Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 20. Wahlperiode 29. Sitzung vom 20. und 21. November 2017 (1. Sitzungstag vom 20. November 2017) Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Mitteilung des Einlaufs S. 3 3. Mandatsverzicht von GR Maximilian Krauss und GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler; Angelobung von GR Leo Kohlbauer und GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 3 4. Dank an die ausgeschiedenen Mitglieder des Gemeinderates Maximilian Krauss und MMag. Dr. Gudrun Kugler S. 3 5. 03575-2017/0001-GFW; MA 5, P 1: Voranschlag der Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 2018 03594-2017/0001-GFW; MA 5, P 2: Überprüfung von Gebühren und tarifmäßigen Entgelten Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner S. 4 Allgemeine Beratung des Voranschlages 2018 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES S. 12 StR Mag. Gernot Blümel, MBA S. 15 GR David Ellensohn S. 16 VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S. S. 18 GR Christian Oxonitsch S. 20 GR Christoph Wiederkehr, BA S. 22 GR Mag. Manfred Juraczka S. 24 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 26 GR Dominik Nepp, MA S. 28 GRin Dr. Jennifer Kickert (tatsächliche Berichtigung) S. 29 GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely S. 29 GRin Brigitte Meinhard-Schiebel S. 31 StR DDr. Eduard Schock S. 32 GR Friedrich Strobl S. 34 GR Mag. Wolfgang Jung S. 36 GR Peter Florianschütz S. 37 GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger (tatsächliche Berichtigung) S. 40 Beratung der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft und Internationales Rednerinnen bzw. Redner: GR Markus Ornig, MBA S. 40 GR Mag. Manfred Juraczka S. 42 GRin Mag. Barbara Huemer S. 44 GR Klaus Handler S. 45 GR Mag. Thomas Reindl S. 47 GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger S. 48 GR Peter Kraus, BSc S. 50 GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 51 GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 53 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 55 GR Rudolf Stark S. 56 GRin Kathrin Gaal S. 57 GR Karl Baron S. 58 GRin Katharina Schinner S. 59 GR Ernst Woller S. 60 StRin Ursula Schweiger-Stenzel (tatsächliche Berichtigung) S. 61 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 61 Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner S. 63 Beratung der Geschäftsgruppe Bildung, Integration, Jugend und Personal Rednerinnen bzw. Redner: GR Christoph Wiederkehr, BA S. 66 GRin Sabine Schwarz S. 68 GR David Ellensohn S. 69 GR Armin Blind S. 71 GR Heinz Vettermann S. 73 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 74 GRin Mag. Faika El-Nagashi S. 75 GRin Elisabeth Schmidt S. 77 GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 78 GR Mag. Martin Hobek S. 80 GR Christian Hursky S. 81 GR Dr. Wolfgang Aigner S. 81 GRin Marina Hanke, BA S. 84 GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 85 GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely S. 85 GR Dr. Wolfgang Aigner (tatsächliche Berichtigung) S. 86 Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky S. 87 Beratung der Geschäftsgruppe Umwelt und Wiener Stadtwerke Rednerinnen bzw. Redner: GR Markus Ornig, MBA S. 89 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 92 GR Mag. Rüdiger Maresch S. 94 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 96 GR Erich Valentin S. 98 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 100 GR Manfred Hofbauer, MAS S. 101 GR Mag. Josef Taucher S. 104 GR Michael Stumpf, BA S. 105 GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 107 GR Mag. Gerhard Spitzer S. 108 Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima S. 109 Beratung der Geschäftsgruppe Kultur, Wissenschaft und Sport Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES S. 112 GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger S. 114 GRin Mag. Barbara Huemer S. 116 GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 117 GRin Susanne Bluma S. 119 GR Dr. Wolfgang Ulm S. 120 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 122 GR Christian Unger (tatsächliche Berichtigung) S. 124 GR Mag. Gerald Ebinger S. 124 GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA S. 125 GRin Ricarda Bianca Berger S. 126 GR Petr Baxant, BA S. 127 GR Michael Stumpf, BA S. 129 GR Jörg Neumayer, MA S. 130 GR Christian Unger S. 132 Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny S. 133 (Beginn um 9.04 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen, meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich darf Sie alle recht herzlich zur 29. Sitzung des Wiener Gemeinderates begrüßen. Die Sitzung des Gemeinderates ist eröffnet. Entschuldigt ist GR Prof. Harry Kopietz aus privaten Gründen. Außerdem gibt es eine Reihe von temporären dienstlichen Verhinderungen, die ich jetzt aber nicht alle im Detail vorlesen werde, weil es doch einige sind. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien zwei und des NEOS- Rathausklubs sechs schriftliche Anfragen eingelangt sind. Wir haben nun gleich auch Angelobungen vorzunehmen: Herr Maximilian Krauss hat mit Wirkung vom 8. November 2017 und Frau Mag. Dr. Gudrun Kugler hat mit Wirkung vom 9. November 2017 auf die jeweilige Ausübung ihrer Mandate im Gemeinderat der Stadt Wien verzichtet. Ebenso hat Herr GR Nikolaus Amhof auf sein Restmandat im Stadtwahlvorschlag mit 15. November 2017 verzichtet. Der Herr Bürgermeister hat gemäß § 92 der Wiener Gemeinderatswahlordnung auf die dadurch frei werdenden Mandate die in Betracht kommenden Ersatzmitglieder in den Gemeinderat berufen. Im Wahlvorschlag der Freiheitlichen Partei wurden für das frei gewordene Mandat des Wahlkreises Innen-West Herr GR Nikolaus Amhof und für das frei gewordene Restmandat Herr Leo Kohlbauer in den Gemeinderat berufen. Für das im Stadtwahlvorschlag frei gewordene Restmandat der Österreichischen Volkspartei wurde Frau Mag. Caroline Hungerländer in den Gemeinderat berufen. Gemäß § 19 der Wiener Stadtverfassung sind die Gemeinderatsmitglieder anzugeloben. Ich bitte daher den Schriftführer, Herrn GR Unger, die Gelöbnisformel zu verlesen, und die neuen Gemeinderatsmitglieder, auf meinen Aufruf hin das Gelöbnis mit den Worten "Ich gelobe." zu leisten". Schriftführer GR Christian Unger: "Ich gelobe der Republik Österreich und der Stadt Wien unverbrüchliche Treue, stete und volle Beachtung der Gesetze sowie gewissenhafte Erfüllung meiner Pflichten." Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr GR Nikolaus Amhof. GR Nikolaus Amhof (FPÖ): Ich gelobe. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr GR Leo Kohlbauer. GR Leo Kohlbauer (FPÖ): Ich gelobe. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau GRin Mag. Caroline Hungerländer. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Ich gelobe. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Damit ist die Angelobung vollzogen. Alles Gute und willkommen bei uns im Haus! (Allgemeiner Beifall.) Ich darf mich auch bei den beiden ausgeschiedenen, in den Nationalrat gewechselten Abgeordneten, Frau GRin Kugler und Herrn GR Maximilian Krauss, die ja beide seit der letzten Wahl 2015 bei uns im Gemeinderat waren, recht herzlich für ihre Aktivitäten im Interesse der Stadt Wien bedanken. Frau Mag. Dr. Kugler hat sich im Ausschuss für Umwelt und Wiener Stadtwerke und im Ausschuss für europäische und internationale Angelegenheiten sehr intensiv eingebracht. Herr Maximilian Krauss hat sich ebenfalls im Europaausschuss sowie im Bildungs- und im Finanzausschuss sehr aktiv eingebracht. - Ich danke beiden für die Leistungen und wünsche ihnen viel Erfolg für ihre neue Tätigkeit im österreichischen Nationalrat! (Allgemeiner Beifall.) Nun geht es in der Tagesordnung weiter: Die Postnummern 1 und 2 der Tagesordnung betreffen den Entwurf des Voranschlages der Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 2018 und die Überprüfung von Gebühren und tarifmäßigen Entgelten durch den Gemeinderat. Ich schlage vor, die Beratungen dieser zwei Geschäftsstücke zusammenzuziehen und die Verhandlungen nicht nach den zehn Gruppen des Verwaltungsvorschlagentwurfes, sondern nach Geschäftsgruppen zu gliedern. Nach einem einleitenden Referat der Berichterstatterin, Frau Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner, folgen die Allgemeine Beratung und die Spezialdebatte über die Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft und Internationales. Voraussichtlich am Dienstag dieser Woche, also morgen, wird nach dem Schlusswort der Frau Amtsführenden Stadträtin für Finanzen, Wirtschaft und Internationales über die Anträge zu den genannten zwei Geschäftsstücken abgestimmt werden. Wird gegen diesen Vorschlag ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Daher bitte ich, so vorzugehen. Bevor ich nun die Frau Amtsführende Stadträtin sozusagen um ihre Budgetrede bitte, freue ich mich auch sehr, dass Burschen und Mädchen, Schülerinnen und Schüler mit ihren ProfessorInnen beziehungsweise SchullehrerInnen und auch die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft heute anwesend sind. Ich darf sie hier im Haus begrüßen und recht herzlich willkommen heißen! (Allgemeiner Beifall.) Wie Sie ja wissen, ist heute der Tag der Internationalen Kinderrechte, und ich bedanke mich recht herzlich, dass uns die Kinder vor dem Gemeinderatssitzungssaal Säckchen mit sehr gutem Inhalt, zahlreichen Briefen und Schriftstücken, mit denen uns die Kinder an den Internationalen Tag der Kinderrechte erinnern wollen, übergeben haben. Ich möchte daran erinnern, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 20. November 1989 die Rechte des Kindes verankert hat. Diese Kinderrechtskonvention beruht auf vier Grundprinzipien: Recht auf Gleichbehandlung, Vorrang des Wohls des Kindes, Recht auf Leben und Entwicklung und Achtung vor der Meinung des Kindes. In dieser von der UNO erlassenen Konvention wurden die zehn wichtigsten Kinderrechte angemerkt: Recht der freien Meinungsäußerung und Beteiligung, Recht auf Gesundheit, Recht auf elterliche Fürsorge, Recht auf gewaltfreie Erziehung, Recht auf besondere Vorsorge und Förderung bei Behinderung, Recht auf Spiel- und Freizeit, Recht auf Gleichheit, Recht auf Bildung, Recht auf Schutz im Krieg und auf der Flucht, Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung. Der österreichische Nationalrat hat im September 1992 diese Konvention auch in österreichisches Recht umgesetzt. Zudem freue ich mich ganz besonders, dass der Nationalrat am 16. Februar 2011 die Kinderrechte der UN-Konvention auch in der österreichischen Bundesverfassung, und zwar betreffend zwei wichtige Punkte, nämlich den Vorrang des Kindeswohls und die Beteiligung und Berücksichtigung der Meinung von Kindern und Jugendlichen, verankert hat. All das ist auch ein Auftrag für uns hier in der Stadt Wien als Mitglieder des Wiener Gemeinderats, aber auch als Abgeordnete im Wiener Landtag sowie auch für die Stadtregierung. Daher meine ich, dass es für uns heute am Internationalen Tag der Kinderrechte sehr, sehr gut ist, dass wir uns dieser wichtigen und richtigen Entscheidung und Grundlage für unser Tun erinnern. Nochmals herzlich willkommen und noch viel Spaß im Wiener Rathaus! (Allgemeiner Beifall.) Ich darf jetzt die Berichterstatterin zu den Tagesordnungspunkten 1 und 2, Frau Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner, ersuchen, die Verhandlungen über die Postnummern 1 und 2 einzuleiten. - Bitte schön. Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner: Herzlichen Dank. Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Nachwuchspolitiker und -politikerinnen! Politisches betrifft nicht nur uns, die diesen Beruf gewählt haben, sondern alle Menschen und ganz besonders die Jungen. Insofern, denke ich, passen eure Anwesenheit und die Anwesenheit eurer Lehrer und Lehrerinnen und der Jugendanwaltschaft am heutigen Tag sehr gut zum Budget! Worum geht es denn bei einem Budget? - Bei einem Budget geht es darum, dass wir uns gemeinsam Gedanken darüber machen, wie denn das Geld in dieser Stadt nächstes Jahr investiert wird, was mit diesem Geld geschieht. Das betrifft natürlich ganz besonders die jungen Menschen, weil es darum geht, inwiefern wir in die Zukunft investieren und wofür wir unser Geld ausgeben. Wir bemühen uns, das Geld so auszugeben, dass ihr in dieser Stadt eine gute, erfolgreiche Zukunft habt, dass ihr alle so leben könnt, wie ihr euch das vorstellt, und dass euch alle Chancen und alles Glück dieser Welt ermöglicht werden. Was immer wir dazu beitragen können, wir werden es tun! Schön, dass ihr da seid! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) In diesem Sinne, sehr geehrte Damen und Herren, Herr Bürgermeister, Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen, darf ich Ihnen heute den Voranschlag für das Jahr 2018 sowie eine mittelfristige Finanzplanung bis 2023 sowie einen Strategiebericht für die nächsten drei Jahre vorlegen. Das, was wir uns nicht zuletzt seit der ersten mittelfristigen Finanzplanung, die wir im Vorjahr beschlossen haben, hier vorgenommen haben, illustriert den Pfad, den unsere Stadt und die Wiener und Wienerinnen in den nächsten Jahre als Rahmenbedingungen haben werden, was wir hier an grundsätzlichen Überlegungen anstellen und an Grundlagen erarbeiten. Das ist also logischerweise nicht nur für mich als Finanzstadträtin eine wichtige Debatte, sondern es geht um unser aller Arbeit, um die Prinzipien und um die Entwicklung, die wir für unsere Stadt gemeinsam planen. Ich freue mich auf eine konstruktive Debatte und auf eine intensive Auseinandersetzung! Dazu sind wir alle hier gewählt, das miteinander zu tun. Sehr geehrte Damen und Herren! Die Finanzen der Stadt Wien und vor allem das Thema Verschuldung sind natürlich Themen, die wir immer sehr stark in den Medien verfolgen können. Diese werden nicht immer in Kenntnis aller Details, Zahlen und Fakten, dafür aber mit umso mehr Leidenschaft diskutiert. - Das ist etwas, was uns wohl von anderen Gemeinden unterscheidet. In keinem anderen Bundesland und in keiner anderen Gemeinde ist das so. Das ist aber gut so! Jede Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema ist mir recht. Schauen wir uns daher die Grundlagen an! Schauen wir uns an, worum es bei diesem Budget geht und worum es auch in Zukunft gehen wird! Ich weiß, dass die Damen und Herren von der Opposition jetzt vielleicht wieder ein bisserl die Augen verdrehen werden, aber diese Diskussion ist selbstverständlich nicht möglich, ohne darauf einzugehen, unter welchen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wir hier arbeiten. Insofern sage ich sehr bewusst und wiederholt, dass die Rahmenbedingungen immer noch geprägt sind durch die weltweite Wirtschaftskrise, die schlimmste seit den 30er Jahren, dass wir immer noch damit zu kämpfen haben und dass die Herausforderungen, denen wir uns hier zu stellen haben, selbstverständlich noch davon geprägt sind. Wir haben aber als Reaktion darauf einen Weg eingeschlagen, den wir eingehalten haben, den wir weiterhin einhalten und bei dem wir bleiben werden: Wir investieren in Kindergärten, Schulen, Straßen, öffentliche Verkehrsmittel oder in die Gesundheitsversorgung, und das, sehr geehrte Damen und Herren, wird auch so bleiben. Wien ist mehr als nur der Name einer Stadt. Wien ist ein Bekenntnis und in vielerlei Hinsicht auch sehr bewusst ein politisches Gegenmodell, nämlich ein Gegenmodell zum Kahlschlag im Sozialbereich, ein Gegenmodell zu Privatisierungen, ein Gegenmodell zur Umverteilung von unten nach oben, nicht zuletzt auch in der Wirtschaftspolitik. Wien steht für Solidarität. Deswegen haben wir uns auch entschlossen, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Wiener und Wienerinnen nicht im Stich zu lassen, und das, sehr geehrte Damen und Herren, zeigt sich auch im Voranschlag 2018. Die Einnahmen für 2018 betragen 13,34 Milliarden EUR, die Ausgaben 13,71 Milliarden EUR. Das bedeutet einen administrativen Abgang von 376 Millionen EUR. Genau so haben wir es im Jahr 2016 beschlossenen Konsolidierungspfad vorgesehen. Wir halten unseren Weg zum Nulldefizit 2020 auf Punkt und Beistrich ein, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wien steht für Zukunft. Die Stadt baut heute schon die Metropole von morgen. Die Investitionstätigkeit der Stadt wird deswegen - ich habe es vorher bei der Einleitung schon angesprochen - auf sehr hohem Niveau fortgesetzt. So sind für das Jahr 2018 allein im Kernmagistrat Investitionen in der Höhe von 1,5 Milliarden EUR vorgesehen. Inklusive der Unternehmungen, der Wiener Stadtwerke, der Wien Holding, der Wirtschaftsagentur hat die Stadt vor, 2,6 Milliarden EUR zu investieren. Das sind immerhin 300 Millionen EUR mehr an Investitionen als in dem aktuellsten Rechnungsabschluss angegeben. Nichtsdestotrotz fährt die Stadt, genau wie wir es uns im Konsolidierungspfad vorgenommen haben, die Neuverschuldung zurück. Aber dazu komme ich später noch. Insgesamt, sehr geehrte Damen und Herren, planen wir für das Jahr 2018 sogenannte nachfragewirksame Ausgaben - die, wie unser Herr Bürgermeister einmal in seiner unnachahmlichen Art erklärt hat, vom Bleistift bis zur U-Bahn gehen - in der Höhe von 4,8 Milliarden EUR. Im Voranschlag, liebe Kollegen und Kolleginnen, sind auch die Schwerpunkte für unsere Arbeit sehr deutlich zu erkennen. Die größte Ausgabengruppe mit 20,1 Prozent der Gesamtausgaben ist soziale Wohlfahrt und Wohnbauförderung, es folgen Unterricht, Erziehung, Sport und Wissenschaft mit 17,9 Prozent sowie Gesundheit mit 17,2 Prozent. Das zeigt, dass Wien vor allem in diese zentralen Zukunftsbereiche der Stadt investiert. Noch deutlicher sieht man es, wenn man noch eine Stufe tiefer in die Ausgabengruppen einsteigt: 1,62 Milliarden EUR für Bildung, also um 100 Millionen EUR mehr! Es ist dies nun eine gute Gelegenheit, dass wir uns von den Kids verabschieden. Wir wünschen euch noch einen schönen Tag! (Die Schülerinnen und Schüler verlassen die Galerie. - Beifall bei SPÖ, GRÜNEN, ÖVP und FPÖ.) 850 Millionen EUR, sehr geehrte Damen und Herren, gibt es für Kinderbetreuung, also um 70 Millionen EUR mehr. 2,2 Milliarden EUR werden für die Gesundheit aufgewendet, 1,9 Milliarden EUR für Soziales, 130 Millionen EUR für die rein pekuniäre Wirtschaftsförderung. In jedem dieser Bereiche veranschlagen wir mehr, als wir gemäß letztem Rechnungsabschluss ausgegeben haben. Davon profitieren die Wiener und Wienerinnen doppelt: Einerseits sorgt das für Beschäftigung, andererseits schaffen wir damit Werte und die Infrastruktur für die Wiener und Wienerinnen von morgen. Es wird in der allgemeinen Diskussion nämlich immer vergessen, dass dieses Geld, das hier investiert wird, ja bleibende Werte für die Wiener und Wienerinnen und gerade für die Zukunft der jungen Menschen schafft. Erlauben Sie mir an dieser Stelle noch eine Bemerkung: Im Gegensatz zu anderen finanzieren wir mit unserer Fremdmittelaufnahme natürlich überhaupt nicht den laufenden Betrieb. Ganz im Gegenteil! Wenn man sich die Mühe macht, in den Finanzschuldenbericht hineinzuschauen, so wird man sehen, dass wir zwei Drittel unserer Investitionen aus den laufenden Einnahmen bedecken und dass lediglich ein Drittel für Spezialprojekte wie zum Beispiel die Campusschulen durch Fremdmittelaufnahmen finanziert wird. - Das, sehr geehrte Damen und Herren, ist verantwortungsvolle Finanzpolitik! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Liebe Kollegen und Kolleginnen! Vorausschauend zu investieren, ist eine gemeinsame Kraftanstrengung der rot- grünen Stadtregierung, die alle Geschäftsgruppen umfasst. Wien fördert die klugen und kreativen Köpfe von morgen. Deswegen investieren wir in die Bildungspolitik, etwa in Form von modernen Lernräumen für 112.000 Schülerinnen, 28 neuen Kindergruppen sowie 640 Plätzen. Bildung ist nämlich der Schlüssel für die Zukunft, und zwar auf allen Ebenen, beginnend mit dem Kindergarten über die Schulen, die wir renovieren und neu errichten. Wir investieren aber natürlich auch bei den Universitäten in unseren Kooperationen, zum Beispiel bei der Wirtschaftsagentur betreffend Forschungseinrichtungen oder dadurch, dass wir für Forschung mit dem Forschungsfest der Wirtschaftsagentur werben. Forschung und Entwicklung und Bildung sind der Schlüssel für die Zukunft unserer Stadt, sehr geehrte Damen und Herren! Wien ist die Stadt, in der sich die Frauen sicher fühlen und sich entfalten können. (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Könnten!) Deshalb investieren wir in Gewaltschutz und Prävention. Nur in Wien gibt es einen 24-Stunden- Frauennotruf. Wir stehen für Vereinbarkeit, denn ganz wichtig in allen Bereichen sind Eigenständigkeit und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. 850 Millionen EUR gibt es für die beitragsfreie Kinderbetreuung. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Initiativen der Frauenstadträtin, Frauenförderpakete, weitere Bildungsangebote zum Beispiel im WAFF, und vieles andere mehr. Wien, sehr geehrte Damen und Herren, ist die Stadt, in der man gesund leben und alt werden kann. Deshalb sind die Schwerpunkte und die nächsten Schritte im kommenden Jahr das Spitalskonzept 2030, die Umsetzung des Grippeplans und der Ausbau der onkologischen Versorgung. Außerdem errichten wir mit dem Krankenhaus Nord das modernste und patientenfreundlichste Spital Europas. Wien ist Umweltmusterstadt, denn in kaum einer Millionenmetropole gibt es so viele Grünflächen wie in Wien und in kaum einer anderen Stadt ist das Wasser in der Verfassung geschützt. 50 Prozent Grünflächen gibt es in unserer wunderschönen Stadt, und wir haben es gemeinsam geschafft, ein Betriebszonenkonzept "Produktive Stadt" zu schaffen, mit welchem diese 50 Prozent Grünfläche erhalten werden und trotzdem genügend Möglichkeiten für Ansiedlungen bestehen und sogar noch mehr Betriebsflächen, als wir jetzt haben, zusätzlich in dieser Stadt angeboten werden können. Wien, sehr geehrte Damen und Herren, ist die Stadt der kurzen und umweltfreundlichen Wege. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien sind an der Spitze. Ich weiß, wovon ich rede: Ich komme gerade aus London und konnte dort den Verkehr erleben! Umso mehr genießt man die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien. Aber wir sind noch immer nicht zufrieden. Wir machen auch hier weiter Tempo: Taktverdichtungen bei der S-Bahn, Neubau der U5 mit einer Investitionssumme von 950 Millionen EUR, was nicht zuletzt auch den Pendlern und Pendlerinnen zu Gute kommt. Sehr geehrte Damen und Herren! Es wird sich dann auch zeigen, wie eine zu erwartende neue schwarz-blaue Bundesregierung mit den Interessen der Menschen umgeht! Diese U-Bahn wird nämlich aus guten Gründen vom Bund und vom Land Wien beziehungsweise von der Stadt Wien gemeinsam finanziert, und ich hoffe sehr und gehe davon aus, dass es diese Co-Finanzierung auch weiterhin geben wird, denn im Wahlkampf haben Blau und Schwarz diesbezüglich gegen Wien agiert, was sich hoffentlich nicht negativ auswirkt, denn wenn es diese gemeinsame Finanzierung nicht mehr gäbe, dann wäre das eine ganz falsche Entscheidung, die auf dem Rücken der Wiener und Wienerinnen, der Touristen und Touristinnen, der Pendler und Pendlerinnen und nicht zuletzt zu Lasten der Wiener und der österreichischen Wirtschaft getroffen werden würde, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wien ist die Stadt der Daseinsvorsorge. Ich denke jetzt an die Energieversorgung: Für uns ist all das eine Selbstverständlichkeit. Aber wenn man sich ein bisschen in der Welt umschaut, dann weiß man, dass dem nicht so ist. Vielerorts gibt es in Sekunden gemessene Stromausfälle. Ich merke etwa bei Betriebsansiedlungen gerade im Bereich IKT, einem der Stärkefelder der Wiener Wirtschaft, was für ein Asset eine funktionierende Stromversorgung ist! Für uns ist das völlig selbstverständlich, in anderen Ländern ist das nicht so. Hier haben wir die Energieversorgung nachhaltig, sicher und umweltfreundlich sichergestellt. Aber auch der kommunale Wohnbau in Wien ist natürlich einzigartig in dieser Welt. Jetzt zitiere ich nicht wieder London, denn jeder weiß, was sich dort mit den Wohnpreisen abspielt. In Wien wird trotzdem weiter investiert. 266 Millionen EUR werden allein für den Neubau aufgewendet, zig Tausende Wohneinheiten werden hier neu errichtet werden. Aber der Begriff Daseinsvorsorge ist bei uns ein sehr breiter. Wir kümmern uns nämlich auch in den Bereichen der Kultur und des Sports sozusagen um die Daseinsvorsorge für die Menschen: Wir betreiben intellektuelle Daseinsvorsorge mit den vielen Unterstützungen im Kulturbereich, oder ich denke jetzt etwa an die Beachvolleyball- WM. Daran zeigt sich sehr gut, wie hier in unserer Stadt Kultur- und Sport-Events erfolgreich gehostet werden. Auch das gehört nämlich zu einer Stadt: Unabhängig vom Einkommen haben die Wienerinnen und Wiener die Möglichkeit, ihre Stadt gleichermaßen in all ihren Facetten zu erleben. Sehr geehrte Damen und Herren! Aber wenn wir über Daseinsvorsorge sprechen, möchte ich auch hier angesichts der politischen Entwicklung, der zu erwartenden Bundesregierung und der Erfahrungen, die wir mit Konstellationen dieser Art schon gemacht haben, eine sehr, sehr klare Botschaft vermitteln: Wien steht zu der kommunalen Verantwortung. Wien steht zur kommunalen Daseinsvorsorge. In dieser Stadt hat es nie solche Privatisierungen gegeben, in dieser Stadt gibt es keine Privatisierung der Daseinsvorsorge, und in dieser Stadt wird es auch in Zukunft keine Privatisierung der Daseinsvorsorge geben, worunter die Menschen leiden und womit einige wenige viel Geld machen. Nicht in Wien, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe ja bereits erwähnt, dass Konsolidierung und Wirtschaftsentwicklung logischerweise eng miteinander verknüpft sind. Erfreulich dabei ist, dass das Wirtschaftswachstum langsam anzieht. Während die Wirtschaftsforscher und -forscherinnen vor etwa einem Jahr, als wir hier den Rechnungsabschluss 2015 diskutiert haben, noch von einem Wachstum von knapp 1 Prozent ausgegangen sind, liegt die die aktuelle Prognose deutlich höher, nämlich bei 1,8 Prozent. Das lässt uns für die kommenden Jahre auf mehr Spielräume hoffen! Mir ist das aber nichtsdestotrotz immer noch zu gering, wenn wir an die Wachstumsraten vor der Wirtschaftskrise denken. Abgesehen davon, dass wir natürlich insgesamt von einem viel niedrigeren Niveau ausgehen - das wird gerne ignoriert und verleugnet, ist aber eindeutig -, sind auch die Raten an sich natürlich noch immer unter dem, was wir in der Vergangenheit hatten. - Trotzdem ist das ein erfreuliches Signal, das lässt uns, wie gesagt, hoffen, aber dieses Wachstum ist natürlich immer noch zu niedrig. Um Ihnen aber einmal zu verdeutlichen und zu illustrieren, welche Bedeutung Wien eigentlich hat, halte ich jetzt fest, dass dieses Wirtschaftswachstum, das wir in Wien zu erwarten haben, ungefähr 10 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Kärntens oder Vorarlbergs beziehungsweise etwa ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung des Burgenlands ausmacht. Das ist ein Vergleich mit unserem Wachstum hier in Wien, aber das ist uns immer noch zu wenig. Dieses steigende Wirtschaftswachstum spiegelt sich natürlich auch in diesem Voranschlag wider. Ich habe es immer gesagt: Der Wiener Weg ist ein antizyklischer. Wenn das Wirtschaftswachstum gering ist, nehmen wir auch Fremdmittel auf, um dagegen zu investieren. Dabei nehmen wir eine moderate Neuverschuldung in Kauf. (GR Dominik Nepp, MA: 400 Millionen sind doch nicht moderat!) Wenn das Wirtschaftswachstum wieder anzieht, dann werden wir diese Neuverschuldung mit Bedacht Schritt für Schritt zurückführen, aber wir gehen nicht so vor, dass wir das zarte Pflänzchen Konjunktur mit einem Schlag abwürgen. Genau an dieser Methode haben wir letztes Jahr bei unserer mittelfristigen Finanzplanung, in Zahlen gegossen, festgehalten. Der Wiener Gemeinderat hat im vergangenen Jahr nicht nur einen Voranschlag für das Jahr 2017 beschlossen, sondern erstmals die zu erreichenden Budgetziele in einer mittelfristigen Finanzplanung festgelegt. Dieser Finanzplan sieht einen administrativ ausgeglichenen Haushalt bis zum Budgetjahr 2020 vor, und für 2019 ist auch vorgesehen, dass die Verschuldung in Prozent der Wirtschaftsleistung wieder zurückgeht. Erlauben Sie mir bei dieser Gelegenheit einen kleinen bürokratischen Sidestep: Wir müssen uns entschuldigen. Wir haben einen kleinen Tippfehler gemacht, und zwar nicht im Budget, aber im Nachweis über den voraussichtlichen Schuldenstand. Der Nachweis über den voraussichtlichen Schuldenstand am 31. Dezember 2017 weist jeweils die Position "Darlehen" im Rahmen des Wohnbaus zu hoch aus. Dies hat zur Konsequenz, dass die Summe des voraussichtlichen Schuldenstandes insgesamt um 174,8 Millionen EUR geringer sein wird. - Es handelt sich hier nicht um die Budgetzahlen, sondern nur um den Hinweis auf den voraussichtlichen Schuldenstand. Trotzdem wollte ich das bei dieser Gelegenheit auch korrigieren. Nun aber zurück zu den Budgetzahlen selber: Nach einem Abgang von 569 Millionen EUR für 2017 sieht der Voranschlag 2018 einen administrativen Abgang von 376 Millionen EUR vor. 2019 halbieren wir diesen Abgang noch einmal. 2020 planen wir, ausgeglichen zu budgetieren. All das schaffen wir, sehr geehrte Damen und Herren, und das ist das politische Wichtige, denn zusammenzählen und halbieren kann jeder. Es geht aber darum, was politisch dazu getan wird: Wir schaffen diesen Weg ohne radikale Kürzungen, ohne Privatisierungen, ohne mit dem Rasenmäher über alle Ressorts drüberzufahren. Das ist mir wichtig, und das ist die politische Aufgabe, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Welche Auswirkungen ein rigider Sparkurs hat, zeigt das Beispiel Oberösterreich, obwohl wir dort, wie ich befürchte, erst am Beginn stehen: Die dortige schwarz-blaue Landesregierung hat einfach 10 Prozent in jedem Ressort heruntergestrichen. Um das zu erreichen, wird künftig in Oberösterreich unter anderem die Nachmittagsbetreuung in den Kindergärten wieder kostenpflichtig sein. - Man muss sehr wohl darüber diskutieren, ob man das will oder nicht. Wir wollen das nicht! Weiters wird die Kulturszene ausgehungert. Auch das wollen wir nicht, sehr geehrte Damen und Herren! Das sind keine Rechenbeispiele oder mathematische Liebhabereien, das ist Politik. Da geht es um das Leben der Menschen. Und wir wollen den Gratiskindergarten nicht streichen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wenn das nicht ein so trauriges Thema wäre, dann würde ich den Begriff Skurrilität für das verwenden, was da passiert: Im Endeffekt ist dann nämlich das Sparen gar kein Sparen. So hat man es mit der Kürzung der Mindestsicherung in Oberösterreich zustande gebracht, die Existenz von genau 157 Haushalten zu bedrohen. Ich zitiere jetzt aus einer Anfragebeantwortung des zuständigen Landesrats. Man hat also 157 Haushalte in existenzielle Probleme gebracht. Für den zusätzlichen administrativen Aufwand sind allerdings acht neue Bedienstete eingestellt worden, die mehr kosten, als die Einsparung bei der Mindestsicherung durch die Deckelung bringt. - Das, sehr geehrte Damen und Herren, ist unseres Erachtens keine Politik, die wir uns zum Vorbild nehmen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Der Vergleich Oberösterreichs mit Wien zeigt, wie unterschiedlich eben die Zugänge sind. Wir konsolidieren, ohne einen Wiener oder eine Wienerin am Wegesrand stehen zu lassen. Im Zusammenhang mit dem oberösterreichischen Nulldefizit werden vor allem Frauen, junge Familien und finanziell schlechter gestellte Menschen vor zig neue Belastungen gestellt. - Sie werden verstehen, dass ich davon nicht viel halte! Wir stehen an der Seite der Wiener und Wienerinnen, und unsere Prämisse ist, die Menschen in allen Lebenslagen und bei ihren unterschiedlichen Herausforderungen nachhaltig zu unterstützen und zu fördern. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Erlauben Sie mir einen weiteren Vergleich, sehr geehrte Damen und Herren, nämlich den Vergleich mit dem Bundesbudget: Das steigende Wirtschaftswachstum macht sich logischerweise auch im Bundesbudget bemerkbar. Und nach den Aussagen des Noch-Wirtschaftsministers schlägt sich das natürlich auch in seinen Daten nieder. Er hat verkündet, dass sich der Abgang des Bundes durch die guten Wirtschaftsdaten verringern wird. Betrug der geplante Abgang des Bundes 1,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, so soll er künftig nur noch 0,9 Prozent betragen. Warum erwähne ich das? - Der Abgang Wiens ist seit über einem Jahr bekannt, weil wir ja unsere Pläne haben, die wir auch einhalten, und ich rufe in Erinnerung, dass der Abgang Wiens 0,4 Prozent beträgt, während der Abgang des Bundes 0,9 Prozent beträgt. - Sehr geehrte Damen und Herren! Im Hinblick darauf überlasse ich es Ihrer Beurteilung, wer da wem gute Ratschläge zu erteilen hat! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich fasse zusammen: Wien hält die Investitionen auf konstant hohem Niveau. Wir konsolidieren das Budget verantwortungsvoll und erreichen 2020 ein Nulldefizit, noch vor dem Bund. Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, unser Konsolidierungsplan sieht eine moderate Neuverschuldung bis 2019 vor. Aber schauen wir uns doch bitte auch die diesbezüglichen Vergleichszahlen an! Derzeit hat Wien eine Verschuldung von 6 Milliarden EUR. Das entspricht etwa 6,86 Prozent der Wirtschaftsleistung. Damit haben wir den viertniedrigsten Wert aller Bundesländer! Wir liegen unter dem Durchschnitt aller Bundesländer. Insgesamt beträgt der Durchschnitt 10,6. Das ist nicht so schwer zu berechnen: 6,86 ist weniger als 10,6! Wien ist und bleibt stabil. Wer liegt denn an der Spitze, sehr geehrte Damen und Herren?! - Ich schaue jetzt in die Richtung, aus der vorher einige Zwischenrufe gekommen sind. Es ist Kärnten mit 23,5 Prozent. (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Dort gibt es einen roten Landeshauptmann, den Schulden-Kaiser! - Weitere lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ.) Woran liegt das? - Nach wie vor kämpft dieses Land mit dem FPÖ-Hypo-Desaster! (Zwischenruf von Amtsf. StRin Sandra Frauenberger: Genau!) Und die jetzige Regierung muss das in Ordnung bringen, was die FPÖ dort angestellt hat! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Auf Platz 2, sehr geehrte Damen und Herren, liegt Niederösterreich mit fast 19 Prozent der Verschuldung in Relation zur Wirtschaftsleistung. Das ist drei Mal so viel wie in Wien. Die niederösterreichischen Schulden betragen 110 Prozent des Budgets, die Wiener Schulden betragen 40 Prozent des Budgets. Sehr geehrte Damen und Herren! Diesbezüglich höre ich nie einen Aufschrei! Warum gibt es hier keine Kritik? Es wird doch wohl hoffentlich nicht mit zweierlei Maß gemessen, sehr geehrte Damen und Herren?! Ein weiterer Vergleich noch zum Abschluss: Dieser ist natürlich sehr bedeutend, weil die Verschuldung ja immer in Relation zur Wirtschaftsleistung, aber auch in Relation zur Größe eines Landes gesehen werden muss. Deswegen ist der Schuldenvergleich pro Kopf natürlich sehr aussagekräftig. Der Schuldenstand Wiens ist in der Relation sehr, sehr gering, er beträgt 3.200 EUR, in Niederösterreich beträgt der Schuldenstand 6.000 EUR pro Kopf. - Wir brauchen also auch diesen Vergleich nicht zu scheuen, sehr geehrte Damen und Herren! Auch einen Blick über die Staatsgrenzen können wir ohne Weiteres anstellen. Das Beispiel Deutschland wird ja so oft erwähnt. Reden wir über München, reden wir über Hamburg, reden wir über Berlin, uns soll es recht sein, welche Stadt Sie auch immer erwähnen! So liegt die Pro-Kopf-Verschuldung in München bei 3.400 EUR, in Hamburg bei 16.000 EUR, in Berlin bei 17.000 EUR. (Zwischenruf von GR Mag. Günter Kasal.) Hier also der internationale Vergleich: Sehr geehrte Damen und Herren! Wiens Schulden sind moderat, verkraftbar und deutlich unter dem Schnitt, und zwar in Österreich, aber auch international. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich erwähne noch ein Thema, das in den letzten Tagen in den Medien war: Ich musste verwundert feststellen, dass eine gewisse Partei dieses Hauses die Bonität der Stadt Wien kritisiert hat. - Nun ja, mit einem kurzen Blick in den Ratingreport hätte man ganz schnell herausgefunden, wie es denn wirklich mit den Rankings ausschaut! Ja, es ist richtig: Wien ist im aktuellen Report von Moody's mit dem zweithöchsten Ranking ausgestattet. Der Ausblick wurde als "stabil" bewertet. Was ist der Grund? - Moody's selbst hat das erklärt: Österreich wurde auf Grund der Performance im Bundesgebiet als Ganzes auf AA+ herabgestuft, und die Bundesländer können nie höher sein als der Bund. Ich möchte jetzt einfach direkt aus dem letzten Bericht zitieren - Beginn des Zitats -: "Wiens Downgrading orientiert sich am Downgrading Österreichs, bedingt durch die starke fiskale, institutionelle und makroökonomische Verflechtung zwischen Bund und Wien. Das liegt vor allem am gemeinsamen Steuersystem und am Finanzausgleich." - Zitat Ende. (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Das also ist des Pudels Kern!) Sehr geehrte Damen und Herren! Zusammenfassend kann man sagen, dass die Ratingagenturen zu Wien eigentlich genau das Gegenteil von dem, was hier öffentlich behauptet wurde, sagen. Selbst Moody's schreibt - und Sie werden mir wohl zustimmen, dass Moody's nicht unbedingt ein sozialdemokratische oder eine grüne Vorfeldorganisation ist -, dass die Verschuldung Wiens lediglich moderat gestiegen ist, und Moody's lobt explizit eben diese moderate Verschuldung, die hohe Wirtschaftsleistung, den starken hochtechnologisierten Industriesektor, die hohe Liquidität sowie die gut ausgebaute öffentliche Infrastruktur. Es wird auch ganz klar gesagt, was denn geschehen muss, damit Wien wieder auf Triple A verbessert wird, ich zitiere wiederum - Zitat Anfang: "Das Einzige, das Wiens Rating verbessern würde, wäre ein Upgrade des bundesweiten Ratings von Moody's, eine strukturelle Verbesserung im Bundeshaushalt bei der finanziellen Performance und ein sinkender Verschuldungsgrad." - Zitat Ende. Bei dieser Gelegenheit möchte ich anmerken, dass ich gespannt bin, wie die voraussichtlich künftige Bundesregierung denn ihre Ausgaben um 14 Milliarden vor diesem Hintergrund ohne geeignete Gegenfinanzierung senken will. Die Befürchtung, dass das hier mit Leistungsverschlechterungen verbunden sein wird, steht im Raum. Es wurde behauptet, dass das nicht geschehen wird. - Ich bin gespannt im Hinblick auf die Pläne der voraussichtlichen Bundesregierung. Wir werden sehen, was Moody's sagt, mein Ausblick ist jedenfalls auf "negativ" gestellt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Sehr geehrte Damen und Herren! Vor zwei Jahren haben wir in diesem Gremium auch über die Fremdwährungsfinanzierungen diskutiert. Im Jahr 2013 hat sich die Stadt Wien dann ein umfassendes Gesetz zur risikoaversen Finanzgebarung gegeben und als bislang einzige österreichische Gebietskörperschaft eine Strategie zum Abbau der Wiener Fremdwährungsfinanzierungen vorgelegt. Nachdem die Schweizerische Nationalbank im Jahr 2015 die Wechselkursuntergrenze aufgehoben hat, was kurzfristig zu einer schnellen Aufwertung des Schweizer Franken geführt hat, haben wir selbstverständlich diese Strategie überarbeitet. Die neue Strategie sieht einen geordneten Ausstieg aus den Fremdwährungsschulden in Tranchen ab dem 2. Halbjahr 2016 vor. Die Zielvorgabe betrug - wie Sie wissen, denn im Ausschuss diskutieren wir öfter darüber - 150 Millionen pro Halbjahr. Das soll sicherstellen, dass der langfristige finanzielle Vorteil, der sich durch die Schweizer-Franken-Finanzierung für die Stadt und damit für die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen ergeben hat, so weit wie möglich erhalten wird. Ich kann Ihnen berichten, dass wir die 1. Tranche in der Höhe von 150 Millionen Schweizer Franken 2016 konvertiert haben. Das brachte in Relation zu dem im Ausstiegsszenario vorgesehenen Richtwert eine realisierte Verbesserung von 850.000 EUR. Auch 2017 haben wir diese Ausstiegsstrategie konsequent umgesetzt und überplanmäßig erfüllt. So kann ich Ihnen berichten, dass wir 2017, als wir zum damaligen Zeitpunkt das letzte Mal darüber diskutiert haben, 450 Millionen der Schweizer-Franken-Finanzierung konvertiert haben. Und ganz aktuell mit heutigem Stichtag kann ich Ihnen berichten, dass wir im Jahr 2017 bisher sogar 1,37 Milliarden Schweizer Franken in Euro konvertiert haben. In Summe sind das also 1,52 Milliarden, damit sind wir um 1 Milliarde über dem Plan, und es bleibt uns nur mehr eine Restschuld von 470 Millionen Schweizer Franken. Sehr geehrte Damen und Herren! Auch das setzen wir in voller Transparenz und in voller Konsequenz um. Die überarbeitete Fremdwährungsstrategie greift, streut das Risiko, und der Gesamtvorteil der Schweizer-Franken- Finanzierung hat sich durch diese Vorgangsweise von 238 auf rund 266 Millionen EUR erhöht. Auch an dieser Stelle nun wiederum nur ein kurzer Blick über die Grenzen, und zwar wiederum nach Niederösterreich, denn auch dort gibt es natürlich solche Fremdwährungsfinanzierungen, diese wurden nur komischerweise nie öffentlich diskutiert: Das benachbarte Niederösterreich bewertet im Gegensatz zu Wien, das bei jedem Rechnungsabschluss selbstverständlich die Fremdwährungsschulden immer ganz aktuell bewertet hat, die Fremdwährungsschuld immer noch zum Aufnahmekurs, und das aus einer Zeit noch vor der Aufhebung des Mindestwechselkurses. Sehr geehrte Damen und Herren! Ich denke, auch da kann sich Wien mit unserem Weg sehen lassen! Wir agieren transparent und konsequent. Ja, wir haben lange darüber diskutiert, unbestritten, aber wir haben den richtigen Weg eingeschlagen, und wir werden uns nicht beirren lassen und die Fremdwährungsverbindlichkeiten weiterhin konsequent und ruhig abbauen. Sehr geehrte Damen und Herren! Ich denke, dass wir bewiesen haben, dass der Wiener Weg auf verschiedenen Ebenen ein verantwortungsvoller und ein erfolgreicher ist. Wien ist die Stadt der sozialen Verantwortung und der modernen Entwicklung. Es ist mir sehr, sehr wichtig, diese beiden Elemente unter einen Hut zu bringen. Das bedeutet, dass Wien sich in Zeiten dieses großen wirtschaftlichen Umbruchs, vor dem wir stehen, auf der einen Seite darauf konzentriert, Bewährtes zu schützen und auszubauen, andererseits aber Innovation, Weiterentwicklung, Fortschritt aktiv voranzutreiben, um weiterhin an der Weltspitze mitarbeiten und mitspielen zu können. - Das ist unser Wiener Rezept für den Wohlstand, ohne dass jemand in Wien auf der Strecke bleibt. Sehr geehrte Damen und Herren! Weswegen beschäftigen wir uns jetzt schon mit den dringenden Fragen der Zukunft? - Das vergangene Jahr war, wie Sie wissen, vor allem geprägt durch die Diskussion rund um die Sharing Economy, beispielsweise im Bereich der Privatzimmer und der Vermietung auf Online-Plattformen. Wir haben in diesem Zusammenhang nicht bürokratisch - wie man in anderen Städten vorgegangen ist - mit sofort Verbieten reagiert, sondern wir haben uns entsprechend unserem Credo, nämlich beraten, statt strafen, verhalten. Wir haben umfassend in enger und guter Abstimmung mit der Interessenvertretung der Wirtschaft, in diesem Fall der Hotellerie, sehr deutlich eine Gesetzesänderung vorgenommen, wir haben umfassend darüber informiert, Stichworte Ortstaxe und entsprechende Verpflichtungen, wir haben Informationsbroschüren aufgelegt, und, und, und. Übrigens sind wir mittlerweile mit unserem Tourismusförderungsgesetz Vorbild für viele andere Bundesländer. Ich denke, das Prinzip dahinter ist, Neues zu ermöglichen, aber zu fairen Bedingungen und mit fairem Wettbewerb für alle. Und das wollen wir in allen Bereichen der Stadt durchziehen. Vorige Woche hatten wir eine ganz spannende Tagung zum Thema "Gute Arbeit". Dabei hat man sich ganz intensiv mit den neuen Formen der Beschäftigung auseinandergesetzt, etwa mit Arbeit im Bereich Online-Handel. Wir versuchen, auch da faire Bedingungen zu schaffen, die Wiener Wirtschaft zu unterstützen, und es gibt auch diesbezüglich gemeinsam mit der Wirtschaft eine gute Kooperation mit der Wirtschaftskammer. Das kann man sich unter " www.shöpping.at" ansehen. Dabei geht es darum, die Wiener Unternehmungen in einem fairen Wettbewerb gegen Konzernriesen wie Amazon bestehen zu lassen, aber gleichzeitig auch bei den Wienern und Wienerinnern das Bewusstsein für Wiener Unternehmen und ihre Produkte zu schärfen. Das drückt sich auch aus in unserer gemeinsamen Kampagne mit Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung unter dem Titel "Made in Vienna". - Wien, sehr geehrte Damen und Herren, ist die Stadt der sozialen Verantwortung und der modernen Entwicklung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Dazu gehört, dass wir uns immer als eine europäische Hauptstadt sehen. Wien steht für Europa. All unsere internationalen Aktivitäten konzentrieren sich darauf, Wien als Wirtschaftsstandort, aber auch als Standort für internationale Organisationen und als internationale Stadt der Menschenrechte zu positionieren und so unsere Botschaften in die Welt zu tragen. Heute ist ein Tag wichtiger Entscheidungen. Wie Sie wissen, wird heute die Entscheidung über den Standort der Europäischen Medizinagentur und der Europäischen Bankenaufsicht getroffen. Ich denke, dass wir uns als Stadt Wien sehr gut positioniert haben, wie immer auch diese Entscheidung letztlich ausfallen wird. Es gab eine sehr enge Kooperation vor allem mit der Pharma- und mit der Life-Science-Branche. Ich möchte mich im Hinblick darauf vor allem bei der Pharmig bedanken. Wir haben sehr gut zusammengearbeitet und haben, wie ich denke, jedenfalls für den Standort gute Werbung gemacht. Europa ist für uns ein ganz, ganz zentraler Punkt. Das zeigt sich auch in den Diskussionen in unserem Europaausschuss, die zum Teil sehr grundsätzlich geführt werden, gerade jetzt auch anlässlich des Weißbuchs und anlässlich der diversesten Szenarien. Wir haben dort viele unterschiedliche Meinungen - ich blicke jetzt in die Richtung des Ausschussvorsitzenden -, aber viele Punkte sehen wir sehr klar gemeinsam. Etwas, wofür wir gemeinsam stehen, ist eben, dass dieses Europa ein Europa der Städte ist. Das muss sich auch in den Entscheidungen, in den Maßnahmen und in der Politik der Europäischen Union stärker widerspiegeln. Ich denke, es ist unsere wichtigste Aufgabe, im Zuge der Entwicklung einer Strategie und des Reformprozesses innerhalb der Europäischen Union darauf hinzuweisen und dafür zu kämpfen, dass die Städte eine lautere, eine wichtigere, eine bedeutendere Stimme in diesem Europa bekommen, das immer mehr ein Europa der Städte wird. Und ich weiß auch, dass unser Bürgermeister unter den europäischen Hauptstadtbürgermeistern als Kämpfer für dieses Ziel an unserer Seite ist. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Sehr geehrte Damen und Herren! Der internationale Wettbewerb und der internationale Konkurrenzkampf werden nicht leichter. Man könnte angesichts der rasch voranschreitenden Digitalisierung und Entwicklungen - Stichwort Industrie 4.0 - fast von einem wirtschaftlichen Umbruch sprechen. Das ist für uns in der Politik und in der Verwaltung, aber natürlich auch für die Unternehmungen, eine ganz, ganz entscheidende Frage, und das beeinflusst unsere Arbeit und unsere Bedingungen. Das ist wichtig für Wien, aber das ist auch wichtig für ganz Österreich, denn Wien ist der Wirtschaftsmotor Österreichs. Hier wird 2018 mit über 91 Milliarden EUR mehr als ein Viertel der Wirtschaftsleistung von ganz Österreich erbracht werden. Das ist eine Wirtschaftsleistung, die um 50 Prozent höher als jene im zweitplatzierten Oberösterreich und um 60 Prozent höher als im drittplatzierten Niederösterreich ist. Entscheidungen, die hier getroffen werden - zum Beispiel haben wir gerade vorher über den U-Bahn-Ausbau gesprochen -, sind auch relevant für unser Umfeld, für ganz Österreich. Wir wissen, dass sehr viele Unternehmungen auch aus ganz Österreich in diesen Bereich liefern, und das ist gut so, denn das ist die Aufgabe einer Metropole. Wien entwickelt sich gut, aber natürlich haben wir auch hier Sorgen, und da wollen wir genau hinschauen und Maßnahmen setzen. In den letzten 5 Jahren wurden 42.000 Unternehmungen in Wien gegründet. Jedes vierte Arbeitgeberinnen- und Arbeitgeberunternehmen Österreichs ist hier gegründet worden. Auch international kann sich Wien sehen lassen. Die Betriebsansiedelungsrekorde reihen sich, allein 2016 konnten wir fast sechs Mal so viele Betriebe anwerben wie das zweitplatzierte Salzburg. In diesem Zusammenhang ist sehr oft eine öffentliche Diskussion im Gange, ob jetzt mehr nach Wien oder mehr nach Niederösterreich kommen. Man wirbt sich da gegenseitig etwas ab, und ich halte das für eine ganz unsinnige Diskussion. Sie kennen meine Meinung dazu: Die Wirtschaftsstandorte Wien und Niederösterreich hören nicht haarscharf an den Grenzen auf. Es macht also gar keinen Sinn, darüber zu diskutieren, sondern wir müssen gemeinsam daran arbeiten, die Region zu positionieren und besser zu werden. Täglich kommen 190.000 PendlerInnen und 36.000 Studierende allein aus Niederösterreich hierher, weil diese Menschen hier gute Arbeit und eine gute Ausbildung bekommen, und wir können nur gemeinsam erfolgreich sein. Und wir sind das, sehr geehrte Damen und Herren! Die Zahlen sind für Sie interessant, aber sicherlich auch für die Zuseher und Zuseherinnen am Livestream. "By the way": Herzlich willkommen, sehr geehrte Zuseher und Zuseherinnen an den Geräten, wie es so schön heißt! 2016 war für Wien ein Rekordjahr, und wir wollen die Voraussetzungen schaffen, dass das auch 2018 so sein wird. 2016 hat die Wirtschaftskammer 9.147 Unternehmungsgründungen gemeldet. Damit man sich darunter ein bisschen etwas vorstellen kann: Alle 57 Minuten wird in dieser Stadt ein Unternehmen gegründet. Dass wir diesbezüglich seit 27 Jahren die Nummer 1 unter den Bundesländern sind, überrascht niemanden, und es kann wohl niemand sagen, dass dieser Wirtschaftsstandort hier auf dem absteigenden Ast ist! Viele dieser Unternehmungen sind Ein-Personen-Unternehmungen. In Wien gibt es 47.600 EPUs, und auch da müssen wir genau hinschauen, denn gerade in diesem Bereich sehen wir auf der einen Seite unsere Erfolge, wir verschließen aber andererseits auch nicht die Augen vor den Problemen, denn viele dieser EPUs arbeiten unter prekären Verhältnissen. Und weil wir genau hinschauen und weil wir nicht die Augen verschließen, haben wir auch eine Studie in diesem Zusammenhang in Auftrag gegeben. Diese hat uns gezeigt, dass die Einkommen vieler dieser Ein-Personen-Unternehmungen viel zu niedrig sind, vor allem bei den Frauen. 13.900 EUR im Jahr sind zu wenig, und deswegen müssen wir hier noch stärker unterstützen. Die Studie hat auch gezeigt, dass es ein ganz besonderes Problem der EPUs ist, an Kredite zu kommen, und deswegen wurde in einer sehr tollen Initiative von Social City und Erste Bank ein Finanzierungsinstrument entwickelt, um Klein- und Mittelbetrieben einen Zugang zu kurzfristigen Zwischenfinanzierungen zu ermöglichen. Das ist eine tolle Initiative zusätzlich zu den Förderungen der Wirtschaftsagentur, denn hier gilt es, die Menschen genauer zu unterstützen, und die Ein-Personen-Unternehmungen brauchen das auch wirklich ganz, ganz dringend. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich habe vorher gesagt, dass wir wieder einen Rekordwert an Betriebsansiedelungen haben. Konkret sind es 178 neue Unternehmungen. Warum kommen sie nach Wien? - Sie schätzen die Infrastruktur, den öffentlichen Verkehr, die hochqualifizierten Arbeitskräfte, aber - und das wird immer wieder deutlich gemacht - auch die tollen Leistungen unserer Wirtschaftsagentur mit ihrem maßgeschneiderten Beratungs- und Betreuungsprogramm. Ich möchte daher jetzt die Gelegenheit nutzen, um mich einmal bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Wirtschaftsagentur Wien für ihre tolle Arbeit, die international hoch respektiert und anerkannt ist, auch ganz offiziell von dieser Stelle zu bedanken. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Sehr geehrte Damen und Herren! All diese Zahlen, die ich Ihnen jetzt nenne, und all diese Herausforderungen, die vor uns liegen, zeigen sich natürlich ganz besonders auf dem Wiener Arbeitsmarkt. Da hat sich sehr viel Positives entwickelt. Wir können hier wirklich von einer Trendwende sprechen. Der Wiener Arbeitsmarkt unterscheidet sich sehr deutlich vom restlichen Arbeitsmarkt Österreichs. Kein anderer ist so dynamisch, in keinem anderen zeigt sich der Strukturwandel so deutlich. Wir sind ein Dienstleistungsstandort, haben aber trotzdem eine ganz hochqualifizierte Industrie. Die Qualifikation der Menschen wird immer wichtiger. Wir haben einen Beschäftigungshöchststand mit 838.000 Beschäftigten mit immer mehr Menschen, die glücklicherweise Arbeit bekommen können. Wir konnten zum zwölften Mal in einer Reihe ein Sinken der Arbeitslosenquote in Wien feststellen. Der derzeitige Rückgang der Zahl der Arbeitslosen ist der stärkste Rückgang seit zehn Jahren. Und auch bei einem anderen Thema, das mir ein großes Anliegen ist, zeigt sich eine kleine, aber positive Entwicklung: Die Frauenteilzeitquote ist von 42,7 auf 41 Prozent gesunken, während sie bundesweit noch einmal von 47,4 auf 47,7 gestiegen ist. Ganz wichtig ist auch - Sie wissen, dass das mein Herzensanliegen ist -, dass es bei der Jugendarbeitslosigkeit ein Minus von 13,2 Prozent gibt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Aber es gibt eine Gruppe, die uns genauso am Herzen liegt und bei welcher die Entwicklung noch nicht so gut ist, nämlich bei den Arbeitslosen über 50 Jahren. Auch hier ist die Zahl gesunken, und wir wissen, dass die Maßnahmen, die hier gesetzt werden, ganz, ganz, ganz notwendig sind. Arbeitslosigkeit ist nach wie vor zumindest meine größte Sorge, und daher müssen wir unbedingt weiter alles daran setzen, um die Menschen zu unterstützen. Deswegen hier auch eine ganz, ganz klare Ansage: Die Aktion 20.000, bei der es darum geht, Menschen, die über 50 sind, die ihr Leben lang schwer gearbeitet haben und die aus welchem Grund auch immer jetzt beschäftigungslos und arbeitslos sind, wieder eine Chance für Arbeit, für ein Einkommen und vor allem für Würde zu geben, sehr geehrte Damen und Herren! Diese Aktion 20.000 abzudrehen, wäre eine Katastrophe! Das werden wir nicht zulassen! Diese Aktion muss durchgeführt werden, so wie sie geplant ist, beziehungsweise muss sie sogar verlängert werden. Alles andere wäre auf dem Rücken der Menschen in dieser Gesellschaft, die unsere Unterstützung und auch unsere Dankbarkeit verdienen, eine miese Politik, die wir keinesfalls zulassen wollen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Sehr geehrte Damen und Herren! Sie kennen den WAFF und wissen, dass er herausragende Arbeit leistet. Unsere Aufgabe ist es, auch einen entsprechenden Rahmen dafür zu schaffen. 71 Millionen EUR in diesem Budget für den WAFF bedeuten 71 Millionen für bessere Jobchancen für rund 33.500 Wiener und Wienerinnen. Der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds macht präventive Arbeitsmarktpolitik, unterstützt die Wiener und Wienerinnen dabei, ihre Situation mit Spezialprogrammen zu verbessern, und zwar mit Spezialprogrammen für Ältere, für Junge, für Frauen, und das immer gemeinsam mit dem AMS. Es gibt hier eine exzellente Zusammenarbeit, und dabei müssen wir unbedingt bleiben! Wie wichtig die Aktion 20.000 ist, zeigen auch die Zahlen, die der WAFF immer wieder liefert. Wir sprechen in Wien von einer wirklich beträchtlichen Anzahl von Menschen, es ist zufälligerweise dieselbe Zahl von Betroffenen, nämlich 20.000. Das heißt, hier müssen wir weiter dran bleiben, genauso wie bei der Frage der Qualifikation und der Fortbildung. Wir haben all unsere finanziellen Unterstützungsangebote in ein neues Bildungskonto zusammengefasst, und ich finde, "Job-Gut-Haben" ist ein sehr schöner Titel, denn berufliche Weiterbildung darf nicht am Geld scheitern. Genauso haben wir die Aktion für die Frauen FRECH weiterentwickelt. FRECH 4.0 soll die Frauen dabei unterstützen, im digitalen Wandel nicht unter die Räder zu kommen, sondern, ganz im Gegenteil, hier entsprechend zu den Gewinnerinnen der Digitalisierung zu gehören. Mit diesen über 70 Millionen, die wir, wie ich hoffe, gemeinsam beschließen werden, garantieren wir die Fortführung der Ausbildungsgarantie und der überbetrieblichen Lehrausbildung, unsere Produktionsschulen, das Jugend College mit über 1.000 Plätzen, den Qualifikationsplan, den Qualifikationspass und nicht zuletzt auch die erfolgreiche WAFF-Aktion "Ihre Chance kommt" in den Wiener Gemeindebauten, wo wir auf die Menschen direkt zugehen und ihnen Unterstützung bringen. Sehr geehrte Damen und Herren! Ich komme zum Schluss und fasse zusammen: Das Wirtschaftswachstum ist besser als erwartet. Die Arbeitsmarktdaten verbessern sich. Die Arbeitslosigkeit sinkt. Der Konsolidierungspfad wird auf Punkt und Beistrich eingehalten. Wir sehen einerseits die vielen Erfolge unserer Stadt und verschließen ganz sicher nicht die Augen vor den Herausforderungen, mit denen die Stadt konfrontiert wird. Das beweisen die Pläne, die wir uns vorgenommen haben. Wir wissen, dass Städte und Ballungszentren eine immer zentralere Rolle in unserer Gesellschaft einnehmen. National und international. Nach den letzten Wahlauseinandersetzungen bin ich überzeugt, dass die Verantwortung, die wir als Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen einnehmen, noch wichtiger werden wird. Wir waren, sind und werden immer Motor der Veränderung und des Fortschrittes sein, hier in der Stadt. Dazu gehört nicht nur die Politik, sondern natürlich auch eine reibungslos funktionierende Verwaltung. Genau bei dieser, sehr geehrte Damen und Herren, möchte ich mich bedanken, bei allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen dieser Stadt, die die Verantwortung gemeinsam wahrnehmen und unsere Stadt zu jenem Hort der Sicherheit, Stabilität und Selbstverwirklichung machen, die Wien heute ist. Gerade heute ist es mir ebenso ein Anliegen, den zahlreichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Finanzverwaltung rund um Finanzdirektor Griebler für ihre großartige Arbeit zu danken und ihnen zu gratulieren. Alle gemeinsam sind für den reibungslosen Ablauf in dieser Stadt verantwortlich, und dafür an alle, ganz besonders an die Finanz, ein großes Dankeschön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die Debatte zum Voranschlag, sehr geehrte Damen und Herren, möchte ich noch für eine sehr wichtige Ankündigung für die kommenden Jahre nutzen. Die voraussichtlich künftig schwarz-blaue Bundesregierung hat uns schon während der Wahlauseinandersetzung den Kampf angesagt und zum Teil leider auch offen ausgesprochen, wohin die Reise gehen soll - wenn ich an die ganzen Anwürfe, an die negativen Darstellungen, an viele Falschmeldungen denke. Aber wir werden uns ganz sicher nicht einschüchtern lassen. Der Widerstand gegen eine Politik des Sozialabbaus, der Privatisierung, des Auseinanderdividierens und der Endsolidarisierung hat eine Millionenmetropole an ihrer Spitze, und dieser Widerstand hat einen Namen mit vier Buchstaben: Wien! Aus tiefster persönlicher und politischer Überzeugung werde ich mich und wird sich die gesamte rot-grüne Stadtregierung als Metropole dieser Auseinandersetzung stellen und diese Diskussionen auch entsprechend führen. Die Augen unserer Wiener und Wienerinnen, aber aller Österreicher und Österreicherinnen, die nicht mit einer Privatstiftung auf die Welt gekommen sind, blicken nach Wien. Das ist eine große Verantwortung, der wir uns stellen werden. Wir lassen uns unsere bunte, internationale, produktive und innovative Stadt von keiner eventuellen Bundesregierung, von niemandem madig reden oder kaputt machen. Wien ist so stark, dass wir diese Auseinandersetzung führen können und führen werden. Viele andere Gemeinden und Bundesländer werden sich unserem Beispiel anschließen, davon bin ich überzeugt. Wien steht für Solidarität. Wien steht für Innovation. Wien steht für Kreativität. Wien steht für Internationalität. Wien, sehr geehrte Damen und Herren, ist Verantwortung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir haben in der Vergangenheit bewiesen und werden es auch in der Zukunft beweisen, dass es möglich ist, eine Millionenmetropole wirtschaftlich erfolgreich, inklusiv und sozial gerecht zu gestalten, von der alle Wienerinnen und Wiener, unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten und ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht gleichermaßen profitieren können. So gesehen, ja, Wien ist durchaus ein Gegenmodell. Dazu stehen wir, dazu sind wir immer gestanden und dazu werden wir in Zukunft stehen. Jeden Tag, jeden Monat, jedes Jahr. Der vorliegende Voranschlag für das Jahr 2018 bietet dafür die Grundlage. Deshalb bitte ich, ihn zuerst zu diskutieren und dann zu beschließen. Ich glaube, der Weg ist ein guter Weg, ein wichtiger Weg und der, den wir jetzt brauchen. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich danke der Frau Stadträtin für die Einleitung der Diskussion. Ich eröffne die Debatte über die Postnummern 1 und 2 der Tagesordnung. Zur Redezeit möchte ich anmerken, dass in den Fraktionen vereinbart wurde, dreieinhalb Wiener Stunden für die Debatte, inklusive etwas Zeit für die EU-Themen. Das heißt, für die SPÖ sind 48 Minuten, für die FPÖ 45 Minuten, für die GRÜNEN 30 Minuten, für die ÖVP 30 Minuten und für die NEOS 27 Minuten vorgesehen. Ich darf alle Rednerinnen und Redner bitten, sich auch an diese Redezeiten zu halten. Als erste Rednerin ist Frau GR Mag. Meinl- Reisinger zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Selbstgewählte Redezeit ist 15 Minuten. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Herr Vorsitzender! Werte Frau Stadträtin! Werte Mitglieder der Stadtregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ja, ich bin der Meinung, dieser Budgetvoranschlag - und ich möchte in den nächsten Minuten darauf eingehen, weshalb - bringt wieder keine guten Nachrichten für die Wienerinnen und Wiener. Er ist sogar - und da möchte ich dann auf das eingehen, was Sie am Schluss gesagt haben - eine gefährliche Drohung. Es ist vor allem auch keine gute Nachricht für die nächsten Generationen, die Sie hier erneut, und ich betone, erneut, massiv belasten werden. Mit dem vorgelegten Budget 2018 machen Sie, Frau Brauner, klar, dass Sie ganz offensichtlich entweder kein Interesse an einer verantwortungsvollen, soliden Finanzpolitik haben, im Sinne einer guten Zukunft dieser Stadt, oder es nicht können. Auch das werde ich darlegen. Es ist ein erneutes Schuldenbudget, und es ist in keiner Weise auch nur irgendein Beistrich oder Wort nachvollziehbar, das in Richtung echter Reformen in dieser Stadt geht, in Richtung Effizienzsteigerungen, in Richtung von Kosteneinsparungen und auch in Richtung vom Abstellen von Misswirtschaft. Sehr geehrte Damen und Herren (in Richtung von sich in den Gangreihen unterhaltenden Gemeinderäten und Gemeinderätinnen von SPÖ und GRÜNEN), Sie müssen nicht unbedingt am Platz sitzen bleiben, aber ich würde mich doch freuen, wenn ich ein bisschen mehr Ruhe hätte im Saal, wenn ich hier spreche, die doch auch legitime Kritik der Opposition. Vielen Dank. Sie haben selbst gesagt, das Budget ist kein abstraktes Zahlenwerk, sondern in Zahlen gegossene Politik. Das haben Sie bei Ihrer ersten Budgetrede im Jahr 2007 gesagt, und da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Was wir heute hier erleben, ist eine in Zahlen gegossene Politik der kompletten Verantwortungslosigkeit, und ich werde Ihnen in den nächsten Minuten auch darlegen, warum. Sie haben zwar gesagt, ja, es findet sich da leider ein kleiner Fehler drinnen, den ich jetzt natürlich auf die Schnelle nicht nachvollziehen kann - es ist ja eigentlich eine ungeheure Tatsache, dass Sie sich jetzt hier heute in der Früh hinstellen und sagen, dass man sich offensichtlich um 150 Millionen EUR verschrieben hat -, aber der Punkt ist ja ein ganz anderer: Jahr für Jahr erleben wir, dass eine enorme Lücke klafft zwischen dem, was Sie im Voranschlag bringen, und dem, was tatsächlich im Rechnungsabschluss passiert, dass Sie nämlich diese Pläne, die Sie im Voranschlag vorlegen, mitnichten einhalten. Daher kann ich sagen, auf jeden Fall wird Ende des nächsten Jahres der Schuldenstand der Stadt Wien erstmals bei 7 Milliarden EUR liegen. Und damit haben Sie sich ein Denkmal an manifestierter Verantwortungslosigkeit auf dem Rücken der nächsten Generation gesetzt. (Beifall bei den NEOS.) Wenn Sie sich jetzt hinstellen und sagen, jetzt sind wir wirklich am echten Konsolidierungspfad, es ist alles in Ordnung, ab 2020 machen wir keine neuen Schulden mehr, so sage ich Ihnen heute, dass wir wissen, dass Sie dieses Versprechen nicht halten werden. Und um Ihnen das vor Augen zu führen, möchte ich aus Ihren eigenen Budgets der vergangenen Jahre zitieren: Sie haben 2010 ein Wachstumsbudget vorgelegt, Sie haben 2011 ein Stabilitätsbudget vorlegt, Sie haben 2012 ein sogenanntes Investbudget vorlegt, Sie haben 2013 den Reform- und Wachstumspakt vorlegt. In diesen Jahren haben Sie ein Ende der Neuverschuldung und einen guten Konsolidierungskurs mit Ende 2015, Anfang 2016 versprochen. Sie haben es nicht eingehalten. Sie haben 2014 ein Zukunftsbudget vorgelegt. Sie haben 2015 "Damit das Werkel läuft" betitelt. Sie haben 2016 dann ein Budget für eine wachsende Stadt vorgelegt. 2017 und 2018 haben Sie jetzt keine klingenden Namen mehr, aber jetzt sollen wir Ihnen glauben, dass 2020 ein Ende der Neuverschuldung passieren soll? Jetzt? In Ihren eigenen Budgetreden haben Sie uns gezeigt, dass Sie einen Satz wirklich können: "Versprochen ist versprochen und wird auch sicherlich gebrochen!" (Beifall bei den NEOS.) Fakt ist nämlich - und das haben Sie gesagt -, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind besser als erwartet, sind deutlich besser als erwartet. Und trotz der guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beträgt die Neuverschuldung 2017 667 Millionen EUR und damit 97 Millionen EUR mehr als im Voranschlag für dieses Jahr. Gleichzeitig haben Sie aber den Finanzrahmen für die nächsten Jahre nicht an die viel besseren Konjunkturprognosen angepasst. Das heißt, Sie rechnen nicht damit, dass Sie trotz dieser besseren Rahmenbedingungen die Neuverschuldung stärker senken können. Werte Frau Stadträtin, im Sommer, im Zuge der Nationalratswahl hat die SPÖ quasi plakatiert, die Österreicher sollen sich holen, was ihnen zusteht. Das heißt, der Aufschwung soll bei den Österreicherinnen und Österreichern ankommen. Aber diesen Aufschwung reden Sie hier klein. Ich bin sehr wohl der Meinung, dass der wirtschaftliche Aufschwung bei den Wienerinnen und Wienern ankommen soll, nämlich im Wege einer ganz dringend nötigen Steuerentlastung. Entlasten Sie die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, entlasten Sie den Mittelstand! Der blutet nämlich auf Grund Ihrer Schuldenpolitik, die verantwortungslos ist! (Beifall bei den NEOS.) Ich frage mich auch, Frau Stadträtin: Wie viel Prozente dürfen es denn eigentlich sein, dass Sie nicht mehr von Krise sprechen? Nicht einmal bei einem Wirtschaftswachstum von über 4 Prozent können Sie einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen! Daher ist der Budgetpfad des Finanzrahmens 2018, nämlich ein ausgeglichener Haushalt ab 2020 ohne Strukturreformen - und wie gesagt, wir finden sie nicht, sie sind nicht da - völlig unrealistisch, und Sie werden dieses Versprechen erneut brechen. (Beifall bei den NEOS.) Sie haben 2006 gesagt und haben es heute wiederholt: "Budgetpolitik ist auch Konjunkturpolitik, und unsere Vorschläge waren immer auch darauf ausgerichtet, mehr Wirtschaftswachstum und mehr Beschäftigung zu schaffen." Daher passen Sie Ihren Voranschlag an die Wirtschaftslage und an die Situation am Arbeitsmarkt an. Sie versprechen eine antizyklische Budgetpolitik. Sie legen aber keine antizyklische Budgetpolitik vor. Ihr Vorgänger war es, Finanzstadtrat Sepp Rieder, dieser hat eine antizyklische Budgetpolitik, Finanzpolitik vorgelegt. Er hat in den Zeiten, als das Wachstum wieder angezogen hat, vernünftig eingespart und so auch den Rahmen für Zukunftsinvestitionen geschaffen. Mit Ihrer Finanzpolitik ist davon nicht die Rede. In den Jahren ab 2011, das ist nach der Wirtschaftskrise, haben Sie in keiner Weise Ihre Finanz- und Schuldenpolitik an die besser werdenden Wirtschaftsdaten angepasst. Ganz im Gegenteil, zwischen 2011 und 2017 bewegt sich die Neuverschuldung der Gemeinde Wien ganz klar prozyklisch mit dem Wachstum des Bruttoregionalprodukts mit. Und das, sehr geehrte Frau Stadträtin, ist unverantwortlich, das, sehr geehrte Frau Stadträtin, ist ein Ausdruck dessen, dass Sie es nicht besser können oder nicht besser wollen. Es gibt keine Krise mehr, die einzige Krise, die wir haben, ist eine Schuldenkrise und vielleicht eine Krise, in der Ihre eigene Partei ist. Aber lassen Sie das bitte nicht die Wienerinnen und Wiener ausbaden. (Beifall bei den NEOS.) Im Sinne einer nachhaltigen Budgetentwicklung müsste das Ziel einer antizyklischen Finanzpolitik sein, in wirtschaftlich guten Zeiten zu sparen. Und noch einmal: Wir haben ein nominelles Bruttoregionalproduktwachstum von 4,3 Prozent. Das ist mehr, als Sie in Ihrem Finanzrahmen antizipiert haben, und Sie passen es nicht an. Und trotz dieser guten Rahmenbedingungen machen Sie in diesem vergleichsweisen Hochkonjunkturjahr Schulden, sei es 2017 mit, wie gesagt, 97 Millionen EUR mehr, als budgetiert waren, oder auch 2018 trotz 1,5 Prozentpunkten höheren Wirtschaftswachstums als angenommen. Und damit wird Ihr Versprechen zur reinen Farce und zu einer Pippi- Langstrumpf-Politik: Sie machen sich die Welt widdewidde wie Sie Ihnen gefällt, 2 mal 3 macht 4 und keine Ahnung, was. Das wird das Ergebnis sein: 2020 wird es wieder kein Ende der Neuverschuldung geben. Seit Ihrem ersten Budget Ende 2007 erhöhen sich die Wiener Schulden bis Ende dieses Jahres um rund 5,3 Milliarden EUR, 5,3 Milliarden EUR mehr Schulden dank Renate Brauner. In dieser Zeit, das sind 3.653 Tage, haben Sie jeden Tag abgerundet 1,4 Millionen EUR neue Schulden gemacht, das sind 58.000 EUR pro Stunde. Und weil Sie vorher München und Stuttgart angesprochen haben. Ich weiß nicht, woher Ihre Zahlen sind, aber die Pro-Kopf-Verschuldung ist in diesen beiden Städten deutlich zurückgegangen. Die Pro-Kopf-Verschuldung ist in München von 2006 von 2.604 EUR pro Kopf auf 2015 auf 567 EUR gesunken. (GR Christian Oxonitsch: Wir haben die Aufgaben des Landes dazu!) - Ja, wir haben das aber alles ausgerechnet, das ist durchaus vergleichbar, München und Stuttgart sind durchaus vergleichbar. (GR Christian Oxonitsch: Da sind ja die Länderausgaben dabei im Vergleich zu München!) Ich habe die Zahlen angezweifelt, die die Frau Stadträtin hier selbst gebracht hat. Es ist keine Rede davon. Das ist der engere Haushalt genauso wie hier der engere Haushalt. Sie haben ja hier auch nicht die ausgegliederten Betriebe drinnen. (Beifall bei den NEOS.) Sie tricksen ja hier selbst mit den Zahlen herum, denn Sie wissen ganz genau, dass die eigentlichen Schulden viel, viel höher sind, wenn Sie nicht nur den eigentlichen Haushalt betrachten würden. Und in Wien sind die Pro-Kopf-Schulden von 892 EUR auf 3.017 EUR gestiegen. (GR Christian Oxonitsch: Es gehören die Länderausgaben dazu!) Es ist die Dynamik, die mir Sorgen bereitet. Es ist genau dieser Schuldenanstieg, der unverantwortlich ist und den Renate Brauner zu verantworten hat, den Sie zu verantworten haben und der uns letztlich die Spielräume für die kommenden Generationen einengt und nichts anderes bedeuten wird als immer mehr Schulden. (Beifall bei den NEOS.) Und immer höhere Steuern natürlich. Ich bringe heute mehrere Anträge ein. Der erste Antrag, wir haben ihn schon oftmals eingebracht, lautet: Geben Sie ein Bekenntnis ab dafür, dass verantwortungsvolle Finanz- und Wirtschaftspolitik bedeutet, auch sich selbst zu verpflichten, keine weiteren Schulden zu machen. Wir schlagen keinen radikalen Stopp vor, sondern wir nehmen uns die Schweiz als Vorbild, die eine antizyklische Schuldenbremse in der Verfassung verankert hat. Antizyklisch, Frau Brauner, das ist das Wort, das Sie in den Mund nehmen, aber ganz offensichtlich nicht verstehen. Eine antizyklische Schuldenbremse, die heißen würde, in Zeiten von besserem Wachstum wird gespart und werden die Spielräume geschaffen, die wir dann brauchen werden, wenn das Wachstum wieder nachlässt. Verankern wir bitte eine Schuldenbremse in der Verfassung. Das ist der erste Antrag. (Beifall bei den NEOS.) Die kommenden Anträge, ich glaube, es sind zehn oder elf an der Zahl, sind allesamt Vorschläge von uns, die Sie kennen. Das sind Konsolidierungsvorschläge, das sind Abspeckprogramme für Wien, unter denen keine Wienerin und kein Wiener leiden werden. Es wird keine einzige Leistung gekürzt. Es spart die Verwaltung, es spart die Politik, und sie sparen an den Pfründen, die Sie aber weiter behalten wollen: Es geht um die Deckelung von Managergehältern in ausgegliederten Bereichen. Es geht um die Abschaffung von teuren und unnötigen Posten und Funktionen wie Bezirksvorsteher-Stellvertreter, 2. Bezirksvorsteher-Stellvertreter. Es geht um die Beschneidung von Luxuspensionen, da es einfach einem ASVG-Pensionisten gegenüber unfair ist, wenn in Wien Luxuspensionen im stadtnahen Bereich weiter gehalten werden. Es geht darum, die Parteienförderung zu halbieren. Es geht darum, endlich die Pensionsreform auch in Wien umzusetzen, damit nicht die Steuerzahler vom Bodensee bis zum Neusiedler See diese Wiener "Mir san mir"-Mentalität bei den Beamtenpensionen finanzieren müssen. Es geht um die Abschaffung von Wahlzuckerln wie der siebten Urlaubswoche. Es geht um die Abschaffung der nicht amtsführenden Stadträte. Es geht um das Ende des in den Ruhestand Versetzens aus organisatorischen Gründen. Es geht darum, dass der exzessive Gebrauch der Freistellungen für Gewerkschafter bei den Beamten ein Ende haben muss. Und es geht um etwas, was Sie im Rahmen der WiStA angekündigt, aber niemals wieder fortgeführt haben - weil Ihnen der Mut fehlt, weil Ihnen die Entschlossenheit fehlt und weil Sie eigentlich einfach in keiner Weise sparen wollen -, tatsächlich mit effizienteren Strukturen für unsere Bezirksvertretungen Ernst zu machen, damit diese bürgernäher gestaltet sind. Und unser Vorschlag lautet hier, zehn Stadtteilparlamente zu schaffen, die dann aber direkt und näher an den Bürgerinnen und Bürgern dran sind. Das sind diese ganzen Fakten an Einsparungspotenzial. Eine halbe Milliarde Euro - das haben wir Ihnen letztes Jahr vorgerechnet - sind an Einsparungen pro Jahr möglich, wenn Sie diese Vorschläge umsetzen, und das wäre verantwortungsvolle Politik. (Beifall bei den NEOS.) Frau StRin Brauner, Sie haben hier schon zu oft Versprechen in Bezug auf das Ende der Neuverschuldung gegeben, die Sie nicht gehalten haben. Sie haben schon zu oft das Wort Krise dann strapaziert, wenn von Krise keine Rede mehr sein kann. Bei einem Wirtschaftswachstum von 4,3 Prozent von Krise zu sprechen oder davon zu sprechen, dass wir immer noch die Auswirkungen haben, ist einfach lächerlich. Damit machen Sie sich lächerlich. Es ist ganz genau das Gegenteil von dem, was verantwortungsvoll ist, nämlich tatsächlich - und dazu bekennen wir uns, Keynes muss man halt aber auch ganz lesen - antizyklische Wirtschafts- und Finanzpolitik zu machen. Nämlich in den Zeiten, in denen das Werkel wieder läuft, nämlich das Wirtschaftswerkel, auch verantwortungsvoll entsprechend entschlossene Konsolidierungsmaßnahmen zu setzen. Was Sie hier machen, ist letztendlich nur, die Probleme in die Zukunft zu verschieben und die Belastungen der Wiener und der Wienerinnen in die Höhe zu treiben. Und das bereitet mir wegen Ihrer letzten Ausführungen so Sorge. Es ist kein Geheimnis, dass wir keine Freunde einer schwarz-blauen Koalition sind. Das wissen Sie. Wir wollen nicht mit der FPÖ in einer Regierung sitzen und wir wollen auch nicht, dass sie in einer Regierung sitzt, aus verschiedenen Gründen, aus europapolitischen Gründen. Aber es geht auch darum, dass wir Sorge haben, dass ein immer autoritärerer Politikstil Einzug hält, der letztlich Bürgerechte, Freiheitsrechte, der auch die offene Gesellschaft und die liberale Demokratie gefährdet. Und hier werden wir auch ganz entschieden ein Stoppschild aufstellen. Aber, und jetzt kommt das ganz große Aber: Wenn Sie als Rot-Grün sich hier als Bollwerk dagegen inszenieren wollen und das Geld quasi abschaffen - und das droht nämlich dann - und sagen, Sie werden hier das Paradies gegen den Sozialabbau von Schwarz-Blau zeigen, und das wird sozusagen Ihr Rezept sein, um, wie Sie hoffen, bei der nächsten Bundeswahl wieder nach vorne zu kommen, dann ist das eine gefährliche Drohung für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Und es ist unverantwortlich. Sie können nicht hier in Wien so tun, als wenn das Geld abgeschafft wäre, Sie können hier nicht so tun, als wenn es überhaupt kein Problem wäre, noch weiter an den Steuerschrauben zu drehen und hier letztlich Versprechungen zu machen, in einem Kampf, den Sie hier führen wollen, um nur wieder gegen Schwarz-Blau an die Macht zu kommen. Das werden auch wir nicht zulassen, bei aller Kritik, die wir an Schwarz-Blau haben. Bekennen Sie sich zu einer nachhaltigen, zu einer fairen Finanzpolitik, die nicht jedes Jahr den nächsten Generationen neue Schulden aufhalst. Bekennen Sie sich zu einer effizienten Verwaltung, bekennen Sie sich zu einem Abstellen der Misswirtschaft und der Steuergeldverschwendung, und bekennen Sie sich zu einem Modernisierungskurs auch der Verwaltung, und gerade der Verwaltung. Das wäre verantwortungsvoll, und das wäre ein Gegenmodell gegen Schwarz-Blau, denn dann haben die Wienerinnen und Wiener wirklich etwas davon. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Nächster Redner ist Herr StR Mag. Blümel. Seine selbstgewählte Redezeit ist 20 Minuten. - Bitte. StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Österreich hat am 15. Oktober Veränderung gewählt, und wir verhandeln gerade auf Bundesebene eine Koalition, eine türkis-blaue Koalition - leichte Korrektur -, um zu tun, was richtig ist. Aber tun, was richtig ist, sollten wir nicht nur im Bund, sondern auch in Wien. Denn in Wien haben wir es mit einer rot-grünen Stadtregierung zu tun, die sich vor allem mit einer Politik der Nebensächlichkeiten herumschlägt, wo es eine Oberflächenreformkosmetik gibt. Und vor allem, das Einzige, worum es bei Rot und Grün eigentlich geht, sind interne Nachfolgedebatten, aber jedenfalls nicht das, worum es eigentlich gehen sollte, nämlich um die Wienerinnen und Wiener und welche Herausforderungen es für unsere Stadt gibt. Die Wienerinnen und Wiener sollten eigentlich entscheiden, denn egal, wie das jetzt bei Rot oder bei Grün weitergeht, da gibt es ja Personaländerungen und keiner der beiden, die da kommen werden, sind wirklich Gewählte. Deswegen sollte man den ehrlichen Weg gehen und auch in Wien Neuwahlen machen. Das wäre der richtige Weg auch für Wien. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Die einzige Krise, die ich wirklich sehe, Frau Stadträtin - Sie haben die Krise ja perpetuiert -, ist die Krise innerhalb der SPÖ, die Krise innerhalb der GRÜNEN und innerhalb dieser Stadtregierung. Sonst gibt es eigentlich keine Krise. Die Wachstumszahlen sind von meiner Vorrednerin ja schon dargelegt worden. Aber Rot-Grün ist das recht egal, denn die geplante Neuverschuldung für 2018 steigt um 376 Millionen EUR, wie Sie gesagt haben. Und das Tragische daran ist ja nicht, dass diese Zahl jetzt da ist, sondern dass auch diese Zahl nicht halten wird. Denn seitdem ich in Wien Politik machen darf, gibt es ein ehernes Gesetz, und zwar lautet es, dass kein Budgetvoranschlag, was die Neuverschuldung betrifft, von der Frau Stadträtin hält. Es hat fast Tradition, zu sagen, die Neuverschuldung ist so und so viel und dann wird es eigentlich fast doppelt so viel. Insofern halte ich auch nichts von Ihrem Versprechen, dass Sie jetzt konsequent auf dem Weg zu einem Nulldefizit 2020 sind, denn das haben wir schon damals gehört, dass 2016 ein Nulldefizit kommen soll. (Beifall bei der ÖVP.) Nur ein bisschen zur Erinnerung: 2015 war die veranschlagte Neuverschuldung 221 Millionen EUR, in Wirklichkeit waren es 528 Millionen. 2016 waren es statt 340 Millionen EUR 579 Millionen EUR. Und ich nehme an, das wird leider Gottes so weitergehen. Im Rechnungsabschluss für 2017 erwarten wir eine Neuverschuldung von einer halben Milliarde Euro: 560 Millionen EUR. Das Interessante dabei ist, obwohl Sie es noch gar nicht gesagt haben und obwohl der Rechnungsabschluss noch gar nicht da ist, sieht man aus dem Voranschlag für 2018, den Sie gerade dargelegt haben, einen insgesamten Schuldenstand von 6 Milliarden 667 Millionen EUR. Daraus herausgerechnet heißt das, dass wir jetzt schon wissen, dass diese veranschlagte Neuverschuldung um 100 Millionen EUR mehr ist, als Sie es eigentlich gesagt haben. Nur, das fällt in Wien niemandem auf, weil eh jeder gewohnt ist, dass jeder Voranschlag nicht hält. Das ist eine Neuerung, die wir heute hören, 100 Millionen EUR mehr Neuverschuldung im Jahr 2017 als eigentlich geplant. Und da wollen Sie uns weismachen, dass der Voranschlag, den Sie jetzt vorgelegt haben, halten soll! Das glauben wir nicht. (Beifall bei der ÖVP.) Ein Schuldenberg von mindestens 7 Milliarden EUR steht uns 2018 ins Haus. Kurze Replik: Als Rot-Grün angetreten ist, waren es lediglich 3 Milliarden EUR, 7 Jahre Rot-Grün bringt uns 7 Milliarden EUR Schulden. Und da sind, wie gesagt, die ausgelagerten Gesellschaften noch nicht dabei, sonst würden wir auf knapp 10 Milliarden EUR Schulden kommen. Und das, obwohl die Konjunktur ja österreichweit anzieht, und das ist nicht einmal nur etwas, was die Opposition in Wien sagt, sondern das hat eigentlich der Herr Bundeskanzler Kern die letzten Monate immer wieder gesagt: Das Wachstum zieht an, das Wachstum zieht an, es ist eh alles so super, das Wachstum zieht an - wer auch immer daran schuld sein soll -, aber in Wien ist ja die ständige Krise ausgebrochen. Was sich eigentlich rächt, ist in Wien die Tatsache, dass trotz des großen Wachstums in Österreich Wien weiterhin hinterherhinkt. Eigentlich sollte ein Ballungsraum ja der Wachstumsmotor einer Volkswirtschaft sein. In Wien ist das Gegenteil der Fall. Wien hat keine Schuldenbremse, Wien hat eine rot-grüne Wachstumsbremse. Und das ist kein Wien-Bashing, das sind harte Fakten. Wenn wir uns ansehen, dass Wien eine der niedrigsten Wachstumsraten hat, dann ist das leider Gottes ein Faktum. Zwischen 2000 und 2016 gab es ein durchschnittliches jährliches Wachstum von lediglich 1 Prozent. Und damit ist Wien auf Platz 9 aller Bundesländer in Österreich. Steigende Schulden auch, obwohl die Einnahmen aus den Ertragsanteilen des Bundes wachsen - auch das ist im Voranschlag ja ausgewiesen -, und steigende Schulden auch, obwohl die Gebührenüberschüsse jährlich da sind: 170 Millionen EUR für 2017, 177 Millionen EUR für 2018 fließen in die Stadtkassa und trotzdem eine jährliche Neuverschuldung. Das heißt, die Konjunktur zieht an, Ertragsanteile steigen, Gebühreneinnahmen fließen. Was sollte man eigentlich tun? Richtig, konsolidieren oder zumindest ein Nulldefizit erreichen. Das allerdings ist im rot-grünen Wien ein Fremdwort. Und auch, wenn Sie uns weismachen wollen, Frau Stadträtin, dass eine Neuverschuldung ständig gottgegeben ist, auf Grund einer Krise, die Sie ja fast in anbetungswürdiger Tatsache verehren: In Wien beispielsweise steigt der Schuldenstand extrem, in München ist der Schuldenstand kontinuierlich gesunken, genauso wie auch in Berlin. In Berlin ist überhaupt die Tatsache, dass, obwohl Rot-Rot-Grün regiert, seit 2012 die Schulden kontinuierlich sinken, aber auch die Arbeitslosigkeit. In den letzten 10 Jahren hat Berlin die Arbeitslosigkeit halbiert, wenn auch von hohem Niveau, von 17 Prozent auf zirka 9 Prozent, aber in Wien ist sie im selben Zeitraum um 4 Prozent gestiegen, von 9 Prozent auf 13 Prozent. Und das ist ausschließlich Ihrer Realitätsverweigerung und dem ständigen Anbeten der Krise zu verdanken, Frau Stadträtin. Während in anderen Großstädten die Budgets konsolidiert werden, ist innerhalb von Österreich Wien Rekordmeister der Realitätsverweigerung. Nur drei kurze Beispiele dazu: Erstens die Mindestsicherung: In Wien leben 20 Prozent der Einwohner bei 60 Prozent der Mindestsicherungsbezieher, über 200.000 Menschen beziehen in Wien die Mindestsicherung. Und bei den Ausgaben haben Sie sich wieder einmal grob verschätzt. Wir wissen, dass sie um 30 Millionen EUR höher sein werden und nachdotiert werden müssen im Vergleich zum Voranschlag. Damit betragen die Kosten für die Mindestsicherung pro Tag fast 2 Millionen EUR. Das heißt, während wir hier reden, werden 2 Millionen EUR für die Mindestsicherung ausgeben. Wenn wir diese ganze Plenarwoche hinter uns sehen, dann haben wir 8 Millionen EUR mehr für die Mindestsicherung ausgegeben. Und wenn wir das hochrechnen, dann wird 2021 die Bezieherzahl auf rund 300.000 explodiert sein und die Kosten werden rund 1 Milliarde EUR im Jahr betragen. Warum das so ist, liegt auf der Hand. Zitat: "Die Sogwirkung muss beendet werden." Das ist kein Zitat von uns, sondern von Herrn Troch. Ich bin sehr froh, dass auch innerhalb der rot-grünen Koalition mittlerweile diese Erkenntnis Einzug gehalten hat, dass die Wiener Mindestsicherung ein Pull-Faktor für Leute ist, die möglichst viel Geld für möglichst weniges Arbeiten bekommen wollen. Und das, obwohl wir von Anfang an darauf hingewiesen haben, seitdem ich hier im Gemeinderat tätig sein darf, dass die Mindestsicherung in Wien ein großes Problem ist. Was hat Rot-Grün gemacht? Die haben uns angegriffen, haben gesagt, das stimmt ja alles nicht, das ist ja so etwas wie Verhetzung, et cetera. Nur, das Problem ist, der Stadtrechnungshof hat das Ganze belegt und bewiesen. Was hat Rot-Grün getan? Gesagt, da müssen wir was tun, wir machen eine Reform. Nur, die Reform verkommt zum Reförmchen. Nicht einmal alle innerhalb von Rot-Grün trauen sich zu sagen, dass diese Reform eine wirkliche ist. Lediglich 5 Millionen EUR Kostenersparnis pro Jahr, das kann es wohl wirklich nicht sein. In Wien ist die Bedarfsorientierte Mindestsicherung zu einem bedingungslosen Grundeinkommen verkommen. Und das, obwohl ja eigentlich die angebliche Arbeiterpartei SPÖ hier das Wort führen sollte. Sie sind von einer Arbeiternehmerinnen- und Arbeiternehmerpartei zu einer Arbeitslosenpartei verkommen. Und das ganz bewusst. Da haben Sie sich von den GRÜNEN über den Tisch ziehen lassen. (Beifall bei der ÖVP.) Die Frühpensionierungen, ein altbekanntes Phänomen auch in Wien: 2017 werden voraussichtlich 700 Beamte mit einem durchschnittlichen Antrittsalter von 54 Jahren in den Ruhestand gehen. Das kostet pro Jahr zirka 200 Millionen EUR. Eine interessante Zahl aus einer Anfragebeantwortung: Bei den Wiener Stadtwerken gehen überhaupt nur 1 Prozent der Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer mit 65 Jahren in Pension. Alle anderen gehen wesentlich früher, ein Drittel sogar aus organisatorischen Gründen. Tun, was richtig ist. - Fehlanzeige bei Rot-Grün. Die Gebührenbelastung ist das nächste große Problem, die Rekordverschuldung bei gleichzeitiger Rekordeinnahme an Gebühren. 2017 ist ein Überschuss von 171 Millionen EUR prognostiziert worden, für 2018 ein Überschuss von 177 Millionen EUR. Und anstatt, dass Sie bei so hohen Gebühreneinnahmen, bei Überschüssen die Gebühren reduzieren, erhöhen Sie sie auch noch durch das Valorisierungsgesetz, das der Herr Margulies selbst noch, als er in Opposition war, als unsoziale Abzocke bezeichnet hat. Jetzt macht er ordentlich mit, so viel zur Standhaftigkeit auch der GRÜNEN. (Beifall bei der ÖVP.) Natürlich macht gerade diese Gebührenbelastung auch das Wohnen in Wien teuer und das Wirtschaften in Wien schwierig. Aber, um zum Schluss zu kommen: Politik mit Hausverstand ist etwas, was wir uns eigentlich wünschen würden. Dieser Budgetvoranschlag ist kein Beitrag dazu. Wien würde sich eine Stadtregierung verdienen, die sich vorrangig mit den Herausforderungen dieser Stadt beschäftigt. In Wirklichkeit geht es bei beiden Regierungsparteien nur um interne Nachfolgekämpfe, Nachfolgeregelungen. Das hat sich Wien nicht verdient. Gehen Sie den ehrlichen Weg. Machen Sie Wien frei für Neuwahlen. Dann können die Wienerinnen und Wiener entscheiden, wie es weitergehen soll. Das wäre der ehrliche Weg, dann könnten wir tun, was richtig ist, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit betrug 11 Minuten. Nächster Redner ist Herr GR Ellensohn. Die selbstgewählte Redezeit beträgt 12 Minuten. - Bitte. GR David Ellensohn (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Es wiederholt sich vieles im Leben. Eindeutig. Die Rechnungsabschlussdebatten und die Budgetwochen sind sehr ähnlich. Ich versuche es ein bisschen anders. Man könnte natürlich auf die Angriffe gegen die Ärmeren der Bevölkerung eingehen, Mindestsicherung, man könnten auch über die Paradise Papers reden, man könnte über Steuerflüchtlinge reden, man könnte auch darüber reden, wie Reiche und Superreiche das Geld außer Landes schaffen, damit sie in Österreich keinen Beitrag zur sozialen Sicherheit, für ein Zusammenleben leisten. Das ist nämlich das wesentlich größere Problem der Europäischen Union, aber kein Wort dazu. Nur, das können wir leider sowieso hier nicht lösen. Lassen wir es. Alle von uns kennen eine ganze Menge Studien, in denen Wien gut abschneidet. Die bekannte Mercer-Studie, jetzt, glaube ich, das achte Mal in Serie auf Platz 1. Da geht es um Lebensqualität, ökologische Standards. Es gibt den Economist, der uns in einem Städteranking der Intelligence Unit auf Platz 2 hat. Es gibt die UN-Habitat - Sie kennen das vermutlich eh alles -, State of the World's Cities, da sind wir wieder die Ersten, dort wieder einmal vor Tokio und London. Smarteste Stadt, von einem privaten Unternehmer, eine Untersuchung von 87 Städten, wieder Lebensqualität, Ressourcenschonung, Innovation, wieder 1. Platz vor Chicago und Singapur. Und dann gibt es noch eine ganze Menge andere Studien dazu. Irgendjemand muss irgendetwas tun, dass die vielen Leute, die diese Studien machen, oder die vielen Menschen, die gefragt werden, am Schluss sagen, oh ja, ich glaube, das ist klass. Wir sind nirgends schlechter als Neunter. Dort sind dann 250 Städte gefragt, und wir sind fast immer auf Platz 1 und 2, und das seit vielen, vielen Jahren. Also irgendjemand macht das. Ich glaube, das ist der Anteil der Regierung. Die Regierung hat die Aufgabe, die Stadt so gut wie möglich für alle zu machen, die da wohnen, und dankenswerterweise geben uns viele das Zeugnis und sagen, es ist super. Dann gibt es noch andere Studien, für die offensichtlich die Opposition zuständig ist. Die kennen wir auch alle. Wien ist von 52 Städten Zweitschlechtester, nämlich die zweitunfreundlichste Stadt, da liegt nur noch Paris dahinter. Das ist offensichtlich das, was von der Opposition geleistet wird. Diese Studie gehört Ihnen. Sie stehen da heraußen und sudern über die Stadt, und alles ist schlecht und alles ist furchtbar. Das ist genau das, was dort drinnensteht. Die Wiener sind unfreundlich und reden dieses und jenes. Das ist der Anteil von ÖVP, FPÖ und NEOS (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Na bitte!), für diese Studie sind Sie verantwortlich, gratuliere! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich habe mich nämlich gewundert, denn immer, wenn ich draußen bin, erzähle ich, wie super das ist. Ich bin von Vorarlberg nach Wien gekommen, ich wohne schon lange da, ich wohne gern da, ich könnte auch zu der Familie nach Vorarlberg zurückgehen oder zu meinen Verwandten in England. Ich wohne aber gerne und freiwillig hier. Weil es mir hier gefällt. Ich finde, das ist eine schöne Stadt. Wir haben heute Tag der Kinderrechte. Sie haben es alle wahrscheinlich bekommen, die Kinder der Wichtelgasse im 17. Bezirk haben uns alle eine Tasche und eine Mappe gegeben. Und ich möchte im Zusammenhang mit dem Budgetvoranschlag kurz auf das eingehen, wie Kinder die Stadt erleben, wie Kinder sich fühlen und was wir für die nächsten Generationen tun. Ich habe auch draußen noch schnell ein paar gefragt, was ihnen am besten in Wien gefällt. Das ist eh meistens das Gleiche, wenn man Kinder fragt: Die Schule kommt nicht immer als Erstes, aber die Kinderspielplätze und die Freibäder und das Eislaufen und die Donauinsel und der Wasserspielplatz. - Mit dem Freibad haben sie wahrscheinlich das Kongressbad gemeint, nachdem sie aus dem 17. Bezirk sind. Ich würde empfehlen - denn es liest eh nicht jeder das ganze Budget, dafür habe ich Verständnis, es hören sich auch nicht alle alles an, wiewohl die meisten ein paar Reden auswendig können, die schon länger da sind zumindest - , lesen Sie sich doch das durch, das sind ein paar Seiten, was wir heute von der Wichtelgasse bekommen haben, wie Kinder an Probleme, die sie sehen, herangehen. Es wird zum Beispiel öfter Armut beschrieben. Kein Kind schreibt, die Lösung wäre, dass wir diese Kinder nehmen und hinausschmeißen. Keiner sagt das. Kinder sagen das nicht. Kinder werden nicht als Rassisten geboren, Kinder werden nicht als Leute geboren, die gegen die anderen kämpfen. Die werden mit dem Gefühl geboren, man muss einander helfen. Da steht in jedem einzelnen Text diesbezüglich etwas Ähnliches drinnen. Und wenn Sie Kinder draußen fragen, ist es auch so, und wenn Sie die eigenen fragen, sollte es zumindest möglichst lange so sein, bis sie von irgendjemandem auf den falschen Pfad geleitet werden. Die hätten gerne, dass verrückte Eltern die Kinder in Ruhe lassen - das würde ich auch gut finden -, dass Kinder sagen können, wenn es ihnen schlecht geht. Und sie hätten gerne alle Spaß und spielen dürfen. Harmlos. Das sagt ein Siebenjähriger, Joachim. Dann kommen die anderen mit armen Kindern auf der ganzen Welt. Die reden dann vom Betteln, die reden von Kindern in Afrika, die reden von Kindern, die hungern müssen, die reden von Kindern, die hierher kommen von anderen Ländern. Kein einziges Mal kommt der der Vorschlag: Schickt sie zurück, gebt ihnen weniger Geld, halbiert ihnen die Mindestsicherung, schaut, dass die nicht über die Runden kommen. Diesen Zynismus können nur Erwachsene haben, das geht sich bei Kindern einfach nicht aus. Kinder müssen beschützt werden. Ein bisschen später: Recht trotz Behinderung, trotz Rasse, trotz Herkunft, Gleichheit. Die Kinder, die im Rollstuhl sitzen, sollen auch das Recht haben, spielen zu dürfen. Wenn Kinder eine andere Religion haben, sollen sie auch spielen dürfen. Alle Menschen sollen gleich behandelt werden, alle Kinder und Erwachsenen sollen das Recht haben, lernen zu dürfen, auch wenn die Kinder behindert sind oder eine andere Herkunft oder Rasse haben - Sophie, sieben Jahre. Das ist eines nach dem anderen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie glauben, das haben sie selbst geschrieben?!) - Herr Jung, ich habe selbst drei Kinder, und ich kenne viele, weil man sehr viel Geburtstagsfeiern hat, wenn man Kinder daheim hat. Und natürlich fragt man alle. Ich gehe in die Schule, ich war im Elternverein aktiv. Und wenn Sie Kinder fragen, dann kommt da immer das Gleiche. Ich kenne kein Kind, das sagt, neben mir sitzt der Mahmud und ich hätte gerne, dass man den in die Türkei oder nach Syrien schickt. Das kenne ich nicht. Das sagen die nicht. Die sagen, der kann gut Fußball spielen, der kann schlecht Fußball spielen - danach wird schon unterschieden, das ist zum Beispiel für einen von meinen Dreien schlecht. - Da sind ganz andere Kriterien, die zählen: Die hat gute Spiele auf dem Handy, der hat ein fettes Handy, der andere hat das nicht, die haben ganz andere Kriterien. (GR Mag. Wolfgang Jung: Die Kinder werden von ihren Eltern manipuliert!) Ich frage, woher sein Vater kommt, ich habe ja den Fehler auch schon gemacht. Ich sage ja auch, ich kenne das ja, man fragt dann, wo kommen die her, und die Kinder schauen dich dann an und denken: Was heißt, wo kommen die her? Der geht mit mir in die Schule, ich weiß nicht, aus welchem Bezirk. Das wissen sie nicht jedes Mal. Sie sind von da. Die, die in Wien sind, sind von da. Und für die alle machen wir Politik. Jetzt sage ich es noch einmal, was man für Kinder und Jugendliche macht: 1,62 Milliarden für Bildung, 850 Millionen für Kinderbetreuung (Zwischenrufe von GR Mag. Wolfgang Jung und GR Mag. Günter Kasal.), großer Unterschied zum Beispiel zu Oberösterreich. Da kann man so schön vergleichen, da ist Rot-Grün und dort ist Schwarz-Blau. Die haben jetzt gerade ein Budget vorgelegt, was machen die? Kinderbetreuung ist laut dem zuständigen Freiheitlichen dort Privatsache, das geht dann den Staat gar nichts an: Macht euch das selber, zahlt euch das selber! Was das bedeutet, weiß man. Ich komme aus einem Dorf, da gab es keinen Kindergarten, als ich klein war. Na, wer hat auf mich aufgepasst? Die Mama! Das ist zwar nett und freundlich für mich vielleicht, aber meine Mama hat noch mehrere Kinder, wir sind zu viert, die hat dafür keinen einzigen Tag selber gearbeitet und kriegt daher heute exakt null Euro Pension. Sie hat keinen Tag Erwerbstätigkeit gehabt, gearbeitet hat sie jeden Tag genug, und macht das auch heute noch. (GR Mag. Günter Kasal: Aus dir ist was geworden!) - Das müssen andere beurteilen, das darf man nicht selbst, sie sind sich nicht einig in der Fraktion. Der Zwischenruf war: Es ist etwas aus Ihnen geworden. - Sie sind sich nicht einig. Wir investieren in Bildung, in die Kinderbetreuung und halten den Kindergarten - und das ist nicht leicht, bei den Budgetmöglichkeiten, die man hat - frei. In Oberösterreich war die Nachmittagsbetreuung frei, sie ist es nicht mehr. Das trifft aber alle Familien. Also falls Sie überlegen wollen, wo Sie einsparen und wem Sie weh tun, das sind genau diejenigen, bei denen immer alle sagen, die Kinder sind die Zukunft, man muss den Familien helfen. Was hilft es der Familie, wenn Sie jetzt eine Rechnung für den Nachmittag geschickt bekommt? Was hilft es denen in der Steiermark, wenn Sie überhaupt keinen Platz haben, wenn sie 50 Tage zugesperrt haben? Was bedeutet das am Ende? Und ich weiß schon, dass viele gerne dieses Familienbild weiterleben würden, nämlich, einer bringt das Einkommen und sie setzt halt zehn Jahre aus und tut dann irgendwie dazuverdienen. Das funktioniert nicht, abgesehen davon, sogar, wenn Sie sich das wünschen, die Menschen, die das machen, brauchen dafür auch ein Spitzeneinkommen, wie wir es hier verdienen. Aber Leute, die normal verdienen, das ist wurscht, wie man das politisch sieht, das geht sich einfach nicht aus, was Sie den Leuten sagen: Ich sperre zwei, drei Kinderhorte, die sollen in Armut leben. So ist es ja auch in vielen Bundesländern. Was leisten wir uns bei der Mindestsicherung, die die ÖVP gerne kürzen würde, die FPÖ gerne kürzen würde, NEOS weiß ich nicht? Wir leisten uns die höchste Mindestsicherung von ganz Österreich. Das ist Armutsbekämpfung. Was Sie sagen, ist: Nehmt es ihnen weg! Bei uns kriegen dann die allerärmsten Familien deswegen ungefähr 20 Millionen zusätzlich pro Jahr. Was Sie sagen, ist: Nehmen Sie denen das weg, nicht irgendwelchen Reichen, die Steuerflucht betreiben, nehmen Sie es denen, wo man weiß, die sind knapp! - Die kommen kaum über die Runden, die müssen schauen, dass sie genug Essen im Kühlschrank haben, die haben Probleme, die können nicht ins Geschäft gehen und einfach Kleidung kaufen, die müssen zum billigsten Anbieter gehen, und so weiter. Und da sagt ihr: Das könnt ihr wegnehmen, die 20 Millionen streichen wir. Und als Nächstes sagt man wieder, wir sollen Armut bekämpfen. Also, das geht nicht ganz zusammen. Und jetzt kommt noch die Adventzeit, da ist wieder die ÖVP nicht nur am Sonntag in der Kirche, mit all den Gebeten, die dort gesagt werden, und schönen Dingen, die da gesagt werden in den Kirchen, aber machen tun Sie genau das Gegenteil. Wir schauen in Wien darauf, dass wir Armut bekämpfen, so gut es möglich ist. Und wir hätten gerne Unterstützung dabei, leicht ist das eh nicht bei der angespannten Finanzsituation. Die Vorschläge von Ihnen nutzen jedenfalls niemandem etwas. Wir haben dann später - die Kinder werden ja größer - in ganz Österreich Probleme mit der Lehrlingsausbildung, weil die privaten Firmen das nicht in ausreichendem Maß leisten. In Wien haben wir deshalb überbetriebliche Lehrausbildungen für über 4.000 Jugendliche. Das gibt es nicht überall in Österreich. Das gibt es da, das machen die anderen nicht. Wenn wir das nicht tun - ja, das kostet Geld -, dann haben die 4.000 nichts zu tun. Sollen wir das machen oder nicht? Vermutlich schon, aber so kommen wir nie auf ein Budget, wie Sie sich das vorstellen, denn bei jedem einzelnen Vorschlag sind Sie dann dafür, dass das bleibt. Jugendliche fahren mit dem Top-Jugendticket um 60 EUR nicht nur in Wien, sondern im Burgenland und Niederösterreich alle drei Bundesländer ab. Öffentlicher Verkehr, Kindergärten, Bildung, außerschulische Jugendbetreuung in ganz Europa vorbildlich, die kommen zu uns und schauen, wie man das macht. Das gibt es außerhalb von Wien so auch nicht, und außerhalb von Österreich leider nur ganz selten. All diese Aktionen kosten Geld. Heute ist Tag der Kinderrechte, wir machen das Budget nicht nur für die Kinder, aber das sind die Nächsten, die auch unser Leben dann später erleichtern sollen, und dazwischen bereichern wir uns alle gegenseitig. Wir machen das Budget für alle Menschen in Wien, Sie machen weiterhin die Unfreundlichkeitsstudie, wir machen alle anderen und sorgen dafür, dass Wien in allen Rankings vorne bleibt. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit hat 12 Minuten betragen. Zu Wort gelangt Herr VBgm Mag. Gudenus. Selbstgewählte Redezeit ist 15 Minuten. - Bitte. VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich freue mich, dass wir heute wieder über das Budget reden können. Ich möchte kurz auf meinen Vorredner eingehen: Geschätzter Kollege Ellensohn, bitte seien Sie nicht so unfreundlich und werfen Sie uns Unfreundlichkeit vor. Herr Kollege, wir kritisieren einfach nur die völlige Unfähigkeit der Frau StRin Brauner in den letzten zehn Jahren. Es ist leider ein sehr schwarzes Jubiläum, das heuer hier gefeiert wird, zehn Jahre lang Stadträtin für Finanzen, eine Unfähigkeit, ein Budget zu konsolidieren, und eine große Fähigkeit, jedes Jahr Schulden anzuhäufen und Menschen gleichzeitig trotzdem zu belasten. Das kritisieren wir, meine sehr geehrten Damen und Herren (Beifall bei der FPÖ.), und das hat eben nichts mit Unfreundlichkeit zu tun, sondern das ist die Pflicht der Opposition und die Pflicht eines jeden vernünftigen Menschen. Frau StRin Brauner, bei allem Respekt und bei aller auch Wertschätzung, ich weiß bei so viel Irrlichtern Ihrer Rede gar nicht, wo ich anfangen soll. Denn das, was Sie heute gesagt haben, ist im Endeffekt ein Aufhetzen einer Gebietskörperschaft und ihrer Bürger gegen eine höher gelegene Gebietskörperschaft. Das ist so eine Art Klassenkampf im übertragenden Sinn, zu sagen, Wien wird gegen den Bund aufgehetzt, nur weil sich hier auf Bundesebene eine mögliche Koalitionsanbahnung noch in Verhandlungen befindet, die eigentlich nichts anderes will, als die Menschen zu entlasten, die Wirtschaft zu entlasten, nicht dauernd noch mehr Armut zu importieren, im Gegenteil, die Armut zu bekämpfen und noch mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Das will eine mögliche zukünftige Bundesregierung. Und was ist daran schlecht? (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Was ist daran schlecht? Und da verwahre ich mich, dass man hier auf eine ganz primitive Art und Weise, ja, das kennen Sie aus Ihren Klassenkämpfen, auf primitivste, unterste Art und Weise, hier Menschen gegen eine mögliche Bundesregierung aufhetzt, die eigentlich nur Gutes im Sinn hat, nämlich den Staat wieder zu sanieren, aber auch die Menschen und die Wirtschaft wieder zu entlasten, und Sie hier auf eine ganz dumpfe Art und Weise versuchen, Menschen aufzuhetzen gegen vernünftige Politik. Das lassen wir uns nicht bieten, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Das ist peinlich. Es ist peinlich, es ist lächerlich, und es ist vor allem in Wirklichkeit auch dümmlich, was hier von sich gegeben wurde, meine sehr geehrten Damen und Herren, Wien als Bollwerk gegen eine vernünftige Politik darzustellen. Das ist peinlich und ist lächerlich, meine sehr geehrten Damen und Herren (Beifall bei der FPÖ.), denn was Sie auch hier machen, ist ja Folgendes: Sie nehmen das wunderschöne Wien und die ganzen Menschen in dieser wunderschönen Stadt in Geiselhaft Ihrer Politik der Unfähigkeit, der rot-grünen Politik der Unfähigkeit, des Schuldenmachens, des Belastens und der Schaffung von noch mehr Armut, anstatt sie zu lösen. Da nehmen Sie alle Wiener in Geiselhaft. Sie wissen aber ganz genau, dass auch viele Wiener eine Veränderung wollen und auch Wien eine Veränderung braucht. Und es wird möglich sein, auch in Wien eine Veränderung herbeizuführen. Wir werden am Mittwoch mit unserem Klubobmann und unserem gesamten Freiheitlichen Klub einen Neuwahlantrag stellen, um auch hier Veränderung herbeizuführen. Und alle vernunftbegabten Abgeordneten der Regierungsparteien sind natürlich herzlich eingeladen, auch hier einem Neuwahlantrag zuzustimmen, um den Weg für Neuwahlen freizumachen, die Wähler zu Wort kommen zu lassen und eine positive Veränderung in Wien zu ermöglichen. (Beifall bei der FPÖ.) Denn, Frau Stadträtin, geehrte Frau Stadträtin, was Sie in Wirklichkeit die letzten zehn Jahre gezeigt haben, ist eine verantwortungslose Budgetpolitik, eine verantwortungslose Finanzpolitik, und wenn man sich vor Augen führt, dass hier jedes Jahr mehr Schulden gemacht werden, auch heuer wieder 400 Millionen EUR mehr Schulden gemacht werden, ein Schuldenstand von 7 Milliarden EUR, das ist doch bitte verantwortungslos. Da kann man nicht sagen, man setzt sich am heutigen Tag für Kinderrechte ein und produziert gleichzeitig noch mehr Schulden. Das ist ein Widerspruch an sich. Kinderrechte bedeutet natürlich eine unbeschwerte Kindheit, aber vor allem eine unbelastete Zukunft. Das ist eine Politik, die in Wahrheit für Kinderrechte da ist. (Beifall bei der FPÖ.) Kinderrechte bedeutet, für die Sicherheit da zu sein, für die Geborgenheit der Kinder da zu sein und auch für die Bildung der Kinder da zu sein. Aber all das gerät immer mehr in Mitleidenschaft unter der rot-grünen Stadtregierung. Das Bildungssystem wird immer schlechter. Die Bildungsstudien, die Großstädte, Länder oder Gebietskörperschaften europa- und weltweit vergleichen, zeigen ganz klar in eine Richtung: Das Bildungsniveau in Wien sinkt und sinkt. Die Sicherheit für die Kinder wird immer schlechter, wenn hier laufend Kinder von größtenteils ausländischen Jugendbanden in den Parks angegriffen werden und hier im Endeffekt schon ein Gebietsschutz von Banden stattfindet, damit österreichische Kinder nicht mehr spielen können. Genauso wie auch in den Schulklassen, wo österreichische Kinder in der Minderheit sind und an die Wand gedrängt werden. Und wir wissen ganz genau, dass mittlerweile in Wien schon die Mehrheit der Kinder an den Pflichtschulen muslimisch ist. Wir wissen ganz genau, dass in Wien der fünfthäufigste Vorname Mohammed in den Schulklassen oder überhaupt bei den Kindern ist, was Sie uns versucht haben zu verschweigen. Auch das ist eine desaströse, verantwortungslose Politik, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Und kommen wir eigentlich zum Punkt Ihrer Politik. Ihre Politik ist reiner Machterhalt. Wenn wir uns das Budgetdefizit anschauen, das wir heute diskutieren, uns die Mindestsicherung anschauen, die schon zu mehr als 50 Prozent für Nicht-Österreicher verwendet wird, dann sehen wir ganz genau, dass Ihre Politik nur darauf ausgerichtet ist, noch mehr Leute ins Land zu importieren, einzubürgern und als zukünftige Wähler der SPÖ zu missbrauchen. Und auch da werden wir einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Denn, wenn wir erfolgreich verhandeln - das ist noch nicht fix, da ist noch einiges im Weg, das hat noch einiges vor sich, einige Zeit, einige große Brocken -, dann wird die Mindestsicherung so ausgestaltet sein, dass nicht ein einziges Bundesland ausscheren und als Magnet für Armutsmigration herhalten kann, damit dann die neuen Wähler der Zukunft hier in der Stadt Wien - ich spreche es aus - auch hier angezogen werden. Dann werden auch die Einbürgerungsfristen verlängert werden, nämlich so, dass Asylanten nicht nach sechs Jahren eingebürgert werden können, sondern erst später, nach zehn Jahren, damit eben nicht Ihr Wählerklientel der Zukunft hier in Wien herangezüchtet werden kann. Auch das wollen wir auf den Weg bringen, ich hoffe, es wird erfolgreich sein. Und dann werden wir auch auf den Weg bringen, dass Subventionen nach Möglichkeit nur an Vereine gerichtet werden können, die auch ihre Rechnungslegung nachweisen, andere Subventionen und Zuweisungen, und auch nachweisen und offenlegen, was genau mit dem Geld passiert. Also genau das Gegenteil davon, was im rot-grünen Wien zur Zeit passiert. Und da werden wir hier auch einen Antrag stellen. (Beifall bei der FPÖ.) Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, Frau Brauner, Sie haben gesprochen von der Krise, die anscheinend schon seit mindestens zehn Jahren hier im Land vorhanden ist. Komischerweise nur noch in Wien, weltweit nicht mehr, aber in Wien ist noch immer die Krise. Und da frage ich mich wirklich: Was meinen Sie eigentlich mit Krise? Liegt es vielleicht daran, dass Sie selbst erkannt haben, dass die SPÖ-Finanzpolitik, die SPÖ-Budgetpolitik und die rot-grüne Stadtregierung die wahre Krise in dieser Stadt ist, die es gilt abzuwählen, meine sehr geehrten Damen und Herren? Ich kann nur jetzt schon aufrufen, unterstützen Sie am Mittwoch unseren Neuwahlantrag, es lohnt sich, die Karten neu zu mischen, damit auch hier in Wien eine gute Finanzgebarung möglich ist und die Kinder in Zukunft sich nicht sorgen müssen, dass sie einen Schuldenrucksack weitertragen müssen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit betrug 9 Minuten. Nächster Redner ist Herr GR Oxonitsch, selbstgewählte Redezeit ist 12 Minuten. - Bitte. GR Christian Oxonitsch (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Man hat ja ein Mal mehr gemerkt, dass es in einer Budgetdebatte natürlich immer wieder das Problem der Oppositionsredner ist, dass man sich eigentlich mit einer sehr ausführlichen Rede auseinandersetzen könnte, die sich auf einzelne Fakten, Schwerpunkte der Budgetpolitik des kommenden Jahres bezieht, aber natürlich auch mit der Vorschau der kommenden Jahre, und man auf der anderen Seite natürlich seine Grundbotschaften los werden will. Das passt nicht immer zusammen, und ich möchte auf ein paar Punkten meiner Vorredner eingehen. Es ist in dieser Budgetrede, glaube ich, sehr deutlich geworden, wo die Schwerpunkte der Budgetpolitik dieser Stadt in den kommenden Jahren liegen werden. Das ist auch nicht ganz neu, das hat sich auch in der Vergangenheit gezeigt: natürlich im Bereich Arbeitsmarkt, natürlich im Bereich Bildung, natürlich im Bereich soziale Versorgung und soziale Sicherheit in dieser Stadt, natürlich auch im Bereich der Wirtschaftsförderung. All das wird dann in der Rede einer Vorrednerin locker "die Politik der Nebensächlichkeiten" genannt. Wenn ich mir da nicht nur quantitativ anschaue, welche Summen wir in diesen Bereichen ausgeben, sondern gerade auch, welchen Anteil der Rede durchaus auch die schwierigen Voraussetzungen für einen Ballungsraum, für eine Stadt hier gehabt haben, kann man sagen, wenn das als nebensächlich eingestuft wird, dann weiß ich nicht. Ich glaube, es sind tatsächlich die zentralen Herausforderungen für die Zukunft: Wie kann man sicherstellen, dass Wien weiterhin eine soziale Stadt ist? Wie kann man sicherstellen, dass Bildung, Innovation, Forschung, Entwicklung in dieser Stadt auch durch aktive Politik dieser Stadtregierung unterstützt und gefördert werden können? Da kann man über Instrumente diskutieren, da kann man sich natürlich damit auseinandersetzen, ob dieses oder jenes Instrument vielleicht das geeignete ist. Tatsache ist jedenfalls, meine sehr verehrten Damen und Herren, für uns, für diese Stadtregierung sind es keine Nebensächlichkeiten, sondern wirkliche Schwerpunkte, und diese werden wir auch in den nächsten Jahren verfolgen, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich würde mir ja durchaus auch so etwas wie den Faktencheck wünschen, den es mittlerweile ja in Wahlkämpfen immer wieder einmal im ORF gibt, wo man relativ kurzfristig nach ORF-Debatten dann sieht, was denn von der einen oder anderen Aussage zu halten ist und ob sie mit der Realität übereinstimmt oder nicht. Ich gehe jetzt nur darauf ein, da es das letzte Mal auch schon gekommen ist - und der Vorwurf auch nicht wirklich neu ist -, dass in der Stadt kein Budget und kein Rechnungsabschluss halten. Also, ich weiß ja nicht, wie Sie zu dem Schluss kommen, aber wir bekommen immer noch die grünen Bücher, wir bekommen auch die roten Bücher, die kann man nebeneinander legen und man wird feststellen, der Rechnungsabschluss 2016 und das Budget 2016 haben übereingestimmt. Wir werden feststellen können - das ist halt eine Schau in die Zukunft -, auch das rote Buch des Rechnungsabschlusses 2017 wird sich vom grünen Buch 2016, also vom Budget, nicht unterscheiden. Und hätte man zugehört, Kollege Blümel, hätte man festgestellt, dass genau über diese Zahl, der Sie ganz breiten Raum gegeben haben, nämlich diese Differenz von 100 Millionen - nicht im Rechenwerk der Budgetvorschau, ich sage jetzt Beilage dazu, sondern in der Vorschau für den Rechnungsabschluss 2017 gesagt worden ist, dass sie der Druckfehler ist, der darin enthalten ist. Sie stellen sich her und sagen: Erstmals gibt es Aufdecker: Da ist eine Differenz! - Man hätte nur zuzuhören brauchen (Zwischenruf von GR Mag. Manfred Juraczka.), dann hätte man sich die halbe Minute vielleicht sparen können. (Zwischenruf von StR Mag. Gernot Blümel, MBA. - Zwischenruf von Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner.) Tatsache ist, man könnte zuhören und es wäre trotzdem relativ einfach transportiert worden. Und ja, es gab eine Abweichung in den letzten Jahren, das ist das Jahr 2015. Gerade von Seiten der ÖVP hätte man sich durchaus stolz dazu bekennen können. Weil man sich damals gemeinsam mit einer sozialdemokratischen Bundesregierung auf eine Steuerreform geeinigt hat - und auch deshalb wurden für alle Bundesländer die Spielregeln verändert. Und nicht zuletzt auch deshalb, weil - ja, auch im Jahr 2015 - die Flüchtlingskrise stattgefunden hat. Wien hat damals Verantwortung übernommen, die in vielen Bereichen - das haben wir mehrmals diskutiert - eigentlich in die Zuständigkeit des Bundes gefallen wäre. Viele Geldmittel wurden erst viel später ausbezahlt, und deshalb gibt es auch die Abweichung des Jahres 2015. Diese Steuerreform, davon bin ich überzeugt und das belegen auch alle seriösen Wirtschaftsuntersuchungen, hatte einen maßgeblichen Anteil am Wirtschaftsaufschwung. Man kann sich dazu bekennen, dass Gott sei Dank die Wirtschaft wieder in Schwung kommt, dass tatsächlich das österreichische Wirtschaftswachstum über dem europäischen Durchschnitt liegt. Da haben Rot und Schwarz in dieser Zeit etwas zusammengebracht, aber das hat natürlich Auswirkungen auf den Haushalt gehabt, den man 2015 gesehen hatte. Das soll man nicht kritisieren, dazu kann man sich auch aktiv bekennen, denn diese Steuerreform war eine wirtschaftspolitisch, arbeitsmarktpolitisch richtige Maßnahme, meine sehr verehrten Damen und Herren, auch wenn es uns eine Neuverschuldung gebracht hat. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Last but not least möchte ich auf folgenden Punkt auch noch eingehen: Ja, man kann an einem Punkt tatsächlich einen wesentlichen Unterschied zwischen rot-grüner Politik der rot-grünen Stadtregierung und in erster Linie Schwarz- Blau in dieser Stadt sehen, nämlich dass es für Schwarz-Blau tatsächlich vom Grundsatz her ein kritisierenswertes Thema ist, dass die Stadt, ob jetzt pro Tag 2 Millionen EUR, ob insgesamt über 600 Millionen EUR für Armutsbekämpfung ausgibt. Das macht einen ganz wesentlichen Unterschied. Mindestsicherung ist Armutsbekämpfung. Mindestsicherung ist Bekämpfung von Obdachlosigkeit. Mindestsicherung ist auch Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in dieser Stadt. Für uns ist das keine Belastung, sondern soziale Verantwortung in dieser Stadt, meine sehr verehrten Damen und Herren, und wir nehmen sie auch wahr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich finde das mit dem Wort Zynismus ganz gut ausgedrückt. Die Stadt nimmt Geldmittel in die Hand - wir würden sie uns gern ersparen, denn würde es keine Arbeitslosigkeit geben, würde es keine Menschen geben, die tatsächlich Unterstützung und Hilfe brauchen. Ja, dann wäre es angenehm, gar keine Frage. Diese Stadt erträumen und erwünschen wir uns in der einen oder anderen Form wahrscheinlich alle. Nur: Es ist nicht so. Man weiß, gerade in Ballungsräumen, gerade in Städten brauchen viele Menschen diese Unterstützung. Das macht die soziale Verantwortung dieser Stadt aus. Kollege Ellensohn ist darauf eingegangen, aber nicht zuletzt auch die Frau Finanzstadträtin in ihrer Rede: Dass sich eine Stadt zu dieser sozialen Verantwortung bekennt, ist ein wesentlicher Unterschied. Und diesen Unterschied werden wir auch in Zukunft klar machen. Diese über 600 Millionen EUR, die die Stadt in die Mindestsicherung, in Armutsbekämpfung investiert, sind richtig angelegtes Geld und sind notwendiges Geld in dieser Stadt. Wir hoffen, dass wir nicht zuletzt auch mit dem Mindestsicherungsgesetz, das wir in drei Tagen beschließen werden, eine gute Grundlage dafür schaffen, dass diese Mindestsicherung und die damit verknüpften Maßnahmen viele Menschen zu einem selbstständigeren Leben bringen können. Aber es wird nicht automatisch so sein. Ich sehe diese Konsequenz vor meinem Auge: Sollten all die Drohungen wahr sein, die man auch in der Rede meines Vorredners gehört hat, werden Sie die Ersten sein, die dann sagen: Wie kann es in einer Stadt passieren, dass Menschen wieder in einem Park leben? Sie werden die Ersten sein, die sagen: Warum fahren Leute in der Tramway 20 Runden, wie es in anderen Städten ist, nur damit sie es ein bisschen warm haben? Es gibt nur diese Variante oder die Variante, Menschen zu unterstützen. Wir bekennen uns zur Variante, die Menschen zu unterstützen, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich will nicht noch sonderlich auf den Vorwurf des Aufhetzens einer Gebietskörperschaft gegen eine andere eingehen. Gerade wenn wir uns die letzten Wochen und Monate ansehen, wie tatsächlich orchestriert und teilweise noch begleitet, auch von Vertreterinnen und Vertretern dieses Hauses, Meldungen über Wien - Horrormeldungen kann man ja fast schon dazu sagen - kreuz und quer über Österreich verstreut wurden. (VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.: Gegen Rot-Grün, nicht gegen Wien, das ist der Unterschied!) Ich bin auch in einer bundespolitischen Funktion tätig, und wenn man dann wo hinkommt, wird man gefragt: Sag einmal, wie ist denn das tatsächlich in Wien? Es werden Bilder erzeugt und produziert, sei es in der Frage der Kindergärten, sei es in der Frage der Verkehrspolitik, sei es in der Frage der Steuerpolitik dieser Stadt. Es sind viele Bereiche, wir haben sie alle, glaube ich, noch in unseren Ohren. Wenn man sich das anschaut, was da passiert ist, dann kann ich nur sagen: Wer da wen gegen wen aufgehetzt hat, möchte ich nicht wissen. Ich weiß auch nicht, was das wirkliche Ziel dabei war. Eines ist klar: Es ist eigentlich verwunderlich, dass es gerade auch auf Grund des guten Rufs von Wien, der ziemlich unzerstörbar in dieser Republik ist, gelingt, dass wir immer noch Tourismusrekorde haben, auch wegen der Touristinnen und Touristen und Menschen, die aus den Bundesländern nach Wien kommen. Das zeigt, es hat dieses Aufhetzen - so muss man es sagen - oder der Versuch des Aufhetzens nicht funktioniert. Das heute der Frau Stadträtin vorzuwerfen, finde ich mehr als absurd. In diesem Zusammenhang, vielleicht auch, weil die Neuwahlforderung kommt, würde ich den Vorsitzenden ersuchen, zu überprüfen, ob der Vorwurf "Es gibt eben nur ein paar, die einem Antrag zustimmen, das sind die Vernunftbegabten und der Rest ist es nicht!" nicht auch für einen Ordnungsruf reichen würde. Wir sind hier 100 Abgeordnete, die alle gewählt wurden, und ich gehe davon aus, dass wir alle vernunftbegabt sind. Ich möchte auf noch ein Thema eingehen (eine Tafel mit einer Graphik in die Höhe haltend) - ja, das ist ein Taferl - , denn ich denke, man muss das, nachdem wir die Frage der Verschuldung dieser Stadt ja immer wieder diskutieren, vielleicht auch ein wenig graphisch noch einmal erörtern -: Die Frau Stadträtin hat sehr eindrucksvoll gesagt: 2,6 Milliarden EUR investiert diese Stadt. Investition bedeutet: Wir bauen Schulen, wir bauen den öffentlichen Verkehr aus, wir sanieren Kultureinrichtungen in dieser Stadt, wir schaffen ein neues Strahlentherapiezentrum, wir investieren in Gesundheit, wir investieren 126 Millionen EUR in den Straßenausbau und vieles andere mehr - das, damit man ein Bild hat. 2,6 Milliarden EUR werden in diese Stadt investiert, weil wir für die Zukunft Werte schaffen, wie es die Frau Stadträtin gesagt hat. Von diesen 2,6 Milliarden EUR werden 376 Millionen EUR - sie reden halt über 400 Millionen EUR, es ist ihnen ja wurscht, 24 Millionen EUR mehr oder weniger machen bei ihnen keinen wesentlichen Unterschied, sei es drum, wenn woanders einmal etwas um 2 Millionen teurer wird, kenne ich die Diskussion auch, aber sei es drum, machen wir ein paar Rundungen - tatsächlich mit Fremdmitteln aufgenommen. Das ist also der Anteil, den diese Stadt an "Schulden" macht. Es wäre ein Einfaches, das muss man immer wieder dazusagen, dieses Defizit zu beseitigen, nämlich, indem man irgendetwas von dem, was auf dem Taferl rundherum steht, nicht macht. Keine neuen Schulen baut, die U-Bahn nicht ausbaut, die Kindergärten nicht ausbaut, nicht in Kultureinrichtungen investiert, nicht in den Bereich des öffentlichen Verkehrs investiert, nicht in die Straßen. Das machen andere Städte. Genau das machen andere Städte, indem sie es einfach nicht mehr tun. Was das für Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, auf die Infrastruktur, auf die zukünftigen Generationen hat, darüber zerbrechen sich gerade sehr viele Städte den Kopf, und auch darüber, wie sie aus dieser Nummer wieder rauskommen. Für uns hält der Konsolidierungspfad, wir bekennen uns verantwortungsvoll dazu, und daher werden wir diesem Budget auch zustimmen, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Kollege Oxonitsch hat 12 Minuten Redezeit verbraucht. Das war die Vorgabe, das heißt, Sie befinden sich in der selbst vorgegebenen Zielvorgabe. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Wiederkehr. Selbstgewählte Redezeit sind 13 Minuten, diese werden auch eingestellt. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Werte Damen und Herren! Frau Finanzstadträtin Brauner spricht von einem Gegenmodell, ein Gegenmodell Wien zu einem ach so bösen schwarz-blauen Modell auf Bundesebene, und versucht damit eigentlich davon abzulenken, dass das Budget ein Gegenmodell ist, nämlich ein Gegenmodell zu einer vernünftigen Budgetpolitik, ein Gegenmodell zu einer antizyklischen Budgetpolitik und ein Gegenmodell zu einer generationengerechten Budgetpolitik. (Beifall bei den NEOS.) Alles, was wir hören, ist ein Programm gegen Schwarz-Blau. Man kann es sich natürlich sehr, sehr einfach machen, indem man einen äußeren Feind sucht - Schwarz-Blau hier als Kontrapart - und die eigenen Hausaufgaben nicht macht und von eigenen Defiziten ablenken möchte. Das Budget, das hier vorgelegt wird, ist, wie in den letzten Jahren, eine absolute Katastrophe und unfair für die zukünftigen Generationen, auch wenn immer wieder behauptet wird, es wird so viel investiert - auch von Herrn Oxonitsch zuvor -, Investition, Investition, Investition. Natürlich ist es wichtig, dass die Stadt investiert. Man muss aber auch schauen, wo denn die Budgetposten besonders stark wachsen. Das ist zum Beispiel im Bereich der Pensionen, wo sie um 37 Prozent seit 2008 gewachsen sind. Das ist für mich nicht unbedingt die Investition, die Zukunft schafft, sondern das ist ein Verwalten an nötigen Budgetposten, die auch Spielraum für die Zukunft nehmen. (Beifall bei den NEOS.) Frau Brauner lobt sehr stark die Aktion 20.000. Es ist mir ein absoluter Dorn im Auge, wie man das zu so einem zentralen Element einer Arbeitsmarktpolitik machen kann. Es ist ein planwirtschaftlicher Versuch, Menschen in Beschäftigungsverhältnisse zu drängen, die eigentlich nicht nötig wären. Das ist genau das Gegenteil einer schlanken Verwaltung, wenn man schaut, wie man künstlich Jobs schafft. Hier widerspricht sich auch der Ansatz der Stadt, Verwaltungseinsparungen zu bestreiten, wenn man dann an so etwas wie der Aktion 20.000 um jeden Preis festhalten möchte. Eine Neuverschuldung von über 370 Millionen EUR als Konsolidierung zu verkaufen, ist ein einziger Hohn. Von Seiten der GRÜNEN kommen kaum eine Analyse zum Budget oder Verbesserungsvorschläge. Es wird lediglich gegen reiche Menschen, die etwas erreicht haben, gebasht. Darum geht es, um dieses Ausspielen von Menschen, die schon etwas erreicht haben. Die Darstellung der Mindestsicherung als etwas Seliges, als etwas sehr, sehr Positives, dieses Menschenbild verstehe ich nicht ganz, auch nicht, warum die Mindestsicherung so positiv dargestellt wird. Ich möchte nicht, dass die Menschen von der Stadt oder vom Staat abhängig sind. Ich möchte, dass Menschen sich selbst etwas erarbeiten können und auch selbst Geld verdienen können. (Beifall bei den NEOS.) Worauf dann immer in Studien verwiesen wird, ist, dass Wien so schön und toll ist. Ja, auch ich liebe Wien. Wien ist schön, das ist auch klar. Aber wir müssen uns die Politik anschauen, die in ganz vielen Feldern in die falsche Richtung geht, und die Problemfelder, die immer größer werden, die immer stärker werden und behandelt werden müssen. Das heißt, es ist eine Frage der Zeit, bis wir da auch Konsequenzen sehen werden, wenn wir nicht unsere Politik ändern. Von Seiten der FPÖ ist natürlich nach 5 Minuten die Problemanalyse über Mohammed und Islam gekommen, die, glaube ich, etwas zu simplifiziert ist, um die Krise der Stadt zu erklären. Ich möchte zwei Bereiche des Budgets herausnehmen, die mir besonders wichtig sind. Der erste betrifft den Verwaltungseinsparungsprozess WiStA und der zweite den Vergleich mit anderen Städten. Zu den Verwaltungseinsparungen oder scheinbaren Einsparungen: Hier ist die Stadt Ankündigungsweltmeister, aber Umsetzungszwerg. Seit 2015 wurde eine Verwaltungsreform angekündigt, angekündigt, angekündigt. 2016 dann auch präsentiert, ganz groß als Wiener Struktur- und Ausgabenreform, bei der der erste riesige Punkt die Bezirkereform war. Mich würde interessieren: Wo ist denn die geblieben? Warum geht man in die Medien und präsentiert etwas groß und dann kommt gar nichts? - Letzte Woche gab es anscheinend einen Rückzieher, nämlich, dass nicht einmal eine minimale Änderung kommt. Das ist eine unehrliche Politik, wenn man Ankündigungen der Reihe nach macht, aber keine dieser Ankündigungen auch nur irgendwie umsetzt. (Beifall bei den NEOS.) Dazu gab es auch schon die Diskussion letztes Jahr: Wo sieht man denn die Einsparungspotenziale von WiStA? Da habe ich auch eine Anfrage an Sie gestellt, Frau Stadträtin, wo denn diese anscheinend 100 Millionen EUR Optimierungen sind, die laut Ihnen anscheinend schon im Budget schlagend sind - 23 Millionen EUR bei der Entbürokratisierung und 77 Millionen EUR bei der Aufgabenoptimierung. Da wurden Sachen aufgezählt wie die Übertragung des Konservatoriums oder die Zusammenführung städtischer Hotlines oder die Treffsicherheit des Förderportfolios, die 100 Millionen EUR im Budget ausmachen sollen. Wenn man sich allerdings das Budget genau in diesem Posten anschaut, so gibt es keine Einsparung, sondern zum Beispiel beim Konservatorium Mehrausgaben von 1 Million EUR. Bei der Treffsicherheit des Förderportfolios sehe ich überhaupt nichts, sondern da sehe ich wachsende Förderbeiträge. Oder bei der Einsparung im Bereich Gebäude und Verwaltung der Stadt sehe ich einen massiven Anstieg der Kosten und vor allem auch der Mietkosten von Gebäuden, weil die Stadt die eigenen Gebäude zu günstig vergibt und sich selbst irgendwo teuer einmieten muss. Das ist keine sinnvolle Finanzpolitik, wie ich sie mir vorstellen würde. Beim großen Punkt Personalreform, der ja auch immer wieder angekündigt worden ist - diese werden wir im Landtag noch diskutieren -, sehe ich kaum Mut, Schritte zu setzen, die notwendig wären, um unsere Stadt zukunftsfit zu machen. Da entstehen kurzfristig sogar mehr Kosten, anstatt dass Einsparungen geschehen würden. (GR Ing. Christian Meidlinger: Das sind keine Sklaven, das sind Mitarbeiter!) Der nächste Punkt betrifft den Vergleich, Frau Brauner, weil Sie den immer wieder sehr gerne bringen: Wie steht Wien da im Vergleich zu anderen Bundesländern, im Vergleich zu anderen Städten? - Vergleicht man Wien mit anderen vergleichbaren Städten, zum Beispiel München oder Stuttgart, so sieht man, dass Wien sehr, sehr schlecht abschneidet. Schaut man sich zum Beispiel München an, das zwischen 2006 und heute die Verschuldung pro Person von 2.600 EUR auf 500 EUR reduziert hat, während Wien im gleichen Zeitraum von 890 EUR pro Person auf über 3.000 EUR erhöht hat, so sieht man ein eklatantes Auseinanderklaffen von München und Wien, obwohl beide Städte ähnliche Herausforderungen haben. München hat sogar ein stärkeres Wachstum an Zuwanderung als Wien, und Wien schafft es trotzdem nicht. Hier sieht man, dass der Wille fehlt, Reformen anzugehen, weil man lieber den Ist- Zustand verwaltet und zu starke Abhängigkeiten von gewissen Interessentengruppen hat. Wir sind in der Generaldebatte, für die wir uns vorgenommen haben, ein bisschen über Europa, Internationales zu reden. Dafür möchte ich die restliche Redezeit verwenden, weil es uns als proeuropäische Partei ein besonderes Anliegen ist, Wien im Herzen Europas in einer starken Rolle der europäischen Integration zu sehen. Wir haben eine besondere Chance, da wir ja die Ratspräsidentschaft übernehmen werden und die Entwicklung der Europäischen Union weiter voranbringen können. Ich sehe den Integrationsprozess wie ein Fahrrad, das entweder weiterkommt und fährt oder umfällt. Es gibt in Österreich leider immer mehr Akteure, die lieber das Fahrrad umfallen sehen würden, als es voranzubringen. Da sehe ich auch die zukünftige Regierung von Schwarz-Blau sehr, sehr kritisch in europapolitischen Fragen. Vor allem auch, weil der bisherige Außenminister Kurz mit sehr fragwürdigen Äußerungen und Ideen an die Öffentlichkeit tritt. Man sieht es an kleinen Dingen: Wenn man versucht, den Begriff der EU-Bürger zu EU-Ausländern zu verändern, dann zeigt das ganz, ganz viel von Politikverständnis; von Politikverständnis als mehr Nationalstaatlichkeit und die anderen als Gefahr zu sehen. (Beifall bei den NEOS und von GR Christian Oxonitsch. - Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Ich weiß, die FPÖ möchte am liebsten viel, viel mehr Nationalstaatlichkeit, obwohl die Herausforderungen unserer Zeit wie Migration, wie Klimakrise europäisch zu beantworten sein werden und nicht auf nationaler Ebene, auch wenn Sie im nationalstaatlichen Denken des 19. Jahrhunderts verhaftet sind. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie sind ein Staatsverweigerer!) Das sieht man zum Beispiel im Bereich der Verteidigungsunion, beim Verteidigungspakt, der letztes Jahr beschlossen wurde: Die deutsche Verteidigungsministerin traut sich, mutig an die Öffentlichkeit zu treten und zu sagen, das ist ein wichtiger Schritt Richtung europäischer Verteidigungsunion, ein erster Schritt. Und was macht Österreich, was macht unser Außenminister Kurz? - Er sagt, mit der Neutralität ist es schon etwas heikel und so ist es ja gar nicht gemeint. Er relativiert alles, obwohl genau das ein ganz, ganz wichtiger Schritt wäre, um in eine Verteidigungsunion zu gehen und auch den Begriff der Neutralität neu zu diskutieren. (Beifall bei den NEOS. - GR Mag. Wolfgang Jung: Diskutieren Sie es! Mal sehen, wie viele Österreicher Ihnen folgen werden!) Wir glauben, es ist an der Zeit, dass wir da reinen Wein einschenken und auch schauen, wie denn die Neutralität überhaupt noch mit unseren Herausforderungen und mit unseren Sicherheitserfordernissen in diesem Jahrhundert zusammenpasst. Das Thema Personenfreizügigkeit wird nicht nur von Seiten der ÖVP politisch instrumentalisiert, sondern auch sehr stark von der SPÖ. So zum Beispiel im Burgenland, wo das Bundesland besonders von der Personenfreizügigkeit der EU profitiert hat. Allerdings macht es jetzt Stimmung dagegen und Stimmung gegen ungarische Gastarbeiter, gegen polnische Hilfsarbeiter, die Arbeiten verrichten, die sonst niemand machen würde. Auch das ist nicht verantwortungsvoll. (GR Armin Blind: Das ist das rassistischste Argument, das es gibt, Herr Kollege!) Das ist spannend, wenn mir die FPÖ Rassismus unterstellt, wenn ich mich freue, dass Menschen global und europäisch vernetzt arbeiten und denken und auch in andere Länder gehen können. (GR Armin Blind: Ihr Argument ist absolut rassistisch!) Ich glaube, Sie sehen eher sich selbst und Ihr Weltbild, das höchst nationalistisch und in vielen Bereichen auch rassistisch ist, wie man vorhin bei der Rede zu Muslimen gesehen hat. Sie haben ein rassistisches Menschenbild. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Aber kommen wir darauf zurück, was die Stadt in diesem Gefüge tun kann. Ich finde, es sind die kleinen Dinge, die Signalwirkung haben, zum Beispiel, wie wir den Ausschuss für Europa und Internationales leben. Ich als Abgeordneter fühle diesen Ausschuss als nicht ernst geführt. Wir als Abgeordnete werden nicht ernst genommen und auch der Selbstanspruch des Ausschusses ist gering. Er schätzt sich selbst gering. Obwohl eigentlich im Regierungsübereinkommen eine Aufwertung des Ausschusses angestrebt worden ist, kommt mir vor, dass es von Sitzung zu Sitzung immer irrelevanter wird, die Tagesordnungspunkte eine reine Abnicksache sind und man irgendwie versucht, die Zeit dort zu füllen. Hier müssen wir ein Signal setzen, diesen wirklich sinnvoll gestalten, aufwerten, aktuelle Themen diskutieren, die die Stadt und auch das Land im Rahmen der Subsidiarität vortragen können. Es bringt nichts, wenn ich darüber informiert werde, was der Magistrat ausgearbeitet hat. Ich als Abgeordneter möchte selbst auch Impulse geben, wo denn Subsidiarität verletzt sein könnte, und diese Themen für die Zukunft diskutieren. Problematisch finde ich außerdem die Haltung der Stadt im Bereich der Konsolidierung, im Bereich des Europäischen Stabilitätspakts, früher Maastricht-Kriterien. Das einzige Anliegen der Stadt ist es, diese aufzuweichen, aufzuweichen und noch mehr aufzuweichen. Genau das Gegenteil wäre aber wichtig, nämlich eine Europäische Union, die stabil ist, kann nur stabil sein, wenn es einen Stabilitätspakt gibt, wenn die Staatsverschuldung nicht davongaloppiert und Staaten dadurch instabil und abhängig von externen Finanzgebern werden. Darum geht es ja, um diese Unabhängigkeit, die bewahrt werden muss, vor allem dann, wenn die Zinsen auch mal steigen werden. Es ist sehr, sehr wahrscheinlich, dass diese Zinspolitik nicht auf ewig so halten kann, weil sie in dieser Form abzulehnen ist, weil sie eine stille Enteignung aller Sparer ist. Aber wenn die Zinspolitik sich ändert, dann werden die Belastungen natürlich für alle Gebietskörperschaften höher. Die Stadt sollte sich dafür einsetzen, dass der Stabilitätspakt eingehalten und nicht aufgeweicht wird. Das sollten wir auch in dieser Stadt zeigen, dass man das machen kann. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Kollege Wiederkehr hat 13 Minuten gesprochen. Das heißt, es bleibt eine Restredezeit der NEOS von einer theoretischen Minute. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Kollege Juraczka. Selbstgewählte Redezeit sind 10 Minuten, diese werden auch eingestellt. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich muss gestehen, ich habe mir am Wochenende überlegt, wie ich es mit meiner Wortmeldung schaffe, Sie, vor allem auch die Abgeordneten der Regierungsfraktionen, mitzunehmen, damit diese Budgetverhandlungen nicht lästige Routine sind, die man zwei Mal pro Jahr über sich ergehen lassen muss, für die man viel Sitzfleisch braucht und bei denen jeder ein Mal, zumindest in seinem Ressort, einige Themen ansprechen darf. Wir haben gerade bei der Budgetpolitik unglaubliche Veränderungsmöglichkeiten, da kann wirklich Politik gestaltet werden. Aber ich muss gestehen, diese Gedanken hätte ich mir gar nicht machen müssen, denn wir sind jetzt in der zweiten Runde der Generaldebatte und ich spreche vor durchwegs gelichteten Sitzreihen, und selbst die Vorredner in der Debatte haben ihre Redezeit dazu verwendet, über alles Mögliche zu reden, aber in den seltensten Fällen über die Budgetpolitik in dieser Stadt. Frau Stadträtin, Sie haben es schon in Ihrer Rede, und die sollte wahrlich von einer gewissen Expertise getragen sein, geschafft, bei aller Wertschätzung und Sinnhaftigkeit der Einrichtung, über den 24-Stunden-Frauennotruf zu reden. Wir haben darüber geredet, ob die Städte in Europa eine stärkere Vertretung finden sollen. Das ist alles gut, alles wichtig, alles diskussionswürdig, aber sich mit den wichtigen Hard Facts dieser Budgetdebatte auseinanderzusetzen, hätte ich mir anders vorgestellt. StR Gernot Blümel hat es schon angesprochen, auch in Wien müssen wir nun einmal tun, was richtig ist. Ich weiß schon, es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt dafür, denn gerade die große Regierungsfraktion wird in den nächsten 67 Tagen wahrscheinlich gar nichts tun, außer gebannt mit sich selbst beschäftigt zu sein. Ja, aber ich fürchte, auch danach ist das Einzige, was sich in dieser Stadt bewegt, der Schuldenberg. Dieser wächst, und er wächst nicht - das haben bereits einige meiner Vorredner gesagt -, wie Sie behaupten, Frau Stadträtin, antizyklisch, sondern er wächst kontinuierlich. Sie sind seit zehn Jahren zuständige Finanzstadträtin und Sie haben heute auch den Vergleich mit deutschen Städten gebracht, beispielsweise mit Berlin. Ja, natürlich ist die Gesamtverschuldung schon aus historisch nachvollziehbaren Gründen in Berlin wesentlich höher. Berlin ist eine Stadt, welche die Wiedervereinigung direkt am eigenen Leib erleben musste, in der ganze Strukturen, Infrastrukturen einander angepasst werden mussten. Aber, und das ist das Lustige, es wurden 2009, 2010, 2011 unter einer übrigens rot- schwarzen Regierung in Berlin Schulden gemacht, mit 2012 dann nicht mehr. Und wir haben eine Finanzstadträtin, die im Jahr 2018 oder zumindest für den Budgetvoranschlag im Jahr 2018 wirklich die Chuzpe hat, von der größten Finanzkrise seit den 30er Jahren zu sprechen, die bitte mittlerweile selbst in Wien, selbst bei der Wiener SPÖ, wo alles ein bisschen langsamer geht, der Vergangenheit angehören sollte, meine Damen und Herren. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Herr Klubobmann Oxonitsch hat schon versucht, ein bisschen zu relativieren, indem er gesagt hat, na ja, da gab es dann immer Außeneinflüsse, sodass wir vielleicht unsere Voranschläge nicht ganz so halten konnten. - Es ist die Regel und nicht die Ausnahme! (GR Christian Oxonitsch: Einmal! Zeigen Sie mir eine andere!) Lieber Herr Klubobmann, es ist leider Gottes so, dass die Voranschläge des Öfteren nicht eingehalten werden. (Beifall bei der ÖVP. - GR Christian Oxonitsch: Welches Jahr? - Keine Antwort!) Meine Damen und Herren, wir kritisieren nicht nur diese strukturellen Mängel, diese Planungsunschärfe, die es hier gibt, diesen Blindflug, sondern wir kritisieren vor allem auch, dass man in vielen Bereichen keine kaufmännische Sorgfalt pflegt. Es war ja schon so, dass die Vorredner der Regierungsparteien, sowohl Kollege Ellensohn als auch Kollege Oxonitsch, ihre Wortmeldungen eher zum Moralisieren und zum Bashen verwendet haben. Ich muss gestehen, ich bin wirklich verblüfft darüber, dass man den 15. Oktober noch einmal hier in der Debatte aufleben lässt und anderen einen komischen oder miesen oder tiefen Wahlkampfstil unterstellt. Es liegt nicht an mir, über eigene Berater zu reden, die da manche Parteien werken ließen. Nur, ich glaube, da darf ich sowohl Herrn Klubobmann Oxonitsch als auch Frau StRin Brauner sagen, anderen einen miesen Wahlkampfstil zu unterstellen, das sollte man sich doch als Sozialdemokrat in diesem Land genauer überlegen. Das war es von meiner Seite auch schon dazu. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Und wenn ich mir dieses Moralisierende in den Wortmeldungen der beiden Klubobleute angehört habe, dann kann ich nur einen Tweet eines bekannten Wiener Journalisten, der dieses Wochenende auf Twitter abgesetzt wurde, zitieren: "Rot-Grün in Wien pleite, aber dafür moralisch höherstehender als der Pöbel, der das alles zu finanzieren hat." - Mehr auf den Punkt kann man es eigentlich gar nicht bringen. Meine Damen und Herren, dass beispielsweise bei der Mindestsicherung adaptiert werden muss, das passiert nicht nur im bösen Oberösterreich, das heute schon mehrfach thematisiert wurde, das ist beispielsweise auch im Burgenland unter einem SPÖ-Landesrat passiert, das ist auch in Vorarlberg unter grüner Beteiligung passiert. Nur in Wien verschließt man vor der Realität die Augen, und das hat zur Folge, dass man im Jahr 2005 162 Millionen EUR für die Mindestsicherung ausgegeben hat, jetzt im Voranschlag 2018 rechnet man mit knapp 670 Millionen EUR. Und wir alle kennen die Zukunftsprognosen aus dem Ressort Frauenberger selbst, wo man damit rechnet, dass es bis 2021 vielleicht sogar an die 300.000 Bezieher von Mindestsicherung geben könnte. Das wäre dann wirklich etwas, das finanziell nicht mehr zu stemmen wäre. Kindergärten sind auch so ein Beispiel: Ja, auch wir bekennen uns selbstverständlich zum kostenlosen Kindergartenjahr. Es war die ÖVP-Wien, die diesen Antrag schon unter unserem damaligen Obmann und heutigen EU-Kommissar Johannes Hahn zig Mal gestellt hat, bis es Gott sei Dank realisiert wurde. Nur, wenn wir uns die steigenden Kosten von 340 Millionen EUR auf 847 Millionen EUR in den letzten 10 Jahren ansehen, meine Damen und Herren, dann wäre es vielleicht doch an der Zeit, auch einmal anzusehen und zu überprüfen, wie mit den Geldern, wie mit den Förderungen gerade in diesem Bereich umgegangen wird, damit wir nicht regelmäßig - jetzt rede ich gar nicht von den pädagogischen Inhalten - Förderskandale in diesem Bereich zu stemmen haben, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Beamtenpensionen wurden schon angesprochen: auch hier nach wie vor keine Harmonisierung mit der Bundesregelung. Da findet es die Sozialdemokratie, da finden es die GRÜNEN, die sonst immer nur von der Gleichmacherei träumen, plötzlich toll, dass es in diesem Land zwei unterschiedliche Pensionssysteme für Beamte gibt, das des Bundes, wo bereits strukturell reformiert wurde, und das der Stadt Wien, wo man einfach so tut, als würden nach wie vor Milch und Honig fließen. Wir haben dann auch die Situation - ich werde dazu heute noch einen Antrag in der Finanzgruppe einbringen -, dass wir gerade einmal 1,6 Prozent der gesamten Wiener Budgetmittel für die Bezirke ausgeben. Meine Damen und Herren, wir hatten 1988 eine Dezentralisierung, wir hatten 1998 die nächste Dezentralisierung, seit 19 Jahren haben wir Stillstand und werden dieser Tage dazu noch einen Akt haben: Wenn die Bezirke all ihre Aufgaben finanziell nicht mehr stemmen können, und das können sie vielfach nicht, das weiß ich, dann gibt man ihnen nicht mehr Geld, sondern nimmt ihnen wieder Kompetenzen weg. Überlegen wir uns doch auch in diesem Fall bitte einmal den anderen Weg! (Beifall bei der ÖVP und von StRin Ursula Schweiger-Stenzel.) Meine Damen und Herren, auch die Frühpensionierungen sind eine Art und Weise, die sehr signifikant dafür ist, wie die Stadtregierung mit den Problemstellungen in Wien umgeht. Wir werden auch im Jahr 2017 wieder mehr als 700 Frühpensionierungen mit einem Durchschnittsantrittsalter von 54 Jahren haben. Wir wissen, bei den Stadtwerken geht gerade einmal 1 Prozent der Menschen wirklich mit Regelantrittsalter, mit 65, in Pension. Aber was macht Rot- Grün? Reagiert sie darauf? - Bgm Häupl hat in einem mittlerweile schon legendären "Standard"-Interview schon vor vielen, vielen Jahren gesagt, ja, bei den Frühpensionen müssen wir etwas machen. - Das war aber leider Gottes die einzige Reaktion von Seiten der Sozialdemokratie, die es je darauf gab. Bis jetzt, denn ab 1.1.2018 wird die Gemeinderätliche Personalkommission nicht mehr dafür zuständig sein, das heißt, die Opposition kriegt weniger an Informationen dazu und es ist gut. Meine Damen und Herren, das ist keine seriöse Budgetpolitik, seriöse Finanzpolitik und nicht tragbar! Die Schulden von heute, werte Frau Stadträtin, sind die Steuern von morgen! Und wenn wir davon reden, dass wir unseren Kindern und Enkeln eine großartige Stadt übergeben wollen, dann müssten wir jetzt und vor allem in der Budgetpolitik rechtzeitig darauf schauen, dass wir diesen hohen Ansprüchen auch genügen. Ich darf zu guter Letzt drei Anträge einbringen, die für uns wesentliche Themen dieser Stadt behandeln: Schuldenbremse für Wien: Meine Fraktion hätte gern so eine Schuldenbremse im Verfassungsrang auf Bundesebene, weil das eben ein, wie wir glauben, sehr gutes Mittel ist, um Politiker davon abzuhalten, populistisch kurz vor Wahlen oder dergleichen das Füllhorn auszuschütten. Wir brauchen diese Schuldenbremse in Wien, die Budgetvoranschläge zeigen Jahr für Jahr, dass wir offensichtlich sonst nicht in der Lage sind, Budgetdisziplin einzuhalten. Der zweite Antrag behandelt ein Thema, bei dem die Sozialdemokratie sich nicht ganz schlüssig zu sein scheint, zumindest nicht ganz einig mit ihrem Koalitionspartner. Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Lobau-Tunnel, zur 6. Donauquerung, und wir brauchen die Errichtung dieses Projekts so rasch wie möglich, meine Damen und Herren, und keine Stadtregierung, die selbst mit ihrer Haltung dazu ringt. Zum dritten Antrag: Es wurden heute schon diverse Rankings genannt, in denen Wien so toll abschneidet. Eines fällt mir jetzt in der Tat ein, nämlich ein Tourismusranking aus den USA, erst wenige Woche alt, in dem man gemeint hat, Wien sei eine tolle Stadt und wert, bereist zu werden. Das freut mich. Ich denke, das hat viele Gründe, vor allem die historischen Schätze, die Wien anzubieten hat, vielleicht weniger die rot-grüne Stadtregierung. Aber aus diesem Grund und weil wir uns mit diesen etwas mehr als zwölf Millionen Nächtigungen nicht zufrieden geben, sondern glauben, dass da noch mehr möglich ist, dass wir noch mehr Menschen unsere Stadt zeigen können, ist es hoch an der Zeit, dass wir die Diskussion um die Sonntagsöffnung in Wiener Tourismuszonen endlich wieder mit Leben erfüllen. Meine Damen und Herren - Kollege Strobl lächelt gerade, aber auch er, gerade als ein Mann der Wirtschaft, der er ja eigentlich sein sollte, wird es merken -, Sie werden sich nicht ewig dem Zeitgeist und dem Gebot der Stunde widersetzen können! - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Das waren 13 Minuten. Das heißt, die ÖVP hätte noch eine Restredezeit von 8 Minuten. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Kollege GR Dipl.-Ing. Margulies. Selbstgewählte Redezeit beträgt 12 Minuten, diese werden auch eingeschaltet. - Sie haben das Wort. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Kollege Juraczka, Sie haben gesagt, seriöse Budgetpolitik beginnt mit ..., dann habe ich das Wort nicht verstanden, ich setze es einfach so fort: mit Fakten. Ich möchte deshalb zu Beginn ein paar Fakten darlegen, und es würde mich interessieren, ob Sie das tatsächlich so verinnerlicht haben, wobei ich kein Frage-und-Antwort-Spiel mache, keine Angst! (GR Mag. Wolfgang Jung: Wir fürchten uns nicht!) - Na gut, Kollege Jung, Sie fürchten sich nicht, an Sie: Wie viel bekommt die Stadt Wien pro Kopf aus den Ertragsanteilen? Wissen Sie das ungefähr? (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie dürfen überhaupt nicht übers Budget diskutieren! Eine Partei, die kurz vorm Konkurs steht, will uns belehren!) - Ach so, Sie fürchten sich, Sie haben keine Antwort. Also gut, beginnen wir mit den Fakten, damit Sie es wissen: Im Jahr 2008, Kollege Juraczka und Kolleginnen und Kollegen von den Freiheitlichen, bekam die Stadt Wien aus den Ertragsanteilen pro Kopf 2.933 EUR. Das sind die Ertragsanteile, die ausgewiesen sind plus die Ansätze 9410 und 9450, die dann in Ertragsanteile umgewandelt wurden. Nur damit Sie wissen, worüber wir reden. Pro Kopf 2.933 EUR. 2018, also viele Jahre später, sind es nominell 3.400 EUR und geldwertmäßig 2.842 EUR. Das heißt, für 1,9 Millionen Bürger und Bürgerinnen in dieser Stadt bekommt die Stadt Wien real rund 90 EUR weniger als noch im Jahr 2008. Sie alle sagen, die Krise ist vorbei. - Ja, die Krise, so wie sie sich 2009, 2010, 2011 dargestellt hat, ist vorbei, das stimmt. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Aber in keinem einzigen Jahr seit 2008 hat Wien real jemals wieder die Summe von 2.933 EUR pro Kopf bekommen. Es war immer deutlich weniger, summiert real in den letzten 10 Jahren um 1,7 Milliarden EUR. Nur damit Sie einmal wissen, wovon wir reden. Sie sagen immer, der Bund schüttet das Füllhorn aus. Das stimmt nicht! Selbst für 2018 bekommt die Stadt Wien aus den Ertragsanteilen plus den damals umgewandelten Zuschüssen inklusive der Wohnbauförderung - nur damit niemand glaubt, ich habe die 250 Millionen EUR vergessen dazuzurechnen - um 90 EUR weniger pro Kopf für jeden einzelnen Menschen, der in Wien lebt. (GR Mag. Wolfgang Jung: Und das alles unterm roten Bürgermeister!) Jetzt kommt ein zweiter Punkt dazu: Wegen der Wirtschaftskrise, wie gesagt, nicht mehr so wie früher, aber wir hatten ja unterschiedliche Situationen. Nach der Wirtschaftskrise gab es auch große Fluchtbewegungen, das wissen Sie. Und wir haben zwei Bundesländer, die Mindestsicherungsbezieher aus ihrem Bundesland rauswerfen, das sind Oberösterreich und Niederösterreich. Denn dass diese beiden Bundesländer mit ungefähr derselben Bevölkerungszahl wie Wien nur knapp ein Zehntel an MindestsicherungsbezieherInnen haben, liegt einzig und allein daran, dass sie unsolidarisch sind und sich an allen anderen Bundesländern in Österreich abputzen, an Vorarlberg, an Tirol, an der Steiermark, an Kärnten, an Salzburg, am Burgenland und vor allem an Wien. Das ist schäbig und das kostet Wien weitere Hunderte Millionen Euro, die sich Niederösterreich und Oberösterreich in einer Art und Weise ersparen, die schäbig ist. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Kollege Juraczka telefoniert (GR Mag. Manfred Juraczka telefoniert neben den Sitzreihen herumgehend.) - ich habe deine zarte Andeutung verstanden. Wir stehen dazu, dass Kinderbetreuung und Bildung kostenlos sind. Kollege Juraczka, habe ich das richtig verstanden, dass Sie zart angedeutet ... - Er telefoniert gerade, okay, es interessiert ihn nicht. Vorher sich aufregen, dass der Saal spärlich besetzt ist, dann selbst rausgehen, kurz reden, reingehen, telefonieren und nicht einmal direkt nach seiner Rede zuhören. Kollege Juraczka, nämlich persönlich tatsächlich ... Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Herr Kollege, ich darf Sie bitten, dass Sie die Rede an den gesamten Gemeinderat richten und nicht an eine Einzelperson. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (fortsetzend): Ja. Kollege Blümel, der andere Redner der ÖVP, ist gar nicht da, höre ich gerade aus der Bank. Das wiederhole ich gerne. Aber ich erlaube mir kurz noch die Anmerkung, vielleicht kann jemand anderer aus der ÖVP Auskunft geben. (Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) War das eine zarte Andeutung, den Gratiskindergarten aufgeben zu wollen, wie das Kollege Juraczka gesagt hat, oder nicht? Ich sage Ihnen, wir wollen das nicht. Die GRÜNEN, und ich nehme an, auch die Sozialdemokratie, stehen dazu, dass der Gratiskindergarten bleibt, und das ist richtig. - Danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Aber da ich gesagt habe, wir bleiben bei den Fakten, vielleicht ein anderes kleines Beispiel, um zu illustrieren, wo tatsächlich finanzielle Perspektiven aus Sicht der Stadt möglich wären, noch dazu, wo im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen verhandelt wurde, dass im Bereich der Grundsteuer einiges möglich wäre. Seit knapp zehn Jahren, wenn man den Immobilienpreisspiegel beobachtet, sind in Wien im privaten Bereich die Preise für Grundstücke und Immobilien um bis zu 70 Prozent gestiegen. Wenn Sie andere Zahlen haben, habe ich kein Problem damit, es gibt diesbezüglich keine eindeutige Zahl, aber es gibt den Immobilienindex und unterschiedliche Medienberichte dazu, es sind knapp 70 Prozent. Jetzt könnte man doch eigentlich glauben, dass die Grundsteuer in diesem Zeitraum ebenfalls um 70 Prozent gestiegen ist. (GR Armin Blind: Jetzt kommen wieder die Steuererfinder! - GR Dominik Nepp, MA: Alles belasten!) - Es geht überhaupt nicht darum, alles zu belasten. Es geht darum, dass man Leistungen bereitstellen muss. (Zwischenruf von GR Dominik Nepp, MA.) - Nein, ich formuliere es anders: Schulden sind manchmal, insbesondere auf Bundesebene, wir haben leider nicht diese Möglichkeit, aber Schulden sind manchmal auch die Feigheit davor, Einnahmen sozial gerecht zu generieren und dann in Wirklichkeit die Ausgaben sozial gerecht zu verteilen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie reduzieren sie ja nicht! - Zwischenruf von GR Dominik Nepp, MA.) Solange es notwendig ist, dass wir in Bildung investieren, solange es notwendig ist, dass wir in Gesundheitspolitik investieren, solange es notwendig ist, dass wir in die Kinderbetreuung investieren, und solange es notwendig ist, weil es leider auf Bundesebene in den letzten zehn Jahren nicht gelungen ist, Vollbeschäftigung mit einem wirklich angemessenen Lohnniveau sicherzustellen, solange dies notwendig ist, müssen wir auch mit einer Bedarfsorientieren Mindestsicherung sicherstellen, dass die Armut in Österreich, insbesondere in Wien, bestmöglich reduziert wird. Ja, das kostet Geld, und dazu stehen wir. Ich glaube tatsächlich, dass es Aufgabe der öffentlichen Hand ist, einerseits ausreichend finanzielle Mittel dafür zur Verfügung zu stellen, Armut zu bekämpfen, und andererseits dort, wo der enorme Reichtum immer größer und größer wird, auch wirklich zu versuchen, Einnahmen zu generieren. Es wundert mich aber nicht, dass Freiheitliche und ÖVP hier auf einer Linie sind, ist es doch der Finanzminister gewesen, der in dieser Woche und auch in der Woche davor und auch in den letzten Jahren das Schließen von Steuerschlupflöchern innerhalb der Europäischen Union und auch weltweit bestmöglich verhindert hat. Dies deshalb, damit in Wirklichkeit die Reichen immer reicher werden und die Staaten um ihre Steuereinnahmen fallen, die ihnen - basierend auf den jetzigen Gesetzen - eigentlich zustehen würden. Sie lesen doch so wie ich die Zeitung. Wie geht es Ihnen denn damit, wenn dann steht, dass Unternehmen in Europa Steuern in einer Größenordnung von 1.000 Milliarden EUR hinterziehen? Wie geht es Ihnen damit, wenn Sie das hören? Denken Sie sich dann, das haben sie sich verdient, glücklicherweise nimmt man das den Unternehmen nicht weg? Oder denken Sie sich, puh, das sind aber schon ganz schöne Pülcher. - 1.000 Milliarden EUR für ganz Europa ist ganz schön viel Geld, da würden sogar für Österreich, na ja, sagen wir, einmal grob zumindest 30, 40 Milliarden EUR abfallen. Damit hätten wir alle Budgetnöte gelöst, damit könnten wir die Mindestsicherung noch die nächsten 200 Jahre bezahlen. Wie geht es Ihnen, wenn Sie das hören, dass die Unternehmen in Europa die Länder der Europäischen Union um 1.000 Milliarden EUR schießen? Empört Sie das? - Mich empört das schon. Mich empört es vor allem dann, wenn man denjenigen Menschen Geld wegnehmen will, die es am allerwenigsten haben. Ich belasse es dabei, weil ich tatsächlich glaube, wenn ich in Ihre Gesichter sehe, dass diese offenkundige Verständnislosigkeit, die mir da entgegenschlägt, echt einem ganz anderen Weltbild unterstellt ist. (GR Armin Blind: Ja! - GRin Elisabeth Schmidt: Richtig!) - Ja, ich habe ein soziales, solidarisches Weltbild. Ja, ich glaube, dass Menschen immer wieder neue Chancen zustehen, wobei man ihnen offensichtlich auch manchmal unter die Arme greifen muss. Ich glaube, dass es ein Menschenrecht ist, in Frieden zu leben, dass man sich nicht permanenten kriegerischen Auseinandersetzungen aussetzen muss, und dass Flucht etwas ist, was für manche Menschen tatsächlich erst das Leben ermöglicht. Da ist es unsere Aufgabe als Stadt, zu helfen, und mit diesem Budget helfen wir allen in Wien lebenden Menschen, und deshalb unterstützen wir das Budget. - Ich danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Kollege Margulies hat 11 Minuten gesprochen, das heißt, die Restredezeit der GRÜNEN beträgt 10 Minuten. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Nepp. Die selbstgewählte Redezeit beträgt 10 Minuten, die ich auch einstelle. - Sie haben das Wort. GR Dominik Nepp, MA (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Vielleicht kann ich am Anfang noch die Gelegenheit nutzen, auf ein paar Vorredner einzugehen. Beginnen wir mit den NEOS: Da hat vorher Frau Meinl-Reisinger gesagt, sie ist das Bollwerk gegen die FPÖ. (GRin Mag. Beate Meinl- Reisinger, MES: Habe ich nie gesagt!) - Doch, doch, Sie haben gesagt, Sie wollen uns verhindern und mit uns nicht zusammenarbeiten. Das ist die gleiche Diktion, die auch immer die SPÖ anwendet: nicht zusammenarbeiten. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Ich habe das nicht gesagt! Ich habe gesagt, die SPÖ als Bollwerk ...) Das haben Sie vorher gesagt, schauen Sie im eigenen Text nach! Aber ich glaube, das ist diese Silberstein-Doktrin. Herr Silberstein hat ja auch Sie beraten, 2015 haben Sie ja Oppositionspolitik gegen uns gemacht. Aber ich sage Ihnen eines, Sie werden nicht wachsen, wenn Sie Oppositionspolitik gegen Oppositionspolitik machen, Frau Meinl- Reisinger. (Beifall bei der FPÖ.) Und wenn Sie hier rausgehen und sagen, Sie sind ein Bollwerk ... (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Hören Sie zu!) Ja, ein bisschen ernst müssen wir schon debattieren. Schauen Sie sich an, Sie sind eine Zwutschkerlpartei, Sie können hier nicht einmal einen Misstrauensantrag stellen. Und Sie wollen ein Bollwerk sein? (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Dann widmen Sie doch einer Zwutschkerlpartei keine Redezeit!) Ich meine, wenn man das wirtschaftlich sieht wie Herr Haselsteiner, der in Sie Geld reinbuttert, sind Sie ein Totalausfall, und das nicht nur finanziell, sondern auch politisch, Frau Meinl-Reisinger. (Beifall bei der FPÖ.) Dann kommen wir vielleicht noch zum Herrn Oxonitsch, den ich jetzt nicht sehe, und zum Herrn Ellensohn, der gemeint hat, die Mindestsicherung ist Armutsbekämpfung. Ich sage, die Mindestsicherung ist das letzte soziale Netz, ein Auffangnetz für unsere Wienerinnen und Wiener, aber das, was Sie mit Ihrer Art der Mindestsicherung betreiben, ist nicht Armutsbekämpfung, sondern ist Armutsimport für Menschen aus aller Herren Länder. (Beifall bei der FPÖ.) Wer echt Armut bekämpfen will, muss die Wirtschaft beleben und Arbeitsplätze schaffen, und dazu waren Sie die letzten Jahre nicht fähig, meine sehr geehrten Damen und Herren. Aber schauen wir weiter: Herr Margulies hat gesagt, Steuern gerecht zahlen. - Ja, ich gebe Ihnen vollkommen recht, dass diese Riesenkonzerne Steuern hier in Österreich gerecht abführen und sich nicht über irgendwelche Insel- und Firmenkonstrukte rauswinden sollen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Da könnte man über Steuersenkungen reden!) - Ja, eh, richtig, aber da sind Sie eigentlich bei uns bis jetzt beim falschen Adressaten. Sie könnten das gerne Ihrem Koalitionspartner sagen, der sich auch bis jetzt in der Bundesregierung darum hätte kümmern können, dass die Steuern gerecht abgeführt werden. Aber das Einzige, was Sie machen, ist, dass Sie kleine Eisverkäufer damit quälen, für jedes Stanitzel eine Quittung auszustellen. Das ist Ihre Politik. Aber wenn Sie wollen und meinen, wir können das machen, so stellen wir gerne einen Antrag, dass sich die Bundesregierung darum bemühen soll, dass die Steuern gerecht abgeführt werden. Ich bin gespannt, ob Sie einmal unserem Antrag zustimmen, Herr Margulies. (Beifall bei der FPÖ.) Kommen wir zum Budget: Wir haben es gehört, 7 Milliarden EUR Schulden, knapp 400 Millionen EUR Neuverschuldung. Da meint die Frau Finanzstadträtin noch, das ist eine moderate Neuverschuldung. 400 Millionen EUR finde ich nicht als moderat. Aber wenn wir uns 2018 anschauen, so wird dieses Weiterwurschteln, das bis jetzt auch betrieben wurde, weitergehen. Die Stadt - ich kann es immer wieder nur erwähnen - ist wirklich gelähmt durch Ihre Streitereien, an der Spitze im Amt der Bürgermeister, der nicht einmal hier ist, um sich seine vielleicht letzte Budgetdebatte anzuhören. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Haben sie auch etwas zur Sache zu sagen?) Beim Kollegen Oxonitsch waren mehr freiheitliche Abgeordnete im Raum als SPÖ-Abgeordnete. Ich meine, wir leben Demokratie, wir leben Parlamentarismus, wir hören uns auch fremde Abgeordnete an, aber wie tief muss bei Ihnen bitte der Streit und der Spalt sein, wenn man nicht einmal dem eigenen Klubvorsitzenden zuhört? Das ist eigentlich eine Schande, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Mag. Manfred Juraczka.) Ihr Streit ist ja wirklich gigantisch, er lähmt die Stadt. Jetzt hört man, Schieder kandidiert gegen Ludwig. Herr Schieder geht zu Hearings, er macht mehr oder weniger die Ochsentour bei den Genossen durch und macht ein Wahlkampfvideo, in dem er sagt: "Liebe Genossen, unterstützt mich, damit ich euer neuer Bürgermeister werde!" Meine sehr geehrten Damen und Herren, es soll nicht auf die Genossen ankommen, wer neuer Bürgermeister wird, die Wiener und Wienerinnen sollen entscheiden, wer neuer Bürgermeister wird. Deswegen verlangen wir, wenn Bgm Häupl sein Amt zurücklegt, dass der Weg für Neuwahlen in Wien frei gemacht wird, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Mag. Manfred Juraczka.) Kommen wir bezüglich Finanzen zum Tag der Kinderrechte - wurde heute schon erwähnt -: Ja, man sollte Kindern eine positive Zukunft ermöglichen, aber das geht nicht, wenn Sie so viele Schulden verursachen. Ich habe es das letzte Mal Herrn Margulies vorgerechnet, indem ich gesagt habe: Wenn man den Schulden der Stadt die der ausgelagerten Betriebe, et cetera hinzufügt, so kommen wir auf 18 Milliarden EUR Schulden. Das ist für jeden Schüler, für jedes Kind, sobald er auf der Welt ist, ein Schuldenrucksack von 10.000 EUR. Sie haben danach gesagt, ja, aber er hat ja auch, wenn man alles mitnimmt, wie Schulen, Straßenbahnnetze, Wiener Linien, et cetera, ein Konto, auf dem 15.000 EUR sind. - Ja, wie wollen Sie das machen? Wie wollen Sie das gegenrechnen? Diese 10.000 EUR Schulden sind real, aber Ihre Gegenrechnung ist fiktiv. (Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Was wollen Sie denn machen? Wollen Sie die Wiener Linien verkaufen? Wollen Sie die Spitäler verkaufen? Wollen Sie die Schulen verkaufen, damit man an das Geld rankommt? - Aha, der Herr Margulies ist anscheinend ein Privatisierer, er hat sich geoutet, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. - GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Nein, ich will nicht privatisieren!) - Na, wie wollen Sie dann die 15.000 EUR am Konto haben, wenn es nicht verfügbar ist? Ihre Rechnung geht nicht. Aber Sie sind ja auch intern gelähmt, die ganze Stadtregierung ist gelähmt, nicht nur die Roten intern, auch die GRÜNEN sind gelähmt. Deswegen werden wir am Mittwoch einen Misstrauensantrag gegen die Frau VBgm.in Vassilakou stellen. Denn wenn nicht einmal die eigenen Leute der Frau Vassilakou vertrauen, wenn sogar aus ihren eigenen Reihen Parteimitglieder Anträge stellen, die ihren Rücktritt fordern, ja, wie sollen dann wir als größte Oppositionspartei der Frau Vassilakou vertrauen? Wie können die Wienerinnen und Wiener noch der Frau Vassilakou vertrauen? Deswegen ersuche ich Sie, auch im Sinne Ihrer Mitglieder, dem Misstrauensantrag zuzustimmen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Mag. Manfred Juraczka.) Herr Oxonitsch sagt, Sie investieren so viel, und er hat gezeigt, wo Sie überall investieren wollen. - Ja, Sie haben auch 2015 angekündigt, Sie bauen neue Wohnungen, und jetzt haben Sie auch gesagt, Sie bauen neue Wohnungen. Sie hinken hinterher! Sie hinken hinterher! Wir bräuchten einmal als Erstentlastung einen Baustart für 15.000 Sozialwohnungen, und mit der Umsetzung müsste jetzt sofort begonnen werden, damit wieder die Mietpreise in Wien vernünftig gestaltet werden können. Wir brauchen nicht Ihre Mietpreisbremse, wo dann die Wohnungen in Zukunft leerstehen werden. Dann sind nämlich Sie schuld, wenn Leute auf der Straße schlafen, wenn keiner mehr vermietet, weil Sie eine Mietpreisbremse einführen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Aber wie auch schon von meinem Vorredner, VBgm Gudenus, gesagt - das zeigt auch Ihre Politik -, geht es Ihnen nicht mehr um die Wienerinnen und Wiener, sondern darum, dass Sie so schnell wie möglich in Zukunft neue Wählergruppen einbürgern können. Sie wissen, nach sechs Jahren ist es möglich, Asylberechtigte einzubürgern, vielleicht nach dem Motto: "Wir zahlen, und ihr macht das Kreuzerl bei der richtigen Partei." So werden Sie sich, meine sehr geehrten Damen und Herren, Wählerstimmen erkaufen. Da sagen wir aber auch im Rahmen der Bundesregierung, dass das geändert werden sollte, dass diese vorzeitige Einbürgerung der Länderkompetenz entzogen gehört, denn die österreichische Staatsbürgerschaft ist ein Privileg und kein Geschenk an jeden Dahergekommenen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Aber was Rot-Grün fabriziert, kann man taxativ aufzählen, die Menschen haben kein Geld mehr am Ende des Monats: Sie haben den Heizkostenzuschuss gestrichen, Sie haben extrem hohe Wohnkosten verursacht, Sie steigern regelmäßig die Gebühren, Sie schaffen ein Stauchaos auf Wiens Straßen, et cetera, et cetera, et cetera. Das Versagen von Rot und Grün aufzuzählen, dafür bräuchte man mehrere Wochen und nicht nur ein paar Tage innerhalb der Budgetberatungen. Rot-Grün ist gescheitert, machen Sie endlich Platz für Neuwahlen! Rot-Grün schadet Wien. Wir sind bereit, eine positive Veränderung in Wien herbeizuführen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau GRin Kickert gemeldet. - Sie hat das Wort. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Berichterstatterin! Abg. Nepp hat gemeint, wir würden mit Einbürgerungen Wählerstimmen erkaufen. Das war seine Wortwahl. Ich möchte hiermit tatsächlich berichtigen, dass das selbstverständlich nicht der Fall ist, und ich möchte den strafrechtlichen Vorwurf, in irgendeiner Weise Wählerstimmen zu erkaufen, einfach von mir weisen, denn das ist ein Vorwurf, der ungeheuerlich ist. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Im Sinne des Gesagten appelliere ich, in den Wortmeldungen der Gemeinderäte keine Unterstellungen zu machen, die womöglich auch strafrechtlich relevant wären. Dies, um das zu ergänzen. 10 Minuten wurden von der FPÖ an Redezeit verbraucht, das ergibt eine Restredezeit von 36 Minuten. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Frau GRin Wehsely, sie hat als selbstgewählte Redezeit 12 Minuten. - Sie haben das Wort. GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kollege Nepp ist immer eine Vorgabe. Schauen Sie, es kann schon sein, dass man mit Freibier für alle, Rasen auf der Autobahn und Rauchen als Menschenrecht einmal in die Regierung kommt - das ist okay -, die Bewährungsprobe wird dann sein, wie es in einem Jahr ausschaut. Wenn Sie einmal in der Regierung ein bisschen etwas für die Menschen in diesem Land, für Österreich zu arbeiten gehabt haben, dann wird sich zeigen, wie weit man mit diesen glorreichen Ideen kommt, die man in ein Regierungsübereinkommen hineinverhandeln will - was ja völlig absurd ist, solche Themen dort überhaupt anzusprechen, aber es zeigt nur wieder, wes Geistes Kind Sie sind. Aber tausend Rosen, viel Glück, und in einem Jahr reden wir dann weiter, wie es ausschaut, wenn Sie in der Regierung schon etwas zu leisten gehabt hätten, und wie Sie da weitergekommen sind. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie haben sich viel geleistet in dieser Regierung!) Eine ganz wichtige Sache, die die Frau Stadträtin in ihrer Rede schon erwähnt hat - neben vielen, vielen anderen Dingen -, ist aber zum Beispiel auch das wichtige Städtenetzwerk und das Lobbying für Städte in der Europäischen Union, an dem Wien schon sehr, sehr lange beteiligt ist, wo wir in vielen Gremien in der Europäischen Union und in Europa überhaupt vertreten sind und dort immer Frontrunner in allen Leistungen, die Städte so zu bieten haben, sind. Sie wissen, dass unser Herr Bürgermeister schon lange in diversen Gremien Europas Vorsitzender ist und sie anführt. Er ist in diesen europäischen Gremien eine absolute Koryphäe (GR Mag. Wolfgang Jung: Dafür sieht man ihn im Gemeinderat nicht!), ist hoch anerkannt, und es ist eine wirkliche Freude, das erleben zu dürfen. Ich durfte letzte Woche die Stadt und auch unsere StRin Renate Brauner, teilweise auch, wenn er nicht selbst da war, den Herrn Bürgermeister, in dem Städtenetzwerk Eurocities vertreten. - Ich habe mit Peter Florianschütz ausgemacht, dass wir hier heute aus mehreren Perspektiven sozusagen die Potenz der Städte in den europäischen Netzwerken besprechen. - Ich durfte dort also in vertretender Funktion teilnehmen, und eines der wichtigsten Themen dort, wie schon von Renate Brauner angesprochen wurde, ist die Frage der Langzeitinvestitionen, der Investitionen in Städte und in Städten. Das heißt: Wie können Regionen und Städte gestärkt werden, um selbst ihre Budgets zu verwalten, selbst ihre Budgets zu gestalten, zu investieren in Infrastruktur, von sozusagen der Hardware, der Bildungsinfrastruktur, der Straßen, et cetera bis hin zur sozialen Inklusion? Das ist ein sehr, sehr wichtiges Thema, das dort besprochen wird. Wir liegen da mit vielen, vielen Städten, eigentlich mit nahezu allen Städten auf einer Linie und sind auch dort sozusagen eine treibende Kraft, um uns für eine zumindest Lockerung der Budgetgebarung der Europäischen Union einzusetzen, die so auf Städte und auf öffentliche Haushalte nicht anwendbar ist, um tatsächlich sinnvoll in die Zukunft investieren zu können. Und was wir dort als Vertreterinnen und Vertreter Wiens auch jedes Mal feststellen, ist natürlich das hohe Standing, was die soziale Inklusion in Wien betrifft, als sozusagen das Fleisch und das Herz und das Hirn, das man seinen Bürgerinnen und Bürgern anzubieten hat und anbieten soll. Das ist für viele andere Städte in Europa nicht leicht. Wir haben eines der größten Budgets, in dem auch die größten Budgetposten in Bildung, Gesundheit, Wohnen und Soziales fließen. Wir sind dafür sehr anerkannt, und natürlich wird auch gefragt, wie wir das machen und wie wir das schaffen. Die kommunale Wirtschaft mit sehr, sehr potenten Betrieben, wo wir auch unsere Politik des sozialen Miteinanders und sozusagen der Politik als Primat umsetzen wollen, ist eine ganz besonders wichtige Sache dabei. Wir wollen selbst Wirtschaft gestalten und sehr potente Betriebe haben und damit auch den Dienst an den Wienerinnen und Wienern ganz besonders gut vollführen und vollziehen können. Ein ganz prominentes Beispiel sind da natürlich immer die Wiener Linien. Was auch ganz wichtig ist, sind die kommunalen Einrichtungen im gemeinwesenorientierten Bereich, im sozialen Bereich, die sozusagen einen Untergrund, eine Basis bilden dafür, dass sozialer Friede und Demokratie gelebt werden können und ausgehandelt werden können. Ich weiß, das wird von Ihnen oft verunglimpft als Vereine, die nichts leisten, als NGOs - wie war das?, der Ausdruck NGO-Wahnsinn ist einmal gefallen -, als geförderte Einrichtungen und Vereine der Stadt, die das anbieten, wobei die Förderungen, die ihnen gewährt werden, ebenfalls schlechtgeredet werden. Was wir in dieser sozialen Arbeit, in dieser gemeinwesenorientierten Arbeit sehen - egal, in welchem Ressort, ob das Wohnen ist, ob das Kultur ist, ob das Soziales ist, ob das Jugend ist -, das ist in Wirklichkeit der mehrdimensionale Effekt dieser Sicherheitsmaßnahme, sozialen Frieden durch Beziehung und durch Einsatz von Menschen, die sich mit Menschen beschäftigen, sichern zu können. Das ist einzigartig, auch da sind wir absolute Frontrunner in Europa, letztlich auch mit der Definition der Smart-City-Strategie, die ohne die soziale Inklusion nicht auskommt. Auch das macht uns ganz besonders. Renate Brauner hat auch schon die Koppelung von Innovation und Sozialem angesprochen. Ich glaube auch, dass wir da sehr gut unterwegs sind, und das wird auch in den nächsten Jahren noch erfolgversprechend sein - wir besprechen ja das Zukunftsbudget -, nämlich die Zusammenarbeit von - was für mich ganz besonders interessant ist - innovativem Social Business und sozialen Entrepreneuren und den wirklich toll ausgebauten sozialen und pädagogischen Einrichtungen dieser Stadt. Das ist genau das, was wir leisten können, weil wir viel investieren in unsere sozialen Netze, weil wir viel investieren in Bildung, weil wir viel investieren in Gesundheit. Denn der Punkt ist: Wenn es sozusagen die Basis und die starke öffentliche Hand mit ihren Einrichtungen nicht gibt, dann ist auch die Kooperation mit tollen Initiativen weitaus schwieriger. Das heißt, was wir mit unserer Sozialpolitik, unserer Bildungspolitik, unserer Wirtschaftspolitik, der Innovationspolitik leisten können, ist auch die Integration von tollen innovativen Ideen, Kreativität - Soziales, Bildung - auch aus dem privaten Bereich. Ein paar von uns haben sich zum Beispiel am Samstag bei "5 Jahre Teach For Austria" getroffen. Solche Projekte, die in Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand wirklich Hervorragendes leisten, spreche ich hier an. Ich kann Ihnen nur sagen - aber ich will es auch nicht wiederholen, denn sowohl Oxonitsch als auch Ellensohn und Margulies sind schon darauf zu sprechen gekommen -: Ja, für uns ist solidarisches Handeln eine Maxime. Ja, wir wollen Geld für die Mindestsicherung, für Bildungsprojekte, für Kinder, für Jugendliche und für Familien ausgeben. Ja, wir wollen Frauen fördern und auch da viel Geld investieren, zum Beispiel in der Arbeitsmarktpolitik, um Wiedereinstieg, um Gleichstellung, um Frauenförderung wahr zu machen und uns Halbe-Halbe anzunähern. Ja, für alles das, bis hin zur Ausbildung bis 18, bis hin zu den Bildungsgrätzeln, die ins Leben gerufen wurden, wollen wir Geld ausgeben. Wir wollen mit unserem Budget unsere Politik umsetzen und real machen, für Menschen greifbar machen und ihr Leben in allen Dimensionen, die es nur so gibt, verbessern. Wir wollen eine Smart City sein, die auf soziale Inklusion setzt, weil wir glauben, dass nur ein positives, friedliches und soziales Zusammenleben zu Prosperität, wirtschaftlichem Wohlstand und Frieden in einer Gemeinschaft führen kann. Es ist jeder Cent dafür richtig eingesetzt, und wir werden das definitiv aufrechterhalten. Wie gesagt, wenn Sie glauben, dass man mit Freibier für alle, Rauchen als Menschenrecht und Rasen auf der Autobahn in der Regierung einen Preis gewinnen wird, dann lassen Sie sich überraschen, werte Kollegen von der FPÖ. Der Kollege Blümel und der Kollege Juraczka sind eh schon wieder da. Nur nebenbei, Kollege Juraczka: Das ist die Generaldebatte des Budgets, da ist es recht und billig und an sich auch erwünscht, dass man über die Gesamtheit und das Wirken des Budgets in der Stadt redet. Die Spezialdebatten folgen ja nachher ohnedies auch noch, wie zum Beispiel auch zu Finanzen und Wirtschaft. Also keine Sorge, wir wollen hier schon auch über Projekte und Inhalte reden, die wir mit unserem Budget umsetzen wollen. Die Opposition ist, kurz gefasst, so beschrieben: Leider ist Schwarz und Christlich-sozial ausgelöscht, das existiert in Österreich also nicht mehr - sehr zu unserem Schaden, wie ich glaube. Wir haben jetzt türkise Jünger von der "Ich bin geil und ich schließe alles, was nur so geht"-Partei. Auch da wieder: Viel Glück in einer Regierung, wenn Sprechblasen dann in Arbeit für die Menschen umgesetzt werden sollen! Wir werden ja sehen, wie es dann mit den türkisen Jüngern aussieht, was diese mit den Rauchen-als-Menschenrecht-Menschen zusammenbringen werden. Oder auch Gudenus - ich meine, alles, was der sagt, ist: Ausländer, Ausländer, schuld, schuld, Ausländer schuld, Ausländer schuld. - Gut, das ist auch nicht abendfüllend. Und liebe NEOS! Ich meine, oft sind ja der Kollege Nepp und ich nicht einer Meinung, aber sozusagen ausschließlich auf der Linie zu argumentieren: Wir sind gescheit und alle anderen sind deppert!, das ist auch ein bisschen wenig. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Frau Kollegin hat 11 Minuten Redezeit verbraucht. Damit hat die SPÖ noch eine Restredezeit von 38 Minuten. Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Meinhard- Schiebel. Die selbstgewählte Redezeit sind 5 Minuten, die Restredezeit der GRÜNEN - und diese stelle ich auch ein - sind 10 Minuten. - Sie haben das Wort. GRin Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben im Europaausschuss in den letzten Monaten immer wieder internationale Themen behandelt, so zum Beispiel das Weißbuch der EU-Kommission zur Zukunft Europas, die Kohäsionspolitik der laufenden Periode oder einen Ausblick auf die österreichische EU-Ratspräsidentschaft im 2. Halbjahr 2018. Die Wiener Europapolitik wird in Zukunft auch davon beeinflusst werden, welche Politik eine schwarz-blaue Bundesregierung betreibt; dies umso mehr, weil Österreich in den sechs Monaten des Ratsvorsitzes international mehr denn je in der Auslage stehen wird. Deshalb einen Blick darauf, was uns in Zukunft erwarten könnte. Schon während der laufenden Koalitionsverhandlungen zum Beispiel besuchten FPÖ-Politiker, die Mitglieder einer schlagenden Burschenschaft sind, die von Russland annektierte Krim. Ein Selfie von Heinz-Christian Strache, Norbert Hofer, Harald Vilimsky und Johann Gudenus in Moskau im Dezember zeigte auch die Nähe der Blauen zum Putin- Regime und dem dort geschlossenen Freundschaftsvertrag "Einiges Europa". (GR Dominik Nepp, MA: Einer hat den Boden geküsst in Moskau!) Mit Trump sympathisierten Teile der FPÖ, und innerhalb der EU können sich ihre Bündnispartner ebenfalls sehen lassen: In der Europaparlamentsfraktion finden sich als ihre Mitstreiter die Front National, die Lega Nord, die PVV und der Vlaams Belang, alles rechtspopulistische bis rechtsextreme Parteien, denen es vor allem um die Schwächung bis hin zur Zerstörung der Europäischen Union geht. Für die FPÖ sitzen nun 20 Burschenschafter im Nationalrat, deren Verbindungen oft nicht einmal die österreichische Nation anerkennen. Aber nicht nur die FPÖ-Rolle verspricht nichts Gutes, auch die ÖVP-Position ist alles andere als klar. Dass Sebastian Kurz noch als Außenminister 2016 in Mazedonien eine Wahlkampfrede für die Partei des rechten und immer autoritärer regierenden Ministerpräsidenten Gruevski gehalten hat, das widerspricht einigen der wichtigsten und viel beschworenen europäischen Werte wie Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit. Auch der ungarische Ministerpräsident Orbán wird von Kurz immer wieder gelobt, obwohl er mit allen Mitteln gegen kritische NGOs und sogar gegen Universitäten vorgeht, mit teilweise abstrusen Verschwörungstheorien, die sich natürlich auch meist gegen die EU richten. Es geht aber nicht nur um die europäischen Demokratiestandards, auch in anderem droht Österreich zurückzufallen: bei der Klimaschutzpolitik, beim Nichtraucherschutz, wo selbst Balkanländer fortschrittlicher sind als Österreich, oder in der Umwelt- und Verkehrspolitik. Die FPÖ rüttelt zum Beispiel an den Tempolimits für die Reinhaltung der Luft. Europaweit gibt es die Hoffnung auf ein schrittweises Überwinden der Krise. Auch einige Ideen des französischen Präsidenten Macron zeigen eine positive Richtung: Vorschläge für die Schaffung länderübergreifender Listen für einen Teil der Mandate bei der Europaparlamentswahl, für eine europäische Asylbehörde, für eine europäische CO2- Steuer oder seine Kritik am aufkommenden Nationalismus. Bei den Verhandlungen über das EU-Budget nach dem Brexit wird sich ja zeigen, ob sich der Gedanke der europäischen Solidarität gegen die nationalen Egoismen durchsetzen wird können. Der EU-Sozialgipfel in Göteborg am vergangenen Freitag hat sich mit den wichtigsten Themen für ein soziales Europa auseinandergesetzt und hehre Ziele formuliert. Aber wie sie umgesetzt werden, liegt bei den Mitgliedstaaten, also auch bei uns. So zeigen die von Schwarz-Blau beziehungsweise Türkis-Blau angedachten Sozialabbaumaßnahmen, aber auch einige als Reformen bezeichnete Vorhaben wie zum Beispiel eine De-facto-Zerschlagung der Arbeiterkammer bereits Anzeichen, dass die Empfehlungen des europäischen Sozialgipfels in Österreich auf taube Ohren stoßen. Wie sich die kommende österreichische Regierung bei diesen Herausforderungen verhalten wird, ist, wie gesagt, offen, und es besteht berechtigter Grund zur Sorge. Es wird möglicherweise und hoffentlich Wien sein, das ein weltoffenes, solidarisches Gegenmodell gegen die Orbánisierung unseres Landes darstellen wird und das der Welt zeigt, dass es auch noch ein anderes Österreich gibt. Wir werden als Stadt Wien auch stets für den sozialen Zusammenhalt stehen, anstatt Raubbau zu betreiben. Es geht um Menschen und deren Leben in einer offenen und solidarischen Stadt mitten in Europa! - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Frau Kollegin hat 5 Minuten Redezeit verbraucht. Die Restredezeit der GRÜNEN wären noch 5 Minuten. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr StR DDr. Schock. Die selbstgewählte Redezeit ist 20 Minuten, auf diese wird die Uhr auch eingestellt. - Sie haben das Wort. StR DDr. Eduard Schock: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Gegen Ende der Generaldebatte nun der Versuch, auf die wichtigsten Dinge kurz noch einmal einzugehen. Daher ein paar Anmerkungen zu den Ausführungen der Frau Stadträtin, die sich in diesem Konjunkturaufschwung in der Früh hingestellt und gesagt hat, wir leiden immer noch unter der Wirtschaftskrise, unter der stärksten Krise seit den 30er Jahren. Ebenso zu jenen des Kollegen Margulies, der dann noch assistiert, obwohl das Steueraufkommen steigt: Lohnsteuer, Umsatzsteuer, aber auch Kommunalsteuer - auch Kommunalsteuer, Kollege Margulies! Wir haben 3 Prozent reales Wachstum heuer, nächstes Jahr - manche Optimisten schätzen das sogar höher -, nominell sind das 5 Prozent Wachstum. Meine Damen und Herren! Ich frage Sie: Welche Ausrede haben Sie jetzt noch für die Schulden? Heuer 600 Millionen EUR, nächstes Jahr wieder 400 Millionen EUR - 1 Milliarde EUR am Beginn einer Hochkonjunktur! Das ist in Wahrheit ein Dokument des Scheiterns, Frau StRin Brauner und Kollege Margulies. Wir brauchen Neuwahlen in Wien! (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt noch ein paar Details. Investitionsquote: Die StRin Brauner erzählt uns jedes Jahr, sie will das hohe Investitionsniveau halten. Wenn man diese Formulierung hört, dann weiß man ja schon, es stimmt nicht. 2017, also heuer, 13 Prozent Investitionsquote, im nächsten Jahr nur mehr 11 Prozent - minus 200 Millionen EUR in einem einzigen Jahr. Vergleicht man das mit den Werten beim Amtsantritt von Rot-Grün, so betrug damals, im Jahr 2010, die Investitionsquote 15 Prozent - nächstes Jahr eben nur mehr 11 Prozent. Ein Minus von 500 Millionen EUR real an kommunalen Investitionen, das ist die Wahrheit. Und diese Investitionen schaffen natürlich Arbeitsplätze, Frau StRin Brauner. Und wie schaut denn da Ihre Bilanz aus? Das ist ja auch eine Schlussfolgerung dieser falschen Budgetpolitik. 2010 ist Rot-Grün hier mit 9 Prozent Arbeitslosigkeit angetreten - und im nächsten Jahr hatten wir trotz Konjunktur über 13 Prozent Arbeitslosigkeit. Und bei dieser Bilanz stellte sich die Stadträtin dann heute in der Früh noch hin und sagte wörtlich: "Kein Arbeitsmarkt ist so dynamisch wie der in Wien, alles ist super!" - Und das, obwohl wir mit dieser Arbeitslosigkeit das Schlusslicht unter allen Bundesländern sind, meine Damen und Herren, mit Abstand das Schlusslicht, bei einer gleichzeitig explodierenden Neuverschuldung. Dazu hier nur eine Graphik des Wirtschaftsforschungsinstituts (diese in die Höhe haltend), meine Damen und Herren: Das ist die Arbeitsmarktbilanz von Rot-Grün. Da sind Sie 2010 angetreten, bei 9 Prozent Arbeitslosigkeit, und derzeit und im nächsten Jahr liegen wir bei 13 Prozent Arbeitslosigkeit! Das ist die offizielle Graphik des WIFO, das ist die Bilanz von Rot-Grün: von 9 auf 13 Prozent. - Sie sind in Wahrheit gescheitert, meine Damen und Herren! Wir brauchen in Wien so rasch wie möglich Neuwahlen! (Beifall bei der FPÖ.) Und wieder zur Budgetrede der Frau Stadträtin, die sagte: "Wir halten unseren Weg, unseren Konsolidierungspfad ein." - Frau Stadträtin, wir sind ja gesetzliche Verpflichtungen eingegangen! Der Bürgermeister dieser Stadt hat ja einen Stabilitätspakt unterschrieben, und in diesem Pakt, den der Herr Häupl unterschrieben hat, verpflichten Sie sich für nächstes Jahr zu einem strukturellen Defizit von 80 Millionen EUR. Und was legen Sie uns heute vor, Frau StRin Brauner? - Nicht die 80 Millionen EUR, die der Bürgermeister unterschrieben hat, sondern Sie legen ein strukturelles Defizit in Höhe von 423 Millionen EUR im nächsten Jahr vor - gegenüber 80 Millionen, wozu Sie sich mit der Unterschrift des Bürgermeisters verpflichtet haben. Fünf Mal so hoch wie das, was zulässig ist, was der Bürgermeister unterschrieben hat, wird in Wahrheit die Verschuldung im nächsten Jahr sein. Und das heißt ja, Frau Stadträtin, man braucht sich mit Ihnen ja gar nichts mehr auszumachen, weil Sie sich ohnedies nicht daran halten. Und das ist das eigentlich Gefährliche: Wien verliert dadurch seine Paktfähigkeit. Sie sind nicht mehr pakttreu und Sie schaden mit dieser Politik dem Ruf dieser Stadt und dem Ansehen der Stadt, Frau StRin Brauner! (Beifall bei der FPÖ.) Damit sind wir schon bei der Bonität. Sie sagen, unsere Bonität ist erstklassig. Frau Stadträtin, schauen wir uns doch das Urteil der Agenturen weltweit an: Standard & Poor's, die Benchmark der Agenturen, die wichtigste Agentur, hat die Bonität Wiens abgewertet! Sie hat sie abgewertet (GR Peter Kraus, BSc: Warum?), und dies nicht wegen dem Bund, Kollege. Nicht wegen dem Bund! Und damit sind wir schon beim springenden Punkt: Es gibt in Österreich Bundesländer, deren Bonität heute besser ist als jene der Stadt Wien. Es gibt solche Bundesländer - und das hat mit dem Bund überhaupt nichts zu tun, sondern mit der eigenen Budgetpolitik - im Westen Österreichs: Es hat Tirol heute eine bessere Bonität als die Stadt Wien, es hat Vorarlberg eine bessere Bonität, und es hat auch Oberösterreich eine bessere Bonität. (GR Mag. Manfred Juraczka: Die wirtschaften auch ...) Und jetzt frage ich Sie, Frau Stadträtin: Warum haben diese Bundesländer von Standard & Poor's eine bessere Bonität erhalten als die Stadt Wien? Die Antwort ist ganz eindeutig: Das ist das Ergebnis Ihrer Politik, Frau Stadträtin! Sie sind mit Ihrer Schuldenpolitik dafür verantwortlich, dass wir sogar im Bonitäts-Ranking heute abgewertet worden sind. Das ist Ihre Politik! Sie verspielen die Bonität, das Ansehen und damit auch - nicht nur auf den Finanzmärkten, sondern insgesamt - die internationale Glaubwürdigkeit dieser Stadt. Damit muss endlich Schluss sein, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt zum Herrn Klubobmann. Kollege Oxonitsch, Sie haben das Taferl mitgebracht, auf dem Sie auf die Frage eingehen: Warum macht denn Wien nächstes Jahr 400 Millionen EUR Schulden? Sie haben dann diese genau 376 Millionen EUR aufgegliedert, für Soziales, und so weiter. Schauen wir uns doch einmal an, wofür dieses Geld in Wirklichkeit ausgegeben wird: Allein der Anstieg der Kosten der Grundversorgung für die Asylwerber macht 80 Millionen EUR aus, Kollege! (GR Christian Oxonitsch: Investitionen waren das! Das hat nichts mit ... zu tun! Investitionen!) Auf Grund Ihrer falschen Willkommenskultur 80 Millionen EUR allein bei der Grundversorgung! Das ist die Wahrheit, Kollege Oxonitsch! (Beifall bei der FPÖ. - GR Christian Oxonitsch: Lies einmal die Graphiken!) Und dann braucht man ja nur die Mindestsicherung dazuzuzählen, wie die unter Rot-Grün seit 2010 explodiert ist, und zwar die für nicht-österreichische Staatsbürger. Für nicht-österreichische Staatsbürger, Kollege Oxonitsch! Da macht die Summe allein 390 Millionen EUR aus - die Folgekosten Ihrer falschen Einwanderungspolitik. Und das ist - das braucht man ja nur zu vergleichen, das ist ganz leicht - in etwa genauso hoch wie die neuen Schulden im nächsten Jahr. Das heißt, die Kosten Ihrer rot-grünen Willkommenskultur - Grundversorgung, Mindestsicherung - sind mit 400 Millionen EUR schon genauso hoch wie die Neuverschuldung im nächsten Jahr, meine Damen und Herren! Ich meine daher, Kollege Oxonitsch, aber auch Frau Wehsely - nehmen Sie das doch endlich zur Kenntnis! -, Sie sind genau für diese Politik am 15. Oktober abgewählt worden! Und wenn wir tatsächlich in diese neue Bundesregierung eintreten, Frau Wehsely und Herr Oxonitsch, dann heißt das: Endlich Schluss mit der Einwanderung in den Sozialstaat, Schluss mit der Willkommenskultur, und endlich wieder einmal die Österreicherinnen und Österreicher zuerst, meine Damen und Herren von Rot-Grün! (Beifall bei der FPÖ.) Aber jetzt zu einem Argument der Frau StRin Brauner, das wir schon oft gehört haben und dessen Entkräftung sie einfach nicht zur Kenntnis nimmt: Wien ist besser als der Bund. Wir machen so wenig neue Schulden, denn in Prozent der Wirtschaftsleistung ist die Neuverschuldung in Wien viel geringer, als sie im Bund ist. Frau StRin Brauner, ich habe das hier schon wiederholt aufgezeigt: Sie können das nicht vergleichen! Der Bund finanziert in Wien ja Verkehrsinfrastruktur, die Pensionen, die Arbeitslosenversicherung, und so weiter. Sie können doch nur Gebietskörperschaften auf der gleichen Ebene vergleichen. Was Sie vergleichen, sind Äpfel mit Birnen. Aber ich gebe es nicht auf und ich probiere es heute anders, Frau StRin Brauner: Ich mache heute einen Vergleich, der etwa das gleiche Niveau hat wie der Ihre: Ich stelle mich hier heraus und sage: Simmering ist finanzpolitisch der beste Bezirk von ganz Wien. Und warum? Weil die Schulden im 11. Bezirk - und das ist die freiheitliche Handschrift -, selbst wenn man zu den klassischen Vorgriffen auch die Schulsanierungskredite dazuzählt, in Relation zur Einwohnerzahl des 11. Bezirks und in Relation zur Wirtschaftsleistung Simmerings - dem, was alle Simmeringerinnen und Simmeringer erwirtschaften - ja viel geringer sind als jene der Stadt Wien. Simmering hat nur 0,001 Prozent Verschuldung - gegenüber der Stadt Wien mit 0,4 Prozent, oder was Sie da immer ausrechnen. Frau StRin Brauner, Sie würden zu Recht zu den Finanzbeamten laufen und sagen: Sagen Sie, ist das nicht ein Blödsinn, was der Schock da erzählt? Und die Finanzbeamten würden zu Recht sagen: Ja, das ist ein totaler Blödsinn, was der Schock da erzählt! Frau Stadträtin, ich meine daher, man kann Gebietskörperschaften wirklich nur auf der gleichen Ebene vergleichen (GR Christian Oxonitsch: Aber die Vergleiche mit den anderen haben Sie schon auch gern, oder?), und ich weiß nicht, was schlimmer ist: Wenn Sie uns bewusst solche hanebüchenen Vergleiche bringen oder - die andere Möglichkeit - wenn Sie nach zehn Jahren im Amt als Finanzstadträtin noch überhaupt keine Ahnung von den ganzen Dingen haben. Ich meine daher: Hören Sie auf, uns mit solchen lächerlichen Vergleichen an der Nase herumzuführen! Wir können das nicht mehr hören, Frau StRin Brauner! (Beifall bei der FPÖ.) Wie schaut denn der richtige Vergleich aus, der Vergleich mit den Gebietskörperschaften auf der gleichen Ebene, mit den Bundesländern, und zwar nicht der Vergleich der FPÖ, sondern der Vergleich, den Finanzanalysten machen? - Da schaut das Ergebnis so aus: Das Budget wird heute im Burgenland positiv bewertet - dort gibt es eine freiheitliche Regierungsbeteiligung -, es wird auch in Oberösterreich positiv bewertet - dort gibt es ebenfalls eine freiheitliche Regierungsbeteiligung -, und es wird auch in Kärnten sehr positiv bewertet, das sei hier der Objektivität halber auch hinzugefügt. Aber welche Bundesländer werden von unseren österreichischen Analysten hier kritisch bewertet? - Die Steiermark und vor allem natürlich Wien, das heuer eine Neuverschuldung von 600 Millionen EUR ausweist, und dies entgegen dem Trend. Dazu hier nur eine einzige Graphik (diese in die Höhe haltend) - sie stammt vom Research-Team der Erste Group, ist also kein freiheitliches Chart, sondern ein Chart der Erste Bank -, auf der man den Vergleich sieht: Die rote Linie, die dicke rote Linie, die hier nach unten geht, das ist die Bundeshauptstadt. Das ist das Urteil der österreichischen Finanzanalysten: Wien ist aktuell der negative Ausreißer im Vergleich mit allen Bundesländern. Meine Damen und Herren von Rot-Grün, Sie verspielen mit dieser falschen Schuldenpolitik die Bonität! Sie verspielen unsere Glaubwürdigkeit, das Ansehen dieser Stadt. Damit muss Schluss sein! Wir brauchen in Wien endlich Neuwahlen, so rasch wie möglich, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Und jetzt zur Kritik der Frau StRin Brauner heute Vormittag. Ich habe geglaubt, ich traue meinen Ohren nicht. Frau Stadträtin! Minus 10 Prozent in allen Abteilungen, mit dem Rasenmäher quer drüber, über sozial Schwache - das kommt uns doch alles bekannt vor. Sie haben jetzt versucht, das einem anderen Bundesland in die Schuhe zu schieben. Das kommt uns doch bekannt vor, das kennen wir doch alle, jeder, der sich ein bisschen damit befasst: April 2016, die Wiener Struktur- und Aufgabenreform! Genau das war es: Minus 10 Prozent mit dem Rasenmäher über alle Abteilungen drüber - das berüchtigte Belastungspaket von Rot-Grün. Und jetzt kommen Sie daher mit einem Ablenkungsmanöver und wollen das anderen in die Schuhe schieben. Sie wollen hier ablenken, aber, Frau Stadträtin, das glaubt Ihnen doch niemand! Das ist Ihr rot-grünes Belastungspaket, das Sie seit April 2016 hier durchziehen! - Sie sind gescheitert. Sie sind in Wahrheit die Belastungskaiserin in ganz Österreich! (Beifall bei der FPÖ.) Schauen wir uns das nur kurz an. Wohnbauförderung - wichtig, schafft Arbeitsplätze, schafft günstigen Wohnraum -: Keine Ausnahme. Im Gegenteil: Rasenmäher! Rasenmäher laut rot-grünem WiStA: Bei der Wohnbauförderung minus 250 Millionen EUR bis zum Jahr 2020, mit dem Ergebnis, dass heute nur mehr ein Drittel der Wohnungen in Wien gefördert werden kann - früher waren es zwei Drittel, die mit Wohnbauförderung errichtet wurden -, mit dem Ergebnis, dass die Mieten explodieren. Oder - zweites Beispiel, Frau Stadträtin -: Krankenanstaltenverbund. Wieder: WiStA, Rasenmäher, Kürzungen - bis 2020 minus 300 Millionen EUR, Aufnahmestopp in allen Abteilungen, Reduktion der medizinischen Leistungen, weil es angesichts der notwendigen Finanzierungstangente dort gar nicht anders möglich ist. Frau Stadträtin, das ist doch genau Ihre Politik: Minus 10 Prozent, Rasenmäher, WiStA! Das hat dazu geführt, dass Sie speziell im Gesundheitsbereich Wien heute in die Dreiklassenmedizin geführt haben. Das hat dazu geführt - und Sie sind damit schuld daran -, dass unser Gesundheitssystem, auf das wir jahrzehntelang stolz gewesen sind, in Wien heute vor dem Zusammenbruch steht. Sie sind in Wahrheit gescheitert, Frau StRin Brauner! Geben Sie den Weg frei zu Neuwahlen! (Beifall bei der FPÖ.) Und jetzt noch das "soziale Gegenmodell", nicht wahr, von Rot-Grün: Frau StRin Brauner, was haben denn Sie in den letzten 7 Jahren hier unter Rot-Grün gemacht? - Beim Gemeindebau plus 14 Prozent, bei der Müllgebühr plus 14 Prozent, Kanal: plus 15 Prozent, Fernwärme, Heizung für die Menschen: plus 39 Prozent, Wasser: plus 43 Prozent, Parkpickerl: plus 75 Prozent. Ja, Frau StRin Brauner, meine Damen und Herren von Rot-Grün, das soll Ihr Gegenmodell sein?! Ich frage Sie: Wen trifft denn das? - Die sozial Schwächsten trifft das! Ein Villenhaushalt in Döbling oder in Hietzing zahlt das aus der Portokasse, aber gerade die sozial Schwächsten bringt das an die Armutsgrenze. 893 EUR pro Jahr an Mehrbelastung, wenn man das zusammenaddiert - 74 EUR pro Monat weniger zum Leben. Das ist Ihr rot-grünes Gegenmodell, meine Damen und Herren? Die Reichen trifft das nicht. Das trifft genau die sozial Schwachen. Das ist in Wirklichkeit Ihre Bilanz! Das ist Ihr "Gegenmodell"! An Ihrer Stelle wäre ich so klein, meine Damen und Herren von Rot-Grün. Sie sind in Wahrheit mit dieser Politik gescheitert! (Beifall bei der FPÖ.) Lassen Sie mich daher zum Schluss kommen. Wir haben ja auf Bundesebene gerade einen Kassasturz durchgeführt, meine Damen und Herren, mit dem Ergebnis, mit dem eigentlich ernüchternden Ergebnis, dass sich für das nächste Jahr auf Grund der Politik der letzten Jahre eine Neuverschuldung in Höhe von 1,5 Prozent ergibt. 1,5 Prozent, das heißt, 6 Milliarden EUR drohender neuer Schulden im nächsten Jahr als Erbe des Kabinetts Kern, als Erbe eines sozialistischen Bundeskanzlers. Wenn wir in diese Regierung eintreten, meine Damen und Herren - da gibt es noch viele Hürden und viele Stolpersteine, aber wenn wir tatsächlich in diese Bundesregierung eintreten -, dann vor allem mit dem Ziel, die Finanzpolitik auf völlig neue Beine zu stellen, die Menschen zu entlasten, die Wirtschaft zu entlasten und, Frau StRin Brauner, damit vor allem auch echte neue Arbeitsplätze zu schaffen. Und ich meine, wir brauchen das auch in Wien. Beenden wir doch dieses gescheiterte rot-grüne Experiment in Wien! Beide Parteien sind tief gespalten, es geht nichts mehr weiter. Wir sagen daher: Neuwahlen so bald wie möglich auch in Wien, dann einen Kassasturz so wie auf Bundesebene! Wir brauchen auch in Wien endlich eine neue Regierung, und wir sind auch in Wien dazu bereit, Verantwortung zu übernehmen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: StR Schock hat 18 Minuten Redezeit gebraucht. Die Restredezeit für die Freiheitliche Fraktion beträgt noch 18 Minuten. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Strobl. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. - Sie haben das Wort. GR Friedrich Strobl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Schock hat jetzt ganz am Ende seiner Ausführungen darüber gesprochen, wie ernüchternd das ist mit dem Kassasturz. Was wirklich ernüchternd war, war der Umstand, dass der ÖVP-Finanzminister sozusagen einen Kassasturz einfordert, um zu sehen, wie er in den letzten Jahren mit dem Geld in der Republik gewirtschaftet hat. Das ist wirklich ein bisschen ernüchternd. Wenn ich schon auf die Ausführungen des Herrn Kollegen Schock eingehe, möchte ich hier einerseits ein paar Dinge richtigstellen und andererseits auch ein paar zusätzliche Dinge anmerken. Was ich jetzt sagen werde, wird Ihnen vielleicht auch in Erinnerung sein. Erstens einmal - ich glaube, das habe ich schon sehr oft hier gesagt -: Immer wieder kommen Redner - meistens sind es Redner von der FPÖ - hier ans Pult und sprechen davon, was alles zu tun wäre. Meistens geht es dann darum, dass Sie sagen, Sie würden alle Abgaben senken, Sie würden die Steuern senken, Sie würden mehr investieren und gleichzeitig die Schulden reduzieren - also das Kunststück, das in Wirklichkeit noch niemand auf der Welt erlernt hat, aber Sie kündigen das immer wieder an. Das ist halt nicht sehr seriös, wie Sie das hier darstellen. Wenn Sie jetzt dazu nicken, dann sage ich, die Seriosität könnten wir auch an einem Beispiel festmachen, indem wir uns nämlich in Erinnerung rufen: Wie war denn das beispielsweise mit den Schweizer Franken, mit der Konvertierung des Schweizer Franken? (Ruf bei der FPÖ: Ja, wie war das?) - Da war es ja immer die FPÖ, die darauf hingewiesen hat, wie wichtig das ist und jetzt und gleich und sofort erfolgen muss: 2013, 2014, 2015, immer wieder Anträge! (GR Dominik Nepp, MA: Schon 2012, vor dem Absturz!) - Nein, nein, nein! (GR Dominik Nepp, MA: Schauen Sie sich unsere Anfragen an, dann sehen Sie es!) Das ist im Protokoll nachzulesen: Immer wieder Anträge. Ich kann mich noch gut an den Antrag und an die Worte von Herrn DDr. Schock erinnern, als er gemeint hat - ich glaube, es war im Zuge der Budgetdebatte für das Jahr 2015 -: Also jetzt sofort und unbedingt! - Damals ist der Schweizer Franken bei 0,9816 gestanden. (GR Dominik Nepp, MA: Wie stand er, als wir es gefordert haben?) Das war so im Jänner 2015. Hätten wir damals, so wie von Ihnen gefordert, tatsächlich alles konvertiert, dann hätte uns und somit alle Wienerinnen und Wienern das ungefähr 300 bis 400 Millionen EUR gekostet. - So viel zur Seriosität Ihrer Vorschläge und so viel zu den Fakten, wenn es um Finanzen geht und wenn die FPÖ das Sagen hätte. Na wirklich, Gott bewahre, dass das eintritt! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der zweite Punkt, auf den ich kurz eingehen möchte, weil das auch von Herrn Kollegen Schock verlangt wurde: Diese sozusagen lächerlichen Vergleiche, die wir da immer ziehen, und er möchte richtige Vergleiche mit den Bundesländern. - Ich meine, die Frau Stadträtin hat das zwar in ihren einführenden Worten schon dargestellt, aber ich wiederhole es gerne, denn da gibt es schon einige Zahlen - ich kann jetzt auf Grund der selbstgewählten Redezeit wirklich nicht alle aufzählen -, die ich noch einmal in Erinnerung rufe. Wenn es nämlich um verantwortungsvolle Politik geht, dann kann sich die Leistung in Wien durchaus sehen lassen. Schauen wir uns an: Wie schaut das mit der Verschuldung aus? Wie schaut das mit den Schulden aus? - Noch einmal: 6,86 Prozent Verschuldung in Wien - nämlich gemessen an der Wirtschaftsleistung -; 10,6 Prozent beträgt der gleiche Wert im Durchschnitt aller Bundesländer. Wien liegt also deutlich darunter. Schauen wir uns einzelne Länder an: Auf dem 1. Platz - das wurde auch schon gesagt - liegt Kärnten mit 23,5 Prozent. Da haben Sie dann irgendwie in Zwischenrufen gesagt: Na ja, dort ist ja ein Roter Landeshauptmann. - Sie verdrängen halt gerne, was davor war und wofür Sie die Verantwortung haben. - 2. Platz: Niederösterreich mit 19 Prozent. - Das sind Vergleiche, das sind Fakten, die können Sie hier ganz einfach nicht widerlegen! Auch dass zum Beispiel die Schulden in Niederösterreich fast 110 Prozent des Budgets ausmachen, in Wien sind es 40 Prozent. Und was die Pro-Kopf-Verschuldung betrifft - diese wurde heute auch schon ein paar Mal angesprochen -, so möchte ich noch einmal in Erinnerung rufen: Wien 3.200 EUR, Niederösterreich zirka 6.000 EUR. - Also wenn wir solche Vergleiche heranziehen, dann nehmen Sie doch das bitte auch zur Kenntnis und schätzen Sie somit auch die Leistung, die hier von Wien und von der Stadtregierung erbracht wird! Auch zur Wiederholung: Wien ist - und das möchte ich ganz besonders betonen - Wirtschaftsmotor Österreichs. Wir haben 91 Milliarden EUR an Wirtschaftsleistung, das ist mehr als ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung in Österreich, das ist um 50 Prozent mehr, als der Zweite, nämlich Oberösterreich, erreicht und um 60 Prozent höher als die Wirtschaftsleistung von Niederösterreich, das den 3. Platz einnimmt. Auch das hat die Frau Finanzstadträtin heute schon gesagt, aber man kann es nicht oft genug wiederholen. Vielleicht merken Sie es sich dann. Die letzten paar Punkte, die ich noch ansprechen möchte, weil ja Herr Kollege Juraczka völlig zu Recht gesagt hat, ein Mann der Wirtschaft, und er hat mich damit gemeint. (GR Mag. Manfred Juraczka, heiter: Das hat dir gefallen!) - Das war sehr nett, Manfred. Danke schön! Ich nehme das auch so an. Ich sage nur: Es hat Zeiten gegeben, da hat es auch bei der ÖVP den einen oder anderen gegeben. Inzwischen hat sich das bei der Wirtschaft irgendwie geteilt: Ich stehe immer noch für die Wirtschaft, und zwar stehe ich für die Realwirtschaft - ich stehe für die Unternehmerinnen und für die Unternehmer, für die arbeitenden Leute in dieser Stadt -, und die ÖVP bewegt sich immer mehr in Richtung der Finanzwirtschaft und bewegt sich immer mehr in die Richtung, dass sie diejenigen vertritt, die nicht die Menschen beschäftigen, sondern die das Geld arbeiten lassen. Das ist halt nicht unser Weg, das unterscheidet uns. (GR Mag. Manfred Juraczka: Und was hat das mit den Tourismuszonen zu tun?) Jetzt kommen wir zu den Tourismuszonen, weil du das ja sehr gerne hören willst. Auch dort ist es wiederum so: Wer fordert denn hauptsächlich die Einführung der Tourismuszonen? - Auch das sind hauptsächlich die größeren Konzerne, es sind die Filialisten, es sind die großen Ketten. Die Mehrheit der Händlerinnen und Händler und - das Entscheidende - auch der Konsumentinnen und Konsumenten ist mit den derzeitigen Regelungen sehr zufrieden, und ich glaube, wir sind uns alle darüber einig, dass dadurch keine Touristen davon abgehalten werden, dass sie nach Wien kommen. Die Zahlen sprechen für sich, wir haben jedes Jahr einen neuen Rekord - ich brauche das nicht noch einmal auszuführen, ich habe das schon öfters getan. Aber wenn wir schon von Rekorden sprechen, dann kann ich Ihnen auch sagen: Auch bei den Unternehmensgründungen liegt Wien - wie immer - an der Spitze. Ich glaube, jetzt sind es ungefähr 25 oder 30 Jahre, in denen Wien immer den 1. Platz bei den Unternehmensgründungen einnimmt. Ich kann Ihnen sagen, dass diese Betriebe, die hier gegründet werden, zu einem großen, zu einem sehr großen Teil sogenannte EPUs sind. Es wurde auch darauf hingewiesen, wie wichtig diese Gruppe gerade für eine Millionenstadt, für Wien, ist. Und ein zweiter großer Teil - das wird Ihnen nicht so sehr gefallen -, nahezu jedes zweite Unternehmen in Wien wird von jemandem mit Migrationshintergrund gegründet. Auch das ist eine wertvolle Leistung für unsere Stadt und unsere Gesellschaft. (GR Dominik Nepp, MA: Es hat ja schon jeder Zweite Migrationshintergrund!) Und auch bei den internationalen Betrieben haben wir auch im letzten Jahr wieder einen neuen Rekord geschafft - es ist ja fast schon kitschig, jedes Jahr stehe ich hier und kann über neue Rekordzahlen sprechen -, nämlich mit 178 Neuansiedlungen. Ich möchte nur noch einmal darauf hinweisen: Das ist in etwa sechs Mal so viel wie im zweiten Bundesland, nämlich in Salzburg. Sie sehen also, meine sehr geehrten Damen und Herren, in Wien wird ausgezeichnete Politik gemacht, ganz besonders ausgezeichnete Wirtschaftspolitik. Ich glaube, das kann sich sehen lassen, und daher ersuche ich auf diesem Wege noch einmal um Zustimmung zum Budget. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Kollege Strobl hat 9 Minuten Redezeit verbraucht. Die Restredezeit der SPÖ beträgt noch 29 Minuten. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Jung. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. Die Restredezeit der Freiheitlichen Fraktion sind 18 Minuten, die werde ich auch einstellen. - Sie haben das Wort. GR Mag. Wolfgang Jung (FPÖ): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Kollegin Meinhard-Schiebel hat vorher 5 Minuten zu Europa gesprochen - das war mehr, als sie im ganzen vergangenen Jahr in den Ausschüssen gesagt hat. Das alleine zeigt schon die Bedeutung, die offenbar bei den GRÜNEN Europa zugemessen wird. Sie hat sich auch mokiert über die Reise von zwei - wie hat sie gesagt? - schlagenden Burschenschaftern auf die Krim. Frau Kollegin, fragen Sie einmal Ihren Koalitionspartner! Der weiß sehr gut Bescheid über Reisen nach Moskau. Fragen Sie den Bgm Häupl oder die Frau Kollegin Brauner oder Ihren Ex- Kollegen Pilz oder den Ex-Bundeskanzler Gusenbauer, der dort sogar den Boden geküsst und "Heimat, Heimat!" - überhaupt ein schlimmes Wort - gerufen hat! (Beifall bei der FPÖ.) Diese Heimat war damals aber noch eine Heimat des KGB, eine Heimat der sibirischen Gefängnisse - das war eine ganz andere Situation. Das vergessen Sie gerne, vielleicht weil es auch bei den GRÜNEN in der Vergangenheit einige gegeben hat, die dort die Heimat gesehen haben. Nun zum Ausschuss selbst: Es wird von Ihnen und von Ihren Epigonen uns immer wieder vorgeworfen - gebetsmühlenartig heruntergeleiert -, wie europafeindlich wir wären. Da schicken Sie dann alle möglichen Leute vor, wie neulich auch in der Sendung "Im Zentrum" zum Beispiel den Herrn Menasse, der dann im Staatsrundfunk ungehindert von der Moderatorin Unwahrheiten über die Freiheitlichen behaupten kann. Kein Wunder, denn wer hat denn diese Sendung geleitet? - Es war rein zufällig eine gewisse Claudia Reiterer, und das ist zufällig die Partnerin von Lothar Lockl, den Sie ja auch kennen, der zufällig der Wahlkampfleiter von Herrn Van der Bellen war. Und sie hat dem Herrn Menasse dort die Gelegenheit gegeben - ohne zu widersprechen und ohne Faktencheck im Nachhinein -, der FPÖ Europafeindlichkeit vorzuwerfen. Und der Herr Menasse ist ja dazu berufen, europafreundlich zu sein - schließlich und endlich hat er nicht nur ein Buch darüber geschrieben, man hat ihm ja auch dafür von Seiten der Novomatic einen mehrmonatigen Brüssel-Aufenthalt genehmigt und finanziert. Zufällig hat er dann auch noch einen Preis bekommen, nämlich den Deutschen Buchpreis, und zufällig hat auch noch seine Schwester vor wenigen Tagen den Österreichischen Buchpreis bekommen. Also diese Lohnschreiber, die uns schlecht machen und uns Europafeindlichkeit vorwerfen, sind genau diejenigen, die wissen, warum sie das tun. Der Herr Menasse hat übrigens gesagt, wenn die FPÖ und die ÖVP in eine Regierung gehen, verlässt er Österreich. Ich bin neugierig, ob er das tun wird. (Beifall bei der FPÖ.) Unser Verhältnis zur Europäischen Union, die ja, und das sei ausdrücklich festgestellt, nur einen Teil Europas darstellt, lässt sich mit einem alten Spruch sehr gut beschreiben. Dieser lautet: Nicht jeder, der dich lobt, ist dein Freund, und nicht jeder, der dich kritisiert, meint es schlecht mit dir. - So, in diesem Sinn, halten wir das und üben dort, wo es notwendig ist, auch Kritik an Fehlentwicklungen, gerade damit sich Europa nicht zu weit von den Bürgern entfernt. Ihre Politik in der Geschichte ist recht janusköpfig. Als Beispiel sei CETA genannt, wo wir das ja hier im Saal erlebt haben: Es gab große Sprüche, es gab auf unser Drängen dann auch noch eine Resolution - eigentlich zwei Resolutionen: die erste, von uns eingebrachte, haben Sie abgelehnt; die zweite, in ihrem Wortlaut im Prinzip die gleiche, wurde dann von Ihnen, von der SPÖ, angenommen. Die SPÖ hat darauf bei den Mitgliedern nachgefragt, weil auch der Gewerkschaftsbund und auch viele andere Bereiche aus dem Umfeld und Vorfeld der SPÖ sehr, sehr skeptisch gegenüber CETA sind. Was ist geschehen? - Man hat eine Abstimmung unter den Mitgliedern gemacht. Die haben ebenfalls CETA abgelehnt. Na, und was hat der Kanzler gemacht? - Der hat gesagt, das ist eine interessante Erfahrung, und in Brüssel ist er in die Knie gegangen. - Das ist die Europapolitik der SPÖ. Ähnlich war die Situation bei der Entsenderichtlinie: Sie trommeln dauernd auf Betreiben des Gewerkschaftsbundes, aber was erreicht denn dieser Bundeskanzler in Brüssel? - Gar nichts. Und deswegen ist es so, dass Sie Europa am liebsten vergessen würden. Ich lese Ihnen etwas vor: "Fast alle kommunalen Handlungsfelder, ob Wirtschaft oder Verkehr, Gesundheit oder Umwelt, Stadtplanung oder Integration, haben heute eine europäische Dimension. Auf diese wirft der Europabericht der Stadt Wien eine Reihe von ‚Blitzlichtern'." - Dies entnimmt man der Internetseite der Stadt Wien. Nur: Der Blitz dürfte in der Zwischenzeit die SPÖ getroffen haben, denn den Europabericht gibt es nicht mehr. Man hat zwar noch im vergangenen Herbst von uns einen Beitrag dazu eingefordert, aber die Beiträge der Opposition waren Ihnen offenbar zu kritisch und dem Herrn Bürgermeister - sein Name sei gepriesen - vermutlich auch. Das hat er nicht vertragen, und daraufhin wurde der Bericht eingestellt. Dann haben wir im Ausschuss nachgefragt - in einer der seltenen Sitzungen, denn der Europaausschuss tagt ja nur mehr sehr selten -, was damit ist. Da wurde uns gesagt: Ja, aus finanziellen Gründen - es ist zu teuer, diesen Bericht zu drucken - stellen wir ihn ein. Aber hallo - oder hallöchen, muss man sagen -, Frau Stadträtin: Wir haben jetzt vor den Wahlen serienweise, am laufenden Band dicke Hochglanzprospekte über Ihre Leistung bekommen, aber für einen Europabericht reicht es nicht! - Das zeigt genau, wie Sie Europa sehen. (Beifall bei der FPÖ.) Diese Einsparungsmaßnahmen wirken sich auch auf die Anzahl der Ausschusssitzungen selber aus. Wir haben ja heute gehört, auch von der Frau StRin Brauner, wie wichtig Europa ist. Der Herr Bürgermeister, der sich von Anfang an in diesen Ausschuss hineinreklamiert hatte, ist in den letzten fünf Jahren dort nicht mehr gesehen worden - dem Gemeinderat geht es in den letzten zwei Jahren so. Damals hat er noch groß und vollmundig angekündigt, wie wichtig es wäre und dass er immer wieder daran teilnehmen will. In letzter Zeit macht das ja nicht einmal mehr die Frau Stadträtin. Und dann sitzen wir einem hilflosen Ausschussvorsitzenden gegenüber, der nichts weiß, wenn man etwas nachfragt, und das macht den Ausschuss noch mehr zur Farce, als er es schon vorher war, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Wir haben Ausschusssitzungen mit zwei oder drei Tagesordnungspunkten, die dann im Husch-Pfusch-Verfahren abgehandelt werden, weil meist nichts drinnensteht. Und wenn wir dann einmal eine Tagesordnung mit interessanten und wichtigen Tagesordnungspunkten haben, wie es beim letzten Mal der Fall war, dann sieht man ganz deutlich das Desinteresse oder die Uninformiertheit bei der SPÖ und bei den GRÜNEN. Das letzte Mal hatten wir wesentliche Punkte wie zum Beispiel die Subsidiarität oder die Vorhaben der österreichischen Ratspräsidentschaft im nächsten Jahr zu behandeln. - Nichts, keine Wortmeldung. Keine Wortmeldung von der SPÖ, keine Wortmeldung von den GRÜNEN, Schweigen im Walde. Ähnlich ist es, wenn man dann beim Vorsitzenden nachfragt, wie es nicht nur mit dem Europabericht ausschaut, sondern auch mit der Frage, ob wir nicht die Unterlagen elektronisch bekommen könnten, so wie es in anderen Ausschüssen der Fall ist: Man wird vom einen zum anderen Mal vertröstet. Genauso wie es auch bezüglich der Sitzung war, die übermorgen stattfindet und an der ja die Europaabgeordneten teilnehmen werden: Wir fragen seit Februar regelmäßig an, wann diese Sitzung stattfinden soll, und es wurde immer hinausgeschoben, man bekam keine Antwort, man bekam keine Antwort. Wir hatten ja den Verdacht, dass die Gefahr bestünde, dass vor den Wahlen vielleicht die grüne Spitzenkandidatin hier aufgetreten wäre und die SPÖ das gefürchtet hat. Dieses Problem hat sich ja mittlerweile von selber gelöst, da es weder die grüne Spitzenkandidatin noch eine grüne Fraktion im Parlament gibt. Aber das wurde hinausgezögert bis auf die letzte Minute, und wir - die Europafeinde, die angeblichen Europafeinde - müssen jedes Mal drängen, damit das hier von uns verlangt und auch durchgesetzt werden kann. Fachseminare hat es früher zu Europa gegeben - gibt es nicht mehr, wurde ad acta gelegt. Das ist alles verschoben, weil es der SPÖ einfach unangenehm ist, diese Thematik zu behandeln, in der sie gelernt hat, dass für sie eigentlich nicht wirklich etwas zu holen ist, weil in vielen Bereichen gerade der Gewerkschaftsbund und gerade die Arbeiterkammer durchaus kritisch dem gegenüberstehen, was uns offiziell als tolles Europa verkauft wird, und sagen, hier wird nicht uns Europa verkauft, sondern in Wirklichkeit verkaufen wir uns an Europa. Und das ist der große Unterschied, der hier besteht. Noch ein letztes Beispiel zum Abschluss - etwas, das auch in der letzten Sitzung aufgekommen ist -: Es gab in der Vorwoche vom Bundesrat - also vom Parlament organisiert - eine große Europadiskussion. Ich habe da die Einladung gehabt, habe dann den Ausschussvorsitzenden gefragt, wie es damit ausschaut, ob man da hingehen kann, ob man zuhören kann - er wusste von nichts. Er wusste von nichts! Dabei waren alle Präsidenten eingeladen! Es waren dort die Präsidenten von fünf Landtagen - der Wiener Präsident war nicht dort. Es war überhaupt keine Vertretung von Wien dort anwesend. Als Freiheitlicher war ich der einzige Vertreter Wiens, der dort gesprochen hat - zu hochinteressanten Themen wie zur Subsidiarität, und so weiter. Sie werfen es uns vor, aber Sie selbst scheint das Thema nicht zu interessieren. Und wir erwarten uns eigentlich, das muss ich wirklich sagen, für die Dauer dieser Legislaturperiode in Wien auch keine Verbesserung der Situation. Aber eines kann ich Ihnen schon sagen: Sie haben aber nicht mehr auch nur das allergeringste Recht, uns Europafeindlichkeit vorzuwerfen und zu behaupten, dass wir Europathemen ausweichen würden, denn Sie selber sind es, die völlig desinteressiert sind und das einfach an sich abperlen lassen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Kollege Jung hat 10 Minuten Redezeit verbraucht. Das heißt, die Restredezeit der Freiheitlichen wären 8 Minuten. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Florianschütz. Die selbstgewählte Redezeit wären 10 Minuten. Die Restredezeit sind 29 Minuten, die ich Ihnen einstelle. - Bitte schön, Sie haben das Wort. GR Peter Florianschütz (SPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist ja spannend, wenn man eine Rede zu einer Generaldebatte mit einer tatsächlichen Berichtigung beginnen kann. Ich berichtige also tatsächlich: Es ist nicht wahr, dass ich oder meine Fraktion nicht an Europapolitik interessiert wäre. Wahr ist vielmehr, dass wir dem eine hohe Priorität zuerkennen. Lassen Sie mich mit Aktuellem beginnen: Momentan findet eine Debatte über den Standort der Arzneimittelagentur der Europäischen Union statt, die auf Grund der Brexit-Situation London verlassen wird. - Die Bankenaufsicht auch, aber bleiben wir einmal bei der Arzneimittelagentur. - Wien hat sich um diesen Standort beworben, und wir haben das getan, was uns manchmal vorgeworfen wird, besonders von den NEOS: Wir haben lobbyiert im Interesse unserer Stadt und unseres Landes. Dazu bekenne ich mich: Lobbyismus ist in dieser Frage gut. Und wir machen das deshalb, weil es da um 1 Milliarde EUR an Wertschöpfung, um 60.000 zusätzliche Übernachtungen und eventuell um 900 Arbeitsplätze geht - nur am Anfang, denn es könnte auch sein, dass dann noch mehr Firmen zu uns kommen. Da bemühen wir uns daher, und dafür bedanke ich mich sehr herzlich bei der Frau Finanzstadträtin, von der ich weiß, dass sie sich auf europäischer Ebene sehr eingesetzt hat, und ich bedanke mich auch bei der Vorsitzenden des Finanzausschusses, die sich in Eurocities in dieser Frage sehr bemüht hat, und ich selber bin auch aktiv geworden und der Herr Bürgermeister und viele, viele andere auch. Und wir hoffen alle - masel tov -, dass es uns gelingen möge, dass diese Agentur zu uns kommt. Wenn nicht, werde ich mich nicht in die Donau werfen, aber es wäre halt gut und es wäre schön für die Stadt. Aber lassen Sie mich Folgendes dazu sagen: Wenig hilfreich ist es, dass dann Legionen von Menschen durch Europa ziehen und erklären, diese Stadt ist am Zusammenbrechen, pleite, krank, kaputt, also einfach nicht geeignet. Das hilft nicht wirklich. Und, meine Damen und Herren, was ich schon gut finde: Wir haben uns über alle Parteigrenzen hinweg im europäischen Projekt darauf verständigt, dass wir gemeinsam für Österreich und in diesem Fall für unsere Stadt arbeiten. Und das würde ich einfordern, auch von der Opposition. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das Wort Arzneimittelagentur ist nicht einmal vorgekommen im Ausschuss!) Es wird Ihnen nicht verborgen geblieben sein, dass es darum geht, oder? Also das hören Sie nicht das erste Mal, Kollege Jung. Und das ist überhaupt eigenartig ... Gut, lassen wir das so stehen. Es ist ja an sich ein Salonparlament, und man soll sich daher nicht unbedingt auf tiefe Phasen begeben, wenn man nicht dazu gezwungen wird und es machen muss - und so weit sind wir heute noch nicht. Wien ist - das ist eine Generaldebatte, und darum passt es auch gut, das zu erwähnen - eine Stadt der Menschenrechte. Darauf sind wir stolz. Wir haben ein Menschenrechtsbüro, wir setzen uns mit dieser Frage auseinander, und Sie wissen - ich bin auch Menschenrechtssprecher meiner Fraktion -, dass Menschenrechte etwas wirklich Essenzielles und Wichtiges sind, und darauf kann man stolz sein. Und heute - ein schönes Beispiel - ist der Tag der Kinderrechte. Die Kinderrechtskonvention ist eine ganz wesentliche Errungenschaft des Human Rights Body der Vereinten Nationen, und daher habe ich gefunden, dass das eine schöne Aktion ist. In dem Zusammenhang aber ein Appell an künftige Regierungsbeteiligte, in welcher Konstellation auch immer: Es gibt auch das Recht des Kindes auf Teilhabe und das Recht des Kindes besonders auf seine Eltern. Ein unbedingtes Verbot der Familienzusammenführung ist grob menschenrechtswidrig und grob kinderrechtswidrig. Ich sage das jetzt auch als Vertreter der Menschenrechtsstadt und appelliere, man darf ja appellieren: Das können Sie nicht machen! Sie können nicht sagen, dass die Zusammenführung von Familien unter allen Umständen verboten wird, sondern ganz im Gegenteil: Nehmen wir den Kindern dieses Recht nicht. Es steht ihnen kraft internationaler Verträge und in Österreich auf Grund von Verfassungsrecht zu, möchte ich Ihnen nur sagen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Wir haben da unsere Methoden!) - Zurück zur Europapolitik. Ja, ich weiß, es klingt salbungsvoll, Herr Kollege, aber es ist wahr, echt, wirklich, es klingt salbungsvoll, ist aber wahr. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ja! Richtig!) Wir gehen weiter zur Europapolitik. Es wurde unlängst in Göteborg eine Vereinbarung zur sozialen Säule innerhalb der Europäischen Union beschlossen. Die soziale Säule ist eine wichtige Errungenschaft, weil wir ja ein soziales Europa ansprechen wollen und ein soziales Europa erreichen wollen. Kollege Jung, ich würde Ihnen nie vorwerfen, dass Sie europafeindlich sind. Sie sind halt anderer Meinung als ich, das ist legitim, und Sie sind europastrukturfeindlich, aber das ist auch legitim. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Gott sei Dank! Sonst wäre es ja fad!) Ich habe halt nur eine andere Meinung, ich habe ein anderes Europa im Kopf, wenn man die fünf Säulen des Juncker sieht. Darüber haben wir im Ausschuss diskutiert. So gesehen stimmt es ja nicht, ich habe sogar eine eigene Veranstaltung dazu gemacht. Es gibt halt mehrere Fraktionen, die unterschiedliche Positionierungen haben. En gros unterscheidet sich das beim weiteren Zusammenwachsen, wofür ich bin und wofür die Sozialdemokratie ist und die GRÜNEN sind, wie ich mir habe sagen lassen, und andere Fraktionen sehen das halt anders. Das ist legitim, aber dann tun wir auch nicht immer so wehleidig, als müssten wir immer eine Meinung haben. Das ist ja der Wettbewerb der Ideen in diesem Ausschuss und dergleichen mehr. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) - Ich tue das auch ganz selten. Damit aber zu etwas anderem, zur Aktion 20.000, die heute von den NEOS angesprochen worden ist und zur Frage der Planwirtschaft. Wissen Sie, Planwirtschaft hat so einen komischen Geruch, so einen Klang, es klingt so kommunistisch. Ich kenne keinen Konzern, der nicht planwirtschaftlich agiert, übrigens, das heißt dann, die Planzahlen und dergleichen, aber es ist okay. Die Guten handeln planvoll, die Schlechten scheitern, um es einmal so zu sagen. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Das ist nicht nachhaltig!) Die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit erfordert einen Plan, und dazu bekenne ich mich auch, herzugehen und zu sagen: Wir haben den Plan, dass die Leute nicht arm sind, dass das Spital funktioniert, dass es ein soziales Europa gibt, dass wir die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Jetzt kann man sagen, wir wollen diese Pläne nicht, das Laissez-faire, das ist auch legitim. Das entspricht ja auch der Tradition des politischen Liberalismus, das heißt, die Reichen stecken das Geld ein, der Rest muss es sich richten. Das ist Ihre Herangehensweise, es hilft alles nichts, abstreiten nützt nichts, ertappt, ertappt. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Jetzt haben Sie uns ertappt! Aber wir ertappen Sie!) In Wirklichkeit geht es Ihnen darum, dass Sie es sich richten und alle Regelungen verschwinden, und das ist halt nicht meine Vorstellung eines sozialen Europas. Ein soziales Europa ist ein Europa, wo man mit Mindeststandards und mit Mindestaktivitäten versucht, einen gemeinsamen Wohlstand für einen gesamten Kontinent zu erzeugen, natürlich unter Regelungen und Rahmenbedingungen. Mir jetzt nicht mit unterstellen, dass ich für "Refugees welcome" bin und alles aufmache! Überhaupt nicht, überhaupt nicht! Ich bin für die Einhaltung der Menschenrechte, ich bin dafür, dass wir etwas machen, wo wir gemeinsam davon gut leben können. Dazu gehört zum Beispiel auch eine verbindliche einvernehmliche Steuerpolitik, die es nicht möglich macht, dass Menschen, in dem Fall nicht Menschen, sondern Konzerne, die natürlich von Menschen gelenkt werden, Milliarden und Billionen Euro entziehen, ein Geld, das uns ... (GR Mag. Dietbert Kowarik: Und wer versagt? Die EU!) - Nein, es versagt in dem Fall nicht die EU, es versagen die Nationalstaaten. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das ist ja die EU!) - Nein, nein, die EU ist eine Institution, und die Nationalstaaten bilden sie, aber das Federführende in der Politik haben die Nationalstaaten, meine Damen und Herren. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Die hat sich ein bisschen verselbstständigt!) Ich habe gestern mit großem Interesse gesehen, wie eine Abgeordnete der Partei der NEOS die Steuerfreiheiten in den östlichen Randgebieten der Europäischen Union nach dem Motto verteidigt hat: Ja, die liegen halt vom Schuss, und dort ist es immer so finster. Das kann es ja auch nicht sein, so etwas hätte ich gerne, dass wir eine Finanzpolitik machen und dann hätten wir auch finanziell weniger Probleme, weil ja die Gebietskörperschaften, sowohl die nationalen als auch die regionalen, damit deutlich mehr Bewegungsspielraum hätten, wenn denn die diversen Unternehmen ihre Steuern auch ordentlich bezahlen würden. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Die zahlen es ja ordentlich! Die können nichts dafür!) In dem Zusammenhang auch ein Dank an die Frau Finanzstadträtin und den Bürgermeister, die sich nachweislich in der Europäischen Union dafür einsetzen. Meine Damen und Herren, ich verstehe das nicht. Das ist ja unser Geld, nicht unser privates, aber das ist das Geld unserer Gebietskörperschaft. Ehrlich gesagt, hätte ich das gerne und da wäre eine gemeinsame Anstrengung wirklich notwendig. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) In dem Zusammenhang die zweite tatsächliche Berichtigung: Der Ausschussvorsitzende des Ausschusses für europäische und internationale Angelegenheiten, also ich, ist nicht hilflos. Wir haben uns in den letzten Ausschüssen über die Frage Kohäsion, das Weißbuch, das Arbeitsprogramm unterhalten, haben dann auch ziemlich einvernehmliche Beschlüsse gefasst, allerdings auf der Formelebene. (GR Mag. Wolfgang Jung: Zugestimmt? Sie haben die Hand gehoben!) Das steht dem Ausschussvorsitzenden in einer Debatte zu einem Geschäftsstück auch nicht zu, lesen Sie nach. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie sind ja nicht der Einzige!) - Aber Sie haben es mir vorgeworfen, und, ehrlich gesagt, dieser Vorwurf geht ins Leere, Herr Kollege. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) - Ja, aber das ist so, definitiv. Sie wissen, wenn ich selber ein Geschäftsstück habe, gebe ich meinen Vorsitz ab und lasse mich von meiner Stellvertretung vertreten, wie sich das nach der Geschäftsordnung gehört. Man soll sich ja an das halten, was vorgegeben ist. Wir haben dort Einvernehmen erzielt, und in Wirklichkeit ist der Ausschuss, das muss ich jetzt auch den Leuten, die nicht im Ausschuss dabei sind, sagen, relativ amikal, funktioniert gut, hie und da gibt es einen Schimpfer, aber das halten wir aus. Faktum ist aber, dass er sehr einvernehmlich ist, weil wir uns ja auch verständigt haben, bestimmte Spielregeln zu haben, zum Beispiel etwas einvernehmlich zustimmend oder nicht zustimmend zur Kenntnis zu nehmen. Zur Kenntnis nehmen muss man es immer, und da haben wir uns ja verständigt, das passt ja auch ganz gut. Dass Sie mit dem Weißbuch nicht einverstanden sind, akzeptiere ich. Ich bin es auch manchmal nicht, aber dass es das gibt, ist auch wahr, und daher haben wir es zustimmend zur Kenntnis genommen. So hat es funktioniert. Der Ausschuss für europäische und internationale Angelegenheiten hat nicht die Aufgabe, Europapolitik zu machen, indem er jetzt Beschlüsse über die Europäische Union fasst. Ich täte es gerne, aber es ist nicht unsere Aufgabe, ehrlich gesagt. (GR Mag. Wolfgang Jung: Eh nicht! Informieren!) In Wirklichkeit geht es darum, dass wir dort bestimmte Themen diskutieren, uns bestimmte Fragen einvernehmlich anschauen. In dem Zusammenhang: Die von Ihnen angesprochene Veranstaltung betreffend Subsidiarität des Bundesrates dürfte an Ihnen nicht spurlos vorübergegangen sein, Sie waren im Gegensatz zu mir am Podium. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ich habe es erfahren, aber nicht von der Stadt!) - Ja eben, aber warum haben Sie es mir nicht gesagt? (GR Mag. Wolfgang Jung: Ich habe es im Ausschuss gesagt!) - Aber vorher nicht. Aber es ist ja auch egal, Sie müssen es mir ja nicht sagen, ich habe es ohnehin erfahren. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ich habe geglaubt, ich erfahre es von Ihnen!) - Es ist ja nicht so. Aber nicht larmoyant jammern, dass man etwas nicht mitgeteilt kriegt, wenn man am Podium sitzt und es vorher schon gewusst hat. Das ist ein bisschen komisch, finde ich halt. (Neuerlicher Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) - Aber es soll sein. Meine Damen und Herren, wir haben bestimmte wichtige Themen, die wir operativ im Bereich der Europäischen Union betreiben. Kollegin Wehsely, habe ich schon gesagt, ist in Eurocities aktiv. Ich bin in Vertretung des Herrn Bürgermeisters im Ausschuss der Regionen und vertrete dort die Interessen der Region Wien. Da gelingt es schon auch manchmal, etwas zu Wege zu bringen. Ich spare Ihnen das jetzt im Detail. Wir sind im Kongress der Gemeinden und Regionen des Europarates aktiv. Das ist eine menschenrechtsorientierte, sehr wichtige Institution und ist natürlich viel größer als die Europäische Union. Dort befinden sich übrigens auch Russland und die Türkische Republik als Mitglieder, da haben wir auch einige heftige Diskussionen geführt. Ich finde es aber natürlich gut, und wir betreiben insbesondere ein Projekt, das EFUS heißt, European Forum for Urban Security. Das ist eine hervorragende Einrichtung, die in einem Städtenetz und Städtepartnernetz, ausgehend von Rotterdam, aber unter starker Beteiligung von Barcelona und London, versucht, Best-Practice-Beispiele und Lernbeispiele von europäischen Projekten auf internationaler Ebene zu entwickeln. Wir waren dort, ich war unlängst mit der Kollegin Safak als Integrationssprecherin dort, und wir haben uns angeschaut, wie das in Rotterdam so läuft. Da kann man etwas lernen, das ist eine gute Sache, und ich denke, es ist auch wichtig, dass wir dort unsere Best-Practice-Beispiele beibringen, denn Wien liegt gut im Rennen. Es wird auch anerkannt, was wir hier tun, und darauf können wir auch stolz sein. Ich bin nicht dafür, dass wir alles gut- und schönreden, überhaupt nicht, das ist nicht mein Stil. Ich bin aber im Gegenteil auch nicht dafür, dass wir alles schlechtreden, sondern in Wirklichkeit sollten wir einmal sagen: Wir bringen etwas zuwege, wir können tun, wir sind in Ordnung. Das würde auch das Klima intern und auch innerhalb unseres Auftrittes in der Europäischen Union verbessern. Fassen Sie das als einen Appell auf. Last but not least: Wir haben als Stadt Wien eine wichtige Institution, nämlich das Wien-Haus in Brüssel. Das ist eine hervorragende Einrichtung mit dutzenden sehr hervorragenden Veranstaltungen, ein Stückchen Heimat in Brüssel. Immer wenn ich dort in Brüssel eine Veranstaltung habe, fühle ich mich ganz zu Hause. Ich möchte mich in dem Zusammenhang auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Wien-Hauses bedanken, der Kollegin Kauer und dem Kollegen Bürger, die wirklich hervorragende Arbeit leisten, und überhaupt bei allen Mitarbeitern der MA 27 und der Magistratsdirektion für Internationales. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Lassen Sie mich einen Abschlussapell gerade aus Sicht des europäischen Hauses und des Ausschusses für europäische und internationalen Angelegenheiten richten: Kritik ist gut, konstruktive Kritik ist besser und manchmal, aufeinander zuzugehen und sich auch zu loben. Man muss nicht immer einer Meinung sein, aber man muss, wenn man sich schon einbringen will, auch mit irgendwelcher Konstruktivität kommen. Ohne jetzt jemanden konkret zu meinen, alle Beteiligten wissen es: Unhöflichkeit ist ein schlechtes Mittel der Politik. - Danke schön, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit waren 14 Minuten, fraktionelle Restredezeit wäre noch 15 Minuten. Zu einer tatsächlichen Berichtigung ist Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger gemeldet. - 3 Minuten. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Florianschütz! Ich weiß nicht mehr den genauen Wortlaut, was Sie gesagt haben, was meine Kollegin vor mir zum Thema Steuerwettbewerb gesagt haben soll, aber es hat hier den Eindruck erweckt, und den möchte ich korrigieren, dass wir dem Steuerwettbewerb, dem ausufernden und exzessiven Steuerwettbewerb innerhalb Europas das Wort reden würden. Das ist nicht der Fall, aber es stimmt, dass wir im Steuerwettbewerb etwas Positives sehen, weswegen wir NEOS uns ganz klar gegen einheitliche Steuersätze aussprechen und in einem gewissen Korridor auf europäischer Ebene sehr wohl einen Steuerwettbewerb zulassen wollen, weil wir glauben, dass das sehr wohl für strukturschwache Länder natürlich ein Mittel der Wahl sein kann. Aber ruinösen Steuerwettbewerb, wo nämlich Länder insbesondere internationale Unternehmen damit locken, nahezu keine Steuern zu zahlen, lehnen wir auch ab, gerade als Liberale, gerade als überzeugte Liberale, weil es keinen fairen Wettbewerb ermöglicht. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zur Allgemeinen Beratung des Voranschlagsentwurfes für das Jahr 2018 und des Gebührenprüfungsantrages liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft und Internationales. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. Die selbstgewählte Redezeit ist 15 Minuten. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die Budgetdebatte war ja schon recht hitzig, jetzt kommen wir zur sogenannten Fachdebatte. Man sagt dann immer, dass man sich in der zweiten Runde fachlich auseinandersetzt. Schauen wir einmal, ob es ein bisschen fachlicher wird als am Anfang. Es war jetzt sehr ideologisch, teilweise auch unterhaltsam, und ich muss sagen, was den Stil betrifft, muss ich dem Kollegen Florianschütz recht geben, der war teilweise von manchen Fraktionen wirklich nicht ideal, sage ich einmal. Der Voranschlag für 2018 ist aber genau so, wie wir ihn uns eigentlich erwartet haben. Das Luftschloss Brauner ist um einen neuen Schuldenturm gewachsen, und die Wiener Stadtregierung betreibt weiterhin nur Finanzpolitik, die eigentlich von - ich nenne jetzt einmal das Wort - Ignoranz geprägt ist. Es ist nämlich überhaupt kein ernsthafter Sparwille zu erkennen, ganz zu schweigen von strukturellen Reformmaßnahmen. Ich bin eigentlich schon gespannt, ob die Frau Stadträtin uns heute gegen Ende in ihrer Abschlussrede wieder entgegenhalten wird, dass es doch WiStA und "Wien neu denken" gibt und dass sie mit dem Finanzrahmen bis 2022 ohnehin einen Konsolidierungspfad vorgelegt hat, der auf einen ausgeglichenen Haushalt hinsteuert. Das können wir eigentlich, glaube ich, von Seiten der Opposition alle schon nicht mehr hören, und das sind eigentlich nicht mehr als Ankündigungen und Worthülsen, Frau Stadträtin. (Beifall bei den NEOS.) Letztes Jahr haben Sie uns erklärt, WiStA hat bereits für 2017 100 Millionen EUR eingespart. Wo die Sparmaßnahmen genau liegen, können Sie uns zwar nicht genau erklären, aber immerhin 100 Millionen EUR, denkt man sich als hoffnungsvoller und vielleicht auch gutgläubiger Bürger dieser Stadt. Für 2017 war ja ein Abgang von rund 570 Millionen EUR vorgesehen. Das heißt also, die rot-grüne Stadtregierung ergreift Strukturmaßnahmen, spart angeblich 100 Millionen EUR ein und kommt noch immer auf über eine halbe Milliarde Euro Neuverschuldung. Jetzt überlegen wir uns einmal, wie es ohne WiStA gewesen wäre, da hätten wir eigentlich einen noch größeren Schuldenberg gehabt. Das heißt, ich bin gespannt, was wir hierzu heute hören werden. Noch spannender wird es, wenn wir uns den Voranschlag 2018 anschauen. Statt dem zu erwartenden Schuldenstand von 6,57 Milliarden EUR kommen wir auf 6,67 Milliarden EUR. Seit heute Vormittag bin ich mir aber nicht mehr ganz sicher, weil sich die Zahlen ja fast stündlich ändern. Somit sind das etwa, laut den Informationen, als ich mich vorbereitet habe, 97 Millionen EUR mehr als ursprünglich veranschlagt. Das ist weit, weit weg von einer echten Konsolidierung und nicht im Entferntesten als ambitionierter Sparplan zu bezeichnen, Frau Stadträtin. Wie ernst nehmen wir das - große Reformpläne à la WiStA und "Wien neu denken"? Diese kann man eigentlich nicht mehr ernst nehmen, denn es ist ganz klar, dass das gar nicht geht. Das ist nicht ernst zu nehmen, weil Sie ständig wieder von Neuem ankündigen, ankündigen, ankündigen und de facto passiert nichts. (Beifall bei den NEOS.) Wie wenig Substanz hinter den Ankündigungen steht, haben Sie uns selber beantwortet. Der Finanzrahmen relativiert sich ebenfalls, wenn man sieht, dass es Ihnen nicht einmal gelingt, Ihre eigenen, meiner Meinung nach wenig ambitionierten, Voranschläge einzuhalten. Übrig bleiben Zahlen auf einem Blatt Papier, die nicht besonders werthaltig sind und wie wir heute erfahren haben, sich auch oft ändern. Jahr für Jahr finden sich in Ihren Budgets Positionen, die falsch veranschlagt sind, etwa bei den Gebühren oder der bereits sehr intensiv diskutierten Mindestsicherung. Meine Kollegen werden aber später zu den Einzelressorts konkrete Beispiele dazu vorbringen und näher darauf eingehen. Zum Thema Mindestsicherung möchte ich eigentlich nur einen Satz sagen: Ich finde es eigentlich wahnsinnig traurig, wie viel dem Thema an Aufmerksamkeit von Schwarz-Blau beigemessen wird. Jetzt haben wir das schon oft diskutiert, wir wissen, hier gibt es sehr unterschiedliche Grundhaltungen, aber ich würde es toll finden, wenn Sie sich einmal der großen Themen annehmen. Schauen wir uns doch einmal Pensionen an, schauen wir uns doch einmal das Gesundheitswesen mit derselben Intensität an. Ich glaube, das würde gerade in einer Budgetdebatte wirklich sehr intensiv weiterhelfen, denn das sind die großen Brocken, über die wir diskutieren müssen. (Beifall bei den NEOS.) Unterm Strich bleibt eigentlich übrig, dass Sie wider besseres Wissen falsch veranschlagen und damit ein fundamentales Prinzip der Kameralistik, ich sage sogar bewusst, verletzen. Der Voranschlag ist das zentrale Regulierungselement der Haushaltsführung und darüber sollte eigentlich eine Steuerung erfolgen, die leider unter Ihrer Amtsführung überhaupt nicht stattfindet. Dass es auch anders geht, dass ein roter Finanzstadtrat auch sparen kann, hat uns Ihr Vorgänger Sepp Rieder gezeigt. Das haben wir heute schon diskutiert, aber unter seiner Ägide wurde die Verschuldung der Stadt Wien verringert. Es geht also, wenn man will, aber Sie wollen ja nicht. Sie bauen Jahr für Jahr einen neuen Schuldenturm dazu und argumentieren mit Ankündigungen, die wohl nie passieren werden. Das tut Wien nicht gut und das tut auch den Wienerinnen und Wienern nicht gut, meine Damen und Herren. (Beifall bei den NEOS.) Dass es auch anders geht, zeigt uns die Stadt Hamburg. Jetzt haben wir, glaube ich, die dritte deutsche Stadt, die wir uns heute genau anschauen, aber es ist, was das betrifft, meine Lieblingsstadt. Die Stadt Hamburg ist nämlich ein Bundesland und eine Stadt zugleich, hat eine ähnliche Bevölkerungsanzahl wie Wien und wird auch Rot-Grün regiert. Insofern eigentlich ideal zum Vergleich, und zugegeben, die Stadt Hamburg hat eine deutlich höhere Verschuldung, die allerdings auch die entsprechende Konsolidierungspolitik nach sich zieht. Ich zitierte hier einmal den roten Amtskollegen aus Hamburg. Der sagt: "Der Hamburger Senat hat sich für einen anspruchsvollen, generationengerechten Kurs in der Finanzpolitik entschieden. Wir halten nicht nur die Schuldenbremse des Grundgesetzes und der Hamburgischen Verfassung ein, sondern wollen auch den Saldo aller doppischen Aufwände und Erträge ausgleichen. Denn trotz Überschüssen im Gesamthaushalt, die wir in Hamburg bereits seit 2014 erzielen und zur Tilgung alter Schulden einsetzen, bestehen in den öffentlichen Haushalten in Deutschland in kaufmännischer Hinsicht weiterhin hohe Defizite." Das bedeutet runtergebrochen, Hamburg hat sich im Gegensatz zu Wien zu einer sehr transparenten, zukunftsorientierten Haushaltsführung entschlossen, Die Freie und Hansestadt Hamburg legt eine Konzernbilanz vor, darin sind der Kernhaushalt der Stadt und die öffentlich-rechtlichen Organisationseinheiten enthalten, etwa Stiftungen, Anstalten und Fonds und auch Kapital- und Personengesellschaften. Damit gehen auch höhere Schulden einher. Wenn Wien das machen würde, wissen wir ohnehin, dass sich das um einiges erhöhen würde, das wäre in Wien überhaupt nicht anders und das ist auch klar. Die Hamburger haben aber zumindest erkannt, dass es notwendig ist, das gesamte Vermögen der Stadt und auch die gesamten Schulden transparent darzustellen, etwas, was ich mir von Ihnen auch wünschen würde, sehr geehrte Stadtregierung. (Beifall bei den NEOS.) Deshalb habe ich heute auch einen entsprechenden Antrag mit, der den Wienern und Wienerinnen genau diese notwendige Transparenz bringen soll. Glücklicherweise - ich betone das ja ausdrücklich - zwingt Sie der Finanzminister mit der VRV 2015 zu einer neuen Form der Haushaltsführung. Ab nächstem Jahr werden wir neben der bisherigen Einnahmen- und Ausgabenrechnung auch einen eigenen Vermögenshaushalt und eine Ergebnisrechnung bekommen. Dieses Dreikomponentensystem ist wesentlich besser zur Steuerung geeignet als die bisherige Kameralistik. Warum? - Weil es auch den Ressourcenverbrauch dokumentiert und so für wesentlich mehr Transparenz sorgt, damit wir, natürlich ihren politischen Willen vorausgesetzt, liebe Stadtregierung, eine generationengerechte Budgetpolitik möglich machen können. Ich hoffe sehr, dass Sie sich die Worte des Hamburger Kollegen in dieser Sache zu Herzen nehmen. Leider lässt die neue Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung noch einige unserer Forderungen aus, die ich kurz aufzählen möchte. Punkt 1: Eine konsolidierte Bilanz- und Ergebnisrechnung ist nicht vorgesehen. Da Sie uns aber ständig erklären, dass Wien der Musterschüler in allen Belangen ist, wäre es ja ein Leichtes, hier mit einem Vorzeigeprojekt voranzugehen, wie es Hamburg unter Rot-Grün bereits tut. Punkt 2: Ein weiterer Wermutstropfen ist das Wahlrecht bei den Pensionsrückstellungen. Ich verstehe hier den Finanzminister nicht. Die neue VRV 2015 soll endlich eine Vereinheitlichung bringen. Das ist großartig. Warum er aber Ländern und Gemeinden ein Wahlrecht einräumt, erschließt sich mir nicht. Ich fordere, dass Wien dieses Wahlrecht nicht in Anspruch nimmt und die Pensionsrückstellungen abbildet. Dabei geht es um die zukünftigen Verpflichtungen, die die Stadt haben wird. Wir alle wissen, dass die öffentlichen Haushalte in Zukunft sehr stark mit diesen Zahlungen beansprucht werden. Gerade in Wien, wo Beamte viel zu früh in die Pension geschickt werden und auch die notwendigen Angleichungen viel zu spät erfolgen, wird das ein ziemlich harter Brocken werden. Umso wichtiger ist es also, dass wir im Sinne eines generationengerechten Kurses diese Verpflichtungen auch sauber ausweisen. Deshalb hoffe ich auf breite Zustimmung zu meinem diesbezüglichen Antrag, den ich Ihnen auch übergeben darf. Last but not least zu einem Thema, das wir hier viel zu selten diskutieren, das mir aber als - wie hat der Herr Strobl gesagt - Mann der Wirtschaft ganz besonders am Herzen liegt, und das ist die Wiener Wirtschaftspolitik, vor allem die Politik, die für kleine und mittlere Unternehmer und Unternehmerinnen in dieser Stadt gemacht wird. Wie gesagt, ich bin selbst Unternehmer, und wir NEOS haben ja im letzten Jahr über 300 kleine und mittlere Betriebe in Wien besucht. Da hat man nicht nur eigene Erfahrungen einbringen können, sondern man bekommt extrem viel Feedback, um gut einschätzen zu können, was nötig wäre und was wirklich gebraucht wird. Im Rahmen Ihrer Ankündigungs- und Prestigepolitik wird uns Wirtschaftstreibenden ja immer erklärt, dass Wien kräftig in die Wirtschaft investiert. Jedes Jahr werden neue großartige Investitionen verlautbart. Was am Ende dabei herauskommt, sind Imagekampagnen. Ich rede jetzt von den Kampagnen für die kleineren und mittleren Unternehmen wie "Mein liebstes Wiener Unternehmen" oder die bereits erwähnte E- Commerce-Plattform "shoepping.at", die Plattform der Post, oder - da sind wir wieder bei der Industrie oder den fertigenden Unternehmen - die Initiative "Made in Vienna". Das sind alles Initiativen, wo man natürlich ganz klar eine Sinnfrage stellen kann. Wie immer sind das halt sehr werbliche Maßnahmen, wo man halt nie genau weiß, okay, kommt das jetzt wirklich an, bringt das wirklich etwas? Es ist halt Image. Das sind alles Dinge, bei denen sich halt die Frage stellt, ob sie wirklich positive Auswirkungen auf die Wiener Wirtschaft haben. Ist es nicht die erste Aufgabe der Politik, passende Rahmenbedingungen zu schaffen? Ist es nicht extrem wichtig, ein offenes Ohr für die Wirtschaftstreibenden zu haben und vor allem für den so geschundenen Mittelstand? Da sollten Sie ansetzen und nicht bei unsinnigen Förderungen und Kampagnen. Ich möchte Ihnen dazu auch gerne die Worte und Forderungen Ihres Kollegen Michael Schickhofer im "Ö1- Morgenjournal" mit auf den Weg geben, die ich extrem überraschend und spannend fand, dass wir weggehen von einer Gesellschaft, von einem Staat, der immer bevormunden möchte, wie man lebt, denkt und liebt; dass wir weggehen von einer Bürokratie, die alles bis ins letzte Detail regeln will, dass wir auch einen positiven Begriff entwickeln zu Leistung und Wettbewerb, aber eben unter fairen Rahmenbedingungen. Genau das fordern wir seit Gründung von NEOS, und zumindest der Herr Schickhofer hat es einmal kapiert. (Beifall bei den NEOS.) Wir wünschen uns nämlich mehr Freiheit für die Menschen und mehr Freiheit für die Unternehmerinnen und Unternehmer dieser Stadt. Weg von dieser unnötig gewachsenen Bürokratie, hin zu einer modernen und progressiven Gesellschaft! Bitte sparen Sie sich das Geld für unnötige Werbekampagnen und sinnlose Initiativen, und setzen Sie wirkliche Anreize für die Wirtschaft, indem sie unnötige Regulierungen streichen und die Bürokratie reduzieren. Das kostet nichts und wäre ein wichtiger Beitrag, um Wien in eine bessere Zukunft zu lenken. Dafür lasse ich Ihnen noch einen Antrag da. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit war 14 Minuten, die fraktionelle Restredezeit ist noch 9 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Mag. Juraczka. Ich erteile es ihm. Die selbstgewählte Redezeit ist 15 Minuten. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Werte Damen und Herren! Da in der Generaldebatte ja sehr viele Themen zur Sprache kamen, möchte ich mich jetzt ganz einer wirklichen Besonderheit in dieser Stadt widmen, nämlich einem Feindbild, das so gerne von den Regierungsparteien immer wieder sozusagen vor den Karren gespannt wird. Es ist heute im ersten Teil der Diskussion ein bisschen in den Hintergrund getreten, weil das neue Feindbild natürlich eine etwaige neue Bundesregierung ist, aber gleich danach kommt natürlich das neoliberale Agieren, hier besonders etwaige Privatisierungen. Sie hören, da kriegt man schon einen kalten Schauer. Wenn von Rot-Grün davon gesprochen wird, dass es da Privatisierer gibt, ist das etwas ganz, ganz Schlimmes. Nun, kein Mensch wird ernsthaft davon ausgehen oder Interesse daran haben, dass wir in unserer Stadt Krankenhäuser privatisieren, obgleich es natürlich private Krankenhäuser gibt, die oftmals sehr effizient agieren. Kein vernünftiger Mensch würde auf die Idee kommen, dass wir jetzt den kompletten öffentlichen Verkehr privatisieren. Das waren schon die Sozialdemokraten, die teilweise Straßenbahngarnituren an amerikanische Investoren veräußert haben. Ich sage es aber auch hier: Niemand will den öffentlichen Verkehr privatisieren, obwohl es auch hier Private gibt, die im Auftrag der Wiener Linien sehr effizient agieren. Wenn dann immer dieses Schreckensszenario an die Wand gemalt wird, dann heißt es: Wir Sozialdemokraten - das ist meistens die federführend derartig agierende und argumentierende Partei - sichern die Daseinsvorsorge. Ich habe leider Gottes, obwohl ich es immer wieder probiert habe, nie eine Antwort bekommen, was wir denn in der Stadt wirklich als Daseinsvorsorge sehen. Unsere Wiener Anteile an der burgenländischen Tierkörperverwertung? - Wahrscheinlich nicht. Eine in der Wiener Holding geparkte Werbeagentur, die am freien Markt agiert? - Wahrscheinlich auch nicht. Dass wir als Stadt Wien einen eigenen Fernsehsender haben, ist das Daseinsvorsorge? - Ich weiß es nicht. Ich glaube eher, es sind unmittelbare Bereiche wie Müllabfuhr und vieles mehr. Wie gesagt, da kann ich Sie beruhigen, da will niemand so - ich zitiere die SPÖ - neoliberal sein und privatisieren. Überlegen wir uns aber dennoch einmal, wie gut eigentlich der Private beim Wirtschaften im Vergleich mit der öffentlichen Hand ist. Wie schaut denn dieser Vergleich dort aus, wo er sich wirklich stellt? Ich habe da ein bisschen in den Archiven gekramt, und da gab es einen tollen - damals noch - Kontrollamtsbericht aus dem Jahr 2001 über ein eigenartiges Missverhältnis bei den Kosten im öffentlichen Verkehr, nämlich bei den Autobuslinien der Wiener Linien und den Autobuslinien im Auftragsverkehr. Sie wissen, das sind oftmals von Dr. Richard oder anderen privaten Firmen gestellte Autobusse, die eben auch eine Autobuslinie befahren. 2001 kam man plötzlich drauf, dass im Eigenbetrieb der Wiener Linien der Nutzkilometer 5,85 EUR kostet und im Auftragsverkehr der Nutzkilometer 3,41 EUR kostet. Das heißt, der öffentliche Betrieb war um 71 Prozent teurer als der private Betrieb. Das sagt dieser Kontrollamtsbericht aus dem Jahr 2001 auf Seite 1.278. Jetzt kann man sich denken, vielleicht war es eine einmalige Unschärfe, aber nein, dann gibt es den Bundesrechnungshof, der im Mai 2016 feststellt - ich verknappe jetzt schon wirklich -, dass die Kostennachteile des Eigenbetriebs bei den Wiener Linien im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2014 je nach Berechnungsmethode zwischen 43,5 und 14,8 Prozent schwankt. Das Resümee des Rechnungshofes 2016 ist, dass die "von den Wiener Linien in dem Bereich der Busverkehrsleistungen ergriffenen Maßnahmen zur Steigerung von Effizienz und Wirtschaftlichkeit mittelfristig nicht ausreichen werden, bestehende Kostennachteile gegenüber privaten Busbetreibern zu kompensieren." Sieh an, sieh an, vielleicht gar nicht so effektiv, die öffentliche Hand. Schauen wir uns einen anderen Bereich an, die Gesundheit. Jetzt weiß ich, dass das besonders schwer zu vergleichen ist. Ich weiß, da hängt es auch sehr oft davon ab, welche Geräte angeschafft werden und vieles mehr. Wenn Sie aber die Zahlen im Vergleich lesen, werden Sie feststellen: Na ja, ein bisschen seltsam mutet das schon an. Was meine ich? - Ich rede einfach vom Abgang, sprich, Defizit pro Bett in Euro, und da haben wir bei den Wiener Ordensspitälern einen Abgang pro Bett von 27.467 EUR, beim KAV derzeit einen Abgang pro Bett von 63.776 EUR, also etwa das Dreifache, und beim Hanusch-Krankenhaus, ein Spezialfall, wie wir wissen, aber auch einer, der in Wahrheit in der öffentlichen Verwaltung steht, 231.410 EUR pro Bett. Da stellt sich schon die Frage: Wie schaffen das die Wiener Ordensspitäler? Sind die Privaten vielleicht doch die besseren Wirtschafter? Nehmen wir einen dritten Bereich, Wohnen in dieser Stadt. Wir haben einen sehr großen Bereich des sozialen Wohnens. Wir haben auch einen sehr großen Bereich des im unmittelbaren Eigentum der Stadt stehenden Wohnbereichs. Wir wissen alle, wovon die Rede ist, Wiener Wohnen. Keine andere Stadt der Welt besitzt so viel Wohnraum, wie das die Stadt tut. Diese Diskussion haben wir immer wieder geführt. Es wollte auch nie jemand Gemeindebauten an irgendwelche Finanz- oder Immobilienhaie veräußern, keine Sorge. Was wir einmal angeregt haben, und dazu stehen wir weiter, war, den Menschen Eigentum an den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Aber auch darum soll es gar nicht gehen. Es geht einfach darum, wer es besser macht, die öffentliche Hand oder die Privaten. Wenn man sich da die Betriebskosten anschaut: Sieh an, sieh an, die liegen bei den Gemeindewohnungen bei 2,30 EUR/m² und bei allen privaten Vermietern zusammen macht der Schnitt 2,10 EUR/m² aus. Das wird noch spektakulärer, wenn man das in Relation zu den Mieten setzt. Hier ist nämlich der Anteil der Betriebskosten der Gemeindebaumieter 37,6 Prozent, private Mieter zahlen gerade 26,4 Prozent. (GR Peter Kraus, BSc: Die Prozente rechnen sich aber schon von den Mieten!) - Sie können sich gerne zu Wort melden. Meine Damen und Herren, ich finde es schon ganz interessant, welchen Reflex man da sofort bedient. (Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.) Kommen wir zum Kulturbereich. Hier werden pro Jahr bei einer Vielzahl von Kulturförderungen rund 20 Millionen EUR Subventionen an die Vereinigten Bühnen Wien für die Musicalsparte weitergegeben. Jetzt halten wir es, glaube ich, alle Fraktionen, mit unterschiedlicher Sichtweise, prinzipiell notwendig, im Kulturbereich Subventionen zu geben und wahrscheinlich hier auch eine sehr große Vielfalt zu fördern. Die Musicalsparte ist beispielsweise in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern der Welt, die einzige Sparte im Kulturbereich, die gewinnträchtig ist und die nicht von der öffentlichen Hand subventioniert werden muss, in Deutschland beispielsweise mit der dortigen privaten Stage-Entertainment-Gruppe. In Wien gehen satte 20 Millionen an Förderungen ans Musical. Aus kaufmännischer Sicht weiß man schon lange, dass sowohl Ronacher als auch Raimund Theater wirtschaftlich gesehen zu wenig Sitzplatzkapazität haben, um Musicals kostendeckend betreiben zu können. Dennoch geht man weiter wie bisher und denkt nicht beispielsweise auch den Bau einer privat betriebenen Mehrzweckhalle an, wo man solche Veranstaltungen auch abführen könnte und dann vielleicht auch mehr Geld für die kleinen Bühnen hätte. Ich kann jetzt viele andere Bereiche aufzählen, wo ich privat - ich böser Neoliberaler, bin ich jetzt geneigt, zu sagen - mit der öffentlichen Hand vergleiche. Bei aller Wertschätzung, Frau Stadträtin, so beeindruckend ist die Performance dessen, was sich die Stadt Wien da immer puncto Effizienz und Kosten rühmt, jedenfalls nicht. Es sind die Bürgerinnen und Bürger, es sind die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, die Missmanagement auch und gerade in diesem Bereich zahlen müssen, meine Damen und Herren. Wir haben heute schon vielfach gehört, wie schrecklich das ist, wenn zwei Parteien nach dem 15. Oktober jetzt Koalitionsverhandlungen führen. Diese beiden Parteien haben sich aber eines auf die Fahnen geschrieben, sie wollen die Menschen entlasten und sie wollen vor allem auch diesen unglaublichen Akt an Bürokratie, den wir vor allem hier in Wien, aber auch in anderen Bereichen bislang auf Bundesebene spüren, entschlacken. Sie wollen, dass den Menschen, die in der Früh aufstehen und zur Arbeit gehen, endlich etwas im Börsel bleibt. Das ist höchste Zeit, meine Damen und Herren. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich kann Ihnen nur eines sagen: Wenn Kollege Nepp von den Freiheitlichen jetzt gesagt hat, dass er am Mittwoch einen Neuwahlantrag stellen wird, verstehe ich das durchaus, denn es soll uns in Wien nach dem 27. Jänner eines nicht passieren. Diese leidvolle Erfahrung mussten wir auf Bundesebene machen, als dort ein nie vom Wähler legitimierter Kurzzeitkanzler Christian Kern beim ersten möglichen Wahlgang vom Wähler in die Wüste geschickt wurde. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und FPÖ. - GR Mag. Rüdiger Maresch: Der Mitterlehner ist auch in die Wüste geschickt worden! - GR Mag. Dietbert Kowarik; Der war aber nicht Kanzler!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit ist 12 Minuten gewesen. Die fraktionelle Restredezeit beträgt 13 Minuten. Ich darf bekannt geben, dass Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger bis 15.30 Uhr dienstlich verhindert ist. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Huemer. Ich erteile es ihr. Die gewählte Redezeit ist 7 Minuten. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße auch den Zuhörenden auf der Galerie und alle, die via Livestream die Spezialdebatte zu Finanzen, Wirtschaft und Internationales jetzt verfolgen. Ich werde in den kommenden Minuten einige Punkte zum Arbeitsmarkt und zum beschäftigungspolitischen Potenzial des Wiener Budgets sagen. Ich glaube, dass hier in Wien in der Tat - auch wenn es die Opposition anders sieht, aber das sehe ich halt auch in gewisser Weise in der Natur der Sache - mit einer rot-grünen Regierung tatsächlich so etwas wie ein Gegenmodell gelebt wird und sich das auch durchaus im Budget wiederfindet. Für uns GRÜNE ist es, wenn wir auf Arbeit und Beschäftigung schauen, ganz wichtig, dass hier eine soziale und eine ökologische Handschrift inkludiert ist und hier Inklusion und Integration auch bei arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitischen Anliegen Teil der Sache sind. Das ist bei den Herausforderungen, die sich uns heute stellen, natürlich nicht so leicht. Für uns ist es wichtig, dass wir hier Arbeit als gute Arbeit für alle und mit guten Arbeitsbedingungen integrieren können. Die Rahmenbedingungen sind dementsprechend, wenn wir auf Digitalisierung schauen, nicht so einfach, wenn wir auf die Internationalisierung schauen, auch nicht so einfach und wenn wir auf die Vorhaben der kommenden Bundesregierung Schwarz-Blau schauen, noch viel schwieriger. (GR Dominik Nepp, MA: Sie wissen ja noch gar nicht, was verhandelt wird! Das ist das Ärgste!) Schauen wir aber zunächst noch einmal auf Wien. In einer rot-grünen Regierung mit den GRÜNEN gibt es Diskussion, was gute Arbeit bedeutet. Dazu gab es vorige Woche eine sehr spannende Enquete. Wir stellen uns absolut Verteilungsfragen, wir stellen uns Gerechtigkeitsfragen, nicht nur zwischen den Generationen, sondern auch zwischen den Geschlechtern. Die Einkommensschere, hier schon oft diskutiert, ist ja noch zu schließen. Wir schauen auch, dass die Umverteilung von unten nach oben gestoppt wird. Hier arbeitet ja die Bundesregierung möglicherweise in die völlig andere Richtung. Wir schauen darauf, dass der soziale Frieden in Wien auch weiter sichergestellt ist, indem Menschen, die weniger haben, zukünftig mehr haben und damit in einer egalitäreren Gesellschaft der Vorteil für alle gewahrt bleibt. Das Budget inkludiert auch den Posten für den Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, der deswegen so wichtig ist, weil Wien ganz bewusst Menschen, wenn sie sich beruflich verändern wollen, und es ist ja derzeit ein Thema, dass berufliche Veränderungen in einer Erwerbsbiographie gewünscht werden oder sich auch zwingend immer wieder stellen, Unterstützung erfahren. Diese Unterstützung bekommen sie im WAFF in ganz hervorragender und ausgezeichneter Weise. Diese Unterstützung ist finanzieller Natur und diese Unterstützung ist auch in persönlicher Beratung. Das ist eine Qualität, die sich wirklich in diesem Land sehen lassen kann, die einzigartig ist und bei der man gar nicht oft genug herausstreichen kann, welchen Vorteil sie bringt, insbesondere für Frauen, für atypische Beschäftigte, die in der betrieblichen Weiterbildung, wie Studien ja zeigen, eher benachteiligt werden, oder es sich nicht leisten könnten, eine andere Ausbildung zu bekommen. Diese Menschen werden hier unterstützt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Arbeits- und Beschäftigungspolitik ist auch etwas, was den öffentlichen Dienst betrifft, und ich bin sehr froh, dass wir in Wien hier auch Gehaltsanpassungen treffen können, die die Beschäftigten verdienen und auch Pensionsanpassungen, um hier auch zukünftig hochwertige Qualität der Arbeit zu haben. Wenn von der Opposition auch immer wieder das Thema der Sonntagsöffnung eingebracht wird, oder wenn wir auf andere Bundesländer wie Oberösterreich schauen, dort die Nachmittagsbetreuung gestrichen wird, dann frage ich mich, wie hier die geforderte Flexibilität mit diesen Rahmenbedingungen zusammenpassen soll. Wir schauen hier in Wien ganz bewusst, dass Rahmenbedingungen mit einer ganztägigen Kinderbetreuung eine Erwerbstätigkeit für alle ermöglichen, und wir schauen auch, dass Arbeitsmarktintegration auch für jene ermöglich wird, die es in der rauen Arbeitswelt schwerer haben, beispielsweise eben durch aktive Arbeitsmarktpolitik. Wir haben in Wien den Piloten Aktion 20.000, den, wie ich wirklich sehr hoffe, wir auch weiter fortsetzen können und hier auch die positiven Erfahrungen, die es sehr wohl in Piloten in anderen Bundesländern ja schon gibt, auch in Wien einfügen können. Ich möchte noch darauf hinweisen, dass von Seiten der Bundesregierung, der geschiedenen, beziehungsweise auch der zukünftigen, aus meiner Sicht ganz gravierende Verschlechterungen für ArbeitnehmerInnen drohen, jetzt nicht nur die mögliche Abschaffung oder Kürzung der Beiträge in der Arbeiterkammer, sondern auch in Bezug auf direkte Arbeitsmarktpolitik, wo von Verschärfungen die Rede ist, von Kürzungen. Das führt dazu, dass einerseits Erwerbsarbeitslose dort zunehmend stigmatisiert werden und es führt auch dazu, dass der Druck auf die Beschäftigten weiter steigt, weil Sie zunehmend Arbeit zu schlechten Bedingungen annehmen müssen, sie müssen zu niedrigen Löhnen arbeiten, zu Arbeitszeiten, die nicht mit Ehrenamt, mit politischem Engagement und mit familiären Betreuungspflichten vereinbar sind. Hier schauen wir in Wien auf eine menschengerechtere Gestaltung, sofern es auch in unserer Hand liegt. Die Sonntagsöffnung, auch in Tourismuszonen, können wir hier definitiv noch stoppen. Ich halte sie für keine gute Idee, weil ich glaube, dass es sehr wohl ein Recht auf einen kollektiven Arbeitszeitschutz geben soll, soweit wir das noch machen können. Ein letzter Punkt, der mir noch ganz wichtig zu sagen ist, ist, dass aus Wiener Sicht eigentlich der größte Arbeitsplatzvernichter zur Zeit aus meiner Sicht in der ÖVP sitzt, weil hier die Steuerhinterzieher, die Steuerparadiese geschont oder gepflegt werden. Wenn man sich die Zahl, die die OECD errechnet hat, vor Augen führt, dass 3 bis 12 Milliarden EUR durch die Haltung des ÖVP-Finanzministers dem österreichischen Staat entgehen, und wenn man sich vor Augen hält, dass an die 400.000 Vollzeitarbeitsplätze damit ermöglicht werden könnten, dann, denke ich, ist diese Aussage sehr wohl berechtigt, dass dort der größte Arbeitsplatzvernichter steht. Wir in Wien machen das anders, wir fördern Arbeitsplätze, wir fördern die lokale Wirtschaft, wir schauen auf einen starken, öffentlichen Dienst, wir schauen auf Vereine, die auch sehr wichtige Arbeitsplätze errichten und halten. Darum glaube ich, dass das ein gutes Budget ist, und ich würde Ihnen auch empfehlen, hier zuzustimmen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit war 8 Minuten, die fraktionelle Restredezeit der Grünen Fraktion ist 17 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Handler. Ich erteile es ihm. Die selbstgewählte Redezeit ist 12 Minuten. GR Klaus Handler (FPÖ): Werte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und vor den Bildschirmen! Das Positive einmal zuerst: Das WIFO spricht wörtlich von einer Perspektive des höchsten Wirtschaftswachstums der Wiener Wirtschaft seit neun Jahren. Ich frage mich zwar, ob das die Leistung von Rot-Grün war, ich bezweifle es stark, aber Frau Brauner, jetzt ist die Zeit endgültig vorbei, wo Sie sich auf die Wirtschaftskrise ausreden konnten. In einer Zeit, wo Wirtschaftsexperten fast 3 Prozent Wirtschaftswachstum vorhersagen, wird es schwer sein, die Wirtschaftskrise als Ausrede für Ihr Versagen herzunehmen. Was bedeutet ein positives Wirtschaftswachstum? - Es ist einmal klar, einnahmenseitig höhere Lohnsteuern, Kommunalabgaben, auch Umsatzsteuer, und so weiter. Das steigt, das heißt, man hat höhere Einnahmen. Ausgabenseitig sinken durch die Arbeitslosigkeit die Kosten für Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Mindestsicherung. Gerade bei der Mindestsicherung wird das große Auswirkungen haben, weil viele, die Teilzeit oder geringfügig arbeiten und jetzt einen Teil durch die Mindestsicherung ersetzt bekommen. dann wegfallen, weil sie in Vollzeitarbeitsstellen kommen. Interessant wird sich da dann zeigen, bei welcher Gruppe die Mindestsicherung zurückgeht und bei welcher sie gleich bleibt beziehungsweise stärker wird, denn das wird vermutlich auch in den nächsten Jahren sehr deutlich sein. Wenn ich mir jedoch die Neuverschuldung in Wien so anschaue, dann sieht man, was trotz Hochkonjunktur, kann man sagen, vorhergesagt wird. 2017 neue Schulden in Höhe von 570 Millionen EUR, 2018 sind immer noch 376 Millionen EUR Neuverschuldung geplant. Das sind also insgesamt 946 Millionen EUR, und das in nur 2 Jahren, wo angeblich vorhergesagt eine Hochkonjunktur eintreten soll. Trotz Hochkonjunktur schafft es Rot-Grün also in Wien, fast eine Milliarde an Schulden anzuhäufen. Ich bin schon gespannt, wie Sie das der Wiener Bevölkerung erklären werden. Dass das Wiener Budget völlig außer Kontrolle ist, zeigt auch der Innerösterreichische Stabilitätspakt. Der Noch- Bürgermeister Häupl hat 2012 einen Stabilitätspakt unterzeichnet, der die Stadt Wien verpflichtet, einen strikten Stabilitätskurs einzuhalten. Für das Jahr 2017 würde das bedeuten, dass Wien eine maximale Neuverschuldung von 75 Millionen EUR haben dürfte. Das strukturelle Defizit ist jedoch mit 564 Millionen EUR ausgewiesen, das ist das Sechsfache von dem, wozu sich der Herr Bürgermeister verpflichtet hat. Für 2018 ist es nicht wesentlich besser. Da würde es nach dem Stabilitätspakt 79 Millionen EUR maximale Neuverschuldung bedeuten, doch es sind wieder strukturell 423 Millionen EUR. Das ist der Fünffache dessen, wozu sich der Herr Bürgermeister selbst verpflichtet hat. Anhand dieses Beispiels sollte jedem normalen Menschendenken klar sein, dass das Budget völlig außer Kontrolle geraten ist. Regiert Rot-Grün, ist unser Wiener Steuergeld sozusagen dahin. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Bonität. Das geplante Defizit für 2017 sind jetzt 570 Millionen EUR. Damit ist die Bundeshauptstadt Wien eigentlich der Negativausreißer von allen anderen Bundesländern, wenn man es vergleicht. Sie haben in Ihrer Rede, Frau Stadträtin, auch das Rating angesprochen, weil es eine Stufe schlechter ist, als das vom Staat oder vom Bund. Da haben Sie gesagt, es ist klar, wenn der Bund heruntergestuft wird, wird die Stadt Wien automatisch heruntergestuft. Was Sie uns aber zu erklären vergessen haben: Warum haben Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich die gleiche Stufe, und wir sind eine Stufe schlechter? Gehen wir einmal den Ursachen für das Budget nach. Schauen wir jetzt ins nächste Jahr, schauen wir auf 2018. 380 Millionen EUR Neuverschuldung, könnte man sagen, wird alleine durch die Einwanderungswelle, durch die Asylkosten getragen. Schauen wir uns die Zahlen auch hier im Detail an. 2015: Der Anstieg der Kosten für die Grundversorgung sind 65 Millionen EUR. Der Anstieg der Kosten für die Sozialhilfe für Nicht-Österreicher sind 174 Millionen EUR. Das sind insgesamt 239 Millionen EUR. Wenn man die Neuverschuldung von 2015 mit 525 Millionen EUR hernimmt, beträgt das immerhin schon 46 Prozent der Neuverschuldung, die auf Kosten der Einwanderungswelle gehen, was meiner Meinung nach völlig zu verhindern gewesen wäre. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Wie hätte das von Wien aus verhindert werden können?) - Bitte? (GR Mag. Rüdiger Maresch: Wie hätte Wien das verhindern können?) - Ja, von Wien aus wäre es zu verhindern gewesen, dass man, also von Wien aus selbst, die Stadt Wien ... (GRin Mag. Faika El-Nagashi: Über die reden wir ja!) - Na ja, die Stadt Wien hätte es verhindern können, indem sie sich ein Beispiel an anderen Bundesländern nimmt. Andere Bundesländer haben vorgezeigt, dass mit Senkung der Mindestsicherung, mit Umwandeln von Geldkosten auf Sachleistungen die Kosten durchaus in den Griff zu bekommen sind. (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Rüdiger Maresch: Die waren ja schon in Österreich! Sie sind in Österreich dann von Oberösterreich nach Wien gegangen!) - Sie können sich gerne zu Wort melden und das dann ausführen. Ich gehe jetzt weiter. 2016: Der Anstieg der Asylkosten 68 Millionen EUR, der Anstieg der Sozialhilfekosten 256 Millionen insgesamt. Das sind insgesamt Kosten von 324 Millionen. Schaut man sich die Neuverschuldung an, sind das schon 58 Prozent. 2017 ähnlich: Die Kosten für die Grundversorgung auf 80 Millionen gestiegen, die Kosten für die Sozialhilfe auf 310, insgesamt schon 390 Millionen EUR. Wenn man sich jetzt die Neuverschuldung von heuer von 570 anschaut, sind das 68 Prozent der Kosten. Wenn man jetzt weiter auf ein Jahr geht, sich anschaut, was die geplante Neuverschuldung ist, wenn man sich die Kosten anschaut, sieht man dadurch, dass alleine durch die Einwanderungswelle die komplette Neuverschuldung zustande kommt. Gehen wir aber jetzt einen Schritt weiter, schauen wir uns an, wie erfolgreich Sie in der Vergangenheit waren. Ich habe es schon einmal hier im Gemeinderat berichtet. Weil ich heute so schön das Gegenmodell am Arbeitsmarkt gehört habe: Schauen wir uns einmal an, wie sehr und wie gut das funktioniert. Gehen wir gleich einmal in die Vergangenheit zurück. Ich werde Ihnen jetzt ein paar Zahlen vorlesen. 2008, das Jahr, als die Wirtschaftskrise begonnen hat, haben wir das letzte Mal ein Minus am Arbeitsmarkt gehabt. Wir haben 66.000 Arbeitslose gehabt, es ist um zirka 5.000 zurückgegangen. Jetzt schauen wir uns diesen Wiener Weg an, gehen wir auf 2010. Da hatten alle Bundesländer ein Minus bei der Arbeitslosigkeit bis auf die Stadt Wien, die hat ein Plus von 1.127 neuen Arbeitslosen. Insgesamt ist es dann also schon auf 74.000 gestiegen. Das, obwohl man da 1,5 Milliarden, also 1.500 Millionen EUR Neuverschuldung gehabt hat. Frau Brauner hat immer gesagt: Herausinvestieren aus der Krise. Na, dann schauen wir uns an, was die Neuverschuldung gebracht hat. Im nächsten Jahr ist die Arbeitslosigkeit um 4.973 Personen angestiegen, also ein Plus von 6,7 Prozent, auf über 79.000. In diesem Jahr hat man wieder aus der Krise hinausinvestiert und zwar 993 Millionen. Schauen wir, was das gebracht hat. Im nächsten Jahr wieder ein Anstieg der Arbeitslosigkeit, diesmal um 4,9 Prozent, also 3.864 Personen mehr, die arbeitslos sind, insgesamt schon 83.000. In diesem Jahr hat man zwar ein bisschen weniger aus der Krise herausinvestiert, das waren trotzdem noch immerhin Schulden von 332 Millionen EUR. Im darauffolgenden Jahr ist die Arbeitslosigkeit gleich um 7.214 Personen gestiegen, also um 7,8 Prozent, auf über 90.000 arbeitslose Personen in Wien. In diesem Jahr hat man wieder aus der Krise mit 300 Millionen Neuverschuldung herausinvestiert. 2014: die Arbeitslosigkeit ist um 15 Prozent gestiegen, gleich um 14.000. Das ist das Wiener Gegenmodell? - Ganz verstehe ich das eigentlich nicht, wenn man sich das so anschaut. Um 14.174 neue Personen ohne Arbeit, also insgesamt auf 104.000 Leute. Da haben wir also sozusagen den Hunderter übersprungen. Da haben wir wieder um 260 Millionen EUR aus der Krise herausinvestiert, da ist die Arbeitslosigkeit dann 2015 rapid gestiegen und zwar um 19,4 Prozent, 20.000 neue Arbeitslose, auf 124.000. Da hat man wieder 525 Millionen herausinvestiert. Wenn man sich die letzten Zahlen für 2016 anschaut, ist sie wieder um 3 Prozent gestiegen, auch 2016 hat man 564 Millionen EUR Schulden gemacht, also auf 128.375 Arbeitslose zu diesem Zeitpunkt. Das sind jetzt die letzten Zahlen für das ganze Jahr. Schulungsteilnehmer sind da nicht eingerechnet. Für heuer wird wegen des Wirtschaftswachstums ein bisschen eine bessere Prognose vorausgesetzt. Wenn man sich die Zeit der Regierung von Rot-Grün ansieht, die komplette Timeline, ist auch, wenn jetzt die Arbeitslosigkeit ein bisschen zurückgeht, diese mit 13,6 Prozent eigentlich immer noch ein Wahnsinn und extrem hoch. (Beifall bei der FPÖ.) Frau Brauner, ich möchte dann schon Ihre Rede am 26. Juni 2017 kurz zitieren. Sie haben jetzt alle meine Zahlen gehört, es ist jahrelang bergab gegangen, und Sie erdreisten sich dann nicht, einen billigen Schmäh anzuwenden, sage ich jetzt einmal. Ich zitiere Sie: "Bei der Arbeitslosigkeit gibt es gute Nachrichten. Laut den aktuellsten Daten von Mai 2017 steht fest: Die Arbeitslosenquote in Wien ist im Vergleich zum Vorjahr mittlerweile zum siebenten Mal in Folge gesunken. Die Zahl der Arbeitslosen ist unter dem Stand vom Mai 2015. Der derzeitige Rückgang der Arbeitslosigkeit ist der stärkste seit zehn Jahren." Was Sie aber nicht dazusagen: Sie meinen den Mai. Was passiert klassisch im Mai? - Die Bauwirtschaft springt an, da gehen im Vergleich die Zahlen der Arbeitslosigkeit immer zurück. Dass sie aber übers Jahr ständig gestiegen ist und dass der Rückgang ja auch wenig ist, ist in meinen Augen eine Trickserei und - wie soll ich sagen - Salz in die Augen des Volks zu streuen. Aber schauen wir auch, was der Herr Häupl die letzten Jahre geleistet hat, was die Arbeitslosigkeit betrifft: Im Jahr 1994 war die Stadt Wien noch auf Platz 6 von allen Bundesländern, nämlich mit 7,1 Prozent. 1997 war Wien schon auf Platz 7 mit 8,3 Prozent, 2001 auf Platz 8, 2011 auf Platz 9. Seitdem ist die Arbeitslosigkeit eigentlich immer gestiegen. Weiter nach hinten rutschen können wir in diesem Ranking nicht mehr, wenn die Arbeitslosigkeit weiter steigt, aber der Differenz zu anderen Bundesländern ist durchgehend auseinandergegangen. Selbst wenn die Arbeitslosigkeit im Jahr 2017 durch das Wirtschaftswachstum ein wenig sinken sollte, werden wir Platz 9 kaum verlassen und auf Platz 8 rutschen. Jetzt haben wir nämlich rund 13,6 Prozent. Das nächste Bundesland, das wir einholen könnten, hat eine Arbeitslosenrate von 10,9 Prozent. Der Abstand ist sehr hoch, das wird also noch sehr lange dauern. So viel zu Ihrem Gegenmodell am Arbeitsmarkt, wie sehr das funktioniert. Auch die soziale Gerechtigkeit ist heute schon angesprochen worden. Ich möchte nur sagen: Unter sozialer Gerechtigkeit verstehe ich etwas anderes. Sie sprechen von sozialer Gerechtigkeit, aber schauen wir uns mal die Belastungen von Rot-Grün an. Denken wir nur an die Erhöhung bei Gemeindewohnungen um 10 Prozent, an die Erhöhung der Müllgebühren und der Kanalgebühren. Bei den Kanalgebühren führen Sie immer an, dass sie im Vergleich zu anderen Bundesländern niedrig sind. Man muss auch sagen, dass man in Wien einen Kanalanschluss alle paar Meter hat, in anderen Bundesländern geht die Kanalstrecke hingegen oft über mehrere Kilometer, wo man keinen Anschluss hat. Daher ist die Kanalgebühr in Wien auch sehr hoch. Es gibt aber noch weitere Gebühren: Wassergebühr, Hundeabgabe, U-Bahn-Steuer, zahlreiche Steuern und Gebühren wurden erhöht. Wenn man sich das anschaut und sich das ausrechnet, so ist es pro Familie eine Gesamtbelastung von ungefähr 900 EUR pro Jahr. Wenn wir uns Ihr Handeln in der Vergangenheit ansehen, haben ich kein Vertrauen in Sie für die Zukunft. Daher werden wir diesen Voranschlag ablehnen. Wenn man aber bedenkt, dass Rot-Grün trotz Hochkonjunktur 2017/2018 fast 1 Milliarde EUR an neuen Schulden gemacht hat, dann muss ich sagen: Nicht die Wirtschaftskrise, sondern ein Versagen des Hausverstandes bei Rot- Grün ist der Grund für diese neuen Schulden. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit betrug 14 Minuten. Fraktionelle Restredezeit 24 Minuten. Als Nächster ist Herr GR Mag. Reindl zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Gewählte Redezeit 7 Minuten. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich muss ein bisschen auf meine Vorredner eingehen, aber zuerst möchte ich über unser Budget ein paar grundsätzliche Dinge sagen. Unser Budget zeichnet sich dadurch aus, dass wir einen sehr guten und stabilen Budgetpfad haben, dass wir eine klare Planung für die Zukunft haben, dass wir die Neuverschuldung in den letzten Jahren sukzessive zurückgefahren haben, dass wir die Wirtschaft fördern, die beste Bildung in Wien garantieren und für leistbares Wohnen sorgen. Im Gegensatz zu anderen hier im Haus wollen wir das soziale Netz stärken. Wir wollen hier in Wien auch den sozialen Frieden erhalten. Wir wollen eben nicht, so wie es heute schon auch gesagt wurde, dass vielleicht Menschen gezwungen sind, tagelang oder stundenlang in der U-Bahn zu sitzen oder in der Straßenbahn, damit sie sich aufwärmen können. Wir wollen, dass jeder, der in Wien lebt und arbeitet, beziehungsweise auch wenn er keine Arbeit hat, zumindest so eine große Grundversorgung hat, auch um der Kriminalität und sonstigen unangenehmen Nebenwirkungen entgegenzutreten. Natürlich kostet das Geld, das streiten wir ja gar nicht ab, aber man muss eben entscheiden, was man will: Will man Unruhen, will man Straßenkämpfe, will man hohe Kriminalität haben, oder möchte man ein soziales Miteinanderleben, wie wir es in Wien haben? Wir haben uns auf dieses soziale Miteinander verständigt. Was die Schulden betrifft, sind die moderat und leistbar gestiegen. Das hat ja die Frau Stadträtin heute schon gesagt. Auch wenn gesagt wird: Jetzt haben wir so ein tolles Wirtschaftswachstum, warum fahren wir nicht einmal zurück mit den Schulden? - Das sind Vorhersagen. Warten wir einmal ab, wie es wirklich in der Realität ist, was wirklich cash in die Stadtkasse nächstes Jahr hereinkommt. Vielleicht wird das uns auch den Spielraum geben, eben weniger Schulden zu machen, als wir geplant haben. Eine Vorhersage ist eben eine Vorhersage, wir reden im Budget aber von Echtzahlen. Auch die Ursache für das Wachstum ist meiner Meinung nach leicht ausfindig zu machen. Es ist einerseits getragen von dem stabilen Konsum, und dieser stabile Konsum der Bevölkerung wurde animiert durch eine Steuerreform unter Bundeskanzler Faymann, der damals sehr, sehr viel dazu beigetragen hat, dass den Menschen mehr im Börserl bleibt und die Menschen sich eben mehr leisten können. Andererseits animiert natürlich auch das niedrige Zinsniveau die Menschen dazu, weniger zu sparen und mehr zu konsumieren. Ich weise absolut zurück, dass das Budget außer Kontrolle geraten ist, davon ist überhaupt keine Rede. Wir haben gesicherte und gute Zahlen, und unser antizyklischer Weg stimmt und ist auch richtig. Das zeigt auch der Abbau der Fremdwährungskredite, die ja jahrelang gerade von der FPÖ massiv kritisiert worden sind. Heute haben wir noch 470 Millionen Schweizer Franken in unseren Büchern stehen. Alleine heuer haben wir fast ein 1,4 Milliarden Schweizer Franken in Euro konvertiert - aber nicht, um Verluste zu realisieren, sondern um auch hier insgesamt eine positive Ertragsentwicklung zu haben. Weil WiStA angesprochen wurde: Wenn ich ein Reformprojekt voriges Jahr aufsetzte, kann ich doch bitte nicht erwarten, dass dieses Reformprojekt innerhalb von wenigen Wochen solche Einsparungen bringt, die sich jetzt oder auch nächstes Jahr im Budget schon auswirken werden. Es sind hier sehr, sehr große Reformen angedacht, die einer entsprechenden Vorbereitung bedürfen, die einer entsprechenden Umsetzungsphase bedürfen, natürlich auch einiger Investitionen bedürfen. Man wird erst später sehen können, wie viel hier tatsächlich durch WiStA erreicht wurde. Zu glauben, wir sagen einfach, halbe Milliarde dort weniger, 100 Millionen dort weniger von heute auf morgen und alles wird wieder gut - also so hat noch niemand ein großes Reformprojekt umgesetzt. Kollege Handler hat vorhin die Arbeitslosigkeit angesprochen, die Entwicklung von 2008 bis heute aufgezeigt und sich auch ein bisschen darüber aufgeregt, dass die Arbeitslosigkeit gestiegen ist. Natürlich haben wir hier eine Krise gehabt, aber was Sie gerne übersehen, ist, dass zur selben Zeit die Einwohnerzahl Wiens auch um 200.000 Personen gestiegen ist. Wir hatten 2008 1,671 Millionen Einwohner, am 1. Jänner 2017 hatten wir aber bereits1,867 Millionen Einwohner. Das heißt, 200.000 Menschen mehr leben und arbeiten in Wien. (GR Klaus Handler: Aber in Prozentzahlen ist das gleich!) Sie haben über absolute Zahlen gesprochen. Sie haben gesagt, 2008 waren das bei 60.000, jetzt sind es ein bisschen mehr als 100.000. Da muss man schon auch immer ein bisschen den Vergleich auch sehen. 200.000 Einwohner mehr sind natürlich einerseits Leute, die hierher ziehen, die auf der einen Seite auch einen Job wollen, wobei viele auch einen bekommen. Wir haben auch sehr viele Arbeitsplätze geschaffen. Auf der anderen Seite gibt es auch den sogenannten Crowding Out Effect. Das heißt, besser Qualifizierte nehmen den weniger Qualifizierten den Job weg. Das Dritte ist natürlich: Bei 200.000 Menschen kann man auch nicht verhindern, dass natürlich der eine oder andere auch keinen Job findet, auch wenn er nach Wien zuzieht. Diesen Vergleich bitte ich Sie doch zu beachten. Auf die Kostenvergleiche vom Kollegen Juraczka möchte ich jetzt nicht im Detail eingehen, denn es werden dann ohnehin noch Kollegen von mir dazu sprechen. Zum Beispiel der Kollege Woller wird über die Musicals genug sagen können. Wenn Sie aber kritisieren, dass die Betriebskosten bei Wiener Wohnen ein bisserl höher sind als auf dem privaten Markt, dann sage ich: Schauen wir uns an, was man bei Wiener Wohnen an Miete zahlt und was man auf dem privaten Markt an Miete zahlt. Da macht mich der Vergleich durchaus sicher: Da zahle ich lieber 50 oder 70 Cent pro Quadratmeter mehr an Betriebskosten im Monat, aber ich erspare mir bei der Miete mindestens zwei Drittel oder sogar drei Viertel der Kosten gegenüber dem privaten Markt. Also da muss man schon auch immer das Gesamte im Auge haben. Alles in allem ersuche ich Sie um Zustimmung zu unserem Budget. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit betrug 8 Minuten, fraktionelle Restredezeit 32 Minuten. Als Nächster ist Herr GR Dkfm. Dr. Aichinger zu Wort gemeldet. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten, fraktionelle Redezeit 13 Minuten. Ich werde gleich 13 Minuten einstellen. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Danke schön. Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist ja, glaube ich, hinlänglich bekannt, dass das nicht meine erste Budgetrede in diesem Hause ist (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely - heiter -: Die Zweite?), und ich muss sagen, das heutige Niveau lässt zu wünschen übrig. Einige Untergriffe hat es schon gegeben. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Na geh!) Frau Kollegin Wehsely, ich werde gleich einige Beispiele bringen. Ich habe gar nicht so viel mitgeschrieben, aber anscheinend hat die rot-grüne Stadtregierung - das ist man von mir wahrscheinlich nicht gewöhnt, dass ich das überhaupt zum Thema mache - noch nicht realisiert, dass sie am 15. Oktober nicht mehr die Mehrheit erreicht haben. Dazu gibt es einige Aussagen. Zwei möchte ich nur ein bisschen hier bringen. Frau Mag. Huemer hat gesagt, dass bei der ÖVP die Steuerhinterzieher sitzen. Sehr geehrte Frau Magister! Ich habe von Ihnen eigentlich nicht geglaubt, dass das Ihr Niveau ist, nämlich alle in einen Topf zu werfen. Ich glaube, jeder Unternehmer, der sich täglich anstrengt, um sein Unternehmen fit zu halten, der Arbeitsplätze schafft, der Wertschöpfung erbringt, der auch Steuern zahlt, möchte sich das nicht sagen lassen, dass er ein Steuerhinterzieher ist. (Beifall von GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc.) Wir wissen, das sage ich auch gleich dazu, dass große Konzerne da sicherlich alle Methoden ausnutzen, und das nicht nur europaweit, sondern weltweit, und dass da etwas geschehen muss, aber diese Aussage hat mich erschüttert. So etwas sagt man nicht. (Beifall bei der ÖVP sowie von GR Dr. Wolfgang Aigner und GR Karl Baron.) Kollege Florianschütz! Also alles ist nicht Planwirtschaft. Wenn ein Unternehmer plant, ist es noch keine Planwirtschaft. Der steht im Wettbewerb, der strengt sich an, der muss sich beweisen. Natürlich macht er sich einen Plan: Wie funktioniert das, dass ich mich beweise und dass ich erfolgreich bin? Kollege Juraczka hat einige Beispiele gebracht, aus denen ersichtlich ist, dass es zwischen privatwirtschaftlich geführten und nicht privatwirtschaftlich geführten Unternehmen sehr große Differenzen gibt. Jetzt ein bisschen zum Voranschlag 2018, meine Damen und Herren: Wir wissen, auch das ist keine Neuigkeit: Es gibt kein Einnahmenproblem, sondern es gibt immer wieder ein Ausgabenproblem in dieser Stadt. Die Einnahmen steigern wir heuer wieder um 542 Millionen EUR, das sind 4,2 Prozent, nämlich auf 13,3 Milliarden EUR. Das heißt, da sind die Einnahmen relativ gut dotiert. Auch bei den eigenen Steuern, und da möchte ich dann einige explizit erwähnen, gibt es eine Steigerung. Man muss nur aufpassen, das sage ich auch gleich dazu: Wenn man sich das heute anschaut und mit dem Vorjahr vergleicht, man muss natürlich die Wohnbauförderung herausrechnen. Das war bis jetzt ein bisschen anders. Okay, man findet das, man kennt sich aus, man weiß, wie man damit umgehen muss. Es zeigt sich aber auch noch bei den Einnahmen Folgendes, meine Damen und Herren: Wir kommen bei den Ausgaben nicht damit aus, dass wir ein Defizit von 376 Millionen EUR schreiben, sondern es werden auch zirka oder genau 140 Millionen EUR aus den Rücklage entnommen. Auch das zeigt sich: Rücklagen werden nicht aufgebaut in dieser Zeit, sondern Rücklagen werden auch abgebaut in Großen und Ganzen. Von den 1,385 Milliarden EUR eigenen Steuern, meine Damen und Herren, wissen wir, gibt es einen ganz großen Brocken, nämlich die Kommunalsteuer. Die steigt jedes Jahr, diesmal wieder um 29 Millionen EUR. Das heißt, die Wirtschaft ist schon da und kann dieser Steuer nachkommen. Man muss aber auch wieder dazusagen: Die öffentlichen Betriebe oder Institutionen zahlen ja keine Kommunalsteuer, sondern diese wird im Großen und Ganzen nur von der privaten Wirtschaft bezahlt. Es gibt dann noch drei große Blöcke. Da haben wir die Gebrauchsabgabe, meine Damen und Herren, die Grundsteuer und die Parkometerabgabe. Sie werden es gar nicht glauben: Die Parkometerabgabe ist jetzt bereits jetzt auf dem 1. Platz, denn wenn man zu den 118 Millionen EUR aus der Parkometerabgabe die 62 Millionen EUR Strafen dazuzählt (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das kannst du doch nicht tun, das dazuzählen!), sind wir bei den Autofahrern bei rund 180 Millionen EUR. So viel kostet den Autofahrern bereits dieses Parkometersystem, das nach wie vor ein Fleckerlteppich ist und nicht, wie wir es immer wieder fordern, einheitlich gemacht wird, damit sich die Autofahrer und auch die Bürgerinnen und Bürger auskennen, wo wann was stattfindet, um welche Uhrzeit und ähnliche Dinge mehr. Also da wäre ganz einfach wirklich etwas anderes zu unternehmen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) So nebenbei nur gesagt: Bei der Parkometerabgabe ist das ja zweckgebunden. Das wurde immer auf eine Rücklage gelegt. Seit Jahren ist diese Rücklage leer. Jetzt wird die Parkometerabgabe dem Budget zugeführt und vor allem für den öffentlichen Verkehr verwendet und nicht mehr, wie es einmal war, für den Garagenbau oder ähnliche Dinge, meine Damen und Herren. Jetzt komme ich zu einer weiteren Abgabe, die die Unternehmer sehr stört. Frau Stadträtin! Sie haben heute schon das beste Argument geliefert. Sie haben heute zum ersten Mal hier gesagt - jedenfalls habe ich es von Ihnen nie vorher gehört -, dass wir einen Wirtschaftsraum Wien-Niederösterreich haben. Das befürworte ich sogar. Das heißt, dass wir uns nicht gegenseitig die Firmen wegnehmen, dass wir uns nicht gegenseitig sozusagen hier die Arbeitsplätze schaffen. Sie erzählen auch immer, dass es natürlich so und so viele Pendler gibt, und da muss man schon dazusagen: Da könnten wir vielleicht etwas machen, indem wir den Steuerwettbewerb zwischen Wien und Niederösterreich lockern, indem wir das gleichsetzen. Und welche Steuer gibt es in Niederösterreich nicht, weil es sie europaweit nirgends gibt? Das wäre die Dienstgeberabgabe. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Sie könnten damit wirklich einmal die Wiener Unternehmer entlasten und verhindern, dass einige Unternehmer ins Umland ziehen, um diese Steuer nicht bezahlen zu müssen, sondern in Wien bleiben und dafür auch die Kommunalsteuer im Großen und Ganzen in Wien bleibt. Ich darf daher einen Antrag einbringen betreffend Abschaffung der Dienstgeberabgabe der Gemeinde Wien. Ich bringe das mit meinem Kollegen Manfred Juraczka dann ein. (Beifall bei der ÖVP.) Die Steuerreform ist auch schon erwähnt worden. Ich bringe noch eine Kleinigkeit ein. Das ist eine Feinheit von mir als Sportsprecher. Sehr geehrte Frau Stadträtin, wir wissen, dass Sie eine Sportbegeisterte sind. Der Sportförderungsbeitrag beträgt 1,5 Millionen EUR. Vielleicht können wir uns auch da einmal etwas überlegen. Ich weiß, das haben Sie immer wieder abgelehnt, aber ich bringe dieses Anliegen immer wieder zur Sprache. Ich bringe diesmal aber keinen Antrag ein, vielleicht geht es ohne Antrag besser. Das zahlen drei Vereine und viele administrative Arbeiten haben alle kleinen Vereine, damit sie das abführen. Lustigerweise steht im Gesetz drinnen "gemeinsam mit der Vergnügungssteuer", also könnten wir uns da einen Ruck geben und diese Steuer sozusagen wegnehmen, nicht nur - das kommt zwar bei einem anderen Kapitel -, weil ja das Sportbudget leider auch wieder etwas gekürzt wird. Wichtig ist mir noch einiges bei den Ausgaben, meine Damen und Herren. Da gibt es einige Beispiele. Am Beispiel Wiener Linien ist es sozusagen genau expliziert, dass wir immer mehr Ausgaben haben, Betriebsausgaben, Ausgaben, die sofort wirksam werden, und dass wir immer weniger Investitionen geben. Heuer betrifft der Betriebskostenzuschuss für die Wiener Linien 327 Millionen EUR, der ist kontinuierlich angestiegen. Kontinuierlich zurück geht aber der Investitionsteil, und das ist eigentlich das Interessante, meine Damen und Herren, denn für die Zukunft sollten wir eigentlich mehr investieren, um wirklich diese Stadt auch zukunftsfähig zu machen und nicht Geld in die Betriebskosten hineinstecken und dort ganz einfach irgendwie schauen, dass wir über die Runden kommen. Hier ist es eindeutig wichtig, dass mehr investiert wird. Bei den Investitionen kann man nur sagen: Auch die gehen alle zurück. Das ist heute schon einige Male erwähnt worden. Die Investitionsquote 2010 betrug noch 16,7 Prozent, ist aber jetzt im Jahr 2018 bei 11,1 Prozent, meine Damen und Herren. Die Einzelinvestitionen gehen zurück, von 1,7 Milliarden EUR auf 1,5 Milliarden EUR. Zum Beispiel die Investitionsförderungen von 338 Millionen EUR auf 323 Millionen EUR. Auch Bauinvestitionen gehen zurück, nämlich von 1,821 Milliarden EUR auf 1,616 Milliarden EUR. Das heißt, es wird immer weniger investiert, und das ist eigentlich nicht in unserem Sinne, meine Damen und Herren. Noch ein Kapitel wären die Bezirksbudgets. Auch da habe ich schon einmal gesagt, es wäre wichtig, die Bezirksbudgets wieder aufzuwerten. Was meine ich damit? Wir hatten 1988 und 1998 zwei Mal Bezirksdiskussionen über die Dezentralisierung, doch ist seitdem in diese Richtung nichts mehr weitergegangen. Im Gegenteil, am Donnerstag werden wir wieder beschließen, dass Bezirksfunktionen zurückgenommen werden, weil es die Bezirke finanziell nicht schaffen können. Es geht aber ganz einfach finanziell nicht, wenn man jahrelang am selben Betrag von zirka 200 Millionen EUR bleibt. Das sind 1,6 Prozent des Budgets. Hier wollen wir daher, dass die Bezirksmittel wieder erhöht werden, nämlich ganz im Sinne der Subsidiarität, weil die Kolleginnen und Kollegen in den Bezirken genau wissen, was die Bevölkerung will. Ich darf auch hiezu einen Antrag einbringen mit meinem Kollegen Juraczka betreffend Erhöhung der Bezirksmittel sowie Ausweitung der Kompetenzen der Bezirke. Auch hier wäre das sehr, sehr notwendig. (Beifall bei der ÖVP.) Abschließend, meine Damen und Herren, möchte ich noch einen Antrag einbringen, der sich prinzipiell mit der Budgetdiskussion beschäftigt. Wenn wir hier reden, ist bei der ersten Diskussionsrunde vielleicht noch ein voller Raum hier, dann wird der Raum allerdings immer leerer. Zum Beispiel wird die Diskussion zum Kulturbudget heute ganz spät am Abend wahrscheinlich sehr spärlich besucht sein. Wir wollten aber Auskunft haben. Was meine ich damit? Wir sollten vor diesem Plenum eigentlich Ausschüsse machen, wo wir als Mandatare von den Stadträten beziehungsweise Mitarbeitern Auskünfte darüber bekommen, was die einzelnen Positionen sozusagen bedeuten. Die einzelnen Positionen - das werde ich am Abend heute erzählen - vor allem bei der Kultur sind sehr, sehr schwankend, und wir würden gerne vorher wissen, was hinter dieser Schwankung steckt. Wieso ist das eine wesentlich weniger und das andere wesentlich mehr? Ich glaube, es wäre daher interessant, wenn wir vorher im Ausschuss Diskussionen darüber führen, wie das Budget ausschaut. Dann würden Sie es der Opposition unter Umständen das eine oder andere Mal leichter machen, das zu verstehen beziehungsweise dem zuzustimmen. Ich darf daher den Antrag einbringen betreffend informative Besprechung des Voranschlages und des Rechnungsabschlusses der Stadt Wien, um hier eine bessere Transparenz zu schaffen. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und von GR Dr. Wolfgang Aigner.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit betrug 12 Minuten. Die ÖVP hätte noch eine Restredezeit von 1 Minute. Als Nächster ist Herr GR Peter Kraus zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Vielen Dank! Fünf Stunden Budgetdebatte - die Stimmung ist am Höhepunkt. (Allgemeine Heiterkeit.) Ich werde jetzt meinen Beitrag dazu leisten, indem ich jetzt ein Thema anspreche, über das GRÜNE vielleicht nicht so oft reden: Leistungsgerechtigkeit. Kollege Ornig hat gesagt, wir sollten einmal über den Begriff Leistungsgerechtigkeit reden. (GR Markus Ornig, MBA: Sie hören alle nicht zu! Es war ein Zitat!) - Ja, genau, und ich nehme das als Anlass, um auch über Leistungsgerechtigkeit zu sprechen. Passt, oder? Genau. Ich gebe dir oder ich gebe euch - ihr redet ja öfters darüber - insofern recht, als ich der Meinung bin, dass wir nicht in einer Leistungsgesellschaft leben. Der Fehler unseres heutigen Wirtschaftssystems ist ja nicht, dass es eine Leistungsgesellschaft ist, sondern dass es keine ist, weil es Leistung so demotiviert, indem es die Bedingungen, unter denen Menschen leistungsfähig und kreativ sein können, nach und nach zerstört. Dieses System bevorzugt jetzt jene, die kurzfristig viel Rendite machen und damit nur Schaum schlagen und benachteiligt genau jene, die Werte schaffen und nachhaltig und langfristig produzieren oder wirtschaften wollen. Eine Gesellschaft, die unnützes Tun - qualitative Beurteilung - so stark bevorzugt und nützliches Tun benachteiligt, beruht nicht auf Leistungsgerechtigkeit. Ja, da brauchen wir auch, wenn wir über Wirtschaft reden, eine qualitative Bewertung, die ich heute hier übrigens vermisse. Da wird dann gegenübergestellt: Die Schulden sind dann zufällig - ui, Verschwörungstheorie! - genauso hoch wie die Mindestsicherung, während wir mehrfach schon dargelegt haben, wie das im Verhältnis zu Investitionen ist und dass wir Fremdmittel aufnehmen, um Investitionen zu gewährleisten. Genau in die falsche Richtung geht jetzt aber die künftige schwarz-blaue Bundesregierung, denn da sind die ersten Verhandlungsergebnisse oder Ansagen, die man hört, nicht: Lasst uns an den Rahmenbedingungen so schrauben, dass wir bessere Gewerbeordnungen hinbekommen. Lasst uns an den Rahmenbedingungen so schrauben, dass auch die großen Konzerne ihren fairen Beitrag leisten, dass es den kleinen Wirtschaftstreibenden leichter ist, in Wien oder in Österreich wirtschaftlich tätig zu sein. Sondern da gehen die ersten Aussagen eher in folgende Richtung: Nehmen wir denen, die ohnehin schon wenig haben, noch etwas weg. Das ist dann Leistungsgerechtigkeit, die Schwarz-Blau versteht. Das sind dann aber schlechte Nachrichten für alle Wirtschaftstreibenden in Wien, denn wenn einmal die Mindestsicherung gekürzt ist, wenn Studieren wieder etwas kostet, wenn die Kinderbetreuung nicht mehr kostenlos ist, sondern vom Familienbudget etwas wegknabbert, dann spüren das auch die Wiener Unternehmerinnen und Unternehmer, nämlich dadurch, dass die Leute, die bei Ihnen im Geschäft stehen, weniger im Geldbörsel haben und weniger einkaufen können. Da werden wir und da müssen wir als Wien auch dagegen halten. Lassen Sie mich jetzt zur Zukunft etwas sagen, denn Budget bedeutet ja eigentlich immer ein bisschen Blick nach vorne. Da greife ich jetzt etwas heraus, das in der Rede von Frau StRin Brauner kurz angesprochen worden ist, etwas, von dem ich meine, dass es für die Wirtschaft in Wien tatsächlich eine der wichtigsten Richtungsentscheidungen war. Wir haben in diesem Gemeinderat das Fachkonzept "Produktive Stadt" beschlossen, das mit nächstem auch in die Umsetzung gehen wird. Wenn man sich nämlich darum kümmert, in einer wachsenden Stadt auch ausreichend Flächen für Betriebe zur Verfügung zu stellen, nämlich über Widmungsreserven, dann ist es eine der wichtigsten und zentralsten strategischen Rahmenbedingungen, um produktive Unternehmen und Betriebe auch in der Stadt halten zu können. Da geht es um 300 Hektar Flächenreserven. 150 Hektar kommen aus Reserveflächen in bestehenden Betriebszonen, andere 150 Hektar kommen aus neuen Stadtentwicklungsgebieten oder Flächen, die bei bereits etablierten Betriebszonen zu finden sind. Das klingt wahnsinnig unsexy, ich sage Ihnen aber: Das ist für die Entwicklung der Wiener Wirtschaft in den nächsten Jahren eine wahnsinnig wichtige Grundlage. Darum wollte ich das heute auch noch einmal angesprochen haben - neben den vielen anderen Vorhaben in den nächsten Jahren wie Start-up-Lab und Biocenter, die nächstes Jahr errichtet werden, die Erweiterung des Technologiezentrums in der Seestadt Aspern, und so weiter. Ich glaube, da muss sich Wien überhaupt nicht verstecken - und auch die Wirtschaftsagentur, die hier auch im nächsten Jahr tolle Arbeit leisten wird. Ein Aktuelles möchte ich noch aufgreifen, weil der Herr Juraczka jetzt wieder da ist, das ist dieser Eigentumsschmäh. Das waren eigentlich zwei Schmähs dieses Mal. Also erstens dieses Ablenkungsmanöver mit den Betriebskosten: Es weiß eigentlich jeder Schüler, der die Arithmetik-Basic beherrscht, dass, wenn die Mieten unterschiedlich groß sind, die Prozentwerte dann auch anders sind, weil sich ja die Basis ändert. Das andere ist der Schmäh mit diesem Eigentum. Wie hat es Kurz gesagt? Eigentum ist das beste Mittel gegen Altersarmut, hat er meiner Generation, sprich, den Jungen ausgerichtet, so ein bisschen auf: Hallo, ich bin's, deine Eigentumswohnung, und dann ist alles gut. Ich habe einmal nachgerechnet, was das bedeutet für jemanden, der unter 30 ist in Wien. Nehmen wir, damit es billig ist, eine Zweizimmerwohnung im 15. Bezirk, wo ich auch wohne, her. Durchschnittspreis derzeit 4.291 EUR/m², das ist sehr billig. Damit kommen wir auf einen Kaufpreis von 257.000 EUR für eine 60-m²-Wohnung. Wenn man dafür ein Bauspardarlehen mit Hypothek hernimmt mit einer Laufzeit von 30 Jahren - effektiver Zinssatz, habe ich vorher noch nachgeschaut, von 2,6 Prozent -, kommt man auf eine monatliche Rate von 1.026 EUR. Jetzt nehmen wir noch die durchschnittlichen Betriebskosten für so eine Wohnung dazu, das sind 117 EUR. Nehmen wir Strom und Heizung noch dazu, den durchschnittlichen Preis, dann kommen wir auf monatliche Kosten von knapp über 1.200 EUR nach dem Modell der ÖVP und des Herrn Kurz. Nur zum Vergleich: Das Mediannettoeinkommen eines 20- bis 29-Jährigen in Wien liegt bei 1.220 EUR pro Monat. Das heißt, ein Unter-30-Jähriger gibt nach Ihrem Modell 98,9 Prozent fürs Wohnen aus. Gratulation, das ist Wirtschaftskompetenz der ÖVP! (Beifall bei GRÜNEN.) Also, wir brauchen diese Ablenkungsmanöver nicht. Wir brauchen vor allem in diesem Bereich endlich ein neues Mietrecht. Da ist Wien am meisten betroffen, vor allem die Jungen in dieser Stadt. Ich möchte noch ein Zitat aus der Rede der StRin Brauner aufgreifen: Ja, der Widerstand hat einen Namen: Wien. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Das waren genau 7 Minuten. Fraktionelle Restredezeit 10 Minuten. Als Nächste ist Frau GRin Mag. Nittmann zu Wort gemeldet. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Danke, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Wir diskutieren heute den Voranschlag 2018, und was wir von der rot-grünen Stadtregierung hören, ist ein Bashing auf eine mögliche schwarz-blaue Bundesregierung. Aber wir haben es ja gehört, der Widerstand kommt aus Wien, also viel Vergnügen für die Zukunft für Sie! Was mich in diesem Zusammenhang sehr wundert, ist vor allem, dass in den Vorbemerkungen zum Voranschlag geworben wird - und auch der eigene Bundesparteiobmann der Roten hat im Nationalratswahlkampf sehr damit geworben -, nämlich mit der positiven Wirtschaftsentwicklung, die sich auch der SPÖ-Vorsitzende aufs eigene Banner geheftet hat und damit zur Wahl angetreten ist (Zwischenrufe bei der SPÖ.), die er aber verloren hat. Positive Konjunkturentwicklung gibt es in Wien und Österreich - das ist richtig, ja -, aber Wien hat sicher nicht seinen Beitrag dazu geleistet. Auch das WIFO führt aus, dass wir das höchste Wirtschaftswachstum seit 9 Jahren haben, und durch die revidierte Konjunkturprognose von September 2007 geht man von einem Wirtschaftswachstum von fast 3 Prozent aus. Das WIFO spricht von einer Perspektive des höchsten Wachstums der Wiener Wirtschaft seit neun Jahren, wir hören aber, dass wir uns noch immer aus der Krise herausinvestieren müssen. Irgendetwas läuft da im rot-grünen Wien ganz falsch. Denn was machen Sie, Frau Stadträtin, aus dieser Hochkonjunktur? Sie wirtschaften Wien weiter herab. Sie veranschlagen für 2018 eine Neuverschuldung von 376 Millionen EUR. Im Jahr 2017 haben wir 570 Millionen EUR gehabt, in 2 Jahren überschlagsmäßig sind wir bei 1 Milliarde EUR. Die muss jemand zurückzahlen, und zwar unsere Kinder und unsere Enkelkinder, und das, obwohl wir das höchste Wirtschaftswachstum seit neun Jahren haben. Ich möchte mir nicht anschauen, wie dann, wenn diese Daten etwas einbrechen, die Schuldenexplosion nach oben geht und wie Sie das konsolidierte Budget schaffen wollen. Sie haben nämlich ganz offensichtlich auch eine Grundregel nicht ganz beherzigt, nämlich die, dass es in einer Hochkonjunktur natürlich zu einer Senkung der öffentlichen Budgetdefizite kommen muss, nämlich, ganz klar: Einnahmenseitig haben wir durch ein Beschäftigungswachstum mehr Lohnsteuer und mehr Umsatzsteuer, denn das geht in den Konsum, und ausgabenseitig haben wir natürlich weniger Ausgaben für die Arbeitslosigkeit. Nur Wien ist anders. Das sehen wir schon, wenn wir in Wien einfahren. In Wien funktioniert das nämlich nicht. In Wien steigt nämlich die Verschuldung, und gleichzeitig ist Wien der Rekordhalter bei der Arbeitslosigkeit. Also Wien ist wirklich der Kaiser. Sie versuchen dann immer, bei diesem Thema ein bisschen mit dem strukturellen Defizit zu argumentieren, und eigentlich hat Wien ja ein ganz tolles Budget, denn die Einmaleffekte sind ja eigentlich nicht in dieses Defizit einzurechnen. Nur treffen diese Einmaleffekte, von denen wir im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise reden, Jahr für Jahr ein, von einem Einmaleffekt können wir da wohl nicht mehr reden! (Beifall bei der FPÖ.) Wie gesagt, ganz klar ist: Die Schulden, die gemacht sind, sind zurückzuzahlen. Da kann ich nicht mit strukturellen Defiziten argumentieren und damit, dass alles halb so wild sei, das muss jemand zurückzahlen. Mein Kollege Schock hat es schon gesagt: Es gibt einen Stabilitätspakt, zu dem sich auch die Stadt Wien verpflichtet hat. Der sieht eine Neuverschuldung von 79 Millionen EUR vor, und Sie veranschlagen 370 Millionen EUR! Ich lasse, wie gesagt, das Argument nicht zu, dass wir uns ohnehin an alles halten, weil Einmaleffekte nicht einzurechnen sind. Wir müssen es zahlen! Wir haben heute schon einmal gehört: Die Schulden sind die Steuern von morgen. Heute ist der Tag des Kindes. Wie schaut die Zukunft für unsere Kinder aus, die einen derartigen Rekordschuldenrucksack mit sich tragen müssen? Alle von der jungen Generation haben jetzt schon Angst vor der Zukunft, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht, was mit den Schulden passiert und wer sie zurückzahlen wird. Genau diese verantwortungslose Politik von Rot-Grün hat natürlich eine Auswirkung auf die Bonität, wir haben es heute schon gehört. Ich bitte Sie, dass Sie auch dann in Ihrem Schlussstatement uns nicht wieder erklären, wir müssten uns nach wie vor aus der Krise herausinvestieren. Es hat in der Vergangenheit nicht funktioniert, und es wird in der Zukunft nicht funktionieren. Noch einmal: Wie genau kommt es zu dieser Neuverschuldung? Es ist eine einfache Rechnung, mein Kollege hat es in seiner Rede davor auch schon gesagt. Wenn ich mir das Jahr 2017 anschaue, beträgt die Neuverschuldung 570 Millionen EUR. Wenn ich mir im Jahr 2017 die Kosten der Einwanderungswelle anschaue - ja, wir sind bei den Kosten der Einwanderungswelle, denn sie belasten uns einfach ganz massiv -, hat das 68 Prozent der Neuverschuldung 2017 betragen, nämlich genau 390 Millionen EUR. Das ist die Neuverschuldung, die Sie für 2018 wieder veranschlagen, und Geld hat nun einmal kein Mascherl. Wenn der Kollege Kraus sagt, die Neuverschuldung geht nur in Investitionen, frage ich mich, woher er das weiß, da Geld doch bekanntlich kein Mascherl hat. Es ist offensichtlich für mich, dass diese Neuverschuldung exakt der Betrag ist, den Sie letztes Jahr für die Flüchtlingskrise ausgegeben haben. (Beifall bei der FPÖ.) Das, was Sie machen und was der Hintergedanke ist: Man spürt die Absicht und man ist verstimmt. Sie finanzieren diese Einwanderungswelle und finanzieren damit natürlich Ihre neuen Wähler. Sie wollen nämlich, dass Asylwerber und Menschen mit Asylstatus nach sechs Jahren die Staatsbürgerschaft bekommen. Na, und wen werden denn die wählen? Na no na werden sie Sie wählen, und das wissen Sie ganz genau! Ihnen wäre es ja am liebsten, wenn sie gleich die Staatsbürgerschaft bekommen würden, nur um endlich Ihre neuen Wähler zu bekommen (GR Jörg Neumayer, MA: Geh bitte!), denn die autochthonen Österreicher rennen Ihnen davon! (Beifall bei der FPÖ.) Sie sehen alles mit offenem Auge und rennen weiter in die Misere der Flüchtlingskrise. Sie machen mit unseren Steuergeldern die Mindestsicherung, und Asylberechtigte, die die Mindestsicherung bekommen, gehen auf Urlaub in die Heimat, aus der sie fliehen, weil sie verfolgt werden. (Anhaltende Zwischenrufe von GRin Birgit Hebein.) Nach Schätzung der Weltbank gehen 2 Millionen EUR retour in die Heimat! Das sind unsere Steuergelder! (Beifall bei der FPÖ.) Ich sage Ihnen eines: Es ist auch mein Steuergeld und ich will das nicht! (Anhaltender Beifall bei der FPÖ. - Weitere Zwischenrufe von GRin Birgit Hebein.) Sie haben es noch immer nicht geschafft, Ihre Mindestsicherungspolitik so zu führen, dass Wien nicht der Magnet für die Mindestsicherungsbezieher ist. Sie schaffen es nicht, obwohl die Vorschläge am Tisch sind, endlich mit Sachleistungen zu arbeiten, damit es eben nicht gehen kann, dass die Mindestsicherungsbezieher ihr Geld in die Heimat zurückschicken. Dann sollen sie es da ausgeben! Aber (GRin Birgit Hebein: Tun sie eh!) Sie schicken 2 Millionen EUR zurück in die Heimat, dann kann es ihnen nicht zu wenig sein! (Beifall bei der FPÖ.) Die Kritik an dem Mindestsicherungssystem kommt ja nicht nur von uns. Dass Sie uns nichts glauben, das wissen wir sowieso, weil das ist reflexartig, wie der Pawlow'sche Hund lehnen Sie alles, was wir sagen, ab. Es sagt aber auch der Rechnungshof, und dem werden Sie doch wohl glauben, dass Ihre Politik letztendlich ein finanzpolitisches Horrorszenario aufzeigt. Glauben Sie es dem Rechnungshof, wenn Sie es uns nicht glauben! Der Rechnungshof sagt, dass auf Grund der Finanzlage der Stadt Wien die Finanzierbarkeit dieser Sozialleistungen ohne grundlegende Reform der Mindestsicherung nicht mehr garantiert werden kann. Damit ist ganz klar: Der Rechnungshof zeigt auf, dass durch Missbrauch dieser Mindestsicherung, die Sie zu verantworten haben, die Finanzierbarkeit des Sozialstaates gefährdet ist. Meine Damen und Herren, da kann ich nur sagen, Ihnen fehlt jedes soziale Gewissen, denn Sie gefährden die Finanzierbarkeit des Sozialstaates. Sozialistisch ist schon lange nicht mehr sozial, denn Sie führen die Mittel in völlig falsche Kanäle. (Beifall bei der FPÖ.) Eine verantwortungsvolle und soziale Budgetpolitik müsste genau diese explodierenden Kosten der Einwanderung begrenzen. Aber das ist das eine, die Mindestsicherung. Das werden wir übermorgen auch zur Genüge diskutieren. Sie spekulieren dann munter und froh weiter im Schweizer Franken. Wir haben schon von Anfang an gesagt, steigen Sie aus dem Schweizer Frankenaus, aber auch da ist die Stadtregierung beratungsresistent. Sie haben im Jahr 2016 und 2017 einen Spekulationsverlust von rund 350 Millionen EUR eingefahren. Aber wir haben's ja: Das ist genau das Geld, das jetzt die Neuverschuldung ausmacht. (GRin Birgit Hebein: Jetzt müssen Sie sich aber entscheiden! Wer ist jetzt schuld?) - Geld hat kein Mascherl. Es gibt ja mehrere Methoden einzusparen, nur machen Sie gar nichts, Sie machen einfach neue Schulden. Das ist Ihre Masche, das ist Ihr Rezept: Einfach Schulden machen. Irgendwer wird es schon zurückzahlen. Genau diese verantwortungslose Politik hat letztendlich dazu geführt - Sie haben heute davon geredet, dass Wien so eine geringe Pro-Kopf-Verschuldung hat -, dass wir über die höchsten Finanzschulden der Einwohner unter den Bundesländern haben, das zu sagen, haben Sie bei Ihren Ausführungen vergessen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Aber wie ist das jetzt mit den Spekulationsverlusten?) Die höchsten Finanzschulden pro Kopf sind in Wien. (GR Christian Oxonitsch: Erklären Sie uns das!) Sie wissen, was Finanzschulden sind. Das sind alle Schulden, die verzinslich sind, aber Sie werden wohl hoffentlich wissen, Herr Klubobmann, was das ist. (Beifall bei der FPÖ.) Nicht nur, dass wir die höchsten Finanzschulden haben, wir haben die höchste Arbeitslosenstatistik in Wien. Das WIFO sagt genau, in Wien haben wir um die Hälfte mehr Arbeitslose als in ganz Österreich. Super, toll habt ihr das gemacht, wunderbar! (Beifall bei der FPÖ. - GR Christian Oxonitsch: Wie viele pendeln ein aus Niederösterreich?) Sie haben es geschafft, bundesweites Schlusslicht am Arbeitsmarkt zu sein - ganz kurz noch, denn jetzt geht mir die Zeit davon -, und das gleichzeitig bei einem Maximum an Einnahmen. Die Gebühren sind um 23 Prozent gestiegen. Der Richtwertmietzins im Gemeindebau ist um 14 Prozent gestiegen, die Müllgebühr um 14 Prozent, die Preise bei den Wiener Linien um 33 Prozent, Fernwärmetarif um 39 Prozent, die Wassergebühren um 43 Prozent und die Parkometerabgabe um 75 Prozent. Gehaltskürzungen bei den Wiener Beamten, Kürzung der Wohnbauförderung, Kürzungen und Aushungern der Spitäler, Kürzung der Wirtschaftsförderung, und so weiter. Super gemacht, aber wir machen 370 Millionen EUR Neuverschuldung. Wir haben in Wien die geringste Investitionsquote von allen Bundesländern. Wir haben Ihnen schon mehrmals ein entsprechendes Paket dazu vorgelegt, wie man besser wirtschaften kann: Ein Transparenzpaket, ein neues Finanzmanagement, Ausstieg aus dem Schweizer Franken, Strompreissenkungen, Gebührensenkungen, Durchforstung der Förderung. Meine Damen und Herren, diese Schuldenpolitik - nehmen Sie das zur Kenntnis, der Wähler hat letztendlich auch in Wien am 15. Oktober klar und deutlich ein Zeichen gesetzt - schadet der Stadt Wien enorm und nachhaltig. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Wer ist stärkste Partei geworden in Wien?) - Aber genau die Themen, die Schwarz und Blau hat, haben mehr Wähler überzeugt als Sie in Wien. Nehmen Sie das bitte auch zur Kenntnis, dieses Rechenbeispiel, Herr Kollege! (Beifall bei der FPÖ. - GR Christian Oxonitsch: Sie reden da irgendwas daher!) Haben Sie so viel Verantwortungsbewusstsein, räumen Sie Ihren Sessel! - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit betrug 11 Minuten, fraktionelle Restredezeit 13 Minuten. Als Nächste Frau GRin Mag. Berger-Krotsch. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Frau Stadträtin, meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Saal, auf der Galerie und via Livestream! Na gute Nacht, Frau Nittmann! Da steigt ja die Vorfreude auf die von Ihnen, von Ihrer Fraktion eingebrachten Debattenbeiträge, besonders dann auch morgen in der Früh bei der Geschäftsgruppe Soziales. Sie richten sich mit Ihren Worten gegen die Ärmsten der Armen und das birgt sehr viele Sicherheitsprobleme in sich. Sie reden mit diesen Worten Kinderarmut herbei. Ich kann von dieser Stelle aus nur sagen: Mit Wien sicher nicht, nämlich diese geplanten Änderungen, die auf Bundesebene vor der Türe stehen. Zur Krise, die Sie immer wieder kategorisch wegzureden versuchen: Einige Kollegen haben es in der Generaldebatte in ihren Beiträgen schon angesprochen: Die Krise ist immer noch evident. Ich möchte da anschließen bei meiner Kollegin Barbara Huemer, die sehr speziell auch das Thema Arbeitsmarkt für Frauen analysiert und heute hier in die Debatte eingebracht hat, denn die Krise ist immer noch evident. Die Anstrengungen, die Wien hier in dieser Frage mit unserem großartigen, einzigartigen Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds gerade speziell auch für die Frauen in dieser Stadt leistet, kann man nicht kleinreden, sie sind einzigartig. Viele Bundesländer beneiden uns um diesen so großartigen Fonds. Es ist mir, und das lasse ich mir auch nicht nehmen, generell ein großes Anliegen - auch wenn der Kollege Juraczka meint, es ist zu kleinteilig -, hier die frauenpolitischen Aspekte unserer Vorhaben herauszustreichen, so wie es unsere Stadträtin schon in Ihrer Budgetrede getan hat. Es ist wichtig, die verschiedenen Maßnahmen auch hinsichtlich des Gender-Aspektes zu analysieren und herauszustreichen. Wir machen dies in Wien und wissen, dass es wichtig ist, die Gesellschaft nicht mit diesem männerdominierten Blick, den es immer wieder auch noch gibt, zu sehen, sondern die Hälfte der Welt, die Hälfte der Stadt gehört den Frauen. Deshalb unser Grundsatz, den wir auch im Koalitionsabkommen festgeschrieben haben, erneut 2015, nämlich dass es tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern in dieser Stadt geben muss, dass das unser oberstes Ziel ist. Wir haben es, wie gesagt, dort noch einmal fest verankert. Ich möchte sehen, wo diese Frage dann in einer neuen Regierung auf Bundesebene abgehandelt wird, wo Frauenpolitik Niederschlag finden wird. Ich glaube, da werden wir uns noch sehr warm anziehen müssen. Mit tatsächlicher Gleichstellung, so wie es festgeschrieben ist, meine ich, dass es nicht nur am Papier steht, sondern wirklich abgearbeitet wird, dass wir diesem großen Ziel uns immer schneller und rascher nähern. Wir wissen als größte Arbeitgeberin in dieser Stadt, dass wir Vorreiterin sind, was das gesamte Spektrum der Arbeitswelt betrifft. Wir haben in dieser Woche noch einen großen Wurf im Landtag abzuhandeln und abzustimmen, nämlich unsere Dienstrecht- und Besoldungsreform, wo vieles auch Niederschlag findet, um für die Frauen, die beschäftigt sind, noch besseres zu erreichen. Wir sind also ganz gut unterwegs in Sachen faire Bezahlung, Lohntransparenz, Gleichstellung, wenn es darum geht, auch Frauen in Führungspositionen zu bringen, beim Thema Weiterbildung, Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie, aber auch bei unseren Geschäftsgruppen, unseren Teilbereichen in dieser Stadt generell. Das heißt, dass im Bildungsbereich, im Integrationsbereich, in den Bereichen Planung, Stadtentwicklung, gender- gerechte Medizin, Frauenaspekte, Frauenpolitik als Querschnittsmaterie der Stadt gelebt wird, dass der Frauenpolitik entsprechend gearbeitet wird. Ein Blick auf die Zahlen, und das hat meine Kollegin Barbara Huemer in ihrer Rede schon begonnen und festgemacht: Die Zahlen sprechen für sich. In Wien geht es den Frauen zweifelsohne besser, Frauen sind hier besser dran. Das sind die Fakten noch einmal doppelt unterstrichen: Die Frauen verdienen hier im Bundesländervergleich am meisten, sie sind am besten ausgebildet. Die Frauenerwerbsquote - haben wir auch schon gehört - liegt mit 79,4 Prozent um 4,6 Prozent höher als im österreichischen Durchschnitt. Wien hat auch vieles, das der Erwerbstätigkeit der Frauen entgegenkommt, nämlich auch breite Beschäftigungsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst, viele Dienstleistungsberufe, gute Kinderbetreuungseinrichtungen, also die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist möglich. Dafür stellen wir auch für 2018 wieder ein großes Budget zur Verfügung. Auch gibt es kaum Mobilitätseinschränkungen in der Stadt für die Frauen sowie generell eine höhere Erwerbsorientierung. Wir haben auch schon gehört, dass wir mehr Vollzeitarbeitsplätze bieten als andere Bundesländer. Da möchte ich auch nicht verschweigen, dass wir auf das Thema der Teilzeitbeschäftigung mit Argwohn schauen und hier die Entwicklungen beobachten, weil der Anteil dieser Beschäftigungsform generell bei Männern und Frauen steigt. Ich möchte aber auch hier noch einmal - wie unsere Frau Finanzstadträtin - festhalten, dass in Wien der Anteil der Teilzeitbeschäftigten auch gesunken ist, nämlich von 42,7 Prozent auf 41 Prozent. Auch der Lohnunterschied - auch das haben wir auch schon mehrfach debattiert, nämlich rund um den Equal Pay Day - ist in Wien am geringsten im Österreich-Vergleich, nämlich mit 17,1 Prozent. Wir haben durch die Quote die Führungsebene mit Frauen ausgebaut. So haben wir die Frauenquote auf der Führungsebene seit 1997 von 5 Prozent auf nun 42 Prozent, mit Stand Juni 2017, erhöht. Was mich auch sehr stolz macht, ist die Quote bei AufsichtsrätInnen. Hier haben wir das Ziel mehr als übererfüllt: 44,6 Prozent der AufsichtsrätInnen, die die Stadt in Unternehmen entsendet, wo sie zu mehr als 50 Prozent beteiligt ist, sind Frauen. Die Krise ist, Frau Kollegin Nittmann, nicht wegzureden. Frauen sind immer noch von Benachteiligung - generell, aber auch durch die Krise - am Arbeitsmarkt betroffen. Seit unglaublichen 22 Jahren setzt sich der WAFF gezielt für Frauen ein, in Aus- und Weiterbildung wird investiert. Der WAFF verbessert Entwicklungschancen und unterstützt beim Wiedereinstieg. Da möchte ich dem Team des WAFF auch ein großes Dankeschön für die engagierte und hervorragende Arbeit aussprechen. Es ist, wie es Kollegin Tanja Wehsely in der Generaldebatte schon ausgeführt hat, mit der Wiener Ausbildungsgarantie, dem Qualifikationsplan Wien auch sehr speziell für Frauen und Mädchen einiges dabei, um hier wirklich eine Zukunft für die Frauen und Mädchen in dieser Stadt zu ermöglichen. Unterstreichen möchte ich zum Abschluss auch noch die sehr speziellen Programme wie FRECH, FRECH 4.0 und eben die Unterstützung beim Wiedereinstieg nach der Karenz. Wie unsere Finanzstadträtin in ihrer Rede schon gesagt hat, es sind 71 Millionen EUR, die hier für bessere Jobchancen für rund 33.500 Wienerinnen und Wiener bereitstehen, und das kann auch die Opposition hier nicht kleinreden. Eines möchte ich zum Abschluss noch erwähnen - und damit stehle ich meinem Kollegen Woller oder meiner Kollegin Gaal noch eine halbe Minute -, weil auch Kollegin Schatz hier ist: Ich möchte das Thema Gender Budgeting auch noch einmal sozusagen hier auf die Agenda setzen, denn es ist uns wichtig, hier immer wieder anzuschauen, was in der Stadt Frauen und Männern zu gleichem Maße zu Gute kommt. Wir haben in Wien seit 2005 Gender Budgeting im Budget in unserer Geschäftseinteilung für den Magistrat fest verankert. Es ist nicht so, dass wir hier stillstehen und das so lassen, sondern wir von Rot-Grün werden gemeinsam daran weiterarbeiten, es weiterentwickeln. Wir haben auch noch viel vor, um hier auch weiter die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Männern und Frauen abzubilden und weiter voranzutreiben. Ich denke, wir sind hier auf einem guten Weg, nämlich dem Wiener Weg. Ich bin froh, dass es ein Bekenntnis von oberster Stelle zu Gleichberechtigung gibt. Da wir über Europa gesprochen haben: Wir haben hier nicht nur österreichweit eine Verantwortung und eine Vorbildwirkung, sondern auch europaweit. Da bin ich sehr froh, in dieser Stadt zu leben, wirken zu können. Wir werden von Wien aus auch auf die Bundesregierung schielen und hier genau schauen, was beim Thema Arbeitsmarkt, Finanz- und Frauenpolitik alles auf der Agenda stehen wird. Wir in Wien sind ein Bollwerk für die Frauen in dieser Stadt und darüber hinaus. Deshalb ein großes Dankeschön an alle MitarbeiterInnen. Ich bitte um Zustimmung zum Budget. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit betrug 9 Minuten, fraktionelle Restredezeit 23 Minuten. Als Nächster ist Herr Dipl.-Ing. Margulies zu Wort gemeldet. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Es ist zwar schon viel gesagt, aber noch nicht alles und vor allem noch nicht von jedem. In diesem Sinne erlaube ich mir, kurz um Ihre Aufmerksamkeit zu bitten. Ich beginne vielleicht ganz kurz mit der Kollegin Nittmann. Vielleicht habe ich sie auch nur falsch verstanden, aber sie hat gesagt, die Stadt Wien hat im Jahr 2016 und im Jahr 2017 300 Millionen EUR bis 350 Millionen EUR Verluste mit Schweizer-Franken-Krediten gemacht. Das ist schlichtweg falsch, Punkt. Das ist einfach komplett falsch wie ein Großteil Ihrer Wortmeldung, aber Sie können es selbst nachlesen im Rechnungsabschluss 2016, dann später auch im Rechnungsabschluss 2017. Vielleicht gibt es jemanden in der Fraktion, der Ihnen erklärt, wie es richtig geht. Ansonsten möchte ich zurückkommen zum Bereich Wirtschaftspolitik. Ich glaube, für Wien steht tatsächlich eine wesentliche Richtungsentscheidung auf Bundesebene an, nämlich bei ein paar Fragen, die die Gewerbeordnung, das Rauchverbot und den Klimawandel betreffen. Es braucht überall klare bundespolitische Vorgaben, damit Wiener Unternehmerinnen und Unternehmer planen können, was auf sie zukommt und nicht in eine Unsicherheit geworfen werden. Kollege Juraczka, nein, Kollege Aichinger hat vom Plan gesprochen, den sich selbstverständlich auch Unternehmer und Unternehmerinnen machen. - Ja, und in diesem Sinne wäre eine Sicherheit in der Gesetzgebung etwas Sinnvolles und Notwendiges. Wenn jetzt das Rauchverbot in Frage gestellt wird und wenn als Nächstes - so wie auf Ebene des Donald Trump in den USA - auch der Klimawandel in Frage gestellt wird und sämtliche ökologische Maßnahmen, die eigentlich für Wien sinnvoll wären, in Frage gestellt werden, dann wird es schwierig, tatsächlich für die Wiener Wirtschaft Planungssicherheit zu haben. Dasselbe gilt beim Rauchverbot. Da haben sehr viele Gastronomen und Gastronominnen mittlerweile zig Tausende Euro in den Umbau ihrer Geschäfte hineingesteckt, manche haben komplett auf rauchlos umgestellt. (GR Dominik Nepp, MA: Ja eh, soll so bleiben!) Und jetzt wird plötzlich in den Medien spekuliert, dass das Rauchverbot zur Gänze wieder aufgehoben wird. Das ist absurd. Ich glaube, dass wir alle miteinander nicht wollen, dass in den Lokalen wieder geraucht werden darf. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ein weiterer Punkt, den ich ansprechen möchte, ist das Geld für die Bezirke. Dazu haben, glaube ich, auch Kollege Aichinger und andere gesagt, dass es durchaus Sinn machen würde, wieder mehr finanzielle Mittel den Bezirken zur Verfügung zu stellen, insbesondere aber, dass wir uns gemeinsam überlegen, in welchen Bereichen die Kompetenzen der Bezirke wieder mehr dezentralisiert und in welchen anderen Bereichen die Kompetenzen rezentralisiert gehören. Ich glaube, diese Diskussion steht tatsächlich an. Vielleicht gelingt es uns im Jahr 2018, diese Diskussion gemeinsam zu führen. Ich glaube tatsächlich, dass genau im Bereich der Dezentralisierung einiges für Wien noch zu holen ist. Wir sollten uns das gemeinsam überlegen. Es ist mehr eine inhaltliche denn eine finanzielle Frage, für welche Bereiche die Bezirke zuständig sind. Ein nächster Punkt, der, wie üblich, angesprochen wurde, sind die Gebühren. Dazu vielleicht ein ganz kurzes, kleines Ratespiel: Wie viel Geld gibt der/die WienerIn momentan pro Kopf für Wasser am Tag aus für unser Wiener Leitungswasser, das höchste Qualität hat, das man aus dem Wasserhahn trinken kann? Wie viel wird pro Kopf dafür aufgewendet von jedem Wiener, jeder Wienerin? - 25 Cent. Das ist unglaublich viel, glaube ich. (GR Dominik Nepp, MA: Das sind in vier Tagen ...) - In vier Tagen ist es dann echt 1 EUR für das Wiener Leitungswasser, das man trinken kann. Und jetzt vergleichen Sie das noch mit dem Jahr 2008! Real im Vergleich zu 2008 ist es gestiegen oder ist es gefallen, trotz 30-prozentiger Erhöhung? (GR Dominik Nepp, MA: Gestiegen?) Es ist de facto gleich geblieben. Es ist genau dieselbe Größenordnung wie im Jahr 2008. Ähnliches (Zwischenruf von GR Mag. Manfred Juraczka.) - ich komme gleich dazu - gilt im Übrigen auch für die Müllgebühren. Oder besser gesagt: Die Müllgebühren sind real im Vergleich zu 2008 sogar gefallen. Wissen Sie, was übrigens auch gefallen ist, Kollege Juraczka? Die Pro-Kopf-Einnahmenseite-Kommunalsteuer. Die Kommunalsteuer nominell beträgt 431 EUR pro Kopf, real im Vergleich zu 2008 wären das nur 361 EUR. Das ist weniger, als im Jahr 2008 wirklich eingenommen wurde. Damals waren es 377 EUR pro Kopf. (Zwischenruf von GR Mag. Manfred Juraczka.) Sie sagen ja immer, dass die Gebühren explodieren, et cetera, dabei wird eigentlich nichts teurer, real, es werden manche Sachen günstiger. Jetzt komme ich zum Einwurf vom Kollegen Nepp. Sie haben recht. Die Löhne und Gehälter sind in den letzten Jahren viel zu wenig gestiegen. Der arbeitende Teil der Bevölkerung hat einen viel zu geringen Anteil gehabt an dem, was erwirtschaftet wurde. Aber ist die Wirtschaftsleistung in Summe zurückgegangen, oder ist nur der Anteil derjenigen zurückgegangen, die beschäftigt waren? Die Wirtschaft ist in den Jahren 2008 bis 2017 deutlich stärker gewachsen, und wir wissen, die Einnahmen der Unternehmer, die Einnahmen der Selbstständigen in Summe sind gestiegen, während die Lohnquote deutlich gesunken ist. Es wird höchste Zeit - und das ist einer der wenigen Punkte, wo ich dem Kollegen Nepp sogar recht gebe -, dass diejenigen Menschen, die arbeiten gehen, wieder Lohnerhöhungen bekommen, und dass der Anteil der unselbstständig Beschäftigten deutlich steigt. Es geht darum, diesem Verteilungskampf - der von Multis, aber auch von Seiten der Wirtschaft allgemein seit zehn Jahren wieder geführt wird, wo es darum geht, den werktätigen Menschen so wenig wie möglich zu geben und möglichst viel für sich selber zu halten -, diesem Klassenkampf von oben gilt es, endlich einmal entgegenzutreten und zu sagen, es geht jetzt darum, dass den Menschen, die arbeiten gehen, wieder mehr übrig bleibt. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Das waren genau 7 Minuten. Die GRÜNEN hätten noch eine Restredezeit von 3 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Stark. Selbstgewählte Redezeit 9 Minuten. GR Rudolf Stark (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch heuer werde ich wieder über die Klein- und Mittelbetriebe sprechen, da die KMUs weiterhin ein Stiefkind der Wiener Wirtschaft sind. Auch wenn man in Wirtschaftsmagazinen immer wieder liest, dass Banken ausreichend Geld für Kredite hätten und diese derzeit zu sehr günstigen Bedingungen angeboten werden - man liest von einigen wenigen Prozenten -, stehen diese Kredite im Regelfall nicht vielen KMUs zur Verfügung. Das Problem entsteht bei der Risikoanalyse. Bei dieser Analyse wird bewertet, ob das Unternehmen kreditwürdig ist oder nicht, beziehungsweise zu welchen Bedingungen, wie zum Beispiel, zu welcher Verzinsung Kredite vergeben werden. Auch Kredite, die bereits seit vielen Jahren laufen und pünktlich getilgt werden, werden auch weiterhin von den Banken jährlich genauestens überprüft. Der Grund sind unter anderem die Bestimmungen von Basel II. Und nur am Rande bemerkt: Wir können froh sein, dass die Bestimmungen von Basel III von den Banken noch nicht angewendet werden. Das Hauptproblem der KMUs in Wien ist das geringe Eigenkapital. Auf dieses Problem habe ich hier schon oftmals hingewiesen und dies auch mit entsprechendem Zahlenmaterial belegt. Was bedeutet zu wenig Eigenkapital? Fremdkapital! Das bedeutet Kredite. Täglich flattern bei mir in der Steuerberatungskanzlei Briefe der Banken betreffend Klienten herein, wie zum Beispiel: Achtung, Limit läuft ab! Transparenz durch Basel II. Deshalb benötigen wir auch heuer wieder aktuelle Bilanzen, Einnahmen-/Ausgabenrechnungen, Einkommenssteuererklärungen, aktuellen Auszug des Finanzamtes, aktuellen Auszug der Gebietskrankenkasse, aktuelle Saldenliste, und so weiter, und so weiter, weil die Banken wieder Unterlagen verlangen. Die Bilanzen und Jahresabschlüsse dieser Unternehmen werden dann von den Banken auf Grund der Bestimmungen von Basel II genauestens überprüft. Sollten die Jahresabschlüsse dann nicht den Vorstellungen der Kreditinstitute entsprechen, die Probleme liegen im Regelfall beim Eigenkapital beziehungsweise bei der Sicherstellung, hat dies für das Unternehmen oftmals sehr böse Folgen. Im extremsten Fall kann es sogar zu einer Fälligstellung der Kreditrestschuld kommen. Das bedeutet für das Unternehmen dann Zahlungsunfähigkeit und letztendlich Insolvenz. Dies spiegelt sich leider auch in der Insolvenzstatistik wider. Die Zahl der Gesamtinsolvenzen, also die Summe aus Unternehmensinsolvenzen und Privatinsolvenzen, ist heuer im 1. Halbjahr leicht gesunken. Zu den Privatinsolvenzen ist anzumerken, dass es sich hier nicht nur um Privatpersonen im Sinn von Nichtunternehmen handelt. Ein wesentlicher Teil dieser Privatinsolvenzen betrifft Einzelunternehmen, bei denen durch den Fristenlauf des Insolvenzverfahrens der Unternehmer den Insolvenzantrag erst stellen konnte, nachdem der Rollbalken des Unternehmens unten war, und somit aus dieser Unternehmensinsolvenz eine Privatinsolvenz wurde. Also ein Großteil dieser Privatinsolvenzen betrifft ehemalige Klein- und Mittelbetriebe. Im 1. Halbjahr 2017 hatten wir in Wien 2.376 Gesamtinsolvenzen. Erfreulich dabei ist, wie ich vorhin schon erwähnt habe, dass dies gegenüber dem Vorjahr ein leichter Rückgang ist. Das bedeutet aber leider noch immer, dass es in Wien 8 Insolvenzen pro Tag gibt. Bei den Unternehmensinsolvenzen war leider kein Rückgang zu verzeichnen. Die Unternehmensinsolvenzen sind leider sogar leicht angestiegen, und zwar von 892 auf 933 im 1. Halbjahr 2017. Dies bedeutet einen Anstieg um 4,6 Prozent. Österreichweit gab es 2.782 Unternehmensinsolvenzen. Der Anteil Wiens mit 933 Insolvenzen beträgt 33,5 Prozent von Gesamtösterreich. In Wien sind die Unternehmensinsolvenzen gestiegen. Dies entspricht aber nicht dem Bundestrend. In Tirol, Vorarlberg, der Steiermark und im Burgenland waren die Unternehmensinsolvenzen sogar rückläufig, in der Steiermark zum Beispiel um 15 Prozent, im Burgenland sogar um 18 Prozent. Legt man diese 933 Insolvenzen auf Arbeitstage um, kommt man ziemlich genau auf 4 Insolvenzen pro Arbeitstag. Das bedeutet, dass in diesen 2 Budgettagen, die wir hier debattieren, in Wien 8 Unternehmen pleitegehen, und das ist doch entsetzlich, sehr geehrte Frau Stadtrat! Wir benötigen, wie von unserem Stadtrat DDr. Schock schon angeregt, eine neue Wirtschaftspolitik für die Wiener Wirtschaft. Er hat hier Vorschläge gemacht: 1. Ein Haftungspaket der Wirtschaftsagentur Wien für Klein- und Mittelbetriebe. In Abstimmung mit dem Austria Wirtschaftsservice soll auch ein Garantieprogramm für Betriebsmittelkredite aufgelegt werden. 2. Schaffung eines Mittelstandfonds in der Wirtschaftsagentur, um Eigenkapital für Wiener Klein- und Mittelbetriebe zur Verfügung zu stellen. 3. Neue Wiener Start-up-Förderung und Errichtung eines großen Gründercampus in Wien. 4. Verdoppelung der Wiener Wirtschaftsförderung im Jahr 2018. Die Förderungsmittel für KMUs sind im Budget 2018 auf 80 Millionen EUR zu verdoppeln. Eine neue Industriepolitik, Standortmarketing und Betriebsflächenmanagement für mehr Betriebsansiedelungen im Rahmen der Wiener Industrieoffensive. Aber was geschieht in Wien tatsächlich? Die Wirtschaftsförderung wird gekürzt, und den Unternehmen entstehen zusätzliche Kosten. Wie auch in den Vorjahren wurde die Wirtschaftsförderung gekürzt. Waren es im Jahr 2010 noch 117 Millionen EUR, so waren es 2016 nur noch 80 Millionen, 2017 nur noch 71 Millionen, und für 2018 wurden nur noch 66 Millionen EUR budgetiert. Gegenüber dem Vorjahr ist dies eine Kürzung um 5 Millionen EUR, gegenüber dem Jahr 2010 eine Kürzung von 51 Millionen EUR, also fast eine Halbierung der Wirtschaftsförderung gegenüber dem Jahr 2010. Und das ist doch für die Wirtschaft entsetzlich, meine sehr geehrten Damen und Herren von Rot und Grün! Bei der Förderung der Klein- und Mittelbetriebe ist die Kürzung prozentuell betrachtet nicht so krass, aber nicht, weil die Regierenden ihre Politik gegenüber den Klein- und Mittelbetrieben geändert haben, sondern weil man dort schlichtweg nicht mehr viel kürzen kann. 2016 betrug die KMU-Förderung 40 Millionen - ich muss mich leider beeilen - , 2018 waren es nur noch 36 Millionen! Ich weiß nicht, wie viel Hundertausende KMUs es in Wien gibt. Interessant ist aber eine Zahl, die die Frau Stadtrat gesagt hat: Es gibt in Wien 47.600 EPUs. Wenn man diese 36 Millionen durch 47.600 dividiert, dann kommt man auf 756 EUR nur für die EPUs. Für die KMUs bleibt dann überhaupt nichts übrig. Aus Zeitgründen kann ich jetzt leider nicht auf die Belastungen der Unternehmen eingehen und auch auf das Evaluierungsgesetz, das diese Belastungen auslöst, ebenfalls nicht. Erwähnen muss ich auch, dass es durch die Insolvenzen zu einer Verschlechterung am Arbeitsmarkt kommt. Jede Insolvenz erhöht die Arbeitslosenstatistik. Auch hier, sehr geehrte Frau Stadtrat. müsste man nachdenken und entsprechend handeln! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Die Redezeit wurde exakt eingehalten. Das bedeutet eine Restredezeit für die Freiheitliche Partei von 4 Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Gaal, selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GRin Kathrin Gaal (SPÖ): Danke schön. Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Frau Stadträtin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wien ist eine moderne, lebendige, wachsende und damit natürlich eine sich immer weiterentwickelnde Stadt. Das bietet den Menschen, die hier in Wien wohnen, unglaublich viele Chancen. Und wir, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Politik, müssen dafür sorgen, dass wir die Stadt im Interesse der Wienerinnen und Wiener gestalten, damit all diese Entwicklungen möglichst allen Menschen zu Gute kommen. Das stellt uns vor große Herausforderungen, keine Frage, ganz besonders im Hinblick auf Flächenwidmungen, Wohnbau, Schule, Arbeitsmarkt, soziale Infrastruktur, Verkehr. Daher braucht es, und dessen sind wir uns im Gegensatz offensichtlich zu Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Opposition, bewusst, dass wir die richtigen Investitionen in der Zukunft brauchen, und zwar qualitativ hochwertige Investitionen betreffend die Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen und Universitäten, Wohnbau, die Betreuung der älteren Menschen, Gesundheitsvorsorge und den öffentlichen Verkehr. Natürlich erstellt die Stadt auch vor diesem Hintergrund ihr Budget, denn all das zusammen macht Wien zu so einer lebenswerten und zu so einer besonderen Stadt. Die Wiener Wohnbaupolitik, um die uns viele andere Städte beneiden, trägt ganz wesentlich zu dieser Lebensqualität bei. Bei uns stand immer und bei uns steht immer das leistbare Wohnen im Mittelpunkt. Bereits jetzt wohnen mehr als 60 Prozent aller Wienerinnen und Wiener im geförderten Wohnbau. Das ist einzigartig. Und ganz klar ist, dass wir diesen erfolgreichen Weg dann auch weitergehen. Einerseits, indem wir neue Gemeindewohnungen errichten wie zum Beispiel in Favoriten, in der Donaustadt oder in der Leopoldstadt. Andererseits, indem in dieser Stadt ganz neue Stadtteile entstehen wie die Seestadt Aspern oder das Sonnwendviertel, in naher Zukunft auch der Nord- und Nordwestbahnhof, wo zig Tausende Menschen ihr neues Zuhause finden werden. Oder auch die sogenannten Coca-Cola-Gründe am Wienerberg in Favoriten, ein riesiger Stadtteil, der auch mit einem massiv großen Grünraum punkten kann. Und all die jungen Familien, die dann in diese Stadtentwicklungsgebiete ziehen, brauchen natürlich Kindergartenplätze und Schulplätze, und darauf reagiert die Stadt selbstverständlich. Viele Schulen in den Bezirken werden saniert, werden erweitert, um so dem Schulraumbedarf Rechnung zu tragen, wie zum Beispiel die Ada-Christen-Gasse in Favoriten oder andere entstehen. Vor Kurzem hat der Spatenstich für den Bildungscampus Berresgasse stattgefunden, ein weiterer Bildungscampus in der Donaustadt für alle Kinder bis zum 14. Lebensjahr in der so immens stark wachsenden Donaustadt. Oder aber auch der Bildungscampus Atzgersdorf, der für das Entwicklungsgebiet Breitenfurter Straße unerlässlich ist. Das alles, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind sinnvolle Investitionen der Stadt. Ich denke da aber auch an den FH Campus Wien, die größte Fachhochschule in dieser Stadt, die tausenden Studentinnen und Studenten Studien auf allerhöchstem Niveau anbietet und das mit vollem Erfolg, denn nicht umsonst gibt es jetzt bereits Erweiterungsgedanken. Vor Kurzem wurden ein OP-Innovationcenter und eine Intensivstation eröffnet. Das heißt, in der Fachhochschule Wien kann man jetzt Technik und Abläufe einer OP perfekt üben beziehungsweise optimieren, der erste OP für Forschung und Lehre. Auch hier war die Stadt Wien der Fachhochschule ein verlässlicher Partner. Genauso war sie der Fachhochschule ein verlässlicher Partner, was den öffentlichen Verkehr betrifft. Seit September können die Studentinnen und Studenten mit der U1 in die Fachhochschule fahren. Das ist wirklich ein ganz ein großer Vorteil, und davon profitieren die StudentInnen massiv. Eben diese U-Bahn-Verlängerung ist nur ein Beispiel von vielen, wie die Stadt in den öffentlichen Verkehr investiert, denn die Wiener Linien arbeiten zukunftsorientiert und innovativ, und das wird belohnt. 90 Prozent aller Wienerinnen und Wiener nutzen den öffentlichen Verkehr in Wien, das heißt 2,5 Millionen Fahrgäste tagtäglich. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das muss ich gleich noch einmal wiederholen: 2,5 Millionen Fahrgäste tagtäglich. Das ist schon sehr beeindruckend, und da kann man den Wiener Linien nur gratulieren. Und damit das so bleibt, dass man auf diesem hohen Niveau so weiterfährt im wahrsten Sinne des Wortes, investieren die Wiener Linien. Da möchte ich nur als Beispiel die neue Straßenbahnlinie in Simmering erwähnen, die es dann schafft, dass Simmering noch besser erschlossen wird. Und ganz nebenbei schaffen all diese Investitionen auch unglaublich viele wertvolle Arbeitsplätze. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ob man sich in einem Grätzel, ob man sich in einem Bezirk oder in einer Stadt wohlfühlt, hängt natürlich auch ganz stark vom öffentlichen Raum ab. Das ist sozusagen die Visitenkarte einer Stadt. Die Meidlinger Hauptstraße, der Stephansplatz sind jetzt bereits fertig gestaltet und saniert. Aber es gibt schon neue Projekte in der Pipeline. Mir ganz besonders wichtig, und deshalb möchte ich sie auch erwähnen, ist die Neugestaltung des Reumannplatzes. Der Reumannplatz hat jetzt die Chance, er ist nicht mehr Endstation, er ist jetzt nicht mehr nur Umsteigeknotenpunkt, ein wirkliches Bezirkszentrum zu werden, in Zukunft auch mit Wohlfühlcharakter und natürlich mit dem besten Eis Wiens! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das alles bestätigt nur, dass Wien bei all der Kritik, die Sie erheben und die ich zum Teil wirklich scharf zurückweisen möchte, eine aktive und verantwortungsvolle Wirtschaftspolitik macht. Denn Konjunktur ist nur durch reale Projekte zu stärken, und ich habe hier wirklich einige aufzählen können, um somit auch Arbeitsplätze zu sichern oder vielleicht sogar auch neue Jobs zu schaffen. Die Stadt Wien ist sich ihrer Verantwortung sehr bewusst. Deshalb seien Sie es vielleicht auch und stimmen Sie dem Voranschlag zu! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Die selbstgewählte Redezeit wurde um 6 Minuten unterschritten. Damit ist die Restredezeit der SPÖ noch 17 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Baron, und die verbleibende Redezeit ist 4 Minuten. GR Karl Baron (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Stadträtin! Frau Stadträtin, Sie haben in Ihrer Rede vorhin so stolz und lobend erwähnt, dass die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Wien so im Steigen begriffen ist. Nun, ich gebe Ihnen recht, es wäre schön, wenn es so wäre, aber es ist ganz genau das Gegenteil der Fall! Die Attraktivität Wiens ist stark im Fallen. Bürokratie und Steuerbelastungen tun ihr Übriges dazu. Kein Nachbarland rund um Österreich hat eine derartige Bürokratie und eine derartige Steuerbelastung für Betriebsansiedlungen! (Beifall bei der FPÖ. - GR Dipl.-Ing Martin Margulies: Das stimmt so nicht!) Natürlich gibt es schon Betriebe, die sich bei uns ansiedeln oder ihre Filialen ausweiten: IKEA, Starbucks, MacDonald's, Burger King, und wie sie alle heißen. Da stehen Sie, Frau Stadträtin, wahrscheinlich dort mit dem Welcome-Taferl und heißen die alle willkommen. Nur, am Ende bringt uns das nicht allzu viel, weil das genau die sind, die in Österreich keine Steuern zahlen, am Ende aber keine oder wenig österreichische Arbeitnehmer beschäftigen. Und was das größte Problem daran ist, ist, es sind großteils Gastronomiebetriebe, die eigentlich die eigenen Gastrobetriebe vertreiben, indem sie praktisch wesentlicher günstiger anbieten können, Tag und Nacht offen haben, und am Ende der österreichische Gastronomiebetrieb irgendwann das Hangerl wirft. Und so eine Raucherverordnung, wie sie erst vor Kurzem eingeführt wurde, tut ein Übriges dazu. Da wird der Gastronomiebetrieb quasi genötigt, wenn er nicht für Raucherabteile sorgt oder dafür sorgt, dass die Raucher im Lokal auch willkommen sind, dann muss er umbauen. Natürlich baut er um. Was nutzt er? Die Zeit nutzt er, wo er nicht in den Urlaub fährt wie Sie alle, sondern in seinem Gastronomiebetrieb mit den Arbeitern und Handwerkern schaut, dass er keine kostbare Zeit verschwendet und sein Betrieb umgebaut wird, sich am Ende einen riesigen Kredit aufnimmt und dann von Ihnen erfährt: In fünf Monaten haben wir eine neue Verordnung und dann ist es aus mit dem Rauchen. Die Glaswand oder was immer da reingebaut wurde, ist dahin und eigentlich für nichts und wieder nichts. Meine Damen und Herren! So geht man mit Gastronomiebetrieben und so geht man mit Unternehmern überhaupt nicht um. Das spricht sich auch im Ausland um. Darum glaube ich nicht, dass die großen Betriebsansiedlungen mit so einer Methode forciert werden können. (Beifall bei der FPÖ.) Das nächste Problem, was sich uns bietet, ist natürlich das Personal. Immer mehr Betriebe schreien darum: Warum haben wir kein Personal? Es gibt so wenig Personal. 150.000 Arbeitslose haben wir. Aber ich kann Ihnen schon sagen, woran es krankt. Wenn Sie zusammenzählen, was ein Arbeitsloser vom AMS bekommt und was man geringfügig dazuverdienen darf - das sind nämlich 425 EUR -, so wäre doch jeder blöd, wenn er 5 Tage arbeiten würde, wenn er mit einem Tag Arbeit wahrscheinlich sogar mehr verdient als mit 5 Tagen! Da muss ein Umdenken stattfinden, weil wir sonst das Arbeitsamt ganz Europas, wenn nicht sogar der ganzen Welt sind! Immer weniger Leistungsträger (Aufregung bei GR Kurt Wagner.) - stehlen Sie mir nicht die Zeit, ich muss dann gleich aufhören - finanzieren immer mehr Leistungsempfänger. Das ist das nächste Problem, was auf Dauer nicht funktionieren kann. Wir steuern auf einen Kollaps zu, den wir noch alle in Kürze erleben werden. Und die Verkehrssituation: Was ist das für ein Wirtschaftsstandort, wo eine derartige Verkehrssituation vorherrscht: Wir sind die einzige Großstadt in ganz Europa, und da sind wir mittlerweile die Allerletzten, die den ganzen Transitverkehr mittendurch führt! Das ist einfach so, weil Sie alle miteinander, wie Sie da in der linken Reichshälfte sitzen, die Nordostumfahrung verhindern. Seit 30 Jahren ist das ein ganz dringendes Anliegen der Freiheitlichen und eigentlich der Wiener Bevölkerung und wäre längst notwendig. Was machen Sie? Es wird verhindert, verschoben, verschoben auf den Sankt Nimmerleinstag! Deswegen bringen wir natürlich einen Antrag ein, einen Beschlussantrag: "Der Wiener Gemeinderat spricht sich für eine rasche Realisierung der Nordostumfahrung aus." (Beifall bei der FPÖ.) Mehr dazu morgen in der Verkehrsdebatte. Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Das waren punktgenau 4 Minuten. Damit gibt es keine Restredezeit mehr für die FPÖ. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schinner. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten, Restredezeit der Fraktion 17 Minuten. GRin Katharina Schinner (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das trifft sich doch sehr gut, dass ich mir in meiner Rede den Tourismus herausgenommen habe und gerne darauf eingehen möchte und jetzt von meinem Vorredner Baron höre, dass zum Beispiel die Attraktivität des Standortes stark im Fallen ist, dass Wien überhaupt nicht mehr attraktiv ist und viele Konzerne hier das Einzige sind, was man haben möchte, lauter solche Thesen, dass man gar nicht mitkommt, das alles zu notieren und aufzunehmen. Da frage ich mich doch: Wie ist es denn möglich, dass wir in einer Stadt leben, die sich mit den globalsten Städten dieser Welt misst, die sich in eine Reihe reiht mit Paris, mit London, mit Hongkong, mit Los Angeles, mit New York. Und was haben denn alle globalen Städte gemeinsam? Das sind doch grundsätzlich Orte, wenn ich mir selber auch überlege, wohin ich gerne reisen möchte, die spannend sind, die attraktiv sind, die prosperieren, die florieren. Das ist doch der Grund, warum ich in eine andere Stadt reisen möchte. Ich werde mir doch nicht, und ich glaube, viele von euch werden mir da beipflichten, die fadeste Stadt aussuchen, die am schlechtesten funktioniert, und sagen, ja klar, dorthin möchte ich unbedingt reisen. Und da würde ich auch gern auf dich, Manfred, zurückkommen. Du hast es vorhin auch gesagt, dass, warum Touristen und Touristinnen nach Wien kommen, nichts damit zu tun hat, wie die rot-grüne Regierung arbeitet. Dem möchte ich schon ganz klar widersprechen, weil es natürlich so ist, dass das, was wir tagtäglich in unserer Stadt erleben, hochgradig mit dem zu tun hat, wie die Politik und auch viele andere Player zusammenarbeiten. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wenn wir uns eine Zahl anschauen, plus 10 Prozent, 495 Millionen netto Nächtigungsumsatz Jänner bis August - wir kennen den WienTourismus und es ist mittlerweile fast selbstverständlich, und doch ist es das gar nicht, dass wir ein Jahr nach dem anderen ein Rekordergebnis hinlegen (GR Mag. Wolfgang Jung: Schauen Sie einmal nach Hallstatt!) Warum lieben denn die Touristinnen und Touristen ganz besonders unsere Stadt so? Da möchte ich ein paar Schlagworte ins Treffen führen, die heute in den Debatten auch immer wieder Platz und Raum hatten, auch meine Kollegin, jetzt Vorrednerin, die Kathi Gaal genauso wie der Kollege Margulies haben schon einiges ausgeführt. Wir sind die Stadt des öffentlichen Verkehrs. Wenn man sich anschaut, wie einerseits der U1-Ausbau funktioniert, wie öffentlicher Verkehr hier abgehalten wird, wie einfach erreichbar alle unsere U-Bahn-Linien sind, so ist das etwas ganz Besonderes. Wir sind eine Sportstadt. Wenn man sich anschaut, wie die Beach-Volleyball-WM ausgetragen wurde, wie viele Leute nach Wien gekommen sind, wie unglaublich stark und positiv die Berichterstattung darüber war. Wir sind eine bunte, weltoffene Stadt. Wir sind eine Stadt der Toleranz und Diversität und wir werden das vor allen Dingen auch 2019 mit der Eurobrite zeigen, die wir hier austragen. Wir sind im höchsten Ausmaß eine Wirtschaftsstadt. Und da möchte ich auch auf das eingehen, was vorhin gesagt wurde, dass man hier ja nur mehr große Konzerne sieht. Ich finde, ich lebe in einer Stadt, in der es eine so starke, individuelle Wiener Mischung an Unternehmerinnen und Unternehmern gibt, wenn heute auch schon gesagt wurde, wie viele Kleinstunternehmer, wie viele Ein-Personen-Unternehmer hier im Stadtbild sichtbar sind. Ich bin davon überzeugt, dass so viele Touristen nach Wien kommen, hat damit zu tun, dass man den Wiener Handel einfach nicht mit anderen Städten vergleichen kann. Und da ein großer Dank an die kleinen, an die vielen kleinen UnternehmerInnen in Wien! Wir sind eine Gründerstadt und sehen, dass jedes Jahr neue Unternehmen im Start-up- Bereich, im Handelsbereich, in der Tourismuswirtschaft unser Stadtleben bereichern. Wir sind eine Umweltstadt im höchsten Ausmaße. Wir haben eine Auszeichnung für die klimafreundlichste Stadt Österreichs bekommen. Für uns ist das so selbstverständlich. Jeder von uns, der ins Ausland reist, sieht, dass das oft nicht selbstverständlich ist. 95 Prozent des Trinkwassers stammen aus Quellwasser. Und wenn wir heute schon über Privatisierungen geredet haben und wenn man dann nach Italien schaut und was die im Sommer mitgemacht haben, dann weiß man, wie besonders es ist, dass diese Dinge in öffentlicher Hand sind. Wir sind im höchsten Ausmaß eine Mobilitätsstadt, das ist vorhin schon erwähnt worden. Wenn wir über den Tourismus reden, müssen wir auch davon reden, dass wir eine digitale Stadt geworden sind. Der Tourismus hat sich da ja sehr verändert, wie Leute nach Wien reisen, wie sie sich informieren. Wir haben die Vienna City Card. Wir haben eine Mobilitätsmanagementplattform. Wir haben viele WLAN Hot Spots in der Stadt, auch bei den Wiener Linien. Wir sind eine Kulturstadt, die jetzt auch wieder mit dem Weltmuseum und dem Dommuseum aufgezeigt hat, wie stark Kultur, nämlich auch moderne Kultur im Brückenbau mit unserem großen imperialen Erbe gelebt wird. Wir sind eine Stadt des Films und hier mein großer Dank an die Vienna Film Commission, die hier als Non Profit Organisation Wien noch einmal auf eine ganz andere Ebene gehoben hat. (StRin Ursula Schweiger-Stenzel: Das glauben Sie doch selber nicht!) Das ist der Grund, warum die Touristen unsere Stadt lieben. Aber das ist auch der Grund, warum wir Wienerinnen und Wiener so sehr unsere Stadt mögen, schätzen und in diesen Bereichen auch wirklich selber konsumieren, nämlich die Wiener und Wienerinnen gehen ins Museum. Sie leben in keiner Kulissenstadt, sondern alles, was ich aufgezeigt habe, wird von ihnen genutzt, gelebt und konsumiert. (GR Mag. Wolfgang Jung: Die Sozialdemokratie und das imperiale Erbe! - Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Somit ist der Wiener Tourismus nicht etwas, wo man sagen kann, das ist "nice to have" und schön, dass es den auch gibt, sondern er ist integralster Bestandteil für eine erfolgreiche Strategie. So wie die Zusammenarbeit im Tourismus mit den Playern funktioniert, mit allen Playern aus der Hotellerie bis hin aus der Gastronomie, alle Expertinnen und Experten, das ist Teil des Erfolgskonzepts. Aber es ist auch Teil des Erfolgskonzepts, dass es so eng Hand in Hand mit den Wienerinnen und Wienern geht. Ich hatte das große Vergnügen, die letzte Tourismuskonferenz in Vertretung meiner Stadträtin eröffnen zu dürfen und darf wirklich sagen, nachdem ich jetzt schon viele Tourismuskonferenzen erlebt habe und lange in der Tourismuskommission sitze, es ist unglaublich, wie es das Team von WienTourismus versteht, jedes Mal noch ein Schäuflein draufzulegen und wirklich einen ganz interessanten Mix und ein hochinformatives und ein detailliertes Zahlenwissen ihrer Branche weitergibt. Somit möchte ich mich abschließend ganz besonders beim Norbert Kettner und bei seinem Team bedanken. Diese Arbeit, die dort geleistet wird, ist ganz wichtig für unsere Stadt. Ich möchte mit dem schließen, was unsere Vizebürgermeisterin heute schon gesagt hat: Soziale Verantwortung und moderne Entwicklung, das ist der Weg, auf dem wir uns bewegen sollten. Das ist der Weg, den Wien und die Sozialdemokratie so gut versteht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Das waren jetzt 8 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten, Restredezeit 9 Minuten. Ich erlaube mir mal, 9 Minuten einzugeben. GR Ernst Woller (SPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn man der ÖVP und der FPÖ heute zugehört hat, und ich habe das getan, dann fragt man sich eigentlich: Von welcher Stadt sprechen die Kolleginnen und Kollegen? Wien kann es eigentlich nicht sein, weil wir wissen alle, wie attraktiv Wien ist. Wir haben jetzt gerade gehört, wie erfolgreich Wien auch als Tourismusmetropole ist und wir wissen, dass wir in allen internationalen Rankings im Spitzenfeld liegen. Und dann macht es tatsächlich irgendwie betroffen und ist eigenartig, dass man hier nur hört, was alles in Wien ganz schlecht ist. Am besten zeigt sich der Blick auf Wien doch immer auch von außen, wenn man über den Tellerrand der Wiener Oppositionspolitik hinwegsieht. Ich durfte das vor Kurzem bei einer Konferenz der Organization of World Heritage Cities in Gyeongju in Südkorea erleben, wo ich die Stadt Wien vertreten habe. Es waren bei dieser Konferenz Vertreterinnen und Vertreter von 290 Städten mit Weltkulturerbe aus allen Teilen der Welt, und eines haben alle gesagt: Sie schauen voll Neid auf Wien. Sie alle schätzen Wien. Also ich würde fast sagen, sie alle lieben Wien. Sie wollen alle nichts anderes, als mit Wien kooperieren, sie wollen Partnerstadt werden, sie wollen kulturellen Austausch. Das war sicher auch mit ein Grund, warum Wien von den Vertreterinnen und Vertretern dieser 290 Städte wieder in den achtköpfigen Vorstand der Weltorganisation der Weltkulturerbe-Städte gewählt worden ist. Ich glaube, dass das ein großer Erfolg für die Kulturstadt Wien (Aufregung bei der FPÖ.) insgesamt ist. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es ist das auch trotz der Angriffe von StRin Ursula Stenzel gelungen, wo mich schon sehr viele in Gyeongju gefragt haben: Was war das für eine eigenartige Person, die da aufgetreten ist und in Krakau auf Wien geschimpft hat? Und ich sagte, ja, sie ist leider Oppositionspolitikerin in dieser Stadt und sie hat offensichtlich kein anderes Ziel, als Wien anzupatzen, schlecht zu machen. Trotz allem haben wir es geschafft (Zwischenruf von GR Gerhard Haslinger.), dass wir wieder in den achtköpfigen Board of Directors der Weltkulturerbe-Städte weltweit gewählt wurden. Das ist nun tatsächlich beachtlich! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich bin auch optimistisch, dass Wien das Weltkulturerbe behalten wird. Ich habe sehr, sehr viele Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der anderen Weltkulturerbe-Städte geführt. Ich habe ihnen die Situation von Wien erklärt, und alle haben das verstanden, und alle haben sich mit uns auch solidarisch erklärt. Ich glaube, dass wir hier auch ein ganz gutes Standing bei der UNESCO haben. Es hat dazu ja heute eine eineinhalbstündige Skype- Konferenz in der Planungsdirektion der Stadt Wien mit den Vertretern vom UNESCO-Weltkulturerbe-Komitee in Paris und auch mit den Vertretern von ICOMOS in Paris stattgefunden und sie anerkennen und kennen sehr wohl die Bemühungen der Stadt Wien, die Stadt Wien positiv weiterzuentwickeln und in diese Stadt weiter zu investieren, aber auch das Weltkulturerbe zu erhalten. Sie anerkennen insbesondere auch die vor Kurzem beschlossene Resolution des Gemeinderates, in Zukunft keine Hochhäuser in der Kernzone zu errichten. Aber wie gesagt, wir sind hier in guten Gesprächen, und ich bin da sehr optimistisch. Wenn man mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Städte weltweit spricht, dann merkt man überhaupt erst die Bedeutung, die Kunst, Kultur und Musik für Wien haben. Umso weiter man wegkommt aus Wien, also Korea war schon sehr weit weg, sage ich einmal, identifiziert man Wien überhaupt nur noch mit Kultur und Musik. Es wird vor allem Wien als Musik- und Kulturstadt wahrgenommen. Ich glaube, dass es tatsächlich so ist, dass Kunst und Kultur die große Stärke unserer Stadt sind. Wir investieren daher in unsere Stärke auch mit dem vorliegenden Budget, das ein stabiles Kulturbudget auf einem sehr hohen Niveau vorsieht. Mit dem Kulturbudget, das zirka 2 Prozent des Gesamtbudgets ausmacht, erzielen wir eine sehr, sehr starke Wirkung als Kulturstadt Wien. 50 Prozent aller Pressemeldungen, die weltweit über Wien publiziert werden, betreffen das Thema Kultur. 72 Prozent aller Menschen, die Wien besuchen, und wir haben schon gehört, der Tourismus boomt seit Jahren, kommen nach Wien der Kultur wegen. Und auch 97 Prozent der Wienerinnen und Wiener sagen, sie sind mit dem Kulturangebot sehr zufrieden. Wir investieren absolut in unsere Stärke und in eine beispiellose Kulturlandschaft in Wien, die es eigentlich in dieser Art und in dieser Qualität in keiner anderen Stadt dieser Welt gibt. Wir haben 4 Opernhäuser, 100 Theater- und Konzertsäle, 300 Museen, Galerien und Kunsträume und 80 Festivals jedes Jahr. Insgesamt verkaufen wir im Jahr 20 Millionen Tickets im Kulturbereich! Da kann man erahnen, was eigentlich das Massenphänomen in unserer Stadt ist, es ist nämlich Kunst und Kultur. Das Kulturbudget ist eigentlich ein Investitionsbudget, weil wenn 1.000 EUR in Kultur eingesetzt werden, kommen 2.300 EUR zusätzliche Einnahmen für die Stadt Wien zurück. Daher ist das auch ein sehr gut eingesetztes Geld. Wir werden die Details über Kunst und Kultur auch in der Spezialdebatte heute am Abend noch ausführlich diskutieren. Aber nachdem mein Kollege Juraczka, der jetzt leider nicht da ist, er wird mir sicher am Lautsprecher zuhören, heute wieder einmal gesagt hat, die ÖVP sei der Meinung, man soll die Musicals in Wien nicht fördern - ja, das kennen wir, das kennen wir sehr lange. Das hat die ÖVP immer gesagt. Interessanterweise hat das die ÖVP bis 1996 immer gesagt und sagt es auch jetzt wieder seit 2001. Jetzt wird man sich fragen: Was war da von 1996 bis 2001? Ja, da war Peter Marboe von der ÖVP Kulturstadtrat, und er hat sehr wohl erkannt, dass es richtig und wichtig ist, die Musicals in dieser Stadt zu subventionieren. Jetzt sage ich Ihnen ein Geheimnis, ich bin schon so lange dabei: Es ist das Musical von der Stadt Wien nie so hoch gefördert worden wie in diesen fünf Jahren von Peter Marboe! Das war damals seine Entscheidung, seine Schwerpunktsetzung. Aber so ganz falsch kann er nicht gelegen sein! Ich kann Ihnen nur sagen, wir bemühen uns in den Gesprächen mit den Vereinigten Bühnen Wien sehr, die Subvention gering zu halten. Es wird Ihnen vielleicht entgangen sein, daher sage ich es Ihnen jetzt: Wir haben in den letzten Jahren die Förderung der Vereinigten Bühnen Wien von 42 Millionen auf heuer 39,5 Millionen reduziert und nächstes Jahr werden im Kulturbudget 39 Millionen für die Vereinigten Bühnen Wien eingeplant und eingesetzt. Und ich sage nur, das ist ein sehr gut eingesetztes Geld, nicht nur für die Oper von Weltformat im Theater an der Wien, sondern auch für das Musical, weil das gut eingesetztes Geld ist, egal, ob das jetzt 19 Millionen oder 20 Millionen sind. Das ist nicht ganz vergleichbar, wenn man Wien hier mit Deutschland oder mit London oder mit New York oder was auch immer vergleicht, weil hier eine andere Situation ist. Wir haben zwei Musicalhäuser, das Raimund Theater und das Ronacher. Das sind denkmalgeschützte Häuser mitten im Zentrum der Stadt und sind im Besitz der Stadt Wien. Also einfach zu sagen, die geben wir auf, die verkaufen wir, daraus machen wir ein Einkaufszentrum oder eine Parkgarage und wir bauen ein neues Musicalhaus - geht ja nicht. Also das heißt, man kann hier nicht denkmalgeschützte Häuser in der Stadt, auch mit dem Ambiente eines Theaters, mit Musicalhäusern vergleichen, wie sie beispielsweise in Deutschland an Autobahndreiecken und Autobahnraststationen gebaut werden. Wir haben bei den Vereinigten Bühnen Wien 800 Angestellte, davon 80 hochbezahlte und hochqualifizierte Musiker des Orchesters der Vereinigten Bühnen Wien, die nicht rausgehaut werden, wenn einmal eine Produktion nicht ganz so gut geht. Ich kann nur sagen, die Produktionen, die derzeit laufen, laufen sehr gut. Wir haben für das Musical auch 500.000 Besucherinnen und Besucher im Jahr, und für sie sind die 19 oder 20 Millionen öffentliche Förderung sehr gut eingesetztes Geld, weil die Musicals ein wichtiger Teil unseres Kulturangebotes, unserer Kulturlandschaft sind. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) In diesem Sinne kann ich nur ersuchen, dem vorliegenden Budget zuzustimmen. Es ist jedenfalls eine gute Basis für die Absicherung und für die Weiterentwicklung der Kulturhauptstadt Wien. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Die Restredezeit der SPÖ ist damit aufgebraucht. Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau StRin Schweiger-Stenzel gemeldet, 3 Minuten. StRin Ursula Schweiger-Stenzel: Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzter Herr Kollege Woller! Ich glaube, Sie wissen es besser. Aber ich nehme an, Sie sind instrumentalisiert. Ich berichtige eindeutig: Ich habe Wien nicht schlecht gemacht in meiner Rede vor der UNESCO-Weltkulturerbe-Kommission in Krakau, an der ich teilnehmen konnte. Ich habe nur darauf hingewiesen, was dieses unselige Hochhausprojekt Heumarkt bedeutet und dass es im Widerspruch zum UNESCO-Weltkulturerbe steht, und das wissen Sie genau. Wer es genau hören möchte, kann mich per Link nachhören. Ich verwahre mich gegen diese Diffamierung! Wenn wer Wien schadet, sind Sie es, aber nicht ich! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Gara. Restredezeit der Fraktion ist 9 Minuten. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte auch noch ganz gerne auf ein paar Wortmeldungen heute replizieren. Ich beginne vielleicht ganz am Schluss beim Herrn Kollegen Woller. Sie haben gesagt, Wien wird in der Ferne, zum Beispiel in Asien, Korea, nur mehr als Kulturstadt wahrgenommen. Ich sage, genau das ist das Problem, denn Wien sollte in der Ferne nicht nur als Kulturstadt wahrgenommen werden, sondern als Innovationsstadt, als Stadt für Unternehmen, als Stadt, wo sich große Unternehmen ansiedeln, weil das hier eine spannende Stadt ist, was die Entwicklung betrifft. (Beifall bei den NEOS.) Ich möchte auch ganz kurz auf den Kollegen Margulies eingehen und vielleicht ein bisschen ausholen, weil wir sprechen ja, oder die Frau Stadträtin spricht ja auch immer von der Wirtschaftskrise und wir müssen uns rausinvestieren. Ich möchte das ein bissel aus dem Blickwinkel eines Unternehmers sagen. Also ich bin seit 22 Jahren Unternehmer in dieser Stadt und ich liebe diese Stadt und ich liebe auch die vielen Vorzüge, die diese Stadt hat. Aber ich kann Ihnen sagen, in diesen 22 Jahren habe ich viele Hochs und viele Tiefs erlebt. Aber ich als Unternehmer kann es mir nicht leisten, mich auf die Wirtschaftskrise auszureden, weil ich als Unternehmer schauen muss, wie ich mein Unternehmen natürlich schon zukunftsfit mache und halte. Ich muss darauf schauen, dass ich die Mitarbeiter bekomme, die notwendig sind, damit ich auch langfristig hier als Unternehmer tätig sein kann. Und weil ja oft diskutiert wird, und das war von dir schon auch ein bissel der Punkt, diese Schwarz-Weiß-Diskussion die Unternehmen sind das Böse. Das ist überhaupt nicht der Punkt, weil die meisten Unternehmen in Österreich sind kleine und mittlere Betriebe. Das sind die, die wirklich die Wirtschaftsleistung dieses Landes darstellen, und das sind die, die letztendlich auch die Jobs schaffen. (Beifall bei den NEOS.) Als Unternehmer möchte ich natürlich die besten Köpfe bekommen. Aber das ist nicht so einfach, weil die haben natürlich auch sehr viel Vielfalt, und ich bin natürlich interessiert, einen Mitarbeiter auch möglichst langfristig zu halten. Aber das ist auch nicht einfach, weil natürlich die Kosten, die steuerlichen Abgaben, Lohnnebenkosten, et cetera schon ein Damoklesschwert für jeden Unternehmer sind. Deswegen ist es so wichtig, auch über das Thema der Steuern zu sprechen. Deswegen ist es so wichtig, letztendlich auch Pakete für Unternehmen zu schnüren, darüber zu diskutieren, wie können wir hier langfristig Unternehmen ansiedeln, Jobs schaffen, sodass letztendlich alle etwas davon haben und vor allem der Standort Wien. Zum Kollegen Florianschütz, weil Sie heute auch die Europäische Arzneimittelbehörde angesprochen haben. Heute um 19 Uhr ist ja die Pressekonferenz. Es stehen ja zwei Standorte zur Auswahl, die Arzneimittelbehörde, die EMA, und die Bankenaufsicht. Ich muss Sie leider enttäuschen, Wien ist in der letzten Runde der Bewerbungen hier krasser Außenseiter. Ich kann Ihnen auch sagen, warum. Ich habe mit sehr vielen Unternehmern und auch mit sehr vielen Stakeholdern in diesem Prozess gesprochen. Ich finde es sehr gut, dass sich Wien und Österreich hier sehr stark eingesetzt haben, dass auch lobbyiert wurde. Ich halte das für extrem wichtig. Aber einer der Gründe, warum Wien wahrscheinlich diesen Standort - ich meine, fix ist es ja noch nicht - nicht bekommen wird, ist, weil genau diese Situation da ist, dass außer der EMA, die Europäische Arzneimittelbehörde, und natürlich neben den Mitarbeitern, die kommen, und das ist auf der einen Seite einmal ein wichtiger Punkt, natürlich auch sehr viele Pharmaunternehmen am Standort Interesse haben, die natürlich hier auch beginnen, ihre Forschungs- und Entwicklungseinheiten zu verstärken und aufzubauen. Letztendlich war das Wiener Konzept auch in diesem Punkt nicht attraktiv genug, was auch, und das muss man ganz klar aussprechen, die steuerlichen Rahmenbedingungen trifft. Jetzt können wir darüber diskutieren oder wir können sagen, wir brauchen trotzdem und wir müssen darüber nachdenken, nämlich nicht nur über Innovation im technologischen Sinne, sondern auch über Innovation im regulatorischen und wahrscheinlich auch im steuerrechtlichen Sinne. Wie schaffen wir Innovationszonen, wo wir sagen können, okay, die sind so attraktiv, dass Unternehmen sagen, Wien ist ein super Standort, weil viele andere Rahmenbedingungen, die Sie auch immer wieder benennen, von der Mercer-Studie angefangen, von Economist, et cetera, Wien ja ein ausgezeichnetes Zeugnis ausstellen. Wenn aber Wien ein so ausgezeichnetes Zeugnis hat, dann muss das eigentlich ein Magnet für diese Unternehmen sein! Ist es aber nicht! Wir haben, und das war ja auch schon letztes Jahr in der Budgetdebatte, natürlich Einzelunternehmer, Boehringer Ingelheim, das ist ein sehr großer Erfolg für Wien. Aber sowas brauchen wir regelmäßig sehr viel mehr, sonst schaffen wir diese 150.000 Jobs, die wir in Wien brauchen, nicht. Und was hat Wien? Wien hat wenige Ressourcen, aber Wien hat Brain. Das heißt, wir brauchen die Unternehmen, die im Hightech-Bereich extrem innovativ sind. Daher müssen wir auch über diese Rahmenbedingungen nachdenken. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, Frau Wirtschaftsstadträtin, ich vermisse ein Gesamtkonzept. Wir haben zwar viele Strategien, Einzelmaßnahmen. Wir diskutieren auf der einen Seite über Start- ups, aber mir fehlt ein ganz klares Gesamtkonzept, das Wien auch entsprechend ausweist und nicht nur in Einzeldiskussionen mit Unternehmen darauf hinweist, warum Wien so attraktiv ist. Das vermisse ich und das ist ein Punkt für mich, den ich letztendlich hier auch einfordere, dass wir in der Richtung deutlich mehr machen. Wir brauchen eine Ansiedlungsstrategie für Innovation, aber nicht nur für Einzelunternehmen, sondern für mehrere Unternehmen aus einer Branche. Wir brauchen mehr als nur einen Schwerpunkt, den wir in Wien haben, nämlich im Bereich Life Sciences. Wir könnten gerade vor dem Kontext auch des Klimawandels, der Energietransformation, et cetera im Energiebereich sehr, sehr viel mehr machen, sehr viel innovativer sein, sehr viel mehr Unternehmen anziehen, auch im Bereich der Mobilität. Aber dazu braucht es spezifische, regulatorische Rahmenbedingungen, wo Experimente möglich sind, wo für eine gewisse Zeit einfach neue Spielregeln gelten, um Dinge auszuprobieren. Das ist ein wesentlicher Punkt. Interessanterweise haben das die GRÜNEN auch in Deutschland gefordert. Also das ist durchaus auch ein Thema, das von der grünen Seite herkommt. Das finde ich spannend, weil man erkannt hat, dass sich sonst langfristig ein Wirtschaftsstandort, nämlich im Hightech-Bereich, und von dem spreche ich, weil Start-ups sind quasi nicht so sehr Wirtshäuser, Gasthäuser, die neu gegründet werden, sondern es geht genau um diesen Bereich des Hightechs, und da muss Wien einfach wirklich in Front sein und das ist Wien nicht. Da müssen wir auch ehrlich sein. Das heißt, das ist für mich auch ein wichtiger Punkt, falls wir, und vielleicht geht es doch noch anders aus, die EMA nicht nach Wien bekommen. Dann ist es wirklich wichtig, hier auch ganz offen darüber zu sprechen: Was sind die "lessons learned"? Was brauchen wir in Zukunft, wenn es hier eine solche Option ermöglicht, um ein Gesamtpaket zu schnüren, das letztendlich auch für die Unternehmen, die bei diesen Behörden entsprechend nachziehen, attraktiv genug ist. Aus meiner Sicht gibt es eben viele Schrauben, an denen zu drehen ist. Die Steuerentlastung für Unternehmen ist eine wesentliche Schraube. Auch bei der Bildung, denke ich, gibt es noch enorm viel Potenzial, um uns wirklich dort hinzuführen, wo wir sein sollten, um eben entsprechend attraktiv für Unternehmen zu sein. Wir sind auf keinem schlechten Weg, aber wir könnten auch noch besser sein. Wir sprechen immer von den Besten, "best in class", den Besten in den ganzen Ratings. Dann sollen wir auch dort die Besten sein. Das heißt, Wien hat hier noch sehr große Herausforderungen. Nur immer positiv zu sprechen, sage ich, wie super das alles funktioniert, finde ich, ist nicht ausreichend, denn wir brauchen in den nächsten 10 Jahren 150.000 Arbeitsplätze. Das ist das Zukunftsbild für Wien und das ist das, was letztendlich auch den sozialen Zusammenhang sicherstellt! Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Die Restredezeit ist bis auf 30 Sekunden aufgebraucht. Als Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau Amtsf. StRin Mag. Brauner. Maximale Redezeit 20 Minuten. Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner: Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist natürlich jetzt sehr schwierig, in 20 Minuten auf die vielen, vielen Themen, die angesprochen worden sind, einzugehen. Vieles würde ich gerne richtigstellen. Auf der anderen Seite ist es wiederum auch gar nicht so schwierig, weil es haben sich einige Fäden, ja, das kann man ruhig sagen, wir wollen es einmal bunte Fäden nennen, durch die Diskussion gezogen. Leider ist ein Faden, der sich da durch das Ganze durchzieht, der von der Frau Kollegin Meinl- Reisinger, der gleich zu Beginn eröffnet wurde, nämlich dass hier mit Zahlen gearbeitet wird und mit Behauptungen, die schlicht und einfach nur unter "Fehlmeldungen" abzubuchen sind. Wenn zum Beispiel behauptet wird, die Stadt Wien würde ihre Voranschläge nicht einhalten - in einer Wortmeldungen waren sogar bewusst falsche Zahlen -, so möchte ich das nicht in meinem Namen, in der Politik kann man sich alles umhängen, sondern im Namen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, der seriösen und extrem peniblen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Finanz schärfstens zurückweisen. Dass also hier behauptet wurde, es würden die Voranschläge nicht eingehalten, ist schlicht und einfach falsch. Wenn wir uns die Maastricht-Ergebnisse anschauen, und es tut mir leid, es gibt eine Definition der Ergebnisse, die österreichweit und europaweit gilt, so sind die jeweils unter den geplanten Vorgaben gewesen. Diese angebliche zusätzliche Verschuldung, die auf Grund einer Beilage des Budgets falsch dargestellt wurde, hat Kollege Oxonitsch auch schon sehr klar und deutlich korrigiert und klar gemacht, dass, wenn man aus dem jetzt eine Presseaussendung machen muss, dann muss ich sagen, ist man offensichtlich mit der Argumentation schon ziemlich schwach auf der Brust, sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe mir bei der Wortmeldung auch gedacht, und das hat sich dann durchgezogen durch mehrere Wortmeldungen, auch gleich zu Beginn bei der Kollegin Meinl-Reisinger: Kriegen Sie irgendwas mit, was in der Stadt passiert? Verzeihen Sie mir, wenn ich das so salopp sage, aber es fällt mir echt schwer, es anders auszudrücken. Es wurde hier von Ihnen und auch von anderen behauptet, es würde im Bereich der Strukturreform nichts passieren. In wenigen Stunden werden wir eines der größten Veränderungswerke, die es in dieser Stadt je gegeben hat, diskutieren und beschließen, die Dienstrechts- und Besoldungsreform. Ich rede nur von dem, was passiert ist, und nicht von dem, was im Laufen ist, weil völlig richtig gesagt wurde, viele Dinge brauchen natürlich Zeit. Wir haben Zusammenlegungen von Abteilungen. Wir haben eine Totalreform der EDV, die in Zukunft dann unter dem, finde ich, sehr schönen Namen 01 stattfinden soll. Wir haben das Stadtservice zusammengelegt, eine völlig neue Struktur. Es ist die Gewerbebehörde mit einer anderen Abteilung zusammengelegt worden. Wir haben die Grätzel-App, um hier zu schauen, dass wir schneller, rascher auf die Menschen reagieren. Das Wohngeld wird neu geschaffen. Wir haben in der Deregulierung und Vereinfachung viele Maßnahmen gesetzt, die mir meine Zeit jetzt nicht erlaubt zu sagen. Wir haben das Internationale neu geregelt. Wir haben das Personal mit einem Haus des Personals statt der alten Abteilungen völlig neu geregelt. Also hier zu sagen, es ist nichts passiert - entweder will man es nicht sehen oder man kann es nicht sehen oder es ist aus rein politischem Grund eine gefärbte Wahrnehmung. Da muss ich Ihnen sagen, das tut mir leid, denn gerade in dem Bereich haben wir wirklich viel, was wir eigentlich gemeinsam wollen, und ich würde mir wünschen, dass wir da gemeinsam konstruktiv zusammenarbeiten. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es ist auch in den Wortmeldungen, vor allem auch der FPÖ, einfach so viel an falschen Zahlen gesagt worden und einfach auch sehr viel an Fakten ignoriert worden. Es wurde über den Wirtschafts- und Wachstumsmotor Wien gesprochen, und dann hat man anhand von Zahlen versucht zu belegen, dass das nicht stimmt. Ich sagte schon bei meiner Einleitung: Harte Fakten sind, wenn wir die Relation zu der Größe dieser Stadt und zu den Menschen herstellen und dem, was ich über die Schulden gesagt habe pro Kopf, wo wir ganz hinten sind. Beim Bruttoregionalprodukt im Vergleich zu Österreich sind wir ganz vorne, hier sind wir Nummer 1. Ja natürlich sind wir hier an der Spitze. Wir sind ein Wirtschaftsmotor. In einem hat sich der FPÖ-Redner von dem, was die Vorrednerin gesagt hat, unterschieden. Sie sind dann schon zum Punkt gekommen. Sie haben zwar allgemein auch über die Schulden geredet, aber Sie haben dann davon geredet, um was es geht. Es geht immer darum: Wie setzen wir welches Geld wofür ein? Und dann haben Sie schon deutlich gemacht, um was es geht, nämlich bei den Ärmsten der Armen, bei der Bedarfsorientierten Mindestsicherung, zu kürzen. Und da sage ich Ihnen deutlich: Wir wollen in dieser Stadt keine Armut produzieren, wir wollen keine Obdachlosigkeit produzieren, wir wollen kein Kinderleid produzieren. Deswegen ist der Weg, den wir eingeschlagen haben - ja zur Reform, aber eine vernünftige Reform, wo wir die Menschen wieder in Beschäftigung bringen -, der richtige und bei dem werden wir auch bleiben! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die Aktion 20.000, sehr geehrte Damen und Herren, unter dem Motto, das sind neue Verwaltungsposten, abzutun, es war der Kollege Wiederkehr, die Wortmeldung hat mich, ehrlich gesagt, ein bisserl entsetzt. Also da muss ich sagen, das entspricht überhaupt nicht meinem Menschenbild. Das sind keine Verwaltungsposten, das sind Menschen, denen wir Arbeit, Beschäftigung, Zukunft und Würde geben! Dasselbe gilt für die Mindestsicherung. Da geht es nicht darum, dass man sagt, es ist so schön, in der Mindestsicherung zu sein, sondern da geht es darum, dass man das letzte soziale Netz für Menschen schafft, die keine andere Möglichkeit mehr haben, und dass wir uns gleichzeitig auch da bemühen, die Leute wieder in Beschäftigung zu bringen. Ganz ehrlich, Ihre Wortmeldung hat mich ein bisschen daran erinnert: Wenn sie kein Brot haben, sollen sie Kuchen essen. Ich hoffe, Sie haben es nicht so gemeint, aber es hat ein bissel so geklungen. Bitte kommen Sie einmal, ich glaube, die Frau Sozialstadträtin macht das gerne für Sie, gehen Sie einmal in eines dieser Projekte, oder ich kann von meinem Ressort sprechen: Gehen Sie einmal mit der Kollegin Wehsely in unsere Projekte, wo wir Jugendliche haben, die wir betreuen, was da für ein Herzblut dahintersteckt. Da geht es nicht darum, ich mach' es mir gemütlich und das ist meine Lebensperspektive. Genau das wollen wir nicht. Sondern es geht darum, die Menschen entsprechend zu unterstützen, einen eigenständigen, würdigen Weg auch in Zukunft gehen zu können. Und, sehr geehrte Damen und Herren, Kollege Juraczka hat ein Zitat am Ende seiner Wortmeldung gesagt, wo er auch im Zusammenhang mit der Schuldendiskussion gesagt hat, man muss darauf schauen, dass das alles in Ordnung ist. Das Zitat mache ich fertig, wir kennen es alle: Man muss darauf schauen, dass man es hat. Das ist das gesamte Zitat und ich sage, ja, man muss darauf schauen, dass man es hat, weil das ist eine verantwortungsvolle Politik für die Zukunft der Kinder, nämlich dass man es für die Kindergärten, die Schulen, den öffentlichen Verkehr, die Ausbildung, die Forschungsunterstützung, und, und, und, hat. Genau auf das müssen wir schauen, und ich glaube, das ist auch der richtige und entscheidende Weg. Ich möchte mich beim Kollegen Margulies bedanken, der nämlich den schwierigen Versuch gestartet hat zu erklären, was denn die Situation ist: Wirtschaftskrise auf der einen Seite mit ihren Nachwirkungen und ja, natürlich die Wachstumsraten, die es jetzt gibt. Ich versuche es noch einmal kurz zusammenzufassen. Er hat es am Beispiel der Ertragsanteilzahlen genannt. Natürlich erholt sich jetzt die Wirtschaft, das habe ich ja klar und deutlich gesagt. Man muss doch sehen, von welchem Niveau wir ausgehen. Wir sind jetzt unter dem Niveau vor der Krise. Das ist ja eine relative Wirtschaftssteigerung, und ich bin froh, dass es die gibt, und wir haben sehr wohl was dazu beigetragen. Jeder weiß, dass öffentliche Investitionen ganz besonders wirtschaftsfördernd und ganz besonders arbeitsplatzintensiv sind. Das heißt, natürlich ist das gut so. Wir dürfen uns nicht darauf ausruhen und wir müssen entsprechend weitermachen. Und weil ich beim Kollegen Juraczka bin, Sie haben gesagt: Keine Sorge, ich will nicht privatisieren, vor allem nicht die Spitäler. Dafür haben Sie aber eine ganz eine schöne Brandrede gehalten, um wie viel günstiger die privaten Spitäler sind als die öffentlichen. Ja, lieber Herr Kollege Juraczka, aber dann schauen wir doch einmal genauer hin. Dann schauen wir doch einmal genauer hin: Wo gibt es in dieser Stadt Notfallambulanzen? Nur im öffentlichen Bereich! Wo gibt's in dieser Stadt Intensivstationen (GR Dr. Günter Koderhold: In Döbling!) - und ich glaube, wir sind uns einig, dass das teuer ist, eine Notfallstation und eine Intensivstation. Nur im öffentlichen Bereich! Ja und jetzt ist der Zwischenruf "Döbling" gekommen. Keine Sorge, wenn ich recherchiere, recherchiere ich sorgfältig. Es gibt Intensivbetten in Döbling und im Rudolfinerhaus, und ich möchte sagen, ich habe in meiner Zeit als Gesundheitsstadträtin sehr gut mit den Privatspitälern zusammengearbeitet. Ich schätze sie außerordentlich. Sie sind ein unverzichtbarer Partner. Ja, es gibt in Döbling und im Rudolfinerhaus Intensivbetten, und es gibt seit 2017 eine Notfallstation in einem Privathaus, nämlich in Döbling, für Privatpatienten. Und das wollen wir nicht, dass man zuerst einmal, wenn man auf der Straße mit einem Herzinfarkt zusammenbricht, zeigen muss, ob man eine Privatversicherung hat, weil man nämlich sonst leider nicht mehr in ein Spital kommt! Wollen Sie das? Ich glaube es nicht, Herr Juraczka! Insofern schauen wir bitte ein bisschen genauer, was wir denn hier an Kritik anbringen und wie Vergleiche wirklich entsprechend korrekt auch gemacht werden. Und, sehr geehrte Damen und Herren, es gäbe so viel zu sagen, mir rennt die Zeit davon. Es wurde über die Frage der Grundsteuer diskutiert und da war ein Zwischenruf: Wir wollen schon wieder neue Steuern schaffen. Nein, sehr geehrte Damen und Herren, wir wollen keine neuen Steuern schaffen. Wir wollen nur Fairness und Gerechtigkeit. Wer von Ihnen zahlt denn Einkommenssteuer auf Basis des Einkommens, das er 1972 hatte? Um das geht es nämlich! Es geht darum, dass der Einheitswert noch auf Basis des Jahres 1972 ist, 1972! Und das muss geändert werden und zwar nicht, weil wir es politisch wollen. Ich finde es, ehrlich gesagt, in dieser Gesellschaft auf Grund der Fairness auch richtig, weil sonst droht das vom Verfassungsgerichtshof wegen Verfassungswidrigkeit aufgehoben zu werden. Also so ist die Realität, sehr geehrte Damen und Herren, und nicht das, was hier behauptet wurde! Genauso wie, ich glaube, es war der Kollege Nepp, der von 18 Milliarden Schulden gesprochen hat. Er hat da überhaupt eine interessante Theorie entwickelt, nämlich auf die Bemerkung, wir würden ja mit dem Geld, das wir hier verwenden, auch Werte schaffen, hat er gesagt, na, die zählen ja nicht, weil die kann man ja nicht verkaufen. Das ist interessant. Da können nämlich jetzt dann alle Unternehmungen ihre Bilanzen wegschmeißen. Wenn es Sachanlagen, wenn es Anlagevermögen nicht mehr gibt, wenn man es nicht zählen kann. Dann können sie alle ihre Bilanzen wegwerfen. (GR Dr. Wolfgang Jung: Nein, das kann man noch verkaufen!) Ich glaube nicht, dass sich die Nepp'sche Theorie in der Wirtschaft durchsetzen wird (GR Dr. Wolfgang Jung: Da braucht man aber keine Zweidrittelmehrheit!), sehr geehrte Damen und Herren! Auch beim Thema Arbeitslosigkeit wird immer wieder über vieles diskutiert, nur nicht darüber, welchen Motor diese Stadt für die gesamte Region bedeutet. Täglich 265.000 Menschen, die in diese Stadt kommen, weil sie hier Arbeit finden. Weil wir so schlecht sind? Ich kenne wenige Menschen, die sagen: "Ich suche mir jetzt die schlechteste Stadt mit den miesesten Bedingungen aus, wo es keine Arbeit gibt und dort gehe ich hin." Die Menschen kommen, weil es hier Arbeit und Beschäftigung gibt. Wir versorgen 265.000 Menschen in ganz Österreich mit Arbeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Kollege Schock hat gemeint, die Vergleiche, die ich hier mit dem Bund anstelle, sind unzulässig, weil der Bund andere Aufgaben hat. Ob das so unzulässig ist? Der Bund hat seine Aufgaben. Er ist zuständig für die Arbeitslosenversicherung, das ist richtig, so wie wir für andere Regelungen zuständig sind, für die Bedarfsorientierte Mindestsicherung. Ob es so unzulässig ist, zu sagen, jeder hat seine Aufgaben, jeder hat seine Einnahmen? Es gehen zwei Drittel der Einnahmen an den Bund und nur ein Drittel geht an uns, und zwar an alle Länder gemeinsam, alle Kommunen gemeinsam, alle Sozialversicherungen gemeinsam. Zwei Drittel bleiben beim Bund. Jeder hat seine Aufgaben. Jeder hat seine Einnahmen. Jeder muss schauen, dass er damit auskommt. Warum dieser Befund so unzulässig ist, weiß ich nicht. Ich weiß nicht, warum er so unzulässig ist. (StR DDr. Eduard Schock: Da ist Simmering am besten, Frau Stadträtin!) Bleiben wir auf der gleichen Ebene. Ich nehme gern Ihre Argumentation auf. Bleiben wir auf der gleichen Ebene. Bleiben wir bei den Bundesländern. Durchschnittsverschuldung in den Bundesländern im Vergleich zur Wirtschaftsleistung 10,6, in Wien 6,86. Sie werden in der Lage sein, den Unterschied zu erkennen. 6,86 ist weit weniger als 10,6. (GR Mag. Wolfgang Jung: Wie viele Ministerien und wie viele Beamte gibt es in den anderen Bundesländern?) Auch diesen Vergleich, sehr geehrte Damen und Herren, brauchen wir nicht zu scheuen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die Diskussion zur Frage: "Wie gehen wir in Zukunft mit der Darstellung unseres Vermögens um?", Kollege Ornig hat es angesprochen, ist eine komplexere, als wir jetzt in der kurzen Zeit schaffen. Was er getan hat, finde ich ehrlich gesagt unfair, zuerst die Tatsache zu ignorieren, dass die Doppik in Wirklichkeit vor der Tür steht. (GR Markus Ornig, MBA: Das habe ich ja gesagt!) - Nein! Zuerst haben Sie kritisiert, das gibt es alles nicht und wir haben das alles nicht. Dann haben Sie gesagt, jetzt kommt es eh, aber weil uns der Minister gezwungen hat. Auch das ist falsch! Das ist nicht richtig! Er hat uns nicht gezwungen. Es sind 15a-Vereinbarungen, zu denen bekanntlich zwei gehören. Es sind lange Diskussionen mit Ergebnissen gewesen, die wir jetzt umsetzen werden. Ich denke, dann wird die Situation auf der einen Seite noch transparenter werden. Auf der anderen Seite glaube ich aber auch, dass wir hier vor ganz wichtigen Veränderungen und Verbesserungen stehen. Wir könnten das schon viel länger machen, aber wir sind solidarisch mit den kleinen Kommunen, die aus verständlichen Gründen ein bisschen länger für diese Umstellung brauchen. Sehr geehrte Damen und Herren, ich glaube, es war der Kollege Aichinger, der gesagt hat, es ist nicht seine erste Rede. Da sind wir zwei. Es ist auch nicht meine erste Rede. Wir haben schon einiges miteinander erlebt. Auch da kann ich jetzt nur kurz auf deine Wortmeldung eingehen. Natürlich sitzen in der ÖVP keine Steuerhinterzieher. Das hat die Kollegin aber auch nie behauptet. Das hat sie so nie gesagt. Aber was ich auch nicht verstehe, ist, wieso eine Partei, deren Geschichte und Basis gerade die Klein- und Mittelunternehmer sind, oder manchmal muss man leider schon sagen, waren, dieses Klientel so im Stich lässt, Stichwort Ladenöffnungszeiten, und sich nur auf die Interessen des Großkapitals und des Finanzkapitals stürzen. Das verstehe ich nicht und finde ich schon auch bemerkenswert. Einige haben darüber diskutiert, dass das Niveau in dem Haus heute bei der Diskussion nicht so gut war. Da müssen wir uns alle bei der Nase nehmen, auch ich. Manchmal gehen einem in der Emotion die Pferde durch. Aber eines muss ich, bevor ich zum Schluss komme, anmelden, weil es mich wirklich erschüttert hat. Frau Nittmann, was Sie hier abgeliefert haben, war ein Tiefpunkt der Debatte! (GRin Elisabeth Schmidt: Eine Superrede!) Denn Biertisch- Argumentationen haben hier im Wiener Gemeinderat nichts verloren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GRin Elisabeth Schmidt: Weil es die Wahrheit ist!) Erfundene Zahlen, Hetze gegen Flüchtlinge, bösartige Falschzitate, Hetze und Herabwürdigung von Menschen, die es ohnehin schon schwer haben, haben hier nichts zu suchen! Dagegen möchte ich mich verwehren! Erlauben Sie mir ein kleines Postskriptum. Ich will auch nicht, dass mein Steuergeld für die Sanierung des von der FPÖ verursachten Hypo-Alpe-Adria-Skandals verwendet werden muss! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Letzte Bemerkung: Kulturstadt und Innovationsstadt, Herr Kollege, sind kein Widerspruch! Das ist genau die Linie, die wir gemeinsam haben. Paradebeispiel: Ich war jetzt in London und wir haben eine tolle Wirtschaftspräsentation gehabt, im Übrigen gemeinsam mit der Pharmaindustrie. Pfizer war dort vertreten und hat vom Standort geschwärmt. Da haben wir offensichtlich etwas unterschiedliche Wahrnehmungen. Pharmig war dort und hat sehr gut über den Life-Science-Standort geredet. Wir haben LISAvienna, Herr Kollege. Wir haben ein Ansiedlungskonzept. Wir haben, und damit schmücke ich jetzt nicht mich, sondern die alte Bundesregierung, weil Sie sagen, da müssen wir mehr tun, eine Forschungsprämie zuerst von 10 auf 12 und dann auf 14 Prozent erhöht. Das heißt, hier gibt es eine Vielzahl an Maßnahmen und Ideen. Das ist genau das, wofür Wien steht. Wir sind nicht nur dieses oder jenes. Wir sind beides, Tradition und Zukunft, Innovation und Kultur, Wirtschaft und soziale Verantwortung. Sehr geehrte Damen und Herren, es wurde gleich zu Beginn der Debatte entsetzt angemerkt, dass ich in meiner Rede klar gemacht habe, dass wir uns gegen schwarz-blaue Angriffe wehren werden. Sogar der Begriff Hetze ist hier verwendet worden. Wenn ich mir die Diskussionen in den vergangenen Wochen und Monaten anschaue, wer gehetzt hat (GR Michael Stumpf, BA: Silberstein zum Beispiel!), welche Angriffe es vor allem gegen Wien gegeben hat, welches Bild hier gezeichnet wurde, was es an Wien-Bashing gegeben hat, war einer dieser Angriffe, Wien muss geschwächt werden (GR Mag. Wolfgang Jung: Das machen Sie in der SPÖ schon selbst!) - das ist wortwörtlich so gesagt worden - durch Absiedlung von Behörden. Das tut man jetzt. Das macht man sogar schon, bevor die eventuelle Regierung steht. Man versucht, das Umweltbundesamt entgegen aller gesetzlicher Regelungen abzusiedeln. Eines darf ich Ihnen auch sagen, weil wir vorher über EMA und EBA diskutiert haben. Hilfreich war die Diskussion darüber, dass man eine Behörde von Wien absiedelt, während wir gerade darum kämpfen, dass eine europäische Behörde nach Wien kommt, nicht! Das möchte ich in dieser Runde auch einmal anmerken! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Viel Kritik hat es am sozialen Netz in Wien, an unserer Internationalität, wie unsere Stadt lebt, gegeben. Sehr geehrte Damen und Herren, ich wiederhole es nicht gerne, weil ich es für eine wirklich tragische und mittelfristig auch wirtschaftspolitisch falsche Politik halte, aber ich wiederhole es deutlich. Wir werden uns gegen eine Politik des Sozialabbaus mit aller Kraft wehren! Die Beispiele dafür gibt es schon aus der Vergangenheit. Wenn ich nur an das Jahr 2000 denke, war das Erste, was Schwarz-Blau abgeschafft hat, die Wiedereinstiegsprämie für Frauen nach der Babypause. Das finde ich symbolträchtig. Aber es gibt auch andere aktuelle Beispiele. Über Oberösterreich haben wir schon diskutiert. Schauen wir nach Wiener Neustadt, was dort passiert ist, wo man sich rühmt, dass dort so toll eingespart wird. Das Integrationsreferat ist reduziert worden. Das Jugendzentrum ist geschlossen worden. Die Schülerhorte sind aufgelassen worden. Der Tierpark ist geschlossen worden. Das Senioren- und Pflegeheim ist privatisiert worden. Es gibt Personalabbau. Die Gemeindewohnungen sind verkauft worden. Die Eigenkapitalquote für den dort gemeindeeigenen Betrieb zu Müll, Verkehr und Wasser ist durch Gewinnausschüttungen an die Stadt von 24 auf 12 Prozent gesenkt worden. Man weiß, was das bedeutet. Das wollen wir nicht, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Eine Linie hat sich durch die gesamte Debatte gezogen. Sie reden von Verwaltungsposten, von Belastungen, ein Mal sogar ganz abwertend von irgendwelchen Dahergekommenen. Wir reden von Menschen. Unser Ziel ist, für die Menschen zu arbeiten. Darum geht es uns. Auch wenn Sie sich darüber lustig machen, geht es uns um den Frauennotruf und um Frauenförderung. Es geht uns darum, dass die U5 gebaut und die S-Bahn verbessert wird. Wenn wir dieses Geld nämlich nicht investieren, dann gibt es das nicht. 238 Millionen. Klar können wir es mit einem Strich wegkriegen und sagen, schaut her, wie toll wir sind, wir haben eingespart. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ihre Zeit ist abgelaufen!) Der Kindergarten 850 Millionen. Wenn wir das entsprechend streichen, haben wir sogar einen Überschuss. Das wollen wir nicht! Uns ist es wichtig, Schulen zu bauen, Theater zu renovieren, Parks zu errichten, und, und, und. Auch wenn Sie es nicht gerne hören, Wien wird weiter eine Politik des sozialen Zusammenhalts, der Innovation, des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts machen! Wenn es notwendig ist, werden wir auch dafür kämpfen, für die Wiener und Wienerinnen! - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zur Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft und Internationales liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Bildung, Integration, Jugend und Personal. Bevor ich hier die Debatte eröffne, möchte ich feststellen, dass Herr GR Peter Kraus von 16.30 bis 18 Uhr entschuldigt ist. Als Erster zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Wiederkehr. Selbstgewählte Redezeit 15 Minuten. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! In der doch sehr breiten Geschäftsgruppe möchte ich mich auf das Thema Bildung fokussieren, weil ich glaube, dass es hier die größten Maßnahmen in dieser Stadt braucht und dies auch die zentralste Zukunftsfrage für uns ist. In diesem Budgetvoranschlag, ist am Vormittag gesagt worden, sind über 100 Millionen EUR mehr für Bildung. Man muss sich halt anschauen, wo dieses Geld hingelangt. Das sind die Bezüge der Lehrer, die den Großteil der Mehrkosten verursachen, und Investitionen, die notwendig sind und auf einem ähnlichen Level wie in den letzten Jahren auch getätigt werden. Hier sieht man, dass berufsbildende Schulen eher vernachlässigt werden, wo ich glaube, dass ein höherer Finanzierungsbedarf da wäre, der allerdings nicht gedeckt ist. Ein zweiter Budgetposten, der mir sehr stark aufgefallen ist, sind die Ausgaben für die Kinderbetreuung an Kindergärten. Da gibt es die Aufschlüsselung, dass die Kindergärten der Gemeinde 42 Millionen EUR mehr zur Verfügung haben, die Privaten allerdings 6 Millionen EUR weniger. Genau diese Zahlen verfestigen das Gefühl und den Verdacht, den ich seit einigen Monaten habe und viele private Betreiber haben, dass sukzessive darauf geschaut wird, es den privaten Kindergartenbetreibern schwerer zu machen, um wieder mehr Plätze in den stadteigenen Bereich zu bekommen. (Beifall bei den NEOS.) Diese Tendenz gefällt uns gar nicht, weil wir ganz tolle Arbeit in vielen privaten Kindergärten und Bildungseinrichtungen sehen. Hier müssen natürlich die einzelnen schwarzen Schafe und Skandale, die es gab, geahndet werden. Aber sie sollen nicht als Anlass hergenommen werden, Fehler der Politik der letzten Jahre auf Kosten von integeren privaten Betreibern auszutragen, dass man es privaten Betreibern schwerer macht, sie in die Insolvenz drängt und so staatliche Plätze weiter aufbaut. (Beifall bei den NEOS.) Da gibt es sehr viele Fälle, die an mich herangetragen werden, die sehr fragwürdig sind. Zum Beispiel Übernahme von Kindergärten, wo es immer Subventionen gab und dann die zukünftigen Betreiber den Kindergarten mit privatem Geld übernehmen, selber sagen, sie investieren so viel Geld, wie notwendig ist, um den Kindergarten weiterbetreiben zu können, und die Subvention wird mit der Begründung eines negativen Businessplans nicht erstattet. Da frage ich mich schon, wie ein privater Betreiber dann überhaupt seriös einen Kindergarten gründen kann, wenn die Rahmenbedingungen gleich bleiben, privates Kapital hineingesteckt wird, aber trotzdem das Förderansuchen immer wieder negativ beschieden wird. Da sehe ich eine massive Zunahme von genau solchen Fällen. Da ist hier schon eine unglaubliche Willkür, die einseitig gemacht wird, weil es natürlich keinen Rechtsanspruch auf diese Förderung gibt. Hier sehe ich ein systematisches Problem, vor allem dann, wenn der politische Wille besteht, es den Privaten schwerer zu machen. Das sieht man auch bei den Kontrollen im Kleinen. Ich habe nichts gegen Kontrollen der pädagogischen Konzepte oder auch die grundsätzliche Kontrolle der Finanzgebarung, allerdings etwas dagegen, wenn man private Betreiber wegen Kleinigkeiten schikaniert, ob es jetzt Porzellangeschirr oder Plastikgeschirr ist, ob ein Klavier im Raum stehen darf oder nicht. Dann ist es den Privaten auch unzumutbar. Hier brauchen wir mehr Fokus. (Beifall bei den NEOS.) Eines der wichtigsten Themen im Bildungsbereich ist das Erlernen der Sprache oder der Sprachen, gerne auch im Plural. Eine gute Sprachfähigkeit ist unglaublich wichtig für den zukünftigen Berufsweg der einzelnen Kinder und dann Jugendlichen. Hier haben wir unglaubliche Defizite in Wien. In vielen Kindergärten haben wir ganz starke Sprachdefizite. Auch in den Pflichtschulen haben wir massivste Probleme, vor allem mit der deutschen Sprache. Hier gibt es natürlich das Problem, dass es Sprachförderungen des Bundes gibt, die gedeckelt sind. Allerdings muss man schauen, wie man hier wirklich in eine bessere Förderung kommt und wenn es sein muss, auch im Sommer verpflichtende Kurse für Schülerinnen und Schüler anbietet, die nicht die deutsche Sprache beherrschen, damit diese Personen überhaupt eine gerechte Chance auf ein Erwerbsleben in der Zukunft haben. (Beifall bei den NEOS. - GR Christian Oxonitsch: Das können sie jetzt eh machen!) Hier gibt es den Antrag der Deutschklassen. Wir stellen einen eigenen Beschlussantrag, dass es am Schulstandort selber ausgemacht werden soll, ob man eigene Sprachklassen braucht oder nicht. Ich glaube, da sollte sich nicht die Politik herausnehmen, zu sagen, es ist ideologisch abzulehnen, weil Ghettoklassen, und das ist der einzige richtige Weg. Es ist von Schulstandort zu Schulstandort unterschiedlich. Aber es kann an manchen Standorten schon Sinn machen, wo zum Beispiel zehn Schüler, die Analphabeten sind, eingeschult werden müssen, dass man dort eine eigene Gruppe für die Alphabetisierung am eigenen Schulstandort macht. Das sehe ich nicht als Ghettoisierung, sondern als sinnvolle Maßnahme. Dagegen sollte man sich ideologisch auch nicht so stark wehren. (Beifall bei den NEOS.) Ein weiteres wichtiges Thema, das hier im Haus noch gar nicht behandelt worden ist, ist für mich die Entwicklung der Polytechnischen Schulen. Wenn man sich diese und vor allem die rückgängigen Schülerzahlen an den Polytechnischen Schulen anschaut, obwohl die Gesamtschülerpopulation stark steigt, müsste man sich schon einmal fragen, ob denn an diesen Polytechnischen Schulen alles richtig läuft, weil eigentlich niemand mehr hingehen möchte und es mittlerweile wirklich eine Resteschule ist, obwohl genau an diesen Polytechnischen Schulen wichtige Zukunftsberufe und handwerkliche Berufe vorbereitet werden sollen. Hier ist eine massive Krise der zukünftigen Lehrstellenausbildung in Sicht, wenn wir es nicht schaffen, Polytechnische Schulen qualitativ zu verbessern. Dazu hätte ich auch gerne einmal eine politische Debatte. (Beifall bei den NEOS.) Wir bringen noch zwei Anträge ein. Der erste Antrag ist für Freie Schulen. Die Innovation, die in Freien Schulen geschieht, ist meines Erachtens nach sehr gut fürs Bildungssystem und förderungswürdig. Hier gibt es bis zu einem gewissen Grad auch einen Konsens in der Theorie, dass es gefördert werden sollte. Aber in der Praxis, wenn man sich zum Beispiel Investitionen in Gebäude ansieht, gibt es eine massive Ungleichbehandlung, wieder zwischen konfessionellen Privatschulen und Privatschulen in freier Trägerschaft. Hier stelle ich den Antrag, dass diese Ungleichbehandlung aufhört und dass es gleiche Sanierungszuschüsse auch für Schulen in freier Trägerschaft gibt. Da hoffe ich auf die Zustimmung von Rot-Grün, denen das Thema eigentlich ein Anliegen sein sollte. (Beifall bei den NEOS.) Noch ein Thema, wo ich um Zustimmung bitte, ist die Frage der Persönlichen Assistenz, die Frage, wie wir mit Kindern mit Beeinträchtigung im Schulsystem umgehen, weil es hier eine Ungleichbehandlung und unterschiedliche Handhabung zwischen Bundesschulen und Schulen der Stadt Wien gibt. Es ist für den einzelnen Betroffenen nicht unbedingt nachvollziehbar, warum bei der einen Schulform eine persönliche Betreuung komplett finanziert wird und dies im Rahmen der Kompetenz der Stadt Wien nicht finanziert wird. Ich finde, es sollte jedes Kind die gleichen Möglichkeiten bekommen, unabhängig von der Beeinträchtigung. Deshalb stelle ich hier auch den Antrag, dass es eine Gleichstellung mit Bundesschulen gibt, wo diese Persönliche Assistenz gewährleistet wird. Da bitte ich um Zustimmung. (Beifall bei den NEOS.) Das sind ein paar Punkte, die natürlich im zukünftigen Budget ein bisschen schlagend sein werden. Wir sind der Auffassung, dass wir vor allem in Bildung wirklich investieren müssen, um die Stadt in eine fitte Zukunft zu führen. Ich bitte um Zustimmung. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Das waren jetzt 9 Minuten. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schwarz. Selbstgewählte Redezeit ebenfalls 15 Minuten. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Sehr geehrte Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir beschäftigen uns jetzt vertiefend mit dem Bildungsbudget. Meine Kollegin Caroline Hungerländer wird dann auch vertiefend auf die Integration eingehen. Ich möchte jetzt gerne über folgende Punkte sprechen: zum einen eben die budgetierte Summe für städtische Kindergärten versus private Kindergärten, die Situation unserer Pflichtschullehrer, Ausbau der Nachmittagsbetreuung und das Musikschulwesen in Wien. Herr Wiederkehr von den NEOS hat es schon angedeutet. Ich bin seiner Meinung, wenn man sich die Finanzierung für Kindergärten ansieht. Man sieht, dass 480 Millionen EUR für die städtischen Kindergärten und 366 Millionen EUR für private Einrichtungen budgetiert sind. Das heißt, bei dieser Entwicklung im Budget kann man natürlich diesen Verdacht haben, dass man die Vormachtstellung der städtischen Kindergärten sozusagen ausbauen möchte. 10 Prozent Budgetsteigerung zum Vorjahr für die städtischen Kindergärten und die privaten Kindergärten erfahren eine Senkung. Unser Verhältnis bei den Kindergartenbetreuungsplätzen ist aber, 66 Prozent werden von privaten Trägern und 34 Prozent von den städtischen abgedeckt. Ich möchte wirklich betonen, dass es gute Kindergartenträger gibt, die sehr seriös arbeiten und die auch einen besseren Qualitätsschlüssel haben, sei es bei der Quadratmeteranzahl für die Kinder, die sie zur Verfügung stellen, sei es bei den Betreuungsschlüsseln, die sie für die Kinder haben, als auch bei der Familienfreundlichkeit. Allein der Punkt, dass man bei einem städtischen Kindergarten das Recht auf einen Ganztagesplatz beim ersten Kind verliert, wenn das zweite Kind sozusagen unterwegs ist beziehungsweise wenn man in Karenz ist, spricht schon Bände und ist nicht familienfreundlich. Der Plan, den es jetzt eben gibt, die städtischen massiv auszubauen, ist natürlich auch ein Anschlag auf die Wahlfreiheit der Eltern. Das ist ein erster Schritt in Richtung wieder nur ein Bildungssystem, weil der Kindergarten ist nun einmal erste Bildungsstation für die Kinder. Es ist einfach so, dass nicht jedes Kind in ein System passt, sondern man braucht bei den Bildungsangeboten Vielfältigkeit und es muss familienfreundlich sein. Es ist die Entscheidung der Eltern, in welchen Kindergarten sie ihr Kind geben und nicht die Entscheidung der Politik. Weil Rot-Grün bei den Kontrollen rund um die Kindergärten und Kindergruppen sozusagen versagt hat, verwenden Sie dieses Argument vor Ihrem eigenen Scheitern dazu, dass die städtischen Kindergärten ausgebaut werden sollen und den seriösen privaten Betreibern das Leben schwer gemacht wird. Das ist etwas, was wir sicher nicht unterstützen! Wir bringen hier einen Antrag betreffend Wahlfreiheit für Eltern zwischen städtischen und privaten Kindergartenbetreuern ein. Nahtlos zum Kindergarten schließt dann natürlich die Schulkarriere an. Ich möchte die Möglichkeit ergreifen, ein bisschen über die Situation der Lehrerinnen und Lehrer in Wien zu sprechen. Lehrerinnen und Lehrer stehen vor einer besonderen Herausforderung, die man in anderen Regionen in Österreich nicht sieht. Unsere Lehrerinnen und Lehrer haben das Problem, dass sie zum Beispiel mit Kindern konfrontiert sind, die nicht Deutsch oder unzureichend Deutsch sprechen, sodass sie dem Regelunterricht nicht folgen können. Es gibt zum Beispiel eine Sprachstandserhebung im Kindergarten. Das Problem ist rechtlich, dass diese Daten der Sprachstandserhebung nicht automatisch an die Schulen weitergegeben werden dürfen. Solange es hier keine rechtliche Regelung gibt, muss man zumindest bei der Schuleinschreibung eine Sprachstandserhebung machen, damit die Lehrerinnen und Lehrer wissen, wo sie beginnen können, wo sie die Kinder abholen können und wie man sie auch unterstützen kann. Unsere Lehrerinnen und Lehrer werden in ihrem Job ziemlich allein gelassen. Ein Punkt ist sicher auch, dass es keine flächendeckenden Deutschvorbereitungsklassen gibt. Solange es diese nicht gibt, wird es auch so bleiben. Hier reden wir nicht von Ghettoklassen, wie Herr Wiederkehr gesagt hat, sondern wir reden darüber, dass Kinder wirklich eine Chance haben sollten, weil es auch fairer ist, dass sie sich in Ruhe auf das Deutschlernen konzentrieren können und wenn sie dann Deutsch folgen und verstehen können, in den Regelunterricht raschestmöglich wiedereingegliedert werden können. (Beifall bei der ÖVP.) Auch hierzu bringen wir einen Antrag ein. Das wäre zumindest einmal ein großer oder ein wichtiger Schritt, damit es den Lehrern und Lehrerinnen wieder leichter fällt, Bildung vermitteln zu können. Wien hat natürlich noch eine große Herausforderung, über die wir überhaupt nicht gesprochen haben. Wir haben eine Art Lehrerflucht, wenn ich es unter Anführungszeichen so nennen darf. 150 Lehrer wandern im Jahr nach Niederösterreich ab, weil sie eben diesen Herausforderungen nicht gewachsen sind beziehungsweise weil sie sich sehr alleine fühlen. Die Stadt Wien muss natürlich dazu stehen und sagen, stimmt, Lehrer sein in Wien, Lehrerin sein in Wien, ist wirklich eine Mordsaufgabe. Seit 2010 haben sich die außerordentlichen Schüleranzahlen verdoppelt. 