kollegin Schwarz hat hier viele sehr gute Punkte angeführt, die für Frauen wichtig sind. Wenn wir von Frauenpolitik reden, dann, hat auch sie heute hier gesagt, ist das eine Querschnittsmaterie. Frauenpolitik ist Querschnittspolitik. Das sagen wir seit Jahrzehnten. Unsere ersten kommunalpolitischen Frauenprogramme in den 90er Jahren haben all diese Programme schon beinhaltet, die Sie heute hier auch aufgezählt haben. Ich sag' nur: Frauen planen ihre Stadt, mehr Licht, und so weiter, und so fort. Aber wissen Sie, was Alleinerzieherinnen vor allem, und die haben Sie angesprochen, beim Wohnen am wichtigsten ist? Dass es leistbar ist! Das ist der Schwerpunkt, den dieses Rote Wien hier seit 100 Jahren gesetzt hat, den wir auch derzeit setzen und den wir aktuell auch setzen werden, denn leistbares Wohnen ist nicht zuletzt für Frauen das Um und Auf, um sich wohlzufühlen und auch den Kindern eine entsprechende Entwicklung in dieser Stadt bieten zu können. Wir leisten unseren Beitrag in Wien. Ich würde Sie bitten, im Bund auch mit einem neuen dementsprechenden Mietrecht Ihren Beitrag zu leisten, weil im privaten Altbau schaut es anders aus als im geförderten Wohnbau in Wien. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich möchte alle Angebote hier gerne nicht nur aufgreifen, sondern auch ich und viele andere meiner Kolleginnen haben es von dieser Stelle oft ausgesprochen, gemeinsam hier zu arbeiten für Frauen in dieser Stadt, gemeinsam Projekte in Angriff zu nehmen. Ich kann mich erinnern, eine der Erfolgreichsten hier auch von Ihrer Seite war beispielsweise Maria Rauch-Kallat, als sie noch hier im Wiener Gemeinderat war. Ich würde mich freuen, wenn es hier Initiativen gibt, wo wir gemeinsam als Frauen, wie es auch Jennifer Kickert zuerst gesagt hat, wurscht, woher wir kommen, gemeinsam als Frauen versuchen, hier Frauen in dieser Stadt mehr Rechte zukommen zu lassen und erfolgreiche Projekte gemeinsam in dieser Stadt umzusetzen. Es hat sich vieles verändert in 100 Jahren. Manches oder vieles hat sich leider nicht verändert. Und ich muss Ihnen leider schon sagen, Frauenpolitik war und ist kein Kindergeburtstag, kein Wunschkonzert. Mich werden Sie auch immer als eine Kämpferin im Bereich der Frauenpolitik erleben. Und in der Frauenpolitik gibt es kein Durchschnaufen! Wir können uns nicht ausruhen auf Errungenschaften, die unsere Vorkämpferinnen in diesem Land, in dieser Stadt erreicht haben. Nein, wir müssen gemeinsam weitergehen, wenn wir tatsächliche volle Gleichberechtigung erreichen wollen. Wir Frauen haben Rechte. Ja, und wir haben nicht nur das Recht auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit. Nein, wir haben auch das Recht, dass wir in allen Bereichen entsprechend vertreten sind. Wir Frauen sind die Hälfte der Bevölkerung. Ich bin übrigens stolz, dass wir in der Wiener Stadtregierung Halbe-Halbe haben, auch keine Selbstverständlichkeit in diesem Land. International brauche ich gar nicht reden. Und darauf können wir stolz sein. Das ist auch etwas, was an einem Tag vor dem 4. Mai hier dementsprechend betont werden muss, weil es war auch das nicht leicht und eine Errungenschaft, und auch das ein Kampf. Mittlerweile ist es zumindest, was uns betrifft, fast eine Selbstverständlichkeit, und wir freuen uns sehr darüber und sind sehr stolz, dass das so gekommen ist. Ich möchte aber noch einmal darauf zurückkommen, was mich sehr freut und ganz, ganz wichtig ist, und das haben auch Kolleginnen heute hier schon erwähnt, das ist die Vertretung von Frauen in den gesetzgebenden Körperschaften. Ich finde nämlich, dass nicht nur im Parlament, sondern ich finde auch, dass bei uns hier noch zu wenig Frauen sind, dass Frauen hier unterrepräsentiert sind. Ich möchte in diesem Zusammenhang eine Frau zitieren, der wir alle gemeinsam hier sehr, sehr viel zu verdanken haben, und das ist Johanna Dohnal. Sie hat gesagt: "Mehr Frauen in der Politik bedeutet gleichzeitig weniger Männer. Und genau das ist der Grund und nichts anderes, warum die Steigerung des Frauenanteils in den gesetzgebenden Körperschaften so gering war." Zitat Ende. Und ich füge hinzu: So gering ist. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Deshalb sage ich, dass die Quote nach wie vor eine ganz, ganz wichtige Forderung in der Politik ist, weil es geht nicht darum, dass man sich mehr Frauen wünscht, es sollen mehr Frauen in der Politik sein. Durchs Wünschen hätten wir Frauen auch kein Wahlrecht in diesem Land und in dieser Stadt bekommen. Quote, das bedeutet Machtverlust. Quote für Frauen heißt, mehr Macht für Frauen. Mehr Macht für Frauen bedeutet weniger Macht für Männer. Das ist so, und deshalb stellen sich auch so viele dagegen. Es waren auch schon bürgerliche Frauen, ich habe von Maria Fekter noch so ein Zitat in den Ohren, die zugegeben haben, meist am Ende dann nach ihrer politischen Karriere, dass sie anfangs mit der Quote der Johanna Dohnal tatsächlich gar nichts anfangen haben können, aber am Ende ihrer politischen Karriere das tatsächlich dann doch etwas anders gesehen haben. Weil dass man Frauenpolitik mittlerweile, und das können viele, in Reden, in Sonntagsreden gut formulieren kann, das können viele. Wenn es dann um die harten Fakten geht und vor allem auch um die entsprechenden Maßnahmen, da wird es dann plötzlich ganz, ganz leise und da ist die Zustimmung dann eine ganz geringe. Und lassen Sie sich nicht einlullen von Sätzen wie: Ich will keine Quotenfrau sein. Keine Frau ist eine Quotenfrau! Es ist nämlich auch kein Mann ein Quotenmann. Lassen Sie sich nicht einlullen! Bei Frauenpolitik, und das werden wir auch vielleicht in unseren gemeinsamen Projekten feststellen, geht es immer um Macht. Frauenpolitik ist Machtpolitik. (Heiterkeit bei GR Stefan Berger.) Da geht es um Machtverlust, auch wenn Sie noch so sehr lachen. Jetzt lachen Sie noch! Und es geht um klare Maßnahmen. (Heiterkeit bei Amtsf. StRin Kathrin Gaál und GRin Barbara Novak, BA.) Deshalb ist eine Forderung von mir nach wie vor die Quotenregelung, ja, auch die Quotenregelung, die wir in unserer Partei für gesetzgebende Körperschaften schon längst beschlossen haben. Ich halte das für unumgänglich ganz notwendig, sehr wichtig. Vielleicht finden wir auch hier gemeinsam zu einer gemeinsamen Initiative! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Denn, Kollegin Matiasek, wenn Sie sagen, die Frauen, na ja, die haben es so schwer in der Politik. Ja, das stimmt, das hatten sie schon immer. Sie selbst haben heute sehr eindrucksvoll beschrieben, welchen Weg Frauen auf sich und welchen Kampf Frauen auf sich genommen haben, um ein Frauenwahlrecht zu erkämpfen. Ja, das stimmt, Frauen haben es in der Politik nicht einfach und sie haben es schwerer als Männer. Aber lassen wir es uns doch gemeinsam verändern! Lassen wir uns doch Politik und Parteien gemeinsam verändern! Wir tun das und wir haben das über viele Jahrzehnte getan, was unsere eigene Partei betrifft. Bei Ihnen ist das leider nicht der Fall. Bei Ihnen sieht man auch keine Frauenpolitik, keine Frauen in der Politik, ganz wenige. Mehr Frauen, das habe ich am Ende Ihrer Rede festgestellt, würden der FPÖ vielleicht doch nicht so schlecht tun. Und es geht darum, die Rahmenbedingungen auch für Politikerinnen, wie für alle Berufsgruppen in dieser Gesellschaft, zu verändern, dass es Frauen möglich ist, und jetzt bin ich wieder am Anfang, eben auch genauso wie Männer mit derselben Unbeschwertheit zum Teil in die Politik zu gehen, um sich nicht das alles zu überlegen, was wir beide uns und viele Kolleginnen in diesem Raum oft überlegen haben müssen, worüber Männer sich in diesem Raum, sehr viele Männer, nicht alle, es werden mehr, die sich auch diese Gedanken machen müssen, wie sie es vereinbaren können. Deshalb lassen Sie uns gemeinsam die Politik verändern! Verändern Sie Ihre Partei! Dann wird es für Frauen auch einfacher sein, in die Politik zu gehen! Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Themenbereich ansprechen, der mir als bekennende Europäerin ganz, ganz wichtig ist. Wenige Tage vor dem 4. Mai, der wurde heute schon angesprochen, aber auch einen Tag vor dem 1. Mai und wenige Wochen vor einem Urnengang zur Europawahl, eine der ganz entscheidenden Wahlen, die wir haben werden, eine Wahl, wo es in Europa um eine Richtungsentscheidung geht, ist es mir persönlich auch ein ganz, ganz wichtiges Anliegen, meine Partei wird das tun, auch die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Europäischen Parlament, dass wir die Anliegen von Frauen, dass wir Frauenrechten auch in Europa jenen Stellenwert geben, den andere Bereiche in diesem Europa, in diesem Europäischen Parlament haben. Die Lobby für die Industrie, die Lobby für andere Bereiche ist eine große. Lassen Sie uns doch gemeinsam in diesem Europawahlkampf vielleicht auch schauen und Themen, die Frauen betreffen, in den Vordergrund rücken, aber auch dann mit den Kolleginnen und Kollegen, die wir im Europaparlament haben, gemeinsam versuchen - und es ist eine Aufgabe von uns allen, dass auch in Europa das Thema Frauen und Frauenrechte jenen Stellenwert erhält, wie es andere Bereiche haben. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Wir haben die meisten Frauen auf der Liste!) Sie sollen es nicht auf der Liste haben, Sie sollen es vielleicht irgendwann einmal in die Parlamente reinkriegen! Aber das tun Sie nicht, weil dann müssten Sie ein paar Männer rausgeben. Und das ist genau das, was ich zuerst versucht habe, zumindest Kolleginnen wie der Kollegin Matiasek zu erklären, weil Sie wissen ganz genau, worum es geht. Es geht um Machtverlust. Deshalb sind Sie auch nicht jener Unterstützer, auf den ich hier zählen kann, wenn es um Frauenrechte in diesem Land geht. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Aber lassen Sie mich zum Schluss - eigentlich wollte ich zu Ihnen gar nichts sagen, weil das war, ehrlich gesagt, eine Beleidigung dieser Debatte zuerst von Ihnen. Lassen Sie mich zum Schluss noch etwas sehr Ernstes sagen, vor allem an die Frauen in diesem Saal gerichtet, aber letztendlich an alle gemeinsam. Wenn wir heute von einem derart historischen Tag wie den 4. Mai 1919 reden, dann stehen wir auf sehr breiten, sehr großen und auf sehr mutigen Schultern der Pionierinnen. Vielen ist das oft gar nicht bewusst. Das ist eine ganz, ganz große Verantwortung, die wir hier alle gemeinsam tragen und nehmen wir diese Verantwortung bitte wirklich ernst! Denn was vielen vielleicht nicht so bewusst ist, ist, wir sind diejenigen, die dafür Verantwortung tragen, wie diese Geschichte der Frauen in dieser Stadt und in diesem Land weitergeschrieben wird. Es ist unsere Verantwortung! Nehmen wir sie ernst! Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Dr. Koderhold gemeldet. Ich erteile Ihnen das Wort. GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben also eine sehr leidenschaftliche Rede gehört. Die Zahlen, die Fakten sind leider nicht dementsprechend. Nach wie vor ist die Lebenserwartung bei Frauen in Wien am weitaus schlechtesten von den Bundesländern. Und unabhängig ... (GRin Martina Ludwig-Faymann: Ich habe nicht über die Lebenserwartung geredet!) Sie müssen ja etwas machen für die Frauen. Und die Säuglingssterblichkeit ist in Wien auch am höchsten. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Darüber habe ich auch nicht geredet!) Dann machen Sie was für Frauen! Reden Sie nicht nur! Polemisieren Sie nicht! Machen Sie was für Frauen! (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Eine tatsächliche Berichtigung! - Aufregung bei der SPÖ. - Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen eine, des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien fünf und des NEOS-Rathausklubs eine schriftliche Anfrage eingelangt sind. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien sechs Anträge eingelangt. Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, ersuche ich gemäß § 17 Abs. 6 der Geschäftsordnung des Gemeinderates um Zustimmung zur Aufnahme der Postnummer 38 des Ihnen bereits bekannt gegebenen 2. Nachtrages auf die heutige Tagesordnung. Ich ersuche jene Damen und Herren, die der Erweiterung der Tagesordnung zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Ja, das ist einstimmig so angenommen. Die Anträge des Stadtsenates zu den Postnummern 3 bis 7, 9 bis 11, 15, 16, 18, 19, 22, 24, 25, 31, 32 und 35 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zum Beginn der Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre hier daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 37, 38, 26, 27, 30, 28, 29, 33, 34, 36, 23, 1, 2, 8, 12, 13, 14, 17, 20 und 21. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Wir kommen nun zur Postnummer 37. Sie betrifft die Wahl eines Ersatzmitgliedes in den Vorstand der KFA. Bevor wir den vorliegenden Wahlvorschlag abstimmen, ist über die Art der Abstimmung zu entscheiden. Gemäß § 27 Abs. 2 der Wiener Stadtverfassung sind Wahlen mittels Stimmzettel vorzunehmen, wenn der Gemeinderat nicht mit Zweidrittelmehrheit anderes beschließt. Ich schlage vor, diese Wahl durch Erheben der Hand vorzunehmen. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die mit meinem Vorschlag einverstanden sind, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Danke. Frau StRin Mag. Ulrike Nittmann ist durch ihren Mandatswechsel als Ersatzmitglied aus dem Vorstand der KFA ausgeschieden. Der entsprechende Wahlvorschlag des Klubs der Wiener Freiheitlichen für die restliche Funktionsperiode des Vorstandes der KFA lautet auf GR Georg Schuster als Ersatzmitglied für das Mitglied GR Dr. Günter Koderhold. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mehrstimmig mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen von NEOS und GRÜNEN so angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 38 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Bericht der Untersuchungskommission betreffend Klärung der Projektkosten und Terminentwicklung des Krankenhauses Nord und den Minderheitsbericht. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Florianschütz, die Verhandlung einzuleiten. Seine Redezeit ist mit 45 Minuten begrenzt. Berichterstatter GR Peter Florianschütz: Einen wunderschönen guten Tag, Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf Ihnen heute den Bericht über die Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderates zum Thema "Krankenhaus Nord" präsentieren. Vorweg möchte ich mich sehr herzlich bei den Mitgliedern der Untersuchungskommission für die Arbeit bedanken. Das war eine ambitionierte Aufgabe, die wir da bewältigt haben, und ich denke mir, dass entgegen manch anderer Gepflogenheiten die Behandlung des Berichtes und das Klima in der Untersuchungskommission über alle Parteigrenzen hinweg kollegial, nicht amikal, aber kollegial gewesen sind. Dafür möchte ich mich namens auch aller Mitglieder der Kommission bedanken. Ich bedanke mich auch sehr herzlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Magistrats, und letztendlich, last but not least, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Klubs, die ja doch eine beträchtliche Arbeitsleistung hinter sich gebracht haben. (Allgemeiner Beifall.) Ich bedanke mich namens der Untersuchungskommission auch bei der Vorsitzenden und den beiden stellvertretenden Vorsitzenden der Untersuchungskommission, die diese Kommission als Sitzungspolizei geleitet haben und für einen fairen und vernünftigen Ablauf gesorgt haben. Ich darf erwähnen, dass das nicht immer einfach gewesen ist, aber sie haben das sehr, sehr gut bewältigt. Dafür herzlichen Dank an sie. (Allgemeiner Beifall.) Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich zu Anfang des Berichts das stellen, was auch zu Anfang der Tätigkeit der Untersuchungskommission gewesen ist, nämlich eine Einschätzung über die grundsätzliche Eigenschaft und an die Grundsätze des Verfahrens einer Untersuchungskommission. Ich sag' das deshalb, weil ich davon ausgehe, dass zwar die Mitglieder der Untersuchungskommission und die gelernten Juristinnen und Juristen das wissen. Aber normal weiß man das nicht und darum fasse ich es kurz zusammen: Eine Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderates ist eine Verwaltungsbehörde, die kollegial tagt und als solche ihre investigative Tätigkeit vornimmt. Sie agiert auf der Grundlage des Allgemeinen Verwaltungsverfahrensgesetzes und demzufolge ist alles, was in der Untersuchungskommission passiert ist, Verwaltungshandeln. Das ist deshalb wichtig, weil des Öfteren in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden ist, als hielte es sich um ein strafrechtliches Tribunal oder eine zivilrechtliche Behörde. Beides ist falsch. Richtig ist, es gilt prinzipiell einmal der Grundsatz der Wiener Stadtverfassung und subsidiär, wo nichts geregelt ist, das Allgemeine Verwaltungsverfahrensgesetz. Nach diesen Grundsätzen haben wir nach bestem Wissen und Gewissen getagt und haben versucht, das, was in einem Verwaltungsverfahren wichtig ist, herauszufinden, nämlich die materielle Wahrheit. Und, meine Damen und Herren, die Endergebnisse der Investigation der Untersuchungskommission gipfelt in einem schriftlichen Bericht, der Ihnen vorliegt. Dieser schriftliche Bericht ist in der Untersuchungskommission als Behörde beschlossen worden und stellt somit die materielle Wahrheit der investigativen Tätigkeit der Verwaltungsbehörde Untersuchungskommission dar. Nichtsdestotrotz gibt es auch einen Minderheitenbericht, der von einem Drittel der Mitglieder der Untersuchungskommission erarbeitet worden ist, und der steht ja in Folge in Behandlung durch den Minderheitenberichterstatter, wie wohl die Debatte über den Bericht der Untersuchungskommission stattfindet. Zum Ablauf des Verfahrens darf ich Ihnen mitteilen, dass wir 62 Zeuginnen und Zeugen gehört haben, bis auf 2, 3 ZeugInnen. Also 2 ZeugInnen sind nicht geladen worden mehrheitlich, alle anderen wurden einstimmig geladen, 2 davon doppelt. Der Prof. Janßen wurde ein Mal geladen, aber der Antrag auf nochmalige Ladung wurde mehrheitlich abgelehnt. Das heißt, es war ein Bild von relativ großer Einigkeit, wenn man bedenkt, dass ein Zeuge, der nicht geladen wurde, nur von einer Fraktion gewollt wurde. Es handelte sich um den Lhptm Kaiser aus Kärnten. Da wurde übereinstimmend bis auf eine Fraktion befunden, dass die Befragung des Herrn Lhptm Kaiser nicht zum Herausfinden der materiellen Wahrheit dient, und daher wurde das abgelehnt. Wir haben einen 227-seitigen Bericht vorgelegt, der wohl untermauert ist, wie das in einem Verwaltungsverfahren üblich ist. Es ist versucht worden, und ich denke, das ist auch gelungen, jede Aussage, die im Untersuchungsbericht drinnensteht, durch Rückgriff auf die Beweismittel, sowohl Zeugenaussagen als auch Unterlagen, nachzuweisen. Und das ist ja das Wesen des Verwaltungsverfahrens, dass man das so macht. Darüber hinaus liegen für motivierte Menschen noch in etwa 1.500 Seiten Wortprotokoll, mit denen man die Verhandlungen verfolgen kann, vor, und eine Datenmenge an Beweisstücken und Beweisdokumenten in der Gegend von 15 Gigabyte. Das sind weit mehr als 100.000 Seiten, wobei insgesamt auch einmal ein Dokument in der Größenordnung von 500.000 Seiten beantragt wurde. Das wurde allerdings nicht materiell zur Verfügung gestellt, sondern nur nach Nachfrage von der Option her den Mitgliedern der Untersuchungskommission optional zur Verfügung gestellt, also zugänglich gemacht. Meine Damen und Herren! Der Gang der Verhandlung der Untersuchungskommission entsprang dem Einsetzungsantrag, der eingebracht worden ist, und er wurde auch in derselben Systematik behandelt. Lassen Sie mich nunmehr, wenn es ins Detail geht, die Lesebrille herausnehmen, weil das ist in einem Verwaltungsverfahren wichtig, dass man sich nicht verliest. Die Punkte, um die es gegangen ist, waren die Leistungs- und Bedarfsentwicklung, die Frage des Grundstücks, die Frage der Bauherrenfunktion des Krankenanstaltenverbundes, die Frage der Vergabe der Leistungen, die Frage der Bauausführung, die Frage der Finanzkosten und der Finanzierung, und die Frage der Betriebsorganisation des Krankenhauses Nord. Und über dem allen als Überthema stand natürlich und steht natürlich die Frage der politischen Verantwortung, denn eine Untersuchungskommission, ich habe das ganz am Anfang ausgeführt, ist ja dazu da, um die politische Verantwortung in diesem Haus zu definieren, nicht, um strafrechtliche Umstände zu verfolgen, wohl, wenn sie ihr bekannt wären weiterzuleiten noch zivilrechtliche Ansprüche zu bewerten. Das ist nicht ihre Aufgabe. Und ich darf Ihnen vorweg mitteilen, dass im Zuge der Behandlung der Untersuchungskommission entgegen dem manchmal in der Öffentlichkeit entstandenen Eindruck kein strafrechtlicher Tatbestand angezeigt und aufgezeigt wurde und in der Untersuchungskommission ein solcher auch nicht diskutiert wurde. Das bedeutet nicht, dass nicht neben der Tätigkeit der Untersuchungskommission gerichtliche Investigationen angeregt worden sind. Sie sind aber nicht das Ergebnis der Tätigkeit der Untersuchungskommission, sondern sie sind quasi Einzelbemühung von im Verfahren Beteiligten, die sich an die Staatsanwaltschaft gewandt haben. Das ist auch so in Ordnung, weil wenn ein Staatsbürger/eine Staatsbürgerin für sich der Meinung ist, dass ein strafrechtlicher Tatbestand vorliegt, dann ist er oder sie ja nicht nur gut beraten, sondern quasi auch verpflichtet, diesen zur Anzeige zu bringen. Ich merke nur an, dass man das nicht inflationär machen sollte, aber soll sein. Lassen Sie mich mit der Leistung und Bedarfsentwicklung beginnen. Und, meine Damen und Herren, ich werde es hier nicht mit einem Zahlenfriedhof zuleeren und werde Ihnen nicht alle Gutachten und dergleichen hier zitieren. Erstens würden 45 Minuten nicht ausreichen, und ich bin eigentlich entschlossen, die 45 Minuten nicht zu 100 Prozent auszuschöpfen, auch in Ihrem Interesse. Und zweitens können Sie das ja alles nachlesen und besonders motivierte Menschen haben das ja auch alles schon gelesen. Bei denen, die den Bericht durchgearbeitet haben, bedanke ich mich für das Interesse. Meine Damen und Herren, der Ausgangspunkt der Sache war, dass es in Wien eine Ungleichbehandlung in der Versorgung von Spitalsbetten auf 1.000 Bewohnerinnen und Bewohner gegeben hat. Das war der Ausgangspunkt der Sache. Die Stadtregierung hat in ihrer frühen Phase, nämlich bei der grundsätzlichen Entscheidung zur Errichtung eines Krankenhauses im Norden Wiens, dem Rechnung getragen. Das geht zurück auf eine Studie dieses Österreich- Instituts für Gesundheitswesen. Im Jahr 2004 hat die ÖBIG herausgefunden, dass bei der Verteilung von Betten auf Kranke bei 1.000 Kranken im Nordosten 3,5, im Westen 8 und in der Mitte-Südost-Region 8 Betten zur Verfügung stehen. Das ist eine Ungleichbehandlung, die bedeutet, dass im Nordosten etwa weniger als die Hälfte als in den anderen Gesundheitsregionen angeboten worden ist. Das deutet nicht auf eine schlechte Krankheitsversorgung der gesamten Wiener Bevölkerung hin, das muss man auch dazusagen, weil die Wiener Bevölkerung ja mobil genug ist. Das heißt, es kann natürlich auch jemand aus Floridsdorf beispielhalber ins damals und heute noch sogenannte Kaiser-Franz-Josef-Spital nach Favoriten fahren, und das ist auch passiert. Aber das war nicht das Ziel. Das Ziel war eine gleiche Verteilung. Diese gleiche Verteilung stellt sich nach der Planung der Gesundheitsversorgung so dar: Im Bereich Nordost 3,87, im Bereich West 4,63, und im Bereich Mitte-Südost 6. Das ist eine nicht 100-prozentige, aber gleiche Verteilung. Das war der politische Sinn, warum das Krankenhaus Nord gebaut wurde, um dieses Ungleichgewicht in ein Gleichgewicht umzubauen. Der Rest bliebe der Diskussion, der politischen Diskussion zum Krankenanstaltenplan und zum Krankenhauskonzept 2020/2030, die heute ja nicht stattfindet, überlassen. Aber das war der Generalplan, der dahintersteckt. Das Zweite, und das ist auch eine grundsätzliche Entscheidung gewesen, ist, dieses Grundstück in Floridsdorf zu bebauen, weil dort die Versorgungslücke am deutlichsten war. Das war ja der Grundgedankengang, herzugehen und das im Norden Wiens zu errichten. Und so wurde in Floridsdorf ein Grundstück gesucht. Da gab es ursprünglich sechs Grundstücke von drei BewerberInnen. Das hat sich auf vier Grundstücke reduziert. Nach längerem Hin und Her erfolgte dann die Ausschreibung an zwei Bewerber mit drei Grundstücken. Und am Ende des Tages im Februar 2008 blieb eine Grundstücksoption offen. Das war das Konsortium aus den Firmen Porr, Siemens und Vamed. Dazu ist anzumerken, dass bei der Ausschreibung und beim Ausschreibungsverfahren darauf Wert gelegt wurde, dass das Grundstück beim Anbot mitgeliefert werden musste. Das hat zu Diskussionen geführt und die Frage hat gelautet: Warum wurde das Grundstück verlangt? Die Antwort wurde von mehreren Zeuginnen und Zeugen gegeben. Kurz zusammengefasst: Wenn man den Bauwerber, Bauherrn, Bauträger, wie auch immer, nicht ein Grundstück mitnehmen lässt, kommt es, und das wissen wir, das hat ein Zeuge, eine Zeugin, ich glaube, der Herr Bürgermeister war das oder die Frau Stadträtin in Ruhe, gesagt, dass die Grundstückspreise dann astronomische Höhen erreichen. Präferenzbereich war die Überlegung, ein Stadion für einen Fußballverein im Süden Wiens zu errichten. Von dem wollte man wegkommen und das war einer der Gründe, warum das passiert ist. Drittens: Es wurde ein PPP-Modell vorgeschlagen, Private Public Partnership. Das wurde deshalb gemacht, weil die Finanzierungsregeln für die öffentliche Hand nach den Maastricht-Kriterien eine Direktkreditaufnahme und daher eine direkte Finanzierung durch die Stadt Wien erschwert beziehungsweise in dem konkreten Fall sogar ausgeschlossen hätte. Daher musste man, wie in vielen anderen Fällen auch, ein PPP-Modell nehmen. Dazu dann bei Konsequenzen, die wir ziehen müssen. Das PPP-Modell wurde dann aus drei Gründen nicht wahrgenommen. Der erste Grund war, und das ist in der Untersuchungskommission deutlich herausgekommen, es konnte sich das Konsortium Porr, Siemens, Vamed mit der Gemeinde Wien in Form des Krankenanstaltenverbundes nicht auf einen Preis einigen. Es gab kein konkretes Angebot des Konsortiums, um ein Grundstück zu errichten, woraufhin ein anderer Weg gegangen worden ist. Das hatte den Grund bei den Kosten, das ist der primäre Grund gewesen. Zweitens hat sich die Europäische Investitionsbank, die Kapitalgeberin in der Größenordnung von 300 Millionen EUR gewesen ist, in einem Schriftstück, das uns vorgelegen ist in der Untersuchungskommission, skeptisch gezeigt - sie hat dort vermerkt, die Generaldirektorin nämlich, wenn man sich auf das Verzichten des Konsortiums einigen würde, würde das das Verfahren, ich zitiere wörtlich: "erheblich erleichtern". Das heißt nicht, dass die Europäische Investitionsbank es abgelehnt hätte, mit einem Konsortium zu bauen. Sie hat aber mitgeteilt, es würde das Verfahren erheblich erleichtern. Und letztendlich drittens war das Kontrollamt der Stadt Wien in einer eigenen Studie dazu skeptisch gegenüber einem Generalunternehmer und dem PPP-Modell. Demzufolge wurde, wie uns das mehrere Zeugen gesagt haben, nämlich sowohl der damalige Generaldirektor als auch der spätere Generaldirektor, davon Abstand genommen und es wurde unter Verwendung des Grundstückes, das damals angeboten wurde, selbst gebaut. Seitenaspekt: Der Krankenanstaltenverbund hat bei dem Grundstück in Floridsdorf, auf dem letztendlich gebaut wurde, vor der Entscheidung, selbst zu bauen, eine Option auf den Ankauf des Grundstückes erworben, die er dann gezogen hat, unter anderem deshalb, wie uns in der Untersuchungskommission berichtet worden ist, um nicht erpressbar zu sein. Das hat auch funktioniert. Und demzufolge hat der Krankenanstaltenverbund letztendlich das Grundstück selber bebaut und hat selbst das Bauvorhaben als Bauherr übernommen. Die Bauherrenfunktion, die dann wahrgenommen wurde, hat in der Untersuchungskommission zu unterschiedlichen Einschätzungen geführt. Der Bericht einer Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderates ist manchmal, aber dieses Mal nicht, kein Jubelbericht. Die Frage der Übernahme der Bauherrenfunktion und insgesamt die Entscheidung, selbst zu bauen in Einzelgewerken, ist nachdrücklich durchaus kritisch zu bewerten und hat sich - man kann sagen, der Abend ist immer gescheiter als der Morgen - aber letztendlich in der Rückbehandlung als schwierig herausgestellt, insbesondere weil das Bauvorhaben ja auch von unterschiedlichen handelnden Personen abgewickelt wurde. Ich nenne jetzt nicht alle Handelnden, ich sage immer nur die Spitzenfunktion. Begonnen hat das alles mit dem Herrn Direktor Marhold und Direktor-Stellvertreter Koblmüller, wobei anzumerken ist, dass der Herr Direktor-Stellvertreter Koblmüller aus Oberösterreich deshalb nach Wien geholt worden ist, um die Bauherrenfunktion des Krankenanstaltenverbundes zu stärken. Das war der gezielte Plan, warum er geholt worden ist. In Folge ist der Herr Direktor-Stellvertreter Koblmüller nicht verlängert worden und der Herr Direktor Marhold erkrankt, worauf es zu einem neuen Team kam. Das war nicht in einem Zug, sondern übergreifend. Aber letztendlich hat sich das so dargestellt, dass am Ende des Tages der Herr Generaldirektor Janßen und sein Stellvertreter, der Herr Direktor-Stellvertreter Balázs über geblieben sind, die das Bauvorhaben weiter betrieben haben. Wobei auch zu bemerken ist, das ist auch wichtig für die Einschätzung, der Herr Direktor Janßen, der ja über ein Verfahren bestellt wurde, im Grunde des Herzens für die Umsetzung des Spitalskonzeptes 2020/2030 bestellt wurde und nicht für die Umsetzung des Krankenhauses Nord als Projektleiter. Er war natürlich, weil er ja der Generaldirektor des Krankenanstaltenverbundes war, der Bauherr. Aber damit zeigt sich schon eine Schwäche, dass es eine Vermischung gibt zwischen der Generalebene, insbesondere der planenden und in die Zukunft schauenden Ebene des Krankenanstaltenverbundes, und dem Management konkreter Bauvorhaben vor Ort. Eine Zwischenebene in Form etwa einer Projektgesellschaft war nicht vorgesehen. Das hat dem Projekt nach Einschätzung der Untersuchungskommission jedenfalls nicht genützt, um das einmal vorsichtig auszudrücken. Letztendlich sind dann auch die Herren Janßen und Balázs ausgeschieden und ein neues Team mit dem Herrn Direktor, nicht Generaldirektor, sondern Direktor Wetzlinger und der heutigen Generaldirektorin Kölldorfer-Leitgeb hat das übernommen. Und wie ich Ihnen dann auch noch berichten werde, führt das jetzt zu einem oder hat das zu einem halbwegs vernünftigen Ende geführt. Wobei ich auch anmerken möchte, dass es eine Fülle von Detailproblemen, mit der die Bauherrenfunktion verbunden war oder mit der die Bauherrenfunktion beschäftigt war, gegeben hat. Beispiele waren Fragen mit der Statik und Fragen mit der Fassade. Ein prägender Punkt, wenn auch nicht ... Es gibt nicht, und das muss ich Ihnen sagen, es gibt nicht eine Ursache für Vorkommnisse rund um den Bau des Krankenhauses Nord, sondern es gibt viele verschiedene Bausteine, die sich zusammensetzen. Und einer davon, wesentlich, aber nicht alleine kausal ursächlich ist der Konkurs einer Fassadenfirma gewesen, der natürlich zu Schwierigkeiten geführt hat ähnlich wie eine schlechte Generalplanung oder eine schlechte Grundsatzplanung, und besonders Probleme mit der Statik und der Statikplanung. Die Leistungsvergabe wurde in Einzelgewerken durchgeführt. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass das im Nachhinein nicht die optimale Herangehensweise gewesen ist. Das wurde aber unter anderem deshalb gemacht, weil es drei Meinungen im Verfahren gegeben hat, die dafür gesprochen haben. Das eine war der Herr Gutachter Kropik, der dafür gesprochen hat, das Zweite die Projektsteuerung des Projekts, und das Dritte letztendlich die Begleitende Kontrolle, die das alles empfohlen hat. Und so wurde vom Bauherrn dieser Weg gegangen. Sie mögen mich entschuldigen angesichts der vorigen Debatte, wenn ich immer Bauherr sage, aber der Terminus technicus ist nicht gegendert. Daher sage ich Bauherr, weil einen anderen gibt's nicht. (Zwischenruf von GR Wolfgang Seidl.) Normal gender ich schon im Gegensatz zu Ihnen. Aber in dem Fall geht's halt nicht. Bauausführung. Wie die Probleme aufgetaucht sind, war die Frage, ob im Verfahren oder im Eifer des Gefechtes, würde ich fast sagen wollen, ein Baustopp gemacht werden soll. Es gab Rufe nach einem Baustopp. Letztendlich wurde entschieden, dass es nicht zu einem Baustopp kommt. Das war in letzter Konsequenz eine Entscheidung des Managements, möchte ich Ihnen sagen, gebilligt von der politischen Ebene, aber jedenfalls eine Frage des Managements. Und es haben uns alle Zeugen gesagt, dass ein Baustopp schädlich gewesen wäre. Demzufolge hat sich die Frage, dass kein Baustopp stattgefunden hat, auch wenn man das angesichts anderer Bauvorhaben, die jetzt herumstehen, betrachtet, im Nachhinein als Glücksfall herausgestellt, weil, wie gesagt, Zeugen gesagt haben, hätte man einen Baustopp gemacht, würde heute dort eine Ruine und kein fertiges Krankenhaus stehen. Und das Zweite bei der Bauausführung, das ist eine wichtige Frage, ich habe das so miterlebt und nicht nur ich, sondern auch die Mitglieder der Untersuchungskommission: Es ist offensichtlich eine Art Tauziehen zwischen dem Bauherrn auf der einen Seite und den Baufirmen und den Gewerken auf der anderen Seite. Und da gibt es eigene Abteilungen in den Baufirmen, Clearing-Stellen, Claim-Management heißt das, die damit beschäftigt sind, möglichst hohe Kosten herauszuschlagen, was aus Sicht einer Baufirma natürlich legitim ist. Demgegenüber steht ein Anti-Claim- Management, nämlich des Bauherrn, in dem Fall des KAV, der dem entgegenwirkt. Man kann sich das so wie ein Seilziehen in die eine und in die andere Richtung vorstellen. Dann gibt es die Möglichkeit der Clearing-Stelle. Um privatrechtliche Verfahren mit erstens langer Dauer und zweitens hohen Prozesskosten zu vermeiden, hat man eine Clearing-Stelle eingeführt. Die hat erfolgreich gearbeitet, Das wissen wir unter anderem vom Mehrheitseigentümer der Porr. Und es wurde jedenfalls bis zum Jahr 2016 ein starkes Forderungsmanagement eingeführt. Dieses starke Forderungsmanagement hatte schon eine politische Vorgabe, nämlich die politische Vorgabe der damaligen Stadträtin Wehsely, die in der Untersuchungskommission gesagt hat, das wurde auch von mehreren Zeugen bestätigt: Gebt nicht nach, sondern versucht, die Interessen der Stadt finanzieller Art durchzusetzen. Lasst euch nicht beirren. Versucht das, was ihr fordert, auch zu bekommen. Das hat das Clearing, besonders der Herr Direktor- Stellvertreter Balázs probiert. Und das gehört nach meiner persönlichen Einschätzung, sage ich jetzt dazu, natürlich auch zur politischen Verantwortung, zu schauen, dass man die finanziellen Interessen der Stadt rechnet. Zu Kosten und Finanzierung, nämlich der Frage, warum das PPP-Modell nicht, sondern anders gewählt worden ist, habe ich Ihnen schon etwas gesagt. Wesentlich dabei war die Frage des EIB-Kredites. Wobei beim EIB-Kredit zu sagen ist, dass übereinstimmend die Zinsbelastung und die Konditionen des EIB-Kredits nach einer Zuspitzung des EIB-Kredits von einer 60- auf eine 25-jährige Laufzeit als sehr günstig eingeschätzt worden sind und daher der Weg, das von dort jedenfalls teilzufinanzieren, richtig gewesen ist. Zur Frage der Kosten an sich. Meine Damen und Herren, im Jahr 2008 oder auf der Preisbasis des Jahres 2008 ist der Ausgangspunkt der Betrachtung ein Preis von 825 Millionen EUR. Dieser ergibt sich aus der Zusammenrechnung der Kostenvoranschläge der einzelnen Gewerke, nicht aus einem Kostenvoranschlag des PPP- Modells, den gab's ja nicht. Diese 825 Millionen sind, aus welchen Gründen auch immer, unverändert über die Zeit hin kommuniziert worden. Das ist aus Sicht der Untersuchungskommission unglücklich, weil zwei Dinge nicht berücksichtigt worden sind: Erstens die sogenannte Baukostenindizierung. Jeder Häuslbauer weiß das natürlich, wenn ich heute sage, ein Sack Zement kostet so viel oder eine Wand kostet so viel, ist das in fünf Jahren anders, weil die Preise gestiegen sind. Das ist die Baukostenindizierung. Wir haben das unter ständigen Vorwürfen an mich, dass ich mich mathematisch nicht auskenne, aber soll sein, also wir haben das jedenfalls nachgerechnet und indiziert und sind, ausgehend von einer Einschätzung des Rechnungshofs - das habe nicht ich ausgerechnet, ist daher unverdächtig -, auf einen durchschnittlichen Baukostenindex, den der Rechnungshof angewendet hat, von 2,1 Prozent im Durchschnitt gekommen. Es waren manchmal 3, manchmal 2 Prozent. Aber über die lange Zeit gerechnet, wenn man das nachrechnet, ergibt das durchschnittlich 2,1 Prozent bis in die Gegend 2018. Daraus ergibt sich, wenn man das indiziert rechnet, ein Betrag von 1 Milliarde 117 Millionen. 17 Millionen, Entschuldigung. Das ist auch das, was die Begleitende Kontrolle berechnet hat. Also der Begleiterstand, die Begleitende Kontrolle des Jahres 2018 ist diese 1 Milliarde 17 Millionen EUR. Und dann kann man, und das sollte man auch, weil das hat der Rechnungshof auch gemacht und ich weise darauf hin, ich zitiere hier den Rechnungshof deshalb, weil die Kommission einstimmig den Bericht des Rechnungshofes als Beweismittel zugelassen hat. Ergo ist er Beweismittel im behördlichen Verfahren und daher zitiere ich ihn als solches. Ich habe ihn nicht privat gelesen, sondern ich habe ihn quasi in meiner Eigenschaft als Mitglied einer Behörde rezipiert. Damit komme ich auf einen Kostenkorridor, gerechnet auf das Jahr 2019, von 1 Milliarde 194 Millionen bis zu 1 Milliarde 349 Millionen, wenn ich diesen Kostenkorridor rechne. Der jetzt eingepreiste projektierte Endpreis von 1 Milliarde 341 Millionen liegt in diesem Korridor. Jetzt ist zu Recht von Seiten vieler Mitglieder eingewendet worden, nicht der meisten, aber vieler Mitglieder der Untersuchungskommission, dass ja eigentlich geplant war, das Vorhaben im Jahr 2016 zu beenden. Und seriöserweise muss man da natürlich sagen, okay, wenn das 2016 nicht fertig geworden ist, dann hat es drei Jahre länger gedauert, hat drei Jahre länger gekostet, Indizierung und dergleichen mehr. Das muss man schon sagen. Wir glauben zwar als Kommission, dass der Endtermin 2016 ein extrem optimistischer gewesen ist, der nie realistisch war. Das haben einige Zeugen gesagt. Aber genannt wurde er vom Management und letztendlich auch von der politischen Ebene kommuniziert, nachweislich, ergo muss er als Maßstab dienen. Von dem kann man nicht abgehen. Das heißt, man rechnet zurück auf das Jahr 2016 und kommt auf einen Kostenkorridor, und da ist immer auch die vom Rechnungshof bereits eingeführte Risikostreuung eingerechnet, von plus 15 bis plus 30 Prozent des Korridors. Das ist der Korridor, den ich jetzt hab', den habe ich auch aus dem Rechnungshofbericht genommen. Und das führt dann zu 1,25 Milliarden bis 1 Milliarde 271 Millionen. Das ist mehr als der jetzt projektierte Schlussbereich. Das liegt, wenn man es in der Mittelposition rechnet, zwischen 100 und 50 Millionen, maximal 250 Millionen EUR Mehrkosten auf der Basis einer hypothetischen Fertigstellung des Krankenhauses 2016 zu Preisen und Indizierungen aus dem Jahr 2008. Und das ist, was die Untersuchungskommission herausgefunden hat, dass entweder berechnet auf 2019 das Preisniveau, wenn auch knapp, eingehalten wurde, oder zurückgerechnet auf 2016 eine Maximalkostenerhöhung von etwa 270 Millionen hat, das sind im Durchschnitt 150 Millionen. Ich betone, ohne Einpreisung von Regressforderungen. Es sind ja 200 Millionen Regressforderungen, die dabei bleiben, von denen man nicht weiß, ob sie realistisch sind oder nicht. Faktum ist aber, dass die in diese Berechnung, die ich Ihnen gerade gebracht habe, nicht eingepreist sind. Das heißt, es könnten hypothetisch bei erfolgreichem Regress die Kosten noch sinken. Meine Damen und Herren, warum habe ich Ihnen das so ausführlich erklärt? - Weil die Frage der Kosten des Krankenhauses Nord in der öffentlichen Diskussion einen wesentlichen Stellenwert gehabt haben. Ich glaube, mit Recht sagen zu können, dass wir in der Investigation ungefähr herausgefunden haben, wo die Kostenüberschreitung liegt, und die Kostenüberschreitung habe ich Ihnen genannt, sowohl in der Variante Fertigstellung 2016 als auch in der Fertigstellung heute. Sie finden das auch im Bericht schriftlich wieder. Zur Frage der Betriebsorganisation des Krankenhauses Nord ist zu sagen, dass der eigentliche Bau im Dezember 2018 fertig gewesen ist. Das Krankenhaus wurde also technisch 2018 fertiggestellt, sanitätsrechtlich gibt es einen Bescheid aus April 2019, und damit ist das Krankenhaus Nord - ich sage immer noch den alten Namen Krankenhaus Nord, um da keine Verwirrung zu stiften - fertig und betriebsbereit. Das war nicht Gegenstand der Investigation, aber ich sage es vollständigkeitshalber dazu: Wir entnehmen den Medien und den Berichten des Amtsführenden Stadtrates, dass das Krankenhaus im September in Betrieb genommen wird und dann in Vollbetrieb gehen wird. Die Kommission hat in 20 Punkten noch zusammengefasst, was man berücksichtigen muss und was nicht. Erstens gab es eine politische Entscheidung, im Norden Wiens ein Krankenhaus zu bauen. Das ist eine politische Entscheidung, unterliegt daher der politischen Verantwortung, und ich habe Ihnen begründet, was die Kommission dabei herausgefunden hat. Es ging um die Deckung einer Ungleichbehandlung und eine Veränderung einer Ungleichbehandlung der drei Gesundheitsregionen Wiens, und das ist durch die Errichtung des Krankenhauses Nord gelungen. Das Zweite ist: Warum hat man ursprünglich zu einem PPP-Modell gegriffen? Das PPP-Modell war deshalb notwendig, weil auf Grund der Fiskalkriterien nach Maastricht eine Gebietskörperschaft wie die Stadt Wien durch Eigenschuldenaufnahme eigentlich ein solches Objekt nicht errichten kann. Wie gesagt, das gilt nicht nur für das Krankenhaus Nord, das gilt für jede Schule und jeden Kindergarten. Daher wurde das Public-Private-Partnership- Modell übernommen. Zur Frage, warum die Verhandlungen mit dem Konsortium abgebrochen worden sind, habe ich Ihnen gesagt: Der entscheidende und wesentliche Grund war, es gab kein Angebot des Konsortiums und daher keine Einigung auf einen Preis, und daher hat das Konsortium den Zuschlag nicht erhalten. Die Gründe, warum es zu keinem Preis kam, wurden in der Untersuchungskommission geklärt. Ich zitiere die Zeugin Ederer, die der Auffassung gewesen ist - nicht wörtlich jetzt, aber dem Sinne nach -, dass bei einem Preisangebot von etwa 850 Millionen die Zentrale in München die Zustimmung nicht erteilt hätte. Die atypische Grundstückssuche ist im Vorfeld bemängelt worden, und ich habe Ihnen auch versucht, zu erklären, warum das passiert ist, warum das Grundstück bei der Auslobung des Projekts verlangt wurde. Das hat damit zu tun, um zu vermeiden, dass es bei Bekanntwerden einer Standortsuche zu explosiven Preisveränderungen im Wiener Umland kommt. Das war der Grund, das haben mehrere Zeugen in der Untersuchungskommission gesagt, warum das Grundstück quasi mitgefordert wurde. Es ist unüblich gewesen, das muss man dazusagen, es war aber nicht rechtswidrig, es war nur nicht der übliche Weg. Den üblichen Weg ist man deshalb nicht gegangen, um die Stadt Wien vor überhöhten Grundstückspreisen im Wiener Umland oder noch besser im Zentralbereich der Stadt Wien zu schützen. Zur Frage der Bauherrendimension hat die Untersuchungskommission durchaus erkannt, dass der Krankenanstaltenverbund selbst als Bauherr aufgetreten ist, meine Damen und Herren, war rückblickend betrachtet eine ambitionierte und in letzter Konsequenz unglückliche Entscheidung. Der Krankenanstaltenverbund war mit seiner Rolle überfordert, besonders am Anfang des Projekts. Er war nicht ordentlich dazu aufgestellt. Das hat sich im Laufe des Projekts geändert, es wurden dann Kompetenzen dazu erworben, und das jetzt dann ja am Schluss endlich auch halbwegs vernünftig bewältigt. Wahr ist aber, dass der Krankenanstaltenverbund in seiner jetzigen Konstruktion als Bauherr zu Beginn des Projekts nicht so aufgestellt war, wie ein Bauherr aufgestellt sein sollte. Das ist auch einer der Punkte, wo wir Konsequenzen für die Stadt Wien vorschlagen. Das Nächste ist, es gab bei der Programm- und Projektorganisation Teilleistungsschwächen, auch deshalb, weil die Projektorganisation nicht eigenständig definiert war, sondern immer nur ein integraler Bestandteil einer größeren Einheit gewesen ist. Aber eine konkrete Projektorganisation für das Krankenhaus Nord, eine konkrete Projektverantwortung für das Krankenhaus Nord, nämlich nur das Krankenhaus Nord, gab es nicht. Das hat sich im Zuge der Baufortschritte des Krankenhauses - das ist auch in der Kommission hervorgekommen - nachteilig ausgewirkt. Das ist etwas, was man beheben müsste. Letztendlich wurde das Projekt ohne Generalplaner geplant. Das hat Gründe gehabt, weil es im Projekt zu Planungswechseln gekommen ist, und wenn man nachträglich als öffentliche Hand - ich betone, als öffentliche Hand - hergeht und Teile in der Planung weitervergibt, dann hat man bei 50 Prozent Planungsleistung einen Plafond. Das heißt, es musste gesplittet werden. Das ist zwar rechtlich auch in der ÖNORM so vorgesehen, aber hat sich für das Projekt nachteilig ausgewirkt. Es wäre, wie sich herausgestellt hat, eine Generalplanung besser gewesen, jedenfalls eine Bündelung der Planung und nicht eine Form, wie sie da auch mit einer nicht wirklich gut geglückten Koordination stattgefunden hat. Das trifft, was die Koordination betrifft - das spricht auch für eine einheitliche Projektorganisation -, auch auf die Frage im Bereich der Haustechnik zu. Auch im Bereich der Haustechnik hat es bei den sieben Haustechnikfirmen, die Leistungen angeboten haben, an Koordination seitens des Bauherren, der Bauherrin vor Ort gemangelt, und das hat zu Problemen, jedenfalls zu Verzögerungen und durch die Verzögerungen realistisch auch zu Mehrkosten geführt. Das gilt auch für falsche Statikpläne. Der Konkurs einer Fassadenfirma liegt nicht in der Verantwortung des Bauherrn, und rückblickend konnte der Konkurs der Fassadenfirma durch viel Arbeit aufgefangen werden. Er hat sich nicht ganz negativ ausgewirkt, aber er hat natürlich die Fortschreibung des Projekts und den Erfolg des Projekts in einer Zwischenphase beeinträchtigt. Das kann man nicht ausschließen, das gehört dazu, aber deswegen gibt es ja auch diese 15- bis 30-prozentige Risikostreuung, und wenn man diese 15- bis 30-prozentige Risikostreuung in den Korridor einpreist, den ich Ihnen genannt habe, dann ist die Fassadenfirma von den Mehrkosten jedenfalls dadurch drinnen und abgedeckt. Die Frage des Krisenmanagements: Ich habe Ihnen berichtet, und das kann man auch so sagen, dass es Schwierigkeiten - ich nenne das dann Herausforderungen - im Zuge des Bauvorhabens gegeben hat. Rückblickend kann man sagen, dass diese Herausforderungen als solche erkannt und bewältigt worden sind, unter anderem auch durch die Stärkung des Bauherrn durch zusätzliche Zurverfügungstellung von Mitteln durch die Politik. Das war nicht friktionsfrei, im Sinne von, dass das Bauvorhaben wie ein ruhiges Schiff durch das Meer gesegelt wurde, aber letztendlich ist es dann gelungen, das Krankenhaus durch ein geglücktes Management zu finalisieren. Zum Baustopp habe ich Ihnen schon etwas gesagt. Es gab auch Einschätzungen, dass ein Baustopp gut gewesen wäre. Eine der Einschätzungen kommt von der Gesundheitsstadträtin selber, wo sie selbst sagt - und die Einschätzung teile ich -, dass es wahrscheinlich für sie politisch leichter gewesen wäre, auf den Tisch zu hauen und zu sagen: Wir machen einen Baustopp. Sie hat nicht eingegriffen, sie hat nicht ins Management hineinregiert, sondern hat das Management wie geplant seine Arbeit machen lassen. Letztendlich ist die richtige Entscheidung, nämlich keinen Baustopp zu verhängen, umgesetzt worden, ohne Eingriff der Politik, der in dem Fall nachteilig gewesen wäre. Zu den personellen Änderungen habe ich Ihnen schon etwas gesagt, insbesondere dass das Team Wetzlinger- Kölldorfer das Krankenhaus quasi zu Ende gemacht hat. Zum Bereich der Zahlen und Daten bei der Kostenentwicklung habe ich Ihnen auch schon etwas gesagt. Was mir wichtig erscheint, ist, zu wissen, dass in der jetzigen Preisentwicklung die Frage der Regressforderungen nicht eingepreist ist. Da schwebt also noch eine hypothetische Kostenreduktion ein, nur kann man sie kaufmännisch vorsichtig nicht einpreisen, das muss man auch dazusagen. Was von vornherein klar war, ist, dass die 825 Millionen ein Angangspreis waren. Sie als Endpreis permanent vor sich herzutragen, noch dazu weder valorisiert noch mit Risiken eingepreist, war aus kaufmännischer Sicht ein Fehler und sollte bei zukünftigen Bauvorhaben anders gemacht werden. Was im Verfahren schon herausgekommen ist, ist der Umstand, dass ein öffentlicher Bauherr gegenüber privaten Bauherren benachteiligt ist. Das teile ich, ich sage Ihnen das an einem Beispiel: In einem Bieterverfahren kann ein öffentlicher Bauherr zu den Bestgeboten keine Nachverhandlungen führen und über einen längeren Zeitraum auch keine Fixpreisvereinbarungen abschließen, im Gegensatz zu einem privaten Bauherrn. Das ist eine strukturelle Benachteiligung der öffentlichen Hand, über die man in Hinkunft nachdenken wird müssen, ob das nicht eine eigentlich unzulässige Benachteiligung öffentlicher Bauherrn ist. Dahinter kann meiner Meinung nach nur ein ideologisches Moment stehen, das ich aber nicht teile. Zum Ergebnis des Produkts habe ich Ihnen schon etwas gesagt. Zur Frage der politischen Verantwortung: Der Kern der Investigation der Untersuchungskommission war das Herausfinden der politischen Verantwortung. Die politische Verantwortung hat sich in vier Bereichen dargestellt, nämlich die Frage der grundsätzlichen Entscheidung, die Versorgungslücke auszugleichen, die grundsätzliche Entscheidung, an einem bestimmten Standort in Floridsdorf ein Krankenhaus zu bauen, die Auswahl des dafür operativ verantwortlichen Managements, Spitzenmanagements und die Zurverfügungstellung der Mittel für die Umsetzung des Bereiches. Damit meine ich nicht nur die finanziellen Mittel, damit meine ich auch Ressourcen und sonstiges Know-how. Die in der Untersuchungskommission dazu befragten ZeugInnen, besonders der Herr Altbürgermeister Häupl und die Frau Stadträtin in Ruhe Wehsely haben die politische Verantwortung in diesem Sinn übernommen. Das heißt, die Untersuchungskommission hat die politische Verantwortung der handelnden Personen Häupl, Wehsely und in letzter Konsequenz, wenn auch viel weniger, Frauenberger und Brauner herausgefunden. Der Herr Bürgermeister hat diese auch übernommen. Ich darf Ihnen also berichten, dass die Untersuchungskommission die politische Verantwortung im Sinne dieser vier Grundsätze, die ich Ihnen genannt habe, auftragsgemäß herausgearbeitet hat, und ich darf sie Ihnen daher heute als solche berichten. Das Zweite, was die Untersuchungskommission herausgefunden hat - das war ein Vorwurf, der im Umfeld gewesen ist, nicht in der Kommission selber, dass wirtschaftliche Unregelmäßigkeiten in den Raum gestellt worden sind. Die Untersuchungskommission hat das genauestens überprüft, und ich darf Ihnen berichten, dass die Untersuchungskommission keinen Fall wirtschaftlicher Unregelmäßigkeiten, weder beim Management noch in der Politik, auffinden konnte. Er wurde von vielen Zeugen, eigentlich von allen Zeugen, ausgeschlossen. Das betrifft allerdings nicht Unregelmäßigkeiten in einzelnen Rechnungsteilen oder bei einzelnen Gewerken. Nur betrifft das ja nicht im Prinzip das Grundsätzliche des Bauwerks, sondern das betrifft Einzelfragen in der Gewerksgeschichte. Das können wir nicht ausschließen, da kann es jetzt schon, um es auf Wienerisch zu sagen, zu Macheloikes gekommen sein, aber in der Frage des Managements selber und im Bereich der Politik gab es finanziellen Unterschleif oder Bereicherungen nicht. Das hat die Untersuchungskommission - darum können wir das im Untersuchungskommissionsbericht auch deutlich sagen - so festgestellt. Ich zitiere Ihnen zum Schluss, bevor ich zu den sogenannten "lessons learned" komme, ein Zitat, das, wenn ich mich nicht täusche, vom Herrn Bürgermeister kommt. Der hat gesagt: Am Abend ist man gescheiter als am Morgen. Das Zitat stimmt natürlich, aber es hat eine gewisse Allgemeingültigkeit. Daher regen wir als Untersuchungskommission an, nicht auf den Abend zu warten, sondern am Morgen mit Konsequenzen aus diesem Bauvorhaben anzutreten, und - das steht auch im Untersuchungsbericht drinnen - diese stelle ich Ihnen jetzt vor. Das Erste ist, es wird notwendig sein, die stadteigene Baukompetenz auszubauen. Wahr ist, dass die Stadt, in dem Fall der Krankenanstaltenverbund, zu Beginn des Projektes als Bauherr nicht so aufgestellt gewesen ist, wie das ein guter Bauherr sein sollte. Ich bin daher dem Amtsf. StR Hacker dankbar, dass er eine Konsequenz im Bereich des Krankenanstaltenverbundes gezogen hat - und nur des Krankenanstaltenverbundes -, eine Kompetenzeinrichtung in Form einer GesmbH zu entwickeln, die in Zukunft nicht als Errichtungs GesmbH, aber als Kompetenzstelle in Bauvorhaben im Gesundheitsbereich zur Verfügung steht und von der das Know-how abgerufen werden kann. Man muss auf Dauer darüber nachdenken, ob das nicht in anderen Bereichen, wo das nicht eh schon der Fall ist, auch so gemacht werden sollte, um sicherzustellen, dass die Kompetenz überall vorhanden ist. Das ist schon notwendig, insbesondere in der Auseinandersetzung mit einer hochprofessionellen gewinnorientierten Bauindustrie. Das Zweite ist, ein Fehler oder ein Nachteil war, dass das Krankenhaus Nord keine eigene Projektgesellschaft gewesen ist, sondern nur ein Teil der Generaldirektion des Krankenanstaltenverbundes. Günstiger wäre es gewesen, hätte es eine eigene Projektgesellschaft mit einem eigenen Management gegeben, das mit der Aufgabenstellung dieses Vorhabens von Anfang bis Ende mit einer klaren Kompetenzzuteilung betraut gewesen wäre. Wir regen daher an, in Zukunft bei allen Bauvorhaben größeren Ausmaßes in Wien das so aufzusetzen und eigene Projektgesellschaften zu gründen, auch auf Grund der Frage der Transparenz. Das Nächste ist die Frage der kaufmännischen Vorsicht bei der Präsentation von Großprojekten. Wie das in anderen Bereichen, beispielsweise in der Schweiz, üblich ist, regen wir an, in Zukunft einen Ausgangspreis eines Bauprojektes zu benennen, diesen einerseits kaufmännisch vorsichtig zu indizieren und zweitens mit einer dementsprechenden Risikokomponente zu versehen, und daher kaufmännisch vorsichtig hohe Kosten und niedrige Einnahmen, wie man das schon in der Handelsakademie oder in der Bürokaufmannslehre lernt, fortzusetzen und nicht überoptimistisch zu sein, weil das einen irreführenden Eindruck erweckt und kaufmännisch auch nicht richtig ist. Das ist unprofessionell und das ist in dem konkreten Fall bedauerlicherweise passiert. Demzufolge wäre es auch günstig, nicht sehr optimistische Bauzeiten vorzugeben, sondern auch in der Frage der Bauzeiten jedenfalls mit der Enderrichtungszeit vorsichtiger zu sein und Krisen einzupreisen und einzuplanen. Ich habe Ihnen gesagt, dass der öffentliche Bauherr schlechtergestellt ist. Der öffentliche Bauherr ist insofern schlechtergestellt, als dass er in der Frage der Nachverhandlung bei Fixpreisvereinbarungen - bei anderen Sachen auch, aber das ist das Wesentliche - schlechtergestellt ist. Es wäre daher anzuregen, ob der Gemeinderat oder der Landtag, an den der Bericht zwar nicht geht, aber er wird an ihm nicht spurlos vorrübergehen, nicht an den Bundesgesetzgeber herantritt, im Vergabegesetz, zum Teil auch auf europäischer Ebene, Veränderungen zu Gunsten der öffentlichen Hand herbeizuführen. Ich weise darauf hin, weil der Einwand kommen wird: Die Mitglieder des Gemeinderates haben eine Treueverpflichtung zum Budget der Gemeinde Wien, und mit dieser Handlung würden Sie diese Treueverpflichtung zum Budget der Gemeinde Wien positiv erfüllen. Letztendlich hat es in der Untersuchungskommission immer Diskussionen über die Fragen der Kosten der Kontrolle und Transparenz der Information gegeben. Wir regen an, zumindest darüber nachzudenken, und eigentlich glauben wir, dass es eine sehr gute Idee wäre, hinkünftig bei einem Abweichen von projektierten Projektkosten bei Großprojekten von - Hausnummer - 20 Prozent oder weniger - nicht mehr, 20 Prozent oder weniger -, eine Prüfung oder ein Prüfungsvorhaben durch den Stadtrechnungshof einzuführen, damit sich der Stadtrechnungshof das als objektive Behörde anschaut, mit dem Effekt, dass bei so einem Prüfverfahren durch den Stadtrechnungshof alle Mitglieder des Gemeinderates eine Information erhalten würden. Das war eine Forderung, und die kann ich nur unterstreichen, dass auch die politisch verantwortlichen Mitglieder der Ausschüsse im Gemeinderat - im Stadtrechnungshofausschuss in dem konkreten Vorschlag, da kann man über etwas anderes auch reden - informiert sein sollten über den Baufortschritt und besonders über Schwierigkeiten. Das halte ich für demokratiepolitisch und aus der Sicht von Good Governance für notwendig. Meine Damen und Herren, ich bedanke mich noch einmal herzlich für die Aufmerksamkeit. Ich bedanke mich für die Arbeit in der Untersuchungskommission. Ich persönlich, wenn ich das so sagen darf, wünsche mir als Berichterstatter eine pointierte sachliche Diskussion zum vorliegenden Bericht und ersuche Sie daher um Kenntnisnahme des Berichts der Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderats zum Krankenhaus Nord. