Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 20. Wahlperiode 23. Sitzung vom 5. Mai 2017 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP - 01528-2017/0001 - KVP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP - 01525-2017/0001 - KFP/GM) S. 4 3. Anfrage (FSP - 01521-2017/0001 - KSP/GM) S. 6 4. Anfrage (FSP - 01529-2017/0001 - KNE/GM) S. 9 5. Anfrage (FSP - 01527-2017/0001 - KVP/GM) S. 11 3. AST - 01573-2017/0002 - KFP/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Rot-Grün schadet Wien - Rekordarbeitslosigkeit, Planungsfiasko und Gesundheitsnotstand" Rednerinnen bzw. Redner: GR Dominik Nepp S. 14 GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES S. 16 StR Mag. Gernot Blümel, MBA S. 17 GRin Mag. Barbara Huemer S. 17 GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely S. 18 GR Christoph Wiederkehr, BA S. 19 GR Mag. Manfred Juraczka S. 20 GRin Brigitte Meinhard-Schiebel S. 21 StR Anton Mahdalik S. 22 GRin Mag. Birgit Jischa S. 23 4. Mitteilung des Einlaufs S. 23 5. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 23 6. Umstellung der Tagesordnung S. 23 7. 03671-2016/0001-GSK; MA 21, P 23: Plan Nr. 8170: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 3., KatG Landstraße Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 23 Rednerinnen bzw. Redner: GR Mag. Manfred Juraczka S. 23 GR Mag. Christoph Chorherr S. 25 GR Dominik Nepp S. 27 GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi S. 29 GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES S. 30 GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (tatsächliche Berichtigung) S. 32 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 32 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 34 StRin Ursula Schweiger-Stenzel S. 35 GR Ernst Woller S. 37 StRin Ursula Schweiger-Stenzel (tatsächliche Berichtigung) S. 39 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 40 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 41 GR Dr. Wolfgang Aigner S. 42 GR Georg Fürnkranz S. 44 GR Christian Unger S. 46 Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 46 Abstimmung S. 46 8. 01184-2017/0001-GSK; GSK, P 21: Bericht über im Jahr 2016 abgeschlossene Petitionen Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 51 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 51 GRin Sabine Schwarz S. 53 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 54 GR Mag. Dr. Alfred Wansch S. 56 GR Mag. Josef Taucher S. 58 GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES S. 60 GR Manfred Hofbauer, MAS S. 62 GR Stefan Berger S. 65 GRin Ricarda Reif S. 68 GR Nemanja Damnjanovic, BA S. 69 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 70 Abstimmung S. 70 9. 00473-2017/0001-GSK; MA 21, P 18: Plan Nr. 7564E: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 13., KatG Ober St. Veit Berichterstatter GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi S. 71 Redner: GR Mag. Günter Kasal S. 71 Berichterstatter GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi S. 72 Abstimmung S. 72 10. 00286-2017/0001-GSK; MA 21, P 19: Plan Nr. 8167: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 22., KatG Hirschstetten Abstimmung S. 72 11. 00826-2017/0001-GSK; MA 21, P 22: Plan Nr. 9083: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 3., KatG Landstraße Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 72 Redner: GR Christian Unger S. 72 Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 73 Abstimmung S. 73 12. 01051-2017/0001-GSK; MA 28, P 24: Vorhaben Nordbahnhof - Austria Campus Abstimmung S. 73 13. 01236-2017/0001-GSK; MA 28, P 25: Erhöhung der Förderungsmittel für Lastenfahrräder Berichterstatter GR Siegi Lindenmayr S. 73 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 73 GR Georg Fürnkranz S. 73 GR Karl Baron S. 74 Berichterstatter GR Siegi Lindenmayr S. 75 Abstimmung S. 75 14. 02294-2015/0001-GSK; MA 21, P 26: Plan Nr. 8041: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 17., KatG Dornbach Berichterstatter GR Erich Valentin S. 76 Rednerin bzw. Redner: GRin Veronika Matiasek S. 76 GR Mag. Manfred Juraczka S. 77 Berichterstatter GR Erich Valentin S. 78 Abstimmung S. 78 15. 01121-2017/0001-GSK; MA 28, P 27: Stadtstraße Aspern, Ankauf von Grundstücken, 22., KatG Hirschstetten Abstimmung S. 79 16. 00449-2017/0001-GWS; MA 69, P 28: Vereinbarung über den Verzicht einer Dienstbarkeit und eines Wiederkaufsrechtes zu Gunsten der Stadt Wien mit dem Kuratorium zur Förderung der Wirtschaftsuniversität Wien in 19., Gymnasiumstraße 50 Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 79 Redner: GR Mag. Günter Kasal S. 79 GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 79 GR Mag. Günter Kasal (tatsächliche Berichtigung) S. 80 Berichterstatter GR Gerhard Kubik S. 80 Abstimmung S. 80 17. 01006-2017/0001-GKU; MA 7, P 9: Verein Wiener Kulturservice; Subvention Berichterstatter GR Ernst Woller S. 81 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Ricarda Reif S. 81 GRin Susanne Bluma S. 81 GR Mag. Gerald Ebinger S. 82 GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES S. 82 Berichterstatter GR Ernst Woller S. 83 Abstimmung S. 83 18. 01153-2017/0001-GKU; MA 7, P 11: echo event ges.m.b.h., Subvention Berichterstatter GR Ernst Woller S. 83 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 83 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 85 Berichterstatter GR Ernst Woller S. 85 Abstimmung S. 85 19. 01152-2017/0001-GKU; MA 7, P 13: Förderung von Projekten aus dem Wiener Altstadterhaltungsfonds Berichterstatterin GRin Susanne Bluma S. 85 Rednerin bzw. Redner: GR Christian Unger S. 86 GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA S. 87 Abstimmung S. 87 20. 01009-2017/0001-GKU; MA 7, P 33: KunstHausWien GmbH; Subvention Abstimmung S. 87 21. 01134-2017/0001-GKU; MA 51, P 36: Subventionen an Sportorganisationen und sonstige Institutionen aus den Sportförderungsmitteln 2017 Berichterstatterin GRin Susanne Bluma S. 87 Redner: GR Mag. Thomas Reindl S. 87 GR Markus Ornig, MBA S. 87 Abstimmung S. 89 22. 01057-2017/0001-GIF; MA 17, P 1: Verein Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not; Subvention 01058-2017/0001-GIF; MA 17, P 2: Verein Orient Express; Subvention Berichterstatter GR Christian Hursky S. 89 Rednerinnen bzw. Redner: GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler S. 89 GR Gerhard Haslinger S. 90 GRin Safak Akcay S. 92 GRin Elisabeth Schmidt S. 92 GR Dr. Wolfgang Aigner S. 94 Berichterstatter GR Christian Hursky S. 95 Abstimmung S. 96 23. 01049-2017/0001-GIF; MA 10, MA 56, P 5: Vorhaben Bildungscampus Atzgersdorf 01040-2017/0001-GIF; MA 56, P 6: Neubau einer ganztägig geführten Volksschule und Neuen Mittelschule in 11., Bürgerspitalwiese 01041-2017/0001-GIF; MA 56, P 7: 1) Schulneubau in 20., Spielmanngasse 3 und Schulzubau in 20., Dietmayrgasse 3/ Spielmanngasse 1; 2) Projektmanagementleistungen durch die WIP Wiener Infrastruktur Projekt GmbH Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 96 Rednerin bzw. Redner: GRin Sabine Schwarz S. 96 GR Heinz Vettermann S. 97 Abstimmung S. 97 24. 01349-2017/0001-GGS; BLF, P 15: Erhöhung der Subvention 2016 an die Wiener Ordensspitäler Berichterstatter GR Christian Deutsch S. 98 Rednerin bzw. Redner: GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler S. 98 GR Wolfgang Seidl S. 99 Berichterstatter GR Christian Deutsch S. 99 Abstimmung S. 100 25. 01360-2017/0001-GGS; MA 40, P 17: Gemeinnütziges Beschäftigungsprojekt ArbeitsRaum Berichterstatterin GRin Gabriele Mörk S. 100 Redner: GR Dr. Günter Koderhold S. 100 Berichterstatterin GRin Gabriele Mörk S. 102 Abstimmung S. 102 26. 01220-2017/0001-GFW; MA 5, P 32: 3. GR-Subventionsliste 2017 Abstimmung S. 102 (Beginn um 9.01 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Abend! Ach, guten Morgen! Aber mit "guten Abend" bekomme ich einmal die Aufmerksamkeit, was nicht schlecht ist. Ich darf alle bitten, Platz zu nehmen. Die 23. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet. Entschuldigt sind Herr VBgm Mag. Gudenus aus privaten Gründen und Frau Amtsf. StRin Mag. Brauner, die dienstlich verhindert ist. (Der Vorsitzende gibt das Glockenzeichen.) Ich darf auch bitten, die Türe zu schließen. Frau GRin Korosec ist von 10.30 bis 12.30 Uhr dienstlich verhindert. Herr GR Mag. Kowarik ist bis 10.30 Uhr dienstlich verhindert. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP - 01528-2017/0001 - KVP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Manfred Juraczka gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung gerichtet. Die Anfrage betrifft Heumarkt Neu, Nutzung des Turmes. (Das Flächenwidmungsverfahren betreffend das Projekt 'Heumarkt Neu' ist nicht nur ein trauriges Beispiel einer chaotischen und fehlgeleiteten Stadtplanungspolitik, sondern zuletzt auch zum Spielball grün-interner Befindlichkeiten geworden. Für den Standort Wien ist jedenfalls beides schädlich. In Medienberichten ist nun zu lesen, dass Sie den Projektwerber dazu bewegen konnten, die Hälfte der Räumlichkeiten bzw. Wohnungen im geplanten Turm einer Nutzung zuzuführen, die im öffentlichen Interesse steht. Was ist darunter genau zu verstehen?) Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Der Projektwerber hat von sich aus angeboten, beim Turmprojekt auf die Hälfte der in der Öffentlichkeit als Luxuswohnungen bezeichneten Appartementflächen zu verzichten und anstatt dieser die Fläche für Büros zu nutzen, die auch ein öffentliches Interesse bekunden. Da zum heutigen Zeitpunkt naturgemäß noch nicht festgelegt werden kann, von wem diese Fläche konkret für welchen Bedarf genutzt werden kann, hat er in seinem Schreiben angeboten, über die Nutzung mit einer unabhängigen Kommission zu entscheiden. Aber es liegt natürlich auf der Hand, dass hier Nutzungen wie zum Beispiel universitäre Nutzungen vorschweben, um Ihnen ein Beispiel zu geben, oder eben Nutzungen in einem ähnlichen Sinne, die, wie gesagt im öffentlichen Interesse, sprich, auch im Interesse der Stadt, liegen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Nepp, bitte. GR Dominik Nepp (FPÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Sie können anscheinend noch nicht klarlegen oder uns sagen, nach welchen Kriterien das in Zukunft vergeben wird. Aber können Sie ausschließen, dass diese öffentliche Nutzung dann nur kurzfristig geschehen wird, sondern dass das eine längerfristige Nutzung ist, um so nicht von Anfang an zu sagen, das vergibt man auf fünf Jahre und danach sind es dann sündhaft teure Luxuswohnungen oder Luxusbüros? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Vizebürgermeisterin, bitte. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Angesichts der Tatsache, dass die Widmung, wie sie vorliegt, beschlussreif ist, und der Investor, wie gesagt, einmal mehr auf die Kritik, die hier vielfach geäußert worden ist, von sich aus reagiert und von sich aus angeboten hat, einen beträchtlichen Teil der Fläche, die ursprünglich für Wohnungen reserviert war, einer anderen Nutzung zuzuführen, was ich auch sehr begrüße, gehe ich davon aus, dass er dies logischerweise auch langfristig anstrebt. Denn alles andere wäre auch für ihn kontraproduktiv. Wir dürfen nicht vergessen, dass dann auch Adaptierungskosten dadurch entstehen. Warum und wieso ein solches Manöver sozusagen vonstattengehen sollte, ist für mich nicht ersichtlich. Er möchte das so. Das ist gut. Er hat die Unterstützung der Stadt. Einmal mehr, nachdem dieses Angebot eines ist, das bekanntlich in den letzten Tagen entstanden ist, haben wir auch überlegt, wie die sinnvollste Art und Weise ist, es umzusetzen. Deshalb auch die Entscheidung, das mit einer Jury zu machen, damit wir zunächst international einen Call veranstalten können und dann auf Basis dessen, was wiederum an Interessenbekundungen kommt, wie gesagt, mit einer Jury eine Auswahl zu treffen, die logischerweise auf viele Jahre hinaus eine neue Nutzung zustande bringt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von NEOS. Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, bitte. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Guten Morgen, Frau Vizebürgermeisterin! Danke für die Beantwortung der Frage. Mich würde konkret interessieren - das ist in den letzten Tagen, wie Sie sagen, aufgetaucht -, wie der weitere Prozess konkret aussieht. Wann soll eine solche Jury ausgelobt werden? Et cetera. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Vizebürgermeisterin, bitte. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Herr Gemeinderat! Der weitere Prozess sieht zunächst so aus, dass der Wiener Gemeinderat hoffentlich mit einer Mehrheit die Widmung überhaupt beschließt. Sodann, wenn wir eine Widmung haben, ist der weitere Weg, wie Sie wissen, für gewöhnlich, dass man sich um eine Baubewilligung bemüht. Das kann eine Zeit lang dauern, sodass wir nicht davon ausgehen können, dass das Projekt innerhalb des kommenden Jahres bezugsfertig sein wird, um einen Horizont zu benennen. Wir alle gehen davon aus, dass das Projekt in Summe einen Verwirklichungszeitraum von ein paar Jahren in Anspruch nehmen wird. Innerhalb dieser Zeit hat man in der Tat alle Zeit der Welt, sich zusammenzusetzen und zu überlegen, zunächst einmal, welche Arten von Nutzungen uns sinnvoll erscheinen, zweitens, welche Personen diese Jury besetzen sollen und drittens, was das genaue Procedere ist, wie man an potenzielle Nutzerinnen und Nutzer herantritt und wie man schlussendlich auf die Büronutzungen schaut. Sagen wir es anders. Dass eine Büronutzung zustande kommt, ist relativ leicht. Die Kernaufgabe besteht darin, eine Nutzung durch eine Institution zustande zu bringen, die im öffentlichen Interesse, im Interesse der Stadt liegt. Auch das nimmt logischerweise einiges an Zeit in Anspruch. Aber diese Zeit haben wir. Sie können davon ausgehen, dass ich mich ab dem Zeitpunkt, wo diese Widmung beschlossen ist, dieser Aufgabe widmen werde, weil das schlussendlich auch die abschließende Aufgabe ist, die meinerseits im Zusammenhang mit diesem Projekt zu erledigen sein wird. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Mag. Juraczka. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, einen wunderschönen guten Morgen! Herzlichen Dank für Ihre bisherigen Antworten. Sie haben in der Tat davon gesprochen, dass es ein neuer Aspekt ist, dass ein Teil, ich glaube, es ist die Rede von der Hälfte des Turmes, nach der etwaigen Fertigstellung in Büronutzung verwendet werden soll. Jetzt möchte ich ein bisschen den Terminus des öffentlichen Interesses hinterfragen. Sie haben als beispielsweise erstrebenswert eine universitäre Nutzung dargestellt. Da gibt es sicherlich noch viele andere Möglichkeiten. Können Sie sich vorstellen, oder anders gefragt, können Sie ausschließen, dass die Stadt Wien in weiterer Folge Mieter in diesem Büroturm werden wird? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Vizebürgermeisterin, bitte. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Herr Gemeinderat! Wie Sie sich vorstellen können, kann ich so etwas jetzt nicht a priori ausschließen. Ich sehe auch nicht ein, warum ich es tun sollte. Aber zur Vermeidung aller Missverständnisse, das ist nicht Sinn und Zweck der Übung. Im Übrigen gehe ich, vorsichtig geschätzt, auch nicht davon aus, dass Büroräumlichkeiten in dieser Lage jenen Kosten entsprechen, die gewöhnlich Institutionen der Stadt Wien für Mietausgaben vorsehen. Sie sehen deshalb eine Vorsicht bei meinen Formulierungen, damit wir auch kein großes Geheimnis darum machen, weil sehr wohl jetzt zum Beispiel sehr stark im Gespräch ist, dass tatsächlich eine Bildungseinrichtung, eine universitäre Einrichtung einzieht und einen Teil der Räumlichkeiten am Heumarkt für eine kulturelle Nutzung nutzt, die zwar nicht unmittelbar zur Stadt Wien gehört, aber es kann schon etwas sein, was aus dem Umfeld der Stadt Wien kommt. Es kommt darauf an, was Sie meinen, wenn Sie von der Stadt Wien sprechen. Jedenfalls würde ich nicht davon ausgehen, Stand heute, dass etwa eine Magistratsabteilung, wenn Sie das meinen, einzieht. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Damit ist die 1. Anfrage beantwortet. Die 2. Anfrage (FSP - 01525-2017/0001 - KFP/GM) wurde von Herrn GR Dominik Nepp gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung gerichtet. Die Anfrage betrifft den städtebaulichen Vertrag im Projekt Heumarkt. (Sie haben angekündigt, den kompletten städtebaulichen Vertrag im Zusammenhang mit dem Projekt Heumarkt offenzulegen, damit sich jeder in Wien ein Bild davon machen kann, welche Auflagen von der Stadt Wien formuliert wurden und wie diese vom Investor zu erfüllen sind. Bis heute ist nichts geschehen, obwohl die Debatte auf allen Ebenen läuft und immerhin eine für Wien extrem wichtige Entscheidung, nämlich der Verlust des Weltkulturerbes, auf dem Spiel steht. Was genau steht in dem Vertrag?) Bitte, Frau Stadträtin. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Der Vertrag gemäß § 1a der Wiener Bauordnung wird am kommenden Mittwoch, 10. Mai, dem Gemeinderatsausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt. Dementsprechend liegt der Vertrag seit vergangenem Mittwoch für die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte zur Einsicht auf. Darüber hinaus wurde der Vertrag diese Woche auch öffentlich vorgestellt. Geregelt sind im Vertrag folgende Punkte: Zentraler Platz: Nutzung des zentralen Platzes außerhalb der Eislaufsaison durch die Öffentlichkeit. Davon mindestens 4.000 m² konsumfrei. Betreffend Straßenprojekt Lothringerstraße/Johannesgasse am Heumarkt: Verlegung der Lothringerstraße zur Schaffung eines großzügigen Vorfeldes vor dem Konzerthaus, Eislaufplatz und Hotel. Betreffend öffentlicher Durchgang entlang des Wiener Konzerthauses: Schaffung eines öffentlichen Durchganges entlang des Konzerthauses. Öffnung eines zusätzlichen Durchganges auf Höhe Lagergasse. Herstellung und öffentliche Zugänglichkeit einer Stadtterrasse am Dach der sogenannten Platte. Konferenzzentrum im Bereich des 1. Obergeschoßes. Errichtung einer Turnhalle für eine öffentliche Schule. Hier präzise die Errichtung einer unterirdischen Einfachturnhalle samt Garderoben und Sanitärräumen. Diese Turnhalle soll zur allgemeinen Nutzung für Schulen sowie öffentlichen und privaten Breitensport im Ausmaß von zumindest 40 Stunden pro Woche während der Schulzeiten Verwendung finden. Die Vereinbarungen zur langfristigen Absicherung des Eislaufvereines sowie zur Erneuerung der Freifläche für Eislaufsport sowie der zum Betrieb erforderlichen Infrastruktur sind in einem gesonderten Vertrag zwischen dem Projektwerber und dem Wiener Eislaufverein geregelt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von NEOS. Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, bitte. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Danke schön für Ihre Antwort. Meine Frage: Warum wurde eigentlich der städtebauliche Vertrag erst so spät und nicht gleich zu Beginn des Begutachtungsprozesses, der öffentlichen Einsichtnahme des Flächenwidmungsplanes, veröffentlicht? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Die Veröffentlichung von städtebaulichen Verträgen bedarf der Zustimmung aller betroffenen Parteien. Im gegenständlichen Fall konnte ich diese Zustimmung eben vor relativ kurzer Zeit erreichen. Danach hat es noch ein paar Wochen gebraucht, bis alle Beilagen zum städtebaulichen Vertrag auch tatsächlich in einer Fassung fertig ausgearbeitet waren, die es erlaubt, sie zu veröffentlichen. Ich hätte natürlich die Möglichkeit gehabt, Teile des städtebaulichen Vertrages schon vorher zu veröffentlichen. Aber da verstehen Sie schon, dass hier wahrscheinlich die Diskussion entstanden wäre, warum dieses oder jenes fehlt. Dann würde hineininterpretiert werden, was womöglich jetzt in dieser Beilage enthalten ist. Ich habe es als wesentlich sinnvoller erachtet, zuzuwarten, bis sämtliche Beilagen vorliegen, um den Vertrag inklusive aller Beilagen zu veröffentlichen, damit sich jedermann ein wirklich umfassendes und auch abschließendes Bild machen kann. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herrn GR Mag. Juraczka. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Das Thema Heumarkt ist ein sehr komplexes Thema, wie wir alle wissen. Es befasst uns auch schon eine geraume Zeit. Eine Frage, die nicht unmittelbar mit dem städtebaulichen Vertrag in Verbindung steht, aber sehr wohl ganz existenziell mit der Thematik des Projektes an sich verbunden ist, ist natürlich das Thema Weltkulturerbe. Ich hätte gerne von Ihnen als zuständiger Stadträtin gewusst, warum man bei einem Architektenwettbewerb, wo 24 renommierte Architekten, wie wir wissen, teilgenommen haben, von Seiten der Stadt, und der Planungssprecher Ihrer Fraktion war auch Jurymitglied, nie darauf hingewiesen wurde, dass es damals schon zutiefst evident war, dass bei einer gewissen Höhe Probleme, wie wir sie derzeit haben, auftreten werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Klubobmann! Ich weiß, dass dieses Gerücht sozusagen die Runden macht. Es stimmt aber nicht. Der Hinweis fand sich sehr wohl in den schriftlichen Unterlagen im Zusammenhang mit diesem Wettbewerb. Auch die Jury ist diesbezüglich nicht nur ausdrücklich darauf hingewiesen worden, sondern den Protokollen der Jurysitzungen ist zu entnehmen, dass man sich mit diesem Punkt sehr wohl ausführlich auseinandergesetzt hat. Man ist zu einer anderen Entscheidung und auch zu einer anderen Auffassung gekommen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Nepp, bitte. GR Dominik Nepp (FPÖ): Frau Stadträtin! Zum Abschluss noch eine Frage, weil mir das jetzt nicht ganz so schlüssig ist. Aber da können Sie mir sicher helfen. Durch den städtebaulichen Vertrag ist der Fortbestand des Wiener Eislaufvereins gesichert. Wozu brauche ich dann eigentlich im Nachhinein noch diese Flächenumwidmung in diesem großen Ausmaß? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Der Eislaufverein ist im Wesentlichen in seinem Fortbestand gesichert, sowohl logischerweise auf Ebene eines Pachtvertrages als auch und insbesondere finanziell, existenziell auf die nächsten 99 Jahre hinaus, im Wesentlichen durch den Vertrag, den er mit WertInvest abschließt. Elemente, die in diesem Vertrag stehen, entsprechen wiederum gewissen Vereinbarungen, die sich im städtebaulichen Vertrag wiederfinden. So zum Beispiel etwa die sehr essenzielle Vereinbarung im Zusammenhang mit Nutzung von Teilen des öffentlichen Raumes in der Eislaufsaison an der Stelle, wo die Eisfläche sozusagen hinausragt. Man braucht diese Widmung, weil in Summe dieses Projekt eines ist, das finanziell die Basis dafür bietet, dass die künftige Existenz des Eislaufvereines gesichert ist. Was meine ich damit? Ich meine damit, dass wir es hier in Summe mit einem Projekt zu tun haben, das dem Eislaufverein Einnahmen sichert, die dieser auch braucht, um künftig nicht von Subventionen abhängig zu sein. Was übrigens dem Eislaufverein in allen Jahren in der Vergangenheit wichtig war und auch wichtig ist, ist, dass es in Zukunft so bleibt, dass er unabhängig von Subventionen ist und dass er in diesem Zusammenhang auf eigenen Beinen stehen kann. Was heißt das konkret? Ich gebe Ihnen hier nur ein Beispiel. Die Eishalle, die unterirdisch errichtet wird, kann und wird vom Eislaufverein zum Beispiel an Dritte vermietet werden. Über diese Einnahmen wird der Eislaufverein künftig verfügen. Das ist in diesem Zusammenhang nur ein Element von vielen, das für den Eislaufverein wesentlich ist. Ein gutes zweites Beispiel, das auch zeigt, wie dieses Projekt als ein Ganzes besteht, wie die Elemente dieses Gesamtprojektes miteinander in Verbindung stehen und warum eben diese ganze Konstruktion sowohl in Form eines städtebaulichen Vertrages als auch in Form des Vertragswerkes zwischen Investor und Eislaufverein abgesichert werden musste, ist, dass auch geregelt ist, dass die Eisfläche außerhalb der Saison wiederum vom Investor gemietet werden muss - die Einnahmen dafür bekommt der Eislaufverein -, um kostenlos der Wiener Bevölkerung als öffentlicher Raum, als öffentlicher Platz auf dieser Ebene und auf diese Art und Weise zur Verfügung gestellt zu werden. Ich weiß, es ist ein bisschen kompliziert, aber es ist so. Das heißt, der Eislaufverein ist Pächter zu sehr günstigen Konditionen. Er verfügt daher über die Eisfläche. Wenn sich WertInvest gegenüber der Stadt im städtebaulichen Vertrag verpflichtet, dass sie außerhalb der Eislaufsaison einen öffentlichen Platz der Wiener Bevölkerung zur Verfügung stellen wird, muss sie diesen Platz logischerweise vom Pächter, wenn Sie so wollen, zurückpachten, um diesen öffentlichen Platz der Wiener Bevölkerung zur Verfügung zu stellen, was wiederum für den Eislaufverein beträchtliche Einnahmen bedeutet. Das alles und vieles mehr musste logischerweise geregelt werden. Es versteht sich von selbst, dass das alles nur dann möglich ist, wenn das Gesamtprojekt verwirklicht wird. Denn das Besondere an diesem Projekt ist, dass es genau diese ökonomische Balance schafft, die es braucht, um all diese Leistungen, die seitens der Stadt und seitens des Eislaufvereines eingefordert wurden, auch tatsächlich erbringen zu können, aber das Projekt als Ganzes wirtschaftlich bleibt. Ein Letztes noch, das mir sehr wichtig ist, dass man es weiß. Wesentlich ist auch, dass all diese Vereinbarungen so im Grundbuch verankert werden, dass sie auch auf künftige Eigentümer/Eigentümerinnen des Areals übergehen. Das heißt, wenn sich, weil wir nicht wissen können, was in den nächsten 100 Jahren passiert, die Eigentümerverhältnisse ändern, werden diese eingegangenen Verpflichtungen weiterhin bestehen und auf den nächsten Eigentümer übergehen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Damit ist die 2. Anfrage beantwortet. Die 3. Anfrage (FSP - 01521-2017/0001 - KSP/GM) wurde von Frau GRin Kathrin Gaal gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung gerichtet. Die Anfrage betrifft Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen im Wohnbau. (Sie haben vor einiger Zeit Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung im Wohnbau angekündigt. Über welche konkreten Schritte können Sie uns berichten?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Sehr geschätzte GRin Gaal! Es ist in der Tat eine der ganz wichtigen und zentralen Herausforderungen des Wohnbauressorts, auch mit der steigenden Bevölkerung umzugehen. Natürlich stellt sich die Frage, inwieweit wir die sehr hohen von uns selbst gesteckten Ziele erreichen, und das auch im Rahmen budgetärer Überlegungen und Planungen. Ein wichtiger Punkt, und der von Ihnen angesprochene Punkt ist einer der wichtigsten, ist, wie wir mit Effizienzsteigerung dazu beitragen können, schneller zu bauen, mehr zu bauen und trotzdem alles in einem budgetären Rahmen zu halten. Von daher habe ich gleich beim Start der Wohnbauoffensive im Februar 2016 angekündigt, dass wir eine Reihe von Prozessen modifizieren, anpassen, verändern. Dazu gehört auch, dass wir die Neubauleistung deutlich erhöhen, in etwa um ein Drittel. Wir haben uns vorgenommen, die 10.000 Wohnungen, die wir derzeit pro Jahr in etwa auf den Markt bringen, noch einmal um ein Drittel auf 13.000 zu steigern und einen wichtigen Impuls zu setzen, nicht nur für den Wohnungsneubau, sondern auch für den Arbeitsmarkt. Denn man sollte nicht vergessen, dass rund 24.000 Menschen im Bereich des Neubaus, der Sanierung beschäftigt sind, also all das, was wir auch als Wohnbauressort auf Schiene bringen können. Wie können wir jetzt diese Effizienzsteigerung herbeiführen? Ein wichtiger Punkt ist, dass wir eine Verschränkung der verschiedenen Verfahren vorsehen, nämlich von der Planung bis hin zur Realisierung der Bauprojekte. Diese Verschränkung bedeutet, dass das zweistufige Vergabeverfahren im Rahmen der Bauträgerwettbewerbe bereits zu Beginn der Auflage des Plandokuments, also noch vor der Rechtskraft, begonnen wird, die zweite Stufe des Vergabeverfahrens dann bei Rechtskraft erfolgt. Das heißt, wir versuchen, durch Überlappung der Verfahrensschritte die Projekte schneller in die Pipeline zu bringen. Das bedeutet, dass wir hier bis zu fünf Monate einsparen können. Wir alle, die wir im Gespräch mit Bauträgern, mit Baufirmen, mit jenen, die auch mit der Finanzierung von Bauprojekten zu tun haben, stehen, wissen, dass Zeit Geld ist und umso schneller wir diese Projekte realisieren, wir einen wesentlichen Beitrag zur finanziellen Entlastung dieser Projekte beitragen können. Jetzt werden Sie fragen, Frau Gemeinderätin: Gibt es schon solche Projekte? Ich kann es durchaus mit Ja beantworten. Wir haben das schon in zwei Fällen umgesetzt, nämlich im 2. Bezirk in der Oberen Augartenstraße und im 22. Bezirk in der Mühlgrundgasse. Das sind zwei Pilotfälle, die wir schon abgeschlossen haben, wo wir auch Erfahrungen gemacht haben, inwieweit diese Verfahrensschritte möglich sind, um Kosten einzusparen. Wir haben bereits zwei Folgeverfahren auf den Weg gebracht, sind dort in der ersten Stufe, die auch schon abgeschlossen ist, nämlich im 11. Bezirk in der Eisteichgasse und, was Sie, Frau Gemeinderätin, als Favoritnerin wahrscheinlich besonders freuen wird, in der Puchsbaumgasse im 10. Bezirk. Auch dort versuchen wir, die Erfahrungen, die wir schon getroffen haben, umzusetzen. Ich freue mich sehr, dass wir die Projekte schneller, preisgünstiger auf Schiene bringen können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von NEOS. Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger, bitte. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Herr Stadtrat! Sie sprechen von Kosteneinsparungen im Wohnbau. Das ist etwas, das uns durchaus ein Anliegen ist. Wir weisen immer wieder darauf hin, dass auch eine Durchforstung der Normen in diesem Bereich ganz wesentlich und wichtig ist, um Kosten zu senken. Nun möchte ich aber zu einem anderen Thema kommen, nämlich zu den Grundpreisen. Der Rechnungshof hat kürzlich die Verkaufspraxis der Stadt massiv kritisiert, wonach teilweise Grundstücke weit unter dem Marktwert und ohne Bieterverfahren verkauft wurden. Das Thema ist, und es wird auch in Inseraten flächendeckend darauf hingewiesen, dass argumentiert wurde, es wäre geschehen, um leistbares Wohnen zu ermöglichen. Nun zeigt aber der Rechnungshof bei den Fallbeispielen explizit auf, dass es sich bei diesen kritisierten verkauften Grundstücken im überwiegenden Teil nicht um sozialen Wohnbau handelt. Meine Frage nun: Planen Sie weiterhin, daran festzuhalten, dass Grundstücke, also Vermögen der Stadt Wien und somit irgendwie auch Vermögen der Wienerinnen und Wiener, unter Wert verkauft werden, obwohl diese Praxis dem sozialen Wohnbau nicht hilft? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Michael Ludwig: Frau Gemeinderätin! Zum 1. Teil Ihrer Frage, die Normen betreffend: Es ist richtig. Wir haben uns hier im Wohnbauressort sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, inwieweit Normen Preistreiber darstellen. Wir verschließen uns nicht der Entwicklung in der Wirtschaft, insbesondere in der Bauindustrie, auch nicht den Verbesserungen, die es in diesem Bereich gibt. Aber mein Anspruch ist, diese Entwicklung der Normen immer auch im finanziellen Rahmen zu sehen. Das ist auch der Grund, dass ich angeregt habe, im Wohnbauressort ein Normenmanagement aufzustellen, das wir jetzt in der gesamten Stadt Wien übernommen haben. Denn Normen sind nicht nur im Bauwesen ganz explizite Kostentreiber, sondern in vielen anderen Bereichen ebenfalls. Von daher halte ich es für sehr gut, dass wir ressortübergreifend in der Stadt Wien dazu gekommen sind, ein Normenmanagement aufzustellen, das von uns nicht nur begleitet, sondern auch laufend überprüft und kontrolliert wird. Ich erwarte mir hier doch gewisse Einsparungspotenziale, wenngleich man fairerweise auch festhalten muss, dass 80 Prozent aller Normen mittlerweile auf europäischer Ebene getroffen werden. Aber auch hier sehe ich gute Möglichkeiten, dass wir uns als Österreicherinnen und Österreicher sehr stark in die Gestaltung der Normen im Rahmen der Europäischen Union einbringen. Auch dort haben wir ein gewichtiges Wort mitzureden. Das sollten wir auch nutzen. Zum 2. Teil Ihrer Frage: Die Grundstücke, die im Eigentum der Stadt Wien sind, werden vor allem für den geförderten Wohnbau zur Verfügung gestellt. Aber nicht nur. Überall dort, wo wir als Stadt ein Interesse haben, das sich auch über den geförderten Wohnbau hinausbewegt, zum Beispiel wenn es darum geht, Bauprojekte zu realisieren, die mit der Auflage verbunden sind, dass die Durchwegung eines Projektes gegeben ist, dass die Bevölkerung, die schon dort lebt, Verbesserungen in der Lebensqualität hat, immer dann, wenn wir thematische Vorgaben machen, ist natürlich auch in der preislichen Gestaltung eine Einschränkung wahrscheinlich. Das muss man einfach sehen. Denn jeder Käufer, der bereit ist, ein Grundstück für die eigene Gestaltung zu übernehmen, sieht natürlich in jeder Auflage, die wir als Stadt Wien, als öffentliche Hand, im Interesse der Bevölkerung machen, eine Einschränkung seiner Möglichkeiten als Eigentümer. Das muss man einfach sehen. Das ist ein Interessengegensatz. Überall dort, wo wir den Eindruck haben, dass es im Sinn der Bevölkerung ist, werden wir auch in Zukunft Maßnahmen treffen, die vielleicht nicht eine Gewinnmaximierung bedeuten, aber die Lebensqualität der Menschen in unserer Stadt verbessern. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Dr. Ulm, bitte. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sie haben gesagt, 80 Prozent der Baunormen stammen von der EU. Aber es gibt auch ein Österreichisches Institut für Bautechnik. Dieses Institut gibt seine Richtlinien heraus. Wien ist Mitglied als Bundesland, so wie die anderen Bundesländer auch, in diesem Österreichischen Institut für Bautechnik. Da habe ich den Eindruck, dass die Normen nicht weniger, sondern immer mehr werden. Ich möchte ein Beispiel dazu anführen. Ich zeige Ihnen hier ein Foto, weil ein Bild mehr als tausend Worte sagt. (Der Redner zeigt ein in weiterer Folge beschriebenes Bild.) Es handelt sich um das Stiegenhaus in einem Wiener Zinshaus im 1. Bezirk, das mir gut bekannt ist. Es ist ein ganz normales Zinshaus, ein schönes Zinshaus mit einem schönen Stiegenhaus. Das Allerschönste an dem Stiegenhaus sind das Geländer aus Gusseisen und der hölzerne Handlauf. Leider Gottes ist es vor wenigen Wochen zu einer ziemlichen Verschandelung gekommen, weil ein zusätzlicher Handlauf, ganz aus schwarzem Metall, angebracht werden musste. Es schaut also nicht sehr schön aus. Der ursprüngliche Holzhandlauf musste um 10 cm gehoben werden. Warum? Neue Norm, Österreichisches Institut für Bautechnik. Richtlinie 4, glaube ich, aus dem Jahr 2015 hat diese Anhebung und auch diesen zweiten Handlauf vorgeschrieben. Es hat natürlich weit über 100 Jahre blendend funktioniert, ist jetzt sehr teuer und eine Verschandelung. Das ist ein Beispiel dafür, dass eine Durchforstung von Baunormen erforderlich ist. Welche konkreten Schritte planen Sie dort, wo Sie eine Kompetenz haben, zumindest indirekt, im Österreichischen Institut für Bautechnik? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Michael Ludwig: Herr Gemeinderat! Wir sind in einem sehr intensiven Dialog mit dem Österreichischen Institut für Bautechnik. Ich muss sagen, diese gemeinsame Tätigkeit der Bundesländer mit dem Institut hat auch dazu geführt, dass wir eine wesentliche Übereinstimmung der verschiedenen Bauordnungen haben. Was wir oft den Medien entnehmen, dass es immer noch neun verschiedene Bauordnungen gibt, ist im Wesentlichen eigentlich durch die Tätigkeit, die die Bundesländer gemeinsam mit dem Österreichischen Institut für Bautechnik vorgenommen haben, entschärft worden. Denn die technischen Rahmenbedingungen sind weitgehend, mit wenigen Ausnahmen, vereinheitlicht. Es gibt nur mehr regionale Unterschiede wie zum Beispiel die verschiedene Lawinenlast in Bundesländern mit alpinem Hintergrund und in eher pannonischen Regionen. Das halte ich prinzipiell auch für sinnvoll. Aber sonst sind die technischen Rahmenbedingungen weitgehend vereinheitlicht. Ich verteidige aber nicht jede Norm. Da haben Sie völlig recht. Es gibt sicher Dinge und Auswüchse dieses Normenwesens, die man verändern soll. Das ist auch der Grund, dass wir schon sehr frühzeitig im Prozess des Zustandekommens der Normen versuchen, uns einzubringen. Denn das Wichtige ist, dass man in den Arbeitsgruppen, die diese Normen entwickeln, präsent ist. Von daher versuchen wir auch im Normenmanagement der Stadt Wien durch jene Expertinnen und Experten, die wir entsenden, und wir haben in den Magistratsabteilungen wirklich eine sehr hohe Kompetenz, die auch europaweit eine große Anerkennung findet, ganz tüchtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in den Arbeitsgruppen bereits einzugreifen. Wie gesagt, ich will nicht jede Norm verteidigen, muss allerdings auch darauf hinweisen, dass insbesondere all das, was mit Sicherheit verbunden ist, im Anlassfall natürlich immer zu dem Satz führt: "Muss erst etwas passieren, damit etwas passiert?" Spätestens dann, wenn jemand die Stiegen hinunterfliegt, wird sich die Frage stellen, warum es dort keinen Handlauf gegeben hat, wo man sich anhalten konnte, genauso wie bei jedem Erbeben, wo ein Haus einstürzt, die Frage gestellt wird, wer die politische Verantwortung für die Erbebenrichtlinien hat, und vieles mehr. Das gilt auch für Brandschutz, von dem manche sagen, er ist überschießend. Andere wieder meinen, es ist aus Sicherheitsgründen wichtig, einen hohen Standard zu haben. Man muss trotz allem sagen, dass wir auch durch die Normen, die wir im Sicherheitsbereich festgelegt haben, sehr stark dazu beigetragen haben, dass Arbeitsunfälle stark zurückgegangen sind, dass Unfälle im Haushalt mit Personenschaden stark zurückgegangen sind und dass auch die Verkehrsunfälle in unserer Stadt mit Verletzten und Toten in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen sind. Das ist auch Erfolg von Sicherheitsbedingungen, die manchmal im Einzelfall überschießend erscheinen, trotzdem aber in Summe dazu beitragen, dass wir mithelfen können, dass Menschen nicht verletzt werden oder sogar zu Tode kommen. Aber Sie haben völlig recht, ich würde hier nicht jede Norm verteidigen. In diesem konkreten Fall weiß ich, dass es schon Gespräche gibt, auch mit dem Österreichischen Institut für Bautechnik, auch zwischen den Bundesländern und im Rahmen des Normenmanagements der Stadt Wien. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Mag. Kasal, bitte. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Meine Frage wäre: Die thermisch-energetischen Auflagen haben in den vergangenen 10 Jahren die Baukosten mit 300 EUR/m² belastet. Wann werden kostenoptimale thermisch-energetische Standards in der Wohnbauförderung verankert werden, die auch empirischen Überprüfungen standhalten und denen in der Studie Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit nahegelegt werden? Ich wäre schon mit einen Datum zufrieden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Dr. Michael Ludwig: Herr Gemeinderat! Wir haben zwei Dinge, die wir berücksichtigen müssen. Das eine ist der Klimaschutzgedanke. Hier leisten wir als Wohnbauressort einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele unserer Stadt. Man darf nicht vergessen, dass der gesamte Bereich Bauen und Wohnen für in etwa 40 Prozent des gesamten Energieaufkommens verantwortlich ist. Neben Verkehr und Industrie ist das einer der ganz großen Energiebringer. Wir haben dort die Möglichkeiten, auch an Schräubchen zu drehen, um dazu beizutragen, dass zum Beispiel der CO2-Ausstoß reduziert wird. Das versuchen wir in Wien, wie ich meine, in einem sehr verantwortungsvollen Umgang im Bereich des Neubaus, aber auch im Bereich der Sanierung. Der zweite Punkt, und da haben Sie sicher recht, ist, dass man das natürlich immer unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit sieht und dass man Maßnahmen setzt, die zum einen den Umweltgedanken forcieren, zum anderen aber Projekte nicht zu sehr verteuern. Wir versuchen, diesen Mittelweg zu gehen. Wir sind auch offen für neue Technologien. Ich war erst vor wenigen Tagen bei der internationalen Konferenz für Passivhäuser, die das erste Mal in Wien stattgefunden hat, wo 1.300 Expertinnen und Experten aus der ganzen Welt gekommen sind, um sich anzusehen, wie wir mit dieser neuen Technologie umgehen. Wir haben in Wien beispielsweise die größte Passivhaussiedlung Europas. Wir haben als erste Stadt weltweit ein Gründerzeithaus auf Passivhausqualität gebracht, in enger Kooperation mit dem privaten Hauseigentümer, mit starker Unterstützung der Stadt Wien. Ich habe damals schon gesagt, dass Passivhausqualität nicht bindend sein soll in der Bauordnung und auch nicht in den Förderbestimmungen, eben aus diesen wirtschaftlichen Gründen. Es soll Projekte geben, weil es Menschen gibt, die gerne in einem Passivhaus leben. Aber es soll in der Bauordnung nicht bindend sein. Das haben beispielsweise die Vorarlberger gemacht. Das wollte ich für Wien nicht, weil ich eben auch die Kostenstruktur und die zusätzlichen Kosten, die damit verbunden sind, gesehen habe. Das gilt auch für viele andere Bereiche, im ökologischen Neubau, im ökologischen Sanierungsbereich, darauf zu schauen, dass wir auf der einen Seite einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutzprogramm leisten, auf der anderen Seite aber eine möglichst kosteneffiziente Struktur haben. Wir überprüfen das auch laufend. Wir werden auch jetzt, wenn wir wieder über eine Novelle der Bauordnung diskutieren, und, Herr GR Kasal, ich lade Sie ganz herzlich ein, an dieser Novelle der Bauordnung mitzuwirken, die natürlich auch immer die Grundlage für die Förderbestimmungen ist, danach trachten, dass wir Wege finden, in Zukunft diese beiden Aspekte, Klimaschutzprogramm auf der einen Seite und Wirtschaftlichkeit auf der anderen Seite, zu gewährleisten. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Anfrage ist damit beantwortet. Die 4. Anfrage (FSP - 01529-2017/0001 - KNE/GM) wurde von Frau GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Bildung, Integration, Jugend und Personal gerichtet. Die Frage betrifft den aktuellen Stand der geplanten Aufnahme von 100 zusätzlichen Schulsozialarbeitern und Psychologen bis 2020. (In der Petition 'Aufbegehren', die von über 25 000 Wienerinnen und Wienern per Unterschrift bzw. online unterstützt wurde, forderten die Unterzeichner_innen mehr Investitionen im Bildungsbereich, die durch Einsparungen im politischen System finanziert werden sollten - zum Beispiel durch die Abschaffung der nicht amtsführenden Stadträt_innen oder der Bezirksvorsteher-Stellvertreter_innen. Im Regierungsübereinkommen wurde vorgesehen, dass bis 2020 100 zusätzliche Schulsozialarbeiter_innen, Psycholog_innen, Psychagog_innen und Mediator_innen eingestellt werden, wobei 'ein wesentlicher Teil des personellen Ausbaues' bereits 2016 erfolgen sollte. Wie viele der 100 zugesagten Vollzeitäquivalente wurden bislang wie (also wie viele Schulsozialarbeiter_innen, Psycholog_innen etc.) besetzt?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Klubobfrau! Lehrerinnen und Lehrer leisten jeden Tag eine großartige und besondere Arbeit in unserer Stadt. Sie ist auch deshalb besonders und besonders herausfordernd, weil ein Ballungsraum besonders viele Problemstellungen für unsere LehrerInnen mit sich bringt, auch, das kann man so sagen, größere als das Unterrichten, das Arbeiten im flachen Land. Deshalb hat sich die Wiener Stadtregierung in ihrem Regierungsprogramm 2015 im Bildungsbereich eine Vielzahl von Maßnahmen vorgenommen. Eine davon ist der Einsatz von psychosozialer Unterstützung an Wiener Schulen. Darüber freue ich mich sehr, da Schulen eben vermehrt so eine Unterstützung brauchen, Lehrerinnen und Lehrer vermehrt so eine Unterstützung brauchen, in den Bereichen Lernbegleitung, Lerndiagnostik, Mobbing, Gewalt, Schulabstinenz, Drop-outs, und so weiter, und so fort. Bereits damals haben wir aber auch festgestellt, dass die notwendigen Weichenstellungen für diese Bereiche auch seitens des Bundes zu stellen sind. Wien hat in diesem Zusammenhang immer gesagt, es darf nicht sein, dass in Österreich Ressourcen für die Schulen mit der Gießkanne verteilt werden, wodurch die Herausforderungen unterschiedlich sind. Wien hat aber parallel eigenständige neue innovative Wege in Aussicht genommen, zusätzlich zu dem, was jetzt schon natürlich im Feld ist, von den Beratungslehrerinnen und -lehrern, den Begleitlehrerinnen und -lehrern, den Schulpsychologen angefangen. Ich habe daher bereits nach meinem Amtsantritt veranlasst, die unter meiner Vorgängerin Sandra Frauenberger gestarteten Schritte weiterzuführen. Die Vorarbeiten für die technische Abwicklung sind soweit gediehen, dass ich jetzt sagen kann, und das freut mich sehr, ab September 2017 werden wir in den Schulen mit den ersten zusätzlichen Unterstützungsmaßnahmen in diesem Bereich starten können. Ich möchte aber in diesem Zusammenhang auch berichten, und das ist ein Mitgrund für den zeitlichen Ablauf, dass unsere Bemühungen, unsere Kritik und Forderungen gegenüber dem Bund in der Zwischenzeit auch Früchte getragen haben. Auf Grund einer Initiative der Frau Bundesministerin Hammerschmid hat die Bundesregierung den sogenannten Integrationstopf, eigentlich handelt es sich jetzt um den Integrationstopf II, beschlossen, der besonders im Bildungsbereich für uns hervorragende Unterstützung bietet. Wir bekommen zu dieser Maßnahme auch sehr positive Rückmeldungen von den Lehrerinnen und von den Lehrern, weil die Mittel dort ankommen, wo wir sie brauchen. Es ist eine ganze Menge. Zusätzlich werden österreichweit 408 Vollbeschäftigungsäquivalente für Sprachförderung zur Verfügung gestellt, wovon Wien allein 150 erhält. Wenn man sich die Zahlen vergegenwärtigt, waren vorher 200 im Feld. Wir könnten deutlich mehr brauchen. Aber auch hier gibt es bundesweit einen Deckel. Zu diesen 200 kamen 150 dazu. Die Verteilung dieser zusätzlichen Planstellen, und das ist etwas, das mich besonders freut, erfolgte auf die einzelnen Bundesländer auf Grundlage des tatsächlichen Bedarfs, auf Grundlage der Herausforderungen, in dem Geist des von uns geforderten Chancenindex. Das betrifft auch den Bereich der Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter. In der Schulsozialarbeit bekam Wien 43 Vollbeschäftigungsäquivalente von insgesamt 85 in ganz Österreich, die natürlich eine ganze Menge an Unterstützung für unsere Lehrerinnen und Lehrer und für die Schülerinnen und Schüler bieten, von Einzelberatung über psychosoziale Beratung, Krisenintervention und -unterstützung, Hilfe bei Konflikten in der Klassengemeinschaft, und, und, und. Sie leisten Großartiges, und das jeden Tag, ermöglichen aber auch, dass die Expertinnen und Experten der Schulpsychologie ins Krisenzentrum, ins Jugendamt, in betreute Wohngemeinschaften, et cetera Hand in Hand weitervermittelt arbeiten können. Die Verteilung, und das habe ich kurz schon erwähnt, all dieser Planstellen erfolgt nach einem vom Bundesinstitut BIFIE erstellten Chancenindex, der grundsätzlich sagt, wo die Herausforderung groß ist, die Rahmenbedingungen, der Bildungshintergrund und die Alltagssprache der Eltern sind, dort soll auch mehr an Ressourcen hinfließen. Um sich die Zahlen zu vergegenwärtigen, 56 Prozent aller Wiener Schülerinnen und Schüler sind - das weiß das BIFIE bei den letzten Bildungsstandards - in einer Schule, wo solche Herausforderungen hoch oder sehr hoch sind, 0 Prozent der burgenländischen Schülerinnen und Schüler, womit natürlich nichts gegen die großartige Arbeit der burgenländischen Lehrer gesagt werden soll, aber schon gezeigt werden kann, es zahlt sich aus, Ressourcen nach Wien zu bringen. Es ist gut, dass das der Bund macht. Zusätzlich zu diesen Maßnahmen gibt es 125 Vollbeschäftigungsäquivalente nach Wien von insgesamt 250, also hier sogar genau die Hälfte, die die Lehrerinnen und Lehrer unterstützen bei der Vermittlung von Grundkompetenzen, möglicherweise auch in temporären Kleingruppen in Pflichtgegenständen, zusätzlichen Förderkursen. Was mit diesen zusätzlichen Stellen nicht geht, ist die Kompensation von regulären LehrerInnenressourcen im Regelunterricht. Das ist noch immer nicht alles. Darüber hinaus sind laufend mindestens sechs mobile interkulturelle Teams im Integrationsbereich im Einsatz, die die Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort speziell unterstützen. Zusätzlich zu diesem Programm der Bundesregierung machen wir in Wien auch bisher unsere Hausaufgaben. Wie gesagt, wir haben Beratungslehrer, Begleitlehrer, Schulpsychologinnen und Schulpsychologen im Feld. Auch in der Schulsozialarbeit gab es vor diesen 43 neuen 27 Vollzeitstellen zur Verfügung. Die Stadt Wien hat zusätzlich der administrativen Belastung, die die Schulleiterinnen und Schulleiter zu schultern haben, bereits in der Vergangenheit Rechnung getragen und stellt sowohl an den Campusstandorten als auch an den elf größten Pflichtschulen administrative Unterstützung zur Verfügung. Ich bin daher zuversichtlich, dass in dem Geist einer Zusammenarbeit und einer Erkenntnis der Herausforderungen, die es gibt, Bund und Wien in Zukunft gemeinsam auch weitere Schritte verstärkt anbieten können, um dem Rechnung zu tragen, was Lehrerinnen und Lehrer jeden Tag leisten. Mit dem zusätzlichen Programm starten wir im September. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP, von Frau GRin Schwarz. Bitte schön. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke, dass Sie die Frage so ausführlich beantwortet haben. Ich möchte jetzt noch bei dem Thema Qualität bleiben, aber ein bisschen weiter ausholen. Wir wissen, dass im Autonomiepaket der Punkt enthalten ist, dass die Klassenschülerhöchstzahl freigegeben wird. Wir wissen auch, dass Rot-Grün den Antrag der ÖVP abgelehnt hat, wo es geheißen hat, dass sich die Stadtregierung zu der Klassenschülerhöchstzahl weiterhin bekennen soll. Und wir wissen, dass die Stadt Wien viel Schulraum braucht, um diese Anforderungen heben zu können. Würde man diesen Punkt des Autonomiepakets als Schlupfloch verwenden und in jede Klasse 2 Schüler mehr hineinsetzen, also 27 anstatt 25, würde sich die Stadt Wien 400 Klassen sparen, bräuchte 400 Klassen nicht zu bauen. Wie können Sie garantieren, dass die rot-grüne Stadtregierung diesen Punkt des Autonomiepakets nicht als Sparmaßnahme für Schulplatzschaffung verwendet? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Frau Gemeinderätin! Zuerst einmal, indem ich die Ministerin beim Wort nehme. Sie hat nämlich genau auf diese Kritik, die es auch breit im Feld unter Lehrerinnen und Lehrern gibt, geantwortet. Die, wenn man so will, Freigabe, was die Klassenschülerhöchstzahl betrifft, bedeutet nicht und darf nicht bedeuten, dass es weniger Ressourcen im Feld gibt, sondern bedeutet nur, dass im Rahmen der pädagogischen Autonomie der Schulleiter/die Schulleiterin gemeinsam mit dem Schulteam flexibler mit Gruppengrößen umgehen kann. Ich bringe ein Beispiel. Wir haben das jetzt schon im Bereich der modularen Oberstufe vielfach ausprobiert, wo abwechselnd, ein bisschen wie in der Universität, so etwas wie Vorlesungen stattfinden, dann aber in Kleingruppen gelernt werden kann. Wenn so etwas in Zukunft mehr und besser möglich ist, aus pädagogischen Gründen zu sagen, ich fasse zwölf Schülerinnen und Schüler in einem Lernteam zusammen, mache aber dann Einheiten mit mehr, dann ist das sozusagen der Geist, der in den Formulierungen der Ministerin, des Bundesministeriums zu diesem Bereich besteht. Nachdem es daher keinen Anlasspunkt gibt, davon auszugehen, dass es weniger an Ressourcen gibt, dass sich das grundsätzliche Verhältnis zwischen Lehrerinnen und Schülerinnen und Lehrern und Schülern nicht verändert, ist es auch für uns selbstverständlich klar, dass wir das nicht als irgendeine Einsparung in diesem Bereich verwenden. Ich habe vorhin schon gesagt, die Auseinandersetzung, die wir gerade führen, ist eigentlich, mehr Ressourcen für unsere Schülerinnen und Schüler im Ballungsraum zu bekommen. Da wären wir besonders blöd, wenn wir das nicht in diesem Feld sozusagen auch gemeinsam fordern würden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage wurde zurückgezogen. - Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Dr Aigner, bitte. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Herr Vorsitzender! Grüß Gott, Herr Stadtrat! Auch ich möchte mich für die sehr ausführliche Beantwortung bedanken. Gestatten Sie mir vielleicht eine kurze Vorbemerkung zur Einleitung der Frage. Ich finde, man sollte die repräsentative Demokratie und die damit verbundenen Kosten nicht mit dem notwendigen Support-Personal in den Schulen gegenrechnen. Daher glaube ich nicht, dass es einen Zusammenhang zwischen politischen Funktionen und dem Umstand, wie viele Schulpsychologen und sonstige Unterstützung unseren Schulen zustehen, gibt. Meine Frage geht auch in die Richtung, die die Frau Kollegin Schwarz schon eingeschlagen hat. Die Begutachtung dieses großen Schulreform-/Schulautonomiepaketes hat gerade geendet, wo auch wir die Befürchtung hegen, dass Autonomie eher in die Richtung geht, die Schulen können sozusagen einen allfälligen Mangel intern umschichten und es entsteht höchstwahrscheinlich schon ein Druck auf die Schulleiter, wenn sie sozusagen Unterstützungspersonal brauchen, dass sie dann eben von diesen geöffneten Klassenschülerzahlen und von anderen Möglichkeiten Gebrauch machen. Sehen Sie auch einen regulatorischen Bedarf für dieses Paket im Hinblick auf diese Befürchtungen, dass hier sozusagen Notwendigkeiten am Standort durch interne Umschichtungen abgedeckt werden können, dass das Gesetz und die Intention des Gesetzgebers, der Frau Ministerin und vielleicht auch Ihre Intention noch viel klarer in den Gesetzestext Eingang finden sollen, dass es eben kein verdecktes Sparpaket werden wird? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Herr Gemeinderat! Es ist allen bekannt, dass das ein sehr großes Gesetzespaket ist. Es ist auch allen bekannt, dass es dazu sehr viele Anmerkungen gibt. Auch die Anmerkungen der Stadt und des Landes Wien in diesem Zusammenhang sind sehr umfassend und in vielen Dingen auch kritisch, was die zusätzliche Sicherheit betrifft. Wir haben zum Beispiel das Thema der Zentren für Inklusiv- und Sonderpädagogik oder die derzeitige Regelung für die Klassen oder für die Schulleiterinnen- und Schulleiterbestellung angemerkt. Das jetzt im Detail durchzugehen, würde wahrscheinlich den Rahmen dieser Fragestunde sprengen. Aber ich glaube, wir sind alle miteinander, die Stakeholder, Länder, Bund, aber auch die Schulpartnerinnen und Schulpartner, gut beraten, diese Stellungnahmen ernst zu nehmen, gemeinsam noch einmal zu schauen, wo es Sicherstellungen braucht, wo es Klarstellungen braucht. Im Bereich der Klassenschülerhöchstzahl nehme ich, wie gesagt, die Ministerin beim Wort, die schon anfangs gesagt hat, es ändert sich nichts am Modus der Zuteilung der Lehrerinnen- und Lehrerressourcen nach Schülerinnen und Schülern. Wie gesagt, wir fechten eigentlich eine Auseinandersetzung aus, die diesen Modus zu Gunsten der Ballungsräume, also im Hinblick auf mehr Ressourcen, in Zusammenhang mit unserer Forderung nach dem Chancenindex verbessert. Aber es ist ein Riesenpaket. Es gibt, glaube ich, über 1.000 Stellungnahmen. Es ist ganz sicher der richtige Weg, da nicht wegzuschauen, sondern das Bestmögliche zu machen, um mögliche Kritik oder auch mögliche Verunsicherung zu entkräften. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von NEOS. Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger, bitte. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Herr Stadtrat! Danke auch von meiner Seite für die sehr ausführliche Beantwortung. Ich möchte eingangs sagen, dass wir uns sehr freuen, wenn dieser Chancenindex, sogar in dem Wording, weil ich glaube, das haben wir auch erstmals so gesagt, auf den Weg gebracht wird, weil tatsächlich die Herausforderungen das Thema sind, nicht die Gießkanne, und in der indexbasierten Finanzierung eine enorme Chance liegt, nicht nur für Wien, sondern letztlich für die Kinder. Jetzt zur Nachfrage, zu der Beantwortung, die Sie zu den Schulsozialarbeitern gegeben haben. Insofern, Herr Kollege Aigner, ist natürlich die Frage der Finanzierung schon ganz wichtig. Ich habe herausgehört, und das ist durchaus wichtig, dass die Finanzierung für diese 43 Vollzeitäquivalente aus dem Integrationstopf II kommt, also von Bundesseite. Nun hat es sich aber die rot-grüne Stadtregierung selber auf die Fahnen geschrieben, 100 neue Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter in Wien in Einsatz zu bringen. Ich habe jetzt keine konkrete Zahl gehört. Ich habe nur den Satz vernommen, im Herbst ist mit den ersten zusätzlichen Unterstützungen zu rechnen. Jetzt meine Frage, oder wenn Sie mir erlauben, zwei Fragen: Wie viele Personen sind in den Schulen ab September tatsächlich mehr im Einsatz? Die zweite Frage: Aus welchem Budget? Sichern Sie mir hier zu, dass Rot-Grün, auch wenn dieser Integrationstopf II vielleicht einmal von Bundesseite her endet, diese 100 zusätzlichen Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter tatsächlich auf den Weg bringt und dann auch entsprechend finanziert? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Frau Gemeinderätin! Die zweite Frage ist sehr schnell und leicht beantwortbar mit einem Ja. Wir stehen zu den gemeinsamen Vorhaben im Regierungsprogramm. Das bedeutet natürlich, wenn wir sagen, die Stadt Wien ermöglicht dieses zusätzliche Unterstützungspersonal, dass die Stadt Wien dieses zusätzliche Unterstützungspersonal ermöglicht und finanziert. Was den konkreten Zeitpunkt betrifft, haben Sie richtig gesagt, es sind 27 bis jetzt im Einsatz, 43 mit dem Integrationspaket II. Ich spreche hier durchaus noch von meiner Erfahrung in meiner alten Funktion im Stadtschulrat, es ist gar nicht so leicht, von heute auf morgen 43 hochqualifizierte zusätzliche Personen zu finden. Deshalb wäre es auch unseriös gewesen, vor einem halben Jahr zu sagen, da haben wir noch 100 dazu, weil es einige Wochen braucht, diese Personen zu gewinnen, zu finden und dann im Einsatz zu haben. Ich bitte jetzt auch noch, so viel Zeit ist gar nicht mehr bis zum Schulbeginn, um ein paar Wochen Geduld, bis wir konkret sagen können, was sofort mit Herbst, mit dem neuen Schuljahr an den Start geht. Aber es wird ein Start sein. Das Modell wird noch vor dem neuen Schuljahr auf die Reise gebracht. Dann wird es sukzessive steigen, sodass wir dann, wenn wir sozusagen alle gefunden, beschäftigt und im Einsatz haben, sagen können, wir haben unsere gemeinsam gesteckten Aufgaben erfüllt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Damit ist die 4. Anfrage beantwortet. Die 5. Anfrage (FSP - 01527-2017/0001 - KVP/GM) wurde von Frau GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung gerichtet. Die Anfrage lautet sinngemäß, warum mit der Flächenwidmung nicht gewartet wird, bis das Welterbe-Komitee im Sommer getagt hat. (Sie beabsichtigen laut Medienberichten, die Flächenwidmung zum Projekt 'Heumarkt Neu' dem Gemeinderat am 1. Juni zum Beschluss vorzulegen. Zugleich sagten Sie mehrfach, dass es auch Ihr Bestreben sei, das Projekt sowie die dazugehörige Flächenwidmung mit den Anforderungen des Weltkulturerbes Wien Innere Stadt in Einklang zu bringen und dass es diesbezüglich noch weitere Verhandlungen und Gespräche mit den Vertretern der UNESCO bzw. ICOMOS geben solle. Warum warten Sie nicht die Entscheidung der Tagung des Welterbekomitees im Juli 2017 in Krakau ab?) Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Die in entsprechenden Beschlüssen manifestierte Kritik des Welterbe-Komitees an der Stadt Wien umfasst einerseits das konkrete Vorhaben Heumarkt/Wiener Eislaufverein und andererseits die Planungsinstrumente der Stadt Wien, insbesondere das Hochhauskonzept sowie den Masterplan Glacis. Die Stadt Wien hat auf diese Kritik reagiert und ein Vermittlungsverfahren eingeleitet, im Rahmen dessen unter anderem die Höhe des geplanten Objektes deutlich reduziert wurde. Die Kritik im Hinblick auf die Planungsinstrumente beruht meiner Überzeugung nach auf einer Missinterpretation beziehungsweise auf falsch übermittelten Informationen. Um Missinterpretationen künftig ausschließen zu können, werden wir dazu in dieser Sitzung einen Resolutionsantrag einbringen. Dieser Resolutionsantrag wird eine eindeutige Klärung herbeiführen. Mit diesen Maßnahmen wurde auf die Kritik reagiert. Es obliegt nun der UNESCO, diese Bemühungen zu würdigen. Ganz allgemein sind jedoch die Abläufe der UNESCO wenig kompatibel mit den Planungsabläufen einer Millionenmetropole wie Wien. Das Welterbe-Komitee tagt ein Mal im Jahr. Ebenso ein Mal im Jahr kann der Vertragspartner einen Bericht über die Welterbe-Städte abgeben. Bei den UNESCO-Komiteesitzungen haben die Vertragsstaaten selbst nicht das Mandat, aktiv in die Diskussion einzusteigen. Es besteht als Vertragsstaat entsprechend den Operational Guidelines der UNESCO ausschließlich die Möglichkeit, auf Ersuchen eines Mitglieds des Welterbe-Komitees Sachverhalte zu erklären. Diese Abläufe und zeitliche Taktung sind nicht geeignet, in entsprechender Weise auf die Herausforderungen einer sich dynamisch entwickelnden Stadt zu reagieren. Mehr noch, diese Kommunikations-, Dialog- und Entscheidungsfindungsstrukturen sind weder zeitgemäß noch entsprechen sie irgendwie annähernd den Verfahrensstandards des 21. Jahrhunderts. Zudem meine ich, dass nun jedes Gemeinderatsmitglied über die Problematik der Auffassungsunterschiede zwischen Stadt Wien und dem Welterbe-Komitee Bescheid weiß, sich daher der Problematik bewusst ist, sodass die Grundlage für eine entsprechende Entscheidungsfindung im Wiener Gemeinderat bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorliegt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Fürnkranz, bitte. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Sie haben uns jetzt sinngemäß erklärt, dass ohnehin keine Lösung mehr möglich ist, mit der UNESCO irgendwie auf einen grünen Zweig zu kommen und dass es unausweichlich ist, dass Wien damit das Weltkulturerbe verliert. Jetzt fällt mir in diesem Zusammenhang ein, dass sogar Bundesminister Drozda, der Ihrem Koalitionspartner angehört, in einer Anfragebeantwortung gesagt hat, ich fasse das einmal zusammen, eigentlich muss man Wien die Kompetenz in dieser Angelegenheit wegnehmen, weil es mit diesem wertvollen Gut Weltkulturerbe so verantwortungslos umgeht. Meine Frage ist: Gab es seitens des Herrn Bundesministers in irgendeiner Form schon eine konkrete Initiative, tatsächlich da durch eine bessere Zusammenarbeit und eine bessere Verschränkung den großen Schaden, der Wien droht, abzuwenden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Vorweg: Mir ist nicht klar, warum Sie automatisch davon ausgehen, dass Wien sozusagen von der Liste der Welterbe-Stätten gestrichen wird, wenn wir uns daran orientieren, was in vergleichbaren Situationen geschehen ist. Denn Wien ist weiß Gott nicht allein in dieser Situation. Es sind mehrere Städte, die ähnliche Auffassungsunterschiede gehabt haben oder aktuell mit der UNESCO haben. So kann man eigentlich, wie gesagt, mit einem Blick in die jüngere Vergangenheit feststellen, dass dies nicht zur Streichung führt, dass dies eine Situation ist, die mitunter auch bedeuten kann, dass eine Stadt auf die Rote Liste gesetzt wird, dass der Dialog fortgesetzt wird, dass sehr wohl Maßnahmen ergriffen werden können, mit denen sich wiederum das Welterbe-Komitee zufrieden zeigen kann. Das alles werden wir ja noch sehen. Ich würde jedenfalls nicht apodiktisch heute schon wissen, wie schlussendlich der Ausgang ist, und warne auch davor, Alarmismus zu betreiben. Aber natürlich ist es jetzt Ihre eigene Entscheidung, wie Sie das sehen. Ich kann andererseits nur einmal mehr sagen, es handelt sich hier um ein Projekt, an dem sehr intensiv gearbeitet worden ist, ein Projekt, von dem die Stadt profitiert. Es gibt hier Auffassungsunterschiede mit der UNESCO. Wir meinen sehr wohl, dass das Projekt Welterbe-verträglich ist. Und mehr noch: International gehören wir zu den führenden Städten, wenn es um Standards geht, die den Schutz unserer historischen Substanz betreffen. Ein Blick in die Innere Stadt belegt heute doch eindrucksvoll, dass wir hier führend sind! Wir haben nicht nur das Instrument des Denkmalschutzes, das hier sehr wirksam ist. Wir haben nicht nur darüber hinaus das Instrument der Schutzzonen, das ständig ausgeweitet wird; das ist also eine laufende Arbeit zur Ausweitung, wie gesagt, der Schutzzonen. Wir haben darüber hinaus aktuell eine Diskussion im Gange, damit es uns gelingt, schützenswerte Objekte, die sich außerhalb von Schutzzonen befinden, aber nicht unter Denkmalschutz gestellt sind, in Zukunft ebenfalls wirksamer schützen zu können. Das heißt, die Stadt ist ständig bemüht, das kulturelle Erbe zu schützen! Ich denke, auch wenn wir zu Recht immer wieder die eine oder andere Entwicklung aufzeigen und kritisieren und sagen, hier braucht es eine weitere Entwicklung unserer Instrumente, sind wir, wie gesagt, im internationalen Vergleich sehr gut darin. Wir stehen sehr gut da. Nun, ich habe natürlich auch Gespräche mit dem Herrn Minister geführt. Ich habe ihm auch ausführlich den Standpunkt der Stadt Wien, unsere Argumente und die Hintergründe für unser Handeln dargelegt. Dies hat er zur Kenntnis genommen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von NEOS, Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, bitte. