Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 20. Wahlperiode 38. Sitzung vom 25. und 26. Juni 2018 (1. Sitzungstag vom 25. Juni 2018) Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Nachruf auf Ersten Landtagspräsidenten a.D. und amtsführenden Stadtrat a.D. Ing. Fritz Hofmann S. 3 3. Mitteilung des Einlaufs S. 3 4. Mandatsverzicht Barbara Teiber, MA, Angelobung Mag. Michael Aichinger S. 3 5. 417875-2018-GFW; MA 5, P 1: Rechnungsabschluss der Bundeshaupt- stadt Wien für das Jahr 2017 Berichterstatter Amtsf. StR KommR Peter Hanke S. 4 Allgemeine Beratung des Rechnungsab- schlusses Wien 2017 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES S. 7 StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM S. 9 GR David Ellensohn S. 11 VBgm Dominik Nepp, MA S. 15 GR Christian Oxonitsch S. 17 GR Christoph Wiederkehr, BA S. 19 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 21 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 22 GR Anton Mahdalik S. 24 GRin Barbara Novak, BA S. 26 GRin Ingrid Korosec S. 29 StR DDr. Eduard Schock S. 30 StRin Ursula Schweiger-Stenzel S. 33 Beratung der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internatio- nales Rednerinnen bzw. Redner: GR Markus Ornig, MBA S. 35 GR Mag. Manfred Juraczka S. 37 GRin Mag. Barbara Huemer S. 39 GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 40 GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely S. 42 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 44 GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger S. 46 GR Peter Kraus, BSc S. 47 GR Rudolf Stark S. 48 GR Friedrich Strobl S. 50 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 51 GR Mag. Dr. Alfred Wansch S. 52 GRin Katharina Schinner S. 53 GRin Brigitte Meinhard-Schiebel S. 54 GR Klaus Handler S. 55 GR Jörg Neumayer, MA S. 56 GR Mag. Wolfgang Jung S. 57 GR Peter Florianschütz S. 60 Amtsf. StR KommR Peter Hanke S. 62 Beratung der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen Rednerinnen bzw. Redner: GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 62 GR Dr. Wolfgang Ulm S. 64 GR Mag. Christoph Chorherr S. 66 GR Mag. Günter Kasal S. 68 GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 69 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 71 GRin Sabine Schwarz S. 72 GRin Mag. Barbara Huemer S. 73 GRin Elisabeth Schmidt S. 76 GRin Barbara Novak, BA S. 77 GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz S. 79 GR Peter Florianschütz S. 81 GRin Mag. Birgit Jischa S. 82 GR Michael Niegl S. 83 GR Stefan Berger S. 85 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 87 GR Georg Niedermühlbichler S. 91 Amtsf. StRin Kathrin Gaál S. 93 Beratung der Geschäftsgruppe Bildung, Integration, Jugend und Personal Rednerinnen bzw. Redner: GR Christoph Wiederkehr, BA S. 94 GRin Sabine Schwarz S. 96 GR David Ellensohn S. 98 GR Armin Blind S. 100 GR Heinz Vettermann S. 104 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 106 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 107 GRin Mag. Faika El-Nagashi S. 109 StR Maximilian Krauss S. 110 GRin Safak Akcay S. 111 GR Peter Kraus, BSc S. 112 GR Leo Kohlbauer S. 113 GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 114 GR Dr. Wolfgang Aigner S. 116 GR Mag. Marcus Gremel S. 119 Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 121 Beratung der Geschäftsgruppe Soziales, Gesundheit und Sport Rednerinnen bzw. Redner: GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 123 GRin Ingrid Korosec S. 125 GRin Brigitte Meinhard-Schiebel S. 127 GR Dr. Günter Koderhold S. 128 GRin Gabriele Mörk S. 131 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 133 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 133 GRin Birgit Hebein S. 135 GRin Lisa Frühmesser S. 136 GR Christian Deutsch S. 137 GRin Angela Schütz S. 138 GRin Dr. Claudia Laschan S. 140 GR Mag. Martin Hobek S. 141 GR Peter Florianschütz S. 142 GR Dietrich Kops S. 143 GRin Dr. Claudia Laschan (tatsächliche Berichtigung) S. 145 GRin Veronika Matiasek S. 145 Amtsf. StR Peter Hacker S. 145 Ordnungsruf an GRin Mag. Faika El-Nagashi S. 110 Ordnungsruf an GR Leo Kohlbauer S. 110 Ordnungsruf an GR Mag. Wolfgang Jung S. 149 (Beginn um 9.04 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen gu- ten Morgen! Ich darf alle bitten, die Plätze einzunehmen. Recht herzlich willkommen zur 38. Sitzung des Wie- ner Gemeinderates. Die Sitzung des Gemeinderates ist eröffnet. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kol- leginnen und Kollegen! Leider hat uns dieser Tage die traurige Nachricht er- reicht, dass Herr Stadtrat i. R., Herr Landtagspräsident i. R., Herr Ing. Fritz Hofmann, am 31. Mai im 91. Lebens- jahr verstorben ist. Fritz Hofmann hat die Bundesgewer- beschule für Hochbau besucht und hat 1947 den Dienst in der Stadt Wien angetreten, wo er im Bereich der Stadtplanung, des Wohnbaus und des Kleingartenwe- sens aktiv war. Gleichzeitig hat sich Fritz Hofmann auch politisch in Floridsdorf sehr aktiv gezeigt und ist 1945 den Roten Falken und der SJ beigetreten und wurde bereits 1949 in den Bezirksvorstand der SPÖ-Floridsdorf gewählt. Er war auch von 1962 bis 1990 Vorsitzender der Bezirksorganisation Floridsdorf. Neben vielen politi- schen Tätigkeiten innerhalb der SPÖ, unter anderem auch als Sekretär der Landesorganisation Wien, war er auch zwei Jahre stellvertretender Obmann der Wiener SPÖ und in einigen Nebenorganisationen auch aktiv wie bei der Jungen Generation, Vorsitzender des kommunal- politischen Referats der SPÖ und Präsident der karitati- ven Organisation Volkshilfe. 1963 wurde Fritz Hofmann erstmals in den Wiener Landtag und Gemeinderat gewählt. Er wurde 1969 Amts- führender Stadtrat für Stadtplanung und übte diese Funk- tion bis 1976 aus. 1976 hat es dann ja mit dem Einsturz der Reichsbrücke ein Ereignis gegeben, wo Fritz Hof- mann die politische Verantwortung übernommen hat, obwohl es eigentlich eine Bundeskompetenz ist, Brücken zu erhalten, damals zumindest gewesen war, und da- mals seine Funktion zurückgelegt hat. Er ist dann als Klubobmann in die SPÖ-Fraktion gewechselt und war dies vom 1977 bis 1981. 81 wurde er dann wieder zum Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Planung und Stadtentwicklung gewählt. Diese Funktion hat er dann bis Dezember 1987 innegehabt. Von Dezember 1987 bis 1991 war Fritz Hofmann Erster Präsident des Wiener Landtages. Fritz Hofmanns Wirken in der Stadt Wien war vor al- lem sehr, sehr wesentlich. Er war ein wesentlicher kom- munalpolitischer Architekt Wiens in den 60er bis 80er Jahren. Ich möchte nur ein paar Punkte erwähnen, die unter seiner Ägide und mit seiner Mithilfe entstanden sind. Zukunftsweisende städtebauliche Vorhaben sind sehr eng mit seinem Namen verbunden und tragen auch seine Handschrift, unter anderem der Hochwasserschutz und das Freizeitprojekt Neue Donau, die Neue Donauin- sel sozusagen. Dann die Forcierung des U-Bahn-Baues, Festlegen des Netzplanes, Bau der Südosttangente, der Donauuferautobahn, des Konferenzzentrums, die Fuß- gängerzonen Kärntner Straße, Favoritenstraße. Aber auch spektakuläre Wohnbauanlagen wurden damals während seiner Planungstätigkeit gemacht, wie etwa das Hundertwasserhaus. Fritz Hofmann hat sich auch sehr um das Gemein- wesen angenommen und war auch als Präsident des heute genannten Verbandes der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft lange Jahrzehnte aktiv und hat hier wesentlich zum Wohle der Daseinsvorsorge und der kommunalen Verwaltungen in Wien und in anderen Städ- ten beigetragen. Ich darf Sie bitten, sich für eine Minute des Geden- kens kurz zu erheben. (Alle Anwesenden stehen auf.) Ich danke recht herzlich. Die normale Sitzung sieht jetzt vor, dass ich die Ent- schuldigungen vorlese: GR Al-Rawi ist dienstlich verhin- dert. Die Gemeinderäte Baron, Seidl sind krank. GR Woller ist auf Dienstreise und GR Mag. Dr. Wansch ist bis Mittag dienstlich verhindert. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung be- kannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen 14, des ÖVP-Klubs der Bundes- hauptstadt Wien 14 und des NEOS-Rathausklubs 3 schriftliche Anfragen eingelangt sind. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen 8 Anträge eingelangt. Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt. Frau Barbara Teiber hat mit Ablauf des 20. Juni auf die Ausübung ihres Mandates im Gemeinderat der Stadt Wien verzichtet. Der Herr Bürgermeister hat gemäß § 92 der Wiener Gemeinderatswahlordnung auf das dadurch frei gewordene Mandat Herrn Mag. Michael Aichinger in den Gemeinderat berufen. Gemäß § 19 der Wiener Stadtverfassung ist das Gemeinderatsmitglied anzugelo- ben. Ich bitte die Schriftführerin, Frau Kickert, die Gelöb- nisformel zu verlesen und das neue Gemeinderatsmit- glied, auf meinen Aufruf das Gelöbnis mit den Worten "Ich gelobe." zu leisten. Ich bitte um Verlesung der Ge- löbnisformel. (Alle Mitglieder des Gemeinderates stehen auf.) Schriftführerin GRin Dr. Jennifer Kickert: "Ich gelobe der Republik Österreich und der Stadt Wien unverbrüch- liche Treue, stete und volle Beachtung der Gesetze sowie gewissenhafte Erfüllung meiner Pflichten." Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr GR Mag. Michael Aichinger. GR Mag. Michael Aichinger (SPÖ): Ich gelobe. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich gratuliere recht herzlich. Damit ist die Angelobung vollzogen. Herz- lich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Ich habe noch weitere Entschuldigungen bekommen. Frau Kollegin Matiasek und Herr Kollege Haslinger sind zwischen 12.30 Uhr und 14.30 Uhr dienstlich verhindert und Frau Matiasek ist von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr ver- hindert. Postnummer 1 der Tagesordnung betrifft den Rech- nungsabschluss der Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 2017. Für die Beratung und Erledigung des Rechnungs- abschlusses schlage ich folgende Vorgangsweise vor: Nach einem einleitenden Referat von Herrn Amtsf. StR KommR Peter Hanke erfolgt die Allgemeine Beratung des Rechnungsabschlusses und im Anschluss daran die Debatte über die Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales. Voraussichtlich am Dienstag dieser Woche nach dem Schlusswort des Be- richterstatters wird über die Anträge zum Rechnungsab- schluss und zum Inventar abgestimmt werden. Wird gegen diese Vorgangsweise ein Einwand erho- ben? - Ich sehe, das ist nicht der Fall. Ich bitte daher den Berichterstatter, Herrn Amtsf. StR KommR Hanke, die Verhandlungen über die Postnum- mer 1, den Rechnungsabschluss 2017, einzuleiten. Berichterstatter Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Einen schönen guten Morgen von meiner Seite! Es ist mir eine große Freude und Ehre, heute das erste Mal zu Ihnen sprechen zu dürfen. Ich bin nun seit ziemlich genau einem Monat Finanzstadtrat dieser wun- derschönen Stadt. Manchmal ist es durchaus sinnvoll, selbst ins kalte Wasser zu springen. Und so macht es auch Sinn, dass meine erste Rede hier im Wiener Ge- meinderat gleich dem Rechnungsabschluss 2017 gilt, den ich Ihnen heute im Namen der Wiener Stadtregie- rung vorlegen darf. Eines darf ich Ihnen gleich vorweg- schicken: Es ist ein gutes Gefühl, für eine Zwei-Millionen- Stadt die Verantwortung im Finanzbereich zu überneh- men. Schließlich arbeiten wir alle für eine der anerkann- testen, besten Städte der Welt. Ich verspreche Ihnen und den Wienerinnen und Wienern, mein Bestes zu geben und meine Erfahrung aus der Wirtschaft für eine positive Entwicklung dieser Stadt einzusetzen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wie gewohnt diskutieren wir in den kommenden Ta- gen auch den Rechnungsabschluss der Unternehmun- gen und legen im Sinne konsequenter Transparenz, die wir seit Jahren immer weiter ausbauen, heuer erneut einen Finanzschulden- und einen Subventionsbericht für 2017 vor. Mit der Gemeinderatsdebatte zum Rech- nungsabschluss ziehen wir auch das in Zahlen gegosse- ne Fazit über unsere gemeinsame Arbeit des letzten Jahres. Die Finanzen der Stadt Wien sind eine hoch- komplexe Materie, die hier in diesem Haus mit Bedacht, mit Seriosität sachlich, aber durchaus auch leidenschaft- lich diskutiert werden und auch diskutiert werden sollten. Es geht hier immer um das Kernstück unserer Politik und der Entwicklung unserer Stadt. Deshalb freue ich mich auf eine kontinuierliche, konstruktive und vor allem auch offene Debatte und eine intensive Auseinandersetzung mit den Zahlen des vergangenen Jahres. Das erwarten sich die Wienerinnen und Wiener von uns, denn immer- hin ist es Steuergeld, unser aller Steuergeld, das wir hier verwalten und investieren. Erlauben Sie mir ganz persönlich, bevor ich inhaltlich eingehe, noch zwei kurze Feststellungen: Ich habe in den vergangenen vier Wochen viele Menschen hier kennen gelernt. Ganz eng zusammengearbeitet habe ich natürlich mit der Finanzverwaltung. Und dieses Team, das hier seit Langem arbeitet, arbeitet wirklich auf höchs- tem Niveau. Ich möchte einen Mann hier besonders hervorstreichen, der natürlich stellvertretend für sein Team steht: Dietmar Griebler, der Finanzdirektor dieser Stadt. Ich danke dir für diese letzten Wochen intensivster Zusammenarbeit, die auch für mich den fachlichen Ein- stieg in die Materie natürlich erleichtert hat. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich möchte mich aber auch als Zweites ganz persön- lich bei meiner eigenen Fraktion bedanken. Es tut gut, gemeinsam das Gefühl zu haben, hier wohlwollend auf- genommen zu werden und möglichst schnell die Dinge und Herausforderungen, die uns in den nächsten Jahren begleiten werden, in Angriff zu nehmen. Es ist mir aber auch wichtig, dass ich diese Ansage an alle Fraktionen sende, denn es ist durchaus auch in diesen vier Wochen gelungen, in einigen Sachfragen eine gemeinsame Sichtweise zu entwickeln. Für diese Offenheit und für diese gemeinsame Sichtweise, die selbstverständlich nicht selbstverständlich ist, möchte ich mich bei Ihnen ebenfalls bedanken und hoffe auch, dass dieser Stil einer ist, der uns in diesen nächsten Jahren verbinden möge. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich erlaube mir, die folgende Redezeit unter das Mot- to zu stellen: "Neue Zeiten sind angebrochen, ein neuer Kurs kann eingeschlagen werden." Der Rechnungsab- schluss 2017 ist geprägt vom Kampf gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise und von den Kosten der Flüchtlings- und Migrationsströme der letzten Jahre. Er zeigt aber auch eines ganz klar: Die Anstrengungen und der Auf- wand waren nicht umsonst. Wien hat seine Hausaufga- ben gemacht, sich der Krise entgegenzustemmen, und die Herausforderungen bewältigt. Ich stehe zur Strategie der vergangenen Jahre. In Zeiten, in denen das Wirt- schaftswachstum niedrig ist, müssen wie investieren, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, wenn nötig auch fremdfinanziert. Damit stand Wien jedoch nicht alleine da. Das war eine Herausforderung, vor der so gut wie alle europäischen Hauptstädte in dem letzten Jahrzehnt standen. Es ging darum, die Folgen der Finanzkrise, den dadurch bedingten Rückgang des Wirtschaftswachstums und den Problemen am Arbeitsmarkt offensiv zu begeg- nen. Viele europäische Städte hatten zudem die Heraus- forderungen durch den extrem starken Migrationsdruck und durch die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Wien war und ist da keine Ausnahme. Die Städte in ganz Europa saßen im selben Boot und haben durchaus unterschied- lich darauf reagiert. Ich meine, Wien hat diese Heraus- forderungen mit großer Kraftanstrengung gut gemeistert. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN) Jetzt hat aber auch eine neue Periode begonnen. Ich habe den Bereich für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisie- rung und Internationales vor ziemlich genau vier Wochen in einer Phase des Konjunkturaufschwungs übernom- men. Die aktuellsten WIFO-Prognosen bescheinigen für das letzte und das heurige Jahr ein hohes Wirtschafts- wachstum von etwa 2,5 Prozent per anno. Meine Aufga- be ist nun eine andere. Wir werden den Aufschwung nutzen, um Schulden abzubauen, vernünftige Reformen einzuleiten, die gesamte Struktur nach Effizienzpotenzia- len zu durchforsten. Selbstverständlich werden wir wei- terhin auf hohem Niveau gezielt investieren. Diese Inves- titionen werden Wachstum schaffen und damit Beschäf- tigung bringen. Es geht um einen ausgewogenen Mix bei Einnahmen und Ausgaben, bei Investitionen und Einspa- rungen, bei Finanzierungen aus eigener Kraft und aus Fremdmitteln, der auch den notwendigen Sparkurs zu- lässt, um in der Lebensqualität und in den Zukunftsthe- men der Stadt wie Bildung, Familien, Wirtschaft, Soziales und Gesundheit auch in Zukunft intensiv zu investieren. Eines ist dabei für mich entscheidend: Bei allem, was wir tun müssen, haben wir darauf zu achten, dass einerseits meine Generation nicht auf Kosten der jungen Menschen leben darf, andererseits dürfen aber auch nicht jene Menschen, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben, jetzt durch Leistungskürzungen bestraft werden. Wir haben bei unserem Kurs generationsübergreifend zu denken und zu handeln. Es geht um die Wienerinnen und Wie- ner, die jetzt und in den nächsten Jahrzehnten in unserer Stadt leben. Das wird meine neue Aufgabe in den kom- menden Jahren sein. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Maßvolle Neuverschuldung, Konsolidierungspfad deut- lich übererfüllt. Sehr geehrte Damen und Herren! Nun kommen wir zu einem Thema, das medial wie politisch sehr intensiv diskutiert wird. Ich will hier gleich zu Beginn mit einer politisch-medialen Mär aufräumen. Wien ist eine der am geringsten verschuldeten Großstädte Europas. Im Öster- reichvergleich liegen nur das in der Dimension nicht mit uns vergleichbare Vorarlberg, der internationale Winter- tourismus-Hot-Spot Tirol und das sehr industriell gepräg- te Oberösterreich vor uns. Der Schuldenstand der Stadt Wien zum 31.12.2017 beträgt im Kernhaushalt Wiens rund 6,4 Milliarden EUR. Das sind Pro-Kopf-Schulden in der Höhe von etwa 3.400 EUR, nicht ganz doppelt so hoch wie unsere Nachbarn aus Niederösterreich ver- schuldet sind. Als Stadt, die international auf den Welt- märkten tätig ist, müssen wir uns zur besseren Verortung auch mit internationalen Beispielen vergleichen. Oft fällt ja, wie auch kürzlich, der Vergleich mit anderen deut- schen Großstädten. Der Berliner Finanzsenat beziffert den eigenen Pro-Kopf-Schuldenstand mit rund 16.500 EUR. Das Statistische Bundesamt verzeichnet in Ham- burg beispielsweise eine Pro-Kopf-Verschuldung von 17.400 EUR. Diese Vergleiche sagen aber vor allem eines: Beschreibungen über den Ist-Zustand. Ich will jedoch meine Aufgabe so verstehen, dass die Zukunft dieser Stadt aktiv zu gestalten ist. Dafür braucht es auch weiterhin stabile und solide Finanzen. Das ist die beste Basis dafür, dass die Wienerinnen und Wiener Vertrauen in eine stabile Entwicklung unserer Stadt und eine gute Zukunft haben werden. Dafür haben wir im Finanzressort bereits vor zwei Jahren rechtzeitig Sorge getragen. Als das Wirtschaftswachstum langsam angezogen ist, defi- nierte und beschloss der Wiener Gemeinderat mit dem Voranschlag 2017 einen Konsolidierungspfad für Wien. Dieser sieht vor, dass im Jahr 2020 ausgeglichen bilan- ziert, budgetiert und auch abgeschlossen werden soll. Das bedeutet, dass die Verschuldung in Prozent der Wirtschaftsleistung ab 2019 wieder sinkt. Für das Jahr 2017 war das vordefinierte Ziel, einen Schuldenstand von 6,56 Milliarden EUR nicht zu überschreiten. Dieser Wert wurde gegenüber dem Plan deutlich verbessert, und zwar um rund 150 Millionen EUR. Damit sehen Sie, der Konsolidierungspfad ist ein seriöser Plan, den wir nur nicht nur einhalten, sondern auch übererfüllen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das ist seriöse, professionelle und umsichtige Budgetpolitik. Wirtschaftsentwicklungen erkennen, dem- entsprechend gegensteuern, das muss aber umsichtig und darf nicht mit Ho-Ruck-Aktionen passieren. In Zei- ten, in denen das Wirtschaftswachstum nicht sicher über mehrere Jahre hoch ist, würde ein rigoroser Sparkurs dazu führen, das Wirtschaftswachstum abzuschwächen. In wirtschaftlich guten Zeiten wird Wien, wie auch in der Vergangenheit, Schulden zurückführen. Die Vorzeichen dafür stehen gut. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das hohe Wirtschaftswachstum schlägt sich erfreulicherweise auch am Wiener Arbeitsmarkt nieder. Kaum ein Arbeitsmarkt ist auf Grund seiner Struktur so dynamisch wie unserer. Und kaum ein Arbeitsmarkt war in den letzten Jahren und Jahrzehnten einem solchen Strukturwandel unter- worfen wie jener Wiens. Nichtsdestotrotz zeichnet sich bereits seit Monaten ab, dass unsere Qualifizierungs- maßnahmen und unsere Investitionen gemeinsam mit der Steuerreform des Bundes nun langsam ihre Wirkung entfalten. Im Mai verzeichneten wir erstmals über 850.000 beschäftigte Wienerinnen und Wiener. Noch nie zuvor fanden so viele Menschen Arbeit in unserer Stadt. Das sind 52.000 mehr Personen in Beschäftigung seit 2014. Allein letztes Jahr waren es 21.000 Wienerinnen und Wiener. Das bedeutet: Jeder vierte neue Job in Österreich wurde in Wien geschaffen. Aber auch bei der Arbeitslosigkeit gibt es gute Nachrichten. Laut den aktu- ellsten Daten von Mai 2018 steht fest, die Arbeitslosen- quote in Wien ist im Vergleich zum Vorjahr nun mittler- weile zum 19. Mal in Folge gesunken. Die Zahl der Ar- beitslosen ist sogar unter den Stand von Mai 2015 ge- sunken. Der derzeitige Rückgang der Zahl der Arbeitslo- sen ist der stärkste seit fast zehn Jahren. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind erfreuliche Nachrichten, auf denen wir uns aber nicht ausruhen dürfen und werden. Im Gegenteil. Jede arbeits- lose Wienerin und jeder arbeitslose Wiener ist natürlich um einen zu viel. Mit 11,7 Prozent ist die Arbeitslosen- quote für mich damit natürlich immer noch zu hoch. Wir müssen und wir werden unsere Kraftanstrengungen noch verstärken, um möglichst viele Arbeitslose wieder in Beschäftigung zu bringen. Ein zentraler Baustein dafür ist die exzellente Arbeit des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds. Mit den zahlreichen Beratungsangebo- ten und den maßgeschneiderten Qualifizierungsmöglich- keiten ist der WAFF als Einrichtung einzigartig in ganz Österreich. Umso wichtiger ist, dass wir uns erneut die Struktur des Wiener Arbeitsmarktes in Erinnerung rufen. Gerade in Wien ist eine gute Qualifikation der Schlüssel für gute Arbeit für die Wienerinnen und Wiener, die hier leben können. Etwa 48 Prozent der Arbeitslosen in Wien haben maximal einen Pflichtschulabschluss. Allein, wenn man den Lehrabschluss nachholt, reduziert sich das Risiko, arbeitslos zu werden, um die Hälfte. Ich habe gleich zu Beginn meiner Amtszeit angekündigt: Heute in 3 Jahren möchte ich wiederholt an diesem Podium ste- hen und Ihnen eines versprechen, hier 900.000 Wiene- rinnen und Wienern einen Arbeitsplatz geben zu können. Das ist ein realistisches Ziel, das erreichbar ist. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das wird zu höheren Einnahmen, zum Beispiel bei der Kommunalsteuer, führen und auch die Ausgaben für die Mindestsicherung langsam drücken. Bereits im 1. Quartal 2018 haben wir einen Rückgang an Mindestsi- cherungbezieherinnen und -beziehern von 12.000 ver- zeichnen können. Aktive Arbeitsmarktpolitik ist die nach- haltige Strategie, das Wiener Budget zu konsolidieren und das zum Wohle der Wienerinnen und Wiener. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eine gute Beschäftigungspolitik ist die beste Standortpolitik. Wien ist bereits jetzt schon ein sehr attraktiver und interessan- ter Standort für Gründerinnen und Gründer aus der gan- zen Welt. Das liegt vor allem an unserer guten Infrastruk- tur, an den hochqualifizierten Arbeitskräften, und nicht zuletzt an der tollen Arbeit unserer Wirtschaftsagentur Wien, die ich hier besonders hervorstreichen möchte. Mit dem Vienna Start-up-Package haben wir für junge, krea- tive Gründerinnen und Gründer ein sehr interessantes Angebot geschaffen. Hier bieten wir den Start-ups ein Rundum-Paket: Beratung bei der Gründung und Ansied- lung, Unterstützung bei der Standortsuche, Coworking Spaces und auch die Vernetzung mit internationalen Investoren. Mittlerweile haben wir 390 Bewerber aus aller Welt bis hin zum Silicon Valley. Nicht umsonst füh- ren wir dadurch seit Jahren jedes Österreich-Ranking in puncto Gründungen an. Über 9.000 neue Unternehmun- gen werden Jahr für Jahr gegründet, alle 55 Minuten eines. Mit 191 internationalen Betriebsansiedlungen letztes Jahr haben wir mehr als alle anderen Bundeslän- der zusammen. Wir sprechen hier von einer tollen Er- folgsgeschichte, die Arbeitsplätze schaffen. Ich denke nur an die Firma Lithoz, die wir in ihrer Gründungsphase unterstützen durften. Lithoz ist es als weltweit erstes Unternehmen gelungen, ein 3D-Druckverfahren zu ent- wickeln, mit dem Hochleistungskeramik in der benötigten Qualität gefertigt werden kann. Mittlerweile sind sie Weltmarkt- und Innovationsführer mit fast 50 Beschäftig- ten, 50 Personen mit Arbeit, mit Einkommen, in einem Leben in Würde. Standortpolitik muss immer auch Be- schäftigungspolitik sein, und diese funktioniert in Wien sehr gut. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Jetzt darf man aber nicht den Fehler machen und das Phänomen Start-up und den Gründungs-Boom in Wien ohne die sozialen Rahmenbedingungen zu diskutieren. Ich halte das für eine zentrale Frage für die stabile Ent- wicklung unserer Stadt. Auf der einen Seite müssen wir Rahmenbedingungen setzen, innerhalb derer sich die Wienerinnen und Wiener innovativ austoben können, dass sie die Möglichkeit haben, kreative Ideen zu entwi- ckeln und letztlich auch wirtschaftlich in die Tat umzuset- zen. Auf der anderen Seite darf dieser Tatendrang gera- de bei jungen Selbstständigen nicht zu einer prekären Lebenssituation führen. Wien kann sich nur dann stabil und sicher entwickeln, wenn die Lebensrealitäten nicht auseinanderdriften. Ein solches Wien der zwei Ge- schwindigkeiten schwächt den gesellschaftlichen Zu- sammenhalt und hemmt dadurch auch wirtschaftliche Entwicklung. Das müssen wir jedenfalls mit allen Kräften verhindern. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir wissen, dass Einzelunternehmerinnen und Ein- zelunternehmer gerade in ihrer Startphase große Prob- leme haben, um ihren Finanzierungsbedarf zu decken, weil der Zugang zu Finanzierungen sehr schwer ist. Es werden immer mehr EPUs gegründet. Aber Banken haben oftmals Probleme mit der Besicherung von Kredit- linien, da oft Sicherheiten fehlen. Bisher gibt es für Klein- unternehmen keine ausreichenden Modelle der öffentli- chen Hand, um diesen Finanzierungsbedarf abzudecken. Hier muss man ihnen unter die Arme greifen. Ich glaube, dass das ein zentraler Hebel ist, den man ansetzen muss, damit unsere Gründer und Gründerinnen nicht gleich am Anfang ihrer Tätigkeit gehemmt und demoti- viert werden. Hier müssen wir das Tempo in der Stadt noch erhöhen. Straffe Strukturen und eine moderne Verwaltung. Sehr geehrte Damen und Herren! Der Strukturwandel, den unsere Gesellschaft zur Zeit durchgeht, macht selbstverständlich auch nicht vor den Toren des Magist- rats Halt. Die immer fortschreitendere Digitalisierung hat den Druck noch weiter erhöht, und die Herausforderun- gen werden dadurch nicht kleiner, sondern komplexer. Dabei ist es nie darum gegangen, mit dem Einsparungs- rasenmäher über den Magistrat drüberzufahren. Wir haben hier weitergedacht. Wie soll unser Wien in den nächsten 20 bis 30 Jahren ausschauen? Wie soll die Stadt in diesem Wien sich präsentieren? Bis dahin wer- den viele Amtswege digital abgewickelt werden. Aber die persönliche Betreuung braucht es natürlich weiterhin. Wie soll diese ausschauen? Und vor allem: Wo soll die passieren? Die Stadt Wien verfügt über zahlreiche Ein- richtungen. Da müssen wir konzentrierter, struktureller und vor allem vorausschauend organisieren. Wie soll unsere Verwaltung ausschauen? Was erwarten die Men- schen von einem Magistrat im Jahr 2030? Wir haben uns als Ziel genommen und gemeinsam diskutiert, wie wir unser Wien neu gestalten können. Im November 2016 startete die Stadt einen groß angelegten Rahmenpro- zess. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Wien brachten rund 1.200 Vorschläge ein, Verbesserun- gen für Abläufe und für Projekte. Bereinigt waren es rund 800 Projekte, die hier übrig blieben. Durch die konse- quente Verfolgung der Vorschläge der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten zahlreiche Einsparmaßnahmen gesetzt und Verwaltungsabläufe verbessert werden, um Maßnahmen in Richtung einer Deregulierung und Ver- einfachung für Bürgerinnen und Bürger und Unterneh- men zu setzen. Von den ursprünglich rund 800 Vor- schlägen sind 269 Maßnahmen umgesetzt oder gerade in Umsetzung. Diese Maßnahmen bringen der Stadt Wien Effizienzsteigerungen mit einem Gesamtvolumen von über 500 Millionen EUR bis 2020. Das ist zwar eine gute Zwischenbilanz, aber auch hier werden wir das Tempo weiter erhöhen. Es wird weitere Aktivitäten geben, auch unter Nutzung digitaler Tools. Aber auch strukturell wie etwa eine effiziente Aufteilung von Abläufen zwischen den einzelnen Abtei- lungen. Ich möchte an dieser Stelle auch klar sagen: Ja, es wird Reformen geben müssen. Das bedeutet für mich aber auch, dass auf keinen Fall bei den Menschen ge- spart werden darf. Ein jüngstes Beispiel möchte ich nen- nen: Mit der Magistratsabteilung 01, die wesentliche IT- Aufgaben der Stadt zusammenführt, ist uns ein solcher Schritt gelungen. In Anbetracht der Herausforderungen einer wachsenden Stadt sind Reformen die zentralen Bausteine, die das Budget in Zukunft sichern, um die Verwaltung fit für das Wien der zwei Millionen Menschen zu machen. Die Wienerinnen und Wiener werden auch in Zukunft eine moderne Verwaltung in gewohnter Qualität vorfinden. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Gerade hier bietet die Digitalisierung Möglichkeiten, neue Wege zu gehen. Wir müssen uns dann nicht mehr zwischen 9 und 11 Uhr anstellen oder vielleicht gar nicht mehr ein spezielles Amt aufsuchen. Das muss unser Ziel sein. Investieren in die Stadt der Zukunft. Sehr geehrte Damen und Herren, die Ausgabenschwerpunkte der Stadt sind im Rechnungsabschluss 2017 gut abzulesen. Die Ausgaben konzentrieren sich vor allem auf Zukunfts- themen, die gerade für eine wachsende Metropole zent- ral sind. 1,6 Milliarden EUR wurden in die Bildung, 2,3 Milliarden EUR in die Gesundheit, 1,9 Milliarden EUR in Soziales und über 800 Millionen EUR für Kinderbetreu- ung bereitgestellt. Wie wir wissen, wächst Wien kontinu- ierlich weiter, allein letztes Jahr um über 20.000 Men- schen. Dafür brauchen wir neue Wohnungen, neue Schulen, neue Kindergärten, und vieles, vieles mehr. Die Investitionen der Stadt werden auch 2017 weiter auf hohem Niveau gehalten. Insgesamt wurden 1,7 Milliar- den EUR investiert. Rechnet man die Eigeninvestitionen der Unternehmungen Wien Kanal, KAV, Wiener Wohnen der Stadt Wien sowie der Wiener Stadtwerke, der Wien Holding und der Wirtschaftsagentur Wien hinzu, steigt diese Investitionssumme auf rund 2,4 Milliarden EUR. Eines möchte ich anmerken: Es gibt Städte, Gemeinden und Bundesländer, die aus ihrem Budget nicht den lau- fenden Betrieb abdecken können, in Wien ist das nicht so, ganz im Gegenteil. Ein Blick in den Finanzschulden- bericht, den übrigens in Österreich nur Wien als einziges Bundesland ausweist, genügt. Sogar zwei Drittel unserer Investitionen, die wir tätigen, werden aus Einnahmen und aus dem laufenden Betrieb gedeckt. Lediglich ein Drittel wird über Fremdfinanzaufnahmen finanziert. Mit unseren Investitionen schaffen wir Werte für die künftigen Gene- rationen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Eine wachsende Stadt braucht auch eine Infrastruk- tur, die mit der Bevölkerung wächst: Mehr Schulen, mehr Kindergärten, mehr öffentlicher Verkehr, mehr Pflegeein- richtungen, mehr Spitäler, und, und, und. Daraus ergibt sich eine doppelte Dividende. Einerseits schaffen wir damit Beschäftigung und andererseits entstehen Werte für künftige und die nächste Generation. Genau das ist verantwortungsvolle Politik, die die Stadt braucht, um ihre Zukunft nachhaltig zu gestalten und alle dabei mit- zunehmen. Das ist für mich eine Smart City. Wir wollen den sozialen Frieden in unserer Stadt auch weiterhin erhalten. Dafür müssen wir alles daran setzen, alle Wie- nerinnen und Wiener auf diesen Weg mitnehmen, so wie es auch bisher gelungen ist. Das ist das, was uns in dieser Welt einzigartig macht und mich sehr stolz auf diese Stadt sein lässt. Einige fragen sich womöglich, warum wir die Investi- tionen, wo die Konjunktur doch jetzt so gut unterwegs ist, nicht langsam zurücknehmen. Ich halte das für einen gefährlichen Trugschluss. Das Wirtschaftswachstum wird laut aktueller WIFO-Prognose ab 2020 in ganz Öster- reich wieder abflauen und sich bei ungefähr 1,5 Prozent einpendeln. Für diesen Fall müssen wir jetzt schon ge- rüstet sein und müssen weiterdenken als bis ins nächste Jahr. Deshalb werden wir die notwendigen Investitionen weiterhin konsequent auf hohem Niveau weiterführen, denn ich stehe für vorschnelle Politik nicht zur Verfü- gung. Hier müssen wir mit Weitblick und Bedacht han- deln, um unsere Stadt stabil in die Zukunft führen zu können. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Sehr geehrte Damen und Herren! Damit komme ich auch zum Abschluss meiner Rede im Wiener Gemeinde- rat. Aber eines ist mir noch wichtig, hier zu erwähnen. Bedanken möchte ich mich nicht nur bei meiner Abtei- lung, das durfte ich schon davor, sondern bei allen Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Stadt, dass dieser Weg in dieser Qualität begangen wird. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Und diesen Kurs mit Effizienz weiterzuführen, wird unser aller Aufgabe sein. Ich bin überzeugt, nur eine lebendige Stadt, an der alle teilha- ben und in der sich alle verwirklichen und engagieren können, wird eine erfolgreiche Stadt sein, sei es in der Politik, in der Arbeit und auch in privaten oder gemein- nützigen Initiativen. Mit jedem Beitrag entwerfen die Wienerinnen und Wiener die Zukunft dieser Stadt ein Stück weit neu. So verstehe ich meine Aufgabe. Ich lade Sie hier alle herzlichst ein, das Gespräch mit mir zu suchen, neue Ideen mit mir zu diskutieren, neue Ideen einzubringen. Ich werde jede gute Idee und jede ausge- streckte Hand annehmen, um das Wien der Zukunft weiterhin mit Ihnen allen zu gestalten. Ich freue mich auf die Arbeit mit Ihnen allen und danke! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich danke für die Einleitung der Diskussion zum Rechnungsabschluss. Ich eröffne die Debatte. Als erste Rednerin ist Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger gemeldet. Bevor ich ihr das Wort erteile, darf ich noch recht herzlich zu ihrer neuen Funktion gratulieren, die mir persönlich ein lachendes und ein weinendes Auge bereitet. (Allgemeine Heiter- keit.) Das weinende ist ja, weil Sie das Haus wechseln werden, soviel ich weiß. Das lachende ist aber für viel Erfolg. Ich erteile Ihnen das Wort, bitte. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, NEOS und GRÜNEN.) GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Vielen herzlichen Dank, Herr Vorsitzender! Ich habe auch ein lachendes und ein weinendes Au- ge, und ich war jetzt gespannt, für welchen Teil Sie das weinende Auge haben. Es könnte auch sein - oder das lachende -, dass Sie sagen, bin vielleicht ganz froh, dass sie weg ist. (Weitere allgemeine Heiterkeit.) Aber nein, freut mich sehr. Aber wir werden ja noch Gelegenheit haben. Sie werden noch bis Ende September voraus- sichtlich das Vergnügen oder vielleicht auch nicht mit mir haben. Ich spreche aber jetzt zum Rechnungsabschluss der Stadt Wien für das vergangene Jahr. Und ich muss schon sagen, auch jetzt, was ich jetzt gehört habe, Herr Finanzstadtrat, dass dieser Rechnungsabschluss für uns einerseits eine Enttäuschung ist, auf der einen Seite auch das, was ich heute von Ihnen hier gesprochen hab', und aber auf der anderen Seite ja auch das fortgeführt wird, was wir hier immer wieder gesehen haben, wenn es um das Geld geht, nämlich schon auch eine Täu- schung. Es wird behauptet, dass man spart und man ja im Plan liege hinsichtlich einer Konsolidierung. Aber ganz offen gesprochen, davon kann ja eigentlich gar keine Rede sein. (Lautes Plenum.) Mit diesem Rech- nungsabschluss hat sich Renate Brauner ein Mal mehr ein sehr zweifelhaftes, ein letztes sehr zweifelhaftes, aber doch ein sehr großes Denkmal gesetzt, ein Denk- mal für eine wirklich langjährige Politik der Verantwor- tungslosigkeit. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbre- chend): Darf ich bitten, die Gespräche in der Bank und hinter der Bank einzustellen. Danke schön. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (fortset- zend): Ja, eine Politik der Verantwortungslosigkeit, weil 400 Millionen EUR neue Schulden für diese Stadt, das ist wirklich kein Grund, sich abzufeiern. Und das ist überhaupt kein Grund. sich hier hinzustellen und das als tolle Errungenschaft zu verkaufen. (Beifall bei den NEOS.) Jetzt könnte man sagen, ja, aber gegenüber dem Voranschlag 2017 mit einer prognostizierten Verschul- dung von 570 Millionen EUR ist das weniger schlecht. Das stimmt schon. Aber wenn man sich das im Detail anschaut, dann sind diese Effekte nicht durch eine nach- haltige Fiskalpolitik oder durch wirkliche Sparmaßnah- men entstanden, sondern auf Grund von Einmal- und Sondereffekten wie zum Beispiel von Spekulationsge- winnen aus der Frankenkreditkonvertierung, die uns dann insgesamt als sozusagen sensationeller Erfolg verkauft wurden, dass die Stadt Wien mit den Frankenk- rediten dann wirklich Gewinn gemacht hat, was einfach absolut eine Täuschung ist. Das stimmt absolut nicht! (Beifall bei den NEOS.) Sie haben oft von Generationengerechtigkeit, et cete- ra, gesprochen. Aber in unseren Augen ist dieses Budget, ist dieser Rechnungsabschluss weder nachhaltig noch generationengerecht. Und mir ist schon klar, Herr Finanzstadtrat, dass Sie jetzt primär für diesen Rech- nungsabschluss nicht verantwortlich sind. Da bin ich eigentlich auch erleichtert, muss ich sa- gen, denn es gibt damit immerhin noch das Prinzip Hoff- nung und dass wir in der Zukunft dann doch einen ande- ren Kurs haben werden. Aber es ist tatsächlich so, dass dieses Zahlenwerk noch ein Ausdruck einer, meines Erachtens, komplett verantwortungslosen Schuldenpolitik und einer inkompetenten Finanzpolitik Ihrer Vorgängerin war. Renate Brauner hat Ihnen hier keine sehr hohe Latte gelegt. Also es wird nicht schwierig sein, da drüberzuhüpfen. Aber ehrlich gesagt, das sind ja jetzt nur zynische Aussagen von mir, und es ist traurig, dass ich hier stehe und so etwas sagen muss. Ich will auch nicht, dass es für die Wählerinnen und Wähler, wenn es um die Finanzen geht, hier um das kleinere Übel geht. Es muss hier der Anspruch sein, ich habe es immerhin gehört, aber ich mahne es trotzdem ein, dass man mit dem Steuergeld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler verantwortungsvoll, sorgsam, achtsam und vor allem sich auch der nächsten Generation bewusst umgeht. Eine zwölfjährige Ära von Renate Brauner hat uns einen riesigen Schuldenberg beschert. Das war ein ein- ziger Verrat an der nächsten Generation. Und es tut mir wirklich leid, dass ich hier so hart ins Gericht gehe. Ich sehe aber nicht, dass man hier in die Zukunft investiert hat. Vielmehr hat man die Handlungsspielräume, die man aber für die Zukunft braucht, tatsächlich einge- schränkt. Sie übernehmen hier tatsächlich ein schweres Erbe. Das große Problem ist nicht nur der Schuldenstand alleine, der mit 6,4 Milliarden EUR enorm ist. Es ist vor allem auch die Dynamik der Schuldenentwicklung der letzten Jahre. Alleine in den letzten 3 Jahren sind die Schulden der Stadt Wien um 1,5 Milliarden EUR ange- wachsen und das alles vor einem Hintergrund eines kräftigen Wirtschaftswachstums nominell. Die Entwick- lung des nominellen BIP 2017 war 4,5 Prozent! Natürlich muss man auf das nominelle BIP abzielen und abstellen, weil wir da auch einen kleinen Schlagabtausch sozusa- gen beim Auftakt zu dieser Debatte hatten, weil natürlich damit auch klar ist, dass die Einnahmen aus den Steuern auf Grund der kalten Progression langfristig stärker mit- wachsen werden. Ein derart kräftiges Wachstum gab es zuletzt in den Jahren 2005 bis 2007. Damals wurden Überschüsse erzielt. Unter dem Vorgänger von Renate Brauner wurden mit einem derartigen Wirtschaftswachs- tum in dieser Zeit die Schulden minimiert und Über- schüsse erzielt! Das heißt, wir haben hier in den vergan- genen Jahren wirklich eine dramatische Dynamik und eine Verantwortungslosigkeit erlebt, die ein großes Prob- lem für Wien, für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler und für die nächsten Generationen darstellt. (Beifall bei den NEOS.) Es wäre notwendig, in wesentlichen Bereichen deut- liche Einschnitte zu machen. Sie haben das heute hier erwähnt, Sie haben gesagt, man muss Prioritäten für die Zukunft setzen, man muss für die Zukunft investieren. Aber da erwarte ich mir einen radikalen Wechsel, und das sage ich ganz klar, einen wirklich radikalen Wechsel. Wenn man sich vor Augen hält, was wir noch immer für Pensionsparadiese hier in der Stadt haben. Wenn man sich vor Augen hält, dass die Stadt Wien nicht wie ande- re Bundesländer auch die Pensionsreform im Bereich der Beamtinnen und Beamten mitvollzogen hat. Wenn man sich vor Augen hält, dass man hier nach wie vor auf Versorgungsposten, und ich spiele jetzt gar nicht auf den von der Renate Brauner an, aber wirklich auf Pfründe und Versorgungsposten in dieser Stadt abstellt, dann sind das keine Prioritäten für die Zukunft, sondern ein Signal, dass man sehr wohl hier als Stadt Wien Prioritä- ten nach wie vor in der Vergangenheit sieht. Und das ist grundfalsch! Das ist einfach grundfalsch! (Beifall bei den NEOS.) Daneben, und das müssen Sie sich gefallen lassen, kommen noch Finanzdebakel wie zum Beispiel das Krankenhaus Nord. Oder wenn Sie heute die Zeitung aufschlagen und lesen, ich meine, das ist ja haarsträu- bend, dass jetzt diese tolle Musikschule am Semmel- weis-Areal vor der Zwangsversteigerung steht! Und Sie erinnern sich, dass wir hier debattiert haben, nicht nur bei diesem Bereich, aber bei ganz vielen anderen Lie- genschaftsverkäufen der Stadt Wien, die übrigens ja auch im Verantwortungsbereich des jetzigen Bürger- meisters gelegen sind, dass hier wirklich unter dem Wert verkauft wurde, dass hier letztlich Grund und Boden der Stadt Wien und damit eigentlich Eigentum der Wienerin- nen und Wiener verscherbelt wurde auf dubiose Art und Weise, dann ist das verantwortungslos! Das sind genau die Bereiche, wo die dringenden Einsparungen oder in dem Fall sogar Mehreinnahmen drinnen wären! Und da erwarte ich mir einen radikalen Kurswechsel für die Zu- kunft. (Beifall bei den NEOS.) Ich erwarte mir, dass respektvoll mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler umgegangen wird. Ich erwarte mir, dass hier eine verantwortungsvolle Poli- tik, die sich den nächsten Generationen verpflichtet fühlt, gemacht wird. Ich erwarte mir, dass man sich die Latte nicht dahin legt, dass man sagt, na ja, also wir machen ein bissel weniger Schulden, als wir es uns vorgenom- men haben, sondern doch wirklich mutigere und größere Schritte macht und sagt: Angesichts eines solchen Wachsens einer Stadt, die wirtschaftlich auch so stark dasteht, können wir es schaffen, vielleicht schon schnel- ler eine Nulldefizit zu erreichen und endlich Schluss zu machen mit neuen Schulden. Ich möchte die Gewissheit haben, dass in Zukunft solche Liegenschaftsverkäufe oder Auftragsvergaben, et cetera, nicht jedes Mal zu einem finanziellen Debakel ausarten, das letztlich den Wienerinnen und Wienern teuer zu stehen kommt. Hier braucht es tatsächlich einen radikalen Kurswechsel, und was ich heute hier gehört habe, ist zu wenig! Sie haben wörtlich gesagt: "Aktive Arbeitsmarktpolitik ist die wich- tigste Säule für die Konsolidierung." In einer gewissen Weise gebe ich Ihnen schon recht. Aber auf der anderen Seite zeigt es mir, dass Sie hier ganz klar den Fokus auf die Einnahmenseite legen werden. Das heißt, Sie wer- den schauen, dass die Einnahmenseiten erfolgreich sind. Und ich habe hier heute nichts gehört, wirklich nichts gehört, das in die Richtung geht, dass Sie wirklich sagen, ja, wir müssen auch anfangen, bei uns selber zu sparen und endlich in die Pfründen und in die Privilegien rein- schneiden, in den ganzen Filz, der sich über die letzten Jahrzehnte angesammelt hat. Das hätte ich mir heute erwartet! (Beifall bei den NEOS.) Ein Letztes noch, aber da werden wir auch im Detail darauf eingehen: Wenn Sie den Fokus auf Bildung legen wollen, so ist uns das nur recht. Ich glaube, das ist die entscheidendste Zukunftsinvestition. Die Schicksalsfrage für die Zukunft der Stadt ist die Bildung und Ausbildung unserer Kinder. Sie wissen unsere Kritik an einem Fle- ckerlteppich an Einzelmaßnahmen, wie zum Beispiel auch der Gratisnachhilfe, die letztlich Pflaster auf klaf- fende Wunden einer wirklich desaströsen Bildungspolitik sind. Und da rede ich gar nicht von den Brennpunktschu- len, die schon wirklich wirkliche Probleme schaffen, sondern tatsächlich davon, dass wir es nicht schaffen, dass nur annähernd ein Großteil der Jugendlichen in Wien aus der Schule rauskommt, sinnerfassend lesen kann, gescheit rechnen kann und ordentlich Deutsch kann. Hören wir doch auf mit diesem Fleckerlteppich an Förderungen, wo wir uns nie anschauen, welche Wir- kung diese Förderungen haben! Oftmals sind es auch Vereine, die damit gefördert werden, die irgendwo par- teinah sind. Geben wir das Geld dorthin, wo es wirklich gebraucht wird und auch kompetent verwendet wird, nämlich in die Autonomie der Schulen! Lassen Sie hier mehr zu! Das ist mein Appell! Danke sehr. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Dr. Wölbitsch. Selbstge- wählte Redezeit ist 15 Minuten. StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Gemeinderat! (Die ÖVP-Gemeinderätinnen und - Gemeinderäte stellen auf ihren Tischen Tafeln auf mit dem Text: "Schwarze Zahlen mit Weitblick für Wien".) Wir rechnen diese Woche eigentlich nur das Budget und die Ausgaben für 2017 ab. Aber in Wirklichkeit rech- nen wir hier heute auch mit zehn Jahren Renate Brauner ab. Zehn Jahre Renate Brauner, die 2007 die Budget- verantwortung von Sepp Rieder übernommen hat. Zehn Jahre Renate Brauner, in denen ab 2008 jedes Jahr neue Schulden gemacht wurden. Zehn Jahre Renate Brauner, eine Bilanz der Verschuldung einer Stadt, Re- nate Brauner, die heute, und es wurde schon angespro- chen, Bevollmächtigte der Stadt Wien für Daseinsvorsor- ge und Kommunalwirtschaft ist. Nach einer langen Pha- se des Schuldenabbaus 2003 bis 2007 unter Finanz- stadtrat Sepp Rieder, und wir erinnern uns alle dunkel, begann unter Renate Brauner eine lange Phase des Schuldenaufbaus. 2008 fing sie an, neue Schulden zu machen, damals noch recht bescheidene 65 Millionen EUR, 2009 waren es schon 414 Millionen, 2010 wurde tatsächlich über 1 Milliarde EUR an Schulden angehäuft, 2011 war es dann knapp unter einer Milliarde. Zusam- menfassend kann man sagen: Kein Jahr ohne neue Schulden. 2016 und 2015 lag die Neuverschuldung bei über einer halben Milliarde Euro. Und nun 2017 macht Rot-Grün wieder neue Schulden in der Höhe von 410 Millionen EUR. Das war Renate Brauner, das ist Rot- Grün, und das ist natürlich auch Ihre Bilanz. Da gibt es aus meiner Sicht auch gar nichts zu feiern! Wenn Sie jetzt schon die Sektkorken knallen lassen, weil die Neu- verschuldung knapp unter einer halben Milliarde Euro liegt, dann ist das aus meiner Sicht ein Hohn gegenüber jenen Menschen, die mit ihrem Steuergeld das System, leider auch Ihr System, mitfinanzieren. (Beifall bei der ÖVP.) Das ist deshalb auch ein Hohn, weil man sich natür- lich fragen muss: Wie kommt das zu Stande? Wie kommt die geringere Verschuldung zu Stande? Sie kommt nicht zu Stande, weil Sie große Reformmaßnahmen getroffen haben, Strukturreformen getätigt haben, Effizienzsteige- rungen vorgenommen haben, sondern sie kommt zu Stande, weil Sie auf Grund der besseren Wirtschaftslage mehr eingenommen haben und weil sie halt bei einigen Ausgaben mehr angenommen haben, als am Ende ein- getroffen ist. Das ist der einzige Grund, warum es im heurigen Jahr weniger Schulden gibt, als es ursprünglich von Ihrer Seite geplant war. Aus unserer Sicht ist es eine verheerende Bilanz, die sich natürlich auch auf den Gesamtschuldenstand dieser Stadt ausgewirkt hat. Als Renate Brauner vor mehr als 10 Jahren übernahm, hatte die Stadt einen Schulden- stand, und das muss man sich immer wieder in Erinne- rung rufen, von 1,39 Milliarden EUR. Mit ihrem Abgang hinterlässt sie nun einen Schuldenstand von 6,41 Milliar- den EUR. Das ist mehr als eine Vervierfachung der Schulden dieser Stadt. Am Ende des heurigen Jahres werden wir wahrscheinlich an der 7-Milliarden-EUR- Marke kratzen. Hier sind die Schulden, und das wissen Sie sehr gut, das wird immer nur unterschiedlich dargestellt, der aus- gelagerten Magistratsunternehmungen, wie Wiener Wohnen, Wien Kanal und KAV, noch gar nicht einge- rechnet, einem KAV - das ist schon angesprochen wor- den -, der gerade das Krankenhaus Nord mit einer im- mensen Kostenüberschreitung stemmen will. Nur damit es allen noch einmal klar ist und bildlich vor Augen ge- führt wird, die Kosten für das Krankenhaus Nord haben sich verfünffacht. Wir haben eigentlich ein Krankenhaus um den Preis von fünf Krankenhäusern gebaut. Man hätte mit dem Geld viel anderes tun können. Man hätte zum Beispiel die Kosten für 1.000 zusätzliche Lehrer - Bildung wurde schon angesprochen - für den Zeitraum von 25 Jahren finanzieren können, hätte man nicht so viel Geld im Krankenhaus Nord versenkt. Zählt man diese Schulden, die Schulden der ausge- lagerten Magistratsunternehmungen, noch dazu, liegen wir bei einem Schuldenstand von sage und schreibe 9,4 Milliarden EUR. Dieses Geld gibt es natürlich nicht ge- schenkt. Jeder, der privat einen Kredit aufnimmt, weiß das. Man muss natürlich für dieses Geld auch Zinsen zahlen. Die Zinslast lag 2010 vor Rot-Grün noch bei 15 Millionen EUR und 2017 liegt sie mittlerweile bei 66 Millionen EUR. Wenn man den Ökonomen glaubt, wird das Zinsniveau in Zukunft noch anziehen. Das heißt, diese Kosten werden natürlich in den nächsten Jahren weiter steigen. Zinsen sind der Preis für die Schulden dieser Stadt, Schulden, für die man sich aus unserer Sicht eigentlich kein Erfolgshonorar, keine Prämie und sicher auch keinen Versorgungsposten verdient hätte. Aber nicht so im grünen Wien. Hier versorgt sich das SPÖ-System wieder einmal selbst. Was jetzt kommt, ist klar. Es wurde leider heute schon wieder angesprochen, nämlich die altbekannte Brauner-Budgetformel: "Wir mussten uns ja aus der Krise herausinvestieren." Wien macht seit 2008 durch- gehend Schulden, und das nicht wenig. Ich frage mich: Hat die Krise etwa deutsche Städte, wie München oder Berlin, absichtlich ausgelassen? Hat die Krise vielleicht in Wien ihren Hauptwohnsitz? Saß die Krise etwa hier im Rathaus? Hat sich die Krise hier im Haus manifestiert? (GR Mag. Wolfgang Jung: Ja!) Denn die Krise, meine Damen und Herren, ist längst vorbei! Die Krise kann nicht länger als Ausrede verwendet werden. Die Ein- nahmen sprudeln. Die Konjunktur zieht an. Die Tage der Konsolidierung sind längst ins Land und in die Stadt gezogen. Trotzdem werden hier weiter Schulden ge- macht. 410 Millionen EUR neue Schulden! Schon längst wäre es an der Zeit gewesen, wieder ein Nulldefizit anzustreben, wieder schwarze Zahlen mit Weitblick für Wien zu schreiben. Der Bund gibt vor, wie es gehen kann. Der Bund handelt und Rot-Grün ist noch immer im Krisenschuldenmodus. Auf Bundesebene wird bereits für nächstes Jahr ein Nulldefizit angestrebt, und das trotz einer massiven Steuerentlastung und ohne neue Steuern einzuführen! (Beifall bei der ÖVP.) Gespart wird im System und nicht bei den Menschen. Gespart wird bei der Verwaltung und durch die Rück- nahme ineffizienter Maßnahmen. Erstmals seit 1954 wird dadurch der Bund weniger ausgeben, als er einnimmt. Sparen ist aber natürlich auch kein Selbstzweck oder irgendein Fetisch, sondern Sparen hat eigentlich zwei sehr wichtige Aufgaben, nämlich Spielräume zu schaf- fen, für Entlastungen, wo es notwendig ist, und für Inves- titionen im Zukunftsbereich. Einige wurden schon ange- sprochen. Die Wiener Wirtschaft hätte zum Beispiel eine Entlastung in vielen Bereichen bitter notwendig. Die Einnahmen ließen es auch zu, weil sie sprudeln in der Stadt Wien. Mittlerweile beträgt der Gesamtgebühren- überschuss unter Rot-Grün zum Beispiel bei Wasser und Müll über 1 Milliarde EUR. Selbst die Einnahmen aus den Ertragsanteilen an den Gemeinschaftlichen Bundes- abgaben erreichen ein Rekordniveau von 6,02 Milliarden EUR und damit ein Plus von 98 Millionen EUR im Ver- gleich zum Vorjahr. Das zeigt ein Mal mehr, und da gebe ich auch der Kollegin von den NEOS recht, wir haben in Wien sicher kein Einnahmenproblem, sondern wir haben ein Ausgabenproblem in dieser Stadt. Es sprudeln die Einnahmen. Die Wienerinnen und Wiener werden trotz- dem über Gebühr belastet. Trotzdem werden hunderte Millionen Schulden gemacht. Aber auch von dem vielzitierten Investieren oder Herausinvestieren, wie Sie es nennen, ist keine Rede, wenn man sich die Zahlen ansieht. Die Investquote ist nämlich eine traurige, sinkende Kurve in dieser Stadt, eine Kurve, mit der in den letzten Jahren Jahr für Jahr die Schulden gerechtfertigt wurden. Aber tatsächlich ist die Investquote am Tiefstand. Lag die Quote vor Rot- Grün noch bei 15,95 Prozent, liegt sie heute bei 11,1 Prozent. Also gar keine Spur vom großen Herausinves- tieren von Rot-Grün. Die Vervierfachung der Schulden in den letzten Jahren, und da kann man in diesem Haus vielleicht auch einmal ehrlich sein, ist nicht dadurch ent- standen, weil man irgendwo investiert hat, sondern weil man Löcher gestopft hat, ein Riesenloch beim Kranken- haus Nord, ein Riesenloch bei der Mindestsicherung, ein Riesenloch im Gesundheitsbereich allgemein. Überall tun sich neue Löcher und neue Baustellen auf, die ge- stopft werden müssen, weil es hier einfach eine hohe Unprofessionalität und vor allem auch einen sehr gerin- gen Reformwillen in dieser Stadt gibt. (Beifall bei der ÖVP.) Kein Wunder, dass sich diese fehlenden Investiti- onsmaßnahmen der Stadtregierung auch nicht maßgeb- lich auf die Arbeitsmarktsituation auswirken. Sie haben anscheinend eine andere Sicht der Dinge. Zwar geht die Arbeitslosigkeit in Wien zurück, allerdings nicht einmal halb so stark wie in den restlichen Bundesländern. Wäh- rend in den Bundesländern der durchschnittliche Rück- gang bei fast 13 Prozent lag, beträgt dieser in Wien nur 5 Prozent. Auch der Anteil Wiens an allen Arbeitslosen österreichweit steigt kontinuierlich. Lag dieser 2010 noch bei 30 Prozent, betrug dieser 2017 bereits 37 Prozent und im Mai 2018 schon knapp 40 Prozent, und das, obwohl in Wien nur 20 Prozent der Einwohner Öster- reichs, 40 Prozent aller Arbeitslosen Österreichs und mittlerweile mehr als die Hälfte aller Mindestsicherungs- bezieher leben. Das ist Wien zehn Jahre nach Renate Brauner. Das ist das Wien, das Sie, Herr StR Hanke, nun nach sieben Jahren Rot-Grün und zehn Jahren Renate Brauner über- nehmen. Daher meine große Bitte an Sie: Nabeln sie sich von dieser rot-grünen Schuldenpolitik ab! Ein or- dentlicher Haushalt bedeutet, und Sie waren auch Ma- nager und werden es wissen, mit dem Einkommen aus- zukommen. Sehr geehrte Damen und Herren, die Ära Renate Brauner hat Wien massiv geschadet. Nun liegt es an Ihnen, Herr StR Hanke, das zu ändern. Wir trauen es Ihnen auch zu, dass Sie es wollen und dass Sie es hoffentlich auch können. Genau deshalb haben wir Ihnen vor einigen Wochen unser Vorschuss- vertrauen gegeben und Sie mitgewählt. Ich habe damals schon gesagt, wir werden Sie natürlich auch an Ihren Taten messen. Wir werden Sie daran messen, welches Budget Sie beim nächsten Voranschlag für 2019 vorle- gen werden. Wir werden Sie daran messen, ob Sie den Schuldenkurs dieser rot-grünen Stadtregierung verlassen oder weiterführen. Sie werden daran gemessen werden, wann und ob Sie ein Nulldefizit in dieser Stadt erreichen. Daher mein dringender Appell: Verlassen Sie den von Renate Brauner bereits vorgezeichneten Schulden- weg bis 2020! Bitte, kommen Sie uns nicht mit dem Schmäh, ich habe es heute in Ihrer Rede schon wieder ein bisschen durchgehört, muss es so sagen und habe es in einem Interview mit Ihnen in "Österreich" gelesen, wo Sie sagen, man darf den Wirtschaftsaufschwung nicht kaputt sparen. Das ist aus meiner Sicht kein Argu- ment, um wieder neue Schulden zu machen. Zuerst gibt es den Schmäh, dass man sagt, man muss sich endlich aus dieser Krise mit neuen Schulden herausinvestieren, wo wir festgestellt haben, das Geld ist für alles ausgege- ben worden, nur nicht für Investitionen in die Zukunft. Und jetzt gibt es den Schmäh, dass man sagt, man darf den Wirtschaftsaufschwung nicht kaputt sparen und muss deshalb wieder neue Schulden machen. Sehr geehrter Herr Stadtrat, reden Sie bitte mit den SPÖ-Spindoktoren und auch mit Ihrem Pressesprecher, denn die Wienerinnen und Wiener lassen sich so einen Bären bestimmt kein zweites Mal aufbinden! Lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, beim kommenden Voran- schlag für 2019 wieder neue Schulden abzufeiern! Wir sagen, es ist Zeit für ein Nulldefizit auch in Wien! (Beifall bei der ÖVP.) Mit der Fortsetzung dieser Verschuldungspolitik ma- chen Sie sich nämlich auch schuldig gegenüber der nächsten Generation. Von dieser ist heute schon sehr oft gesprochen worden. Herr Hanke, wenn es Sie einmal überkommt - es ist zutiefst menschlich - und Sie, wie Ihre Vorgängerin, mit Steuergeld einmal zocken wollen oder wenn Sie, wie Ihre Vorgängerin, Steuergeld wie Spielgeld behandeln oder wenn Sie, wie Ihre Vorgängerin, daran sind, die Zukunft der nächsten Generation zu verzocken (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Wie oft sagen Sie jetzt noch "zocken", bitte?), dann toben Sie sich bitte mit Spielgeld und nicht mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler aus! Dafür habe ich Ihnen heute etwas mitgebracht. Ich verteile nicht nur Kritik, sondern, wenn Sie so wollen, auch ein kleines Geschenk, nämlich ein Spiel. Es ist ein Spiel, das bekannt ist, mit recht einfachen Spielregeln. Alt, aber gut. Zocken ist hier definitiv erlaubt. Daher habe ich etwas mitgebracht, nämlich die Österreich-Edition von Monopoly. (Der Redner zeigt das angesprochene Spiel.) Das heißt, wenn es einmal notwendig ist, zocken Sie bitte hier am Spielbrett und nicht mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler! Ich darf es Ihnen überreichen. (Beifall bei der ÖVP.) Aber ich verspreche Ihnen hier und heute, wenn Sie ein Nulldefizit auch in Wien erreichen wollen und es sich vielleicht mit der maßvollen Neuverschuldung, die Sie angesprochen haben, noch einmal überlegen, dann werden Sie uns als Partner immer auf Ihrer Seite haben. Wir werden Strukturmaßnahmen, Reformen für eine effizientere Verwaltung und alle weiteren Projekte, die notwendig sind, um die Schuldenlast dieser Stadt zu senken, unterstützen. Herr Hanke, entsagen Sie der jahrzehntelangen Schuldenpolitik Ihrer Vorgängerin und anscheinend vieler Personen, die noch immer in der SPÖ tätig sind! Auch eine maßvolle Neuverschuldung, wie Sie es genannt haben, ist in Anbetracht der Höhe der Gesamtschulden, die wir in dieser Stadt haben, und ich betone, es sind schon fast 10 Milliarden EUR, ein Ver- brechen an der zukünftigen Generation! Schreiben Sie wieder schwarze Zahlen mit Weitblick für Wien! - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Ellensohn. Selbstgewählte Redezeit 12 Minuten. Ich erteile es ihm. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Es ist immer interessant, noch einen Vertreter der Partei der ewig Gierigen sprechen zu hören. Der Klas- senkampf ist für ihn nicht nur eröffnet, sondern findet täglich statt. Man darf ihn nur nicht so nennen. Das ist ganz einfach. Sie reden vom Zocken und verzocken genau die Zukunft der Leute. Es ist übrigens Ihre Partei. Man muss es immer wieder sagen, auch wenn Sie glau- ben, man darf es nicht mehr. Aber es sind schon Ihre Leute, die in den Häfen wandern, weil sie Geld verzockt haben, und nicht Leute der progressiveren Hälfte in der Republik. (GR Mag. Manfred Juraczka: Ist das die be- rühmte Ellensohn-Standardrede?) Ich weiß schon, dass es weh tut, wenn man es Ihnen immer wieder sagt! Aber es ist trotzdem wahr! (GR Mag. Manfred Juraczka: Ich winde mich vor Schmerzen! Sehen Sie es nicht?) Ich weiß, dass Sie gerne die Reden von Grünen und wahr- scheinlich auch von der Sozialdemokratie schreiben würden, aber es geht sich halt nicht aus. Wir haben jetzt die Gelegenheit, zwei sehr leichte Entwürfe auseinanderzuhalten, dort die Bundesregierung und hier die SPÖ und die GRÜNEN, die zusammenar- beiten. Wir leben in einer wunderbaren Stadt. Das sagen dann zwischendurch schon alle, weil sie draufkommen, es draußen schwer erklären zu können, dass es ganz furchtbar ist, zumindest den Menschen, die in Wien woh- nen. In den Bundesländern werden eh Horrorgeschich- ten von der Hauptstadt erzählt, die dort leider manchmal sogar aufschlagen. Aber das können Sie in Wien nicht ganz. Jeder zweite, dritte oder vierte Satz lautet dann, Wien ist eh gut, aber offensichtlich trotz und nicht wegen, und es hat nichts mit der Arbeit zu tun, die in den letzten Jahren oder Jahrzehnten geleistet wurde. Was brauchen aber die WienerInnen abseits des Matches, das wir hier führen, das sie am wenigsten brauchen? Eine Wohnung, eine Hacken, von der man leben kann, wenn man Kinder hat, Kindergarten, Schule, Bildung für alle, nicht nur für die Kinder, Mobilität, ich muss von A nach B kommen, soziale Sicherheit, weil das auch andere Sicherheiten nach sich zieht, irgendwie intakte Umwelt und Ökologie. Demokratie wäre auch noch für die meisten von uns fein, gilt aber leider schon nicht mehr für alle. Wie kommen wir dazu und was tun wir? Das sind die ganz banalen Hausaufgaben, die eine Regierung zu erledigen hat. Wohnen kann man so machen, wie es die Bundesre- gierung beim ersten Entwurf von Schwarz-Blau gemacht hat, die Wohnungen, die der Republik gehört haben, zu verkaufen, zu verscherbeln, sodass sie für die nächsten, die darin wohnen, teurer werden, sodass Geld in Partei- kassen fließt. Wie viel weiß man nicht. Gerichtsverfahren sind anhängig, laufen immer noch. Schwarz-Blau I, muss man sich vorstellen, ist immer noch nicht von den Ge- richten abgearbeitet. Jetzt muss man sich einmal vorstel- len, wie lange sie beschäftigt sind, wenn es gleich lange dauert. Das muss man sich vorstellen! Dann wird 2030, 2035 das, was Sie jetzt machen, was die Bundesregie- rung macht, vor Gericht behandelt werden. Das ist un- vorstellbar! (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Die Staatsanwaltschaft prüft Liegenschaftsverkäufe!) Da sind sogar meine Kinder schon Erwachsene. (GR Mag. Manf- red Juraczka: Hat der Kollege Chorherr eigentlich schon seine Spendengelder offengelegt?) Was machen wir deshalb bei Wohnungen? Was kann man dann in Wien machen? Der private Wohnungsmarkt ist schwerer als die Genossenschaften und die Gemein- dewohnungen beeinflussbar. (GR Mag. Manfred Ju- raczka: Wissen wir beim Kollegen Chorherr schon, wie viel er gespendet bekommen hat? Das fällt mit gerade ein! Wissen wir das schon?) - Herr Juraczka, ich finde es immer super. Ich müsste Ihnen wirklich jedes Mal die Liste von ÖVPlern vorlesen, die mit Fußfesseln durch die Gegend laufen oder schon einsitzen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Wissen wir schon, wer dem Kollegen Chorherr gespendet hat? Ich frage nur!) Es gibt gegen keinen einzigen Grünen in der Republik, der in Regierungsver- antwortung war, irgendein Verfahren, das irgendwann mit irgendeinem Schuldspruch beendet wurde. Null! Kein einziges! (GR Mag. Manfred Juraczka: Jetzt haben wir gerade in Wien Vorerhebungen!) Ja, Vorerhebungen! Ich kann nicht einmal alle aufzählen, hin und wieder mache ich es, wenn ich viel Zeit habe, und verlese Ihnen vor allem die Liste von den Freiheitlichen. Aber ich kann das gerne auch von der ÖVP machen. Quer durch die Re- publik über Jahrzehnte hat natürlich die ÖVP in jedem Bundesland einzelne Leute aus der Politik, die verurteilt wurden. Irgendwann werden wir auch die ganze Liste vorlesen. Bei den GRÜNEN gibt es inzwischen einmal Vorerhebungen. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Schauen wir einmal, wie es beim Chorherr wird!) Sie tun es immer gleichstellen. Machen wir einmal einen Ver- gleich miteinander. Jeder bringt die eigenen Verurteilten. Ich kann meines mitbringen. Es ist ein leerer weißer Zettel. Bringen Sie Ihren! Aber immer mit solchen Be- schuldigungen durch die Gegend zu werfen! Das ist eine Stilfrage. Sie müssen von Ihren eigenen ablenken! (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Sie haben angefangen!) Was macht Wien? Wir bauen Wohnungen, leistbare Wohnungen, dort, wo wir selber zuständig sind, Gemein- debau, Handelskai gerade oder Fontanastraße, beim einen Widmung, beim anderen sind wir schon mittendrin. Wir widmen, und Genossenschaften bauen leistbare Wohnungen. Wo wir ein Problem haben, ist am freien Markt. Am freien Markt sind Wohnungen sehr teuer ge- worden. In den letzten Jahren steigen die Preise wesent- lich mehr als die Inflationsrate, steigen sie viel mehr als bei der Genossenschaft oder im Gemeindebau und wer- den noch viel teurer werden (GRin Mag. Beate Meinl- Reisinger, MES: Die Betriebskosten steigen gigantisch!), weil die Bundesregierung nicht nur vorhat, das Mietrecht zu lassen, wie es ist, und nicht zu verbessern, sondern weiter zu verschlechtern. Weil da Vorschläge kommen, es ist lustig, wenn die NEOS Einwürfe beim Mietrecht machen. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Die Betriebskosten steigen überdurchschnittlich!) Da gibt es den Vorschlag - es wäre günstig, wenn das alle Menschen in Österreich wissen würden -, alle Wohnungen sollen nach einem Jahr künd- bar sein und der Vermieter sucht sich einen neuen Mie- ter aus. Davon versprechen sich die NEOS, dass Woh- nungen günstiger werden. Das Gegenteil ist der Fall, wenn ich jedes Jahr umziehen muss. Wie heißt es in Wien? Drei Mal umziehen ist ein Mal abgebrannt. Nur, damit wir die Sozialkompetenz in diesem Bereich auch haben. Wir widmen Wohnungen quer durch, Eichenstraße, Hrachowina-Gründe, In der Wiesen, Ost-, Nordbahnhof, überall. Einmal 450, einmal 1.000. Beim Nordbahnhof kommen sogar 4.500 Wohnungen bis 2024. Was man brauchen würde, wäre Unterstützung beim Mietrecht und bei der Verbesserung. Diese können wir uns mit der Bundesregierung aufzeichnen. Also muss das Ziel auch in dieser Frage sein, wer für leistbare Wohnungen eintritt, wird dafür sorgen müssen, dass diese Bundesregierung nur eine Legislaturperiode durchwerkt, nicht mehrere. Arbeit: Die Leute hätten gerne Arbeit, von der sie le- ben können. Das können wir in Wien leider nicht alleine bestimmen. Was die Bundesregierung jetzt wieder vor- schlägt, ist der 12-Stunden-Tag, wo Leute, die hart arbei- ten, weniger verdienen werden. Sie merken es auch. Es ist der ÖVP blunzen. Das ist auch leicht zu sehen. Heute ist es wirklich leicht. Man liest Facebook-Accounts. Man liest die ganzen Rückmeldungen. Während die Freiheitli- che Partei tatsächlich einen Shitstorm erntet, weil sie mehr WählerInnen hat, die so schlecht verdienen, dass sie davon betroffen sind und tatsächlich merken, dass beim Vorschlag, wenn Zuschläge entfallen, wenn Über- stunden anders gerechnet werden, die Leute am Ende weniger verdienen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Warum wird man dann weniger verdienen?) - Bei Ihnen schlägt das auf. Bei der FPÖ schlägt das auf. Der ÖVP ist es wurscht, weil es keinen einzigen Kommentar von der ÖVP gibt, weil es Ihnen egal ist. Sie vertreten keinen davon. Was Sie hervorragend schaffen, ist, Politik für das oberste Prozent zu machen, selber zu glauben, dass man dazugehört, aber eh nur am Nebentisch sitzen und die Brosamen aufheben zu dürfen. (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Reden Sie über Wien heute!) Wir müssen einen Vergleich machen. Die WienerIn- nen müssen entscheiden, ob sie lieber so etwas wie die Bundesregierung oder wie in Wien haben. (StR Dr. Mar- kus Wölbitsch: Mit 10 Milliarden Schulden!) - Wie hoch ist der Schuldenstand im Bund? Wie lange sind Sie dort zuständig? Ich glaube, Sie sind knapp geboren, seit Sie zuständig sind. Sie sind über 30 Jahre zuständig. Der Schuldenstand ist ein Vielfaches davon. Herr Wölbitsch, Sie haben es sowieso nicht mit den Zahlen! Sie haben vorher gesagt, Berlin, Berlin! Dann haben Sie die Zahl ausgelassen, weil es 16.400 EUR pro Kopf in Berlin und 17.000 EUR in Hamburg sind. Sie stehen dann da und sagen, die Verschuldung in anderen Städten muss man einmal vergleichen, zum Beispiel in Berlin. Und dann sagen Sie keine Zahl. Herr Wölbitsch, Sie haben Probleme mit den Zahlen im Bund, im interna- tionalen Vergleich. (StR Dr. Markus Wölbitsch: Tun Sie nicht Halbwahrheiten verbreiten!) Aber es geht nicht anders, weil mit Wahrheiten würden Sie keinen Blumen- topf gewinnen! (Beifall bei den GRÜNEN. - StR Dr. Mar- kus Wölbitsch, MIM: Sie auch nicht!) Sie schaffen es bei den Leuten, die arbeiten gehen, über Ihre Politik, die Sie machen, gut. Der Verkauf funk- tioniert einwandfrei. Das muss man Ihnen lassen. Es hat nur nichts mit der Wahrheit zu tun. Der 12-Stunden-Tag, bei der Notstandshilfe vielleicht Abschaffung - werden wir sehen, wie weit Sie noch kommen -, die Kürzung der BMS. Da erklären Sie den Leuten immer, dass sie etwas davon haben. Ein normaler Hackler geht die ganze Wo- che hart arbeiten und kommt gar nicht bis zum 65., weil er bis dahin hin ist. Sie grinsen, weil das nicht Ihre Leute sind, Herr Juraczka! (GR Mag. Manfred Juraczka: Ich grinse über Ihre Rechnungsabschlussdebatte! Die hat mit dem Thema so etwas von nichts zu tun!) Es ist genau dieses zynische Lächeln der Volkspartei. Eigentlich müssten Sie es so plakatieren. Es ist Ihnen derartig wurscht, wie es Leuten geht, die hart arbeiten müssen! (GR Mag. Manfred Juraczka: Normalerweise gibt es bei so etwas einen Ruf zur Sache!) In Wien sind 850.000 Leute in Arbeit. Ziel des Stadt- rats war, 900.000 zu erreichen. Es steigen die Men- schen, die einen Arbeitsplatz finden, wieder. Es fällt die Arbeitslosigkeit im Moment günstiger, weil es steigen die Lehrabschlüsse. Im Moment schaut es eh aus, als ob wir in eine gute Richtung gehen würden. Es ist diese Wirt- schaftskrise, sagen wir, nicht gleich ganz vorbei, aber es hat tatsächlich jetzt völlig andere Zahlen. Die Nachwir- kungen hast du trotzdem. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Jetzt haben wir auf jeden Fall sinkende Arbeitslosigkeit, mehr Leute in Arbeit. (VBgm Dominik Nepp, MA: Sie treiben zu viele in die Arbeitslosigkeit!) Was möchten die Leute? Geld verdienen. Wir haben dadurch in Wien einen Vorteil, dass wir im engeren Um- feld der Stadt Wien zehntausende Beschäftigte haben. Denen müssen wir diese Verschlechterungen am Ar- beitsmarkt nicht aufdrücken. Nur sind es natürlich zu wenig. Von den 850.000 arbeiten nicht einmal 10 Pro- zent direkt bei der Stadt Wien. Die anderen sind einer Arbeitsmarktpolitik ausgesetzt, die ihre Lebensbedingun- gen verschlechtert. Im Bereich Bildung ist es noch leichter. Dort kann man Bundesländer vergleichen, kann man Wien mit Oberösterreich vergleichen, kann man vergleichen, was die Bundesregierung jetzt vorhat. Alle sagen zwischen- durch, es wäre doch schlau, wenn man Kindern irgend- wie die Hauptsprache Österreichs, Deutsch, beibringen würde. Dann kommen Kürzungen, eine nach der ande- ren. Im Schulbereich werden LehrerInnen abgezogen. Das Integrationspaket wird zugesperrt. Dann lässt man sich in der "Heute" abfeiern mit dem - wie hat er dort geheißen? - Lederhosensultan, in Anführungszeichen geschrieben, der unter anderem Deutsch in einem Lern- café der Caritas gelernt hat. Was macht die Bundesre- gierung? Sie kürzt den Lerncafés der Caritas 15 Prozent des Geldes, sodass dort weniger Kinder Deutsch lernen. Das ist der Unterschied auch im Bildungszugang. Kann man all die Fehler der Bundesregierung hier korrigieren? Leider nicht. Das kann ein Bundesland nicht alles auffangen. Man versucht es halt so gut, wie es möglich ist, und versucht, den Kindergarten weiter - das ist noch die leichteste Übung - als Nummer 1 innerhalb der neun Bundesländer zu halten. Schließtage, Öff- nungszeiten sind in Wien derartig viel besser als im Vergleich in Oberösterreich. Sie wissen, wozu es geführt hat, offensichtlich zu einem gewünschten Effekt. Der Kindergarten wurde verteuert. Die Nachmittagsbetreuung kostet Geld. Prompt haben hunderte Eltern ihre Kinder abgemeldet, weil sie sich das nicht leisten können. Da- raufhin sitzen die Kinder daheim. Irgendjemand muss aufpassen. Das heißt, im Normalfall, im Durchschnitt, die Mama bleibt zu Hause. Das ist ein politisch gewünschter Effekt der in Oberösterreich regierenden ÖVP und FPÖ. Wir machen das anders und kümmern uns um alle. Ein paar kennen das Lied von Peter Alexander und wer dort mitsingt, die süßesten Früchte sind nur für die großen Tiere, weil sie so hoch hängen. Da gibt es eine Diskussion darüber, wie es in der Bildungsfrage läuft. Jedes Jahr kommt die Studie in Deutschland, in Öster- reich, weil das die zwei Länder sind, die am schlechtes- ten aufschlagen. Sind die Eltern hoch gebildet, haben die Eltern viel Geld, geht es den Kindern gut und werden sie auch gut gebildet. Das ist fast wie ein indisches Kasten- system. Sind die Eltern schlecht gebildet und Hilfsarbei- terInnen, werden die Kinder es nicht sehr weit bringen. Was hat das mit dem Lied zu tun? Die Kinder, die von oben kommen, werden immer oben bleiben. Die anderen würden mehr brauchen. Das Entlein findet es in dem Lied nämlich nicht gut, dass es ein kleines Entlein ist und zieht vor Gericht. Leider hat man alle gegeneinander ausgespielt. Die Maus, die in dem Lied auch noch vor- kommt und zu klein ist, um die süßen Früchte zu errei- chen, sagt, wir müssen einfach wachsen. Das geht sich nicht aus. (GR Mag. Manfred Juraczka: Worüber reden Sie eigentlich?) Die Frage ist: Wer stellt dem Kind eine Leiter hin? Wer bietet dem Kind Chancen? Wer will das überhaupt? Die ganzen schönen Worte nutzen überhaupt nichts, wenn zwischendurch klar ersichtlich ist, dass es ein paar Leuten einfach blunzenwurscht ist, wie es den Leuten geht, die im ökonomisch unteren Viertel oder sogar in der unteren Hälfte zu Hause sind. Ich verstehe, dass es der ÖVP egal ist. Sie machen Politik für jemand anderen. Sie haben halt mehr Schnittmenge mit der Industriellen- vereinigung. Sie haben andere Aufgaben zu machen. Es tut Ihnen auch nicht weh. Bei den WählerInnen kommen Sie mit Ihrer Linie offensichtlich durch. Einen Unterschied macht es tatsächlich bei der FPÖ. Es ist interessant zuzuschauen. All diese Verschlechte- rungen, die Leute treffen, die von normalen Gehältern leben müssen, sind bei der Bundesregierung tatsächlich so aufgeteilt, dass es bei der ÖVP keinen Effekt hat und bei der FPÖ - jetzt könnte ich noch sagen, ich bin froh darüber - in den Umfragen abwärts geht. (GR Mag. Man- fred Juraczka: Sie liegt aber nur ganz knapp vor den GRÜNEN!) Den Leuten geht es leider schlechter. Den Leuten geht es schlechter, weil es Leuten halt nicht bes- ser geht, wenn ich einen Familienbonus ausgezahlt kriege, aber dem Teil meiner Verwandtschaft, der die Hälfte, ein Drittel oder ein Fünftel verdient, nichts davon gehört. Die Hälfte würde noch reichen, aber bei einem Fünftel, das nichts kriegt, ist das schon anders. Und Sie verkaufen das noch als einen Riesenerfolg! Es ist un- glaublich! (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Eine Steuer- erleichterung!) Bei der Mindestsicherung sagen Sie, das erste Kind schon noch, das zweite, und dann nichts mehr, fertig, aus. Sie kriegen es von allen vorgerechnet. Von den Kirchen kriegen Sie es vorgerechnet, also nicht aus- schließlich von progressiven linken Institutionen (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Dass Sie sich schon auf die Kirche stützen müssen!), sondern alle rechnen Ihnen vor, was Sie in diesem Bereich anstellen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Waren Sie schon einmal in der Kirche?) Soziale Sicherheit hängt halt auch davon ab, wie es den Leuten geht. Da müsste man normalerweise an die Bürgerlichen, die in der ÖVP vielleicht noch übrig sind, appellieren. Wem es wurscht ist, dass es möglichst vie- len Leuten schlecht geht, dass das am schlechtesten bediente Viertel noch einmal weiter abrutscht, darf sich nicht wundern, wenn die Demokratie in Gefahr kommt. Es ist halt verdammt schwer, jemandem zu erklären, der seine Wohnung kaum zahlen kann, der seinen Kühl- schrank nicht füllen kann und der sein Kind nicht auf die Schullandwoche mitschicken kann, warum es so eine tolle Errungenschaft in der Demokratie, in der wir leben, ist, wenn er hinten und vorne nicht zusammenkommt. Da darf man sich nicht wundern. Momentan sind Sie wirklich dabei, europaweit alles zusammenzuhauen, was man an Demokratie, Frieden und Sicherheit aufgebaut hat. Der Wahnsinn daran ist, dass daran Leute beteiligt sind, von denen ich glaube, dass sie als Einzelpersonen eh sagen würden, das wol- len sie natürlich nicht, sondern sie wollen auch, dass es zumindest halbwegs stabil über die Bühne geht. Das wird es aber so nicht tun. Das Verrückte dabei ist, dass ein paar Leute einfach sagen, es passt eh. Dass unsere Demokratie angezählt ist, wird jetzt wohl jeder sehen, oder? Werte, die wir hatten, sind in Gefahr. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ihre komischen Werte vielleicht!) Nach- her kippt die soziale Sicherheit. In welche Richtung, weiß keiner genau. Gesellschaften, die kippen, haben viel Platz. Wenn sie einmal umfallen, fallen sie um. In dem Moment, wo sie fallen, ist es nicht mehr gut aufzuhalten. Noch arbeiten viele in ganz Europa, nicht nur in Wien oder in Österreich, daran, dass wir in einer friedlichen Welt leben, in einer Stadt, in der wir alle gemeinsam leben. Noch arbeiten viele daran. Wir werden das mit voller Energie und mit der notwendigen Härte gegenüber denen, die nicht mitspielen, erarbeiten müssen. Es wird nicht mehr mit schönen Worten alleine gehen. Das ist im Moment eine scharfe Auseinandersetzung, nicht nur in Europa, sondern auch bei uns. (GR Gerhard Haslinger: Redezeit!) - Jetzt ruft die FPÖ, die sich heute nicht an die Redezeit halten will: "Redezeit!" Das ist nicht logisch konsistent. Aber das ist es selten in diesem Eck. Wir müssen eine scharfe Auseinandersetzung füh- ren, wie wir unsere Welt miteinander haben wollen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Jetzt würde ich den Schwarzen Block aktivieren!) - Sie können mit den Liederbüchern in ihren Hütten singen, was Sie wollen. Das würde mich noch am wenigsten stören, wenn Sie nur dort bleiben würden. (GR Mag. Wolfgang Jung: Wir bleiben sicher! Was mit Ihnen ist, ist offen! - GR Mag. Dietbert Kowarik: Im Nationalrat haben Sie es schon geschafft!) Es ist ganz einfach. Wer am Schluss gewinnt, weiß man tat- sächlich nicht. Das stimmt. (GR Michael Niegl: Ihr werdet es nicht sein!) Momentan haben wir quer durch den ganzen Konti- nent Leute am Werken. Früher hat es Visegrád geheißen und wir haben getan, als ob wir nicht dazugehören. Jetzt ist Österreich auch Visegrád-Staat geworden und glaubt offensichtlich, das ist die Lösung. In Wien ist es schwie- riger, an die ÖVP zu appellieren. Wenn ich das Bundes- gebiet sehe, habe ich noch Hoffnung, wenn man diejeni- gen zusammenrechnet, die in der ÖVP an Demokratie und sozialer Sicherheit interessiert sind. Im Westen sind schon noch einige übrig. Das ist eindeutig so. Die West- achse sieht das ein bisschen anders. (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Lassen Sie mich raten!) Sie sind nicht überall gleich blau wie in Wien. (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Kommen Sie endlich zur Sache!) In Wien sind Sie schwer auseinanderzuhalten. Wir, alle progressiven Kräfte in der Sozialdemokratie, bei den GRÜNEN (GR Mag. Wolfgang Jung: Die Liste Pilz!), außerhalb dieses Rathauses und außerhalb der Parlamente, werden weiter verteidigen müssen, was in den letzten Jahrzehnten erarbeitet wurde. (StR Dr. Mar- kus Wölbitsch, MIM: Nicht einmal die SPÖ hört Ihnen zu!) Es ist jetzt endgültig dort, wo es leider keine Sonn- tagsreden mehr sind, weil Sie ernst machen mit: "Sie werden sich noch wundern!" (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Nicht eine Zeile stimmt! Das ist die Ellensohn- Abschiedsrede!) Manche wundern sich. Mich wundert es eh nicht. Es war nicht anders zu erwarten, als dass das passiert. Deswegen werden wir in Wien dafür sorgen, dass es möglichst vielen Leuten so gut geht, dass sie nicht auf diese Rattenfängerei hereinfallen müssen. Deswegen muss man schauen, dass man Armut bekämpft, soziale Standards hält. Deswegen muss man schauen, dass man nicht nur den Kindergarten in der Menge hat, son- dern die Qualität ausbaut. (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Und Schulden macht!) Deswegen müssen wir die Chancen dort erhöhen, wo wenige vorhanden sind. Deswegen ist es notwendig, in Schulen zu investieren (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: In Schulden!), mehr, als man es schon gemacht hat. Deswegen brauchen wir mehr Genossenschafts- und Gemeindewohnungen und nicht Wohnungen am Privatmarkt, die sich die Leute nicht leisten können. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Haupt- sächlich Gemeindewohnungen!) Wir bauen ja welche. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie bauen überhaupt keine Gemeindewohnungen!) - Sie wissen es, Handelskai, Fontanastraße. Sie wissen, dass welche kommen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Nichts kommt!) Es dauert alles ein bisschen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Diskussion werden wir noch haben!) Wie viele bauen Sie denn in Oberösterreich, wo Sie zuständig sind? Sie bauen keine einzige! (GR Mag. Dietbert Kowarik: Herr Kollege, der Heumarkt ist kein Gemeindebau!) Die FPÖ hat nirgendwo, wo sie zustän- dig war, eine Gemeindewohnung gebaut, hat auch in Oberösterreich keine gebaut. Die einzigen Wohnungen, die Ihnen zwischendurch politisch gehört haben, waren die Wohnungen der BUWOG. Diese haben Sie ver- scherbelt und haben heute ein Gerichtsverfahren anhän- gig. Die Leute, die dort wohnen, zahlen mehr Geld als vorher. Wenn Sie in Wien an den Drücker kommen, wird natürlich der Gemeindebau verkauft. Da können Sie 1.000 Mal anderes behaupten. Sie haben vorher auch nicht angekündigt, dass Sie die BUWOG-Wohnungen verkaufen. Wer soll Ihnen das glauben? Sie haben dort gelogen. Wieso soll ich es hier glauben? Jetzt habe ich nicht gesagt, dass hier gelogen wird. Ich glaube, das geht sich genau aus. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie haben gesagt: "Sie haben gelogen!") - Sie haben dort gelogen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich?) - Sie können nicht dort gelogen haben, wenn Sie nicht dort sitzen! (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ein Kasperltheater! Warum sa- gen Sie es dann hier?) Das ist ein logischer Zusammen- hang! Es ist schwierig. Jedes zweite Mal musst du an- fangen, logisch zu erklären. (GR Mag. Wolfgang Jung: Zurück zum nicht vorhandenen Manuskript!) Die Mehrheit der Menschen in Wien, die Mehrheit der Menschen in Österreich, die Mehrheit der Menschen in Europa will friedlich miteinander leben. (GR Mag. Diet- bert Kowarik: Probieren Sie einmal friedliches Zusam- menleben bei den GRÜNEN! Das ist schon schwer ge- nug!) Am leichtesten siehst du das im Kindergarten und in der Schule, wo Kinder versuchen, normal miteinander auszukommen. Wenn die Erwachsenen die Kinder wachsen lassen und ihnen nicht lauter Blödsinn einre- den, wird es eine ganz vernünftige Stadt sein und blei- ben. Wir werden als GRÜNE und als Sozialdemokratie alles dafür tun, dass es in Wien so bleibt, wie es schon sehr lange ist (GR Mag. Dietbert Kowarik: Nicht sehr viele Sozialdemokraten interessiert, was Sie sagen! Nur ein Zehntel des Klubs hört Ihnen zu!), nämlich, dass ÖVP und FPÖ in dieser Stadt nichts zu sagen haben! - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Kein überschwänglicher Applaus!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war 20 Minuten. Die freiwillige Restredezeit für die GRÜNEN ist 13 Minuten. Als Nächster zum Wort gemel- det ist Herr VBgm Nepp. Ich erteile es ihm. VBgm Dominik Nepp, MA: Meine sehr geehrten Da- men und Herren! Es war wirklich eine bemerkenswerte Abschiedsrede von Herrn Ellensohn. (Beifall bei der FPÖ.) Aber genau wegen diesen Inhalten sind Sie einfach nicht mehr im Parlament. Wenn Sie jetzt die Bundesre- gierung und hier die Arbeit in Wien vergleichen, gehe ich auf den Vergleich gerne ein. Nehmen wir allein die Bil- dungspolitik. Deutschförderklassen, wo Kinder Deutsch lernen sollen, zur Integration. Oder das Nein von Wien, wo es weiter ein Bildungsdesaster gibt, Brennpunktschu- len und Integrationsverweigerung. Da sollen sich die Menschen einmal entscheiden! (Beifall bei der FPÖ und von GR Mag. Manfred Juraczka.) Oder spielen wir das Spiel weiter. Familienbonus 1.500 EUR pro Kind pro Jahr mehr (GR Peter Kraus, BSc: Für wen?), Senkung der Arbeitslosenversicherung zur Entlastung der kleinen Einkommen. Oder Gebühren- lawine Gas, Strom, Wasser, Miete in Wien. Die Bürger draußen können sich entscheiden, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GRin Mag. Caroline Hungerländer.) Oder Kampf gegen den radikalen politischen Islam mit Moscheenschließungen, mit Ausweisungen von Hasspredigern. Oder weiter die Förderung des politi- schen Islams mit Kindergärten, Schulen, wo weiter vom rot-grünen Wien Steuermillionen in den politischen Islam hineinfließen. Auch da können sich die Bürger ein Bild machen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Bei- fall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbre- chend): Entschuldigung. Ich darf die Dame, die gerade hinausgeht, darauf aufmerksam machen, es ist Ihnen nicht gestattet, den Innenraum als Nichtabgeordnete zu betreten und noch dazu Fotos zu machen. Ich darf Sie bitten, den Saal zu verlassen. Danke schön. - Bitte schön. VBgm Dominik Nepp, MA (fortsetzend): Oder wollen wir eine restriktive Grenzsicherung, 40 Prozent Steige- rung von Abschiebungen bei negativen Asylbescheiden? Oder wollen wir weiter eine undifferenzierte Willkom- menskultur hier im rot-grünen Wien mit offenen Grenzen und Asyltourismus? Auch da machen sich die Menschen ein Bild. Darum sind die Roten nicht mehr in der Bundes- regierung und die GRÜNEN mit einem Fußtritt von den Wählern aus dem Parlament geflogen, meine sehr ge- ehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber nun zum eigentlichen Thema, das der Herr Kol- lege Ellensohn eigentlich vollkommen außen vor gelas- sen hat, nämlich dem Wiener Budget. Der Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke hat in seinen ersten Antrittsinterviews, und das waren nicht wenige, immer wieder betont, Wien ist ein Großkonzern. Was er heute allerdings hier wieder geliefert hat, ist das, was ständig in roter Manier passiert, nämlich Vertuschung. Denn wenn Ihnen die Transparenz wichtig wäre, wenn Sie hier von neuen Zeiten und einem neuen Kurs reden, dann müssten Sie endlich eine Konzernbilanz vorlegen. Diese Konzernbilanz sagt, dass Wien 18 Milliarden EUR Schulden hat, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist die traurige Bilanz von Rot und Grün! (Beifall bei der FPÖ.) 18 Milliarden EUR Schulden! Sie haben auch er- wähnt, Sie wollen es generationenübergreifend machen, dass auch die Enkel etwas davon haben. Man muss weiterdenken. Aber wissen Sie, was 18 Milliarden EUR Schulden für die Wienerinnen und Wiener, für alle Fami- lien draußen, für alle Kinder draußen, für die Zukunft bedeuten? Jedes neugeborene Kind, das hier in Wien auf die Welt kommt (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: ... hat ein Glück!), hat einen Schuldenrucksack von 10.000 EUR. Beim ersten Schrei, noch vor dem ersten Atemzug, kommt das Kind mit 10.000 EUR Schulden auf die Welt! Nehmen wir uns nur die Geburtenstatistik her. In den nächsten 4 Tagen, wo wir hier sitzen und debattieren, Meinungen austauschen werden, kommen laut Gebur- tenstatistik 220 Kinder auf die Welt. Diese 220 Babys sind die erste Sekunde auf der Welt und haben insge- samt 2,2 Millionen EUR Schulden. Das ist diese mensch- liche Tragik, diese menschliche Dimension Ihrer Schul- denpolitik! Darum sage ich klipp und klar, das hier heute ist nicht die Debatte über den Rechnungsabschluss, sondern schon die Eröffnung eines Konkursverfahrens, das Sie verschuldet haben, meine sehr geehrten Damen und Herren von Rot und Grün! (Beifall bei der FPÖ.) Da können Sie auch nicht mit Tricksereien hin- und herjonglieren. Sie sagen hier, der reine Schuldenstand der Stadt beträgt nur knapp 6,5 Milliarden EUR. Wenn man die Werte der Statistik Austria herholt, ist er um eine fette Milliarde höher, nämlich schon 7,5 Milliarden EUR. Dabei hätten wir eigentlich überhaupt keine Neuver- schuldung in Wien gebraucht. Wir hätten auch nicht WiStA, die Wiener Struktur- und Ausgabenreform, ge- braucht. WiStA ist eigentlich nur ein massiver Personal- abbau hier in Wien, Leistungskürzungen auf Kosten des Services für die Wienerinnen und Wiener. Nehmen wir uns das einmal nur in der Gesundheits- politik her. Wie es immer am Beipackzettel so schön heißt, unerwünschte Nebenwirkungen, und diese spüren wir jetzt schon, sind menschenunwürdige Gangbetten, Serienabweisungen von Notfallpatienten, keine lebens- rettenden Therapiemöglichkeiten für Krebspatienten, bis zu 16 Stunden Wartezeit in Ambulanzen und unzumutba- re Wartezeiten auf Operationstermine. Das alles, weil Sie hier falsche Prioritäten gesetzt haben. Ich sage es noch einmal, eine Neuverschuldung wäre nicht notwendig gewesen. Wir haben 411 Millionen EUR Neuverschuldung. In Ihrem eigenen Budget weisen Sie aus und weisen Sie darauf hin, wie viel Ihre Willkommenskultur gekostet hat. 407 Millionen EUR Schulden auf Grund Ihrer Willkom- menskultur. Das heißt, 99 Prozent der Neuverschuldung haben wir Ihrer rot-grünen undifferenzierten Willkom- menskultur zu verdanken. Da sage ich, die Wiener lei- den, weil Sie falsche Prioritäten setzen. Mit dieser Priori- tätensetzung, wo Sie Sozialgeschenke und Zuckerln in alle Welt verstreuen, muss Schluss sein. Das Geld muss wieder bei den echten Wienerinnen und Wienern landen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Das führt mich gleich zum Sozial- und Gesundheits- stadtrat Peter Hacker. Er ist wahrlich kein Neuer, wie er hier präsentiert wurde, sondern eigentlich ein altbekann- ter Parteisoldat, der halt jetzt nur die Bühne in dieser Rekordschuldenkoalition betritt. Er war auch zuständig für die Umstrukturierung des KAV. Das war auch bemer- kenswert. Da hat er gleich am Anfang in einer Presse- konferenz vor ein paar Tagen gesagt, die Umstrukturie- rung des KAV verschieben wir auf die lange Bank, also Nichtstun als politische Großtat. Gratuliere! Der Herr Hacker ist im roten System perfekt aufgegangen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber egal, wohin wir schauen. Vorher war es Hankes Holding, die in 10 Jahren insgesamt 65 Prozent Fremd- kapital aufgenommen hat. Ob wir Hackers KAV an- schauen, ob wir dieses Megaressort einer Ulli Sima anschauen, wo die Stadtwerke auch bereits mit 5,5 Milli- arden EUR verschuldet sind, egal, wo man hinschaut, egal, wen man hernimmt, den Herrn Czernohorszky für Integration, die Frau Sima für Umwelt, den Herrn Hacker für Gesundheit und Soziales, den Herrn Hanke für Fi- nanzen, die Frau Vassilakou fürs Sekkieren der Autofah- rer, nennen wir es einmal so, egal, wo wir hinschauen, Ihre Performanz ist unterirdisch. Was hier von Michael Ludwig präsentiert wurde, ist nicht eine neue Wiener Melange, sondern ist ein ungenießbarer politischer Gift- cocktail, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Bei- fall bei der FPÖ.) Auch der Bürgermeister selbst hinterlässt seiner Nachfolgerin ein Chaos. Elf Jahre lang war er dabei, hat alles mitgetragen. Er ist eigentlich die Personifizierung dieses roten Filzes. Das hat er bei Wiener Wohnen per- fekt durchgeführt. Bei Wiener Wohnen hinterlässt er 3,2 Milliarden EUR Schulden, zehntausende verzweifelte Wienerinnen und Wiener, die auf eine geförderte Sozial- wohnung warten, Gemeindebauten, wo schon über 50 Prozent Nichtösterreicher wohnen, eine Neubauleistung im sozialen Wien, die dem echten Bedarf total hinterher- hinkt, aber dafür Traumgagen für rote Aufsichtsräte und Vorstandsmitglieder in den Wohnbaugenossenschaften. Das ist die bemerkenswerte Bilanz nach elf Jahren Mi- chael Ludwig. Das ist erschreckend, meine sehr geehr- ten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Deswegen trauen wir ihm auch nicht zu, die Stadt Wien wieder auf eine Erfolgsspur zu bringen. Wien, leider eine Stadt mit Rekordschulden. Wien, leider eine Stadt mit Rekordarbeitslosigkeit. Wien, leider eine Stadt mit einem Schlusslichtpunkt im Wirtschaftswachstum. Nein, das Vertrauen hat der Bürgermeister von uns nicht, auch nicht sein Team. Ihm fehlen die Managementquali- täten vollkommen. Weil vorher ich und auch der Finanz- stadtrat Hanke von einem Großkonzern gesprochen haben, sage ich Ihnen, die Kleinanleger und die Aktionä- re dieses Großkonzerns sind die Steuerzahler, also die Wienerinnen und Wiener. Wenn Manager 18 Milliarden EUR Schulden bauen, dann wären diese Manager ge- feuert. Die Wienerinnen und Wiener werden diese Wie- ner Stadtregierung feuern, spätestens 2020! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Oxonitsch. Ich erteile es Ihm. GR Christian Oxonitsch (SPÖ): Sehr geehrter Herr Finanzstadtrat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In der Einleitung hat der neue Finanzstadtrat gefor- dert, wir sollen den Rechnungsabschluss leidenschaftlich diskutieren. Das ist vielleicht noch der Fall gewesen. Aber einen wesentlichen zweiten Punkt hat man ein bisschen außer Acht gelassen, nämlich, man soll ihn auch seriös diskutieren. Wenn ich mir allein ansehe, welche Zahlen hier durch die Gegend geworfen wurden, von drei verschiedenen Oppositionsparteien, wo, glaube ich, der einzige Auftrag war, jeder muss noch ein biss- chen etwas zu dem draufdoppeln, was der Vorgänger gesagt hat, haben wir jetzt schon von 15 Milliarden EUR Gesamtschulden geredet. (VBgm Dominik Nepp, MA: 18!) - 18! Danke. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Wer bietet mehr?) Am Anfang haben wir noch von 10 Milliar- den EUR gesprochen. Man ist sich nicht einmal in der Frage einig, wo dieser Gesamtschuldenstand liegt, ob- wohl es relativ einfach wäre. Es kriegt jeder von uns eine entsprechende wunderschöne Mappe in die Hand, über viele Hunderte Seiten, wo man sich eigentlich relativ klar ansehen kann, wie der Schuldenstand dieser Stadt aus- sieht, wie der Schuldenstand der Unternehmen aussieht, wie der Vollzug des Budgets im Jahr 2017 aussieht. Die Zahlen wurden alle genannt. Sie sind auch, wie gesagt, nachvollziehbar. Im Unterschied zu vielen anderen Bun- desländern haben wir einen Schuldenbericht, haben wir einen Subventionsbericht. Man kann sich nicht einmal darauf ausreden, was wahrscheinlich in vielen ÖVP- Bundesländern der Fall wäre, man kennt die Zahlen nicht. Man muss sich nur einmal die Mühe machen, die Mappe zur Hand zu nehmen und zu lesen. Dort kann man eindeutig feststellen, der Schulden- stand dieser Stadt ist gewachsen, ist gestiegen, und zwar schlicht und ergreifend deshalb, und das ist mir ganz wichtig, gleich einleitend noch einmal zu sagen, weil wir nicht den Weg vieler anderer Städte, auch inter- national vieler Staaten, gegangen sind, nämlich schlicht und ergreifend in einer wirtschaftlich schwierigen Situati- on, und da ist die Wirtschafts- und Finanzkrise ein maß- geblicher Rahmen dafür gewesen, die Investitionen zurückzufahren. Diese Zahlen liegen am Tisch und sind zumindest scheinbar unbestritten, weil es ist auch einige Male darauf Bezug genommen worden. Wenn man 1,7 Milliarden EUR in der Stadt nicht investiert, dann haben wir ganz rasch ein ausgeglichenes Budget und haben entsprechende Budgetüberschüsse. Diesen Weg sind andere gegangen. Die Folgen dafür, für die Bewohnerin- nen und Bewohner dieser Städte, aber auch für die Be- wohnerinnen und Bewohner dieser Staaten, sind vielfach spürbar gewesen, verstärkte Armut, verschlechtertes Infrastruktursystem, verschlechtertes Gesundheitssys- tem, verschlechterte soziale Sicherung. Nein, meine sehr verehrten Damen und Herren, diesen Weg gehen wir in Wien nicht! (Beifall bei der SPÖ.) Natürlich ist eine Rechnungsabschlussdebatte immer ein bisschen, wie auch die Budgetdebatte, die Debatte der großen Worte. Was ist denn da jetzt schon gesagt worden, vom Verrat, vom Verbrechen, vom Verzocken, vom Vertuschen? Das waren alles die Worte der ent- sprechenden Oppositionsredner. (VBgm Dominik Nepp, MA: Das war der Ellensohn! Verrat, Verzocken, das kam vom Ellensohn!) - Nein, keine Sorge! Das kam schon alles von Ihnen daher! Tatsache ist: Was wäre denn tatsächlich der Verrat an den zukünftigen Generationen, was wäre tatsächlich das Verbrechen an zukünftigen Investitionen, wenn wir nicht dieses hohe Leistungsniveau dieser Stadt auch den zukünftigen Generationen zu Verfügung stellen, dieses hohe Leistungsniveau für die zukünftigen Generationen weiterhin sichern und dieses hohe Investitionsniveau und damit natürlich auch diese hohe Infrastruktur für zukünf- tige Generationen ausbauen? Was ist denn tatsächlich das, von dem zukünftige Generationen auch durch die- sen Schuldenstand profitieren werden? Modernste Schulen, wo derzeit aus ganz Europa De- legationen nach Wien kommen, um sich das Wiener Campusmodell anzusehen. Internationale Delegationen schauen sich an, warum Wien es zusammenbringt, nicht nur ein gutes öffentliches Verkehrswesen zu haben, weil es andere schon verscherbelt haben, sondern tatsächlich auch noch auszubauen. Und sie schauen sich an, wie es einer Stadt tatsächlich gelungen ist, auch mit Neuver- schuldung - ich bekenne mich dazu - dieses öffentliche Verkehrswesen für zukünftige Generationen auszubau- en. Genauso bin ich froh, dass sich vor über 40 Jahren Menschen dazu entschlossen haben, eine Donauinsel zu bauen, eine U-Bahn zu bauen, eine große Verkehrsinfra- struktur zu modernisieren, Fußgängerzonen gemacht haben und vieles andere mehr. Das sind die Lebensqua- litätsfaktoren, von denen zukünftige Generationen in dieser Stadt mehr denn je profitieren werden, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.) Es stimmt, wir haben zusätzliche Einnahmen in die- ser Stadt. Zum Glück haben wir zusätzliche Einnahmen in der Stadt, die auch ihren Beitrag dazu leisten, diese Investitionen tatsächlich möglich machen zu können. Ohne diese zusätzlichen Einnahmen ginge es nicht. Es ist auch in der Rede des Herrn Finanzstadtrats darauf hingewiesen worden, viele andere Bundesländer können ihren laufenden Betrieb, Personalkosten, Gehälter, die vorhandenen Spitäler, die vorhandenen öffentlichen Verkehrsmittel nicht aus dem Regelbudget finanzieren. Wir haben 1,7 Milliarden EUR Investitionen nur aus dem Kernmagistrat, 2,4 Milliarden EUR aus den Unternehmen dazu, können das investieren und haben dabei eine Neuverschuldung von 400 Millionen EUR. Da wird schon sehr klar und deutlich sichtbar, den laufenden Betrieb können wir tatsächlich aus dem gesamten Budget, und darüber hinaus noch, grob gerechnet, 1,3 Milliarden EUR an Investitionen, sicherstellen. Ja, auch mit Mehrein- nahmen. Seien wir froh, dass wir diese haben. Seien wir froh, dass wir gemeinsam eine U-Bahn bauen können. Seien wir froh, dass wir eine Stadtstraße errichten kön- nen. Seien wir froh, dass wir mehrere Campusmodelle im letzten Jahr eröffnen konnten. Seien wir froh, dass wir über 127 Schulklassen neu errichten konnten, weil sich diese Stadt dynamisch entwickelt. Auch darauf kann man gemeinsam stolz sein. Es ist tatsächlich eine Stadt, die nicht nur in den in- ternationalen Rankings, man muss es gesagt haben, immer wieder hervorragend abschneidet, sei es in der Lebensqualität, sei es in der Gesundheitsversorgung, sei es in der öffentlichen Infrastruktur, sei es im Bereich der Innovation, Smart City als Schlagwort, Spitzenplätze belegt, sondern es ist tatsächlich auch eine Stadt, die für Menschen immer attraktiv bleiben wird. Denn diese At- traktivität ist natürlich für wirtschaftlichen Erfolg ganz besonders von Bedeutung. Daran arbeiten wir, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.) Auch darauf wurde hingewiesen, viele der Maßnah- men, die zum Beispiel im Bereich des Arbeitsmarkts gesetzt werden konnten, konnten wir nicht zuletzt des- halb setzen, weil wir mit dem Wiener Arbeitnehmerförde- rungsfonds ein hervorragendes Instrumentarium haben. Aber die Arbeitslosigkeit ist seit 19 Mal rückläufig, 19 Mal, wo es uns tatsächlich gelungen ist, eine Arbeitslo- sigkeit, die nach wie vor zu hoch ist, durch eine Vielzahl von Maßnahmen tatsächlich zu senken. Dies auch des- halb, weil eben immer wieder internationale Unterneh- men diese Stadt für ihre Headquarter-Entscheidung nehmen. Dies auch deshalb, weil viele kleine Unterneh- men, auch mit Unterstützung der Stadt und gefördert durch diese Stadt, neue Innovationen auf den Markt bringen und sich etablieren können. Es ist aber auch deshalb die Arbeitslosigkeit wahrscheinlich nicht in dem Ausmaß, wie wir es uns alle wünschen würden, zurück- gegangen, weil diese Stadt rund 250.000 Menschen aus anderen Bundesländern Arbeitsplätze zur Verfügung stellt. Nehmen Sie doch einmal den wirklich seriösen Ver- gleich her. Welches Bundesland hat die höchste Arbeits- platzdichte im Verhältnis zu ihren Bewohnerinnen und Bewohnern? Das ist, gemeinsam mit Salzburg, eindeutig Wien. Wir haben die meisten Arbeitsplätze aller Bundes- länder im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung. Deshalb fin- den auch viele Menschen aus anderen Bundesländern in Wien einen Arbeitsplatz, weil sie ihn dort nicht finden. Schauen Sie sich die Zahl schlicht und ergreifend an, wie sie ausschauen würde, wenn man die Einpendler aus dem Burgenland, aus Niederösterreich, auch aus der Steiermark, teilweise sogar aus Oberösterreich, hinein- rechnen würde. Wien wäre hier tatsächlich Spitzenreiter. Warum machen das die Menschen? Weil sie natürlich gerade in einer Stadt gute Arbeitsplätze finden, ganztä- gige Arbeitsplätze finden, was in vielen Bundesländern in vielen Bereichen nicht so ist. Wenn man uns schon die Arbeitslosigkeit in dieser Stadt um die Ohren haut, dann sage ich deshalb dazu, bitte hauen Sie sie auch den Bundesländern um die Ohren, die letztendlich nicht dafür sorgen können, dass ihre Bewohnerinnen und Bewohner in ihren Bundesländer gute Arbeitsplätze vorfinden, mei- ne sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.) So ist natürlich diese Debatte im Bereich der Investi- tionen und der Neuverschuldung aus meiner Sicht nicht wirklich seriös geführt worden. Aber es sind auch diese kleinen Schlenker, die da immer wieder stattfinden. Da ist davon geredet worden, das Budget schaut nur des- halb besser aus, weil es Einmaleffekte bei den Frankenk- rediten gab. Zum Glück ist es gelungen, durch die Fran- kenkredite insgesamt einen Finanzierungsvorteil von rund 308 Millionen EUR zu erzielen. Das ist, glaube ich, mittlerweile sogar unbestritten, auch von all jenen, die gemeint haben, wir sollten aus den Frankenkrediten aussteigen, als der Kurs wesentlich schlechter war, weil wir damals diese Effekte nicht erzielt haben. Nur, ein Einmaleffekt ist all das nicht, sondern im Unterschied zu anderen Bundesländer hat Wien tatsächlich die Fran- kenkredite immer zum aktuellen Kurs auch in den ent- sprechenden Rechnungsabschlüssen ausgewiesen. Das unterscheidet uns von allen anderen Bundesländern, die erstens nach wie vor in Frankenkrediten stecken und die sie dann immer nur zu dem Kurs ausweisen, den man aufgenommen hat. In Wien ist hier im Sinne der Trans- parenz und auch der Offenlegung immer ein anderer Weg gegangen worden. Wir haben tatsächlich jedes Jahr den Kurs ausgewiesen und hatten es auch drinnen, wie es war. Da von einem Einmaleffekt zu reden, ist aben- teuerlich. Schauen Sie über die Grenze, was in Nieder- österreich ist. Wien hat erstens keine Frankenkredite mehr, Niederösterreich hat meines Wissens nur sehr wenig, wenn überhaupt etwas, zurückgezahlt und weist es immer noch mit dem Kurs aus, mit dem es sie aufge- nommen hat. Viel Spaß, wenn sie letztendlich einmal schlagend werden! Wir in Wien sind auch in diesem Bereich seriös. (GR Mag. Manfred Juraczka: Der letzte Schweizer Franken ist zurückgezahlt und man zeigt auf die anderen! Das finde ich großartig!) - Nein, das habe ich auch schon voriges Jahr gesagt! (GR Mag. Manfred Juraczka: Der letzte Schweizer Franken ist weg, schaut euch die anderen an!) Mir geht es auch nicht darum, dass man es hat oder nicht hat. Die Frage ist nur, womit man es in einem Rechnungsabschluss ausweist. Das macht hunderte Millionen Unterschied aus. Wenn ich sie zum Kurs A aufnehme und nach 15 Jahren immer nur zum Kurs A ausweise, dann wissen wir selber, was der wesentliche Unterschied sein wird. Das ist in Niederös- terreich so. Da geht es gar nicht darum, ob wir es noch haben oder nicht haben. Das ist überhaupt keine Frage. Das ist die Frage, wie man seriös Budget macht. Gerade in dem Bereich kann man Wien nie etwas vorwerfen, weil wir sie letztendlich immer so ausgewiesen haben, wie sie auch zu Buche gestanden sind. (Beifall bei der SPÖ.) Es gibt sogar einen Punkt, wo ich der Kollegin Meinl- Reisinger durchaus recht gebe. Viele Investitionen, viele Maßnahmen, die wir in der Stadt, durchaus auch mit beträchtlichen finanziellen Mitteln, setzen, sind gewisse Pflaster, gerade im Bereich der Bildungspolitik. Das ist unbestritten. Wir würden uns vieles sparen können und gerne sparen, wenn man tatsächlich grundlegende Re- formmaßnahmen in der Bildungspolitik macht. Der Kolle- ge Nepp hat vorher so großartig wieder über die Deutschklassen diskutiert. Diesmal hat er immerhin 14 Sekunden gebraucht, bis das Thema Ausländer zum Thema gekommen ist. Das letzte Mal waren es 8 Sekun- den, ich habe es mir angeschaut, bei einer Rechnungs- abschlussdebatte. Da gebe ich der Kollegin Meinl-Reisinger tatsächlich recht. Geben wir tatsächlich den Schulen mehr Möglich- keiten, autonom auf ihre Herausforderungen zu reagie- ren, so, wie es viele Direktorinnen und Direktoren, nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Bundesländern fordern, um mit schwierigen Situationen umgehen zu können. Geben wir ihnen auch Unterstützung. Wir tun das in der Stadt, etwas in die Hand zu geben, um zusätz- liche Fördermaßnahmen zu bringen. Nur, machen Sie eines bitte nicht, eine tatsächliche Kürzungsmaßnahme im Bereich der Deutschförderung als innovative Maß- nahme zu verkaufen, denn die Deutschklassen sind, und das ist offensichtlich, nichts anderes, als Sand in die Augen zu streuen, um zu vertuschen, und da nehme ich das Wort jetzt auch in den Mund, dass es tatsächlich zu massiven Kürzungen im Bereich der Deutschförderung, im Bereich der Unterstützung für Lehrerinnen und Lehrer vor Ort, kommen wird. 180 Lehrerinnen und Lehrer we- niger sind in Wien für die Deutschförderung nicht zuletzt dank der Reformmaßnahmen dieser Bundesregierung für Wiener Kinder zur Verfügung. Das ist eine Kür- zungsmaßnahme! Bauen Sie es nicht so auf oder den Popanz auf, als ob es tatsächlich eine zusätzliche För- dermaßnahme wäre! Nein, man kürzt die Förderung, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Deshalb zum Abschluss, ich glaube, es ist tatsächlich ein Rechnungsabschluss, der sich sehen lassen kann, der vor allem auch, und ich habe mir die Debatten des Vorjahres, die Debatten des Rechnungsabschlusses 2015 und die Debatten des Rechnungsabschlusses 2014 angeschaut, ein Mal mehr klarlegt, Wien budgetiert seri- ös und hält seine Budgetzahlen tatsächlich auch immer wieder ein. Jedes Mal ist noch gesagt worden, bei jeder Budget- debatte - ich bin gespannt, wie es unter dem neuen Finanzstadtrat sein wird -, die Debatte gibt es dann im- mer: Dieses Budget wird nicht halten. Wie 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016 hat auch 2017 das Budget gehalten. Es hat sich sogar noch verbessert, ja, auch deshalb, weil es mehr Einnahmen gibt. Insofern kann ich Sie nur bitten, diesem Rechnungs- abschluss zuzustimmen und die seriöse Debatte heute tatsächlich vielleicht in den Spezialdebatten stattfinden zu lassen. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜ- NEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich mitteilen, dass GR Mag. Ebinger von 10.15 Uhr bis 14 Uhr und Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger von 10.50 Uhr bis 14.30 Uhr entschuldigt sind. Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Wiederkehr. Ich erteile es ihm. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Vielen Dank. Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle- gen! Sehr geehrter Herr StR Hanke! Sie haben in Ihrer Rede einen neuen Kurs angekün- digt. Da war ich sehr aufmerksam und habe geschaut, wo denn der neue Kurs vorzufinden sei. Wenn, dann war er nur in homöopathischen Dosen vorhanden, denn wenn ich die Augen geschlossen habe und Ihre männli- che Stimme ignoriert hätte, wäre es mir vorgekommen, dass die Rede eins zu eins von Ihrer Kollegin Brauner gehalten worden wäre, weil es im Endeffekt genau das Gleiche wie in den letzten Jahren war. Es war inhaltlich genau die gleiche Rede. Es war die gleiche Begründung für den Schuldenstand und für das Schuldenbudget. Und es waren auch die gleichen Aus- reden. Dass man wirklich als jemand, der sich im Fi- nanzbereich auskennt, heuer noch immer sagt, auf Grund der Finanzkrise brauchen wir so ein Budget und schauen die Budgetzahlen nicht gut aus, ist eine Ver- höhnung für jeden, der sich wirtschaftspolitisch nur ein bisschen auskennt. (Beifall bei den NEOS.) Die Finanzkrise war immer die Ausrede dieser Stadt, um nicht ausgeglichen zu budgetieren. Wenn die Fi- nanzkrise zum Dauerzustand erklärt wird, ist das nur das Eingeständnis der eigenen Unmöglichkeit, ausgeglichen zu budgetieren. Den Aspekt der Kosten der Jungen fand ich sehr spannend und auch sehr, sehr wichtig, denn wie das Budget ausschaut, ist wirklich eine Frage der Generatio- nenfairness und der Frage: Was geben wir der zukünfti- gen Generation mit? Geben wir ihnen Chancen mit? Oder einen Rucksack voller Schulden, der den Hand- lungsspielraum dieser Stadt verengen wird? Wenn man sich das Budget ansieht, dann ist Zweiteres der Fall: Der Schuldenrucksack wird von Jahr zu Jahr gefüllt mit zu- sätzlichen Steinen, die der nächsten Generation schwer am Rücken liegen und auch Rückenschmerzen bereiten. Dann werden immer wieder, auch von Ihrer Kollegin Brauner, von Ihrer Vorgängerin, Vergleiche genommen, Vergleiche gezogen mit anderen Städten, und dass Wien ja gar nicht so schlimm dasteht. Was ich viel relevanter finde als den absoluten Vergleich, ist die Entwicklung: die Entwicklung der Staatsverschuldung, hier der Ver- schuldung der Stadt, und nicht die absoluten Zahlen. Die Entwicklung ist dramatisch! Eine Verdreifachung innerhalb von zehn Jahren ist eine dramatische Zunah- me an Schulden. Hier würden jeder private Haushalt, jede Firma sich wundern und aufwachen, wenn man so eine Entwicklung hat. Das ist eigentlich das Relevante, dass die Schulden davongaloppieren und die relative Entwicklung katastrophal ist. (Beifall bei den NEOS.) Aber wenn man schon Vergleiche anstellen möchte, dann vielleicht nicht mit Berlin, einer Stadt, in der die Verwaltung seit der Zusammenlegung von Ost- und West-Berlin nicht ideal funktioniert hat, sondern vielleicht mit München, wo wir sehen, dass in den letzten 10 Jah- ren der Schuldenstand von 2,3 Milliarden auf 760 Millio- nen gesenkt wurde. Im gleichen Zeitraum sind die Schulden in der Stadt Wien von 2,2 auf 6,9 Milliarden gestiegen! Ein Vergleich von vielen, ja, man kann viele Städte mit unterschiedlichen vergleichen. Aber hier sehen wir, was möglich ist in einer Stadt wie München, wo es auch eine starke Zuwanderung gab, einer Stadt wie München, die stark gewachsen ist und ähnliche Herausforderungen hatte. Ich glaube nicht, dass die Finanzkrise an der ös- terreichischen Grenze Halt gemacht und München nicht erwischt hat. Man sieht, mit dem politischen Willen geht es auch, dass man wie in München budgetiert. (Beifall bei den NEOS.) Noch zu den GRÜNEN. Herr Ellensohn, auch hier: Hauptgrund Wirtschaftskrise. Sie haben, glaube ich, selber ein bisschen geschmunzelt, verständlicherweise. Aber im Endeffekt haben Sie nur drum herum geredet, sind Sie gar nicht konkret darauf eingegangen, wie das Budget ausschaut und warum es diesen Schuldenstand gibt. Aber das verstehe ich auch, als kleiner Koalitions- partner möchte man lieber wegschauen und die Realität wegreden über Probleme, die es vielleicht im Bund gibt, anstatt dass man sich auch den eigenen Problemen zuwendet. Letzter Punkt, den ich von der FPÖ und auch der ÖVP ansprechen möchte, ist das Bundesbudget. Da glaube ich, das sieht auch nicht so rosig aus. Dafür, dass wir so sprudelnde Einnahmen haben, könnte man auch im Bundesbudget schon heuer ausgeglichen budgetie- ren. Da sieht man auch keine Ambitionen. Mich hat an der FPÖ verwundert, dass man das WiS- tA-Programm so schlechtgeredet hat - eigentlich der erste Versuch, in der Stadt ein bisschen Reformen anzu- stoßen. Dass die FPÖ zwar einerseits sagt: "Keine neu- en Schulden, wir müssen das Budget sanieren.", aber dann gegen Strukturreformen auftritt, ist wirklich frag- würdig. Da fragt man: Wo wollen Sie denn einsparen, wenn nicht in der Struktur, in der Verwaltung, in der Handhabung der Stadt? (GR Mag. Manfred Juraczka: Was ist denn von WiStA übrig geblieben?) Ja, vielleicht bei den Sozialleistungen, die jeden Einzelnen betreffen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Was ist von WiStA übrig geblieben?) Aber was sinnvoller ist, ist, wirklich im Re- formbereich anzusetzen. Aber da gebe ich Ihnen recht: Was von WiStA übrig geblieben ist, das weiß ich selber nicht, ja. (GR Mag. Manfred Juraczka: Eben!) Denn wenn man sich das Budget anschaut, dann merkt man nicht, wo WiStA überhaupt schlagend wird. (GR Anton Mahdalik: Warum ist dann ...) Das ist das Problem: Wenn von der Frau Brauner vor zwei Jahren angekündigt wird, WiStA ist die größte Verwaltungs- und Strukturreform der Geschichte Wiens, und man sieht davon nichts im Budget, dann ist das eine Verhöhnung und nur eine Ablenkung. (De- monstrativer Beifall von GR Mag. Manfred Juraczka. - GR Anton Mahdalik: Das haben wir auch gesagt! Was ist der Unterschied, Herr Klassensprecher?) Nein, nein, nein, es ging bei der FPÖ generell darum, dass man nicht einsparen möchte in der Verwaltung. (GR Anton Mahdalik: Haben wir immer ...) Da habe ich sehr genau zugehört, was Sie möchten, und da kenne ich ja auch Ihre Agenda, im Bereich der Verwaltung nicht einsparen zu wollen. Aber was man bei WiStA sieht, sieht man ja auch bei vielen anderen Sachen. Der Zyklus ist immer der gleiche. Da hoffe ich, dass Sie nicht in den gleichen Schmäh verfallen wie Ihre Vorgängerin: Wenn der mediale Druck groß wird, irgendetwas ankündigen wie eine Strukturre- form, das medial verkaufen, ein paar Monate warten und dann hoffen, dass ohnehin niemand mehr darüber redet. Das war nicht nur bei WiStA der Fall, sondern zum Beispiel auch beim Thema der Zusammenlegung von Bezirksvertretungen. Das ist groß angekündigt worden, Hintergrundgespräche mit Medien. Es war die Schlagzei- le über drei, vier Tage, um abzulenken von dem Schul- denbudget. Und was ist heute davon übrig? Nichts, gar nichts! Das ist eine Ankündigungspolitik, die nicht seriös ist, eine Ankündigungspolitik, die Hoffnungen für die Zukunft schürt und erweckt, aber diese dann nie erfüllt. Also ich hoffe, dass Sie mit diesem Schmäh aufhören, einfach diese Stadt nachhaltig aufstellen und diesen Schuldenstand der Stadt auch wirklich abbauen. Denn auch dieses Argument der Investitionen in die Zukunft muss man sich natürlich genau anschauen. Ja, wenn Werte wie Schulen geschaffen werden, dann ist es eine Investition in die Zukunft. Aber wenn wir uns an- schauen, wie jetzt die Schulen gebaut werden, mit PPP- Modellen, wo innerhalb von 25 Jahren mit hoher Miete erst das Schulgebäude dann zurückgezahlt wird, dann ist das nicht unbedingt die ideale Investition in die Zukunft. Denn das sind auch zusätzliche Schulden. Oder mit der Zinsbelastung, die von Jahr zu Jahr steigt und in Zukunft mit höheren Zinsen, die es sicher geben wird, noch viel mehr steigen wird, ist das nicht die Investition in die Zukunft, die ich mir erwarte. Wir brauchen mehr Spielräume für Investitionen, mehr Spielräume für Bildung, mehr Spielräume auch für Integration. Denn ja, wir sehen hier eine schwarz-blaue Bundesregierung, die einspart, die Sparmaßnahmen dort trifft, wo es wirklich weh tut. Was ich mir von Rot-Grün erwarte, ist, nicht nur zu sagen: "Ihr dürft hier nicht ein- sparen." Und: "Das ist böse.", sondern auch den Spiel- raum im Stadtbudget zu haben, um zu sagen, ja, Integra- tion ist uns wichtig, deshalb investieren wir als Stadt in Integration, investieren wir in Bildung. Auch wenn der Bund hier einspart, investieren wir. Das würde ich mir von der rot-grünen Regierung erwarten. (Beifall bei den NEOS.) Was wir NEOS wollen, sind echte Strukturreformen in dieser Stadt, die langfristig auch wieder einen Spielraum in der Finanzpolitik gewährleisten. Ich habe da ein An- tragspaket mit zehn Anträgen mit. Die genaue Erläute- rung geht sich hier nicht mehr aus, ich möchte nur ein paar Punkte herausgreifen. (GR Anton Mahdalik: Ihr habe eh alle ... eingebracht!) Die Anzahl der politischen Posten in dieser Stadt, die ein Wahnsinn ist: an Bezirksvorsteher-Stellvertretern, an Landtagspräsidenten und Stellvertretern mit Dienstwä- gen. Hier im System der Politik kann man auch massive Einsparungen vornehmen. Wir haben unglaublich hohe Managergehälter in stadtnahen Betrieben, die man auch beschränken könn- te. Wir haben noch immer ein Pensionsparadies in Wien. Wir haben Luxuspensionen, die kaum beschnitten wer- den. Wir haben nicht amtsführende Stadträte, die nie- mand in der Position braucht. Wir haben unglaublich viele Privilegien noch immer im Bereich der Beamten der Stadt, die man auch hinter- fragen kann, die auch zusätzliches Geld bringen würden, wenn man hier auch faire Rahmenbedingungen für alle schafft. Es ist unser Ansatz als NEOS, auch Vorschläge zu bringen, Strukturreformen auch voranzubringen und vorzuschlagen - in der Hoffnung, dass bei Rot-Grün nicht nur Ansagen getätigt werden, sondern auch wirklich Reformen umgesetzt werden. In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Der Kollege hat 10 Minuten Redezeit wie vorgegeben verbraucht. Restredezeit der NEOS wären nach der eigenen Vorga- be noch 9 Minuten. Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau Kollegin Olischar. Ich erteile ihr das Wort. Selbstgewählte Redezeit sind 10 Minuten. Sie haben das Wort. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Vie- len herzlichen Dank. Werter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich auf meinen Debattenbeitrag eingehe, möchte ich schon kurz auf die Rede vom Kollegen Ellen- sohn replizieren, der jetzt da die Seiten gewechselt hat. Ich habe jetzt noch einmal nachgeschaut: Sie haben es tatsächlich geschafft, 20 Minuten lang zu sprechen, ohne über den Rechnungsabschluss, das heutige Thema, zu sprechen! Ich weiß nicht, ob ich beeindruckt sein soll oder ob das traurig ist. Ich würde mich wirklich fragen: Was machen Sie, wenn es die Bundesregierung nicht geben würde? Also abgesehen davon (GR Mag. Manfred Juraczka: ... was arbeiten!), dass es die Redezeit verkür- zen würde. Aber gut. Zu meinem Debattenbeitrag und zum heutigen The- ma der Debatte, dem Rechnungsabschluss 2017, möch- te ich mit einem Zitat beginnen: "Die Kräfte des Behar- rens und Verhinderns sind stark. Die Kräfte des Verän- derns und Regierens sind nicht stark genug." Der eine oder andere von Ihnen kennt dieses Zitat vielleicht: Es stammt aus dem Oktober 2016 und ist von Hannes Androsch. Er hat zwar damals die Bundesregierung damit ge- meint, aber dieses Zitat kann man eins zu eins auf die heutige Situation in Wien umlegen. Ja, im Rathaus am- tiert Rot-Grün, und hier sind die Kräfte des Beharrens und des Verhinderns stark. Ein paar Hundert Meter wei- ter, am Ballhausplatz, haben wir Gott sei Dank seit Kur- zem eine Bundesregierung, wo die Kräfte des Verän- derns und des Regierens bereits wirken. So wie Kollege Wiederkehr habe auch ich Ihrer Re- de, sehr geehrter Herr Stadtrat, gelauscht. Ein leiser Hauch an Willen zur Veränderung war zwar spürbar, manche Sätze haben das dann wieder ein bisschen revidiert, aber wir werden das sehr genau beobachten und Sie auch immer wieder gerne an Ihre Worte erin- nern. (Beifall bei der ÖVP.) Der Rechnungsabschluss ist die in Zahlen gegosse- ne Politik der Stadt Wien, das wird ja auch immer wieder gerne zitiert. Die Zahlen, die uns vorliegen, sind - leider! - richtig, aber die Politik von Rot-Grün ist falsch. Wien ist in den letzten zehn Jahren deutlich gebirgiger geworden, wenn man so sagen will, denn der Schuldenberg ist von 1,39 Milliarden auf 6,41 Milliarden gewachsen. Nimmt man die ausgelagerten Bereiche hinzu, dann stoßen wir vermutlich bald an die 10-Milliarden-EUR-Grenze! Wir kennen die theoretischen Grundlagen Ihrer Wirt- schaftspolitik in der Stadt Wien. Sie berufen sich auf John Maynard Keynes, auf den Keynesianismus, und der sagt vereinfacht: In schlechten Zeiten darf oder soll man sogar Schulden machen, in guten Zeiten soll man diese dann aber wieder zurückzahlen. In Wien herrscht aber der rot-grüne Keynesianismus: Die Stadtregierung macht viele Schulden in der Krise und ein bisschen weniger Schulden bei guter Konjunktur. Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sie haben in der "Pres- se" vom 15. Juni wörtlich gesagt: "Im sozialdemokrati- schen Wien ist es eine Verpflichtung, generationenüber- greifend zu denken." In diese Richtung haben Sie das auch in Ihrer heutigen Rede angedeutet. Aber genau das macht Rot-Grün nicht, generationenübergreifend zu denken! Jedes Kind - und das haben wir heute schon öfters gehört -, das in Wien auf die Welt kommt, hat 3.460 EUR an Schulden! Das ist die durchschnittliche Verschuldung pro Kopf, und auch diese ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Aber wir dürfen nicht jedem Kleinkind einen Schuldenrucksack umhängen, der von Jahr zu Jahr größer wird. Sie machen eine Politik auf Kosten der Kinder, auf Kosten der kommenden Generationen, und das wollen wir nicht! (Beifall bei der ÖVP.) Rot-Grün erklärt uns ja immer wieder, dass Schulden und Schulden zweierlei seien: Es gibt quasi gute Schul- den, es gibt schlechte Schulden, und Wien hätte ja gute Schulden, weil man immer wieder etwas hineininvestiert. Es wird Sie nicht überraschen, dass wir mit diesem Zu- gang nichts anfangen können. Schulden sind keine Fra- ge der Wertigkeit, ob gut oder schlecht, Schuldenma- chen ist eine Haltungsfrage! Deswegen sagen wir: Es gibt keine guten und schlechten Schulden, denn irgendwer muss irgendwann diese Schulden wieder zurückzahlen. Ein Bemühen, hier tatsächlich einzulenken, um noch Schlimmeres zu ver- hindern, sehen wir nicht. Die Wiener "Titanic" steuert offenen Auges mit knallenden Sektkorken direkt auf den Schuldeneisberg zu und freut sich auch noch, dass die Kollision auf Grund des guten Wellengangs nicht ganz so schlimm ausfallen wird. Den Vergleich mit anderen Städten haben meine Vorredner auch schon gebracht. Man muss wirklich hinschauen, denn viele Städte haben es geschafft, in den letzten Jahren Schulden abzubauen, und sie werden vor allem bei guter Konjunktur auch weiterhin Schulden abbauen. Das ist genau der Vorwurf, den wir Rot-Grün machen: Wenn wir es nicht einmal schaffen, in Zeiten der Hochkonjunktur Schulden abzubauen, wie soll uns das dann gelingen, wenn sich die konjunkturelle Lage wieder verschlechtert? Die neue Bundesregierung ist angetreten mit dem Ziel, erstmals in der Zweiten Republik keine neuen Schulden zu machen. Das muss aus meiner Sicht auch der Anspruch einer Wiener Stadtregierung sein. Auch wenn Sie, sehr geehrter Herr Stadtrat, es in Ihrer Rede angedeutet haben: Die Botschaft hör' ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube der Veränderung. Denn wenn Sie "eine maßvolle Neuverschuldung" sagen, dann schrillen bei mir schon die Alarmglocken, und Sie wollen, wie ich sehe, hier auch einen Fuß in der Tür lassen. Wir wollen keine "guten" Schulden, sondern wir wollen einen ge- sunden Haushalt, der effizient, professionell und transpa- rent geführt wird! Dafür steht die ÖVP-Wien. (Beifall bei der ÖVP.) Herr Stadtrat! Sie können sich zu Recht darauf beru- fen, dass Sie erst seit wenigen Wochen im Amt sind. Sie übernehmen ein schweres Erbe: den Schuldenberg der Brauner-Ära. Daher nehmen wir auch Bgm Michael Lud- wig in die Ziehung und in die Verantwortung. Er hat sich ja in der Vergangenheit auch immer wieder gerne an Bruno Kreisky gehalten und ihn als sein politisches Vor- bild bezeichnet. Da kennen wir ja alle diesen Satz: "Eine Milliarde Schulden bereitet mir weniger schlaflose Nächte als hunderttausend Arbeitslose." In Wien hatten wir 2017 9,4 Milliarden EUR an Schulden, wenn man die ausgelager- ten Unternehmen dazunimmt, und mehr als 155.000 Menschen ohne Beschäftigung. Diese Kombination von beiden Dingen bereitet uns schlaflose Nächte, sehr ge- ehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Auf den Punkt gebracht: Schulden schaffen keine Ar- beitsplätze, Schulden schaffen keine Jobs, Schulden sind kein Medikament und keine Medizin, sondern Schulden sind Zukunftszerstörer, meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Abschluss möchte ich zitieren, was Marie Curie einmal gesagt hat: "Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan wer- den muss." Das ist der Zugang der ÖVP-Wien in den kommenden beiden Tagen und in den nächsten Monaten und Jahren, denn es ist viel zu tun im rot-grünen Wien. Wir sind bereit mitzuarbeiten. Wir stehen für eine not- wendige Veränderung, für eine Stadt ohne Schulden, für ein Wien mit schwarzen Zahlen, mit Weitblick für die Zukunft für Wien! Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Kollegin O- lischar hat 9 Minuten Redezeit verbraucht. Daher beträgt die selbstgewählte Restredezeit der ÖVP noch 9 Minu- ten. Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr Dipl.-Ing. Margulies. Selbstgewählte Redezeit sind 12 Minuten, die ich auch einstelle. Sie haben das Wort. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Ich danke sehr. Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Rechnungsabschluss bietet meines Erachtens vor allem eine Möglichkeit: Nämlich darüber zu spre- chen, ob es gelingt, dass die Aufgaben, die eine Stadt im Interesse ihrer Menschen erfüllen sollte, gut erfüllt wur- den, ja oder nein. Nur um das sollte es meines Erach- tens gehen. Und selbstverständlich dann auch, ob die dazu zur Verfügung stehenden Mittel ausgereicht haben, ob man Schulden aufnehmen musste oder ob man sogar etwas zurückzahlen konnte. Aber Schulden an sich als etwas Verwerfliches dar- zustellen, ist absurd, würde doch, wenn es tatsächlich so wäre, in der Privatwirtschaft kaum ein Unternehmen sich selbst finanzieren können. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Dann wäre es tatsächlich so, dass sich kaum jemand, der sich gern ein Eigenheim oder eine Wohnung kaufen würde, dies leisten könnte, weil die wenigsten Menschen den Kaufpreis einer Wohnung oder eines Eigenheims auf der hohen Kante liegen haben. Also, Schulden sind an sich wertfrei. Es hängt davon ab, was man damit macht. Aber ein zweiter Punkt, und jetzt greife ich das Bei- spiel von ÖVP und Freiheitlichen auf, das Beispiel mit dem Rucksack und dem Baby. Wenngleich ich schon sagen muss: Es wäre einmal angenehm, wenn sich die Opposition auf eine Zahl einigen würde. Meine Vorredne- rin, Kollegin Olischar, sprach von 3.400 EUR Schulden, der Kollege Nepp sprach von 10.000 EUR Schulden. (VBgm Dominik Nepp, MA: In der Konzernbilanz ...) Ich beginne jetzt einfach damit: Was hat ein Baby, das in Wien auf die Welt kommt? Vor allem einmal eines: unglaublich viel Glück! Es kommt in einer der lebenswer- testen Städte der Welt zur Welt, mit einem ausgezeich- neten Bildungssystem, einem ausgezeichneten Gesund- heitssystem, einer intakten Umwelt/Mobilität. Aber hüpfen wir zurück: Also es kommt einmal in Wien auf die Welt und wird, die meisten von ihnen, in einem Spital geboren. Was zahlen die Eltern dafür? Nichts. Was zahlt das Baby dafür? Nichts. Sollte es Komplikationen geben: Selbstverständlich wird das Ba- by, das auf die Welt kommt, bestens betreut, und die Mutter auch. Die Zeit vergeht, das Baby wächst heran. Es kommt früher oder später entweder in die Kinderkrippe oder, etwas später dann, in Kindergarten/Kinderbetreuung. Was zahlen die Eltern dafür? Was zahlt das Baby dafür? In Wien, im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern und zu allen anderen Gemeinden: Was zahlt das Kind dafür oder die Eltern? Nichts! (GR Mag. Wolfgang Jung: Hören Sie doch auf mit dem Unsinn! Der Steuerzahler zahlt das! Ist ja unglaublich!) Null Euro! Null Euro, und sollten die Eltern tatsächlich weniger Geld zur Verfügung haben, wird später dann in der Schule sogar noch der Essensbeitrag erlassen. So, das ist es in Wien! (VBgm Dominik Nepp, MA: Und wer zahlt es?) Wie geht es weiter? Lehrstelle: Angenommen, in al- len anderen Bundesländern gibt es so wie in Wien Kin- der, die weiter in die Schule gehen, in höhere Schulen gehen, und Kinder, die Lehrstellen antreten. Wenn man keine Lehrstelle erhält, dann gibt es in Wien die überbe- triebliche Lehrlingsausbildung. Wer zahlt das? Die Ge- meinde Wien, nicht der Bund! So, und jetzt kommen wir zu den Schulden, die die- ses Baby ... (VBgm Dominik Nepp, MA: Die Steuerzahler zahlen das, nicht die Gemeinde Wien! Wir alle zahlen das!) Jetzt kommen wir zu den Schulden, die dieses Baby laut Ihrer Darstellung hat. Der junge Mann, die junge Frau ist dann, sagen wir einmal, 18 Jahre und überlegt sich, irgendwo anders hinzugehen, nach Nie- derösterreich, ins Burgenland, et cetera. Wie viele Schulden nimmt denn der mit? Wenn Sie schon immer privat rechnen: Wie viele Schulden nimmt die Person, die mit 18 weggeht, weil sie sich einen anderen Lebensweg für sich vorgestellt hat, mit? Null Euro! (GR Mag. Wolfgang Jung: Wer hinterlässt dann ...) Null Euro Schulden nimmt sie mit. Also hören Sie doch mit diesen Unwahrheiten auf (GR Mag. Wolf- gang Jung: Unglaublich! - VBgm Dominik Nepp, MA: Wo kommen denn die 10.000 hin? Verschwinden sie?), jemand würde auf die Welt kommen und hätte Schulden. Das ist vollkommen absurd! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - VBgm Dominik Nepp, MA: Verschwinden das Geld und die Schulden, wenn er nach Niederösterreich zieht? - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Nein, Kollege Nepp: Die Stadt Wien hat Schulden, aber nicht der einzelne Bürger und nicht das Baby, das auf die Welt kommt! (VBgm Dominik Nepp, MA: Die Wiener müssen das Geld erwirtschaften!) Na, okay. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wissen Sie, was das Prob- lem wäre: Was passiert denn, wenn ein Wiener nach Niederösterreich geht? Hat er dann mehr Schulden oder weniger? (GR Mag. Wolfgang Jung: Und was passiert ...) Hat er mehr oder weniger Schulden? In Ihrer Logik: deutlich mehr! Was passiert nach Ihrer Logik, wenn ein Wiener nach Kärnten geht, wo Sie den Landeshauptmann eine Zeit lang gestellt haben? Hat er dann mehr oder weniger Schulden? Hätte er mehr, aber die Logik ist absurd, es tut mir leid. Diese Logik macht man nur (VBgm Dominik Nepp, MA: Haben Sie etwas an der Pro-Kopf- Verschuldung nicht verstanden?), wenn man die Leute dumm halten will, und das halte ich wirklich für einen Fehler. (VBgm Dominik Nepp, MA: Ihr eigener Stadtrat hat von der Pro-Kopf-Verschuldung gesprochen! Ist er jetzt das, was Sie uns nennen, oder wie? Na, was ist er dann ...) Kollege Nepp, regen Sie sich nicht ... Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbre- chend): So, meine Damen und Herren, ich darf bitten, dass wir uns etwas beruhigen. Sonst verstehen wir den Redner nicht mehr. Bitte. (VBgm Dominik Nepp, MA: Das ist ja abstrus! Ist ja unterirdisch, der Beitrag!) GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (fortsetzend): Kollege Nepp, ich erkläre es Ihnen ganz ruhig: Die Pro-Kopf- Verschuldung ist ein statistischer Wert, der genommen wird, um Sachen vergleichbar zu machen. Das ist zu trennen von einer individuellen Schuldleistung, so wie Sie es dargestellt haben und so wie Kollegin Olischar es darstellt. Nein, nicht jedes Baby, das in Wien auf die Welt kommt, hat Schulden! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Glücklicherweise! Jedes Baby, das auf die Welt kommt, kann auf eine super Infrastruktur zählen (Zwi- schenrufe bei SPÖ und FPÖ.), kann auf super Kinderbe- treuungsplätze zählen, auf super Mobilität, auf Parkanla- gen, auf Grünanlagen, auf Sportanlagen. All das, was Wien zu einer der lebenswertesten Städte macht, die es überhaupt gibt! Ich ersuche Sie daher wirklich ... (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: ... keine super Infrastruk- tur!) Ich ersuche Sie daher tatsächlich: Hören Sie doch auf, Unwahrheiten zu erzählen! Ich nehme noch einen zweiten Punkt der vereinigten Opposition heraus, wo Halbwahrheiten zu Unwahrheiten werden. Ich glaube, es war Kollege Wölbitsch - ich bin mir aber nicht ganz sicher -, der gesagt hat: Die Zinsen der Stadt Wien sind auf 68 Millionen EUR gestiegen. Das ist richtig. Wissen Sie, wie hoch die Zinseinnahmen der Stadt Wien sind? Um 73 Millionen höher. Die Stadt Wien hat einen Nettozinsgewinn von 73 Millionen EUR im Jahr 2018 gemacht - bis du narrisch, das ist ein schlechtes Finanzergebnis! Das würde ich mir wünschen. Wenn Sie es vergleichen mit vor zehn Jahren: Da waren auch die Zinseinnahmen deutlich niedriger. Ich meine, man muss doch Äpfel mit Äpfeln und Birnen mit Birnen vergleichen, aber nicht Halbwahrheiten erzählen. (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Waren die Zinsen kein Aufwand?) Der Zinsaufwand sind 68 Millionen, der Zins- ertrag sind, in Summe, auf Post 820 65 Millionen und auf Post 823 76 Millionen. Nettozinsertrag: 73 Millionen EUR! Und nicht: Zinsaufwand von 68 Millionen. Das meine ich ja mit Halbwahrheiten. Na klar kann man ... (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: ... alles saldieren?) Wie hat denn Schweden gegen Deutschland ge- spielt? Schweden hat ein Tor geschossen. Wer hat denn gewonnen? Na, wenn man nicht dazusagt, dass die Deutschen in der letzten Minute noch das 2:1 geschos- sen haben, würde doch jeder glauben, Schweden hat gewonnen. Und Sie haben nicht einmal gelogen! Nein, bitte, bleiben wir in der Politik tatsächlich seriös. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ist Margulies Deutschland- Fan?) Wenn wir irgendwelche Punkte sagen, erklären wir sie auch und versuchen wirklich, bei der Wahrheit zu bleiben. Vielleicht noch ein kleiner letzter Punkt, denn zu den anderen Punkten kommen wir dann in der Spezialdebat- te: Sie reden davon, dass die Stadt Wien Mehreinnah- men hat, und der Bund finanziert eine Steuerreform von eineinhalb Milliarden Euro. Wie viel zahlt von diesen eineinhalb Milliarden Euro Wien? Wissen Sie das kurz im Kopf? Ich sage es Ihnen, weil wir hier ja kein Ratespiel machen. Obwohl Wien überhaupt nicht gefragt wurde, obwohl Wien in keiner Art und Weise dadurch irgendwie zusätzlich Geld erhält, werden durch diese Entscheidung der Bundesregierung Wien einfach 80 Millionen EUR weggenommen. Na ja, die müssen wir uns halt auch wieder irgendwo erarbeiten. Und trotzdem, Ihr Vergleich am Anfang war: Im Jahr 2003, da waren wir noch in der Hochkonjunktur - oder 2004, 2005, haben Sie gesagt -, da hat Wien keine Schulden gehabt. Da hat Wien dann 1 Milliarde oder 1,3 Milliarden Schulden gehabt und keinen Gebarungsab- gang. Jetzt haben wir einen Gebarungsabgang grob in der Höhe von 400 Millionen EUR. Was hat sich an großen Sachen verändert zwischen 2003 und jetzt? Damals waren die Kosten für den Kin- dergarten 400 Millionen EUR, jetzt sind die Kosten für den Kindergarten 800 Millionen EUR. Auch eine Initiative von uns allen: Auch die Wiener ÖVP wollte den Gratis- kindergarten, so wie die GRÜNEN, so wie die Sozialde- mokratie. (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: So wollten wir ihn nicht!) Ich glaube, alle Fraktionen haben zuge- stimmt. (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: So wollten wir ihn nicht, wie er umgesetzt worden ist!) Aber Sie wollten vor allem den kostenlosen Kinder- garten und dass möglichst viele Kindergartenplätze mög- lichst vielen Kindern zur Verfügung gestellt werden. Etwas, was die Wiener ÖVP lobenswert abhebt von allen anderen ÖVPen in ganz Österreich, Vorarlberg vielleicht ausgenommen. Nichtsdestoweniger: Es sind 400 Millionen mehr, ge- nau die Differenz! Da haben wir aber noch nicht darüber geredet - und das ist vielleicht auch noch ein Punkt, den ich hier noch anbringen werde. Dann mache ich vorläufig Schluss, und wir werden dann in der Finanzdebatte weiterreden. Na, selbstverständlich haben wir jetzt ein Wirt- schaftswachstum! Das stimmt, ein Wirtschaftswachstum, das vergleichbar ist mit den Jahren 2003, 2004, 2005. Aber das Niveau, von dem das Wachstum ausgeht, ist doch im Verhältnis ein deutlich niedrigeres gewesen! Die Arbeitslosenrate ist, damit zusammenhängend, in ganz Österreich deutlich höher als im Jahr 2003 gewesen; die Anzahl der Mindestsicherungsempfänger. Also es ist ja nicht so, dass man alles einfach mitei- nander vergleichen kann. Würde man es nämlich so tun und hätten wir momentan eine Arbeitslosenrate wie 2003, 2004, dann wären wir unter denselben Rahmen- bedingungen ausgeglichen. (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: ... Mindestsicherung haben Sie jetzt ausgespart!) Nein, Sie wissen so gut wie ich, dass Arbeitslosenra- te und Mindestsicherung sich letztendlich bedingen und zusammenhängen. Wenn die Arbeitslosigkeit zurück- geht, geht à la longue, na selbstverständlich, auch der Bedarf an Sozialhilfe zurück, Gott sei Dank. (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Das geht ja in Wien ...) Wir werden es alle miteinander schon schaffen. Der allerletzte Punkt - weil der immer wieder kommt, obwohl es fast müßig ist, darüber zu reden -: Wien - Gott sei Dank kann Wien das nicht -, aber Wien kann keine Mauer und will keine Mauer rund um das Stadtgebiet errichten, und wir werden das auch nicht tun. Solange das der Fall ist, darf jeder in Österreich aufhältige Mensch nach Wien kommen und ist herzlich willkommen. Ich danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Der Kollege hat 11 Minuten Redezeit verbraucht. Restredezeit für die GRÜNEN von der selbstauferlegten Redezeit wäre noch 1 Minute. Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr Kollege Mahdalik. Ich erteile ihm das Wort. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vor- sitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Damen und Herren! Wer keinen Atomstrom will, nimmt einfach den aus der Steckdose. Frei nach diesem Motto haben wir jetzt einen ziemlich verstörenden Redebeitrag über uns erge- hen lassen müssen, und wir wissen jetzt ein Mal mehr, warum der Kommunismus untergegangen ist. (Beifall bei der FPÖ.) Also: Keiner zahlt für irgendetwas, das Geld kommt aus den Druckpressen von Rot und Grün! Viel mehr ist zu diesem Debattenbeitrag von Kollegen Margu- lies eigentlich nicht zu sagen. (GR Heinz Vettermann: Was sagen Sie zu Ihren eigenen Beiträgen?) Aber das war nicht der einzige Beitrag, der ein biss- chen zum Schmunzeln angeregt hat. Denn der Kollege Klassensprechen hat bemäkelt, dass die FPÖ nichts von WiStA hält, und auf mehrmaliges Nachfragen von Klub- obmann Juraczka, was denn von WiStA übrig geblieben ist, hat er gesagt, das weiß er selber nicht. Wir wissen immer: Wenn die SPÖ etwas angeht, bleibt nichts über außer Schulden, darum waren wir auch bei WiStA dage- gen. (Beifall bei der FPÖ.) Trotzdem hat es mich gefreut, dass der Kollege Wie- derkehr hier heraußen stehend zum ersten Mal etwas nicht gewusst hat. Denn sonst erklärt er uns den Lauf der Gestirne, die Welt an sich, und wir lauschen immer ge- bannt. Was mich auch immer wieder wundert, ist, dass Christian Oxonitsch da herausgeht und als Klubobmann zu uns spricht. Denn eigentlich wurde am 24. April ver- lautbart, dass er dieses Amt zurücklegt. Und Mitte Mai wurde angekündigt, dass uns der Nachfolger präsentiert wird (GR Christian Oxonitsch: Was geht es euch an ...), der von der Klubvollversammlung gewählt wird. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das geht euch aber einen Schmarrn an, ja!) Jetzt weiß ich nicht: Entweder war die darauffolgende Pressekonferenz so schlecht besucht, in den Medien habe ich nicht viel darüber vernommen. Vielleicht gibt es noch keinen Klubobmann. Oder du hast vielleicht irgend- einen anderen Klubvorsitz zurückgelegt, vom Club Médi- terranée, von der Klubsauna, ich weiß es nicht genau. (GR Christian Oxonitsch: Du bist echt substanziell zum heutigen Thema!) Auf jeden Fall: Ich weiß schon, ihr seid noch immer zerstritten. (GR Christian Oxonitsch: Was dir alles einfällt zu dem Thema!) Ihr seid noch immer heillos zerstritten, denn (GR Christian Oxonitsch: Du musst die Redezeit ...) zuerst hat es geheißen, der Joe Taucher ist der heißeste ... (GRin Barbara Novak, BA: Hörst, red' doch hier zur Sache!) Bin eh gleich bei der Sache. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Beim David sagst du nie etwas, der redet seit zehn Jahren nicht zur Sache. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.) Was er heute allerdings vergessen hat - oder ich habe schon abgeschaltet, weil ich es schon so oft gehört habe -, ist das Sündenregister freiheitlicher Politi- ker. Bist du nicht dazu gekommen? Du hast aber viel- leicht noch eine Restredezeit. (GR David Ellensohn: ... ist sich nicht ausgegangen!) Ganz egal, ich habe mich schon gefreut: Der Joe Taucher, ein Donaustädter, wird Klubobmann. Er hat dann gesagt, eigentlich nicht so. Zwischenzeitlich weiß ich, warum das wahrscheinlich so ist: Natürlich muss der 22. Bezirk belohnt werden dafür, dass der Michael Lud- wig Bürgermeister geworden ist und nicht der Andreas Schieder. Wir haben auch schon gehört, dass der Messer- Ernstl als nächster Wohnbaustadtrat gehandelt wird. Und Klubobmann. (GRin Barbara Novak, BA: Märchenstunde mit Mahdalik! Ein Wahnsinn!) Dass Ernst Nevrivy - gute Freunde dürfen Messer-Ernstl zu ihm sagen - nächster Wohnbaustadtrat wird. Gut, dann gibt es immer noch den Marcus Gremel und den Christian Deutsch, die sich befetzen oder das vielleicht auch wie die Gentlemen machen. Der hat eh eine Fraktion hinter sich, der andere hat auch eine Frak- tion hinter sich. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Aber ihr bringt nicht einmal einen neuen Klubobmann zusammen. Wie wollt ihr die Stadt neu regieren? Ich verstehe das nicht, die Leute verstehen das nicht. Sie werden das nicht können. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Mir würde es auch sehr leid tun, wenn uns der Ernst Nevrivy im 22. Bezirk abhandenkommen würde. Denn er ist einer unserer besten Botschafter, also der freiheitli- chen Botschafter: jeder Auftritt eine Empfehlung für die FPÖ, jedes Mal ein paar Dutzend bis ein paar Hundert Stimmen mehr. Auf so einen Wahlhelfer wollen wir ei- gentlich nicht verzichten. Aber, liebe Barbara, ich komme schon zum Rech- nungsabschluss (GR Christian Oxonitsch: Woah!), ich heiße ja nicht David. VBgm Nepp hat schon gesagt, das ist kein Rechnungsabschluss, das ist eher die Eröffnung eines Konkursverfahrens. Da gebe ich ihm, wenig ver- wunderlich, vollinhaltlich recht. Wir haben immer wieder hingewiesen auf die massiven Verfehlungen der Finanz- und Wirtschaftspolitik der SPÖ. Von den GRÜNEN rede ich jetzt nicht. Die dürfen halt Autofahrer sekkieren - das hat der Vizebürgermeister heute auch schon gesagt -, dafür geben sie Ruhe. Sie dürfen halt Luxuswohnbauten errichten und vielleicht ein bisschen davon profitieren, wenn man so ins Volk hin- einhört. Aber wer war seit 2007 bei all diesen Entscheidun- gen, bei all diesen Fehlentscheidungen, mittendrin statt nur dabei? Er ist leider nicht da. Er hat das Bürgermeis- teramt schon verinnerlicht und fährt schon die Michael- Häupl-Linie, nämlich der neue Bürgermeister Michael Ludwig. Seit 2007 in der Wiener Stadtregierung, und nie habe ich ihn das Wort erheben gehört bei der ungebremsten Zuwanderung, bei der illegalen Zuwanderung nach Wien 2015, wo die Roten und die GRÜNEN klatschend am Bahnhof gestanden sind und mit Stofftieren geworfen haben. Das kostet uns - der Vizebürgermeister hat es ausgerechnet - 99 Prozent der neuen Verschuldung, nämlich 407 Millionen EUR. Nichts hat er gesagt! Er hat bei den Schweizer- Franken-Krediten null gesagt. Er hat geschwiegen wie ein Grab. Er hat auch in seinem eigenen Ressort versagt, wie man nur versagen kann. Jetzt gehe ich gar nicht auf die Probleme sonder Zahl bei Wiener Wohnen ein, sondern nur darauf - das wurde heute angesprochen, das habe ich ja besonders herzig gefunden, wie David Ellensohn das gesagt hat -: Ja, wir bauen wieder neue Gemeinde- bauten. Das hat der Bürgermeister auch schon gesagt. 2015 hat er gesagt: "2.000 bis 2020, machen wir!" Der neue Bürgermeister - und da bin ich schon wie- der beim Klubobmann, weil er heute vom Aufdoppeln gesprochen hat, von den Zahlen her - hat dann aufge- doppelt und gesagt: Nein, bis 2020 errichten wir 4.000 neue Gemeindewohnungen. Jetzt muss er ein bisschen zurückrudern, denn 120 wurden bis jetzt gebaut - wenn sie schon fertig sind. Zumindest hat es einen Spatenstich gegeben. (GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: Werden noch gebaut!) Werden noch gebaut? Die habt ihr auch noch nicht zusammengebracht? Das war sogar für mich denkunmöglich, dass sie nicht einmal die 120 zusam- mengebracht haben. Aber wurscht, jetzt hat er zurückgerudert und hat ge- sagt: Wir werden 4.000 bis 2020 auf Schiene bringen. Jetzt frage ich mich: Was heißt "auf Schiene bringen"? Eine Pressekonferenz machen? Am 1. Mai von der Tri- büne sagen, wir werden es machen? Was heißt "auf Schiene bringen"? Das heißt alles und nichts. Also, Mi- chael Ludwig hat auch beim Wohnbau versagt, wie man nur versagen kann! (Beifall bei der FPÖ.) In diesem Zusammenhang mit dem Wohnen, mit der Lebensqualität der kleinen Leute möchte ich auch eine Geschichte vom gestrigen Sonntag erzählen, als ich in der Asperner Stadtrandsiedlung unterwegs war und mit einer 87-jährigen Dame gesprochen habe, die ich seit einigen Jahren kenne. Wer die Stadtrandsiedlung kennt: kleinteiliges Siedlungsgebiet, Bauklasse I. Früher hat die Bauklasse I wirklich noch Bauklasse I bedeutet, heutzu- tage kann man ja Gemeindebauten in das Siedlungsge- biet reinstellen, weil einfach mehr Geld drin ist. Diese Dame hat sich beschwert: Auch neben ihr ist ein Monsterbau in die Höhe gezogen worden. Sie hat weniger Licht, sie hat weniger Sonne, sie hat mehr Lärm. Das gesamte Siedlungsgebiet, der Charakter des Sied- lungsgebiets, seit vielen Jahrzehnten gewachsen, ist nicht nur durch diesen Bau zerstört, sondern auch durch viele andere, in dieser Siedlung und in vielen, vielen anderen Siedlungen von Wien. Diese Dame hat zu mir gesagt: "Ich hab' den Ein- druck, dass die Roten und die GRÜNEN nur dort bauen, wo sie mitschneiden können." Sage ich: "Gnä' Frau, beruhigen Sie sich doch, so können Sie nicht reden!" Sagt sie: "Was heißt, so kann ich nicht reden? Ich sag' da, was ich will!" Ich habe mich dann geschlagen gege- ben, ich wollte der alten Dame nicht widersprechen. Vielleicht hört ihr euch einmal im Volk um. Wenn ihr euch eure Bauprojekte anschaut: Wo baut ihr denn? Gemeindebauten bringt ihr nicht zusammen, nicht einmal 120. Heumarkt: Da ist Geld drin. Danube Flats: Da ist Geld drin. Steinhof: Da ist Geld drin. Überall, wo Geld drin ist und vielleicht, wenn man dem Volke glauben darf, über Umwege etwas in rote und grüne Parteikassen zurückfließt - ich möchte mich davon aus- drücklich distanzieren, weil ich es ja nicht beweisen kann -, dort baut ihr! Das ist die Meinung des Volkes, und die solltet ihr euch einmal zu Herzen nehmen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Nein, das ist die Meinung ... - GRin Barbara Novak, BA: Das ist nicht die Meinung ...) Das hat mir gestern die 87-jährige Dame gesagt. (Beifall bei der FPÖ.) Darum habe ich mich ausdrücklich von solchen Meinungen distanziert. Ich sage euch nur, was das Volk so über euch spricht da draußen. Das ist mir noch frisch erinnerlich vom gestrigen Sonntag. Also, vielleicht geht ihr einmal in euch, baut ihr wirk- lich für die kleinen Leute Sozialwohnungen. Aber wirklich Gemeindebauten und nicht über rote Genossenschaften, denn dann haben wir das Gleiche in dunkelbunt. Ihr habt den Kontakt zum Volk völlig verloren. Das merkt man bei den Umfragen, und das wird man auch 2020 - der Vize- bürgermeister hat es angekündigt - merken. Wenn ihr nicht bald wieder für unsere Leut' etwas macht und weiter für die Willkommenskultur, für Einbür- gerungen, damit ihr neue Wähler oder andere Wähler erhaltet, weil euch die anderen in Scharen davonlaufen, wenn ihr keine Umkehr schafft, sind die GRÜNEN - das wäre uns allen zu wünschen - beim nächstes Mal hier nicht mehr vertreten, und den Roten wird es auch nicht so gut gehen. Dann kann auch in Wien Veränderung stattfinden (Zwischenruf von GR Mag. Rüdiger Maresch), und für das werden die Freiheitlichen in den nächsten Jahren noch fleißig arbeiten. Danke für die Aufmerksam- keit. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau Kollegin Novak. Selbstgewählte Redezeit sind 20 Minuten. Bitte, Sie haben das Wort. GRin Barbara Novak, BA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolle- ginnen und Kollegen! Ein bisschen habe ich jetzt den Eindruck gehabt, lie- ber Toni Mahdalik, dass sich die Kabarettbühne des Donauinselfests verlängert hat, allerdings in einer we- sentlich schlechteren Qualität, als es die letzten drei Tage auf der Insel war. Ja, du hast mich durchaus da oder dort erheitert, aber ich werde vielleicht auf den einen oder anderen inhaltlichen Punkt, wenn es auch nur wenige waren, noch eingehen können. Zu Beginn meines Redebeitrags würde ich mich ganz gerne bei einer Gruppe und einer Einrichtung und Institu- tion in diesem Land bedanken, die 2015 eine Initiative gestartet hat, die uns alle in die Lage versetzt, durchaus über ein positives Wirtschaftswachstum zu sprechen und über die Auswirkungen, die ein positives Wirtschafts- wachstum auch mit sich bringt und für die Volkswirtschaft bedeutet, nämlich beim Österreichischen Gewerk- schaftsbund und den vielen Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern, die damals in einer österreichweiten, sehr, sehr intensiven Kampagne und Initiative für eine Steuerreform gekämpft haben und mit der ganzen Zivil- gesellschaft und vielen, vielen Einrichtungen der Sozial- partnerschaft diese dann auch von der damaligen Bun- desregierung umgesetzt bekommen haben und Gehör gefunden haben und diese, nämlich diese größte Steuer- reform, die vielen Menschen, nämlich den Kleinen, den unsrigen Leuten, Toni, den unsrigen nämlich, den Klei- nen ganz viel mehr Geld in die tägliche Kassa und ins Geldbörserl gegeben hat, um die Kaufkraft zu erhöhen. Von genau dieser Initiative profitieren wir heute auch im positiven Wirtschaftswachstum und damit auch in den Möglichkeiten, die die Politik hat, um Maßnahmen zu setzen. Das zieht sich auch im Rechnungsabschluss 2017 ganz klar durch. Dank nämlich in dem Fall auch an die Sozialpartner- schaft! Etwas, das offensichtlich der aktuellen Bundesre- gierung, im Gegensatz zur Wiener Stadtregierung, ein absoluter Dorn im Auge ist, denn alle Maßnahmen, die angekündigt sind und jetzt umgesetzt werden, auch genau dieselbige auf den Plan ruft und die Kritikerinnen und Kritiker der Sozialpartnerschaft hoffentlich nicht verstummen und sich auch weiter sehr laut zu Wort melden, weil eine ganz wichtige Säule dieses Landes und auch des Wohlstands in diesem Land damit getra- gen ist. Ich möchte gerne auf die fünf Punkte, sage ich jetzt einmal, die größten Teile des Wiener Budgets zu spre- chen kommen und auch ein bisschen versuchen, her- auszufinden, wo denn genau die Kritik liegt oder ob es nur ein Ritual ist. Ich glaube, es ist einfach nur das Ritu- al, dass die Opposition halt immer dagegen ist und grundsätzlich meint, es ist so schlecht. Wir haben vier Bereiche, die sich ungefähr gleich im Anteil am Budget, zwischen 16, 17, 18 Prozent, auch niederschlagen, nämlich das Sozialbudget, also jenen Bereich, der ja für uns - und dazu bekennt sich die Wie- ner Stadtregierung - zu 100 Prozent einer der wichtigsten ist. Nämlich dann, wenn alle Systeme nicht mehr greifen, dann, wenn die Sozialversicherung nicht mehr greift, dann, wenn die Versicherungssysteme auslassen, wenn der Arbeitsmarkt auslässt, wenn die Wirtschaft auslässt, jenen zu helfen, die nichts mehr haben. Dazu bekennen wir uns, dass dieser Bereich ein sehr, sehr wichtiger ist. Und ja, er ist auch gewachsen. Aber er ist deshalb gewachsen, weil es auch notwendig geworden ist durch viele Maßnahmen, die nicht hier in Wien und nicht in der Wiener Kompetenz liegen. Ja, wir bekennen uns zum ungefähr selben Anteil an Gesundheitsausgaben. Gesundheitsausgaben, die bei uns bedeuten, dass wir in die Prävention, in die Vorsor- ge, in die akute Behandlung, in die Gesundheitsversor- gung für alle Wienerinnen und Wiener, unabhängig von ihrem Einkommen, auch abzielen, insbesondere auch in der Pflege. Ein großer Anteil des Gesundheitsbudgets betrifft die Pflege, sowohl die Pflege zu Hause als auch die stationäre Pflege, und die Betreuung auch unter menschwürdigem Zuhause-Sein von älteren Menschen, die in unseren Einrichtungen sind. Ich sage immer, wenn man sich das Haus Döbling des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser anschaut: Ja, es gibt auch in anderen Ländern sehr, sehr schöne Pensionisten-Wohnhäuser, aber es ist nur in Wien so, dass es vollkommen unabhängig vom Einkom- men ist, dass man in so schönen Häusern auf so hoher Qualität seinen letzten Lebensabschnitt auch wirklich genießen kann, dort lebt und sich zu Hause fühlt. Das ist der Unterschied, das macht die Stadt auch aus, und dafür geben wir auch gern 16,6 Prozent des Wiener Stadtbudgets aus. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ja, 16,6 Prozent betrifft auch das Bildungsbudget. In Bildung zu investieren, heißt natürlich, in die Zukunft zu investieren. In Bildung investieren, heißt in Wien, 800 Millionen EUR in die Kindergartenbetreuung zu investie- ren, und zwar in eine flächendeckende, qualitätsvolle, nach einem Vereinbarkeitsindex auch wirklich erfüllende Kinderbetreuung, die nicht zu Mittag zu Ende ist, die nicht Schließzeiten hat, dass in Wahrheit immer irgend- jemand nicht berufstätig sein kann, die es möglich macht, dass auch Alleinerzieherinnen oder Alleinerzieher einen Beruf ausüben können und eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie haben, und, und, und, und, und. Hohe pädagogische Standards, gute Angebote, sehr individuelle Unterstützung und Förderung von Kindern, um etwas auszugleichen, das ganz schwierig ist, aber in Wahrheit die soziale Frage beinhaltet, nämlich sozioöko- nomische Faktoren, die Kinder mitbringen, weil sie wahr- scheinlich aus sozial schwachen Haushalten kommen, die im Kindergarten versucht werden auszumerzen, damit sie die Chance haben, auch Matura zu machen, damit sie die Chance haben, einen höheren Bildungsab- schluss zu bekommen, damit die Lesekompetenz sich erhöht in der Unterstufe und im jugendlichen Alter. All das sind Aufgaben einer sehr qualitätsvollen Kin- derbetreuung und auch zum Beispiel einer Nachhilfeakti- on, wie sie leider von der Kollegin Meinl-Reisinger sehr kritisiert wird, wo wir sehr stolz sind, dass wir, obwohl wir nicht eindeutig zuständig sind, hier viel Geld in die Hand nehmen, um gerade sozial schwache Familien zu unter- stützen und die Nachhilfe zu übernehmen. Darauf bin ich stolz. (Beifall bei der SPÖ.) Ich bin stolz, dass Wien das macht und dass wir es auch weitermachen. 2,36 Milliarden EUR Investitionsbudget: Investitionen bringen Arbeitsplätze, Investitionen kurbeln die Wirt- schaft an. Ich weiß nicht, wie das Wirtschaftsverständnis oder vor allem das unternehmerische Betriebswirt- schaftsverständnis der ÖVP ist. Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass man sich hinstellt und sagt, Schulden bringen keine Arbeitsplätze, Schulden können nichts bewirken, Schulden sind einfach nur schlecht. Jedes Unternehmen, das sich einen Kredit aufnimmt, um in sein Unternehmen zu investieren, zu expandieren, neue, innovative Technologien einzusetzen, et cetera (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: 10 Milliarden Schulden ...), um sein Unternehmen weiterzuentwickeln, um sein Unternehmen so weiterzuentwickeln, dass neue Arbeits- plätze entstehen, et cetera, macht demnach eine schlechte Unternehmenspolitik laut Ihrer Aussage. (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Sie können gern erzählen, wie Sie ein Unternehmen führen! Das finde ich span- nend!) Also ehrlich gesagt, das ist ein sehr eigentümliches Verständnis, sehr eigentümliches Verständnis. Nein, man investiert manchmal in Werte, um auch weiter zu investieren, weiter zukunftsfit zu sein und um etwas zu schaffen, das für die Gesellschaft in dem Fall (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Mit 10 Milliarden Schulden!), weil wir von einem Stadtbudget sprechen und von einer Volkswirtschaft, einen besseren und höheren Mehrwert erzielt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Zwischenrufe bei der ÖVP.) Zum Wohnbau: Das finde ich überhaupt super. Denn Wohnbau und Wohnbauinvestitionen, insbesondere leistbare Wohnbauinvestitionen, ich meine, da kann man Wien wirklich gar nichts vorwerfen! Also Wien hat die längste und beste Tradition an sozialem Wohnbau, ge- fördertem Wohnbau. International, und das zeigt auch die Internationale Bauausstellung, die hier ganz, ganz viele Akzente gerade im sozialen Wohnbau setzt und setzen wird, da können wir uns wirklich auf die Schulter klopfen. Das war immer ein Steckenpferd der Stadt Wien, und das wird auch in Zukunft ein Steckenpferd der Stadt Wien bleiben. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Auch in Zukunft, Herr Kollege Mahdalik, und reden Sie einmal mit Ihrer eigenen Fraktion zum Thema Ge- meindebau, wirklich! Es ist ganz schlecht, in den Be- zirksvertretungen Anträge auf Gemeindebauten, die neu errichtet werden sollen, abzulehnen und sich dann hier herauszustellen und uns irgendetwas in Sachen Ge- meindebauunterstützung oder Gemeindebauförderung vorzuhalten. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ganz schlecht! Kommt ganz, ganz, ganz schlecht. Sollte man vielleicht nicht den Gemeindebauantrag in Bezirken ablehnen, kommt ganz, ganz schlecht. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Wo ist denn der Bezirk zuständig?) Na, Entschuldigung, aber ich meine: Für unsere Leut', habe ich gerade gehört. Für unsere Leut' Antrag auf Gemeindebau ablehnen: Ganz schlecht, würde ich sagen. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: ... nicht das richtige Gremium!) Passt nicht ganz zusammen, würde ich sagen. (GR Anton Mahdalik: Errichtet die Bezirksver- tretung die Gemeindebauten? - Ruf bei der SPÖ: Nicht ablenken lassen!) Nicht ablenken lassen, vollkommen richtig! Nicht ablenken lassen. Genau, kommen wir gleich zur sozialen Frage zu- rück. Zur Bedarfsorientierten Mindestsicherung (GR Mag. Manfred Juraczka: Ist das jetzt das Match ...) und der Aussage der Kollegin Olischar: "Die Wiener Stadtre- gierung macht Politik am Rücken der Kinder." Aussage, Zitat, habe ich mir aufgeschrieben: "Die Wiener Stadtre- gierung macht Politik am Rücken der Kinder." (GR Mag. Manfred Juraczka: Der nächsten Generation!) Das finde ich wirklich bemerkenswert. Schauen wir uns einmal die Frage der Bedarfsorien- tierten Mindestsicherung ein bisschen genauer an. Und das, was da in Zukunft auf die Stadt nämlich auch zu- kommt, weil die Bundesregierung hier einiges vorhat. Also, wir haben 140.000 BezieherInnen zur Mindestsi- cherung, diese beziehen im Durchschnitt 643 EUR pro Monat. Im Übrigen ist das ein Rückgang in beiden Fra- gen. Jetzt schauen wir uns an: Wie viele Kinder und Ju- gendliche betrifft das denn eigentlich in Wien? Nun, wenn man das kurz zusammenzieht: 28 Prozent davon sind Kinder, dann kommen ein paar Jugendliche dazu. In Summe: 34 Prozent der Bedarfsorientierten Mindestsi- cherungsbezieherInnen in Wien sind Kinder und Jugend- liche unter 15 Jahren. Na, das ist zum Thema "Politik am Rücken der Kinder" schon einmal sehr beachtenswert, weil das heißt, dass Wien hier ganz klar die Verantwor- tung wahrnimmt. Zu wie viel Prozent, das kann man sich dann immer so schlecht vorstellen, nicht? Also machen wir es einmal in absoluten Zahlen, Frau Kollegin Olischar: 45.000 Kinder und Jugendliche in Wien werden davon betroffen sein, wenn die Bundesregierung einmal locker flockig beschließt, dass die Bedarfsorientierte Mindestsicherung zu hoch ist und dass die Familien da einfach zu viel bekommen, also kürzen wir es einmal. 45.000 Kinder und Jugendliche: Das nenne ich Politik am Rücken der Kinder. Das nenne ich so! (Beifall bei SPÖ und GRÜ- NEN.) Das ist, in Zusammenhang mit dem Bildungsbudget gesehen und der Frage, dass wir uns hier bemühen, dass wir die sozialen Ungerechtigkeiten auch ausglei- chen und soziale Differenzen ausgleichen, ganz beach- tenswert. Aber das geht auch noch in ganz anderen Bereichen. Kollege Mahdalik sagt immer: "Für unsere Leut'." Das habe ich mir gemerkt: "für unsere Leut', für unsere Leut'." Das habe ich mir aufgeschrieben: "für unsere Leut'." Also, "für unsere Leut'": Was macht denn die FPÖ zum Beispiel dort, wo Sie Verantwortung tragen, für unsere Leut'? Abschaffung der Aktion 20.000, Abschaf- fung des Beschäftigungsbonus, also unsere Leut' über 50 haben es leider gerade ganz schlecht, wenn es nach Ihnen geht. Ganz schlecht nämlich dann, wenn sie kei- nen Platz mehr am Arbeitsplatz finden, weil sie über 50 Jahre alt sind und ihren Job verloren haben. Das ist Ihnen nämlich vollkommen wurscht: wurscht, ob es unsere Leut' sind oder nicht unsere Leut'. Vielleicht geht es wieder einmal um die Frage, ob man einen Mig- rationshintergrund hat oder nicht. Aber es ist wurscht, es trifft halt einmal alle, macht nichts. (Zwischenruf von GR Gerhard Kubik.) So viel zum Thema unsere Leut'. Was macht Wien? Wien macht genau das Gegenteil. Wien hat den WAFF, Wien hat die Wirtschaftsagentur. Wien macht Fortbildung, Wien schafft Programme zur Arbeitsmarktintegration, auch über 50, und Aufqualifika- tion. Im Übrigen wieder in Zusammenarbeit mit der Sozi- alpartnerschaft - aber das ist ja inzwischen etwas ganz Böses -, in Zusammenarbeit, fester Abstimmung und Kooperation mit den SozialpartnerInnen. Dafür ein herz- liches Dankeschön auch an alle Kolleginnen und Kolle- gen, die in dem Bereich arbeiten! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich würde mich gerne noch dem Kapitel Transparenz, Effizienz, Verwaltungseffizienz und Veränderung und WiStA, und so weiter widmen, weil hier immer so viel hineingeworfen wurde an Wörtern, die alles wirklich sehr, sehr schlecht machen. Also ich glaube, gerade was das Thema Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Verwal- tungseffizienz betrifft, sind wirklich sehr, sehr viele Kolle- ginnen und Kollegen gerade in der Finanzverwaltung, aber nicht nur dort, sondern im ganzen Bereich der Ma- gistratsdirektion intensiv - und das war ja das Paket und die Aktion -, intensiv in den letzten zwei Jahren auf den Plan gerufen gewesen, jeden Stein einmal in die Hand zu nehmen und festzustellen: Liegt er dort gut? Braucht man ihn noch? Oder sollte man ihn woanders hingeben, um effizienter zu werden? Ja, das hat ganz klar auch finanzielle Auswirkungen gehabt - im Übrigen jetzt schon, wie sicher auch der Konsolidierungspfad, der übererfüllt ist, zeigt - und hat auch Auswirkungen noch bis 2020, wo insgesamt eine halbe Milliarde Euro eingespart werden soll. Nur um aber eines festzustellen: Das geht auch nicht ewig. Das wollen wir auch nicht, dass es ewig geht. Ja, man geht einmal her, schaut und macht die Verwaltung effizienter. Klar ist aber auch, dass diese Stadt wächst, massiv wächst, dass wir Investitionen weiter brauchen, dass wir unsere Dienstleistungen im Gesundheits-, im Bildungsbereich, im Wohnbau, und, und, und, und auch in der Verwaltung weiter hochqualitativ anbieten und durchführen werden. Dazu braucht es auch Personal. In dem Zusammenhang möchte ich darauf hinwei- sen, dass wir gerade, was den Personalstand betrifft, schon seit vielen Jahren sehr stabil sind. Ich glaube aber, dass die Botschaft auch klar sein muss: Das wird nicht ewig gehen. Ich halte auch die Forderungen, dass wir kein Personal aufnehmen oder hier abbauen sollen, die immer wieder kommen, gerade von konservativer Seite, für ganz, ganz schlecht und möchte mich in dem Zusammenhang bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern, die unter diesen Bedingungen einer wachsenden Stadt immer mehr Aufgaben wahrzunehmen haben, die das bei gleichem Personalstand ganz hervorragend machen, ganz herzlich bedanken. Das ist wirklich eine große Herausforderung und ein sehr, sehr guter Job, der hier gemacht wird. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Spannend wird es dann mit dem nächstjährigen Budget bei der Budgetdebatte, denn dann werden wir schon sehen, was für einen Ausblick wir im Hinblick auf jene Aufgaben und Maßnahmen haben werden, die - wie ich jetzt fast sagen möchte - wie Kometen hier einschla- gen. Es kommt da nämlich noch einiges auf uns zu! So werden wir etwa im Bereich der Kinderbetreuung wahrscheinlich ganz massiv ausbauen müssen. Dabei werden wir uns genau überlegen müssen, woher wir die Finanzierung für jene Kinderbetreuungseinrichtungen nehmen, die noch länger offen haben und noch stärker ausgebaut werden müssen, weil man jetzt auf die Idee kommt, 12-Stunden-Tage und 60-Stunden-Wochen einzuführen. (Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbich- ler, MSc.) Das ist das Familienfeindlichste, was es auf der Welt gibt! Das macht nämlich jegliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie zunichte. Wir werden uns diesfalls aber wahrscheinlich etwas einfallen lassen, denn wir wollen, dass Familien auch weiterhin mit einem guten Einkommen, das sie selbst verdienen, arbeiten können und nicht auf die Mindestsicherung angewiesen sind, weil sie nicht mehr arbeiten können und Familie und Beruf nicht vereinbaren können! Das ist nämlich der Rückschluss, den ihr offenbar noch nicht mitgedacht habt: Wollen wir, dass Vereinbar- keit weiterhin möglich ist? - Kinderbetreuung wird also wahrscheinlich auch im nächstjährigen Budget ganz oben stehen und ein bisschen mehr kosten. Im Gesundheitsbereich kann sich Kollege Hacker auch schon überlegen, wie er das mit der Burn-out- Prävention angeht, wenn es 12-Stunden-Tage und 60- Stunden-Wochen in der Kombination gibt. Da werden wir uns auch viel einfallen lassen müssen! Burn-out-Prävention: Wissen Sie, was das ist? Wis- sen Sie, wie es den Leuten geht, wenn sie 60 Stunden arbeiten, 5 Mal 12 Stunden die Woche?! Da kann man sich das Wochenende gleich aufzeichnen, da liegt man nämlich nur mehr flach! Da kann man sich auch die Familie gleich aufzeichnen, denn die wird nicht mehr viel von einem haben. Aber das ist Ihnen wurscht! Das weiß ich eh! Für Sie ist das eh egal! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Hauptsache, man kann die Leute ein bisschen ausbeuten! Macht ja nix! Dann heißt es: Wir werden das dann schon mit einer guten Burn-out-Prävention und mit unserem Gesundheitssystem irgendwie wieder kompen- sieren. Das frauenpolitische Vorgehen ist ein absoluter Alb- traum, aber Frauenpolitik hat diese schwarz-blau-türkis Gestreiften irgendwie überhaupt noch nie im Leben wirk- lich interessiert! - Das ist angeblich auch nur ein Ste- ckenpferd der Wiener Sozialdemokratie, der GRÜNEN und dieser Stadtregierung. Das zeichnet sich aber auch in einer ganz wichtigen Zahl dieses Rechnungsabschlus- ses ab, nämlich in der Differenz zwischen den Einkom- men von Männern und Frauen - Da überrascht es viel- leicht Sie - mich natürlich nicht, aber Sie vielleicht ganz besonders! -, dass in Wien die Differenz bei 20 Prozent und in Vorarlberg vergleichsweise bei 40,9 Prozent liegt. Das ist aber gar nicht weit von irgendwo hergeholt! Das kommt auch nicht vom Himmel! (Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Nein! Das ist auf ganz aktive Arbeitsmarkt-, Vereinbarkeits-, Frauen- und Familienpoli- tik in Wien zurückzuführen, und auch dafür sage ich ein herzliches Dankeschön. Auch hier sind wir auf einem sehr, sehr guten und richtigen Weg. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Anton Mahdalik: Die Gemein- debauten hast du ein bisschen umschifft!) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: 20 Minuten wurden jetzt ausgenützt. Die Restredezeit der SPÖ be- trägt noch 27 Minuten. Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Kollegin Korosec. Selbstgewählte Redezeit 5 Minuten. Die Restredezeit der ÖVP, die ich auch gleich einschalte, beträgt 9 Minuten. - Bitte, Sie haben das Wort. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Die Rede von Frau Kollegin Novak würde eigentlich nicht 9 Minuten zur Erwiderung brauchen, sondern viel mehr Zeit. (GR Gerhard Kubik: Probieren Sie es! Fangen Sie einmal an, vielleicht geht es sich aus!) Frau Kollegin Novak! Sie wissen ganz genau, dass eine gute Wirtschaftspolitik die beste Arbeitsplatzpolitik ist! Und wenn Sie den WAFF heute so gelobt haben, dann kann ich nur sagen: Wien hat die meisten Arbeits- losen, obwohl Wien ein AMS hat und den WAFF hat, was alle anderen Bundesländer nicht haben. Denken Sie also vielleicht einmal nach, dass da offensichtlich doch auch Fehler passieren! (Beifall bei der ÖVP.) Wir diskutieren heute und morgen den Rechnungs- abschluss 2017. Für die Opposition - und das meine ich generell - handelt es sich dabei durchwegs um Tage des Missvergnügens, auf die aber leider nicht, wie bei Sha- kespare, die Sonne folgt. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) Frau Kollegin Novak! Das ist kein Ritual, sondern da geht es um Fakten! Das Missvergnügen kommt nämlich daher, dass wir, wie jedes Jahr, mit einem intransparen- ten Zahlenkonvolut konfrontiert werden, mit dem man geschickt, aber eben doch nicht geschickt genug, ver- sucht, die skandalöse Finanzpolitik der Stadtregierung zu kaschieren! Und dass darauf eben leider nicht die Sonne der Erkenntnis folgt, das weiß ich seit vielen Jahren, seitdem ich hier in diesem Haus bin. Aber ein Hauch von Hoffnung hat ja heute geweht. Wir werden sehen, wie der neue Stadtrat in Zukunft agieren wird! Allerdings bewies mir die Lektüre über die Aktivitäten der letzten Wochen wieder, dass die Regie- rung auch im letzten Jahr den alten Kurs, nämlich Big Spending, weiterführte, anstatt Strukturmaßnahmen, die so notwendig wären und die zu Einsparungen führen könnten, zu setzen. Herr StR Hanke! Sie meinten in einem Interview und haben das auch heute wieder gesagt - ich zitiere Sie wörtlich -, dass der Rechnungsabschluss vom "Kampf gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise und die Kosten der Flüchtlings- und Migrationsströme" geprägt sei. - Da muss ich Ihnen energisch widersprechen! Der Rech- nungsabschluss ist nämlich von jahrzehntelanger Miss- wirtschaft und mangelnden politischen Visionen geprägt! (Beifall bei der ÖVP.) Ich bedaure sehr, dass Michael Ludwig als neuer Bürgermeister beim Rechnungsabschluss nicht anwe- send ist, ebenso wie auch die neuen Stadträte. Wir ha- ben eine Reihe von neuen Stadträten in sehr wichtigen Ressorts, daher sollte man meiner Meinung nach jetzt schon dabei sein, aber offensichtlich sieht man das an- ders. Trotzdem mein Appell an die Regierung Michael Ludwig: Machen Sie Schluss mit dem Geldverpulvern! Setzen Sie die Mittel, die Ihnen die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stellen, sorgsam, effizient und nachhaltig ein! (Beifall bei der ÖVP.) Herr StR Hanke! Das wurde auch von einigen Vor- rednern erwähnt, und ich bin da ausnahmsweise einmal einer Meinung mit Kollegen Margulies: Ja selbstver- ständlich, es geht um die Pro-Kopf-Verschuldung, die 3.400 EUR beträgt. Sie, Herr StR Hanke, ziehen dann einen Vergleich mit Berlin mit 16.500 EUR und Hamburg mit 17.400 EUR. Warum gehen Sie so weit? Viel näher ist München! (GR Peter Kraus, BSc: Niederösterreich ist noch viel näher!) Dort beträgt die Verschuldung 474 EUR pro Kopf, was bedeutet, dass in München einfach deut- lich sparsamer gewirtschaftet wird als in Wien! (Beifall bei der ÖVP.) Ich meine: Anleihen dort nehmen und schwarze Zahlen mit Weitblick für Wien! Nun komme ich zum Bereich Gesundheit: Leider ist auch der neue Gesundheitsstadtrat nicht da! Es ist dies ein unglaublich wichtiges Ressort, und ich bin eigentlich - wie soll ich sagen? - ziemlich enttäuscht, dass ein Ress- ort, das ein Drittel der Kosten ausmacht, heute in der Spezialdebatte als letzter Tagesordnungspunkt behan- delt wird. Da stellt sich für mich schon die Frage: Wird dieser Zeitpunkt bewusst gewählt, um die Diskussion zur Geisterstunde zu führen? Wir werden das nämlich unge- fähr um Mitternacht diskutieren. Setzen Sie das so an, damit es da zu keinen Fragen mehr kommt? Daher mei- ne Anregung für nächstes Jahr: Komplexen Materien wie dieser soll man auch das ihnen zustehende Gewicht geben! (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Welches Ressort sollen wir denn zum Schluss machen? Es sind alle Mate- rien wichtig!) Ja, ich gebe Ihnen schon recht: Alle Materien sind wichtig! Aber es überrascht mich trotzdem, dass man das Ressort Gesundheit und Soziales, in dem ein Drittel der Kosten anfallen - und außerdem klar ist, dass Ge- sundheit nicht alles ist, aber ohne Gesundheit alles nichts ist -, zu Mitternacht ansetzt, das muss ich auch sagen! (GRin Martina Ludwig-Faymann: Was wollen Sie denn zum Schluss?) Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ.) Bitte hören Sie mir zu! Ihre Zwischenrufe sind entbehrlich, glauben Sie mir das! (Beifall bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren! (Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Bitte hören Sie mir doch zu, das wäre jetzt durchaus positiv! - Jeder vernünftig in Spitäler, in Pflege, in soziale Sicherheit investierte Euro rechnet sich, und solche Investitionen stehen auch außer Frage und außer Diskussion. Die Betonung liegt allerdings auf vernünftig investiert, nämlich nachhaltig, bedarfsorientiert und den Gesetzen der Wirtschaftlichkeit folgend. Genau das geschieht aber in Wien derzeit nicht! Daher will ich einen KAV, der nicht als politischer Spielball missbraucht wird, sondern die Gesundheitsver- sorgung der Wienerinnen und Wiener auf hohem Niveau sicherstellt. Er soll dem politischen Einfluss, nicht aber der politischen Kontrolle entzogen werden. Herr StR Hacker! Vielleicht hört er zu, oder vielleicht kann man es ihm sagen: Ich hoffe sehr, dass Sie sich dazu durchrin- gen können, die Gesundheits- und Sozialpolitik nicht als Arena der weltanschaulichen Gesinnung zu betrachten, sondern als Ressort der praktischen Vernunft zu akzep- tieren! (Beifall bei der ÖVP.) Wenn Sie dazu bereit sind und auch die Zusammen- arbeit mit der Opposition suchen, so wie ich es jetzt einige Male in der Öffentlichkeit gehört habe, dann kann es zu einer zukunftsorientierten Reform des gesamten Wiener Gesundheitssystems kommen, bei dem der Pati- ent beziehungsweise der Mensch tatsächlich im Mittel- punkt steht, nach dem Motto: Schwarze Zahlen mit Weit- blick für Wien! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: 9 Minuten sind verbraucht, das heißt, die Restredezeit der ÖVP ist auf 0. Die Redezeit ist nach eigenen Vorgaben also ausgeschöpft. Als nächsten Redner rufe ich Herrn StR DDr. Schock auf. - Sie haben das Wort. StR DDr. Eduard Schock: Sehr geehrter Herr Vorsit- zender! Meine Damen und Herren! Herr Stadtrat! Ich hätte mir heute von Ihrer Antrittsrede eigentlich mehr erwartet! Sie haben uns eigentlich gleich zu Beginn das gesagt, was uns StRin Brauner auch immer gesagt hat, nämlich dass das vorige Jahr vom Kampf gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt war (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Das hat er nicht gesagt!) Zudem waren Ihre Darstellungen auch widersprüch- lich, Herr StR Hanke, denn Sie haben gleichzeitig ge- sagt, dass im Vorjahr das Wirtschaftswachstum 2,5 Pro- zent real betrug und wir eigentlich im Vorjahr am Vor- abend einer richtigen Hochkonjunktur gestanden sind. - Das passt ja überhaupt nicht zusammen! Sie wollen uns 400 Millionen EUR Neuschulden als Erfolg verkaufen, nur weil der Plan mit 570 Millionen EUR ja noch höher gewesen ist, und dann sprechen Sie auch noch von einer seriösen, professionellen Politik! Meine Damen und Herren! Im Vorjahr gab es 400 Millio- nen neue Schulen, und im Voranschlag für heuer, im Voranschlag 2018, betragen die Neuschulden schon wieder 400 Millionen! Das soll seriös sein? Jetzt gibt es endlich eine Bundesregierung, die für fi- nanzpolitische Stabilität steht und die die Schuldenex- plosion endlich beendet, was aber tun Sie? - Sie machen 2017 400 Millionen neue Schulen und heuer schon wie- der 400 Millionen neue Schulden! Sie machen einfach weiter mit Ihrer Schuldenwirtschaft, und das ist sicherlich nicht seriös, Herr Kollege Hanke! (Beifall bei der FPÖ.) Noch etwas zu Ihren Aussagen: Sie haben heute gemeint, dass wir im Schuldenvergleich das viertbeste Bundesland sind und dass nur die Bundesländer im Westen - Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich - weniger Schulden haben. Aber schauen wir uns doch einmal die Zahlen der Statistik Austria an! - Die Statistik Austria hat im März des heurigen Jahres die Schuldenstatistik der Bundesländer für 2017 vorgelegt und die Statistik Austri- a, und da zeigt sich natürlich ein Unterschied zu Ihrem Rechnungsabschluss, Statistik Austria rechnet nämlich auch den Krankenanstaltenverbund mit ein, und unsere Spitäler haben sehr hohe Schulden. Außerdem rechnet die Statistik Austria auch die Wiener Linien und die Wirt- schaftsagentur mit ein, die ebenfalls sehr hohe Verbind- lichkeiten haben. Meine Damen und Herren! Ich persönlich glaube der Statistik Austria mehr als Herrn StR Hanke: Es ist es schon richtig, dass Tirol, Vorarlberg und Oberösterreich weniger Schulden haben als die Stadt Wien. Aber nach Statistik Austria haben auch die Steiermark und auch das Burgenland weniger Schulden, natürlich vergleichbar pro Kopf, und auch Salzburg hat weniger Schulden pro Kopf als die Stadt Wien. - Ich vertraue also Statistik Austria mehr als den Zahlen von StR Hanke. Meine Damen und Herren! Wir haben damit die dritthöchsten Schulden aller Bundesländer laut Statistik Austria, und das ist in Wahrheit ein trauriges Ergebnis Ihrer Schul- denpolitik, meine Damen und Herren von Rot-Grün! Wien hat daher auch nicht mehr die beste Bonität. Es gibt Bundesländer im Westen Österreichs - da hat StR Hanke ja recht! -, die heute eine bessere Bonität haben als Wien, etwa Tirol, Vorarlberg und Oberösterreich, die auch eine bessere Bonität gemäß den internationalen Rating-Agenturen haben, etwa von Standard & Poor's, die ja die internationale Benchmark der Agenturen set- zen. Da fragt man sich: Wie konnte es so weit kommen? Meine Damen und Herren! Verfolgen wir diesen Bun- desländervergleich noch ein bisschen weiter! Schauen wir uns die Defizite 2017 an! 2017 hat es in zwei Bun- desländern exzessive Defizite gegeben, nämlich in Wien und in der Steiermark. Gleichzeitig war es aber manchen sparsamen Bundesländern im Vorjahr bereits möglich, Überschüsse zu erwirtschaften. So hatte etwa Oberös- terreich im Vorjahr bereits ein Plus von 106 Millionen EUR. Und ich meine, die Zahlen der Statistik Austria sind unangreifbar! Heuer, 2018, zeigt sich bei den Voranschlägen das gleiche Bild: Sie von Rot-Grün haben in Wien 419 Millio- nen EUR Defizit in Ihrem Budget. Es gibt allerdings zwei Bundesländer, meine Damen und Herren, die im heuri- gen Jahr im Voranschlag bereits positiv budgetieren, und zwar Oberösterreich mit einem Plus von 44 Millionen EUR und das Burgenland mit einem Plus von 49 Millio- nen EUR. Es gibt also zwei Bundesländer, die bereits heuer in den schwarzen Zahlen sind, meine Damen und Herren! Das rot-grüne Wien weist ein Minus von 419 Millionen EUR im heurigen Jahr aus, Oberösterreich hingegen ein Plus von 44 Millionen EUR und das Bur- genland ein Plus von 49 Millionen EUR, und Letztere sind genau die Länder mit freiheitlicher Regierungsbetei- ligung, meine Damen und Herren! Nehmen Sie sich dort ein Beispiel! Es geht ja, wenn man will! (Beifall bei der FPÖ.) Aber jetzt zum WiStA: Es ist heute schon mehrfach gefallen, und auch Herr StR Hanke hat immer wieder - auch gegenüber Journalisten - erklärt, dass er nicht bei den Menschen sparen wird. - Meine Damen und Herren! Schauen wir uns aber einmal an, was im Namen von WiStA bisher in dieser Stadt alles passiert ist! Was heißt es denn anderes, als bei den Menschen zu sparen, wenn für Beamte der Stadt weniger Geld da ist? Wir hatten reale Gehaltskürzungen und eine Streichung von Über- stunden, und so weiter. Was heißt es denn anderes, als bei den Menschen zu sparen, wenn es für den Wohnbau weniger Geld gibt? - Es müsste ja ein Alarmsignal für uns sein, meine Damen und Herren, wenn heute nur 25 Prozent, also nur noch ein Viertel aller neuen Wohnungen in Wien geför- dert werden, denn was heißt denn das? - Wir können ja nur Mietzinsobergrenzen einziehen, wenn wir die Woh- nungen auch fördern, und das heißt vice versa, dass drei Viertel der Wiener Wohnungen heute auf dem freien Markt finanziert werden und daher keine Mietzinsbindung mehr haben, weil sie eben nicht durch Genossenschaf- ten finanziert werden. Es ist daher der falsche Weg, die Wohnbauförderung immer uninteressanter zu machen und die Überschüsse hier abzuschöpfen. Ich weise etwa auf das Kapitel Wohnbauförderung im Rechnungsabschluss 2017 hin: Da waren 30 Millionen EUR WiStA-Kürzungen geplant, und das ist eins zu eins umgesetzt worden. Genau diese minus 30 Millionen EUR bei der Wohnbauförderung finden sich im Rechnungsab- schluss. Somit ist das gefährdet, worauf wir stolz sind und was auch immer in den Reden erwähnt wird, dass nämlich der Großteil der Wiener Wohnungen gefördert ist! Meine Damen und Herren! Noch etwas, worauf wir stolz sind, ist gefährdet, nämlich dass es in dieser Stadt, etwa im Vergleich zu anderen Metropolen, auch für den Mittelstand leistbare Mieten gibt und dass es eine soziale Durchmischung gibt. Auch das ist gefährdet durch diesen falschen Weg in der Wohnbauförderung. Es drohen uns hier, wenn diese Entwicklung so weitergeht, Finanzie- rungen nur mehr über den freien Markt und am Ende des Tages auch Zustände wie etwa in den Pariser Banlieues! Trotzdem stellt sich Herr StR Hanke heute Morgen hierher und sagt, dass er nicht bei den Menschen kürzen wird. (Zwischenruf von GRin Birgit Hebein.) Was heißt denn das anderes, als bei den Menschen zu kürzen, Frau Kollegin, wenn man auf Kosten der Mieter hier kürzt? Wir Freiheitlichen sagen daher: Meine Damen und Herren! Wir wollen einen sofortigen Stopp von WiStA im Wohnbau! Wir wollen ein völlig neues, attraktives Wohn- bauförderungssystem! Wir brauchen leistbare Mieten für die Wienerinnen und Wiener, meine Damen und Herren von Rot-Grün! (Beifall bei der FPÖ.) Herr Stadtrat! Aber auch Kollegin Novak! Noch ein Wort zu WiStA, weil Sie das ja auch angesprochen ha- ben. - Was heißt denn das anderes, als bei den Men- schen zu sparen und zu kürzen, wenn bei den Spitälern ein strikter Kürzungskurs gefahren wird? Das zeigt auch dieser Rechnungsabschluss oder der Jahresabschluss 2017 beim KAV: Auch bei den Spitälern ist diese WiStA- Kürzung von 40 Millionen EUR, die in diesem WiStA- Programm geplant wurde, 1 zu 1 zu 100 Prozent umge- setzt worden. Meine Damen und Herren! Wenn man sich die Rah- menbedingungen für die Gesundheitspolitik für die wachsende Stadt mit immer mehr Patienten, steigendem Personalaufwand und etwa auch dem raschen techni- schen Fortschritt bei den Geräten und auch die explodie- renden Medikamentenkosten anschaut, meine Damen und Herren, dann ist das, was Sie hier mit den Spitälern weiterhin vorhaben, eigentlich eine gefährliche Drohung! Sie wollen nämlich im Jahr 2019 eine noch stärkere Kürzung durch WiStA vornehmen. Im nächsten Jahr soll es ein Minus von 75 Millionen EUR in den Spitälern durch WiStA geben, meine Damen und Herren! Und wenn die Kürzung mit der Privatisierung der Spitäler, die im nächsten Jahr ebenfalls über die Bühne gehen wird, erst so richtig losgeht, dann ist das in Wahrheit eine gefährliche Drohung! (Zwischenruf von GR Christian Deutsch.) Herr Kollege Deutsch! Wenn Sie im Zuge der Privatisierung der Spitäler das Budget der Spitäler um 75 Millionen EUR kürzen, dann ist das der Anfang vom Ende der Gesundheitspolitik in Wien! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Was ist denn das anderes als eine Privatisierung, wenn dafür eine Rechtsform gewählt wird, mit welcher der Krankenanstaltenverbund in Hinkunft außerhalb des Budgets steht, meine Damen und Herren? Die Patienten - und darauf kommt es ja letztlich an - sind durch Ihre Politik heute stark gefährdet. Die Wartezeiten für Krebs- patienten sind gestiegen, und der Stadtrechnungshof hat ja Gott sei Dank ans Licht befördert, dass zwei Drittel der Patienten heute keine ordentliche Behandlung mehr bekommen. Frau Kollegin Novak! Sie haben heute auch diese Zahl von 500 Millionen EUR bis 2020 genannt. - Das ist eine gewaltige Dimension! Jetzt ist zum Beispiel im Zuge von WiStA im KAV auch geplant, die Vorhänge in den Spitälern nur mehr ein Mal im Jahr zu waschen. (GRin Barbara Novak, BA: Blödsinn!) Frau Kollegin Novak! Schauen Sie sich das an, das ist eine von den WiStA- Maßnahmen! Aber damit werden Sie 500 Millionen EUR nicht hereinbringen, Frau Kollegin Novak! (Beifall bei der FPÖ.) Kollege Hanke! Wenn Sie sich heute hinstellen und sagen, dass es für die Wienerinnen und Wiener, die ein Leben lang gearbeitet haben, keine Leistungskürzungen geben soll, dann frage ich Sie, Kollege Hanke, aber auch Kollegin Novak: Ist denn das keine Leistungskürzung, wenn Krebspatienten in dieser Stadt heute nicht mehr rechtzeitig behandelt werden können? Darauf waren wir bis vor wenigen Jahren noch stolz! Wen trifft denn das, Kollegin Novak? - Einen Patien- ten, der sich 10.000 EUR für eine Privatoperation leisten kann, trifft diese Entwicklung überhaupt nicht, sondern das trifft genau die sozial Schwachen, die sich das nicht leisten können, Frau Kollegin Novak! Jetzt gibt es endlich eine Regierung, die im System spart und bei den eige- nen Funktionären spart, etwa bei den Direktoren in der Sozialversicherung, aber nicht bei den Menschen, Kolle- gin Novak! Sie aber machen mit WiStA bis 2020 weiter! Sie bestätigen selber noch, dass es Leistungskürzungen um minus 500 Millionen EUR zu Lasten der Wienerinnen und Wiener geben wird! Meine Damen und Herren! Wir sagen daher: Es muss einen Stopp von WiStA in den Spitälern geben! Hören Sie auf, auf Kosten der Patienten in Wien zu spa- ren! Hören Sie auf, bei den Menschen, bei den Kranken, bei den sozial Schwächsten zu kürzen, Frau Kollegin Novak! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf von GRin Sandra Frauenberger. - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Frau Frauenberger! Kollege Oxonitsch! Herr StR Hanke! Sie werden doch die WiStA-Pläne kennen! Die WiStA-Pläne sind ja offiziell! Das hat begonnen mit 30 beziehungsweise 40 Millionen EUR, jetzt steigt es bis 75 Millionen EUR bei den Spitälern. Kürzungen gab es ebenfalls im Wohnbau von 20 bis 30 Millionen EUR im Jahr 2016, und im Jahr 2017 geht es ebenfalls bis 60 Millionen EUR. In Summe ist das ein Volumen von minus 500 Millionen EUR zu Lasten der Wienerinnen und Wie- ner. Das werden Sie noch oft hören, darum werden Sie nicht herumkommen, meine Damen und Herren von Rot- Grün! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Aber jetzt noch zum Arbeitsmarkt: StR Hanke hat von einem dynamischen Arbeitsmarkt gesprochen, der sich verbessert. Herr Stadtrat! Natürlich sinkt in einer Hoch- konjunktur die Arbeitslosigkeit überall! Wir hatten aber - und das ist eigentlich eine schreckliche Zahl! - im 1. Quartal inklusive Schulungsteilnehmern 16 Prozent Ar- beitslosigkeit! Kollege Hanke! Wir hatten heuer im 1. Quartal inklusive Schulungsteilnehmern tatsächlich 16 Prozent Arbeitslosigkeit! Im Jahr 2010 waren es noch 12 Prozent. Das ist ein Plus von 4 Prozent! Und das gab es nur in Wien, das ist ja auch bezeichnend! Ich zeige Ihnen hier die Graphik des Wirtschaftsfor- schungsinstituts, meine Damen und Herren! Daran erse- hen Sie, wie hier die Arbeitslosigkeit explodiert ist, und zwar nur in Wien. Sie ist um 4 Prozentpunkte unter Rot- Grün seit dem Jahr 2010 gestiegen. Dennoch beginnen Sie, Kollege Hanke, Ihre Amtszeit heute damit, dass Sie herauskommen und alles schönreden. Sie tun so, als ob überhaupt nichts passiert wäre! Sie haben überhaupt nichts dazugelernt, und das ist gefährlich für Wien, mei- ne Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ. - GR Ing. Christian Meidlinger: Was ist mit Niederösterreich?) Jetzt noch zu den Arbeitsplätzen: Kollege Hanke! Sie haben recht damit, dass in Wien derzeit neue Arbeits- plätze entstehen. Sie haben - wenn ich das richtig mitge- schrieben habe - eine Zahl von 50.000 seit dem Jahr 2014 genannt. Bleiben wir bei diesem Beispiel! Das ist oder sollte auch für die Gewerkschaft interessant sein: Wer bekommt denn diese Arbeitsplätze, beziehungswei- se wer hat diese Arbeitsplätze bekommen? Von diesen 50.000 neuen Jobs gingen 95 Prozent an ausländische Staatsbürger und auch an viele Pendler, aber nur 5 Pro- zent dieser neuen Jobs haben Wiener bekommen. Das ist die offizielle Statistik, meine Damen und Herren! Und es zeigt sich ja auch, welche gewaltigen sozialen Aus- wirkungen das hat. So sollte zum Beispiel Lohndumping eigentlich für Sie ein Thema sein. Lohndumping ist näm- lich eine der Auswirkungen! (Beifall bei der FPÖ.) Meine Damen und Herren! Die Folgen sehen wir, und es ist traurig, dass die Gewerkschaft nicht aufschreit! Wir haben offiziell 160.000 arbeitslose Wiener und über 400.000 Menschen in dieser Stadt sind armutsgefährdet, weil man heute auf Grund von Lohndumping von seinem Job in Wahrheit oft nicht mehr leben kann. Auch die OECD hat das bestätigt. Meine Damen und Herren! Kein anderes Land ist so stark von der Flüchtlingswelle und von Arbeitslosigkeit betroffen wie Österreich. Die OECD hat erst vorige Wo- che darüber berichtet, und da habe ich auch den Auf- schrei und die warnenden Stimme der Gewerkschaft vermisst! Erst vorigen Mittwoch hat die OECD nämlich ihre Studie bekannt gegeben, wonach in Österreich die Arbeitslosigkeit etwa durch die Flüchtlingswelle bis 2020 weiter steigen wird. Davon habe ich von Ihnen auch noch überhaupt nichts gehört! Auch vom neuen Sozialstadtrat, von Herrn Hacker, der in dieser Materie eigentlich sensibel sein sollte, hat man überhaupt nichts gehört, aber ihm sind offenbar die Interessen der Wiener Arbeitnehmer völlig gleichgültig! Herrn Hacker interessieren zwar immer die Asylsuchen- den, da er etwa eine sofortige Arbeitserlaubnis für Asy- lanten gutheißt. Wissen Sie, meine Damen und Herren, was das bedeutet? - Das bedeutet ja noch mehr Ver- drängungswettbewerb und noch mehr Lohndumping in dieser Stadt! Diese Linie, die StR Hacker vorgibt, zeigt ja auch schon, was die Versprechen des Herrn Bgm Lud- wig wert sind und was der Wien-Bonus wert ist. Das ist ein großer Schmäh! Das ist gar nichts wert! Meine Damen und Herren! Genau das ist auch der Grund, warum wir in diese Regierung gegangen sind, weil wir nämlich die Einwanderung in den Sozialstaat und auch das Lohndumping stoppen wollen. Sie aber machen so weiter, als ob überhaupt nichts passiert wäre! Sie machen so weiter mit Ihrer Willkommenskultur. Ge- rade für die Gewerkschaft sollte es wichtig sein, dass wir endlich wieder Arbeitsplätze für die Österreicherinnen und Österreicher bekommen, und zwar Arbeitsplätze, von denen man auch leben kann, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächs- ter Redner zu Wort gemeldet ist Frau StRin Schweiger- Stenzel. - Ich erteile ihr das Wort. StRin Ursula Schweiger-Stenzel: Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Verehrte Damen und Herren! Der Rechnungsabschluss ist immer ein Offenba- rungseid. Diesmal ist er mit einer Rekordverschuldung und dem Faktum, dass Wien auch in Zeiten der Hoch- konjunktur Defizitspitzenreiter ist, nicht nur das Spiegel- bild eines Versagens der Vorgänger, eine Erblast der Ära Häupl und eine Noch-Last der rot-grünen Stadtregierung. Das wäre zu einfach! Sie alle, die Sie unter Bgm Ludwig einen Neuanfang signalisieren wollen - vor allem auch Herr StR Hanke als Finanzstadtrat -, können es sich nicht so einfach machen und so tun, als hätten Sie diese unselige Erbschaft nicht wissentlich zumindest toleriert! (Beifall bei der FPÖ.) Sie können sich nicht so einfach aus der Verantwor- tung stehlen! Besonders Sie, Herr Hanke, als Manager, Wirtschafts- und Finanzfachmann müssten es doch besser wissen! Aber Sie haben natürlich auch viel Ei- genverschuldungen in Ihrer Wien Holding mitzuverant- worten, die ja insgesamt nicht der Kontrolle dieses Ge- meinderats unterzogen werden können. Das ist ein gro- ßer Schwachpunkt in dieser Stadt Wien, und ich sehe nicht, wo hier eine Änderung, ein Änderungswille und eine Änderungskraft vorhanden sind! Und damit haben Sie schon eine sehr schlechte Startbasis für die nächs- ten paar Jahre. Sie hoffen ja, dass erst im Jahr 2020 gewählt wird, aber vielleicht wird die Wahl schon früher sein! (Beifall bei der FPÖ.) Ich habe bemerkt, wie Sie sehr wissentlich mehrmals in sich hinein gelächelt haben, als Kollegin Olischar Keynes in dem Sinn zitiert hat, zu sparen, wenn es geht, um für die Not dann den Groschen, den Schilling bezie- hungsweise den Euro zu haben. Sie wissen es anschei- nend besser, dann ist es aber Ihre Verantwortung, dass Sie es, wenn Sie es besser wissen, nicht besser ma- chen! Können Sie es nicht besser machen, oder lässt man Sie es vielleicht nicht besser machen? - Das ist eine große Last, die Sie hier alle tragen! Noch am einfachsten hat den Neuanfang Kulturstadt- rätin Kaup-Hasler signalisiert, indem sie sich sehr schnell von einem sehr ideologischen Linksaußen- Festivaldirektor der Wiener Festwochen und ebenso vom Mann der Kunsthalle Wien verabschiedet hat. Ich kann nur hoffen, dass dies ein Zeichen für eine Änderung auch einer ideologisch angesiedelten Kulturpolitik ist, die dem Kulturstandort, dem kulturellen Zentrum Wiens und den Wiener Festwochen in den letzten Jahren sehr ge- schadet hat! Das hat aber nicht nur den Festwochen als solchen geschadet, sondern auch dem Steuerzahler, der diese Festwochen massiv unterstützt. Das war verlore- nes, verschleudertes Geld! Da kann ich nur wie Goethes Faust sagen: "Die Botschaft hör' ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube." - Aber vielleicht werde ich dann doch noch einmal eines Besseren belehrt! Die weit schwerer verdaulichen Brocken in Sachen Kulturgüterschutz und UNESCO-Weltkulturerbe hat Rot- Grün und haben Sie allerdings bis jetzt nicht angerührt. Sie stehen ja nach wie vor dazu, dass der Masterplan Glacis, das neue Hochhaus-Konzept der Stadt Wien, unangetastet bleibt, dass der Hochhausturm am Heu- markt ebenso kommt wie der noch klobigere Neubau des Hotels InterContinental. In Zeiten, in denen sich die Wie- nerinnen und Wiener keine Wohnungen mehr leisten können, ist das wahrlich ein hervorragendes Signal und schlägt Wählerinnen und Wähler wirklich massiv in die Flucht! Man kann Ihnen nämlich einfach nicht glauben, dass Sie es mit Ihrer Wohnbaupolitik wirklich ernst neh- men, wenn Sie nach dem Motto "Hier wird gespendet, und hier widmen wir!" vorgehen und damit ein falsches Signal an die Öffentlichkeit senden. Der zweithöchste Repräsentant des Landes Wien und der langjährige Kulturausschussvorsitzende Ernst Woller will nun in Bahrain bei der Welterbe-Konferenz, sekundiert vom freigestellten STRABAG-Betriebsrat und GR Omar Al-Rawi, dem UNESCO-Welterbe-Komitee einreden, dass das die Welterbe-Zone des Historischen Zentrums Wien begradigen soll, wie er es nennt. Dabei bedenkt er nicht, dass durch den 66,30 m Luxuswohn- turm und das 47,30 m hohe neue Hotel InterCont mit den Luxuswohnungen in den oberen Geschoßen die Sichtachse des Oberen Belvedere durchschnitten wird. Das jetzige Hotel InterCont hat eine Bauhöhe von 38 m. Es geht nicht um die Größe der Kernzone, sondern es geht um die exzessive Höhe der zwei Hochhäuser, die von überall die Sichtachsen stören. Aber dieses Weltkulturerbe ist dem rot-grünen Wien ja anscheinend leider wurscht, obwohl die Stadt Wien 2006 einen Ma- nagementplan in Deutsch und Englisch vorgelegt und auf Seite 95 versprochen hat, in der Kernzone keine Hoch- häuser zuzulassen. Dieses Versprechen wurde am 5.5.2017 in einem Gemeinderatsbeschluss wiederholt, wurde aber am 1.6.2017 dem Investor zuliebe gebro- chen, als der Flächenwidmungsplan 7948 beschlossen wurde. Dass ich - erlauben Sie mir, das zu sagen! - vom Vorsitzenden des Gemeinderats in der Presse abermals wegen meiner Stellungnahme bei der Welterbe- Konferenz in Krakau im Vorjahr als eine Nestbeschmut- zerin angegriffen wurde, ist eine Ungeheuerlichkeit, und ich weise das auf das Entschiedenste zurück! (Beifall bei der FPÖ.) Im Übrigen halte ich das für inkompatibel mit seiner Rolle als Vorsitzender des Gemeinderats und auch für sachlich unbegründet. Geben Sie endlich dieses be- schämende Doppelspiel auf, dass dieses Heumarkt- Projekt doch mit dem Weltkulturerbe verträglich ist! Das ist es nicht, und Sie setzen es im vollen Bewusstsein aufs Spiel! Das Trauerspiel mit dem Schutz wertvollster Bausub- stanz setzt sich bei den Steinhof-Gründen fort. Dort haben Sie das Weltkulturerbe erst gar nicht angestrebt, um sich Scherereien zu ersparen. So einen Fehler wie beim Heumarkt, der ja als Gewinn der Allgemeinheit getarnt ist, macht man halt nur ein Mal. Eine Hoffnung bleibt, dass doch unter der neuen tür- kis-blauen Regierung der Weg zum Verfassungsge- richtshof gegangen wird und damit ein Rechtsbruch der österreichischen Republik gegenüber der UNESCO verhindert werden kann. Ich bitte Sie im Rahmen dieser Finanzdebatte um et- was: Schauen Sie nicht immer weg! Nehmen Sie Ihre Politik, die jetzt in Zahlen gegossen ist, nicht als Aus- gangspunkt für eine Speerspitzenpolitik einer abgewirt- schafteten Opposition von Rot und Grün gegen die Bun- desregierung! Sie können sich die Sache mit der Kontrol- le des politischen Islams in Wien nicht so einfach ma- chen! Herr StR Czernohorszky ist jetzt zwar nicht da, ich halte aber fest, dass die Ablehnung von Deutschförder- klassen vor dem Regelunterricht eine integrationsfeindli- che Maßnahme ist. Sie verunmöglichen dadurch Migran- tenkindern vor allem in Brennpunktschulen die Teilhabe am Unterricht, und Sie verunmöglichen damit die Chance auf ein späteres selbstbestimmtes berufliches Leben. Mit dieser Schul- und Bildungspolitik in Wien züchten Sie Generationen für das AMS heran, und das kann es nicht sein! Wir Freiheitlichen werden mit Erfolg dafür kämpfen, das man diesen Missbrauch in der Bildungspolitik ab- stellt! (Beifall bei der FPÖ.) Auch das Kopftuchverbot, das von der Regierung noch jetzt im Juni vorgelegt werden soll, ist sinnvoll. Es gibt da eine sehr unzweifelhafte Zeugin, die von uns allen, auch von Ihnen, geschätzt wird, nämlich Seyran Ates, die übrigens unter dauerndem Personenschutz stehende Frauenrechtlerin und Vorkämpferin für einen aufgeklärten Islam. Sie hat gerade in den letzten Tagen in einer Vortragsreihe auch in mehreren österreichischen Städten klar darauf hingewiesen, dass man, wenn man Mädchen zwingt, ein Kopftuch zu tragen - ich zitiere -, ihnen die Kindheit nimmt, sie sexualisiert, sie in die Rolle eines Sexualobjekts drängt und sie in ihrer Entwicklung einschränkt. "Das ist für mich Kindesmissbrauch!", sagt Seyran Ates wörtlich, und das sage ich auch. - Das gilt für Sie aber offenbar nicht! Treiben Sie Ihre Oppositionspolitik gegen vernünftige Maßnahmen der Regierung nicht zu weit! Betreiben Sie nicht Politik auf Kosten der Kinder, der Wählerinnen und Wähler der Zukunft, auch der Wählerinnen und Wähler aus der Migrantengesellschaft, auf die Sie ja besonders viel Wert legen! Die liberalen und die der modernen Zeit aufgeschlossen Muslime werden es Ihnen nämlich nicht danken, wenn Sie Fortschritte auf diesem Weg in Ihrer Bildungspolitik verhindern und nicht fördern. Ich appelliere auch an Sie, nicht wegzuschauen, was die Entwicklung in so manchen Kindergärten betrifft: Zuerst hat man von Seiten der Stadt Wien - Sonja Weh- sely war das noch, die man inzwischen entsorgt, aber bei Siemens auch gut versorgt hat - behauptet, dass es keine islamistischen Kindergärten gibt. Dann hat man doch einige geschlossen, und unter Czernohorszky wer- den die Obacht und der Kampf dagegen natürlich betont. Aber es gibt einen neuesten Fall, von dem ich im Zu- ge meiner Recherchen erfahren habe und der wegen eines Insolvenzverfahrens öffentlich ist: Es geht um den Fall des Kindergartens Rahma der Internationalen Ge- sellschaft für Kinderbetreuung in der Perfektastraße 40. Dieser Kindergarten hat nämlich Konkurs angemeldet, und es gibt auch einen Masseverwalter, einen gewissen Herrn Dr. Riel, der dem Verein Soziales Österreich keine Auskunft gegeben hat, obwohl ihm dieser Verein ange- boten hat, diesem Kindergarten Hilfestellung zu leisten und ihn im Sinne der Gesetze und Regelungen der Stadt Wien zu sanieren. Dr. Riel ist diesem Gespräch aus dem Weg gegangen. Der Kindergarten Rahma hat also ein Konkursverfah- ren angemeldet, und im Zuge dieses Konkursverfahrens haben sich natürlich mehrere Gläubiger gemeldet, die Angst haben, dass sie jetzt um ihr Geld, das sie da hin- eingesteckt haben, betrogen werden oder umfallen. Und es ist wirklich sehenswert, sich diese Gläubigerliste ein- mal anzusehen und vielleicht darüber nachzudenken, wie es möglich ist, dass ein Kindergarten, der dermaßen großzügige Spender hat, überhaupt in Konkurs gehen kann! Ich nenne Ihnen jetzt einige Namen, das wird Sie si- cherlich interessieren. Das ist, wie gesagt, öffentlich. - Ich hatte erst kürzlich eine Operation des Grauen Stars, deshalb kann ich die kleine Schrift nicht ganz gut lesen, haben Sie bitte ein bisschen Geduld, wenn ich für man- ches noch etwas länger brauche! Auf dieser Liste finden wir zum Beispiel Herrn Zaher Yaser mit einer Spende von 8.000 EUR. Und ganz wich- tig auf dieser Liste sind vor allem die Spender, die aus dem Ausland kommen. Da haben wir beispielsweise einen Herrn Abdulbaset Mohamed aus Kairo, Giza, Ägypten, mit einem Privatkredit von immerhin 14.908 EUR. Eine Spende kommt von einer oder einem Fatiha Abdulrahman aus Paris, Frankreich, in der Höhe von 12.857,14 EUR. Weiters finden sich da folgende Auflis- tungen: Ing. Almetwalty Frag Mohamed, Kairo, Ägypten: 12.800 EUR, Prof. Abou Ismail Mona, Saudi-Arabien: Privatkredit in Höhe von 12.850 EUR, Ahmed Shakra, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate: Privatkredit in Höhe von 13.000 EUR, Prof. Abdulsattar Awni, Dubai: 12.857 EUR, Prof. Abdulla Fathi, Ägypten, Kairo: 10.000 EUR, Fatiha Abdulrahman, Paris, Frankreich: 15.000 EUR und Dr. Mohamed Abdulfattah, Paris, Frankreich: 20.000 EUR. Dann gibt es noch einen minderen Betrag von einer Vereinigung Kipa Kindergartenmaterial aus Deutschland, und so weiter. Aber es gibt natürlich auch Geld, das die Stadt Wien hier hineingesteckt hat, und es scheinen hier Gläubiger auf wie etwa die Wiener Gebietskrankenkasse mit 71.000 EUR, das Finanzamt mit 34.454 EUR, und so weiter. Aber wie erklären Sie sich eigentlich diese sehr pro- minente, großzügige Spenderliste in einem privaten islamischen Kindergarten, der auch von der Stadt Wien unterstützt wird und der Konkurs anmeldet? Wie geht es, bitte schön, zusammen, dass man Spenden hat, über Geld verfügt und trotzdem Konkurs anmeldet? Haben Sie dafür eine Erklärung? - Die Erklärung kann doch eigentlich nur sein - es gilt die Unschuldsvermutung -, dass hier in einem von der Stadt Wien geförderten isla- mischen Kindergarten einfach Geldwäsche betrieben wird! Und das zu Bedingungen der Halal-Wirtschaft unter Umgehung von Banken und aller Möglichkeiten, nachzu- verfolgen, woher das Geld kommt und wohin es geht! Und das wollen Sie verantworten? Das ist Ihr Kindergar- tensystem, für das Sie eintreten? Das ist doch eine Un- geheuerlichkeit! Das geht doch in die falsche Richtung! (Beifall bei der FPÖ.) Besonders an die Adresse der GRÜNEN, aber nicht nur an die GRÜNEN, sondern auch an die Verfechter des Fonds Wiener Wohnen: Es gibt nämlich Asylanten und Asylanten. Sie werden es nicht glauben, aber da gibt es große Unterschiede! Es gibt Asylanten, die wirklich nur die Mindestsicherung haben, und es gibt solche, die die Mindestsicherung beziehen und trotzdem ein großes Einkommen haben. Und diese bekommen ungeschaut sofort in einem geförderten Objekt eine Wohnung, die man zahlen muss, eine Wohnung, bei der man sich fragt: Woher nehmen die das Geld? Die Mindestsicherung kann dazu nicht reichen! (GRin Birgit Hebein: Was für Behauptungen stellen Sie da auf?) Das sind keine Be- hauptungen! All das kann man nachverfolgen, wenn Sie nicht wegschauen würden! (Beifall bei der FPÖ. - GRin Birgit Hebein: Wo? - GRin Sandra Frauenberger: Wo?) Es gibt entsprechende Ermittlungen. (Lebhafte Zwi- schenrufe bei den GRÜNEN.) Das genannte Insolvenz- verfahren sollte Ihnen jedenfalls eine Lehre sein: Das sind keine einfachen Behauptungen! Meine Damen und Herren! Sie schauen weg! Was Sie nicht sehen wollen, das sehen Sie nicht. Sie schauen auch weg bei dem, was man sozusagen als Import des Neo-Antisemitismus bezeichnet. Das ist ein großes Prob- lem. Ich bin hier weder auf dem rechten Auge blind noch auf dem linken Auge blind. (Zwischenrufe bei den GRÜ- NEN.) BDS, also Boycott, Divestment and Sanctions, ist ei- ne Maßnahme gegen jüdische beziehungsweise israeli- sche Importwaren aus den besetzten Gebieten. Diese Maßnahme wurde schon in der EU nicht geteilt. Trennen Sie sich von diesem System! Machen Sie Ernst im Kampf gegen Neo-Antisemitismus. Machen Sie Ernst mit Ihrem Kampf gegen Neo-Antisemitismus! (GRin Birgit Hebein: Wo steht denn etwas über Zyklon B? - Zwi- schenrufe bei den GRÜNEN.) Trennen Sie sich von diesem Neo-Antisemitismus, der Terrorismus mit Zio- nismus gleichsetzt! (GRin Birgit Hebein: Zyklon B? Was ist damit?) Das sollten Sie machen! Ihre ganzen ideolo- gischen Behauptungen ... (Weiterer Zwischenruf von GRin Birgit Hebein.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbre- chend): Frau Kollegin Hebein! Ich bitte Sie, sich so weit zu reduzieren, dass man die Rednerin noch verstehen kann! StRin Ursula Schweiger-Stenzel (fortsetzend): Ihre ideologischen Behauptungen sind absolut unglaubwür- dig! Ich sage Ihnen: Der Wähler und die Wählerin werden es Ihnen sicherlich heimzahlen! Bei der nächsten Wahl werden Sie nicht mehr hier sitzen! Und die einzige Kraft, die hier Veränderung bewirken kann, ist leider nicht die SPÖ, der die Hände hinten und vorne gebunden sind, sondern die Freiheitliche Partei, auch gemeinsam mit der ÖVP. Machen wir eine Wende zu Türkis-Blau in Wien, dann wird sich einiges bessern! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: So. Wir sind jetzt am Ende der Generaldebatte. Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. Ich erteile ihm das Wort. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. - Bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir sind jetzt in der Spezialdebatte und haben eine neue Chance auf eine sachliche Diskussion. Ich freue mich darauf! Genau genommen oder streng genommen - das ist heute das Erste, was auffällt -, ist das ja nicht der letzte Rechnungsabschluss, den die ehemalige StRin Renate Brauner zu verantworten hat, es ist aber mit Sicherheit der letzte, der mit ihr verknüpft werden wird und was von der Ära Brauner bleibt. Was bleibt als Ergebnis ihrer Arbeit? - Begonnen hat ihr Dasein 2007. Bei ihrem ersten Rechnungsabschluss hatte die Stadt Wien noch einen Schuldenstand von knapp 1,4 Milliarden EUR. Heute, da wir Bilanz ihres Schaffens in den letzten 10 Jahren ziehen, halten wir bei einem Schuldenstand von 6,41 Milliarden EUR. - Ich glaube, diese Zahlen sind einmal unumstritten! Es hat also den unglaublichen Zuwachs von 5 Milli- arden EUR an neuen Schulden in 10 Jahren gegeben. Daraus ergibt sich der unter den Journalisten schon wohlbekannte Brauner-Faktor, nämlich 500 Millionen EUR Schulden pro Jahr. Das ist in den ersten zwei Jah- ren, von 2008 bis 2010, nachvollziehbar und verständ- lich, da die Welt damals wirklich von einer Wirtschafts- beziehungsweise - wie ich es auch bezeichnen möchte - Bankenkrise gebeutelt wurde. Dann wurde die Wirt- schaftskrise aber konsequent - und das für mich nicht nachvollziehbar - noch über acht Jahre lang hinweg sozusagen verlängert, wobei immer wieder in jede Budgetanalyse fein, aber doch dieses Wort Wirtschafts- krise eingestreut wurde. Das halte ich für verantwor- tungslos! Das ist tatsächlich verantwortungslos gegen- über den nächsten Generationen, und das ist meiner Meinung nach tatsächlich eine Misswirtschaft auf Kosten der Wiener und Wienerinnen! (Beifall bei den NEOS.) In diesem Zusammenhang steht auch der Rech- nungsabschluss 2017. Wir verzeichnen derzeit ein wirk- lich gutes Wirtschaftswachstum. Die Arbeitslosenraten sind beständig, und dementsprechend steigen auch das Steueraufkommen und die Einnahmen der Stadt Wien. Dennoch haben wir aber das Ergebnis von 411 Millionen EUR Neuverschuldung. Das ist leider ein perfektes Bei- spiel für die Ära Brauner, die eigentlich entgegen ihren ständigen Beteuerungen niemals antizyklische Budget- politik praktiziert hat. Es wurde nämlich auch in guten Jahren wie etwa im Jahr 2017 das Geld großzügig aus- gegeben, anstatt zu sparen und Schulden abzubauen. Dabei hätte StRin Brauner eigentlich nur den Kurs ih- res Vorgängers weitersegeln müssen. Dieser hat nämlich fast alles richtig gemacht, das wurde heute schon öfter gesagt. In Hochkonjunkturphasen wie beispielsweise von 2005 bis 2007 wurden Schulden abgebaut, im Jahr 2005 19 Millionen EUR und im Jahr 2007 79 Millionen EUR. Bitte merken Sie sich die 79 Millionen EUR kurz, denn diese Zahlen sind sehr wichtig in meinem nächsten Vergleich: Die zeigen nämlich sehr gut, wie lange die nächsten Generationen diese Schulden werden stem- men müssen: Wir gehen derzeit aus von einem Schnitt von 500 Millionen EUR neue Schulden pro Jahr gegen- über einer maximalen Rückzahlung in guten Konjunktur- jahren von 80 Millionen EUR. Das heißt, nach dieser Rechnung müssen für jedes Jahr Brauner mehr als sechs Jahre Budgetüberschüsse produziert werden, um diesen verursachten Schuldenberg abzubauen! Und das ist das Best-Case-Szenario! In Wien werden wir aber leider immer öfter mit einem Worst-Case-Szenario kon- frontiert, siehe KH Nord. Ich rede jetzt von Verantwortungslosigkeit in der Ver- gangenheit, und für mich als Oppositionspolitiker ist Kontrolle natürlich mein Job. Aber ich werde auch nicht müde, weiterhin positive und konstruktive Vorschläge einzubringen: Was Wien jetzt braucht, ist einen verant- wortungsbewussten Finanzstadtrat - wie es meiner Mei- nung Sepp Rieder sehr lange war -, dem auch die Tatsa- che bewusst ist, dass Schulden irgendwann zurückge- zahlt werden müssen. Um diesbezügliche Vorbilder zu finden, müssen wir ja nicht weit in die Ferne schweifen. Ich nenne jetzt nicht München, es ist schon oft angeführt worden, sondern ich gehe in die Schweiz und bringe erneut unseren Antrag zur Einführung einer Schuldenbremse nach Schweizer Vorbild ein. Dieses Instrument ist keineswegs ein Total- verbot für neue Schulden. Trotz Bremse muss es sogar weiterhin möglich sein, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit Maß und Ziel Fremdmittel für wichtige Investi- tionen aufzunehmen, aber nur, solange bei positiver Wirtschaftsentwicklung auch tatsächlich Schulden abge- baut werden. - Wir haben gerade eine positive Wirt- schaftsentwicklung, und deswegen braucht es jetzt die- ses Bekenntnis für eine verantwortungsvolle Finanzpoli- tik, die auch in der Wiener Stadtverfassung verankert ist. (Beifall bei den NEOS.) Herr StR Hanke! Sie haben es jetzt eigentlich in der Hand: Wollen Sie nur der Nachfolger einer Renate Brau- ner sein, oder wollen Sie neue und generationengerech- te Akzente setzen? - Ich hoffe auf Letzteres und Ihre Zustimmung! Neben einer Schuldenbremse wünsche ich mir auch mehr Transparenz bei den Finanzen. Es ist heute auch schon oft gesagt worden: Die neue Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung wird ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wir sehen hier auch wesentlich mehr Potenzial, auch die dunkelsten Ecken auszuleuch- ten. Wir kennen die Schulden der Stadt Wien, das ist kein Geheimnis. Ich habe die Zahl schon genannt. Es ist allerdings wesentlich schwieriger, darüber, wie es aber bei zahlreichen Unternehmungen, Stiftungen und Fonds aussieht, einen Überblick zu bekommen. Denn rechnet man Stadt Wien - Wiener Wohnen, KAV, Wien Holding, Stadtwerke und Wirtschaftsagentur zusammen, dann kommt man natürlich nicht auf 6,4 Milliarden EUR, son- dern auf eine andere Zahl. Es wundert mich jedes Mal, dass eigentlich von Sei- ten jeder Fraktion hier im Plenum gesagt wird, dass es so wahnsinnig anstrengend ist, dass ständig andere Zahlen genannt werden. Das wird mit Kaffeesudlesen verglichen, et cetera. - Daher müssen wir genau bei dieser Erfassung ansetzen. Der neue Herr Stadtrat hat auch schon im Ausschuss gesagt, dass ihm Transparenz extrem wichtig ist, und diese Transparenz ist überhaupt keine Utopie! Diese Transparenz gibt es sogar in anderen sozial- demokratisch regierten Städten, eine davon ist auch schon genannt worden, nämlich die Stadt Hamburg. Die Stadt Hamburg macht das vor, indem sie eine Gesamtbi- lanz der Stadt und aller ausgelagerten Einrichtungen erstellt. Dann gibt es keine Zahlendiskussion mehr. Das ist die Wahrheit, die wir alle gerne hätten! Ich glaube, auch der Herr Stadtrat hat ja ganz gute Kontakte zu den ausgelagerten Unternehmungen. Es sollte also nicht so schwierig sein, all das in einer Ge- samtbilanz darzustellen! Das würde es auch uns in der Opposition leichter machen. Vor allem würde sich zum Beispiel das positive Ergebnis der Wien Holding dieses Jahr sogar positiv auf die Gesamtbilanz auswirken! Inso- fern liegt es nur an der Transparenz, hier die Zahlen vielleicht ein bisschen schöner darstellen zu können. (Beifall bei den NEOS.) Was sich ebenfalls erfolgreich auf die Gesamtbilanz auswirkt, ist natürlich sparen, und zwar dort, wo den Bürgerinnen und Bürgern kein Nachteil entsteht, und das ist meiner Meinung nach auch der sehr wichtige Bereich der Nebenkosten, nämlich der Werbekosten. Es ist ei- nerseits bekannt, dass die Werbeausgaben der Stadt Wien jene der anderen österreichischen Bundeländer und Gemeinden bei Weitem übersteigen. Wien ist und bleibt mit 3,1 Millionen EUR weiter unangefochtener Spitzenreiter und Anzeigenkönig, mehr als die Hälfte der insgesamt 4,9 Millionen EUR der Länderausgaben für Werbeausgaben kommen aus Wien. Um das vielleicht noch klarer zu verdeutlichen, Oberösterreich hat auf Platz 2 gerade einmal 705.000 EUR Werbekosten, und es wäre mir aber nicht bekannt, dass die Oberösterrei- cher und Oberösterreicherinnen und andere Bewohner von noch sparsameren Bundesländern als Oberöster- reich völlig orientierungslos durch das Leben gehen, weil sie nicht von ihrer Verwaltung ständig mit Werbung pe- netriert werden. Das Phänomen gibt es eigentlich nir- gends, denn sogar in Salzburg wird ein ganzes Quartal die Werbung ausgesetzt - eine sehr spannende Initiati- ve - und ich erkenne aber dort keinerlei Einschränkung der Lebensqualität. Deswegen sehe ich nicht ein, warum wir die Werbekosten in Wien nicht reduzieren können. Diese konkreten Schritte fehlen mir in Wien, denn gerade in Zeiten von Schulden und hoher Abgabenlast ist es eigentlich sogar eine Verhöhnung der Wiener und Wie- nerinnen, dass man so viel Geld für Werbung ausgibt. Zusätzlich stellen diese extrem hohen Ausgaben auch ein medien- und demokratiepolitisches Thema dar. Öffentlichkeitsarbeit durch staatliche Stellen darf keine verdeckte Presseförderung sein, sondern sollte aus- schließlich nur der bedingt notwendigen Information der Öffentlichkeit dienen. Auch hier können Sie, Herr StR Hanke, ein Zeichen setzen: Nehmen Sie sich ein Beispiel an anderen Bundesländern und sehen Sie eine deutliche Reduktion der Ausgaben vor. Wir schlagen vor, die Wer- beausgaben im Bereich der Gemeinde und ihrer Beteili- gungen um die Hälfte zu kürzen und das eingesparte Geld für dringend benötigte Zukunftsinvestitionen wie beispielsweise in der Bildung einzusetzen. Hierzu bringe ich auch einen Antrag ein und hoffe auf Zustimmung. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka. Selbstge- wählte Redezeit ist 15 Minuten. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vieles ist gesagt, noch nicht von allen, ich darf daher auch meinen Beitrag leisten und gleich mit einer frohen Kunde für den Herrn Stadtrat beginnen. Dieses Zahlen- material zum Rechnungsabschluss 2017, das dieser Tage präsentiert wurde und das wir heute und morgen durchaus ambitioniert diskutieren, ist etwas, was ich Ihnen jedenfalls noch nicht zum Vorwurf mache. Es ist der letzte Rechnungsabschluss, der die Stampiglie "Ma- de by Renate Brauner" trägt, und auch die über 400 Millionen an Abgängen, an Soll, die wir in dieser Bilanz stehen haben, sind noch nicht von Ihnen zu verantwor- ten, Herr Stadtrat. Aber lassen Sie mich vielleicht ein bisschen weiter ausholen, warum das für mich heute ein sehr spannen- der Tag ist. Für gewöhnlich war es in den letzten Jahren ja so, dass wir zwei Mal jährlich, ein Mal im Frühsommer, Ende Juni beim Rechnungsabschluss, ein Mal kurz vor Weihnachten, Ende November/Anfang Dezember bei der Budgeterstellung hier zwei Tage diskutiert haben, die in weiterer Folge dann oft von Langweile geprägt waren. Und zwar nicht, weil sie so irrelevant wären, weil es gleichgültig wäre, wofür die Stadt ihre Finanzmittel ver- wendet und in welcher Art und Weise sie Verwendung finden. Nein, es war langweilig, weil sich unter Ihrer Vorgängerin, werter Herr Stadtrat, die Argumente ach zu sehr geglichen haben. Renate Brauner hat uns zehn Jahre lang erklärt, dass sie jetzt, aber jetzt wirklich be- ginnen würde, diese Stadt aus der Krise hinauszuinves- tieren. Und ich muss hier ein bisschen schmunzeln, denn wer, wie Renate Brauner, nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 zwar noch immer in Schweizer Franken investiert hatte, aber dann trotzdem Ende 2017 noch immer vom Krisenszenarium gesprochen hat, der ist einfach zeitlich ein bisschen hinten nach, auch und gerade politisch, meine Damen und Herren. Die Opposition hat bei diesen zwei Eckpfeilern der Budgeterstellung pro Jahr eigentlich auch immer die aus meiner Sicht durchaus berechtigten Forderungen ge- stellt, nämlich einen sorgsamen Umgang mit den Fi- nanzmitteln, auf die Schuldenbremse zu steigen, sich um den Arbeitsmarkt zu kümmern, denn - auch hier sei der Einwurf gestattet - Renate Brauner hat immer davon gesprochen, dass ihr ein paar Milliarden Schulden - frei nach Kreisky - weniger Sorge bereiten als ein paar Ar- beitslose mehr. Tatsache ist, dass Wien beides hatte. Wien hatte Rekordschulden, Wien hatte eine Rekordar- beitslosigkeit, und Wien hatte praktisch überhaupt kein Wirtschaftswachstum. Auch wenn wir uns die Arbeitsmarkzahlen heute an- sehen, gehen die Arbeitslosenzahlen Gott sei Dank österreichweit endlich wieder bergab - ja, das stimmt -, aber in keinem Bundesland so zögerlich wie in Wien. Und wenn man sich die Wiener Zahlen genau ansieht, merkt man, dass die Schulungen exorbitant steigen und dass, wenn man beides addiert, fast kein Rückgang bei den Arbeitslosen wahrzunehmen ist, meine Damen und Herren. Gut, so war die Ausgangslage in den letzten Jahren, und deshalb war es für mich heute so spannend, die erste Rede von Ihnen, Herr Stadtrat, hier in diesem Ple- num zu hören. Wir sind alle nicht erst seit gestern in der Politik, mir war schon bewusst, dass Sie sich nicht brüsk von Ihrer Vorgängerin abwenden können - das geht nicht, unter Sozialdemokraten muss ja auch Solidarität wirken -, aber ich habe mir doch erwartet, dass Sie, Herr Stadtrat, vielleicht sehr viel davon sprechen, was alles neu sein wird und uns damit zumindest unausgespro- chen erklären, dass das Alte nicht das Gelbe vom Ei war. Ich war ein bisschen überrascht, als ich Ihren ersten Satz zur inhaltlichen Ausrichtung gehört habe, Sie haben wortwörtlich gesagt: "Ich stehe zur Strategie der vergan- genen Jahre." - Nun gut, ich hoffe, es war wirklich nur der Höflichkeit geschuldet, sehr geehrter Herr Stadtrat, und es wird sich doch etwas ändern, denn diese Ände- rungen in der Finanz- und Wirtschaftspolitik dieser Stadt sind wahrlich ein Gebot der Stunde. (Beifall bei der ÖVP.) Es braucht das richtige Augenmaß für die Wirtschaft in dieser Stadt und - es wurde heute schon mehrfach angesprochen, Sie kommen aus einem wirtschaftsaffinen Bereich - es ist jetzt notwendig, Endbürokratisierung nicht nur als leere Floskel zu verwenden, sondern wirk- lich mit Leben zu erfüllen. Es braucht vor allem Projekte, die den Standort langfristig sichern. Eines dieser Projek- te, das mir besonders am Herzen liegt, hat ein gewisser Bürgermeister Michael Häupl 2005 schon einmal kurz angezogen, um es dann wie ein Spielzeug, das man nicht mehr möchte, wegzulegen, nämlich den Glasfaser- ausbau für diese Stadt. Ich freue mich ja, dass diese Materie, die zuletzt ein bisschen ungeliebt in der Kultur verräumt war, jetzt bei Ihnen im Bereich der Digitalisie- rung angesiedelt ist, und ich hoffe, dass man hier wirklich beginnt, an dem Standort so wesentliche Fiberisation, also Glasfaserkabelausbau weiterzutreiben, weil das wird uns in zehn Jahren, wenn wir heute damit beginnen, einen Wettbewerbsvorteil sichern, der uns und den Un- ternehmen in dieser Stadt wirklich weiterhilft. Ein weiteres Projekt, bei dem wir Sie, Herr Stadtrat, auch für die Wirtschaftsagenda genauso messen wollen wie den neuen Herrn Bürgermeister, sind natürlich auch die Verkehrsinfrastrukturprojekte. Wir hatten jetzt acht Jahre, in denen diese Stadtregierung gemeinsam hü und hott gesagt hat. Und jeder Bürger, der sich das angehört hat, hat sich aussuchen können, was er jetzt eigentlich glaubt. Ja, ich spreche beispielsweise den Lobau-Tunnel an, wo wir einen Bürgermeister hatten, der gemeint hat, das kommt eh, und eine Verkehrsstadträtin, die ganz massiv dagegen gekämpft hat. Und diese Stadtregierung hat uns, der Opposition, noch versucht, zu verkaufen, derartige Zustände seien eigentlich ganz normal und überhaupt kein Grund zur Aufregung. - Ich erwarte mir im Sinne der Wienerinnen und Wiener, dass es eine klare, einheitliche Linie dieser Stadtregierung zu so wichtigen Projekten wie dem Lobau-Tunnel und der 3. Piste gibt, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Ich erwarte mir - und auch das ist etwas, was dem Wirtschaftsstadtrat nicht gleichgültig sein darf - eine Verkehrspolitik, die Unternehmen und Konsumenten nicht in den Speckgürtel rund um Wien treibt, die nicht Satelliteneinkaufszentren und Satellitenindustriegebiete entstehen lässt, sondern für eine lebendige Stadt mit einem Mix der Vielfalt kämpft. Auch da werden Sie ge- fordert sein, Herr Stadtrat. Aber ich möchte nicht verhehlen, dass mir auch eini- ge Punkte in Ihren Ausführungen heute gefallen haben, zum Beispiel, wenn Sie über neue Ansätze für die Finan- zierung von EPUs nachdenken wollen. Ja, das ist höchst an der Zeit. Und ich sage Ihnen ganz offen, es freut mich auch, wenn Sie gesagt haben, dass Sie natürlich schon die Notwendigkeit einsehen, dass irgendwann einmal Spargesinnung in diese Wiener Stadtverwaltung einzie- hen muss. Umso mehr freut es mich, dass Sie sich sogar des Grundsatzes unserer Bundesregierung bedienen, im System und nicht bei den Menschen zu sparen. Ich glaube, dass es dafür in der Tat sehr viele Möglichkeiten gibt. Ich darf Ihnen drei Punkte nennen, wo man zum Beispiel privat ganz offensichtlich viel effizienter haushal- ten kann, als das zumindest bis dato die öffentliche Hand in Wien in der Lage war. Nehmen wir doch beispielsweise einen Kontrollamts- bericht zu den Wiener Linien. Da geht es darum, ein Missverhältnis zwischen den Kosten für Autobuslinien im Auftragsverkehr - Dr. Richard und andere - im Vergleich zu den Autobuslinien, die von den Wiener Linien in Ei- genregie geführt werden, festzustellen. Und was sagt das Kontrollamt? Nicht der Manfred Juraczka, was sagt das Kontrollamt? Demnach kostet der Nutzkilometer im Eigenbetrieb der Wiener Linien durchschnittlich 5,85 EUR, im Auftragsverkehr hingegen lediglich 3,41 EUR. Der öffentliche Betrieb war somit um sage und schreibe 71 Prozent teurer als der private Betrieb, Herr Stadtrat. Ein Beispiel, das zu denken geben sollte. Ein weiteres Beispiel sind die Kosten im Gesund- heitsbereich. Die Wiener Spitäler benötigen Zuschüsse seitens der Stadt Wien, und auch hier gibt es Unter- schiede zwischen dem privaten und dem öffentlichen Bereich. Ein Indikator für die Effizienz ist der Abgang je Bett. Dieser liegt beim KAV bei rund 63.800 EUR, bei den Wiener Ordensspitälern bei 27.500 EUR. Auch das sollte uns wachrütteln. Und ein drittes Beispiel sind die Betriebskosten. Auch hier sei gesagt, nirgends sind die Betriebskosten so hoch wie bei Wiener Wohnen, wo Sie bei rund 2,30 EUR/m² liegen und damit weit über den durchschnittlichen Be- triebskosten im privaten Bereich. Auch das ist nicht gott- gegeben und auch dagegen gilt es anzukämpfen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Sehr geehrter Herr Stadtrat, ich habe es Ihnen schon gesagt, wir waren gespannt auf Ihre Rede heute, in wel- che Richtung die Wirtschaftspolitik und die Finanzpolitik in der Stadt gehen. Wirklich messen wird man Sie erst am Budget 2019 können, das Sie uns im Herbst oder knapp vor Weihnachten dieses Jahres vorlegen werden. Zwei Beschlussanträge seitens der ÖVP will ich Ihnen heute mit auf den Weg geben, die helfen können, diese Stadt effizient und unternehmerfreundlich zu ge- stalten. Einerseits geht es um die Abschaffung der Dienstgeberabgabe der Gemeinde Wien, einem klassi- schen Beitrag, lohnnebenkostenerhöhend und wettbe- werbsverzerrend für Wiener Unternehmen im Bundes- ländervergleich. Ich würde mich freuen, wenn Sie auf diese Forderung eingingen. Das zweite Thema wird Ihnen möglicherweise von Seiten der Wiener ÖVP auch bekannt vorkommen. Es ist etwas, wo man sehr kurzfristig, aber sehr effizient ar- beitsplatzsichernd und wirtschaftsfördernd agieren kann. Es geht um die Sonntagsöffnung in Wien in Tourismus- zonen, ein Thema, das auch den Herrn Vizebürgermeis- ter immer sehr beschäftigt, und ich freue mich, wenn ich auch hier Ihre Zustimmung finden sollte. (Beifall bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren, vor allem aber Herr Stadt- rat, schwarze Zahlen mit Weitblick für Wien, so lautet das Motto der Volkspartei, und es würde mich freuen, wenn irgendetwas, seien es die schwarzen Zahlen oder auch der Weitblick auch bei Ihnen Anklang finden. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Nächste Rednerin ist Frau GRin Mag Huemer. Selbstgewählte Redezeit ist 6 Minuten. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Frau Vorsit- zende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Kolle- ginnen und Kollegen! Ich begrüße auch alle ganz herz- lich, die bei der Debatte zum Rechnungsabschluss 2017 der Stadt Wien zusehen oder zuhören! Ich werde über die arbeitsmarkt- und beschäfti- gungspolitischen Aspekte sprechen, die quer im Budget auch inkludiert sind. Für uns GRÜNE sind zwei Aspekte beim Arbeitsmarkt ganz besonders wichtig, das eine ist Arbeitslosigkeit bekämpfen und nicht die Nichtarbeitslo- sen, sowie gute statt prekäre, atypische Arbeitsplätze zu schaffen. Ich glaube, dass uns das in der rot-grünen Regierung in der vergangenen Budgetperiode auch sehr gut gelungen ist und wir hier auf einem sehr guten Weg sind. Wir haben es wieder geschafft, dass Menschen in Wien bei Arbeitslosigkeit unterstützt werden, natürlich gemeinsam und ergänzend mit dem AMS. Wir haben es geschafft, Aus- und Weiterbildung mit qualitätsvollen Programmen und Initiativen bedarfs- und zielgruppenori- entiert zu unterstützen, und wir nehmen auch den Struk- turwandel, der ja ein permanenter ist und mit der Digitali- sierung eine neue Geschwindigkeit erfahren hat, eben- falls sehr ernst, reagieren und agieren und gestalten diesen. Wir nehmen auch die Chancen, die sich uns bieten, auf, ich erwähne hier nur die Aktion 20.000, die eine sehr große war und für 7.000 Menschen über 50plus in Wien wirklich eine Zukunftsperspektive geboten hat, bis von Schwarz-Blau gewollt im Dezember 2017 das Aus ge- kommen ist - eine verpasste Chance. (VBgm Dominik Nepp, MA: Das ist in Evaluierung und kein Aus. Bleiben Sie bei der Wahrheit!) Ganz federführend, es wurde heute schon erwähnt, in der Wiener arbeitsmarktpoliti- schen Gestaltung ist der WAFF. Er nimmt eine ganz besonders wichtige Rolle ein, und ich möchte hier auch den MitarbeiterInnen danken, ebenso auch den Mitarbei- terInnen und Beschäftigten anderer arbeitsmarktpoliti- scher Initiativen. Was mir hier ganz besonders wichtig ist, auch zu erwähnen, ist, dass in Wien in der Arbeits- marktpolitik unter den Playern wirklich an einem Strang gezogen wird und gemeinsam versucht wird, für Men- schen wieder neue Beschäftigungsperspektiven zu ent- wickeln. Diese Zusammenarbeit - die Kollegin Novak hat es schon gesagt - ist auch von einem starken Bekenntnis zur Sozialpartnerschaft getragen. Aber nicht nur dort, denn alle AkteurInnen setzen sich an einen Tisch, das drückt sich beispielsweise in der Strategie Qualifikati- onsplan Wien 2020 aus oder in deren Fortführung Wien 2030. Dort ist aus meiner Sicht wirklich sehr bemer- kenswert, wie sich alle bemühen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Die Zahlen entwickeln sich in eine richtige Richtung, aber es könnte selbstverständlich natürlich immer besser sein. Ich muss immer schmunzeln, Herr Juraczka, wenn Sie die Arbeitslosigkeit für mich ein bisschen so wie aus dem Himmel herausfallend darstellen, denn wenn man mit Arbeitslosen redet, warum sie arbeitslos sind, dann sagen sie, weil sie zum Beispiel von ihrem Unternehmen gekündigt worden sind, weil sie zu alt sind oder weil sie einen zu langen Krankenstand gehabt haben oder in Karenz gegangen sind. Also, ich glaube, die Verantwor- tung kann man hier durchaus auch bei Unternehmen nennen, und ich würde mir sehr wünschen, wenn Sie sich als ÖVP-naher und wirtschaftskammernaher Ge- meinderat da stärker einsetzen möchten. Jedenfalls ist die Herausforderung in Wien sehr um- fangreich, von Inklusion angefangen, von der Senkung der Jugendarbeitslosigkeit, von der stärkeren Inklusion von Frauen in den Arbeitsmarkt, aber auch die ökonomi- sche Eigenständigkeit - also sehr, sehr umfangreich. Und beim WAFF möchte ich noch das Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung herausheben, da es ganz, ganz einzigartig und in Österreich sonst nirgendwo zu finden ist, dass Beratung und Förderung aus einer Hand gebo- ten wird. Heuer gibt es ein Zehn-Jahre-Jubiläum und es ist wirklich gute Arbeit, die dort geleistet wird. Die Lehrlingsproblematik verschärft sich zunehmend. Immer weniger Unternehmen bilden aus, mittlerweile sind in Wien 23 Prozent der 17.000 Lehrlinge - und das ist wirklich eine sehr hohe Zahl - in überbetrieblicher Lehrausbildung. Für diese Lehrlinge ist es ganz, ganz wichtig, dass wir diese Chancen bieten, dass hier Aus- bildung geboten wird. Natürlich wäre es besser in einem Betrieb, aber wenn die Betriebe verweigern, dann braucht es einfach das, und Wien steht hier den Jugend- lichen ganz klar zur Seite. Ebenso steht Wien den Frauen zur Seite, denn 41 Prozent Teilzeitquote ist einfach zu hoch. Sie geht leider auch in die falsche Richtung, da sie steigt. Aber auch hier bietet der WAFF Unterstützung, wenn es darum geht, sich beruflich höher zu qualifizieren, beziehungs- weise Ausbildung zu machen, damit die Karrierepfade weiter offenstehen beziehungsweise der Wiedereinstieg gelingt. Besser ist es natürlich, wenn gar kein Ausstieg und Bruch zwischen einem Baby bekommen und Arbeit entsteht. Erwähnen möchte ich auch noch die österreichweite Branchenstiftung Finance, in die der WAFF beziehungs- weise die Stadt Wien über den WAFF einzahlt, eine Stiftung, die wir brauchen, weil durch die Digitalisierung ganz viele Menschen mittlerweile im Finanzdienstleis- tungsbereich ihre Arbeit verlieren und sich hier ganz viel dramatisch ändert. Auch hier setzt Wien seine Mittel ein. Im vorigen Jahr hat auch die Enquete "Gute Arbeit" stattgefunden. Sie ist deshalb wichtig, weil sie uns zeigt, wo der Fokus liegen muss, nämlich gegen die Spaltung am Arbeitsmarkt vorzugehen. Hier entwickelt sich Wien leider Gottes etwas ungünstig, nämlich in die Zufriede- nen mit Vollzeit- und gut abgesicherten Jobs und die Unzufriedenen mit den weniger gut abgesicherten Jobs. Und wenn jetzt die Bundesregierung herkommt und den 12-Stunden-Tag propagiert, dann geht das in die falsche Richtung. Diese Rahmenbedingungen, mit denen wir in Wien zu tun haben, verschärfen unsere Arbeit. Wir wer- den hier auch einen gemeinsamen Antrag gegen den 12- Stunden-Tag einbringen, denn (StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: ÖBB, Krankenhäuser, Flughafen!) diese Entwicklung ist eine Entwicklung aus dem 19. Jahrhun- dert, sie ist ungesund, sie ist gegen die Geschlech- tergleichstellung, sie ist familienfeindlich, sie ist frauen- feindlich, sie ist Lohnraub an den Erwerbstätigen, sie ist in keiner Weise zu befürworten. Reden Sie, Herr Mahda- lik - er ist jetzt gar nicht mehr da -, mit dem Volk, die Menschen wollen das nicht, für die Frauen beginnt die Arbeit erst nach der Arbeit, reden Sie mit denen. Nie- mand will einen 12-Stunden-Tag, verhindern Sie das und unterstützen Sie eine sinnvolle Arbeits- und Beschäfti- gungspolitik in Wien, indem Sie statt Arbeitszeitverlänge- rung eine Arbeitszeitverkürzung gestalten. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Nittmann. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen im Haus! Eigentlich wollte ich mit einer direkten Anrede an den Herrn Bürgermeister beginnen. Er ist leider nicht da, dennoch erspare ich Ihnen das Zitat nicht, das ich ihm eigentlich sagen wollte. Es stammt von Günter Grass, einem großer Kenner der Sozialdemokratie, und der sagt Folgendes: "Zwischen Melancholie und der Sozialdemo- kratie ergeben sich manchmal Kurzschlüsse verzweifel- ter Komik." Meine Damen und Herren, warum sage ich das? Der Herr Bürgermeister hat das neue Team vorgestellt als das Team der Veränderung. Und das entbehrt nicht einer verzweifelten Komik, denn dieses Team steht nicht für Veränderung. Er selbst ist seit elf Jahren in der Stadtre- gierung, die anderen Stadträte sind mittelbar oder unmit- telbar bereits im Gemeinderat, mit Ausnahme der Kultur- stadträtin, beziehungsweise sind sie in der Politik tätig und haben daher alle Entscheidungen, die im Gemeinde- rat beziehungsweise in der Stadtregierung gefällt wur- den, mitgetragen. Also frage ich mich ganz ehrlich: Wo- her soll der Wind der Veränderung wehen, und woher kommen die neuen Zeiten? Das kann wohl nur aus den alten Mottenkisten der Fall sein, und das nenne ich ver- zweifelte Komik. (Beifall bei der FPÖ.) Herr StR Hanke, auf Sie wartet wahrlich keine leichte Aufgabe. Sie müssen das Finanzdebakel, das Ihre Vor- gängerin hinterlassen hat, ausbaden und sollen jetzt bis 2020 ein Nulldefizit schaffen. Ihre Headline im Rech- nungsabschluss 2017, der auch im Internet veröffentlich war, und Sie haben es heute auch gesagt, lautet: Wiener Rechnungsabschluss 2017 besser als erwartet. Meine Damen und Herren, auch das ist verzweifelte Komik. Sie haben auch gesagt, nicht nur der Rechnungsab- schluss ist veröffentlich worden, sondern auch der Sub- ventionsbericht für das Jahr 2017. Also ich habe ihn weder mittels elektronischer Post bekommen, noch war er bis 8 Uhr heute Früh im Internet abrufbar. Also frage ich, wo ist bitte der Subventionsbericht 2017, den Sie uns angeblich in gewohnter Art und Weise zur Verfügung gestellt haben. Das, was ich Ihrer Rede entnommen habe, war mei- ner Meinung nach eine eigenartige Vorstellung von Fi- nanzpolitik, das ist "more of the same", und Sie glauben, auf die Art und Weise Misserfolge schönreden zu können und Transparenz einmal gleich nicht zu leben, indem Sie einen Subventionsbericht ankündigen, ihn aber dann nicht vorlegen. Zum Rechnungsabschluss 2017, der besser als er- wartet ist: Die Neuverschuldung, wir haben es heute eh schon gehört, war 2015 rund 515 Millionen EUR, 2016 rund 560 Millionen EUR, im Jahr 2017 etwas weniger, das stimmt, 411 Millionen EUR, und das Ganze soll bis 2020 auf null gesenkt werden. Wir werden sehen, und wir werden es mit Spannung erwarten, ob Sie vom Hoff- nungsträger zum tragischen Helden werden, so geht es ja manchen Sozialdemokraten, wie zum Beispiel dem Martin Schulz, aber jetzt ruht alle Hoffnung auf Ihren Schultern. Nur, wie gesagt, man darf nicht vergessen, dass Sie auch einen Teil dazu beigetragen haben, dass es letztendlich zu diesem Finanzdebakel gekommen ist. Sie waren Finanzvorstand der Wien Holding, und die Wien Holding hat auch mit ihren Spekulationsverlusten zur prekären Situation der Stadt Wien beigetragen. Und natürlich kann man den Zugang haben, dass man sagt, es sind eh nur 400 Millionen EUR und es ist eh besser als erwartet und veranschlagt und deshalb ist alles gut. Aber, meine Damen und Herren, nichts ist gut, und es ist überhaupt nicht einzusehen und auch nicht nach- vollziehbar, dass es zu einer solch exorbitanten Neuver- schuldung kommen muss. Die Tatsache, dass die Wie- ner und Wienerinnen mit weiterer Neuverschuldung im Jahr 2017 von 411 Millionen EUR und einem Gesamt- schuldenstand, den die Statistik Austria ausweist, von nämlich 7,3 Milliarden EUR leben müssen, ist keine Jubelmeldung wert. Und ich kann Ihnen nur einen Tipp geben: Nehmen Sie Nachhilfe bei der türkis-blauen Bun- desregierung. Die hat nämlich genau ein Budget der Veränderung beschlossen und die Schuldenpolitik been- det. Sie ist unter denselben wirtschaftlichen Rahmenbe- dingungen tätig wie die Stadt Wien und schafft es. im Doppelbudget 2018/19 einen Überschuss auszuweisen. Und was machen Sie in der rot-grünen Stadtregierung? Sie machen Schulden ohne Ende. Gleichzeitig hat es die Bundesregierung auch geschafft, die Grundsätze von "Leistung muss sich lohnen" zu berücksichtigen und den Menschen auch eine ehrliche Entlastung mitzugeben. Und was machen Sie? Neue Schulden. Die Bundesre- gierung bringt Österreich an die Spitze, und Sie von der rot-grünen Stadtregierung führen die Stadt Wien in den Abgrund. (Beifall bei der FPÖ.) Herr Stadtrat, Sie haben in Ihrer Erklärung im Internet gesagt - und es heute auch wiederholt -, Wien hätte die Hausaufgaben gemacht und sich der Krise entgegenge- stellt. Wir haben es heute eh schon gehört, Ihre Vorgän- gerin hat sich nicht der Krise entgegengestemmt, son- dern sie hat sich immer aus der Krise herausinvestiert. Und Ihr Wiener Weg führt nicht zum ausgeglichenen Budget, Ihr Wiener Weg führt in den Abgrund. Sie haben auch weiter ausgeführt, dass Wien eine der europäischen Städte ist, die am stärksten von der Flüchtlingskrise betroffen war. Freilich, das wird schon so stimmen, das mag so stimmen, das ist nämlich genau Ihr Wiener Weg. Denn was haben Sie gemacht? Sie haben Wien zu einem Magnet für die Mindestsicherung ge- macht. Sie haben Wien zu einem Pull-Faktor gemacht. Und wenn Sie mit Ihrer Willkommenskultur so weiterma- chen und nicht eine Vollbremsung und einen Rückwärts- gang einlegen, wird die Neuverschuldung nicht aufzuhal- ten sein. Im Jahr 2017 hatten wir bereits ein Hochkon- junkturjahr und trotzdem hat sich die Stadt Wien um 411 Millionen EUR verschuldet. Und der Herr Kollege Schock hat es bereits angesprochen, gleichzeitig betrugen die Kosten der Einwanderungswelle im Jahr 2017 407 Milli- onen EUR. Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass die Neuverschuldung aus dem Jahr 2017 eins zu eins die Kosten der Einwanderungswelle abdecken musste. Das heißt aber im Umkehrschluss, dass ohne die rot-grüne Willkommenskultur die Stadt Wien sich im Jahr 2017 nicht neu verschulden hätte müssen. Aber ich sehe auch nicht das geringste Interesse daran, dass Sie von die- sem Weg abweichen wollen und an dieser Schuldenpoli- tik nur irgendetwas ändern wollen. Sie unterstützen die Einwanderungswelle, weil Sie damit den Wähleraus- tausch finanzieren, und das auf Kosten aller Wiener und Wienerinnen. (Beifall bei der FPÖ.) Ich darf Sie bitten, nehmen Sie zur Kenntnis und be- greifen Sie, dass Sie nur knapp 50 Prozent der Wähler hinter sich haben. Was bedeutet, dass Ihnen knapp 50 Prozent der Wähler genau nicht das Vertrauen ge- schenkt haben und diesen Weg nicht gehen wollen. Und das aus gutem Grund, denn die Finanzierung des Wäh- leraustausches, die Schaffung und Förderung von Paral- lelgesellschaften ist sicherlich nicht das, was die Wiener wollen. Und schon gar nicht wollen sie dafür Schulden übernehmen, Schulden, die die Kinder und Kindeskinder zurückzahlen müssen. Herr Stadtrat, Sie haben auch weiters ausgeführt, dass es für Sie entscheidend ist, bei allem, was Sie tun, darauf zu achten, dass Ihre Generation nicht auf Kosten der jungen Menschen lebt. Ja, das ist schön gesagt, nur genau das tun Sie, genau das machen Sie, auf Kosten der anderen leben. Sie von der Sozialdemokratie unter- stützen die lautstarke Fraktion der GRÜNEN, die sich für den Aufbau der multikulturellen Immigrationsgesellschaft stark macht, die versucht, die liberale Öffnung der Län- der mit humanitären und wirtschaftlichen und demogra- phischen Argumenten zu rechtfertigen. Sie ermuntern die Einwanderer, ihre eigene Kultur im jeweiligen Gastland zu pflegen. Und was ist die Konsequenz? Die Konse- quenz ist nämlich nicht die multikulturelle, friedliche Ge- sellschaft, die Sie so gerne hätten, die Konsequenz ist die Entwicklung von Parallelgesellschaften, die das fried- liche Zusammenleben in einer Gesellschaft gefährden. Das ist die Konsequenz Ihrer Politik. Und dafür müssen die Wienerinnen und Wiener noch 407 Millionen EUR zahlen. (GR Peter Kraus, BSc in Richtung des sich ne- ben ihn niedersetzenden GR David Ellensohn: Oh!) - Sie brauchen keinen Herzinfarkt kriegen. (GR Peter Kraus, BSc: Ich habe mich wegen ihm geschreckt!) - Ja, aber man könnte eigentlich kollabieren, wenn man sich das überlegt. (Beifall bei der FPÖ.) Die 407 Millionen EUR, die die Wienerinnen und Wiener tragen müssen, sind die direkten Kosten für die Grundversorgung, die Bedarfsorientierte Mindestsicherung und die mittelbaren Kosten, die mit der Integration verbunden sind, alles hervorgerufen durch Ihre rot-grüne Willkommenskultur. Und Sie wissen, bereits im Jahr 2017 gab es eine Zäsur. Mehr als 51 Prozent der Wiener Mindestsicherung ist an Nichtösterreicher ausbezahlt worden. Und, Herr Stadtrat (GR Peter Kraus, BSc: Das sind Leute, die wurden hier geboren!), ich kann nur bitten, ziehen Sie die Reißleine, beenden Sie gemeinsam mit dem Sozialstadtrat die Magnetwirkung der Stadt Wien für die Einwanderung ins Sozialsystem. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn Sie das näm- lich nicht machen und wenn Sie keine massiven Ein- schnitte und Maßnahmen setzen, dann werden die Kos- ten für die Zuwanderung bis zum Jahr 2020 um 6 Milliar- den EUR ansteigen. Die Experten des Finanzministeri- ums haben es auch schon errechnet, dass jeder aufge- nommene Flüchtling den Steuerzahler rund 270.000 EUR kostet. Diese verfehlte Politik hat natürlich schwerwiegende Auswirkungen. Wir haben es heute schon gehört, schon jetzt beträgt der für die Bonität relevante Schuldenstand ,so wie ihn die Statistik Austria veröffentlicht, zum 31.12.17 7,3 Milliarden EUR, und nicht so, wie Sie es im Rechnungsabschluss ausweisen, 6,4 Milliarden EUR. Entscheidend ist nämlich der Schuldenstand, den die Statistik Austria ausweist, gemäß ESVG, dem Europäi- schen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen. Dieser Schuldenstand hat natürlich Auswirkungen auf die Bonität und damit auf den Wohlstand Österreichs. Und trotz Hochkonjunktur im Jahr 2017, das Wirtschafts- wachstum hat auch damals schon fast 3 Prozent betra- gen, spricht das WIFO deshalb wörtlich von einer Per- spektive des höchsten Wachstums der Wiener Wirtschaft seit 9 Jahren. Das hat natürlich Auswirkungen auf die öffentlichen Budgets. Einnahmenseitig steigen durch das Beschäfti- gungswachstum die Lohnsteuer und die Umsatzsteuer und ausgabenseitig müssten mit sinkender Arbeitslosig- keit auch die Ausgaben fürs Arbeitslosengeld, Sozialhilfe und Mindestsicherung zurückgehen. Wir haben es heute schon gehört, Oberösterreich hat sich diese Entwicklung zunutze gemacht und hat es geschafft, im Jahr 2017 einen Überschuss von 106 Millionen EUR zu erwirtschaf- ten. Und was schafft Wien? Ein Defizit von 111 Millionen EUR. Sie finden aber dieselben Rahmenbedingungen vor, denn wie gesagt, die Krise gibt es nicht nur in Wien und lässt alle anderen Bundesländer aus, sie ist entwe- der überall oder nirgends. Wien hat es daher geschafft, auch in der Konjunktur beim Defizit Spitzenreiter zu sein und hat das höchste Defizit aller Bundesländer auszu- weisen. Die Argumentation Ihrer Vorgängerin, die Krise sei an allem schuld, ist eine reine Schutzbehauptung, da die Krise, wie gesagt, auch vor den anderen Bundeslän- dern nicht Halt gemacht hat. Herr Stadtrat, Sie haben heute auch noch gesagt, die Verschuldung ist gebremst, Wien hat den viertniedrigsten Pro-Kopf-Schuldenstand aller Bundesländer. Die Wahr- heit ist, gemäß Statistik Austria, veröffentlicht im März 2018, Wien hat den dritthöchsten Pro-Kopf- Schuldenstand aller Bundesländer, und das, obwohl die Schuldenstände von Wiener Wohnen und dem KAV gar nicht eingerechnet sind. Herr Stadtrat, alles das ist verzweifelte Komik, die verzweifelte Komik der Sozialdemokratie, einen Rech- nungsabschluss schönzureden, der in Wirklichkeit eine totale Katastrophe ist. Im rot-grünen Wien explodiert trotz Hochkonjunktur und Entspannung am Arbeitsmarkt die Arbeitslosigkeit. Seit dem Amtsantritt von Rot-Grün im Jahr 2010 ist die Arbeitslosigkeit explodiert. Das Wirt- schaftsforschungsinstitut hat das im Juni 2017 (GR Peter Kraus, BSc: Sie reden vom letzten Jahr!) so formuliert, die Arbeitslosigkeit in Wien dürfte um fast die Hälfte, 47 Prozent höher liegen als in Österreich. - Na klar, wir reden ja vom letzten Jahr, wir diskutieren ja den Rech- nungsabschluss 2017. (Beifall bei der FPÖ. - GR Peter Kraus, BSc: Seit wann geht die Arbeitslosigkeit zurück?) - Na, no na, also muss ich natürlich genau mit den Zah- len von 2017 operieren. Die Stadt Wien ist im Vergleich zu den übrigen Bun- desländern zum bundesweiten Schlusslicht am Arbeits- markt geworden. Rot-Grün hat die Arbeitslosenraten seit dem Amtsantritt 2010 von 8,8 auf 13 Prozent im Jahr 2017 gesteigert. Das ist Faktum und Sie müssten auch das vergleichen, was zu vergleichen ist. (Beifall bei der FPÖ.) Auch wenn Sie mit dem Argument kommen, man hat neue Arbeitsplätze geschaffen. Das ist schon richtig, seit dem Jahr 2010, natürlich hat man neue Arbeitsplätze geschaffen, rund 82.000 Arbeitsplätze, und 79.000 da- von sind an Ausländer ergangen. Und das bedeutet, dass im Wesentlichen die neuen Arbeitsplätze an Aus- länder gegangen sind und nicht an Österreicher. Und was hat das wieder zur Konsequenz? Das, was Sie bekämpfen wollen, nämlich genau Lohndumping-Effekte, genau das, was wir alle nicht wollen. (Beifall bei der FPÖ.) Wien ist Schlusslicht am Arbeitsmarkt. In allen Bun- desländern ist die Arbeitslosigkeit heute geringer als im Jahr 2010, nur in Wien ist alles anders. Und was sind die Hintergründe? Die Hintergründe und die Ursachen sind einerseits die Einwanderungswelle und andererseits auch die Deindustrialisierung in Wien. Lange Versäum- nisse in der Industriepolitik haben die Wiener Industrie als Jobmotor geschwächt. Im Jahr 2000 war Wien noch die Spitze der österreichischen Bundesländer im Brutto- regionalprodukt. Im Jahr 2015 war das das letzte Mal der Fall. Noch schlimmer war es bei den Einkommen. Im Jahr 2000 war Wien noch Spitzenreiter beim Einkom- men, und im Jahr 2015 sind wir unter den Österreich- durchschnitt gefallen. Das habt ihr von Rot und Grün geschafft. Und was bedeutet das? Es bedeutet, dass natürlich auch das Wohlstands-Ranking nach unten geht und Wien Schlusslicht bei allen Bundesländern ist. Die RegioData hat im April 2018 genau veröffentlicht, dass Wien den Spitzenplatz im Kaufkraft-Ranking verloren hat und sich derzeit auf Platz 5 befindet. (Beifall bei der FPÖ.) Sehr geehrte Damen und Herren, Sie müssten ein- fach einmal die Rezeptur Ihrer Politik ändern. In der Vergangenheit lautete Ihr Rezept ganz einfach, Wien als Magnet für Flüchtlinge zu positionieren, Gebühren erhö- hen, nachhaltige Investitionen zu reduzieren und dafür die laufende Deindustrialisierung voranzutreiben. Und das hat natürlich zu einem wirtschaftlichen Rückfall Wiens geführt und zu den hohen Arbeitslosenzahlen. Ich stelle daher einen Beschlussantrag, der vielleicht helfen kann, auch dieses Problem etwas abzufedern, nämlich, der amtsführende Stadtrat wird ersucht, sich für die Wiener Industrieoffensive einzusetzen und durch aktives Standortmarketing- und Betriebsflächenma- nagement neue Standorte abzusichern, um derart mehr Betriebsansiedelungen in Wien zu ermöglichen. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Wehsely. Selbstge- wählte Redezeit ist 10 Minuten. GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Zwei Punkte vielleicht gleich direkt: Kollegin Nitt- mann, zur Klarstellung oder auch Richtigstellung, am 21. Juni ist an alle Klubdirektoren das Mail mit dem Link zum Subventionsbericht ergangen. Am 27. ist es dann be- schlossen worden, das heißt, bitte für den 21.6. den Klubdirektor zu befragen, ob dieses Mail an die Klubmit- glieder weiterverteilt worden ist. Bei uns war das der Fall. Danke auch für Ihren Antrag zum Industriestandort Wien. Es dürfte Ihnen entgangen sein, dass es auch ein eigenes Standortabkommen mit der Industriellenvereini- gung und den Sozialpartnern gibt, explizit, um den In- dustriestandort zu sichern und auch zu unterstützen. Den Antrag hätten Sie sich also auch sparen können, aber das heißt, Sie finden unseren Weg diesbezüglich eh in Ordnung. Das freut mich also auch, herzlichen Dank. Ein paar weitere Klarstellungen auch noch zur bishe- rigen Diskussion, sowohl in der Generaldebatte als auch schon bei uns im Finanz- und Wirtschaftsausschuss, damit wir es im Protokoll haben und für die Zuhörerinnen und Zuhörer vor den Geräten: Ein öffentlicher Haushalt ist ein öffentlicher Haushalt, das heißt also, sinnerfas- send zugehört erkennt man, ein öffentlicher Haushalt ist kein privater Haushalt. Beide unterliegen unterschiedli- chen Bedingungen. Das bedeutet, die immer wieder despektierlich angestellte Milchmädchenrechnung, man gibt nicht aus, was man nicht hat, ist im öffentlichen Haushalt ganz sicher falsch, im privaten Haushalt auch - das ist auch von der Kollegin Novak schon ausgeführt worden -, wenn es sich um Unternehmen handelt. Ich kenne wenige, die ohne Kredit in die Zukunft wachsen und investieren, fast keine. (VBgm Dominik Nepp, MA: Die zahlen es wieder zurück!) Die Schulden sind per se weder gut noch schlecht - das hat der Kollege Margulies auch schon festgestellt -, sie sind an sich kein Fortschritt, keine Tugend oder sonst etwas, das hat auch niemand so behauptet, und sind auf jeden Fall keine rote Tugend. Investitionen in die Gesellschaft allerdings, also sprich, so wie wir das machen, vornehmlich in Bildung, in Ge- sundheit, in Wirtschaft, in Soziales, das ist richtig, wichtig und ist eine Tugend und ist sicherlich auch eine rote Tugend. Sie wissen, wenn Sie nicht ganz die Wirklichkeit und die Wahrheit ausblenden wollten, dass natürlich Wien mit seiner Wirtschaftskraft eben auch durch diese Zukunftsinvestitionen die ganze Region zieht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Eine Schuldenbremse, Kollege Ornig, auch wenn Sie auf das Schweizer Modell abgestellt haben, das ja auch nicht Investitionen verhindern soll, et cetera, heißt de facto nichts anderes als Investitionsbremse. Und die Austeritätspolitik, so wie wir sie auch in den letzten Jah- ren in Europa erlebt haben und auf die wir in der alten Regierung noch mit rotem Kanzler sehr gesetzt haben, diese Austeritätspolitik nicht nachzuvollziehen, befördert ja einen Strudel abwärts. Da folgt ja eines aufs andere, und wir können das in vielen Ländern der Europäischen Union auch ganz klar mitverfolgen, mit drastischen Aus- wirkungen, denn aus dieser Sparpolitik ergibt sich man- gelnde Investitionspolitik und auf ganze Jahre werden manchen Ländern diese Investitionen in ihrer Infrastruk- tur, in ihrer Bildung, in ihren Gesundheitssystemen ein- fach schlicht und ergreifend fehlen. Wir werden das in der Zukunft bitter merken, und wenn Sie im Bund so weiter tun wie jetzt, werden wir das in Zukunft auch bitter merken. Andere Länder in der Europäischen Union wer- den es rascher merken. (GR Mag. Wolfgang Jung: Die Griechen haben es schon gemerkt!) Auch ganz klar sei jetzt festgestellt, damit es sozusa- gen verbrieft ist - und das haben wir auch gerade in einer sehr interessanten Enquete und Konferenz diskutiert, die wir mit dem Städtenetzwerk Eurocities und der VÖWG, Verband öffentliche Wirtschaft, gehabt haben, wo auch Schulmeister referiert und diskutiert hat, und das war wirklich bemerkenswert -: Wir wollen die Ideologie Neoli- beralismus mit dem Markt als höheres Wesen nicht zur sozialen Ordnung machen, nicht in Österreich und schon gar nicht in dieser Stadt. Er hat das wirklich vortrefflich ausgeführt, insbesondere auch, dass sich in Wirklichkeit die Wirtschaftswissenschaft neu ausrichten muss, weil einfach vieles an Neoklassik widerlegbar ist. Wollen und können wir ordentlich wirtschaften? Ja, selbstverständlich. Sie reden zwar alles herunter, aber die Zahlen, Daten und Fakten bestätigen das, sonst würde Wien letztlich auch international nicht so gut da- stehen, aber auch nicht für die Wienerinnen und Wiener so viel leisten können. Ist der Pfad Richtung keine Neu- verschuldung richtig und ist er eingeschlagen? Ja, natür- lich ist er das. Liegt der Konsolidierungsplan transparent vor? Ja, tut er auch. Also bitte schauen Sie einfach, was Sie für Informati- onen bekommen, die an Ihre Klubs gerichtet sind und was sich so auf der "wien.at"-Seite tut, und wo man sonst überall diese Informationen bekommen kann. Im Aus- schuss reden wir übrigens auch darüber und können darüber gern auch noch mehr reden. Wien liegt bei der Pro-Kopf-Verschuldung sehr gut, das wissen Sie auch, nämlich im unteren Mittelfeld im österreichischen Ver- gleich. Ich frage mich ja, wie man das einfach alles so ausblenden kann und einfach das Gegenteil behaupten, aber man sieht, insbesondere an der FPÖ, es geht ganz leicht. Schulden, denen kein Vermögen entgegensteht - das sagen wir auch jedes Mal - und denen keine Leistung gegenübersteht, sind natürlich schlecht. Die sind aber ganz klar und deutlich in Wien nicht der Fall. Das heißt also, bitte nehmen Sie auch das zur Kenntnis. Schulbau, Krankenhausbau, Straßenbau, Kindergartenausbau, Wohnbau, Sicherung des sozialen Netzes, alles auf höchstem Niveau und auf höchsten Touren, das sind alles langfristige Investitionen und Werte, die wir für die Zukunft schaffen, das heißt, Werte für die Wienerinnen und Wiener in unserer Stadt. (Beifall bei SPÖ und GRÜ- NEN.) Wenn ich über Werte und Zukunft rede, lassen Sie mich noch eines dazusagen. Eines meiner Hauptthe- men - das wissen Sie, ich erzähle es Ihnen eh jedes Mal - ist die Aktivität auch mit unserem Stadtrat und mit dem Kollegen Meidlinger und der Kollegin Huemer im Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, wo wir - und das hat die Kollegin Huemer schon ausreichend ausgeführt - mit vielen wegweisenden Programmen aufzuwarten haben, die im Bundesländervergleich ihres- gleichen suchen. Im Rahmen der Ausbildungsverpflich- tung bis 18 und der Wiener Ausbildungsgarantie waren wir Vorreiter im Abbilden von kollaborativen Netzwerken in der Einrichtung der Koordinierungsstelle, auch für die Erfassung von Schülerinnen und Schüler für das Gesetz der Ausbildungsverpflichtung, wir haben mit dem Qualifi- kationsplan Wien 2030 einen breit angelegten, von Säu- len der Gesellschaft getragenen Plan vorgelegt, um die Geringqualifizierungen in unserer Stadt zu senken. Sie wissen ja, die Spreizung zwischen extrem Hochqualifi- zierten und dementsprechenden Jobs und einem zu hohen Anteil an Geringqualifizierten ist die Herausforde- rung, das heißt, auch da Lehrabschlüsse nachholen, Qualifikationen nachholen, also in die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer noch neben der Erstausbildung, also sprich, Lehre, überbetriebliche Ausbildung, Schule zu investieren. Das ist eine unserer obersten Prioritäten, in die wir investieren und auf die wir setzen. Und das machen wir natürlich - das ist heute auch schon mehrfach angesprochen worden - zumeist auf einem sozialpartnerschaftlichen Boden und auf einer sozialpartnerschaftlichen Basis. Auch der Wiener Arbeit- nehmerInnen Förderungsfonds ist als sozialpartner- schaftliche Einrichtung begründet worden, hat einen sehr treuen und loyalen Vorstand, aus allen Bereichen be- setzt, Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung, Ge- werkschaft, Arbeiterkammer, natürlich Repräsentantin- nen und Repräsentanten des Wiener Gemeinderates. Es wird dort viel abgewogen, viel diskutiert, am Ende des Tages gilt die Einigung und der Kompromiss, der zu allen Teilen das Beste befördern soll, als eine abgemachte Sache. Ich glaube, das ist eine Tradition in Österreich und auch in Wien, die wir nicht aufgeben sollten, an der wir jedenfalls festhalten sollten, die uns viel an Ausgleich, an Prosperität und sozusagen an unserem Standing ge- bracht hat, das wir in Österreich und auch in Wien ha- ben. Ich darf also einen rot-grünen Beschluss- und Reso- lutionsantrag einbringen, betreffend gegen den 12- Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche. Das Vorgehen der Bundesregierung ist da wie das Pars pro Toto, Werte und Tugenden, die in Österreich Wohlstand und Aus- gleich gebracht haben, einfach vernichten zu wollen. Es ist mir, meiner Fraktion und den GRÜNEN gänzlich un- verständlich, warum man so handeln wollte, warum man die demokratischen Prozesse außen vor hält, warum man ein Arbeitszeitgesetz mittels Initiativantrag brechen möchte. Es wird zu Verwerfungen und zu Diskussionen führen, die wir nicht Not hätten, sie so führen zu müssen. Deswegen mein Appell, von dem ich hoffe, dass er Ihnen hilft, bitte tragen Sie das auch zu Ihren Kolleginnen und Kollegen in den Regierungsfraktionen im Bund weiter, das Ersuchen ist die Bitte an die Mitglieder des National- rates, von der Beschlussfassung des Gesetzesentwurfes Abstand zu nehmen. Ich hoffe sehr, Sie können das mitbringen, ich darf Sie bitten, Herr Stadtrat (den Antrag übergebend), das einzubringen. Ich hoffe sehr, dass Sie das annehmen werden, dass Sie das mitnehmen werden. Es ist ja da und dort schon zurückgerudert worden, manches wurde missverstanden, manches war eh schon ausgehandelt und ist dann nicht so gekommen, manches ist irgendwie am Wege in den Text des Gesetzes verloren gegangen. Fassen Sie sich ein Herz, aber noch mehr appelliere ich an Ihren Verstand, schauen wir, dass wir gemeinsam zwischen den Sozialpartnerinnen und Sozialpartnern etwas aushandeln, was allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, aber nebstbei im Endeffekt auch der Wirtschaft in Österreich helfen wird. Beschließen Sie das so nicht, kehren Sie zurück an den Verhandlungstisch! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Ich erteile es ihm. Selbstgewählte Redezeit sind 10 Minuten. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Finanzstadtrat! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte ein bisschen auf das replizieren, was meine Vorgängerinnen und Vorgänger in dieser Debatte so gesagt haben, und da möchte ich zuerst auf die FPÖ eingehen. Es sind zwar weder der VBgm Nepp noch der Kollege Mahdalik anwesend, aber seine Aussage, ihr habt den Kontakt zum Volk verloren, finde ich ja schon recht spannend, denn wenn es Wendehälse in der Politik gibt, dann ist das die FPÖ. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie von GR Peter Kraus, BSc.) Dafür möchte ich jetzt ein Beispiel hernehmen, das doch eine sehr wichtige Basis auch für einen Wirtschaftsstandort Wien ist, näm- lich ein Freihandelsabkommen, das CETA-Abkommen, wo wir immer ganz klar gesagt haben, dass wir das für sehr wichtig erachten. Die FPÖ hat im Wahlkampf immer gesagt, ohne uns, ohne Volksbegehren kommt das nie. Was hat die FPÖ gemacht? Einfach so durchgewinkt, zugestimmt, geduckt, nur damit es niemand merkt. Wen- dehals pur. Wenn es um Themen wie Arbeitszeitflexibilisierung geht, auch dazu hat meine Vorrednerin gerade gespro- chen - ja, ich halte es für wichtig heutzutage, darüber nachzudenken, darüber zu sprechen, weil es darum geht, wie Arbeitsplätze der Zukunft gestaltet werden -, dann werden sie auch immer ganz klar ausgedrückt. Allerdings nicht, und das möchte ich auch sagen, nicht mit einem solchen dilettantischen Initiativantrag der Bun- desregierung von ÖVP und FPÖ, der vollkommen unklar ist, der abseits der parlamentarischen Demokratie vor- beigewinkt wird. - Auch wieder nur ducken, damit nie- mand hinschaut. Also das ist quasi die neue Form der Politik, die sich jetzt hier unter Schwarz-Blau so langsam eingebürgert hat. Ein nächstes Stück möchte ich auch hier erwähnen, weil auch das für einen Wirtschaftsstandort nicht unwich- tig ist. Unternehmen, die nach Österreich kommen, sind natürlich auch daran interessiert, wie das so mit den Geheimdiensten funktioniert. Die sind auch durchwegs interessiert, wie das mit dem Überwachungsstaat funkti- oniert. Wir haben, seitdem hier Schwarz-Blau in der Regierung ist, mehr Überwachungsstaat, weniger Trans- parenz. (Zwischenruf von GR Michael Niegl.) - Wenn Sie etwas sagen möchten, können Sie ja gerne ans Redner- pult kommen. - Was wir unter Schwarz-Blau auch haben, auch das ist wichtig für den Wirtschaftsstandort, ist eine unglaubliche Umfärbung in Unternehmen. Eine unglaub- liche Umfärbung. Ich nehme dazu nur ein Beispiel her, ein Unternehmen wie beispielsweise der Verbund, hier ist natürlich sehr schön ausgewechselt worden. Wobei ich da schon dazusagen muss, das hat natürlich Rot- Schwarz auch immer so gemacht, das ist also de facto nichts Neues, aber die Blauen machen es eins zu eins, eine Umfärbung der Unternehmen. Nehmen wir den neuen Vorstand des Verbundes her, das ist genau eins zu eins, wieder Schwarz und Blau dazu. Und so kann ich natürlich weitergehen, in vielen Bereichen. Das heißt, Sie sagen, ihr habt den Kontakt zum Volk verloren, und ich sage, ja, ihr habt echt den Kontakt zum Volk verloren, und das massiv. Ich gehe da auch auf einen Antrag ein, der von der FPÖ eingebracht wird, dem wir nicht zustimmen können. Es geht hier um den Antrag, dass im Aufsichtsrat der Wiener Stadtwerke quasi natürlich jetzt von jeder Partei hier im Gemeinderat auch ein Mitglied im Aufsichtsrat nominiert werden soll. Ich sage dazu Nein, und ich sage deswegen Nein, weil ich in diesem Unternehmen keine Parteipolitik haben will. Das haben wir immer gesagt. Ich will keine Parteipolitik, deswegen werden wir dem auch nicht zustimmen, und ich sage, das ist wahrscheinlich so der erste Schritt in die Richtung, da kann man dann intern auch irgendwo mit Umfärbungen beginnen. Das ist etwas, wofür in dem Fall Blau ganz massiv, aber natür- lich auch Schwarz massiv stehen. (Beifall bei den NEOS.) Wir wollen keine Parteipolitik in stadteigenen Unternehmen. Das gilt natürlich genauso für die Kolle- ginnen und Kollegen von der Stadtregierung von Rot- Schwarz, ah von Rot-Grün. Ihr (in Richtung ÖVP) speku- liert ja eh immer, deswegen erwähne ich das, das passt wahrscheinlich ganz gut. Ich möchte aber jetzt auf einen weiteren Punkt ein- gehen, da mir das Thema Wiener Wirtschafts- und Standortpolitik wirklich sehr wichtig ist. Ja, es gibt so ein Standorteabkommen zwischen der Wiener Industriellen- vereinigung und der Stadt Wien, aber ich denke, es fehlt uns trotzdem sehr stark an wirklichen Ansiedlungsstrate- gien für innovative Unternehmen. Und was meine ich damit? Was innovative Unternehmen brauchen, ist ein Freiraum. Sie brauchen Spielfelder, sie möchten Dinge ausprobieren. Und wir haben natürlich teilweise ein sehr überreguliertes System und das ist für diese Unterneh- men nicht unbedingt ein Vorteil. Und wenn ich sage - und das will ich, und das habe ich in vielen meiner Reden immer wieder gesagt -, ich will eigentlich Wien zu einem technologischen Hot Spot der neuen Technologien ma- chen, dort müssen wir hin, dann braucht es sehr viel mehr dieser Freiräume, sehr viel mehr dieser Innovati- onslabors, und dann müssen wir schon schauen, wo sind Regularien, die dem absolut widersprechen. Das gehört massiv forciert. Das heißt, eine Ansiedlungsstrategie für Wien hat auch einen Innovationsbedarf bei den regulato- rischen Rahmenbedingungen, auch bei der Ausgestal- tung von Anreizen, indem man sagt, bei Unternehmen auch in Richtung Low Carbon Economy, die wirklich einen echten Beitrag liefern, könnten wir steuerlich dar- über nachdenken, wie wir Anreize schaffen, genau diese nach Wien zu holen und sie entsprechend anzusiedeln. Das ist das, was dem Wirtschaftsstandort Wien in Zu- kunft wirklich massiv helfen würde. Schaut man sich das ganze Thema Energiewende in Kalifornien an, ist das einer der wesentlichen Wirt- schafts- und Jobmotoren mit einem Wachstum von 20 Prozent, während die konventionellen Industrien gerade einmal ein Wachstum von 2 Prozent haben. Das heißt, in Wirklichkeit wird hier auch sehr viel mehr notwendig sein, als das, was hier skizziert ist, denn Sie haben das zwar angekündigt, dass bis 2020 50.000 neue Jobs nach Wien kommen sollen, wenn wir aber das gesamte Wachstum Wiens sehen, brauchen wir in den nächsten 5 bis 7 Jahren 150.000 neue Jobs. Da ist also schon eini- ges zu tun, und da brauchen wir schon ein bisschen mehr, als uns täglich auf die Schulter zu klopfen und immer zu sagen, wie gut wir sind, denn wir stehen in Wien in einem sehr, sehr harten Wettbewerb. Es nützt nichts, immer zu sagen, es funktioniert ja eh, sondern wir brauchen da sehr viel mehr und es sind sehr viel mehr Möglichkeiten zu schaffen, damit sich diese innovativen Unternehmen hier auch ansiedeln. Ich komme zu einem zweiten Bereich, der auf der ei- nen Seite der größte Budgetposten ist, nämlich das ganz Thema der Gesundheitsvorsorge, auf der anderen Seite natürlich auch eine große Chance im Sinne der Gesund- heitswirtschaft bietet. Auch hier haben wir zwar die Basis mit einem Life Sciences Hub in Wien, aber im Bereich der Gesundheitswirtschaft hätten wir noch sehr, sehr viel mehr Potenzial und Möglichkeiten. Wir müssen daher diese Synergie aus der Gesundheitsversorgung, die wichtig und zentral für Wien ist, und die möglichen Job- chancen in der Form auch noch entsprechend stärker nutzen. Auf der anderen Seite - ich werde das heute auch noch in der späteren Debatte zur Gesundheit bringen -, ist die langfristige Sicherstellung der Finanzierung der Wiener Gesundheitsversorgung, wobei ich glaube, dass es sich in der jetzigen Form nicht ausgehen wird. Ganz ehrlich, so wie es jetzt strukturell aufgebaut ist, wird sich das nicht ausgehen. Da braucht es radikale Schritte. Es reicht nicht mehr, an kleinen Schräubchen zu drehen und zu sagen, na gut, wir haben jetzt ein, zwei neue Primär- versorgungszentren aufgebaut, sondern es geht wirklich darum zu sagen: Wie finanzieren wir das Wiener Ge- sundheitssystem in Zukunft? - Radikal, und das anders, denn in der Form, wie wir es jetzt haben, wird es auf ein massives Problem hinauslaufen. Ich denke, es ist wichtig, dass das eben nicht nur im Gesundheitswesen, sondern vor allem auch bei den Finanzen diskutiert wird. Letztendlich war das ja auch eines der großen Probleme beim Krankenhaus Nord, dass Finanzabteilung und Gesundheitsressort getrennt voneinander waren und dass es im Gesundheitsressort diesbezüglich keinerlei Verantwortung für die Finanzen gegeben hat. Das ist sozusagen ein Webfehler im Sys- tem, weshalb es auch zu dieser extremen Verschuldung gekommen ist. Das heißt, wir müssen darüber sprechen, wie wir diese Gesundheitsversorgung in Wien entspre- chend aufstellen, sodass sich das finanziell im Sinne eines öffentlichen Gesundheitssystems auch tatsächlich ausgeht. Vielleicht nur ein kleiner Sidestep, weil Sie von der Sozialdemokratie und von den GRÜNEN natürlich sehr intensiv dieses 12-Stunden-Thema diskutiert haben: Ganz ehrlich - und ich habe das oft erwähnt -, in der Vergangenheit war es der Gewerkschaft relativ wurscht, wie lange das Gesundheitspersonal gearbeitet hat. Ich muss ganz ehrlich sagen, das überrascht mich schon. Wir sind oft dagestanden, haben darüber diskutiert und ich habe gesagt, ich hätte gerne Zahlen, Daten, Fakten - gibt es aber keine. Das heißt, Sie sind Ihrer Kontroll- pflicht in der Form gar nicht nachgekommen. Ich hätte gerne ganz konkrete Daten, aber die gibt es nicht. Ich habe diese immer wieder eingefordert, aber sie konnten mir nicht vorgelegt werden. Daher bin ich der Meinung, dass es sie offensichtlich nicht gibt oder dass Sie etwas zu verbergen haben. In irgendeiner Form hat das also nicht funktioniert. Daher ist es sinnvoll und notwendig, wenn wir über Arbeitsplätze der Zukunft sprechen, auch darüber zu sprechen, was Flexibilisierung auch im positiven Sinne bedeuten kann. Ich halte das schon für wichtig, aber, wie ich schon gesagt habe, nicht mit diesem dilettantischen Vorschlag, der hier von Schwarz-Blau gebracht wurde. Zum Schluss noch ein Punkt, da wir mit 1. Juli den EU-Ratsvorsitz übernehmen und das Thema Internatio- nales eines der Themen ist, das der Finanzstadtrat auch innehat, daher auch diese Verbindungen. Ich halte es gerade heutzutage für besonders wichtig, dass wir da auf der europäischen Ebene nicht abrutschen und wir eine eindeutig europäische Haltung haben, und die habe ich. Das ist ganz wichtig, und ich empfehle Ihnen, auch hier ein bisschen in der Geschichte zurückzugehen und viel- leicht auch Sir Karl Popper zum Thema "Die offene Ge- sellschaft und ihre Feinde" noch einmal zu lesen. Eines ist klar, und das sagt Popper: Hören die Menschen auf, für eine offene Gesellschaft zu kämpfen, ist es mit allem vorbei, mit der Freiheit, mit der Demokratie und mit der Marktwirtschaft. Wer jetzt nicht für Freiheit und Weltof- fenheit eintritt, wird in einem autoritären Staat aufwa- chen. - Das möchte ich nicht. - Danke. (Beifall bei NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster ist Herr GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger zu Wort gemeldet. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zwei kurze Repliken auf zwei Vorredner der Regie- rungsfraktion: Frau Kollegin Wehsely, öffentlicher Haus- halt ist nicht privater Haushalt. Das ist ein schöner Spruch, aber auch öffentliche Haushalte können effizient sein und effizient wirtschaften, keine Frage. Wenn Sie sagen, die Schuldenbremse ist gleich Investitionsbrem- se, so kann es das ja wirklich nicht sein, bitte. Man muss ja auch woanders schauen, wie man die Kosten bezie- hungsweise die Ausgaben hereinbringt. Meine Damen und Herren, wir wissen seit einigen Jahren ganz genau - und das war vielleicht schon die ganze Zeit das System der Finanzstadträtin Brauner -, wir haben kein Einnah- menproblem - unsere Einnahmen sprudeln, darauf kom- me ich noch -, aber wir haben ein Ausgabenproblem und man muss überlegen, wo man das dementsprechend effizient macht. Kollege Juraczka hat Ihnen ein paar Beispiele gebracht, etwa Abgang von einem Spitalsbett oder öffentlicher Verkehr, wo es unter Umständen enorm große Gaps gibt, wo man sozusagen anders hantieren könnte. Kollegin Huemer - sie ist jetzt leider nicht da -, muss man auch unbedingt antworten, denn dass die Unter- nehmer an einem Arbeitslosen und an der Arbeitslosen- rate schuld sind, das habe ich auch überhaupt noch nicht gehört. Ich war Unternehmer, und jeder Unternehmer will eines, nämlich Aufträge - sie hat es wortwörtlich so ge- sagt, Sie können es im Protokoll nachlesen, Frau Kolle- gin Hebein. Jeder Unternehmer will Aufträge, will etwas arbeiten, braucht dazu Mitarbeiter und will diese pflegen. Aber man muss auch schauen, dass man ein dement- sprechend ordentliches Team beieinander hat. Meine Damen und Herren, das sind meiner Ansicht nach Aus- sagen, die weltfremd sind und in der heutigen Zeit über- haupt nichts mehr verloren haben, wenn man sagt, die Unternehmer sind schuld daran, dass es hier in Wien die höchste Arbeitslosenrate von ganz Österreich gibt, egal, ob im Vergleich mit den Bundesländern oder mit einigen anderen Städten. (Beifall bei der ÖVP und von GR Mag. Wolfgang Jung.) Kommen wir aber zum Rechnungsabschluss 2017, meine Damen und Herren. Schon in den letzten Jahren habe auch ich immer gesagt, dass der Rechnungsab- schluss etwas ganz Wichtiges ist. Man sieht die Bilanz aus dem Vorjahr, man sieht, wie gewirtschaftet wurde, man sieht aber auch, was unter Umständen schlecht gegangen ist. Heuer ist es überhaupt so, dass wir einen Finanzstadtrat haben, der etwas verantworten muss, wofür er nicht schuldig gesprochen oder zur Verantwor- tung gezogen werden kann, sondern er muss in die Zukunft schauen. Eines aber hat mich in einem Interview schon ein bisschen verwundert, meine Damen und Herren, nämlich dass er sagt, auch 2018 muss er dafür sorgen, dass der Budgetvollzug so vorgenommen wird, wie er geplant worden ist. Das heißt aber, er ist gar nicht bereit, irgend- wo neue Akzente zu setzen beziehungsweise zu schau- en, wo könnten wir - ich sage es jetzt eh vorsichtig - langsam und leicht das Ruder in eine andere Richtung bringen, um es in Zukunft wirklich effizienter und transpa- renter zu haben. Wir haben jahrelang gehört, dass wir uns aus der Krise herausinvestieren müssen, auch heute haben schon viele Damen und Herren davon geredet. Wir ha- ben seit 2014 positive Wachstumszahlen, also im vierten Jahr Wachstum, was positiv ist, und trotzdem hören wir jetzt, man darf diesen Aufschwung nicht kaputtsparen. Meine Damen und Herren, wenn das das Credo ist, dann, das muss ich ehrlich sagen, wird vieles so weiter- gehen. Wir haben aber eigentlich die Hoffnung, dass in der Budgetpolitik oder in der Finanzpolitik etwas besser wird, aber vielleicht können wir diese bereits aufgeben. Ich möchte mich jetzt auf zwei Themen konzentrie- ren, meine Damen und Herren: Ich habe es schon ge- sagt, wir leiden nicht an den Einnahmen, sondern wir haben zu viele Ausgaben. Zu den Einnahmen des Jah- res 2017 darf ich daher ganz kurz einige Bemerkungen machen: Wir wissen, es gibt vor allem 2 große Brocken, der eine Brocken sind die Beträge, die aus dem Bund kommen, das sind über 6 Milliarden EUR. Das Geld fließt, das wissen wir, das ist auch unser Geld. Ich möch- te mich aber ganz kurz auf die eigenen Steuern konzent- rieren, nämlich 1,4 Milliarden EUR eigene Steuern - um glatte 72 Millionen EUR mehr, das sind weit über 5 Pro- zent mehr Einnahmen als geplant, meine Damen und Herren. Es gibt da ein paar Dinge, die vielleicht herausste- chen: Natürlich wissen wir, dass bei den eigenen Steu- ern die Kommunalsteuer mit 804 Millionen EUR der größte Brocken ist. Auch da hat es wieder mehr Einnah- men gegeben. Das heißt, die Konjunktur funktioniert, wir haben um 23 Millionen EUR mehr bekommen, das sind um 3,3 Prozent mehr Steuern. An zweiter Stelle stehen die Gebrauchsabgaben, meine Damen und Herren, da ist im Jahr 2017 aber etwas ganz Besonderes eingetre- ten, da diese um fast 20 Prozent, nämlich um 19,5 Pro- zent gestiegen sind. Warum? - Weil es 2016 eine Ge- brauchsabgabengebührenänderung gegeben hat und da vieles für die Unternehmer teurer geworden ist. Somit wurde der Wirtschaft sozusagen wieder mehr Geld ab- genommen. Bei der Gebrauchsabgabe sind wir insge- samt bei 170 Millionen EUR. Grundsteuer ist klar: 120 Millionen EUR, Parkometerabgabe: 115 Millionen EUR, diese kommt schon bald zur Grundsteuer. Sie hat die Grundsteuer sogar schon überholt, meine Damen und Herren, nämlich dann, wenn man Folgendes macht: zu der Parkometerabgabe noch die Parkstrafen dazuzählen, dann sind wir bei 165 Millionen EUR. Da fließt also sehr, sehr viel Geld, das den Autofahrern aus der Tasche gezogen wird. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das wollen die GRÜNEN ja!) - Das wollen die GRÜNEN, völlig rich- tig, das ist ihnen sehr, sehr recht. (GR Peter Kraus, BSc: Was passiert denn mit dem Geld?) - Es wird zum Bei- spiel nicht mehr für Garagenbau ausgegeben, das ist gestrichen worden. (GR Peter Kraus, BSc: Öffi-Ausbau, Verkehrssicherheit, es ist zweckgebunden!) Aber auch für den Individualverkehr, Herr Kollege! Hauptanliegen war jahrelang der Individualverkehr, der ausgebaut worden ist, und der Öffi-Verkehr hat sich aber in den letzten Jahren wesentlich gesteigert. Sie können sich das anschauen. Jetzt sind wir nur mehr beim öffent- lichen Verkehr und im Großen und Ganzen beim Rad- fahrverkehr. Eine zweite eigene Steuer ist auch extrem gestiegen, nämlich der Kulturförderungsbeitrag. Der ORF hat die GIS-Gebühren erhöht, die Gemeinde Wien profitiert davon, nimmt 9,6 Millionen EUR mehr an Kulturförde- rungsbeiträgen ein. Das entspricht einer Steigerung von 27 Prozent, meine Damen und Herren. Ich habe das schon beim letzten Mal vorgebracht, es ist ein Hobby von mir, und Frau StRin Brauner hat da- mals schon gesagt, sie ist unter Umständen daran inte- ressiert, eine Abgabenreform dort durchzuführen, wo Abgaben sich nicht mehr rechnen, wenn sich der Auf- wand nicht mehr lohnt. Wir haben eine Abgabe, meine Damen und Herren, die seit Jahren 1,5 Millionen EUR bringt, das ist der sogenannte Sportförderungsbeitrag, der auch voriges Jahr wieder 1,6 Millionen EUR gebracht hat. Dies geschieht seit vielen Jahren, der einzige Aus- reißer war bei der EURO 2008, da waren es 3 Millionen EUR. Das wäre etwas, zu dem man wirklich sagen könn- te: Weg mit dieser Steuer, sie bringt nur Verwaltungs- aufwand, sie muss kontrolliert werden, denn viele kleine Sportvereine müssen diese abliefern. Ich glaube, da wäre ein Akzent zu setzen und diese Steuer abzulehnen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Der Herr Stadtrat hat auch ein wichtiges Thema an- gesprochen, er will nämlich 50.000 Arbeitsplätze mehr bis 2020 schaffen. Das ist ein wichtiges, nicht sehr ambi- tioniertes, aber sehr notwendiges Ziel, überhaupt keine Frage. Dazu möchte ich Ihnen etwas sagen, nämlich dass es sehr wesentlich wäre, über die Ausbildung etwas zu tun. Wir haben in Wien zirka 16.000 Lehrlinge, meine Damen und Herren, und da könnte man schon einige Anreize setzen, damit die Wirtschaft noch mehr Lehrlinge ausbildet, denn diese sind das menschliche Kapital, das wir in Zukunft brauchen. Ich möchte einen Antrag betref- fend Förderung der Lehre, der dualen Ausbildung stellen, um wieder vermehrt zu betrieblichen Ausbildungen zu kommen und nicht zur überbetrieblichen Ausbildung, die nämlich pro Lehrling jährlich zirka 17.000 EUR kostet. Ich möchte daher folgenden Beschlussantrag einbringen: "Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass die betriebliche Lehre verstärkt zu unterstützen ist, indem betrieblichen Lehrstellen der Vorrang gegenüber überbetrieblichen Lehrstellen eingeräumt wird, Lehrbe- triebe für die Aufnahme beziehungsweise Übernahme zusätzlicher Lehrlinge nach dem 1. Lehrjahr mit mindes- tens 5.000 EUR gefördert werden und Betrieben," - viel- leicht auch etwas Wesentliches, meine Damen und Her- ren - "die Lehrlinge ausbilden, die eingehobene Kommu- nalsteuer auf die Lehrlingsentschädigung refundiert werden kann." Wir sehen, die Kommunalsteuer fließt, das wäre ein Weg. (Beifall bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren, die zwei Sätze zur Wien Holding beziehungsweise zu Wien Holding und Kultur kann ich mir jetzt sparen, das werde ich morgen brin- gen. - Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Peter Kraus. Selbstgewählte Redezeit 6 Minuten. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Vielen Dank! Ich möchte gleich bei einem Satz beginnen, den ich in der vergangenen Debatte ganz oft gehört habe: Spa- ren im System und nicht bei den Menschen. Das haben unterschiedliche Leute unterschiedlicher Fraktionen hier gesagt, es heißt halt immer etwas anderes. Was heißt es, wenn wir es sagen, wenn wir einmal von Wien aus- gehen? Herr StR Hanke hat es vorhin schon gesagt, bei uns heißt Sparen im System, dass man sich zum Bei- spiel die EDV-Abteilungen der Stadt Wien anschaut, da gibt es jene vom Magistrat, dann gibt es jene beim KAV, beim AKH. Diese legt man so zusammen, dass keine Doppelgleisigkeiten entstehen und wir dadurch Kosten minimieren können. Schauen wir uns einmal an, was das bei Ihnen heißt - Herr Juraczka hat es vorher gesagt, ich glaube, Herr Dr. Schock hat es auch ein paar Mal in den Schock'schen Schleifen vorhin gesagt (Heiterkeit bei StR DDr. Eduard Schock und GR Gerhard Kubik) -: Sparen im System heißt bei Ihnen - wie es in Oberösterreich bei Schwarz- Blau ist -, dass man den kostenlosen Kindergarten am Nachmittag abschafft. Das betrifft dann knapp 3.500 Kinder, die Sie schon einmal abgemeldet haben. Das trifft dann die Kürzungen beim Rechnungshof, das trifft Kürzungen bei Sozialem, bei der Kultur, ja sogar bei der Blasmusik in Oberösterreich, und wenn man schon mal bei der Blasmusik in Oberösterreich spart, dann ist es direktes Sparen beim Menschen (GR Mag. Manfred Juraczka: Sie nehmen es direkt weg vorher!), denn es gibt nichts, was in Oberösterreich näher dran ist beim Menschen als die Blasmusik. Schauen wir uns den Bund an: Sparen im System und nicht bei den Menschen! - Die Mindestsicherung: Sagen Sie das dann den 30.000 Kindern, die weniger haben? Sagen Sie dann den Familien, das ist nicht Spa- ren beim Menschen, sondern beim System, wenn 30.000 Kinder in Wien direkt von diesen Einsparungen von Schwarz-Blau betroffen sind? - Sie sparen direkt bei den Menschen, und Sie stoßen damit Kinder direkt in die Armutsfalle. Viel mehr noch schaden Sie damit auch der Wiener Wirtschaft, wenn diese Einsparungen natürlich bei niedrigen Einkommen schlagend werden. Herr Ju- raczka, Sie sitzen gerade so schön da, Sie verdienen da herinnen wie viel? - Ich glaube, knapp 13.000 EUR als Klubobmann, nicht nur Sie, sondern jeder Klubobmann da herinnen. Wenn ich Ihnen1 EUR wegnehmen würde - das tue ich nicht, keine Angst! (GR Mag. Wolfgang Jung: Schon deswegen nicht, weil Sie Klubobmann werden wollen!) -, und ich vergleiche das jetzt einmal mit einer Mindestsicherungsbezieherin und Sie nehmen dieser 1 EUR weg, dann ist natürlich der Euro, den ich Ihnen hypothetisch nicht wegnehme, etwas ganz anderes als der Euro der Mindestsicherungsbezieherin. Erstens braucht diese ihn viel dringender als Sie, aber zweitens würde bei Ihrem Euro der Wiener Wirtschaft nur ein Bruchteil fehlen, da Menschen in Ihrem Einkommensbe- reich eine viele höhere Sparneigung und eine viel gerin- gere Konsumneigung haben. Die Mindestsicherungsbe- zieherin ist 100-prozentig darauf angewiesen, dass sie diesen 1 EUR oder diese vielen Euro, die Schwarz-Blau ihr jetzt wegnimmt, natürlich für Konsumgüter und damit direkt in der Wiener Wirtschaft ausgibt. Das heißt, Ihre Sparpolitik schadet direkt der Kaufkraft in Wien und damit auch der Wirtschaft in Wien. Sie schaden der Wiener Wirtschaft mit dieser Politik. Kommen wir zum Rechnungsabschluss des letzten Jahres: Ich habe mir nur ein paar Dinge rausgeschrie- ben, was die Wirtschaftsagentur und die Wiener Wirt- schaftsförderung im letzten Jahr geleistet haben - 528 innovative Einzelprojekte gefördert. Das hat Gesamtin- vestitionen in der Höhe von rund 175 Millionen EUR ausgelöst und knapp 1.500 Arbeitsplätze in Wien gesi- chert. Bei den internationalen Betriebsansiedlungen sind es 191 angesiedelte Betriebe im Jahr 2017, das ist wie- der einmal ein Rekord, es sind mehr als im Jahr 2016, und es sind mehr internationale Betriebsansiedlungen als in allen anderen Bundesländern zusammen. Frau Nittmann hat vorher gesprochen und ich habe mir jetzt zwei der Anträge, die sie eingebracht hat, ange- schaut. Beginnen wir mit den Start-up-Förderungen: Ich weiß schon, es geht um das Jahr 2017, aber die Start- up-Förderungen in Wien gibt es schon viel, viel länger. Das Vienna Start-up Package ist im Jahr 2014 gestartet, Frau Nittmann, im Jahr 2014 mit 22 Einreichungen. Man kann jetzt sagen, okay, das ist damals recht klein gestar- tet, aber 2017 hatte das Start-up Package 230 internati- onale Einreichungen, darunter auch Bewerbungen aus Silicon Valley - dieser Antrag ist also erledigt. Ich weiß schon, es ist verlockend, als Opposition in dieser Rech- nungsabschlusswoche immer jedes Jahr die gleichen Anträge zu stellen, man sollte aber trotzdem darauf ach- ten, ob sie noch aktuell sind. Der zweite Antrag betrifft aktives Standortmarketing und Betriebsflächenmanagement, Kollegin Wehsely hat vorher schon zum Standortmarketing gesprochen. Auch zum Betriebsflächenmanagement ist Ihnen vielleicht entgangen, dass wir letztes Jahr ein Fachkonzept "Pro- duktive Stadt" beschlossen haben, das gemeinsam mit der Wirtschaftskammer erarbeitet wurde und in dem es darum geht, wie wir die städtischen Flächen für die Wirt- schaft in den nächsten Jahren managen. Beide Aspekte dieses Antrages haben wir hier in diesem Haus eigent- lich schon abgearbeitet. Deshalb meine Bitte, auch für die Redebeiträge sich ein bisschen anzuschauen, was im letzten Jahr tatsäch- lich passiert ist und was dann der in Zahlen gegossene Rechnungsabschluss ist. Ich möchte diese Rede mit einem Dank beenden, denn hinter all dem, was hier in Zahlen vor uns liegt und hinter all den Zahlen, die sich in den Statistiken nieder- schlagen, steckt die Arbeit von ganz vielen Menschen. Das sind zum einen die engagierten MitarbeiterInnen bei WienTourismus, bei der Wirtschaftsagentur, bei der Stadt Wien, aber auch die vielen Unternehmerinnen und Unternehmer, die Arbeitnehmerinnen und Arbeiterneh- mer, die jeden Tag in der Früh aufstehen, die für diese Stadt arbeiten und am Ende der Grund dafür sind, dass Wien eine der lebenswertesten Städte der Welt ist und diese auch bleiben wird. Ihnen gebührt der Dank. - Dan- ke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Stark. Ich erteile es ihm. GR Rudolf Stark (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsit- zende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich muss mich entschuldigen, ich bin leider etwas heiser. Sehr geehrter Herr Bürgermeister - vielleicht hören Sie über die Sprechanlage zu -, ich darf gleich zu Beginn einige Worte an Sie richten. Mit großem Interesse habe ich Ihre Antrittsrede verfolgt, in der Sie uns einige Ihrer politischen Gedanken präsentiert haben. Ihre Gedanken in Richtung Wirtschaftspolitik waren dabei für mich von besonderer Bedeutung. Ihre Ausführungen waren durch- aus interessant, vieles nicht neu, zum Beispiel die Ver- bindung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, die zwei Säulen der Zweiten Republik, nämlich Selbstverwal- tung und Sozialpartnerschaft, oder die Standortvereinba- rung, die zwischen der Stadt Wien, der Wirtschaftskam- mer, der Industriellenvereinigung, der Landwirtschafts- kammer in Kooperation mit Gewerkschaft und Arbeiter- kammer getroffen wurde, und die Zurverfügungstellung von Betriebsflächen für Industrie und Gewerbe. Für mich besonders interessant und neu war, dass Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister, auch für Verfah- ren, die im Gewerbebereich, im Gewerberecht und vor allem im Normenwesen liegen, neue Rahmenbedingun- gen schaffen wollen, die günstiger für die Unternehmen wären, das war für mich neu. Sie haben weiters solide Finanzen und viele weitere Bereiche angesprochen. Sehr geehrter Herr Bürgermeister, das sind durchaus akzeptable Überlegungen. Einen Begriff haben Sie je- doch in Ihren Ausführungen nicht gebracht, diesen habe ich vermisst, und zwar waren das die KMUs, die Klein- und Mittelbetriebe, die immerhin 98 Prozent aller Wiener Betriebe ausmachen, nur 2 Prozent sind Großbetriebe. Begründen werde ich das dann gleich anschließend. Sehr geehrter Herr Finanzstadtrat! Auch in Ihren In- terviews und Pressemeldungen vermisse ich die Klein- und Mittelbetriebe. In der Zeitung "Die Presse" fand ich eine interessante Aussage von Ihnen, die Sie heute wiederholt haben. Es geht darum, dass Sie bis 2020 rund 900.000 unselbstständig Beschäftigte haben wollen, also um 50.000 mehr als bisher. Sehr geehrter Herr Stadtrat, ich fürchte, ohne die KMUs werden Sie diese 50.000 nicht schaffen. Denn wie sieht es mit diesen Unternehmen tatsächlich aus? Die Hochkonjunktur im Jahr 2017 hat die Situation bei den Unternehmensinsol- venzen entspannt. Spitzenreiter im Aufschwung sind die Bundesländer Steiermark und Salzburg mit einem Rück- gang der Insolvenzen um 13,5 Prozent beziehungsweise um 12,5 Prozent. In Wien sind die Unternehmensinsol- venzen gegenüber dem Vorjahr um 4,8 Prozent gesun- ken. In ganz Österreich betrugen im Jahr 2017 die Un- ternehmensinsolvenzen 5.229, in Wien waren es 1.761, eine noch immer bedauerlich hohe Anzahl. Das bedeu- tet, dass 33,7 Prozent aller Insolvenzen Österreichs in Wien stattfinden. Mit diesem Prozentsatz findet somit jede dritte Unternehmenspleite in Österreich in Wien statt. 1.761 Unternehmensinsolvenzen in Wien bedeuten weiters, dass pro Tag 5 Unternehmen Insolvenz anmel- den müssen. In den zwei Tagen unserer Rechnungsab- schlussdebatte gehen zehn Unternehmen pleite. Das ist doch entsetzlich, sehr geehrter Herr Bürger- meister, sehr geehrter Herr Finanzstadtrat, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe noch eine weitere Statistikquelle - Creditreform - über die Insolvenzquote im 1. Quartal 2018, also ganz aktuelle Zahlen. Unter Insolvenzquote versteht man das Verhältnis der Anzahl der Insolvenzen je 1.000 Unternehmen. In dieser Statis- tik liegt Wien mit 5,5 mit Abstand an der Spitze vor allen Bundesländern, gefolgt von Kärnten und dem Burgen- land mit jeweils 4,5, am besten schneidet Tirol mit 1,6 ab. Aber was bedeutet diese Quote 5,5 für Wien? - Das bedeutet, dass von 1.000 Unternehmen im 1. Quartal 2018 fast 6 in die Insolvenz geschlittert sind. Das Hauptproblem der KMUs in Österreich ist das geringe Eigenkapital. Auf dieses Problem habe ich hier schon oftmals hingewiesen und es mit entsprechendem Zahlenmaterial belegt. Was bedeutet zu wenig Eigenka- pital? - Fremdkapital und somit Kredite. Die Kreditwür- digkeit dieser Unternehmen wird von den Banken lau- fend überprüft. Täglich flattern solche Briefe der Banken in meine Steuerberatungskanzlei, mit denen Unterlagen dieser Unternehmen angefordert werden. Die Bilanzen der Jahresabschlüsse dieser Unternehmen werden dann von den Banken auf Grund der Bestimmungen von Ba- sel II und Basel III genauestens überprüft. Sollten diese Jahresabschlüsse nicht den Bestimmungen oder Vorstel- lungen des Kreditinstitutes entsprechen - die Probleme liegen im Regelfall bei der Eigenkapitalquote und bei den Sicherstellungen -, hat dies für das Unternehmen oftmals böse Folgen. Im Extremfall kann es sogar zu einer Fäl- ligstellung der Kreditschuld kommen, was Zahlungsunfä- higkeit und Insolvenz bedeutet. Die schon sehr strengen Bestimmungen von Basel III sollen übrigens ab dem Jahr 2021 von noch strengeren Bestimmungen, Basel IV, abgelöst werden. Leider hat Rot-Grün die Wiener Wirtschaftsförderung seit dem Jahr 2015 um weitere 13 Millionen EUR ge- kürzt. Im Rahmen des rot-grünen Sparpakets WiStA ist in den nächsten Jahren mit einer weiteren Kürzung der Wirtschaftsförderung zu rechnen. Hier wird sicher am falschen Platz gespart, denn durch die Wirtschaftsförde- rung werden auch Arbeitsplätze bei den Klein- und Mit- telbetrieben sichergestellt. Neben diesen Einsparungen bei der Wirtschaftsförderung haben auch die Banken, wie schon erwähnt, im Rahmen der Basel- Bestimmungen immer mehr ihre Kreditbedingungen verstärkt. Aus diesem Grund stellen die gefertigten Ge- meinderäte gemäß der Geschäftsordnung der Stadt Wien folgenden Beschlussantrag: "Der zuständige Stadtrat der Geschäftsgruppe Finan- zen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales wird ersucht, sich für eine neue Wirtschaftspolitik in Wien einzusetzen. Dabei ist ein Haftungspaket der Wirt- schaftsagentur Wien sowie ein neuer Mittelstandsfonds für die Klein- und Mittelbetriebe zu schaffen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der FPÖ.) Ich muss jetzt noch einmal auf die Wirtschaftsförde- rung zu sprechen kommen, die leider schon seit vielen Jahren rückläufig ist. Laut Rechnungsabschluss betrug die Wirtschaftsförderung im Jahr 2010 noch 137 Millio- nen EUR, 2015 waren es nur mehr 66 Millionen EUR und 2017 53 Millionen EUR. Das bedeutet, dass gegen- über 2010 die Wirtschaftsförderung bis zum Jahr 2017 um 84 Millionen EUR gekürzt wurde, das sind immerhin 62 Prozent. Auch bei den KMUs sind natürlich Kürzun- gen erfolgt. Im Jahr 2010 waren es 46 Millionen EUR, im Jahr 2017 nur noch 31 Millionen EUR, das ist ein Minus von 15 Millionen EUR oder 33 Prozent. Ganz krass war es bei der Garagenförderung, die 2010 noch 25 Millionen EUR betrug, 2017 nur noch 3 Millionen EUR, also um 22 Millionen EUR, um 88 Prozent weniger. Vor allem die Kürzung der Wirtschaftsförderung für die KMUs ist für mich vollkommen unverständlich, da die KMUs eine wesentliche Säule der Wiener Wirtschaft und des Wirtschaftsstandortes Wien sind. Viele dieser Unter- nehmen leisten unverzichtbare soziale und gesellschaft- liche Versorgungsleistungen für die Bevölkerung, da sie meist in direktem Kontakt zu den Bürgern beziehungs- weise zu ihren Kunden stehen. Um den Wirtschafts- standort Wien noch interessanter zu machen, aber vor allem auch, um die Beschäftigungsproblematik zu ent- schärfen, bedarf es einer deutlichen Aufstockung der zweckgebundenen Fördergelder. Mit dieser Erhöhung soll ein weiterer Impuls für die Gründung oder Erweite- rung von Unternehmen gegeben werden. Sie werden dann den Unternehmen zur Verfügung gestellt, wenn innovative Produkte, Dienstleistungen oder Produkti- onsmethoden erarbeitet wurden oder durch die gewähl- ten Maßnahmen neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Konkret sollen damit neue Technologien, die Anschaf- fung neuer oder moderner Geräte und Verbesserungen in der Unternehmensorganisation, im Prozessablauf und dergleichen und auch Ausbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter gefördert werden. Auf diese Art und Weise kann eine solide finanzielle Basis der Kleinbetriebe ge- schaffen werden, die mitunter nicht einmal eine Eigenka- pitalquote von 10 oder 15 Prozent haben. Die Fördergel- der sollen hier für Stabilität und Sicherheit sorgen. Ich bringe auch diesbezüglich einen Antrag ein: "Der zuständige Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Di- gitalisierung und Internationales wird aufgefordert, eine Erhöhung der Förderbeiträge an Klein- und Mittelbetriebe um zumindest 30 Prozent zu veranlassen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der FPÖ.) Ein weiteres Problem sehe ich bei den Jungunter- nehmern: In der Bundeshauptstadt existiert derzeit keine eigenständige - ich betone eigenständig, damit keine Missverständnisse entstehen - Jungunternehmerförde- rung. In anderen Bundesländern werden Unternehmens- gründungen durch Zuschüsse und maßgeschneiderte Finanzierungen gefördert. Als Instrumente dienen Zin- senzuschüsse, Prämien bei Projektkosten, Kredithaftun- gen sowie Unternehmensbeteiligungen. Als Vorbild dient hier zum Beispiel die Jungunternehmerförderung in Vor- arlberg oder die Förderung von Existenzgründungen in Niederösterreich. In Wien fehlt leider eine solche Förde- rung. Die gefertigten Gemeinderäte stellen daher auch hierzu einen diesbezüglichen Antrag: "Der zuständige Amtsführende Stadtrat der Ge- schäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales wird ersucht, sich für eine neue Jungun- ternehmer- und Start-up-Förderung in Wien einzusetzen. Dadurch sollen eine neue Wiener Jungunternehmerför- derung und ein Gründer- und Start-up-Campus geschaf- fen sowie ein neuer Start-up-Fonds aufgelegt werden. In formeller Hinsicht ersuchen wir ebenfalls um sofor- tige Abstimmung." (Beifall bei der FPÖ.) Sehr geehrte Frau Kollegin Wehsely! Nur zur Infor- mation: Den Subventionsbericht 2017 haben wir übri- gens nicht bekommen. Dies nur zur Ihrer Information, weil Sie meinten, dieser wäre ins Internet gestellt wor- den. Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Den KMUs geht es schlecht, die Leute sind nicht glück- lich. Täglich gibt es in Wien 5 Unternehmensinsolvenzen und 8 Privatinsolvenzen. Die Arbeitslosenquote betrug 2010 8,8 Prozent, 2017 13 Prozent, also ein massiver Anstieg gegenüber 2010. Unseres Erachtens bedeutet das eine komplett verfehlte Wirtschaftspolitik, der wir nicht zustimmen können. Denken Sie bitte an die Wiener Wirtschaft mit ihren KMUs, setzen Sie bitte richtige Schritte für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik, wie sie unser Stadtrat DDr. Schock mit seinen Forderungen schon seit vielen Jahren vorschlägt! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Strobl. Ich erteile es ihm. Selbstgewählte Redezeit 8 Minuten. (GR Anton Mahda- lik: Sagst wieder was auf Englisch?) GR Friedrich Strobl (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vor- sitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich zu Beginn auf meinen Vorredner eingehen, der das eine oder andere angesprochen hat, was durchaus den Tatsachen entspricht, nämlich dass vor allem die Klein- und Mittelbetriebe der Motor der Wiener Wirtschaft sind und dass gerade diese Gruppe große Probleme hinsichtlich Eigenkapital, der Finanzie- rung von Risikokapital, und so weiter, und so fort hat. Lassen Sie mich aber auch dazusagen, wir alle wissen, wie Basel II und Basel III und Basel IV und all das ent- standen sind. Das ist ja nicht durch Misswirtschaft der öffentlichen Hand entstanden. Das ist auch nicht durch die Misswirtschaft der Unternehmerinnen und Unterneh- mer entstanden, sondern das ist dadurch entstanden, dass es eben durch die Banken sogenannte faule Kredi- te gegeben hat. Es kann doch nicht sein, dass jetzt die öffentliche Hand in diesem Bereich einspringt und die Fehler der Finanzwirtschaft ausmerzt. Das ist, glaube ich, nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe, und da sind wir uns wiederum einig, ist es sehr wohl, diese Klein- und Mittelbetriebe durch Förderungen zu unterstützen. Ich denke, dass wir in der Wirtschaftsagentur ein durchaus ansehnliches Paket an Förderungen haben, das in den letzten Jahren immer wieder neu ausgerichtet wurde. Es wurde neu ausgerich- tet in dem Sinn, dass man nicht mit der Gießkanne sozu- sagen über alles drüberfährt, sondern dass man sich sehr genau anschaut, in welchem Bereich Förderung tatsächlich sinnvoll und auch notwendig ist. Wenn Sie von den Kürzungen der Wirtschaftsförde- rung sprechen, na ja, dann müssen wir schon auch da- zusagen, was denn da herausgefallen ist. Da war zum einen ein großer Teilbetrag die Garagenförderungsakti- on. Na ja, ich sage jetzt einmal, das ist weit hergeholt. Es ist vielleicht schon eine Wirtschaftsförderung, aber nicht die Wirtschaftsförderung, die wir beide darunter verstan- den haben. Wenn Sie jetzt einen Antrag zur Unterstützung von Jungunternehmern eingebracht und darauf hingewiesen haben, wie wichtig Start-up-Förderung ist, dann sage ich schon dazu: Es gibt in der Wirtschaftsagentur Angebote genau zu diesen Bereichen. Der Herr Stadtrat hat, glau- be ich, in seinen Ausführungen ganz zu Beginn beson- ders auf das Vienna Start-up Package hingewiesen, das es seit 2014 gibt und schön langsam in die Gänge kommt. Damals, 2014, als wir es das erste Mal angebo- ten haben, hat es, glaube ich, 22 Einreichungen gege- ben, im letzten Jahr waren es schon an die 250 Einrei- chungen. Da tut sich also etwas. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, haben Sie, Herr Stadtrat, auch er- wähnt, dass sogar eine Bewerbung aus Silicon Valley darunter ist. Da ist also durchaus sehr, sehr vieles ge- macht worden. Wir sind dabei, Wien als Top-Standort sowohl national als auch international für die Start-up- Szene zu entwickeln und zu etablieren. Ich glaube, das ist eine gute Leistung und das kann sich sehen lassen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Und wenn ich schon bei den Förderungen bin und weil es dazu passt: Was zeichnet denn die Stadt Wien und was zeichnet denn den Erfolg der Stadt Wien aus? - Ich hoffe, wir sind uns einig darin, dass Wien ein sehr erfolgreicher Wirtschaftsstandort ist, auch wenn immer wieder von Seiten der Opposition der eine oder andere Punkt kommt, was nicht so gut klappt. Ja, man kann überall irgendwie besser sein, aber wir sind im internati- onalen Bereich durchaus eine der erfolgreichsten Städte in Europa. Das haben wir erreicht - das wurde heute schon ein paar Mal angesprochen - durch eine hervorra- gende Zusammenarbeit, durch das sprichwörtliche und nicht nur sprichwörtliche Miteinander, durch die Sozial- partnerschaft, die in Wien wirklich ausgezeichnet klappt. Ich verstehe wirklich nicht, was mit dieser Sozialpart- nerschaft gemacht wird angesichts dessen, was auf Bundesebene mit den diversen Vorschlägen, zum Bei- spiel zum 12-Stunden-Tag oder zur 60-Stunden-Woche, passiert. Ich kann mich erinnern, ich bin schon relativ lange in diesem Haus und auch sehr lange in der Inte- ressenvertretung in der Wirtschaftskammer tätig, zwei Jahrzehnte lang habe ich beobachten können und auch dabei sein dürfen, als internationale Delegationen nach Österreich oder nach Wien gekommen sind und gesagt haben: Erklärt uns bitte dieses Modell der funktionieren- den Sozialpartnerschaft! Wie macht ihr das? Wir haben es ihnen erklärt, sie waren alle begeistert und haben gesagt, das wollen wir auch bei uns haben. Und wir haben jetzt eine Bundesregierung im Amt, die das in Frage stellt und abschaffen will. Ich meine, was soll das? Das ist aus wirtschaftlicher Sicht, und nicht nur aus Ar- beitgeber- und Unternehmersicht, sondern allgemein Harakiri mit Anlauf. (Beifall bei der SPÖ.) Ich bringe Ihnen ein Beispiel, weil es, glaube ich, ganz gut in Bezug auf die Förderungen dazupasst. Ich habe vorhin die Start-ups genannt, jetzt nenne ich Ihnen die Kampagne "Made in Vienna", eine Kampagne, die gemeinsam von Stadt Wien, Wirtschaftsagentur, Indust- riellenvereinigung und Wirtschaftskammer initiiert wurde und bei der es um die produzierenden Unternehmen in dieser Stadt geht. Große Industrieunternehmen haben an der Kampagne teilgenommen, und sie zeigt auf, dass es in Wien sehr wohl auch produzierende Industrie gibt und dass wir das als Stadt auch sehr zu schätzen wis- sen. (Beifall bei der SPÖ.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, damit ich meine selbstgewählte Redezeit nicht doch auch noch überschreite, lassen Sie mich noch einen letzten Punkt anbringen! Das ist heute ein bisschen untergegangen, denn normalerweise war das immer ein Dauerbrenner der Opposition, nämlich die Frage, wie es mit den Schweizer Franken ausschaut. Ich kann mich erinnern, vor allem Dr. Schock hat immer wieder darauf hingewie- sen, was da alles zu tun wäre. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als der Schweizer Franken ganz unten war und er gesagt hat: "Jetzt müssen wir konver- tieren!" und: "Jetzt müssen wir umtauschen!" und: "Wa- rum machen wir das nicht?", und so weiter, und so fort. (GR Anton Mahdalik: Dann hätten wir uns 400 Millionen EUR erspart!) Wir haben die Schweizer-Franken-Kredite in der Zwischenzeit komplett zurückgezahlt. Wir konnten dadurch für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in dieser Stadt insgesamt einen Vorteil von rund 308 Millio- nen EUR erzielen. (GR Anton Mahdalik: Bei einem Ver- lust von 400 Millionen EUR!) Hätten wir die von Dr. Schock damals vorgeschlagene Maßnahme gemacht, dann hätten wir in etwa 70 Millionen EUR Schaden ge- habt. (GR Anton Mahdalik: Stimmt ja alles gar nicht!) So viel also zur Wirtschaftskompetenz der Freiheitlichen, diese hätte die Stadt Wien, die Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern sehr viel Geld gekostet. (GR Anton Mah- dalik: Es stimmt nicht einmal die Hälfte von dem, was du sagst!) Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin schon am Ende meiner Ausführungen. Ich denke, auch dieser Rechnungsabschluss zeigt: Wir können wirtschaf- ten, der Wirtschaftsstandort und Finanzstandort Wien kann sich sehen lassen. Ich ersuche Sie um Zustim- mung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies. Ich ertei- le es Ihm. Selbstgewählte Redezeit 6 Minuten. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr ge- ehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Her- ren! Ich werde es kurz machen, denn ich habe ein biss- chen das Gefühl, die Luft ist schon jetzt aus der Budget- debatte draußen, und wir sind gerade erst einmal in der ersten Geschäftsgruppe. Nichtsdestoweniger wird sich jeder freuen, wenn es nicht allzu lange dauert. Ein paar Sachen erlaube ich mir trotzdem zu bemerken, insbe- sondere auch, weil Kollege Aichinger einige der eigenen Steuern und Abgaben angesprochen hat. Jetzt ist er leider nicht hier, aber man kann es ihm si- cher ausrichten, die eigenen Steuern, so wie sie momen- tan beschrieben sind, sind ja nicht ganz so eigen, wie sie sich darstellen. Im Endeffekt sind von den knapp 1,4 Milliarden EUR, die unter den eigenen Steuern subsu- mieren, etwas mehr als 900 Millionen EUR klare Bun- desvorgaben, die nur deswegen eigene Steuern heißen, weil sie der Gemeinde Wien zu Gute kommen. Darunter fallen insbesondere die Grundsteuern beziehungsweise die Kommunalsteuern. Bei der Kommunalsteuer hat Kollege Aichinger da- rauf hingewiesen, dass wir deshalb auch kein Einnah- menproblem hätten, weil die Kommunalsteuern gegen- über dem Vorjahr um 3 Prozent gestiegen sind. - Das stimmt nominell. Schaut man sich solche Sachen an, dann geht es mir um den Vergleich und um eine redliche Diskussion. Entscheidend ist natürlich, wie groß die reale Steigerung zum Beispiel bei den Kommunalsteuern und auch bei der Dienstgeberabgabe ist, die oft damit im Zusammenhang steht und eine Wiener Abgabe ist, im Vergleich zur Inflation, die man selbstverständlich mit einbeziehen muss, und auch zum Bevölkerungswachs- tum, das man selbstverständlich für Wien einbeziehen muss. Wenn wir mehr Arbeitsplätze und mehr Bevölke- rung haben, bedeutet das auf der einen Seite mehr Ein- nahmen, auf der anderen Seite bedeutet es auch mehr Ausgaben, da wir selbstverständlich für 20.000, 30.000 mehr Menschen im Jahr neue Wohnungen bauen müs- sen, neue Kinderbetreuungsstätten errichten müssen, für neue Infrastruktur, neue Mobilität, Grünanlagen, Ge- sundheitsvorsorge, et cetera sorgen müssen. Das Bevöl- kerungswachstum betrug im Jahr 2017 1,5 Prozent, der VPI im Jahr 2017 2,15. Wie man das bei einer Prozent- rechnung macht, kommt dann knapp 3,5 Prozent Wachs- tum raus, die Kommunalsteuer selbst ist nur um 3 Pro- zent gewachsen. Nominell ist das ein Wachstum der Kommunalsteuer, real, einbezogen Verbraucherpreisin- dex, einbezogen Bevölkerungswachstum, ein leichter Rückgang. Ähnlich verhält es sich bei der Dienstgeber- abgabe: Nominell ein Wachstum um 1,4 Prozent, wenn man sich Bevölkerungswachstum 1,5 Prozent, VPI 2,15 anschaut, dann real ein Rückgang. Ich glaube trotzdem, dass es Wien im Großen und Ganzen mit den eigenen Steuern, auch den Ertragsanteilen, schaffen könnte und im Hinblick auf den mittelfristigen Finanzplan es auch schaffen wird, ausgeglichen zu bilanzieren. Es gibt immer wieder ein paar Sachen, die nicht so einfach vorauszusagen sind - ich habe es heute schon einmal kurz angesprochen -, ob die Bundesregierung vorhat, eine Steuersenkung zu machen, ja oder nein, das weiß man im Vorhinein nicht, und auch die Höhe weiß man nicht. Diesmal sieht man, es wird uns mit ungefähr 80 Millionen EUR treffen. Der Pflegeregress: Zu diesem gibt es jetzt zwar eine Vereinbarung, ich glaube, knapp 300 Millionen EUR zwischen dem Bund und den Ländern, wobei das zwi- schen den Ländern noch nicht unbedingt geklärt ist. Und der Pflegeregress für das Kuratorium der Wiener Pensi- onisten-Wohnhäuser - Frau Kollegin Korosec und alle anderen, die unlängst bei der Vorstandssitzung Kuratori- um Wiener Pensionisten-Wohnhäuser waren, wissen es - ist noch überhaupt nicht geklärt. Da geht es um zig Millionen Euro, wofür wir die Unterstützung der Oppositi- on in Wien benötigen, um auf Bundesebene und selbst- verständlich bei den zuständigen Ministerien klarzustel- len, dass auch hier der Wegfall des Regresses refinan- ziert werden muss. Es gibt also immer wieder einzelne Beträge, die sich zu ordentlichen Millionenbeträgen addieren, die dazu beitragen, dass es nicht ganz so einfach ist. Wie schaut es aus im Bereich der Mindestsicherung? Wir haben Bundesländer wie Tirol und Vorarlberg, die im Großen und Ganzen eine Mindestsicherung in der Höhe der Wiener Mindestsicherung haben. In diesen Bundes- ländern akzeptieren und erkennen selbstverständlich auch die Christdemokraten, die ÖVP, dass es notwendig ist, dass man Menschen, die sich in Armut befinden, helfen und unterstützen muss. Nichts anderes wünschen wir uns auch für Wien. Selbstverständlich wünschen wir uns, dass die Armut in Wien zurückgeht, selbstverständlich wünschen wir uns, dass in dieser Hinsicht Unterstützung geleistet wird. Sollte es schneller gehen, macht es das leichter, wenn es nicht ganz so schnell geht, wird es vielleicht etwas länger dauern, bis wir tatsächlich ein ausgeglichenes Budget haben. Ich gehe aber davon aus, dass wir es à la longue schaffen werden. Ein letzter Satz noch, da das Licht schon blinkt, zu manchen Anträgen der Opposition, insbesondere der Freiheitlichen: Mein Lieblingsantrag, den ich heute gele- sen habe - ich sage, wie es ist, denn ich habe mir ge- dacht, Kopfschütteln bis zum Gehtnichtmehr oder wir werfen das Geld auf die Straße -, das ist der Antrag, die Wasser-, Kanal- und Müllgebühren um 15 Prozent, Strom um 10 Prozent, Gas um 20 Prozent zu senken. Abgesehen davon, dass es bei Strom und Gas ein Ein- griff in ein reguläres Unternehmen wäre, das sich im Wettbewerb mit zig anderen, ich glaube, mit 150 anderen Strom- und Gasanbietern in Wien befindet, macht das in Summe jedenfalls mehr als 400 Millionen EUR aus. Die Wiener Stadtwerke kann man in Konkurs schicken, wenn man ihnen 300 Millionen wegnimmt, und der Stadt Wien würden bei den Vorstellungen der Freiheitlichen, 10 Prozent bei Wasser, Abwasser und Kanal einzusparen, mehr als 100 Millionen EUR fehlen. Liebe KollegInnen der Opposition, das ist schlicht und einfach unseriös. Das macht die Stadt Wien kaputt, und das können wir nicht zulassen. - Danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Dr. Wansch. Ich erteile es ihm. GR Mag. Dr. Alfred Wansch (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Sie haben schon einige Punkte und Themen zur Ge- schäftsgruppe Finanzen gehört, Kollegin Mag. Nittmann und Kollege Stark haben Ihnen die freiheitlichen Betrach- tungsweisen und Lösungen samt Anträgen präsentiert. Ich möchte nun auf einen besonderen Bereich zu spre- chen kommen: Wir haben gehört, dass der Rechnungs- abschluss zeigt, dass wir in Wien trotz Rekordverschul- dung kein Einnahmenproblem haben. Das heißt, das Problem hat nicht die Stadt Wien mit den Einnahmen, sondern das Problem haben die Wienerinnen und Wie- ner, die diese auch Rekordeinnahmen finanzieren. Ich spreche nun vom besonderen Bereich der Gebühren und ich spreche davon, dass die Stadt Wien aus zweckge- bundenen Abgaben widerrechtlich Steuern macht und diese Erlöse aus den Steuern rechtswidrig im allgemei- nen Topf verwendet. Dies alles auf Kosten der Wienerin- nen und Wiener. An dieser Stelle, weil das alles ein bisschen abstrakt und phrasenhaft ist, ein kurzer Querschwenk interessan- terweise zum Bereich Wohnen: Wir haben vor einigen Tagen den Betriebskostenspiegel 2018 veröffentlicht gesehen, und in diesem Betriebskostenspiegel wird aufgezeigt, dass von 2010 bis zum Erfassungsjahr 2016 die Betriebskosten für Müllentsorgung um 14 Prozent und die für Wasser um 43 Prozent gestiegen sind. Jeder kann sich ausrechnen, dass das weit über der Inflations- rate ist und kann zum selben Ergebnis kommen, das ich Ihnen hier sage, nämlich dass Rot und Grün in Wien seit 2010 Mittäter und in Wirklichkeit sogar Verursacher der Wohnkostenexplosion sind, weil die Betriebskosten na- türlich ein wesentlicher Teil der Wohnkosten sind. (Zwi- schenruf von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Während wir hier immer gehört haben, Herr Kollege Margulies, was Sie, gemeinsam mit den Verantwortlichen auf der roten Seite dieser Stadtregierung, Gutes für die Men- schen machen, haben Sie den Menschen in die Tasche gegriffen. Während Sie erzählen: Leistbares Wohnen - unsere Forderung, dafür stehen wir gerade!, greift die Finanzabteilung in die Kassen der Mieter von Gemein- dewohnungen, von privat vermieteten Wohnungen, von Wohnungen im sozialen Wohnbau und von Wohnungs- eigentümern. Keiner ist vor dem rot-grünen Zugriff bei den Gebühren für Müllentsorgung, Wasser und Kanal sicher, keiner ist davor bewahrt. Sie können sich sicher noch daran erinnern, dass der Bundesrechnungshof den zweckwidrigen Vorgang der Schaffung einer Kanal-, Wasser- und Müllsteuer statt einer zweckgebundenen Gebühr festgestellt hat. Der Bundesrechnungshof hat damals den Überschuss in den Jahren 2005 bis 2007, 388 Millionen EUR, festgestellt und zu dieser festgestellten Rechtswidrigkeit gesagt, man möge das den Bürgern in Form einer Aussetzung der Gebührenerhöhungen wieder zurückgeben. Am einfachsten kann man diese Aussetzung der Erhöhun- gen durch das Aussetzen des Valorisierungsgesetzes machen. Wir haben das regelmäßig im Gemeinderat beantragt, es ist genauso regelmäßig von Rot-Grün abgelehnt worden. Rot-Grün ist bei seinem, ich sage einmal, schonungslosen, weil für die Bürger nicht ver- meidbaren und nicht ausweichbaren, Inkassoprogramm geblieben. Noch eine aktuelle Zahl, weil wir ja vom Rechnungs- abschluss 2017 reden, und wenn jemand versucht sein könnte, zu sagen, ich erzähle eine alte Bundesrech- nungshofgeschichte, so sage ich, ja, es ist eine alte Geschichte, aber die Rechnung ist noch immer offen. 2017 haben wir im Rechnungsabschluss bereits 74 Milli- onen EUR aus der Müllsteuer - ich sage jetzt Steuer dazu, auch wenn andere Abgabe sagen, denn ich sehe das so wie der Rechnungshof. 74 Millionen EUR Über- schuss sind ins Allgemeine Budget geflossen, nicht zweckgemäß für den Abgabenhaushalt, für den Gebüh- renhaushalt als Abgabenhaushalt. Bei der Wassersteuer beträgt der Überschuss 2017, der ins Allgemeine Budget geflossen ist, sogar 113 Millionen EUR. Das heißt, 187 Millionen EUR fließen in den allgemeinen Topf, obwohl wir wissen, dass das rechtswidrig ist und obwohl wir wissen, dass damit die Wohnkosten für jede Wienerin, für jeden Wiener erhöht werden. Deshalb stellen wir Freiheitlichen zwei zentrale For- derungen: erstens die Aufhebung des Kostensteige- rungsmechanismus in Form des Wiener Valorisierungs- gesetzes und zweitens die Rückführung zumindest eines Teils der rechtswidrig inkassierten Gebühren durch eine breite Gebührensenkung und Kostensenkung bei den wohnrelevanten Gebühren und Kosten. Zu diesem Zweck bringe ich als ersten Schritt einen Antrag ein, den Kollege Margulies bereits zitiert hat. Offensichtlich hat er kein schlechtes Gewissen bekommen, sondern sich überlegt, wie man, so wie seit 2010, den Menschen erzählen soll, dass sie sogar Sachen zahlen, die sie nicht zahlen müssen, aber das alles schön ist. Deshalb gebe ich meine Hoffnung nicht auf, auch bei Ihnen nicht, Herr Kollege Margulies, dass Sie eines Ta- ges fair werden und eines Tages den Wienerinnen und Wienern das, was der Stadt nicht gebührt, zurückgeben. Wenn Sie den Menschen etwas wegnehmen, greifen Sie nicht versteckt über Gebühren in deren Taschen, son- dern finden Sie legale Wege, zum Beispiel indem Sie eine Steuer einführen, über die man dann diskutieren und bei einer Wahl abrechnen kann! In diesem Sinne: Die Hoffnung stirbt zuletzt! Ich bin überzeugt, die Hoff- nung wird sich durch eine neue Regierung erfüllen, in der die FPÖ die Verantwortung trägt. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schinner. Selbstgewähl- te Redezeit 8 Minuten. - Bitte. GRin Katharina Schinner (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Kollege Wansch, es war mir trotz Konzentration nicht möglich, Teile Ihrer spezifischen Ausführungen zu verstehen. (GR Anton Mahdalik: Das liegt aber nicht an ihm! - GR Mag. Dr. Alfred Wansch: Das dürfte Ihr Prob- lem sein!) Ich glaube schon, dass das Vandalisierungs- gesetz Valorisierungsgesetz heißt - da hatte ich das Gefühl, ich kann Ihnen wieder folgen. Es war einfach nicht klar, worauf Sie hinauswollen. (GR Anton Mahdalik: Ich hab es verstanden!) - Das Valorisierungsgesetz oder das Vandalisierungsgesetz? - Ich habe das Gefühl, Sie haben sich da wirklich in einigen Wortschlingen verhed- dert. (GR Mag. Wolfgang Jung: Es geht nur um den Unterschied zwischen Steuern und Abgaben! Das ist sehr schwer zu verstehen!) Ich möchte auf zwei Punkte eingehen und damit die Debatte hoffentlich bereichern. Ich möchte in diesen Rechnungsabschluss einen internationalen Blickpunkt hineinbringen und heute hier eine Erfolgsgeschichte erzählen. Ich habe sie schon öfter in Ausschnitten erzäh- len dürfen und sitze auch schon lange dort in der Kom- mission: Ich möchte gerne den WienTourismus und somit auch den Blick der Gäste, die jedes Jahr zu uns kommen und die unsere Stadt, glaube ich, sehr kritisch und sehr offen bereisen und sich hier ein Bild machen, hineinnehmen. Ich möchte aber gerne auch noch einmal - das hat mein Kollege Kraus schon kurz angeschnitten - auf die internationalen Betriebsansiedlungen zu spre- chen kommen, denn ich denke, dass internationale Be- triebe zu uns kommen, ist ein unglaublich starker Aus- weis dafür, dass hier einfach ein Bündel an Rahmenbe- dingungen passen und stimmen muss. Im Jahr 2017 waren es 191 internationale Betriebe, die sich hier ange- siedelt haben - das ist mehr als in allen anderen Bundes- ländern zusammen. Das ist eine ganz beachtliche Zahl, und jedes Jahr gelingt uns hier ein neuer Rekord, dank - das muss man wirklich auch sagen - der exzellenten Arbeit der Wirtschaftsagentur, die sich in den letzten Jahren eine ganz große Expertise darin aufgebaut hat, diese Unternehmen wirklich bis hin zu den einzelnen ArbeitnehmerInnen zu begleiten und sozusagen am Wiener Standort einzuführen. Der zweite Punkt, auf den ich gerne zu sprechen kommen möchte, ist der WienTourismus. Heute sind schon viele Dinge gesagt worden, vor allem von einer der Oppositionsparteien, bei denen ich das Gefühl habe, das hat mit der Stadt, in der ich lebe und für die ich ar- beite, so überhaupt nichts zu tun und ich kann mich da gar nicht wiederfinden. In der Stadt, in der ich mich be- wege, sind im Jahr 2017 über 7 Millionen Gäste zu uns gekommen - eine unglaublich beachtliche Zahl, ein Re- kordergebnis und auch sozusagen ein großer Schritt hin zur Umsetzung der Tourismusstrategie 2025, nämlich insofern, als es 2017 auch 15,5 Millionen Nächtigungen in Wien gab. Würden so viele Menschen kommen, würden so viele Menschen hier übernachten, wenn diese Stadt unattrak- tiv wäre? Würden so viele Menschen hier ihre Urlaubser- lebnisse teilen und in den sozialen Medien bespielen, wenn Wien nicht eine schöne und eine starke Destinati- on wäre, um hier glückliche Tage zu verbringen? - Das wäre natürlich nicht so. Weil wir heute in die Zahlen blicken, möchte ich eini- ge auch hier nennen: Jede Million Euro an Ausgaben, die von Gästen getätigt werden, schafft elf neue Arbeits- plätze. Wir haben einen Kongressstandort, der sich se- hen lassen kann, ein wirtschaftlicher USP der Extraklas- se: 4.074 Kongresse, das bedeutet 611.000 Tagungs- teilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer. Das sind wahnsinnige Zahlen, das ist wahnsinnige Wirtschaftsun- terstützung und -förderung, die damit betrieben wird. Und: Wir haben, und das soll man bitte auch nicht vor- enthalten, in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft 92.611 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer - also eine ganz große Zahl an Menschen, die in diesen Bereichen und mit diesem Bereich ihr Geld verdienen und die durch ihr Herzblut gemeinsam, nämlich Arbeitgeber und Ar- beitnehmer, ganz stark auch dazu beitragen, dass unse- re Stadt zum neunten Mal zur lebenswertesten Stadt erklärt wurde. (Beifall bei der SPÖ.) Und weil wir immer wieder davon reden - und das finde ich ganz wichtig, denn wir stehen ja nicht an, in Dingen auch besser zu werden -, Dinge zu hinterfragen und auch weiterzuentwickeln, hat sich auch der sehr erfolgreiche WienTourismus sozusagen eine neue Schneise geschlagen und sich in den letzten zwei Jahren sehr, sehr darauf konzentriert, diese Bindegliedfunktion, die er ja hat und die ganz wichtig ist, zwischen einerseits den Gästen, die nach Wien kommen, und andererseits aber auch der Bevölkerung, die in Wien lebt, wahrzu- nehmen. Denn auch Strategien, Zahlen, Erfolgszahlen sind, gerade im Tourismus, nur zu verwirklichen, wenn auch die Wienerinnen und Wiener mitziehen. So ver- wundert es nicht, dass in einer Umfrage 96 Prozent der Wienerinnen und Wiener sagen, sie finden den Touris- mus, die Entwicklungen, das, was es hier an Attraktivität gibt, ganz wichtig und richtig. Und was tut der WienTourismus diesbezüglich? - Es gibt eine neugegründete Abteilung, das Destinationsma- nagement. Es gibt die mobile Tourist-Info, die tagtäglich in den Bezirken, in allen Räumen der Stadt unterwegs ist und ganz niederschwellig über die Tourismusangebote informiert, auch die Wienerinnen und Wiener - das sind also alles Angebote, die auf beide Zielgruppen ausge- richtet sind. Außerdem gibt es die regelmäßige Befra- gung zur Tourismusgesinnung, um herauszufinden: Was ist die Sichtweise der Bewohnerinnen und Bewohner in Bezug auf den Tourismus? - Ich glaube, dass diese Schneise, dass dieser Ansatz, zu sagen, wie schlägt man die Brücke zwischen den TouristInnen und den BewohnerInnen, einer ist, der dazu beiträgt, dass wir in den nächsten Jahren immer weiter auf sehr, sehr gute und starke Zahlen hoffen können. Somit stehen wir dafür, dass wir unsere Stadt Wien weiter in eine Stadt verwandeln, in der im höchsten Ausmaß Innovationen Platz haben, in der aber auch ein soziales Gewissen gelebt wird, wie es uns als Sozialde- mokratinnen und Sozialdemokraten ganz wichtig ist. Ich hoffe schon sehr, dass die Opposition, vor allen Dingen Teile der Opposition, zukünftig wieder mehr auf die Ent- wicklung von Vorschlägen setzt, die positiv sind, die zukunftsweisend sind und die dazu beitragen, dass un- sere Stadt sich entwickeln kann, und nicht Angst und Ressentiments geschürt werden. (Beifall bei der SPÖ und von GR David Ellensohn.) Abschließend möchte ich gerne auch von dieser Stel- le aus danken. Es ist schön, wenn man an diesem Platz stehen darf und wenn man auch danken darf, und wir wissen, dass wir hier die Möglichkeit haben, auch Erfolge zu verkünden, weil ganz viele Menschen in dieser Stadt - im Magistrat und darüber hinaus, und wenn man jetzt den Tourismus anschaut, auch die vielen Partnerinnen und Partner - tagtäglich tolle Arbeit leisten. Ich möchte mich bei allen, bei jedem und jeder, der oder die mit dieser Arbeit seinen Beitrag leistet, herzlich bedanken. Sie ist ganz, ganz wichtig, und sie liefert unglaublich gute Ergebnisse. Danke schön! (Beifall bei SPÖ und GRÜ- NEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Meinhard-Schiebel. - Bitte. GRin Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Da wir nun endlich auch beim Thema Internationales angelangt sind, darf ich Sie vielleicht an Europa erinnern. Ich glaube, Sie alle wissen, dass es ein 67-seitiges Pro- gramm für die Ratspräsidentschaft gibt, und dieses trägt bereits die Handschrift der neuen Regierung. Wie bei so vielen anderen Themen ist klar erkennbar, dass der Geist für ein Europa des sozialen Zusammenhalts und des Friedens darin wenig Platz findet. Das bekommen wir auch im Gemeinderatsausschuss Europa und Inter- nationales zu spüren. Die EU-Präsidentschaft Öster- reichs ist ja kein Spaziergang, bei dem es lediglich um das Image Österreichs in Europa geht und nur darum, den Tourismus anzukurbeln, so wichtig er auch für uns ist. Die großen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Thema Europa haben sich in den letzten Mona- ten mit fast jedem Tag verschärft. Auch der Ton ist in diesem Ausschuss schärfer geworden und zeigt, welcher Geist hier regieren will. Wer also denkt, dass das ein zahnloses Gremium ist, irrt. Eine besondere Herausforderung sind und bleiben die Möglichkeiten, die das sogenannte Subsidiaritäts- prinzip bietet. Die Stärkung des Subsidiaritätsprinzips steht auch im Programm der Ratspräsidentschaft. Für uns als GRÜNE ist es immer schon wichtig und bleibt wichtig, dass diese Möglichkeit nicht bedeutet, einen Schritt in die Renationalisierung zu machen. Das Credo "Alles für uns! Was schert uns die EU?" mag in manchen politischen Kreisen Programm sein, dass damit aber zugleich sehr einfach ganz wichtige Gesetzesregelun- gen, die auch Schutz bedeuten, ausgehebelt werden, bleibt natürlich verborgen. So wie die ÖVP beim Gesetz zum Rauchverbot in der Gastronomie so ist die FPÖ auch bei CETA umgefal- len, trotz 562.000 Unterschriften beim Volksbegehren. Am 29.4.2016 hat der Gemeinderat einen rot-grünen Beschluss- und Resolutionsantrag angenommen, der sich deutlich kritisch zum Freihandelsabkommen positio- niert hat. Die FPÖ hat damals diesem Antrag zuge- stimmt, nur ÖVP und NEOS waren dagegen. Die FPÖ sollte sich also hüten, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Was CETA tatsächlich für Österreich bedeutet, was CETA für Europa selbst bedeutet, wird auch da mit voller Absicht verschwiegen oder verniedlicht. Falls Sie glauben, dass das alles aus der Luft gegriffen oder ein Hirngespinst ist, kann ich Ihnen nur raten, auf die Home- page von Global 2000 zu schauen und dort nachzulesen unter "Was ist CETA?" Und dann werden auch noch Programme für ältere Arbeitslose, wie die Aktion 20.000, gestrichen, der 12- Stunden-Arbeitstag wird mit dem zahnlosen Wort Freiwil- ligkeit verbrämt - wir alle wissen, dass es dabei keine Freiwilligkeit geben kann. Unsere Initiative, mit osteuro- päischen Ländern zu kooperieren, sie an die EU heran- zuführen, und das unter dem Kriterium der Rechtsstaat- lichkeit, wird torpediert von einem früheren Außenminis- ter und heutigen Bundeskanzler, der autoritär regierende und korrupte Minister und Staatsoberhäupter hofiert und mit ihnen Verträge abschließt. Das einzige und oberste Ziel für Europa dürfte nun sein: Wir schützen unsere Grenzen, Sicherheit ist das oberste Gebot, und der Kampf gegen die illegale Migration. - Wer aber nur von Sicherheit spricht, erzeugt damit ein Klima von Angst, weil mögliche Unsicherheit Angst hervorruft und damit erpressbar macht. Die Berichte, die wir im Europaausschuss präsentiert bekommen, zeigen uns ein ganz anderes Bild: ein Euro- pa, in dem Österreich und auch Wien eine wichtige Rolle spielen können. Folgende Eckpunkte sollten dieses Europa leiten: Soziale Sicherheit - statt Sicherheit durch Überwa- chung. Solidarität als gemeinsames Ziel - statt "mia san mia" und "alles für unsere Leut". Verantwortung für die Zukunft Europas übernehmen - statt Nettozahler- Egoismus zu zelebrieren. Rückgrat zeigen gegen autori- täre Regime und die lückenlose Verteidigung von Men- schenrechten. Dafür sorgen, dass Steueroasen in Euro- pa trockengelegt werden. Keine sogenannte Indexierung bei den 24-Stunden-Betreuerinnen, denen man die Fami- lienbeihilfe kürzt, um sich etwas zu ersparen, und ihnen damit von dem wenigen, das sie bekommen, noch etwas wegnimmt und gemeinsam kämpfen für ein Europa, in dem Gesundheit, Umwelt und Klimaschutz mindestens so viel zählen wie das Wirtschaftswachstum. Dieser Ausschuss ist ein Spiegelbild der politischen Entwicklung der letzten Zeit. Das ist der Grund und der Anlass, weshalb wir als GRÜNE ganz sicher keinen Millimeter breit nachgeben werden in unserer Haltung, auch hier für ein friedliches und soziales Europa zu kämpfen. Vielen Dank auch an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit uns und für uns daran arbeiten. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich möchte bekannt geben, dass Herr GR Damnjanovic ab 18 Uhr entschuldigt ist. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Handler. - Bitte. GR Klaus Handler (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Werter Herr Stadtrat! Ich möchte heute nochmals auf das Thema Arbeits- markt zurückkommen. Ihre Vorgängerin, Frau Brauner, hat in der Vergangenheit immer gesagt, dass die Neu- verschuldung ein Herausinvestieren aus der Krise ist. Sie, Herr StR Hanke, haben heute den Weg der Vergan- genheit gelobt, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Schauen wir uns deshalb noch einmal die statistischen Daten an, was den Arbeitsmarkt betrifft, denn der Ar- beitsmarkt ist immer ein guter Indikator dafür, wie es der Stadt wirklich geht. Dazu müssen wir zurückgehen bis in das Jahr 2008. 2008 waren 66.000 Personen in Wien arbeitslos; damals war noch ein Minus von 8 Prozent zu verzeichnen. 2008 war der Beginn der sogenannten Wirtschaftskrise, die anscheinend in Wien bis heute anhält. Gehen wir weiter: 2009 hatten wir 414 Millionen EUR Neuverschuldung und am Arbeitsmarkt ein Plus von 9,9 Prozent bei der Arbeitslosigkeit, also rund 6.500 neue Arbeitslose - insgesamt somit 73.000. 2010: ein Plus bei der Arbeitslosigkeit um 1,5 Pro- zent, also 1.000 Arbeitslose mehr. In diesem Jahr wur- den angeblich 1.500 Millionen EUR investiert, denn so hoch war die Neuverschuldung. Weil oft gesagt wird, das Ganze verzögert sich und die Wirkung tritt erst später ein, sehen wir uns das Jahr 2011 an: Bei der Arbeitslosigkeit ein Plus von 6,7 Pro- zent, also rund 5.000 Leute mehr arbeitslos, womit wir die Zahl von 80.000 Arbeitslosen erreicht haben. Inves- tiert wurden in diesem Jahr 993 Millionen EUR - so viel betrug die Neuverschuldung. Im Jahr darauf, 2012: Mit einem Plus von 4,9 Pro- zent, das sind 3.800 neue Arbeitslose, waren wir schon auf 83.000. Die Neuverschuldung betrug 332 Millionen EUR. 2013 ging es weiter mit einem Plus von 8,7 Prozent bei der Arbeitslosigkeit, also über 7.000 Menschen, die neu in Arbeitslosigkeit waren. Damit haben wir schon die 90.000 erreicht. Die Neuverschuldung betrug wieder 300 Millionen EUR. 2014: ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um 15,7 Pro- zent, mit über 14.000 neuen Arbeitslosen - damit haben wir die 100.000-Marke geknackt. 260 Millionen EUR betrug die Neuverschuldung. - Also ein Herausinvestie- ren kann ich bei den letzten Zahlen nirgends erkennen. 2015, der eigentliche Rekord der Wirtschaftskrise: ein Plus von 19,4 Prozent bei den Arbeitslosen, also über 20.000 zusätzliche Arbeitslose - damit ein Anstieg auf insgesamt 124.000. 544 Millionen EUR betrug die Neu- verschuldung. 2016: 545 Millionen EUR Neuverschuldung, ein Plus bei den Arbeitslosen von 3 Prozent und damit ein An- stieg auf 128.000. Jetzt sprechen wir von 2017, wo alle so sehr loben, dass die Arbeitslosigkeit zurückgeht, und deshalb schon Freudensprünge machen, aber wir hatten nach wie vor 124.000 Arbeitslose. Das bedeutet zwar einen Rückgang von 4.000, jedoch ist da auch, wie soll ich sagen, ein bisschen Schummeln im Spiel, denn wenn man sich die Zahlen hernimmt, dann sieht man, dass im Jahr 2016 damals 27.500 Leute auf Schulung waren, ein Jahr da- rauf waren es um 3.500 mehr. Damit beträgt der eigentli- che Rückgang gerade einmal 500 Personen, wie sich anhand der Statistiken ergibt - das sind die offiziellen Statistiken der letzten Jahre, in denen die Schulungen nicht eingerechnet sind, das sind nicht irgendwelche erfundenen Zahlen. Wenn man jetzt sieht, dass es in Wien momentan 13 Prozent Arbeitslose gibt, dann verstehe ich nicht, was man am Weg von Frau Brauner loben kann. (Beifall bei der FPÖ.) Sieht man sich den gleichen Zeitraum, 2017, in der Steiermark und in Tirol an, stellt man fest: minus 10 Prozent bei der Arbeitslosigkeit, damit ein Rückgang auf 7,3 beziehungsweise 5,8 Prozent. Also wenn Sie mir jetzt erklären wollen, Herr Stadtrat, was an dieser Politik der Frau Brauner gut war, so bin ich gespannt, denn: 410 Millionen EUR betrug die Neuverschuldung im Jahr 2017, 13 Prozent beträgt die Arbeitslosigkeit - das ist übrigens die höchste in Österreich, kein Bundesland hat so viel. Und ich behaupte, die Hauptstadt Wien sollte eigentlich der positive Motor sein, mit den wenigsten Arbeitslosen - und nicht mit den meisten, so wie es in Wien der Fall ist. Daher, Herr Hanke: Wien hat die Krise nicht gemeis- tert. Und wenn Sie sagen, Frau Brauner hat gute Arbeit geleistet - vielleicht müssen Sie sie auch loben, ich weiß es nicht -, dann kann ich Ihnen aber auch kein Wort glauben, was Ihre Zukunftsprognosen bis 2020 angeht. (Beifall bei der FPÖ.) Wofür die rot-grüne Stadtregierung die Neuverschul- dung in all diesen Jahren verwendet hat, kann ich Ihnen nicht genau sagen, aber eines ist sicher: nicht für den Arbeitsmarkt. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Neumayer. Selbstgewählte Redezeit 8 Minuten. - Bitte. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und via Livestream! Ich möchte mich einem Thema widmen, das seitens der Opposition heute unerwarteterweise relativ wenig angesprochen wurde - schade eigentlich, denn im Jahr 2018 müsste man meinen, dass die Digitalisierung in allen politischen Parteien schon angekommen ist. Gera- de in der Frage der Digitalisierung ist Wien auf der Über- holspur, sehr geehrte Damen und Herren, und zwar mit den Bürgerinnen und Bürgern und für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, denn Digital Public ist kein Zauberwort mehr, sondern längst Realität. Unser Ziel ist es, die Bürgerinnen und Bürger einzu- binden und mitzunehmen, sie mitzunehmen auf dem Weg der Transformation der Informationsgesellschaft, einer Transformation, die so oder so passiert, mit unse- rem Zutun oder auch ohne dieses, aber unser Ansatz ist ganz klar: Wir wollen hier Steuermann sein - und wir sind es auch - und wollen nicht geleitet sein von irgendwel- chen Überseetankern. Damit ja kein Missverständnis aufkommt: Wir wollen nicht einfach nur bei der Digitalisierung dabei sein - denn digital ist damit nicht unbedingt auch schon besser -, sondern die Frage, die wir uns stellen und die auch die vergangene Budgetperiode bereits geprägt hat, haben wir mit dem meiner Ansicht nach doch sehr bekannten Zukunftsforscher Matthias Horx gemeinsam: Was kann die Technik tun, um unser Leben praktischer zu ma- chen? - Diese Frage prägt den Ansatz der Stadt Wien, und allein diese Einstellung ist schon eine unserer vielen Stärken in der Art und Weise, wie wir mit der Digitalisie- rung umgehen. Wir legen den Fokus auf die wesentli- chen Dinge, die das Leben für die Bürgerinnen und Bür- ger unserer Stadt erleichtern. Den Rahmen zu unserem Tun liefert dabei die Smart-City-Strategie, die Ihnen natürlich allen bekannt ist. Ich möchte aber heute noch einen Punkt herausstrei- chen, einen Punkt, für den wir auf der ganzen Welt ziem- lich berühmt sind, nämlich den der Inklusion. Diesen inklusiven Ansatz wählen wir auch in der Digitalisierung, und wir stehen dazu, Wienerinnen und Wiener täglich einzubinden und mit ihnen gemeinsam für unterschied- lichste NutzerInnengruppen Angebote zu schaffen. Eine der Maßnahmen, die auch aus WiStA heraus entstanden ist, umfasst das Projekt "Dreiklang". In der zukünftigen MA 01 entsteht das IT-Nervenzentrum der Stadt Wien. Dadurch kann die Stadt künftig nicht nur effektiver ihre IT-Infrastruktur nutzen, sondern hier wird auch klar das hohe Maß an Sicherheit verwirklicht, das die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt verdient haben. Darum haben wir auch in das spezielle WienCERT Computer Emergency Response Team investiert, das auf präventi- ve und reaktive Maßnahmen gegen IKT-Bedrohung setzt und an regelmäßigen IKT-Sicherheitsübungen teilnimmt. Aber kommen wir noch zur Infrastruktur - einer der Punkte ist heute schon kurz angesprochen worden -, die essenziell für diese Stadt ist und bei der wir schon längst den Lead haben, vom Breitbandausbau bis zum WLAN. Es freut mich, dass wir mit der Erneuerung des Wiener Bildungsnetzes an der Basis der Digitalisierung, nämlich der Bildungsinfrastruktur, noch heuer die Weichen für die digitale Zukunft Wiens gestellt haben. Die Rahmenbe- dingungen der Breitbandmilliarde von Seiten des Bundes sind halt noch nicht ideal, aber gemeinsam mit den ande- ren Bundesländern arbeiten wir daran, dass diese Rah- menbedingungen besser werden und wir für die Wiene- rinnen und Wiener dann auch das Maximum herausho- len können. Wenn wir über die Erleichterung für Menschen reden, dann gefällt mir besonders gut, dass wir als Stadt mit Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam auch Schnittstellen geschaffen haben, wie den WienBot und die "Sag's Wien"-App. Der Chatbot der Stadt findet Antworten auf Fragen über die Kurzparkzone, den Verlust von einem Schlüssel oder Ähnlichem, ganz alltägliche Fälle, die jeder Wiener und jede Wienerin immer wieder erleben. Gerade für ältere Menschen sind diese Schnittstellen sehr benutzerfreundlich, weil nicht mühsam irgendwo eingetippt werden muss, sondern die Spracherkennung mittlerweile hervorragend funktioniert. Nicht umsonst wurde in der kurzen Zeit der Chatbot bereits 13.000 Mal heruntergeladen, und die Weiterentwicklung passiert tagtäglich. Die "Sag's Wien"-App wiederum ermöglicht es, rasch und direkt Themen im öffentlichen Raum zu melden, von unterwegs und zwischendurch mit kaum einem Aufwand. 