15 Prozent der Pflichtschülerinnen und -schüler können kaum noch sinnerfassend lesen. Weitere 16 Prozent lesen schlecht. Wir brauchen mittlerweile in Wien ein Anreizsystem, damit diese Lehrerinnen und Lehrer eben nicht aus Wien abwandern, weil wir sie dringend brauchen. Junglehrer zum Beispiel haben mir erzählt, dass es ihnen schon helfen würde, wenn sie eine Unterstützung bei der Wohnungssuche kriegen würden. Andererseits ist es natürlich so, dass der versprochene Ausbau der SchulsozialarbeiterInnen und SchulpsychologInnen aus bleibt. Die 100 zusätzlichen Posten sind bis jetzt nicht gekommen. Bislang gibt es ganze 25 Schulsozialarbeiter und 27 Schulpsychologen. Die angekündigte Aufstockung um 32 Posten in diesem Schuljahr ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, zumal wir in Wien insgesamt 225.000 Schülerinnen und Schüler haben. Daher bringen wir auch hier einen Antrag ein, dass ein Anreizsystem zu erarbeiten sei, das man dem Ausschuss dann vorlegt, um die Abwanderungstendenzen zu unterbinden oder zu verringern. Nun zur Nachmittagsbetreuung: Es muss eine flächendeckende Nachmittagsbetreuung geben. Aber nicht die Stadt darf die Form dieser Nachmittagsbetreuung vorgeben, sondern Eltern und Lehrer sollen das selbst entscheiden. Nicht Sie, Herr Stadtrat, können wissen, welches Betreuungsmodell für die Kinder und für die Familien das beste ist, sondern die Familien selbst. Kein Einziger von uns hier kann entscheiden, welches Modell eine Familie wirklich braucht. Die Aufgabe der Stadt ist es, die Nachfrage zu bedienen. Das Modell sollen aber bitte die SchülerInnen, die Eltern und die Lehrer selbst wählen können. (Beifall bei der ÖVP.) Interessant ist, dass Sie zum Beispiel bei der Volksschule am Bischof-Faber-Platz, wo die Eltern enormen Druck gemacht haben, als es geheißen hat, es soll eine verschränkte Schulform geben, jetzt anbieten, dass bedarfsorientiert erhoben wird, welches Modell, also zwischen Offener Volksschule und Verschränkter Volksschule, angeboten werden soll und dies auch bedarfsorientiert anbieten. Ich möchte hier wirklich einmal den Eltern meine Hochachtung aussprechen, weil sie haben dort wirklich wie die Löwen um ihre Kinder und um die Bildungskarriere ihrer Kinder gekämpft. Auf der anderen Seite möchten aber Eltern zum Beispiel das verschränkte System überhaupt nicht. Dann hört Ihr Entgegenkommen auf. Denn für Sie muss es das verschränkte Modell sein, weil Sie es wollen und nicht die Eltern. Ich bin aber davon überzeugt, dass das verschränkte Modell nicht das Modell der Chancengleichheit ist, wie es Herr Kollege Vettermann immer sagt. Allein die Zugangsregel, dass nur Kinder in einer verschränkten Ganztagsschule Platz finden, wenn beide Eltern berufstätig sind, grenzt Kinder aus Migrationsfamilien aus, wo die Mutter zu Hause ist. 9 Millionen EUR Außenstände bei der Nachmittagsbetreuung sprechen Bände. Zu guter Letzt gibt es natürlich auch Familienmodelle, wo das verschränkte Modell nicht zielführend und auch nicht entgegenkommend ist. Es gibt auch Kinder, die sich im verschränkten Modell einfach nicht zurechtfinden. Ich wiederhole jetzt extra für den Herrn Kollegen Vettermann, weil Sie immer sagen, ich bin gegen die Nachmittagsbetreuung, wir sagen Ja zur Nachmittagsbetreuung und wir sagen aber auch Ja zur Selbstbestimmung. Die Eltern geben die Form der Nachmittagsbetreuung vor und nicht die Politik! (Beifall bei der ÖVP.) Auch hier bringen wir unseren jährlichen Antrag ein. Zu guter Letzt möchte ich noch zur Situation der Musikschulen sprechen. Diese platzen in Wien aus allen Nähten, egal, wo man hinsieht. Für knapp 1,9 Millionen Wienerinnen und Wiener gibt es 17 Musikschulen. Wien hat eine lange und vielfältige Tradition in der Kultur und in der Musik. Herr Kollege Woller hat gesagt, Kunst und Kultur ist die Stärke von Wien und das müsste eigentlich auch so bleiben. Leider ist aber die Ausbildungssituation in den Wiener Musikschulen seit Jahren mehr als nicht zufriedenstellend. In der Millionenmetropole Wien haben wir nicht einmal 15.000 Musikschulplätze. Das ist ein Armutszeugnis. Die Stadt Wien muss natürlich dafür Sorge tragen, dass der Nachwuchs im musikalischen Bereich gefördert wird. Wir müssen dafür auch die Plätze ausbauen. Das heißt, jedes Kind, das sich musikalisch weiterbilden oder auch nur die musikalische Neugier befriedigen möchte, braucht einen Platz. Daher bringen wir auch folgenden Antrag ein, dass es ein Ziel geben soll, bis 2020 zumindest 10.000 weitere Musikschulplätze zu schaffen. (Beifall bei der ÖVP.) Das sind nur einige Ansätze, die wir im Bildungsbereich haben. Denn es geht darum, zu tun, was richtig ist! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GR David Ellensohn (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Heute ist Tag der Kinderrechte. Ich beschäftige mich ausschließlich mit dem Thema Bildung. Seit dem 20. November 1989 gibt es diesen Tag der Kinderrechte. Es gibt vier Grundprinzipien bei diesen Kinderrechten, wer sie einmal durchgelesen hat: Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung, Vorrangigkeit des Kindeswohls, Berücksichtigung des Kinderwillens, Demokratie, Mitreden und das vierte, Sicherung von Entwicklungschancen. In diesen Bereich fällt natürlich der gesamte Bereich Bildung, vom Kindergarten bis inklusive Berufsleben, hinein. Wir haben diese Woche in Wien Gelegenheit, noch sehr ausführlich über die Kindergärten zu sprechen. Wir sind vier Tage gemeinsam in diesem schönen Raum und haben am Mittwoch und am Donnerstag, glaube ich, mehrere Stunden vor uns, in denen wir uns über den Kindergarten unterhalten. Deswegen hier nur in aller Abkürzung. Vielleicht ist es bis Mittwoch oder bis Donnerstag herstellbar, wo die Kindergärten sind. Mich interessieren immer die Best-Practice-Modelle und das Schlechteste natürlich auch, um es zu vermeiden. Aber wo ist es viel besser als in Wien? Wo, glauben Sie, sind die Vorzeigekindergärten in Österreich? Wie könnte man es anders machen? Unter Berücksichtigung natürlich sowohl der pädagogischen Konzepte als auch Öffnungszeiten, Schließtage, et cetera, wo ist es besser? Bei den Schließtagen habe ich nichts gefunden. Bei den Öffnungszeiten habe ich nichts Besseres gefunden. (GRin Sabine Schwarz schüttelt den Kopf.) Aber wenn Sie welche haben - Frau Schwarz schüttelt den Kopf -, interessiert mich das eh immer. Vielleicht gibt es wenigstens ein paar Dörfer, die es anders machen. Aber vielleicht gibt es auch größere Einheiten, Städte, von denen man etwas lernen kann. In diesen Bereichen, die ich gerade aufgezählt habe, ist mir nichts untergekommen. Was ich schon sehe, ist, und da muss man jetzt differenzieren, ich glaube, dass es bei nahezu allen, nein, ich sage, ich hoffe, dass es bei allen Parteien Leute gibt, die das ernst meinen, wenn sie sagen, eigentlich möchten sie, dass der Kindergarten die Ausbildung so gut hinbringt, dass es allen etwas nutzt, die dort sind und dass man es so macht, dass es für alle Familien möglich ist. Das bedeutet unter anderem natürlich, bei den Kosten zu diskutieren. Jetzt sehe ich aber, was in einem Bundesland passiert, in dem Schwarz-Blau regiert, nämlich in Oberösterreich, wo man sagt, das mit dem Nachmittag können sich die Familien abschminken, das zahlen sie nicht mehr, das zahlt jetzt jeder selber. Das war anders, als die GRÜNEN in Oberösterreich noch mitregiert haben. Kaum sind die Blauen gekommen - jetzt weiß ich nicht, ob es hauptsächlich der ÖVP oder hauptsächlich der FPÖ eingefallen ist -, beschließt dort Blau-Schwarz das Gegenteil dessen, was wir in Wien machen, nämlich, die Familien werden das in Zukunft selber bezahlen müssen. Wurscht, ob sie viel oder wenig Geld haben, sie werden es einfach zahlen müssen, auch mit schlechtem Einkommen. Das wird dazu führen, dass es mehr nicht in Anspruch nehmen. Das kann man auch politisch wollen. Das habe ich aber so natürlich noch nicht gehört. Man will, dass die Kinder vielleicht mehr zu Hause sind. Das hat zur Folge, dass irgendein Erwachsener auch zu Hause sein muss. So weit sind wir in der Gesellschaft noch nicht, dass sie das 50 zu 50 aufteilt. Das werden dann größtenteils die Mütter übernehmen. Das kann man als politisches Bild haben. Das ist nicht das, was die GRÜNEN vertreten. Das ist nicht das, was die Sozialdemokratie vertritt. Aber das kann man auch sagen. Das höre ich aber nicht, sondern es wird irgendwie getan, als ob es sich schon ausgeht. Deswegen tue ich mir etwas schwer, weil in Oppositionszeiten - das weiß ich aus eigener Erfahrung - kann man natürlich leichter sagen, wofür man ist. Dort, wo man zuständig ist, ist dann der Elchtest. Der Elchtest ist in Oberösterreich. Und dieser geht daneben. Er geht in die Hose. Dort wird jetzt auf Kosten aller Familien gespart. Je mehr Kinder du hast und je mehr Kinder einen Kindergarten brauchen, desto schwerer trifft es dich dort. Aber das werden wir am Mittwoch und Donnerstag genauer ausführen. Vielleicht bringt irgendjemand ein positives Beispiel aus Oberösterreich - das würde mich auch interessieren - oder von anderswo. Ich bin daran interessiert, zu sehen, ob es irgendwo besser als hier läuft oder wo man irgendwie dazulernen kann. Nach dem Kindergarten kommt natürlich die Schule. Heute haben wir schon gehört, 1,6 Milliarden EUR Ausgaben für Bildung und insgesamt für das nächste Jahr 850 Millionen EUR im Bereich der Kindergärten, gerade genau aufgezählt worden von Frau GRin Schwarz. Im Schulbereich, und das wäre quasi der nächste Elchtest, könnten die Parteien in diesem Haus gemeinsam für etwas kämpfen, was uns im letzten Jahr viel gebracht hat, nämlich der Integrationstopf III. Er läuft Ende Juni aus. Mit dem Schuljahr ist es aus. Wenn nichts Neues kommt, ist er weg. Man hört, er wird von ÖVP und FPÖ ersatzlos gestrichen, wenn es so weit ist. Was würde das für Wien bedeuten? Zirka 150 Leute in der Sprachförderung in den Schulen, 41 Mal Schulsozialarbeit, 125 Mal begleitende integrative Maßnahmen, das sind immer Vollzeitäquivalente, heißt das, 6 Mal mobile interkulturelle Teams, das sind über 300 Leute, 300 ausgebildete Personen, die in den Schulen arbeiten. Das hat die noch aktuelle Bundesregierung beschlossen. Es läuft mit dem kommenden Jahr aus, wenn man nichts tut. Natürlich würden die Wiener Parteien Rot und Grün das schon unterstützen. Das ist einfach. Die kommende vermutliche Bundesregierung könnte das weiterführen, falls irgendjemand in der ÖVP und in der FPÖ das Gefühl hätte, man könnte es auch für Wien einsetzen. Dass sie alle notwendig sind, war hier bis jetzt nicht einmal umstritten. Wenn wir gesagt haben, wir holen zusätzliche SchulsozialarbeiterInnen, hat hier noch keiner gesagt, wir sollen sie einsparen. Bis jetzt hatte ich den Eindruck, eigentlich ist es sinnvoll, dass das gemacht wird. Wenn man sagt, LehrerInnen wandern ab und dass sie mehr Aufgaben haben, wie es Frau Schwarz vorher gesagt hat, dann stimmt das zum Teil auch. Aber dann fragen wir doch die LehrerInnen, was passiert. Man fragt, was sie denn brauchen würden, damit sie leichter arbeiten können. Dazu gibt es eh hunderte Studien. Auch da sind sich alle einig. Der Beruf eines Lehrers, einer Lehrerin hat hier andere Aufgaben, nicht leichtere als in manchem kleineren Dorf in Vorarlberg oder woanders im Bundesgebiet. Das ist so. Diese zusätzlichen Aufgaben würden zusätzliche Mittel brauchen. Damit kommen wir zum Chancenindex. Diesen kennen auch alle, die sich mit Bildungsfragen beschäftigen. Dorthin mehr Geld und mehr Personal zu bringen, wo der Bedarf größer ist. Das klingt logisch. Diesen Chancenindex darf man mit dem Bildungsreformpaket nur innerhalb eines Bundeslandes, immerhin eines Bundeslandes, nutzen, aber nicht österreichweit. Was rechnet uns die Arbeiterkammer vor, was wir bekommen würden? Gerne zu challengen mit irgendeiner Studie von jemand anderem. Das könnten wir auch noch machen. Diese Woche ist noch ein paar Mal Gelegenheit dazu. Wir würden auf Grund der zusätzlichen Aufgaben, die wir haben, mehrere Hunderte LehrerInnen zusätzlich bekommen. Wären wir ein solidarisches Land mit neun Bundesländern, die in der Frage solidarisch arbeiten, wäre das so. Das ist auch wieder einfach. Rot und Grün würden das gerne unterstützen. Was wir brauchen würden, sind halt andere, die sich auch für Wien einsetzen, damit ich am Schluss nicht wieder sagen muss, Sie sind nur für eine Studie zuständig und das ist die, wo wir unfreundlich herauskommen. Das wollen Sie nicht. Sie wollen nicht zuständig sein für die Umfrage, wo Wien schlechter abschneidet. Wir sind zuständig für die Umfragen und für die Bewertungen, wo Wien immer gut abschneidet. Da möchten wir gerne alle dabei sein. Wenn da alle gerne dabei sein möchten, möchte ich Sie bitten, sich für den Integrationstopf III, gerne für eine verbesserte Variante davon, im Sinne aller Kinder und Jugendlichen in der Stadt Wien einzusetzen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Weil sich die Kinder der Wichtelgasse so viel Mühe gemacht haben und ich in der Früh zwei Zitate aus dem Büchlein, das man uns geschenkt hat, verlesen habe, auch diesmal ein nettes, ein freundliches Zitat, weil das alle immer brauchen können. Das gilt nicht nur für Kinder. Darin sind lauter freundliche Texte. Ich mache noch einmal darauf aufmerksam, wenn man Kinder fragt, was andere Kinder brauchen können, dann kommt nie irgendetwas Böses. Da kommen nette Sachen. Wenn jemand fällt, wollen sie denen helfen. Wenn jemand arm ist, soll jemand nicht so arm sein. Wenn jemand zu wenig zu essen hat, würden sie gerne teilen. So sind wir halt. (GR Mag. Wolfgang Jung: Deswegen prügeln sie sich in unseren Schulen laufend und gibt es Beschwerden wegen Übergriffen!) - Mein Gott, das weiß ich schon, dass man zwischendurch auch etwas anderes tut! Aber im Großen und Ganzen, Herr Jung, ist der Mensch zum Glück, glaube ich, nicht nur ein vernunftbegabtes, sondern im Wesentlichen ein freundliches Wesen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie tun so, als ob es das nicht gäbe! Was glauben Sie, warum die Lehrer abwandern?) Herr Jung, ich glaube, dass die Kinder in Summe einfach die netteren Leute als die Erwachsenen sind. Das glaube ich. Ich finde es schade, wenn man das Potenzial, das Kinder haben, nicht hebt, sondern wenn man ihnen auf dem Weg zum Erwachsenwerden und später noch Steine in den Weg schmeißt. Juliana, 9 Jahre alt, schreibt, und das können alle brauchen, es ist eh bald Adventzeit: "Recht auf Liebe: Jedes Kind braucht Liebe. Ohne Liebe fühlen sich die Kinder nicht wohl. Jedes Kind hat ein Recht auf Liebe. Von Eltern sollen sie Liebe bekommen. Sie sollen diese von der ganzen Familie und Freunden bekommen. Nur dann kann man selbst Liebe weitergeben." - Wenn wir darauf schauen, dass aus den Kindern dieser Stadt nette Erwachsene werden, dann werden wir hier (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie glauben, die Juliana hat das selber geschrieben? Dann schauen Sie sich die Aufsätze an!) - Herr Jung, ich habe eh alle durchgelesen - eine friedliche Stadt haben, in der wir aufeinander schauen, wo wir darauf schauen, dass wir nett und freundlich miteinander auskommen (GR Mag. Wolfgang Jung: David, der Märchenerzähler!) und vielleicht in der nächsten Generation ein paar weniger sind, die unterbrechen, sondern in der nächsten Generation halt sehr viele von den netten Menschen, die auch hier sind. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Die selbstgewählte Redezeit war 7 Minuten. Die tatsächliche Redezeit war 10 Minuten. Somit ist die Restredezeit der GRÜNEN noch 15 Minuten. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Blind. Selbstgewählte Redezeit ist 10 Minuten. GR Armin Blind (FPÖ): Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen! Ich war vorige Woche bei einer Veranstaltung, bei der Präsentation des Wiener Integrations- und Diversitätsmonitors. Ich habe mir in Vorbereitung dieser Sitzungstage gedacht, es wird immer gesagt, das Budget ist in Zahlen gegossene Politik. Nun haben wir hier ein Werk der Stadt Wien, wo das in Zahlen gegossene Ergebnis dieser Stadt ist. Man kann natürlich über diesen Monitor eine ganze Menge reden. Aber ich gehe einmal davon aus, wenn wir diese Zahlen zitieren, dass diese zumindest von der Stadt Wien nicht angezweifelt werden, dies zumindest eine solide Basis darstellt und außer Streit gestellt wird, was darin steht. Ich kann Sie von der Opposition beruhigen. Es ist leider für die Stadtregierung etwas unberuhigend. Diese Zahlen sind traurig genug. Herr Kollege Czernohorszky hat im Zuge der Eröffnung der Veranstaltung gesagt, man muss hinschauen, auch wenn es weh tut. Das ist richtig. Die Frage ist natürlich nur: Wenn man hingeschaut und es weh getan hat, Herr Kollege, und ich glaube, es tut recht weh in der Stadtregierung, was tut man dann? Es reicht nicht, nur hinzuschauen, sondern man muss auf Grund der Erkenntnisse auch handeln. Diese Handlung, diesen Willen zur Veränderung, den Willen zur Selbstreflexion, sehen wir leider bei Ihnen nicht. Das beginnt schon bei der Anwesenheit bei dieser Präsentation, wo bei der Begrüßung noch ein bisschen Anwesenheit da war, aber im Zuge der Zahlenpräsentation, auch wenn es weh tut, dann die Anwesenheit spärlicher war. Das kann man sicher menschlich verstehen. Professionell ist es nicht. Wenn wir das Budget bis jetzt nicht abgelehnt hätten, muss man sagen, wäre diese Veranstaltung, was den Integrationsbereich betrifft, geradezu ein Paradebeispiel gewesen, warum man dieses Budget ablehnen muss. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Jetzt kommt, warum?) - Selbstverständlich, Frau Kollegin, und zwar auch in einer Form, die Sie nachvollziehen können! (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Das war eine so lange Einleitung!) Ich bin heute wirklich ausgesprochen langsam in der Sprache. Man soll auch einen edukatorischen Effekt bei Ihnen erzielen! (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Wir hören zu, auch wenn es weh tut!) Man hat dort ein System, einen sich selbst referenzierenden Pool mit nahezu unhinterfragten Dogmen gefunden. Sie wissen es halt einfach. Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren, die Bevölkerung weiß es besser und sie wählt Sie jedes Mal weniger dafür! (Beifall bei der FPÖ.) Eine kumulierte Veranstaltung, ein Amalgam der Empowerment-Industrie war dort anwesend, muss man sagen, aber tatsächlich, wenn man in den Monitor hineinschaut, mit ausgesprochen mageren Ergebnissen. Es ist im Zuge der Veranstaltung gesagt worden, die Lenkungsmöglichkeiten, was den Zuzug nach Österreich und den Zuzug nach Wien betrifft, sind rechtlich beschränkt. Das ist richtig. Aber die Politik ist auch die Kunst des Machbaren und der Wille zur Steuerung, Herr Kollege. Dieser Wille zur Steuerung ist bei Ihnen durchaus vorhanden, das gebe ich schon zu, halt in einer anderen Richtung, aber er wäre da. Es sind keine Naturgesetze. Der Herr Vortragende der OECD ist Ihnen halt passiert. Er ist dort mit Fakten gekommen, die Ihnen vielleicht nicht ins Konzept passen. Es ist kein Naturgesetz, dass nahezu alle, die nach Europa kommen, in Österreich, in Deutschland und in Schweden aufschlagen. Das sind Rahmenbedingungen. Die Politik ist beauftragt. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Er hat es verstanden!) Das ist die Aufgabe der Politik. Frau Kollegin, Sie haben es zwar verstanden, Sie wollen es nur nicht machen, aus welchen Gründen auch immer. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Ich habe gesagt, Sie haben es verstanden!) Sie können es regeln. Es ist eine Frage, wie viel Geld aus den Sozialtöpfen auch dieser Stadt in die Heimatländer zurückfließt. Wir werden dann die Sozialdebatte noch im nächsten Kapitel haben. Das sind Pull-Effekte, die Sie auslösen, für die Sie ganz allein die Verantwortung tragen, aber für die die Wiener und Wienerinnen nicht länger bereit sind zu zahlen! (Beifall bei der FPÖ.) Es sind erschreckende Ergebnisse, wenn Personen, die die Ausbildung ausschließlich im Inland genossen haben, eine doppelt so hohe Abschlussquote lediglich mit Pflichtschulabschluss haben. Es ist ein Skandal, dass Personen, die im Ausland ihre Ausbildung genossen haben, aber hier schon längere Zeit aufhältig sind, drei Mal so häufig als Österreicher nur Pflichtschulabschluss haben. Sie verkaufen das den Österreicherinnern und Österreichern permanent als Gewinn! Ich sage Ihnen, Sie erzählen ein Märchen nach dem anderen, aber es glaubt Ihnen niemand mehr! Ihre Zeit mit Märchen, die Märchenstunde, Frau Kollegin Wehsely, ist vorbei! (Beifall bei der FPÖ.) Dann werden dort Dinge - ich habe die Dogmen und die unhinterfragten Dinge schon angesprochen - als Diversity in den Himmel gelobt, wenn es heißt, in der Wiener U-Bahn hört man so und so viele Sprachen, das ist so bunt. Ich würde mich nicht trauen, das Wort bunt in dem Zusammenhang in den Mund zu nehmen. Das sagen immer nur Sie, dass alles so bunt ist. Ich spreche von Menschen, nicht von bunt. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Vom Bund oder von bunt? Mit t oder d?) Ich sage Ihnen aber, ich habe den Eindruck gehabt, niemand außer den anwesenden Freiheitlichen hat in dem Saal bei der Veranstaltung Ihre Diversity in der Wiener U-Bahn hinterfragt, was sich die Wienerinnen und Wiener dabei denken, wenn Sie mit einem öffentlichen Verkehrsmittel fahren und kein Wort mehr verstehen, und das in der eigenen Stadt! Das ist in Wirklichkeit der Skandal! Darauf nehmen Sie überhaupt keine Rücksicht! (Beifall bei der FPÖ.) Dann sind dort Modelle vorgestellt worden, die ich mir nicht einmal in meinen kühnsten Albträumen habe vorstellen können. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Sie sind dort geblieben, obwohl es weh getan hat!) Ich muss sagen, ich bin da durchaus kreativ. Da muss ich leider auch in diese Richtung ein bisschen schielen. Der Vertreter der Industriellenvereinigung war dort auch ziemlich begeistert von der Vorstellung eines Modells, das sich "3 plus 2" nennt und das es in der Bundesrepublik Deutschland gibt. Wo Personen, die einen Asylantrag gestellt haben, garantiert bekommen sollen, dass sie ihre Ausbildung in Österreich drei Jahre lang fertig machen und dazu noch zwei Jahre am Arbeitsmarkt tätig sein können. Das war dort Common Consensus. Man muss sich vorstellen, was das bedeutet. Das bedeutet, dass wir die gesamte Welt nach Österreich einladen, ihnen anbieten, du kannst fünf Jahre da bleiben, du wirst bei uns ausgebildet, obwohl du keinen Aufenthaltstitel hast, obwohl dein Asylantrag abgelehnt worden ist! Es ist die Aufgabe der Staatlichkeit eines Landes. Wenn wir nicht mehr in der Lage sind, zu beurteilen, selbst wenn ein Aufenthaltstitel negativ ist, dass diese Person unser Land umgehend verlassen muss, ist das vollkommen undenkbar! (Beifall bei der FPÖ.) Aber ich habe schon erwähnt, der Vortragende der OSZE ist Ihnen passiert. Er hat auch weitere ganz interessante Dinge gebracht. Sie haben dieses Dogma, und damit sind wir wieder bei der Frau Kollegin Wehsely, dass die Staatsbürgerschaft quasi ein Schritt zur Integration ist. Also, wenn man den Leuten die Staatsbürgerschaft gibt, dann sind sie erst bereit, sich besser zu integrieren. Ich habe ein sehr interessantes Chart gesehen, dass in der Schweiz, die vor dieser Präsentation relativ heruntergemacht wurde, weil sie angeblich die Staatsbürgerschaft über Generationen nicht verleiht, Personen gefragt worden sind, wie sie sich fühlen, wie sehr sie sich diskriminiert fühlen in der Schweiz. Diese Befragung wurde auch in nordischen Ländern, die mit der Staatsbürgerschaftsvergabe eher großzügig sind, durchgeführt. Selbst in der ersten Generation in der Schweiz war es ungefähr die Hälfte, die sich selbst als diskriminiert eingestuft hat, von der Anzahl in diesen nordischen Ländern. In der zweiten Generation war es in der Schweiz drastisch weniger, obwohl man eigentlich nach grüner Denkart denken müsste, wenn ich in der zweiten Generation keine Staatsbürgerschaft habe, bin ich ein Opfer, werde ich unterdrückt, werde ich diskriminiert. Nein, das empfinden sie überhaupt nicht so, sondern es ist ein kultureller Zugang, ob sich ein Staat ernst nimmt und das den Leuten gegenüber auch zum Ausdruck bringt. Das tut die Schweiz offensichtlich. Deswegen gibt es dort auch in dem Punkt weniger Probleme. Das wäre etwas, was auch in der Stadt Wien anzugehen wäre, wozu Sie aber nicht bereit sind. (Beifall bei der FPÖ.) Wie gesagt, in zehn Minuten kann man nicht allzu viel unterbringen, was in diesem Monitor steht. Wir werden uns in Zukunft daher mit diesen Daten noch etwas ausführlicher befassen und befassen müssen. Ich kann dem Kollegen Ellensohn aber nur sagen: Lesen Sie sich das durch! Die Probleme, die die Stadt Wien hat, sind etwas komplexer, als in einem Kinderaufsatz darstellbar ist. Sie sollten sich daher mit diesem Werk befassen, auch wenn ich Kinderaufsätze durchaus zu schätzen weiß. Ob die GRÜNEN diesem Haus weiter angehören werden, denn ihre Ideen sind nachhaltig gescheitert, oder das Schicksal der Bundes-GRÜNEN teilen und dann vielleicht auch noch Zettel verteilen werden: "Mit dem Fahrrad zum AMS, das ist Grün", wird dann eine andere Thematik sein. Der SPÖ kann ich nur sagen, Sie haben jetzt die Möglichkeit einer Richtungsentscheidung. Überdenken Sie Ihren Weg. Überdenken Sie den Weg für die Stadt Wien, weil derzeit, wenn Sie diesen Weg beibehalten, sind Sie nicht die Ersten von morgen, sondern bleiben die Letzten von gestern! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Das waren jetzt 11 Minuten. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. GR Heinz Vettermann (SPÖ): Herr Vorsitzender! Lieber Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht ganz kurz zuerst zu meinen Vorrednern und meiner Vorrednerin. Ich werde mich aber vor allem auf die Bildung konzentrieren, wie es auch der Kollege Wiederkehr und die Kollegin Schwarz gemacht haben. Zu den Kindergärten beziehungsweise Kindergartenplätzen möchte ich sagen, da ist das Verhältnis 28.000 zu 58.000. Wie man da sagen kann, die Privaten werden zurückgedrängt, ist für mich eigentlich rein zahlenmäßig nicht nachvollziehbar. Was ich schon weiß, ist, dass es eine starke Nachfrage nach Plätzen im städtischen Kindergarten gibt, weil dort der Gratiskindergarten nämlich tatsächlich auch ohne Zusatzkosten angeboten wird, was in dem einen oder anderen privaten Angebot, um 100 EUR machst du dieses und das dazu, eben schon der Fall ist. Das heißt, es gibt eine starke Nachfrage nach rein städtischen Plätzen, die überwiegende Mehrheit ist natürlich in privaten Händen und wir haben eine sehr vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit mit vielen der großen Träger, sei es die Nikolausstiftung, seien es die Kinderfreunde, sei es KIWI. Ich meine, das ist überhaupt nicht in Frage gestellt. Bei den kleineren Betreibern haben wir doch eine Debatte geführt und werden sie noch führen, dass wir eben hart kontrollieren sollen. Jetzt wird kontrolliert. Statt dass man das begeistert zur Kenntnis nimmt und sagt, endlich macht die Stadt Wien all das, was wir mitgefordert haben, weil wir haben die Opposition dafür nicht gebraucht, kommen jetzt die Klagen, also politisch für mich nicht gänzlich nachvollziehbar. Zu dem theoretischen Beispiel, das der Kollege Wiederkehr gebracht hat, wenn man zehn Analphabeten in der Schule hat, warum man dann nicht eine eigene Klasse oder einen eigenen Kurs macht, das ist jederzeit und sofort möglich, wenn es eine Ballung an einem Standort gibt. Sonst, möchte ich sagen, ich habe es schon ein paar Mal gesagt, werde es aber wieder sagen, vielleicht dringt es dann auch durch, wenn ich Deutsch nach dem jetzigen Modell fördere, und ich bin dafür, dass wir Deutsch entsprechend fördern, brauche ich mehr Ressourcen. Habe ich diese fiktiven Deutschklassen, eigene Klassen, brauche ich ebenfalls mehr Ressourcen. Denn momentan ist es so, ich habe elf Stunden in der Woche, wenn es gut geht und ich die entsprechenden Ressourcen habe, und die restliche Zeit bin ich in der Klasse. Das heißt, während der wirklich sprachlich anspruchsvollen Dinge bin ich sozusagen gar nicht im Klassenverband, sondern lerne ich Deutsch und nachher komme ich aber mit. Aber was ist der Vorteil, dass ich trotzdem im Klassenverband bin? Dass ich eben mit vielen anderen auch zwischendurch Deutsch lernen kann, Deutsch reden kann, Kontakt habe und es entsprechend leichter geht. Alles in allem ist es natürlich eine Ressourcenfrage. Habe ich die Ressourcen, kann ich es nach unserem jetzigen Modell fahren, das, glaube ich, eben aus dem Grund, den ich jetzt angeführt habe, viel besser ist. Oder ich mache eigene Verbände, sogenannte Deutschklassen. Dafür brauche ich aber auch zusätzliche Ressourcen, außer ich habe 80 Kinder in der Klasse. Dann wird es aber nichts werden. Das heißt, egal, wie Sie es drehen und wenden, Sie werden diese Ressourcen entsprechend brauchen. Da war es auch gut, dass es diesen Chancenindex gibt, wo man eben dorthin, wo mehr gebraucht wird, auch mehr an Ressourcen gibt. Zur Lehrerflucht gesagt, Sie sagen 130 bis 150, ich habe gehört, 120, aber es ist auch egal. Es sind 14.000 LehrerInnen. Also eine sehr geringe Zahl. 3.000 unserer LehrerInnen wohnen übrigens in Niederösterreich und kommen jeden Tag herein. Sie fliehen nicht, wie die 130 in Ihrer Diktion, sondern sie kommen. Das heißt, so schlimm kann es in Wien nicht sein. Aber ich bin schon dafür, dass wir uns auch anschauen, wie wir das Los aller Lehrerinnen und Lehrer verbessern und uns entsprechend noch mehr überlegen. Außerdem merkt man im Zusammenhang mit dem verschränkten Unterricht, dass wir eh schon oft gemeinsam diskutieren. Wir haben den Kollegen Wiederkehr, wenn es um diverse Podiumsdiskussionen geht. Der Kollege Maximilian Krauss ist mir jetzt abhandengekommen. Aber wenn ich den Kollegen Aigner sehe, ich weiß nicht, wer bei der FPÖ noch Bildungssprecher wird, aber ich lasse mich überraschen. Wir haben die Argumente ausgetauscht. Auch da ist es doch so, ich mag Horte mit ganztägiger Betreuung und ich mag in dem Sinn die verschränkte Form, weil ich glaube, es ist wirklich die pädagogisch beste und entsprechend richtigste. Aber, dass es hier einen Zwang gibt, ist zahlenmäßig einfach vollkommen falsch. Wir haben eher einen Nachholbedarf bei der verschränkten Form. So ist es in Wirklichkeit, wenn man sich die Zahlen anschaut. Wer etwas anderes will, kann sein Kind jederzeit in eine andere Schule oder in einen Hort oder in ein anderes Angebot geben. Ich meine, wo kann es bei den jetzigen Ausbauzahlen einen Zwang geben? Mein politisches Wirken ist eher auf diesen zusätzlichen Ausbau hin entsprechend orientiert. Zum Kollegen Blind: Ich möchte nur kurz auf seinen Bildungspart eingehen. Der Wille zur Steuerung ist klar, und Hinschauen passt auch. Wir sind für alle da, die in Wien sind. Wie ist das aber mit höherer Bildung und nicht höherer Bildung erklärbar? Wenn man sagt, dass das nur für die Menschen mit Migrationshintergrund gilt, und sich dann genau anschaut, wie es mit den Eltern ausschaut, dann kommt man drauf, dass es eigentlich keinen Unterschied zu Österreicherinnen und Österreichern gibt, denn der entscheidende Part ist das Vorwissen, die schulische Vorbildung der Eltern. So ist es. Das wird eben bei uns vererbt, und darum bin ich ja für Gesamtschulmodelle. Daraus erklärt sich auch der höhere Prozentsatz jener, die nur Pflichtschule abschließen. Aber damit bin ich bei den ÖsterreicherInnen und natürlich auch bei unseren ausländischen MitbürgerInnen nicht zufrieden, und ich versuche, dagegen anzugehen. Das ist das Hauptfaktum, und dagegen müssen wir etwas tun. Da muss man hinschauen und auch etwas unternehmen, und ich weiß, dass der Stadtrat auch den Willen zur Steuerung hat. Daher werden wir gegen dieses Faktum entsprechend bildungsreformerisch angehen. Seien Sie versichert und guten Mutes, dass das auch geschehen wird! Bildung ist eben der Schlüssel für Integration und für Chancen auf dem Arbeitsmarkt, und wir investieren in jene Bereiche, die in anderen Großstädten überhaupt gar nicht zur Verfügung stehen beziehungsweise zumindest nicht öffentlich finanziert sind. Es gibt 3 neue Schulen, 2 werden saniert, 500 AssistenzpädagogInnen werden im Sommer 2018 erstmals die Teams der Wiener Kindergärten verstärken. Wir haben die Förderung 2.0, wobei es darum geht, eine Art Nachhilfe zu geben beziehungsweise entsprechend zu fördern. Bei der Initiative Erwachsenenbildung geht es darum, dass ein Bildungsabschluss nachgemacht werden kann. Darum geht es, und dafür werden die Mittel eingesetzt. Der entsprechende Mitteleinsatz erfolgt, um niemanden zurück zu lassen. Es wurde ja schon gesagt: 1.620 Millionen werden für Bildung ausgegeben und 850 Millionen für Kinderbetreuung. Das sind riesige Mittel, und damit stemmen wir auch den infrastrukturellen Ausbau, nämlich die Errichtung von neuen Schulen und neuen Kindergärten. Aber wir wollen ja nicht nur bauen, obwohl das natürlich notwendig ist, sozusagen ein Ummanteln der Freunde der Bauwirtschaft, denn das sichert natürlich auch Arbeitsplätze, aber wir versuchen selbstverständlich, dort dann auch ordentliche Inhalte weiterzubringen, indem man nicht nur Lehrer zahlt, sondern auch inhaltlich etwas tut. Es wurde schon erwähnt: Die Bildungsgrätzel kommen wirklich, das ist im Laufen. Und es gibt auch Campusmodelle, die dann gebaut beziehungsweise ausgebaut werden. - Das heißt, da bewegt sich etwas in Wien. Dementsprechend günstig kann man, wie ich glaube, diese Investitionen auch beurteilen. (Beifall bei der SPÖ.) Die Kinder- und Jugendanwaltschaft wurde heute schon erwähnt, auch die jetzigen Aktivitäten sind natürlich finanziert. Die Campusrenovierungen in Holzbauweise wurden schon erwähnt. Hinzu kommen der Warenkorb, die gesamte Organisationsentwicklung durch die MA 11, natürlich auch der Ausbau der ambulanten Hilfe, was auch eine entsprechende zusätzliche Initiative ist. Das heißt, dieser massive Mitteleinsatz in Bildung und Kinderbetreuung wird nicht nur getätigt, um zu bauen und auszubauen, sondern um eine entsprechend fortschrittliche und inklusive, nämlich alle in Wien lebenden Kinder mitnehmende Bildung und Ausbildung zu gewährleisten. Wir bauen das also auch aus den genannten pädagogischen Gründen, um den Kindern den besten Start zu ermöglichen. Die entsprechenden Maßnahmen sichert das vorgelegte Budget. Die Wiener Kinder, Jugendlichen und Familien haben es nämlich verdient, dass wir uns dafür einsetzen, und deshalb werden wir natürlich auch zustimmen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Die Redezeit betrug 9 Minuten, es bleibt eine Restredezeit von 31 Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. - Bitte schön. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Geschätzter Herr Vorsitzender! Geschätzter Herr Stadtrat! Geschätzte Kollegen! Ich habe die große Ehre, die erste Rede in diesem Haus zu halten, und zwar justament zum Thema Integration, was ja passend ist, da auch ich als Neue mich in ein bestehendes Gremium und in ein funktionierendes System integrieren muss, was ich gerne und mit großer Bereitschaft tun werde. Ich möchte aber schon anmerken, dass ich ein wenig enttäuscht bin von der mangelnden Anwesenheit der Mitglieder der Regierungsfraktionen! Ich kannte das ja noch nicht! Dazu muss ich bemerken, dass das leider keine sehr rühmliche Willkommenskultur ist, aber ich werde auch das handhaben! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich möchte meine Rede den drei drängendsten Herausforderungen im Bereich Integration widmen und zunächst grundlegende Überlegungen zum Wiener Integrationskonzept anstellen. Zweitens möchte ich auf die voranschreitende Bildung von muslimischen Parallelgesellschaften in Wien eingehen. Drittens möchte ich die Mindestsicherung ansprechen, den ausufernden Pull-Faktor für unkontrollierte Zuwanderung nach Wien. Das Leitmotiv des Wiener Integrationskonzeptes heißt: Integration ab Tag 1. Migranten und - was mir zugegebenermaßen völlig unverständlich ist - auch Asylwerber erhalten ein "Fühl dich rundum wohl"-Startpaket, das voll ist mit Rechten, Angeboten und Beratungen, im Übrigen alles parallel zu den Angeboten des Bundes und des ÖIF. Was ich aber unter all den Rechten, über die ich mich jetzt informieren konnte, vergeblich suchte, war die Erwähnung von Pflichten. Denn es ist ja zuallererst die Pflicht eines Zugewanderten, sich in eine Gesellschaft einzufügen, und konsequenterweise muss die Nichterfüllung dieser Pflichten auch mit Sanktionen bestraft werden. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Diese Konsequenz vermisse ich aber leider beim Wiener Integrationskonzept. Seien wir uns ehrlich: Diejenigen zu integrieren, die sich gerne integrieren wollen, ist ja keine Herausforderung! Die Kunst besteht vielmehr darin, diejenigen zur Räson zu bringen, die sich nicht integrieren wollen. Bei Widerstand nachzugeben, ist ein Zeichen der Schwäche, und die Auswirkungen dieser Schwäche sehen wir in der praktischen Politik in Wien. Da wurde bei Problemen und bei offensichtlichem Integrationsunwillen einfach weggeschaut. Sie merken, ich spiele auf die Fortschritte bei der Bildung von muslimischen Parallelgesellschaften an. Ich spiele ganz konkret auf die salafistischen Kindergärten an. Diese sind ein Paradebeispiel der Realitätsverweigerung der Stadt Wien. Mitten in Wien wurden salafistische Ideologien an Kinder weitergegeben. Das erste Problem damit: Diese Möglichkeit existiert in Wien. Das zweite Problem dabei: Offenbar gibt es in Wien Eltern, die wollen, dass ihre Kinder in salafistischem Gedankengut unterrichten werden. Offenbar gibt es in Wien Eltern, die wollen, dass ihre Kinder gegen die Werte der Aufnahmegesellschaft erzogen werden. - Diese Eltern sind ein Beispiel für die misslungene Integrationspolitik dieser Stadt. Solche Eltern dürfte es nicht geben! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Aber anstatt die betroffenen Kindergärten zu schließen und schleunigst Maßnahmen zu ergreifen, wurde der Studienautor kritisiert und wurde der Messenger gekillt, um diese Phrase zu verwenden. - Das ist meines Erachtens die falsche Reaktion, das ist meines Erachtens keine gute Politik. Zusammenfassend würde ich jetzt nicht sagen, dass die Stadt Wien ein generelles Integrationsproblem hat, denn es existieren zahlreiche Beispiele einer gelungenen Integration. Die Stadt Wien hat aber ein Problem mit Menschen, die sich nicht integrieren wollen. (Beifall bei der ÖVP.) An diesem Punkt wäre eine starke und konsequente Regierung gefragt, die nicht wegschaut, sobald es Konflikte gibt. Und dieses mangelnde Problembewusstsein sieht man auch am Budget. Etwas mehr als 8 Millionen wurden für die MA 17 für Integration veranschlagt. Das ist weniger als voriges Jahr und weniger als das Jahr zuvor, wobei ich natürlich weiß, dass Integration eine Querschnittsmaterie ist, aber etwas mehr als 8 Millionen sind nicht unbedingt viel. Was ich aber generell vermisst habe, ist ein wohldotierter Budgetposten für die Bekämpfung von Parallelgesellschaften und die Bekämpfung der muslimischen Radikalisierung, die in dieser Stadt voranschreitet. Ich kann dazu nur aufrufen: Erkennen Sie das Problem! Benennen Sie das Problem! Setzen Sie Maßnahmen gegen das Problem, und bilden Sie diese Maßnahmen auch im Budget ab! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich komme zu meinem dritten Punkt und damit zu dem bereits erwähnten Integrations- und Diversitätsmonitoring: Auch ich habe mir diese Lektüre zu Gemüte geführt. In diesem Bericht wird kritisiert, dass 27 Prozent der Wiener im wahlfähigen Alter nicht aktiv wahlberechtigt sind. Das ist nahezu ein Drittel. Kritisiert werden die strengen Voraussetzungen zur Erlangung der Staatsbürgerschaft, die da wären: Aufenthaltsdauer, Sprachkenntnisse und finanzielle Bedingungen. Ich zitiere: "Rund ein Fünftel der Haushalte aus Drittstaaten, in denen mindestens eine Person schon um die zehn Jahre Aufenthaltsdauer aufweist, ist auf Grund niedriger Haushaltseinkommen vom Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft ausgeschlossen beziehungsweise würde die finanziellen Bedingungen für eine Staatsbürgerschaft nicht erfüllen können." - Wobei dieses Einkommen natürlich ohne Zuhilfenahme von Sozialleistungen errechnet wird. Der Bericht spricht in diesem Zusammenhang von einem Demokratiedefizit. Nicht gefragt wird aber, warum gar so viele Menschen, die bereits seit zehn Jahren in Wien leben, noch immer nicht in der Lage sind, genügend zu verdienen, um ihr eigenes Leben ohne Zuhilfenahme von Sozialleistungen finanzieren zu können! Falls Sie sich diese Frage stellen, gebe ich Ihnen zwei Antworten. Trotz der anziehenden Konjunktur ist Wien das einzige Bundesland, in dem die Arbeitslosenzahl nicht sinkt, sondern auf hohem Niveau stagniert oder in Schulungen versteckt wird. Gleichzeitig ist Wien das Bundesland, das sich stur gegen die Kürzung der Mindestsicherung sperrt. - Es ist also die Kombination aus einem schwachen Arbeitsmarkt und Pull-Faktoren für unkontrollierte Zuwanderung fatal für unsere Stadt. Richtig wäre die effektive Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, richtig wäre die Reform der Mindestsicherung, um diese unkontrollierte Massenzuwanderung nach Wien zu unterbinden. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Geschätzte Damen und Herren! Ich darf noch einmal appellieren: Tun Sie, was richtig ist! Erstens: Etablieren Sie eine Hausordnung, die diesen Namen auch verdient, und legen Sie Sanktionen für Integrationsunwilligkeit fest. Zweitens: Investieren Sie Finanzmittel in die Bekämpfung islamischer Radikalisierung und in Maßnahmen gegen die Bildung von Parallelgesellschaften. Drittens: Sorgen Sie dafür, dass auch der Wirtschaftsaufschwung auf dem Arbeitsmarkt ankommt und dass arbeitswillige Menschen aus eigener Kraft ausreichend verdienen und aus eigener Kraft dementsprechend die Finanzhürde schaffen können, um Staatsbürger werden zu können. Tun Sie jetzt, was richtig ist für Wien! - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Das waren 9 Minuten. Die Restredezeit für die ÖVP beträgt daher 4 Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. El-Nagashi. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GRin Mag. Faika El-Nagashi (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzte Gäste auf der Galerie! Sehr geehrte Zusehende im Livestream! Liebe Frau Kollegin Hungerländer! Die Antworten auf Ihre Fragen sind wesentlich komplexer als die Antworten, die Sie sich jetzt selbst gegeben haben. Deswegen ist der Integrations- und Diversitätsmonitor auch ein Kompendium von 260 Seiten. Dort ist alles auch viel ausführlicher dargestellt. Ich habe aber die Hoffnung, dass sich Ihnen in den Debatten, die in den nächsten Monaten und Jahren folgen werden, die Komplexität des Integrationsbereiches erschließen wird. (GR Armin Blind: Die verstehen wirklich nur Sie selbst!) Diese geht nämlich weiter als Ihre Polemik jetzt in Ihrer Erstrede! (GR Dominik Nepp, MA: Sie sind auch zu schlau für Ihre eigenen Wähler, darum fliegen Sie aus jedem Parlament! - Heiterkeit bei der FPÖ.) Die Politik hat tatsächlich einen zentralen Gestaltungsauftrag bei Fragen betreffend Migration und Integration. Hier muss Geld investiert werden, und das tut die Stadt auch, und das sind Ausgaben, von denen einerseits viele profitieren und andererseits wir alle profitieren. Wir brauchen vor allem Mittel und langfristige Perspektiven. Wir brauchen aber auch kurzfristig wirksame Maßnahmen, wenn es um Bereiche geht, in denen plötzlich ein wesentlich größerer Unterstützungsbedarf auftritt und Herausforderungen auf allen Ebenen gegeben sind, wie es etwa 2015 bei der verstärkten Fluchtmigration der Fall war, die wir in Wien hatten, welche durch Kriege, Verfolgung und Gewalt bedingt war. Um aber zu wissen, welcher Bedarf genau besteht und welche Maßnahmen am ehesten zum Ziel führen, nämlich Integration zu ermöglichen und gelingend zu gestalten, braucht es fundierte Grundlagen und empirische Forschung. Und damit wir eben nicht auf der Ebene von Hörensagen, nicht auf subjektiven Wahrnehmungen und Wünschen und abgeleitet vom eigenen Wissen und Wollen agieren, erarbeitet die Stadt Wien einen genauen Status quo, indem wir seit zehn Jahren analysieren und Daten zum Bereich Integration und Diversität, zum Ist-Stand und zu Entwicklungen beobachten und sammeln, was bedeutet, dass wir damit ein Instrument in der Hand haben, das Integration in Wien messbar macht. Mit dem 4. Integrations- und Diversitätsmonitor lässt sich nicht nur ein Blick auf den eigentlichen Beobachtungszeitraum von 2013 bis 2016 werfen, sondern es ist tatsächlich eine Analyse der politischen, historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten zehn Jahre möglich, nämlich des gesamten Beobachtungszeitraums der Integrationsmonitore. Dabei wird unter anderem das Bevölkerungswachstum Wiens als Stadt deutlich. Wien ist nicht immer schon gewachsen, Wien wächst erst seit 2005, und seit Beginn des Beobachtungszeitraums im Jahr 2007 sind es um 190.000 BürgerInnen mehr, und das ist ein Wachstum von 11 Prozent. Dieses Wachstum bedeutet für uns als Stadt, dass unsere Angebote und Leistungen an eine wachsende Bevölkerung angepasst werden müssen. Die Veränderungen betreffen das gesamte Wirken der Stadt, angefangen mit den verschiedenen Sektoren des Bildungsbereichs, also Schulen und Kindergärten, ebenso wie den Arbeitsmarkt, den Wohnungsmarkt, die Verkehrsplanung oder die Nutzung des öffentlichen Raums. 35 Prozent der Wienerinnen und Wiener haben heute ihren Geburtsort im Ausland, und jede zweite Wienerin oder jeder zweite Wiener ist selbst oder in der Elterngeneration zugewandert. Das heißt, wir sprechen nicht über "die anderen", wie Sie es gerne tun, wenn wir über Migration und Integration sprechen. Wir sprechen über die eigenen Menschen, über uns, über unser Wien und über das gelingende Zusammenleben aller Menschen in dieser Stadt. Was bedeutet also Integration in diesem Sinn? In welche Richtung kann und soll überhaupt gemessen werden? Was sind die Unterschiede, die Gemeinsamkeiten und die Annäherung an eine Bevölkerung oder an den Teil der Bevölkerung ohne Migrationsbiographie? Wie steht es um die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung, um politische Teilhabe, um Anerkennung und um Nichtdiskriminierung? Die Ergebnisse des Integrationsmonitors zeigen deutlich den Bedarf in den einzelnen Handlungsfeldern. Hier ist genauer hinzusehen und mit entsprechenden Maßnahmen zu steuern, aber doch in der Komplexität der Gesamtheit des Monitors und nicht einzelpunktuell herausgenommen für sich. Ich möchte kurz auf einige besonders erwähnenswerte Daten eingehen. Volle rechtliche Gleichstellung gibt es tatsächlich erst mit der StaatsbürgerInnenschaft. Sie haben es erwähnt. Aber jede vierte Wienerin oder jeder vierte Wiener ist nicht österreichische Staatsbürgerin oder österreichischer Staatsbürger und damit vom Wahlrecht ausgeschlossen. Das ist seit dem letzten Monitor ein Anstieg um 3 Prozent und seit Beginn des Beobachtungszeitraums, also in den letzten 10 Jahren, sogar um 7 Prozent. Die Einbürgerungsquote betrug vor 10 Jahren noch 1,7 Prozent, mittlerweile beträgt sie nur noch 0,6 Prozent. Eine Einbürgerungsquote von 0,6 Prozent bedeutet, dass 6 Personen von 1.000 Menschen im Jahr 2016 eingebürgert wurden. Das Einbürgerungsrecht, Sie haben es kurz umrissen, ist sozial selektiv. Das heißt, 21 Prozent der Drittstaatsangehörigen erfüllen nach 10 Jahren Aufenthalt die verschärften Einbürgerungsvoraussetzungen nicht. Das führt aber dazu, dass 27,5 Prozent der Wiener Bevölkerung nicht wahlberechtigt sind, und in einigen Bezirken liegt dieser Anteil sogar noch über dem Durchschnitt. Was sich prozentuell wie eine kleinere Veränderung liest, ist in manchen Bezirken schon ein Problem, wenn vier von zehn Menschen von den Wahlen ausgeschlossen sind. Sie haben damit keine Mitsprache darüber, was im eigenen Grätzel, in den Schulen, in welche die Kinder gehen, geschieht, was in dem Land entschieden wird, in dem sie aber oft seit vielen Jahren oder auch Jahrzehnten leben. (GR Dominik Nepp, MA: Sie sind eben keine Staatsbürger!) Dieser Ausschluss ist einer repräsentativen Demokratie nicht würdig. (GR Armin Blind: Sie wollen offensichtlich nicht Staatsbürger werden!) Ich komme jetzt zu den verschiedenen Faktoren und Rahmenbedingungen, die das bedingen. Im Bereich der Bildung kann eine zunehmende Bildungspolarisierung beobachten werden. Einerseits gibt es neu Zugewanderte mit höchstens einem Pflichtschulabschluss, andererseits aber auch jene Gruppe mit Hochschulbildung, und in dieser Gruppe hat es in den letzten Jahren eine Zunahme gegeben. Gleichzeitig haben 30 Prozent der Wiener Bevölkerung ihren höchsten Bildungsabschluss im Ausland absolviert. Das ist eine Tatsache, der wir uns stellen müssen und mit der wir uns auseinandersetzen müssen, denn was bedeutet das im Weiteren? - Höhere Bildung bedeutet für MigrantInnen nicht per se ein höheres Einkommen. Das gilt insbesondere für Frauen, die ihre Bildung in einem Drittstaat abgeschlossen haben. Ein Universitätsabschluss in einem Drittstaat hat tatsächlich in etwa den Wert eines Lehrabschlusses von WienerInnen ohne Migrationsbiographie. Das ist ein Teil der Problematik, und wir sehen daran, wie stark ineinander verzahnt die verschiedenen Unterscheidungskategorien sind und wie relevant es ist, all das gemeinsam zu betrachten. 56 Prozent der Beschäftigten mit Migrationsbiographie und mit höherer oder mit mittlerer Bildung und Abschlüssen aus Drittstaaten arbeiten in Hilfs- und in Anlerntätigkeiten. (GR Dominik Nepp, MA: Welche Abschlüsse haben sie denn? Atomphysik?) Das ist eine Dequalifizierung, die besonders bei Frauen in Teilzeitbeschäftigungen vorzufinden ist. Hier braucht es deutliche politische Lösungen. Kommen wir zu den politischen Lösungen, denn dazu gehören auch die Maßnahmen, die wir als Stadt Wien hier setzen. Bildungsbeteiligung findet grundsätzlich eher in Kursen als in Schulen statt. Das heißt, wir brauchen verstärkt bedarfsorientierte, also modular aufgebaute Bildungsangebote und Bildungsmaßnahmen, um insbesondere Jugendliche und Frauen zu stärken. Es braucht eine kontinuierliche Förderung von arbeitsmarktintegrativen Maßnahmen besonders für Frauen durch Einrichtungen, die bereits bestehen, wie das ABZ Austria, das Beratungszentrum für Migrantinnen und Migranten, Vereine wie LEFÖ, Peregrina, Orient Express oder Miteinander Lernen. Es braucht die Unterstützung von Nostrifikationen als eine Maßnahme, um dem Trend der Disqualifizierung entgegen zu wirken, und letzten Endes bleibt Bildung der beste Schutz gegen Erwerbslosigkeit. All diese Herausforderungen können wir nur gemeinsam bewältigen, das heißt, gemeinsam mit den NGOs, mit der Wissenschaft, mit den Communities selbst, also mit allen Playern, auch mit der Bevölkerung und tatsächlich auch über Parteigrenzen hinweg. An dieser Stelle möchte ich großen Dank an die MA 17 unter der Leitung von Ursula Struppe ausdrücken, die uns hierfür die Grundlagen bietet und diese in Form des Integrations- und Diversitätsmonitors erarbeitet hat. Dank richte ich an die Projektleitung des Integrationsmonitorings, Theodora Manolakos, und des Diversitätsmonitorings, Kurt Luger, sowie an Kemal Boztepe für die Gesamtleitung. Tatsächlich großen Dank von uns richte ich auch an alle MitarbeiterInnen der Projektteams und an alle Abteilungen der Stadt Wien, die mitgearbeitet haben. Es ist eine beeindruckende Zusammenschau und eine fundierte wissenschaftliche Datenanalyse, mit der wir bundesweit und im europäischen Städtevergleich vorbildhaft Arbeit leisten. - Vielen Dank! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Integration ist eine gesamtstädtische Aufgabe. Wir setzen als Stadt Wien auf eine integrationsorientierte Diversitätspolitik in der Wiener Verwaltung und auf eine politische Kultur, die den Grund- und Menschenrechten verpflichtet ist. Wir haben dafür Sorge zu tragen, dass alle in der Stadt gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Bereichen teilhaben können, vor allem an den Bereichen Bildung, Arbeit, Wohnen und politische Mitbestimmung. Wir stehen für eine konstruktive und offensive Integrationspolitik, die von informierten Analysen ausgeht, im Interesse einer Gesellschaft, die sich demokratischen und menschenrechtlichen Prinzipien verpflichtet sieht. Unterstützen Sie uns im kommenden Jahr dabei, denn Integrationspolitik ist Zukunftspolitik. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit hat 9 Minuten betragen. Die Restredezeit für die GRÜNEN beträgt 6 Minuten. Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, freue ich mich, auf der Tribüne eine Delegation der SPÖ- Favoriten begrüßen zu dürfen, an der Spitze Bezirksvorsteher Marcus Franz und Bezirksvorsteher-Stellvertreter Josef Kaindl. Recht herzlich willkommen im Wiener Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall,) Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Elisabeth Schmidt. Ich erteile es ihr. GRin Elisabeth Schmidt (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben heute auch schon von Finanzstadträtin Brauner gehört, dass wir hier in den heiligen Hallen des Rathauses offensichtlich viele verschiedene Wahrnehmungen haben. Ich meine auch, dass das zutreffend ist. Ich habe heute von einigen Oppositionskollegen sehr viel fundierte, sachliche Kritik gehört, die dann als "unterschiedliche Wahrnehmung" abgetan wurde. Im Gegensatz dazu haben wir von den Regierungsparteien Rot und Grün allerdings auch eine Wahrnehmung, nämlich dass Ihnen die Wahrnehmung der Wiener Bevölkerung offensichtlich abhandengekommen ist. Was ich dazu noch sagen wollte: Wir haben jetzt auch zur Integrationsproblematik, die von einer meiner Vorrednerinnen sehr deutlich auf den Punkt gebracht wurde, sehr viele abstrakte Abhandlungen gehört. Wir wissen auch, dass zahlreiche Abteilungen und Mitarbeiter der Stadt im Integrationsbereich beschäftigt sind. Allerdings gibt es neben diesen abstrakten Abhandlungen, wie gesagt, auch eine bestimmte Wahrnehmung: Man müsste dafür ein Ohr bei der Bevölkerung haben. Es geht zum Beispiel darum, dass einige der Menschen, denen Sie unbedingt die österreichische Staatsbürgerschaft verleihen wollen, diese vielleicht gar nicht haben wollen! Es gibt durchaus Bevölkerungsschichten, die schon lange hier leben, die auch zu den 80 Prozent gehören, die die sozialen Voraussetzungen erfüllen würden, die aber vielleicht sagen: "Nein! Das ist zwar eine nette Gastgebergesellschaft, aber wir wollen gar nicht wirklich Teil davon sein!" - Ich weiß nicht, ob das auch in einer der zahlreichen Studien schon erhoben wurde. Das wäre vielleicht einmal eine Anregung. Der Wiener Voranschlag für das Jahr 2018, sprich, das Budget, ist einerseits sehr aussagekräftig, und wir finden auf sehr, sehr vielen Seiten sehr, sehr viele aussagekräftige Zahlen. Auf der anderen Seite ist dieser Voranschlag aber auch sehr bezeichnend für ein Budget unter einer rot-grünen Wiener Stadtregierung. Es trägt die rot-grüne Handschrift, allerdings ist das wirklich kein Komplement! Knapp 380 Millionen EUR Neuverschuldung sind nämlich maßgeblich durch die unkontrollierte Einwanderung mitbedingt. Es geht hier um Misswirtschaft in Kombination mit zahlreichen politischen Fehlentscheidungen, und ich möchte auch ein bisschen darauf eingehen: Wir haben heute sehr viel Gegenteiliges gehört. Die andere Auffassung ist, dass Einwanderung sehr wohl politisch steuerbar ist. Im Monitoring Integration und Diversität, das heute schon ein paar Mal erwähnt wurde, wird ganz eindeutig und klar festgestellt, dass Wien erst seit zehn Jahren einen starken Bevölkerungszuwachs verzeichnet. Dieser Zuwachs wirkt sich hauptsächlich auf das Sozialsystem aus. Auch dafür gibt es Belege, und genau dadurch werden Anreize gesetzt, sich in Wien niederzulassen, auch wenn Sie das teilweise leugnen. Hier könnte man, wenn man es wollte, politisch überlegt gegensteuern beziehungsweise mit Konzepten die Entwicklung in die richtigen Bahnen leiten. Dazu gehört auch die Einbürgerungsstrategie der Stadt Wien. Auf diese möchte ich später noch kurz zu sprechen kommen. Ein Gegensteuern wird allerdings von SPÖ und GRÜNEN vermieden, weil offensichtlich ein starker Bevölkerungszuwachs in der Hoffnung erwünscht ist, die Menschen zu Staatsbürgern und damit auch zu Wählern zu machen. In dieser Geschäftsgruppe, die auch die Integration behandelt, haben wir es auch mit sehr vielen Subventionen zu tun. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Stadt im Großen und Ganzen pro Jahr 100 Millionen EUR an Subventionen an diverse Vereine ausgibt, und ein großer Teil davon geht an Vereine, die in der Integrationsarbeit tätig sind. Und ich bin heute nicht die Erste, die das hier sagt: Auch meine Wahrnehmung ist, dass Sie von den Regierungsparteien sich damit sozusagen Ihr Fußvolk finanzieren und heranzüchten. Ich möchte jetzt auch noch ganz kurz auf die Entwicklung und auf die Veränderungen eingehen, beispielsweise darauf, dass der Anteil der muslimischen Kinder an den Wiener Volksschulen sehr hoch beziehungsweise zu hoch ist. Das wollen viele Wiener und Wienerinnen eigentlich nicht. Die Frage dabei ist: Wann wurde jemals hinterfragt, ob man das will und ob diese Entwicklung in Ordnung ist? Abgesehen davon haben wir es genau in diesem Bereich mit einem hohen Gefahrenpotenzial zu tun. Auch das wird von Experten aus dem Sicherheitsbereich gerade in der letzten Zeit immer wieder hervorgehoben, aber leider Gottes übersehen. (Beifall bei der FPÖ.) Neben dem Mindestsicherungssystem, das eines dieser Anreizsysteme ist, worüber wir schon sehr viel debattiert haben, geht es auch um Einbürgerungsstrategien dieser Stadt. - Unser Lösungsansatz ist, hier die Rahmenbedingungen insofern zu ändern, als wir uns auch auf Bundesebene im Rahmen einer Bundesstaatsreform dafür einsetzen, dass die Einbürgerungsstrategie, auch was Wien betrifft, sozusagen neu geordnet wird. Das heißt: Einbürgerung für Asylanten nach sechs Jahren ist eindeutig zu früh. Es ist auch ein Vorwurf, dass Sie den Leuten immer weismachen wollen, dass Einwanderung und Zuzug passieren. Ich habe darüber schon kurz geredet. Allerdings sind das Dinge, die wir steuern können. Was Ihrer Wahrnehmung entgeht, sind die Auswirkungen, mit denen die Wienerinnen und Wiener zu leben haben, und diese sind alles andere als positiv. Wir haben massive Probleme auf dem Arbeitsmarkt, auch wenn sich die Situation ein bisschen verbessert hat. Wir haben Probleme im Bildungssystem. Wir haben Probleme bei der Sicherheit, und wenn StRin Brauner, wie ich glaube, heute gesagt hat, dass Wien die Stadt ist, wo sich Frauen sicher fühlen können, dann sage ich: Wien ist leider nicht die Stadt, wo sich Frauen sicher fühlen können! Ich erinnere nur daran, dass vor ein paar Tagen wieder eine ältere Dame in der U6 um die Mittagszeit von einer Jugendbande mit Migrationshintergrund überfallen und verletzt wurde. Weiters fassen hier Krankheiten wieder Fuß, die bei uns schon ausgerottet waren. Und schließlich ist es auch eine budgetäre Belastung, die Sie den Steuerzahlern in Wien umhängen. Noch etwas möchte ich ganz kurz dazu sagen: Ich spreche mit meiner Kritik hier nicht für mich oder für meine Fraktion. All das geht weit über dieses Rathaus hinaus. Ich spreche für weite Teile der Wiener Bevölkerung, und das wissen Sie. Ich weiß, dass das auch Ihnen ein bisschen weh tut! Aber Sie versuchen, das dann natürlich anders darzustellen. Das ist jetzt auch keine Kritik an der Stadt Wien, sondern eine Kritik an den Parteien SPÖ und GRÜNE, die in dieser Stadt leider momentan das Sagen haben. (Beifall bei der FPÖ.) An die Spitze dieser Stadt gehört eine Regierung, die für diejenigen, die tagtäglich mit diesen rasanten Veränderungen in unserer Stadt zurechtkommen müssen, da ist und die deren Belange nicht geflissentlich ignoriert. Deshalb sage ich: Die Wienerinnen und Wiener bräuchten endlich eine Regierung, die für sie arbeitet, sich um ihre Belange kümmert und ihre Interessen vertritt. Sie verpulvern nämlich nicht nur das Vermögen der Wienerinnen und Wiener, sondern Sie nehmen ihnen auch ihre Heimat weg! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: So. Die Redezeit betrug 8 Minuten. Restredezeit für die FPÖ 19 Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berger-Krotsch. Selbstgewählte Redezeit 5 Minuten. - Bitte. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren im Saal, auf der Galerie und via Livestream! Ich weiß nicht, was dieses zuerst süffisante Lächeln in den Reihen der ÖVP und FPÖ während der Rede der Kollegin Hungerländer bedeutet haben könnte! - Ich muss sagen, mir war so gar nicht zum Lachen zumute! Ich sehe das eher als ... (GR Armin Blind: Sie sehen, was Sie angerichtet haben.) Für mich war das eher ein bitterer Vorgeschmack auf das, was uns im Bund mit Türkis-Blau drohen wird! Auch ich möchte im Lichte des frisch präsentierten Integrations- und Diversitätsmonitors auf unsere Integrationspolitik zu sprechen kommen und möchte zwei Anmerkungen an den Beginn stellen. Erstens: Integration per se ist ein Prozess, und das Wort Prozess beinhaltet immer auch einen zeitlichen Aspekt. Man benötigt Zeit, sich auf Neues einzustellen, Zeit, in Wien anzukommen, Zeit, eine neue Sprache zu lernen und Teil einer neuen Gesellschaft zu werden. Zweitens: Wien ist eine Einwanderungsstadt. (GR Armin Blind: Das behaupten Sie!) Und da mache ich einen Punkt. Gesamtgesellschaftlich gesehen und aus politischer Perspektive geht es darum, Menschen, die in unser Land und nach Wien kommen, rasch und natürlich bestmöglich dabei zu unterstützen, Teil unserer Gesellschaft zu werden, also am Spiel, das Gesellschaft heißt, mitzuspielen, wie unser Herr Integrationsstadtrat so treffend sagt, und dies auch mit entsprechenden Maßnahmen zu unterstützen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das ist kein Spiel!) Wien ist dabei voll am Tun: Wir möchten durch eine nahtlose Kette an Integrationsmaßnahmen erreichen, dass Menschen, die aus anderen Ländern nach Wien kommen, sich so schnell wie möglich bei uns heimisch fühlen. Ich wiederhole hier noch einmal, was schon mehrfach festgehalten wurde: Integration funktioniert in Wien so, dass wir die Menschen ab dem ersten Tag abholen, an dem sie in unserer Stadt sind, und dass wir ihnen das entsprechende Handwerkszeug zur Seite stellen, nämlich das, was sie brauchen, damit Integration funktioniert, dass sie also Deutsch lernen können, dass sie Bildungsabschlüsse nachholen können, dass sie sich weiterbilden können und auch wieder in den erlernten Beruf einsteigen können, den sie im Herkunftsland erlernt haben. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie wissen ja gar nicht, wer aller in unserer Stadt ist!) Das ist Brückenbauen. Das ist Integration ab Tag 1, nämlich vom Ankommen bis zu dem Punkt, ab dem die Menschen auf eigenen Beinen stehen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Zwischenruf von GR Armin Blind.) Herr Kollege Blind! Funktionierende Integration beinhaltet natürlich auch, diese Maßnahmen immer auch auf ihre Effektivität hin zu prüfen und zu hinterfragen, ob und wie sie adaptiert werden müssen, wie wir sie in Zukunft einsetzen, welche Schwerpunkte wir vielleicht neu legen müssen. Unsere Devise ist - ich wiederhole das hier noch einmal -: Hinschauen und nicht wegschauen, damit Integration funktioniert. (GR Armin Blind: Handeln, Frau Kollegin, nicht nur hinschauen!) Der präsentierte und schon erwähnte 4. Integrations- und Diversitätsmonitor dient uns dabei als gutes Evaluations-Tool, als Routenplaner, der uns in Sachen Integration weiterhin den Weg weist. Ich möchte Ihnen allen diesen Monitor sehr ans Herz legen, liebe Kolleginnen und Kollegen, vor allem auch jenen auf Seiten der ÖVP, die es am Donnerstag nicht so zur Präsentation geschafft haben wie Kollege Blind. Der Monitor ist abrufbar auf der Webseite der MA 17 und bietet - wir haben es heute schon gehört - auf über 250 Seiten einen umfassenden Blick und geballtes Wissen, das keine andere Stadt hat, um damit arbeiten zu können. Auch von meiner Seite, so wie es auch GRin El-Nagashi schon erwähnt hat, ein großes Dankeschön an die MA 17 und das Team für dieses Werk. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die Herausforderungen im nächsten Jahr werden auf den verschiedensten Ebenen beleuchtet und diskutiert. Wir haben auch schon einige Vorhaben in der Pipeline, um weitere Schritte in Sachen Gleichstellung zu setzen. Ich möchte natürlich auch festhalten, dass uns der Monitor sehr viele positive Ergebnisse und Entwicklungen zeigt, uns aber natürlich auch die Herausforderungen der nahen Zukunft präsentiert, die wir als Stadt zu lösen haben, und diese Herausforderungen werden wir angehen! Ganz kurz noch: GRin El-Nagashi hat punktuell schon sehr viel aus dem Monitor zitiert. Ich möchte jetzt noch ein paar frauenspezifische Aspekte betreffend das Thema Integration und Frauen hinzustellen und fragen: An welchen Punkten müssen wir in Zukunft vor allem ansetzen beziehungsweise feilen, um etwas für die zugewanderten Frauen zu tun? Es sind nämlich vor allem auch zugewanderte Frauen von Dequalifikation und Lohndiskriminierung betroffen, das heißt, dass Frauen mit höherer Bildung, die hier zuwandern, nicht automatisch auch ein höheres Einkommen haben. Das ist eine große Herausforderung. Bei allen Frauen geht es natürlich auch um das Thema der gerechten Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, es geht um das Aufbrechen von Rollenbildern und darum, die Mädchen zu stärken. Das ist ein vermehrter Auftrag an uns, generell schon bei den jungen Frauen und Mädchen anzusetzen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch das Thema Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Unser Credo ist es ja, dass die Frauen sicher, selbstbestimmt und unabhängig in dieser Stadt leben sollen. Daher ist es auch wichtig, die Frauen in den Arbeitsmarkt zu reintegrieren beziehungsweise sie sozusagen in den Arbeitsmarkt zu entlassen, und wir haben viele Integrationsmaßnahmen speziell für Frauen gesetzt. Ich denke jetzt etwa an "Mama lernt Deutsch", an die speziellen Frauenkurse und das Frauen College. Der WAFF sei heute hier auch noch einmal erwähnt mit seinen Bemühungen: Ein wichtiger Punkt ist dort die muttersprachliche Erstberatung bei Neuzuwandererinnen, und in diesem Sinn gibt es vieles mehr. Einen Punkt möchte ich noch ganz kurz ansprechen, denn ich möchte die Kollegin Schmidt hier nicht so entlassen, nämlich dass bei allen Maßnahmen, die wir zur Verfügung stellen, immer auch das Thema Dialog und Begegnung eine wichtige Rolle spielt. Die Frauen, die diese Vereine besuchen, für welche Sie uns ja bei jeder Gemeinderatssitzung die Unterstützung verwehren, kommen dort mit der Kultur und mit unserer Sprache in Berührung. Es kommt zum Kennenlernen, es entsteht Nähe, es entsteht Integration. Ich bitte daher, auch Ihre weitere Abstimmungspolitik zu überdenken, denn ich meine, dass die Vereine wichtige PartnerInnen sind und eine wichtige Rolle beim Thema Integration spielen. Zum Abschluss möchte ich noch kurz einen Wunsch in Richtung der zukünftigen Bundesregierung äußern: Integration darf nicht aufhören! Wir in Wien stemmen uns gegen derartige Versuche, wir in Wien haben einen Plan, wir haben ein Integrationskonzept. Wir haben mit dem Monitor viele Zahlen, auf die wir aufbauen können, und ich kann Ihnen auch sagen, dass wir in Wien davon keinen Millimeter abweichen. Wien schaut hin und packt an, wenn es um Integration geht, und ich kann nur alle einladen, an einem Strang zu ziehen, denn nur so kann Integration erfolgreich funktionieren. Wien ist eine wunderschöne Stadt, jeder Einzelne und jede Einzelne sind ein wertvoller Teil dieser Stadt und machen Wien zu dem, was es ist, nämlich die lebenswerteste Stadt. Deshalb bitte ich auch um Zustimmung zum Budget. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit hat 7 Minuten betragen, als Restredezeit für die SPÖ bleiben 24 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Hobek. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag. Martin Hobek (FPÖ): Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrter Stadtrat! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer vor den Bildschirmen daheim, aber auch hier auf der Galerie! Es sitzen bei uns momentan mehr Sozialdemokraten auf der Besuchergalerie als hier in den Reihen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das kommt jetzt öfters vor!) Seien Sie besonders willkommen! Danke. Sozialdemokratie 2017 ist ein bisschen wie Donaumonarchie 1907: Man weiß nicht, ob es noch 2 Jahre oder noch 20 Jahre dauert, aber man weiß, was kommt. Und der Grund dafür, warum es Ihnen so schlecht geht und auch weiterhin schlecht gehen wird, ist Ihre sogenannte Integrationspolitik. Dadurch kommt es zur Islamisierung, und mit der Islamisierung, die Sie betreiben, schaden Sie nicht nur der Stadt, sondern in erster Linie auch sich selbst, aber das haben Sie leider noch nicht durchschaut! (Beifall bei der FPÖ.) Ich war zwischen 2008 und 2012 sehr intensiv in der Türkei unterwegs, und ich muss sagen, es tut mir sehr leid, dass ich nicht noch intensiver unterwegs war, denn die Türkei ist ein wunderbares Land mit sehr vielen kulturellen und landschaftlichen Juwelen. Jetzt kann ich leider nicht mehr einreisen, weil sie mich wahrscheinlich schon auf dem Flughafen verhaften würden. Damals war das noch ein bisschen anders, aber unter Erdogan geht das halt nicht mehr so. Ich habe mich seinerzeit gewundert: Als Ausländer war man damals fast unantastbar, aber unter den eigenen Leuten hat es die Opposition damals schon schwer gehabt. Mich hat das eigentlich immer ungemein gewundert. Es gab neben den Erdogan-Leuten zwei Oppositionsparteien, die Kemalisten und die Kurden, und diese hatten eine große Gemeinsamkeit: Sie wurden vom Erdogan-Regime eingesperrt. Das Interessante an der Geschichte ist, dass die Kemalisten ja Vollmitglied in der Sozialistischen Internationale sind und die Kurdenpartei, die HDP, assoziiertes Mitglied ist. Umso erstaunlicher war es immer für mich, dass hier in Wien die SPÖ mit den Erdogan-Leuten sehr eng kooperiert hat und nicht mit den sozialdemokratischen Genossen in der Türkei! Das war für mich immer sehr, sehr interessant! Ich kann mich erinnern: Ich war 21 Jahre lang in der Bezirksvertretung in Rudolfsheim-Fünfhaus. Wir haben dort auch einen türkischen Kollegen gehabt, Mehmet Arslan, der ist immer in der letzten Reihe gesessen und hat sich nie zu Wort gemeldet. Dann haben wir erfahren, dass er der neue Vorsitzende von Milli Görüs in Wien ist. Das war auch in anderen Bezirken so, das war also kein Einzelfall. Schon 2006 ist Emine Polat Bezirksrätin in der Brigittenau geworden, sie ist Kopftuchträgerin, sehr, sehr fromm, auch bekennendes Milli-Görüs-Mitglied beziehungsweise, um es genau zu sagen, Mitglied der Islamischen Föderation Wien. Sie hat damals auch gegenüber den Medien gesagt, dass es ihr Fernziel ist, Bezirksvorsteherin zu werden. Der damalige Bezirksvorsteher Lacina hat sie herzlich willkommen geheißen, hat gesagt, dass das ganz wunderbar ist, und lustigerweise war sie in der Jungen Generation auch die Frauensprecherin. Frau Polat gibt es übrigens immer noch als Bezirksrätin in der Brigittenau. Dann geschah etwas ganz Sensationelles: Am 10. September dieses Jahres will die SPÖ, wie sie selbst sagt, einen Kursschwenk vornehmen. Ich zitiere jetzt den "Kurier", denn wenn ich das sagen würde, dann würden Sie sagen, dass das alles erfunden ist und Sie das eh schon wissen. Daher zitiere ich den "Kurier". Es geht darum, dass am 10. September dieses Jahres die SPÖ-Staatssekretärin Muna Duzdar in der ÖGB-Zentrale die türkischen Genossen von der kemalistischen Partei empfangen hat. - Ich zitiere wörtlich: "SPÖ geht auf Distanz zu Erdogan- Fans und umwirbt Kritiker. Staatssekretärin Muna Duzdar kündigt härteren Ton gegenüber Erdogan-nahen Vereinen an, auch wenn es Stimmen kosten könnte. Im Lichte der Ereignisse in Ankara sucht die SPÖ offenbar mehr Nähe bei den österreichischen Sympathisanten der kemalistischen Sozialdemokraten - CHP und nicht mehr primär die der heimischen Erdogan-Anhänger. Sonntagabend kam SPÖ-Staatssekretärin Muna Duzdar auf Einladung des Österreich-Ablegers der CHP in die Wiener ÖGB-Zentrale. Duzdar musste sich viel Kritik aus den Reihen der türkischen Sozialdemokraten gefallen lassen: ‚Frau Staatssekretärin, Sie haben Leute in Ihren Reihen, die sich mit den sozialdemokratischen Werten überhaupt nicht identifizieren', schimpfte ein älterer Mann über das bisherige Liebäugeln der SPÖ mit AKP-Vertretern. ‚Mir sind zu Zeit keine solchen Kandidaten bekannt", beruhigt Duzdar. ‚Aber Sie haben schon recht. In der Vergangenheit hat man nicht so genau hingeschaut.'" Ich zitiere weiter aus dem "Kurier": "Lange Zeit traten für die SPÖ unter anderem Milli-Görüs-Funktionäre, wie Resul Ekrem Gönültas, bei Wahlen an. Milli Görüs gilt in der Türkei als Vertreter des politischen Islams und ist Erdogans frühere politische Heimat. Gönültas erhielt bei der letzten Nationalratswahl über 12.000 Vorzugsstimmen und belegte damit den sensationellen zweiten Platz bei den SPÖ-Bundesvorzugsstimmen. Damit will die SPÖ nun brechen - auch wenn das Stimmen kostet?" Jetzt wird im "Kurier" wieder Duzdar zitiert: "Die SPÖ ist eine sozialdemokratische Partei, da geht es um Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie. Wenn das in einem Land nicht eingehalten wird, dann muss man das auch in aller Schärfe sagen. Wenn es um Menschenrechtsverletzungen geht, hört sich der Spaß auf. Eine sozialdemokratische Partei wird sich niemals davor scheuen, das ganz deutlich zu sagen." Das sagt Muna Duzdar zum "Kurier". - Ja. Da war ich sehr überrascht, und ich habe damals Hoffnung gefasst. Das Problem ist nur, dass dieser Kursschwenk nur genau 34 Tage, also knapp 5 Wochen gedauert hat. Am 14. Oktober, direkt am Abend vor der Wahl, hat Herr Bundeskanzler Kern eine Abschlussveranstaltung im Kent Restaurant im 10. Bezirk gemacht, und der Chef der Kent Restaurants ist ja schon seit langer Zeit ein bekennender persönlicher Freund von Erdogan. Dort waren auch dieser Herr Gönültas und die ganze Milli-Görüs-Führungselite. Herr Kern hat also wieder auf diese Karte gesetzt. Das ist halt leider ein Problem! Ihr werdet damit nicht nur der Stadt Wien sehr schaden beziehungsweise tut es jetzt schon, sondern ihr werdet vor allem auch euch selbst schaden! Ihr bringt euch damit à la longue in eine Lose- lose-Situation, denn entweder lassen sich das die Wienerinnen und Wiener nicht mehr gefallen und wählen euch ab, dann habt ihr die Macht auch verloren, oder aber eure Freunde setzen sich durch, und was die mit Homosexualität und Feminismus am Hut haben, das können wir uns in der Türkei und in anderen Staaten anschauen! Wie gesagt: Wenn ihr nicht umkehrt und eine andere, wirkliche Integrationspolitik einschlagt, dann werdet ihr so oder so verlieren! Ihr könnt euch aussuchen, wie. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit betrug 7 Minuten, verbleibt eine Restredezeit von 12 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet Herr GR Hursky. Selbstgewählte Redezeit 5 Minuten. GR Christian Hursky (SPÖ): Zunächst einmal herzliches "Freundschaft!" an meine Genossinnen und Genossen aus Favoriten! Schön, dass ihr heute hier bei uns seid! Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Es gibt auch andere Bereiche in dieser Geschäftsgruppe außer Integration und Bildung, und auch diese Punkte gehören besprochen, denn sie sind mit ein Fundament dieser Stadt. Es sind manchmal diese kleinen, einfachen Abteilungen, die uns hier in der Stadt das Leben erleichtern. Ich nenne beispielsweise die MA 54. Keine Wahl könnte ohne sie stattfinden, und man wird dort auch in Zukunft einiges zu tun haben. Schauen wir uns etwa die Übersiedlung MA 25 oder der Gebietsbetreuung an, die jetzt durchzuführen ist. Aber auch beim Projekt "Wien neu denken", dem Logistikprojekt 2020, stehen wirklich große Aufgaben für diese Abteilung an. - Ich glaube, auch das sollte man nicht vergessen! Gehen wir zu einem anderen wichtigen Teil über, nämlich zum Personal dieser Stadt. Ich bedanke mich bei den 65.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Stadt, die in den verschiedensten Bereichen tätig sind. Wir sollten nicht vergessen: Als Wien noch eine Stadt mit 1,5 Millionen Menschen war, hat quasi ein Bediensteter der Stadt Wien 22 Wienerinnen und Wiener serviciert. Heute sind es 28. Das heißt, wir hatten hier in Wien eine großartige Effizienzsteigerung, und daher seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von manchen oft sehr gering geschätzt werden, sehr bedankt für ihre Arbeit! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Eine große und wichtige Aufgabe kommt der MA 2 zu, vor allem im nächsten Jahr. Wir werden kommenden Donnerstag die Dienstrechts- und Besoldungsreform beschließen, aber letztendlich bleibt es ja nicht bei dem Beschluss allein, sondern es gilt, all diese Punkte schlussendlich umzusetzen, und dabei ist die MA 2 federführend, und zwar nicht nur beim Schreiben der entsprechenden Gesetze, sondern letztendlich auch dabei, das dann an den Mann und an die Frau zu bringen, damit wir in dieser Stadt hier anständig leben können. Ein wichtiger Bereich für die MA 2 wird auch die Unterstützung bei der Neuorganisation des Krankenanstaltenverbundes sein. Auch in diesem Zusammenhang sind entsprechende Vorarbeiten zu leisten und Voraussetzungen zu schaffen, damit das reibungslos vor sich geht. - Das sind große Aufgaben, die hier anstehen. Gleichbehandlung ist ein wichtiges Thema hier bei uns in der Stadt. Ein Schwerpunkt ist das Vorgehen gegen sexuelle Belästigung. Wir alle haben, glaube ich, in den letzten Wochen mehr als genug davon gehört, wie es manchmal leider Gottes zugehen kann, dass so mancher nicht weiß, wohin er seine Hände in gewissen Situationen tut. Das kommt leider auch in Firmen, und vielleicht oder wahrscheinlich auch manchmal bei uns in der Stadt vor. Genau an diesem Punkt ist daher ein Schwerpunkt von der MA 2 zu setzen, und sie wird das auch entsprechend durcharbeiten. Auch die MA 3, die für die Arbeitsgesundheit hier bei uns in Wien zuständig ist, hat ganz, ganz wichtige Aufgaben. Es geht letztendlich um das betriebliche Eingliederungsmanagement, das wir hier in der Stadt vorhaben und einfach verbessern wollen. Leider Gottes gibt es immer wieder Kolleginnen und Kollegen in der Stadt, die krank sind und manchmal auch schwerer krank sind. Wir wollen es aber schaffen, gemeinsam mit der MA 3 und gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Dienststelle dafür zu sorgen, dass wir diese Menschen wiederum schneller und vor allem gesünder in den Arbeitsprozess bekommen. Das ist eine ganz wichtige und essenzielle Aufgabe. Letztendlich beklagen Sie ja immer wieder die Frühpensionierungen, die übrigens nur mehr etwas weniger als zwei Drittel betragen als vor rund zehn Jahren. Das heißt, die Stadt Wien hat sich hier entscheidend verbessert. Damit kommt dieser Abteilung eine wichtige Aufgabe auch bei der Arbeitspsychologie zu, denn wie wir wissen, werden Burn-out und ähnliche Krankheiten immer stärker. Das zu den Abteilungen, zu denen ich etwas sagen wollte. Zum Abschluss möchte ich noch etwas Gesellschaftspolitisches aus einem Lied vom Ostbahn-Kurti und Molden mitgeben: "Awarakadawara, wo san meine Hawara, wo san meine Freund', wenn die Sonn' net scheint?" - Meine Damen und Herren von FPÖ und ÖVP! Ich befürchte, bei Ihnen werden die Ärmsten dieser Welt im Regen stehen bleiben! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit betrug 5 Minuten. Die Restredezeit für die SPÖ beträgt 19 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Aigner. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Ich möchte den Ball von Kollegen Hursky gleich aufgreifen. Sie haben am Ende Ihrer Rede von sexueller Belästigung gesprochen. Wenn Sie sich die heutigen Medien anschauen, dann sehen Sie, dass es diesen furchtbaren Vorfall gegeben hat, der in einem Video dokumentiert ist, dass mehrere Männer einer Frau, die beim Baden relativ wenig angehabt hat, gesagt haben: "Entweder du ziehst dir was an, oder wir fallen über dich her!" Diese Männer werden jetzt gesucht, und das sind genau die Leute, die eigentlich gar nicht nach Österreich hereingelassen gehören, und das sind auch Menschen, die man nicht so mir nichts, dir nichts integrieren kann. Das sind Menschen, die eine kulturelle und religiöse Prägung haben, die völlig jenseits dessen ist, was wir in Europa gewohnt sind. Daher ist es einfach unrealistisch, zu meinen, mit denen reden wir ein bisschen, dann werden sie sich schon in unser Gesellschaftsmodell einfügen! Diese Männer schauen aus wie, als ob sie gerade aus dem Dschihad kommen würden, und genauso führen sie sich auch auf. Im Hinblick darauf müssen doch auch Sie sehen, dass Integration auch eine grundsätzliche Bereitschaft voraussetzt, Mitglied und Teil einer Gesellschaft zu werden, in die man sich freiwillig begibt. Und das ist in erster Linie sehr wohl eine Bringschuld und keine Holschuld. Es kann doch nicht sein, dass es immer heißt: Wir müssten uns auf das und jenes einstellen und das tolerieren. - Man muss sich eh mit vielen Dingen abfinden, aber ich bezweifle, dass das gerade bei Zuwanderern aus dem arabischen Raum in dieser Größenordnung überhaupt möglich ist, und deswegen scheitern auch diese ganzen Bemühungen. Es geht da wahnsinnig viel Geld hinein, und Sie geben es ja auch selbst zu, und es schimmert immer durch, wenn von der Mindestsicherung gesprochen wird: Wenn es das nicht mehr gibt, dann haben wir ein massives Sicherheitsproblem! Ich sage Ihnen ehrlich: Ich bin sehr für die Mindestsicherung, aber als Schutz für unsere Menschen, die Teil unserer Solidargemeinschaft sind. Ich möchte aber nicht, dass die Mindestsicherung als Schutzgeld für Menschen gezahlt wird, die sich über tausende Kilometer gerade Österreich ausgesucht haben. (Beifall bei der FPÖ.) In den letzten Tagen hat irgendein Scheich aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gesagt, dass er überhaupt nicht versteht, was wir hier in Europa alles zulassen wie Moscheen oder islamische Kindergärten. Es haben sich hier wirklich Gegengesellschaften vor unser aller Augen etabliert, noch dazu mit unserem Geld! Die sind dort, obwohl die Religion ja passen würde, viel strenger und radikaler auch in der Aufsicht und sagen, dass sie etwas nicht tolerieren können. Bei uns geht aber alles. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass das Menschen sind, die außerhalb unseres Grundkonsenses stehen. Die kann man nicht so einfach einfangen! Deswegen ist es erschütternd, wenn es dann heißt: In manchen Bezirken sind schon 40 Prozent Einwohner nicht wahlberechtigt! - Der Skandal dabei ist nicht, dass diese Leute nicht wählen dürfen, sondern dass schon so viele Fremde bei uns sind! Ich meine, das ist wirklich etwas, wovor man auch Angst haben muss! (Zwischenruf von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Hören Sie auf, Frau Kollegin Kickert! Ich rede von einem völlig anderen Kulturkreis! Ich rede jetzt nicht von Europa und von Amerika, und das ist wirklich ein Problem. In diesem Zusammenhang verstehe ich gerade die SPÖ nicht! Bei den GRÜNEN habe ich die Hoffnung aufgegeben, aber auch die Wähler haben offenkundig schon mitbekommen, dass da nichts zu machen ist. (Heiterkeit bei GR Dominik Nepp, MA.) Auf der einen Seite wollen Sie Diversität und Regenbogen, und es werden Geschlechtsidentitäten irgendwo auf dem Reißbrett erfunden, und gleichzeitig wohnen hunderttausende Menschen bei uns, bei denen es nur eineinhalb Geschlechter gibt, nämlich den Mann, dann kommt lange nichts, und dann gibt es halt noch Frauen. Das passt ja überhaupt nicht zusammen! (Beifall bei der FPÖ.) Zu den Kindergärten werden wir in dieser Woche eh noch einiges sagen. Auch in diesem Bereich sieht man genau, welche Strukturen da entstanden sind! Das verpflichtende Kindergartenjahr hätte ein Beitrag zur Integration sein sollen. Jetzt hat dieses Segment das zum Geschäftsmodell gemacht, und es hat nicht Integration gegeben, sondern es hat sich eine von uns finanzierte Parallelgesellschaft gebildet. Es ist dies immer auch eine Frage der Mehrheitsverhältnisse. Wenn in einer Klasse nur mehr ein Deutsch sprechendes Kind oder zwei Deutsch sprechende Kinder sind, dann müssen diese sich integrieren und nicht umgekehrt. Es muss einem doch wirklich Angst machen, wenn die Mehrheitsverhältnisse bis hin zur Namensstatistik dermaßen aus dem Ruder geraten! Deswegen muss man die Staatsbürgerschaft als sehr hohes Gut ansehen. Da geht es nicht nur um das Absitzen einer gewissen Zeit und nicht nur um einen Reisepass, der ein reines Reisedokument ist, und darum, dass man halt nicht straffällig ist, sondern da geht es auch um eine kulturelle Identifikation mit dem neuen Staatswesen. Im Hinblick darauf ist es ganz wesentlich, in diesem Bereich zu differenzieren und gegebenenfalls auch die Anforderungen zu verschärfen. Über Aslan werden wir eh noch reden. Jedenfalls ist es aber wirklich arg, dass Sie eine externe Studie brauchen, in der Ihnen auseinandergesetzt wird, was sich in den eigenen geförderten Kindergärten abspielt! Es ist schon arg, dass man das gar nicht wahrgenommen hat beziehungsweise nicht wahrnehmen wollte oder dass vielleicht sogar mit manchen Vereinsstrukturen auch zusammengearbeitet wurde. Wenn wir jetzt den Verfassungsschutz brauchen, der die Tätigkeit der Kindergartenbetreiber durchleuchtet, dann müssen doch wirklich alle Alarmglocken schrillen! Man hat dort nicht genug Personal, um Dschihad-Rückkehrer lückenlos zu überwachen, jetzt sollten dort aber Kindergartenbetreiber überwacht werden! Daran sieht man ja schon, dass es hier wirklich um eine systematische Unterwanderung geht, die dann auch vor der Staatsgewalt nicht Halt macht. Ich habe jetzt in Berlin gesehen, dass dort 45 Prozent der Berliner Polizeischüler Migrationshintergrund haben und teilweise islamistischen oder türkischen nationalistischen Organisationen zugeordnet werden. Diese sind dann teilweise schon mehr oder weniger im Herzstück unserer Staatsgewalt drin! - Wenn man also den Verfassungsschutz braucht, um die eigene Polizei zu überwachen, spätestens dann muss man sehen, dass da irgendwas ganz massiv falsch gelaufen ist! (Beifall bei der FPÖ.) Deswegen kann man auch nicht sagen, dass Menschen vom Wahlrecht ausgeschlossen werden. Das ist ja kein Ausschluss, sondern es ist eine positive Definition, wer wählen darf, nämlich die Mitglieder der Gemeinschaft, die die Staatsbürgerschaft haben. Das ist ja kein Ausschluss. Es wird ja niemandem etwas weggenommen, sondern es werden Bedingungen definiert, unter denen man dann auch die Staatsbürgerschaft und damit das Wahlrecht erhalten kann. Aber das, was Sie betreiben, ist, die Legitimation unserer Wahlergebnisse in Frage zu stellen, so nach dem Motto, da werden Leute ausgegrenzt, ausgeschlossen. In Wirklichkeit kommen die ja in ein fremdes Land und es gibt eben die entsprechenden Möglichkeiten. Und dazu gehört natürlich auch, dass man nicht seinen Lebensunterhalt ausschließlich aus Sozialleistungen bezieht. Die Menschen müssen auch selbsterhaltungsfähig sein, denn es kann nicht sein, dass man hier herkommt, dann mit der Mindestsicherung sozusagen ein ganzes Leben fristen soll und dann noch einen Teil nach Hause schickt. Ich glaube, da müssen Sie aufwachen, und ich hoffe nur, dass sich bei der SPÖ jene durchsetzen, die das auch realistisch sehen und nicht hetzerisch. Es kann Ihnen doch auch nicht recht sein, gerade, wenn wir liberal und progressiv sind, das kann man uns ja nicht so wirklich nachsagen. Aber dass es da einen gewissen Konsens braucht und Werte geteilt werden müssen, sollte auch in großen Teilen der SPÖ mehrheitsfähig sein. Herr Vorsitzender, ich brauche die Redezeit unserer Fraktion auf, also sagen Sie mir, wenn wir ganz am Ende sind. Ich habe dann noch zwei Anträge, die ich auch noch kurz stellen möchte, und zwar die Rückübertragung der außerschulischen Jugendarbeit an den Magistrat der Stadt Wien. Das ist ein ganz ein anderes Thema. Wir hatten jetzt sehr interessante Stadtrechnungshofberichte, aus denen ganz klar hervorgekommen ist, dass diese Vielzahl an Vereinen völlig überfordert ist. Es ist der Magistrat überfordert mit der Kontrolle der Vereine, es sind die Vereine überfordert mit der Einhaltung der rechtlichen Regelungen, also Rechnungsprüfung, Bilanz, Buchhaltung, und so weiter. Und im Zuge der Debatte wegen Befangenheit und Chorherr hat ja auch der ehemalige Stadtrat und jetzige Klubobmann Oxonitsch gesagt, man soll sich nichts antun, hinter diesen Vereinen steht ja die Stadt Wien. Das ist ja genau das, was wir auch immer sagen: Das ist die Stadt und die Stadt braucht keine Vereine, sondern die Stadt existiert ja auch, ohne dass sie Vereine gründet. Das heißt, wenn das kommunale Aufgaben sind, dann soll das der Magistrat machen, und wenn wir auf Vereine setzen, dann sollen das echte Vereine sein, die um Mitglieder werben, wo auch Mitgliedsbeiträge verlangt werden, wo ehrenamtliche Tätigkeiten stattfinden. Aber so diese Mischung, es ist eh die Stadt, das ist letztendlich eine Flucht aus der Kontrolle. Es ist ja nicht in erster Linie Aufgabe des Rechnungshofes, der Magistrat ist überfordert, und auch dort ist offenkundig eine Überforderung da. Daher lautet unser Antrag, bei der außerschulischen Jugendarbeit, aber auch in den Integrationsvereinen, wenn 100 Prozent Gemeindefinanzierung ist, dann soll das auch der Magistrat in eigener Verantwortung machen. Und da habe ich größtes Vertrauen zu den hervorragenden Mitarbeitern der Stadt Wien, dass die das auch können und wir nicht hunderte kleine Vereine brauchen. (Beifall bei der FPÖ.) Mein zweiter Antrag gehört zur selben Themengruppe. Man sieht nämlich auch anhand dieser Rechnungshofberichte, welche Zustände teilweise in diesen Vereinen herrschen, dass da haufenweise In-sich- Geschäfte zwischen Vereinsorganen und den Vorstandsmitgliedern gemacht werden, dass sich da der Obmann selbst dort einmietet und ein Projekt da und dort macht. Da sagt der Stadtrechnungshof eindeutig, dass das missbrauchsanfällig ist und dass hier eigentlich alle Alarmglocken auch läuten sollten. Deshalb, solange es diese Vereine gibt, würden wir beantragen, dass die Förderungsrichtlinien im außerschulischen und Integrationsbereich vorsehen, dass, wenn so ein geförderter Verein ein In-sich-Geschäft mit den eigenen Vorstandsmitgliedern plant, dazu vorab eine Genehmigung durch den Magistrat vorzunehmen ist, dass man hier auch einen Fremdvergleich macht, damit da nicht letztendlich Steuergeld zweckwidrig verwendet wird. Allein der Anschein ist ja schon schlimm genug. Das muss man natürlich auch sagen: Wenn ein Verein ausschließlich seine eigenen Mitgliedsbeitrage verwaltet, dann ist mir das als Nicht-Vereinsmitglied wurscht, was die dort für eine Wirtschaft haben, dann ist es Sache der Vereinsmitglieder. Und wenn da die Rechnungsprüfer nicht hinschauen und die Vereinsmitglieder das akzeptieren, ist das eine reine Sache innerhalb des Vereins, das geht Außenstehende nichts an. Aber diese Vereine haben kein eigenes Geld, sondern nur Steuergeld. Da kann es nicht sein, dass man dann dort Zustände hat, wo Rechnungsprüfer und Vorstandsmitglieder verwandt sind und die eigenen Angestellten auch gleichzeitig Vorstandsmitglieder sind. Das ist eben etwas anderes und daher auch die Bitte um Zustimmung zum Antrag, dass man diese In-sich-Geschäfte jedenfalls einer Vorabgenehmigung unterzieht. (Beifall bei der FPÖ.) In diesem Sinne, die Zeit ist sehr kurz, die Geschäftsgruppe ist sehr groß. Es waren halt ein paar Punkte, die mir wichtig erschienen sind, und ich bitte um Ihr Verständnis, dass wir dem Budget nicht zustimmen werden. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Damit ist die Redezeit für die FPÖ aufgebraucht. Zu Wort gelangt Frau GRin Hanke. Selbstgewählte Redezeit ist 5 Minuten, Fraktionsredezeit ist noch 19 Minuten. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte gar nicht viel auf die Wortmeldung von meinem Vorredner eingehen, aber ein Mal muss ich es doch ganz kurz am Anfang meiner Wortmeldung machen, was in dieser Debatte schon wieder den ganzen Tag von Seiten der FPÖ passiert ist, und ich würde sagen, neuerdings - aber stimmt auch nicht ganz - auch von der ÖVP, ist, dass gegen Menschen gehetzt wird, die Wiener und Wienerinnen sind, die Teil unserer Stadt sind und da ganz viel verallgemeinert wird! Ich möchte kurz ein Beispiel heranziehen, das wir gerade vorhin in der Wortmeldung vom Kollegen Aigner hatten, der über Gewalt an Frauen gesprochen hat, und das herangezogen hat, um darzustellen, dass es angeblich so viele Menschen gibt, die unseren gesellschaftlichen Konsens nicht teilen, die das nicht anerkennen. Ich möchte jetzt ein anderes Beispiel bringen, und ich sage es gleich dazu, nicht, um die Vorfälle, die Sie angesprochen haben, zu leugnen oder in irgendeiner Weise kleinzureden. Ich möchte aber einen gewissen Herrn Wilfried Grießer zitieren, der 2015 für die FPÖ auf Platz 19 bei den Gemeinderatswahlen in Mödling kandidiert hat und der in seiner Stellungnahme zur damaligen Änderung des Strafrechtes geschrieben hat, "gewaltfreie Sexualität einzufordern, ist die Forderung nach Lustlosigkeit", oder dass Frauen es mitunter geradezu lieben, von einem "wildgewordenen Penis" überfallen zu werden. Hierzu die "Zustimmung einzuholen", wäre genau der Verlust dieses Reizes. Das ist ein anderes Beispiel, das man nennen kann. Beides ist nicht Ordnung. Gewalt gegen Frauen passiert überall, in allen gesellschaftlichen Gruppen, in allen gesellschaftlichen Schichten, sie passiert leider überall auf der Welt und sie ist in jedem Fall abzulehnen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Was ich mir aber wünsche und was ich wirklich ein Mal mehr hier einfordern möchte, ist, dass man nicht mit einer Doppelmoral an diese Sache herangeht und dass man Gewalt gegen Frauen, wenn man es ernst meint, überall ablehnt und nicht nur, wenn es darum geht, andere Menschen auszuschließen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich möchte jetzt aber noch auf ein anderes Thema zu sprechen kommen. Kollege Hursky hat vorher gesagt, es gibt in unserer Geschäftsgruppe eigentlich noch viel mehr Themen, die es anzusprechen gilt, über die leider nicht geredet wird, weil es hier immer nur um ein Thema geht. Ich möchte mich dem Thema LGBTIQ in Wien widmen, da auch das für uns ein wichtiges Thema ist, weil es auch da um Wiener und Wienerinnen geht. Die FPÖ nimmt sich immer heraus, für die Wiener und Wienerinnen zu sprechen, schließt aber in Wahrheit einen Großteil der Menschen aus, die in Wien wohnen - das kann man vielleicht auch einmal an der Stelle erwähnen. Uns sind alle Menschen wichtig, die in Wien leben, auch die Personen, die schwul, lesbisch, trans oder inter sind, und für diese werden wir uns auch in den nächsten Jahren verstärkt einsetzen. Angesichts einer kommenden schwarz-blauen Regierung wird das auch mehr als notwendig sein. Wenn wir uns in anderen Ländern umschauen, dann haben wir den Eindruck, dass sich dort die Welt recht schnell weiterdreht, dass sich dort ganz viel bewegt und sich die Gesellschaft so weiterentwickelt, wie es eigentlich für das Jahr 2017 nur normal wäre. In Australien ist gerade per Volksentscheid die Ehe für alle geöffnet worden, auch in Deutschland, wie auch schon in ganz vielen anderen Ländern. Wenn wir nach Österreich schauen, haben wir vor dem Sommer gesehen, dass wir da noch nicht so weit sind. Das liegt aber nicht an den Menschen, die hier in Österreich wohnen. Es gibt immer wieder Umfragen, die uns zeigen, dass es da eigentlich weit mehr als 50 Prozent der Menschen sind, die auf der Seite wären, die Ehe zu öffnen. Es liegt an der ÖVP und FPÖ, die da wieder einmal blockiert haben. Ähnlich wird es sein, wenn wir uns die Frage der Eintragung des dritten Geschlechts anschauen, zu dem in Deutschland jetzt gerade vom Verfassungsgericht entschieden worden ist, dass es diese Möglichkeit geben muss. Auch da sollte Österreich möglichst schnell nachziehen, wenn wir mehr Sichtbarkeit für intergeschlechtliche Menschen schaffen wollen, und vor allem auch Anerkennung. Aber solch großen Gleichstellungsschritte werden uns wohl in den nächsten Jahren nicht begegnen. Ja, es bleibt sogar offen, ob es nicht sogar zu Rückschritten kommt. Umso wichtiger ist es, dass wir in Wien mit der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen eine starke Bündnispartnerin für die Community haben. Wien hat im rechtlichen Bereich schon alle Möglichkeiten ausgeschöpft, für mehr Gleichstellung zu sorgen. Aber in vielen anderen Bereichen können wir noch ganz viel tun, denn es braucht nicht nur rechtliche Gleichstellung, sondern auch ein gesellschaftliches Umdenken, wenn wir Diskriminierung bekämpfen wollen. Meine Zeit läuft davon. Ich möchte trotzdem noch kurz drei Beispiele ansprechen, an denen wir sehen, wie die Wiener Antidiskriminierungsstelle da gute Arbeit macht, gegen Diskriminierung in ganz vielen verschiedenen Bereichen kämpft. Das ist einerseits die Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit zum Beispiel in Krankenpflegeschulen, an der Medizinischen Universität, der Verwaltungsakademie oder in vielen anderen Einrichtungen der Stadt, Sensibilisierung für die Menschen, die mit anderen Menschen arbeiten, die da sehr wichtig ist. Als zweiten Punkt möchte ich noch einmal kurz Bezug auf die inhaltliche Auseinandersetzung der WASt im letzten Jahr nehmen, die unter dem Thema "Homophobe und transphobe Gewalt im öffentlichen Raum" stand. Die Auseinandersetzung mündet jetzt im Jahr 2018 in eine sehr großartige Sache, nämlich in einen Fachzirkel der Landespolizeidirektion Wien im Rahmen des regionalen Dialogforums. In diesem Fachzirkel wird es möglich, dass Menschen aus der Community, aus LGBTIQ-NGOs mit der Polizei zusammenarbeiten, Handlungsanweisungen erarbeiten, die auch dann eingehalten werden. Was wir da geschafft haben, ist, dass nach einem Prozess intensiver Diskussion nach einem Jahr alle wichtigen Akteure und Akteurinnen zusammenkommen und jetzt so handeln werden, dass wir die Sicherheit für LQBTIQ-Personen im öffentlichen Raum in Wien erhöhen können, und das ist eine sehr großartige Sache. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Als letzten Punkt möchte ich noch den nächsten Jahresschwerpunkt ansprechen, der unter dem Motto "LGBTIQ und Behinderung" steht und letzte Woche mit einer sehr gut besuchten, hochkarätig besetzten Fachkonferenz gestartet hat, an der auch viele internationale Gäste teilgenommen haben, WissenschafterInnen, Mitglieder der Communities, ganz unterschiedliche Personen, die klar deutlich gemacht haben, wie wichtig es ist, Diskriminierungsmechanismen auch zusammen zu denken, ihre Wechselwirkungen anzuschauen und sie gemeinsam in Zusammenarbeit mit den Betroffenen auch abzubauen. Es wird auch Thema der "Queeren Stadtgespräche" im nächsten Jahr sein, ebenfalls ein erfolgreiches Projekt. Und was wir da schaffen werden, ist, dass die Stadt wieder einmal auf einer inhaltlichen Ebene Vorreiterin sein wird, sich international vernetzt, die Communities vernetzt und gemeinsam neue Projekte erarbeiten wird. Unser Ziel ist es, Barrieren abzubauen, die, denen die Menschen im Leben, im echten Leben begegnen, aber auch die in den Köpfen. Ein großes Dankeschön an die MitarbeiterInnen der Wiener Antidiskriminierungsstelle an dieser Stelle. Danke für eure großartige Arbeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war 7 Minuten. Für die Restredezeit der SPÖ sind daher 12 Minuten verfügbar. Nächster Redner ist Herr GR Dr. Stürzenbecher. Selbstgewählte Redezeit ist 5 Minuten. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Man sollte, wenn man diese Geschäftsgruppe jetzt diskutiert, natürlich auch einige Worte zu einer Magistratsabteilung sagen, die eine wirklich sehr herausfordernde Aufgabe hat, nämlich die MA 35, Einwanderung und Staatsbürgerschaft. Einerseits, weil man auch an der bisherigen Debatte, wenn man sie verfolgt hat, sehen konnte, dass das immer politisch sehr brisant ist, aber auch, weil die Fallzahlen da natürlich sehr hoch sind und weil wir sich ständig ändernde Gesetze haben. Gesetze, die vom Bundesgesetzgeber beschlossen werden, Staatsbürgerschaften, Art. 11 B-VG, und wir als Land müssen es vollziehen, beziehungsweise die Fremdengesetze, Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, auch Bundesgesetze, die vom Landeshauptmann in mittelbarer Bundesverwaltung vollzogen werden, und auch von der MA 35. Da hat es ja in früheren Zeiten oft durchaus Vorwürfe gegeben, und man kann, wenn man sich jetzt die Zahlen anschaut, wirklich sagen, dass sich die MA 35 auf einem sehr guten Weg befindet. Es sind noch immer steigende Antragszahlen, aber man hat den Output massiv gesteigert, immer mehr erledigt und man hat immer weniger offene Fälle. Ich glaube, auch dafür kann man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MA 35 sehr herzlich danken. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Im Einwanderungsbereich sind die Rückstandszahlen sehr zurückgegangen, um minus 81 Prozent. Die Verfahrensdauer konnte seit 2014 um 48 Prozent gesenkt werden und die Volksanwaltschaftsbeschwerden konnten auf ein Minimum reduziert werden, 2016 genau einmal 6 berechtigte Beschwerden bei 120.000 Verfahren. Das ist also wirklich etwas, das ist im ganz minimalen Promillebereich und das ist eine großartige Leistung. Worauf ich noch einmal hinweisen möchte, ist schon die grundsätzliche Schwierigkeit im Hinblick auf den Vollzug der Einwanderungsbestimmungen. Seit 2005 haben wir beim Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz 25 Mal Novellierungen vom Bundesgesetzgeber erfahren müssen. Und das ist natürlich auch für die Bediensteten eigentlich schwer bewältigbar. Inhaltlich will ich diese Gesetze gar nicht kritisieren, die sind im Großen und Ganzen in Ordnung, sie sind auch von meiner Fraktion mitbeschlossen worden, aber man muss sich wirklich legistisch überlegen, dass man sozusagen die Intervalle zwischen den Novellierungen einfach verlängert und nicht alle paar Monate neue Gesetze beschließt, für die dann wieder neue Schulungen gemacht werden müssen und die wirklich eine sehr hohe Herausforderung für alle Bediensteten bedeuten. Das sollte man unseren Freunden und Kolleginnen und Kollegen im Parlament auch sagen, dass man hier vielleicht ein gewisses Umdenken hat. Bei der Staatsbürgerschaft hat man auch wesentliche Verbesserungen vornehmen können. Die Rückstände haben sich so entwickelt, dass es im Jahr 2014 noch 37.078 Fälle gab, die älter als 6 Monate sind, 2015 gab es gerade einmal 10.524 und 2016 7.163. Also wirklich eine Zahl, die sich sehen lassen kann, wir sind da wirklich auf einem sehr guten Weg. Es ist auch zu berücksichtigen, dass die MA 35 mit Abstand die größte Staatsbürgerschafts- und Einwanderungsbehörde Österreichs ist. Im Jahr 2016 wurden rund 36 Prozent aller Einbürgerungen österreichweit von der MA 35 durchgeführt. Im Vergleich dazu waren in Niederösterreich, das ja etwas mehr Einwohner hat als wir, gerade einmal 13 Prozent aller Einbürgerungen. So gesehen ist der Output wirklich sehr gut, die Leute strengen sich total an und es läuft wirklich gut. Ich kann wirklich sagen, noch einmal herzlichen Dank. Im Übrigen plädiere ich dafür, dass wir dem Budget zustimmen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war an die 5 Minuten. Zu Wort gelangt Frau GRin Mag. Wehsely. Die selbstgewählte Redezeit ist 5 Minuten, die Fraktionsredezeit ist 7 Minuten, die ich auch einstelle. GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely (SPÖ): Ich glaube, ich werde weder sieben noch fünf Minuten brauchen. Ganz kurz noch zu einer, wie ich glaube, wichtigen Ausführung, auch aus dieser Geschäftsgruppe, nachdem sozusagen alle diese Abteilungen, mit denen wir uns hier beschäftigen, bei StR Czernohorszky angesiedelt sind. Vielleicht ist das auch nicht uninteressant für Sie, nachdem Sie ja so viel über Islamisierung und Salafismus und Extremismus sprechen - allerdings ganz ausgewählt Salafismus, denn Rechtsextreme, Nazis, et cetera interessieren Sie ja nicht so. Ein Bericht, wieder einmal vom Wiener Netzwerk Deradikalisierung und Prävention, das Ihnen, glaube ich, ja nicht entgangen sein kann. Ich habe selber schon so oft davon berichtet. Abgesehen davon begründet sich das Wiener Netzwerk für Deradikalisierung und Prävention auf einem Allparteien-Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2014, und zwar im September, wenn Sie sich daran erinnern können. Wir haben seither wirklich eine hervorragende Aufbauarbeit geleistet, die insbesondere unsere Pädagoginnen und Pädagogen, Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter und Menschen im Feld, die sozusagen an der Front stehen und mit anderen Menschen arbeiten sollen, dürfen und wollen, dabei unterstützt, Extremismus zu erkennen, aber viel mehr noch präventiv zu arbeiten und in Demokratiekultur in Wien zu investieren. Es ist so, dass es mittlerweile nach drei Jahren Fordern an die Bundesregierung, und insbesondere an das Innenministerium, Justizministerium und das Außenministerium gelungen ist, dass es ein bundesweites Netzwerk gibt, das im Sommer eingerichtet wurde, das sich - was wir sehr, sehr gerne tun - auf unsere Expertise in Wien stützt, und zwar, wie Sie wissen, das Wiener Netzwerk, angeleitet von der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Warum? Weil wir glauben, dass es ganz besonders wichtig und wert ist, Kinder vor extremen Elementen in unserer Gesellschaft zu schützen, und zwar Richtung egal. Das wurde vom Bund aufgenommen und nach unserem Beispiel wird versucht, das aufzustellen. Es sind die Abteilungen Jugendwohlfahrt, 11, 13, Außerschulische Jugendarbeit und Bildung, wie natürlich auch 17, Integration und Diversität, ganz maßgeblich beteiligt, genauso wie natürlich auch Polizei, Verfassungsschutz, Neustart, aber auch immer wieder gebraucht MA 10, et cetera. Wir werden uns für die Zukunft, also sprich, ab 2018 ansehen, wie wir ohne Doppelung zum Bundesnetzwerk weiter unsere Arbeit leisten - das wird viel in Prävention und Demokratiekultur sein -, werden aber weiterhin auch gerne das Bundesnetzwerk unterstützen. Ich hoffe sehr, dass da weitergearbeitet wird und dass jetzt nach drei Jahren Fordern aus Richtung Wien seriös aufgebaut wird, denn das, was ganz besonders im Bereich der Prävention und der Demokratiekultur und damit auch der Extremismusbekämpfung wichtig ist, ist, jene Menschen zu schulen und zu unterstützen, die vor Ort mit anderen Menschen arbeiten wollen, arbeiten müssen und arbeiten sollen. Das heißt, das ist, glaube ich, ein Verdienst unseres Stadtrates, ein Verdienst der Stadt Wien und dieses Netzwerks. Ein großer Dank an die Kinder- und Jugendanwaltschaft und alle Kolleginnen und Kollegen der Abteilungen, dass wir hier so wirklich bahnbrechende, auch europäisch beachtete Erfolge erzielen konnten in der Extremismusprävention und in einer kommunalen Strategie gegen Radikalisierung und für Prävention, sprich, für unsere Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Danke vor allen an euch, wie ihr da steht, 10, 11, 13, KJA, und so weiter, und so fort, es macht wirklich eine große Freude, mit so vielen Experten und Expertinnen zusammenarbeiten zu dürfen, denen vor allem unsere Kinder und Jugendlichen so am Herzen liegen. Eine letzte Bemerkung vielleicht noch: Wenn sich einmal die Kollegen der FPÖ und der ÖVP wundernd und irgendwie fast ein bisschen betreten lächelnd anschauen, weil eine christliche Gewerkschafterin herauskommt, die ob ihrer Jungfernrede natürlich nicht gestört wird und es keine Zwischenrufe gibt - die es dann natürlich in Zukunft geben wird, wie das immer beim lebendigen Parlamentarismus überhaupt kein Problem ist, ich habe auch sehr gerne Ihre Zwischenrufe -, aber dass Sie sozusagen eine FPÖ rechts außen überholen und man sich da schon denkt, oh Gott, was sage ich jetzt als FPÖ, dass das irgendwie ein bisschen noch ärger ist als eine christliche Gewerkschaft der ÖVP: Da haben Sie wirklich etwas Großartiges geleistet, und das kann ich Ihnen nur sagen. Ich weiß gar nicht, wie man als christliche Gewerkschafterin hier herausgehen und so reden kann. Es ist eigentlich ein Wahnsinn. Ich sage Ihnen auch noch etwas ganz persönlich, diese Minute nehme ich jetzt noch, weil ich sie noch habe: Ich weiß nicht, was Sie glauben, Kollegen von der FPÖ und auch von der ÖVP. Glauben Sie eigentlich, dass Menschen mit Migrationshintergrund, dass Ausländer und Ausländerinnen in unserer Stadt, in unserer Gesellschaft, teilweise hier geboren, nicht mit Staatsbürgerschaft ausgestattet, weil das die Eltern nicht konnten, nicht wollten, weil das Geld dafür nicht da ist, glauben Sie eigentlich, dass die einfach Ihre Putzfetzen sind, dass Sie sich hier herausstellen können und so über diese Menschen reden? (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Was glauben Sie eigentlich, was Sie sind? Glauben Sie, Sie gehören einer Herrenrasse an? Mäßigen Sie sich im Ton, wie Sie über andere Menschen sprechen! (StR DDr. Eduard Schock: Mäßigen Sie sich! Das ist ein Skandal! Mäßigen Sie sich!) Das ist eine Schande für dieses Haus, wie Sie über Menschen in unserer Stadt sprechen, und das ist unzulässig. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war 6 Minuten. Die Restredezeit für die SPÖ ist daher 1 Minute. Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Dr. Aigner gemeldet. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Ich weiß jetzt nicht, Frau Kollegin Wehsely, bei welcher Debatte Sie dabei waren, es war eine im Ton sehr ruhige und unaufgeregte Debatte. Und wenn wir über die Staatsbürgerschaft reden und über die Voraussetzungen (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Ich glaube, ihr wisst nicht einmal mehr, was ihr redet!), dann ist das eine ganz sachliche Sache. Aber ich lasse mir als jemand, der über dieses Thema gesprochen hat, nicht nachsagen, dass wir andere Menschen als Putzfetzen betrachten, sondern wir definieren, das war nicht die Wortwahl, sondern wir haben ganz sachlich und ruhig über die Voraussetzungen an die Staatsbürgerschaft gesprochen. Und das möchte ich hier betonen. Es wird hier niemand als Putzfetzen betrachtet und die Einzige, die sich eigentlich im Tonfall vergriffen hat, war die Letztrednerin. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gelangt Herr Amtsf. StR Mag. Czernohorszky. Seine Redezeit beträgt 15 Minuten. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Mag. Hungerländer, willkommen in unserer Runde! Zu Beginn dieser Diskussion, dieser sehr engagierten Diskussion - danke auch dafür -, hat der Kollege Ellensohn aus einem Buch zitiert, das uns heute ganz in der Früh Kinder aus der Volksschule Wichtelgasse gebracht haben, und hat aus einer Seite zitiert, wo ein Kind, darüber befragt, über seine Rechte nachzudenken, geschrieben hat: "Jedes Kind hat Recht auf Liebe." Ich sage das jetzt deshalb zu Beginn dieser Rede, denn danach hat man sich aus Ihrer Runde ein bisserl darüber lustig gemacht, so nach dem Motto, der Kollege Ellensohn soll über keine Märchen reden und das Kind hat das sicher nicht selbst gesagt, sondern man soll über die Probleme in dieser Stadt reden. Nun, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rede jetzt genau darüber. Heute ist nämlich der 20. November, und das ist deshalb der Internationale Tag der Kinderrechte, weil am 20. November 1989 die UNO-Generalversammlung beschlossen hat, dass es eine UN-Kinderrechtskonvention gibt. Und diese UN-Kinderrechtskonvention, die die Republik Österreich im Übrigen ratifiziert hat, sieht grundlegende, fundamentale Rechte für jedes Kind vor, und zwar jedes Kind auf der ganzen Welt, egal, woher es kommt. Und es macht mich sehr stolz, dass das Budget, das wir morgen hier beschließen, zu einem ganz großen Teil Dinge ermöglicht oder aus Dingen besteht, die zur Verwirklichung dieser fundamentalen Kinderrechte angetan sind. So zum Beispiel das Recht auf Bildung und Ausbildung. Das suchen wir uns nicht aus, das ist unser politischer Auftrag, das Recht auf Bildung und Ausbildung für jedes Kind zu verwirklichen. Und unsere Pädagoginnen und Pädagogen arbeiten daran, zum Beispiel im Kindergarten, dass die Kinder ihre Rechte kennen, aber natürlich zu allererst einmal selbst lernen, zu selbstbestimmten, zu lautstark ihre Rechte artikulierenden mutigen jungen Menschen zu werden. Und im Kindergarten passiert das als Grundlage dieses ganzen Lernprozesses, der sie ein Leben lang begleitet. Deshalb ist mir wichtig, dass ich hier betonen kann, dass wir auch im nächsten Jahr einen sehr, sehr großen Schwerpunkt auf die Kindergärten als erste Bildungseinrichtung legen. Deshalb ist es wichtig, und das unterscheidet Wien auch zu anderen Bundesländern, dass wir einen sehr großen Schwerpunkt darauf legen, dass der Kindergarten erstens einmal für alle Kinder da ist, dass der Kindergarten für alle Eltern auch keine finanzielle Hürde darstellt und dass der Kindergarten für die Eltern eine Möglichkeit darstellt, ihre Kinder gut betreut, aber noch besser gefördert zu wissen, wenn sie selbst arbeiten. Das ist nicht ganz banal. Vergleicht man nämlich Wien mit den anderen Bundesländern, so ist die Luft nach oben, sage ich einmal vorsichtig, außerhalb der Stadtgrenzen zu finden. Allein für die Schaffung 640 neuer städtischer Plätze investiert die Stadt im nächsten Jahr immerhin rund 13 Millionen EUR. Und natürlich geht es nicht nur darum, dass die Plätze einfach da sind, uns und mir ganz persönlich geht es seit meinem ersten Arbeitstag hier in diesem Haus darum, dass jeder einzelne Platz das Kind bestmöglich fördert und dass sich alle Eltern darauf verlassen, dass in den Kindergärten bestmöglich gearbeitet wird. Das mache ich hier, seit ich Stadtrat bin. Im Übrigen nicht nur salafistische, bitte übrigens so wie immer einfach konkrete Nennungen, denn die MA 11 geht allen konkreten Nennungen nach. Aus der Runde kommt selten Konkretes in diesem Hinblick. Aber egal. Mir geht es darum, dass alle Kindergärten kontrolliert und schlechte Kindergärten geschlossen werden. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das haben wir schon immer so verstanden, das wurde aber gerade in den letzten Monaten sehr intensiv betrieben. Übrigens, immer dann ist ein großer Katzenjammer, wenn wirklich ein Kindergarten geschlossen wird. Irgendwann muss man sich überlegen, was man wirklich will. Aber natürlich ist das Schließen eines Kindergartens auch für uns kein Spaß, weil es natürlich für die Eltern eine riesengroße Herausforderung darstellt, möglicherweise während des Jahres einen Kinderbetreuungsplatz für seine Kinder zu finden. Lustig ist das nicht, wenngleich auch notwendig. Und deswegen haben wir aber gesagt, wir wollen mit einem neuen Kindergartengesetz - wir diskutieren das am Donnerstag hier in diesem Haus - Rahmenbedingungen schaffen, damit es gar nicht so weit kommt und dass nur einwandfrei arbeitende Kindergärten und Kindergartenträger mit Pädagoginnen und Pädagogen, die unsere Kinder bestmöglich fördern können, an den Start gehen können. Ich bin dann gespannt, wie es um Ihre Zustimmung dazu ausschaut. Ganz interessant ist auch, dass dieser Tag heute bei der allgemeinen Debatte mit einer Rede von Herrn Kollegen Juraczka begonnen hat, der gesagt hat, 850 Millionen EUR für die Kindergärten sei schon relativ viel. Also, Sie müssen sich irgendwann einmal entscheiden: Soll es jetzt mehr Kindergärten geben, soll es weniger Investition dort geben? Soll das weiterhin für die Eltern kostenfrei sein oder nicht? Sollen Private gefördert werden oder nicht? Wir haben uns entschieden, es soll weiterhin einen starken Ausbau und einen starken Schwerpunkt auf die erste Bildungseinrichtung in unserer Stadt geben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Keine Sorge vor der Vormachtstellung der städtischen Kindergärten. So sehr es sich vielleicht ein Stadtrat oder die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 10 wünschen würden, ich tue es nicht. Es gibt eine großartige Zusammenarbeit. Es gibt keinen Grund zur Angst, bei 58.000 Kindergartenplätzen im privaten Bereich - übrigens von großartigen Trägern, mit denen wir gut zusammenarbeiten - und 28.000 in der Stadt. Im Bund gibt es auch einiges zu tun, vielleicht können Sie das dann auch Ihren Kollegen weitergeben, die die Regierung verhandeln. Wir wünschen uns nämlich, dass ein Kind nicht schlechtere Chancen auf einen Kindergartenbetreuungsplatz hat, wenn es in einem anderen Bundesland geboren ist. Wir wünschen uns, dass es einen bundesweiten Rahmen gibt. Und natürlich würden wir uns auch wünschen, dass alle Bundesländer so viel tun, dass Kindergärtnerinnen und Kindergärtner, Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen bestmöglich ausgebildet werden. Wir haben unsere eigene BAfEP dafür. Ich will nicht nur von Kindergärten reden, sondern auch vom Thema Bildung generell und was unsere Aufgabe ist. Heute ist schon die Sprachförderung angesprochen worden und wie viel wir dafür tun. Nun, oft wird über Studien geredet. Da gibt es eine interessante Studie, die ist irgendwie in der Öffentlichkeit nie zum Vorschein gekommen. Sie wurde vom BMEIA in Auftrag gegeben und da geht es um eine Evaluierung der sprachlichen Frühförderung. Da hat es nie eine Pressekonferenz gegeben. Interessant. Das ist irgendwo auf der Homepage, wenn man fünf Mal klickt, kommt man hin. Und diese Studie kommt darauf, welches Bundesland die sprachliche Frühförderung am besten gemacht hat. Nun, das ist interessanterweise Wien. Und dann könnte man sich natürlich auch denken, in Wien mit den höchsten Flüchtlingszahlen müssten die meisten Mittel vom Bund geflossen sein. Nein, das ist leider nicht so, das ist Niederösterreich. 458 Pädagoginnen sind nach Niederösterreich geflossen von diesem Bundesgeld, 230 nach Vorarlberg, 199 nach Wien. Wie auch immer. Wir machen unsere Arbeit auch hier sehr gut. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das betrifft natürlich auch die Schule, mit sehr, sehr viel Energie - meine Kolleginnen und Kollegen haben das schon gesagt - setzen wir uns daran, dass Kinder bestmöglich lernen können. Das braucht natürlich auch irrsinnig viele Investitionen in immer mehr Schulplatz. Die Kollegen aus Favoriten sind nicht da, sonst hätten sie sich sicher gefreut, wenn ich als Beispiel die Quellenstraße 144 nenne. Ein Haus, das heuer mit Schulbeginn gestartet hat, das wir in zehn Monaten dort hingestellt haben, und das mit dieser unglaublichen Schnelligkeit, aber auch mit dem großartigen pädagogischen Raum kein Einzelbeispiel ist. Jedenfalls investieren wir in unsere Bildungsinfrastruktur. Wir investieren darin, dass der Raum, also der Bildungsraum, die Kinder auch bestmöglich in ihrer Entwicklung fördert. Und wir investieren natürlich auch darin, dass alle Kinder einen Zugang zur Schule haben und alle Kinder bestmöglich gefördert werden. Das betrifft den Ausbau der Ganztagesschule. Und wenn ein Kind zu Mittag nach Hause geht, mit einem Rucksack voller Arbeit, dann sind dort entweder Eltern, die es dabei unterstützen können, oder nicht. Es sind Eltern, die Nachhilfe finanzieren können oder nicht. Und deshalb sind wir mit viel, viel Energie dafür da, die Ganztagesschule weiter auszubauen. Keine Sorgen, liebe KollegInnen von der ÖVP, die Wahlfreiheit gibt es dort nicht, wo es keine Ganztagesschulen gibt. In Wien ist es so, dass jede Mutter/jeder Vater entscheiden kann, kann ich mein Kind individuell bestmöglich fördern - tausend Rosen! -, kann es auch eine Halbtagsschule sein oder finde ich überhaupt einen Ganztagesschulplatz. Darauf sind wir stolz. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vielleicht noch ein Zitat, das ich gefunden habe, das ich dem lieben Manfred Juraczka, der sich nämlich heute überlegt hat, ob die 850 Millionen nicht ein bisschen viel sind, ins Stammbuch schreiben möchte. Es ist vom Rektor der Harvard University: "If you think education is expensive, try ignorance." (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ein zweites, sehr grundlegendes Kinderrecht ist, jedes Kind hat das Recht auf gewaltfreie Erziehung, Fürsorge und elterliche Betreuung. Ich bin schon relativ weit fortgeschritten in der Zeit, möchte aber genau das zum Anlass nehmen, den 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MA 11 ein wirkliches großes Danke für ihre hochprofessionelle Arbeit zu sagen, die eben genau das tun, nämlich Kinder zu schützen und Eltern zu unterstützen dabei, dass unsere Kinder geschützt und geborgen aufwachsen können, mit vielen, vielen Schwerpunkten, die wir auch im nächsten Jahr setzen. So natürlich die Zusammenarbeit mit den Krisenpflegeeltern und den Langzeitpflegeeltern, den ambulanten Hilfen. Übrigens, für die Pflegeeltern gibt es ein neues Anstellungsmodell, auf das wir sehr stolz sind und sehr intensiv auch in einer neuen Aufstellung, einem neuen Organisationsweiterentwicklungsmodell, bei dem es um eine Sache geht, um die es uns generell geht: Im Mittelpunkt steht das Kind, nicht die einzelne Schule - deshalb arbeiten wir an Bildungsgrätzeln -, aber auch nicht die einzelne Profession in der MA 11 - deshalb werden wir uns dort regionaler aufstellen, mit Familienzentren in den Mittelpunkten dieser Regionen als Anknüpfungspunkt aller Familien dieser Stadt. Die Deradikalisierungsarbeit und die vielen Initiativen hat zum Glück meine Vorrednerin gerade erwähnt. Da kann ich es mir jetzt ein bisschen sparen und bleibe mit dem Dankeschön für diese große Arbeit über und mache gleich weiter mit einem weiteren Kinderrecht: Kinder haben das Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung, unabhängig von Religion, Herkunft und Geschlecht. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ob Sie das jetzt anders wollen oder nicht, jedes Kind hat die gleichen Rechte, egal, woher es kommt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Und ich sehe das als meinen Auftrag. Man kann, und das soll man natürlich auch, darüber diskutieren, wie man Migration steuern kann oder nicht. Das ist wichtig, das auf Bundesebene zu tun. Ich sage Ihnen nur etwas: Ob man jetzt die Augen zumacht oder sagt, die sollen alle weg, die Menschen sind da. Und unsere Arbeit ist es, dafür zu arbeiten, dass die Integration bestmöglich funktioniert, dass alle diese Menschen auf eigenen Beinen stehen, sonst gibt es nämlich Parallelgesellschaften, die Sie mit dieser Politik fördern. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Damit das geht, braucht es im Grunde genommen nur zwei Sachen: Eine ruhige Herangehensweise an Fakten und daran, was überhaupt die Herausforderungen sind - die muss man benennen und angehen, nicht als Problem aufblasen -, und dann ist es ganz konkret ganz viel Arbeit. Integrationspolitik ist Arbeit, die wir hier übrigens immer regelmäßig beschließen. Das ist das, wo Sie immer dagegen stimmen. Ganz viel Arbeit. Es ist übrigens auch Integrationspolitik ab dem Tag 1 eine Sache, die dort, wo die Arbeit gemacht wird, nämlich in den Bundesländern, ganz gleich gesehen wird. Die Landesintegrationsreferenten- und -referentinnenkonferenz hat letzte Woche etwas bekräftigt, was sie schon vor einem Jahr beschlossen hat, das ist ein Papier, in dem sich alle Landesintegrationsreferentinnen und -referenten dafür aussprechen, dass Maßnahmen ab dem ersten Tag an natürlich auch für Asylwerberinnen und Asylwerber stattfinden. Weil wir eben nicht warten dürfen und zuschauen, bis jemand vom langen an die Wand Starren - Stichwort GastarbeiterInnengenerationen 1960, 1970 - sich eben schwer tut, auf eigenen Beinen zu stehen, sondern wir sind dafür da, dass das schnell geht . Und das ist unsere politische Arbeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Natürlich steht dahinter ein Gesellschaftsbild, das will ich überhaupt nicht verschweigen. Das wäre ja noch blöder, wenn es nicht so wäre, denn Integration bedeutet ja das Ankommen in einer Gesellschaft und da braucht man eine Vorstellung von einer Gesellschaft. Und unser Gesellschaftsbild ist das Bild einer Stadt, die eben nicht auseinanderfällt. Unser Gesellschaftsbild ist das Bild einer Stadt, wo es keine Banlieus gibt und wo es keine "gated communities" gibt, sondern wo man sich in jedem Grätzel zu Hause fühlt. Und deshalb muss man ganz konkret ab Tag 1 an Integration arbeiten. Ja, ob Sie jetzt uns dabei helfen oder nicht, wir machen das relativ unbeirrt weiter. In der Kinderrechtekonvention steht auch in Art. 8: Jedes Kind hat das Recht auf angemessene Beteiligung und Berücksichtigung seiner Meinung in allen das Kind betreffenden Angelegenheiten - das soll heißen, man soll die Kinder auch fragen und einbeziehen. Ich nehme das jetzt einfach Pars pro Toto zum Anlass dafür, den Kolleginnen und Kollegen aus der MA 13 und der Jugendarbeit ein großes Dankeschön zu sagen, denn, wenn was im Herzen der politischen Arbeit oder der praktischen Arbeit einer Gruppe in unserer Stadt steht, dann eben bei der Jugendarbeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Übrigens derzeit ist gerade - gestern, heute, morgen - das "Österreichische Netzwerk der offenen Jugendarbeit" in Wien, die sich darüber austauschen, wie Jugendarbeit auch im digitalen Zeitalter gut funktionieren kann. Für uns ist das super, weil wir gerade ein Jahr Medienschwerpunkt in der Jugendarbeit hinter uns gebracht haben und auf ein neues Jahr schauen. Da gibt es sehr, sehr viel, was wir voneinander lernen können. Es gibt noch ein Kinderrecht, das ich zitieren kann, nämlich das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung: Danke an die Wiener Bäder, die sehr viel dafür tun, dass dieses Kinderrecht erfüllt werden kann. Im Übrigen gibt es im nächsten Jahr natürlich auch da Neues, das Einsiedlerbad wird zu einem top-modernen Familienbad, dank des großen Engagements des 5. Bezirks, und der Schweizer Garten erweitert seine Flächen. Zum Zentralen Einkauf und dem großen Schwerpunkt beim elektronischen Vergabeprozess zur MA 35, zur MA 3 und zur MA 2 fällt mir jetzt kein Kinderrecht ein, aber eine grundlegende Sache möchte ich sagen: Damit Wien so ist, wie es ist, damit die Dinge funktionieren, die uns stolz auf unsere Stadt machen, braucht es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und die MA 2 weiß ganz genau, wie viele das sind, die MA 2 betreut 111.700 aktive Bedienstete und Pensionistinnen und Pensionisten. Wenn wir heute sagen können, wir sind stolz auf unsere Stadt und wir lieben diese Stadt, dann sagen wir das, weil wir diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die sich dafür einsetzen, dass die Dinge so funktionieren, wie sie funktionieren, die für die Wienerinnen und Wiener arbeiten, das tagtäglich mit riesengroßem Engagement. Dafür möchte ich ein riesengroßes Dankeschön sagen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zur Geschäftsgruppe Bildung, Integration, Jugend und Personal liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Umwelt und Wiener Stadtwerke. Ich schlage vor, die Debatte zu dieser Geschäftsgruppe mit Postnummer 5, das ist der Wirtschaftsplan der Unternehmung Wien Kanal für das Jahr 2018, gemeinsam durchzuführen, die Abstimmung über den Voranschlag der Bundeshauptstadt Wien und den Wirtschaftsplan Wien Kanal jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall, ich darf daher die Damen und Herren des Gemeinderates ersuchen, so vorzugehen. Wir kommen daher zur Beratung der Geschäftsgruppe Umwelt und Wiener Stadtwerke. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ornig, selbstgewählte Redezeit ist 10 Minuten. Ich darf (sich auf eine sich lautstark unterhaltende Personengruppe beziehend) die Damen und Herren hinter der Sitzbank bitten, sich leise oder auch außerhalb des Saales zu verabschieden. Danke schön, dass Sie da waren, auf Wiedersehen. Kollege Ornig, Sie sind am Wort. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Werte Kollegen und Kolleginnen! Ich muss mich entschuldigen, dass ich jetzt nicht sofort direkt auf die Geschäftsgruppe eingehe, da wird vor allem die Kollegin Emmerling dann später sehr ausführlich auf die Finanzen eingehen. Ich persönlich möchte die Zeit nutzen, um ein Thema zu besprechen ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Entschuldigen Sie, Herr Kollege, darf ich noch einmal die Damen und Herren Beamten in den hinteren Reihen bitten, die, die den Saal verlassen, bitten in Ruhe den Saal zu verlassen, die, die bleiben, in Ruhe auch hier zu bleiben! Ich halte die Zeit schon an. - So, jetzt ist das ein Lärmpegel, der mir gefällt. Bitte fortzusetzen. GR Markus Ornig, MBA (fortsetzend): Vielen Dank, danke. Ich möchte gerne über das meiner Meinung nach akute und brennende Thema der Wiener Märkte sprechen. Das Problem ist ja kein neues, ich bin im Sommer bereits hier gestanden, da haben wir es noch detailliert mit dem Wiener Volkertmarkt diskutiert, wo de facto zwei Einzelschicksale offen waren, wo man noch diskutiert hat, ob man vielleicht für Handelsbetriebe Nebenrechte aufmacht, und wir gebeten haben, hier in eine Übergangslösung zu gehen. Damals war es so, dass wir eigentlich mehr oder weniger ignoriert wurden, obwohl die Thematik mittlerweile sehr prekär ist und die beiden Betreiber sogar zusperren mussten. Dann ist etwas passiert, was für mich sehr überraschend war: Es gab eine Anordnung, dass in Zukunft bei Neugründungen keine Nebenrechte mehr für Handelsstände hergegeben werden. Dann sind von 6 oder 7 verschiedenen Märkten 14 Betreiber hier hinter das Rathaus gegangen, haben eine Demonstration gemacht und haben gesagt, es kann doch nicht sein, dass solche Verordnungen ausgesprochen werden, ohne dass die Frau Stadträtin überhaupt mit irgendjemandem redet und haben sie - ganz lieb inszeniert, mit so einem Frühstück - um ein Gespräch gebeten. Dieses Gespräch hat, zumindest sagen mir das die damaligen Aktivisten so, bis jetzt nicht stattgefunden. Wir haben daraufhin im Sommer, als wir gemerkt haben, das Problem betrifft nicht nur den Volkertmarkt, sondern es betrifft fast jeden Markt in ganz Wien, dass wir hier tatsächlich ein schleichendes Marktsterben haben, eine Taskforce gegründet und haben jeden Markt ganz genau analysiert. Da haben wir einzelne Gespräche geführt, hauptsächlich mit den Marktstandlern, und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass es hier ein großes Problem gibt. Die Wiener Märkte haben eine lange Tradition und gehören zum Wiener Stadtbild und sind ganz, ganz wichtig als Grätzelzentren für Jung und Alt, aber es fehlt den Märkten einfach an Dynamik. Und Dynamik (Beifall bei den NEOS.) bedeutet Vielfalt für uns, und Vielfalt bedeutet für uns auch ganz klar ein gutes Zusammenleben zwischen Gastronomie und Handel. Und da möchte ich jetzt eines einmal ganz klar darstellen, weil ich weiß ja schon, wie zumindest medial - der Kollege Valentin lacht mich schon an - hier sofort drübergefahren wird, weil wir sagen, wir wollen ein Miteinander: Die neoliberalen NEOS wünschen sich Fressbeiseln für alle Märkte in Wien! - Das wollen wir genau nicht (Beifall bei den NEOS.), aber wir reden mit den Marktstandlern und hören uns an, was die zu sagen haben, wir hören uns an, was die Probleme sind, und wir hören auch, dass es da natürlich Probleme gibt. Selbst diejenigen, die jetzt schon zusperren haben müssen, die es jetzt nicht geschafft haben, mit diesen acht Verabreichungsplätzen zu überleben, sagen, jetzt gibt es diese neue Verordnung, ich habe investiert in Infrastruktur in meinen Marktstand, damit ich auch Gastronomienebenrechte habe und ich kann es jetzt ... (Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Es gibt keine Neuverordnung!) Ja, es gibt die Anweisung, darf ich kurz den Gedanken fertigführen? Ich nenne es dann auch richtig, so wie es sich gehört. Es ist so, dass diese alle in ihre Stände investiert haben, zum Beispiel die Fischinsel am Volkertmarkt ganze 130.000 EUR in eine Kücheninfrastruktur. Jetzt sagen Sie aber, es darf keine Nebenrechte mehr geben. Stellen Sie sich vor, wie viel Ablöse die jetzt für ihre Gastronomieinfrastruktur bekommt? - Nämlich genau gar nichts, die findet nicht einmal irgendeinen Nachmieter und hängt jetzt völlig in der Luft. Daraufhin sind Sie, Frau Stadträtin, im Sommer hergegangen und haben gesagt, Ende des Sommers gibt es sowieso eine neue Marktverordnung, da schauen wir uns das alles genau an, bitte um Geduld. Jetzt ist der Sommer schon ein bisschen vorbei, wir wissen, draußen ist es ein bisschen kälter geworden, jetzt sagen Sie, medial zumindest - ich freue mich auch schon heute auf die vielen Erklärungen -, dass das im Frühjahr passieren soll. Was wir auch noch gemacht haben: Wir haben nicht nur mit den Betreibern gesprochen, wir sind hergegangen und haben eine neutrale Umfrage bei Public Opinion Strategies beauftragt und haben immerhin 555 Wienerinnen und Wiener befragt. Die Ergebnisse zeigen zum einen, wie wichtig die Märkte für die Wiener Bevölkerung sind, und zum anderen, dass es hier wirklich dringenden politischen Handlungsbedarf von Seiten der Verantwortlichen gibt. Die Wiener Märkte - und das wissen wir aus dieser Umfrage - werden gerne besucht. Drei Viertel aller Befragten haben im letzten Jahr auf einem Wiener Markt eingekauft oder etwas konsumiert. Dass die Märkte auch untrennbar mit der Wiener Identität verbunden sind, zeigt auch eine extrem hohe Zustimmung von ganzen 87 Prozent, wo die Leute sagen, wenn der Markt zusperrt, damit wäre ich nicht einverstanden. Gerade für diese Wiener Kultur sollten Sie sich als Stadtregierung ja stark machen, das fördern und da nicht einfach drüberfahren. Die Realität ist anders, denn wir haben natürlich auch gefragt, ob sich die Stadtregierung ausreichend für die Wiener Märkte und Marktstände einsetzt, und da sagen lediglich 34 Prozent der Befragten Ja oder eher Ja und 46 Prozent sind nicht zufrieden. Der Einkauf von Lebensmitteln - und da gebe ich Ihnen recht, weil ich habe ja immer gehört, die Intention für Sie ist ja, diesen Handel zu schützen - ist Motivation für 53 Prozent, das heißt, über die Hälfte. Damit es aber ein Überleben geben kann, gilt es, die Nebenrechte für Gastroverabreichungsplätze zu sichern beziehungsweise von derzeit 8 Sitzplätzen auszuweiten. Da haben wir ja mit Kollegen Maresch zumindest auch medial jemanden, der sagt, 12 Plätze zum Beispiel wären denkbar. (GR Mag. Rüdiger Maresch: 15!) Darüber können wir reden, das unterschreibe ich, das wäre ein wichtiger Schritt. 15 wären noch besser, alles, was nach oben geht. Damit können die Marktbetreiber und Marktbetreiberinnen, glaube ich, gut leben. Die derzeitigen Einschränkungen sind allerdings überhaupt nicht zeitgemäß und widersprechen extrem den Wünschen der Wienerinnen und Wiener. Denn 87 Prozent der Befragten stimmen zu, dass es an klassischen Marktständen auch weiterhin erlaubt sein soll, an Ausschankplätzen Essen und Trinken zu konsumieren. 87 Prozent! Und da frage ich mich: Wen schützen Sie? Die Händler wollen nicht geschützt werden. Die Gastronomen sagen, super, wir brauchen den Handel so, wie es auch die Gastronomie braucht, es geht um ein Miteinander. Jetzt frage ich mich: Was ist die Intention? Als mich Journalisten gefragt haben, habe ich es nicht erklären können. Die haben gefragt, warum ich glaube, dass die Frau Sima das macht. Ich weiß es nicht. Es fällt mir nichts ein. Ich hoffe, heute vielleicht Licht ins Dunkel bei dieser Angelegenheit zu kriegen. (Beifall bei den NEOS.) Ein kleines Lob kann ich Ihnen aus der Umfrage auch weitergeben, immerhin 73 Prozent sind zufrieden mit dem Erscheinungsbild der Wiener Märkte. Jedoch 67 Prozent der Befragten sagen, dass sich das Angebot auf den Märkten immer stärker verengt und wieder vielfältiger sein muss. Dazu braucht es eben, wie bereits zu Anfang gesagt, ein bunteres und attraktiveres Angebot, und unserer Meinung nach geht das halt mit mehr Freiheiten für die Marktstandler. (Beifall bei den NEOS.) Hier werden aber ganz klar durch diese starren Regelungen Innovationen verhindert und deswegen haben wir auch einen Vier-Punkte-Plan, den wir in einem Antrag einbringen werden. Ich möchte Ihnen ganz kurz unsere Forderungen zusammenfassen, denn ich habe nur mehr 2,5 Minuten, könnte aber noch eine Stunde reden. Es geht uns um Folgendes: Wir wollen die Wiener Marktordnung modernisieren - sie ist veraltet, ich glaube, da sind wir einer Meinung, Sie sagen ja auch, hier braucht es etwas Neues - und an aktuelle Gegebenheiten und Ansprüche anpassen. Sie muss gleichzeitig die Bedürfnisse der Marktstandler und die Wünsche der Kunden umfassend berücksichtigen. Die derzeitige Anweisung des Marktamts, bei Neuvergaben von Ständen keine Gastroverabreichungsplätze mehr zuzulassen, ein sogenanntes Nebenrecht, ist in der Marktordnung bloß eine Kann-Bestimmung. Und deshalb wird diese Situation auf den Märkten immer problematischer. Die Gastronomie soll als Partner und eben nicht als Gegner begriffen werden und deswegen muss diese Kann-Bestimmung unserer Meinung nach abgeschafft werden. Punkt 2: Belebung durch kürzere Leerstände. Wir haben sehr oft die Situation, dass Markstände, vor allem auf den kleineren Märkten, nicht gemäß deren Zweckwidmung verwendet werden. Das heißt, zum einen als Lager, vielleicht auch als Spekulationsobjekt - wo wir wissen, dass größere Immobilienkonzerne plötzlich Marktstände kaufen und keiner weiß, warum. Dem muss man unserer Meinung nach entgegenwirken, denn das zerstört - und ich glaube, da sind wir auch einer Meinung - das Marktbild. Jetzt habe ich einen Stand, der offen hat, dann sind wieder drei leer, dann ist wieder einer offen. Das ist ja irgendwie nicht wirklich spannend für einen Besucher, der wünscht sich einen offenen Markt und diese Vielfalt. Hier fordern wir, dass das Angebot erweitert werden sollte und dass man ganz klar sagt, wenn ein Marktbetreiber einen Stand weitergibt, soll der neue Betreiber maximal sechs Monate Zeit haben - wir können auch weniger machen, aber ich sage, maximal sechs Monate -, um seinen Stand herzurichten, zu renovieren, dementsprechend auszustatten. Ich glaube, ein halbes Jahr ist dafür völlig ausreichend, um dann sofort wieder aufsperren zu können und tatsächlich den Stand nur für den Handel zu benützen. Punkt 3: nichts Neues, flexible Öffnungszeiten. Wir haben die Wienerinnen und Wiener gefragt, was sie denn davon halten würden, wenn die Wiener Märkte auch sonntags offen haben? Und ganze 65 Prozent haben sich dafür ausgesprochen. Das heißt, wir wünschen uns sowohl eine Sonntagsöffnung, aber auch unter der Woche flexiblere Öffnungszeiten für die Marktbetreiber. Das heißt, man geht von Kernzeiten aus - da bin ich bei Ihnen, das ist auch wichtig für das Marktbild -, aber es kann auch sein, dass das abends dann vielleicht anders genutzt wird. Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen: In Jerusalem zum Beispiel haben tagsüber die Markthändler nur Handelsstände und am Abend, ab 19 Uhr ist das reine Gastronomie. Die bauen den Stand jeden Tag um. Aber wissen Sie, wie cool das ist? Tagsüber habe ich einen super Handel und am Abend habe ich eine Fressmeile, um beim Herrn Valentin zu bleiben, aber beides kann sehr gut miteinander existieren. Punkt 4: Dynamik schaffen und Angebot attraktiveren. Das bedeutet, es gibt ja sehr viele freie Flächen auf den Märkten. Warum kann ich nicht hergehen und zum Beispiel Jungunternehmern aus dem Bereich Street Food - wir kennen diese Wägen, die machen mittlerweile eigene Märkte - anbieten, das ist die Fläche, kommt doch vorbei, wechselndes Angebot jedes Wochenende, oder von mir aus jeden Monat. So habe ich immer wieder Neugierde, kann als Marktbesucher sagen, ah, jetzt gibt es wieder Street Food am Samstag oder was auch immer, gehe hin, kann das konsumieren und kaufe natürlich auch im Handel in der Umgebung ein und in der Gastronomie konsumieren. Das heißt Belebung. Und vor allem, und das ist der Wunsch von immerhin 79 Prozent der Wienerinnen und Wienern, die sagen, es braucht mehr diese temporären Märkte, mehr Wochenmärkte, mehr Bauernmärkte. Es würde uns total taugen, wenn da einfach mehr Vielfalt ist. Und genau für diese Märkte soll einfach die Bürokratie wesentlich einfacher werden. Das Marktamt leistet ja gute Arbeit, wie gesagt, ich will ja den Beamten und Beamtinnen hier überhaupt keinen fehlenden Willen unterstellen, aber hier könnte man noch mehr in die Richtung gehen und strategisch mehr als Serviceeinrichtung für diese temporären Märkte agieren, damit ich sagen kann, okay, dadurch schaffe ich Dynamik und Vielfalt. Und kein Händler und kein Gastronom auf den jeweiligen Märkten wird irgendetwas dagegen haben. Über die letzte Idee habe ich auch schon zum Beispiel mit der Wiener Wirtschaftsagentur geredet, die sie pfiffig findet. Es ist eine Einführung der "Langen Nacht der Märkte". Das ist natürlich ein reines Prestigeprojekt, sage ich einmal. Wir haben die "Lange Nacht der Kirchen", die "Lange Nacht der Museen", warum nicht die "Lange Nacht der Märkte"? Wir könnten sehr viel Bewusstsein bilden, wie viele Märkte es eigentlich in Wien gibt. Und es gibt viele an der Zahl, ich glaube, keiner hier kann sie auswendig aufsagen, ich würde mich aber freuen, wenn das jemand kann. Aber, ich kann auch natürlich mit Unterstützung öffentlicher Verkehrsmittel unterschiedliche Märkte bedienen. Ich habe vielleicht am Abend irgendwie Livemusik, habe ein bisschen eine Dynamik bis spät in die Nacht. Man kann an einem Abend hier viel, viel schaffen, um mehr Belebung in die Wiener Märkte zu kriegen. Und das wäre eine sehr schöne Aktion. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit waren knapp 13 Minuten, die Restredezeit für die NEOS ist 10 Minuten. Zu Wort gelangt Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar. Selbstgewählte Redezeit ist 15 Minuten. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Kollege Ornig kaum zu bremsen. Jetzt habe ich mich kurzfristig schon gefreut, dass die Reihen ein bisschen dichter waren gegen Ende der Debatte von StR Czernohorszky, und jetzt spreche ich eigentlich nur zur Kamera, vor mir sitzt jetzt leider niemand mehr. Gut, ich werde mich noch den paar Anwesenden hier links und rechts widmen. (GR Mag. Josef Taucher setzt sich in die leere Mittelreihe.) Ja, Kollege Taucher, perfekt, du hast es jetzt ausgefasst. (Zwischenruf von GR Mag. Josef Taucher) - Ja, danke, Joe, perfekt, danke. Auf dich ist Verlass, vielen Dank. Ich möchte mir für die heutige Debatte drei konkrete Schwerpunkte herausnehmen, da das Ressort ja doch sehr umfangreich ist, auch wenn es nur eines der kleindotierten Ressorts ist. Diese drei Schwerpunkte sind Mobilität, Lebensqualität in der Stadt und Transparenz. Zur Mobilität: Eine hochgradig verfügbare Mobilität ist ja zu einem der wesentlichen Elemente eines modernen Lebens geworden. Mobilität, und ich glaube, da sind wir uns alle einig, steht immer eng im Zusammenhang mit der Umwelt. Wenn wir uns für einen umweltfreundlichen Verkehr in Wien aussprechen, dann müssen dem natürlich auch Taten folgen. Gerade in einer wachsenden Stadt ist die Herausforderung besonders groß - das ist klar -, diesem Ziel des umweltfreundlichen Verkehrs auch gerecht zu werden. Tagtäglich bewegen sich Wienerinnen und Wiener in der Stadt, ob mit der U-Bahn, mit der S-Bahn, mit dem Bus, aber auch viele nach wie vor mit dem Auto, weil sie keine passenden öffentlichen Verkehrsmittel in ihrer Umgebung vorfinden. Und es ist leider nach wie vor der Fall, dass man gerade bei längeren Strecken mit den Öffis viel länger braucht als mit dem Auto. Kürzlich bin ich in einem Seminar mit einem Herrn, der grundsätzlich ein sehr umweltbewusster Mann ist, ins Gespräch gekommen, und er lässt, wie er gesagt hat, auch lieber das Auto stehen und bewegt sich öffentlich fort. Er hat mir erzählt, sein Firmenstandort befindet sich in der Nähe des TierQuarTiers - er wohnt im 23. Bezirk - und er hat schon mehrmals die Öffis von zu Hause in die Arbeit genommen, allerdings braucht er um mehr als das Doppelte länger als mit dem Auto, und er muss sogar drei bis vier Mal umsteigen. Deshalb fährt er jetzt vermehrt mit dem Auto. Das ist der Alltag vieler Wienerinnen und Wiener, und das muss man meiner Ansicht nach ernst nehmen. Das bestehende Angebot, gerade in den Außenbezirken und auch in vielen neuen Stadtteilen, die derzeit in Wien im Entstehen sind, entspricht meistens nicht den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort. Ein weiteres Beispiel dafür ist das Gebiet rund um Monte Laa, auch da passen Angebot und Nachfrage nicht mehr ganz zusammen. Es kommen neue Wohnflächen dazu, man muss mit mehr Menschen vor Ort rechnen, aber die Buslinien beispielsweise reagieren auf diese Veränderungen nicht. Deswegen möchte ich heute bei dieser Debatte ein Mal mehr an Sie appellieren, das Netz der Öffis gerade auch in den Außenbezirken erstens besser auszubauen und zweitens bestehende Buslinien zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern und nachzuschärfen, denn oft schaffen schon kleine Änderungen eine Besserung. Ein erfolgreiches Beispiel dazu ist die Verlängerung der Linie 39A im 19. Bezirk. Es werden sie nicht alle von Ihnen kennen, aber da haben wir es geschafft, dass die Verlängerung von zwei, drei Stationen, das ist ein knapper Kilometer zwischen zwei Tälern, durchgesetzt wurde und so eine Buslinie zwei Täler, zwei Buslinien miteinander verbindet. Viele Anrainer sind glücklich mit dieser neuen Lösung. Dementsprechend möchte ich heute einen Antrag betreffend den Ausbau des Wiener Busnetzes und zur besseren Erschließung der Stadterweiterungsgebiete und der Außenbezirke einbringen. Ein Vorschlag wäre, beim Ausbau des Busnetzes verstärkt private Busunternehmen mit ins Boot zu holen. Kollege Juraczka hat es heute auch schon kurz angesprochen, denn laut Schätzungen kostet der städtische Buskilometer im Vergleich zum privaten in etwa das Doppelte. Ein engmaschiges Netz ist wichtig, aber es ist natürlich nichts wert, wenn man es sich nicht leisten kann. Sieht man sich die Tarife der Wiener Linien an, so sieht man, dass seit 2012 die Tarife um 33 Prozent erhöht worden sind. 2012 beispielsweise, um das in Zahlen zu gießen, kostete die Einzelfahrt noch 1,80 EUR, mit der jetzigen Erhöhung kommen wir auf 2,40 EUR. Es ist ein oft formuliertes Credo, gerade seitens der Sozialdemokratie, den Umstieg auf die Öffis so attraktiv wie möglich zu machen, aber ich glaube, es ist nicht sehr sinnvoll, diesem Vorhaben mit einer Tariferhöhung zu begegnen, vor allem, wenn man den Zahlen der Wiener Linien glauben darf, die zeigen, dass die Zahl der Jahreskartenbesitzer gestiegen ist. Durch dieses Verkaufsplus wollte man ja ursprünglich die billigeren Tarife ausgleichen. Gerade deswegen ist für uns eine Tariferhöhung nicht ganz nachvollziehbar. Auch deshalb möchte ich den Antrag betreffend Rücknahme der Tariferhöhung für die Wiener Linien einbringen. (Beifall bei der ÖVP.) Ein Punkt, mit dem ich das Thema Mobilität abschließen möchte, ist die E-Mobilität. Ich weiß schon, dass die E- Mobilität jetzt nicht grundsätzlich in Ihrem Ressort, werte Frau Stadträtin, beheimatet ist, aber was ich ansprechen möchte, ist konkret der Fuhrpark der Stadt. Dass E-Mobilität eine Chance bietet, die Luftqualität in der Stadt zu verbessern, das wissen wir alle schon sehr lange, es hat aber auch lange gedauert, bis die Stadt erste kleine Maßnahmen setzt, damit die Elektromobilität in Wien endlich Platz findet. Wir begrüßen sehr, dass neue Ladestationen in Wien geschaffen werden sollen, aber Goethe hatte nicht unrecht, wenn er meinte: "Wer Gutes will, der sei erst gut!" - Das heißt, die Vorbildwirkung wäre, meiner Ansicht nach, ein ganz besonders wichtiges Zeichen und auch ein starker Impuls für die E-Mobilität in Wien. Ich komme daher zu meinem nächsten Antrag betreffend E- Autos im Wiener Fuhrpark und würde mich über die Zustimmung freuen. (Beifall bei der ÖVP.) Der zweite Schwerpunkt, den ich heute gewählt habe, ist der Punkt Lebensqualität in der Stadt. Hier fällt natürlich viel hinein und dass da nicht ein Ressort allein dafür zuständig ist, das ist mir ganz klar, da braucht es einen Beitrag von allen. Aber ein Beitrag, den das Umweltressort leisten kann, betrifft beispielsweise die Situation rund um die Wiener Märkte. Dazu hat Kollege Ornig schon sehr viel gesagt, und auch ich möchte in eine ähnliche Kerbe schlagen, denn wir merken auch, dass die Märkte in Wien schon lange etwas stiefmütterlich behandelt werden, nicht nur durch viele Regulierungen, die man den Betreibern aufhalst. Die Marktstandler bewältigen täglich große Herausforderungen, ob das die kleinen Verkaufsflächen sind oder die Konkurrenz zu den Supermärkten, die deutlich längere Öffnungszeiten haben, oder auch die bürokratischen Auflagen. Wir sehen auch, Märkte sind mehr als Freiluftsupermärkte, sie sind Lifestyle-Oasen in dicht verbautem Gebiet, die das Grätzelgefühl fördern. Sie sind Teil der urbanen Lebensqualität sowie Plätze zum Verweilen und Genießen. Abgesehen von den vielen Möglichkeiten, die derzeitige Situation zu verbessern, wie Sanierung der Märkte, flexible Öffnungszeiten, Gastroplätze, Vorrang für regionale Bauern bei den Standplätzen, wünschen wir uns und auch die Wienerinnen und Wiener, dass Märkte auch in Außenbezirken und in neuen Stadtteilen vermehrt zu einem Grätzelgefühl beitragen können. Freizeitgefühl wird aber nicht nur durch die Wiener Märkte vermittelt, durch viele andere Dinge auch. Ein Punkt, der aber auch hier in die Kompetenz des Ressorts fällt, ist die Situation rund um die Alte Donau. Da hält uns auch das Pflanzenwachstum auf Trab, unter dem die Badequalität immer wieder leidet. Wir haben seit 2014 bis 2021 über 6,6 Millionen EUR für Mehrarbeiten beschlossen, und es besteht kein Zweifel daran, dass man auch hier nach alternativen Lösungen suchen muss. Ich weiß, es wird schon viel getüftelt und daran geforscht, und ich möchte meinen Antrag einbringen, der diese Bemühung seitens des Ressorts weiter unterstützen soll. (Beifall bei der ÖVP.) Mein dritter Schwerpunkt, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ist das Thema rund um die Transparenz. Das ist ein Thema, bei dem es jetzt etwas seriöser zugeht. Das ist ein Punkt, den wir leider gerade in diesem Ressort allzu oft ansprechen müssen, denn die Aktenlage ist sehr dünn - zuletzt auch die Geschichte rund um die Umwandlung der Wiener Stadtwerke, zu der wir im Nachhinein auch noch Nachlieferungen bekommen haben Vielen Dank dafür. Aber allein, dass es diese Nachfragen braucht, ist eben schon etwas mühselig. Die Akten sind, wie gesagt, stets dünn. Die Informationen bewegen sich oft auf einem Minimum und sind viel zu wenig für uns Abgeordnete und vor allem natürlich für die Opposition, um sich tatsächlich ernsthaft eine Meinung zu einem Thema bilden zu können. Es werden auch - das hat mich besonders schockiert, möchte ich fast sagen - Terminanfragen an Magistratsabteilungen von uns Abgeordneten seitens des Stadtratsbüros abgeblockt, denn wenn wir etwas wissen wollen, können wir ja im Ausschuss dazu fragen. Ich sage Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, das ist keine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, und wir werden nicht müde werden, diese Vorgehensweise zu kritisieren. (Beifall bei der ÖVP.) Leider bringen auch schriftliche Anfragen oft kein Licht ins Dunkel, meist geben die Antworten seitens des Stadtratsbüros uns das Gefühl, dass wir uns für die Fragen entschuldigen müssen. Man wird abgeschasselt, es wird auf andere Antworten verwiesen, Inhalte der "wien.at"-Seite werden einfach kopiert und eingefügt. Es wird festgehalten, gewisse Anfragen wären zu aufwändig aufzuschlüsseln. Manche Anfragen werden mit Hinweis auf Ausgliederungen abgeblockt. Mir ist es wichtig, gerade auch im Zuge dieser Debatte darauf hinzuweisen, und ich danke gleichzeitig den Ressorts, bei denen die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert. Wozu es außerdem oft keinen Überblick gibt, sind Beteiligungen und Besitztümer von Abteilungen des Ressorts. Erst in einer der letzten Umweltausschusssitzungen wurden Sachkredite beschlossen, beispielsweise für Sanierungsarbeiten eines Schlosses der MA 49 in Niederösterreich. Bisher war uns kaum etwas darüber bekannt, dass beispielsweise die MA 49 beziehungsweise die Stadt Eigentümer dieses Schlosses ist. Das wirft natürlich Fragen darüber auf, was sich noch im Repertoire des Ressorts befindet, nicht zuletzt deshalb, weil es auch in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit der einen oder anderen Liegenschaft gegeben hat, Stichwort Copa Cagrana. Deswegen braucht es meiner Ansicht nach eine transparente Auflistung des Immobilienbesitzes der Stadt, und ich möchte dazu meinen letzten Antrag einbringen. (Beifall bei der ÖVP und von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Wir sehen also großen Handlungsbedarf, nicht nur betreffend das generelle Budget, sondern auch betreffend das Ressort. Es wird Zeit, dass sich da etwas ändert, es wird Zeit, dass wir etwas tun, dass wir das tun, was richtig ist für Wien. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Kollegin Olischar hat 13 Minuten Redezeit verwendet, daher ist die Restredezeit der ÖVP-Fraktion mit 12 Minuten angesetzt. Der nächste Redner ist Herr Kollege Maresch. Die selbstgewählte Redezeit beträgt 10 Minuten. - Sie haben das Wort. GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren! Das waren jetzt irgendwie zwei völlig verschiedene Wortmeldungen, ich möchte aber zunächst einmal auf die Kollegin Olischar eingehen. Sie hat eigentlich begonnen mit: drei Teile, Mobilität. Dann kritisiert sie zum Beispiel, dass wir nichts unternommen haben, dass die Stadt nichts unternommen hat. Auf der Laaer-Berg-Straße fährt übrigens der 68A, ein Gelenksbus, mit einer ordentlichen Frequenz. Ich denke, man muss sich im Grunde genommen da einmal hineinsetzen und dann sieht man in Wirklichkeit, dass die natürlich manchmal voll sind, aber man muss auch bemerken - das steht aber auch im Koalitionsübereinkommen im Fachgruppenkonzept Mobilität -, dass die Stadt beabsichtigt, dort eine Straßenbahnlinie mit einer erhöhten Kapazität zu bauen, und zwar den 67er oder die Linie D dort hinaufzulegen. - Das war das eine. Das Zweite ist: Ich finde das immer interessant, wenn man dann so ein Beispiel nimmt, dass jemand da draußen beim TierQuarTier arbeitet und beim Monte Laa wohnt. (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Im 23.!) - Im 23. Bezirk, wunderbar. Und er fährt mit dem Auto, da ist er irrsinnig schnell. Jetzt gibt es zwei Schlüsse daraus: Die vielgeschmähte Verkehrspolitik von Rot-Grün hat dazu geführt, dass es weniger Staus gibt, sonst wäre er nämlich nicht schneller, wenn er mit dem Auto fährt - erster Punkt. Zweiter Punkt: Dann muss man diesem Menschen einmal erklären, welche Öffis es gibt. Viele Menschen kennen zum Beispiel nicht die Schnellbahn. Diese fährt zum Beispiel vom 23. Bezirk bis in die Leopoldau. Das ist nicht wahnsinnig weit weg vom TierQuarTier, würde ich sagen, da gibt es auch einen Bus hin. Man könnte aber auch zum Beispiel bis zum Praterstern oder vielleicht noch ein Stück weiter fahren und dann hinüber aus dem 22. Bezirk bis zum TierQuarTier. Das geht schon. (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ist das Ihr Ernst?) - Es gibt dort aber auch gar nicht weit weg die U1. Da kann man schon einiges öffentlich machen. Man muss sich einfach davon verabschieden, dass man alleine im Auto sitzt, Musik hört und es draußen stinkt, das ist ja wurscht. Grundsätzlich ist das ein wichtiger Ansatz. Noch einmal: Wenn man mit dem Auto in der Morgenspitze schneller ist als mit den Öffis, dann ist eigentlich kein Stau da - wunderbar! Danke, rot-grüne Verkehrspolitik, man hat den Stau beseitigt, der immer wieder genannt wird, wenn ich mir die ÖAMTC-Geschichte anhöre. Und morgen wir werden wir sicher wieder über den Getreidemarkt reden, wo in Wirklichkeit die Welt untergegangen ist, weil es links und rechts einen Radweg gibt. Aber es ist nicht so, ganz im Gegenteil. (GR Dominik Nepp, MA: Der Stau geht bis zum Rathaus zurück!) Jetzt zum Busnetz: Ja, ich gebe Ihnen recht, es ist immer wichtig, dass man dort, wo neue Siedlungen hinkommen, mit Autobussen zunächst einmal den öffentlichen Verkehr ankurbelt. Ja, das macht die Stadt auch, könnte vielleicht da oder dort besser sein, aber es passiert. Zu den Tariferhöhungen: Tariferhöhungen werden wir bei Schwarz-Blau noch ganz viele bekommen, aber das ist eine Sache, die noch in der Zukunft liegt. Jetzt haben wir eine Tariferhöhung, die wir ausgehandelt haben. Der wichtigste Punkt ist aber, dass die Jahresnetzkarte nicht teurer geworden ist, und zwar schon ganz, ganz lange nicht. Das hat dazu geführt, dass 760.000 Jahresnetzkarten verkauft wurden. Ich möchte nur daran erinnern, vor Rot-Grün waren es um die 200.000, 250.000, jetzt haben wir 3 Mal so viele wie vorher. Es gibt mehr Jahresnetzkartenverkäufe, als es angemeldete PKW in Wien gibt. Das ist Rekord, und zwar Weltrekord der Stadt. Das muss man einmal sehen, und das möchte ich mir nicht kleinreden lassen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Das Wichtigste ist - darauf haben wir auch bestanden, und es hat eine schöne Einigung gegeben -, ja, es gibt Tariferhöhungen. Sagen wir, Erhöhungen, nicht immer dieses ewige Beschönigen von Anpassungen. Es gibt Tariferhöhungen, aber - und das ist wichtig - die Menschen, die eine Jahresnetzkarte brauchen, das sind 760.000, hatten keine Tariferhöhung - das ist ganz wichtig. Zur Lebensqualität in der Stadt: Da sind mir einige Sachen ganz wichtig, und zwar gibt es immer wieder solche Dinge wie Klimaanpassungsmaßnahmen, Hitzeinseln, Parkanlagen. Das ist für mich eine ganz wichtige Geschichte, und da hat die Stadt einiges getan. Es gibt viele neue Parks, es gibt viele neue Klimaanpassungsmaßnahmen. Es gibt zum Beispiel die Wandbegrünungen, es gibt Straßenbäume, es gibt Wasser in der Stadt; da hat sich einiges getan. Man muss aufpassen, alle Magistratsabteilungen haben sehr gute Arbeit geleistet, aber ich nehme heute nur zwei, drei heraus, denn sonst brauche ich zu lange und die Zeit läuft ja wie wild davon. Die MA 22 hat da schon einiges getan, und es geht mir vor allem darum, dass das Netzwerk Natur trotz knapper Kassen weitergeführt wird, erneuert wird. Das finde ich total gut und wichtig. Ebenso das Monitoring bei Natura 2000: Wien hat einige Natura-2000- Gebiete. Das muss man sich anschauen, ob das passt. Aus allen Bundesländern hört man, dass es irgendwie mit Natura 2000 nicht passt, da gibt es immer wieder Nachforderungen. Wien ist zudem kleiner, aber trotzdem haben wir das gut gemacht. Ein wichtiger Punkt ist auch die Biotopkartierung. Wir wollen ja wissen, wie das in Wien funktioniert, wie das in den einzelnen Flächen und Flecken ausschaut. Das muss man alle zehn Jahre machen, um der FFH-Richtlinie und dem Wiener Naturschutzgesetz zu entsprechen. Das macht die Stadt, das macht die MA 22. Was die MA 22 auch macht, ist, den Artenschutz voranzutreiben. Da gibt es ganz viel, und da möchte ich nicht einmal auf die Ziesel eingehen, denn das macht ohnehin nachher der Herr Guggenbichler, falls er heute noch redet. Da passiert jedenfalls ganz, ganz viel. (Zwischenruf bei der FPÖ.) - Ja, ja, ist eh gut, passt eh. Die MA 42 ist die nächste, die ich vor den Vorhang bitten möchte. Es gibt nämlich ganz viele Parks, und es geht darum, dass die Parks so gestaltet werden, dass Menschen, die normalerweise dort immer die Zweiten sind - das heißt, gegenüber den Burschen sind es die Mädchen, es sind Menschen mit Behinderungen, es sind ältere Menschen -, auch diese Parks benützen können. Das ist ganz, ganz wichtig. Ich möchte drei Parks in den Vordergrund stellen: Das eine ist in Wirklichkeit der Umbau des Reumannplatzes, was die MA 28, das ist sozusagen meine Geschäftsgruppe, von der Frau ... (GR Mag. Josef Taucher: ReuMÄDCHENplatz!) - Ja, genau! Beim Reumannplatz nützt man die Gelegenheit, er wird jetzt umgebaut, die Schienen sind herausgekommen. Die Geschäftsgruppe Umwelt und die Geschäftsgruppe Planung und Verkehr machen das gemeinsam. Es geht darum, dass man in einem, wenn man so will, Nicht-Bobo-Umfeld - das ist nämlich ganz wichtig - einen ordentlichen Park, eine schöne Gestaltung in Favoriten macht; mit einem weiteren Umbau der äußeren Favoritenstraße. Der zweite Park, der mir wichtig ist, weil ich da in der Nähe sehr, sehr lange gewohnt habe, ist der Johann- Nepomuk-Berger-Platz. Durch die Gleisumlegungen passiert da einiges. Der Johann-Nepomuk-Berger-Platz war, ich würde sagen, einer der hässlichsten Plätze Wiens, wenn man es genau nimmt. Jetzt kann man natürlich sagen, der kann nur besser werden. Aber nein, das wird ein schöner Park, und es wird, wie ich höre, sogar eine WC-Anlage geben, die vielleicht der Bezirk zahlen muss, aber das ist eine andere Geschichte. Im Wesentlichen ist es aber so, dass der Johann-Nepomuk-Berger-Platz ein Schmuckkasterl in einer Gegend wird, wo es noch einiges zu tun gibt. Der dritte Park, den ich mir ausgesucht habe, ist die "Freie Mitte" im Nordbahnhofviertel. Eine wichtige Geschichte, da wird es auch Wildnis geben, da ist einiges noch zu diskutieren, aber im Wesentlichen ein großes Stadterweiterungsgebiet mit ganz, ganz vielen Neubauten. Da gibt es eine Freie Mitte, eine wilde Mitte, letztendlich auch mit einer schönen G'stättn, wie man in Wien sagen würde. Last but not least möchte ich mir jetzt noch die Märkte vornehmen. Ich wollte eigentlich zuerst etwas anderes sagen, aber nehmen wir einmal die Märkte her. Ich meine, es ist schon gut, wenn Kollege Ornig sagt, was er im Sommer alles und da und dort mit denen geredet hat. Ich war auch am Volkertmarkt, Kollege Ornig, und da ist mir nämlich neben den beiden Damen etwas anderes auch noch aufgefallen. Dort gibt es einen Besitzer, der drei Stände gekauft hat, die am Wochenende zu sind. Das ist ein Problem. Es gibt in Wirklichkeit eine Fläche, wo zum Beispiel die temporären Märkte sein können, wo ein Bauernmarkt stattgefunden hat. Die FPÖ hat Interesse an Direktvermarktung am Naschmarkt, das gibt es übrigens, nämlich am Bauernmarkt hinten. Deswegen werden wir diesen auch ablehnen. Dort ist in Wirklichkeit das Problem, dass das Zusperren und das Aufmachen von Ständen an anderen Tagen in Wirklichkeit den Markt letztendlich an den Rand des Erlöschens bringt. Es sind nicht die zwei Damen mit dem Kaffeehaus oder mit dem Fisch, sondern dort geht es darum, dass man einen Vertrag macht, und das muss man sich anschauen. Der Bezirk, das Marktamt, die Marktstandler müssen gemeinsam schauen - das haben wir auch in den Forderungen gesagt -, wie so ein Konzept für einen funktionierenden Markt ausschaut. Dort funktioniert es nämlich nicht, und zwar nicht auf Grund dessen, was Sie gesagt haben, sondern weil dort jemand die Marktstandeln kauft und zusperrt und weil der Bauernmarkt aus einem einzigen Stand besteht. Ich war einmal am Wochenende dort, das ist ja armselig, wirklich armselig. Wer geht denn dort hin? - Niemand. Da hilft Ihnen auch in Wirklichkeit das Start-up nichts, sondern da müssen sich alle Beteiligten zusammentun, die Stadt, die Standler und der Bezirk, um da etwas herauszuholen. Der nächste Punkt betrifft die Geschichte im Sommer. Ich war auch überall dort, wo Sie waren. (GR Markus Ornig, MBA: Ich weiß!) - Ja, ich weiß, ich habe Sie auch gesehen, wir haben auch miteinander gesprochen. Es war nicht so, dass Sie in Wirklichkeit alleine dort waren, und da denke ich mir: Ja, Sie haben in Ihrem Antrag einige interessante Dinge, aber im Wesentlichen ist es zum Beispiel um die Sonntagsöffnung gegangen. Da bin ich anderer Meinung. Das haben wir gesagt. Wir glauben nämlich nicht, dass man dort einfach aufsperrt und auf Teufel komm raus die Leute arbeiten lässt, weil das ist Selbstausbeutung. Das sind oft Leute, die einfach nur der Mann, die Frau und die Kinder sind, und diese müssen dann von A-Z stehen, sieben Tage in der Woche. Das ist schwierig. Was ich mir vorstellen kann, das ist die Gastronomie. Da kann man schon diskutieren darüber, aber ich will das nicht auf die Art und Weise ... (Zwischenruf von GR Markus Ornig, MBA.) - Sie schreien zum Beispiel, rund um die Märkte soll man Tourismuszonen machen. (GR Markus Ornig, MBA: Macht es!) - Was heißt das? Das heißt, dass dort die Marktstandler unter Druck kommen, denn wer dann nicht aufsperrt, macht in Wirklichkeit kein Geschäft. Das ist in Wirklichkeit eine Sache, die ich mit den Marktstandlern diskutieren möchte. Da hilft mir eine Umfrage bei 555 Leuten auch nichts. Dann gibt es bei Ihrem Antrag, der durchaus diskussionswürdig ist, natürlich auch so interessante Sachen wie: Entfall des Weitergaberechts bei Neuverträgen, wenn ein Stand über längere Zeit nicht für den Verkauf verwendet wird. - Das muss man sich einmal anschauen: Was ist das? Ist das ein Pachtstand? Ist das in Wirklichkeit ein Superädifikat? Ist das Privatgrund oder gehört er der Stadt? - Das muss man sich alles anschauen. Das ist bei allen Dingen ganz anders. Das so hineinzuschreiben, heißt alles und nichts. Ich denke, da sollte man schon einmal darüber diskutieren. Und dann: Machen wir doch in Wirklichkeit die "Lange Nacht der Märkte"! - Das klingt ja echt nett, aber stellen Sie sich vor, am Volkertmarkt mache ich die "Lange Nacht der Märkte"! Da fangen sich die Leute zum Fürchten an, weil da ist es echt enterisch da hinten. (Zwischenruf von GR Markus Ornig, MBA.) - Ja, schon ein bisschen entrisch. Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal am Volkertmarkt waren. (GR Markus Ornig, MBA: Ja, ich war auch dort. Sie haben gerade erklärt, dass Sie mich dort gesehen haben!) - Aber da gibt es andere Märkte, wo es in Wirklichkeit wirklich schwierig geworden ist. Ich gebe Ihnen zum Beispiel recht, dann sagen Sie, na, die Verabreichungsplätze. Die Verabreichungsplätze sind ja schön und gut, aber wenn jeder Stand Verabreichungsplätze hat, dann geht sich das irgendwie mit der Raumaufteilung nicht aus. Stellen Sie sich einmal vor, Sie haben eine Zeile mit zehn Standeln, da kann der am Eck links und rechts etwas machen. Aber da geht es darum, dass man in Wirklichkeit, so wie am Meidlinger Markt, eine Fläche hat, wo man konsumieren kann, was man bei einem Standl gekauft hat, und zwar ohne Zwang. (GR Markus Ornig, MBA: Sagen Sie!) Das ist ein bisschen ein Unterschied zu dem, wenn ich sage, ich habe da draußen 8 oder 15 Verabreichungsplätze, denn dann erdrücken sich die Leute am Markt. Sie können sich zum Beispiel eine ein bisschen enge Situation vorstellen, wenn Sie am Kutschkermarkt sind. Ich habe mir alle Wiener Märkte angeschaut. Am Kutschkermarkt ist es mittendrin so eng geworden, dass man in Wirklichkeit eine Fläche braucht - da ist allerdings auf diese Fläche ein grüner Kasten hingestellt worden, aber ich habe gehört, der kommt jetzt wieder weg -, wo die Menschen konsumieren können, wie einer virtuellen Markthalle, das braucht man. Aber das steht da nicht drinnen. Jetzt noch einmal kurz zu einem wichtigen Punkt, zu einem kleinen Projekt, das mir sehr, sehr am Herzen liegt, und zwar zur Stadtlandwirtschaft - Kollege Taucher wird vielleicht auch etwas dazu sagen -: Es ist deswegen wichtig, weil da ganz, ganz lange am Naufahrtweg ein sogenannter Ex-Biobauer war. Dort sind Bioäpfel mit Wurmgarantie verkauft worden, die hat man schon gehabt. Diese Familie ist dort unter Mitnahme von Heizung und Steckdosen ausgezogen, und die Kleine Stadt Farm hat dort mit Unterstützung der Stadt Fuß gefasst und versucht, Stadtlandwirtschaft zu machen. Ich finde das gut, dass die Stadt dies unterstützt. Damit überlasse ich den Rest dem Kollegen Taucher. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Kollege Maresch hat 14 Minuten geredet. Damit haben wir eine Restredezeit der Grünen Fraktion von 11 Minuten. Als nächster Redner gelangt GR Guggenbichler zu Wort, selbstgewählte Redezeit sind 12 Minuten. - Sie haben das Wort. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist ganz schwierig, nach Rüdiger Maresch zu reden. Erstens muss ich Frau Kollegin Olischar ein bisschen verteidigen, so schlecht war ihre Rede nicht, das war eine ausgezeichnete Zusammenfassung meiner Reden der letzten sechs Jahre. Und inhaltlich war das gar nicht so schlimm. Ich habe das gar nicht so schlecht gefunden, das kann man ja gar nicht so kritisieren. (GR Mag. Josef Taucher: Das ist paternalistisch! - GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Patriarchat!) Was Rüdiger Maresch heute auch noch gesagt hat, und das habe ich sehr ansprechend gefunden, ist, er wird gegen diesen einen Antrag stimmen, denn da gibt es eh einen zweiten Markt, wo man direkt beziehen kann. (Zwischenruf von GR Mag. Rüdiger Maresch.) Lieber Kollege Maresch, ich sage dir ganz ehrlich, du hast deine eigenen Anträge, die in Floridsdorf gestellt worden sind, wo deine eigene Fraktion die Anträge gestellt hat, hier eins zu eins wiedergegeben und gebracht. Das ist die Ernsthaftigkeit, wie man dich nehmen kann. Und man sieht es ja jetzt wieder, es gibt heute einen Resolutionsantrag zum Thema, dass das Umweltbundesamt nicht abgesiedelt werden soll, wo es darum geht, dass 500 Arbeitsplätze in Wien verlustig gehen sollen. Da sage ich ganz ehrlich, da habt ihr wieder bewiesen, dass euch die Mitarbeiter und die Bürger in dieser Stadt wurscht sind, denn man sollte jede Chance und jede Kraft und jede Unterstützung nutzen, damit man diese Arbeitsplätze in Wien erhält. Ich habe euch angeboten, mit euch gemeinsam diesen Antrag zu stellen, und ihr habt das in einer postkommunistischen Art und Weise abgelehnt. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Was war da postkommunistisch?) Es ist euch wurscht, das ist die große Wahrheit! Ihr könntet es ja vielleicht noch, weil es ja Bundesagenda ist, im Parlament zu verhindern versuchen, aber dort seid ihr leider nicht mehr. Das ist einfach das große Pech. (Beifall bei der FPÖ.) Ihr habt nicht einmal mehr die Möglichkeit, im Hohen Haus dagegen zu arbeiten, weil ihr dort schlicht und ergreifend nicht mehr vorhanden seid. Und genau deshalb, wegen dieser Art und Weise, weil ihr keine Haltung habt, weil euch die Mitarbeiter wurscht sind, weil euch die Bürger in Wien wurscht sind, weil euch die Arbeitsplätze wurscht sind, wurdet ihr hinausgewählt. Ich kann mich noch daran erinnern, wie Kollege Margulies vor Jahren gesagt hat: "Schleicht euch raus da! Gut, wenn ihr hinausgeht!" - Schön ist, dass zu euch die Bürger gesagt haben, ihr sollt euch schleichen, und nicht nur Kollege Margulies. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) - Kollege Maresch, man muss einfach probieren, sich selbst ernst zu nehmen, und das tust du offensichtlich nicht! In der letzten Rechnungsabschlussdebatte haben wir ausführlich über die Misswirtschaft im Ressort Sima und über deren mediale Erwähnung diskutiert. Es gibt leider Gottes schon wieder sehr viele Presseartikel seit der letzten Rechnungsabschlussdebatte, und beim heutigen Budget dürfen wir dann wieder ausführlich darüber reden. Die Zusammenfassung meiner letzten Reden hat schon die Kollegin Olischar gemacht. Wir können jetzt zum Beispiel über die Wiener Stadtwerke reden. In der "Presse" ist, glaube ich, gestanden: Da hatte man eine Kandidatin für die Chefetage der Wiener Netze, und dann stellte sich heraus, dass deren Mann kein Roter ist. Die verkündeten hochoffiziell, dass die Tochtergesellschaft der Wiener Netze einen dritten Geschäftsführer bekommt, und das wundert mich schon ein bisschen, da die Frau StRin Sima gesagt hat, dass sie eigentlich versucht, die Geschäftsführer dort abzubauen. Fragt man die Frau Stadträtin, warum sie das gemacht hat, gibt es keine Antwort, wie üblicherweise in ihrem Ressort. Spannend ist aber auch die Umwandlung der Wiener Stadtwerke von einer Aktiengesellschaft in eine GesmbH. Ich darf die Frau Stadträtin aus dem Ausschuss zitieren, wo sie gesagt hat, sie will jetzt die Wiener Stadtwerke näher an die Brust der Stadt rücken lassen und somit auch ihre direkten Durchgriffsrechte massiv ausweiten, ohne irgendeine Bereitschaft, in irgendeiner Art und Weise der Opposition irgendwelche Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Der Antrag war eineinhalb Seiten lang, mit noch weniger Inhalt als diese Seiten, die zur Verfügung standen. Es war inhaltlich nichts drinnen. Dazu kommt die Dreistigkeit, die die Frau Stadträtin an den Tag gelegt hat, wenn wir darüber geredet haben: Worüber sollen wir da eigentlich abstimmen? Es war kein Gesellschaftsvertrag dabei, es waren Gutachten, die wir aus majestätischer Großzügigkeit oder was auch immer - ich kann es nicht abschätzen - jetzt nachgeliefert bekommen haben. Auf die berechtigte Frage, warum man einen Akt überhaupt in den Gemeinderat gibt beziehungsweise warum das überhaupt im Ausschuss beschlossen wird, wenn man keine Unterlagen dazu kriegt, hat sie gesagt, es ist ein Akt der Höflichkeit den Gemeinderäten gegenüber. - Frau Stadträtin, ich muss Ihnen Danke sagen. Es freut mich, dass Sie so höflich sind und dass Sie uns diese Höflichkeit entgegenbringen. Ich glaube aber, dass Sie da im rechtlichen Sinne falsch agieren. Wir haben ein Recht auf Kontrolle. Wir haben das Recht, Ihnen auf die Finger zu schauen, und es ist kein Akt der Höflichkeit, sondern es ist Ihre heilige Pflicht. (Beifall bei der FPÖ und von GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc. - Zwischenrufe von GR Dr. Kurt Stürzenbecher und GR Mag. Josef Taucher.) Aber das ist anscheinend Ihr Umgang mit öffentlichem Eigentum, Frau Stadträtin. Ich sage Ihnen eines: Wien gehört nicht Ihnen, Wien gehört nicht der SPÖ, obwohl Sie es glauben und es auch so leben. Nein! Wien gehört den zukünftigen Generationen, wir haben es uns von denen nur geliehen. Wir haben die Verpflichtung, diese Leihgabe den nächsten Generationen unbeschadet und unbelastet zu übergeben. Und da muss ich sagen: Gerade heute, am Tag der Kinderrechte, sollte man sich das ins Stammbuch schreiben, Frau Stadträtin. (Beifall bei der FPÖ.) Aber die Frau Stadträtin sagt immer, dass das alles nicht so einfach ist. Wir kennen ja schon einen ehemaligen unglücklichen Bundeskanzler der SPÖ, der gesagt hat, es ist alles ein bisschen kompliziert, Sinowatz hat er, glaube ich, geheißen. Ja, es gibt mittlerweile schon mehrere unglückliche Bundeskanzler der SPÖ, der eine wurde nicht einmal gewählt und wieder abgewählt. Aber das ist halt das Schicksal, wenn man schlechte Politik macht und das selbst nicht erkennt. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Ich kenne nur einen Bundeskanzler der Zweiten Republik, der nie von den Bürgern gewählt wurde. Und die erste Wahl, der er sich gestellt hat, hat er dann verloren. Das ist ein Unikum, das ist historisch. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf bei der SPÖ.) Bundeskanzler Kern hat historisch etwas zusammengebracht, was vor ihm noch kein Regierungschef der Zweiten Republik geschafft hat. Man kann ihm nur gratulieren, aber seine Eitelkeit wird das nicht zulassen. Aber wir haben ohnehin gesehen, wie dünnhäutig manche sozialistische Bundeskanzler sind. Interessant ist auch, was ich letzte Woche in den Medien gelesen habe: Wiener Linien 140 Millionen EUR Schaden verursacht? - Worum geht es? (Zwischenrufe bei der SPÖ.) - Na, wie viele Bundeskanzler hat es in der Zweiten Republik gegeben, die nie gewählt und nach 15 Monaten wieder abgewählt wurden, so wie Ihr Bundeskanzler Kern? Sagen Sie mir einen! (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Er kennt die Geschichte nicht und er kennt die Verfassung nicht!) - Sagen Sie nicht, dass ich die Geschichte nicht kenne, darüber gibt es auch andere historische Zitate aus Ihren Reihen! Aber es ist wurscht. Frau Stadträtin, es geht um die Ökostrompauschale und um die Zahlungsmoral der Wiener Linien. Man konnte in den Zeitungen lesen, dass normalerweise pro Stromzähler pro Strompunkt eine Ökostrompauschale fällig ist. In Ihrem Fall ist es so, dass Sie für die Wiener Linien nur einen Zählpunkt angegeben haben und sich somit seit 2006 140 Millionen EUR erspart haben. Lustigerweise ist es aber so, dass jeder Bürger die Ökostrompauschale zahlen muss. Es ist sehr bezeichnend für Sie - so kenne ich Sie auch aus Ihrer Umweltpolitik -, dass es Ihnen als Umweltstadträtin passiert, dass Ihre eigenen Unternehmen in Ihrem Ressort die Ökostrompauschale nicht zahlen können oder auch nicht zahlen, das ist ja besonders bezeichnend. Aber so leben Sie auch die Umweltpolitik. Ihnen ist der Ökostrom offensichtlich wurscht, denn sonst hätten Sie dort eine korrekte Abrechnung gemacht. Interessant ist nämlich, dass nur Wien das nicht zahlt. Linz zahlt, Graz zahlt, Innsbruck zahlt. Diese Städte zahlen pro Abnehmepunkt die Ökostrompauschale. Nur die Wiener Linien haben nur einen Abnehmepunkt und sparen sich damit Millionen in vielen Jahren. Aber das ist Ihr Zugang zur Umweltpolitik, und damit werden Sie selbst leben müssen, Frau Stadträtin. Das ist bedauerlich, das ist wirklich bedauerlich, denn dieses Medium hat dann nachgefragt, warum das nicht bezahlt wurde, und es wurde gesagt, das haben wir im Sommer gesetzlich repariert. Dann haben sie gefragt, welches Gesetz das ist, und darauf hat es dann keine Antwort mehr gegeben. Es gibt einen Informanten, der sagt, dass das schon ein bisschen ein Problem ist, denn wenn das gesetzlich rückwirkend repariert wurde, dann hätten eigentlich alle anderen Städte das Recht, diese Geldmittel zurückzufordern. Somit machen Sie den Strom für die Bürger wieder teurer. Sie machen teuren Strom, einerseits, weil Sie sich weigern, Ihre eigenen Gebühren zu zahlen, und andererseits durch eine angebliche gesetzliche Reparatur, die einstimmig war. Vielleicht können Sie mir noch genau erzählen, wie das ist, das würde mich schon interessieren. Sie haben nämlich auch nicht auf diese Medienartikel repliziert, da kommt von Ihnen nichts, und das ist ein bisschen wenig, bei 140 Millionen EUR, die Sie auf den Rücken der Bürger abgeladen haben. Das finde ich eigentlich schon ziemlich dreist von Ihnen. Aber das ist eben die Umweltpolitik der Stadt Wien. Aber wo ist die Frau Stadträtin gut? - Das kennen wir schon seit Jahren, sie ist gut beim Erhöhen von Gebühren, das hat sie immer schon gemacht. Sie hat zum Beispiel die Friedhofsgebühren seit 2011 um 46 Prozent erhöht, dann die Gebühren von Märkten, zum Beispiel am Karmelitermarkt um 7,8 Prozent - wir haben heute schon über Märkte geredet -, dann den Fernwärmetarif um 8,2 Prozent 2011, 2012 noch einmal um 7,9 Prozent. Jetzt hört man, dass die Bereitstellungsgebühr ohne Ankündigung vom letzten Jahr auf das heurige Jahr auch wieder erhöht wird. Da wird man sich noch die Rechnungen anschauen müssen, vielleicht reden wir noch einmal darüber, wie hoch der Prozentsatz dort dann ist. Wien Kanal: Erhöhung um 6 Prozent 2011, noch einmal um 4 Prozent 2015. Das Wasser: Das wissen wir auch schon, da haben wir schon oft darüber geredet. Nach der Privatisierung der Seisensteinquelle haben Sie das Wasser um 33 Prozent erhöht, in Summe sind es jetzt über 40 Prozent mit dem Valorisierungsgesetz. Frau Stadträtin, zu den Wiener Linien haben wir heute schon über das Jahresticket geredet. Das ist nicht ganze Wahrheit, aber so ist eben die grüne Politik, man erzählt ein bisschen die halbe Wahrheit. Ihr habt nämlich 2013 um 11,1 Prozent die Einzelfahrscheine und um 7,1 Prozent die Wochenkarte erhöht, dann 2014 noch einmal um 4,8 Prozent die Einzelfahrscheine und um 5,3 Prozent die Wochenkarte. Gleichzeitig hat diese Stadtregierung eines gemacht, sie hat den Heizkostenzuschuss ersatzlos gestrichen. Das ist Ihre soziale Politik! Sie weigern sich, eigene Gebühren zu zahlen, wobei Sie jeden Bürger dazu verpflichten, sie zu zahlen. Weiterhin sackeln Sie die Bürger aus und die Förderungen streichen Sie. Nein danke, Rot-Grün, kann ich dazu nur sagen. (Beifall bei der FPÖ.) Abschließend darf ich noch drei Anträge einbringen: Die Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt, Wiener Stadtwerke wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, den Standbetreibern auf den Wiener Märkten einen Direktvertrieb zu ermöglichen. Das war mir bis heute nicht klar, ich habe das nicht gewusst. Das wissen nicht viele, dass man da bei Großhändlern einkaufen muss und gar nicht direkt vertreiben darf. Das wäre ganz wichtig, sich dafür einzusetzen, da es gerade um die Nahversorgung geht. Gerade die Nahversorgung sollte uns wichtig sein, auch im Sinne der Ökobilanz, obwohl Ihnen der Ökostrom wurscht ist, Frau Stadträtin, das wissen wir schon. Es ist auch ganz wichtig, glaube ich, weil Sie mit Geld offensichtlich nicht umgehen können, dass der Wiener Gemeinderat sich ausdrücklich dafür ausspricht, dass die Abschaffung des Wiener Valorisierungsgesetzes durchgesetzt wird. Schließlich haben wir noch einen Antrag - wir haben schon darüber geredet - zum Thema Kosten der Tierschutz- Helpline. Es wäre uns wichtig, dass man diese öffentlich macht beziehungsweise dass da unter Einhaltung der Prinzipien der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit agiert wird. Diese Anträge möchte ich gerne einbringen. Ich danke für die Aufmerksamkeit und wünsche noch einen schönen Abend. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Der Kollege hat seine 12 Minuten Redezeit verbraucht. Das heißt, die Restredezeit der Freiheitlichen beträgt 26 Minuten. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Valentin. Selbstgewählte Redezeit sind 10 Minuten - Sie haben das Wort. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ich möchte zuerst einmal den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses, der Abteilungen, des Büros der Frau Stadträtin sehr herzlich für die tolle Arbeit, für den tollen Budgetvollzug und auch für die Ausarbeitung des Budgets, das uns heute vorliegt und das wir morgen beschließen werden, danken. Herzlichen Dank für die tagtägliche Arbeit für die Wienerinnen und Wiener! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN sowie von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Lassen Sie mich - sieben Minuten sind kurz - mit Kollegin Olischar anfangen. Es muss schon erhebend sein, wenn Kollege Guggenbichler Ihnen die Zensuren gibt. Ich meine, so weit möchte ich es auch einmal bringen, vielleicht verraten Sie mir einmal, wie Sie das zustande gebracht haben, ich bin es Ihnen fast neidig. Aber jetzt ernsthaft: Wenn Sie Lebensqualität, Mobilität und Transparenz sagen, dann würde ich das gerne abarbeiten. Nennen Sie mir die Stadt in Europa, wo 24 Stunden Mobilität an 365 Tagen für einen Bürger, für eine Bürgerin 64 Cent kosten! (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich sage ja nicht, dass das schlecht ist!) 64 Cent für die Mobilität für jeden Wiener und jede Wienerin, die 62 Jahre und älter sind. Zeigen Sie mir eine Stadt, die das zusammenbringt, zeigen Sie mir eine Stadt! Ich gebe Ihnen recht, Mitarbeit, Teilhabe an Kultur, Partizipation am demokratischen Recht gehören zur Mobilität, da bin ich zu 100 Prozent bei Ihnen. In keiner anderen europäischen Stadt gibt es das um diesen Preis. Ich kann Ihnen gerne aus meinen Presseaussendungen zitieren, aber Sie werden sicher gelesen haben, dass der europäische Durchschnittspreis für Netzkarten bei 780 EUR liegt. Keine andere Stadt ist so preisgünstig und wird es weiter bleiben, und in keiner anderen Stadt finden Sie, meine Damen und Herren, mehr Netzkartenbezieher als angemeldete Autos. Das ist der Garant dafür, dass der Weg richtig ist und dass wir diesen Weg fortsetzen werden, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Und wenn Sie jetzt von Lebensqualität sprechen - das haben Sie mir jetzt aufgelegt, Kollegin Olischar, und ich werde nicht nachträglich die guten Zensuren machen -, dann sage ich Ihnen: 8 Mal hintereinander Lebensqualität Nummer 1 von 236 Metropolen weltweit, gewählt nicht nur nach Kriterien für Manager. Ich weiß, jetzt kommt wieder die Geschichte über die Manager, die großkopferten. Nein, da geht es um die Sicherheit, da geht es um die Qualität der Öffis, da geht es um das Schulwesen, um Grünanlagen und vieles andere mehr. Und da waren wir 8 Mal hintereinander die Nummer 1. Also wenn das Lebensqualität ist, meine Damen und Herren, dann sind wir spitze, und ich danke Ihnen, dass Sie mir das Hölzerl geworfen haben. Wir sind stolz darauf, und wir leisten gemeinsam mit den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Stadt sehr viel, dass diese Lebensqualität weiterhin diesen Stand hat. Meine Damen und Herren, Sie können sicher sein, dass wir auch anstreben werden, auch das neunte Mal diesen Titel zu bekommen. Meine Damen und Herren, zur Transparenz: Wir haben einen Akt vorgelegt, und Sie haben das Beispiel der Umwandlung der Aktiengesellschaft in eine GesmbH gebracht, das wir am Mittwoch besprechen werden. Sie haben Fragen gestellt und das, meine Damen und Herren (ein Schriftstück in die Höhe haltend), für die Damen und Herren, die das nicht wissen, das ist das Konvolut an Fragen, die Sie gestellt haben, die dann auch beantwortet werden. Und wenn Sie sagen, das funktioniert nicht, dann frage ich: Was ist das dann? (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Nachträglich!) Was ist das? (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ein Nachtrag!) - Wir können ja nicht ahnen, welche Fragen Sie bei einem riesen Konvolut stellen werden. Sie haben die Fragen gestellt und hier sind sogar die Originalgutachten, die nachweisen, dass dieser Vorschlag ein sinnvoller und guter ist, aufgelistet, meine Damen und Herren. Mehr an Transparenz kann man nicht liefern, meine Damen und Herren. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Nach dem Beschluss!) Deswegen gibt es ja auch einen Dialogprozess, Herr Kollege Guggenbichler. Deshalb ist auch der Akt zuerst im Ausschuss, um dieses Frage-und-Antwort-Spiel zwischen Opposition und Regierung zu ermöglichen. Und dass das in der Praxis funktioniert, zeigt dieser Beleg. Zeigen Sie mir eine Frage, die zu diesem Geschäftsstück nicht beantwortet worden ist! Alle Ihre Fragen sind beantwortet. Ich hoffe, Sie werden uns auch in der Frage, die wir dann am Mittwoch diskutieren werden, unterstützen. Es geht um ein Unternehmen, das man nicht um Geschäfte zu machen führt, sondern deshalb, um Daseinsvorsorge für die Wienerinnen und Wiener zu leisten. Deshalb machen es ja wir und kein multinationaler Konzern, der dann irgendwo auf irgendwelchen Inselgruppen die Gewinne abführt. Wir machen das deshalb, damit keiner sich an der Notwendigkeit der Daseinsvorsorge der Wienerinnen und Wiener bereichern kann. Daher ist es klar, dass wir auch ein Lenkungsrecht haben. Ich komme auch schon zum Bereich, den Kollege Ornig vorgestellt hat: Ja, wir machen die Märkte deshalb, weil wir den Anspruch haben, dass die Menschen Lebensmittel aus der Region, Dienstleistungen aus der Region möglichst preisgünstig, möglichst frisch, möglichst gesund bekommen. Wir haben die Märkte nicht deshalb ursächlich, damit wir einen Teil der Gastronomie Wiens fördern, noch dazu im Wettbewerb zu anderen Gastronomieformen. Deshalb ist es notwendig, dass, wie es in der Marktordnung jetzt festgeschrieben ist, die weiter zu diskutieren sein wird, nicht mehr als ein Drittel an Gastro drinnen ist. Was Sie mit den Nebenrechten ableiten, ist ein Teil der Gewerbeordnung, aber nicht der Marktordnung. Und ich sage Ihnen, wenn wir als Verwalter der Steuermittel der Wienerinnen und Wiener, wenn die Wienerinnen und Wiener, um einen Nahversorgungsauftrag für sich selber zu erfüllen, einen Großteil der Kosten dieser Märkte bezahlen (GR Markus Ornig, MBA: 87 Prozent!), dann tun sie es nicht, damit sie irgendeine Gastronomie fördern. Wenn Gastronomie dazugehört, um das attraktiv zu machen, ist es ein Teil davon, und ein Drittel der Gastronomiebetriebe ist in der derzeitigen Marktordnung festgeschrieben, ein Drittel! Die Nebenrechte finden Sie ausschließlich im Gewerberecht, aber nicht in der Marktordnung. Und wenn das ein geförderter Preis ist, meine Damen und Herren, dann haben wir auch das Recht, diese Punkte, diese wesentlichen Ziele für die Wienerinnen und Wiener zu sichern. (GR Markus Ornig, MBA: Das sind nicht die Ziele der Wienerinnen und Wiener!) Jetzt sage ich Ihnen noch etwas dazu, meine Damen und Herren, wenn jemand ... (GR Markus Ornig, MBA: Worunter leidet denn der Markt?) - Ich habe Ihnen auch zugehört, ich weiß, das ist schwer, aber versuchen Sie es vielleicht! Ich spreche jetzt über den Hannovermarkt, denn da kenne ich mich aus, das ist mein Wahlkreis: Wenn dort ein Stand in der Mitte im Monat 250, 300 EUR kostet, was tatsächlich ein subventionierter Preis ist, dann wird man auch Rahmenbedingungen, wie Kernöffnungszeiten und vieles andere mehr, akzeptieren müssen, sonst kann man ja woanders ein Geschäft aufmachen. Ein Konsumieren einer sozusagen besonderen Verkaufssituation auf den Wiener Märkten hat auch zur Konsequenz, dass man sich an gewisse Spielregeln hält. Das tun wir für die Wienerinnen und Wiener, das tun wir für das - das haben Sie richtig zitiert -, was die Wienerinnen und Wiener wollen, nämlich jeden Tag frische Ware möglichst preisgünstig aus der Region zu kaufen, verbunden mit Gastronomie, verbunden mit anderen Attraktivitäten, grundsätzlich aber, um die Nahversorgung zu sichern, zu einem Preis, der sinnvoll ist, zu einem Preis, der den Menschen entgegenkommt. Dafür stehen wir auch, und für diese Rechte, nämlich Lebensmittel auf einem Markt kaufen zu können, setzen wir uns ein und dafür werden wir uns auch weiterhin einsetzen. Das ist auch das Ziel der Märkte in Wien, welches wir in der Tat verfolgen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.) Ich habe etwas für die Österreichische Volkspartei mitgebracht, man soll ja nicht ohne Geschenke in Debatten gehen. Kollegin Olischar, es gibt in der Chemie so etwas wie den Lackmustest, ich habe Ihnen den Blümel-Test mitgebracht. Ich möchte gerne wissen, ob der Herr Blümel zwischen seiner Rolle als Wien-Politiker und als Bundespolitiker, der vielleicht bald in der Bundesregierung sitzen wird, unterscheiden kann, was ihm wichtiger ist. Wir haben hier einen Antrag, der zum Inhalt hat, das Umweltbundesamt nicht widerrechtlich aus Wien abzusiedeln, entgegen des Willens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, entgegen jeder ökologischen Vernunft, nämlich Arbeitswege zu sparen, entgegen jeder auch finanztechnischen Vernunft, weil eine Übersiedlung viel, viel Geld kosten würde. Geben Sie sich einen Ruck, zeigen Sie, dass Sie für die Wienerinnen und Wiener, dass Sie für den Standort Wien da sind, unterstützen Sie den Antrag und stoppen Sie Ihren ÖVP-Minister Rupprechter, der offensichtlich mit Niederösterreich einen Deal geschlossen hat, Arbeitsplätze nach Niederösterreich zu verlagern und zeitgerecht für die niederösterreichische Wahl der Frau Landeshauptfrau ein Geschenk zu machen! Zeigen Sie, dass Sie Wiener Politikerinnen und Politiker sind, zeigen Sie, dass Sie auf der Seite der Wienerinnen und Wiener stehen und unterstützen Sie diesen Antrag! (Beifall bei der SPÖ.) Es gäbe noch viel zu sagen, besonders zu den Fragen, die Kollege Guggenbichler angeschnitten hat, dazu, was er da an Generalkritik im Ausschuss formuliert hat. Ich sage Ihnen, dass wir uns bemühen, eine Diskussionskultur mit der Opposition aufrechtzuerhalten, die davon gekennzeichnet ist, dass wir Ihnen die gewünschten Unterlagen, so sie nach datenschutzrechtlichen Gründen freizugeben sind, zur Verfügung stellen, dass wir aber auch sagen, es ist nichts Böses, wenn Sie uns etwas in der Ausschusssitzung fragen, denn alle Ihre Fragen können wir nicht erahnen. Meine Damen und Herren, wir haben eine lange Diskussion im letzten Jahr bezüglich der Ausstattung der Aktenstücke geführt und wir haben uns auf einen Standard, den wir auch erfüllen, geeinigt. Ich denke, das ist ein leicht eingeschlafener oder eingefrorener Posthornton, der im Gegensatz zum Klima steht. Jetzt wird es Herbst, normalerweise frieren solche Töne ein, bei Ihnen dürfte es ein bisschen anders sein, bei Ihnen ist offensichtlich der Frühling dieser Töne angebrochen, aber es ist ein alter Posthornton, der schon lange nichts mehr mit der Ist-Zeit und mit dem Gebaren in der Geschäftsgruppe zu tun hat. Noch einmal herzlichen Dank an alle, die für dieses gute Budget, für den Budgetvollzug, für die vielen Tausenden guten Ideen, die dahinterstecken, verantwortlich sind. Ich lade Sie ein, konstruktiv gemeinsam mitzuwirken, damit diese Stadt schöner und noch besser wird. Sie haben morgen die Möglichkeit, das zu tun, indem Sie nicht nur dem Budget der Geschäftsgruppe zustimmen, weil das können Sie alleine, sondern dem gesamten Budget. - Ich danke Ihnen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Kollege Valentin hat 12 Minuten Redezeit gebraucht. Restredezeit für die SPÖ-Fraktion sind 28 Minuten. Nächste Rednerin ist Frau Kollegin Emmerling. Redezeit sind 10 Minuten, das ist auch die Restredezeit der NEOS. - Sie haben das Wort. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Danke, Herr Vorsitzender. Sehr geehrte Frau Stadträtin! Werte Kolleginnen und Kollegen! KollegInnen im Ausschuss, vor allem im Umweltausschuss! Es war bis jetzt eine sehr bunte Debatte mit vielen verschiedenen Themen. Das hat das Umweltressort so an sich, weil wir da auch die Wiener Stadtwerke drinnen haben, die Märkte drinnen haben. Wir haben schon gemerkt, über Umweltthemen per se, Projekte im Umweltbereich reden wir eigentlich kaum, denn da gibt es keine ideologischen Überschneidungen, da sind wir uns alle einig, das wird auch immer von allen Oppositionsparteien unterstützt. Was wir in der vorigen Debatte aber gemerkt haben, ist, dass wir eindeutige Marktexperten hier in unserer Runde haben, das ist einmal schön zu hören. Kollege Valentin weiß genau, was die Wienerinnen und Wiener brauchen und wollen, nämlich die Lebensmittel auf dem Markt und den Handel und die regionalen Produkte. Er hat dabei aber vergessen, der Grund, warum die Leute zum Markt gehen, ist unter anderem die Gastronomie, denn diese konkurriert nicht den Handel, sondern die Konkurrenz der Märkte sind der Supermarkt oder das Einkaufszentrum, wo ich dann noch auf einen Kaffee gehen kann und etwas zu Mittag essen kann. (Beifall bei den NEOS.) Das hat sich gewandelt, man geht nicht mehr nur auf den Markt, um einzukaufen, sondern man verbringt ein paar Stunden zu Mittag, nachmittags, klassisch am Samstagvormittag, um auf einen Markt zu gehen, um sich dort vielleicht sogar mit Freunden zu treffen, um einzukaufen und zu konsumieren. Das sollte Hand in Hand gehen. Wie gesagt, wir haben auch die Studie in Auftrag gegeben, aber anscheinend gibt es da mehr Expertise in Ihrer Person. Kollege Maresch weiß auch ganz genau, was die Märkte brauchen. Er hat anscheinend mit allen gesprochen, er weiß nämlich für jeden einzelnen Markt ganz genau, wie viele Plätze man wo aufstellen muss, damit das perfekt funktioniert, das ist interessant. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Ich war immerhin dort!) Aber jetzt möchte ich zu meinem eigentlichen Thema kommen: Wie gesagt, Umweltthemen sind jetzt nicht so en vogue beziehungsweise ohnehin immer sehr einstimmig beschlossen. Bei einigen Themen erwarte ich mir von der Stadtregierung im Umweltbereich aber doch ein entschlosseneres Vorgehen, und vor allem muss auch Schluss damit sein, sich manche Sachen irgendwie nach Gutdünken zu richten. In diesem Zusammenhang möchte ich vor allem die sehr nachlässige Auslegung des UVP-Gesetzes ansprechen, vor allem, wenn es um Gebiete geht, die von der Stadtregierung möglichst schnell für große Erschließungsgebiete umgewidmet werden müssen, nur weil die keine Erschließungsstraße haben. Aber ich bin mir sicher, dass wir da bei nächster Gelegenheit noch konkreter darüber sprechen werden. Ein zweites Thema ist die Transparenz - heute auch schon oft erwähnt. Das geht über die Förderanträge, wo wir nicht genau wissen, warum hier wie viel gefördert wird, welche Förderwerber keine Förderung bekommen, oder jetzt auch die Vorgangsweise bei so weitreichenden Beschlüssen wie bei den Wiener Stadtwerken. Aber ich glaube, das werden wir am Mittwoch noch debattieren, das werde ich jetzt auslassen. Was wir hier immer wieder debattieren, ist der Bereich, der ebenfalls in die Geschäftsgruppe Umwelt fällt, und deswegen ist es auch so umfangreich. Das sind die Gebühren, besonders im Bereich Wasser und Müllabfuhr. Und ja, es stimmt, das wurde auch öfters gesagt. Ich habe mir jetzt die Zahl nicht gemerkt, wie viel einen Wiener, eine Wienerin das Wasser am Tag kostet, aber darum geht es überhaupt nicht, es geht um die Kostendeckung. Da ist es alle Jahre wieder so, dass wir über die Kostendeckungsgrade hinausgehen und ein bisschen eine Handkassa für das Ressort über bleibt, die man verwenden kann. Wenn man dem Gebührenspiegel Glauben schenken kann, dann haben wir beim Wasser einen Kostendeckungsgrad von 118 Prozent, beim Müll sogar 129 Prozent. Der Gebührenspiegel ist nie so recht nachvollziehbar. Auch der Rechnungshof hat das schon festgestellt, er hat gesagt, für die festgelegten Abwasser-, Wasser-, Müllgebühren lagen keine schlüssigen Kostenkalkulationen vor. Aber was auch interessant ist, vor allem, wenn wir uns den Voranschlag betrachten, ist, dass diese Gebühren immer deutlich unterschätzt werden. Das heißt, man hat im Voranschlag immer viel weniger, als man dann tatsächlich einnimmt. Und das zieht sich durch über die Jahre. Wir meinen, dass das strukturell unterbudgetiert wird, um dann eine Handkassa über zu haben, um unvorhergesehene Ausgaben tätigen zu können. Diese sind immer sehr schlüssig bedeckt, keine Frage, das Geld gibt es ja, das ist da. Aber dieses Mehr an Gebühreneinnahmen gibt eben einen gewissen Spielraum, der ganz fein ist. 2012 bis 2016 wurden immer mehr an Wassergebühren eingenommen als veranschlagt. Im Jahr 2012 4,9 Millionen EUR, im Jahr 2015 waren es schon 13,6 Millionen EUR, im Jahr 2016 wurden schon 26,9 Millionen EUR mehr eingenommen als veranschlagt. Warum ist das so? Beim Müll ist es ganz ähnlich, bei Weitem nicht so dramatisch, aber auch 2016 2,7 Millionen EUR mehr Einnahmen, als im Voranschlag veranschlagt waren. In nur 5 Jahren, wenn man das zusammenrechnet, sind es 72 Millionen EUR mehr Einnahmen als geplant. Und jedes Jahr wird dieser Voranschlag, also diese voraussichtlichen Einnahmen, heruntergeschraubt. Für 2018 gehen Sie von 203,5 Millionen EUR aus, obwohl Sie 2016 schon 216,9 Millionen EUR eingenommen haben. Sie gehen also im Jahr 2018 von weniger aus, als Sie 2016 eingenommen haben. Dabei liegt dazwischen eine Gebührenerhöhung von 3,3 Prozent. Wo kommt das hin? Wenn ich diese einfache Rechnung weiterführen würde, käme ich auf ungefähr 225 Millionen EUR. Aber im Rechnungsabschluss, welche Überraschung - wird auch heuer wieder geschehen -, bleibt dann ein Körberlgeld von rund 20 Millionen EUR für die Geschäftsgruppe übrig - für ein paar neue Schautafeln mit Konterfei der Stadträtin, für Architektenwettbewerbe zum Beispiel, oder ein paar Inseratekampagnen, die immer gerne gemacht werden. Das Geld für diese Gebühren - auch wenn das Wasser am Tag nicht viel kostet, darum geht es überhaupt nicht - holen Sie sich von allen Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt, arm oder reich, ganz egal, und sie steigen laufend durch das Valorisierungsgesetz, obwohl sie mehr als kostendeckend sind. Das ist ideenlos und unsozial und vor allem belastet es kleinere Leute. Sie werden es nicht glauben, für Sie sind es vielleicht Peanuts, aber es belastet vor allem kleinere Leute überproportional. (Beifall bei den NEOS.) Es ist aber auch undemokratisch. Warum? - Weil der Gemeinderat bei dieser Indexanpassung überhaupt nichts mehr mitzureden hat. Die Gebühren steigen, und die gewählte Volksvertretung wird durch die Verwaltung hier praktisch ausgeschaltet. Wir haben betreffend die Lebensgrundlagen - um die geht es hier - der Wiener Bevölkerung kein Mitspracherecht. Das verstehe ich nicht. Selbstverständlich muss es immer wieder Erhöhungen bis zur Kostendeckung geben, keine Frage, das wollen wir nicht in Abrede stellen. Da gehe ich vielleicht auch kurz auf den Antrag von Kollegin Olischar ein, die jetzt die Tariferhöhung der Wiener Linien zurücknehmen will. Ja, das finden wir auch überzogen, vor allem, weil die Jahreskartengebühr für genau jene, die es nur monatlich berappen können, steigt, anstatt irgendwie umgekehrt. Das finde ich sozial überhaupt nicht treffsicher und in Summe überzogen. Aber es ist eine Tariferhöhung und die Wiener Linien sind alles andere als kostendeckend. In gewisser Weise ist es also gerechtfertigt, deswegen können wir mit diesem Antrag auch nicht mitgehen. Aber bei diesen Gebühren, die mehr als kostendeckend sind, ist es wohl etwas anderes. Daher unser Antrag heute: Es braucht endlich Kostenwahrheit. Ich bringe den Antrag ein, das Kostenwahrheitspaket für Gebühren der Stadt Wien auf die Schiene zu bringen, mit Änderungen der Berechnungsgrundlagen für die Gebühren und Abschaffung des Valorisierungsgesetzes. - Danke. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: 8 Minuten Redezeit verbraucht, Restredezeit der NEOS 2 Minuten. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist nunmehr Kollege Hofbauer. Selbstgewählte Redezeit sind 12 Minuten, Restredezeit der Freiheitlichen sind 26 Minuten. - Sie haben das Wort. GR Manfred Hofbauer, MAS (FPÖ): Danke, Herr Vorsitzender. Sehr geehrte Frau Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren des Wiener Gemeinderates! Gleich am Anfang meiner Ausführungen möchte ich den hier zahlreich anwesenden Beamten im Namen der FPÖ danken, danken für Ihre hervorragende Arbeit für die Gemeinde Wien, für die Bevölkerung in Wien - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Ich habe mir zum Thema Umwelt einige Themenschwerpunkte für meine Rede herausgesucht, wo ich meine, dass diese Themenbereiche mehr oder weniger als Randthemen betrachtet werden. Ich bin aber auch der Überzeugung, dass diese Randthemen, über die ich sprechen möchte, durchaus für die Menschen in dieser Stadt und auch für die Umwelt von Bedeutung und wichtig sind. Ich möchte gleich mit dem Thema Lichtverschmutzung einsteigen. Das Thema Lichtverschmutzung, wie Sie alle wissen, meine Damen und Herren, betrifft ja fast alle großen Städte. Das Thema Lichtverschmutzung wird auch beim alljährlichen Bericht der Wiener Umweltanwaltschaft immer wieder beleuchtet und erwähnt. Es gibt dazu zahlreiche Studien von Wissenschaftlern, die bewiesen haben, dass eine Überreizung mit Licht schädlich für die Umwelt, schädlich für die Menschen, schädlich für die Tierwelt ist. Jetzt ist mir schon klar, dass wir Wien nicht verdunkeln können, aber es stellt sich meiner Meinung schon die Frage, ob es notwendig ist, dass in Wien die ganze Nacht Werbereklametafeln und Geschäftsportale leuchten müssen. Es stellt sich auch die Frage, ob man da nicht irgendwie gegensteuern kann und muss, um eben die Lichtverschmutzung in unserer Stadt ein wenig einzudämmen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, gegen die Lichtverschmutzung vorzugehen, das ist auch schon einige Male von mir erwähnt worden. Da wäre der Umstieg aus normaler Beleuchtung in Richtung LED-Beleuchtung. Jetzt habe ich vor einigen Wochen in den Zeitungen lesen können, dass die Stadt Wien hier endlich reagiert und die öffentliche Beleuchtung in Wien nämlich bis 2020 auf LED-Beleuchtung austauschen möchte. Das, finde ich, ist ein sehr guter Schritt, ein Schritt, der aus mehreren Aspekten schon lange notwendig war. Der erste Aspekt ist eben, die Lichtverschmutzung hier möglicherweise einzudämmen, ein zweiter wesentlicher Aspekt ist, dass man mit LED- Beleuchtung irrsinnig viel Energie einsparen kann, bis zu 50 Prozent, was ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz ist und natürlich auch ein Beitrag ist, damit man weniger Geld ausgibt, was ja gerade in Wien bei diesem verheerenden Budget durchaus auch sinnvoll ist. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass die LED-Beleuchtung zwar eine innovative Beleuchtungsmöglichkeit ist, aber doch vielleicht auch einige Gefahren beinhaltet. Wie Sie alle wissen, hat die LED-Beleuchtung extrem helle Lichtpunkte, die auch wieder zu Störungen der Umwelt führen können. Das kann man allerdings ganz leicht bereinigen und beseitigen, indem man bei der Installation einer LED-Beleuchtung bei der Montage aufpasst, dass eben die helle LED-Beleuchtung keine Störungen bei der umliegenden Bevölkerung verursacht. Ich ersuche also die Stadt, hier Rücksicht darauf zu nehmen. Des Weiteren bietet die LED-Beleuchtung die Möglichkeit, die Beleuchtung in der Nacht zu dimmen, damit hier noch mehr Strom gespart und auch die Lichtverschmutzung eingedämmt wird. (Beifall bei der FPÖ.) Ein weiteres Thema, das ich ansprechen möchte und das auch in den letzten Monaten immer wieder in den Medien vorgekommen ist, ist das Riesenthema des Insektensterbens. Wir haben in den Zeitungen lesen können, dass Wissenschaftler festgestellt haben, dass in den letzten Jahren mehr als 25 Prozent Verlust an Biomasse bei Fluginsekten stattgefunden hat. Jetzt werden viele sagen, okay, nicht so schlimm, weniger Fliegen, weniger Gelsen. Dem ist aber nicht so, es verschwinden leider auch wichtige Insekten, wobei man diskutieren kann, welche Insekten wichtig sind und welche weniger wichtig sind, aber es verschwinden auch immer mehr wichtige Insekten, wie zum Beispiel Bienen oder andere nützliche Insekten. Was kann man dagegen machen? Was muss man dagegen machen, um unseren Nachfolgern kein ökologisches Armageddon zu hinterlassen? - Es ist natürlich jetzt zu hinterfragen, wieso dieses Insektensterben passiert. Es mag wegen der immer intensiver werdenden Landwirtschaft sein, die durchaus noch mit Chemie arbeitet. Auch hier ist also die Stadt gefordert, eine Kontrolle durchzuführen, damit das eben nicht stattfindet, damit landwirtschaftliche Betriebe so wenig wie möglich Chemie verwenden. Ein anderer interessanter Aspekt, der auch wichtig ist, ist, dass es leider halt immer weniger Blumenwiesen gibt. Wenn man sich zurückerinnert, hat es das früher viel öfters gegeben. Natürlich ist mir auch klar, dass man nicht in jedem Park jetzt die Wiesen wachsen lassen kann, der soll ja gepflegt werden. Ich bin aber auch im Sinne der Umwelt, im Sinne der Insekten überzeugt, dass man in Wien genug grüne Flächen hat, die man nicht unbedingt immer ganz knapp runtermähen muss, sondern die man einfach stehen lassen kann, damit es mehr Blumen gibt und die Insekten auch überleben können. Auch hier also, bitte aufpassen. (Beifall bei der FPÖ.) Es passiert auch schon einiges in dieser Richtung, und da muss ich die Wiener Stadtgärtner hervorheben. Das Thema Verkehrsinselbegrünung ist ein wunderschönes Projekt. Ich würde mir allerdings wünschen, dass das viel häufiger umgesetzt und eingesetzt wird: Bunt statt grau, wenn man das so nennen möchte. Die Verkehrsinselbegrünung ist eine kostengünstige Anlage, die Verkehrsinselbegrünung mit einfachen Nutzpflanzen, mit Blütenpflanzen, und so weiter ist auf jeden Fall ein Gewinn für Mensch und Tier. Gratulation an die MA 42. Bitte das intensivieren und weiter ausbauen. Ein Thema, das Rüdiger Maresch heute schon angesprochen hat, ist das Thema Mikroklima, gerade in unserer Stadt ein ganz wichtiges Themengebiet. Wir hören ja immer wieder gerade von Regierungsseite, dass Wien wächst. Jetzt kann man diskutieren, wie weit und wie groß Wien wachsen muss. Wir von der FPÖ sind der Meinung, dass eine Stadt wie Wien nicht unendlich wachsen muss und auch nicht unendlich wachsen kann. Allerdings ist es halt leider so. So wie es jetzt ausschaut und laut Statistik Austria soll angeblich bis 2022 die Zwei-Millionen-Marke in Wien überschritten werden: Was zieht das nach sich? - Es wird natürlich immer mehr Wohnraum benötigt, immer mehr Verkehrswege, es findet immer mehr Bodenversiegelung statt, und die Auswirkung dieser Botenversiegelung merken wir heute schon. Wir haben heuer einen recht heißen Sommer gehabt und haben feststellen können, dass die Hitzetage immer mehr werden. Auch hier ist es wichtig gegenzusteuern. Da gibt es mehrere Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Begrünung von Flachdächern. Ich habe dazu bei einem meiner letzten Debattenbeiträge einen Antrag eingebracht, dass die Stadt Wien die Begrünung der Flachdächer forcieren soll. Der Antrag wurde, wie von unserer Seite erwartet, abgelehnt. Ich habe auch von Regierungsseite gehört, dass es zur Begrünung der Flachdächer einen Subventionstopf gibt, der nicht ausgeschöpft wird. Das mag schon alles stimmen, aber ich würde mir von Seiten der Gemeinde Wien doch erwarten, dass Flachdächer, die in Verantwortung der Gemeinde Wien sind, aus Eigeninitiative von der Gemeinde Wien nachbegrünt werden, weil diese Flachdachbegrünung Punkt 1 eine pflegeleichte Geschichte ist und auch zur Verbesserung des Mikroklimas in unserer Stadt beiträgt. Ich würde also vorschlagen und fordern, dass hier die Stadt Wien mehr unternimmt und die bestehenden Flachdächer in Hoheit der Gemeinde Wien mit Grün versorgt. Da kann man jetzt dann gleich von den Flachdächern weitergehen. Das Thema Fotovoltaik wurde auch schon angesprochen, ein Potenzial, das momentan leider nicht ausgenutzt wird. Wir haben immerhin in Wien eine theoretische Fläche von 29 km², die man mit Fotovoltaik ausbauen könnte. Das würde immerhin 4.300 Gigawattstunden im Jahr an Strom bringen. Auch hier passiert meiner Meinung nach viel zu wenig, auch hier ist noch Potenzial nach oben. Ein Thema, das auch Verbesserungsvorschläge zum Mikroklima betrifft, ist das Thema der grünen Gleise. Die grünen Gleise sind in Wien absolut vernachlässigt, es gibt seit dem Jahr 2011 schon Versuche, um in unserer Stadt einige Kilometer der Gleise zu begrünen, aber es passiert, wenn man sich das Straßenbahnnetz, das wir in Wien zur Verfügung haben, anschaut, meiner Meinung nach viel zu wenig. Auch das ist ein Thema, das wichtig wäre, damit das Wasser im Boden versickern kann, damit das Mikroklima verbessert wird. Auch hier gibt es also Verbesserungsbedarf nach oben. Das leidige Thema, das auch immer wieder angesprochen wird und leider auch angesprochen werden muss, ist das Thema Mülltrennung in Wien. Hier kann man die Arbeit der MA 48 durchaus hervorheben, die tolle Arbeit leistet, das ist kein Thema, aber bei der Mülltrennung ist noch einiges nach oben offen. Die Mülltrennung funktioniert bei uns in Wien nur beim Papier, da funktioniert sie fast reibungslos und lückenlos. Wenn man sich andere Bereiche anschaut, ich spreche nur Glas an, ich spreche nur das Metall an, das Weißmetall, dann sind wir im Vergleich zu anderen Bundesländern bei Weitem hinterher. Jetzt kann man natürlich fragen, wieso das so ist. Ist es die Mutwilligkeit, dass die Leute nicht trennen wollen? Sind Sie zu wenig informiert? Sind die Müllsammelstellen zu weit von den Wohnorten entfernt? Man weiß es nicht, es wäre hier auf jeden Fall notwendig, einzuschreiten, Werbemaßnahmen zu setzen, das Ganze zu analysieren, weil ich der Überzeugung bin, dass hier wertvolle Ressourcen verschwendet werden. Wenn wir gerade bei der Mülltrennung sind, möchte ich noch ganz kurz den Themenbereich von den gelben Fahrrädern ansprechen, von den chinesischen Fahrrädern, sie sind ja jetzt auch in den Medien immer wieder angesprochen worden. Die sind in der Zwischenzeit schon eine wahre Plage für die Wiener Bevölkerung, weil sie an jeder Ecke herumkugeln, teilweise den Verkehr behindern und einfach eine Belästigung geworden sind. Wieso spreche ich jetzt dazu im Umweltressort? - Ganz einfach, weil ich auch aus den Zeitungen entnehmen musste, dass im heurigen Jahr nur 18 von diesen illegal abgestellten gelben Fahrrädern von der MA 48 eingesammelt und entsorgt worden sind. Das ist einfach viel zu wenig. Ich erinnere mich zurück, schon vor einigen Jahren hat es auch so eine Invasion von illegal abgestellten Dingen, nämlich den Einkaufswagerln gegeben, und das haben die Stadt Wien und die MA 48 sehr wohl in den Griff bekommen. Ich sehe heute fast nirgends mehr ein illegal abgestelltes Einkaufswagerl. Die wurden rigoros eingesammelt, wurden nach Simmering zum Abstellplatz geführt. Ich finde, bei diesen gelben Fahrrädern ist genauso vorzugehen, denn anders kapieren das diese Fahrradlbetreiber anscheinend nicht. Die gehören abgesammelt, die Abschleppkosten gehören diesem Betreiber verrechnet. Hier ist also Aktion und kein Stillstand gefordert. Wir werden dazu morgen einen entsprechenden Antrag einbringen. Zum Schluss möchte ich noch das leidige Thema der öffentlichen Straßenbahnversorgung in Simmering ansprechen. Wir haben da jetzt am 11. September des heurigen Jahres, mit "wir" meine ich jetzt die Simmeringer Bevölkerung und auch den Bezirksvorsteher, aus den Medien entnehmen können, dass hier Aktivitäten stattfinden, dass der 71er, so wie es von der Simmeringer Bezirksbevölkerung und dem Simmeringer Bezirksparlament von allen Parteien lange gefordert worden ist, nach Kaiserebersdorf geführt werden soll. Es soll jetzt zwar der 6er kurzgeführt werden und, man höre und staune, es soll eine eigene Straßenbahnlinie zusätzlich jetzt nur für Simmering kommen. Das Ganze ist schon sehr verwunderlich, nämlich dahin gehend verwunderlich, dass jetzt auf einmal da Aktivitäten festzustellen sind. Ich möchte nur kurz zurückblicken. Wir haben letzten Jahres am 30. März eine schriftliche Anfrage eingebracht, wie denn das ausschaut, ob Planungen vorliegen, eben eine Verbesserung der Kaiserebersdorfer Bevölkerung in Richtung öffentlichen Verkehr voranzutreiben und den 71er wieder nach Kaiserebersdorf runterzuführen. Da kam die Stellungnahme über die Frau Stadträtin von den Wiener Linien: Nein, es besteht kein Bedarf, es ist alles in Ordnung, es funktioniert alles, es bleibt so, wie es ist. Am 26. Jänner dieses Jahres habe ich einen Antrag eingebracht, in dem die Frau Stadträtin aufgefordert worden ist, sich dafür einzusetzen, dass die Linie 71 zusätzlich zur Linie 6 nach Kaiserebersdorf geführt werden soll. Dieser Antrag wurde dem Umweltausschuss zugewiesen und auch dort behandelt und auch debattiert. Das ist dann wirklich spannend, da waren auch Vertreter der Wiener Linien dabei und die haben uns dann ausführlich erklärt: Nein, das ist nicht notwendig, der 6er deckt das ganze Verkehrsaufkommen ohne Probleme ab. Es ist nicht angedacht, den 71er dort runterzuführen, es ist absolut unnötig, der 6er wird auf der Strecke beschleunigt, das brauchen wir nicht. Siehe da, die Wahlen kommen, und auf einmal wird die SPÖ aktiv und bringt jetzt den 71er nach Kaiserebersdorf und möchte sogar noch eine eigene Linie, nämlich den 11er, so wie es debattiert worden ist, in Simmering einführen. Das Nächste, was wirklich spannend ist: Kaum ist das in den Zeitungen publiziert worden, nämlich am 11. September, wurde gleich mehr oder weniger am nächsten Tag der Bezirksvorsteher Paul Stadler als Verhinderer dargestellt und mehr oder weniger angeprangert, dass er gegen die Bevölkerung arbeitet und dieses Projekt verhindern möchte. Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen: Paul Stadler verhindert überhaupt nichts, Paul Stadler kann nur zu Projekten Stellung nehmen, über die er auch informiert worden ist. Er wurde am 11. September über die Medien informiert, von der Stadtregierung im Vorfeld überhaupt nicht informiert und erst offiziell vor zwei Wochen über dieses Projekt von den Wiener Linien informiert. Das ist also Punkt 1 kein Umgang mit einem Bezirksvorsteher und Punkt 2 ist diese Vorgehensweise wirklich, ich sage es einmal so, schon etwas zu hinterfragen. Interessant ist auch, dass bei Gesprächen, die zwischen den Wiener Linien und dem Bezirksvorsteher stattgefunden haben, ja überhaupt nicht klar ist, wie das ganze Projekt von Seiten der Wiener Linien umgesetzt werden soll. Das Ganze wird also noch eine spannende Geschichte werden. Ich habe schon eingangs bei der 71er-Debatte gesagt, dass diese Geschichte auch in den Medien, in den Zeitungen kolportiert worden ist. Da ist interessant, wenn man sich diese Beiträge dann in den elektronischen Medien anschaut, dass nämlich diesen 11er überhaupt kein Mensch versteht, außer anscheinend die Genossen in den Sektionsheimen in Simmering. Die verstehen es vielleicht, aber sonst versteht das von der Bevölkerung niemand. Es versteht nämlich dahin gehend niemand, wieso nicht einfach der 6er und der 71er nach Kaiserebersdorf fahren. Dazu müsste nur der 71er um sechs Stationen verlängert werden, und das wäre es. Man muss keine Baumaßnahmen für den 11er treffen. Das schreibt auch die Bevölkerung, von vielleicht 100 Kommentaren sind 90 in der Richtung: Okay, macht doch einfach den 71er und 6er nach Kaiserebersdorf und vergesst alles andere, das ist nur Steuergeldverschwendung. Wir von der FPÖ in Simmering oder auch hier im Rathaus werden uns das Projekt ganz genau anschauen und werden das wertfrei beurteilen. Ich kann Ihnen nur eines sagen: Machen Sie eine Politik für die Bevölkerung und nicht eine Politik neben der Bevölkerung oder sogar gegen die Bevölkerung. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Kollege Hofbauer hat 16 Minuten Redezeit verbraucht, die Restredezeit der Freiheitlichen ist dementsprechend 10 Minuten. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Kollege Mag. Taucher. Die selbstgewählte Redezeit ist 8 Minuten. Sie haben das Wort. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte auf meine Vorredner vielleicht nur eine kurze Replik bezüglich der Jahreskarte in Wien machen. Frau GRin Olischar ist darauf eingegangen, dass es so teuer ist. Ich möchte nur einen Vergleich mit Graz machen, einer ÖVP-regierten Stadt: 399 EUR die Jahreskarte, eine 1-Stunden-Karte kostet 2,10 EUR. 270.000 Einwohner, das ist kleiner als die Donaustadt und Floridsdorf, und die Jahreskarte ist teurer. (GR Christian Oxonitsch: Und das auf Kilometer gerechnet!) Die haben keine U-Bahn, die haben nicht ein so großes Netz, und, und, und. Für dieses tolle Angebot braucht Wien wirklich keinen Vergleich scheuen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Kollege Maresch und auch Valentin haben es gesagt: Wir haben, glaube ich, über 700.000 Jahreskartenbesitzer in Wien, das ist zweieinhalb Mal so viel, wie Graz Einwohner hat. All das spricht also schon für die Qualität unseres öffentlichen Verkehrs. Dann ist noch gesagt worden, an den Stadträndern, beim TierQuarTier ist das öffentliche Verkehrsnetz schlecht. Das betrifft jetzt die Donaustadt. Wir haben in den letzten zehn Jahren zwei Mal das komplette Sekundärnetz überarbeitet, zwei U-Bahn-Linien verlängert. Faktisch von jedem Punkt der Donaustadt kommt man in 15 Minuten zu einem höherrangigen Verkehrsmittel wie einer S-Bahn oder einer U-Bahn. Für uns Donaustädter war das ein immenser Qualitätssprung, und da sind wir auch glücklich. Dass es da oder dort noch weiße Flecken gibt, wo es noch besser sein könnte, ist selbstverständlich. Um meine Redezeit nicht zu verschwenden, möchte ich aber ein paar Dinge zur Geschäftsgruppe Umwelt zum Budget sagen. Ich möchte mit meinem Nachhaltigkeitszugang einleiten. Es ist ja 304 Jahre her, dass Carlowitz den Begriff der Nachhaltigkeit geprägt hat, damals noch aus der Forstwirtschaft heraus, im Sinne, man soll nicht mehr entnehmen als nachwächst, was ja wirtschaftlich und für die Lebensqualität klug war. Heute hat sich das natürlich wesentlich weiterentwickelt, wir haben heute ein komplexeres Nachhaltigkeitssystem, das auf alle Lebensbereiche abzielt. Wir haben 2015 von der UNO die Sustainable Development Goals verabschiedet, 17 Nachhaltigkeitsziele, wozu sich Österreich auch verpflichtet hat. Deswegen möchte ich meine Rede und meine Punkte heute unter diesem Gesichtspunkt bringen. Ich möchte gleich mit dem Ziel 6 der SDG einsteigen, sauberes Wasser und gute sanitäre Einrichtungen für alle. Das kann Wien bieten, auch im Sinne der Nachhaltigkeit, der Generationengerechtigkeit mit einer spitzen Hochquellwasserleitung, die seit über 100 Jahren super funktioniert und alle jetzt bald 2 Millionen WienerInnen mit gutem und frischem Wasser versorgen kann. Gleichzeitig wird natürlich jedes Jahr das Rohrnetz um 30 bis 35 km ausgebaut. Das Rohrnetz wird auch in diesem Umfang saniert, und das Kanalnetz wird ebenfalls ausgebaut, so, dass nämlich das Wasser, das bei uns in den Wohnungen, in den Geschäften verbraucht wird, als Abwasser in die Kanäle kommt, schlussendlich super geklärt über die Hauptkläranlage Wien dann wieder über den Donaukanal in die Donau fließt und faktisch die Donau nach Wien fast sauberer verlässt, als sie Wien besucht hat. Hier haben wir also das Ziel 6 sehr, sehr gut erreicht. Bei unserer Hauptkläranlage, das ist ja auch ein EU- gefördertes Projekt, wird ja jetzt auch ein Ökokraftwerk gebaut, damit wir den Klärschlamm in Klärbehältern vergären lassen, dort Methangas erzeugen und bis 2020 dann dieses Methangas auch direkt dort in Gasmotoren verbrennen können, Abwärme erzeugen können, Strom erzeugen und damit die Hauptkläranlage Wien auch energieautark machen. Auch das ist ein Ziel der Nachhaltigkeitsziele der UNO, das wir hier erreichen, das Ziel 7, Sicherstellung des Zugangs zu erschwinglicher, zuverlässiger, nachhaltiger und moderner Energie für alle. Ich möchte zur MA 45, Gewässer weitergehen. Auch hier haben wir ein tolles Projekt, auch mit EU-Mitteln unterstützt aus dem LIFE-Programm, einem der Umweltprogramme der EU. Wir sind seit Jahren daran, hier an der Alten Donau die Wasserufer zu renaturieren, auch die Wasserfilter dort durch Pflanzen und Schilf und Natur einzubauen und die Wasserqualität zu heben. Jetzt als nächsten Schritt wird auch der Sterlet wieder ausgesetzt, ein Süßwasserstör, der hier einmal beheimatet war, überfischt ist und kaum mehr vorkommt. Die anderen Störe kommen durch die Flusskraftwerke und durch die Überfischung eh nicht mehr vor. Der Sterlet wird wieder eingesetzt, 500 bis 1.000 Störe, autochthone - das gefällt vielleicht der FPÖ - Störe, die wieder eingesetzt werden, um einen guten Gen- Pool zu bilden, sich hier zu vermehren und wieder heimisch zu sein. Auch das ist ein Vorzeigeprojekt der Stadt Wien, gemeinsam mit der Bodenkultur und mit einem externen Partner. Dann zur MA 49, Ziel 11 der Nachhaltigkeitsziele: nachhaltige Städte, Siedlungen und Städte, die inklusiv sind, widerstandsfähig und nachhaltig gestaltet. Warum sage ich das? - Das Forstamt macht natürlich in seinen Hauptaufgaben den Forst, die nachhaltige Forstwirtschaft, bewirtschaftet auch den Wienerwald, auch die Quellschutzgebiete und ist auch in der oberen Lobau hochaktiv. Es hat einen tollen Landwirtschaftsbetrieb. wo wir die Bioerdäpfel für Wien produzieren. Ich glaube, die meisten wissen nicht, dass, wenn sie beim Billa, bei REWE irgendwo Biokartoffeln kaufen, das unsere Wiener Kartoffeln von unserem Biolandwirtschaftsbetrieb sind. Ein hervorragendes Vorzeigebeispiel, es soll auch so weitergeführt werden. Ja, das ist durchaus einen Applaus wert. Ich weiß schon, es ist eine späte Stunde. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich bemühe mich, euch ein bisschen aufzuwecken und aufzuheitern, aber es ist heute schwierig. (GR Mag. Günter Kasal: Wenn das nicht einmal bei den Eigenen gelingt!) - Ja, es ist schwierig mit den Biokartoffeln, aber ich bin stolz darauf, ich kaufe sie auch gerne und ich esse sie auch gerne. Weiter zum Norbert-Scheed-Wald. Hier haben wir für 1.003 Hektar im Norden Wiens ein Leitbild entwickelt. Jetzt wird intensiv mit der Landwirtschaft zusammengearbeitet, um das Wegesystem auszubauen, aber auch in zwei Richtungen: Einerseits bei der Landwirtschaft ein Bewusstsein für nachhaltige Stadtlandwirtschaft zu schaffen, dass sie hier produzieren und hier auch auf kürzestem Wege anbieten, aber auf der anderen Seite auch ein Bewusstsein bei den Besuchern des Gebietes, dass sie vorsichtiger in dieses Gebiet hineingehen. Viele Leute lassen ihre Hunde auf Getreidefeldern spielen, die Hunde pinkeln auf Salathäupl und unser Gemüse. Das muss nicht sein, da braucht es, glaube ich, mehr Bewusstsein, und ich bringe hier vielleicht nur ein schönes Beispiel. Ein Quadratmeter Getreide, das wir zerstören, weil wir mit unserem Hund spielen, ist ein Kilo Brot, das wir zerstören, das wir daraus produzieren könnten. Auch das ist ein Vorzeigeprojekt: Wir haben ja heuer schon diesen Stadtbauernladen WIENER WURZELN aufgemacht, der fortgeführt wird, da wird auf Bioflächen in der Donaustadt biologisches Gemüse produziert und auch direkt verkauft. Das nennt sich WIENER WURZELN, das ist ein Projekt für urbane Landwirtschaft, da brauchen wir es nicht lange transportieren, es wird produziert, gleich gekauft und auch verspeist. Das zweite Projekt, Rüdiger hat es ohnehin angesprochen, ist die Kleine Stadtfarm, wo 150 Leute auf dem ehemaligen Polzerhof garteln, wirtschaften, Pilze züchten, Austernpilze auf Kaffeesud züchten und das auch alles verarbeiten. Im Hofladen 12 m², 12 m², wird das direkt 3 Mal in der Woche vermarktet. Dort arbeiten langzeitarbeitslose Jugendliche, es ist auch ein sozialökonomischer Betrieb, also ein typischer Nachhaltigkeitsbetrieb: Umwelt, Soziales und Wirtschaft. Es wird Geld erwirtschaftet, und wir haben dort auch gleich in der Nähe den Lobauerhof als einzigen sozialen Gasthof, wo diese Produkte verkocht werden und beim Mittagsmenü auch jeder von euch essen kann. So stellen wir uns urbane Landwirtschaft vor: saisonal, nah, regional, biologisch und im sozialen Zusammenhang. Das ist Klimaschutz über unseren Teller, und hier sollten wir über den Tellerrand schauen, wenn wir zukünftige Projekte planen und diese auch unterstützen. Denn über unseren Teller geht unser Klima, über unseren Teller geht unser Leben, und wir sollten auch über unseren Teller die Welt für die nächste Generation schützen, damit es unsere Kinder auch so gut haben wie wir jetzt in Wien. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Da bekommt man fast Hunger beim Kollegen Taucher. 10 Minuten Redezeit verbraucht, die Restredezeit der SPÖ-Fraktion ist 18 Minuten. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Stumpf. Die selbstgewählte Redezeit wäre 12 Minuten, es stehen der Fraktion aber nur noch 10 Minuten Restredezeit zur Verfügung. Ich stelle die Uhr daher auf 10 Minuten ein. Sie haben das Wort. GR Michael Stumpf, BA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Man sollte meinen, dass Tierschutz fraktionsübergreifend ein wichtiges Thema ist, wo man auch die parteipolitischen Scheuklappen einmal runternehmen kann und an das Wohl der Tiere denkt. Das sollte man meinen, offenbar ist es aber so, dass unter Rot-Grün die Margulies-Doktrin herrscht, dass man FPÖ-Anträgen aus demokratiepolitischen Hygienegründen nicht zustimmen kann. Das nützt den Tieren nicht, das nützt einer lebendigen Demokratie nicht, und das müssen Sie dann mit Ihrem eigenen Gewissen vereinbaren. (Beifall bei der FPÖ.) Ich habe vor zwei Jahren, als ich im Wiener Gemeinderat angelobt worden bin, meine Jungfernrede zu einem Herzensthema halten dürfen und halten wollen. Da ging es um Tierschutz, und da ging es um den Schutz der Igelpopulation in Wien, ein Dauerthema, das vor allem in der Herbstzeit, kurz vor dem Einbruch der Winterzeit ganz maßgeblich in Wien Thema ist. Ich habe damals einen Antrag eingebracht und die Frau Stadträtin Sima gebeten, sie möge sich diesem Thema annehmen, indem zum Beispiel Laubhaufen, die im Herbst in den Wiener Parks gerne weggeräumt werden, damit es schön ausschaut, an gewissen neuralgischen Punkten von den Stadtgartenbeamten liegen gelassen werden, damit die Igel dort überwintern können, denn es ist traurig genug zu sehen, wie es jetzt der Fall ist, dass diese mitsamt den darin schlafenden Igeln weggeräumt werden. Das ist aus Tierschutzsicht und als tierliebender Mensch unverständlich. Jetzt haben wir wieder einen Präzedenzfall, mehrere Präzedenzfälle, wieder in der Asperner Seestadt, wieder in Donaustadt, wo das von aufmerksamen Parkspaziergängern beobachtet worden ist, wo ich zugeben muss, dass ein tierliebender Mensch in Wirklichkeit aufschreien muss und dagegen steuern muss, und es passiert nichts. Ich habe mir damals gedacht, wenn ich der Frau Stadträtin symbolisch einen Plüschigel überreiche, den sie leider nie angenommen hat, der ist jetzt bei uns zu Hause in guten Händen, dann wird sie sich vielleicht dem Thema annehmen und ein bisschen darüber nachdenken, weil es kostet ja in Wirklichkeit nichts, dagegen etwas zu unternehmen. Es kostet kein Geld, und es rettet Igelleben. Es war nicht so. Vielleicht schaffe ich es heute, indem ich ihr wieder ein Geschenk überreiche. Ich mache daraus, glaube ich, jetzt langsam eine Tradition, dass ich bei jeder Budgetdebatte der Frau Stadträtin etwas schenke. Es dient nicht zur Anfütterung, es dient lediglich nur dazu, wenn Sie dieses Geschenk verwenden und hoffentlich annehmen, dass Sie sich auch diesem Thema annehmen. Heute möchte ich Ihnen eine Rettungsdecke schenken. Die ist ganz toll, die ist gold-silber gehalten, passt ein wenig zu Ihrem heutigen Outfit. Wenn Sie diese Rettungsdecke verwenden und sich damit einhüllen, dann schaffen Sie die Überwinterung, werden nicht erfrieren und denken vielleicht an die armen Igel in Wien, die es mit der Überwinterung nicht so leicht haben, wenn sie mit den Laubhaufen weggeräumt werden. Ich hoffe, dass dieses Geschenk bei Ihnen auf offene Ohren stößt und vielleicht auch Verwendung findet. Denken Sie bitte dabei an die Igel. Das darf ich Ihnen übergeben. (Der Redner überreicht Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima eine Rettungsdecke. - Beifall bei der FPÖ.) Deshalb bringe ich den Beschlussantrag ein: Die FPÖ-Gemeinderäte Stumpf, Guggenbichler, Hofbauer, Matiasek, Wansch betreffend Wien, weitere Umsetzung von Überwinterungsmöglichkeiten für Igelpopulationen. Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass in Bezug auf Schutz der Igelpopulation flächendeckend in ganz Wien an geeigneten Stellen Laub- und Reisighaufen bis Spätfrühling liegen gelassen werden. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. Das ist das eine. Beim anderen freue ich mich auch, dass es im bilateralen Gespräch fraktionsübergreifend durchaus Zustimmung zu diesem wichtigen nächsten Tierschutzthema gibt, aber offenbar der Mut fehlt, bei einem unhygienischen FPÖ-Antrag auch mitzugehen. Dabei geht es nämlich um die bilateralen Länderabkommen zum Eindämmen von illegalem Tierhandel. Ich weiß, dass das bundesspezifisches Thema ist, aber ich weiß auch, dass Sie, Frau StRin Sima, eine gewichtige Stimme haben. Wenn Sie Ihre Funktion und Ihre Amt ernst nehmen und sich auch um Tierschutz kümmern, dann glaube ich, dass es maßgeblich erfolgreich sein könnte, wenn Sie Ihr Wort dafür auch auf bundespolitischer Ebene einlegen, dass solche bilaterale Länderabkommen geschaffen werden, um den illegalen Tierhandel in Österreich einzudämmen. Allein in den vergangenen Jahren ist der illegale Tierhandel in Österreich exorbitant gestiegen. Wie ich der Homepage der Stadt Wien entnehmen konnte, sind es Experten, die Sie persönlich beraten, die schätzen, dass bis zu zwei Millionen Hundewelpen jährlich in den deutschsprachigen Raum eingeschleust werden. Die Stadt Wien hat dazu teure und zum Teil wichtige Informationskampagnen zur Bewusstseinsschaffung finanziert, die jedoch leider nicht weit genug gehen, um den Handel in Österreich nachhaltig unattraktiv zu machen. Das ist schlecht, denn bei behördlichen Aufgriffen von illegal in Österreich einreisenden Verkäufern fehlt oft der entsprechende Handlungsraum und so gibt es auch keine entsprechenden Auslieferungsabkommen mit Nachbarländern, die dazu führen würden, illegale Tierhändler strafrechtlich über die Ländergrenzen hinweg verfolgen zu können. Das ist ein Versäumnis, das natürlich den skrupellosen Händlern, meist aus Ostländern eingereist, Tschechien, Ungarn, und so weiter in die Hände spielt. Die Folgen kennen wir alle gut genug. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler bleiben auf den Kosten sitzen. Der illegale Handel mit Tieren floriert weiter, und das Leid der Tiere wird nicht beendet. Daher stellen die Abgeordneten Stumpf, Guggenbichler, Hofbauer, Matiasek, Wansch den Antrag: "Die zuständige Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt und Wiener Stadtwerke wird in ihrer Funktion ersucht, sich auch auf bundespolitischer Ebene dafür einzusetzen, dass alles unternommen wird, bilaterale Abkommen zwischen Österreich und den Nachbarländern Österreichs zur Eindämmung des illegalen Tierhandels zu schaffen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." Das sind Themen, die wenig Kosten benötigen, ein bisschen Einsatz, ein bisschen mehr, wie soll ich sagen, Herzensangelegenheit erfordert, aber weitreichend positive Konsequenzen für die Tiere in unserer Stadt und auch bundesweit in Österreich haben. Wenn Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sind, Frau Stadträtin, nämlich wirklich auch als Stadträtin für Tierschutz und Tierangelegenheiten, dann müsste es doch meiner Meinung nach kein Problem sein, diesen beiden Anträgen zuzustimmen und nicht die meiste Mühe und die meiste Energie darin hineinzuinvestieren, zu erklären, warum etwas nicht geht, wo wir wissen, dass in Wien einiges funktioniert, sehr vieles nicht funktioniert. Geben Sie sich einfach einen Ruck und fordern Sie auch Ihre Genossinnen und Genossen auf, den Tierschutz auch in ihrer Politik zu leben. Sie werden sehen, die Wählerinnen und Wähler werden Ihnen dankbar sein, das Tierleid wird ein Stückchen weniger fortschreiten, und Sie als Stadträtin können sich von mir aus von unserer Seite aus gerne mit unseren Anträgen rühmen und es sich anstecken. Das macht nichts, das gebe ich zu. Ich freue mich über jedes Leid, das in der Tierwelt weniger existiert. Geben Sie sich den Ruck und zeigen Sie politische Größe. Ich glaube, das erwarten sich die Menschen von Ihnen, und Sie wären gut beraten, da zuzustimmen. - Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Herr Kollege, die Anträge sind Sie uns noch schuldig. Jetzt haben Sie sie so vehement vertreten, jetzt wollen wir sie auch haben. - Danke. 8 Minuten Redezeit wurde verbraucht, die Restredezeit der Freiheitlichen ist 2 Minuten. Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Abrahamczik. Die selbstgewählte Redezeit ist 8 Minuten. Sie haben das Wort. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wie ich es eigentlich immer in guter Tradition mache, möchte ich auch darauf eingehen, was die Rednerinnen und Redner vor mir gesagt haben, aber trotzdem auch noch kurz ein paar andere Punkte unterbringen, die ich eigentlich geplant hatte. Ich werde es entsprechend verkürzen, aber trotzdem auch noch ein bisschen einen Überblick geben, es gibt viel Bereiche, die heute noch gar nicht angesprochen worden sind. Ich sage nichts mehr zu Märkten, obwohl ich sie liebe und sehr schätze und auch viel dazu sagen könnte. Ich möchte mit dem Stadtservice Wien beginnen, das ja heuer auch neu aufgestellt worden ist und sich bisher sehr bewährt hat. Wir haben jetzt eine zentrale Anlaufstelle in der Rathausstraße 2. Es geht darum, für Bürgerinnen und Bürger da zu sein, erste Informationen zu geben, Hilfestellungen, wenn es irgendwo Störfälle oder Gebrechen gibt, dass man es hier sammelt. Ganz wichtig ist uns das mobile Stadtservice, wo man in ganz enger Zusammenarbeit mit der Gruppe Sofortmaßnahmen vor allem die stadtteil- und grätzelspezifische Schwerpunktarbeit forciert und auch in enger Zusammenarbeit mit den Bezirksvorstehungen im Rahmen der Aktion Stadtservice vor Ort aktiv ist. Die Stadtinfo hier im Haus kennen wir alle. Das ist eine wichtige Anlaufstelle, die sich ja auch mit den Führungen durch das Haus beschäftigen. Wir haben heute schon viel über Kinder gesprochen, da gibt es ein aus meiner Sicht ganz wichtiges neues Projekt für das nächste Jahr, wo es darum geht, eine kindergerechte Führung durch das Wiener Rathaus beispielsweise mit Audioguides zu erarbeiten, die auch im Rahmen von Erwachsenenführungen angeboten werden können. Zum Wien-Telefon als erste Ansprechstelle muss ich nicht viel sagen. Ich möchte aber noch eine weitere Möglichkeit, mit der Stadt Kontakt aufzunehmen, hervorheben, die "Sag's Wien"-App, die heuer gestartet wurde. Ich weiß nicht, wer es schon selber probiert hat, ich kann es nur empfehlen. Man muss sich dafür nicht anmelden, man kann aber. Ich habe es selber auch getestet, habe mich bewusst nicht angemeldet, damit niemand sagen kann: Eh klar, wenn die Gemeinderätin etwas schreibt, dann wird natürlich schnell reagiert. Das war nicht der Fall. Es wurde extrem schnell geantwortet, es gibt sehr rasche Reaktionszeiten und daher auch sehr positive Rückmeldungen. Von dem her ist das auch ein sehr gutes, wichtiges Projekt, wie wir rasch auf viele Dinge, die uns im Alltag auffallen, reagieren können und für die Bürgerinnen und Bürger eine gute Anlaufstelle. Zur Wiener Umweltanwaltschaft möchte ich nur kurz sagen, dass da unglaublich viel wichtige Arbeit im Rahmen der Bewusstseinsbildung, des Austausches an Informationen stattfindet, über Ländergrenzen hinweg, gemeinsam mit NGOs und Interessensvertretungen, wo wir beispielsweise eine Zusammenarbeit zum Ausstieg aus der Atomenergie mit Nachbar- und Partnerstädten forcieren. Gerade im Rahmen der erneuerbaren Energien, wo wir auch viel mit universitären Institutionen zusammenarbeiten, vom Naturschutz über Klimawandel und Kampf gegen Hitzeinseln. Da hat Kollege Maresch heute schon etwas dazu gesagt, deswegen werde ich das überspringen. Vielen Dank dafür. Die MA 60: Auch hier, um noch einmal auf die Kinder zurückzukommen, soll im nächsten Jahr noch einmal ein Unterrichtsheft erarbeitet werden, das vor allem auf unterschiedliche Mensch-Tier-Beziehungen fokussiert. Wir wissen, wir haben unsere Haustiere, die wir sehr lieben. Wir haben Tiere, die wir als Nutztiere für verschiedene Dinge verwenden, die wir auch essen. Da gibt es auch gute Projekte dazu von der Tierschutzombudsstelle, sich damit auseinanderzusetzen, wie wir damit umgehen. Ganz besonders hervorheben möchte ich beim TierQuarTier die schnelle Tiervergabe. Wenn man das ein bisschen über die Homepage verfolgt, ist es wirklich oft so, dass ein Tier an einem Tag draufgestellt wird und am nächsten Tag schon weg ist, oft sogar am selben Tag. Das ist natürlich leichter, wenn es süße kleine Kätzchen sind, das ist bei anderen oft nicht so leicht, aber da entwickelt das TierQuarTier sehr spannende Möglichkeiten, um Tiere zu präsentieren und hier gute Plätze für sie zu finden. Ich kann auch sagen, dass wir wirklich auch neidisch aus anderen Bundesländern betrachtet werden, welches Konzept hier umgesetzt wird und wie viel schneller Tiere vermittelt werden. Denn jeder Tag für ein Tier in einem Tierheim und nicht an einem guten Platz ist natürlich eine zusätzliche Belastung. Der verpflichtende Hundeführschein ist so ein Projekt, das sich sehr bewährt hat, wir werden im nächsten Jahr die 7.000er Grenze erreichen. Wir haben aber auch zusätzlich noch den freiwilligen Hundeführschein. Das führt mich auch schon zur Tierschutzombudsstelle Wien, wo es in einer guten Zusammenarbeit mit dem TierQuarTier die Möglichkeit gibt, einen Gutschein zu bekommen, wenn man einen Hund aus dem TierQuarTier nimmt, um den freiwilligen Hundeführschein auch gratis zu machen und auch zusätzlich noch einen Gutschein zu bekommen. Die TOW macht viel im Rahmen der Bewusstseinsbildung über ihre Homepage, es gibt jetzt auch einen neuen Newsletter, der vierteljährlich erscheint. Den kann ich sehr empfehlen, er wurde heuer gestartet, ich freue mich schon auf die nächsten Ausgaben, mehrere Fachtagungen jedes Jahr, unter anderem war ich heuer beim Tierheimsymposium dabei. Es war sehr spannend, zu sehen, wie in anderen Bundesländern der Tierschutz funktioniert, wie es dort so in Tierheimen funktioniert. Wir haben mit einer Gastreferentin aus München auch über Ländergrenzen hinweggesehen. Die Tier&Recht-Datenbank möchte ich noch speziell hervorheben. Ich kann nur empfehlen, sich das anzuschauen, weil, ich sage es auch ganz ehrlich, gerade im Bereich des Tierschutzes vieles oft schon geltendes Recht ist, nur dass es den Leuten nicht bewusst ist. Deswegen ist mir diese Bewusstseinsbildung auch so wichtig, und deswegen hebe ich sie auch immer wieder hervor. Jetzt kurz zu den Anträgen: Die Igel, Kollege Stumpf. Die Zeit vergeht so schnell, ich dachte, es war letztes Jahr, aber es ist schon zwei Jahre her, ich kann mich erinnern. Ich kann Sie beruhigen, es ist so, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 42 den Auftrag haben, in den Parkanlagen die Laubhaufen liegen zu lassen. Das geht dort auch deswegen, weil das Laub dort unbelastet ist. Wenn beispielsweise Laub auf der Straße zusammengerecht wird, ist es mit verschiedenen Stoffen belastet, dann muss es auch entfernt werden, weil es für die Tiere keine Möglichkeit mehr wäre, dort zu überwintern. Da muss man also auch ein bisschen unterscheiden. Gleichzeitig ist natürlich nicht jeder Grund in Wien Grund der Stadt Wien, bei Privatbesitzern und Privatbesitzerinnen können wir nur darauf hinweisen, um auch hier wieder Bewusstseinsbildung zu machen. Es gibt immer wieder den Antrag zur Tierrettung. Ich finde, das Erfreuliche ist, dass man offenbar, wenn man hier Reden hält und versucht, Dinge zu erklären, manchmal doch durchdringt. Ich kann mich erinnern, als es noch von Seiten der FPÖ geheißen hat, die Tierrettung wurde abgeschafft. Ich sehe es in dem Antrag, Sie haben akzeptiert, dass es die Tierrettung noch gibt, allerdings würde ich jetzt noch ein paar Infos dazu geben, weil vielleicht schaffen wir es dann das nächste Mal, dass es klarer geworden ist. Ja, auch verletzte Wildtiere, die für den Menschen oder sich selbst gefährlich sind, werden versorgt. Wir haben beispielsweise die Feuerwehr, die für Menschen und Tiere in Zwangslagen zuständig ist. Der Wiener Tierschutzverein bekommt auch jedes Jahr von uns als Stadt Wien 100.000 EUR für die Versorgung von Wildtieren. Um jetzt auf die einzelnen Punkte einzugehen: Ein Forderungspunkt ist, die Kosten der Tierschutz-Helpline offenzulegen. Wir haben das im Ausschuss besprochen, es kommt darauf an, wie viele Anrufe kommen, davon ist abhängig, wie die Kosten sind, es waren heute ungefähr 36.000. Man kann es im Nachhinein dann beurteilen, aber da verweise ich noch einmal auf unsere Diskussion im Ausschuss und auf die Infos, die wir da auch von der MA 60 bekommen haben. Sie sagen im Hinblick auf die Einhaltung der Prinzipien Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit soll es eine Gebietsteilung zwischen dem Wiener Tierschutzverein und dem TierQuarTier betreffend Fundtiere geben. Das macht aus meiner Sicht wenig Sinn, weil ich eine Aufgabenteilung viel sinnvoller finde. Die haben wir jetzt auch im Gegensatz zu einer Gebietsteilung, das TierQuarTier hat jetzt Katzen, Hunde und Kleintiere, aber keine Vögel, dafür ist der Wiener Tierschutzverein zuständig. Das ist so, weil es um die Ausstattung der Räume dort geht. Wir brauchen Quarantänestationen, wir brauchen die Geräte, die Unterkunft für die Tiere und ausgebildete Tierpflegerinnen und Tierpfleger. Genau deswegen gibt es eine sinnvolle Aufgabenteilung und keine Gebietsteilung zwischen dem Tierschutzverein und dem TierQuarTier. Ich hoffe, damit konnte ich es ein bisschen klarer machen, warum das so ist. Zum illegalen Welpenhandel: Ich glaube, es gibt wenige Bereiche, wo es so klar ist. wie sehr sich die Stadt dafür einsetzt, seit vielen, vielen Jahren, auch in Kooperation mit der Polizei, die da sehr aufmerksam ist, sonst würden oft gar nicht Autos aufgehalten werden, et cetera. Da möchte ich ein großes Danke an unsere Stadträtin sagen, die da wirklich viel gemacht hat, die sich da immer einsetzt. Wir wissen genau, was es sonst für uns heißt, wenn dort nichts passiert, welches Leid da entsteht. Genau deswegen: Immer wieder Bewusstsein schaffen! Ich möchte auch dahin gehend noch einmal plädieren: Weihnachten steht vor der Tür. Tiere sind kein Geschenk, Tiere sind kein Spielzeug. Man muss sich das sehr genau überlegen, wenn man ein Tier nimmt und welche Verantwortung damit auch einhergeht. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort ist noch Herr Kollege Spitzer gemeldet. Die Restredezeit der SPÖ ist nur mehr 10 Minuten, die sind zur Verfügung. GR Mag. Gerhard Spitzer (SPÖ): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Als Schlussredner meiner Fraktion wäre es natürlich jetzt spannend, die letzten 10 Minuten wirklich auch noch auszunutzen, aber auf der einen Seite wurde heute schon sehr viel gesagt, auf der zweiten Seite möchte ich auch morgen noch gesund hier sitzen. Darum werde ich es wirklich kurz machen können. Kolleginnen und Kollegen, wenn man am Wochenende durch diese Stadt spaziert und so wie ich sehr oft mit Menschen ins Gespräch kommt und dann das Thema sehr behutsam auf die Wiener Umwelt lenkt, dann hört man zwei Dinge viel, viel öfter, fast genau so viel wie alle anderen Aussagen: Wien ist sauber und Wien hat tolle Grünanlagen. Jetzt haben Kollege Maresch und viele meiner Vorrednerinnen und Vorredner bereits über unsere tollen Parks gesprochen, das heißt, das erspart mir sehr viele Worte und Ihnen sehr viel Zeit, und wir sind ein paar Minuten früher zu Hause. Ich darf aber sagen, dass wir nicht nur stolz darauf sind, dass unsere Parks jetzt gender-sensibel und generationenübergreifend und auch das Ergebnis von Befragungen der Benutzerinnern und Benutzer sind, sondern dass wir im Bereich der MA 42 auf viel mehr stolz sein können, zum Beispiel auch auf die tolle Lehrlingsausbildung, die die MA 42 jedes Jahr vollbringt und auch auf die sogenannte integrative Berufsausbildung bei den Wiener Stadtgärten. Gerade die MA 42 war die erste Abteilung, die eine sogenannte integrative Berufsausbildung für Jugendliche mit Benachteiligungen angeboten hat, sei es im Bereich der besonderen Bedürfnisse, Jugendliche mit Behinderungen, mit sonderpädagogischem Förderbedarf oder mit sozial emotionalen Beeinträchtigungen. Hier können wir auf die MA 42 sehr, sehr stolz sein. Aber ich habe ja gesagt, die Wienerinnen und Wiener finden nicht nur, dass wir sehr viel Grün in der Stadt haben, sondern auch, dass Wien sehr viel Sauberkeit bietet. Deswegen darf ich jetzt zur MA 48 überleiten. Zu dem großen Bereich der MA 48, Kolleginnen und Kollegen, gehören ja nicht nur die Straßenreinigung und die Müllbeseitigung, sondern auch der gesamte Fuhrpark in dieser Stadt, die Bedürfnisanstalten und vieles, vieles mehr. Dafür, dass dies alles so gut funktioniert, investieren wir im kommenden Jahr rund 380 Millionen EUR, nicht nur in die WC-Offensive, nicht nur in den Winterdienst, obwohl wir gerade da zusätzlich 2 Soleanlagen bauen werden, um eine noch raschere Beladung der Streufahrzeuge im Wintereinsatz gewährleisten zu können. Wir investieren weiter in den Fuhrpark bei der Umstellung auf die Euro-6-Motoren. Es wird in der Gudrunstraße einen komplett neuen Stützpunkt geben, mit einem Mistplatz, einem Winterdienstplatz und einer Unterkunft für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 48. Es gibt viele weitere geplante bauliche Maßnahmen, wie zum Beispiel auf dem Dach der Schlackenhalle am Standort Percostraße eine Fotovoltaikanlage, die Kollege Hofbauer ja heute auch angesprochen hat, und es wird Investitionen im Bereich der Behälterlogistik geben. Die 48er hat ja bereits einen Gesamtstand von rund 445.000 Sammelbehältern, deswegen soll am Standort im 23. Bezirk in der Südrandstraße eine weitere Behälterwaschanlage für die Behälterlogistik errichtet werden. All das geschieht im Bereich der MA 48, wofür wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dort sehr, sehr dankbar sind. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich möchte aber abschließend noch auf einen meiner Lieblingspunkte zu sprechen kommen, der jahrzehntelang sozusagen einer der größten Aufreger in dieser Stadt war, nämlich die sogenannte Hinterlassenschaft unserer vierbeinigen besten Freunde, unserer Hunde. Jetzt kann man über dieses Thema schmunzeln, ich selber war viele Jahre in der Bezirksvertretung sozusagen der Hundstrümmerl-Bezirksrat, der Hunde-Bezirksrat in meinem Bezirk, aber immerhin hat dieses Thema mindestens drei Bürgermeister und einen eigenen Hundstrümmerl-Gemeinderat beschäftigt. Wir können uns zum Teil an den Kollegen Karl noch erinnern, der das in sehr rühriger Form gemacht hat, bis uns Ulli Sima dann gezeigt hat, wie einfach es eigentlich funktionieren könnte. Gebt auf der einen Seite den braven, einsichtigen Hundebesitzerinnen und -besitzern etwas in die Hand, damit sie etwas freiwillig tun können, was sie ohnehin tun wollen. Das haben wir mit den zahlreichen Sackerlspendern, verbunden mit den Entsorgungsbehältern gemacht. Üben wir auf der anderen Seite doch sanften Druck auf all die Uneinsichtigen in dieser Stadt aus, zum Teil durch unsere witzigen Werbekampagnen, über die sehr wohl gesprochen wird, auch natürlich hier herinnen schon im Haus, aber auch notfalls durch nötige Strafen für all jene, denen der Hundekot sprichwörtlich wurscht ist. Wien, Kolleginnen und Kollegen, hat dieses Problem also vorbildlich in den Griff bekommen, und deswegen kann man heute mit Stolz, aber auch mit gewissem Augenzwinkern sagen: Wien ist heute hundstrümmerlfrei. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist nunmehr die Frau Amtsführende Stadträtin. Sie haben 15 Minuten. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte ein bisschen auf die Wortmeldungen in der Debatte eingehen. Sehr geehrter Herr Gemeinderat, ich fürchte, dass wir die Fragestunde dann hier schon ein bisschen vorwegnehmen, denn wenn ich das richtig im Kopf habe, ist auch diese Frage aufgerufen. Machen Sie es mir dann bitte nicht zum Vorwurf, dass es dann eventuell auf beiden Seiten zu Wiederholungen kommen kann. Ich fange mit dem Thema Märkte an. Entsprechend der Umfrage, die Sie heute zitiert haben, wollen 53 Prozent der Menschen auf den Märkten Lebensmittel kaufen. Das ist aber etwas, was sich auf vielen Märkten mit dem Angebot, das es dort gibt, leider in keinster Weise mehr deckt. Auf vielen Märkten ist die Quote, die gastronomisch genutzt wird, teilweise schon weit über 80 Prozent. Das heißt, für den Lebensmittelhandel muss man schon fast so etwas wie ein Artenschutzprogramm für gefährdete Arten einführen, weil der immer mehr zurückgedrängt wird, weil es offensichtlich leichter möglich ist, mit Gastronomie hier schnell Geld zu verdienen. Nur damit es keine Mythenbildungen oder Missverständnisse gibt: Ich persönlich finde Gastronomie auf Märkten großartig. Ich befürworte und unterstütze das, aber nicht nur Gastronomie. Ich will nicht 100 Prozent Gastronomie haben, und das Problem, das wir jetzt haben, ist, dass wir zwar eine Gastronomiequote von ungefähr einem Drittel haben, sage ich jetzt einmal, aber dadurch, dass sehr viele Lebensmittel mit Nebenrechten erteilt wurden, hat man bei manchen Märkten das Gefühl, es besteht überhaupt nur mehr aus Gastronomiestandeln. (GRin Mag. Beate Meinl- Reisinger, MES: Das können Sie ja nicht beurteilen!) Das ist etwas, wo ich als zuständige Stadträtin gesagt habe, gerade weil das Bedürfnis der Menschen ganz massiv da ist, auf den Märkten Lebensmittel einzukaufen, da können wir nicht tatenlos zusehen. Deswegen haben wir, sage ich einmal, so etwas wie eine Notbremse gezogen, eine temporäre Maßnahme, wo wir gesagt haben: Es gibt jetzt keinerlei Nebenrechtsgenehmigungen mehr, bis die neue Marktordnung in Kraft ist. Wie gesagt, eine temporäre Maßnahme, die nur und ausschließlich solche Stände trifft, die jetzt eine Neuanmeldung vornehmen wollten. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass auch überall dort ... Sie haben es ja selbst auch genannt, das ist ja das beste Beispiel, Sie haben gesagt, da war ein Nebenrechtestand, der 130.000 EUR in eine Schankanlage investiert hat. (Zwischenruf von GR Markus Ornig, MBA.) Jetzt sage ich Ihnen schon ganz ehrlich: Das ist ja ein bisschen eine Pervertierung des Systems, denn gedacht war das ganze System ja so, dass der Lebensmittel verkauft und nebenbei hat er noch acht Verabreichungsplätze. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Nein, Sie ruinieren die Märkte! Das funktioniert nicht mehr!) Dort ist es jetzt aber so, und das ist bei vielen, die Nebenrechte haben, genau das Thema, die haben einen gastronomischen Betrieb und nebenbei findet man dann noch ein Regal, wo man eben Lebensmittel kaufen kann. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Strafen Sie nicht die Unternehmen!) Das war aber nie die Intention und das war auch nie die Absicht, die hinter der Marktordnung gestanden ist. Ich glaube, da darf man sich nicht selber in den Sack lügen. Dann gehen Sie raus und sagen, okay, wir sind dafür, 90 Prozent, 100 Prozent Gastronomie auf den Märkten ist auch eine Position, die man haben kann, aber es ist nicht meine Position. Es ist nicht meine Position. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Wollen Sie nur Gemüsehändler am Markt? Das funktioniert nicht!) Ich glaube schon, dass es politisch gesehen unsere Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass es weiterhin eine Vielfalt auf Märkten gibt. Ich glaube, da sind wir uns einig, das haben Sie ja auch gesagt. Aber die Vielfalt soll nicht nur eine gastronomische Vielfalt sein, dass man halt Türkisch, Italienisch und Chinesisch essen gehen kann, sondern soll auch eine Vielfalt an Lebensmitteln sein. Das ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich eben nicht der Meinung, der Markt regelt alles von selber, man soll alles frei machen, und jeder kann dort machen, was er will. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Als Nächstes kommen staatliche Gemüsehändler!) Wenn Sie sich den Kostendeckungsgrad bei den Märkten anschauen, dann subventionieren wir jetzt schon Gemüsehändler am Markt, weil es keinen hundertprozentigen Kostendeckungsgrad gibt. Das können Sie sich im Gebührenspiegel der Stadt Wien ohnehin schon anschauen, aber das ist ein anderes Thema. Für mich ist es ganz klar, dass wir mit der Marktordnung künftig sozusagen den Rahmen vorgeben werden und an der neuen Marktordnung arbeiten wir gerade. Klar ist aber, dass es nicht nur 100 Prozent Gastronomie geben soll. Dort, wo Nebenrechte erteilt werden, da ist es klar: Im Fokus und im Hauptfeld der Tätigkeit muss dort ein Lebensmittelhandel stehen, und dann gibt es noch acht Verabreichungsplätze. Zu der Forderung, dass es da mehr Plätze geben soll, muss ich Sie auf die Bundesebene verweisen, weil das ganz klar in der Gewerbeordnung des Bundes festgeschrieben ist. Wie man aber in den Zeitungen liest, werden Sie ja bei der künftigen Regierung auch zumindest als Mehrheitsbeschaffer für Verfassungsgesetze ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Da werden Sie sicher auch bei der Gewerbeordnung die eine oder andere Verbesserung erreichen können. (GRin Mag. Beate Meinl- Reisinger, MES: Gott sei Dank ist die Gewerbeordnung nicht im Verfassungsrang!) Aber ich sehe schon, wir können die Diskussion, es gibt ja offensichtlich noch genug Diskussionsthemen, dann gerne in der Fragestunde fortsetzen. Ich halte aber den Weg, den wir hier bei den Märkten verfolgen, für den richtigen und für den wichtigen, gerade weil wir auch in Zukunft die Artenvielfalt, wenn Sie es so wollen - insofern passt es ja ganz gut ins Umweltressort -, auf den Märkten auch künftig aufrechterhalten wollen. Es ist auch über die Tarife der Wiener Linien gesprochen worden. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, es haben einige Vorredner und Vorrednerinnen schon gemacht, dass der Preis der Jahreskarte nicht verändert worden ist. Das ist etwas, auf das wir sehr stolz sind. Hier sind wir auch konkurrenzlos billig. Wenn Sie das mit allen anderen Städten vergleichen, die ungefähr die Größe von Wien haben, dann kostet dort eine Jahreskarte weit mehr als das Doppelte. Das Umweltbundesamt ist angesprochen worden, ein Thema, wo ich mich persönlich auch sehr engagiert habe. Ich glaube, dass man das, was Kollege Guggenbichler hier gesagt hat, dass uns das irgendwie wurscht wäre, nicht behaupten kann. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ich habe den Maresch gemeint!) - Sie meinen, Sie haben das auf den Kollegen Maresch bezogen. Okay, verstehe, gut. Das muss dann er klären. Ich habe aber auch nicht den Eindruck gehabt, dass es dir wirklich wurscht wäre. Wir haben uns da, glaube ich, schon sehr intensiv bemüht. Da Sie und Ihre Fraktion aber jetzt ja auch wahrscheinlich in der Bundesregierung künftig ein Wörtchen mitzureden haben werden, verlasse ich mich da jetzt voll auf Ihre Einflussnahme, dass Sie das auf Bundesebene regeln werden, dass der Umzug des Umweltbundesamtes nach Niederösterreich, der ja geplant ist, so nicht stattfinden kann. Da gibt es schon einen starken Hebel, das meine ich auch sehr ernst, das ist im Umweltkontrollgesetz sehr klar festgeschrieben, da steht wortwörtlich drinnen: Der Sitz des Umweltbundesamtes ist in Wien. Wenn jetzt der zuständige Minister sagt, ja, er macht da einen Trick und tut das irgendwie umgehen, dann meine ich, ehrlich gesagt, dass Gesetze aus meiner Sicht auch für Minister gelten und das so nicht sein kann. Es gibt ein Gesetz. Wenn man das Gesetz ändern will, braucht man dazu im Nationalrat eine Mehrheit, da kommt dann die FPÖ ins Spiel, nämlich die in diesem Fall nicht zu beschaffen. (GR Dominik Nepp, MA: Ja eh!) Auf der anderen Seite muss man auch beim Herrn Umweltminister darauf schauen beziehungsweise pochen, und das werden wir, da können Sie sich drauf verlassen, dass Gesetze einzuhalten sind. Ich finde das an sich für eine Selbstverständlichkeit für einen Bundesminister, aber offensichtlich ist es hier notwendig, dass man nochmals gesondert darauf hinweist. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN - GRin Barbara Novak, BA: Hört, hört!) Nur ein Satz noch zur Umwandlung der Stadtwerke, wir werden ohnehin am Mittwoch Gelegenheit haben, das noch ein bisschen ausführlicher zu diskutieren. Das Grundding, das ich noch nicht wirklich verstanden habe, ist: Wir sind Eigentümer der Stadtwerke, ich bin die Eigentümervertreterin. Was jetzt schlecht daran ist, dass der Eigentümer sich um sein Eigentum kümmert und Verantwortung übernimmt und das näher an sich heranholt, müssen Sie mir einmal erklären. Das Gegenteil ist doch eigentlich ein Problem, wenn ich Eigentümerin bin und sage, okay, macht, was ihr wollt, es interessiert mich nicht, das wäre doch das Problem. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: In einer Aktiengesellschaft gibt es ja einen Aufsichtsrat!) Dass die Opposition jetzt kritisiert, dass wir als Eigentümer uns um unser Eigentum kümmern, das ist, finde ich, also wirklich ein interessanter Zugang. Auf Bundesebene wurde ja auch bei ÖIAG, die jetzt ÖBIB heißt, ein anderer Zugang gewählt, auch mit Zustimmung der ÖVP. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die Zählpunktepauschale ist auch noch als Thema gekommen. Was haben Sie da behauptet? Wir hätten die Menschen 140 Millionen EUR gekostet? Das ist also wirklich von vorne bis hinten falsch, ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll, das aufzuklären. Die Wahrheit ist eine ganz eine andere: Wir sind die einzige Stadt, die eine U-Bahn hat. Für eine U-Bahn braucht man sehr viele Zählpunkte, weil die U-Bahn mehrfach abgesichert ist. Aus diesem Grund hat es für die Wiener U- Bahn und die Wiener Linien immer eine sogenannte Zählpunktepauschale gegeben. Das war immer schon so. Was Sie da gesagt haben mit 2007 und so, stimmt alles einfach nicht. Das ist kurzfristig verändert worden. Jetzt hat es eine Klarstellung des Gesetzgebers gegeben, wo wieder diese Zählpunktepauschale eingeführt worden ist. Warum? Weil es total Sinn macht. Auf der Netzebene 4 hätten die Wiener Linien, wäre es nach dieser Neuinterpretation der gesetzlichen Grundlagen gegangen, plötzlich 50 Prozent aller Kosten auf Industrieebene. Das heißt, 50 Prozent aller Ökopauschalkosten auf Industrieebene hätten die Wiener Linien und damit die Kundinnen und Kunden der Wiener Linien gezahlt. Das kann ja wohl nie in Ihrem Interesse sein. Zuerst werfen Sie uns vor, dass wir Gebühren erhöhen und dann wollen Sie die Ökopauschale auf die Kunden der Wiener Linien umwälzen, von den Industriebetrieben zu den Öffi-Nutzern! Das kann ja nicht Ihr Ernst sein, dass das Ihre Position ist und Sie mir vorwerfen, dass ich das verhindert habe. Ich hätte mir eigentlich erwartet, dass Sie da lobend klatschen und sagen, wunderbar, Sie haben die Kunden und Kundinnen der Wiener Linien vor zusätzlichen Kosten gerettet. Das ist eigentlich das Thema, das wir haben. Ich bin sehr froh, dass wir uns auf Bundesebene durchsetzen konnten und gesagt haben, es kann nicht sein, dass ökologische öffentliche Verkehrsmittel mit zusätzlichen Kosten, die eigentlich sonst Industriebetriebe zu tragen hätten, hier belastet werden. Dafür stehen wir nicht! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ja, die Öffis in Simmering sind auch angesprochen worden. Ich glaube, dass es uns gelungen ist, hier eine sehr, sehr gute Lösung auszuarbeiten. Die Kritik, die in Kaiserebersdorf immer gekommen ist, war ja die, dass die Straßenbahn, nämlich der 6er, sehr oft Behinderungen hat, im Stau steht, oft unverschuldet durch die Wiener Linien nicht dort ankommt, und dass das die einzige öffentliche Anbindung ist, die ein doch sehr großer Stadtteil dieser Stadt hat, sodass die Menschen immer mehr gesagt haben, ich fahre nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln, ich fahre mit dem Auto, denn auf die Straßenbahn kann ich mich nicht verlassen. Jetzt ist Ihre Forderung, den 71er dorthin zu verlängern und 71er und 6er dorthin zu führen, nicht zielführend, weil auch der 71er eine sehr lange Straßenbahnführung hat, die gleichen Problem hat wie der 6er. Da haben wir zwei Straßenbahnen, die sozusagen eine gewisse Verkehrsanfälligkeit haben, die dann dorthin fahren würden, abgesehen davon, dass diese Lösung wesentlich, wesentlich teurer wäre. Das heißt, wir haben, finde ich, eine gute Lösung gefunden, nämlich mit der Straßenbahnlinie 11. Diese Nummer haben nicht wir ausgesucht, sondern die Wienerinnen und Wiener haben für diese Nummer gestimmt, weil sie für den 11. Bezirk auch einen gewissen logischen Sinn macht für die Nutzerinnen und Nutzer. Somit hätten wir dort jetzt eine Straßenbahn, die auf einem eigenen Gleiskörper störungsfrei, zuverlässig unterwegs sein kann, die ein zuverlässiger Zubringer von Kaiserebersdorf zur U-Bahn ist. Parallel dazu führen wir eine der längeren Straßenbahnlinien auch, damit wir auf den gleichen Takt kommen oder vielleicht sogar auf einen besseren Takt als jetzt. Also ich glaube, das ist wirklich eine gute Lösung. Sie haben vorher gesagt, die Wiener Linien wüssten nicht genau, wie das Projekt aussieht. Das stimmt so nicht. Wir haben grundsätzlich dieses Projekt vorgestellt. Dann hat es natürlich Gespräche mit dem Bezirk gegeben, weil sonst der Bezirk sagt: Mit uns redet wieder keiner. Wir haben genau versucht, diese Abfolge einzuhalten. Wir haben das grundsätzliche Projekt vorgestellt. Was die Detailplanung betrifft - da geht es darum, wo welche Station hinkommt, wo abgebogen werden soll, welche Varianten der Bezirk da gerne hätte -, da haben wir von Seiten der Wiener Linien versucht, den Bezirk bestmöglich einzubinden. Dann gibt es noch gewissen Spielraum - wobei ich gesagt habe, ich will das nicht festlegen, ohne mit dem Bezirk geredet zu haben -, welche dieser beiden Gassen, welche Kreuzungen man nimmt, was die Einschätzung der Verkehrskommission im Bezirk ist, wo die beste Lösung ist, dass man das auch so macht, dass es nicht zu Komplikationen im Individualverkehr kommt, wenn wir diese neue Straßenbahn nach Simmering bringen. Es ist jetzt die Detailplanung im Laufen, nach Rücksprache mit dem Bezirk. Ich habe darum gebeten, den Bezirk auch weiterhin einzubinden, weil mir das ein Anliegen ist, dass wir hier gemeinsam sehr schnell, rasch zu einer guten Lösung kommen. Was ich nämlich nicht möchte, ist, dass wir eine Lösung finden und der Bezirk sagt, das wollen wir jetzt aber nicht, denn das müssen Sie dann den Wählerinnen und Wählern in Simmering erklären, warum wir hier nicht zu einer dramatischen Verbesserung der Lage kommen. Einen Mythos möchte ich auch ein bisschen ausräumen. Sie sagen, wenn man den 71er und den 6er nach Kaiserebersdorf fahren lässt, braucht man keine Umbauarbeiten. Das stimmt nicht. Natürlich braucht man auch eine Schleife. Sobald zwei Straßenbahnen an einen Ort fahren, musst du noch eine zusätzliche Schleife einbauen, weil die sich sonst gegenseitig immer behindern. Das heißt, Bauarbeiten sind in jedem Fall vonnöten. Ich glaube, dass wir gemeinsam mit den Wiener Linien hier wirklich ein gutes Projekt gefunden haben, und ich kann Sie nur ersuchen, auch auf den Bezirksvorsteher einzuwirken, dass er dieses Projekt unterstützt, damit wir jetzt schnell und rasch zu einer Lösung kommen. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) - Ja, wir sind bereit. Wir planen, wir fangen im Frühling zu bauen an, aber natürlich muss der Bezirk zustimmen. Wenn der Bezirk nicht zustimmt, wird es schwierig werden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die FPÖ, die so lange eine Maßnahme für Simmering gefordert hat, jetzt diejenige ist, die eine Verbesserung für die Bürgerinnen und Bürger verhindert will. Also das kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin mir sicher, der Herr Bezirksvorsteher hat das nicht so gemeint, was er da der Öffentlichkeit gesagt hat. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Dann reden Sie einmal mit ihm, Frau Stadträtin!) So, kommen wir noch zu den Igeln. Herr Gemeinderat! Ich habe Ihnen schon letztes Mal gesagt, die Laubhaufen haben wir schon liegen gelassen, bevor es Ihren Antrag gab. Das ist in Wien eine jahrzehntelange Tradition. Wir räumen das Laub in der Nähe von Straßenbereichen weg, wir lassen nicht jeden Laubhaufen liegen, aber wir lassen gezielt welche liegen. Wenn Sie uns konkrete Adressen sagen können, dann bitte ich Sie, uns das zu übermitteln, dann können wir uns das gerne genauer anschauen und Ihnen eine Rückmeldung dazu geben. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte natürlich auch die Gelegenheit noch nutzen, um allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meinen herzlichen Dank auszusprechen für die wunderbare Arbeit, die jeden Tag geleistet wird, für die Menschen dieser Stadt im Umweltbereich, im Infrastrukturbereich, in den vielen, vielen Bereichen, die in meiner sehr großen Geschäftsgruppe geleistet werden, allen voran natürlich den Geschäftsführern und Geschäftsführerinnen, den Abteilungsleitern und Abteilungsleiterinnen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus meinem Büro, die wirklich tagtäglich unermüdlich und beharrlich für die Umwelt und die Menschen in dieser Stadt im Einsatz sind. Herzlichen Dank! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zur Geschäftsgruppe Umwelt und Wiener Stadtwerke und zum Wirtschaftsplan der Unternehmung Wien Kanal liegen keine Wortmeldungen mehr vor. Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Kultur, Wissenschaft und Sport. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger. Ich erteile es ihr. Selbstgewählte Redezeit 15 Minuten. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Zu einer späten Stunde diskutieren wir gerade auch über die Kultur. Ich finde es natürlich ein bisschen schade, dass wir erst jetzt zu dieser Uhrzeit zu diesem Thema kommen, da ich der Meinung bin, dass Kultur ein ganz wesentliches identitätsstiftendes Gut ist für diese Stadt, aber sei's drum. Wir werden sicherlich trotzdem intensiv diskutieren können. Zunächst einmal möchte ich etwas positiv erwähnen, etwas, das mich freut, nämlich dass insgesamt das Kulturbudget nicht weiter gekürzt wird, dass also hier nicht große Einsparungen - aber ich werde noch im Detail auf einige Punkte zu sprechen kommen - vorgenommen werden. Wir NEOS sind nämlich überzeugt, dass die Investition in Kunst und Kultur einen ganz wesentlichen Mehrwert für die Gesellschaft, für den Zusammenhalt und letztlich auch für den Diskurs in einer Stadt schafft und, wie gesagt, bei uns auch durchaus sehr identitätsstiftend ist. Es gibt aber Veränderungen im vorangeschlagten Budget für das nächste Jahr, die einige Fragen dazu aufwerfen, was uns jetzt genau zukünftig erwarten wird. Ich möchte zunächst zum großen Bereich der darstellenden Kunst kommen. Die Ausgaben für die darstellende Kunst werden 2018 um 3,9 Millionen EUR gesenkt. Wo im Detail eingespart werden soll, ist mir aus den derzeit verfügbaren Informationen nicht ersichtlich. Das heißt, wir haben uns hier ein bisschen hineingetigert in die einzelnen Haushaltsstellen. Dann kann man erkennen, dass unter der Haushaltsstelle Laufende Transferzahlungen an Unternehmen ohne Finanzunternehmen 6,87 Millionen EUR weniger im kommenden Jahr bezahlt werden. Darin finden sich die Vereinigten Bühnen Wien, Rahmenbeträge im Bereich des Off Theaters und Tanz, Rahmenbeträge für Theatergruppen, Institutionen, vor allem der freien Szene, Volkstheater, Theater in der Josefstadt, Inter-Thalia Theater, Gloria Theater, et cetera. Von vielen dieser Häuser, dieser Institutionen wissen wir nicht, was im nächsten Jahr budgetär zur Verfügung stehen wird. Sie lachen schon. Über einen wesentlichen Brocken, beziehungsweise ist es natürlich der größte Brocken, nämlich von den Vereinigten Bühnen Wien ist noch nicht bekannt, wie viel ihnen im nächsten Jahr budgetär zur Verfügung stehen wird. Ein paar Förderungen für das nächste Jahr sind bekannt. Jene für das Inter-Thalia Theater bleibt gleich, jene für das Gloria Theater bleibt gleich, jene für das TAG bleibt gleich, jene für Dschungel Wien bleibt gleich, jene für das Theater Lilarum bleibt gleich, jene für das Theater Drachengasse wird um 20.000 EUR erhöht, jene für das Volkstheater bleibt gleich. Jetzt ist die Frage: Wo wird's weniger? Ich wage ja gar nicht zu hoffen, dass es in diesem Ausmaß bei den Vereinigten Bühnen Wien weniger wird, aber das eine oder andere hat man ja heute schon herausgehört. Ein bisschen schwierig ist es schon, wenn wir hier über Kultur und über das Kunst- und Kulturbudget diskutieren, wo sehr wohl natürlich die Verteilung zwischen den einzelnen Häusern, zwischen großen Institutionen und freier Szene eine ganz wesentliche Fragestellung ist, wenn wir hier eigentlich im Dunkeln tappen können. Aber man hört, dass sozusagen hier die Vereinigten Bühnen Wien 1 Millionen EUR weniger bekommen sollen, statt 40 Millionen EUR nur noch 39 Millionen EUR. Ich weiß nicht, ob es stimmt, wir haben es noch nicht gehabt, aber wenn dem nicht so ist, dann wird woanders eingespart. Ich möchte aber sagen, um das nicht unerwähnt zu lassen, dass an einer anderen Stelle, nämlich Laufende Transferzahlungen an private Organisationen ohne Erwerbszweck, 2,97 Millionen EUR mehr im Voranschlag stehen: Das sind der Wiener Bühnenverein, der Nestroy-Theaterpreis, Hunger auf Kunst und Kultur, IG Freie Theaterarbeit war da dabei, Metropol. Da wissen wir auch nur bei einem gewissen Teil, was gleich bleibt: Beim Odeon bleibt es gleich, beim Kabinetttheater bleibt es gleich, beim Wiener Metropol bleibt es gleich, bei der Taschenoper bleibt es gleich, während die Förderung für die Neue Oper Wien um 10.000 EUR erhöht wird, wobei hier natürlich auch gewisse Rahmenbeträge im Bereich des Off-Theaters und des Tanzes dabei sind. Warum ist mir das so wichtig? Weil es, wie gesagt, in dieser gesamten Gruppe bei einem Minus bleibt, und die Frage ist tatsächlich: Leidet die freie Szene, leiden die Off-Theater? Wo wird an dieser Stelle gespart? Ich möchte an dieser Stelle durchaus Richtung Oberösterreich blicken, wo es jetzt zu Recht, wie ich meine, einen Aufschrei gibt, weil gerade die freie Kulturszene dort von massiven Einsparungen unter Schwarz-Blau betroffen ist und es dort jetzt schon unter dem Motto "Rettet das Kulturland Oberösterreich!" laute Proteste gibt. (Beifall bei den NEOS.) Kommen wir zu den Vereinigten Bühnen. Das ist immerhin der Hauptbrocken, nahezu die Hälfte des Budgets für darstellende Kunst. Wie gesagt, ich weiß noch nicht, was die Vereinigten Bühnen Wien nächstes Jahr bekommen werden. Was ich aber weiß, ist, dass das natürlich der mit Abstand größte Subventionsempfänger ist, wo es einen Haufen von Fragezeichen gibt. Wir wissen, wie ich schon gesagt habe, auch nicht, in welcher Höhe diese Subvention nächstes Jahr sein wird und ob es eine Mehrjahresvereinbarung geben wird. Wir wissen nicht, ob es Zielvereinbarungen geben wird zwischen den Vereinigten Bühnen und der MA 7. Wir haben also hier sozusagen keinerlei Ergebnisse und keinerlei Grundlage zur Überprüfung eines wirkungsorientierten Mitteleinsatzes. Was ich aber weiß, ist, dass das vor vielen, vielen, vielen Jahren versprochene Zukunftskonzept zu den Vereinigten Bühnen Wien, das angekündigt wurde, noch immer nicht offiziell auf dem Tisch liegt. Ich kenne es nicht. Was wir auch wissen, ist, dass die Bestellung der neuen künstlerischen Leitung schon überfällig ist. Es wurde für den Herbst versprochen. Ein bisschen ist ja noch Zeit, aber es wird schon langsam ziemlich kalt da draußen und wir warten auf das Ergebnis. Dabei stellen wir uns auch die durchaus wichtige Frage, ob es jetzt eine Intendanz für Musical und Oper geben wird, den sogenannten Wunderwuzzi, auf den man hier wartet, oder ob man hier zwei Intendanzen haben wird. Was wir aus den Jahresabschlüssen auch wissen, ist, dass es einen klaren Abwärtstrend gibt bei den Zahlen der Vereinigten Bühnen Wien, der durchaus besorgniserregend ist. Die Kartenerlöse bei den Vereinigten Bühnen Wien betrugen für das Jahr 2016 insgesamt 22,5 Millionen EUR. 2015 waren es noch 24,3 Millionen EUR. Das heißt, das ist ein Rückgang von 1,77 Millionen EUR. Ebenso kontinuierlich war der Rückgang von Besuchern und Besucherinnen zu verzeichnen. Insgesamt war die Auslastung 2014 90,4 Prozent, 2015 83,8 Prozent und schließlich 2016 nur 80,3 Prozent. Das ist allerdings nicht auf die Sparte Oper zurückzuführen, die läuft nämlich sehr gut. Das schnurrt und wird auch sehr gut angenommen. Hier konnten sowohl die Karteneinnahmen als auch die Besucherzahlen ein deutliches Plus verzeichnen. In der Sparte Musical gab es hingegen dramatische Rückgänge. Die Karteneinnahmen für Musical 2016 sind um 2,12 Millionen EUR gesunken, und das entspricht einem Rückgang von knapp 10 Prozent. Das heißt, diese Neuproduktionen der Vergangenheit lagen deutlich unter den Erwartungen. Daher es ist nicht zu viel verlangt, wenn man hier endlich verlangt, dass man eine umfassende quantitative wie auch qualitative Evaluierung durchführt. Auch eingedenk - und die Diskussion haben wir heute schon gehabt - der historischen Häuser, die hier zu bespielen sind, stellt sich doch eindeutig die Frage, warum so ein Brocken an Kulturbudget für einen Bereich ausgegeben wird, der überall sonst in vielen anderen Städten der Welt sozusagen wirtschaftlich funktioniert, warum dieser Bereich bei uns dermaßen hoch subventioniert werden muss. Deshalb bringe ich heute einen Antrag ein hinsichtlich einer qualitativen wie auch quantitativen Gesamtevaluierung der Vereinigten Bühnen Wien. (Beifall bei den NEOS.) Wir wissen noch nicht, wo gekürzt wird. Es wird irgendwo gekürzt, aber es gibt einen anderen Bereich, wo erhöht wird, und auch das wundert mich, das ist bei den Wiener Festwochen. Die Wiener Festwochen erhalten 2018 um 270.000 EUR mehr, so ist es dem Voranschlag zu entnehmen, und das obwohl ja, erinnern wir uns, das Programm durchaus in herber Kritik stand. Kulturjournalistinnen und -journalisten haben in ihren Kritiken geschrieben, dass hier wirklich Besucher eigentlich vertrieben wurden, dass es auch nicht so angenommen wurde, dass man ein über Jahrzehnte aufgebautes Publikum durchaus mit dieser Neuausrichtung auch vertrieben hat. Jetzt habe ich gesagt, gut, schauen wir uns die Kennzahlen an. Ich habe die Kennzahlen erfragt, denn bei Kunst und Kultur geht es natürlich nicht nur, aber auch um Kennzahlen. Ich habe keine Kennzahlen, keine Daten bekommen, habe aber von Ihnen, Herr Stadtrat, den schönen Satz zurückgeschrieben bekommen: Der gesellschaftliche wie künstlerische Wert ermisst sich nicht aus fragmentarischen Zahlenwerken der einzelnen Produktionen, sondern aus dem Gesamtbild des Festivals. Schauen Sie, das verstehe ich, aber irgendwann einmal muss man sagen: Schauen wir uns das bitte an, auch in quantitativer Hinsicht, auch in qualitativer Hinsicht. Schauen wir uns an, welche Zahlen es hier gibt, insbesondere dann, wenn die Förderung um über eine Viertelmillion Euro erhöht werden soll. Da frage ich mich nämlich wirklich: Mit welcher Begründung? Kommen wir noch zu einem anderen Bereich, nämlich zu sonstigen kulturellen Maßnahmen. Die werden nämlich um 3,72 Millionen EUR erhöht. Auch hier weiß ich nicht, wofür das ausgegeben wird. Unter sonstigen kulturellen Maßnahmen war drinnen: Ludwig Boltzmann Gesellschaft, das Österreichische Volksgruppenzentrum, der Preis der freien Szene der IG Kultur Wien, die Vienna Design Week, Basis.Kultur.Wien, et cetera, aber auch die parteinahen Vereine wie das Stadtforum, ÖVP, Verein Wiener Kulturservice, SPÖ, und Verein Wiener Stadtfeste, ÖVP. Sie kennen unsere bekannte Kritik an dieser Subvention von parteinahen Kulturvereinen, die dann in einer "Brot und Spiele"-Mentalität als Gönner hier Kunst und Kultur für die Bürgerinnen und Bürger zugänglich machen. Wir sind der Meinung, dass es nicht die Aufgabe der öffentlichen Hand ist, parteinahe Vereine zu subventionieren, dass die dann in Feudalherrenart als gütige Feudalherren den Bürgerinnen und Bürgern Kultur zukommen lassen. Wir finden vielmehr, dass man das auch parteifrei machen kann, dass man so etwas ausschreiben kann, dass das eine oder andere vielleicht durchaus wirtschaftlicher geführt werden kann. Ich sage gleich an dieser Stelle: Sollte eine Erhöhung des Budgets einen dieser parteinahen Vereine betreffen, werden wir lautstark dagegen protestieren! (Beifall bei den NEOS.) In einem Bereich wird leider auch ein bisschen eingespart, nämlich im Bereich der bildenden Kunst um über eine halbe Million Euro. Das ist durchaus eine hohe Summe, und auch hier wissen wir wieder nicht, welche Institutionen davon betroffen sein werden. Gerade der künstlerische Nachwuchs im Bereich der bildenden Kunst gehört unserer Meinung nach dringend gefördert, weil wir doch eine Reihe von Absolventinnen und Absolventen an den hervorragenden Akademien und Hochschulen hier haben, aber auch wissen, dass es letztlich darum geht, diesen jungen Künstlerinnen und Künstlern Perspektiven zu bieten. Für Perspektiven braucht es aber Räume. Es braucht nicht nur Subventionen, es braucht auch einen Markt, aber insbesondere braucht es Räume. Wenn man sich mit jungen Künstlern unterhält, so ist ein Thema, das immer wieder angesprochen wird, die fehlenden Atelierräume in Wien. An der Stelle - ich glaube, ich habe es schon einmal gesagt - plädiere ich dafür, dass man durchaus viele leerstehende Geschäftslokale, und zwar gerade im Bereich der Wiener Gemeindebauten, in Erdgeschoßzonen, Sockelzonen, et cetera nutzen könnte, um mit einer wirklichen Atelieroffensive und einem Ausbau von "Artist in Residence"-Programmen einen Schwerpunkt darauf zu setzen, um die hier in Wien so gut ausgebildeten Künstlerinnen und Künstler auch zu halten. Dabei ist mir schon klar, dass Ateliers nicht der einzige Grund sind, für viele ist auch das Nachtleben und die Partyszene und die Vernetzung mit anderen Akteuren und Akteurinnen aus der Kunstszene ein wichtiges Argument dafür, Wien zu verlassen. Wir weisen ja darauf hin, dass das Thema Nachtwirtschaft durchaus auch einen Standortvorteil bedeuten würde. Berlin hat jetzt gerade wieder eine Konferenz zum Thema "Stadt nach Acht" abgehalten. Auch das spielt eine Rolle, aber Räume braucht es auch für die jungen Künstlerinnen und Künstler. Ich würde mir hier einen Schwerpunkt wünschen. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit betrug 14 Minuten. Fraktionelle Restredezeit 9 Minuten. Als Nächster ist Herr GR Dkfm. Dr. Aichinger zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Selbstgewählte Redezeit 15 Minuten. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Einen wunderschönen guten Abend, meine Damen und Herren! Es ist schon spät. Diesmal hat die Kultur den Schwarzen Peter bekommen. Es sind die Letzten dran, aber auch das werden wir über die Bühne bekommen. Sehr geehrte Damen und Herren, vielleicht zuerst etwas ganz Besonderes: Genau heute vor einer Woche um dieselbe Zeit hat es eine Veranstaltung gegeben im Wiener Ronacher, nämlich die Verleihung des Nestroy-Theaterpreises. Ich glaube, das war eine Veranstaltung, die wirklich gezeigt hat, dass Wien eine Kulturstadt ist, dass Wien ein breites Angebot hat, das sehr vielfältig ist, und dass es notwendig ist, diese Künstler auch vor den Vorhang zu bringen. Das ist einzigartig im deutschsprachigen Raum, meine Damen und Herren. Herr Stadtrat! Sie haben auf der Bühne erwähnt, dass es einige gibt, die das vielleicht abschaffen wollen. Ich kann Ihnen nur sagen: Die ÖVP will das sicher nicht abschaffen, weil es ein Markenzeichen für Wien und eine wichtige Geschichte ist. (Beifall bei der ÖVP.) Warum betone ich das heute so besonders? Weil schon meine Kollegin Beate Meinl-Reisinger auf einen Punkt hingewiesen hat, nämlich dass wir - darauf komme ich dann auch noch ein bisschen zu sprechen - ein Ungleichgewicht haben zwischen einer großen Institution und vielen kleinen, sodass die Verteilung sehr, sehr wichtig ist. Aber vorweg will ich noch etwas erwähnen, das sehr wesentlich ist. Mein Kollege Juraczka und ich haben in der Finanzdebatte heute einen Antrag eingebracht, wo wir etwas verlangen - oder wollen beziehungsweise wünschen, hätte ich bald gesagt -, nämlich sogenannte informative Besprechungen des Voranschlages, des Rechnungsabschlusses. Denn gerade in Ihrer Gruppe gibt es diesmal einige Positionen, die wesentlich höher sind als bisher, und andere, die wesentlich niedriger sind als bisher, und schmeck's, die Opposition soll erraten, was damit passiert. Die Kollegin hat es schon angeschnitten und ich habe mir das auch herausgesucht, nämlich diese eine Position, wo 6 Millionen EUR, sprich, über 10 Prozent fehlen, diese berühmte Position 3240, wo eben die Subventionen für die Theater vergeben werden. Wesentlicher Punkt ist dabei: Für einige Theater steht die Subvention für 2018 schon fest. Das sind große Brocken wie das Volkstheater, das Theater in der Josefstadt und das Theater der Jugend. Die Frage ist: 6 Millionen EUR fehlen. Was passiert mit den Vereinigten Bühnen? Jetzt haben wir in den letzten Jahren, auch das ist schon erwähnt worden, viele Dinge gehört, dass nämlich ein Zukunftsprojekt herauskommen soll, dass wir ein Zukunftskonzept bekommen, passiert ist aber nichts. Kollege Woller hat einige Male erwähnt: Bei 37 Millionen EUR ist endlich dann Schluss, mehr darf es nicht geben, heute hat er aber selber schon gesagt, dass es wieder 39 Millionen EUR werden. Das heißt, die vielen, vielen anderen Kleinen bekommen weniger. Aus diesem Grund, meine Damen und Herren, möchte ich auch heute einen Antrag einbringen, nämlich dass man da einmal festlegt, wer wie viel bekommt. Warum meine ich das? Wir sollten mit den einzelnen Subventionsteilnehmern Zielvereinbarungen abschließen und sagen: Diese Position wollen wir haben, wir wollen die und die Fakten drinnen haben. Bei einem Theater wollen wir beispielsweise bestimmen, wie viele Mitarbeiter beschäftigt sind, wie viel Stücke gespielt werden, wie viel Vorstellungen es sein müssen und einige Dinge mehr, um wirklich für die Subventionen eine Grundlage zu haben. Derzeit bekommen wir zwar gewisse Akten, in denen steht, das und das wird verlangt, aber es gibt die Subvention betreffend keine Vorgaben der Gemeinde Wien. Ich darf daher den Beschlussantrag einbringen: "Der Amtsführende Stadtrat für Kultur, Wissenschaft und Sport wird ersucht, Subventionen für Kultureinrichtungen an eine gemeinsame mit dem Förderwerber getroffene Zielvereinbarung zu knüpfen. Desgleichen sollen die zukünftigen Förderungen von der Erfüllung der vorher getroffenen Zielvereinbarungen abhängig gemacht werden." Da gibt es eine Linie, da können wir etwas machen. Ich glaube, wir sollten - und das ist das Wesentliche, darum habe ich die Theater und den Nestroy-Theaterpreis erwähnt - die Vielfalt erhalten. Wir können nicht das meiste Geld in eine Richtung schieben und die anderen vernachlässigen. (Beifall bei der ÖVP.) Das ist ein wesentlicher Faktor. Die Frage überhaupt, wie es bei den Vereinigten Bühnen weitergeht, ist ja schon angeschnitten worden. Es stellt sich natürlich mit vier Häusern, wie wir wissen - es ist ja auch noch die Kammeroper dabei -, sicherlich die Frage, wie man das aufteilen wird, aber auch dazu noch ein Satz, Herr Stadtrat: Die Operngeschichte: Wenn man die Zahlen anschaut, so hat das Theater an der Wien, die Oper, ungefähr 56.000 Besucher im Jahr, das Theater an der Wien bekommt rund gerechnet 20 Millionen EUR. Wenn man das ein bisschen kaufmännisch dividiert, sind das zirka 250 EUR pro verkaufte Karte. Mein Beispiel, das ich dazu immer wieder bringe: Die Wiener Staatsoper hat 600.000 Besucher und bekommt 60 Millionen EUR. Das sind 100 EUR pro verkaufte Karte. Ich glaube, auch da müssen wir uns einmal überlegen, ob das so weitergehen kann. Da stellt sich eben die Frage, wie es mit der Bestellung - Geschäftsführer haben wir - der Intendanten ausschaut. Da stellt sich immer wieder die Frage: Wird das jetzt einer? Werden das mehrere? Wie schaut das aus? Bezüglich des Geschäftsführers der Vereinigten Bühnen Wien - ich habe Sie das schon einmal gefragt und sie haben mir gesagt, das sei nicht in Ihrer Kompetenz -: Er hat nach wie vor einen Nebenjob. Er ist nämlich der Direktor der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Also auch das ist, glaube ich, nicht eine einfache Sache. Wir erwarten uns endlich einmal klare Aussagen dazu! Ich gehe davon aus - das letzte Wort vielleicht zu den Vereinigten Bühnen -, dass wir morgen mehr wissen werden, weil wir morgen die Akten vom letzten Gemeinderatsausschuss bekommen werden. Da werden wir wahrscheinlich die Förderung für die Vereinigten Bühnen beschließen müssen - oder wollen, sonst werden sie am Anfang des Jahres kein Geld haben, denn bis jetzt ist ja das nicht beschlossen worden. Also es ist ja symptomatisch: Heute wollen wir ein Budget beschließen und morgen bekommen wir dazu die Unterlagen, meine Damen und Herren. Ganz kurz noch zwei andere Themen: Das Thema Festwochen ist angeschnitten worden. Auch da war, glaube ich, der erste Versuch des Intendanten Zierhofer-Kin nicht unbedingt der erfolgreichste. Er hat es zuerst geschafft, alle Kooperationen mit allen anderen Institutionen, nämlich mit dem Konzerthaus, dem Musikverein, mit den Symphonikern und den Vereinigten Bühnen Wien einzustellen. Das brauchen wir nicht, hat er gesagt - erster Punkt. Er wollte ganz einfach neue Publikumsschichten ansprechen, ohne die alten zu vergrämen. Er hat das alte Publikum etwas vergrämt, es sind wesentlich weniger hingegangen, und neue hat er keine gefunden. Ich glaube, da muss man sich auch überlegen, wie das in Zukunft weitergeht mit einer ganz schönen Subvention von über 10 Millionen EUR. Letzter Punkt, ganz kurz noch, zur Kultur: Es ist für uns nach wie vor nicht ganz durchsichtig, was mit dem Wien Museum passieren wird. Es ist uns versprochen worden und es wird immer gesagt, es gäbe Voruntersuchungen, wir werden endlich ein Konzept bekommen. Wir wissen keine Baukosten dazu. Wie wird das weitergehen? Wird das die endlose Geschichte des Wien Museums, wo es länger dauert, bis wir hier das bekommen werden beziehungsweise bis etwas passieren wird? Die Frage ist immer wieder, was dort mit dem Winterthur-Gebäude beziehungsweise mit der Flächenwidmung geschehen wird, wie sich das ausgeht. Ein letztes Wort, meine Damen und Herren, vielleicht noch zum Sport: Ich will die Diskussion nicht verlängern, aber der Sport bekommt in den letzten Jahren jedes Jahr um 2 Millionen EUR weniger. In den vergangenen Jahren waren es 44 Millionen EUR, denn 42 Millionen EUR, jetzt sind wir bei 40 Millionen EUR. Also der Sport dürfte ein bisschen das Stiefkind werden in dieser Gruppe und das wäre auch unbedingt zu verhindern, denn ich glaube, Sport ist eine wichtige Geschichte in dieser Stadt. - Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit betrug 8 Minuten. Fraktionelle Restredezeit 17 Minuten. Als Nächste ist Frau GRin Mag. Huemer zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Gewählte Redezeit 10 Minuten. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Danke schön. Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ein bisschen dauert es noch. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf das Thema Wissenschaft richten. Zur Frage, ob das Budget, das vorliegt, ein gutes Budget ist für die Wissenschaft und für den Wissenschaftsstandort Wien: Ich möchte Ihnen als Wissenschaftssprecherin der GRÜNEN sagen, dass das sehr wohl ein sehr gutes Budget ist. Ich möchte das auch im Detail noch ausführen: Wien ist Wissenschaftsmetropole, wie Sie wissen und wie wir hier auch schon oft diskutiert haben, und Wissenschaft und Forschung hat in Wien einen dementsprechend großen Stellenwert. Die Förderung von qualitätsvoller Wien-bezogener Forschung ist uns ein ganz besonderes Anliegen, und das verfolgen wir auch 2018 weiter. Universitäten, Fachhochschulen, Privatuniversitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, aber auch einzelne ForscherInnen, die privatwirtschaftliche Forschung, aber auch selbst die Wiener Bevölkerung, sie alle zählen zu Ansprechpersonen und auch KooperationspartnerInnen, wenn es um Wissenschaftspolitik oder um Fördernahmen geht. Alle diese Anliegen unter einen Hut zu kriegen, das versuchen wir in der Wiener Wissenschaftspolitik. Ich finde den Weg, den wir hier gehen, durchaus sehr lohnend und auch von großem Erfolg gekrönt. Ganz wesentlich möchte ich herausstreichen, dass nicht alle Forschungsinitiativen natürlich von der MA 7, von der Wissenschaftsabteilung hier getätigt werden, sondern die Wissenschafts- und Forschungsförderung breit in Wien aufgestellt ist: Sei sie angesiedelt in der Wirtschaft, sei sie angesiedelt im Krankenanstaltenverbund oder auch in den einzelnen Magistratsstellen, die selbst natürlich auch wissenschaftliche Forschungsaufträge vergeben, oder für die Fachhochschulen, die über die MA 23 infrastrukturell unterstützt werden. Ich komme zu einigen Spezialpunkten. Wie gehen wir um mit der universitären Forschung in Wien? Sie wissen, hauptverantwortlich ist hier der Bund für die Unis. Aber auch Wien ist hier eine wesentliche Ansprechpartnerin, insbesondere wenn es um Probleme rund um das Forschungsleben geht, also beispielsweise bei Einbürgerungen, beispielsweise bei Verkehrsproblemen, beispielsweise auch beim Partnernachzug, bei solchen Fragen. Wir haben hier einen regelmäßigen Dialog installiert, der sehr gut ankommt und wo es ganz wichtig ist, dass hier auch systemübergreifend gearbeitet wird. Das war ja eine Kritik, die der vormalige Universitätsbeauftragte Alexander Van der Bellen aufgeworfen hat: Dass es hier eigentlich besser wäre, wenn wir eine Bündelung der Aufgaben hätten. Das ist aus meiner Sicht leider Gottes noch immer nicht gelungen, aber steter Tropfen höhlt den Stein. Ich gebe aber auch zu, ich kann verstehen, warum nach wie vor auch die Aufteilung ist. Dafür gibt es natürlich auch gute Gründe. Kompakter und sichtbarer würde ich es dennoch finden, wenn all die Forschungsangelegenheiten in einer Hand wären, weil hier auch interdisziplinär stärker vernetzend gearbeitet werden könnte aus meiner Sicht. Trotzdem, so ist es derzeit. Wie gesagt, die universitäre Forschung wird stark unterstützt, auch direkt im Forschungsbereich. Wir haben hier einen Schwerpunkt, dass die Forschung einen Wien-Bezug haben muss. Ich halte das für sehr sinnvoll. Dementsprechend kommen Projekte, die der Stadt direkt zu Gute kommen, eher zum Zug. Der Bereich der außeruniversitären Forschung ist im Voranschlag ebenfalls budgetär bedacht. Ganz große Forschungsinstitute werden hier gefördert, aber auch viele, viele, viele kleine. Diese Basisfinanzierung ist für diese Einrichtungen essenziell und lebensnotwendig. Wir alle würden uns wünschen, hier noch stärker unter die Hände greifen zu können, das ist keine Frage, aber wir müssen mit der Realität leben und das Beste daraus machen. Ich denke, ein guter Weg dafür ist, neben der Quantität, die eben einen Deckel hat, die Qualität sprechen zu lassen, hier ganz stark auf Innovation und neue Wege zu setzen und die Kreativität auch in der Forschung anzuregen. "More of the same" wollen wir nicht, das bringt keine neuen wissenschaftlichen Fortschritte, keine neuen Erkenntnisse. Neue Wege in der Wissenschaft anzustoßen, ist mit den beschränkten Mitteln auch ein guter Weg, finde ich, wie wir etwas vorantreiben können. Ganz neu, und ich finde diese Idee sehr gut, wird 2018 sein, dass auch Einzelpersonen Forschungsförderung für Projekte beantragen können. Bislang war das so, dass das nur Vereine konnten. Ich finde den Weg durchaus lohnenswert und beschreitenswert. Schauen wir, was an Ideen da uns auf uns zukommt. Jedenfalls sollte der institutionelle Rahmen, den wir vorher hatten, nicht dazu führen, dass eigentlich eine gute Idee nicht umgesetzt werden kann. Dann möchte ich noch für 2018 den Schwerpunkt Gedenkjahr hier in Erinnerung rufen. Wir haben 2017 hiezu einen Call ausgerufen. Wir werden 2018 die Früchte dieser Forschungsprojekte ernten dürfen. Ich bin schon sehr gespannt, was anlässlich des 100-jährigen Gründungsjahrs der Republik an neuen Erkenntnissen, an zeitgenössischen Forschungsfragen aufgeworfen beziehungsweise dann auch beantwortet werden wird. Ein ganz, ganz wichtiges Thema in der Wiener Wissenschaftspolitik ist die Wissenschaftskommunikation. Wir haben nicht nur die Unterstützung für den Ball der Wissenschaften, sondern wir haben eine ganz, ganz einmalige Institution, nämlich die Wiener Vorlesungen, eine europaweit einmalige Sache. An dieser Stelle ein Mal mehr großen Dank an den Gründer Univ.-Prof. Dr. Hubert Christian Ehalt. Mit seinem Namen wird diese Initiative, glaube ich, ewig verbunden sein. Aber diese Vorlesungen gehen 2018 auch in eine neue Ära, und das ist, glaube ich, gut so. Wir werden schauen beziehungsweise wird sein Nachfolger Daniel Löcker schauen, was von dem Guten wir beibehalten und welche neuen Wege wir beschreiten werden. Ich bin schon sehr gespannt und sehr neugierig, und ich wünsche Herrn Daniel Löcker für dieses große Projekt viel Erfolg. Ich freue mich schon darauf. Mir persönlich ist es wichtig, dass wir bei diesem Wiener Vorlesungskonzept Neu darauf schauen, dass nicht nur die etablierten, sondern auch junge WissenschaftlerInnen eine Bühne bekommen, damit sie vielleicht mit diesem Schritt dann schon die Chance bekommen, die großen WissenschaftlerInnen von morgen zu werden. Mir ist auch wichtig, dass wir Frauen und Männer hier gleichermaßen als WissenschaftlerInnen einladen und die Dezentralisierung, die wir uns ins Regierungsprogramm geschrieben haben, auch in diesem Konzept realisieren können. Ich bin gespannt, was herauskommt bei den Wiener Vorlesungen Neu. Ich glaube, es wird auf alle Fälle etwas sehr, sehr Spannendes. Grundsätzlich denke ich, dass diese "Science meets Public"-Geschichte generell etwas ist, das auch von Seiten der wissenschaftlichen Institutionen zunehmend als Anliegen wahrgenommen wird und dass die Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm herauskommt. Die Diskussion mit der Scientific Community ist etwas Wesentliches, aber sie kann dort nicht alleine bleiben. Neue Formate, die zum Beispiel das IWM da anbietet, finde ich durchaus lohnenswert. Das sollte aus meiner Sicht auch von weiteren Institutionen übernommen werden. Zum wissenschaftlichen Dialog gehört meiner Meinung nach auch die Auseinandersetzung von Wissenschaft und Verwaltung - nicht nur Verwaltung als Auftraggeberin, sondern dass sich die Verwaltung auch inspirieren lässt von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Auch hier wurde, soweit ich informiert bin, ein neues Dialogforum installiert. Das finde ich sehr gut und sehr spannend. Ich hoffe, dass das auch sehr befruchtend sein wird für Menschen in der Verwaltung und auch für uns in der Politik. Die Wiener Wissenschaftspolitik hat auch einen Schwerpunkt in der Grundlagenforschung. Hier sind wir bei vielen Bereichen wirklich spitze. Ich nenne nur die Life Sciences, aber auch die Medizinforschung, Mathematik, Informatik oder Genetik. Da werden wirklich große neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen und auch in der interdisziplinären Zusammenarbeit große Fortschritte gemacht. Die Herausforderung, die so eine große, dynamische Metropole wie Wien hat, braucht aus meiner Sicht auch wissenschaftliche Unterstützung, indem wir Fakten über die Realität bekommen und indem wir auch einen State of the Art bekommen, wie mit derartig komplexen Problemen heutzutage umgegangen werden kann. Wir können uns nicht nur auf einseitige Dinge konzentrieren, wir müssen hier auch immer wieder dafür sorgen, dass wir das Ganze ins Auge bekommen. Die Wissenschaft kann uns da sehr, sehr unterstützen. Ich meine, dass so etwas wie transdisziplinäre Forschung uns in Wien sehr, sehr gut tut. Vielleicht können wir bei der Ausrichtung unserer Forschungsvergaben zukünftig darauf einen Schwerpunkt setzen. Ich halte das für sehr spannend, insbesondere zum Beispiel das Thema: Was ist der Social Impact von Forschung generell? Sprich: Welchen Nutzen hat Forschung für die Gesellschaft? Diesen Schwerpunkt könnten wir vielleicht noch etwas stärker in unsere Kriterien für Forschung legen. Insgesamt denke ich, dass Wien weiterhin sehr attraktiv für die Wissenschaft und Forschung bleiben wird. Wir als grüne Stadtregierung werden uns jedenfalls bemühen, jenseits der finanziellen Mittel, die wir zur Verfügung stellen, auch für das offene politische Klima zu sorgen. Ich hoffe, dass unsere Bemühungen durch die kommende Bundesregierung nicht konterkariert werden. Ich habe hier Sorgen, dass der Rechtsruck in Österreich möglicherweise einen Schaden für die Forschungsmetropole Wien bringen könnte, aber natürlich weiß ich es nicht, und ich hoffe natürlich, dass das Gegenteil der Fall ist. Wir werden uns darum bemühen, ein positives und attraktives Klima für den Wissenschaftsstandort zu schaffen. Mit dem Budget 2018 setzen wir dafür einen wichtigen Grundstein. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit betrug 12 Minuten. Fraktionelle Restredezeit13 Minuten. Als Nächster ist Herr GR Mag. Ebinger zu Wort gemeldet. (GR Mag. Gerald Ebinger: Nittmann!) - Wurde mir nicht gemeldet. Dann Frau GRin Mag. Nittmann. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Danke, Frau Vorsitzende! Verehrter Herr Stadtrat! Werte Kollegen im Haus! Zu dieser späten Stunde kommen wir wieder zurück zum Thema Kunst und Kultur. Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass Kunst und Kultur wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist. Die Politik hat da diesbezüglich die Rahmenbedingungen zu schaffen und insbesondere für die Weiterentwicklung des künstlerischen Reichtums zu sorgen. Aus unserer Sicht macht aber die rot-grüne Stadtregierung nicht nur das - wohl auch das, aber nicht nur das. Was sie noch macht, und das stört uns ganz besonders, ist, Günstlingswirtschaft zu betreiben und die Subventionierung parteinaher Institutionen ohne Wenn und Aber einfach durchzudrücken. Das ist auch der Grund, warum offensichtlich die rot-grüne Stadtregierung die von uns seit Langem geforderte Transparenz bei der Vergabe von Kulturförderungen ablehnt. Da denke ich nur an die Anträge, die wir schon x Mal gestellt haben betreffend Vorlage der nichtgenehmigten Subventionen, denn wir wissen ja, dass in den Ausschuss nur jene Subventionen kommen, die schon durch die MA 7 einmal genehmigt worden sind. Wir bekommen nie zu Gesicht, welche Antragsteller es gibt und welche Antragsteller im Vorfeld schon einmal aussortiert werden. Das ist das eine. Das andere ist, dass wir auch schon mehrmals eine Änderung der Subventionsrichtlinien gefordert haben. Wir wollen wissen, welche Projekte aus welchen Töpfen gefördert werden und welche Subventionsnehmer über andere Töpfe schon gefördert worden sind. Auch das wird uns einfach verwehrt. Wir sind der Meinung, dass das eine Bringschuld und keine Holschuld ist. Es kann vom Subventionswerber nicht zu viel verlangt sein, dass er nicht nur auflistet, wofür er das Geld braucht, sondern auch, von wem er bisher Gelder bekommen hat. Das wird uns aber einfach verwehrt, weil es offensichtlich ohnehin im Vorfeld schon ausgemacht wird, wer wie welche Subventionen bekommt. Deswegen kritisieren wir seit Langem diese extrem intransparente Fördervergabe und können deshalb nur Folgendes schließen: Warum ist das so? Das kann nur deshalb sein, weil man eben Günstlingswirtschaft und die Förderung an parteinahe Vereine einfach verschleiern will. Wir sind jetzt aber auch der Meinung, dass eine Unzahl all dieser Subventionen in Wirklichkeit dazu dient, die Basisarbeit bestimmter Vereine zu finanzieren oder eben entsprechend bezahlte Positionen an Günstlinge von Rot und Grün in Tochtergesellschaften einzusetzen. Ich denke da gerade an Kunst im öffentlichen Raum. Ich habe das jedes Mal auf der Tagesordnung. Ich sage Ihnen immer genau, was mich daran stört, aber es ist ohnehin für die Luft. Verein Basis.Kultur.Wien: 300 Vereine werden in diesem Verein bewirtschaftet, oder das echo medienhaus auch ein Liebkind von mir. Diese Kritik kommt aber nicht nur von mir. Ich habe es heute schon einmal gesagt: Es sind ja nicht nur wir von der FPÖ diejenigen, die diese Kritik aufzeichnen. Auch der Stadtrechnungshof hat gerade in seiner letzten Sitzung im Zusammenhang mit diversen Vereinen aufgezeigt, wie unprofessionell, unwirtschaftlich die Führung durch den Herrn Stadtrat, der hinter mir sitzt, bei all diesen Vergaben erfolgt. Der Stadtrechnungshof hat ganz detailliert diverse Fälle verfehlter Kulturförderung aufgezeigt und bestätigt uns in dem, was wir seit Jahren sagen. Ich nehme da jetzt heraus zum Beispiel den Verein Neue Oper Wien - Verein zur Dokumentation und Durchführung von Musiktheatern und Konzerten. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich bin fassungslos! Waren Sie schon einmal in der Neuen Oper Wien?) Ich rede vom Stadtrechnungshofbericht. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Waren Sie schon einmal in der Neuen Oper Wien?) - Ich rede vom Stadtrechnungshofbericht. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das heißt, Sie reden über etwas, das Sie nicht kennen!) - Ich rede vom Stadtrechnungshofbericht, aber dem glauben Sie ja offenbar auch nicht, ob der da war oder nicht da war - passt! (Beifall bei der FPÖ.) Ist egal, was der Stadtrechnungshof sagt. Das ist genau das Problem. So gehen Sie mit inhaltlicher Kritik um. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Passt schon! Null Ahnung, aber reden!) Das ist genau Ihr Thema. Deshalb stehen wir da und müssen gebetsmühlenartig Kritik üben. Wenn Sie es uns nicht glauben, glauben Sie es dem Stadtrechnungshof! Gut, was hat der Stadtrechnungshof genau bei dem Verein aufgezeigt? Dieser Verein ist für die Förderung zeitgenössischer Kunst im Bereich von Gesang, Musikregie und Komposition gegründet worden und wird mit 1,8 Millionen EUR gefördert. Und was macht der Verein? Der Verein fördert nicht das, was als Vereinszweck definiert ist, sondern er fördert vor allem sich selber. Es gibt zwei Eigenproduktionen, wie der Stadtrechnungshof aufzeigt, und es wird offensichtlich auch kein Wert darauf gelegt, dass zahlendes Publikum kommt, denn jede zweite Karte ist eine Freikarte. Da stelle ich mir dann die Frage: Sind die Produktionen so schlecht, dass man diese Darbietungen den Leuten kostenlos schmackhaft machen muss? (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Mit wie viel wird die Neue Oper Wien gefördert?) - 1,8 Millionen EUR. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: In vier Jahren!) - Ich habe den Zeitraum nicht gesagt! Ich habe gesagt, im Prüfungszeitraum. Ich zitiere den Stadtrechnungshof: 1,8 Millionen EUR! (GR Mag. Wolfgang Jung: Das überfordert ihn! - Neuerlicher Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) - Das stimmt! Ich rede vom Bericht des Stadtrechnungshofs und der hat da einmal einen Prüfungszeitraum. Mitgliedsbeiträge - brauchen wir nicht! Wofür denn auch? Es gibt nicht den Eingang von einem einzigen Mitgliedsbeitrag bei diesem Verein. Aber was machen sie dafür? Die Machtfülle des Obmanns ist riesengroß. Er hat nämlich die alleinige künstlerische und kaufmännische Leitung. Und was passiert, wenn man Machtfülle so konzentriert? (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich bin fassungslos!) Der Stadtrechnungshof sagt: Falsche Belege, falsche Nettobeträge, falsche Steuersätze auf den Belegen. Der Grundsatz "keine Buchung ohne Beleg" wird gröblich missachtet. Das Vier-Augen-Prinzip bei Finanztransaktionen war offensichtlich unbekannt. In-sich-Geschäfte wurden ohne Zustimmung geschlossen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Was, kriminelle?) Aber dafür stehen "die Rechnungsprüfer des Vereins mit Vorstandsmitgliedern in einem engen persönlichen Verhältnis." Also Unabhängigkeit und Unbefangenheit steht zwar im Vereinsgesetz, aber bei Ihnen ist das noch nicht angekommen. (Beifall bei der FPÖ.) Auch der Verein Stadtimpuls, den der Stadtrechnungshof geprüft hat, hat kein wirklich besseres Zeugnis erhalten. Der Stadtrechnungshof hat nämlich empfohlen, interne Kontrollmechanismen einzuführen. Warum? Weil es sie bis dato nicht in der Form, wie es notwendig ist, gibt. "zeitnahe Prüfung der Förderungsabrechnung" sind laut Stadtrechnungshof sicherzustellen, denn diese hat es auch nicht in dem Ausmaß gegeben, wie es vorgesehen ist. Und was sagt der Stadtrechnungshof noch? Er sagt vor allem: Die "widmungsgemäße Verwendung der Fördermittel" ist zu dokumentieren, denn auch das alles ist nicht passiert. Damit steht man nämlich ganz offensichtlich auf Kriegsfuß, aber das ist nun mal so, wenn man die eigenen Leute in parteinahen Vereinen einsetzt. Meine Damen und Herren, ich bin durchaus der Meinung, dass die Kunst frei sein soll, aber damit ist nicht gemeint, und das ist offensichtlich ein bisschen missverstanden worden, dass das ein Freibrief für die Gebarung von Steuergeldern darstellt. Die Kunst soll frei sein, aber nicht der Umgang mit Steuergeldern. Das ist nicht Ihr Privatgeld, aber genauso gerieren Sie sich, als wäre es Ihr Privatgeld! Wenn das Ihr Privatgeld ist, können Sie machen, was Sie wollen, es ist aber nicht Ihr Privatgeld. Sie sind ja keine privaten Mäzene, die irgendwelche Günstlinge mit Geldern versorgen, sondern das sind Steuergelder! (Beifall bei der FPÖ.) Deshalb können wir uns auch erwarten, dass diese Steuergelder sorgsam verwaltet werden und dass Kunst und Kultur selbstverständlich gefördert wird, dass aber nicht, was ja auch nicht unselten vorkommt, plumpe vordergründige Parteipolitik gemacht wird. Wie komme ich wieder auf die plumpe Parteipolitik? Wir haben das bei der letzten Anfrage schon gehabt. Da ist mir dann vorgeworfen worden, ich wüsste nicht, was Satire ist. Danke, Herr Stadtrat, ich weiß, was Satire ist. Sie wissen aber offenbar nicht, was Dirty Campaigning ist und wie Sie das gemeinsam mit dem Theater in der Josefstadt vorantreiben. Ich bekam an dem Wochenende mehrere Anrufe von Theaterbesuchern, die ziemlich empört darüber waren, als sie sich die Premiere des Stückes "Professor Bernhardi" von Arthur Schnitzler im Theater in der Josefstadt am Donnerstag angeschaut haben. Sie nehmen das Programmheft zur Hand. (Die Rednerin hält das von ihr genannte Programmheft in die Höhe.) Was steht auf der ersten Seite im Programm? Es ist unglaublich wichtig für jeden Theaterbesucher, wenn er sich ein Programmheft kauft und sich über das Stück informieren will. Was liest er auf Seite 1? (Die Rednerin zitiert aus dem von ihr genannten Programmheft.) "Die zweite Anfrage" - in der 28. Sitzung des Wiener Gemeinderats vom 25. Oktober 2017 - "richtete GRin Mag. Ulrike Nittmann - FPÖ an StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny - SPÖ betreffend zweckwidrig verwendete Fördermittel im Theater in der Josefstadt. Die FPÖ kritisierte die im Programmheft vorgekommene Aussage, ‚Strache macht ein Jahr Bildungskarenz'. Mailath-Pokorny wies den Vorwurf zurück, dass diese Aussage ‚ehrenrührig' sei." (Zwischenruf von GR Dr. Wolfgang Aigner.) "‚Das Theater arbeitet satirisch', so Mailath. Hilfsmittel sei dabei die Übertreibung. Er werde keine Gelder zurückfordern. Der Grund: Kulturförderung habe nichts mit Wohlverhalten zu tun." - Na, da frage ich mich, wer sich wohlverhält, und zwar ständig! Das ist das Theater in der Josefstadt, das mit 15 Millionen EUR subventioniert wird! Die verhalten sich wohl! Es geht ja dann noch weiter, wie ich gehört habe. Ich war ja nicht bei der Premiere. Wie Sie alle als fleißige Theaterbesucher wissen, gibt es bei den Premieren in der Regel eine Stückeinführung. Das macht der Dramaturg, der ein bisschen über das Stück erzählt, der die Theatergäste in das Stück ein bisschen einführt, sagt, aus welcher Zeit es stammt, was dazu wichtig ist und wie er das Stück gesehen hat. Das dauert in der Regel zwischen sieben und zehn Minuten. Die Hälfte der Zeit hat der Dramaturg darauf verwendet, an der FPÖ Kritik zu üben! Ja, was ist denn das, wenn nicht plumpe Parteipolitik im Theater?! Wen interessiert denn das?! Könnt ihr das nicht einmal außen vor lassen?! Das kann man da diskutieren! (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.) Ich kann Ihnen eines mitgeben: Sie können Parteipolitik machen, so viel Sie wollen, wenn Sie Ihr privates Geld reinstecken, aber nicht mit Steuergeldern. Entweder stecken Sie Ihr Geld rein oder das Theater in der Josefstadt soll so wirtschaftlich arbeiten, dass sie nicht 15 Millionen EUR an Steuergeldern brauchen. Dann können Sie auch Parteipolitik betreiben, wie Sie wollen. Das machen Sie sich dann mit Ihrem Publikum aus. (Zwischenruf von GR Dipl.- Ing. Martin Margulies.) Da habe ich keine Sorge, wie es dann weitergeht. Sie wissen ganz genau, wie der Theaterdirektor funktioniert, denn er macht aus seinem Herzen keine politische Mördergrube. Er hat im September 2016 uns schon in einem Presseinterview erklärt, dass, wenn Norbert Hofer Bundespräsident wird, es ihm eine Freude sein wird, Stücke gegen Rechtspopulismus zu spielen. Und jetzt im Oktober 2017 war er ganz zerknirscht, denn es war für ihn grauenhaft, dass über 57 Prozent der Österreicher eine rechte Partei wählen. Und deshalb, ist ganz klar, was macht er? Genau so etwas. Mein Gott, das ist so etwas von plump und billig, ärger geht's nicht, und das auf unsere Kosten! (Beifall bei der FPÖ.) Deshalb fordern wir Ihre politische Verantwortung ein, Steuergelder verantwortungsvoll zu verwenden. Stecken Sie Steuergelder nicht in Günstlingswirtschaft und fördern Sie keine parteipolitische Agitation! Legen Sie uns die Anträge der abgewiesenen Subventionen vor und ändern Sie die Subventionsrichtlinien! Jetzt aber zu einem ganz anderen Thema: Kollege Woller hat es gesagt: Je weiter man von Wien wegkommt, desto mehr nimmt man Wien als Kulturstadt und vor allem als Musikhauptstadt wahr. Da stelle ich mir dann auf der anderen Seite die Frage: Was ist denn das für ein Kulturstadtrat, der genau diese Musik derartig vernachlässigt? Tagtäglich setzen Sie den Ruf von Wien als Musikhauptstadt aufs Spiel. Das UNESCO-Kulturwelterbe haben Sie ohnehin schon aufs Spiel gesetzt. Jetzt geht es um das nächste Erbe, nämlich Wien als Musikhauptstadt, das stellen Sie jetzt auch aufs Spiel. Wir wissen, die Musikschulen brauchen dringend Geld. Wir haben einen extremen Nachwuchsmangel bei den großen Wiener Orchestern, bei den Wiener Sängerknaben. Warum gelten wir denn als Musikhauptstadt? Na wohl wegen der Sängerknaben, wegen der großen Wiener Orchester und deren Konzerte. Das kennen die Leute in Südkorea. Das wird aber komplett vernachlässigt, und das verstehen wir überhaupt nicht. Die Musikerziehung ist ein wichtiger Bestandteil im Leben junger Menschen. Darüber haben wir gerade heute geredet. Jedes Kind hat das Recht, mit Musik in Kontakt zu kommen. Es dient der Erhaltung und Förderung der psychischen und auch der körperlichen Gesundheit, fördert die Integration - das muss Ihnen ja ganz am Herzen liegen - und dient auch als Brückenbau zwischen den Kulturen. Trotzdem vernachlässigen Sie die Musikschulen, und das verstehen wir einfach nicht. Es gibt zu wenige Räume, es gibt zu wenig Lehrpersonal, es gibt zu wenig Instrumente. Deshalb fordere ich, wie jedes Mal, wenn ich da heraußen stehe, für jeden Bezirk mindestens eine Musikschule. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit betrug 14 Minuten, die fraktionelle Restredezeit beträgt 24 Minuten. Als Nächste ist Frau GRin Bluma zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GRin Susanne Bluma (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte gerne aus zeitökonomischen Gründen die Einleitung der Kollegin Meinl-Reisinger nehmen, und zwar bis zu dem Wort identitätsstiftend (GR Mag. Manfred Juraczka: Mittelteil!), und nicht nur auf Grund der vorgeschrittenen Stunde, sondern weil Sie wirklich sehr gut erklärt haben, welche Bedeutung Kunst und Kultur für die Menschen in dieser Stadt und für diese Stadt selber haben. Kultur ist die große Stärke dieser Stadt, das haben wir heute schon gehört, und wir haben in guten Jahren das Kulturbudget kontinuierlich erhöht. In Zeiten der Krise halten wir das Niveau, nämlich bei 2 Prozent des Gesamtbudgets. Das ist eine Summe, von der andere vergleichbare Städte nur träumen können. Wir halten das Niveau sehr, sehr hoch - weil es eben wichtig ist, dass Kunst und Kultur in dieser Stadt weiter wachsen und diese Stärke auch gepflegt wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte heute über die Hardware der Kultur sprechen. Lassen Sie mich auf einige Infrastrukturprojekte eingehen, die wir uns für die nächste Zeit vorgenommen haben. Was machen wir mit den Kulturmitteln? Wir fördern auf der einen Seite die Künstlerinnen und Künstler und Kulturschaffenden im Allgemeinen, wir müssen ihnen aber auch diese Stätten zur Verfügung stellen, wo sie ihre Kunst präsentieren können, diese Stätten, die die Wienerinnen und Wiener auch annehmen und gerne besuchen. Ich möchte mit dem Wien Museum beginnen. Wir sind jetzt im Stadium der Einreichplanung. Das heißt, das Architektenteam Certov, Winkler und Ruck, also die Väter des Siegesprojekts, sind dabei, die notwendigen Abstimmungsprozesse abzuarbeiten. Bei der Einreichplanung handelt es sich, wie ja das Wort schon sagt, um Planung. Wöchentliche Sensationsmeldungen bieten sich in diesem Stadium daher eher nicht an. Trotzdem kann versichert werden, dass mit Hochdruck gearbeitet wird. Die Errichtungs- und Folgekosten werden ständig an das aktuelle Planungsstadium angepasst. Es geht uns um realistische Zahlen. Welche Budgetmittel wir brauchen, hängt von der Finanzierungsvariante ab, für die sich die Stadt schlussendlich entscheidet. Das heißt, wählt man ein konventionelles Finanzierungsmodell oder ein PPP-Modell, und diese Entscheidung steht unmittelbar bevor. Abschließend und zusammenfassend kann man zum Wien Museum sagen, dass das Projekt zeitmäßig, aber auch in Bezug auf die Kosten im Plan liegt. Noch ein kleiner, aber aus meiner Sicht sehr feiner Anhang zum Wien Museum, etwas Aktuelles: Am kommenden Samstag eröffnet das neugestaltete Beethoven Museum in Heiligenstadt. Es ist eine von 18 Außenstellen des Wien Museums. Die Vermittlung der Stadtgeschichte, also unserer Geschichte, wird damit um eine sehr wichtige Facette bereichert. Bei einem weiteren Museum steht ebenfalls eine Generalsanierung an. Es handelt sich um das Freud Museum. Die Kosten werden zwischen der Stadt Wien, dem Bund und der Sigmund-Freud-Stiftung aufgeteilt, wobei die Stadt Wien den größten Anteil übernehmen wird. Bis 2020 sollen diese Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen sein. Das Museum wird größer. Erstmals in der Geschichte des Freud Museums werden die privaten Räumlichkeiten der Familie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es wird ein neues Vermittlungskonzept geben. Es wird ein Museumscafé geben. Ein besonderes Augenmerk wird auch auf die Barrierefreiheit gelegt. Ich möchte in diesem Zusammenhang ein Mal mehr betonen, dass wir uns unserer historischen Verantwortung bewusst sind und dass wir das intellektuelle Erbe von Vertriebenen bewahren und pflegen wollen. Nun zum Volkstheater: Auch das Volkstheater ist in die Jahre gekommen. Nach vielen Jahrzehnten intensiver Nutzung ist eine, so meine ich, grundlegende Sanierung angesagt. Es ist geplant, das Haus nicht nur hinsichtlich des Ausbaus des Zuschauerkomforts, sondern auch in technischer und baurechtlicher Hinsicht zu modernisieren. Auch in diesem Fall wird auf Behindertengerechtigkeit großen Wert gelegt werden. Die Technik und die Sicherheit sollen auf den neuesten Stand gebracht werden. Ein Café macht das Haus für die Öffentlichkeit ganztägig zugänglich und hat für mich auch den erwünschten Effekt, dass Menschen den Weg in ein Theater vielleicht auch über den Umweg eines Cafés, über eine Begegnungsstätte, finden. Das würde ich mir persönlich sehr wünschen. Die Generalsanierung der Secession steht auf dem Programm. Diese Generalsanierung wird uns 1 Million EUR kosten. Wir sind uns aber wohl alle einig, dass die Secession ein kunst- und kulturhistorisch sehr bedeutendes Gebäude in unserer Stadt ist. Die letzte Sanierung liegt bereits 30 Jahre zurück. Es wird nicht nur die goldene Kuppel restauriert, sondern es werden auch die Fassade und das Glasdach saniert und wiederum das Augenmerk auf die Barrierefreiheit gelegt, um wirklich allen interessierten Menschen den Zugang zu dieser Kulturstätte zu ermöglichen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Kunst und Kultur ist die Stärke unserer Stadt. Wir investieren, um den Wienerinnen und Wienern, aber auch den Gästen unserer Stadt, die immer wieder gerade wegen Kunst und Kultur zu uns kommen, einen noch angenehmeren Zugang zu Kunst und Kultur zu bieten. Wir investieren in die Lebensqualität unserer Stadt, und wir investieren schlussendlich in die Lebensqualität der Wienerinnen und Wiener. - Ich danke Ihnen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit sind 7 Minuten gewesen. Fraktionelle Restredezeit 33 Minuten. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Ulm. Ich erteile es ihm. Gewählte Redezeit sind 10 Minuten. Fraktionelle Restredezeit sind 17 Minuten. Ich stelle die 17 ein. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf heute doch eine etwas grundsätzlichere Rede zum Ressort halten. Der Grund dafür liegt in der Trägheit, die dieses Ressort in den letzten Jahren ergriffen hat, eine Trägheit, die dieser Stadt langfristig schadet und daher bekämpft werden sollte. Ich kenne die Debatten hier im Haus und weiß, welche Antworten von Seiten der Sozialdemokratie zu erwarten sind. Daher möchte ich vorausschicken, ich kritisiere hier nicht die Arbeit der Künstlerinnen und der Künstler, die zweifelfrei Hervorragendes unter oft sehr schwierigen Umständen leisten. Ich kritisiere hier ausschließlich die Trägheit der rot-grünen Stadtregierung. Ersparen Sie sich also dann bitte die Reden, in denen Sie uns vorwerfen, wir würden die Arbeit der Kulturschaffenden schlechtreden und versuchen Sie, auf die Kritikpunkte einzugehen, die ich Ihnen im Folgenden auflisten möchte. Ich fange dort an, worum es heute in erster Linie geht, beim Budget, einem Budget, das seit Jahren wenig Spektakuläres zu bieten hat und auch damit ein Ausdruck der Trägheit Ihrer Kulturpolitik ist. Was heuer allerdings auffällt, ist, dass es eine wesentliche Umschichtung in der Höhe von 4 Millionen EUR vom Budget für darstellende Kunst hin zu sonstigen kulturellen Maßnahmen gibt. Jetzt könnte man das vielleicht auch positiv sehen, nämlich, dass damit mehrere kleinere Kulturinitiativen unterstützt werden sollen. Allerdings haben die Theater und hier besonders die Klein- und Mittelbühnen bisher nicht über Überfinanzierung geklagt. Wir wissen auch noch gar nicht, was die Vereinigten Bühnen, die bislang schon mehr als 50 Prozent dieses Topfes für sich allein beansprucht haben, wieder benötigen werden. Denn überraschenderweise gibt es nicht nur keine Entscheidung, was die längst fälligen Besetzungen der Intendanzen betrifft, sondern wir haben ungewöhnlicherweise noch nicht einmal einen Subventionsantrag der Vereinigten Bühnen vorliegen. Trägheit bei der Besetzung, Trägheit bei der Finanzierung und Trägheit bei der Erstellung eines langfristigen Konzepts der Vereinigten Bühnen. Vor vier Jahren wurde eine jetzt auslaufende, dreijährige erhöhte Finanzierung der Vereinigten Bühnen, anfangs noch an ein vorzulegendes Betriebs- und Finanzierungskonzept gebunden, beschlossen. Davon ist man still und heimlich abgegangen, hat den VBW schnell 123 Millionen EUR für die nächsten Jahre zugesagt und war offenbar froh, dieses Thema möglichst nicht mehr in aller Öffentlichkeit diskutieren zu müssen. Aber Sie täuschen sich, wenn Sie glauben, so schwerwiegenden kulturpolitischen Entscheidungen ausweichen zu können. Die Diskussion wird zurückkommen, spätestens wenn hier der Förderakt vorliegt, der wieder einen erhöhten Subventionsbedarf für die Vereinigten Bühnen aufzeigt. Man wird zu Recht die Frage stellen, was von Ihnen in den letzten drei Jahren unternommen wurde, hier ein vernünftiges Betriebskonzept zu erstellen. Wo ist es? Und warum sollen wir weiterhin eine Sparte subventionieren, die weltweit ohne Subventionen auskommt, nämlich das Musical. Was wurde unternommen, um für die Häuser, die angeblich nicht kostendeckend als Musicalbühnen betrieben werden können, ein neues Konzept auszuarbeiten? Warum wird ein millionenschwerer Umbau des Raimund Theaters angedacht, wenn es doch kein Betriebskonzept gibt, das eine gedeihliche Zukunft verspricht? Hier wird seit Jahren verantwortungslose Kulturpolitik betrieben. Wohlgemerkt, ich kritisiere hier nicht die Vereinigten Bühnen, nicht die Kulturschaffenden, sondern die Stadtregierung, die seit Jahren notwendige Reformen und Konzepte weder vorlegt noch einfordert. Nicht anders schaut es bei den Wiener Symphonikern aus. Der letzte Stadtrechnungshofbericht über die wirklich prekäre finanzielle Lage der Wiener Symphoniker liest sich wie ein Schwarzbuch sozialdemokratischer Misswirtschaft, großzügigste Pensionsvereinbarungen, die hier abgeschlossen, Privilegien, die im Namen der Steuerzahler gewährt und Reformen, die seit mindestens einem Jahrzehnt verabsäumt wurden, politische Unterlassungen, die dieses wunderbare Orchester nicht nur in eine finanziell sehr schwierige Lage gebracht haben, sondern die auch einen Mühlstein in seiner künstlerischen Arbeit sind, die ich ausdrücklich nicht kritisiere. Weil man hier nicht weiter zusehen darf, bringe ich heute einen Antrag ein, der diesem Orchester wieder eine Zukunft bringen soll, die es künstlerisch frei atmen lässt: "Der amtsführende Stadtrat möge einen mittelfristigen Sanierungs- und Finanzierungsplan für den Verein Wiener Symphoniker erstellen, der eine nachhaltige Sicherung dieses Orchesters gewährleistet und die vom Stadtrechnungshof in mehreren Prüfberichten vorgeschlagenen Reformschritte berücksichtigt." Aber auch im Sportbereich gibt es diese Trägheit. Seit Jahren fehlt ein Sportstättenkonzept, fehlt der Plan für Breitensportförderung, um nachhaltig Spitzensport hervorbringen zu können, fehlt es an geeigneten Trainingsmöglichkeiten. Gerade im Spitzensport hat sich diese Stadt schon seit Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Wieder kritisiere ich nicht die Sportlerinnen und Sportler, die unter solch widrigen Umständen fast schon zum Trotz Hervorragendes leisten. Nein, ich kritisiere auch hier die Sportpolitik, die praktisch nicht vorhanden ist und kein Konzept verfolgt. Ein mir jüngst zu Ohren gekommenes Beispiel verdeutlicht die Konzeptlosigkeit dieser Sportpolitik. Da musste voriges Jahr der einzige Betreiber einer Wintergolfhalle seine Pforten schließen, weil die Stadt Wien Eigenbedarf an der Halle angemeldet hat. Nun könnte man annehmen, dass die Stadt Wien einen Plan ausgearbeitet hat, um diese Halle schnellstmöglich anderen Sportlern zur Verfügung zu stellen. Nein, nachdem der ursprüngliche Pächter sein einzigartiges Angebot einstellen musste, hat die Stadt Wien festgestellt, dass ein Umbau dieser Halle für den Handballsport unmöglich und unfinanzierbar ist. Nicht nur, dass damit dem gesamten Jugendkader des Wiener Golfsports die Wintertrainingsmöglichkeit und sämtlichen Trainern ihr Winterarbeitsplatz genommen wurde, hat die Stadt Wien jetzt nicht einmal mehr die, wenn auch geringen, Einnahmen aus der Verpachtung dieser Halle. Diese Halle steht nämlich seither leer. So geht es leider Gottes weiter. Ich sage nur, Wien Museum. Eine schier unglaubliche Geschichte von politischer Trägheit. Andere Städte bauen in dieser Zeit sogar weltweit anerkannte und architektonisch atemberaubende Konzerthallen, siehe Hamburg. (GR Mag. Thomas Reindl: Na ja, Hamburg ist kein gutes Beispiel!) Wir rätseln nach zehn Jahren der Planung, der Standortfrage, der Wettbewerbe, ob das erkorene Projekt überhaupt statisch durchzuführen ist. Von der fehlenden Finanzierung, die sich auch im Budget 2018 nicht wiederfindet, ganz zu schweigen. (GR Mag. Thomas Reindl: Eine ganz leichte Baukostenüberschreitung hat es in Hamburg bei der Elbphilharmonie gegeben!) Es gibt viele kulturpolitische Baustellen. Seit Jahrzehnten diagnostizieren wir Mutlosigkeit in der Architektur. Einzig die Wirtschaftsuniversität hat gezeigt, wie Architektur eine Gegend aufleben lässt. Sie ist zwar in Wien, aber die Stadt Wien hat mit dieser mutigen Architektur wenig zu tun. Wo sind die Stadtentwicklungsgebiete, die durch architektonische Highlights glänzen? (GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA: Hauptbahnhof, zum Beispiel!) Wir riskieren für ein einziges Bauprojekt sogar unseren Weltkulturerbe-Status, anstatt durch aufsehenerregende moderne Architektur diesen zu festigen. Eine Baustelle erwähne ich noch zum Schluss, eine Baustelle, die noch gar keine ist, weil es für sie noch gar keinen Plan, nicht einmal ein Problembewusstsein für das Thema gibt. Auch hier schlägt die politische Trägheit zu. Wo ist das kulturpolitische Konzept zur Digitalisierung? Wo sind dafür die Pläne und Visionen für diese Stadt? Gähnende Leere, Desinteresse, Trägheit. Die rot-grüne Stadtregierung beschäftigt sich nur noch mit sich selbst statt mit dieser Stadt. Geben wir dieser Stadt endlich, was sie braucht, ungeteilte Aufmerksamkeit für ihre Probleme, Ideen zur Problemlösung und unternehmerische Gestaltungskraft! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Das waren 8 Minuten. Die ÖVP hätte noch eine Restredezeit von 9 Minuten. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies. Redezeit 10 Minuten. Ich stelle es so ein. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist die Kunst, die uns zu Tränen rührt und nicht die Politik (GR Mag. Wolfgang Jung: Ihre Rede auch!), wobei ich mir heute im Laufe der letzten Stunde schon gedacht habe, das stimmt nicht ganz. Aber dann waren das doch eher Tränen des Unglücks und des Unverständnisses, wo ich mir manchmal bei der einen oder anderen Wortmeldung gedacht habe, dieses Kunst- und Kulturverständnis, das Sie an den Tag legen, rührt einen tatsächlich zu Tränen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Nicht weinen!) Insbesondere beginne ich mit der Kollegin Nittmann, die in ihrem Redebeitrag ganz besonderer Art, sage ich einmal dazu, die Günstlingswirtschaft der Kulturabteilung hervorgestrichen hat, dann als Beispiele die Kunst im öffentlichen Raum als erstes gebracht hat, dann Basis.Kultur.Wien und den echo-Verlag. Kunst im öffentlichen Raum: Mir fällt in letzter Zeit immer wieder auf, dass sich die Freiheitliche Partei, so wie sie im Verkehrsflächenunterausschuss zur Benennung von Verkehrsflächen gegen jeden einzelnen Widerstandskämpfer und jede einzelne Widerstandskämpferin stimmt, nach dem oder der eine Straße benannt werden soll, im Kulturbereich genau jene Vereine herauspickt, die sich mit Erinnerungskultur beschäftigen. Kunst im öffentlichen Raum, maßgeblich verantwortlich für das Entstehen des Mahnmals am Aspernbahnhof, eines ganz wichtigen Mahnmals, von wo tausende Juden von den Nationalsozialisten deportiert und ins Gas geschickt wurden. Und Sie stimmen dagegen! Wo die Kunst im öffentlichen Raum zuletzt - Sie waren auch eingeladen - in der Herminengasse das Kunstwerk in der U-Bahn-Station eröffnet hat. Sie stimmen gegen alles, was mit Erinnerungskultur zu tun hat, und Sie stimmen gegen Widerstandskämpfer. Und dann stellen Sie sich hin und sagen, Sie haben damit nichts zu tun. Das ist, wie am Vormittag zu einem anderen Punkt schon gesagt, mehr als nur schäbig! (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Sie sollten mir besser zuhören!) Sie nennen die Basis.Kultur.Wien. Ich frage Sie ganz offen: Haben Sie sich mit Monika Erb schon einmal getroffen und über die Basis.Kultur.Wien gesprochen? (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Ich habe schon mit vielen Leuten gesprochen!) Haben Sie über "Wir sind Wien" schon gesprochen, über das, was sich dort in den letzten Jahrzehnten tatsächlich verändert hat? Nein! Es ist Ihnen nämlich egal, weil Sie leben immer noch in Ihrer Vorstellung, dass alles, was mit Kultur in Wien zu tun hat, einseitig von einer Partei geprägt ist. Sorry, das tut mir leid! Ich finde das ausgesprochen traurig! Und dann sprechen Sie über die Neue Oper Wien und nehmen den Stadtrechnungshofbericht her. Im Stadtrechnungshofbericht steht tatsächlich in manchen Bereichen, dass das Umgehen mit Kleinigkeiten für Walter Kobera vielleicht tatsächlich nicht das ist, wie Sie es sich vorstellen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Eine schlechte Vertretung!) Aber, Kollege Ebinger, Sie waren anscheinend im Gegensatz zur Kollegin Nittmann schon einmal in der Neuen Oper Wien. Das glaube ich schon. Sie wissen, genauso wie ich, welche hervorragenden Opernwerke dort mit jungen Künstlern an den unterschiedlichsten Orten aufgeführt werden. (GR Mag. Wolfgang Jung. Das ändert aber nichts an der Kritik!) Wenn man auch nur ein einziges Mal versucht hätte, in die Neue Oper Wien zu gehen, um sich das anzuschauen. (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Haben Sie es nicht verstanden?) Es ist aber nicht jedermanns Sache. Ich bin auch nicht der große Opernkenner, glauben Sie mir das. Ich habe mit dieser Art der neuen Musik lange nichts am Hut gehabt. Man muss sich darauf einlassen. Man muss sich wirklich darauf einlassen. Manches gefällt mir und manches gefällt mir eben nicht. Aber es ist hochwertige Kunst, die von jungen Musikern und Musikerinnen in ganz verschiedenen Locations in Wien dargebracht wird, weil es keine fixe Spielstätte gibt. Wer auch immer sich die Produktionen ansieht, weiß, dass 450.000 EUR im Jahr keinesfalls dazu dienen, irgendwessen Kassen zu füllen, sondern einzig und allein dazu verwendet werden, hochwertige Kunst zu produzieren. Ich finde es wirklich traurig, dass Sie über eine Institution herziehen, von der Sie keine Ahnung haben und dass Sie es nicht einmal der Mühe wert finden, sich damit auseinanderzusetzen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Wie ist es mit dem Theater in der Josefstadt? Da habe ich eine ganz andere Frage an Sie: Was werden Sie Ihrer Bundespartei empfehlen? Werden Sie Ihrer Bundespartei empfehlen, die Subvention fürs Theater in der Josefstadt zu streichen? Ja oder nein? (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Wir sind gegen die dortige Parteipolitik!) Ich habe Sie etwas anderes gefragt. Können Sie auf eine einfache Frage nicht einmal mit Ja oder Nein antworten? (GR Dominik Nepp, MA: Was haben Sie für ein Benehmen? Reden Sie so auch mit Ihren grünen Abgeordneten bei der Landesversammlung? Das ist doch unglaublich!) Jetzt schreien Sie wieder alle aus der Bank. (GR Dominik Nepp, MA: So etwas will Präsident sein! Was ist denn das? Mit wem glauben Sie, dass Sie da reden?) - Mit einer Abgeordneten, die sich herausgestellt, alles schlecht gemacht und jeden Einzelnen kritisiert und kriminalisiert hat, die keine Ahnung von Kunst und Kultur hat! So ist es nämlich! (GR Dominik Nepp, MA: So etwas will Präsident sein! Das ist eine Schande!) Regen Sie sich doch nicht so auf, Herr Klubobmann! Bleiben Sie ruhig, sonst kriegen Sie einen Herzinfarkt! (GR Dominik Nepp, MA: Das ist unerhört!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Sehr geehrte Damen und Herren ... GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (fortsetzend): Können die Herren in der Bank etwas weniger schreien? (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Sie schreien!) - Nein, ich habe ein Mikrofon. Es ist nur lauter. Ich schreie überhaupt nicht. Das ist mein Vorteil. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Lassen Sie bitte Herrn Kollegen Margulies reden. Er ist am Wort. Bitte. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (fortsetzend): Es ist jedes Mal faszinierend. Wenn man der FPÖ eine Frage stellt, die einfach mit Ja oder Nein zu beantworten ist, dann putzt sie sich ab. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das ist ja keine Fragestunde!) Die Frage war, ich wiederhole sie: Werden Sie Ihrer Bundespartei empfehlen, die Subvention für das Theater in der Josefstadt zu kürzen? Ja oder Nein? Wenn es Nein ist, warum regen Sie sich dann hier so künstlich auf? Und wenn es Ja ist, dann stehen Sie dazu, dass Zensur sehr wohl ein Druckmittel der Freiheitlichen ist, wenn es darum geht, unliebsame Kultur abzuschaffen! Das hatten wir schon! Von wegen Erinnerungskultur! Das hatten wir schon! Daran möchte ich vor allem ganz ruhig die KollegInnen in der ÖVP erinnern, bitte verhindern Sie, dass der kulturpolitische Anspruch der FPÖ triumphiert! (GR Michael Stumpf, BA: Sie sind verhindert worden, und das ist gut so!) Kollege Aichinger, ich weiß, du siehst es nicht so. Bitte sprich mit deinen Freunden und Freundinnen in der ÖVP, um zu verhindern, dass der kulturpolitische Anspruch der FPÖ einen Siegeszug antritt, das wäre traurig. Lassen wir die Freiheitlichen, kommen wir ganz kurz zum Kollegen Ulm. Ich gestehe, ich finde die Elbphilharmonie faszinierend. Aber ich will nicht wissen, was Sie, die Freiheitlichen und wahrscheinlich alle anderen zu Recht aufgeführt hätten, wenn wir in Wien ein Bauwerk errichten würden, das mit 216 Millionen EUR, glaube ich, budgetiert ist und am Ende 860 Millionen EUR kostet. (Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Mit 80 Millionen budgetiert!) - Mit 80 Millionen EUR budgetiert, also noch viel schlimmer! (GR Wolfgang Seidl: Was war beim Stadthallenbad?) Wenn wir sozusagen beim Wien Museum einen epochalen Bau mit 80 bis 100 Millionen EUR budgetieren und am Ende kostet er 800 Millionen (GR Dominik Nepp, MA: Das schaffen Sie noch, keine Sorge!), ist es epochal wie die Elbphilharmonie. Würden Sie dann sagen, es war super? Oder würden Sie es kritisieren? Ich würde mich freuen. Ich gestehe, es würde mich freuen, wenn es in Wien endlich einmal wirklich so viel Geld gäbe, um tatsächlich so einen Markstein, ein neues kulturelles Denkmal, ins Leben zu rufen. (GR Dominik Nepp, MA: Wenn Sie es nicht ständig verbocken würden, wäre genug Geld da!) Ich glaube nicht, dass uns das auf absehbare Zeit irgendwie möglich ist. (GR Dominik Nepp, MA: Stadtfeuerwache!) Nichtsdestoweniger würde es mich freuen, wenn es uns zumindest gelingt, jenseits aller budgetären Situationen, wie sie sich in Wien trotzdem darstellen, sicherzustellen, dass das Wien Museum von uns allen gewollt wird und dass wir alle gemeinsam an einer Finanzierung fürs Wien Museum arbeiten und dieses sicherstellen. Jetzt vielleicht noch ganz kurz einen Satz zu Kollegin Meinl-Reisinger, deren Darstellung der unterschiedlichen geplanten Fördervergaben im Theaterwesen mich sehr gefreut hat, weil es klar gemacht hat, es wird nicht gekürzt. Es wird nicht gekürzt bei den unterschiedlichen Theatergruppen, sei es in der Konzeptförderung, sei es in der Projektförderung. Es gibt für das eine oder andere etwas mehr. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Eher weniger!) Vielleicht kann ich einen Irrtum aufklären. Es stehen tatsächlich auf Ansatz 3240, wenn ich es richtig im Kopf habe, knappe 4 Millionen EUR weniger, dafür stehen diese auf dem Ansatz 3819 und mehr. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Nein, es stehen 7,8 weniger und beim anderen 3,4 mehr!) - Nein, in Summe ist es ein ausgeglichenes Budget. Ich glaube, Sie haben vergessen, einen Ansatz dazuzurechnen. Nichtsdestoweniger freut es mich, dass nicht gekürzt wird. Es wird ein einziger großer Brocken tatsächlich gekürzt. Das sind die Vereinigten Bühnen, wenn ich es richtig im Kopf habe, mit 39 Millionen EUR. Vor 3 Jahren waren es 42 Millionen EUR und jetzt sind es 39 Millionen EUR. Ich bin sehr froh darüber, dass es uns gelungen ist, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sicherzustellen, dass gerade im Kulturbereich nicht gekürzt wird. Die letzte Minute, die ich habe, verwende ich jetzt noch für den Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien, für Öffentlichkeitsarbeit. Ich glaube, gerade Sie haben in einer anderen Sitzung gesagt: "Wie wird es mit der Transparenzdatenbank ausschauen? Wird die rot-grüne Stadtregierung in Summe einhalten, was sie versprochen hat, die Inserate gegenüber dem Jahr 2015 zu dritteln?" Ja, heuer werden wir das auf alle Fälle machen. Es wird in der Größe von 18 Millionen EUR, schätze ich, am Ende des Jahres dann in der Medientransparenzdatenbank abgebildet sein. Das ist sogar weniger als zwei Drittel. Ich kann Ihnen noch etwas versprechen. Im Budget 2018 sind noch einmal deutlich weniger eingeplant. Wir werden - in der Medientransparenzdatenbank - ausgewiesen, die öffentlichen Inserate weiter reduzieren. Es wird dann ungefähr am Ende schon nächsten Jahres eine Halbierung erreicht sein. - Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Das waren 11 Minuten. Die fraktionelle Restredezeit wären noch 2 Minuten. Zu einer tatsächlichen Berichtigung ist Herr GR Unger gemeldet. Redezeit 3 Minuten. GR Christian Unger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich berichtige tatsächlich eine Wortmeldung des Kollegen Margulies über den Verkehrsflächenumtausch. Erstens haben wir mehrheitlich allen Verkehrsflächen zugestimmt, auch von Widerstandskämpfern. Wo wir nicht zugestimmt haben, und dazu stehe ich, sind Widerstandskämpfer und Persönlichkeiten, die eine ganz klare kommunistische Vergangenheit und Ausrichtung haben. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Genau die fünf, die auf der Tagesordnung gestanden sind!) - Entschuldigung, wenn ich ausreden darf. Wenn Sie sich persönlich beleidigt fühlen, dass wir einem Familienmitglied von Ihnen dementsprechend nicht zugestimmt haben, dazu stehe ich auch! (GRin Birgit Hebein: Das ist unglaublich!) Wir sind gegen alle totalitären Regime! (GRin Birgit Hebein: Das ist peinlich!) - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ. - GR Dominik Nepp, MA: Zwei kommunistische Parteien sind aus dem Parlament geflogen, die KPÖ und die GRÜNEN!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Ebinger. Wie viel ist jetzt die selbstgewählte Redezeit? (GR Mag. Gerald Ebinger: Ungefähr 10 Minuten!) 10 Minuten. GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Zuerst muss ich mich entschuldigen, dass wir ständig unsere Redner wechseln. Ich kann das wirklich nachvollziehen. Es ist nicht lustig, wenn man dort oben sitzt und solche Schwierigkeiten hat. Ich wollte eigentlich auch nicht reden, sondern die anderen reden lassen. Der Kollege Woller redet auch nicht. In Wirklichkeit ist es für den Herrn Stadtrat eh wurscht, was ich da jetzt rede. Er lächelt irgendwie in sein Handy und denkt sich, rede was du willst. Sag es ins Plastiksackerl, hat Dorfer einmal gesagt. Das kannst du ins Plastiksackerl sagen, ich höre es mir zu Hause an. Deswegen denke ich mir, um diese Zeit brauche ich nicht mehr zu reden. Und dann kam der Kollege Margulies. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Und er hat animiert!) Ich glaube, er blüht wirklich auf in der Kultur. Mit einem literarischen Zitat beginnt er. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das war mein eigenes!) - Ach, das war dein eigenes! Ich sage ja, er blüht auf in der Kultur! (GR Dominik Nepp, MA: Das ist der zweite Berufsweg!) Wie war das noch? Die Kunst rührt einen zu Tränen und nicht die Politik. Aber man muss ihm zumindest zu Gute halten, er hat den Saal wieder aufgeweckt. Der Kollege Unger hat es schon gesagt, das ist völlig richtig, das haben wir schon immer gemacht. Wir haben immer dann gegen Widerstandskämpfer gestimmt, wenn sie auf Grund der uns vorliegenden Aktenlage kommunistische Widerstandskämpfer waren. Es ist auch nicht richtig, wir könnten eine Elbphilharmonie haben, wenn in der Stadt Wien nicht das ganze Geld in ein nie fertigzustellendes SMZ-Nord oder in eine Feuerwache oder in ein ewig undichtes Bad und solche Dinge fließen würde. Dann könnten wir das auch machen. (Beifall bei der FPÖ.) Aber in Wirklichkeit reden wir seit Jahren über unser neues Wien Museum. Wir haben einmal Jahre gebraucht, bis wir überhaupt einen Standort lokalisieren konnten. Da hat es schon interne SPÖ-Streitereien geben, ob es oben am Hauptbahnhof oder unten sein soll. Jetzt gibt es einen Flächenwidmungsplan, der wieder darauf wartet, ob man überhaupt bauen kann. Da gibt es Tiefenbohrungen. Wir wissen noch keinen Stand. Ich weiß noch keinen Stand, ob dieser Pilz, der draufgesetzt werden soll, überhaupt möglich ist. Wir haben uns nicht gegen diesen Architekturwettbewerbsgewinner gewendet. Wir sind nur gegen die Aufstockung des Winterthur-Gebäudes, damit das auch ganz klar ist. Wir fürchten, so wie wir in langjähriger Erfahrung diese Stadt und diese Stadtregierung kennen, dass am Ende des Tages der Bau angestrichen wird, die Risse ausgebessert werden und das Winterthur-Gebäude um 10 m höher ist. Das befürchten wir. (Beifall bei der FPÖ.) Aber wenn man jetzt so will, ich weiß es nicht, Fritz Aichinger weiß es vielleicht auswendig, wie lange, aber viele Jahre beschäftigen wir uns schon mit dem Neubau. An eine Elbphilharmonie und dass sie sehr viel kostet, brauchen wir gar nicht zu denken. Es dauert noch einmal eine Legislaturperiode, bis das Wien Museum fertig ist. Dann ist es, glaube ich, die dritte, die ich damit zubringe, dass es endlich fertig ist. Ich habe immer gesagt, macht es, auch wenn wir dagegen sind. Ursprünglich hat es übrigens geheißen, in einer ökologischen Bauweise. Aber so weit sind wir bei der Diskussion noch gar nicht. Dagegen haben wir überhaupt nichts. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Passt!) Bei der Neuen Oper Wien hat die Kollegin Nittmann nur diese Fehler kritisiert, die auch der Stadtrechnungshof kritisiert hat, nicht den Inhalt, was sie dort spielen. Es ist nicht fair, dann zu sagen, wir sind gegen alles Neue. Das stimmt überhaupt nicht! Ich habe mir extra deswegen mitgenommen, Verein Stadtimpuls. Soll ich mich jetzt ausbreiten (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das ist mir egal!) und sagen, was in dieser Stadt, sozusagen Transparency-International-Mitglied, als transparent bezeichnet wird, was hier in einem Verein vorgeht, wenn der Generalsekretär gleichzeitig Rechnungsprüfer ist? (GR Mag. Wolfgang Jung: Das sind Chorherr'sche Ausmaße!) Ich könnte hier die Begründung vorlesen. Ein Verein, der in seiner Homepage nirgendwo zulässt, dass irgendein Außenstehender ein Projekt machen kann, weil nur die Vorstandsmitglieder Projekte einbringen können. Das sind zufällig alles SPÖ-Mitglieder, von Dietmar Wenty angefangen. Nichts gegen ihn persönlich. Aber das ist eine reine Auslagerung, ein reines Hinwegsehen von den Förderungskriterien, indem man wieder Geld an einen anderen SPÖ-Verein auslagert! Es ist haarsträubend! Auch die Antwort, die die Leute geben, ist haarsträubend. Aber so viel Zeit haben wir nicht. Ich wollte es Ihnen eigentlich ersparen. Aber man liest: "Bei dem Verein geht es darum, Hochkultur mit der Alltagskultur zu verbinden und den Kunstschaffenden, deren Projekte oft zu klein sind oder zu kurzfristig für etablierte Förderstrukturen sind, unbürokratische rasche Förderung zu geben. Der Zweck des Vereins ist die Förderung von Erfahrungs- und Informationsaustausch von Kommunalpolitikern und städtischer Bevölkerung im nationalen sowie internationalen Umfeld." Ich meine, man kann etwas lernen. Man kann lernen, welch absurden Formulierungen man erfinden kann, damit man jedes Jahr 436.000 EUR kriegt. (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Wolfgang Jung. Was kriegt man nicht alles, wenn man in der Regierung ist!) Diese kann man dann frei vergeben an kleine Projekte von Kunstschaffenden, die zu kurzfristig und zu klein sind, wie zum Beispiel das Hafen Open Air mit täglich 10.000 Zuhörern. Da muss mir einmal jemand erklären, warum Wien Kultur und Stadtimpuls fördern. Stadtimpuls kriegt von Wien Kultur Geld. Statt dass Wien Kultur das selber fördert, fördert es Stadtimpuls, aber abgesehen von allen anderen SPÖ-Vereinen oder SPÖ-dirigierten Firmen und Vereinen, die hier fördern. Also bitte, lassen wir die Kirche im Dorf! Wir kritisieren hier, was nicht rechtens ist. Ehrlich gesagt, wer findet das korrekt? Da gibt es noch viele andere Punkte, zum Beispiel, dass ein Vorstandsmitglied, das in einem anderen Verein Vorstandsmitglied ist, die Förderung von diesem Verein eingebracht hat. Das ist praktisch ein In-sich-Geschäft, was dort passiert. Aber darüber regt sich keiner auf! (GR Dominik Nepp, MA: Darüber regt sich der Margulies nicht auf!) Sie haben jetzt einen Vorstand zurückgelegt. Aber, mein Gott, das Ganze ist ein Sittenbild! Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, dass du das jetzt verteidigen willst! Du hast von der Neuen Oper geredet. Dazu muss ich eindeutig feststellen, wir haben überhaupt nichts dagegen, was die Neue Oper macht, sondern wir kritisieren auch hier nur den legeren Umgang mit den Statuten und den Förderrichtlinien. (GR Mag. Wolfgang Jung: Und den Abrechnungen!) - Und den Abrechnungen! Das war eigentlich der Grund, warum ich mich jetzt noch zum Wort gemeldet habe. Das Letzte habe ich vergessen. Aber ist eh wurscht. Ich kann mich zur Freude der Frau Vorsitzenden ja noch einmal melden. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit waren 7 Minuten. Fraktionelle Restredezeit sind 17 Minuten. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Straubinger. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA (SPÖ): Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu später Stunde bin ich dem Herrn GR Margulies sehr dankbar, weil er hat sozusagen ein bisschen Schwung hereingebracht. Nach den Worten von Herrn GR Ulm war ich schon richtig deprimiert und habe mich gefragt, warum in dieser Stadt in der Früh überhaupt noch jemand aufsteht, Geschäfte aufsperren, Straßenbahnen fahren, Menschen in Theater gehen, wieso sich eigentlich nicht alle von der Reichsbrücke hinunterstürzen, weil ungefähr so haben Sie die Stadt beschrieben. Aber ich glaube, es ist die Winterdepression, die Sie dazu verleitet hat. Anders kann ich mir das nicht erklären. Lassen Sie mich noch kurz auf das Thema Wissenschaft und Forschung eingehen. Frau StRin Brauner hat heute bei der Generaldebatte ganz am Beginn auch gesagt, Forschung, Entwicklung und Bildung sind der Schlüssel für die Zukunft unserer Stadt. Ein Teil dieses Schlüssels steckt quasi auch in einem Schloss, nicht in einem Gebäude, sondern in einem Schloss hier im Ressort des Kulturstadtrats und Wissenschaftsstadtrats. Ich darf schon seit einigen Jahren Wissenschaftssprecherin meiner Fraktion sein und auch die Entwicklungen mitbekommen, die sich hier in den letzten Jahren und eigentlich im letzten Jahrzehnt zumindest aus meiner Sicht getan haben. Sehr schön für mich zu beobachten ist auch, dass Wissenschaft mittlerweile wirklich ein integraler Bestandteil der Stadtpolitik ist. Frau GRin Huemer hat kurz erwähnt, es wäre schön, wenn das alles in einem Ressort ist. Das hört man auch immer wieder oder diskutieren wir auch immer wieder, nämlich die Frage, dass es quasi in mehreren Ressorts angesiedelt ist. Ich sehe das durchaus positiv, weil es zum einen zeigt, dass es nichts ist, was man quasi nur in eine Ecke verorten kann, sondern dass es sich durch die Stadt zieht. Ich glaube, das lässt sich auch nicht so einfach in einem Bereich ansiedeln, sondern es ist ganz gut, dass Forschung, Technologie, Innovation, und das hängt alles zusammen, quer über die Stadt verteilt sind und eine Rolle spielen. Aber es braucht natürlich eine Abstimmung. Es braucht eine Zusammenarbeit. Diese passiert auch. Sie passiert schon seit Längerem, jüngst wieder im Jahr 2015, als wir die neue Forschungs- und Innovationsstrategie der Stadt beschlossen haben. Denn da ist nicht nur das Ressort Brauner oder das Ressort Mailath beteiligt, sondern da sind wirklich auch alle Einheiten der Stadt, die mit Wissenschaft zu tun haben, beteiligt, da sind außeruniversitäre Forschungseinrichtungen eingebunden, da sind die Universitäten, die Fachhochschulen eingebunden gewesen, auch forschungsintensive Unternehmen. Das heißt, das ist eine Strategie, die auch zeigt, wie breit hier Wissenschaft aufgestellt ist und die gemeinsam quasi ein Jahresprogramm entwickelt, ein alljährliches Arbeitsprogramm, um das sich dann auch gekümmert wird und das auch - ich mag diesen Begriff nicht - abgearbeitet wird, an dem sozusagen gearbeitet wird, das verwirklicht wird, wo mittlerweile am 24. Jänner 2018 die 3. Innovationskonferenz stattfindet, diesmal zum Thema "Wenn Fehler Früchte tragen" und was Fehlerkultur für die Weiterentwicklung der Stadt bedeutet, wo es Innovationsgespräche gibt, wo zum Beispiel auch Themen wie die Einbeziehung von Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften in andere, vor allem naturwissenschaftliche, Disziplinen, auch Perspektiven bei Forschungsfragen bereichern können. Diese Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften passen sehr gut zum Thema MA 7. Denn das ist natürlich ein Schwerpunkt des Wissenschaftsressorts mit dem Kulturressort gemeinsam, wo es seit Kurzem mit Daniel Löcker einen neuen Leiter gibt, der auch seine eigenen Akzente setzen wird, wo es einen Schwerpunkt in diesem Bereich der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften gibt, wo wir diese vielen Projekte auf unterschiedlichsten Wegen fördern, über direkte Förderungen, über Fonds, über Stiftungen, die die Stadt hat, eben auch, weil es ganz wesentlich ist, sich reflexiv mit den Entwicklungen in der Stadt auseinanderzusetzen, diese kritisch zu hinterfragen und zu schauen, was macht denn eigentlich all das, was hier in einer rasenden Geschwindigkeit an Veränderung passiert, mit den Menschen, mit unserer Gesellschaft und unserem Zusammenleben. Ein paar Beispiele, weil es gar nicht möglich ist, eine Tour de Raison durch den ganzen Wissenschaftsbereich zu machen. Aber lassen Sie mich nur ein paar Beispiele nennen, die für das Budget 2018 relevant sind. Das eine ist, dass das Jahr 2018 ein Jubiläumsjahr zur Gründung der Republik ist, es hier seitens der Stadt eine Reihe von Veranstaltungen und Projekten zum Gedenkjahr geben wird, die sich eben mit dieser politischen Vergangenheit, aber auch mit der Alltagskultur und mit der Gesellschaft und der Alltagsgeschichte in Wien auseinandersetzen werden. Es wurden beispielsweise einige mehrjährige Forschungsaufträge vergeben, unter anderem zum Beispiel ein Standardwerk zum Wien der Zwischenkriegszeit zu erstellen, und zwar in einer sehr spannenden Forschungskooperation mit den Universitäten Berkeley, Tübingen und Harvard unter der Leitung des Ludwig Boltzmann Instituts, das auch dafür eine mehrjährige Förderung bekommt, um das abzusichern, übrigens zusätzlich zu einer Grundsubvention, die die Ludwig Boltzmann Gesellschaft von der Stadt bekommt. Oder auch ein Kongress zur Antisemitismusforschung, ein großer Kongress, auch 2018 veranstaltet, "An End to Anti-Semitism!", gemeinsam von der Universität Wien mit der Universität von Tel Aviv und der New York University. Für die breite Bevölkerung werden dieses Thema des Antisemitismus und die Themen dieses Kongresses dann in Wiener Vorlesungen aufbereitet, die, auch das hat die Kollegin schon erwähnt, jetzt unter neuer Leitung stehen, wo es für dieses Erfolgsprodukt trotzdem einen sanften Relaunch geben wird, wo man mit den Wiener Vorlesungen verstärkt nicht hinein ins Rathaus, sondern hinaus aus dem Rathaus gehen wird und Wissenschaftskommunikation auch in diesem Bereich neue Wege gehen wird. Die Wiener Vorlesungen sind auch ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit der Stadt mit den Universitäten. Andere Beispiele sind die Infrastrukturförderungen, die die Stadt immer wieder leistet. Es sind auch die Grundsteuerrefundierungen, wo es den Universitäten ermöglicht wird, große, sozusagen kostenintensive, Geräte anzuschaffen. Wir haben erst vor Kurzem wieder in der TU mit dem Bürgermeister einen Betriebsbesuch gemacht, wo dann Geräte über 800.000 EUR stehen, die von mehreren genutzt werden, möglich durch die Unterstützung der Stadt. Oder auch Stiftungsprofessuren an den Universitäten, die beispielsweise vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds finanziert werden. Auch ein gutes Beispiel für eine Erneuerung und Innovationskraft, von wegen zum Thema Trägheit, die der Herr GR Ulm beklagt hat. Der Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds hat vor zwei Jahren, glaube ich, eine neue Idee gehabt, die er jetzt verwirklicht hat, nämlich die der Matching-Funds. Das heißt, privat eingeworbene Gelder in Forschungsprojekte verdoppelt die Stadt. Da haben wir hier mittlerweile schon zwei Beschlüsse gefasst. Es ist ja nicht so ein einfaches Unternehmen, auch private Sponsoren davon zu überzeugen, Wissenschaft zu fördern. Denn das ist vielleicht ein bisschen weniger sichtbar und vielleicht auch ein bisschen weniger sexy, als Kunst zu fördern. Aber es ist Michael Stampfer gelungen, jetzt schon zum zweiten Mal. Ich glaube, es ist eine Win-win-Situation, vor allem auch für die Stadt, und eine sehr innovative und sehr positive Idee, die auch in den nächsten Jahren fortgesetzt wird. Das zeigt eigentlich, finde ich, sehr schön, dass dieser Innovationsgedanke in der ganzen Stadt vorhanden ist, in allen Feldern des Wissenschaftsbereiches, in allen Ressorts, die mit diesen Themen befasst sind. Es wird dort gelebt, wo wir forschungsintensive Unternehmen haben, die ihren Standort hier aufbauen, dort quasi, wo immer mehr junge Menschen lernen, studieren. Wir sind mittlerweile eine der größten Universitätsstädte. Es wird dort gelebt, wo immer mehr Menschen auch im Forschungsbereich arbeiten. Hier sind ein ständiges Wachstum und insofern immer mehr Relevanz für die Stadt gegeben. Ich glaube, Wien ist es gelungen, diesen Schlüssel für die Zukunft sehr gut einzusetzen. Wir haben hier im Kulturbudget, das wir heute debattieren, einen Bereich davon. Ich habe versucht, es deutlich zu machen, auch in vielen anderen Ressorts und Abteilungen der Stadt, vor allem auch Fonds und Einrichtungen der Stadt, arbeitet man daran, quasi Wissenschaft in der Wissenschaftsstadt Wien zu einem Faktor zu machen, nicht nachzulassen, sondern stetig ausbauend. Ich glaube, es ist gelungen, dass Wien nicht nur Wissenschaftsstadt ist, sondern auch wirklich eine Wissensstadt, wo wir diese fast zwei Millionen Gehirne, die wir hier haben, auch immer besser nutzen werden, um diese Stadt weiter so prosperierend wie möglich zu machen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Das waren 10 Minuten. Fraktionelle Restredezeit 23 Minuten. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Berger. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GRin Ricarda Bianca Berger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren zu später Stunde! Die Schulden in Wien explodieren, und für das Jahr 2018 liegt die Neuverschuldung bei knapp 400 Millionen EUR. Das haben wir heute bereits gehört. Letztes Jahr, kann ich mich erinnern, hat die Frau Vizebürgermeisterin in ihrer Rede gemeint, dass jegliche Kritik am Budget unangebracht wäre. Seien Sie mir in diesem Zusammenhang wirklich nicht böse, weil gerade im Rahmen der Budgetdebatte ist es gerade unsere Pflicht, genau hinzusehen, wofür genau das Steuergeld verwendet und vergeben wird. Das sind wir, glaube ich, der Wiener Bevölkerung schuldig, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Mir persönlich und auch meiner Fraktion ist das Thema heute sehr ernst. Die rot-grüne Kulturpolitik ist ein sehr spannendes Thema für Leute, die sich gerne mit kleinen, aber unscheinbaren Dingen befassen. Aber je länger man sich mit dem Thema befasst, desto deutlicher wird der Befund. Meine sehr geehrten Damen und Herren, dieser ist eindeutig vernichtend! Es ist unserer Meinung nach viel zu viel rote Kulturpolitik in Wien. Dafür sind Sie, sehr geehrter Herr Stadtrat, bei aller Wertschätzung verantwortlich! (Beifall bei der FPÖ.) Es springt einen noch die rote Hegemonie aus jenen Ecken und Ritzen an, wo es etwas zu verteilen gibt. Wir haben heute schon gehört, Fremdes scheint sich sehr leicht zu verteilen. Bedauerlicherweise gibt es diesen alten sozialistischen Verschwendungsdinosaurier noch immer, während rundherum die Meteoriten des Neokapitalismus einschlagen. Bei der grünen Kulturpolitik hingegen ist absolutes Schweigen im Walde. Grüne Kulturpolitik ist ausschließlich Multikulti-Ideologie. Als die GRÜNEN noch in Opposition waren, haben sie sehr viel Kritik geübt, gerade im Bereich der Kulturpolitik. Heutzutage gäbe es ebenso viel Platz dafür. Da könnten Sie Ihre Ideen aus Oppositionszeiten umsetzen. Aber da herrscht absolute Stille und geistige Verlorenheit. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Beleidigungen herunterlesen kann jeder!) - Erinnern Sie sich an Ihre Rede zurück, die Sie vor zirka 15 Minuten gehalten haben! (Beifall bei der FPÖ.) Auch hier zeigt sich ganz klar und evident, dass die GRÜNEN in den Schoß zurückgekrochen sind. Wenn Sie jetzt vielleicht nicht wissen, in welchen Schoß, es ist der Schoß, der Sie gebar, nämlich der Schoß der sozialistischen Mutterpartei, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Ich kann Sie beruhigen, das steht nicht auf meinem Zettel. Diese Profillosigkeit, die Sie haben, meine sehr geehrten Damen und Herren, kann man auch anders gar nicht deuten. Das haben Sie am 15. Oktober sehr deutlich gezeigt. Ihr Profilhass gegen die FPÖ ist scheinbar ein bisschen zu wenig. Das ist auch der Grund, warum Sie aus dem Parlament geflogen sind, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Ich kann verstehen, das tut sehr weh, aber diese Wählerwatsche haben Sie sich wirklich verdient! Bevor wir uns jetzt, wie so oft, wahrscheinlich wieder dieselbe Leier anhören können, dass wir keine Vorschläge, et cetera haben, wir erachten es als durchaus wichtig, diese vielen und unzähligen Subventionen und Vereine endlich einmal genauestens zu durchforsten. Da wäre wirklich wahnsinnig viel Einsparungspotenzial vorhanden. Da gibt es zum Beispiel die WIENWOCHE, die mehr als nur viel Steuergeld bekommt, ebenso das WUK, das Amerlinghaus, et cetera, wo es wirklich sehr viele dubiose Vereine gibt, die nur ein Ziel verfolgen und die nur einem Zweck dienen, nämlich der Erhaltung der Netzwerke der Regierungsparteien, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Man könnte fast in die Versuchung kommen, zu sagen, gefördert werden ausschließlich politisch zuverlässige Künstler, aber bloß nicht eben das Kulturelle unserer wunderschönen Heimat Österreich. Die Kollegin Nittmann ist darauf eh schon eingegangen. Das wären zum Beispiel die Musikschulen. Diese sind ein ewiges Stiefkind dieser Stadt. Ich habe, ich weiß nicht, war es letztes Jahr, in einer Rede erwähnt, dass subkutane und latente Ideologieimpfungen das Feld beherrschen, gerade in diesem Ressort, nämlich im Ressort der Kulturpolitik. Dabei bleibe ich nach wie vor. Daran hat sich absolut nichts geändert. Gefördert wird derjenige, der ideologisch passt, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ. - GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das Wiener Blasmusikfestival!) Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, wir Freiheitlichen begrüßen es durchaus, wenn genügend finanzielle Mittel für Kunst und Kultur zur Verfügung gestellt werden. Da werden Sie immer unsere Unterstützung finden, wenn die Subventionsvergabe dahin geht, dass Aktivitäten, die Österreich als Kulturland prägen, unterstützt werden. Kunst und Kultur darf auch provozieren und darf auch provokant sein, keine Frage. Aber wenn das Resultat dann das ist, wie die Kollegin Nittmann auch gesagt hat, dass die FPÖ die Schmuddelpartei ist, und das ist permanent der Fall, hört sich jeder Spaß bei mir auf! (Beifall bei der FPÖ.) Ich würde Ihnen schon raten, nehmen Sie sich endlich unsere konstruktive Kritik zu Herzen und achten Sie auf eine gerechte Vergabe der Gelder! (Heiterkeit bei GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) - Sie lachen! Scheinbar finden Sie das witzig! - Und unterlassen Sie endlich die ideologisch gesteuerte Mittelvergabe, meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie werden sich wahrscheinlich nicht wundern, dass wir dem Budget nicht zustimmen werden. - Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ. - GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Da müssen Sie alle selber lachen!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Das waren 6 Minuten. Fraktionelle Restredezeit sind 11 Minuten. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Baxant. Ich erteile es ihm. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. GR Petr Baxant, BA (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Bevor ich zu meiner eigentlichen Rede komme, habe ich mir gedacht, ich muss vielleicht noch ein bisschen auf meine Vorrednerin, die Kollegin Berger von der FPÖ, eingehen. Ich tue es aber nicht. Ich lasse es einfach, dem Poststück und der Kulturfraktion entsprechend, als experimentelle künstlerische Intervention stehen. (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich glaube, das passt eh. Ich wüsste nicht, wo ich anfangen soll. Ich würde sagen, es ist besser, wenn wir einfach weitergehen. Lassen Sie mich vielleicht einige Worte zu einem sehr wichtigen Thema sagen. Seitdem der neue Stadtrat quasi auch den Sport zum Thema und als Verantwortung hat - er ist jetzt quasi neu für den Sport zuständig, meine ich -, müssen und dürfen wir alle, und das finde ich sehr positiv, wesentlich öfter und wesentlich intensiver auch zu Sportfragen Stellung nehmen. Das finde ich etwas sehr Positives. (Beifall von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies. - GR Dominik Nepp, MA: Was sagt der alte Sportstadtrat dazu?) Ich möchte noch ganz kurz auf einige wenige Großereignisse, auf wichtige Renovierungen und Sanierungen, die wir in der Sportstadt Wien in den letzten Jahren vorgenommen haben, und auf einige wichtige Projekte eingehen. Ich fange mit den Großereignissen an. Bevor ich eigentlich in medias res gehe, möchte ich mich bedanken. Ich möchte mich bei allen Fraktionen bedanken, bei den Freiheitlichen, bei den NEOS, bei den Schwarzen/Türkisenen und bei den GRÜNEN. Der Sport ist im Grunde im Ausschuss, und mit einigen wenigen Ausnahmen auch hier im Plenum, immer ein unstrittiges Thema, weil wir uns alle gemeinsam dessen bewusst sind, was Sport für unsere Stadt, für unsere Kinder und für unsere Bevölkerung bedeutet. Er fördert die Gesundheit. Er fördert das gute Zusammenleben über Kulturgrenzen hinweg. Und er schafft einfach positive Atmosphäre in dieser Stadt. Dafür bitte ich um einen großen Applaus für die Wiener Sportler und Sportlerinnen, die das alles quasi bewerkstelligen. (Allgemeiner Beifall.) Ein Großereignis, auf das wir alle schon seit Jahrzehnten stolz sind, ist der Vienna City Marathon. Der Vienna City Marathon, zu dem mittlerweile über zehntausende Menschen aus der ganzen Welt kommen, ist im Grunde eine Großveranstaltung, auf die wir sehr stolz sein können, wie gesagt, im Jahreskreislauf des europäischen Sportgeschehens mittlerweile eigentlich ein Fixpunkt, zu dem auch einige Gemeinderätinnen und Gemeinderäte aus diesem Hause immer wieder gehen. Ich schaue nur meine Kollegin Susanne Bluma an oder auch Ernst Woller, der ein begeisterter Läufer ist. Der Vienna City Marathon ist wirklich eine Veranstaltung, die ihresgleichen sucht. Darauf können wir alle gemeinsam, über Parteigrenzen hinweg, sehr stolz sein! Die Beach Major Volleyball Series, die letztes Jahr auf der Donauinsel stattgefunden hat, wird auch nächstes Jahr stattfinden. Das war keine Selbstverständlichkeit. Es ist im Grunde der visionären Kraft und auch der Überzeugungsarbeit des Sportstadtrats und auch des Veranstalters zu verdanken, dass wir auch nächstes Jahr wieder diese tolle Veranstaltung bei uns auf der Donauinsel veranstalten werden. Das war, wie gesagt, nicht selbstverständlich. Einige Hot Spots, die das in den letzten Jahren veranstaltet haben, schauen mit einem gewissen Neid nach Wien. Ich glaube, auch darauf können wir gemeinsam stolz sein. Eine letzte große Veranstaltung von anderen, die ich jetzt nicht mehr erwähnen kann, weil ich nicht mehr so viel Zeit habe, ist natürlich auch das ATP-500-Tennisturnier in der Stadthalle. 2017 war das erfolgreichste Jahr aller Zeiten mit einem unglaublichen Zuschauerrekord und auch extrem wichtig, so wie der Vienna City Marathon oder auch die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft letztes Jahr und auch im nächsten Jahr unglaublich wichtig für den Wirtschaftsstandort und vor allem für den Tourismusstandort. Das heißt, mit jeder Sportveranstaltung, das wissen wir auch, kommt jeder Euro, den wir in den Sport investieren, mindestens drei Mal zurück, in Form von Tourismus, in Form von Nächtigungen, und so weiter, und so fort. Das ist etwas sehr Positives. Ich glaube, wir brauchen mehr davon. Jahrzehntelang und seitdem ich im Gemeinderat bin, und das heißt, wirklich Jahrzehnte, seit 13 Jahren, wird im Grunde darüber diskutiert, was wir mit dem Sportclub-Platz machen. Wir haben jetzt, wiederum gemeinsam, beschlossen, den Sportclub-Platz zu renovieren. Auch das war im Grunde ein Antrag, der meines Wissens und meiner Erinnerung nach von allen Fraktionen unterstützt wurde, weil wir uns, wie gesagt, alle Fraktionen, darin einig sind, dass der Sportclub einer der wichtigsten Fußballvereine, nicht nur Fußball-, sondern eigentlich auch Sportvereine, ist, der aus dieser Stadt nicht wegzudenken ist. Deswegen bin ich sehr stolz und froh, dass der Stadtrat beschlossen und vorangetrieben hat, dass der Sportclub-Platz renoviert wird und dass wieder einige Millionen, auch an Steuergeldern, zu Recht und mit gutem Gewissen investiert werden. Die Vienna, der älteste Fußballklub Österreichs, eine unglaublich wichtige Institution, hat auch einige wichtige Investitionen zu tätigen. Auch da haben der Herr Stadtrat und sein Team sehr viel dafür getan, dass wir endlich das Dach renovieren können. Das dient natürlich nicht nur dem Fußball, sondern auch dem American Football. Wie wir alle wissen, hat der American Football bei der Vienna seine Heimstätte. Die Fertigstellung eines für einige, aber nicht für viele Wiener und Wienerinnen, bedeutenden Stadions, nämlich des Austria-Stadions ist natürlich auch eine sehr schöne Geschichte. Es ist ein sehr kleines, wie gesagt, für einige Wiener bedeutendes Stadion. Aber für die wenigen Wiener war es halt wichtig. Deswegen haben wir beschlossen, dass wir dort auch Geld investieren wollen. Aber wurscht, Rapid hat ein tolles Stadion, die Austria bekommt ein renoviertes Stadion. Das ist grundsätzlich und ohne Spaß etwas sehr Positives für die Sportstadt Wien. Dann spreche ich etwas an, das vielleicht nicht in allen Zeitungen steht und das es nicht in alle Schlagzeilen schafft. Die dringende Sanierung der Rundturnsporthallen in Wien ist ein wirklicher Meilenstein. In den Rundturnhallen wird tagtäglich, nicht nur samstags, sonntags, sondern die ganze Woche, sehr viel Sport von wichtigen kleinen Vereinen, von hunderten Sportvereinen, in denen ehrenamtliche Arbeit geleistet wird, betrieben. Deswegen bin ich so froh und auch dankbar, dass wir es endlich geschafft haben, eine Sanierungsoffensive bei den Rundturnhallen zu starten. Weitere Sanierungsoffensiven finden in den vielen Hunderten kleinen Vereinen, in den Kantinen, und so weiter, und so fort statt. Stichwort "Sportmillion" der Stadt Wien, die letztes Jahr zum ersten Mal ausgeschüttet wurde. Ich glaube, man muss nur mit den vielen ehrenamtlichen Sportfunktionären reden, um zu wissen, dass es meistens vielleicht nur um 2.000, 3.000 oder 4.000 EUR geht, um wichtige und notwendige Sanierungen durchzuführen. Diese sind endlich durchgeführt worden und werden noch durchgeführt. Dafür danke ich auch recht herzlich. Ich komme zum letzten Punkt, der mir quasi als Basketballfunktionär ganz wichtig ist: Wir haben es in den vergangenen fünf, sieben, acht Jahren wirklich geschafft, den Basketballsport hoch zu bekommen, nicht so hoch, wie wir es uns alle wünschen würden, aber wir haben die Basis dafür geschaffen, dass der Basketball in Wien eine Zukunft hat. Ich denke jetzt etwa an den Hallmann Dome, die erste Heimstätte eines Bundesligisten in ganz Österreich, wo ausschließlich Basketball gespielt wird und keine Volleyballlinien oder Handballlinien aufgetragen sind. Dort wird ausschließlich Basketball gespielt, und alle, die diesen Sport lieben so wie ich - und ich weiß, dass es auch im Auditorium einige gibt -, wissen, was für eine Qualitätssteigerung das ist! Und wir denken nicht nur an die erste Liga, sondern natürlich auch an die anderen Ligen. Die Timberwolves von der zweiten Liga in der Donaustadt spielen seit ungefähr drei oder vier Jahren im ehemaligen Wolves Dome, jetzt T-Mobile Dome genannt, der mittlerweile auch immer schöner und immer kompetitiver wird. Und ich bin mir sicher, dass die Timberwolves eine gute Zukunft haben, und ich hoffe, dass sie in absehbarer Zeit in die erste Liga aufsteigen und dass wir dann irgendwann einmal auch im Basketball Derbys spielen werden! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Meine Damen und Herren! Ich möchte mich zuletzt beim Herrn Stadtrat und bei seinem Team im Büro bedanken. All jene, die mit den Kollegen und Kolleginnen im Büro des Stadtrats sowie auch mit der MA 51 zu tun haben, wissen, mit wie viel Herzblut, Leidenschaft und Kreativität hier für den Sport gearbeitet wird. Das heißt, ich danke sehr für eure Tätigkeit und für eure Leidenschaft für den Sport! - Ich danke für die Aufmerksamkeit (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Stumpf. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten. GR Michael Stumpf, BA (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Es ist heute viel über Kultur geredet worden. Was mir ein bisschen gefehlt hat, sind jene Kulturvereine, die qualitativ hochwertige Arbeit in Wien leisten und dieses Alleinstellungsmerkmal der Kulturhauptstadt überhaupt ermöglichen. Sie arbeiten im Hintergrund mit wenigen bis gar keinen finanziellen Mitteln und leisten großartige Arbeit, werden aber ein bisschen stiefmütterlich behandelt. So ist zum Beispiel einer dieser Vereine, die ich jetzt einleitend angesprochen habe, die Wiener Mozartgemeinde. Sie kennen sie sicherlich nicht! Ich habe sie bis vor Kurzem auch nicht gekannt, ich habe mich aber ein bisschen schlau gemacht, denn es gehört ja zur Arbeit eines Abgeordneten dazu, dass man auch neue Dinge kennen lernt und dass man offen für Neues ist, aber anders als die GRÜNEN, dass man also nicht für alles offen ist, aber trotzdem eine gewisse Kulturaffinität und Interessiertheit an den Tag legt. Ein solcher Fall ist definitiv die Mozartgemeinde Wien. Diese wunderbare Organisation wurde seit nahezu 50 Jahren von der Kulturabteilung der Stadt Wien gefördert, und zwar konkret der Musikpreis "Wiener Flötenuhr". Dieser Preis wird übrigens seit 1969 verliehen. Die "Wiener Flötenuhr" ist ein Traditionspreis, der vor allem an Kulturschaffende aus dem klassischen Musikbereich verliehen wird, und zwar vorwiegend, wie der Name "Wiener Mozartgemeinde" verrät, an Menschen, die Tonplatten herausbringen, im Zusammenhang mit welchen Mozart eine ganz wichtige Rolle spielt. So haben zum Beispiel 2013 die Wiener Sängerknaben diesen tollen Preis erhalten. 2015 wurde dieser Preis an Luca Pisaroni verliehen. Nun soll diese schöne Einrichtung aber der Geschichte angehören, und das finde ich schade! Dazu wird auch eine mündliche Anfrage - so viel darf ich im Vorhinein schon ankündigen - an den Herrn Stadtrat gestellt werden, warum dem so ist, und er wird, nehme ich an, die Möglichkeit haben, darauf einzugehen. So läuft es zum Beispiel auch im Theaterwesen in Wien. Diese vielen ehrenamtlichen Laienschauspielgruppen, die eine ganz wertvolle Arbeit leisten, werden von Ihnen belächelt. Ich spreche in diesem Zusammenhang aus persönlicher Erfahrung, ich habe jahrelang in einem Laientheater gespielt, und es war mir eine große Freude, auch qualitativ hochwertige Produktionen wiederzugeben. Das, was von Ihnen belächelt wird, ist aber etwas, was in Wien so wertgeschätzt wird, dass wir beispielsweise jedes Mal ausverkaufte Säle in Schulen hatten, so etwa auch in der Komensky-Schule, wo - ohne jetzt Schleichwerbung machen zu wollen - meine Laientheatergruppe Berghoamat, "www.berghoamat.at", spielt. Schauen Sie sich das an! Das ist wirklich großartig! Ich lade Sie zur nächsten Vorstellung ein! Schauen Sie sich an, wenn Sie kulturaffin und kulturinteressiert sind, welch unglaublicher Andrang da herrscht! - Gerade Vereine wie dieser werden aber von der Stadt Wien - sprichwörtlich - links liegen gelassen! (Beifall bei der FPÖ.) Es gibt da einen Mangel an Subventionierungen und einen Mangel an Interesse von Seiten der Stadtregierung. Allerdings gibt es andererseits einen solchen Mangel nicht bei dem unglaublichen Sponsoring von ganz großen Events durch die öffentliche Hand wie zum Beispiel der Wiener Festwochen. Definitiv sind die Wiener Festwochen, so wie sie begonnen haben, ein gutes Angebot an alle Wienerinnen und Wiener gewesen, dass auch Leute, die nicht über die entsprechenden budgetären Mittel privater Natur verfügen, Kultur erleben können. Wenn wir uns aber die vergangenen Wiener Festwochen angeschaut haben, dann musste man ganz objektiv feststellen, dass es da massenhaft Kritik gehagelt hat, und zwar von Kulturschaffenden, von Kunstkritikern und von Bürgerinnen und Bürgern, die nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Ich zitiere jetzt einige Sätze aus den Medien. So konnten Sie zum Beispiel dem "Kurier" entnehmen: "Wenig Tiefgang, keine Kraft, es handelte sich um eine belanglose Tourneeproduktion." Weiter zitiere ich: "Sie" - also die Wiener Festwochen - "führten vor Augen, wie oberflächlich reines Startheater sein kann, weil den Produktionen, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, die Klasse fehlte. Sie wurden eingekauft, weil sie eine gesellschaftspolitische Haltung zu haben vorgaben, aber nicht, weil sie künstlerisch exemplarisch sind. Heuer wurden die Selbstbehauptung und der Dilettantismus, ja, auch die Scharlatanerie zur Maxime erhoben, Dafür war der Preis von 11 Millionen EUR Subvention definitiv zu hoch." So. Schauen wir uns jetzt an, welche tollen Aufführungen es zum Beispiel gab, etwa "Macaquinhos". "Alles wird Loch." (Der Redner stellt ein Foto der Aufführung auf das Pult.) Ich stelle Ihnen ein Bild von der Aufführung hierher, denn Sie können sich das gar nicht vorstellen, aber wenn Sie das Bild sehen, dann vielleicht doch! "Alles wird Loch, beschrieb der Queer-Theoretiker Paul Preciado im Kontrasexuellen Manifest einst die Dekonstruktion des Geschlechts und die Befreiung vom Phallus. Und so gehen die neuen Performer*Innen" - gendern ist natürlich wichtig - "des brasilianischen Künstleraggregates Macaquinhos - Äffchen - noch weiter und setzen beim Nord-Süd-Gefälle des eigenen Körpers an. Der Anus als körperliche Metapher für den Süden, gesellschaftlich delegitimiert und ausgegrenzt, dem normativen Norden durch Kolonialismus, Kapitalismus und Patriarchat unterworfen." Ich setze fort mit dem Zitat, das habe nicht ich geschrieben: "Kurzum: Es geht um den Anus, die demokratischste und tabuisierteste Körperöffnung von allen." - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das kann nicht Ihr Ernst sein! Was aber sagt der Herr Stadtrat in einem Interview mit dem "profil"? - Ich zitiere: "Mir ist bewusst, dass Umschichtungen nicht reibungslos möglich sind. Im Vorfeld der Festwochen wurde ich von vielen Menschen gefragt, was man sich heuer anschauen solle." - Na ja, da ist die Antwort! (Zwischenrufe und Beifall bei der FPÖ.) Ich zitiere den Stadtrat weiter: "Sie meinten, man kenne sich im Programmheft nicht aus. Einer meiner Hauptkritikpunkte ist, dass die Kommunikation mit dem Publikum nicht gelungen ist, da muss man nachbessern. Es darf nicht das Ziel eines allgemein zugänglichen und öffentlich finanzierten Festivals sein, dass es zur Geheimwissenschaft wird. Man muss mehr auf die Menschen zugehen." Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist Kulturpolitik! (Der Redner weist auf das auf dem Rednerpult platzierte Foto. - Zwischenrufe bei der FPÖ.) Sie sehen es selber! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Neumayer. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten, Restredezeit 13 Minuten. Ich werde einmal 13 Minuten eingeben. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuseherInnen auf der Galerie und via Livestream! Ich möchte über drei Bereiche reden, die vielleicht die KollegInnen von der Opposition nicht gar so belustigen werden wie ihre selbstgewählten Themen, die aber umso wichtiger für die Wienerinnen und Wiener und unsere Stadt sind. Im Bereich Nummer 1 geht es um die Digitalisierung und darum, wie hervorragend die Stadt Wien damit umgeht, Bereich Nummer 2 betrifft die Medienpolitik und die stetige Modernisierung der Kommunikation, und im Bereich 3 behandle ich Filme in Wien, die großartigen Filmfestivals und die internationalen Erfolge. Sehr geehrte Damen und Herren! Unser Motto zu Punkt 1 ist relativ simpel: Es geht darum, Chancen der Digitalisierung zu nutzen und vor Unsicherheiten zu schützen beziehungsweise Unsicherheiten zu verhindern. - Allein die Veränderung des Arbeitsplatzes ist an sich schon eine Veränderung, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten stattgefunden hat. Wo sich früher der Briefbeschwerer, das Wahltastentelefon oder die Aktenordner befanden, stehen heute Monitore, PCs und liegen Handys. Die Aufgabe der Stadt Wien ist es, die Arbeitsmittel der Zukunft schon jetzt bereitzustellen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf diesen Weg mitzunehmen. Das Programm heißt "Kommunikation 2020". Vielleicht sollten Sie sich damit auch einmal auseinandersetzen, denn in diesem Zusammenhang wird Politik in Arbeitsmittel für unseren Magistrat umgesetzt. Modernste Standards sollen schon demnächst für unsere BeamtInnenschaft zur Verfügung gestellt werden. Im Jahr 2018 startet schon im Jänner die Pilotphase mit neuen PCs, Notebooks, Telefonen und sonstigen Devices. Das wirklich Wichtige daran ist: Wir haben in den 16 Jahren, in denen wir die alte Technik genutzt haben, diese maximal ausgenutzt und können jetzt diese weiteren Schritte voran tun. Wir schaffen somit Werkzeuge für bessere Zusammenarbeit im Magistrat. Mehr Services für die BürgerInnen und geringere Kosten im täglichen Bedarf sind die Folge. Auch eine Druckerstrategie ist angedacht beziehungsweise wird umgesetzt, wobei die Nachhaltigkeit wichtiger Ressourcen in unserer Stadt großgeschrieben wird. Der virtuelle Arbeitsplatz, so wie ihn viele schon kennen, damit wir von unterschiedlichsten Bereichen in der ganzen Stadt online und mobil arbeiten können, wird Ende des Jahres bereits für 7.500 Magistratsbeamte möglich sein. Auch bei den Ausschreibungen in unserer Stadt wird Digitalisierung genutzt und werden die Chancen der Digitalisierung hervorgekehrt. Bereits 19 Dienststellen und Unternehmungen der Stadt Wien arbeiten unter dem Programm E-Procurement mit einer IKT-Unterstützung kollaborativ zusammen. Wir nutzen Synergien, wir schaffen Standardisierung und geringere Kosten. Dieser partizipative und kollaborative Ansatz wird genauso in der Diskussion mit den BürgerInnen gewählt, wenn es darum geht, wie die Stadt die Digitalisierung nutzen und wie sie die Chance nutzbar machen soll. In der Digitalen Agenda sind in mehreren Foren in den letzten Jahren schon die Ideen für unterschiedliche Apps wie "Sag's Wien" oder "wien.at live"-App" vorgelegt worden. Alles in allem können wir sagen, dass es jetzt auch in den Reihen der Opposition endlich ruhig ist. - Entschuldigung! Es war mir gerade ein Bedürfnis, das zu sagen. Ich hoffe, Sie verstehen das! (Zwischenruf bei der ÖVP.) Danke sehr. Sie sehen schon jetzt die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Stadt. Und es geht nicht nur im EDV- und IKT- Bereich etwas voran, sondern auch in der Kommunikation. Wir erleben heutzutage eine Reizüberflutung, nicht nur in einer Gemeinderatssitzung zur späteren Stunde, sondern tagtäglich auch in der Kommunikation. Die Aufmerksamkeitsspanne nimmt momentan nicht zu, sondern wird immer kürzer. Der Austausch der Bürgerinnen und Bürger mit unseren Dienstleistungen in der Stadt wird aber proaktiv gesucht, nicht nur mehr im persönlichen Gespräch, sondern genauso übers Telefon, übers Internet, über soziale Medien, Applikationen, und, und, und. Die Schaffung der entsprechenden Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Digitalisierung und den zusätzlichen Kommunikationsaufwand stellt allerdings für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Wien einige Herausforderungen dar. Der Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien - er wurde schon kurz genannt - stellt sich aber diesen Herausforderungen und entwickelt sehr viel weiter. Sie müssen verstehen: Die Stadt steht nicht direkt im Wettbewerb mit anderen privaten Angeboten, aber die Stadt befindet sich in einem Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. In Anlehnung an den österreichisch-amerikanischen Kommunikationswissenschafter Paul Watzlawick können wir sagen, dass die Öffentlichkeitsarbeit einer Metropole wie folgt beschrieben werden kann: Eine Stadt kann nicht nicht kommunizieren. Die Stadt Wien wird künftig noch mehr als Kommunikationsnetzwerk fungieren. Aktive dialogorientierte Kommunikation wird zukünftig im Zentrum dieser Stadt stehen, und dafür schaffen wir schon heute die Basis. Es gilt, analoge und digitale Kommunikationskanäle zu verschränken, es gilt, auf Basis vorausschauender Planung und eines effizienten Zusammenspiels von "Paid, Owned und Earned Media" die Effizienz der Stadt Wien in der Kommunikation weiterhin zu steigern, damit wir unsere Bürgerinnen und Bürger einfach optimal servicieren können. Ich möchte noch ein paar Maßnahmen konkret anführen, die die Modernisierung im Kommunikationsbereich widerspiegeln sollen: Wichtig ist die Weiterentwicklung der städtischen Eigenmedien, um den Trends der heutigen Kommunikation gerecht zu werden. Ein Augenmerk muss auch auf die Weiterentwicklung von Community-Bildung im Club Wien gelegt werden, wo heute schon 180.000 Mitglieder zu verorten sind. Und weitere Vorteile gerade im Bereich Kunst und Kultur werden in den nächsten Monaten für die Club-Wien-Mitglieder folgen. Genauso wichtig sind aber die Planung und Durchführung von Themenschwerpunkten. Es ist unser ausgesprochenes Ziel, dass wir geschäftsgruppenübergreifende Themenschwerpunkte setzen, um die Zielgruppen in unserer Stadt kosteneffizienter mit Serviceleistungen zu erreichen. Dazu gehört natürlich auch der Ausbau der elektronischen Kommunikationskanäle. Wir wissen nicht, wie rasant sich das weiterentwickeln wird. Wir wissen aber genau, dass wir hier am Puls der Zeit mit dabei sein müssen. Es gilt, die richtigen Informationen kanalunabhängig und rasch den BürgerInnen unserer Stadt zur Verfügung zu stellen. Einige Beispiele: Die "Stadt Wien live"-App wird verstärkt mit personalisierten Echtzeitmitteilungen ausgestattet, es wird "Augmented Reality" für Planungsvorhaben geben, und etwas, was schon sehr bewusst und sehr gut von den Wienerinnen und Wienern angenommen wird, ist der sogenannte WienBot. Das ist ein Kofferwort aus "Wien" und "Roboter", wie Sie erkannt haben werden. Dieser WienBot kann schon jetzt rund 350 Anfragen von Wienerinnen und Wienern vollautomatisch übernehmen, beantworten, und nachdem die Nachfrage so groß ist, wird es nächstes Jahr auch eine bewusst vorgestellte App geben. Das Ganze wir gedacht und produziert von der MA 53 in unserem Haus. Wir halten also Schritt in allen Fragen der Digitalisierung, das sehen wir. Wir gehen aber genauso auf die klassischen Herausforderungen der Kommunikation ein. Eines der für mich interessantesten Beispiele ist, dass wir den Markenauftritt der Stadt Wien grundlegend hinterfragen und jetzt den Grundstein dafür gelegt haben, dass die Stadt Wien ein Gesicht bekommt, das in den Jahren 2017 und vielleicht 2020 und 2025 den fortschrittlichsten Metropolen dieser Welt gegenüberstehen können wird. Es geht dabei um die Wiedererkennung bei den Bürgerinnen und Bürgern, es geht darum, dass effiziente Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern sichergestellt werden kann. Betreffend den Medienstandort Wien möchte ich noch darauf hinweisen, dass wir auch fach- beziehungswiese geschäftsgruppenübergreifend tolle Initiativen und Vereine wie das "Forum Journalismus und Medien" ebenso wie das WH-Medienhaus W 24 haben, das sich auch um einen Wien-Content kümmert, denn es ist in Zeiten der Vernetzung immer wichtiger, dass wir in Wien auch Content produzieren und diesen an die Wienerinnen und Wiener bringen. Ich möchte zu guter Letzt zum Film in Wien kommen. Die Filmproduktionen in Wien, die Wiener Filmschaffenden und die Wiener Filmfestivals sind mittlerweile weit über unsere Stadtgrenzen hinaus bekannt. Sehr geehrte Damen und Herren! Wien ist nicht Hollywood, und Wien ist nicht Bollywood, und das wollen wir vielleicht auch gar nicht sein oder werden. Was wir aber wollen, ist, dass wir das hohe Niveau halten und Hollywood bei uns weiterhin auch zu Gast haben. Wir setzen auf Vielfalt und ein breites Angebot entlang der filmischen Wertschöpfungskette in unserer Stadt, von der Drehbuchentwicklung bis zur Langzeitarchivierung. Besonders gut finde ich, dass man beim Film in Wien in den letzten Jahren auch ganz bewusst auf Frauenförderung setzt. Es ist dies nämlich eine sehr stark männlich dominierten Nische, und es gilt dort, auch genauso weibliche Talente vor den Vorhang zu bringen. Das Spektrum der Filme, die es in den letzten Jahren, gefördert vom Filmförderungsfonds, auf das internationale Parkett geschafft haben, ist vielseitig, und ich nenne jetzt nur einige, weil die Zeit schon voranschreitet, etwa "Die wilde Maus" von Hader, "Happy End" von Haneke, "Licht" von der Barbara Albert. Diese Filme eroberten Berlin, Cannes, San Sebastian, Venedig und werden überall auf der Welt gezeigt. Ein von der MA 7 geförderter Film wird es jetzt wieder in die Oscar-Nominierung schaffen. Und das Filmgeschäft boomt. Wir sind jetzt in diesem Jahr schon bei rund 500.000 BesucherInnen mit den von der Stadt Wien geförderten Filmen, und die Tendenz ist steigend. Die Vielfalt der Filmfestivals kann ich jetzt nur mehr kurz anschneiden: Kurzfilmfestival, Menschenrechtsfestival, Zentral- und Osteuroparegion-Festival, Animation-Festivals und Queer-Festivals und natürlich auch das jüdische Filmfestival. All diese Festivals haben in unserer Stadt einen fixen Platz. Auch die positiven Erfahrungen des Filmfestivalbeirats wollen wir in die nächsten Jahre mitnehmen. Er hat gute Arbeit geleistet, damit der internationale Vergleich noch besser gewagt werden kann und die Entscheidungsfindung für die EntscheidungsträgerInnen präziser gemacht wird. Sehr geehrte Damen und Herren! Wir sind nicht nur stolz auf die beim Film kulturschaffenden Wienerinnen und Wiener, wir stehen zu ihnen, wir stehen zu direkter und indirekter Förderung der Filme, der Filmschaffenden, der Festivals, der Kinos und all dessen, was rundherum dazugehört. Wien ist Filmstadt, und das mit höchstem künstlerischen Anspruch und internationalen Erfolgen. Wien ist Medienstadt mit internationalem Austausch. Und Wien ist IKT- und Kommunikationsstadt mit dem Zweck, den Wienerinnen und Wienern zu dienen und ihnen Serviceleistungen zu bieten. All das bildet die Debatte am heutigen Tag genauso ab. - Ich danke Ihnen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Kollege Unger! Sie verzichten nicht auf Ihre Wortmeldung?! Ich habe hier noch eine Restredezeit von 4 Minuten. - Bitte GR Christian Unger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich muss mich ein bisschen beeilen. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte nur ganz kurz etwas zu Kollegen Margulies sagen, denn das ärgert mich wirklich! Sie sagen zur Kollegin Nittmann, dass sie da nicht bei der Veranstaltung ist und dass sie dort nicht bei der Veranstaltung ist. - Ich hoffe, dass es keine Spitzelpolizei gibt, die überprüft, ob Kollegin Nittmann bei irgendeiner Veranstaltung ist, ob sie irgendeinen Verein kennt oder sonst etwas. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf von GR Dipl.- Ing.-Martin Margulies.) Das haben Sie so gesagt! Und ich möchte Sie auch daran erinnern, dass Sie in einem anderen Bereich des Hauses, nämlich im Landtag, Präsident sind und ich daher solche Aussagen - das sage ich Ihnen von dieser Stelle - für dieses Hauses und dieser Funktion absolut unwürdig empfinde! (Beifall bei der FPÖ.) Ganz kurz zum lieben Kollegen Neumayer: Ja. Auch wir Freiheitliche sind stolz auf den österreichischen Film und auf den Wiener Film! Trotzdem möchte ich Ihnen sagen, dass in der Haushaltsstelle 3710 im jetzt vorliegenden Voranschlag die Filmförderung von 4,092 Millionen auf 3,694 Millionen, sprich, um 398.000 EUR, gekürzt wird. (Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Das steht so in Ihrem Voranschlag, tut mir leid! Ganz kurz noch zu meinem Lieblingsthema, nämlich zur Altstadterhaltung. Ja. Es gibt den Stadterhaltungsfonds. Der Herr Stadtrat weiß es. Wir haben 2,76 Millionen an Förderungen im heurigen Jahr genehmigt. Das haben wir Freiheitliche unterstützt. Wir finden das gut und richtig. Wobei ich auch anmerke - und das habe ich wiederholt an dieser Stelle gesagt -, dass wir eine Aufstockung fordern. Wir meinen, es ist eine grundlegende Aufgabe der Stadt, unsere gewachsene Stadt zu erhalten, zu schützen und zu bewahren. (Beifall bei der FPÖ.) Aber es wird leider auch bei der Altstadterhaltung und bei der Ortsbildpflege gespart. Bei der Haushaltsstelle 3630 sehen wir, dass für das Jahr 2018 für Altstadterhaltung und Ortsbildpflege 2,862 Millionen EUR vorgesehen sind. 2017 waren es im Voranschlag 3,463 Millionen EUR. Das ist ein Minus von 601.000 EUR. Das heißt, es wird bei der Altstadterhaltung und beim Umgang mit dem kulturellen Erbe gespart. Jetzt muss ich noch ganz kurz auf den lieben Kollegen Woller eingehen, der im Zuge der Spezialdebatte Finanzen gesagt hat, dass die Bemühungen der Stadt Wien zum Erhalt des Weltkulturerbes international anerkannt werden. Und im Speziellen hat Kollege Woller den Resolutionsantrag angesprochen, der besagt, dass keine neuen Hochhäuser in der Kernzone des Weltkultur-Bereiches Innere Stadt gebaut werden. Zwei kurze Bemerkungen dazu: Im Jahre 2008 hat der Herr Planungsstadtrat Dipl.-Ing. Schicker von Ihrer Fraktion gesagt, dass es auf diesem Standort niemals ein Hochhaus geben wird. Niemals! - Man höre und staune: "Niemals!" bedeutet also bei der SPÖ neun Jahre! Denn schließlich haben wir heuer gegen unsere Stimmen den Flächenwidmungsplan PD 7984 beschlossen mit der Möglichkeit, dieses Hochhaus zu errichten. Lieber Herr Kollege Woller! Zweite Bemerkung: Richtig gesagt, ist das ein Resolutionsantrag, der rechtlich nicht bindend ist. Man kann diesen ignorieren oder einfach in die Schublade legen. Darum sage ich Ihnen: Der Umgang mit der Altstadterhaltung durch Ihre Fraktion ist sehr fragwürdig! Das Budget ist in Zahlen gegossene Politik, und darum werden wir dem Budget nicht zustimmen. - Danke (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Dr. Mailath-Pokorny. Maximale Redezeit 15 Minuten. Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Danke sehr, Herr Vorsitzender. - Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich kurz ein paar Worte allgemein sagen und dann auf das eine oder andere eingehen, was hier behauptet und gesagt wurde. Dieses Budget, meine Damen und Herren, ist ein Mal mehr ein Budget, das sowohl die Kultur als auch den Sport als auch die Wissenschaft als auch die Informations- und Kommunikationstechnologie der Stadt vorantreibt. Es ist ein dynamisches Budget, ein Budget, das sich in Zeiten, in denen die Budgetmittel knapp sind, absolut darstellen kann, insbesondere auch im Vergleich zu anderen, insbesondere zu anderen Bundesländern. Es dient sowohl der Erneuerung als auch der Erhaltung dessen, was bewahrenswert ist. Ein Mal mehr sei Ihnen gesagt, meine Damen und Herren: Wenn alles so schlecht, so träge, so furchtbar oder sowas von parteipolitisch motiviert wäre, wie Sie es hier darstellen, dann müssen Sie mir einmal erklären, wieso wir Jahr für Jahr 20 Millionen BesucherInnen allein in der Kultur haben! Oder dann müssen Sie mir erklären, wieso die Zufriedenheit der Wienerinnen und Wiener gerade mit dem Kulturangebot, aber auch mit dem Sport- und Freizeitangebot so hoch ist, dass man das kaum mehr messen kann, es bewegt sich weit über der 90-Prozent- Grenze. Würde also all das stimmen, was Sie hier sagen, dann müssten die Wienerinnen und Wiener ja sehr viel unzufriedener sein, und ich rede jetzt gar nicht von den Gästen, die hierher kommen. Es ist nämlich egal, mit wem man spricht, ob nun mit Incoming-Gästen oder ob man sich selbst im Ausland bewegt: Des Lobes, was das Kultur-, Freizeit- und Sportangebot in dieser Stadt betrifft, will kein Ende sein! Und das ist auch gut so. Sie selber haben heute ja auch mehrmals von der Weltkultur-Hauptstadt Wien gesprochen. Daher sei jetzt in aller Bescheidenheit gesagt: Diesbezüglich spielen wir nun tatsächlich in der Champions League! Das kann uns keiner wegnehmen, und am allerwenigsten Sie, meine Damen und Herren von der Opposition! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Was aber noch viel wichtiger ist, meine Damen und Herren: Es geht bei diesem Budget - wobei ich mich jetzt gar nicht in die Einzelheiten vertiefen möchte, das ist ja schon geschehen - vor allem darum, dass in dieser Stadt auch weiterhin ein weltoffenes Klima herrscht. Es geht weiterhin darum, dass man in dieser Stadt Kunst machen kann und Kunst machen darf und von niemandem vorgeschrieben bekommt, was man tun darf und was nicht. Ich meine, auch die Aufforderung, Subventionen zurückzuholen oder Subventionen nicht mehr zu geben, ist eine Form von Zensur. (Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Dagegen werden Sie bei uns selbstverständlich auch in Zukunft auf allergrößten Widerstand stoßen! Wir werden - im Gegenteil! - auch in Zukunft dafür Sorge tragen, dass diese Stadt weltoffen bleibt! Wir werden darum kämpfen und das auch weiterhin durchsetzen, dass es ein Klima der Neugier und nicht ein Klima der Angst gibt. Sie wollen hier nämlich offenbar Angst verbreiten. Das ist ganz offensichtlich Ihre Politik, und zwar im Grundsätzlichen, aber natürlich auch in der Kulturpolitik. Es geht um Differenzierung und nicht um Vorurteile. Es geht um ein Klima der Aufklärung, meine Damen und Herren, und nicht um ein Klima der Vernebelung, was Sie immer wieder versuchen. Lassen Sie mich dieses Beispiel Josefstadt noch einmal heranziehen, weil das mittlerweile ja in der Stadt zu Recht die Runde macht: Sie fordern mich in einer Anfrage auf, sehr geehrte Frau Gemeinderätin, und haben mich heute noch einmal aufgefordert, dass Subventionen von der Josefstadt zurückgefordert werden sollen, weil dort in der Josefstadt eine Werbelinie gefahren wird, die sich verschiedentlich kritisch mit der Politik auseinandersetzt, im Übrigen auch mit Bgm Häupl. (Zwischenruf von GRin Mag. Ulrike Nittmann.) Aber sozusagen die Spitze und die dreisteste Formulierung, zu der man sich in der Josefstadt aus Ihrer Sicht verstiegen haben soll, sei gewesen, dass man dem Herrn Bundesparteiobmann Strache eine Bildungskarenz anheimstellen wollte, was im Programmheft der Josefstadt wiederholt wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Abgesehen davon, dass ich darin kein unehrenhaftes Verhalten sehen kann, wenn man Herrn Strache eine Bildungskarenz empfiehlt, bin ich aber sehr wohl der Meinung: In der Josefstadt funktioniert es nicht so - was Sie vielleicht nicht verstehen -, dass ein Herr Rhomberg, ein bekannter Linker und Sozialist vor dem Herrn, oder der Herr Föttinger zu mir kommen, mir etwas vorlegen und ich dann die Genehmigung für eine Werbelinie der Josefstadt erteile oder ich vielleicht auch den Spielplan der Josefstadt genehmige. (Zwischenruf von GRin Mag. Ulrike Nittmann.) Ich weiß nicht, wie Sie sich das vorstellen! (Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Man kann sich das ja auch umgekehrt überlegen: Wenn Sie sich das so vorstellen, dann wird das offensichtlich die Kulturpolitik sein, die Sie auf Bundesebene gerne hätten! Wir werden uns das sehr genau anschauen! Ich habe das im Übrigen ja schon erlebt. Ich war damals, als Schwarz-Blau regiert hat, Beamter im Kulturministerium und kann das tatsächlich aus meiner eigenen Wahrnehmung bestätigen: Es hat damals die Vorgabe geherrscht, dass man die Hand, die einen füttert, nicht beißen darf. (Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Das war genau das, was Sie und Ihresgleichen - damals war es halt noch die ÖVP - unter Schwarz-Blau tatsächlich exekutiert haben. Das ist das, was Sie wollen! (Lebhafte Rufe und Gegenrufe bei ÖVP, FPÖ und SPÖ.) Man kann dazu nur sagen: Das ist das "Haltet den Dieb!"-Prinzip. Sie schreien laut und machen eine Kulturpolitik, die sozusagen Verfügbarkeit hervorruft. Das ist in Wahrheit das, was Sie getan haben, was Sie sich vorstellen und was Sie offensichtlich wollen! Meine Damen und Herren! Selbstverständlich werde ich die Subventionen der Josefstadt nicht zurückfordern. Abgesehen davon könnte ich das gar nicht. Vielmehr werde ich alles dafür tun, dass die Josefstadt und alle anderen Kulturschaffenden in dieser Stadt weiterhin unbeschadet ihre Meinung sagen können und dass sie weiterhin unbeschadet ihre Kultur und Kunst ausüben können. Das ist selbstverständlich nicht eine politische Frage und selbstverständlich auch nicht eine Frage des Wohlgefallens, sondern wir versuchen, nach objektiven und künstlerischen Kriterien ein weltoffenes Klima in dieser Stadt aufrechtzuhalten. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Meine Damen und Herren! Selbstverständlich versuchen wir, auch im Sport einen breiten Mix zwischen Breitensport und Spitzensport zu ermöglichen, und ich glaube, das gelingt in dieser Stadt sehr, sehr gut. Wir haben eine Vielzahl von großen und auch hervorragenden Sportflächen, und wir versuchen, diese mit öffentlichen Mitteln aufrechtzuerhalten. Dazu gehören nicht nur die Sportflächen in meinem Ressort, das möchte ich auch einmal sagen, sondern wir haben zum Beispiel nicht nur flächendeckend hervorragende, großartige öffentliche Sportplätze, sondern beispielsweise auch Bäder. Zeigen Sie mir die Großstadt in der Welt, die um solche niedrigen Eintrittspreise all die Sportmöglichkeiten bietet, wie das Wien tut, seien es Fußballplätze, seien es Bäder, seien es Hallenplätze, seien es Rundturnhallen, die wir im Übrigen jetzt alle neu sanieren, und vieles andere mehr! Alles ist öffentlich zugänglich und alles zu einem leistbaren Preis. In anderen Städten hat man das oft gar nicht zur Verfügung, und wenn man es zur Verfügung hat, dann muss man wahnsinnig viel dafür bezahlen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch in der Wissenschaft verfolgen wir und setzen wir natürlich den Kurs einer vernünftigen Ergänzung der Wissenschaftsförderung fort, die in der Bundesverantwortung liegt, und wir versuchen, dort auch klare Akzente zu setzen. Wo immer Sie im universitären Bereich mit jemandem reden, werden Sie bestätigt bekommen, dass die Stadt Wien eine sehr anständige, sehr vernünftige und sehr effiziente Wissenschaftspolitik hat. Nun noch ein paar Ergänzungen zu dem, was gesagt wurde: Frau GRin Meinl-Reisinger! Ich muss Ihnen zunächst einmal die gute Nachricht mitteilen, Frau Kollegin. Diese lautet, dass so ziemlich alles, was Sie an Zahlen im Zuge Ihrer Wortmeldung genannt haben, falsch ist. Leider haben Sie das vorweg auch Kollegen Trenkler vom "Kurier" gesagt, der das genauso abgeschrieben hat, wie Sie es hier im Gemeinderat heute erzählt haben, und daher steht jetzt der Unsinn morgen auch noch in der Zeitung! (Zwischenruf von GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES.) All das ist schlicht und einfach falsch! Und das Wiederholen falscher Zahlen macht sie nicht richtiger. Hätten Sie tatsächlich richtige Zahlen nennen wollen, dann hätten Sie eventuell auch einfach anrufen und meine MitarbeiterInnen oder mich fragen können! (Weiterer Zwischenruf von GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES.) Sie bekommen die Akten, die vorhanden sind und die notwendig sind. Jedenfalls hätten Sie herausfinden können, dass so wie jedes Jahr auch die Darstellung des Budgets einer Veränderung unterliegt, aber da muss man halt ein bisschen ins Detail gehen. Meine Damen und Herren! Dass Sie die Elbphilharmonie als Musterbeispiel einer gescheiten Planung nennen, ist wirklich ein bisschen ein Hohn! (GR Mag. Manfred Juraczka: Architektonisch gesehen, bitte! - Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Das kann ich jetzt nicht nachvollziehen, denn die Errichtung der Elbphilharmonie hat zehn Mal so lange gedauert und hat zehn Mal so viel gekostet wie geplant. Wenn Sie das hier als Musterbeispiel darstellen, dann muss ich Ihnen sagen: Diesem wunderbaren Rat werden wir nicht folgen! Vielmehr werden wir die Infrastrukturmaßnahmen, die wir derzeit umsetzen, selbstverständlich pünktlich und planmäßig und auch in dem Rahmen umsetzen, wie wir es uns vorgenommen haben! Wenn hier immer wieder von der sozialistischen oder roten Hegemonie gesprochen wird, lade ich Sie ein: Sprechen Sie doch einmal mit den Damen und Herren in den Kulturinstitutionen, sei es mit Herrn Direktor Föttinger oder mit den Leuten vom WUK oder mit wem auch immer, den Sie da nennen. Diese Leute werden sich schön bedanken, dass Sie sie mit einer sozialistischen Hegemonie in Zusammenhang setzen! Ich glaube, die haben etwas ziemlich anderes am Hut als das! Es ist aber jedenfalls auch Zeichen einer Großzügigkeit, dass wir nicht nach politischen Einstellungen fragen, dass wir selbstverständlich nicht politische Grundeinstellungen und - ich sage es ein Mal mehr - politisches Wohlverhalten als Grundlage für die Förderung nehmen. Meine Damen und Herren! Es wurde gesagt, dass man Laientheatergruppen stärker fördern soll. - Ich glaube, ich habe das hier nie erwähnt, aber auch ich habe in Laientheatergruppen gespielt. Wir wären aber überhaupt nie auf die verwegene Idee gekommen, öffentlichen Förderungen in Anspruch nehmen zu wollen, denn es ist ja das Wesen einer Laientheatergruppe, dass sie sich eben aus Laien zusammensetzt und dass sie allein, in Eigenverfügbarkeit und aus Spaß an der Sache Theater machen! Da öffentliche Gelder anzusprechen, halte ich für ein bisschen verwegen! Weiters bitte ich Sie: Hören Sie auf, Kunst mit Taferln zu denunzieren! (GR Michael Stumpf, BA: Das ist doch keine Kunst!) Na selbstverständlich! (GR Mag. Wolfgang Jung: Das ist eine Ferkelei!) Jetzt muss ich Ihnen eine besonders schockierende Mitteilung machen: Kunst zeigt oftmals Nacktheit! (Zwischenruf von GR Mag. Dr. Alfred Wansch.) Wenn es nach Ihnen ginge, dann müssten wir die Fresken da oben in diesem Saal verhüllen, denn da sind viele Nackerte drauf, dass man das in Wahrheit im Rathaus gar nicht zeigen könnte! (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ. - Zwischenruf von GR Mag. Dr. Alfred Wansch.) Sie regen sich so über die Nackten auf, dass ich langsam den Verdacht habe, dass Ihnen das gefällt! (Weiterer Zwischenruf von GR Mag. Dr. Alfred Wansch.) Wissen Sie, Empörung ist immer hauptsächlich Empörung gegenüber sich selbst! (GR Mag. Wolfgang Jung: Ja, ja!) Das können Sie bei Freud nachlesen! (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich bin ja gespannt, was Schwarz-Blau auf Bundesebene produzieren wird! (GR Mag. Dr. Alfred Wansch: Alle bezahlen das! Jeder Pensionist muss das bezahlen! - Weitere lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Können wir uns die nächsten drei Minuten noch auf die Worte des Herrn Stadtrats konzentrieren?! (Zwischenruf von GR Mag. Dr. Alfred Wansch.) Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny (fortsetzend): Ich bedanke mich sehr. Ich bin gespannt, was Schwarz-Blau auf Bundesebene produzieren wird! Gegenwärtig läuft gerade der "Kulturmontag", der die schwarz-blaue Kulturpolitik im schönen Bundesland Oberösterreich, einem einstmals blühenden Land im Zusammenhang mit Kultur und Wissenschaft, zum Inhalt hat. Dort wird radikal gekürzt. Dort wird überhaupt kein Dialog mehr geführt. - In Anbetracht dessen denke ich mir, dass wir so etwas wahrscheinlich in Hinkunft auf Bundesebene zu erwarten haben. Insofern interessiert es mich schon, und ich möchte gerne das vertiefen, was Kollege Margulies hier gefragt hat: Würden Sie ernsthaft - das frage ich auch die ÖVP - von der Josefstadt die Subvention zurückfordern? Diese öffentliche Debatte würde ich gerne führen, und zwar mit dem Theaterpublikum in dieser Stadt, und das sind nun weiß Gott nicht alle Linke, Grüne und Verblendete, sondern Menschen, die gerne in die Josefstadt gehen und gerne das Theater dort sehen und sich nicht von der FPÖ oder von der ÖVP vorschreiben lassen, ob die Förderungen zurückgezahlt werden sollen oder nicht! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte mich abschließend selbstverständlich mit großer und tiefer Überzeugung bei meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, sowohl bei jenen im Büro als auch bei jenen in den Geschäftsgruppen und Magistratsabteilungen. Sie haben großartige Arbeit geleistet, und zwar auch und gerade beim Zusammenstellen eines, wie ich glaube, zukunftsfähigen und nachhaltig wirksamen Budgets für das Jahr 2018. Ich bedanke mich sehr und freue mich weiterhin auf eine wunderbare Arbeit für die Stadt Wien in den Bereichen Kultur, Sport, Wissenschaft, Medien und natürlich auch im großen und wichtigen Rechtsbereich. In dieser Hinsicht bedanke ich mich, dass beispielsweise ein Mal mehr unter besonders schwierigen Umständen eine Wahl hervorragend ausgeführt werden konnte durch die Arbeit der MA 62 und vieler Beamtinnen und Beamten aus dem Hause. - Ich bedanke mich. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zur Geschäftsgruppe Kultur, Wissenschaft und Sport liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wir unterbrechen nun die Sitzung und setzen sie morgen mit der Beratung der Geschäftsgruppe Soziales und Frauen um 9 Uhr fort. (Unterbrechung der Sitzung um 23.41 Uhr.) Gemeinderat, 20. WP 20. November 2017 29. Sitzung / 2 Gemeinderat, 20. WP 20. November 2017 29. Sitzung / 14