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich danke dem Berichterstatter. Ich bitte nun den Minderheitenberichterstatter, Herrn GR Seidl, um seine Wortmeldung. Die Geschäftsordnung sieht im § 39b Abs. 4 eine Redezeit von 30 Minuten vor. Minderheitenberichter GR Wolfgang Seidl: Herzlichen Dank, sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! (GR Anton Mahdalik: Joe, schrei nicht wieder rein!) Vielleicht gleich zu Beginn, denn auch mein Vorredner hat es so gehalten, er hat sich zunächst einmal dafür bedankt, dass die letzten zehn Monate an sich, obwohl unterschiedliche Parteien daran gearbeitet haben, muss man sagen, relativ fraktionsfrei über die Bühne gegangen sind. Natürlich hat es das eine oder andere politische Scharmützel gegeben. Schlimm wäre es gewesen, wenn dem nicht so gewesen wäre. Das hätte man aber auch - sage ich einmal - viel, viel schlimmer und auch anders über die Bühne bringen können. Ich glaube, das ist natürlich auch an den handelnden Personen gelegen. Auch ich möchte mich im Namen meiner Fraktionen zunächst einmal bei allen Mitglieder bedanken, die in dieser Untersuchungskommission mitgearbeitet haben, ganz besonders natürlich bei meinen freiheitlichen Mitgliedern, die ich auch namentlich nennen möchte - ich werde die Titel weglassen. Einen herzlichen Dank an Günther Koderhold, an Lisa Frühmesser, an Leo Kohlbauer, an Georg Fürnkranz und natürlich auch an Alexander Pawkowicz. (Beifall bei der FPÖ.) Ein Dankeschön natürlich auch an alle Ersatzmitglieder, die das eine oder andere Mal zum Zug gekommen sind und uns vertreten haben. Ihr habt dort wirklich eine tolle Arbeit geleistet. Aber natürlich auch an alle Mitarbeiter, die daran beteiligt waren. Ich gehe davon aus, in jedem Klub waren eigene Mitarbeiter abgestellt, bei uns waren es sogar drei. Da möchte ich mich jetzt stellvertretend auch beim Klub bedanken, beim Klubobmann natürlich und auch beim Vizebürgermeister, dass sie uns das ermöglicht haben. Wir wissen ganz genau, wie personell eng wir aufgestellt sind. Wenn wir drei Mitarbeiter de facto zehn Monate lang für die Untersuchungskommission abstellen, dann muss man das auch würdigen und ein herzliches Dankeschön sagen. - Danke, lieber Toni! (Beifall bei der FPÖ.) Ganz besonders herzlich möchte ich mich natürlich auch bei der Vorsitzführung bedanken, bei Frau Dr. Rech und bei dem Herrn Dr. Heufler, den ich gerade sehe, der hereinkommt. Ein herzliches Dankeschön an Sie für die Vorsitzführung, die, so wie es mein Vorredner bereits gesagt hat, ausgezeichnet war. (Allgemeiner Beifall.) Jetzt liegen zwei Berichte vor. (Der Redner hält einen Bericht in die Höhe.) Der eine Bericht ist jener, den ich hier ausgedruckt habe, ich weiß gar nicht, in welcher Schriftart, auf 224 Seiten. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Der ist sachlich!) - Herr Kollege Stürzenbecher, ich gehe davon aus, auch Ihre Meldungen werden wir dann noch vernehmen müssen. Dann gibt es einen zweiten Bericht, der auf 25 Seiten komprimiert, all das wiedergibt, was wir in diesen 10 Monaten erleben durften. Der große Unterschied zwischen diesen beiden Berichten ist nicht nur, dass viel weniger Papier verbraucht wurde, sondern unser Bericht zeigt auch die politische Verantwortung auf und macht sie auch namhaft. Denn das fehlt mir in den ganzen 224 oder 234 Seiten. Da sind zwar auf 198 Seiten die Wörtlichen Protokolle reinkopiert worden. Okay, gut, wie gesagt, das ist nicht unser Zugang, wie man einen Bericht erstattet. Das haben wir so nicht gemacht. Für uns gibt es sehr wohl jemanden, der politisch verantwortlich ist, und die politische Verantwortung, meine Damen und Herren, haben wir namhaft gemacht. Das war der ehemalige Bürgermeister Michael Häupl und das waren die ehemaligen Stadträtinnen Brauner, Wehsely und Frauenberger. Die haben wir im Gegensatz zu Ihnen namhaft gemacht. (Beifall bei der FPÖ.) Ich habe dem Kollegen Florianschütz auch sehr aufmerksam zugehört. Die Rede war an sich in Ordnung. Das Einzige, wo mir am Ende dann, muss ich ganz ehrlich sagen, ein bisschen unheimlich geworden ist, war, wie er gesagt hat: In Zukunft wird die Stadt Wien, wenn sie etwas baut oder etwas Größeres baut, keinen Endpreis mehr von sich geben. Das heißt, der Steuerzahler weiß von Anfang an jetzt dann überhaupt nicht mehr, auf wie viel wir uns finanziell am Ende des Tages bewegen werden. Das ist natürlich schon spannend, denn einst hat der jetzige Generaldirektor-Stellvertreter Wetzlinger in der Untersuchungskommission gesagt, dass der Krankenanstaltenverbund plant, in den nächsten Jahren 2 Milliarden EUR zu verbauen. Da wir jetzt wissen, dass ihr Krankenhäuser nicht bauen könnt oder zumindest weder terminlich noch preislich in irgendeinem Rahmen zusammenbringt, würde mich natürlich schon interessieren: Was macht ihr mit den 2 Milliarden? Was verbaut ihr damit? - Das ist etwas, was niemand weiß. Am Ende des Tages wird es dann der Steuerzahler bezahlen. Das Schlimme ist: Da jetzt keine Endpreise mehr genannt werden, wird es irgendwann einmal so sein, dass irgendwann einmal selbstverständlich ein Preis einmal an die Öffentlichkeit kommt, und der wird dann wahrscheinlich verfünffacht oder verzehnfacht. Das ist das, was wir als Steuerzahler heute bezahlen können, weil leider Gottes teilweise noch immer Politiker am Werk sind, die es einfach nicht können, meine Damen und Herren. Das ist die Problematik. Das ist die große Problematik, und das ist das, wie gesagt, Herr Florianschütz, was ich in Ihrem Bericht vermisse, dass da kein einzig kritischer Satz über die politisch Verantwortlichen drinnen ist. (GR Mag. Josef Taucher: Da gibt es ein ganzes Kapitel!) Meine Damen und Herren, ich habe es auch in meiner letzten Rede am Donnerstag bereits gesagt, auch wie Sie uns das jetzt vorgerechnet haben mit den Beginnkosten im Jahre 2008, mit den 125 Millionen EUR, und jetzt, ich weiß jetzt nicht, mit welchen Aufzinsfaktoren, sind wir dann am Ende des Tages bei 1,3 oder 1,4 Milliarden. Ich muss ehrlich gestehen, da bin ich dann ausgestiegen, denn am Ende des Tages, so wie es ausschaut, ist das wahrscheinlich auch noch ein Geschäft, und an sich habt ihr das eh nicht nur toll über die Bühne gebracht, sondern der Steuerzahler kann euch heute noch dafür danken, dass das Spital übrigens heute noch nicht offen ist. Man muss ja wissen, in dem Spital werden auch am heutigen Tag, am 30. April 2019, noch keine Patienten behandelt. Das wird frühestens im Juni oder im September stattfinden. Allerdings wissen wir halt auch noch nicht das Jahr. (Amtsf. StR Peter Hacker: Geh, geh!) Wir hoffen, es wird das Jahr 2019 sein, aber schauen wir einmal. (Beifall bei der FPÖ.) Ich habe gelesen, dass nach mir Kollege Ellensohn spricht, auch wahrscheinlich nichts Neues. Er hat ja in der Pressekonferenz letzte Woche von sich gegeben, dass er unglaublich froh ist, dass im Zuge der Spitalswerdung am Ende des Tages zumindest bis jetzt - das muss man immer dazusagen - keine Korruption aufgedeckt wurde. Ich habe es auch schon letzte Woche gesagt, da frage ich mich schon, wenn ich so etwas in einer Pressekonferenz öffentlichkeitswirksam von mir gebe, dann muss ich mir doch denken: Mit wie viel Korruption, Herr Ellensohn - und das haben Sie uns leider Gottes letzte Woche nicht beantwortet -, haben Sie denn gerechnet? Ich weiß es bis jetzt noch nicht, Sie werden es jetzt dann hoffentlich sagen: Mit wie viel Korruption haben Sie im Zuge des KH-Nord- Milliardengrab-Skandals gerechnet? Vielleicht bekommen wir heute eine Antwort, letzte Woche war es leider Gottes nicht möglich. (Beifall bei der FPÖ.) Begonnen hat das Ganze an sich ja recht nett, zwei Monate verspätet, wie gesagt, weil es einfach nicht möglich war, einen Vorsitzenden und einen Stellvertreter zu finden. Wir haben also somit nur zehn Monate Zeit gehabt, um eben über das Milliarden-Skandal-Krankenhaus-Nord zu untersuchen. Das Erste, was wir natürlich gemacht haben, ist, wir haben Unterlagen vom Krankenanstaltenverbund angefordert. Ja, und was ist da gekommen? - Es hat zunächst einmal gedauert, bis Unterlagen gekommen sind und die, die dann gekommen sind, waren - früher hat man gesagt, geschwärzt, schwärzen dürfte out sein, mittlerweile weißt man. (Der Redner hält ein Schriftstück in die Höhe.) So schauen dann die Unterlagen aus. Da steht dann überall drauf: sensible Daten. Ganz spannend war, wir haben unter anderen auch ein Dokument entdeckt, einen Bericht des Aufsichtsgremiums, wo sogar das Datum geweißt worden ist. Die Öffentlichkeit darf also anscheinend nicht einmal wissen, wann das Aufsichtsgremium tagt, denn auch das waren sensible Daten. So haben dann die Unterlagen tausendfach ausgesehen, wie gesagt, ich habe die eine Seite hergezeigt, ich kann die zweite herzeigen. Neben diesen Unterlagen gab es dann Berichte, ganz hochoffizielle Berichte, die 54 Seiten hatten. Wir wissen es nur deswegen, weil auf der ersten Seite war ein Bild des Krankenhauses Nord, wie es am Ende des Tages ausschauen soll, und auf der zweiten Seite war das Inhaltsverzeichnis. Die Seiten 3 bis 54 waren rein weiß. Da sind also angeblich so furchtbare Dinge drinnengestanden, die die Öffentlichkeit nicht erfahren darf. Wie gesagt, nicht einmal einen Satz hat man da entnehmen können. Das ist das, wie gesagt, womit wir kämpfen mussten. Das ist das Verzögern, das ist das Vertuschen, was Sie jetzt halt zehn Monate lang gemacht haben. Schauen wir einmal, wie wir das jetzt in Zukunft handhaben. Es haben sich ja alle Fraktionen, zumindest letzte Woche, mündlich darauf geeinigt, dass wir gerade bei Untersuchungskommissionen noch viel zu tun haben. Da bin ich ganz bei Ihnen, nicht nur, dass die Minderheitenrechte noch viel mehr gestärkt gehören, sondern solche Dinge, solche geweißten Unterlagen müssen einfach der Vergangenheit angehören. Entschuldigung, wir sind eine Behörde gewesen. Das kann es nicht sein, bitte, dass man einer Behörde einen 54 Seiten langen Bericht hinlegt, wo 2 Seiten lesbar sind und der Rest rein weiß ist. Das geht so nicht, meine Damen und Herren! Ihr versteht es halt noch nicht. (Beifall bei der FPÖ.) Herr StR Hacker hat heute als einziges Mitglied der Wiener Stadtregierung Zeit gefunden, uns die Ehre zu erweisen. Es ist schon spannend, wir reden heute über den Bericht der U-Kommission, und es gibt genau ein Mitglied der Stadtregierung, das heute Zeit findet, uns zu folgen. Das ist ja an sich unglaublich, aber ja, das ist die Realität in Wien. (GR Mag. Gerhard Spitzer: Das haben wir vorige Woche auch schon gehört! Das kennen wir schon!) - Na, letzte Woche, Herr Kollege, hätten Sie aufgepasst und vielleicht nicht geschlafen, waren zwei Amtsführende Stadträte da, jetzt ist überhaupt nur mehr einer da. (Beifall bei der FPÖ. - Amtsf. StR Peter Hacker: Es gibt nichts Neues! - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) - Tun Sie tatsächlich berichtigen. Auf die Aussagen des Kollegen Taucher bin ich ja dann überhaupt gespannt, der uns ja heute dann irgendwann beehren wird (GR Mag. Josef Taucher: Schön, dass es eine Ehre ist!), ich glaube in der dritten oder vierten Runde wird er dann zu uns sprechen. Er war keine einzige Minute in der U-Kommission und erzählt uns etwas über die zehnmonatige U-Kommission. Ich bin wirklich schon gespannt, was das wird. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Das ist beim Herrn Mahdalik auch so!) Eines verspreche ich, da bin ich anwesend, dem lausche ich gerne und ich bin sicher, da werde ich dann ganz viel darüber lernen. (Beifall bei der FPÖ.) Wie gesagt, gleich zu Beginn der U-Kommission war es ja so, dass wir einen Bericht vom anwesenden Stadtrat Hacker angefordert haben, der eben vom Krankenanstaltenverbund geschrieben wurde, der, so wie man hört, nicht allzu dick ist, wo einfach drinnensteht, wie der Ist-Stand ist und was die Geschichte am Ende des Tages kosten wird. Das ist ein steuergeldfinanzierter Bericht, den wir alle bezahlt haben, aber, man glaubt es kaum, der Herr Stadtrat sagt: Den gebe ich euch nicht, den dürft ihr nicht lesen, den dürft ihr nicht sehen. Ihr dürft ihn bezahlen - wir dürfen ihn alle bezahlen, aber wir dürfen ihn nicht lesen, wir dürfen nicht wissen, was da drinnen ist. Jetzt kann man sich natürlich ungefähr vorstellen, was da drinnen stehen wird. Schauen wir einmal, ob es jetzt in einer eventuell nächsten Untersuchungskommission dann wieder so ist, dass wir den Bericht nicht bekommen, denn bis jetzt war es so, dass gesagt worden ist: Ja, der Bericht ist erst in Auftrag gegeben worden, als die letzte Untersuchungskommission bereits gelaufen ist. Okay, so weit so gut, so weit so formalistisch, behaupte ich einmal, aber wie gesagt, wenn es um einen steuergeldfinanzierten Bericht geht, den die Wienerinnen und Wiener bezahlen, sehr geehrter Herr Stadtrat, dann bin ich schon der Meinung, dass die Wienerinnen und Wiener sehr wohl ein Anrecht haben, zu wissen, was da drinnensteht. (Amtsf. StR Peter Hacker: Das ist so geregelt! Ihr habe ja auch schon eine Anfrage gestellt dazu! Ihr habt es nicht verstanden!) Ihre Meinung ist eine andere, schauen wir einmal, was die Öffentlichkeit dazu sagt. (Beifall bei der FPÖ.) Dann komme ich zum nächsten Punkt, etwas, was ja unglaublich lange im Verborgenen gelegen ist, nämlich wie viele Betten dieses Krankenhaus haben wird. Man glaubt es ja nicht, dass es dort Aussagen von aktiven Politikern gegeben hat, die gesagt haben, ich weiß es nicht. Jetzt haben wir uns auf die Suche gemacht und haben im Internet auf den offiziellen Seiten des Krankenanstaltenverbundes recherchiert, und da findest du drei verschiedene Zahlen. Das musst du ja einmal zusammenbringen! Ein Spital, das jetzt fertig ist, wo jetzt laut Herrn Stadtrat im Juni 2019 die ersten Patienten behandelt werden sollen, aber keiner der zuständigen Politiker weiß, wie viele Betten da eigentlich drinnen sind - jetzt die Gangbetten einmal weggerechnet, jetzt nehmen wir einmal nur die sogenannten systemisierten Betten, also jene Betten, die man braucht. (GRin Brigitte Meinhard-Schiebel: Wollen Sie das jetzt verblödeln?) - Bitte, Frau Kollegin? Da gibt es einmal eine offizielle Zahl vom Krankenanstaltenverbund: Bettenkapazität 785. Dann gibt es eine zweite, da steht drinnen 800, und wenn man direkt auf der Homepage nachschaut, da steht dann drinnen ungefähr 800. Ob es jetzt 785 sind oder 812, so ganz genau wissen wir das nicht, wahrscheinlich auch bis jetzt noch nicht. Die letzte Aussage der aktuellen Generaldirektorin war 785. Wie gesagt, ich schätze einmal, das ist die Zahl ohne Gangbetten. Schauen wir, wenn wir irgendwann einmal durchgehen, werden wir sie durchzählen, wie viele es dann wirklich sind. Die Gangbetten stelle ich mir dann im Krankenhaus Nord überhaupt ein bisschen problematisch vor, denn wer die Gänge dort kennt, weiß, dass es dort wirklich wahnsinnig eng ist. Dort kriegen sie dann höchstens Kinderbetten rein. Das wird dann das Neue sein, was wir im Krankenhaus Nord erleben müssen, dass dann nicht mehr unsere österreichischen Senioren in den Gangbetten liegen müssen, sondern dann leider Gottes wahrscheinlich die Kinder. Was haben wir dann noch erlebt? - Ja, da habe ich jetzt einen tollen Zettel gefunden. Ungefähr zur Mitte der U- Kommission waren dann auch die Programmleiter geladen. Ein Programmleiter ist sozusagen so etwas wie der Polier auf einer Baustelle. Das ist jemand, der das Ganze überwachen soll, der das Ganze koordinieren soll. Bei so einer großen Baustelle ist es auch logisch, dass das nicht nur eine Person macht, insgesamt hat die Programmleitung 25 Personen. So weit so gut, und, wie gesagt, bei so einem Monsterprojekt ist das auch keine Zahl, die wir kritisieren und wo wir sagen, das ist zu viel oder wie auch immer. Aber wer sind denn diese Personen, die dort gewerkt haben? - Zunächst einmal Herr Dipl.-Ing. Strenn, das ist jemand, der natürlich noch nie an einem Krankenhausbau beteiligt war und den man direkt im Magistrat gefunden hat. Der war einst zuständig für den Brückenbau. Jetzt habe ich mir gedacht: Aha, gut, Brückenbauer, Krankenhaus, das passt für mich jetzt nicht zusammen, obwohl ich auch nicht aus der Bauwirtschaft bin. Aber schauen wir einmal, wer dann der Nächste ist, der kommt. Die Nächste, die dann gekommen ist, ist Frau Dipl.-Ing. Lettner, ebenfalls aus dem Magistrat, die war davor die Chefin von "Wien Leuchtet", meine Damen und Herren. Ich habe vorher schon gesagt, 25 Mitarbeiter haben in dieser Programmleitung gearbeitet, und kein Einziger davon war jemals bei einem Krankenhausbau dabei. Da sagen Sie uns, das ist alles professionell über die Bühne gegangen. Wir haben halt ein bisschen später aufgesperrt, ein bisschen mehr hat es auch gekostet, aber politisch ist niemand verantwortlich. Das ist, was man von Ihnen hört, und ich muss Ihnen ganz ehrlich als Steuerzahler und als Wiener sagen, ich könnte durchdrehen, wenn ich so etwas höre. (Beifall bei der FPÖ.) Vielleicht noch ganz kurz zum nunmehr fertiggebauten Krankenhaus, denn da ist es relativ am Ende der U- Kommission relativ spannend geworden, wie zum zweiten Mal der Herr Architekt Wimmer da war, und wir ihn gefragt haben, wie es denn eigentlich in den Patientenzimmern mit den Klimaanlagen ausschaut. Da hat er gesagt, die gibt es nicht. (GRin Brigitte Meinhard-Schiebel: Das stimmt nicht!) Wie, bitte was? Sagt er: Nein, nein, nein, da hat dann das Geld gefehlt, leider Gottes war es finanziell nicht mehr möglich, die Patientenzimmer mit Klimaanlagen auszustatten. Jetzt muss man sich vorstellen, wir haben heute in der Früh eine Aktuelle Stunde zur Klimakrise gehabt, und Rot und Grün schaffen es nicht, die Patientenzimmer in der heutigen Zeit, wo es im Sommer viele, viele Tage über 30 Grad hat, mit Klimaanlagen auszustatten. Nein, da hat man alternative Klimavarianten - so heißt das auf gescheit - erfunden oder nicht erfunden. Die hat man dort eingebaut, weil man sich wahrscheinlich gedacht hat, ganz ohne wird es auch nicht gehen. Nur, was heißt denn das im Endeffekt? - Das heißt im Endeffekt, ich kann das Zimmer heute um 6 Grad gegenüber der Außentemperatur kühlen. (Zwischenruf: Um 4!) - Um 6, ich sage sogar 6. Wenn du nur sagst 4, ist es auch okay, ich sage sogar 6, also uns sind 6 Grad gesagt worden. Wenn ich mir denke - machen wir es leicht, beim Rechnen seid ihr ja nicht die Besten, deshalb machen wir es leicht -, wenn es heute draußen 36 Grad hat, dann schaffe ich es, ein Patientenzimmer, wo ich heute als Patient liege, um wieder gesund zu werden, nur auf 30 Grad herunterzukühlen. Das findet ihr in Ordnung? - Ja, für euch scheint das in Ordnung zu sein. Meine Damen und Herren, das ist die Zukunft im Krankenhaus Nord, so wird es im modernsten Spital Europas, das Rot und Grün gebaut haben, ausschauen. Es wird einfach leider Gottes keine Klimaanlagen geben. Ich würde jedem Patienten empfehlen, nehmt euch selber einen Stabventilator mit. Jetzt haben wir nicht nachgefragt, allerdings bin ich mir jetzt gar nicht sicher, ob ihr überhaupt eine Heizung eingebaut habt. Wahrscheinlich war euch das auch noch zu teuer, und wahrscheinlich werden wir dann im Winter Heizgeräte brauchen, die man dann mobil wahrscheinlich da herstellen will. Auch dafür ist wahrscheinlich kein Geld da. (Beifall bei der FPÖ.) Herrn Rechtsanwalt Dullinger habe ich ja letzte Woche schon gebracht, das war der Rechtsanwalt, der gemeinsam mit 17 anderen Rechtsanwälten - er alleine mit seiner Rechtsanwaltskanzlei zu dritt - 5 Millionen EUR bekommen hat. Da muss ich auch sagen: Hut ab, also nicht schlecht. Insgesamt hat man nur alleine für Rechtsanwaltsbegleitung fürs Krankenhaus Nord 18 Millionen EUR ausgegeben, also das ist ja nicht wenig. Jetzt hat der Krankenanstaltenverbund eine sehr große eigene Rechtsanwaltsstabstelle, und trotzdem braucht man 18 zusätzliche Büros, um eben diesen Skandal am Ende des Tages sichtbar zu machen. Dann haben wir natürlich noch die Kosten, am Ende des Tages wissen wir dann, was das Ganze kosten wird. Leider Gottes wird das nur ein wenig dauern, denn es wird natürlich nicht, wenn der erste Patient dort einmal doch behandelt wird, so sein, dass wir wissen, was das Krankenhaus gekostet hat, sondern das wird erst in vielen, vielen Jahren so weit sein. Wir haben gehört, frühestens 2021 wird es so weit sein. Man muss ja auch wissen, in den 1,3 Milliarden EUR, die jetzt heute so herumschwirren, sind ja schon 200 Millionen EUR an Regress eingepreist. Den letzten Zeugen, den wir gefragt haben, haben wir gefragt: Na ja, wie viel von den 200 Millionen EUR Regress ist denn bis jetzt zurückgekommen? Wissen Sie, wie viel das jetzt ist? - 1 Million. Da ist also noch sehr viel zu tun. Aber schauen wir einmal, die 200 Millionen werden es sowieso nie im Leben. Am Ende des Tages wird das Krankenhaus unter Garantie mehr als 1,5 Milliarden EUR kosten, und ich behaupte jetzt schon, dass wir am Ende des Tages sogar näher bei den 2 Milliarden sein werden als bei den 1,5 Milliarden. Wir wissen es dann in einigen Jahren, allerdings sind dann hoffentlich Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren von Rot und Grün, nicht mehr in der politischen Verantwortung. (Beifall bei der FPÖ.) Es ist ja auch so oft gesprochen worden: Na ja, die politisch Verantwortlichen, die waren ja eigentlich eh für nichts verantwortlich, denn der ehemalige Herr Bürgermeister Häupl hat uns ja bei seiner Zeugenbefragung gesagt, er war Bürgermeister und kein Baumeister. Ja, das ist schon richtig, aber auch die amtsführende Frau Stadträtin hat leider Gottes kein Gehör gehabt für zum Beispiel das Büro Marius Moser. Er hat sehr oft vor den Verfehlungen gewarnt, hat kein Gehör gefunden, hat viele Male um einen Termin angefragt und leider Gottes nie einen bekommen. Mittlerweile ist es ja so, dass selbst euer Haus- und Hofarchitekt Herr Wimmer, der das Krankenhaus gebaut hat, auch im Clinch mit der Stadt Wien liegt, denn der streitet jetzt, glaube ich, um 30 Millionen mit euch. Schauen wir einmal, wie das am Ende des Tages ausgeht. Wie gesagt, man kann nur hoffen, dass Sie am Ende des Tages oder sehr bald nicht mehr in der politischen Verantwortung sind, spätestens im Jahr 2020, gehe ich davon aus, wird das so sein. Obwohl ich jetzt, glaube ich, noch fünf Minuten Zeit habe, möchte ich es jetzt einmal soweit beenden. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Gesamtdauer der Debatte mit maximal 5 Stunden begrenzt ist. Die Geschäftsordnung sieht im § 39b Abs. 6 vor, dass die Redezeit pro Redner 15 Minuten beträgt. Ausgenommen von dieser Regelung sind der Bürgermeister und die Amtsführenden Stadträte, deren Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. - Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich werde das Seidl-Mysterium, was kosten in Zukunft Großprojekte, gibt es keinen Preis mehr oder kein Budget, noch klären und die Frage, warum ich mich freue, wenn es keine Korruption gibt. Spoiler ist leider nicht üblich, vor allem nicht, wenn FPÖ und ÖVP die Hände drinnen haben. Ich sage dann auch noch etwas zur Frage der politischen Verantwortung. Ich möchte mich aber am Anfang beim Vorsitzteam bedanken, bei Dr. Elisabeth Rech, bei Dr. Johannes Klackl und bei Dr. Wolfgang Heufler, die uns ein Jahr in der Untersuchungskommission begleitet haben. Jetzt ist vorher schon gesagt worden, die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte haben sich eh alle in der Untersuchungskommission schon so benommen, dass man jetzt nicht wahnsinnig scharf immer dreinfahren musste, aber vielleicht ist das eine Wechselwirkung gewesen. - Danke an die Vorsitzführung. Die MitarbeiterInnen des Magistrats sind so wie heute auch immer wichtig für uns alle bei unserer Arbeit, sonst könnten wir unseren Job sowieso nicht machen. Meine Kollegin Brigitte Meinhard-Schiebel, die selber noch zu Wort kommt, und Martin Margulies, der ein paar Mal als Ersatz eingesprungen ist. Dann möchte ich mich vor allem - ich hätte jetzt auch gerne, dass ich sagen kann, bei den vielen Klubmitarbeiterinnen, die dafür gearbeitet haben, aber die ist, glaube ich, ganz neidig geworden, wie sie gehört hat, da waren drei Leute extra abgestellt. Wir sind eine kleinere Fraktion, da hat eine allein sehr viel machen müssen. Die finden normal nicht immer namentlich Eingang, aber Simone Unterfrauner, ohne dich hätten wir es nicht machen können, vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ein Jahr Untersuchungskommission, was ist uns GRÜNEN wichtig? Zuerst einmal, ist das Projekt überhaupt notwendig, braucht es das? Ist das gescheit, es zu machen? Passt das dort hin? Zweitens: Haben wir einen Zeitrahmen? Wie viel davon haben wir eingehalten, wie viel davon sind wir über der Zeit? Kosten: Kostet es mehr? Dann, warum kostet es mehr? Wer hat die Verantwortung dafür? Dann ist eben schon die große Frage, weil das immer wieder auftaucht, weniger in der Kommission: Korruption, denn darum geht es ja am Anfang. Die Opposition würde immer gerne Regierende finden, die irgendetwas komplett verkehrt gemacht haben. Warum ist mir das wichtig? - Österreich ist nicht die Nummer 1 bei der Antikorruption, Österreich liegt auf Platz 14 bei Transparency International. Bei 180 geprüften Ländern ist das jetzt nicht ganz miserabel, aber es sind Dänemark, Finnland und Neuseeland, die auf den ersten 3 Plätzen sind, und Österreich war schon einmal besser, war schon einmal in den Top 10. Das sind wir leider nicht mehr. Das ist wichtig, für die GRÜNEN ist es politisch klar, ich persönlich halte einfach die Gier der Gierigen nicht aus. Es sind ja meistens diejenigen, die viel zu viel haben und immer noch glauben, nehmen zu müssen. (GR Anton Mahdalik: Der Chorherr!) Deswegen zitiere ich jetzt Herrn Dipl.-Ing. Klaus Ortner, dem gehört ein Teil der Porr, ein größerer Brocken, ich glaube, 30 Prozent, vielleicht waren es auch 40, der hat auch noch einen ganzen Haufen andere Unternehmen, die IGO, benannt nach seinem Großvater Ignaz Ortner, und hat, glaube ich, einen Jahresumsatz mit allen seinen Firmen von 6 Milliarden EUR. Das ist also tatsächlich ein Großindustrieller, der nicht so bekannt ist wie der Getränkehersteller, der auch große Umsätze macht. Der hat auf meine Frage, ob er in seiner Funktion irgendetwas mit Malversationen festgestellt hat - dann habe ich mir gedacht, ich lasse das mit dem Wort und habe es eh direkt gefragt, irgendetwas mit Korruption -, ja oder nein? Herr Ortner sagt dort - der hat sonst durchaus kritische Punkte geäußert - im Zitat: "Im Gegenteil, es war so detailliert, wenn man irgendwo einen Kaffee getrunken hat, haben diejenigen darauf bestanden, und wenn es nur zwei Espresso waren, dass das separat verrechnet wird." Das ist schon ein gutes Zeugnis. Neben dem Zeitverlust und dem Kostenverlust, den es hat, aber von Korruption war nicht nur keine Rede, sondern es legt einer ein Zeugnis ab, der ganz, ganz etwas anderes sagt, und das ist auch das, was bei dieser Untersuchungskommission rausgekommen ist. Davon ist einfach keine Rede. (Zwischenruf von GR Anton Mahdalik.) Ja, darüber freue ich mich, weil ich als gelernter Österreicher weiß, dass es nicht überall so ist, das eben nicht der Normalzustand ist. Herr GR Seidl hat das eh selber angezogen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das können Sie ja gar nicht feststellen! Das ist eine Angelegenheit der Staatsanwaltschaft!) - Es gibt aber noch nichts. Wir haben eine Untersuchungskommission. Wissen Sie, wie die Untersuchungskommission BUWOG, Telekom, Eurofighter Ihnen um die Ohren geflogen ist? Können Sie sich erinnern? Immer noch? Der FPÖ und der ÖVP? (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie verkennen die Situation der Untersuchungskommission! Sie wissen gar nicht, was Sie dort gemacht haben!) Ein Korruptions-Ranking in Schwarz-Blau schaut ganz anders aus, und deswegen ist es gut, wenn die öffentliche Hand zwischendurch auch einmal arbeitet, ohne dass Korruptionsfälle vorkommen. (GR Michael Niegl: Der Herr Chorherr! - Anhaltende Zwischenrufe von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Da Herr Seidl vorher eh von sich aus darauf eingegangen ist, lese ich nur ein paar Urteile vor, was passiert, wenn Korruption vorkommt. Gerhard Dörfler, Kärntens Ex-FPÖ- Landeshauptmann: Untreue, acht Monate bedingt. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Herr Kollege Ellensohn, ich fordere Sie auf, zur Sache zu reden. Die Sache ist Klärung der Projektkosten und Terminentwicklung des Krankenhauses Nord. Bitte halten Sie sich daran. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Hast du eine Weisung bekommen? - GR Mag. Dietbert Kowarik: Du bist der Richtige! Der sachliche Präsident!) GR David Ellensohn (fortsetzend): Die Sache ist, ob Korruption vorgefallen ist oder nicht. Das wurde auch tatsächlich schon von anderen angesprochen, zum Beispiel von Herrn Seidl, der selber vorher die Frage gestellt hat, warum ich glaube, dass es wichtig ist. Das ist zur Sache, im Gegensatz zu anderen. Ich habe es eh gleich, das dauert nur eine Minute. Ich kann nur acht Leute vorlesen, nicht sechs. (GR Anton Mahdalik: Es gibt nur zwei Angeklagte, das bist du und das ist der Margulies!) - Aber nicht wegen Untreue und wegen Geldklauens. (GR Anton Mahdalik: Ihr seid die einzigen zwei Angeklagten!) - Nein, das ist schon einmal falsch, weil es ein anderes Verfahren ist. Es ist juristisch falsch, was du sagst. Egal. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Da geht es um strafrechtliche Erkenntnisse!) Ihr wollt mir nur die Zeit herunterreden. Peter Westenthaler, Ex-FPÖ-Generalsekretär: Untreue, Betrug, zehn Monate unbedingt. Harald Dobernig, FPÖ: Untreue, acht Monate unbedingt. Gernot Rumpold, Ex-FPÖ: Untreue, elf Monate unbedingt. Ernst Strasser, ÖVP: Bestechlichkeit, drei Jahre. Josef Martinz, ÖVP: viereinhalb Jahre, Untreue. Die ÖVP ist quasi die Mutter der politischen Korruptionsfälle in Österreich. Bei den ganzen Privatisierungen, die wir gehabt haben. (Mag. Dietbert Kowarik: Das hat die Untersuchungskommission festgestellt oder das Gericht?) - Na gut, diese Verurteilungen sind sogar bei der Justiz festgestellt worden. Das macht es ja für Sie nicht viel besser. Jetzt freut er sich auch noch, wenn FPÖler vor Gericht verklagt werden und ÖVPler mit Fußfesseln durch die Gegend wandern müssen. Ich verstehe es nicht. Offensichtlich sind sie nicht alles gute Freunde in ihren Parteien, kein Problem. Das Krankenhaus Nord ist ein Projekt, bei dem Fehler passiert sind, so wie bei den meisten Großprojekten. Es ist ganz selten, dass alles genau im Rahmen ist. (Zwischenruf von GR Anton Mahdalik. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Immer dasselbe! Viel heiße Luft!) Das sagen zwei Parteien, die nicht einmal in der Lage sind, die Wahlkampfkosten mit 7 Millionen einzuhalten und fast verdoppeln, und die erklären mir jetzt, dass das da gehen muss. (GR Gerhard Kubik: Unerhört!) Auch wenn eine Untersuchungskommission kein Gerichtsverfahren ist, sind wir doch angehalten, den ZeugInnen zuzuhören und das am Ende halt auch zu glauben. Wir können dann am Schluss mit vielen Zitaten arbeiten, wie wir das im Bericht gemacht haben, oder wir sagen: Ja, der hat das zwar gesagt, aber ich glaube ganz etwas anderes. Das funktioniert aber im Rechtsstaat nicht. Die haben das gesagt, das muss hinein. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Da tut man sich natürlich leicht, wenn man nicht im Parlament ist!) Ich hätte auch bei ein paar Sachen geglaubt, das könnte anders sein, aber wenn es mir drei Leute so erklären, die sich in manchen Punkten besser auskennen, dann muss ich einmal annehmen, dass es so ist. (GR Mag. Dietbert Kowarik: In allem!) Das Problem ist ja dann mit dem Minderheitenbericht, dort steht nicht drinnen, was gesagt worden ist, sondern was man gerne gehört hätte. Deswegen ist es ja auch so schwer, ich hätte eh eine ganze Liste, was ich da zu korrigieren hätte, das mache ich nicht. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Machen Sie es!) Ich gehe ganz schnell in der Reihenfolge darauf ein. Ein neues Spital, da waren alle dafür. Soll das im 21., 22. Bezirk sein? - Ja. Die ZeugInnen sowieso alle, aber auch die Parteien, glaube ich, waren einheitlich dafür. Soll das ungefähr in der Größenordnung sein? - Na, da hat es schon Streiterei gegeben. Dieser große Therapiegarten, der dabei ist, die Ein- und Zweibettzimmer sind manchen ein Dorn im Auge, denn wenn die Qualität der öffentlichen Hand so gut ist, dass die Privaten dann eben Schwierigkeiten kriegen, ihre eigenen Produkte zu verkaufen, ist das nicht günstig für Parteien, die gerne einmal etwas aus der öffentlichen Hand privatisieren, wenn dieses Spital so gut ist, dass es für viele keinen Grund zum privat versichert sein gibt. Ich bin es auch nicht und bin mit dem öffentlichen Spitals- und Gesundheitswesen bis jetzt gut über die Runden gekommen, nicht nur ich, sondern auch der Nachwuchs. Sollen wir das Spital da bauen? - Ja, Standort einstimmig hier beschlossen. Alle dafür, die NEOS waren damals nicht hier dabei, aber alle waren für den Standort. Weshalb wurde schlussendlich ohne Konsortium gebaut? - Das ist schon ein Problem, es hat auch länger gedauert, weil man lange mit dem Konsortium verhandelt hat. Am Ende hat man gesagt, wir machen es anders, und da beginnen dann in der Folge zumindest Zeitverzögerungen, und jede Zeitverzögerung kostet Geld. Je nach Baufortschritt, haben verschiedene Zeugen/Zeuginnen ausgesagt, kann das zwischen 3 bis zu 10 Millionen kosten, wenn man einen Monat Verzögerung drinnen hat. Also, wenn man so Daumen mal Pi die Mitte nimmt, sind 6, 7 Millionen pro Monat nicht unmöglich. Nach drei Jahren Verhandlungen wurde abgebrochen und es dann selber gemacht. Der Kredit der Europäischen Investitionsbank war zwar Thema, schlussendlich die ZeugInnenaussagen alle gleich: Kein Verlust für die Stadt Wien, weil man Arbitragegewinne machen konnte. Welches Problem hat zur Zeitverzögerung geführt? - Viele Personalrocharden. Alle sagen das Gleiche. Es wäre natürlich super, du hast am Anfang ein Team, das arbeitet einfach von Beginn bis zum Ende durch. Das war es nicht - und das ist ein Euphemismus, wenn man es so sagt -, weil praktisch alle Schaltstellen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen - Krankheit, Krankheit des Kindes und andere Gründe -, ausgetauscht wurden. Auf jeden Fall hat das definitiv, so steht das auch im Bericht, zur Verzögerung und dadurch zu Mehrkosten geführt. Die Fassade ist vom Berichterstatter Florianschütz erwähnt worden. Wenn eine Fassadenfirma in Konkurs geht, ist das schlecht für ein Projekt. In dem Fall haben wir eh noch ein Glück gehabt, dass es zwei Fassadenfirmen waren, und die zweite das größtenteils übernehmen konnte. Wenn die Statik nicht funktioniert und die Planung und Abstimmung mit der Stadt in dem Fall nicht gut funktionieren, dann sind es wieder Verzögerungen. All das - so steht auch alles im Bericht - führt zu Mehrkosten. Krisenmanagement: Ab Mitte 2014 sind sich die ZeugInnen einig, hat es das Krisenmanagement gegeben und es hat funktioniert. Heute sagen ja alle, dass das neue Team dort, Frau Kölldorfer-Leitgeb und die Herren Wetzlinger und Binder, die Generaldirektion gemeinsam, hochprofessionell agiert, das gut funktioniert, und es zumindest ab diesem Zeitpunkt, wo die das alles übernommen haben, keine weiteren Störungen gegeben hat, sondern die Fehler dort leider alle schon passiert sind. Baustopp: Ich glaube, außer dem Rechnungshof hat niemand gesagt, er ist für einen Baustopp. Alle anderen haben gesagt, das führt zu einer Bauruine, das führt endgültig zu wahnsinnig viel Kosten. Hätten wir einen Generalunternehmer nehmen sollen? - Aus heutiger Sicht: Ja. Das steht auch so klar im Bericht. Das Problem ist nur, dass wenn man es mit den 250 Gewerken anfängt, das nicht sicher weiß, denn das haben auch ein paar gesagt: Manchmal ist es schlau, du machst es mit vielen Gewerken, manchmal ist der Generalunternehmer schlau. Nur wenn du es selber machst, musst du auch die Kompetenz haben. Das sagen alle, das ist zumindest nicht zur Gänze so gewesen. Es kostet mehr. Jetzt kann man diskutieren, ob man von den 850 ausgeht, was in der Schweiz kein einziger Kaufmann oder Kauffrau tun würde, weil man dort immer dazurechnet. Das ist auch die Lösung, wie wir das in Zukunft machen sollen. In der Schweiz steht drinnen, zum Preis heute kostet der Gotthard - so war es am Anfang, der Gotthardtunnel - 6,9 Milliarden. Übrigens, liebe Schweizer und Schweizerinnen, und da kann man mit allen Parteien darüber reden, das sind dann in 10 Jahren Bauzeit ein bisschen mehr, nämlich dort fast 9, und falls etwas schief geht - das schreiben sie auch rein, das kann ja sein - haben sie einen Risikoaufschlag, der in etwa dem entspricht, was bei uns der Rechnungshof empfiehlt und sagt: Wieso schreibt ihr das nicht dazu? Ihr tut ja so, als ob ihr am Anfang sagen könntet, ein Projekt, das am Ende 1 Milliarde kostet, könnt ihr auf den Tag und auf den Cent genau ausrechnen. Das kann ja niemand. Planen Sie einmal ihren Urlaub heuer, da werden Sie auch mit den Kosten daneben liegen, und wenn es um 1 Milliarde geht, halt um mehr. So soll es in Zukunft aussehen, wie in der Schweiz. Es wird ja keiner sagen, dass die es besonders schlecht machen, die gelten doch als ein Land, in dem genauer aufs Geld geschaut wird als irgendwo anders. Für den öffentlichen Aufreger, für den Energetiker haben wir heute fast keine Zeit gehabt, das ist eh gerichtsanhängig. Da wird versucht, das Geld zurückzuholen, aber da haben vier Mitarbeiterinnen ... (GR Mag. Dietbert Kowarik: Doch Korruption, Herr Kollege! Da sieht man es!) - Na, da werden Sie wohl keine politische Verantwortung ableiten können, außer wenn Sie sagen, dass irgendjemand in Ihrem Büro irgendwas schief macht. Wenn irgendjemand bei Ihnen Angestellter betrunken Auto fährt, sind ja auch nicht Sie mitverantwortlich. Das können Sie ja nicht ernst meinen. Dann haben wir eine ganze Menge politische Verantwortung. Das ist schwierig zu diskutieren, denn politische Verantwortung mündet am Ende, wenn es Fehler gibt, in Rücktritt und nicht in die Steinigung oder sonst etwas. Und wenn es etwas Strafrechtliches ist, landet es bei Gericht. Das macht aber nicht eine Untersuchungskommission. Es gibt aber niemanden, den Sie zum Rücktritt aufgefordert haben. Logisch - wer immer damit zu tun hatte, ist aus verschiedenen Gründen nicht mehr in Funktion und nicht mehr dafür zuständig. Jetzt probieren wir, das in Zukunft so zu machen, dass es besser funktioniert. Da gibt es eine Menge Learnings dazu. Die Learnings sind, noch einmal: ein starker öffentlicher Bauherr, wenn man das Ganze oder zumindest einen Teil selber macht. Deswegen beschließen wir heute - ich glaube, nicht einstimmig, aber zumindest nicht nur die Regierung, wenn ich es richtig im Kopf habe, vier Fraktionen - eine neue Gesellschaft, eine Projektentwicklungs- und Baumanagement GesmbH, die so etwas in Zukunft besser handlen kann. Der KAV wird zwar nicht demnächst schon ein neues Spital um 1 Milliarde EUR bauen, aber es sind doch einige Spitäler, wo Sanierungsbedarf besteht. Kostentransparenz, noch einmal: wie in der Schweiz. Das ist ganz leicht zu machen. Geben sie einfach ein, wie das beim Gotthard gelaufen ist. Da sehen Sie, dass er statt 6,9 übrigens am Ende 12,9 Milliarden kosten wird, größtenteils, weil das Gestein dort völlig anders ausgeschaut hat. Insgesamt glaube ich, dass wir uns tatsächlich darüber freuen können, nicht dass Fehler passiert sind, aber dass zumindest das Gröbste, was ich leider im Bund oft gehört habe, hier nicht passiert ist. Es sind Fehler passiert, die führen zu mehr Kosten. Wenn man großzügig den Rechnungshof nimmt mit den 50 bis 30 Prozent, und das kann ja nicht das Ziel sein, dass Projekte in Zukunft immer bei 30 Prozent aufschlagen, dann sind wir in dem Rahmen drinnen. Das wäre sehr schlecht, wenn es jedes Mal so wäre. Wer ernsthaft Interesse hat und jedes einzelne Bauprojekt der Stadt Wien anschaut, wird sehen, dass wir ganz oft genau im Kostenrahmen sind, ich sage nur, Campusmodelle bei den Schulen. Aber ja, lernen wir von dem, wo man es richtig gemacht hat, und hier hat sich offensichtlich der KAV eine Aufgabe zugemutet, die er so mit dem bestehenden Personal nicht erfüllen konnte. Deswegen besteht heute, etwas später, in ein paar Stunden, die Gelegenheit, die neue Projektentwicklungs GesmbH vielleicht einstimmig zu beschließen. Das ist genau ein richtiger Schritt, der das besser macht ... Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Zum Schluss kommen. GR David Ellensohn (fortsetzend): ... und in Zukunft dafür sorgen soll, dass die Projekte in Wien möglichst im Zeitrahmen und möglichst im Kostenrahmen sind. Fehlerfrei arbeiten werden wir nicht, aber bemühen werden wir uns, so viel wir können. Alle, die es noch besser können - wie heißt es - werfen den ersten Stein. Wir strengen uns alle an, aber wer hackelt, macht zwischendurch einen Fehler. Nicht in die Tasche greifen - ein Vorschlag an die ÖVP und an die FPÖ. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbrechend): Herr Kollege Ellensohn, zum Schlusssatz bitte! GR David Ellensohn (fortsetzend): Das war der Schlusssatz. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Korosec. - Bitte. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es sind leider sehr wenige anwesend, es besteht also leider sehr wenig Interesse. - Man sollte glauben, wenn es ums Krankenhaus Nord geht, das jetzt immerhin ein Jahr lang in den Medien war und das viel Steuergeld verschlungen hat und noch weiter verschlingen wird, dann müssten eigentlich die Vertreter der Bürgerinnen und (Zwischenruf bei der SPÖ.) Bürger - und das sind wir hier im Gemeinderat! - alle hier sitzen und aufpassen. Aber das ist nicht die Mehrheitsfraktion! Die Mehrheitsfraktion ist hier gefragt, bitte, die Mehrheitsfraktion, und das sind Sie, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Ich möchte mich auch ganz herzlich bedanken. Die Untersuchungskommission war interessant! Ich danke allen Mitgliedern aller Fraktionen. Wir waren absolut nicht immer einer Meinung, aber im Großen und Ganzen wurde zügig und auch seriös gearbeitet. Recht herzlichen Dank dafür! Besonders danke ich natürlich der Frau Vorsitzenden Dr. Rech und ihren beiden Stellvertretern - zuerst war das Herr Dr. Klackl und ihm folgte Herr Dr. Heufler -, die diesen Untersuchungsausschuss wirklich sehr umsichtig geleitet haben. Danken darf ich auch meiner Kollegin Caro Hungerländer, die mich einige Male vertreten hat. Besonders bedanken möchte ich mich bei meinem Klubmitarbeiter Patrick Gasselich. - Wir haben auch nur einen, nicht drei wie bei manchen Fraktionen, wie ich da gehört habe! - Ich muss schon sagen: Es war unglaublich viel zu arbeiten! Es gab vor allem so viel Arbeit, weil wir manchmal wirklich - wie soll ich sagen? - etwas lesen können mussten, wo nichts gestanden ist, um zu erahnen, was damit gemeint ist. Ich erwähne jetzt nur das Schwärzen. - Es war also sehr viel Arbeit zu leisten, wir haben das aber, glaube ich, ganz gut gemacht. (Beifall bei der ÖVP.) Kollege Florianschütz! Ich kann jetzt nicht auf all Ihre Punkte eingehen, denn ich habe nur 15 Minuten und muss mich daher beeilen. Das gilt auch für Herren Ellensohn: Sie beide haben sich so begeistert gezeigt, dass keine Korruption gegeben ist. - Sie wissen ebenso wie ich, dass es noch etliche Sachverhaltsdarstellungen bei der Staatsanwaltschaft gibt. Bitte warten wir diese Ermittlungen ab, um ein finales Urteil abzugeben! Am Abend ist man, wie Herr Häupl gesagt hat, gescheiter als am Morgen. - Ja. Da hat er völlig recht! Aber warum haben Sie das nicht beachtet, worauf gerade wir als Opposition seit Jahren aufmerksam gemacht haben? Kollege Ellensohn ist jetzt nicht da. (StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Dort in der Ecke ist er! - GR Mag. Dietbert Kowarik: Im Schmollwinkerl!) Ja, er ist doch da! Man muss sagen: Der Standort bestimmt den Standpunkt. Herr Ellensohn! Sie als Klubobmann der GRÜNEN sind der lebende Beweis dafür! Sie haben das Pech, dass ich halt auch schon so lange hier im Haus bin wie Sie, weshalb ich mich natürlich an die Diskussionen, die wir geführt haben, ganz genau erinnern kann. Es gab frühe Zweifel. Im Jahr 2008 war davon die Rede, dass das Krankenhaus 605 Millionen kostet. All das ist in der Zwischenzeit schon vergessen worden. Damals hat Kollege Margulies gesagt: Das glaube ich tatsächlich nicht! - Er war damals also schon vorausblickend auf das, was sich dann auch eingestellt hat. 2010 hat man jedoch angesichts einer Kostenexplosion auf über 1 Milliarde seitens der GRÜNEN gemeint: Die politische Verantwortung liegt bei den SPÖ- Politikern Häupl, Brauner und Wehsely. Herr Ellensohn! Ja. Das kann ich unterstreichen, das habe ich damals unterstrichen, und das unterstreiche ich heute. Sie aber nicht! Sie sagen heute: Politische Verantwortung ist nicht gegeben. Wann jemand verantwortlich ist, dann ist es das Management. - Herr Ellensohn! Sie haben also Ihre Meinung sehr geändert! Oder ein Zitat aus 2009: "Es ist Zeit, dass Bürgermeister Häupl das Projekt zur Chefsache macht und zur Schadensbegrenzung endlich durchgreift." - Das war, bitte, 2009! Das haben wir immer wieder gesagt, und das haben wir auch in der Untersuchungskommission aufgezeigt. 2009 hat man seitens der Grünen Fraktion, als Sie in der Opposition waren, all das sehr genau gesehen. Nicht alles haben Sie gesagt, aber Sie sind immerhin Klubobmann. Sie haben auch von Freunderlwirtschaft gesprochen, die da in Wien beim Bau um sich greift, es wurde Herr Wimmer genannt, den man schon lange als Freund von Herrn Häupl kennt. - Damals haben Sie das wirklich aufgezeigt, und ich muss sagen: Ich habe sehr gerne mit Ihnen, mit der Grünen Fraktion, in der Opposition zusammengearbeitet. Ich denke noch an Frau Dr. Pilz. Damals wurde wirklich vieles seriös aufgezeigt. Was mich aber stört: Kaum dass Sie aus der Opposition in die Regierung gekommen sind, haben Sie all das vergessen! Und ich muss Ihnen schon sagen: Ich weiß nicht, wie Sie sich fühlen! Ich sage Ihnen nämlich ganz offen: Ich schätze Sie als sehr engagierten Politiker, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie sich wohl in Ihrer Haut fühlen, wenn Sie heute das vertreten, was Sie vor zehn Jahren völlig richtig genau umgekehrt gesehen haben! Sie sind wirklich vom Aufdecker zum Zudecker geworden, das muss man leider so feststellen. (Beifall bei der ÖVP.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Untersuchungskommission Krankenhaus Nord hat vor einigen Tagen ihre Arbeit beendet. Das Ergebnis fiel aus, wie es nicht anders zu erwarten war, nämlich, genauer gesagt, aus Sicht der Opposition. Die Regierungsparteien sagen, wie wir ja heute von beiden Vorrednern gehört haben, dass es in der Causa Krankenhaus Nord wohl Fehler gegeben hat, aber im Großen und Ganzen keine Korruption, und dass auch politisch niemand verantwortlich ist. Es habe ein paar Leute im Management gegeben, die halt etwas falsch gemacht haben, dann habe es Personaländerung gegeben, mein Gott, das kann ja passieren, und es kostet nur um 500 Millionen mehr. - Wenn ich Zeit hätte, könnte ich Ihnen alles ganz genau sagen. Zu den Aussagen der verschiedenen Zeugen: Ich muss sagen, dass die Untersuchungskommission sehr, sehr aufschlussreich war, denn wir haben von den Zeugen wirklich Einblick in die Vorgänge und Entwicklungen des Krankenhausbaus bekommen, nämlich Einblicke, wie wir sie von den beteiligten Stadträten hier in diesem Plenum nie erhalten haben! (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das stimmt ja nicht!) Gerade im Hinblick auf den Bau des Krankenhauses Nord wurde immer geschwiegen. Wenn etwas gesagt wurde, dann wurde alles schöngeredet. Man hat gesagt, dass die Opposition wieder irgendetwas sagt, was absolut nicht stimmt. - Die Einblicke, die notwendig gewesen wären, auf Grund welcher man vieles verhindern können hätte, wurden uns hier nicht gegeben, sie wurden uns aber jetzt in der Untersuchungskommission gegeben. Ich muss ein bisschen in meine Unterlagen schauen, damit ich schneller bin. - Die Arbeit wurde uns von Anfang an nicht leicht gemacht. Die Schwärzungen oder Weißungen wurden schon erwähnt. Es war notwendig, dass wir eine Pressekonferenz der Oppositionsparteien gemeinsam gemacht haben, in der wir Wirbel in der Öffentlichkeit gemacht haben, und dann ist es etwas besser geworden. Von gut kann man nicht reden, aber in Anbetracht der ganz groben Verstöße hat es sich dann etwas gebessert. Der Herr Stadtrat ist auch nicht mehr da. - Ich nehme an, dass er doch noch da ist, aber vielleicht sagt man ihm das bitte: Wir waren bei Herrn StR Hacker und haben uns beschwert, und er hat gesagt, dass er sich darum kümmern wird, dass diese Schwärzungen und Weißungen geändert werden. - Geändert hat sich aber nichts! Das hat mich eigentlich enttäuscht, weil ich meine, dass sich gerade StR Hacker in der Endphase durchaus bemüht und sicherlich dazu beigetragen hat, dass jetzt hier ein rascherer Vorgang und ein Ende dieses Krankenhausneubaus zumindest in Sicht sind. Es hat mich enttäuscht, dass es da wirklich nur bei Worten geblieben ist und keine Taten gekommen sind. Das zeigt auch nicht das Demokratieverständnis, das man erwarten sollte. Ein zweiter Punkt, der uns das Leben in der Untersuchungskommission erschwert hat, waren die Erinnerungslücken besonders bei den befragten Politikerinnen und Politikern. Ein Beispiel muss ich Ihnen nennen, nämlich einen Wortwechsel zwischen der Vorsitzenden Rech und dem ehemaligen Bürgermeister Häupl. - Ich zitiere: "Dr. Michael Häupl: Ich werde Ihnen diese Frage nicht beantworten." Auf den Hinweis der Vorsitzenden, dass der Zeuge Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten hat, kam dann der bemerkenswerte Replik des Altbürgermeisters: "Gut, ich nehme die Rüge zu Kenntnis, ich kann mich nicht erinnern." Da sind Sie ganz ruhig! Sind Sie auch erstaunt über diese Aussage? (GR Mag. Gerhard Spitzer: Wir sind ruhig, weil wir höflich sind und Sie ausreden lassen!) Eigentlich müssten Sie empört sein über diese Aussage des ehemaligen Bürgermeisters! (Beifall bei ÖVP und FPÖ. - GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Als ob Sie sich an alles erinnern könnten, was in den letzten 20 Jahren los war!) Ich kann mich an vieles erinnern! Glauben Sie mir: Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis! Bei Ihnen zweifle ich daran, muss ich sagen! - Auch StRin Wehsely musste mehrfach ... (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Bitte? Ich verstehe Sie nicht! Frau StRin Wehsely musste mehrfach aufgefordert werden, die Arbeit der Kommission nicht zu behindern oder überhaupt in Frage zu stellen. - Ein solches Verhalten, meine Damen und Herren, weist auf ein seltsames Demokratieverständnis hin! Die Voraussetzungen waren also schwierig, aber Beharrlichkeit führt bekanntlich zum Erfolg. - Ich fasse die in meinen Augen wichtigsten Punkte kurz zusammen. Ich lasse die PPP-Verhandlungen, den Grundstückskauf, und so weiter außen vor. Meine Kollegin wird dazu noch Stellung beziehen. Die Kritikpunkte des Rechnungshofes haben sich aber jedenfalls in voller Tragweite bestätigt. Der KAV war für die Bauherrnrolle in keiner Weise befähigt, er war nicht fähig, sie auch nur annähernd zu erfüllen. Darüber sind wir uns ja einig. Das meint auch Herr Ellensohn. Brigitte Ederer, der wohl niemand ungebührliche Nähe zur Opposition unterstellen kann, bekam noch vor Baubeginn den Eindruck, dass der KAV - wortwörtlich! - über keinerlei Kompetenz im Baubereich verfügt. Ein externer Gutachter, Eisenköck, schlägt in dieselbe Kerbe und meint wörtlich: "Ein Projekt ist nur so gut, wie gut die Bauherrenschaft aufgestellt ist." - Und diese war eben sauschlecht aufgestellt! Zweiter Bereich: Ist Frau StRin Wehsely ihrer Pflicht, den Gemeinderat zeitnah zu informieren, nachgekommen? - Sie beteuert - und zwar unter Wahrheitspflicht, das muss man immer dazusagen -, dem Gemeinderat immer dann von Verzögerungen und Kostensteigerungen, sobald sie einzementiert waren, berichtet zu haben. Gemeint ist der Sommer 2015. Der Spitalsarchitekt hat bereits 2014 darauf hingewiesen, dass weder der Zeit- noch der Kostenrahmen stimmen. Sogar Michael Häupl ist auf Grund von Medienberichten draufgekommen, dass es Probleme im Hinblick auf die Finanzierungen und auch andere Probleme gibt. Die Liste jener - das hat man auch in der Untersuchungskommission immer wieder gehört -, die spätestens 2014 wussten, dass die Titanic auf einen Eisberg zusteuerte, lässt sich fast beliebig fortsetzen. Nur die Stadträtin hält den Zeitpunkt für verfrüht, der Gemeinderat braucht nicht informiert zu werden. Ich könnte jetzt noch einiges weiter sagen, aber ich sehe schon das rote Licht. Wer trägt in Wien eigentlich politische Verantwortung? - Die überraschende Antwort lautet: Das weiß keiner der Beteiligten so genau! Bei der Klärung dieser Frage wurde die Kommission fröhlich im Kreis geschickt. Sonja Wehsely sieht sich selbstverständlich nicht verantwortlich, und die anderen auch nicht. Meine Damen und Herren! Hier ist also vieles zu verändern. Wir haben eine Reihe von Vorschlägen gemacht. Die ÖVP-Gemeinderäte haben einen Beschluss und Resolutionsantrag gemacht. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Frau Kollegin! Ihre Zeit ist seit 30 Sekunden abgelaufen. GRin Ingrid Korosec (fortsetzend): Dieser Beschlussantrag wird eingebracht. Er umfasst 45 Seiten, weil es eben sehr vieles zu verändern gibt. In formeller Hinsicht ersuche ich um Zustimmung. - Danke. (Beifall bei der ÖVP. - Rufe und Gegenrufe bei SPÖ und ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Kollegin! Ihre Zeit ist um 45 Sekunden abgelaufen. (Weitere Rufe und Gegenrufe bei SPÖ und ÖVP.) Ich darf um Ruhe bitten! Ich darf weiters alle Redner bitten, sich an die nach Geschäftsordnung vorgegebene Zeit zu halten! Ein kleiner Überzug ist schon möglich, aber fast eine Minute erscheint mir doch sehr lange zu sein! Was den nun eingebrachten Beschlussantrag betrifft, darf ich bekannt geben, dass ich beim Verfassungsdienst ein Gutachten beauftragt habe, ob dieser Antrag zulässig ist oder nicht, mit dem versucht wird, einen Minderheitenantrag, der der ÖVP aber nach Verfassung hier nicht zusteht, über einen Antrag einzubringen. (Zwischenruf von GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc.) Daher nehme ich den Antrag entgegen. Vorläufig ist er zur Sitzung nicht zugelassen. Sobald ich die rechtliche Expertise habe, werde ich da meine Entscheidung bekannt geben. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Taucher. Ich erteile es ihm. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte eingangs auf einen meiner Vorredner eingehen, nämlich auf Kollegen Seidl, der die Qualität eines Berichts sozusagen in Seitenanzahlen misst. Weil Ihr Bericht nur 25 Seiten hat, ist Ihrer angeblich besser als unserer mit 230 Seiten. - Ich glaube, so können wir das nicht messen! Das ist nicht der geeignete Maßstab, sondern der Maßstab ist das, was drinnensteht! Ich meine, die FPÖ hätte überhaupt keinen Minderheitenbericht schreiben müssen, denn für euch war eh von vorherein klar, was alles falsch ist und wer verantwortlich ist. Ihr hättet keine Untersuchungskommission gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen, wo ihr doch elf Seiten Einleitung habt ... (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Sie können sich eh zu Wort melden! Das sagen Sie mir auch immer! (Beifall bei der SPÖ.) Sie brauchen einmal elf Seiten Einleitung, um dann eh das zu schreiben, was Sie schon vor einem Jahr geschrieben haben und was man eh in der "Kronen Zeitung" lesen konnte! Ich meine, politische Verantwortung ist, zu antworten. "Antworten" steckt in dem Wort Verantwortung, und diese haben wir von Rot und Grün wahrgenommen. Es hat Aufregung um das Krankenhaus Nord gegeben. Es hat negative Presseberichte gegeben. Es hat von der Opposition Hinweise gegeben, dass da etwas nicht stimmt. Wir haben gesehen, dass wir Probleme mit dem Fertigstellungstermin haben. Wir haben auch die Kosten überschritten, die wir geplant hatten. Und was war unsere Verantwortung? - Wir haben darauf geantwortet, indem wir selbst eine Untersuchungskommission eingerichtet haben, auf die wir ergebnisoffen zugegangen sind, nicht so wie die Opposition, die vorher schon wusste, dass der Häupl und die Brauner schuld sind, dass all das korrupt und ein Milliardengrab ist. Nein! Wir sind als verantwortungsvolle Politiker zur Antwort gestanden. Wir haben gesagt: Wir richten eine Untersuchungskommission ein, und wir klären ergebnisoffen auf. Das spiegelt sich auch in unserem Bericht wider. Was hätten wir den sonst hineinschreiben sollen? Phantasien so wie ihr, wer aller sozusagen korrupt ist, angeblich strukturelle Fehler, roter Filz und rotes Netzwerk? Nein! Wir haben natürlich faktenbasiert gearbeitet und Fakten hineingeschrieben. Wir haben dargestellt, was in der Untersuchungskommission erörtert wurde und was die Zeugen unter Wahrheitspflicht ausgesagt haben. Das haben wir den Fragen zugeordnet und damit die Fragen mit Antworten von unabhängigen Zeugen untermauert. Und das ist, wenn man ein Jahr lang in einer Kommission sitzt, natürlich viel. Und das wollten wir natürlich allen, euch und auch der Bevölkerung und den Wienern und Wienerinnen, nicht vorenthalten. Deswegen haben wir einen ordentlichen Bericht mit 230 Seiten geschrieben. Das wurde dann damit abgetan, dass nur Zitate darin enthalten sind. - Nun ja, was soll denn sonst drinnenstehen? In der Untersuchungskommission laden wir Zeugen vor, damit sie aussagen und auf unsere Fragen antworten, um der Wahrheitsfindung zu dienen, und das haben wir hier zusammengefasst. Deswegen ist dieser Bericht etwas dicker. Wenn wir nämlich eh schon gewusst hätten, was wir hineinschreiben, dann hätten wir keine Untersuchungskommission gebraucht! (Beifall bei der SPÖ.) Das ist jetzt dieser Bericht. Es gibt nur einen Bericht: Das ist der Bericht zur Untersuchungskommission. (Der Redner zeigt den Bericht.) Das andere ist der Minderheitenbericht. Das ist nicht der Mehrheitsbericht. Das hier ist der Ergebnisbericht der Untersuchungskommission. Bei diesem Punkt kann ich gleich anschließen, dass ich mich einmal herzlich bei meiner Fraktion bedanke. Ich bedanke mich bei meinen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten, beim Fraktionsvorsitzenden und bei meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des SPÖ-Rathausklubs, denn das war wirklich eine ordentlich schwierige, intensive Aufgabe, für die viel Zeit und Gehirn und auch Freizeit am Wochenende zum Lesen aufgewendet wurden. - Dafür danke ich euch wirklich herzlich! (Beifall bei der SPÖ.) Ich möchte mich selbstverständlich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landtagskanzlei bedanken, die all das immer vorbereitet und begleitet haben. Auch für sie war das ein zusätzlicher Aufwand. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.) So. Damit einmal klar ist: Mich ärgert es wirklich, dass schon seit Monaten immer davon geredet wird, dass das ein Milliardengrab ist. Das ist kein Grab. (Der Redner platziert ein Bild mit der Ansicht des Krankenhauses Nord auf dem Pult.) Dort steht jetzt ein fertiges Gebäude, das ist sozusagen manifest. (GR Mag. Manfred Juraczka: Was soll denn um das Geld sonst dort sein, eine Grube?!) Es waren schon 22.000 Wienerinnen und Wiener am Tag der offenen Tür dort. Jetzt wird das Spital klarerweise gereinigt, nachdem dort 22.000 Leute drinnen herumgerannt sind. Nun wird es desinfiziert, und ab Juni fahren wir den Betrieb hoch. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Herr Kollege! Brauchen Sie ... (GR Mag. Manfred Juraczka: Soll eine Grube so viel kosten? - Weitere lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wenn Sie "Schöne neue Welt" gelesen hätten oder vielleicht haben, dann würden Sie wissen, dass Sie jetzt ein paar "Soma"-Tabletten brauchen würden! Gut. Weiter zur Sache und zu diesem Bild, das Sie immer entwerfen, als ob dort eine Baugrube wäre: Das ist falsch! Es gibt politische Verantwortung, es gibt juristische Verantwortung, und es gibt eine moralische Verantwortung. Und Sie haben keine moralische Verantwortung, wenn Sie da solche verzerrte Darstellungen bringen und immer von einem Milliardengrab reden! - Sie wissen ganz genau, was dieses Krankenhaus kostet. Sie kennen den Rechnungshofbericht ganz genau. Sie wissen ganz genau, dass von 2008 auf 2018 valorisiert werden muss und dass in zehn Jahren nicht alles gleich viel kostet! Sie wissen ganz genau, dass es in der Bauwirtschaft einen Risikozuschlag gibt. Außerdem wissen Sie aus der Untersuchungskommission auch sehr genau - ich habe das erst aus dem Bericht lernen müssen -, dass all diese Firmen Claim-Managements haben und sozusagen schauen, wo man außerhalb des Auftrages noch Geld rausholen kann. Der KAV hat dann ein Anti-Claim-Management eingerichtet. Das ist ja eigentlich Wahnsinn! Aber es geht um sehr viel Geld! Und wir wissen, dass wir all das einpreisen müssen. Wenn der Fraktionsvorsitzende sagt, dass wir das in Zukunft anders machen werden, dann ist damit gemeint, dass man sagt: Heute würde es das kosten, wenn wir das über die Jahre mit Valorisierung und Risikozuschlag hochrechnen, dann könnte es dort hinkommen. - Das muss man ehrlich sagen, denn sonst vergleichen Sie immer die Kosten von 2008/2009 und mit jenen von 2018, und was Sie da machen, ist moralisch unverantwortlich! (Beifall bei der SPÖ und von GRin Mag. Barbara Huemer. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Aber Bauverzögerungen hat es schon gegeben, oder?) Bauverzögerung hat es gegeben, natürlich! Ich habe zuerst eingangs von Verantwortung gesprochen, und Verantwortung bedeutet, auf Kritik zu antworten. Das haben wir mit der Untersuchungskommission ergebnisoffen gemacht, indem wir sie selber eingerichtet haben. Jetzt habe ich von moralischer Verantwortung gesprochen, und die nehmen Sie nicht wahr, indem Sie solche Verzerrungen darstellen, als ob dort eine Baugrube wäre, indem Sie die Kosten immer überhöht darstellen und dann noch vielleicht Zeitungen Videos von einer Garageneinfahrt zuspielen, die es beim KH Nord gar nicht gibt, und sagen: Skandal! Die Rettung kann nicht hineinfahren! (Zwischenruf von StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Die bösen Journalisten!) - All das hat mit moralischer Verantwortung zu tun, die Sie nicht haben, die Sie aber als Politiker haben sollten, denn auch Sie sind Teil dieses Hauses! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Sie haben die moralische Verantwortung nicht übernommen, die Sie eigentlich tragen sollten! Und Sie haben auch die politische Verantwortung nicht übernommen, denn Sie haben damals beim Grundstückskauf alle zugestimmt, hinterher in der Untersuchungskommission habt ihr aber getan, als ob all das komisch wäre, warum gerade dieses Grundstück genommen wurde, und, und, und. - All das, was Sie machen, ist politisch verantwortungslos! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Hören Sie auf! Warum sind Sie so aufgeregt? Irritiert Sie meine Rede? - Das ist schön! Es freut mich, dass ich Sie irritiere! (Heiterkeit bei der SPÖ.) Es gibt dann noch eine weitere Form von Verantwortung, die der Herr Jurist von der FPÖ immer anspricht, nämlich die juristische Verantwortung. So. Diesbezüglich haben wir nichts gefunden, keine Korruption, nichts! Da ist nichts. Eine juristische Verantwortung konnte in der Untersuchungskommission nicht erhoben werden! Man kann sehr wohl ableiten: Wenn in der Untersuchungskommission unter Wahrheitspflicht etwas auftaucht, dann kann man auch jemanden anklagen. Das ist bei anderen Untersuchungskommissionen auf Bundesebene schon öfter einmal geschehen. Wir haben also auch keine juristische Verantwortung. Und die politische Verantwortung haben die Stadträte sehr wohl übernommen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Energetische Verantwortung!) Glaubt ihr wirklich, dass eine Managerin, die für einen Betrieb wie den Krankenanstaltenverbund mit 34.000 oder 36.000 Mitarbeitern, der alles in allem so groß ist wie die ÖBB, zuständig ist, nämlich Sonja Wehsely, da einen Energetikerauftrag unterschreibt? Jemand wie sie kann doch nicht die Ziegelfarbe oder die Betonfarbe auswählen oder schauen, wie viel Eisen in der Baubewehrung drinnen ist! Das ist ja eine vollkommen absurde Konstruktion! Die politische Verantwortung besteht darin, dass wir ein Gesundheitskonzept und ein Spitalskonzept gemacht haben. Wir haben überprüft, wie die Alters- und die demographische Entwicklung in dieser Stadt ausschaut, wo wir wie viele Betten und wo wir Bettenmangel haben. Dabei haben wir festgestellt, dass wir im Norden Wiens einen Mangel an Betten pro 1.000 Einwohner haben. Deswegen ist die Entscheidung gefallen, das Krankenhaus dort zu bauen. Die politische Verantwortung besteht darin, das Management einzusetzen und zu kontrollieren, und der Bürgermeister hat klar gesagt, dass er diese politische Verantwortung übernimmt. Das schrieben wir auch in unserem Bericht. Es ist nicht so, wie Sie sagen, Herr Seidl, dass da nichts von politsicher Verantwortung steht. Das steht da drinnen, weil die Zitate der Zeugen ja auch darin stehen. Das ist politische Verantwortung! Sie können aber nicht einer Renate Brauner oder einer Sonja Wehsely umhängen, dass eine irische Statikfirma schlechte Pläne abgibt. Ich meine: Wo sind wir denn? Dann bräuchten sie keine Politikerinnen mehr sein, sondern nur mehr draußen auf der Baustelle "umeinander zu stapfen" und vielleicht den Beton kosten, ober er zum Betonieren fett genug ist! - Bei dem, was Sie da konstruieren, hört sich wirklich alles auf! Die politische Verantwortung wurde also mit diesem Bericht geklärt. Es wurde auch die moralische Verantwortung geklärt, die Sie nicht haben. Und auch die juristische Verantwortung wurde geklärt. Die Verantwortung der Stadtregierung ist es, dass wir hier einen ehrlichen, offenen Bericht vorlegen und dass wir auch sagen, wo wir Fehler gemacht haben, nämlich auch, dass Projektsteuerung und Management nicht gut genug aufgestellt sind. Darauf reagieren wir mit "lessons learned", um es in Zukunft besser zu machen. Das sind die Lehren aus der Untersuchungskommission, nicht mehr und nicht weniger. In diesem Sinne bedanke ich mich bei Ihnen. Nehmen Sie den Bericht positiv zur Kenntnis! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich mitteilen, dass ich nun das Gutachten betreffend den Antrag der ÖVP bekommen habe. Dabei geht es darum, dass dem Beschluss- und Resolutionsantrag ein zirka 40-seitiger Bericht vorangestellt ist, der eine Zusammenfassung der Untersuchungskommission gibt, und daran ein Beschlussantrag anschließt, in dem einige Reformpunkte gefordert werden. Ich darf bekannt geben, dass ich diesen Antrag nicht zulassen werde, was ich wie folgt begründe. (Zwischenruf von StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Herr Stadtrat! Hören Sie sich, bevor Sie sich aufregen, vielleicht die Begründung an! Nachdem mit dem Antrag auch über den vorangestellten Bericht abgestimmt wird, der rund 40 Seiten hat, und dieser Bericht Informationen über die Tätigkeit der Untersuchungskommission zum Krankenhaus Nord beinhaltet, wie ich gerade gesagt habe, und daher beides gemeinsam abgestimmt wird, sehe ich das eigentlich als eine Umgehung des § 59e Abs. 4 Wiener Stadtverfassung, der eine Abstimmung nur über den von der Untersuchungskommission beschlossenen Bericht vorsieht. Wenn nun versucht wird, andere Berichte über Anträge oder in einer sonstigen Form zur Beschlussfassung zu bringen, dann sehe ich das im Sinne unserer Stadtverfassung sozusagen als Umgehung, und daher kann ich diesen Antrag nicht zulassen. Frau Klubobfrau Olischar hat sich zur Geschäftsordnung gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Herr Vorsitzender! Wenn dem so ist, dann beantrage ich eine Sitzungsunterbrechung und die Einberufung einer Präsidiale. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Diesem Wunsch komme ich gerne nach. Die Sitzung wird um 15.32 Uhr unterbrochen. Für alle anderen Vorsitzenden: Die Unterbrechungszeit wird sozusagen zu den 5 Stunden nachgetragen. - Die Sitzung ist unterbrochen. (Unterbrechung von 15.32 bis 15.48 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich darf alle bitten, wieder die Sitzplätze einzunehmen. Ich setze die Sitzung um 15.49 Uhr fort. Die Präsidiale hat 17 Minuten gedauert. Das heißt, die neue Endzeit, zu der die 5 Stunden beendet sind, ist 20 Uhr. Ich darf meine Vorsitzenden-Kollegen bitten, das auch so zu berücksichtigen. In der Präsidiale haben wir über meine Ausführungen beraten. Dass die ÖVP mit meinen Ausführungen nicht glücklich ist, verstehe ich und kann ich auch nachvollziehen. Es hat dann noch inhaltliche Argumente und einen Austausch über diese Argumente gegeben, aber der Sukkus ist: Ich bleibe bei meiner Entscheidung. Der Antrag wird zu dieser Sitzung nicht zugelassen. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Wiederkehr. Ich erteile es ihm. GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Nach der kurzen Unterbrechung führen wir die Debatte zur Untersuchungskommission fort. Wir hatten davor ja eine politische Märchenstunde von SPÖ und GRÜNEN, eine Uminterpretation der Wirklichkeit, die vorgefallen ist bei der Untersuchungskommission. Vom Herrn Klubobmann wurde über den Begriff Verantwortung, über politische und rechtliche Verantwortung in diesem Kontext, gesprochen. - Ich halte es aber für eine Frage der Verantwortung, sich im Zusammenhang mit dem Krankenhaus Nord bei den Wienerinnen und Wienern dafür zu entschuldigen, dass man 500 Millionen EUR in den Sand gesetzt hat, dafür, dass mit dem Geld der Steuerzahler und Steuerzahlerinnen nicht gut umgegangen worden ist. Das wäre für mich Verantwortung und auch ein Eingeständnis dieser Verantwortung. (Beifall bei den NEOS.) Was aber wurde stattdessen gemacht? - Es wurde über politische Verantwortung dahin gehend geredet, dass es ja die politische Verantwortung unser aller war, das Grundstück mitzubeschließen. Beziehungsweise sagt Herr Ellensohn zur politischen Verantwortung, dass, nachdem es ja keinen der damaligen Stadträte mehr gibt, Konsequenzen nicht gezogen werden können, weil die ja alle eh schon zurückgetreten sind. All das sind sehr kreative Interpretationen von politischer Verantwortung. Es war nämlich nicht die Aufgabe der Untersuchungskommission, zu hinterfragen, was der Gemeinderat damals betreffend Grundstück beschlossen hat, und es ging auch nicht darum, dass Herr Ellensohn meint, dass zurückgetretene oder nicht mehr im Amt befindliche Stadträte keine Verantwortung mehr tragen können. Vielmehr war es die Aufgabe der Untersuchungskommission, im Nachhinein festzustellen, wer für Fehlentscheidungen und für die Mehrkosten Verantwortung zu tragen hat. Und es war sehr eindeutig bei dieser Untersuchungskommission, dass es auch eine politische Verantwortung gab. Die zweite Ebene der moralischen Verantwortung wurde von Herrn Taucher sehr kreativ uminterpretiert: Was heißt, eine moralische Verantwortung? - Die Opposition ist moralisch verantwortlich, dass negativ darüber berichtet wurde. Ja. Es ist unsere Verantwortung, dass über die Untersuchungskommission des Krankenhauses Nord berichtet wird, und wir haben diese Verantwortung auch richtig wahrgenommen! Betreffend den dritten Aspekt, nämlich die rechtliche Verantwortung, ist es überhaupt zum Höhepunkt der Märchenstunde gekommen. Es ist nicht die Aufgabe der Untersuchungskommission, eine rechtliche Verantwortung festzustellen. Herr Ellensohn hat gesagt, dass es keine Korruption gab. - Schön und gut! Es ist aber nicht die Aufgabe einer Untersuchungskommission, eine mögliche Korruption oder mögliches strafrechtliches Verhalten festzustellen, sondern das ist die Aufgabe der Gerichte. Es liegen einige Sachverhaltsdarstellungen bei der Staatsanwaltschaft, und wir werden noch sehen, ob es auch eine mögliche rechtliche Verantwortung gab. Das herauszufinden, ist aber nicht die Aufgabe der Untersuchungskommission gewesen. - Das nur zur Einleitung. Nun möchte ich einmal sehr herzlichen Dank allen Fraktionen für die konstruktive Arbeit in der Untersuchungskommission aussprechen. Es wurde ja schon erwähnt: Es gab großteils ein angenehmes Arbeitsklima, das vor allem auch durch die großartige Vorsitzführung von Frau Dr. Rech und von Herrn Dr. Heufler ermöglicht wurde, die die Sitzungen sehr gut begleitet und geführt haben. (Beifall bei den NEOS.) Sie sind zwar nicht mehr da, aber das wird hoffentlich weitergegeben! Ich möchte mich auch bei meinem Kollegen Stefan Gara und stellvertretend für das Team bei meiner Referentin Stefanie Zollner-Rieder für die hervorragende Arbeit und auch die Unterstützung hier im Rahmen der Untersuchungskommission bedanken. (Beifall bei den NEOS.) Ich bedanke mich auch bei den Journalisten, die, wie ich meine, die Arbeit der Untersuchungskommission sehr intensiv begleitet haben. Es waren wirklich bis zum Schluss der Sitzungen immer bei jeder einzelnen Sitzung Journalisten mit dabei, die intensiv darüber berichtet haben, und das erachte ich als sehr wichtig, weil dadurch die Öffentlichkeit ein besseres Bild davon bekommen hat, wie beim Krankenhaus Nord die Misswirtschaft ausgesehen hat. Diese war immens, und dahin gehend gab es auch sehr viel Berichterstattung. Wir hatten schwierige Bedingungen in der Untersuchungskommission. Der Start war einmal schwierig, weil wir keine Vorsitzführung gefunden haben. Diese unangenehme Zeit des Wartens, die für die Suche nach der Vorsitzführung aufgewendet wurde, hat dann in der Zeitperiode der Untersuchungskommission gefehlt, weil diese Zeit ja leider abgezogen wurde. Das sollten wir in Zukunft auf jeden Fall überdenken und auch verändern! Die Bedingungen in der Untersuchungskommission waren zweitens deshalb schwierig, weil die Unterlagen, die wir angefordert haben, am Anfang gar nicht gekommen sind. In den ersten Monaten der Arbeit hatten wir überhaupt keine Akten, erst dann kamen die Unterlagen zögerlich, und diese waren geweißt. - Wir hatten also wirklich unglaublich schwierige Bedingungen bei der Untersuchungskommission, trotzdem haben wir es geschafft, sehr viel an die Öffentlichkeit zu bringen. Wir haben es trotzdem geschafft, auch viele Skandale ans Tageslicht zu bringen, und daher habe ich es auch für sehr unangebracht gehalten, dass Herr StR Hacker die Untersuchungskommission des Öfteren eigentlich belächelt hat. Die Arbeit der Untersuchungskommission war nämlich enorm wichtig, und wenn gesagt wird, dass sie nicht effizient genug gearbeitet hat, dann liegt das daran, dass wir die Unterlagen nicht hatten und dass das Regelwerk der Untersuchungskommission nicht gut genug ist. Der Einsatz aller Fraktionen in der Untersuchungskommission war jedoch hervorragend! (Beifall bei den NEOS.) Das Ergebnis der politischen Verantwortung ist für uns klar. Es gibt Akteure, die verantwortlich sind. Klar ist außerdem, dass es auch unglaubliche Mehrkosten gab, und daher fällt der Versuch von Rot-Grün, der hier unternommen wird, die Kosten schönzureden, auch unter den Begriff Märchenstunde. Es wird immer wieder kreativ mit inflationsangepassten Preisen und entsprechenden Entwicklungen hantiert. Es wird immer wieder gesagt, dass der Risikoaufschlag nicht richtig einberechnet wurde. - Ich würde mir erwarten, dass in einem Projekt der Anfangspreis auch gehalten werden kann. Ich meine, dass es das Ziel für die Zukunft ist, den Erstpreis zu halten, und dass man nicht einfach zum Erstpreis noch einen Risikoaufschlag dazugibt und einen Spielraum benennt. Wichtig ist nämlich, dass günstig und effizient gebaut wird und dass es auch ein entsprechendes Monitoring gibt, dass diese Preise auch eingehalten werden. Daher ist es wichtig, dass bei zukünftigen Bauprojekten konsequenter darauf geschaut wird, dass die Kontrolle funktioniert und dass diese Projekte im Kosten- und Zeitplan bleiben. Die Kosten beim Krankenhaus Nord sind nämlich immens. 500 Millionen EUR wurden schon öfters als Summe genannt. Noch klarer ist das an den Kosten pro Bett zu veranschaulichen: Ein Bett im Krankenhaus Nord kostet 1,7 Millionen EUR, im Vergleich dazu kostet ein Krankenhausbett zum Beispiel beim Krankenhaus Frankfurt nur 396.000 EUR. Das ist ein Faktor 4 hinsichtlich Unterschied der Kosten pro Bett, und das ist ein eklatanter Unterschied, der vielleicht auch ein bisschen darauf zurückzuführen ist, dass die Struktur der Krankenhäuser unterschiedlich ist. Jedenfalls ist aber dieser Faktor 4 nicht erklärbar, und es ist für uns auch ein wichtiges Resümee der Untersuchungskommission, dass das Krankenhaus ganz schön teuer war und die Kosten pro Bett auch jenseitig sind im Vergleich zu anderen europäischen Krankenhäusern. Dass die Stadt hier nicht sparsam gearbeitet hat und das Geld beim Fenster hinausgeworfen wurde, haben wir anhand von zahlreichen Einzelbeispielen gesehen, ob es nun der Bauzaun oder der Brunnen, der dann nie zur Anwendung gekommen ist, mit hunderttausenden Euro war. Außerdem gab es auch einen Auftrag im Bereich der Krisenkommunikation mit einigen Hunderttausenden Euro. - Man sieht, wie diese Mehrkosten Stück für Stück zustande gekommen sind, und das führt dann dazu, dass das Krankenhaus insgesamt und jedes Bett so teuer geworden ist, wie es sich jetzt darstellt. Daher geht es um eine Frage der Verantwortung und auch der Ethik, Verantwortliche zu nennen. Für uns ist relativ klar ersichtlich, dass es hier eine eindeutige Verantwortung der damaligen Stadträtin Wehsely gab. Wer, wenn nicht StRin Wehsely ist hauptverantwortlich für die Kosten- und Zeitüberschreitung? Sie war als Stadträtin zehn Jahre lang im Amt, sie hat das Projekt begleitet und viele Fehlentscheidungen und Probleme auch mitverursacht. Wie mein Kollege Stefan Gara nachher ausführen wird, gab es zentrale Entscheidungen, die beim Projekt Krankenhaus Nord falsch getroffen wurden, die dann eben zu so hohen Mehrkosten geführt haben. Das heißt, die politische Verantwortung bei der Frau Wehsely ist klar, auch wenn Rot-Grün versucht - warum auch immer -, Frau Wehsely zu schützen und die politische Verantwortung nicht klar benennt, sondern das Management und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KAV zur Ziehung bringt. Ich halte das für eine Frage der Verantwortung, klar zu benennen, dass die Politik hier auch das Verschulden hatte. Und man kann nicht sagen, dass man nur für den Spitalsbau und für die Errichtung und für das Spitalkonzept verantwortlich ist, sondern man ist auch verantwortlich, ob ein Projekt im Kosten- und Zeitplan bleibt, und auch dafür, welche Entscheidungen getroffen werden, und auch dafür, welches Personal ausgesucht wird. Wir haben ja beim Krankenhaus Nord gesehen, dass die Frage des Personals essenziell war, dass wichtige Akteure während des Spitalsbaus gewechselt haben, deshalb auch keine Kontinuität in diesem Projekt war und diese Inkontinuität das Projekt auch massiv erschwert hat. Ich möchte schon zu den Ableitungen unserer Fraktion kommen. Was es als Erstes dringend braucht, ist eine Reform der Untersuchungskommission. Ich hoffe wirklich, dass heute unser Antrag auch einstimmig angenommen wird, dass wir uns gemeinsam Gedanken machen, wie die Untersuchungskommission reformiert wird. Es war auch ein Wunsch der Vorsitzenden, dafür zur Verfügung zu stehen, um die Mechanismen der Untersuchungskommission zu verbessern, dahin gehend zu verbessern, dass es einen Rechtsschutz für Akten gibt, die uns nicht gegeben werden, aber auch dahin gehend, dass die Minderheitenrechte gestärkt werden, oder auch, dass die Vorsitzführung erneuert und modernisiert wird. Das sind wichtige Reformpunkte, die wir schnellstmöglich angehen müssen, und da hoffe ich auf Ihre Unterstützung. (Beifall bei den NEOS.) Zweitens ist mir der Punkt der Informationsfreiheit und Transparenz sehr wichtig, vor allem auch im Rahmen von Vergaben. Wir haben beim Krankenhaus Nord eine unglaublich hohe Anzahl an Direktvergaben gesehen und wir sehen im österreichischen Rechtssystem, dass wir bei den Direktvergaben auch im Rahmen der Untersuchungskommission sehr wenig Möglichkeiten hatten, überhaupt zu ergründen, wer hat den Auftrag bekommen, warum hat er den Auftrag bekommen, und dass über diese Intransparenz erst solche Aufträge entstehen können, wie einen Energetiker mit 96.000 EUR zu beauftragen. Was unseres Erachtens auch wichtig ist, ist, im Rahmen einer Informationsfreiheit auch Direktvergaben öffentlich zu machen, sodass sie einsehbar sind. Das gibt es in einigen anderen Ländern und auch Städten, das wäre ein wichtiger Schritt, um auch in Zukunft fragwürdige Vergaben zu verhindern. Wir sehen drittens, dass es ein Fehlen der Verantwortungskultur von Politikerinnen und Politikern gibt. Es gibt auch eine unterschiedliche Handhabung von Haftungsfragen im Rahmen der Politik und im Rahmen der Privatwirtschaft. Im Rahmen von Aktiengesellschaften ist es möglich, auch zur Haftung von Schäden zu kommen, im Rahmen der Privatwirtschaftsverwaltung der Politik ist dies leider nicht möglich und deshalb ist diese Diskussion über eine mögliche Politikerhaftung mit hohen Schwellen extrem wichtig, um auch das Thema der Verantwortungskultur wieder stärker in die Politik zu bekommen, denn wir haben beim Krankenhaus Nord gesehen, dass es auch eine fehlende Verantwortungskultur gibt. Wir sehen es weiters als wichtig an, dass wir über eine "Cooling off"-Phase diskutieren. Bei der ehemaligen Stadträtin Wehsely gab es einen nahtlosen Wechsel von der Stadt zu Siemens - zu einem laut der jetzigen Europakampagne bösen Konzern -, und diese Vertragsverhandlungen des eigenen Gehalts und der eigenen Arbeitsbedingungen wurden während der aktiven Zeit der Stadträtin als Politikerin verhandelt. Das sehen wir als unvereinbar, dass man als Stadträtin für Aufträge an eine Firma verantwortlich ist und gleichzeitig seinen Arbeitsvertrag aushandelt. Das ist für uns eine Unvereinbarkeit, die auch moralisch fragwürdig ist, und da fordern wir eine "Cooling off"-Phase, um dies auch in Wien festzustellen und festzulegen, dass es Unvereinbarkeiten gibt, die in Zukunft nicht mehr erwünscht sind. (Beifall bei den NEOS.) Wir haben leider zahlreiche Unvereinbarkeiten gesehen und wir sehen eine fehlende politische Verantwortungskultur an Hand des Krankenhauses Nord. Wir sehen einen Sumpf, einen roten Sumpf, eine Reihe von politischen Fehlentscheidungen, und hoffen, dass in Zukunft Untersuchungskommissionen auch reformiert und besser ausgestattet werden. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mörk. Ich erteile es ihr. GRin Gabriele Mörk (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Entscheidung der Stadt, im Norden Wiens ein modernes Krankenhaus zu bauen, war sehr gut durch die demographische Entwicklung begründet. Basis waren die Ergebnisse von Untersuchungen unabhängiger Fachleute. Die Studie des Österreichischen Bundesinstituts für Gesundheitswesen, ÖBIG, aus dem Jahr 2004 zeigte ein eklatantes Ungleichgewicht der Spitalsdichte in den drei Wiener Versorgungsregionen, in der Region Wien-Nordost, das sind die Bezirke 21 und 22, Wien-Süd, die Bezirke 1, 11 und 20, und in Wien-West, 12 bis 19 und 23. Das können Sie auch (eine Tafel mit Graphiken über die Anzahl der Spitalsbetten pro 10.000 EinwohnerInnen im Jahresvergleich 2004 und 2020 in die Höhe haltend) dieser Graphik entnehmen. Der Geschäftsführer des ÖBIG, Univ.-Prof. Ostermann hat auch ganz klar erklärt, damals sind in diesen Regionen, in den Regionen Nordost und Wien-West 8 Betten auf 1.000 EinwohnerInnen und in der Versorgungsregion Nord 3,5 Betten auf 1.000 EinwohnerInnen gekommen. Diese Studie und das prognostizierte Bevölkerungswachstum in den Bezirken 21 und 22 waren laut Aussage der damaligen Gesundheitsstadträtin Brauner ausschlaggebend für die Entscheidung, ein neues Krankenhaus im Norden Wiens zu errichten. Empfohlen wurde damals in der Studie 2004 ein Bedarf zwischen 500 und 970 Betten. Der Stadt Wien und den politischen EntscheidungsträgerInnen ging es auf der einen Seite darum, dem überdurchschnittlichen Bevölkerungswachstum im Norden Wiens gerecht zu werden, und auf der anderen Seite sollte auch das eklatante Ungleichgewicht bei der Spitalsbettendichte zwischen den drei Wiener Versorgungsregionen ausgeglichen werden. 2005 wurde das Spitalskonzept vorgelegt. Damit einher ging auch eine Strukturoptimierung der gesamten Wiener Spitalslandschaft, die auch in Angriff genommen wurde, unter folgenden Zielsetzungen: zukunftsorientierte, qualitätsvolle und zwischen den Krankenanstalten abgestimmte Leistungserbringung, Effizienzsteigerung durch eine Bettenverlagerung, die Sicherung einer wohnortnahen Grundversorgung, zukunftssichere Versorgungsqualität und eine Qualitätssicherung im gesamten Gesundheitswesen. Der ursprüngliche Plan für das neue Krankenhaus war, in einer ersten Ausbaustufe bis 2011 450 Betten zu errichten, in einer zweiten Ausbaustufe ab 2011 zwischen 250 und 300 Betten, gemäß der am medizinischen Bedarf gemessenen Schwerpunktsetzung. Von Anfang an sollten auch die niedergelassenen Ärzte in die Planung der ambulanten Versorgung einbezogen werden und es sollte weg von Versorgungs-, hin zur Aufnahmeambulanzen gehen. 2006 erstellte das ÖBIG im Auftrag der Gesundheitsplanung eine weitere Studie. Unter Berücksichtigung der zu erwartenden demographischen Entwicklung, des zu erwartenden Leistungsgeschehens, der prognostizierten Altersentwicklung und den zu erwartenden GastpatientInnen wurde ein Bettenbedarf von 843 Betten festgestellt. Diese Ergebnisse waren auch laut der damaligen Gesundheitsstadträtin ausschlaggebend, den ExpertInnen zu folgen und ein Krankenhaus in der empfohlenen Größe zu planen. Das Spitalskonzept 2005 wurde mittlerweile vom Spitalskonzept 2030 abgelöst. Dieses wurde 2011 von der damaligen Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely präsentiert. Dabei stehen drei Ziele im Vordergrund: höchste Versorgungsqualität, optimale betriebliche Strukturen und die Weiterentwicklung der Standorte. Ein Teil dieses Konzeptes ist auch der Medizinische Masterplan. Dieser legt das Leistungsportfolio fest und definiert interdisziplinäre berufs- und fächerübergreifende Schwerpunkte und Zentren. Die Versorgung wird in drei Regionen organisiert. Ergänzend bleibt das Allgemeine Krankenhaus als Universitätsklinik in vollem Umfang mit seinem derzeitigen Leistungsangebot bestehen. In jeder Region gibt es zwei Partnerspitäler mit einem aufeinander abgestimmten Leistungsangebot: in der Region West das Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel und dem Wilhelminenspital, in der Region Süd das Kaiser-Franz-Josef-Spital und die Krankenanstalt Rudolfstiftung und in der Region Nordost das Donauspital und das Krankenhaus Nord. Eine erweiterte Grundversorgung und eine Zentrale Notaufnahme sind für alle Standorte vorgesehen. Komplexe Krankheitsbilder sollen in inter- und monodisziplinären Zentren behandelt werden. Alle Standorte und Zentren ergänzen einander zu einer standortübergreifenden Gesamtversorgung. Direktor Dipl.-Ing. Wetzlinger hat in der Untersuchungskommission ausgesagt, dass das Krankenhaus Nord nicht nur den Ist-Zustand ersetzt, sondern es baut weiter die Leistungsfähigkeit für die Patientinnen und Patienten dieser Versorgungsregion aus, und darüber hinaus auch für ganz Wien. Die technische Inbetriebnahme des Krankenhauses Nord hat bereits 2017 begonnen. Seit Juli 2018 obliegt die technische Betriebsführung dem Technischen Direktor. Dieser war bereits als Projektleiter während der Errichtung für den technischen Betrieb verantwortlich. Die technische Betriebsführung und Instandhaltung wird von 87 Personen durchgeführt. Diese setzen sich aus eigenem Personal des Wiener Krankenanstaltenverbundes und Externen zusammen. Am 3. Dezember 2018 erfolgte die Fertigstellungsmeldung an die Baupolizei. Somit liegt auch die Betriebsstättengenehmigung vor. Seit 9. April 2019 gibt es auch die sanitätsrechtliche Bewilligung. Die Betriebsorganisation des Krankenhauses Nord entspricht laut Aussagen der Frau Generaldirektorin Kölldorfer-Leitgeb allen internationalen Standards. Laut Feedback der Teams vor Ort funktionieren die Prozesse sehr gut. Die Übersiedlung steht vor der Tür und ist in vier Wochen abgeschlossen. Sie beginnt am 28. Mai und endet am 21. Juni. Drei Krankenhausstandorte, die Semmelweis Frauenklinik, das Orthopädische Spital Gersthof und das Krankenhaus Floridsdorf übersiedeln komplett. Zusätzlich übersiedeln mehrere Abteilungen aus dem Otto-Wagner- Spital und aus dem Krankenhaus Hietzing, Kinderbetten aus der Krankenanstalt Rudolfstiftung und dem Wilhelminenspital sowie Teile der Unfallchirurgie aus dem Donauspital. Es übersiedeln keine Patientinnen und Patienten, außer in der Psychiatrie. Häuser, die übersiedeln, fahren rechtzeitig die Leistungen herunter und planen Operationen bereits im neuen Spital. Mit 1. Juni wird mit der oder dem ersten Patienten gerechnet. Ab 3. Juni haben die Ambulanzen geöffnet und mit Ende September ist mit dem Vollbetrieb zu rechnen. Rund 2.500 MitarbeiterInnen, inklusive der Teilzeitkräfte, werden für die PatientInnen vor Ort sein. 2.157 Dienstposten sind berechnet. Die Personalbedarfsplanung wird aber für alle Berufsgruppen laufend und engmaschig evaluiert. Im Pflegebereich gibt es mittlerweile Wartezeiten, da der Andrang der BewerberInnen größer ist als die dort zu besetzenden Dienstposten. Bei den ÄrztInnen sind 96 Prozent der Dienstposten besetzt, lediglich im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie fehlen noch 3 FachärztInnen. Am 6. April, beim Tag der offenen Tür, konnten sich rund 22.000 Wienerinnen und Wiener ein eigenes Bild von ihrem neuen Krankenhaus Nord, oder der Klinik Floridsdorf, wie diese ab 2020 heißen wird, machen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es war eine wichtige und richtige Entscheidung der Politik, ein modernes Spital im Norden Wiens zu bauen. Mit dem Krankenhaus Nord wird das Ungleichgewicht bei der Spitalsbettendichte zwischen den drei Versorgungsregionen ausgeglichen, und ich darf Sie ersuchen, noch einmal einen Blick auf (die Graphik erneut in die Höhe haltend) diese Tafel zu werfen. Das überdurchschnittliche Bevölkerungswachstum im Norden Wiens erfordert ein großes, modernes Spital in Floridsdorf. Das Krankenhaus Nord ist ein Meilenstein in der Gesundheitsversorgung der Wienerinnen und Wiener. Die Entscheidung, dieses Spital zu bauen, liegt in der politischen Verantwortung der damaligen Stadtregierung. Das Krankenhaus Nord ist heute eines der modernsten Spitäler Europas, der medizinische Standard und auch der Komfort für die Patientinnen und Patienten sind auf absolutem Top-Niveau und stehen allen Menschen offen, nicht nur privatversicherten PatientInnen. In welchem anderen öffentlichen Spital gibt es nur Ein- oder Zweibettzimmer für alle PatientInnen? Es gibt im Krankenhaus Nord 16 Hybrid-OPs, jedes Zimmer hat Tageslicht, und die Medizintechnik ist auf dem neuesten Stand. Und alle in der Untersuchungskommission befragten Zeuginnen und Zeugen haben bestätigt, dass das Krankenhaus Nord ein Spital auf höchstem Niveau ist. Bei allen Problemen, die es beim Bau gegeben hat, das fertige Spital ist ein tolles Produkt für alle Wienerinnen und Wiener. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Mahdalik. Ich erteile es ihm. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Werte Damen und Herren! Ich war wie Kollege Taucher kein einziges Mal vonnöten, um als Ersatzmitglied in der U-Kommission zu erscheinen - Wolfgang Seidl wird es schon gewusst haben. Nein, wir haben eine tolle Mannschaft gehabt, auf jeden Fall, und daher werde ich meine Wortmeldung auch sehr kurz halten und wenig ins Detail gehen, da ich ja nie vor Ort war. Natürlich waren alle verwundert, als SPÖ und GRÜNE eine Untersuchung gegen sich selbst angestrengt haben. Weniger verwunderlich war, dass sie sich mit ihrer sicheren Mehrheit in der U-Kommission auch von vornherein ein genehmes Ergebnis gesichert haben. Ich möchte jetzt einen plakativen Vergleich bemühen, der aber natürlich keine Parallelen zu nichts herstellen soll: Wenn im Chicago der 1920er und 30er Jahre Al Capone oder Machine Gun Kelly eine Untersuchung gegen sich selbst angestrengt hätten, um herauszufinden, ob sie Dreck am Stecken haben, dann hätten sich die Leute gewundert, aber wenn die Untersuchung ihre Capos und Untercapos durchgeführt hätten, dann hätte man natürlich gewusst, was dabei herauskommt: Ja eh, alles in Ordnung, alles gut. Und so haben wir das heute in den Wortmeldungen von Rot und Grün gehört und werden das noch einige Male hören: Das KH Nord ist gleichsam von vorn bis hinten eine einzige Erfolgsgeschichte. Die paar Jahre, die paar Hundert Millionen mehr sollen jetzt von der Opposition nicht überbewertet werden, die brauchen sich gar nicht so wichtig machen, das kommt in den besten Familien vor. Und es gibt ja einen eines Monumentalgemäldes würdigen Rahmen, der Rechenkünstler Florianschütz hat es ja schon ein paar Mal zum Besten gegeben, was in diesen Rahmen alles hineinpasst. - Also jeder private Häuslbauer wäre bei einem solchen Wirtschaften schon drei Mal im Häfen und hätte vormals zehn Mal den Exekutor im Hause gehabt. Aber es waren alle Schuld - den Klimawandel haben wir heute noch nicht gehört, vielleicht hören wir es dann nachher bei der Diskussion zum Klimaschutzprogramm. Wenn vielleicht irgendjemand an irgendetwas schuld war, dann waren es halt Manager aus der vierten Reihe, die Mali-Tante, der Pepi-Onkel, aber nie die SPÖ-Verantwortlichen, die Spatenstiche machen, die dann noch Eröffnungsbänder durchschneiden, obwohl sie ja nicht verantwortlich sind für das Projekt und für die Fehler, die gemacht worden sind. Unser Chef in der U-Kommission hat es ja gesagt, schlussendlich werden wir bei über 1,5 Milliarden EUR zu liegen kommen, aber der Herr Kollege Florianschütz findet sicher noch ein größeres Bild, mit noch größerem Rahmen, und dann wird selbst das okay sein. Also, ich wünsche jedem hier im Saal, dass er von solchen Erfolgsgeschichten im Privatleben verschont bleibt. (Beifall bei der FPÖ.) Es gibt ja in der Geschichte der SPÖ zahlreiche derartige Erfolgsgeschichten, und ein paar habe ich mir aufgeschrieben. Es gibt ja so viele Erfolgsgeschichten, dass man sie schon fast vergisst, angefangen vom AKH, dann über das Stadthallenbad zur Ronacher-Sanierung, Sanierung Hauptfeuerwache, Prater-Vorplatz, Skylink - ist nachher auch umbenannt worden, Terminal 3. - Jetzt benennen wir halt alle Spitäler um, weil der KAV das Wiener Gesundheitssystem heruntergewirtschaftet hat. Über den Daumen gepeilt kann man behaupten, wenn die SPÖ in Wien ein Bauprojekt angeht, dann kann man sich sicher sein, dass es doppelt so lange dauert als geplant und dass die Kosten am Schluss doppelt so hoch sind als veranschlagt. Also, wer sich über solche Erfolgsgeschichten wie ein Nackerter freut und halbe Purzelbäume schlägt, der muss wahrlich ein tristes Dasein führen, im politischen Sinne auf jeden Fall. Das möchte ich jetzt auch einmal festhalten. (Beifall bei der FPÖ.) Zusammenfassend noch einmal den billigen Vergleich bemühend: Was sich Al Capone und Machine Gun Kelly nicht getraut haben, SPÖ und GRÜNE haben es gewagt, was schon einiges über die unglaubliche Überheblichkeit dieser Rathauskoalition aussagt, die hoffentlich spätestens 2020 ein Ende finden wird. - Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Meinhard-Schiebel. Ich erteile es ihr. GRin Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Sehr geehrte Gäste auf der Galerie und am Livestream! Ja, viele Unterstellungen werden ja nicht wahrer, wenn sie x-fach wiederholt werden, es gibt Daten und Fakten, und um die geht es in Wirklichkeit. Seit Jahren haben sich ja die Gerüchte um das Großbauprojekt KH Nord verdichtet. In den letzten beiden Jahren ist immer wieder darüber spekuliert worden, ob der Rechnungshofbericht, der auf zahlreiche Mängel im Bauverfahren zu Recht hingewiesen hat, Grundlage für eine Untersuchungskommission sein sollte. Obwohl der Rechnungshofbericht aber in keinem Bereich Hinweise auf Korruption aufgezeigt hat, wurde von den Oppositionsparteien dieser Verdacht immer wieder, vor allem medial in den Raum gestellt. Trotz mehrerer Ankündigungen von Seite der FPÖ und der ÖVP ist es aber zu keinem Einsetzungsantrag gekommen. Immer wieder wurde auch das Spitalskonzept 2030, das 2011 präsentiert wurde, heftig kritisiert. Um diese Anschuldigungen nun tatsächlich zu prüfen, haben Rot und Grün den Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission eingebracht. Zur Klarstellung nochmals und für die Öffentlichkeit: Eine Untersuchungskommission ist kein Gerichtsverfahren, kann aber dann, wenn es gerechtfertigte Verdachtsmomente gibt, dazu führen, dass es zu einem Gerichtsverfahren kommen kann. Was bisher nicht geschehen ist. Hat das Spitalskonzept 2030 denn etwas mit dem KH Nord zu tun? Die Spitalslandschaft Wien ist in die Jahre gekommen, Krankenhäuser sind natürlich kostenzunehmend intensiver geworden, weil die Bettenanzahl und die Belagslage längst nicht mehr den Entwicklungen einer modernen Spitalslandschaft entsprochen haben. Laut dem OECD-Bericht lag die Bettendichte in Österreichs Krankenhäusern im europäischen Spitzenfeld, auch der Rechnungshof hat diesen Zustand bereits 2015 kritisiert. Das Spitalskonzept war von Anfang an daran orientiert, Betten zu reduzieren, Belagsdauern zu verringern, auf Versorgungs- und Tageszentren zu setzen, den niedergelassenen Bereich zu stärken und zu integrieren, Primärversorgungszentren, Primary Health Center in die Versorgungslandschaft, immer mit dem Hinblick auf die gesamte Versorgungskette zu installieren. Heute stehen die Modelle der Notfallzentren in jedem Krankenhaus, vorgeschaltete allgemeinmedizinische Abklärung, Verbindung mit Rettungs- und Krankentransporten in der Versorgungskette und die Verbindung zwischen Außen und Innen im Vordergrund. Was hat das Krankenhaus Nord damit zu tun? Nach der Errichtung des SMZ-Ost ist am stärksten wachsenden Stadtteil von Wien, der Donaustadt, immer deutlicher geworden, dass auch Floridsdorf wächst und dass die alten Krankenhäuser wie Floridsdorf längst nicht mehr in der Lage sind, eine umfassende Versorgung aufrechtzuerhalten. Zugleich wurde, so wie in vielen anderen europäischen Ländern Usus, klar, dass nicht jedes Krankenhaus alle Themen umfassend abdecken kann, und auch nicht soll. Medizinische Entwicklungen sind in den letzten 15 Jahren zu Spezialisierungen geworden. Sie müssen heute, wenn sie dem Standard entsprechen wollen, bündeln, und hohe Fallzahlen einer Einrichtung bringen ein hohes Maß an Know-how. Mit der Planung des Krankenhauses Nord ist also nicht nur ein neues Haus gedacht worden. Die demographische Entwicklung, die zunehmende Bevölkerungsdichte in den Bezirken, im Stadterweiterungsgebiet, und dazu die Schwerpunktsetzung waren Auftrag und die Zielsetzung. Eine Zwei-Millionen-Stadt kann keine Landkrankenhausstruktur aufrechthalten, sondern es braucht Spezialkrankenhäuser mit dem Auftrag, in Form von Partnerspitälern in den Regionen der Stadt gemeinsam die beste Versorgung zu garantieren. Es war also nicht einfach, ach, wir bauen ein neues Krankenhaus jenseits der Donau, es war ein umfassendes Spitalskonzept mit einer völlig neuen Entwicklung des Spitalswesens in Wien, in dem das Krankenhaus Nord als neues, modernstes Krankenhaus eine wichtige Rolle gespielt hat, von Anfang an. Wir kommen zur Baugeschichte und ihren Problemen. Dass die Errichtungsgeschichte des Krankenhauses Nord von Anfang an nicht reibungslos verlaufen ist, das hat die UK festgestellt. Dass Großbauprojekte selten reibungslos verlaufen, ist evident und nicht so verwunderlich. Um ein paar Punkte herauszugreifen: Die Grundstücksauswahl hat zu mehreren Annahmen geführt, wer von den Verantwortlichen dabei eventuell auch eigene Interessen vertreten haben könnte, die unkonventionelle, allerdings laut Rechnungshof doch legale Verknüpfung vom vorhandenen Grundstück mit dem Architekturwettbewerb. Die Frage danach, ob in der Bewertungskommission alles mit rechten Dingen zuging - was nachträglich aber bestätigt wurde. Dass die ZeugInnen der UK unter Wahrheitspflicht ausgesagt haben, damit ist ihren Aussagen auch Glauben zu schenken, wie das auch sonst bei Zeugenaussagen gilt. Nun, was ist mit den Kosten? Die Kosten, die von Anfang an angegeben und der Öffentlichkeit kommuniziert wurden, hätten dann der Kostenwahrheit entsprochen, hätte man dazu die Zinsentwicklung, die Indexierung für einen Maximalzeitraum mit einem entsprechenden Spielraum nach oben hochgerechnet und präsentiert. Sie wären dann bereits bei zirka 1 Milliarde EUR gelegen, und auf Grund der Verzögerung bei Bauproblemen bis 2018 noch darüber. Das Modell, wie es in der Schweiz bei der Kostenaufstellung gemacht wird, zeigt, wie es um Transparenz geht und wie man sie schaffen kann. Das, was an Risiko bei Bauprojekten aber immer vorhanden ist, ist die Entwicklung der Kosten während des Zeitraums, denn sie sind nicht statisch. Dass es politisch sinnvoll ist, diese Kostenwahrheit von Anfang an darzustellen, muss in die "lessons learned" Eingang finden. Durch den Ausstieg des PPP-Konsortiums, das den Bau als Generalunternehmer mit allen Risiken hätte übernehmen sollen, entstand ein Bruch, der zu einer vorher nicht wahrgenommenen Situation geführt hat. Die politisch Verantwortlichen wurden aufgefordert und gefordert, das Bauvorhaben neu aufzusetzen. Die Übernahme der Bauherrenfunktion, die Personalentscheidungen zu den Spitzenfunktionen, die Übernahme der Teilplanung durch den verantwortlichen Architekten, statt Generalplaner zu sein, hat das Bauprojekt vor Herausforderungen gestellt, die niemand leugnet. Auch das alles schafft zusätzliche Unsicherheitsfaktoren, Schnittstellenprobleme und hatte Auswirkungen auf den gesamten KAV. Er muss im gesamten Spitalskonzept 2030 ein Schnittstellenmanagement schaffen, um die regionale Versorgungsstruktur nicht nur neu zu entwickeln, sondern auch die Investitionen für die bestehenden Krankenhäuser einzubinden. Die mediale und interne Auseinandersetzung um den deutschen Manager Udo Janßen, der unter sogenannten unrichtigen Angaben zu seinem Aufgabengebiet gehuntet wurde, zeigt, dass jemand, der nicht zum Wiener Milieu passt, an anderen Werten gemessen und beurteilt wird. Andererseits standen sowohl er als auch sein Stellvertreter vor der Situation, weder Personal- noch Finanzhoheit zu haben, um rasche und effiziente Entscheidungen treffen zu können. Das macht Managementfunktionen schwierig. Entscheidend war auch immer, was konkret unter politischer Verantwortung verstanden wird. Unter diesen geschichteten Zustandslagen wurden tatsächlich Fortschritte ebenso wie Probleme zu einem Konglomerat, das sowohl im Innen wie im Außen ein komplexes, hochkompliziertes Zustandsbild gezeigt hat. Nun, was hat die UK tatsächlich gebracht? Sie hat zur Nachverfolgbarkeit des gesamten Bauvorhabens geführt. Sie hat stellenweise Probleme bei der Aufbereitung der Unterlagen gezeigt, die wichtig waren, um alle Schritte im Detail nachvollziehbar zu machen. Sie hat Klarheit darüber gebracht, dass die Korruptionsverdächtigungen, die regelmäßig von der ÖVP angeführt wurden, haltlos sind. Sie hat Aufklärung darüber gebracht, dass politische Verantwortung nicht in den operativen Bereich delegierbar sein darf, ohne dass dabei zwingend die Aufsichtspflicht erfüllt wird. Sie hat aber Klarheit darüber gebracht, dass mediale Skandalisierungen - zum Beispiel diese zahlreichen OTS bei und nach jeder UK mit zementierenden Angriffen - nicht nur oft haltlose Vorwürfe beinhaltet haben, sondern in der öffentlichen Wahrnehmung das Projekt beschädigt haben und zu Verunsicherung führen, ohne valide Informationen zu bieten. Was von der Untersuchungskommission übrig bleibt? Die Bevölkerung stand vor der Frage, ob das Krankenhaus jemals fertig wird oder doch nicht, was geschieht, wenn ihr Spital verschwindet und angeblich alle ins KH Nord müssen. Und ob am Ende alles gut ist in der Klinik Floridsdorf, das wollten dann 22.000 BesucherInnen und Besucher am Tag der offenen Türe selbst sehen. Aber auch, dass die Untersuchungskommission verwendet wurde, einander politisch etwas auszurichten, ohne bei den Fakten zu bleiben und lieber politisches Kleingeld einzusammeln. Was eine Untersuchungskommission leisten könnte, wenn sie nicht zum politischen Schlachtfeld verkommt? Aufklärung leisten über "dos and don'ts", Expertise für spezielle Großbauvorhaben aufbauen - es wird ja nicht das einzige Spitalsprojekt der nächsten Jahrzehnte bleiben und ein Krankenhaus ist keine Konzerthalle -, sie kann auch zu Adaptierungen in der Stadtverfassung führen und sie kann klare Handlungspfade für den Verlauf einer Untersuchungskommission geben. Die "lessons learned", die besonders wichtig sind: Ein Spitalskonzept muss laufend evaluiert werden, den demographische Entwicklungen, den Entwicklungen des Gesundheitswesens und darin auch den Bedürfnissen der PatientInnen und des Personals entsprechen. Krankenhausbauten sind Spezialprojekte und nicht eins zu eins mit anderen Großbauprojekten vergleichbar. Personal- und Managementaufgaben sind mit besonderer Aufmerksamkeit zu betreiben, um die Kontinuität des Work in Progress nicht empfindlich zu behindern. Kostenwahrheit darf nicht zu Gunsten der politischen Interessen verhindert werden, zum Beispiel durch baubegleitendes Facility Management mit optimierten Lebenszykluskosten. Und uns ist auch allen klar, die politische Verantwortung muss die Einbindung der weit umfassenden Informationspflicht gegenüber dem Gemeinderat umfassen, die über das mündliche Berichtswesen hinausgeht, und regelmäßige Kontrollen durch den Stadtrechnungshof während des gesamten Prozesses. Ein so komplexes Vorhaben wie ein umfassendes Spitalskonzept braucht einen intensiven Begleitprozess für die Öffentlichkeit, weil wir alle wissen, dass Veränderungen immer zu Verunsicherungen und zu Abwehr führen, wenn sie ultimativ aufgesetzt sind. Und es braucht die Herauslösung aus dem Bereich der Magistratsverantwortung, um Finanz- und Personalhoheit zu sichern. Was im Mehrheitsbericht wichtig ist: die Aufnahme von Fragen und Antworten aller Parteien, um kein einseitiges Bild zu liefern, das Aufzeigen von Fehl- und/oder Nichtentscheidungen, die Fragestellung nach Einhaltung des Vergaberechts im Projekt, Fragestellung nach Verantwortung, sachliche Aufarbeitung und Darstellung - eine richtungsweisende und perspektivische Zusammenfassung. Was vom Tage übrig bleibt? Eines der modernsten Spitäler Europas steht ab Juni der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Neuaufstellung des ehemaligen Krankenanstaltenverbundes verändert das Gesundheitswesen in Wien. Transparenz über die wichtigen Schritte muss Selbstverständlichkeit sein, auch um Widerstände, Ängste und die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten, der Bevölkerung einzukalkulieren. Es war ein Mammutprojekt, gepflastert mit Herausforderungen, und ist trotz all Ihrer Unkenrufe fertig. - Mögen die Menschen sich in ihm gut behandelt und gut versorgt fühlen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren! Auch ich war Ersatzmitglied in der Untersuchungskommission, durfte auch immer wieder selbst daran teilnehmen und Fragen stellen, habe während des ganzen Jahres die Geschehnisse mit großem Interesse verfolgt und darf auch jetzt ein bisschen zusammenfassen, was unsere Conclusio von dieser Untersuchungskommission ist. Ich fange mit ein paar Unklarheiten an, die auch während der vergangenen sieben Monate nicht gelöst werden konnten und eigentlich immer noch offen im Raum stehen. Danach werde ich unsere Forderungen vorstellen, die wir durch einen Antrag einbringen werden. Ich möchte gerne mit dem PPP-Verfahren beginnen. Das haben wir heute ja schon öfter gehört, wir haben auch während der Untersuchungskommission öfter gehört, dass Zeugen gesagt haben, dass sie das PPP-Modell grundsätzlich als geeignet gefunden hätten. Es hätte damals 830 Millionen EUR gekostet, das ist eine halbe Milliarde weniger als die jetzigen tatsächlichen Kosten, soweit wir sie schon kennen. Es gab offizielle Begründungen für den Abbruch, die aber in der Untersuchungskommission den Zeugenbefragungen nicht standgehalten haben. Da war erstens die Begründung, dass die Europäische Investitionsbank kein PPP-Modell haben wollte. Das konnte ganz klar mit einer Stellungnahme der Direktorin der Europäischen Investitionsbank widerlegt werden. Ich zitiere: "Die EIB hat zu keinem Zeitpunkt die Stadt Wien aufgefordert, die Verhandlungen mit dem Konsortium abzubrechen." Ein weiterer Punkt für den Abbruch war angeblich, dass man sich beim Preis nicht getroffen hätte, dass nämlich der Preis des Konsortiums zu teuer gewesen wäre. Das ist insofern interessant, als dass sich in der UK herausgestellt hat, dass es gar keine Vergleichsrechnungen gegeben hat. Das hat auch der Rechnungshof 2018 schon einmal festgehalten, er hat den KAV kritisiert, weil er keine Vergleichsrechnungen hinsichtlich einer allfälligen Eigenerrichtung erstellte, kein Überlegen zur Risikoübertragung an einen privaten Partner vornahm und den Auftragswert für ein PPP- Modell nicht schätzte. "Damit fehlten dem KAV Grundlagen, um über die Wirtschaftlichkeit des PPP-Modells entscheiden zu können." Wir sehen also, dass die Erklärungen der Stadt, warum die Verhandlungen für das PPP-Modell gescheitert sind, die Fragen nicht ausräumen konnten. Es ist bis heute offen, warum diese Verhandlungen gescheitert sind. Und auch die damals zuständige Stadträtin, die ja als Letztverantwortliche die politische Verantwortung getragen hätte, hat lapidar in der UK gesagt, dass sie einfach dem entsprechenden Vorschlag des KAV-Managements gefolgt ist. Das ist unserer Meinung nach nicht die Übernahme von politischer Verantwortung, da man sich von einer Führungsperson wesentlich mehr erwarten kann, als dass sie Empfehlungen folgt, ohne selbst zu kontrollieren. (Beifall bei der ÖVP.) Ein weiterer großer offener Punkt ist die Grundstückswahl, und zwar in zweifacher Hinsicht: einerseits die atypische Verknüpfung von Grundstück und Bewerber für das PPP-Modell und andererseits das Grundstück selbst, das ja doppelt so groß war, wie eigentlich bedurft, außerdem überdurchschnittlich teuer und dazu noch kontaminiert. Wenn wir uns anschauen, das Grundstück hat 35 Millionen EUR gekostet, das war bereits von Anfang an am oberen preislichen Limit, das festgelegt war. Die Zeugen haben in der UK festgestellt, dass der Standort des Krankenhauses nicht optimal gewählt wurde, und zwar erstens wegen der Größe: Es wurde ein Grundstück mit 500.000 m² gesucht, das gekaufte Grundstück war 110.000 m² groß, dementsprechend fast doppelt so groß, die Hälfte wurde eben in einen Garten investiert. Jetzt wurde argumentiert, ein Garten ist einerseits gut für die PatientInnen, andererseits gibt es Raum, wenn man das Krankenhaus ausweiten möchte. Das war auch die Argumentation vom KAV, dass das ein steigender Bettenbedarf war. Auch das konnte in der Untersuchungskommission ausgeräumt werden, nämlich insofern, als dass beispielsweise Herr Ing. Prem gesagt hat: "Wenn der Patient/die Patientin in den Park kommt, dann kann sie auch nach Hause gehen. Bei den Projekten, die ich durchführe, jetzt zum Beispiel auch in Deutschland, sehe ich keine Parkanlagen mehr vor, weil die Patienten auf Grund der kurzen Verweildauer nicht mehr in den Park kommen." Das bedeutet, dass die Verweildauer in den Spitälern abnimmt und deswegen ein Park zur Erholung auch eigentlich im modernen Spitalsbau in dieser Form gar nicht mehr vorgesehen wird. Auch der Herr Dr. Ostermann, der Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, hat gesagt, dass er keinen steigenden stationären Bettenbedarf in Wien sieht: "So sehen wir auch in Wien, insbesondere in den KAV-Spitälern, einen rückläufigen Trend, was die Bettendichte an sich betrifft." Insgesamt sehen wir also wieder, dass die Erklärungsmodelle der Stadt und des KAV innerhalb der UK widerlegt werden können und es nach wie vor unklar ist, warum gerade dieses teure, kontaminierte Grundstück genommen wurde. Zum Thema Kontamination und der dementsprechenden Dekontaminierung, die ja Mehrkosten verursacht hat, genauso dem Schallschutz, der ja Mehrkosten verursacht hat, und Maßnahmen gegen Erschütterung, die Mehrkosten verursacht haben: Man geht da von zirka 20 Millionen EUR an Mehrkosten aus, nur auf Grund der Beschaffenheit des Grundstücks. Ein dritter Punkt, auf den sich die Stadt sehr gerne ausgeredet hat, war die Fassade und die Berechnungen für die Statik. Da wurden der Untersuchungskommission Sachverhaltsdarstellungen vorgelegt - wir haben ziemlich viele Unterlagen dazu erhalten -, aus denen hervorgeht, dass die Auswirkungen durch die Statikprobleme und den Konkurs der Statistikfirma höchstens ein paar Wochen an Verzögerung waren, nicht jedoch diese große Verzögerung, die immer vorgeworfen wurde. Ich komme jetzt zur Conclusio: Ich habe einige Punkte angeführt, die nach wie vor offen sind, die die Untersuchungskommission nicht klären konnte. Einer der Gründe, warum die Untersuchungskommission das nicht klären konnte, sind die Weißungen. Wir gehen davon aus, dass nahezu 50 Prozent aller Akten, die wir bekommen haben, in irgendeiner Form geweißt waren, sodass wir überhaupt kein vollständiges Bild von den Vorgängen um die Baustelle Krankenhaus Nord erhalten haben. Wir haben versucht, zu verdeutlichen, was es für die Opposition bedeutet, wenn man nur die Hälfte eines insgesamten Bildes sieht. Sie können sich das (ein Bild mit einem Gebäude, das teilweise von weißen Flecken verdeckt ist, in die Höhe haltend) so vorstellen, das ist ein unvollständiges Bild, das ist ein Bild, das nicht klar zu erkennen ist. Wir können nicht das Gesamtbild sehen, so hat die Arbeit der Untersuchungskommission ausgesehen, und besonders die Arbeit der Opposition. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich möchte zu den Forderungen kommen. Die Letztverantwortung - das wurde schon öfter erwähnt - sieht die Opposition beim Bürgermeister und bei den zuständigen Stadträtinnen. Es war ein trauriges Beispiel, dass sich das Management, die Politik, das Management untereinander die Verantwortung gegenseitig zugeschoben haben. Wir hoffen, mit unserem Antrag und unseren Vorschlägen zu einer Verbesserung dieses Klimas beitragen zu können, damit künftig solche Bauskandale nicht mehr in dieser Art und Weise passieren. In diesem Sinne fordern wir erstens Verhaltensvorschriften für den Bürgermeister und amtsführende Stadträte bei Bauprojekten, die über die Stadtverfassung hinaus die politische Verantwortung präzisieren. Hier geht es eben um diese politische Verantwortung, es geht darum, dass ein Politiker dokumentieren muss, wann er welche Informationen erhält, denn das war ja eines der Probleme in der Untersuchungskommission, dass uns immer wieder gesagt wurde: Ich weiß nicht mehr, wann ich diese Informationen erhalten habe, ich weiß auch nicht, von wem ich sie erhalten habe und ob ich sie überhaupt erhalten habe! - Daher ist es durchaus sinnvoll, dass das hier aufgezeichnet und nachverfolgbar gemacht wird. Zweitens fordern wir die Stärkung und den Aufbau von Kontrollstrukturen innerhalb der Stadtverwaltung. Diese sollen das Bauprojekt von Beginn an begleiten und bei Missständen rechtzeitig eingreifen, und nicht eben, wie die Stadtrechnungshofberichte, erst im Nachhinein darüber berichten. Drittens fordern wir die Stärkung der Transparenz, indem die Berichtspflicht über die Kosten- und Terminentwicklung an den Gemeinderat und zuständigen Gemeinderatsausschuss verschärft wird. Das war ein Problem in der Untersuchungskommission, dass niemand informiert wurde, die StRin Wehsely war sich offensichtlich nicht im Klaren darüber, wann sie den Gemeinderat zu informieren hat. Wir wollen, dass das klar geregelt wird, ab wann die demokratisch gewählten Entscheidungsgremien zu informieren sind. Viertens fordern wir die Ausweitung der für den KAV angedachten Powermanagement-Gesellschaft auf alle Bauprojekte der Stadt, das soll der Professionalisierung der Bauprojektplanung und der Bauprojektdurchführung dienen. Fünftens wollen wir die Neuregelung der Zusammensetzung von Bewertungskommissionen. Es war ja das Problem, dass in der Bewertungskommission zum Großteil nicht externe Personen gesessen sind, wir wollen eine Regelung, dass die Hälfte extern und die Hälfte stadtnah besetzt werden. Und sechstens fordern wir die Reform der Bestimmungen der Untersuchungskommission hinsichtlich einer Stärkung der Minderheitenrechte. Das betrifft nicht zuletzt die Weißungen - es gibt ja auf Bundeseben eine andere Regelung, die die Dokumente klassifiziert und damit einteilt, was gelesen werden darf und was nicht gelesen werden darf -, aber genauso, was die Bestimmung der Beweisanträge betrifft, dass diese Minderheitenrecht werden. Insgesamt glauben wir, dass wir sehr gute, konstruktive Vorschläge auf den Tisch gelegt haben, und wir erwarten eigentlich auch, dass diese Vorschläge ernst genommen und von den Regierungsparteien behandelt werden. Auf diese Art und Weise können Sie zeigen, dass Sie auch aus diesem Skandal etwas lernen wollen und solche Fehler nicht mehr machen wollen. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner ist Herr GR Mag. Spitzer zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag. Gerhard Spitzer (SPÖ): Herr Vorsitzender! Meine Kolleginnen und Kollegen! Die Regie hat es diesmal sehr gut gemeint, denn während unsere Kollegin Gabi Mörk eindrucksvoll erklärt hat, warum das Spital im Norden von Wien, in Floridsdorf steht, haben sich die Kollegin Hungerländer und ich fast zeitgleich dafür entschieden, über das Grundstück selbst zu sprechen, nämlich warum das Krankenhaus genau auf dem Standort steht. So haben wir uns in der Untersuchungskommission unter anderem die Frage gestellt - und ich zitiere jetzt auch aus dem Einsetzungsantrag: Wurden seitens der Stadt Wien Grundstücksabfragen im Vorfeld der Ausschreibung in Floridsdorf getätigt? Und die eindeutige Antwort nach der Untersuchungskommission ist: Ja! Die Grundstückssuche selbst wurde in den Jahren 2003 bis 2005 durchgeführt. Sie war unter der Federführung der damaligen MA 21B, diese hat 2004 einen Arbeitskreis einberufen, in dem Spitalsstandorte in Floridsdorf gesucht und auch nach städtebaulichen Kriterien bewertet wurden. Einbezogen waren damals Teilunternehmungen des KAV, die MA 5, damals die Abteilung für Finanzwirtschaft, und der Bezirksvorsteher von Floridsdorf, auf den Grundlagen des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes des damaligen Stadtentwicklungsplanes und natürlich auch des damals gültigen Bezirksentwicklungsplanes in Floridsdorf. Die MA 21B hat dann in der Folge im Jänner 2005 unterschiedliche Flächen in Floridsdorf aufgelistet, die aus städtebaulicher Sicht als geeignet für ein Spital gewesen sind, und kommt zu folgendem Ergebnis: der jetzige Standort, die ÖBB-Hauptwerkstätte, dann das SGB-Areal an der Siemensstraße, des Weiteren das Grundstück Heeresspital - das wir auch schon besprochen haben -, ein Grundstück nördlich des Heeresspitals, ein Grundstück im Donaufeld und ein Grundstück auf dem ehemaligen Gaswerkgelände Leopoldau. Der Leiter der MA 21B hat damals aber bereits betont, dass nur zwei Grundstücke wirklich in Frage kommen, wenn man so ein großes Spital rasch umsetzen möchte. Und auch das Kontrollamt hat übrigens das Verfahren der Grundstückssuche bewertet und die formale Abwicklung durch die MA 21B - und ich zitiere jetzt aus dem Kontrollamtsbericht - als "ordnungsgemäß" und die "Bewertung der Grundstücke unter den gegebenen Umständen und den Vorgaben des KAV als weitgehend plausibel und nachvollziehbar" bewertet. Im Bericht wurde aber auch angemerkt, dass Schallemissionen, elektromagentische Felder und Erschütterungen durch die Bahn nicht auszuschließen sind. So einem Hinweis muss man natürlich nachgehen, daraufhin hat der KAV umfangreiche Gutachten erstellen lassen, die im Kontrollamt beschriebenen Emissionen wurden untersucht und sind alle als beherrschbar bewertet worden. Ich selbst habe übrigens einige Zeugen in der Untersuchungskommission zum Standort befragen können. Prof. Dr. Ostermann, der Geschäftsführer der Gesundheit Österreich hat uns unter anderem seine Kriterien aufgezählt: Das wäre natürlich die Erreichbarkeit durch den Individualverkehr, sprich, Rettungsfahrzeuge, aber natürlich auch durch den öffentlichen Verkehr, man denke auch an die Besucherinnen und Besucher, die dort hin möchten, nicht zu vergessen ist auch der Flugverkehr, denn auch für einen Hubschrauberlandeplatz eignet sich in Wien nicht grundsätzlich jedes Grundstück. Und Dr. Marhold hat auf meine diesbezügliche Frage nach den Kriterien geantwortet: zum einen die städteplanerische Lage, auch die Größe des Grundstücks und die Möglichkeiten, die man den Architekten für den Wettbewerb bieten konnte. Sein Hauptargument war aber die städtebauliche Lage. Wie ging es dann weiter? 2006 hat der KAV europaweit einen Bewerber, eine Bewerberin gesucht und in den Teilnahmeunterlagen waren Mindestanforderungen für dieses Grundstück enthalten. Mindestvoraussetzungen in Form, dass der Bewerber die rechtlich abgesicherte und ausschließliche Verfügungsberechtigung über ein geeignetes, mindestens 50.000 m² großes Grundstück nachweisen konnte, wobei - wissen wir ja - ein Bewerber auch mehrere Grundstücke beibringen konnte. Die Verfügungsmöglichkeit musste auch über eine Dauer von mindestens 60 Jahren ab Auftragserteilung gegeben sein. Die Eignung des Grundstückes war durch ein städtebauliches Gutachten vorzulegen. Die städtebauliche Realisierbarkeit des Projektes musste durch eine Bewertungskommission positiv beurteilt werden und zusätzlich wurden noch einige Parameter für die Bewertung der Liegenschaft innerhalb der Bewertungskommission festgelegt. Also quasi ein Punktesystem, nach dem dann die Lage, Funktionalität, die Größe, Erweiterungsmöglichkeiten, und so weiter des Grundstückes bewertet wurden. Die Bewertungskommission wurde also eingerichtet und bestand zum Teil aus externen Expertinnen und Experten, aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Wien und auch des Krankenanstaltenverbundes, übrigens unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Heinz Lohmann, ehemals Vorstand der Hamburger Landesbetrieb Krankenhäuser. Diese Bewertungskommission hat in der Folge dann drei Mal getagt und insgesamt vier Grundstücke von drei Bewerbern bewertet. Ich darf jetzt auszugsweise sagen: Das Projekt nördlich des Heeresspitals wurde als eher ungünstig von der Konfiguration der Flächen gesehen, die Einbettung in eine Einfamilienhäuser-Nachbarschaft war nicht so günstig, auch die Erweiterungsmöglichkeiten waren nicht so günstig, ebenfalls die Einkaufsgelegenheiten in der Umgebung. Ähnlich war das Heeresspitalsgrundstück nicht so besonders gut öffentlich angebunden, da wurde aber das grüne Umland positiv bewertet. Die Bewertung des Projekts an der Siemensstraße fiel ähnlich aus wie die Bewertung des jetzigen Standortes, dem ÖBB-Grundstück, etwas weniger gut vielleicht bei der verkehrstechnischen Anbindung, aber doch im Bereich der Nahversorger. Das war übrigens auch eines der Argumente für das ÖBB- Grundstück aus Sicht der Bewertungskommission, die guten Möglichkeiten der Verteilung der Baumassen, die zentrale Lage, die Nähe zum Einkaufszentrum, die Verkehrsanbindungen sowohl an den Individualverkehr als auch an den öffentlichen Verkehr und auch mögliche Erweiterungsflächen. Das Ergebnis war laut Protokoll dann, dass 2 Projekte nicht die erforderliche Mindestpunkteanzahl von 7.000 Punkten erreicht haben. Es hat daraufhin Einsprüche der nicht mehr berücksichtigten Bewerber gegeben, diese haben den Vergabekontrollsenat angerufen. Dieser hat dann aus Formalgründen die Nichtzulassung in die 2. Phase als nichtig erklärt und es kam in einer zweiten Sitzung noch einmal zur Neubewertung der vier Grundstücke. Die Ergebnisse waren auch in der Untersuchungskommission ein Thema, nämlich das Grundstück nördlich des Heeresspitals mit rund 6.200 Punkten, das Heeresspital mit rund 7.600 Punkten, das ÖBB-Grundstück mit rund 12.500 Punkten und das Siemensgrundstück mit rund 11.400 Punkten. Also ein Bewerber hat auch diesmal eindeutig die 7.000-Grenze nicht übersprungen und hat sich somit für die Phase 2 nicht qualifiziert. In der Phase 2 wurden dann die Realisierungskonzepte für das Projekt Krankenhaus Nord eingefordert, Einreichfrist war Februar 2008. Hier gab es zwei Muss-Kriterien: zum einen, dass die Verfügungsberechtigung über die Grundstücke plus Erweiterungsfläche gegeben sein musste, und auch die Einräumung einer Kaufoption an den Auftraggeber zu einem Kaufpreis von maximal 300 EUR/m². Zweck dieser Option war - wie wir ja auch wissen -, dass der KAV bis zum Baubeginn die Möglichkeit hatte, dieses Grundstück auch selbst zu erwerben und das Krankenhaus dort selber zu bauen, unabhängig davon, welcher Bieter jetzt den Zuschlag erhalten hat oder auch nicht. Im Dezember 2007 hat dann die Kasernen AG ihre Bewerbung zurückgezogen, weil sie die Verfügungsberechtigung über ein Grundstück nicht beibringen konnte. Somit blieb nur mehr das PSV-Konsortium im Rennen, das dann 2008 das Realisierungskonzept für das ÖBB-Grundstück präsentiert hat. Im Protokoll dieser Sitzung fasste der Prüfer, Dipl.-Ing. Dr. Stephan Fuld, zusammen: Nach einer kurzen Beurteilung einzelner Kapitel des Realisierungskonzeptes erklärt Dr. Fuld, dass das Realisierungskonzept aus seiner Sicht nicht nur den hohen Grad an fachlicher Kompetenz des Bieterkonsortiums zeigt, sondern dass sich das Bieterkonsortium auch punktuell bereits mit einigen spezifischen Themen, die das Krankenhaus Nord betreffen, vertieft beschäftigt und zweckmäßige Lösungsansätze aufgezeigt hat. Schließlich hat die Bewertungskommission einstimmig die Empfehlung ausgesprochen, mit dem verbliebenen Bewerber in die Verhandlungen zu treten. Einstimmig ist deswegen interessant, weil ein Mitglied der Bewertungskommission, Dipl.-Ing. Dr. Stephan Koller, seinen ursprünglich einstimmigen Beschluss nachträglich schriftlich nach einiger Zeit widerrufen hat. Das ist deswegen interessant, da für diese Abstimmung gar kein einstimmiger Beschluss nötig war. Das heißt, es war dort gar kein großer Druck, dass man einstimmig hätte abstimmen müssen, das heißt, er hätte auch schon damals problemlos dagegen stimmen können. Und ich erspare Ihnen jetzt die Aussagen der Zeugen, die über seine Vorgangsweise ganz eigene persönliche Meinungen hatten. Wie auch immer, das ÖBB-Grundstück war also sowohl magistratsintern bestgereiht als später auch durch die Bewertungskommission. Vielleicht noch ein paar Sätze zum angesprochenen Preis des Grundstücks. Wir sind auch der Frage nachgegangen, ob auch die Preisangemessenheit des Grundstücks im Vorfeld geprüft wurde, und weiter, ob die Nutzung der Kaufoption des Grundstücks durch die Stadt Wien auch den rechtlichen Vorgaben entsprach. Kurz zur Preisermittlung durch die MA 69: Im Auftrag des Krankenanstaltenverbundes hat die MA 69 bereits 2007 angemessene Grundstückskosten für die drei Grundstücke in Floridsdorf erhoben, und für das ÖBB-Grundstück wurde im Übrigen ein Preis von rund 304 EUR/m² als angemessen ermittelt. Als die Verhandlungen mit dem Konsortium schließlich dann geplatzt waren, konnte der KAV - da sieht man, dass es sehr klug war, diese Option sich vorher auszuverhandeln - die Option ziehen und einstimmig das empfohlene ÖBB-Grundstück an der Brünner Straße kaufen. Das wurde übrigens auch einstimmig im Gemeinderat beschlossen. Alle damals vertretenen Parteien waren am 25. März 2010 einstimmig für den Kauf des ÖBB-Grundstücks. Auch das Kontrollamt der Stadt hat übrigens in seinem Bericht vom 6. August 2009 die gewählte Vorgangsweise des KAV ausdrücklich gelobt. Schließlich sind wir noch - Kollegin Hungerländer hat es angesprochen - der Frage nachgegangen: Kann die Standortentscheidung zur Gefährdung von PatientInnen führen? - Alle Zeuginnen und Zeugen, die wir hatten, kamen einhellig zur Meinung: Nein. Es gab eine Reihe von Gutachten, die uns diesbezüglich vorgelegt wurden, und das Ergebnis war eindeutig: alle verunreinigten Materialien vollkommen beseitigt, keinerlei Verunreinigung des ehemaligen Industriegebietes, keine Beeinträchtigung für Boden, Wasser, Luft oder Menschen. Die Fläche des Krankenhaus Nord ist weder im Verdachtsflächenkataster noch im Altlastenatlas Österreichs registriert. Das hat uns übrigens auch die Umweltstadträtin Ulli Sima als Zeugin bestätigt. Zusammenfassend kann man also sagen, dass es sich beim ehemaligen ÖBB-Grundstück um das bestmögliche aller zur Verfügung stehenden Grundstücke handelt, und zwar in jeder Hinsicht. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist GR Dr. Gara. Ich erteile ihm das Wort. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ein Spitalsprojekt ist die Königsdisziplin des Bauens, ist eigentlich wie ein Ironman oder ein Triathlon im Sport. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Der Ironman ist ein Triathlon!) Es ist also gut, wenn man laufen kann, aber es schadet auch nicht, wenn man schwimmen kann und wenn man auch Rad fahren kann. Ich glaube, alle Disziplinen hat man hier von Anfang an noch nicht so zusammengebracht, dass man rechtzeitig zu dem Ergebnis kommt und die Ziellinie zu einem Zeitpunkt überschreitet, wo vielleicht noch eine Versorgungsstation offen ist. Ich denke, um das Krankenhaus Nord gibt es eine Reihe von Mythen, die gerne diskutiert werden, die wir auch in der Untersuchungskommission diskutiert haben, und einer dieser ganz großen Mythen rankt um das Thema der Europäischen Investitionsbank, also der Bank der Europäischen Union, und deren Aussage, so geht das nicht und das PPP-Modell in der Form können sie nicht umsetzen. Ich sage, das ist wirklich Mythos, denn wir haben genau diese Zeugen, die Zeugin in der Untersuchungskommission verlangt. Die konnten nicht vor Ort erscheinen, so war es dann möglich, schriftliche Fragen an die Europäische Investitionsbank zu übermitteln, und alle Parteien haben Antworten bekommen. Die Antworten haben wir am 8. April bekommen, das ist also vor relativ Kurzem. Ich möchte es hier noch einmal explizit im O-Ton vortragen, die Frage, die wir jetzt als NEOS gestellt haben: "Seitens der Stadt Wien wurde später gegenüber den Medien bis zum Einsetzen der Untersuchungskommission immer behauptet, dass die EIB den Abbruch der Verhandlungen mit dem Konsortium als Bedingung für die Auszahlung des Kredites verlangte. Was sagen Sie zu dieser Behauptung? Haben Sie die Stadt Wien jemals dazu aufgefordert, die Verhandlungen mit dem Konsortium abzubrechen?" - Und die Antwort, im O-Ton der EIB lautet: "Die EIB hat zu keinem Zeitpunkt die Stadt Wien aufgefordert, die Verhandlungen mit dem Konsortium abzubrechen." Da gibt es eine Reihe von weiteren durchaus sehr spannenden Aussagen im Zuge der weiteren Verhandlung. Was nämlich die EIB verlangt hat, war, sie hat gesagt, sie möchte eigentlich, dass die Stadt Wien das Grundstück erwirbt, weil es auch international vollkommen unüblich ist, dass es eine solche Junktimierung zwischen Grundstück und Projektpartner gibt, weil auch gleichzeitig die Zeit für diese Ausschreibung extrem kurz war. So sagt die EIB im O- Ton: "Eine Forderung der Bereitstellung des Grundstückes in einer ungewöhnlich kurzen Frist schien der örtliche Bieter von Beginn an zu bevorzugen." Das heißt, hier steht eindeutig klar, dass mit dieser Junktimierung ein Wettbewerb im eigentlichen Sinne gar nicht möglich war. Das ist von Anfang an unser Kritikpunkt gewesen. Ein zweiter Punkt: Auch die EIB sagt, dass die Laufzeit des PPP-Modells nicht 60 Jahre betragen soll, auch eine sehr unübliche Zeit, sondern 25 Jahre. Die EIB ist jetzt nicht irgendjemand, das ist die Investitionsbank der Europäischen Union, die viele, viele solche Projekte macht, die ganz genau weiß, worauf sie schaut. Das war der Kritikpunkt, dass von Anfang an hier einfach ein Projekt aufgesetzt wurde, wo wir wirkliche Probleme haben. Die Junktimierung von Grundstück, Projektpartner in der Form, inklusive des dann bereitgestellten Architekten von vornherein eigentlich - da waren sehr viele wettbewerbsfremde Elemente drinnen. Das ist einmal der eine Punkt. Die Kritik der EIB geht dann aber auch noch weiter. Was wir immer gesagt haben, ist: Warum war von vornherein nicht klar, dass die Stadt sagt, wir kaufen das Grundstück, wir schreiben das entsprechend aus, wir haben auch den Architekten? Nein, so wurde ein Architekt gewählt - und ich sage es noch einmal: Ein Spitalsprojekt ist die Königsdisziplin des Bauens -, der bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Spital gebaut hat. Da beginnen viele, viele Probleme, auf die ich jetzt im Detail gar nicht eingehen möchte, denn die haben wir schon ausführlich behandelt. Nach vier Jahren, nach diesem langen Prozess, das dann abzubrechen, war aus zwei Gründen ein großer Fehler. Erstens war das Projekt schon von vornherein so mit dem PPP-Partner designed. Viele Zeugen, erfahrene Experten haben im Ausschuss gesagt, normalerweise müsste man das neu aufsetzen, denn so wird das nicht funktionieren. Das heißt, ein Designfehler von vornherein im Projekt. Und der zweite große Fehler war - und da sehe ich sehr wohl auch die politische Verantwortung -, zu sagen, na gut, dann sind wir als KAV jetzt der Bauherr. Ich betone das deswegen, denn zum Wiener Krankenanstaltenverbund hat der Rechnungshofbericht 2017 festgestellt, dass der Wiener Krankenanstaltenverbund kein vollständiges mangelfreies internes Kontrollsystem hat, kein Risikomanagement implementiert hat. Diese Forderungen wurden bereits 2004 und 2005 geäußert. Zu diesem Zeitpunkt hätte man also schon wissen müssen, dass die Organisation eigentlich nicht fähig wäre, ein so komplexes Projekt auch tatsächlich umzusetzen und diese Kontrolle über den gesamten Zeitraum auch aufrechtzuerhalten. Das heißt, das in Eigenregie durchzuführen, war einer der ganz schweren Fehler, ohne die Grundstruktur des Projektes auch entsprechend zu ändern. Der KAV hat gesagt, na ja, das ist kein Problem, wir sparen uns dabei wahrscheinlich sogar noch Geld, 200 Millionen EUR. Das hat ja hier auch der Rechnungshof kritisiert, wie man auf diese Annahmen kommt. Da beginnt das Chaos auf der Baustelle, denn letztendlich ist jetzt derjenige, der eigentlich ursprünglich als Architekt vorgesehen war, plötzlich Teilgeneralplaner, aber nicht Generalplaner, denn das hätte man neu ausschreiben müssen. Diese Schnittstellen, diese vielen, vielen Schnittstellen bei einem so komplexen Projekt, das hat einfach nicht funktioniert. Das hat dazu geführt, dass wir beim Rohbau eine Kostenüberschreitung von 70 Prozent haben. Bei einem Rohbau! Die Experten in der Untersuchungskommission haben gesagt, wenn beim Rohbau die Kosten dermaßen explodieren, dann ist einmal das Grundsätzliche im Projekt falsch, denn das gibt es eigentlich nicht. Ein weiterer Kritikpunkt, man hat also diese Alarmglocken auch nicht rechtzeitig gehört. Die vielen Schnittstellen zwischen Örtlicher Bauaufsicht, zwischen Planung und Haustechnik, diese Komplexität war man zu diesem Zeitpunkt einfach nicht fähig, auch tatsächlich umsetzen zu können. (Beifall bei den NEOS.) Das nenne ich politische Verantwortung. Dort, wo es Rechtsnormen gibt, ist es die eine Ebene, alles andere geht sehr wohl in die politische Verantwortung. Die Struktur des Wiener Krankenanstaltenverbundes: Das ist ja nicht ein großes Unternehmen, wie es ein Konzern wäre, der die Finanzhoheit hat, der die Personalhoheit hat, das hat ja der Wiener Krankenanstaltenverbund eben nicht. Das heißt, wir haben dann einen Generaldirektor, der weder die Finanzhoheit noch die Personalhoheit hat. Wie sollte in solch einem Konstrukt ein so komplexes Projekt abgewickelt werden können? Wir hatten keinerlei Kontinuität im Management des Projektes, weil Generaldirektoren zurückgetreten sind, neu gekommen sind, neue Projektleiter, neue Projektsteuerung, das heißt, kontinuierlich immer wieder Veränderungen in diesem Projekt, und das hat natürlich in der Summe dazu geführt, dass es länger dauert und deutlich teurer wird. Der nächste Mythos, der Mythos der Fassade: Es kommt immer das Argument, na ja, der Bau hat sich deswegen so lange hingezögert, weil die eine Fassadenfirma in Konkurs gegangen ist. Bei genauer Befragung vieler Zeugen im Ausschuss ist schon herausgekommen, ja, es hat wahrscheinlich eine Verzögerung gegeben, vielleicht von vier Wochen, wenn überhaupt, aber wir hatten das im Griff. Das heißt, hier waren so viele kontroversielle Aussagen im Ausschuss, dass man nicht eindeutig sagen kann, es ist eigentlich alles paletti, so wie Rot-Grün das hier gerne darstellt, und ja, es hat ein bisschen länger gedauert und de facto hat es eigentlich eh nicht mehr gekostet, denn mit dem Baukostenindex ist es eh ungefähr der Preis. Entschuldigung, wir sprechen hier von einem Projekt mit 1,3, 1,4 Milliarden EUR. Man könnte auch sagen, zu dem Preis könnte man vielleicht zwei Krankenhäuser bauen. Das halte ich schon für absurd, sich jetzt so hinzustellen und zu sagen, es ist eigentlich eh alles paletti. (Beifall bei den NEOS.) Ich bin schon froh, dass es jetzt endlich fertiggestellt ist, ich bin schon froh, dass die Wienerinnen und Wiener jetzt durchaus auch ein modernes Krankenhaus haben. Aber zu welchen Kosten? Dann sprechen wir vom modernen Krankenhaus. Eine kleine Geschichte, wir sprechen hier immer vom Stand der Technik, Hightech, alles super. Gehen Sie einmal durchs KH Nord, Sie finden dort nicht einmal bei den Beleuchtungskörpern energieeffiziente Lampen, weil keine LED eingebaut wurden. Wir haben nicht einmal beim Thema der Beleuchtung den Stand der Technik. Ich möchte da nicht fragen, wie das vielleicht dann in anderen Bereichen ausschauen wird. Also, das Argument, wir haben jetzt um 1,3, 1,4 Milliarden EUR das teuerste, beste Krankenhaus in allen Techniken, das lasse ich so nicht gelten. Ich kann Ihnen auch noch ein paar andere Dinge aufzeigen wo das eben nicht der Fall ist. Bei der Beleuchtung ist es nicht der Fall und das ist, sage ich, auch nicht so wenig im Sinne der Betriebskosten. Apropos Betriebskosten: Ein riesiger Unterschied bei einem PPP-Modell oder bei der Rolle, selber die Bauherrnfunktion auszuüben, ist natürlich das Risiko beim Betrieb, denn die Kosten beim Betrieb kennen wir noch nicht. Wir wissen auch noch nicht, um wie viel diese Kosten höher sind, als wenn in einem Public Private Partnership insgesamt die Verantwortung hier beim Privaten liegen würde, denn der hat natürlich Interesse, so zu bauen, dass seine Betriebskosten möglichst niedrig sind. Wir kennen es noch nicht, wir wissen es noch nicht. Auch das ist ein Risiko, das ein PPP-Modell natürlich anders lösen würde, und auch darüber müssen wir letztendlich reden. Ich muss wirklich sagen, ich bin froh, dass es dann den Wechsel von Direktor Balázs zu Direktor Wetzlinger gegeben hat, denn dann hatten wir erstmals auch realistische Zeitpläne, denn das, was wir davor bekommen haben, auch immer wieder im Gemeinderatsausschuss, waren Pläne, die eigentlich mit der Realität nichts zu tun hatten. Wenigstens sind dann durch die Übernahme von Direktor Wetzlinger hier ein deutlich besseres Management und Kontrolle auch entsprechend eingetreten. Auch das sei an dieser Stelle gesagt. Ich übe nicht nur Kritik, sondern ich nehme auch die Punkte wahr, die durchaus dann positiv sind, aber erst zum Schluss, nachdem es immer wieder Kritik gegeben hat und nachdem immer wieder die Opposition so abg'schasselt wurde: Es ist alles gut, es ist überhaupt kein Problem. Wir hatten - das betone ich hier - im Gemeinderatsausschuss Gesundheit zum damaligen Zeitpunkt praktisch keine Information über den Bau des Krankenhaus Nord. In den Quartalsberichten war praktisch keine Information, was der Status ist, wo die Probleme liegen würden. Es war gerade einmal eine halbe Seite im Quartalsbericht, und das ist massive Kritik, die wir üben. Das heißt, zu diesem Zeitpunkt hat niemals Transparenz geherrscht. (Beifall bei den NEOS.) Das Thema Transparenz bringt mich auf einen Punkt, der uns sehr, sehr wichtig ist. Kollege Wiederkehr hat schon eine Reihe unserer Forderungen hier dargestellt. Hier noch eine weitere Forderung von uns: Wir finden es einmal gut, dass es hier in Zukunft eine solche Baugesellschaft gibt. Ich werde dann in meiner nächsten Rede noch kurz darauf eingehen, worauf diesbezüglich allerdings zu achten ist. Ganz wichtig bei all den Gesellschaften ist, dass es das Interpellationsrecht gibt, das heißt, dass wir als Gemeinderat auch die Möglichkeit haben, hier zu kontrollieren, Informationen zu erhalten und diese zu bewerten. Das halte ich für extrem wichtig, daher bringe ich heute noch einen Antrag ein bezüglich Ausweitung von Transparenz und Kontrolle durch ein modernes Interpellationsrecht: "Der Wiener Gemeinderat ersucht den Bürgermeister der Stadt Wien, in Zusammenarbeit mit dem Magistrat eine Vorlage an den Wiener Landtag zu erarbeiten, die eine Reform des Interpellationsrechts in der Gemeinde Wien vorsieht." Ich halte das für ganz wichtig, vor allem dann, wenn wir darüber diskutieren, dass Unternehmungen der Stadt ausgegliedert werden, wofür wir grundsätzlich sind. Im Sinne der Krankenanstalt öffentlichen Rechts ist es aber natürlich wichtig, dass hier auch die Interpellation sichergestellt ist, sodass wir auch die Kontrollmöglichkeit haben, denn das sind wir auch den Wienerinnen und Wienern schuldig, dass das Geld, das ausgegeben wird, auch richtig ausgegeben wird, im maximalen Nutzen für die BürgerInnen. -Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Stürzenbecher. Sie haben das Wort. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Ich muss sagen, dass die Untersuchungskommission, die ja auf Initiative von Rot und Grün eingesetzt worden ist, für mich insofern durchaus ein sehr positives Ergebnis gebracht hat, als sehr viele Sachen erhellt worden sind und sehr viele Fakten zu Tage getreten sind. Ich muss sagen, ich habe vor einem Jahr, als sie eingesetzt worden ist, ein durchaus negativeres Bild von dem ganzen Projekt gehabt, damals eben kolportiert durch manche Medien und vielleicht auch durch Fehlinformationen von Seiten der Opposition, sodass ich feststellen kann, dass zwar einige Sachen durchaus kritisch zu hinterfragen sind, die abgelaufen sind. Technische und logistische Fehler hat es gegeben, das ist ja außer Zweifel, aber im Großen und Ganzen hat sich doch herausgestellt, dass sehr vieles, was auch immer an Vorwürfen in der Luft herumgeschwebt ist, nicht gestimmt hat oder bei Weitem nicht in dem Ausmaß gestimmt hat, wie es kolportiert worden ist. Deshalb, muss ich sagen, hat auch wirklich die Untersuchungskommission eine ausgezeichnete Arbeit geleistet. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Sehr viele Mythen - es waren Mythen, Kollegen Gara kann ich mich durchaus anschließen - sind auch vielleicht ein bisschen schon in ihren Grundfesten zerstört worden, wobei ich das aber teilweise naturgemäß in einer anderen Richtung sehe als Kollege Gara. Wenn er zum Beispiel jetzt da dieses Schreiben der Europäischen Investitionsbank erwähnt und sagt, im Jahr 2019 hätte auch irgendwer etwas geschrieben, dann muss ich schon sagen: Damals, im Februar 2010, und auf das kommt es ja an: Was war damals Entscheidungsgrundlage für die Personen? - Im Februar 2010 ist in einem Schreiben von der EIB-Direktorin Sandrine Croset an die ehemalige Programmleiterin für das KH Nord, Mag. Alexandra Loidl-Kocher, gestanden: Sollte sich die Stadt Wien entschließen, das Grundstück selbst zu erwerben und den Bau neu auszuschreiben, vereinfacht sich die Lage beträchtlich, da dann der Preis, den sie bekommen würde, als marktgetestet angesehen wird. Das hätte den Vorteil, die Genehmigung zu erleichtern, da die meisten offenen Punkte de facto nicht mehr relevant wären. Das war zum Entscheidungszeitpunkt ein ganz, ganz wichtiges Schreiben. Dass dann, wenn irgendwann einmal im Jahr 2019, neun Jahre danach, von einem Mitarbeiter oder einem Vertreter der Investitionsbank vielleicht ein Schreiben kommt, das - ich sage nicht, dass es das Gegenteil war - nicht ganz mit dem übereinstimmt - möglicherweise können die Leute, die 2010 zu entscheiden hatten, ja nicht vorhersehen. Für sie war das relevant, und deshalb ist es kein Mythos, sondern wirklich ein Faktum, dass das eben einer der drei Gründe war, warum man so gehandelt hat: die Rahmenbedingungen der Kreditgeberin, die Kritik des Kontrollamtes und keine Einigung in finanzieller Hinsicht. Das ist einmal das. Der wirklich größte Mythos ist ja das mit den 500 Millionen. Das möchte ich schon auch auf einer Tafel darstellen, wo noch einmal dargelegt wird, wie tatsächlich die Baukostenentwicklung war und wie viel wirklich darüber liegen. (Der Redner stellt eine Tafel mit Diagrammen zu den Baukosten des KH Nord auf das Pult.) Das sind Zahlen des Rechnungshofes. Der beziffert die tatsächlichen Gesamtkosten jetzt mit 1 Milliarde 341 Millionen EUR. Wenn man nur die Valorisierung dazunimmt, dann waren das für Dezember 2018 1,17 Milliarden EUR, aber das ist nur die Valorisierung. Wenn man aber, wie es absolut üblich ist, zu den anfänglichen Kostenschätzungen einen üblichen 30- prozentigen Risikozuschlag addiert, wäre das vollkommen anders. Dann wäre die Differenz nur 69,54 Millionen. Wenn es 15 Prozent wären, dann ist die Differenz auch bei etwa 216 Millionen. Das ist allgemein üblich, das sehen Sie da jetzt an diesen Zahlen, dass man eben diesen Risikozuschlag zwischen 15 und 30 Prozent nimmt. Das machen auch Private, die bauen, das weiß man einfach. Dann ist es ganz etwas anderes, da kann man sagen, liegt man bei entweder 216 oder 69, oder man kann irgendetwas dazwischen nehmen. Wenn man sozusagen für den Normalkonsumenten auf der Straße wirklich authentische und gute Aussagen macht und sagt, um wie viel es jetzt teurer war, kann man einen Rahmen sagen. Aber in Wirklichkeit könnte man am ehesten sagen, das waren dann 100 bis 150 Millionen mehr, im Minimalfall eben 69 Millionen. Aber das ist schon ganz etwas anderes als 500 Millionen. Deshalb sage ich, die 500 Millionen sind ein Mythos, der falsch ist, die Mehrkosten sind dramatisch geringer, und das ist gut so. Das war das Zweite. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Dann muss man schon auch noch dazusagen, weil es noch zu wenig gesagt worden ist: Es war kein Skandal! (GR Georg Fürnkranz: Es ist einer!) Am Anfang, als wir die Untersuchungskommission eingesetzt haben, war ich auch als Redner da, und da habe ich noch gesagt, ob es ein Skandal ist, wird man erst nach den Ergebnissen der Untersuchungskommission sehen. Und nach 62 Zeugen und nach über 100.000 Seiten und nach 199 Beweisanträgen kann man jetzt eindeutig sagen: Es ist kein Skandal. Das Krankenhaus Nord ist ein wichtiges Projekt, wo es Fehler gegeben hat, aber wo das Positive vor allem für die Bürgerinnen und Bürger bei Weitem überwiegt. Das sei auch festgestellt. Es hat auch kein einziger Zeuge irgendeinen Hinweis auf unrechtmäßige Bereicherungen gegeben, und mehrere Zeugen, wie der sonst sehr kritische Bauunternehmer Ortner, haben betont, wie korrekt und sauber das Projekt abgewickelt wurde. Dann muss ich noch auf etwas hinweisen, das ist dieser abgerufene EIB-Kredit zur Jahreswende. Ich kann jetzt nicht alles vorlesen, also alle Zitate von Richard Neidinger, dem damaligen Finanzchef und von Renate Brauner, der Finanzstadträtin. Es steht aber eindeutig zu Recht im Bericht: Gegenüber dem Rechnungshof begründete die Stadt Wien die Abrufung des gesamten restlichen Kredits zu diesem frühen Zeitpunkt mit einer bevorstehenden Änderung der Auslegungsregelungen des Europäischen Systems volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 2010, ESVG 2010, wonach Fremdmittelaufnahmen im Bereich der öffentlich geführten Krankenanstalten zukünftig dem Sektor Staat zugerechnet werden und damit den Schuldenstand des öffentlichen Sektors erhöhen würden, was die Stadt Wien vermeiden wollte. Da muss ich jetzt wirklich auf die Aussage von Richard Neidinger verweisen, auf Befragung von Ellensohn, Seite 160 und 161, wo dann eben sehr deutlich auch diese Sache mit der Arbitrage herauskommt, dies bedeutet, dass die Zinsen, die man zahlt, geringer sind als die Zinsen, die man für eine Veranlagung für gewisse Zeit erzielt. Auf diesen gesamten Komplex sei verwiesen, was eindeutig beweist, dass man damals im Höchstmaße im Interesse der Stadt gehandelt hat, so wie man hier vorgegangen ist. Das sei auch eindeutig erwähnt. Deshalb kann man eigentlich Folgendes sagen: Es hat keine Korruption gegeben, es hat kein Hineinregieren gegeben. Es war ja auch während der Untersuchungskommission interessant, dass auf der einen Seite Teile der Opposition immer gesagt haben: Warum haben Sie sich nicht stärker eingemischt? Woanders, wenn man sich einmischt, dann wieder sagt: Ja, wie können Sie da hineinregieren? Man sollte sich also vielleicht irgendwann einmal darauf konzentrieren, dass man eine Vorgangsweise wählt. Es soll kein Hineinregieren in Details der Manager geben, aber es gibt natürlich die politische Verantwortung, wie Sie aber schon der Berichterstatter in seiner Einleitung vorgebracht hat, die ich auch nicht hier zu wiederholen brauche. Aber es ist ganz wichtig, dass man noch einmal sagt, Grundsatzentscheidungen fallen natürlich unter die politische Verantwortung, das heißt, dass man überhaupt ein Krankenhaus bauen will, dass man es dort bauen will, wo es wirklich gebraucht wird - das war eben im Nordosten -, dass man sich dazu entschließt, die finanziellen Mittel bereitzustellen und dass man Personalbesetzungen auf oberer Stufe vornimmt. Das ist das, was wirklich notwendig ist, und das ist alles geschehen und hier ist eben nichts Fehlerhaftes passiert. Das mit der Fassadenfirma müsste man jetzt auch noch einmal ausführen, aber es stimmt auch nicht so, wie es Kollege Gara gesagt hat. Natürlich hat das zu einer Verzögerung geführt. Wenn manche technische oder logistische Probleme entstehen, dann zieht sich das sozusagen wie ein Rattenschwanz und schlägt sich auch auf andere nieder und dadurch kommt es zu Verzögerungen. Das haben wir gesehen. Das stimmt ja wieder, das sozusagen größtmögliche Bauprojekt, das es überhaupt gibt, ist so ein Krankenhaus. Wenn man sich jetzt anschaut, wie es drüben im Parlament ist, wo man ja vergleichsweise ein kleine Sanierung macht, ist das auch permanent, um acht Monate dauert es schon wieder länger, dort passt schon wieder etwas nicht, dort muss neu ausgeschrieben werden. Das werfe ich denen gar nicht vor, da will ich gar nichts sagen. Man sieht nur, dass das sozusagen schon etwas ist, was ein Baugeschehen begleitet, dass es logistische Probleme gibt, und dass man immer wieder auf etwas Neues draufkommt. Im Großen und Ganzen kann man sagen, die Geschichte wird uns recht geben. Das Krankenhaus Nord, das dann Krankenhaus Floridsdorf heißt, ist ein Musterbeispiel für ein modernes Krankenhaus, wo die Menschen nur Ein- und Zweibettzimmer haben, wo sie sehr gerne, wenn sie leider krank sind, dort sein werden und wo sie wirklich gute Voraussetzungen haben, dass sie wieder gesund werden. Das betrifft tausende oder künftig zig Tausende, künftig sogar wahrscheinlich mehr als hunderttausende Menschen in Wien, und alle diesen kommt dieses moderne Krankenhaus zu Gute. Da soll man nicht vergessen, dass es auch logistische Probleme gegeben hat, aber viel weniger, als in der Öffentlichkeit gestanden ist. Deshalb bin ich wirklich froh, dass es diese Untersuchungskommission gegeben hat, weil damit wirklich klargestellt werden konnte, was ist. Und was ist, ist ganz überwiegend gut. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist nunmehr Herr GR Dr. Koderhold. Ich erteile ihm das Wort. GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn ich jetzt die Rede meines geschätzten Vorredners kommentieren darf, George Orwell hätte gleich wirklich Stoff für einen dritten Roman, zum Beispiel das Erfolgskonzept nach "1984" und "Animal Farm". Hier stimmt vieles nicht. Zunächst möchte ich einmal darauf eingehen, Sie behaupten, es gäbe keine Anzeichen für Korruption. Wir hatten gar nicht die Zeit dazu, das zu evaluieren. Wir wollten diese Untersuchungskommission in einer ausreichenden zeitlichen Distanz umsetzen. Es gibt ja beide Fragen, das eine ist die Entscheidungskette. Wer hat wann etwas Falsches gemacht? Wer hat wann eine unrichtige Entscheidung, einen Personalwechsel umgesetzt? Die zweite Frage, und die konnten wir nicht erörtern und ist nach wie vor nicht erörtert, ist: Wo ist das Geld hin? Und diese Frage, wo ist das Geld hin, können wir vielleicht in der nächsten Untersuchungskommission erörtern. Hier gibt es zwei Bereiche, das eine ist: Was wurde mit den Stehzeiten der Firmen gemacht, die sich ausfallsbedingt durch Zeitverzögerung einerseits diese Stehzeiten zahlen ließen, was ja völlig korrekt ist? Andererseits wissen wir nicht, was sie mit dem Personal gemacht haben, ob dieses Personal gearbeitet hat oder nicht oder ob es auf einer anderen Baustelle eingesetzt wurde. Das wissen wir nicht. Es kann natürlich auch sein, dass das alles korrekt ist. Der zweite Bereich ist sicher nicht korrekt, und hier geht es um die Direktvergaben, um Meldepflicht und Auszahlungskontrolle. Hier haben wir an sich ein sehr schönes Beispiel mit dem Energiering. Hier wurde als Direktvergabe eine Summe von 95.000 EUR an den Energetiker ausgezahlt. Die Meldepflicht wurde nicht umgesetzt, und - das werden wir sicher in der nächsten Untersuchungskommission machen - die Meldepflicht wurde nicht im Rahmen einer Auszahlungskontrolle nachkontrolliert. Das bedeutet, wenn ich jetzt eine Direktvergabe habe, in dieser Direktvergabe die Meldepflicht für, das kann die Programmleitung, das kann die Generaldirektion, das kann ein eigenes Dezernat sein, ist, und wenn diese Meldepflicht überhaupt nicht gemacht wird, dann muss ich vor der Auszahlung eine Auszahlungskontrolle haben, dass die ganz einfach nachschauen, ob der abgehakt hat, der eigentlich die Meldepflicht hätte kontrollieren müssen. Das ist bei diesem Energetikerring nicht gemacht worden. Das muss man sicherlich kontrollieren, auch in Ihrem eigenen Interesse. Wenn Sie Direktvergaben mit Meldepflicht haben, dann müssen Sie auch kontrollieren, ob bei der Meldepflicht auch ein Hakerl gemacht wurde, eine Unterschrift gesetzt wurde. Wenn das nicht gemacht wurde, muss im Rahmen einer Auszahlungskontrolle die Buchhaltung das eigentlich verweigern. Dieser Punkt ist an sich nicht klar, ist an sich nicht genau definiert. Was wir evaluieren konnten, war die Entscheidungskette. Wer hat was wann gemacht? Hier hatten wir natürlich das Problem ... Wie gesagt, über das Grundstück will ich gar nicht reden, das hat sich so ergeben. Meiner Einschätzung nach war das Grundstück eigentlich korrekt, es gab auch schon jahrelange Vorbesprechungen, und wenn man alles abwägt, plus minus, war das sicherlich im Wesentlichen in Ordnung. Dass das PPP-Modell nicht umgesetzt wurde, hängt meiner Information nach mit den abenteuerlichen Preisgestaltungen des Konsortiums zusammen, das ja nicht nur das Spital verkaufen wollte, sondern auch die laufenden Kosten haben wollte. Es gab auch, wie gesagt, nur Gespräche, es gab ja keinen genauen Rahmenbetrag, deshalb hat, für mich nicht ganz unverständlich, die Gemeinde Wien gesagt, sie macht das selber, was sie im Rahmen des SMZ-Ost einige Zeit vorher auch geschafft hat. Nur wenn man auf einen Generalunternehmer verzichtet, wenn man mit einer eigenen Mannschaft ein Krankenhaus errichtet, was ja schon einmal funktioniert hat, dann darf man dieses Team nicht stören, nicht ändern, nicht beeinträchtigen. Und genau das ist leider passiert. Ich werde mir erlauben, jetzt den Zeitraum von 2013 bis Mitte 2015, der für mich ein Paradebeispiel für politische Einflussnahme mit unangenehmen und schlechten Konsequenzen ist, zu berichten. 2013 hatten wir zwar noch den Generaldirektor Marhold, Koblmüller wurde aber nicht mehr verlängert, der Stellvertreter war aber noch als Konsulent tätig. Ihm wurde aber nicht erlaubt - hat er auch selber gesagt -, Generaldirektor Marhold zu berichten. Das heißt, Balázs hat dem Konsulenten gesagt, Sie berichten nur mir, Sie berichten nicht dem Generaldirektor. Das ist schon ein bisschen eigenartig, wenn der Stellvertreter sagt, Sie dürfen dem Generaldirektor, der über mir in der Entscheidungskette ist, nicht berichten. Koblmüller war auch derjenige, der erkannt hat, dass es mit der Fassadenfirma möglicherweise Probleme geben wird, hat auch versucht, die in Richtung Konkurs sich bewegende Fassadenfirma insofern zu applanieren, dass die schon fertiggestellten Bauteile von der Gemeinde Wien gekauft werden. Dies hat Balázs dezidiert abgelehnt, und es hat auch dann später Mag. Wehsely - insofern sie davon gewusst hat, weiß ich nicht - auch für richtig gehalten. Das war natürlich ein Dominoeffekt. Wir hatten nämlich erstens jetzt einmal die Problematik, dass sich die andere Firma - das waren ja zwei Firmen, die sich die Fassade geteilt haben - jetzt neu einrichten musste, jetzt Personal übernehmen musste und auch die Finanzierung und Vorfinanzierung besprechen musste. Dieser Zeitverlust hat natürlich dazu geführt, dass ein schicksalhaftes Geschehen, nämlich im August ein Starkregen, geschehen ist, das natürlich nicht geplant war, das aber sogar im Rechnungshofbericht eine Bemerkung gefunden hat, dass dieser Starkregen im August 2014 noch einmal eine massive Änderung im Sinne einer Terminverschlechterung nach sich geführt hat. Zusätzlich kam im Jahr 2014 noch dazu, dass Koblmüller weg war, ein gutes Team Marhold ist dann gegangen. Dass das Klima zur Stadträtin nicht optimal war, konnte man daraus abschätzen, dass er erst eine Stunde, bevor Balázs und Janßen der Presse vorgestellt wurden, davon informiert wurde. Ich muss ehrlich sagen: Wenn die Stadträtin ihrem Generaldirektor erst eine Stunde vorher sagt, es ist eine Sitzung, jetzt werden Balázs und Janßen der Presse vorgestellt, dann ist das an sich kein gutes Zeichen eines guten Führungsstils. (Beifall bei der FPÖ.) Dieser nicht gute Führungsstil ist meiner persönlichen Meinung nach auch das Hauptproblem dieser ganzen Verschleppung. Jetzt ist dieses an sich gute Team - die Zeugen haben das alle gut beleumundet - mehr oder weniger mit Ende 2013, also spätestens 12. Dezember 2013, gegangen. Wie bei einem Dominoeffekt ist dann auch die Programmleitung, Loidl-Kocher und Wölfl, gegangen. Das heißt, man hat Anfang 2014 nicht nur die verschlampte Insolvenz der Fassadenfirma, die man hätte auffangen können, indem man die schon fertigen Stücke gekauft hätte, man hat jetzt über mehrere Monate keine Programmleitung. Erst Ende März hat Frau Dipl.-Ing. Lettner, die hier von der Lichttechnik oder Stromtechnik gekommen ist, dann die Programmleitung übernommen, musste sich sicherlich noch einarbeiten. Das hat in der Kombination mit diesem Starkregenproblem im August 2014 im letzten Quartal 2014, also vorm Wahljahr, zu einer doch deutlichen Verschleppung geführt. Das war im Grunde genommen aus meiner Schätzung an sich durch eine politische Fehlentscheidung verursacht, gutes Personal zu vergraulen, die Probleme, dass auch anderes Personal weggeht und dann in diesem großen Projekt nicht mehr verfügbar ist. Hier ist eindeutig eine politische Verantwortung. Jetzt ist 2015 ein Wahljahr, und ursprünglich und nachweislich hat die StRin Mag. Wehsely im März auch in einer Anfrage eben auf 2017 als Beginn des Vollbetriebes als auch des medizinisch-klinischen Bereichs beharrt, obwohl das eigentlich schon im letzten Quartal 2014 nach diesem Starkregenproblem mit Schimmel und der Notwendigkeit, viele Bereiche auszutauschen, sehr illusorisch war. Die Begleitende Kontrolle ist Ende 2014 davon ausgegangen, dass man zwar den Bau bis 2017 errichtet, dass aber der medizinisch-klinische Betrieb erst 2018 beginnt. Hier beginnt jetzt auch ... Der sehr geehrte Kollege Ellensohn redet immer von Korruption, man ist nicht korrupt. Wenn man das allzu oft betont, dann werde ich misstrauisch. Wenn jemand dauernd sagt, wie sauber die GRÜNEN sind und wie klasse das ist und es gibt keine Korruption, und nur die Blauen sind korrupt, dann werde ich irgendwann einmal misstrauisch und beginne nachzurecherchieren. Ich habe einmal nachrecherchiert, wie man eigentlich den Begriff Freunderlwirtschaft in vornehmere Worte fassen kann, Vorteilnahme mit einem entsprechenden Gewinn kann man durchaus sagen. Ich nehme an, 2009 waren ja die GRÜNEN voll über das Krankenhaus Nord informiert. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Da waren wir in Opposition!) - Genau das meine ich ja, Sie waren voll informiert, Sie haben diesen Kontrollamtsbericht initiiert, sie kannten sich aus, Sie haben sich eingelesen und Sie haben das ganze Konzept gewusst. Ich bin mir ziemlich sicher - das ist ein Kompliment an Sie -, dass Sie auch 2015 ganz genau gewusst haben, wie sich das Projekt entwickelt. Um dem zukünftigen wieder Koalitionspartner einen Gefallen zu machen, haben Sie - und das unterstelle ich Ihnen bewusst -, verschwiegen, dass sich das ganze Projekt doch verzögert, dass es nicht 2017 in den Vollbetrieb geht, sondern später. Das ist Freunderlwirtschaft beziehungsweise Vorteilnahme. (Beifall bei der FPÖ. - GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich habe es echt nicht verstanden, was Sie uns als GRÜNEN vorwerfen!) - Kein Problem, es ist ein Kulturschock, ich weiß, es ist schlimm. Jetzt ist man immer gut und brav und keine Korruption und nichts, und auf einmal heißt es Freunderlwirtschaft. Grundsätzlich war 2015, im Wahljahr, bekannt - ich nehme an, Sie sind da gut informiert, Sie sind eine kompetente Partei -, dass der klinische Betrieb nicht 2017, sondern 2018 beginnt. Das haben Sie sicher gewusst, Sie haben aber im Grunde genommen Ihrem Koalitionspartner, wie man so sagt, die Mauer gemacht, haben sich dadurch natürlich Vorteile geholt. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Jetzt verstehe ich, was Sie meinen! Ich habe es nicht gewusst!) Der große Koalitionspartner wird natürlich dankbar sein, und alle beide, die Stadtregierung hat die Wähler - sagen wir einmal so elegant - angeschwindelt. Das ist Vorteilnahme, das ist Freunderlwirtschaft. Das ist meine feste Überzeugung. (Amtsf. StR Peter Hacker: Also bitte!) Da sich jetzt die politische Verantwortung hauptsächlich durch tiefgreifende Änderungen in der Generaldirektion im Personal umgesetzt hat, habe ich noch einiges über das Spital selber und über die Kosten zu sprechen. Das Krankenhaus Nord ist ein hübsches Spital, es gefällt mir gut, ein schöner Garten, große Fenster, hübsche Fassade, aber es ist kein Schwerpunktspital, es ist doch um einiges kleiner als ein Schwerpunktspital. Die Medizintechnik. die immer so hochgelobt wird und die auch von der Zukunft her so ohne jeden Zweifel voll Erhabenheit dasteht, bitte, die gibt es zum Teil überhaupt nicht. Abteilungen mit einem hohen Anteil an Medizintechnik existieren dort nicht. Es gibt keine Nuklearmedizin, es gibt keine Strahlentherapie, das sind Abteilungen mit einem sehr hohen apparativen technischen Aufwand. Wenn man diese Abteilungen nicht hat, ist das Krankenhaus Nord daher kein Schwerpunktspital. Hat man diese Abteilungen eben nicht, dann hat man natürlich auch kein Problem mit einer mangelnden eingeschränkten technischen oder nicht modernen Ausrüstung. Es ist halt das - am Land würde man sagen, das ist ein Kreisspital, aber es ist kein Schwerpunktspital, es ist nicht so groß. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Schauen wir einmal, ob die Leute lieber ins Krankenhaus Floridsdorf gehen oder in ein Kreisspital!) - Na ja, bei Notfällen und bei chirurgischen Fällen, muss ich ehrlich sein, liege ich eher in Oberpullendorf. Aber okay, ich will da jetzt nicht ins Landwirtschaftliche abschweifen. Jetzt geht es einmal um die Kosten. Wir haben jetzt etwa 1,5 Milliarden für ein Spital, das nicht einmal ein Schwerpunktspital ist. Da fehlt aber noch ein Bereich, das sind die Refinanzierungskosten der alten Spitäler, die eigentlich zeitkritisch, also 2017, in das KH Nord hätten übersiedeln sollen, in der Zwischenzeit aber weiter renoviert, refinanziert und vitalisiert werden mussten. Das kommt ja noch dazu. Da schätze ich nach Besprechen mit einigen Weisen, dass da mindestens noch 60 bis 100 Millionen dazukommen, dadurch, dass die alten Abteilungen, die eigentlich schon 2016/2017 im Krankenhaus Nord sein sollten, noch einmal refinanziert wurden, damit sie überhaupt laufen. Das heißt, die tatsächlichen Kosten werden über 1,5 Milliarden sein. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Herr Kollege, ich darf Sie daran erinnern, dass Ihre Redezeit abgelaufen ist. GR Dr. Günter Koderhold (fortsetzend): Ja, tut mir leid. Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Karner-Kremser. Ich erteile ihr das Wort. (GR Georg Fürnkranz: Das nächste Taferl!) GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich möchte zu Beginn meiner Wortmeldung eigentlich Danke an all jene sagen, die an diesem Krankenhaus mitgewirkt haben, egal, ob sie es geplant haben, ob sie es gebaut haben, ob sie kontrolliert haben oder jetzt darin arbeiten. Dieses Jahr der Untersuchungskommission war für mich ein sehr, sehr spannendes. Ich bin ja selber diplomierte Krankenschwester, und es war für mich dieses Jahr eine sehr, sehr große Erfahrung, einfach begleiten zu dürfen, wie denn ein Haus entsteht. Jetzt ist es fertig, in nicht einmal einem Monat werden die ersten Patienten dort einziehen. Als wir mit dieser Kommission begonnen haben, hat man, wenn man mit diesem Thema nicht befasst war, den Eindruck gehabt, wir reden hier über eine Bauruine, über ein Haus, das nicht einmal noch im Rohbau steht. Tatsache war, dass selbst zu diesem Moment, als wir mit der Untersuchungskommission begonnen haben, eigentlich schon sämtliche Notwendigkeiten für die sanitätsrechtliche Genehmigung gelaufen waren, und die ist auch ohne Probleme und im ersten Anlauf mit 140 Ordnern übergeben worden und auch bewilligt worden, ohne Wind und ohne Probleme. Dieses Haus ist jetzt fertig und bezugsbereit, und schon seit vielen Monaten sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort zu Werke, um sich die Abläufe anzusehen, um Tagesabläufe zu planen, um dann, wenn die Patienten tatsächlich dort einziehen, einen reibungslosen Tagesablauf zu gewährleisten. Ich möchte hier den Herrn Generaldirektor außer Dienst Dr. Marhold zitieren, der ja als einer der ersten in dieser Untersuchungskommission geladen war, der zu Beginn während seiner Aussage gesagt hat, dieses Projekt fliegt. Er hat damit den Spirit gemeint, der dieses Haus begleitet, und ich sage jetzt einmal, allen Fährnissen zum Trotz. Oft hat man in der Untersuchungskommission auch den Eindruck gehabt, dort wäre willfährig gehandelt worden oder zum Nutzen von einzelnen Menschen. Das ist dort ganz und gar nicht der Fall gewesen und es wurde schon von einigen Rednerinnen und Rednern hier an diesem Pult auch betont. Es gab keine Korruption. Es gab keine Möglichkeit und auch keine Wünsche, in die eigenen Taschen zu werken. Das möchte ich hier festhalten, weil da und dort schon auch, finde ich, mit Zeugen relativ respektlos umgegangen ist. Es ist mir deswegen heute ein Anliegen, eben all jenen dieses Dankeschön auszusprechen, denen es geschuldet ist, dass das Haus jetzt - einen Moment, ich habe ein Plakat - so aussieht. (Die Rednerin stellt eine Tafel mit einem Foto des Krankenhauses Nord auf das Pult. - GR Michael Niegl: Das kennen wir schon!) - Sie kennen es alle. Ja, Sie werden es ja noch die nächsten 30, 40, 50 Jahre sehen und möglicherweise, Herr Niegl, werden Sie es auch brauchen. Ich wünsche es Ihnen nicht, aber möglicherweise ist es so, und dann haben Sie dort die beste, die Top-Medizin und die Top-Pflege, die sie brauchen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ja, hoffentlich, für 2 Milliarden!) Herr Kollege Gara hat gemeint, man hätte natürlich auch das Projekt neu aufsetzen können. Ja, das stimmt natürlich. Nach vier Jahren Planungszeit hätte man in dem Moment auch alles wegwerfen können, wo das PPP- Modell geplatzt ist, was aber bedeutet hätte, es wäre jetzt auch noch nicht fertig. Dann hätte man von vorne begonnen, es wäre nicht früher fertig gewesen und keinesfalls im Zeitraum 2016. Man hätte auch einen zweistelligen Millionenbetrag für all jene Planungsleistungen investieren müssen, die bis dato damals auch schon erledigt gewesen wären. Das heißt, es wäre ja nicht so gewesen, dass man sich einfach wieder hinsetzt, von Neuem zu zeichnen beginnt und sagt, na ja, dann fangen wir halt von vorne an. Es wäre ein sehr hoher Zeitverlust und ein nicht erklärbarer finanzieller Verlust gewesen. Dann möchte ich zum Architekturwettbewerb kommen, weil auch da immer wieder das Thema ist, dass man sagt, der Haus- und Hofarchitekt, den wir hier haben. Dazu möchte ich sagen - und das ist auch in dem Bericht klar herausgearbeitet, finde ich -, dass dieser Architekturwettbewerb ein europaweiter, anonymer, zweistufiger Bewerb war, wo sich etwa 200 Architekturbüros die Bedingungen abgeholt haben, was denn die Anforderungen sind, um zu planen. Es sind etwa 50 Projekte wieder zurückgekommen. Davon sind 38 in eine Vorprüfung gekommen, eine Vorprüfung, die 22 Expertinnen und Experten hier ganz, ganz gewissenhaft und in minuziöser Weise in die Hand genommen haben und darauf geschaut haben, ob allen Erfordernissen und Anforderungen hier auch Genüge getan worden ist, ob zum Beispiel diese 8.000 Räume auch vorhanden waren, ob sämtliche Abteilungen, die vorgesehen waren, vorhanden waren, ob die Haustechnik mit eingeplant war, ob die Deckenspiegel vorhanden waren, wie mit dem erforderlichen Grünraum und vielen wesentlichen anderen Dingen umgegangen wird. Nach dieser Vorprüfung wurden dann die passenden Projekte der Jury vorgestellt. Das war ein 15-köpfiges Expertenteam, wovon 8 Fach- und 7 SachpreisrichterInnen waren, und die haben in einem anonymen Verfahren dann eben ihre Beurteilungen vorgenommen. Dann wurden drei Projekte eben in die Prämierung genommen, von denen dann auch anonymisiert das Projekt des Architekturbüros Wimmer gewonnen hat. Sehr viele Zeugen, die damit befasst waren, haben immer wieder auch betont - und ich glaube, das ist zweifelsfrei bewiesen -, dass es ein anonymisierter Prozess war und dass es in keiner Weise und in keiner Phase irgendwo auch nur erahnbar war, dass Herr Architekt Wimmer hier den Zuschlag bekommen wird. Alles andere zu behaupten, wäre, finde ich, fahrlässig und ist auch einem Architekten, der weltweit agiert, der auch den Hauptbahnhof geplant und umgesetzt hat, einfach respektlos. Wenn man ihm vorwirft, dass er keine Erfahrung im Krankenhausbau hat, dann muss man sagen, dass er das wohl auch selbst gesehen hat, denn nicht umsonst hat er nahezu das gesamte Planungsbüro, das das Krankenhaus Klagenfurt geplant hat, mitübernommen und hat damit seine Einreichplanung vervollständigt. Dieses Büro war sowohl von der Medizintechnik als auch die gesamte Crew von Klagenfurt, die ein absolutes Know-how im Krankenhausbau vorweisen können, mit dabei. Wie ich mich jetzt für diesen heutigen Tag vorbereitet habe, habe ich mir natürlich all diese Protokolle noch einmal durchgelesen, die hier verfasst worden sind. Dabei ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass der Zeuge Lechner, der ja den Wettbewerb auch abzuwickeln hatte, gesagt hat: "Wir sind damals" - also 2008 - "damit beauftragt worden, den Wettbewerb abzuwickeln. Mein Büro hat sich auf solche Themen spezialisiert, wir haben in Summe etwa 70, 75 Wettbewerbe abgewickelt." "Danach hatte ich sehr lange keinen Kontakt, erst im August 2016 habe ich die Frage gestellt bekommen, ob ich bereit wäre, für den Krankenanstaltenverbund Gutachten zu den Planungsbereichen zu machen." 2016. Das hat er in der Untersuchungskommission gesagt, und Herr Kollege Niegl, der ja dann noch drankommt, sagt: "Herr Diplomingenieur, Herr Professor, Ihr Titel und ihre Ausbildung sind ja durchaus beeindruckend, muss ich sagen. Sie sind, wie Sie selbst gesagt haben, für die Bauaufsicht verantwortlich gewesen." Sagt er drauf: "Nein, ich habe bis 2016 keinen Kontakt gehabt." Dann sagt er wieder: "Nein, nein. Lassen sie mich." - sagt Herr Niegl - "Sie hatten die Bauaufsicht." Sagt Herr Lechner wieder: "Na, ich hatte die Bauaufsicht nicht. Ich wurde 2016 damit beauftragt, ein Gutachten zu erstellen." Sagt der Herr Niegl wieder: "Ich darf zusammenfassen, was für mich jetzt der Eindruck war. Sie sind wohl ein hochgebildeter Architekt und Planungsleiter und Zivilingenieur, wurden für die Bauaufsicht engagiert." Nein, er wurde für ein Gutachten engagiert! Herr Niegl, Sie haben es bis jetzt nicht wirklich bis ins Detail verstanden, und das ist schade. Wir sind jetzt ein Jahr lang hier zusammengesessen, um der Wahrheitsfindung zu dienen, und manchmal hat man den Eindruck, dass die Opposition absichtlich Dinge missverstanden hat. (GR Michael Stumpf, BA: Sie haben sie zugedeckt!) Das finde ich schade, weil diese Untersuchungskommission eine sachliche Behörde hätte sein sollen. Das war sie leider da und dort nicht. Wogegen ich mich wirklich verwehren möchte, ist, dass immer wieder Leute, die hohe Expertise miteinbringen, leider respektlos behandelt worden sind. Das möchte ich hier so nicht stehen lassen. Herr Kollege Seidl zum Beispiel, Sie haben zwei Mal, nämlich vorige Woche und auch heute, Herrn Dr. Dullinger angesprochen, der 5 Millionen kassiert hätte. Herr Dr. Dullinger sagt: "In den Jahren 2007 bis Mitte 2012 lautet die Summe exakt 1,698.887,43 EUR." (GR Wolfgang Seidl: Ah, das ist wenig!) - Nein, das ist nicht wenig. Da merkt man Ihren Zynismus, den Sie grundsätzlich zu diesen Fragen haben. Das ist diesem Haus nicht gerecht, aber so sind Sie halt. Diese Summe ist für fünfeinhalb Jahre für sieben Mitarbeiter. Das heißt, wir kommen hier auf 54 Monate. Na, ich weiß schon, er hat dann bis 2017 noch etwas, in Summe 1,4 Millionen bekommen, da kommt man immer noch nicht auf 5. (GR Michael Stumpf, BA: Oh ja!) - Nein, 1,6 und 1,4 sind nicht 5, bei Ihnen vielleicht, bei mir nicht. Das können Sie noch so oft behaupten, das wird es nicht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Dr. Dullinger, Herr Architekt Wimmer zählen auch zu all jenen Menschen, die Sie auch in der Untersuchungskommission und danach mit sehr wenig Respekt behandelt haben. Das finde ich sehr schade, denn, wie gesagt, das Ziel ist das Krankenhaus, das Krankenhaus ist fertig, das Krankenhaus wird bezogen und ist eines der modernsten in Europa mit Ein- und Zweibettzimmern. (VBgm Dominik Nepp, MA: Das hat ja sogar die EIB gesagt, dass es medizintechnisch veraltet ist!) - Nein, die EIB zieht dort nicht ein und die EIB sieht die technischen Geräte dort nicht. (Zwischenruf von GR Wolfgang Seidl.) Wenn Sie dort nicht hinwollen, müssen Sie nicht, Herr Seidl. Dann gehen Sie in ein Privatkrankenhaus und lassen sich dort versorgen. Ich sage Ihnen nur: Wenn Sie dann wirklich ein großes medizinisches Problem haben, kommen Sie automatisch in ein Gemeindekrankenhaus, und darüber werden Sie froh sein. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Michael Stumpf, BA: Sie propagieren die Zweiklassenmedizin!) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr StR Dr. Wölbitsch-Milan. Ich erteile ihm das Wort. StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Damen und Herren vor allem auch hier von der SPÖ! Wenn man sich die letzten Stunden und auch die Diskussionen hier so ansieht, dann wird einem auch als Beobachter klar, was ohnehin immer schon offensichtlich war, nämlich: Sie haben diese Untersuchungskommission missbraucht, um von Ihren Verfehlungen abzulenken und die Dinge, die hier schiefgegangen sind, ordentlich zu vernebeln. Und nicht nur das, Sie missbrauchen heute - Herr Vorsitzender, das sage ich auch in Ihre Richtung - auch Geschäftsordnungen hier in diesem Haus, um Berichte oder Anträge der Opposition abzudrehen. Das ist genau jene Bonzenpolitik und "Mir san mir"-Haltung, von denen die Wienerinnen und Wiener die Nase voll haben, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Wenn man sich nämlich die Geschäftsordnung ansieht, dann finde ich zumindest, wenn es um Beschlussanträge geht, keine Stelle, in der geregelt ist, wie lange eine Begründung eines Beschlussantrages sein darf. Auch sehe ich keine Klarstellung, was ein Bericht und was eine Begründung ist. Und ganz ehrlich: In der gleichen Sekunde, in der ihr unseren Antrag ablehnt, legt ihr uns einen Beschlussantrag hin mit zwei Seiten Schwurbi-schwurbi-Bericht, und dann darf man dankenswerterweise am Ende auch noch einmal über irgendetwas abstimmen. Ganz ehrlich, zuerst einen Antrag abdrehen, dann einen Antrag uns vorlegen, der nichts anderes ist als ein Bericht, das ist im besten Fall eine Farce und im schlimmsten Fall eine Verhöhnung der Opposition, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vielleicht gab es auch wieder etwas gutzumachen, nachdem letzte Woche der Antrag der FPÖ abgelehnt wurde, nur ist das ist aus meiner Sicht keine objektive Vorsitzführung, sondern reine Willkür. Aber diese Strategie der SPÖ in den letzten Wochen und Monaten ist ja sehr deutlich: Es gibt drei große Schwerpunkte bei vielen Themen. Wenn es ein Thema gibt, das Probleme bereiten könnte, dann wird es im besten Fall, wenn es irgendwie geht, auf nach der Wahl verschoben, so wie das beim Thema Weltkulturerbe der Fall ist. Was man nicht mehr verschieben kann, versucht man dann, zu begraben, so wie bei den dubiosen Immobilien-Deals dieser Stadt. Und alles, was man dann auch nicht mehr begraben kann, versucht man dann auf andere zu schieben, so wie wir das heute wieder gehört und gesehen haben beim Thema Krankenhaus Nord. Aber egal, welche rhetorischen Stands Sie heute noch aufs Parkett legen werden, sehr geehrte Damen und Herren, eines steht fest: Das KH Nord ist und bleibt ein SPÖ-Skandal nach SPÖ-System und aus dem SPÖ-Lehrbuch, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben ja auch in der Untersuchungskommission aufgezeigt - danke, Ingrid Korosec und ihrem Team, danke, Caroline Hungerländer! -, dass es sich beim KH Nord um ein Multiorganversagen handelt und dass es natürlich mit dem SPÖ-System zusammenhängt. Und weil es bei Überheblichkeit der SPÖ - einer Partei, die schon sehr, sehr lange hier in dieser Stadt viel zu viel zu sagen hat - immer noch ein bisschen mehr sein darf, stellen Sie sich jetzt auch noch hin und sagen nicht nur, okay, beim Krankenhaus Nord ist etwas schiefgegangen, tut uns leid, wir entschuldigen uns bei den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern, wir lernen daraus. Nein, Sie stellen sich auch noch hin und bezeichnen jetzt das Krankenhaus Nord mit unterschiedlichen Rechnereien als Schnäppchen. Irgendein Spindoctor bei Ihnen hat sich dann auch noch überlegt: Was für einen Begriff geben wir dem Ganzen? Und Sie sagen dazu jetzt, es war eh alles innerhalb des Kostenkorridors. Sehr geehrte Damen und Herren, wir nennen das anders. Wir nennen das außerhalb jedes Realitätsbezugs, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. - Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) - Ja, ja, es wäre nur super, wenn man über jede Sichtweise in diesem Haus auch abstimmen könnte, oder nicht die Anträge von Parteien ablehnen würde, die eine andere Sichtweise haben, Herr Kollege, aber dieses Thema habe ich ja am Anfang schon entsprechend erörtert. Klar ist, die Untersuchungskommission ist nun zu Ende, aber sicher noch lange nicht die endgültige Aufklärung einer der größten Steuergeldverschwendungen in der Geschichte Wiens. Es ist ja auch deshalb so relevant, darüber zu diskutieren, weil wir viele Großprojekte haben, die jetzt gerade anstehen in der Stadt, neue Bauprojekte. Wir haben die Mehrzweckhalle, wir haben den Busbahnhof und wir haben das Wien Museum. Bei einigen dieser Projekte erlebe ich auch jetzt schon wieder ein Déjà-vu: Es sind Zeitverzögerungen im Gespräch, es sind Kostenüberschreitungen im Gespräch, und bei uns und, ich glaube, auch bei allen anderen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern in dieser Stadt schrillen die Alarmglocken. Für uns ist natürlich klar: Jedes dieser neuen Bauprojekte darf kein neues Krankenhaus Nord werden. Mit der Untersuchungskommission ist ja das grundlegende systemische Problem dahinter nicht gelöst. Auch wenn wir jetzt im KAV eine Projektgesellschaft haben - was wir ja auch prinzipiell begrüßt haben als einen ersten Schritt, wo man versucht, das Baumanagement zu professionalisieren und zu zentralisieren, zumindest für den KAV -, so ist es nur ein einziger Schritt und betrifft nur eine Baustelle oder nur einen Bereich, nämlich den KAV. Aber wir haben viele Großprojekte in vielen anderen Bereichen, die mit dieser Lösung nicht abgedeckt werden, eben unter anderem auch beim Wien Museum. Sie wissen, das Wien Museum ist ein Projekt, das vor zehn Jahren von Mailath-Pokorny als neues Leuchtturmprojekt aus der Taufe gehoben wurde, bis jetzt ist es allerdings nur ein Phantomprojekt. Und obwohl das Museum seit Anfang Februar geschlossen ist ... Sie wissen es wahrscheinlich, und ich höre auch immer wieder, dass es die Informationen gibt, nur erfährt sie die Öffentlichkeit nicht, nämlich wann der Umbau tatsächlich beginnt, wie der Umbau umgesetzt wird, wer den Umbau machen wird und vor allem, wie viel es am Ende wieder kosten wird. Trotzdem sind 36 Millionen EUR geflossen. Die kolportierten Kosten haben sich ja auch im Laufe des Projektes erhöht. Gestartet ist man bei 60 Millionen EUR, mittlerweile steht man bei Errichtungskosten von 91 Millionen EUR netto. Man hört jetzt auch, wie beim Krankenhaus Nord, dass es natürlich spezielle Herausforderungen gibt, was das Grundstück betrifft dort, was die Statik betrifft, die Substanz betrifft, also viele Dinge, die wir auch vom Krankenhaus Nord schon kennen und angesichts derer bei uns natürlich sehr große Sorgenfalten aufkommen, sehr geehrte Damen und Herren. Anstatt zu handeln, auch in diesem Fall oder auch bei diesem Projekt, wird beschwichtigt, es wird schöngeredet, und zwar nicht nur von Seiten der SPÖ, auch von Seiten den GRÜNEN: Es gibt kein Problem, es ist alles super bei diesem Projekt. Und was ist der systemische Fehler, von dem ich gesprochen habe, hinter all diesen Baustellen beziehungsweise Projekten? Es funktioniert immer gleich: Es gibt immer einen Stadtrat oder eine Stadträtin, die sich mit einem Bauprojekt ein Denkmal setzen will, verwirklichen will, und jedes Mal werden diese Großprojekte immer nur in dem einen Ressort abgewickelt, wobei Stadträtinnen und Stadträte sich dann jedes Mal als Bauherren oder, wenn Sie so wollen - apropos Gendern, weil es vom Herrn Florianschütz angesprochen wurde - als Baufrauen fühlen. Dadurch landen diese Projekte dann immer wieder bei unerfahrenen Stellen wie zum Beispiel eben auch beim KAV, sprich, bei Organisationen, die wenig Erfahrung mit solchen Großprojekten haben und natürlich dann auch damit überfordert sind. So kommt es, dass dann viele Fehler passieren, über die wir hier heute den ganzen Nachmittag ausreichend diskutiert haben. Oder es werden Projekte ausgelagert an Stellen, die wenig Know-how besitzen, wie beim Prater-Vorplatz, oder es werden Verantwortlichkeiten zwischen unterschiedlichen Stellen hin und her geschoben. Und was jedes Mal fehlt, ist ein einheitliches professionelles Projekt- und auch Baumanagement, eine zentrale Koordinierungsstelle, die sicherstellt, dass nicht bei jedem Bauprojekt wieder von vorne begonnen wird. Und das ist ja mein Eindruck: Bei vielen neuen Projekten, die jetzt gerade in Planung sind, glaube ich ja, dass dahinter auch Menschen stehen, die sich wirklich wieder genau überlegen: Okay, wie können wir schauen, dass nicht so etwas wie beim KH Nord passiert? Wie können wir diesen Prozess aufstellen, dass wir nicht 500 Millionen EUR Steuergeld vernichten? Aber jeder macht es wieder für sich, jeder macht es wieder in seinem Bereich, anstatt dass es endlich eine zentrale Stelle gibt, die Bauwerke errichtet, die Bauwerke verwaltet und hier auch eine große Erfahrung einbringt, wie man mit solchen Projekten umgehen kann in unterschiedlichen Bereichen und Branchen. Daher ist es umso wichtiger, dass unsere Forderungen, die von uns auch heute in einzelnen Anträgen eingebracht werden ... Also ich gratuliere, Sie haben sich durchgesetzt: Es kommen einzelne Anträge mit den Dingen, die wir vorher in einem Antrag hatten, okay. Und da werden viele Dinge drinnenstehen, die auch Kollegin Hungerländer schon erwähnt hat: Dass wir eben ein einheitliches Bau- und Projektmanagement fordern, das direkt beim Bürgermeister angesiedelt sein soll, denn der soll natürlich seine Bauherrenverantwortung hier auch übernehmen. Ich möchte in Zukunft keinen Bürgermeister mehr haben, der sagt: Na ja, ich habe eigentlich von nichts gewusst, ich habe auch nicht nachgefragt. Irgendwie ist das alles passiert und ich kann mir heute eigentlich gar nicht mehr erklären, warum. Was wir auch gefordert haben, sind Verhaltensvorschriften für Regierungsverantwortliche - damit man die Verantwortung nicht immer nur überall abputzen kann, im besten Fall an irgendwelche Beamte oder Mitarbeiter in ausgelagerten Organisationen -, dass Quartalsberichte der Begleitenden Kontrolle an den Gemeinderat und Gemeinderatsausschuss übermittelt werden, eine Neuregelung der Zusammensetzung von Bewertungskommissionen und, natürlich auch ganz, ganz wichtig, eine Aufwertung der Minderheitenrechte in der Untersuchungskommission. Sehr geehrte Damen und Herren, der Schaden ist angerichtet. Den Schaden können Sie auch nicht mehr gutmachen. Meine einzelne Forderung oder Bitte, und die meine ich wirklich ernst, lautet: Sorgen Sie dafür und handeln Sie so, dass zumindest den zukünftigen Generationen kein Schaden mehr entsteht! Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies zu Wort gemeldet. - Bitte. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich danke für die bisher im Großen und Ganzen sachlich verlaufene Diskussion, wenngleich manche Punkte schon Wissenslücken oder Leselücken offenbaren. Wenn Sie nämlich behaupten, dass Rot-Grün sagt, alles ist super, dann dokumentieren Sie nur, dass Sie den Bericht nicht gelesen haben. In diesem Bericht, der heute vorliegt, stehen viele Kritikpunkte drinnen. (StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ja, stimmt eh, a bissl was ist eh passiert!) - Okay, das ist eine Leseschwäche, damit müssen wir leben. Die Frage ist, ob es unsere Aufgabe ist, diese Leseschwäche zu beheben, oder ob eine Rückkehr auf die Schulbank vielleicht etwas hilfreicher wäre. Aber es ist die politische Auseinandersetzung, und jedem obliegt es, für sich selbst die Sachen zu interpretieren. Vorweg ein paar Punkte: Der erste Punkt: Als jemand, der in der U-Kommission als Ersatzmitglied war, selber zwei Mal aktiv und ein Mal bei der Eröffnungssitzung teilgenommen hat, möchte ich auf einen Punkt eingehen, den ganz zu Beginn ein Redner - ich glaube, der Freiheitlichen Partei - angesprochen hat, nämlich auf die Frage der Weißungen oder Schwärzungen. Das ist eine Diskussion, die es in jeder Untersuchungskommission - und das auf allen Ebenen - bislang immer gegeben hat, auf Bundesebene und Wiener Ebene. (GR Michael Stumpf, BA: Leider! Sehen Sie den Fehler?) Ich wünsche mir auf Bundesebene eine ganz klare gesetzliche Regelung, die keinen Ermessensspielraum schafft, sondern klipp und klar darstellt: Egal, worum es im Untersuchungsausschuss geht, ob es um das Thema Eurofighter geht, um irgendetwas anderes oder um das Krankenhaus Nord, es wird nicht geweißt. Das ist verboten! Das wünsche ich mir für alle Untersuchungsausschüsse, und das kann nur der Bundesgesetzgeber regeln und niemand anderer. Der Bundesgesetzgeber kann diese Frage für sich entscheiden. Und solange es nicht so geregelt ist, muss man sich da immer die Frage stellen: Wie sehr mache ich mich strafbar, wenn ich Daten weitergebe oder nicht weitergebe? Sie wissen, dann ist der Ermessensspielraum für jedes Ministerium, für jeden vorhanden. Regeln wir es so, dass es keine Schwärzungen oder Weißungen gibt! (Zwischenruf von GRin Mag. Caroline Hungerländer.) Regeln Sie das auf Bundesebene einwandfrei! Dann gilt das für alle Ebenen, und dann freue ich mich als zukünftige Oppositionspartei im Bund wieder darauf, in Untersuchungsausschüssen zu sitzen und einmal anzuschauen, was Schwarz-Blau in den letzten Jahren gemacht hat. Aber regeln Sie es, bevor Sie so daherkommen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Zweiter Punkt, den ich tatsächlich für wichtig erachte, und der auch angesprochen wurde: Weißwaschung, Untersuchungskommission, et cetera. Ich weiß nicht, was Sie alles für Worte verwenden. Ganz kurze Frage: Bei wie vielen Zeugen, die Sie laden wollten, konnten Sie sich nicht durchsetzen? Ich glaube, es gab 62 Zeugen, manche sogar zwei Mal. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Und -innen!) - Und -innen. (Heiterkeit bei StR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Wie viele davon wurden nicht einstimmig als Zeugen geladen? Und wie viele wurden davon überhaupt nicht geladen, obwohl die Oppositionsfraktionen es wollten? (GR Mag. Rüdiger Maresch: Peter Kaiser!) - Für die Ladung von Peter Kaiser, dem Landeshauptmann von Kärnten, hat sich keine Mehrheit gefunden. Er hätte zur Aufklärung unglaublich viel beitragen können, aber da hat sich keine Mehrheit gefunden. Alle anderen Zeugen, die Sie wollten, wurden geladen. Ich glaube, noch ein zweiter ist nicht gekommen, auf Grund eines Urlaubs. (GR David Ellensohn: Lehner! - Zwischenrufe bei der FPÖ.) Aber im Großen und Ganzen wurden alle Zeugen und Zeuginnen, mit denen man sprechen wollte, auch geladen. Gibt es irgendwelche Punkte, die Sie untersuchen wollen, die nicht untersucht wurden? Das ist ja das Spannende an dem Bericht und auch an der heutigen Diskussion: Die Fakten, die zu Tage gekommen sind, die Aussagen, die die einzelnen Zeugen und Zeuginnen getätigt haben, stellt niemand von Ihnen in Frage. Niemand stellt sich hin und sagt, XY hat gelogen YZ hat die Unwahrheit gesagt, et cetera. Sondern die Fragen, die an die Zeugen und Zeuginnen gestellt wurden - und wie gesagt, zwei Mal war ich dabei, und ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass irgendjemand in seiner Fragemöglichkeit eingeschränkt war -, wurden im Großen und Ganzen zufriedenstellend beantwortet. Man konnte so lange fragen, wie man wollte, man konnte nachfragen. Es wurde von der Vorsitzenden so gut wie alles zugelassen. Wie hätte es viel anders sein können? Dass man unterschiedliche Schlussfolgerungen zieht, ist etwas anderes. Aber Sie können nicht sagen, diese Kommission sei eingesetzt worden, damit Rot-Grün vertuscht, denn die Opposition hat in dieser Untersuchungskommission alles machen dürfen, was sie wollte, laden, nachfragen, wiederholen, und so weiter. So, jetzt komme ich zu den gemeinsamen Schlüssen. Ist alles super abgelaufen mit der Grundstücksfindung und dem PPP-Modell? Nein. Haben wir alle gesagt, ist eh super? Nein. Jetzt erinnere ich mich sogar noch zurück: Wir GRÜNE waren gegen das PPP-Modell. Wir waren froh damals, als der Krankenanstaltenverbund entschieden hat, nein, wir machen es nicht als PPP-Modell. Wie war denn Ihre Idee? Sie sind jetzt gegen jedes PPP-Modell, im Schulbereich und überall sonst, aber wie war denn Ihre Position damals? Waren Sie dafür oder dagegen? Ich weiß es nicht mehr, ich weiß es echt nicht mehr. Ich glaube nur, dass wir froh sein können - weil das heute schon angedeutet wurde -, dass die Klinik Floridsdorf nicht als PPP-Modell errichtet wurde. Wir werden bei manchen Schulen noch sehen, wie der Stadtrechnungshof festgestellt hat, ob es in einer Langfristrechnung günstiger ist oder nicht, in einem Baukörper, der möglicherweise nicht regelmäßigen Veränderungen unterworfen ist, sondern wo man tatsächlich über 30 Jahre planen kann, et cetera. Bei einem Schwerpunktspital - das sage ich jetzt ganz bewusst dazu -, wo sich die Anforderungen nicht täglich und auch nicht jährlich, aber in einer mittelfristigen Planung sehr wohl ändern können, wo man möglicherweise in zehn Jahren draufkommt, wir brauchen da eine Abteilung mehr und dort eine weniger, das in einem PPP-Modell zu machen, noch dazu in einem Betreibermodell, wo man für jede Veränderung dann doppelt und dreifach zahlen müsste, ist absurd. Das war die Argumentation damals. Es war eh nie ein Betreibermodell geplant, sondern das PPP- Modell war eigentlich ein Bauherrenmodell, von dem es geplant war. Nur ist das ohnehin absurd, das mit den Betriebskosten zu argumentieren, wie es, glaube ich, der Kollege Gara gemacht hat. Das war der Punkt. Nächster Punkt: wie glücklich oder unglücklich mit den personellen Veränderungen. Hat es irgendjemand in der Untersuchungskommission? Findet es sich in diesem Bericht? Findet es sich in Ihrem Bericht? Findet es sich im Bericht der Freiheitlichen? Schreibt irgendjemand, dass man das super gefunden hat, noch dazu im Nachhinein, dass sich die ganze personelle Situation geändert hat? Natürlich nicht. Wie viel davon politische Verantwortung ist, und wie viel sich ergeben hat auf Grund veränderter persönlicher Umstände, haben Sie in der Untersuchungskommission alle mitbekommen. War das hilfreich für das Projekt? Im Nachhinein betrachtet, ganz sicher nein. Ich kann mich auch erinnern: Da hat sogar Sonja Wehsely die Verantwortung übernommen. Sie war Stadträtin, natürlich war sie personell verantwortlich. Nur muss man vielleicht dazusagen: Ich rate ja sowieso jedem Politiker und jeder Politikerin, von Haus aus für sich zu sagen, ich übernehme die politische Verantwortung, denn sie wird einem ja zugeschrieben. Erinnern wir uns noch zurück! Das ist jetzt, glaube ich, eineinhalb Jahre her. Wer wurde denn vom Boulevard hingerichtet? Sonja Wehsely. Manche von Ihnen werden sagen, ja, zu Recht. Ich finde, mit Menschen kann man so nicht umgehen. Aber was der Boulevard mit StadträtInnen dieser Stadt zeitweise macht, das ist doch jenseitig - mit der Bildsprache, mit der Argumentation! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GRin Dr. Jennifer Kickert: Richtig!) Aber ist es das, was Sie wollen, wenn Sie von politischer Verantwortung reden? (GR David Ellensohn: Steinigung!) Politische Verantwortung kann man übernehmen, indem man zurücktritt. Wenn wir jetzt fragen, und wer ist jetzt schuld? Ist Peter Hacker schuld? Er ist schuld daran, dass es fertiggestellt wurde. Seien wir froh darüber, Gott sei Dank wurde es fertiggestellt! Rot-Grün übernimmt die Verantwortung, lernt daraus und macht eine Projektgesellschaft. Gescheit! Sind die neuen Verantwortlichen im Krankenanstaltenverbund schuld daran, dass es fertiggestellt wurde? Ja, Gott sei Dank. Hätten wir eine Ruine stehen lassen sollen? Zu dem Zeitpunkt wollten viele von Ihnen einen Baustopp. Wäre das gescheiter gewesen? Wäre das effizienter gewesen? Alles nicht. Ist es eine Weißwascherei? Trotzdem nein, denn es sind Fehler passiert. Es sind einerseits handwerkliche Fehler passiert, kleinere Fehler, wo man es direkt merkt. Andererseits sind manche Fehler passiert, wo man retrospektiv ganz leicht sagen kann, es war ein Fehler. Wo man, wenn man wieder in derselben Situation ist, es nicht ganz so leicht sagen kann. In der einen Sitzung, bei der ich dabei war, ist es um die Frage gegangen, ob es sinnvoll, besser und gescheiter sei, einen Generalplaner und einen Generalunternehmer zu nehmen. Wenn man den ganzen Bericht liest, stellt man im Nachhinein fest: Dem Krankenanstaltenverbund haben tatsächlich die Ressourcen und das Know- how gefehlt, um das in der Bauherrenfunktion gescheit durchzuführen, ganz leicht zu entscheiden. Aber die Experten im Zeugenstand haben sich nicht hinausgelehnt und gesagt, ein Generalunternehmer ist immer besser. Nein, sie haben gesagt, es hängt davon ab. Genau das sind die Entscheidungen, die man manchmal trifft. Die können richtig oder falsch sein, die fallen in die politische Verantwortung, und für die wird man medial sowieso "gepeinigt", wenn es schiefgeht, und wenn es gut geht, kriegt man ein bisschen Lob. (Zwischenruf von GRin Barbara Novak, BA.) Doch, kriegt man schon. Als Politiker kriegt man auch Lob, wenn man Sachen wirklich gut macht. Man sieht ja jetzt, dass in Wirklichkeit rund ums Krankenhaus Nord Peter Hacker und auch die Verantwortlichen im Krankenanstaltenverbund sehr viel Lob einheimsen, das muss man tatsächlich sagen. Ich wünsche mir ja, überhaupt in keinem einzigen Krankenhaus behandelt zu werden. Ich verstehe es ja überhaupt nicht, wenn manche Leute sagen, ich will in ein Krankenhaus. Nein, ich will in überhaupt kein Krankenhaus. Nur, sollte ich wirklich krank sein und eines brauchen, dann würde ich mich ohne Bedenken in die neue Klinik Floridsdorf legen. Viel lieber als in ein Kreisspital irgendwo am Land. Dabei will ich diese nicht abwerten, denn ich weiß, dass es auch dort einige Abteilungen in manchen Spitälern gibt, die herausragend sind. Ein letzter Punkt, damit komme ich zum Schluss, ist das Thema Kosten. Klar, dass man über vieles diskutieren kann. Die Frage, wie viel an Kosten wirklich verlorene Kosten sind, gebe ich ganz ehrlich zu, beantwortet auch dieser Bericht nicht, weil er es wahrscheinlich auch so nicht kann. Wie viel ein Krankenhaus dieser Größenordnung wirklich kosten kann, kosten darf, et cetera, könnte man wahrscheinlich nur durch Auseinanderdröseln sämtlicher Rechnungen, Aufträge, et cetera der letzten acht Jahre wirklich feststellen. Es gibt ja ganz grundsätzlich zwei Möglichkeiten, warum etwas teurer wird. Die erste Möglichkeit ist: Man hat sich verschätzt, aber es kostet das, was es kostet. Dann ist es sozusagen zwar gegenüber der Schätzung teurer geworden, aber es ist kein verlorenes Geld. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ist eine Ausrede!) Die zweite Möglichkeit ist: Es kostet mehr, weil tatsächlich Sachen unnötig ausgegeben worden sind. Fehler in der Statik, Fehler in der Fassade, zeitliche Geschichten. In diesem Sinn glaube ich tatsächlich, dass man nicht hergehen und sagen soll, es war alles super. Ja, größenordnungsmäßig liegen wahrscheinlich die Ausgaben, die man vermeiden hätte können ... Und da hängt jetzt noch ganz viel damit zusammen, wie viel dann sozusagen, weil Regressforderungen zurückgekommen sind ... Wird in der Größenordnung von, ich schätze einmal, 200 Millionen EUR liegen. Da muss man schauen, was dann noch zurückkommt. Die anderen Sachen sind zum Teil entstanden, weil man sich in manchen Bereichen wahrscheinlich geirrt hat, und das andere ist Inflation und Baukostenindex. Ich finde es auch komisch, dass man ständig abstreitet, dass der Realwert von 825 Millionen EUR aus dem Jahr 2008 im Jahr 2018 ungefähr 1 Milliarde EUR entspricht. Da muss ich ja nicht viel herumtun. Das ist nicht höhere Mathematik, das ist nicht einmal Zinseszinsrechnung, das ist hoffentlich einem jeden hier klar. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Aber die Kosten sind ja nicht jetzt erst alle angefallen!) - Nein. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das ist ja laufend!) Ich gebe Ihnen recht. Deshalb habe ich auch keine exakte Zinseszinsrechnung gemacht, denn dann ist man etwas drüber, aber die größten Auszahlungen passieren natürlich immer am Ende. Noch einmal, es gibt Kosten, die nicht notwendig sind. Da sind alle draufgekommen. Es sind Schlüsse gezogen worden. Über die politische Verantwortung haben wir geredet. Und wie gesagt, die Fakten, die da drinnenstehen, die in der Untersuchungskommission zu Tage getreten sind, die hat glücklicherweise hier herinnen niemand in Frage gestellt, was zeigt, dass die Untersuchungskommission gut gearbeitet hat. Ich danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste gelangt Frau GRin Frühmesser zu Wort. GRin Lisa Frühmesser (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich finde den Wandel der GRÜNEN wirklich sehr bemerkenswert. Ich darf Sie an das Jahr 2009 erinnern, wo Sie noch Planungschaos geortet haben, wo Sie noch gemeint haben, dass Wehsely heillos überfordert ist, und wo Sie noch eine Verschlechterungen für das Gesundheitsangebot in Wien befürchtet haben in Ihren Aussendungen. (Beifall bei der FPÖ.) Weiters wollten Sie noch ein weiteres Geldvernichtungsprojekt den Wiener Steuerzahlern ersparen. Und jetzt schreiben Sie auf Ihrer Homepage, dass Schuldzuweisungen nichts bringen. (Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) - Schuldzuweisungen bringen nichts, steht bei den GRÜNEN. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ach die GRÜNEN, okay!) - Ja. Zu den GRÜNEN, zu den GRÜNEN insgesamt. Zu Frau Meinhard-Schiebel: Sie haben uns vorgeworfen, dass wir immer nur davon geredet haben, dass wir einen Antrag auf Einsetzung der Untersuchungskommission einbringen. Wir haben euch aber immer klar kommuniziert, dass wir den Endbericht des Rechnungshofs abwarten möchten, weil nur das seriös ist. So viel zu meinen Vorrednern. Ich glaube, es ist wirklich wichtig, festzuhalten, dass die Leistungsfähigkeit der städtischen Gesundheitsversorgung gerade unter dieser Krankenhaus-Nord-Affäre gelitten hat. Wir finden hier in Ihrem Bericht kein einziges Wort über die Folgen des Skandalbaus. Hier zeigt sich auch die Europäische Investitionsbank darüber besorgt, dass die erheblich Kostenüberschreitung und Verzögerung beim Krankenhaus Nord notwendige Investitionen in die Krankenhäuser der Stadt Wien insgesamt langfristig erschweren wird. Und dadurch wird eine Verschlechterung der medizinischen Allgemeinversorgung befürchtet. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Also bitte!) Ich möchte noch einmal kurz auf die Anfangsschwierigkeiten eingehen, mit denen wir in der Untersuchungskommission zu kämpfen hatten. Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass die Untersuchungskommission reformbedürftig ist. Es hat zwei Monate gedauert, bis wir einen Vorsitzenden und einen Stellvertreter gefunden haben. Allerdings ist die Untersuchungskommission innerhalb einer zwölfmonatigen Frist zu beenden. Wir haben hier eine Initiative gestellt, dass die Frist mit der Konstituierung beginnt. Auch die Frau Vorsitzende hat in der letzten Sitzung gemeint, dass es sinnvoller wäre, das Jahr an die Vorsitzfindung zu binden. Weiters zu den Akten: Wie schon erwähnt wurde, hat der Krankenanstaltenverbund die Schwärzungen und Weißungen mit datenschutzrechtlichen Überlegungen begründet. Gleichzeitig hat er aber den Umstand negiert, dass die Untersuchungskommission eine Behörde ist. Ich möchte auf einen Punkt in Ihrem Bericht mehr eingehen, wo es heißt, dass Sie verhindern wollten, dass etwa Betriebs- oder Geschäftsgeheimnisse seiner Auftragnehmer an die Öffentlichkeit geraten, weshalb der Krankenanstaltenverbund sensible Daten, wie etwa Firmennamen, in den gelieferten Unterlagen geschwärzt beziehungsweise geweißt hat. Dann steht weiters: "Dieser Umstand wurde von Kommissionsmitgliedern der Oppositionsparteien immer wieder kritisiert." Ich finde es notwendig und wichtig, dass vor allem wir als Opposition darauf immer wieder hingewiesen haben, dass eine Behörde so nicht arbeiten kann. Kurz möchte ich noch auf die politische Verantwortung näher eingehen. Diese spielgelt sich für mich vor allem im Berichtswesen wider. Die Aussagen der politischen Verantwortlichen gehen insofern in dieselbe Richtung, als sie alle der Meinung sind, dass sie erst im spätmöglichsten Moment über etwaige tatsächliche Unregelmäßigkeiten in Kenntnis gesetzt worden sind. Inwieweit dieser Umstand glaubhaft und lebensnah ist, ist zu bezweifeln. Für uns ist es auch unverständlich, warum das höchste Verwaltungsorgan der Gemeinde Wien über das größte Bauprojekt nur spärliche interne Informationen bezogen haben soll. Beziehungsweise meinte Häupl in seiner Zeugenaussage, dass er die wesentlichen negativen Informationen nur aus den Medien erfahren hat. Weiters geht es dann mit dem aktuellen Bürgermeister Ludwig. Dieser gab zur aktuellen Situation an, weder Kenntnis vom aktuellen Managementbericht gehabt zu haben noch bei seiner Amtsübergabe vom Vorgänger über das Krankenhaus Nord informiert worden zu sein. Unserer Meinung nach kann es nicht sein, dass bei einer Amtsübergabe über so ein Großprojekt nicht gesprochen wird. (Beifall bei der FPÖ.) Erstaunt hat uns auch die Aussage der ehemaligen Assistentin des Ex-KAV-Direktors Janßen. Man hätte ja glauben können, dass diese tiefere Einblicke in die Verstrickungen des Bauskandals gehabt hätte. Sie hat uns gesagt, dass zwei Assistentinnen bei Janßen waren, keine davon allerdings mit dem Projekt KH-Nord beauftragt war. Wir haben von allen Zeugen gehört, dass gerade unter dem Wechsel Koblmüller-Marhold-Janßen-Balázs die wöchentliche sowie monatliche Besprechungsroutine abgeschafft wurde. Auch der Zeuge Udo Janßen hat gesagt, dass nach außen hin betreffend die Kommunikation keine Freiheitsgrade bestanden. Offensichtlich bestanden nicht nur keine Freiheitsgrade, sondern es bestand auch ein unrealistischer Zeitplan, den Sie auch Ihrem eigenen Bericht bestätigen mit der Aussage der ehemaligen interimistischen Ärztlichen Direktorin Dr. Sylvia Schwarz. Sie hat sich nämlich die Mühe gemacht, eben das SMZ-Ost zu analysieren und war der Meinung, dass sie nicht nachvollziehen kann, wie die Berichterstattung 2015 mit diesem Fertigstellungstermin entstanden ist, denn für sie war dieser Fertigstellungstermin unrealistisch. Abschließend möchte ich noch festhalten, dass wir Freiheitliche in unserem Minderheitenbericht im Gegensatz zu Ihnen ganz klar die Missstände, Fehlentscheidungen und Ungereimtheiten festgehalten haben. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster gelangt Herr GR Mag. Schober zu Wort. GR Mag. Marcus Schober (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kollegen und Kolleginnen! Kollege Wölbitsch, der leider nicht mehr da ist, stellt sich her und plärrt ins Mikrofon rein. Die einzige Begründung, die ich mir vorstellen kann, ist, dass er ein bisschen ein schlechtes Gewissen hat, weil er von dieser Untersuchungskommission keine Ahnung hat und sich deshalb da herstellt und irgendetwas von Bauherren und Baufrauen redet. Wenn er nur die erste Stunde der Untersuchungskommission mitgemacht hätte, wüsste er, dass der Bauherr nicht der Bürgermeister oder der Stadtrat ist, sondern dass das der KAV selbst war. Es ist lächerlich, was er da gemacht hat. Da oben sitzen zwei Bürgerinnen, die mehr Ahnung von der Untersuchungskommission haben als der Herr Wölbitsch nur in einer Sekunde Rede, die er hier gehabt hat. Also das war wirklich eine Niederlage für die Neue Volkspartei oder wie auch immer sie heißen. Das war wirklich niederträchtig. Er hat von Missbrauch geredet, dabei hat er eigentlich seine Redezeit hier missbraucht, denn es war sinnlos, was er hier gesagt hat. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Kommen wir aber zu den Fakten: Die Entscheidung, im Norden Wiens ein Krankenhaus zu errichten, war, wie bereits erwähnt, eine fakten- und datenbasierte Entscheidung auf Grund der ÖBIG-Studie und nicht auf Grund von Sozis, die der Herr Wölbitsch so benennen würde. Es ist nicht so, dass wir gesagt haben, wir bauen dort ein Spital, sondern das war eingebettet in diverse Überlegungen des damaligen Spitalskonzeptes 2005, in Bevölkerungsprognosen. Da hat man gesagt: Wo bauen wir das Krankenhaus hin? Wo macht es am meisten Sinn? Bereits im Jahr 2003 gab es erste Planungsüberlegungen für das neue Krankenhaus, und die MA 21B, die heute schon einige Male erwähnt wurde, hat bereits im Jahr 2005 Grundflächen im 21. Bezirk identifiziert, die aus städtebaulichen Erwägungen als geeignet angesehen wurden. Das Kontrollamt bewertete das Verfahren der Grundstückssuche und dessen formale Abwicklung durch die MA 21B als ordnungsgemäß und nachvollziehbar. Auch das möchte ich hier betonen, weil diese Diskussionen sich immer im Kreis drehen. Ebenfalls im Jahr 2005 hat man sich Gedanken über die mögliche Finanzierungsform gemacht. In diesem Jahr ist der KAV an die damalige Gesundheitsstadträtin mit dem Vorschlag eines PPP-Modelles herangetreten. Der Zeuge Dipl.-Ing Dr. Stephan Fuld - es wurden hier viel zu wenige Zeugen bisher genannt - hat nämlich ausgesagt, dass es eines der zentralen Themen zu dieser Zeit war, Maastricht-konform zu sein. Nach der EU-weiten Bekanntmachung vom 28. April 2006 langten bis Juni 2006 drei Teilnehmeranträge mit insgesamt vier Grundstücken ein. Letztlich erfüllte nur ein Bewerber alle Bedingungen, was dazu führte, dass der KAV schlussendlich im Dezember 2008 in Verhandlungen mit dem einzig verbliebenen Bewerber, dem Konsortium PSV, kurz Porr-Siemens-Vamed, trat. Bezug nehmend auf diese Verhandlungen sprechen die Opposition und der Rechnungshof immer wieder von einer Verhandlungsdauer von vier Jahren. Das ist etwas, das sich durch die gesamte Kommission durchgezogen hat. Zur Klarstellung dieser vier Jahre, die keine vier Jahre waren, möchte ich das kurz erörtern: 2006 gab es noch drei Bewerber. Ab 2007 waren es nur noch zwei, nämlich PSV mit den zwei Grundstücken ÖBB und Siemens, und die Kasernen Projektentwicklungs- und Beteiligungs AG mit dem Heeresspital. Die Bewertungskommission kam zu folgenden Bewertungsergebnissen - das haben wir heute auch schon gehört -: Heeresspital: 7.596 Punkte, ÖBB-Grundstück: 12.539 Punkte. 7.000 Punkte waren die Mindestanforderung. Es war, glaube ich, sehr eindeutig, welches Grundstück da demenentsprechend zum Zug kommen würde. Im Februar 2008, im Rahmen der dritten Sitzung der Bewertungskommission, wurde dann einstimmig der Beschluss gefasst, dass man mit dem Konsortium PSV in Verhandlungen tritt. Diese Verhandlungen erwiesen sich als langwierig und führten letztendlich zu keinem Abschluss. Im April 2010 widerrief der KAV die EU-weite Ausschreibung hinsichtlich der Bereitstellung des Krankenhauses Wien Nord und brach die Verhandlungen mit dem Konsortium ab. Vielleicht kann man heute auch noch zu dem Schluss kommen, denn da sind wir uns in der Kommission nicht einig geworden, dass der Zeitraum von Februar 2008 bis April 2010 nicht vier Jahre sind, sondern - der Kollege Wölbitsch kann da, wenn er da ist, nachzählen - zwei Jahre, und das ist etwas, worauf wir uns einigen könnten. Viel wichtiger ist mir aber, hier festzustellen, dass die Kritik der Opposition, dass in diesen vier Jahren nichts geschehen ist, ganz und gar nicht stimmt. Nämlich: 2008 der Architekturwettbewerb, 2009 die Vorentwurfsplanung, 2010 Beginn der Entwurfsplanungen. Aus den Befragungen ging eindeutig hervor, dass es auf Grund der Verhandlungen mit dem Konsortium keine relevanten Zeitverzögerungen gegeben hat, da die Planungen aus diesen Jahren 2008, 2009 und 2010 eins zu eins übernommen wurden. Deshalb nochmals kurz zusammengefasst: Warum ist es zum Abbruch der Verhandlungen gekommen? Man hat sich mit dem Konsortium schlicht und einfach nicht auf einen Preis einigen können. Es hat in diesem Zeitraum niemals ein konkretes Angebot gegeben. Als die Verhandlungen mit dem Konsortium platzten und der KAV im April 2010 das Verhandlungsverfahren widerrief, konnte der KAV seine Option ziehen und das von der Bewertungskommission einstimmig empfohlene ÖBB-Grundstück an der Brünner Straße kaufen. Der Kauf dieser Liegenschaft wurde mit den Stimmen aller hier im Gemeinderat vertretenen Parteien beschlossen. Vielleicht noch Bezug nehmend auf die Kollegin Hungerländer, die vorhin erwähnt hat, wir hätten da ein Grundstück gekauft, das dekontaminiert ist (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Kontaminiert!) - das kontaminiert ist, danke sehr! Ja, ich bin froh, dass es heute nicht mehr kontaminiert ist. Es ist das Grundstück, das in der Bewertungskommission eindeutig die Nummer 1 ist. Alle Parteien haben das mitbeschlossen. Ich möchte kein Grundstück in Wien haben, das kontaminiert ist oder im Zustand ist, wie es vorher war, und ich bin froh, dass auch dieser Zustand dementsprechend beseitigt wurde. Ich lasse jetzt einiges aus, denn wir haben lange geredet. Es geht darum, dass wir nach dem EIB-Kredit und auch nach den Empfehlungen des Kontrollamtes und anderen Dingen, nach dem Abbruch der Verhandlungen mit dem Konsortium, zu einer entscheidenden Frage gekommen sind: Verfügt der KAV über ausreichend Erfahrung, um selbst als Bauherr aufzutreten? Das war, glaube ich, die entscheidende Frage zu der Zeit. Und wir haben in diesem Jahr zahlreiche Antworten auf diese Frage bekommen. Deshalb nochmal intensiv der Blick zu Ihnen, Kollegen und Kolleginnen der Opposition. Versetzen Sie sich nochmals in die Lage der damaligen Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen und führen Sie sich folgende Szenarien vor Augen: Entgegen allen Empfehlungen und Gutachten - Projektsteuerung, Begleitende Kontrolle, weitere Gutachten, die durchaus Einzelgewerke empfohlen haben, was hätten Sie als Opposition in der Kommission mit den EntscheidungsträgerInnen gemacht, hätten sich die Verantwortlichen zu diesem Zeitpunkt trotzdem für einen Generalunternehmer entschieden? Stellen Sie sich vor, die Verantwortlichen damals hätten gegen jene Gutachten, wonach ein Generalunternehmer zu diesem Zeitpunkt zu großen Verzögerungen geführt hätte - und das ist in den Aussagen klar und deutlich hervorgekommen -, für einen Generalunternehmer entschieden. Wer könnte das heute hier verantworten, gegen alle Gutachten? Ich weiß nicht, wie Sie als Entscheidungsträger agieren würden. Ich habe auch in die Gesichter der anderen Kommissionsmitglieder geschaut. Wir haben gesehen, dass diese Gutachten vorgelegen sind und dass diese Entscheidung dann so getroffen worden ist in einem sehr umfassenden Blick. Ich war in allen 22 Sitzungen, im Gegensatz zum Kollegen Wölbitsch - er hat mich heute ziemlich aufgeregt, und den werde ich noch einige Male erwähnen -, und ich sage Ihnen: Die VerantwortungsträgerInnen haben in allen Phasen des Projekts nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Nach einem Jahr Untersuchungskommission wissen wir heute, dass einige Entscheidungen, die zum Zeitpunkt, als sie getroffen wurden, gut begründet waren, sich aber im Nachhinein als unvorteilhaft herausgestellt haben. Heute wissen wir ... (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Im Energetikbereich zum Beispiel!) Kollege Guggenbichler! Den Energetiker halten wir alle für einen Wahnsinn. Der Bgm Häupl hat das auf den Punkt gebracht. Er hat gesagt: Darüber brauchen wir gar nicht mehr zu reden, so etwas darf nicht passieren! (GR Mag. Dietbert Kowarik: Es ist aber passiert!) - Es ist passiert, und da wissen wir alle, dass wir alle so etwas nicht wollen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ja!) Also hören wir auf mit dem Energetiker und kommen wieder zu den Fakten! Die Entscheidung, das Spital selbst zu bauen, war aus heutiger Sicht nicht die optimale Variante. (Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) - Haben Sie mir zugehört beim letzten Satz? (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ja, bleiben wir bei den Fakten, haben Sie gesagt! Bleiben Sie bei den Fakten!) - Ja, ich bleibe bei den Fakten. Der KAV war als Bauherr letztlich zu schwach. Und leider haben sowohl das Kontrollamt als auch die EIB und ein Gutachten von Prof. Kropik empfohlen, dass der KAV das Grundstück selbst erwirbt und selbst als Bauherr auftritt. Als Anfang 2014 die Probleme mit der Statik, mit der Fassadenfirma und der Haustechnik akut wurden, war der KAV alleine nicht genug aufgestellt, um die Probleme rasch in den Griff zu bekommen. Nachdem Moser Architects zur Unterstützung der Bauherrenfunktion ins Boot geholt wurde, ist das Projekt wieder ins Laufen gekommen. Heute wissen wir, dass ein Sorglos-Paket mit einem Generalunternehmer besser gewesen wäre. Aber wir haben von Zeugen auch gehört, dass es vom damaligen Zeitpunkt - und es geht immer um den damaligen Zeitpunkt - sehr schwierig gewesen wäre, überhaupt einen Generalunternehmer zu finden. Es gibt sehr viele Zeugenaussagen, wonach es schwierig gewesen wäre, diesen Generalunternehmer zu finden. Und dass ein Generalunternehmer alles gelöst hätte bei einem Projekt, bei dem es laut ExpertInnen niemals Vergleichswerte geben kann, diese Frage können Sie, werte Opposition und zahlreiche ExpertInnen, auch nicht klären. Großprojekte sind komplex. Da der Herr Wiederkehr so gerne auch Vergleiche anstellt: Ich nehme nur zwei Vergleiche, aber die regen mich auch auf. Stockholm hat es auch versucht, ein Spital zu bauen. Die haben einen Generalunternehmer gehabt, haben einen Baustopp gemacht - über den Baustopp haben wir auch schon geredet, das wäre beim Krankenhaus Nord der absolute Wahnsinn gewesen -, die haben zehn Mal die Kosten überschritten, trotz Generalunternehmer und Baustopp! Also das ist etwas, das in Wien zum Glück nicht annähernd passiert ist. Auch der Flughafen Berlin ist ein Beispiel für ein Großprojekt: 2 Milliarden EUR hat man angenommen, jetzt ist man bei 7 Milliarden EUR, Tendenz steigend. So etwas darf nicht passieren. Deshalb ist, glaube ich, jene Lösung, die wir hier finden, nämlich dass wir uns noch besser aufstellen, eine richtige Lösung. Zurück noch zu Wien: Da mussten wir auch hören, und das habe ich auch sehr befremdend gefunden, dass 10 bis 30 Prozent Mehrkosten ohne Valorisierung eh Usus sind für manche Unternehmen. Das ist so in einer Befragung herausgekommen: Na ja, 10 bis 30 Prozent sind eh normal, die wir da draufhauen. Die Frage, die ich mir nach der Untersuchungskommission im Zusammenhang mit einem Fixpreis auch stelle, ist: Was wäre passiert, wenn nicht mehr genügend Geld da gewesen wäre? Und da schaut es bei einem Generalunternehmer so aus, dass es nicht mehr Geld gibt, sondern dass eines leidet, nämlich die Qualität des Endprodukts. Das ist etwas, das wir alle hier uns auch nicht wünschen. Ich möchte noch einen Punkt ansprechen. Der ist nur ganz kurz angeschnitten worden, aber den finde ich auch zentral äußerst wichtig, über den müssen wir auch reden. Darüber gab es keine Presseaussendungen von der Opposition und auch keine Berichterstattungen in den Medien. Es gab Aussagen, die zwar nur kurz, aber dennoch auf die Rolle der Opposition beim Bau des Krankenhauses Nord eingegangen sind. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Da sind wir schuld! Na fein!) Es wurde das Thema in den Raum geworfen, wie viel eigentlich die Haltung und die Kommunikation der Opposition gekostet haben. Wie kann man beispielsweise etwas "Milliardengrab" nennen, das laut Berechnungen annähernd auch die Milliarde gekostet hätte, und wie kann man überhaupt ein Spital "Grab" nennen? Also werte Kolleginnen und Kollegen, bei zukünftigen Projekten bedenken Sie bitte: Es geht um ein Spital! Von einem "Milliardengrab" zu sprechen bei einer der modernsten Kliniken Europas. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das meinen Sie nicht ernst, oder? Mir kommen die Tränen!) - Es geht nicht um Tränen, sondern darum, dass auch die verbalen Aussagen dazu geführt haben, dass in diesem Projekt Kosten entstanden sind, die wir jetzt nicht beziffern können. (Heiterkeit und Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Das ist nicht von mir. Lesen Sie nach, 1.500 Seiten! Da steht drinnen: "Laut Aussagen hat auf Grund der Kommunikation der Opposition und der damit einhergehenden Berichterstattung in den Medien die Motivation ..." (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Schieben Sie jetzt alles auf die Opposition? Ist das Ihr Ernst?) - Nein, ich schiebe nicht auf Sie. Ich sage nur: Hinterfragen Sie nicht nur uns! Hinterfragen Sie auch sich selbst, was das Ganze betrifft, wie Sie mit der Kommunikation umgehen! (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Okay, wir dürfen nichts mehr sagen!) Frau Olischar, es gab anscheinend Unternehmen - und das ist aus den Aussagen herausgekommen, lesen Sie das nach, ich gebe es Ihnen nachher -, die auf Grund von diversen Berichten, und das ist da klar ersichtlich gewesen, sich teilweise zurückgezogen haben. Es wurde schwieriger, zu verhandeln, weil man gesagt hat, dieses Projekt ist ein Mörder- beziehungsweise Krisenprojekt. Aus diesem Grund ist es eventuell zu Mehrkosten gekommen, obwohl die Behauptungen in dieser Form gar nicht gestimmt haben. Es geht auch als Oppositionsarbeit darum ... (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Dafür sind Sie verantwortlich!) Lesen Sie alle Presseaussendungen der letzten Jahre durch! Lesen Sie, was Sie da reingeschrieben haben. Es gibt auch eine Verantwortung der Opposition, nicht nur der regierenden Parteien, und da ersuche ich Sie zukünftig auch um Ihre Mitverantwortung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Sie nehmen Ihre Verantwortung nicht wahr! - Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Na, wenn Sie so schreien ... Ich habe ja noch zwei Minuten. Ich nehme jetzt den Bericht der FPÖ her. Wir haben 227 Seiten, Sie haben 26 Seiten und davon 15 Seiten wirklich an Inhalt. Da könnte schon etwas drinstecken. Aber ich gebe Ihnen einen Tipp dazu, wie man der Sache, sagen wir, Ernsthaftigkeit verleihen soll. Sie zitieren in Ihrem Bericht aus dem offiziellen Wortprotokoll der Untersuchungskommission den Technischen Direktor Gröblinger, dass er alle Quartalsberichte der Begleitenden Kontrolle an das Stadtratbüro weitergeleitet hat. Das steht in Ihrem Bericht. Und seine tatsächliche Aussage war: "Die Berichte der Begleitenden Kontrolle sind natürlich im Auftrag des Bauherrn erfolgt. Eine sonstige Verteilung ist mir nicht bekannt." Und auf die Nachfrage der Kollegin Frühmesser, inwiefern da noch weitere Kommunikation stattgefunden hat, hat er gesagt: "Ich kann Ihnen versichern, dass ich keinen indirekten Kontakt hatte." Sie schreiben das aber in Ihrem Bericht total anders. Das ist auch eine Verantwortung, die die Opposition hat, wenn Sie schon solche Berichte schreiben. Ich habe den Bericht da. Ich habe da noch einige Post-its dabei. Also bei 26 Seiten ist mir schon etwas aufgefallen. Stellen Sie sich vor, Sie hätten so wie wir 227 Seiten gehabt. Da hätte ich keine Post-its mehr gehabt. Insofern bitte auch da dementsprechend darauf zu achten. Zum Abschluss: Wir reden hier von einem Projekt, dessen Grundintention Sie als Opposition mitgetragen haben, was im Sinne aller Wiener und Wienerinnen ist. Und ja, es war ein komplexes Projekt, es war ein herausforderndes Projekt. Und ja, wir alle haben aus diesem Krankenhausbau etwas gelernt. Ja, es war ein schwieriges Projekt und es war ein kostenintensives Projekt. Und nein, es gab keine Korruption. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Wie willst denn du das wissen? Das belasse Juristen, die juristische Beurteilung!) Ich möchte jetzt zum Schluss kommen. Ich möchte mich über alle Parteigrenzen hinweg bedanken für die konstruktive Zusammenarbeit in der Kommission. Ich möchte mich bei den MitarbeiterInnen der Stadt Wien bedanken. Und mein allerletzter Dank gilt all jenen, die dieses Spital errichtet haben. Bestimmt werden sehr bald unsere Freunde, unsere Liebsten oder wir selbst dort behandelt werden, und dann wird sich zeigen, was dieses Spital kann, nämlich Leben retten. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, möchte ich feststellen, dass Frau Kollegin GRin El-Nagashi bis 22 Uhr entschuldigt ist. Als Nächster gelangt Herr GR Niegl zu Wort. GR Michael Niegl (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Berichterstatterin! Werte Damen und Herren! Es ist schon wirklich ergreifend, was da von der SPÖ und den GRÜNEN kommt, um dieses Projekt zu verteidigen. Vorab vielleicht gleich einmal zum Kollegen Schober, der gemeint hat, wir verunsichern da irgendwie die Bevölkerung. Das sagt gerade die SPÖ, die der Verunsicherungsweltmeister im Nationalrat ist und mit hanebüchenen Behauptungen die Bevölkerung über wichtige Reformschritte verunsichert? Na bravo! Das sind die Silberstein- Methoden der SPÖ. Da gratuliere ich wirklich. (Beifall bei der FPÖ. - GRin Birgit Hebein: Na bitte!) - Ja gerne, bitte, danke. (GRin Birgit Hebein: Das ist wirklich unglaublich!) Dann stellt sich der Kollege Schober her und tut so, als wäre der Spitalbau ein Raumfahrprojekt wie die Mondlandung. Es sind in der ganzen Welt schon sehr viele Spitäler gebaut worden. Das bringt jeder zusammen, nur die SPÖ und die Wiener rot-grüne Stadtregierung scheitert an allen Projekten, die größer als ein Schrebergartenhäusl sind! Das ist einfach unglaublich! Tatsache ist, dass alle Fehler begangen worden sind, die man bei so einem Projekt machen kann. Und das Schlimme ist, sie sind teilweise wiederholt worden und es gab x Mal die Chance, die Fehler auszubessern, man hätte nur zuhören müssen. Denn viele der Betreiber, viele der Firmen haben ihre Warnpflicht wahrgenommen und haben sowohl an den KAV als auch an die Stadträtin Warnungen über Kostenüberschreitungen und Zeitüberschreitungen ausgesprochen. Was ist passiert? Gar nichts. Und das lassen Sie mich in den nächsten Minuten ein wenig ausführen. Also über dieses Grundstück kann man jetzt denken, wie man möchte. Tatsache ist, dass das Grundstück auch von Experten, nicht nur von uns, als das Undenkbarste für diesen Spitalbau dargestellt wurde. Ja, das wurde auch in der Untersuchungskommission gesagt. Da war halt leider der Herr Margulies, der da heraußen herumgeturnt hat, natürlich nicht dabei. Das macht aber nichts. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Beleidigung! - GR Mag. Dietbert Kowarik: Das ist Ihre Spezialität. - Weitere Zwischenrufe von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Schwierig natürlich waren auch die geologischen Verhältnisse. Auch das hat man vorher gewusst. Wie man weiß, war das früher Schwemmland und von Wasserärmeln umschlossen. Da gab es dann auch ein Gutachten von der Stadt, da hat man sich halt leider an das eigene Gutachten nicht gehalten, wieder ein Fehler. Wer ist schuld daran? Rot und Grün. Projektmanagement: Während der Errichtung ein Projektmanagement auswechseln: Jeder Experte, der mit größeren Projekten zu tun hat, sagt, dass das der Kardinalfehler schlechthin ist. Man wechselt in so einem großen Projekt nicht das Führungsteam. Das tut man einfach nicht. "Never change a winning team." Wer ist schuld an diesem Wechsel? Rot und Grün, insbesondere die überforderte StRin Wehsely, und das ist ebenfalls Fakt. Dann wurden unqualifizierte Manager eingesetzt. Die haben das offenbar nicht auf die Reihe bekommen. Auch das wird von allen Experten, die bei der Untersuchungskommission ausgesagt haben, eindeutig ausgesagt. Es gab faktisch gar keine Projektsteuerung. Die Leute hat man suchen müssen, niemand hat sich verantwortlich gefühlt, das pure Chaos hat geherrscht, und auch das wissen Sie, meine Damen und Herren von Rot-Grün, ganz, ganz genau. Oder vielleicht wissen sie es nicht, weil es Ihre Stadträtin Ihnen nicht erzählt hat. Dann, die Warnhinweise, die bereits besprochen wurden, wurden einfach ignoriert, einfach ignoriert, und das können Sie hier auch nicht weglügen. Wir haben ja logischerweise den E-Mail-Verkehr. Die Zeugen haben uns das ja dokumentiert. Die waren ja Gott sei Dank so schlau, Aktennotizen zu machen und haben das via E-Mail versandt. Und wir haben das ja auch alle gesehen, ihr auch. Sie haben das genauso gesehen wie ich. Nur versuchen Sie wie die Gaukler auf den Jahrmärkten der vorigen Jahrhunderte, durch Blendwerk den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das ist Ihre Politik, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, und sich selbst herzustellen wie die Guten. Bravo, das ist SPÖ! (Beifall bei der FPÖ.) Und natürlich GRÜNE, nicht zu vergessen. Den kleinen Mehrheitsbeschaffer darf man da nicht aus der Pflicht lassen. Und dann, das Allerallerschlimmste: Führungsverantwortung nicht wahrnehmen. Führungsverantwortung liegt bei den politisch Verantwortlichen. Ich kann Verantwortung delegieren, das ist vollkommen richtig, bin aber dennoch fürs Gesamtwerk verantwortlich. Verantwortung, meine Damen und Herren, ist unteilbar, das ist einfach so. Daher ist es ganz, ganz logisch, dass die rot-grüne Stadtregierung, insbesondere die handelnden Personen Wehsely, Brauner und die Herrschaften aus dem KAV daran schuld sind. (Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.) Daher liegt die Schuld, und das können Sie nicht weglügen, bei der rot-grünen Stadtregierung, und natürlich auch beim Bürgermeister, weil der dem ganzen Klub natürlich vorsteht. Lassen Sie mich ein wenig zu ein paar Dingen über die Bauherrnfunktion kommen, wo Sie ja behaupten: Wir haben nichts gewusst, wir sind nicht schuld daran, wir konnten gar nichts tun, denn es hat uns ja niemand gesagt. Einmal dass die Grundsatzentscheidung des KAV, das Krankenhaus selbst zu bauen und dass der KAV da überfordert war, gut, das haben wir jetzt schon diskutiert, das haben wir mitbekommen. Aber auch hier hätte man vielleicht eins und eins zusammenzählen können und unter Umständen jemanden einsetzen, der vielleicht Erfahrung mit so einem größeren Projekt hat. Aber was hat man gemacht? Wir haben den, der Modellflieger baut, beauftragt, die Mondlandung zu organisieren - na bravo! Dann kam es dazu, dass alle Betroffenen, fast alle, unisono ausgesagt haben, dass der Wechsel der Generaldirektion von Marhold und Koblmüller zu Janßen und Balázs der Generalfehler schlechthin war. Ab dem Zeitpunkt ist die Abwärtsspirale nicht mehr aufzuhalten gewesen. Und wer hat diese Entscheidung getroffen? Die StRin Wehsely hat diese Entscheidung getroffen, somit eine Politikerin der SPÖ. Die GRÜNEN sagen: Na, da haben wir nichts gewusst. Der Herr Ellensohn, der Oberaufdecker, der immer gerne da steht und lange Listen mit irgendwelchen Anwürfen hat und dann alle rechtsradikal nennt, obwohl er selbst ein Linksradikaler ist, hat sich hingesetzt und gesagt, na, ich habe nichts davon gewusst. Und überhaupt absurd war Folgendes: Bei der Untersuchungskommission ist er gesessen wie der Musterschüler und hat so getan, wie wenn er nicht in der Stadtregierung war. Das war wirklich herzig, muss ich echt sagen. Die Tatsache ist, dass ab dem Zeitpunkt des Wechsels die Spirale bergabgegangen ist, und Rot und Grün haben davon gewusst. Und noch einmal: Verantwortung ist unteilbar. Dann ist es dazu gekommen, dass auch die Mag. Alexandra Loidl-Kocher bekannt gegeben hat, dass durch den Führungswechsel die monatliche Besprechungsroutine mit der KAV-Führung abgeschafft worden ist. Da hat man einfach keine Kommunikation mehr stattfinden lassen. Das ist auch niemanden aufgefallen, nein, überhaupt nicht. Niemand war auf der Baustelle, niemandem ist das aufgefallen. Das ist wirklich herzerfrischend. Das sind die Aussagen, die in der Kommission getroffen worden sind, meine Damen und Herren, Sie haben das ebenfalls gehört! Dann: Maximilian Koblmüller gibt an, er hätte das Krankenhaus Nord bis 2016 mit den Kosten von maximal 955 Millionen EUR fertigstellen können, und die Zeitverzögerung war alleine durch die Stadt Wien verschuldet, da man die Fassadenplattenfirma in Konkurs geschickt hat und andere Fehler getan hat und schlichtweg kein Projektmanagement mehr gehabt hat. Auch über diesen Umstand sind Sie informiert worden. Von diesem Umstand haben Sie gewusst, hat der Bürgermeister gewusst, hat die Stadträtin gewusst, auch die GRÜNEN haben das gewusst. Alle haben gewusst, dass es da im Argen liegt. Die E-Mails wurden dementsprechend weitergeleitet. Und Sie? Was haben Sie gemacht? Nichts. Dann geht es weiter (Der Redner zitiert aus einem Schriftstück.): "Der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums Dr. Richard Bock gibt an, dass eine tägliche Kostenkontrolle bis zur Amtsübernahme von Mag. Thomas Balázs üblich war. 2014 wurde StRin Wehsely über die Kostenexplosion von Dr. Bock informiert. Der Vorschlag zur Gründung einer Projektgesellschaft zur Koordinierung der Einzelgewerke, um den Bauherrn zu entlasten, wurde hingegen abgelehnt." Also eindeutig, die Frau Stadträtin hat wieder etwas gewusst, wo dringender Handlungsbedarf war. Da sind wir wieder bei der Verantwortung. Wenn ich als Verantwortlicher von solchen Kostenexplosionen, von so einer Krise erfahre, muss ich handeln. Was ist passiert? Nichts ist passiert. Daher verschuldet durch die rote Stadträtin Wehsely. Eindeutig! Alle, die in der Kommission gesessen sind, haben das auch gehört, ist auch im Protokoll so nachzulesen. Und Sie stellen sich her und sagen: Wir sind nicht schuld, es ist alles nur zufällig passiert! Keine Ahnung, wie das passieren hatte können! Es geht da weiter: "Der Sachverständige Stephan Koller geht davon aus, dass die Mehrkosten des Krankenhauses Nord nicht allein auf Grund der Verzögerung resultieren, sondern durch massive Managementfehler vorgelegen sind." Auch hier wieder, einer der Zeugen hat es ausgesagt! Wo waren Sie während der Sitzungen? Wir sind da alle gemeinsam gesessen, Sie haben das alle gehört! Und die Schlüsse, die Sie als sich selbst prüfende U- Kommission ziehen, sind, dass Sie nicht schuld daran sind. Das ist ja putzig! Dem Bericht der SPÖ und den Bericht der GRÜNEN als Mehrheitsfraktion tritt keine einzige Oppositionspartei zu. Kommt Ihnen das nicht komisch vor? Als hätten sie sich selbst geprüft. Na, was soll da herauskommen? Na, selber anschwärzen werden Sie sich nicht, das ist eh klar. Das heißt, das ist ja alleine schon ein Wahnsinn, ein Humbug! Die ehemalige Stadträtin Sonja Wehsely weist jede Verantwortung natürlich von sich und gibt die Schuld der operativen Führung. Wieder meine Frage: Wer hat denn die operative Führung eingesetzt? Ganz genau, die Frau StRin Sonja Wehsely. Somit hat sie Schuld am Fehler der eingesetzten Personen. (Beifall bei der FPÖ.) Man könnte diese Liste noch elend lang fortführen. Immer wieder ist es dazu gekommen, dass die Stadtregierung beziehungsweise die Stadträtin beziehungsweise der KAV vor Kostenüberschreitungen, vor nicht optimalen Abläufen, vor katastrophalen Zuständen beim Projekt informiert wurden. Und was ist passiert? Nichts ist passiert. Sie haben sich hergestellt und haben es einfach ignoriert. Der Bürgermeister hat nichts davon gewusst, die Stadträtin hat behauptet, sie hat nichts gewusst, nachweislich war das aber so. Und Sie stellen sich jetzt her mit einem Bericht und behaupten in dem Bericht, die politische Verantwortung nicht tragen zu müssen. Das ist einfach unerhört! Dafür sollten sie sich genieren, denn Sie nehmen nicht die Verantwortung wahr, die sie wahrnehmen müssten. Gott sei Dank sehen das die Bürger und die Öffentlichkeit ganz, ganz anders. Dafür werden Sie logischerweise bezahlen, und darauf freue ich mich schon. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste gelangt Frau GRin Rubik zu Wort. GRin Silvia Rubik (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nach zehn Monaten intensiver Arbeit der Untersuchungskommission können wir heute den Bericht hier im Gemeinderat diskutieren, und dazu hatten wir ja jetzt schon sechs, bald sieben, Stunden Zeit. Ich möchte mich bei allen Kolleginnen und Kollegen aus allen Parteien für die konstruktive Zusammenarbeit bedanken. Ich denke, dass wir, lässt man einmal das Abfeuern der parteipolitischen Nebelgranaten beiseite, in der Untersuchungskommission gut vorangekommen sind. Nur eine Frage hätte ich schon an den Herrn Kollegen Niegl: In welcher Untersuchungskommission waren Sie? Ich war nämlich die ganze Zeit dabei und habe Sie zwei Mal gesehen. (GR Michael Niegl: Ab der dritten Sitzung!) Das ist möglich, vielleicht war es ein drittes Mal. Aber ich glaube, Sie haben irgendwo noch eine andere Untersuchungskommission besucht und das Resümee jetzt ein bissel durcheinander gebracht, von welcher Untersuchungskommission Sie ... (GR Michael Niegl: Unser Bericht ist klar und deutlich und sagt aus!) Gut, fein, wir haben festgestellt, der Herr Kollege Niegl kann lesen. Gehen wir wieder (Aufregung bei GR Michael Niegl. - Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) weiter in meiner Rede. Wir haben viele Problemfelder durch die Zeugeneinvernahmen aufgezeigt bekommen. Neben der Klärung der Verantwortlichen beim Bau des Krankenhauses Nord war es uns allen besonders wichtig, Erkenntnisse für die Umsetzung künftiger Bauprojekte der Stadt Wien zu gewinnen und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Im Bericht, der heute hier debattiert wird, sind konkrete Punkte, wie das geschehen kann. Ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen in der Verwaltung und in der Politik das genauso sehen. Unser Herr Bürgermeister Dr. Michael Ludwig, der ganz besonders auch persönlich an der Einsetzung der Untersuchungskommission beteiligt war, hat dies bereits auch öffentlich unterstrichen, und ich (GR Mag. Dietbert Kowarik: Wie ist denn das möglich? Wie macht man das als SPÖ-Bürgermeister?) zitiere ihn: "Ich habe die Initiative zu dieser Untersuchungskommission gesetzt, weil es mir wichtig ist, alle Informationen auf den Tisch zu bekommen und auch zu bewerten." (GR Mag. Dietbert Kowarik: Wie ist das möglich?) "Und was mir besonders wichtig ist," - Herr Kollege, Sie dürfen sich gerne melden, jetzt red' ich. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Er steht über der Verfassung! - Aufregung bei der FPÖ.) Ein bisschen leiser bitte die Zwischenrufe (GR Mag. Dietbert Kowarik: Es wird sich nicht ausgehen!), wäre ganz nett. - "Konsequenzen für die kommenden Projekte abzuleiten." Zitat Ende. Damit wird deutlich, wie wichtig auch die Regierung unserer Stadt die Arbeit der Kommission genommen hat. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Da darf ich nichts sagen!) Meine Vorrednerinnen und Vorredner haben bereits einige Learnings angesprochen, die für die künftigen Großprojekte unserer Stadt sicher auch umgesetzt werden. Auch wurden viele Punkte angesprochen, die zur Bauverzögerung im Krankenhaus Nord geführt haben. Wir haben bereits gehört, dass der Konkurs einer Fassadenfirma, eine fehlerhafte Statikplanung und Haustechnikprobleme hauptverantwortlich für die Verzögerungen im Baufortschritt waren. Zeitgleich gab es zu diesen Störungen, die in der Konsequenz auch zu Mehrkosten und teilweisen Stillstand auf der Baustelle geführt haben, Personalprobleme im Management, welche sich nachteilig auf das Projekt ausgewirkt haben. Lassen Sie mich kurz aufzählen: Erstens: Der krankheitsbedingte Weggang von Generaldirektor Marhold. Zweitens: Die Nichtverlängerung des Vertrages mit dem stellvertretenden Generaldirektor Koblmüller. Drittens: Das familiär begründete Ausscheiden der Projektleiterin Loidl-Kocher. Viertens: Die Bestellung des neuen Generaldirektors Janßen als Stratege für das Spitalskonzept 2030 und nicht als Manager für das Bauprojekt Krankenhaus Nord. Es ist also festzuhalten: Die gravierenden Störungen auf der Baustelle, sprich, Konkurs Fassadenfirma, Probleme mit der Statik und Haustechnik sowie die Personalrochaden im KAV fielen zeitgleich zusammen. Das wirkt sich auf das Projekt natürlich sehr negativ aus. Viele Zeugen in der Untersuchungskommission bestätigten uns, dass sich die Rochaden im Führungsmanagement nachteilig auf den Fortschritt des Bauprojektes ausgewirkt haben. (GR Georg Fürnkranz: Wer war denn das?) Die frühere Stadträtin Wehsely sagte aus, und ich zitiere: "Am 4. Dezember 2013 habe ich ein Mail von Marhold bekommen, wo er mir gesagt hat, alles ist in Zeit- und Kostenplanung, sagt die Begleitende Kontrolle. Er hat mir zwei, drei Tage vorher gesagt, aus Gesundheitsgründen kann er nicht mehr weiterarbeiten. Dann wenige Tage danach teilte er mir mit, dass er die Projektleiterin aus persönlichen Gründen karenzieren musste. Wenige Tage danach geht ein Schreiben der Bautechnikfirmen ein, dass überhaupt gar nicht alles in Ordnung ist. Und im Jänner geht die Fassadenfirma in Konkurs." Zitat Ende. Ein Mitarbeiter im Krankenhaus-Nord-Planungsteam erinnert sich so: "Das Jahr war aus meiner Sicht von großen Brüchen begleitet. Das heißt, wir haben den Generaldirektor, den Generaldirektor-Stellvertreter, die Projektleiterin, den Projektleiter-Stellvertreter verloren. Auf einmal, entgegen aller Schwüre am Anfang des Projektes auf Personalkontinuität, waren alle fort. Daher waren wir schon etwas gelähmt." Wieder Zitat Ende. Auch wenn die Opposition in diesem Haus immer wieder darauf hinweisen will, dass die Personalprobleme von der Stadtregierung zu verantworten sind, wollen Sie, sehr geehrte Damen und Herren (GR Georg Fürnkranz: Haben Sie nicht zugehört?), wirklich unterstellen, dass die Wiener Politik die Krankheit von Marhold herbeigeführt hat? Wollen Sie wirklich sagen (GR Georg Fürnkranz: Haben Sie nicht zugehört? Haben Sie nicht zugehört?), die privaten Probleme für die Karenzierung der Projektleiterin wurden im Rathaus ausgewürfelt? Stellen Sie sich politische Verantwortung so vor? (GR Georg Fürnkranz: Wie war das mit dem Mobbing?) Vielleicht ausgestattet noch mit übernatürlichen Kräften? Verschwörungsphantasien sollten meiner Meinung nach nie ein Teil der Politik sein. (GR Georg Fürnkranz: Wie war das mit dem Mobbing?) Lassen Sie mich bitte noch einmal in Erinnerung rufen, dass Udo Janßen nicht als Manager der im Jahr 2014 deutlich gewordenen Probleme an Bord gerufen wurde. Zum Zeitpunkt der Ausschreibung durch einen international erfahrenen Personalberater (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das steht im Statut des KAV, wer zuständig ist!) wurde eine Person gesucht, die mit der Expertise des Spitalkonzeptes 2030 einen neuen Schub auf der Managementebene geben konnte. (GR Georg Fürnkranz: Weil er ein ganz anderes Anforderungsprofil gehabt hat!) Eine unabhängige Kommission wählte Herrn Janßen zudem als Erstgereihten unter den Kandidatinnen und Kandidaten aus. In diesem Zusammenhang mit der Reform des Wiener Gesundheitssystems durch das Spitalskonzept 2030 ist das Ausscheiden von Herrn Dr. Koblmüller. Er war ja hauptverantwortlich für das Projekt Nord zu sehen. (GR Georg Fürnkranz: Wer hat ihn denn rausg'haut?) Dr. Koblmüllers fünfjähriger Vertrag lief Anfang 2013 aus. Die damals verantwortliche Stadträtin entschied sich gegen eine Verlängerung des Vertrages. (GR Georg Fürnkranz: Na eben!) Die Gründe dafür sind Ihnen allen bekannt (GR Georg Fürnkranz: Nein! Das hat niemand gesagt!): Einerseits wurde trotz erfolgreicher Arbeit im Krankenhaus Nord Koblmüller nicht als derjenige Fachmann angesehen, der die Reformen des Spitalskonzeptes hätte umsetzten können. Andererseits gab es auch von Seiten der KAV-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht wenige Beschwerden über ihn. (Heiterkeit bei GR Georg Fürnkranz.) Nach dem Wechsel auf der Führungsebene wurde in der Untersuchungskommission auch der Wechsel in der Programmleitung und dessen Folgen thematisiert. Die Programmleiterin wurde laut eigener Aussage Ende 2013 karenziert, ihr Stellvertreter schied Ende März 2014 aus. Bis die neue Programmleiterin ihre Arbeit aufnehmen konnte, war die Stelle zweieinhalb Monate vakant. Architekt Wimmer sagte dazu in der Untersuchungskommission: "Wenn Sie eine ganze Führungsmannschaft ausgetauscht bekommen, dann haben Sie ein Break." Die Wiener Politik hat ihre Verantwortung wahrgenommen und schnell auf diese Entwicklung reagiert. Das Krisenmanagement der Politik auf die Ereignisse hat eindeutig funktioniert. Moser Architects wurde zur Verstärkung der Bauherrenfunktion und später zur Leitung der Projektsteuerung ins Boot geholt. Eine Clearing-Stelle wurde eingerichtet, um schnell und effektiv die Differenzen mit Firmen am Bau zu regeln. Mit der Ernennung von Herwig Wetzlinger wurde ein kompetenter und durchsetzungsstarker Manager mit der Leitung des Projektes beauftragt. Zu welchem Ergebnis hat uns also die Arbeit der Untersuchungskommission, das Studium der uns zur Verfügung gestellten Dokumente und die Zeuginnen- und Zeugenbefragung geführt? Die Projektorganisation Krankenhaus Nord wurde von der Internen Revision des KAV, der Magistratsdirektion und auch vom damaligen Kontrollamt geprüft und für in Ordnung gefunden. Auch der Rechnungshof hielt sie für geeignet. Die von mir schon beschriebenen Umstände führten dazu, dass die Verkettung von Problemen von bauausführenden Firmen und der parallel auftauchenden Personaldefizite innerhalb des Krankenhaus-Nord-Managements ursächlich dafür verantwortlich waren, nicht mehr kontrollierend und steuernd agieren zu können. Nachdem die Politik und der KAV 2014 die Bauherrenunterstützung und danach die Projektsteuerung neu aufgestellt haben, verbessert sich die Situation sehr schnell. Diese Maßnahmen wurden vom Rechnungshof und von sehr vielen Zeuginnen und Zeugen gelobt. Sie brachten das ins Stocken geratene Projekt wieder auf Kurs. Natürlich war es nicht mehr möglich, die bereits eingetretenen Zeitverluste aufzuholen. Die operative Verantwortung für den Bau lag bei dem zuständigen Management. Die ehemalige Stadträtin Wehsely unterstrich, dass Sie ihre Rolle darin sah, dem Management den Rücken zu stärken. Regelmäßig hatte sie sich über die Fortschritte und Risiken berichten lassen, aber weder Entscheidungen von unabhängigen Gutachtern und Preisgerichten in Frage gestellt oder gar beeinflusst. Der weitere Ausbau von städtischen Reformen für alle Wienerinnen und Wiener, egal, woher sie kommen, Stärkung und Unterstützung, aber keine Einmischung in das operative Management solcher Projekte, das sehe ich als politische Verantwortung. Ich weiß, dass nur diese rot-grüne Stadtregierung das auch umsetzen kann. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Fürnkranz. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Meine verehrten Zuschauer! Es ist kaum zu glauben, dass es auch zu später Stunde noch welche gibt, die bei dieser Debatte ausharren. Also wenn ich mir die Debatte seitens der Regierungsfraktionen heute so Revue passieren lasse, dann bin ich wirklich von der Art und Weise fasziniert, wie Sie politische Verantwortung definieren. Auf der einen Seite sagen Sie: Wo ist eigentlich das Problem? Was haben wir denn eigentlich überhaupt zu untersuchen gehabt? Es ist ja eh alles bestens. Und auf der anderen Seite sagen Sie: Das bissel, was schiefgegangen ist, dafür sind wir nicht zuständig. Sondern wir übernehmen die Verantwortung dafür, dass wir überhaupt ein Krankenhaus gebaut haben und dass es irgendwann einmal doch fertig geworden ist. Das reicht schon. Meine Damen und Herren, das reicht nicht! Ich darf Sie darauf hinweisen, dass im Statut des KAV, das ist immerhin ein Teil des Verfassungsrechtes der Stadt Wien, ausdrücklich drinnensteht, wer für was verantwortlich ist. Und da steht drinnen, dass der Bürgermeister zum Beispiel für sämtliche Personalentscheidungen auf der Managementebene des KAV auf Vorschlag des Magistratsdirektors persönlich zuständig ist. Und dass die Stadträtin dafür verantwortlich ist, dass eben tatsächlich dieses Management so mit der Stadtregierung zusammenarbeitet, dass sichergestellt ist, dass die Interessen der Steuerzahler gesichert werden. Das haben Sie offensichtlich nicht getan, beziehungsweise Sie tun jetzt so, als hätten Sie es nicht getan. Denn es gibt ja noch einen anderen interessanten Punkt bei der ganzen Geschichte. Der Herr Altbürgermeister Häupl hat gemeint, bis auf diese Personalentscheidungen war er eigentlich für gar nichts zuständig. Und 2015 hat er ja eigentlich, wo das ganze Problem schon ganz manifest war, Besseres zu tun gehabt, als sich um das Krankenhaus Nord zu kümmern, weil da musste er ja Wahlkampf gegen die FPÖ führen. Das sind die Prioritäten, die diese Stadtregierung gesetzt hat. Deswegen ist dieser Skandal so ein großer geworden, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt könnten wir ja sagen: Na schön, wenn sich die Stadtregierung wirklich nicht in das KAV-Management eingemischt hat und zum Beispiel den KAV vollständig in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert hätte und die Manager haben dort irgendetwas gemacht, was eben dann letztendlich schiefgegangen ist, dann ließe ich mir noch einreden, dass Sie vielleicht wirklich nicht dafür verantwortlich sind. Aber wir haben ja durch Aussagen vom unglückseligen Generaldirektor Janßen gesehen, dass Sie sich sehr wohl ständig in die ganze Geschichte eingemischt haben. Dass er von der ersten Minute an an die Leine der SPÖ gelegt worden ist. Dass er eine Politoffizierin beigestellt bekommen hat, die dafür gesorgt hat, dass er das System SPÖ versteht. Er hat zum Beispiel auch gesagt: "Zeitweise waren wir schon mehr im Stadtratsbüro als im KAV. Und das ist eigentlich auch dem ganzen Arbeitsfortschritt nicht wirklich zuträglich gewesen." Er hat gesagt, er durfte überhaupt in der Öffentlichkeit ohne Zustimmung des Stadtratsbüros gar nichts mehr sagen. Das heißt, Sie haben ihn an die kurze Leine gelegt und wie es dann schiefgegangen ist, dann waren Sie nicht verantwortlich, sondern haben ihn rausgeschmissen. Und das noch dazu mit einer Abfertigung von ungefähr 400.000 EUR. Das ist einfach typisch SPÖ, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Im Übrigen ist dazu zu sagen, die grünen Koalitionspartner haben von der ganzen Geschichte regelmäßig erfahren, wie wir uns immer wieder von Stadträten und vom Bürgermeister versichern haben lassen. Das heißt, Sie können jetzt nicht die Kindesweglegung betreiben und sagen: Na ja, wie wir in Opposition waren, da haben wir eh noch kritische Fragen gestellt. Und jetzt tragen wir eh nicht die politische Verantwortung, weil es ist eh schön, weil es gibt ein neues Krankenhaus. Meine Damen und Herren, also sich nicht aus der Verantwortung stehlen! Auch Sie tragen die volle Verantwortung für diese Dinge! (Beifall bei der FPÖ.) Weil der Kollege Stürzenbecher vorhin gemeint hat, diese ganze Geschichte mit dem EIB-Kredit wäre also vollkommen klar, sonnenklar, und alles überhaupt ganz unproblematisch gewesen. Also erstens war dieser Text, den er vorgelesen hat, zum Zeitpunkt der Entscheidung über diesen Kredit schon überholt, und alle Beteiligten haben das gewusst. Es heißt, dieses Argument hat vielleicht vorher gezählt. Aber zum Zeitpunkt der tatsächlichen Entscheidung war es wider besseres Wissen. Und die Tatsache, dass man letztendlich durch diese Fehlentscheidung einen massiven Zinsenverlust von 30 bis 40 Millionen verursacht hat, wie das im Rechnungshofbericht aufgezählt worden ist, ist auch eine ganz spannende Angelegenheit. Denn wie wir die Frau StRin Brauner gefragt haben, wie denn das so gewesen ist, hat sie ebenso wie der Finanzdirektor Neidinger gemeint: Nein, es ist überhaupt kein Schaden entstanden, denn wir haben das im Wege des Cash Poolings für irgendwelche andere Zwecke verwendet. Es war im Gegenteil eine vorteilhafte Finanzierung. Interessant, dass offensichtlich der Rechnungshof da einen Fehler gemacht hat, haben wir uns solange gedacht, bis der Zeuge Seyer seltsamerweise genau die Variante des Rechnungshofes bestätigt hat und gesagt hat: Nein, ganz im Gegenteil. Wir haben diese EIB-Gelder auf Anweisung der MA 5, die ganz genau gesagt hat, bei welcher Bank zu welchen Zinsen das zu veranlagen ist, die ganze Zeit liegen gehabt. Sehr interessant, eindeutig einander widersprechende Aussagen. Wir konnten das nicht mehr aufklären, weil die Frist der Kommission abgelaufen ist. Aber das wird ein Punkt sein, der später noch genauer zu untersuchen sein wird. Nachdem ja eine Anzeige gegen die Frau StRin Brauner schon bei der Staatsanwaltschaft liegt, wird man sehen, ob die Justiz in diese dunkle Angelegenheit noch Licht bekommen wird, meine Damen und Herren. Und weil es da geheißen hat, es hat überhaupt keine Unregelmäßigkeiten gegeben oder keine Korruption, weil doch der Herr Ortner gemeint hat, er hat nicht einmal einen Kaffee für seine Gesprächspartner zahlen dürfen - meine Damen und Herren, das ist ein bissel der falsche Ansatz. Wir wollen nicht wissen, ob irgendjemand wem anderen einen Kaffee gezahlt hat, sondern wir wollen wissen, ob es in der ganzen Entscheidungsfindung problematische Vorgänge gegeben hat, die irgendwem einen ungerechtfertigten Vorteil verschafft haben. Und da gibt's einige Dinge, die durchaus noch einer näheren Untersuchung wert gewesen wären, vor allen Dingen alles das, was zum Beispiel im Kontrollamtsbericht von 2009 schon behandelt worden ist. Wir haben dort eine ganze Reihe von Unvereinbarkeiten von verschiedenen Funktionen bei Ausschreibungsverfahren, bei Bewertungskommissionen, und so weiter, und so fort, wo drinnen steht, eigentlich ist das schon unmöglich, dass die Gattin von einem Bauunternehmer gleichzeitig im KAV mit diesen Sachen befasst ist. Aber sie hat gesagt, sie hat ihm eh nicht verraten, was die Geheimnisse sind, und wir haben kein widersprechendes Dokument gefunden. Also gehen wir halt davon aus, dass die ganze Geschichte korrekt abgelaufen ist. Meine Damen und Herren, das mag jetzt glauben, wer es glauben will. Ich mag es nicht glauben. Ich glaube das, was offensichtlich und wahrscheinlich das Problem ist. Und so haben wir eine ganze Reihe von solchen Fällen, die allesamt sozusagen im Sande verlaufen sind, weil niemand eine, wie ich es neulich schon formuliert habe, Smoking Gun gefunden hat. Aber der Anschein ist alles andere als ein korrekter. Dann hat es zum Beispiel bei der Bewertungssitzung, wo es um die Frage gegangen ist, mit welchem Konsortium überhaupt über diesen Bau verhandelt werden soll, klare Formfehler gegeben, und zwar haarsträubende klare Formfehler. Der Herr Koller hat uns in der Sitzung gesagt: Ja, er war Teil dieser Bewertungskommission. Und wie sie an dem Tag, wo die entscheidende Sitzung stattgefunden hat, dort hingekommen sind, da durften sie zunächst einmal nicht in den Sitzungssaal, weil da war ein engerer Kreis dieser Bewertungskommission. Die haben sich offensichtlich vorher schon alles ausgemacht. Er hat eigentlich nur mehr unterschreiben können, dass das alles sozusagen in seinem Sinne ist, was natürlich nicht der Fall war. Und diese Vorgänge sind ganz klar dokumentiert. Sie sind ja an den Rechnungshof und an die Staatsanwaltschaft geschickt worden. Meine Damen und Herren, schauen wir einmal, was dort herauskommt. Es ist jedenfalls zu Gunsten bestimmter Unternehmen gewesen, und es ist eindeutig nicht korrekt gewesen. Dann geht es weiter, zum Beispiel mit der Art und Weise, wie der Architekt ausgewählt worden ist. Da haben wir zum Beispiel die Situation, dass auf den verschiedenen Entwürfen zum Teil Logos angebracht waren, sodass eine gewisse Wiedererkennungsmöglichkeit besteht. Jetzt haben wir uns längere Zeit über diese ganze Angelegenheit unterhalten, auf das Ganze nie eine gescheite Antwort gekriegt, sondern eher scherzhafte Bemerkungen: Ja, das ist ein beliebtes Raten, das Spiel in den Jurys, den Architekten zu erraten. Aber die Tatsache, dass von, glaube ich, ungefähr 20 Projekten 3 mit Logos versehen waren, die für einen Insider eindeutig zuordenbar waren und damit eigentlich klar war, dass man den Herrn Wimmer beauftragen wird, wenn man dieses Projekt auswählt. Das ist auch eine von den Unregelmäßigkeiten, die zwar nicht offenkundig jetzt schon dem Strafrecht angehören, aber es ist jedenfalls eine sehr fragwürdige Vorgangsweise. Und so geht's weiter. Ich finde jetzt zum Beispiel noch eine sehr spannende Sache, die auch der Herr Generaldirektor Janßen zum Besten gegeben hat, nämlich wie es um die Frage des Konkurses der Firma, die die Fassade errichten sollte, gegangen ist. Und da hat er doch tatsächlich gemeint: Na ja, bei so einem Konkurs muss man sich auch immer überlegen: Cui bono? Und hat dann ins Spiel gebracht, dass ja im Endeffekt die Banken in so einer Situation über das Wohl und Weh eines solchen Projektes und der Firma entscheiden, weil sie sich ja über die Bonität eine Meinung bilden. Und nach welchen Kriterien das erfolgt, darüber herrscht sozusagen keine Transparenz. Er hat das nicht weiter präzisieren wollen, aber es war etwas in den Raum gestellt, das schon eine ganz bemerkenswerte Angelegenheit ist. Nachdem wiederholt von verschiedenster Seite gesagt worden ist, das sei ein Schlüsselproblem gewesen, sollte man es nicht überlesen, sondern dieser Angelegenheit auch noch näher nachgehen. Ich könnte jetzt wahrscheinlich zur heutigen Debatte noch ein paar Stunden weitere Dinge nachtragen. Da hat die Geschäftsordnung was dagegen, weil ich habe nur mehr zweieinhalb Minuten. Ich fasse daher die ganze Geschichte einmal kurz zusammen, wo die Problempunkte aufgetaucht sind, und mache dann einen Punkt. Begonnen hat es, wie gesagt, mit diesen Problemen schon bei der Ausschreibung des Projektes mit der Bewertungskommission, mit dem Architektenwettbewerb, diverse Unvereinbarkeiten. Dann war die Frage: Wie ist das jetzt eigentlich mit diesem Abbruch des PPP-Modells? Und es hat sich relativ schnell herausgestellt, dass man das gemacht hat, obwohl der KAV überfordert war und das eigentlich auch vorhersehbar war. Denn es haben auch andere schon erkannt, dass die Kapazitäten, die notwendig gewesen wären, hier nicht vorhanden sind. Dann kam diese Angelegenheit mit der seltsamen EIB-Finanzierung, wo man 300 Millionen abgerufen hat, obwohl noch nicht annähernd Baukosten in dieser Höhe aufgelaufen sind. Die Implikationen habe ich vorhin schon kurz erklärt. Dann war eine relativ ruhige Projektphase, wo sozusagen nichts Gröberes an Fehlentscheidungen passiert ist. Es hat allerdings einige technische Probleme bei der Bauausführung gegeben. Dann war die große Zäsur. Die Frau Stadträtin hat den Herrn Koblmüller nicht verlängert, obwohl das eigentlich die notwendige Vorgangsweise gewesen wäre. Und wenn er sich mit der Personalvertretung nicht verstanden hat, dann hätte man ihn ja für die anderen Projekte, die im Vorstand zu bearbeiten sind, eventuell beiseite stellen können. Nein, hat man nicht gemacht. Man hat die Schlüsselfigur dieses Bauprojekts abgelöst mit dem Ergebnis, dass dann eine ganze Kaskade von weiteren personellen Abgängen gefolgt ist. Und weil die Kollegin Rubik gemeint hat, das ist sozusagen alles ohne irgendeinen inhaltlichen Zusammenhang - dem ist nicht so, denn der Herr Marhold hat durchaus gemeint, es entspricht nicht seiner Diktion, aber das war durchaus Mobbing. So, und jetzt sind wir genau an dem Punkt, wo man sagen muss, durch eine politische Fehlentscheidung in der vollen Verantwortung, die von Wehsely und von Häupl getroffen worden ist, ist das Projekt im Endeffekt in Schieflage geraten und hat drei Jahre länger gedauert, als es vorgesehen war und hat vieles mehr gekostet. Meine Damen und Herren, und Sie sagen, Sie sind nicht politisch verantwortlich! Dem ist nicht so! Das ist eine klassische Verantwortung der SPÖ und die werden Sie sich nicht vom Halse schaffen können, meine Damen und Herren! Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Akcay. GRin Safak Akcay (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich steige jetzt ein ins Jahr 2014, als die Störungen beim Baufortschritt und die Wechsel im Management des Krankenanstaltenverbundes zeitgleich und damit einander verschärfend auftraten. Nach all den unvorhergesehenen Ereignissen im Projekt war es nun wichtig, für die Stabilität zu sorgen, um den Bau zu Ende zu führen. Der Marhold- Nachfolger, Generaldirektor Udo Janßen, hat die damalige Krise oder die krisenhafte Situation so beschrieben, Zitat: "Es sind viele Risiken schlagend geworden. Hätte Herr Balázs nicht relativ rasch hier die erforderliche Sorgfalt walten lassen, entsprechende Strukturen einzuziehen, Projektleitung, Projektsteuerung, Bauherrenrolle zu verstärken, könnte ich Ihnen heute nicht einmal sagen, ob wir auf diesem Punkt gelandet wären." Weil also Wilhelm Marhold als Generaldirektor nicht mehr zur Verfügung stand, musste Udo Janßen die Chefrolle im Krankenanstaltenverbund übernehmen. Janßens Position war ja, wie auch vorher schon von einigen KollegInnen ausgeführt, unter der Prämisse ausgeschrieben worden, sozusagen als Stratege und für Finanzen für das Spitalskonzept 2030 und nicht als sozusagen Baukrisenmanagement. Das war natürlich aus damaliger Sicht, auf Basis der damals vorliegenden Informationen, absolut richtig, also auch eine richtige Vorgehensweise. Aber zurückkommend zur schwierigen Situation im Herbst 2014, im 1. Halbjahr 2014. Nun, welche Maßnahmen sind in der Folge vom Krankenanstaltenverbund gesetzt worden? Wie ist das Krisenmanagement abgelaufen? Um die Auswirkungen der Störungen im Projektablauf präzise zu bestimmen, kam es einmal zur Beauftragung von Gutachten. Nach Intervention der Haustechnikfirma wurde dann auch eine Clearing-Stelle eingerichtet, um die Probleme zu lösen. Auch der Zeuge Dipl.-Ing. Ortner, von dem wir auch heute schon einige Male etwas gehört haben, sozusagen der prominenteste Vertreter der Haustechnikfirma, sagte, Zitat: "Ohne eine Clearing-Stelle hätte man die Dinge nicht ordentlich über die Runden gebracht. Entweder wäre es zum Abbruch der Baustelle gekommen oder die Firmen hätten nicht mehr weitergearbeitet." Somit bestätigt auch er, wie wichtig es war, diese Clearing-Stelle auch einzurichten. Die nächste Maßnahme war natürlich, die Bauherrenfunktion zu verstärken. Das war nämlich auch ein ganz wesentlicher Schritt, denn der zuständige Vorstand im Krankenanstaltenverbund, Thomas Balázs, konnte die immer komplexer gewordenen Herausforderungen einfach nicht mehr alleine stemmen. Er war zwar sehr bemüht und fleißig, hat praktisch rund um die Uhr für das Krankenhaus Nord gearbeitet, aber leider war er einfach überfordert, was uns auch einige Zeuginnen und Zeugen erzählt haben. Es war halt einfach nicht deshalb, weil er kein fähiger Manager gewesen wäre, sondern einfach, weil hier die Manpower gefehlt hat. Das wurde dann schließlich durch die Unterstützung durch Moser Architects weitgehend behoben. Als nächste Maßnahme eben auf Grund anhaltender Probleme wie die fehlende Terminsteuerung, unzureichende Detailkoordination der Planung, unzureichende Plausibilitätsprüfung der Pläne, löste der Krankenanstaltenverbund im April 2016 den Vertrag mit der Projektsteuerung auf. Hier wurde eben Moser Architects mit den Agenden der Projektsteuerung - wie nennt man das? (GR Christoph Wiederkehr, MA: Beauftragt!) - beauftragt, genau, danke schön. Zeitgleich wurde dann auch ein Forderungsmanagement eingerichtet. Das war ein Team, bestehend aus Vertretern des Krankenanstaltenverbundes und externer Konsulenten, die beauftragt wurden, Projektstörungen aufzuarbeiten, den betroffenen Auftragnehmern zuzuordnen und die Rückforderungen zu koordinieren. Fraglich ist es natürlich noch nach wie vor, meine Damen und Herren, wie viel an Regress der Krankenanstaltenverbund gegen die Baufirmen durchsetzen kann. Das ist ein Punkt, der noch in der Schwebe ist. Was sich ebenfalls als eine positive Maßnahme für das Projekt herausstellte, war, dass die heutige Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb geholt wurde. All diese gesetzten Maßnahmen wurden von allen Zeuginnen und Zeugen und vor allem auch vom Rechnungshof als richtig und zielführend gewürdigt. Denn eines muss schon klar sein: Ohne diese Maßnahmen wäre das Spital vielleicht heute noch nicht fertig. Im Gegensatz zu den Behauptungen der Damen und Herren von der Opposition funktionierte das Krisenmanagement auch nicht zuletzt deshalb, weil es dafür die volle Unterstützung der damaligen Stadträtin Sonja Wehsely gab. Dass die Politik desinteressiert und tatenlos mit den Problemen umging, ist falsch und wird auch nicht dadurch richtiger, wenn es auch manche Kolleginnen und Kollegen von der Opposition ständig wiederholen. (Heiterkeit bei GR Wolfgang Irschik und GR Wolfgang Stumpf, BA.) Ja, lachen Sie nur weiter so. Also nochmals festhaltend: Die Politik hat also gemeinsam mit dem Krankenanstaltenverbund auf die Krise im Jahr 2014 zeitnah und effizient reagiert, denn danach wurde das Projekt ohne weitere Störungen auch wirklich abgewickelt. Anfang 2017 wurde Sandra Frauenberger neue Gesundheitsstadträtin. Sie löste die Verträge mit Janßen und Balázs auf, weil sie ihnen nach all den Streitereien und Anfeindungen nicht mehr zutraute, das Projekt mit der notwendigen Autorität durchzuziehen. Im November 2017 holte Frauenberger den AKH-Direktor Herwig Wetzlinger an die Spitze des (GR Mag. Dietbert Kowarik: Den KAV-Generaldirektor!) Krankenhaus-Nord-Teams dazu, was sich auch als eine sehr gute Maßnahme erwies. Alle ZeugInnen bestätigten, dass Direktor Wetzlinger sehr professionell vorging. Dank ihm konnte das Spital auch zügig und innerhalb des neuen Termin- und Kostenplanes fertiggestellt werden. Heute haben wir dort, meine Damen und Herren, ein Krankenhaus stehen, das alle Stückeln bei der Medizintechnik, bei der Logistik und beim Komfort für die Patienten spielt. Es ist ein Spital, auf das wirklich alle Wienerinnen und Wiener stolz sein können. Und noch etwas ist erwähnenswert, nicht als Besonderheit, sondern als Antwort, nämlich als Antwort auf diverse Unterstellungen und Formulierungen der Opposition. Es gibt beim Krankenhaus Nord keinen einzigen Hinweis auf wirtschaftliche Unregelmäßigkeiten, auf unrechtmäßige Bereicherung oder sonst irgendwelche Misswirtschaft. Es ist daher höchst un... (GR Mag. Dietbert Kowarik:... nicht die, die die Mehrkosten zahlen müssen!) Nein, es ist nun mal so, dass es höchst unredlich ist, beim Krankenhaus Nord von einem Skandal zu sprechen (Heiterkeit bei GR Mag. Manfred Juraczka und GR Christoph Wiederkehr, MA.) oder es sogar mit den seinerzeitigen Vorkommnissen beim AKH zu vergleichen, denn das Krankenhaus Nord, meine Damen und Herren, ist kein Skandal! (Heiterkeit bei der FPÖ.) Es gab Fehler, ja, es gab Entscheidungen, die im Nachhinein anders zu treffen gewesen wären. Aber Skandal, das hat es da nicht gegeben! In aller Deutlichkeit nochmals zusammenfassend halte ich fest, dass beim Bau des Krankenhauses Nord alles völlig korrekt gelaufen ist. (Heiterkeit bei GR Stefan Berger und GR Mag. Dietbert Kowarik.) Kein einziger Zeuge hat Hinweise auf unrechtmäßige Bereicherung gegeben, im Gegenteil. Mehrere Zeugen wie der sonst sehr kritische Bauunternehmer Ortner haben eben betont, wie korrekt und sauber das Projekt abgewickelt wurde. Sogar Sie als Oppositionsparteien haben mittlerweile bestätigt, dass es keinen Verdacht auf Unregelmäßigkeiten oder Bereicherungen gibt. (VBgm Dominik Nepp, MA: Bis jetzt! Bis jetzt!) Also es gibt beim Krankenhaus Nord keinen Skandal wie seinerzeit beim AKH! Und jawohl, jeder Cent, der geflossen ist, ist nachvollziehbar! Danke schön. (Heiterkeit bei der FPÖ. - Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Meine Damen und Herren! Ich darf um Ruhe bitten. Die Rednerliste ist abgearbeitet. Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Peter Florianschütz: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich fasse nicht zusammen, weil ich glaube, dass die Debatte, für die ich mich sehr bedanke, ausführlich gewesen ist und alle nennenswert wesentlichen Aspekte zur Sprache gekommen sind. Was mir am Ende der Debatte bleibt, ist, und ich mache das deshalb, weil die Debatte jetzt beendet ist, mich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meines Klubs zu bedanken, nämlich bei meiner Kollegin Genossin Karin Tomanek-Ambrozy, beim Alfred Kubu, beim Roland Schlesinger und beim Tom Woitsch und seinem Team. Danke, danke, dass ihr uns geholfen habt. Ohne euch wäre das lange nicht so gut gegangen. Bringt den heutigen Tag noch hinter euch, erholt euch gut und dann wünsche ich euch einen schönen 1. Mai. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Denn für die, die es nicht wissen, der 1. Mai ist unser Feiertag. Und darüber hinaus, meine Damen und Herren, bedanke ich mich für die Diskussion. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Soviel zur Berichterstattung, ja. Hat nichts mit Berichterstattung zu tun!) Nein, das ist mein Feiertag, mein privater - und ein öffentlicher dazu. Aber ich habe versprochen, ich treibe die Debatte nicht in die Länge. Daher bedanke ich mich noch einmal für die Beteiligung und ersuche Sie nochmals um Zustimmung zum vorliegenden Bericht der Untersuchungskommission zum Krankenhaus Nord. Danke schön, meine Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor wir nun zum Abstimmungsprocedere kommen, möchte ich mich auch bei Ihnen allen, meine Damen und Herren, für das intensive Jahr der Untersuchungskommission bedanken. Aber ganz besonders danken möchte ich auch der Landtagskanzlei, Kollegen Korn, Kollegin Ferscha (Allgemeiner Beifall.), die neben dem normalen Ablauf, dem parlamentarischen, die 22 Sitzungen plus Protokollierungen, und so weiter, und so fort, Korrekturlesungen, und was weiß ich, was alles, Anträge einscannen, und so weiter gemacht haben. Eurem Team auch recht herzlichen Dank und toi, toi, toi! Und auch einen schönen 1. Mai! Vielen Dank für die Arbeit! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir kommen nun zur Abstimmung, wobei ich bemerke, dass gemäß § 59e Abs. 4 der Wiener Stadtverfassung nur über die Kenntnisnahme des Berichts der Untersuchungskommission abzustimmen ist. - Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die den Bericht zur Kenntnis nehmen wollen, die Hand zu erheben. - Die Kenntnisnahme erfolgt durch SPÖ und GRÜNE gegen die Stimmen von FPÖ, ÖVP und NEOS und ist daher mehrstimmig angenommen. Es liegen sechs Anträge vor. Beschlussantrag von NEOS, Wiederkehr, Gara und weiterer, betreffend Überprüfung einer gesetzlichen Erweiterung der Transparenz und Auskunftsbestimmungen. Es wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem Antrag beitritt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS und FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag von NEOS, Gemeinderäte Wiederkehr, Gara und KollegInnen betreffend Geschäftsordnungsarbeitsgruppe zur Reform der Untersuchungskommission und Ausschüsse unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus der Untersuchungskommission Krankenhaus Nord. Sofortige Abstimmung wurde beantragt. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS und FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE, das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag von NEOS, Gemeinderäte Wiederkehr, Gara und KollegInnen betreffend Geltendmachung von Ersatzansprüchen nach dem Organhaftpflichtgesetz durch die Organe der Gemeinde Wien. Es wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem Antrag beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei den Antragstellern, den NEOS, gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ, SPÖ und GRÜNEN, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der NEOS, Gemeinderäte Wiederkehr, Gara und weiterer, betreffend "Cooling off"-Phase für Mitglieder der Stadtregierung. Auch hier wurde die sofortige Abstimmung verlangt. - Wer dem beitritt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und GRÜNEN, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag Die Neue Volkspartei, GRinnen Korosec, Hungerländer, betreffend Untersuchungskommission Krankenhaus Nord, eine Reihe von Punkten. Es wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem beitritt, bitte ich um Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE, ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der NEOS, Gemeinderäte Wiederkehr, Gara und KollegInnen betreffend Ausweitung von Transparenz und Kontrolle durch ein modernes Interpellationsrecht. Sofortige Abstimmung wurde verlangt. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Damit sind der Tagesordnungspunkt und die Anträge abgeschlossen. Es gelangt nunmehr Postnummer 26 der Tagesordnung zur Verhandlung. Er betrifft das Plandokument 8230 im 13. Bezirk, KatG Auhof. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Dipl. Ing. Al-Rawi, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bitte um Zustimmung zu dem vorliegenden Akt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Kasal. Ich erteile es ihm. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender Sehr geehrter Berichterstatter! Frau Stadträtin! Es geht um eine Flächenwidmung im 13. Wiener Gemeindebezirk an der südlichen Grenze zu Mauer in der KatG Auhof so entlang der Tiergartenmauer im östlichen Bereich, und zwar ist da im Ausschuss ein kleiner Irrtum passiert. Selbstverständlich sprechen wir uns gegen diese Umwidmung aus. Warum sprechen wir uns gegen diese Flächenumwidmung aus? Es ist leicht erklärt. Es hat zwei Stellungnahmen der Hietzinger Bezirksvertretung gegeben, die sich sogar einstimmig mit einer Stellungnahme an den Ausschuss und an die Stadträtin gewandt haben. Ich bringe es ganz kurz auf den Punkt, beispielhaft Kranichstättengasse 73a. Hier spricht sich die Hietzinger Bezirksvertretung geschlossen einstimmig mit SPÖ und mit GRÜNEN gegen diese Flächenumwidmung aus. Die Hietzinger Bezirksvertretung möchte keine geschlossene Bauweise ermöglichen. Sie wollen kein überdimensioniertes Wohnhausprojekt dort. Sie wollen keine überdimensionalen Stadtvillen, wie Sie sie bereits mit der Umwidmung von Grünland in Bauland beim Seckendorff-Gudent-Weg ermöglicht haben. In diesem Sinne werden wir dagegen stimmen. Und ich sage es jetzt ganz ehrlich: Es wird nicht wirklich große Trauer auslösen, wenn Sie im Juni die Politik verlassen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi: Ja, wie GR Kasal schon erwähnt hat, eigentlich war es im Gemeinderatsausschuss einstimmig beschlossen. Jetzt scheint es ein Irrtum gewesen zu sein. Aber bei diesen Widmungen wurden die übergeordneten Konzepte, der STEP 2025 wie das "Leitbild Grünraum", beachtet, die Siedlungsentwicklung, das Fachkonzept Mobilität, auch das Klimaschutzprogramm KliP Wien 1999 und seine Fortschreibung KliP II. Es geht darum, dass wir bei dieser Widmung auch weiterhin die Vorsorge für Flächen für den erforderlichen Wohnraum unter Beachtung der Bevölkerungsentwicklung, Vorsorge für erforderliche Flächen und Arbeitsstätten, Erhaltung beziehungsweise Herbeiführung von Umweltbegehungen, Vorsorge auf Erholung dienende Grünflächen, Vorsorge für zeitgemäße Verkehrsflächen und dergleichen. Ich bitte Sie daher, diesem Akt zuzustimmen. Danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Post 26. Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung erfolgt bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ und ÖVP, ist mehrstimmig so angenommen. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlungen über die Geschäftsstücke 27 und 30 der Tagesordnung, sie betreffen das Fachkonzept Energieraumplanung sowie den Bericht 2018 zum Klimaschutzprogramm der Stadt Wien zusammenzuziehen, die Abstimmungen jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Lindenmayr, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Siegi Lindenmayr: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Städte spielen bei der Lösung des Klimaproblems weltweit eine zentrale Rolle aus mehreren Perspektiven. Auf der einen Seite, weil weltweit mehr als 50 Prozent der Menschen in Städten leben, in Europa sind es knapp 70 Prozent, Städte 80 Prozent des Energieaufkommens verbrauchen, in etwa 80 Prozent der Treibhausgasemissionen emittieren. Daher ist alles das, was wir auf der Stadtebene machen, zentral für das Thema Klimaschutz und zentral für das Thema der Klimapolitik. Wir haben hier zwei Dokumente, die zur Abstimmung kommen. Das eine ist das Fachkonzept Energieraumplanung, dem wir auch zustimmen werden. Ich finde, das ist ein ganz wesentlicher Schritt, der hier in der Bauordnung im § 2b geschaffen wurde, dass man hier Energieraumpläne für neue Stadtentwicklungsgebiete, für Neubauten schaffen wird, schaffen kann. Das ist das, was letztendlich in dem Fachkonzept auch festgelegt ist. Ich finde es sehr positiv, dass wir hier auch technologieoffen an die Sache herangehen, also dass nicht automatisch überall Fernwärme ein Muss ist, sondern dass auch andere hocheffiziente Technologien eingesetzt werden können. Ich halte das für ganz, ganz wesentlich, dass man sich hier nicht die Zukunft verbaut, sondern dass verschiedenste technologische Möglichkeiten hier verwendet werden, ein sehr positiver Aspekt. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Auch dem KliP II-Programm, also der Evaluierung der Energieagentur zum KliP II-Programm, auch dem werden wir zustimmen. Ich denke, dass da sowohl das KliP I, also auch in der Fortschreibung das KliP II-Programm, vor allem das KliP I ein ziemlicher Meilenstein in der Stadt war, hier auch auf der Klimaschutzebene ganz konkrete Maßnahmen umzusetzen, das auch entsprechend fortzuschreiben. Ich sag's immer, mit einem Stück. Aber jetzt in der Fortführung in Richtung KliP III denke ich, dass wir hier auch ein Stück weg auf eine andere Ebene einschwenken müssen. Wir haben einfach zu viele verschiedene Konzepte, Strategien in der Stadt von der Smart-City-Rahmenstrategie, von der Energierahmenstrategie, vom KliP, und so weiter, und so fort. Das ist nicht mehr ganz stimmig. Das ist teilweise auch ein Stück Wiederholung. Ich denke, und das ist eine unserer Forderungen hier, dass wir beim KliP III ein Stück weg anders denken müssen. Das Thema des Klimabudgets, das ich hier in diesem Haus schon mehrfach eingebracht habe, wäre genau ein solcher Weg, weil wir uns auch tatsächlich anschauen müssen: Was haben wir denn noch zur Verfügung an Treibhausgasemissionen? Was bedeutet das im Sinne des Klimabudgets? Ich halte es für ganz wichtig, diesen Schritt zu gehen. Daher werde ich unseren Antrag noch einmal einbringen und hoffe denn doch auf Zustimmung. Ich weiß, dass es dazu immer Diskussionen gibt. Aber ich sag' mal ganz ehrlich: Seid ein bisschen mutiger! Das betrifft sowohl Rot als auch Grün. Es ist schon notwendig, hier einen konsequenten Schritt zu machen. Und hier möchte ich in einer ersten Phase, dass einmal darüber diskutiert wird. Das ist ja noch nicht die verpflichtende Umsetzung. Es ist klar, dass wir dazu eine Arbeitsgruppe einrichten müssen. Die muss sich überlegen: Wie schaut das mit den Allokationsregeln, et cetera aus? Aber wir müssen diesen Schritt gehen. Daher werde ich diesen Antrag noch einmal einbringen. (Beifall bei den NEOS.) Das ist insofern spannend, weil ich weiß nicht, wem das aufgefallen ist, eine der strengsten Vorgaben diesbezüglich hat knapp vor einer Woche New York City gemacht. In der kapitalistischsten Stadt der Welt sagt man jetzt ganz klar: Unsere Zielvorgabe bis 2030 im Gebäudesektor heißt minus 40 Prozent CO2-Emissionen absolut. Das ist schon ganz schön erstaunlich, und ich finde das extrem positiv, weil was man an dem sieht, ist, es ist vollkommen irrelevant, was Donald Trump in den USA macht. Und ähnlich sehe ich das letztendlich auch auf der europäischen Ebene. Ganz ehrlich, was die Rechten diesbezüglich machen, ist mir auch vollkommen wurscht, weil die Städte sind die Orte, wo wir diese Veränderung sehen werden. Das sind die Orte, wo wir Experimentierräume haben werden. Das sind die Orte, wo wir Technologien einsetzen werden, die fürs Klima gut sind, für die Wirtschaft gut sind und auch für die Jobs gut sind. Und ich möchte da ein bissel zur Aktuellen Stunde von heute zurückkommen. Ganz ehrlich, meine Kolleginnen und Kollegen der FPÖ: Wenn ich mir Ihre Wortmeldungen zum Thema Klimaschutz anhöre, dann muss ich sagen, sie sind die "flat earther", das heißt, bei Ihnen ist die Welt noch immer eine Scheibe. (Heiterkeit bei GR Mag. Rüdiger Maresch) Sie haben es noch immer nicht kapiert, worum es eigentlich geht. Und eigentlich bin ich verwundert (Beifall von GR Mag. Rüdiger Maresch.), ich bin ja wirklich verwundert, dass Sie offensichtlich nicht einmal wissen, was Ihr Minister Hofer in einer Mission-2030-Klimastrategie schreibt. Also ganz ehrlich, das ist vollkommen absurd. Also hier lebt Fake News. Hier lebt absolutes Unverständnis. Hier lebt absolutes Unverständnis von jeder wissenschaftlichen Grundlage. Es würde mal Sinn machen, dass Sie sich damit auch konkret auseinandersetzen. (Beifall bei NEOS und GRÜNEN. - Aufregung bei der FPÖ.) Denn eines sag' ich Ihnen: Das ist die entscheidende Zukunftsfrage. Das ist die Zukunftsfrage für unsere Kinder. Dass Sie sich da herstellen und dieses Thema einfach so banal diskutieren - ich finde das einfach unerhört! Ich meine, dass Sie sich diesbezüglich nicht genieren! Ich finde das wirklich unerhört! Das ist ein wesentliches Zukunftsthema, und Sie stellen sich einfach hin und sagen, na ja, Sie wissen eh, das mit dem Grillen, a bissel der Feinstaub beim Grillen, das ist eh so wie das mit dem CO2. Ja, also unglaublich! Also banaler geht's diesbezüglich nicht, tut mir wirklich leid. (Beifall bei NEOS und GRÜNEN. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: ... hat eingekauft oder was?) Sie sitzen am Schoß vom Putin und wollen die North Stream 2 und diskutieren über andere Dinge. Aber das ist eine andere Geschichte. Das heißt, dieses Thema ist für uns wichtig. Wir werden beiden Dokumenten auch entsprechend zustimmen. Zu den Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün: Sie haben jetzt auch einen Antrag eingebracht, auch in Richtung eines Hauches eines Klimabudgets, sag' ich einmal, Hauch eines Klimabudgets, aber immerhin. Es freut mich nämlich eines: Es zeigt, dass die NEOS-Klimapolitik wirkt. Dass tatsächlich hier auch etwas passiert. Dass man tatsächlich sagt: Ja, wir werden auch in diese Richtung gehen. Wir werden auch dem zustimmen. Aber ich finde das sehr erfreulich, weil ich glaube, das ist ein ganz zentraler Schritt, hier tatsächlich über Klimabudget und ein Finanzbudget zu diskutieren, das in eine Budgetdebatte auch entsprechend einzubringen, weil das ist ein zentrales Thema für uns. Und das ist auch eine unglaubliche Chance für uns. Letztendlich ist es eine unglaubliche Chance für die Wirtschaftskraft dieser Stadt, für die Arbeitsplätze, dass wir uns auch im Vergleich zu anderen Städten entsprechend gut für die Zukunft aufstellen. Ich halte das auch aus der wirtschaftspolitischen Sichtweise für extrem wichtig. Also wir werden auch diesem Antrag zustimmen. Wir werden einem Antrag nicht zustimmen betreffend die kommunale Verantwortung für öffentliche Dienstleistungen. Ich möchte das auch kurz ausführen. Das ist ein Klassiker. Das ist ein Klassiker von Schwarz-Weiß- Betrachtung. In den wird alles hineingepackt. Was könnte kommunale Dienstleistung alles sein? Es gibt viele Bereiche, die wir auch nicht in privater Hand haben möchten. Dazu zählt zum Beispiel auch das Thema Wasser, ganz klar, sag' ich hier explizit, ganz klar. Auch ich möchte einen öffentlichen Verkehr. Aber ich möchte auch die Möglichkeit haben, dass es verschiedene Modelle von privaten und auch von städtischen Unternehmen gibt. Wir haben die Situation ja auch am Beispiel der Wiener Linien. Da fahren ja auch manche im Auftrag der Wiener Linien, die einfach gewisse Linienführungen machen. Das ist ja okay. Ganz wichtig ist natürlich, dass die Stadt die Governments hat, die Hoheit hat, die Spielregeln aufstellt. Das möchte ich auch. Das wollen wir auch. Das heißt aber nicht automatisch diese Schwarz-Weiß-Denke. Das ist das, was ich nicht will. Bei den Stromnetzen, ganz klar, aber ist ja nicht im Markt. Bei den Gasnetzen ist es noch eine andere Thematik. Das wird sich aber in der nächsten Periode auf europäischer Ebene auch entsprechend verändern. Bei der Energieversorgung sag' ich ganz ehrlich: Puh, da tu' ich mir schwer, weil was heißt das? Wenn ich jetzt als Privater meine Fotovoltaikanlage am Dach hab', warum nicht? Wo ist da das Problem? Das heißt, das ist mir schon zu einschränkend, weil hier steht alles drinnen. Hier steht quasi die gesamte Palette von der Energieversorgung drinnen. In dem Sinne ist gemeint Energieumwandlung, also Erzeugung über Netzverteilung, Speicher, und so weiter, und so fort. Da werden sich verschiedenste Geschäftsmodell entwickeln, und die will ich nicht einschränken. Ich halte die für ganz wichtig für die Entwicklung. Weil eines haben wir schon gesehen in den letzten Jahren, der Treiber für die Entwicklung war nicht die Politik. Der Treiber war schon die Wirtschaft. Das waren viele Unternehmen, die es mit ihren neuen Lösungen, neuen Technologien geschafft haben, am Markt auch neue Geschäftsmodelle im Sinne aller zu haben. Diese Schwarz-Weiß-Politik ist eigentlich nicht das, was wir wollen. Wir haben ganz klare Prioritäten, was natürlich in der öffentlichen Hoheit sein muss. Ganz klar. Aber das heißt für mich, klare Spielregeln und auch eine entsprechende neue Governance. Deswegen werden wir dem nicht zustimmen. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar. Ich erteile es ihr. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Vielen herzlichen Dank, Herr Vorsitzender! Werte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es liegen uns hier jetzt zur Beschlussfassung zwei große Konvolute vor, die sich mit dem Thema Energie und Klima, Klimaschutz im weiteren Sinne, befassen. Ich habe es auch in der Aktuellen Stunde heute schon kurz angesprochen, dass ich es gut finde, dass wir über dieses Thema diskutieren. Das haben wir ansatzweise heute schon gemacht. Es ist auch gut, sich in den unterschiedlichen Themenbereichen dazu Gedanken zu machen. Es gibt durchaus Punkte, die in diesen Programmen unsere Zustimmung finden. Das ist bei einem großen Konvolut, dem einen über 200 Seiten und dem anderen über 120 Seiten, nicht so schwierig. Aber es gibt doch auch sehr viele Punkte, die wir nicht begrüßen. Ich möchte aber jetzt nicht ausschließlich einzelne Inhalte diskutieren - das haben wir ansatzweise heute in der Aktuellen Stunde schon gemacht -, sondern ich möchte noch einmal kurz auf ein Metathema oder auf eine Metaebene kommen, die auch Kollege Gara schon kurz angesprochen hat. Mir ist es wichtig, wenn wir dieses Thema Klima, Umwelt, Energie besprechen, da es eine Materie ist, die, und das hat die Kollegin Hebein heute schon gesagt, uns alle angeht, die ein interdisziplinäres Thema ist und alle Ebenen überschreiten sollte. Es ist auch wichtig, hier an einem Strang zu ziehen. Ich sage das jetzt noch einmal, ohne da jetzt wieder Emotionen aufzunehmen, sondern es ist eine Sache, die ich tatsächlich problematisch finde, und zwar, dass es schon sehr viele Agenden sind, eben auch Klimaschutz. Es ist eine interdisziplinäre Materie. Jeder muss natürlich für sich selbst schauen, wie er die Maßnahmen ableitet. Aber da muss dann auch eine Zusammenarbeit funktionieren. Diese sehe ich derzeit auch auf Stadtregierungsebene nicht. Denn, wenn wir sehen, wo teilweise die Umweltagenden geparkt sind, wo die Stadtentwicklungs-, Energie- und Klimamaßnahmen geparkt sind, dann sind das zwei Ressorts, wo wir sehr oft beobachten, dass Maßnahmen oder Dinge, die umgesetzt werden, nicht abgestimmt funktionieren. So empfinde ich das. Das ist beim Klimaschutz und auch vielen Umweltmaßnahmen nicht sehr zweckdienlich, ob das jetzt im Bereich des Verkehrs ist. Da haben wir schon ... (GR Peter Kraus, BSc: Es geht jetzt um Energieraumplanung!) - Ja, aber es ist ein ... (GR Peter Kraus, BSc: Das ist genau das, was Sie einfordern!) - Aber es ist wieder ein Klein-Klein. Es ist wieder ein Fachkonzept, das sich in unzählige Fachkonzepte einreiht, wo wieder das eine Ressort Dinge macht. Ich sage jetzt einmal, auf diesen 123 Seiten Energieraumplanungskonzept folgt auf Seite 80 eine zweiseitige Handlungsoption. Das stelle ich mir nicht unter einem Fachkonzept vor, wo ich mir wieder denke: An wen adressiert sich das wieder? (GR Peter Kraus, BSc: Das ist die Zielgruppe!) - Ja. Sind das die Beamten? (GR Peter Kraus, BSc: Seite 2 im Antrag, nach dem Doppelpunkt!) - Okay. Vielen Dank! Aber es ist so, dann erwarte ich mir, dass hier klarer kommuniziert wird, was geplant ist, welche Maßnahmen, welche Handlungsoptionen. Weil wenn das nach, sage ich jetzt einmal, draußen kommuniziert ist, dann stellt sich schon die Frage, in welche Richtung sich hier die Adresse stellt und wenn es nach intern kommuniziert werden soll, dann frage ich mich, warum ich den Beamten, die sich sehr viel damit beschäftigen und sehr viel damit zu tun haben, auf 123 Seiten ihre Materie erklären muss. Diese Flut an Konzepten ist genau das, was auch Kollege Gara vorhin schon angesprochen hat. Es wird mittlerweile extrem unübersichtlich, welches Konzept jetzt wofür anwendbar ist. Diese Vielzahl sind, glaube ich, ich habe es einmal versucht auszurechnen, seit 2010 über 2.500 bis 3.000 Seiten, die hier an Fachkonzepten produziert werden. Wenn ich dann in der Aktuellen Stunde wieder höre, dass jetzt ein neues Fachkonzept oder Masterplan Begrünung in Planung ist, dann frage ich mich. Das ist reine Beschäftigungstherapie. Es tut mir leid. Weil es wird auch nicht im Nachhinein geschaut, wie wir mit diesen Fachkonzepten und mit diesen Masterplänen weiterkommen, wie wir mit den Maßnahmen voran sind, die teilweise sehr schwammig formuliert werden, aus denen man keine klaren Handlungsempfehlungen ableiten kann. Dann weiß ich auch nicht, ob ich diese Ziele und diese Maßnahmen erreicht habe. Jetzt haben wir schon gehört, Masterplan Begrünung soll jetzt wieder kommen. Dabei gibt es bereits seit einiger Zeit eine Strategie zu Urban Heat Islands. Da ist auch der Umsetzungsstand wieder fraglich. Dann heißt es, wir brauchen mehr Möglichkeiten und mehr Dings. Es steht alles in diesen Konzepten. Also ich weiß nicht, ob Sie selber mittlerweile die Übersicht verloren haben oder ob das einfach zusätzlich zur Verwirrung beiträgt oder wieder jeder sein eigenes Süppchen kocht. Das ist ein enormes Problem, das auch das Weiterkommen der Stadt in diesem Themenbereich aus meiner Sicht hemmt. (Beifall bei der ÖVP.) Ich möchte jetzt auch noch einmal ganz kurz auf den Antrag eingehen. Ich hätte mich gefreut. Ich hätte mich vielleicht nachher erst zum Wort melden sollen, damit ich der Vorstellung des Antrages noch andächtig lauschen kann. Aber ich muss schon, abgesehen davon, dass es jenseits der Vereinbarungen zwischen den Fraktionen heute erst sehr spät im Laufe des Tages eingetrudelt ist, ganz ehrlich sagen, ich verstehe ihn nicht ganz. Das ist eine Auflistung von vielen tollen Maßnahmen, die wichtig sind, die wichtig wären für den Klimaschutz, von erneuerbaren Energien, über Cooling off, Begrünung, Fassadenbegrünung, dann Mobilität, CO2,et cetera. Die letzten beiden Absätze, bevor es dann zur Beschlussantragsformel kommt, finde ich ein bisschen spannend, wie da nämlich der Bogen zu der Maßnahme gespannt wird, die Sie dann hier beantragen, und zwar, eine Arbeitsgruppe zu gründen. Und zwar lässt sich aus meiner Sicht ableiten, dass diese vielen Maßnahmen, die Sie vorher als so wichtig beschrieben haben, und deren Finanzierung gefährdet wären. Oder liest sich das falsch? Denn das ist für mich anscheinend die Begründung, warum es auch diese Arbeitsgruppe braucht. Also ich weiß nicht, ob es ein Formulierungsfehler oder eine falsche Intention ist oder ich mir das jetzt falsch hergeleitet habe, aber ich finde es extrem verwirrend, was dieser Antrag konkret soll, dass dann auch im Beschlussantrag eine Arbeitsgruppe gegründet werden soll, von der nicht einmal steht, wie sie sich zusammensetzt, in welchen Abständen oder wie auch immer sie tagt, ob das Experten sind, Politiker sind, ob wir da gemeinsam diskutieren und wie das funktionieren soll. Dementsprechend können wir dem nicht zustimmen, weil es einfach viele Fragen offen lässt. Ich muss sagen, das ist schon ein bisschen beispielhaft, wie ich derzeit die Politik der GRÜNEN, vor allem hier, empfinde. Und zwar mag sein, dass das früher ein Kernthema von ihnen war, aber was ich jetzt wahrnehme, ist, dass Einzelmaßnahmen, ein bisschen Populismus und Chaos dieses Thema prägen! Sehr geehrte Damen und Herren, das wird uns beim Klimaschutz nicht weiterbringen! - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Peter Kraus. Ich erteile es ihm. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Ich möchte mich in meiner Rede jetzt auf das Fachkonzept Energieraumplanung konzentrieren und muss aber natürlich bei meiner Vorrednerin beginnen, weil es hat mich jetzt ein bisschen an eine Debatte erinnert, die wir da schon hatten, nämlich zum SEP, zum Städtischen Energieeffizienz-Programm, als der Kollege der ÖVP, nämlich der Herr Juraczka, hier gestanden ist und in einer ähnlichen Art und Weise auf der Suche nach einer Ausrede war, warum Sie da nicht zustimmen können. Ich muss zugestehen, der Herr Juraczka hat es ein bisschen tollpatschiger gemacht als die Frau Olischar. Sie hat sich da ein bisschen mehr bemüht, weil der Kollege Juraczka hat damals gesagt, es fehlt der Gebäudebereich. Nur, das Neue an dem SEP damals war, dass der Gebäudebereich hineingekommen ist. Insofern war die Kollegin Olischar ein bisschen ambitionierter. Trotzdem lasse ich diese Ausreden nicht mehr durchgehen. Sie können nicht, wenn Sie eine Umweltministerin haben, die in ihrer #mission2030, oder wie immer das heißt, nichts außer Lippenbekenntnisse hineinschreibt, wo null konkrete Maßnahmen drinnen sind, sich dann hier hinstellen. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Was steht denn in Ihrem Antrag?) - Ich weiß schon, Sie wollen, dass ich über die FPÖ rede. Ich werde es aber jetzt leider nicht tun, Herr Guggenbichler! (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Schade!) Aber Sie können sich mit einer ÖVP-Umweltministerin, die nur Lippenbekenntnisse in Strategien schreibt, nicht hier hinstellen und dann, wenn ein Fachkonzept, wozu dann zusätzlich die Verordnung von Energieraumplänen als weitere Folge dieses Fachkonzepts vorgesehen ist, sagen, es passiert nichts. Das ist konkret. Das ist ein Programm. Da passiert etwas! Bei der ÖVP im Bundesministerium, bei der Frau Köstinger, passiert gar nichts! (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Sprechen wir jetzt über die Bundesregierung?) Wissen Sie, beim Klimaschutz ist es halt so, dass es unterschiedliche Ebenen gibt (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ja, aber übernehmen Sie Verantwortung dort, wo Sie tätig sind!), wo man auch unterschiedliche Konkretisierungsniveaus erreicht. Wenn Sie sich dann hinstellen und sagen, es gibt so viele Strategien, ja, es gibt eine Smart-City-Rahmenstrategie, die Rahmenstrategie heißt, weil sie die großen Ziele definiert, die wir uns alle hier gemeinsam setzen. Dann gibt es einen Stadtentwicklungsplan, der für diesen Bereich die Ziele setzt, und darunter einzelne Fachkonzepte, die die fachliche Grundlage unter anderem für die Energieraumpläne sind, die wir in der Bauordnung - das ist ein Gesetz, wieder ein anderes Abstraktionsniveau - geschaffen haben. Haben Sie auch abgelehnt, weil Sie es nicht wollen! (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Das haben wir auch abgelehnt, weil wir einfach eine andere Meinung haben!) Nur, damit wir uns erinnern: Was haben wir in der Bauordnung neu geschaffen? (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Eine andere Meinung dürfen wir schon auch haben!) Wir haben neu geschaffen die Zielsetzung, die Planungsziele Klimaschutz. - Wollen Sie nicht. Gut. Wir haben geschaffen die Möglichkeit der Verordnung von Energieraumplänen. Das heißt, dass wir in manchen Stadtentwicklungsgebieten im Neubau festschreiben, kein Öl und Gas mehr in diesen Bereichen. - Wollen Sie nicht. Okay. Dann ist das der Unterschied. Dann wollen Sie nicht, dass wir eine stärkere Klimaschutzpolitik machen. Wir wollen das! Darum bin ich stolz, dass Rot-Grün hier den Ton angibt! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich komme jetzt noch einmal kurz auf das Fachkonzept zu sprechen, weil ich wirklich finde, dass auch dieser Punkt, den Sie kritisiert haben, es passiert so viel parallel und nebeneinander, dass genau das im Fachkonzept Energieraumpläne passiert. Wir nehmen den Bereich Stadtplanung, Stadtentwicklung, wir nehmen den Bereich Energie, also sozusagen die beiden Sphären, wenn man so will, Energie und Raum, und führen sie zusammen, weil die Stadtentwicklung - ich meine, nicht von sonst kommt es, dass Wien im Bundesländervergleich mit Abstand das effizienteste Bundesland ist - in den letzten Jahren schon darauf geschaut hat, dass die Wege in dieser Stadt kurz sind, dass eine dichte Besiedlung natürlich flächenmäßig effizienter ist als ein sehr zersiedeltes Gebiet. Also man führt diese zwei Gebiete zusammen und sagt, für zukünftige Stadtentwicklungsgebiete denken wir doch die Frage der Energieversorgung gleich von Beginn an mit. Was bedeutet es? Wir erreichen so weniger CO2-Emissionen, und das brauchen wir, um diese ganzen Ziele und Strategien, die ich vorher schon zitiert habe, auch zu erreichen. Die Frage der Versorgungssicherheit, der Wirtschaftlichkeit kommt herein. Wenn Sie das wirklich durchgelesen hätten, wie dieses Fachkonzept entstanden ist, es ist geschäftsgruppenübergreifend entstanden, es ist entstanden mit Expertinnen und Experten von außerhalb des Magistrats, der Stadtwerke, der Unternehmungen der Stadt Wien, aller Geschäftsgruppen und ist auch an diese adressiert, an Bauträger, an Architektur, an die Stellen der Stadt, an die Unternehmen der Stadt, an alle, die damit beschäftigt sind, in den nächsten Jahren Stadt zu bauen, nämlich so zu bauen, dass sie effizient ist und dass sie nachhaltig ist. Also genau das passiert mit diesem Fachkonzept. Man schaut sich an: Welche lokalen Gegebenheiten haben wir vor Ort, also in einem Stadtentwicklungsgebiet? Ist dort - weiß ich nicht - ein Wirtschaftsbetrieb, der immer wahnsinnig viel Abwärme produziert? Wie mache ich es klug, dass ich diese Abwärme, die in einem Stadtentwicklungsgebiet produziert wird, für die Wärme im Wohnraum oder für die Wasseraufbereitung zum Beispiel verwende? Und so weiter, und so fort. Die Entflechtung von Doppelinfrastruktur ist ein riesiges Thema in Wien. Wie schaffe ich es, die Doppelinfrastruktur von zum Beispiel Gas und Fernwärme nicht permanent weiterzubauen? Also all diese Fragen beschäftigen dieses Fachkonzept. Die faulen Ausreden lasse ich hier nicht mehr durchgehen. Ich werde mich jedes Mal hier hinstellen, wenn die ÖVP auf der Suche nach Ausreden ist und sie dabei vielleicht entlarven. Abschließend möchte ich noch das ansprechen, was der Kollege Gara auch angesprochen hat, weil ich glaube, dass die Frage der - jetzt kommt das unsexy Wort - Dekarbonisierung unserer Energiesysteme - ich glaube, alle, die sich damit beschäftigen, brauchen irgendwie ein anderes Wort für Dekarbonisierung, das ist nicht sexy - die große Herausforderung ist. Wie schaffen wir es, in diesem ganzen System heraus aus Öl und Gas, heraus aus diesen fossilen Energieträgern zu kommen. Da sind Städte nicht das Problem, sondern da sind Städte die Lösung. Ich bin froh, dass Wien ein großer Teil dieser Lösung ist! - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Valentin. Ich erteile es Ihm. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Ich werde versuchen, mich sehr kurz zu halten und gegebenenfalls, falls es notwendig ist, mich dann noch einmal zum Wort zu melden und nicht auf Grund von originellen Strategien in der Rednerliste Sie dann gesamtheitlich länger durch meine Worte zu belasten. Grundsätzlich: Was haben wir heute vorliegen, und wo bettet sich das Ganze ein? Ich glaube, das ist nicht ganz uninteressant. Wir haben zwei sehr unterschiedliche Tools, die wir heute besprechen, respektive, die wir auch beschließen wollen. Das ist das Fachkonzept Energieraumplanung, das ein modernes neues Tool ist, und wir haben den KliP-Fortschrittsbericht, nämlich den sechsten an der Zahl, der sozusagen der letzte Fortschrittsbericht zum KliP II ist, um dann schlussendlich das KliP III zu diskutieren. KliP, für die Damen und Herren, die es nicht so intensiv verfolgt haben, seit 1999, sehr früh in Wirklichkeit in Europa, hat die Stadt Wien die Notwendigkeit erkannt, Klimaschutzziele zu definieren und gleichzeitig gesagt, das ist eine Querschnittsmaterie, das kann nicht eine Abteilung machen, da müssen alle zusammenwirken, weil die Frage von Vermeidung von CO2-Emissionen oder -Äquivalenten ist eine Frage des gesamten Magistrats. Deshalb gibt es diese gesamtheitlichen Konzepte, die nach der Beschlussfassung alle zwei Jahre evaluiert werden und wo wir sehen, dass dieses gemeinschaftliche Versuchen, Ziele zu erreichen, sehr erfolgreich ist. Wir haben im KliP I bereits zwei Jahre vor Ende des KliP-Zeitraums die Ziele erreicht, und wir sind jetzt in der Situation, dass wir die Ziele des KliP II bereits erreicht haben. Das heißt, wir werden jetzt diskutieren, in den nächsten Wochen, Monaten, und dann beschließen, im Jahr 2020 das KliP III. Das hat aber weiterhin sinnvollerweise die Agenden des Magistrates, was wir tun können im eigenen Haus. Alle anderen Konzepte gehen darüber hinaus, also auch die Frage des zweiten Papiers, das wir heute hier behandeln, nämlich des Fachkonzeptes. Es geht davon aus, was können wir in der Stadtplanung tun, um vermehrt auf CO2-Emissionen oder äquivalente Emissionen zu verzichten. Da ist das Bekenntnis zu Energieformen ganz wichtig. Das steht in dem Papier. Deshalb verstehe ich die Aufregung, die Diskussion und die Probleme der Kollegin Olischar nicht ganz, weil es nicht eine Inflation von Programmen ist, sondern es behandelt einen anderen Bereich, einen Bereich, wo wir früher gesagt haben, er wird sich vielleicht eh entwickeln. Wir kommen aber immer mehr darauf, dass es ohne Regulierungsmaßnahmen nicht möglich ist, relevante Klimaschutzziele zu erreichen. Wir sind jetzt in der Diskussionsphase, wo wir auch bei vielen Zielen sehen, dass die Industrie, dass die Produktion, dass die Angebotssituation in vielen Bereichen nicht dem Schritt hält, was wir benötigen würden, um ambitionierte Klimaschutzziele zu erreichen. Deshalb haben wir heute auch in dieser Geschäftsordnung zwei Anträge eingebracht. Antrag Nummer 1 ist einer, der relativ, glaube ich, sehr verständlich ist. Da verstehe ich die Angst des Kollegen Gara nicht ganz, sage ich, weil ich glaube, wir sagen nicht, wir müssen mehr kommunalisieren oder vergesellschaften. Wir sind in einer Zeit, wo sich Kommunalverwaltungen und Regionalverwaltungen, von denen wir es gar nicht geglaubt haben, von ihrer politischen Einschätzung hinstellen und sagen, bei der Privatisierungswelle, die uns damals getroffen hat und von der wir überzeugt waren, sind wir der Meinung, das war kein gescheiter Schritt, und die sich jetzt mit sehr viel Geld, mit extrem viel Geld, kommunale Strukturen wieder zurückkaufen, weil sie gemerkt haben, in der Daseinsvorsorge, wo der Konsument es sich nicht aussuchen kann, trinke ich ein Wasser oder trinke ich kein Wasser, oder wohne ich oder wohne ich nicht beispielsweise, wo er es sich nicht aussuchen kann, ist die Privatwirtschaft ein denkbar schlechter Partner, der kapitalorientiert diese Situation des Einzelnen natürlich ausnützen muss, um Geschäfte zu machen. Deshalb machen wir mit diesem Papier die Dinge, die wir eh schon kennen, nicht unmöglich. Die Frage ist beispielsweise in der VOR GmbH, aber auch bei den Wiener Linien ist es ganz klar, dass wir im Autobusbetrieb viele private Partnerinnen und Partner haben, mit denen wir gemeinsam wirtschaften. Das ist kein Widerspruch. Aber beispielsweise würde der Wohnsektor in Wien anders aussehen, hätten wir nicht nahezu zwei Drittel, also 60 Prozent, Anteil an vergesellschaftetem Wohnraum, also nicht nur die Stadt-Wien- Wohnungen, die Gemeindewohnungen, sondern auch der gemeinnützige Genossenschaftssektor. Da gibt es offensichtlich zwei Teile. Wenn ich nach Deutschland schaue, sagen viele Kommunen, auch die, die nicht in Verdacht sind, besonders sozialdemokratisch zu sein, das Wiener Modell des Wohnens ist etwas, was ein Exportschlager Österreichs und Wiens ist, und das wollen sie nachmachen. Wir brauchen uns bloß den Pressespiegel in Deutschland ein bisschen anzuschauen. Und dann stellt sich der Herr Bundeskanzler hin und erzählt mit feuchten Augen seine Geschichte seiner Eigentumswohnung in Meidling, das das einzig richtige Modell ist. Also wenn man es nachkalkuliert, kann man sich das offensichtlich nur als Bundeskanzler oder mit reichen Eltern oder Großeltern leisten. Aber grundsätzlich ist es schon so, die These, dass das Eigentum, auf einen Lebenszyklus gesehen, das billigste Modell des Wohnens ist, hat es vielleicht einmal gegeben, hält aber jetzt keinen Nachrechnungskünsten noch so abstruser Art stand. Das heißt, wir haben sehr bewusst gesagt, wir sehen sehr deutlich, das sind wichtige Sachen, wo der Bürger nicht sagen kann, darauf kann er verzichten. Er kann nicht verzichten auf eine gesunde Umwelt. Er kann nicht verzichten auf Wasser. Er kann nicht verzichten aufs Wohnen, dass das besser unter gewissen Rahmenbedingungen zu erfolgen hat. Das ist das eine, meine Damen und Herren. Das Zweite, wo die Kollegin Olischar auch Probleme hatte, der Sinnhaftigkeit des Antrags zu folgen, aber ich bin gern bereit, unsere Intentionen zu erklären: Wir haben gesagt, wir zeigen, was wir gemacht haben mit dem Antrag in der Begründung. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ihr habt selber keinen zusammengebracht! Ihr habt von den NEOS abgeschrieben!) - Udo, dass du damit Probleme gehabt hast, verwundert mich nicht! Aber darüber kann man später einmal reden. Aber sei es drum. Ich nehme es demütig zur Kenntnis. Aber ich erkläre es dir auch gerne. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ja, bitte!) Dann haben wir gesagt, es gibt darüber hinaus Zusammenhänge, die sich komplexer gestalten, die nicht unbedingt alleine bei uns zu lösen sind. Diese komplexeren Dinge wollen wir mit Hilfe auch des Budgets und der Bedeutung des Budgets als Steuerer der Treibhauseffekte oder der Verhinderer diskutieren. Ich sage Ihnen ein Beispiel dazu: Letzte Woche haben mich Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft - nicht aus der Politik - informiert, dass bei einer Konferenz sehr massiv die Treibhauseffekte der Digitalisierung eingemahnt worden sind als wahrscheinlich, oder vielleicht, oder befürchtet, ein großer Faktor, der die Treibhauseffekte massiv stützen und massiv in die Höhe treiben wird. Wir werden uns bei vielen dieser Diskussionen überlegen müssen, wie wir mit unseren Instrumentarien umgehen. Deshalb der Antrag. Das heißt, ich bringe diese beiden Anträge, die ich inhaltlich beschrieben habe, ein. Der eine Antrag ist zur Arbeitsgruppe zur Behandlung budgetrelevanter Klimaschutzangelegenheiten mit der Bitte, diesen der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft, Europa, Digitalisierung zuzuweisen. Bei dem Antrag, der sich mit der kommunalen Verantwortung für öffentliche Dienstleistungen beschäftigt, wird unsererseits die sofortige Abstimmung verlangt, meine Damen und Herren. Ich bitte Sie ein Mal mehr, den einen Bericht zur Kenntnis zu nehmen, das ist der Bericht, den es gibt, der sechste Bericht, dem Fachkonzept und auch den beiden Anträge zuzustimmen. Ich stelle fest, dass ich noch 10 Minuten 49 Sekunden hätte. Also, wenn noch jemand etwas diskutieren will, was er bis jetzt noch nicht getan hat, dann lade ich ihn sehr herzlich ein. - Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Wiederkehr. Ich erteile es ihm. GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Im Rahmen einer Klimaschutzstrategie und des Klimaschutzes in einer Stadt geht es auch um das Thema Mobilität und die Frage, wie sich die Menschen in unserer Stadt fortbewegen. Es ist offensichtlich, dass wir es schaffen müssen, den Individualverkehr, und hier vor allem den motorisierten Individualverkehr, auch zurückzudrängen und zum Umsteigen auf andere Verkehrsformen zu bringen, wie den öffentlichen Verkehr, aber auch andere Formen des Individualverkehrs, wie Fahrradfahren oder auch als neue Form der Mobilität, die wir seit einigen Monaten in dieser Stadt sehen, die E-Scooter, die elektrisch betrieben sind, aufzuladen sind und vor allem für innerstädtische Wege eine sehr gute Alternative bieten und damit auch einen großen Mehrwert für die Mobilität und das Mobilitätsverhalten der Wienerinnen und Wiener bringen, das auch ökologisch nachhaltig ist, sofern natürlich der Strom nachhaltig produziert worden ist. Wir müssen allerdings darauf schauen, dass diese Entwicklung mit E- Scootern, die in dieser Stadt seit einigen Monaten passiert, auch in geordneten Bahnen verläuft, damit wir nicht in ein paar Monaten aufwachen, wie damals mit den Fahrrädern, Sharing-Anbietern wie Ofo und anderen Anbietern, die dann aus dieser Stadt verdrängt worden sind. Das möchte ich nämlich auch nicht, weil ich finde diese Sharing- Modelle der Mobilität irrsinnig bereichernd auch für diese Stadt. Da müssen wir uns schon überlegen, um nicht dort hinzukommen, dass wir sie dann irgendwann verbieten müssen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die sinnvoll und fair sind. Hier ist vor allem die Frage zu stellen: Gibt es genug Platz und Raum auch für so neue Mobilitätsformen wie Elektro-Scooter? Ich glaube, dass wir im öffentlichen Raum noch viel zu wenig Platz für solche Mobilitätsformen haben, weil wenn es ein paar Tausend Leihautos in dieser Stadt gibt, regt das niemanden auf, wenn es ein paar Tausend E-Scooter gibt, die insgesamt weniger Platz brauchen, entsteht trotzdem langsam eine Aufregung. Da müssen wir eben schauen, dass es genug öffentliche Flächen auch zum Abstellen von E-Scootern gibt. Darum bringen wir heute den Antrag ein, auch zu prüfen, ob wir nicht Flächen im öffentlichen Raum widmen können, um diese für Individualverkehrsmöglichkeiten, wie zum Beispiel E-Scooter, zur Verfügung zu stellen. Hier wünschen wir uns eine Lösung, weil ich der festen Überzeugung bin, dass E-Scooter langfristig eine sinnvolle Alternative sind, einen Platz in dieser Stadt brauchen, und ich nicht möchte, dass ein Chaos entsteht und dann irgendwann die E-Scooter verboten werden. (Beifall bei den NEOS.) Hier bringe ich den Antrag auf Zuweisung ein, freue mich auch auf eine Diskussion im Ausschuss und bitte um Zustimmung. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Mag. Maresch. Ich erteile es ihm. GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich möchte ganz kurz auf den Antrag des Kollegen Wiederkehr eingehen. Ich sehe das durchaus so wie Sie. Es gibt eine neue Form der Mobilität. Die Sharing-Geschichte ist ein wichtiger Aspekt dabei. Das Problem, das ich dabei habe, ist in Wirklichkeit, eigentlich könnten wir diese E-Scooter wie die Fahrräder behandeln, die genauso das Recht haben, in der Parkspur abgestellt zu werden. Dort hätten sie auch ihren Platz. Das Problem ist natürlich nur, dass ich durchaus schon gesehen habe, dass es Menschen gibt, die dort einen Parkplatz fürs Auto brauchen, den E-Scooter nehmen und ihn dann am Gehsteig abstellen. Das Problem, das wir jetzt haben, ist, dass die E-Scooter bei Wind immer wieder umfallen, dann Behinderungen für Menschen darstellen, die dort gehen. Aber grundsätzlich gibt es die ersten Regelungen, die wir in Wien sozusagen durchgesetzt haben. Weil sie bis zu 25 Stundenkilometer fahren können, werden sie registriert und müssen in Wirklichkeit auch auf der Fahrradinfrastruktur bewegt werden. Das finde ich gescheit. Ich finde es eine gute Möglichkeit. Es ist mir lieber, die Leute fahren damit, als sie fahren eine Person pro Auto. Das ist in Wirklichkeit kein nachhaltiger Transport. Wir haben es in Wien nach wie vor so, zehn Autos, in neun sitzt eine Person und im zehnten eine zweite. Das ist eine gute Möglichkeit, keine Frage. Da braucht es eine klare Regelung. Ich glaube nicht, dass es dabei zu Verboten kommen darf, sondern es ist einfach nur so, ich habe das Gefühl, jetzt stellt jede Firma 1.000, 1.500 E-Scooter in die Gegend hinein. Ein bisschen fangen sie sich zu kannibalisieren an. Es waren früher nur drei Firmen, jetzt sind es mittlerweile, glaube ich, fünf. Es wird eine sechste auch noch kommen. Aber Faktum ist, dass damit ein bisschen ein Wildwuchs ist. Ich glaube, jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Das sollten wir diskutieren. Soll es eine Regelung geben, wo eine bestimmte Zahl da ist? Das ist schwierig, sondern die Regelung muss dahin gehen, dass wir auch sagen, wo wir sie abstellen. Da bin ich völlig bei Ihnen. Es ist gescheit. Wir werden dem Antrag auch zustimmen, das im Ausschuss zu diskutieren. Das halte ich für ganz wichtig. Jetzt einmal zurück zum Bericht zum KliP und zu den Rednern: Dem Kollegen Gara muss ich sagen, alle Achtung! Ich war echt begeistert. Mehrerer Zwischenapplaus von mir war dir sicher bei deiner Rede. Da kann man gar nicht so viel hinzufügen. Auch zum Beispiel, die Erde ist eine Scheibe. Das könnte man bei manchen Reden glauben. Das ist richtig, völlig richtig. Du hast ein englisches Wort dafür verwendet. Das hat mir auch gut gefallen. Aber grundsätzlich ist es so, ich könnte natürlich auch sagen, ich könnte mich damit beschäftigen, dass da oben irgendwelche Keimquellen sind und ich mit dem Aluhut durch die Welt spaziere. Diese Möglichkeit gibt es nämlich auch. - Ich weiß eh, dass du dich nachmeldest. Du wartest nur, dass wir fertig sind, dass du deine denkwürdige Rede halten kannst, Kollege Guggenbichler. - Aber Faktum ist, dass da in Wirklichkeit einige Dinge im Gange sind. Die NEOS haben im Ausschuss auch schon zugestimmt. Zur Kollegin Olischar: Da habe ich immer den Eindruck, da geht es eigentlich nur um Haltungsnoten. Ich glaube, da diskutieren wir nicht, was da inhaltlich im Gange ist oder nicht, sondern da gibt es nur, das ist so, und vielleicht da ein bisschen mehr und Rot und Grün bringen das nicht zusammen. Ich habe demnächst das Vergnügen, zur LandesverkehrsreferentInnentagung zu gehen. Ich habe auch schon das Vergnügen gehabt, auf der KlimaschutzreferentInnentagung zu sein. Da tritt die Frau Bundesministerin Köstinger mit einer ganzen Entourage auf. Sie kommen dann daher. Diesmal wird es der Herr Hofer sein. Letztes Mal war es die Frau Köstinger. Faktum ist, ich merke dann irgendwie, bei Hofer könnte ich sagen, okay, da kann ich mich, wenn man so will, daran festmachen. Da gibt es 140, da gibt es Abbiegen bei Rot, dann kann ich rechts abbiegen, all diese Dinge. Da denke ich mir, da gibt es konkrete Maßnahmen, da kann ich etwas tun. Ich finde nicht gut, was er macht, aber in dem Fall gibt es konkrete Maßnahmen. Aber in der Umweltpolitik habe ich das Gefühl gehabt, da gibt es nichts Konkretes. Es gibt am Schluss #mission2030. Diese ist so lange weißgewaschen worden, bis eigentlich nichts mehr darin gestanden ist, außer viele Seiten mit einem Haufen Buchstaben, die durchaus Wörter bedeuten, aber inhaltlich einfach nichts sind. Also, sage ich einmal, eine klare Suppe ist es in Wirklichkeit nicht. Es ist nicht einmal eine dünne Suppe. Es ist in Wirklichkeit ein ganz normales Wasser, hoffentlich sauber. Das steht darin. Das haben wir die ganze Zeit gehabt. Irgendwann einmal ist dann der Klassiker, sie ist auch zuständig für Landwirtschaft, aber wollen wir doch nicht vergessen, mittlerweile gibt es wieder eine Ausnahmegenehmigung für die Rübenbauern - das gehört jetzt nicht unbedingt zum KliP -, und zwar, dass man wieder Neonikotinoide verwenden kann. Diese gibt es auch von derselben Ministerin. Kein Problem dafür, dass andere Minister schon über die Bienen gestolpert sind, wie der Herr Berlakovich. Das wird ihr nicht passieren. Aber jetzt noch einmal zurück, eigentlich geht es mir um den KliP-Bericht. Ich finde es richtig, die Stadt Wien beschäftigt sich seit Ende der 90er Jahre mit diesen Klimaschutzprogrammen. Ich bin seit 2020 da, habe mich auseinandergesetzt mit KliP I und mit KliP II. Die Kollegin Fohler-Norek und ihr Team arbeiten schon lange mit der Stadt Wien. Es ist schon einiges dabei. Also die ÖVP weiß nicht erst seit gestern oder vorgestern oder seit dem letzten Ausschuss, dass es diese Klimaschutzberichte und Klimaschutzprogramme gibt. Das heißt aber, da habe ich bis jetzt noch niemals so eine dünne Wortmeldung wie heute gehört. Noch nie! Also da denke ich mir, der Kollege Juraczka war vielleicht prononcierter, Sie waren einfach in Wirklichkeit nicht freundlich, aber Sie haben eigentlich nichts gesagt. Jetzt kann man sagen, das ist alles nichts, was darin steht. Aber es gibt immerhin 5 Handlungsfelder mit 26 Maßnahmenprogrammen und mehreren Hundert Aufträgen, die der Magistrat abgearbeitet hat, bei Fernwärme, bei Wohnen, bei den Betrieben, bei der Stadtverwaltung und bei der Mobilität. Wir haben früher, vor 2010, bevor wir in die Stadtregierung gekommen sind, immer kritisiert, dass Mobilität immer so schwierig war und wir da mit dem Verkehr hätten müssen. Nein, die Mobilität ist diesmal Teil dabei und wird auch mitbehandelt. Da geht es natürlich darum, wir müssen in Wirklichkeit schauen, dass der Anteil des Autoverkehrs einfach sinkt. Immerhin haben wir es zusammengebracht, dass er auf 28 Prozent im Modal-Split gesunken ist. Das ist nicht nichts! Das ist eine ganz wichtige Geschichte! Die Bundesregierung hat das im Vergleich dazu - jetzt natürlich auch, wie viel, 32 Jahre Umweltministerin oder Umweltminister - nicht zusammengebracht. Ganz im Gegenteil, es steigt und wir müssen Strafe zahlen. Dann denke ich mir, dann wirft die Kollegin Olischar ... (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Warum hält ihr die Rede nicht im Nationalrat?) - Du bist nachher eh dran! Du meldest dich eh noch! - Die Kollegin Olischar stellt sich wirklich hier heraus und sagt, man kennt sich nicht aus bei uns, es gibt irrsinnig viel Papier. Ich kann Ihnen sagen - jetzt ist sie gerade beschäftigt -, schauen Sie sich einfach die Papiere des Umweltministeriums an, was darin steht! Da gibt es einen Sachstandsbericht des Umweltbundesamtes und es passiert nichts, einfach nichts! (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Sag das bitte deinen Kollegen im Nationalrat! Die GRÜNEN im Nationalrat sollen dort die Reden halten!) - Bist eh nachher dran! Rede nachher drein! Ich rede dir nachher auch gern drein. Also, noch einmal, die E-Scooter-Geschichte ist eine wichtige Sache, die wir uns anschauen werden. Beim Bericht zum Klimaschutzprogramm bitte ich um Zustimmung. Faktum ist, es sind viele wichtige Maßnahmen, und die Bundesregierung kann sich grundsätzlich beim Klimaschutzprogramm von uns ein Scheibchen abschneiden. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Ing. Guggenbichler. Ich erteile es ihm. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Udo, du weißt schon, dass wir uns nachmelden können!) GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Wir haben heute am Vormittag schon kurz darüber gesprochen, und da hat Rüdiger Maresch irrsinnig viel über die Bundesregierung geredet. Auch jetzt ist es wieder der Fall gewesen, dass er offensichtlich mangels Vertretung im Nationalrat versucht, in regionalen Parlamenten über die Bundesregierung zu reden. Es wurde wahrscheinlich kein Wort so oft erwähnt - wir reden jetzt aber über ein Wiener Thema - wie das Thema Bundesregierung in seiner letzten Rede. Nur eines hat er vergessen, der liebe Rüdiger Maresch, und das ist auch in unseren Unterlagen. Er hat vergessen, Ende Mai 2018 wurde die Klima- und Energiestrategie von der Österreichischen Bundesregierung beschlossen. Das ist eine schwarz-blaue Bundesregierung, oder türkis-blaue Bundesregierung. Schade, dass er das nicht erwähnt, weil da sind ganz wichtige Sachen besprochen worden. Da wurde beschlossen, dass die Treibhausemissionen um 36 Prozent reduziert werden (GR Mag. Rüdiger Maresch: Kein Vergleich!), die erneuerbaren Energien beim Bruttoenergieverbrauch von 40 auf 50 Prozent Deckung, Primärenergieintensität um 25 bis 30 Prozent gesenkt werden soll zu 2015, und so weiter, und so fort. Das hast du vergessen, lieber Rüdiger! Das hast du leider vergessen! (GR Mag. Rüdiger Maresch: Das stimmt nicht!) Leider Gottes sitzen offensichtlich auch keine GRÜNEN in den Nationalratsausschüssen. Du arbeitest hier selektiv. Und das weißt du ganz genau! Du glaubst, du kannst hier auf Grund der Klimapolitik ein Stück Regierungs-Bashing betreiben. Das machst du! Wir können nichts dafür, dass ihr nicht mehr im Nationalrat sitzt! Wir sind unschuldig! Ich werde euch kurz zeigen, warum wir nichts dafür können. Du hast heute in der Früh gesagt, es sind Fake News. Ich habe gesagt, die GRÜNEN haben Palmölgeschenke verteilt. Du hast gesagt, stimmt nicht, Fake News. Ich habe es mir ausgedruckt, "GRÜNES WAHLZUCKERL". (Der Redner zeigt ein entsprechendes Bild.) Hinten die Beschreibung haben wir auch noch drauf. Ihr wisst ganz genau, woher dieses "GRÜNE WAHLZUCKERL" kommt, nämlich aus diesen Palmenplantagen. (Der Redner zeigt wieder ein entsprechendes Bild.) Und wie entstehen diese Palmenplantagen? Durch Abrodung dieser Urwälder! (Der Redner zeigt erneut ein entsprechendes Bild.) Das ist die grüne Klimapolitik! Das ist diese Klimapolitik, die Sie an den Tag legen, Herr Maresch! (Beifall bei der FPÖ.) Man kann sie abbrennen oder abroden. Es gibt zwei Möglichkeiten bei den Urwäldern. Das ist einer der Mitgründe, warum ihr 2017 aus dem Nationalrat hinausgewählt wurdet. Ihr stellt euch hier hin und wollt groß über Klimapolitik sprechen! Heute in der Früh habt ihr für die Aktuelle Stunde eine Schülerdemonstration gebraucht, damit die GRÜNEN auf die Idee gekommen sind, dass Klimaschutz ein Thema ist! (GR Mag. Rüdiger Maresch: Woher kommt euer Wahlkampfessen? Aus China!) Zwei Bauchflecke an einem Tag finde ich eigentlich schon bemerkenswert für eine sogenannte Umweltpartei. Die NEOS haben einen Antrag eingebracht, ganz legitim, dass man ein Klimabudget erstellen soll. Üblicherweise ist es so, dass man am Vortag einen Antrag einbringt, wenn man sich selbst darüber Gedanken macht, was man beantragen will. Heute in der Früh dürfte anscheinend der Rüdiger Maresch mit dem Erich Valentin zusammengestanden sein und sie haben gesagt: "Schlecht, die NEOS haben etwas zum Klimaschutz gemacht. Jetzt machen wir schon die Aktuelle Stunde. Was machen wir jetzt? Schreiben wir den Antrag ab. Schreiben wir den Antrag von den Haselsteiners ab. Schreiben wir ihn einfach ab." Das Schlimme ist, ihr stellt euch heraus und redet über Klimapolitik und schreibt den Antrag nicht einmal gut ab, sondern schlicht und ergreifend auch noch schlecht. Also ich resümiere einmal ganz kurz, zuerst brauchen wir die Schüler für die Aktuelle Stunde und dann brauchen wir die NEOS, die seit vier Jahren in diesem Hause sind - die GRÜNEN sind schon länger da -, damit wir einen Antrag der Stadtregierung über Klimapolitik zusammenbringen. Gratuliere, Stadtregierung! Gratuliere, Rot-Grün! (Beifall bei der FPÖ.) Peinlich! Voll peinlich! Aber ich habe es heute schon kurz angesprochen, ich weiß auch, warum das so ist. Warum ist das so? Wahlkampf mit Palmöl. Am Zieselfeld haben wir mit dem Rüdiger Maresch noch darüber geredet, 2015 bist du dort gestanden, vor der Wahl, und hast gesagt, dort wird nach der Wiener Wahl bei einer grünen Regierungsbeteiligung ein Naturschutzgebiet ausgeschrieben werden. Das hast du dort vor der Ziesel-Bürgerinitiative gesagt. Was ist passiert? Was passiert jetzt? Dort werden die Grasnarben abgetragen, dann kommt ein Bauvlies darüber und dann wird es zugeschottert. Dort fangen sie schon an, ohne Ende zu bauen. Nächste Geschichte: Baugeschichte Pötzleinsdorfer Friedhof. Biosphärenpark Wienerwald ist Ihnen wurscht, Sie beschließen dort eine Widmung, nehmen noch zehn Gräber mit hinein. Das ist Klimapolitik à la Rot Grün. Auch schon angesprochen die 848 gerodeten Bäume am Wilhelminenspital ohne Ersatzbaumpflanzung. StR Hacker hat uns das erst vor einem Monat in einer schriftlichen Beantwortung auf eine Anfrage zugesagt. Dann haben wir einige Anträge gestellt, lieber Rüdiger, die hättest du auch abschreiben können, nicht nur so wie heute den von den NEOS. Wir haben einen Antrag gestellt auf Fassadenbegrünung. - Abgelehnt von Rot-Grün. Wir haben einen Antrag gestellt, dass man gegen Urban Heat Islands etwas machen soll. - Abgelehnt von Rot-Grün. Wir haben einen Antrag gestellt, schon im Jahr 2011 oder 2012 haben wir geredet über Dachbegrünungen. - Abgelehnt von Rot-Grün. Weiterhin haben wir Anträge gestellt über Sonnenenergiegeräte auf den Dächern. - Abgelehnt von Rot- Grün. Das ist das, was Sie in den letzten Jahren an Klimapolitik geliefert haben. Sie haben einfach alles, was in diese Richtung gegangen ist, abgelehnt! Deswegen muss ich noch einmal festhalten, Sie haben offensichtlich wirklich die Schüler gebraucht, damit die grüne Partei darauf kommt, dass es ein Klimathema gibt. Und offensichtlich haben Sie auch die NEOS gebraucht, um einen Antrag schlecht abzuschreiben. Sehr geehrte Damen und Herren, nein, wir werden diese Politik nicht unterstützen! Wir werden den schlecht abgeschriebenen Antrag der Stadtregierung auch nicht unterstützen, den der NEOS aber schon, weil dieser ist noch ein Stück besser! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum zweiten Mal zum Wort gemeldet ist Herr GR Maresch. Restredezeit zwölf Minuten, muss nicht ausgenutzt werden. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Rüdiger, du bist ein Trickser!) GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Die Restredezeit wird natürlich nicht ausgenützt, aber irgendwie ist es schon interessant, wenn der Kollege Guggenbichler mir die PEZ-Geschichte vorwirft, und dann denke ich mir, in der "Kleinen Zeitung" war - ich habe mir gedacht, das ist unnötig - am 27.4. ein Artikel, und zwar über eine EU- Wahlkampfveranstaltung der FPÖ. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Da war kein Palmöl drinnen!) - Nein, aber das in Wirklichkeit Interessante war, in den Wahlkampfessen war kein Palmöl, da schlägt er sich direkt auf die Schenkel, nein, sie sind aus China gekommen. Und weißt du, wie sie hergeflogen sind? Mit Turkish Airlines. Beide nicht in der EU. Also Turkish Airlines und in Wirklichkeit "Made in China". Da kann man euch nur gratulieren! - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Palmöl!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Bitte um Konzentration für die Abstimmungen, weil der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen werden. Wer der Post 27 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei NEOS, SPÖ, GRÜNEN, mehrstimmig angenommen. Wer der Postnummer 30 zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN, mehrstimmig angenommen gegen die FPÖ und ÖVP. Es liegen hier einige Anträge vor. Antrag von NEOS, GR Gara und Freunde, betreffend Einführung eines Klimabudgets als integraler Teil des Wiener Finanzbudgets. Sofortige Abstimmung wurde beantragt. Wer dem Antrag zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS und FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE. Ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GemeinderätInnen Valentin, Abrahamczik, Taucher, Hebein, Maresch, Kickert, Berner betreffend kommunale Verantwortung für öffentliche Dienstleistungen. Es wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei FPÖ, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP und NEOS. Ist mehrstimmig so angenommen. Antrag der GemeinderätInnen Taucher, Valentin, Abrahamczik, Spitzer, Hebein, Maresch, Kickert betreffend Errichtung einer Arbeitsgruppe zur Behandlung budgetrelevanter Klimaschutzangelegenheiten. Es wurde hier die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales verlangt. Wer der Zuweisung zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung wird unterstützt von NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP und FPÖ. Der Antrag ist daher zugewiesen. Antrag der NEOS, Gemeinderäte Wiederkehr und Freunde, betreffend Schaffung von ausreichenden Abstellplätzen für E-Scooter. Hier wird die Zuweisung an den Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung beantragt. Wer der Zuweisung zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung erfolgt einstimmig. Der Antrag ist daher zugewiesen. Zur Tagesordnungspost 28 liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wer der Post 28 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei NEOS, FPÖ, SPÖ und GRÜNE gegen die Stimmen der ÖVP, mehrstimmig angenommen. Postnummer 29. - Wer hier zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ, ÖVP und NEOS. Die Post ist mehrheitlich angenommen. Zu Post 33 und 34 liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wer der Post 33 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von FPÖ und ÖVP. Ist mehrstimmig so angenommen. Post 34, bitte um Zustimmung. - SPÖ, GRÜNE, ÖVP und NEOS gegen die Stimmen der FPÖ. Die Post ist mehrstimmig angenommen. Post 36 der Tagesordnung. - Keine Wortmeldung. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ, ÖVP und NEOS. Post 36 daher mehrstimmig angenommen. Postnummer 23 der Tagesordnung betrifft die Errichtung der neu zu gründenden Stadt Wien - Wiener Krankenanstaltenverbund Projektentwicklungs- und Baumanagement GmbH. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau Dr. Laschan, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Dr. Claudia Laschan: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir werden diesem Antrag für die Errichtung einer Projektentwicklungs- und Baumanagement GmbH zustimmen. Das ist letztendlich schon frühzeitig auch eine unserer Forderungen gewesen. Es macht absolut Sinn, diese Kompetenzen zu bündeln, gerade bei diesen sehr komplexen Bauvorhaben, wie es Spitäler sind. Es gibt auch vom Rechnungshof aus dem September 2018 einen Leitfaden "Management von öffentlichen Bauprojekten". Da sind sehr viele Empfehlungen, sehr viele Anregungen drinnen. Wir halten es für sehr wichtig, dass diese Dinge auch berücksichtigt werden in der Ausgestaltung einer solchen Gesellschaft. "Ausgestaltung einer solchen Gesellschaft" ist auch das Stichwort. Ich denke, da wird es spannend, weil diese Gesellschaft einmal zu gründen, ist die eine Geschichte, aber, und das wird die wesentliche Aufgabe sein, die Schnittstellen in der neuen Struktur der Anstalt öffentlichen Rechts wird die entscheidende Fragestellung sein. Denn sie müssen dann schon trennen zwischen der Bauherrenrolle, zwischen dem Kompetenzzentrum, wer quasi Auftragnehmer ist, wer Auftraggeber ist. Das ist in der Ausgestaltung dieser Gesellschaft sicherlich nicht trivial. Eines möchte ich hier betonen, die Kritik des Rechnungshofs war vor allem auf die Bauherrenfunktion auch des KAV, also sehr wohl auch in Richtung einer politischen Verantwortung. Hier wird es wichtig sein, das Thema Projektsteuerung, Projektleitung, wenn man dann entsprechende Projektgesellschaften für Bauvorhaben macht, auch klar zu definieren. Denn eines darf auch nicht passieren, dass man quasi ein komplettes Insourcing aller Leistungen macht. Also das Wichtige einer solchen Gesellschaft aus unserer Sicht ist, dass sie dort die Möglichkeit haben, auch wirklich die besten Leute zu bekommen, diese letztendlich auch entsprechend zu honorieren, zu bezahlen, aber eine sehr gute Schnittstelle zu den anderen Rollen innerhalb der Krankenanstalten öffentlichen Rechts, also in der Gesellschaft, die in Zukunft geplant ist. Aber insgesamt werden wir diesem Antrag auch entsprechend zustimmen. Ein weiterer wichtiger Aspekt - habe ich heute schon erwähnt - ist für uns das Thema der Interpellation. Das muss natürlich auch bei diesen Gesellschaften in der Gesamtkonstruktion der Anstalt öffentlichen Rechts gegeben sein. Was wir nicht haben wollen, ist, dass dann in einzelne GmbHs quasi Dinge ausgegliedert werden, auf die wir keinen Zugriff im Sinne der Kontrollrechte haben. Das heißt, darauf werden wir sehr genau schauen. Das ist für uns ein ganz wichtiger Punkt. Insgesamt ist das einmal ein erster Schritt in die Richtung, die wir uns auch vorstellen. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Ellensohn. Ich erteile es ihm. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Wir hatten ja etwas Gelegenheit, heute über das Krankenhaus Nord und über den Krankenanstaltenverbund zu sprechen. Ich bedanke mich gleich einmal, weil die Opposition ist zwar nicht geschlossen dabei, aber wir sind immerhin vier Fraktionen, die der Gründung dieser Gesellschaft zustimmen. Es wird eine 100-Prozent-Tochter der noch zu gründenden Anstalt öffentlichen Rechts. Ich bin froh, und das ist auch ein Learning aus der Untersuchungskommission, wer sich erinnert, bei einer ZeugInnenbefragung war rund um die Geschichte, wer das eigentlich machen hätte sollen: War der Herr Balázs, damals Generaldirektor-Stellvertreter überfordert? Hat er es nicht gekonnt? War er nicht fleißig? Alle haben gesagt, er war urfleißig, nur er hat nicht den Job für eine Person gehabt, sondern man hat ausgesagt, das, was er gemacht hat, hätten 20, 30, 40 Personen machen müssen. Jetzt ersetzt diese neue GmbH nicht eine Person, sondern da werden ein paar Dutzend, zwei, drei Dutzend, Personen am Ende arbeiten und für Projekte in der Größenordnung sorgen, die der KAV auch noch vor sich hat. Auch wenn wir nicht demnächst ein neues Spital aufstellen müssen, gibt es trotzdem viel für den KAV zu tun. Ich freue mich, dass wir nahezu einstimmig sind und bin schon gespannt auf die Argumente, wieso wir das nicht gründen sollten. Lieber wäre mir, wir könnten uns alle überzeugen, dass wir einstimmig der Meinung sind. Lernen wir aus der Untersuchungskommission und machen wir die GmbH, die Projektentwicklungs- und Baumanagement GmbH, hier einstimmig! - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Koderhold. Ich erteile es ihm. GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Bei Durchsicht der Agenden dieser GmbH, die für Baumanagement und Projektentwicklung zuständig ist, habe ich mit großer Verwunderung festgestellt, dass es hier Agenden sind, die eigentlich in den Regionalen Strukturplan, in den ÖSG ab 2006 gehören, da Umsiedlungen und Absiedlungen keine Sache einer GmbH sind. Die Funktionen dieser Projektentwicklungs- und Baumanagement GmbH sind nicht nur für Neubauten, Umbauten zuständig, sondern sie sind dezidiert. Das ist unserer Meinung nach nicht rechtskonform. Sie beschäftigen sie auch mit Aufteilung von Leistungen, Umsiedlungen von Abteilungen. Das geht eindeutig über die Kompetenz einer GmbH, auch wenn sie im Besitz des KAV ist, hinaus und ist eindeutig Sache der Landeszielsteuerungskommission und der Landesgesundheitsplattform. Unserer Einschätzung nach müsste man überhaupt einmal schauen, ob es überhaupt rechtens ist, eine Baumanagement GmbH mit diesen Agenden zuzulassen. Völlig logisch, dass wir das natürlich als gesetzestreue Bürgerinnen und Bürger ablehnen müssen. Ich würde Sie höflich ersuchen, dass Sie sich über die Agenden dieser GmbH Gedanken machen und nicht jetzt eine Konkurrenzzielsteuerungskommission im Sinn dieser GmbH aufbauen, die eigentlich diese Rechte überhaupt nicht hat. Ich wiederhole noch einmal, diese GmbH und Projektentwicklungsgesellschaft ist nicht nur für Neubauten, Umbauten zuständig, sondern auch für Umsiedlungen und Absiedlungen von Abteilungen. Das ist Sache des Regionalen Strukturplans, Sache der Landeszielsteuerungskommission, Sache der Landesgesundheitsplattform. Aus unserer Sicht ist es rechtlich gar nicht möglich, eine GmbH mit diesen Agenden zu machen. - Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Deutsch. Ich erteile es ihm. GR Christian Deutsch (SPÖ): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Krankenanstaltenverbund bekommt mit Beschlussfassung des vorliegenden Antrages eine eigene Projektentwicklungs- und Baumanagementgesellschaft mit einer sehr starken Bauherrenkompetenz. Das ist eine wesentliche Schlussfolgerung, ein Ergebnis auch der Untersuchungskommission. Der Bericht wurde heute auch ausführlich diskutiert. Diese Maßnahme hat StR Peter Hacker bereits vor einiger Zeit angekündigt und soll nun realisiert werden. Diese Gesellschaft wird bei allen Bau- und Sanierungsmaßnahmen des Krankenanstaltenverbundes die gesamte Projektleitung übernehmen. Sie wird jedoch nicht in der Bauausführung tätig sein. Jedes große Bauvorhaben soll von dieser Projektgesellschaft abgewickelt werden, damit eben klare Verantwortlichkeiten und auch eine transparente Finanzierung sichergestellt werden können. Die Argumentation des Kollegen Koderhold kann ich nicht nachvollziehen. Es war eher der ungeeignete Versuch, zu argumentieren, warum er dagegen ist. Denn, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich erinnere daran, dass die medizinische Versorgung durch den Wiener Krankenanstaltenverbund an insgesamt sieben Spitalsstandorten konzentriert wird. Mit der Eröffnung des Krankenhauses Nord steht in der Region Nordost auch das modernste Schwerpunktspital zur Verfügung. Jetzt kommt der wesentliche Punkt, was die Gesellschaft betrifft, Kollege Koderhold, dass basierend auf den Ergebnissen der medizinischen Leistungs- und Kapazitätsplanung nun auch an den anderen Standorten umfassende Investitionsmaßnahmen erfolgen sollen. Ich erinnere etwa an das gesamte Bauprogramm, das im Allgemeinen Krankenhaus über einen Zeitraum von zehn Jahren mit einer Investitionssumme von 1 Milliarde EUR umgesetzt werden soll. Zusätzlich kommen da noch die Projekte Wilhelminenspital, Krankenhaus Hietzing, die Sanierung des Krankenhauses Rudolfstiftung, also in Summe 15 bis 20 Einzelprojekte, dazu, die sich auf der Agenda des Krankenanstaltenverbundes befinden. Diese sollen dann auch in der Organisation des KAV entsprechend abgebildet sein. Denn letztendlich gehören sie nicht zum Kerngeschäft des KAV als Gesundheitsdienstleister. Für die Umsetzung dieses Investitionsprogramms wird daher eine strukturierte Bauherrenorganisation errichtet, die, und das ist auch ganz wesentlich - darauf ist auch Kollege Gara eingegangen -, auch den Empfehlungen des Rechnungshofes für das Management von öffentlichen Bauprojekten Rechnung trägt. Eines, glaube ich, ist unbestritten, dass eine erfolgreiche Realisierung der geplanten Investitionsprojekte auf jeden Fall eine klar definierte und umfassende Entscheidungskompetenz für die jeweiligen Entscheidungsträger bedeuten muss. Dies wollen wir durch diese Gesellschaft erreichen. Ich ersuche Sie um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Pawkowicz, und ich erteile es ihm. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Sehr geehrte Frau Gemeinderatsvorsitzende! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Kollege Ellensohn hat vorher gefragt, warum wir diese Projektgesellschaft ablehnen. - Nun: Mich erinnert dieser Plan bei allem guten Vorsatz ein bisschen an das Sprichwort: Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann gründe ich einen Arbeitskreis. Ich widerspreche ausdrücklich dem Kollegen Deutsch, der gerade gesagt hat, die Errichtung von Krankenhäusern sei das Kerngeschäft des KAV. Das ist es aus meiner Sicht gerade nicht. (GR Christian Deutsch: Ist es eben nicht!!) Ist es eben nicht! Na bitte, wunderbar! Aber dann sind wir genau ja genau beim Punkt: Das ist eben nicht das Kerngeschäft des Krankenanstaltenverbundes. Hier kam das Argument: Weil das eben nicht das Kerngeschäft des Krankenanstaltenverbundes ist, sei es notwendig, eine eigene Gesellschaft zu gründen. - Ich meine, die Schlussfolgerung ist falsch: Wenn das eben gerade nicht das Kerngeschäft des Krankenanstaltenverbundes ist, dann lösen wir das Problem auch nicht, indem wir jetzt einfach nur eine Projektgesellschaft gründen. Es gibt österreichweit, europaweit und auch weltweit Gesellschaften, die professionelle Erfahrung im Bereich des Krankenhausbaus mitbringen. Wir haben das gerade in der Untersuchungskommission etwa hinsichtlich der Ausschreibungen zum Krankenhaus Nord sehr deutlich mitbekommen. Sie haben als Beispiel das Sanierungsvolumen genannt, das im Allgemeinen Krankenhaus jetzt noch ansteht. Gerade dieses Allgemeine Krankenhaus möchte ich als Beispiel nehmen, wie es auch anders geht: Das Allgemeine Krankenhaus ist in den 80er Jahren in eine Schieflage geraten. Sie werden sich an die Geschichte mit dem Trockenlegen erinnern. Es war dies das erste Krankenhaus, das sozusagen den Bach hinuntergegangen ist. Damals hat die voest ein Unternehmen gegründet, nämlich die Vamed, um dieses Krankenhaus zu erretten und dann zu errichten. Das war nicht das Kerngeschäft der voest, aber die Vamed hat sich in weiterer Folge sehr erfolgreich weiterentwickelt, weil sie es sich dann zur Aufgabe gemacht hat, sich auf dem großen Markt der Spitalserrichtung eben auf dieses Segment zu spezialisieren. Sie ist mittlerweile ein Unternehmen mit - soweit ich das im Internet gesehen habe - knapp 23.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nichts anderes machen. Das Kerngeschäft ist die Krankenhauserrichtung und Krankenhaussanierung. Es gibt nicht sehr viele Unternehmen, die das tun, aber es gibt sie. Es ist auch eine der ganz großen Kritiken des Rechnungshofes, den Sie gerade vorher zitiert haben, dass eben beim Krankenhaus Nord gerade nicht auf die vorhandenen Kompetenzen zugegriffen wurde. Herr Ellensohn! Das ist jetzt das eigentliche Argument! Wenn wir dieses vorhandene Potenzial an Unternehmen nehmen, das es auf dem Markt schon gibt, die Krankenhäuser sanieren und Krankenhäuser errichten können, dann bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Lösung darin liegt, dass ausgerechnet die Gemeinde Wien jetzt neben den vielen Sachen, die versemmelt wurden, noch eine zusätzliche Gesellschaft gründet, die von sich aus den Anspruch erhebt, auf diesem Gebiet Kompetenz zu haben! Sie können ein Unternehmen für Baumanagement gründen, aber das erfordert auch ein entsprechendes Know- how. Sie können jetzt also um teures Geld die besten Köpfe zusammensammeln. Da gibt es nicht so viele mit Erfahrung im Krankenhausbau. Diese finden Sie vorwiegend in Unternehmen wie zum Beispiel Vamed und anderen. Sie können diese von dort um teures Geld zukaufen, keine Frage. Es erhebt sich dann nur die Frage: Was machen Sie mit denen? Diese Leute sind nämlich so gut wie die Prozessoptimierungen und Sanierungen, die sie laufend durchführen. So viel Sanierungspotenzial hat die Gemeinde Wien nun aber auch wieder nicht! Es stehen jetzt zwei größere Sanierungen an, und was dann? Dann lösen wir die Firma wieder auf? Oder was tun wir dann mit den Leuten? (Zwischenruf von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Wir haben sozusagen im Leerlauf eine weitere Projektgesellschaft, die wieder Kosten verursacht und die - und das ist es, was mich daran ganz besonders ärgert - obendrein noch der gemeinderätlichen Kontrolle entzogen sein wird, so wie wir das mit den GmbHs hier haben, außer Sie sorgen dafür, dass wir in der Geschäftsordnung entsprechende Spielregeln einführen. Wie ich das aber in der Vergangenheit erlebt habe, wird das wohl eher nicht der Fall sein! Und am Ende des Tages bleibt für mich dann wieder der fade Beigeschmack, dass wir genau diese Verantwortlichkeiten, die wir jetzt im KAV in vielen, vielen Sitzungen der Untersuchungskommission mühevoll gesucht haben, in weiterer Folge noch weiter von der Stadt abschieben. Es wird in Zukunft noch schwieriger sein, diese politische Auswahlverantwortung, wie StRin Wehsely das genannt hat, der Handlungsträger zurückzuverfolgen. Es wird in Zukunft noch schwieriger sein, einen Verantwortlichen zu finden. Am Ende des Tages wird es politisch wieder keiner gewesen sein, wenn etwas schiefgeht, sondern wenn dann halt ein weiterer Kopf rollt, dann ist es der des Geschäftsführers. Wie praktisch! Der KAV ist außen vor, die Politik ist außen vor. Bei diesem Spiel spielen wir aber nicht mit! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Dr. Claudia Laschan: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich stelle fest, dass hier jeder Redner eine andere Begründung oder ein anderes Motiv hat, nicht für diesen Akt und für diesen Beschluss zu sein. Der Letztredner ist überhaupt gegen ein Bau- und Entwicklungsmanagement. Das sei ihm unbenommen. Er möchte das einfach durch ... (Zwischenruf von GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz.) Ich weiß nicht, wieso Sie mich jetzt unterbrechen wollen, wenn ich das ganz sachlich feststelle! Aber noch etwas anderes: Herr Kollege Koderhold! Ich denke beziehungsweise habe das jetzt so verstanden, dass Sie die Befürchtung haben, dass durch die Errichtung dieser Bau- und Projektentwicklungsgesellschaft gesundheitspolitische Entscheidungen oder Entscheidungen des Gesundheitsfonds, die in Landesverantwortung zu treffen sind, hier dieser Gesellschaft übertragen werden würden. Ich kann das nicht nachvollziehen! Ich wäre nicht dieser Meinung, und ich gehe davon aus, dass das nicht so geplant ist. Ich finde keinen Anhaltspunkt, dass das so geplant ist. Die Gesundheitspolitik wird weiter in den zuständigen Gremien gemacht. Daher möchte ich um Zustimmung bitten. - Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 23. Wer der Postnummer 23 die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die FPÖ und ist somit mehrstimmig angenommen. Ich schlage vor, die Berichterstattung und Verhandlung über die Geschäftsstücke 1 und 2 der Tagesordnung, sie betreffen Subventionen an PRISMA - Gemeinsam für die Vielfalt sowie für den Verein Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not zusammenzuziehen und die Abstimmung getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Berger-Krotsch, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Aigner. - Bitte schön. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Es wird Sie wahrscheinlich wenig überraschen, dass wir als FPÖ diesen beiden Akten unsere Zustimmung verweigern werden. - Ich erlaube mir, am Vorabend des 1. Mai, der ja einer Ihrer hohen Feiertage ist, in der gebotenen Kürze auch unsere Gründe für diese Ablehnung darzulegen. Beim Verein PRISMA fällt etwas schon auf: Man will eine Subvention für eine Veranstaltung, die schon am 25. April stattgefunden hat! Ich glaube, wir sind einer Meinung, dass heute der 30. April ist: Wir haben noch nichts beschlossen, aber das Geld, das wir jetzt gleich beschließen sollen, ist eigentlich schon ausgegeben worden. Meine Damen und Herren! Das ist eine Missachtung des Gemeinderates, das gehört sich schlicht und einfach nicht! (Beifall bei der FPÖ.) Sie stellen hier offenkundig ungedeckte Schecks aus, und das parlamentarische Procedere ist dann halt nur mehr quasi ein lästiges Anhängsel. So ist es aber nicht! Der Kongress hat schon stattgefunden. Es stellt sich allerdings die Frage: Was geschieht dort? - Es geht um Ankommen in Österreich, um die Integration von Geflüchteten. Erster Punkt: Vom Ankommen zur Integration. Meine Damen und Herren! Bevor jemand integriert wird, ist sicherzustellen, dass jemand ein Aufenthaltsrecht hat. Ich brauche keine Integration vom ersten Tag an, wenn Menschen illegal bei uns sind. Diese sind nämlich nicht zu integrieren, sondern diese sind abzuschieben, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Es ist erfreulich, dass wir jetzt erstmals seit vielen Jahrzehnten einen Innenminister haben, der auch sicherstellt, dass wir uns an unsere eigenen Regeln halten. Die Gesetze der Republik Österreich dürfen nicht nur für die eigenen Bürger gelten, im Hinblick auf welche sie penibel und kleinlich durchgesetzt werden, sondern diese haben in erster Linie auch für die angewendet zu werden, die illegal zu uns kommen. In diesem Zusammenhang hat der Grundsatz zu gelten: Nicht Integration, sondern Abschiebung, bevor überhaupt die Integration zu starten hat. Damit ersparen wir uns auch einen Haufen Steuergeld. (Beifall bei der FPÖ.) Schauen wir uns an, wer da noch dabei ist! Weitere Einnahmen gibt es von der ALPHA plus Agentur GmbH. Das klingt so richtig nach Briefkastenfirma und Geldwäsche! Ich gestehe, dass ich mir jetzt nicht die Mühe gemacht habe, nachzufragen, wer das ist, aber natürlich kommt die Arbeiterkammer Wien vor, es gibt auch Zwangsbeiträge, auf einmal tritt die Stadt Linz in Erscheinung, und angeblich hat auch das Bundesministerium für Äußeres damit zu tun. - Wir haben daher bei unserer Bundesministerin nachgefragt, und die kriegen keinen Cent für PRISMA, weder vom Außen- und Integrationsministerium noch vom FPÖ-geführten Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit. Da sieht man schon: Man probiert es halt! Man hat halt offenkundig einen Regierungswechsel nicht ganz mitbekommen! Aber so geht es sicherlich nicht, dass ein Verein in viele Töpfe hineingreift, so wie das ja viele andere Vereine auch machen! Natürlich ist auch die Stadt Wien immer dabei, wenn es darum geht, irgendwelche eigenartigen Organisationen zu unterstützen! Das ist das Steuergeld, das Sie beim Krankenhaus Nord schon Jahrzehnte im Voraus ausgegeben haben! Wenn wir das Geld hätten, das Sie beim Krankenhaus Nord vergeudet haben, könnten wir uns viele Spaßetteln leisten! Aber das Geld ist schlichtweg schon weg, bevor es bei uns angekommen ist! Das Nächste ist immer die Partizipation. Das ist schon auch eine Sache von der linken Seite, die man mit größter Wachsamkeit beobachten muss, dass wir nämlich auf einmal keine Demokratie mehr sind, weil so viele Menschen bei uns sind, die nicht wählen dürfen. - Man muss eigentlich den Spieß umdrehen und sich fragen: Warum sind so viele Menschen bei uns, die keine Staatsbürger sind? Das ist eigentlich das Hauptproblem: Es ist die Frage zu stellen, warum die, die da sind, die Sie tolerieren und ohne Registration hereingelassen und letztlich mit Sozialleistungen versorgt haben, überhaupt da sind! Es geht nicht um die Staatsbürgerschaft und das Wahlrecht, sondern darum, warum so viele Leute da sind. Abschiebung wird immer schwieriger. (Amtsf. StR Peter Hacker: Wer ist dafür verantwortlich?) Auch das ist eine Folge der falsch verstandenen Willkommenskultur! (Beifall bei der FPÖ.) So viel zum Verein PRISMA und den ganzen Veranstaltungen, die schon stattgefunden haben: Sie könnten sich schon die Mühe machen, die Akten so rechtzeitig in die Ausschüsse zu bringen, dass wir wenigstens die theoretische Chance haben, abzulehnen, anstatt dass Sie sagen, dass das Geld eigentlich schon für eine Veranstaltung ausgegeben wurde, die angeblich vor vier Tagen stattgefunden hat. Jetzt komme ich zur Caritas: Das ist natürlich ein Lieblingsthema für mich. Diese gehört nämlich zu der Minderheit von Menschen, die als Katholiken, wahrscheinlich im Unterschied zu Ihnen, Kirchenbeiträge zahlen. Ich gehe Sonntag für Sonntag in die diversesten Kirchen, und ich denke mir immer: Warum kann sich die Kirche die Orgelsanierung, die Heizung, die Ausbesserung des undichten Dachs nicht leisten? Warum wird hier immer extra gebettelt und geschnorrt? Es ist wirklich immer eigenartig: Egal, in welche Kirche man kommt. Es wird immer extra gezahlt, in Tirol und in Wien, ganz egal, wohin man kommt. Immer ist kein Geld da! Und dann liest man über den Verein Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not und glaubt natürlich, dass da armen Menschen geholfen wird. Dann macht man den Akt auf, der eigentlich sehr dünn und dürr ist, und wenn man dann die kleingedruckten Beiblätter mit einem Haufen von Fotos liest, dann stellt man fest, dass hier überhaupt nicht Menschen in Not geholfen wird, sondern dass da multireligiöse Multikulti-Kulturprojekte gesponsert werden! Jetzt möchte ich wirklich wissen: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Hilfe in Not und Multikulti- Kulturprojekten in einem Yuppie- und Bobo-Viertel wie dem Brunnenmarkt? Dort leben ja mittlerweile Ihre Genossen, die sich dort teure Dachböden ausbauen lassen haben! Und es wird sogar in den Unterlagen gesagt, dass jetzt die armen Teufel, die früher vom Ausland gekommen sind, sozial benachteiligt werden, weil Ihre Bobos, die dort leben, sich auf ihrem Dachboden gestört fühlen, weil dort unten irgendein Wirbel ist. Und dafür braucht man den Verein Caritas - Hilfe in Not, meine Damen und Herren! Da stimmt doch irgendetwas ganz grundsätzlich nicht! (Beifall bei der FPÖ.) Der ganze Titel ist ein Schwindel! Was wird hier gemacht? - Es werden alle möglichen Kulturinitiativen gestartet. Das hat natürlich als katholische Organisation nichts mit dem Christentum zu tun. Ich bin dann richtig stolz, wenn ich als Katholik sage: Ich zahle das mit! Das hat aber nichts mit dem Christentum zu tun. Man ist sogar stolz, dass man in Arabisch, in Farsi und in allen möglichen Sprachen des Nahen Ostens, die natürlich bei uns heute mehr oder weniger überhand nehmen, die Werbung für Kulturprojekte gestaltet. Das hat nichts mit Hilfe in Not zu tun, und das hat nichts mit dem Christentum zu tun! Im Hinblick darauf frage ich mich: Warum brauchen wir dafür eine Caritas? Warum brauchen wir dafür Geld der Stadt Wien, das wir nicht haben, weswegen die Ambulanzen letztendlich ausgehungert werden? Ich sage ganz ehrlich: Verkürzen Sie die Wartezeiten in unseren Spitalsambulanzen! Und wenn sich die Caritas diesen Luxus leisten möchte, dann soll sie das bitte selber bezahlen, und zwar wenn möglich nicht mit den Mitgliedsbeiträgen der katholischen Beitragszahler! (Zwischenruf von GRin Birgit Hebein.) Und schreien brauchen Sie nicht. (Beifall bei der FPÖ. - Weiterer lebhafter Zwischenruf von GRin Birgit Hebein.) Sie brauchen sich gar nicht so zu alterieren! Wenn Sie nicht selber katholisch sind und einen Beitrag leisten, dann sind Sie zwar eingeladen, als Steuerzahler da mitzuzahlen, aber ich frage mich wirklich, warum ein Milliardenunternehmen, ein Teil der Asylindustrie, für eine reine Kulturinitiative noch Geld vom Steuerzahler bekommt! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Akcay, und ich erteile es ihr. - Bitte schön. GRin Safak Akcay (SPÖ): Sehr geehrte Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! (Rufe und Gegenrufe bei FPÖ und SPÖ.) Kurz zum PRISMA - Gemeinsam für die Vielfalt: Der Verein wurde 2018 gegründet, und der Vereinsgründer beziehungsweise Projektleiter hat sich, wie bekannt, schon oft in der Integrationsarbeit bewiesen. So werden zum Beispiel hier seit 13 Jahren 2 MigrantInnenmagazine wie "BUM" herausgebracht. Außerdem hat der Projektleiter auch eine Info-Plattform entwickelt. Seit 2011 wird jährlich die Integrationswoche veranstaltet, die europaweit die größte Event-Reihe zum Thema Integration ist. Zum eigentlichen Projekt, das am 25.4. stattfand, nämlich dem Österreichischen Integrationskongress: Dabei geht es vorrangig darum, Integration und Partizipation durch Begegnung, Austausch so wie Vernetzung zu stärken. Das heißt, der Kongress soll zur Versachlichung der Integrationsarbeit beitragen. Das ist natürlich für Sie eher ein Fremdwort! Es sollen neue Impulse für die Diskurse geschaffen werden, und die Ergebnisse dieser gemeinsamen Arbeit werden letztlich auf dem Integrationsgipfel, der am 12. September in der Hofburg stattfinden wird, vorgestellt. Geplant ist dabei eine Begegnung von Politik, migrantischen Organisationen, ReligionsvertreterInnen, Wirtschaft, Wissenschaft und den NGOs. Das ist eine gute und wichtige Möglichkeit, die Teilhabe von MigrantInnen und Community-Organisationen zu stärken, indem diese in den gesellschaftlichen Diskurs, und zwar auf Augenhöhe, einbezogen werden. Ziel von Integration, meine Damen und Herren, ist es, gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben zu ermöglichen, und wie in einer Einwanderungsgesellschaft gleichberechtigte Teilhabe auch ermöglicht werden kann, zeigt uns eben auch dieses Projekt. Dieses ist meines Erachtens wirklich sehr wichtig, weil daran gearbeitet wird, nachhaltige Lösungen zu finden, anstatt Ängste zu schüren, wie das die FPÖ sozusagen auf dem laufenden Band macht. Zu Caritas - Hilfe in Not: Auch das ist nichts Neues. Brunnenpassage und Stand 129 sind Orte der Begegnung zur Förderung des guten Zusammenlebens der BewohnerInnen in der Umgebung. Der Verein stellt in seiner Arbeit vor allem das Miteinander und den Zusammenhalt der Gesellschaft in den Mittelpunkt. Das heißt, kulturelle und soziale Teilhabe wird beispielhaft gelebt. Der Verein macht, wie bekannt, Angebote zum Abbau von Vorurteilen und bietet auf niederschwelligem Niveau Kunst- und Kulturprojekte an. Außerdem gibt es in diesem Rahmen auch die Möglichkeit, an Deutschkursen, Lerngruppen und Konversationskursen teilzunehmen. Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Verein stellt man auf einer Seite sicher, dass unterschiedliche Personen erreicht werden, und auf der anderen Seite, dass die Angebote von vielen, vielen Wienerinnen und Wienern angenommen werden können. Wien lebt von der Vielfalt der Menschen, ihrer Kultur, Sprachen, Lebensstile und Religionen. Diese Buntheit bereichert das Zusammenleben, aber sie erfordert natürlich Akzeptanz und Offenheit im Umgang miteinander. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung, die getrennt durchgeführt wird. Ich darf jene Damen und Herren, die der Postnummer 1 die Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand bitten. - Wird unterstützt von NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen ÖVP und FPÖ und ist somit mehrstimmig angenommen. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 2. Wer der Postnummer 2 seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von ÖVP, NEOS; SPÖ, GRÜNEN gegen die FPÖ, somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 8 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die 3. Gemeinderatssubventionsliste. Zu Wort ist niemand gemeldet. Wir kommen bei der Subventionsliste zu einer getrennten Abstimmung. Wer seine Zustimmung zur Subvention für Modern Society, Verein zur Förderung der politischen Bildung und Forschung im urbanen Raum, gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von ÖVP, SPÖ, GRÜNEN gegen NEOS und FPÖ und ist somit mehrstimmig angenommen. Wer für den Rest der Subventionsliste ist, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Beim Rest sehe ich die Einstimmigkeit. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlungen über die Geschäftsstücke 12, 13 und 14 der Tagesordnung, sie betreffen Subventionen an den Verein Wiener Stadtfeste, an das Stadtforum sowie an den Verein Stadtimpuls zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Woller, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Ernst Woller: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Weber. - Bitte schön. GR Thomas Weber (NEOS): Einen schönen guten Abend, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir verhandeln 3 Poststücke gemeinsam, Stadtfest: Subvention 406.000 EUR, Stadtforum: 59.000 EUR und Stadtimpuls: 436.000 EUR. Ich finde es gut, dass diese drei Themen gemeinsam verhandelt werden, denn für alle drei Themen gibt es eine gemeinsame Überschrift, und die Überschrift lautet: Parteinahe Vereine. Über das Thema parteinahe Vereine haben wir in der Vergangenheit ja schon im Zusammenhang mit dem Donauinselfest gesprochen. Bei der Debatte zum Donauinselfest haben Sie mir gesagt: "Daher können Sie sicher sein, dass jeder Euro Steuergeld ordentlich ausgegeben wird, und zwar für den Verwendungszweck, für den das Geld auch zur Verfügung gestellt ist, und auch ordentlich abgerechnet wird." Ein paar Tage, nachdem wir die Debatte hier geführt haben, haben wir im Rohbericht des Rechnungshofs zum Thema Kulturförderung im Zusammenhang mit "parteinahen Vereinen" gelesen, dass das anscheinend nicht so ist und dass es sehr wohl hier missbräuchliche Verwendung von Kulturförderungen gegeben hat. (Beifall bei den NEOS.) Das bringt mich jetzt auch schon zum Verein Wiener Stadtfeste, zu einem von den parteinahen Vereinen. Im Hinblick darauf entnehmen wir diesem Rohbericht, dass die Förderwürdigkeit seitens der MA 7 zuvor möglicherweise weder geprüft noch beurteilt wurde, dass die Verwendung der Fördermittel im Sinne des Förderzwecks nicht dokumentiert wurde und dass es seitens der MA 7 zumindest seit 2014 anscheinend auch keine Belegkontrollen gegeben hat. Das wundert mich, ehrlich gesagt, schon sehr! Wenn man nämlich mit Kunst- und Kulturschaffenden dieser Stadt spricht, dann hat man sehr wohl den Eindruck, dass die Fördermittelverwendung sehr genau dokumentiert und auch sehr genau abgerechnet werden muss. Und das bringt mich zu dem Schluss, dass hier offenbar mit zwei verschiedenen Maßen gemessen wird: Wenn es sich um einen parteinahen Verein handelt, gibt es einen politischen Willen, und offenbar gelten dann die Bedingungen nicht, die für alle anderen Kunst- und Kulturschaffenden in der Stadt gelten. Das halte ich für falsch, und zwar deshalb, weil ich meine, dass es eine Frage der Gerechtigkeit ist, dass wir alle Kunst- und Kulturschaffenden in dieser Stadt gleich behandeln! (Beifall bei NEOS und FPÖ.) Konkret zum Stadtfest: Der Rechnungshof bemängelt in dem Rohbericht, dass es Abweichungen von bis zu 47 Prozent zwischen den geplanten Ausgaben und den geförderten Aufgaben gibt und dass in einzelnen Jahren 406.000 EUR überhaupt nur mit 3 Belegen abgerechnet wurden. Auch das Stadtforum ist ÖVP-nah. Schaut man sich die Website an, die es mittlerweile gibt, dann findet man dort im Jahr 2019 nicht viel: Es gibt drei Überschriften, drei Projekttitel. Dahinter gibt es keine weiteren Informationen, keine Termine, nichts, was darauf hindeutet, was da eigentlich dahintersteckt. Betreffend Verein Stadtimpuls, bei dem es immerhin 436.000 EUR sind, kennen Sie unsere Kritik, dass hier nämlich mit einem zwischengeschalteten politischen Verein gearbeitet wird und 400.000 EUR parallel zur MA 7 vergeben werden. Wir haben in der Vergangenheit immer wieder aufgezeigt, wenn es um den rot-grün-schwarzen Förderproporz in dieser Stadt geht, und Sie können ganz sicher sein, dass wir das auch in Zukunft tun werden! Parteipolitik hat bei Förderungen, besonders bei Kulturförderungen, nichts zu suchen. Wien ist ohnehin eine Stadt, wo die Parteienförderung zu den höchsten der Welt gehören, und aus den genannten Gründen werden wir heute diesen drei Poststücken nicht zustimmen. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Bluma, und ich erteile es ihr. GRin Susanne Bluma (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Seit vielen Jahren kommen immer wieder die Vorwürfe der Parteiförderung bei der Vergabe von Subventionen an diese Vereine. (GR Christoph Wiederkehr, MA: Zu Recht!) Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mir diesmal wirklich genau überlegt, wie ich Ihnen das erklären kann. Ich versuche das jetzt mit einem persönlichen Beispiel. Vor 35 Jahren, als das erste Wiener Stadtfest veranstaltet wurde, war ich dabei. Ich war nicht deswegen dabei, weil ich irgendwie ÖVP-nahe war. Ich habe mich damals genauso ÖVP-nahe gefühlt wie heute, nämlich gar nicht, werte Kollegen und Kolleginnen von der ÖVP! Aber ich war damals eine sehr junge Wienerin, die in der Inneren Stadt unterwegs war - wie ich es heute auch noch mache -, und ich bin auf einen Platz gekommen, wo eine Bühne aufgebaut war. Es war ein wunderschöner Tag, ich kann mich erinnern: Es war sehr warm, viele Menschen waren vor der Bühne, und die Stimmung war urleiwand. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Ganz genau so! Bitte glauben Sie mir etwas ganz genau, werte Kolleginnen und Kollegen: Ich habe nicht gewusst, dass das ein ÖVP-Fest ist oder sein soll! Und die Zuschauerinnen und Zuschauer, die ZuhörerInnen und MitswingerInnen, die heute ein solches Stadtfest besuchen, die wissen das meiner Meinung nach auch nicht, weil es ihnen wurscht ist. Ich meine zum Begriff Parteinähe: Wenn Menschen einmal politisch tätig waren, sich offiziell zu einer Partei, welcher auch immer, bekennen, im Vorstand sind oder irgendwas mitorganisieren oder irgendetwas tun, dann darf das kein Ausschlussgrund sein! Das sage ich auch jedes Jahr hier: Nur weil ich mich politisch bekenne und im Internet vielleicht steht, dass ich Sozialdemokratin bin, lasse ich mir doch von Ihnen nicht verbieten, dass ich in einem Kulturverein mitarbeite! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich könnte jetzt auch sagen: Werte Kollegen und Kolleginnen von der Opposition! Merkt euch das einmal! - Das tue ich aber natürlich nicht. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das 35. Wiener Stadtfest - und das freut mich ganz besonders! - steht in diesem Jahr unter dem Motto "Raus aus der City, rein in die Bezirke und Grätzel!" Und damit geschieht genau das, was Rot und Grün mit dieser Kulturpolitik machen wollen: Raus in die Bezirke, rein in die Grätzel! - Ihr werdet doch nicht glauben, dass das eine Oppositionspartei macht? Das ist Rot-Grün! Das ist ein weiterer Beweis, dass das ganz weit weg ist von irgendeiner Parteienförderung, keine Frage. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das Stadtfest findet heuer nicht nur im 1. Bezirk statt, sondern an fünf Orten in den Außenbezirken. Ich hoffe, einer davon - denn das habe ich mir wirklich durch meine Rede verdient - ist Floridsdorf! Das würde ich mir sehr wünschen! Bei diesem Fest werden jungen Künstlerinnen und Künstlern Auftrittsmöglichkeit gegeben. Junge Künstlerinnen und Künstler werden gefördert, und das finde ich sehr gut. Kommen wir zum nächsten Verein, zum Stadtforum: Es ist dies eine kommunalpolitische Vereinigung für den städtischen Raum, die Modelle für eine bürgernahe Stadtgestaltung erarbeitet. Das Stadtforum hat eine sehr ansprechende Homepage, ich habe mir diese in den letzten Tagen angeschaut. Mir persönlich ist das ein bisschen zu Türkis. Aber dass man daraus eine Parteienfinanzierung ableitet, dagegen verwehre ich mich, liebe Kolleginnen und Kollegen! Nun zum Verein Stadtimpuls: Stadtimpuls macht seit vielen Jahren großartige Veranstaltungen, die zumindest ich regelmäßig besuche, und ich nehme an, Sie auch! Das Ziel ist es, Hochkultur mit Alltagskultur zu verbinden, und das geschieht auf wunderbare Art und Weise. Waren Sie alle schon beim Donaukanaltreiben? Das ist eine großartige Veranstaltung am Donaukanal. Dorthin kommen irrsinnig viele junge Menschen, die dort konsumieren oder die in konsumfreien Zonen sitzen und dort ein Picknick machen. - Das ist Wien! Das ist das Kulturleben in dieser Stadt, veranstaltet vom Verein Stadtimpuls. Der Gürtel Nightwalk: Ganz super, der ganze Gürtel ist Musik, wunderbar! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.) Gehen Sie hin! Oder gehen Sie zum Hafen Open oder zur Kriminacht. Das und vieles, vieles mehr sind Fixpunkte in meinem Kalender, und ich würde mir sehr wünschen, dass das auch Fixpunkte in Ihrem Kalender sind, denn dann würden wir uns dort treffen! Ich ersuche um Zustimmung. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Aigner, und ich erteile es ihm. (GR Anton Mahdalik: Das wird jetzt ein Highlight!) GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Wenn man lang genug in diesem Haus ist, bekommt man schon einiges Skurriles mit. Aber diese Rede, Frau Kollegin Bluma, ist wirklich an Skurrilität nicht mehr zu überbieten! (Beifall bei FPÖ und NEOS.) Als ehemaliger langjähriger ÖVP-Funktionär, der zwangsverpflichtet worden ist, sich im ÖVP-Outfit am Stadtfest zu zeigen, sage ich: Es ist wirklich ein Wahnsinn, sich herzustellen und zu behaupten, dass das Stadtfest nichts mit der ÖVP zu tun hat! (Beifall bei FPÖ und NEOS. - Heiterkeit, lebhafte Zwischenrufe, Rufe und Gegenrufe.) Ich darf Ihnen aber zu Ihrer persönlichen Beruhigung sagen, dass sich die Begeisterung der kleinen Funktionäre, sich dort hinzustellen, in engen Grenzen gehalten hat. Aber man musste das tun, denn die nächste Reihungssitzung war nicht fern, und das war wirklich ein "must have" und kein "nice to have". Jedenfalls kann man das aber wirklich nicht so stehen lassen, dass das Stadtfest nichts mit der ÖVP zu tun hat. Dazu hätte ich auch eine tatsächliche Berichtigung machen können! (Heiterkeit und Beifall bei FPÖ und NEOS.) Ich weiß schon, dass für Sie das Stadtfest das kleinere Übel ist! Sie geben den Schwarzen halt ein bisschen etwas, damit das Donauinselfest nicht in die Ziehung kommt! Aber es geht ja hier gar nicht um eine politische Debatte. Ich sage Ihnen ehrlich: Ich bin ein alter Brigittenauer, und ich gestehe: Ich bin auch ab und zu über die Floridsdorfer Brücke zum Donauinselfest gegangen. (Oh-Rufe bei der SPÖ.) Ich war ohne Zwangs-Outfit inkognito dort, und das ist eine tolle Veranstaltung, meine Damen und Herren, überhaupt keine Frage. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das hast du aber noch nie gesagt! - Heiterkeit.) Aber die SPÖ war immer viel netter zu mir als ihr! (Beifall bei der FPÖ.) Aber man muss halt schon sagen: Der Rechnungshof ist, glaube ich, sehr wohl eine Institution, die über den Dingen und auch über der Parteipolitik schwebt. Und was nicht geht, ist, dass einerseits kleine Vereine - das hat der Kollege von den NEOS sehr schön herausgearbeitet -, die 5.000 EUR bekommen, gequält und gepiesackt werden, andererseits im großen Stil ein paar Hundert Euro völlig egal sind. Das sagt nicht nur der Bundesrechnungshof, sondern das sagt beim Verein Stadtimpuls auch der eigene Wiener Stadtrechnungshof. Ich glaube, das ist ein grundsätzlicher Kritikpunkt: Das Donauinselfest ist eine tolle Sache. Aber warum macht das nicht die Stadt Wien als Stadt Wien? Warum muss das letztendlich über die Partei laufen? Ich meine: Partei und Stadt sind nicht eines, noch dazu, da die SPÖ jetzt auch nur mehr knapp über 40 Prozent der Stimmen hat! Ich glaube, das ist eine grundlegende Frage: Erfunden hat es die SPÖ. Das ist wie beim Ricola Kräuterzuckerl. Aber wenn es die Stadt dann im Endeffekt hauptsächlich macht, warum läuft das dann über die SPÖ? Da sollten Sie doch auch in sich gehen und die Dinge ein bisschen auseinanderhalten! Das ist eine tolle Sache, und das bringt der Stadt viel. Mittlerweile bin ich auch nicht mehr ganz der Jüngste, daher schaue ich es mir lieber in ORF III an, dort werden dann die Konzerte übertragen. Das ist eine tolle Sache, und es ist auch gar kein Problem, dass man hier auch Geld fließen lässt. Aber man muss Partei und Stadt sauber trennen! Das wird auch nicht besser, wenn jetzt die mächtigen Roten den Schwarzen ein bisschen etwas hinwerfen und sagen: Da habt ihr, gebt Ruhe und seid froh, dass wir euer Stadtfest verteidigen! - Das ist eigentlich nicht in Ordnung, und das ist auch unfair gegenüber den vielen kleinen Vereinen, die letztendlich viel Bürokratie über sich ergehen lassen müssen! (Beifall bei der FPÖ.) Frau Kollegin! Den Verein Stadtimpuls haben Sie nur so ein bisschen mitgenommen. Das ist schon eine Besonderheit! Wenn man weiß, wie nobel zurückhaltend unser Stadtrechnungshof ist, und wenn man das dann ein bisschen interpoliert, dann kann man feststellen, dass der Stadtrechnungshofbericht betreffend den Verein Stadtimpuls wirklich vernichtend ist! Da wird nämlich ein Verein gegründet, dessen Aufgabe darin besteht, kleine Initiativen zu sponsern. Gesponsert werden aber nur diejenigen, die mehr oder weniger selber im Kuratorium sitzen. Und wo tritt man dann auf? - Kollege Ebinger hat das jahrelang aufgezeigt: Als Mitsponsor bei Geschichten, wo die Wien Energie, die Wien Strom, die Stadt Wien, und so weiter noch dazu dabei sind. Im Endeffekt hat man sich da ein Subventionsparadies von hunderttausenden Euro, in dessen Rahmen man letztendlich an die eigenen Freunde und Freunderln verteilen kann. Dafür brauchen wir keinen Verein Stadtimpuls! Das soll die MA 7 selber machen! Das können Sie auch! Dafür braucht man keine zwischengeschalteten Vereine! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Ebinger, und ich erteile es ihm. (Amtsf. StR Peter Hacker: Willst du auch eine Einladung zum Donauinselfest?) GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Deswegen habe ich mich ja zum Wort gemeldet, Herr Stadtrat! Ich bin ja der Einzige! Ich bin schon länger hier im Parlament, und diese Donauinselfest-Party haben wir schon seit vielen Jahren. (GR Kurt Wagner: Ja, ja!) Wobei ich wie Kollege Aigner sage: Wir haben weder etwas gegen das Stadtfest - wir erkennen sogar, dass das Ganze von der ÖVP kommt - noch gegen das Donauinselfest. Mit diesen Subventionsgeldern bekommen aber immer auch Vereine wie zum Beispiel der Verein Wiener Kulturservice oder der Verein Wiener Stadtfeste einen gewissen Betrag. Fürs Donauinselfest, bei dem übrigens auch das 1. Mai-Fest dabei ist, bekommt der Verein Kulturservice eine Viertel Million einfach so, und auch für diverse Gemeindebau- und Grätzelfeste. Das ist es, was wir in Wirklichkeit ankreiden, denn dort steht klein Kulturservice und groß SPÖ, und zahlen tut es der Steuerzahler, wenn ihr eine Veranstaltung macht. Das betrifft nicht nur das Donauinselfest, denn beim Donauinselfest gibt es unzählige andere Sponsoren. Ich habe viele Jahre darüber gesprochen, deswegen wollte ich mich eigentlich gar nicht melden, denn auch wenn man etwa über das Stadtfest und über Stadtimpuls, und so weiter redet, dann ist das ja so, wie wenn man etwas in ein Plastiksackerl sagt: Jeder hört sich das an. Aber ich könnte das auch zu Hause meinem Spiegelbild sagen, denn es ändert sich sowieso nichts. Ich habe einmal mit Herrn Prof. Kopietz über die Millionen Besucher geredet, die dann als "Besuche" gelten, weil jede Bühne zählt extra, und so weiter. Wir haben darüber hin und her geredet, und das hat dazu geführt, dass der jetzige Bürgermeister mich einmal ganz offiziell durch das Fest geführt hat. Da haben wir zum Beispiel dich besucht. Ich kann mich erinnern, dass du ein bisschen erhöht mit dem 4. Bezirk gesessen bist. Dann waren wir im Ehrenzelt, und wir haben irgendwann einen Caipirinha getrunken. (GR Kurt Wagner: So etwas haben wir nicht gehabt!) Ich glaube, ich bin der Einzige, der von damaligen Stadtrat und jetzigen Bürgermeister offiziell geführt wurde. Das hat wohl ein bisschen genützt, denn man muss immer schauen, was die anderen machen. Es hat aber nichts dazu beigetragen, dass meine Fraktion ihr Abstimmungsverhalten geändert hätte. Dieses hat aber eben nichts mit dem dort stattfindenden Fest zu tun, sondern mit der damit verbundenen Weitergabe von Steuermitteln an parteinahe Vereine. Betreffend den Verein Stadtimpuls kann ich nur immer wiederholen: Dieser wurde auch gegründet, um kleinen Kulturschaffenden unproblematischen, schnellen Zugang zu Geldmitteln zu geben. Dann kam die Kritik im Rechnungshofbericht, weil dort außer dem Vorstand überhaupt niemand eine Chance hat, irgendein Projekt einzubringen. Der Vorstandsvorsitzende oder Generalsekretär war gleichzeitig Rechnungsprüfer. Vielleicht wurde das jetzt bereinigt, wie auch immer. Vielleicht gibt es jetzt eine Homepage, auf welcher man theoretisch einen Antrag stellen kann. Ich habe nie verstanden, warum die MA 7 einem Verein eine Förderung gibt, der damit zum Beispiel das Hafen Open Air - ich sage das immer wieder - sponsert. Sie sponsern es schon wieder! Diese Veranstaltung ist weder klein, noch handelt es sich um eine Organisation, die schnell und unkompliziert zu Geld kommen soll! Dorthin gehen 10.000 Leute pro Abend und hören sich das an. Daher ist es nicht notwendig, dass das der Verein Stadtimpuls sponsert, da doch gleichzeitig die MA 7 auch Sponsor ist! (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Doppelte Marie!) Es soll mir einmal einer logisch erklären - außer wir brauchen ein Gehalt für irgendjemanden -, warum Geld, das alles von der MA 7 kommt, über zwei verschiedene Stellen, die dann beide als Sponsoren aufscheinen, ausgegeben wird! Das ist völlig unlogisch, außer man möchte, wie gesagt, irgendwelche Leute hier in der Struktur mitbetreuen. Das ist die einzige vernünftige Erklärung, und deswegen sind wir hier dagegen. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Wer der Postnummer 12 seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von ÖVP, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und NEOS und ist somit mehrstimmig angenommen. Wir kommen zur Abstimmung der Postnummer 13. Wer dieser seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von ÖVP, FPÖ, SPÖ und GRÜNEN gegen NEOS und ist somit mehrstimmig angenommen. Wer der Postnummer 14 seine Zustimmung gibt, den darf ich ebenfalls um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von SPÖ und GRÜNEN gegen NEOS, ÖVP und FPÖ und ist somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt die Postnummer 17 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung für Literaturveranstaltungen. Zu Wort ist niemand gemeldet. Wir kommen gleich zur Abstimmung. Wer dieser Postnummer die Zustimmung erteilt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und ist somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt die Postnummer 20 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention einer ersten Rate an die Kunst im öffentlichen Raum GmbH. Ich darf den Berichterstatter, Herrn GR Dr. Schmid, ersuchen, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. - Bitte schön. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Sehr geehrte Damen und Herren! Zwei Sätze zu dieser späten Stunde betreffend unser Abstimmungsverhalten zu diesem Akt: Wir haben diesem Akt im Ausschuss zugestimmt, jetzt werden wir ihn aber ablehnen. Warum? - Prinzipiell sind wir nicht gegen diese Installation. Der Herr Bürgermeister hat jedoch in einer Aussendung am 2. April festgehalten, dass er diese Installation sehr wohl im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten des Roten Wien sieht, und das ist natürlich eine Vereinnahmung, die wir ablehnen werden. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet: Die Debatte ist geschlossen. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 20. Wer dieser Postnummer seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Wird unterstützt von NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen ÖVP und FPÖ und ist somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 21 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an die Demokratiezentrum Wien GmbH. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Schinner, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Katharina Schinner: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Weber. - Bitte. GR Thomas Weber (NEOS): Wir werden der Förderung natürlich zustimmen. Ich möchte auch hier ganz kurz die Möglichkeit ergreifen, einen Antrag zu stellen. Es geht um die 240.000 EU- Bürgerinnen und EU-Bürger, die ihren Hauptwohnsitz in Wien haben, die hier leben, arbeiten, ihre Steuern zahlen, und mit Stand heute von der aktiven und passiven Teilhabe am politischen Geschehen ausgeschlossen sind, weil sie kein Wahlrecht haben. Und das halten wir für falsch, das finden wir falsch auf dem Weg zu den Vereinigten Staaten von Europa, für die wir hier auch eintreten. Diese Menschen sollen auch die Möglichkeit haben, auf Gemeinde- und Landesebene ein Wahlrecht zu haben. Aus dem Grund möchte ich heute einen Beschlussantrag stellen, wonach die Wiener Landesregierung ersucht wird, an die Bundesregierung mit der Forderung heranzutreten, das Wahlrecht für alle EU-Bürgerinnen und EU- Bürger so zu erweitern, dass sie auch tatsächlich das aktive und passive Wahlrecht haben, es auf allen Ebenen ausgeübt werden kann, auf denen die jeweilige Person ihren Hauptwohnsitz hat. Von der Gemeinde über das Bundesland bis zur Europäischen Union und zu den nationalen Parlamenten sollen Unionsbürgerinnen und Unionsbürger dieses Wahlrecht haben, und diesen Antrag stelle ich hiermit. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zur Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka. Ich erteile es ihm. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! In aller gebotenen Kürze, mein Begehr ist ein sehr Ähnliches wie das des Vorredners. Wir werden dem Poststück unsere Zustimmung erteilen, aber eng mit direkter Demokratie, mit Bürgerbeteiligung verwandt, liegt uns ein Antrag am Herzen, nämlich ein Antrag zur Bürgerbeteiligung oder zur derzeitigen Scheinbürgerbeteiligung beim Radweg Linke Wienzeile. Ich möchte auch aus Zeiteffizienzgründen gar nicht so sehr ins Detail gehen, es ist eine sehr umfangreiche Begründung dabei, aber ich glaube, gerade auch die Bewohner des 6. Bezirks, von Mariahilf, haben sich verdient, von den Stadträtinnen und Stadträten dieser Stadt ernst genommen zu werden. Derzeit sieht es nicht danach aus, aber vielleicht gibt es noch ein Umdenken, es siegt die Vernunft und man wird die Bürger des Bezirks dort einbinden. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Huemer. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist sehr erfreulich, dass dem Poststück zugestimmt wird. Lassen Sie mich kurz erklären, um welches Poststück es sich überhaupt handelt. Wir sind hier bei der Wissenschaft gelandet. Das Demokratiezentrum ist ein außeruniversitäres Forschungsinstitut, das es in Wien seit 2000 gibt. Eine interdisziplinär arbeitende Institution, die drei Arbeitsfelder hat, zum einen die wissenschaftliche Forschung, dann die Vermittlung und auch die virtuelle Wissenszentrenfunktion, hier ein digitales Archiv bereitzustellen. Wie der Name Demokratiezentrum schon sagt, liegt der Fokus auf Demokratie, auf Demokratieentwicklung, auf verschiedene Formen von Beteiligung und Partizipation. Die VorrednerInnen haben ihre Anträge, die ja nicht wirklich wissenschaftsspezifisch sind, damit begründet und sie in dieser Geschäftsgruppe eingebracht. Sie würden aus meiner Sicht natürlich eigentlich thematisch woanders hingehören, aber soll so sein. Jedenfalls arbeitet das Demokratiezentrum sehr breit und sehr umfangreich und hat mit der Digitalisierung auch einen Fokus speziell auf Jugendliche. Medienkompetenz ist dort ein wichtiges Thema, wie kann man Fake News erkennen, beispielsweise, auch internationale Kooperationen pflegt das Demokratiezentrum. Zur Zielgruppe gehören nicht nur Jugendliche, aber speziell Jugendliche und Schülerinnen und Schüler, und natürlich ist mit der Aufbereitung von Unterlagen auch das Lehrpersonal an Schulen eingeladen, die Materialien zu nützen. Ich kann Sie alle nur einladen, sich die Website vom Demokratiezentrum anzuschauen. Wir hatten ja heute die Debatte zu 100 Jahre Frauenwahlrecht, auch dazu gibt es ein Working Paper, das mit der Geschlechtergeschichte und Geschlechterpolitik genau dieses Thema aufbereitet, sehr leicht zu verstehen, sehr umfangreich und informativ. Die vielen Themenfelder spannen sich von Liquid Democracy bis hin zur Erwachsenenbildung. Das Demokratiezentrum ist aus meiner Sicht eine sehr spannende Forschungsinstitution und die 100.000 EUR, die wir dieser Institution für die umfangreichen Themenfelder und Aufgaben per Subvention durch den heutigen Akt zukommen lassen wollen, sind absolut gerechtfertigt. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Schmid. Ich erteile es ihm. GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Ich werde in der gebotenen Kürze zu vorgerückter Stunde jetzt kein Kolloquium zu demokratietheoretischen Fragen halten - obwohl sich das natürlich am Vorabend des 1. Mai auch anbieten würde -, aber lassen Sie mich ein paar Sätze zum Thema Demokratiezentrum sagen, wie es auch die Vorrednerin getan hat. Wir haben hier eine außeruniversitäre wissenschaftliche Einrichtung, die von hervorragenden Persönlichkeiten mit entsprechender wissenschaftlicher Reputation im In- und im Ausland getragen wird. Wir haben hier eine Reihe von Förderern, die zu den bedeutendsten Förderern unseres Landes gehören, öffentliche Einrichtungen, wirtschaftliche Einrichtungen, Gebietskörperschaften. Wir haben ein Themenportfolio, das sich sehen lassen kann, von Forschungsarbeiten zu den Bereichen Demokratie, Europawahl, zum Bereich Partizipation und wesentliche methodische und didaktische Beiträge für das Bildungswesen, vor allem für den Aufbau einer Wissensgesellschaft, die dem Grundsatz der Demokratie verbunden ist. Das passiert über Projekte, das passiert über Studien, das passiert über die Entwicklung von Materialien, das passiert über Stellungnahmen und Projekte, in die möglichst viele Menschen, auch junge Menschen eingebunden sind. Nachdem der große französische Staatsmann Herriot einmal gesagt hat, die Demokratie sichert man am besten dadurch, indem man sie ununterbrochen in Bewegung hält, kann ich nur an Sie appellieren, dem Antrag auch die Zustimmung zu erteilen. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Aigner, und ich erteile es ihm. (GR Mag. Josef Taucher: Jetzt kommt die nächste Offenbarung!) GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Na ja, also offenkundig sind manche Absprachen bezüglich Streichungen und Nichtmeldungen nicht mit den Richtigen gemacht worden. Ich möchte schon noch zum Antrag der NEOS sprechen, denn wir haben es heute mit einem Angriff auf unser Wahlrecht zu tun. Das hat in der Früh bei den GRÜNEN begonnen, als sich die Frau Dr. Kickert hinstellte und sagte, wir sind keine echte Demokratie, weil nicht jeder, der bei uns wohnt, wählen darf. Und ganz ehrlich, meine Damen und Herren, das ist ein Kernbereich der staatlichen Souveränität, das ist ein Kernbereich unseres Selbstverständnisses und über das muss man auch diskutieren. (Beifall bei der FPÖ.) Dass unser System, in das von der ganzen Welt über tausende Kilometer Menschen herflüchten, jetzt auf einmal nicht demokratisch sein soll, nur weil nicht jeder, der ein paar Monate hier seinen Wohnsitz hat, wählen darf, das glaube ich einfach nicht und das kann man hier nicht einfach so stehen lassen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Und für die NEOS: Das gilt auch für die EU-Bürger mit der EU. Schauen Sie sich doch einmal die heutige EU an, zusammengewürfelt, immer größer geworden. Einer der Kernbereiche der EU sind die Benelux-Staaten, die geographisch und historisch aufs Engste verbunden sind. Eigenartigerweise denken die Benelux-Staaten nicht daran, sich zu einer staatlichen Einheit zusammenzuschließen. Ein Kleinstaat wie Luxemburg ist - wie böse Zungen sagen - eine bessere Briefkastenfirma. Ich gehöre nicht zu diesen bösen Zungen (Ah-Rufe bei der SPÖ.), aber die denken nicht daran, ihre staatliche Souveränität aufzugeben, obwohl sie historisch und geographisch aufs Engste verbunden sind. Und das Schengen-Abkommen, das eigentlich mit der EU ursprünglich gar nichts zu tun hatte - es war ein außerhalb des EU-Rechts stehendes völkerrechtliches Abkommen -, hat genau dort seinen Ursprung. Und Ihr neuer Freund, der Herr Macron - na, das schaue ich mir an, ob der Herr Macron seine staatliche Souveränität aufgibt -, der denkt nicht daran, den EU-Sicherheitsratssitz an die EU abzutreten. Also bevor Sie von den Vereinigten Staaten von Europa philosophieren, fangen Sie einmal in Ihrem eigenen kleinen Bereich an, nachzudenken, ob das die Menschen wirklich wollen. Und die Menschen wollen keine UdSSR auf EU, die UdSSR ist gescheitert, und eine EU, die auf UdSSR tut, wird genauso scheitern. (Beifall bei der FPÖ.) Daher ist eine europäische Zusammenarbeit wichtig, wobei man ja nicht den Fehler machen darf, Europa auf die EU zu reduzieren. Es gibt auch ein Europa außerhalb der EU, und die EU war auch nicht immer dieses unsympathische juristische Konstrukt aus 1.000 Richtlinien und Verordnungen, an die sich manche halten und manche eben nicht halten. Unsere Lieblingsnachbarn im Norden, die pfeifen was auf die Ausländerdiskriminierung, die machen eine Ausländermaut, machen sich das im Vorfeld mit der Kommission aus und pfeifen auf alles. Und wir fürchten uns schon präventiv, wenn wir das Gleiche in anderen Bereichen machen. Da sieht man nämlich, wie weit es mit der innereuropäischen Solidarität her ist: Die Großen machen, was sie wollen, und die Kleinen sollen kuschen. Und dafür brauchen wir keine EU, das können wir selber auch machen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Wo ist die europäische Solidarität bei den Steuern? Jetzt sage ich es in Richtung der SPÖ: Welche Staaten locken die Konzerne an? Wie gesagt, Luxemburg ist eine Briefkastenfirma. Ja, warum? Weil jeder, der dort einen Briefkasten aufmacht, keine Steuern zahlt! So schaut es aus. Zypern, und so weiter, das sind alles Briefkastenfirmen. Das ist alles das EU-Recht, das gibt das EU-Recht her, und der EuGH hält relativ den Mund, wenn es um so etwas geht. Da ist also noch viel intern zu tun, bevor wir darüber nachdenken, das Ganze noch enger zusammenzuschließen. Das Wahlrecht ist eine Errungenschaft der europäischen Staaten, die sich aus freien Stücken zu dieser EU zusammengeschlossen haben. Und wenn man hineingeht, muss man auch irgendwie herauskommen können. (Ah- Rufe und Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Wir wollen keinen Superstaat, das funktioniert auch nicht, wir wollen einen Staatenverbund, der die europäische Rolle auf der weltweiten Ebene sicherstellt, ohne zu einem unsympathischen Superstaat zu werden. Die Basis des Staates sind seine Bürger, und die Bürger wollen ihre Sprachen behalten, die Bürger wollen ihre Kultur behalten, und die Bürger wollen ihre staatliche Souveränität behalten. Daher reden wir nicht von einem Superstaat, sondern von einem Europa der Vaterländer, und daher brauchen wir kein EU-Wahlrecht für EU-Bürger und für andere auf allen Ebenen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau GRin Dr. Kickert zu Wort gemeldet. - Bitte schön. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Vorsitzende! Ich berichtige tatsächlich, dass ich niemals, weder heute in der Früh noch bei irgendeiner anderen Wortmeldung behauptet hätte, die Demokratie wäre in irgendeiner Weise falsch, weil sie bestimmte Personen vom Wahlrecht ausschließt. Ich würde zusätzlich zur tatsächlichen Berichtigung sehr darum ersuchen, dass, falls man mich schon zitiert, doch bitte so knieweich sein sollte, mich richtig zu zitieren. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 21. Wer dieser die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das wird unterstützt von ÖVP, NEOS, SPÖ, GRÜNEN gegen die FPÖ und ist somit mehrstimmig angenommen. Es liegen uns zwei Beschluss- und Resolutionsanträge vor. Ein Antrag von NEOS, betreffend Landtags- und Gemeinderatswahlrecht für EU-BürgerInnen in Wien. Es wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das wird nur von den AntragstellerInnen unterstützt gegen ÖVP, FPÖ, SPÖ und GRÜNE und ist somit abgelehnt. Beschlussantrag, Die neue Volkspartei, betreffend Bürgerbeteiligung Radweg Linke Wienzeile. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das wird unterstützt von ÖVP, NEOS, FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE und hat somit nicht die erforderliche Mehrheit. Die Tagesordnung für heute ist erledigt. Ich wünsche einen schönen Abend und vor allem einen schönen 1. Mai. (Beifall bei der SPÖ.) (Schluss um 22.05 Uhr.) Gemeinderat, 20. WP 30. April 2019 51. Sitzung / 2