30.000 Downloads wurden schon ge- zählt, seit es die "Sag's Wien"-App gibt. - Zwei hervorra- gende Beispiele, die zeigen, wie wir Digitalisierung ver- stehen und auch in Anwendungen für die Bürgerinnen und Bürger investieren. Ein weiteres Projekt, an dem die Kolleginnen und Kollegen des Magistrats gerade dran sind, ein europa- weit einzigartiges Projekt, wo wir auch ganz vorne dabei sind: "Wien gibt Raum". Bilddaten, Geodaten, Software und Web-Lösungen werden hier verbunden und genutzt, um die Verwaltung von Objekten im öffentlichen Raum zu organisieren. Kurz und bündig: Wir beschleunigen Verwaltungsverfahren, bieten hier Online-Assistenten und eine Erleichterung für Antragsteller, sowohl für Bür- gerInnen als auch für Unternehmerinnen und Unterneh- mer, aber natürlich auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Magistrat. Ziel ist es, Ortsaugenscheine zu reduzieren und die Zeit von uns allen zu sparen. Effi- zienzsteigerung ist auch hier ganz großgeschrieben, und vielleicht ist das auch der Grund, warum in der Oppositi- on relativ wenig über Digitalisierung gesprochen wird: weil wir gerade hier auch die Stärken für die Effizienz- steigerung unserer Stadt nutzen. Auch die von der MA 53 groß angelegte Machbar- keitsstudie zum Markenprozess, die noch 2017 auf Schiene gebracht wurde, zielt darauf ab, zu erleichtern und dem veränderten Kommunikationsverhalten der BürgerInnen Rechnung zu tragen - und nach innen geht es wieder um Synergieeffekte für den Magistrat, Syner- gieeffekte für die zig Tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Stadt. Sehr geehrte Damen und Herren! Gemeinsam mit den Wienerinnen und Wienern sind wir auf der Überhol- spur auf dem Weg zur Digitalisierungshauptstadt Euro- pas. Gerade wenn ich "gemeinsam mit den Wienerinnen und Wienern" sage, ist mir noch wichtig, kurz die Investi- tionen zu betonen, die die Bürgerinnen und Bürger bei der Transformation selbst unterstützen sollen: Eine Initia- tive Smart Kids steigert die digitalen Kompetenzen von SchülerInnen der Wiener Pflichtschulen, wobei IT- Unternehmen grundlegende Kernkompetenzen direkt an den Schulen vermitteln. Genauso wichtig ist aber auch das Programm WAALTeR, das sich in den Wiener Pen- sionistenklubs um digitale Kompetenz für die ältere Ge- neration bemüht. Und ein Verein, der mir persönlich sehr wichtig und ein Herzensanliegen ist, ist das forum journa- lismus und medien, kurz fjum, wo es um die Unterstüt- zung der Journalistinnen und Journalisten in dieser ra- santen Kommunikationswelt geht. Im aktuellen Bildungs- angebot sind die Antworten auf Fragen der Digitalisie- rung ganz großgeschrieben. Sehr geehrte Damen und Herren! Wir sind auf der Überholspur, gemeinsam mit den Wienerinnen und Wie- nern. Wir stehen für Datensicherheit, für optimale Nut- zung von Daten, für BürgerInnenorientierung genauso wie für Erleichterungen für unsere Wiener Unternehmen, aber auch für unsere Kolleginnen und Kollegen hier im Haus, die tausenden Magistratsbediensteten, die das Rückgrat der Stadtverwaltung darstellen. Genau hier möchte ich abschließend noch von meiner Warte aus danke sagen, denn ihre Arbeit und die Zusammenarbeit mit zahlreichen engagierten Bürgerinnen und Bürgern und Unternehmen ermöglicht, dass wir auf der Überhol- spur sind und selbstbestimmt Steuermann sind: Besten Dank an die KollegInnen der Geschäftsgruppen, die MitarbeiterInnen der MA 01, der MA 14, der MA 53, der MD-OS/PIKT und an die zahlreichen Institutionen und Vereine! Herzlichen Dank für Ihre Arbeit im letzten Jahr! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Jung. - Bitte. GR Mag. Wolfgang Jung (FPÖ): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Kollegin Meinhard-Schiebel hat also doch das Wort Europa noch in die Debatte gebracht und hat gleich von intensiven Diskussionen im Ausschuss gesprochen. Also ich kann mich nicht erinnern, dass sie in den letzten drei Ausschusssitzungen irgendetwas Wesentliches, oder überhaupt irgendetwas, beigetragen hätte. Sie wirkte da eher wie ein steinerner Gast. Aber immerhin, sie hat dieses Thema heute angesprochen und insofern zu Recht angesprochen, als sich die Europäische Union zur Zeit in einer schwierigen Phase befindet. Es wird eine schwere Präsidentschaft für Österreich, die Probleme häufen sich: Es fällt der Brexit an, es fallen die neuen Zahlungen für Griechenland an, es fällt die erstarkende Fluchtwelle an und auch die Problematik in der Bundes- republik Deutschland, die nicht ohne Auswirkungen auf Europa bleiben wird - wer glaubt, das leugnen zu kön- nen, lügt sich selbst in die Tasche. Es kracht in dieser Union an allen Ecken und Enden. (Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) - Ja, das tut es, Herr Kollege, das stimmt. Vor allem die durch die Massenzuwanderung ausgelösten Probleme machen deutlich, dass es so, mit der gegenwärtigen Struktur der Union, nicht weitergehen kann. (GRin Mag. Beate Meinl- Reisinger, MES: Sondern?) Dabei stehen sich zwei verschiedene Lösungsmodel- le fast, könnte man sagen, diametral gegenüber. Das eine ist: mehr Union, noch mehr Vergemeinschaftung, und die zweite Variante ist eben die, die eine verstärkte Subsidiarität zumindest in Teilbereichen (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: In welchen Bereichen?) und die Rückkehr zu nationalen oder auch bilateralen Lösungen verlangt. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: In welchen Bereichen? Konkret bitte: Welche Be- reiche?) - Was meinen Sie mit "welche"? (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Welche Bereiche ...) - Das ist sehr, sehr viel, Frau Kollegin. Wir sehen es ja am Beispiel des Grenzschutzes: Wenn der Grenzschutz in der Union nicht funktioniert, dann muss ich ihn, zumin- dest solange er nicht funktioniert, auf der nationalen Ebene lösen. (Beifall bei der FPÖ. - GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Also wieder: Grenzen schließen ...) Auch wenn Sie dann immer wieder fordern - Sie weniger, denn Ihre Fraktion ist zu klein (GR Kurt Wag- ner: Na, na, na!), aber wenn immer wieder Forderungen gestellt werden, man möge das doch in Europa lösen: Ja, das wäre gut, aber solange es nicht geht - und es zeigt sich durch Jahre hindurch, seit 2015, dass es nicht geht -, gilt es, auf nationaler Ebene zu handeln. Und wer in der Zwischenzeit nicht handelt, handelt verantwor- tungslos - und das tut diese Regierung nicht! (Beifall bei der FPÖ.) Viele und immer mehr Bürger in Europa - nicht nur in Österreich, nicht nur in Deutschland, in Ungarn, in den Visegrád-Staaten oder anderen Ländern - haben es satt, dauernd beschwindelt und beschwichtigt zu werden. Wenn Sie jetzt sagen, das stimmt nicht, dann erinnern Sie sich doch an Herrn Kollegen Juncker, der gesagt hat: "Wenn es ernst wird, muss man lügen." - Jetzt ist es sehr ernst. Die Frage ist: Was wollen sie uns jetzt vorlügen? Es war aber nicht nur Kollege Juncker im Europaparla- ment, sondern es war auch Schäuble, der gesagt hat, "wir bescheißen" die Bürger "gelegentlich". Im Europa- parlament! Diese Herren haben ja nicht einmal mehr den Genierer, das zu leugnen - und dann wundert man sich in Brüssel, wenn die Bürger diese Union in der Form, wie sie jetzt läuft, nicht mehr wollen. Im Übrigen hat ja auch der jetzige Bundespräsident als damaliger grüner Abgeordneter so etwas Ähnliches gesagt, als er die Frau Minister Fekter bei den Griechen- land-Krediten im Parlament verteidigt hat. Er hat damals gesagt: "Sie muss sich in so einem Fall verschweigen, sie muss sogar, finde ich, gegen ihre eigene Überzeu- gung sprechen," - gegen ihre eigene Überzeugung! - "wenn sie öffentlich spricht." - Das heißt, man muss die Bevölkerung beschummeln. - "Denn wenn sie der Mei- nung sein sollte, dass Griechenland das nicht zurückzah- len können wird, was wird dann sein? - Dann würden die Leute fragen: Ja und was heißt das, wer zahlt dann und was passiert dann?" - Genau das fragen sich die Leute nämlich dann. Er wurde von dann von Abg. Strache mit einem Zwi- schenruf unterbrochen. Dieser hat gesagt: "Das wäre der ehrliche Umgang!" - Und Van der Bellen hat darauf ge- antwortet: "Das wäre ein ehrlicher, aber unprofessionel- ler Umgang." Darauf gab es Beifall bei GRÜNEN und ÖVP. - Strache sagte darauf: "Man muss also lügen, um professionell zu sein!" Und Van der Bellen hat gesagt: "Sorry, das muss ich so sagen." Das ist die Art und Weise, wie man mit den Bürgern auf die Dauer nicht umgehen kann. Man kann sie nicht auf die Dauer beschwindeln! Da gibt es einen berühmten amerikanischen Staatsmann, Abraham Lincoln, der ge- sagt hat: "Man kann einen Teil des ..." (Zwischenrufe von GR Kurt Wagner und GRin Mag. Beate Meinl- Reisinger, MES.) - Frau Kollegin Meinl, hören Sie es sich an! - Lincoln hat gesagt: "Man kann einen Teil des Vol- kes die ganze Zeit täuschen ..." (Neuerlicher Zwischen- ruf von GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES.) - Ich habe das Mikrofon, Frau Kollegin, ich kann lauter reden. - "Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täu- schen und das ganze Volk einen Teil der Zeit, aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen." - Und genau in diesem Stadium sind wir heute in Europa, nicht nur in Österreich, sondern in vielen anderen Län- dern auch! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe von GR Dr. Kurt Stürzenbecher und GR Mag. Rüdiger Maresch.) Die Bürger sehen genau, was in Brüssel vorgeht, und sie merken, dass es so nicht weitergehen kann (Neuerli- cher Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.), denn dieses Kartenhaus der Träumer, Herr Kollege (Neuerli- cher Zwischenruf von GR Kurt Wagner.) - da gehören Sie auch dazu ... Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbre- chend): Bitte um ein bisschen Ruhe im Saal! GR Mag. Wolfgang Jung (fortsetzend): ... zerschellt an der Realität der Flüchtlingswelle. (GR Kurt Wagner: 12 Stunden, 60 Stunden, ja ja!) - Jetzt sind Sie wenigs- tens aus der Mittagspause aufgewacht. Das hat auch etwas für sich. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbre- chend): Bitte die ständigen Zwischenrufe zu unterlassen! GR Mag. Wolfgang Jung (fortsetzend): Es zerschellt an der Realität der Flüchtlingswelle und an deren Prob- lemen, die gewaltig sind und die - wie wir ja auch heute im Zusammenhang mit dem Budget gehört haben - für einen beträchtlichen Teil der Neuverschuldung und de- ren Kosten verantwortlich sind. Es gilt, eine neue und eine ehrlichere Form der Euro- papolitik zu finden - oder diese Union wird zerfallen. Ich habe es schon gesagt: Subsidiarität statt Pommes-frites- Verordnungen von oben! (GRin Mag. Beate Meinl- Reisinger, MES: In welchen Bereichen?) Entscheidun- gen durch die, die unmittelbar betroffen sind, und Dele- gation an deren Gremien - dazu gehören die National- staaten, dazu gehören aber auch die Regionen. Damit sind wir auch schon beim Europaausschuss hier in Wien, der ja dafür eigentlich zuständig war - und weil er ja heute so euphorisch gelobt wurde. Er wurde einst, auf Drängen der GRÜNEN - stimmt - und von uns, durch die Umwandlung der ehemaligen Europakommis- sion eingeführt, um das Thema Europa aufzuwerten - so wurde damals gesagt. Er ist aber gegenwärtig - es hat sich von der SPÖ ja auch niemand dazu zu Wort gemel- det - ein ungeliebtes Anhängsel der Politik der SPÖ geworden, und er vegetiert nur noch dahin - im Gegen- satz zu dem, was die Frau Kollegin gesagt hat -, und ich werde das auch beweisen. Die beiden dafür verantwortli- chen Stadtpolitiker, Bgm Häupl und Frau StRin Brauner, haben sich ja jetzt aufs Altenteil zurückgezogen, und dieser Rechnungsabschluss gibt die Möglichkeit, eine Misserfolgsbilanz, könnte man es nennen, der beiden zu ziehen. Bgm Häupl hat bei seiner Abschiedstournee in Brüs- sel die Europapolitik Wiens gelobt und hat das europapo- litische Engagement der Stadt Wien herausgestrichen. Die Realität schaut aber anders aus: Es herrscht Desin- teresse für den zuständigen Ausschuss, zumindest zu wenig Interesse, um diesen wirklich mit konkreten The- men zu befassen. Offiziell heißt es dann immer wieder, es herrsche bei dem Ganzen hohe Einstimmigkeit, in Wirklichkeit aber will man die Opposition nicht einbezie- hen, und die Information bekommt die Opposition ohne- hin nicht. So erfahren wir zum Beispiel vom Wien-Haus in Brüssel nur am Rande oder manchmal gar nicht. Viele Mitglieder des Europaausschusses wurden mit diesem Problem überhaupt noch nicht konfrontiert. Es gibt hie und da spärliche Berichte. Und als dieses Wien-Haus vor zwei oder eineinhalb Jahren seine 20-Jahr-Feier beging, wurde nichts davon im Ausschuss erwähnt. Es wurde niemand von den Ausschussmitgliedern dorthin eingela- den - ich war zufällig in Brüssel und habe es dadurch erfahren -, außer SPÖ-Mitglieder und auch schon aus- gediente SPÖ-Funktionäre, die schon lange keine Ge- meinderäte mehr waren. Die waren dann ganz irritiert, dass man diese Familienfeier durch Anwesenheit eines Nichtsozialdemokraten gestört hat. (Heiterkeit bei GR Mag. Manfred Juraczka.) Der Bürgermeister, der diesem Ausschuss als rang- höchstes Mitglied angehört und der sich ausdrücklich hineinreklamiert hat - mit viel Pomp und großen Sprü- chen hat er 2010 im Roten Salon diesen Ausschuss aus der Taufe gehoben, hat seine Wichtigkeit betont und wollte hinein -, ward seither, seit 2010, dort nicht mehr gesehen. Das ist der Unterschied zwischen Realität und Praxis bei der SPÖ: Kein einziges Mal in der ganzen Zeit! Bei seiner vorher angesprochenen Verabschiedung hat ihn die Leiterin des Wien-Hauses in Brüssel in ihrer Laudatio beim sogenannten Urban Afterwork als Legen- de bezeichnet: "Häupl is a legend." - Häupl, eine Legen- de. Wenn Sie bei Wikipedia nachschauen, was unter "Legende" zu finden ist, steht dort: In der Antike verstand man unter einer Legende "eine literarische Erzählung über Personen, die als überragend religiös-sittliche Per- sönlichkeiten und ‚Heilige' wahrgenommen wurden." "Bei den politischen Legenden", schreibt dann Wikipedia, "ist indessen die Vorstellung verbreitet, dass es sich um unzutreffende Tatsachenbehauptungen handelt." - Und das ist genau der Fall: Es ist eine unzutreffende Tatsa- chenbehauptung, dass er sich hier enorm für diesen Europaausschuss und für Europa engagiert hätte. Aber auch seine Vertretung, die Frau Finanzstadträ- tin, lässt sich im Ausschuss kaum noch blicken. Bei den spärlichen Sitzungen vor allem in diesem Jahr wurde sie nicht einmal mehr gesichtet. Diese Sitzungen werden auch immer sinnloser. Den Oppositionsfraktionen wer- den in den Sitzungen zwei bis drei Geschäftsstücke im Umfang von zwei bis drei Seiten, die oftmals gar keine Relevanz für unsere eigentliche Arbeit haben, zur Kennt- nisnahme zur Verfügung gestellt. Im letzten Ausschuss gab es einen Bericht über den mehrjährigen Finanzrah- men und Vorschlag der Kommission. Wie wenn das eine Sache wäre, mit der der Ausschuss auch nur im Entfern- testen zu tun hätte! Und dann hätten wir noch zustimmen sollen oder zustimmend zur Kenntnis nehmen sollen, dass sich der Beitrag Österreichs prozentuell auf 1,1 Prozent erhöht. Dazu wären wir gut genug gewesen. Bei Nachfragen zur Arbeit, wenn man etwas detail- liert oder auch für die zukünftige Arbeit des Ausschusses wissen will, verweist dann der Vorsitzende immer auf die Stadträtin, die aber eben leider meistens nicht da ist. Ohne unsere Rückfragen wäre die Arbeit des Ausschus- ses meistens in 15 bis 20 Minuten erledigt gewesen, weil gerade die SPÖ überhaupt kein Interesse zeigt, sich in diesen Ausschuss einzubringen. Auch der - ich habe es schon einmal gesagt - Europ- abericht, den es ursprünglich gegeben hat, der gedruckt wurde - damals auch vom Bürgermeister noch veranlasst -, wurde eingestellt. Wir durften zwar die Beiträge ein- bringen, dann waren sie dem Herrn Bürgermeister aber offenbar zu kritisch, und der Bericht durfte nicht mehr gedruckt werden. In der damals letzten Ausgabe hat man auf unsere Reklamation hin gesagt, er kommt zumindest ins Internet. Auch das ist seither nicht geschehen. Mitt- lerweile ist er sang- und klanglos verschwunden. Das gilt auch für die sonstigen Veranstaltungen, die im Zuge des Europaausschusses bisher erfolgt sind. Grund für die Einstellung des Berichtes war übrigens: Die Druckkosten sind zu hoch. - Wer hier in diesem Haus sitzt und weiß, wie viele - wirklich ungezählte! - Druck- werke er im Verlauf eines Jahres auf Hochglanzpapier mit Lobpreis der Stadt bekommt, der sieht, dass in die- sem Fall offenkundig die Meinung der Opposition eben nirgendwo auftauchen sollte. Auch alle Versuche, diesen Ausschuss effektiver zu gestalten oder seine Arbeit zu erleichtern, zum Beispiel durch eine frühzeitige Übersendung der Unterlagen oder eine elektronische Übersendung der Unterlagen, sind gescheitert. Wir haben das mehrmals eingebracht, der Ausschussvorsitzende hat immer auf die Stadträtin ver- wiesen, die war halt nicht da, und es kam dann eben nichts. Es ist auch bis heute noch nicht zu erfahren ge- wesen, ob wir heuer - wie früher einmal so hoch geprie- sen - die Europa-Abgeordneten hier in diesem Haus sehen werden. Dazu war keine definitive Auskunft zu bekommen, und man fragt sich halt wirklich: Was für einen Sinn hat dieser Ausschuss noch? Die Frau Stadt- rätin war nicht da und konnte nicht befragt werden - sie war vermutlich zu sehr mit der Außenvertretung Wiens beschäftigt. Wie diese Außenvertretung in der Praxis aussieht, beschreibt die "Krone" am 1.3.2018: "Edle Wien-Bälle: Auch Brauners Ehemann tanzt mit! Wie romantisch Dienstreisen doch sein können. Nicht nur führt jeder zweite Auslandstrip von Wiens Stadträtin Renate Brau- ner zu einem feinen Wien-Ball nach New York, Rom oder Paris, sie nimmt auch gerne ihren Ehemann als Tanz- partner mit. Die Kosten für den Spaß werden nicht verra- ten, die Transparenz ist gleich null." Dann kommt: ",Der prachtvolle 50. Wiener Ball wurde im Beisein der Wiener Stadträtin Renate Brauner eröff- net', twitterte die österreichische Botschaft in Den Haag", und so weiter - das erspare ich Ihnen. Dann heißt es weiter: "Renate Brauners Dienstreisen geraten immer mehr in den Fokus. Wie berichtet sind es vor allem ex- quisite Wien-Bälle, die es der Stadträtin für Finanzen, Wirtschaft und Internationales angetan haben. Alleine in den vergangenen 2 Jahren waren es 13 Bälle - von 29 Dienstreisen insgesamt." - In diesen 2 Jahren haben wir keine 13 Ausschusssitzungen gehabt, sondern nur etwa die Hälfte davon. - "Die Kosten werden vom Büro der Stadträtin geheimgehalten", und so weiter. Dann wird noch über ihren Ehemann gesprochen und Ähnliches mehr. - Für den Europaausschuss jedenfalls, stellen wir fest, hat sie keinen Platz in ihrem Terminkalender gefun- den. Die nun so erfolgreiche Stadträtin ist ja jetzt gegan- gen. Erfolgreich war, das haben wir heute gehört, zumin- dest, was die Steigerung unserer Verschuldung betrifft, und dafür muss sie natürlich belohnt werden - insofern, dass sie weiter für Wien tanzen darf. Die Anschlussver- sorgung für ausgediente Funktionäre ist bei der SPÖ ein altes Thema. Frau Kollegin Meinhard-Schiebel hat vorher von "mia san mia" und "alles für unsere Leut" gespro- chen. Unter diesem Motto scheinen diese Versorgungen bei der SPÖ-Wien zu laufen. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely, den Kopf schüttelnd: Das ist so ...) Und weil Siemens offenbar ausgebucht ist, hat man sich etwas anderes ausgedacht: Sie wird Beraterin für Daseinsvor- sorge. "Beraterin für Daseinsvorsorge", das klingt ein wenig, hat Armin Wolf getwittert, wie "Daseinsvorsorge für die Beraterin" - da kann ich ihm ausnahmsweise einmal zustimmen. Daher werde sie die Stadt Wien künf- tig im Bereich der Daseinsvorsorge und Kommunalwirt- schaft national und international vertreten - also, wie gesagt, die Bälle bleiben erhalten -, und ihre Erfahrungen und ihre Netzwerke wird sie weiter einbringen. Die offizi- elle Jobbezeichnung ist "Bevollmächtigte der Stadt Wien für Daseinsvorsorge und Kommunalwirtschaft", konnte man lesen. "Von der Müllentsorgung bis zum Personen- nahverkehr", so hat "Wien heute" dieses Aufgabenfeld umrissen. Die Gage soll ohnehin nur unter 10.000 EUR liegen - MitarbeiterInnen und Reisespesen natürlich nicht eingeschlossen. Genaueres könne man nicht sagen, wurde den Redaktionen mitgeteilt, auch nicht, ob diese wohl für die Stadt so lebenswichtige Funktion nach ihrem Abgang weiter bestehen würde. Das hinterlässt, die Schwaben würden sagen, ein Geschmäckle, denn wenn man eine Funktion nur für eine Person schafft und nicht als Funktion sieht, dann ist es nichts anderes als ein Versorgungsposten. Wir haben so etwas in abgemilderter Form ja in die- sem Haus schon gehabt. Das war damals der Abg. Van der Bellen mit dem Universitätsbeauftragten - Sie erin- nern sich sicher daran. Er war da und verschwand - beides ist nicht besonders aufgefallen. Aber er hat we- nigstens persönlich keine Gage bezogen, sondern nur sein Raucherkammerl und Spesen bekommen. (GR Kurt Wagner: Das haben Sie aber auch vorher anders darge- stellt!) Bitte? (GR Kurt Wagner: Das haben Sie anders dargestellt!) Was habe ich anders dargestellt? (GR Kurt Wagner: Was die Funktionen und Gelder anbelangt! Da haben Sie doch immer gesagt, was ein jeder bezahlt bekommt!) Kommen Sie heraus und erklären Sie sich deutlicher, damit man Sie verstehen kann, dann kann man Ihnen darauf antworten, Herr Kollege! (GR Kurt Wagner: Sie stellen das so dar, wie Sie glauben!) Der Ausschuss hat auf jeden Fall jetzt eine neue oder zwei neue Personen an der Spitze. Das sind der neue Bürgermeister - ich weiß nicht, ob er sich des Ausschus- ses auch annehmen wird - und ein neuer Stadtrat. Zum neuen Stadtrat kann ich sagen, dass er sich zumindest im VÖWG sehr kooperativ gezeigt hat. Wir werden des- halb genau hinsehen, ob sich das Klima und die Arbeits- verhältnisse in Zukunft verbessern werden oder ob das Weiterwurschteln angesagt ist. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Es hat sich noch Herr GR Florianschütz zu Wort gemeldet. Ich sage einmal: Die frei werdende Redezeit wären 5 Minuten (Ruf: Offiziell!) - offiziell. GR Peter Florianschütz (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin ja berüchtigt dafür, dass ich mich nicht provo- zieren lasse, und das halte ich auch jetzt so. Denn man könnte jetzt eine ganze Menge sagen. Herr Stadtrat, herzlich willkommen in diesem Haus! Es freut mich sehr, dass Sie da sind und dieses Amt jetzt ausüben. Wundern Sie sich nicht, Kollege Jung ist immer so. Das ist Normal- form, und dem soll man auch keine besondere Bedeu- tung beimessen. Ein paar Dinge zum Grundsätzlichen: Europa ist eine entscheidende Frage für die Zukunft, insbesondere für die Zukunft der Jugend, und es ist notwendig, sich die- sem Friedensprojekt der Europäischen Union, und nicht nur dem Zukunftsprojekt Europäische Union, sondern dem Großraum Europa inklusive des Europarates zuzu- wenden. Warum? - Der Europarat steht für Menschen- rechte, das ist die noble Kultur des Kontinents. Und in einer Zeit, in der diese Menschenrechte global immer mehr gefährdet werden, immer mehr angefeindet wer- den, scheint es notwendig zu sein - und da ist Wien als Menschenrechtsstadt ein leuchtendes Beispiel -, sich auf Menschenrechte zu fokussieren und diese gegebenen- falls zu verteidigen gegen alle, die versuchen, Men- schenrechte auszuhöhlen. Denn wenn wir das nicht tun, tut es niemand, und dann gehen sie verloren, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) In dem Zusammenhang, weil gesagt worden ist, mit Mikrofon ist man lauter, etwas Grundsätzliches: Lauter heißt nicht richtiger (GR Mag. Wolfgang Jung: Das hat keiner behauptet!), es heißt eben nur lauter. - Dieser Eindruck wurde erweckt, Herr Kollege Jung, und ich weise ihn nicht zurück, sondern ich sage ganz einfach, das ist falsch. Ich bin für den Austausch von Argumen- ten, und das ist auch eine Kulturtradition, die wir in Ös- terreich und in Europa haben, und ich bin besorgt, ernst- haft besorgt, dass in unserer Umgebung diese Kultur zunehmend verloren geht und autoritären Tendenzen weicht. Demokratie ist fragil, Demokratie braucht Zeit, Demokratie braucht Kraft, und Demokratie braucht Mit- gefühl. Demokratie braucht nicht Lautsein und Draufhau- en (GR Mag. Wolfgang Jung: Aber über die Themen haben wir nie geredet im Ausschuss! Nie!) - ja, eh -, das ist nicht das, was wir wollen. Dem Kollegen Neumayer bin ich sehr dankbar dafür, dass er darauf hingewiesen hat, wie unser Standing zum Thema Digitalität in Europa ist. Ich war am Wochenende auf einen Kongress in Berlin eingeladen, und ich darf Ihnen mitteilen - und das ist eine Leistung der Stadt Wien, für die ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mit- arbeitern ausdrücklich bedanken möchte -, dass Wien um seinen Standard der Digitalisierung, gerade auch der digitalen Verwaltung, sehr beneidet wird - worauf ich stolz bin -, auch in der Bundesrepublik Deutschland, und das zeigt mir schon, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das ist auch Europa: Dass man voneinander lernen kann - und in diesem Fall kann man von der Stadt Wien lernen -, wie man etwas woanders gut macht. Ich bin auch dem Vorsitzenden des Gemeinderats dankbar für seine Initiativen in dieser Frage, und das ist auch etwas, was uns wirtschaftlich etwas bringen kann. In diesem Zusammenhang, weil die Frage angespro- chen wurde: Wollen wir mehr oder weniger Europa? - Das ist eine abstrakte Frage, und die Antwort lautet: Wollen wir, dass der Bundeskanzler von Österreich mit dem Vorsteher des 12. Bezirks von Shanghai zukünftig auf Augenhöhe verhandelt? - Denn das sind ungefähr die Dimensionen. Österreich ist ja ein kleines Land auf einem kleinen Kontinent, und wenn es nicht gelingt, die Interessen der europäischen Bürgerinnen und Bürger zu bündeln - und das kann im Wesentlichen nur über die Europäische Union gelingen -, dann wird es für uns schwierig, auch wirtschaftspolitisch schwierig werden. Was mich völlig fassungslos macht, ist, dass nicht er- kannt wird, dass die Europäische Union ja auch ein Pro- jekt zum gemeinsamen Nutzen in wirtschaftspolitischer Hinsicht ist. Jeder, der heute probiert - und das stimmt mich besorgt -, die Union zu zerschlagen, schadet den Bürgern der Union, den eigenen und den anderen. Das beste Beispiel dafür ist die Diskussion um den Brexit. Wir haben nächste Woche Ausschuss der Regio- nen. Die Vorinformationen sind, dass das Vereinigte Königreich keine Anstalten macht - weil sie sich intern nicht einig sind -, zu einer vernünftigen Lösung zu kom- men. Das heißt, es läuft auf einen Hard Brexit hinaus. Und ein Hard Brexit ist jedenfalls für die Bürger des Vereinigten Königreichs, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger der Republik Irland und in letzter Konse- quenz auch für uns ein Problem. Das bedeutet nämlich, dass, wenn wir keine Zoll- und sonstigen Vereinbarungen haben, österreichische Waren ins Vereinigte Königreich und umgekehrt nicht unbehin- dert fließen können. In dem Zusammenhang, meine Damen und Herren: Ich finde es merkwürdig, wenn immer über die Freiheiten der Union diskutiert wird, denn zwei Freiheiten werden eingeschränkt: die Freiheit der Reise und die Freiheit der Arbeit. Die Freiheit des Kapitals und die Freiheit der Dienstleistung hingegen sind bekanntlich nie ein Prob- lem. Und das ist - und jetzt möchte ich es doch einmal probieren - für eine soziale Heimatpartei merkwürdig, Kollege Jung. Denn eigentlich müssten wir ja die Arbeit schützen und die Reise schützen - und nicht umgekehrt - , und das vermisse ich schon sehr. (GR Mag. Wolfgang Jung: Wir sind sehr dafür, die Reisenden zu schützen!) Und in dem Zusammenhang - weil ich da auch der Kollegin Tanja Wehsely dankbar bin für die gemeinsa- men Aktivitäten in der Union -: Da geht es schon auch um Steuern und Einnahmen! Wir verlieren pro Jahr un- gefähr 1.000 Milliarden EUR durch Steuerbegünstigun- gen für Konzerne. Und unsere Bemühung als Stadt Wien ist dahin gehend, dass wir in Zukunft nicht stolz darauf sind oder uns freuen, dass der Herr Zuckerberg spendet, sondern wir hätten gerne, dass er seine Steuern zahlt. Das wäre schon fein. Das ist unser Bemühen und das ist das, was wir als Stadt Wien machen können. Ich über- schätze Wien nicht - wir sind eine nicht sehr große Stadt im europäischen Konzert -, aber ich unterschätze Wien auch nicht, denn wir haben ein gutes Standing und wir bringen dort viel zuwege. Jeder, der einmal an internati- onalen Veranstaltungen teilgenommen hat - und das betrifft ja nicht nur die Regierung, das betrifft auch die Opposition -, weiß, wie wohlgelitten wir sind und wie sehr auf unsere Stimme gehört wird. Und das betrifft - wenn man ihm noch so viel nach- werfen will, zu Unrecht und eigentlich empörenderweise - den ausgeschiedenen Herrn Bürgermeister. Herr Dr. Häupl ist ein Faktor in Europa, und wir waren gut bera- ten, ihn als Bürgermeister zu haben. Und ich bin mir 100- prozentig sicher, dass der nächste Bürgermeister diesen erfolgreichen Weg fortsetzen wird, meine sehr verehrten Damen und Herren. Abgesehen davon, dass wir auch etwas davon haben: In den letzten Jahren haben wir 72 Millionen EUR innerhalb Wiens für Projekte des Europäi- schen Sozialfonds investieren können, wovon über 50 Prozent der Europäische Sozialfonds bezahlt hat. Das ist ja nicht nichts. Was mir zu sagen bleibt, ist, mich zu bedanken: bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Magistratsdi- rektion Internationales, der MA 27, bei den Mitarbeiterin- nen und Mitarbeitern des Wien-Hauses, bei allen Kolle- ginnen und Kollegen im Haus - und das sind ganz viele -, die an den Stellungnahmen und Subsidiaritätsgutachten mitgearbeitet haben. Und letztendlich bedanke ich mich bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. - Danke schön. (Bei- fall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ge- meldet ist Herr Amtsf. StR KommR Hanke. 15 Minuten Redezeit. - Bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich werde eines tun: Ich werde diese 15 Minuten nicht ausnützen. Denn ich glaube, es ist sehr, sehr vieles gesagt, und sehr, sehr vieles gehört noch diskutiert. Ich möchte mich wiederholt mit den Worten melden wie heute in der Früh um 9: Ich werde diese Hand ausstrecken. Ich habe vieles gehört, viele interes- sante Beiträge, viele spannende Themen, und dieses Ressort - Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Inter- nationales - ist natürlich ein sehr, sehr großes mit vielen Möglichkeiten, sehr ins Detail zu gehen. Und ich bekräf- tige das, was ich heute schon einmal gesagt habe: Bitte kommen Sie auch auf mich zu! Reden wir über die The- men, die für Sie von Interesse sind, und ich werde zuhö- ren, und ich werde auch gerne entscheiden. Danke auch für diese Einführung in die Nahkampf- führung. Das ist für einen, der von der anderen Seite kommt, auch einmal etwas Neues, eine interessante Erfahrung, die ich heute aus diesem Vormittag mitneh- men darf - und auch das ist gut so, denn man soll ja immer vorbereitet in das weitere Leben schreiten. Es ist auch in Ordnung, dass ich mich jetzt noch kurz bedanke für dieses herrliche Monopoly - originalverpackt (GR Mag. Manfred Juraczka: Na wenn schon!), alles beisammen. Ich habe dann so ein bisschen nachge- dacht: Monopoly gehört ja immer gespielt, auch in der Familie, und das ist ja ein Spiel, wo einer am Ende ge- winnt, sehr viel hat - Immobilien, sehr viele Werte -, und das ist ja auch gut so. Bei diesem Teil des Spieles wollen wir Sozialdemokraten ja gerne mit dabei sein, denn so zwischendurch einmal als Sieger vom Platz zu gehen, tut ja auch gut. Leider Gottes hat dieses Spiel auch noch eine zweite Ansage, nämlich dass man die anderen dann in die Insolvenz drängen muss, um mehr oder weniger alleine übrig zu bleiben. Da sage ich, das wird wohl nicht unsere Ansage sein, sondern - darauf darf ich auch noch einmal hinweisen - natürlich liegt uns das Gemeinsame am Herzen, natürlich sollten wir alle hier am Ende als Sieger vom Platz gehen. Und das wird auch die Aufgabe von mir sein, nämlich mit meiner Politik und mit meinen An- sagen das ein Stück weiterzubringen. Das Letzte, was zu diesem Spiel hier festgehalten werden soll - und dann bin ich aber auch in Summe fertig, weil wirklich vieles schon gesagt ist -, ist, dass Schummeln ja an sich verboten ist und es gar nicht gut rüberkommt, wenn einer dann die Spielregeln nicht ganz so eng lebt. Deshalb möchte ich hier, nachdem ich heute auch viele Zahlen gehört habe, und ich habe sie alle mitgeschrieben, schon eines sagen: Das Budgetvolumen sind noch immer die 14,7 Milliarden EUR, der Schulden- stand sind immer noch die 6,4 Milliarden. Und die Neu- verschuldung ist vorhanden - zu dieser stehen wir klar- erweise, denn die weisen wir auch aus, aber wir stehen auch dazu, dass es eben diese 9.000 neuen Unterneh- men und diese 191 Betriebsansiedlungen gibt, und, und, und. Ich möchte auch hier nicht den Fehler machen, das alles wiederholt aufzuwärmen - es wurde, wie Sie ja selbst gesagt haben, schon viel gesagt -, eines stimmt allerdings nicht: Diese 18 Milliarden EUR an Schulden, die muss ich bitte zurückweisen. Die gibt es nicht. Und das Zweite, was ich auch noch klarstellen muss: Wir müssen natürlich Äpfel mit Birnen korrekt darstellen und korrekt vergleichen. Wenn wir über München spre- chen, dann sprechen wir über München als Stadt und nicht in Gesamtheit - und dann schaut diese Rechnung auch anders aus. Und so geht dieses Thema doch durchaus ein Stück weit weiter. Ich bin aber gerne bereit, auch das mit allen zu diskutieren und uns auch in Vier- Augen-Gesprächen diese Frage noch einmal zu stellen. Ich darf mich heute für diesen ersten, für mich wichti- gen Tag sehr, sehr herzlich bei Ihnen allen bedanken. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit und bin somit mit meiner Redezeit, glaube ich, recht gut im Ren- nen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zur Ge- schäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen. Ich schlage vor, die Debatte zur Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen mit der Postnummer 4 - das ist der Jahresabschluss der Unter- nehmung Stadt Wien - Wiener Wohnen für das Jahr 2017 - gemeinsam durchzuführen, die Abstimmung über den Rechnungsabschluss der Bundeshauptstadt Wien und den Jahresabschluss der Unternehmung Stadt Wien - Wiener Wohnen jedoch getrennt vorzunehmen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich darf die Damen und Herren des Gemeinde- rates ersuchen, so vorzugehen. Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. - Bitte. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ge- schätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte ein bisschen die Brücke schlagen, denn auch beim Ressort Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen haben wir eine sehr starke europäische Komponente, wenn ich nur zum Beispiel an eines der Projekte denke, an "Smarter Together", wo ja Wien unter anderem auch mit München kooperiert. Auch das ist wieder ein Beispiel, wie wichtig für uns das Thema Euro- pa ist - auch in diesem Kontext, auch im Zusammenhang mit diesem Austausch ist es wichtig. Ich möchte da schon noch einmal auf die Ausführun- gen des Kollegen Jung eingehen, denn, ganz klar, von Subsidiarität wird immer gerne gesprochen, aber ich frage Sie ganz ehrlich: Für welches Europa seid ihr? Ganz konkret! Denn was ihr hier macht, das ist ja eigent- lich nur, Grenzen aufzuziehen, jeglichen Austausch zu verhindern und sich zurückzuziehen. Und das ist uner- träglich! Es ist unerträglich, denn es ist nichts anderes als reiner Nationalismus, der hier zum Ausdruck kommt. Wenn ich mir überlege - und auch das passt dazu -: Vor nicht allzu langer Zeit saß hier eine FPÖ, die noch für einen Öxit war. - Das hat sich mittlerweile geändert, weil man erkannt hat, dass das vielleicht doch nicht ganz so gut ist. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie von GRin Birgit Hebein.) - Nur so viel zum wirtschaftspolitischen und europäischen Verständnis der FPÖ. Wenn ich gerade bei diesem wirtschaftspolitischen Verständnis der FPÖ bin, dann möchte ich auch zu ei- nem Thema kommen, das auch bei der Stadterneuerung sehr wichtig ist, nämlich das Thema Energie. Sie haben ja einen Antrag eingebracht, dass sich der Wiener Ge- meinderat dafür aussprechen soll, dass man die Strom- preise um 10 Prozent senkt. Der Wiener Gemeinderat soll sich doch dafür aussprechen, dass man die Gasprei- se um 20 Prozent senkt. Na, dann sprecht doch mit eurem Kollegen Putin, vielleicht macht er das. Ihr habt ja beste Verbindungen dorthin, das wäre also eigentlich das Einfachste. Wenn ihr euch für die Wienerinnen und Wiener einsetzen wollt, dann sprecht mit eurem Kollegen Putin, der wird sicherlich die Gaspreise sofort senken. (Beifall bei den NEOS.) So viel nur zum Thema Voodoo- Wirtschaftsverständnis der FPÖ. Man kennt sich ja da auch nicht mehr wirklich aus, denn Arbeiterpartei seid ihr keine, Wirtschaftspartei auch nicht. Ich weiß eigentlich nicht, wo ihr steht. (GR Mag. Günter Kasal: Wo steht ihr?) Ich habe es zuerst schon erwähnt: Ihr seid ja die wirklichen Wendehälse dieser Republik. Ich möchte aber beim Thema der Energie, das auch im ganzen Kontext der Stadterneuerung sehr wichtig ist, auch im Kontext des Budgets und der Budgetdebatte, für die wir heute hier stehen und diskutieren, etwas tiefer gehen. Wenn man sich ansieht, was gemäß einer Kli- mastrategie, die im Übrigen auch von der FPÖ, also von eurem Kollegen Hofer hier mitbeschlossen wurde, dann wäre es auch ganz gut, diese Dokumente ein bisschen genauer zu lesen, um zu verstehen, was hier alles not- wendig sein wird. Das gilt im Übrigen auch für die ÖVP. (GR Mag. Manfred Juraczka: Ja, Herr Lehrer! Ja, Herr Oberlehrer!) - Ich weiß, der Herr Oberlehrer. Es schadet nicht, manchmal zuzuhören. Das bedeutet dann, dass wir die Sanierungsrate österreichweit - das gilt natürlich dann auch für Wien - bis zum Jahr 2030 von derzeit 0,8 auf 2 Prozent werden steigern müssen. Das bedeutet, dass wir - und das hat auch für das Wiener Budget eine hohe Relevanz - schon jährlich wahrscheinlich 1 bis 2 Milliarden EUR mehr Finanzierung für die Sanierung aufstellen müssen. Ich sehe das in der derzeitigen Budgetsituation etwas schwierig. Das heißt, wir haben sowohl auf der Sanie- rungsebene ein massives Thema, was die Finanzierung betrifft, als natürlich auch im Neubau. In beiden Fällen glaube ich, dass es notwendig sein wird, hier letztendlich auch mehr privates Kapital für die Stadterneuerung wie auch für den Wohnbau und die Erweiterung zu lukrieren beziehungsweise zu mobilisieren. Das ist ein Thema, das ich schon mehrmals in die- sem Haus angesprochen habe und worüber wir auch reden müssen: Wie könnte das denn aussehen? Was machen andere Städte in Europa beispielsweise beim Thema der Stadterneuerung, um hier die Energieeffizi- enz zu steigern? Übrigens, auch zur kleinen Erklärung für die FPÖ: Man kann eben nicht nur die Gaspreise senken, man kann den Menschen auch helfen, weniger Energie zu verbrauchen, dann hat es einen doppelten Nutzen: Es kostet weniger für den Einzelnen, es sind weniger C02-Emissionen, es ist auch gut für das Budget und es ist auch gut für die Wirtschaft. (Beifall bei den NEOS.) Man kann es also von zwei Seiten betrachten. Um das letztendlich zu erreichen, muss man wirklich Geld- mittel mobilisieren. Es gibt Städte wie Zürich, wie Stock- holm, andere Städte, die zu diesem Zweck klar definierte Infrastrukturanleihen geben. Es hat einen großen Vorteil, denn es gibt ja nicht zu wenig Kapital am Markt. Dieses Kapital, zum Beispiel Pensionsfonds und Versicherungen suchen langfristige Anlageformen, die relativ sicher sind, und Wien hat ja hier eigentlich eine sehr hohe Bonität mit sehr niedrigen Zinsen - zweckgebunden, transparent, das heißt, dass sie tatsächlich auch für diese Mittel ein- gesetzt werden. Ich denke, das ist etwas, worüber wir in Wien ernsthaft diskutieren sollten, größere Finanzierun- gen zum Beispiel für eine Sanierungsoffensive im Be- reich der Energieeffizienz in diesem Bereich zu platzie- ren. Ich denke, dass das ein Ansatz wäre, mit dem Wien tatsächlich auch privates Kapital mobilisieren könnte. Ich komme jetzt auf das Geschäftsstück bezie- hungsweise die Geschäftsstücke zurück. Wenn ich mir die MA 50 anschaue, dann hat die MA 50 auch heuer rechnerisch wieder positiv abgeschlossen. Das ist gut. Das hat teilweise natürlich auch damit zu tun, dass ein Teil der budgetierten Wohnbaufördermittel nicht abgeru- fen werden, das hat mit der Zinssituation am Markt zu tun. Es wird auch immer schwieriger. Um dieses Problem zu lösen, hat man auch einen guten Schritt gewählt, nämlich eine Änderung der Neubauverordnung und der Sanierungsverordnung in dem Sinne, dass die Ober- grenzen für die Gesamtkosten entfallen, weil auf Grund des Wohnbaudrucks die Baukosten natürlich massiv steigen. Da muss man ganz ehrlich sagen, dass es am Markt einfach deutlich schwieriger ist. Es gibt einfach irrsinnig viel Nachfrage, und entsprechend steigen auch die Baukosten, weil es halt auch zu wenig Firmen gibt, die Projekte auch umsetzen können. Das ist ein Thema, mit dem wir auch umgehen müssen. Ein weiteres Thema ist natürlich auch: Wenn diese Baukosten steigen, dann muss ich das natürlich langfris- tig irgendwie über meine Mieten wieder verdienen. Wenn ich dann auf der anderen Seite in vielen Bereichen Mie- tobergrenzen habe, die auch immer gleich bleiben, dann ist es natürlich wahnsinnig schwierig, so etwas auch langfristig zu finanzieren. Das ist eines der Probleme, warum viele sagen, dass sie in diesem Geschäft nicht mitmischen können, weil hier einfach für sehr viele Bau- träger eine entsprechende Finanzierungslücke entsteht. Das heißt, wir müssen auch darüber nachdenken, diesen Finanzierungszeitraum einfach in die Länge zu ziehen, um hier entsprechend Kapital zu bekommen. In Fortführung von dem, was der damalige Wohn- baustadtrat und jetzige Bürgermeister Ludwig angekün- digt hat, sollen bis 2020 jetzt 4.000 Gemeindewohnun- gen auf Schiene kommen. 2015 waren es 2.000 Ge- meindewohnungen, die damals angekündigt wurden. Das geht sich trotzdem hinten und vorne nicht aus. Was wirklich wichtig ist, und das ist uns auch wichtig, ist das Thema leistbares Wohnen. Darüber müssen wir wirklich nachdenken. Wir haben auch oft diskutiert, dass in vielen Fällen schon Menschen Wohnraum zur Verfügung ge- stellt bekommen, die sich wahrscheinlich auch etwas anderes leisten können. Oftmals ist das nicht treffsicher. Ich halte es für einen ganz entscheidenden Punkt, die Treffsicherheit beim leistbaren Wohnen entsprechend zu erhöhen. Ein Thema, das wir hier immer wieder angesprochen haben, ist das Thema des Einkommensmonitoring. Ich weiß, dass sich hier Rot-Grün massiv dagegen wehrt, was ich allerdings nicht verstehe, denn man will ja auch die Vielfalt im Gemeindebau erhalten. Ich möchte nur, dass jene, die halt im Laufe des Lebens jetzt einen ande- ren Job haben und mehr verdienen, sagen, okay, ich trage auch entsprechend etwas mehr bei. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Die zahlen auch Lohnsteuer!) - Das ist ein schönes Argument, das können wir auch für eine Wirtschaftsdebatte verwenden, dass man mehr Arbeits- plätze schafft. Aber das halte ich schon für wichtig. Das Thema der Treffsicherheit und des Einkommensmonito- rings ist für uns ein wichtiger Punkt, und ich glaube auch, dass es gut tun würde, hier etwas mehr Wettbewerb zu haben. Man kann auch über andere Modelle nachdenken, auch beispielsweise Modelle, bei denen ich sage, okay, die Stadt möchte zu einem gewissen Mietpreis für 25 Jahre Wohnungen am Markt mieten. Das heißt, ich auk- tioniere so ähnlich wie bei Solarenergiekraftwerken am Markt und sage: In einer Bandbreite von 5 bis 7 EUR/m² möchte ich am Markt auktionieren, bietet mir etwas an. Ich glaube, wir hätten hier viele andere Instrumente, innovativere Instrumente, die letztendlich auch den Markt beflügeln würden, um hier vorzugehen. Darüber sollten wir auch nachdenken, dass mehr Wettbewerb auch dazu führen kann, dass die Kosten niedriger sein werden und dass es natürlich auch den Markt der privaten Bauträger, et cetera hier beflügeln würde. Ich halte das für sehr, sehr wichtig, denn sonst schaffen wir es nicht, die Wohnbauleistung, die in dieser wachsenden Stadt not- wendig ist, letztendlich auch tatsächlich entsprechend umzusetzen. Ein anderer wichtiger Aspekt ist das Thema der akti- ven Bodenpolitik und der Bestandspolitik. Ich denke, dass es hier noch immer sehr viele Grundstücke in Wien gibt, die sich sehr gut für die Verwertung eignen würden. Natürlich, das haben wir auch immer gesagt, sind wir hier sehr stark für das Thema des Baurechts, denn damit lassen sich letztendlich die Baukosten doch deutlich reduzieren. Das heißt, hier darf man eigentlich Grund- stücke nur noch dem Baurecht entsprechend vergeben. Dann habe ich zum Schluss auch noch einen Wunsch. Wir haben lange darüber diskutiert, in dieser Woche wird im Landtag ja auch wieder eine Novelle zur Bauordnung diskutiert. Wir haben bis dato noch immer keinen Entwurf der Novelle zur neuen Bauordnung erhal- ten. Wir haben darüber diskutiert, aber ganz ehrlich, auch im Sinne des offenen Zugangs und Austausches mit den Oppositionsparteien, wäre es schon wün- schenswert, dass man über ein doch nicht unwesentli- ches Dokument wie die Novelle zur Wiener Bauordnung, diese Dokumente sehr viel früher erhält, um auch tat- sächlich darüber zu diskutieren, was uns wirklich wichtig ist, wie wir langfristig in Wien leistbaren Wohnraum schaffen. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Ulm. 15 Minuten selbstgewählte Redezeit. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr verehrte Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube in der Tat, die Worte, mit denen mein Vor- redner geschlossen hat, müssen im Mittelpunkt dieser Debatte stehen. Was kann die Stadt Wien dazu beitra- gen, um ausreichend leistbaren Wohnraum in Wien zur Verfügung zu stellen? Wäre ich von der Sozialdemokratie, dann würde ich einmal zu allernächst an meine eigenen Gemeindewoh- nungen und Gemeindebauten denken, da könnte man gleich einiges machen. Man könnte etwas gegen die Leerstände unternehmen, gegen die lange Zeit der Nichtnutzung bei einem Mieterwechsel. Wir haben einen Stadtrechnungshofbericht geliefert bekommen, der uns sagt, dass Ende 2017 9.000 Gemeindewohnungen leer- gestanden sind. Man könnte sich auch überlegen, wie man das Volu- men in den Gemeindebauten vergrößern könnte, ohne dass man einen einzigen zusätzlichen Gemeindebaut errichten muss, indem man nämlich den Dachausbau überlegt. Da brauche ich keine Baulandmobilisierung, da tue ich mir recht leicht, und wenn ich über 220.000 Ge- meindewohnungen verfüge und nur von 10 Prozent ausgehe, dann wären das 22.000 zusätzliche Wohnun- gen, wo man sehr rasch etwas machen könnte. Es funktioniert der freifinanzierte Wohnbau in Wien ja recht gut, um nicht zu sagen, sehr gut. Mittlerweile ist es ja so, dass viel mehr im freifinanzierten Wohnbau ent- steht als im geförderten Wohnbau. Da haben sich die Verhältnisse geändert. Der freifinanzierte Wohnbau ist naturgemäß teurer. Was sich die Politik überlegen muss, ist, wie ich mehr im sozialen Wohnbau zustande bringe. Bei den Baukosten wird es da nur beschränkte Einfluss- möglichkeiten geben. Die Baunormen will man durchfors- ten und allenfalls auch reduzieren, um hier zu günstige- ren Preisen zu kommen, aber wahnsinnig viel wird da realistischerweise nicht drinnen sein. Man könnte und sollte natürlich Bauland mobilisieren. Es stehen für die Genossenschaften zu wenig Grundstü- cke zur Verfügung, zu wenig baureife Grundstücke. Das ist wirklich unverständlich. Hier gibt es einen Flaschen- hals in der Verwaltung, hier sind die Verfahren viel zu langsam. Die Stadt Wien ist Eigentümerin von mehr als einem Drittel ihres Gemeindegebietes, 172 km² Wiener Stadtgebiet sind im Eigentum der Stadt Wien. Der Wohn- fonds Wien bevorratet per Ende 2017 287 Hektar, dazu kommt die Wirtschaftsagentur Wien mit Grundfläche im Ausmaß von 317 Hektar im Eigentum, das sind 287 Fußballfelder und 317 Fußballfelder. Es dauert viel zu lange, bis daraus baureife Grundstücke werden und mit dem Bau begonnen werden kann. Wir haben als nächsten Faktor natürlich die Wohn- bauförderung und müssen feststellen, dass hier weniger Gelder zur Verfügung gestanden sind beziehungsweise weniger Gelder verbraucht wurden. Sowohl beim Ansatz 4820 - Wohnbauförderung Neubau als auch beim Ansatz 4830 - Förderung der Wohnhaussanierung. Jetzt darf ich Sie, sehr geehrte Frau Stadträtin, da- rauf aufmerksam machen, dass es dann noch einen Hebel gäbe, noch ein Rädchen, an dem man drehen könnte, um den Wohnbau zu verbilligen, um günstigeres Wohnen zur Verfügung zu stellen, indem man einfach mehr Eigentumswohnungen im sozialen Wohnbau zur Verfügung stellt, als das in der Vergangenheit der Fall war. Es waren immer schon nur ganz wenige Eigen- tumswohnungen, die in Wien im sozialen Wohnbau zur Verfügung gestellt worden sind, aber ich habe den Ein- druck, dass es immer weniger werden. Es werden immer weniger, man findet kaum noch geförderte Eigentums- wohnungen in Wien. Das ist schade, weil sie mittelfristig für den Bewohner natürlich günstiger wären. Auf Grund von Anfragebeantwortungen konnten wir errechnen, dass im Zeitraum 2010 bis 2015 der Anteil von Eigentumswohnungen im sozialen Wohnbau bei ungefähr 4 Prozent gelegen ist. Dann haben wir errech- net, indem wir uns die Eigenmittelersatzdarlehen bis einschließlich das Jahr 2016 angesehen haben: Na ja, die Mietwohnungen liegen ungefähr bei 98 Prozent und die Eigentumswohnungen ungefähr bei 2 Prozent. Im Jahr 2017 habe ich nunmehr den Eindruck, dass die geförderten Eigentumswohnungen überhaupt nur noch in einem Ausmaß von unter 1 Prozent von allen geförder- ten Wohnungen zur Verfügung stehen. Ich habe nämlich die Auskunft vom StR Ludwig im März dieses Jahres zu den Eigenmittelersatzdarlehen bekommen, wie sich die auf die Mietwohnungen und auf die Eigentumswohnun- gen im geförderten Wohnbau aufteilen. Da sagt er, ja, es hat Eigenmittelersatzdarlehen für Miet- und Genossen- schaftswohnungen im Ausmaß von 811 und für Eigen- tumswohnungen im Ausmaß von 2 gegeben. Zwei ganze Eigenmittelersatzdarlehen sind zur Verfügung gestan- den, wurden für geförderte Eigentumswohnungen in Anspruch genommen. Das ist ja wirklich ein Armutszeugnis und traurig und ist ja auch gar nicht erklärbar. Die Bevölkerung möchte solche Wohnungen haben, sie werden aber nicht ange- boten. Wenn man sich jetzt die Anzeigen anschaut, so wie hier beispielsweise in der "Kronen Zeitung", dann findet man das natürlich bestätigt. Man findet eine wohn- baugeförderte Eigentumswohnung, provisionsfrei, sehr günstig, 186.000 EUR, nur leider Gottes natürlich in Niederösterreich. Die ganz gleiche Eigentumswohnung wird auch in Wien angeboten, allerdings leider Gottes nicht im sozialen Wohnbau, zwar in Wien, Süßenbrunn, auch provisionsfrei, allerdings um 300.000 EUR. Das ist natürlich äußerst unerfreulich, weil es unmit- telbar mit dem Wohlstand und mit dem Vermögen der Wiener zusammenhängt. Da würde ich Sie bitten, dass Sie sich an Ihre eigenen Argumente erinnern. Ich habe bei meinen Recherchen einen ganz interessanten Be- richt gefunden. Es gibt einen Wiener Reichtumsbericht. Es gibt also nicht nur einen Armutsbericht, von dem sehr, sehr oft die Rede ist, sondern es gibt auch etwas an sich Erfreuliches, das ist der Wiener Reichtumsbericht. Der sagt uns, wie reich die Wiener Haushalte sind. Das ist ganz interessant, man nimmt da eine Dreiteilung der Haushaltsgruppen vor: untere 20 Prozent, mittlere 60 Prozent und top 20 Prozent. Da stellt sich also wenig überraschend heraus, dass bei den untersten 20 Prozent natürlich kein Vermögen vorhanden ist. Bei den mittleren 60 Prozent gibt es aber immerhin schon ein Vermögen in der Höhe von 50.000 EUR und bei den top 20 Prozent der Haushaltsgruppe ist das immerhin ein Vermögen von 650.000 EUR. Leider Gottes sind wir damit in Österreich aber abge- schlagen, denn der Reichtumsbericht sagt uns, dass in ganz Österreich die Menschen reicher sind als in Wien. In Wien sind sie das nicht. Ich zitiere wörtlich aus diesem Reichtumsbericht, da steht drinnen: "Die Höhe des Net- tovermögens in Wien liegt unter jener Restösterreichs. Vor allem die unterschiedliche Eigentumsquote am Hauptwohnsitz und die unterschiedliche Haushaltsgröße sind dafür verantwortlich." Auch die Stadträtin, die das seinerzeit in Auftrag ge- geben hat, sagt das in ihrem Vorwort ganz klar und rich- tig: "Bemerkenswert sind die Ergebnisse. Die WienerIn- nen verfügen über weniger Vermögen als der Durch- schnitt der ÖsterreicherInnen." Sie sagt uns aber auch gleich, warum das so ist, sie sagt, das ist deshalb so: "Vor allem das Sachvermögen ist in Wien auf Grund des sozialen Wohnbaus weniger ausgeprägt als in anderen Bundesländern." Das heißt, weil der soziale Wohnbau keine Eigentumswohnungen zur Verfügung stellt, haben die Wienerinnen und Wiener natürlich auch weniger Vermögen. Sie schaffen es nicht, dass wir Vermögens- bildung in privater Hand fördern, Sie schaffen es nicht, mehr Wohlstand für die Bevölkerung herzustellen, als das möglich wäre. (GRin Mag. Barbara Huemer: Weil die Leute nicht so viel verdienen!) - Nein, das stimmt nicht, ich werde Ihnen gleich sagen, dass man mit dem glei- chen Geld eine geförderte Eigentumswohnung erwerben kann wie eine geförderte Mietwohnung. Sie kostete ja genau das Gleiche. Es sind die gleichen Grundkosten, es sind die gleichen Baukosten, einzig die Umsatzsteuer kommt dazu. Aber wenn man sich das über 30 Jahre anschaut, bis zu 10 Jahren rechnet es sich nicht, aber bei einer mittel- fristigen Behaltefrist ab 30 Jahren hat man genauso viel für die Eigentumswohnung wie für die Mietwohnung ausgegeben, nur mit dem großen Unterschied, dass sie einem nach 30 Jahren gehört und dass man dann nach 30 Jahren nur noch für die Erhaltung aufkommen muss. Das heißt, Sie schaffen es aus ideologischen Gründen oder aus welchen Gründen auch immer nicht, diese Wohlstandsmehrung für die Wiener zustande zu bringen, die in anderen Bundesländern selbstverständlich ist. (Beifall bei der ÖVP.) Ich habe da ein Brieferl, das eine Bank gemeinsam mit dem Landeshauptmann-Stellvertreter von Niederös- terreich an einen Darlehensnehmer geschrieben hat. Die sind natürlich sehr froh und freuen sich über ihre Förde- rungen und die schreiben da: "Darlehen des Bundeslan- des Niederösterreich. Sehr geehrte Darlehensnehmer, so wie die eigenen vier Wände für viele Menschen eines der größten Ziele im Leben sind, so gehört die Förderung von Eigentum auch für uns im Land Niederösterreich zu unseren wichtigsten Aufgaben. Zur Vorlage beim Wohn- sitzfinanzamt bestätigen wir Ihnen, dass Sie folgende Einzahlungen geleistet haben. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrem Zuhause in Niederösterreich", und so weiter, und so fort. Solche Brieferl würde ich mir auch in Wien erwarten. Leider Gottes können im Jahr 2017 maximal zwei solche Brieferl, wenn es das überhaupt gibt, hinausgegangen sein. Ja, das ist ja wirklich traurig, bitte. (Beifall bei der ÖVP.) Diese ideologische Hemmung! Sie wollen offenbar nicht, dass der Reichtumsbericht für die Wiener besser ausschaut, Sie wollen den Wohlstand nicht haben, die Freiheit, die Unabhängigkeit, die Sicherheit. In Deutsch- land sieht man das anders. Da hat die SPD in ihrem Regierungsprogramm gemeinsam mit CDU und CSU dieses Baukindergeld beschlossen, ganz ein einfaches System. Pro Kind und pro Jahr gibt es 1.200 EUR, bei 10 Jahren sind das je nach Kindern 12.000, 24.000 oder 36.000 EUR. Das ist eine tolle Form der Wohnpolitik, zugleich aber auch der Sozialpolitik und der Familienpoli- tik. Da könnte man sich ein Beispiel daran nehmen. Ich habe hier das Beispiel einer geförderten Woh- nung mit 65 m2, einmal als geförderte Mietwohnung, einmal als geförderte Eigentumswohnung. Es ist kein großer Unterschied in der Wohnbauförderung, es sind halt einmal 600 EUR/m² und einmal 550 EUR/M². Es wäre nett, wenn das angepasst werden würde, steht aber gar nicht so sehr im Mittelpunkt meiner Überlegun- gen. Im Mittelpunkt meiner Überlegungen steht, dass nach 30 Jahren beide gleich viel gezahlt haben, der Bewohner in der Mietwohnung und der Bewohner in der Eigentumswohnung. Der große Unterschied ist eben bei der Eigentumswohnung, dass sie ihm nach 30 Jahren gehört, dass er damit tun und lassen kann, was er will. Er kann sie vermieten, er kann sie vererben - das ist natür- lich eine ganz eine andere Situation bei der Mietwoh- nung - und er zahlt ab diesem 31. Jahr auch nur noch für die Erhaltung und zahlt keine Miete mehr. Das heißt, wenn ich mir die Finanzierungssituation länger als 30 Jahre ansehe, dann wird die Eigentumswohnung sogar noch günstiger. Ihr Gegenargument, das dann immer kommt, ist: Na ja, aber da gibt es doch ohnehin die Möglichkeit bei den Genossenschaftswohnungen, dass man die nach zehn Jahren ankaufen kann. Drei große Nachteile, zum Ers- ten: die ersten zehn Jahre Miete sind verloren, das ist auch ein schönes Geld. Zweitens ist es nicht so wahn- sinnig attraktiv, Wohnungseigentümer in einem Misch- haus zu sein, noch dazu dann, wenn die Genossenschaft Mehrheitseigentümerin bleibt. Und zum Dritten ist der Kaufpreis ungewiss. Es wird eine Zahl bekannt gegeben, diese Zahl ist in Wahrheit von den Bewohnern nicht nachzurechnen, eine Kaufpreiskalkulation muss nicht offengelegt werden. Ich habe so einen konkreten Fall bei mir in der Kanz- lei gehabt. Ich habe zuerst die Genossenschaft ange- schrieben, ich sage nicht, welche Genossenschaft das ist, sondern ich sage nur, dass das im 23. Bezirk ist. Man hat lediglich den Gesamtkaufpreis und die aufzubringen- den Barmittel bekannt gegeben. Eine Kalkulation wurde auf Nachfrage von mir nicht bekannt gegeben. Dann habe ich mich an den Revisionsverband gewandt. Der Revisionsverband hat mir sehr freundlich und ausführlich zurückgeschrieben, hat aber gesagt: Es entspricht völlig herrschender Lehre und höchstgerichtlicher Rechtspre- chung, dass einem Kaufinteressenten keine Möglichkeit beziehungsweise Berechtigung zusteht, die intern von der gemeinnützigen Bauvereinigung angestellte Kauf- preiskalkulation einzufordern. Eine Überprüfung, ob der Kaufpreis offenkundig unangemessen ist, steht jederzeit offen. Na ja, das ist halt ein bisschen wenig und ist natür- lich nicht wirklich erfreulich. Ich komme schon zum Ende, indem ich zwei Anträge einbringe, einen zur Mobilisierung von baureifen Grund- stücken, den anderen betreffend mehr Eigentumswoh- nungen im geförderten Wohnbau. Geben Sie sich einen Schubs, treten auch Sie für mehr Freiheit ein, für mehr Sicherheit, für mehr Wohlstand in Wien, und stimmen Sie unseren Anträgen zu. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Chorherr. 10 Minuten selbstgewählte Redezeit. GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Meine Da- men und Herren! Es gibt halbjährlich wiederkommende Rituale, eines ist das Plädoyer des Kollegen Ulm für mehr Eigentums- wohnungen. Ich glaube, in den letzten Jahren haben wir hier gemeinsam ähnliche Argumente ausgetauscht. Der Unterschied ist, dass wir eine Frau Stadträtin haben, und dass es diese Woche kühl ist, normalerweise hat es über 30 Grad in dieser Woche. Darüber freuen wir uns, darum sage ich das nur ganz kurz. Die Frage ist, wem sich eine Stadtregierung vor allem verantwortlich fühlt. Wir schauen vor allem auf jenes Einkommensdrittel, für das jegliche Form einer Eigen- tumswohnung außerhalb jeden Spielraums ist. (GR Dr. Wolfgang Ulm: Dann ist auch eine Mietwohnung außer Reichweite!) Für Leute wie uns zwei, sage ich einmal, die wir diesen Dialog führen, die sich vielleicht eine Ei- gentumswohnung leisten können, ist die Frage, ob nicht das Angebot des freien Marktes hier ausreichend vor- handen ist. Der zentrale Unterschied, wenn ich Genos- senschaften anschaue, ist nämlich, dass der billigste Wohnbestand, den wir in Wien haben, die abgeschriebe- nen und neu wieder auf den Markt oder zur Verfügung kommenden Genossenschafts- und Gemeindewohnun- gen sind, die teilweise mit Nettomieten von 3 oder 4 EUR dafür sorgen, dass im Verhältnis zu allen anderen Städ- ten Wien einen guten Wohnungsbestand hat. Viele von uns sind in deutschen Städten eingeladen, um dort zu diskutieren, die dort den verheerenden nicht wiedergutzumachenden Fehler gemacht haben, ihren kommunalen oder genossenschaftlichen Wohnungsbe- stand zu verkaufen, nämlich genau zu so Eigentums- wohnung, wie Sie sie fordern, und jetzt vor der Situation stehen, dass ihnen die Wohnungspreise vollkommen explodieren und es für Normalverbraucher nicht mehr möglich ist, in der Stadt eine Wohnung zu bekommen. Aber einigen wir uns darauf: Es gibt sozusagen in der Politik - machen wir es simpel - eine linke und eine rech- te Wohnungspolitik. Beides ist legitim, und überra- schenderweise ist der Zugang einer rot-grünen Regie- rung eher ein linker Zugang, im Sinne von sich den Ein- kommensschwächeren verpflichtet zu fühlen. Und Sie fühlen sich - und das ist hochanständig und nicht zu kritisieren - einem anderen Klientel zuständig. Das wird letztendlich langfristig der Wähler und die Wählerin ent- scheiden, was wichtiger ist, die Förderung von Eigen- tumswohnungen oder die Förderung von Miet- und Ge- nossenschaftswohnungen für das unterste Einkommens- segment. (GR Dr. Wolfgang Ulm: Im Neubau kosten beide gleich viel!) - Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied: Wenn nicht wenige Eigentumswohnungen weitervermietet werden, unterliegen die keinen Mietzins- begrenzungen. Schauen Sie sich einmal an, was Vorsorgewohnun- gen kosten. Leute, die Eigentumswohnungen haben - es sei ihnen vergönnt -, über Erben oder über andere, und teilweise astronomische Mieten verlangen, während eine Genossenschaft verpflichtet ist, zu sehr geringen Kosten weiterzugeben. Und weil wir diesen Weg, den Sie ver- langen, eben nicht gegangen sind, hat Wien einen Woh- nungsbestand von vielen Hunderttausenden Wohnun- gen, die jedes Jahr neu auf den Markt kommen, Teile davon, die frei werden und die eben nicht Vorsorgemiet- preise haben, sondern mietzinsbegrenzt sind. Wenn Sie ganz deutlich hören wollen, was uns unterscheidet: Ich halte das für eine zivilisatorische Errungenschaft der Sonderklasse, dass wir diese Mietzinsbegrenzungen haben, und je höher dieser Anteil ist, desto besser ist es aus unserer rot-grünen Sicht. Es gibt eine andere Sicht, 2020 wird der Souverän entscheiden, in welche Richtung die Wohnungspolitik in Wien geht. Das ist der eine Punkt. Sowohl Herr Gara als auch Sie haben in einem Punkt in der Beobachtung recht, das sind die steigenden Bau- kosten. Das hat eine Vielzahl von Ursachen. Eine ist sozusagen insofern dem Erfolg geschuldet, als die Woh- nungsneuproduktion in den letzten Jahren enorm gestie- gen ist. Ich habe mir jetzt nur die Baubewilligungen an- geschaut, die sich nahezu vervierfacht haben, nur für den mehrgeschoßigen Wohnbau in den letzten fünf Jah- ren. Und je mehr nachgefragt wird, desto mehr steigen die Preise. Meine düstere Prophezeiung ist, dass sie nicht mehr zurückgehen werden, auch weil sie lange relativ konstant gewesen sind. Deswegen wurde auch - ich weiß nicht, von wem der beiden - richtig ein Weg gewählt, dass man sozusagen bei der Neubauverord- nung die Schraube aufgemacht hat und gesagt hat, passt auf, wir lassen den Deckel mit der Miete. Darf ich nur diese Zahl wiederholen: Die Nettomiete bei einer wohnbaugeförderten Wohnung ist unter 5 EUR. Suchen Sie am freien Markt irgendeine Wohnung, die unter 5 EUR da ist. Das ist der Deckel, der bleibt, und jetzt liegt es an der Kreativität und auch an der finanziellen Potenz der Wohnbauträger, über Fristen, über Refinan- zierungen - da hilft das Zinsniveau -, über Wohnbauför- derung, über sehr viele andere Dinge die steigenden Baukosten zu kompensieren. Es gibt einen Schlüssel, und ich habe schon wieder- holt gesagt, da wird sich in dieser Periode diese Regie- rung etwas einfallen lassen müssen - das sind die explo- dierenden Grundstückskosten. Ich wiederhole nur inso- fern meine Rede vor, glaube ich, einem dreiviertel Jahr in der aktuellen Stunde, als dass ich sie aktualisiere, dass wir viele Fälle haben, auch im 21. und 22. Bezirk, auch schon im 23. Bezirk, wo die Grundstückskosten pro Quadratmeter so hoch wie die gesamten Errichtungskos- ten sind, sodass wir jeglichen sozialen Wohnbau - jetzt sage ich, in die Haare schmieren, mit meiner Frisur - vergessen können. Sie haben, glaube ich, beide richtig gesagt, dass wir das soziale Element ausbauen müssen, und da müssen halt Grundstückskosten von 2-, 3-, ich sage schon, 350 EUR, aber sicherlich nicht von 7-, 8-, 900 EUR/m² da sein. Grund und Boden sind nur be- grenzt vermehrbar. Wir sind sozusagen Erfolgsopfer - unter Anführungs- zeichen - des großen Erfolgs, dass Wien attraktiv ist, dass sehr viele Menschen nach Wien kommen wollen, immer nach Wien gekommen sind, aus den Bundeslän- dern, aus der EU, wie auch immer, dass wir stolz darauf sind, dass die Stadt auch davon lebt. Aber hier müssen wir Schritte setzen, und ich denke, in den nächsten zwei Jahren werden wir die Aufgabe haben, das zu machen. Wo Kollege Gara, ich will es nur ganz kurz sagen, völlig recht hat, ist, dass die Klima- und Energiefrage eine zentrale ist. Spätestens wenn die Bauordnung in die öffentliche Begutachtung geht, wird sie allen zugänglich sein, selbstverständlich auch den Oppositionsparteien, und dann ist auch noch die Möglichkeit, die eine oder andere Idee einzuarbeiten. Hier sind wir, glaube ich, in den Gesprächen sehr weit gekommen, mit der Beamten- schaft, mit der Wien Energie, mit damals Herrn StR Lud- wig, jetzt mit der Frau StRin Gaal, einen auch im Klima- schutz vorbildlichen Entwurf zu machen, der sehr stark die Fernwärme in den Vordergrund stellt, die ihrerseits wieder dekarbonisiert wird, wenn ich das hier technisch sagen darf, und auch Schritte setzt, erneuerbare Energie einzusetzen. Der letzte Punkt, den wir am Donnerstag ausführlich diskutieren werden, wo ich hier auch jetzt nur einmal sagen will, dass ich mich gewundert habe, dass drei Oppositionsparteien das abgelehnt haben, nämlich auch aus ökologischer Sicht, sage ich zum Kollegen Gara: Sie kriegen es jeden Tag über die Medien mit, dadurch, dass jetzt die Bauordnungsnovelle von uns vorgezogen wird, dass nämlich nicht einfach wertvolle alte Häuser einfach so abgerissen werden können, dass noch in einer Tor- schlusspanik drei Tage vorher unter teilweise dubiosen Umständen wunderschöne Häuser abgerissen werden. Ich füge auch hinzu: Es ist nicht nur aus Denkmalschutz- gründen ein Frevel und gut, dass wir die unter Schutz stellen, sondern auch aus Mietzinsgründen, darf ich jetzt noch einmal zum Sozialen sagen: In allen diesen Häu- sern gelten ein strenger Mieterschutz und eine Regulie- rung. Bei jedem Neubau kann ich unbegrenzt Miete verlangen. Das ist ein weiterer Grund, warum das viele abreißen wollen, ganz schlicht und einfach deswegen. Ich habe einen Richtwertzins in den alten Häusern und wenn ich ein neues Haus hinstelle, habe ich das nicht mehr. Die machen also ordentlich Druck. Es wird ver- sucht, das eine oder andere Haus sozusagen zu über- prüfen, ob das rechtmäßig ist. Ich bin froh, dass wir das am Donnerstag beschließen werden und verhehle nicht, dass ich mich wundere. Ich könnte mich als Politiker freuen und sagen, diese öffentliche Diskussion führe ich gerne. NEOS, ÖVP, aber auch FPÖ, die jedes Mal schreien, und wenn wir einen Schritt setzen, dann sind Sie aus mir unerfindlichen Gründen dagegen. Das wer- den wir beschließen. Die große Bauordnungsnovelle wird im Oktober kommen und sie wird weiterhin Wien in eine Richtung führen oder eine Richtung verstärken, die schon Jahre - und das muss ich jetzt auch mit Wertschätzung sagen, viele Jahrzehnte - gegangen wird, dass das soziale Ele- ment und jetzt noch stärker das ökologische Element im Wohnbau sehr stark verankert ist. Das ist die Frage, vor der wir letztlich stehen: Ist es für einen Normalverdiener oder eine Normalverdienerin möglich, im städtischen Bereich eine Wohnung zu kriegen, oder muss ich ins Umland ziehen? Wir sind für Ersteres, und deswegen freue ich mich sehr über diesen Rechnungsabschluss und werde ihm zustimmen. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Kasal. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollege Gara, Kollege Chorherr haben es bereits an- gesprochen: Ja, um leistbaren Wohnraum geht es in unserer Stadt und vor allem um die Sicherstellung, dass dieser auch in Zukunft in ausreichendem Ausmaß zu Verfügung steht. Der aktuelle Herr Bürgermeister war seit 22. Jänner 2007 als Amtsführender Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung mit dieser Aufgabe, leistbaren Wohnraum sicherzustellen, auszubauen und auch für die nächsten Generationen in entsprechendem Ausmaß vorzubereiten, verantwortlich. Über elf Jahre war er dafür verantwortlich, war bei unzähligen Grundsteinlegungen medienwirksam dabei. Ein Großteil der Wienerinnen und Wiener hat wahrscheinlich die meisten Grundsteine nicht wirklich bemerkt, die er gelegt hat, aber zwei Grundstei- ne, die er gelegt hat, werden die Wienerinnen und Wie- ner in den nächsten Jahren zu spüren bekommen. Einerseits hat er den Grundstein für explodierende Wohnkosten in Wien gelegt und andererseits hat er einen Grundstein für die Verslumung unserer Stadt in Zukunft gelegt. Warum? - Das kann ich ganz einfach erklären: Im Rechnungsabschluss 2010 hat es eine Wohnbauförderung von damals noch 819 Millionen EUR inklusive der Wohnbauanleihen im Ausmaß von 175 Millionen EUR gegeben. Im Rechnungsabschluss 2015 waren es dann nur 558 Millionen EUR, im Rechnungs- abschluss 2016 544 Millionen EUR, und jetzt im aktuell diskutierten Rechnungsabschluss nur mehr 529 Millionen EUR. Was bedeutet das? - Es sind nicht nur um 15 Millio- nen EUR weniger als im Jahr davor, sondern alleine in dem Zeitraum im Verantwortungsbereich von Bürger- meister oder Stadtrat Ludwig, je nachdem, von wann man ihn betrachtet, ist die Wohnbauförderung seit 2010 um 35 Prozent zurückgegangen. Wie hat sich die Bevölkerung gleichzeitig entwi- ckelt? - Wir alle wissen, dass es insbesondere in den letzten Jahren ein großes, ein schnelles Bevölkerungs- wachstum gab. 2015 sind 42.889 Menschen nach Wien gekommen, 2016 waren das 27.356, 2017 waren das noch einmal 22.063 Menschen. (GR Mag. Christoph Chorherr: Das ist rückläufig!) Das bedeutet in den letzten 3 Jahren durchschnittlich 30.000 Menschen jährlich, die nach Wien gekommen sind. Und genau in dieser Zeit fahre ich mit der Wohnbauförderung in Wien massiv zurück. Sehr geehrte Damen und Herren, das meine ich mit dem Grundstein für explodierende Wohnkosten, denn es ist ganz logisch. Wenn immer mehr Menschen nach Wien kommen, und die Bevölkerung stark wächst, dann kann ich nicht gleichzeitig die Wohnbauförderung zu- rücknehmen. Das schafft Chaos und das schafft verteu- erte Wohnkosten, und in Zukunft wird es wahrscheinlich auch zu einer Verslumung kommen. Warum? - Ganz logisch, entgegen den Ankündigungen vom damaligem Stadtrat Ludwig, der von rund 7- bis 9.000 geförderten Wohnungen pro Jahr gesprochen hat, sind 2016 nur 3.400 Wohnungen neu übergeben worden und 2017 nur 4.200 Wohnungen. Das heißt, die Nachfrage vervielfacht sich, während das Angebot nicht dementsprechend ausgedehnt wird. Da helfen auch die Ankündigungen im Jahr 2015 vom damaligen Bürgermeister oder Stadtrat - wie auch immer man es nennen mag, sie haben es ohnehin ge- meinsam gemacht -, nicht, dass bis Ende 2020 4.000 Gemeindewohnungen neu kommen sollen. Wenn man sich anschaut, dass heute im Juni 2018 kaum einmal 120 im Bau sind, ist das ein ehrgeiziges Ziel und trägt nur zur weiteren Dramatisierung der Situation am Woh- nungsmarkt bei. Für immer breitere Bevölkerungskreise wird die Wohnung zur finanziellen Belastung. Da muss man sich auch vorstellen, dass nicht nur das prognostizierte Be- völkerungswachstum Sorgen macht, sondern auch jedes heute aufgelassene Massenquartier der seinerzeitigen Flüchtlinge. Denn wo werden die Menschen aus den Massenquartieren hinsiedeln? - Die werden wahrschein- lich auf den Wohnungsmarkt des sozialen Bereichs drängen. Das heißt, auch da kommen noch Menschen dazu, die eine Wohnung brauchen, ganz abgesehen vom normalen prognostizierten Bevölkerungswachstum. Ich komme jetzt zu Wiener Wohnen und hoffe, dass ich vielleicht bei der neuen Frau Stadträtin ein offenes Ohr finde, das ich in den letzten sieben Jahren beim StR Ludwig nicht hatte, und zwar beim Qualitätsmanagement Wiener Wohnen. Ich bin überzeugt davon, dass Wiener Wohnen eine Ombudsstelle braucht. Es braucht eine enge Zusammenarbeit zwischen Qualitätsmanagement und Beschwerdemanagement. Tagtäglich erreichen mich Anrufe über verschimmelte Wohnungen, über Probleme im Zusammenleben, bei der Einhaltung der Hausord- nung. Die Wohnberater sind bei dem Ganzen nicht wirk- lich hilfreich. Ich bringe den Antrag noch einmal als Be- schlussantrag ein: "Die Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung und Frauen wird aufgefordert, die Einrichtung einer unabhängigen Ombudsstelle im Zuständigkeits- und Verantwortungsbe- reich von Wiener Wohnen in die Wege zu leiten. Im Zentrum der Aufgaben dieser Stelle sollen die unabhän- gige Betrachtung von Konfliktfällen und die Überprüfung von Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit gefällter Entschei- dungen stehen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der FPÖ.) Der Rechnungshof hat den Wohnfonds intensiv kriti- siert und zwar kritisierte er einerseits die Bauträgeraus- wahlverfahren und empfahl der Stadt Wien, bei Sach- wertdotationen an den Wohnfonds den Verkehrswert entsprechend zu bewerten, um die erforderliche Trans- parenz zu gewährleisten. Ebenfalls empfahl er, Liegen- schaften, also diese Sachwertdotationen für den Wohn- fonds, so auszuwählen, dass die Auswahl nachvollzieh- bar dokumentiert den strategischen Überlegungen und Grundsätzen der Immobilienstrategie der Stadt Wien folgend hinsichtlich Immobilienbestand und Immobilien- bevorratung entspricht. Auch hier bringe ich einen Be- schlussantrag ein: "Die Amtsführende Stadträtin für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung und Frauen wird aufgefordert, die Vorgangsweise des Wohnfonds Wien im Bereich der Bodenbereitstellung zu evaluieren und eine abgestimmte Strategie, die den gegenwärtigen Marktsituationen ent- spricht, zu erarbeiten, um steigenden Wohnkostenbelas- tungen wirksam und nachhaltig entgegentreten zu kön- nen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der FPÖ.) Wir haben heute schon gehört, dass die Wohnbau- förderung mit umfangreichen Auflagen im ökologischen Bereich behaftet ist, was zu einer intensiven Verteuerung der Baukosten beiträgt. Die Wohnbauförderung sollte aber keine klimarelevanten Agenden beinhalten, sondern wirklich den sozialen Aspekt im Mittelpunkt haben. Sie ist kein umweltpolitisches, sondern ein sozialpolitisches Instrument. Ich werde auch diesbezüglich einen Antrag einbringen, wieder einen Beschlussantrag: "Die Amtsführende Stadträtin für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung und Frauen wird aufgefordert, die Wiener Wohnbauförderung und ihre zugehörigen Geset- zesmaterien sowie Verordnungen einer Evaluierung zu unterziehen, um klimapolitische Zielsetzungen, die über das Kostenoptimum hinausgehen und die Bewohner daher finanziell belasten, von der Wohnbauförderung zu entflechten." Und ein letzter Beschlussantrag noch: "Die Amtsführende Stadträtin für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung und Frauen wird aufgefordert, das WWFSG dahin gehend zu novellieren, dass nur dem Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz unterliegende Bau- vereinigungen Mittel aus der Neubauförderung erhalten. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Stürzenbecher. Selbstgewählte Redezeit 9 Minuten. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ge- schätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben ja in unserer Debatte über den Rech- nungsabschluss ein wenig ein Ritual. In der parlamenta- rischen Demokratie sind ja Rituale durchaus zulässig und bis zu einem gewissen Grad auch durchaus not- wendig. Trotzdem rege ich an, ob man das nicht straffen könnte und ob nicht weniger Zeit mehr wäre. Das ist jetzt aber sozusagen nur für das Geschäftsordnungskomitee. In der Sache selbst habe ich bis jetzt, von meinem Vorredner abgesehen, seriöse, wenn auch von meinen Standpunkten teilweise abweichende Reden gehört, aber es wäre darauf einzugehen. Deshalb will ich zur Sache selbst nur einige Zahlen nennen, was auch irgendwie zum Ritual gehört. Wir haben im Rechnungsabschluss 2017 Ausgaben von 787 Millionen EUR, und das Wichti- ge dabei ist - das Wichtigste, alles ist wichtig, aber das Wichtigste -, dass wir bei der Entwicklung der Wohnbau- förderung - ich weiß nicht, wie Kollege Kasal auf seine Zahlen kommt - 529 Millionen EUR an Gesamtsumme haben. Da muss man schon dazusagen, dass das eine Summe ist, die es in der ganzen Welt und in ganz Euro- pa nirgends gibt. Wenn wir immer bei reichen deutschen Städten auch über unsere Wohnbauförderung referieren, glauben die dauernd, ich habe mich mindestens in der Dezimalzahl geirrt, und das kann doch nicht so viel sein. Wir haben Fernsehteams vom Zweiten Deutschen Fernsehen und von der ARD da, wo die sozusagen unsere Wohnbaupo- litik kommentieren und immer auch die hohe Wohnbau- förderung positiv darstellen, weil man in Deutschland genau das Gegenteil gemacht hat. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Dort hat man auf Teufel komm raus im sozialen Wohnbau privatisiert, und jetzt haben sie all diese Prob- leme und die hohen Mieten, die wir eben nicht haben wollen (GR Mag. Wolfgang Jung: Die haben Sie aber auch!), sondern wir sind stolz auf unser System, so wie wir es haben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Natürlich gehört das immer weiterentwickelt, verfei- nert, aber im Großen und Ganzen ist es gut. Bei der Gelegenheit möchte ich natürlich auch allen Mitarbeite- rinnen und Mitarbeitern des Ressorts und auch im Stadt- ratsbüro für die ausgezeichnete Arbeit herzlich danken, die sie leisten. Ohne die wären diese Erfolge in der Wohnbaupolitik nicht möglich. Herzlichen Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Zu einigen Punkten, denn in neun Minuten kann man ja nicht so viel sagen: Was Kollege Gara zur Änderung der Neubau- und Sanierungsverordnung gesagt hat, ist richtig. Das war eine wichtige Verordnung. Sie ist auch unter anderem dazu geeignet, dass wir vielleicht wieder mehr Interessenten in den sozialen Wohnbau von den Wohnbauträgern kriegen, weil hier die Voraussetzungen verbessert werden. Das leistbare Wohnen wurde in den elf Jahren, in denen der jetzige Bürgermeister Wohn- baustadtrat war, als wichtiges Ziel dargestellt und es wurden große Ziele erreicht. Deshalb sind wir auch beim Wohnen die lebenswerteste Stadt Europas und, ich glaube, weit darüber hinaus, und darauf können wir auch stolz sein. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die neue Wohnbaustadträtin hat mit großer Dynamik und Umsicht jetzt diesen erfolgreichen Weg fortgesetzt und auch schon richtige Eckpfeiler eingeschlagen. Wich- tig ist vor allem, dass man sich nicht von einigen schein- bar klaren Punkten leiten lässt, wie vom Kollegen Gara, der das beim Einkommensmonitoring genannt hat. Das klingt vielleicht auf den ersten Blick gut, im Endeffekt bringt es aber viel mehr Probleme als Vorteile. Eines muss man auch sagen, weil es oft vom Kolle- gen Ulm thematisiert wird: In den Bundesländern werden die Wohnbauförderungsmittel beispielsweise in Einfami- lienhäuser vergeben, und dort redet aber keiner davon, dass man dann später, wenn die Bewohner der Einfami- lienhäuser vielleicht mehr verdienen, mehr zahlen sollte. Da kommt niemand auch nur auf die Idee. Dort ist es also selbstverständlich, dass die Mittelschichten, die ja vor allem die Nutznießer dieses Systems sind - das sollen sie auch sein - quasi etwas zurückzahlen oder mehr zahlen sollen. Bei uns in Wien sollen sie dann mehr zahlen, und da sage ich: Unsere Wiener Bewohne- rinnen und Bewohner sollen nicht schlechtere Rechte haben als die in anderen Bundesländern. Dafür werden wir die Garantie abgeben. (Beifall bei SPÖ und GRÜ- NEN.) Dann zum Kollegen Ulm, Dachausbau: Genau das machen wir. Wir bauen bei Gemeindebauten die Dächer aus, natürlich vor allem, wenn sie saniert werden und wenn die technischen und sonstigen Voraussetzungen gegeben sind, zum Beispiel im Goethehof 120 zusätzli- che Wohnungen. Das mit den Eigentumswohnungen, glaube ich, hast du dir nie wirklich durchgerechnet. Tat- sache ist, dass wenn wir das so machen würden, wie du das vorschlägst, wenige viel bekommen würden, aber sehr viele weniger oder nichts, und das bringt im Endef- fekt weniger leistbare Wohnungen. Weil du den Reichtum erwähnt hast: Wir haben in Wien natürlich - und hier unterscheiden wir uns von der ÖVP und wahrscheinlich auch von den NEOS - so etwas wie einen gemeinschaftlichen Reichtum. Der soziale Wohnbau ist ein gemeinschaftlicher Reichtum, der für ganz große Teile der Bevölkerung, nämlich 62 Prozent der Wienerinnen und Wiener, die hier wohnen, einen Reichtum schafft, der vielleicht in dieser Reichtumsstatis- tik ihnen nicht individuell zugerechnet wird, der ihnen aber ein leistbares Wohnen und ein würdiges Wohnen sicherstellt. Deshalb ist dieser große gemeinschaftliche Reichtum besser, als wenn wenige einen großen indivi- duellen Reichtum hätten. Ich glaube, das ist etwas, wo- rauf wir auch stolz sein können, auf diesen großen ge- sellschaftlichen Reichtum, den wir in Wien geschaffen haben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das ist durchaus etwas, worin wir uns unterscheiden, denn wir sagen, die Gemeinschaft ist auch sehr, sehr viel wert, dass das Wir, das Zusammenwirken, die Solidarität über das Individuelle, Individualistische, übertrieben Egoistische stehen. Das sind verschiedene ideologische Zugänge, und da gibt es eben Unterschiede, und die Wählerinnen und Wähler entscheiden dann jeweils, wo sie den Zuschlag geben und bisher haben sie sich immer mehrheitlich für die Sozialdemokraten und die GRÜNEN in Wien entschieden. Das ist gut so und das wird wohl weiter so bleiben, vor allem auch, weil man die Alternati- ven sieht. Ich habe es schon gesagt: Diese Privatisierungen in Deutschland haben nichts als Unglück gebracht. In letz- ter Zeit kommen Vertreter von Städten wie Dresden, Leipzig, Berlin, Frankfurt, Hamburg, dann von Schleswig- Holstein, von überall her und sagen: "Wie macht ihr das mit dem sozialen Wohnbau, wie habt Ihr das geschafft?" Und wir sagen: "Ja, wir haben immer die Wohnversor- gung als öffentliche Aufgabe gesehen. Das ist das Um und Auf. Das ist aber das Prinzip." Wenn man das so sieht, dann kann man nicht den sozialen Wohnbau, wie man es in Deutschland leider gemacht hat, und was die jetzt dort alle bereuen, einfach privatisieren. Da hat man kurzfristig einen Gewinn, kurz- fristig ein bisschen Geld in der Tasche und ist lustig, kann ein paar Sachen finanzieren, und das ist dann weg, aber für immer weg. Die Zahnpasta aus der Tube raus- drücken kann man sehr leicht, sie wieder zurück hinein- bringen, kann man sehr schwer. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir gemeinsam mit der Stadtregierung und mit der neuen Stadträtin dieses erfolgreiche Modell des sozialen Wohnbaus in Wien fortsetzen werden, wir damit so viel leistbares Wohnen wie möglich zum Wohle der Wienerinnen und Wiener schaffen werden. Deshalb empfehle ich, dem Rechnungsabschluss zuzustimmen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich darf jetzt den Reigen der Wohnbausprecher unterbrechen. Ich bin als Frauensprecherin hier, und auch für Sie als neue Frau- enstadträtin ist es ja quasi die Premiere. Wir unterstützen als NEOS ja prinzipiell schon alle sinnvollen Förderungen, die es im Bereich der Frauen- förderung gibt, Frauenvereine, wenn es um spezielle Anliegen geht, Projekte zur Unterstützung von Rand- gruppen, um Sozial-, Familienberatung, egal jetzt, wel- cher Herkunft, sexueller Orientierung betroffene Frauen sind. Wir finden es auch gut, dass es das gibt und sehr wichtig und notwendig. Was wir kritisch anzumerken haben, ist schon, dass die meisten Förderungen in diesem Bereich historisch gewachsen sind, oft nicht zielgerichtet sind und dass wir bei der Integration in den Arbeitsmarkt hier noch ein erhebliches Manko an Frauenförderungen haben. Da fehlt uns ein wesentlicher Punkt, dass wir bei Frauen- gruppen, die speziell vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind oder die einfach gefährdet sind, nicht zurück in den Arbeitsmarkt zu kommen, zu wenig ansetzen. Ich glaube, hier könnten wir auch im Bereich der Frauenförderung viel zielgerichteter fördern. Trotz allem, und das sollte uns in dieser Diskussion schon bewusst sein, machen wir mit diesen Förderungen nichts anderes, als Symptome statt die Ursachen zu bekämpfen. Die Ursachen sind in einem jahrzehntelang geprägten traditionellen Rollenbild und aber auch jahr- zehntelangen zu geringen Anstrengungen zu finden, wenn es um die Gleichbehandlung und die Chancenge- rechtigkeit von Frauen geht. Natürlich ist da viel auf Bundesebene passiert, auch unter SPÖ-Regierungsbeteiligung. Was jetzt allerdings seitens der Regierung kommt, ist sogar der Schritt zu- rück, ein Schritt zurück hin zu einem rückwärtsgewand- ten Frauenbild. Man sieht es, es kommt ja hier auch ein Antrag herein, man möge eine geschlechtergerechte Sprache im Wirkungsbereich des Magistrats Wien auf- geben. Da steht: Nichtsdestotrotz: Die Verstümmelung der Sprache ist der falsche Weg, um Frauen zu ihren Rechten zu verhelfen. Was ist denn der richtige Weg? (GR Mag. Wolfgang Jung: Buchstaben zu ändern?) Ich weiß schon, das ist auch Symbolpolitik. Da geht es nur darum, Symbole zu bekämpfen, das setzt nicht an den Ursachen an. Aber was ist Ihrer Meinung nach der richtige Weg für Gleich- behandlung und Chancengerechtigkeit? So wie Sie mo- mentan in der Bundesregierung agieren, das kann es sicher nicht sein, das ist der Schritt zurück. Zum Beispiel mit dem Familienbonus, der keine nachhaltige familien- politische Maßnahme ist. Auch die Abschätzbarkeit von Kinderbetreuungskosten, die jetzt rausfällt, ist keine nachhaltige Familienpolitik und somit keine Politik für Frauen, das ist es nicht. Das zementiert nämlich das Bild der daheim beim Kind bleibenden Mutter ein. Aber auch wenn wir uns den Bereich Beratung be- ziehungsweise Förderungen auf Bundesebene anschau- en, gibt es Schritte zurück. Für die Sektion für Frauen und Gleichbehandlung, die den Gewaltschutzbereich und die Frauen- und Mädchenberatungsstellen fördert, steht eine Kürzung von 5 Prozent im Raum, konkret 1 Million EUR. Diese Maßnahmen werden gravierende Auswir- kungen auf die Wirkungsbereiche dieser Einrichtungen haben. Noch einmal: Es geht hier um Symbolpolitik, wenn wir von der Frauenförderung sprechen. Die tatsächlichen Ursachen sind viel tiefer verwurzelt und in einem viel größeren Kontext anzugehen. Natürlich spreche ich auch Sie als Stadträtin an, aber natürlich ist vieles auch auf Bundesebene gelagert. Das konkrete Problem bezie- hungsweise die Herausforderung ist, dass Frauen über- wiegend in Teilzeitjobs arbeiten, aktuell 52 Prozent. Sie verdienen deswegen natürlich weniger Geld, sie haben dadurch eine geringe Pensionsleistung, das Ganze noch einmal verstärkt durch ihr niedrigeres Pensionsantrittsal- ter, das ihnen die besten Jahre im Job einfach weg- nimmt. So kommt es, dass Frauen wesentlich stärker Gefahr laufen, in Altersarmut zu geraten als Männer. Warum? Weil Frauen zu einem überwiegenden Teil Kinderbetreuungspflichten wahrnehmen. Was braucht es daher? Rahmenbedingungen, damit Frauen in höherem Ausmaß am Erwerbsleben teilhaben und nicht in die Abhängigkeit vom Partner geraten, aber auch nicht in die Abhängigkeit vom Staat oder von der Stadt, die mit För- derungen hier subventioniert. (Beifall bei den NEOS.) Bei diesem Problem, bei dieser Herausforderung ist maßgeblich der Bund gefragt, mit einem individuellen Karenzanspruch, zum Beispiel ein Jahr für die Mutter und ein Jahr für den Vater, damit Frauen endlich aus dieser Spirale herauskommen: Frauen bekommen meist ein niedrigeres Einstiegsgehalt, weil man annimmt, dass sie irgendwann einmal in Karenz gehen werden, sie fallen aus dem Erwerbsleben raus. Es muss die logische Folge sein, dass man annimmt, dass ein Vater genauso wie eine Mutter in einem jungen Alter in Karenz gehen könnte. Das ist wichtig. Es muss auch wichtig sein, dass es dadurch natürlich bedeutet, dass wir weniger Teilzeit- erwerb für Frauen haben und dadurch ein höheres Ein- kommen. Dann haben wir noch das Trauerspiel der Unterschiede im Pensionsantrittsalter, die weiterhin festgeschrieben wurden. Bis 2033 haben wir nicht das gleiche Antrittsalter erreicht, da braucht es dringend eine höhere, viel frühere Anhebung. Was kann Wien aber konkret machen, um an diesen Rahmenbedingungen zu schrauben und mit diesen Ur- sachen zu kämpfen? Wien braucht eine maßgeblich bessere Kinderbetreuung und Kindergartenplätze, und da gilt ganz besonders Qualität vor Quantität. Ich glaube, Wien hat einen Riesenschritt in die richtige Richtung gemacht. Wir haben bezüglich Quantität einen erhebli- chen Vorsprung, wenn wir uns andere Bundesländer anschauen. Aber wenn wir die Kindergärten als erste Bildungsstätte begreifen, dann muss dem quantitativen Ausbau auch eine Qualitätsoffensive folgen. Da brau- chen wir ein besseres Betreuungsverhältnis, da muss der Anteil des elementarpädagogisch ausgebildeten Personals erhöht werden, da müssen die Qualitätsstan- dards für Ausbildung und Weiterbildung verbessert wer- den. Wir brauchen eine Aufwertung des Berufes und eine bessere Sprachförderung. Dann kann ich, wenn man das ernst nimmt, den Kindergarten tatsächlich als erste Bildungsstätte begreifen. (Beifall bei den NEOS.) Das sind alles Maßnahmen und Rahmenbedingun- gen, die die Ursachen in diesem jahrzehntelangen Sys- tem aufgreifen und bekämpfen können. Was wir momen- tan nicht brauchen, sind die Schritte zurück. Ich hoffe, dass es hier ein geschlossenes Entgegentreten gibt. Ich bin, wie gesagt, froh um die Förderungen, die es gibt. Die sind wichtig und notwendig. Wir haben unsere Vor- schläge für die fairen Rahmenbedingungen eingebracht. Wir werden das weiterhin tun und, solange es notwendig ist, Frauen gezielt durch Förderungen unterstützen. Ich ersuche die Frauenstadträtin, diese Aufgabe, auch was die Kinderbetreuung und die Kindergärten betrifft, ress- ortübergreifend zu verstehen, denn das ist ein frauenpoli- tisches Thema, sich hier einzusetzen, massiv in die Qualität zu investieren und sich auch auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass wir faire Rahmenbedingungen für Frauen ermöglichen. Danke. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Schwarz zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Vielen Dank. Sehr ge- ehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Auch ich werde die Zeit jetzt nutzen, um ausschließ- lich über Frauenpolitik in der Stadt Wien zu sprechen. Ich bin davon überzeugt, dass es eine Weiterentwicklung und einen Wandel braucht hinsichtlich der Art, wie Rot- Grün mit dem Frauenbudget Politik macht. Ich werde das noch genauer ausführen. Wir brauchen zunächst einmal drei Schwerpunkte in der Frauenpolitik. Erstens natürlich die Integration von Frauen mit Migrationshintergrund: Hier geht es um die Vermittlung unserer Werte, aber auch um die Sprachförderung, um die Vermittlung der deutschen Sprache. Es geht um die Unterstützung von Vereinen, die sich nachhaltigen Projekten verschrieben haben, nämlich den Themen Selbstbestimmung der Frau, Berufschancen, aber auch Beratungen bezüglich Konsequenzen der verschiedenen Lebensmodelle, für die man sich entscheidet. Weiters brauchen wir einen Weg, Frauen zu unterstützen, die einen enormen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten. Ich möchte hier ein Bei- spiel nennen. Es gibt eine Frau, die Frau Feldmann, die sich seit Jahren für mental behinderte Sportlerinnen und Sportler im Wiener Eiskunstlauf und bei den Special Olympics engagiert. Sie sammelt seit Jahren Spenden, damit Trai- ningseinheiten beziehungsweise zusätzliche Trainings- einheiten bei Eislaufplätzen gebucht werden können, denn diese Trainingseinheiten sind auch eine Therapie- form für diese erfolgreichen Sportlerinnen - es sind meis- ten Sportlerinnen. Sie unterstützt sie auch, indem sie zu den Wettbewerben mitfährt und sehr aktiv ist. Die Traine- rin dieser Special-Olympics-Eiskunstläufer und - läuferinnen ist eine betroffene Mutter, die das ebenfalls ehrenamtlich macht und viel Zeit und Kraft aufwendet. Sie können sich vorstellen, was für einen immensen Beitrag diese beiden Frauen leisten, und zwar nicht nur für die Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer, sondern auch für Wien, denn bei den letzten Olympischen Spie- len haben eben diese Sportlerinnen und Sportler sehr viele Medaillen nach Hause gebracht. Zur Zeit sind die Eiskunstläuferinnen mit einem gro- ßen Problem konfrontiert. Sie arbeiten in den geschütz- ten Werkstätten. Da gab es bis vor Kurzem eine Freistel- lung, wenn sie zu einem Wettbewerb mussten. Jetzt ist es allerdings so, dass sie Urlaub nehmen müssen und das geht sich zeitlich einfach nicht aus. Um solche Frau- en zu unterstützen, bedarf es nicht viel Geld, da bedarf es Aktionismus, da bedarf es einer Vernetzung. Ich hof- fe, dass wir hier in der Frauenpolitik verstärkt ansetzen. Ich möchte nun zum Schwerpunkt Integrationsarbeit für Frauen mit Migrationshintergrund kommen. Gestern gab es dazu ein interessantes Interview mit der Ge- schäftsführerin der SPÖ-Wien, Frau Novak, zu lesen. Bei diesem Interview haben Sie, Frau Novak, unter anderem gesagt, dass sich die Integrationspolitik zu lange nur mit den Männern konfrontiert hat. Da gebe ich Ihnen zum Teil sogar recht, aber wenn wir uns jetzt das Frauen- budget anschauen, sehen wir, dass ein ganz großer Teil des Frauenbudgets eben Vereinen zu Gute kommt, die sich in der Integrationsarbeit für Migrantinnen engagie- ren. Dann denke ich, wenn auch Sie der Meinung sind, dass das nicht so ganz klappt, muss man sich die Frage stellen dürfen: Arbeitet die Stadt Wien mit den richtigen Vereinen zusammen, liegt es einfach am falschen Kon- zept oder an der falschen Einstellung, wenn es um In- tegration geht? Der Ansatz, der ja auch im Regierungs- abkommen steht, dass die Willkommenskultur auszu- bauen sei, ist ja mittlerweile überholt und auch ein fal- scher Weg. Wenn es um die Integrationsarbeit von Frauen geht, muss man ganz klar sagen: Es braucht ein Konzept - und zwar nicht nur bei der Integrationsarbeit für Frauen, sondern bei der Integrationsarbeit allgemein. Dazu wird aber meine Kollegin Caro Hungerländer heute noch beim Budgetpunkt Integration einen Antrag einbringen. Wir brauchen eben ein Frauenkonzept. Wir müssen den Frauen ganz klar sagen, was ihre Rechte sind, dass der Schlüssel zur Integration die deutsche Sprache ist. Wir müssen den Frauen vermitteln, dass wir auf unsere Werte stolz sind, dass sie Werte haben wie, eine Ausbil- dung zu absolvieren, dass sie überall ein Mitsprache- und Entscheidungsrecht haben, wenn es um ihr selbst- ständiges Leben geht, dass sie ein Mitspracherecht haben, wenn es um die Erziehung ihrer Kinder geht, dass sie auch einmal am Abend ohne ihre Männer weg- gehen können. Besonders bei Frauen mit Migrationshin- tergrund muss man teilweise sehr niedrig ansetzen bei der Vermittlung von Dingen, die für uns alle selbstver- ständlich sind. Da wünsche ich mir von Rot-Grün eine wirklich ganz deutliche Sprache, ein ganz deutliches Auftreten und eine ganz deutliche Integrationsarbeit. (Beifall bei der ÖVP.) Noch möchte ich den Punkt Weiterentwicklung des Frauenbilds ansprechen. Das, was uns von der Politik oft als Frauenbild vermittelt wird, hat recht wenig mit dem Frauenbild des Lebens zu tun. Ich bin selbst eine Frau. Ich liebe es, eine Frau zu sein, und ich denke, vielen Frauen geht es ebenso. Wir lassen uns sehr ungern in Schubladen stecken. - Männer lassen sich übrigens auch nicht gerne in Schubladen stecken, aber jetzt ist ja von Frauen die Rede. - Jede Frau hat das Recht, ihr Le- bensmodell zu wählen. Also sollten wir als Frauen selbstbewusst auftreten und sagen, wir haben uns für dieses oder jenes Lebensmodell entschieden, und es ist auch gut so, wir haben nicht in allen Bereichen die glei- chen Bedürfnisse wie Männer. In der Frauenpolitik muss man einen ganz großen Schritt machen. Zum Beispiel ist das Thema Vereinbar- keit von Familie und Beruf im Jahr 2018 kein Frau- enthema mehr, es ist ein Familienthema. (GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS: Es wäre schön, wenn es so wä- re!) Ich denke, dass wir als Politiker da wirklich einen Schritt machen und das auch so kommunizieren müs- sen. Wenn wir es die ganze Zeit nur auf ein Frauenthe- ma reduzieren, wird sich nicht viel ändern. Da würde ich mir wirklich mehr Weitblick von Rot-Grün wünschen. (Beifall bei der ÖVP.) Wenn ich dann lese, wie toll die Stadt Wien ist, weil sie frauenfreundlichen Wohnbau macht, dann kann ich gar nicht mehr lachen. Ich habe mir echt überlegt: Was ist ein frauenfreundlicher Wohnbau? Was kann, wenn man in einer gleichberechtigten Partnerschaft lebt, bei Frauenbedürfnissen anders sein als bei Männerbedürf- nissen? Und ich darf da zitieren, was in den Berichten der Stadt Wien vorliegt: "Frauengerechter Wohnbau bedeutet, gezielt die Alltagsmuster von Frauen und de- ren Ansprüche zu berücksichtigen. Wesentliche Ziele eines frauengerechten Wohnbaus sind daher die Erleich- terung von Haus- und Familienarbeit." - Und das im Jahr 2018! Die Erleichterung von Hausarbeit und die Erleich- terung von Familienarbeit ist also für die Stadt Wien Grund, eine Wohnung zu bauen, die, weiß nicht, eine größere Küche, ein Zimmer für eine Waschmaschine hat, oder was auch immer, und das ist dann frauenfreundlich! Das ist ein Bild, das höchst antiquiert ist. Ich würde Sie wirklich bitten, dass Sie diesen Satz aus Ihren Papieren streichen. (Beifall bei der ÖVP und von GRin Elisabeth Schmidt.) Jede Frau, jeder Mensch hat das Recht, sich frei zu entscheiden, wie sie oder er leben möchte. Wenn eine Frau sagt, ich möchte Karriere machen und ich verzichte auf Kinder, ist das genauso gut ihr Recht, wie wenn eine Frau sagt, ich möchte beides, oder wenn eine Frau sagt, ich lebe gerne als Hausfrau und Mutter. Was die Politik aber machen muss, ist, aufzuklären, welche Konsequen- zen der eine oder andere Weg haben kann, wenn du ihn einschlägst. Weiters muss die Politik für alle Lebensmo- delle ein Sicherheitsnetz anbieten, sodass es, wenn es die Frau braucht, da ist. Lassen Sie mich noch etwas zum Thema schwarze Zahlen und Weitblick für Wien sagen. Es geht um die Frauenarbeitslosigkeit in Wien. Renate Brauner meint in ihrer Funktion als Frauenvorsitzende der SPÖ-Wien, Wien biete österreichweit die besten Voraussetzungen für Frauen am Arbeitsmarkt, die höchste Dichte an Jobs mit Karriereaussichten. Wenn ich mir aber die aktuellen Zahlen der Frauenarbeitslosigkeit in Wien anschaue, sehen wir, dass wir weit über dem Österreichschnitt sind. 11,3 Prozent aller erwerbstätigen Frauen sind in Wien arbeitslos. 2009 waren es noch 28.600 Frauen, 2017 sind es über 51.000, fast 52.000 Frauen. Da frage ich mich schon, wo hier die besten Voraussetzungen für Frauen wohl sind. Ich habe jetzt nur noch 48 Sekunden. Daher über- springe ich jetzt einiges und möchte gerne auf die Frau- enhäuser zu sprechen kommen. Die feiern heuer ein großes Jubiläum, es gibt sie seit 40 Jahren. Wie nötig Frauenhäuser leider immer noch sind, zeigen die aktuel- len Zahlen. Wir sehen, dass die Aufenthaltstage von Frauen und Kindern in Frauenhäusern weiterhin steigen, dass die Gesamtkontakte und die Gewaltnotrufe eben- falls gestiegen sind. Wir haben natürlich auch Bestäti- gungen sowohl von der damals zuständigen Stadträtin Frauenberger als auch von der Geschäftsführerin, Frau Brem, die das in einem Interview gesagt hat, dass die Plätze sehr knapp werden, besonders in den Stoßzeiten wie Weihnachten und Neujahr, und dass es ein fünftes Frauenhaus braucht. Wir haben 2016 schon einmal einen Antrag dazu eingebracht. Wir haben jetzt auch kurz darüber gesprochen. Ich danke herzlichst dafür. Ich werde noch einmal einen Antrag einbringen, bitte aber um Zuweisung an den zuständigen Ausschuss, dass ein fünftes Frauenhaus in Wien realisiert wird. Vielen Dank! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Mag. Huemer zu Wort gemeldet. Selbstge- wählte Redezeit 10 Minuten. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Schönen Nachmittag! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehr- te Frau Stadträtin! Sehr geehrte Kolleginnen! Kolleginnen explizit mit kleinem "i", denn ich werde heute mit weiblichen Sprachendungen sprechen. Ich finde, es entspricht einmal der Geschlechtergerechtig- keit, dass wir hier im generischen Femininum sprechen. (GR Armin Blind: Was?) Die Männer sind selbstverständ- lich mitgemeint. Unsere Frauenpolitik in Wien verfolgt das Ziel ... (GR Armin Blind: Haben Sie eine Deutsch- Matura? - GRin Martina Ludwig-Faymann: Was war das jetzt? - Weitere Rufe und Gegenrufe zwischen GRÜNEN und SPÖ einerseits und FPÖ andererseits.) - Ich glaube, Sie schaffen das, oder? Wenn es Frauen schaffen sol- len, sich in einer männlichen Endung wiederzufinden, dann werden Sie es sicher auch schaffen, sich in einer weiblichen Endung wiederzufinden, nicht? Frauen in Wien sollen ein ökonomisch unabhängiges, eigenständi- ges und selbstbestimmtes, sicheres und gesundes Le- ben führen können. Das ist uns als rot-grüne Stadtregie- rung wichtig, denn Gleichstellung ist unser Ziel. Leider, leider ist das ein sehr steiniger Weg, ein Bohren sehr, sehr dicker Bretter. Manchmal ist es auch ernüchternd, denn manchmal droht nicht nur Stillstand, sondern auch der Rückschritt, der sogenannte Backlash. Nichtsdesto- weniger, trotzdem heißt es hier einfach weiterkämpfen, denn Stillstand ist Rückschritt, das wissen wir Frauen nur zu gut. Ich möchte darauf hinweisen, Geschlechterungerech- tigkeit ist keine Demokratie. Also an alle Demokratinnen in diesem Haus: Es gibt keine Demokratie ohne die Gleichstellung von Frauen. Es ist ein höchst demokrati- sches Anliegen, sich hier auch für Geschlechtergerech- tigkeit einzusetzen und dafür zu sorgen. (Zwischenrufe von GRin Mag. Caroline Hungerländer und GR Armin Blind. - GRin Birgit Hebein: Geht's bitte, das Zuhören?) Es geht darum, und das entspricht ja ganz Ihrem Ansatz oder jenem meiner Vorrednerin, der Frau Emmerling, die jetzt nicht da ist, dass es natürlich ganz, ganz tief geht, dass es um Rollenstereotype, um Geschlechterrollen, um Privilegien, um Unterordnung, um Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten geht. Wir müssen diesen Zustand permanent in Frage stellen, hierzu Fragen formulieren und auf diese natürlich auch Antwort finden. Aus meiner Sicht ist der einzige Weg hier eine feministische Politik, eine Politik, die wir in der Wiener Stadtregierung ma- chen, und darüber bin ich auch sehr froh. Es wurde auch von meinen Vorrednerinnen gefordert und es ist aus meiner Sicht auch der Fall: Frauenpolitik ist Querschnittspolitik in dieser Stadt. Darauf legen wir GRÜNE sehr viel Wert. Es zeigt sich, dass quer über alle Ressorts und auf allen Ebenen Gleichstellungspolitik betrieben wird. Ich ersuche Sie, das auch im Gender- Budgeting-Bericht wieder nachzulesen. Darin wird von den Abteilungen unter der Federführung von Michaela Schatz das Budget sehr engagiert nach gleichstellungs- orientierten Kriterien in Zahlen gegossen. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, hier die Gleich- stellung voranzutreiben, und es ist auch aus meiner Sicht eine staatliche, eine öffentliche Aufgabe, hier für die Umsetzung von Frauenrechten zu sorgen. In der Stadt Wien haben wir das Glück, in diesem Bereich sehr erfah- rene, sehr professionelle, sehr kompetente Vereine und Einrichtungen zu haben, die wir mit diesen Aufgaben betrauen können. Ich finde, es sind die richtigen Vereine. Ich sage das, weil es hier immer wieder in Frage gestellt wird und angezweifelt wird, ob es denn die richtigen Vereine sind, ob die auch genügend Kompetenz haben. Sie haben sie. Reden Sie mit den Vereinen! Es ist be- eindruckend, welche Kompetenz in diesen Vereinen liegt! Wir können darauf stolz sein, hier ein derartig brei- tes Netzwerk zu haben, das uns bei der Aufgabe unter- stützt. Dank möchte ich von dieser Stelle aus auch den Mit- arbeiterinnen der MA 57 aussprechen. Ich möchte an dieser Stelle nicht nur von den Unterschieden zwischen Frauen und Männern reden. Der ist mitunter groß, aber groß ist er auch zwischen den Frauen. Es braucht hier einen diversitätsorientierten Blick und die Mitarbeiterin- nen der Frauenabteilung wie auch viele Mitarbeiterinnen in den anderen Abteilungen haben diesen Blick, der immer wichtiger wird. Die Frauenpolitik und Gleichstellungspolitik in der Stadt Wien ist so umfangreich, dass ich sie gar nicht in allen Ebenen aufzählen kann, aber ein paar Beispiele möchte ich doch nennen. Die sprachliche Gleichstellung gehört, wie schon angesprochen wurde, selbstverständ- lich genauso dazu wie der Schutz vor sexueller Belästi- gung am Arbeitsplatz oder im Alltag. Es ist uns ein gro- ßes Anliegen, Gewalt gegen Frauen zu verhindern, um ein gewaltfreies Leben für Frauen zu ermöglichen. Es ist uns aber selbstverständlich auch ein Anliegen, die Betei- ligungschancen von Frauen am Arbeitsmarkt zu erhö- hen. Gleichstellung beginnt bei uns praktisch bei der Geburt oder vielleicht sogar noch in der Schwanger- schaft und endet auch im ganz, ganz hohen Alter nicht. Das Älterwerden ist für uns Thema in dieser Stadt. Wir haben den Töchtertag, wir haben den Frauentag im Wiener Rathaus. Die Frauen- und Stadtplanung ist ebenso ein Thema wie Body Positivity, Schönheitsnor- men, Verhütung, Sexualität, Schwangerschaft. Es gibt also ein ganz, ganz breites Spektrum an Bereichen, wo in dieser Stadt auf Gleichstellungsangelegenheiten ge- achtet wird. Wir hatten das Thema Flucht, Sport - wird immer besser. Kultur hat, wenn Sie in den Kulturbericht schauen, auch einen sehr differenzierten Ansatz, mitt- lerweile aber auch die Wirtschaftsförderung. Diese Gleichstellungspolitik, wie wir sie in Wien be- treiben, ist natürlich nicht selbstverständlich. Ich ver- weise da erneut auf die Frauenpolitik, die wir seit Schwarz-Blau auf Bundesebene haben, eine Frauenpoli- tik, die aus meiner Sicht diesen Namen keinesfalls ver- dient. Wir haben eine Frauenministerin, die keine Frau- enministerin ist. Warum sage ich das? Sie unterstützt das Frauenvolksbegehren nicht, sie hat das Budget gekürzt, sie kürzt Frauenförderungen, sie kürzt bei den Vereinen und hat sich zuletzt aus meiner Sicht wirklich zynisch in Bezug auf den 12-Stunden-Tag geäußert. Dass sie da von Chancen für Frauen spricht, deutet aus meiner Sicht darauf hin, dass diese Frau von der Realität der meisten Frauen in diesem Land keinerlei Ahnung hat. Ganz viele Frauen sind Alleinerzieherinnen. Ganz, ganz viele Frauen haben keinen Bürojob, den sie dann als Home Office machen können. Lesen Sie übrigens einmal die Studien über Home Office, darüber, wie schwierig da die Vereinbarkeit ist. Frau Schwarz, Sie reden darüber, dass Vereinbarkeit kein Frauenthema ist. Ja, das ist auch mein Wunsch. Aber was tun Sie, um die Väterkarenz zu fördern? Nichts. Was tun Sie, um die Eigenständigkeit von Frauen zu ermöglichen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, zu Beratungseinrichtungen zu gehen? Sie haben schon mit der FPÖ gegen Frauenförderung in dieser Stadt ge- stimmt. Also ich kann Ihre Ansagen dazu wirklich nicht sehr ernst nehmen. In Wien haben wir von der MA 57 ein Budget 2017 von 7,97 Millionen EUR gehabt und, nur um Ihnen einen Vergleich zu geben, der Bund hat 10,17 Millionen EUR, also eine sehr, sehr geringe Summe. Ich will nicht be- haupten, dass Wien hier viel für die MA 57 zur Verfügung hat, aber es ist auf alle Fälle so viel, dass keine Kürzun- gen, sondern im Gegenteil indexangepasste Erhöhungen für die Frauenvereine möglich sind und alle Projekte auch weiter gefördert werden können. Im Bund hingegen wird bei den Frauen seit Schwarz-Blau gekürzt. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Das ist nicht wahr!) - Das ist sehr wohl wahr. Lesen Sie es nach! Was ist in Wien 2017 bei den Frauen passiert? Her- ausstreichen möchte ich noch einmal den Gleichstel- lungsmonitor, der für uns ein ganz wichtiges Instrument ist, um die Entwicklung in Gleichstellungsfragen in dieser Stadt zu beobachten. Es ist ein durchwachsenes Bild, aber es gibt hier durchaus einiges an Hoffnung. Dann, nachdem der Bereich Frauen jetzt in ein neues Ressort gewandert ist, konnte ich jetzt auch mit großer Freude lesen, dass beim Thema leistbares Wohnen - wobei im Gleichstellungsmonitor angesprochen wird, dass es zunehmend schwierig ist, für Frauen hier in der Stadt den Wohnraum zu finden - sehr wohl jetzt schon neue Projekte in Planung sind. Speziell für Alleinerzieherinnen gibt es zwei Wohnprojekte. Ich finde es ganz toll und ganz wichtig, dass hier rea- giert und sehr spezifisch auf die Bedürfnisse eingegan- gen wird, wobei wir uns wünschen, dass auch Männer öfter die Einkäufe erledigen. Setzen Sie sich gegen ei- nen 12-Stunden-Tag ein, damit das auch möglich ist! Setzen Sie sich ein gegen Arbeitszeitverlängerung und für Arbeitszeitverkürzung! Dann können nämlich alle sowohl die Haus- und Betreuungsarbeit leisten, dann können sich alle in Vereinen engagieren, dann können sich alle beruflich weiterbilden. (Heiterkeit bei GRin Sa- bine Schwarz.) Sie lachen, aber ich glaube, Sie verste- hen offenbar noch nicht wirklich die Problematiken, die sich dahinter verbergen. Ein ganz wichtiges Thema, das seit "#MeToo" ganz offensichtlich wurde, ist der Sexismus, nämlich der struk- turelle Sexismus in den Institutionen, aber auch der Alltagssexismus. Wien hat da eine Kampagne mit der MA 57 gestartet, die heißt: "Dein Körper. Dein Recht." Das, finde ich, ist eine ganz wichtige Kampagne. Stefa- nie Sargnagel hat dazu ganz coole Zeichnungen ge- macht, in denen es darum geht, eben den Körper, Sexu- alität und Gewalt zu thematisieren und zu zeigen, dass Frauen ein Recht darauf haben, auch in dieser Hinsicht sicher, save leben zu können. Die Werbewatchgroup Wien ist auch ein ganz wichtiges Instrument gegen All- tagssexismus beziehungsweise Sexismus in der Wer- bung. Da gibt es auch ein neues Büchlein: "Wa(h)re Schönheit und andere Werbemärchen", sehr empfeh- lenswert zu lesen. Ein Thema, das ich gerne ansprechen möchte, weil es mir sehr, sehr wichtig ist, ist der Anstieg an Morden an Frauen. Es ist sehr erschütternd, muss ich sagen, dass mittlerweile Hochrisikofälle völlig unterschätzt wer- den. Die Gewalttäter sind sehr oft bekannt und dennoch, das muss man einfach sagen, reicht das derzeit beste- hende Wegweiserecht nicht. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) In Wien haben wir ein Gewaltschutznetz, das sehr, sehr wichtig und unverzichtbar ist, aber wenn die Polizei oder der rechtliche Rahmen nicht mehr greift, muss man einfach darüber nachdenken, wie man Frauen vor Ermordung schützen kann, insbesondere dann, wenn die gefährlichen Drohungen schon mehrfach ausgespro- chen wurden. Noch etwas zum Thema Gewalt gegen Frauen: Ge- rade letzte Woche wurde der NGO-Schattenbericht zur UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form der Diskrimi- nierung der Frau, also der sogenannte CEDAW- Schattenbericht, veröffentlicht. Dieser Bericht enthält ganz, ganz viele Anregungen an die Bundesregierung, wie sie Lücken im Gewaltschutz schließen kann. Bitte nehmen Sie das mit in Ihre Fraktionen, reden Sie mit Ihren Parlamentskolleginnen! Wenn Ihnen die Verhinde- rung von Gewalt gegen Frauen ein wirkliches Anliegen ist, setzen Sie die Empfehlungen aus diesem NGO- Schattenbericht um! Last but not least: Ich finde - und das zeigt der Equal Pay Day, der in Wien von allen Bundesländern am spä- testen ist, genauso wie der Equal Pension Day, der ebenfalls viel später als in allen Bundesländern ist, dass die Einkommens- und die Arbeitsmarktsituation für Frau- en in Wien noch allemal viel, viel besser ist als in ande- ren Bundesländern. Natürlich besteht im Vergleich zu Männern Nachhol- und Aufholbedarf, keine Frage. Hier sind viele, viele Anstrengungen zu unternehmen und alle Player sind hier gefordert, ihren Beitrag zu leisten. Der definitiv falsche Weg, und das möchte ich an dieser Stelle noch einmal sagen, ist, die Arbeitszeit zu verlän- gern. Das ist absolut falsch: Es ist frauenfeindlich, es ist familienfeindlich, es ist Lohnraub, es ist gegen die Wün- sche der Beschäftigten. (Zwischenruf von GR Dr. Günter Koderhold.) Teilzeitbeschäftigte wollen etwas mehr ar- beiten, Vollzeitbeschäftigte wollen weniger arbeiten. Niemand will 12 Stunden arbeiten. Lesen Sie den aktuel- len Arbeitsklimaindex, dort finden Sie noch einmal den Beweis dafür, wenn Sie schon mir nicht glauben. Es ist auch falsch, wie das die Frauenministerin macht, bei Frauen zu sparen. Das ist wirklich zynisch. Es braucht nach wie vor eine eigenständige Frauenpolitik, so wie wir sie in Wien betreiben, eine gleichstellungsori- entierte, feministische Politik. Ich bin wirklich sehr, sehr stolz darauf, dass wir das machen. Wir legen den Fokus auf Frauen. Wir stehen hinter den Frauenanliegen. Wir stärken hier ihnen gemeinsam den Rücken beziehungs- weise gehen wir gemeinsam gegen den Backlash vor. Das ist in Zeiten wie diesen umso wichtiger, und ich lade Sie, Frauen von der Opposition, ein, hier mitzugehen. Ich bin sehr, sehr froh, wenn das der Fall ist. Lassen Sie uns auch in den nächsten Jahren intensiv und gemeinsam an der Gleichstellung von Frauen und Männern arbeiten! Ich finde, in diesem Budget gibt es sehr, sehr viele Ansätze, die belegen, dass die Stadt Wien erfolgreich für dieses Anliegen, für die Gleichstellung arbeitet. Stimmen Sie dem Budget zu! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich darf auf der Galerie recht herzlich Damen und Herren des SPÖ- Parlamentsklub begrüßen. Schön, dass Sie da sind! (Allgemeiner Beifall.) Weiters darf ich bekannt geben, dass Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger ab sofort aus dienstlichen Gründen bis zum Ende der Sitzung entschuldigt ist. Als Nächste ist Frau GRin Elisabeth Schmidt zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. GRin Elisabeth Schmidt (FPÖ): Danke! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren! Ich finde, es ist grundsätzlich ein guter Anlass, auch hier einmal kurz zu erwähnen, dass ich jetzt seit einer halben Legislaturperiode auch für die Frauenthemen in diesem Rathaus zuständig bin, nämlich für meine Frakti- on, die FPÖ, und wir mittlerweile die dritte Stadträtin beziehungsweise das dritte Ressort haben, wo dieses Kapitel untergekommen ist. Es ist ein bisschen so, als wäre es ein etwas ungeliebter Wanderpokal, der jetzt irgendwo zwischen Gemeindebau, Wohnbauförderung und Baurechtsnovelle seinen Platz gefunden hat. Dem- entsprechend gestaltet sich auch diese heutige Debatte. Das heißt, wir werden jetzt wahrscheinlich direkt zur Baurechtsnovelle und anderen Dingen übergehen und eigentlich die sehr, sehr wichtige Frauenpolitikdebatte nicht kontinuierlich und ausreichend führen können. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf von GRin Barbara Novak, BA.) Grundsätzlich, auch replizierend auf meine Vorredne- rin, möchte ich sagen: Selbstverständlich - und ich den- ke, da ziehen wir alle an einem Strang - ist uns die Gleichstellung der Frauen ein hehres und oberstes An- liegen. Allerdings geht es um die Mittel. Und da müssen Sie uns zugestehen, dass wir Dinge ablehnen, die Sie für richtig halten beziehungsweise andere Vorschläge ha- ben, die Sie möglicherweise ablehnen. Viel Meinung, aber keine Ahnung ist auch nicht wirklich der beste Weg zur Lösung. Ich komme in diesem Zusammenhang auf unseren schon angekündigten Antrag, das sprachliche Gendern im Magistrat der Stadt Wien betreffend. Ich möchte noch ganz kurz darauf eingehen, dass wir hier die generische Form fordern, die die einzig sprachlich richtige ist. Selbst wenn jemand etwas anderes erklären möchte, ist das die einzige Möglichkeit, mit der deutschen Sprache und deren Regeln wirklich konform zu agieren. Ich darf die- sen Antrag gleich einbringen. (Beifall bei der FPÖ.) Gerade in der Frauenpolitik hat sich halt gezeigt, dass Ideologie oft ein ziemliches Zugpferd ist, wenn es um die Wahl der Mittel geht. Ich möchte mich davon deutlich abgrenzen. Deswegen gibt es auch keine Anti- frauenpolitik von der Opposition, sondern eine Antiideo- logiepolitik, wenn es um die Frauen geht. Da heute, obwohl wir den Wiener Rechnungsabschluss bespre- chen, dennoch die Bundespolitik mit der türkis-blauen Regierung ziemlich in die Debatte einspielt, möchte vielleicht auch ich noch ganz kurz auf Folgendes einge- hen: Frau Kollegin Novak, ich glaube, Sie waren diejeni- ge, die erklärt hat, dass durch die Entscheidung des Bundesregierung für den 12-Stunden-Tag beziehungs- weise für die Arbeitszeitflexibilisierung, wie wir das nen- nen, jetzt ziemliche Herausforderungen auf Wien zu- kommen, auch in finanzieller Art und Weise, dass man beispielsweise die Kinderbetreuung dementsprechend ausbauen muss. Ich sehe das auch als Chance. Wir sind in einer neu- en Zeit angekommen. Wir müssen diese Flexibilität zei- gen, nämlich von der wirtschaftlichen Seite, von der Arbeitnehmerseite und von der Arbeitgeberseite. Wir können, wenn wir diese Kinderbetreuung ausbauen, den Frauen die Möglichkeit geben, sich auch für einen ande- ren Tagesablauf zu entscheiden, als von 9 Uhr bis 17 Uhr zu arbeiten, dann nach Hause zu gehen, einkaufen zu gehen, zu waschen, zu kochen, mit den Kindern die Hausübungen zu machen und schlafen zu gehen, und das an fünf Tagen in der Woche. Kleine Start-ups kön- nen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, zu sagen, wir wollen bis Mittwochnachmittag fertig sein. Diese Möglichkeit besteht mit diesem neuen Gesetz mit der Arbeitszeitflexibilisierung, dass man dann nämlich wirk- lich drei oder dreieinhalb Tage am Stück mit der Familie verbringen kann und nicht im permanenten Hamsterrad ist, wo dann am Wochenende vielleicht auch noch die Arbeit übrig bleibt, die man unter der Woche am Abend nicht geschafft hat. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Ich war lang genug alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, die mittlerweile fast erwachsen sind. (Beifall bei der FPÖ.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Rech- nungsabschluss und auch das Budget, das sind immer wieder gute Anlässe, nicht nur die Zahlen alleine, son- dern auch die inhaltliche Arbeit einer Stadtregierung in einem zeitlichen Ranking zu betrachten. Es wäre für Wien sehr wünschenswert, bei einem dieser Anlässe auch einmal von tatsächlichen Verbesserungen berich- ten zu können. Aber auch beim Rechnungsabschluss 2017 sieht es ähnlich trist aus, wie in den vergangenen Jahren, wenn nicht sogar noch trister. Dort, wo die jetzi- ge Bundesregierung sehr klare Entscheidungen trifft und damit auch ein Bekenntnis für aktive Frauenpolitik ablegt, irren in Wien die SPÖ und die GRÜNEN nach wie vor irgendwo zwischen einer überholten "Wir schaffen das."- Mentalität und halbherzigen Zugeständnissen an die Freiheiten von Frauen herum. Ich kann Ihnen das auch erklären. Konkret fehlt es in der Bundeshauptstadt an einem genau definierten Fahrplan. Ich habe das heute auch schon von anderen Kolleginnen gehört: Es fehlen die klar definierten Ziele, es fehlt das Konzept, nämlich dazu, wie man frauenpolitische Errungenschaften und den Schutz vor Gewalt, der uns auch ein sehr großes Anliegen ist - ich habe übrigens mit unserem Parla- mentsklub diesbezüglich schon Kontakt aufgenommen -, mit dieser aktuellen Politik der offenen Tür vereinbaren will, und die wird hier in Wien noch aktiv betrieben. Was auffällt, ist, dass sich vor allem die SPÖ mit ihrer Klientelpolitik hier wohl äußerst schwer tut. Zugegebe- nermaßen ist es in so einer Situation, wo man langjähri- ge Genossen mit ihren Bedürfnissen auf der einen Seite die neuzugewanderten Wählerschichten, auf der ande- ren Seite bedienen muss, nicht einfach. Auf der einen Seite wird mit viel Geld und auch Engagement - und das muss ich schon in einigen Bereichen zugeben - einiges für die Gleichstellung von Frauen getan. Maßnahmen wie der Frauennotruf und dergleichen, wo Gewaltschutz im Mittelpunkt steht, werden engagiert betrieben, keine Frage. Aber auf der anderen Seite hat gerade das rote- grün geführte Wien massive Mängel in der Integrations- politik zu verzeichnen, das hat kontraproduktive Konse- quenzen, und diese Konsequenzen daraus sind unterm Strich allesamt Verschlechterungen für Frauen. Das müssen wohl auch Sie, meine Damen und Herren von der Stadtregierung, zugeben. (Beifall bei der FPÖ.) Was waren denn das beim Donauinselfest für But- tons - ich habe ziemlich schmunzeln müssen -, die den Besucherinnen Sicherheit suggerieren sollten? Man hat ganz offensichtlich sehr genau erkannt, wo die Proble- me, verursacht durch die unkontrollierte Zuwanderung, liegen. Nur tut man nichts dagegen, sondern versucht, die Bevölkerung mit Alibimaßnahmen zu beruhigen. Es sind eben Belange der Sicherheit und der individuellen Freiheit, wo wir in Wien derzeit zunehmend mit Situatio- nen konfrontiert sind, die wir eigentlich aus dem Mittelal- ter kennen, wo ein politischer Islam Frauen und Mäd- chen in Geiselhaft nimmt und man tatenlos zusieht. Denn was spielt sich denn anderes derzeit in der SPÖ ab? Bis heute gibt es kein klares eindeutiges Bekenntnis dazu, dass beispielsweise in Schulen, Kindergärten und im öffentlichen Dienst das Tragen des Kopftuchs verboten wird. Das ist mehr oder weniger ein Herumgezerre, ver- mutlich aus den vorher von mir dargelegten Gründen und obwohl man ganz offensichtlich die brisante Problematik bereits erkannt hat, meine Damen und Herren. Dass wir von der Opposition gerade im Frauenbe- reich, aber auch bei der Integration immer wieder den Subventionsdschungel an diverseste Vereine aus guten Gründen kritisieren, ist das eine. Das andere und Er- schreckende ist aber, dass sich wohl auch die Stadtre- gierung selbst in diesem Dschungel nicht mehr auskennt. Erst gestern konnte man in den Medien lesen, dass die Frau Kollegin Novak von der SPÖ sich in Zukunft ver- mehrt an zugewanderte Frauen wenden will, beispiels- weise wenn es um die Selbstermächtigung gegenüber ihren männlichen Familienangehörigen geht, auch im Zusammenhang mit dem Stichwort Kopftuch. Aber was war das bis jetzt, was im Frauenbudget ganz oben ge- standen ist? Ich glaube, Kollegin Schwarz von der ÖVP hat es vorher auch schon erwähnt: Eine Vielzahl von Frauen- förderungsvereinen, die sich gerade und insbesondere an Frauen mit Migrationshintergrund gewandt haben, wurde subventioniert und von der Stadtregierung als Hauptfokus angesehen. Andererseits hören wir hier immer wieder aus regierungsnahen Kreisen aus Wien, auch aus den beiden Parteien selbst, dass man sich vermehrt mit den Männern dieser Gruppe beschäftigen muss. Das ist ein Widerspruch, der sich durch diese gesamte frauen- und integrationspolitische Debatte durchzieht und dieses Subventionschaos ziemlich deut- lich macht. Der Stadt fehlt in der Frauenpolitik, wie in so vielen anderen Bereichen auch, ein klar definierter Wille und klar definierte Ziele, wie ich schon erwähnt habe. Den Willen der Wiener Bevölkerung hat die Politik derzeit zumindest auf Bundesebene bereits ernst genommen, und Österreich darf sich über aktuelle Maßnahmen freu- en, die deutlich aufzeigen, dass Sicherheit, Familie, Freiheit und Individualität ganz oben auf der Agenda stehen. Das sprachliche Genderverbot im Verteidi- gungsministerium beispielsweise, die größte steuerliche Familienentlastung oder das Durchgreifen gegen den radikalen Islam, eine ganz tolle Sache unserer Bundes- regierung, das alles sind Dinge, die frauenpolitisch sehr zu begrüßen sind, meine Damen und Herren! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Ein Umdenken ist in Wien eigentlich unumgänglich. Es wird nicht mehr weiter möglich sein, mit einem politi- schen Spagat nach dem anderen die Verhältnisse zu regulieren. Ich warne davor, aus Parteieninteressen und aus Ideologie oder ideologischen Interessen die Frauen- interessen zu verraten. Genau das riskieren Sie nämlich derzeit. Ich möchte aus diesem Zusammenhang auch erwähnen, dass es schlussendlich die finanziellen und wirtschaftlichen Hard Facts sind, welche ein Frauenleben in Wien ausmachen, und da sieht es wirklich nicht so toll aus, seit die SPÖ mit den GRÜNEN regiert. Die durch- schnittliche Gesamtbelastung an Gebühren, Mietzins im Gemeindebau, und so weiter für die Wiener Familie hat sich um sagenhafte 941 EUR seit 2010 erhöht. Das sind 78 EUR Mehrbelastung pro Monat. Das ist nicht sozial und betrifft genau diejenigen, für die laut Ihrer PR angeb- lich so viel getan wird. In diesem Zusammenhang kann man nur festhalten, dass ganz bestimmt kein von der Gemeinde geförderter Feminismusverein auch nur einer Frau, mit oder ohne Kinder, Alleinerzieherin oder nicht, in irgendeiner Art und Weise hilft. Danke für die Aufmerk- samkeit! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Novak zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Selbstgewählte Redezeit 9 Minuten. GRin Barbara Novak, BA (SPÖ): Danke schön, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Frau Kollegin! Eine ganze Runde zur Frauenpolitik. Ich glaube nicht, dass das bedeutet, dass die Frauenagenden in diesem Ressort zwischen Bauordnung und Mietrecht, zwischen Wohnbau und gefördertem Wohnbau hineingepresst sind, sondern sie haben einen sehr ordentlichen, guten Stellenwert mit einer ganzen Runde zum Thema Frau- enpolitik, und das ist gut so. (GR Mag. Günter Kasal: Na sensationell! - GRin Elisabeth Schmidt: Danke!) Das finde ich auch in Ordnung. Es war in anderen Geschäfts- gruppen auch so, und es ist auch in dieser Geschäfts- gruppe so. Da gibt es auch gar nichts zu kritisieren. Der Rechnungsabschluss 2017 beschäftigt sich bei der Frauenförderung und bei der Frauenpolitik der Stadt, insbesondere bei der Frauenförderung, vor allem mit der Subvention von Frauenvereinen und Vereinen, die sich mit Frauenarbeit und Ermächtigung von Frauen beschäf- tigen, die in unterschiedlichen Lebenssituationen sind, die es allein, mit eigenen persönlichen Ressourcen nicht mehr stemmen können. Das sind insbesondere Vereine, die sich insbesondere mit Opfern von Gewalt beschäfti- gen, mit Frauen, die unterschiedliche Traumata erlebt haben, auch mit Frauen mit Migrationshintergrund bezie- hungsweise mit Frauen, die auf der Flucht vor Gewalt betroffen sind. Es sind auch Vereine, die Frauen dabei unterstützen, am Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen, die Mädchen dabei unterstützen, andere Berufe zu wählen als solche, die klassischen, festgelegten Frauen- und Mädchenmustern und Rollenbildern entsprechen. Es sind in Summe 13 Vereine, die gefördert werden und eine ganz hervorragende Arbeit in diesem Bereich leis- ten. Letztes Jahr wurde die Frauenabteilung, das Frauen- service der Stadt Wien 25 Jahre alt. Es waren 25 Jahre einer sehr konsequenten und klaren Haltung für die Frauen von Seiten dieser Stadtpolitik. Es waren 25 Jahre auf Seiten der Frauen und als Sprachrohr für die Interes- sen und Bedürfnisse der Frauen. Ich möchte mich ganz herzlich beim ganzen Team der zuständigen Abteilung bedanken für 25 Jahre sehr guter, konsequenter Frau- enpolitik. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich möchte gleich zum Thema Gewaltschutz und zur Arbeit mit Frauen und Frauenvereinen, die sich genau diesem Thema widmen, sprechen und auch zum Antrag der ÖVP etwas sagen, obwohl schon, glaube ich, bilate- ral hier einiges besprochen wurde, auch mit der Vorsit- zenden der Frauenhäusern. Ja, auch die Sozialdemokra- tische Fraktion engagiert sich sehr intensiv für ein fünftes Frauenhaus. Auch während des Wechsels der Zustän- digkeit von einem Ressort ins andere ist dieses Enga- gement nicht abgebrochen. Ganz im Gegenteil, alle handelnden Personen, sowohl im Wohnbauressort als auch im Frauenressort, sowohl auf der beamtischen als auch auf der politischen Ebene, sind an dieser Sache dann weiter intensiv dran. Ich bedanke mich auch dafür, dass dieser Antrag entsprechend abgeändert und zur Zuweisung empfohlen wird, weil ich glaube, dass wir gerade in diesem Bereich, wo wir wirklich alle gemeinsam politisch - ob ideologiebe- freit oder nicht, sei dahingestellt - in diesem Zusammen- hang, jedenfalls politisch an einem sehr wichtigen Thema arbeiten. Das können wir hier zum Ausdruck bringen, indem wir hier konstruktiv diesen Antrag zuweisen und damit auch einen wichtigen Schritt zu Realisierung set- zen. Dass es notwendig ist, ein weiteres Frauenhaus in unserer Stadt zu haben, dass Frauen immer öfter, wenn sie sich gerade aus unterschiedlichen Gründen in einer schwierigen Situation befinden, Hilfe und Schutz in ei- nem Frauenhaus suchen, ist, glaube ich, für uns alle furchtbar und ist eine Situation, mit der wir umgehen müssen. Wir müssen daher versuchen, Infrastruktur zu schaffen. Wir wissen aber, dass ein Bereich ein ganz maßgeblicher ist, wenn es darum geht, Gewalt in Fami- lien im Rahmen zu halten, nämlich die Frage von Armut. In von Armut betroffenen Familien, insbesondere in Fa- milien, wo es zu Krisen kommt auf Grund von biographi- schen Brüchen wie Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, et cetera, kommt es leider oft zu Gewalt gegen Frauen. Daher sollten wir, finde ich, gemeinsam danach trachten, dass bestimmte geplante Maßnahmen, die vielleicht geplant sind, wie zum Beispiel die Kürzung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung nicht realisiert werden, auch im Interesse dieser Frauen. Alleinerziehe- rinnen sind ja nur ein ganz spezieller Fall im Zusammen- hang mit Armut, denn fast alle Alleinerzieherinnen sind von Armut betroffen, nämlich auf Grund ihrer Lebensum- stände, eben auf Grund der Doppelbelastung der schwe- ren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, und so weiter. Es ist wichtig, dass diese Maßnahmen, die unsozial und frauenfeindlich und familienfeindlich sind, nicht umge- setzt werden. Heute hat schon eine mediale Darstellung der zwei zuständigen Stadträte, nämlich jenes für den Sozialbe- reich und jenes für den Bereich der Kinder und Jugendli- chen, stattgefunden, die ganz klar aufzeigt hat, was das in Wien bedeutet. In Wien sind, wie ich schon einmal erwähnt habe, 45.000 Kinder von einer Schlechterstel- lung betroffen. Die Bedarfsorientierte Mindestsicherung bedeutet für manche Familien monatlich einen doch sehr beachtlichen Beitrag. Deren Kürzung würde diese Fami- lien, diese Kinder in weitere Armut schlittern lassen und vor allem Familien mit Kindern, die chronisch krank sind oder Behinderungen aufweisen, in ganz unmögliche Situationen bringen. Ich führe Ihnen ein Rechenbeispiel vor, damit wir wissen, wovon wir reden. Wenn wir zum Beispiel von Paaren reden, die 2 oder 3 Kinder haben, reden wir monatlich von 432 EUR weniger. 432 EUR bedeuten für diese Familien, dass man sich überlegt, ob die Kinder noch auf Schulausflug mitfahren können, dass man sich überlegt, wie man das nächste Geburtstagsfest finan- ziert, dass man sich überlegt, was man seinen Kindern eigentlich noch bieten kann, welche Freizeitangebote man ihnen noch anbieten kann. Das bedeutet auch, dass man sich überlegt, wie man den Haushalt finanziert, die Miete, den Strom und Ähnliches, also keine Kleinigkei- ten. Ich finde, das ist keine Frauenpolitik, was hier ge- macht wird. Im Gegenteil, das ist sogar ganz klar gegen die Frauen gerichtet, die sich dann überlegen, wie sie ihr Leben noch gestalten können und wie sie gemeinsam mit ihren Kindern überleben können. Dass Wien hier schützend und laut - und zwar nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil wir die Interes- sen der Frauen, die davon betroffen sind, vertreten - laut sind und es aufzeigen, dazu stehe ich. Das ist auch unsere Aufgabe, das ist auch unsere Haltung und die Haltung der Stadt Wien, sich solidarisch mit diesen Frauen zu zeigen und gemeinsam mit ihnen für ihre Rechte zu kämpfen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich finde, es ist unglaublich zynisch, hier heraußen zu stehen und von steuerlicher Entlastung zu sprechen. Ich nehme an, Sie haben vom Familienbonus gesprochen. Es ist zynisch, davon zu sprechen, dass die steuerlich hervorragende Entlastung durch den Familienbonus so eine frauenfreundliche und familienfreundliche Maßnah- me ist, wenn man weiß, ab wann und für welche Frauen und Familien diese steuerliche Entlastung überhaupt zum Tragen kommt. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Wieso ist das zynisch? Die Entlastung gilt nur für Leute, die Steuern zahlen! - StR DDr. Eduard Schock: 60.000 Al- leinerziehende werden von uns entlastet!) Es ist zynisch, diesen Frauen zu sagen, es gibt eh einen Familienbonus und eine steuerliche Entlastung. Sie haben ja keine Ahnung, wie diese Frauen mit ihren Kindern versuchen, jeden Monat zu überleben. Da wird es gar keine steuerli- che Entlastung geben. Das ist zynische Politik, was sie betreiben, und das muss ich ablehnen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Gleichzeitig werden auch noch der 12-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche eingeführt beziehungsweise diese Flexibilisierung, Frau Kollegin, die Sie als Chance betrachten, als Chance! (GR Mag. Wolfgang Jung: Was heißt denn Flexibilisierung?) Worin liegt die Chance für ein Kind, wenn es am Tag 12, nein, 14, denn es gibt ja noch eine An- und Abfahrt, 14 Stunden in einer Kinder- betreuungseinrichtung verbringen muss, weil die Mutter arbeitszeitflexibel 12 Stunden lang arbeitet und das 5 Tage die Woche, weil es leider die 60-Stunden-Woche gibt? (Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Darin liegt keine Chance für diese Kinder, Frau Kollegin, gar keine! Das ist eine Verschlechterung und ein Risiko. Sie sollten sich das wirklich noch einmal überlegen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Die Zustimmung zu dieser Bundesregierung steigt von Tag zu Tag, und bei der Alternative erst recht!) Diese ÖVP und diese FPÖ machen definitiv frauenfeind- liche Politik. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich darf bekannt geben, dass Herr GR Stark aus gesundheitlichen Grün- den ab sofort entschuldigt ist. Als Nächster ist Herr GR Mag. Pawkowicz zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Sehr geehrte Frau Gemeinderatsvorsitzende! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadt- rätin! Grundsätzlich habe ich es mir ja zur Aufgabe ge- macht, jetzt wieder zum Thema Wohnbau zu sprechen, aber eine ganz kurze Replik auf meine Vorrednerin kann ich mir nicht ersparen. Wenn die Frau Kollegin Novak hier solcherart eigentümliche Dinge zum Thema 12- Stunden-Tag oder auch zum Familienbonus sagt, dann wundert es mich offen gestanden nicht, wieso die Stadt Wien nach wie vor jedes Jahr neue Schulden schreibt. Offensichtlich ist es tatsächlich nicht möglich, dass sie verstehen, wie Steuerpolitik in dieser Republik funktio- niert. Darf ich Ihnen nur einen Satz zum Familienbonus sagen? Es werden jetzt 1,4 Milliarden EUR anstelle von bisher 300 Millionen EUR ausgeschüttet. Was es da nicht zu verstehen gibt, ist mir nicht ganz klar. Es sind 1,1 Milliarden EUR, die zusätzlich in Familien- und Frau- enförderung hineinfließen, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Als wir uns vorher über die Wohnbaupolitik in Wien, insbesondere über die Frage des leistbaren Wohnens unterhalten haben, ist mir ein Vergleich aufgefallen. Kollege Chorherr hat das am Beginn seiner Wortmel- dung gesagt und Kollege Ellensohn, glaube ich, eben- falls. (Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) - Nein, ich meine, in der Generaldebatte, am Beginn war das schon, keine Sorge, lieber Herr Stürzenbecher. Er hat gemeint, die Wohnbaupolitik ist etwas, was wir in Wien jetzt endlich auf Schiene gebracht haben. Da kann ich ganz ehrlich sagen: Wenn das, was Sie hier im Rechnungsabschluss als ordentliche Wohnbaupolitik bezeichnen, auf Schiene gebracht sein soll, dann haben Sie es vielleicht auf Schiene gebracht, indem Sie es auf Schienen gelegt haben, aber am Ende des Tages ist die Wohnbaupolitik auf diesen Schienen dann ordentlich unter die Räder gekommen. Tatsächlich ist es so, dass das leistbare Wohnen in Wien seit einigen Jahren wohl eher ein planloses Dahin- lavieren ist, das auch nicht besser wird durch aktuelle Verbote wie die, die zum Beispiel jetzt im Zusammen- hang mit der Bauordnungsnovelle oder dem Initiativan- trag kommenden Donnerstag besprochen werden sollen. Sie reden seit mittlerweile fast einem Jahr davon, dass es in Wien eine große Bauordnungsnovelle geben soll. Vor ungefähr einem Jahr hat uns der damalige Stadtrat Ludwig eine große Novelle angekündigt, durch die mal dieses, mal jenes novelliert werden und insgesamt das Bauen günstiger werden soll. Nun wir haben Juni 2018, und bis heute gibt es noch immer keine vorliegenden Gesetzestexte, keine konkreten Ausführungen dazu, was da eigentlich kommen soll, außer eine Ankündigungspoli- tik, die jetzt dafür sorgt, dass in Panik einige windige Spekulanten auch noch anfangen, ihre Häuser abzurei- ßen, weil Sie es nicht auf die Reihe bringen, ein Gesetz ordentlich beschließen zu lassen. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn wir uns übermorgen darüber unterhalten, dass jetzt stattdessen ein Initiativantrag das alles abdrehen soll, was Sie bis jetzt auf dem ordentlichen Weg nicht auf die Reihe gebracht haben, dann sage ich Ihnen auf der anderen Seite auch: Lassen Sie sich nicht in die Irre führen vom einen oder anderen Abbruch, der hier pas- siert, denn tatsächlich werden von Ihrem Gesetzesvor- schlag in Wien 55.000 Häuser betroffen sein. 55.000 Gebäude gibt es nämlich derzeit in Wien, die vor 1945 errichtet worden sind. Weil man immer von den massenhaften Abbrüchen spricht, möchte ich mir doch eines anschauen: Wie viele von diesen 55.000 Häusern sind denn tatsächlich in der jüngeren oder auch längeren Vergangenheit zum Ab- bruch gebracht worden? Tatsächlich gibt es hier nämlich noch ein zweites Problem, einen zweiten Grund dafür, dass viele Bauträger diese Häuser abreißen. Ja, Sie haben recht, es liegt auch am Mietrecht. Kollege Chor- herr hat das schon gesagt. Es liegt daran, dass sich viele Häuser nicht ordentlich erhalten können, weil Sie eben im Altbaubereich gedeckelte Mieten haben, das ist im Neubaubereich nicht der Fall. Aber hier, sage ich, ist die Allgemeinheit gefordert. Da wird es unsere Aufgabe sein zu sagen: Hier ist ein schützenswerter Gebäudebestand, also stecken wir dort Fördermittel hinein! Fördern wir diesen schützenswerten Baubestand! (Ruf bei der SPÖ: Bravo!) Ja, Sie sagen "bravo", richtig, ich sehe das auch so. Fördern wir den schützenswerten Baubestand, richtig. Aber dann ist es notwendig, dass die Fördermittel nicht zurückgehen, so wie wir das hier in diesem Rechnungsabschluss sehen - jedes Jahr weniger Wohnbauförderung in Wien! (Beifall bei der FPÖ.) Es hat die Stadt Wien tatsächlich selber in der Hand, auch für diesen leistbaren Wohnraum zu sorgen. 2015 hat Wohnbaustadtrat Ludwig insgesamt 4.000 Gemein- debauwohnungen für Wien versprochen - genau ge- nommen zunächst 2.000, der damalige Bürgermeister hat dann auf 4.000 verdoppelt. Das war das Verspre- chen: 4.000 neue Gemeindewohnungen bis 2020. Nun, das war 2015. Jetzt haben wir Juni 2018. Wie viele Ge- meindewohnungen sind seither schon errichtet worden? Wer weiß es? (GR Mag. Manfred Juraczka: Null! - GR Dr. Wolfgang Ulm: Null!) Haben wir heute schon gehabt, null - sehr gut, Herr Kollege Juraczka, 100 Punkte gehen an Sie. Wie viele Wohnungen sind bis jetzt in Bau von den 4.000, die in 18 Monaten schon fertig sein wollen? Wer hat aufgepasst? 120. Von diesen 4.000 Wohnungen sind gerade einmal 120 in diesem Moment in Bau, und 4.000 sollen es angeblich in den nächsten 18 Monaten noch werden. Na, das schau ich mir an, wie Sie das auf einmal zustande bringen wollen - wieder nichts als An- kündigungspolitik. Dann gibt es da noch die Geschichte mit der Wohn- bauförderung. Erstens geht die Wohnbauförderung ins- gesamt zurück. Aber zweitens hör ich mir da ununterbro- chen die Geschichte mit der sozialen Treffsicherheit an: Die Wohnbauförderung in Wien sei so sozial treffsicher und sorgt für so eine soziale Durchmischung. So kann man es auch sehen. Ich bin verheiratet und habe zu Hause drei eheliche Kinder im gemeinsamen Familienverband. Wir sind also fünf Personen, Frage daher: Wie viel darf ich pro Jahr, oder von mir aus pro Monat, was Ihnen leichter ist zu rechnen, wie viel darf ich pro Jahr netto verdienen, um in Wien noch Anspruch auf eine Gemeindewohnung oder Anspruch auf eine geförderte Wohnung oder überhaupt Anspruch auf eine Förderung zu haben, auf eine Sozial- förderung wohlgemerkt? Wie viel darf ich verdienen? Schätzen Sie! Sie können es abrufen auf der Seite der Gemeinde Wien (GR Mag. Günter Kasal: 7.000!) 7.000 ruft da einer zu, gar nicht einmal so schlecht. Netto aber bitte, netto. Gar nicht so schlecht geschätzt. Es sind pro Jahr 101.000 EUR in meinem Fall bei 5 Personen im selben Haushalt. Das sind monatlich 6.500 EUR, 14 Mal im Monat, netto wohlgemerkt. Das entspricht einem Monatsbruttogehalt von knapp 14.000 EUR, die man in Wien verdienen darf, um so, wie in meinem Fall, mit fünf Personen noch Anspruch auf eine soziale Gemeinde- wohnung oder eine soziale Förderung zu erhalten. Es gibt kein anderes Bundesland in Österreich, kein ande- res Bundesland, wo die sogenannte Sozialförderung auch nur annähernd so hoch ist wie hier in Wien. Das nennen Sie dann soziale Treffsicherheit, während gleich- zeitig aber am unteren Ende der Einkommenskategorie verlangt wird, dass man ein Mindesteinkommen hat, weil ohne das bekommt man die geförderte Wohnung dann auch wieder nicht. Also Managementgehalt - man be- kommt die Gemeindewohnung oder die geförderte Ge- nossenschaftswohnung. Aber wenig Gehalt oder Min- destsicherungsbezieher - man bekommt sie nicht und muss schauen, wo man bleibt. Das, meine sehr verehr- ten Damen und Herren, ist das soziale Wien des Jahres 2018! Und dafür, bei allem Respekt, sollten Sie sich eigentlich schämen! (Beifall bei der FPÖ.) Und wenn wir uns dann noch die Frage stellen, wie man in Wien am besten zu einer Gemeindewohnung kommt - nun, natürlich der Vormerkschein ist die eine Geschichte. Aber die zweite Möglichkeit, wenn es nicht ganz so klappt - na ja, auch hier ist wieder der gefragt, der über ein bisschen Bares verfügt. Heißer Tipp: Schauen Sie einmal ins Internet "www.willhaben.at". Auf "willhaben", auf dieser privaten Plattform, ich habe es gerade vorhin vor einer halben Stunde wieder probiert, werden ein ganzer Schippel an Gemeindewohnungen in der Direktvergabe, wenn Sie so wollen, verschippert von Privat an Privat, weil Wien nämlich etwas tut, was nicht einmal das Mietrecht vorsieht. In Wien besteht nämlich die Möglichkeit, dass die Mieter ihre Wohnungen selber weitergeben. Und wenn Sie auf "willhaben" gehen, dann finden Sie jetzt in diesem Moment wieder einige Ge- meindewohnungen, die Sie um günstiges Geld direkt erwerben. Einzige Voraussetzung: Sie müssen einen entsprechenden Vormerkschein haben. Da dürfen Sie halt dann nicht mehr als 100.000 EUR netto im Jahr verdienen, in meinem Fall, dann kriegen Sie den Vor- merkschein, auf "willhaben" dann die dazugehörige Wohnung. Sie müssen halt dann dort nur die entspre- chend verlangte Ablöse bezahlen. Wie hoch die ist, das legt der jeweilige Privatmieter selber fest, natürlich nur als Möbelablöse, ist eh ganz klar. Deswegen sind diese Ablösen dann alle in einer Größenordnung von vielen, vielen Tausend Euro. Probieren Sie es aus, jetzt hier online direkt auf "willhaben.at". Das, meine sehr verehr- ten Damen und Herren, ist auch ein Teil der sozialen Vergabepraxis für Wohnungen in dieser Stadt und auch dafür gehört Ihnen eigentlich eine Rote Karte oder hier ein roter Rechnungsabschluss. (Beifall bei der FPÖ.) Zu guter Letzt: Sozialer Wohnbau. 62 Prozent, das haben wir heute schon gehört, der Gebäude in Wien sind Bestandteil des sozialen Wohnbaus. Ich sage, im sozia- len Wohnbau soll das im Vordergrund stehen, was auch im Namen drinnensteht: Sozialer Wohnbau. Tatsächlich ist es so, dass Sie heute bei den Förderungsbestimmun- gen für den sozialen Wohnbau permanent immer neue Bestimmungen für ökologische Bauweise und zusätzli- che Anforderungen an den Heizwärmebedarf, und so weiter, und so weiter haben. Das ist alles wichtig, keine Frage. Aber die Frage ist: Ist es wirklich Aufgabe des soziales Wohnbaus, sich mit ökologischen Kriterien und allen anderen Punkten solche Vorteile zu verschaffen, dass dort sogar noch besser, teurer, hochwertiger ge- baut wird als der private Wohnungsbau? Sozialer Wohn- bau soll sozial treffsicher sein. Sozialer Wohnbau soll leistbar sein. Das ist die primäre Aufgabe des sozialen Wohnbaues! In diesem Zusammenhang bringe ich hier auch einen entsprechenden Antrag ein, wo es darum geht, in Zukunft insbesondere die Abläufe bei Bauträ- gerwettbewerben zu straffen, sodass die Bauträgerwett- bewerbe zukünftig wieder weniger Wert rein nur auf verschiedene architektonische Spompanadeln und ir- gendwelche ökologischen Highlights legen, die sind auch alle wichtig. Aber vor allem soll Wert darauf gelegt wer- den, dass der Wohnbau leistbar bleibt. Das ist die Auf- gabe des sozialen Wohnbaus, und diesen Antrag gebe ich an dieser Stelle hier ab. (Beifall bei der FPÖ.) Ein letzter Punkt noch, weil heute auch schon insbe- sondere von der grünen Seite her mehrfach die Forde- rung nach entsprechenden, auch bodenmobilisierenden Maßnahmen gekommen ist. Nun, eine bodenmobilisie- rende Maßnahme gibt es auf jeden Fall, von der ich sogar glaube, dass sie theoretisch hier eine politische Mehrheit hat. Allein die Sozialdemokratie verwehrt sich zumindest bis heute noch dagegen. Und das ist die Ein- führung einer Widmungskategorie "Geförderter Wohn- bau". Es gibt in Wien die Widmungskategorie "Förderba- rer Wohnbau". Das ist der Schmäh, der bei der letzten großen Novelle eingeführt worden ist, wo es dann die Behauptung seitens der rot-grünen Regierungsmehrheit gegeben hat, damit seien ohnehin schon alle geförderten Gebäude abgedeckt. Nein, das sind sie nicht! Die jetzige Kategorie "Förderbarer Wohnraum" heißt nur, dass die Gebäude technisch dem entsprechen müssen, was im Förderungskatalog verlangt wird. Das war's. Das heißt, ein Wohnbauträger muss technisch alles das erfüllen, was auch ein geförderter Wohnbau erfüllen muss, und darf danach frei verkaufen. Dass das die Preise nicht reguliert, ist vollkommen klar. Ich möchte eine Förderkategorie "Geförderter Wohn- bau" haben, denn dann ist auch für den Eigentümer von Grundstücken vollkommen klar, dass dieses Grundstück eben nicht über den maximalen Wert von etwa 300 EUR hinausgehen kann, weil er nämlich sonst schlichtweg keinen Käufer finden wird, weil eben nichts anderes errichtet werden kann außer geförderter Wohnbau. Das wäre tatsächlich eine Maßnahme, wo mir allerdings das Büro Ludwig im Rahmen der Wohnbauverhandlungen, die gar keine Verhandlungen waren, es war eher eine Einbahnstraße, zwei Stunden lang erklärt hat, warum das nicht möglich ist. Es handle sich angeblich um eine Art Enteignung. Wo da die Enteignung entstehen soll, muss mir dann erst einmal einer erklären, denn man kann ja genauso gut auch widmen "Schutzgebiet, Wald- und Wiesengürtel". Das ist auch wenig wert und deswe- gen ist es keine Enteignung. Eine Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau". Diese Maßnahme und dazu die Erhöhung der sozialen Treffsicherheit. Ich habe es vorhin schon gesagt: Mehr als 6.500 EUR wäre mein möglicher Nettoverdienst. Ich kann in der sogenannten Kategorie 4 des Transparenzgesetzes - dort stehen die Einkom- menskategorien für Gemeinderäte - immer noch verdie- nen und bekomme trotzdem noch eine Gemeindewoh- nung oder einen geförderten Wohnbau. Danke, ich freu mich ja darüber, keine Frage. Die Frage ist nur: Ist das wirklich sozial? Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der sozia- le Wohnbau hat diesen Namen in Wien schon lange nicht mehr verdient, auch wenn er eine große Vergan- genheit hat. Dieser Rechnungsabschluss zeigt ein Mal mehr, dass gerade der geförderte Wohnbau zurückgeht, die Mittel für den geförderten Wohnbau werden niedriger. Und hier, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist wohl selbstverständlich, werden wir niemals eine Zu- stimmung geben können. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Florianschütz. Ich erteile es ihm. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GR Peter Florianschütz (SPÖ): Meine sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kathrin, ich darf das jetzt so sagen, wie erfreulich, dass du Stadträtin geworden bist! Meine sehr geehrten Da- men und Herren! Ich bin schon wieder verführt und dermal lasse ich mich ein bissel. Wissen Sie, wenn ich Ihnen so zuhöre, soziale Treffsicherheit klingt in dem Fall wie Blattschuss, und das kann ja nicht so gemeint sein, weil unser Ver- ständnis ist eben das andere. Unser Verständnis ist, dass der soziale Wohnbau die normale Wohnform in Wien ist. Das ist nicht etwas für die sogenannten armen Leute. Das ist etwas für die Leute unter Einbeziehung der armen Leute. Und ehrlich gesagt, das ist unsere Tradition und dazu stehen wir. Und dass Sie das nicht wollen, ja eh. Der Vergleich macht sie sicher und das werden wir den Leuten auch so kommunizieren. Wir sind der Meinung, dass der Wohnungsmarkt, so wie wir ihn in Wien haben, reguliert werden muss. Das machen wir mit dem sozialen Wohnbau. Demzufolge ist das die Normal- wohnform in Wien und nicht ausschließlich die Wohn- form für die armen Menschen. Und solange Sozialdemo- kratinnen und Sozialdemokraten diese Stadt regieren, wird das auch so bleiben, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.) Dahinter steckt ein Konzept, das wir uns später in der Debatte Gesundheit und Soziales auch noch zu Gemüte führen werden. Es ist eine Debatte auch zum Thema Frauen. In der frühen Frauenbewegung der Vereinigten Staaten gibt es ein wunderschönes Lied, das heißt "Brot und Rosen". Das nimmt Bezug darauf, dass wir beim Kampf für ein gerechtes Einkommen und für einen sozialen Mindest- standard nicht nur vom Brot reden, nicht das Brot alleine ist es, das müssten die Christen wissen, sondern es geht auch um die Rosen. Im Arbeiterheim Favoriten gibt es ein schönes Fresko, wo der Gründer der Sozialdemokra- tie uns darauf hinweist, dass wir stehen für Arbeit, für das Recht auf Arbeit, Freiheit, aber auch für das Recht für Schönheit. Demzufolge ist es natürlich klar, dass im sozialen Wohnbau ökologische Kriterien, ästhetische Kriterien so eine Rolle spielen, denn das steht den Leu- ten zu. Das ist der Bereich ihrer Würde. Und es steht nicht nur den reichen Leuten zu, sondern allen. Dazu stehen wir als SozialdemokratInnen. Und solange wir in dieser Stadt regieren, wird sich das auch nicht ändern, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.) Gut, genug der Programmatik. Eine Richtigstellung: Bei der Direktvergabe von Gemeindewohnungen ist ein Limit von 5.000 EUR Investitionsablöse. Wir reden nicht von Tausenden, sondern es sind Investitionsablösen, und die müssen als solche definiert werden. Es ist nie- mand gezwungen, bei einer Direktvergabe, wenn er das nicht möchte, diese 5.000 EUR zu bezahlen, weil er die Wohnung ... (GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: Nein, dann kriegt er die Wohnung nicht!) Genau. Aber das war in Wirklichkeit eine Rekurrierung auf die Kritik, dass man gesagt hat, die Gemeinde Wien ist ein Wahnsinn. Wenn eine Gemeindewohnung zurückgegeben wird, reißen wir alles raus. Um das nicht zu machen, bieten wir die Mög- lichkeit, dass der Mieter die von ihm gekaufte Einbaukü- che, et cetera drinnen lassen kann und dafür eine Inves- titionsablöse von höchstens 5.000 EUR kriegt. Ehrlich gesagt, dazu stehe ich. Das kommt auch gut rüber. Das wollen die Leute auch. Das ist eine gute Idee. Das ist eine echte Verbesserung gewesen. Da haben wir auf eine Kritik der Opposition reagiert. Erinnern Sie sich ein bissel zurück: Vor ein paar Jahren haben Sie das kriti- siert. Wir haben positiv darauf rekurriert und jetzt ma- chen wir es so und jetzt kritisieren Sie es wieder! Das ist bitter, eigentlich. Wie man es macht, ist es halt falsch. Das ist das Wesen der Opposition. Das ist immer falsch. Sachlich ist wurscht. Meine Damen und Herren, zum Thema Wiener Woh- nen. Ich darf Ihnen erfreulich, und ich habe ja in dem Fall schon mehrmals hier gesprochen, berichten, Wiener Wohnen hat ein positives Jahresergebnis von 13,2 Milli- onen EUR. Es ist ein erfolgreicher Betrieb. Nach Jahren, vielen Jahren, Sie haben ja gejammert, dass sie Verlust machen, danke an die Leitung von Wiener Wohnen. Wir haben einen Gewinn, einen Überschuss von 13,2 Millio- nen EUR. Es ist jetzt nicht so, dass wir damit reich wer- den wollen, gar nicht. Aber es ist deutlich eine schwarze Null. Das ist gut für die Stadt, denn das ist ja schließlich unser Eigentum, unser aller Eigentum als Bürgerinnen und Bürger, denn Wiener Wohnen gehört ja uns. Wiener Wohnen reduziert die Schulden von Wiener Wohnen. Wir lösen im Kleinen ein, was wir im Großen versprochen haben, nämlich antizyklisch zu investieren und dann, wenn wir potent sind, die Schulden zurückzahlen. Ich darf Ihnen etwas sagen: Wiener Wohnen ist ein Wirt- schaftsmotor in dieser Stadt. Über 600 Millionen EUR investieren wir in die Stadt und in tausende Arbeitsplät- ze. Da ist ja auch nicht unbeträchtlich, möchte ich schon sagen. Gäbe es Wiener Wohnen nicht, hätten wir diesen Wirtschafts-Boom oder Wirtschafts-Input nicht. Ich darf Ihnen sagen, wir investieren und steigern gleichzeitig die Leistungen und steigern gleichzeitig die Effizienz. Wir professionalisieren Wiener Wohnen. Wir haben ein großes Digitalisierungsprojekt. Bei diesem Digitalisierungsprojekt schaffen wir ähnlich dem Smart- City-Konzept auch bei Wiener Wohnen, auch im traditio- nellen Wohnhausbestand, einen Zugang zu neuen elekt- ronischen Medien und das im Interesse der Mieter und das bei wenig bis keinen Kosten. Die Umstellung der Beschaffung auf ein elektronisches System hat dazu geführt, dass sie transparent ist und effizient, und das ist billiger für die Mieterinnen und Mieter. Wir haben ge- meinsam mit der Wirtschaftskammer und Apotheker- kammer eine Lokaloffensive gemacht, um leerstehende Lokale in Erdgeschoßzonen dementsprechend nutzen zu können, weil ja Leerstände von den Mieterinnen und Mietern zu bezahlen sind. Das wollen wir hintanhalten. Da bedanke ich mich sehr bei der Leitung von Wiener Wohnen, weil das effizient ist, es funktioniert. Das schlägt ein. Das ist eine gute Sache. Wir haben 18 Sa- nierungsprojekte im Jahr 2017 abgeschlossen. 64 Wohnhausanlagen sind momentan in der Sanierung. Diesen Weg werden wir fortsetzen. Das ist auch das, was ich meine. Das sind wichtige Investitionen, gerade in die regionale Wirtschaft. Das tut den Betrieben gut in Wien. Auch das ist ein wesentlicher Beitrag für den Standort. Ich darf Ihnen sagen, das betrifft 29.000 Be- wohnerinnen und Bewohner. Das ist nicht nichts. Wir wickeln das mit einem Beschwerdemanagement ab, wo man sagen kann, dass die Zufriedenheit beträchtlich ist. Wir haben gemeinsame laufende Vernetzungen zwi- schen einerseits den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Wiener Wohnen und andererseits den Grätzlpolizis- tinnen und Grätzlpolizisten. Das ist ein Beitrag zur Si- cherheit unserer Stadt. Wir haben versprochen, dass wir für mehr Sicherheit und für mehr Ordnung im Gemeinde- bau sorgen werden und lösen das ein. Das tun wir. Das ist ein Erfolg. Danke an Wiener Wohnen. (Beifall bei der SPÖ.) Wir vernetzen die MitarbeiterInnen von Wiener Woh- nen mit dem Bürgerservice vor Ort und gehen von Tür zu Tür. Auch das erhöht die Zufriedenheit. Ich bin ja selbst politisch zuständig für einige Gemeindebauten. Ich erle- be das schon so mit. Natürlich gibt es immer Beschwer- den. Natürlich gibt es immer Probleme. Aber wenn man hingeht und versucht, dort gemeinsam Probleme zu lösen, dann gelingt das schon. Weil jetzt die Hupe schon ertönt, versuche ich zum Schluss zu kommen. Ich bedanke mich bei den MitarbeiterInnen von Wie- ner Wohnen, bei der Frau Direktorin Ramser und allen ihren MitarbeiterInnen, richte ihnen das bitte aus, für die gute Leistung, die sie in unserer Stadt für die Zufrieden- heit der Bewohnerinnen und Bewohner erbringen, und versichern ihnen: Solange Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in dieser Stadt sind, wird Wiener Wohnen geschützt, modernisiert und ausgebaut, aber sicher nicht zerschlagen und sicher nicht ausverkauft. Das ist ein Versprechen der SPÖ, und da kann man uns beim Wort nehmen. Danke schön, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Jischa. Ich erteile es ihr. Selbstgewählte Redezeit ist 7 Minuten. GRin Mag. Birgit Jischa (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Noch immer leisten Frauen einen Großteil der unbe- zahlten Arbeit. Durch das Aufbrechen von Rollenbildern soll Mädchen die Möglichkeit gegeben werden, je nach ihren Talenten und Interessen Ausbildungen in techni- schen Berufen wählen zu können. Meine Hauptinteres- sen in der Schule waren naturwissenschaftliche Fächer wie Biologie und vor allem Chemie. Meine Eltern haben mir die Möglichkeit gegeben, das Kolleg für Kunststoff- technik am TGM zu absolvieren. Für mich war es immer klar, dass ich die gleichen Chancen habe wie Buben. Daher bin ich auch eine begeisterte Anhängerin des Wiener Töchtertages. 2017 haben über 2.800 Mädchen und 160 Unternehmen daran teilgenommen. Der Töchtertag bietet Mädchen die Möglichkeit, einen Tag lang in die Berufswelt hineinzuschnuppern. Der Schwerpunkt liegt auf technischen, handwerklichen und naturwissenschaftlichen Berufen. Der Schnuppertag ist in allen Unternehmen kostenlos. Mitmachen können alle Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren, die in Wien, Nie- derösterreich oder dem Burgenland zur Schule gehen. Ich habe selbst einen sehr interessanten Vormittag mit einer Gruppe Mädchen bei der Firma Biohelp in Simme- ring verbracht, die auf Schädlingsbekämpfung durch Nützlinge spezialisiert sind. Der jährliche Töchtertag findet üblicherweise am letzten Donnerstag im April statt und soll als Signal an Mädchen, Betriebe, Schulen und vor allem die Gesellschaft wirken. Das Thema "Berufs- wahl von Mädchen" mit dazugehörigen Rollenbildern wird nicht nur rund um den Töchtertag thematisiert und hinterfragt. Auf der Facebook-Seite des Töchtertags wird ganzjährig zum Thema Berufswahl und Mädchen-Power informiert. Auch Unternehmen nutzen Facebook zur Vernetzung mit dem Töchtertag, der zusätzlich auf Insta- gram aktiv ist und einen eigenen YouTube-Kanal betreibt sowie eine Töchter-App. Das Töchtertagteam hat in den letzten drei Jahren auch die Netzwerkarbeit intensiviert. Wichtige Partner sind der Stadtschulrat für Wien, die Wirtschaftskammer und der Dachverband Wiener Eltern- vereine. Das gesamte Netzwerk des Töchtertages wird durch Newsletter regelmäßig informiert. Gerade bei Veränderungen am Arbeitsmarkt müssen die Konsequenzen für Frauen beachtet werden. Oftmals sind Frauen von Armut betroffen, obwohl sie über ein Einkommen verfügen. Dahinter stehen schlechtentlohnte Berufe, Verträge mit geringen Stundensätzen, Teilzeitar- beit, und vieles mehr. Unser Ziel der Existenzsicherung muss Vorrang ha- ben, ein Einkommen zum Auskommen, das zum Leben reicht. Das ermöglicht Frauen die Unabhängigkeit. Die aktuellen Maßnahmen seitens der Bundesregierung zeigen sehr deutlich, welchen Stellenwert Frauenpolitik für sie hat. Denn wenn Arbeitszeiten nicht mit Betreuun- gen vereinbar sind, werden Frauen die Ersten sein, die das zu spüren bekommen. Die geplante Flexibilisierung macht das Thema Ver- einbarkeit für Frauen, die den Großteil der unbezahlten Arbeit erledigen, fast unmöglich. Faire Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit sowie Work-Life- Balance rücken damit für die Frauen wieder in weite Ferne. Wir sozialdemokratische Frauen werden mit Un- terstützung der Wiener Frauenstadträtin und der Ge- werkschafterinnen aufzeigen und dagegen ankämpfen. Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Niegl. Ich erteile es ihm. GR Michael Niegl (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsit- zende! Werte Frau Stadträtin! Werte Kolleginnen und Kollegen. Wohnen ist in einer Stadt ein unverzichtbares Grund- bedürfnis der Menschen. Da sind wir uns, glaube ich, alle einig, und es sollte von der verantwortungsvollen Politik der Stadt gewährleistet werden. Nur Sie, meine Damen und Herren der Wiener Stadtregierung, sind leider weit davon entfernt, dieses Bedürfnis, dieses Grundbedürfnis der Menschen so zu erfüllen, wie es die Menschen von Ihnen erwarten. Gelingt es nämlich nicht, ausreichend sozialen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, wir spre- chen vor allem von dem leistbaren Wohnraum, dann kommt es logischerweise zu einem Engpass und die Mieten steigen an, und das erleben wir gerade. Es gibt aber noch eine Ursache dafür, dass ein Engpass im sozialen Wohnraum entsteht, und zwar ist der von Ihnen verursacht. Wenn nämlich in einer sehr, sehr kurzen Zeit ein unverhältnismäßig hoher Anstieg der Stadtbevölke- rung stattfindet, dann kommen nämlich sowohl der vor- handene soziale Wohnbau und Wohnraum als auch der neugeschaffene nicht nach und es entsteht wieder der vorher genannte Engpass und die Mietzinspreise explo- dieren. Genau für diese Entwicklung, meine Damen und Herren der Wiener Stadtregierung, sind Sie verantwort- lich! Sie sind verantwortlich für einen ungehemmten Zuzug mit Ihrer Politik der wachsenden Stadt, mit Ihrer Einladungspolitik, mit Ihren überbordenden Sozialleis- tungen! Dadurch kommen ja nicht nur Leistungsträger zu uns, nein, die ungefähr 30.000 bis 40.000 jährlich zu- wandernden Menschen in Wien wandern zu 90 Prozent ins Sozialsystem zu. Bravo! Und das ist Ihre Leistung! Das ist Ihre Leistung, die Sie mit Ihrer Einladungspolitik und Ihrer wachsenden Stadt verursacht haben. Dadurch wird logischerweise jenen, die hier bereits leben, die Möglichkeit geraubt, sozialen Wohnraum zu erlangen. Ja, der Bedarf an Wohnraum und der Bedarf, oder sagen wir, der durch den Zuzug gestiegene Bedarf, wird von Ihnen wie beantwortet? Er wird dadurch beantwortet, dass Sie die Wohnbauförderungen kürzen und das jähr- lich sukzessive über einen längeren Zeitraum. Schauen wir uns den Zeitraum von 2015 bis 2017 an. Hier haben Sie Kürzungen von 29 Millionen EUR verordnet. Sieht man sich die Entwicklung von 2010 bis 2017 an, ist noch ein weitaus höherer Rückgang bei der Wohnbauförde- rung. Da sprechen wir von einer Einsparung von annä- hernd 290 Millionen EUR. Bravo! Das Bedürfnis steigt, die Wohnbauförderung wird zurückgefahren. Und das ist ja noch gar nicht alles. Sie planen ja auch in weiterer Folge bis 2020 noch einmal eine Reduktion um 192 Millionen EUR. Und zusätzlich zweckentfremden Sie die Rücklagen aus der Wohnbauförderung für die Errichtung des Krankenhauses Nord. Na klar, da rennt nur Geld hinein, ihr wisst nicht mehr, woher die Mittel kommen sollen. Deshalb haben Sie im Jahr 2015 Rücklagen der Wohnbauförderung in der Höhe von 120 Millionen EUR und 2017 in der Höhe von 60 Millionen EUR entnommen. Werte Frau StRin Gaál! Ihr Vorgänger, der jetzige Bürgermeister Dr. Michael Ludwig, hat Ihnen Zielvorga- ben hinterlassen, welche Sie auf Grund der Kürzungen niemals einhalten werden können. Denn die Errichtung von vollmundig versprochenen 9.000 geförderten Woh- nungen werden Sie mit der insgesamten Kürzung von 500 Millionen EUR bis 2020 wohl kaum erfüllen können. Das ist leider eine Baustelle, die Ihnen Ihr Vorgänger hinterlassen hat. Aber er hat noch mehrere Baustellen für Sie hinterlassen. Ich beneide Sie hier gar nicht. Da wäre nämlich auch noch dieser Abrechnungs- und Ver- gabeskandal bei Wiener Wohnen. Ja, auch den gibt es nach wie vor mit einem kolportierten Schaden von 65 Millionen EUR. Als gelernter Wiener sagt man einmal, na ja, da wird wahrscheinlich ein bissel mehr dahinter sen. Die Schadenssumme wird vermutlich weitaus deutlich höher sein. Das war ein Konglomerat von Freunderlwirt- schaft, von undurchsichtiger Vergabepraxis, von betrüge- rischen Abrechnungen von Firmen und von Bestechlich- keit. Damit ist seit 2013 die Korruptionsstaatsanwalt- schaft beschäftigt. (Beifall bei der FPÖ.) Das war aber offenbar so ein bissel etwas wie ein System in dieser ganzen Richtung. Bis heute wollen Sie diesen Abrechnungs- und Vergabeskandal nicht wahr haben. Wenn wir Anfragen dazu stellen, kommen nur lapidare Stehsätze zum Vorschein. Ich habe so eine Anfragebeantwortung da. Lassen Sie mich die kurz su- chen. Genau, da steht drinnen, dass Sie sich dagegen verwehren, dass es so einen Skandal gegeben hat, und dass Sie im Prinzip diese Ermittlungen ins Rollen ge- bracht haben. Na ja klar, wenn das ganze Schiff schon einmal Schlagseite hat, dann muss man etwas machen. Entweder man schaltet die Pumpe ein, oder man verlässt das Schiff. Sie haben halt die Pumpen eingeschaltet und die Staatsanwaltschaft informiert. Sie beklagen sich, dass wir nachfragen, weil es einen Schaden in der dem- entsprechenden Höhe gegeben hat, und berufen sich darauf, dass der Schaden niemals so hoch war. Eh nicht, da haben Sie eh recht, der Schaden war wahrscheinlich drei Mal so hoch. Aber da werden wir auch noch drauf- kommen, wie viel das wirklich war. Und man beklagt sich auch, dass der Schaden den Mietern entstanden sei. Also wir behaupten logischer- weise, dass der Schaden durch diesen Abgabe- und Vergabeskandal den Mietern von Wiener Wohnen ent- standen ist. Ist ja nur logisch. Wiener Wohnen muss die erhöhten Kosten eins zu eins an die Mieter weitergeben. Das ist auch ganz sicher passiert, denn das ist einfach auch so vorgeschrieben: Wiener Wohnen, der Vermieter, muss die dementsprechenden Kosten weitergeben und die haben Sie auch weitergegeben, wie auch immer. Es zeigt ja auch der Rechnungshofbericht auf, dass Sie bis dato nicht bereit sind, an diesen merkwürdigen Vergabe- praxisen und an dieser ganzen Geschichte etwas zu ändern. Dazu werde ich dann noch später etwas sagen. Bis dato wurden nämlich diese undurchsichtigen Abläufe in keiner Weise geändert. Der Rechnungshofbericht unterstreicht das Ganze. Er sagt zum Beispiel, es gibt keinen unternehmensein- heitlichen Umgang mit Plänen, Bescheiden, Befunden und Gebäudedaten, welche aber für rechtskonformen Gebäudebetrieb und effiziente Immobiliensteuerung erforderlich ist. Ein kleiner Punkt aus dem Rechnungs- hofbericht: Grobe Mängel beim Vergabewesen werden dort attestiert. Na bravo! Undurchsichtig und nicht nach- vollziehbare Vorschriften. Das macht die Sache sicher leichter. Und weil es ja noch nicht genug ist, kein Con- trolling bei Rahmenverträgen, daher auch kein Überblick über die abgerufenen Leistungen. Wie gesagt, das habe nicht ich erfunden, das steht so im Rechnungshofbericht drinnen und ist für jeden nachzulesen. Es wurde dann exemplarisch ein Vergabeverfahren herausgenommen und überprüft, und zwar im Fachbereich Baumeisterar- beiten Hochbau im Auftragswert von 40 Millionen EUR. Das ist jetzt ja kein Riesenprojekt, aber immerhin doch eine beträchtliche Summe, möchte ich sagen. Die Aus- schreibung wurde zehn Mal geändert, weil sie zehn Mal nicht entsprochen hat! Zehn Mal musste man die Aus- schreibung verändern! Unglaublich! Und dann hat man einen externen Berater um so ein nettes Honorar von 100.001 EUR genommen, der die Prüfung der Preisan- gemessenheit übernommen hat, obwohl das eindeutig die Pflicht des Bauherrn ist. Um 101.000 EUR haben Sie einfach jemanden be- stellt, der die Arbeit gemacht hat, die eigentlich der Bau- herr machen sollte. Ja, so geht es bei Wiener Wohnen zu. Und es wird auch attestiert, dass eine fehlende Fachkompetenz als Bauherr vorherrscht. Der scheidende Stadtrat Dr. Michael Ludwig und die nun verantwortliche Stadträtin sind leider dafür verantwortlich, dass da natür- lich ein immenser Schaden entstanden ist. Es wäre wün- schenswert, dass die nicht weniger als 55 Empfehlun- gen, die der Rechnungshof empfohlen hat, durch Wiener Wohnen auch umzusetzen sind. Offenbar bedarf es da einer genauen Kontrolle durch die neue Stadträtin. Ich hoffe einmal darauf. Da dem Gemeinderat nämlich die 100-prozentige Kontrolle von Wiener Wohnen entzogen worden ist, ist die Verantwortung einfach unteilbar bei den politisch Verantwortlichen. Das ist einmal der scheidende Stadt- rat, der eindeutig für diesen Skandal vollinhaltlich ver- antwortlich ist, auch wenn er jetzt dieses Ressort nicht mehr leitet. Wir werden ihn da weiter begleiten in dieser Richtung und ihn wissen lassen, wo unsere Kritikpunkte sind. Wie gesagt, der Schaden ist ein Mal mehr den Mietern entstanden, und wir Freiheitliche werden da nicht locker lassen und diese Aufklärung einfordern. (Beifall bei der FPÖ.) Sie, meine Damen und Herren, sind natürlich nicht dazu bereit, diese Aufklärung wirklich voranzutreiben. Sie betreiben eher eine Verschleierungspolitik in dieser Taktik. Aber wir werden Ihnen dabei helfen. Stattdessen werden die Menschen von Ihnen mit Jubelmeldungen und Lippenbekenntnissen zum Besten gehalten. Der frechste Kalauer, der Ihnen, meine Damen und Herren, in den letzten Jahrzehnten eingefallen ist, ist der Wiener Bonus vom StR Ludwig. Der ist wirklich gut, der ist wirk- lich gut. Das ist eine Absichtserklärung, vielleicht wisst ihr das noch, die Wiener bevorzugt zu behandeln, insbe- sondere bei der Vergabe von sozialem Wohnraum. Na bravo! Da frage ich mich nur: Wer sind denn die Wiener für Sie, meine Damen und Herren der SPÖ und der GRÜNEN? (Aufregung bei GR Mag. Josef Taucher.) Ist es jedermann, der jemals einen Fuß in die Bundeshaupt- stadt gesetzt hat? Oder sind es die tausenden Schein- asylanten, die seit Jahrzehnten vom Sozialsystem durchgefüttert werden? Sind das die Wiener? Na bravo! Da braucht ihr mir mit einem Wiener Bonus nicht kom- men! Denn mittlerweile leben im sozialen Wohnbau ... (Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Mittlerwei- le leben im sozialen Wohnbau mehr als 50 Prozent der Menschen ohne Staatsbürgerschaft. Bravo! Das ist Ihre Leistung! Und wenn ich mir denke, was der Kollege Florianschütz vorhin gesagt hat ... (Große Aufregung bei GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Weil der Kollege Florian- schütz vorhin gesagt hat, wie sich die Menschen nicht wohlfühlen und gut aufgehoben fühlen, weil er, der Kol- lege Florianschütz, ja persönlich Hausbesuche macht, dann war er offenbar nicht im Gemeindebau, sondern irgendwo im Cottageviertel im 19. Bezirk. (Beifall bei der FPÖ.) Die Tatsache ist nämlich, dass Ihnen, meine Damen und Herren vor allem von den Sozialdemokraten, scha- renweise die Wähler aus dem Gemeindebau davonlau- fen, und das ist auch gut so und wird sich auch so weiter fortsetzen. Aber macht nichts, der Wiener Bonus vom lieben Dr. Michi Ludwig. Wie gesagt, die Mindestsiche- rung, davon profitieren mittlerweile auch mehrheitlich die Nichtösterreicher. Das ist auch mittlerweile bekannt. 51 Prozent jener, die Mindestsicherung in unserer wunder- schönen Stadt beziehen, haben keine Staatsbürger- schaft. Bravo! Das zum Thema Wiener Bonus. Die wachsende Stadt ist und bleibt unter Rot-Grün eine gefährliche Drohung, denn der Anteil jener, die nur im Sozialsystem ihr Heil finden können, steigt fast mo- natlich an. Und Sie, meine Damen und Herren, sind nicht bereit, etwas in dieser Richtung zu verändern. Wir Frei- heitliche werden Ihnen jedenfalls weiter dabei helfen. Wir haben unlängst erst bei einer Gemeinderatssitzung ei- gentlich mithelfen wollen, dieses Versprechen, diese Worthülse des Wiener Bonus wahr zu machen. Wir ha- ben versucht, einen Österreicher-Bonus, nämlich insbe- sondere bei der Vergabe von sozialen Wohnungen, einzuführen. (Aufregung bei GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Ja, Kollege, regen Sie sich nicht so auf! Die viele Aufre- gung ist nicht gut! Kommen Sie raus, melden Sie sich dann zu Wort. (Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbe- cher.) Ja, ja, ganz genau. Und die Tatsache ist, dass Sie diesen Antrag abgelehnt haben. Wir haben ein Mal mehr gefordert, dass die Staatsbürger bei der Vergabe von sozialen Wohnungen insbesondere bei Wiener Wohnen bevorzugt werden. Das haben wir in diesem Antrag ver- langt. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das ist gegen EU- Recht! Das ist gegen EU-Recht!) Ja, und es ist auch gemäß EU-Regulationen sehr wohl machbar. Na selbst- verständlich, denn die Gleichbehandlung ist auf Kernleis- tungen zu beschränken. Es ist nur der politische Wille nicht da von Ihrer Seite. Sie, meine Damen und Herren, schütten die Leute mit dem heißen Tee an, und das ist nicht richtig! (Beifall bei der FPÖ.) Aber wie gesagt, dieser Umstand ist mittlerweile auch schon in der Bevölkerung bekannt. Die Leute wissen, dass sie keine soziale Wohnung mehr bekommen, da Nichtstaatsbürger von Ihnen bevorzugt werden, das ist einmal klar. Ja, stehen Sie ruhig dazu! Macht ja nichts, stringent bleiben! Das ist Ihre neue Wählerschicht! Mitt- lerweile sieht man ja auf SPÖ-Festen mehr türkische Fahnderln als SPÖ-Wimpeln, was ja auch lustig ist. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Höhöhöhö!) Genau, ich weiß, es ist aber so, es hilft ja nichts, Sie, meine Damen und Herren der SPÖ und der GRÜNEN, interessieren sich seit Jahrzehnten nicht mehr für die Interessen der Staatsbürger, weder dafür, dass die Herrschaften eine soziale Wohnung bekommen, noch dass eine Gerechtig- keit besteht, und überhaupt nicht, dass die Rechnung für die Migrationspolitik, die von Ihnen vorangetrieben wird, von den Steuerzahlern bezahlt werden muss. Die wach- sende Stadt ist und bleibt unter Rot-Grün eine gefährli- che Drohung. Mit diesem Rechnungsabschluss haben Sie ein Mal mehr eindrucksvoll bewiesen, dass Sie mit der Regierung unserer Stadt eindeutig überfordert sind! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger, und ich erteile es ihm. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsit- zende! Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und zu Hause vor den Bildschirmen! Bevor ich mit meinem Ausführungen beginne, möch- te ich noch einmal, auch wenn es ein paar Redner jetzt her ist, auf den Kollegen Stürzenbecher zu sprechen kommen, der hier gemeint hat, na ja, man könnte Rech- nungsabschlussdebatten etwas effizienter gestalten und sozusagen konkret über das Thema reden. Herr Kollege, sind Sie mir nicht böse, Sie hätten mit gutem Beispiel vorangehen können, denn das, was Sie, tut mir leid, aber hier heraußen geführt haben, war gewissermaßen eine Phantomdiskussion. Sie haben darüber philosophiert, dass irgendwelche deutsche Städte ... (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das können Sie beurteilen!) Sie haben hier darüber philosophiert ... (GR Dr. Kurt Stürzenbe- cher: Sie haben nicht das Wissen!) Ja, jetzt bin ich am Wort, Sie waren vorhin am Wort. Sie haben darüber philosophiert, dass irgendwelche deutschen Städte ihre Gemeindewohnungen privatisiert haben. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das hier im Saal irgendjemand gefordert hätte, zur Sprache gebracht hätte oder was auch sonst. Ich behaupte einmal, ohne es jetzt genau nachgeschaut zu haben, die deutschen Städte, die Sie aufgezählt haben, sind wahrscheinlich zumindest mit 80 Prozent sozialdemokratisch regiert. Vielleicht reden Sie mit den Herrschaften intensiver, bevor Sie das entspre- chend hier, so wie Sie es getan haben, im Gemeinde- ratssitzungssaal deponieren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber ich habe natürlich gewissermaßen auch Ver- ständnis für die internen Zustände innerhalb der SPÖ. Sie brauchen da natürlich einen Außenfeind. Und wenn Sie nur irgendwo den Teufel an die Wand malen, dann ist das wahrscheinlich auch schon ein probates Hilfsmit- tel, hier irgendwelche Diskussionen in den Raum zu stellen, die ja de facto gar nicht geführt werden. Genauso wie Sie es auch bei Hartz IV gemacht haben. Sie haben die Bundesregierung, die österreichische, bezichtigt oder beschuldigt, das vorzuhaben, das einführen zu wollen. Tatsache ist aber, dass in Deutschland Rot und Grün Hartz IV eingeführt haben und eben nicht irgendwelche andere Regierungen das Ganze planen und vorhaben. Aber nun zum Thema Wohnen. Im Unterschied zum Finanzstadtrat, der ja mit Interviews schon recht freigie- big war, war es bei der Frau Wohnbaustadträtin, bei der neuen Stadträtin, noch nicht möglich, ein Interview zu recherchieren beziehungsweise genau nachzuvollziehen, wo die Reise in ihrer Ära hier sozusagen genau hinge- hen soll. Da muss ich auch noch einmal dem Kollegen Stür- zenbecher sozusagen dagegen reden, weil das ganz einfach nicht recherchierbar war. Aber ich bin doch auf eine Quelle gestoßen. Ich hab' mich mit einem "Kurier"- Artikel zufrieden geben müssen, wo ein Genosse, der nicht namentlich genannt werden wollte, gemeint hatte, die neue Wohnbaustadträtin ist alleine schon deshalb für dieses Ressort qualifiziert, weil sie aus einem Bezirk mit viel Wohnbautätigkeit stammt. Das soll insbesondere mir als Favoritner durchaus recht sein, da es ja insbesonde- re in unserem Bezirk, aus dem wir ja beide stammen, jede Menge Baustellen gibt, und das im doppelten Sinne des Wortes. Ich möchte nämlich auch hier und jetzt die Gelegen- heit nützen, ein paar Punkte oder ein paar Anliegen Ihnen mit auf den Weg zu geben, die in der Vergangen- heit leider eingeschlafen sind, wo man eigentlich nur mehr im Schneckentempo arbeitet und wo man unbe- dingt etwas auf die Tube oder aufs Gas drücken möge. Ich möchte zum Beispiel die Wienerfeld-West-Siedlung erwähnen und an diese erinnern, die wir im Rahmen einer Petition hier im Sitzungssaal auch schon zum Thema hatten. Die Wienerfeld-West-Siedlung ist eine alte Gemeindebausiedlung und wurde im vorigen Jahr- hundert in den 30er Jahren, in den Kriegsjahren errichtet. Dort wurde von Wiener Wohnen oder von der Stadt Wien 30 Jahre lang nichts gemacht, nicht saniert. Dement- sprechend schaut die Wohnungsanlange auch aus. Und ja, man hat die Mieter hier jahrelang zappeln lassen, bis es schlussendlich doch, durchaus auch auf Druck der politischen Opposition hier in Wien und im Bezirk, dann zu einem Bekenntnis gekommen ist, wo der damalige Wohnbaustadtrat und jetzige Bürgermeister zugesichert hat: Ja, diese Siedlung wird saniert, wird erhalten und wird eben nicht geschliffen. Tatsache ist aber, dass nach ein paar Pro-forma-Vorbereitungsmaßnahmen der ge- samte Sanierungsplan mittlerweile feststeckt, stockt. Es wurden auch schon die Mieterinnen und Mieter darüber informiert, dass es zu einer Verzögerung von rund einem Jahr kommen soll. Das zeigt sich jetzt offensichtlich auch schon durch mehrere Baustellen, wo im Endeffekt die SPÖ-geführten Ressorts beim Tempo hier sehr zu wün- schen übrig lassen. Ich darf, der Kollege Pawkowicz hat es schon er- wähnt, auch wieder an den 10. Bezirk erinnern, nämlich an die Gemeindewohnungen Neu, die entstehen sollen. Im Jahr 2015 hat der damalige Bürgermeister hoch und heilig versprochen, dass wieder Gemeindewohnungen errichtet werden. Wie wir gehört haben, der Plan oder das Vorhaben und die Wirklichkeit divergieren hier sehr stark. Und auch was in der Vergangenheit hoch und heilig vom StR Ludwig versprochen worden ist, es war damals eigentlich Musik in meinen Ohren. Er hat nämlich angekündigt, rund um den Hauptbahnhof wird das Sonnwendviertel bald fertiggestellt. 13.000 Menschen sollen dort leben. Es ist für jedermann offensichtlich, dass zwischen dem neuen Wohnviertel und den Altbau- ten auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Sonn- wendgasse und der Gudrunstraße es einen Umbruch gibt, wo man durchaus, rein vom Optischen her, einfach den Eindruck eines Ghettos haben kann. Er hat es rich- tigerweise erkannt, nur die Taten fehlen bis heute. Mitt- lerweile ist das gesamte Sonnwendviertel fast fertigge- stellt. Sanierungsmaßnahmen, ob über den Wohnfonds oder über andere Programme, sind bisher noch nicht erfolgt. Auch hier würde ich Sie als Stadträtin innigst ersuchen, hier endlich etwas weiterzubringen. Ebenfalls eine offene Baustelle im wahrsten Sinne des Wortes ist der Haschahof, eine Liegenschaft in Rot- hneusiedl, wo es jetzt zwar die Zusicherung gibt, dass die Liegenschaft oder das Objekt oder die Objekte dort nicht abgerissen werden. Das Ganze steht im Eigentum des Wohnfonds Wien. Aber auch hier fehlen entspre- chend die Fortschritte. Allzu große Hoffnungen hab' ich nicht, sag ich auch ganz offen, wenn ich mir so die Politik der SPÖ hier in Wien anschaue, insbesondere weil ich auch der Meinung bin, dass das Wohnbauressort bei der SPÖ nicht zwin- gend in den besten Händen liegt. Ich habe die Verzöge- rungen schon angesprochen bei den Punkten vorhin. Aber auch bei Wiener Wohnen hat die SPÖ nachweis- lich, und das ist jetzt keine Oppositionszusammenrei- mung oder Phantasie, sondern insbesondere bei Wiener Wohnen hat ja die SPÖ in der Vergangenheit auch alles andere als ein glückliches Händchen bewiesen. Der Rechnungshof hat nämlich, der Kollege Niegl hat schon vollkommen zu Recht und richtigerweise daraus zitiert, seinen Endbericht vorgelegt, der auch schon entspre- chend im Ausschuss vorgelegen ist, nämlich zum Thema "Ausgewählte Themen betreffend Stadt Wien, Wiener Wohnen und Wiener Wohnen Haus- und Außenbetreu- ung GmbH". Er hat diesen Bericht vorgelegt und geht mit der Stadt Wien dermaßen hart ins Gericht, dass ich mir manche Passagen, offen gesagt, zwei Mal hab' durchle- sen müssen, weil es zum Teil einfach unglaublich war und einem beim Durchlesen eigentlich der Mund offen geblieben ist. Der Bericht hat satte 150 Seiten. Keine Sorge, ich werde mich da jetzt nicht auf alle Seiten stür- zen und mich vertiefen. Aber ich werde mich aufs We- sentlichste beschränken. (Aufregung bei GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Sie kennen wahrscheinlich den Bericht. Jetzt wird es unangenehm. Deswegen schreien Sie auch wieder dazwischen. Wiener Wohnen verwaltet bekannt- lich knapp 210.000 Wohnungen und hat immerhin schon im Jahr 2012 erkannt, dass es Defizite gibt, dass es unklar definierte Geschäftsbereiche gibt, dass dezentrale Strukturen und eine Vielzahl von Schnittstellen in eine neue Organisationsstruktur gegossen werden müssen. So weit, so gut. Es haben damals auch wir durchaus befürwortet, dass hier Handlungsbedarf oder intensiver Handlungsbedarf besteht. Aber wie es, wie vorhin veran- schaulicht, in Wien oder bei den SPÖ-geführten Ressorts so ist, ist das Ganze eine sehr mühsame und sehr lang- same Angelegenheit. Bis der bequeme Trägerapparat hier irgendwann einmal in Bewegung gekommen ist, dauerte das Ganze nämlich bis zum Jahr 2016, also satte vier Jahre, wo es ein Nebeneinander von alten und neuen Strukturen gegeben hat, was natürlich zu undefi- nierten Schnittstellen geführt hat, zu Zuständigkeitslü- cken und auch zu mangelnder Abstimmung. Das Ganze logischerweise zum Schaden der Wiener Steuer- und Gebührenzahler und natürlich auch der Mieter. Ich möchte jetzt noch ein paar Punkte aufzählen. Keine Sorge, es sind nur eine Handvoll. Der Rechnungs- hof kritisierte unter anderem, dass sowohl in der Mutter- als auch in der Tochtergesellschaft, also Wiener Wohnen und Außenbetreuungs GmbH, dieselben Dienstleistun- gen erbracht wurden trotz der geplanten Umstrukturie- rungen. Und dass zum Beispiel die Geschäftsbereiche Marketing, Controlling, Interne Revision, Zentraler Ein- kauf sowohl in der Mutter- als auch in der Tochtergesell- schaft abgedeckt wurden. Er hat weiters kritisiert, dass Wiener Wohnen immer- hin vier Jahre lang, nämlich von 2011 bis 2014, keine mittelfristige Unternehmens- und Budgetplanung vorge- legt hat. Jetzt kommen wir zum Gustostückerl: Wiener Wohnen begann erst im Jahr 2013, und das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen, im Jahr 2013 begann jemand, der 210.000 Wohnungen sein Eigen nennen darf und diese auch verwaltet, eine zentra- lisierte und strategische Herangehensweise in Bezug auf die Instandhaltung der Wohnhausanlagen zu entwickeln - alle Achtung, muss ich sagen, und jetzt kommt's -, immerhin bei einem Investitionsvolumen bei Instandhal- tungen von 107 Millionen EUR jährlich. Und ja, man hat das auch 2010 schon erkannt, dass da vielleicht ein Plan nicht so schlecht wäre, wo man da am besten anfängt und wo man am besten weitermacht. Im Jahr 2010 wur- de ein Sanierungskataster für 430.000 EUR errichtet. Was glauben Sie, hat die Stadt Wien beziehungsweise Wiener Wohnen gemacht? Den hat man nicht genutzt! 430.000 EUR schlichtweg verbrannt! So schaut sozial- demokratische Wohnbaupolitik in Wien aus, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Der Kollege Niegl hat es schon angesprochen, die Rahmenverträge wurden kritisiert. Mehr als die Hälfte der Rahmenverträge wurde nicht rechtzeitig verlängert be- ziehungsweise erneuert. Dann hat man schlichtweg kurzfristig handeln müssen. Man hat dann direkt aus der Kontrahentendatenbank entsprechend die Firmen kon- taktiert. Das Ganze ist gesetzlich zwar auch gedeckt, aber ohne Wettbewerb. Und was heißt das, ohne Wettbewerb? Selbstver- ständlich zu Lasten der Wiener Steuer- und Gebühren- zahler und natürlich auch zu Lasten der Mieter. (Beifall bei der FPÖ.) Abschließend noch ein Punkt des Rechnungshofes, der auch Bände spricht, wie ich meine, der Punkt Korrup- tionsprävention. Man hat erkannt, in puncto Korruption haben wir ein Problem. Der Herr Kollege Niegl hat das auch schon in seinen Auswüchsen entsprechend ange- rissen, welche Probleme es hier gegeben hat. (Heiterkeit bei GR Dr. Kurt Stürzenbecher und GR Mag. Josef Tau- cher.) Und ja, na da braucht man nicht zu lachen. Wel- che Auswüchse es beim Thema Korruption gegeben hat oder noch immer gibt und was Gegenstand der staats- anwaltschaftlichen Ermittlungen ist, das haben Sie ja alles gehört. Es wurde ein Handbuch herausgegeben. Es wurde zum Thema Korruptionsprävention mehrfach ein Handbuch herausgegeben. Im Jahr 2012 hat man es dann immerhin bei Wiener Wohnen auch erkannt, und der Direktor hat vorgegeben, es muss entsprechend in der Mutter- und in den Tochtergesellschaften einen An- tikorruptionsbeauftragten geben. Das Ganze war im Jahr 2012. Ich darf Ihnen jetzt abschließend noch kurz aus dem Rechnungshofbericht zitieren, zum einen Absatz: "Bei der Haus- und Außenbetreuung gab es zur Zeit der Gebarungsüberprüfung keinen Korruptionsbeauftragten." Nicht vergessen, der Rechnungshofbericht ist bis Ende 2016 gegangen. Der Rechnungshof hielt kritisch fest, dass es zwar bei Wiener Wohnen einen Antikorruptions- beauftragten gab. Dieser hatte jedoch eine Tätigkeit, die der Rechnungshof als geeignet zur Bewusstseinsbildung um Prävention im Bereich Antikorruption ansieht, der unübersichtlichen Anweisungslage und notwendiger Vorarbeiten Anfang 2017 jedoch nicht hat aufnehmen können. Das heißt, Wiener Wohnen oder man hat hier schlichtweg einen Antikorruptionsbeauftragten geschaf- fen. Den Posten hat man irgendwann einmal festgelegt. Was er genau zu tun hat, hat man ihm schlichtweg nicht gesagt. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, dieser Bericht spricht Bände. Wer Lust hat, sich das Ganze einmal zu Gemüte zu führen - ich darf es niemandem empfehlen, es vor dem Schlafengehen zu tun, weil wenn man sich das durchliest und man in Wien Steuer- und Gebührenzahler ist, dann wird man aggres- siv dabei und dann schläft man ziemlich schlecht. In diesem Sinne, meine sehr geehrten Damen und Herren insbesondere von der SPÖ, Sie haben diese Missstände zu verantworten. Ich darf an die Stadträtin appellieren, entsprechend hier auch weiterhin oder ent- sprechend einen Weg sicherzustellen, wo alle diese Missstände dann in Zukunft nicht mehr vorkommen kön- nen. Und an die SPÖ gerichtet: Machen Sie Ihre Arbeit und kommen Sie auch Ihrer Verantwortung nach! Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Guggenbichler, und ich erteile es ihm. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr ge- ehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Erstens Gratulation zu Ihrer Wahl! Ich wünsche Ihnen viel Glück, viel Erfolg, weil Sie haben nichts Leichtes geerbt, was nämlich in den letzten Jahren passiert ist. Ich darf das auch kurz ansprechen, ich will heute et- was auf den Verkauf des Semmelweis-Areals eingehen. Das ist eine Situation, die Sie in Zukunft vielleicht noch belasten wird, weil Ihr Vorgänger da in irgendeiner Art und Weise gemeinsam mit dem Bgm Häupl öffentliches Gut zu einem Preis, den keiner in Österreich und in Wien bekommt, verscherbelt hat. Ich glaube, wir werden uns über diese Situation neben den Aufgaben, die Sie sonst auch noch übernommen haben, noch lange unterhalten müssen. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn man sich die heutige "Wiener Zeitung" an- schaut, dann steht drinnen, um rund 100 Millionen EUR unter dem Marktwert verkaufte die Stadt Wien 2012 3 Pavillons auf dem Semmelweis-Areal im 18. Bezirk. Damals im Jahr 2012 wurde dieses Areal um 14,2 Millio- nen EUR mit einer 15-jährigen Widmung für eine Musik- schule verkauft. Der Bgm Häupl ist mit einer großen Entourage von Politikern und Journalisten nach Singapur gefahren und hat dort verkündet, dass diese Musikschule eine Wohltat für Wien sein wird und dass das deswegen angemessen sein wird, dass wir zu diesem günstigen Preis von unter 600 EUR, und Währing ist jetzt nicht das billigste Viertel von Wien, in Währing am Semmelweis- Areal verkaufen. Was ist aber am 10. April 2014 pas- siert? Wir haben das schon oft kritisiert, und ich kann Ihnen dann auch noch belegen, wie oft wir darüber ge- sprochen haben. Aber Sie haben es ignoriert und das ist das, was Sie am Ende des Tages auch schuldig macht, weil wir haben Sie darauf hingewiesen. Wir haben Sie in mehr als 50 Initiativen und Pressemeldungen darauf hingewiesen, was dort passieren wird. Sie haben voll- kommen versagt. Im Jahr 2014 ist eines passiert: Da haben die Eigentümer dieser Liegenschaft, die sie um 14 Millionen gekauft haben, ein Pfandrecht ausgegeben. Sie haben diese Liegenschaft 2 Jahre später mit 33,5 Millio- nen besichert, mit 33,5 Millionen, obwohl auf der ande- ren Seite die Verpflichtung darauf gelegen ist, eine Schu- le zu führen. Ein weiteres Pfandrecht hat noch die STRABAG eingeräumt mit 7 Millionen. Die anfallenden Zinsen für das Pfandrecht waren ja ganz interessant. 2014 war der Zinssatz jetzt nicht der höchste. 6,5 Pro- zent im Jahr hätten wir uns alle gewunschen. 22 Millio- nen haben sie am Anfang direkt abgerufen. Mittlerweile steht die Forderung von 26 Millionen EUR im Raum, und es kann sein, dass das Semmelweis-Areal und die Mu- sikschule versteigert werden. Was heißt das, wenn es versteigert wird? Es heißt, dass sie eventuell die Wid- mung der 15 Jahre auf die Schule nicht mehr einhalten müssen. Und das heißt auch, weil eines haben Sie ja damals im Kaufvertrag schon gemacht: Sie haben sich ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Ein Vorkaufsrecht haben Sie sich dafür eingeräumt, dass Sie eventuell diese Lie- genschaft zurückkaufen können, aber nicht zum Ver- kaufspreis, sondern zum Marktpreis. Das heißt, wenn man der "Wiener Zeitung" glauben darf, dann können Sie das Semmelweis-Areal, das Sie damals um 14,2 Millio- nen verkauft haben, jetzt um 100 Millionen eventuell zurückkaufen! Das ist das, was die Frau Stadträtin als Erbe mit sich trägt. Aber weil ich heute schon öfter darauf angesprochen worden bin, man kann ja nichts dafür und das war ja eine ordnungsgemäße Geschichte, die ganze G'schicht, darf ich euch eine kurze Historie bringen. Beginnen tut die Historie damit, dass der Bgm Häupl und die Frau Fi- nanzstadträtin Brauner im Jahr 2008, war es, glaube ich, gesagt haben, das Semmelweis-Areal wird den Währin- ger Bürgern zur Verfügung stehen. Es wird den Währin- ger Bürgern zur Verfügung stehen und es wird Prozesse geben, wo die Bürger beteiligt werden und bei diesem Areal, die Geburtenklinik von Währing, nämlich diese Klinik, wo die meisten Wiener auf die Welt gekommen sind, ein Herzstück Wiens, mitentscheiden können, was mit diesem Areal passiert. Am 18.4.2012 ist was anderes passiert. Da ist näm- lich der Herr Bürgermeister, ich habe es kurz angespro- chen, mit Entourage, Politikern und Journalisten, nach Singapur gefahren. Es soll eine sehr skurrile Reise ge- wesen sein, wenn man mit Journalisten so spricht. Au- ßerdem ist er ja nicht als Reisebürgermeister bekannt gewesen. Er war vielleicht am Naschmarkt oder beim Heurigen, aber Singapur? Da muss schon was Besonde- res passieren, wenn der Bgm Häupl runterfährt. Er hat dort angekündigt, dass diese Schule auf international hohem Niveau kommen wird. (Aufregung bei GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Sie kommen schon noch dran, Sie kann ich auch noch zitieren, keine Sorge. Er hat angekündigt, das kommt, und das wird alles sehr glorreich und sehr toll werden. Daraufhin hat am 24. - gut, dass die Frau Kickert da ist, weil die ist nämlich auch massiv an der ganzen Geschichte beteiligt gewesen - der Herr Klubob- mann der Währinger GRÜNEN Kneuer gesagt, das ist eine tolle Nachnutzung, die GRÜNEN können das nur unterstreichen. Am nächsten Tag, am 25., hat der Herr Eichinger von der SPÖ-Währing gesagt: Maßgeschnei- derte Lösung für das Semmelweis-Areal. Und das Schö- ne ist, er schreibt: "Der Denkmalschutz findet größtmög- liche Berücksichtigung", stimmt fast, "und ein Teil des Geländes wird in Form eines Parks als Naherholungs- raum für die Währinger Bevölkerung offen liegen." Inte- ressant ist aber, ich weiß nicht, was Sie sich unter Nah- erholungsraum vorstellen. Im Kaufvertrag steht drinnen, dass es ein Durchgangsrecht gibt, ein Durchgangsrecht, kein Zugangsrecht, so wie es der Herr Eichinger ange- kündigt hat. Sondern es gibt drei Gehachsen, wo man durchgehen kann. Die Frau Kickert weiß das ganz genau, weil sie da- mals die Bürgerbeteiligung so gelobt hat. Sie waren damals dabei, mit der Frau Natterer von der Bürgerinitia- tive Semmelweis. Man glaubt gar nicht, was man alles bürgerbeteiligen kann. Da ist es nicht um die Nachnut- zung des Semmelweis-Areals gegangen. Frau Kickert, Sie wissen das ganz genau. Sie haben die Art der Be- grünung der Gehachsen bürgerbeteiligt. Sie haben dort eine Bürgerbeteiligung durchgeführt, wo Sie entschieden haben, welche Pflanzen am Weg, wo man durchgehen darf, stehen dürfen. Das ist Ihre Art und Weise. Das ist dann nicht mehr zu Stande gekommen, weil sich der Herr Lengersdorff, der jetzt wahrscheinlich dafür zustän- dig ist, dass es versteigert werden muss, geweigert hat, sich mit den Bürgern an einen Tisch zu sitzen. Das ist nämlich diese Organisation gewesen, denen Sie das Areal verkauft haben. Aber das war Ihre Vorstellung von Bürgerbeteiligung. Nur, damit wir wissen, wie das die GRÜNEN sehen. Sie können gern dann auch heraus- kommen. (Beifall bei der FPÖ.) Aber ich habe mit der Bürgerinitiative geredet. Für mich, muss ich sagen, gibt es einen großen Unterschied zwischen einer Nachnutzung eines Areals oder ob ich zu den Bürgern gehe und sage, sie dürfen entscheiden, ob wir jetzt rote oder gelbe Blumen am Gehweg setzen. Das ist grüne Bürgerbeteiligung. Das ist grüne Bürgerverhöh- nung, so wie wir sie leider Gottes seit dem Jahr 2010 und wahrscheinlich auch schon viel länger miterleben, nur wart ihr damals noch nicht so wichtig! Am 11.5.2012 - dauert ein bisschen länger heute - habe ich die erste Presseaussendung zu dem Thema gemacht und gesagt, SPÖ, ÖVP und GRÜNE verwei- gern Bürgerbeteiligung zum Semmelweis-Areal. Ich habe gerade erklärt, es hat eine kleine gegeben. Über einen Spielplatz haben sie, glaube ich, auch noch kurz geredet. Aber den haben sie dann eh in eine Baustelle umgewan- delt. Ich war vor Ort. Das habe ich leider Gottes miterle- ben dürfen. 12.6., FPÖ-Guggenbichler: "Homole muss das Rede- recht im Gemeinderat wahrnehmen." Nicht war er da. "Lengersdorff, sehr ÖVP-nahe." Es gibt dann auch noch andere Gerüchte, die in diesem Bereich passiert sind. Am 15.6. habe ich eine Presseaussendung zum Thema geschrieben, dass das Semmelweis-Areal ver- ramscht wurde, rot-grüne Okkasionspreise, 575 EUR/m². Da hätte jeder von uns gern gekauft. Das Interessante war, als wir hier gestanden sind und diesen Kaufvertrag besprochen haben, sind wir draufgekommen, dass es einen unabhängigen Gutachter gegeben hat. Wie stellt sich die SPÖ einen unabhängigen Gutachter vor? Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Das war der Grund: Sie haben gesagt, 15 Jahre Nachnutzung, ganz problematisch, tolle Schule. Der Preis wurde von einem unabhängigen Gutachter erhoben. Wissen Sie, wer der unabhängige Gutachter war? Ich muss nach- schauen. Ich habe seinen Namen eh da. Das ist nämlich schon interessant. Der unabhängige Gutachter, sind wir zwei Jahre später draufgekommen, hat am Semmelweis- Areal selbst ein Haus gekauft. Jetzt stellen Sie sich vor, wenn Sie ein unabhängiger Gutachter sind, Sie werden von der Stadt beauftragt und kaufen ein Haus am Semmelweis-Areal. Was glauben Sie, was kostet so ein Zinshaus mit zehn Wohnungen in der Lage 18. Bezirk, Grünlage, daneben eine Naherho- lungsoase, wie es der Herr Eichinger gesagt hat? Schät- zen Sie einmal, was es gekostet hat? Nicht eine Zins- wohnung, sondern alle zehn, das ganze Haus. (GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: 10 Millionen!) Der unabhän- gige Gutachter hat es um 500.000 EUR gekauft! (Aufre- gung bei FPÖ und ÖVP.) Um 500.000 EUR hat es der unabhängige Gutachter, mit dem Sie hier argumentiert haben, Markus Reithofer, gekauft. Ich hoffe, er ist nicht mehr in Ihren Diensten. Ich wollte es nur sagen. Der unabhängige Gutachter hat um 500.000 EUR am Sem- melweis-Areal ein Zinshaus gekauft und hat dann die Gutachten gemacht, einerseits für die Amadeus Schule, haben wir schon angesprochen, die jetzt wahrscheinlich versteigert wird, und zweitens für eine Firma, Sie kennen sie, at home. Jeder Gewerkschafter kennt sie, 60 Pro- zent Beteiligung Gewerkschaft Bau-Holz. Das heißt, da war in der Schule vielleicht ein bisschen der schwarze Lengersdorff beteiligt und bei den Wohnbauten dann die rote Gewerkschaft, so wie Österreich die letzten Jahre halt gelebt hat. Zu at home kann man auch noch sagen, da hat er dann pro Quadratmeter, glaube ich, 2 EUR mehr ver- langt. Da haben Sie gesagt, man kann dort nicht so viel verlangen, und ich kann mich noch blendend daran erin- nern, weil dort gibt es so viele Bäume, die Bäume müs- sen dort bleiben und es muss irgendein vernünftiger Wohnbau sein, wir brauchen Wohnraum und die bösen Freiheitlichen sind gegen Wohnraum. Es wurde gebaut, ein bisschen verpfuscht gebaut, weil Sie haben die Zu- fahrt für die Tiefgarage vergessen. Sozialer Wohnbau, jeder braucht eine Tiefgarage. Da haben Sie nämlich dann versucht, den Hockepark niederzuholzen, weil Sie in der Planung vergessen haben, die Zufahrt für die Tiefgarage zu machen. 4,8 Millionen hat at home für diese Liegenschaft neben dem Semmelweis-Areal ge- zahlt. Sie wird nicht versteigert, weil die Gewerkschafter haben dort zu wirtschaften gewusst. Sie haben es näm- lich dann 3 Jahre später um über 30 Millionen EUR ver- kauft. Sie haben dort gebaut, Gewerkschaft Bau-Holz, at home, kennen wir alle, haben um nicht ganz 5 Millio- nen EUR die Liegenschaft für Wohnbau gekauft. Eine Wohnung in der Dachlage hat bis zu einer Million gekos- tet. Das kann sich nur ein Sozi-Bonze als sozialen Wohnbau leisten! Das muss ich Ihnen ganz ehrlich sa- gen! (Beifall bei der FPÖ.) Aber offensichtlich sind Sie schon ein bisschen ab- gehoben von der ganzen Geschichte. Besonders sozial finde ich das nicht. Die billigste hat man schon um 430.000 EUR gekriegt. Darum hat aber der Gutachter ein ganzes Haus am gleichen Areal gekriegt. Das ist lustig. Das finde ich echt witzig! Das glaubt man gar nicht! 2013 sind wir draufgekommen. Dann hat es eine An- zeige bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft gegeben. Dann habe ich wieder eine Presseaussendung geschrie- ben, 2013, Währinger haben ein Recht darauf, zu wis- sen, ob es diese Musikschule überhaupt gibt, weil in der Musikschule, muss man wissen, hat man eine Schulge- bühr von 40.000 EUR bezahlt. Im 1. Jahr gab es dort, glaube ich, 38 oder 42 Schüler. Ich kann es nicht genau sagen. Ich will da jetzt auch keine Unwahrheit verbreiten. Der Direktor hat angeblich 500.000 EUR im Jahr ver- dient. Jetzt muss man sich überlegen, man kauft eine Liegenschaft um 14 Millionen EUR, gibt dem Direktor ein relativ sattes Gehalt und braucht einmal schon 10 oder 12 Schüler, um das Direktorengehalt zu zahlen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Supersauber!) Mit den restlichen 30 Schülern werden wir es nicht schaffen, die 14 Millio- nen EUR zurückzuzahlen. Das ist schwierig, sage ich einmal. Aber der Gutachter hat gesagt, es ist alles in Ordnung. Das war derjenige, der um 500.000 EUR das Haus mit den 10 Zinswohnungen gekauft hat, nur damit wir es nicht vergessen. Am 11.7.2013 ist es weitergegangen. Da haben wir eine Presseaussendung gemacht, SPÖ-nahe at home, habe ich gerade angesprochen, noch einmal zur Wie- derholung, unter 5 Millionen EUR gekauft, um über 30 Millionen EUR verwertet und weiterverkauft. Sozialismus! Der einzige Sozialismus, der lustigerweise funktioniert hat. Ist man von euch gar nicht gewöhnt, dass ihr ir- gendwo ein Geschäft macht! Am 11.10.2013 war dann die Geschichte, die ich kurz angesprochen habe, wo ich per Presseaussendung angesprochen habe, dass die Garageneinfahrt für die roten Luxuswohnungen den Park kosten werde. Interessant war dann auch, 2013 habe ich schon an- gesprochen, dass der Betreiber der Eliteschule die Bür- gerbeteiligung verhindert. Ich habe es angesprochen, der Herr Lengersdorff - Frau Kickert, Sie wissen es - hat sich geweigert, als 60-Prozent-Eigentümer an dieser Bürger- beteiligung teilzunehmen. Darüber haben wir damals lang gesprochen. Ich kann mich daran erinnern. Sie kann nicht stattfinden, da die Amadeus Schule und somit der 60-Prozent-Eigentümer für die Stadträtin angeblich nicht erreichbar ist. Der Herr Lengersdorff hat der Frau Vassil- akou nicht abgehoben. So ein schlimmer Finger! Ist ja unglaublich! Keine Bürgerbeteiligung und hebt bei der Stadträtin nicht ab! Nichts ist passiert. 17.3.2014, FPÖ-Guggenbichler zur Elitemusikschule: "Gericht bestätigt Verdacht des Betruges", hat es eine Presseaussendung gegeben. Ich sage es Ihnen nur deswegen, damit Sie nicht behaupten können, Sie haben das alles nicht gewusst. Deswegen muss ich Ihnen das so ausführlich und so deutlich machen, weil ich höre jetzt schon wieder, es ist alles supersauber, ist alles lässig. Abgeputzt habt ihr euch schon lange. Am 17.4. hat es ein Verfahren gegeben, weil der ehemalige Direktor, Herr Kremb gesprochen hat. Was hat er gesagt? Dass es dort um Immobilienspekulation geht, um Erlangung von Staatsbürgerschaften, Beste- chung und millionenschwere Fremdfinanzierung, hat Herr Kremb in "News" gesagt. Amadeus hat ihn geklagt. Wissen Sie, was passiert ist? Herr Kremb hat recht be- kommen. Damals haben wir es das erste Mal schriftlich und gerichtlich gehabt, was dort vor Ort passiert ist. 2014. 2.4.2014, Presseaussendung Guggenbichler, ganz interessant: "Tiroler Bürger kippen Eliteschulprojekt." Das ist auch in Wien gefordert, weil es genau diese Amadeus School betrifft. Nachdem eine Bürgerinitiative in Rinn bei Innsbruck ein weiteres Schulprojekt des umstrittenen Nobel Education Networks aus Berlin gekippt hat, fordert FPÖ-Guggenbichler nun auch Bgm Häupl auf, nachzu- schauen, was in Wien ist. Das ist nämlich der gleiche Betreiber. Dort wollten sie eine Sportschule machen. Da hat es aber auch den Verdacht gegeben, dass es viel- leicht gar nicht so zu schulischen Zwecken genutzt wer- den soll. Dann haben die Bürger aus Rinn gesagt, das wollen sie nicht, so wie die Bürger aus Währing das auch gesagt haben. In Riem wurde reagiert, in Wien nicht. Dann kam der 8.4. Jetzt habe ich Ihnen schon einige Hinweise gesagt. (GR Ing. Christian Meidlinger: Das Jahr fehlt noch!) - 14. 8.4., ein fataler Tag. (GR Ing. Christian Meidlinger: 1914? - GR Mag. Wolfgang Jung zu GR Ing. Christian Meidlinger: Mit Blödeln kommen Sie nicht dar- über hinweg!) - Sie probieren schon lange, das wegzu- blödeln. Am 8.4.2014 wurde dieser Pfandbestellungsvertrag ausgefertigt, wo die Liegenschaft, die um 14 Millionen EUR gekauft wurde, mit 33,5 Millionen EUR belastet wurde - das ist der 8.4.2014 -, nachdem wir Sie mehr- mals darauf hingewiesen haben, dass Sie versuchen sollen, diesen Kaufvertrag rückgängig zu machen, da das mit der Schule - wer weiß, ob es betrügerisch ist - wirtschaftlich nicht funktionieren kann. Das wird vielleicht noch die Staatsanwaltschaft ermitteln. Da wurde das Darlehen in der Höhe von 20 Millionen EUR für eine Liegenschaft aufgenommen, die 2 Jahre vorher um 14 Millionen EUR gekauft wurde. Das ist auch dieser Ver- trag, der momentan die Möglichkeit gibt, dass es zur Versteigerung kommen kann. Deswegen ist der Tag nicht unwichtig. Aber wir können weitergehen. Warten Sie! 2014, jetzt habe ich es fast überblättert. Ich will nicht von vorne anfangen, Herr Meidlinger. Ich weiß schon, das stört Sie. (GR Ing. Christian Meidlinger: Ich kann das nur mehr lustig finden!) Sie finden das schon lustig. Was Sie lustig finden, ist, dass die Gewerkschaft Bau-Holz dort eine Marsch gemacht hat. Das finden Sie lustig! Als Gewerk- schaftsvertreter verstehe ich das ganz gut. (Beifall bei der FPÖ.) Da können Sie ruhig drinnen sitzen und grinsen, wenn Sie eine Liegenschaft um 4,8 Millionen EUR kau- fen, wo 2 Jahre später die Wohnungen über 30 Millionen EUR kosten. Sie wissen es ganz genau. Die at home kennen Sie. Sie wissen auch, wer daran beteiligt ist. Deswegen bin ich überhaupt nicht überrascht, dass der Herr Meidlinger es lustig findet, weil der Rubel gerannt ist. (GR Mag. Wolfgang Jung: Arbeitnehmervertreter!) Das ist einfach so. Ich finde es nicht lustig, weil das hätte eigentlich der Rubel der Wiener Bürger und nicht der Rubel von Gewerkschaften sein sollen, muss ich ganz offen sagen! (Beifall bei der FPÖ.) Weiter geht es, 30.4.2014. Es ist ja nicht nichts pas- siert. Ich habe es damals nicht gewusst, dass dieser Pfandvertrag unterschrieben wurde. Ich habe ihn erst vor Kurzem zu Gesicht bekommen. Es spricht der Herr Stür- zenbecher im Landtag. Ich weiß nicht, ob er es gewusst hat, ob es verscherbelt worden ist. Als Beispiel führte Stürzenbecher unter anderem das Semmelweis-Areal an, wo durch die Durchwegung nicht mehr Naherho- lungsgebiet vorhanden ist, hat er schon zugegeben, sondern durch die Durchwegung und die Musikschule eine hochwertige Nutzung und indirekt ein immateriell hoher Wert für die AnrainerInnen der Stadt entstanden sind. Herr Stürzenbecher, sagen Sie mir den immateriell hohen Anteil und die Verbesserung, die wir dort haben! Die Schule verfällt. Dort ist nichts renoviert worden. Ge- hen Sie einmal hinauf! Oder ich schicke Ihnen ein, zwei Fotos. Ich war vor Kurzem dort. Diesen höheren Wert für die Anrainer müssen Sie mir erklären! Aber wenn man sozialistische Logik kennt, weiß man, dass man nicht alles verstehen muss, was in diesem Haus als höherwer- tig bezeichnet wird. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbre- chend): Herr Kollege, ich darf Sie darauf hinweisen, dass die Redezeit abgelaufen ist. Bitte um den Schlusssatz. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (fortsetzend): Macht ja nichts. Ich muss noch Anträge einbringen. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbre- chend): 20 Minuten gelten auch für Sie. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (fortsetzend): Darf ich noch ganz schnell die Anträge einbringen, weil es wichtig ist? Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbre- chend): Dann geben Sie sie mir. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (fortsetzend): Ich bringe noch Beschlussanträge ein: "Der Gemeinderat beauftragt den Wiener Kranken- anstaltenverbund, auf dem Klageweg den Kaufvertrag über die betreffenden Liegenschaften auf dem Semmel- weis-Areal, insbesondere wegen Täuschung und Laesio enormis als nichtig anzufechten." Um die sofortige Abstimmung wird gebeten. "Der Gemeinderat trägt der Stadtregierung auf, unter Einbeziehung der Anrainer und Wiener Bürger ein Nach- nutzungskonzept" - nämlich nachdem Sie das zurückge- kauft haben, und ich will hoffen, dass Sie das jetzt tun werden - "für das gesamte Semmelweis-Areal auszuar- beiten." Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbre- chend): Herr Kollege, ich darf Sie bitten, geben Sie mir die Anträge. Nicht zur Gänze vorlesen. Die Redezeit ist abgelaufen. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (fortsetzend): Es gibt einen Antrag zum Nachnutzungskonzept. Einen weiteren Antrag gibt es, dass auf Grund des bestehenden Anfangsverdachts unter Beilage der Ver- kaufsunterlagen eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermittelt werden soll. Ein weiterer Antrag fordert die Stadtregierung auf, Nachforschungen über etwaige strafrechtlich relevante Vorgänge bei der Investorengruppe zu machen. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbre- chend): Herr Kollege, noch einmal: Geben Sie mir die Anträge. Die Redezeit ist jetzt seit über eine Minute abgelaufen. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (fortsetzend): Zwei Sätze. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbre- chend): Es ist Ihre Redezeit abgelaufen. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (fortsetzend): Dann darf ich Ihnen die Anträge so übergeben und hoffe, Sie werden positiv von der Stadtregierung abgestimmt. Schauen Sie bitte in den Spiegel. (GRin Martina Ludwig- Faymann: Aus!) Ablenken kann man immer. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Ihre Redezeit ist aus!) Achten Sie darauf. Wissen Sie, was Sie falsch gemacht haben, machen Sie es in Zukunft besser! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächs- ter Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Niedermühl- bichler. Ich erteile Ihnen das Wort. Selbstgewählte Re- dezeit sind 7 Minuten. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Herr Vorsit- zender! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Guggenbichler, jetzt haben Sie sich so in Rage geredet, dass Sie das Zeitmanagement ganz außer Acht gelassen haben. Sie hätten fast die wichtigsten Anträge nicht einbringen können. Es ist dem Vorsitzenden zu danken, dass er da Gnade vor Recht hat ergehen las- sen. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Für eure Skan- dale reicht es halt nicht!) Aber wenn man schon eine so wichtige Rede vorbereitet, sollte man halt auch darauf schauen, dass man mit der Zeit fertig wird, die wichtigen Dinge dann vielleicht vorher macht und nicht für den Schluss aufhebt. Aber das ist halt Politik der FPÖ, eine Show, die Sie jetzt abgeliefert haben. Sie haben sich auf ein Thema vorbereitet. Ich muss auf zwei, drei Sachen replizieren. Von meiner ursprüng- lich vorbereiteten Rede werde ich wahrscheinlich nicht mehr viel halten können. Dem Kollegen Ulm hätte ich auch gerne etwas gesagt. Er muss auch auf meine Rep- lik verzichten, weil sich das alles nicht ausgeht. Zum Kollegen Guggenbichler: Sie wissen, Sie ken- nen das genau. Sie haben es durchstudiert und gelesen. 2012 wurde das Areal verkauft. Seitdem gibt es natürlich auch eine Wertsteigerung. Es ist im Vertrag alles so drinnen, wie es gehört. Sogar eine Besserungsklausel ist drinnen, falls etwas anderes dazugebaut werden soll. Sie haben jetzt schön historisch aufgezählt, was alles Ihrer Meinung nach nicht gepasst hat, was alles gestanden ist. Die Zeitungen sind damit gefüllt worden, haben teilweise auch Informationen von Ihnen geschrieben. Das ist eine alte Masche der FPÖ. Man berichtet einem Journalisten etwas. Dann steht es in der Zeitung und man sagt, man hat es selber in der Zeitung gelesen. Das kennen wir. Das ist eine alte Geschichte. Es funktioniert manchmal, funktioniert aber bei uns nicht und funktioniert auch hier im Haus nicht. Es ist so, dass es verkauft wurde. Es ist so, dass es zweckgewidmet ist und dass wir uns das anschauen. Was Sie sagen, Staatsanwaltschaft, Korrup- tion, hat es Anzeigen gegeben. Das mag sein. Das kann sein. Ich weiß aber einen Prozess, der gerade läuft. Das ist der BUWOG-Prozess. Darin sind Ihre Freunde betei- ligt. Das sind keine Sozialdemokraten. Der Herr Meisch- berger, der Herr Grasser. (Beifall bei der SPÖ.) Damit beschäftigen sich jetzt die Gerichte. Da wer- den dann Urteile herauskommen. Das sind Ihre Freunde! (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Sie kennen meine Freunde gar nicht!) Ich glaube, der Kollege Ellensohn hat einmal gesagt, bei der FPÖ ist es immer so, Oppositi- onsbank, Regierungsbank und Anklagebank. Schauen wir einmal, wie es bei dieser derzeitigen Bundesregie- rung ist. Aber ich hoffe, dass das Schlimmste vermieden werden kann. Nur so viel zu dieser Geschichte Semmel- weis-Areal. Sie haben das sehr eindringlich verkauft. Aber es war mehr Show als sonst etwas dahinter. Ich muss ein bisschen etwas zum Kollegen Niegl sa- gen, weil er hat sich da so intensiv mit der Vergabege- schichte von Wiener Wohnen beschäftigt, die ganze Rede darauf aufgebaut. Er hat vieles gesagt, aber er hat wenig bis gar keine Ahnung, vom Mietrecht überhaupt nicht. Da könnten Sie einmal den Kollegen Wansch fragen, weil er wird Ihnen sagen, wenn ein Schaden für Wiener Wohnen besteht, der nicht an die Mieter weiter- gegeben werden kann, weil es ein Mietrecht gibt und weil es eine Mietzinsdeckelung gibt. Daher konnte dieser Schaden, und hier war Wiener Wohnen Geschädigter, nicht einfach an die Mieter weitergegeben werden. Das ist einfach unwahr, was Sie hier erzählen! Oder Sie sind in dieser Materie ahnungslos! Der Kollege Wansch kann Sie da vielleicht ein bisschen aufklären. Er ist auch Jurist und weiß das. Zu dem Wien-Bonus: Sie haben es nicht verstanden. Wien-Bonus ist, je länger wer da ist, soll er einen Bonus haben. Das gilt nicht für die Neuzugezogenen. Das hat eben Bgm Ludwig ganz klar gemacht und hat diesen Wien-Bonus getestet. Er funktioniert auch. Auch da er- zählen Sie irgendetwas. Kollege Guggenbichler, hört man bei seiner Rede, ist kein gebürtiger Wiener, ist ir- gendwann aus Kärnten zugezogen. Aber auch er würde von diesem Wien-Bonus profitieren, weil er eben lang in Wien lebt. Das ist der Wien-Bonus. Zur Geschichte Aufmachen des Gemeindebaus für Drittstaatsangehörige: Das ist etwas, was der Kollege Stürzenbecher immer und immer wieder sagt. Als Lehrer sagt man, wiederholen fördert den Lernertrag. Bei Ihnen hilft das nichts, weil es gibt einen Namen, der damit verbunden ist. Das ist Justizminister Böhmdorfer, auch einer Ihrer Freunde, Ihrer Parteikollegen, der es damals im EU-Ministerrat beschlossen hat, dass für Drittstaats- angehörige sofort aufgemacht werden muss, wenn sie fünf Jahre in Wien leben, dass sie eine Gemeindewoh- nung bekommen oder eben auf die Warteliste gesetzt werden müssen. Es waren Böhmdorfer und von der ÖVP Innenminister Strasser, die das im EU-Rat mitbeschlos- sen haben. Wir haben damit arbeiten müssen. Uns Din- ge vorzuwerfen, die Ihre schwarz-blaue Bundesregierung damals so umgesetzt hat, halte ich einfach für billig. Das gehört sich nicht! Stehen Sie zu Ihrer Verantwortung! Stehen Sie auch zu dieser Zeit, wo Sie Österreich mas- siv geschadet haben, wo Sie Wien massiv geschadet haben, und putzen Sie sich nicht an der rot-grünen Stadtregierung ab! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wien, und das hat die Wiener Stadtregierung ge- macht, das haben alle Wiener Wohnbaustadträte ge- macht, das wird auch die jetzige Wohnbaustadträtin machen, hat immer einen großen Fokus auf Wohnen und sozialen Wohnbau gelegt. Uns war es immer wichtig, dass sich Menschen Wohnen leisten können und dass wir auch eine soziale Durchmischung in diesen Wohnun- gen haben. Wien erfüllt hier nicht nur die Hausaufgaben, sondern weit darüber hinaus das, was in den sozialde- mokratischen Genen ist, dafür zu sorgen, dass die Men- schen in Wien leistbar und gut leben können. Was wir aber auch brauchen, ist ein faires Mietrecht, ein faires Wohnrecht, weil wir die privaten Vermieter nicht aus der Verantwortung entlassen dürfen. Wir haben schon gehört, 62 Prozent aller Menschen in Wien leben im geförderten Wohnbau. Das gibt es in keiner anderen Stadt auf der Welt. Aber ungefähr ein Drittel lebt auch noch im privaten Wohnbau. Diesen privaten Wohnbau darf man nicht aus der Verantwortung entlassen. Daher ist es wichtig, hier ein Mietrecht zu bekommen, wo es klare Mietzinsobergrenzen gibt. Dafür sind wir Sozialde- mokraten immer gestanden. Wir wollten dieses Mietrecht gemeinsam mit der ÖVP weiterentwickeln. Es hat eben nicht funktioniert. Herr Vorsitzender, ich werde mir ein bisschen mehr Zeit nehmen, auch wenn es freiwillig ist. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbre- chend): Die Restredezeit beträgt insgesamt noch 3 Minu- ten für die Sozialdemokratische Fraktion. GR Georg Niedermühlbichler (fortsetzend): Perfekt. Die werde ich ausnutzen. Dass wir als SPÖ damals das Mietrecht mit der ÖVP verbessern wollten, war, wie gesagt, nicht möglich. Mit dieser FPÖ- und ÖVP-Regierung schwant mir Böses. Sie hat ein Mietrecht Neu auf die Agenda gesetzt und zielt natürlich sehr stark auf die Stadt Wien ab. Wir werden schauen, dass wir das Gröbste verhindern. Denn wenn eine Verschärfung des Mietrechtes zu Ungunsten der Mieterinnen und Mieter kommt, haben wir in Wien mit diesen negativen Herausforderungen zu leben und kön- nen uns dann von Ihnen wieder die Vorwürfe gefallen lassen. Der Kollege Wansch war zwar als Redner gemeldet, hat sich dann aber offensichtlich zurückgezogen. Ich möchte auf einen Punkt kommen. Die Wiener Mieterver- einigung hat eine Petition gestartet, die jeder unter- schreiben kann, gegen den Gehalts-Striptease im geför- derten Wohnbau. Das ist eine Agenda, die die Regierung in das Regierungsprogramm geschrieben hat. Der Kolle- ge Wansch hat dann gesagt, das ist schon erledigt, das gibt es gar nicht mehr. (GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: Das haben wir schon längst ad acta gelegt!) Er hat dann einen Verhandler zitiert, der ÖVP-nahe ist. Spannenderweise weiß das aber der Kollege Wölbitsch der ÖVP offensichtlich nicht, weil er hat in einer Presse- aussendung vor drei Wochen gefordert, dass es unbe- dingt sein muss, dass wir diesen Gehalts-Striptease brauchen, dass wir unbedingt wissen müssen, wie viel die Menschen im Gemeindebau und im geförderten Wohnbau verdienen, um dann eventuell die Mieten an- passen zu können. Wir sagen dazu klar und deutlich Nein. Ich würde aber der FPÖ und auch der ÖVP emp- fehlen, einmal auf eine Linie zu kommen, weil dass der Kollege Wansch sagt, das ist alles Blödsinn, der Kollege Wölbitsch sagt, das ist gefordert (GR Mag. Manfred Juraczka: Wenn ihr euch über den Lobau-Tunnel einigt, reden wir weiter!), das wird kommen und muss kommen, ist eine Regierungslinie, die nicht klar ist. Werdet euch einig! Dass dann gesagt worden ist, es ist jetzt nicht auf der Tagesordnung, brauchen wir nicht darüber zu reden, so einfach machen wir es euch nicht. Wir wissen es vom 12-Stunden-Tag. Was diese Regierung mit Vorliebe macht, ist drüberfahren, 12-Stunden-Tag ohne Begut- achtung zu beschließen. Kollege Wansch, ich lade Sie ein, dass das mit dem Mietrecht nicht passiert, im Inte- resse der Menschen, der Mieterinnen und Mieter, dass diese Bundesregierung, die über alles drüberfährt, über das Mietrecht nicht drüberfährt. Ich würde auch alle FPÖ-Abgeordneten, die sich noch selbst als soziale Heimatpartei bezeichnen oder sagen, sie sind für die kleinen Leute oder für die Arbeiter, ersuchen, noch ein- mal in sich zu gehen und zu sagen, der 12-Stunden-Tag, die 60-Stunden-Woche ist vielleicht nicht die beste Ihrer Ideen. Ihre Wählerinnen und Wähler werden Ihnen die Rechnung präsentieren, wenn Sie da umfallen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist Frau Amtsf. StRin Gaál. Ich erteile Ihnen das Wort. Amtsf. StRin Kathrin Gaál: Vielen Dank, Herr Vorsit- zender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! "In kaum einer Metropole von Weltrang kann man so günstig Wohnen wie in Wien. Grund dafür ist eine ge- schickte, bald 100-jährige Politik, die als vorbildlich gilt." - Das ist kein Eigenlob. Das kommt auch nicht von mir, meine sehr geehrten Damen und Herren, sondern das stand Anfang Juni im deutschen Magazin "Der Spiegel". Aber zugegeben, ich freue mich darüber. Denn was macht das "Wiener Wohnwunder" - auch so heißt es im "Spiegel" - denn aus? Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist der geförderte Wohnbau, unsere Garantie für leistbares Wohnen, unsere Garantie für starken Mie- terinnen- und Mieterschutz und die größte Mittelstands- förderung überhaupt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es wurde heute bereits mehrmals gesagt, aber ich möchte es unbedingt auch noch tun, 62 Prozent der Wienerinnen und Wiener wohnen in einer geförderten Wohnung oder in einer Gemeindewohnung. Das ist ein- zigartig. Rund 264 Millionen EUR an Wohnbauförderung haben wir 2017 in den geförderten Wohnbau investiert. Mit der mittlerweile zweiten Wohnbauoffensive werden wir das noch spürbar steigern, am Nordbahnhof im 2. Bezirk, in Eurogate im 3. Bezirk, in der Fontanastraße im 10. Bezirk, An der Schanze im 21. oder Am Heidjöchl im 22., um nur wenige Beispiele zu nennen. "Mit der Sozialdurchmischung, das merkt man schnell, meinen sie es ernst in Wien.", heißt es im "Spie- gel". Genauso ist es, meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch in Zukunft soll man an einer Wiener Adres- se nicht auf den sozialen Status schließen können. (Bei- fall bei SPÖ und GRÜNEN.) Natürlich sind die geförderten Neubauten auch eine Herausforderung, Stichwort Grundstückspreise, Stich- wort Baukosten. Daher haben wir uns eine Lösung über- legt und die Wohnbauförderung neu geregelt. Was heißt das jetzt konkret? Man bekommt einfach eine Förderung. Die Baukostenobergrenze wurde gestrichen. Aber, und das ist das Wesentliche, die Mietzinsobergrenze bleibt bestehen. Nicht zu vergessen, der Wohnfonds Wien betreibt seit vielen Jahren eine intensive Bodenbevorratung, 2,7 Millionen Quadratmeter, auf denen in Zukunft auch noch geförderter Wiener Wohnbau entstehen kann. Danke vielmals für diesen Weitblick, auch schon in früheren Jahren. Was ist es noch, was die Wiener Wohnbaupolitik ausmacht? Ich denke da gleich an die Bedeutung der sanften Stadterneuerung. In keiner anderen Großstadt in Europa wird so viel in die Erneuerung ihres Baubestan- des investiert wie in Wien. 2017 waren es immerhin 163 Millionen EUR. Dank mehr als vier Jahrzehnte sanfter Stadterneuerung haben wir den am besten erhaltenen Bestand an Gründerzeithäusern. Daher wird die am Donnerstag von uns so wichtige und richtige Vorziehung eines Teils der Bauordnungsnovelle auf der Tagesord- nung stehen. Ich muss ehrlich zugeben, ich verstehe es nicht wirklich, warum Sie dieser nicht zustimmen können. Aber das liegt ganz allein in Ihrer Verantwortung! 5,4 Milliarden EUR hat Wien insgesamt in die Sanie- rung investiert. Das heißt, es stehen bei uns 7.000 Wohnhäuser mit 340.000 Wohnungen, die saniert wor- den sind. Das ist eine Sanierung, die natürlich maßgeb- lich zur Steigerung der Wohnqualität beiträgt, egal, ob es Aufzüge sind, ob es Balkone sind, ob es Terrassen sind. Wenn die Wohnqualität der Wienerinnen und Wiener steigt, dann steigt somit auch die Lebensqualität in unse- rer Stadt. Was ich in diesem Zusammenhang unbedingt noch erwähnen möchte, ist auch die positive Auswirkung der Sanierungstätigkeiten auf den Arbeitsmarkt. Der Wiener Wohnbau schafft und sichert somit viele Jobs. Denn diese Sanierungsarbeit trifft natürlich auch auf den städ- tischen Wohnbau zu. 2017 schloss Wiener Wohnen 18 Projekte ab. 64 Gemeindebauten stehen derzeit in Sa- nierung. Apropos Wiener Gemeindebau: Demnächst feiert er ein ganz besonders Jubiläum, nämlich seinen 100. Ge- burtstag. Schon damals waren unsere Vorfahren so vorausschauend und haben heute geschichtsträchtige Bauten wie den Karl-Marx-Hof errichtet. Damals, heute und, ich bin davon überzeugt, auch in Zukunft werden wir noch stolz auf unsere Gemeindebauten blicken. Denn Wiener Wohnen geht auch in die Zukunft und hat 2017 maßgebliche Schritte gesetzt. Leerstehende Geschäftsräume werden jetzt gemeinsam mit der Ärzte- kammer und gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien betrieben. Man sucht Ärztinnen und Ärzte. Man sucht Nahversorger. Man sucht Start-ups. Man unter- stützt sie auch, was die Barrierefreiheit betrifft. Man macht eine Lokaloffensive, von der die Mieterinnen und Mieter in Zukunft profitieren werden, wenn sie vor ihrer Haustüre ein Geschäft haben, wenn sie vor ihrer Haustü- re einen Fach- oder Hausarzt haben. Auch das trägt wesentlich zur Attraktivierung und zur Belebung der Grätzel bei. Meine sehr geehrten Damen und Herren, einen we- sentlichen Beitrag zum Zusammenleben im Gemeinde- bau tragen die Wohnpartner. Rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich dort in der Konfliktarbeit und leisten in den beliebten Bewohnerinnen- und Be- wohnerzentren hervorragende Arbeit, was das Gemein- wesen betrifft. Diese soziale Verantwortung nehmen die Wohnpartner schon seit mittlerweile acht Jahren wahr und sind ein wirklich wertschätzender und nicht mehr wegzudenkender Ansprechpartner für die Bewohnerin- nen und Bewohner im Wiener Gemeindebau. Grundsätzlich immer an der Seite der Mieterinnen und Mieter ist die Mieterhilfe, und zwar kostenlos und kompetent. Es werden Mietverträge überprüft. Wenn ein Akutfall ist, wenn ein Notfall ist, steht die Mieterhilfe den Mieterinnen und Mietern zur Seite. Auch das macht die Wiener Wohnbaupolitik aus, alle und alles gemeinsam. Unser Ziel ist eine freundliche und sichere Wohnum- gebung und damit ein lebendiger Stadtteil. Wesentlich für diese sichere und freundliche Wohnumgebung ist natür- lich auch das persönliche Sicherheitsgefühl der Mieterin- nen und Mieter. Da setzen wir jetzt schon zahlreiche unterschiedliche Initiativen. Zum Beispiel, heute schon erwähnt, schloss Wiener Wohnen mit der Polizei eine Partnerschaft ab. Es gibt für die Kundenberaterinnen und Kundenberater von Wiener Wohnen einen direkten Draht zur Wiener Polizei. Es gibt aber auch für die Mieterinnen und Mieter im Gemeindebau einen Aushang mit Namen und Ansprechmöglichkeiten ihres Grätzelpolizisten. Auch die Delogierungsprävention ist eine wichtige Maßnahme von Wiener Wohnen, die vor allem die sozia- le Sicherheit betrifft. So kann man in Notsituationen helfen, bevor es dann wirklich zum Notfall, nämlich zur Delogierung, kommt. Ebenfalls überprüft werden immer wieder die bauli- chen Gegebenheiten im Gemeindebau, auch aus Frau- ensicht. Es ergeben sich oft Hinweise, die helfen, Miss- stände und Angsträume zu beseitigen. Auch da werden wir weiter Initiativen setzen. Eine Kampagne davon, die wir am Donauinselfest gestartet haben und die ich mir durchaus vorstellen kann, auch in andere Bereiche zu ziehen, ist der "Rettungsanker", eine wahnsinnig wichtige Maßnahme, die Bewusstsein schaffen soll, dass kein Mädchen und keine Frau schweigen soll, wenn es oder sie sich belästigt und bedrängt fühlt. Für diese großartige Kampagne ein Dankeschön an das Frauenservice in dieser Stadt! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Werte Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, zu Ih- rem Antrag zur Verstümmelung der Sprache: Ich bin davon überzeugt, dass es hier, in diesem Raum, keinen Einzigen gibt, der glaubt, die sprachliche Gleichstellung hilft sofort zur Verbesserung der finanziellen oder der sozialen Situation von Frauen. Aber, meine sehr geehr- ten Damen und Herren, fix ist auch, es schafft Bewusst- sein in den Köpfen, und in den Köpfen muss Gleichstel- lung stattfinden! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Sicherheit für Frauen heißt aber auch Schutz vor häuslicher Gewalt. Neben dem 24-Stunden- Frauennotruf, den wir in dieser Stadt haben und der in Sekundenschnelle hilft, sind die Wiener Frauenhäuser die Kompetenzstelle schlechthin. In ihrem 40-jährigen Bestehen, und dazu gibt es zur Zeit auch eine interes- sante Ausstellung unter dem Titel "Am Anfang war ich sehr verliebt", entwickelte sich diese Fraueneinrichtung zur Anlaufstelle schlechthin, zur Anlaufstelle für miss- handelte und/oder bedrohte Frauen und Kinder. Ich darf stellvertretend dir, liebe Martina Ludwig-Faymann, als Vorsitzende der Wiener Frauenhäuser ein Dankeschön für diese so wichtige Arbeit sagen! Nimm diesen Dank bitte an deine Mitarbeiterinnen mit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Denn in Zeiten wie diese läuten bei uns schnell die Alarmglocken, wenn wir hören, dass Unterstützungen von Seiten der Bundesregierung gestrichen werden, was viele Frauenvereine betrifft. Umso wesentlicher und wichtiger ist, dass wir in Wien unseren Weg konsequent weitergehen. Wir ermöglichen den Frauenvereinen eine langfristige Planung. Denn es geht um Gewaltprävention und -intervention. Es geht um Integration. Es geht um Sexarbeit. Es geht vor allem auch um Rechts- und Sozi- alarbeit. Es geht um Information, Bildungsarbeit, Ge- sundheit und Arbeitsmarkt. Genau deshalb unterstützten wir die Vereine im Jahr 2017 mit rund 1,9 Millionen EUR. Die Herausforderungen werden nicht weniger, weder für uns noch für die Frauenvereine in dieser Stadt. Ich muss es auch sagen, die Maßnahmen 12- Stunden-Arbeitstag beziehungsweise 60-Stunden- Woche richten sich vor allem auch gegen Frauen, die natürlich besonders stark im Handel und in der Gastro- nomie vertreten sind und unter Umständen dann für ihre Mehrarbeit noch mit einer geringen Pauschale abge- speist werden. Außerdem, meine sehr geehrten Damen und Herren von ÖVP und FPÖ, erschwert die angebliche Flexibilisierung, vor allem auf freiwilliger Basis, die Ver- einbarkeit von Beruf und Familie natürlich maßgeblich. Alles andere, was hier behauptet wird, ist nichts anderes als zynisch! Wir, meine sehr geehrten Damen und Her- ren, lassen in unserer Stadt die Mädchen und die Frauen ganz sicher nicht im Stich! Wer immer Hilfe braucht, wird sie bei uns bekommen! Denn Wien ist die Stadt der Frauen und damit die Stadt der Zukunft! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Deshalb an dieser Stelle von mir ein Dankeschön an meine Vorgängerin als Frauenstadträtin, Sandra Frauen- berger, ein Dankeschön an meinen Vorgänger als Wohnbaustadtrat, unseren Bgm Michael Ludwig, ein Danke vor allem an die sozialdemokratischen Mitglieder in meinem Ausschuss, ihr habt mich herzlich empfangen und von Anfang an unterstützt, ein großes Dankeschön an die Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter meiner Geschäftsgruppe, ihr leistet wirklich hervorragende Ar- beit! Bitte nehmt diesen Dank auch an eure Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter in den Abteilungen mit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ein ganz besonderes Dankeschön an mein Büro. Wir haben die ersten aufregenden Wochen gemeinsam gut durchgestanden. Ich bin froh, dass ich euch an meiner Seite habe. Danke dafür! Danke auch für die Debatte. Ich versuche es trotzdem: Stimmen Sie doch diesem Rechnungsabschluss zu! (Beifall bei SPÖ und GRÜ- NEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zur Ge- schäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen und zum Jahresabschluss der Unternehmung Stadt Wien - Wiener Wohnen liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Bildung, Integration, Jugend und Personal. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Wiederkehr. Selbst- gewählte Redezeit sind 10 Minuten. Ich erteile Ihnen das Wort. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Sehr geehr- ter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Damen und Herren! Wien steht kurz vor dem Kollaps, kurz vor dem Schulkollaps. Wenn man sich die Daten und Fakten anschaut, dann muss man eigentlich zu diesem Ergebnis kommen, auch wenn Sie es von der Sozialdemokratie nicht wahrhaben wollen! Schauen wir uns die Zahlen an, dass ein Drittel der Pflichtschulabsolventen arbeitslos ist, noch zehn Jahre nach dem Abschluss der Pflichtschule. Schauen wir uns an, dass 60 Prozent der Pflichtschüle- rinnen und Pflichtschüler die Bildungsstandards in Deutsch nicht erreichen. Was anderes als ein Kollaps ist es, wenn man diese Zahlen ansieht? Ich finde keine anderen Worte dafür, vor allem deshalb, weil es hier um die Bildungschancen einer ganzen Generation geht. Hier geht es um die Bildungsgerechtigkeit für die jungen Menschen dieser Stadt. (Beifall bei den NEOS.) Eigentlich müsste ich davon ausgehen, dass vor al- lem der Sozialdemokratie diese Bildungsgerechtigkeit ein Anliegen ist. Aber wenn man sich Wien anschaut, sieht man, dass diese Bildungschancen unglaublich ungleich verteilt sind und diese Schere der Bildungschancen immer weiter aufgeht. Wer von Ihnen, ehrlich gesagt, möchte seine Kinder an eine Brennpunktschule geben? (GRin Dr. Claudia Laschan: Ich!) Wer, auch in der Sozi- aldemokratie, der nur irgendeine Chance hat, versucht, seine Kinder in eine Privatschule oder in ein Gymnasium zu geben? (GRin Dr. Claudia Laschan: Ich nicht!) Dann sind Sie aber eine absolute Minderheit, auch innerhalb der Sozialdemokratie (GRin Dr. Claudia Laschan: Nein!), weil ich habe viele Schulen besucht oder mit Direktoren gesprochen. Es gibt Brennpunktschulen, wo kaum mehr ein Kind ist, das Eltern hat, wo den Eltern Bildung ein Anliegen ist. Das heißt, wir kommen zu einer unglaublichen Segrega- tion der Wiener Schulen. Wir haben Schulen, an denen kaum mehr unterrichtet werden kann. Darüber wird mitt- lerweile zum Glück auch ein bisschen berichtet, weil endlich diese Maulkorbmentalität, die jahrzehntelang in dieser Stadt geherrscht hat, aufbricht, es den Lehrerin- nen und Lehrern schon reicht und diese endlich auch an die Öffentlichkeit gehen. Es ist ein ganz wichtiger Schritt, dass diese dramatische Situation, die Lehrerinnen und Lehrer an manchen Wiener Pflichtschulen haben, auch öffentlich diskutiert wird. Wenn man mit diesen Direkto- rinnen und Direktoren spricht, fühlen sie sich allein ge- lassen, im Stich gelassen mit den Herausforderungen, die sie haben. (GRin Dr. Claudia Laschan: Das stimmt doch nicht!) - Sie können durch Hereinrufen die Realität leugnen. Aber wenn mir Direktoren erzählen, wenn sie massive Konflikte an den Schulen haben und einen Schulpsychologen haben wollen, aber keiner innerhalb der nächsten Woche verfügbar ist, dann sind sie wirklich allein gelassen. Wenn es massive Probleme mit Gewalt gibt und kaum Möglichkeiten für Direktorinnen und Direk- toren vorhanden sind, dagegen vorzugehen, dann sehen wir ein massives Problem an den Wiener Pflichtschulen! (Beifall bei den NEOS.) Deshalb ist es Zeit aufzuwachen und Zeit, das Bil- dungssystem in dieser Stadt zu reformieren. Klar ist Schwarz-Blau auch gefordert, am österreichischen Bil- dungssystem viel zu machen, aber auch auf Landesebe- ne ist einiges möglich. Ich sehe Wien ein bisschen wie London vor zehn Jahren, wo eine ähnliche Entwicklung stattgefunden hat, über starke Migration von bildungsfer- nen Schichten, einer starken Segregation an einzelnen Schulen, die zu Brennpunktschulen wurden, und einer unglaublichen Herausforderung an diesen Schulen. In dieser Situation sind wir jetzt auch ungefähr in Wien. Was London gemacht hat, ist, einen besonderen Fokus auf genau diese Brennpunktschulen zu setzen, wo alle schon gesagt haben, sie sind verloren und darum muss man sich gar nicht mehr kümmern. Aber genau um diese Schulen, um diese Brennpunktschulen, die es dutzend- weise in Wien gibt, muss man sich besonders kümmern. (GRin Dr. Claudia Laschan: Wo sollen diese Brenn- punktschulen sein?) Auf diese muss man besonders schauen, weil diese Schulen sind gestaltbar und verän- derbar. (GRin Dr. Claudia Laschan: So ein Unsinn!) In London haben es innerhalb von ein paar Jahren genau diese Brennpunktschulen geschafft, in schwierigen Ge- genden zu soliden Schulen zu werden. Dort werden die Indikatoren der Schulen und die Ergebnisse auch veröf- fentlicht. Das heißt, man sieht, dass sich diese Brenn- punktschulen der Vergangenheit über Maßnahmen, die in London gesetzt worden sind, um genau diese Schulen zu attraktivieren, langsam hinaufarbeiten. Man muss diese Schulen attraktivieren, damit Eltern ihre Kinder wieder gern an öffentliche Schulen geben, aber auch, dass gute Lehrerinnen und gute Lehrer an diese Schulen gehen. Auch wird mir berichtet, dass viele Direktoren von solchen Brennpunktschulen Probleme haben, überhaupt Lehrer zu finden, die gern an diese Schule gehen, weil es natürlich einfacher ist, in Niederösterreich zu unter- richten als an einem solchen Hot Spot. Diese Situation wird dadurch noch schwieriger wer- den, dass die LehrerInnenausbildung jetzt vereinheitlicht wurde, was im Prinzip gut ist. Aber genau dadurch wer- den noch weniger Lehrerinnen und Lehrer an Neue Mit- telschulen gehen wollen. Hier ist die Politik gefordert, jetzt ein Programm anzubieten, damit der Einstieg in schwierige Schulen attraktiver wird. Hier braucht man bessere Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer über Support-Personal. Man braucht eine Begleitung der Lehrpersonen im Schulalltag. Man braucht eine bessere LehrerInnenausbildung, wo es auch verpflichtend ist, an einer Neuen Mittelschule oder an einer Pflichtschule ein Praktikum zu machen, um das einmal gesehen zu ha- ben. Was wir brauchen, ist Support an den Schulen, nicht nur psychosozial oder medizinisch, sondern auch admi- nistrativ. Wenn ich Direktor an einer Pflichtschule bin und das Telefon den ganzen Tag über selber abheben muss, den Supplierplan selber machen muss, ist klar, dass kaum mehr Zeit für die pädagogische Führung der Schu- le bleibt. Das heißt, hier brauchen wir an den Schulen Support-Personal für die Verwaltung. Das gibt es in anderen Bundesländern sehr wohl. Wir müssen an diesen Brennpunktschulen die Klas- sengrößen massiv verringern, um das Betreuungsver- hältnis zu verbessern. Wir müssen die Autonomie stärken, damit die Lehrer vor Ort selber entscheiden können, welche Art des Un- terrichts sinnvoll ist, ob Teamteaching an dieser Schule sinnvoll ist oder nicht. Das sollen bitte die Schulen ent- scheiden. Ich möchte Bildungsstandards, die in Zukunft auch veröffentlicht werden, damit man sieht, an welchen Schu- len es besondere Herausforderungen und besondere Probleme gibt. Das sind Daten, die durchaus für die Öffentlichkeit von Interesse sind. Dies würde auch dazu führen, dass das Bildungssystem besser wird. (Beifall bei den NEOS.) Ich habe in diesem Sinne drei Anträge mitgebracht: Der erste ist endlich die Aufstockung vom psychoso- zialen Assistenzpersonal an Schulen, vor allem von Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen. Da wurden 100 im Koalitionsübereinkommen versprochen. Von denen sehe ich noch immer nichts. Das wurde jetzt lange auf den Bund geschoben. Aber jetzt würde ich sagen, es ist Zeit, auch einmal in Wien zu handeln und in Wien dafür Geld in die Hand zu nehmen. Ich habe einen Antrag zum Schulsanierungspaket. Mit dem Bericht des Rechnungshofs der letzten Tage sieht man auch hier, dass die Struktur nicht besonders effizient ist, dass teilweise Geld in den Bezirken liegen bleibt, dass die Abstimmung der unterschiedlichen Ebe- nen, Bezirk und Land, nicht ideal funktioniert. Hier habe ich den Antrag mitgebracht, dass man die Sanierung der Schulen in die Gemeinde holt und die Doppelgleisigkeit der Bezirke abschafft. Der letzte Antrag, den ich mitgebracht habe, ist zu autonomen Förderklassen beziehungsweise den Deutschklassen, an die FPÖ und die ÖVP. Dem Konzept der verpflichtenden Deutschklassen für alle Schulen können wir nichts abgewinnen. Es gibt genug Schulen, die das nicht haben möchten. Im Sinne einer Bildungsau- tonomie ist es wichtig, dass es die Schulen selber ent- scheiden können, ob Fördermaßnahmen nötig sind, und wenn, welche Arten der Förderanträge. Hier möchte ich, dass die Schulen selber die Kompetenz haben, zu ent- scheiden, was für sie am besten ist. Ich glaube, dass das die Schulen besser entscheiden können als Politiker im Nationalrat, was denn für die einzelnen Schulen gut ist. In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung, bitte ich darum, dass wir im Bildungsbereich etwas unternehmen, damit wir aus Brennpunktschulen wieder Chancenschu- len machen. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Restre- dezeit der NEOS sind noch 13 Minuten. Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Frau Kollegin Schwarz. Selbstgewählte Redezeit sind 15 Minuten, die ich auch einstelle. Sie haben das Wort. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Vielen Dank! Sehr ge- ehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! Ich mochte über einige Baustellen in der Bildungspo- litik sprechen. Um über alle zu sprechen, reicht leider die Zeit nicht. Aber ich möchte sie gern der Reihe nach ein wenig diskutieren. In Wien leben zur Zeit 360.000 Schülerinnen und Schüler, Kindergartenkinder und Kinder. Das bedeutet, dass die Bildungspolitik eine enorme Verantwortung hat. Denn diese Kinder, Schülerinnen und Schüler sind die Gestalterinnen und Gestalter unserer künftigen Wiener Gesellschaft. Um eine mündige Gesellschaft zu errei- chen, braucht es Bildungsstätten, in denen Qualität herrscht, in denen Kinder, Schülerinnern und Schüler gut gefordert und gefördert werden, in denen Talente genau- so gefördert werden wie Kinder mit Lernschwäche, in der Hochbegabte genauso ihren Platz finden wie Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Aber ich spreche hier nicht von Inklusion. Es geht nicht um Wertung. Es geht um Förderung und Forderung ohne Gleichmacherei. Die rot-grüne Re- gierung betreibt eine Bildungspolitik der Quantität und nicht der Qualität. Dabei ist Qualität der Schlüssel beim Lehren und beim Lernen. Ich möchte das gerne anhand der Kindergärten ein wenig ausführen. 2017 hatten wir die Kindergartennovel- le und auch die Novelle der Kinderbetreuung, die mit den Stimmen von Rot-Grün beschlossen wurden. Es wäre die Chance zu einem nachhaltigen Instrument gewesen, um die Förderskandale zu unterbinden und gleichzeitig, um an der Qualitätsschraube zu drehen. Dies ist aber Rot-Grün leider nicht gelungen. Wir haben im Ausschuss und auch hier sehr intensiv darüber diskutiert. Aber ich hätte eigentlich auch alle meine Einwände und Hinweise genauso in ein Sackerl reden können. Denn die inhaltli- che Zusammenarbeit mit Oppositionsparteien ist beson- ders im Bildungs- und Integrationsbereich der Stadt Wien nicht gefragt und bei Rot-Grün nicht gewünscht. (Beifall bei der ÖVP und von GR Dr. Wolfgang Aigner.) Beim neuen Kindergartengesetz war die Anhebung der Qualität vor Ort bei der Arbeit mit den Kindern defini- tiv nicht Ihr Ziel. Die Änderungen in dem Gesetz sind natürlich mit enormem verwaltungstechnischen Aufwand für die privaten Träger und damit auch mit enormen finanziellen Herausforderungen gepaart. Im Rechnungs- abschluss zeigt sich, dass die privaten Träger weniger als die Stadt-Wien-Kindergärten bekommen, obwohl private Träger rund 65 Prozent aller Kindergartenkinder betreuen. Ich lasse heute bewusst das Thema islami- sche Kindergärten aus, denn ich spreche von seriösen privaten Trägern. Es wurde an der Sprachkompetenz nichts bei den Pädagoginnen und Pädagogen verändert. Es wurde kein Sprachniveau festgelegt. Gerade im Kindergartenalter wissen wir aber, dass die Sprachbildung eine enorme Rolle spielt und dass die Sprachvermittlung sehr wichtig ist, damit eben die Kinder mit Migrationshintergrund schon im Kindergarten Deutsch lernen und den Über- gang vom Kindergarten zur Schule besser schaffen. Auch die Chance auf einen besonderen oder besse- ren Betreuungsschlüssel wurde vertan. Denn das, was viele Kindergartenträger umsetzen, nämlich mehr Päda- goginnen und Pädagogen für eine Gruppe, ist nicht Ge- setz geworden und gilt somit nicht für die Stadt-Wien- Kindergärten. Ich möchte klarstellen, dass es hier nicht um die Qualität der Pädagoginnen und Pädagogen, nicht um die Qualität ihrer Arbeit geht. Denn ich bin sicher, dass sie alle das Beste versuchen und das Beste ma- chen. Aber es wäre eine enorme Erleichterung für diese gewesen, hätte man den Betreuungsschlüssel geändert. Ich könnte noch über vieles mehr sprechen. Ich will nur noch zwei Punkte ansprechen: Es gibt immer noch diesen § 16 Abs. 4 im Kindergar- tengesetz, in dem steht, wenn es keinen Kindergarten- pädagogen oder keine Kindergartenpädagogin vor Ort gibt, dann kann auch jemand die Arbeit übernehmen, der Erfahrung in der Betreuung von Gruppen hat. Das hat aber, wenn es um Qualität vor Ort geht, keinen Platz. (Beifall bei der ÖVP.) Als Familiensprecherin der ÖVP-Wien möchte ich Ihnen noch sagen, dass ein erstgeborenes Kind den Anspruch auf einen Ganztagesplatz verliert, wenn ein Geschwisterkind geboren wurde, ist absolut absurd! Bei privaten Kindergartenträgern gibt es das nicht. Das gibt es nur bei den Stadt-Wien-Kindergärten. Diese Regelung ist meiner Meinung nach eine absolute Frechheit! Denn Sie gehen zutiefst bis in die private Familie hinein, in den privaten Bereich der Wienerinnen und Wiener. Das ist nicht Ihr Recht! (Beifall bei der ÖVP.) Ein Vater hat mir erzählt, dass die Tochter, die einen Ganztagesplatz hatte, den Anspruch darauf verloren hat, als die Mutter Zwillinge bekommen hat. Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, was das für eine enorme Her- ausforderung für die Familie ist. Die Mutter hat es oft nicht geschafft, ihre Tochter um 14 Uhr abzuholen. Sie ist aber auch nicht wirklich auf Verständnis gestoßen, sondern die Kleine hat ab 14 Uhr in der Garderobe sitzen müssen, hat weder eine Jause bekommen, noch hat sie mit den Freundinnen spielen dürfen. Auf Grund dieser Regelungen ist es Ihre Verantwortung, dass dieses Kind alleine in der Garderobe sitzt! Das kann nicht sein! Des- wegen sage ich, handeln Sie hier! (Beifall bei der ÖVP.) Nun zu dem Punkt Schulen, die immerwährende Baustelle: Viele Kinder schaffen den Übergang von der Volksschule in die Sekundarstufe I nicht oder nur sehr schwer. Diese Schülerinnen und Schüler haben aber keine Chance auf fundierte Ausbildung. Das sind auch, wie wir oft sagen, die Mindestsicherungsbezieher und Mindestsicherungsbezieherinnen von morgen. Warum ist das so? Jeder sechste Jugendliche kann nach Beendi- gung der Schulpflicht nicht sinnerfassend lesen. Warum ist das so? Weil viele Schülerinnen und Schüler der deutschen Sprache nicht mächtig sind und viele nicht die Chance haben, dem Regelunterricht folgen zu können. Ich bin sehr froh, dass die Bundespolitik hier reagiert hat und den Schülerinnen und Schülern nun die Chance auf konzentriertes Deutschlernen verschafft, damit diese in weiterer Folge dann dem Regelunterricht folgen können, damit diese eine Chance haben, eine Ausbildung abzu- schließen und damit diese dann die Chance haben, einen Beruf zu erlernen und Geld zu verdienen. Das ist Politik mit Weitblick! (Beifall bei der ÖVP.) Eine weitere Baustelle ist auch die Ausstattung von Schulen. Die Wiener Schulen sind nicht auf die Heraus- forderungen der neuen Arbeitswelt vorbereitet. Zum Beispiel geht es um die interaktiven Tafeln, die interakti- ven Whiteboards. Mit diesem Lernbehelf kann Wissen auf verschiedenen Wegen vermittelt werden, einerseits haptisch und visuell, andererseits mit integrierten Audio- und Videoelementen. Es ist absolut notwendig, dass alle Wiener Schulen auf zeitgemäßen Standard gebracht werden. Auch die Finanzierung dieser Whiteboards wäre ein sehr wichtiger und notwendiger Schritt. Denn Wien darf nicht in Gefahr geraten, auf der digitalen Autobahn sozusagen abgehängt zu werden. Daher bringe ich einen gemeinsamen Antrag von ÖVP, FPÖ und NEOS ein, betreffend Installationen zu interaktiven Tafeln: "Der Wiener Gemeinderat fordert den zuständigen amtsführenden Stadtrat auf, in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen ein Konzept zu erstellen, um alle Wiener Schulen alsbald mit interaktiven Tafeln auszu- statten. Die Finanzierung wird von Seiten des Landes übernommen und dafür eine Möglichkeit geschaffen." (Beifall bei der ÖVP und von GR Dr. Wolfgang Aigner.) Eine weitere Baustelle, für die ich mich schon seit Jahren einsetze, ist das Ernstnehmen von Schülerinnen und Schülern. Seit einigen Jahren veranstaltet die Lan- desschülervertretung hier im Rathaus das Schülerinnen- und Schülerparlament. Hier werden bildungspolitische Themen und Ansätze aus Sicht der Schülerinnen und Schüler diskutiert. Ich habe den Eindruck, dass das Interesse und die Wichtigkeit bei allen hier im Raum ankommt. Denn beim Schülerinnen- und Schülerparla- ment treffe ich immer wieder und immer mehr Kollegen aus anderen Fraktionen. Wir wohnen diesen Diskussio- nen sehr gerne bei. Im Nationalrat wurde im Juni das Schülerparlament einstimmig institutionalisiert. Und zwar mit allen im Nationalrat vertretenen Parteien wurde dort beschlossen, dass die Vollversammlung aller Schülerver- treterinnen und Schülervertreter im Schülervertretungs- gesetz aufzunehmen ist. Ich denke, dass wir auch in Wien endlich einmal ein Zeichen setzen können. Ich weiß, Sie haben es schon einmal abgelehnt. Aber hier noch einmal ein neuerlicher Versuch: "Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, ein Schülerinnen- und Schülerparlament auf Wiener Lan- desebene rechtlich explizit zu implementieren. Zudem sollen künftig mehrheitlich beschlossene Anträge der Schülerinnen und Schüler parlamentsverpflichtend auch im Gemeinderatsausschuss für Bildung, Integration, Jugend und Personal behandelt werden." (Beifall bei der ÖVP.) Zum Thema Integration an Schulen: Dass Deutsch eigentlich der Schlüssel ist, habe ich schon gesagt. Aber was auch wichtig ist, ist die Wertevermittlung, und zwar nicht nur bei den Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei den Eltern. Denn es kann nicht sein, dass ein Vater einer Pädagogin die Hand bei der Begrüßung verwehrt, weil sie eine Frau ist. Es kann auch nicht sein, dass ein Vater nicht zu den Elterngesprächen oder El- ternabenden geht und nicht mit der Lehrerin spricht, weil er eben nicht mit Frauen spricht. Leider erleben wir auch, dass sich diese Spirale der, sagen wir einmal, Nichtak- zeptanz immer weiterdreht und zu Gewalt an Schulen geführt hat beziehungsweise wir jetzt enorm mit dem Problem Gewalt an Schulen konfrontiert sind. Ich möchte hier ein bisschen näher auf diese Bau- stelle eingehen. Seit dem letzten Jahr begleitet uns die- ses Thema ja enorm. Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass hier faktenbasiert gearbeitet wird. Wir haben verlangt, dass es eine Erhe- bung der Daten gibt, das heißt, der Vorfälle an den Schu- len. Wir haben darüber gesprochen, dass man die Lehrer auch darüber aufklärt, welche Möglichkeiten und Rechte sie haben. Und wir haben auch immer wieder einen Runden Tisch gefordert. Das ist zum Glück jetzt alles passiert beziehungswei- se in Umsetzung. Da haben wir uns durchgesetzt, wobei ich Ihnen sagen muss: Hätten Sie die ideologischen Scheuklappen früher abgesetzt und hätten Sie nicht wieder einmal diesen Verleugnungsstatus eingenom- men, dann hätten Sie viel früher handeln können, und wir wären viel früher ins Tun gekommen. Wir haben aber dieses Problem noch nicht im Griff. Wir brauchen - und davon sind wir zutiefst überzeugt - die Zusammenarbeit mit der Landespolizeidirektion in Wien und fordern ja auch immer wieder flächendeckend in allen Schulen die Zusammenarbeit mit der Polizei vor Ort bei der Durchführung von Workshops zur Gewaltprä- vention, analog zur Verkehrserziehung, denn dort ist es ja auch ganz normal, dass ein Polizist kommt und mit Schülern die Verkehrserziehung macht. Was noch ganz wichtig ist beim Thema Gewalt an Schulen, ist natürlich die Elternarbeit. Ich möchte jetzt abschließend noch zu einem Thema kommen, das ein sehr sensibles Thema ist: Das sind die Fremdunterbringungen von Kindern. Wir wissen aus Anfragebeantwortungen und aus dem Volksanwalt- schaftsbericht in Wien, dass Wien mit Abstand das schlechteste Verhältnis zwischen Unterstützung der Erziehung und Fremdunterbringungen aufweist. Kinder, die den Familien abgenommen werden, bleiben im Schnitt etwa vier Jahre in der Fremdunterbringung in Heimen, und bei Pflegeeltern teilweise noch länger. Ich spreche hier nicht über die Entscheidung, ein Kind aus der Familie zu nehmen, weil ich glaube, das ist einer der härtesten Berufe, die man überhaupt haben kann, und das ist eine Belastung für alle Beteiligten. Ich spreche über die Qualität der Fremdunterbringungen, und ich bitte Sie, da wirklich ganz genau hinzusehen. Uns liegt Bildmaterial vor von einem Heim, mit dem Sie zusammenarbeiten und in dem furchtbare Zustände erkennbar sind. Wir haben Bildmaterial, das zeigt, dass Kinder einen positiven Ritalin-Test haben. Wir wissen aus Erzählungen von Kindern, dass es Erziehungsmaß- nahmen in dem Heim gibt, die eigentlich menschenun- würdig sind. Ein Kind hat uns erzählt, es hat in der Nacht nicht schlafen können, weil es einfach nach Hause wollte und Angst gehabt hat in der Nacht und vorm Dunkeln. Es hat dann untertags versucht, den Schlaf nachzuholen, und wurde mit einem Kübel voller Wasser über den Kopf beziehungsweise mit dem Topfklopfen vom Schlafen abgehalten. Ich sage Ihnen, das kann nicht sein! Da haben Sie eine enorme Verantwortung, denn ein Kind, das aus einem Familienbund herausgenommen wird, braucht Sicherheit, braucht Ruhe, braucht die Möglichkeit, sich entfalten zu können, braucht Fürsorge. Es ist ja schon eine enorme Belastung für dieses Kind, sich in diesem fremden Umfeld zurechtzufinden. Ich bitte Sie wirklich, hier genau auf die Qualität zu achten, hier eine Initiative zu machen. Und was es noch braucht, ist: Wir brauchen eine gute und qualitätsvolle Elternarbeit, damit man den Eltern, die überfordert sind, auch eine Stütze sein kann. (Beifall bei der ÖVP.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt noch viele Baustellen, über die wir diskutieren müssen. Ich hoffe inständig, dass es nicht nur beim Diskutieren bleibt, sondern dass Sie die Probleme in Zukunft rasch und ideologiefrei anpacken. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Restrede- zeit der ÖVP sind 10 Minuten. Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. Selbstgewählte Redezeit sind 7 Minuten. Sie haben das Wort. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ohne gerechte Chancen keine stabile Gesellschaft - das ist ziemlich einfach, und das beginnt natürlich bei den Kleinsten. Das beginnt bei den Kindern im Kinder- garten, in der Schule, und dann später bei den Jugendli- chen. Ich habe sieben Minuten, ich werde ausschließlich zu Bildung reden. Was brauchen wir für gerechte Chancen? Und was heißt "gerechte Chancen für alle"? Es heißt: Aufstiegs- chancen für alle. Das inkludiert fast automatisch, dass die, die oben sind, nicht automatisch immer oben bleiben können. Sonst ist es ein Kastensystem. Wenn die ersten 100 Plätze immer die ersten 100 sind und keiner mitspie- len darf, dann bleibt es immer gleich. Dann haben wir ein Kastensystem, wie es das woanders gibt. Wir wollen, dass alle ein gutes Leben führen können und dass es Aufstiegschancen gibt. Jetzt wird dauernd betont und ist es auch so: Wenn ich in ein Land komme, wo ich länger lebe, würde ich irgendwann glauben, dass es sinnvoll ist, dass ich die Sprache von dort kann. Noch sinnvoller finde ich, wenn man zwei oder drei oder noch mehr Sprachen kann - um das auch gleich aufzuräumen. Wie lernen Kinder eine Sprache? Zuerst, wie fängt es einmal an, außerhalb von Schule und außerhalb vom Kindergarten? Na, zu Hause! Wo habe ich Deutsch ge- lernt? Nein, keine Witze über Vorarlberger Dialekte. Meine Mutter konnte kein Wort Deutsch. Die ist aus England nach Österreich gekommen und konnte Eng- lisch, also die hat einmal kein Wort mit mir geredet. Ich bin der Älteste von vier, also hatte ich auch keine Ge- schwister, die das mit mir reden konnten. Und der Vater hat mehr gearbeitet als etwas anderes, klassisch, wie es heute noch oft läuft und damals noch sehr viel öfter vor- gekommen ist. So, zu Hause war also eine Person, die nicht Deutsch konnte, meine Mama, fertig! Und wo habe ich es trotzdem gelernt? Na, mit anderen Kindern! Nein, nicht einmal im Kindergarten, es gab nämlich keinen in dem Dorf, sondern beim Spielen draußen mit anderen Kindern, die halt mit mir Deutsch geredet haben. Die konnten nämlich nicht Englisch - wenig überraschend. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Wo lernen Kinder die Sprache? Na, im Reden mit anderen Kindern! Wo hätte ich es wahrscheinlich nicht gelernt? Wenn ich zehn andere englischsprachige Kinder getroffen hätte, die auch zu Hause nicht Deutsch spre- chen, hätte ich wahrscheinlich sehr viel früher noch viel besser Englisch können, aber nicht Deutsch. (Zwischen- rufe bei der ÖVP.) So, was machen wir jetzt, damit wir das besser hin- kriegen? Jetzt kommt Unterstützung von Kindergarten und Schule. Und was macht die Bundesregierung? Integ- rationspaket, was übrigens genau das geleistet hat, von ÖVP und SPÖ eingeführt: jetzt leider gestrichen. Da gehen in Wien 300 PädagogInnen verloren. Ersatzlos weg. 300 werden gestrichen, nur in Wien. 300 PädagogInnen gestrichen von der ÖVP und der FPÖ, die gleichzeitig fordern - die FPÖ sagt das ohnehin nicht, aber die ÖVP sagt das: Man muss doch mehr Leute in die Schule bringen zum Unterrichten. Man muss mehr Leute hinbringen zum Helfen. Ich bin ja bei Ihnen, natürlich sollte es so sein! Sie machen nur das Gegen- teil, wo Sie zuständig sind. Dann kommen die Deutschklassen. Was ist die Idee von Deutschklassen? Dass man Kinder, die nicht gut Deutsch können, zusammensetzt und dann sagt: Und jetzt zeigen wir es euch! Nicht: Redet mit anderen Kin- dern, lernt es beim Tun! (GR Armin Blind: ... können ja nicht mehr Deutsch!) Das, was man bis jetzt gemacht hat. Der Versuch war: Die sind in einem Regelbetrieb drin und bekommen extra Deutschstunden dazu. Hat das hervorragend geklappt? Nein. Aber ist das der bessere Zugang? (VBgm Dominik Nepp, MA: Nein!) Ja! (Zwi- schenrufe bei der ÖVP.) Denn das, was jetzt versucht wird - und deswegen haben sich ja so viele Direktoren und Direktorinnen ge- wehrt (GR Mag. Wolfgang Jung: Wie ist das bei Klassen, wo 80 Prozent Schüler sind, die nicht Deutsch können?), deswegen gibt es diese große Elternverunsicherung -: Schnell, schnell wird herumgepfuscht, mit irgendetwas machen wir im Herbst Deutschklassen, denn das brau- chen wir gerade. Weil wir 12-Stunden-Tag machen und damit die Leute etwas anderes zum Reden haben, ma- chen wir das auch noch. Das Minimum wäre ja gewesen, dass man sich ein Jahr lang überlegt: Wie macht man das schlau? Jetzt hat man auf die Schnelle noch eine Einigung mit Wien zu- sammenbasteln können, dass dort, wo diese Idee ein- fach daran scheitert, dass es keinen Platz gibt - man kann nämlich nicht einfach, wenn man eine Schule hat, neue Räume über Nacht erfinden. Das hat sogar die Bundesregierung eingesehen und schon einmal gesagt: Gut, dort, wo das nicht geht (GR Mag. Wolfgang Jung: Auch Lehrer ...) - da gibt es gerade frisch eine Einigung - , dort, wo das nicht möglich ist, wird man das anders lösen, nämlich mit integrierenden Maßnahmen innerhalb einer Klasse. Was kann man jetzt in Wien tun für die 19.000 Kin- der, die jedes Jahr in Wien geboren werden und die hier gemeinsam aufwachsen? Alle, die hier sind, sind von hier. Alle, die hier geboren sind, der größte Teil davon, werden die nächsten Jahre in Wien sein, wahrscheinlich Jahrzehnte. Die ersten zwei verbringt man dann meis- tens in der Stadt, in der man geboren ist. Was kann man dort machen? Jetzt bekommen wir in der Schule tatsächlich einen Haufen Prügel zwischen die Beine geworfen von der Bundesregierung. Das ist so. Wir können nicht einmal alles dort selber lösen, weil wir nicht für alles allein zu- ständig sind. Das muss man auch gelten lassen. Wo wir tatsächlich nachhelfen können und wo es notwendig sein wird in den nächsten Jahren, ist, damit die Sechsjährigen erst gar nicht aussortiert werden und ein, zwei volle Jahre - das hat sich auch noch keiner überlegt, oder? - die Sechsjährigen dann vielleicht vier Semester woanders sitzen, Deutsch lernen und dann mit acht oder achteinhalb - achtdreiviertel, wann man halt eingeschult worden ist -, mit achteinhalb zurückkommen und mit den Sechsjährigen in der gleichen 1. Klasse sitzen. Das ist jetzt nicht so ein super Konzept. Das hat man sich noch nicht zu Ende überlegt, was das wieder bedeu- tet, wenn pro ... (VBgm Dominik Nepp, MA: Die ganze Integration ist kein "super Konzept"! - Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Wie das ausgehen soll und wie das funktionieren soll, hat sich niemand zu Ende überlegt. Ich glaube ja, dass da eher der Wunsch dahin- tersteht: Es sind nicht zwei Jahre weg, sondern die ver- schwinden einfach irgendwie. Das ist der Plan. Der wird nur nicht aufgehen, das werden Sie schon noch sehen. (VBgm Dominik Nepp, MA: Verschwinden tun nur die GRÜNEN aus dem Parlament!) Da jedes Kind unabhängig von der Herkunft eine Zu- kunft verdient hat, machen wir in Wien Politik für alle Kinder, wurscht, wo deren Eltern herkommen, weil halt einmal ein Neugeborener - heute sind sie ohnehin x Mal zitiert worden, die Babys, wo sie denn jedem leid getan haben -, weil die nichts dafür können, ob ihre Eltern schlau sind, fleißig oder sonst etwas. Weil das keine Leistung ist, eine Herkunft, sondern wenn schon, ist das eine Leistung, was man nachher tut. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Wir werden, so gut wie wir können, das Integrations- paket auflösen und 300 wieder neu anstellen. So leicht geht das alles nicht. Wir bauen die zusätzlichen Assis- tenzleute, also PädagogInnen, PsychagogInnen, in den Schulen aus. Der Antrag jetzt war, schnell-schnell die 100, na ja, besser sind 200, besser sind 300. Wir bauen das aus, wie es im Koalitionsvertrag ausgemacht ist, und es wird jedes Jahr mehr geben. Wir haben letztens ein- mal mit 24 angefangen und hoffen, nächstes Jahr die 100 erreichen zu können. Dort, wo tatsächlich etwas geleistet werden kann, damit die Sechsjährigen nicht aussortiert werden - was echt grob ist, ja, und wenn man das spürt: Man sieht die Bilder aus den USA, wo man Kinder von ihren Eltern wegsperrt, und ist fassungslos. Man sieht, wie im Mittel- meer kleine Kinder angespült werden, und ist fassungs- los. Der emotionslose Umgang von so vielen Leuten, die da offensichtlich nur Zahlen sehen, irgendjemand mit dem falschen Pass oder irgendetwas, das ist echt, das ... Ich habe selber drei Kinder, es tut ... Also man spürt das, und man spürt vor allem, dass Sie nichts spüren, und das ist echt, sagen wir nicht gleich - o ja: Es schmerzt allein zu sehen, wie man umgeht mit einem guten Teil von diesen 19.000 Geburten, die wir jedes Jahr haben. Was Sie mit denen alles vorhaben, weil die Eltern zufällig nicht wahnsinnig gebildet sind, weil die Eltern vielleicht nicht alle Ressourcen zur Verfügung stellen können, die Sie Ihren Kindern hoffentlich zur Verfügung stellen. Wir werden uns bemühen, jedes einzelne Kind, alle die weit über 300.000 in den Schulen und in den Kinder- gärten, alle, die jedes Jahr dazukommen, möglichst sicher nicht nur durch die Schule zu bringen, sondern denen allen ein gutes Leben in Wien zu ermöglichen. Das bedeutet natürlich, vom Kindergarten weg die För- derung so gut zu machen, dass sie mit sechs automa- tisch einsteigen können. Da ist tatsächlich Nachholbe- darf. Wenn wir das schaffen mit den vielen engagierten Leuten, die in den Kindergärten und in den Schulen arbeiten, dann werden wir auch das sehr viel besser hinkriegen, als es die Bundesregierung sich wünscht. Jedes einzelne Kind in Wien ist uns gleich viel wert, und für jedes einzelne arbeiten wir. Danke. (Beifall bei GRÜ- NEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Herr Kolle- ge Ellensohn hat 8 Minuten Redezeit verbraucht. Rest- redezeit der GRÜNEN von der selbstgewählten Redezeit sind 17 Minuten. Als nächster Redner zum Wort gemel- det ist Herr Kollege GR Blind. Sie haben das Wort. GR Armin Blind (FPÖ): Danke. Herr Vorsitzender! Werter Herr Stadtrat! Werte Kollegen! Die Rede vom Kollegen Ellensohn war ja diesmal er- frischend anders. Er hat es zumindest geschafft, zum allgemeinen Erstaunen einmal zum Thema zu reden, wenn auch recht allgemein. Aber immerhin hat er seine Standardrede diesmal zu Hause gelassen. (Beifall bei der FPÖ.) Interessanter wäre natürlich gewesen, vor dieser De- batte - und ich würde mir das in Zukunft auch wünschen - einen Redebeitrag von jemandem zu haben, der auch in Zukunft etwas zu sagen haben wird in dieser Stadt, beispielsweise vom StR Czernohorszky, der ja seit dem Jahr 2017 in Verantwortung ist, nachdem die Kollegin Frauenberger wegen großem Erfolg in das Sozialressort weggelobt wurde. Aber die Erwartung, dass sich mit dieser Änderung in der Besetzung strukturell etwas ändern wird, hat ja der Kollege Czernohorszky bereits im April 2017 enttäuscht, indem er gesagt hat - auf eine Anfrage von mir -, es wird "more of the same" geben. Meine Damen und Herren, "more of the same" ist, was den Bildungsbereich betrifft, tatsächlich eine gefährliche Drohung! (Beifall bei der FPÖ.) Aber man möchte der alten Stadtregierung nicht im- mer unrecht tun und sagen: Sie haben sich bei allem geirrt, was Sie gemacht haben. Beispielsweise hat die StRin Brauner hier relativ häufig gemeint, dass das Budget die in Zahlen gegossene Politik ist. Das ist rich- tig. Und so, wie das Budget die in Zahlen gegossene Politik ist, ist natürlich auch der Rechnungsabschluss die in Zahlen gegossene Bilanz! Eine Leistungsbilanz, eine Abrechnung und eine Standortbestimmung, wohin diese Budgetpolitik geführt hat. Wie sieht das nun aus? Wie gesagt, der Kollege Czernohorszky hat dazu noch nichts gesagt, und auch seitens der SPÖ-Fraktion ist dazu noch nichts gekom- men. Aber ich kann Ihnen sagen (Zwischenruf von GR Heinz Vettermann.) - bei dieser Debatte jetzt, Herr Kolle- ge Vettermann, nicht insgesamt, das ist schon klar -, ich kann Ihnen sagen, wie dieser Debattenbeitrag lauten wird. Dazu brauche ich nicht einmal eine Kristallkugel. Ich kann mir die Rede vom Kollegen Vettermann, ich kann mir die Rede von der Kollegin Berger-Krotsch be- reits jetzt in groben Zügen vorstellen. Die Rede wird wie jedes Jahr lauten - wie gesagt, "more of the same" -: Wir haben das beste Bildungssys- tem. Wir haben Herausforderungen, aber eigentlich alles im Griff. Und dann kommt, wie wir es schon andeu- tungsweise gehört haben: Bestenfalls ist die Bundesre- gierung schuld. Herr Kollege, das wird so nicht funktionieren! Denn Sie können nicht verlangen, dass eine Bundesregierung, die erst seit Kurzem im Amt ist, das Desaster, das elf Jahre sozialdemokratische Bildungsminister hinterlassen haben - in Kooperation mit Ihren Bildungsstadträtinnen und Bildungsstadträten in Wien -, beseitigt. Das ist effek- tiv unmöglich. (Beifall bei der FPÖ.) Wir werden natürlich auch hören, dass die Regierung der Stadt Wien unsere freiheitlich-demokratische Grund- ordnung verteidigen wird. Aber das Problem, das Sie hier haben, und vor allem das Problem, das die Wienerinnen und Wiener mit Ihnen haben, ist: Sie sagen hier das eine, und tatsächlich tun Sie etwas ganz anderes. Und das unterscheidet Sie, meine Damen und Herren! Das unterscheidet Sie von dieser Bundesregierung, einer Bundesregierung, die nicht nur willens, sondern auch fähig ist, das, was sie angekündigt hat, umzusetzen. Ich nenne Ihnen das Beispiel eines Innenministers Kickl, der bei einer herannahenden Migrationsproblema- tik in kürzester Zeit eine Grenzschutzgruppe aufstellt, wo im Ministerrat vereinbart wurde, einen Straftatbestand für illegale Wiedereinreise zu etablieren, der dem radikalen Islam den Kampf angesagt hat. Und der Kollege Ellen- sohn kommt hierher und sagt, die Stadt Wien braucht noch ein Jahr Zeit oder noch viel länger, um Klassen- räume zur Verfügung zu stellen. Das ist absurd - Sie wollen schlichtweg nicht! Sie verkünden hier das eine und tun das andere. (Beifall bei der FPÖ.) Was Sie überhaupt nicht verstehen, ist: Wenn man eine erfolgreiche Integration will - vom Kampf gegen den politischen Islam ganz zu schweigen! -, gibt es basale Grundvoraussetzungen, ohne die es schlichtweg nicht geht. Die allererste Prämisse ist, dass es einen kulturel- len Empfangsraum braucht, einen Resonanzraum, in den sich die Zuwanderer überhaupt integrieren können be- ziehungsweise integrieren wollen. Ihre Annahme, Ihre verfehlte Annahme ist aber, dass eine gute Integrationspolitik lediglich darauf beruht, mög- lichst wenig Hürden zu errichten, den Zuwanderern ma- ximal entgegenzukommen, und dass das größte Integra- tionsproblem selbstverständlich die permanente Diskri- minierung von Menschen in den Aufnahmeländern ist, wirtschaftlich, kulturell und politisch sowieso. Daraus folgt für Sie natürlich auch immer das gleiche Rezept: Eine gute Integrationspolitik ist das maximale Entgegen- kommen, bis hin - das haben wir in diesen Debatten ja auch schon gehört - zur Forderung einer Staatsbürger- schaft mitten im Integrationsprozess, quasi als Motivati- onsschub! Da geben Ihnen auch die von Ihnen veröffentlichten Zahlen nicht recht. Ich meine, Sie haben sie nicht per- sönlich veröffentlicht, aber Sie haben sie im Rahmen einer Konferenz veröffentlicht, nämlich beim letzten In- tegrationsmonitor. Da besagt nämlich eine OECD-Studie, die hochgradig interessant ist, dass die Zuwanderer in der Schweiz, wo es ganz erhebliche Hürden gibt, sich weitaus mehr wertgeschätzt fühlen, weitaus mehr akzep- tiert fühlen als in Ländern mit niedrigen Anforderungen, wie es beispielsweise Schweden ist. Schweden hat sich zur moralischen Supermacht der Integration deklariert. Aber in keinem anderen europäi- schen Land ist die Differenz in der Arbeitslosenquote zwischen Einheimischen und Zuwanderern so groß wie in solchen moralischen Supermächten, wie Schweden oder beispielsweise auch Wien eine sein will. Ich spreche Ihnen ja nicht einmal die Erkenntnis ab, dass das, was Sie permanent machen, vollkommen falsch ist, das spreche ich nicht einmal allen in der SPÖ ab, zwar dem Großteil, aber nicht allen. Aber dann ist es natürlich nicht besonders hilfreich, wenn man sich ins politische Bett mit jenen legt, die eine Existenz einer europäischen Kultur schlichtweg negieren, die Probleme haben, eine Leitkultur zu akzeptieren oder einzugeste- hen, dass es überhaupt so etwas wie eine Leitkultur geben kann. Da schaue ich auf die GRÜNEN. Aber natürlich auch in der Sozialdemokratie: Ich habe da eine Stellungnahme einer Frau Özoguz aus Deutsch- land gefunden, die gesagt hat, eine deutsche Leitkultur ist nicht identifizierbar. Genau das ist das Problem, das Sie haben. Sie machen sich gemein mit postmodernen Relativisten, die alles dekonstruieren, sei es die Kultur bis hin zum biologischen Geschlecht. Mit dieser Grund- haltung, mit so einer Grundhaltung geht es schlichtweg nicht, dass man einen Empfangsraum schafft, in dem sich Leute aus anderen Kulturen bei uns integrieren wollen. (Beifall bei der FPÖ.) Ihre Haltung manifestiert sich ja dann tatsächlich auch im Rückzug aus allen möglichen kulturellen Berei- chen, in der Alltagskultur über die Verbannung oder zumindest die Erschwerung traditioneller Bräuche, in öffentlichen Einrichtungen bis hin zum Essen in Kinder- gärten und Schulen. Es manifestiert sich in Ihrem man- gelhaften Engagement, was die Thematik der Schein- staatsbürger betroffen hat, bis die FPÖ so viel Druck gemacht hat, dass Sie nicht mehr anders konnten, als hinzuschauen. Der Kollege Ellensohn - er ist jetzt als Vorredner nicht anwesend (VBgm Dominik Nepp, MA: Abgehaut!) - hat eine abenteuerliche Behauptung aufgestellt, aber auch darin manifestieren sich seine Haltung und auch sein Verständnis dieser ganzen Thematik. Mir gegenüber hat er - ich glaube, es war in der letzten Gemeinderatssit- zung - einen Vorwurf gemacht, indem er mir gesagt hat, es fehlt mir an Humanität - abgesehen davon, dass der Vorwurf per se ungeheuerlich ist und dazu dient, jeman- den zu dehumanisieren, aber okay -, nur weil ich einen Vorschlag des Herrn Landesrats Anschober nicht gut finde, betreffend ein sogenanntes 4+2-Modell. Viele von Ihnen werden dieses 4+2-Modell vielleicht nicht kennen. Es geht darum, dass jemand, der in ein Land kommt und im Asylverfahren negativ beschieden wurde, für den Fall, dass er während des Asylverfahrens eine Lehre gemacht hat, die Lehre fertig machen und dann zwei Jahre hier arbeiten darf. (VBgm Dominik Nepp, MA: "Bring your family", oder wie?) Das werfe ich dem Kollegen Ellensohn vor, und es wäre vielleicht auch praktisch, wenn er zuhören würde, das würde den Diskurs steigern. Ich würde sagen, Herr Kollege Ellensohn, es fehlt nicht mir an Humanität, son- dern es unterläuft Ihnen ein ganz grundsätzlicher Fehler in der Annahme, was gerecht ist. Es gibt - egal, in welcher Rechtsordnung - einen fun- damentalen Grundsatz, dass derjenige, der sich recht- mäßig verhält, nicht schlechtergestellt sein darf als der, der sich illegal verhält. Leuten, die hier illegal herge- kommen sind und sich hier illegal aufhalten, ein Aufent- haltsrecht zuzugestehen, und Leute, die in ihren Heimat- ländern geblieben sind, weil sie wissen, dass sie hier niemals die Möglichkeit auf legale Einreise haben - also diese Leute, die daheim geblieben sind, schlechterzu- stellen als Leute, die versucht haben, sich hier einen Asyltitel zu erschwindeln, das ist ungerecht! Herr Ellen- sohn, das müssen Sie verstehen, sonst hat das keinen Sinn. (Beifall bei der FPÖ.) Problematisch ist das Ganze natürlich auch, weil, wie ich erfahren habe, in der letzten Integrationsreferenten- konferenz genau dieser Vorschlag des Herrn Anschober vorgelegt wurde. Ich konnte den Medien entnehmen, dass nur der freiheitliche Integrationslandesrat aus Nie- derösterreich dagegen war. Darum geht meine Frage an den Kollegen Czernohorszky; er findet wahrscheinlich das 4+2-Modell auch ganz super. Wir tun das nicht, weil uns der Rechtsstaat und auch die Gerechtigkeit etwas wert sind. Ihnen in der SPÖ muss ich einen Vorwurf machen, der vielleicht noch etwas schwerwiegender ist als bei jenen, die sich auf einem, wie gesagt, sehr wichtigen Gebiet bewegen, ohne jegliche Kompetenz zu haben. Das ist so eine Art Übernahmsfahrlässigkeit. Aber bei denjenigen, die dies trotz besseren Wissens tun, ist es ganz besonders verwerflich, meine Damen und Herren! Gute Integrationspolitik - ich habe das vorhin schon angesprochen - ist eine, die einen positiven Resonanz- raum schafft, die auch die Bürger eines Landes ermäch- tigt, Sie würden wahrscheinlich "empowert" sagen. Denn in einer unglaublichen Staatsgläubigkeit glauben Sie, dass Sie von oben herab verordnete Integrationspolitik machen können. Nein, Integrationspolitik ist ein gesamt- gesellschaftlicher Prozess! Das ist ein Prozess, der uns alle angeht. Es ist ein Prozess, der aber so ablaufen muss, dass er ohne Angst vonstattengehen kann. Mit "ohne Angst" meine ich: ohne Angst für Menschen, die sagen wollen, was hier gelebt wird, wie hier die Spielregeln sind, wie hier die Traditio- nen sind, und zwar ohne im Hinterkopf haben zu müs- sen, dass sie durch eine Vielzahl von Ihnen subventio- nierter Vereine an den Pranger gestellt werden, und ohne die pseudo-mitmenschliche Moralkeule von Ihnen spüren zu müssen. Integrationspolitik beschäftigt sich daher auch, aber eben nicht nur mit Zuwanderern, sondern vor allem er- mächtigt sie diejenigen in der Gesellschaft, in der Leute zuwandern. Dazu zählen auch selbstbewusste Lehrer - wenn wir hier beim Bildungsthema sind -, und dass der Dienstgeber ihnen die Sicherheit gibt, dass sie frei spre- chen können. Da gibt es ein Video, das unlängst im Internet veröf- fentlicht wurde von der Plattform Addendum, zum Thema "Brennpunkt Schule". Ich gehe davon aus, dass Sie diese Videos und diese Artikel kennen. Wenn man diese Videos gesehen hat, hat man diesen Eindruck nicht, wenn eine besorgte Lehrerin, die sich verzweifelt an die Öffentlichkeit wendet, dem Bericht zufolge plötzlich Anru- fe bekommt, angeblich vom Büro des Stadtschulrates und vom Bezirksschulinspektor. Vielleicht kann der Kol- lege Vettermann dazu etwas sagen. Denn gerne prokla- miert man ja die Stadt der Menschenrechte - und auch die Meinungsäußerungsfreiheit, Herr Kollege, ist ein Menschenrecht! Man kann sich jetzt natürlich die Frage stellen: Wa- rum tun Sie das? Ist es Ignoranz? Ist es vollkommen falsch verstandene Toleranz? Ist es Scham, das eigene Versagen einzugestehen? Oder ist es blanker politischer Opportunismus? Das sage ich Ihnen, das werfe ich Ihnen auch vor, und es macht auch den verdichteten Eindruck, dass Sie hauptsächlich aus blankem politi- schen Opportunismus handeln. Sie haben ein System des Machterhalts geschaffen, eines Erhalts des eigenen Biotops. Sie schaffen sich Abhängigkeiten durch diese Unzahl von Vereinen, die wir hier, jedes Jahr durchgeschleust, im Plenum haben. Wir hatten vor Kurzem einen Bericht des Stadtrech- nungshofes, in dem es um den Verein Fibel gegangen ist. Sie werden ihn sicher auch kennen. Der Stadtrech- nungshof hält dazu fest: "Für den Stadtrechnungshof Wien war durchaus erkennbar, dass es mehrere Paralle- litäten hinsichtlich der rechtlichen, psychischen und sprachlichen Bildungsinhalte gab. Insofern wäre es sei- tens der förderungsvergebenden Stelle notwendig, eine gesamthafte Betrachtung jener geförderten Vereine vorzunehmen, die gleiche beziehungsweise ähnliche Beratungen anbieten. Dabei wäre zu evaluieren, ob Überschneidungen bestehen sowie in weiterer Folge Synergiepotenziale vorhanden wären." Also wenn man wie ich Mitglied des Stadtrechnungs- hofausschusses ist, weiß man, dass der Stadtrech- nungshof durchaus höflich und zurückhaltend formuliert. Aber wenn man zwischen den Zeilen liest, steht hier, dass das Geld verbrannt wird durch Duplizitäten, durch parallele Bewirtschaftung von Räumlichkeiten, Infrastruk- tur, EDV-Ausstattung, et cetera. Daher bringe ich den ersten Beschlussantrag ein, in dem wir das zuständige Mitglied der Wiener Stadtregie- rung auffordern, gemäß den Empfehlungen des Stadt- rechnungshofes die erwähnten zahlreichen Doppelglei- sigkeiten im Bereich der Migrantenberatung zu beseiti- gen und Beratungen über aufenthaltsrechtliche Fragen bis zum Tätigwerden der geplanten Bundesagentur nicht durch Vereine, sondern durch den Magistrat besorgen zu lassen. (Beifall bei der FPÖ.) Weiters problematisch ist natürlich auch die Transpa- renz in der Stadt. Also Wien ist ja nicht nur Stadt der Menschenrechte, sondern auch Mitglied bei Transpa- rency International - auch etwas, wo man sagen kann: Das eine sagen, das andere tun. Denn was bekommt man als Gemeinderat dieser Stadt, als gewählter Manda- tar, als Mitglied des entscheidungsrelevanten Gremiums, nämlich des Wiener Gemeinderates, wenn man an die Wiener Stadtregierung eine Anfrage stellt? Es geht hier darum, dass Vereine natürlich regelmä- ßig Förderungen beantragen und nur ein Teil dieser Ansuchen dem Gemeinderatsausschuss vorgelegt wird. Das Problem ist natürlich, dass es sich hierbei um eine Vorselektion handelt, um ein Vorselektion ganz im Sinne der Wiener Stadtregierung, die überhaupt keinen Ver- gleich erlaubt, keinen Vergleich zwischen den Vereinen, die uns vorenthalten werden, muss man sagen, und den Vereinen, die die Stadt Wien für subventionswürdig er- achtet. Das heißt, es findet eine Vorselektion statt, die dem politischen Entscheidungsträger, dem Mandatar, überhaupt nicht zur Kenntnis gelangt. Jetzt wurde in der Debatte bereits eingewendet: Ja, das ist alles Datenschutz, Amtsverschwiegenheit, alles super geheim, weil - und das Argument muss man sich auf der Zunge zergehen lassen - den Vereinen, die eine negative Einschätzung haben, dies in der Öffentlichkeit schaden könnte. Deswegen kriegt man es nicht in einem nicht öffentlichen Ausschuss - das ist schon einmal eine gewisse ambivalente Sicht, kann man sagen, wenn man es wertschätzend und höflich, wie ich bin, ausdrückt. Aber da sieht man auch, wie Sie es in Wirklichkeit mit dem Parlamentarismus und mit der Demokratie halten; oder mit dem logischen Denken, das können Sie sich jetzt aussuchen. Denn auch wenn der Ausschuss dem Antrag stattgeben würde, könnte ja der Gemeinderat Nein sagen, wenn man dieses Gremium ernst nähme - bewusst im Konjunktiv gehalten in Ihre Richtung. Da muss man sich halt fragen: Geht es Ihnen tat- sächlich um die vorgeschobenen Argumente wie Daten- schutz, die überhaupt nicht nachvollziehbar sind? Oder einfach darum, dass Sie Konkurrenzvereine zu dem, was Sie gerne gefördert haben, den Mandataren nicht zu- gänglichen machen wollen? Das in der Stadt der Trans- parenz, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Deswegen der nächste Beschlussantrag, in dem summarisch gefordert wird, dass der zuständige Aus- schuss regelmäßig, nämlich in jeder Ausschusssitzung über die zwischenzeitlich eingebrachten Ansuchen in- formiert wird. (Beifall bei der FPÖ.) Neben dem schieren Machterhalt regiert natürlich auch noch eine sehr starke zweite Triebfeder bei Ihnen, und das ist natürlich die Angst, Wähler zu verlieren. Die Angst, Wähler zu verlieren, die man sich als Pool ge- schaffen hat - Sie glauben das vielleicht wirklich. Aber ich denke, so leichtgläubig kann man dann doch nicht sein, dass diese Menschen die SPÖ wählen, weil sie davon überzeugt sind. Also wir haben Menschen, die dem Sultan Erdogan zujubeln und dann in weiterer Folge sich als SPÖ-Wähler deklarieren. Wie gesagt, da kann es sich nur um Be- rechnung handeln. Das Problem ist aber, dass sich diese Leute verhalten, wie es Herr Erdogan postuliert hat, nämlich dass sie die Demokratie als Zug betrachten, auf den sie aufspringen. Sie von der SPÖ, aber auch Sie von den GRÜNEN sind Lokführer dieses Zuges, Sie fahren diesen Zug. Entweder aus Unwissenheit oder - wie gesagt, noch verwerflicher - aus Opportunismus machen Sie sich zur fünften Kolonne des politischen Islams. Und das, meine Damen und Herren, ist besonders verwerflich! (Beifall bei der FPÖ.) Worum es Ihnen geht, ist eben Machterhalt, und das um jeden Preis. Dafür opfern Sie alles, was Ihnen angeb- lich - beziehungsweise Ihren Vorgängern vermutlich tatsächlich - ein Wert war. Die Bilanz, die beispielsweise eine Ihnen wohlbekannte Lehrerin gezogen hat, lässt sich so zusammenfassen: Parteipolitik ist wichtiger als Problemlösung, und sie sieht sich - ich zitiere das - "in Geiselhaft der Parteipolitik". Das wird von Wiener Lehrerinnen über die Wiener Bildungspolitik und über die Wiener Bildungsverwaltung gesagt. Es sollte Sie alarmieren, wenn gesagt wird, dass von 25 Kindern 21 integriert werden müssen, sprachlich wie auch kulturell! Sich dann hinzustellen und gegen Deutschklassen zu wettern, das bedarf eines gewissen Mutes, den Sie offensichtlich alleinig haben. (Beifall bei der FPÖ.) Klassen, in denen Musik und Tanz abgelehnt wer- den, Sachkundeunterricht, der für Mädchen schon ge- fährlich ist, wenn sie die Bücher nach Hause bringen, weil darin nackte Menschen abgebildet sind, Sexualkun- deunterricht ist sowieso "haram". Wenn Ramadan in den Schulen zum Problem wird: Ich habe bereits vor einiger Zeit - Kollege Czernohorszky wird sie vielleicht schon gelesen haben - eine Anfrage zum Thema Ramadan eingebracht und bin sehr ge- spannt, ob das, was uns seitens der Wiener Stadtverwal- tung mitgeteilt wird, sich auch nur annährend mit dem deckt, was uns zugetragen wird: Dass Schüler zum Tur- nen zu schwach sind, dass allgemeiner Schwimmunter- richt gar nicht mehr oder sehr eingeschränkt stattfindet, weil man Angst hat, dass Buben Mädchen sehen könn- ten oder umgekehrt. Wie gesagt, auf diese Anfragebe- antwortung sind wir sehr gespannt. Projektwochen sollen auch ein Problem sein. Wenn Lehrer sagen, Unterrichtsprinzipien wie die Gleichstellung von Mann und Frau, die Sie sich da immer auf die Fahnen schreiben - wie gesagt, das eine tun, das andere nur sagen -, wenn sie sagen, dass es immer schwieriger wird, dieses Unterrichtsprinzip einzuhalten: Bei diesen Problemen trauen Sie sich nicht, Entschei- dungen zu treffen! Torpediert wird das Ganze dann beispielsweise durch Stellungnahmen wie die des ehemaligen Bürger- meisters Häupl, der sagt: Frauen mit Kopftuch berei- chern das Wiener Stadtbild. Haben Sie sich schon ein- mal gefragt, was dahintersteht, hinter diesem Kopftuch? Hinter dieser angeblichen Bereicherung? Manifestiert das nicht vielmehr die untergeordnete Rolle der Frau? Ein patriarchales Weltbild? Wir haben es wieder gelesen, das sind ja nicht alles Erfindungen des Kollegen Blind, der sich das irgendwie ausdenkt, weil er eine Rede hält. Es ist von der Kollegin heute in der Generaldebatte schon gesagt worden. Die Frauenrechtlerin Seyran Ates: "Kopftuch bei Kindern ist Kindesmissbrauch.", sagt sie in der "Presse" ganz re- zent, ich glaube, gestern war das. "Minderjährige Mäd- chen, die Kopftuch tragen müssen," - sagt sie weiter - "würden sich später ohne Kopftuch nackt fühlen." Und jetzt kommt es - weil wir bei der Freiheit sind -: "Eine reflektierte, freiwillige Entscheidung für oder gegen das Kopftuch im Erwachsenenalter sei damit kaum möglich." Wenn es darum geht - was ich vorhin angesprochen habe -, wie lange man für eine Entscheidung braucht: Ich kann mich erinnern an einen Parteitag der SPÖ-Wien, wo das Kopftuch zum Thema gemacht wurde. Sie haben es bis jetzt nicht geschafft, diesen Diskurs zu beenden, obwohl die Frage denkbar einfach ist vor diesem Hinter- grund. Sie wollen es einfach nicht entscheiden, weil Sie Angst haben, dass Sie sich mit Ihrer Wähler-Community anlegen. Das, meine Damen und Herren, das ist die Wahrheit! (Beifall bei der FPÖ.) Wenn man sich die Interviews weiter durchliest: In einem "Presse"-Interview - ich glaube, am Samstag oder Sonntag war das - steht ein Hilferuf einer Lehrerin, die darüber klagt, dass kaum ein Schüler mehr Deutsch kann. Laut Aussage "verlassen 40 bis 50 Prozent der Schüler die Schule, ohne gut Deutsch zu sprechen". In dem Interview hat sie einen Kindergarten erwähnt, den Kindergarten Abendstern. Ich habe mir die Mühe ge- macht und habe mir das auf der Homepage angesehen. 21 von 42 dort beschäftigten Personen tragen ein Kopf- tuch. Der Kindergarten Isma: eine Parallelgesellschaft oh- ne Ende, und zwar nicht nur, aber auch mit kleinen Mäd- chen mit Kopftuch. Dann habe ich beim Kindergarten Isma mit einer Google-Suche versucht, das Wort Bil- dungsplan zu finden. Dieser wurde ja von der StRin Frauenberger hochgehalten, und sie hat gemeint: "Da sich jeder an den Wiener Bildungsplan halten muss, gibt es in Wien keine islamischen Kindergärten." Na ja. (GRin Sandra Frauenberger: Ich habe nie gesagt ...) Frau Kollegin, ich kann Ihnen das Zitat aus der "Presse" bringen. Wenn Sie es bestreiten, wird es durch das Bestreiten nicht wahrer. (GRin Sandra Frauenber- ger: ... in der Zeitung! Sie zitieren mich, bitte!) Das haben Sie gesagt! (GR Christian Oxonitsch: ... wahrscheinlich auch zitieren!) Frau Kollegin, das haben Sie gesagt, da beißt die Maus keinen Faden ab. (GRin Sandra Frauen- berger: Die Überschrift in der "Presse" ... - Weitere Zwi- schenrufe bei der SPÖ. - VBgm Dominik Nepp, MA: Klagen Sie doch auf Richtigstellung! - GRin Sandra Frauenberger: Genau!) Ja, ich habe Zeit. Das bereichert den Diskurs auch in der Bank, nicht? (Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Ich habe jetzt das Wort Bildungsplan (VBgm Dominik Nepp, MA: Die Loser-Bank mit Frauenberger!) auf der Homepage gesucht und habe auf Google genau zwei Treffer gefunden. Ich habe diese natürlich sofort eupho- risch angeklickt und bin dann zwei Mal im Nirwana des Internets gelandet: Seite nicht abrufbar, Seite nicht ge- funden. Also die Links waren tot. Dann habe ich weiterrecherchiert und habe mit ge- dacht, na gut, wenn das Wort Bildungsplan nicht vor- kommt, dann schauen wir uns halt an, welche Ziele die- ser Kindergarten hat, also eine Schule und ein Kinder- garten. Unter dem Reiter "Ziele": "Unsere Schule hat das Ziel, Erziehung und Bildung auf Grundlage des Islam sowie zeitlich und kulturell adäquater Pädagogik anzu- bieten." "Leitbild": "Unser Tun und Wollen dient Allahs Wohl- gefallen und um die Schönheit des Islam zum Funkeln zu bringen. Wir wollen sinnerfüllt tätig sein, bezogen auf Allah, die Umma" - diese ist dann als "Gemeinschaft" definiert - "und uns selbst." In dem Kindergarten wollen Sie Integration in den Westen leben? Meinen Sie das ernst? Sind dort Kontrol- leure vorbeigekommen, und wie betrachten die das? Da fragt man sich halt: Was ist los in Wien? Wie geht es in Wiener Kindergärten tatsächlich zu? Und nehmen Sie das alles billigend in Kauf? Sie proklamieren es ja zum Teil. Also die Abteilung heißt nicht nur "Integration", sondern sie heißt "Integrati- on und Diversität". Wenn man das proklamiert, diese Diversität, sodass man den Leuten sagt: "Ja, wie ihr euch zu Hause verhaltet, so macht hier weiter, es ist alles bunt." (VBgm Dominik Nepp, MA: Mehr Farben als im Regenbogen!), dann muss man natürlich sagen: Dann verhalten sich diese Leute so, und dann haben wir halt genau das, was sie zu Hause machen, nämlich die Schlacht von Gallipoli zu feiern, auch hier. Auch das ist ein Ergebnis Ihrer Integrationspolitik, meine Damen und Herren! Deswegen, um Ihnen vielleicht ein bisschen auf die Sprünge zu helfen und ein wenig unterstützend zu wir- ken, weitere Beschlussanträge: nämlich einen Beschlus- santrag, die Kindergartenkontrollen zu verstärken. Wir haben das durchgerechnet und sind auf Grund der sich verschlechternden Situation auf einen Bedarf von 76 Kontrolleuren gekommen, die wir hiermit beantragen. (Beifall bei der FPÖ.) Zum Zweiten kann es natürlich nicht sein - genau so, wie es Frau Ates gesagt hat -, dass Kinder im Kindergar- ten und in der Schule, nämlich in der Pflichtschule, Kopf- tuch tragen. Das sind öffentliche Einrichtungen, und wie wir das Kopftuch sehen, nämlich als Zeichen der Unter- werfung der Frau unter den Mann, hat das in der jugend- lichen Entwicklung, hat das in einem Kindergarten, hat das in einer Volksschule und hat das in einer Pflichtschu- le nichts verloren. (Beifall bei der FPÖ.) Denn selbst Auskunftspersonen - ich glaube, es war seitens der IGGÖ - sagen, dass das Kopftuch für Minder- jährige angeblich nicht notwendig sei. Man kann auch - da werden Sie auch zustimmen - von Freiwilligkeit in diesem Alter nicht reden. Hier werden Kinder indoktri- niert, hier werden ihnen Kleidungsideale eingeimpft. Sie werden vielleicht auch den Artikel in "Das Biber" kennen, der von einer "Generation Haram" spricht. Wir können daher nur fordern - und ich hoffe, Sie stimmen uns zu -, dass ein Kopftuchverbot in Pflicht- schulen, in Kindergärten und in sonstigen Kinderbetreu- ungseinrichtungen notwendig ist. Wir beantragen dies- bezüglich die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Schließlich ein letzter Beschlussantrag, weil wir es auch nicht einsehen, dass es derartige "Role Models" gibt. Kinder orientieren sich selbstverständlich auch an Betreuerinnen im Kindergarten und Lehrerinnen in der Schule, und hier hat der Staat neutral aufzutreten. Das ist für uns eben kein beiläufiges Zeichen religiöser Be- zeugung, wie es so ein Kreuzketterl oder ein sonstiges Symbol der Religiosität ist, wie es beispielsweise eine Kippa ist, sondern es ist für uns ein Zeichen der Ge- schlechtersegregation. Erklären Sie mir einmal, warum selbst volljährige Frauen angeblich ein Kopftuch tragen sollen! Was ist der Geist, der dahintersteht? Ich möchte es volljährigen Frauen nicht absprechen, die sind erwachsen. Genauso, wie man Menschen nicht verbieten kann, ein T-Shirt mit irgendeinem Spruch darauf zu tragen, solange er sich im rechtlich Erlaubten bewegt. Aber was ist der Geist hinter diesem Kopftuch? Und wollen wir, dass Lehrerinnen das in öffentlichen Bildungseinrichtungen zur Schau tragen? Wir glauben das nicht, und daher der letzte Beschlussan- trag: "Der Gemeinderat fordert die Stadtregierung auf, ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen und sonstiges Personal öffentlicher und nicht öffentlicher Bildungseinrichtungen einzuführen und konsequent zu vollziehen." (Beifall bei der FPÖ.) Meinen Nachrednern darf ich eine Bitte ausrichten. Wie gesagt: Was Sie sagen wollen, wissen wir schon aus unzähligen Rechnungsabschlussdebatten und Bud- gets zuvor. Aber ich gebe Ihnen ein Tipp: Kommen Sie heraus, und sagen Sie einfach "Entschuldigung"! Sagen Sie: "Entschuldigung, es tut uns leid!" Dieses Einge- ständnis wäre eine Basis für einen konstruktiven Neube- ginn. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächs- ter Redner zum Wort gemeldet ist Herr Kollege Vetter- mann. Selbstgewählte Redezeit sind 8 Minuten, die ich auch einschalte. Sie haben das Wort. GR Heinz Vettermann (SPÖ): Herr Vorsitzender! Lieber Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich finde, ehrlich gesagt, der letzte Appell ist eher ein Zeichen von Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Dementsprechend wer- de ich zwar jetzt auf das eine oder andere, aber haupt- sächlich auf die Bildung eingehen und nicht auf alles, nachdem Sie ja über alles Mögliche, was Sie persönlich interessiert, aber halt nicht thematisch zugeordnet ge- sprochen haben. Das ist Ihr gutes Recht. Zum Kollegen Wiederkehr: Ja, das mit der Gerech- tigkeit stimmt. Es stimmt, dass das nicht überall durch- gesetzt ist. Wir haben darüber ja auch schon oft disku- tiert, dass wir auch Antworten haben, die Sie teilweise mittragen können. Das wäre stärker eine gemeinsame Schule, da glaube ich, das haben wir so halb und halb. Und Ganztagesschule: Da sind wir ganz einer Mei- nung, dass dazu auch strukturelle Änderungen gehören. Solange wir das nicht schaffen, wird es in der Tiefe nicht klappen. Aber natürlich muss Wien da einiges tun, und ich glaube überhaupt nicht, dass alles in Ordnung und supi ist. Wir beide, aber auch Kollegin Schwarz waren ja schon beim Runden Tisch über Gewalt. Ich war übrigens auch dann noch bei der nächsten Arbeitsgruppe zu Sus- pendierungen, wo auch über klare Handreichungen und über die wirkliche Durchführung gearbeitet wurde. Wir haben auch klare Vereinbarungen mit der Polizei, die auch dort berichtet hat, wie sie die Dinge sieht, zwar jetzt nicht überdramatisch, aber natürlich durchaus auch kooperativ. Das heißt, da geschieht es so weit. Dass der Chancenindex eine wichtige Sache wäre, wenn man in Brennpunktschulen etwas machen möchte, ist richtig. Wir haben es ja schon erstmals durchgesetzt gehabt bei dem Integrationspaket, erstmals war es so. Nur, jetzt ist es wieder abgeschafft, jetzt ist wieder alles anders. Das heißt, wir wissen ja, was zu tun ist. Ich war kein Freund von allem, was vom Bundesministerium gekom- men ist, auch wenn sozialdemokratische Minister, Minis- terinnen drinnen waren, aber diese Rückschritte hat es eindeutig nicht gegeben. Und das Integrationspaket war ein Fortschritt, der jetzt zurückgenommen wurde. Zu den Sozialarbeitern möchte ich sagen: Ja, das Unterstützungspersonal wird kommen. Es wird vielleicht sogar ein bisschen mehr werden, als im Regierungspro- gramm steht, aber nicht gleich hier und heute, weil wir nicht in dem Moment anspringen können. Aber es ge- schieht etwas, und es ist ja auch schon etwas gesche- hen. Zur Kollegin Schwarz: Förderung und Forderung, bin ich total dafür! Ich weiß auch nicht genau, wieso Sie immer glauben, wir diskutieren nicht gern oder hören nicht zu. Ich meine, zuhören und verstehen ist eine Sa- che, einverstanden sein die andere. Das heißt, dass ich nicht mit allem einverstanden bin, zugegeben, aber dass wir in einen echten Diskurs kommen. Sie haben auch richtigerweise gesagt, jeder Sechste hat tatsächlich auch Probleme, wenn er die Pflichtschule verlässt. Übrigens nicht 60 Prozent, wie Kollege Wieder- kehr gesagt hat. Zu den Deutschförderungen und Deutschklassen ganz kurz, aber doch gesagt: Wenn man statt elf Stun- den gesagt hätte, okay, uns ist das so wichtig, wir wollen jetzt 15 Stunden Deutsch machen, wäre es eine super Sache und hätte ja niemand etwas dagegen gehabt. Also ich schon gar nicht, und die SPÖ auch mit Sicherheit nicht. Nur, das Konzept, zu sagen, wir separieren die, ge- ben sie in eine eigene Deutschklasse, was uns organisa- torisch, baulich, und, und, und, und pädagogisch in schwierige Situationen bringt, wo gar nicht klar ist, was für einen Lehrplan ich habe, wo ich ganz unterschiedli- che Menschen habe, Leute, die schon perfekt Englisch können, aber noch gar kein Deutsch, die schon lange in die Schule gegangen sind, ein afghanischer Jungmig- rant, der analphabetisch ist, jemand genau in der Mitte, und die alle kommen mit sechs Jahren zusammen und sollen dann in irgendeiner Form - wir wissen ja noch gar nicht, welcher, weil es sozusagen die Lehrrichtlinie noch gar nicht gibt - unterrichtet werden, also dagegen muss man einfach auch etwas sagen! Jetzt gibt es diesen Kompromiss, der immerhin den Zusammenbruch verhin- dert. Bei den Whiteboards bin ich sehr dafür, wir schaffen auch dauernd welche an. Da muss man nur einmal schauen, dass die LehrerInnenausbildung auch entspre- chend funktioniert, denn wir bilden auch die LehrerInnen aus. Es hat ja keinen Sinn, überall Whiteboards hinein- zustellen und es kann keiner damit umgehen. Also da muss man sagen, das ist ja ein Prozess, der Schritt auf Schritt erfolgen muss. Die Landesschülervertretung: Ja, da kann man mit mir sicher reden. Ich glaube, der Antrag ist ohnehin auf Zuweisung gestellt, also wenn das so wäre, wäre ich auch dabei. Wir haben auch einen ganz guten Arbeits- kreis mit den BildungssprecherInnen gehabt, daher passt es. Zum Kollegen Blind: Ja, die Zahlen sagen etwas aus. Aber die Zahlen sprechen ja für uns, aus meiner Sicht, und daher sehe ich da kein Problem. Ganz im Gegenteil, ich finde, das sind Zahlen, die ich - und ich werde sie dann auch noch bringen - gerne bringe. Dass StR Czernohorszky noch nicht gesprochen hat, liegt einfach an der Tagesordnung. Aber er wird spre- chen, zumindest ist er gemeldet, und die KollegInnen auch. Ich meine, wenn ich als Erster rede und sage, warum sagt der heute nichts - ich weiß nicht, hie und da gibt es Dinge, die versteht man echt nicht. (Beifall bei der SPÖ. - GR Armin Blind: Kollege, Sie müssen zuhören!) Ja, das habe ich getan. (GR Armin Blind: Ich habe auch gesagt, warum ich zuerst spreche!) Die LehrerInnen, mit denen im Büro des Stadtschul- rats diskutiert wurde - was hat der Stadtschulrat ihnen gesagt? Redet frei und offen, sagt alles, lasst euch nicht zurückhalten und sagt es durchaus auch der Presse! Das haben sie ja auch getan. (Zwischenruf von GR Ar- min Blind.) Das war der Inhalt des Gesprächs, also was soll's? Ich bin ja Mitglied im Stadtrechnungshof, das ist et- was, was uns verbindet. Da habe ich das auch ganz genau gehört, was über die Vereine gesagt wurde. Es war tatsächlich viel Kritisches, aber dass da Geld ver- brannt wurde, ist tatsächlich nicht vorgekommen! Also, da haben wir etwas Unterschiedliches gehört. Ich werde mich jetzt auch nicht wirklich auf die Leit- kulturdebatte einlassen, weil mich die zu sehr wegzieht von meiner selbstgewählten Zeit. Aber dass Sie als FPÖ sagen, wir machen alles nur aus Machterhalt, finde ich lustig bei der Brutalität beim Umfärben. Sie sind im Bund für Redezeitbeschränkungen, hier natürlich nicht, weil in Opposition - immer so, wie es der Partei nützt von den Blauen. Durchpeitschen von 60-Stunden-Woche und 12- Stunden-Tag, de facto mit keiner parlamentarischen Begutachtung, rein nur auf Machterhalt, und sich dann hierher stellen und sagen, sie machen Dinge aus Macht- erhalt, das finde ich, ehrlich gesagt, zynisch und provo- kant. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Also da werden wir in keinen inhaltlichen Diskurs kommen können. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich werde vielleicht eine Minute länger brauchen, aber ihr seht ja, es ist vielleicht notwendig. Denn ich komme jetzt einmal ganz kurz zu den Zahlen. Ich wollte diese nämlich auch noch ganz kurz erwähnen, in einer Art Wordrap. Wenn man nämlich sagt, Bildung ist in Zahlen ge- gossene Politik: 1,6 Milliarden, davon 800 Millionen für die Kinderbetreuung. Ja, das sind die Zahlen, nur: Was sagen sie uns? Das zeigt eben, im Gesamten gesehen, wie wichtig Wien das ist, wie viel wir da hineingeben. Was ist damit geschehen? 127 neue Klassen. Es werden Bildungscampusse gebaut, Stichwort Attems- gasse. Wir bauen, wir renovieren! Wir haben hier ge- meinsam das Schulsanierungspaket II, SUSI genannt, beschlossen, einstimmig übrigens, mit allen Stimmen. Da geht etwas weiter. Das ist auch abgestimmt mit den Bezirken. Wir haben PFERD, BINDE, also Programme, die funktionieren, wo die Sachen in der Zeit und in den Kos- tenrahmen bleiben, ausgebaut werden. Das alles kann man sich anschauen. Die Nachmittagsbetreuung funktio- niert. Hier wird auch das zusätzliche Unterstützungsper- sonal angestellt, von dem wir gesprochen haben, diese 100 Personen. Wir haben die Förderung 2.0, die VHS, die Bildungs- grätzel, wo diese Zusammenarbeit passiert. Den Waren- korb, der bedeutet, dass SchülerInnen - jetzt mit großem I - auch entsprechend zu den Utensilien kommen, dass sie sich den Schulbesuch in dem Sinn auch leisten kön- nen. Wir haben die gesunde Jause. Wir haben Aktivitä- ten, die zum Beispiel auch Schwächere bei den Ferien unterstützen. Das alles sind Dinge, die in Bildung zu den Kindern, zu den Jugendlichen kommen und diese auch entsprechend sozial abfedern. Das alles wollte ich in dem Wordrap deshalb sagen, weil ich sage: Danke, Stadtschulrat, einmal für die Lehre- rinnen und Lehrer - sie sind bei uns ja nur ein Durch- gangsposten -, aber für die gute Arbeit! Und natürlich auch der MA 56! Denn der Rechnungsabschluss zeigt eben, dass Bildung einen zentralen Schwerpunkt in Wien bildet. Das ist gut für die Kinder, gut für die Zukunft, gut für Wien. Wir können daher frohen Mutes zustimmen. Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Restrede- zeit der SPÖ sind 32 Minuten. Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Emmerling. Selbstgewählte Redezeit sind 10 Minuten, Restredezeit der NEOS 13 Minuten. Ich schalte Ihnen die 13 Minuten ein. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich möchte jetzt kurz wegkommen von der Bildungs- debatte und ein ganz anderes wichtiges Thema anspre- chen. Ich möchte Sie ansprechen als Stadtrat für Jugend und als Verantwortlichen für das Jugendamt und die Jugendobsorge. Da gibt es doch im letzten Volksanwalt- schaftsbericht einige Kritikpunkte, die großen Grund zur Sorge bereiten. Es geht um Kinder und Jugendliche, für die das Ju- gendamt zuständig ist, Kinder und Jugendliche, die teils schon sehr Schlimmes erleben mussten in ihrem Leben, in solchem Ausmaß, dass eben das Jugendamt ein- schreiten musste. Kinder, die meist nicht für sich selbst sprechen können und deshalb unser besonderes Au- genmerk verdienen, und vor allem das von Ihnen. Die volle Erziehung, also die Obsorge durch das Ju- gendamt, sollte eigentlich immer nur der letzte Ausweg sein, wenn die Gefährdung eines Kindeswohls nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Es gibt aber davor eigentlich eine Reihe von Maßnahmen, die gesetzt wer- den können, um die Familien bei der Erziehung zu unter- stützen. Hier ist besonders auffällig, dass in Wien das Ver- hältnis von der Übernahme in volle Erziehung und Maß- nahmen zur Unterstützung der Erziehung besonders schlecht ist. Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist es so, dass in Wien 40 Prozent aller Maßnahmen die volle Obsorge betreffen, sprich, 40 Prozent der gefährde- ten Kinder werden gleiche in volle Obsorge genommen. In den anderen Bundesländern haben wir einen Schnitt von 20 Prozent. Da muss man sich schon die Frage stellen: Warum ist das so? Wir haben auch zu wenige sozialtherapeutische Plät- ze, also Plätze für Kinder, die besondere pädagogische Betreuung benötigen, die unter psychologi- schen/psychiatrischen Erkrankungen leiden und entspre- chen qualifizierte Betreuung brauchen. Auf insgesamt 2.217 Plätze kommen nämlich nur 100 dieser speziali- sierten Einrichtungen. Ich glaube, das ist für eine Groß- stadt wie Wien wohl eindeutig zu wenig. (Beifall bei den NEOS.) Die Kinder, die dann dort untergebracht sind, sind de- finitiv falsch dort, und das führt auch zu Folgeproblemen. Sie werden nicht fachgerecht unterstützt, so wie sie es benötigen würden. Andere dort untergebrachte Kinder sind überfordert, fühlen sich teils bedroht, und das Per- sonal wird in eine Überforderung gedrängt. Ein weiterer Punkt: Wien hat 198 Betreuungsplätze außerhalb Wiens. Das ist auch ein Problem, das die Volksanwaltschaft sehr kritisch gesehen und kritisiert hat. Mit diesen Plätzen, die sich nicht in Wien befinden, son- dern außerhalb in den Bundesländern, kann oft der Kon- takt nicht aufrechterhalten werden zu den Eltern, zu den wichtigsten Bezugspersonen, die sie ja immer noch sind, obwohl vielleicht die Betreuung der Kinder, der Jugendli- chen nicht gewährleistet sein kann auf Grund unter- schiedlichster Umstände, manchmal auch auf Grund der Behinderung der Eltern. Aber diesen Bezug zu den Be- zugspersonen aufrechtzuerhalten, ist wohl das Wichtigs- te. Teilweise gibt es Unterbringungen in Gegenden, in die die Fahrt der Eltern mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr zumutbar ist. Zum Beispiel hätte ein behinder- ter Elternteil - da war dies der Fall - über vier Stunden fahren müssen. Das ist für die weitere Entwicklung der Kinder sicher nicht gut. Da gab es ein Geschwisterpaar, das in Admont un- tergebracht wurde. Man hat in Wien nicht zwei Plätze für diese zwei Kinder gefunden, die mussten in die Steier- mark gebracht werden, weit weg von ihren Eltern, die selbst behindert sind. Vier Stunden Anfahrt mit den öf- fentlichen Verkehrsmitteln, quasi keinen Kontakt mehr, und man hat es nicht geschafft, Geschwisterkinder ge- meinsam in Wien unterzubringen. Ich sage Ihnen: Das kann in einer riesigen Stadt wie Wien doch nicht sein! Warum ist das so? Hier fehlt es an allen Ecken und Enden! Die hohe Fluktuation des Personals ist ein weiterer Punkt, der Grund zur Sorge macht. Ich habe es schon gesagt: Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind das Wichtigste für die Kinder. Und wenn es nicht mehr die Eltern sind, dann sind es bei Kindern, die in voller Obsorge eines Jugendamtes sind, die Betreuungsperso- nen. Diese Beziehungen sind das Wichtigste für die positive Entwicklung des Kindes. Wohin das führen kann, wenn das nicht so ist, haben wir zum Beispiel in der Steinergasse gesehen. Dort wur- den 20 schwerstbehinderte oder mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche betreut. Die Mitarbeiter haben von schwerwiegenden Mängeln auf Grund von Ver- säumnissen und auch Inkompetenz der Leitung berich- tet. Eine adäquate Betreuung war letztlich nicht mehr möglich. Die Kinder mussten umgesiedelt werden. Sie haben ihre gewohnte Umgebung verloren. Sie haben ihre Betreuungspersonen verloren und wurden in neuen Einrichtungen untergebracht. Wir haben hier also massive Herausforderungen: Es erfolgt eine viel zu schnelle Abnahme von Kindern, wie man feststellen kann, wenn man sich das im Bundeslän- dervergleich anschaut. Wir haben zu wenige sozialthera- peutische Plätze, nämlich 100 im Vergleich zu insgesamt über 2.100 Plätzen. Wir können in Wien nicht gewähr- leisten, dass Geschwister gemeinsam untergebracht werden, wobei ich meine, dass es der größte Skandal überhaupt ist, wenn man Kinder voneinander trennen muss oder sie weit weg von ihren Eltern unterbringen muss. Außerdem haben wir durch schlechte Arbeitsbe- dingungen eine hohe Fluktuation des Personals in den Betreuungseinrichtungen. Hier braucht es definitiv eine entsprechende Dotie- rung, das ist klar. Da soll nicht am falschen Ende gespart werden, nämlich dort, wo keiner genau hinschaut, wo es Menschen, Kinder und Jugendliche, betrifft, die sich nicht gut organisieren können, die sich nicht zu Wort melden werden und die nicht für sich selbst sprechen können. Herr Stadtrat! Diese Themen liegen genauso in Ihrer Verantwortung wie die gesamten Bildungsherausforde- rungen, über die wir in der ersten Runde hier gesprochen haben. Diesbezüglich habe ich aber eigentlich noch sehr wenig von Ihnen gehört! Sparen kann man sicherlich an anderen Ecken und Enden. Dazu haben wir heute und auch in der Vergan- genheit bereits viele Beispiele gebracht! - Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ge- meldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. Die selbstge- wählte Redezeit beträgt 10 Minuten. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Sehr ge- ehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kollegen! Zu dieser späten Stunde erzähle ich Ihnen jetzt keine Neuigkeit, wenn ich Folgendes sage: Eine Grundlage für persönliche wie gesellschaftliche Entwicklung ist die Fähigkeit, aus Vergangenem zu lernen. Das gilt umso mehr für die Politik, wo man schneller und zielgerichteter lernen müsste, ganz nach dem Motto: Problem erkannt, Lösung umgesetzt. Dass die Probleme erkannt werden, sehen wir im In- tegrationsbereich auf Bundesebene schon seit Länge- rem: Wir haben erkannt, dass Grenzen nicht nach Belie- ben offen gehalten werden können. Wir haben erkannt, dass Willkommenskultur eine Ideologie, aber definitiv kein Ansatz zur Integration zig Tausender Menschen ist. Wir haben erkannt, dass Integration Angebot und Ver- pflichtung ist. Wir haben erkannt, dass bei Nichteinhal- tung dieser Verpflichtungen Sanktionen notwendig sind. Wir haben erkannt, dass es in Österreich auch Men- schen gibt, die an einer bewussten Veränderung unserer Kultur und Lebensweise arbeiten, und wir bezeichnen das inzwischen richtigerweise als politischen Islam. - Zusammengefasst: Wir haben erkannt, dass es falsch und kurzsichtig ist, Integrationsprobleme nicht anzuspre- chen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Problem erkannt und Lösung umgesetzt: Das ist auf Bundesebene geschehen, etwa mit dem Integrationsge- setz 2017, bei dem Integrationsverpflichtungen und Sanktionen zum ersten Mal in ein Verhältnis gebracht wurden. Warum Sanktionen wichtig sind, zeigt Ihnen ein Bei- spiel: Mit Inkrafttreten des Integrationsgesetzes im Juni 2017 wurden Verbindlichkeiten geschaffen. Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte müssen seitdem eine Integ- rationserklärung unterzeichnen, Werte- und Orientie- rungskurse und Deutschkurse besuchen. Der bedeuten- de Zusatz dabei ist: Bei Nichterfüllung droht die Kürzung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung. Und siehe da! Siehe da: Seit Inkrafttreten vor einem Jahr erfolgt eine Zunahme an Beratungen im Vergleich zum Vorjahres- zeitraum um 70 Prozent. Und die Anzahl der Frauen in Beratung, Frau Kollegin Huemer, hat sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt! (Zwischenruf von GRin Birgit Hebein.) Die Außenministerin und der ÖIF setzen einen Integ- rationsschwerpunkt auf Frauen, vielleicht sollten Sie sich darüber einmal informieren, bevor Sie über die Bundes- regierung urteilen! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Anhand des Beispiels des ÖIF erkennen wir: Integra- tionsmaßnahmen sind dann wirkungsvoller, wenn sie verpflichtend eingefordert werden. - Sie sehen: "Problem erkannt, Lösung umgesetzt" wird auf Bundesebene ge- handhabt, in Wien leider nicht. Zwei kleine Beispiele dazu: A1-Sprachkurse sollten laut Integrationsgesetz einen Werte- und Orientie- rungsteil enthalten. In Wien ist das leider nicht der Fall. Daher stellen wir einen dementsprechenden Antrag, damit auch die A1-Sprachkurse in Wien den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. (Beifall bei der ÖVP.) Stichwort Sprachvermittlung: Sie sagen uns ja regel- mäßig, dass Sprache Bewusstsein schafft. - Sprache schafft auch das Bewusstsein, sich in eine kulturell und sprachlich unterschiedliche Aufnahmegesellschaft integ- rieren zu müssen. Daher ist es sinnvoll, Teilnehmern der "Start Wien"-Module von Beginn an die Bedeutung der deutschen Sprache beizubringen. Wir stellen daher den Antrag, dass nach dem Vorbild der ÖIF-Werte- und Ori- entierungskurse die "Start Wien"-Module nicht nur mut- tersprachlich abgehalten werden, sondern in Deutsch mit muttersprachlicher Übersetzung. (Beifall bei der ÖVP.) Das waren jetzt zwei technische Detailfragen. Der Teufel steckt aber bekanntlich in Wien nicht nur im De- tail, sondern ganz besonders in der rot-grünen Ideologie, und ich spreche für den Bereich der Integration das Leitmotiv an, das im rot-grünen Regierungsübereinkom- men 2015 grundgelegt ist. Dieses Leitmotiv heißt: Will- kommenskultur. Und zum Wort Willkommenskultur fällt mir im Jahr 2018 nur mehr etwas ein, nämlich das Wort überholt. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Überholt ist das erstens, weil wir ja bereits gelernt haben, dass Integration eben nicht nur über freiwillige Angebote funktioniert, sondern dass Integration eine Leistung ist, die verpflichtend sein und erbracht werden muss. Überholt ist das zweitens, weil sich das rot-grüne Regierungsprogramm ausschließlich mit Integrationsan- geboten für neu Zugewanderte auseinandersetzt, insbe- sondere mit Asylwerbern, Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten. Dabei wird eine nicht ganz unmaß- gebliche Gruppe völlig vergessen, nämlich die Gruppe der Migranten der zweiten und dritten Generation, insbe- sondere Muslime, bei denen Integrationsversäumnisse immer offensichtlicher in den Vordergrund treten. Meine Kollegin ist in diesem Zusammenhang bereits auf die dramatischen Situationen in Wiener Schulen und Kinder- gärten eingegangen, und es ist wichtig, dass der Fokus der Öffentlichkeit jetzt auf diesen Missständen liegt. Nach wie vor aber völlig negiert wird die Elterngene- ration. Dabei geht es vor allem um jene Eltern, die ihre Kinder bewusst in Islamkindergärten schicken, um jene Eltern, die ihre Kinder bewusst an Kriegsspielen in Mo- scheen teilnehmen lassen, um jene Eltern, die ihre Volksschulkinder bewusst verschleiert in die Schule schicken, und um jene Väter, die sich bewusst weigern, Lehrerinnen bei Elterngesprächen die Hand zu geben. All dies ist Evidenz für eine Erkenntnis: Durch die In- tegrationsbemühungen der Stadt Wien wurden in den vergangenen Jahren vielleicht jene integriert, die sich ohnehin integrieren wollten, aber definitiv nicht jene, die sich nicht integrieren wollen. Schlimmer noch: Die rot- grüne Regierung hat jahrzehntelang bei der Bildung von muslimischen Parallelgesellschaften zugesehen, hat sie schöngeredet, hat Decken des Schweigens ausgebreitet und kritische Stimmen systematisch unter Druck gesetzt. (Beifall bei der ÖVP.) Die Ideologie Willkommenskultur ist daher in zweier- lei Hinsicht überholt, weil sie erstens Integration nicht als verpflichtende Leistungserbringung versteht und weil sie zweitens Integrationsmaßnahmen für die zweite und dritte Generation, die sich nicht integrieren wollen, nicht einmal erwähnt. Es ist daher hoch an der Zeit, dass wir Integrationspolitik in Wien auf realistische Annahmen stellen! Ersetzen wir die überholte Ideologie Willkom- menskultur durch den zeitgemäßen Ansatz Integration durch Leistung! Ich sage: Wien benötigt ein ressortübergreifendes grundlegendes und neues Integrationskonzept, und diesem Konzept sollte dann auch die Förderung von Vereinen folgen. Momentan stellt sich die Fördervergabe ja etwas chaotisch dar, besonders bei ressortübergrei- fender Betrachtung. Was wir stattdessen brauchen, sind klare Förderrichtlinien in Abstimmung mit dem neuen Integrationskonzept, konkrete, messbare Ziele als Grundlage für Förderwürdigkeit und eine konsequente Überprüfung, ob die Ziele auch wirklich eingehalten wurden. (Beifall bei der ÖVP.) Besonders erwähnen muss ich, was ich am Budget der MA 17 besonders vermisse, nämlich einen Budget- posten, der für Maßnahmen gegen die Verbreitung des politischen Islam reserviert ist. Wir haben nämlich er- kannt: Radikalisierung im Sinne des IS ist eine Sache. Aber genauso gefährlich ist die Gefahr der Verbreitung des politischen Islam, der bewusst auf eine Islamisierung der westlichen Gesellschaft abzielt. Geschätzte Damen und Herren! Diesfalls müssen wir wachsam und konse- quent in der Bekämpfung sein! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich fasse zusammen: Wien braucht eine Neuordnung der Integrationspolitik, die Probleme erkennt, benennt und angeht. Ich bringe daher folgenden Antrag ein: Ers- tens: Abgehen von der Ideologie Willkommenskultur und hin zu dem Konzept Integration durch Leistung. Die Balance von Angeboten und Sanktionen muss wieder- hergestellt werden. Integrationsverweigerung muss Sanktionen zur Folge haben. Zweitens: In diesem Kon- zept müssen Strategien und Maßnahmen zur Integration von Migranten zweiter und dritter Generation enthalten sein, die keine Integrationswilligkeit zeigen. Drittens: Ausrichtung der Fördervergabe an konkrete Vorgaben und Zielsetzungen und klare Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse. Diese Vorgaben und Zielsetzungen sollten dementsprechend natürlich ressortübergreifend sein. Meine Damen und Herren! Beweisen Sie Weitblick für Wien! Nehmen Sie Ideologie aus der Integrationspoli- tik heraus, und erarbeiten wir gemeinsam ein zeitgemä- ßes Integrationskonzept! - Danke schön. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als nächste Rednerin ist Frau GRin Mag. El-Nagashi zu Wort gemel- det. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GRin Mag. Faika El-Nagashi (GRÜNE): Sehr geehr- ter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren, Gäste auf der Galerie, Zu- sehende im Livestream! Integration in Wien ist von der Frage der Menschen- rechte nicht zu trennen. Das ist weder verwerflich noch träumerisch, ganz im Gegenteil! Es bräuchte viel mehr davon. Wien ist damit vorbildhaft im Sinne von Demokra- tiekultur, Emanzipation und Partizipation. Das ist nämlich der Kern von Integrationspolitik, von der Sie keine Ah- nung haben, an der Sie kein Interesse haben und mit der Sie Schindluder treiben, indem Sie Ängste und Unsi- cherheiten schüren und auf Geflüchtete und die muslimi- schen Communities lenken. Integration in Wien ist ein Weg, der nur gemeinsam möglich ist. Deswegen zählen wir auf die Arbeit, auf die Erfahrung, auf die Expertise, auf das Engagement der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vereinen, in den NGOs, in den Beratungsstellen und auf ihren Beitrag bei der Vermittlung von Sprache und ihren Bei- trag an Beratung, Unterstützung und Begleitung beim Ankommen. Denn das ist es, worum es geht: Ein An- kommen zu ermöglichen, eine Orientierung möglich zu machen, damit man einen Platz in der Gesellschaft fin- den kann, der es ermöglicht, Teil der Gesellschaft zu sein. Dieses Ankommen kann nun begleitet sein von Buh- Rufen, von Schikanen, von Diskriminierung und von sonstigen ausgrenzenden Anwandlungen, wie Sie es gut können, oder von einem Willkommen, welches das viel- leicht ein wenig erleichtert, was bevorsteht, nämlich die sprachlichen Herausforderungen, die Arbeitsmarktin- tegration, die Hürden des Bildungssystems, das Leben zwischen Kulturen, zwischen alten und neuen Gepflo- genheiten und ganz banalen Wünschen betreffend ein Leben in Sicherheit und Frieden für sich und die eigene Familie, kurz: "Life, liberty and the pursuit of happiness." Sie allerdings diffamieren die Arbeit der Stadt und ih- rer Magistratsabteilungen und fordern eine Abkehr von der Willkommenskultur. - Ich lese Ihnen einmal vor, wie wir Willkommenskultur ins Regierungsübereinkommen geschrieben haben. "NeuzuwanderInnen" - und Männer sind hier mitge- meint (GR Mag. Wolfgang Jung: Das verstehen sie si- cherlich!) - "brauchen Unterstützung und Orientierung, um die mitgebrachten Fähigkeiten und Fertigkeiten rasch in die Gesellschaft einbringen zu können." - Sogar Sie könnten hier einen Aspekt von Leistung herauslesen! Ich zitiere weiter: "Es sind heute vor allem Menschen aus EU-Staaten, die nach Wien kommen, sich einbringen und ihre Zukunft hier gestalten. Eine Herausforderung liegt aber auch in der dynamischen Entwicklung der Flüchtlingszahlen. Wien lässt Menschen, die aus Krisen- gebieten fliehen mussten, nicht im Stich. Um ihnen Ori- entierung zu bieten, braucht es Maßnahmen in den Be- reichen Bildung, Ausbildung, Arbeitsmarkt sowie Zu- sammenleben." Die ÖVP und FPÖ wollen also eine Abkehr davon! Was ist denn Ihr Modell? (GR Armin Blind: Das haben wir schon gesagt!) Etwa das, was Sie derzeit in Nieder- österreich treiben? Dort haben 110 Menschen im Cari- tas-Flüchtlingsheim St. Gabriel in Maria Enzersdorf ge- wohnt, davon 24 Minderjährige, 37 körperlich oder psy- chisch kranke Erwachsene und ihre 47 Angehörigen. Ein Teil dieser Menschen - und wenn es nach der FPÖ ge- gangen wäre, dann hätte es alle getroffen! - werden jetzt in eine andere Unterkunft verlegt, ohne Not, aber mit Zwang. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sagen Sie auch dazu, dass das nach vielen Randalen und Polizeieinsätzen, und so weiter geschehen ist!) Die Menschen werden aus ihrem sozialen Umfeld, Kinder aus den Schulen gerissen. Viele Kranke haben ihre ärztliche Versorgung in der Region oder Therapien in Wien. Sie fürchten, diese nicht mehr wahrnehmen zu können. Manchen steht eine Operation bevor, andere haben eine Lehrstelle in der Nähe von St. Gabriel gefun- den. "Wenn Sie mir diesen Ort wegnehmen, weiß ich nicht mehr, wohin." - So beschreibt eine Bewohnerin ihre Situation. Es ist dies eine Betreuungseinrichtung für psychisch kranke Flüchtlinge, für krebskranke Personen, für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, für Pflegebedürftige, für schwer Traumatisierte. Auch die Ordensbrüder der Steyler Missionare, denen das Kloster, in dem sich die Unterkunft befindet, gehört, sprechen sich für den Verbleib der Geflüchteten aus. 300 Menschen kamen im strömenden Regen zum Protest vor dem Kloster, unter ihnen der katholische Geistliche, Missionswissenschaftler und ehemalige Ge- meindepfarrer Jakob Mitterhöfer sowie Pater Franz Helm, bis März Generalsekretär der Superiorenkonfe- renz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs. Letzterer ist ein direkter Nachbar, und er setzt sich eben- so für das Flüchtlingsheim ein wie die Caritas, die das Heim betreut. Ist das Ihre Abkehr von der Willkommenskultur? Stel- len Sie sich das so vor? Ist es das, was Sie für Wien wollen? - Die Verlegungen haben bereits begonnen. Unter denjenigen, die umziehen müssen, sind eine Frau, die unter Hypoplasie und spastischen Lähmungen leidet sowie ein russischer Künstler, 77 Jahre alt, psychisch krank und pflegebedürftig. Er wurde ebenso abgeholt wie ein Asylwerber, der wegen rasch fortschreitender Multip- ler Sklerose auf den Rollstuhl angewiesen ist, sowie zwei Dialysepatienten, die bereits seit sieben und acht Jahren dort leben. In Niederösterreich ist es übrigens der FPÖ- Landesrat Waldhäusl, der die ÖVP vor sich hertreibt. Das ist derjenige, der allen Ernstes über Hunde mit Mig- rationshintergrund spricht und vor ihnen warnt und der 2016 schon einmal kurzerhand 20 Flüchtlingskinder aus der Feriensommerbetreuung geschmissen hat. Ist das das, wofür Sie stehen? Zeigt sich Ihr Ver- ständnis von Menschlichkeit und Menschenwürde im Besonderen dann, wenn die ÖVP mit der FPÖ zusam- menarbeitet? Ihre Glaubwürdigkeit in der Integrationspo- litik ist gleich null! Wenn parallel zur menschlichen Bruta- lität in St. Gabriel die FPÖ, so wie heute, Anträge stellt, um am Welt-Autismus-Tag ein öffentliches Gebäude blau anstrahlen zu lassen, dann ist Ihre Glaubwürdigkeit null! Wenn Sie Anträge zu De-facto-Berufsverboten für Frauen, die Kopftuch tragen, stellen und das mit Frauen- rechten begründen, dann ist Ihre Glaubwürdigkeit null! Und wenn Sie Anträge zur sprachlichen Gleichbehand- lung stellen, aber im selben Antrag diese Gleichbehand- lung auch in der Sprache verbieten lassen möchten, dann ist Ihre Glaubwürdigkeit null! (GR Leo Kohlbauer: Du bist so glaubwürdig wie dein Friseur!) Ich hoffe, der Vorsitzende hat diesen Zwischenruf gehört! Sie sind die Ersten im Auseinanderdividieren von Menschen und im Boykottieren von Integration! Schwarz- Blau zeigt gerade vor, wie Integrationsboykott geht: Sie kürzen die Mittel für Integration! Sie haben die Mittel für das Integrationsjahr halbiert. Sie halbieren die Ausbil- dungshilfe für Lehrlinge über 18 Jahre, und auch das trifft vor allem geflüchtete junge Menschen. Sie haben die Deutschkurse im Ausmaß von 80 Millionen EUR halbiert, von der Kürzung der Mindestsicherung und der Famili- enbeihilfe für Kinder im Ausland gar nicht zu sprechen. So boykottieren Sie Integration! So treiben Sie Men- schen in die Armut und berauben Generationen ihrer Perspektiven und ihrer Zukunft. Ihre Glaubwürdigkeit ist gleich null! Wenn es um In- tegration geht, dann fabulieren Sie. In Ihren Anträgen loben Sie die gelungene Nichtschließung von Moscheen. Sie sind anscheinend völlig ahnungslos und uninformiert über die Sachlage. (VBgm Dominik Nepp, MA: Genau, eh klar!) Soll so sein. Aber ich sage in aller Deutlichkeit: Aussagen wie, dass es in Wien eine subventionierte und ohne Kontrolle hofierte Islamisierung gebe, sind wissentlich und absicht- lich falsch, und es ist ein Armutszeugnis, dass Sie als Abgeordnete Lügen in Ihre Anträge schreiben! (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Armin Blind: Herr Vorsitzender! Ordnungsruf!) Sie bringen dann auch noch zwei weitere Anträge zu den Grillzonen auf der Donauinsel ein, die Sie schließen lassen wollen, weil die Großfamilien dort angeblich die Nichtgroßfamilien stören würden, wegen Lärmbelästi- gung, Umweltverschmutzung und Feinstaubbelastung. (VBgm Dominik Nepp, MA: Waren Sie dort? Sie haben keine Ahnung! Sie sitzen in Ihrem Bobo-Viertel und trin- ken Matcha Latte!) Aber einen Antrag gegen die City- Maut und für den Lobau-Tunnel bringen Sie ein! Dann haben Sie allerdings von Lärmbelästigung, Umweltver- schmutzung und Feinstaubbelastungen auch keine Ah- nung! (Beifall bei den GRÜNEN. - VBgm Dominik Nepp, MA: Sagen Sie das Ihren Koalitionskollegen! - Zwischen- ruf und ironische Heiterkeit von GR Armin Blind.) Integration in Wien ist ein ganzheitlicher Weg, den wir gemeinsam gehen. Deswegen gilt mein Dank den vielen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere der MA 17, die sachlich und verantwor- tungsvoll die Maßnahmen der Stadt in den Bereichen Spracherwerb, Bildung, Ausbildung, Arbeit, Zusammen- leben und Partizipation, aber auch in der Versachlichung und Messbarkeit und im Bereich der Menschenrechte, den Säulen unserer Integrationspolitik, umsetzen und damit unsere - im Übrigen mehrfach ausgezeichnete - Visitenkarte nach außen sind. In Ungarn bedroht ein Gesetz, das AnwältInnen und AktivistInnen kriminalisiert, wenn sei Geflüchteten helfen, die Arbeit in diesem Bereich. Es mag sein, dass Sie sich diese ungarischen Verhältnisse auch in Wien wünschen, es also unter Strafe zu stellen, anderen Menschen zu helfen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Saudi-Arabien!) Das hat mit dem "Sozial", das Sie als Parteien noch in Ihrem Namen tragen, nichts mehr zu tun! Ich kann Ihnen hier und jetzt versichern, dass das ein Weg ist, den Wien nie gehen wird! (Beifall bei den GRÜNEN.) Es gibt für uns im Gegensatz zu Ihnen nämlich nicht den geringsten Zweifel daran, dass jedes Menschenle- ben gleich schützenswert und gleich viel wert ist. Das ist der Unterschied zwischen unserer Integrationspolitik und Ihrer Integrationspolemik! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: So. Die Re- dezeit war 11 Minuten. Die Restredezeit für die GRÜ- NEN nach der freiwilligen Vereinbarung der Wiener Stunden beträgt 6 Minuten. Leider haben meine Ohren heute gut zugehört: Kol- legin El-Nagashi! Für die Bemerkung: "Die FPÖ schreibt Lügen in ihre Anträge", erteile ich dir einen Ordnungsruf. Herr Kollege Kohlbauer! Für Ihren beleidigenden Zwischenruf zu Kollegin El-Nagashi "Du bist so glaub- würdig wie dein Friseur!" erteile ich Ihnen auch einen Ordnungsruf. Und ich darf Sie bitten, nachdem das trotz Ihrer Jugend schon der zweite Ordnungsruf ist, den Sie von mir bekommen, ein bisschen Ihre Euphorie zu brem- sen! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Maximili- an Krauss. Ich erteile es ihm. StR Maximilian Krauss: Sehr geehrter Herr Vorsit- zender! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren. Vielleicht kann ich mit einer Nachfrage gleich zu Be- ginn zu einer Versachlichung der Debatte beitragen: Wir diskutieren hier jetzt seit knapp 13 Stunden. Es ist dies eine sehr gute und sehr wichtige Debatte. Da Sie heute aber den ganzen Tag solche Phantasien über den an- geblichen 12-Stunden-Tag preisgegeben haben, würde es mich schon interessieren, ob Sie all Ihre Mitarbeiter in Ihren Klubs nach Hause geschickt haben oder ob die freiwillig arbeiten dürfen beziehungsweise ob Sie sie zwingen weiterzuarbeiten, oder ob Sie es wie Herr Kern bei den ÖBB machen, nämlich mit 13 Stunden quasi um eine Stunde zu verlängern. Wie machen Sie das? Das würde mich wirklich interessieren! (Beifall bei FPÖ und ÖVP. - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Vielleicht kann mir der nächste Redner eine Antwort geben, weil das tatsächlich interessant wäre! Wenn wir jetzt allerdings über Bildung und Integration reden und debattieren, dann ist es, glaube ich, durchaus spannend, an einem Tag wie heute, an dem gestern eine Wahl in der Türkei stattgefunden hat, über Integration in Österreich und in Wien zu sprechen. Wenn wir nämlich festmachen müssen, dass Erdogan in der Türkei leider knapp über 50 Prozent macht, dann ist das nicht gut für die Türkei und nicht gut für die Europäische Union, dann ist das aber von unserer Seite zur Kenntnis zu nehmen. Wenn wir dann allerdings erleben, dass er in Wien und in Österreich über 70 Prozent der Stimmen macht und dass das höchste Ergebnis in ganz Europa und höher als in der Türkei ist, dann stelle ich fest, dass das ein Integrati- onsversagen ist, das die SPÖ nicht nur ermöglicht, son- dern auch gefördert hat, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Dass dem tatsächlich so ist und dass das nicht nur eine Behauptung ist, das kann man auch durch Fakten unterlegen und das kann man auch in einem sehr inte- ressanten Interview im heutigen "Kurier" nachlesen. Im heutigen "Kurier" gibt es nämlich eine Analyse, wo Erdo- gan gewählt wird und warum Erdogan gewählt wird, und es wird analysiert, warum in Wien so viele Türken Erdo- gan wählen. Sie wissen das wahrscheinlich, weil Sie vielleicht daran beteiligt sind! (GR Jörg Neumayer, MA: Wie bitte?) Ich möchte es aber trotzdem aussprechen. (Beifall bei der FPÖ. - GRin Safak Akcay: Hallo! - Weite- re Zwischenrufe bei der SPÖ.) Heute wird nämlich im "Kurier" festgestellt, dass 70 Prozent der Türken in Wien Erdogan gewählt haben, und Herr Kenan Güngör, ein Soziologe und Experte, erklärt, dass wesentlich dafür, warum Erdogan in den Ländern gewählt wird, die jeweilige Vereinsstruktur ist, wie die Leute mobilisiert werden, wie die Leute dazu gebracht werden, wählen zu gehen, und welche Ideologien in diesen Vereinen vorherrschen. Dass die SPÖ massive Subventionen in diese Rich- tungen verschiebt und an Vereine gibt, das können Sie nicht abstreiten, und insofern haben Sie daran eine Be- teiligung! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf bei der SPÖ.) Nun könnten wir uns auch etwas herausnehmen: Da gibt es zum Beispiel den Verein für österreichisch türki- sche Freundschaft, der so etwas meines Wissens nicht betreibt. Allerdings muss man sagen, dass man sich doch an einem Tag wie heute von einem Verein für ös- terreichisch türkische Freundschaft, der mit 10.000 EUR subventioniert wird, eine Erklärung oder eine Distanzie- rung oder eine Stellungnahme erwarten könnte, in der gesagt wird: Nein! Hier in Österreich wollen wir solche Radikalismen, wie sie Herr Erdogan verbreitet, eigentlich nicht haben! So etwas wollen wir nicht! (Beifall bei der FPÖ.) So viel zu den gestrigen Wahlen und zu dem, was hier in Wien passiert ist. Es gab nämlich heute in der Nacht wieder Siegesfeiern, bei denen Autokonvois durch den 10. Bezirk gefahren sind und türkische Fahnen ge- hisst wurden. Das stört Sie anscheinend nicht! Uns stört es schon! Zum Thema Bildung: Ja. Wir haben es heute gehört, und mein Vorredner, Kollege Blind, hat schon einiges gesagt. Gott sei Dank kommen endlich die Deutschklas- sen, die wir schon seit Jahren gefordert haben! Wenn diese früher gekommen wären, dann würden wir uns auch jetzt viele Probleme ersparen, die wir uns leider eingehandelt haben! Jetzt, da es im Bund diese Reformkoalition gibt und diese positiven Maßnahmen gesetzt werden, ist es natür- lich auch die Aufgabe der Stadt Wien und des Stadt- schulrates, hier nicht zu blockieren und auch nicht nur Dienst nach Vorschrift zu verrichten, sondern bestmög- lich mitzuarbeiten, um die Gesetze, wie sie im National- rat beschlossen wurden, auch umzusetzen. Wenn wir jetzt in Wien bald über 300 Klassen haben, dann ist das ein sehr guter erster Schritt, und bis zum nächsten Jahr wird das bestimmt bei allen Klassen ermöglicht werden können, denn dann wird man auch bezüglich Schulraum, et cetera keine Ausreden mehr haben, und dann wird das in ganz Wien Einzug halten, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Es gäbe noch eine Reihe von weiteren Punkten, die wir jetzt überlegen und die auf Bundesebene andiskutiert sind, wie das Kopftuchverbot oder Deutsch als Um- gangssprache in den Schulen. Diese Punkte sind sehr gut und sehr positiv und werden in den nächsten Jahren auch definitiv Umsetzung finden, und ich hoffe, dass die Stadt Wien dann auch offener an diese Sache herange- hen und den offensichtlichen Integrationsverweigerun- gen, die in diesen Bereichen stattfinden, energisch ent- gegentreten wird! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, die Conclusio im Bildungsbereich und im Integrationsbe- reich kann nur sein, dass in dieser Stadt sehr, sehr viel falsch gelaufen ist, dass wir jetzt auf Bundesebene aller- dings Entscheidungsträger haben, die bereit sind, das wieder in eine positive Richtung zu lenken, und dass wir hier deswegen unser Bestmögliches geben müssen, um sie zu unterstützten. - Vielen Dank. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Akcay. Ihre selbstge- wählte Redezeit beträgt 8 Minuten. - Bitte. GRin Safak Akcay (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsit- zender! Werter Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kolle- gen! Auch wenn es die Opposition nicht so gerne hört: Wir leben wir in einer Stadt, die vielfältig ist an verschiede- nen Kulturen, Religionen, Lebensweisen und vielem mehr. Wir leben in einer Stadt, in der täglich 200 Spra- chen gesprochen werden und in der das Zusammenle- ben im Vergleich zu vielen anderen Städten gut funktio- niert. Und diese Stadt wurde zum neunten Mal als le- benswerteste Stadt der Welt ernannt. All das gelingt uns natürlich auch nur, weil alle Wie- nerinnen und Wiener, die Stadtverwaltung und die Wirt- schaft an einem Strang ziehen. Das ist unser Erfolgsmo- dell, und das ist auch unser Wiener Weg, den wir auch in Zukunft gehen werden. Wir haben uns als Aufgabe gesetzt, meine Damen und Herren, dafür zu sorgen, dass alle Menschen ein sicheres, eigenständiges, selbstständiges und selbstbe- wusstes Leben führen können. Mit unseren Maßnahmen und Projekten helfen wir allen Wienerinnen und Wienern in all ihren Lebenslagen und stehen ihnen auch zur Sei- te. Wenn wir jetzt schon bei Projekten und Maßnahmen sind, möchte ich auch auf die Schwerpunkte der MA 17 zu sprechen kommen, die im Jahr 2017 gesetzt wurden, etwa die Info-Module und Charta-Gespräche für Geflüch- tete. An den Info-Modulen haben 800 Jugendliche teilge- nommen. Im November ist auch der 4. Wiener Integrati- ons- und Diversitätsmonitor erschienen, und wir konnten damit bereits auf 10 Jahre Monitoring zurückblicken. Wir haben die kostenlosen Info-Module für Freiwilli- ge, und 870 Freiwillige haben dieses Angebot in An- spruch genommen. Wir haben Deutschkurse, Bildungs- maßnahmen, Förderungen und rund 11.200 zielgrup- penspezifische Kursplätze für Schülerinnen und Schüler, für Jugendliche und Erwachsene angeboten. Bei den Sommerkursen für Kids zwischen 7 und 14 Jahren haben wir unsere Angebote in den Ferien durch die Summerschools erweitert. Im Rahmen des Projekts CORE wurden ebenfalls tolle Programme umgesetzt wie etwa diese Peer-Mentoring-Programme für verschiedene Zielgruppen, bei denen wir hier 36 verschiedene Peers ausgebildet haben. Ein großes Dankeschön an die MA 17 für die super Leistung, die sie im Jahr 2017 er- bracht hat, aber auch in der Folge erbringen werden! Vielen Dank! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wenn wir schon bei den Magistratsabteilungen sind, möchte ich auch der MA 35 danken, denn dort wurden rund 150.000 Anträge im Bereich des Niederlassungs- und Aufenthaltsrechts bearbeitet. Es wurden rund 4.000 Personen aus 110 Ländern in Wien eingebürgert. Das sind um 125 Prozent mehr als im Jahr 2016, und wer im Mai im Festsaal war, der konnte auch sehen, wie schön dieser Empfang für die neuen StaatsbürgerInnen organi- siert war, und auch die Anerkennung für die Teilnehme- rInnen war spürbar. (Beifall bei der SPÖ.) Des Weiteren möchte ich noch die MA 2 erwähnen. Es ist erfreulich, dass wir seit Kurzem die neue Besol- dungsordnung und das neue Dienstrecht haben. In die- sem Zusammenhang hat die MA 2 natürlich die wesentli- chen Arbeiten geleistet, und dafür möchte ich mich eben- falls herzlich bedanken! Somit kann die Stadt Wien nun auf einer Seite funktionsorientierte Entlohnungen anbie- ten, und auf der anderen Seite gibt es die Möglichkeit, die Personalressourcen flexibler zu steuern. Über den gesamten Prozess wurde die Reform im Sinne der Ar- beitnehmerinnen und Arbeitnehmer geführt, sodass es auch volles Einvernehmen mit den Sozialpartnern gege- ben hat. Sie sehen: Mit all unseren Maßnahmen und Projek- ten machen wir Politik, die allen WienerInnen zu Gute kommt. Unsere Aufgabe muss es natürlich sein, für eine Stadtgesellschaft zu arbeiten, die nicht auseinanderfällt. Das bedeutet, dass wir das Gemeinsame über das Tren- nende stellen müssen. Integrationspolitik, meine Damen und Herren, ist nun einmal harte Arbeit, und es reicht nicht, einfach einen Grenzzaun zu ziehen oder Kinder in eigene Deutsch- klassen zu stecken. Damit löst man Probleme nicht! Das ist klar, denn wer die Situation auf regionaler Ebene in den Städten und den Gemeinden kennt, weiß ganz ge- nau, dass Integrationspolitik bedeutet, dass man hin- schaut, wo es Herausforderungen gibt, Probleme be- nennt und Lösungen findet. Unsere Gesellschaft in ein Wir und Ihr und Sie, und so weiter zu spalten, löst näm- lich keine Probleme, sondern schafft bloß neue und größere Probleme! (Beifall bei der SPÖ.) Die beste Integrationspolitik ist es, wenn sich alle Wienerinnen und Wiener in Wien wohl fühlen, wenn wir dafür sorgen können, dass die Menschen im Grätzel einander wechselseitig helfen können, wenn sie sich einbringen und ihr Umfeld mitgestalten können. Nur mit diesem persönlichen Kontakt schaffen wir den Zusam- menhalt und können wir Vorurteile abbauen, und auf diese Weise wächst auch die Solidarität. Zum Abschluss möchte ich betonen, dass unsere po- litische Arbeit für eine demokratische und solidarische Stadtgesellschaft aber auch bedeutet, dass wir mit aller Kraft gegen die vorgehen, die unseren sozialen Frieden und unsere Demokratie unterlaufen. (GR Armin Blind: Tut das einmal, und redet nicht nur darüber!) Dabei ist es vollkommen egal, ob es um die Grauen Wölfe, die Identi- tären, Erdogan oder sonst jemanden geht. Wer Freiheit und Demokratie zum Feind hat, der hat uns zum Feind! - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Peter Kraus, BSc. Noch 6 Minuten Fraktionsredezeit. - Bitte. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Ich möchte bei der Rede des Kollegen Krauss von der FPÖ beginnen, denn da hat man ganz genau gesehen, wie das Zündeln bei der FPÖ funktioniert: Er stellt sich hier heraus und sagt, dass er jetzt zur Versachlichung der Debatte beitragen will. Aber schon im nächsten Halbsatz beginnt das Zün- deln. (Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Ich rede jetzt nicht mit Ihnen, Herr Jung! Schon be- ginnt das Suchen nach einem Zündholz und dem nächs- ten Zündholz und dem nächsten Zündholz und Erdogan hier und dort. Das geht so lange, bis es brennt, und dann wird noch weitergemacht. (GR Nemanja Damnjanovic, BA: Das machen Sie, Herr Kollege!) Wenn es eine Ge- fahr für das friedliche Zusammenleben in unserer Stadt gibt, dann ist es genau dieses Zündeln, und das werden wir in dieser Stadt nicht zulassen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - Zwischenruf von GR Armin Blind.) Herr Blind hat sich vorher beschwert, dass wir oder jemand von den GRÜNEN ihm Inhumanität oder so etwas Ähnliches vorgeworfen hätten. Mir steht es jetzt nicht zu, Herrn Blind zu beschreiben, das ist mir, ehrlich gesagt, auch nicht wichtig. Es ist mir aber schon wichtig, zu beurteilen, was Ihre Politik in dieser Stadt macht und welche Konsequenzen das hat: Sie haben es in unserer Stadt auf etwas abgesehen, nämlich auf die Empathie. (Zwischenruf von GR Armin Blind.) Die Empathie haben Sie offenbar mit der ÖVP, mit der sie jetzt auch in einer Bundesregierung sind, zu Ihrem gemeinsamen Feind erklärt. Und im Hinblick da- rauf muss ich doch vor allem die ÖVP fragen, die ja angeblich christlich-sozial ist: Können Sie sich eigentlich vorstellen, wie das ist, wenn man ein 17-jähriger junger Mann in dieser Stadt ist, wenn die Eltern nicht aus Öster- reich sind, sondern vielleicht aus Schweden oder aus dem Irak, man selbst aber hier geboren ist? (Zwischenruf von GR Nemanja Damnjanovic, BA.) Ja! Es gibt auch Kinder hier, deren Eltern aus Schweden sind! Dann sind sie etwa um die Jahrtau- sendwende hier geboren. (Zwischenruf von GRin Mag. Caroline Hungerländer.) Stellen Sie sich das einmal vor, Frau Hungerländer: Sie haben von immer mehr Men- schen in den letzten Jahren gehört: Du gehörst nicht dazu! Du bist ein Problem! - Dann sind Sie auf die Stra- ße gegangen und haben erlebt, wie Gleichaltrige, nur weil sie so ausschauen wie Sie, beschimpft werden. (Weiterer Zwischenruf von GRin Mag. Caroline Hunger- länder.) Hören Sie einmal kurz zu, Frau Hungerländer! Dann wurden Sie, als Sie am Wochenende in einen Club gehen - ich weiß nicht, ob Sie das tun, Frau Hungerlän- der! -, vom Security einfach nicht hineingelassen, nur weil Sie vielleicht eine andere Hautfarbe haben. Vielleicht können sich auch noch einige erinnern: Wir haben erlebt, wie zum Beispiel das Neujahrsbaby Asel, nur weil die Mutter ein Kopftuch aufhatte und die Eltern aus einem anderen Land kommen, beschimpft wurde. - Das ist der Angriff auf die Empathie, den Sie zu verant- worten haben! Unsere Nachricht lautet: In Wien werden die Leute zusammenhalten und sich diesen Angriff auf die Empa- thie nicht gefallen lassen! Wir werden das verteidigen, was Wien ist, und Wien ist Freiheit, Wien ist Offenheit, Wien ist Gleichheit, Wien ist Zusammenhalt! Und das werden wir Ihren Angriffen nicht aussetzen! Wir werden diese Offenheit in Wien immer verteidigen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich möchte jetzt zu einem inhaltlichen Punkt aus der Geschäftsgruppe kommen, der sehr viel damit zu tun hat. Herr Blind hat vorher gesagt, es brauche positive Resonanzräume, wo Menschen einander begegnen können. - Ja. Ein solcher Resonanzraum ist zum Beispiel die offene Jugendarbeit in Wien! Die FPÖ wird einen Antrag einbringen. Dieser ist, glaube ich, noch nicht eingebracht, ich möchte trotzdem kurz ein paar Worte dazu verlieren. Die FPÖ wird wieder einen Antrag einbringen, dass die Jugendarbeit sozusagen in den Magistrat zurückge- führt werden soll. - Wenn Sie diesen Antrag stellen, dann setzten Sie sich wirklich nicht mit Jugendarbeit und damit auseinander, warum Wien gerade in diesem Bereich ein großes Vorbild ist! Es kommen nämlich jedes Jahr zig Delegationen und schauen sich die Wiener außerschuli- sche Jugendarbeit ganz genau deshalb an, weil es diese große Vielfalt an Trägern und an Initiativen gibt, die In- novation in diesem Bereich bewirken. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Hinter all diesen Vereinen steckt die SPÖ!) Sie kennen diese Vereine einfach nicht, und das wundert mich auch nicht! - Auf jeden Fall ist es der Er- folgsfaktor der außerschulischen Jugendarbeit, dass es so viele Träger gibt, große und kleine Vereine, etwa den Verein Wiener Jugendzentren oder wienXtra. Es gibt ganz viele kleine Vereine, wo JugendarbeiterInnen ihre tägliche Arbeit machen, von der Sie keine Ahnung ha- ben! Diesen gebührt jetzt einmal unser Dank, weil sie da draußen sind und sich tatsächlich um die Lebensper- spektiven von jungen Menschen in dieser Stadt küm- mern. Darum gebührt ihnen unser Dank und nicht Ihre Häme! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Was mit der außerschulischen Jugendarbeit passie- ren würde - Konjunktiv! -, wenn die FPÖ etwas zu sagen hätte - abermals Konjunktiv! -, haben wir letztes Jahr in Simmering gesehen. Wir erinnern uns: Voriges Jahr wollte Bezirksvorsteher Stadler in Simmering 125.000 EUR in die außerschulischen Jugendarbeit streichen. (Zwischenruf von GR Nemanja Damnjanovic, BA.) Das hätte bedeutet, dass 8.500 Mal Kinder und Jugendliche in Simmering an eine Tür geklopft hätten und ihnen bei den Jugendzentren und der Jugendarbeit niemand auf- gemacht hätte, weil die entsprechenden Ressourcen von der FPÖ fast eingespart worden wären. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Zum Glück haben dann die SPÖ und die GRÜNEN das Budget abgeändert, und es gibt jetzt diese Mittel. Im von der FPÖ vorgelegten Budget wurden die Mittel für diese Jugendarbeit aber einfach gestrichen. (Zwischen- ruf von GR Manfred Hofbauer, MAS.) Ja, weil Sie die Jugendarbeit nicht mehr haben wollten! - Das sind Ihre positiven Resonanzräume, Herr Blind, vielleicht reden Sie einmal miteinander! (Zwischenruf von GR Armin Blind.) Zum Abschluss möchte ich mich einfach nur bei den vielen Leuten bedanken, die in der offenen Jugendarbeit, bei den ganz vielen Vereinen, egal, ob es sich um den Verein Wiener Jugendzentren oder wienXtra handelt, wo voriges Jahr mit dem Schwerpunkt "Medi- en.Kompetenz.JA" - JA für Jugendarbeit - ganz großarti- ge Arbeit geleistet wurde, und zwar auch bei der MA 13. Vielen Dank für die vielen Arbeitsstunden, für das Enga- gement und für das Herzblut! Das kommt der Zukunft unserer Stadt, nämlich den jungen Menschen, zu Gute. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Kohlbauer. Ich erteile es ihm. GR Leo Kohlbauer (FPÖ): Werter Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr verehrten Da- men und Herren! Kollege Kraus hat uns gerade Zündeln vorgeworfen. Das ist wirklich unerhört und stimmt absolut nicht! Wir stellen Fakten dar und zeigen Fakten auf! (GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA: Dass ich nicht lache!) Ich habe aus diesem Grund heute auch wieder etwas mitgebracht. Herr StR Krauss und mein Kollege Blind haben de facto schon alles gesagt, was zu dem bil- dungspolitischen und integrationspolitischen Versagen dieser Wiener Stadtregierung zu sagen ist. Das haben sie aufgezeigt. Ich habe aber noch ein konkretes Beispiel mitgebracht, das noch keinen medialen Niederschlag gefunden hat. Es geht wieder um einen Kindergarten, und zwar handelt es sich um den Imamkindergarten im 19. Bezirk in der Billrothstraße. Dieser Kindergarten wird von einem gewissen Herrn Jamal Morad betrieben. Herr Jamal Morad hat 2013 ein sehr interessantes In- terview gegeben. Damals haben gerade die Muslimbrü- der die Wahl in Ägypten gewonnen, und euphorisiert durch diesen Sieg hat Morad dem Fernsehsender EGYURO TV in einem Interview gesagt, dass er selbst "Kader der Muslimbruderschaft in Österreich" ist, und er hat sich selbst als "eine der Führungskräfte der Muslim- brüder in Europa" bezeichnet. - Das ist der Betreiber eines Kindergartens in Wien, der gefördert wird! Und ich sage Ihnen für uns Freiheitliche: Wir wollen so etwas nicht! Wir wollen nicht, dass solche Personen Bildungs- einrichtungen in Wien betreiben! (Beifall bei der FPÖ.) Ich brauche Ihnen auch nicht weiter zu erläutern, was die Muslimbruderschaft ist. Ich habe das hier schon einmal getan. Aber ich erwähne noch: Zu der Muslim- bruderschaft gehören beispielsweise Terrororganisatio- nen wie die Hamas. Und da bekennt sich in Wien ein Kindergartenbetreiber ganz offen dazu, findet das gut und ist stolz darauf, denn er sagt es ja öffentlich im Fern- sehen! Herr Morad ist allerdings nicht nur bekennender Mus- limbruder, sondern er war im Jahr 2010 auch bei einer antisemitischen Demonstration zugegen, und er war dort natürlich nicht allein. (Der Redner stellt ein Bild von einer Demonstration auf das Pult.) Sie dürfen jetzt raten, wer ihn begleitet hat und wer mit ihm dort war! - Er ist leider heute nicht hier! Es war selbstverständlich Kollege Al- Rawi! Auf diesem Bild sehen wir Herrn Morad und Herrn Al-Rawi bei einer antisemitischen Demonstration im Jahr 2010, bei der zur Vernichtung des Staates Israels aufge- rufen wurde. - Das sind Ihre Nähen, das sind Ihre Nähen zu problematischen Vereinigungen und problematischen Kindergärten, die Sie auch noch subventionieren. Und ich sage Ihnen: Das wollen wir Freiheitlichen nicht! (Bei- fall bei der FPÖ.) Aber ich bin mit den Unappetitlichkeiten des Herrn Morad noch nicht fertig. Er hat nämlich auch die proble- matische Hidayah Moschee in der Praterstraße 52 mit- begründet, und er ist Mitbegründer des Vereins Liga Kultur, eines Vereins, den ich hier auch schon des Öfte- ren bemüht habe, der sich öffentlich zur Muslimbruder- schaft bekennt. Ich muss jetzt hier in dieser Kindergartendebatte re- sümierend sagen, wenn ich mir das in Anbetracht der gesamten Kritik anschaue: Es gibt keinen Unterschied zwischen der alten Stadtregierung unter Häupl und der neuen Stadtregierung unter Ludwig! Diese Kindergärten gibt es weiterhin, diese Kindergärten werden leider wei- terhin subventioniert, und das gehört wirklich abgedreht! (Beifall bei der FPÖ.) Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bei diesem Kindergarten handelt es sich natürlich nicht um einen Einzelfall. Fast tagtäglich kann man die Zeitung auf- schlagen und über einen weiteren Skandal rund um den politischen Islam lesen. Ich bringe Ihnen noch ein Bei- spiel aus meinem Heimatbezirk Mariahilf: Dort gibt es die As-Sunnah-Moschee in der Garbergasse. Diese Mo- schee ist in die Kritik geraten, weil der dortige Imam beispielsweise in einer Rede die Errichtung eines islami- schen Staats in Österreich und die Einführung der Scha- ria gefordert hat. Das fordert der Imam in der Moschee in der Garbergasse in Wien! Solche Probleme gibt es tagtäglich. Ich habe dazu von Ihnen aber noch nichts gehört, auch der Bezirksvor- steher hat dazu noch nichts gesagt. (Zwischenruf von GR Heinz Vettermann.) Ich sage es Ihnen gleich! Genau aus diesem Grund handelt die Bundesregierung. Die Bundesregierung hat dem Verein die Konzession entzo- gen, das heißt, dieser Verein darf keinen Moscheebe- trieb mehr abhalten. Er tut es illegalerweise aber trotz- dem. Aus diesem Grund habe ich jetzt einen Beschluss- antrag mitgebracht, den ich hier kurz zitieren darf: "Beschlussantrag. Der Gemeinderat begrüßt die Maßnahme der Bundesregierung zur Bekämpfung radi- kal-islamistischer Strömungen. Der Gemeinderat fordert die Stadtregierung auf, die Linie der Bundesregierung zur Bekämpfung radikalislamistischer Strömungen vor- behaltslos und uneingeschränkt zu unterstützen." - In formeller Hinsicht verlangen wir die sofortige Abstim- mung. (Beifall bei der FPÖ.) Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe noch einen zweiten Beschlussantrag mitgebracht. Herr Kollege Blind hat schon davon gesprochen, es geht um das Kopftuch: Dieses ist ein weltanschauliches Symbol, ein Symbol zur Unterdrückung der Frau und - darin sind sich fast alle Experten einig - ein Symbol des politischen Islams. Und diese Form von Symbol wollen wir im öffent- lichen Dienst nicht sehen. Die Problematik ist aber, dass es gerade bei Wiener Gemeindebediensteten so etwas gibt. Ich sage: Solche Symbole haben dort nichts verloren! (Der Redner stellt abermals ein Bild auf das Pult.) Ich habe Ihnen hier ein Bild von zwei Mitarbeiterinnen der Wiener Gesundheitsförderung mitgebracht, das hat Herr Bezirksvorsteher Markus Rumelhart auf seiner Face- book-Seite selbst veröffentlicht: Die Damen sind offen- sichtlich wirklich sehr religiöse, fromme Musliminnen, die hier auf dem Bild einen Hijab tragen. Und ich sage noch einmal: So etwas wollen wir bei öffentlich Bediensteten nicht! Aus diesem Grund habe ich einen weiteren Be- schlussantrag mitgebracht. Ich lese vor: "Der Gemeinderat fordert die Stadtregierung auf, ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst mit Parteienver- kehr auszuarbeiten und konsequent zu vollziehen."- In formeller Hinsicht verlangen wir auch hier die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Mag. Berger-Krotsch. Die selbstgewählte Redezeit beträgt 8 Minuten. - Bitte. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Sehr ge- ehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren im Saal, auf der Galerie und via Livestream! Wir konnten in der vergangenen Rechnungsperiode mit unserer Arbeit - und ich spreche jetzt für Bildung, Integration, Jugend und Personal - wieder ein Mal mehr beweisen, dass Wien hält und dass Wien eine Vorreiter- innenrolle österreichweit einnimmt. Und ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich festhalten, dass wir diesen Weg weitergehen und dass wir diesen Weg keinesfalls verlassen, auch wenn uns die schwarz-blaue Regierung riesige Felsbrocken in den Weg legt! Frau Kollegen Hungerländer! Fürs Protokoll: Kürzung der Mittel im Integrationsjahr 2018 auf 50 Prozent, für 2019 auf null, Streichung von AMS-Mitteln für Integrati- on, Streichung des Integrationstopfs an Schulen. Sprachkurse für AsylwerberInnen werden einfach nicht mehr angeboten. - Und da sagen Sie, Kollege Blind, dass wir gegen den Bund wettern. Na ja, eigentlich zu Recht! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich würde sagen: Da ist schon Kritik notwendig und mehr als das, denn Wien lässt niemanden in Stich, Wien steht an der Seite der Wienerinnen und Wiener! Wien ist Weltstadt, Wien ist bunt, Wien ist vielfältig und einzigar- tig, und so vielfältig die Menschen hier in unserer Stadt sind, so vielfältig sind dann natürlich auch unsere politi- schen Maßnahmen und Lösungen, die wir als rot-grüne Stadtregierung für die Menschen bereitstellen. (GR Ar- min Blind: Bunt ist keine Farbe!) Auch wenn es um das Thema Integration geht, das ein sehr sensibles Thema ist, schauen wir hin und nicht weg. Wir tun, wir handeln und sind natürlich immer noch auf der Suche nach besseren Lösungen, um all denen, die in unserer Stadt leben, eine Teilnahme am Spiel, das Gesellschaft heißt, zu ermöglichen, und zwar gerade auch dann, wenn Sie, Herr Kollege Blind, heute hier versuchen, das ins Lächerliche zu ziehen! Es ist und bleibt nämlich unser Ziel, dass wir auf die Menschen zugehen und die Menschen dort abholen, wo sie gerade stehen und wo Hilfe gebraucht wird, und dass wir diese Hilfestellungen auch bereitstellen. Damit komme ich auch schon zum Herzstück unserer Geschäftsgruppe, nämlich zur Bildung. Selbstbestimmt- heit und gesellschaftliche Teilhabe beginnen dort, wo Bildung und Ausbildung von Kindesbeinen an vorhanden sind und den Menschen bereitgestellt werden, und wir stellen die entsprechenden Budgetmittel bereit. Auch der Rechnungsabschluss 2017 hat jetzt gezeigt: Wir investie- ren sehr viel in den Bildungsbereich. Von meinen Vorrednern wurde heute auch schon viel zum Thema Schulen und Kindergärten gesprochen. Wir bieten in puncto Bildung für alle etwas. Das heißt: Wie- ner Kindergärten sind die erste Bildungsinstitution, wo wir die Allerkleinsten fördern. In den Wiener Schulen mit der besten Bildung und Ausbildung werden individuelle Interessen schon sehr früh gefördert, und wir fördern die Kinder in unserer Stadt bis zum Schulabschluss. Das gilt auch für sämtliche Bildungs- und Berufsbil- dungseinrichtungen, die im Erwachsenenalter das Nach- holen eines Bildungsabschlusses ermöglichen und die im Rahmen eines funktionierenden nahtlosen Integrations- programms auch allen nach Wien zugewanderten Men- schen ermöglichen, in einer selbstbestimmten Zukunft Fuß zu fassen. Jetzt kann ich Sie auch nicht auslassen, Herr Kollege Blind: Wien wird auch entgegen den Plänen der schwarz-blauen Bundesregierung hier weiterhin den Ausbau von Wiener Kindergärten und Schulen vorantrei- ben. Daher sage ich hier jetzt auch allen, die im Bil- dungsbereich tätig sind, allen PädagogInnen und allen weiteren MitarbeiterInnen, ein Dankeschön für ihren Einsatz für die Menschen in dieser Stadt, für Kinder und Erwachsene! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Als Frauensprecherin meiner Fraktion freut es mich natürlich auch immer sehr, zu sehen, wie sich der rote Faden der frauenspezifischen Politik selbstverständlich durch alle Geschäftsbereiche zieht. Wir denken in allen Bereichen frauenspezifische Lösungen immer auch mit und setzen sie um. Rot-grüne Frauenpolitik bedeutet eben genau, jene Bedingungen zu schaffen, dass eine Entfaltung für Frauen und Mädchen möglich ist, ange- fangen von der geschlechtersensiblen Pädagogik. Kollegin Jischa hat heute den Wiener Töchtertag an- gesprochen und von den strahlenden Mädchenaugen erzählt, die man da sieht, wenn man auch mit dabei ist. Daher ein großes Dankeschön auch an den Stadtschul- rat, an die MA 57 und an all jene, die hier tatkräftig mit- machen, um zu bewirken, dass traditionelle Rollenbilder aufgebrochen werden und Mädchen und Frauen diesel- ben Chancen wie Männer in dieser Stadt bekommen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Unsere Geschäftsgruppe hat Mädchen und Frauen im Fokus, und das natürlich auch im Integrationsbereich. Wir sind hier auch sehr bemüht, dezidiert frauenspezifi- sche Angebote bereitzustellen. Wir alle wissen, dass es Frauen oft schwerer haben als ihre männlichen Kollegen oder Partner, wenn sie Fuß fassen wollen. Wir haben hier ein Credo für alle Frauen in dieser Stadt, dass näm- lich jede Frau sicher, selbstbestimmt und unabhängig leben kann. Frauen sollen ihr Leben nach den eigenen Wünschen und Lebensvorstellungen gestalten können. Und für zugewanderte Frauen und Frauen, die hier Fuß fassen möchten, haben wir tolle Programme wie das Frauencollege und Sprachfördermaßnahmen wie "Mama lernt Deutsch", denn wir alle wissen, dass Bildung ein- fach der wichtigste Schritt ist, dass Frauen selbstständig leben können und ihren Weg in Österreich und in Wien gehen können. Die Vereine wurden heute auch angesprochen: Wir setzen hier sehr auf unsere PartnerInnen, die viele Pro- gramme zur Verfügung stellen. Auch hier gibt es eine tolle Zusammenarbeit und Kooperation. Sie setzen viel auf Dialog und auf Austausch. (GR Mag. Wolfgang Jung: Mit unserem Geld!) Es geht darum, dass Frauen unsere Kultur kennen lernen und die Sprache erlernen. Im Zu- sammenkommen findet Integration statt. - Ich möchte hier an dieser Stelle den vielen engagierten Mitarbeite- rinnen in Vereinen beziehungsweise allen, die sich tag- täglich um mehr Gleichstellung bemühen, vor allem der MA 57, aber auch unserer MA 17 ein großes Danke- schön für die tolle tagtägliche und engagierte Arbeit aussprechen! Ich habe schon zu Beginn gesagt: Wien ist bunt, of- fen, vielfältig. Wien nimmt die Menschen so an, wie sie sind, wie sie leben, wie sie lieben. Und wir möchten dazu beitragen, dass die Menschen ihr Leben nach eigenen persönlichen Bedürfnissen gestalten können. Deshalb sind wir sehr stolz auf die einzigartige Stelle, nämlich die WASt, die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleich- geschlechtliche und transgender Lebensweisen. Die WASt ist immer noch eine einzigartige Stelle in der kommunalen Verwaltung in Österreich. Wir sind sehr stolz auf das, was im letzten Jahr wieder auf die Beine gestellt wurde: Es wurde viel bewegt an Beratungs-, Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit. Unter dem The- menschwerpunkt "Intersektionalität: LGBTIQ und Behin- derungen" wurde die WASt-Jahreskonferenz abgehal- ten. - Es werden hier also auch immer wieder neue Schwerpunkte eingebracht und Themenbereiche abge- arbeitet, um Verbesserungen für die Menschen in Wien herbeizuführen. Ich möchte mich hier bei allen Verantwortlichen für die wertvolle Arbeit, die hier geleistet wird, bedanken, richte aber auch ein großes Dankeschön an die Wiene- rInnen da draußen! Wir alle haben einen tollen Pride- Monat und eine tolle Regenbogenparade erlebt. Es zeigt sich: Wien ist die Regenbogenhauptstadt und bleibt es auch. Mit einer RekordbesucherInnenanzahl von rund 200.000 Menschen am 16. Juni war die Regenbogenpa- rade ein tolles, lautes, fröhliches Zeichen für Respekt und gegen Ausgrenzung und zudem eine tolle General- probe für die Europride 2019, die auch in Wien stattfin- den wird, worauf wir auch sehr stolz sind. In Wien ist Platz für alle WienerInnen, egal, wen sie lieben und wie sie leben, und darauf sind wir sehr stolz! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich raube noch kurz der Fraktion ein, zwei Minuten, denn ich möchte auch noch auf die MA 62 zu sprechen kommen. Dass Wien auch auf organisatorischer Ebene sehr perfekt funktioniert, haben wir bei den Volksbegeh- ren zu TTIP und CETA beziehungsweise auch bei der Nationalratswahl 2017 gesehen, die ja einige Rekorde gebrochen hat. Ich erinnere mich an ein Wahlkartenaus- zählen mit vielen MitarbeiterInnen der MA 62. Also wirk- lich: Hut ab vor diesem Wahlkartenauszählen. Wir hatten in Wien 205.469 Wahlkarten, im Vergleich zu 2013 164.574 Wahlkarten. Bei dieser Wiener Landeswahlbe- hörde, wo ich auch mit dabei sein durfte, haben wir am 19. Oktober 16.393 Briefwahlkarten ausgezählt. Also wirklich Respekt, ein großes Dankeschön an die Mitar- beiterInnen, es war echt eine wahnsinnige Arbeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Generell ein herzliches Dankeschön an die MA 62 für die hervorragende Arbeit, für die reibungslose Abwick- lung von Wahlen und Volksbegehren. Ich möchte hier noch auf die Eintragungswoche des Frauenvolksbegeh- rens 2.0 zwischen 1. und 8. Oktober dieses Jahres hin- weisen. Ich bitte all jene, die es noch nicht unterschrie- ben haben, auch dort noch einmal hinzugehen, um zu unterschreiben, einfach einen Beitrag für noch mehr Gleichberechtigung in diesem Land zu leisten. Last but not least, der Sommer hat begonnen, Wie- ner Bäder, MA 44: Auch hier ein großes Dankeschön. Ihr sorgt dafür, dass es ein flächendeckendes Angebot gibt, seid eine wichtige Freizeiteinrichtung, ein Naherholungs- angebot für alle WienerInnen. Ihr tragt einen wesentli- chen Beitrag zur Lebensqualität in dieser Stadt bei. Ihr seid Teil eines Bildungsangebotes, wenn ich an das Schulschwimmen denke, Teil des Sportangebotes Wiens, wenn ich an die Nutzung der Bäder durch Schwimmvereine denke, aber auch eines Gesundheits- angebotes von Wien, wie Seniorinnenschwimmen, Aquagymnastik, Poolgymnastik, vieles mehr, eine sozia- le Einrichtung, man trifft sich, man verbringt gemeinsam die Freizeit. Es hat eine soziale Komponente, es ist In- tegration, Erholung und Sport, alles in einem. Es ist niederschwellig und leistbar. Nicht nur im Sommer berei- tet ihr uns eine große Freude. Danke für die wundervolle Arbeit, nicht nur im Sommer, sondern das ganze Jahr über. Wien ist wunderbar. Ich danke und möchte um Zustimmung zum Rechnungsabschluss 2017 bitten. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist Herr GR Dr. Aigner gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Ich möchte gleich ganz kurz auf meine Vorrednerin eingehen. Es gibt ja kaum einen Rechnungsabschluss, bei dem man halt nicht mit den gleichen, linken Phrasen irgendwo bearbeitet wird. Das Wichtigste ist immer, dass man die Menschen dort abholt, wo sie gerade sind. Jetzt frage ich mich schon persönlich: Wenn so viele Men- schen - ich unterstelle jetzt einmal, dass sie wirklich vor Gewalt und vor Verfolgung flüchten - über viele andere Ländern zu uns kommen, die ohnehin schon auch sehr sicher sind, so Urlaubsländer wie Griechenland, und so weiter und andere Länder, warum müssen wir die dann dort abholen, wo sie sind? Warum fügen sich diese Men- schen, die sich angeblich zu uns flüchten, nicht an unse- re Gebräuche und Gepflogenheiten an? Ich finde, das ist der grundsätzlich falsche Zugang, dass man jeden so nimmt, wie er gerade ist und sagt: So, und wenn du da genauso leben willst wie in Kabul, dann darfst du das natürlich, und dann tun wir noch so, als ob das ein Grundrecht wäre. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Wenn das stimmt, dass wirklich die Flucht die Ursa- che dessen ist - ich glaube ja eher, und das erhärtet sich ja zusehends, dass unser Sozialsystem die Ursache ist, dass die Leute gerade zu uns kommen und nicht die vielen anderen Länder am langen Weg nach Mitteleuro- pa hernehmen -, warum muss man sich dann bei uns mit Dingen wie radikalem Islam auseinandersetzen? Warum führen sich Menschen, die unsere Gastfreundschaft in Anspruch nehmen - das hat auch Herr Alt-Bürgermeister Häupl gesagt - beim Arzt so auf, wie sich viele aufführen. Warum brauche ich beim AMS Securities? Wenn sie nicht genau die Bestätigungen bekommen, die sie ver- langen, dann schlagen sie Randale. Ist das Gastfreund- schaft? Da sage ich Ihnen: Leute, die sich so aufführen, die will ich nicht dort abholen, die will ich nach Hause zurückführen. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Warum brauchen wir mittlerweile Securities in den Ambulanzen? Wenn sie einmal dorthin gehen! Wie es sich dort abspielt, wo die Großfamilien einfallen, die man eigentlich gar nicht einmal mit einer E-Card ausstatten sollte, weil sie noch nie etwas eingezahlt haben. Da muss ich ein eigenes Ambulatorium machen, da mache ich eine reine Sachleistung. Da gibt es nämlich keine freie Arztwahl, denn die freie Arztwahl sollte man sich auch einmal dadurch verdienen, dass man einmal in das System auch irgendetwas beiträgt. (Beifall bei der FPÖ.) Wir brauchen überall Securities. Das ist die Gast- freundschaft, und da hört es sich auf mit auf Augenhöhe oder mit partizipativ, und so weiter. Da gilt es, eine Hausordnung aufzustellen, und die kann nur darin be- stehen, dass man letztendlich unsere Werte und unsere Steuermittel auch so einsetzt und den Menschen sagt: Wenn ihr euch so aufführt, dann habt ihr bei uns keine Zukunft. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Gott sei Dank gibt es jetzt von Seiten der Bundes- ebene hier auch erste ganz wesentliche Schritte, die natürlich nicht von heute auf morgen wirken können, aber dass sie notwendig sind, zeigt ein Blick in die Zei- tungen. Wenn Sie sich anschauen: Wozu brauchen wir in den Parks Betreuungen? In Wirklichkeit geht es ja nur darum, dort richtige Konflikte zu verhindern. Wir haben die Schlägerei, die Messerstecherei beim Base20 ge- habt, mitten am Samstagnachmittag, und so weiter. Die Mindestsicherung wird vom neuen Gesundheits- und Sozialstadtrat ja von vornherein nur in den Zusammen- hang einer Kriminalitätsprävention gestellt. Im Endeffekt ist das also alles Schutzgeld. Und wer sich einmal dazu bereit erklärt, Schutzgeld zu zahlen, der muss immer mehr bezahlen. (GRin Birgit Hebein: Schutzgeld? Was soll das?) Das weiß jeder, der sich ein bisschen aus- kennt. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Wenn Sie hier dauernd mit Ihrer Offenheit und mit dem Regenbogen daherkommen: Schauen Sie sich einmal die islamisch-patriarchalischen Gesellschaften an. Also da müssen sich die, die die Vielfalt leben, wirk- lich warm anziehen. Da geht es nämlich anders zu, da hat es sich dann ausgegendert. Das sollten sie schon auch einmal sehen, dass sie hier patriarchale autoritäre Strukturen nicht nur dulden. Zuerst haben Sie es geleug- net, dann geduldet und in Wirklichkeit gefördert. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Ich nehme jetzt nur einmal den Verein ATIB. Der Verein ATIB ist kein Verein, das ist der türkische Staat, der sich in Österreich als Verein getarnt hat. Das weiß jeder, das weiß jeder aus der Brigittenau, dass da immer ein Botschaftsangehöriger da war. Ich weiß noch selbst, wie man mit denen kollaboriert hat, wie es um den Aus- bau der Dammstraße gegangen ist, wie oft SPÖ- Vertreter beim Fastenbrechen dort ein- und ausgegan- gen sind. Und das ist nicht billig, das ist nämlich or- dentlich, wenn da ein paar Hundert Leute verköstigt werden wollen. Und dann ist man ganz erstaunt, dass dort Schlachten nachgestellt werde, da schickt man die Jugendwohlfahrt, und so weiter. Das ist völlig bekannt gewesen. ATIB ist die Türkei, die autoritäre, islamistische Türkei, und das Versagen Ihrer sogenannten Integrati- onspolitik zeigt ja genau das Abstimmungsverhalten. Die Menschen, die in den Westen kommen, unsere Freihei- ten in Anspruch nehmen, sind dafür, dass in der Türkei eine islamistische Diktatur errichtet wird. Da sieht man schon, da nutzen Ihnen Ihre ganze Subventionen nichts, da nützen Ihnen Ihre Vereine nichts. Das ist die gelebte und verwirklichte Parallel- und Gegengesellschaft. (Bei- fall bei FPÖ und ÖVP.) Wenn Sie dauernd von den Fernsehteams reden, die dann angeblich nach Wien kommen, um da zu filmen, wie es bei uns zugeht. Ja, wahrscheinlich wollen sie Parallel- und Gegengesellschaften filmen, denn die kriegt man nämlich wirklich zu sehen. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Da brauchen Sie nur einmal mit der U-Bahn fah- ren, da werden Sie schon sehen, dass dort kein deut- sches Wort mehr gesprochen wird, dass man dort eher glaubt, dass man irgendwo im Nahen Osten ist. Das ist genau die Realität, und das hat mit Integration gar nichts zu tun. (Beifall bei der FPÖ.) Wie arg die Situation ist, sagen Ihnen ja die eigenen Lehrerpersonalvertreter, nicht von ÖVP oder von der FPÖ, sondern ihre eigenen sozialdemokratischen sagen: Wir haben nur mehr Probleme mit dem Islam. Wenn Sie sich die mediale Debatte anschauen, redet man nur über den Ramadan, der einen ganzen Monat dauert. Da soll man keine Schularbeiten, keine Tests machen, beim Turnunterricht ist es ein Problem. Ja, wie das dann im Arbeitsleben ist, wenn man nicht gerade in der Mindest- sicherung oder sonst im Sozialsystem hängt, wenn man den ganzen Tag sozusagen nicht fit ist, muss man sich auch einmal vorstellen. Gouverneur Nowotny von unserer Nationalbank hat gesagt, dass der IWF uns viele positive Aussichten be- scheinigt hat, aber gesagt hat, dass die vielen schlecht ausgebildeten Migranten, die Sie hereingelassen und beklatscht haben, die sich in dieser Hängematte irrsinnig wohlfühlen, unser Wirtschaftswachstum und unsere Zukunftsperspektiven wirtschaftlich ganz massiv in Zwei- fel ziehen werden. Da sind wir dann genau im Bereich von Kindergarten und Schule. Der Gratiskindergarten war eine hervorra- gende Idee, aber so, wie er in Wien teilweise verwirklicht worden ist, ist er genau zum Gegenteil geworden. Der Gedanke wäre eigentlich der gewesen, dass man mit einem verpflichtenden Kindergartenjahr eben gerade aus diesen bildungsfernen Schichten die Kinder in eine Bil- dungseinrichtung, in den Kindergarten hineinbekommt. Was gemacht worden ist, weil wir viel zu wenig eigene Plätze gehabt haben, war, dass die in der Sekunde her- gekommen sind, und da ist natürlich Know-how aus diesem Haus und von Ihren Vorfeldorganisationen dort hingeflossen: Wir holen uns die Förderungen, wir ma- chen hunderte kleine Vereine auf, wo wir natürlich unter uns bleiben, wo wir genau sagen, der Islam ist wichtig und Mekka und Allah, und so weiter. Das heißt, wir holen das Geld für die Integration und machen genau das Gegenteil, wir machen Parallelgesellschaften. (Beifall bei der FPÖ.) Deswegen werde ich dann auch einen Antrag ein- bringen, dass wir selbstverständlich wollen, dass die großen institutionellen Träger ausgebaut werden, und dass wir von den hunderten kleinen Vereinen wegkom- men, die man ja in Wirklichkeit auch nicht kontrollieren kann. Das ist ja völlig absurd. Ich meine, wir haben ge- sagt, 76 Kontrolleure brauchen wir, aber das kann man ja gar nicht auf die Beine stellen. Außerdem hat es ja überhaupt keinen Sinn, so viel Geld in diese Kleinststruk- turen zu stecken. Die gehen dann in Konkurs, und dann ist das ganze Geld, das wir in die baulichen Maßnahmen hineingesteckt haben, weg. Ja, das muss man auch sagen. Es soll ja nicht das Ziel sein, möglichst viele Kinder- gruppen zu schließen, sondern solche Strukturen zu etablieren, die langfristig Bestand haben, wie das ja auch bei den Kinderfreunden ist, wie das bei KIWI ist, wie das bei den kirchlichen Einrichtungen ist. Aber diese hunder- te Pimperlvereine sind natürlich von der pädagogischen Qualität auch fraglich, und den ideologischen Hinter- grund kann man sich ja vielfach jetzt schon auf den Homepages anschauen. Kollege Blind hat den Abend- stern gebracht, da glaubt man ja, man ist in einer Koran- schule und nicht in Wien. Da fließt unser Steuergeld hinein. (Beifall bei der FPÖ.) Da komme ich gleich zu den Deutschlernklassen. Ich verstehe nicht, dass man sich da so aufregt. Ich meine, diese ganzen PISA-Studien werden ja nicht einmal in der Realität so veröffentlicht, die werden dann anonymisiert, das ist der neueste Datenschutz, und so weiter. Man kann natürlich Rückschlüsse ziehen, wo genau die Prob- lembereiche sind, und die sind im großstädtischen Be- reich und da wiederum auch in Wien vorhanden. Wenn nach Jahrzehnten sogenannter erfolgreicher Integration bei jeder Bildungstestung katastrophale Ergebnisse herauskommen und wie schlecht die Kenntnisse sind, dann stellt man sich her und sagt: Das ist alles so erfolg- reich, wir wollen diesen sogenannten erfolgreichen Weg weitergehen, wo die Lehrer nach acht oder neun Schul- jahren, die man buchstäblich nur abgesessen hat, nur froh sind, dass da keine Gewalttätigkeiten ausbrechen. Das muss man sich doch auch einmal vorstellen! Da werden den Kindern keine Jahre gestohlen? Jetzt sudern Sie herum, dass man, wenn man ein Jahr in die Deutschklasse geht, dann ein Jahr verloren hat. Ja, man hat ein Jahr Deutsch gelernt, und das ist die Basis dafür, dass man die restlichen sieben Jahre etwas lernt. Was hat denn das für einen Sinn, dass einem, ohne die Unter- richtssprache zu verstehen, Mathematik in Deutsch bei- gebracht wird, man aber kein Deutsch versteht? (Beifall bei der FPÖ.) Es ist ja völlig aberwitzig, das zu meinen. Es geht auch um die Quantitäten. Jetzt muss man sich einmal vorstellen, jetzt haben wir ohnehin die abgespeckte Ver- sion, denn eigentlich sollen im Endausbau alle Schüler, die der Unterrichtssprache nicht folgen können, zuerst einmal in eine Deutschklasse kommen. Jetzt hat man ohnehin nur die Neueinsteiger oder Quereinsteiger ge- nommen. Jetzt kommen wir auf 300 Schulklassen, wo nur Deutsch beigebracht wird, ohne die, die schon da sind und schon im Regelunterricht sitzen. Das sagen Ihnen die Kollegen: Auf einmal geht die Tür auf, da kommt schon wieder ein Kind, kann kein Wort Deutsch und sitzt in der Klasse und dann ist es halt auch da. Man kann wieder in der Statistik abhaken und sagen: Ja, hat einen Schulplatz, mehr brauchen wir ja nicht. Das ist doch kein sinnvolles System, meine Damen und Herren. Deswegen war es notwendig und wichtig, das auch rasch umzusetzen, weil wir jetzt signalisieren möchten, dass es einen Paradigmenwechsel gibt. (Beifall bei der FPÖ.) Dann noch ein paar kurze Worte zur sogenannten of- fenen Jugendarbeit. Das muss man sich auch einmal auf der Zunge zergehen lassen. Die Stadt Wien gliedert öffentliche Aufgaben dadurch aus, dass man hunderte Verein im Integrationsbereich, im Bereich der außerschu- lischen Jugendarbeit gründet, die aber keine richtigen Vereine sind, wo man nicht einfach hingehen kann und sagt, ich möchte da mitarbeiten, ich möchte dort beitre- ten. Ein normaler Verein ist froh um Mitglieder. Die von Ihnen gegründeten Vereine sind froh, wenn sie wenige Mitglieder haben. Das ist oft nur eine Handvoll Mitglieder, und das sind großteils Leute, die beim Verein angestellt sind. Wenn Sie sich die Stadtrechnungshofberichte - ich glaube, das ist völlig unverdächtig - durchlesen, da wird gesagt, dass die nicht einmal die 10 EUR Mitgliedsbei- trag kassieren. Da reicht das Engagement bei den Mit- gliedern also nicht einmal so weit, dass man diese sym- bolischen paar Euro kassiert hat. Ein richtiger Verein ist für alle potenziellen Mitglieder offen, die sich mit dem Vereinszweck identifizieren. Je- der Verein, und es gibt ja tausende, zehntausende Ver- eine, lebt von der ehrenamtlichen Tätigkeit. Da ist allen- falls ein Sekretär oder eine Sekretärin angestellt. In den von Ihnen gegründeten Vereinen gibt es so gut wie kein Ehrenamt, da gibt es nur Anstellungen. Es ist von offener Jugendarbeit überhaupt keine Rede, denn das ist eine "closed society". Da sage ich einmal etwas Englisches, das mache ich an sich ohnehin nicht so gerne, aber es ist eine geschlossene Gesellschaft, wo außer Ihnen gar keiner reinkommt. Wir als Gemeinderäte können nicht einmal Mitglied im Verein der Freunde der Donauinsel werden, denn da wollen Sie unter sich sein. Deswegen kommt auch unser Antrag, es ist ohnehin immer derselbe. Solange 100 Prozent steuergeldfinan- ziert wird, brauche ich keinen Verein, da soll das die Stadt selber machen. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn Sie wirklich Interesse an zivilgesellschaftlichem Engagement haben, dann müssen Sie die Vereine als das nehmen, was sie vom Gesetz her auch sein sollen, offen für Mit- gliedschaft und basierend auf Ehrenamt. Aber bei 100 Prozent Steuergeld brauche ich keine Vereine, das kann die Stadt wahrscheinlich in Eigenregie besser. Daher gibt es die drei Anträge, die ich jetzt ohnehin schon kurz vorgestellt habe, dass wir uns zu den Deutschförderklassen bekennen und dass die Stadt Wien im organisatorischen Rahmen auch dazu beitragen und beisteuern soll, dass das ein Erfolg wird. - Sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Dann eben, dass die Jugendarbeit, sofern sie aus- schließlich aus Steuermitteln finanziert wird, vom Magist- rat der Stadt Wien unter Einbindung der Bezirke stattzu- finden hat (Beifall bei der FPÖ.), und dass man im Be- reich der Kindergärten eben auf die großen bewährten Träger setzt und von den Kleinst- und Kleinträgern weg- kommt. - Auch diesbezüglich sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Ganz am Schluss - ich bin gleich fertig: Das mit dem 11. Bezirk kann man natürlich auch nicht so stehen las- sen. Wenn man sich das genau anschaut, war es so, dass der 11. Bezirk überdurchschnittlich viel aus dem Bezirksbudget für diese stadtnahen Vereine zahlen musste, während in vielen anderen Bezirken aus dem Zentralbudget viel mehr gekommen ist. Dem 11. Bezirk ist es in erster Linie darum gegangen, hier einen Aus- gleich zwischen den Bezirken, wo das Zentralbudget sehr großzügig ist, herbeizuführen, um sozusagen hier den Bezirk nicht übertrieben zu belasten. Ich glaube, der Bezirksvorsteher Stadler war ja auch sehr bestrebt, mit diesen Vereinen in Kontakt zu treten. Was ich so mitbe- kommen habe, war das irrsinnig schwer, weil das eben nicht offen, sondern eine geschlossene SPÖ- Gesellschaft ist. Und dass da ein blauer Bezirk Probleme hat, ist, glaube ich, auch klar. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ge- meldet ist Herr GR Mag. Gremel. Die selbstgewählte Redezeit ist 8 Minuten. GR Mag. Marcus Gremel (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werter Herr Stadtrat! Geschätzte Kollegin- nen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Da kam ja jetzt schon eine ganze Bandbreite an Themen, ich werde versuchen, einerseits noch ein paar neue Schwerpunkte unserer Geschäftsgruppe, die heute noch nicht so stark andiskutiert worden sind, auch einzu- bringen und auch, so gut es geht, auf das eine oder andere meiner Vorrednerinnen und Vorredner einzuge- hen. Ich fange vielleicht gleich da an, wo Kollege Aigner aufgehört hat, bei der offenen Jugendarbeit. Inhaltlich hat mein Kollege Kraus schon sehr, sehr viel gesagt, dem ich mich auch anschließen kann. Ich möchte nur noch zur Vereinsstruktur etwas ergänzen, denn Sie wissen ja ganz genau, dass die außerschulische Jugendarbeit kein "Nine to five"-Job ist und dass da die Vereinsstruktur einfach besser geeignet ist, um die Jugendlichen auch bedürfnisorientiert betreuen zu können, als das Magist- ratsschema. Die Vereine, die wir hier in der offenen Jugendarbeit haben und ihre zirka 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter sind für uns als Stadt immens wichtige Partnerinnen und Partner. Sie erreichen durch ihre Arbeit im Jahr in etwa zwei Millionen Kontakte. Dabei werden sie von den Jugendlichen auch als AnsprechpartnerInnen auf Au- genhöhe wahrgenommen. Sie haben einen Draht zu ihnen, und genau das ist das Entscheidende. Das ist auch das Erfolgsmodell dieser Vereinsstruktur. Das sage nicht nur einfach ich, sondern das ist durch Studien mehrfach belegt. Dafür gebühren den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch unsere Unterstützung und unseren Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Weiters möchte ich aus der MA 13 gerne noch ein besonderes Projekt herausheben. Wir haben heute schon über Pflaster gesprochen, die wir leider auch zum Einsatz bringen müssen, weil wir nämlich seit Jahrzehn- ten auf eine umfassende Bildungsreform auf Bundes- ebene warten, die leider von der ÖVP nach wie vor blo- ckiert wird. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Gott sei Dank!) Wir haben also gesagt, wir werden in Wien selber Pflaster anbringen, die Förderung 2.0, also die Gratisnachhilfe für Schülerinnen und Schüler ins Leben rufen, die gemein- sam mit den Volkshochschulen auf die Beine gestellt wurde. Das hat in den letzten 3 Jahren dazu geführt, dass 90.000 Schülerinnen und Schüler dieses Angebot angenommen haben. Da kommt die Unterstützung also genau dort an, wo sie am dringendsten benötigt wird, und das ist eine massive Entlastung für Wiener Familien. (Beifall bei der SPÖ.) Auch in den Kindergärten bieten wir eine ganz ent- scheidende Unterstützung für die Wiener Familien. Wie Sie alle wissen, ist das Barcelona-Ziel hinsichtlich der Unterbringungsplätze in Wien längst übererfüllt. Wir halten aktuell bei knapp 45 Prozent Versorgungsgrad bei den 0- bis 3-Jährigen und nach wie vor über 100 Prozent bei den 3- bis 6-Jährigen. Was die Qualität in Wien anbe- langt, möchte ich nur noch darauf hinweisen, dass es im Schnitt 4,5 Schließtage gibt und dass 95 Prozent aller Kindergärten in Wien länger als 9 Stunden geöffnet ha- ben. Wenn man da einmal einen Bundesländervergleich anstellt, dann braucht man über die Qualität und die Öffnungszeiten in Wien wirklich nicht mehr meckern. Trotzdem werden wir aber natürlich in unserer wach- senden Stadt auch weiter ausbauen, um die Versorgung zu verbessern, ohne dabei aber auch die Qualität aus dem Auge zu verlieren. Sie haben auch von den Kontrol- len gesprochen. Die FPÖ hat jetzt 76 Kontrolleurinnen und Kontrolleure gefordert. Mich würde wirklich einmal interessieren, wie Sie auf diese Zahl kommen. Vielleicht können Sie mir die Rechnung einmal zeigen, von der Sie in Ihrem Antrag sprechen. Die ÖVP hat immer 100 ge- sagt, ich gehe davon aus, dass die ÖVP mittlerweile - ich bin jetzt einmal positiv - irgendwie zur Vernunft gekom- men ist und unsere Argumente Sie überzeugt haben und Sie eingesehen haben, dass wir jetzt schon mit den Kontrolleurinnen und Kontrolleuren, die wir haben, im Jahr über 3.200 Prüfungen durchführen können und daher jeden Kindergarten, jede Kindergruppe mindes- tens ein Mal, fast sogar eineinhalb Mal im Jahr prüfen können. Mir erschließt sich diese Zahl von 76, die man jetzt unbedingt brauchen sollte, nicht. Entscheidend ist, dass wir alle prüfen können und zwar sowohl baulich als auch pädagogisch, und das tun wir, und zwar öfter als ein Mal im Jahr. Weil auch wieder über den radikalen Islam gespro- chen wurde, speziell von Herrn Kollegen Kohlbauer: Ich habe es schon einige Mal gesagt, ich würde es sehr gut finden, wenn der Bund und die Stadt Wien in diesem Bereich gemeinsam vorgehen, und zwar je nachdem, wo man auch zuständig ist. Da muss man aber hinsichtlich Ihrer angeblichen Moscheeschließungen auch ein biss- chen bei der Wahrheit bleiben, denn Faktum ist, dass keine dieser Moscheen, von denen Sie da reden, ge- schlossen ist. Eine einzige hat kurze Zeit zu gehabt, hat mittlerweile wieder offen. Bei den anderen sechs haben Sie die arabische Kultusgemeinde geschlossen, die Moscheen an sich nicht. Da sei mir noch die Randbe- merkung gestattet, dass es wahrscheinlich keine bessere Wahlkampfhilfe für Erdogan geben hätte können, als diese Aktion unmittelbar vor der Wahl durchzuführen. Aber ja, sei es drum. Wir schauen in Wien jedenfalls dort, wo wir zuständig sind, auch genau hin, wir überprüfen, wie ich schon gesagt habe, die Kindergärten ganz genau, aber halt nicht auf der Basis von Propaganda, sondern auf der Basis von Evidenz und Beweisen. (GR Stefan Berger: Da passiert nie was!) Ich kann auch den Herrn Kollegen Kohlbauer, der jetzt leider nicht da ist, aber vielleicht richten Sie ihm das aus, beruhigen: Der Kindergarten in der Billrothstraße, von dem er gesprochen hat, ist bereits seit letztem Jahr geschlossen, hat schon zugesperrt, letztes Jahr haben wir die Förderungen entzogen. Zurück zum Rechnungsabschluss: Insgesamt halten wir in Wien bei 36.266 städtischen Plätzen und 68.700 geförderten Plätzen im privaten Bereich. Da liegt natür- lich ein besonderer Schwerpunkt auf den großen priva- ten Trägern, mit denen wir sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Aber es sind natürlich auch weiterhin kleinere Träger, die die sehr strengen Förderungsbedin- gungen und Qualitätsstandards auch einhalten können, gerne gesehen, denn so schaffen wir, auch den Wiener Kindern und Eltern ein bedürfnisorientiertes Angebot zu ermöglichen. Auch durch die Fortführung des Gratiskindergartens sowie die Ermäßigung bei den Essensbeiträgen und bei den Hortbeiträgen haben wir auch in diesem Bereich tausende Familien direkt unterstützt. Hier geht es dann bei der MAG ELF auch gleich nahtlos weiter. Mit den Regionalstellen, den Familienzentren, den Elternbera- tungsstellen bekommen Familien in unserer Stadt bei Bedarf soziale und gesundheitliche Unterstützung. Frau Kollegin Emmerling, weil Sie über die Volksan- waltschaft gesprochen haben: Erstens möchte ich kurz in Erinnerung rufen, dass 2015 und 2016 unser damaliger Bürgermeister Häupl sozusagen in Vorlage getreten ist, weil die schwarzen Bundesstellen komplett überfordert waren und alle unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aus Traiskirchen übernommen hat. Das hat natürlich auch die Zahl für die Fremdunterbringung in Wien für 2016 hinaufgeschossen. Außerdem muss man auch sagen, dass der Bundesländervergleich hier schon ein bisschen schwierig ist. Wir leben in einer Metropole, in einer großen Stadt, wo Menschen auf engerem Raum zusammenleben, auch Familien auf engeren Raum zu- sammenleben, vor allem ärmere Familien, wie wir aus der Mindestsicherung wissen, oft auch in prekären Wohnverhältnissen leben, soziale Konflikte stärker aus- geprägt sind. Das macht natürlich auch hier nicht Halt. Interessant ist aber eher, warum in der Steiermark diese Problematik dermaßen groß ist. Aber sei es drum, das Ziel der MA 11 ist es jedenfalls, immer, so gut es geht, darauf zu achten, dass Kinder und Jugendliche in den Familien belassen werden können, weil das natürlich für die Kinder immer besser ist, sofern sie halt keiner Ge- fährdung ausgesetzt sind, denn das Kindeswohl muss immer noch über allem stehen. Und zweitens, weil wir heute auch beim Rechnungs- abschluss sind, ist die Fremdunterbringung in einem Krisenzentrum auch immer die teuerste Variante. Weil Sie auch gesagt haben, dass wir da noch mehr tun müs- sen, darf ich Sie informieren - das wissen Sie vielleicht noch nicht -, dass wir zusätzlich zu den bestehenden Angeboten der MA 11 auch ein neues Projekt ins Leben rufen werden, nämlich die intensive ambulante Krisenar- beit, wo SozialarbeiterInnen und Psychologen Familien sechs Wochen lang zur gemeinsamen Arbeit bei beson- ders komplizierten Fällen zur Verfügung stehen. Wenn es leider einmal doch nicht geht, dass ein Kind in der Familie bleiben kann, ohne dort Gefährdung aus- gesetzt zu sein, dann müssen Kinder halt zu ihrem Schutz herausgenommen werden, und dann stehen unsere Krisenzentren mit den höchst professionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und unsere großartigen Pflegeeltern unserer Stadt zur Verfügung. Da ist es mir auch noch einmal wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Anstellungsmodell für die Krisenpflegeeltern, das wir eingeführt haben, sehr, sehr gut angenommen wird, und wir 2017 insgesamt schon 404 angestellte Pflegeeltern hatten. Das ist wirklich ganz, ganz wichtig für die Stadt, und auch denen gebührt unser großer Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es ist eben nämlich leider nicht selbstverständlich, dass alle daran arbeiten, dass Kinder in Sicherheit und Geborgenheit aufwachsen können und auch die ein gutes Leben führen können, die nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren sind. Das zeigt sich - und jetzt kommt es - an den Maßnahmen der schwarz-blauen Bundesregierung. Ich habe es vorher schon kurz zur Mindestsicherung angedeutet, die jüngste Auswertung der Statistik Austria sagt, dass die Mindestsicherungsbe- zieherinnen und -bezieher ihren Kindern häufig Aktivitä- ten, die für die normale Entwicklung von Kindern sehr wichtig sind, verwehren müssen. Das sind einerseits Freizeitaktivitäten, aber genauso Schulaktivitäten. Die Familien leben außerdem oft in äußerst prekären Wohnsituationen, und von Urlauben, ehrlich gesagt, will ich überhaupt nicht anfangen. Das heißt, diese Kinder erleben Tag für Tag, dass sie anders sind. Sie erleben, dass sie weniger wert sind als ihre Freundinnen und Freunde. Das ist soziale Exklusion, und speziell für kin- derreiche Familien wollen Sie das jetzt mit Ihrer BMS Neu im Bund noch einmal verschärfen. Die Mindestsicherung zielt auf eine Existenzsiche- rung in Notlagen ab, sie soll das Mindeste zum Überle- ben sichern. Ganz ehrlich, Herr Kollege Aigner, da von Schutzgeld zu sprechen, ist grauslicher Zynismus und nichts anderes. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN - GR Mag. Dietbert Kowarik: Rein körperlich!) Ihre geplanten Kürzungen verschärfen die soziale Ausgrenzung und fördern die Kinderarmut, anstatt sie zu bekämpfen. Aber Geld für die Entlastung der Reichen ist natürlich genug vorhanden. Das ist echt unverschämt. (Zwischen- ruf bei der FPÖ.) Ihre Bundesregierung entlastet Groß- konzerne, klammert beim Familienbonus die ärmsten Menschen bewusst aus und nimmt bei der Reform der Mindestsicherung in Kauf, die Kinderarmut zu steigern. Wir in Wien hingegen fördern und unterstützen in all den von mir aufgezählten Bereichen ganz gezielt Kinder, Jugendliche und Familien, die diese Hilfe dringend brau- chen, und das kann ich Ihnen auch für die Zukunft garan- tieren. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist der Herr Amtsf. StR Mag. Czernohorszky gemeldet. Ich erteile es ihm. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr ge- ehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Zuerst einmal möchte ich mich bei Ihnen allen für die Ausdauer bedanken, vor allem Dingen bei den Zuhöre- rinnen und Zuhörern. Viele sind nicht mehr im Saal oder auf der Galerie, aber ich gehe davon aus, dass Hunderte im Internet zuhören. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Tau- sende! - GR Anton Mahdalik: Dutzende!) Für diese Aus- dauer möchte ich Ihnen meinen Respekt zollen. Ich möchte mich auch bei den Rednerinnen und Rednern von den Koalitionsparteien, Regierungsparteien bedan- ken, weil es mir jetzt ermöglicht, ein bisschen schneller zu sein und auf die vielen Beispiele auch nicht mehr einzugehen, die ein bisschen gezeigt haben, was wir in Wien im Jahr 2017 alles auf die Beine gestellt haben, und die natürlich auch gezeigt haben, was wir in Wien unter Politik verstehen, wofür und weshalb wir in Wien Politik machen und auch, was diese Wiener Politik etwa von der Politik von Rechtspopulistinnen und Rechtspopu- listen in Österreich und in Europa unterscheidet. Frau GRin Akcay hat zum Beispiel gesagt, dass wir eine Politik machen, die das Gemeinsame in den Mittel- punkt stellt und nicht das Trennende, dass wir eine Poli- tik machen wollen, die Probleme nicht aufbläst, sondern zuerst einmal nach Herausforderungen fragt und fragt, was man tun kann, um diese Herausforderungen zu lösen. Herr Kollege Kraus hat auf ein mir sehr wichtiges und für mich auch sehr bewegendes Thema angespielt, näm- lich das Thema der Empathie oder auch der fehlenden Empathie. In ganz Europa, aber auch in Österreich gibt es eine gefährliche Entwicklung, und wenn man ganz genau hinschaut oder hinschauen will, dann kann sie uns nicht kalt lassen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Rechts- staatlichkeit!) Das ist eine wachsende Polarisierung in der Gesellschaft. Es ist eine zunehmende Empathielo- sigkeit gegenüber Menschen, die unsere Unterstützung brauchen, und das ist eine Politik, die genau diese Pola- risierung noch bewusst vorantreibt. Dagegen stellen wir uns mit vielen, vielen Maßnahmen, dagegen stellen wir uns auch mit vielen Dingen, die heute schon diskutiert worden sind. Ich sage ganz ehrlich über meinen eigenen Politikzu- gang: Was hier als politische Maßnahmen besprochen wird, als konkrete Schritte, die wir gehen, ist für mich ganz persönlich das, was mir meine Eltern beigebracht haben, als sie mir beigebracht haben, was Anstand ist, dass man einander hilft, wenn einer Hilfe braucht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie sind nicht fähig, eine Diskussion zu führen!) - Dass man jemanden nicht unterbricht, wenn er spricht, dass man jemandem aufhilft, wenn er gestürzt ist, dass man sich dafür interessiert, wie es jemand anderem geht (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich höre wenigstens zu!), dass man sich bewusst ist, dass man nicht nur für den eige- nen Vorteil lebt, dass man nicht etwas Besseres ist, wenn man Eltern hat, die mehr Geld haben und dass zum Beispiel Mädchen das Gleiche dürfen und können wie Buben, aber natürlich auch, dass Regeln gelten, die man gemeinsam ausgemacht hat (GR Anton Mahdalik: Aber der Islamismus passt!), und wenn sich irgendwer an diese Regeln nicht hält, dass man aufsteht und sagt: Nein. Meine Eltern haben mir aber auch beigebracht, was Rassismus ist und dass das nicht Anstand ist. Jetzt darf ich noch einmal kurz ein paar Dinge er- wähnen, die mir in der Rede und für diese Geschäfts- gruppe zentral sind, vieles ist jetzt an Beispielen schon von meinen Vorrednern im Zusammenhang zur Bildung gekommen. Heinz Vettermann hat ja schon gesagt, dass es uns eben nicht darum geht, dass Bildung eine Gunst ist, die jemand erwiesen wird und dass man sich dieser Gunst würdig erweisen muss, sonst wird man getrennt, sondern dass Bildung ein Recht ist, das allen Kindern zu Gute kommen muss. Wenn man das einmal sieht, dann bedeutet das ziemlich viel Arbeit für eine Stadt, ziemlich viel Arbeit für einen Staat, Im Zusammenhang mit den Kindergärten haben wir schon gehört, was wir erreicht haben, beim Barcelona- Ziel, bei den Schließtagen, bei dem Ausbau der Kinder- gärten. Wir haben derzeit 86.000 Plätze, und ja, man kann sagen, wenn man das mit Österreich und anderen Bundesländern vergleicht, dass wir damit in der Formel 1 fahren. Aber ich habe auch schon vor vielen, vielen Mo- naten gesagt: Wer in der Formel 1 fährt, muss sich an die Regeln in der Formel 1 halten. Genau deshalb haben wir im letzten Jahr sehr genau hingeschaut, haben diese Regeln noch verschärft, haben ein neues Kindergarten- gesetz auf die Reise gebracht, haben bei den Kontrollen nachgezogen. Es wurden 86 Kindergärten geschlossen, und wir konnten damit einen weiteren Qualitätsschub schaffen. Wichtig ist nämlich, dass sich die Eltern und die Kinder darauf verlassen können, dass sie bestmög- lich betreut werden und dass die Kinder bestmöglich lernen. Das Ganze findet unter der großen Gesamt- Challenge statt, dass die Zahl der Kinder in Wien nicht gleich bleibt, sondern ungefähr 2.500 Kinder jedes Jahr dazukommen. Es ist ja auch schon im Bildungsbereich vom Kollegen Vettermann erwähnt worden, dass das eben dazu führt, dass wir jedes Jahr - 2017 zum Beispiel 127 - neue Klassen schaffen müssen, in dem Fall 160 Millionen EUR investieren, nur in neue Bildungsinfra- struktur. Was mich besonders freut, ist, dass das letzte Jahr ein Jahr war, in dem wir alles auf einmal gezeigt haben, erstens einmal, wie schnell es geht. Die NMS Quellenstraße hat vom Spatenstich bis zur Gleichenfeier neun Monate gebraucht. Zweitens einmal, was Bildungs- einrichtungen auch können müssen. Der Campus At- temsgasse zeigt, dass es für uns schon lange vorbei ist, dass es da Häuser gibt, und das Kind von einem Haus zum anderen geht, und dazwischen gibt es eine Hürde, sondern dass Kinder von 0 bis 14 Jahren bestmöglich gemeinsam lernen können, weil Kinder im Mittelpunkt stehen. Das ist auch die Idee hinter den Bildungsgrätzln. Es freut mich sehr, dass drei schon in der vollen Arbeit sind und dass sechs weitere derzeit im Entstehen sind. Grundsätzlich geht es natürlich darum: Wenn man sagt, jedes Kind hat das Recht zu lernen, dann braucht es auch dort mehr Unterstützung, wo mehr Herausforde- rungen da sind. Das ist unsere Idee hinter dem Chan- cenindex. Das ist unsere Idee hinter diesen vielen, vielen Forderungen auch gegenüber der Bundesregierung, um zu sagen: Bitte, die Lehrerinnen und Lehrer können sich nicht aussuchen, welche Kinder in ihrer Klasse sind, wir können aber dafür da sein, dass die Lehrerinnen und Lehrer, die vor größeren Herausforderungen stehen, auch mehr Unterstützung bekommen. In Wien machen wir das mit der Förderung 2.0. Im Bund gab es ein Mo- dell, das hieß Integrationspaket. Über 300 Lehrerinnen und Lehrer, Sprachförderpersonal, Sozialarbeiterinnen, Sozialarbeiter standen den Schulen, die es am wichtigs- ten gebraucht haben, zur Verfügung. Dieses Integrati- onspaket wird rückstandsfrei gestrichen. Ich sage Ihnen ehrlich: Die Diskussion darüber, ob es Deutschklassen braucht oder nicht, kann man dann einmal führen, wenn man vorher über die Frage gesprochen hat, ob es mehr Deutschförderung oder weniger braucht, ob es mehr Ressourcen oder weniger braucht. Ich sage, mehr. Schade, dass es in die andere Richtung geht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Bei der Kinder- und Jugendhilfe hat Kollege Gremel ja schon ein bisschen ausgeholt. Das Wichtige, was er gesagt hat, ist, dass nämlich immer die Kinder im Mittel- punkt stehen, dass natürlich die Vollentziehung das letzte Mittel ist und dass es darunter einen riesengroßen Blumenstrauß an Maßnahmen, an Unterstützungsleis- tungen, an konkreter Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe gibt. Manchmal ist es eine schwierige Fragestellung, was sozusagen für die Kinder am besten ist. Der konkrete Fall in Admont etwa war so ein Fall. Das sind zwei Kinder, die sehr, sehr intensive Unterstützung brauchen und zugleich sehr zeitnahe einen Platz gebraucht haben. In Admont gab es solch einen Platz mit einer tiergestützten Therapie, von der die Kinder in den letzten Monaten sehr, sehr profitiert haben. Die MA 11 hat sich daher dafür entschieden, sie trägt natürlich auch die Kosten für die Fahrt. Die MA 11 ist 2017 100 Jahre alt geworden, ein Da- tum, zu dem gezeigt werden konnte, was in der Rück- schau in dieser Geschichte auch alles geschehen ist, was die Kinder- und Jugendhilfe verändert hat und wie auch die Kinder- und Jugendhilfe die Stadt verändert hat. Kinder und Jugendliche stark machen, anstatt eine Poli- tik zu machen, die sagt, sie sind die Zukunft. Die Kinder und Jugendlichen sind nämlich jetzt schon da. Das ist irgendwie der rote Faden in der Geschäftsgruppe und für ganz, ganz viele Magistratsabteilungen, auch für viele, viele Projekte, die heute zum Glück schon zur Sprache gekommen sind. Die Kinder- und Jugendarbeit, die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit hat gerade den Schwerpunkt Medienkompetenz mit vielen, vielen Maßnahmen in den einzelnen Einrichtungen. Stichwort Medien: Die Büche- reien haben auch den einen oder anderen Rekord bieten können. Allein im vergangenen Jahr sind 5,829.750 Medien ausgeborgt worden. Zum Thema Integration ist heute sehr intensiv disku- tiert worden. Mir ist wichtig, dass wir eine Sache nicht außer Acht lassen, und das ist etwas, was eigentlich die Gemeinden, die Kommunen, die Länder in dieser Repub- lik eint: Zuallererst ist Integrationspolitik Arbeit. Zualler- erst muss man, auch wenn man findet, man kann die Grenzen nicht beliebig öffnen, wie es die Kollegin Hun- gerländer gesagt hat, sehen, dass die Menschen trotz- dem da sind und dass mit jedem verlorenen Tag, an dem kein Sprachkurs angeboten wurde, mit jedem verlorenen Tag, an dem nichts an Anstrengung unternommen wur- de, damit Menschen auf eigenen Beinen stehen, einen Zugang zur Arbeit haben, einen Zugang zur Sprache haben, die gesellschaftlichen Folgekosten deutlich grö- ßer werden und Schicksale leiden. (GR Armin Blind: Sie haben sie hereingelassen!) Das ist im Grunde genom- men das, was die Integrationsreferentinnen die Integrati- onsreferenten eint, Kollege Blind hat es ja angespro- chen. Bei der vergangenen Landesintegrationsreferen- tenkonferenz war es nämlich eigentlich so: Wenn man die fragt, was man eigentlich braucht, dann sagen die, dass es als Erstes auf Landesebene und auf Gemeinde- ebene Maßnahmen braucht. Es braucht Geld für Sprachkurse, es braucht Geld für Arbeitsmarkintegration. Es braucht nicht Warten, zum Beispiel dauern Asylver- fahren in Österreich mit der zweiten Instanz im Durch- schnitt 28 Monate. Das ist nämlich verlorene Zeit, es braucht diese konkrete Arbeit. Da sind sich die Integrationsreferenten einig, fast ei- nig. Es sind im Übrigen Darabos, Schaar, Kampus, Czernohorszky, Anschober, Fischer, Klambauer und Gantner, da sind aus allen Bundesländern GRÜNE da- bei, eine NEOS-Politikerin dabei, Sozialdemokraten dabei, ein ÖVP-Politiker dabei, alle sind sich einig, dass es das braucht. Ja, es stimmt. Kollege Waldhäusl aus Niederösterreich ist es nicht. Kennen Sie den Witz vom Geisterfahrer, wo der sagt: Was, ein Geisterfahrer? - Lauter Geisterfahrer! Möglicherweise liegt es am Kolle- gen Waldhäusl, dass er hier die Politik nicht mittragen kann, und nicht an den anderen acht Bundesländern. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS. - Zwischenruf von GR Armin Blind.) Apropos, das Modell von dem Sie gesprochen ha- ben, werden wir am Mittwoch noch diskutieren. Der An- trag zum Thema Ausbildung statt Abschiebung ist übri- gens eine Initiative, die eben acht Bundesländer gleich sehen, wo zum Beispiel die ÖVP-Vorarlberg jetzt auch in dieser Woche im Landtag einen Antrag einbringen wird, und wir werden das auch am Mittwoch diskutieren. Das Modell, auf das hier repliziert wird, heißt nicht 4+2-, son- dern 3+2-Modell, aber da kann man ja nachlesen und am Mittwoch noch genauer diskutieren. Was mir jetzt noch wichtig ist, ist, die Rolle der Stadt als Dienstgeberin und damit meine Rolle als Personal- stadtrat herauszustreichen. 2017 gab es in dem Bereich einen sehr großen Meilenstein, die größte Dienstrechts- reform, die größte personalpolitische Reform in der Zwei- ten Republik. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das hat das Verwaltungsgericht hervorgerufen!) Ich möchte einfach ein großes Dankeschön sagen. Mit der Dienstrechts- und Besoldungsreform ist die Attraktivität der Stadt als Dienstgeberin weiter stark angestiegen. Ich finde näm- lich, wir müssen alles tun, damit Wien nicht nur der größ- te Arbeitgeber ist, sondern auch der beste. Das ist natür- lich nur möglich, weil sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beste Arbeit leisten. Deshalb ist es mir als Personalstadtrat an der Stelle auch wichtig, dass ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Danke sage. Ich sehe es auch als meine Aufgabe, nicht nur von den Dingen zu reden, nicht nur von den Angeboten zu reden, nicht nur von den Maßnahmen, den tollen Sachen zu reden, die unsere Stadt ausmachen, sondern von den Leuten, die dahinterstehen. So ist es eben nicht nur die Dienstrechts- und Besol- dungsreform, sondern es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 2. So sind es nicht nur die vielen arbeitsmedizinischen Leistungen und die betriebliche Wiedereingliederung, sondern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 3. So sind es eben nicht nur die 86.000 Kindergartenplätze, sondern es sind die Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter der MA 10 und der vielen, vielen Partnerorganisationen. So ist es eben nicht nur das Familienzentrum, sondern es sind die Mitarbeiter der MA 11 und der vielen Vertragspartner. Es ist nicht nur die Bücherei, immerhin ein Flaggschiff, die Hauptbüche- rei und die vielen anderen Maßnahmen in der Kinder- und Jugendarbeit, sondern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 13 und der vielen Vereine. Es ist nicht nur CORE, das ich heute so gerne ein bisschen länger beschrieben hätte, ein großes Beispiel eines Zentrums, wo eben das Empowerment und das auf eigenen Beinen Stehen im Mittelpunkt stehen in der Integration, es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 17 und der geförderten Vereine. Es ist nicht nur das Schafbergbad, das einen neuen Kinderbereich hat - großartig übrigens, ein paar ärgern sich, weil jetzt die Sandkiste woanders ist, es ist aber super, dort zu spielen -, es sind die Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter der MA 44. Es sind nicht nur die Schulen, zum Beispiel die Dietrichgasse, die Quel- lenstraße und die Attemsgasse, die neu gebaut wurden und die vielen, vielen, die saniert werden - immerhin ist ein neues Schulsanierungspaket auf dem Weg -, es sind die Mitarbeiter der MA 56 und natürlich die Lehrerinnen und Lehrer, Schulwartinnen und Schulwarte und viele andere, die an den Schulen arbeiten, und die Mitarbeiter des Stadtschulrats. Es ist nicht nur die Pride mit Trucks, es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WASt. Es sind nicht nur Fälle, es sind die Kinder- und Jugend- anwältinnen und -anwälte mit ihrem Team. Es ist nicht nur ein Gesetz oder mehrere Gesetze, es sind die Gleichbehandlungsbeauftragten und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Antidiskriminierungsstelle, und es ist nicht nur das Passservice und die Wahlen, es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 62. Ich freue mich sehr, Sie in der Geschäftsgruppe willkommen zu heißen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zur Ge- schäftsgruppe Bildung, Integration, Jugend und Personal liegt keine Wortmeldung mehr vor. Ich schlage vor, die Debatte zur Geschäftsgruppe Soziales, Gesundheit und Sport mit der Postnummer 2, das ist der Jahresabschluss der Unternehmung Wiener Krankenanstaltenverbund, einschließlich der Jahresab- schlüsse der Wiener Städtischen Krankenhäuser, der Teilunternehmung Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien, Medizinischer Universitätscampus und der Teilun- ternehmungen Geriatriezentren und Pflegewohnhäuser der Stadt Wien mit sozialmedizinischer Betreuung für das Jahr 2017, gemeinsam durchzuführen, die Abstim- mungen über den Rechnungsabschluss der Bundes- hauptstadt Wien und den Jahresabschluss zur Unter- nehmung Wiener Krankenanstaltenverbund jedoch ge- trennt vorzunehmen. Wird dagegen ein Einwand erho- ben? - Das ist nicht der Fall. Ich darf die Damen und Herren des Gemeinderates ersuchen, so vorzugehen. Der Herr Stadtrat hat schon Platz genommen. Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Sozia- les, Gesundheit und Sport. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Ich erteile es Ihm. Für die Damen und Herren hinter der Bank: Man darf sich auch außerhalb des Gemeinderats- sitzungssaals herzlich verabschieden. Danke fürs Kom- men und Ausharren. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrter Herr Stadtrat, willkommen! Geschätzter Herr Vorsitzen- der! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu später Stunde noch ein sehr, sehr wichtiges The- ma, ein Thema, das auch einen Großteil des Wiener Budgets vereinnahmt, ein sehr wichtiges Zukunftsthema. Ich möchte auch jetzt ein bisschen replizieren, was im Laufe des Tages immer wieder gekommen ist. Bevor ich auf die Detaildiskussion des Gesundheitsbudget und der Themen eingehe, vielleicht ein bisschen eine Replik, was schon ein Thema für Wien darstellt. Was nämlich letzt- endlich unter der schwarz-blauen Regierung an Gesund- heitsthemen behandelt beziehungsweise nicht behandelt wird, hat letztendlich Auswirkungen auf das Wiener Budget. Das sollte man nicht ganz vergessen. Da erinne- re ich nur an diese unsägliche Diskussion um die AUVA, die extreme Verunsicherung, die hier stattgefunden hat, eine Institution, die ganz wesentlich für die Gesundheits- versorgung in Wien ist, die man vor diesem Hintergrund nicht gefährden darf. Diese Diskussion ist hier wirklich extrem unsäglich von der Gesundheitsministerin Hartin- ger-Klein geführt worden. Ein zweites Thema, das auch das Wiener Gesund- heitsbudget massiv belastet, ist das Thema Rauchen, die Aufhebung des Rauchverbotes. Ich habe mir ungefähr ausgerechnet, was das ausmacht, denn hier gibt es eine sehr spannende Studie, die davon spricht, dass in Öster- reich durch die Aufhebung des Rauchverbotes in etwa 32.000 Krankenhausaufenthalte zusätzlich kommen, respektive vermeidbar wären, das wären dann in Wien 8- bis 10.000. Wenn man das in etwa hochrechnet, was das an Kosten betrifft, haben wir einen Betrag zwischen 10 und vielleicht 20 Millionen EUR. Das ist auch etwas, das letztendlich die schwarz-blaue Regierung hier den Wie- nerinnen und Wienern zusätzlich für das Gesundheits- budget umhängt, etwas, zu dem ich sage, dass es ganz unsäglich ist. Kollege Blind hat das ja zuerst so schön formuliert: Sagen Sie einfach Entschuldigung. Sagen Sie einfach Entschuldigung, dass es ein Blödsinn war, das aufzuheben. (Beifall bei den NEOS.) Sagen sie einfach, es tut uns leid, das war ein Fehler. Ich finde es sehr gut, dass die Stadt Wien versucht, hier auch gerichtlich dies- bezüglich hervorzugehen, denn die Glaubwürdigkeit in der Gesundheitspolitik hat aus meiner Sicht Schwarz- Blau schon massiv verloren. Da gibt es viele andere Bereiche, und ich finde das ja sehr amüsant, wenn man vom Grillen und Feinstaub und Luftbelastung spricht, gleichzeitig aber hier mit dem Rauchen voranschreitet. Das ist vollkommen absurd! Ich muss hier ganz ehrlich sagen, Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, das ist ein Kasperltheater! Das ist die eine Seite. (Beifall bei NEOS und GRÜNEN.) Die andere Seite - und ich glaube, dass das langfris- tig oder mittelfristig schon ein großes Thema sein wird -, ist, dass wir so die Wiener Gesundheitsversorgung lang- fristig nicht finanzieren werden können. Wir werden hier in ein echtes Finanzierungsproblem hineinlaufen, weil die Menschen natürlich älter werden, weil es in vielen Berei- chen zu einer Chronifizierung von Krankheiten kommt. Schmerz ist ein Thema, auf das ich dann noch speziell gesondert eingehe. Das heißt, das wird ein großes Prob- lem werden. Das Thema der Mehrklassenmedizin ist ja heute schon gegeben und bereits heute Realität. Das heißt, wenn wir so weitermachen, wird das auch noch entsprechend zunehmen. Daher ist es - und das ist eines der wesentlichen Themen, auf das ich immer wieder zu sprechen komme - das Thema, dass wir hier eine massi- ve strukturelle Veränderung brauchen und die geht über das ganze Spitalskonzept 2030 hinaus. Solange wir hier nicht ernsthaft auch im Bereich der Primärversorgung oder anderen Strukturen darüber nachdenken, wie das auszugestalten ist, wie das vor allem zu finanzieren ist und wie das vor allem auch kos- tenträgerübergreifend zu finanzieren ist, bleibt das letzt- endlich Makulatur. Ganz ehrlich glaube ich auch nicht - davon bin ich mittlerweile schon ziemlich überzeugt -, dass das Spitalskonzept 2030 in der Form umsetzbar sein wird. Manchmal beschleicht mich der Gedanke, dass das schon ein bisschen einem Potemkin'schen Dorf gleicht, weil vieles so nicht funktionieren wird. Wenn wir uns das jetzt am Beispiel des KH Nord an- schauen, möchte ich auf das eigentlich nicht im Detail eingehen - aber allein die Schwierigkeit hinsichtlich der Betriebsführung, hinsichtlich der technischen Inbetrieb- nahme! Wenn ich das für all die anderen Bauprojekte multipliziere, die ja noch notwendig wären, weiß ich nicht, wie das unmittelbar in diesem kurzen Zeitraum finanziert werden kann und ob es überhaupt die Leute gibt, die das auch tatsächlich so umsetzen werden kön- nen. Das ist die eine Ebene. Die andere Ebene: Man hat ja in Wien zum Thema Primärversorgung etwas versucht. Da gibt es das eine Zentrum in Mariahilf, und dann hat man das zweite in der Donaustadt versucht. Es hat sich über Jahre gezogen, langwierige Ausschreibungen, mit teilweise ganz absur- den Rahmenbedingungen, 170 m entfernt vom Do- nauspital. Kein Mensch versteht, warum man eine Pri- märversorgungseinheit so unmittelbar vor einem Spital platziert. Dann hat man Ärzte gesucht, dann hat man die gefunden, die haben vorher noch nie zusammengearbei- tet, und offensichtlich hat das Ganze insgesamt nicht geklappt. Zumindest wenn man den Medienberichten Glauben schenken darf, wird das so nicht funktionieren und ist eigentlich zum Scheitern verurteilt. Da stelle ich mir schon die Frage. Das ist jetzt einige Zeit gelaufen, man hat das groß als das Wiener Modell abgefeiert, aus diesem Wiener Modell habe ich bis dato noch wenig Evaluierungen gesehen: Wie versorgungswirksam ist denn das überhaupt? Welche Schnittstellen gibt es denn zwischen dem Donauspital und dieser Primärversor- gungseinheit? Das sind viele, viele offene Fragen. Daher bringe ich auch einen ganz konkreten Antrag ein, denn uns ist die ganz konkrete Versorgung in Wien extrem wichtig, die auf der einen Seite dem Patienten hilft, aber auf der anderen Seite auch eine Entlastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wiener Kran- kenanstaltenverbundes bietet. Das betrifft die Einrichtung einer allgemeinmedizinischen Akutordination, einer so- genannten AMA im Wiener Donauspital. Denn ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass die Primärversorgungsein- heit, so wie sie dort vorgesehen ist, in der Realität je umgesetzt werden kann oder jene Versorgungswirksam- keit erreicht, die tatsächlich notwendig ist. Daher sollte man das Modell, das ja bereits im AKH eingesetzt wird, auch dort unmittelbar etablieren. Deswegen bringe ich hier einen Antrag ein: Der Ge- meinderat fordert den zuständigen Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport dazu auf, eine solche allgemein- medizinische Akutordination wie auch im Wiener AKH vorzusehen, sich an dem zu orientieren und natürlich den örtlichen Gegebenheiten und Bedürfnissen anzu- passen. Denn das ist tatsächlich die effektivste Form eines Patientenleitsystems, wo ich sage, okay, zuerst gehe ich in diese Ambulanz und erst dann, wenn not- wendig, gehe ich ins Spital. Die Erfolge beim AKH zei- gen, dass nur 20 Prozent der Patienten dann tatsächlich nachher ins Spital müssen. Damit habe ich eine effektive Struktur, die eigentlich nicht sehr viel Geld kostet. Das einzige Problem, das man dort haben wird, ist, ob man die entsprechenden Ärzte auch tatsächlich findet, aber das ist auch eine Frage der entsprechenden Ausgestal- tung. Das ist einmal der erste Antrag. (Beifall bei den NEOS.) Ein zweiter Aspekt, den ich auch für sehr wichtig er- achte, denn das ist ein Thema, das eine älterwerdende Bevölkerung zunehmend erfasst, ist das Thema des Schmerzes, vor allem die Chronifizierung des Schmer- zes. Hier sind wir im internationalen Vergleich öster- reichweit extrem unterversorgt, in Wien im Besonderen. Ich habe hier wirklich auch mit den Vertretern der öster- reichischen Schmerzgesellschaft darüber gesprochen und sie auch eingeladen, das entsprechend zu diskutie- ren, weil es mir auch wichtig ist, die Fachleute hier rein- zuholen. Ich glaube, dass es dringend notwendig ist, in Wien eine Schmerzversorgung zu etablieren, die multi- modal und interdisziplinär ist, also mehrere Fachgruppen beinhaltet. Was wir derzeit in Wien haben, nämlich de facto im Wilhelminenspital und in der Rudolfstiftung, ist insgesamt viel zu wenig, auch was die Öffnungszeiten betrifft. Das kostet uns auch nebst dem akuten Problem für die Patienten wahnsinnig viel Geld, denn alleine, was die Schmerzversorgung betrifft, gehen zirka 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in Richtung Schmerz, Schmerz- thematik. Das heißt, es ist sowohl für den Patienten gut, es ist für die Volkswirtschaft entsprechend gut und das bedeutet natürlich auch eine erhebliche Entlastung im Gesundheitssystem. Ich hoffe, dass das allgemeines Gehör findet, und auch dazu ersuche ich den zuständi- gen Stadtrat, hier einmal einen konkreten Plan vorzule- gen, wie eine solche Schmerzversorgung in Wien aus- sehen könnte, eben multimodal und interdisziplinär, und dass mit den entsprechenden Experten hier auch ein Plan und eine konkrete Umsetzung in diese Richtung erfolgen. Das muss ich noch ändern, denn das wollen wir nicht sofort abstimmen lassen, sondern dem Ausschuss zuweisen. Ein weiterer Aspekt, der mir auch noch wichtig ist, was nämlich im Moment passiert, ist auch ein Thema, das aus der Ecke der schwarz-blauen Regierung kommt. Wir haben in der letzten Vorstandssitzung des Psycho- sozialen Dienstes in Erfahrung bringen können, dass es eigentlich am Beispiel des Psychosozialen Dienstes einen Angriff auf die Soziallandschaft in Wien gibt. Wir haben plötzlich die Situation, dass es hier zu vermehrten Prüfungen kommt, und die vermehrten Prüfungen bedeu- ten, dass hier die Wirtschaftskammer - also eine Kam- mer mit Zwangsmitgliedschaft, die ja diese lustigen Vi- deoclips dreht - jetzt plötzlich eine Kammerumlage 1 verlangt und es hier notwendig ist, dass aus Steuermit- teln finanzierte Sozialeinrichtungen in Wien eben am Beispiel des Psychosozialen Dienstes hier diese zu bezahlen hat, was 200.000 EUR pro Jahr ausmacht. Das ist natürlich etwas, das unsäglich ist, absolut unsäglich ist, vollkommen unverständlich und letztendlich auch wieder dazu führt, dass das Wiener Budget auch im Gesundheitsbereich zusätzlich belastet ist. Da muss ich schon eines sagen: Wenn die Wirtschaftskammer hier glaubt, in diese Richtung etwas zu tun, dann muss die Stadt Wien auch mit der Wirtschaftskammer auf anderer Ebene verhandeln, denn das kann in dieser Form so nicht sein. Mein Aufruf auch an Sie als Gesundheitsstadtrat ist, tatsächlich darauf zu schauen, wie wir diese Versor- gungsstruktur in Wien auf die Beine stellen, sodass diese auch wirklich nachhaltig ist. Denn so wie gesagt wird das Budget in dieser Form langfristig nicht sichergestellt werden können. Das heißt, wir müssen alles dazu tun, dass es in vielen Bereichen zu einer kostenträgerüber- greifenden Finanzierung kommt. Ich sage auch ganz ehrlich, das Land Wien ist gefordert, im Wiener Gesund- heitssystem die Führung zu übernehmen. Denn wenn wir einen Großteil des Geldes für diese Struktur ausgeben, auch am Beispiel der Ambulanzen, dann muss man eigentlich den Spieß umdrehen und dann können wir nicht nur auf der Ebene einer sozialpartnerschaftlichen Diskussion das so weiterführen. Stellen wir als Land über 80 Prozent der Finanzierung auf, dann sind wir auch im Wiener Parlament gefordert zu sagen: Wenn wir das finanzieren, dann bestimmen wir allerdings auch ver- mehrt, wie diese Strukturen in Zukunft aussehen, denn das ist die Basis für ein zukunftsfähiges Wiener Gesund- heitssystem. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Korosec. Selbstgewählte Redezeit 15 Minuten. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gesundheit und Soziales, wie schon am Vormittag erwähnt, betrifft den größten Abschnitt des Rechnungs- abschlusses 2017, nämlich 32 Prozent, fast ein Drittel der Gesamtausgaben, 4,6 Milliarden EUR, die direkt oder indirekt die Menschen dieser Stadt bezahlen. Ge- sundheit, Pflege und soziale Sicherheit und Sport - ich freue mich, dass Sport dabei ist, da gerade Sport als Prävention und körperlich aktiv zu bleiben, unglaublich wichtig sind, und gerade in diesem Bereich sicher ein Nachholbedarf gegeben ist. Gesundheit, Pflege und soziale Sicherheit sind Fra- gen, die die Menschen dieser Stadt sehr stark bewegen. Sie haben ein Anrecht darauf, dass die Ausgaben um- fassend durchleuchtet und analysiert werden. Schon Oscar Wilde sagte: "Gesundheit ist die erste Pflicht im Leben." - Wie wahr. Im Bereich Gesundheit haben Sie, Herr Stadtrat, erste Weichen gesetzt. Ich meine, es sind richtige Weichen. Sie haben die KAV-Reform gestoppt, und Sie haben das Krankenhaus Nord als erste Priorität zur Nummer 1 erklärt. Sie sagten, und das höre ich be- sonders gern, ich hoffe, dass wir das auch dann tatsäch- lich so erleben, dass Sie ein großer Fan von Transpa- renz sind und dass Sie auf alle Fälle die Opposition einbinden wollen. Wir, Herr Stadtrat, sind jedenfalls be- reit, als konstruktiver Partner mitzuwirken. Wie gesagt, die ersten Schritte haben Sie gesetzt, lenken Sie nun den KAV in die richtigen Bahnen, denn ich möchte einen KAV - ich habe das am Vormittag schon gesagt, da waren Sie leider nicht da, da mussten Sie eine Pressekonferenz machen, dazu kann man ver- schiedener Meinung sein, aber daher wiederhole ich es - , ich möchte einen KAV, der nicht als politischer Spielball missbraucht wird, sondern die Gesundheitsversorgung der Wiener Bevölkerung auf hohem Niveau sicherstellt. (Beifall bei der ÖVP.) Die grundsätzliche Reform des KAV ist wahrscheinlich das wichtigste Projekt der Wiener Gesundheitspolitik. Wir von der Opposition wollen ge- meinsam die richtige Struktur finden, und zwar im Sinne der Wiener Bevölkerung. Neben der KAV-Reform ist mit Sicherheit das Spi- talskonzept 2030 der zweite große Brocken im Gesund- heits- und Sozialressort. Dies geht momentan durch das Krankenhaus Nord etwas unter, ist aber für die Wiener Bevölkerung mindestens genauso wichtig. Im Zusam- menhang mit dem Spitalskonzept muss generell das Zusammenspiel zwischen intra- und extramuralem Be- reich gesehen werden. Aktuelle Statistiken zeigen zwar eine steigende ärztliche Versorgungsdichte, aber bei der Allgemeinmedizin ist ein besorgniserregender Rückgang zu beobachten. Insbesondere Allgemeinmediziner mit Kassenordination stellen eine große Problemgruppe dar. Seit 2010 ist die Wiener Bevölkerung um 12 Prozent angestiegen, während im selben Zeitraum die Anzahl der Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag um 12 Prozent gesunken ist. Der Hausarzt leistet in einem neuen Ge- sundheitskonzept einen wesentlichen Beitrag als woh- nortnahe Bezugsperson, wobei ich zu dem Hausarzt natürlich die PHCs dazurechne, die es eben nur in der Theorie und nicht in der Praxis gibt. Die Aufwertung der hausärztlichen Versorgung spielt eine wesentliche Rolle, um die Wiener Ambulanzen - wir wissen alle, was das kostet - zu entlasten und die gesundheitsökonomische Vorgabe - ambulant vor stationär - zu erfüllen. Im Mai wurde in diesem Zusammenhang zwischen der Wiener Gebietskrankenkasse und der Stadt Wien eine deutliche Förderung im niedergelassenen Bereich festgelegt. Die angesprochenen Erhöhungen sind für das Jahr 2019 zugesichert. Ab 2020 hängen diese noch von der finanziellen Zusicherung der Stadt Wien ab. Das Bekenntnis zur Stärkung der Allgemeinmedizin ist jeden- falls ein positives Zeichen. Es muss allerdings ein nach- haltiges Bekenntnis zugesichert werden, welches über das Jahr 2019 hinausgeht. Daher stellen wir einen Beschlussantrag: Die Wiener Stadtregierung wird aufgefordert, die Aufwertung der Hausärzte im Sinne der Vereinbarung bei den Honorar- verhandlungen finanziell über das Jahr 2020 hinaus sicherzustellen und sich zur nachhaltigen, patientenori- entierten Stärkung der Primärversorgung zu bekennen. - Wir ersuchen um sofortige Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.) Das Spitalskonzept 2030 legt eine gewisse Struktur vor. Das Ergebnis muss dabei das größtmögliche Patien- tenwohl sein. Man muss ohne Tabus analysieren, was die Stadt Wien mit der von ihr vorgeschlagenen Struktur erreichen kann und erreichen will. Ich glaube, dass das Spitalskonzept 2030 durch fehlende Kommunikation, Intransparenz und Skandale fast unbrauchbar geworden ist. Kollege Gara, da bin ich - wie soll ich es sagen? - brutaler als Sie. Sie sagen zwar auch, da muss man verändern, ich glaube, es ist unbrauchbar geworden. Die anfänglich guten Ansätze sind so leider verloren gegan- gen. Eine sachliche Auseinandersetzung über das Spi- talskonzept 2030 ist kaum mehr möglich, da es im Laufe der Zeit politisch vergiftet wurde. Deshalb muss es durch ein neues patientenzentriertes Wiener Gesundheitskon- zept ersetzt werden. Dieses neue Konzept muss die gesamte Wiener Gesundheitslandschaft erfassen und nicht bloß den KAV. Da sehe ich einige Punkte, die ganz wesentlich sind: Erstens: Wir brauchen ein transparentes Konzept. - Das sagen Sie zu. Beim Spitalskonzept 2030 ist nicht ersicht- lich, auf welcher Datenlage es basiert. Ein Spitalsplan muss die Konkretisierung eines Regionalen Struktur- plans sein. Das Konzept basiert anfangs auf dem Wiener Regionalen Strukturplan 2015, später auf dem Wiener Regionalen Strukturplan 2020. Die ÖSG basieren aller- dings nicht auf dem aktuellen ÖSG 2017. Es fehlt somit ein aktueller Strukturplan. Die Berechnungsgrundlagen haben sich auch im Laufe der Zeit verändert. Anfängliche aussagekräftige Studien wurden im Laufe der Zeit offenbar mehrmals verändert. Es ist völlig unklar, ob die Letztversion des Spitalskonzepts auf diese Veränderungen Bedacht ge- nommen hat. Es bedarf daher einer Klarstellung der Datengrundlagen. Auch um die Implementierung der tagesklinischen Betreuung hüllt sich ein Schleier. Wir wissen, wie wichtig die tagesklinischen Betreuungen sind. Man findet ledig- lich die Erwähnung neuer Tageskliniken im Spitalskon- zept. Welche Rolle diese genau spielen, lässt sich nicht eruieren. Wien hat heute ein großes Problem mit chronisch Kranken, die heutzutage viel zu häufig im Spital landen. Aus dem Spitalskonzept 2030 ist wiederum nicht ables- bar, wie mit dieser so großen Gruppe umgegangen wird. Da ist vor allem die stärkere Einbindung von Versor- gungspfaden dringend notwendig. Dabei handelt es sich um nötige Ablaufschemen für alle am Therapieprozess Beteiligten. Daher haben wir auch einen Beschlussantrag für ei- ne bessere Versorgung chronisch Kranker in Wien ge- stellt. Die Wiener Stadtregierung wird aufgefordert, für die Implementierung, und so weiter stärkerer Wissens- vermittlung chronischer Erkrankungen, Etablierung von Versorgungspfaden und Stärkung klinischer Informati- onssysteme zu sorgen, um proaktiv die chronisch Kran- ken im Therapieprozess zu versorgen. Nachdem dieser Antrag sehr umfassend ist, wollen wir die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Soziales, Gesundheit und Sport. (Beifall bei der ÖVP.) Das Kernstück des Spitalskonzepts 2030 ist sicher die Umstellung auf drei Versorgungsregionen, aber auf Grund der fehlenden Inbetriebnahme des Krankenhau- ses Nord muss auch diese in Zweifel gezogen werden. Dieses hätte ja bereits 2011 eröffnet werden sollen, jetzt werden wir sehen, ob es 2019 so weit ist. Außerdem ist es größtenteils ein reines KAV-Konzept, welches die Ordensspitäler nicht inkludiert. Jeder hier weiß, welch wichtigen Beitrag diese für das Wiener Gesundheitssys- tem leisten. Deshalb besteht die einzige Lösung darin, so sehe ich es eben, ein patientenorientiertes neues Kon- zept aufzustellen, wiederum natürlich in Zusammenarbeit mit einer konstruktiven Opposition. Meine Damen und Herren, daher bringe ich auch einen Beschluss- und Resolutionsantrag betreffend Neukonzeptionierung Wie- ner Spitalskonzept 2030 ein. "Die Wiener Stadtregierung wird aufgefordert, das Spitalskonzept umgehend zu verwerfen, und so weiter. Ausarbeitung unter Zugrundelegung aktueller Bedarfs- und Prognosedaten, Einbeziehung der Oppositionspar- teien, die Umstellung auf drei Versorgungsregionen muss unter Berücksichtigung der Verzögerung der Inbe- triebnahme des Krankenhauses Nord neu evaluiert wer- den, Einbeziehung der Ordensspitäler, Berücksichtigung der gesundheitsökonomischen Aspekte ambulant vor stationär und tagesklinischer Behandlungsmöglichkeiten. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbre- chend): Frau Korosec, Sie haben mir zwei Anträge ge- geben. GRin Ingrid Korosec (fortsetzend): Nein, es sind zwei Seiten. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbre- chend): Entschuldigung. GRin Ingrid Korosec (fortsetzend): Meine Damen und Herren, wir alle wollen - ich bin überzeugt, das wol- len wir alle, die Regierungsparteien und natürlich auch die Oppositionsparteien - eine zukunftsorientierte Reform des gesamten Wiener Gesundheitssystems, bei dem der Patient, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, möchte ich feststel- len, dass Herr GR Kowarik ab 22.50 Uhr entschuldigt ist. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mein- hard-Schiebel. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. GRin Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich hoffe, ich kann Sie noch ein bisschen vor dem gesunden Schlaf bewahren. Wir haben in diesen letzten zwölf Monaten erleben können, dass das Thema Ge- sundheit für alle und Pflege für jeden endlich "on the top" gelandet ist. Dass es dazu Struktur braucht, das war immer klar, immer klarer wird aber auch, dass der Bedarf rasant steigt. Das Geld dafür wurde im letzten Jahr nicht aus dem Fenster hinausgeworfen, ein Teil der finanziel- len Mittel wurde gebraucht, um an der Arbeit für ein neues Gesundheits- und Pflegewesen zu arbeiten. Eine Stadt lernt. Sie muss lernen, und das in einem sehr ra- santen Tempo, sowohl bei der Gesundheit als auch bei der Pflege. - Das war eine kurze Einleitung. Der ewige Jammer, dass es zu wenig medizinisches Personal, zu wenig Ärztinnen und Ärzte gibt, zu viele Mangelfächer, das ist unbestritten. Aber woher nehmen und nicht stehlen?, heißt es so schön. Woher Kinderärz- tinnen und Kinderärzte nehmen, wenn dieses Studien- fach unterbelegt ist? Und woher nehmen, wenn die Pri- märversorgungszentren auf der einen Seite gefordert und auf der anderen Seite verhindert werden? Wer hat eine Bundesregierung ins Amt gesetzt, die jetzt nichts anderes tut, als alles, aber auch wirklich alles inklusive Gesundheit und Pflege in den Boden zu stampfen, die nichts anderes tut, als Klassenpolitik zu betreiben? Die beste Versorgung für diejenigen, die es sich leisten kön- nen, und der Rest soll schauen, wo er oder sie bleibt. Eine Stadtregierung, die bei einer Innovation auf diesem Gebiet von der Opposition torpediert wird, muss sich mit aller Kraft gegen so eine Opposition zur Wehr setzen, die heißen Themen benennen und zeigen, was möglich ist, obwohl es sofort von der anderen Seite bekämpft wird. Wien hat ein funktionierendes Gesundheitssystem. In den letzten Monaten hat Sandra Frauenberger mit uns gemeinsam wichtige Schritte gesetzt und Entwicklungen gefördert, die nicht zwischen Arm und Reich unterschie- den haben. Dafür danke ich ihr hier nochmals. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Dazu gehört aber auch, dass es neue Konzepte für kinder- und jugendärztliche Betreuung in Wien gibt, die Rot-Grün trotz des Mangels an Kinderärztinnen und Kinderärzten auf den Weg gebracht haben. Kinder und ihre Eltern brauchen medizinische Versorgung, die sich an ihren Lebensumständen orientiert und nicht umge- kehrt. Ärztinnen und Ärzte sind freie Unternehmer und lernen, dass sie trotz ihrer berechtigten Work-Life- Balance ihrer Kundschaft Angebote machen müssen. Dazu braucht es, wie immer, einen Zusammenschluss aller, die daran beteiligt sind. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist eine spezielle Herausforderung. Sie aus der gesamtpsychiatrischen Versorgung und Betreuung herauszulösen, das ist eine Herkulesaufgabe. Kinder und junge Menschen sollen so lange wie irgendwie möglich erst gar nicht in einem Spi- talsbett landen und nicht aus ihrem Lebensumfeld, aus dem Bildungsprozess, aus ihrem Freundeskreis heraus- gerissen werden. Sie sollen so gut das nur möglich ist, tagesklinisch und ambulant betreut werden. Deshalb wurde auch ein eigener Koordinator für Kinder- und Jugendpsychiatrie eingesetzt, der seine Arbeit begonnen hat und mit dem wir eng zusammenarbeiten. Aber auch Frauengesundheit darf nicht wieder mit der Auffassung, alles, was gesund ist, ist für alle gesund, zusammengeworfen werden. Endlich hat die Medizin gelernt, dass Männer und Frauen biologische Unter- schiede aufweisen - welch eine Neuigkeit! Die Medizin hat sich immer am weißen Mann mittleren Alters orien- tiert, als ob es keinen weiblichen Körper gäbe. Die Ideo- logie dahinter ist gelinde gesagt mittelalterlich, und wenn ich es mir noch genauer ansehe, so ist es pure Diskrimi- nierung. Frauen haben andere Gesundheitsrisiken, brau- chen andere Präventionsansätze. Wer dafür sorgt, dass das Binnen-I oder sonst eine Form der Unterscheidung einfach weggewischt wird, hat nichts gelernt, gar nichts. - So einfach geht das. (Beifall von GRin Sandra Frauen- berger.) Die zweite Hälfte geben wir den Männern zurück? - Nein. Frauengesundheit ist ein Programm, und jede Frau hat das Recht darauf, dass ihre Gesundheit geschützt wird. Alt werden in einer Großstadt wie Wien ist die nächs- te Herausforderung. Dazu gehört auch, dass demenzielle Erkrankungen schlicht und einfach die Herausforderung der nächsten Jahrzehnte sein werden. Es war mir seit Jahren ein Anliegen, gerade diese Alterserkrankung, die übrigens längst nicht mehr nur sehr alte Menschen be- trifft, auch wenn sie die Mehrheit sind, in den Fokus des Gesundheitswesens zu bringen. Die ersten Ansätze, Schritt für Schritt für eine demenzfreundliche Lebenswelt zu sorgen, waren vom Demenzgottesdienst bis zum ersten Marktplatz schon vor einigen Jahren da. Sie sind mittlerweile zu einem Bestandteil der Demenzbetreuung geworden, und ich bin stolz darauf, dass es gelungen ist, dass Wien nicht nur demenzfreundliche Bezirke entwi- ckelt hat, sondern sich als demenzfreundliche Stadt deklariert - eindeutig und unmissverständlich. Angebote werden entwickelt, Dienstleistungsberufe und die Öffent- lichkeit lernen, wie sich eine Demenz erkennen lässt, was man für Menschen tun kann, die davon betroffen sind, und eines der wichtigsten Ziele überhaupt ist, wie wir im Gesundheitswesen dafür Sorgen treffen, dass sie nicht aus dem öffentlichen Raum verschwinden und in der Isolation und Einsamkeit landen. Jeder Euro, den wir dafür investieren, ist ein Beitrag, um Menschen gut durch diese schwere und unheilbare Krankheit zu begleiten. Das alles wäre nicht möglich, wenn es nicht die hun- derttausenden pflegenden Angehörigen geben würde. Nein, das sind keine Freiwilligen, die ihr karitatives Selbstverständnis zum Ausdruck bringen. Das sind zu- meist unzählige Frauen und auch Zugehörige, die mit ihrer ganzen Kraft dafür sorgen, dass die pflegebedürfti- gen Menschen in ihrer Wohnumgebung bleiben können. Jede Unterbringung würde unser Stadtbudget belasten, weil stationäre Pflege und Betreuung teuer sind. Wer aber damit rechnet, dass pflegende Angehörige vor lauter Aufopferung ihr letztes Hemd ausziehen, der han- delt fahrlässig. Das letzte Jahr hat gezeigt, dass das Thema Pflege nicht nur ein Top-Thema geworden ist, sondern dass pflegende Angehörige die Einzigen ohne Arbeitszeitregelung, ohne Entlohnung sind und im besten Fall durch eine sozialrechtliche Versicherungsleistung ein wenig abgesichert sind, soweit sie überhaupt wissen, dass es diese Möglichkeit gibt, soweit sie im Verständnis ihrer Rechte darauf bestehen und sich nicht als Almo- senempfänger fühlen. Sie sind schlicht und einfach die tragende Säule dieses Systems der Pflege und Betreu- ung. Diesen ein Mal im Jahr einfach die Hand zu schüt- teln, wie man es bei Freiwilligen tut, die immerhin freiwil- lig arbeiten, das ist kein Zeichen der Wertschätzung, sondern lediglich eine andere Form von Almosen. Ich habe gelernt, dass man auch als Politikerin die Funktion der Wanderpredigerin ausüben kann und ziehe mit dem Thema pflegende Angehörige seit Jahren ehrenamtlich durch Stadt und Land. Dass es im Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser heute eigene Angebote für pflegende Angehörige gibt, dass im Plan Pflege und Betreuung 2030 den pflegenden Angehörigen ein eige- nes Kapitel gewidmet ist, darauf bin ich stolz, weil ich immer und überall dafür auf- und eintrete. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Wien hat es geschafft, diesen hunderttausenden Menschen Hilfe anzubieten. Sie zu erreichen, das ist die Herausforderung, der wir uns gemeinsam stellen müs- sen, denn der Satz: "Damit habe ich nicht gerechnet!", den ich schon hunderte Male gehört habe, begleitet mich überall hin. Dass wir uns auch mit neuen Pflege- und Betreuungsmodellen auseinandersetzen müssen, weil zwischen den Modellen Mobiler Dienst und 24-Stunden- Betreuung ein gewaltiger Gap entstanden ist, das ist die nächste Aufgabe in der Zeit. Um es in Zahlen zu denken: Wir haben das Geld für Gesundheit und Pflege nicht zum Fenster hinausgeworfen, viel weniger, es ist immer zu wenig gewesen. Wer dort nicht investiert, muss mit enormen Kosten von Krankheit rechnen. Ich danke allen Menschen in Wien, die für unser Gesundheits- und Pfle- gewesen tagtäglich arbeiten und ihr Bestes dafür ge- ben. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Koderhold. GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolle- ginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Da meine Vorredner einige Anträge vorgelesen ha- ben, erlaube ich mir, dazu Stellung zu nehmen. Kollege Gara hat den Antrag für eine allgemeinmedizinische Akutambulanz im Donauspital gestellt, diesem werden wir - no na - beitreten. Die Situation ist natürlich nicht mit dem AKH zu vergleichen, da das Budget des AKH auf- gestockt wurde, während das Donauspital herabgestuft wird. Das heißt, es ist schwer, gegen diesen Antrag zu sein, aber die Ressourcen sind natürlich ganz andere. Dem Antrag - ich nenne ihn jetzt Schmerzantrag - des Kollegen Gara betreffend eine Verbesserung der Schmerztherapie werden wir auch beitreten. Allerdings fällt uns auf, und das ist mir auch bei der Wortmeldung der Frau Kollegin Meinhard-Schiebel aufgefallen, dass eigentlich auf die Kinder komplett vergessen wird. Es gibt in Österreich kein einziges Kinderschmerzzentrum, es gibt auch keine spezielle Ausbildung für Kinder- schmerztherapie. Diesbezüglich werden wir auch weiter politisch schlagtätig sein. Zum Kollegen Gara: Es gibt auch im Krankenhaus Hietzing eine Schmerzambulanz. Zur Frau Kollegin Korosec, die eine allgemeinmedizi- nische Aufwertung durch die Gemeinde Wien erwartet: Wer eine Aufwertung erwartet, sollte nicht abwerten. Es wird in diesem Antrag den praktischen Ärzten mit Kas- senvertrag unterstellt, vermehrt ästhetische Eingriffe zu machen. Ich kann es mir nicht vorstellen - das kann vielleicht im 1. Bezirk so sein, aber ich glaube nicht, dass in Favoriten ein praktischer Arzt, der im Warteraum 30 Patienten sitzen hat, noch ästhetische Eingriffe macht. Aus diesem Grund werden wir diesem Antrag nicht bei- treten. Frau Kollegin Meinhard-Schiebel hat die gegenwärti- ge Bundesregierung - wir reden ja eigentlich über Wien - bezichtigt, dass sie im Bereich der allgemeinmedizini- schen Versorgung der PVCs eine negative Arbeit um- setzt. Die Beschädigung des Allgemeinmediziners läuft seit ungefähr 20 Jahren, das geht sehr wohl von den Gebietskrankenkassen, vom Hauptverband der Sozial- versicherungsträger aus. Es gibt eine Stagnation der Honorare, es gibt eine zusätzliche Steigerung der soge- nannten Qualitätskontrollen, das bedeutet, dass man bauliche Veränderungen in der allgemeinmedizinischen Ordination umsetzen muss, die nicht einmal in den öf- fentlichen Spitälern bestehen. Das heißt, wir haben jetzt eine Situation, verstärkt durch die Ärzteausbildungsre- form von 2015, dass wir in Wien einen Bedarf von 300 Allgemeinmedizinern haben, aber nur 17 in Ausbildung sind. Ähnlich ist es in den Bundesländern Kärnten und Oberösterreich. Das Berufsbild der Allgemeinmediziner ist sehr beschädigt, die Bezahlung sehr schlecht, das Ansehen sehr gering. Die Vorschläge der Primären Ver- sorgungseinheiten sind nichts anderes als Gruppenpra- xen mit schlechten Verträgen. Dafür wird man nieman- den finden. Ein grundsätzliches Umdenken ist notwen- dig, um diese jahrzehntelangen Verfehlungen, die mit der gegenwärtigen Bundesregierung aber wirklich gar nichts zu tun haben, wieder rückgängig zu machen. Ich komme jetzt zu meinem Vortrag: Wir haben jetzt die Mitte des Jahres 2018, und es beginnt eine Pensio- nierungswelle, die ein einzigartiges Ausmaß haben wird. Man kann das leicht nachweisen, denn wenn man sich als Gemeinde-Wien-Angestellter beziehungsweise als KAV-Angestellter die E-Mails mit der großen Anzahl an Ausschreibungen für Oberarzt- und Oberärztinnenposten durchschaut, kann man damit rechnen, dass in der nächsten Zeit in etwa 10 Prozent der Spitalsärzte in Pension gehen. Diese Pensionierungswelle, das ist aus demographischen Gründen eigentlich auch schon seit vielen Jahren bekannt, verläuft parallel zur Pensionie- rungswelle in Deutschland. Man kann mit einem dement- sprechenden Sog rechnen. Dieser Pensionierungswelle, die, wie gesagt, schon lange bekannt ist, hätte man natürlich rechtzeitig begegnen müssen. Das bedeutet, dass man die akutmedizinische Ver- sorgung durch Ausbau der Übergangspflege reduziert. Das ist nicht nur eine finanzsparende Maßnahme, die Übergangspflege mit Abbau der Akutbetten, es ist sozu- sagen auch noch günstig. Die Übergangspflege wird in Wien viel zu selten umgesetzt. Ein anderer Punkt, da man auch über die Kosten ge- sprochen hat, sind die Bürokratiefolgekosten. Ich sage absichtlich Bürokratiefolgekosten und nicht Verwaltungs- kosten, da die Verwaltungskosten sich im öffentlichen Bereich in einem relativ normalen Rahmen halten. Die Verwaltungskosten bei Privatversicherungen sind meis- tens höher als die bei öffentlichen Trägern. Die Bürokra- tiefolgekosten sind allerdings weit höher. Es gibt eine sehr interessante Studie aus Deutschland von A.T. Kearney, welche für die Bürokratiefolgekosten - nicht die Verwaltungskosten - ungefähr 25 Prozent des gesamten Gesundheitsbudgets rechnet. Arbeitet man jahrzehnte- lang im Krankenhaus, in Gesundheitsbetrieben, dann merkt man, dass sich die Wochenstundenanwesenheit - darum geht es, es geht nicht um die Anzahl der Ärztin- nen und der Ärzte, sondern um die Wochenstundenan- wesenheit - des medizinischen Personals am Patienten kontinuierlich reduziert. Wir haben weniger Personal, weniger Ärzte, wir haben auch weniger Diplompflegeper- sonal, wir haben aber eine unverändert hohe Bürokratie- last und eine kontinuierlich sinkende Wochenstunden- anwesenheit am Krankenbett. Das wird natürlich zusätz- lich durch die EU-Arbeitszeitregelung verstärkt. Ich komme jetzt zum Masterplan beziehungsweise zum Spitalskonzept 2030, das ja an sich ein Teil des Regionalen Strukturplans ist. Am Masterplan ist interes- sant, dass der größte Teil der Krankenanstalten komplett ausgespart wird. Wir haben 27 Krankenanstalten, die öffentliche Gelder beziehen, davon sind 20 Fondskran- kenanstalten. Davon gehört eine Hälfte der Gemeinde Wien, dem KAV, die anderen sind meistens Ordensspitä- ler. Dann haben wir 7 PRIKRAF-Krankenanstalten, das sind Privatkrankenanstalten, die eigentlich keine Privat- krankenanstalten mehr sind, weil sie auch schon öffentli- che Gelder beziehen, mit insgesamt 1.000 Betten und schließlich noch die 2 AUVA-Spitäler. Sieht man sich den Masterplan an, fällt auf, dass es zum Beispiel überhaupt kein Kompetenzzentrum für Schmerz gibt, das ist überraschend. Es gibt alle mögli- chen Kompetenzzentren, dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, es gibt aber kein einziges Kompetenzzent- rum für Schmerz. Ich würde den sehr geehrten Herrn Stadtrat bitten, da etwas zu ändern. Liest man sich die Geschichte der vergangenen Jah- re des Masterplans durch, merkt man natürlich, dass sich da schon einiges geändert hat, aber nicht zum Guten. Ursprünglich waren die Unfallspitäler eingebunden, zu- nächst beide, dann nur mehr das Meidlinger Unfallkran- kenhaus, zuletzt ist kein Unfallkrankenhaus mehr drin- nen. Im Masterplan steht eigentlich nur das, was man sich innerhalb der Gemeinde Wien als Umbau und Adap- tion vorstellt. Es steht zum Beispiel nicht drin, dass die Unfallabteilung des Hanusch-Krankenhauses ausgebaut wird, dass die ZNA ausgebaut wird, dass die Barmherzi- gen Brüder eine eigene Zentrale Notaufnahme bekom- men, dass die Orthopädie Speising eine Traumatologie aufbaut. Das steht alles nicht drinnen, es nennt sich aber trotzdem Masterplan. Diesbezüglich würde ich nachträglich ersuchen und stelle auch einen entsprechenden Antrag, den ich leider auf meinem Pult vergessen habe, dass wir uns bezüglich der Änderung des Spitalskonzepts 2030 im Rahmen eines Runden Tisches zusammensetzen. (GRin Lisa Frühmesser bringt dem Redner den genannten Antrag.) Ich erlaube mir, den Antrag vorzulesen: Bereits im Jahr 2011 wurden die Weichen für das Spitalskonzept 2030 gestellt. Seit damals ist viel Zeit vergangen. In der Zwischenzeit haben sich die Anforderungen verändert. Es wäre verantwortungslos, diese unberücksichtigt zu lassen. - "Anforderungen verändert" kann man leicht erklären: Dadurch, dass die Fertigstellung des Kranken- hauses Nord verschleppt wird, werden die Refinanzie- rungskosten, der Refinanzierungsaufwand der Spitäler, die eigentlich in das Krankenhaus Nord hätten übersie- deln müssen, natürlich auch geändert. Man muss natür- lich diese Refinanzierungskosten, die doppelten Kosten dazurechnen. Dadurch ändert sich automatisch die Ge- wichtung des Krankenhauses Nord, denn wenn man in einem alten Spital, das eigentlich hätte übersiedeln sol- len, eine notwendige Refinanzierung macht, wird man diese Abteilung natürlich nicht komplett ins Krankenhaus Nord übersiedeln. - Dies nur zur Erklärung. Zum Wohle aller Patienten wäre es klug, dieses Kon- zept von Grund auf in allen Details kritisch zu beleuch- ten. Es ist notwendig, dass alle im Rathaus vertretenen Parteien zusammenkommen, um das Spitalskonzept gemeinsam zu evaluieren. Wir erlauben uns, den Beschlussantrag zu stellen: "Der Amtsführende Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport wird aufgefordert, einen Runden Tisch mit allen im Wiener Gemeinderat vertretenen Parteien einzuberufen, um das Spitalskonzept 2030 gemeinsam zu evaluieren und bei Bedarf die gegenwärtigen Ansprüche zu adaptie- ren. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt." (Beifall bei der FPÖ.) Die Rolle der Allgemeinmedizin in der Notfallversor- gung ist in Wien - die Hauptverantwortung liegt bei der Gebietskrankenkasse - krass unter der Beteiligung jener von anderen Ländern. Nehmen Sie Deutschland her, das ein ähnlich demographisches Bild wie Österreich auf- weist, so haben Sie dort eine 60 zu 40- oder 50 zu 50- Verteilung von einer allgemeinmedizinischen Notfallver- sorgung zu einer intramuralen Spitalsnotfallversorgung. In Wien haben wir lediglich einen zwar gut arbeitenden Ärztefunkdienst, der aber keineswegs die Hälfte aller Notfälle umsetzen kann. Die Hauptverantwortung liegt in diesem Falle meiner Meinung nach nicht bei der Ge- meinde Wien, sondern bei der Gebietskrankenkasse. Das ist auch ein Grund, warum man die Gebietskranken- kasse im Interesse der Patienten entmachten muss. Die Gebietskrankenkasse hat bei der Rolle der Allgemein- mediziner massiv versagt. Die Allgemeinmediziner wur- den über Jahrzehnte in ihrer Bedeutung, in ihrer Bezah- lung, in der Forderung ihrer Leistung beschädigt, und wir haben jetzt das negative Phänomen, dass niemand mehr Allgemeinmedizin machen will. Und weil ich gerade bei der Wiener Gebietskranken- kasse bin, die ich - so nebenbei - anders sehe als die AUVA: Die Gebietskrankenkasse hat auch im Bereich der Polypharmazie absolut versagt. Man kann es nicht anders sagen. Ich mag zwar an sich nicht so plakative Ausdrücke, aber man kann nur sagen: komplett versagt. Polypharmazie bedeutet vor allem bei alten Herrschaf- ten, dass mehr als fünf Medikamente am Tag gegeben werden. Es ist bekannt, dass die Nebenwirkungsrate sehr hoch ist, dass ein hoher Prozentsatz an Spitalsauf- nahmen durch eine zu intensive oder zu lange Therapie entsteht. Die Gebietskrankenkasse hat an sich eigene Polypharmaziespezialisten, hat an sich die Pflicht, die Polypharmazie zu bekämpfen - man könnte zum Beispiel Polypharmazieambulanzen im Rahmen eines Konsiliar- dienstes machen -, hat das aber nicht gemacht. Wir haben da schon eine sehr schiefe Optik, die viel- leicht den meisten gar nicht bekannt ist, die Gebietskran- kenkasse bezieht nämlich von der Pharmig regelmäßig Gelder. Ich beziehe mich jetzt auf eine Pressemeldung von 2016, der zufolge von der Pharmig, also von der Pharmaindustrie 125 Millionen EUR an die Sozialversi- cherung überwiesen wurden, die jetzt eine positive Ge- barung von 48 Millionen EUR hatte. (GR Kurt Wagner: Aber Sie wissen, woher das kommt?) Herr Kollege, es ist eine schiefe ... (GR Kurt Wagner: Das sind Einspa- rungsmaßnahmen auf Grund abhängiger ... - Zwischen- rufe bei der FPÖ.) Herr Kollege, auf den ersten Blick haben Sie recht, auf den zweiten Blick muss ich sagen, wir haben ja unsere Verbindungen und ich kenne einen früheren Chefarzt, der erzählt hat, wenn man energische Polypharmazievorträge und energische - ich wollte das eigentlich nicht sagen, aber Kollege Wagner zwingt mich dazu - Polypharmazieideen hatte, gab es einige Zeit später eine Überweisung von der Pharmig an die Kran- kenkasse und die Polypharmazie wurde wieder in die Schublade gegeben. Es ist eine schiefe Optik, auf der einen Seite als Krankenkasse eine Reduktion der Medi- kamente erwirken zu müssen und auf der anderen Seite Geld von der Pharmig anzunehmen. Das ist eine schiefe Optik, auch wenn Sie das anders sehen. (Beifall bei der FPÖ. - GR Kurt Wagner: Ich weiß zwar nicht, wie Sie das sehen, aber wir zahlen mehr an die Pharmaindustrie! - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc in Richtung GR Kurt Wagner: Herr Kollege, da müssen Sie einfach zuhören! - GR Kurt Wagner in Richtung GR Ing. Udo Guggenbich- ler, MSc: Ich höre eh zu!) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbre- chend): Bitte keine Zwiegespräche! GR Dr. Günter Koderhold (fortsetzend): Okay, gut. Ich liebe an sich den Dialog und ich hoffe, ich habe mich halbwegs deutlich ausgedrückt. Wenn nicht, dann bitte ich um Verzeihung. Ich erlaube mir, jetzt einen Sprung zu anderen Berei- chen der Gesundheitsversorgung zu machen, die wir in dieser großen, schnell wachsenden Stadt - Wien ist die am schnellsten wachsende Millionenstadt Europas - auch brauchen. Wir haben viel zu wenig Gesundheitser- ziehung. Wir haben eine Gesundheitserziehung, die sich auf einen gewissen Bereich konzentriert, das ist die Psychologie, das ist etwas Gutes, das ist die Sexualbe- ratung, das ist auch etwas Gutes. Es ist aber nicht aus- reichend. Oft hat man so banale Sachen wie eine Wund- versorgung, Verkühlung, Schmerztherapie, und so wei- ter, das gehört eigentlich zur allgemeinen Gesundheits- erziehung. Ich habe mir wirklich die Arbeit gemacht, alle NGOs und Vereine durchzuchecken, man findet dort durchaus respektable Angebote an Psychologie und Sexualbera- tung. Ich will gar nichts dagegen sagen, nur hat man den Eindruck, dass wir eine gewisse ideologische Kanalisie- rung haben, die an sich einer breitbandigen Gesund- heitserziehung ... (GR Kurt Wagner: Wer sagt Ihnen das?) - Ich habe das durchgesehen, Herr Kollege, ich habe mir die Mühe gemacht. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbre- chend): Trotz der späten Stunde, Herr Kollege Wagner, bitte keine Zwiegespräche! GR Dr. Günter Koderhold (fortsetzend): Herr Kollege Wagner, da ich Sie sehr schätze, können wir uns dann kurz zusammensetzen und ich kann Ihnen gerne meine Unterlagen zeigen. (GR Kurt Wagner: Das würde mich interessieren, wo Sie Ihre Informationen her haben! Ich habe andere!) - Ich schaue mir das an, ich verlasse mich nicht auf andere, ich mache das selber. Wir haben jetzt vielleicht ein bisschen zu viel von Ärz- ten geredet, aber die Berufsgruppe, die eindeutig am meisten leidet, und das möchte ich dem Herrn Stadtrat ans Herz legen, ist das Pflegepersonal. Wir haben da eine sehr lange Arbeitszeit. Sieht man bei den Regie- rungsparteien in Wien, wie gern der Heiligenschein bei der 12-Stunden-Arbeitszeit aufgesetzt wird, dann fragt man sich, warum das nicht beim Spitalspersonal, beim Pflegepersonal so ist. Da gibt es einen Durchrechnungs- zeitraum, Herr Stadtrat, von einem halben Jahr. Macht beispielsweise eine Diplomschwester Dienste und es werden im Rahmen der Grippewelle einige Kollegen krank, dann muss sie natürlich die Dienste ersetzen und hat eine Wochenstundenanzahl von locker 60 Stunden und der Durchrechnungszeitraum beträgt trotzdem ein halbes Jahr. Wir reden zwar immer von 12 Stunden, wir reden aber nicht über den Durchrechnungszeitraum. Je kürzer der Durchrechnungszeitraum, umso leichter erträglich sind verlängerte Dienste. Ich wage zu behaupten, dass niemand - das ist kein Verdienst - in diesem Raum so viele verlängerte Dienste gemacht hat wie ich. (GRin Dr. Claudia Laschan: Das glaube ich nicht!) Ich versuche, ein bisschen zu erklären, warum man 12-Stunden- Dienste differenziert ... - Ich bin älter als Sie, Sie könnten fast meine Nichte sein, Frau Kollegin. Es hängt natürlich davon ab, ob sie eine kontinuierli- che Belastung bei einem 12-Stunden-Dienst haben, diese werden Sie natürlich diese 12 Stunden nicht durchhalten, oder ob Sie eine diskontinuierliche Belas- tung haben. Wir haben zum Beispiel, das ist sicher nicht nur beim Spitalsbetrieb so, Phasen einer intensiven Arbeit zum Beispiel über fünf, sechs Stunden, dann ist ein, zwei Stunden wenig zu tun, dann kommt wieder eine Stunde mehr Arbeit, dann kommen wieder zwei Stunden weniger Belastung. Wenn man routiniert ist und schon einige Zeit an diesem Arbeitsplatz arbeitet und - das ist ganz wichtig - eine diskontinuierliche Belastung mit Ru- hephasen hat, die aus der Arbeit direkt entspringen, das heißt, wenn es eine Arbeit ohne kontinuierliche Belas- tung mit Ruhepausen ist, kann man es sich natürlich leisten, eine 12-Stunden-Tätigkeit umzusetzen, wenn man gleichzeitig dadurch eine 4-Tage-Woche hat. Ich kenne Kollegen und Kolleginnen - diese sind sogar bei der sozialistischen Partei -, die eine 30-Stunden- Verpflichtung haben und in der Woche 2 Mal 12- Stunden-Dienste machen und sehr zufrieden damit sind. Es gibt natürlich verlängerte Dienste bei einer gleichzei- tig reduzierten Wochenstundenanzahl. Ich bitte, das nicht zu vergessen, es gibt nicht nur 12-Stunden-Dienste für jemanden, der 48 Stunden macht, sondern es gibt auch 12-Stunden-Dienste für jemanden, der 30 Stunden macht. Da möchte ich mit einer zweiten Fehleinschätzung aufräumen: Man nimmt an, dass der Arbeitgeber darauf besteht, dass verlängerte Dienste gemacht werden. Bitte, das ist so nicht richtig. Ich kenne Arbeitgeber, die wollen, dass ihre Nachgeordneten jeden Tag zur Verfü- gung stehen, dass sie am besten, wenn Sie eine 8- Stunden-Verpflichtung haben, eine halbe Stunde vorher kommen und eine halbe Stunde später gehen. Das ist nämlich genau das, was Arbeitnehmer nicht wollen, diese wollen 12 Stunden haben. Sie kommen ganz ge- nau ... (GRin Birgit Hebein: Sie wissen, was Arbeitgeber wollen?) - Ich glaube, ich weiß mittlerweile eine ganze Menge. Das ist kein Verdienst, das ist einfach die Erfah- rung, ich bilde mir aber nichts darauf ein. (Beifall bei der FPÖ.) Es gibt wirklich Chefs, glauben Sie mir, die wollen, dass die Nachgeordneten jeden Tag da sind, und das wollen viele Nachgeordnete nicht. Diese wollen eine 4- Tage-Woche, diese können sie sich auf Grund ihrer Routine und auf Grund der Charakteristik der Arbeit leisten. Ich komme zum letzten Punkt, das ist der wichtigste Punkt, den ich mir aufgehoben habe, zur Zweiklassen- medizin: Die Wartezeiten stellen meiner Meinung nach ein Organisationsversagen dar, denn wir haben immer noch genug Personal - Wien hat etwa ein Drittel des gesamten medizinischen Personals von Österreich. Diese Zweiklassenmedizin bedeutet, wenn jemand durch Wartezeiten oder durch andere Limits nicht ausreichend schnell Hilfe oder Therapie oder eine Abklärung be- kommt, dann soll das der Griff in die eigene Schatulle ausgleichen. Seit einiger Zeit gibt es eine Vereinbarung, dass es gegen die Menschenrechte ist, wenn Patienten mit einem knappen Budget ihre Lebensqualität - zum Beispiel Nahrung, Urlaub, Wohnen - einschränken müs- sen, um eine medizinische Behandlung zu bekommen. Ich glaube, das sollte man nicht vergessen, sehr ge- ehrter Herr Gesundheitsstadtrat, dass Wartezeiten, die zu einer Zweiklassenmedizin führen, für Personen mit geringem Einkommen menschenrechtswidrig sind. Seit Kurzem gibt es darüber eine Vereinbarung mehrerer Länder. (Zwischenruf von GRin Dr. Claudia Laschan.) Ich hoffe, ich habe Sie nicht allzu sehr eingeschläfert, ich hoffe, ich konnte Ihnen ein bisschen unsere Ideen nä- herbringen ... Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbre- chend): Bitte langsam zum Schluss kommen, Herr Koderhold. GR Dr. Günter Koderhold (fortsetzend): ... und komme jetzt zum Schluss: Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben. Ich hoffe, ich habe Sie ein bisschen überzeugen können. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mörk. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. GRin Gabriele Mörk (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vor- sitzender! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der vorliegende Rechnungsabschluss mit rund 1,9 Milliarden EUR Aufwendungen im Sozialbereich beweist ein Mal mehr, dass die rot-grüne Stadtregierung ihre soziale Verantwortung sehr ernst nimmt. Der soziale Zusammenhalt, meine sehr geehrten Damen und Her- ren, ist der Gradmesser für die Lebensqualität in einer Stadt. Da stellt sich die Frage, wie geht eine Stadt mit jenen Menschen um, die ihren Alltag nur schwer oder gar nicht alleine bewältigen können, die rund um die Uhr Unterstützung benötigen oder mit Menschen, die aus anderen Ländern fliehen mussten. Da beweist die Wie- ner Stadtregierung tagtäglich, 365 Tage im Jahr, dass sie für alle Menschen da ist, und genau das, meine sehr geehrten Damen und Herren, macht die Lebensqualität in unserer Stadt aus. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Der Fonds Soziales Wien ist die soziale Drehscheibe in unserer Stadt. Rund 126.000 Wienerinnen und Wiener sind beim Fonds Soziales Wien in besten Händen, sie erhalten jene Unterstützung, Förderung und Vermittlung, die sie benötigen. Die Hälfte davon nehmen Pflege und Betreuung in Anspruch. In Wien ist diese leistbar, be- darfsorientiert und qualitativ hochwertig und reicht von mobilen Angeboten über Heimhilfen, Hauskrankenpflege über Tageszentren bis hin zum stationären Bereich. Über 17.000 Wohn- und Pflegeplätze werden in der Stadt Wien von der Stadt finanziert. Auf die Abschaffung des Pflegeregresses und was das für Auswirkungen vor allem für die Wohneinrichtungen hat, die nämlich dann keine Förderung vom Bund bekommen würden, ist Herr Dipl.-Ing. Margulies in seiner Rede schon eingegangen. Der demographischen Entwicklung Rechnung tra- gend wurde das Konzept Pflege und Betreuung in Wien 2030 erstellt. Vielfältige Maßnahmen werden laufend bearbeitet und umgesetzt. Das Projekt Tageszentrum in Favoriten mit Ausweitung der Öffnungszeiten in den Abendstunden und am Wochenende wurde erfolgreich abgeschlossen und seit Jänner 2018 ist das ein zusätzli- ches Angebot für pflegende und betreuende Angehörige. Seit dem Frühjahr 2017 wird auch an einem Gesamtkon- zept für Hospiz- und Palliativleistungen gearbeitet. Die vollständige Teilhabe an der Gesellschaft von Menschen mit Behinderungen wird begleitet und geför- dert. Das Projekt Wiener Wege der Inklusion wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Neue Dienstleistungen wurden von Menschen mit und ohne Behinderung erarbeitet. Anfang des heuriges Jahres haben Pilotprojekte gestar- tet, zum Beispiel im Bereich der Tagesstruktur und auch zum Thema Gewalt. Erstmalig konnten sich bei einem SelbstvertreterInnentag SelbstvertreterInnen aus dem Wohn- und Werkstättenbereich untereinander, aber auch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fonds Soziales Wien vernetzen. (Beifall bei SPÖ und GRÜ- NEN.) Perspektiven geben und Chancen ermöglichen ist auch die Aufgabe der Wiener Wohnungslosenhilfe. Das differenzierte und bedarfsgerechte Angebot hat stets das Ziel, dass wohnungslose Menschen wieder in einer eige- nen Wohnung oder, wenn das nicht mehr möglich ist, an einem passenden Dauerwohnplatz wohnen können. Housing First und die mobile Wohnbetreuung, wesentli- che Bestandteile der Wiener Wohnungslosenhilfe, wer- den weiter ausgebaut. Perspektiven geben und Chancen ermöglichen durch aktive Arbeitsmarktintegration ist auch der Wiener Weg, der bei der Wiener Mindestsicherung Neu beschritten wurde. Die rot-grüne Stadtregierung steht für eine inklu- sive und nicht für eine exklusive Sozialpolitik. Motivation und Anreize stehen dabei im Mittelpunkt. Wir in Wien lassen im Gegensatz zur Bundesregierung niemanden im Stich, der Hilfe und Unterstützung braucht. Das vor- liegende Konzept zur Verschärfung der Mindestsiche- rung ist ein weiterer Angriff auf den Sozialstaat. Es trifft die Allerärmsten mit voller Härte und auch uns als Ge- sellschaft, denn der soziale Frieden steht auf dem Spiel. Die Mindestsicherung ist keine Versicherungsleistung, sie ist das letzte Auffangnetz, sie ist ein Mindestmaß an sozialer Sicherheit und sie soll ein Leben in Würde er- möglichen. Davon profitieren alle, denn die beste Sicher- heitspolitik ist auch eine gute Sozialpolitik. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die geplante radikale Kürzung bei den Kinderzu- schlägen macht arme Kinder noch ärmer, mit fatalen Folgen für ihre Zukunft, denn die Chancenungleichheit wird noch weiter zunehmen - GRin Novak ist heute schon darauf eingegangen. Mit der geplanten Abschaffung der Notstandshilfe wird sich auch das Armutsrisiko noch einmal deutlich erhöhen, denn dann geht es von der Arbeitslosigkeit direkt in die gekürzte Mindestsicherung samt Vermö- genszugriff. Eine 100-prozentige Vermögenssteuer für jene, die wenig haben, aber 1 Prozent der Reichsten zahlt 0 Prozent Vermögenssteuer, und sozial Schwache werden wieder einmal gegeneinander ausgespielt. Dabei wäre es wesentlich sinnvoller, dafür zu sorgen, dass Menschen ein fair bezahltes Arbeitseinkommen haben, von dem sie auch gut leben können. Mit der Einführung der 60-Stunden-Arbeitswoche sorgt die Bundesregierung dafür, dass Reallöhne noch weiter sinken werden. Das bedeutet mehr Arbeit, aber nicht mehr Geld, etwa wenn die ArbeitnehmerInnen um ihre Überstundenzuschläge umfallen. Die Mindestsicherung ist eine Überbrückungsleistung und ein Sprungbrett zurück in den Arbeitsmarkt mit um- fassenden Angeboten an Schulungen durch das AMS. Und sie wirkt, die Mindestsicherung, denn die durch- schnittliche Bezugsdauer beträgt sechs bis neun Monate. Trotzdem kürzt die Bundesregierung das Arbeitsmarkt- budget für aktive Arbeitsmarktmaßnahmen um 600 Milli- onen EUR - in meinen Augen eine falsche und auch fatale Entscheidung. Im März des Vorjahres wurde von der damaligen Stadträtin Sandra Frauenberger im Bereich der MA 40 eine Taskforce eingesetzt. Unter dem Projekttitel "MA 40 neu" wurden die Umsetzungen der Empfehlungen des Rechnungshofes in die Wege geleitet und die Wiener Mindestsicherung inhaltlich neu ausgerichtet. Abläufe, Ressourcenausstattung sowie die Strukturen wurden analysiert und entsprechend neu organisiert bezie- hungsweise zur Umsetzung vorbereitet. Nach einem Jahr ist die Neuorganisation der MA 40 auf Schiene. Erfreulicherweise ist auch seit Ende des Jahres 2017 die Anzahl der MindestsicherungsbezieherInnen rückläu- fig. So sind zum Beispiel im Mai des heurigen Jahres um 10 Prozent weniger Personen in der Mindestsicherung als im Mai des Jahres 2017. Dies natürlich auch dank der kontinuierlich sinkenden Arbeitslosigkeit in Wien. Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Wien und auch unserer Partnerorganisationen im Sozial- bereich beweisen tagtäglich, was es heißt, für andere Menschen da zu sein, ihnen zu helfen, sie zu unterstüt- zen und ihnen Perspektiven zu geben. Daher möchte ich mich bei diesen MitarbeiterInnen recht herzlich für ihren ganz großen Einsatz bedanken. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vor allem auch ein Danke an die Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter dafür, dass sie oft genau dort ansetzen, wo viele oft nicht hinsehen wollen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Danke, Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Dies ist meine erste Rede als Sozialsprecherin an Sie als neuer Stadtrat. Sprechen wir über den Bereich Soziales, dann ist es in Wien sehr oft über die Mindestsi- cherung, wie auch in der vorherigen Rede, und ich möchte Ihnen unsere Gedanken mitgeben, damit Sie uns auch verorten können, da wir bis jetzt nicht darüber ge- sprochen haben. Es hat sich schon viel getan seit der letztjährigen Sit- zung, es gibt mittlerweile einen vernichtenden Rech- nungshofbericht über die Verwaltung der Mindestsiche- rung, es gibt ein neues Mindestsicherungsgesetz, das Sie wohl nicht verhandelt haben, es gibt eben mit Ihnen einen neuen Stadtrat, und es gibt jetzt einen Vorschlag der Bundesregierung für eine bundeseinheitliche Lösung. Wir haben immer gesagt, dass es eine bundeseinheitli- che Lösung und auch eine Residenzpflicht braucht. Wir haben aber auch immer gesagt, dass wir für Kürzungen, aber auch für Deckelungen der Mindestsicherung nicht zur Verfügung stehen. Denn beim letzten sozialen Netz spart man nicht ein, indem man denen, die es ohnehin am notwendigsten brauchen, die am wenigsten haben, noch etwas einspart. Man spart nicht ein bei Deckelun- gen, die hauptsächlich Kinder betreffen, die hier die Leidtragenden sind. Man spart nicht ein, indem man Menschen nach ihrer Herkunft einteilt oder je nachdem, wie lange sie schon in Österreich sind. Das ist nämlich klassisches Sparen bei Menschen und nicht beim Sys- tem. (Beifall bei den NEOS.) Das letzte soziale Netz muss aber auch Sprungbrett zurück in die Unabhängigkeit sein, und ich weiß, in der Idee sind wir uns da absolut einig, Sprungbrett in den Arbeitsmarkt für all jene, für die es prinzipiell möglich ist, und das so schnell als möglich - hier kann man anset- zen. Die Integration in den Arbeitsmarkt und die Unter- stützung durch entsprechende Maßnahmen ist wesentli- cher Teil der neuen Wiener Mindestsicherung, aber da braucht es unserer Meinung nach einen noch stärkeren Fokus. Wir haben damals auch unsere Vorschläge einge- bracht, denn die Erwerbsanreize kamen nicht in dem von uns geforderten Ausmaß. Wir haben auch bedauert, dass wir nicht verstärkt in Sachleistungen setzen, vor allem im Bereich der Kinder und der Bildung. Wir haben immer gesagt, diese Summe, die für Kinder in Wien mehr ausgezahlt wird, sollte wirklich bei den Kindern ankommen, indem man sie für schulische Aktivitäten, für Förderprogramme, für Deutschkurse, für die Schulland- woche, für den Musikunterricht, für den Sportunterricht, und so weiter zweckwidmet. Das wäre uns ein wesentli- ches Anliegen gewesen. Was uns auch gefehlt hat, war immer die Wartefrist. Ich möchte hier mit einem Mythos aufräumen, weil es immer heißt: Wartefrist, na, was sollen die Menschen inzwischen tun? Wir haben die Wartefrist immer für jene Menschen gemeint, die aus den Bundesländern nach Wien kommen, die in den Bundesländern Mindestsiche- rung beziehen, von dort aber weg wollen, weil sie mei- nen oder es wahrscheinlich auch so ist, dass sie eben hier mehr Chancen haben, weil die Großstadt attraktiv ist. Nur für jene haben wir das eingebracht. Das wurde immer wieder falsch verstanden, eben mit dieser Aussa- ge: Na, was sollen die Menschen tun? Die Wartefrist würde keine Rolle spielen, wenn eben jemand, der in Oberösterreich Mindestsicherung bezieht, nach Wien geht, weil er hier einen Job findet. Nein, aber quasi hier herzukommen, weil es eben das attraktivere System ist beziehungsweise er hier mehr Chancen verortet, macht in einer Gesamtaufteilung, wenn wir uns darauf einigen, dass wir natürlich die Zahl der Mindestsicherungsbezie- her möglichst auf Österreich aufteilen, keinen Sinn. Ich habe Ihnen heute keine Anträge mitgebracht, das würde wohl keinen Sinn machen. Erstens erwarte ich natürlich keine Zustimmung. Wir waren auch als Opposi- tion damals nicht eingebunden. Ich freue mich, dass Sie dieses Versprechen in weiteren Maßnahmenschritten, die ihr Ressort zu erledigen hat, abgegeben haben. Aber auch auf Bundesebene war ja geplant, dass zunächst die Landessozialräte hier eine Lösung im Beisein der So- zialministerin vereinbaren, gemeinsam an einem Entwurf arbeiten. Jetzt hat man wieder etwas entworfen und vorgelegt. Es gab keine Einbindung, und so, wie schon erwähnt, kann man nichts Gutes erwarten. Sie haben ja heute eine Pressekonferenz mit den Zahlen gegeben, wie sich die speziell auf Kinder, auf Familien auswirken werden, und ja, das ist etwas, was wir absolut nicht mit- tragen wollen. Die bundeseinheitliche Lösung der Mindestsicherung, die wir prinzipiell ja gut fänden, wird eine ähnlich Husch- Pfusch-Aktion wie das Arbeitszeitflexibilisierungsgesetz, vielleicht mit einem guten Gedanken, wenn ich an die Vereinheitlichung denke, aber mit einer ganz einer schlechten Ausführung, indem wir statt Mindeststan- dards, die wir einführen, Höchststandards einführen und auch im Bereich der Mindestsicherung eine Antiauslän- derpolitik fortführen. Wir hoffen trotzdem noch darauf, dass man vielleicht auf Grund der Diskussionen zur Arbeitszeitflexibilisierung noch einmal einlenkt, mit allen Fraktionen in Gespräche kommt, damit nicht wieder so eine Husch-Pfusch- Gesetzgebung rauskommt, die niemand mitträgt. Ich glaube, das ist ein guter österreichischer Weg, die öster- reichische Lösung, wenn man mit allen verhandelt. Es ist derzeit natürlich vollkommen offen, ob wir nicht nächstes Jahr dann schon wieder hier stehen, ein neues Mindest- sicherungsgesetz diskutieren. Das ist schon auch ein Symbol dafür, wie absurd der Föderalismus in diesem Land ist und die Politik der Altparteien zuweilen sein kann. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. 10 Minuten selbstgewählte Redezeit. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Geschätz- ter Herr Vorsitzender! Werte Kollegen! Bevor ich zu meiner Rede komme, ein kurzer Nach- trag zum Kollegen Koderhold von der FPÖ. Sie haben gesagt, Sie werden unserem Antrag zur Aufwertung der Hausärzte nicht zustimmen. Vielleicht kann ich da eine kleine Richtigstellung einbringen. Unserer Meinung nach sind die Hausärzte auf Grund niedriger Kassenhonorare dazu gezwungen, ästhetische Leistungen oder Alterna- tivmedizin wie Homöopathie anzubieten, um so durch kassenfremde Leistungen ihrer Honorare aufzubessern. Wir meinen das nicht als Vorwurf an die Ärzte, sondern das sind von Gesundheitsexperten bestätigte Tatsachen. Vielleicht können wir auch bilateral noch ein bisschen darüber sprechen, dass sie im Endeffekt unserem Antrag doch noch zustimmen können. Jetzt aber zu dem Antrag, den ich einbringen werde, Herr Stadtrat. Da Sie das Amt neu übernommen haben, werde ich drei Punkte mitgeben, die wir uns für die Zu- kunft wünschen würden. Erstens spreche ich zu der zentralen Geburtsanmel- destelle, deren Eröffnung ja bekanntlich bis Ende 2017 angekündigt wurde, erfolgt ist sie bis heute noch nicht. Uns ereilen regelmäßig Klagen von Frauen, die sehr lange nicht wissen, in welchem Spital sie entbinden werden und sich auf einer regelrechten Herbergssuche befinden und einer enormen Belastung ausgeliefert sind. Der Bericht der Wiener Pflege- und Patientenanwalt- schaft hat dieses Thema auch schon aufgegriffen und thematisiert und offenbar wurde in der Vergangenheit verabsäumt, realistische Annahmen über die Geburten- entwicklung anzustellen. Es wurde sowohl die steigende Geburtenrate nicht mit einberechnet, als auch die Migra- tionswelle 2015 logischerweise damals noch nicht mit einberechnet wurde. Der Herr Finanzstadtrat hat in sei- ner ersten Rede gesagt, dass wir stolz darauf sind, dass Wien wächst, und er hat auch angekündigt, wo überall die Infrastruktur mitwachsen muss. Unser Appell: Ver- gessen Sie dabei nicht auf die steigende Nachfrage an Geburtsplätzen. (Beifall bei der ÖVP.) Unser Punkt daher: Es bedarf einer realistischen Be- rechnung der Geburtenrate und eine dementsprechende Anpassung der Kontingente der einzelnen Häuser, auch unter Einberechnung der Variablen, wenn nämlich Frau- en aus Niederösterreich oder aus dem osteuropäischen Umland zur Entbindung nach Wien kommen und selbst- verständlich in den Häusern dann nicht abgewiesen werden können. Dazu gehört auch die Aufstockung von Hebammen- stellen. Hier haben wir in Wien Aufholbedarf. In Deutsch- land liegt die Zahl der Geburten pro Hebamme bei 118, in Wien aktuell bei 148 Geburten. Mein Appell daher: Einrichtung einer serviceorientierten zentralen Geburten- anmeldestelle und realistische Berechnung der Gebur- tenrate und dementsprechende Adaption der Geburten- plätze. Kommen wir jetzt von dem schönen Thema Geburten zu Fällen, in denen es Frauen weniger leicht haben und sich aus unterschiedlichen Gründen gegen die Geburt ihres Kindes entscheiden oder entscheiden müssen. Warum tun sie das? - Wir wissen es leider nicht, wir kennen die Gründe nicht. Wir wissen weder, wie viele Schwangerschaftsabbrüche in Wien jährlich durchgeführt werden, noch wissen wir, was die ausschlaggebenden Faktoren sind. Sind es vielleicht ökonomische Faktoren? Ist es Unwissen bei der Verhütung? Sind es zu wenige Kinderbetreuungseinrichtungen? Oder ist es Druck der Familie oder des Partners? Tatsächlich ist es so, dass in nahezu allen Lebensbe- reichen Statistiken erfasst werden, bei der Arbeitslosen- rate, bei Krankheitszahlen, bei Geburtenzahlen. Unver- ständlicherweise besteht in Österreich ein blinder Fleck auf der statistischen Landkarte, Österreich ist nämlich neben Luxemburg das einzige Land der Europäischen Union, in dem keine Statistiken zu Schwangerschaftsab- brüchen geführt werden. Das ist eine unbegründete und hinderliche Lücke, denn wir wollen diese Zahlen und Daten haben, um Frauen bei ungeplanten Schwanger- schaften oder im besten Fall bei der Vermeidung unge- planter Schwangerschaften zu unterstützen. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Es ist völlig unbestritten und absolut relevant, dass es dafür ein sorgsames Studiendesign braucht. Deutsch- land kann als Beispiel herangezogen werden. Es sollen dabei eben nicht nur Frauen mit Abbruchserfahrung befragt werden, sondern repräsentativ auch Frauen, die sich für das Kind entschieden haben, damit so Rück- schlüsse gezogen werden können, wann sich eine Frau für oder gegen die Geburt entscheidet. Ganz relevant dabei ist die Freiwilligkeit und selbstverständlich die Wahrung der Anonymität. Ich werde daher im Zuge der Gemeinderatssitzung einen dementsprechenden Antrag einbringen, dass die statistische Erhebung und ein adäquates Studiendesign zur anonymen, freiwilligen Motivforschung von Schwan- gerschaftsabbrüchen erarbeitet werden, diese Erhebun- gen an allen Wiener Krankenanstalten durchgeführt werden und die Ergebnisse öffentlich zugänglich ge- macht werden. Mein dritter Punkt - dazu habe ich einen Antrag mit - widmet sich dem Fonds Soziales Wien, der hat laut Vor- anschlag 2018 Budgetmittel von mehr als 1,1 Milliarden EUR erhalten. Es war leider auch dieses Jahr nicht mög- lich, dass die Oppositionsparteien rechtzeitig vor der Gemeinderatsdebatte alle Informationen erhalten. Das war auch in den vergangenen Jahren nicht der Fall. Wir stellen daher diesmal den Antrag, dass sowohl vor der Budgetdebatte als auch vor der Rechnungsabschlussde- batte eine eigens dafür anberaumte Beiratssitzung des Fonds Soziales Wien über die Verwendung der Finanz- mittel abgehalten und diskutiert wird. (Beifall bei der ÖVP. - GR Kurt Wagner: Darf ich Sie fragen, was das bringt, wenn Sie nicht zur Sitzung kommen? - GR Mag. Manfred Juraczka: Guten Morgen, Kurt!) - Die war ja viel zu spät. Ich habe eine Woche davor die Unterlagen bekommen. Eine Woche davor, und Sie kennen sicher den Umfang dieser Unterlagen. (GR Kurt Wagner: Sie sind zur Kuratoriumssitzung nicht gekommen!) - Das hilft nichts, wenn die Unterlagen zu spät zugeschickt werden. Eine Woche vor der Rechnungsabschlussdebatte ist ein bisschen gar knapp. Ich darf zusammenfassen: Unser erster Punkt: Um- setzung der zentralen Geburtsanmeldestelle. Unser zweiter Punkt: statistische Erhebung und Motivforschung über Schwangerschaftsabbrüche. Unser dritter Punkt: rechtzeitige Information über den Rechnungsabschluss des Fonds Soziales Wien. Setzen Sie diese Punkte um, beweisen Sie Weitblick für Wien. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Aber Antrag habe ich nur einen gekriegt. Passt das? Ja, gut. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Hebein. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Werter Herr Vorsit- zender! Geschätzter Herr Stadtrat! Werte Kollegen und Kolleginnen! 1,9 Milliarden EUR investiert die Stadt Wien in die Sozialpolitik, das heißt, in die Menschen in Wien. Das umfasst sehr viele Bereiche. Meine Kollegin Gabi Mörk hat schon einige angesprochen, daher mache ich es recht kurz. Es ist aber wichtig, auch hier die Breite fest- zuhalten. Wir haben einerseits den ganzen Wohnungs- und Obdachlosenbereich, wo wir mehr als 400 Millionen in Begleitung und Betreuung von Menschen investieren, wieder in ein eigenständiges Wohnen bis hin zum Win- terpaket, wo wir 2.000 bis 3.000 Menschen unterbringen, damit niemand in Wien erfriert, bis zum Housing First und die permanenten Überlegungen, was wir an Famili- enzentren weiterentwickeln können, an Beratungen, an Einrichtungen in diesem Bereich. Wir haben die Sucht- und Drogenkoordination. Da empfehle ich Ihnen, allein dieses Konzept Aktion Alkohol 2020 einmal durchzuar- beiten, durchzudiskutieren. Ich finde es enorm span- nend, wie sich das hier mit Kompetenzzentren entwi- ckelt. Der nächste Bereich ist ein sehr wichtiger Bereich, nämlich die Versorgung von Menschen auf der Flucht, die gesamte Grundversorgung. Die funktioniert enorm gut, mit nach wie vor sehr, sehr viel Engagement aus der Zivilbevölkerung, wo Menschen begleitet werden. Wieder ein wichtiger Teil: Wir haben Arbeit mit Men- schen mit Behinderungen und zwar mit Menschen mit Behinderungen, wo jetzt Pilotprojekte starten, wo wir über 150 Millionen investieren, und wir haben darüber hinaus den gesamten öffentlichen Raum, der immer wieder zum Thema wird, wo wir engagierte Sozialarbei- ter, Sozialarbeiterinnen haben, wo wir gemeinsam mit NGOs kooperieren, wo wir sagen: Der öffentliche Raum gehört allen, und es brauchen vor allem Menschen, die es schwierig haben, öffentlichen Raum, und wir wissen, dass hier vor allem Armutsbetroffene immer Bahnhöfe, öffentliche Orte als Begegnungsorte haben und haben müssen. Hier unterstützt die soziale Arbeit die Menschen und leistet enorm vieles. Ich weiß, es kommen heute noch Anträge zum Pra- terstern, also sage ich gleich vorweg: Unsere Aufgabe ist es jetzt, dort soziale und Gesundheitsmaßnahmen zu treffen. Sie wissen alle, dass ich nicht viel von Alkohol- verboten halte, vor allem, wenn in den Bezirken jetzt schon über die nächsten Orte mit Alkoholverbot diskutiert wird. Ich halte nichts davon, hier Menschen durch die Stadt zu jagen. Das heißt konkret, all diese Bereiche legen einen wichtigen Grundstein der rot-grünen Politik dar. Das ist unser Menschenbild. Diese Politik ist getragen von ei- nem Menschenbild, wo jeder Mensch mit Respekt und Würde behandelt wird. Wir begegnen jedem Menschen mit Respekt und Würde in dieser Stadt. Das zeigt sich auch bei der Mindestsicherung. Wir haben lange, lange verhandelt. StRin Frauenberger hat das ermöglicht, dafür gebührt ihr noch ein großer Dank, dass wir hier auch weiterhin den Weg gehen, dass wir keine Politik am Rücken der Ärmsten machen. (Zwi- schenruf von GR Stefan Berger.) Das machen wir nicht, sondern im Gegenteil, wir investieren in Ausbildung und Qualifizierung vor allem von Jugendlichen, damit sie ein eigenständiges Leben führen. Wir machen sehr wohl Arbeitsanreize durch sehr verschiedene Systeme, Transparenz, Frauenförderung, und so weiter. Es ist ein Konzept für die Zukunft, für die soziale Sicherheit unse- rer Stadt. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Ein paar FPÖler sind jetzt auch munter geworden, vielleicht wollen Sie ein Stück weit zuhören. (VBgm Do- minik Nepp, MA: Sie sollten Ihre Leute ansprechen! Da klatscht niemand! Wir hören Ihnen immer gespannt zu!) Jetzt kommt nämlich ein weiteres ernstes Thema, es melden nämlich viele, viele, viele zurück, dass sie über die Entwicklung unseres Landes besorgt sind. Was heißt das jetzt für Wien, wenn zum Beispiel ein Bundeskanzler Kurz offensichtlich nichts mehr empfindet, wenn Kinder in Käfigen oder Gefängnissen gehalten werden? (GR Christian Unger: Wo passiert das?) Was heißt das, wenn jetzt ein Kanzler Kurz ... (GR Mag. Manfred Juraczka: Das ist in den USA! - VBgm Dominik Nepp, MA: Das ist ja lächerlich! - GR Christian Unger: Wo passiert das? In Österreich?) - Hören Sie ein bisschen zu, Sie können sich gerne melden. (Anhaltende Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) - Ihre Aufregung dürfte ein Beispiel dafür sein, dass es ein bisschen schmerzhaft für Sie selber sein muss, wenn man Ihnen einen Spiegel vorhält. (VBgm Dominik Nepp, MA: Das ist Aufregung wegen Ihres un- terirdischen Beitrags! - Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Wenn ein Herr Viktor Orbán Freund vom Herrn Kurz ist und dort jetzt zukünftig Obdachlose kriminalisiert werden, dann fragen Menschen, was das für die Ent- wicklung in Wien und in unserem Land heißt. (VBgm Dominik Nepp, MA: Sind wir jetzt bei Kurz oder Orbán?) Wenn ein Vizekanzler Strache einen Innenminister in Italien trifft, der Roma von Quartier bis Quartier verfolgt, so wie er betont, dann fragen viele, was das für die Ent- wicklung in unserem Land und in unserer Stadt heißt. (GR Mag. Manfred Juraczka: Diplomatische Beziehun- gen mit Italien! Sind Sie dafür?) Das mag jetzt schmerzhaft für Sie sein. (Anhaltende Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Aber die Menschen machen sich Sorgen, die Menschen machen sich Sorgen über die Entwicklung. Ich sage Ihnen noch ein Beispiel. Wenn eine Familie mit drei Kindern ... (VBgm Dominik Nepp, MA: Sie sind bipolar!) - Das habe ich gehört. Herr Nepp, vielleicht halten Sie sich ein bisschen zurück und hören Sie zu. Sie können sich gerne melden. (VBgm Dominik Nepp, MA: Sie sind für so viele Farben, für den Regenbogen! - Anhaltende Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Hören Sie einfach zu, ich erzähle Ihnen etwas. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger (unterbre- chend): Ich versuche, mich auf die Rednerin zu konzent- rieren. 10, 15 Ordnungsrufe gleichzeitig schaffe ich nicht herauszufiltern, was die sagen. GRin Birgit Hebein (fortsetzend): Wie ein aufge- schreckter Hühnerhaufen, aber gut, zurück zur Familie. Ich kenne eine Familie mit drei Kindern, wo die zwei Mädchen ins Gymnasium gehen und der jüngere Bruder behindert ist und zu Hause vom Vater gepflegt wird. Die Mutter arbeitet Vollzeit als Reinigungskraft, je nach Schicht 1.000 bis 1.200 EUR Einkommen. Diese Familie erhält eine Aufzahlung von 400 EUR Mindestsicherung, und es geht in dieser Familie darum, dass jeder Euro umgedreht wird. Die Tochter will Ärztin werden, und sie wollen ihr diesen Traum ermöglichen. Zukünftig, wenn es nach den Plänen der Bundesregierung geht, wird zum Beispiel dieser Tochter der Traum vernichtet. Es ist ein Beispiel von mehr als 30.000 Kindern, die die Kürzung treffen wird, die Kürzung, die Sie von Schwarz-Blau jetzt mit dem Grundsatzgesetz auf den Tisch gelegt haben. Aber nicht nur das: Es wird über 9.000 Mindestpensi- onistInnen treffen, die in Wien eine Mietzinsergänzung erhalten. Das ist Ihre Politik. Es wird alte Menschen, kranke Menschen, behinderte Menschen mit 1.700 EUR weniger im Jahr treffen, keine 13. und 14. Mindestsiche- rung mehr. Ihre Politik, und ich frage mich: Können Sie sich überhaupt noch in den Spiegel schauen? Das ist Ihre Verantwortung, und wir werden hier in Wien politisch und juristisch alles tun, damit wir sicher nicht eine Politik am Rücken der Ärmsten machen werden. Sicher nicht mit uns hier in Wien! - Herzlichen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Frühmesser. GRin Lisa Frühmesser (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Hebein! Ich bin jetzt sehr gespannt, was Sie zu unserem Be- schlussantrag bezüglich der Menschenrechte betreffend opfergerechte Entschädigung für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in der Wiener Psychiatrie von 1945 bis 1989 sagen. Nur kurz zur Information: Der Kooperationsvertrag zwischen dem Weissen Ring und dem KAV zur Abwick- lung von finanziellen Entschädigungsleistungen an Per- sonen, die ehemals im Otto-Wagner-Spital Pavillon 15 untergebracht waren, wurden eben vor Kurzem unter- zeichnet. Basierend auf der Studie "Kinder und Jugendli- che mit Behinderungen in der Wiener Psychiatrie von 1945 bis 1989" waren in der Zeit von 1945 bis Ende der 1980er Jahre rund 600 bis 700 Kinder mit Behinderun- gen im Pavillon 15 am Steinhof, welche körperlich miss- handelt wurden oder welchen etwa das Essen mit roher Gewalt verabreicht wurde. Die jungen Patienten wurden zudem sediert, häufig wurden diesen auch Medikamente ins Essen gemischt, das bei Personen mit Schluckbe- schwerden mitunter gewaltsam verabreicht wurde. Bei genauerem Hinsehen ist die Vorgangsweise des KAV und des Weissen Ringes eine einzige Farce, die offenbar beabsichtigt, möglichst wenig Opfer zu ent- schädigen. Warum? - Erstens werden nur Opfer vom Pavillon 15 entschädigt. Was ist mit den Opfern von Pavillon 17 der gleichen Krankenanstalt? Der Studie "Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in der Wie- ner Psychiatrie von 1945 bis 1989" ist zu entnehmen, dass im Frühjahr 1983 ein großer Teil der Kinder von Pavillon 15 in den Pavillon 17 übersiedelt wurde. Dieser war zwar baulich schon etwas besser ausgestattet, den- noch sind die Strukturen und das Personal zunächst gleich geblieben, ebenso der gewalttätige Umgang mit den Kindern. Darüber hinaus berichteten Betroffene in besagtem Zeitraum als Kinder und Jugendliche in folgenden Kran- kenanstalten der Gemeinde Wien, des KAV über ähnli- che Gewalterlebnisse: Lungenheilstätte Baumgartner Höhe, Klinik Hoff, Neurologische Abteilung Poliklinik Wien, Am Spiegelgrund, Klinik Asperger, Universitätskli- nik für Kinder- und Jugendheilkunde Wien, Rett-Klinik - Abteilung für entwicklungsgestörte Kinder am Neurologi- schen Krankenhaus Rosenhügel. Die Misshandlungen, die sich in der Rett-Klinik abspielten, wurden sogar in der gleichen Studie veröffentlicht. Wieso werden diese Opfer nicht entschädigt? (Beifall bei der FPÖ.) Zweitens: Nur jene Betroffene, die sich bis zum 1. September 2018 melden, werden entschädigt. Befinden sich diese teilweise im Urlaub, beziehungsweise wird hier auf Grund der kurzen Spanne die Frist verabsäumt, wird keine Entschädigung fällig. Der Wiener Gemeinde- rat spricht sich für die zeitliche Ausdehnung des Ent- schädigungsprojekts auf mindestens drei Jahre und für die inhaltliche Ausweitung des Entschädigungsprojekts auf alle Opfer von Gewalt im Wiener Krankenanstalten, insbesondere im Rahmen folgender Unterbringungen aus: Pavillon 17 des OWS, Lungenheilstätte Baum- gartner Höhe, Klinik Hoff, Neurologische Abteilung Poli- klinik Wien, Am Spiegelgrund, Klinik Asperger, Universi- tätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Wien, Rett- Klinik - Abteilung für entwicklungsgestörte Kinder am Neurologischen Krankenhaus Rosenhügel. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall bei der FPÖ.) Weiters möchte ich mich bei allen Ärzten, bei dem Pflegepersonal, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern, die im Gesundheitsbereich tätig sind und die tagtäg- lich tolle Arbeit leisten und den Einsatz unter sehr schwierigen Rahmenbedingungen in dieser Stadt bedan- ken. (Beifall bei der FPÖ.) Seitens der rot-grünen Stadtregierung wurden sehr viele Hürden aufgebaut, es herrschen Missmanagement und Chaos, wie der Endbericht des Rechnungshofes deutlich zeigt. Auf den werde ich heute nicht näher ein- gehen, ich werde nur auf eine wesentliche Empfehlung näher eingehen, die Schaffung von geeigneten Rahmen- bedingungen, um den Personalbedarf des KAV hinsicht- lich Anzahl, Erfahrung und Qualifikation zu decken. Darauf zielt unser nächster Beschlussantrag betref- fend Runder Tisch: Die Umwandlung des KAV in eine Anstalt öffentlichen Rechts wurde jetzt auf Herbst ver- schoben, und damit es nicht nur bei Lippenbekenntnis- sen bleibt und auch die Oppositionsparteien einbezogen werden, ist hier für uns ein Runder Tisch unumgänglich. Daher bringen wir den Antrag ein: "Der Amtsführenden Stadtrat für Soziales, Gesund- heit und Sport wird aufgefordert, den von ihm angekün- digten Runden Tisch für Gespräche mit allen Parteien in Bezug auf die Umwandlung des KAV in eine Anstalt öffentlichen Rechts binnen zwei Wochen ab Beschluss- fassung einzuberufen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt." (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Deutsch. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. GR Christian Deutsch (SPÖ): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die ärztliche und pflegerische Versorgung der Bevöl- kerung, und diese sollte ja möglichst wohnortnah erfol- gen, ist ein entscheidender Parameter für die hohe Le- bensqualität in der Stadt und auch für die Wohnzufrie- denheit der Bevölkerung. Rahmenbedingungen oder Bedürfnisse ändern sich ja im Laufe der Jahre, im Laufe der Jahrzehnte. Erfreulicherweise werden wir auch alle älter und möchten möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben. Daher geht es hier konkret auch darum, das Wiener Gesundheitswesen so weiterzuentwickeln, damit es auch für die Zukunft fit ist und auch fit bleibt. Man erweist dem Wiener Gesundheitswesen einen schlechten Dienst, wenn man es ausschließlich schlecht- reden möchte, wie ich das heute sowohl in der General- debatte oder auch ansatzweise jetzt in der Spezialdebat- te gehört habe. Aber was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist, wenn auf der einen Seite von der Frau Kollegin Hun- gerländer der Antrag auf zeitgerechte Information über den FSW eingebracht wird oder der Vorwurf, der immer wieder mitschwingt, nicht ausreichend informiert zu sein oder sogar in zwei Anträgen dann Runde Tische verlangt werden, wenn man andererseits jene Informationsange- bote, die es ja bereits gibt, wo man sich auch konkret einbringen kann, wie im FSW, im Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser oder kürzlich beim PSD, in der Sitzung nicht in Anspruch nimmt. Es war in der letz- ten PSD-Sitzung so, dass FPÖ und ÖVP zur Gänze abwesend waren. Man muss sich also in diesen Abstim- mungs- und Diskussionsprozess auch einbringen wollen. Information ist nicht nur eine Bring-, sondern auch eine Holschuld. Meine sehr geehrten Damen und Herren, nun aber zur Geschäftsgruppe Soziales, Gesundheit und Sport, der im abgelaufenen Jahr 4,3 Milliarden EUR zur Verfü- gung gestanden sind, davon 1,55 Milliarden EUR für den KAV. Alleine das zeigt ja, welche entscheidende Säule der KAV für das Wiener Gesundheitswesen darstellt. Einer der Schwerpunkte - und das wurde auch von eini- gen Vorrednern angesprochen - ist natürlich die Umset- zung des Medizinischen Masterplans beziehungsweise das Spitalskonzept 2030, das ja die Grundlage auch für alle Planungen ist, die regelmäßig auch evaluiert und im Bedarfsfall auch angepasst werden. Kollege Koderhold, das ist die Aufgabe des Managements, hier auf Grund der politischen Beschlüsse, die im Gemeinderat gefasst werden, dies auch zu tun, und erfordert nicht einen eige- nen Runden Tisch im Wiener Gemeinderat. Die Umsetzung des Medizinischen Masterplans hat eben die Aufgabe, Kompetenzen in Zentren zu bündeln. Es sind etwa im letzten Jahr auch die Planungen für zentrale Notaufnahmen in den Wiener Spitälern für On- kologie, Urologie, HNO, Dermatologie und Augenheil- kunde konkretisiert und auch weiterentwickelt worden. Ein weiterer Schwerpunkt, das wird Sie nicht überra- schen, war natürlich die Vorbereitungen der Inbetrieb- nahme des Krankenhauses Nord. Hier werden ja klini- sche Leistungen aus insgesamt acht Standorten gebün- delt. Es ist ein umfangreicher Transformationsprozess, der hier umgesetzt wird und der mit keiner anderen Übersiedlung zu vergleichen ist, weil ja der Betrieb in diesen Spitälern auch aufrechterhalten werden muss und nicht wie in einem Theater, das etwa einen Schließtag verfügen kann. Zusätzliche Betten soll es auch an diesem neuen Standort des Krankenhauses - und das ist uns ein wich- tiges Anliegen - für die Kinder- und Jugendpsychiatrie und auch für die Unfallchirurgie geben, sodass mit der Vollinbetriebnahme dieses Krankenhaus Nord, eines der modernsten Krankenhäuser Europas, die Versorgung der Wienerinnen und Wiener im Norden der Stadt auch wesentlich verbessert werden soll. (GR Stefan Berger: Wenn es einmal aufsperrt!) Pro Jahr sollen 250.000 Patientinnen und Patienten ambulant, rund 46.000 Pati- enten stationär betreut werden. Weiters hat der Krankenanstaltenverbund das Strah- lentherapieangebot im letzten Jahr ausgebaut, damit können die Wartezeiten auch verkürzt werden. Im Kran- kenhaus Hietzing und im Donauspital wurden etwa neue Linearbeschleuniger errichtet. In Hietzing wurde ein neues Krebsbehandlungszentrum eröffnet und damit auch die Kapazität für die Strahlentherapie verdoppelt, wie es ja auch viele andere Investitionen im Bereich des KAV gegeben hat. Etwa wurden im Krankenhaus Hiet- zing mit der Generalsanierung des Pavillon 1 auch die Vorbereitungen getroffen, dass zwei psychiatrische Ab- teilungen vom OWS dorthin verlagert werden können. Im Wilhelminenspital hat ein neues OP-Zentrum mit acht top-modernen Operationssälen bereits den Betrieb auf- genommen, die Erweiterung der Schlaganfallintensivbet- ten wurde forciert. Es sind also viele Maßnahme, die hier umgesetzt wurden, insbesondere natürlich auch im AKH selbst, wo Zentrenbildung Exzellenz sichert, wie beispielsweise das Vienna Cancer Center, das die onkologische Kompetenz zur Behandlung und Erforschung von Krebskrankheiten hier bündelt. Kliniken wurden zusammengeführt und auch die Einführung der Hebammengeburt am AKH realisiert. Meine sehr geehrten Damen und Herren, für die Umsetzung des AKH-Rahmenbauvertrages sind die Gesamtterminplanung sowie eine Evaluierung des bauli- chen Masterplans als Grundlage für alle Planungen erfolgt, Geräte neuerster Technologien wurden auch letztes Jahr in Betrieb genommen. Die Spitäler des Krankenanstaltenverbundes und des AKH Wien verzeichneten 2017 mehr als 400.000 statio- näre Aufenthalte, rund 5,5 Millionen Ambulanzbesuche. Die Hebammen und medizinischen Teams haben mehr als 14.200 Kinder entbunden, die Chirurgen verzeichne- ten rund 158.000 Operationen und rund 1.500 Schülerin- nen und Schüler befanden sich in der Pflegeausbildung. Das heißt, der Krankenanstaltenverbund, über den Sie auch heute gesprochen haben, ist eine wichtige Säule in der Wiener Gesundheitsförderung. Die medizi- nische und soziale Versorgung in Wien bleibt top, gehört auch zu den besten in Österreich und braucht den inter- nationalen Vergleich auch nicht scheuen. Das Bekennt- nis der Stadtregierung zu einem öffentlichen Gesund- heitswesen gilt unverändert, auch wenn es eine neue Struktur in Form der Anstalt öffentlichen Rechts geben wird. Daher ist die Behauptung des Kollegen Schock heute in der Generaldebatte, die KAV-Spitäler würden privatisiert werden, eine bewusste Falschmeldung und entspricht vielleicht dem reinen Wunschdenken der FPÖ. Diese Spitäler sollen auch weiterhin 100 Prozent im Eigentum der Stadt bleiben. Daher kann ich dieses Angstschüren der Opposition und das Schlechtreden des Gesundheitssystems nur zurückweisen, bei allen Prob- lemen und Herausforderungen, die es gibt, die es aufzu- greifen gilt und die es auch zu lösen gilt. Aber eines wollen die Wienerinnen und Wiener nicht, nämlich dass ihre Stadt und das Gesundheitswesen in der Stadt schlechtgeredet werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren, nicht nur im Bereich des Krankenanstaltenverbundes konnten inno- vative Entwicklungen umgesetzt werden, mit den Primär- versorgungszentren wird in Wien auch im niedergelas- senen Bereich ein neuer Weg eingeschlagen. Letztes Jahr etwa konnte im Donauspital das zweite Zentrum eröffnet werden, das auch dazu dient, die Ambulanzen etwa im Donauspital zu entlasten. Neue Modelle als Ergänzung zum Hausarztmodell sind ja auch dringend erforderlich, insbesondere wenn jüngere Ärztinnen und Ärzte immer davon reden, dass sie lieber in einem Team als alleine arbeiten, und es auch zu berücksichtigen gilt, dass bis zum Jahr 2030, also in 12 Jahren, 60 Prozent der Hausärzte österreichweit in Pension gehen werden. Der Honorarabschluss zwischen der Wiener Gebiets- krankenasse, der Stadt Wien und der Ärztekammer im Mai dieses Jahres soll auch garantieren, dass die Ge- sundheitsversorgung der Bevölkerung weiter verbessert wird und eine wohnortnahe Versorgung weiters angebo- ten werden kann beziehungsweise die Spitäler zu entlas- ten sind. Es geht aber auch darum, den niedergelasse- nen Bereich zu attraktiveren, aufzuwerten, und zu ver- bessern. Aber, Kollegin Korosec, die gesamte Ärzte- kammer muss diesen Vertrag noch unterschreiben. Es gibt bis jetzt nur die Zustimmung der niedergelassenen Ärzte, die Unterschrift der gesamten Ärztekammer ist noch ausständig. Daher möchte ich zu Ihrem Antrag feststellen, dass es wahrscheinlich nicht sinnvoll ist, über die Köpfe der Vertragspartner hinaus im Gemeinderat eine Regelung für das Jahr 2020 zu beschließen. Abschließend darf ich mich noch bei allen Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter der Geschäftsgruppe, in den KAV- Spitälern, im AKH, den Pflegewohnhäusern, der Rettung, im FSW, et cetera für ihr Engagement für die Patientin- nen und Patienten, für ihre Tätigkeit im abgelaufenen Jahr ganz herzlich bedanken. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN,) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schütz. GRin Angela Schütz (FPÖ): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kol- legen! Liebe Zuhörer an den Bildschirmen und im Ge- meinderatssaal! Wenn ich den Rechnungsabschluss so ansehe, fällt mir Goethe ein: "Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los." Das sehen wir halt an Ihrer verfehlten Budget- politik, und das spüren wir vor allem auch heute. Ich möchte zu einer meiner Vorrednerinnen noch sagen: Ich hoffe, dass unsere Bundesregierung diese Wiener Geis- ter möglichst schnell in den Griff bekommt, denn ich kann mich dann nicht in den Spiegel schauen, wenn ich höre oder sehe, dass mehr oder minder ein alltäglicher Fakt ist, dass Frauen in Wien vergewaltigt werden und sich nicht mehr alleine auf die Straße trauen oder dass es täglich dazugehört, dass man mit einer Messerattacke rechnen muss. Das ist etwas, wo ich sage, da kann man sich nicht mehr in den Spiegel schauen. (Beifall bei der FPÖ.) Zum Rechnungsabschluss: Wo andere Städte in ei- ner Hochkonjunkturzeit Überschüsse erzielen, hat es also die rot-grüne Stadtregierung geschafft, weiter Schulden zu erwirtschaften und zwar durch Ihre verfehlte Budgetpolitik und durch eine falsche Mittelverteilung, wie wir das im Rechnungsabschluss sehr deutlich sehen haben können. Im Hochkonjunkturjahr 2017 hat die Stadt Wien eine Neuverschuldung von 411 Millionen EUR erwirtschaftet, wobei alleine 407 Millionen EUR auf die rot-grüne Willkommenskultur fallen, was wir heute auch schon mehrmals gehört haben. Da bin ich auch beim ersten Thema angelangt, näm- lich dem Thema der Mindestsicherung, die ja in Wien gegen die Stimmen der Opposition beschlossen oder reformiert worden ist. Wenn man den Rechnungsab- schluss anschaut, zeigt sich ziemlich deutlich, dass die Kosten für die Mindestsicherung steigen und zwar in erster Linie für Nichtösterreicher, deren Anteil beträgt nämlich 51 Prozent. Geschuldet ist das der Einwande- rungspolitik in das soziale System, das Rot-Grün verur- sacht. Das heißt, 2017 belasten Nichtösterreicher das Budget mit 317 Millionen EUR, das heißt, die Zahlen haben sich bis ins Jahr 2017 vervierfacht. 71 Millionen EUR kostet zusätzlich die Grundversorgung, und der Rest sind dann weitere integrative Maßnahmen. Diese Politik der Einwanderung hat natürlich auch Auswirkungen auf unseren Wohlstand, der damit in Wien natürlich deutlich gesenkt wird. Die Finanzlage dieser Stadt zeigt ein Mal mehr auf, dass die Finanzierbarkeit unseres Sozialsystems und unserer Sozialleistungen in Wien nur mit einer grundlegenden Reform der Wiener Mindestsicherung einhergehen kann. Eines muss man hier an dieser Stelle auch klipp und klar und deutlich sagen: Wien kann und darf nicht Weltsozialamt werden. Die Politik der Zuwanderung hat aber auch Auswir- kung auf den Arbeitsmarkt in Wien. Die Arbeitslosigkeit ist seit dem Jahr 2010 in Wien explodiert. Wir liegen derzeit, wenn man die Schulungen, also die in Schulung befindlichen Personen mitzählt, in Wien in etwa bei 16 Prozent Arbeitslosigkeit. Damit liegt die Arbeitslosigkeit, wenn man sie jetzt gegenüber dem restlichen Österreich anschaut, in Wien fast 50 Prozent höher als sonst wo in Österreich. Wenn man dann die Zahlen genau anschaut, dann stellt man ganz genau fest, dass 45 Prozent der Arbeitslosen keine österreichische Staatsbürgerschaft haben. Jetzt kann man dem entgegenwirken und kann sagen, na gut, Wien hat auch Arbeitsplätze geschaffen. - keine Frage, aber die leider bedauerlicherweise vorwie- gend in Teilzeit, und die meisten dieser Arbeitsplätze sind auch Nichtösterreichern oder Zuwanderern zu Gute gekommen. Das WIFO warnt in diesem Zusammenhang, dass der Verdrängungswettbewerb durch den großen multikul- turellen Arbeitsmarkt in Wien besonders stark ausfällt. Die Folge, die damit einhergeht, ist ein Lohndumping, das heißt, geringerqualifizierte Zuwanderer bekommen bis zu 4,5 Prozent weniger Löhne, und damit sinkt das Lohneinkommen gesamt. Wenn man sich dann auch noch für die nächsten 10 Jahre die Kosten der Zuwanderer anschaut, dann kann man sagen, dass die Kosten in etwa 400.000 EUR pro Person ausmachen, Gesundheitskosten, Sozialkosten, Ausbildungskosten, Familienzuzug, et cetera. Außerdem verdrängen billigere Zuwanderer alteingesessene Zu- wanderer in die Arbeitslosigkeit oder sie landen gleich direkt im sozialen System, was auch nicht zu begrüßen ist. Da sagt das WIFO auch noch Folgendes dazu: Die Betreuung dieser Arbeitskräfte, der Zustrom von Asyl- werbern auf unseren Arbeitsmarkt sowie die Integration dieser in den Wiener Arbeitsmarkt ist eine sehr große Herausforderung, vor der wir stehen. Da muss man schon auch sagen: Bis dato hat Wien in diesem Bereich auf ganzer Linie versagt. (Beifall bei der FPÖ.) Wir haben heute auch schon einige Male den Termi- nus WiStA bemüht. Wien versucht, auf diese Art und Weise ja Schulden zu reduzieren. allerdings spart es da in fetaler Art und Weise auf dem falschen Fleck. Es wäre jetzt eigentlich gezielt wichtig, Maßnahmen in Gesund- heit, in Wohnen, in Bildung, et cetera zu tätigen, um auch den Arbeitsmarkt anzukurbeln, aber Wien spart gerade in diesen Bereichen, die ich genannt habe, zirka 10 Prozent ein. Dabei hätten wir auf der anderen Seite gerade in Wien vor allem in der Subventionspolitik ein relativ gro- ßes Einsparungspotenzial, nur da spart die Stadt bedau- erlicherweise nicht ein. Dieses Wiener Belastungspaket WiStA führt allerdings zu Kürzungen bei Mitarbeitern der Stadt und auch zu einer massiven Leistungseinschrän- kung im Gesundheitsbereich, was nicht zu akzeptieren ist. Damit bin ich bei einem weiteren Thema: Für die Spi- täler ist die Finanzsituation langsam bedrohlich. Das Fremdkapital im KAV ist in den letzten Jahren um 141 Prozent gestiegen, sprich, die Verschuldung hat sich verdoppelt. Kein Wunder, dass die Stadt Wien den Wie- ner Krankenanstaltenverbund gerne ausgliedern möchte, einerseits, um sich aus der Verantwortung zu stehlen und andererseits, um die Budgetsituation besser in den Griff zu bekommen. Das geschieht natürlich auch deshalb, weil Sie gera- de in dem Gesundheitsbereich schon ziemlich alles ausgereizt haben, was auszureizen geht. Ich erinnere daran: Am Beginn hat man den Reinigungsbereich aus- gegliedert und damit die Personalkosten zu Sachkosten umgewandelt. Man betreibt im Gesundheitsbereich Per- sonalabbau, man hat einen Aufnahmestopp beim KAV, man hat bei den Gesundheitsberufen und bei der Ret- tung Aufnahmestopp, die Pensionierungen und viele Karenzen werden nicht oder nur verspätet nachbesetzt, befristete Verträge nicht mehr verlängert, und es kommt de facto zu Streichungen von Überstunden. All das sind Maßnahmen, die auf Kosten der Leistungen gehen. Und wenn man es sich anschaut, dann hat Wien in den letz- ten 8 Jahren in etwa 1.355 Dienstposten beim medizini- schen Personal eingespart. Das ist eine wahre Katastro- phe, wie wir ja in der Situation immer wieder sehen. Wir haben auch gehört, dass die Stadt bist 2020 bei unseren Spitälern 300 Millionen kürzen möchte, was sie jetzt mit einer Ausgliederung regelt und was natürlich auch mit massiven Leistungskürzungen einhergehen wird, die auf Kosten der Patienten und auch des Perso- nals gehen beziehungsweise auch zu Abteilungsschlie- ßungen führen werden. Schon jetzt schießt die Stadt Wien dem Krankenan- staltenverbund jährlich neben den Betriebskosten auch noch Abgeltungen über den Fonds Soziales Wien, den Wiener Gesundheitsfonds und Investitionskosten zu. Wir haben auf der anderen Seite gehört, dass Wien als Stadt wächst und eigentlich einen immensen Bedarf an weiteren Kosten für das Gesundheitssystem hätte, gerade weil wir ja diese Leistung gerne erhalten wollen. Nur, die Sparmaßnahmen zeigen, dass es halt sicher zu einer massiven Reduktion an Leistungen kommen wird, denn auf andere Art und Weise ist das nicht zu schaffen, und das wird Wien in eine Dreiklassenmedizin führen. Daher stellen wir freiheitlichen Gemeinderäte folgenden Beschlussantrag: "Der Amtsführende Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport wird aufgefordert, sicherzustellen, dass dem ansteigenden Bedarf an Ärzten als auch an Rettungsfah- rern Rechnung getragen wird und in weiterer Folge alle notwendigen Vorkehrungen veranlasst werden, um si- cherzustellen, dass es zu keiner Reduktion an Ärzten, Arztstellen und/oder Einsparungen bei Rettungsfahrten kommt. Wir ersuchen in formeller Hinsicht um sofortige Ab- stimmung." (Beifall bei der FPÖ.) Das führt mich zum letzten Thema. Wir haben heute auch schon die Thematik der fehlenden Schmerztherapie gehört und selbstverständlich werden wir den Antrag der NEOS unterstützen. Ich finde es allerdings sehr bedauer- lich, dass man hier die Chance vertan hat, auch darüber zu sprechen, die Kinder mit an Bord zu nehmen, denn gerade im Bereich der Kinderschmerztherapie hat Wien einen immensen Nachholbedarf. Es fehlt an Ausbil- dungsplätzen, an Ausbildungsprogrammen, vor allem aber, wie gesagt, in der Kinderschmerztherapie. Wir haben kaum Schmerzkompetenzzentren, wir haben also nur das eine in Graz. Für Kinder haben wir gar keines und gar nichts, und in Österreich haben wir bald 2 Millio- nen Menschen, die von chronischen Schmerzen betrof- fen sind, und immer mehr von diesen Betroffenen sind Kinder. Eine flächendeckende multimodale Schmerzthe- rapie fehlt in Wien, im Gegenteil, wir führen nur ein Fünf- tel der Patienten als wirklich schmerzkrank. Wir sind auch weit davon entfernt, eine einheitliche leitlinienge- rechte Versorgung in Wien zu garantieren. Daher stellen wir Freiheitlichen folgenden Antrag: "Der Amtsführende Stadtrat für Gesundheit, Soziales und Sport wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass in allen Wiener Spitälern und auch im niedergelassen Bereich eigene Bereiche, Stationen, Ambulatorien einge- richtet werden, die eine multimodale Schmerzbehand- lung, die alle körperlichen, psychischen und physischen Faktoren identifiziert und bei der Behandlung berücksich- tig, flächendeckend garantiert." - Auch hier beantragen wir in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung des Antrages. Selbstverständlich werden wir diesem Rechnungsab- schluss nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Laschan. Selbstge- wählte Redezeit 10 Minuten. GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Sehr geehrte Da- men und Herren! Es hilft nichts, noch zur späten Stunde möchte ich gerne ein paar Sätze zur Gesundheitsförde- rung sagen. Die Wiener Gesundheitsförderung ist die Organisation, die sich darum bemüht, Prävention zu betreiben, auf allen Ebenen, in allen möglichen Zielgrup- pen und in allen möglichen Settings, in Kindergärten, Schulen, bei älteren Menschen, auf Betriebsebene. Da möchte ich etwas hervorheben, was mich beson- ders freut, dass "Tiptopp Kariesstopp", so hat es früher geheißen, jetzt heißt es "Tiptopp, Gesund im Mund und rundherum" - ein bisschen komplizierter, aber vielleicht besser treffend - von einem Teil der Kindergärten und Volksschulen mittlerweile auf 90 Prozent ausgerollt wur- de. Das finde ich schon ziemlich ausgezeichnet, dass hier eine fast flächendeckende Versorgung mit diesem Programm stattfindet. Was auch noch zusätzlich dazugekommen ist, ist, dass an 25 Volksschulen, die ausgesucht sind, wo man nämlich vermutet, dass wahrscheinlich Karies häufiger vorkommt, und das weiß man ja, wo das ungefähr ist, auch eine Zahnärztin, nämlich die der Wiener Gesund- heitsförderung, in den Mund schaut und dann erhoben wird, welche Kariesgrade hier bestehen, und dann die Eltern auch angeleitet werden, zu einem Zahnarzt zu gehen und aufgeklärt werden, wie wichtig das ist und es dann gleich zur Zahnbehandlung kommt. Wir haben im 15. Bezirk aus der Erkenntnis, dass das mit Abstand der Bezirk mit dem niedrigsten Ein- kommen ist und damit auch die Menschen am meisten gefährdet sind, früher zu sterben - das ist auch statistisch nachgewiesen, dass Armut krank macht, ist damit nach- gewiesen -, gesehen, dass man in diesem Bezirk natür- lich besonders darauf achten muss, möglichst viel in der Gesundheitsförderung zu tun und möglichst viele An- strengungen zu machen, damit der Gesundheitszustand besser wird. - Und zwar niederschwellig, das ist ein ab- gedroschener Ausdruck, ist aber ganz wichtig, um näm- lich Menschen zu erreichen, die nicht die Möglichkeiten haben, Arztbesuche zu machen, die sich keine Wahl- arztpraxis leisten können und die sich auch keine beson- deren Beratungen und besonderen Informationen holen können. Wir haben dort seit 2010 mittlerweile 21 Gesund- heitskonferenzen durchgeführt, haben aus diesen Ge- sundheitskonferenzen, die vom Frauengesundheitspro- gramm und dann in der Folge von der Wiener Gesund- heitsförderung unterstützt wurden, etliche Projekte ent- wickelt, nämlich konkrete, die auch etwas bringen, näm- lich Wasserschulen. In allen Volksschulen im 15. Bezirk trinken die Kinder nur noch Wasser. (Heiterkeit bei der FPÖ.) - Ich weiß nicht, was da lustig daran ist. Hat da jetzt wer gelacht? - Gut, zu später Stunde ist manches erlaubt. Auf jeden Fall haben wir auch zu Zahngesundheit für Vorschulkinder ein Projekt gemacht und das mit Erfolg, weil dann die nämlich alle auch behandelt wurden und weil die Eltern aufgeklärt wurden, und so weiter, und so fort. Die Wiener Gesundheitsförderung wird sich in einer Konferenz mit Schlafstörungen und Digitalisierung be- schäftigen, insgesamt mit der Auswirkung von der Rund- um-die-Uhr-Anwesenheit von digitalen Medien auf die Gesundheit der Menschen. Das wird es im September geben, und wir haben uns bereits in Hinblick auf Ju- gendgesundheit damit befasst, wie wir konkret auch dahin gehend Aufklärungsarbeit leisten könnten, dass rund um die Uhr an digitalen Medien zu sein - und das tun Kinder und Jugendliche ganz gerne -, zu Schlafstö- rungen führt, dann in der Folge auch zu Konzentrations- störungen und dass das auf Dauer gesundheitsschädi- gend ist. Hier gehört, glaube ich, einiges gemacht. Ich freue mich auch, dass das Sportamt jetzt sozusa- gen zu uns gehört, der Sport zu uns gehört. Ich möchte erwähnen, dass es uns gelungen ist - da hat uns StR Christian Oxonitsch sehr unterstützt -, die große Fläche des Sportamtes im Auer-Welsbach-Park Samstag und Sonntag im Sommer und im Frühjahr und im Frühherbst für sportliche Aktivitäten für Kinder und Jugendliche zu öffnen, die es sich nicht leisten können, in ein Fitness- studio zu gehen, die es sich nicht leisten können, in einen Sportklub zu gehen, in sonstige Aktivitäten zu gehen, wo etwas zu bezahlen ist, sondern die dort ein- fach kostenlos jeden Samstag und Sonntag, wenn sie wollen, den ganzen Tag Fußball spielen, unter Anleitung andere Sportarten lernen können. Ich halte das für eine große Errungenschaft, und ich glaube, dass das auf ganz Wien ausgerollt werden sollte, denn ich finde es schade, wenn freie Flächen, Grünflächen für Sport am Samstag, Sonntag ungenützt sind. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Anton Mahdalik: Das haben wir schon seit 20 Jahren!) Ich möchte noch eines zu den Krankenkassen sagen. Die Krankenkassen so umzuorganisieren, dass die Ar- beitgebervertreter dort das Sagen haben und mehr Ein- fluss bekommen, ist das Ziel dieser Regierung, die wir jetzt haben. Es ist aber keine Rede von der Finanzierung aus einer Hand, obwohl sich immer alle darüber bekla- gen, wie schwierig das mit der Finanzierung aus mehre- ren Händen ist. Warum beschäftigt man sich nicht damit, das einmal umzusetzen, wenn sie schon so engagiert sind? Ich sage eines: In Wien gibt es schon seit einigen Jahren die gemeinsame Planung in der Gesundheitsver- sorgung. Das funktioniert bei einigen Dingen sehr gut mit der Wiener Gebietskrankenkasse, zum Beispiel bei Al- kohol 2020, einer ambulanten Alkoholkrankenversor- gung, die neben der Berufsausübung möglich ist. Das ist oft sehr, sehr wichtig, weil das einfach zur ökonomischen Absicherung der alkoholkranken Menschen ganz, ganz wichtig ist, weil sie sonst noch mehr in die Sucht abglei- ten. Zweites Beispiel: PSD, FSW und Wiener Gebiets- krankenkasse arbeiten an einer integrierten Versorgung und Behandlung von Patienten mit Demenzerkrankun- gen und vor allem auch Beratung der Angehörigen. Das ist ganz, ganz wichtig, weil die Angehörigen hier oft ganz arm sind, sich nicht drübertrauen, vorzuschlagen, dass der Angehörige, der demenzkrank ist, in eine Einrichtung kommt, weil sie ihn nicht abschieben wollen und weil sie sich da dabei sehr schlecht fühlen. Die brauchen ganz, ganz dringend Unterstützung. Jetzt ein Beispiel, wo es nicht so gut funktioniert, das muss man auch einmal sagen: Im November 2011 war es klar, dass das Kaiserin-Elisabeth-Spital geschlossen wird und dass dort - das wurde von Seiten der Stadt Wien und dem 15. Bezirk vereinbart - ein Pflegewohn- haus gebaut wird, das bereits 2015 eröffnet wurde. Es ist eine Randverbauung in der Felberstraße geplant wor- den, wo geförderte Wohnungen angeboten werden, und die Gleichenfeier zu diesem Wohnhaus ist am Mittwoch, nämlich übermorgen. Die spitalsersetzende, ambulante Versorgung mit langen Öffnungszeiten, die wir ja zuge- sagt bekommen haben, gibt es aber leider noch nicht. Ob das jetzt Primärversorgungszentrum heißt oder Gruppenpraxis oder sonst irgendwie oder ambulante, spitalsersetzende Versorgung oder einfach nur Ärztinnen und Ärzte, ist mir, ehrlich gesagt, eigentlich wurscht und ist vor allem der Bevölkerung, die da mittlerweile durch einen Ärztemangel betroffen ist, auch egal. Wir haben uns die Mühe gemacht, mit allen Kontakt aufzunehmen, mit allen niedergelassenen praktischen Ärztinnen und Ärzten. Von wegen Achtung des Hausarz- tes! Ich habe hohen, hohen Respekt vor der Tätigkeit von Hausärztinnen und Hausärzten. Ich möchte es nicht machen, ich möchte lieber in einem Team arbeiten, aber ich habe hohen Respekt, weil es eine schwierige und eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit ist. Und die meis- ten, mit denen wir gesprochen haben, die mit uns einen Termin ausgemacht haben, gehen in fünf, sechs Jahren in Pension. Viele sind schon in Pension gegangen, und zwei große Hausarztordinationen in unmittelbarem Be- reich des Kaiserin-Elisabeth-Spital-Geländes sind nicht nachbesetzt worden, warum auch immer. - Vor allem, weil es keine Bewerberinnen und Bewerber gibt. Da muss man sich auch überlegen, wie das mit der neuen Ausbildungsordnung ist, ob die bei der Allgemeinmedizin so gescheit ist, denn wenn man sich da einmal entschie- den hat, kann man nicht mehr so schnell weg. Eines sage ich auch noch - es leuchtet rot, und ich werde das jetzt auch ignorieren (Ruf bei der FPÖ: Revo- lution!): Ich möchte wirklich an alle Beteiligten, die auch nicht anwesend sind, appellieren - wir haben nämlich bereits die Räumlichkeiten in dem neuen Haus, in dem Häuserkomplex an der Felberstraße -, dass wir uns wirklich alle miteinander zusammennehmen und dass wir diese Primärversorgung oder Hausarzt-, - ärztinnenpraxis, Gruppenpraxis, ambulante Versorgung, wie auch immer, umsetzen, egal, wie sie heißt. Ich danke für ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Hobek. GR Mag. Martin Hobek (FPÖ): Sehr geehrtes Präsi- dium! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Einen schönen guten Morgen auch an die letzten daheim Ver- bliebenen an den Bildschirmen! Ich möchte, wie immer bei dieser Gelegenheit, ein bisschen auf das Thema Behinderte eingehen. Es geht heute eigentlich weniger darum, auf das letzte halbe Jahr zurückzuschauen, son- dern in die Zukunft, da wir ein neues Regierungsteam haben. Leider hat der neue zuständige Stadtrat einen denkbar schlechten Start gehabt. Er hat einige Tage vor seiner Angelobung gemeint, dass die Behindertenbe- treuungsorganisationen genug Geld hätten und nicht jammern sollen. Dann hat er noch süffisant hinzugefügt: Ich erspare ihnen, über ihre Rücklagen zu reden. Na ja, das könnten wir ruhig tun, denn das wäre in Sekundenschnelle abgehandelt. Das mag vielleicht in der Asylbranche so sein, dass es noch ein Geschäft mit dem Geld ist, das man von der öffentlichen Hand be- kommt, um es für die Klienten zu haben. Im Behinder- tenbereich ist es definitiv nicht so. Ich war selbst vor einigen Wochen bei der General- versammlung vom Blindenverband für Wien, Niederös- terreich, Burgenland. Die haben jetzt eine Liegenschaft, ein Objekt im Burgenland in Bernstein verkauft und damit kommen sie jetzt die nächsten fünf Jahre wieder aus. Das war allerdings nicht ein Objekt, das sie gekauft ha- ben, um es quasi als Rücklage oder Wertsicherung zu haben, sondern das war ein Heim, das für Blinde da war, damit die auch einmal Urlaub im Grünen und in guter Luft machen können und dann eben dort auch wohnen können und auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird. Das ist jetzt futsch, dafür, dass sie die nächsten fünf Jahre noch auskommen. Fünf Jahre sind aber schnell vorbei, und das Familiensilber ist dann verkauft. Wenn man weiß, dass die Förderungen um maximal 1 Prozent pro Jahr steigen, aber die Gehälter für das Personal um mindestens 2 Prozent, kann man sich aus- rechnen, wie üppig diese Organisationen da bestallt sind. So, das war jetzt einmal ganz allgemein. Die Probleme der Behinderten in dieser Stadt und natürlich auch in anderen Städten sind mannigfaltig und sehr oft auch durch Gedankenlosigkeit gegeben. Ich möchte heute drei Anträge zu drei verschiedenen The- men einbringen. Ich skizziere es ganz kurz. Wie sie wissen, gibt es in Wien sehr viele Behinder- tenwerkstätten. Das ist auch gut so, sie funktionieren auch gut, muss man sagen, allerdings bekommen die dort Werktätigen lediglich ein Taschengeld, obwohl viele eigentlich dieselbe Arbeit verrichten wie Nichtbehinderte und viele produzieren natürlich auch etwas, was dann sogar an Dritte verkauft wird, seien es Süßigkeiten, sons- tige Speisen, Kunstgegenstände, die in eigenen Ge- schäften verkauft werden. Die bekommen dann zum Beispiel 50 EUR im Monat als Taschengeld, wenn sie dann aber in der Werkstätte selbst zu Mittag drinnen bleiben, um dort das Essen zu bekommen, dann müssen sie pro Werktag ohne Getränk 3,80 EUR bezahlen. Das heißt, die 50 EUR Taschengeld decken also nicht einmal das Notwendigste zu der Verköstigung ab. Der Behinder- tenanwalt und auch die Behindertenorganisationen for- dern daher, dass man die Taschengeldbezieher in sozi- alversicherungsrechtliche Arbeitsverhältnisse überleitet, was nur zu begrüßen ist. Ich bin aber Realist genug, um zu wissen, dass das keine Geschichte ist, die mit einem Fingerschnippen erledigt ist, aber es sollte möglich sein, dass, bis es einmal soweit ist, wann immer das sein mag, zumindest das Taschengeld so weit erhöht wird, dass die Verköstigung der behinderten Werktätigen abgedeckt ist. Das ist der erste Antrag. (Beifall bei der FPÖ.) Behindert sein, ist ja etwas sehr Mannigfaltiges, wenn man sich die Gesamtheit des Bereiches anschaut. Der zweite Antrag ist etwas ganz anderes. Heuer am 2. April ist es zehn Jahre her, dass es den Weltautismus- tag gibt. Da hat es sich jetzt international und auch nati- onal in Österreich so eingebürgert, dass Städte ein pro- minentes öffentliches Gebäude blau anstrahlen, um ein Zeichen zu setzen und um auf das Thema aufmerksam zu machen. In den USA ist am 2. April in der Nacht sogar das Weiße Haus blau angestrahlt. Das geht bis hinein nach Österreich, wo zum Beispiel in Salzburg zumindest das Mozartdenkmal angestrahlt ist. Ich werde daher heute den Antrag stellen, dass wir das ab nächstem Jahr auch in Wien machen. Irgendein prominentes Gebäude - vielleicht das Rathaus, manchmal wird es ja auch blau angestrahlt. Zur Festwocheneröffnung hat man es zum Beispiel schon gesehen. Es wird ja in Wien auch an jedem St. Patrick's Day das Burgtheater grün ange- strahlt. Warum soll das nicht ein paar Tage später auch in Blau möglich sein? Das ist also der zweite Antrag. (Beifall bei der FPÖ.) Der dritte Antrag mag sehr banal klingen, die soge- nannte Spiegelwatsche. Die Sehenden wissen meistens nicht, was damit gemeint ist, jeder Blinde in Wien weiß es. Sie wissen, dass, wenn taktile Leitlinien angelegt werden, das sehr vielen Normen und Richtlinien unter- liegt, die aber leider sehr oft missachtet werden, wenn es dann soweit ist. Im Bereich von Autobushaltestellen sind diese dann sehr oft zu nahe am Gehsteigrand, was dann dazu führt, dass, wenn der Blinde groß genug ist und der Bus gerade einfahrt, er mit dem Rückspiegel des Busses eine sogenannte Spiegelwatsche bekommt. Jeder Blinde hat so ein Erlebnis schon einmal irgendwo gehabt. Da- her, meine ich, wäre es angebracht, dass man im Be- reich der Wiener Linien einmal alle diese Bushaltestellen überprüft und falls da so ein Verfehlen vorliegt, das korri- giert. Das ist der dritte Antrag. Bei allen drei Anträgen wird übrigens in formeller Hinsicht die Zuweisung gefor- dert. - Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Florianschütz. Selbstge- wählte Redezeit 10 Minuten. GR Peter Florianschütz (SPÖ): Guten Morgen, Herr Vorsitzender! Guten Morgen, Herr Stadtrat! Guten Mor- gen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Sonne geht zwar noch nicht auf, aber bald. Mei- ne sehr geehrten Damen und Herren, ich darf Ihr Au- genmerk auf zwei erfreuliche Zahlen richten. Der Rech- nungsabschluss der gesamten Geschäftsgruppe sagt aus, dass wir von 4,147 Milliarden EUR im Jahr 2016 zum Abschluss bei den Ausgaben auf 4,4241 Milliarden EUR gekommen sind. Das ist eine Steigerung von 1,6 Prozent. Warum sage ich das? - 1,6 Prozent Steigerung bei den Ausgaben ist eine Tatsache, die uns darauf hinweist, dass die Eindämpfung des Kostenpfades, also die Einhaltung des Kostenpfades, gelungen ist. Das heißt, wir haben die Ausgabenentwicklung im Sozial- budget gut im Griff. Das ist ein gutes Zeichen, und dafür möchte ich mich bei den zuständigen Verantwortlichen bedanken, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, bei der politischen Leitung. Es deutet darauf hin, dass wir insgesamt einen guten Weg beschreiten. Das zeigt sich auch an einer anderen Zahl, dass nämlich zwischen Mai 2018 und Mai 2017 10 Prozent weniger Menschen in der Leistung der Bedarfsorientier- ten Mindestsicherung sind. Das ist der Konjunktur ge- schuldet, aber das ist auch einer aktiven Arbeitsmarktpo- litik in Wien geschuldet. Auch das ist für unser Sozialsys- tem ein gutes Zeichen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich kurz eine Feststellung treffen, weil das heute noch nicht so gesagt worden ist. Was ist das Wesen der Für- sorge? Was ist das Wesen des Armenwesens? - Das hat viel mit Heimat zu tun, denn ursprünglich ist das Konzept der Armutsbekämpfung, dass man in der Geburtsge- meinde, in der man geboren ist, sozial versorgt wird. Sie werden aus der Literatur das sogenannte Armenhaus kennen. Das heißt, man ist damals, wenn man arm ge- worden ist oder sich nicht mehr selber versorgen konnte, in seine Heimatgemeinde gegangen und wurde dort versorgt. Das ist auch der Grund, warum im tiefen Be- wusstsein die Heimatgemeinde einen hohen Stellenwert hat, weil es die Sicherung ist, mehr oder minder der sichere Hafen. Das wurde dann auf die Wohngemeinde, in der man heimisch geworden ist, übertragen. Das ist dann der Ort, an dem man versorgt wird, in der alten Form die Fürsorge erhält, in der neuen Form die Be- darfsorientierte oder Wiener Mindestsicherung. Meine Damen und Herren, es ist spät am Abend, aber eines muss man trotz alledem sagen: Wissen Sie, was ich unverantwortlich finde? - Den betriebenen Para- digmenwechsel, dass man die Grundversorgung, das Sicherheitsnetz der Menschen sukzessive in ein Versi- cherungssystem umzudeuten versucht, nach dem Motto, man macht die Grundversorgung davon abhängig, wie lange jemand eingezahlt hat. Meine Damen und Herren, das Wesen der Grundversorgung ist, dass man nichts eingezahlt hat. Auf Grundversorgung hat man ein Recht, weil man ein Mensch ist. Wenn das jemand in Frage stellt, fällt mir dazu unmenschlich ein, und das sollten wir, meine Damen und Herren, nicht zulassen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Dann habe ich noch eine Feststellung zu treffen, eine Anmerkung zu machen: Es ist ein Antrag eingebracht worden, ein Beschluss- und Resolutionsantrag, von dem ich persönlich schon glaube, dass er gut gemeint ist. Da geht es um die Frage, dass wir sicherstellen, dass es genug Ärzte gibt und dass wir in diesem Bereich nicht sparen, und so weiter, und so fort. Aber sonst hat dieser Beschlussantrag der FPÖ einen Gedankenfehler. Er fordert nämlich, dass wir dafür sorgen sollen, dass es nicht zu Einsparungen bei Rettungsfahrten kommt. Ja, aber das bedeutet, dass wir künstlich die Unfälle hoch- halten müssen, damit die Rettung gleich viel fährt wie früher. Wir haben das gegenteilige Ziel mit der Wiener Gebietskrankenkasse vereinbart, nämlich durch Präven- tion weniger Rettungseinsätze zu haben. Dazu stehe ich auch. Das heißt, wir stehen für eine ausreichende Grundversorgung, aber die Anzahl der Rettungseinsätze einzufrieren, schiene mir doch ein falscher Weg und ein wenig verwegen. Darum glaube ich, dass wir diesem Antrag nicht beitreten sollten, meine Damen und Herren. Darüber hinaus danke für die Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen einen schönen Morgen. - Auf Wiederse- hen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ge- meldet ist Herr GR Kops. Ich erteile es ihm. GR Dietrich Kops (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsit- zender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Da- men und Herren! Spät, aber doch. Es ist ja teilweise ein bisschen pein- lich, wenn nicht traurig, welchen Stellenwert Sport in der rot-grünen Stadtregierung hat, weil ja kein Abgeordneter der rot-grünen Koalition hier irgendeinen konstruktiven Beitrag zum Thema Sport geleistet hat. Der Beitrag der Kollegin Laschan war ja teilweise sehr skurril, dass man hier Grünflächen öffnen soll, damit die Kinder Sport be- treiben können. Da gehe ich in den Prater oder gehe auf die Donauinsel und kann dort auch Sport betreiben. Wenn das Ihr einziger Vorschlag ist, dann treten Sie bitte sofort zurück, meine Damen und Herren von Rot und Grün. (Beifall bei der FPÖ.) Es ist ja auch sehr interessant - es ist ja mittlerweile der dritte Ausschuss -, wo der Sport hinverschoben wur- de. Da sieht man ja auch den Stellenwert des Sports für die rot-grüne Stadtregierung. Wenn ich jetzt den Klub- obmann der SPÖ sehe, der ja auch einmal Sportstadtrat war - und der letzte Sportstadtrat Mailath-Pokorny hat ja auch sehr viel für den Sport unternommen, nämlich überhaupt nichts. Aber jetzt mit dem neuen Sportstadtrat hoffe ich ja doch, dass sich das Ganze zum Besseren ändern wird. Ich hoffe es zumindest. Zumindest ein Versuch wurde gemacht, denn Ge- sundheit und Sport passen ja irgendwie zusammen. Gesundheit und Sport passen ja zusammen, und da könnte man auch ansetzen. Da müsste man eigentlich beginnen, eben bei der Vorbeugung, bei der Prävention. Aber das spielt es leider Gottes im rot-grünen Wien ja auch überhaupt nicht. (GRin Dr. Claudia Laschan: Ganz im Gegenteil! Keine Ahnung!) Wenn man sich anschaut, wie zum Beispiel in Wien in den Schulklassen, in den Volksschulen die Schischulkindergärten auf Grund der Tatsache gestrichen werden, dass natürlich durch Ihre Willkommenskultur halt Kinder zu uns kommen, die mit diesem Sport überhaupt nichts mehr am Hut haben. Aber das wäre Ihre Aufgabe, Ihre Verantwortung, diesen Kin- dern zu sagen: Bei uns in Österreich fährt man Schi und bei uns in den Schulen gibt es Schulschikurse, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. - GRin Dr. Claudia Laschan: Keine Ahnung!) Weiter geht es natürlich zum Beispiel bei den Schwimmkursen. Hier macht man natürlich auch wieder Abstriche auf Grund der verfehlten Migrationspolitik. Eine Vorrednerin vom letzten Ausschuss hat auch hier großar- tig erzählt, dass Frauen in Wien so toll schwimmen kön- nen. Dazu werde ich am Mittwoch auch eine Anfrage an den Herrn Stadtrat stellen. Hier wird aktuell von der MA 51 auch ein Kurs gestrichen, eben der Kurs, der gerade die Frauen betrifft, die Aktion Frauen und Sport. Hier gibt es unter anderem auch Schwimmkurse. Der wird derzeit von der MA 51 gestrichen oder nicht mehr gefördert. Hier verlange ich natürlich dann auch Aufklä- rung in meiner Anfrage. Aber das ist eben der Stellenwert des Sports unter der rot-grünen Stadtregierung. Der Sport existiert in Wien überhaupt nicht, außer solche skurrilen Forderungen, dass man halt im Park, ich weiß nicht, Fußballspielen gehen soll oder Joggen gehen soll. Es gibt viele Möglichkeiten, wo wir gerade in Wien den Sport voranbringen könnten. Hier werde ich auch einige Anträge einbringen. Die Problematik ist nur leider Gottes, dass die Stadträte - hier nehme ich Sie vielleicht jetzt einmal aus, Sie sind jetzt als Sportstadtrat neu -, die in den letzten Perioden dieses Amt bekleidet haben, jetzt nur am Sport interessiert waren, wenn es gratis Essen und Trinken gegeben hat und wenn man sich mit irgend- einem Promi-Sportler abbilden hat lassen können. An- sonsten hat es in der rot-grünen Stadtregierung kein Interesse am Sport gegeben. Es ist nur ein Anhängsel, und der Fototermin war dann eigentlich das Einzige, was dann bei einer Sportveranstaltung rausgekommen ist. (GR Kurt Wagner: Jetzt hören Sie auf! Das ist ja Unsinn!) Wir reden schon seit Jahren über ein Sportstätten- konzept, ich glaube, seit 2009, da war ich noch gar nicht hier im Rathaus, wird darüber diskutiert. Es ist laut rot- grüner Stadtregierung alles paletti, aber in diesem Be- reich ist nichts gemacht worden. Auf der einen Seite schwadronieren Sie, dass Wien eine 2-Millionen-Stadt wird, das ist alles so toll, und wir freuen uns darüber, aber auf der anderen Seite gibt es keine Infrastruktur, auch gerade im Sportbereich. Im Sportbereich haben Sie in den letzten Jahren versagt, und das kreide ich Ihnen schon sehr an. Ich hoffe, Herr Stadtrat, dass Sie hier auch mit Ihrer Äußerung, dass Sie eben mit Sport nichts am Hut haben, vielleicht doch hier gewisse Ratschläge auch von der Opposition annehmen werden. Ich werde hier einige Anträge einbringen, mit denen ich auch die Verfehlungen der rot-grünen Stadtregierung in dem Be- reich aufzeigen werde. Ich bringe jetzt einmal den ersten Antrag ein. Wir ha- ben in den letzten Tagen, Wochen, jetzt schon Monaten die Diskussion gehabt. Heute haben wir auch einige Fußballergebnisse von der Fußballweltmeisterschaft in Russland gesehen. Die Peinlichkeit ist halt nur, dass Wien oder Österreich kein adäquates Fußballstadion hat, weil das Ernst-Happel-Stadion schon in die Jahre ge- kommen ist, und wir im Ernst-Happel-Stadion kein Champions-League-Finale, geschweige denn eine WM oder eine Europameisterschaft austragen könnten. In dieser Hinsicht, meine Damen und Herren, hat es unser Vizekanzler und Sportminister ohnehin auch schon er- wähnt - ich sage einmal salopp, gefordert -, dass Wien oder Österreich ein neues Sportstadion, vielleicht im Zusammenhang mit einer Multifunktionsarena benötigt. In dieser Hinsicht ersuche ich den Stadtrat für Sport, sich in Zusammenarbeit mit dem Sportminister Heinz- Christian Strache zusammenzusetzen und Pläne auszu- arbeiten, entweder zu einer allfälligen Renovierung des Ernst-Happel-Stadions oder einer Neuerrichtung einer neuen Multifunktionsarena. In formeller Hinsicht ersuche ich um sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Dann komme ich zum nächsten Antrag. Es ist eigent- lich auch ein Antrag Ihres neuen Bürgermeisters Michael Ludwig. Als er sich für dieses Amt sozusagen beworben hat, stellte er auch die Forderung nach einer Mehr- zweckhalle, die wir Freiheitliche aber, ich glaube, auch die ÖVP, seit Jahren fordern. Ihr Bürgermeister, sage ich einmal, hat, als er sich um dieses Amt beworben hat, ja auch gefordert, dass Wien eine Mehrzweckhalle benö- tigt. Das ist virulent. Wien benötigt nicht nur für Sportver- anstaltungen, für diverse Ballsportarten, sondern auch für diverse Kulturveranstaltungen eine zweite Mehr- zweckhalle, weil die Stadthalle mittlerweile auch schon in die Jahre gekommen und überlastet ist. In dieser Hin- sicht ersuche ich eben den Bgm Michael Ludwig, seine Forderung, die er zur Errichtung einer Mehrzweckhalle aufgestellt hat, auch umzusetzen und noch in dieser Legislaturperiode mit dem Bau einer solchen zu begin- nen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall bei der FPÖ.) Dann komme ich zu einem nächsten Antrag. Hier sieht man die Verfehlungen der rot-grünen Stadtregie- rung in puncto Sport, puncto Hallenbau, puncto Sport- stättenbau. Da wurde seit Jahren nichts mehr gemacht. Vielleicht werden einige wissen, dass ich ja unter ande- rem auch Eishockey spiele, und in dieser Hinsicht benö- tigt die Stadt eine Eishalle. Ich wäre schon mit einer Eishockeyhalle zufrieden, aber im Grunde genommen würde eine 2-Millionen-Stadt, wie von Ihnen propagiert, ja mehrere Eishallen benötigen. Es muss ja keine Albert- Schulz-Halle sein, die ja mittlerweile auch schon reno- viert gehört und eigentlich für eine Eishalle ungeeignet ist. So eine Halle baut man ja nicht einmal in Sibirien, aber ich wäre schon mit einer Eishockeyhalle oder einer Halle zufrieden, wo man mehrere Eissportarten ausfüh- ren könnte. In dieser Hinsicht ersuche ich auch Sie, Herr Sportstadtrat Peter Hacker, dass Sie die notwendigen Schritte einleiten, dass auch noch in dieser Legislaturpe- riode mit dem Bau einer Eishalle begonnen werden soll. In formeller Hinsicht ersuche ich um sofortiger Abstim- mung. (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt komme ich zum nächsten ... (Zwischenrufe von GR Kurt Wagner und GRin Dr. Claudia Laschan.) Na ja, ein bisschen Zeit muss man sich für den Sport schon auch nehmen. Wenn Sie kein Interesse daran haben, verstehe ich das schon, aber der Sport gehört jetzt natür- lich schon zur Gesundheit. Mein nächster Antrag - den haben wir, glaube ich, auch schon seit Jahren gestellt. (Heiterkeit.) - Ich habe noch ein paar, ich habe noch ein paar. (GR Mag. Manfred Juraczka: Geht noch eine Dringliche?) Den Antrag und die Forderung gibt es, glau- be ich, ohnehin auch schon seit Jahren, und ich glaube, die ÖVP hat ihn auch schon eingebracht: Hier geht es um die Öffnung der Turnsäle, die ja leider Gottes 180 Tage im Jahr geschlossen sind, auch auf Grund der diversen Ungereimtheiten im Schulwesen. (GRin Dr. Claudia Laschan: Das stimmt ja nicht!) Gerade, wenn man die Turnsäle öffnen könnte, hätten wir schon eine große Möglichkeit, wo wir die Kinder teilweise weg von der Straße bringen und teilweise natürlich auch zu neuen Sportarten hinführen könnten. In dieser Hinsicht ersuche ich um die Öffnung der Turnsäle außerhalb der derzeiti- gen Möglichkeiten. Die Turnsäle sind derzeit nur von Montag bis Donnerstag bis 21 Uhr geöffnet, am Wo- chenende so und so nicht und in den Ferien sind sie auch geschlossen. Ich ersuche um sofortige Abstim- mung. (Beifall bei der FPÖ.) Weiter geht es mit einem Antrag, der auch mit der Gesundheit zu tun hat. Es ist ja hoffentlich auch ein Vorteil, dass der Sport jetzt bei der Gesundheit ist. Den Antrag habe ich auch schon einmal eingebracht, er ist abgelehnt worden: Ist ein Blödsinn, brauchen wir nicht. Aber die Problematik ist noch immer da. Ich kenne es nur aus der Privatwirtschaft, dass größere Betriebe auch für ihre Mitarbeiter Rückentraining, einzelne Gymnastik- stunden anbieten, die vom Unternehmen bezahlt wer- den. In dieser Hinsicht ersuche ich um zusätzliche - es gibt sie ja teilweise - Kurse, die angeboten werden. Hier ersuche ich aber, das Angebot für geförderte sportmedi- zinische Kurse für Bedienstete in Pflegeberufen zu er- weitern. Gerade in Pflegeberufen ist das besonders wichtig, die ganze Arbeit ist natürlich auf dem Stützappa- rat aufgebaut, und es geht natürlich aufs Rückgrat. Hier ersuche ich, dass das Angebot erweitert wird, dass die Kurse auch dementsprechend beworben und finanziert werden. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstim- mung beantragt. (Beifall bei der FPÖ.) Das ist mein letzter Antrag, den ich heute einbringe. Ich freue mich, dass ich jetzt im Gesundheitsausschuss bin und werde sicherlich in den nächsten Sitzungen noch einige Sportanträge einbringen. Mein letzter Antrag ist auch so eine Geschichte, so richtig typisch wieder für die SPÖ und die GRÜNEN. Letztes Jahr haben wir die Beachvolleyball-WM auf der Donauinsel gehabt, eigent- lich eine feine Sache. Es ist toll, dass das nach Wien gebracht wurde. Aber was wurde gemacht? - Mein Kol- lege aus dem 21. Bezirk freut sich nicht so, du hörst einmal weg. Was wurde wieder einmal gemacht? - Um sündteures Geld wurde dieses Beachvolleyball-Stadion aufgebaut und nach der Beachvolleyball-WM wieder abgerissen. Was haben wir in diesem Jahr? Was haben wir im August wieder? - Gott sei Dank, wir haben einen Beachvolleyball-Contest, sage ich einmal ganz salopp. Das Stadion wird wieder aufgebaut und wird dann wieder abgerissen. Also vollkommener Schwachsinn, Steuer- geld wird hier verschwendet. Es ist natürlich wünschenswert, dass Beachvolleyball mit der WM und sonstigen Bewerben ein Fixpunkt in Wien ist, da ja Kärnten das aus finanziellen Gründen nicht mehr austragen kann. Ich ersuche den Stadtrat, dass noch in dieser Legislaturperiode ein fixes Multifunk- tionsstadion - man kann ja dort sicher auch Tennis instal- lieren - auf der Donauinsel errichtet werden soll. Den Bereich kann man sich ja dann noch immer ausschnap- sen und sich dann genau anschauen, welchen Bereich man wählt. In formeller Hinsicht ersuche ich um sofortige Abstimmung. Ich danke für die Aufmerksamkeit, und wir werden natürlich dem Rechnungsabschluss nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu einer tat- sächlichen Berichtigung hat sich Frau Kollegin GRin Dr. Laschan gemeldet. GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Ich möchte fest- halten, dass ich zur Gesundheitsförderung gesprochen habe und in diesem Zusammenhang als eines von vie- len, vielen Beispielen, für deren Aufzählung ich zirka zwei Stunden brauchen würde, die ich aber nicht als Redezeit hatte, das Sportamt mit den Flächen erwähnt habe, die das Sportamt verwaltet. Die betroffene Sport- fläche ist zufällig grün, weil dort zum Zwecke des Fuß- ballspielens zum Beispiel ein Rasen wächst, und diese irrtümlich so benannte Grünfläche, also diese Sportflä- che, am Samstag und Sonntag nicht geöffnet war, son- dern ein Zaun rundherum ist und das Tor versperrt war. Wir haben angeregt, dass doch in dem großem Auer- Welsbach-Park diese riesige zentrale grüne Fläche, die für Sport geeignet ist, nämlich eine Sportfläche der MA 51, doch bitte in der warmen Jahreszeit Samstag, Sonntag geöffnet werden sollte. StR Oxonitsch, so habe ich es gesagt, war uns hier behilflich und hat durchge- setzt, dass das auch als Projekt umgesetzt wurde. Das habe ich als erfreulich bezeichnet, weil es ein nieder- schwelliges Angebot für Kinder und Jugendliche ist, die sonst auf der Straße herumrennen oder sich zu Hunder- ten in den kleinen Ballkäfigen aufhalten würden oder aber sonst nirgendwo einen Platz finden würde. Das habe ich begrüßt. Erstens. Zweitens: Zum Thema Kinder, die unter der Woche in ihrer Freizeit auf der Straße sind, gibt es außerschuli- sche Jugendbetreuung, und es gibt - ich weiß es aus dem 15. Bezirk - sehr, sehr viele, nämlich an fast jedem Tag unter der Woche, Möglichkeiten, in den Turnsälen der Schulen über die außerschulische Jugendbetreuung gratis, also auch niederschwellig unter Anleitung Sport zu betreiben. Das war meine tatsächliche Berichtigung. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ge- meldet ist Frau GRin Matiasek. Ich erteile es ihr. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Nur ganz kurz, Sehr geehrte Damen und Herren! Genau wie die Frau Kollegin Dr. Laschan, der ich immer sehr aufmerksam zuhöre, sind Kollegin Nittmann und ich auch immer sehr um das Wohl unseres Bezirkes besorgt und bemüht, die Lebensqualität dort zu verbessern. Es wurde ja heute schon kurz von Kollegin Hebein das Thema Praterstern angesprochen, das heißt, Alkohol- verbot an riskanten Plätzen. Bgm Dr. Michael Ludwig hat ja in Aussicht gestellt, dass nach dem Praterstern auch noch für andere Plätze dieser Stadt ein solches aus seiner Sicht verhängt werden sollte oder könnte. Aus unserem Bezirk Hernals beträfe das den Elternleinplatz, und man hat leider in der Bezirksvertretung die Diskussi- on darüber unter gewisser Vorschiebung der Geschäfts- ordnung verweigert. Ich möchte es aber deshalb nicht verabsäumen, noch ganz schnell einen Antrag hier einzubringen, da es aus unserer Sicht dringend geboten scheint, im Sinne der Passanten, der Anrainer und der Geschäftsleute ein solches Alkoholverbot auf dem Platz beziehungsweise in seiner Umgebung, wie dann im Antrag auch ganz genau festgehalten ist, durchzuführen. Ich darf damit den An- trag einreichen und hoffe auf Zustimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Amtsf. StR Hacker. Ich erteile ihm das Wort. Amtsf. StR Peter Hacker: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Abgeordnete! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, zur Rech- nungsabschlussdebatte zu reden. Die Zahlen liegen Ihnen vor, so wie es eigentlich in jeder Firma üblich ist: Eine Woche bevor die Zahlen zur Beschlussfassung vorliegen, Frau Kollegin, kriegen Sie normalerweise in jedem Vorstand, in jedem Aufsichtsrat die Unterlagen eine Woche vorher, und es sollte zumindest reichen, das Übersichtsblatt drinnen zu lesen. Aber ich habe mir ei- gentlich vorgenommen, zum Rechnungsabschluss zu reden und Ihnen anhand der Zahlen zu zeigen, dass dieser Rechnungsabschluss ja eigentlich durchaus ge- eignet ist, auch Ihre Zustimmung zu finden und ein biss- chen Werbung dafür zu machen, dass wir von Ihnen die Zustimmung für den Rechnungsabschluss kriegen. Der Rechnungsabschluss ist ja letzten Endes der Ausweis der Leistungen des vergangenen Jahres, der Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber ich gebe zu, mit diesen Wortmeldungen, die Sie mir da jetzt gegeben haben - nicht nur, da danke ich wirklich sehr herzlich für die tollen Ausführungen über die einzelnen Leistungen - und den Anträgen, haben Sie mich echt aus den Konzept gebracht. Ich bin natürlich ein Neuling und muss mich da irgendwie daran gewöh- nen. Wahrscheinlich liegt es an der Kältewelle des letz- ten Wochenendes, dass offensichtlich Weihnachten ausgebrochen ist. Ich meine, bei allem Respekt, bei allem Respekt: Sie kritisieren einen Rechnungsab- schluss, kritisieren das Schuldenmachen, um Sie zu zitieren. Sie kritisieren die Ausgaben der Stadt und legen mir in der Debatte zwei Dutzend Anträge auf den Tisch, die hunderte Millionen Mehrkosten verursachen. Bei allem Respekt: Haben Sie das zusammengezählt, was Sie da heute nur in meinem Ressort eingebracht haben? (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) GR Hobek, ich nehme das echt sportlich, wenn Sie mit mir über die Rücklagensituationen von Organisatio- nen diskutieren wollen, wenn ich seit 17 Jahren Ge- schäftsführer des Fonds Soziales Wien bin. Ich nehme das sportlich, wir können das wirklich gerne diskutieren, aber ich schlage vor, dann lassen Sie sich nicht nur die Gerüchte erzählen, sondern lassen Sie sich zuerst ein- mal die Rechnungswerke vorlegen, und dann diskutieren wir über die Rücklagensituation von Organisationen. Dann diskutieren wir über die Rücklagensituation, aber holen Sie sich bitte vorher den Freibrief der Geschäfts- führer, dass Sie anhand der Bilanz- und Rechnungsab- schlüsse das mit mir diskutieren dürfen. Ich mache es nicht, weil ich nämlich Geschäftsgeheimnisse bewahre. Deshalb kriegen Sie keine Antwort auf Ihre Wortmel- dung, und ich bitte um Verständnis dafür. (GR Mag. Wolfgang Jung: Wir hätten uns etwas anderes erwartet von Ihnen!) - Die Diskussion erwarten Sie von mir? - Gerne. (Weiter Zwischenrufe bei der FPÖ.) - Holen Sie es sich. Herr Gemeinderat, das ist ja ganz einfach: Sie sagen den Geschäftsführern, Sie kriegen den Freibrief, mit mir über die Bilanzen zu reden, wir diskutieren das. Dass Sie die Häuser in Wien blau anstrahlen wollen, finde ich auch super, das finde ich total sportlich. Mich wundert es, dass Sie nicht blau-türkis angemeldet ha- ben, das hätte dann wenigstens irgendwie einen gewis- sen Charme gehabt. Taschengelderhöhung - super, ja. Aber, ich meine, es sind doch Sie, die jetzt gerade das Sozialwesen nach unten schrauben wollen. (Ruf bei der FPÖ: Umschich- ten!) - Was sollen wir umschichten, wenn Sie 13.000 Menschen mit Behinderung, 13.000 Menschen, die nicht arbeitsfähig sind, die Mindestsicherung kürzen? Wo wollen Sie denn da was hinschichten? (Ruf bei der FPÖ: Nicht nach Afghanistan!) - Das ist doch nicht ernst! (Bei- fall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die Schulschikurse müssen reduziert werden, weil es sich die Leute nicht mehr leisten können. Wenn Sie diese Maßnahmen umsetzen, die Sie angekündigt ha- ben, werden 33.000 Kinder in Wien - das ist fast einmal ein ganzes Stadion in Wien - weniger Geld haben und sich keine Schikurse mehr leisten können. Und es sind die Kinder der Ärmsten in dieser Stadt, und Sie haben keinen Generier, zu sagen, das ist ein Skandal, dass wir da nicht mehr Geld ausgeben. Also, das ist wirklich un- geheuerlich, ich bin ganz fassungslos. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich bin gerne bereit, mit dem Vizekanzler über ein neues Sportstadion zu diskutieren. Aber bei allem Res- pekt: Wollen Sie uns in dieser Stadt noch ein zweites Wörthersee-Stadion einbrocken? Einen Investor zu fin- den, wo die öffentliche Hand die ganze Garantie für die Rückzahlung übernimmt, das ist doch keine Kunst. 200- Millionen-Investor, 300-Millionen-Investor, 400-Millionen Investor - wie viel soll es noch sein? Die entscheidende Frage ist, ein Betriebskonzept zu haben, wo man das Geld, das man vorher aufgenommen hat, wieder verdient, um es zurückzahlen zu können. Da höre ich nichts von Ihnen! (GR Mag. Wolfgang Jung: Das haben Sie!) - Ich lese Ihnen gerne eure Anträge vor. Das Tolle ist ... (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ und von GR Mag. Manfred Juraczka.) - Jetzt bin ich dran, ich habe Ihnen jetzt wirklich lange, glauben Sie mir das, echt lange zugehört. Das wirklich Tolle ist, dass Sie ja verlan- gen, dass wir nicht einmal vorher planen. (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) Es ist schön, dass ich Sie da wieder ein bisschen aktiviert habe, im sportlichen Sinne. (GR Mag. Manfred Juraczka: Immer wieder gerne!) Sie wollen ja nicht einmal, dass wir eine Planung machen in den Anträgen. Sie wollen, dass wir überhaupt gleich zu bauen anfangen in dieser Legislaturperiode. Wir sollen gleich mit dem Bauen anfangen, gar nichts planen, wir sollen nichts vorbereiten, wir evaluieren auch nichts, wir machen keine Überlegungen, wir fangen gleich zum Bauen an. Super, wir bauen sofort eine multifunktionale Freiluftsportarena, wir bauen sofort eine Mehrzweckhal- le, und zwar noch in dieser Periode, also innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre sollen wir schon zum Bauen anfangen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Eigentlich sind es zweieinhalb Jahre!) Herrlich! Bei allem Respekt, ich würde es gerne ernst nehmen, aber ich kann es nicht ernst nehmen. Ich bitte Sie einfach wirklich, mir beim Rechnungsabschluss nicht vorzuschlagen, noch ein paar Hundert Millionen mehr auszugeben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Ruf bei der FPÖ: Sie schaffen nicht einmal die Wohnungen! - Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) Bei der GRin Schütz habe ich schon fast ein biss- chen Hoffnung gehabt, denn sie hat wenigstens mit dem Satz begonnen: "Wir geben zu viel Geld aus. Aber Ein- sparungen bei Mitarbeitern und bei Leistungen zu ma- chen, das ist nicht zu akzeptieren." - Ich zitiere. Was fällt Ihnen noch ein? Nicht bei den Mitarbeitern, also nicht bei den Personalkosten, nicht bei den Leistungen? Was bleibt dann noch über, wenn Sie solche Vorschläge machen? Die Streichung von Überstunden und die Ein- sparung von Dienstposten ist eine wahre Katastrophe - ich zitiere. Ich bin ohnehin Ihrer Meinung und darum werbe ich ja dafür. Machen Sie jetzt einmal Gebrauch von der politischen Verantwortung und stimmen Sie diesem Rechnungsabschluss zu. Wir wollen ja nicht unnötig bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern spa- ren, und das haben wir in diesem Rechnungsabschluss auch abgebildet. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Ruf bei der FPÖ: Wer soll das zahlen? Unsere Kinder!) Frau Abg. Korosec, ich nehme das Angebot der Zu- sammenarbeit auch wirklich an und werde das nicht zurückweisen. Ich habe dieses Angebot in meiner ersten Rede, wenn ich mich richtig erinnere, über die Entwick- lung des Krankenanstaltenverbundes nicht aus Jux und Tollerei gemacht oder nicht, weil mir nichts Besseres eingefallen ist. Es war sehr ernst gemeint, wir werden uns auch zusammensetzen. Von Ihnen kommt ja ein Antrag, Sie wollen es ganz schnell machen. Ich bin ge- spannt, wer von Ihnen Mitte Juli da ist, denn Sie wollen das in den nächsten zwei Wochen haben. Ich bin einver- standen, ich bin da, wir werden die Gespräche führen, aber ich sage gleich vorweg: Die Gespräche zur Weiter- entwicklung, die wir über den Krankenanstaltenverbund führen, können nicht nur Gespräche über die Wünsche sein, die wir noch an den Krankenanstaltenverbund haben wollen, um noch mehr Geld auszugeben, wofür wir nachher im Rechnungsabschluss kritisiert werden. Wenn wir über die Weiterentwicklung des Gesund- heitswesens in Wien sprechen, dann ist ja völlig klar, dass wir nicht nur über das sprechen, was wir selbst entscheiden können, sondern ich erwarte mir grade von Ihnen, die ja Regierungsparteien im Bund sind, dass wir auch darüber sprechen, welchen Einfluss Sie geltend machen, um die Rahmenbedingungen für Wien zu ver- bessern. Die Einsparungen bei der AUVA zum Beispiel sind Einsparungen, die uns direkt betreffen werden. (Ruf bei der FPÖ: Welche Einsparungen bei der AUVA? Die gibt es nicht!) Die angekündigte Veränderung in der Sozialversicherung, die nicht dazu geführt hat, dass wir über Finanzieren aus einer und in eine Hand diskutieren, haben uns leider nicht weitergebracht und werden uns auch nicht weiterbringen. Die Ankündigung des Finanzministers über die Pfle- gefinanzierung, der meint, dass er die Kuratoriumshäu- ser der Wiener Pensionistenhäuser aus den Regress- zahlungen ausschließen möchte, macht mich irgendwie nicht gerade froh. Bei den Vorstellungen vom Finanzmi- nister, dass wir in Hinkunft die Pflege ganz anders finan- zieren, nämlich über die Möglichkeit der Abschreibungen aus der Lohnsteuer, frage ich mich, welche Vorstellung der Finanzminister über Menschen in der Pflege und Betreuung hat. Wie viel Pension muss man haben, dass man sich die Pflege und Betreuung über Abschreibung finanziert? (Ruf bei der FPÖ: Alles heiße Luft!) Wenn wir also diskutieren, Frau Korosec, dann bitte in aller Offen- heit auch über diese Frage und bitte auch über Ihr Enga- gement bei den Rahmenbedingungen. Wir diskutieren über den Rechnungsabschluss eines der größten Ressorts, und ich finde, eines der wunder- barsten Ressorts in unserer Stadt. Ich bin auch stolz, Stadtrat zu sein in Kernstücken, in Herzstücken des Gesundheitswesens, in den Herzstücken des Sozialwe- sens. Der Krankenanstaltenverbund ist nicht nur Wien- weit, sondern Österreich-weit ein Vorreiter in der Patien- tenversorgung, in der Lehre und in der Forschung. Er ist weit über die Grenzen unseres Landes hinweg der größ- te Anbieter von höchstkomplexen und -komplizierten Gesundheitsdienstleistungen. Der Krankenanstaltenver- bund - ich weiß nicht, ob Ihnen das bewusst ist, denn wir sprechen ja über den Rechnungsabschluss des Kran- kenanstaltenverbundes - hat mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Billa und Merkur in ganz Österreich. Ich bitte, daran zu denken, wenn wir zur Abstimmung über den Rechnungsabschluss schreiten, denn es ist unsere Verantwortung über einen riesengroßen Konzern, über eine riesengroße Organisation mit über 29.000 Mitarbei- terinnen und Mitarbeitern, die jeden Tag, 365 Tage im Jahr einen phantastischen Job machen. Wenn Sie ein bisschen in die Tiefe des Rechnungs- abschlusses gegangen sind - und über den Rechnungs- abschluss wollen wir eigentlich sprechen -, dann werden Sie natürlich gesehen haben, dass der Zuschuss der Stadt um 4,6 Prozent gestiegen ist. Das habe ich ja auch gesehen, und haben wir auch gehört, dass Sie diesen Teil gelesen haben, denn das haben Sie ja kritisiert. - Kann ich bitte noch ein Glas Wasser haben? - Was mich eigentlich traurig stimmt, ist, dass Sie die nächsten Zei- len nicht weitergelesen haben, denn dann hätten Sie gesehen, dass der Betriebskostenzuschuss, also der Teil, den das Management wirklich beeinflussen kann ... (GRin Dr. Jennifer Kickert reicht dem Redner ein Glas mit Wasser. - GR Mag. Wolfgang Jung: Die Wasserträ- gerin der SPÖ! - GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Geh bitte!) Das ist wirklich super. Danke vielmals! (GR Anton Mahdalik: Der ist so überheblich! Der g'scheitelt so da- her! Den könnt ihr euch gleich wieder einpacken!) - Macht ja nichts, ich halt das schon aus. - Danke. Macht ja nichts, die Herren. Sie haben gesehen, dass der Be- triebskostenzuschuss, also der Teil, den das Manage- ment wirklich in der Hand hat, da, wo es wirklich um Betriebskosten geht, da, wo es wirklich um Management geht, um 2 Prozent gesunken ist. Ehrlich gesagt, bei einem Betrieb mit einer Bilanzsumme von 5,8 Milliarden EUR, der es schafft, von einem Jahr aufs andere seine Betriebskosten um 2 Prozent zu senken, da schießen normalerweise die Aktienkurse nach oben. Da jubilieren alle und freuen sich, und das ist ein Teil dessen, was Sie sehen, wenn Sie den Rechnungsabschluss ein bisschen lesen. Sie finden eine Erhöhung des Zuschusses der Stadt deswegen, weil wir den Betriebskostenzuschuss nicht erhöht haben, sondern den Investitionskostenzuschuss erhöht haben. Das hätten Sie auch gesehen, wenn Sie sich die Bilanzsumme angeschaut hätten, denn dann hätten Sie entdeckt, dass die Bilanzsumme um 400 Millionen gestiegen ist. Dass eine Bilanzsumme um 400 Millionen steigt, ist auch etwas, was man normalerweise, wenn man die Börsennachrichten liest, auf der positiven Seite des Konzernes liest, weil die Bilanzsumme ja den Wert des Unternehmens wiedergibt. Und es ist auch kein Wunder, denn wir haben nämlich als Stadt rund 400 Millionen in dieses Unternehmen investiert. Das finden Sie hier im Geldflussbericht der Stadt wieder, dass wir rund 400 Millionen Investitionskosten- zuschuss geleistet haben, und das hat den Wert des Unternehmens Krankenanstaltenverbund um 400 Millio- nen gesteigert, nämlich von 5,48 Milliarden auf 5,87 Milliarden. Sie hätten auch gefunden und werden auch gefun- den haben, da bin ich mir ganz sicher, dass es dem Management gelungen ist, einen Überschuss von 19 Millionen zu erarbeiten. Es ist Ihnen sicher auch nicht entgangen, dass es gelungen ist, die Erlöse und Erträge um 100 Millionen zu steigern, und es ist Ihnen auch sicherlich nicht entgangen, dass es gelungen ist, die Personalkosten zu senken. Und das ist ein spannender Punkt mit dieser Personalkostensenkung, denn das ist nämlich der zweite große Drehknopf, den das Manage- ment in der Organisation hat, weil nämlich gleichzeitig der Personalstand fast gleich geblieben ist. Das bedeutet also, dass es dem Management gelun- gen ist, bei den teuren Stunden durch bessere Einteilung seines Personals zu reduzieren, als teure Stunden be- kannt, weil es Überstunden sind, und gleichzeitig gelun- gen ist, dort, wo wir unsere sozialpolitischen und ge- sundheitspolitischen Schwerpunkte auch haben wollen, besser zu werden, nämlich in der Verschiebung von stationären Leistungen in tagesklinische Leistungen, denn die Patienten in der Tagesklinik sind nämlich um 6,4 Prozent gestiegen. (Ruf bei der FPÖ: Das steht in Ihrem Programm, aber das spürt niemand!) - Das haben Sie nicht gelesen, ja das verstehe ich ohnehin. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Ruf bei der FPÖ: Zweiklas- senmedizin. - Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich erspare Ihnen jetzt einen großen Sprung, denn ich habe einen Zeitrüffel, was direkt schade ist, denn es würde mir gerade wirklich Vergnügen machen, bei Ihnen Werbung dafür zu machen, diesem Rechnungsabschluss zuzustimmen, aber das können wir ja noch ein anderes Mal vertiefen. Ich möchte daher die letzten Minuten nicht mit den Zahlen vergeuden, sondern ich muss einfach die letzten Minuten dafür widmen, zunächst einmal meinem Büro zu danken. (GR Armin Blind: Nicht Minuten! Die Zeit ist aus! Eine Minute!) Ich bin jetzt seit einem Monat Stadtrat, und mein Büro hat mich auf unglaubliche Art durch diesen Monat durchgetragen. Ich danke euch vielmals. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich danke zweitens den Abgeordneten aller Fraktio- nen in meinem Ausschuss, besonders aber den Abge- ordneten meiner Fraktion, dass ihr mich durch diesen Monat durchgetragen habt. Es ist wirklich bemerkens- wert, obwohl man Jahrzehnte da hinten steht, was man alles nicht weiß, was da vorne passiert. Ich danke euch vielmals. (Beifall bei der SPÖ.) Aber mein großer Dank, und ich denke, unser großer Dank, unser gemeinsamer großer Dank muss diesen großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in all den Organisationen gelten, all den Organisationseinheiten, in den Betrieben, in den Magistratsabteilungen, in den Organisationen, die wir finanzieren, in den Organisatio- nen, die wir selbst betreiben, den Organisationen, die wir selbst besitzen, diesen zehntausenden Menschen, die jeden Tag dafür arbeiten, dass es den Menschen in dieser Stadt besser geht, im Sozialbereich, im Gesund- heitsbereich, im Sportbereich. Diesen MitarbeiterInnen, die jeden Tag die wirklichen Basisarbeiten machen, die wirkliche Arbeit an den Menschen in dieser Stadt und für die Menschen dieser Stadt machen, die verdienen unse- ren größten Respekt und unseren größten Dank. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN, ÖVP und NEOS.) Ich danke auch den Führungskräften quer durch alle Organisationen dafür, dass sie bereit sind, die Verant- wortung zu übernehmen für die Übersetzung und die Umsetzung und die Durchführung dessen, was wir hier in diesem Haus als politischen Willen artikulieren. Last but not least möchte ich meiner Vorgängerin für ihre Arbeit in dieser großartigen Geschäftsgruppe sehr danken und für die großartige Unterstützung bei der Übergabe des Res- sorts. (GR Armin Blind: Jetzt reicht es aber langsam!) Du hast es mir wirklich leicht gemacht, auch da in diese Schuhe hineinzurutschen. Vielen herzlichen Dank, Sandra Frauenberger! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Zuletzt noch einmal zu dem Gedanken, mit dem ich begonnen habe. Der Rechnungsabschluss ist das Jah- resergebnis, der Rechnungsabschluss sind nicht die Planwerte, der Rechnungsabschluss ist nicht das politi- sche Bekenntnis für die Zukunft, sondern es ist der Re- chenschaftsbericht. Es ist nicht einmal der politische Rechenschaftsbericht alleine ..., (GR Mag. Wolfgang Jung: Jetzt ist Ihre Zeit aber schon lange abgelaufen!) - Na ja, das macht ja nichts, Sie haben ja auch überzogen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Aber nicht so viel wie Sie!) - Na, aber bei den Zwischenrufen schon. (Weitere Zwi- schenrufe.) Ich kann warten, bis Sie fertig sind, das ist kein Problem. (GR Mag. Wolfgang Jung: Die Spielregeln gelten auch für Sie! - Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) Darf ich noch einen Schlusssatz sagen? (GR Mag. Wolfgang Jung: Ein Schlusssatz wäre angebracht! - GR Kurt Wagner: Gerade von Ihnen!) Der Rechnungsab- schluss und die Bilanz des Krankenanstaltenverbundes sind von einem Wirtschaftsprüfer testiert, also auf die Richtigkeit, Ordnungsmäßigkeit geprüft und mit dem Siegel eines Wirtschaftsprüfers testiert. Man hört daher die Werbung dafür: Zeigen Sie Ihr kaufmännisches Wis- sen und Ihre politische Verantwortung und stimmen Sie dem Rechnungsabschluss zu. (Ruf bei der FPÖ: Und Tschüss! - Ein Teil der FPÖ verlässt den Saal. - Zwi- schenrufe bei SPÖ und FPÖ.) - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Ruf bei der SPÖ: Ordnungsruf!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Für das Pro- tokoll darf ich festhalten, dass zirka die halbe FPÖ- Fraktion vor Ende der Sitzung den Saal verlassen hat, gerade die Fraktion, die es nicht wert gefunden hat, die Fraktionsvereinbarung, an die sich alle anderen Parteien hier im Haus halten, einzuhalten, sondern die Ge- schäftsordnung auszunutzen, so gut es geht. Das ist ihr Recht, dagegen gibt es auch nichts zu sagen, aber es gibt auch nichts dagegen zu sagen, wenn ein Stadtrat seine Rede hält, die von zahlreichen zum Teil sehr ent- würdigenden Zwischenrufen von Ihrer Fraktion gestört wird, dass ich ihm dann diese Zeit, die Sie nämlich durch die Zwischenrufe bei seiner Rede aufgehalten haben, hinten draufgebe. (GR Stefan Berger: Machen Sie das bei uns dann auch?) Da ich auch um 1.45 Uhr gute Ohren habe, erteile ich dem Herrn GR Jung in Abwesenheit einen Ordnungsruf für den Ausdruck, die Frau Jennifer Kickert sei die Was- serträgerin der SPÖ, weil sie dem Herrn Stadtrat ein Glas Wasser gebracht hat. Das ist eine sexistische, herabwürdigende Äußerung, und dafür erteile ich dem Herrn GR Jung einen Ordnungsruf. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wenn Sie wollen, können wir das alles auch morgen in der Früh gerne in einer Präsidiale besprechen. (GR Armin Blind: Das ist eine gute Idee!) Zur Geschäftsgruppe Soziales, Gesundheit und Sport und zum Jahresabschluss der Unternehmung Wiener Krankenanstaltenverbund liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wir unterbrechen nun die öffentliche Sitzung des Gemeinderates und setzen sie heute um 9 Uhr mit der Spezialdebatte der Geschäftsgruppe Kultur und Wissen- schaft fort. Die Sitzung ist unterbrochen. (Die Sitzung wird um 1.57 Uhr unterbrochen.) Gemeinderat, 20. WP 25. Juni 2018 38. Sitzung / 24