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Danke für Ihre Beantwortung der Frage. Ich möchte auf zwei Punkte eingehen. Die eine Frage ist für mich nämlich schon: Warum wartet man diese Kommissionssitzung nicht ab? Das ist in dem Sinne nicht ganz beantwortet worden. Denn natürlich ist dann schon klar, ob man auf der Roten Liste ist oder nicht, und dann kann man in diesem Prozess auch anders vorgehen. Das Zweite: Sie haben es durchaus richtig angeführt, dass die Prozesse nicht mehr unbedingt jenen des 21. Jahrhunderts entsprechen. Da stelle ich mir oder stellen wir uns die Frage: Warum befreit man sich nicht von diesen Fesseln? Warum stellt man es nicht eindeutig klar und lässt letztendlich die BürgerInnen darüber entscheiden: Brauchen wir den Weltkulturerbe-Status für die Innere Stadt in dieser Form oder nicht? Warum geht man hier nicht mutig den Schritt voran, statt letztendlich dauernd in der Defensive argumentieren zu müssen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Vizebürgermeisterin, bitte. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Zu der Frage, warum man die Sitzung nicht abwartet, lautet die knappe und eindeutige Antwort: Weil ich nicht davon ausgehe, dass sie neue Erkenntnisse bringen wird (GR Mag. Manfred Juraczka: Das heißt, Sie erwarten nicht ... - Weitere Zwischenrufe.), weil bei dieser Sitzung der bereits allen bekannte Stand sich schlussendlich erneut zeigen wird. Wir haben daher meiner Meinung nach einmal mehr ausreichend Grundlagen und auch ausreichend Kenntnisse für jeden Einzelnen und jede Einzelne von Ihnen, um eine Entscheidung treffen zu können. Sie wissen um die Problematik, Sie wissen um die potenziellen Auswirkungen, Sie wissen um die Vorteile und die Nachteile des Projekts. Sie wissen ganz genau Bescheid um alles, was hier sozusagen in den Reports der Stadt Wien und auch der UNESCO gestanden hat, also um diesen Austausch in den vergangenen Jahren. Sie sind vom Volk gewählt worden, um hier eine Entscheidung zu treffen. Sie bekommen am 1. Juni die Gelegenheit, diese Entscheidung zu treffen. Sie werden nach Ihrem Wissen, das ausreichend vorhanden ist, und Gewissen diese Entscheidung treffen. Daher kann der Wiener Gemeinderat mit 1. Juni diese Entscheidung auch treffen. Das ist der Grund, warum ich diesen Akt dem Wiener Gemeinderat weitergeleitet habe, damit man hier eine Entscheidung auch treffen kann. Im Übrigen, was jetzt den Gedanken des Weltkulturerbes anlangt, kann ich Ihnen Folgendes sagen: Ich finde, dass dies einer der schönsten Gedanken des 20. Jahrhunderts war! Es ist vor inzwischen vielen, vielen Jahrzehnten entstanden. Es ist auch schlussendlich ein Weg gewesen, um hier bedrohte Welterbe-Stätten zu schützen, aber auch zum Beispiel Mitgliedstaaten, die finanziell nicht über Möglichkeiten verfügen, diese zu schützen, beziehungsweise auch nicht über Instrumente, über Instrumentarien verfügen, die hinreichend sind, um diese zu schützen, darin zu unterstützen, sowohl mit Blick auf die Entwicklung, wie gesagt, ihrer eigenen Instrumente und Verfahren, als auch - und hier will ich das auch betonen - finanziell, wie gesagt, sehr, sehr vielen Staaten unter die Arme zu greifen, um einen wirksameren Schutz von Kulturstätten, die zum Welterbe gehören, auch tatsächlich zu erreichen. Wie so oft bei solchen Wegen entwickelt sich mit auf dem Weg eine gewisse Eigendynamik. Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich finde, dass die Entwicklung der letzten Jahre, die Art und Weise, wie sozusagen der Welterbe-Schutz ausgelegt wird, in Zusammenhang mit ganzen Stadtteilen oder ganzen Städten und vor allem in Zusammenhang mit wachsenden Millionenmetropolen langsam zu Dilemmata führt, langsam unweigerlich zu Situationen führt, zu Auffassungsunterschieden führt, immer wieder zu Situationen wie derjenigen führt, mit der jetzt auch Wien konfrontiert ist. Ich kann es nur wiederholen: Wir sind damit nicht allein, es sind auch andere Städte betroffen. Aktuell ist es Liverpool, wie gesagt, zuletzt war es Köln. Es gibt auch Städte, die mit Blick auf diese Problematik die Entscheidung getroffen haben, gar nicht erst einen Antrag zu stellen, wie zum Beispiel Innsbruck, und das auch gut begründet haben. Wien hat diese Entscheidung getroffen, bereits vor vielen Jahren, und ist nun mit dieser Problematik konfrontiert. Mit Blick insbesondere auf Sie (in Richtung NEOS), aber auch auf die ÖVP: Wer, wenn nicht Sie, sollte auch sozusagen mitberücksichtigen, dass die Bedürfnisse einer wachsenden Metropole sehr, sehr vielschichtig sind? Sie hat kulturelle Bedürfnisse; natürlich gilt es, wie gesagt, auch unser kulturelles Erbe zu wahren. Der Standort hat Bedürfnisse, in dem Fall auch der Hotelstandort hat Bedürfnisse, und vieles andere mehr. Was eine Millionenmetropole braucht, was der Alltag, was das Leben braucht, ist mitunter auch etwas anderes. Vielleicht auch abschließend dazu noch aus meiner Sicht: Eine Stadt ist eben viel mehr als der Blick von oben. Es geht auch darum, was Menschen für ihren Alltag brauchen, was für konkrete Bedürfnisse es hier in der Stadt gibt. Dann gilt es, das alles unter einen Hut zu bringen. Manchmal stellt man fest, dass es nicht unter einen Hut bringbar ist, und dann kommt der Zeitpunkt, wo man Entscheidungen treffen muss. Meine Entscheidung ist hier eindeutig gefallen! Nun sind Sie daran, Ihre Entscheidung zu treffen. Und dann ist auch die UNESCO gefordert, ihre Entscheidung zu treffen. Warum wir einen derartigen Schritt setzen sollten, das ist mir nicht klar. Wir haben hier einen klaren Standpunkt, wir haben ihn als Stadt argumentiert. Wir haben auch alles getan, was aus unserer Sicht möglich und gangbar war, um der UNESCO entgegenzukommen und zumindest so viel von der Kritik zu entkräften, wie es uns möglich war. Und nun, ein Mal mehr, ist auch die UNESCO daran, die Schritte, die wir gesetzt haben, zu würdigen. Insofern finde ich, wie gesagt, nun ist der Zeitpunkt gekommen, wo jeder seine eigene Entscheidung zu treffen hat. Ich bin auch überzeugt davon, dass Sie über ausreichend Information verfügen, um hier eine kluge Entscheidung treffen zu können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar, bitte. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Vielen herzlichen Dank, Frau Stadträtin, für Ihre Ausführungen! Ich habe eine kurze Frage, und zwar: Finden Sie, dass damals die Beantragung seitens Wiens, das Weltkulturerbe zu erlangen, ein Fehler war? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin. VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Aus der damaligen Perspektive, denke ich: Nein. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke schön. Damit ist die 5. Anfrage beantwortet. Die Fragestunde hat länger als eine Stunde gedauert, daher kommen wir nun zur Aktuellen Stunde. Bevor ich die Aktuelle Stunde einleite, darf ich Gäste auf der Galerie begrüßen, den Besuch begrüßen. Ich warte nur, bis alle herinnen sind. Jetzt glaube ich, auch zu wissen, wer die Gruppen sind. Ich freue mich, eine Gruppe vom BFI Wien begrüßen zu dürfen. Recht herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Auch Damen und Herren von der Gustav-Heinemann-Oberschule Berlin: Recht herzlich willkommen im Wiener Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall.) Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Rot-Grün schadet Wien - Rekordarbeitslosigkeit, Planungsfiasko und Gesundheitsnotstand" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Nepp, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. GR Dominik Nepp (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Besucher auf der Galerie! Ich mache mir ernsthaft und wirklich Sorgen um Wien! In Wien herrschen große Probleme: Es gibt Rekordarbeitslosigkeit, es gibt einen Gesundheitsnotstand, es gibt ein Planungsfiasko, und die rot-grüne Stadtregierung ist nicht fähig, diese Probleme zu lösen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Wo leben Sie, Herr Kollege?) Rot und Grün beschäftigen sich ständig nur noch damit, intern Risse in der Partei zu kitten. Diese Risse sind jetzt schon so groß wie der Grand Canyon. Der Stillstand, der in dieser rot-grünen Stadtregierung herrscht, dieser Stillstand schadet Wien! Darum sage ich, dieser Stillstand muss ein Ende finden. Diese rot-grüne Stadtregierung muss ein Ende haben, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Wir haben es ja am Parteitag der SPÖ-Wien gesehen: Da haben nur noch knapp 78 Prozent der Genossen dem amtierenden Bürgermeister Häupl das Vertrauen ausgesprochen. Das ist ein Negativrekord! So schlecht hat ein Chef der Wiener Sozialdemokratie noch nie abgeschnitten. So etwas hat es in all den Jahren der SPÖ noch nie gegeben. Dann kam es ein paar Tage zuvor auch noch zu einem anderen Abstimmungsdebakel, nämlich dem Abstimmungsdebakel, das die grüne Vizebürgermeisterin, Frau Vassilakou, erlitten hat. Der Grund dafür - darum dreht sich der heutige Gemeinderat, und darum ist es auch gestern schon gegangen - ist dieses umstrittene Hochhausprojekt am Heumarkt. Hier hat sich die Mehrheit der GRÜNEN-Mitglieder in einer Urabstimmung gegen die Parteichefin Vassilakou ausgesprochen. Da frage ich mich schon: Wenn nicht einmal mehr die eigenen Leute in den amtierenden Bürgermeister, in die amtierende Vizebürgermeisterin ein Vertrauen haben, wie sieht dann wohl das Vertrauen der Wiener Bevölkerung in diese Stadtregierung aus? Ich sage Ihnen, die Wiener und Wienerinnen sind unzufrieden mit der SPÖ, sie sind unzufrieden mit den GRÜNEN, und sie haben diese rot-grüne Stadtregierung satt, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber schauen wir uns einmal die Verfehlungen der Stadtregierung an, die begangen wurden. Da wäre allen voran die Frau Frauenberger. Ich weiß, sie hat es als Stadträtin nicht leicht. Sie muss das ganze Chaos aufarbeiten, das ja die Frau Wehsely hinterlassen hat. Das ist eine große Baustelle, aber auch hier hat die Frau Frauenberger bis jetzt noch nicht viel gezeigt. Wir haben weiterhin im Gesundheitssystem einen Notstand in Wien. Wir haben Gangbetten, wir haben einen Notärztemangel. Wann das Krankenhaus Nord eröffnet wird und wie viele Millionen und Milliarden dort versenkt wurden, ist auch noch nicht klar. Aber um all das kann sie sich nicht kümmern, weil sie zuerst diese innerparteilichen Konflikte zu kalmieren hat. Wir haben bis jetzt noch keine neue, kompetente KAV-Leitung, auch das steht noch immer aus. Die Kosten der Mindestsicherung explodieren! Der Rechnungshof hat eben auch dezidiert erläutert, dass Wien damit in den finanziellen Ruin schlittert. Aber auch die Verhandlungen in der Mindestsicherung stocken, auch hier blockieren sich Rot und Grün gegenseitig. Jeder, der hier herkommt und "Hier, bitte!" schreit, bekommt noch weiter die Mindestsicherung ausbezahlt. So kann es auch in diesem Ressort, meine sehr geehrten Damen und Herren, nicht weitergehen! (Beifall bei der FPÖ.) Schauen wir uns das Ressort Finanzen und Wirtschaft an. Auch hier: eine traurige Rekordarbeitslosigkeit! 150.000 Menschen finden in Wien im Moment keine Arbeit. Gleichzeitig erhöhen sich die Schulden in Wien enorm! Es gibt auch keinen Plan, wie in Zukunft eine Schuldenreduktion aussehen soll. Man finanziert weiterhin alles Mögliche, investiert aber nicht nachhaltig in die Wirtschaft. Aber dieser wirtschaftliche Zustand wird geleugnet. Ständig wird von Frau StRin Brauner probiert, dies immer mit großen Floskeln, Phrasen und Ankündigungen zu verstecken. Floskeln wie: The Vienna Story, Qualifikationsplan, internationales Standortmarketing, et cetera, et cetera - viele, viele Worte, aber dennoch Inhaltslosigkeit. Dass sie nichts Inhaltliches zu bieten hat, zeigt ja auch schon ihre Rede - die ich mir angehört habe - am Parteitag der SPÖ. Das Einzige, was auch medial hängen geblieben ist, war dieses Bashing auf Felix Baumgartner. Jetzt möchte ich die Aussagen von Felix Baumgartner gar nicht kommentieren, ich glaube, die stehen ohnehin für sich selbst da. Aber eines hat Frau StRin Brauner bewiesen: Man kann auch ohne Weltallaufenthalt weltfremd und abgehoben Politik machen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ. - GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Wer Blabla redet, kann aber ... - Weitere Zwischenrufe.) Das Ressort von StR Ludwig liegt auch im Argen. Die angekündigte Wohnbauoffensive findet nicht statt. Die Mietpreise schießen weiter in die Höhe. Langsam wird es ja ein Luxusgut, in Wien zu wohnen. Herr Czernohorszky, der auch kein leichtes Erbe übernommen hat, hat es auch nicht geschafft - und da habe ich dennoch viel Hoffnung in ihn gesetzt -, die Missstände in diesem Ressort aufzuarbeiten. Die Subventionen an die Kindergärten werden weiterhin wahllos vergeben, nach dem Motto: "Zuerst geben wir es, und dann prüfen wir erst." Es wird weiter Schindluder getrieben. Es werden die Integrationsvereine, die es ja nachweislich nicht schaffen, eine vernünftige Integration in Wien herzustellen, weiterhin mit Millionen subventioniert. Da muss man ihm jetzt, schon nach dieser kurzen Zeit, attestieren: Die Chance auf Veränderung, diese mutige Chance auf Veränderung hat der Herr Czernohorszky leider schon in den ersten Monaten zerstört, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Wir haben weiter in der Wiener Stadtregierung eine Vizebürgermeisterin, die es schafft, künstlich Staus in Wien zu erwecken. Ein großes Thema war auch der Getreidemarkt. Ich bin ja gespannt, wie das weitergeht; irgendwann stehen die dann zurück bis zur Nordbrücke. All das macht man halt nur, um die Stammklientel, die eigene Radlobby, anscheinend milde zu stimmen. Bindende Verträge werden von ihr nicht eingehalten - siehe hier den Vertrag bezüglich des UNESCO- Weltkulturerbes. Bürgerbeteiligung ist immer noch ein Fremdwort. Petitionen werden immer noch schubladisiert. Petitionswerber werden kaum in den Petitionsausschuss geladen. Bürgerbefragungen wie im 18. Bezirk, wo sich der 18. Bezirk zwei Mal gegen das Parkpickerl ausgesprochen hat, werden negiert. Kaum gibt es eine grüne Bezirksvorsteherin, wird hier drübergefahren! Man sieht, das Misstrauen gegen die Frau Vizebürgermeisterin, gegen diese gesamte Stadtregierung steigt nicht nur in der Wiener Bevölkerung, sondern vor allem auch bei ihren eigenen Funktionären. Deswegen werden auch wir gegen Frau VBgm.in Vassilakou heute einen Misstrauensantrag einbringen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Mag. Manfred Juraczka.) Zusammenfassend kann man also sagen: Sie haben es nicht geschafft, diese innerparteilichen Grabenkämpfe zu bereinigen. Sie haben es nicht geschafft, die Probleme hier in Wien aufzuarbeiten. Sie beweisen, dass Sie seit mehr als eineinhalb Jahren regierungsunfähig sind. Sie haben nichts weitergebracht, Sie sind nur damit beschäftigt, den Wienerinnen und Wienern vorzugaukeln, dass in Wien ohnehin alles in Ordnung sei. Aber die Wienerinnen und Wiener spüren, dass es viele Probleme in Wien gibt. Sie sind mit vielen Problemen tagtäglich konfrontiert. Ich wiederhole es noch einmal: Rekordarbeitslosigkeit, ein Gesundheitsnotstand, Planungsfiasko, ein enormes Sicherheitsproblem, all das haben Sie von Rot und Grün zu verantworten. Deswegen muss diese rot-grüne Stadtregierung ein Ende finden, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Der Bürgermeister nur noch mit knapp 78 Prozent von der eigenen Partei gewählt und legitimiert, die Vizebürgermeisterin, gegen die sich die Mehrheit ihrer eigenen Partei ausspricht, der nicht einmal mehr die eigene Partei das Vertrauen schenkt, Stadträte, die bei der Wahl am Landesparteitag kein Leiberl mehr reißen, wo es nur noch Grabenkämpfe gibt, wo manche nur noch froh sein können, dass sie die 50-Prozent-Hürde überwunden haben - meine Herrschaften, mit diesem Theater, das Sie hier aufführen, schaden Sie Wien nachhaltig! Und Sie haben Wien bereits nachhaltig geschadet: durch unkontrollierte Zuwanderung, durch Rekordarbeitslosigkeit, durch ein krankes Gesundheitssystem, durch unüberschaubare Schulden. Das alles haben Sie zu verantworten, und deswegen sage ich es zum Schluss noch einmal: Rot-Grün schadet Wien. Wir brauchen Neuwahlen jetzt sofort, und diese rot-grüne Stadtregierung gehört endgültig abgewählt, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zum Wort melden dürfen und die Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Bevor ich dem nächsten Redner das Wort gebe: Die Diskussionen, die sich hier erstrecken, gehen um eine Geschäftsordnungsfrage, die aufgetaucht, aber meines Erachtens bereits geklärt ist. Dies also für die Zuseher, damit sie nicht glauben, da gibt es Zusammenrottungen verschiedenster Art. Es ist hier um eine Geschäftsordnungsfrage gegangen. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Danke. Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher auf der Besuchertribüne! Ein besonderer Gruß zunächst einmal an die Schülerinnen und Schüler des BFI! Ich habe dort auch einen Lehrgang besucht, die Ausbildung zur Fremdenführerin gemacht, habe allerdings nie die Prüfung gemacht. Macht mir das nicht nach, bitte, sondern macht auch die entsprechenden Prüfungen! Auch ein herzliches Willkommen an die Schülerinnen und Schüler aus Berlin! Ich freue mich sehr, es ist eine tolle Stadt. Ich war letztes Wochenende dort und genieße es immer wieder. Vielleicht komme ich in meiner Rede ja auch auf Berlin zu sprechen, schauen wir mal! Ich danke der FPÖ für dieses sehr breit gefasste Thema, das aber im Prinzip eines zum Ausdruck gebracht hat - und dem kann ich mich anschließen -, nämlich die Sorge um die Zukunft dieser Stadt in ganz wesentlichen Bereichen. Diese Sorge haben wir auch. Ich möchte ein paar Dinge herausgreifen, wo ich tatsächlich der Meinung bin, dass wir nicht gut genug sind und auch die Visionen fehlen, wo wir eigentlich hin wollen. Das Erste ist einmal der Bereich der Bildung. Wir werden heute noch darauf zu sprechen kommen, und auch in der Fragestunde haben wir uns mit der Bildungssituation in Wien beschäftigt. Es ist für mich die zentrale Zukunftsfrage der Stadt. Die Bildung und Ausbildung unserer jungen Menschen in dieser Stadt ist die zentrale Zukunftsfrage, und wir sind nicht gut genug! Wenn wir jetzt langsam - peu à peu, und das ist nur ein kleiner Bereich - Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter in den Schulen zum Einsatz bringen, dann ist das ein bisschen "too little too late". Wir haben jedes Jahr ein Drittel an Schülern, die die Pflichtschule verlassend nicht sinnerfassend lesen können. Wir haben Schulabbrecherquoten, die im Vergleich mit anderen europäischen Städten - diesmal haben wir uns Prag, Warschau, Bratislava angeschaut, weil das ja auch Städte sind, mit denen Wien in einem Wettbewerb steht, auch um die besten Köpfe, aber natürlich auch als Wirtschaftsstandort - dramatisch sind. Wir haben fast 11 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die die Schule abbrechen, die dann auch nicht mehr in Bildung und Ausbildung sind. Das sind junge Menschen, die keine Perspektive haben. Es ist meiner Meinung nach moralisch verwerflich, diesen jungen Menschen die Chancen nicht zu geben. Es ist allerdings auch wirklich ein Verbrechen am Wirtschaftsstandort, weil wir wissen, dass unsere Unternehmen die Fachkräfte brauchen. (Beifall bei den NEOS.) Wo, wenn nicht dort, liegt die Zukunft, liegt die Chance auf eine gute Zukunft dieser Stadt? Mir fehlt hier eindeutig die Vision, und mir fehlt auch das Anpacken. Es herrscht, wie in vielen anderen Bereichen, Stillstand. Ich möchte einen zweiten Bereich herausgreifen. Wien hat einen enormen Schuldenrucksack! Das ist ein Rucksack, der den jungen Menschen mitgegeben wird. Wir werden zum Rechnungsabschluss in ein paar Wochen ausführlich darüber diskutieren, und ich könnte an dieser Stelle wiederum sagen, dass wir auch Schulden verstecken und nicht offiziell ausweisen, wie hoch verschuldet diese Stadt ist. Aber, meine Damen und Herren, der Stillstand, der hier manifest wird, ist in der Frage: Was tun wir in dieser Situation? Weiter wie bisher? Oder sind wir als Politik und als Verwaltung bereit, auch die entschlossenen Schritte zu gehen, dass wir Einsparungen vornehmen, dass wir Effizienzsteigerungen auf den Weg bringen? Ich sehe diese entschlossenen Schritte nicht. Eine umfassende Verwaltungsreform, meine Damen und Herren, ist natürlich oberste Priorität! Ich finde, es ist ein bisschen zu wenig, in der Opposition immer nur zu sagen: Nein, wir sind dagegen, wir sind dagegen, sondern wir haben auch den Anspruch, wir NEOS haben den Anspruch an uns selber - und ich denke, dazu sind wir auch gegenüber den Wienerinnen und Wienern verpflichtet -, Vorschläge zu bringen. Wir haben im Herbst die Vorschläge auf den Tisch gelegt, wie man 500 Millionen EUR einsparen könnte, in der Verwaltung und auch in der Politik! Denn angesichts einer so hohen Rekordarbeitslosigkeit, angesichts einer steigenden Anzahl an Menschen, die sich ihr tägliches Leben kaum mehr leisten können, bin ich der unerschütterlichen Meinung, dass die Politik mit gutem Beispiel vorangehen und selbstverständlich auch bei sich selber sparen muss. Sie wissen, dass wir die höchste Parteienförderung weltweit haben: 28 Millionen EUR. Sie wissen auch, dass wir der Meinung sind, dass diese halbiert gehört. Wo, außer in Werbung und permanenter Propaganda, wird das eingesetzt? Was bringt das für die Wienerinnen und Wiener? Jedenfalls keine besseren Schulen, jedenfalls kein leistbares Wohnen und jedenfalls kein erhöhtes Einkommen! (Beifall bei den NEOS.) Diese Parteienförderung gehört halbiert, und die von Ihnen, von allen anderen neu eingeführte Akademieförderung gehört dringend abgeschafft. Ich bin der Meinung, dass Rot-Grün viel zu sehr mit sich selber beschäftigt ist. Das ist ein desaströses Zeichen für die Wienerinnen und Wiener. Mag sein, dass Ihre innerparteilichen Streitigkeiten wichtig für Ihre Parteien sind - die Wienerinnen und Wiener interessiert das, bitte, gar nicht! Die sind daran interessiert, dass gearbeitet wird. Deswegen werden wir auch dem Neuwahlantrag nicht zustimmen, weil wir der Meinung sind, dass gearbeitet gehört und dieser Stillstand, der auf Grund Ihrer innerparteilichen Situation herrscht, überwunden gehört. Gewählt wird 2020, aller Voraussicht nach, und da hat jede Wienerin/jeder Wiener eine Chance ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Bitte um den Schlusssatz. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (fortsetzend): ... auf echte Veränderung. Danke. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr StR Mag. Blümel. Ich erteile es ihm. StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Freunde aus Berlin! Es macht uns Mut, dass ihr heute da seid. Denn wir in Wien werden leider Gottes von Rot-Grün regiert, ihr habt es noch ein bisschen schlimmer: Ihr werdet von Rot-Grün-Links regiert. Insofern macht es uns Mut, dass es eine Stadt gibt, wo es noch ein bisschen schwieriger ist. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: ... ist aber gästefeindlich!) Ich würde euch aber gerne erklären (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Warum sind Sie nicht nett zu Gästen? - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ), was in Wien das eigentliche große Problem ist. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das ist ja gästefeindlich!) Als Rot-Grün vor eineinhalb Jahren zum zweiten Mal angetreten ist ... (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Dann kommen halt ... - GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das sind ja Gäste! - Weitere Zwischenrufe.) Als Rot-Grün zum zweiten Mal angetreten ist, hat es in der Sekunde begonnen zu streiten. Die haben sich nach den Koalitionsverhandlungen hingestellt: Der Herr Bürgermeister hat gesagt, in diesem Koalitionspapier steht drin, der Lobau-Tunnel kommt; und seine Koalitionspartnerin hat gesagt, in dem Papier steht drin, der Lobau-Tunnel kommt nicht. (Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.) So hat das Ganze begonnen. (Beifall bei der ÖVP.) So ist es leider Gottes weitergegangen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Im Gemeinderat ...) Nur mit Streit! Als eine kleine Chronologie, auch für das Haus herinnen, damit es die Damen und Herren auf der Galerie ein bisschen nachvollziehen können: Der Streit war nicht so sehr zwischen der Regierungsfraktion und den Oppositionsfraktionen, er war nicht einmal zwischen Rot und Grün in der Regierung - er war innerhalb von Rot und innerhalb von Grün! Das ist das Skurrile. (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Das ist ja total interessant für die Gäste aus Berlin!) Total! (Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Das geht so weit, dass sich die GRÜNEN fast spalten und die Roten fast spalten. Also vielleicht haben wir bald eine Koalition so wie bei euch in Berlin: zwischen Rot-Grün und den Splittergruppen der Linken. Das ist hier das eigentliche Problem. (Beifall bei der ÖVP. - GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: ... ÖVP als Splittergruppe!) Nur um ein paar Zahlen zu liefern ... (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Wir amüsieren uns über diese Gästefeindlichkeit ... - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ihr seht, wie sich die Herrschaften aufregen, weil das einen wunden Punkt trifft, wenn intern gestritten wird. (Beifall bei der ÖVP.) Seitdem Rot-Grün angetreten ist, 2010, haben sich die Arbeitslosen von 100.000 in Wien auf 155.000 erhöht. Seitdem Rot-Grün angetreten ist, haben sich die Mindestsicherungsbezieher von 106.000 auf 190.000 erhöht. Und seitdem Rot-Grün angetreten ist, hat sich der Schuldenstand von 5,9 Milliarden EUR auf 8,7 Milliarden EUR erhöht. Das ist das, was Rot-Grün in Wien fabriziert, liebe Freunde! (Beifall bei der ÖVP.) Da verwundert es auch nicht, wenn wir Anrufe aus den Reihen der SPÖ bekommen - ich sage jetzt nicht, wer, das wäre unfair -, die uns sagen: Bitte erlöst uns von diesem Leiden! (Heiterkeit bei der SPÖ.) Bitte seid bereit, einen Koalitionswechsel zu machen! Ganz ehrlich: Das ist keine einfache Verantwortung, die wir hier haben, denn große Lust habe ich nicht, dieses Debakel auslöffeln zu müssen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Aber eigentlich, muss man sagen, wäre es verantwortungslos, hier kategorisch zu sagen, wir wollen Wien vom Leiden nicht erlösen, und es soll so weitergehen. Das wäre verantwortungslos, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Aber es gibt ein paar Bedingungen, die dafür in Frage kommen müssen. Wir wollen ein bisschen mehr so werden, wie Berlin vor einiger Zeit schon geworden ist. Denn in Berlin gibt es zumindest die Möglichkeit, dass ab und zu am Sonntag die Geschäfte offen sind und eingekauft werden kann; auch nicht jeden Sonntag, aber zumindest ab und zu. Wenn ihr heute in Wien seid: alle Einkäufe bitte bis Samstagabend erledigen, weil am Sonntag in Wien alles zu ist. Alles! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es gibt nichts, was am Sonntag offen hat. In ganz Österreich gibt es die Möglichkeit, dass, wenn Touristen da sind, am Sonntag geöffnet werden kann. Nur in Wien ist zu, als ob wir sagen würden: Bitte, wegen Reichtum geschlossen! Wir brauchen euer Geld aus Berlin nicht. Lasst eure Euros bei euch, bitte, wir haben keine Arbeitslosen, wir brauchen kein Geld. Das ist verantwortungslos! (Beifall bei der ÖVP.) Und am Samstag bitte aufpassen: In der Innenstadt kommt es zu 100 Prozent zu Staus! Warum? Weil: Zum dritten Mal in Folge wird am Samstag in der Innenstadt demonstriert. Demonstrationszüge von verschiedensten Gruppierungen mitten in der Innenstadt, die dazu führen: Absolutes Verkehrschaos, und wieder können die Leute am Samstag auch nicht einkaufen gehen. Also geht bitte vielleicht schon heute einkaufen, da funktioniert es noch. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.) Das sind nur einige Themen, wo wir sagen: Diese Sachen müssen sich ändern, wenn wir mitregieren, und das ist unsere Forderung. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Mag. Huemer zum Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Schönen Vormittag! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Gäste! Und auch sehr geehrte ZuhörerInnen und ZuseherInnen via Livestream! Was wir heute erleben, ist ja wieder einmal sehr, sehr spannend. Herr Blümel, ich frage mich, was Sie gesagt hätten, hätten wir keinen Besuch aus Berlin. (StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Ich hätte dasselbe gesagt ...) Ich frage Richtung NEOS: Sie wollen permanent einsparen. Einsparen bedeutet sparen an den BürgerInnen, sparen an den sozial Schwachen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie sparen am Weltkulturerbe!) Gleichzeitig regen Sie sich darüber auf, dass die Arbeitslosigkeit steigt. (GR Armin Blind: Man könnte auch intelligent sparen!) Also ich frage mich, wie diese Quadratur des Kreises gelingen soll. Das gilt genauso in die Richtung der FPÖ: Die Quadratur des Kreises kann so nicht gelingen. Das ist absolut weltfremd. Was Wien hingegen macht, ist eine sehr realistische, sehr menschennahe, sehr soziale Politik. Wir wissen, wir stehen vor Herausforderungen. Wir wissen das, und wir nehmen diese Herausforderungen an. Offenbar haben Sie mit Ihren Worten nicht das Gefühl, etwas zu tun, außer zu spalten, Schwarzmalerei zu betreiben. In Ihrer Schwarzmalerei sehen Sie dann einfach nicht mehr (GR Armin Blind: Das Spalten finden Sie bei den GRÜNEN, Frau Kollegin!) die vielen, vielen Aktivitäten, die vielen, vielen Investitionen, die für die Wirtschaft getätigt werden, die für den Arbeitsmarkt geleistet werden, die Investitionen für Forschung, für Wissenschaft. All das sehen Sie nicht, weil Sie ja permanent schwarzmalen, weil Sie permanent spalten, weil Sie Unsicherheit und Schrecken verbreiten wollen, weil Sie glauben, das dient Ihrer Politik. Wir in Wien mit Grün, mit Rot-Grün, wir haben hier eine ganz andere Haltung. Wir gehen die Probleme an, wir leugnen sie nicht, das ist klar. Es gibt sehr viele Menschen, die erwerbsarbeitslos sind (GR Armin Blind: Die Befragung der Basis spaltet ...), aber davon sind nicht nur wir in Wien betroffen. (GR Armin Blind: Scheinheilig!) Wir machen eine aktive Arbeitsmarktpolitik. Das halte ich in Zeiten wie diesen für essenziell und für sehr, sehr wichtig. Ich darf es an dieser Stelle erneut und wieder und gerne erzählen, dass wir den Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds haben. Das ist eine einzigartige - das muss man wirklich betonen -, eine einzigartige Initiative und ein einzigartiges Instrument in Österreich, mit dem wir die Menschen in Beschäftigung unterstützen. Insbesondere Frauen ... (GR Mag. Wolfgang Jung: Trotzdem haben wir die höchste Arbeitslosigkeit in Österreich!) Ich komme zu dem Thema dann noch. Insbesondere für Frauen ist der WAFF sehr, sehr wichtig, und zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit. Denn auch das ist angesprochen worden. Jugendliche brauchen natürlich eine Perspektive. Ich nenne nur drei Beispiele. Spacelab: Die Produktionsschulen sind ganz, ganz wichtig, um Jugendlichen hier einen Anknüpfungspunkt zu bieten. Dann: "Back to the Future", ein Projekt, das wir heute neuerlich auch finanziell beschließen werden; ganz, ganz wichtig! Das sind großartige Maßnahmen, die wir in Wien treffen, die Sie leugnen wollen. Das verstehe ich aus Ihrer Politik heraus, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es passiert. Die letzten gut eineinhalb Minuten möchte ich auf die Frauenpolitik lenken. Etwas sehr Aktuelles. Aus der Zivilgesellschaft, von den Menschen, von den Frauen, die zu Recht sehr unzufrieden sind mit dem, was in der Gleichstellungspolitik in den letzten Jahren nicht vorangegangen ist, wird ein neues Frauenvolksbegehren auf die Beine gestellt: ein Frauenvolksbegehren 2.0. Ich finde das erstens total verständlich und nachvollziehbar, dass es ein neues Frauenvolksbegehren geben soll, und ich finde es zweitens ganz, ganz wichtig. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely.) Wichtig deswegen, weil in der Gleichstellungsfrage relativ wenig vorangegangen ist. 1997 war das erste Frauenvolksbegehren. 11 Forderungen wurden gestellt, von 645.000 Menschen wurde dieses Volksbegehren unterzeichnet, und es ist wirklich eine Schande: Nur zwei der Forderungen sind bis heute erfüllt! Gut, jetzt stellen sich Frauen hin, organisieren ein neues Volksbegehren, suchen Unterstützung. Die Parteien wurden natürlich auch gefragt: Könnt ihr da nicht auch irgendwie helfen? Frauenpolitik, Gleichstellungspolitik, sollte man meinen, ist etwas, was verbindet. Aber nein, in der FPÖ - und das enttäuscht mich wirklich, wirklich sehr - kommt hier eine ablehnende Haltung. Das Wort Gender-Ideologie ist da gefallen. Mit dieser Kategorisierung sind Sie in bester Gesellschaft. Ich erinnere an den unheilvollen Hirtenbrief des scheidenden Weihbischofs Laun, der ebenfalls mit Ihnen hier wettert und das als Teufelswerk bezeichnet. Also was für Wien schlecht ist, sind Spaltungsaussagen, Spaltungspolitik à la FPÖ. (GR Armin Blind: Die Spaltung ... Ihrer Basis!) Rot-Grün ist gut für Wien. Rot-Grün ist gut für die Frauen in Wien. Rot-Grün ist gut für Arbeitsmarktpolitik, für aktive Arbeitsmarktpolitik, für mehr Beschäftigung und für eine positive Zukunft. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Tanja Wehsely. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Also wenn man jetzt zum Beispiel im Livestream zu spät eingestiegen ist (GR Dominik Nepp: Jetzt steigen die meisten aus!) oder nicht genau weiß (GR Mag. Wolfgang Jung: Mir hat er gefallen, der Livestream!), was da der Debatteninhalt ist, mit dem Pleiten-, Pech- und Pannendienst, vollkommener Überhöhung, alles schrecklich, furchtbar, der glaubt, wir diskutieren da in einem Dritte-Welt-Land, in irgendeiner Stadt mit Slums oder sonst was, wo wirklich, ich weiß nicht, das fließende Wasser abgestellt worden ist, es liegt überall der Dreck herum. Es ist wirklich ein Wahnsinn, die Gesundheitsversorgung ist komplett zusammengebrochen (StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Ihre Regierung!), man muss irgendwie zum Doktor ums Eck gehen, der aber nur mehr im Keller ordiniert. Ich meine, das ist eigentlich wirklich, wirklich genant! Jetzt verstehe ich, okay, es gibt eine Aktuelle Stunde, das ist so: Die rotiert, und dann ist immer eine andere Fraktion dran, heute halt die FPÖ. Aber fällt euch da nichts Besseres ein, als zusammenzusitzen und zu überlegen: Was machen wir da jetzt? Das ist ein bisschen so Nikowitz-mäßig aus dem "profil", wo ihr miteinander redet: Nepp sagt zu - wer ist der Nächste, der redet? - Mahdalik, na geh, was sagen wir da? Na ja, ist ja wurscht: Rekordarbeitslosigkeit, alles bricht zusammen! Zehn Minuten, fünf Minuten, das schaffen wir schon, das geht schnell vorbei. Aber ich meine, das ist ja nicht ernsthaft! Oder Kollege Blümel, ich meine ehrlich (GR Dominik Nepp: Setzen Sie sich einmal mit den Problemen der Wiener auseinander! Sie streiten nur!): Wirklich, wirklich keine Sternstunde Ihrer Reden! Ich meine, da haben wir echt schon Besseres gesehen, muss ich ganz ehrlich sagen, als hier Gäste zu beleidigen und Ihre Stadt darzustellen wie - ich weiß nicht. Ich weiß, dass Sie das nicht ernst meinen. Ich weiß, dass Sie Wien nicht so sehen. Aber warum stellen Sie sich dann hier raus und reden so über Ihre Heimatstadt, anstatt seriös zu diskutieren? Sie wissen, dass wir zum Beispiel im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit bis 18, 19 signifikante Verringerungen erzielt haben über die letzten Jahre, weil wir unter anderem (GR Mag. Wolfgang Jung: Wir haben die höchste in Österreich!) seit 10 Jahren eine Ausbildungsgarantie und jetzt auch neue Ausbildung bis 18 fahren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Wolfgang Jung: Erzählen Sie, was Sie wollen, wir haben die höchste Arbeitslosigkeit!) Sie wissen es ganz genau. Sie stellen sich hier raus und behaupten Unwahrheiten. Sie können Zahlen lesen, nehme ich an - dann tun Sie das auch! Und verbreiten Sie bitte keine (GR Mag. Wolfgang Jung: Wahrheiten!) Pleiten- , Pech- und Pannendienst-Unwahrheiten. (GR Dominik Nepp: Die Wahrheit ist Ihnen unangenehm! - GR Mag. Wolfgang Jung: Wahrheiten! - StR Anton Mahdalik: Na, stimmt es nicht, dass wir die höchste Arbeitslosigkeit haben?) Sie wissen, wenn Sie die Zahlen lesen, wenn Sie sich bei den zuständigen Sozialpartnern erkundigen: Qualifikationsplan Wien 2020 wird ausgeweitet, signifikante Verbesserungen, was die Lehrabschlüsse betrifft, außerordentliche Lehrabschlüsse, wie wir zu mehr davon kommen, die Unterstützung dafür - es ist alles gestiegen. Sie können es in den Zahlen nachlesen. Geringere Drop-out-Quoten in den Schulen, auch das ist geschafft worden (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Dominik Nepp: 25 Prozent der Schulabgänger können nicht lesen!) mit den vereinten Kräften, die sich hier um die Wienerinnen und Wiener bemühen. Das heißt, wenn Sie sich das nächste Mal hier rausstellen, dann kümmern Sie sich erstens einmal um Ihre eigene Partei! (GR Mag. Wolfgang Jung: Das müssen gerade Sie sagen!) Das interessiert überhaupt gar niemanden, weder in der SPÖ noch bei den GRÜNEN. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Na, Sie können ja zu uns kommen, jeder ist bei uns willkommen. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Treten Sie einfach bei, wenn Sie so große Sorgen haben. Sie brauchen auch nicht unseren Parteitag anzuschauen, wenn Sie nicht dabei sind. Kommen Sie vorbei! Das ist alles kein Problem. (GR Dominik Nepp: Da herrscht so ein eiskaltes Klima!) Aber sorgen Sie sich einfach bitte, bitte um sich selbst: Splittergruppe um sich selbst sorgen, FPÖ um sich selbst sorgen. Das ist das Allerallerbeste. Lesen Sie die Zahlen, Daten und Fakten, denn die gibt es. Ich weiß, Sie sind Anhänger von Alternative Facts, das sind wir nicht. (GR Maximilian Krauss: Sie verbreiten lieber Fake News!) Evidenzbasiert arbeiten, das bringt es wirklich. Ich weiß, fünf Minuten, zehn Minuten, das ist leicht überbrückt, das wird auch der Toni Mahdalik gut schaffen. Bitte, das nächste Mal ein bisschen Unterlagen lesen! Programme studieren, gern nachfragen bei denen, die es können. Wir kommen sicher ins Gespräch. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Wiederkehr gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kollegin Wehsely! Sie sprechen hier von alternativen Fakten, die von Seiten der Opposition gebracht werden. Ihre Rede war allein bestehend aus alternativen Fakten (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Ich habe gesagt, von ÖVP und FPÖ!), einem Schönreden der Situation (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Aber wenn man ...) hier in dieser Stadt, einem Leugnen von irgendwelchen Problemen, die es gibt. Es gibt haufenweise Probleme in dieser Stadt! Diese zu leugnen, ist unverantwortlich. Die Probleme im Bildungsbereich, die Probleme am Arbeitsmarkt, die Probleme in der Integrationspolitik, es gibt so viele Probleme in dieser Stadt. Da zu sagen, die Stadt ist eh großartig, es gibt keine politischen Probleme, ist unverantwortlich allein für mich, weil es die Probleme wegen der Politik gibt. Was Sie sagen, ist: Ja, die Stadt ist schön. Das stimmt, natürlich ist die Stadt großartig, trotz dieser Politik. Und Sie sagen weiters: Wer diese Politik kritisiert, wie es von der Opposition gemacht wird, ist gegen diese schöne Stadt. Das ist genau so, wie Putin sagt, wer die Politik Putins kritisiert, kritisiert Russland selbst. Das ist die gleiche Argumentation, die Sie hier bringen. (Beifall bei den NEOS.) Denn man kann natürlich die Politik einer Stadt kritisieren und trotzdem die Stadt lieben, so wie wir es tun. In vielen Bereichen geht es hier in diese Richtung, und dafür ist schon noch die Politik verantwortlich, weil Rot-Grün seit mittlerweile einem Jahr großteils mit sich selbst beschäftigt ist und nicht mehr die Probleme in dieser Stadt ordentlich löst. Aber Politik ist kein Selbstzweck, dass man sich nur mit sich selbst beschäftigt, sondern wir sind gewählt, um die Herausforderungen dieser Stadt auch zu lösen. Dieses Selbstbewusstsein sehe ich nicht. Ich sehe eine Selbstbeschäftigung, die den Bürgerinnen und Bürgern in dieser Stadt kaum etwas bringt, eine Selbstbeschäftigung der SPÖ seit mittlerweile über einem Jahr, und mittlerweile auch eine Selbstbeschäftigung der GRÜNEN mit sich selber und einer Riesenidentitätskrise. Mir kommt vor, dass die GRÜNEN in eine pubertäre Phase gekommen sind, wo sie nicht mehr wissen, was die eigentlichen Werte und Gründungsgeschichte eigentlich waren. Ich sehe eher, dass die GRÜNEN sogar ihre Werte in dieser Stadt aufgegeben haben, dass um jeden Preis versucht wird, an der Macht zu bleiben, den Steigbügelhalter zu geben für alle Themen. Das letzte Mal, wo Sie mutig waren, war vor der letzten Wahl, als es eine Wahlrechtsreform hätte geben sollen, als Sie das gegen den Koalitionspartner voranbringen wollten. Da hat die SPÖ auch einen Abgeordneten abgeworben. Seitdem ist wahrscheinlich ein Trauma da, dass man bei den großen Problemen, wo man eigentlich anderer Meinung ist, nichts mehr sagt. Im Bereich der Kindergärten zum Beispiel, im Bereich der Gesundheit: Maulkorb! (Beifall bei den NEOS.) Da fehlt mir komplett die Stimme der GRÜNEN in dieser Stadtregierung, wenn es Probleme gibt. Mir kommt vor, dass die GRÜNEN mittlerweile der verlängerte Arm der SPÖ sind. Ich sehe keine grüne Handschrift in dieser Stadt, ich sehe alleinig einen Mehrheitsbeschaffer. Problematisch ist vor allem, dass Prinzipien, die mir wichtig sind, die eigentlich auch der GRÜNEN-Geschichte wichtig sind, dafür aufgegeben werden, zum Beispiel das Prinzip der direkten Demokratie und der Beteiligung auch der eigenen Parteimitglieder. Das war eigentlich als Prinzip der GRÜNEN, geschichtlich gesehen, extrem wichtig. Jetzt wird in Interviews offen gesagt, zum Beispiel vom Kollegen Chorherr, dass er eigentlich ohnehin gegen die direkte Demokratie ist, dass man natürlich alles als Politiker selbst entscheiden sollte. Im Endeffekt ist es ein Drüberfahren über die Interessen von Bürgerinnen und Bürgern und auch von Parteimitgliedern. Das wird damit legitimiert, dass man es mit dem freien Mandat ohnehin besser weiß. Ich frage mich: Wo bleibt bei Ihnen das freie Mandat, wenn es um Fragen wie die der Kürzung von Inseratenbudgets geht? Da gibt es kein freies Mandat. Das freie Mandat bei Ihnen ist sehr situationselastisch, situationselastisch dahin gehend, dass man es dann kalkuliert aufmacht, wenn es ohnehin kein Risiko gibt. Das sehe ich als höchst problematisch im Sinne einer politischen Wertehaltung, im Sinne einer Gestaltung dieser Stadt eigentlich auch mit grünen Idealen. Diese grünen Ideale sehe ich gar nicht mehr. Ich sehe Politik von ganz altem Stil, ich sehe das Festhalten an der Macht um jeden Preis. Allein Ihre Stadträtin ist zehnfach rücktrittsreif! Erstens deshalb rücktrittsreif: Wenn man verspricht zurückzutreten, wenn man ein schlechteres Wahlergebnis einfährt, dann hat man zurückzutreten. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit in der Politik. Wenn ich etwas sage, dann muss ich auch die Konsequenzen daraus ziehen. Der zweite große Rücktrittsgrund war die Befragung Heumarkt. Wenn man sagt, man nimmt Befragungen ernst, dann muss man sie auch ernst nehmen und zurücktreten. Denn genau dieses Verhalten schadet unserer Demokratie, schadet dem Glauben der Bürger an uns als gewählte Repräsentanten und schadet dieser Stadt. Die GRÜNEN sind hier umgefallen. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie ihre Werte wiederfinden. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! "Rot-Grün schadet Wien - Rekordarbeitslosigkeit, Planungsfiasko und Gesundheitsnotstand", so der offizielle Titel dieser Aktuellen Stunde. Ich muss ganz ehrlich gestehen, so charmant kenne ich die Freiheitliche Partei gar nicht (GR Mag. Wolfgang Jung: Na bitte!), denn "Rot-Grün schadet Wien" ist ja fast eine Untertreibung des derzeitigen Zustandes! Wir sind nämlich in einer Situation, dass nicht nur alle Oppositionsparteien, sondern mittlerweile die gesamte Bevölkerung dieser Stadt fassungslos ob des Zustands dieser Stadtregierung ist. Das ist nicht mehr desolat, die Performance ist wohl mittlerweile als inferior zu bezeichnen. Es war der 23. Februar 2016, also schon die berühmten 100 Tage nach der Neuauflage von Rot-Grün, von Rot- Grün II, als wir hier schon einmal - wie gesagt, im Februar letzten Jahres - eine Aktuelle Stunde mit dem Titel "Pleiten, Pech und Pannen - Rot-Grün II" hatten. Wir haben uns damals völlig zu Recht darüber mokiert, dass diese Stadtregierung nicht einmal am Tag der Unterzeichnung des Koalitionspaktes einig war. Da haben der Herr Bürgermeister und die Frau Vizebürgermeisterin beim Chefredakteur Tesarek im Studio darüber gestritten, ob der Koalitionspakt jetzt der Bau des Lobau-Tunnels oder eben das exakte Gegenteil heißt. Wir haben im Februar 2016 thematisiert, was in weiterer Folge noch ein viel größeres Thema werden sollte, nämlich die massiven Probleme im Gesundheitsressort, die massiven Probleme im damaligen Ressort von Sonja Wehsely. Weil Kollegin Tanja Wehsely heute hier draußen war und in einer Art von politischer Rempelei - das gehört auch dazu, ich nehme das gar nicht so tragisch - aber uns als Splittergruppe bezeichnet hat: Ich gebe schon zu, nicht jedes Wahlergebnis ist schön. Aber wissen Sie, was so richtig weh tut? Wenn man gefühlte 200 Jahre an der Macht ist und aus eigenem Unvermögen und aus hochherrschaftlichem Agieren plötzlich auf den harten Bänken der Opposition aufwacht. Genau das wird dieser SPÖ in Wien passieren, wenn sie so weiteragiert, wie Sie das tun! (Beifall bei ÖVP, FPÖ und NEOS.) Meine Damen und Herren von Rot-Grün! Machen Sie es doch einfach mit der Weisheit der Dakota-Indianer, die haben dieses berühmte Sprichwort: "Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab!" So einfach ist das. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.) Aber wir in Wien, Rot-Grün in Wien geht es natürlich anders an. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Da gibt es beispielsweise die Möglichkeit, man gründet einen Arbeitskreis, um zu analysieren, weshalb das Pferd tot ist. In Wien hat das den Arbeitstitel "Sesselkreis Harmonie". Oder man besucht andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet. Die Berliner Freunde sind leider nicht mehr da. Oder man macht es wie der Herr Bürgermeister. Er stellt sich hin und sagt in die Fernsehkamera: Wir haben unsere Pferde immer so geritten, warum funktioniert das plötzlich nicht? (Heiterkeit bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren! Vom Zustand dieser Stadtregierung komme ich jetzt wieder zum ernsten Teil der Sache, denn es geht um die Menschen, die in dieser Stadt keine Arbeit finden. Es geht um die Menschen in dieser Stadt, die in der Mindestsicherung hängen und keine Perspektiven haben. Meine Damen und Herren, wir haben eine Rekordarbeitslosigkeit von 15 Prozent! Und seit zehn Jahren sagt uns die zuständige Finanz- und Wirtschaftsstadträtin, das wäre so wegen der Weltwirtschaftslage. Bayern hat aktuell eine Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent - nur so viel dazu. Und wir haben eine Wirtschaftsstadträtin, der ein Drittel der eigenen Leute ganz offensichtlich nicht mehr zutraut, dass sie uns aus dieser Misere herausholt. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Wir haben ganz notwendigerweise eine Wohnbauoffensive zu fahren - und wir haben einen Wohnbaustadtrat, der anscheinend nicht mehr das Vertrauen eines Drittels seiner Leute hat, weil er den Fehler gemacht hat, sich zu bewegen. Im Beamtenmikado der Stadtregierung kommt das offensichtlich nicht gut an. Und wir haben eine Vizebürgermeisterin - sie ist jetzt leider nicht mehr da -, die würde ja sonst von solchen Ergebnissen träumen. Die hat nicht einmal eine einfache Mehrheit in ihrer Partei hinter sich! Und wir haben einen Bürgermeister, der von sich aus selbst in die Kamera sagt, eigentlich ist er ja nur noch da, weil er es jemand anderem versprochen hat. Meine Damen und Herren! Nehmen Sie sich ein Beispiel an dem Dakota-Indianer: Entdecken Sie, dass Sie ein totes Pferd reiten, und haben Sie den Mut, abzusteigen! Danke. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Frau GRin Meinhard- Schiebel. Ich erteile ihr das Wort. GRin Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Wer einen Notstand ausruft, sollte vorsichtig sein! Immerhin steht die Reputation einer ganzen Stadt auf dem Spiel, und zwar einer Stadt, von der auch Sie behaupten, dass sie eine der lebenswertesten Städte der Welt ist. Wenn Sie unter "Notstand" im Internet googeln, finden Sie an ganz prominenter Stelle zum Beispiel die drastische Verschärfung des Asylrechts. Der Vorwand des Notstandes wird in totalitären Staaten genutzt, um sich unliebsamer Regimegegner zu entledigen. So viel zum Begriff Notstand, den Sie ausrufen (GR Mag. Wolfgang Jung: Wer hat den definiert?), um ihn zu definieren. Dass Sie ihn im Zusammenhang (GR Mag. Wolfgang Jung: Rechtlich schaut das anders aus!) mit dem Begriff Gesundheit in Wien ins Spiel bringen, zeugt entweder von Unwissenheit über das Gesundheitswesen oder von der Willkür, um die Bevölkerung zu verunsichern und um das einzufordern, was ein Notstand erfordert. Die gesetzlichen Regelungen außer Kraft zu setzen, das ist in totalitären Staaten wie in der Türkei und in Ungarn passiert. (GR Dominik Nepp: Ungarn ist jetzt totalitär?) Zur Gesundheitsversorgung in Wien ein Zitat: Solange der Wiener am Sonntag mit einer Verkühlung ins AKH gehen kann, ist er wohl zufrieden. 88 Prozent sagen im Eurobarometer, sie wären mit der Gesundheitsversorgung in Wien zufrieden. Damit nimmt Wien unter den europäischen Hauptstädten Platz 3 hinter Amsterdam und Brüssel ein. Eine Studie der Stadt Wien zeichnet ein ähnliches Bild - auch ein Zeichen, dass Wien offenbar vieles richtig macht. Die Zufriedenheit bezüglich der Nähe von Gesundheitseinrichtungen schwankt manchmal bei den Bezirken. Dieses Gesundheitsbarometer wird seit 2009 mehrmals jährlich mit rund tausend TeilnehmerInnen durchgeführt. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ausgewählten!) Verantwortlich ist das Institut für Strategieanalysen. Damit Sie sich einen guten Überblick über die Gesundheitsförderung in Wien machen können, genügt ja ein einfacher Blick in das WHO- Projekt "Wien - Gesunde Stadt", an dem ExpertInnen im Zusammenspiel von Stadtplanung und Gesundheitsförderung arbeiten. Wo also orten Sie den Notstand? Was meinen Sie, wozu es das Programm "Gesunde Bezirke" gibt, an dem mehrere Bezirke teilnehmen? Und falls Sie mit "Notstand" auf die großen Programme des Spitalskonzepts 2030 und auf das Konzept "Pflege und Betreuung 2020" anspielen, stellt sich die einfache Frage, was daran notstandsfördernd wäre. (GR Dominik Nepp: Gangbetten zum Beispiel! Notärztemangel!) Dass es eine Gesundheitsnummer mit 1450 gibt, die im Triage-Verfahren Notendienste durch das Gesundheitswesen macht, scheint Ihnen noch nicht wirklich geläufig zu sein. Ja, es gibt Probleme - und das bestreitet niemand -, Probleme, die in einer Stadt keinen Platz behalten sollen und die Schritt für Schritt gelöst werden müssen. Probleme, die auch Strukturveränderungen brauchen - und das ist schwierig. Das erzeugt Ärger, das braucht seine Zeit, bis alles im richtigen Gleis läuft. Ja, es gibt auch Missstände, und es ist wichtig, dass sie aufgezeigt und behoben werden. Aber "Notstand" zu schreien und so zu tun, als ob alles am Zusammenbrechen wäre und niemand mehr in dieser Stadt seines Lebens und seiner Gesundheit sicher sein könnte, das ist unverantwortlich und schürt den sogenannten Volkszorn - etwas, was man sehr einfach erreichen kann: Da eine Prise, dort eine Prise, und schon ist die Höllensuppe fertig. Was übrig bleibt, sind Menschen, die dann nicht mehr wissen, wem sie trauen sollen: Ihnen, die den Notstand ausrufen, oder jenen, die sich darum bemühen, dass das Gesundheitswesen sich an die Bedürfnisse dieser Stadt anpasst, nach bestem Wissen, nach modernsten Erkenntnissen. Kaum ein Bereich hat sich in den letzten Jahrzehnten so drastisch verändert wie das Gesundheitswesen. Ja, zum Besseren! Denn noch nie zuvor konnten so viele Menschen bei so vielen Erkrankungen gerettet werden und überleben. Nie zuvor! Wenn Sie immer noch meinen, Sie müssten einen Gesundheitsnotstand ausrufen, dann hat die WHO versorgt, dann haben die ExpertInnen versorgt, und dann haben Sie es geschafft, den Menschen, die im Gesundheits- und Pflegewesen arbeiten, Ihr Misstrauen auszusprechen und ihnen Fahrlässigkeit zu unterstellen, anstatt ihre Arbeit wertzuschätzen. Der wirkliche Notstand, den ich hier erkenne, sind Sie, die den Notstand ausrufen, ohne für das Löschen des Feuers, das Sie hier anzünden, Verantwortung zu übernehmen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet hat sich Herr StR Mahdalik. Ich erteile ihm das Wort. StR Anton Mahdalik: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! Schade, dass die Freunde aus Berlin gegangen sind! Ich möchte Kollegen Blümel ja nicht dagegen reden, aber wenn er gesagt hat, dass in Wien am Sonntag alles zu hat, dann sage ich: Das stimmt natürlich nicht ganz, denn es gibt urviele türkische Geschäfte, die offen haben, vor allem Lebensmittelgeschäfte, obwohl sie nicht offen haben dürften! Unter Rot-Grün gibt es aber keine Kontrollen, daher bekommt man Fladenbrot, Ziegenkäse und Baklava jeden Sonntag ganz locker. (GR Christian Oxonitsch: Liebe Grüße von Frau Felber, Firma Ströck, et cetera!) Aber da hätten gerade die Berliner nicht kommen müssen, denn die haben es in dieser Beziehung nicht besser, sondern ein bisschen schlechter als wir. (Beifall bei der FPÖ.) Aber das historische Stadtbild der Stadt Wien wird heute durch diesen Antrag von Rot und Grün gerettet, beziehungsweise hat das StRin Vassilakou, die GRÜNEN-Chefin, zumindest versprochen. - Aber wenn die GRÜNEN- Chefin etwas verspricht, dann ist immer Vorsicht geboten! Ich sehe sie jetzt gerade zwar nicht, aber ich glaube, vorher habe ich sie noch gesehen, in der Fragestunde war sie auch noch da. Ich möchte nicht wieder in offenen Wunden bohren, aber 2015 hat sie gesagt: "Bei Verlusten trete ich zurück." - Also: Rücktritte schauen für mich anders aus! "Rücktritt" ist ja nicht unbedingt ein Ausdruck, der wirklich situationselastisch zu interpretieren ist, sondern nach einem Rücktritt ist man eben nicht mehr da! Nachdem sie aber noch immer da ist, hat sie dieses Versprechen - aus meiner Sicht - ein bisserl gebrochen. Ich möchte jetzt nicht so unhöflich sein, überhaupt wenn sie jetzt nicht da ist. Vor der Urabstimmung hat man im Zusammenhang mit dem Heumarkt versprochen: Das Ergebnis ist bindend; was vom Salzamt auch schon bestätigt wurde. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Grüne Versprechen sind also so ähnlich, wie wenn bei den Roten etwas in Stein gemeißelt ist. - Aber zur den vielen roten Baustellen kommen wir etwas später noch. Was aber tun die GRÜNEN, die kleine Regierungspartie beziehungsweise -partei - das war jetzt ein Freud'scher Versprecher, man kann das aber auch so interpretieren, ich ziehe das jedoch gleich mit dem Ausdruck größten Bedauerns wieder zurück -, sonst noch, außer streiten? Das Motto "Regieren und Kassieren" ist nämlich mittlerweile nur mehr zur Hälfte wahr: Ihr kassiert zwar noch immer, zumindest eure Gehälter, anderes möchte ich gar nicht unterstellen, obwohl ihr ja immer wieder den Pflichtverteidiger für diverse Projekte im Stadtplanungsbereich gebt, an denen sich Investoren eine goldene Nase verdienen oder verdienen möchten. Gut. Rüdiger Maresch fällt immer etwas ein: Er möchte Umweltzonen für Dieselautos - als ein neues Inkassoinstrument - einführen, weil er sich so furchtbar gruselt vor dem Feinstaub. Er sagt, dass der Feinstaub immer zunimmt, obwohl die wirklich kompetente Umweltstadträtin Ulli Sima in einer Anfragebeantwortung im Landtag gesagt hat, dass der Feinstaub, der durch den Autoverkehr hervorgerufen wird, in den letzten paar Jahren um 42 Prozent zurückgegangen ist. (Zwischenruf von GR Mag. Rüdiger Maresch.) Ich glaube StRin Sima immer jedes Wort, aber weil es dich gar so gruselt, habe ich ... (Zwischenruf von GR Mag. Rüdiger Maresch.) ... habe ich im einschlägigen Fachhandel am Spittelberg - da gibt es ein gutes Geschäft "Zur gefakten Mondlandung" - einen Stannioltschako erstanden, der dort unter "Feinstaubhut Modell Rüdiger Maresch" firmiert. (Der Redner zeigt die Kopfbedeckung und setzt sie auf.) Du kannst ihn nachher haben: Er schützt nicht nur vor Feinstaub, sondern auch vor Strahlen aller Art aus dem All und vor Camtrace. (Beifall und Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP.) Jetzt noch ganz kurz zu den Roten. - Die haben noch mehr Probleme als die GRÜNEN, was man sich fast gar nicht vorstellen kann, zum Beispiel Baustellen zum Saufüttern - uh, diesen Ausdruck nehme ich auch gleich wieder zurück, bevor ich einen Ordnungsruf kassiere! (Zwischenruf von GR Mag. Rüdiger Maresch.) - beziehungsweise zum Schweineernähren. Wobei das nicht euer geringstes Problem ist, sondern da geht es etwa auch um die Mobilisierungsfähigkeit. Man hat das jetzt am 1. Mai wieder gemerkt. Wir arbeiten ja auch dann in den Stadträtebüros, wenn die anderen den Tag der Arbeit begehen. Wir hackeln ja wirklich was, obwohl wir eigentlich nicht wirklich amtsführende, gefixelte Stadträte sind. Aber wir können dann auch schöne Fotos vom Rathausplatz schießen, der optisch mittels Zugangssperren jedes Jahr kleiner gemacht wird. Jetzt seid ihr schon fast bei der Bühne angelangt, damit die 5.000 oder vielleicht 10.000 Leute - mehr waren es 1.000-prozentig nicht! - nicht so wenig ausschauen. (Ironische Heiterkeit und Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Aber ihr braucht einfach mehr Leute mit Masse, und der Anfang ist ja gemacht: Ihr habt einen Haus- und Hof-Wissenschaftler, ich glaube, er ist Physiker, der sich immer so sehr rühmt, dass er so viel Masse hat, wenn er Mütter auf dem Rathausplatz bedroht. Daher sage ich: Kauft euch mehr solche Leute mit Masse, dann braucht ihr beim nächsten 1. Mai nicht in den kleinsten Weingarten Wiens auf dem Schwarzenbergplatz ausweichen, den Bgm Häupl von der jährlichen Weinlese wie seine ausgebeulte Hosentasche kennt. Bitte mehr Leute mit Masse, heuert euch noch ein paar an! - In diesem Sinne danke ich für die Aufmerksamkeit, nehme den Hut und sage Adieu. (Beifall und Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Frau GRin Mag. Jischa zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Birgit Jischa (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zum "Gesundheitsnotstand" in Wien, der keiner ist: Wien wächst und ist als Hauptstadt besonders attraktiv. Viele Menschen benötigen ärztliche Hilfe oder medizinische Versorgung. Daher kam es vor allem in Ostösterreich zu Engpässen zum Beispiel bei CT- und MRT-Untersuchungen. Das wurde nach langen Verhandlungen durch die Einigung zwischen Wirtschaftskammer und Sozialversicherung gut gelöst. Die Deckelung wurde durch die Krankenkassen aufgehoben, und Privatpatienten werden nicht mehr vorgereiht. Die Finanzierung unseres Gesundheitssystems erfolgt extramural durch Krankenversicherungsbeiträge und Selbstbehalte sowie Steuermittel und intramural überwiegend durch Länder und Sozialversicherung. Wien ist eine stark wachsende Stadt, und das Wiener Spitalskonzept 2030 beinhaltet die notwendigen Reformen zur Gewährleistung medizinischer Qualität, zur Sicherung der Finanzierbarkeit des öffentlichen Gesundheitssystems sowie zur Verhinderung der Privatisierung. Das Wiener Spitalskonzept ist richtig, wichtig und gut, also kein Notstand. Es führt jedoch zu massiven Umstrukturierungen bei laufendem Betrieb. Die Umsetzung ist der KAV-Führung bisher nicht gelungen, und zwar nicht einmal ansatzweise wegen Inkompetenz des bisherigen KAV-Direktors Janßen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden von der Führung nicht eingebunden, und das gegenseitige Vertrauen ist verloren gegangen. Der Abgang von KAV-Direktor Janßen bietet nun die Chance, das gegenseitige Vertrauen durch Einbindung der Personalvertretung zurückzugewinnen und die Umsetzung des Masterplanes weiter voranzubringen. Führung, Management, Personal und politische Entscheidungsträger müssen an einem Strang ziehen. Als Mitglied des Gesundheitsausschusses werde ich die weitere Entwicklung genau verfolgen. - Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen 13 schriftliche Anfragen und von Abgeordneten des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 3 schriftliche Anfragen eingelangt sind. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener Freiheitlichen sieben Anträge und von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs zehn Anträge eingelangt. Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt. Die Anträge des Stadtsenates zu den Postnummern 3, 4, 8, 10, 12, 14, 16, 20, 29 bis 31, 34 und 35 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn der Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurden nach entsprechender Beratung die Postnummer 23 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 23, 21, 18, 19, 22, 24, 25, 26, 27, 28, 9, 11, 13, 33, 36, 1, 2, 5, 6, 7, 15, 17 und 32. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Es gelangt nunmehr Postnummer 23 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8170 im 3. Bezirk, KatG Landstraße. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Ich ersuche um Zustimmung, und zwar um einhellige Zustimmung wie im Ausschuss. - Danke schön. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.- Ing. Dr. Gara. (GR Dipl.-Ing. Dr. Gara: Ich habe mich streichen lassen!) Entschuldigung! Sie scheinen auch auf meiner Liste als gestrichen auf, das habe ich übersehen. Tut mir leid! - Jeder Erstredner einer Partei hat 40 Minuten, ansonsten 20 Minuten Redezeit. Als nächster Redner gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich kann hoch und heilig versprechen: 40 Minuten werde ich nicht brauchen, aber ich freue mich doch sehr, dass wir nach der gestrigen Diskussion über den Heumarkt heute bei diesem Hauptverhandlungsgegenstand noch die Möglichkeit haben, hier sozusagen nach einem Tag Nachdenkpause noch einmal zu replizieren und wichtige Themen hier anzusprechen beziehungsweise auch dementsprechende Anträge einzubringen. Mir sind aus der gestrigen Diskussion vor allem die Wortmeldungen von zwei Personen in Erinnerung geblieben, nämlich die Wortmeldung von Kollegen Woller und die Wortmeldung von Ihnen, Herr Kollege Chorherr. Nun aber der Reihe nach: Ich darf mit Ihnen, Herr Chorherr, anfangen. - Was gestern schon ein wenig eigentümlich für mich gewirkt hat, war, dass Sie gemeint haben, die UNESCO würde sich ja nur auf die Höhe versteifen, dass Sie der UNESCO quasi erklären würden, wie "Weltkulturerbe" wirklich richtig zu interpretieren ist, und ein bisschen so getan haben, als wären die UNESCO und der ICOMOS Feinde der Stadt. So kam mir Ihre Wortmeldung vor, nämlich dass die uns nur etwas zu Fleiß tun wollen und uns im Hinblick auf Stadtentwicklung und Modernität behindern, beschränken beziehungsweise einschränken wollen, und dass man sich dagegen zur Wehr setzen muss. Ich muss gestehen: Ich habe jetzt nicht permanent, tagtäglich Kontakt mit Vertretern des ICOMOS, würde mich aber wundern, wenn man dort die eigene Tätigkeit in diesem Bild sähe. Ganz im Gegenteil! Es geht darum, dass das Weltkulturerbe eben etwas ist, was man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen sollte. Städte wie Venedig, Dubrovnik, Brügge beziehungsweise die Altstadt von Salzburg oder auch Wien sind Weltkulturerbe, aber - bei aller Wertschätzung und nicht herabwürdigend gesehen - Bochum oder auch Linz sind es zufälligerweise eben nicht, und das wird vielleicht doch den einen oder anderen Grund haben! 2001 haben sich die damalige Stadtregierung und seines Zeichens federführend der damalige wie heutige Bürgermeister Michael Häupl ganz massiv darum bemüht, dass das Weltkulturerbe für die Innere Stadt sichergestellt wird, selbstverständlich auf Beantragung. Daher, Herr Kollege Chorherr, habe ich mir erlaubt, ein bisschen im Archiv zu schmökern, ob Sie eigentlich schon immer ein dermaßen vehementer Gegner des Weltkulturerbes waren und ob Sie das eigentlich schon immer als Hemmnis für die Moderne in der Welt gesehen haben. - Und siehe da! Man glaubt es kaum! Es gab nämlich Zeiten, als Herr Kollege Chorherr kein gar so massiver Gegner des Weltkulturerbes war, sondern durchaus auch Positives in diesem Status sah! Ich werde Ihnen jetzt nicht das ganze Konvolut an Presseaussendungen vorlesen, in denen explizit Sie, Herr Kollege Chorherr, sich zum Verfechter und Kämpfer für das Weltkulturerbe gemacht haben. Es gibt in diesem Zusammenhang auch noch einige Aussendungen der Kollegin Gretner und anderer. Aber es ist doch interessant: Egal, ob es um Wien-Mitte oder um Schönbrunn ging: Immer wieder haben Sie gesagt, wie wesentlich es ist, dass das Weltkulturerbe erhalten bleibt. Jetzt aber ist plötzlich alles ganz anders! Damit bin ich schon beim zweiten Redner vom gestrigen Tag, bei Kollegen Woller. Ich kann Ihnen nur sagen, Herr Kollege: Ich teile vieles dessen, was Sie uns gestern gesagt haben. Auch ich finde, dass beim jetzigen Zustand Optimierungsbedarf besteht. Es ist dort derzeit nicht besonders schön. Ich finde es großartig, wenn der Erhalt des Eislaufvereines gesichert ist oder wenn es noch zusätzlichen Benefiz für den Eislaufverein gibt. Ich freue mich gerade im Wissen ob der klammen Kassen dieser Stadt, wenn Stadtentwicklung auch von Privaten maßgeblich finanziell mitgetragen wird. So weit, so gut, könnte man glauben. Aber warum hat es dann die ressortzuständige Stadträtin - und das Projekt begleitet uns jetzt ja nicht erst wenige Wochen - in dieser langen Zeit nicht geschafft, Übereinstimmung zwischen dem Projektbetreiber und dem Erhalt des Weltkulturerbes sicherzustellen? Schon heute in der Fragestunde hat mir die Frau Stadträtin gesagt: Wir haben damals beim Architekturwettbewerb eh darauf aufmerksam gemacht. Es stimmt nicht, dass das damals kein Thema war. Wir haben darauf aufmerksam gemacht: Es wäre nicht besonders gescheit, wenn man dort besonders hoch baut. Bei aller Wertschätzung: Das sind nicht die Vorgaben, die ich mir von einer Stadt erwarte! Kollege Chorherr hat in einem Interview im Februar dieses Jahres gemeint, er hätte sich als Jurymitglied für ein Projekt stark gemacht, bei dem gerade diese Probleme nicht bestehen. Meine Damen und Herren! Es ist Ihre Aufgabe, zwischen dem Weltkulturerbe und dem Projektwerber eben diesen Konsens herzustellen. Um es auf den Punkt zu bringen: Herr Tojner braucht - das verstehe ich - als guter Kaufmann eine gewisse Anzahl von Quadratmetern. Ich glaube aber nicht, dass es für Herrn Tojner jetzt ein Credo ist, auf wie viele Meter Höhe sich dieses Projekt letztendlich beläuft. Langer Rede kurzer Sinn: Meine Damen und Herren! Ich freue mich, dass es trotz dieser Stadtregierung in dieser Stadt ganz offensichtlich noch Investoren gibt, die bereit sind, Projekte entwickeln zu wollen, und ich schäme mich fast ein wenig dafür, dass wir eine Stadtregierung haben, die über Jahre hinweg nicht in der Lage ist, hier die Hausaufgaben zu erledigen. Das ist auch der Grund, warum wir einerseits heute bei dem angekündigten Misstrauensvotum selbstverständlich auch zustimmen werden. Das ist aber weiters der Grund, warum wir wieder einen Antrag einbringen werden, dass es selbstverständlich möglich sein muss, ohne die Moderne in dieser Stadt maßgeblich zu hemmen, Weltkultur und Zukunftsvisionen der Stadtplanung in Einklang zu bringen, weshalb ich bitte, doch noch einmal nachzudenken und diesen Antrag zu unterstützen. Meine Damen und Herren! Von Seiten der rot-grünen Koalition wird heute quasi als Entlastungsangriff ein Resolutionsantrag eingebracht unter dem Motto: Jetzt haben wir einmal noch gesündigt, aber ab morgen sind wir brav, ab morgen gibt es keine Hochhäuser mehr. - Das ist ein bisschen so, wie wenn der betrügende Ehemann nach Hause kommt und sagt, Schatzi, ab morgen bin ich brav! - Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Das ist ein Pflanz, denn es gibt ganz ... (Zwischenruf von GRin Birgit Hebein.) Frau Kollegin Hebein! Sie werden es ertragen müssen, sich abweichende Meinungen in diesem Haus anhören zu müssen! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ein Parlament, in dem nur Ihre Meinung gilt, will ich nicht erleben! - Danke schön. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich darf Ihnen aber auch aus dem "Standard"-Online-Forum im Zusammenhang mit diesem heutigen Resolutionsantrag von Rot-Grün zitieren. - Da heißt es: "Lächerlich! Dieser Gemeinderatsbeschluss, keine weiteren Hochhäuser in der City zu bauen, ist scheinheilig, eine reine Augenauswischerei, ein Sand in die Augen der Wähler Streuen. Das ist eine Beleidigung unserer Intelligenz. Das ist nachgerade so, wie wenn ich eine Bank überfalle und zum Kassier sage: ‚Ich tu's eh nimmer, echt nicht, ich schwör's, aber jetzt her mit der Marie und ruf ja nicht die Polizei!'" - Das ist vox populi zu dem, was Sie hier aufführen. Das findet jedenfalls kaum Zustimmung in der Bevölkerung, dessen können Sie sich sicher sein! (Beifall bei ÖVP und NEOS.) Meine Damen und Herren! Weil wir gerade beim Verhandlungsschwerpunkt Stadtplanung und natürlich auch beim Verkehr sind: Wir haben heute auch schon in der Aktuellen Stunde festgestellt, dass es derzeit so unendlich viele Baustellen gibt, dass es selbst für eine noch so fleißige Opposition gar nicht so leicht ist, alle gleichzeitig zu behandeln. Wir versuchen es aber dennoch und wirklich mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln! Ein weiterer fürchterlicher Bauchfleck, der sich im Bereich der Verkehrspolitik anbahnt, betrifft den Getreidemarkt. Kollege Mahdalik hat es auch schon angesprochen. Wir sehen heute schon beziehungsweise sahen in den letzten Tagen, welche Auswirkungen es hat, wenn im Bereich der Zweierlinie oder weiter unten im Bereich des Getreidemarktes eine Fahrspur fehlt. Mehr Stau bedeutet definitiv nicht mehr Lebensqualität, und mehr Stau bedeutet auch nicht weniger Abgasemissionen. Denken Sie daher bitte auch diesbezüglich noch einmal über Ihre Haltung nach! Wir bringen jedenfalls einen Beschlussantrag ein, in dem gefordert wird, dieses Projekt unverzüglich zu stoppen und sehr wohl auch Alternativvorschläge - der ÖAMTC hat dankenswerterweise dazu einen Vorschlag eingebracht - zu prüfen, ob diese für die Lebensqualität in dieser Stadt nicht wesentlich verträglicher sind. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Mag. Chorherr. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Meine Damen und Herren! Es ist gar nicht einfach, sich in der wiederholten Diskussion über das Projekt InterCont nicht zu wiederholen. Ich werde jetzt aber versuchen, einige neue Argumente einzubringen. Erstens komme ich zu dem Antrag, den ich gemeinsam mit den KollegInnen Kubik, Kickert, Bluma und Al-Rawi "über Schutz und die Entwicklung des historischen Stadtzentrums der Stadt Wien" einbringe, bevor ich auf die, glaube ich, nicht ganz korrekte Interpretation des Antrags durch Kollegen Juraczka eingehe. - Wir möchten mit diesem Antrag verschiedene Dinge sicherstellen. Wir wollen einerseits auf das reagieren, was uns fälschlicherweise unterstellt wurde: Eines der immer wieder vorgebrachten Argumente gegen das Projekt war und ist, dass das der Auftakt zum Bau einer Kette weiterer Hochhäuser in der Innenstadt ist, und zwar mit Verweis auf das Hochhauskonzept, in welchem ja die Ausschlusszone in der Tat in dieser expliziten Form nicht enthalten ist. Wir wollen jetzt - im Übrigen auch gegenüber der UNESCO - klarstellen, dass es nie geplant war und dass in keinem Dokument, weder im Masterplan Glacis noch sonst wo, steht oder stand, wie von einem ICOMOS-Vertreter fälschlicherweise dargestellt wurde, weitere Hochhausstandorte auszuweisen. Tatsache ist, dass es derzeit - und jetzt wird es ein bisschen planungstechnisch, aber Stadtplanung ist eben eine komplexe Frage - zwar im 1. Bezirk einige Hochhäuser wie etwa den Ringturm oder das Hochhaus in der Herrengasse gibt, es aber von der Widmung her kein einziges Hochhaus gibt. Das ist eine lange Geschichte, wie das möglich war, beim Hochhaus in der Herrengasse ist zum Beispiel derzeit kein Hochhaus gewidmet. Die gegenwärtige Widmungslage besagt also ganz eindeutig: Im 1.Bezirk kein Hochhaus! Anders sieht es im Bereich des Glacis aus. Dort gibt es einige Hochhausstandorte, die auch entsprechend ausgewiesen sind. Beim InterCont ist jetzt schon ein Hochhausstandort ausgewiesen, ebenso im Bereich des Hilton, und wenn Sie mit der Zweierlinie zum Statistischen Zentralamt hinunterfahren, dann finden Sie dort auch Hochhausstandorte. Wir stellen das jetzt mit diesem Antrag klar, und wir hoffen, dass dieser heute einstimmig angenommen wird. Um zu dokumentieren, was gemeinsam gewünscht ist, möchte ich jetzt aus diesem Antrag vorlesen. - Ich beginne mit Punkt b), weil das der Punkt ist, über den wir diskutieren: "Die Stadt Wien bekennt sich dazu, dass in der Inneren Stadt keine neuen Hochhausstandorte, keine zusätzlichen Hochhäuser sowie keine Aufstockungen von bestehenden Hochhäusern geplant und verordnet werden. Die Stadt Wien bekennt sich des Weiteren dazu, dass in den durch den Masterplan Glacis beschriebenen Bereichen keine neuen Hochhausstandorte geplant und verordnet werden." Ich gebe zu: Das ist ein bisschen schwer zu verstehen. Das steht nicht im Widerspruch zu dem Projekt, das wir, denke ich, Anfang Juni beschließen werden, denn dort befindet sich bereits ein Hochhausstandort - ich werde noch darauf eingehen -, der eine deutliche Verbesserung erfährt, indem dort ein weiteres Objekt gebaut wird. Ich zitiere weiter aus Punkt b) des Antrags - und das ist wichtig, weil das leider von ICOMOS falsch kommuniziert wurde -: "Der Gemeinderat stellt klar, dass diesem Bekenntnis widersprechende Interpretationen der thematischen Leitbilder Masterplan Glacis und Hochhauskonzept nicht zulässig sind." Für das Protokoll möchte ich mich jetzt in diesem Zusammenhang bei Kollegen Bernhard Steger bedanken, der einen sehr umfangreichen, historisch sehr gut begründeten Antrag formuliert hat, der auch schon für jedermann im Netz nachlesbar ist, falls sich das jemand anschauen möchte. Auf diesen vier Seiten ist historisch sehr gut dargestellt, dass es um den Schutz und die Entwicklung des historischen Stadtzentrums von Wien geht. Ich zitiere deswegen noch kurz Punkt a): "Die Stadt Wien bekennt sich zur Erhaltung der historisch gewachsenen Silhouette ihrer Innenstadt. Die bestehende Entwicklungsdynamik soll jedoch als Chance genutzt werden, die Stadt im Sinne ihrer Bürgerinnen und Bürger und den höchsten kulturellen Maßstäben verpflichtet weiterzubauen." Das ist ein zentraler Punkt: Die Frage ist nicht, ob wir bauen oder nicht bauen, sondern es geht darum, dass wir, wenn wir bauen, mit höchsten kulturellen Maßstäben bauen. Die Begründung, die ich Ihnen sehr ans Herz lege, weil sie, glaube ich, in einem sehr guten Kontext das aufgreift, wofür wir den Welterbe-Status bekommen haben, nämlich für dieses Über- und Nebeneinander verschiedener Epochen, lese ich jetzt nicht vor, kann Ihnen aber deren Lektüre sehr empfehlen, und ich möchte diesen Antrag des Kollegen Kubik dem Berichterstatter Kubik freudig übergeben. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Jetzt noch eine Klarstellung: Es wurde gesagt, dass das ja nur ein Gemeinderatsbeschluss ist, der ja nichts wert sei, und dass man das zumindest in der Stadtverfassung, wenn nicht darüber hinaus verankern müsste. - Ich möchte jetzt einen Antrag zitieren, und zwar verweise ich auf den Antrag des Stadtrates - Gemeinderat - aus dem Jahr 1905. (GR Dominik Nepp: Oh!) Es war dies ein Antrag in derselben Qualität, wie wir ihn heute einbringen. Dieser Antrag betraf die Herstellung eines Wald- und Wiesengürtels um Wien. Damals wurde etwas beschlossen, worüber - das traue ich mich jetzt zu sagen - alle 100 Gemeinderätinnen und Gemeinderäte hier froh sind. Dieser Antrag des Stadtrates wurde damals beschlossen und hat über 100 Jahre gehalten. Ich gebe zu: Ich habe diesen Antrag vorher nicht ganz genau gelesen, zitiere Ihnen aber nun aus der Textierung: "Zur Wahrung der Interessen der Bewohner der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien wird die von dem Bürgermeister Dr. Karl Lueger angeregte Schaffung eines Wald- und Wiesengürtels in Verbindung mit einer Höhenstraße im Prinzipe beschlossen und hat als Grundlage hierfür das vom Stadtbauamte ausgearbeitete Generalprojekt zu gelten." So. Das war die Grundlage für etwas, worauf wir total stolz sind, weil wir uns über 100 Jahre daran gehalten haben. - Das sage ich jetzt nur zu dem Vorwurf, dass es sich jetzt ja nur um einen Antrag handle. Damals war es auch nur ein Antrag, der aber Wesentliches mit sich gebracht hat! (GR Mag. Wolfgang Jung: Damals war eben Lueger Bürgermeister!) Jetzt noch in Kürze zu Kollegen Juraczka, ich werde aber sicherlich die 30 Minuten nicht ausnutzen. - Vielleicht können wir einen Punkt einmal durchaus gelassen festhalten: Es gibt in allen Parteien, soweit mir bekannt ist, zu dieser Frage unterschiedliche Meinungen. Bei uns GRÜNEN ist das eindeutig sichtbar geworden, aber auch bei anderen ist das so, und ich finde, dass das nicht unanständig ist. Es ist ja nicht sozusagen eine Frage tiefster ideologischer Verankerung, wie man jetzt die Fragen der Verbesserung des Standortes, der Akzeptanz einer Juryentscheidung und des Weltkulturerbes verbindet. Ja. Bei uns sehen das Menschen anders. Sie wissen, Herr Kollege Juraczka, dass das in Ihrer Partei auch so ist! (Zwischenruf von GR Mag. Manfred Juraczka.) Und das ist nichts Unanständiges. Ich nenne jetzt nur ein Beispiel: Kollege Ikrath hat sich, wie ich mich erinnern kann, unmissverständlich und eindeutig mit einer Begründung im Hinblick auf Wirtschaftsstandort und Qualitätsverbesserung öffentlich als Nationalratsabgeordneter in Wien dafür geäußert. - Das werfe ich Ihnen gar nicht höhnisch vor, sondern sage nur: Auch in Ihrer Partei gibt es Menschen, die in der Abwägung dafür sind, und andere, die, so wie Sie, in der Abwägung dagegen sind. Genauso wenig höhnisch werfe ich Frau Kollegin Meinl-Reisinger vor, dass sie das so vertreten hat, wie sie es gestern vertreten hat - das ist ein Standpunkt, der auch bei einigen von uns so vertreten wird -, und dass sie sowohl in der Fraktion wie auch im 3. Bezirk ihre Mandatare dort dafür gestimmt haben. (Zwischenruf von GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES.) Es kommt öfters vor, dass Fragen der Ästhetik etwa des Stadtbilds unterschiedlich gesehen und interpretiert werden, und das zeigt auch sozusagen eine offene Diskussion. (Ironische Heiterkeit bei der FPÖ.) Sie lachen darüber, ich lache nicht darüber, das ist okay! Wir leben in einer freien Gesellschaft und führen intensive innerparteiliche Diskussionen. Ein zentral gesteuertes Parlament, in dem sozusagen nur "puppets" sitzen, die glauben, ihre Parteimeinung zu 100 Prozent wiedergeben zu müssen und nicht das Recht haben, in gewissen Fragen eine eigene Position zu vertreten, ist, glaube ich, nicht das, was wir alle wollen. Ich möchte noch zwei Argumente bringen, zunächst sage ich noch etwas zu Kollegen Juraczka: Sie haben auch sozusagen irgendwie entlarvend angeführt, was ich hier an diesem Pult gesagt habe. Dazu sage ich: Ja. Ich habe mich bei der Jury dafür eingesetzt, weil absehbar war, dass das zu öffentlichen Diskussionen führt. Es ist dies ein aus meiner Sicht durchaus anspruchsvolles, gutes Projekt, das ohne Hochhäuser angekommen ist. Aber das unterscheidet eben einen, der sagt, dass das seine Meinung ist, die er jetzt gegen alles durchsetzen wird, und zwar gegenüber einer Jury von - ich weiß es jetzt nicht mehr ganz genau - etwa 40 Männern und Frauen, die vor allem internationale Experten sind und sich die Argumente angehört haben, aber halt auch andere Argumente eingebracht haben, die gegen dieses Projekt gesprochen haben. Konkret geht es - das ist eh veröffentlicht worden - um drei Baukörper, die versetzt angetreten sind. Zum Beispiel hat der Vertreter des Hotels InterContinental argumentiert, dass ein solches Hotel schwer zu führen sei, wenn zwei Eingänge verwendet werden, und es wurde noch eine Reihe anderer Argumente gebracht. Im Übrigen sage ich in Richtung Architektenkammer, die sich jetzt sozusagen als großer Kämpfer mit ein paar Exponenten dagegen geriert: Die Vertreter, die von der Architektenkammer entsandt wurden, haben dieses Projekt auch unterstützt. Im Hinblick darauf frage ich: Wer bin ich mit meiner persönlichen Meinung? - Ich sehe politische Planungsstrategien so, dass man ein Verfahren einsetzt und dass wir das auch vertreten, wenn eine Jury sagt, dass dieses Projekt nach Abwägung aller Argumente das beste Projekt ist. Insofern sage ich: Ja. Ich habe mich in der Jury für ein anderes eingesetzt, habe mich dann aber für das Siegerprojekt eingesetzt, weil die Frage, ob etwas über oder unter 43 m hoch ist, nicht das einzige Qualitätskriterium sein kann, um das es bei Projekten geht. Ein Letztes, was ich sehr interessant finde, ich glaube, das ist erst heute erschienen: Ich kenne den Herrn namens Georg Eisenberger nicht, er ist Universitätsprofessor für öffentliches Recht der Universität Graz. Er hat heute eine meines Erachtens sehr interessante rechtliche Auseinandersetzung rund ums Weltkulturerbe veröffentlicht, und weil wir das immer wieder diskutiert haben, werde ich Ihnen ein paar neue Argumente bringen. Sein Hauptargument ist, dass man sich von den Drohungen der UNESCO nicht fürchten soll, und er begründet das wie folgt: Es gibt weltweit 1.052 Welterbe-Stätten in 165 Ländern, also nahezu überall. 55 Stätten davon sind auf der sogenannten Roten Liste, bisher wurde aber nur zwei Stätten der Status "Welterbe" aberkannt. Eisenberger argumentiert sehr schlüssig, dass es auch ein großes Interesse der UNESCO daran gibt, dass eine Welterbe-Stätte eben Welterbe-Stätte bleibt, denn wenn sie nämlich rausfliegt, dann haben sie dort überhaupt nichts mehr mitzugestalten. Der Autor meint also, dass manche Welterbe-Stätten sich schon länger als zehn Jahre auf der Roten Liste befinden und dort gut ruhen werden, dass sie keinerlei Einfluss auf irgendwelche Entscheidungen, et cetera haben, dass aber ihr Status nie aberkannt werden wird. Seine Einschätzung ist, dass solche Projekte weder in Wien noch in Salzburg noch in Graz dazu führen werden, dass wir das Welterbe verlieren. Um Neues zu bringen, möchte ich jetzt ausnahmsweise - ich tue das selten - länger und ausführlicher zitieren. - Eisenberger schreibt: "Umgekehrt begibt man sich mit einer Aufnahme in eine problematische Abhängigkeit fern jeglicher rechtsstaatlichen Kontrolle." - Das ist ein spannender Punkt! Wir sind ein Rechtsstaat, und was immer geschieht, man kann dagegen berufen, und Prof. Eisenberger zeigt auf, inwiefern eine Entscheidung der UNESCO rechtsstaatlich verankert ist. Ich setze fort: "Mit dem Entzug des Welterbe-Status von Dresden hat die UNESCO äußerst geschickt den Druck insbesondere auf touristisch motivierte ‚Gerade-noch-Welterbe-Stätten'" - quasi als PR-Instrument - "erhöht. Unter Hinweis auf Dresden tendiert die Politik dazu, sich beinahe hinter jeder noch so realpolitisch und städteplanerisch verfehlten Forderung des UNESCO-Sachverständigen zu Lasten des Bewilligungswerbers zu beugen. Die Beispiele Graz, Salzburg und Wien verdeutlichen dieses Dilemma. Eine vor allem für den Bewilligungswerber weitgehend gesichtslose Personengruppe ohne staatliche Autorität und ohne nachprüfende Kontrollinstanzen entscheidet nach nicht nachvollziehbaren Regeln darüber, ob geplante Projekte außerhalb des geschützten Bereiches sich neutral oder negativ auf die Weltkulturerbe-Stätte auswirken." Ich halte das für ein wichtiges Argument. Ich habe gestern vorgelesen - und wiederhole das nicht -, dass die Kriterien, gemäß welchen wir Welterbe-Stätte geworden sind, keinerlei Höhenmaß erhalten, und dass sozusagen erst im Laufe der Jahre diese 43 m aufgetaucht sind. Es entscheidet also eine gesichtslose Personengruppe ohne nachprüfende Kontrollinstanzen nach nicht nachvollziehbaren Regeln darüber. - Ich zitiere: "Die zur Prüfung der Vorhaben entsandten Sachverständigen sind meist pensionierte Denkmalschützer." - Das stimmt! Eisenberger zitiert hier den in Salzburg tätigen Gutachter, der 1933 geboren ist, also ein Jahr jünger als mein sehr geschätzter Vater ist. "Sie fordern als ‚Gegenleistung' für ihre gutachterliche Wohlmeinung sachlich nicht begründete und wirtschaftlich kaum zu rechtfertigende Projektverkleinerungen. Die Stadtentwicklung wird auf diese Weise weit über den eigentlich unter Schutz gestellten Bereich hinaus in verfassungsrechtlich bedenklicher Weise in die Hände von Einzelpersonen gelegt, die selbst nicht in der Stadt leben und die strukturellen Themen, mit denen die Stadt konfrontiert ist, nicht kennen." Ich habe das jetzt hier zitiert, weil ich die Argumente für überlegenswert halte, da sie wirklich darstellen, dass das Weltkulturerbe, so wie es ursprünglich gemeint war, etwas zu Unterstützendes ist, dass aber die jetzige Argumentation in der Tat fragwürdig ist. Lange Rede kurzer Sinn: Wien war im Verständnis der Wienerinnen und Wiener oder der Touristen in dem Sinn immer Weltkultur und Weltkulturerbe. Das spürt man, wenn man durch diese Stadt geht und fährt. Und unabhängig davon, ob wir jetzt auf diese Rote Liste kommen oder nicht, wird Wien Weltkultur und Weltkulturerbe sein und bleiben. Wir waren es, bevor wir beigetreten sind, und wir werden es auch weiterhin sein. (GR Mag. Wolfgang Jung: Weil das der Chorherr sagt!) Worauf wir achten sollen, sind vielmehr die Objekte, die wir heute bauen! Überall in Wien, nicht nur in der Kernzone, sondern auch im 22. Bezirk, im 10. Bezirk, in Favoriten, und auch im 23. Bezirk sollen die Gebäude eine Qualität haben, die in 100 Jahren zur Weltkultur der Stadt Wien beiträgt. Darum fürchten wir uns nicht vor der UNESCO, sondern sagen selbstbewusst, dass hier in einer demokratisch legitimierten Stadt entsprechende Entscheidungen fallen und wir gut und auch schön und gerecht bauen sollen. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist GR Nepp. Ich erteile ihm das Wort. GR Dominik Nepp (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Kollege Chorherr! Sie haben jetzt einen Vergleich zum Beschluss von 1905 gezogen. Sie haben diesen Beschluss von 1905 vielleicht gelesen, aber Sie haben ihn anscheinend nicht verstanden, denn gleich am Anfang steht in diesem Beschluss "zum Wohle der Interessen der Bürger". - Das, was Sie hier aufführen, ist jedoch nicht zum Wohle der Interessen der Bürger, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Sie haben auch gemeint, dass es schwierig ist, über Planungsdebatten zu reden, ohne dass man sich ständig wiederholt. - Wir haben damit kein solches Problem, denn diese Versagenskette, die es hier gibt, dauert jetzt bereits seit sieben Jahren an, nämlich seitdem Frau VBgm.in Vassilakou im Amt ist. Es beginnt mit den Steinhof-Gründen, dem Otto-Wagner-Spital und der Mariahilfer Straße, es setzt sich fort mit künstlich erzeugten Staus und jetzt zu guter Letzt haben wir das Planungsfiasko rund um den Heumarkt Dass Sie mit Ihrer Politik nicht richtig fahren, hat Ihnen ja schon das Wahlergebnis 2015 gezeigt, als Sie ein Minus eingefahren haben. Aber anscheinend wollen Sie nicht aufwachen! Davor haben Sie noch gesagt: Wenn ich ein Minus habe, dann trete ich zurück oder dann überlassen wir der jüngeren Generation hier das Ruder. Shakespeare hat einmal gemeint: "Ein gegebenes Versprechen ist eine unbezahlte Schuld." - Frau Stadträtin! Sie haben Ihre Schuld längst nicht beglichen! Sie hätten schon längst zurücktreten müssen! Das wäre besser für das Gesamtwohl in Wien, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Aber egal, was Sie versprochen haben: Sie haben bis jetzt eigentlich nie die großen Versprechen gehalten! Ich denke jetzt zurück an das Versprechen aus dem Jahr 2010: Damals haben Sie betreffend Wahlrechtsreform noch in Opposition mit der ÖVP und den Freiheitlichen gemeinsam mit Frau Christine Marek und Heinz-Christian Strache notariell beglaubigt unterschrieben, dass, egal, wer in die Regierung kommt, danach ein faires Wahlrecht angestrebt wird, nach welchem jede Stimme gleich viel wert ist. - Schon in diesem Punkt haben Sie Ihr Wort gebrochen, und deswegen glauben wir Ihren Versprechungen nicht mehr, Frau Vizebürgermeisterin! (Beifall bei der FPÖ.) Dann kam das nächste große Versprechen. Vielleicht haben Sie sich dabei "ver-sprochen": Sie haben in einem Interview 2015 diese für Sie unglückliche Formulierung gewählt - Zitat: "Sollte es zu Verlusten kommen, was ich nicht glaube, dann bedeutet das für mich, dass es an der Zeit ist, dass die nächste Generation bei den GRÜNEN übernimmt." Zwei Tage später hatten Sie zwei Prozentpunkte weniger, aber auch diesbezüglich haben Sie Ihr Versprechen nicht eingelöst. Sie hätten also nicht einmal ein Auffangnetz bei der Teamhaltung von der SPÖ, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Wolfgang Jung: Bei Siemens auch nicht, deswegen bleibt sie!) Ja, bei Siemens auch nicht! Wir stellen heute einen Antrag, der Ihnen vielleicht und vor allem der Grünen Fraktion bekannt vorkommt. Er ist nämlich im Sinne und im Wortlaut gleich wie Ihre Urabstimmung, und zwar auch in der Begründung. Ich darf daraus nur verlesen, wo sie auch schreiben: "Im Ringstraßenareal mit seinem weltweit einzigartigen Wechsel zwischen Freiräumen und repräsentativen Bauten droht eine Öffnung fu¨r spekulative Neubauten. Im Kernbereich des Welterbes, direkt am Wiener Heumarkt, zwischen dem Wiener Konzerthaus und dem Wiener Stadtpark, ist ein Luxuswohnturm geplant. VBgm.in Maria Vassilakou und Michael Häupl wollen für die Errichtung von Wohnungen in der obersten Luxusklasse mit freiem Blick auf die gesamte Wiener Innenstadt und letztlich fu¨r einen Ausverkauf der gesamten Ringstraßenanlage das Startsignal geben." Sie schreiben dann noch weiter, dass sich zahlreiche Architekturorganisationen, Architektenkammer, et cetera dagegen ausgesprochen haben, und zwar in einer noch nie dagewesenen Geschlossenheit. Deswegen bringen wir diesen Antrag heute hier auch ein, und zwar verlangen wir namentliche Abstimmung, denn dann haben wir gleich eine Probe, wie viel das Wort vieler Grünmandatare wert ist. Es haben sich ja schon einige getraut, draußen in der Öffentlichkeit zu sagen: Wir halten uns selbstverständlich an das Ergebnis der Urabstimmung! - Ich glaube, Kollege Margulies, Frau Kollegin Huemer und Frau Kollegin El-Nagashi sind dabei. Da frage ich mich schon: Wie werden Sie hier entscheiden? Beweisen Sie hier Rückgrat? Leben Sie hier wirklich das Mandat? - Wir werden es sehen, wenn wir diesen Antrag einbringen! Aber ich bin mir ziemlich sicher, wenn Sie dann auch noch am 1. Juni nicht richtig abstimmen, wie es Ihre ursprüngliche Basis wollte, dann werden alle, die hier gegen die grüne Basis abstimmen, das nächste Mal nicht im Gemeinderat vertreten sein, denn die werden sich dann bei der grünen Listenerstellung ein Beispiel nehmen und wahre Basisdemokratie leben, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Wie gesagt: Auch Sie, Frau Vizebürgermeisterin, sind für diesen politischen Stillstand, der hier herrscht, verantwortlich. Deswegen möchten wir heute hier auch einen Misstrauensantrag einbringen, den wir ebenfalls durch namentliche Abstimmung hier aufrufen lassen, denn die Zeit, die Sie hier verbracht haben, um in Ihrer Regierungsarbeit Wien eigentlich nachhaltig zu schaden, muss endlich aufhören! Deswegen werden wir heute auch einen Misstrauensantrage einbringen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Dieser Stillstand herrscht jetzt schon seit mehreren Jahren auf Seiten der SPÖ und seit Kurzem auch auf Seiten der GRÜNEN. Begonnen hat alles mit diesem Bundespräsidentschaftswahlkampf, bei dem Sie sich gedacht haben, dass diese grünen Standpunkte, die Sie dauernd verkörpern, vielleicht dem quasi unabhängigen Kandidaten Van der Bellen schaden, weil er ja dann mit den GRÜNEN wieder in einen Topf geworfen werden könnte. Darum haben Sie erst einmal nichts gemacht. Aber das Erste, was Sie gemacht haben, nachdem Sie aus Ihrem Dornröschenschlaf beziehungsweise Winterschlaf erwacht sind, war es, einmal gegenseitig Grabenkämpfe auszufechten, und das haben sich die Wiener einfach nicht verdient, und deswegen ist unsere Sorge berechtigt, dass wir Ihnen nicht mehr zutrauen, die Probleme, die diese Stadt hat, zu lösen. Deswegen werden wir heute auch einen Neuwahlantrag einbringen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Sie streiten seit Jahresbeginn so heftig, wie man das eigentlich nur von der SPÖ kennt. Gleichzeitig peitschen Sie aber auf Grund dieser Ohnmacht, die in der SPÖ herrscht, jetzt Ihre Projekte durch, etwa das, was ganz groß auf Ihrer Autofahreragenda steht, nämlich die Fahrbahnverengung auf dem Getreidemarkt, oder auch die neue Debatte, die um die Roßauer Lände entfacht wurde, wo auch wieder eine Spur weggenommen werden soll: Es gibt Parkplatzvernichtung durch Begegnungszonen sowie Inkassoaktionen durch Einführung des Parkpickerls, wogegen sich zum Beispiel die Bürger des 18. Bezirks ausgesprochen haben. All das sind Zeichen, dass Sie für dieses Amt nicht geeignet sind, überhaupt in Anbetracht dessen, dass Sie auch "Bürgerbeteiligung" in Ihrem Titel stehen haben, Frau Vassilakou. (Beifall bei der FPÖ.) Zweitens werfe ich Ihnen Ihre komplette Arroganz gegenüber diesem Weltkulturerbe vor. Sie wurden ja heute in der Fragestunde von Kollegin Olischar, wie ich glaube, gefragt, ob Sie diesen Beschluss von 2001 bereuen oder ob Sie ihn mitgetragen hätten. Darauf haben Sie gesagt, dass dieser Beschluss damals vielleicht richtig beziehungsweise damals richtig war. Was sagen Sie damit? - Ihre eigene Fraktion hat geschmunzelt, als Sie diese Antwort gegeben haben, denn damit meinen Sie ja nur, dass dieser Beschluss jetzt nicht mehr richtig ist. Aber dann haben Sie doch den Mut, zu sagen, die grüne Parteibasis hat nicht recht mit diesem Aufrechterhalten des Weltkulturerbe-Status! Sagen Sie, dass die ganzen Bürgerinitiativen nicht recht haben und dass Sie einfach Ihr Projekt durchpeitschen wollen, koste es, was es wolle. - Aber das ist nicht Demokratie, und das ist nicht eine Regierung, die wir uns wünschen, Frau Vassilakou! (Beifall bei der FPÖ.) Die Wienerinnen und Wiener haben schon längst kein Vertrauen mehr in Sie, in Bgm Häupl, in Frau VBgm.in Vassilakou, ja, in die komplette Wiener Stadtregierung! Nicht einmal die eigenen Funktionäre haben noch Vertrauen, dass Sie diese Probleme lösen können. Darum bleibt auch mein Appell am Schluss: Stimmen Sie unseren Anträgen zu! Stimmen Sie dem Inhalt der grünen Urabstimmung zu! Stimmen Sie dem Misstrauensantrag zu! Stimmen Sie dem Neuwahlantrag zu! Dieses rot-grüne Schreckgespenst in Wien muss endlich abgewählt werden! Es braucht endlich eine freiheitliche Handschrift in der Wiener Landesregierung! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Al-Rawi. Ich erteile ihm das Wort. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Danke, Herr Vorsitzender. Irgendwie erinnert mich das Ganze an den Film "Und täglich grüßt das Murmeltier". Gestern haben wir dieses Thema ausführlich debattiert. (GR Mag. Wolfgang Jung: Haben Sie Canaletto schon nachgeschlagen? - GR Armin Blind: Der Heilige Canaletto!) Ja, der Heilige Canaletto kommt sicherlich auch noch einmal vor! Eigentlich geht es um die Widmung eines ganz anderen Areals, und trotzdem debattieren wir die gleiche Geschichte von gestern! Jetzt ist die Frage, wie es Herr Chorherr auf dem Punkt gebracht hat: Wie schaffen wir es, Neues hineinzubringen, nachdem wir es gestern eigentlich ausführlich debattiert haben? Ich werde es jetzt einmal mit einer Zusammenfassung der Gedanken versuchen, vielleicht bleibt doch irgendwann einmal etwas hängen und können wir es einmal ohne viele Emotionen rüberbringen. Erstens geht es um ein Projekt am Heumarkt, das alles andere als in einer Schnellaktion realisiert worden ist. Wir haben es ja gestern erwähnt: Es gab ein kooperatives Verfahren, in das alle Akteure vom Eislaufverein bis zum Musikverein und dem Bezirk eingebunden wurden. Es hat Wünsche gegeben vom Gymnasium vis-à-vis, man wollte die Eislauffläche behalten, man will einen Mehrwert an Raum erreichen, man will eine Sporthalle für das Gymnasium vis-a-vis haben und vieles mehr. Im Endeffekt ergeben all diese Wünsche in Zusammenhang mit einem Investor dann irgendeine Lösung, die manchen gefallen mag und manchen nicht und die wir schließlich zu einem Abschluss gebracht haben. Jetzt ist das auf dem Tisch, und jetzt können wir darüber diskutieren, ob es einem gefällt oder nicht beziehungsweise ob es Bürgerinitiativen gibt, die das nicht wollen. Aber es gibt dann noch eine zweite Diskussion über die Höhe. Dieses Thema haben wir gestern auch sehr lange erörtert. Und die nächste Dimension, die uns alle sehr bewegt, ist die Frage, ob wir das Weltkulturerbe verlieren oder nicht verlieren beziehungsweise ob wir auf die Rote Liste kommen. - In diesem Zusammenhang kann ich die Frage des Herrn Kollegen Nepp, ob der Beschluss damals richtig war oder nicht, von meiner Seite beantworten: Ich wage es zu bezweifeln, ob wir das wirklich jemals gebraucht haben. Wozu braucht man ein Prädikat "Weltkulturerbe"? - Man braucht das zum einen, um eine Substanz und eine Stadt in ihrer jetzigen Lage zu erhalten. Ich glaube, die Stadt Wien hat im Laufe ihrer ganzen Geschichte bewiesen, dass sie auf ihre Kultur achtet und dass man nicht mutwillig mit der Stadt umgeht. Das haben Stadträtinnen und Stadträte der Sozialdemokratie jahrelang getan, es hat auch einen von der ÖVP gegeben, und jetzt haben wir eine Stadträtin der GRÜNEN, und das ist etwas, was im Großen und Ganzen auch bewahrt wurde. Ein Argument ist auch, dass wir diesen Status brauchen, damit die Touristen hingehen. - Ich glaube, dass die Stadt Wien dieses Prädikat dafür nicht braucht. Ich glaube, dass kein Mensch, der nach Wien auf Urlaub kommt oder die Stadt besucht, deswegen kommt, weil das ein Weltkulturerbe ist, sondern weil Wien eben die Stadt Wien ist. (GR Armin Blind: Glauben Sie wirklich, was Sie reden?) Glauben Sie wirklich, dass die Leute nach Wien kommen, weil das ein Weltkulturerbe ist? Fragen Sie einmal jeden Touristen, der nach Wien kommt, ob er weiß, ob Wien auf der Weltkulturerbe-Liste ist (GR Armin Blind: In der Tourismusbranche ist das vielleicht sehr wohl ein Asset. - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das habe ich ja gesagt: Die Touristen werden sich das trotzdem weiterhin anschauen, jeder wird auch das Schloss Schönbrunn weiterhin besuchen, egal, ob das Schloss Schönbrunn ein Weltkulturerbe ist oder nicht! Ich möchte trotzdem noch einmal die Alternativen in Erinnerung rufen: Wenn wir heute das Ganze umdrehen wollen, komme ich wiederum zurück auf die Alternative, im Zusammenhang mit welcher wir seinerzeit haargenau die gleiche Problematik und die gleichen Diskussionen gehabt haben, nämlich die Umplanung von Wien-Mitte. - Ich zitiere jetzt den Architekten und Denkmalschützer Friedmund Hueber im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" am 14.3., also unlängst, im vergangenen März. Hueber ist im Übrigen ein Architekt, der zu jenen gehört, die sich auch sehr kritisch über den Masterplan Glacis geäußert haben, er ist also nicht jemand, der verdächtig ist, dass er ein Befürworter des Projekts am Heumarkt ist. Auf die Frage, welcher Neubau eines der schlimmsten Beispiele ist, das Hueber in Wien einfällt, kommt ganz eindeutig und kurz die Antwort: "Ganz Wien-Mitte und seine Wirkung im öffentlichen Raum." Was ist damals geschehen? - Damals hat man ein Projekt entwickelt, bei dem die Architekten Ortner & Ortner und auch Architekt Neumann an Bord waren, in dessen Rahmen sechs Hochhäuser geringfügig höher als das Hotel Hilton geplant wurden: Es gab einen Sturm der Ablehnung durch Denkmalschützer, Stadtbildschützer drohten mit der Nichtverleihung des Prädikats Weltkulturerbe. Damals ist schon der heilige Canaletto-Blick ins Visier gekommen. Der Stephansdom wurde in die Diskussion hineingezogen, und es wurde behauptet, dass die Bauten höher sein werden, obwohl das nicht gestimmt hat. - Das Ergebnis kann sich heute jeder anschauen. StR Schicker ist in einem ganz treffenden Gastkommentar ebenfalls in der "Wiener Zeitung" auf das Interview mit Architekt Friedmund Hueber eingegangen. Er hat das ganz bildlich dargestellt und hat einfach gesagt - ich zitiere: "Das Gerichtsgebäude an der Marxerbrücke wurde nach den Plänen von Ortner & Ortner errichtet." - Das sind jene Architekten, die dieses Wien-Mitte damals geplant haben. "Es kann sich jeder davon überzeugen, welche Schande dadurch beziehungsweise bei Errichtung des Gesamtprojektes über Wien gebracht worden wäre." - Gehen Sie wirklich einmal hin, schauen Sie sich das an und überzeugen Sie sich davon! im Zusammenhang mit der UNESCO vielleicht auch ein paar Worte über die Rolle des ICOMOS. Der ICOMOS wird immer wieder zitiert und ins Treffen gebracht, wir bekommen auch alle E-Mails von dieser Organisation, und hier sei eines gesagt: Wer ist nun ICOMOS? - ICOMOS ist eine NGO, ein selbsterneuerndes Projekt von Stadtbilderhaltern, und es ist kein demokratisch gewähltes oder legitimiertes Instrument, welches über die Legitimation eines Gemeinderates, eines Bezirksvorstehers, eines Stadtrates oder eines Bürgermeisters verfügt. ICOMOS setzt sich auch über die Ergebnisse von plebiszitären Entscheidungen hinweg. All jenen, denen es jetzt so am Herzen liegt, wie die Parteimitglieder der GRÜNEN abgestimmt haben, sei gesagt: ICOMOS hat einfach negiert und nicht akzeptiert, dass die Bewohner der Stadt Dresden sich für einen Brückenbau beziehungsweise eine Überquerung entschieden haben und hat Dresden einfach dieses Weltkulturerbe entzogen. Jetzt meine Frage: Welchen Reputationsschaden oder welchen Tourismusschaden hat Dresden durch den Entzug genommen? - Eigentlich gar keinen! Gehen Sie hin und fragen Sie den Bürgermeister, fragen Sie die Leute dort, und fragen Sie auch die Bevölkerung in der Welt! Deswegen ist es mein Ansatz - und ich wiederhole, was ich auch gestern erwähnt habe -, mit der UNESCO neue Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Es kann sein, dass die UNESCO akzeptiert, dass Wien eine pulsierende, sich entwickelnde Stadt ist und dass sich dort auch Änderungen ergeben. Oder man redimensioniert die Weltkulturerbe- Geschichte, indem man sie nicht über die gesamte Innenstadt erstreckt, sondern auf gewisse Objekte wie die Hofburg, die Albertina, das Obere und Untere Belvedere beschränkt. Und wenn auch das nicht funktioniert, dann gibt es eben die Ultima Ratio, die dann noch immer im Raum steht. Ich glaube auch, wie Kollege Chorherr es dargestellt hat, dass uns das nicht wirklich drohen würde. Aber sollte es tatsächlich geschehen, mein Gott, dann wird die Stadt Wien trotzdem weiterhin von uns hier regierenden Regierungsparteien sorgsam und bewusst als eine Weltkultur-Stadt erhalten werden! Wir brauchen die UNESCO weder als Aufpasser für uns noch als jemanden, der uns mit dem Zeigefinger zeigt, wo es lang geht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Frau GRin Meinl-Reisinger. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Danke Herr Vorsitzender. - Werte Kolleginnen und Kollegen! Im Prinzip könnte ich - und werde das sicherlich in Teilen auch so tun - meine Rede von gestern wiederholen, denn es hat sich ja seit gestern nichts geändert: Ich bekenne mich auch weiterhin dazu, dass wir NEOS der Meinung sind, dass man möglicherweise über das Weltkulturerbe trefflich diskutieren kann, dass man das aber bitte auf Augenhöhe mit den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt tun soll, weshalb die Wienerinnen und Wiener in diese Frage mit einbezogen gehören. - Das gleich vorneweg. Ich möchte ein bisschen auf das eingehen, was gesagt wurde, insbesondere von Kollegen Chorherr. Gleich einmal vorweg zu diesem Antrag, den Rot-Grün heute sozusagen zur zukünftigen Bewahrung oder Rettung oder zum Schutz der Wiener Innenstadt und des Glacis vor Hochhäusern einbringt. Kollege Juraczka hat leider vorher den Witz geklaut. (GR Mag. Manfred Juraczka: Entschuldige!) Ich meine: Man fühlt sich wirklich veräppelt! Wir diskutieren seit Monaten über ein Projekt, von dem Sie wissen, dass es auch unter den Wienerinnen und Wienern emotional diskutiert wird, weil es vielen wichtig ist, was mit diesem Welterbe-Status passiert. Sie hören quasi nie hin, Sie sagen zunächst, ach, das wird schon irgendwie gehen, dann desavouieren Sie die UNESCO - ICOMOS -, indem Sie sagen, ja, die sind ja nicht demokratisch, und so weiter, wir brauchen das überhaupt nicht, und so weiter. Und jetzt setzen Sie sich hin, stellen einen Antrag und sagen, na ja, okay, aber in Zukunft werden wir brav sein. (Zwischenruf von GR Ernst Woller.) - Das ist eine reine Augenauswischerei, und der Herr oder die Dame, dieser User im "Standard"-Forum hat völlig recht. Dieser Art der Show-Politik werden wir sicherlich nicht zustimmen. (Zwischenruf bei den GRÜNEN.) - Ja, das ist Show-Politik, Frau Kollegin, das ist Show-Politik in der alles entscheidenden Frage. In diesem Fall nämlich bleiben Sie, und das konnte man auch nachlesen, dem Investor im Wort, aber für die Zukunft sagen Sie, nein, ist eh nicht so gemeint, wir sind eh ganz brav. - Das ist nichts anderes als Show-Politik, als Beschwichtigungspolitik und eine reine Augenauswischerei der Wienerinnen und Wiener. (Beifall bei den NEOS.) Es wurde an der Stelle gesagt, dass dieses Bekenntnis auch gegenüber der UNESCO gegeben wird, und dass ein Bekenntnis des Gemeinderates sehr viel wert wäre. Das wage ich zu bezweifeln, da hilft auch nicht die Lust am historischen Vergleich, den Christoph Chorherr hier getätigt hat, weil, und da muss man jetzt auf Bundesebene schauen, die Republik Österreich einen Vertrag mit der UNESCO eingegangen ist. Also wo bitte ist jetzt der Unterschied in der Frage, welche bindende Qualität dieser Vertrag mit der UNESCO gegenüber dem Show-Akt hat, den sie heute mit diesem "Ich schwöre, wir bauen keine Hochhäuser mehr rund um die Innenstadt." vollziehen? (GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi: Das steht nicht im Vertrag drinnen!) Sie können doch nicht auf der einen Seite sehenden Auges in einen Vertragsbruch laufen, und andererseits sagen, aber das ist eine ... (GR Christian Oxonitsch: Wo steht das im Vertrag drinnen?) - Österreich bekennt sich zum umfassenden Schutz des Welterbes, und wenn man dieses Ensemble der Innenstadt derart verletzt, dass man gestrichen wird, verletzt man die Vertragspflicht, das ist ganz einfach. (Neuerlicher Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Ich bin der Meinung, das ist das Papier nicht wert, auf dem Sie das schreiben und halte das auch tatsächlich für problematisch. Ich bin wirklich hellhörig geworden, und ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob ich es richtig gehört habe, denn das war so im Abgang des Herrn Chorherr, aber haben Sie gesagt, Sie stehen dafür ein, dass man in Wien gerecht baut? Hat er gerecht gesagt? - Das finde ich schon bemerkenswert, denn das ist schon eine Überdehnung des Wortes Gerechtigkeit, wenn Sie hier quasi die Anliegen eines Investors vertreten und diesem im Prinzip den roten Teppich ausrollen. Das ist eine Überdehnung, die an - wie soll man sagen? - Zynismus eigentlich kaum zu überbieten ist. Was hat das mit Gerechtigkeit zu tun, dass der Herr Tojner ein Hochhaus bauen darf, dass er eine Rendite macht, dass die GRÜNEN draufkommen und auf einmal glühende Reden darüber halten, dass es ja selbstverständlich ist, dass ein privater Investor auch eine Rendite machen muss? Das ist jetzt Gerechtigkeit? - Ich meine, das ist doch lächerlich, bitte, seien Sie mir nicht böse! Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun! Dann sagen Sie doch, was Sache ist! Sie fühlen sich dem Investor verpflichtet, okay, "fair enough", das kann ich vielleicht sogar persönlich nachvollziehen, wenn man so viele Jahre verhandelt. Aber Sie messen mit zweierlei Maß! Sie messen mit zweierlei Maß! Dort, wo es Ihnen aus wahltaktischen Gründen gepasst hat - auch das wurde gestern schon zur Sprache gebracht -, Stichwort Hetzgasse, Schutzzone, wo die Situation nicht anders ist, außer, dass der Investor eine Frau und diese vielleicht weniger potent als der Herr Tojner ist, die ein sehr baufälliges Gründerzeithaus - sie hatte schon einen bewilligten Abbruchbescheid -, niederreißen und dort ein Wohnhaus mit mehr Wohnungen bauen will, dort stellten Sie sich im Wahlkampf hin und führten Ihren gerechten Kampf gegen die Spekulanten und Investoren, die dieses Wien zerstören, und knallten denen eine Schutzzone hin. Und im anderen Fall rollen Sie dem Investor den roten Teppich aus? Finden Sie das nicht ein bisschen doppelbödig? Finden Sie nicht, dass Sie hier mit zweierlei Maß messen? Mir fehlen da eigentlich die Worte, denn, wie gesagt, noch einmal: Wenn von unserer Seite das Argument kommt, dass ich sage, ja, es ist gut, wenn Private Geld in die Hand nehmen und in der Stadt etwas schaffen und wir davon profitieren, ist es okay, aber auf Seiten der GRÜNEN ist es abhängig von der Tagesverfassung, wen sie als Spekulanten bezeichnen. Kommt es da auf das Geschlecht an, oder passt es halt in dem einen Fall in den Kram und im anderen Fall nicht? - Diese Beliebigkeit halte ich überhaupt nicht aus, und ich muss auch sagen, sie gerechtfertigt meiner Meinung nach das Misstrauen in die Frau Vizebürgermeisterin durchaus, weshalb wir diesem Misstrauensantrag auch zustimmen. Ich möchte auch einen Aspekt einbringen, der eigentlich viel zu wenig erwähnt wurde, und den ich natürlich schon auch den GRÜNEN ins Stammbuch schreibe, nämlich einen Blick darauf zu werfen, wie es überhaupt zu diesem Bauprojekt und diesen Eigentumsverhältnissen gekommen ist. Immerhin ist es eine Causa, die mittlerweile die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft interessiert. Also reden wir bitte auch einmal darüber! Das Grundstück, auf dem der Eislaufverein ist, hat dem Wiener Stadterweiterungsfonds gehört. Dieser ressortiert zum Innenministerium, das ist historisch begründet. Als sozusagen die Stadtmauern geschliffen wurden, hat man gesagt, über diesen Fonds finanziert man auch die Prunkbauten - das ist eben historisch gewachsen. In diesem Stadterweiterungsfonds war der ÖVP-nahe Geschäftsführer Alexander Janda, der das Grundstück des Wiener Eislaufvereins, ich glaube, 2008 zum Verkauf anbot. Ich bitte, mich jetzt nicht auf die Jahreszahlen festzunageln, weil ich bei der einen oder anderen nicht ganz sicher bin, aber Sie können das alles nachlesen, wie gesagt, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft interessiert sich auch dafür. Interessant ist, dass in der 1. Runde die Firma WertInvest mit Herrn Tojner 9 Millionen EUR bot. In der 2. Runde zog WertInvest dieses Angebot zurück. Verkauft wurde es um 4,2 Millionen EUR an die gemeinnützige Genossenschaft Buntes Wohnen, mit der irgendwie auch, glaube ich, Peter Wittmann von der SPÖ und Herr Franz Guggenberger verbunden sind. 2010 - ich bin mir nicht ganz sicher über die Jahreszahlen - stieg dann die Tecto- Gruppe ein. Die Tecto-Gruppe ist auch im Zusammenhang mit Investitionen der Hypo Alpe-Adria, ich glaube, in Kroatien genannt worden, und dort umtriebig ist auch der FPÖler Detlev Neudeck. 2012 verkaufte Buntes Wohnen die Anteile an WertInvest. Das ist interessant, denn wir erinnern uns, dass WertInvest das ursprüngliche erste Angebot von 9 Millionen EUR gelegt und dann zurückgezogen hat, Buntes Wohnen hat es um 4,2 Millionen EUR gekauft. Die Tecto-Gruppe ist dazwischen eingestiegen, und jetzt verkauften sie die Anteile an WertInvest. 2017 ist die Tecto- Gruppe ausgestiegen, und interessanterweise ist aber jetzt Franz Guggenberger eingestiegen, der ursprünglich bei Buntes Wohnen dabei war. - Es wird in der gesamten Sache ermittelt, und ich glaube, das ist gut so. Jetzt sagen Sie mir, dass da alles wunderbar in Ordnung ist und wir hier einfach so einen Beschluss fassen sollen. - Ganz ehrlich, das kann ich nicht. Es wundert mich, dass die GRÜNEN das tun. Ich glaube, Sie verraten da sämtliche Ideale, die Sie einmal hatten, warum auch immer. Cui bono? Ich verstehe es nicht. Sie werden es wahrscheinlich auch Ihren Wählerinnen und Wählern primär erklären müssen. Ich bleibe dabei, die Frage des Weltkulturerbes ist eine, die wir offen und ehrlich diskutieren müssen. Man kann das nicht einfach im Vorübergehen abschaffen und sich jetzt hier herstellen und sagen, eigentlich brauchen wir das alles nicht, kein Tourist mehr oder weniger kommt deshalb. Kollege Al-Rawi hat gemeint, wir können ja die Touristen fragen. - Nein, ich will nicht die Touristen fragen. Ich bleibe auch bei dem, was ich gestern gesagt habe, das ist keine touristische Frage, sondern eine kulturpolitische Frage und, wenn man so will, eine kulturhistorische Frage und eine Frage danach, wie man grundsätzlich mit dem Erbe in dieser Stadt umgeht, aber keine touristische Frage. (Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi.) Diese Frage möchte ich diskutieren, aber da fragen Sie nicht die Touristinnen und Touristen, da fragen Sie bitte die Wienerinnen und Wiener! (Beifall bei NEOS und FPÖ.) Diese haben ein Recht, hier mitzureden. Unsere Position war immer klar, natürlich finden wir grundsätzlich gut, dass dort etwas passiert. Wenn das der Stadt so wichtig ist, dann könntet ihr im Übrigen auch jetzt etwas beim Eislaufverein tun. Man muss ja nicht dem Eislaufverein selber die größte Konkurrenz machen, indem man da draußen den Eislaufzauber veranstaltet. Ich meine, das ist die größte Konkurrenz in der Nähe zum Eislaufverein. Dem Eislaufverein zu helfen, wenn das das große Anliegen ist, also ganz ehrlich, das würden wir als Stadt Wien schaffen, keine Frage, das wäre ja lächerlich, bitte. Aber ich bin froh, dass dort etwas passiert. Wir finden auch grundsätzlich das Projekt gut, das haben wir immer gesagt, aber um diese Frage des Welterbes kann man sich nicht herumschummeln, entweder man ist pakttreu oder man ist es nicht. Wenn man es nicht ist, dann ist dieser heutige Beschluss auch nichts anderes als eine Augenauswischerei und das Papier nicht wert, auf dem er steht. - Danke. (Beifall bei den NEOS sowie von StRin Ursula Schweiger-Stenzel und GR Mag. Manfred Juraczka.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu einer tatsächlichen Berichtigung ist Herr GR Dipl.-Ing. Al-Rawi gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. Drei Minuten Redezeit. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Frau Kollegin Meinl-Reisinger! Sie versuchen, mir Dinge in den Mund zu legen und mich bewusst misszuverstehen. Ich habe eindeutig darauf hingewiesen, dass das Weltkulturerbe und wie die Stadt geplant wird, eine Sache der Wienerinnen und Wiener ist. (Zwischenruf von GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES.) Ich habe deswegen auch bekrittelt, dass die ICOMOS und die UNESCO keine von uns demokratisch legitimierten Institutionen sind, die beschließen, wie die Stadt auszusehen hat. Die Frage betreffend Touristinnen und Touristen war nur darauf bezogen, dass uns selbst ein Entzug dieses Status nicht schaden würde, und ich habe damit gemeint: Fragen Sie die Touristen, ob sie wissen, ob wir ein Weltkulturerbe sind oder nicht! Ich habe aber nicht gemeint, so wie Sie es mir in den Mund legen, dass ich die Touristinnen und Touristen entscheiden lasse, wie wir unsere Stadt zu planen haben. - Das wollte ich hiermit korrigieren. - Danke. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar zu Wort gemeldet. - Ich erteile es ihr. Ab jetzt beträgt die Redezeit 20 Minuten. - Bitte. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Herzlichen Dank. Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sie verzeihen mir meine etwas angeschlagene Stimme. Ich möchte zuallererst, bevor ich konkret in die Debatte eingehe, einen Gedanken bringen, der sich beim Zuhören meiner Vorredner und vor allem der Vorredner von Rot- Grün bei mir gebildet hat. Ihr Verhalten bezüglich des Weltkulturerbes ist wirklich feig! Das muss ich wirklich sagen. In den Debattenbeiträgen und auch in der Antwort von Frau VBgm.in Vassilakou klingt mal deutlicher, mal weniger deutlich heraus, dass die Entscheidung für das Weltkulturerbe damals ein Fehler war. Mein Appell ist: Stehen Sie zu dieser Meinung! Was ist das Problem, öffentlich eine Meinung dazu bekannt zu geben? Schieben Sie nicht einfach einen Projektentwickler vor, der auf Grund Ihrer Beschlüsse ein Projekt umsetzt, und dann heißt es: Oh, hoppala, jetzt ist das Weltkulturerbe tatsächlich weg. - Das ist wirklich feig! Stehen Sie zu Ihrer Meinung! (Beifall bei der ÖVP.) Wahrscheinlich trauen Sie sich nicht, es öffentlich kundzugeben, nachdem sich der Herr Bürgermeister selber damals sehr, sehr stark dafür eingesetzt hat und die ganze Geschichte auf Grund seines Wunsches ins Rollen gekommen ist; aber gut. Ich möchte in meinem heutigen Debattenbeitrag die Chance nutzen, zur Stadtplanung und Stadtentwicklung in Wien etwas weiter auszuholen. Die Stadtentwicklung ist ein Tagesgeschäft. Man muss ständig auf Entwicklungen reagieren - steigende Bevölkerung, Zuzug, Bedürfnisse des täglichen Lebens, Wohnen, Arbeiten, Verkehr. Also muss man in der Planung schauen, dass man diesen Bedürfnissen gerecht wird und sie in Form von Wohnhäusern unterbringt, natürlich auch Platz für Unternehmen mitbedenkt, die für die Bevölkerung die Arbeitsplätze bereitstellen. Wir müssen alle ständig von A nach B, egal, ob von der Wohnung in die Arbeit, zu einem Termin, Kinder abholen, einkaufen gehen, zu Bildungsstätten. Das heißt, auch hier müssen das Planen und Bauen von Straßen, U-Bahnen, Straßenbahnen, et cetera, der Verkehr an sich in der Stadtentwicklung, Stadtplanung mitberücksichtigt werden. Jetzt haben wir in Wien noch ein besonderes Goodie, ein oft vergessenes, nämlich landwirtschaftliche Flächen. Wir haben tatsächlich Landwirte innerhalb der Wiener Stadtgrenzen, die mit ihrem selbst angebauten Gemüse, aber auch Getreide Wien versorgen können, und zwar nicht wenig, nämlich ein Drittel der Wiener Bevölkerung, das heißt, die Bewohner von Favoriten, von Ottakring, Floridsdorf und der Donaustadt, um es massentechnisch auszudrücken. Ein weiterer Aspekt, der in der Stadtplanung zu tragen kommt, betrifft Freizeit, Kultur, Sport oder welche Interessen auch immer. Auch diese müssen in die Planung mit einfließen. Die Berücksichtigung all dieser Ansprüche hat die Stadtplanung zur Aufgabe - klingt logisch, klingt einfach. Jetzt haben wir in Wien aber zwei zentrale Probleme: ein verwaltungstechnisches und ein politisches. Zum verwaltungstechnischen Problem: Da spreche ich konkret die Aufgabenverteilung in den einzelnen Ressorts der Stadt Wien an. Wir haben es mit einer Aufteilung zu tun, die ganz und gar nicht stadtplanungsfreundlich ist. Geht man auf die vorhin angesprochenen Bedürfnisse und Ansprüche der Bevölkerung an eine Stadt ein und sucht die Zuständigkeiten in den Ressorts der Stadt, dann kann einem Planer schon ganz schön schwindelig werden. Themen zum Wohnbau finden sich bei StR Ludwig, zu Wirtschaft und Arbeitsplätzen bei StRin Brauner, zu Kunst und Kultur bei StR Mailath-Pokorny, zu Landwirtschaft bei StRin Sima, genauso wie die Planung des öffentlichen Verkehrs, um nur einige Beispiele zu nennen. Viel bleibt da für das Stadtplanungsressort nicht übrig. Diese Aufgabenverteilung ist kontraproduktiv, meine Damen und Herren. Jeder kocht sein eigenes Süppchen, Verantwortungen werden zum Nächsten weitergeschoben. Kurz gesagt: Diese Aufteilung hemmt ein zukunftsorientiertes Weiterkommen in der Stadtplanung und Stadtentwicklung. Dazu kommt, dass, wie schon sehr oft angesprochen, die Stadt Wien keine Vorstellung darüber hat, wie sich die Stadt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten konkret entwickeln soll. Was meine ich damit? - Wir haben zwar einen Stadtentwicklungsplan, der stets von Rot-Grün hochgelobt wird, Tatsache ist jedoch, er ist ein Freibrief. Er ist ein Freibrief für alle Vorhaben, die sich die Stadt vornimmt, und, das ist das größte Übel, er hat keinerlei Rechtsverbindlichkeit. Sie entkräften meine Kritik, die ich ja schon öfter eingebracht habe, mit dem Argument, dass der Stadtentwicklungsplan im Gemeinderat als beschlossenes Dokument ein sehr hohes Maß an politischer Verbindlichkeit habe. Aber, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, es braucht nicht das politische Commitment untereinander, sondern Verbindlichkeit gegenüber jenen, die einen Beitrag für die Stadt Wien leisten, nämlich Planerinnen und Planer. Woran sollen sich Experten, Planer, Projektentwickler, aber auch die Wienerinnen und Wiener orientieren, wenn sich diese politische Verbindlichkeit mal ändert? - Es braucht Sicherheit und Orientierung in dieser Stadtplanung! Ich komme zu meinem zweiten Aspekt, den ich in Wien als wirklich sehr problematisch erachte, und zwar, wie die Politik selbst agiert. Ein Wort, das die Stadtplanungspolitik von Rot-Grün beschreibt, ist das Wort Beliebigkeit. Wir sehen, was bei einer Politik der Beliebigkeit herauskommt: vergeigte Herangehensweisen à la Heumarkt. Es ist leider nicht das einzige Projekt in der Liste der Planungsflops der letzten Jahre. Dazu fallen mir ein: Sonnwendviertel: Betriebsflächen wurden versprochen und dann herausgenommen; Seestadt Aspern: das ursprüngliche Vorhaben, die Seestadt zu einem Wissenschaftsstandort zu machen und Forschung und Entwicklung zu etablieren, wurde nicht realisiert. Der damals ausgearbeitete Masterplan ist eigentlich nur mehr als schönes buntes Bild im Wohnzimmer zu gebrauchen, und auch der Kommentar von der Magistratsabteilung im Stadtentwicklungsausschuss - na ja, Masterpläne, je länger sie liegen, desto mehr ändern sie sich - hat nicht wirklich viel von einer verbindlichen Raumplanung. Otto-Wagner-Spital, Baumgartner Höhe: herumwurschteln seit zehn Jahren, noch keine Nachnutzungserscheinung, eine Studie dazu bleibt unter Verschluss. Nordwestbahnhof: ewige Planungs-Story ohne erkennbare städtebauliche Zielsetzung. In der Pipeline: Hausfeld/Berresgasse - Wohnschwerpunkt ohne Infrastruktur, ohne Verkehrsplanung. Auch das ist keine Seltenheit beim rot-grünen Gewurschtel. Den Vogel abgeschossen hat letztes Jahr die Causa rund um die Siemensäcker: Stadtplanung sticht Bürgerinitiative, und das, indem der Flächenwidmungsplan nur wenige Stunden vor Anhörung der Petition beschlossen wurde. Unberechenbar und beliebig, das ist die Zusammenfassung der Stadtplanung in Wien. Ihre Politik, sehr geehrte Damen und Herren von Rot-Grün, hat verheerende Auswirkungen auf das Vertrauen der Öffentlichkeit in die sachgerechte örtliche Stadtplanung. Wir haben es mit einer Politik, die keinerlei Voraussetzungen für eine strategische, langfristige und zukunftsorientierte Stadtentwicklung bietet, zu tun. Die derzeitige Situation bietet keine Sicherheit, keine Orientierung, weder für Projektentwickler noch für Wienerinnen und Wiener. So kann es nicht weitergehen! Stadtplanung muss heute funktionieren, sonst muss man morgen reparieren. - Danke. (Beifall bei ÖVP und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Dr. Kickert zu Wort gemeldet. - Ich erteile es ihr. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Vorsitzende! Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer auf der Galerie und vielleicht auch vor dem Livestream! Ich beginne mit einer kurzen Berichtigung. Ich habe mir die tatsächliche Berichtigung nach der Rede von Frau Meinl-Reisinger erspart, aber vielleicht mag sie kurz zuhören. Die Hetzgasse hatte keinen gültigen Abbruchbescheid, Frau Kollegin Meinl-Reisinger, weil Gebäude außerhalb der Schutzzone keiner Abbruchbewilligung unterliegen. - Nur so viel zur korrekten Interpretation gesetzlicher Voraussetzungen in der Bauordnung. Wir sprechen heute in der erweiterten Diskussion zu diesem Schwerpunkt zum dritten Mal über Heumarkt und seine Auswirkungen, und es ist dann immer die Frage, welchen Aspekt wir heranziehen. Heute ist wieder einmal das Weltkulturerbe im Fokus, und weil Ehrlichkeit von den Mitgliedern der Oppositionsparteien gefragt worden ist, möchte ich auch ehrlich sein. Ich halte das Prädikat Weltkulturerbe für die Innere Stadt, wie übrigens für Schönbrunn, für ausgesprochen angemessen und für wertvoll. Und nein, es geht mir nicht darum, das irgendwie hintenherum abzuschaffen. Aber worüber ich sehr wohl eine ausführliche Auseinandersetzung mit der ICOMOS und dem World Heritage Committee führen wollen würde, ist die Frage, wie dieses Gut Weltkulturerbe Innere Stadt in Bestand und in seiner Wertigkeit zu erhalten und zu schützen wäre. Der Bestand des Kulturguts Innere Stadt ist durch das Projekt Heumarkt nicht gefährdet. Es wird kein Bestandsgebäude, das unter Denkmalschutz steht oder anderswie schützenswert ist, gefährdet. Also lassen Sie uns jetzt über die Frage der Wertigkeit des gesamten Kulturguts Innere Stadt sprechen. Sie alle werden, so wie ich, von Universitätsprofessor Wilfried Lipp ein Schreiben erhalten haben, in dem er uns als Abgeordnete zum Gemeinderat seine wesentlichsten Punkte und seine Interpretationen zu dieser Wertigkeit darlegt. Ich denke, entlang dieser Punkte, die er darstellt, zeigen sich ausgesprochen deutlich die Unterschiede im Zugang und in der Interpretation. Selbstverständlich geht es um den Erhalt des Bestandes, aber das auch noch in einer dynamischen, wachsenden und, ich sage das dazu, für sich in Anspruch nehmend, modernen Stadt. Zieht man die Punkte heran, die auch Prof. Lipp zitiert, so sieht man genau, in welchem Spannungsverhältnis diese Diskussion steht. Ja, ich gebe zu, wenn man über Spannungsverhältnisse sachlich redet, interessiert das niemanden mehr, jedenfalls niemanden von der Opposition. Ich werde trotzdem meine Gedanken ausführen, weil ich glaube, dass das wichtig ist, wichtig in einer ehrlichen Auseinandersetzung um genau diese Zugänge. Lipp schreibt zum Beispiel, einer der wesentlichsten, auch historischen Gründe für Denkmalpflege und Erinnerungskultur ist die Teilhabemöglichkeit aller Schichten der Gesellschaft. Unter diesem Punkt führt er an, dass er meint, es drohe ein Verlust der Vielfalt an kulturellem Erbe für die künftigen Generationen. Und er behauptet, durch dieses Projekt drohe auch ein Verstoß gegen die soziale Fairness, und er erwähnt die Luxuswohnungen. Im nächsten Absatz schreibt er, dass wir wohl einer verfehlten Interpretation des behaupteten Mehrwertes unterliegen würden und erwähnt mit keinem einzigen Wort diese Mehrwerte. Das ist jetzt genau der Punkt: Wenn man über soziale Fairness spricht, muss man sehr wohl die in diesem Projekt verwirklichten Mehrwerte aufzählen. Es ist im Gegensatz zum Status quo sehr wohl so, dass mit der geöffneten Fläche ein hoher Wert für die Öffentlichkeit entsteht, und zwar tatsächlich für alle Schichten der Gesellschaft, denn sie ist ohne jegliche Schließzeiten zu betreten und zu nützen. Ein weiterer Mehrwert, der für mich von Anfang an in diesem Projekt ausgesprochen wichtig war, ist die Erhaltung des Eislaufvereines. Da kommen wir zu einem anderen Punkt, den Prof. Lipp anführt, er spricht nämlich von kollektiven Icons. Er nimmt wahrscheinlich wesentliche ideelle Symbole an, die eine Identifikation mit der Stadt schaffen. Ich als zugewanderte Wienerin kann Ihnen sagen, dass der Eislaufverein für mich so ein ideelles Symbol ist. Er ist der Ort, an dem ich als Achtjährige Eislaufen gelernt habe, der Ort, an dem ich zum ersten Mal überhaupt mitbekommen habe, was Eislaufen ist, denn in den ersten acht Jahren meines Lebens habe ich weder Schnee noch Eis kennen gelernt. Dieser Ort, dieser Verein, diese Eislauffläche hat eine der ersten identitätsstiftenden, wie soll ich sagen, Kontakte einer zugewanderten jungen Wienerin mit ihrer Stadt ermöglicht. Und ja, daher ist für mich persönlich dieses ideelle Symbol tatsächlich wichtig und fällt auch in die Argumentation und in die Abwägung der Für und Wider für dieses Projekt. Und ja, in Abwägung eines anderen ideellen Symbols wie einer Blickrichtung und dem Bestand des WEV habe ich eine eindeutige Präferenz, aber nicht nur diese eine, sondern in Abwägung aller anderen auch. (Zwischenruf von GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES.) - Nein, es muss auch nicht nur mit Hochhaus gemacht werden. Ausgangspunkt des gesamten Projekts war, es soll der Eislaufverein erhalten werden. Für diese Erhaltung und für die anderen Mehrwerte, die übrigens schon 20 Mal aufgezählt wurden, braucht es eine gewisse Kubatur. Die Frage, wie diese Kubatur architektonisch städtebaulich gewichtet wird, war der Ausgangspunkt des Architekturwettbewerbs, und in diesem Architekturwettbewerb hat es unterschiedliche Lösungen dieser Herausforderungen gegeben. Dieses Projekt wurde als dasjenige, das die Anforderungen aus dem Architekturwettbewerb und auch aus dem städtebaulichen Projekt am besten umsetzt, ausgewählt. Deswegen ist es ein Hochhaus geworden, und nicht, weil wir uns ein Hochhaus wünschen. Aber man muss schon sagen, wenn es darum geht, eine bestimmte Anzahl von Kubikmetern auf eine Fläche zu verteilen, und man viel öffentlich nutzbare Freifläche erhalten will, wird man wahrscheinlich die Kubaturen ein bisschen zusammenstauchen und in die Höhe wachsen lassen und nicht gleichmäßig verteilen müssen; das ist eine relativ banale Milchmädchenrechnung. Und wenn man dann sagt, okay, dieses Wettbewerbsergebnis ist dasjenige, das diese Herausforderungen oder Anforderungen an dieses Projekt am besten löst - nicht ich habe das beurteilt, sondern, wie gesagt, eine aus Fachleuten und StadtplanerInnen der Stadt Wien besetzten Jury -, dann nehme ich das zur Kenntnis. Und nein, es braucht danach keine zusätzlichen Befragungen. Das, was es sehr wohl braucht - und das würde ich gerne im gegenseitigen Respekt der Zugänge der Mitglieder der ICOMOS machen -, ist eine Frage der Auseinandersetzung über die Wertigkeiten und die Formen, wie der Bestand, aber auch das Symbol Weltkulturerbe geschützt werden können. Da, denke ich, braucht es auf beiden Seiten intellektuelle Redlichkeit, aber auch ein Anerkennen der zusätzlichen Herausforderungen, vor denen beispielsweise eine wachsende Stadt steht. Eine zweite kurze Erwähnung, ich gehe aber davon aus, dass das beim nächsten Tagesordnungspunkt wieder besprochen wird, an Kollegin Olischar: Der Flächenwidmungsplan ist nicht im Gemeinderatsausschuss vor dem Petitionsausschuss beschlossen worden, sondern ihm ist zugestimmt worden. Der Beschluss erfolgte dann später dort, wo er beschlossen werden soll, nämlich im Gemeinderat. Bleiben wir dabei, dass wir im Ablauf korrekt sind, es ist kein schöner formaler Ablauf, aber er ist so. Wir werden im nächsten Tagesordnungspunkt noch ausführlich darüber reden. Sie kennen auch diese Tatsache und wollen sie nur nicht zur Kenntnis nehmen, weil es gegenüber den Petitionswerbern schwierig zu argumentieren ist. Petitionen haben keine aufschiebende Wirkung - das ist so. In einem Behördenverfahren oder in einem anderen rechtlichen Verfahren gibt es einen zeitlichen Ablauf - manchmal ist es kein Problem, manchmal steht es schon auf der Tagesordnung. Deswegen ist es auch in diesem Fall beim Heumarkt so, dass wir bereits im Gemeinderat den Beschluss zur Flächenwidmung treffen werden und eine Petition, die erst vor Kurzem zu diesem Projekt eingebracht worden ist, erst in der Sitzung des Petitionsausschusses eine Woche später behandeln werden. Soweit zu meinen Gedanken vor allem auch zur Frage, wie die ICOMOS ihre Ansprüche, ihre Forderungen gegenüber der Stadt Wien bewertet und auf welcher Ebene wir diesen Diskurs führen sollten. Ich habe Sie jetzt hiermit alle eingeschläfert, wie ich sehe, aber das soll vorkommen, möglicherweise wachen wir dann bei den nächsten Wortmeldungen wieder auf. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau StRin Schweiger-Stenzel zu Wort gemeldet. - Ich erteile es hier. StRin Ursula Schweiger-Stenzel: Vielen Dank. Frau Vorsitzende! Verehrte Damen und Herren! Geschätzte Kollegen! Lassen Sie mich mit einer Liebeserklärung beginnen, aber nicht an Sie, sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderats. Liebe in politischen Gremien ist eher fehl am Platz, Freundschaft nicht. Die Freundschaft hat jedoch nicht nur unter den Genossen der Sozialisten in letzter Zeit schwer gelitten, sondern auch die Freundschaft, ja Partnerschaft, quasi Ehepartnerschaft zwischen den Koalitionspartnern der Stadt und der Landesregierung und schließlich die basisdemokratischen Freundschaftsbezeugungen bei den GRÜNEN selbst. Zwischen der Jugend und dem Parteiestablishment der GRÜNEN will es auch nicht so recht klappen, und zwischen der Basis der Partei und ihrem Demokratieverständnis sowie dem der grünen Führungsschicht klaffen Welten. Nur so ist die Missachtung der Urabstimmung mit einer Mehrheit gegen das Hochhausprojekt am Heumarkt durch das grüne Parteiestablishment zu erklären. Aber lassen Sie mich zu meiner Liebeserklärung kommen: Ich möchte meine Rede nicht mit Ihren selbstverschuldeten Konflikten und Zerreißproben beginnen, sondern mit einer Liebeserklärung. Es ist eine Liebeserklärung an Wien, an diese wunderbare, geschichtsträchtige Stadt im Herzen Mitteleuropas mit ihrem kulturellen Vermächtnis, das sich nicht nur, aber in erster Linie an der Welterbe-Stätte der Inneren Stadt zeigt. Deshalb steht dieser Bezirk insgesamt auf der Liste des Weltkulturerbes, auf Wunsch der Stadt Wien übrigens, und Sie möchten es jetzt am liebsten wieder los werden, weil es Ihnen bei der Realisierung Ihres Hochhausprojektes am Wiener Heumarkt und vielleicht auch bei weiteren Projekten im Weg ist. Diesen wollen die GRÜNEN in einem Resolutionsantrag heute abschwören, um das UNESCO Welterbe-Komitee bei seiner kommenden Sitzung in Krakau milde zu stimmen und vielleicht das Prädikat doch noch zu retten. Diese Resolution, verehrte Frau Vizebürgermeisterin, verehrte GRÜNE, kommt leider zu spät. Sie hätten nämlich die Kriterien des Weltkulturerbes, das nun einmal eine Höhenlimitierung im historischen Kern der Stadt Wien vorsieht, in die Bedingungen des Wettbewerbs reinnehmen und dem Projektwerber klarmachen müssen, dass auch er diesen Bedingungen zu entsprechen hat oder Sie hätten sich einen neuen Partner gesucht. Aber nein, die einzige konstante Bedingung, die sich auch während des gesamten sogenannten kooperativen Verfahrens wie ein roter Faden durchgezogen hat, war die Bedingung des Projektwerbers nach mindestens 13.000 m² Nutzfläche und bei Abriss und Neubau des Hotels InterContinental - was nach der Nachdenkpause ja passiert ist - 18.000 m² Nutzfläche. Damit werden durch eine entsprechende Flächenwidmung, die am 1. Juni zur Abstimmung vorgelegt wird, stattliche Gewinne durch den Verkauf von Luxuswohnungen erzielt werden können. Das ist der Hauptzweck des Projektes am Heumarkt. Ihre im Nachhinein gestellte Forderung, Frau StRin Vassilakou, doch noch auch im Luxuswohnturm Einrichtungen öffentlichen, kulturellen, universitären oder sonstigen Interesses durchzubringen, kommt da auch ein bisschen spät - wahrscheinlich zur Kalmierung der eigenen Basis, die Ihnen in Scharen davonlaufen wird, weil Sie sich mit diesem Projekt einem Großkapitalisten und Hedgefondsmanager ausgeliefert haben. Was aus dem 4.000 m² weitgehend konsumfreien gewonnenen Raum - angeblich konsumfrei - werden soll, ist auch zu hinterfragen. Als ich noch Bezirksvorsteherin war, habe ich bereits von vier Restaurants an diesem Ort gehört. Und dass nun im Herzen Wiens zwischen der Inneren Stadt und dem 3. Bezirk ein neuer großer Event-Platz für Veranstaltungen aller Art gewonnen wird, darf zumindest aus der Sicht von Bewohnern und Bewohnerinnen - einige gibt es ja noch im 1. Bezirk, mehr aber im 3. Bezirk - hinterfragt werden. So schöne Programme können vom Konzerthaus open air gar nicht angeboten werden, dass dies nicht zu einer Belastung für die Anrainer führt, die zum Mithören gezwungen werden. Dass man den Eislaufplatz rettet, die Pawlatschen abbaut und die Seitenfront des Konzerthauses öffnet, ja, warum nicht? - Das ist gut und schön, aber wäre das nicht auch bei einem anderen Entwurf möglich gewesen? Muss es deshalb zu diesem massiven Eingriff in die Stadtsilhouette mit Sichtachsendurchbrechungen kommen? Deshalb haben übrigens auch namhafte Architekten, Architekturkritiker und Raumplaner das kooperative Verfahren verlassen, was von Ihnen konsequent verschwiegen wird. Sie haben in diesem Verfahren dafür gesorgt, dass willfährige, dem Weisungsrecht unterliegende Beamte eingebunden sind, was an Inkompatibilität grenzt. Als Alibi haben Sie den Chef von ICOMOS, dem Welterbe-Rat, zwar am Tisch dabei gehabt, aber seine Stellungnahmen bewusst und geflissentlich ignoriert. Dass die Sichtachsen gebrochen werden, ist auch den Stellungnahmen zur Stellungnahme in diesem riesigen Bericht, in dem viele Bürger sich zu Wort gemeldet haben, zu entnehmen, wo es sinngemäß heißt, dass der Stephansdom durch den Tojner-Turm - ich nenne ihn einmal so - vom Oberen Belvedere aus gesehen Konkurrenz bekommt. Das Wahrzeichen Wiens bekommt also Konkurrenz und dominiert nicht mehr diesen Blick vom Oberen Belvedere aus. So ein Blick ist nicht lächerlich! Apropos lächerlich, das Abwerten des Canaletto-Blicks durch verschiedene Gemeinderäte, zuletzt Al-Rawi, gestern von Ihnen, Herr Woller, vor allem, weil Sie Kulturausschussvorsitzender sind, ist für mich ein Zeichen besonderer Kulturlosigkeit. (Beifall bei der FPÖ.) Dieser Blick, den der Barockmaler Bernardo Belotto in seiner historischen Vedute festgehalten hat - er hat sich den Künstlernamen Canaletto gegeben -, ist mehr als nur eine schöne Aussicht, es ist ein Blick auf eine historisch gewachsene Stadtmorphologie. Diesen zu opfern, ist schlicht und einfach kulturlos, und zwar unabhängig davon, ob Wien Welterbe-Status hat oder nicht. Auch ohne diesen Titel wäre das Hineinpfropfen einer Baumasse eines etwas abgeschlankten Heumarkt- Hochhauses und eines noch klobiger ausgestalteten Neubaus des Hotels InterContinental in die bestehende Baumasse unverträglich. Die Wientalumfriedung von Otto Wagner am Stadtpark, die wunderbare Grünfläche in der Mitte der Lothringerstraße, das unmittelbare Umfeld der Ringstraße, vor allem aber die Nachbarschaft des Jugendstiljuwels Konzerthaus vertragen in der Masse eine solche massive Bebauung einer Fläche durch ein Hochhaus dieser Höhe und durch eine Masse des neuen Hotels InterContinental nicht. Wenn man Massestudien berücksichtigt hätte, bevor man in die Verhandlungen mit Herrn Tojner trat und bevor man all diese Wettbewerbsbedingungen machte und bevor man die internationalen Experten zuzog, dann wäre es nicht zu so einer Fehlplanung gekommen. ICOMOS, Frau Kickert hat es gesagt, hat schon gestern einen dramatischen Appell an uns alle, an die verantwortlichen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte gerichtet, von dieser Flächenwidmung doch Abstand zu nehmen. Ich halte es für eines jeden Mandatars in diesem Haus unwürdig, egal, wer es jetzt ist, ob ein GRÜNER oder ein Sozialdemokrat, ICOMOS und den Vertreter von ICOMOS lächerlich zu machen. Herr Prof. Lipp mag ein älterer Herr einer früheren Generation sein, aber ICOMOS ist seit 1965 die Welterbe-Beratungsinstitution der UNESCO. Sie ist eine von der Staatengemeinschaft legitimierte NGO, die sich weltweit für Denkmalschutz und Bewahrung des historischen Kulturguts einsetzt. Sie verfügt über einen Experten-Pool und es ist in keiner Weise ihre Rechtmäßigkeit, dieses Projekt zu beurteilen, zu hinterfragen. Es sind übrigens auch ältere Männer und vor allem schon Has-beens oder fast Has-beens, die sich für dieses Projekt, ich glaube, es war am 14. Dezember 2016, stark gemacht haben. Und zwar war das der Herr Bgm Häupl, es war die Frau VBgm.in Vassilakou und es waren flankierend der neue Chef des Wiener Eislaufvereins - der alte Chef ist vorher zurückgetreten, ich weiß nicht, aus welchem Grund - und der Intendant des Konzerthauses und, einen Has- been muss man ja auch nennen, der Chef einer der führenden Bankinstitutionen des Landes, aber Has-beens allemal. Has-been der Bankensektorchef, der hier als Ehrenpräsident des Konzerthauses mitgesprochen hat, Has- been eigentlich der Bgm Häupl, der, wie man jetzt sieht, einige Monate später von den eigenen Genossen angezweifelt wird, und auch ein Has-been der Frau VBgm.in Vassilakou. Ich bezweifle die Legitimation dieser Landesregierung, der ich, in diesem Fall muss ich fast sagen, Gott sei Dank, als Stadträtin ohne Portefeuille angehöre. Ich bezweifle die Legitimation dieser Stadt- und Landesregierung, ich bezweifle die Berechtigung dieses Gemeinderates und des vorherigen Fachausschusses, diesen Flächenwidmungsplan noch zu verabschieden. Sie sind, meiner Ansicht nach, dank der von Ihnen verursachten politischen Krise innerhalb der Koalition und innerhalb der SPÖ-Wien nicht berechtigt, ein so schwerwiegendes Projekt durchzuboxen. (Beifall bei der FPÖ.) Es ist nämlich - das muss man auch klar sehen - eine falsche Fragestellung, zu sagen, ja, was bringt uns der Welterbe-Titel, was bringt das dem Tourismus? - Fragen Sie einen Touristen, hat Herr Al-Rawi gesagt, ob er weiß, was das ist, und ob wir das überhaupt haben. - Oh nein, es ist, wie Frau Gabriele Eschig vor Monaten in einem sehr beachtlichen "Standard"-Interview gesagt hat: Das Welterbe ist kein Tourismus-Guide. Aber natürlich ist so ein Prädikat werbewirksam, wie wenn man ein Buch mit dem Nobelpreis auszeichnet, dann wird es mehr gekauft, ist sehr werbewirksam, oder wie wenn man ein Auto, das alle Tests und alle Rallys gewinnt, ebenfalls kauft. Der Welterbe-Titel ist natürlich eine Attraktivität, und einen Welterbe-Titel mittels Rechtsbruchs - das ist es - aufs Spiel zu setzen und zu verlieren, ist eine Unverantwortlichkeit! Sie verhalten sich unverantwortlich, wenn Sie diesem Flächenwidmungsplan am 1. Juni zustimmen! Das ist es, das ist der Punkt. Wenn Herr Chorherr nach der Berechtigung von ICOMOS fragt - alte Leute -, so ist das eine Ungeheuerlichkeit, eine Diskriminierung des Alters, widerspricht den Grundartikeln der Europäischen Verträge. Auch alte Menschen können sehr modern und offen denken, das ist kein Kriterium. Es ist auch absolut kein Kriterium, zu sagen, dass diese Leute nicht demokratisch legitimiert sind, weil sie nicht in Wien leben. Bitte, sind die Mitglieder des Menschenrechtsgerichtshofs ständig in Straßburg oder in Den Haag bei den Höchstgerichten oder beim Rechnungshof in Luxemburg? Sind diese Institutionen deshalb in Frage zu stellen, weil ihre Mitglieder nicht ständig in Straßburg, Luxemburg oder Brüssel oder Den Haag wohnen? - So ein dummes Argument habe ich noch nie gehört! (Beifall bei der FPÖ.) Die UNESCO ist als solche für dieses Weltkulturerbe, und da komme ich wieder zum berühmten Canaletto-Blick zurück. Dieser Canaletto-Blick ist auch den Wienern ans Herz gewachsen. Lassen Sie mich nur kurz replizieren: Mein Vater, der bekanntermaßen mit meiner Mama verheiratet war, die Jüdin war und sich nicht hat scheiden lassen, ist während der Weltkriegszeit in der Firma Pintsch untergekommen, weil er faktisch zwangsarbeiten musste, und man hat ihn dort geduldet. Anlässlich eines Besuchs des Gauleiters Bürckel wurde ein Fresko von meinem Vater bestellt, der an sich ein sehr begabter Zeichner und Maler war. Mein Vater hat in dieser Zeit diesen Blick gewählt, um dieses Fresko mit dem berühmten Belvedere-Blick Canalettos in dieser Zeit, in der man Österreich ausgelöscht hat, darzustellen. Er hat übrigens nur überlebt, weil die Firmenspitze christlich-sozialer Politiker damals beim Widerstand war, sonst hätte er es nicht machen können. Sie können sich nicht vorstellen, in welcher entsetzlichen Situation mein Vater damals war, der sich faktisch verstecken musste. Natürlich hat man gefragt, wer dieses wunderbare Fresko gemacht hat. Man durfte es nicht sagen, denn sonst wäre mein Vater geliefert gewesen. Aber ich möchte dazusagen: Nicht nur aus diesem Grund habe ich einen besonderen Bezug zu diesem Blick. Die Wienerinnen und Wiener haben einen Bezug zu diesem Blick, weil er ein historisches Umfeld zeigt, das ihnen allen ans Herz gewachsen ist. Mit der Zerstörung dieser Sichtachse und der Dominanz des Turms von Herrn Tojner - sollte er denn gebaut werden, ich habe ja noch immer Hoffnung, dass ein paar ihrem Gewissen und ihrem freien Mandat folgen werden, um es zu Fall zu bringen - wird dieser Blick für kommende Generationen zerstört. Geben Sie sich keiner Illusion hin, die UNESCO hat nicht in den Welterbe-Vertrag die Höhenlimitierung geschrieben, ja, das weiß ich schon, aber wenn Sie von der Liste gestrichen werden, dann werden Sie gestrichen, weil es eine schwerwiegende Verschlechterung der architektonischen und stadtplanerischen Kohärenz ist. Dieser Punkt allein rechtfertigt, dass Wien, wenn Sie diesen Flächenwidmungsplan und dieses unselige Hochhaus und dieses noch klobigere InterContinental durchpeitschen, diesen Status verliert, aus diesem Grund, weil die Kohärenz des historischen Bauerbes gefährdet wird. (GR Christian Oxonitsch: Das sehen einige anders! Das ist der einzige Punkt!) Das Bundesdenkmalamt ist auch sehr oft unter politischem Druck. Sie haben hier das freie Mandat, also entscheiden Sie nach dem freien Mandat! (Beifall bei der FPÖ.) Ich halte es auch für sehr wichtig, und da gebe ich auch meiner Vorrednerin, Frau Meinl-Reisinger, recht, dass auch der Verkauf unter äußerst fragwürdigen Umständen zustande gekommen ist und dass sich zu Recht die Korruptionsstaatsanwaltschaft eingeschaltet hat und ermitteln wird. Das Ganze basiert auf Sand, auf der Sandsommerarena des Heumarkts, muss ich Ihnen ehrlich sagen. Das ist nicht seriös! Es ist der Hauptgewinn für einen Mann, der sich in Wien ein Denkmal setzen möchte. Vielleicht schafft er es noch wie Trump zu höchster Staatsspitze. Der Bundespräsident ist weniger einflussreich, damit wird er nicht zufrieden sein, er will Bundeskanzler oder vielleicht Bürgermeister von Wien werden. Na, Gott bewahre. Vorher bitte treten Sie alle an! Der Misstrauensantrag ist absolut berechtigt. Ich sage dies nicht, weil ich Sie angreifen möchte, nein, mir ist dieses politische Kleingeld im Wesentlichen hier wurscht. Ich sage es aus Liebe zu den Wienerinnen und Wienern. Beenden Sie Ihre unselige Tätigkeit und machen Sie, angekratzt und beschädigt wie Sie in dieser Koalition schon sind, nicht noch so einen schwerwiegenden Entschluss wie dieses Bauprojekt im Herzen Wiens! Halten Sie Abstand davon und entscheiden Sie nach Ihrem Gewissen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich darf auf der Galerie Damen und Herren der Lebenshilfe Linz recht herzlich hier im Gemeinderatssaal des Wiener Rathauses begrüßen. (Allgemeiner Beifall.) Als Nächster ist Herr GR Woller zu Wort gemeldet. - Ich erteile es ihm. GR Ernst Woller (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe jetzt wirklich nachdenken müssen, ob das alles richtig ist, was ich jetzt gerade gehört habe. Es war fast unglaublich, was meine Vorrednerin jetzt gerade von sich gegeben hat, und ich kann nur dankbar sein, dass Sie das auch ausspricht. Das muss auch wirklich öffentlich bekannt sein. Es ist fast unglaublich, dass Sie, Frau Stenzel, als Mitglied der Wiener Landesregierung sagen: "Dieses politische Gremium hier ist mir wurscht." (GR Dominik Nepp: Hat sie nicht gesagt! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) - Das können wir nachlesen, ich habe ganz genau aufgepasst, Sie haben sagen: "Das ist mir wurscht." - Wir werden das alles im Protokoll nachlesen. Gott sei Dank wird das alles protokolliert. (GR Dominik Nepp: Sie ist ja hier, wo ist Ihr Bürgermeister?! - GR Armin Blind: Zuhören, denken, reden!) - Sie haben gesagt, Sie sprechen dem Gemeinderat und dem Stadtsenat die Berechtigung ab, für diese Stadt zu entscheiden. Treten Sie ab, Frau Stadträtin! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Und dafür kassieren Sie noch Geld, das ist einfach unglaublich! Ich bin wirklich selten empört, aber jetzt bin ich empört, dass Sie als Stadträtin genau das hier sagen. Wenn Sie dem Gemeinderat und der Stadtregierung und den demokratisch gewählten Gremien dieser Stadt die Berechtigung absprechen, für die Stadt Wien und dieses Projekt zu entscheiden, dann frage ich mich: Mit welcher Berechtigung entscheiden die ICOMOS oder die UNESCO darüber, was in dieser Stadt passiert? (Ruf bei der FPÖ: Na, Entschuldigung!) - Kein Mensch weiß, wer außer dem Herrn Prof. Lipp im ICOMOS sitzt. Das ist ein privater Verein und niemand von diesen Menschen - ich weiß gar nicht, wer da dahintersteht - muss sich irgendwie öffentlich verantworten, sich irgendeiner öffentlichen Diskussion stellen, schon gar nicht muss er sich Wahlen und der Entscheidung der Wählerinnen und Wähler, der Wienerinnen und Wiener stellen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Jetzt werden Sie aber schrullig! - GR Armin Blind: Das ist doch vollkommen skurril, was Sie da sagen!) - Das ist alles lächerlich! (Beifall bei der SPÖ.) Damit Sie sich jetzt ein bisschen beruhigen können, komme ich im Sinne der Generaldebatte zunächst auf eine Bemerkung des Kollegen Juraczka zu sprechen. Er hat gesagt, er kritisiert die Baumaßnahmen am Getreidemarkt, und hat auch gesagt, da verlieren wir eine Fahrspur. Ja, es ist immer die Frage, wie man es sieht, ist das Glas halb voll oder halb leer? (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) - Wir verlieren eine Fahrspur für den Autoverkehr und gewinnen eine Fahrspur für die Radfahrer und Radfahrerinnen dieser Stadt. Das ist in unserem Interesse. Es stellt sich immer die Frage, wie man die Stadt sieht und wie man das Thema Verkehr sieht. Wenn man die Stadt und das Thema Verkehr nur aus der Perspektive hinter dem Lenkrad in einem Auto sieht, dann hat man durch die Windschutzscheibe einen relativ engen Blick auf das Thema Verkehr und auf die Stadt. Verkehr in dieser Stadt ist mehr als Autoverkehr, wir sind sehr, sehr glücklich darüber, dass wir einen so hervorragenden Modal-Split in dieser Stadt haben, dass wir den besten öffentlichen Verkehr und einen hohen Anteil an Fußgängern und einen steigenden Anteil an Radfahrern haben. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Was bringt denn der öffentliche Verkehr dort? - Gar nichts!) - Daher finde ich, dass es höchst notwendig ist, die unglaublich gefährliche Situation für Radfahrer am Getreidemarkt zu verändern. Ich fahre nicht immer mit dem Rad, aber im Sommer fahre ich oft mit dem Rad, auch vom Rathaus zu mir in den 3. Bezirk, und da fahre ich immer über den Getreidemarkt. Ich habe mich jedes Mal vor diesem ganz schmalen Radweg gefürchtet, wo die Radfahrer schneller fahren, weil es bergab geht und auch die Autofahrer schneller fahren. (GR Mag. Wolfgang Jung: Fürchtet euch nicht!) - Das ist brandgefährlich, wenn die Autos ganz knapp neben den Radfahrern über den Getreidemarkt mit 50 bis 70 Stundenkilometern hinunterfahren. Ich bin immer froh, wenn ich beim Naschmarkt bin. Das wird jetzt entscheidend verbessert. Das ist eine Politik, für die Rot-Grün steht. Wir sehen, Verkehr ist mehr als Autofahren (GR Mag. Wolfgang Jung: Autofahren muss man können!), und wir haben auch die Interessen der Fußgänger und insbesondere der Radfahrer zu vertreten, und das tun wir. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das ist ähnlich skurril wie das, was ich vor dem 23. April in Zeitungen gelesen habe. Da ist in Zusammenhang mit dem 35. Vienna City Marathon, der größten Sportveranstaltung in Wien, gestanden: Ganz Wien steht. - So eine skurrile Meldung habe ich überhaupt noch nicht gesehen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Da laufen 42.000 Menschen 42 km, 300.000 Menschen gehen auf die Straße und applaudieren dazu, und Sie sagen: Ganz Wien steht. (GR Mag. Manfred Juraczka: Wer sagt das?) - Ganz im Gegenteil, ganz Wien ist auf den Beinen gewesen, und das ist gut so! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Zur Diskussion Heumarkt Neu: Die Diskussion gestern, heute und in Zukunft beweist natürlich immer wieder, dass falsche Argumente nicht besser oder richtiger werden, wenn man sie immer wiederholt. Daher ist es auch wirklich notwendig, lange zu diskutieren. Wir haben das getan. Wir stellen uns dieser Diskussion, aber es ist notwendig, irgendwann zu entscheiden. Entscheidet man nicht, passiert gar nichts. Wir sind aber nicht dafür gewählt und wir sind nicht dafür in der Regierung, dass nichts passiert. Daher werden wir jetzt entscheiden, das verlangen übrigens alle Anrainer im Bereich Heumarkt. So heute in den Medien: Herr Direktor Trummer vom Akademischen Gymnasium verlangt, keine Stopptaste zu drücken, und da hat er völlig recht. Man kann nicht einfach Dinge, die lange überlegt und gut geplant sind, ewig auf Eis legen und sagen: Das machen wir nicht! - Wir werden dieses tolle Projekt umsetzen und werden sicher auch am 1. Juni diese Flächenwidmung hier beschließen (Beifall bei der SPÖ.) Die Frau Vizebürgermeisterin, gegen die Sie heute einen Misstrauensantrag stellen, den wir natürlich ablehnen werden, und zwar geschlossen (GR Mag. Wolfgang Jung: Das ist nicht eindeutig!), hat heute in der Fragestunde sehr deutlich aufgezeigt, wie gut das Projekt geplant ist. Sie hat auch bewiesen, wie kompliziert diese Sachfrage ist. Es ist ja nicht so einfach, dass man sagt, man macht einen rechtlichen Vertrag über 99 Jahre und schreibt das einfach auf einen Zettel. Das ist ein sehr, sehr komplizierter städtebaulicher Vertrag mit über 80 Seiten. Sie hat heute hier bewiesen, dass diese Diskussion sehr gut geführt wurde, sehr gut vorbereitet ist und dass wir wahnsinnig gut vorbereitet sind für diese Beschlussfassung, die wir am 1. Juni tatsächlich durchführen werden. Dieser umfassende städtebauliche Vertrag ist nicht nur kompliziert, er ist auch gut. Er hat viele öffentliche Vorteile, ich habe das gestern schon ausgeführt. Er bringt viel Nutzen für die Stadt, für die Kulturstadt Wien, für die Tourismusstadt Wien, für die Freizeitstadt Wien, für die Stadt mit der höchsten Lebensqualität, aber er bringt insbesondere ein großes Investment, nämlich 300 Millionen EUR Investment eines privaten Investors. Damit dieser Projektbetreiber diesen umfassenden und sehr guten städtebaulichen Vertrag erfüllen kann, braucht er natürlich auch Einnahmen, um diese 300 Millionen EUR finanzieren zu können. Jetzt zu sagen, er verdient da wahnsinnig viel an Luxuswohnungen - nun, die Luxuswohnungen werden immer weniger, je länger wir diskutieren. Aber eines muss auch klar sein: Um ein Projekt mit 300 Millionen EUR Investment umsetzen zu können, muss man einmal 300 Millionen EUR einnehmen und verdienen, sonst würde es das nicht geben, und das wäre genau das, was wir nicht wollen. Um diese Einrichtungen im öffentlichen Interesse finanzieren zu können, braucht er schlicht und einfach auch verwertbare Mietfläche und die kann man, liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht auf einer Fläche bauen, die man halt nicht hat und man kann sie schon gar nicht unterirdisch bauen. Natürlich könnte man sagen, baut alles unterirdisch. Das geht dort nicht. Drunter ist der Wienfluss, ist die U-Bahn U4. Da kann man gar nichts unterirdisch bauen. Daher muss man in einem gewissen Ausmaß in die Höhe bauen. Es gibt viele schlechte Beispiele, wo man gesehen hat, dass man immer, wenn man oben, so wie Omar Al-Rawi das gestern gesagt hat, auf ein Hochhaus draufhaut, es nicht besser wird. Es wird nur die Kubatur anders verteilt. Wie das dann am Schluss endet, sehen wir leider bei Wien-Mitte, wo man gesagt hat, man muss es kleiner machen, aber es ist dadurch nicht besser geworden. Es ist schon gar nicht schöner geworden. Die Architektur ist nicht besser geworden. Daher muss man halt, so sehr man das vielleicht auch nicht will, oberirdisch bauen, um auch die Flächen des Eislaufvereins, die ja gleich groß bleiben, und die neuen Flächen im öffentlichen Raum, die benutzbar sein werden, möglich zu machen. Daher brauchen wir jetzt ein Haus, das ich nicht als Hochhaus bezeichne, weil ein Haus mit 66 m in der ganzen Welt kein Hochhaus ist. Das ist bestenfalls aus der Sicht mancher in Wien vielleicht ein Hochhaus. Aber es ist nicht einmal in Wien ein Hochhaus, weil sogar der Ringturm, der bereits 1955 errichtet wurde, mit 72 m höher ist, und der ist übrigens innerhalb der Ringstraße. Es ist das Hochhaus in der Herrengasse ein Hochhaus. Es ist, ehrlich gesagt, auch das InterContinental ein Hochhaus. Es ist natürlich auch Wien-Mitte, das wir erst vor wenigen Jahren errichtet haben, übrigens auch in der Kernzone des Weltkulturerbes, ein Hochhaus, wenn man es so bezeichnen will. Also ich betrachte Häuser mit 66 m nicht als Hochhaus. Ich freue mich jeden Tag in der Früh, wenn ich außer Haus gehe, Fritz Aichinger, der mein Nachbar ist, übrigens wahrscheinlich genauso, denn immer, wenn ich vor dem Haus von Fritz Aichinger stehe, Czapkagasse/Seidlgasse, habe ich den Blick durch die Seidlgasse und sehe das Hochhaus des DC Tower von Dominique Perrault, großartige Architektur, großartiges Hochhaus. Immer wenn ich Gäste habe, gehe ich, seit es offen ist, in den 58. Stock des DC Towers, und wir gehen dort in die Bar, schauen uns das an und trinken etwas und werfen einen Blick auf Wien. Niemand fährt ins Belvedere, um einen Blick auf Wien zu werfen, weil man da, unter uns gesagt, Wien einfach zu schlecht sieht. Wenn man Wien sehen will, dann muss man ganz hoch hinauf fahren. Ich reise sehr viel und ich reise sehr gerne, und immer, wenn ich in eine fremde Stadt komme, schaue ich, wo das höchste Haus mit einer Aussichtsterrasse ist oder wo man hinauffahren kann. Das macht die ganze Welt so. Das wollen auch die Leute, die in Wien wohnen, mit ihren Gästen, egal, ob sie jetzt aus Niederösterreich kommen oder aus Tokio, woher auch immer. Daher brauchen wir auch solche Aussichtspunkte. Ich bin der Meinung, dass dieses sogenannte Hochhaus kein Hochhaus ist, sondern dass es einfach wirklich gut ist. Ich kann nur sagen, es gibt viele gute Beispiele, wo man die Stadt von oben sieht. Ich glaube, dass Wien das auch braucht. (Beifall bei der SPÖ.) Zum Schluss zum Weltkulturerbe. Wir wollen das Weltkulturerbe erhalten, das ist gar keine Frage, und wir werden das Weltkulturerbe erhalten. Genau dieselbe Diskussion haben wir bei Wien-Mitte gehabt. Wien-Mitte ist übrigens höher als das sogenannte Hochhaus am Heumarkt Neu. Wir werden das Weltkulturerbe behalten. Was wir aber nicht wollen, ist, dass wir einen Schandfleck, so wie sich der Heumarkt derzeit präsentiert, unter Schutz stellen. Das geht einfach nicht, und wir müssen das verändern, und wir werden das verändern. Wir werden die Diskussion mit der UNESCO führen. Wir werden vielleicht auch darüber diskutieren, ob man den Vertrag, ob man die Kernzone verändert. Wenn wir über Innenstadt reden, habe ich eigentlich auch immer das Gefühl, da meinen wir die Innere Stadt. Also es wäre schon viel einfacher, wenn man als Kernzone nur die Innere Stadt hätte. Die Diskussion sollten wir führen. Es ist jedenfalls richtiger, dieses Projekt umzusetzen, weil es uns weiterbringt, weil es eine besondere Attraktivität sein wird und weil es viele Menschen gibt, die eben durch dieses Projekt Vorteile haben werden. Im Namen Kulturerbe ist ja auch Kultur enthalten. Und ein ganz wesentlicher Aspekt, warum wir überhaupt Weltkulturerbe sind, ist die kulturelle Situation und die Bedeutung der Kultur für Wien. Genau an diesem Standort werden durch dieses Projekt viele kulturelle Institutionen wie das Konzerthaus, wie die Musikuniversität, wie das Akademietheater wesentliche Vorteile haben. Wir werden Flächen für kulturelle Bespielung bekommen. Letztlich ist auch der Eislaufverein mit einer Geschichte von 150 Jahren ein kultureller Wert, eine kulturelle Institution, eine Institution, die es zu erhalten gilt. Genau das wird mit diesem Projekt umgesetzt werden. Da werden wir uns auch nicht von Ihnen abhalten lassen. Wir werden diesen sehr demokratischen Beschluss hier in diesem Wiener Gemeinderat fassen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu einer tatsächlichen Berichtigung ist Frau StRin Schweiger-Stenzel gemeldet. Ich erteile es ihr. StRin Ursula Schweiger-Stenzel: Ja, vielen Dank. Ich möchte Folgendes tatsächlich berichtigen: Im Gegensatz zu der Äußerung vom Herrn GR Woller, offenbar ein Missverständnis, habe ich nicht gesagt, mir sind die politischen Gremien wurscht. Ich habe gesagt, mir ist das politische Kleingeld wurscht und dies ist auch im Protokoll nachzulesen. Wir haben es schon beantragt. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sinnerfassendes Hören!) Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara und ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich schließe ein bisschen an den Kollegen Woller an über die Definition, was ist ein Hochhaus, unterschiedliche Höhen, Kubaturen, et cetera. Absolut richtig. Aber ich glaube, das ist ja nicht die eigentliche Fragestellung hier. Im Endeffekt dreht sich die Diskussion immer wieder im selben Kreis. Sie argumentieren, warum das Projekt welche Vorteile bringt, öffentliches Interesse, absolut. Es bestreitet hier auch niemand, dass es sehr viele Vorteile gibt. Es gibt immer die Abwägung des öffentlichen Interesses und deswegen sagen wir ganz klar: Na ja, das Thema Weltkulturerbe, und Christoph Chorherr hat das heute schon gesagt: Fürchtet euch nicht vor der UNESCO! Das sage ich auch. Fürchtet euch nicht vor der UNESCO. Habt auch Mut, eine Entscheidung zu treffen und zu sagen, okay, gehen wir doch gestärkt in eine solche Diskussion mit der UNESCO. Lassen wir abstimmen, wie die Bürgerinnen und Bürger Wiens das Thema sehen, über die verschiedensten Instrumente, wir haben gestern dazu auch einen Antrag eingebracht, beispielsweise über einen Bürgerrat, wo man dann gestärkt mit der Stadtregierung in Verhandlung treten kann, wo man dann sagt, okay, wir brauchen das Weltkulturerbe für die Innere Stadt oder auch nicht. Weil dann kann ich in eine ganz andere Verhandlung gehen, indem ich sage, okay, eigentlich haben wir den Rückhalt der Wienerinnen und Wiener, zu sagen, letztendlich lassen wir uns nicht in der Form - und das wurde heute schon öfter diskutiert - knebeln, die einer Entwicklung der Stadt hinderlich ist. Ich verstehe das, wir verstehen das. Das ist aber genau der Punkt. Aber Sie drücken sich vor dieser Diskussion. Letztendlich, und ich finde, das war auch durchaus bezeichnend, auch Christoph Chorherr hat das heute gesagt, er war ja auch in der Jury und er hat für einen Vorschlag gestimmt, der diesen Kriterien entsprechen würde. Und ich sage einmal, er ist ein Abgeordneter, ein Mandatar, der sagt, er stimmt für einen Vorschlag, der diesem Weltkulturerbe-Status kompatibel wäre. Ganz ehrlich, ich verstehe nicht, warum das nicht von vornherein eine konkrete Rahmenbedingung war, mit dieser Haltung in diesen Prozess zu gehen. Das ist das eigentliche Problem, warum wir hier stehen. Es wird immer wieder mit Wien-Mitte argumentiert. Wien-Mitte ist ja genau das Problem, und ich verstehe auch überhaupt nicht, dass man aus Wien-Mitte nichts gelernt hat. Da muss ich noch sagen: Warum ist es so wichtig, dass Wien mit diesem Thema Weltkulturerbe letztendlich auch sehr ehrlich umgeht? Hier geht es um eine ehrliche, mutige Entscheidung, und ich verstehe nicht, warum Sie sich gegen diese ehrliche, mutige Entscheidung, die BürgerInnen darüber abstimmen zu lassen, wehren! (Beifall bei NEOS.) Ich verstehe es nicht. Da geht es ja nicht um die Entscheidung und um die Abstimmung über den Flächenwidmungsplan. Das ist unsere Aufgabe, vollkommen richtig. Darum geht es nicht. Darüber will ich die BürgerInnen auch nicht abstimmen lassen. Das wäre verfehlt. Aus den Wortmeldungen von Rot und Grün habe ich auch immer wieder gehört: Eigentlich brauchen wir das Weltkulturerbe nicht. Sie, Herr Al-Rawi, haben ja gesagt, Dresden hat auch keinen Reputationsschaden. Das glaube ich auch, werden wir wahrscheinlich auch nicht haben. Deswegen bitte klare Entscheidungen. Sie wollen keine klaren Entscheidungen treffen und nicht mit diesem Rückhalt in die Diskussion, und das ist für alle Parteien in dieser Geschichte einfach schlecht. Das ist für den Investor schlecht, das ist für unsere Diskussion hier schlecht. Letztendlich wird diese Diskussion auch prolongiert. Das wird auch am 1. Juni bei der Diskussion zur Abstimmung hier prolongiert, genau in derselben Form, weil keine klare Entscheidung getroffen wird. Deswegen appelliere ich noch einmal, dass dieser Vorschlag, den wir eingebracht haben, und das ist ganz wichtig, von der Stadt kommen muss. Christoph Chorherr hat es heute auch schon erwähnt: Man setzt ein Verfahren ein. Für mich ist nur die Frage: Wer ist "man"? Ist das die Stadt oder der Investor? Ich sage hier ganz klar: Das muss die Stadt sein. Das gilt genauso für ein entsprechendes Beteiligungsverfahren (Beifall bei den NEOS.), also für einen solchen Bürgerrat. Das kann ja nicht der Investor machen. Das ist ja vollkommen absurd. Wer hat denn die Hoheit? Wer agiert den hier proaktiv? Ich glaube, diese Art von Kultur ist wichtig in dieser Stadt. Das ist mehr als die reine Weltkulturerbe-Diskussion. Das ist eine politische Kultur und das ist eine Kultur der Governments. Nicht immer. Es wedelt nicht immer der Schwanz mit dem Hund. Sie müssen das umdrehen. Sondern es geht darum, dass wir hier eine klare, politische Entscheidung treffen. Die Stadt muss eine klare Vorgabe durch alle Verfahren machen. Das ist ja nur ein Beispiel und ich sage mal, von vielen, die noch in der Pipeline stehen, die noch kommen werden. Das ist ja nicht das einzige Beispiel, wo wir die Diskussion haben. Deswegen finde ich es auch so gut, dass wir das hier an diesem Beispiel Heumarkt auch einmal explizit diskutieren und die entsprechenden Instrumente dafür auch klarlegen. Wie sieht ein solcher Prozess in der Zukunft aus, und was sind die "lessons learned" aus dem Beispiel? Was sind die "lessons learned" aus Wien-Mitte? Und diese Erfahrungen sollten letztendlich auch in die Instrumente einfließen. Ich komme jetzt ganz kurz auch zu Ihrem Resolutionsantrag. Warum wir auch damit Schwierigkeiten haben, hat Beate Meinl-Reisinger schon ausgeführt. Ich möchte auf einen Punkt kommen, den ja Christoph Chorherr hier erwähnt hat, dass nämlich im April 1905 ein Antrag zur Herstellung eines Wald- und Wiesengürtels um Wien hier im Gemeinderat beschlossen wurde. Stimmt. Aber dieser Wald- und Wiesengürtel oder Teile davon wurden stückweise auch immer wieder durch einfache Mehrheit im Gemeinderat in Bauland umgewidmet. Also es ist ja nicht so, dass das, was damals beschlossen wurde, heutzutage noch eins zu eins existiert. Ein ganz konkretes Beispiel hatten wir ja letztes Jahr im Gemeinderat, das war die Umwidmung Inzersdorf. Dort kommt ja die cafè + co-Zentrale hin. Das heißt, stückweise kann ich so was schon ziselieren und natürlich auch wieder umwidmen. Tatsächlich ist dieses Instrument alleine noch nicht kräftig genug. Tatsächlich reicht dieses Instrument nicht aus, um dieses, und der Ansatz ist ja gut, Schutzbedürfnis, das hier skizziert wird, entsprechend auch zu gewährleisten. Daher brauchen wir mehr als das. Ein zweiter Punkt, wo wir auch, sage ich, ein bissel skeptisch sind, ist nämlich im Punkt b) des Resolutionsantrages. Auf der einen Seite bekennt sich die Stadt Wien in der Inneren Stadt dazu, dass es keine neuen Hochhausstandorte und keine zusätzlichen Hochhäuser gibt, wohlgemerkt, es ist ein Unterschied Hochhausstandort und Hochhaus, sowie keine Aufstockungen von bestehenden Hochhäusern geplant sind. Des Weiteren bekennt sich die Stadt Wien, dass in dem durch den Masterplan Glacis beschriebenen Bereich keine neuen Hochhausstandorte geplant werden. Warum nur keine neuen Hochhausstandorte? Warum nicht keine neuen Hochhäuser? Und warum auch nicht keine neuen Aufstockungen? Also hier braucht es natürlich schon auch eine entsprechende Präzisierung, weil sonst könnte man natürlich schon diskutieren: Gibt es hier eine "hidden" Agenda? Und das wollen wir nicht. Wir wollen klare Spielregeln haben, und es muss klar sein, was damit letztendlich gemeint ist. Ich möchte damit das Thema Heumarkt jetzt auch einmal stehen lassen. Ich glaube, unsere Position war seit Dezember immer klar, seit diese Nachdenkpause stattgefunden hat, dass wir ganz klar sagen: Wir sehen die Problematik in der Diskussion um das Weltkulturerbe. Bitte bekennen Sie sich: Ja oder nein. Gehen Sie mit dem Rückhalt einer Entscheidung der Bevölkerung in die Verhandlungen, wo man dann sieht, es hält nicht, es kommt auf die Rote Liste, es wird möglicherweise aberkannt. Aber Sie können sagen: Nein, wir haben diesen Rückhalt, wir brauchen es nicht, so wie in Dresden. Ich glaube, das wäre ein ganz ein sauberer, klarer Prozess, und ich verstehe nicht, dass man sich hier von Seiten Rot-Grün dagegen wehrt, das auch entsprechend durchzuführen. (Beifall bei den NEOS.) Eine bisserl eine Erweiterung des Themas, weil es hier letztendlich auch um den Erhalt eines, würde ich sagen, kulturhistorisch sehr wichtigen Bereiches geht, nämlich die Veranstaltungshalle in St. Marx. Hier gibt es ja Überlegungen, sie auch entsprechend umzubauen wieder in Start-up-Center und teilweise in Wohnungen und Sonstiges. Ganz ehrlich, das verstehe ich nicht. Wir haben so viele freie Flächen für Start-up-Center in Wien. Allein in St. Marx, wie viele Flächen stehen dort leer? Hier in dem Bereich ein weiteres Start-up-Center als Büros zu machen, verstehe ich nicht wirklich. Das heißt, wir haben hier einen Beschlussantrag: "Der Wiener Gemeinderat fordert die zuständige Stadträtin für Finanzen, Wirtschaft und Internationales dazu auf, sicherzustellen, dass die Marx-Halle auch in Zukunft als vielseitiger Veranstaltungsort mit der derzeitigen Kapazität weitergeführt wird." Ich glaube, dass das ein wichtiger Veranstaltungsort ist, der sehr einzigartig ist und es eigentlich keinen Sinn macht, den hier auch entsprechend zu zerstören. (Beifall bei den NEOS.) Wir hatten das auch in mehreren Diskussionen, und ich glaube, jetzt spitzt sich diese Diskussion um die europäische Arzneimittelbehörde auch zu, wer letztendlich hier die Chance bekommt, diesen Standort nach dem Brexit Großbritanniens zu bekommen. Ich würde sagen, hier sollten wir noch einmal mit Nachdruck weiter an dem arbeiten. Ich denke, dass gerade in der ganzen Diskussion um das Thema Life Sciences, und es wurden ja auch von der StRin Brauner diese Start-up-Labors, die wir als durchaus sinnvolle, sehr, sehr gute Institution und Einrichtung sehen, präsentiert, dass also dieser ganze Standort rund um St. Marx mit dem Kontext Life Sciences der ideale Standort letztendlich für die Arzneimittelbehörde wäre. Wir haben hier einen Beschlussantrag, dass sich der Wiener Gemeinderat ausdrücklich und wirklich mit allen Bemühungen der österreichischen Bundesregierung und der Stadt Wien um diese europäische Arzneimittelbehörde bemüht, um diese nach Wien zu holen. Wir erachten hier gerade den Standort St. Marx als einen sehr, sehr gut geeigneten. Dazu haben wir auch einen Beschlussantrag eingebracht. (Beifall bei den NEOS.) Noch einmal mein Aufruf an die rot-grüne Stadtregierung: Seien Sie mutig! Geben Sie den BürgerInnen die Chance, hier auch noch ein Wörtchen mitzureden, weil offensichtlich können wir hier diese Entscheidung, was den Weltkulturerbe-Status betrifft, nicht treffen. Dann, glaube ich, wäre es mit dem gesamten Projekt und den entsprechenden Unterstützungen deutlich leichter. Ich glaube, dass das ein sehr transparenter, offener Prozess auch noch zum Schluss wäre. Es wäre wirklich würdig, diesen in dieser Form mit einem sogenannten Bürgerrat entsprechend auch abzuschließen. Danke schön. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies und ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich will die Diskussion überhaupt nicht unnötig in die Länge ziehen. Ich will mir nur ein paar A und Os ersparen, wenn dann die namentlichen Abstimmungen erfolgen und daher kurz was sagen. Vorweg allerdings eine Bemerkung zum Kollegen Gara, der meines Erachtens zeigt, wie man sich auch mit inhaltlicher Schärfe trotzdem in einer Art und Weise mit dem Thema auseinandersetzen kann, wo man sagt, ja, auch von Regierungsseite gebührt dieser Auseinandersetzung als Opposition Achtung. Würde diese Art der Auseinandersetzung öfter im Gemeinderat und nicht so laut und schreiend und mit Halbwahrheiten und was weiß ich erfolgen, vielleicht würde es auch auf die Antworten der Regierungsfraktionen abfärben und wir hätten in Summe eine durchaus hochstehendere Diskussion. In dem Sinn danke auch für diese Art der Auseinandersetzung. Es ist ja auch nicht das erste Mal. Ganz im Gegenteil dazu die Auseinandersetzung der Freiheitlichen, die mit viel Getöse versuchen, mit Misstrauensanträgen, Anträgen zu Flächenwidmungsplänen, die noch nicht einmal im Ausschuss sind, et cetera, irgendwelche Abstimmungsverhalten zu provozieren. Und jetzt daher, weil Ihre konkrete Frage an mich war, was werde ich heute machen? Ich werde das machen, was ich vor der Urabstimmung gesagt habe, was ich danach gesagt habe: Wenn dieser Plan in den Gemeinderat kommt, werde ich gegen diesen Flächenwidmungsplan stimmen. Ich habe aber mehrfach hier herinnen erklärt, dass ich niemals für einen Antrag, einmal habe ich nicht aufgepasst, ich gebe es zu, für Anträge stimme, die von einer Freiheitlichen Fraktion kommen. (GR Dominik Nepp: Das ist jetzt die seriöse Debatte, die Sie einfordern!) Nein, nein. Sie fordern von mir, mein Wort einzuhalten. Ich habe gegenüber der Öffentlichkeit gesagt, ich halte mich an das Ergebnis der Urabstimmung. Ich habe hier herinnen, was auch eine Öffentlichkeit ist, mehrmals gesagt, ich stimme aus grundsätzlichen Gründen Anträgen der Freiheitlichen Partei nicht zu, einer Partei, der es nicht um die inhaltliche Auseinandersetzung geht, sondern der es darum geht, die Menschen auseinanderzutreiben. Und wenn Sie, Frau Stenzel, sich hinstellen und sagen (GR Dominik Nepp: Das ist eine seriöse Auseinandersetzung mit der Opposition! - Aufregung bei der FPÖ.), in aller Ruhe haben Sie das gesagt, die Menschen wollen nicht mehr diese rot-grüne Regierung, dann frage ich Sie allen Ernstes: Glauben Sie, dass diese Menschen die FPÖ an der Regierung wollen, eine FPÖ, die selbst in Wien in Summe weit unter ihren eigenen erhofften Erwartungen bleibt und zwar beständig? (Heiterkeit bei GR Dominik Nepp.) Eine FPÖ, die mit einem Drittel der Stimmen Gott sei Dank kein Unheil anrichten kann wie in Kärnten (Heiterkeit bei GR Mag. Wolfgang Jung.), die Skandale ohne Ende hat? Und jetzt erlauben Sie mir noch eine klitzekleine Bemerkung: Wir reden innerhalb der GRÜNEN nicht oft über die FPÖ. Das, was allerdings schon immer wieder passiert, ist, dass mich dann Kolleginnen und Kollegen fragen: "Stimmt das, was der David im Gemeinderat über die FPÖ sagt? Sind das wirklich alles Verbrecher?" Sage ich, nein, Gott sei Dank nicht. Bei uns im Gemeinderat sitzen, Gott sei Dank, auch in den Reihen der FPÖ keine Verbrecher. Das, was stimmt, ist, jede Woche liest man in der Zeitung, dass ein FPÖ-Politiker verurteilt wird. Das stimmt. (Aufregung bei der FPÖ.) Aber man muss tatsächlich in einer Debatte, wo Sie versuchen, den Menschen einzureden, dass Ihre Politik, Ihre Verkehrspolitik, Ihre Integrationspolitik, Ihre Menschenrechtspolitik die richtige wäre, da muss man den Menschen schon sagen, dass das nicht so ist. Und das muss man auch bei dem Misstrauensantrag tatsächlich sagen. Meines Erachtens offenbart das auch Ihr Politikverständnis, weil ich finde es legitim, wenn man einen Misstrauensantrag stellt wie zum Beispiel in Kärnten, wo Milliarden verzockt worden sind. (GR Dominik Nepp: Jetzt sind wir gerade auf dem Trip! - Aufregung bei GR Armin Blind.) Nein, nein, Sie stellen einen Misstrauensantrag gegen die Frau StRin Vassilakou, weil sie nach der Wahl das tut, was sie vor der Wahl gesagt hat. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Na ja, ja, das ist für Sie ein Misstrauensantrag. Weil die GRÜNEN die Mariahilfer Straße gemeinsam mit dem Koalitionspartner umsetzen, stellen Sie einen Misstrauensantrag! Sogar eine Wahlrechtsreform hat es gegeben (GR Mag. Wolfgang Jung: Wahlrechtsreform! - Aufregung bei der FPÖ.), die im Großen und Ganzen deutlich gerechter ist, als wie die Situation vorher war. Ja, es war nicht das Optimum, aber es ist umgesetzt worden. (Heiterkeit bei GR Mag. Wolfgang Jung.) Sie kritisieren die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung, die ein zentraler Teil der Verkehrspolitik der GRÜNEN ist. Das heißt, Sie kritisieren, weil Sie bei Wahlen nicht gewonnen haben und jetzt eine Regierung das macht, was sie vorher gesagt hat, da stellen Sie einen Misstrauensantrag. (Weitere Aufregung bei der FPÖ.) Das ist die größte Ignoranz der Politik gegenüber. So etwas gefährdet die Demokratie, weil es sagt eigentlich aus, es ist eh wurscht, wie gewählt wird, Sie akzeptieren Ergebnisse nicht. Sie werden von uns verlangen, dass wir nach der Wahl das Ergebnis akzeptieren. Na selbstverständlich, ich gehe davon aus, Sie werden auch nachher nicht in der Regierung sitzen. Aber akzeptieren Sie doch auch einmal ein Wahlergebnis für die Zeit, für die wir gewählt wurden! Und ja, Rot-Grün hat eine demokratisch gewählte Mehrheit. Rot-Grün setzt im Großen und Ganzen das um, was wir vorher gesagt haben. (Aufregung bei GR Gerhard Haslinger.) Das ist kein Grund für einen Misstrauensantrag! Wer aus diesen Gründen Misstrauensanträge stellt, überlegt sich eher, die Demokratie abzuschaffen! (GR Mag. Dietbert Kowarik: Billige Ablenkung!) Und das sollten die Menschen in Wien auch wissen. Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Billige Ablenkung! Möglichst laut schreien!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Aigner. Ich erteile es Ihm. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Ich bin selten sprachlos, aber das war jetzt eine wirklich bizarre Wortmeldung. Herr Kollege Margulies, ein bissel eine Nachhilfe in Sachen parlamentarischer Demokratie kann ich Ihnen jetzt nicht ersparen: Das Stellen eines Misstrauensantrages ist ein ganz ein legitimes Minderheitenrecht und hat nichts damit zu tun, dass wir das Wahlergebnis nicht akzeptieren, sondern es ist jetzt seit der letzten Wahl Zeit genug verstrichen. Und wenn Ihnen Ihre eigene Basis intern das Misstrauen ausspricht, dann können Sie es doch nicht uns verwehren, dass wir hier einen Antrag stellen! (Beifall bei der FPÖ und von GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES.) Wir sollen Ihnen vertrauen, wir sollen das mittragen und Ihre eigenen Leute, und das gilt ja für die SPÖ in abgeschwächter Weise auch nicht viel anders - also schauen Sie sich einmal den Zustand dieser Regierungskoalition an und bringen Sie vielleicht noch so viel Kraft auf, noch einmal gemeinsam zu sagen: Der letzte gemeinsame Beschluss ist nicht die Flächenwidmung für den Herrn Tojner, sondern ist der Neuwahlantrag. Das wäre noch ein Akt des Aufbäumens, und das würde Ihnen sehr gut anstehen! (Beifall bei der FPÖ.) Ich habe mich eigentlich deshalb gemeldet, weil die Wortmeldung vom Kollegen Woller hat mich auch sprachlos gemacht. Ich bin wieder bei Stimme, und ich habe mich wieder gefasst. Kollege Woller, Sie haben gestern hier ein Armutszeichen, ein Bekenntnis abgegeben, dass die Stadt Wien, und da hauptsächlich die SPÖ, diese innerstädtische Fläche völlig versandeln haben lassen. Dass es dort so ausschaut, ist Ihr Verschulden, ist Ihre Schuld! Und jetzt gehen Sie her und sagen, einen Eislaufverein und einen Vorplatz vor dem Konzerthaus kann man nur dann schön herrichten, wenn einer einen Turm hinstellt! Das ist ja eigentlich unglaublich! (Beifall bei der FPÖ.) Wenn Sie den Eislaufverein retten wollen, na, dann retten Sie ihn! Wenn Ihnen die Gewista-Plakate, das ist ja besonders pikant, dass die SPÖ was gegen Gewista-Plakate hat, wenn Ihnen die nicht gefallen, na, dann machen Sie es schön! Und wenn eine Schule einen Turnsaal braucht, dann ist das nicht Sache eines Investors, das ist Sache des Schulerhalters! Es ist skandalös, dass... (Beifall bei der FPÖ. - GR Christian Oxonitsch: Das ist der Bund!) Ja, ja, ja, sag' ich schon. Die Republik Österreich hebt Steuern Ende nie ein und die soll gefälligst für eine Bundesschule den Turnsaal bauen! Da brauchen wir den Herrn Tojner nicht! (GR Christian Oxonitsch: Ja und wo? - Beifall bei der FPÖ.) Genauso wenig wie wir bei den Danube Flats auch die Soravias und andere Investoren nicht brauchen. Es ist ja unglaublich! Sie verabschieden sich von den kommunalen Kernaufgaben und sagen, danke schön, dass Investoren kommen, die uns Kindergärten, Spielplätze und Schulturnsäle bauen. Das ist ja eigentlich ein Wahnsinn! Wenn es um die Achtung und Missachtung des Gemeinderates geht, da muss ich sagen, ich als Gemeinderat fühle mich missachtet, wenn hier von einem jahrelangen Verfahren gesprochen wird, das außerhalb der demokratischen Gremien stattgefunden hat. Meine Damen und Herren, in der Flächenwidmung sollte es so sein, dass es zuerst eine Widmung gibt, da legt die Stadt einen abstrakten Rahmen fest. Und innerhalb dieses Rahmens können und sollen Projekte entwickelt werden. (Aufregung bei GR Christian Oxonitsch.) Wir haben jetzt das zweite Verfahren in einer heiklen Sache, wo es genau umgekehrt gemacht wird: Ein Privater kauft ein Grundstück aus Spekulationsgründen, wo eine Widmung drauf ist, die das Projekt überhaupt nicht hergibt, fängt selber ein privates Verfahren an, macht selber einen Architekturwettbewerb. Dann gibt es ganz offenkundig Absprachen zwischen der Stadtregierung und dem Investor. Wenn der Bürgermeister und die Vizebürgermeisterin sich vor der Ausschusssitzung und vor der Gemeinderatssitzung hinstellen und sagen, wir können nichts mehr ändern, wir sind dem Investor im Wort, wir sind pakttreu. Dann frage ich mich: Was ist denn das für ein Pakt? (GR Mag. Wolfgang Jung: Demokratie auf Rot!) Was ist das für ein Pakt? Das kann ja nicht der städtebauliche Vertrag sein, weil der ja noch nicht einmal in Kraft treten kann. Es muss also offenkundig andere Absprachen geben. Der Gemeinderat muss jetzt die Widmung nachreichen! Meine Damen und Herren, die Widmung hat der erste Schritt in so einem Verfahren zu sein und nicht der letzte! (Beifall bei der FPÖ. - Aufregung bei GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi.) Das ist Missachtung des Gemeinderates! Das dürfte man sich eigentlich ... Ja, ich komm noch zu Ihnen, Herr Kollege Al-Rawi, ich komm schon noch. Aber das ist eine Missachtung unseres Gremiums. Im Prinzip ist eine Flächenwidmung ein generell abstraktes Rechtsgestaltungsinstrument, und was Sie machen, ist eine individuell konkrete, fast bescheidmäßige Widmung, weil ja nicht ein Rahmen gegeben wird, sondern es wird genau das Haus vom Herrn Tojner gewidmet. Also ich halte das auch in juristischer Hinsicht für ausgesprochen problematisch. Im Weiteren die völkerrechtliche Verpflichtung, die wir eingegangen sind. Ich weiß nicht, bei wie vielen Berichten von irgendwelchen NGOs Sie Tränen in die Augen kriegen, wenn die ZARA irgendwas sagt, und die ZARA sagt, und die haben was gesagt, und die Mercer-Studie - das sind alles private Organisationen. Und wenn von einer UNO- Teilorganisation etwas kommt, wo wir uns als Stadt verpflichtet haben, da wird gesagt, na, das ist uns eigentlich wurscht. Da sieht man auch, dass Sie eigentlich mit dem Rechtsstaat auf Kriegsfuß stehen! (Beifall bei der FPÖ.) Als Beruhigungspille kommt jetzt ein Resolutionsantrag, und der Kollege Woller hat ja schon die Rutsche gelegt, dass man auch diesen Wischiwaschi-Antrag sozusagen aushebelt, indem man einfach sagt: Ein Haus mit 66 m ist ja gar kein Hochhaus! Also so nach dem Motto: Was ein Hochhaus ist, das legt hier letztendlich die Mehrheit nach reinem Gutdünken fest. Das kann es ja nicht sein. Wenn das Weltkulturerbe weg ist, dann fallen alle Schranken, weil dann gibt es ja überhaupt kein Argument mehr, warum nicht der Nächste kommt und noch einen schiacheren Klotz hinknallt. Und, Kollege Al-Rawi, wenn Sie meinen, ich weiß nicht, woher Sie das haben, dass niemand nach Wien wegen des Weltkulturerbe-Status kommt, dann verwechseln Sie Ursache und Wirkung. Die Leute kommen nach Wien, weil es bei uns schön ist und weil die Altstadt sehr schön ist. Und weil es eben so schön ist, deswegen haben wir den Weltkulturerbe-Status. Das ist etwas Deklaratives! (Aufregung bei GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi.) Und man kann das Weltkulturerbe - und wir sind ja Zeugen, wie man in manchen Kulturkreisen dort mit Kulturgütern umgeht: In Palmyra wird gesprengt und geschossen, in Timbuktu wird gesprengt und geschossen oder ist gesprengt und geschossen worden. Das wird in Wien zwar nicht gemacht, aber man kann das Weltkulturerbe durch ein grausliches, schiaches Hochhaus auch in die Luft sprengen! (Beifall bei der FPÖ. - Aufregung bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Prof. Harry Kopietz: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich!) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Fürnkranz. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Meine verehrten Damen und Herren! Als so wie es ausschaut letzter Redner zu diesem emotionalen Tagesordnungspunkt muss ich mir zusammenfassend jetzt doch eine Frage stellen, eine ganz entscheidende beziehungsweise muss ich sie eigentlich der Frau Vizebürgermeisterin stellen: Was hat Ihnen Wien angetan, dass Sie ihm Ihre Politik antun? (Beifall bei der FPÖ.) Wir haben heute schon gehört, wie sehr sich die grüne Politik schädlich auf unsere Stadt auswirkt, auf Österreich auswirkt. Wir haben als Zeugen, und da braucht man heute nur die "Kronen Zeitung" aufzuschlagen, prominente sozialistische Politiker. Ich zitiere den Bundesminister Leichtfried im Zusammenhang mit Elektroautos. Leichtfried: "Der Grund ist eine prinzipielle unreflektierte dogmatische grüne Autofeindlichkeit." Da gibt es nicht viel hinzuzufügen. Ich bin selten derselben Meinung wie Minister Leichtfried, aber das stimmt leider. Oder der Rudi Schicker, bezogen auf den Getreidemarkt: "Wie sinnvoll es ist, einen Radstreifen zu einem Radweg zu machen, erschließt sich mir nicht." Oder der Bundesminister Drozda: "Seitens der Bundesregierung wurde Wien wiederholt darauf hingewiesen, dass mit einer Streichung aus der Liste des Welterbes spätestens nach Baubeginn zu rechnen ist. Daher ist es eine Forderung als Bundesminister, die zwischen dem Bund und den Ländern geteilte Verantwortung für die österreichischen Welterbe-Städte beim Bund zu zentralisieren." Deutlicher geht es nicht, meine Damen und Herren! Das bedeutet nichts anders, als dass Ihr eigener Minister, Sie von der Sozialdemokratischen Fraktion sollten ihn kennen, sagt, Wien geht mit dem Welterbe so verantwortungslos um, dass man ihm die Kompetenz dafür wegnehmen muss! Das ist doch einfach unglaublich! Und Sie stecken alle den Kopf in den Sand und sagen, das ist alternativlos! Das kann es nicht sein, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Es ist aber auch eine emotionale Frage und nicht nur eine technokratische. Ich frage noch einmal: Was hat Ihnen Wien eigentlich angetan, dass Sie ihm seine Identität, seine kulturelle, in dieser Weise in Frage stellen wollen? Stellen Sie sich als Doppelstaatsbürgerin und mit Heimat Griechenland einmal vor, irgendjemand käme auf die Idee, den Parthenon in ein Luxusapartment umzugestalten. Oder ins Weltkulturerbe Altstadt von Korfu einen solchen Turm hineinzubauen. Oder meinetwegen irgendwelche Ferienwohnungen neben dem Berg Athos zu platzieren. Da würden Sie sich auch drüber aufregen! Das ist genau der Grund, warum wir einfach darauf dringen, dass unser Stadtbild, unser kulturelles Erbe, erhalten bleibt und nicht durch irgendwelche Spekulanten in Frage gestellt wird. Nicht zuletzt sollte es sich das doch wesentlich reichere Wien leisten können, auf ein paar Profite zu Gunsten des Stadtbildes zu verzichten. Verschonen Sie Wien mit Ihrer Politik! Folgen Sie der eigenen Basis und agieren Sie so, wie es Ihre eigenen Parteifreunde tun wollen, vom Gründervater Fux angefangen bis hin zur heutigen Mehrheit Ihrer eigenen Funktionäre! Ich möchte mich aber auch mit etwas beschäftigen, was da heute immer wieder behauptet worden ist, vor allen Dingen auch von den Sozialdemokraten. Quasi wir brauchen dieses Projekt unbedingt, weil ansonsten geht das alles nicht, dann kriegen wir alle diese verschiedenen Probleme nicht in den Griff, die wir zum Teil selber verursacht haben, wie der Kollege Aigner vorhin gerade erwähnt hat. Diesen Ratzenstadl können wir sozusagen nur dadurch lösen, dass wir einem Investor ordentlich Geld in den Hintern schieben. Das ist alles nicht wahr! Es ist ja nicht einmal wahr, dass es keine Alternativen zur Errichtung eines entsprechend großen Bauwerks gibt. Ich darf Ihrer Erinnerung ein bisschen nachhelfen. Ich hab da ein paar Fotos von den ersten Wettbewerbsstufen (Der Redner zeigt zwei Fotos.), wo mehrere Bauwerke geplant gewesen sind oder vorgeschlagen wurden, die eben keinen störend hohen Turm vorgesehen hätten. Diese Projekte hat man aber von vornherein ausgeschieden, weil man unbedingt einen Turm haben wollte. Deswegen ist es kein fahrlässiges Verbrechen an dem Wiener Stadtbild, sondern ein vorsätzliches! Und das ist Ihnen wirklich ganz massiv anzukreiden! Es ist ganz besonders unverständlich, dass Sie auch ganz ungeniert hier hergegangen sind und erklärt haben, dass man eigentlich - Kollegin Vassilakou war das und hat Ihren eigenen Funktionären erklärt, sie seien eigentlich zu spät dran, weil es ist schon alles entschieden. Entschuldigung, wir haben es jetzt gerade auf der Tagesordnung! Der Akt ist einen halben Meter dick. Ich habe ihn mir gestern angeschaut. Und es wird eine Zeit lang dauern, bis wir den ordentlich behandelt haben. Erst dann, wenn er im Ausschuss und im Plenum diskutiert worden ist und juristischen Prüfungen standgehalten hat, erst dann ist er geltendes Recht, und nicht deswegen, weil Sie mit irgendwem irgendwas ausgemacht haben oder, ich weiß es nicht, vielleicht auch jemand von den Sozialisten etwas mit dem Investor ausgemacht hat oder beide oder wie auch immer. Erst dann gilt es, wenn es hier ganz offiziell beschlossen ist. Und ein besonderer Hohn ist es natürlich, auf der einen Seite zu sagen, wir haben ohnehin schon alles entschieden, und auf der anderen Seite sich dann darauf zu berufen, dass es ja das freie Mandat gibt und man dort ja alles anders entscheiden kann. Das ist Ihnen nur in dem Moment aufgefallen, wo Sie selber von der eigenen Basis unter Duck gebracht worden sind. Ich frag auch den Kollegen Ellensohn, wenn er da ist - oh ja, er ist da -, wie er das eigentlich mit der gesicherten Mehrheit gemeint hat, die er dem Bürgermeister versprochen hat? Ich meine, gibt es jetzt ein freies Mandat oder gibt es eine gesicherte Mehrheit? Das ist ja ein Widerspruch in sich, und man kann nur ... (GR Christian Oxonitsch. Nein! Nein! - Aufregung bei GR Mag. Rüdiger Maresch.) Herr Kollege, sicher. Also so ist das jedenfalls absolut indiskutabel! Und weil der Zwischenruf vom Klubobmann der Sozialdemokraten gekommen ist, dass das sozusagen kein Widerspruch sei, beschäftige ich mich mit den Sozialdemokraten jetzt auch einmal ein bisschen. Es war doch sehr auffällig, normalerweise haben die GRÜNEN in ihrer Politik mehr oder weniger Narrenfreiheit, sage ich einmal. Die sozialistischen Funktionäre ärgern sich zwar über vieles, was da an Verkehrspolitik und Ähnlichem passiert, aber im Großen und Ganzen lassen sie sie gewähren. Aber in diesem Fall, wo die grüne Basis einmal gesagt hat, nein, hier ist Schluss, hat auf einmal der Bürgermeister die Koalitionsfrage gestellt. Da stellt sich doch wirklich die Frage: Was steckt da eigentlich dahinter? Wieso kann eine sozialistische Partei, deren Kernaufgaben es immer waren, für Mieterrechte und gegen Spekulanten aufzutreten, sich plötzlich zum Mentor eines solchen klassischen Spekulantenprojekts machen? Ich meine, wie geht das? Wie erklären Sie das Ihren eigenen Funktionären? Offensichtlich können Sie es ihnen ohnehin nicht erklären. Ich zitiere Anton Pelinka, der in sehr treffender Form im "Standard" bezüglich Ihrer Basisfunktionäre gemeint hat: "Wer tritt heute noch der SPÖ bei? Sehr wenige. Diejenigen, die noch Mitglieder sind, haben es versäumt, rechtzeitig auszutreten." Genauso schaut es aus und genauso schaut auch Ihr Parteitag aus! Kein Wunder, dass in der SPÖ der Aufstand gegen Rot-Grün tobt! Das ist genau die Situation, die ja eigentlich vorherzusehen war. Fazit: Wir haben eine Regierung, bei der beide Parteien, die diese Koalition bilden, eigentlich keine Unterstützung bei der Basis haben. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie eigentlich quasi schon abgewählt ist. (Zwischenruf von GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely.) Sie tut nur so, als wäre es nicht wahr. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Insofern verstehe ich auch die Eile, dass Sie das jetzt unbedingt durchpeitschen wollen und zum Beispiel nicht auf die Entscheidung von ICOMOS warten, weil Sie können sich ja nicht sicher sein, ob Sie morgen überhaupt noch im Amt sind (Beifall bei der FPÖ.), und zwar ganz unabhängig davon, was heute mit unserem Antrag passiert! Ich möchte mich aber noch ein bisschen genauer mit dem Charakter und mit dem Thema des Weltkulturerbes an sich beschäftigen. Warum? Ich werde es Ihnen gleich erklären. Mir ist vor ein paar Tagen zu Ohren gekommen - Sie wissen, ich bin Obmann im 1. Bezirk -, dass ein ganz wichtiges Anliegen, das sowohl die Bewohner als auch die Politiker des 1. Bezirks als auch die Behindertenanwaltschaft als auch die Volksanwaltschaft, et cetera, pp., alle dringend gewünscht haben, und zwar der berühmte Lift am Stephansplatz. Dieser berühmte Lift am Stephansplatz wird von den Wiener Linien nicht gewollt, obwohl er eindeutig notwendig ist. Die Frau StRin Sima, jetzt hätte ich fast gesagt, entblödet sich nicht, also sie schreibt in einer Antwort: Man kann dort keinen Lift hinbauen, weil das dem Weltkulturerbe widersprechen würde. Es ist eine derartige Unmöglichkeit, einen Lift, der vielleicht eine Kiste von 2 mal 2 mal 5 Meter ist, auf den Stephansplatz eh ganz am Rand hinzustellen. Das ist unmöglich. Aber einen 66 m Turm mitten in die Kernzone des Weltkulturerbes hineinzubauen, wo man nicht mehr drübersieht, das ist ganz einfach kompatibel! Das kann es doch nicht sein! (Beifall bei der FPÖ. - Aufregung bei der SPÖ.) Sie können sich doch nicht allen Ernstes mit solchen Argumenten da blamieren wollen! Es passiert Ihnen offensichtlich, aber es zeigt auf, dass Sie das alles nicht ernst nehmen. Aus meiner Sicht ist aber die ganze Diskussion sowieso falsch, denn das Weltkulturerbe ist ja nicht etwas, was uns von außen aufgezwungen ist, wo sich irgendwelche finstere Mächte gegen uns Wiener verbündet haben, sondern vielmehr ist es eine Auszeichnung dafür, dass wir in der Vergangenheit diese Stadt gut behandelt haben. Das ist es! Und Sie sagen, Sie pfeifen auf diese Auszeichnung! Sie pfeifen aber in Wahrheit auf ganz was anderes. Sie wollen nämlich nicht mehr sorgsam mit unserer Stadt umgehen! Das ist der springende Punkt! (Beifall bei der FPÖ.) Das heißt, für mich ist eines klar: Die UNESCO ist quasi ein Schiedsrichter, der über unsere Politik, der über unseren Umgang mit unserem kulturellen Erbe richtet. Dem haben wir uns freiwillig unterworfen. Sie machen aber eine Politik, die vor diesem Schiedsrichter nicht standhält. Wir sollten nicht deswegen, weil der Schiedsrichter dann pfeift, dieses Haus nicht bauen, sondern wir sollten es deswegen nicht bauen, weil es unsere Stadt ist, unser kulturelles Erbe, das es zu erhalten gilt! (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt noch zu dem Antrag, der da heute eingebracht worden ist. Es ist schon viel dazu gesagt worden, und ich werde nicht wiederholen, was der Kollege Gara vollkommen zutreffend über die Formulierungsspezialitäten dieses Antrags gesagt hat. Aber ich möchte eines schon deutlich machen: Wer soll eigentlich Ihre Aktion auf diesem Gebiet in irgendeiner Form ernst nehmen, wenn wir inzwischen ganz klar schwarz auf weiß haben, dass Sie in diesem Zusammenhang Bundesrecht brechen, dass Sie Landesrecht brechen, dass Sie da zwar einen Stadtentwicklungsplan haben, der hier auch beschlossen worden ist, ein Hochhauskonzept, einen Masterplan Glacis, und Sie stellen sich jetzt hin und sagen, das alles haben wir beschlossen? Manches davon wird jetzt offensichtlich und zugegebenermaßen selbst ignoriert wie zum Beispiel das alte Hochhauskonzept, das solche Häuser ja sowieso nicht zugelassen hätte. Im Widmungsverfahren steht ausdrücklich drinnen, eigentlich wäre das alte anzuwenden, aber wir haben ein bissel nachgedacht und haben beschlossen, wir machen es doch nicht. Das ist rechtsstaatlich ja eigentlich schon ein unglaublicher Wahnsinn! Und jetzt kommen Sie daher und schreiben einen Antrag, über dessen Sinnhaftigkeit man wirklich nur den Kopf schütteln kann, denn warum sollten Sie einen einfachen Antrag, der jetzt da als Beschlussantrag eingebracht wird, der noch dazu einige interessante Schwächen hat, wieso sollten Sie den befolgen, währenddessen Sie Gesetze ignorieren? Das kann doch niemand ernst nehmen, eine solche Vorgangsweise. Das ist von der ersten Minute an als Schmäh entlarvt! (Beifall bei der FPÖ.) Also ganz einfach Nein zu diesem Antrag, aber vor allen Dingen Nein zu diesem Turm, dann hat Wien kein Problem, dann brauchen wir diese ganzen Beschlüsse nicht mehr. Wir haben heute Anträge eingebracht, die lauter Versprechungen von Ihnen entsprechen: Einen Antrag der grünen Basis, wo versprochen wurde, dass er in die Tat umgesetzt wird und einen Antrag gemäß Ihrem Wahlversprechen, zurückzutreten. Und wir haben außerdem eigentlich nichts anderes getan, als Ihre eigenen Forderungen da zu wiederholen und sich anzuschauen, ob Sie bereit sind, alle diese Dinge auch in die Tat umzusetzen. Meine Damen und Herren! Ich fordere Sie auf, machen Sie von Ihrem freien Mandat Gebrauch, stimmen Sie mit uns! Retten Sie das Stadtbild! Retten Sie Wien! Retten Sie die Wiener! Und wählen Sie Rot-Grün ab! Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Unger. GR Christian Unger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ganz kurz, weil immer gekommen ist, das jetzige Bild des Heumarkts. Ich möchte schon daran erinnern, dass ja der Heumarkt früher ganz woanders, also der Wiener Eislaufverein ganz woanders angesiedelt war, nämlich im Hafenbecken vom Wiener Neustädter Kanal, der jetzige Bahnhof Wien-Mitte. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Wann war das?) Im 19. Jahrhundert, ja. Dann ist er auf die damaligen Nutzungsflächen des Stadtparks hingekommen. Haupteingang war, wenn Sie mich schon fragen, wann das war, bis in die 60er Jahre in der Johannesgasse. Warum ist der WEV jetzt dort, wo er ist? Weil die Stadt Wien, die SPÖ, dort unbedingt das Hochhaus, das sogenannte, nämlich das jetzige InterContinental, hinbauen wollte. Dadurch hat man den WEV verdrängt. Also das ist einmal Punkt 1. Punkt 2: Ganz kurz noch zum Kollegen Woller, weil er mich angeschaut hat, von Landstraßer zu Landstraßer: Entschuldigung, Bahnhof Wien-Mitte liegt nicht im Kerngebiet, sondern in der Pufferzone. Also auch dir als Kulturvorsitzenden, das stimmt schon so. Ganz kurz zum Hochhauskonzept, weil Sie das in Ihrem Antrag ja heute mehrfach erwähnen. Sie haben ganz klar drinnen stehen, dass in der Kernzone nur eine erhöhte Aufmerksamkeit für Hochhausbauten vorzunehmen ist, aber es ist keine Ausschlusszone. Sie schreiben zum Beispiel in Ihrem Antrag: Keine neuen Hochhausstandorte. Das heißt aber nicht, dass nicht bestehende Häuser zu Hochhäusern aufgestockt werden können. Also das fehlt da. Darum werden wir dem wahrscheinlich nicht zustimmen. Jetzt noch ganz kurz zum Kollegen Chorherr, er ist eh da. Sie sagen immer, es gibt nichts von der UNESCO, wo diese Höhenentwicklung auf die 43 m drinnensteht. Das möchte ich eigentlich schon als falsch, anders darf man es ja nicht sagen, kennzeichnen. Die Mag. Gabriele Eschig, Österreichisches UNESCO-Komitee, hat 2016 ganz klar auf den Reactive Monitoring Bericht der ICOMOS unter der Leitung von Giancarlo Barbato geantwortet, dass genau die 43 m einzuhalten sind. (Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Aber die UNESCO sieht das jetzt so, es hilft nichts. Und auch die Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission - Herr Klubobmann, wenn Sie mich kurz ausreden lassen, dann erklär ich es Ihnen - hat gesagt, dass eine Verkleinerung des Weltkulturerbes nicht möglich ist. Und das steht im Vertrag. Das hat der Kollege Al-Rawi heute gesagt, das wird angestrebt. Geht nicht, ganz schlicht und einfach. Noch einmal zum Kollegen Chorherr. Er hat gemeint, früher wurde hoch gebaut. Ich meine, in der Innenstadt, bis auf die paar Kirchtürme, die Sie persönlich vielleicht stören, sehe ich nicht viel außer die zwei erwähnten Hochhäuser, nämlich die Herrengasse und den Ringturm, die übrigens meiner Meinung nach oder der Meinung vieler Bürgerinnen und Bürger nach die ersten großen Bausünden im roten Wien waren. Ich mochte auf eines noch zurückkommen, nämlich auch auf die GRÜNEN: Wenn man sich anschaut, Sie opfern 1.800 m2 Grünfläche, weil die Lothringerstraße, die B 1, verschwenkt werden muss. Das ist Ihnen wurscht. Das ist Ihre grüne Politik, wo Sie sich früher fast an jedem Grashalm angekettet haben! Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Ja danke, Herr Vorsitzender! Zum Ersten nur eine Anmerkung: Wie oft ich heute gehört habe, mir fehlen die Worte, wie lange das begründet wurde, das war schon irgendwie spannend. (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.) Aber konkret, damit es nicht in Vergessenheit gerät und auch für alle jene, die zusehen: Es geht heute um die Festsetzung des Flächenwidmungsplanes und Bebauungsplanes für das Gebiet zwischen Linienzug Schnirchgasse/Thomas Klestil- Platz im 3. Bezirk, wo es wirklich um Hochhäuser geht, nämlich 117, 134, 137 m. Ich gehe davon aus, dass auch dieser Akt so wie im Ausschuss beschlossen wird, worum ich ersuche. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 23. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die der Postnummer 23 ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Es liegt eine ganze Reihe von Anträgen vor, die wir folgendermaßen zur Abstimmung bringen. Ich bringe zuerst den Misstrauensantrag gegen die Frau VBgm.in Vassilakou zur Abstimmung, dann den Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte betreffend Flächenwidmung am Wiener Heumarkt. Bei beiden Anträgen wurde die namentliche Abstimmung verlangt. Und dann in der Reihenfolge des Einlangens die anderen Anträge. Wir kommen zum Abstimmungsprozess. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass nur abstimmen kann, wer in den Bankreihen sitzt (GR Christian Oxonitsch: Bei der namentlichen Abstimmung!). Bei der namentlichen. Bitte, Herr Schriftführer Niegl, mit der Abstimmung zu beginnen. Schriftführer GR Michael Niegl: Ich lasse der Einfachheit halber Funktionen und Titeln weg. - Abrahamczik. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Aichinger. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Aigner. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Akcay. GRin Safak Akcay (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Al-Rawi. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Amhof. GR Nikolaus Amhof (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Baron. GR Karl Baron (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Baxant. GR Petr Baxant, BA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Berger. GR Stefan Berger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Berger-Krotsch. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Blind. GR Armin Blind (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Bluma. GRin Susanne Bluma (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Chorherr. GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Däger-Gregori. GRin Luise Däger-Gregori, MSc (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Damnjanovic. GR Nemanja Damnjanovic, BA (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Deutsch. GR Christian Deutsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Ebinger. GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Ellensohn. GR David Ellensohn (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: El-Nagashi. GRin Mag. Faika El-Nagashi (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Florianschütz. GR Peter Florianschütz (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Frühmesser. GRin Lisa Frühmesser (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Fürnkranz. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Gaal. GRin Kathrin Gaal (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Gara. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Gremel. GR Mag. Marcus Gremel (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Guggenbichler. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Handler. GR Klaus Handler (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Hanke. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Haslinger. GR Gerhard Haslinger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Hebein. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Hobek. GR Mag. Martin Hobek (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Hofbauer. GR Manfred Hofbauer, MAS (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Holzmann. GR Ernst Holzmann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Huemer. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Hursky. Entschuldigung? GR Christian Hursky (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Irschik. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Jischa. GRin Mag. Birgit Jischa (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Jung. GR Mag. Wolfgang Jung (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Juraczka. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Karner-Kremser. GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Kasal. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Kickert. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Koderhold. GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Kopietz. GR Prof. Harry Kopietz (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Kops. GR Dietrich Kops (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Korosec. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Kowarik. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Michael Niegl: Kraus. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Michael Niegl: Maximilian Krauss. GR Maximilian Krauss (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Kubik. GR Gerhard Kubik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Kugler. GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Laschan. GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Lindenmayr. GR Siegi Lindenmayr (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Ludwig-Faymann. GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Maresch. GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Margulies. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Matiasek. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Meidlinger. GR Ing. Christian Meidlinger (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Meinhard-Schiebel. GRin Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Meinl-Reisinger. Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Mörk. GRin Gabriele Mörk (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Nepp. GR Dominik Nepp (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Neumayer. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Niedermühlbichler. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Niegl. GR Michael Niegl (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Nittmann. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Novak. GRin Barbara Novak, BA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Olischar. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Ornig. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Oxonitsch. GR Christian Oxonitsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Pawkowicz. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Reif. GRin Ricarda Reif (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Reindl. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Rubik. GRin Silvia Rubik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schinner. GRin Katharina Schinner (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schmid. GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schmidt Elisabeth. GRin Elisabeth Schmidt (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schober. GR Mag. Marcus Schober (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schubert. GRin Ingrid Schubert (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schütz. GRin Angela Schütz (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schwarz. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Seidl. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Spitzer. GR Mag. Gerhard Spitzer (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Stark. GR Rudolf Stark (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Straubinger. GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Strobl. GR Friedrich Strobl (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Stumpf. GR Michael Stumpf, BA (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Stürzenbecher. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Taucher. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Teiber. GRin Barbara Teiber, MA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Ulm. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Unger. GR Christian Unger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Valentin. GR Erich Valentin (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Vettermann. GR Heinz Vettermann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Wagner. GR Kurt Wagner (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Wansch. GR Mag. Dr. Alfred Wansch (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Wehsely. GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Wiederkehr. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Woller. GR Ernst Woller (SPÖ): Nein. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ist jemand nicht aufgerufen worden? Das ist es nicht, weil dann unterbreche ich die Sitzung für zwei Minuten. Aber bitte auf den Sitzplätzen sitzen bleiben oder im Saal bleiben. (Unterbrechung der Sitzung von 13.59 bis 14.01 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf. Das Ergebnis war 46 Ja-Stimmen und 54 Nein-Stimmen, damit ist der Misstrauensantrag abgelehnt. (Anhaltender Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Jetzt kommt der Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Dominik Nepp, Christian Unger, Georg Fürnkranz und Dietrich Kops betreffend Flächenwidmung am Wiener Heumarkt zur Abstimmung. Hier wird auch in formeller Hinsicht die sofortige namentliche Abstimmung verlangt. Gleiches Procedere wie vorher. Sind wir bereit? - Dann darf ich GR Wiederkehr ersuchen, mit dem Aufruf zu beginnen. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Abrahamczik. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Aichinger. GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Aigner. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Akcay. GRin Safak Akcay (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Al-Rawi. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Amhof. GR Nikolaus Amhof (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Baron. GR Karl Baron (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Baxant. GR Petr Baxant, BA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Berger. GR Stefan Berger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Berger-Krotsch. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Blind. GR Armin Blind (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Bluma. GRin Susanne Bluma (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Chorherr. GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Däger-Gregori. GRin Luise Däger-Gregori, MSc (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Damnjanovic. GR Nemanja Damnjanovic, BA (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Deutsch. GR Christian Deutsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Ebinger. GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Ellensohn. GR David Ellensohn (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: El-Nagashi. GRin Mag. Faika El-Nagashi (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Florianschütz. GR Peter Florianschütz (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Frühmesser. GRin Lisa Frühmesser (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Fürnkranz. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Gaal. GRin Kathrin Gaal (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Gara. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Gremel. GR Mag. Marcus Gremel (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Guggenbichler. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Handler. GR Klaus Handler (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Hanke. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Nein. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ein bisschen langsamer, bitte. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Haslinger. GR Gerhard Haslinger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Hebein. GRin Birgit Hebein (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Hobek. GR Mag. Martin Hobek (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Hofbauer. GR Manfred Hofbauer, MAS (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Holzmann. GR Ernst Holzmann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Huemer. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Hursky. GR Christian Hursky (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Irschik. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Jischa. GRin Mag. Birgit Jischa (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Jung. GR Mag. Wolfgang Jung (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Juraczka. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Karner-Kremser. GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Kasal. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Kickert. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Koderhold. GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Kopietz. GR Prof. Harry Kopietz (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Kops. GR Dietrich Kops (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Korosec. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Kowarik. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Kraus. GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Christoph Wiederkehr, BA: Maximilian Krauss. GR Maximilian Krauss (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Kubik. GR Gerhard Kubik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Kugler. GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Laschan. GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Lindenmayr. GR Siegi Lindenmayr (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Ludwig-Faymann. GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Maresch. GR Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Margulies. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Matiasek. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Meidlinger. GR Ing. Christian Meidlinger (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Meinhard-Schiebel. GRin Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Meinl-Reisinger. Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Ja Schriftführer GR Peter Florianschütz: Mörk. GRin Gabriele Mörk (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Nepp. GR Dominik Nepp (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Neumayer. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Niedermühlbichler. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Niegl. GR Michael Niegl (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Nittmann. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Novak. GRin Barbara Novak, BA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Olischar. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Ornig. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Oxonitsch. GR Christian Oxonitsch (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Pawkowicz. GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Reif. GRin Ricarda Reif (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Reindl. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Rubik. GRin Silvia Rubik (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schinner. GRin Katharina Schinner (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schmid. GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schmidt Elisabeth. GRin Elisabeth Schmidt (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schober. GR Mag. Marcus Schober (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schubert. GRin Ingrid Schubert (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schütz. GRin Angela Schütz (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Schwarz. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Seidl. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Spitzer. GR Mag. Gerhard Spitzer (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Stark. GR Rudolf Stark (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Straubinger. GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Strobl. GR Friedrich Strobl (SPÖ): Nein Schriftführer GR Peter Florianschütz: Stumpf. GR Michael Stumpf, BA (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Stürzenbecher. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Taucher. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Teiber. GRin Barbara Teiber, MA (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Ulm. GR Dr. Wolfgang Ulm (ÖVP): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Unger. GR Christian Unger (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Valentin. GR Erich Valentin (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Vettermann. GR Heinz Vettermann (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Wagner. GR Kurt Wagner (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Wansch. GR Mag. Dr. Alfred Wansch (FPÖ): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Wehsely. GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely (SPÖ): Nein. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Wiederkehr. GR Christoph Wiederkehr, BA (NEOS): Ja. Schriftführer GR Peter Florianschütz: Woller. GR Ernst Woller (SPÖ): Nein. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ist irgendwer nicht aufgerufen worden? Wir unterbrechen wieder für eine Minute. (Kurze Unterbrechung der Sitzung um 14.05 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Das war nicht so schwer nachzuvollziehen, ich nehme die Sitzung wieder auf und stelle fest, dass der Antrag 46 Ja-Stimmen und 54 Nein-Stimmen und damit nicht die erforderliche Mehrheit hat. Ich bringe jetzt die anderen Beschluss- und Resolutionsanträge zur Abstimmung, beginnend mit dem Antrag der ÖVP-Gemeinderäte betreffend Vorgangsweise beim Projekt Heumarkt Neu. Es wird die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist Zustimmung von FPÖ, ÖVP und NEOS, gegen die Stimmen von GRÜNEN und SPÖ und somit nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der ÖVP betreffend Projektstopp des geplanten Radweges in einer Fahrspur des Getreidemarktes. Ich bitte wieder diejenigen, die zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist das gleiche Stimmverhalten, SPÖ, GRÜNE minus. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Und NEOS!) - Ja, Sie haben ja gerade aufgezeigt. Also bitte noch einmal die Hand heben. - Gut, das sind NEOS, GRÜNE und SPÖ minus und FPÖ und ÖVP plus, hat nicht die erforderliche Mehrheit. Ich bringe den Resolutionsantrag der GemeinderätInnen Chorherr, Kickert, Kubik, Omar Al-Rawi und Susanne Bluma zur Abstimmung. Wer diesem Antrag seine Zustimmung geben möchte, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind GRÜNE, SPÖ, gegen die Stimmen von FPÖ, NEOS und ÖVP, und hat damit die erforderliche Mehrheit. Der Beschlussantrag der FPÖ betreffend vorzeitige Auflösung des Gemeinderates. Ich bringe diesen Antrag zur Abstimmung. Wer dem seine Zustimmung geben will, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Stimmen von FPÖ und ÖVP gegen die Stimmen von SPÖ, GRÜNEN und NEOS und hat damit nicht die erforderliche Mehrheit. Der Beschlussantrag der NEOS betreffend Weiterführung Veranstaltungszentrum Marx Halle. Wer dem Antrag seine Zustimmung geben will, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN mit den Stimmen von FPÖ, ÖVP und NEOS, nicht die erforderliche Mehrheit. Der letzte Antrag ist der Antrag der NEOS betreffend Positionierung Vienna Biocenter St. Marx als Standort für die EMA. Wer dem seine Zustimmung erteilt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist SPÖ minus, GRÜNE minus, FPÖ, ÖVP und NEOS plus und damit nicht die erforderliche Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 21 der Tagesordnung zur Verhandlung, sie betrifft den Bericht über die Behandlung der im Jahr 2016 abgeschlossenen Petitionen. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Abrahamczik, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Danke vielmals. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer auf der Galerie! Ich nehme zur Kenntnis, dass jetzt ein bisschen eine Aufbruchsstimmung ist, das haben wir leider meistens, wenn die Petitionen diskutiert werden. Ich habe ja gestern hier schon einiges Allgemeines über Beteiligung gesprochen, das Recht auf Mitsprache im Zuge einer Neuauflage des Masterplans Partizipation eingefordert, und ich glaube, wir haben wirklich die absolute Dringlichkeit, den Menschen und den Engagierten in dieser Bevölkerung den Glauben wieder zurückzugeben, dass hier eine neue Politik und auch neue Formen der Beteiligung möglich sind. Wir behandeln heute den vorliegenden Petitionsbericht, und ich möchte die Gelegenheit nutzen, die sich ja leider nur ein Mal im Jahr hier ergibt, ganz allgemein über das Instrument der Petitionen zu sprechen und auch unsere Ideen vorzuschlagen. Vorerst gilt mein Dank aber auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MA 65 für dieses Kontrollieren, Zählen der vielen Unterschriften, letztendlich auch für den zusammenfassenden Petitionsbericht. Ebenso danke ich dem ganzen Ausschuss, den Vorsitzenden sowie allen Kolleginnen und Kollegen dafür, dass wir hier ein sehr kollegiales und einvernehmliches Klima und an sich recht konstruktive Gespräche haben. (Beifall bei NEOS, SPÖ und ÖVP.) Danke dafür, dass wir konstruktive Vorschläge ernsthaft diskutieren können und momentan gemeinsam darüber beraten, wie wir die im Petitionsgesetz vorgesehene Stellungnahme der Bezirksvertretung, also aller Parteien im Bezirksparlament, in der Praxis auch bewerkstelligen können. Dass das Petitionsrecht in Wien ein guter Anfang ist, steht außer Frage. Ich habe es auch gestern schon ausführlich diskutiert. Dass wir viel verbessern können, steht aber genauso außer Frage, und hier möchte ich einfach unsere Gedanken, wie ich es schon letztes Jahr getan habe, einbringen. Dass das Stimmungsbild in der Bevölkerung leider ein gar nicht gutes ist, ist auch dem schwachen Instrument des Petitionsausschusses geschuldet, also der Unverbindlichkeit der Empfehlungen, die teilweise sehr verschwommen wirken, nicht konkret festzumachen sind. Diese Schwäche dieses Instrumentes macht also auch den Frust der Betroffenen, derjenigen, die sich hier mit ihren Anliegen einbringen, leider sehr groß, und das Wahrnehmen, dass dieses Anliegen jetzt gerade auch nicht in die politische Agenda passt, ist leider auch da. Das bekomme, glaube ich, nicht nur ich so mit, sondern das dürfte allgemein bekannt sein. Neben der Rechtsverbindlichkeit von Mitsprache gibt es aber auch einige Punkte, die wir hier konkret angehen könnten, und ich glaube, der erste Anknüpfungspunkt der Partizipation und Mitsprache wäre eigentlich in Wien die Bezirksebene. Die Bezirksparlamente und ihre Bezirksrätinnen und Bezirksräte sollten eigentlich diejenigen sein, die am nächsten bei der Bevölkerung sind, wo Anregungen und Sorgen der Bevölkerung aufgenommen werden, wenn es um den alltäglichen und sehr persönlichen Lebensbereich geht. Hier besteht aber großer Verbesserungsbedarf, und die meisten Menschen besuchen auch öffentliche Bezirksvertretungssitzungen gar nicht. Es gibt aber Möglichkeiten, zum Beispiel eine BürgerInnenfragestunde. Das ist jetzt nicht etwas, was wir uns irgendwie ausgedacht haben, diese Einrichtung ist in der Gemeindeordnung mehrerer österreichischer Bundesländer längst Usus, so wie auch in den Bezirken von anderen europäischen Großstädten. Nehmen wir nur Berlin, Köln oder Hamburg, da gibt es am Anfang einer Bezirksvertretungssitzung die Möglichkeit, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Anliegen vortragen, das ist mit einem Zeitraum von einer halben Stunde, einer Stunde beschränkt. Das Anliegen wird vorher eingebracht, es kommt auch auf eine Tagesordnung, man kann dort sprechen. Das gibt es in anderen Bundesländern auf Gemeindeebene, das gibt es in anderen Städten auf Bezirksebene, in Wien leider nicht, und deswegen bringe ich heute den Antrag ein, so etwas auch für Wien vorzusehen: "Der Wiener Gemeinderat spricht sich für eine Novelle der Geschäftsordnung der Bezirksvertretungen aus, die eine Einführung der BürgerInnenfragestunde vorsieht." (Beifall bei den NEOS.) Ich habe zu erwähnen vergessen, dass ich bei allen Anträgen, die ich heute einbringe, in formeller Hinsicht eine Zuweisung an den jeweiligen Ausschuss beantrage, weil es mir sehr wichtig ist, dass wir hier weiterdiskutieren, weil ich auch weiß, dass Sie es sonst klarerweise ablehnen werden. Ich hoffe aber so, dass wir hier in dieser konstruktiven Art und Weise auch weitermachen können und das eine oder andere weiterbehandeln können. Ich habe auch erwähnt, dass wir hier leider nur ein Mal im Jahr über die Petitionen diskutieren, und das sehe ich insofern problematisch, weil wir durch diesen Modus einen extremen Zeitverzug haben. Zahlreiche Bürgeranliegen, die jetzt im Petitionsausschuss behandelt werden, kommen teilweise eineinhalb Jahre später hier in dieses Plenum und werden hier diskutiert. Das ist ein sehr großer zeitlicher Abstand, und wir haben dann mehrere Dutzend Petitionen, die oft en bloc diskutiert werden. Es bleibt hier also wenig Zeit. Man sieht auch, dass das Interesse dann enden wollend ist, wenn wir hier zwölf Anliegen, die aus der Bevölkerung kommen, auf einmal diskutieren. Es ist natürlich ein mühsamer Prozess, hier alles durchzukauen. Es hat jeder seine Anliegen, seine Vorschläge, seine eigenen Meinungen dazu. Daher hier auch mein Antrag, hier ehestmöglich einen Gesetzesentwurf vorzulegen, dass eine Änderung der Berichtspflicht vorliegt, sodass zum Beispiel der Gemeinderat in Sammelberichten in jeder Sitzung über die Petitionen berichterstattet, die abgeschlossen werden. Das heißt, die Petition wird abgeschlossen und danach kommt sie auch in einen Sammelbericht an den Gemeinderat. Auch für diesen Antrag wird in formeller Hinsicht die Zuweisung an den zuständigen Ausschuss beantragt. Eigentlich geht es heute ja um den Petitionsbericht, den wir hier beschließen, also das zu behandelnde Poststück. Wir haben auch dieses Mal wieder im Ausschuss zugestimmt und werden das auch jetzt tun, haben aber auch letztes Jahr sehr bemängelt, dass dieser Petitionsbericht abgespeckt wurde, der ist nur noch sehr dünn. Papiersparen ist eine Sache, das finde ich auch gut, keine Frage. Im Jahr 2014 enthielt der Petitionsbericht noch eine sehr vollständige Information über die einzelnen Petitionen, auch über die im Ausschuss gestellten Anträge, über das genaue Ausschussprotokoll und das Abstimmungsergebnis. Das ist jetzt nicht mehr vorhanden. Er hat einfach an Aussagekraft verloren, ist kein "Stand-alone"-Bericht mehr, man muss sich alle anderen Sachen, die man dazu braucht, aus dem Internet herausklauben. Eigentlich sollte er ja einer umfangreichen Information einer interessierten Öffentlichkeit dienen. Das ist leider nicht mehr der Fall, und gerade einem Ausschuss für Petitionen und BürgerInnenanliegen sollte eine attraktive Darstellung des Instrumentes der Petition eigentlich ein großes Anliegen sein. Das mit einem hohen Papierverbrauch zu argumentieren - man muss ihn nicht drucken, das ist im Gesetz über Petitionen gar nicht vorgesehen. Man könnte ihn natürlich auch nur digital zur Verfügung stellen oder in sehr geringer Auflage oder nur nach Verlangen in den Druck gehen. Ich glaube, es ist kein Gesichtspunkt, das damit zu begründen, und das wäre mein nächster Antrag. - Ich sehe gerade, dass ich sie durcheinandergebracht habe, wie ich es jetzt einbringe, aber ich gebe jetzt einmal alle hier ab. Wenn ich davon gesprochen habe, dass der Erfolg von Petitionen oft von der politischen Agenda der Regierungskoalition abhängig ist, dann genauso, ob ein Petitionswerber in den Ausschuss eingeladen wird oder nicht. Das Petitionsgesetz hat hier eine Kann-Bestimmung, er kann also eingeladen werden. Es hat sich in den letzten Jahren viel geändert, und ich glaube, seitdem ich im Petitionsausschuss sitze, wurde, ich glaube ich täusche mich nicht, jeder Petent ... (GR Ernst Woller: Zwei nicht!) - Einer nicht, dann ist es fast so, zwei nicht. Hier hat sich also wirklich viel verändert, es wurden fast alle eingeladen. Trotzdem, ob jemand eingeladen wird, obliegt rein der Willkür der Politik beziehungsweise der Koalitionspartner, ob diese Einladung ausgesprochen wird. Ich finde aber, man könnte hier schon an die tatsächliche Praxis eigentlich anpassen, und ich bringe hier einen nächsten Antrag ein, die verpflichtende Einladung von Petitionswerbern in den Ausschuss, weil ich wirklich davon überzeugt bin, dass jeder, der sich diese Mühe antut, der sich so für ein persönliches Anliegen engagiert, und Sie kennen genauso wie ich die Menschen, die dann kommen und mit Herzblut ihre Geschichte erzählen, dass das nicht abhängig sein sollte von der Willkür der Politik, sondern einfach ein Recht sein sollte, hier sein Anliegen vorzutragen. (Beifall bei den NEOS.) Jetzt möchte ich noch auf eine inhaltliche Sache eingehen. Wir behandeln hier heute in diesem Petitionsbericht ja mehrere Petitionen. Ich glaube, die anderen Parteien werden hier sehr detailliert auf die einzelnen Anliegen eingehen. Mir war es wichtig, über das Instrument der Petitionen zu berichten und wie wir hier zu einer Stärkung dieses Instruments kommen. Eine Sache ist mir aber natürlich wichtig, weil es auch unsere eigene Petition betrifft. Nicht, dass mir die anderen unwichtig wären, aber sie wurden im Zuge der anstehenden Flächenwidmung sehr ausführlich behandelt, diese Sache aber nicht: Es geht um unsere "Petition - 1:3", das bedeutet, den Betreuungsschlüssel eins zu drei in Wiener Kindergärten. Die Politik hat in den letzten Jahren viel für den Ausbau der Kindergartenplätze getan. Man ist in Wien bei 100 Prozent Vollversorgung, was aber massiv auf der Strecke geblieben ist, ist die Qualität. Beim Verhältnis Betreuungspersonal und Kindern ist Wien absolutes Schlusslicht, bei den 3- bis 6-Jährigen beträgt die Quote 1 zu 17, eine Betreuungsperson auf 17 Kinder, und bei den Unter-3-Jährigen liegt die Quote bei zirka 1 zu 8. Ich glaube, es ist vollkommen klar, dass wir mehr finanzielle Mittel und mehr Personal brauchen, denn jeder Euro, den wir jetzt in die Elementarpädagogik investieren, rentiert sich achtfach im späteren Verlauf, da gibt es Studien dazu, durch geringere Aufwendungen für Sprachförderung, Sozialleistungen und Nachhilfeunterricht. Und wenn hier alle auch sagen, der Kindergarten ist die erste Bildungseinrichtung in dieser Stadt, dann soll man sich auch dazu bekennen, und dann funktioniert das nur mit einem niedrigeren Betreuungsschlüssel. (Beifall bei den NEOS.) Da ist man auch in anderen Ländern viel, viel weiter, in Dänemark zum Beispiel habe ich eine Betreuungsquote von eins zu sechs, in Finnland eins zu sieben. Das ist aber leider nicht genug, wir sind jetzt schon Schlusslicht in Österreich, haben miserable Betreuungsverhältnisse. Aber nicht einmal dieser niedrige Standard wird teilweise gehalten, weil eine Anfragebeantwortung an den Bildungsstadtrat Czernohorszky hat ergeben, dass Kindergärten sogar noch eine Ausnahme von dieser Regelung beantragen können und der sogar in 10 Prozent der Fälle stattgegeben wird. Das heißt, 10 Prozent der Kindergärten können diesen Betreuungsschlüssel, diesen niedrigen Standard nicht einmal halten und suchen noch einmal an, um hier niederqualifiziertes Personal zu unseren Kindern in die Betreuung zu schicken. Meines Erachtens haben wir hier ein riesiges Problem, und das war auch der Grund, warum wir eine Petition eingebracht haben, weil uns dieses Anliegen ein extrem wichtiges ist. Es ist eines, über das Sie jetzt vielleicht nicht sprechen wollen, weil Sie sich auf dieser Versorgungsquote von 100 Prozent ausruhen, aber ich glaube, es ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen und Zukunftsinvestitionen in dieser Stadt. (Beifall bei den NEOS.) Wir haben die Petition eingereicht, Sie wurde im letzten Petitionsausschuss behandelt, und so wie mit unserem Aufbegehren wurde sie begründet abgeschlossen, weil man gesagt hat, ich zitiere: "Der Einbringerin der gegenständlichen Petition stehen als Abgeordnete zum Gemeinderat und Landtag alle Möglichkeiten offen, sich an der diesbezüglichen politischen Willensbildung in Wien einzubringen." Ich komme dieser Aufforderung nun nach, ich sehe es als Aufforderung. Es ist legitim, diese Meinung und diese Haltung zu haben und zu sagen, Sie als politische Partei, Sie können hier nichts einbringen. Sie vergessen aber, dass da auch andere Personen dahinterstehen, beim Aufbegehren waren es 20.000, beim 1 zu 3 waren es weniger. Es geht nicht nur um uns, es geht nicht nur um unser Anliegen, es ist uns wichtig, ja, aber es stehen Personen dahinter. Egal, ich komme jetzt dieser Aufforderung nach, hier diese uns offenstehenden Möglichkeiten der politischen Willensbildung zu nutzen und bringe auch hier nur die Zuweisung an den Ausschuss für Bildung, Integration, Jugend und Personal ein, und zwar, den Kindergärten ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen, um einen deutlich besseren Betreuungsschlüssel und im Optimalfall einen Schlüssel von eins zu drei bei den unter-drei-jährigen beziehungsweise einen Schlüssel von eins zu acht bei den drei- bis sechsjährigen Kindern zu gewährleisten. (Beifall bei den NEOS.) Ich hoffe auf Ihre Zustimmung in dieser wichtigen Zukunftsfrage und auf weitere Diskussionen zu diesem Thema. - Danke. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schwarz. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Zuseher! Ich möchte mich jetzt auch gleich einmal dem Dank bei den Mitarbeitern der MA 65 als auch bei den Ausschusskollegen und dem Vorsitzenden und dem stellvertretenden Vorsitzenden anschließen, da ich glaube, dass wir wirklich eine sehr offene Gesprächskultur miteinander haben. Ich möchte kurz über den Wirkungsbereich des Petitionsausschusses sprechen, besonders für die Zuseher und Zuseherinnen, die nicht so involviert sind. Man kann also als Bürger und Bürgerin von Wien, wenn man 500 Unterschriften hat, ein Anliegen einreichen. Dieses wird dann im Petitionsausschuss behandelt, man verlangt Stellungnahmen von diversen betroffenen Stellen, gibt eine Empfehlung ab, und die Petition wird abgeschlossen - verkürzt dargestellt. Seit 2013 gibt es diesen Petitionsausschuss, und am Anfang war, glaube ich, eine sehr große Freude über diesen Petitionsausschuss da, besonders von Seiten der Bürgerinnen und Bürger, weil man gedacht hat, man hat einen sehr barrierefreien Zugang, um seine Anliegen einzubringen. Es hat auch im ersten Jahr, glaube ich, 49 Petitionen gegeben, 2016 sind es 17. Warum gibt es diesen Rückgang? Ich denke, es ist wirklich notwendig, dass sich der Petitionsausschuss langsam weiterentwickelt. Es hat in der "Presse" 2015 einen Artikel gegeben, in dem es geheißen hat, ich zitiere: "Es zeigt sich in Gesprächen mit Initiativen, die eine Petition eingebracht haben, bei vielen Enttäuschung über das Ergebnis und die Behandlung im Petitionsausschuss. Für die meisten Petitionseinreicher bleibt als Fazit, dass sie zwar etwas Öffentlichkeit bekommen haben - aber der tatsächliche Effekt ist gering, und der Frust ist groß." Ich muss sagen, ich verstehe das ja mittlerweile, denn alleine diese Farce, die wir bei den Siemens-Gründen miterlebt haben, hat mir gezeigt, dass wir wirklich den Eindruck hinterlassen, dass wir die Anliegen nicht ernst nehmen. Es wäre ja ein Einfaches gewesen. Am Vormittag war ja die Flächenwidmung bei den Siemens-Gründen, und am Nachmittag haben wir uns dann im Petitionsausschuss mit den Antraggebern und mit den Petenten auseinandergesetzt. Da ist dann aber eigentlich schon alles beschlossen gewesen, die haben uns dann ja in Wirklichkeit gefragt, warum sie jetzt eigentlich noch da sind, und wir konnten eigentlich nicht wirklich eine Antwort geben, weil die Sache vom Tisch war. Das war aber eine Initiative, das möchte ich schon sagen, die wirklich viel Arbeit - und das machen ja viele Petenten und Petentinnen -, viel Zeit, viel Freizeit geopfert haben, viele Kosten aus der Privattasche getragen haben, um produktive Vorschläge zu machen. Das war eine Initiative, die nicht einfach nur gegen alles war, sondern die haben wirklich auch versucht, konsensorientiert mitzuarbeiten. Und dann haben wir Ihnen in Wirklichkeit erklärt: Nein, die Stadtentwicklung hat schon entschieden, eigentlich haben Sie jetzt ein Pech gehabt. Das ist eine Sache, wo ich sage: Das darf es doch nicht geben, das ist doch den Menschen gegenüber nicht wertschätzend. (GR Mag. Josef Taucher: So war es nicht! Ihre Aussage ist falsch!) - Na, was haben wir dann im Petitionsausschuss noch bewirken können nach der Flächenwidmung? Die Flächenwidmung war am Vormittag bei der Abstimmung im Stadtentwicklungsausschuss, und die Petenten waren am Nachmittag da. (GR Mag. Josef Taucher: Stimmt ja nicht! Aber wir werden es noch klarstellen können!) - Na gut, klären Sie es dann, stellen Sie es dann klar. Der Eindruck, der hinterlassen wurde, ist, dass wir die Arbeit und die Mühe, die sich die Petenten machen, nicht ernst nehmen. Das ist aber jetzt nicht nur den Petenten gegenüber unfair, sondern auch den Ausschussmitgliedern im Petitionsausschuss, die nämlich diese Arbeit sehr ernst nehmen, und da meine ich, Sie auch, denn es ist ja nicht so, dass Sie es nicht ernst nehmen. Die Sache ist aber, dass die Stadträtin, die für Bürgerbeteiligung zuständig ist, die rein zufällig auch die Stadträtin ist, die für Stadtentwicklung zuständig ist, entschieden hat, dass die Flächenwidmung in Wirklichkeit vorab beschlossen wird, bevor sie sich einmal die Anliegen anhört. Und das ist nicht fair. Die Sache ist auch die, dass viele Petenten, die schon einmal eine Petition eingebracht haben, dann sehr wohl das Gefühl haben, dass das eigentlich für nichts gut ist. Ich denke, dass wir uns sehr wohl als Abgeordnete auch die Zeit nehmen müssen, dass wir hier im Plenum darüber diskutiert, dass wir uns hier wirklich Petitionen vornehmen, diskutieren und dazu auch Entscheidungen treffen, nicht nur Empfehlungen, denn eine Empfehlung kann genauso heiße Luft sein, das muss ich ja nicht ernst nehmen. Insofern bringen wir auch den Antrag betreffend die Diskussion von Petitionen im Wiener Gemeinderat ein: "Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass Petitionen ab einer noch zu bestimmenden Anzahl von Unterstützungen im Wiener Gemeinderat verpflichtend und gesondert diskutiert werden sollen. Das zuständige Mitglied der Wiener Landesregierung möge einen Gesetzesentwurf mit den entsprechenden Änderungen des Wiener Petitionsgesetzes ausarbeiten und im Wiener Landtag zur Beschlussfassung vorlegen." Ich denke, dass es wirklich das Mindeste ist, was wir machen können. Wir haben auch die Zahl bewusst nicht reingeschrieben, weil wir hoffen, dass wir noch darüber diskutieren, ab wann es Sinn macht. Ich denke, dass es wirklich das Mindeste an Wertschätzung und am Gutheißen der Bürgerinnen und Bürger ist, dass sie sich wirklich für ihre Stadt einsetzten. - Vielen Dank. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Bevor ich Frau GRin Dr. Kickert das Wort erteile, möchte ich feststellen, dass die Kollegin GRin Olischar aus Gesundheitsgründen seit 14.15 Uhr entschuldigt ist. Es freut mich auch, Polizeischülerinnen und -schüler des Innenministeriums bei uns als Gäste begrüßen zu dürfen. (Allgemeiner Beifall.) Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Kickert. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte BesucherInnen! Es freut mich, dass Sie gerade jetzt vorbeischauen. Sehr geehrte ZuseherInnen vorm Livestream! Petitionen, Petitionsausschuss, Diskussion dazu: Wir haben jetzt die Kolleginnen von NEOS und der ÖVP gehört, und ich kann mich dem Dank beziehungsweise der Einschätzung, dass wir ein sehr kollegiales Arbeitsverhältnis haben, anschließen, und ich glaube auch tatsächlich, dass dies ein Ausschuss ist, in dem alle versuchen, die Anliegen der Petitionseinbringerinnern und Petitionseinbringer möglichst gut zu verfolgen. Gleichzeitig - und da möchte ich an einen Punkt anschließen, den die Kollegin Emmerling oder auch die Kollegin Schwarz eingebracht hat, mit der Enttäuschung oder dem Frust - muss klar dargelegt werden, dass, wenn Petitionen Anliegen und Verwaltungsakte betreffen, die in einer Durchführung sind, also gegen etwas sind, was gerade in Vorbereitung ist, muss man natürlich auf Grund der politischen Kräfteverhältnisse, aber auch der Tatsache, dass auch andere Interessen in diesem Verfahren berücksichtigt werden müssen, die Erwartungen und die Hoffnung auch entsprechend einschränken. Es ist so, dass Petitionen kein Instrument sind, mit dem ich zum Beispiel eine Flächenwidmung stoppen kann. Petitionen sind kein Instrument, mit dem ich als Einbringerin, auch mit sehr vielen Unterstützungserklärungen, die demokratisch gewählten Gremien, die darüber zu entscheiden haben, aushebeln kann. Das ist ein Faktum, und in diesem Spannungsfeld zwischen Anliegen anhören, ernst nehmen und in Bearbeitung nehmen auf der einen Seite, und klar machen, dass es eine Abwägung auch anderer Interessen als den gerade über die Petition eingebrachten gibt, nämlich der öffentlichen Interessen, auch der politischen Interessen und der Notwendigkeit, die eine Stadt umzusetzen hat, das ist die Kunst, und die ist nicht einfach. Und nein, das Ernstnehmen der Anliegen wird dadurch nicht besser, wenn wir zum Beispiel öfters über einzelne Petitionen in diesem Haus reden, denn die dahinterliegenden Akte, zum Beispiel Flächenwidmungspläne und - beschlüsse werden sowieso hier im Haus besprochen. Das heißt, auch da können die Anliegen, die über die Petitionen eingebracht werden, in den jeweiligen Poststücken besprochen werden. (GR Mag. Wolfgang Jung: Es gibt aber auch politische Anliegen der Bürger, nicht nur von den Parteien!) Ich glaube nicht, dass wir damit der Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung mit den Anliegen der EinbringerInnen einen höheren Wert geben, sondern worum es geht, ist, zu schauen, ob man im fachlichen Diskurs, in der Erarbeitung zum Beispiel, diese Anliegen umsetzen kann, und je früher die Anliegen eingebracht werden, desto höher ist tatsächlich die Chance, dass etwas umgesetzt werden kann. Manche Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher haben in ihrer Arbeit und in der Art und Weise, wie sie diese Anliegen aufnehmen, schon bewiesen, dass es gut funktioniert. Ich nehme jetzt zum Beispiel die Initiative Grünquadrat - also Bezirksvorsteherin für den 5. Bezirk -, da war aus der Stellungnahme von der Bezirksvorsteherin ziemlich klar, dass sie die Befürchtungen, denen in dieser Petition Ausdruck gegeben worden sind, teilt und dass Sie kein politisches Interesse daran hat, diese hohe Bebauung zuzulassen. Sie hat sich aber auch die Mühe genommen, im Vorfeld mit den PetitionseinbringerInnen und den Unterschriftsleistenden zu reden und hat das daher auch klarstellen können. Das war zum Beispiel einer der Petitionswerber, die wir nicht eingeladen haben, weil politisch die Geschichte schon klar war, und der Petitionswerber damit zufrieden war. Die zweite Petitionseinbringerin, die wir nicht eingeladen haben, war die Frau Kollegin Beate Meinl-Reisinger, die zwei Petitionen eingebracht hat. Nur so viel zum in einem anderen Tagesordnungspunkt vorgebrachten Vorwurf der Show-Politik - das wäre für mich ein typisches Beispiel von Show-Politik: Man will ein Thema kampagnisieren und macht als politische Vertreterin daraus eine Petition und sammelt Unterschriften. Ich finde, das ist - und ich sage es so hart und so deutlich - ein Missbrauch des Instruments der Petition, das wir für Bürgerinnen und Bürger eingerichtet haben. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Genau aus diesem Grunde werde ich auch dem Antrag auf eine verpflichtende Einladung von PetitionseinbringerInnen nicht zustimmen, weil ich dem Petitionsausschuss immer noch die Möglichkeit einräumen möchte, bei solchen eklatanten Fällen den Missbrauch des Instruments auch deutlich zu machen und die Petitionswerberinnen und -werber nicht einzuladen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Warum ist das ein Missbrauch?) - Ja, es ist ein Missbrauch, weil - und dazu stehe ich - immer noch den PetitionseinbringerInnen politischer Parteien, vor allem dann, wenn sie Mandatarinnen und Mandatare sind, alle politischen Möglichkeiten offenstehen, ihre Anliegen in einen Diskurs zu bringen. Selbst wenn Kollegin Emmerling jetzt den Tagesordnungspunkt Petitionsbericht dazu genommen hat, um ein Plädoyer für den besseren Betreuungsschlüssel in Kindergärten einzubringen, hätte sie das ohne Weiteres etwas später bei Post 5 in der Geschäftsgruppe Bildung ebenso machen können. (GR Mag. Wolfgang Jung: Es bringt manchmal mehr, wenn man ein bisschen bürgernah ist!) Dort wäre es thematisch angebracht gewesen, und sie könnte denselben Antrag auch ohne Weiteres unter diesem Tagesordnungspunkt einbringen, und anders als Menschen, die kein politisches Mandat haben und keiner Fraktion hier im Gemeinderat angehören, braucht sie dazu das Mittel der Petition nicht. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Eine kurze Abfolge noch zur von der Frau Kollegin Schwarz angerissenen Frage, ob sozusagen die Abnahme der eingebrachten Petitionen nicht deutlich mache, dass sozusagen das Instrument nicht mehr gewollt wird. Dazu möchte ich auffordern, dass man den Bericht aus dem Jahr 2013 richtig liest. Da steht tatsächlich, es wurden 49 Petitionen eingebracht, das war die Summe aller Petitionen, nämlich solcher, die behandelt worden sind, und solcher, die nicht behandelt worden sind, weil sie zu wenig Unterschriften bekommen haben. Wenn wir nämlich vergleichen, wie viele Petitionen in den anderen Jahren eingebracht worden sind, dann sind es nur teilweise weniger. Im Jahr 2014 waren es nämlich in Summe 50, die eingebracht worden sind, es wurden dann nur 12 behandelt, weil 11 Petitionen nicht die nötigen Unterschriften erreicht haben. Im Jahr 2015 waren es dann 35, im Jahr 2016 wieder 37. Das heißt, wir können sagen, zwischen 35 und 50 Petitionen werden pro Jahr eingereicht, und zwischen 12 und 20 Petitionen erreichen genügend Unterschriften. Das ist interessanterweise der einzige Punkt - ich habe es beim letzten Mal schon erwähnt -, wo ich vielleicht am Instrument schrauben würde, bei der Frage, wie viele Unterschriften es braucht, um behandelt zu werden, denn das ist eine Erkenntnis aus den vielen Jahren: Die Petitionen, die hochpolitisierte oder in der Öffentlichkeit stark in Angriff genommene Projekte betreffen, erreichen innerhalb von kürzester Zeit die nötigen Unterschriften, oder diejenigen, die gerne auch, was ja durchaus zulässig ist, von anderen Parteien mitunterstützt werden, erreichen ohne Weiteres die 500 Unterschriften, aber solche Initiativen, die tatsächlich von Privatpersonen eingeleitet werden, Anliegen, die nicht bedeuten, ich protestiere jetzt gegen etwas, was die Stadtregierung macht, sondern ich will gerne etwas umsetzen, diese Initiativen erreichen oft nur 190, 250, manchmal sogar 300 und ein paar zerquetschte Unterschriften, und dann nicht genug, um behandelt zu werden. Und das tut mir leid. Wenn Sie sich einmal die Mühe machen, die Anliegen derjenigen Petitionen anzusehen, die nicht behandelt worden sind, da sind viel, viel mehr Anliegen dabei, die etwas auf den Weg bringen wollen, die gerne etwas umgesetzt haben wollen, und da denke ich mir, sollten wir vielleicht eher darüber nachdenken, ob wir nicht die Schwelle von 500 Unterschriften senken, damit auch diese in Behandlung kommen, sodass es nicht nur darauf ankommt, dass man eine Partei oder Medien im Rücken hat, um zu einer Behandlung vor dem Gemeinderat oder in dem Fall dem Gemeinderatsausschuss zu kommen. Als Letztes wollte ich noch auf irgendetwas eingehen, aber ich glaube, das habe ich vergessen. - Ah ja, das waren die Siemensäcker, doch, doch, die Farce Siemensäcker. Sie sollten jetzt schon im parlamentarischen Ablauf wissen, dass ein Gemeinderatsausschuss zur Vorberatung dient, gerade bei Flächenwidmungen, und dann ein Akt vom Ausschuss zur letztendlichen Beschlussfassung in den Gemeinderat kommt. Das heißt, es stimmt, es ist bei den Siemensäckern zum zweiten Mal passiert, es war schon einmal 2014 so ein Fall, dass am selben Tag oder manchmal am Tag davor in einem Fachausschuss eine Causa besprochen worden ist, die eine Petition betroffen hat. Ich stelle hier ernsthaft die Frage: Braucht es wirklich nur die Optik, um für die Petitionswerberinnen und -werber ernst genommen zu werden oder nicht? Gerade in der Frage Siemensäcker gab es bereits auf Bezirksebene eine wirklich ausführliche Diskussion der Anliegen mit dem Petitionseinbringer, mit den InteressentInnen, die diese Petition unterstützt haben, eine ausführliche, geradezu wochenlange Diskussion und eine Übernahme eines Teils ihrer Anliegen. Was hätte es geändert, wäre der Petitionsausschuss am Vormittag gewesen und der entsprechende Fachausschuss am Nachmittag oder ein paar Tage später? - Nichts, denn es war vorher in der Abwägung und in der Auseinandersetzung mit den EinbringerInnen schon klar, welche dieser Anliegen übernommen werden, nämlich aus fachlichen und sachlichen Gründen, und welche nicht. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt!) Ich gebe zu, es ist keine schöne Absicht (GR Mag. Wolfgang Jung: Optik!) - Optik, danke, aber es ändert nichts an der Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung und es ändert tatsächlich nichts am Ergebnis. Das ist das, was wir in der Auseinandersetzung mit den Anliegen der Bevölkerung brauchen, nämlich eine ehrliche Auseinandersetzung, und dann auch zu sagen, was davon umgesetzt werden kann und was nicht, und keine Unterstützung jeder Petition, die gegen Vorhaben der Stadt Wien geht, weil es halt so bequem ist für eine Oppositionspartei, möglichst viele Petitionen zu unterstützen, und sie sozusagen dazu zu nützen, um zu zeigen, wie umstritten und wie schlecht die Politik der Regierung ist. Mein Wunsch ist es, immer noch zu schauen, dass wir in der Behandlung all dieser Anliegen mit den wirklich unterschiedlichen Ansprüchen versuchen, uns aus dem politischen Tagesgeschäft herauszuhalten. Wir haben nämlich die Möglichkeiten, wir können im Gemeinderat und bei der Behandlung der jeweiligen Poststücke das politische Kleingeld wechseln, was zu diesem Spiel gehört, aber auf der Ebene der Petitionen und des Petitionsausschusses wirklich zu versuchen, diese Dinge beiseite zu lassen und zu schauen, welche der Anliegen wir ernsthafter vertreten können und welche nicht, und diese in einer Auseinandersetzung, in diesem Fall tatsächlich auf Augenhöhe, dazu nützen, auch politisch zu erklären, warum bestimmte Anliegen nicht übernommen werden können. Das ist mein Wunsch für die weiteren Jahre im Petitionsausschuss. Am Ende bleibt mir auch nur der Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 65, die jetzt inzwischen auch Erfahrung in der Bearbeitung der Fälle gesammelt haben und es nicht mehr so neu ist. Ohne ihre Unterstützung könnten wir aber das, was wir tun, nicht machen, und daher einen herzlichen Dank an sie. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Dr. Wansch. GR Mag. Dr. Alfred Wansch (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und vor den Bildschirmen! Ich möchte den Dank an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der MA 65 sowie auch an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von anderen betroffenen Abteilungen gerne auch namens der FPÖ weitergeben und bestätige auch dankend den korrekten und kollegialen Umgang im Petitionsausschuss unter und zwischen den Kolleginnen und Kollegen. Ich werde aber in meiner Rede aufzeigen, dass das Problem nicht in den Personen oder in dem kollegialen Zusammenarbeiten liegt, sondern dass das Problem in der Sache selbst liegt, und wir haben schon ein bisschen die Einschätzung des Petitionsrechtes aus der Sicht einer Regierungspartei mitbekommen, das wird mich in meinem Debattenbeitrag noch intensiver beschäftigen. Wenn wir jetzt sagen, Petitionen sind untrennbar mit Transparenz verbunden, Offenheit und Bürgernähe, kommt an dieser Stelle wieder meine Frage: Was ist der Grund dafür, dass SPÖ und GRÜNE seit vielen Jahren die Anträge der FPÖ auf Übertragung der Sitzungen des Gemeinderates und des Landtages im Fernsehen ablehnen? Was ist der Grund dafür, dass SPÖ und GRÜNE die Anträge der FPÖ auf die Aufzeichnung und Zurverfügungstellung des Livestreams dieser Sitzung auf der Homepage der Stadt Wien beharrlich ablehnen? Es kann nur die Angst vor den Bürgern sein, es ist nicht anders verständlich. Wenn man gerade die heutige Sitzung erlebt hat, könnte man auch sagen, die Angst davor, dass zu viele Menschen den problematischen Umgang der Regierungsparteien mit Macht in Wien miterleben können und sehen. Wir Freiheitlichen lassen uns in unserem Einsatz für absolute Transparenz nicht bremsen, und ich lade Sie daher ein, die Aufzeichnung dieser Sitzung auf der Homepage "www.fpoe-wien.at" abzurufen und zu jeder Ihnen genehmen Zeit anzusehen. Leider wird, wenn Sie davon Gebrauch machen, das, was Sie über Petitionen, den Petitionsbericht hören werden, kein Grund zur Freude sein. Dazu kurz statistische Zahlen aus dem Bericht: Im Rumpfjahr 2013, also im 1. Jahr des Petitionsausschusses, sind 49 Petitionen eingebracht worden, 16 davon sind abschließend behandelt worden. Im Jahr 2014 sind 35 Petitionen abschließend behandelt worden, und im Jahr 2016 wurden 17 Petitionen abgeschlossen, davon jedoch nur noch 9 aus dem Jahr 2016. Diese Zahlen bestätigen den Eindruck, den man auch in Gesprächen mit Wienerinnen und Wienern gewinnt, dass man in Wirklichkeit bei dem gegenständlichen Bericht den faktischen statistischen Beweis hat, dass die Bürger dem Instrument der Petition im rot-grünen Wien misstrauen. In Wirklichkeit ist es ein weiterer Schritt in einem schrittweisen Begräbnis des Petitionsrechtes in Wien. Das Petitionsrecht - das kann man immer nur in Erinnerung rufen - geht auf das Revolutionsjahr 1848 zurück, als die Bauern, Arbeiter, Bürger und Studenten gegen das absolutistische Regime Freiheitsrechte erkämpft haben, und ein Teil dieser Freiheitsrechte, die damals gefordert wurden und kurzfristig erkämpft werden konnten, war das Petitionsrecht. Dieses Petitionsrecht ist dann 1867, ich wiederhole, 1867, in das Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger eingeflossen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Da haben wir einen Kaiser gehabt!) Das Staatsgrundgesetz war 1848 und 1867. Schauen wir uns die Situation heute an, und heute, behaupte ich, wird mir auch immer wieder von Wienerinnen und Wienern bestätigt und erzählt, dass wir in eine Phase der Entmündigung der Menschen kommen, wir sind in einer Phase der Vorenthaltung jeder Form von seriöser. ernsthafter, verbindlicher Bürgerbeteiligung und Bürgermitbestimmung im rot-grünen Wien. Ich möchte nicht überspitzen, aber man stößt immer wieder auf Parallelen zu dem Revolutionsjahr 1848. Jetzt können Sie sagen, er hat eh gesagt, dass er überspitzt, denn wir Rot-Grüne haben ja 2013 das Petitionsgesetz geschaffen und den Petitionsausschuss ins Leben gerufen. Dann sage ich, dazu fällt mir ein: Beachtliche Leistung, Respekt, dass ein verfassungsrechtlich seit 1867 gewährleistetes Recht 2013 in Wien gelandet ist. Aber es kommt in Wirklichkeit noch viel schlimmer. Wie wir wissen, ist das Gesetz ein Husch-Pfusch-Gesetz. Man war schon in Verzug mit dem Versprechen im Regierungsprogramm und hat das dann 2013 nach dem Motto Tarnen und Täuschen aus der Hüfte geschossen. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Der Kowarik war aber dabei!) - Wenn Sie mir zitieren, dass Kowarik gesagt hat, er hat keine anderen Forderungen an das eineinhalb Seiten lange Gesetz, werde ich ihn auch fragen, und er wird mir das bestätigen, weil wir dann auch ausführlich diskutiert haben, wo der Beginn der Bürgerbeteiligung ist, der ist im Petitionsbereich. Es ist richtig, dass eine Petition nicht mit einer Volksabstimmung verwechselt werden darf. Es ist eine gewisse Bandbreite, aber ich werde auch noch dazu kommen, dass das natürlich nicht heißt, dass das eine vollkommene beliebige Beschäftigungstherapie für die Bürger durch eine Stadtregierung sein kann. Wir sind uns also einig, das Gesetz - und seine Geschichte beweist es ja auch schon - hat ein enormes Entwicklungspotenzial, drücken wir es so aus. Ich habe 2013 in Erinnerung: So wunderbar, wir haben Bürgerbeteiligung, wir haben Bürgermitbestimmung, wir haben ein sensationelles Gesetz. Große Hoffnungen sind geweckt worden, und in Wirklichkeit sagt man heute ehrlich, dass diese Hoffnungen nicht berechtigt waren und dass man ganz etwas anderes mit diesem Petitionsgesetz vorgehabt hat, so ein bisschen eine Strategie Tarnen und Täuschen. Beim Tarnen und Täuschen zitiere ich jetzt den Kollegen Chorherr aus dem "Falter" im Jahr 2013, da hat er in seinem Gastkommentar geschrieben: "Aufgabe der Politik ist es, den Bedenken der Bürger ein Trotzdem entgegenzusetzen." Ja, das ist genau das, wo wir sind, das ist eine bemerkenswerte Aussage, Herr "Trotzdem". Die Botschaft an die Bürger kommt nämlich genau so an: Was kümmern mich eure Bedenken, denn ich mache es ja trotzdem. Gut, das Zitat geht aber weiter, es wird noch schlimmer, es geht dann weiter, er sagt, um das zu erreichen, den Bürgern ein "Trotzdem" entgegenzustellen, "braucht es eine klare Vision." Da mache ich jetzt nur die Anmerkung, er hat nicht die Vision der Bürger gemeint, sondern er hat die Vision der Herrschenden gemeint. Man braucht also so eine klare Vision der Herrschenden "und eine phantasievolle und manchmal auch listige Taktik." Meine Damen und Herren, da steht wortwörtlich drinnen, dass man als Regierender nach rot-grünem Regierungsverständnis die Bürger mit phantasievoller Taktik überlisten muss. Genau dieses Unterfangen ist mit dem Petitionsgesetz unternommen worden, als es damals eingeführt wurde und wie es in der Praxis ausgeübt wird. Was ist das Ergebnis? 2013, große Hoffnungen, alles wird wunderbar in Wien, die Bürger werden wirklich mitbestimmen und mitgestalten können. Das Ergebnis sind zerstörte Ensembles, zerstörte Ortskerne, zerstörtes Kulturgut, zerstörte Natur, Luxuswohnungen in Top-Lagen, Immobilienspekulationsgewinne dank rot-grüner Gefälligkeitswidmungen. Ich sage es nur, weil es so markant ist, die Extrembeispiele reichen vom Otto-Wagner-Spital-Ensemble, wo drei Petitionen zur Rettung des Ensembles ohne jede Anhörung der Petitionswerber abgewürgt worden sind, bis zu den Danube Flats. Bei den Danube Flats hat der bereits genannte grüne Gemeinderat mit leitenden Beamten in einer Wettbewerbsjury gearbeitet mit dem Ergebnis, dass der Eigentümer dieses Grundstückes sehr gewinnträchtig ein Hochhaus auf Grundlage einer Anlass- und Gefälligkeitswidmung baut Das ist die Situation in Wien, und auch dort war die Petition, da ist der Petitionswerber zwar gehört worden, aber es hat nichts genützt, weil das Projekt in der Phase der Jury oder schon vorher beschlossen war. Mein Respekt gilt allen Petitionswerbern, die mit viel Aufwand, mit viel Engagement, mit viel Herzblut die Unterschriften für ihr Anliegen einsammeln, die das Ganze dann hoffnungsvoll an den Petitionsausschuss bringen, wo sie dann mehr oder weniger lieblos abgewürgt werden. Ich gebe aber auch an dieser Stelle zu, dass es positive Entwicklungen gibt, ich habe aber heute wieder einen Rückschlag erlebt, denn die positive Entwicklung ist, dass Petitionswerber jetzt tatsächlich öfter in den Ausschuss eingeladen werden, um ihr Anliegen den Mitgliedern des Petitionsausschusses zu präsentieren und verständlich zu machen. Wenn aber heute die definitive Weigerung kommt, das zu einem verbrieften, gesetzlich verankerten Recht für die Petitionswerber zu machen, weil man sich mit seiner Ausschussmehrheit vorbehalten will, wen man einlädt und wen nicht, dann ist das eine verfassungswidrige Ungleichheit. Das ist nicht zu vertreten einem Petitionswerber gegenüber, der nicht weiß, ob er in die Gunst der Ausschussmehrheit fällt. Denn wer zu kritisch ist - es ist heute ja schon angeklungen, welche Petitionen man nicht haben will, nämlich kritische Petitionen zu Regierungsvorhaben -, der wird dann nicht eingeladen. Ich bin aber ein positiv denkender Mensch, immer optimistisch, und sage daher hinsichtlich der Entwicklung, da kann etwas entstehen. Darum möchte ich an dieser Stelle die Forderungen der FPÖ für eine Novellierung des Petitionsgesetzes kurz zusammenfassen. Die haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder regelmäßig eingebracht, sie sind bekannt. Zur Überschrift: "Erfüllung der Mindestanforderung für ein faires Verfahren. Keine Geheimverfahren hinter verschlossenen Türen!" Wir fordern das schon angesprochene rechtsverbindliche Einladen der Petitionseinbringer zur Präsentation. Da gibt es einen weiteren wichtigen Punkt: Es dürfen dann aber nicht die Petitionswerber so quasi tribunalartig einem Haufen Menschen, die sie nicht kennen - von denen sie jedenfalls den Großteil nicht kennen - gegenübersitzen. Es muss möglich sein - was ihnen mit der Begründung, dass es nicht im Gesetz steht, verweigert wird -, Fachleute, Experten mitzunehmen, weil ja da tatsächlich oft komplexe Fragestellungen sind. Auch diese Forderung wird Gegenstand einer Novellierung des Petitionsgesetzes sein müssen. Unsere nächste Überschrift lautet: "Zügige Durchführung der Petitionsverfahren zur Vermeidung der Schaffung von Fakten vor Abschluss der Bearbeitung des Petitionsanliegens" - eine Forderung, die schon seit dem Jahr 2013 von uns immer wieder kommt. Da möchte ich jetzt zitieren aus einem Schreiben eines engagierten Wieners, der sich für die Anliegen Gestaltung, Entwicklung der Stadt Wien interessiert und immer wieder in den entsprechenden Gremien einbringt. Ich möchte aus seinem E-Mail zitieren, das mir heute Früh zugegangen ist und an die Ausschusssprecher und an die Vorsitzende des Ausschusses, die Frau Kollegin Kickert, adressiert ist. Sie kennt das Schreiben und das Zitat. Da ist es um die Petitionen zum Heumarkt-Hochhaus gegangen: "Wenn der Gemeinderat entscheidet, bevor der Gemeinderatsausschuss die Sache ernsthaft in Verhandlung genommen hat," - mit dem Gemeinderatsausschuss meint er den Petitionsausschuss - "dann können sich Menschen, die die Petition unterstützen, verhöhnt oder gefrotzelt vorkommen." - Ich kenne ihn. Das ist ein Mensch, der sich immer sehr fein ausdrückt und der wirklich gar nicht mehr weiß, wie er sich artikulieren soll, denn was ist das anderes? Ich muss Ihnen wiedersprechen, Frau Kollegin Kickert, wenn Sie sagen, bei Flächenwidmungsverfahren geht gar nichts, die Petition hat keine aufschiebende Wirkung und dann gibt es halt die Flächenwidmung, was soll anders werden? Dann hat ja das ganze Petitionsrecht keinen Sinn. Wir können im Petitionsausschuss keine Flächenwidmung oder sonst irgendwas beschließen, da gibt es einen zuständigen Ausschuss. Aber wir können durch eine entsprechende Erörterung, Behandlung, Einholung von Stellungnahmen erreichen, dass Empfehlungen abgegeben werden und diese Empfehlungen des Ausschusses dann in die endgültige Flächenwidmung einfließen. Wenn ich sage, das ist ja auch die Begründung dafür, dass es Petitionen gibt, dann ist es denkunmöglich, die Petitionswerber vor Fakten zu stellen. Das heißt, es geht nicht nur um das Terminbekenntnis, wie sie ein bisschen unterstellt haben im Zusammenhang mit dem Siemensäcker-Projekt: Wurscht, dann machen wir es halt mit dem Termin geschickter und dann wäre die Welt in Ordnung. Das ist nicht die Lösung. Die Lösung muss sein, dass man entsprechende Stellungnahmen, Äußerungen einholt und dann auf Grundlage von einem seriösen Verfahren, wie es in Wirklichkeit im Ausschuss praktiziert wird, zu Empfehlungen des Ausschusses kommt und dann auch dem Petitionswerber entsprechend begründet, warum man zu diesen Empfehlungen gekommen ist und warum man vielleicht eine andere gewünschte Empfehlung nicht machen könnte. Es geht in Wirklichkeit um ein seriöses Verfahren. An dieser Stelle möchte ich Sie namens der FPÖ dazu einladen, mit uns gemeinsam an der Novellierung des Petitionsgesetzes zu arbeiten. Eine Novellierung werden wir zur Rettung des Petitionsgesetzes brauchen. Wir brauchen eine Form des Petitionsgesetzes, wo dann alle Überlegungen einfließen. Das heißt ja auch nicht, dass jede Überlegung einer Regierung automatisch Gesetz werden muss oder jede Überlegung einer Opposition automatisch nicht Gesetz wird. Ziel sollte es doch sein, dass man gemeinsam zu einer optimalen Lösung kommt, nämlich in unserer gemeinsamen Verantwortung als Vertreter parlamentarischer Demokratie gegenüber den Wienerinnen und Wienern. Wir alle haben diese Verantwortung, und im Moment werden wir mit dem Petitionsgesetz dieser Verantwortung nicht oder zu wenig gerecht, deshalb meine Einladung. Diese Einladung gilt auch für die Kolleginnen und Kollegen von NEOS und ÖVP, wobei diese Anträge noch nicht ganz die endgültige Lösung des Petitionsrechtes, wie wir uns das in Wien wünschen, darstellen. Kleine Schritte in die Richtung sind in Wirklichkeit ein Auftrag für uns alle hier im Saal, das Petitionsrecht weiterzuentwickeln. Deshalb werden wir diesen Anträgen zustimmen. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Taucher. Ich erteile es ihm. GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Berichterstatterin! Sehr geehrte drei ZuhörerInnen auf der Tribüne! Auch ich darf mich eingangs selbstverständlich bedanken bei den MitarbeiterInnen der Magistratsabteilung, die uns da wirklich sehr gut unterstützen, aber ich möchte auch hervorstreichen: Ich möchte mich bedanken bei den MitarbeiterInnen der Stadtratbüros und bei den einzelnen Stadträten. Sie haben wirklich viel, viel Arbeit mit uns, weil wir permanent nachfragen, anfragen, Stellungnahmen einholen. Wir bekommen immer von der grünen Stadträtin, aber auch von unseren roten StadträtInnen ausführliche Auskünfte, gute Unterlagen, die wir gut brauchen können für unsere Arbeit. Danke! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Auch die Bezirksvorstehungen, wenn man sich den Petitionsbericht anschaut, sind sehr intensiv involviert in den Prozess. Bei jeder Petition werden immer Stellungnahmen der Bezirksvorstehung eingeholt. Ich weiß, die FPÖ hätte immer gerne eine Stellungnahme der Bezirksvertretung. Da sind wir unterschiedlicher Auffassung. Ich glaube, das wäre zum Nachteil der Petitionswerber, denn es würde sehr, sehr lange dauern, bis die ganzen Fraktionen in jedem Bezirk sich eine einheitliche Meinung gebildet haben in den Bezirksvertretungen. Daher gibt es die Stellungnahme des Bezirksvorstehers. Auch das müssen Leute bearbeiten, einschicken. Die Bezirksvorsteher treffen sich zum Teil selbst natürlich mit den Petitionswerbern, wenn es um Themen in den Bezirken geht. Ich möchte hier die "Freiraum Initiative Schmelz" hervorheben. Es geht um die Gegend, wo das Universitätssportinstitut ist, eine schwierige Angelegenheit. Die ASKÖ hat Grundstücke, die BIG hat Grundstücke, die Uni hat Grundstücke, dazwischen gibt es Zäune. Es ist eigentlich ein wunderbares Grüngebiet. Es ist eine ganz, ganz tolle, interessante Petition. Die Leute haben sich wirklich etwas angetan mit ihrer Petition, "angetan" im positivsten Sinne. Die haben Pläne eingebracht, wirklich eine tolle Präsentation erstellt. Da ist der Bezirksvorsteher Zatlokal voll dahinter, bemüht sich auch. Die Petition ist ja schon länger abgeschlossen mit Empfehlungen. Erst letzte Woche habe ich wieder eine Pressemeldung gesehen vom Vorsteher Zatlokal aus dem 15. Bezirk, in der es heißt, dass er noch immer dran ist, hier das Beste für seine Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Also, danke an die Bezirksvorstehungen. Zum Jahresbericht 2016 muss man sagen: Es wird in diesem Ausschuss hervorragende, intensive, gemeinsame Arbeit geleistet. Also auch hier ein Danke an alle Fraktionen. Danke an die Kollegen von der FPÖ, die immer interessante Redebeiträge einbringen und sich wirklich engagieren. Danke an die ÖVP und an die NEOS! Kollegin Schwarz von der ÖVP bringt hier Diskussionsbeiträge ein und geht dann, leider. Es ist schwer, mit ihr zu diskutieren, weil sie meine Antwort nicht mehr hören kann. Danke auch an unseren grüne Koalitionspartner für die sehr kollegiale Arbeit! Also: Bezirke, Stadtratbüros und auch andere Stellen sind hier eingebunden. Wir haben im letzten Jahr 50 Stellungnahmen eingeholt, die alle sehr ernst zu nehmen waren und auch wirklich sehr respektvoll geschrieben. Also man kennt ja auch ganz andere Stellungnahmen. Auch wir Politiker kennen es: Manchmal schreiben wir wo hin und bekommen eine Antwort mit schönen Worten und dazwischen steht nichts. Das hier sind aber Stellungnahmen, die wirklich ernst gemeint sind und uns auch weitergeholfen haben. Zweitens: Wir haben die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger, die da über das Petitionsrecht gekommen sind, schnell und zügig bearbeitet. Das ist hervorzustreichen, denn vom Zeitpunkt, wo eine Petition 500 Unterschriften hatte, bis Beendigung und Abschluss der Petition vergehen im Durchschnitt 5,1 Monate. Wer politische Prozesse kennt, wird zugeben, dass das eine sehr schnelle Vorgangsweise ist. Für manche Projekte, die ich selber vorantreibe, brauche ich drei oder vier Jahre, bis ich sie als Politiker verwirklichen kann. Hier haben wir eine sehr, sehr schnelle, zügige und effiziente Vorgehensweise. Die Möglichkeit der direkten Darstellung des Anliegens: Auch dafür Danke an unsere Kollegen im Petitionsausschuss! Von den 17 Petitionen, die wir behandelt haben, wurden 16 Petenten, sprich, Petitionswerber, eingeladen. Das heißt, über 94 Prozent der Petenten konnten ihre Anliegen direkt im Dialog mit uns vorbringen. Wir konnten nachfragen und sie konnten noch einmal präzisieren und nachschärfen, worum es ihnen wirklich geht. Das hat uns unsere Arbeit erleichtert und hat auch gezeigt, wie nah wir hier dran sind. Viertens: Der Petitionsausschuss ist vielfältig und interessant. Ich muss sagen, wir kommen uns zum Teil vor wie Universalisten, denn wir müssen uns mit dem Bahnenschwimmen beschäftigen, wir müssen das Naturschutzrecht mit den Zieseln, Wechselkröten, Juchtenkäfern und Schnirkelschnecken kennen, wir müssen die Wanderbewegungen von irgendwelchen Tieren kennen. Wir müssen uns mit den ÖBB auseinandersetzen, mit dem Eisenbahnrecht, weil in Liesing ein Bürogebäude nach dem Eisenbahnrecht gebaut wird. Wir setzen uns natürlich mit den Themen Denkmalschutz, Ensembleschutz mit baulich-technisch-wirtschaftlicher Abbruchreife oder nicht Abbruchreife auseinander. All diese Begriffe, ich bin ja nicht im Bauausschuss, sind für uns auch Fachbegriffe, mit denen wir uns in der Breite auseinandersetzen. Der Petitionsausschuss ist also wirklich vielfältig und interessant für uns, es ist aber, glaube ich, auch für die Petitionswerber wichtig, was sie hier in der Diskussion mit uns erfahren und welche Stellungnahmen sie bekommen. Das erweitert unser aller Horizont und auch die Anzahl der Argumente. Wenn ich beispielsweise ein Anliegen habe, dann habe ich natürlich sozusagen meine Taucherbrille auf und sehe die Dinge aus meiner Perspektive. (GR Mag. Wolfgang Jung: Rosarot!) - Ja, das ist interessant, gell, die Taucherbrille. Ich habe auch einen Schnorchel, damit ich Luft bekomme. Das ist, glaube ich, auch beim Bürger so. Beim Herrn Jung ist es natürlich auch so, dass er eine Brille trägt und alles durch seine blaue Brille sieht. Da wir aber so tolle Stellungnahmen haben, nämlich aus den Stadtratbüros, von den ÖBB, vom ASKÖ, von der BIG, von Naturschutzorganisation, zum Teil auch von privaten Einrichtungen, erweitern sich auch die Perspektiven der Petitionseinbringer, und sie können nachvollziehen, wie was funktioniert oder bekommen eine neue Meinung dazu. Durch diese Vielfältigkeit und durch dieses hohe Interesse werden immer wieder Flächenwidmungen, Projekte abgewandelt. Ich erinnere nur an die Dittelgasse, die niedriger geworden ist, und an die Autos darunter. Was man aber sagen muss - und da muss ich auf die Rede des Kollegen Wansch reagieren und auch auf jene von Frau Schwarz, die übrigens nicht mehr da ist -: Der Petitionsausschuss ist natürlich kein Hyper-über-drüber- Ausschuss, der über den anderen Ausschüssen schwebt. Es ist nicht so, dass, wenn wir sagen, wir wollen das nicht, sich der Stadtplanungsausschuss, der Verkehrsausschuss, der Umweltausschuss und auch sonst alle fügen müssen. Nein, der Petitionsausschuss ist ein gleichwertiger Ausschuss wie alle anderen Ausschüsse auch, er ist sozusagen eine Taste am Klavier der politischen Arbeit. Bei Ihnen wird es oft so dargestellt, als ob der Petitionsausschuss hier schlagend sein müsste. Nein, das kann er nicht sein, weil in der Vielfalt der Argumente und der Vielfalt der Fachkundigen ist er eine Taste am politischen Klavier, die man spielen kann. Das muss man den Bürgern und Bürgerinnen, die ihre Petitionen einbringen, auch so mitteilen, und nicht sagen, bringt eine Petition ein, dann können wir das vielleicht kippen. Die Kollegin Emmerling von den NEOS hat es im Eingangsstatement gesagt: Es geht hier um Mitsprache. Wenn es um Mitsprache geht, soll man das nicht verwechseln mit dem Mitentscheiden, mit dem absoluten Vetorecht oder mit dem Mitplanen. Es geht darum, mitzureden und Argumente einzubringen, und das kann der Petitionsausschuss auf jeden Fall. Er kann auch immer wieder Verbesserungen erreichen. Die Unzufriedenheit entsteht dort, wo jemand ein Projekt unbedingt verhindern will oder es überhaupt nicht will. Dann ist er natürlich auch unzufrieden, auch wenn es kleine oder mittelgroße Verbesserungen gibt. Aber das ist natürlich auch das Wesen einer pluralistischen Demokratie, dass es in dieser Unterschiedlichkeit auch einen Konsens geben muss da oder dort und sich niemand mehr einfach stur durchsetzen kann. Fünftens: Die Petitionen sind aus meiner Sicht einfach ein weiteres Instrument, wenn es darum geht, BürgerInnen einzubeziehen. Man sollte dieses Instrument auch nicht überbewerten. Es ist eines der vielen Instrumente, eine unter mehreren Möglichkeiten. Ich höre das von der FPÖ immer und ich habe mir da aufgeschrieben: Blub blub, bla bla, blaue Blase. Das ist immer das Gleiche: Bla bla, blaue Blase in eurer Wirklichkeit. Wir sind bei den Bürgern, ihr seid nicht bei dem Bürger. Den Bürger gibt es gar nicht. Die Gesellschaft ist sehr, sehr pluralistisch. (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) Täusche dich nicht, lieber Kollege. Wir sind draußen, wir haben Sprechstunden, wir haben offene Tage, wir haben Versammlungen, wir reden genauso mit sehr vielen Bürgerinnen und Bürgern. Also, es ist ein Instrument in der Demokratie. Ja ja, Herr Jung, nehmen Sie die Brille ab. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Was? Bla bla, blaue Blase. Ich habe es gewusst, blaue Blase. (Beifall bei der SPÖ.) Blub blub könnte man auch sagen. Mit meiner Taucherbrille könnte ich blub blub sagen, aber bla bla ist besser. Es gibt also zur Beteiligung der BürgerInnen in dieser wunderbaren Stadt viele Instrumente. Zu mir kommen Leute in die Sprechstunde. Das wird aufgenommen in den politischen Diskurs, eingespielt. (GR Mag. Dietmar Kowarik: Bla bla oder blub blub, wo waren wir jetzt?) Blub blub, bla bla, dort, blaue Blase. Wir haben Bürgerversammlungen, wir arbeiten natürlich auch in der Partei. Wir haben viele Mitglieder, die uns auch etwas zutragen. Es gibt Instrumente wie ... (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ja ja, bla bla. Jetzt taucht es wieder auf aus der blauen Blase. Hört auf zu blubbern da drüben! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das war nicht abwertend gemeint, nur inhaltlich: Blaue Blase, bla bla. Dann gibt es natürlich auch weitere Instrumente. Unsere Jugendarbeit ist unterwegs in der Stadt, es sind die Wohnpartner unterwegs in der Stadt. Überall kommen Menschen hin mit ihren Anliegen. Wir nehmen diese auf, das wird eingespielt in den politischen Prozess, na klar. Die Wohnpartner schreiben an die Bezirksvorstehung: Da haben wir dieses und jenes Problem. Die Jugendarbeit ist ein hervorragendes Instrument, über das sie immer schimpfen. Auch das ist ein Instrument der Beteiligung im Grätzel, in der Parkbetreuung. Auch das wird eingespielt in den politischen Prozess, selbstverständlich, ein Beteiligungsinstrument. Auch die Gebietsbetreuungen sind ein Beteiligungsinstrument. Die Lokale Agenda in Wien ist seit über 13 Jahren ein Beteiligungsinstrument, wo wir über 100 positive Projekte umgesetzt haben: von Verkehrsorganisation im 9. Bezirk über Jugendtreffpunkte, Parklets bis hin zu Gemeinschaftsgärten, und so weiter, über 100 Projekte. Auch das sind Instrumente, wo wir Bürgerinnen und Bürger treffen, mit ihnen reden und Projekte umsetzen. Nebenher gibt es noch Volksbefragungen und die ganzen Instrumente der direkten Demokratie. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Und dann gibt's den Herrn Taucher!) Es gibt also informelle und formelle Instrumente. Der Petitionsausschuss ist eine Klaviertaste auf diesem Instrument. Da spielen wir ebenso ehrlich und respektvoll wie alle anderen Instrumente und gehen auch ehrlich und respektvoll hier mit den Bürgerinnen und Bürgern um. Abschließend: Wien ist und bleibt eine demokratische Stadt, die gemeinsam mit ihren BürgerInnen die Stadt entwickelt und lebenswert macht. Dafür steht Rot-Grün, für ein Miteinander auf Augenhöhe, und so wird es auch in den nächsten Jahren bleiben. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Danke, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich finde diese Debatten sehr spannend, die wir hier auch über das Instrument der Petition an sich abführen und möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass wir unseres Erachtens mit diesem Instrument und mit der Technik dahinter unendlich der Zeit hinterherlaufen. Wenn man sieht, wie heutzutage gerade über soziale Medien ein Anliegen schnell formuliert ist, schnell geteilt wird, wie es Plattformen gibt wie openPetition oder Avaaz, wo sich Anliegen sozusagen in Windeseile verbreiten und tatsächlich niederschwelligst Bürgerinnen und Bürger zu einem Anliegen unterzeichnen und das unterstützen, so frage ich mich schon, ob wir uns nicht die Frage stellen sollten, auch angesichts der rückläufigen Zahlen, ob wir hier nicht neue Technologien komplett verschlafen. Das möchte ich an dieser Stelle hier ganz deutlich sagen, weil ich es fast ein bisschen peinlich finde, dass man hier als öffentliche Hand, als Stadt Technologien verwendet, die längst nicht mehr zeitgemäß sind. (Beifall bei den NEOS.) Ich sage es auch, weil ich glaube, dass man einen Unterschied herausarbeiten kann zwischen einer Petition auf Avaaz und eben so einer Petition, die hier an den Gemeinderat und an den Ausschuss gestellt wird. Frau Kollegin Kickert! Weil Sie gesagt haben, da ginge es nur um die Optik, wenn ein Anliegen in einem Petitionsausschuss behandelt wird, der Termin festgesetzt wird und die Petitionswerberin dort dann sprechen kann, wobei vier Stunden früher im Ausschuss - mir ist schon ganz klar, die Entscheidung wird dann im Gemeinderat gefällt, aber trotzdem - der Beschluss gefällt wurde, der gar nicht im Interesse dieser Petitionswerberin ist. Ich glaube, es geht nicht nur um die Optik. Denn wenn die Petitionswerberin will, dass man wirklich Druck und Wirbel macht, dann kann sie sich mittlerweile anderer Instrumente besser bedienen, weil dieses Instrument der Petition, wie wir es einsetzen - mit Bürgerkarte oder mit Listen, die ausgedruckt werden, et cetera -, einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Das heißt, was sie möchte, ist, wirklich einen Dialog auf Augenhöhe mit dem Gemeinderat führen, das ist nämlich der Unterschied, und das ist keine Augenhöhe, was wir hier bieten. Das ist keine Augenhöhe. Daher geht es nicht nur um die Optik. (Beifall bei den NEOS.) Bei der Bürgerbeteiligung ganz allgemein unterstützen wir den Grundsatz, der auch von der Aktion 21 oft formuliert wird, der auch sonst von vielen Expertinnen und Experten im Bereich der Bürgerbeteiligung formuliert wird, das ist die gute Fee der Bürgerbeteiligung: Frühzeitig, ehrlich und ergebnisoffen, so sollte im Idealfall Bürgerbeteiligung stattfinden. Bei der Petition mag das ein bisschen anders sein, anders gelagert sein, aber rein grundsätzlich sollten Bürger eben frühzeitig an Bord geholt werden, in einem ehrlichen Prozess und auf jeden Fall ergebnisoffen. Ich möchte noch einen anderen Aspekt da hinzufügen und das ist ein gewisser Verbindlichkeitscharakter. Selbstverständlich teilen wir nicht alle Anliegen einer Bürgerinitiative oder einer Petitionswerberin oder eines Petitionswerbers. Nicht immer sind es unsere Anliegen, selbstverständlich nicht. Aber ein bisschen so ähnlich wie beim Gedanken der Meinungsfreiheit - es mag mir zwar nicht gefallen, was du sagst, mag sein, dass ich anderer Meinung bin, aber ich werde alles dafür tun, damit du es sagen kannst - sollten wir mit dem Thema Bürgerbeteiligung und Einbindung der Bürgerinnen und Bürger umgehen in dieser Stadt. Was meine ich damit? Auch für den Fall, dass man mehrheitlich nicht der Meinung ist, dass man das Anliegen eines Petitionswerbers unterstützt, sollte niemals von diesem Verbindlichkeitscharakter abgegangen werden, dass man sich wirklich ehrlich und ergebnisoffen damit auseinandersetzt. Sonst bleibt nur eines zurück - und das ist in jeder Bürgerinitiative in Wien, wenn Sie mit den Vertreterinnen und Vertretern sprechen, mittlerweile die vorherrschende Emotion -: Frust, absoluter Frust, weil es einfach nichts bringt. Die nehmen sich die Zeit. Die Kollegin Emmerling hat es ja gestern schön geschildert anhand einer Frau, die, glaube ich, geschrieben hat, dass sie einfach, salopp gesagt, die Schnauze voll hat. Sie hat sich nämlich in ihrer Freizeit um ein Anliegen gekümmert, neben Beruf, neben Familie, hat Unterschriften gesammelt, hat vielleicht eine Facebook-Seite eingerichtet, hat versucht, Freunde und Bekannte zu überzeugen - und rennt dann gegen eine Wand. Ich glaube, meine Damen und Herren, wir sollten diese Art der Politik nicht fortsetzen, weil sie nicht förderlich ist, wenn es darum geht, ein Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in diese Institution, aber auch in uns als Politiker zu bekommen. Daher fordere ich - und schließe an an das, was meine Kolleginnen und Kollegen aus der Opposition gesagt haben - eine wirkliche Umkehr dieser Haltung in der Stadtregierung, wie mit Bürgeranliegen in dieser Stadt umgegangen wird. Ich komme jetzt nicht mehr zum Thema Heumarkt, aber ich könnte jetzt auch zum Thema Heumarkt zurückkommen. (GR Mag. Josef Taucher: Bestimmte Themen?) Es geht nicht nur um bestimmte Themen. Ich habe gerade vorher gesagt, wir haben auch gute Erfahrungen damit gemacht, dass wir Bürgerinitiativen sagen: Schaut her, wir teilen euer Anliegen nicht, aber wir wollen, dass ihr es formulieren könnt, und ihr habt folgende Möglichkeiten. Dann erklärt man und unterstützt, wenn es darum geht, das Anliegen formulieren zu können. Das ist meiner Meinung nach der weitaus ehrlichere Weg, als der, der hier teilweise von der offiziellen Stadtregierung gegangen wird, wo man nämlich gar nicht die Bürgerbeteiligung ermöglicht oder Bürgerbeteiligung zur Farce wird. Mein Kollege Gara hat das auch gesagt, auch bei der Frage Bürgerrat. Wir haben immer wieder Diskussionen bei Bauprojekten. Jetzt wäre das ein innovatives Instrument, wo wir wirklich auch sagen, da ist eine echte Chance drinnen, aber eines ist klar: Es muss ein Bekenntnis von Seiten der Politik kommen, dass man so etwas machen will. Es ist doch völlig lachhaft, dass Dialoge mit den Wienerinnen und Wienern von Seiten des Investors finanziert werden. Das geht nicht! Es geht hier um ein Signal der Politik, dass wir Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen und dass wir hier auf Augenhöhe kommunizieren. Wer diesen Weg verlässt, ist meines Erachtens nicht glaubwürdig in einer offenen Politik, die den BürgerInnen auf Augenhöhe begegnet. Es wurde auch diskutiert über diese eine Petition, wo ich Werberin war, zum Thema Aufbegehren. Ja, ich nehme zur Kenntnis und akzeptiere es auch, dass man darüber diskutiert, ob es überhaupt zulässig sein sollte, dass man als Politikerin so etwas macht. Sie wissen aber selber, dass wir es eingebracht haben, noch bevor wir hier im Gemeinderat vertreten waren, völlig "fair enough". Was man aber meines Erachtens - und da appelliere ich schon an Sie - nicht vergessen sollte, ist, dass nicht nur ich hier als mittlerweile Gemeinderätin stehe, sondern 20.000 Wienerinnen und Wiener, die das unterstützt haben. Denen sagen Sie dann auch in einem Atemzug, na ja, kann gekübelt werden, Mistkübelbürgeranliegen bitte hier einwerfen, Ihre rot-grüne Stadtregierung, denn (Zwischenruf bei der SPÖ.) - ich komme noch darauf zu sprechen - es gibt ja eh alle Möglichkeiten, das ist ja so. Auch ich empfinde das als Einladung und selbstverständlich möchte ich auch hier einen dieser Aspekte, dieses Aufbegehrens wieder einbringen. Ich möchte auch sagen, dass ich es mir nicht sagen lasse, dass wir hier unseriöse Politik formulieren würden. Der Bildungsnotstand in Wien ist enorm. Wir verlieren jeden Monat, jedes Jahr Tausende an Schülern. Das ist Zukunft, die da am Weg verloren geht. Wir brauchen ganz dringend Reformen, und wenn man sich anschaut, wo das Problem liegt, dann muss man sagen: Natürlich liegt es im Pflichtschulbereich. Ich meine, vor Kurzem wurde die Standardüberprüfung in Deutsch veröffentlicht. Für Wien zeigt sich ein wirklich verheerendes Bild. Während österreichweit rund zwei Drittel der Schüler der 8. Schulstufe die Bildungsziele in Deutsch erreichen, sind es Wien insgesamt nur knapp über die Hälfte. Das müssen Sie sich einmal vorstellen! Natürlich kann man die Problemfelder nicht ausschließlich auf den Bereich der Pflichtschule und da insbesondere auf die Hauptschulen und die Neuen Mittelschulen konzentrieren. Man muss sich auch anschauen, wie es in den Volksschulen ausschaut, und natürlich muss man auch in die Kindergärten zurückgehen, die, wie meine Kollegin Bettina Emmerling gesagt hat, die ersten Bildungseinrichtungen sind (GR Armin Blind: Familie ist die erste Bildungseinrichtung!), sodass wir da ernsthaft über mehr Qualität diskutieren müssen. Daher danke ich auch für diesen Antrag, dass der Betreuungsschlüssel hier deutlich erhöht wird. Wir haben aber ein Thema: Wir haben in Wien einen extrem hohen Anteil an Schülern mit hoher beziehungsweise sehr hoher sozialer Benachteiligung. Rund die Hälfte aller Schüler in Wien fällt nämlich unter diese Kategorie. 80 Prozent davon konzentrieren sich auf Pflichtschulen, nur knapp 26 Prozent davon besuchen eine AHS. Wir haben ein Alarmsignal von DirektorInnen, die auch den Schritt in die Öffentlichkeit gehen und sagen, so, wie ihr euch das denkt, ihr Politiker, funktioniert es nicht, nämlich dass man den Unterricht gestaltet in einer Klasse, wo 96 Prozent der Schülerinnen und Schüler nicht ausreichend Deutsch sprechen, um dem Unterricht zu folgen. Da rede ich jetzt nicht von außerordentlichen Schülern, die so schlecht Deutsch sprechen, dass sie außerordentliche Schüler sind, sondern von solchen, die an sich Deutsch sprechen, aber nicht gut genug, um einem Biologie- oder Physikunterricht fachlich folgen zu können, weil Sie nicht verstehen, was eine Wurzel ist, was eine Knospe ist, weil sie mit den Begriffen nichts anfangen können. Wir haben hier ein Thema, und wenn wir das nicht angehen, und zwar bald angehen, auch in der Verantwortung der Stadt hier, und nicht immer nur darauf warten, dass der Bund etwas macht, dann haben wir ein Problem. Wir haben ein Standortproblem, wir haben ein soziales Problem, und wir haben ein Sicherheitsproblem, und das wird eher schärfer als besser. Wir haben heute in der Fragestunde auch die Frage gestellt zu den SchulsozialarbeiterInnen und SchulpsychologInnen. Die Antwort des Bildungsstadtrats war, dass man jetzt hier die Finanzierung holt aus diesem Fördertopf Integrationstopf II des Bundes. Rot-Grün hat im Regierungsprogramm versprochen, 100 Sozialarbeiter auf den Weg zu bringen, dass sie schleunigst in den Wiener Schulen zum Einsatz kommen, weil sich unsere Lehrerinnen und Lehrer auf das konzentrieren sollen, wofür sie eigentlich da sind - Wissen zu vermitteln. Wir wissen aber um die Herausforderungen, die tagtäglich in den Schulen passieren. Daher müssen wir die Frage der Finanzierung stellen, denn die einzige Finanzierung, die im Moment im Raum ist, ist nicht nachhaltig gesichert. Wenn man nachfragt, ist das ja auch ein Problem, weil das immer nur für ein Jahr gesichert ist, und es tut sich niemand an, irgendwo für nur ein Jahr einen Job als Sozialarbeiter anzunehmen. Daher muss es da Finanzierungsvorschläge von Seiten der Stadt geben, da muss man Geld in die Hand nehmen. Man kann darüber diskutieren, woher man das nimmt, aber wir sind die einzige Fraktion, die dazu Vorschläge bringt und auf den Tisch legt. 20.000 Wienerinnen und Wiener haben das unterstützt. Deswegen bringe ich den Antrag betreffend SchulsozialarbeiterInnen noch einmal ein. (Beifall bei den NEOS.) Einen Punkt möchte ich an dieser Stelle noch ganz kurz erwähnen. Ein weiteres Thema bei der Bildungspolitik - weil die Zentralmatura gerade gestartet ist, ich glaube, heute ist sie im Fach Englisch durchgeführt worden -, ist das Thema Transparenz. Ich glaube, wenn wir gute Fortschritte machen wollen, dann dürfen wir uns nicht scheuen, transparent zu sein und auch für Schülerinnen und Schüler, Eltern und durchaus auch für Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit der Vergleichbarkeit bieten, ob gewisse Bildungsziele erreicht werden. Die Ergebnisse der Zentralmatura sind solche Bildungsziele. Daher setzen wir uns auch unumstößlich dafür ein, dass diese Ergebnisse der Zentralmatura auch transparent gemacht werden. - Danke. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Hofbauer. Ich erteile es ihm. GR Manfred Hofbauer, MAS (FPÖ): Danke, Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Alle Jahre wieder, so auch heute debattieren wir über den Petitionsbericht des letzten Jahres, der die abgeschlossene Petition des Jahres 2016 beinhaltet. Ich möchte meine Redezeit verwenden, um die Petition ein wenig im Allgemeinen zu beleuchten und vielleicht die eine oder andere Schraube aufzuzeigen, an der man noch etwas drehen kann, damit das Petitionsrecht mehr Bürgernähe und mehr Bügerkontakt ermöglicht. Meine Kollegen, die nach mir sprechen, werden die einzelnen Petitionen, die im Petitionsbericht aufgeführt sind, dann wahrscheinlich noch näher beleuchten. Eingangs möchte ich mich auch so wie meine Vorredner ganz herzlich bedanken bei den Magistratsbediensteten, die mit dem Petitionsausschuss in Verbindung stehen und die Petitionen abarbeiten und vorbereiten müssen. Ich möchte mich aber an dieser Stelle auch ganz besonders und ganz herzlich bedanken bei all den Menschen, die bisher Petitionen eingebracht haben. Wir wissen alle, das ist gar nicht so einfach. Es gehört viel Überzeugung, viel Herzblut, viel Einsatz dazu, die 500 Unterschriften zu sammeln, die notwendig sind für eine Petition. Es gehört aber auch viel Engagement dazu, die Petition weiter zu betreuen, indem man etwa beim Petitionsausschuss vorspricht. Also noch einmal mein herzliches Danke an dieser Stelle an all diese Menschen. (Beifall bei der FPÖ und von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Kommen wir nun zum Petitionsausschuss beziehungsweise zum Petitionsbericht des Jahres 2016. Wenn man sich den anschaut, so haben, wie heute schon einige Male erwähnt wurde, im letzten Jahr 5 Sitzungen stattgefunden. Bei diesen 5 Sitzungen wurden insgesamt 17 Petitionen abschließend behandelt. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit dieser einzelnen Petitionen wird mit 5,1 Monaten angegeben. Jetzt kann man diskutieren, ob das lang oder kurz ist. Ich persönlich bin der Überzeugung, dass es, wenn man eine Petition ernsthaft bearbeitet, doch seine Zeit braucht. Wir sollten - das ist mein Appell an den Petitionsausschuss und an die Vorsitzende - aber unbedingt drauf achten, dass die durchschnitte Bearbeitungszeit von 5,1 Monaten nicht wesentlich überschritten werden soll. Das kann man erreichen, indem man nicht nur vier oder fünf Mal im Jahr eine Sitzung des Petitionsausschusses einberuft, sondern das öfters macht. Das wäre wichtig, weil die Leute, die eine Petition eingebracht haben, sich relativ schnell ein Ergebnis erwarten, wie immer es auch ausschauen mag. Interessant sind noch mehr meiner Meinung nach die Zahlen, nämlich die Zahlen betreffend die Petitionen, welche in den letzten Jahren, beginnend mit 2013, in den Petitionsausschuss eingebracht worden sind. Wenn man sich das kurz anschaut, es wurde heute auch, glaube ich, schon gesagt: Im Jahr 2013 waren es vom März bis Dezember 41 Petitionen, 2014 waren es 42 Petitionen, 2015 waren es 25 Petitionen, 2016 gab es 24 Petitionen und 2017 wurden bis dato 7 Petitionen eingebracht oder zumindest auf die Petitionsplattform gestellt. Man kann also damit rechnen, dass es auch heuer nicht mehr als 20 Petitionen werden. Was kann man daraus erkennen? Man kann eindeutig daraus erkennen, dass die Anzahl der Petitionen rückläufig ist. Nun kann man darüber diskutieren, wieso das so ist. Von Seiten der Politik gibt es einige Gründe, wieso das so ist. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie Kollege Taucher - ich sehe ihn momentan gar nicht - letztes Jahr dies zu erklären versucht hat. Das Ventil ist aufgegangen, die Luft ist draußen, die Euphorie der Petitionseinreicher ist weg. Es kann durchaus auch sein, dass das Petitionsrecht beziehungsweise das Wissen um die Möglichkeit, eine Petition einzubringen, bei den Bürgern noch gar nicht angekommen ist. Wenn das so ist, dann wäre es schlimm, dann sollten wir, die wir hier sitzen, uns als Politiker überlegen, wieso das so ist. Man könnte durchaus auch das Petitionsrecht beziehungsweise die Möglichkeit, eine Petition einzubringen, nach außen hin bewerben. Dafür steht die Plattform "www.wien.at" zur Verfügung. Das wäre eine Möglichkeit. Es kann durchaus auch sein, dass die Hürde wirklich zu schwierig ist für Menschen, 500 Unterschriften zu sammeln, sich irgendwo hinzustellen und die Leute zu motivieren. Da haben wir heute von der Vorsitzenden, Frau Dr. Kickert, schon einen Gedankenansatz, ich nenne es einmal so, gehört, nämlich dass man darüber nachdenken kann, dieses Limit hinunterzuschrauben. Ja, durchaus. Ich bin überzeugt, wir von der FPÖ wären da durchaus diskussionsbereit, dass man sich da etwas überlegt. Man muss allerdings auch bedenken, dass es wenig Sinn macht, wenn man dieses Level, sage ich jetzt einmal ganz provokant, auf 100 Unterschriften heruntersetzt, denn dann haben wir eine Petition über jeden neu zu eröffnenden Radlständer. Das ist ja auch nicht unbedingt unser Ziel. Man kann sich aber durchaus darüber Gedanken machen, wie man das Einreichen einer Petition erleichtern kann. Mich interessiert, und ich glaube, das sollte uns als Politiker alle interessieren, was denn der wirkliche Grund dafür ist, dass die Petitionen immer weniger werden und wieso sie bei der Bevölkerung - ich behaupte es jetzt einmal so, stelle es in den Raum - nicht so gut angeschrieben sind. Eine ganz kurze Geschichte: Ich lese ja schon seit einigen Jahren nur mehr recht sporadisch die Tagezeitungen in Papierform. Ist auch gar nicht notwendig. Wir haben heute alle Internet, einen PC, ein Handy, ein iPad, und so weiter, und alle diese Tageszeitungen werden ja auch im Internet publiziert, und dort gibt es schon von allen diesen Medien eine Internetplattform. Interessant ist erstens, dass diese Tageszeitungen im Internet minutenaktuell sind. Aber das wesentlich Interessantere ist, dass bei all diesen Kommentaren, die im Internet von Tageszeitungen dargestellt werden, es auch eine Kommentarfunktion gibt, das heißt, dass die Bürger dort ihre Meinung deponieren können. Wenn man das liest, erhält man meiner Meinung nach ein durchaus breites Meinungsbild dessen, wie die Bevölkerung wirklich denkt. Jetzt werden Sie fragen, wieso ich darauf komme. Ganz einfach: Meine Recherchen - und ich habe mir das auch schon letztes Jahr aufgehoben und zwar Ende letzten Jahres - hat Folgendes ergeben: Letztes Jahr - ich glaube, es war im November und Dezember - hat es in der "Bezirkszeitung" eine Serie gegeben, mit drei Beiträgen, welche die Petitionen in Wien behandelt haben. Ein Beitrag war, soweit ich mich erinnern kann, ein allgemeiner Teil, ein Beitrag war das Petitionsrecht aus Sicht eines Petitionseinreichers, also eines Bürgers, und ich glaube, Frau Dr. Kickert, der letzte Beitrag war die Petition in Wien aus Ihrer Sicht beziehungsweise ein Dialog mit dem Reporter. Diese Petitionsbeiträge sind in der "Bezirkszeitung" erschienen, aber, wie einleitend schon gesagt, nicht nur in Papierform, sondern auch in elektronischer Form. Sie sind auch heute noch abrufbar. Ich habe mir das online angeschaut mitsamt den Kommentaren, und diese Kommentare möchte ich jetzt ohne Häme, das sage ich gleich vorweg, einmal kurz zitieren. Ich möchte nur zwei Beiträge herausnehmen. Das sollte jetzt wirklich uns allen zu denken geben. Ein Beitrag - und das war, wie gesagt, Ende letzten Jahres, ist also noch gar nicht so lange her - von einem K. Rich aus Ottakring, und ich zitiere wörtlich: "Es ist gut, dass es sich bei den engagierten Bürgern und Bürgerinnen und den vielen Bürgerinitiativen herumgesprochen hat, dass es völlig sinnlos ist, in Wien eine Petition einzureichen. Die viele Arbeit ist vergeblich! Sie dient nur den Wiener Koalitionspolitikern dazu, ihre Existenzberechtigung nachzuweisen. Den Bürgern bringt dieses Petitionsgehabe nichts, sie werden verschaukelt. Hoffentlich wird im nächsten Jahr" - nämlich heuer - "gar keine Petition mehr eingebracht, dann merken diese Selbstdarsteller hoffentlich, dass sie durchschaut wurden und gescheitert sind! Echte Bürgerbeteiligung schaut anders aus." Um es kurz zu machen, bringe ich nur noch einen Beitrag von einem Herrn Karl Schubert aus Penzing: "Dieses Wiener Petitionsrecht kann getrost verschwinden, es ist eine Verhöhnung engagierter Bürgerinnen und Bürger. Vor dem Einbringen von Petitionen in Wien muss dringend gewarnt werden! Der Frust über das Verhalten der rot-grünen Petitionsausschussmitglieder gefährdet Ihre Gesundheit!" Das ist meiner Meinung nach jetzt wirklich nicht hämisch gemeint, ist auch überhaupt nicht lustig. Jetzt werden Sie sagen, okay, das waren zwei Meinungen, das spiegelt überhaupt nicht die Meinung der Bevölkerung wider. Das ist leider nicht so. Zu diesen 3 Beiträgen gab es an die 100 Kommentare, die eigentlich alle in diese Richtung gingen. Das sollte uns wirklich zu denken geben, wieso das Image von Petitionen bei der Bevölkerung so schlecht ist. Sie, Frau Dr. Kickert, haben angesprochen, dass das ein - wie nennen wir das? - konstruktiver Ausschuss ist. Ich würde Sie in unser aller Sinne wirklich ersuchen, dass wir uns da wirklich einmal zusammensetzen und uns überlegen, wie wir dieses Image draußen bei der Bevölkerung verbessern können. Es mag schon durchaus sein, dass die Erwartungen der Bevölkerung zum Petitionsausschuss zu hoch sind, aber das ist meiner Meinung nach nicht der einzige Grund, wieso der Frust bei der Bevölkerung so groß ist. Ich gestehe auch durchaus ein, dass sich im Ablauf des Petitionsverfahrens mit der Vorsitzführung von Frau Dr. Kickert einiges zum Positiven geändert hat. Ich möchte hier nur erwähnen, das ist auch schon ein paar Mal angesprochen worden, dass jetzt fast immer - ich glaube, letztes Jahr bis auf zwei, Sie haben es eh vorhin gesagt -, bei fast jeder Petition die Einreicher eingeladen werden. Ich erinnere mich auch, dass das zu Beginn des Petitionsausschusses eigentlich eher die Ausnahme war, wir von der FPÖ das immer gefordert haben und immer ausgelacht worden sind. Man sieht also, es ist durchaus ein Umdenk- und Lernprozess auch bei der rot-grünen Stadtregierung möglich. Das ist anzuerkennen, ist in Ordnung, ich möchte das aber gleich einmal um meine oder unsere Verbesserungsvorschläge erweitern. Ich glaube, die NEOS haben schon angesprochen, dass es verbrieft sein soll, dass jeder Petitionseinreicher vorgeladen wird. Das unterstütze ich natürlich, ich möchte das aber erweitern. Überlegen wir uns doch bitte einmal: Es gibt eine Petition XY, die ist recht umfangreich, der Petitionswerber hat sich hingestellt, hat die Unterschriften gesammelt, hat Fachberater miteingeladen, damit er eben diese Petition besser argumentieren kann, fühlt sich aber dann doch nicht so sicher, dass er das im Ausschuss präsentieren kann. Wieso ermöglichen wir nur dem Petitionseinreicher, beim Petitionsausschuss vorzusprechen? Es wäre doch, glaube ich, im Sinne der Demokratie nicht schlecht, dass man sagt, okay, wir ermöglichen es auch, dass der Petitionseinreicher eine Begleitperson, einen Fachreferenten oder wie man das immer nennen möchte, mit hat. Oder ein anderes Beispiel: Beim letzten Petitionsausschuss ging es unter anderem um die Petition "Rettet das ehemalige Hotel National". Sie erinnern sich noch: Da geht es um die Barmherzigen Brüder, die dort ausbauen wollen, und so weiter. Da haben wir eine Stellungnahme vom Herrn Projektleiter, so heißt, glaube ich, seine Funktion, Herrn Mag. Kern von den Barmherzigen Brüdern gehabt. Seine Stellungnahme war sehr umfangreich, das ist kein Thema, aber ich bin der Überzeugung, wenn man diesen Mag. Kern in den Petitionsausschuss eingeladen und mit ihm persönlich gesprochen hätte, wäre vielleicht noch mehr herausgekommen. Und vielleicht die Krönung des Ganzen: Wenn der Herr Mag. Kern mit dem Petitionseinreicher, der auch vor Ort war, vor dem Petitionsausschuss in einen Dialog getreten wäre, dann wäre der Petitionseinreicher vielleicht noch entspannter hinausgegangen. Ich weiß schon, das steht im Petitionsgesetz nicht so drinnen, dass mehr Leute, abgesehen von den Petitionseinreichern, eingeladen werden können. Aber das Gesetz ist ja nicht in Stein gemeißelt, und im Sinne der Öffnung nach außen hin wäre es vielleicht ein Diskussionsansatz, dass man sich da einmal zusammensetzt und überlegt, ob man das auch erweitern kann - ganz wertfrei gesagt. Ein anderes Thema, etwas, das wir immer wieder fordern: Kollege Taucher - er ist gerade untergetaucht, nein, ich sehe ihn gar nicht - hat gesagt, dass die FPÖ immer fordert, und das fordern wir auch weiterhin, dass die Stellungnahme nicht nur des Bezirksvorstehers, sondern der Bezirksvertretung eingefordert wird. Nun gestehe ich auch zu, Frau Dr. Kickert, Sie haben ja schon angekündigt, dass da zumindest ein Ansatz einer Diskussion besteht, dass Sie jetzt die Bezirke abfragen, was die Bezirksvorsteher über unseren Vorschlag denken, den wir immer wieder eingebracht haben und einbringen werden. Kollege Taucher hat gesagt, das würde die ganze Petition noch verlängern, es würde sehr lange dauern, bis die ganzen Klubs dort eine Meinung finden und die Bezirksvertretung zusammentritt. Das sehe ich überhaupt nicht so. Ich sehe es so, dass die Meinung und die Stellungnahme des Bezirksvorstehers nicht unbedingt der Stellungnahme und der Meinung der Bezirksvertretung entsprechen müssen. Die Bezirksvertretung setzt sich aus mehreren Parteien zusammen, aus gewählten Bezirksvertretern, die durchaus eine andere Meinung haben können. Wenn man die Meinung von der Bezirksvertretung einholt, kostet das meiner Meinung nach überhaupt nicht mehr Zeit, denn der Bezirksvorsteher kann ja durchaus einmal eine Präsidiale einberufen. Dann kommen die Klubobleute der einzelnen Fraktionen im Büro des Bezirksvorstehers zusammen und können dort über die Petitionen diskutieren, und dann kann der Bezirksvorsteher eben auch die Meinung der Bezirksvertretung, nämlich über die Klubobleute, relativ schnell abfragen. Ich finde, es ist interessant, auch für den Petitionsausschuss, wenn man jetzt einmal nicht nur die Meinung des Bezirksvorstehers, sondern eben auch die Meinung der anderen Bezirksparteien erfährt, und das geht meiner Meinung nach recht schnell, eben über eine Präsidiale, die der Bezirksvorsteher einberufen kann. Dann haben wir noch einen Vorschlag, den mein Kollege Wansch schon gebracht hat, und der auch von anderen Fraktionen immer wieder gebracht wird: Ich habe schon eingangs gesagt, alle Jahre wieder. Ein Mal im Jahr behandeln wir die Petitionen, die im Vorjahr geschlossen worden sind. Im Sinne von Demokratie und Transparenz wäre es meiner Überzeugung nach wichtig und richtig, dass wir das nicht nur ein Mal im Jahr behandeln, denn die Zeit ist relativ knapp, sondern öfters. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt jede Gemeinderatssitzung, das wäre völlig sinnlos, sondern, ich weiß nicht, zwei, drei, vier Mal im Jahr. Ich möchte es aber noch erweitern. Ich habe schon in meiner letztjährigen Rede ausgeführt, dass wir im Gemeinderat nicht nur die geschlossenen Petitionen behandeln, sondern dass wir auch die in Bearbeitung befindlichen Petitionen in diesen Bericht, oder wie man das immer nennen möchte, aufnehmen. Was hat das für einen Sinn und für einen Grund, werden Sie jetzt fragen. Ganz einfach: Weil es durchaus sein kann, wenn man diese offenen Petitionen behandelt, dass dann die Zuschauer, die die Petitionen eingebracht haben, auf der Tribüne sind, dass wir hier im Gremium die offene Petition diskutieren, und vielleicht aus dieser Diskussion sich die eine oder andere Änderung ergibt, der eine oder andere Antrag ergibt, in welche Richtung auch immer, die vielleicht die ursprüngliche Petition sowieso hinfällig macht. Es sollte also hier bei uns bei den Kollegen auch über die offenen Petitionen ein Dialog stattfinden. Ich finde, das sollte man aus Respekt den Petitionseinreichern gegenüber doch machen. Diese Zeit sollten wir uns nehmen. Was habe ich mir sonst noch aufgeschrieben, wo ich meiner Meinung nach ein bisschen einen Verbesserungsbedarf sehe? Ein Verbesserungsbedarf, der vielleicht jetzt außerhalb der Petitionen stattfinden kann. Frau Dr. Kickert, Sie erinnern sich: Letztes Mal hat es eine Petition gegeben, die auch abgeschlossen worden ist, nämlich im 23. Bezirk: "Sensible Wohnbauentwicklung In der Wiesen - Flächenwidmungsplan-Entwurf 8150". Der Kollege hat eine interessante Meinung vertreten, als er bei uns im Petitionsausschuss war. Er hat gemeint, er hat ein Problem - und er spricht auch viel mit Bürgern draußen. Ich sage das wirklich wertfrei. Die Frau Dr. Kickert war dabei. Korrigieren Sie mich, ich habe es nicht mehr so recht im Kopf. Er hat gesagt, dass die Menschen das Problem haben, dass sie bei großen Bauprojekten oder großen Vorhaben der Gemeinde Wien von Seiten der Gemeinde Wien zu wenig eingebunden worden sind. Ungefähr so hat er es formuliert. Er würde sich wünschen, dass mehr Öffnung von der Gemeinde Wien nach außen erfolgt, dass mehr informiert wird. Es muss nicht über jede kleine Flächenwidmung informiert werden, aber jedenfalls über große Projekte wie zum Beispiel über diese Sensible Wohnbauentwicklung In der Wiesen, oder wie wir es beim Nordwestbahnhof gehabt haben oder solche Sachen. Da gibt es ja einige Dinge. Nun ist mir schon klar, dass die Gemeinde Wien einige Dinge anbietet, und dass es auch eine Holpflicht ist von den Bürgern, dass sie sich informieren. Aber man sollte doch über diesen Gedanken, den er uns beim Petitionsausschuss mitgeteilt hat, nachdenken. Wir sollten darüber nachdenken, wie wir als Politiker beziehungsweise als Gemeinde Wien bei so großen Stadtentwicklungsprojekten nach außen hin noch transparenter sein können, dass man da mehr informiert. Ich erwähne jetzt ein Thema, das heute immer wieder gekommen ist, nämlich das berühmte Thema erweitertes Parkpickerl. Es ist ein Thema, das den Leuten in Simmering unter den Nägeln brennt. Ihr werdet es gehört haben, da steht demnächst eine Befragung an. Kollege Holzmann war bei den Informationsveranstaltungen dabei, die Paul Stadler in Simmering abgehalten hat. Ich glaube, du stimmst mir bei, die sind recht gut besucht gewesen. Die Bürger haben also, wenn es um ein so entscheidendes Thema geht, durchaus Interesse, solche Veranstaltungen zu besuchen und sich dort zu artikulieren. Wenn wir nach außen hin mehr solche Projekte, große Projekte öffentlich präsentieren würden, würden wir uns die eine oder andere Petition vielleicht ersparen. Mein abschließender Appell an uns alle und besonders an Sie, Frau Dr. Kickert: Wie gesagt, schauen wir, wie das Image bei der Bevölkerung in Richtung Petition verbessern können! Überlegen wir uns da etwas! Geben wir der Bevölkerung ein Petitionsrecht, bei dem sie stolz darauf ist, dass sie Petitionen einbringen kann! Ich glaube, die Bevölkerung hat es verdient. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger. Ich erteile es ihm. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren im Saal, auf der Galerie und vor den Bildschirmen zu Hause! Ich habe mir vorhin sehr genau die Rede der Frau Kollegin Kickert angehört und möchte jetzt die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, darauf zu replizieren. Die Frau Kickert hat nämlich als Ausschussvorsitzende mehrmals in ihrer Wortmeldung gemeint, dass Petitionen, die sozusagen nicht die Regierungslinie widerspiegeln irgendwie von der Opposition per Antrag eingespielt oder sonst irgendetwas sind. Das möchte ich insbesondere von unserer Warte aus eindrücklich zurückweisen. Es hat einmal eine Petition gegeben, die sich auch als solche, nämlich als eine Petition einer Abgeordneten oder einer Fraktion deklariert hat. Dazu haben wir eine eindeutige Meinung gehabt, aber so, wie das mehrmals in ihrer Rede gefallen ist, möchte ich das schon an dieser Stelle ausdrücklich zurückweisen. Meine Damen und Herren, das Petitionsrecht in Wien ist eine wichtige und richtige Sache, das haben wir heute schon ein paar Mal gehört. Wichtig ist aber nicht nur, dass es für die Bürger in dieser Stadt ein entsprechendes Gesetz gibt, sondern dass sich die Politik und hier allen voran die Regierungsfraktionen ihrer Verantwortung bewusst sind, das Vertrauen in ein faires Petitionsrecht nicht zu untergraben. Wir haben nämlich - und das ist schon etwas, das sich immer wieder in den Ausschüssen widerspiegelt - auf der einen Seite eine Regierungsfraktion, die es über Jahre und Jahrzehnte hinweg gewohnt war, absolut zu regieren, nahezu schalten und walten konnte, wie sie wollte. In diesen Jahren und Jahrzehnten hat sie in dieser Stadt ein System etabliert, das der dahinterstehenden Partei Einfluss, Macht und Positionen in sämtlichen für die Stadt relevanten Organisationen und Firmen eingeräumt hat. Und es ist zwar sicherlich hart formuliert, aber man bekommt schon sehr oft den Eindruck, dass diese Fraktion wirklich besessen davon ist, über diese Kanäle alles im Interesse der Partei Stehende hier durchzusetzen. Es ist eine Partei, die sich, wie man im Petitionsausschuss durchaus merkt, immer wieder schwer tut mit dem Wesen der Petition an sich und sich insbesondere bei Petitionswerbern, die nicht das vertreten, was im Sinne der Partei ist, durchaus schwer tut. Auf der anderen Seite haben wir eine Regierungsfraktion, die in ihren noch einigermaßen glaubwürdigen Zeiten ein Mitkämpfer für das Petitionsrecht in Wien war, sich mittlerweile aber zum Teil in den Ausschusssitzungen mit der Mehrheitsfraktion hier in Blockaden übt. Es ist eine Regierungsfraktion, die sich basisdemokratische Regeln selbst auferlegt hat, wie wir ja bekanntlich wissen, an die sich jedoch nicht einmal die eigenen Spitzenfunktionäre mittlerweile halten. Es ist eine Regierungsfraktion, die sich mittlerweile dermaßen von ihren Grundsätzen entfernt hat, dass sie nicht einmal mehr Abstimmungen der eigenen engsten Gesinnungsgenossen ernst nimmt, und die Masse der Abgeordneten erklärt hat, sich hier gegen dieses Ergebnis dieser Abstimmung entsprechend zu verhalten. Meine Damen und Herren, insbesondere die Zuschauer zu Hause und die wenigen, die auf der Galerie sitzen, führen Sie sich nun selbst vor Augen, wie sich zwei Regierungsfraktionen verhalten, die einerseits machtverwöhnt, machtversessen sind und andererseits gerade Geschmack am Geruch der Macht gewonnen haben, sogar ihrer eigenen Basis, den eigenen engsten Gesinnungsfreunden den Rücken zukehren, wenn es um beinharte Machtinteressen geht. (Beifall bei der FPÖ.) Vor allem, sehr geehrte Zuseher, führen Sie sich einmal vor Augen, wie es ausschaut, wenn man das äußerst sensible und verantwortungsvolle Petitionsrecht diesen Herrschaften in die Hand legt. Sie vermuten wahrscheinlich nichts Gutes, und leider zu Recht, wie ich meine. Ich möchte da konkret ein Beispiel nennen: Im vergangenen Jahr wurde eine Petition mit dem Titel "Kein Konsum alkoholischer Getränke auf öffentlichen Flächen des Pratersterns" eingereicht. Der Praterstern - Sie wissen das aus vorangegangenen Sitzungen beziehungsweise Diskussionen - gehört zu einem der sozialen Brennpunkte Wiens. Täglich passieren rund 150.000 Menschen den Praterstern. Das sind Schüler, Arbeiter, Kinder, Eltern, Frauen, die auf dem Weg zum oder vom Arbeitsplatz sind, die auf dem Weg zum oder vom Schulplatz sind, die auf dem Weg in den Prater sind oder wohin auch immer. Das Ganze läuft aber nicht so ab wie bei fast jedem anderen österreichischen Bahnhof, wie man das glauben könnte, sondern nein, am Praterstern gleicht das Ganze einem Spießrutenlauf. Es ist dies ein Spießrutenlauf quer durch schwerstalkoholisierte Personen, durch Pöbler, die sich auf Grund ihres Alkoholkonsums dort nicht mehr im Griff haben, sowie durch Schnorrer, die versuchen, bei den Passanten entsprechend ein paar Euro abzustauben. Alleine im Jahr 2013, meine Damen und Herren, kam es beim Praterstern zu 2.056 Rettungseinsätzen. Es gab sage und schreibe 44.074 Amtshandlungen, 6.299 Verwaltungsübertretungen und 2.106 Anzeigen wegen strafbarer Handlungen, was unterm Strich alle 12 Minuten eine Amtshandlung bedeutet, meine Damen und Herren. Die schwerstüberforderten Sozialarbeiter haben den Herumlungernden, Schwerstalkoholikern und Alkoholleichen dort leider in der Regel nicht wirklich etwas Wirksames entgegenzusetzen, und als ob die Situation nicht an sich schon schlimm genug wäre, hat dann die Politik auch noch die Polizeiinspektion vom Praterstern geschlossen und in die Lassallestraße verlegt. Auf Grund der herrschenden Umstände war es somit auch kein Wunder, dass sich besorgte und verärgerte Bürger mittels einer Petition an den Gemeinderat beziehungsweise Ausschuss wandten mit der Forderung nach einem Verbot des Konsums von Alkohol am Praterstern. Im Ausschuss selbst wurden dann die Stellungnahmen der ÖBB, der Wiener Linien, der Landespolizeidirektion Wien, der Wirtschaftskammer Wien, der Bezirksvorstehung des 2. Bezirks und des Herrn StR Mailath-Pokorny sowie der damaligen Stadträtin Wehsely eingeholt. Was, vermuten Sie, war der Inhalt der Stellungnahmen zum Thema Alkoholverbot? Die Landespolizeidirektion Wien - ich lese natürlich nicht die ganzen Stellungnahmen vor - hat im Endeffekt sinngemäß mitgeteilt, mit einem solchen Verbot bestehe die Möglichkeit, den Missbrauch von alkoholischen Getränken an dieser Örtlichkeit weiter zu reduzieren. Die Wiener Linien haben geschrieben: "Die Wiener Linien begrüßen jede Maßnahme, die dazu beiträgt, dass der Praterstern für unsere Fahrgäste ein sicherer und sauberer Ort ist." - Also auch im Sinne eines Alkoholverbotes. Die ÖBB-Infrastruktur AG hat darauf verwiesen, dass der Bahnhofsvorplatz Eigentum der Stadt Wien ist, dass im Bahnhofsgelände, in der Station selbst entsprechend der Hausordnung übermäßiger Alkoholkonsum und der Aufenthalt von offensichtlich betrunkenen Personen ohnedies untersagt sei - und, ja, die ÖBB wiesen ausdrücklich auch darauf hin, dass der Erfolg eines Alkoholverbotes nur mit Unterstützung der Stadt erreicht werden kann. Was, glauben Sie, haben dann die in dieser Stadt verantwortlichen rot-grünen Politiker mitgeteilt? - Sie werden es erahnen: Wien ist anders. - Und da möchte ich schon auch noch einmal auf Herrn Kollegen Taucher Bezug nehmen, der anscheinend gerade auf der Suche nach seiner Taucherbrille oder wo auch immer ist. (Rufe bei der SPÖ: Haha! Witzig! Sehr witzig!) Vorhin hat er es der Kollegin von der ÖVP noch vorgehalten, dass sie sich zu Wort gemeldet und nach ihrer Rede den Saal verlassen hat, und jetzt taucht er selbst ab. (Beifall bei der FPÖ.) Es ist nämlich nicht so, dass die Stellungnahmen insbesondere der rot-grünen Politiker in dieser Stadt sonderlich zufriedenstellend sind, denn kurzum könnte man die Stellungnahmen der rot-grünen Politiker auf Bezirksebene und aus der Stadtregierung zum Thema Alkoholverbot nämlich folgendermaßen zusammenfassen: Geht nicht! Gibt's nicht! Haben wir schon! Und: Brauchen wir nicht! - Das ist es im Endeffekt. Da windet man sich in den Stellungnahmen herum, dass es einem wirklich die Zornesröte ins Gesicht treibt. Da schiebt man die Verantwortung quer durch ganz Österreich zu verschiedensten Stellen. Und diese Missstände und dieses nicht Agieren und nicht wahrhaben Wollen seitens der rot-grünen Politik in Wien verärgern natürlich auch die Petitionswerber. Als Antwort, insbesondere in dieser konkreten Stellungnahme der Regierungsmitglieder, ist unterm Strich herausgekommen: Ist so. Punkt. Alkohol ist ein gesellschaftliches Problem, und dagegen können wir sozusagen leider nicht wirklich etwas machen. Für die Petitionswerber ist so eine Stellungnahme natürlich alles andere als zufriedenstellend und im Endeffekt natürlich, wenn man es bildlich ausdrücken möchte, gewissermaßen auch ein Schlag ins Gesicht, insbesondere wenn man dort jeden Tag oder in einer gewissen Regelmäßigkeit Passant ist. Wir Freiheitliche haben uns aber davon nicht beeindrucken lassen und haben eine Stellungnahme der Stadt Salzburg und der Stadt Dornbirn beantragt, die ja bereits in der Vergangenheit ein erfolgreiches Alkoholverbot umgesetzt haben. Und siehe da, die Stellungnahmen waren durchaus interessant und, ja, im Endeffekt auch völlig konträr zu den Stellungnahmen der Wiener Stadträte. Die Stadt Salzburg teilte nämlich mit, dass man das Alkoholverbot mit einer entsprechenden Verordnung durchgesetzt hat. Und selbstverständlich war es mit der Verordnung alleine nicht getan, sondern man hat ein Maßnahmenpaket geschnürt, das insbesondere auch beinhaltet hat, dass die Einhaltung dieses Alkoholverbots dann durch Erhöhung der Polizeipräsenz entsprechend kontrolliert wurde. Im Endeffekt wurde in Salzburg genau das getan, was die Petitionswerber auch gefordert haben. Und weil jetzt in den Reihen der SPÖ so manch fragende oder eher gleichgültige Blicke zu beobachten sind: Salzburg hat bekanntlich einen Bürgermeister, der einer bestimmten Partei zuzuordnen ist, und das ist die SPÖ. Also wo ein Wille vorhanden ist, da gibt es auch einen Weg, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Ebenso haben wir um eine Stellungnahme der Stadt Dornbirn angefragt. Die Stadt Dornbirn hat freundlicherweise sogar den Verordnungstext mitgeschickt. Kurzum: Man könnte den Vorordnungstext im Endeffekt fast eins zu eins abschreiben, und damit wäre wahrscheinlich, so man es will, auch die Arbeit der Stadt oder der Stadtregierung in diesem Zusammenhang wesentlich erleichtert. Dornbirn hat dieses Alkoholverbot bereits 2003 eingeführt und das Ganze auch einmal erweitert. Dort funktioniert es, selbstverständlich mit entsprechenden Kontrollen, und hat zu einer wesentlichen Verbesserung rund um das Bahnhofsareal geführt. Und übrigens: Wissen Sie, wer dieses Alkoholverbot in Dornbirn beschlossen hat? - Das waren die ÖVP, die FPÖ, die NEOS, und auch die SPÖ war dort willens, diesen Missständen entsprechend Einhalt zu gebieten. Nichtsdestotrotz, mit 1.2. haben Sie diese Petition dann abgedreht, mit den Empfehlungen an die zuständigen Ressorts und die Stadträte beziehungsweise an die Bezirksvorsteherin des 2. Bezirks, die aber schon an Ihren Stellungnahmen erkennen haben können, dass Sie von diesem Alkoholverbot nichts wissen wollen. - Wie gesagt, das war am 1.2. Am 15.2. konnte man dann, wenn man eine österreichische Tageszeitung aufschlug, sehr Interessantes lesen. Wie gesagt, die vorherige Linie von Rot und Grün war: Kein Alkoholverbot! Und plötzlich, nicht einmal 14 Tage später, sagt Bgm Häupl: "Bin für Alkoholverbot am Praterstern." - Man könnte sagen, es geschehen vielleicht doch noch Wunder. Interessant ist, dass wenige Tage zuvor insbesondere von der SPÖ eigentlich noch eine komplett konträre Linie vertreten worden ist. Es gibt anscheinend doch einen Funken Vernunft zumindest bei manchen innerhalb der SPÖ. Ich würde aber, vor allem um hier in Zukunft mit der SPÖ verlässlich und auch kalkulierbar arbeiten zu können - ich weiß schon, Sie reden alle momentan nicht sehr viel miteinander -, im Interesse der Bürger doch darum bitten, solche Dinge vielleicht in Zukunft im Vorhinein abzusprechen, damit es dann nicht wieder Überraschungen gibt oder man über die Medien von einer Änderung der Linie um 180 Grad erfährt. Meine Damen und Herren! Es nützt das beste Petitionsrecht nichts, es nützen die besten Stellungnahmen nichts, es nützen die besten Empfehlungen und die Ausschüsse nichts, wenn Rot und Grün in dieser Stadt in gewissen Angelegenheiten einfach gewissermaßen beratungsresistent sind, vor allem, was Anliegen der Bürger anbelangt, und wenn zwar auf der einen Seite suggeriert wird, man sei interessiert an den Stellungnahmen und an den Anliegen der Bürger, tatsächlich dann im Ausschuss aber etwas völlig anderes geschieht. Sie laden zum Teil Petitionswerber in den Ausschuss ein, der Petitionswerber kommt voll motiviert hierher, glaubt, er wird von der Politik oder von Rot-Grün entsprechend ernst genommen, und was machen Sie? - Sie machen vor der Ausschusssitzung eine Befehlsausgabe, wo jeder Berichterstatter eine Mappe zugeteilt bekommt, wo schon der fix und fertig ausgefüllte und vorgeschriebene Antrag drinnensteht, dass die Petition abgedreht wird. Da ist vollkommen egal, was der Petitionswerber im Ausschuss sagt, das ist von Rot-Grün so vorgefertigt, dann wird mehr oder weniger unfallfrei der Antragstext noch abgelesen, und dann war es das: Petition abgewürgt! - Das, meine Damen und Herren, verhöhnt Bürger. Das zeigt, dass Sie von dem Ganzen nicht alles ernst nehmen, so wie man es sich wünschen würde. (Beifall bei der FPÖ.) Abschließend möchte ich vor allem auch noch einmal kurz auf die Kritikpunkte, die zum Teil schon angesprochen wurden, eingehen. Zum einen: Es ist einfach nicht schlüssig argumentierbar, dass über die Petitionen nur ein Mal im Jahr berichtet wird. Nein, das sehen wir definitiv nicht so, dass das so gehandhabt werden soll, denn wie in jedem anderen Ausschuss auch soll nach entsprechendem Abschluss im Ausschuss das Ganze in den Gemeinderat kommen, wo darüber berichtet wird. Und, Herr Kollege Taucher (der sich gerade in der Nähe des Saalausgangs aufhält) - jetzt will er schon wieder dahin sein -, ich nehme Sie da beim Wort: Sie haben gerade hier am Rednerpult gesagt, der Petitionsausschuss sei ein gleichwertiger Ausschuss. "Gleichwertiger Ausschuss" heißt für mich auch, dass man, wenn man etwas im Ausschuss abschließt, das Ganze dann unmittelbar an den Gemeinderat weiterleitet - und nicht eineinhalb Jahre, oder in einem Fall sind es sogar zwei Jahre, das Ganze ansammelt, sondern "gleichwertig" heißt für uns: in der nächsten Sitzung des Gemeinderates. Und das ist es im Endeffekt, denn vor allem, wenn ich auch wieder die Petition zum Praterstern hernehme, so wurde diese Petition im August, bitte, 2016 eingebracht, im Februar 2017 abgeschlossen, und da sie erst 2017 abgeschlossen wurde, würde sie erst im Mai 2018 hier in den Gemeinderat kommen. Meine Damen und Herren! Fast zwei Jahre für eine Petition hier herein in den Gemeinderat, das ist nicht das Jahr 2017 oder dann 2018, sondern das ist Steinzeit! Aber das ist vielleicht auch genau das, was Sie von Rot und Grün wollen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Dementsprechend werden Sie, wenn eine Novellierung des Petitionsgesetzes ansteht, unsere Stimme - vor allem für so einen Vorschlag - auf jeden Fall haben. Und auf folgenden Punkt möchte ich auch noch einmal eingehen: Es steht im Gesetz klipp und klar drinnen, dass es möglich ist, die Bezirksvertretung um eine Stellungnahme zu ersuchen. - Ich war in der letzten Periode und damit im Jahr 2013 noch nicht im Landtag, aber dieser Vorschlag wird damals von den Regierungsfraktionen gekommen sein. Wenn Sie es nicht wahrhaben wollen, wenn Sie davon nicht Gebrauch machen wollen, wozu schreiben Sie es dann in den Gesetzestext hinein? Eines muss man nämlich auch ganz offen sagen: Die Stellungnahme eines Bezirksvorstehers, die befürworten wir, das ist alles recht nett und schön, nur schauen wir uns einmal die Bezirksvorsteher in Wien an: Der erfolgreichste Bezirksvorsteher, wenn man so will, ist der freiheitliche Bezirksvorsteher im 11. Bezirk. Der hat so viele Wählerstimmen wie kein anderer Bezirksvorsteher. Da können Sie lachen, aber es gibt keinen anderen Bezirksvorsteher, der mit einem so hohen Prozentsatz gewählt wurde. (Beifall bei der FPÖ.) Der hat im Übrigen auch kein Problem damit, wenn man auch die Bezirksvertretung Simmering um eine Stellungnahme fragt. - Nur so viel dazu und zu dem süffisanten Grinser. Dann gibt es aber auch Bezirksvorsteher wie zum Beispiel jenen im 1. Bezirk, der heiße 23 Prozent für sich verbuchen kann. Wenn man das auch noch einmal unter Berücksichtigung der 60-prozentigen Wahlbeteiligung herunterbricht, dann kommt man vielleicht auf knapp 15 Prozent der wahlberechtigten Bezirksbevölkerung, die ihn gewählt haben. So einer Einzelperson, so einer Einzelmeinung dann wirklich schweres Gewicht zuzusprechen, halten wir für demokratiepolitisch nicht in Ordnung. Dementsprechend bin ich der Meinung, dass wir auch endlich der Ankündigung, die Bezirksvertretungen einladen zu wollen, Taten folgen lassen sollten. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf Sie um den Schlusssatz bitten. GR Stefan Berger (fortsetzend): Der Schlusssatz kommt sofort: Meine Damen und Herren! Den Satz "Also worauf warten?" kennen Sie ja bereits, beziehungsweise Sie sollten ihn verinnerlicht haben. In diesem Sinne: Nehmen wir diese Veränderungen vor, damit wir das Petitionsrecht weiter positiv entwickeln können! - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Reif. Ich erteile es ihr. GRin Ricarda Reif (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Wie wir schon gehört haben, befassen wir uns heute mit dem Bericht über die Behandlung der abgeschlossenen Petitionen, wobei ich mich zuerst einmal auf das Allerherzlichste bedanken möchte, bedanken nämlich dafür, dass ein Mal im Jahr der Petitionsausschuss die Möglichkeit hat, über seine Arbeit zu berichten. Man will es ja fast nicht für möglich halten, denn in Wahrheit ist es eigentlich unfassbar: Während alle anderen Ausschüsse regelmäßig vorkommen, gibt es einen Ausschuss, der nur ein Mal vorkommt, das ist der Petitionsausschuss. (GR Christian Oxonitsch: Der Stadtrechnungshof auch!) Und Kollege Taucher hat gesagt, dass alle Ausschüsse gleichwertig wären. - Nur so viel dazu. (GR Mag. Josef Taucher: Ist der Stadtrechnungshof weniger wert, weil er nur ein Mal da ist? - GR Armin Blind: Wir wollen eh, dass er jedes Mal kommt! - GR Mag. Dietbert Kowarik: Das ist eh viel zu wenig!) - Ja, das ist traurig. Meine Damen und Herren! Sie suggerieren in der Öffentlichkeit, dass Ihnen von Rot-Grün die Meinungen und die Anliegen der Bürger so wichtig wären - gesprochen wird darüber aber nur ein einziges Mal, und ich muss schon in aller Deutlichkeit sagen, dass das eigentlich eine Beleidigung und eine Verhöhnung der Bürger ist, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Es ist ja fast erstaunlich oder verwunderlich, dass die Debatte über den Jahresbericht nicht in einer nicht öffentlichen Sitzung stattfindet. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das ist ja schon ein Fortschritt!) - Ja! - Und anhand eines Beispiels, das heute auch schon erwähnt wurde, nämlich jenes der Siemens-Gründe, möchte ich erklären, wie man in dieser Stadt mit Bürgerwünschen umgeht. Der Petitionswerber und die Unterzeichner der Petition wandten sich mit einer Forderung nach Erhalt von Wohn- und Lebensqualität und insbesondere mit der Forderung einer der Wohnumgebung angepassten Flächenumwidmung an die Stadt beziehungsweise an den zuständigen Ausschuss. Herausgekommen ist dabei eine Farce, eine Chuzpe, wenn man so will, meine sehr geehrten Damen und Herren, und das haben wir heute auch schon mehrmals gehört. Der Petitionswerber ist nämlich erst einige Stunden nach durchgeführter Flächenwidmung in den Petitionsausschuss eingeladen worden. (GR Mag. Josef Taucher: Das ist ja eine Mär! Sie kennen den Ablauf genau!) Es wurde also die Flächenwidmung, wie es der zuständigen Stadträtin, den Regierungsfraktionen, aber natürlich auch den Wohnbauträgern passt, schnell durchgeboxt, schnell durchgepeitscht, der Petitionswerber, der recht engagierte Bürger jedoch mit dieser Vorgangsweise verhöhnt, und das Petitionsrecht und der Sinn und Zweck des Petitionsrechts wurden damit eigentlich ad absurdum geführt, meine sehr geehrten Damen und Herren. So etwas gibt es wahrscheinlich auch nur in Wien. Abschließend möchte ich dazu grundsätzlich festhalten: Sie verwenden die Bürger ausschließlich als reines Lockmittel für die direkte Demokratie. Die Bürger dürfen sich zwar einsetzen - alles gut und schön -, aber sie werden mit Scheinantworten abgespeist. Das ist nicht die Art und Weise, wie wir Freiheitliche uns die Arbeit eines solchen Ausschusses vorstellen, denn was Sie betreiben, ist meines Erachtens nicht eine Bürgerbeteiligung, nein, Sie betreiben Bürgerverhöhnung auf höchstem Niveau, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Damnjanovic. Ich erteile es ihm. GR Nemanja Damnjanovic, BA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätztes Publikum! Das Recht geht vom Volk aus. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Ihr Recht!) - Diesen Satz haben wir in der gestrigen Debatte öfters von den Kollegen gehört, und das habe ich mir aufgeschrieben. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Ihr Recht geht vom Volk aus!) Als absoluter Befürworter einer direkten Demokratie und als Vertreter des Volkes freue ich mich, wenn man über Demokratie spricht, aber nicht so wie gestern. Wenn jemand solche Aussagen tätigt - und die kommen von Kollegen aus den regierenden Parteien -, dann frage ich mich, was die eigentlich bedeuten. Ich kann auch die Zusammenarbeit im Petitionsausschuss begrüßen, aber das ändert nicht meine Meinung, dass die Petitionen und Bürgerinitiativen zumindest für mich eine sehr wichtige Rolle in der direkten Demokratie spielen. Unsere Bevölkerung hat derzeit das Gefühl, dass die Petitionen und Bürgerinitiativen nicht viel bringen - was auch die Realität ist -, aber ich möchte auch ein Beispiel nennen, wo ich glaube, dass eine Bürgerinitiative sehr viel bewirkt hat: Wie gesagt, im Jahresbericht über die abgeschlossenen Petitionen findet sich auch die Petition gegen die Flüchtlingsunterkunft Ziedlergasse 21, und laut Bürgerinitiative Liesing wurde damals die Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft für bis zu 1.400 Personen geplant. Sehr geehrte Damen und Herren! Diese Bürgerinitiative mit zirka 6.800 Unterschriften hat in der Öffentlichkeit großes Interesse hervorgerufen und sicher dazu beigetragen, dass sehr bald die Anzahl der Personen, die man für diese Unterkunft vorgesehen hatte, auf 750 begrenzt oder reduziert wurde. Laut Stellungnahme des Arbeiter- Samariter-Bundes sind damals in der Ziedlergasse 21 rund 320 Asylwerber betreut worden. Diese Petition hat auf jeden Fall einen Teilerfolg erzielt und wurde mit der folgenden Empfehlung beendet - ich zitiere: "Der Petitionsausschuss folgt im Ergebnis den eingelangten Stellungnahmen und hat daher in der Sitzung am 30. November 2016 beschlossen, eine Empfehlung an den Fonds Soziales Wien auszusprechen, den positiven Dialog mit den Anrainern weiter fortzuführen und die befristete Nutzung des Gebäudes Ziedlergasse 21 nach Maßgabe der Notwendigkeiten der Schutzsuchenden einzuhalten." - Schauen wir, ob die Frist hält. Was für mich im Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen weniger verständlich ist, sind die Stellungnahmen von den zuständigen Stadträten. Die Petition, die Kollege Berger vorhin angesprochen hat, "Kein Konsum alkoholischer Getränke auf öffentlichen Flächen des Pratersterns", ist auch das beste Beispiel dafür, aber auch ein Beispiel mehr, das zeigt, wie der direkt betroffene Bürger unter Verwendung einfacher Ausreden im Stich gelassen wird. Selbstverständlich werde ich die Stellungnahme von Ex-Stadträtin Frau Wehsely nicht zitieren - Frau Wehsely ist nicht mehr in der Politik -, aber mich hat wirklich gewundert, dass, obwohl die Wiener Polizei Bereitschaft gezeigt hat, die zuständige Stadträtin damals ihre Begründung abgegeben hat, der ich heute nach wie vor nicht folgen kann. Diese zwei Stellungnahmen widersprechen sich total, und ich frage mich, ob das jene Art von Demokratie ist, die wir alle haben möchten. Nein, aber es wird so entschieden und nicht anders, und wenn du eine andere Meinung hast, dann wird diese einfach nicht akzeptiert. Im Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen haben wir Freiheitliche die Einholung einer Stellungnahme der Bezirksvertretung des betroffenen Bezirks oft empfohlen oder, besser gesagt, verlangt - leider ohne Erfolg: Unsere Anträge wurden immer abgelehnt. Und eine interessante Petition für die Erhaltung des UNESCO-Welterbes und des Stadtbildes von Wien ist genau eine Petition, wo die Stellungnahme der Bezirksvertretung viel an Klarheiten schaffen kann. Bitte nicht vergessen: Besonders interessant wäre die Stellungnahme der Bezirksräte von den GRÜNEN und von NEOS, die der Umwidmung schon zugestimmt haben. Dass der private Investor - laut gestriger Aussagen eines Kollegen von der SPÖ - einen Verlust von 10 Millionen EUR hat, ist für den Betroffenen ein trauriges Ereignis, aber er musste von Anfang an gewusst haben, dass dieses Projekt kein leichtes sein wird - außer ihm wurde etwas anderes versprochen oder zugesagt. Das wissen wir nicht. Auf einer Seite stehen der private Investor und die Wiener Regierung - die stehen gemeinsam auf einer Seite -, und auf der anderen Seite stehen die besorgte Bevölkerung und der Verlust des Weltkulturerbes. Unsere Entscheidung ist klar: Wir sind für die Bevölkerung sowie für das Weltkulturerbe. Ich bin nur gespannt, wie die anderen Fraktionen dann entscheiden werden. Diese Petition wird, so wie Frau Emmerling gestern gesagt hat, eine erfolglose Petition bleiben, weil die Entscheidung bezüglich des geplanten Hochhausprojektes am Wiener Heumarkt schon am 1.6.2017 im Gemeinderat getroffen wird und der nächste Gemeinderatsausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen, in dem die Petition bearbeitet wird, erst später stattfindet. In der nahen Zukunft werden wir uns mit sehr vielen Petitionen und Bürgerinitiativen befassen, die aus der Umwidmung - ich habe absichtlich Umwidmung gesagt -, aus der Flächenwidmung entstanden sind. Zum Beispiel in Simmering gibt es eine Petition, die die Simmeringer Bevölkerung betrifft, unter dem Titel "Bauvorhaben betreffend 1110 Wien" - das ist nicht Wahnsinn, das ist ganz normal, Herr Kollege - "Csokorgasse - Ecke Simmeringer Hauptstraße". Das ist auch eine Petition, die in Zukunft bearbeitet wird. Zur Erinnerung - das ist jetzt ein Wahnsinn -: Die Wiener Regierung hat eine Bauordnungsnovelle mit einigen für die Stadtregierung vorteilhaften Änderungen beschlossen. Das ist ein Wahnsinn. In der Simmeringer Petition geht es genau um die Bauklassen, und ich freue mich jetzt schon auf die Stellungnahmen von den zuständigen Stadträten. Und ich darf erwähnen, in Simmering gibt es einen blauen Bezirksvorsteher - auf seine Stellungnahme freue ich mich auch. Die neuesten Erfahrungen, meine Damen und Herren, haben uns gezeigt, dass die derzeit regierende Wiener Koalition eine sehr instabile und nicht zuverlässige Koalition ist. Seitens dieser Regierung wird die Wiener Bevölkerung sehr oft benachteiligt, und unsere Bürger haben ein sicheres und besseres Leben sowie eine bessere und sichere Zukunft verdient. Ich habe meine Rede mit einem Satz von gestern begonnen - nicht einem Satz von mir, sondern diesen Satz habe ich gestern hier aufgeschrieben; ich wiederhole ihn: "Das Recht geht vom Volk aus." - Und ich beende meine Rede mit folgendem Satz: Die rot-grüne Regierung regiert gegen das Volk, die rot-grüne Regierung regiert am Volk vorbei. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Also genau heißt es: "Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus." - Aber das soll Sie nicht korrigieren, sondern soll nur das Zitat der Verfassung richtigstellen. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Kickert. Sie meldet sich zum zweiten Mal zu Wort. Die individuelle Redezeit ist vier Minuten; das ist die Restredezeit. - Bitte. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich mache es kurz - auch deswegen, weil ich nicht mehr Zeit habe. Ich möchte auf einige Vorschläge, Anregungen oder Gedanken eingehen, zum Beispiel dazu, wie man den Petitionsausschuss und die Behandlung der PetitionswerberInnen verbessern könnte. Eines möchte ich dazu aber schon erwähnen - etwas, das wichtig ist -: Wenn man will, dass Petitionen als Instrument richtig gesehen werden oder anerkannt werden, muss man schon dazusagen: Erstens, Petitionen sind kein Vetoinstrument. Das heißt, der Petitionsausschuss ist auch kein Organ, das ein Veto einlegen kann. Der Petitionsausschuss ist auch kein Ort einer nebengerichtlichen Verhandlung und daher auch kein Ort, an dem, sagen wir, so etwas wie außergerichtliche Mediation stattfinden kann. Deswegen bin ich mir eigentlich nicht sehr sicher, ob es klug ist, bei der Behandlung der Anliegen eines Petitionswerbers auch sozusagen die Anwesenheit der Kontrahenten oder der GegenspielerInnen zu diesen Anliegen bei derselben Sitzung vorzusehen. Ich glaube, die Abwägung der jeweiligen Anliegen erfolgt tatsächlich am besten auch über das Wissen bei den Stellungnahmen. Herr Hofbauer hat einen Schwenk gemacht in Richtung mehr Information zu und mehr Einbindung bei Stadterweiterungsprojekten, dadurch würden dann vielleicht die Petitionen nicht mehr nötig sein. - Es ist leider so, dass die Erfahrung genau das Gegenteil beweist - oder sagen wir nicht, genau das Gegenteil, aber dass sie schon auch Gegenbeweise liefert: Selbst bei Stadtentwicklungsgebieten, in denen es ausgiebige Beteiligung von Anrainerinnen und Anrainern gegeben hat, wie bei den Siemensäckern, hat dies nicht dazu geführt, dass nicht trotzdem eine Petition eingerichtet wurde, um auch noch den letzten Wunsch irgendwie, sagen wir, deutlich einzubringen, obwohl schon klar war, dass es das nicht geben wird. Die Ausführungen von Kollegen Berger zur Petition betreffend kein Alkoholkonsum am Praterstern - einer Petition, die erst im nächsten Bericht enthalten sein wird - waren für mich das Paradebeispiel einer politischen Vereinnahmung einer Petition. Und die Stellungnahmen aus Dornbirn, aus Salzburg und, ich glaube, aus noch einer Stadt - ich habe es jetzt vergessen - habe ich Ihnen zur Verfügung gestellt, weil es mich auch interessiert hat. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Bevor wir zu den Abstimmungen kommen, darf ich bekannt geben, dass GR Wiederkehr seit 15.35 Uhr aus gesundheitlichen Gründen entschuldigt ist. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 21. Wer dem Antrag der Berichterstatterin zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Daher ist der Antrag mit allen Stimmen aller Fraktionen angenommen. Es liegt eine Reihe von Beschlussanträgen vor. Der erste, über den ich abstimmen lasse, ist jener der GRin Emmerling und weiterer Gemeinderatsmitglieder betreffend Einführung einer BürgerInnenfragestunde in den Bezirksvertretungen. Es wurde die Zuweisung an den Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung beantragt. Wer der Zuweisung die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung wird unterstützt von NEOS, FPÖ und ÖVP gegen die Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN. Dies ist daher nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRin Emmerling und weiterer Gemeinderatsmitglieder betreffend Jahresbericht des Ausschusses für Petitionen und BürgerInneninitiativen. Auch hier wurde die Zuweisung an den Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung ... (Der Geräuschpegel im Saal ist sehr hoch.) - Falls es niemanden stört: Wir befinden uns gerade in einer Abstimmung, und ich darf Sie bitten, etwas leiser zu sein. - Bei diesem Antrag wurde also auch die Zuweisung an den Ausschuss, den ich vorhin gerade genannt habe, beantragt. Wer dem Antrag auf Zuweisung beitritt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung wird unterstützt von NEOS, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN und hat daher nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRin Emmerling und weiterer Gemeinderatsmitglieder betreffend laufende Berichterstattung des Petitionsausschusses im Wiener Gemeinderat. Auch hier wurde die Zuweisung an den Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung beantragt. Wer dem Antrag auf Zuweisung beitritt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dies wird unterstützt von NEOS, ÖVP und FPÖ und hat daher nicht die erforderliche Mehrheit, weil SPÖ und GRÜNE dagegen gestimmt haben. Antrag der GRin Emmerling und weiterer Gemeinderatsmitglieder betreffend verpflichtende Einladung der EinbringerInnen von Petitionen in den Petitionsausschuss. Auch hier wurde die Zuweisung an den Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung beantragt. Wer der Zuweisung zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung wird unterstützt von NEOS, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN und ist daher abgelehnt. Antrag von GRin Emmerling und weiterer Gemeinderatsmitglieder betreffend Betreuungsverhältnis eins zu drei in Kindergärten. Es wird die Zuweisung an den Ausschuss für Bildung, Integration, Jugend und Personal beantragt. Wer dem Antrag auf Zuweisung beitritt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung wird unterstützt von NEOS, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN und hat daher nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der Gemeinderätinnen Korosec und Schwarz betreffend Diskussion von Petitionen im Wiener Gemeinderat - die sofortige Abstimmung wurde beantragt. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Unterstützt wird der Antrag von NEOS, ÖVP und FPÖ gegen die Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN, er hat daher nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRin Meinl-Reisinger und weiterer Gemeinderatsmitglieder betreffend Wiener Pflichtschulen brauchen mehr SchulsozialarbeiterInnen und SchulpsychologInnen. Es wird hier die Zuweisung an den Ausschuss für Bildung, Integration, Jugend und Personal sowie an den Ausschuss für Finanzen, Wirtschaft und Internationales beantragt. Wer der Zuweisung zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag wird von den Antragstellern selbst, also von NEOS, unterstützt, gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ, SPÖ und GRÜNEN. Er hat daher nicht die erforderliche Mehrheit, die Zuweisung ist abgelehnt. Es gelangt nunmehr Postnummer 18 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 7564E im 13. Bezirk, KatG Ober St. Veit. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Al-Rawi, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Kasal. Ich erteile es ihm. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Frau Vizebürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es geht bei dieser Flächenumwidmung - die wir ablehnen (GR Gerhard Kubik - erheitert -: Das ist aber eine Überraschung!) - um eine ... - Was ist da los? (GR Gerhard Kubik: Eine Überraschung war das jetzt!) - Ich erkläre, warum wir diese Flächenumwidmung ablehnen, und ich glaube, es gibt auch gute Gründe dafür. In erster Linie gibt es zahlreiche Stellungnahmen, die sich dagegen aussprechen, das Sankt Josefs-Heim umzuwidmen beziehungsweise zu schleifen. Und zwar, meine sehr geehrten Damen und Herren, geht es in erster Linie um diese Kapelle (einen großformatigen Farbausdruck eines Fotos in die Höhe haltend), die ungefähr aus dem Jahr 1920 stammt, und es geht um das Kloster aus dem Jahr 1909, das Sankt Josefs-Heim, das ungefähr so (wieder einen Farbausdruck in die Höhe haltend) aussieht. Ich zitiere jetzt nur kurz aus dem Akt, weil es so schön zusammengefasst ist: Die Stellungnahmen, denen wir uns inhaltlich anschließen, betreffen die Liegenschaft Stock im Weg 1A bis 11, das Josefs-Heim. Es werden der Umfang der vorgeschlagenen Bebaubarkeit und der geplante Abbruch des Josefs-Heims kritisiert. Das derzeitige Gebäude wurde auf dem Areal der ehemaligen Einsiedelei 1910 erbaut und 1926 um eine Kapelle erweitert. Es ist eines der wenigen noch erhaltenen Gebäude, die den ländlichen Charakter der Ortschaft Ober St. Veit repräsentieren. Was ist der Hintergrund des Gesamten? - Es gehört den Franziskanerinnen. Die Franziskanerinnen besitzen dort drei Liegenschaften. Auf der einen befindet sich die Pflegeeinrichtung Franziskusheim, auf der zweiten die Pflegeeinrichtung Elisabethheim. Es wird nun argumentiert, dass beide nicht mehr dem Gesetz entsprechen und nicht behindertengerecht sind, dass sie erneuert werden müssen - und deswegen müsse die Kapelle und müsse das Sankt Josefs-Heim abgerissen werden. Was man aber in dieser gesamten Argumentation vergisst, meine Damen und Herren: Das Franziskusheim selbst und das Elisabethheim verfügen über eine ausreichende Widmung, dass man dort neue Pflegeeinrichtungen errichten könnte. Der Punkt ist: Sowohl das Franziskusheim als auch das Elisabethheim verfügen über einen exklusiven Wien- Blick. Der Blick auf Wien ist das, was die Liegenschaften mit einem hohen Wert auszeichnet, ihnen einen hohen Wert gibt. Wir sehen darin keinen Nutzen für die Stadt. Es geht hier nur darum, dass die Grundstücke bestmöglich verwertet werden können. Wir haben in diesem Zusammenhang im Bezirk auch einen Antrag - ich glaube, sogar mit der SPÖ gemeinsam - auf Überprüfung des Denkmalschutzes gestellt. Dieser Antrag auf Denkmalschutz wurde von der Frau Vizebürgermeisterin im Dezember weitergeleitet und ist bis heute nicht beantwortet. Das Ersuchen des Bezirkes, das wiederum einstimmig war - ein Ersuchen aller Fraktionen, so leicht ist das ja oft gar nicht möglich -, ist, diese Überprüfung des Denkmalschutzes für diese zwei historischen Gebäude abzuwarten, bevor man sie dem Abriss preisgibt. Im Zuge der zweiten Auflage im Bezirk, wo noch einmal darüber abgestimmt wurde, hat der Bezirk, wiederum einstimmig, dieses Ersuchen erneuert. Es ist mir unerklärlich, warum man derartig uneinsichtig diese Entscheidungen trifft. Der entscheidende Punkt ist: Es wird historisches Gut dieses Bezirks, dieser Ortschaft Ober St. Veit für immer geschliffen. Das ist sehr, sehr schade, und wir sprechen uns ganz klar dagegen aus. - Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi: Wir haben jetzt die Bedenken von Kollegen Kasal gehört. Im Ausschuss wurde dieses Geschäftsstück nichtsdestotrotz mit den Stimmen aller anderen Fraktionen beschlossen (Zwischenruf bei der FPÖ.), und ich ersuche trotz der Bedenken um Zustimmung. (Neuerlicher Zwischenruf bei der FPÖ.) - Ja, ich sage ja: Außer den Freiheitlichen. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Dann ist das geklärt. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 18. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Ich sehe Zustimmung bei NEOS, ÖVP, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der Freiheitlichen. Mehrstimmig angenommen. Bevor ich zur nächsten Postnummer komme, darf ich noch bekannt geben, dass Frau GRin Ludwig-Faymann ab 17 Uhr entschuldigt ist und dementsprechend auch als Rednerin gestrichen wurde. Es gelangt nunmehr Postnummer 19 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8167 im 22. Bezirk, KatG Hirschstetten. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Däger-Gregori, die Verhandlung einzuleiten. - Halt, Frau Kollegin - tut mir leid -: Ich habe gerade gesehen, auch hier ist der einzige Redner gestrichen. - Ist das korrekt? (GR Wolfgang Irschik: Ist korrekt, ja!) - Tut mir leid, dass ich Sie an das Berichterstatterpult bemüht habe. Dementsprechend gibt es keine Debatte, und wir kommen gleich direkt zur Abstimmungüber die Postnummer 19. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die der Postnummer 19 die Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle fest, das ist Zustimmung von - NEOS nicht, das wollte ich nur klären - SPÖ und GRÜNEN, gegen die Stimmen von NEOS, ÖVP und FPÖ. Somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 22 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8083 im 3. Bezirk, KatG Landstraße. Hier ist ein Redner vorgesehen. Daher bitte ich den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Unger. Ich erteile ihm das Wort. GR Christian Unger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte nur in aller Kürze erklären, warum wir diesem Flächenwidmungsplan nicht zustimmen werden. Es hat in den schriftlichen Stellungnahmen mehrere Punkte gegeben, die uns dazu veranlasst haben. Punkt A: Die ÖBB-Infrastruktur GesmbH hat sogar selbst gesagt, dass dort eine erhöhte Lärmimmission zu erwarten ist. Dementsprechend glauben wir, dass dort für einen Wohnbau nicht unbedingt die besten Voraussetzungen gegeben sind. Es hat weitere Stellungnahmen gegeben, unter anderem von Siedlern des Kleingartenvereins, die eine geringere Bauhöhe hätten haben wollen, und es hat eine Stellungnahme der Firma Buchbinderei Brosche gegeben, die seit 110 Jahren ein sehr, sehr bekannter Familienbetrieb ist, unter anderem für die Nationalbibliothek, et cetera arbeitet und auf Seiten deren man große Sorge hat, dass diese Firma, wenn dort dieser Wohnbau errichtet wird, wieder übersiedeln muss. Sie musste schon zwei Mal übersiedeln, wegen Problemen mit Anrainern - was aus Sicht der Anrainer verständlich ist, aber dass man auf Seiten dieser Firma jetzt natürlich Angst hat, ist auch klar. Die Wirtschaftskammer hat dazu einen sehr interessanten Vorschlag gemacht, wie man das mit einer Veränderung der prozentuellen Nutzung, aber ohne dass dadurch der Wohnraum weniger wird, hätte machen können. Die MA 21 aber hat dazu lapidar gesagt, das ist uns eigentlich egal, und es soll der Antragsentwurf unverändert der Beschlussfassung im Gemeinderat zugeführt werden. Aus diesem Grund werden wir nicht zustimmen. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Alle diese Argumente sind im Vorfeld diskutiert worden, sind vielfach ausgeräumt worden. Hinsichtlich des erhöhten Lärms denke ich mir: Gleich daneben ist die Kleingartenanlage, also dürfte es nicht so schlimm sein. Auch seitens des Unternehmens wurde viel vorweg abgeklärt und letztendlich das Einverständnis erklärt. Ich glaube, in Summe ist es ein gutes Projekt des Architekten Kohlbauer, der auf all das Rücksicht genommen hat, und ich ersuche deshalb um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 22. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Zustimmung von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der Freiheitlichen mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 24 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Sachkredit- und Vergabegenehmigung für das Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnhof. Auch hiezu ist kein Redner zu Wort gemeldet. Das heißt, wir kommen sofort zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die der Postnummer 24 ihre Zustimmung erteilen wollen, die Hand zu erheben. - Ich sehe Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN. Dies ist somit gegen die Stimmen der Freiheitlichen mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 25 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Erhöhung der Förderungsmittel für Lasten- beziehungsweise Transportfahrräder. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Lindenmayr, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Siegi Lindenmayr: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Emmerling. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte nur ganz kurz auf dieses Poststück zu sprechen kommen. Wir haben ja im letzten Gemeinderat - oder war es der vorletzte? - schon ausführlich darüber debattiert, wobei viele Vor- und Nachteile, viele Meinungen zum Lastenrad hier diskutiert wurden. Ich glaube, wir haben unsere Meinung auch klar dargelegt. Wir finden Lastenräder prinzipiell sehr sinnvoll, haben uns aber gegen diese Förderung ausgesprochen und werden das natürlich auch jetzt bei dieser Erhöhung tun. Da wir uns mit diesem Thema sehr eingehend beschäftigen und uns Klimaschutz und die klimafreundliche Mobilität in dieser Stadt und die Zukunft der Mobilität in dieser Stadt ein großes Anliegen sind, haben wir in der letzten Sitzung einen Antrag auf Zuweisung an den Stadtentwicklungsausschuss beziehungsweise an die zuständige Stadträtin für Stadtentwicklung und Klimaschutz eingebracht, aus Klimaschutzgründen den vermehrten Einsatz von Lastenrädern im Fuhrpark der Stadt Wien zu prüfen. Ich kann mich an die Redebeiträge erinnern, auch an jenen von meinem Kollegen, der jetzt hinter mir sitzt, und ich war sehr erfreut, dass man dem gegenüber positiv gestimmt war. Unser Antrag, dass man das prüfen möge, wurde auch angenommen. Das hat mich damals wirklich sehr gefreut. Jetzt wurde das im Ausschuss behandelt, und man hat gesagt, die Frau Stadträtin ist hiefür nicht zuständig. Das wundert mich sehr, weil es um Klimaschutz ging, und ich glaube, Klimaschutz fällt in ihr Ressort. Jetzt kommt das Ganze also wieder zurück, obwohl es damals große Zustimmung gegeben hat. Ich bringe daher heute wieder einen Beschlussantrag ein, dass die zuständigen Stellen der Stadt Wien prüfen mögen, inwieweit der vermehrte Einsatz von Lastenfahrrädern im Fuhrpark des Magistrates der Stadt Wien möglich ist, und möchte, dass er dem Ausschuss für Umwelt und Wiener Stadtwerke zugewiesen wird, weil dort der Fuhrpark der Stadt Wien angesiedelt ist. Ich hoffe sehr, dass diese Zuständigkeitskollision nicht der Tatsache vorgeschoben wird, dass man sich dieses Themas nicht annehmen will, denn ich habe das eigentlich anders vernommen, und ich hoffe sehr auf Ihre Zustimmung, dass wir das jetzt dem richtigen Ausschuss und der zuständigen Stadträtin zuweisen. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist nunmehr Herr GR Fürnkranz. Ich erteile ihm das Wort. GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Jetzt bin ich ganz irritiert, weil sich der größte Fan der Lastenfahrräder, Kollege Chorherr, von der Rednerliste streichen hat lassen. (GR Mag. Wolfgang Jung: Der erklärt seiner Truppe gerade, warum er wie abgestimmt hat!) Na ja, wie auch immer. Ich möchte mich auch nicht allzu sehr in den Akt an und für sich vertiefen. Dieser ist schon mehrmals hier besprochen worden, und es ist kein Geheimnis, dass wir auch dieser Förderung sehr skeptisch gegenüberstehen. Wir halten es nicht wirklich für eine Großtat, 200.000 EUR an Leute zu verschenken, die sich so ein Ding kaufen, und wir halten es auch für keine größere Großtat, jetzt noch einmal 100.000 EUR an diese Leute zu verteilen. Wir haben auch schon letztes Mal darauf hingewiesen, dass wir verschiedene Probleme beim Einsatz von Lastenfahrrädern sehen, nämlich Sicherheitsprobleme, mit denen man sich eingehend auseinandersetzen sollte. Und weil wir das nicht nur so beim Fenster hinaus sagen, sondern es ernst meinen, haben wir einen Antrag ausdrücklich dem Ausschuss zugewiesen. Ich habe jetzt im Zuge des Aktenstudiums die Antwort darauf gelesen und bin ehrlich gesagt schwerst irritiert von dieser Antwort, die wir da erhalten haben. Wir haben uns nämlich dafür ausgesprochen, dass man für die Lastenfahrräder, wohl gemerkt - nicht für alle Fahrräder -, eine Kennzeichnungspflicht einführt, weil wir der Meinung sind, dass von diesen Dingen eine höhere Gefahr ausgeht als von normalen Fahrrädern, und weil eigentlich alle Bestimmungen, wie betreffend Radwegbenützung, und so weiter, für normale, einspurige Fahrräder gedacht sind. Die Antwort, die wir bekommen haben, ist gelinde gesagt ein etwas ausführlicheres "Schmeck's!". Teilweise sind darin Begriffsbestimmungen zu finden, die jeder selber aus dem Gesetz herauslesen kann. Zum anderen Teil steht drinnen: Nein, wir wollen das einfach nicht! - Und drittens beantwortet man darin die Frage, ob man vielleicht nicht nur für Lastenfahrräder, sondern gleich für alle Fahrräder die Kennzeichnungspflicht einführen will. Das haben wir gar nicht beantragt! Deswegen geht auch das Gegenargument, es seien zu viele und es sei zu kompliziert, völlig ins Leere. Ich stelle fest, dass es offensichtlich tatsächlich so ist, wie der Kollege Margulies heute schon geradezu programmatisch festgestellt hat: Einem freiheitlichen Antrag stimmt man grundsätzlich nicht zu, auch wenn er durchaus sachlich gehalten ist und überhaupt keine ideologischen Aspekte beinhaltet. Besonders interessant wird die Sache dann an dem Punkt, wo gerade ein aktueller Streit im Zusammenhang mit Radwegen ausgebrochen ist, nämlich zum Beispiel im Hinblick auf den Radweg am Getreidemarkt. Denn: Wie man dieser Antwort entnehmen kann, gilt ausgerechnet für diese großen Fahrzeuge die Radwegbenützungspflicht sowieso nicht, im Gegenteil, die Benützung von Radfahranlagen ist für solche Lastenfahrräder verboten. Das heißt, wir bauen jetzt mit riesigem Aufwand den Getreidemarkt so um, dass weniger Autos dort fahren können, um einen Radweg zu schaffen. Die größten und problematischsten Fahrzeuge hingegen müssen dann noch auf einer der verbleibenden Autospuren fahren. Das ist, gelinde gesagt, ein Schildbürgerstreich der Sonderklasse, und für solchen Unsinn stehen wir nicht zur Verfügung. (Beifall bei der FPÖ.) Und weil wir schon beim Getreidemarkt sind: Erstens möchte ich darauf hinweisen, dass die Bezirksvertretung des 1. Bezirks einen Beschluss gegen diesen Radweg gefasst hat. Es wäre nicht schlecht, wenn Sie sich mit den Praktikern vor Ort auseinandersetzen würden, um zu erfahren, warum die das beschlossen haben und dass sie sich etwas dabei gedacht haben, und vielleicht doch noch Vernunft annehmen und dieses Projekt im letzten Moment stoppen würden. Einstweilen geht es ja nur um die Verlegung von Rohren. Aber der andere Punkt - und das hat mich dann schon irgendwie zornig gemacht - ist eine Presseaussendung des Kollegen Maresch, die neulich herausgekommen ist. Er hat darin gemeint, eigentlich zeige doch die Statistik einer Zählstelle, dass sowieso kein Bedarf mehr für Autoverkehr bestehe, und man könne jetzt lustig ... (GR Mag. Rüdiger Maresch: Das ist nicht drinnengestanden! Zitieren Sie richtig!) - Ich zitiere es genau: "Dauerzählstelle Karlsplatz zeigt massive Rückgänge." Und dann steht: "Das bedeutet auch, dass die Stadt Wien Vorsorge treffen muss" und: "Der rückläufige Kfz-Verkehr schafft mehr Platz für mehr Lebensqualität." Und so weiter, und so fort. Die Conclusio der ganzen Geschichte ist ... (Neuerlicher Zwischenruf von GR Mag. Rüdiger Maresch.) - Ich kann Ihnen auch das Ganze vorlesen, aber es geht einfach darum: Wenn die Autos stehen, dann werden weniger gezählt, weil nämlich nicht so viele durchkommen. Sie erzeugen einen Stau, dann kommen niedrigere Zahlen heraus - und dann sagen Sie, wir brauchen ja eh keinen Platz. Also seien Sie mir nicht böse! (Beifall bei der FPÖ. - Widerspruch von GR Mag. Rüdiger Maresch.) Sie verschreiben einem, der sich vergiftet hat, noch zusätzliches Gift und glauben, davon wird er gesund. Ich kann Ihnen versprechen, das wird nicht aufgehen. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Baron. Ich erteile ihm das Wort. GR Karl Baron (FPÖ): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hören Sie bitte auf, uns einzureden, ein Lastenfahrrad würde eine Verkehrsentlastung in Wien schaffen. Nein, es wird den Verkehr noch viel mehr blockieren! Und das scheint auch das Ziel zu sein. Ich habe das Gefühl, das ist eigentlich der Gedanke hinter der ganzen Sache. Wir wissen bereits, glaube ich, wie lästig es ist, in Wien hinter einem Fiaker herzufahren. Aber so ein Fiaker ist ja gegen ein Lastenfahrrad, auf dem Chorherr vielleicht gerade seine Therme transportiert, ein wahrer Rennwagen! (GR Gerhard Kubik: Aber mit dem Radl kannst du ihn überholen!) Die GRÜNEN haben das Verkehrsressort, und die GRÜNEN wären eigentlich verpflichtet, in Wien dafür zu sorgen, dass der Verkehrsfluss so gut und so reibungslos wie möglich abläuft. Aber es ist genau das Gegenteil der Fall, genau das Gegenteil! Kollege Maresch - Sie sind eh wieder da -, ihr seid eigentlich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass in Wien auch der Individualverkehr forciert wird. (Beifall bei der FPÖ.) Wie wollt ihr die Klimaziele erreichen? Was tut ihr dafür, dass Wien die Klimaziele erreicht? Was machen die GRÜNEN dafür? - Sie versuchen abzulenken, versuchen, uns irgendwelche Pseudothemen an den Bart zu binden. Wir befassen uns hier mittlerweile das dritte Mal mit Lastenfahrrädern! Herr Kollege Maresch, das haben wir Ihnen zu verdanken. Das ist ein reines Hirngespinst der GRÜNEN, das komplett davon ablenkt, welche Probleme bereits in dieser Partei wirksam sind. Wie sollen Sie Klimaziele erreichen? - Klimaziele erreichen Sie nur damit, dass wir ganz massiv - ganz massiv! - die E-Mobilität in Wien fördern. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Was wollen Sie überhaupt?) Wien ist eine Hauptstadt, und Wien - wo wir die GRÜNEN in der Stadtregierung haben - ist jenes Bundesland, in dem das allerwenigste gemacht wird, wo die Elektromobilität am allerwenigsten gefördert wird. Das haben wir den GRÜNEN zu verdanken, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Die Klimaziele zu erreichen, das geht nur über die Elektromobilität. Ich sage das nicht, weil ich so ein besonderer Verfechter der Elektroautos bin, sondern ganz einfach, weil ich weiß, wovon ich spreche. Seit zwei Jahren habe ich drei solche Fahrzeuge im Test. Ich weiß ganz genau, wo die Schwächen liegen. Und ich sage Ihnen: Wenn Sie Elektroautos mit einem kleinen finanziellen Anreiz fördern, werden Sie vielleicht den einen oder anderen dazu überreden können, aber sicher nicht bedeutende Zahlen erreichen. Nur eine massive Förderung von Elektrofahrzeugen kann bewirken, dass ein nennenswerter Zulassungsanteil in Wien oder in Österreich erreicht werden kann. Mit einem Elektroauto der günstigen Kaufklasse fahren Sie zwei Stunden und dann tanken Sie sechs Stunden. So ist es! Wir haben solche Fahrzeuge. Und jetzt habe ich Ihnen gerade den besten Fall erklärt, nämlich bei einer Witterung, wie wir sie heute haben. Das Ganze drei oder vier Monate früher, genau umgekehrt. Eine Stunde bis eineinhalb Stunden fahren, sechs bis neun Stunden laden. So schaut es aus. Das vergleichbare Dieselfahrzeug, genau umgekehrt. 50 l tanken, 1.000 km fahren. Genau dagegen müssen wir etwas tun. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Kaufen Sie sich einen Schnellladeapparat! 20 Minuten!) Sie müssen schauen, dass Sie aus Wien auch eine moderne Stadt wie Oslo oder wie andere Hauptstädte in Europa oder auf der Welt machen. Massive Förderungen bedeuten nicht nur, dass man einen finanziellen Anreiz schafft. Es muss möglich sein, mit einem Elektroauto in Wien kostenlos zu parken. Es wäre gut, wenn die Busspur benützt werden kann. Es muss so viel wie möglich unternommen werden, dass Elektrofahrzeuge ganz einfach gefördert werden. Deshalb bringe ich folgenden Beschlussantrag ein: "Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass Elektrokleinlastwagen in Wien gratis parken dürfen. In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses Antrages an den Gemeinderatsausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung beantragt." (Beifall bei der FPÖ.) Dies wäre der allererste Schritt von vielen, die noch folgen sollten. Die Wirtschaft leidet ganz massiv unter der rot- grünen Stadtregierung. Es wird Zeit, dass wir uns endlich dazu bekennen, dass nur eine funktionierende Wirtschaft eine funktionierende Stadt bedeutet und auch für entsprechende finanzielle Mittel sorgen kann. Deshalb ersuche ich um Zustimmung zu diesem Antrag. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Siegi Lindenmayr: Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir reden deshalb heute schon wieder über die Förderung von Lastenfahrrädern, weil der Erfolg so groß war, dass nach dem ersten Antrag nach drei Wochen die Fördermittel bereits ausgeschöpft waren. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das gibt es doch nicht! Hat die Mobilitätsagentur so schnell 200 Leute gehabt?) Ein großer Andrang, und zwar nicht aus dem Grund, weil die Lastenräder die LKW konkurrieren, was vielleicht die Sorge vom Kollegen Baron ist, sondern weil sich einfach auch das Käuferverhalten, also das Verhalten der Konsumentinnen und Konsumenten, geändert hat. Es wird viel mehr versucht, sich nach Hause zustellen zu lassen, ob das Lebensmittel sind, ob das das Mittagessen ist. Foodora kennt man. (GR Mag. Manfred Juraczka: Pizza!) Pizza, was auch immer. (GR Mag. Manfred Juraczka: Im Dienstwagen!) Burger, wenn wir schon dabei sind. Das hat sich verändert. Nach drei Wochen war es bereits ausgeschöpft. Ich freue mich, dass ich es heute wiederholen kann, wie damals in der Aktuellen Stunde. Mein Fraktionssprecher lacht schon. Er hat gesagt, ich darf es nicht sagen. Aber ich sage es trotzdem. Der Kollege Kubik hat sich sehr dafür eingesetzt, dass beim zweiten Mal, nämlich bei der jetzigen Erhöhung, ausschließlich Privatpersonen profitieren sollen. Das ist eine gute Sache. Ich bin ziemlich sicher, dass die Fördermittel auch sehr rasch wieder ausgeschöpft sein werden. Dem Antrag der NEOS auf Zuweisung empfehle ich meiner Fraktion, oder auch unserer Koalition, zuzustimmen. Ich würde mich im Gegenzug sehr darüber freuen, wenn die NEOS dafür dem ursprünglichen Antrag, nämlich dem Aktenstück, auf diese Erhöhung der Förderung zustimmen. Auch wenn man beim ersten Mal dagegen war, kann man beim zweiten Mal sehr wohl zustimmen. Gehen Sie bitte noch einmal in sich und denken Sie darüber nach, ob Sie dem Akt nicht doch zustimmen könnten. Mir ist nicht bekannt, dass Lastenfahrräder - auch das war in der Debatte - nicht auf Radwegen oder auf Mehrzweckstreifen fahren dürften. Es ist in der StVO genau geklärt, welche Breite Fahrräder, auch wenn sie nicht einspurig sind, haben dürfen, dass sie diese benützen können. Was das kostenlose Parken von E-Fahrzeugen betrifft, würde mir sehr viel dazu einfallen, aber das würde als Berichterstatter weit über den Akt hinausgehen, passt eigentlich auch gar nicht zu dem Akt. Daher kann ich ruhigen Gewissens sagen, dass wir diesem Antrag selbstverständlich nicht zustimmen. Ich ersuche daher um Zustimmung zum ursprünglichen Akt, um den es jetzt geht. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Herrn Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Zustimmung bei SPÖ und GRÜNEN, gegen FPÖ, ÖVP und NEOS, mehrstimmig angenommen. Wir kommen zur Abstimmung über die eingebrachten Beschluss- und Resolutionsanträge. Erster Beschlussantrag der GRin Emmerling und weiterer Gemeinderatsmitglieder betreffend Umweltschutz durch vermehrten Einsatz von Lastenfahrrädern im Fuhrpark des Magistrates der Stadt Wien. In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den zuständigen Ausschuss beantragt, nämlich den Ausschuss für Umwelt und Wiener Stadtwerke. Wer dieser Zuweisung seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN, somit mehrstimmig angenommen. Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Baron, Irschik, Hofbauer, Schütz, Unger betreffend Gratisparken für E- Kleinlastkraftwagen. Auch hier wird die Zuweisung des Antrages an den Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung beantragt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung ÖVP, NEOS, FPÖ, gegen GRÜNE und SPÖ, keine Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 26 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8041 im 17. Bezirk, KatG Dornbach. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Valentin, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Erich Valentin: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Matiasek. Ich erteile ihr das Wort. GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Vorweg, wir werden diesem Poststück unsere Zustimmung geben. Es wird eben wieder einmal dort gebaut, wo bis dato nichts gestanden ist. Ursprünglich wäre dieses Areal weitgehend einem sozialen Zweck zugeführt worden. Es hätte dort ein großes Pflegeheim entstehen sollen. Das ist mittlerweile bedauerlicherweise nicht der Fall. Allerdings wird dort jetzt verstärkt Wohnbau durchgeführt. Damit komme ich zu zwei Anträgen bezüglich der Verkehrssituation, die diese neuen Bewohner dieses Bezirksteils unmittelbar betreffen werden, zwei Beschlussanträgen, die ich heute einbringen will, die ich nicht zum ersten Mal einbringe, die ich aber trotzdem für unseren Bezirk für so wichtig halte. Steter Tropfen höhlt den Stein! Darum werde ich sie heute erneut einbringen, auch wenn Sie das vielleicht etwas gelangweilt zur Kenntnis nehmen werden. Der erste Beschlussantrag betrifft die Öffnung eines fußläufigen Weges. Jetzt hat der Herr Kollege Lindenmayr gerade beherzt davon gesprochen, die Lastenräder und die Zustelldienste zu fördern. Es ist ein Übergang dazu, dass man sich alles zustellen lässt. Das ist ganz gut für Menschen, die es mit dem Gehen ein bisschen schwer haben. Auf der anderen Seite propagieren gerade Sie dieses zu Fuß Gehen immer so. Daher ist es auch gut, wenn man die Möglichkeiten schafft, dass die Wienerinnen und Wiener zu Fuß gut durch diese Stadt kommen, auch in den Gebieten, wo es keine vorhandenen Gehsteige gibt. Diese allein zu verbreitern, ist, glaube ich, nicht der einzige Sinn der Sache, sondern es ist vor allem notwendig, dort Gehwege frei zu machen, wo die Menschen gehen wollen. Da kann ich einen Bogen zu den vielen Diskussionen und Diskussionsbeiträgen, die wir heute schon hatten, schließen. Auch hier gab es eine Petition. Auch hier gab es viele Menschen, die dafür unterschrieben haben, dass man diesen Weg am Südhang des Schafbergs, den ich anspreche und der lange Jahre begehbar war, wieder begehbar macht. Denn er wurde gesperrt. Dieses Gezerre, dieses Geschiebe mit dem Wunsch der Bevölkerung und vor allem die Argumentation, die hier seitens der Verantwortlichen gekommen ist, zeigen, dass die Opposition heute zu Recht sehr oft und auch sehr intensiv den Umgang mit Bürgerwünschen seitens der Stadtregierung kritisiert. Zuerst hat man den Leuten gesagt, dieser Weg ist durch gefährliche Hangrutschungen bedroht. Dann ist man draufgekommen, und das haben selbst Fachbeamte in den Ausschüssen gesagt, es gibt diese gefährlichen Hangrutschungen gar nicht. Eh nicht, weil sonst könnte man dort auch nicht bauen. Dann ist man dazu übergegangen, das Ganze doch mit den recht unterschiedlichen Grundstückseigentumsverhältnissen zu begründen. Plötzlich, als der Druck im Bezirk wieder einmal gekommen ist, gab es dann eine kryptische Beantwortung. Ich glaube, es war diesbezüglich eine Anfrage der NEOS. Man denkt darüber nach, man könnte vielleicht gemeinsam mit der MA 49, also dem Forstamt, zu einer Lösung kommen. Die ganze Causa zieht sich schon seit Jahren. Es zeigt, dass einfach kein Wille vorhanden ist, sich des Themas wirklich anzunehmen. Wenn die Bürger die Wünsche an Mandatare im Einzelnen richten, dann heißt es immer, man wird sich dafür einsetzen. Das sind die schriftlichen und mündlichen Antworten für jedes der Anliegen, diesen Weg zu öffnen. Wenn es dann Spitz auf Knopf geht und dieser Antrag auf dem Tisch liegt, gibt es immer wieder Ausreden, es kostet zu viel, es rutscht der Hang, es geht ganz einfach nicht. Es gibt für diesen genannten Weg keine unmittelbar vorhandene Alternative. Es gibt nur zwei sehr steile Wege, die vom Tal auf den Schafberg führen. Beide sind keine Alternative für die Fußgänger. Daher haben wir freundlich den Antrag, den wir schon öfters eingebracht haben, dahin gehend abgeändert, dass entweder die Maßnahmen zur Öffnung dieses Weges zu setzen sind oder eine angemessene Alternative vorzubereiten ist. Ich hoffe sehr, dass diese Worte, die den Bezirksbürgern seitens der zuständigen Politiker, sowohl von Rot als auch von Grün, gegeben werden, endlich einmal dahin gehend ihren Niederschlag finden, dass Sie sich dazu herbeilassen, diesen Antrag zu unterstützen. Denn alles andere wäre unglaubwürdig! (Beifall bei der FPÖ.) Sehr geehrte Damen und Herren, mich hat heute ein Redebeitrag aus der SPÖ zum Thema der Petitionen, wie soll man sagen, sehr erstaunt. Ich weiß eigentlich bis jetzt nicht, was damit tatsächlich, Herr Kollege Taucher, gemeint war, wie Sie jeden Ihrer Gedanken abgerundet haben mit blub blub, bla, bla, blaue Blase. Ich glaube, gerade die Beiträge seitens der Teilnehmer aus dem Petitionsausschuss waren sehr sachlich. Jeder hat seine Argumente dargebracht. Es war ein Gedankenaustausch. Es hat Sie eigentlich niemand gestört. Sie haben wiederholt. Das mit der Taucherbrille war vielleicht ganz lustig. Das sind wir alle ab und zu einmal. Aber dass ich jeden Gedanken dann abrunde, das wäre so, wie wenn ich jetzt sage, ich bitte Sie, dem Antrag zuzustimmen, blub blub, bla, bla, rote Blase. Ich muss schon sagen, das ist ein bisschen eine seltsame Art, hier mit den berechtigten Anliegen, mit den gut vorbereiteten und engagierten Reden umzugehen. Sagen wir so, ich hoffe, dass das wirklich ein einmaliger Ausrutscher war, weil es untergräbt das Ernstnehmen einer Rede, wenn man wiederholt, ich weiß nicht, war es verächtlich, blub blub, bla, bla, oder war es einfach nur lustig. Ich kann ehrlich gesagt, wie soll ich sagen, mit Ihrem Terminus da nicht viel anfangen. Sie haben es nicht nur ein Mal gesagt, sondern wiederholt. Daher wollten Sie es offensichtlich betonen. Denn alles, was man wiederholt sagt, will man betonen. Vielleicht erklären Sie es uns irgendwann einmal unter vier Augen, weil sonst würde ich wirklich an dem ernst zu Nehmenden Ihres Redebeitrages zweifeln! Sehr geehrte Damen und Herren, es gibt einen weiteren Verkehrsantrag, der ganz eindeutig an die Frau Stadträtin der Planung zu richten ist. Er betrifft, hier auch schon öfters diskutiert, die zwar noch nicht fahrende, und es wird auch noch sehr lange dauern, U5. Nichtsdestotrotz muss man sich bei den Planungen damit beschäftigen. Wir haben, und das wird auch die zukünftigen Bewohner von Dornbach sehr interessieren und betreffen, mit der Linie 43 eine der überfülltesten Linien dieser Stadt. Diese Linie ist relativ anfällig für Störungen. Man kann sagen, mittlerweile ist dieser 43er zu allen Tageszeiten proppenvoll. Im Moment gibt es den Hinweis, es kommt die Straßenbahnlinie 2 zur Güpferlingstraße nach Dornbach, die den 43er entlasten wird. Ich habe mir das ganz genau angesehen. Ich weiß auch, wohin die meisten Leute, die den 43er benützen, fahren. Es wird keine Entlastung für den 43er sein. Die großen Mengen an Fahrgästen steigen nämlich erst weiter stadteinwärts zu. Wer aber von draußen, von Dornbach oder Neuwaldegg, kommt, fährt in der Regel mit dem 43er, ein ganz hohes Aufgebot an Schülern, an Studenten oder auch an Kranken, die Richtung AKH unterwegs sind. Sehr viele steigen beim Gürtel aus, um mit der U6 zum AKH weiterzufahren. Es ist auf jeden Fall so, dass der 43er nicht durch diese Linie 2 entsprechend entlastet wird. Es wird auch noch sehr lange dauern, bis die U5 eine Entlastung darstellt. Aber wenn sie denn schon gemacht wird, dann soll sie auch eine echte Entlastung für die Linie 43 und einen Komfort für die Fahrgäste darstellen. Sie bauen und bauen Wohnraum. Auf der anderen Seite wollen Sie, dass die Menschen das öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Das tun sie auch gerne. Aber es ist nicht immer komfortabel. Es ist natürlich auch eine Frage des Komforts und der Attraktivität, ob ich ein öffentliches Verkehrsmittel benütze. Ich halte es einfach für so wichtig, dass man es gar nicht besprechen müsste, dass man sich überlegt, die hochwertigen und hochrangigen Verkehrsmittel miteinander zu verknüpfen, sodass es eigentlich außer Frage gestellt sein muss. Jeder, mit dem man persönlich spricht, sagt, selbstverständlich gehören U5 und S45 miteinander verknüpft. Geben Sie sich daher einen Ruck! Es ist letztlich auch eine Frage der Planung des Elterleinplatzes, ob er eine vorläufige Endstelle oder eine Durchfahrtsstation ist. Ich glaube, wir müssen uns einfach dazu bekennen, dass die U5 so rasch wie möglich mit der S45 verknüpft wird. Natürlich ist es eine finanzielle Frage, aber dieser Aufwand lohnt sich allemal! Dahin gehend unser zweiter Antrag. Wenn Sie es mit dem Ausbau eines hochrangigen und hochwertigen öffentlichen Verkehrs in Wien ernst meinen, wenn Sie sozusagen auch für den Wohnbau, der geschaffen wird, für die vielen Neubewohner einzelner Regionen eine wirklich komfortable und attraktive Lösung schaffen wollen, dann ist es auf jeden Fall ein Gebot der Stunde, diesen Knotenpunkt zu planen. Wann er dann durchgeführt wird, weiß man sowieso nicht. Aber es ist der Wunsch aller. Ich glaube, wenn man Bürgerwünsche ernst nimmt, aber man soll auch die Wünsche der Bezirke ernst nehmen, und auch das haben Sie heute wiederholt betont, dann ist es notwendig, dass man gleich eine entsprechende Planung dahin gehend tätigt. In diesem Sinne werde ich diese beiden Anträge einbringen. Nehmen Sie die Bürgerwünsche endlich ernst, so wie Sie das heute mehrfach versprochen haben! Das sind keine leeren Blasen, sondern das sind ernst zu nehmende Anliegen! Sie sollten diese auch tatkräftig unterstützen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Juraczka. Bitte schön, Sie haben das Wort. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Ganz kurz nur auch von meiner Seite eine Wortmeldung dazu. Erstens betrifft es meinen Heimatbezirk und zweitens sind beide Anträge symptomatisch für die Verfehlungen der Verkehrspolitik in dieser Stadt. Einerseits haben wir schon, auch meine Fraktion, die FPÖ genauso, ich weiß nicht, unzählige Anträge eingebracht, nämlich nicht nur hier im Gemeinderat, sondern sehr oft auch in der Bezirksvertretung, zu diesem Thema Mauserlweg. So charmant und lieb das klingt, es ist über Jahre, mittlerweile Jahrzehnte, scheinbar nicht möglich, weder der Bezirksvorsteherin noch anderen Funktionären der Mehrheitsfraktion im Bezirk noch den Vertretern der Stadtregierung in diesem Haus, eine einfache Verbindung zwischen der Alszeile und dem Schafberg, die es seit vielen Jahren gibt und die plötzlich geschlossen war, wieder aufzumachen. Da diskutieren wir vorher ewig lang über den Petitionsausschuss, über Bürgerbeteiligung und scheitern an so trivialen Problemlösungen wie in diesem Fall. Umso dankbarer bin ich meiner Vorrednerin, dass sie da auch sehr beharrlich dran bleibt. Ich muss sagen, wenn die Bezirksvorstehung, wenn die verantwortlichen Gemeinderäte der Regierungsfraktionen hier schon nichts zusammenbringen, wir haben genau für solche Bereiche vor einiger Zeit sogar eine Fußgängerbeauftragte gekürt. Ich habe die Dame schon mehrere Monate nicht mehr gehört. Ich hoffe, es geht ihr gut. Aber das wäre doch eine Möglichkeit, wieder einmal aktiv zu werden und für die Fußgänger in dieser Stadt ganz unbestritten einmal etwas Sinnvolles zu tun. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Der zweite Antrag ist auch ein symptomatischer für die Verkehrspolitik. Es geht um die U5. Ich glaube, ich kann völlig zu Recht sagen, ich war fast ein Verfechter der U5 der ersten Stunde. Ich habe immer wieder dafür gekämpft, dass diese U-Bahn-Linie, die schon viele Jahre als Plan in den Aktenschränken geruht hat, irgendwann einmal realisiert wird. Es gab dann eine Klubtagung der Sozialdemokratie, damals noch in Rust. Dort hat der Herr Bürgermeister gesagt, die U5 kommt. Er hat leider nicht gesagt, wann. Er hat nicht genau gesagt, wo sie geführt wird. Und er hat nicht gesagt, was sie kostet. Aber immerhin war der Medienwald begeistert, die U5 kommt. Traurigerweise in der ersten Ausbaustufe nur vom Rathaus bis zum Alten AKH, also eine durchaus überschaubare Variante, die vor allem überhaupt keine Entlastung bringt. Was wir im Westen Wiens dringend bräuchten, wäre eine Entlastung der U6. Das heißt, im ersten Schritt zumindest bis Michelbeuern die U5 zu führen und im zweiten Schritt dann auch eine Entlastung der Tangentialverbindungen bis zur S45, bis zur Vorortelinie, und nicht nur bis zum Elterleinplatz. Aber auch hier: Wie agiert Rot-Grün an dieser Stelle? Zuerst haben wir einen Akt gehabt, der Kollege Fürnkranz hat gesprochen, und der Verkehrssprecher der GRÜNEN sitzt draußen und sagt beim Thema Getreidemarkt, Autoverkehr reduzieren bei dem Zwiegespräch, das Sie zu Klimazielen hatten, nein, beim Kollegen Baron war es, Entschuldigung. Autoverkehr reduzieren, das fällt ihm ein. Aber dass er sich dafür einsetzt, dass die öffentlichen Verkehrsmittel zügig, rasch und sinnvoll ausgebaut werden, da hat man dem Mann, der scheinbar ein Trauma mit dem Autoverkehr hat, offensichtlich zu viel zugemutet! In diesem Hinblick vielen herzlichen Dank für die beiden Anträge. Wir werden sie selbstverständlich unterstützen und hoffen, dass sich irgendwann in der Verkehrspolitik in dieser Stadt doch noch einiges zum Guten wendet! - Danke. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat sein Schlusswort. Berichterstatter GR Erich Valentin: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Nachdem der Vorsitzende in der Frage, was bei der Debatte zulässig ist, natürlich das Maß aller Dinge ist, beuge ich mich der Schwerpunktsetzung dieses Aktes, werde allerdings als Berichterstatter natürlich darauf eingehen. Zunächst freut es mich, dass alle Parteien dieses Hauses für das gegenständliche Geschäftsstück sind. Damit sind auch die Rätsel gelöst, warum es zu Wortmeldungen gekommen ist. Man wollte über etwas anderes sprechen. Was den Mauserlweg betrifft, hat sich die Sachlage nicht geändert. Die Frau Debattenrednerin hat zu Recht darauf hingewiesen, dass es in gewissem Sinne ein Recyclingantrag ist. Wir kennen ihn bereits. Weil sich die Sachlage nicht geändert hat, muss ich darauf hinweisen, dass ich dem Hohen Haus empfehle, ihn auch diesmal abzulehnen. Zum grundsätzlichen Antrag über die Frage, wo gebaut wird, gehören Öffis hin, denke ich mir, dafür gibt es eine Öffi-Strategie in dieser Stadt, an der ständig gearbeitet wird, die auch kein Geheimnis ist. Es ist also keine neue Aufgabenstellung, dass wir als Stadt gemeinsam dorthin den öffentlichen Verkehr bringen wollen, wo Menschen leben und arbeiten. - Punkt 1. Punkt 2, Modal-Split: Da möchte ich darauf hinweisen, in dieser Stadt wäre er dann nicht möglich, wenn diese Aufgabe nicht hervorragend erledigt werden würde. Ich darf Sie daran erinnern, dass wir gemeinsam darauf stolz sein können, dass wir einen der besten Modal-Splits in der Europäischen Union haben. Es funktioniert deshalb, weil die Öffis sogar in vielen Gebieten vor den Menschen da sind. Ich denke dabei an die Seestadt Aspern, wo die U-Bahn und viele andere Erschließungsverkehrsmittel für den Massentransport, für den öffentlichen Verkehr bereits lange dort waren, bevor die große Anzahl der Mieter dort war. Ich denke mir, wir leisten da eine hervorragende Arbeit, die auch darin zur Kenntnis zu nehmen ist, dass, und ich darf Sie daran erinnern, wir im letzten Jahr zum ersten Mal mehr Jahreskarten verkauft haben, als Autos in dieser Stadt angemeldet worden sind. Das ist eine ganz tolle Sache. Darauf können wir stolz sein! So wird es auch in Zukunft sein! Deshalb ersuche ich, den beiden Anträgen nicht zu folgen und das Geschäftsstück anzunehmen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich danke dem Herrn Berichterstatter für den durchaus charmanten Hinweis, in Zukunft wieder darauf zu schauen, dass tatsächlich auch zur Sache gesprochen wird und darf diesen Appell hiermit auch an die Gemeinderäte weiterleiten. Wir kommen nichtsdestotrotz aber zur Abstimmung über die Postnummer 26. Wer dem Antrag des Herrn Berichterstatters zustimmen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist, wie angekündigt, einstimmig angenommen. Dann kommen wir zur Abstimmung zu den eingebrachten Anträgen. Antrag der Gemeinderäte Matiasek, Mag. Nittmann, Schütz, Fürnkranz betreffend Anbindung der U5 an die S45 in Wien-Hernals. Es wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung ÖVP, NEOS, FPÖ, gegen SPÖ und GRÜNE, somit keine Mehrheit. Beschlussantrag der Gemeinderäte Matiasek, Mag. Nittmann, Schütz, Nepp betreffend Öffnung des Mauserlwegs in Wien-Hernals. Sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung NEOS, ÖVP, FPÖ, gegen GRÜNE und SPÖ, somit keine Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 27 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Ankauf von Grundstücken für die Stadtstraße Aspern. Nachdem kein Debattenredner zu Wort gemeldet ist, können wir gleich zur Abstimmung kommen. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die der Postnummer 27 ihre Zustimmung erteilen wollen, die Hand zu erheben. - Das ist Zustimmung ÖVP, FPÖ, SPÖ und GRÜNE, gegen die Stimmen der NEOS, mehrstimmig angenommen. Somit gelangt Postnummer 28 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Vereinbarung über den Verzicht der Dienstbarkeit und des Wiederkaufsrechtes für die Liegenschaft in Wien 19., Gymnasiumstraße 50. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Kubik, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Kasal. Ich erteile ihm das Wort. GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu diesem Geschäftsstück bringe ich gleich zu Beginn den Antrag auf Absetzung von der Tagesordnung, wie bereits angekündigt, mit folgender Begründung: Wir haben es schon im Ausschuss ausgiebig diskutiert. Es geht um ein Geschäftsstück der MA 69, mittlerweile eine immer berühmter werdende Magistratsdienststelle, erst nach dem letzten Rechnungshofbericht, der relativ dick war. Sehr viel Kritik, sehr genau erklärt, begründet, fundiert. In der letzten Sitzung des Wiener Gemeinderates hat es wieder ein Geschäftsstück gegeben, das um nichts besser war, wo allen Empfehlungen entgegen der Stellungnahme der Stadt Wien, dass sie in Zukunft anders handeln wird, wo wieder die Zusagen der Stadt Wien beziehungsweise der MA 69 nicht eingehalten wurden, abgestimmt und beschlossen wurde. Heute ein Geschäftsstück, das die Exportakademie im 19. Bezirk betrifft. Beziehungsweise kennen sie die meisten noch als Universität für Welthandel. Die Grundlage dieses Aktenstückes ist ein alter Vertrag aus dem Jahre 1915. In diesem Vertrag geht es darum, dass es zu einem Verkauf dieses Grundstückes der Stadt Wien kam, und zwar, dass es auf immerwährende Zeiten ausschließlich als Unterrichtsgebäude der Exportakademie zu verwenden ist. Ausschließlich und immerwährend! Diese Dienstbarkeit wurde im Grundbuch vermerkt. Und um diese Dienstbarkeit geht es. Wir hatten auch die Gelegenheit, bereits in der Sitzung des Ausschusses darüber zu sprechen. Und zwar gibt es ein Gutachten, das von der Wirtschaftsuniversität vorgelegt wurde, und zwar von Doralt, Seist und Csoklich, wo eindeutig festgelegt wird, warum die MA 69 zu dem Schluss kommt, dass die Stadt Wien ein Optionsentgelt von 80.000 beziehungsweise für den Verzicht der Dienstbarkeit von 1 Million machen soll. Ich habe sofort im Ausschuss dem Herrn Stadtrat und den Mitgliedern des Ausschusses gesagt, das Gutachten widerspricht den Tatsachen. Warum widerspricht es den Tatsachen? Es wird in Punkt 1 festgehalten: "Dienstbarkeit der Benützung gemäß Kaufvertrag: Gemäß § 4 des Kaufvertrages aus 1915 willigte der Käufer ein, dass auf dem Kaufobjekt die Beschränkung einverleibt werde, dass der Grund auf immerwährende Zeiten nur für ein Unterrichtsgebäude der Exportakademie verwendet werden darf." Im nächsten Absatz kommt dann diese Rechtsanwaltspartnerschaft zu dem Schluss, dass die Wirtschaftsuniversität im Jahre 1982 in das neue Universitätsgebäude ausgezogen ist und dass das Objekt, das jetzt hier diskutiert wird, nicht mehr für die Wirtschaftsuniversität als Nachfolger der Exportakademie genutzt wurde. Das wäre eine Verjährung, mehr als 30 Jahre, et cetera. Um diese Dienstbarkeit zu löschen, geht es um diese Beträge. Ich habe bereits im Ausschuss gesagt, die Wirtschaftsuniversität Wien hat dieses diskutierte Gebäude bis weit in die 90er Jahre, also nicht bis 1982, sondern als Außenstelle bis in die 2000er Jahre, verwendet. Ich habe gestern dem Herrn Stadtrat noch einmal das Deckblatt eines Vorlesungsverzeichnisses gezeigt und habe ersucht, es von der Tagesordnung abzusetzen. Es ist mir eigentlich unerklärlich, warum man das nicht tut. (GR Christian Oxonitsch: Wegen eines Vorlesungsverzeichnisses?) Ich bin der festen Überzeugung, dass der Wortlaut dieses Antrages der MA 69 schlichtweg am Thema vorbeigeht und falsch ist, weil es auf einem Gutachten beruht, das nachweislich falsch ist, das nachweislich Dinge sagt, die nicht den Tatsachen entsprechen! Das ist ganz einfach zu widerlegen! Ich finde, es wäre wert, dass man dieses Tagesordnungsstück von der Tagesordnung herunternimmt und es sich bis zur nächsten Sitzung noch einmal anschaut. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Stürzenbecher. Ich erteile ihm das Wort. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich muss sagen, dass die Ausführungen meines Vorredners falsch sind. Das lässt sich schon daraus erkennen, dass er permanent von einem Gutachten von Doralt spricht. Ich zumindest habe im Akt kein Gutachten gefunden. Ich sehe eine Stellungnahme der Rechtsanwaltspartnerschaft Doralt, Seist, Csoklich, die als Vertreter des Kuratoriums zur Förderung der Wirtschaftsuniversität, also als Partei, ein Schreiben, ich glaube, das Anfangsschreiben, an den Magistrat der Stadt Wien - MA 69 richtet. Wo da ein Gutachten im eigentlichen Sinne vorliegen soll, bleibt mir schleierhaft! Insofern ist das ein Geheimnis, das der Kollege Kasal noch immer in die Bankreihen mitgenommen hat! Das einmal zum Ersten. Das Zweite ist, 1915 wurde mit der Exportakademie dieser Vertrag mit der ausschließlichen Nutzung für Unterricht abgeschlossen. Sie haben es dann geändert. Es war zuerst die Exportakademie, dann die Hochschule für Welthandel und dann die Wirtschaftsuniversität. Es ist unstrittig, dass dann die Wirtschaftsuniversität im Jahr 1982 in das damals neu errichtete Universitätsgebäude in Wien 9., Althanstraße umgezogen ist. Jetzt sind sie übrigens schon wieder in den 2. Bezirk umgezogen und dort ist jetzt das Arbeits- und Sozialgericht, falls sich jemand dafür interessiert, weil es doch wichtig ist. Nach dem Umzug der Wirtschaftsuniversität wurde und wird das Gebäude bis zum heutigen Tag durch die Universität Wien als Universitätsgebäude genützt. Das ist das Entscheidende. Und zwar nahezu ausschließlich. 1997 hat man sich, weil damals die Kapazitäten der Wirtschaftsuniversität in der Althanstraße nicht vollkommen ausgereicht haben, zur Abhaltung einzelner Vorlesungen noch einmal in der alten Stelle eingemietet. In diesem Zusammenhang wurden 1997 im Sommersemester 11 Lehrveranstaltungen und im Wintersemester 13 Lehrveranstaltungen für die WU abgehalten, während insgesamt 1.500 Lehrveranstaltungen dort waren. Also, zu sagen, sie sind wieder komplett zurückgekehrt, ist vollkommen absurd! Es ist Tatsache, dass die Wirtschaftsuniversität 1982 ausgezogen ist und damit die 40-jährige Verjährungsfrist selbstverständlich ab diesem Datum zu berechnen ist und nicht, weil ganz wenige Lehrveranstaltungen 1997 dort wieder stattgefunden haben, die Verjährung unterbrochen wäre. Es wird niemand bestätigen, dass sie deshalb unterbrochen wäre. Deshalb läuft die Verjährung nach Adam Riese 2022 aus. Das ist grundsätzlich der Sachverhalt. Auf Basis dieses Sachverhalts ist dann eben von der MA 69 die Ausübung des zu zahlenden Betrages für den Verzicht auf die Dienstbarkeit und des intabulierten Wiederkaufsrechtes berechnet worden. Da ist 1 Million EUR vollkommen korrekt ausgerechnet worden. Das wurde von den Sachverständigen der MA 69 anhand einer fiktiven Wertdifferenz auf Grund der Möglichkeit der unterschiedlichen Nutzung Büro versus Wohnnutzung der im Dachgeschoß befindlichen Räumlichkeiten errechnet. Also eine ganz normale Rechnung. Überhaupt ist zu sagen, dass ein Wiederkauf wenig Sinn gehabt hätte. Das kann man jetzt schon sicher sagen. Da müsste die Stadt den gegenwärtigen Kaufpreis zahlen. Da müssten wir 17 Millionen EUR zahlen, um das Wiederkaufsrecht auszuüben. Das würde eine ganz hohe finanzielle Belastung bedeuten. Dazu müsste man aber auch noch wissen, dass man inzwischen beim Universitätsgebäude einen Zubau dazugebaut hat, also es erweitert hat. Da müsste die Stadt Wien bei Erwerb der damaligen ursprünglichen Liegenschaft erst wieder die technischen Rahmenbedingungen zur Trennung herstellen. Das wäre wirklich hanebüchen, wenn man diesen Weg gehen würde. Zusätzlich gibt es sogar Zweifel, ob die Gegenseite dies nicht im Zivilrechtsweg bekämpfen könnte. Also, man hat genau so gehandelt, wie es richtig ist. Man hat 1 Million EUR auf Basis von objektiven Kriterien errechnet, die wir bekommen. Ich ersuche darum, diesem Aktenstück zuzustimmen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Mag. Kasal gemeldet. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Er will immer das letzte Wort haben! - Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Nein, das habe ich!) GR Mag. Günter Kasal (FPÖ): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich erlaube mir, den Vorsitzenden im Ausschuss für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung tatsächlich zu berichtigen. Sehr geehrter Herr Doktor, es geht nicht nur um 1997! Ich habe Ihnen hier auch gerne mitgebracht, ich habe es auch ein paar Mal kopiert, ich kann es auch bei Ihnen im Klub verteilen, zum Beispiel Sommersemester 1993, Sommersemester 1996. Sie haben über Jahrzehnte durchgängig in jedem Semester Veranstaltungen in diesem Gebäude gehabt. Das jetzt hier vom Rednerpult so hinzustellen, als ob zufällig gerade im Jahre 1997 ein paar Vorlesungen dort stattgefunden hätten, entspricht bei Weitem nicht der Realität. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Es war viel minimaler im Vergleich zur Universität Wien, damit ich mich nicht noch einmal melden muss!) Die Realität ist, die WU hat über Jahrzehnte unter massivem Platzmangel gelitten, warum es auch zu den Neubauten gekommen ist. Im Zuge des jahrzehntelangen Platzmangels ist das gegenständliche Gebäude dauerhaft zum Unterricht im Sinne des Kaufvertrages genutzt worden. Das jetzt hier anders darzustellen, ist einfach unseriös! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Es wurde ein Antrag auf Absetzung eingebracht. Dieser wird nach dem Schlusswort des Berichterstatters zur Abstimmung gebracht werden. Die Debatte ist geschlossen. Das Wort hat der Berichterstatter. Bitte schön. Berichterstatter GR Gerhard Kubik: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Vielleicht wiederholend, was der Kollege Stürzenbecher auch gesagt hat: Im Vergleich zur Nutzung der Uni Wien war es eine minimale Nutzung (GR Mag. Günter Kasal: Irrelevant!) plus Anmietungen für Notstände am Platz. (GR Armin Blind: Was ist eine minimale Nutzung?) Herr Prof. Doralt hat es auch an die MA 69 im Auftrag geschrieben, nicht in unserem Auftrag, als Gutachten, sondern in deren Auftrag, und hat es festgestellt. Ich denke, man kann versuchen, es immer noch anders zu interpretieren, aber die Darstellung von Dr. Stürzenbecher ist aus unserer Sicht die richtige (GR Mag. Wolfgang Jung: Aus Ihrer Sicht?), gemeinsam mit Herrn Dr. Doralt. (GR Armin Blind: Was ist unsere Sicht?) Aber wahrscheinlich sind auch Sie gescheiter als Herr Dr. Doralt! Wir meinen, es ist richtig. - Zum einen. (GR Armin Blind: Berichterstatter!) Zum Zweiten würde ich die Kollegen ersuchen, wenn es Absetzungsanträge gibt, diese wie üblicherweise auch allen Fraktionen zumindest informell zu übergeben. Ich würde bitten, dies zukünftig auch im Vorfeld zu machen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Wir stimmen nunmehr über den Antrag auf Absetzung des Geschäftsstückes Postnummer 28 von der Tagesordnung der Sitzung des Gemeinderates ab. Wer diesem Antrag auf Absetzung des Geschäftsstückes seine Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist Zustimmung bei der FPÖ, gegen NEOS, ÖVP, SPÖ und GRÜNE, keine Mehrheit. (GR Prof. Harry Kopietz: Ihr habt nur mit euch selbst geredet! Das ist ein Fehler!) Somit kommt jetzt das Geschäftsstück selbst zur Abstimmung. Wer der Postnummer 28 seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN, somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 9 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Wiener Kulturservice. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Woller, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Ernst Woller: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Reif. Ich erteile ihr das Wort. GRin Ricarda Reif (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Kollegen! Es wird Sie jetzt wahrscheinlich nicht weiters verwundern, dass wir dem Tagesordnungspunkt nicht zustimmen werden, wie die Jahre zuvor eben auch schon. Es bleibt uns einfach nicht erspart, weil Sie scheinbar nichts dazulernen! (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Lauter! Wenn Sie ins Mikrophon reden würden!) Schauen wir uns einmal kurz den Verein Wiener Kulturservice an. Es handelt sich, wie bei so vielen Vereinen, wieder um einen SPÖ-nahen Verein. Der Verein möchte für die Durchführung des 34. Donauinselfestes, des 1.-Mai- Festes sowie für diverse Bezirksveranstaltungen und von Kunst- und Kreativmessen eine Subvention in der Höhe von sage und schreibe 1,8 Millionen EUR. Was mich beim Aktenstudium schon sehr echauffiert hat, ist, dass nicht einmal ansatzweise versucht wird, diese Parteinähe zu kaschieren. Selbst bei der Kontaktperson, die im Akt steht, wird ganz ungeniert die Partei-Mailadresse angeführt, als wäre es vollkommen selbstverständlich, dass man als Partei noch einmal in den Kulturtopf ordentlich hineinfasst und das Kulturbudget für die Partei noch einmal wie eine zusätzliche, sagen wir einmal, Handkasse öffnet! Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist einfach unerhört! So etwas ist unfassbar! (Beifall bei der FPÖ.) Es ist ein Fest zum Feiern der eigenen Partei und ihrer Vorfeldorganisationen, die sich dort in einer geballten Ladung an Präsenz selbst präsentiert und ganz deutlich zeigt, dass es ein Fest der SPÖ-Wien und nicht ein Fest der Stadt Wien ist, meine sehr geehrten Damen und Herren! Denn wenn man sich auf dem Gelände des Donauinselfestes umschaut, sieht man eigentlich ausschließlich sozialdemokratische Parteiwerbung. Man sieht ausschließlich SPÖ-nahe Organisationen, die sich dort herumtreiben. Bezahlt wird das Ganze nicht, wie jeder rechtschaffene Bürger annehmen würde, aus der Parteikasse, sondern es wird mit den Mitteln des Kulturbudgets bezahlt! Das ist das, was wir als unanständige Politik definieren! Ein Parteifest gut und schön, kann man machen, aber bitte aus der Parteikasse bezahlen! (Beifall bei der FPÖ.) Hier geht es um Steuergeld. Damit wären wir auch schon wieder beim Thema. Dieses Haus beschließt jetzt in Kürze, wie bereits erwähnt, ohne die Stimmen der FPÖ, 1,8 Millionen EUR für den Verein Wiener Kulturservice. Das ist ein doch satter Betrag! Er kommt aus dem Kulturbudget! Er kommt nicht etwa aus der Parteifinanzierung, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Parteien in Österreich sind finanziell sehr gut ausgestattet. Das ist meines Erachtens nach für die Demokratie auch wahnsinnig wichtig, damit Parteien nicht von irgendwelchen Oligarchen und deren Launen abhängig sind. Das ist demokratiepolitisch einfach wahnsinnig wichtig! Die Frage, die ich mir stelle, ist, ob man die Kulturpolitik, wenn das Kulturpolitik wäre, anders finanziert. Die Frage ist, ob man dieses Geld, das man scheinbar eindeutig in die Hände der SPÖ gibt, nicht als reine Parteifinanzierung rechnen müsste! Das ist der Ansatz, meine sehr geehrten Damen und Herren! Dazu kommt auch noch diese Vorgangsweise, wie die Dinge Jahr für Jahr in einer unglaublichen Ignoranz genehmigt werden, wenn ich zum Beispiel das 1.-Mai-Fest hernehme. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das 1.-Mai-Fest war, glaube ich, am 1. Mai. Heute haben wir den 5. Mai. Jetzt frage ich mich ernsthaft: Wo ist die Demokratie, wenn heute Geld genehmigt wird, das Sie schon längst am 1. Mai ausgegeben haben, meine sehr geehrten Damen und Herren? (Beifall bei der FPÖ.) Das ist eine derartige Ignoranz und eine Missachtung der Opposition, dass Sie das nicht einmal rechtzeitig abstimmen lassen können! Es ist wirklich unerhört, meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie missachten und verachten diesen Gemeinderat, dieses Gremium in Ihrem Machtrausch! Sie sind sich dieses Machtrausches wahrscheinlich gar nicht mehr bewusst! Sie schweben da in Sphären! Das zeigt sich auch an diesen Vorgehensweisen in diesem Gremium. Sie zeigen hier eigentlich dem Hohen Haus und den Mandataren den symbolischen Stinkefinger! (Beifall bei der FPÖ.) Das ist mitunter ein Grund, warum wir eben diesen Dingen nicht zustimmen können, meine sehr geehrten Damen und Herren! - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Bluma. Ich erteile ihr das Wort. GRin Susanne Bluma (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir vom Verein Wiener Kulturservice sprechen, dann sprechen wir auch vom Donauinselfest, dem größten Open-Air-Fest Europas, das bei freiem Eintritt für mehr als eine Million Menschen jedes Jahr Magnet ist. Wenn Sie, liebe Kollegin Reif, glauben, dass man mit diesem Betrag oder einem Teil dieses Betrages, denn ich werde noch darauf zurückkommen, was der Verein Wiener Kulturservice noch mit dem Geld macht, ein Event wie das Donauinselfest finanzieren kann, dann zeigt mir das, dass Sie sehr wenig Erfahrung und Einblick in die Organisation von Großveranstaltungen haben! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Verein Wiener Kulturservice bedeutet auch 250 Freizeit- und Kulturveranstaltungen in unserer Stadt, vor allem in den äußeren Bezirken unserer Stadt. Es handelt sich hier um Straßenfeste, um Grätzlfeste, um Gemeindebaufeste, um Kunst- und Kreativmessen, um Lesungen, zum Beispiel um den Nightwalk am Gürtel. Es handelt sich darum, niederschwellige Kunst und Kultur für alle Menschen in dieser Stadt zu organisieren. Es handelt sich dabei darum, unbekannten Kulturschaffenden, jungen Kulturschaffenden die Möglichkeit zu geben, aufzutreten und ihre Kunst darzubieten. Die Feste und Veranstaltungen finden auch auf der Straße, auch in den Grätzln, in den Gemeindebauten statt. Ich weiß, das alles gefällt Ihnen nicht. Es gefällt Ihnen deswegen nicht, weil diese Veranstaltungen ein Beitrag zum guten Zusammenleben in dieser Stadt sind. Damit sind wir beim Kern. Das stört Sie in Wirklichkeit! Sie wollen gar nicht, dass die Menschen gut und harmonisch zusammenleben! Sie wollen nicht, dass die Menschen in dieser Stadt über Kultur, über Feste, über gemeinsames Feiern kommunizieren und zusammenfinden! Das alles wollen Sie nicht! Denn Sie wollen Unfrieden in dieser Stadt säen! Deswegen stört es Sie! (GR Mag. Wolfgang Jung: Wenn ihr es nicht bezahlen könnt, gibt es keinen Grund, es zu finanzieren!) - Herr Jung, jetzt bin ich am Wort! Wenn Sie etwas sagen wollen, melden Sie sich zum Wort! Wenn Sie mir persönlich etwas sagen wollen, dann lassen Sie sich bitte einen Termin im Klub geben! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Wolfgang Jung: Das lasse ich mir von Ihnen nicht vorschreiben!) Es ist äußerst unhöflich, immer hineinzuquatschen! Und Sie machen es ununterbrochen! (GR Mag. Wolfgang Jung: Schreien Sie doch nicht so!) Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Verein Wiener Kulturservice ist ein Verein, der großartige Kunst und Kultur für alle Menschen dieser Stadt subventioniert. Es ist ein Verein, der das Zusammenleben in dieser Stadt fördert. Deswegen ersuche ich um Zustimmung. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Ebinger. Ich erteile ihm das Wort. (GR Prof. Harry Kopietz: Ebinger hätte gern einen Termin!) GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Was hast du gesagt, Herr Präsident? (GR Prof. Harry Kopietz: Ich habe gesagt, vielleicht magst du einen Termin!) Ich finde es bewundernswert, wie man sich so echauffieren kann (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Ist das euer Lieblingswort, echauffieren?), so aufregen kann, damit es verständlich wird, über etwas, wo man eigentlich ruhig sein sollte! (Beifall bei der FPÖ.) Wir reden nicht über das Donauinselfest. Selbstverständlich ist auch der Kollegin Reif und uns allen klar, dass man ohne Sponsoren das Donauinselfest gar nicht machen könnte. Ich würde behaupten, man kann es ohne die 1,8 Millionen machen. Man braucht nur einen Sponsor mehr. Aber das ist irgendwie eine identitätsstiftende Aktion. Jeder Bezirk hat dort seine Hütte, seinen Stand. Dort wird ausgeschenkt. Zwischendurch sind die Besuche bei den einzelnen Bühnen. Weil wenn dort Millionen hingehen, gibt es niemanden mehr, der in Wien ist. Wir haben schon vor Jahren erörtert, Besuch ist, wenn er bei einem Konzert ist. Wenn er dann auf die nächste Konzertinsel, oder wie es heißt, geht, ist es wieder ein Besuch. Aber das will ich gar nicht schlechtreden. Das ist super! Die Leute, die sich die Musik anhören, gehen nicht hin, damit sie endlich wieder einmal von einem SPÖ-Stand oder von einem SPÖ-nahen Verein zum anderen gehen können. Sie wollen sich die Musik anhören. Vielleicht wollen sie etwas Gutes essen. Also, tun wir bitte nicht übertreiben! (Beifall bei der FPÖ.) Die Kollegin Reif hat völlig recht. Das bekritteln wir seit Jahren. Der 1. Mai, jetzt hätte ich fast wieder etwas Englisches gesagt, kommt nicht vom Himmel geflogen, sondern der 1. Mai ist jedes Jahr am gleichen Datum. Und fast jedes Jahr schaffen wir es nicht, die Subvention im Gemeinderat bis dahin zu genehmigen. Abgesehen davon, dass man unter dem hehren Titel Donauinselfest ein 1.-Mai-Fest mitorganisiert, müsste man sich eigentlich überlegen, ob diese Summe, die dafür verwendet wird, wie die Teilnehmerzahl am Rathausplatz auch jedes Jahr geringer werden sollte. Aber es ist wiederum für alle zugänglich. (Beifall bei der FPÖ.) Worüber wir uns jahrelang aufregen, aber das kann man ins Plastiksackerl auch sagen, wenn man hier über Transparenz oder Demokratie irgendetwas sagt, ist, dass ungefähr 250.000 EUR von dieser Summe für die von dir genannten Grätzlfeste sind. Was ist die Wahrheit? Da steht "Wiener Kulturservice" und "SPÖ Wien" oben, und das mit Steuergeldern. Da habt ihr euch die ÖVP eingekauft. Sie darf das beim Stadtfest im Kleineren mit ihrem Verein Stadtfeste auch machen. Es geht da auch nicht ums Stadtfest. Um das Dritte geht es uns speziell, weil das einfach unfair ist. Da wird Missbrauch mit Steuergeldern gemacht! Jeder kann seine Feste machen. Wenn es ein parteiunabhängiger Verein wäre, gäbe es nichts einzuwenden. Aber das ist er nicht! Und bei den Einladungen zu all diesen Dingen steht immer "SPÖ" gleich daneben. Diese hehre vorgebrachte Freiheit der Kunst, die Verwirklichung, bodenständig, der Nightwalk und die Grätzlfeste sind dann die Jahrmärkte, wo wir mit dem HC und mit dem Herrn Vizebürgermeister nicht durchgehen dürfen, weil die SPÖ ihr eigenes Parteifest beschützt, das die Steuerzahler zahlen! Deswegen sind wir dagegen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Meinl-Reisinger. Ich erteile ihr das Wort. (GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi: Die Nächste!) GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Die Nächste, das ist richtig! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Werte Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich wollte ich nichts sagen, weil es ein wenig zermürbend ist, immer hier zu stehen und zum Thema Kulturpolitik das Gleiche zu sagen. Aber es hat mich schon empört, was Sie gesagt haben, nicht, weil ich hier in die Presche springen will und die FPÖ verteidige. Aber zu sagen, Frau Kollegin Bluma, dass man, wenn man gegen die Förderung des Donauinselfestes, also eines SPÖ-Festes, aus Steuermitteln, aus der Kulturförderung, ist, automatisch dagegen sei, dass man das Zusammenleben in der Stadt fördert, das halte ich wirklich für skurril! (Beifall bei NEOS und FPÖ.) Ein Stichwort: Unvereinbarkeit. Gehen Sie einmal in andere Städte dieser Welt (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: So ein tolles Fest gibt es nirgendwo sonst!), fragen Sie dort, wie sie es sehen, wenn man eigene Parteivereine macht und sich dann aus der Steuerkasse, aus dem Kulturtopf, selber Förderungen entnimmt! Und das Ganze in einem Land, wo gerade heute, glaube ich, in der APA gestanden ist, mehr als 200 Millionen EUR an Parteien werden ebenfalls aus dem Steuertopf ausgeschüttet. Ich summiere: Über 200 Millionen EUR Parteienförderung, dann kommen Millionen an Akademieförderung dazu, dann kommen Millionen, die Sie mit Ihren verbundenen Unternehmen und Vereinen verdienen, dazu, wo Sie sich öffentliche Aufträge zuschanzen. Und dann kommen Sie auch noch her und machen ein durchaus für viele Wienerinnen und Wiener attraktives Fest! Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ, die Zeit ist vorbei, dass man Mitgliederparteien macht, wo man die Leute mit Brot und Spielen lockt und dann von einem Stand zum anderen lotst und sagt, werdet doch Mitglied, macht euer Kreuzerl an der richtigen Stelle! (Beifall bei den NEOS.) Diese Zeit ist vorbei! Das werden Sie merken! Es ist schlichtweg unvereinbar! Es ist auch unverhältnismäßig in einer Zeit, wo wir in ein paar Wochen hier wieder ein Schuldenbudget debattieren werden, dass Sie einfach 1,8 Millionen herausgreifen, um sich Ihrer Propaganda hinzugeben! Deshalb stimmen wir auch nicht zu! (Beifall bei NEOS und FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Ernst Woller: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Liebe Kollegin Meinl-Reisinger, ich glaube, man sollte die Parteienförderung von der Kulturförderung trennen (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Genau!), weil diese Kulturförderung hat nichts mit einer Partei zu tun! (Beifall bei FPÖ und NEOS.) Demokratie ist wichtig. Daher sind auch demokratische Parteien, demokratische Strukturen und demokratische Bildungsarbeit, im Interesse aller Wienerinnen und Wiener übrigens, absolut berechtigt. Daher hat der Gemeinderat auch diese Förderungsmittel allen Parteien zur Verfügung gestellt. (GR Markus Ornig, MBA: Zum Geschäftsstück bitte, Herr Berichterstatter!) Dass Sie diese nicht annehmen, ist wahrscheinlich auch damit zusammenhängend, weil Sie so wenig Struktur haben, dass Sie es gar nicht verwenden könnten. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Wir haben schon genug Geld ausgegeben!) Zur Kulturförderung des Wiener Kulturservices: Damit werden 250 Kulturveranstaltungen in allen Bezirken in Wien, viele Kunst- und Kreativitätsmessen, der Gürtel Nightwalk gefördert. Auch wenn das Maifest am 1. Mai stattfindet, ist es kein Fest der SPÖ, sondern es ist ein Fest, wo 100.000 Wienerinnen und Wiener große Freude haben, wie übrigens auch beim Donauinselfest. Glauben Sie mir, das Geld erreicht so viele Besucherinnen und Besucher, wie kaum eine andere Kulturinvestition, die wir tätigen. Außerdem kommen die Beträge alle ausschließlich den Künstlerinnen und Künstlern zu Gute, die diese Veranstaltungen machen. Ich ersuche daher um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 9. Wer dieser Postnummer 9 seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dies ist mit Zustimmung der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN gegen FPÖ und NEOS mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 11 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an die echo event ges.m.b.h. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Woller, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Ernst Woller: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Nittmann. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Für alle, die den Akt nicht kennen, ganz kurz: Es geht bei der Subventionierung um die Literaturveranstaltung "Rund um die Burg", die von 23. Juni bis 24. Juni 2017 stattfinden wird. Laut dem Akt ist mit dieser Initiative geplant, dass eine Imagesteigerung des Lesens, eine verbesserte Vermittlung neu erschienener Bücher und österreichischer Literatur den Interessierten nahegebracht wird. Das finde ich ganz toll, das finde ich super! Wir sind auch der Meinung, dass alles, was Menschen zum Lesen bringt, durchaus gefördert werden muss und soll. Deshalb sind solche Literatur- und Lesefestivals vom Grunde und von der Idee her etwas sehr Gescheites und etwas ganz Tolles. Weiter sagt der Antrag: Die Aktion stellt eine Stärkung des traditionellen Kulturguts Buch dar und zeigt zugleich dessen Bedeutung als modernes Medium. Das ist sicherlich etwas ganz Wichtiges in der heutigen Zeit, wo ja, wie wir wissen, Schulkinder in der Regel gar nicht mehr sinnerfassend lesen können. Da ist es wichtig, Menschen wieder zum Lesen zu bringen. Weiters: Bei dem Festival "Rund um die Burg" stellen die Wiener Autorinnen und Autoren ihre aktuellen Publikationen im Rahmen von Lesungen vor - das finde ich auch gut, dass Wiener und Österreicher eine Bühne bekommen - und stehen anschließend für Gespräche zur Verfügung. Das finde ich auch ganz fein, dass man da einfach in einen Diskurs treten und über unterschiedliche Themen sprechen kann. Jedes Jahr steht dieses Literaturfestival unter einem Generalthema. Im Jahr 2016 war das "Humor kein Wiener Schmäh", 2017 heißt es "SCHMÄHOHNE!". Ich meine, man hätte sich bei der Themenauswahl vielleicht ein bisschen mehr Einfallsreichtum genehmigen können. Was bedeutet "SCHMÄHOHNE!", oder was erwartet den Leser und den Zuhörer? Da sagt der Antrag: ",Rund um die Burg' untersucht heuer die Mächtigkeit des Witzes bei der Abwehr von abstrusen Halbwahrheiten, Fakes und Verschwörungstheorien - mit anderen Worten: Wie der Schmäh uns die Aufklärung rettet." Es ist schon bei mehreren Gästen angefragt worden, die zum Teil auch fix sind. Unter anderen gibt es auch einen österreichischen Autor, Klaus Oppitz, der mit dem satirischen Roman "Auswandertag" von sich hören ließ, und zwar im Jahr 2014. Nur ganz kurz geschildert, worum es da geht, für die, die das Buch nicht kennen: Im Jahr 2014 flüchtet oder wandert eine österreichische Familie vor dem rechten Bundeskanzler Michael Hichl in die Türkei aus. Die Türkei wird dort als eines der reichsten EU-Länder beschrieben. Österreich wird in dem Buch als diktatorisch regierter Polizeistaat skizziert, der nach dem EU-Austritt frei von Ausländern, aber verarmt und von Massenarbeitslosigkeit und Inflation geplagt ist. Was sagt die "Wiener Zeitung" dazu, die dieses Buch auch rezensiert hat? Kurz zusammengefasst: Unter einem rechtspopulistischen Bundeskanzler wird Österreich zum krisengeschüttelten Auswanderungsland. Zum Thema Fake News und Verschwörungstheorien - das steht ja unter dem Motto dieses Literaturfestivals -: Aber leider landet das Buch, das zwar "mit ehrbarem Anspruch gestartet" ist, "endgültig im Eck der halblustigen Bizarrheiten". Aber das, meine Damen und Herren, ist nicht der Grund, warum wir die Subvention ablehnen. Auf keinen Fall, denn ich sage, es gibt Gespräche mit den Autoren, und es ist gut, wenn man unterschiedlicher Meinung ist, weil das wichtig für den politischen Diskurs ist. Es geht uns nicht darum, dass wir nicht das Zusammenleben der Menschen in irgendeiner Weise fördern wollen, nein, ganz im Gegenteil. Wie gesagt, ich glaube auch, dass der interessierte Zuhörer bei dem Festival genau weiß, unter welchem Filter er diverse Lesungen hören muss und hören soll. So wie der interessierte Leser ja auch bei den Printmedien weiß, wer denn die Botschaft absendet und wie das beim Empfänger ankommen soll. Also wie gesagt, das ist alles nicht der Grund für unsere Ablehnung. Der Grund für unsere Ablehnung ist der - ich habe es letztes Jahr schon gesagt, ich sage es jetzt auch gerne wieder -: Erstens gibt es keine Ausschreibung bei der Vergabe für die Organisation des Festivals. Das wird freihändig vergeben. Wenn man sich anschaut, an wen diese freihändige Vergabe, diese Ausschreibung der Organisation des Literaturfestivals erfolgt, dann findet man den echo medienverlag. Antragsteller ist der echo medienverlag, oder Entschuldigung, falsch: Antragsteller ist die echo event ges.m.b.h., aber der Geldempfänger ist die echo medien ges.m.b.h. Wir haben also gleich einmal unterschiedliche Rechtspersönlichkeiten. Aber ich weiß schon, das ist alles nicht so genau und alles nicht so wichtig, weil ja letztendlich dieses ganze echo medienhaus, um das es da geht - und das ist genau das, was wir ablehnen -, in Wirklichkeit eine SPÖ-Veranstaltung ist. Jetzt werden Sie sagen: Stimmt gar nicht, im Jahr 2013 wurde das alles brav verkauft. Schauen wir uns doch einmal an, woher das Ganze kommt. Das Ganze kommt aus dem Jahr 1990, entstanden aus dem VWZ Zeitungsverlag. Es hat sich in den Jahren zu dem SPÖ-Propaganda- und Kommunikationskonzern entwickelt und stand bis 2013 auch im Eigentum der SPÖ. Im Jahr 2013 hat man das nicht deshalb verkauft, weil man eigentlich so einen tollen, gutgehenden Konzern, der die Propagandamaschine der SPÖ war, los werden wollte, sondern da war es halt ganz blöd, dass das damalige neue Parteiengesetz eine Offenlegung verlangt hätte, welche Geschäftsbeziehungen dieses echo medienhaus mit der SPÖ hat. Das wollte man dann doch wohl nicht, das war an Transparenz zu viel. Also hat man sich überlegt: Was machen wir? Wir wollen eigentlich diesen Propagandakonzern nicht aus unseren Klauen bringen, aber eine Offenlegungspflicht gegenüber dem Rechnungshof wollen wir auch nicht. Also: kurze Suche - gleich gefunden. Wen hat man gefunden? Aufrechte Genossen aus der roten Reichshälfte. Allen, oder ich weiß nicht, ob er allen bekannt ist, aber sehr bekannt: Christian Pöttler. Er war ursprünglich Journalist genau bei dem Verlag, aus dem dieses echo medienhaus entstanden ist. Er ist dann über die Jahre, als dieser Kommunikationskonzern immer größer geworden ist, letztendlich auch der rote Tycoon in der SPÖ gewesen. Der hat auch ganz klar gesagt: Kommunikation ist wunderbar und toll. Auch nach dem Verkauf: Wir arbeiten für alle, aber nicht für die FPÖ. Das hat aber gar nichts mit Parteiideologie und mit Parteipolitik zu tun. Daneben gibt es den Hermann Gugler, der seit ewigen Zeiten der Steuerberater vom echo medienhaus war, also schon seit Beginn der 1990er Jahre, und der auch Aufsichtsratsvorsitzender des roten Bauträgers Sozialbau ist. Hat also auch gar nichts mit der SPÖ zu tun! Aber wie gesagt, das kennt man in Wien, da verschwimmen ganz gern die Grenzen zwischen der SPÖ und der Stadt. Damit ist für uns dann auch ganz klar und evident, warum es zu keiner Ausschreibung kommt. Denn warum soll es zu einer Ausschreibung kommen, wenn wir freihändig eigentlich das Geld bei uns lassen können?! Das ist genau das, was wir nicht wollen. Die Stadt Wien ist kein Selbstbedienungsladen, und der Kulturförderungstopf ist auch kein Selbstbedienungsladen. (Beifall bei der FPÖ.) Da ist ja auch ein kleines Detail am Rande. Ich meine, wir wissen alle, das Kulturbudget ist reduziert worden. Aber genau bei dem Akt gibt es keine Reduktion zum Vorjahr! Da wird genau die idente Förderung ausgegeben wie im letzten Jahr, und bei allen anderen Kulturförderungen spart man ein, so wie halt im Gesamtkulturbudget. Und eh klar, warum: Weil es in Wirklichkeit wieder eine indirekte Parteifinanzierung ist. Akzeptieren Sie, bitte, von der SPÖ: Die Stadt gehört nicht Ihnen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Das war eine Fundi-Rede, das muss man jetzt echt sagen. Einfach vollkommen egal, was für ein kultureller Event es ist: Wir sind dagegen! (GR Armin Blind: Das sagt gerade einer, der keinem freiheitlichen Antrag zustimmen will! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ja, Sie regen sich darüber auf! Aber es ist wahrscheinlich eine der großartigsten Literaturveranstaltungen, die es in Wien gibt, seit zehn Jahren. Sie können in allen möglichen Protokollen nachlesen, ich war nie der größte Fan von echo. Nur, an diesem Event - ich bin überzeugt davon - verdient weder echo etwas noch irgendjemand anderer. Das ist ein kulturpolitischer Event, auf den die Stadt Wien stolz sein kann, dass es ihn gibt, wo österreichische Autorinnen und Autoren ihre Werke vorstellen. Aber vielleicht stört Sie tatsächlich das von Ihnen selbst dargestellte Motto des heurigen Jahres: "SCHMÄHOHNE!", die Kraft des Witzes in der Abkehr von Halbwahrheiten, Fakes und Verschwörungstheorien. Das erklärt, warum Sie dagegen stimmen: Sie fühlen, das ist irgendetwas, was sich gegen Sie richtet. (GR Dominik Nepp: Im Gegenteil!) Damit erklären Sie anscheinend auch Literatur, damit erklären Sie Kunst, damit erklären Sie Kultur. Es tut mir leid: Wer gegen diesen Event stimmt mit der Begründung, die Sie heute gebracht haben, der verkennt die Notwendigkeit und Wichtigkeit von Kunst und Literatur. (GR Mag. Wolfgang Jung: Die Begründung haben Sie aber nicht mitgekriegt, die sie gesagt hat! Sie hat ausdrücklich die Firmenkonstruktion angesprochen! Was Sie gar nicht mitgekriegt haben!) Ja! (GR Mag. Wolfgang Jung: Na eben!) Klassische Fundis, muss man wirklich sagen, die einfach nur sagen: Weil es der echo-Verlag ist! Da kann er noch so was Interessantes, Spannendes, Intelligentes machen: Deshalb stimmen wir dagegen! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich, der Herr Jung, bin ein Fundi, ich bleibe ein Fundi, ich werde mich mein Lebtag nicht mehr ändern. (GR Armin Blind: Weil es ein freiheitlicher Antrag ist, stimme ich dagegen, egal, was drinsteht - Ihre Aussage!) Genieren Sie sich, dass Sie mit der Kultur der Stadt Wien so umgehen! Sie sind einer Kulturstadt Wien in dieser Entscheidung unwürdig. Ich danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Armin Blind: Da redet der Fundi- Experte par excellence! - Weitere Zwischenrufe.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Ernst Woller: Ja, Wien ist auf vielen Gebieten der Kultur sehr erfolgreich. Aber worauf wir sehr stolz sind, ist, dass die Literatur seit vielen Jahren so erfolgreich ist. Das Buch boomt, Literaturveranstaltungen boomen. Ich erwähne nur die Serie "o-töne" im MuseumsQuartier: Im Sommer neun Wochen lang jeden Donnerstagabend, und die Autorinnen und Autoren ziehen dort jeden Abend mehrere Tausend Zuhörerinnen und Zuhörer, Besucherinnen und Besucher an. Die "BUCH WIEN"-Messe ist eine großartige Demonstration des Buchs und der Literatur. Die Autorinnen und Autoren in Österreich gewinnen international sehr viele Preise und sind sehr erfolgreich, nicht nur in Österreich, sondern im ganzen deutschsprachigen Raum, aber auch weit darüber hinaus. Wir haben hier sehr große Erfolge zu erzielen. Es gibt dafür auch sehr viele Veranstaltungen, die die Literatur, das Buch, das geschriebene Wort verstärken, publizieren, präsentieren, und viele dieser Veranstaltungen macht der echo-Verlag. Daher war es auch kein Zufall, als vor vielen Jahren der damalige Veranstalter des Festivals "Rund um die Burg" gesagt hat, er kann es nicht mehr weiter machen, dass wir mit echo eine Organisation gefunden haben, die nicht nur dieses Festival großartig weiterführt und es zu einer richtigen Erfolgsgeschichte gemacht hat, sondern es auch schafft, mit vergleichbar wenigen Förderungsmitteln sehr viele zusätzliche Mittel selbst aufzubringen. So einen Veranstalter muss man erst finden! Den findet man übrigens auch nicht durch Ausschreibung. Wenn man den Akt genau anschaut, stehen den Gesamtkosten von 94.000 EUR 31.000 EUR an Subvention gegenüber. Das heißt, zwei Drittel der Mittel werden durch Sponsoren und Sponsorinnen aufgebracht. Das schafft eben nur ein potenter Verlag wie der echo-Verlag. (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Es gibt drei Sponsoren! Das sind die Stadt Wien, die Wiener Städtische ...) Die machen übrigens auch viele andere großartige Veranstaltungen und Aktionen wie "Eine Stadt. Ein Buch.", das weltweit anerkannt ist und es in dieser Form tatsächlich nur in Wien gibt. (GR Mag. Wolfgang Jung: ... verschenken muss, weil es sonst keiner nimmt!) Dass eine Institution erfolgreich ist, zu der Sie keinen Kontakt haben, das ist verständlich. Aber es gibt auch keine Beziehung zur SPÖ, und es gehen schon gar keine Mittel in Richtung SPÖ. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Hier ist der einzige Gewinner die Literatur, die Menschen in dieser Stadt, die Bücher und Literatur lieben, und insbesondere die Autorinnen und Autoren. Was gar nicht geht, ist eine Zensur. Daher ersuche ich, diesem Akt die Zustimmung zu geben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 11. Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Antrag des Herrn Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit den Stimmen von SPÖ, GRÜNEN und ÖVP mehrstimmig gegen FPÖ und NEOS angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 13 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Genehmigung eines Rahmenbetrages für Förderungen aus dem Wiener Altstadterhaltungsfonds. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Bluma, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Susanne Bluma: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Unger. Ich erteile es ihm. GR Christian Unger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mich wieder gefangen von dem Schock: Als ich soeben gehört habe, dass der amts- und stadtbekannte Realo Margulies unserem Herrn GR Jung Fundamentalismus vorwirft, war das eine sehr spannende Erfahrung. (GR Prof. Harry Kopietz: Er war sogar stolz darauf, der Kollege Jung! - Weitere Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Aber nun zum Geschäftsstück, bitte. Wie schon einreferiert worden ist, geht es um die Dotierung des Altstadterhaltungsfonds in Höhe von 2,76 Millionen EUR. Das ist gut, das ist richtig. Wir werden dem natürlich auch unsere Zustimmung erteilen, wobei ich schon, so wie alle Jahre, anmerken darf, dass wir natürlich eine Aufstockung dieses Betrages fordern. In diesem Bereich ist sehr viel Potenzial enthalten und auch sehr viel zu tun. Daher meinen wir, dass bei all diesen Förderungen der Stadt Wien, ob sie sinnvoll sind oder in unseren Augen vielleicht auch nicht sinnvoll sind, es wirklich eine grundlegende Aufgabe ist, unsere gewachsene Stadt zu schützen, zu bewahren und dementsprechend auch zu erhalten. Ja, wir denken auch, dass es wichtig wäre, die komplette Subventionspolitik zu überdenken, manche Förderungen zu streichen und das Geld besser auszugeben, zum Beispiel für eine bessere Dotierung des Altstadterhaltungsfonds. Wie nämlich in dieser Stadt mit der Altstadt - speziell, aber nicht nur in der Innenstadt - umgegangen wird, möchte ich jetzt an zwei Beispielen sichtbar machen. In jenem Teil des Fleischmarktes zwischen Rotenturmstraße und Bauernmarkt existiert ein Gründerzeitensemble über drei Häuserblocks hinweg. Der aktuelle Eigentümer, der stadtbekannte, sagen wir jetzt einmal, Immobilieninvestor Martin Lenikus hat es günstig erworben und dann augenscheinlich lieber darauf gewartet, bis die Bestandsmieter verstorben oder ausgezogen sind, statt dass er in die Erhaltung des Hauses investiert hat. Er hat sehr schnell einen rechtskräftigen Abbruchbescheid bekommen, wobei, wenn man sich diese Aktennotiz im Behördenakt ansieht, eines auffällt: Er hat diesen Abbruchbescheid nach Intervention Faymanns bekommen. Es ist die letzte Mieterin endgültig ausgezogen. Sie hat am längsten durchgehalten, aber nun hat auch die Madame Nina, die bekannt ist, ihre Bar geschlossen. Dann hat es nur noch eine Frage gegeben: Wann kommt die Abrissbirne? Ich kann Sie enttäuschen: Sie war schon da! Es wird dort wieder ein Hotel gebaut. Sie werden es erkannt haben: Das ist das Haus Bauernmarkt 21. Jetzt gehen wir zum Haus Bauernmarkt Numero 1: ein ähnlicher Fall, allerdings nicht so leicht abzureißen wie das vorherige Haus. Das ist das sogenannte Oppenheimer'sche Stiftungshaus "Zur Brieftaube" aus dem 17. Jahrhundert, ein barockes Bürgerhaus mit einem mittelalterlichen Kern. Dieses Wohnhaus war im Besitz der Stadt Wien, es wurde ihr gestiftet. 2001 hat die Stadt das Gebäude verkauft an Herrn Martin Lenikus um umgerechnet 4 Millionen EUR. 14 Parteien haben damals in dem Haus gewohnt. Der Bauträger hat sofort gesagt, er plant einen Umbau in Wohnungen, in Geschäftslokale, et cetera. Das Ziel war natürlich auch klar: Die Liegenschaft muss so schnell wie möglich bestandsfrei werden. Das hat nämlich auch der Unternehmenssprecher und Geschäftsführer der Martin Lenikus Immobilien GmbH gesagt - das ist ein gewisser Herr Pius Strobl, auch ein bekannter, nahestehender Freund der GRÜNEN -: Dieser Umbau geht natürlich einfacher, wenn keine Mieter mehr in dem Haus sind. Es wird selbstverständlich bestritten, dass da unrechtmäßige Mittel eingesetzt worden sind; aber dazu kommen wir ein bisschen später. Kurze Zeit später, wie gesagt, haben die Mieter begonnen, sich zu beklagen. Sie haben sich beklagt über Müll, schlechte Instandhaltung, sprich, über eine Verwahrlosung des Hauses. 2009 wurde dann der Lift kaputt. (GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA: Hat das was mit dem Altstadterhaltungsfonds zu tun?) Ja, das ist Altstadterhaltung. Entschuldigung, wenn ein Haus saniert wird, abgerissen wird, gehört das zur Altstadterhaltung, bitte! Der Vermieter hat 2013 ein Gerichtsverfahren beim OGH verloren. 2014 hat es noch immer keinen Lift gegeben. Dann hat es lustigerweise Brände gegeben, es wurde wieder einmal geflämmt. Ich glaube, das kennen wir schon von den Sophiensälen, das kennen wir unter anderem auch von der Bank-Austria-Zentrale. Immer dann, wenn umgebaut wird, wenn etwas neu gemacht wird, kommt der Flämmbrand dazu. Es wäre einmal interessant eine Studie von der TU, ob es da einen besonderen Zusammenhang mit Immobilienentwicklung gibt. (GR Erich Valentin: Was wollen Sie damit sagen, Kollege?) Die Stadt Wien sagt treuherzig - jetzt sind wir wieder bei der Altstadt -, sich für den Schutz bestehender Gebäude einzusetzen. Allerdings sehen das die Denkmalschützer nicht so. Es gibt zwei Stadträte, die besonders dafür verantwortlich sind; das sind der Wohnbaustadtrat Ludwig und die Frau Vassilakou. Frau Vassilakou hat vor ein paar Jahren angekündigt: Kein Altbauabriss ohne mein Okay! Okay, nachher ist sie natürlich wieder zurückgerudert, und sie hat gesagt, das war ja nur ein langfristiges Ziel, das kann man so schnell nicht machen. Herr Ludwig ist für die Schutzzonen verantwortlich - da geht es wieder um Altstadt - und meint dazu, das ist eigentlich gar nicht so wahr, dass jetzt so viele Häuser abgerissen werden, das ist nur eine andere Wahrnehmung in diesem Punkt. Stadtbild und Gründerzeithäuser: In allen Epochen der kaiserlichen, liberalen oder christlich-sozialen Stadtverwaltung sind zum Beispiel die Höhenlimitierungen genau eingehalten worden. Die Attraktivität Wiens ist mit Sicherheit einzig der Tatsache zu verdanken, dass die Sozialisten erst 1918 an die Macht gekommen sind. (Beifall bei der FPÖ.) Zurück zum Bauernmarkt 1, und da geht es schon um Stadterhaltung. Wenn man eine Stadt erhalten will, muss man solche Dinge verhindern. Damals, wie gesagt, 4 Millionen. Kaufpreise momentan zwischen 10.000 und 15.000, Dachgeschoßwohnungen zirka 20.000 EUR. Das Haus Bauernmarkt 1 hat 3.100 m² Nutzfläche. Das heißt, wenn man die Wohnungssanierung zwischen 500 und 1.500 EUR auf den Quadratmeter rechnet und Dachbodenausbau bis 2.700 m²: Gesamtkosten von zirka 10 Millionen EUR. Ein Haus, das früher 21 günstige Wohnungen im Besitz der Stadt Wien hatte, ist jetzt 35 Millionen EUR wert. So kann man auch mit der Altstadt umgehen. Das ist ein Sittenbild der rot-grünen Politik. Ganz kurz noch ein Blick auf die Vita des Herrn Martin Lenikus: Dieser Herr Martin Lenikus war ein Kandidat der Grünen Wirtschaft. Darauf können Sie stolz sein! Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Straubinger. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA (SPÖ): Sehr geehrte Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Die Attraktivität Wiens liegt daran, dass seit 1918 die SPÖ in Wien die gestaltende Kraft ist. Genau daran liegt es, dass Wien so attraktiv ist. (Beifall bei der SPÖ.) Denn unter anderem hat die SPÖ 1972 die Altstadterhaltungsnovelle beschlossen, wodurch es möglich wurde, zusätzlich zum Denkmalschutz auch diese Schutzzonen einzurichten und damit noch ein zusätzliches Instrument zu schaffen, um quasi die Altstadt, die ja weit über die Innere Stadt hinausgeht, als schutzwürdige Ensembles in der Stadt auch zu erhalten. Das passiert seit diesem Jahr konsequent und mit jährlichen Mitteln, die dafür auch zur Verfügung stehen, nämlich sowohl für gemeindeeigene Objekte wie auch für Private, die über ihre normalen Renovierungs- und Sanierungsarbeiten hinaus dazu beitragen, dass besonders schützenswerte Teile der Fassade wie etwa Ornamente speziell hervorgehoben werden. Ein Abriss in den Schutzzonen ist nicht einfach zu erreichen. Dafür braucht es ein Gutachten der MA 19, die diese Bewilligung erteilt, was nur passiert, wenn das Ensemble nicht gestört wird beziehungsweise wenn aus technischen oder sonstigen Gründen, weil es eben nicht mehr möglich ist, es zu erhalten, dann für eine Abrissbewilligung überhaupt erst ein Gutachten von der MA 19 bereitgestellt wird, das an die MA 37, die Baupolizei, weitergeleitet wird. Dann wird eine Genehmigung erteilt. Ich glaube, dass wir mit dem Altstadterhaltungsfonds ein sehr gutes Instrument geschaffen haben, dass es in diesen langen Jahrzehnten auch gelungen ist, diesen Charakter in vielen, vielen Teilen der Stadt zu erhalten, aber dass es gleichzeitig auch möglich geworden ist, Neues, auch architektonisch Neues in die Stadt einzufügen, sodass es keinen Stillstand gibt, sondern eine sanfte, aber positive Weiterentwicklung von Wien. Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 13. Ich darf jene Damen und Herren, die dem Poststück die Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Ich sehe hier die Einstimmigkeit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 33 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an die KunstHausWien GmbH. - Wortmeldung liegt mir keine mehr vor. Wir können gleich zur Abstimmung kommen. Ich darf jene Damen und Herren, die dem Poststück die Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand bitten. - Das ist mehrstimmig, mit den Stimmen von SPÖ, GRÜNEN, NEOS und FPÖ gegen die Stimmen der ÖVP, so angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 36 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft Subventionen an Sportorganisationen und sonstige Institutionen aus den Sportförderungsmitteln 2017. Ich darf Frau GRin Bluma ersuchen, als Berichterstatterin die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Susanne Bluma: Ich ersuche auch um Zustimmung zu diesem Akt. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Reindl. Ich erteile es ihm. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Ja, dann beginne ich meine Rede mit einer Sensation und österreichischer Sportgeschichte. Meine Damen und Herren, Lukas Pöstlberger hat vor einer halben Stunde die 1. Etappe des Giro d'Italia in Sardinien gewonnen und ist Träger des Rosa Trikots! (Allgemeiner Beifall.) Das ist echte Sportgeschichte. Es ist der 100. Giro, und dass ein Österreicher so etwas schafft, ist sensationell. Eigentlich wollte ich ja zum Antrag der NEOS reden - die sich aber vielleicht später melden oder auch nicht -, zur nachhaltigen Nutzung der Infrastruktur für die Beachvolleyball-WM. Ich sage nur dazu, eine WM ist eine WM. Nachhaltigkeit erreicht man für so einen Event, indem wir Beachvolleyball dort möglich machen, wo Menschen sind - das heißt, in den Wiener Bädern, auf den Wiener Sportplätzen, in den Schulen Infrastruktur zur Verfügung zu stellen - , und indem wir viele Jugendliche zum Event hinbringen, die sich den Event auch ansehen, dort die Vorbilder sehen, sehen, was da abgeht, und auch ihre Liebe und ihre Leidenschaft für diesen Sport entdecken. Ob die Infrastruktur, das Stadion, das hier für 15.000 Zuschauer aufgebaut wird, dann stehen bleibt oder nicht? Ich glaube eher nicht, dass es stehen bleibt - es wird abgebaut werden -, sondern die Nachhaltigkeit ist in der Nachwuchsarbeit, in der Jugendarbeit und auch in einem reichhaltigen Platzangebot, so wie wir es in der Stadt Wien haben, gegeben. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. Ich erteile es ihm. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Vielen Dank. Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Ich muss mich ein bisschen entschuldigen. Es war nicht ganz klar, ob ich heute da bin. Deswegen hat Frau Kollegin Emmerling sich abgemeldet, ich bin jetzt hier, und deswegen bin ich nach Ihnen gereiht, Herr Kollege. Um kurz ein Missverständnis aufzuklären: In unserem Antrag handelt es sich natürlich nicht um das 15.000- oder 10.000-Personen-Stadion, das wir hier nachhaltig nutzen wollen, sondern es geht uns schlicht und ergreifend um die kleinen Plätze, die es jetzt schon auf der Donauinsel gibt. Denn das Problem, das hier entsteht, ist folgendes: Durch den Aufbau dieses großen Stadions und der gesamten Infrastruktur des Turniers - das wir ja auch unterstützen, das wir auch gut finden - entsteht hier etwas sehr Paradoxes. Wir machen eine Beachvolleyball-WM in Wien und haben in der Zeit davor weniger Beachvolleyball-Plätze zur Verfügung und danach wahrscheinlich auch weniger als vor einer WM. Das ist irgendwie schon etwas, wo ich sage, darüber muss man nachdenken. Ich erkläre Ihnen gleich im Detail, warum man nachdenken muss, aber im Allgemeinen ist das Thema Beachvolleyball-WM ein bisschen so wie ein - ich weiß nicht, wer hier Beachvolleyball spielt oder es sich einmal angeschaut hat: Es gibt beim Beachvolleyball den Skyball, einen sehr hoch geschlagenen Ball, den man mit Gegenlicht kaum sieht, und das ist ein bisschen gemein. So ähnlich kommt mir das bei dem Projekt Beachvolleyball-WM in Wien vor. Da hat man sehr schnell gesagt: Passt, machen wir eine Beachvolleyball-WM in Wien! Man hat es sich aus Kärnten geholt, dort am Wörthersee war es nicht mehr finanzierbar. Dort weiß man auch, dass es gar nicht so nachhaltig war und auch gar nicht so sinnvoll in Sachen langfristiger Umwegrentabilität. Denn wenn man dort mit Hoteliers und Gastronomie redet, sagen sie, sie hätten eigentlich am liebsten nie eine Beachvolleyball-WM gehabt. Ich kann Ihnen erzählen, ich war schon bei der Beachvolleyball-WM in Klagenfurt, als dort wirklich noch eine Kiste Bier gestanden ist und der Herr Jagerhofer Freibier verteilt hat, dass sich dort überhaupt irgendwer hinsetzt, um sich das anzuschauen. Mittlerweile hat sich das großartig entwickelt, und es ist ein tolles Sport-Event, das ich in keinster Weise kritisieren möchte. Kritisieren möchte ich aber wiederum den Zugang der Stadt Wien, weil wir hier schon mehrfach beschlossen haben - und Sie kennen vielleicht unsere Anfragen sowohl an das Ressort Mailath-Pokorny als auch an das Ressort Sima, wo wir gefragt haben, wie das jetzt mit dem Thema genau ist. Ich fange einmal mit dem Thema Umwegrentabilität an. Denn in der gesamten Bewerbung und auch in den Texten, denen wir ja zugestimmt haben, hieß es immer, das ist eine tolle Umwegrentabilität für die Stadt Wien. Das sagen wir. Dann haben wir gefragt, wir würden gern die Studie sehen. Jetzt wissen wir, die Studie ist noch gar nicht fertig. Die Studie werden wir, so hoffe ich, im Mai sehen, und ich hoffe auch sehr, dass sie positiv sein wird. Ich weiß, dass Herr Jagerhofer einen guten Job macht, und da die Studie auch vom österreichischen Beachvolleyball-Verband kommt, der ja auch ein sehr großes Interesse daran hat, wird sie, glaube ich, sehr, sehr gut aussehen. (Beifall bei den NEOS.) Zum Zweiten - aber das ist eigentlich gar nicht mein Hauptthema, ich möchte wirklich zu unserem Antrag zurückkommen. Das Thema Studie schauen wir uns dann an, wenn es da ist. Zum Thema Nachnutzung - übrigens kurzer Sidestep noch, wenn Sie Zeit haben: Es ist heute eine WIFO-Studie zum Thema "Effekte von Sport-Großveranstaltungen" herausgekommen. Da könnte man sich auch genau anschauen, dass es an der Zeit ist, das Thema Umwegrentabilität durchaus ein bisschen in Frage zu stellen. Aber wie gesagt, ich möchte wirklich auf diese Nachnutzung zurückkommen. Es ist nämlich so entstanden: Es gab auf Facebook oder in sozialen Medien heftigste Diskussionen, vor allem nämlich von jungen Menschen, die in Wien gern Beachvolleyball spielen und wo man sagt, das sind jetzt die Leute, für die man vielleicht zum Teil auch diese WM in diese Stadt geholt hat. Eben auch, wie Sie richtig gesagt haben, um sie zu begeistern und um junge Menschen für den Sport zu begeistern. Die haben jetzt aber alle gesagt: Was ist da los? Jetzt ist dieser Platz da an der U6, ich weiß nicht, wer ihn kennt: Georg-Danzer-Steg heißt es, glaube ich, obwohl die Adresse ein bisschen komisch ist. (GR Armin Blind: Die Tschetschenenwiese!) Dann hat man gesagt: Was passiert mit dem Platz? Bleibt der wenigstens stehen? Oder wenn wir schon so tolle Veranstaltungen haben, baut man dort vielleicht richtig schöne Plätze, die dann auch professionell betrieben werden, um diesen ganzen Hype der WM mitzunehmen? Es gibt keine klare Antwort auf all unsere Anfragen. Es heißt hier in einer Stellungnahme, wo wir im zuständigen Ausschuss gefragt haben, von der MA 45, dass man eben nicht garantieren kann, dass zum Ersten die bestehenden Plätze überhaupt nach der WM noch da sind. Eben weil man sagt, da sind jetzt plötzlich Spritzen, und die Drogenszene ist dort, Glasscherben, und es ist alles ganz schlimm. Ich habe dort schon gespielt, ich habe dort auch schon zahlreiche Veranstaltungen gemacht. Die Wiese davor ist eine Katastrophe, aber der Platz ist eigentlich relativ in Ordnung. Daneben allerdings, auf diesem betonierten Fußballplatz, da schaut es relativ traurig aus. Aber ich kann Ihnen sagen - vor allem, wenn Sie immer das Thema Integration hier so stark hervorheben -, auf diesem Platz spielen hauptsächlich Damen, und hier wurde mir aus der Community berichtet, die haben sich einfach selbst organisiert. Viele junge Mädchen und Damen auch aus Afghanistan, aus dem Irak, und so weiter haben in dieser Szene einen Platz gefunden und werden hier sehr schön integriert. Das heißt, der Platz funktioniert, ohne dass Sie irgendetwas dafür tun. Und was machen Sie jetzt? Sie holen sich eine Beachvolleyball-WM nach Wien, und der Platz wird jetzt geschleift, heißt es. Man weiß aber nicht genau, was passiert. Die Trainingsplätze neben dem großen Stadion werden wahrscheinlich wieder abgebaut. (Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Ja, es gibt viele Bäder in Wien, wo man Beachvolleyball spielen kann. Es gibt viele Plätze, das funktioniert. Aber jetzt haben Sie eine Beachvolleyball-WM! Das ist das Gleiche, wenn Sie eine EURO haben und sagen, aber die Trainingsplätze rund ums Happel-Stadion, da wissen wir nicht, ob wir die zur Verfügung haben, denn Fußballplätze gibt es ja genug in Wien. Das kann man wohl wirklich nicht vergleichen und so argumentieren, es tut mir fürchterlich leid. (Beifall bei den NEOS.) Also ich bitte in unserem Antrag, oder ich bitte um wirkliche Zustimmung für unseren Antrag, jetzt nicht, wo ich sage, weil das hier weiterführen zu können, weil gerade dieser Platz sehr gut frequentiert ist, weil gerade dieser Platz sehr gut funktioniert, und ich glaube, wenn man das ausschreibt, wenn man hier vielleicht jemanden findet, der das in Zukunft betreibt - und ich vergleiche auch - es gibt zum Beispiel den Skatepark in der Bergmillergasse in 1140 Wien. Da haben Sie Streetworker und SozialarbeiterInnen sogar dazu geholt, weil, wenn es hier tatsächlich ein Drogenproblem gibt oder hier Spritzen und Alkohol konsumiert werden, kann ich das ja verbinden. Das geht dort um sehr wenig Geld bei diesem Skatepark, wo man junge Menschen erstens einmal, wie soll man sagen, in geordnete Bahnen lenken kann und ihnen die Möglichkeit zum Sport geben kann. Warum können Sie das da nicht? Sie investieren ein Heidengeld. Wir haben jetzt schon eine Million freigegeben - was noch auf uns zukommt, wissen wir nicht - für diese WM und wissen nicht, was wir mit dem Platz machen sollen. Das finde ich wirklich ein wenig schändlich, aber Sie haben sich sicher etwas überlegt. Ich bin sehr gespannt auf die Nutzung, auf die Umwegrentabilität, die Sie uns präsentieren werden. Ich bin ein großer Fan der Beachvolleyball-WM. Ich freue mich auf dieses Event, und ich hoffe, dass wir hier wirklich nachhaltige Lösungen finden, um Beachvolleyball-Plätze in Wien für viele junge Menschen zugänglich zu machen. Deswegen bitte ich um Unterstützung für unseren Antrag. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Herr Kollege, könnte ich den Antrag auch haben, bitte? Danke schön. Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 36, wo es eine getrennte Abstimmung gibt. Ich darf alle, die dem Punkt 1 der Post zustimmen, um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist einstimmig so angenommen. Danke schön. Wer dem Punkt 2 der Post die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mehrstimmig mit den Stimmen von SPÖ, GRÜNEN, FPÖ und ÖVP so angenommen. Es liegt mir ein Beschlussantrag vor, eingebracht von den NEOS-Gemeinderäten Ornig und Emmerling, betreffend nachhaltige Nutzung der Infrastruktur für die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft. Es wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist die Zustimmung von ÖVP, NEOS und FPÖ gegen SPÖ und GRÜNE, es hat damit nicht die ausreichende Mehrheit. Ich schlage vor, die Berichterstattung und Verhandlung über die Geschäftstücke 1 und 2 der Tagesordnung - sie betreffen Subventionen an den Verein Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not, und den Verein Orient Express - Beratungs-, Bildungs- und Kulturinitiative für Frauen - zusammenzuziehen und die Abstimmungen getrennt durchzuführen. Gibt es dagegen einen Einwand? - Das sehe ich nicht. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Hursky, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Hursky: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin MMag. Dr. Kugler. Ich erteile es ihr. GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Vielen Dank. Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Wir werden den beiden Akten gerne zustimmen und finden das ganz, ganz wichtig. Ich möchte Sie jetzt noch auf ein weiteres integrationsrelevantes Thema hinweisen. Und zwar war ich am vergangenen Palmsonntag zu Besuch in der größten koptischen Kirche in Wien. Da wurden diese Palmblätter verteilt, die schon ein bisschen vertrocknet sind, sie sind schon ein paar Wochen alt. Ich habe dort viele wunderbare Menschen kennen gelernt, die integriert sind, die gebildet sind. Ich habe das Gefühl, dort hat jeder ein Doktorat. Wir haben viele gute Gespräche geführt. Aber während ich dort mit den Menschen geredet habe, habe ich plötzlich ganz, ganz große Unruhe bemerkt, und dann sind Bilder von den Anschlägen hereingekommen, die zeitgleich in zwei Städten in Ägypten geschehen sind, in zwei Kirchen im Palmsonntagsgottesdienst. Genau dieselbe Liturgie, die ich als Gast dort besucht habe, wo die Menschen in der gleichen Sprache die gleichen Gebete gebetet haben, das, was ich in Wien erlebt habe, wo sie die gleichen Palmblätter in der Hand gehalten haben. Dort sind viele, viele Menschen gestorben. Ich habe die Angst dann ganz hautnah erlebt, die die Koptinnen und Kopten auch in Wien haben. Sie haben mir die Bilder gezeigt, die ich nicht hätte sehen wollen, weil man da zerstückelte Menschen und Teile von Leichen gesehen hat, und zwischen den Leichenteilen immer wieder diese Blätter, die ich auch in meiner Hand gehalten habe. Sie haben das sicher genau mitverfolgt. Es hat dann der sogenannte Islamische Staat die Kopten seine Lieblingsbeute genannt. Es ist vor eineinhalb Jahren vorgekommen, dass auf die koptische Kirche in Wien in der Quadenstraße ein Symbol des IS gemalt worden ist. Das ist hier ein Artikel aus der "Kronen Zeitung". Wir wissen auch, dass der sogenannte Islamische Staat eine Todesliste hat, auf der sich auch in Wien lebende Kopten befinden. Die Kopten haben Angst und sind verunsichert. Wir haben in vielen Gesprächen einen gemeinsamen Antrag entwickelt, den ich jetzt einbringen möchte, und zwar einen Antrag, dass die Stadt Wien die Anschläge in Ägypten verurteilt, aber dass die Stadt Wien die Bundesregierung auch ersucht, die ägyptische Regierung dahin gehend zu bestärken, dass alles getan wird, dass diese Übergriffe aufhören. Das heißt auch in Ägypten, dass die lokalen Autoritäten mehr einschreiten müssen. Auch das steht in unserem Antrag. Das heißt auch, dass wir uns in Wien dafür einsetzen wollen, dass alle Kopten und auch andere Minderheiten, die in ihren Herkunftsländern verfolgt sind, in Wien sicher sind. Sicher sein - Sie wissen, das ist ein wichtiges Element der Menschenrechte - heißt, dass man sich einerseits subjektiv sicher fühlt, weil man nur dann sein eigenes Leben entfalten kann, wenn man nicht Angst haben muss, aber dass man auch objektiv sicher ist. In unserem Antrag steht: "Die Stadt Wien setzt sich dafür ein", - wie das geht, ist der nächste Schritt. Da bitte ich um ganz offene Gespräche. Ich habe gestern noch mit Vertretern der Kopten in Wien gesprochen, was sie sich wünschen würden, und ich sage es nur mehr als Idee: Man hat gesagt, man würde sich besser fühlen mit einer echten Security vor zumindest den großen Kirchen. Es ist eine Idee, so steht es nicht im Antrag. Aber ich bitte Sie einfach, diese Überlegungen weiterzuspinnen: Was muss man tun, damit sich hier alle wirklich wohlfühlen können? In der Zwischenzeit ist uns allen noch ein weiterer Antrag zum Thema Kopten zugestellt worden, und zwar von der Freiheitlichen Fraktion, von den Kollegen Blind und Aigner. Ich sage, ich kann mich nur freuen, wenn die Idee breite Kreise zieht und wenn unsere Idee hier weiter aufgegriffen wird. Das Interesse ist wichtig, und die Debatte ist notwendig. Ich habe mich ein bisschen gewundert, dass man nicht diesen doch sehr gut formulierten Antrag von uns unterstützen möchte, und habe vielleicht zwischen den Zeilen ein bisschen durchgehört, dass man den Antrag missverstehen könnte, dass er Asyl für alle Menschen, die irgendwo in der Welt irgendwelche Probleme haben, verlangen würde. Aber ich möchte Sie nur bitten, zu verstehen, dass das nicht in diesem Antrag drinsteht. Asylrecht ist nicht Landessache. Dass wir uns hier dazu bekennen, dass Menschen in Wien in Sicherheit leben können, ist keine Debatte über Einwanderungspolitik. Ich möchte es noch einmal ganz besonders hervorheben: Es steht im letzten Antragssatz drei Mal, dass es in der Frage der Sicherheit um die Stadt Wien geht. Ich lese Ihnen das vor: "Die Stadt Wien setzt sich dafür ein, dass in Wien lebende Kopten", erstens, "und andere", zweitens, "in Wien lebende Minderheiten, die in ihren Herkunftsländern verfolgt werden, in der Bundeshauptstadt vor Verfolgung geschützt sind." Ich glaube, das kann man nicht anders verstehen als so, wie es da steht. (GR Mag. Wolfgang Jung: Wenn alle in Wien sind ...) Ich finde es ein bisschen unverständlich, dass man sich schwer tut, das zu verstehen, und finde es auch unverständlich, dass man hier Parteigrenzen über ein Anliegen stellt. Ich weiß nicht, vielleicht ist das normal für viele, ich würde das nie machen. Mir geht es um das Anliegen, und die Partei ist immer nachgereiht. Es geht um die Dinge, dafür sind wir auch alle gewählt. Dennoch, und auch um zu zeigen, dass wir nicht so mit Parteigrenzen behaftet sind, werden wir als ÖVP Ihrem Antrag zustimmen. Denn das Thema ist wichtig, und je mehr Aufmerksamkeit, desto besser. Dennoch finde ich die Vorgangsweise sehr schade. Ich zeige Ihnen noch einmal und ein letztes Mal diese Palmblätter, die ich in Wien in der Hand gehalten habe und die die Menschen, die in Ägypten gestorben sind, auch in der Hand gehalten haben. Diese Palmblätter sollen ein Zeichen für uns sein, dass die Gesellschaft, in der wir leben wollen, eine freie und sichere Gesellschaft ist, in der auch die Menschenrechte zu 100 Prozent geschützt sind. Und das, bitte schön, ist auch ein ganz großes und wichtiges Anliegen der Politik. Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Haslinger. Ich erteile es ihm. GR Gerhard Haslinger (FPÖ): Danke. Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Herr Stadtrat! Auf meine Vorrednerin wird Herr Kollege Aigner eingehen. Ich möchte mich ganz den beiden beziehungsweise einem der beiden Geschäftsstücke widmen. Ja, Integration darf nicht funktionieren, Integration ist ein Geschäft: Integration und Zuwanderungspolitik werden dazu missbraucht, Geschäfte zu machen. Ich möchte Ihnen das anhand der Subventionsanforderung von der Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not sichtbar machen. Ja, die Caritas leistet grundsätzlich gute Arbeit in der Hospiz, in vielen anderen Bereichen, wo Menschen unter Umständen in psychischen Notsituationen sind, in physischen Notsituationen sind. Aber wenn man sich diesen Subventionsantrag, ungefähr 220 Seiten stark, anschaut, dann kann man dieser Subvention ganz einfach nicht zustimmen. Es geht um zwei Projekte. Das eine ist die Brunnenpassage, das andere ist der Stand 129 am Viktor-Adler-Markt. Wenn man sich jetzt anhört: Caritas, der Verein Hilfe in Not, dann kommen sofort blitzlichtartig Gedanken von Menschen, die jetzt irgendwo auf einem Schlauchboot sitzen, mit Schwimmwesten um Hilfe ersuchen und Ähnliches. Nein, bei diesen zwei Projekten am Brunnenmarkt und am Viktor-Adler-Markt geht es um Kunstprojekte. Man möchte mit Kunstprojekten hier mit partizipieren am Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, man möchte ganz einfach hier mitverdienen. Wer sich das Buch "Brennpunkt Traiskirchen" von Herrn Schabhüttl, Leiter von Traiskirchen, zu Gemüte geführt hat, muss feststellen, dass der Vorwurf auch speziell an die Caritas, hier Geld zu machen, sehr deutlich beschrieben ist. Bei diesem Ansuchen geht es genau um dasselbe Problem. Der Aufhänger ist "Kunst für alle". Kunst muss kostenlos und niederschwellig sein. Man beruft sich auf die Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen, Art. 27, worin steht: "Jeder hat das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den Künsten zu erfreuen und am wissenschaftlichen Fortschritt und dessen Errungenschaften teilzuhaben." Jetzt ist meine Frage: Wer hindert die Menschen daran, dass sie das erledigen, dass sie das tun? Wer hindert sie daran? Es ist ein Problem, das herbeigeschrieben wird, herbeigeredet, herbeiphilosophiert, das gar nicht real existiert. Oder kennen Sie jemand, Herr Stadtrat, der jemand hindert, an Kunst- und Kulturprojekten teilzunehmen? (Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Kennen Sie nicht. Aber das ist der Grund, warum man diese Vereine braucht beziehungsweise diese Projekte am Brunnenmarkt braucht. Wie wird das gerechtfertigt? Da gibt man nämlich zu, dass dieser hochsubventionierte Kulturbetrieb der Stadt Wien eigentlich nur für ein kleines Bevölkerungssegment da ist. Es sind, glaube ich - ich habe mich erkundigt -, rund 250 Millionen. Ich habe mich bei unserem Kultursprecher erkundigt, so groß ist das Kulturbudget. Also das gilt nur für einen kleinen Bereich, und man braucht jetzt noch einen ganz anderen Bereich, nämlich in der Integration, sodass wirklich allen Leuten, nämlich Menschen, für die es schwer ist, Theater, Museen und Konzerte zu besuchen, Kunst zugänglich wird. Also wer, bitte, versperrt ihnen den Weg? Wer macht das für diese Menschen, die hier angesprochen sind: Das sind jetzt wieder Menschen, die halt bildungsfern sind, mit niedrigem Einkommen sowie Migrantinnen und Migranten. Okay, also überlegen wir uns jetzt etwas: Bekommt das Kulturressort zu viel Geld für zu wenige Leute? Dann muss man das dort abziehen und muss man das anders investieren. Oder: Es passt ohnehin, und man braucht nur einen Aufhänger, der schlichtweg falsch ist. Nämlich, dass man sagt, na, die können gar nicht in ein Theater hinein! Es gibt niemand, der sie hindert, und jeder kann an dieser Kunst teilhaben. Aber dann sagt man wieder: Da gibt es Berührungsängste. Da gibt es Unsicherheiten und Schwellenängste, und die muss man ihnen nehmen. Darum braucht man, jetzt nur von der MA 17, 193.000 EUR. Diese 2 Projekte insgesamt sind 1,2 Millionen EUR wert. Und wo ist das Geschäft, von dem ich gesprochen habe, das ich jetzt vorhalte? Warum diese armen Leute - die wären ja sicher froh, wenn sie die Eintrittskarten fürs Kino und fürs Theater bekommen. Nein, da muss man sich nur genau anschauen, wo das Geld hinfließt: Miet- und Betriebskosten, Internet-Server und -Provider, Fahrt- und Reisekosten, Honorare für Rechts- und Beratungskosten, Supervision, Produktionskosten Veranstaltungen, finanzielle und inhaltliche Entwicklung für Gemeinwesensarbeit. Da kriegt noch keiner irgendwo Geld. Nein, das alles braucht man da. Es geht um 500.000 EUR, die hier irgendwo versickern. Der Rest sind Personalkosten für diejenigen, die sich um die sogenannten Benachteiligten kümmern. Wenn man es sich am Viktor-Adler-Markt anschaut: Da heißt es, man möchte mit diesen Projekten die Menschen integrieren. Jetzt stellt man aber in dieser Beschreibung fest, dass im Bereich des Viktor-Adler-Markts gar keine Mehrheitsbevölkerung mehr feststellbar ist. Also das ist schon so durchmischt - wo möchte man jetzt wen integrieren? Sie schauen so. Frau Berger-Krotsch schaut ganz skeptisch. Das steht da drin. Schauen Sie es an, lesen Sie es! Es ist wirklich - das muss man der Caritas zu Gute halten - sehr ausführlich beschrieben. Die sagen auch, wie es wirklich ist. Man muss es sich halt nur durchlesen, wenn man es bewertet und wenn man dann dem Wunsch eines Berichterstatters entsprechen will, dass man zustimmen soll. Es geht sich nicht aus, wenn man es gelesen hat! Da kann man nicht mit ruhigem Gewissen zustimmen, weil es ganz einfach Ausgaben sind, die nicht nötig sind, die nicht notwendig sind. Schon gar nicht für die, für die es gedacht ist oder die eben herhalten müssen, nämlich die armutsgefährdeten Migranten, die herkommen und an unserem kulturellen Leben teilhaben oder teilnehmen sollen. Das stimmt ja alles nicht! Man muss sich nur anschauen, wofür das Geld ausgegeben wird, das viele liebe Geld der Steuerzahlerin und des Steuerzahlers. Dann weiß man schon, warum das Ganze wichtig und notwendig ist, nämlich rein aus geschäftlichen Bedingungen. Die Berichterstattung der SPÖ fragt schon - Sie können dann auf meine Vorhalte hin Stellung nehmen und können sagen, das stimmt nicht, was der Haslinger da sagt, denn das ist ganz anders und wichtig und notwendig. Sie brauchen sich das ja nur anzuschauen: Da wird musiziert und getanzt, aber nicht nach unserer Musik, sondern die anderen, sofern es Österreicher gibt, hören dann die Musik, aus welchen Ländern auch immer sie gespielt wird. Nicht, dass die von uns lernen (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) und sich an uns orientieren, sondern ... (Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Oh, hat vielleicht doch etwas mit Integration zu tun!) Bitte? (Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Hat vielleicht doch etwas mit Integration zu tun, der gemeinsame Tanz, oder? - GR Armin Blind: Aber von wem, Herr Kollege! Das ist halt die Frage, wer sich integrieren muss!) Lernen sie dort den Walzer? Oder lernen sie dort den Kolo oder irgendeinen Reigentanz, ich weiß nicht, aus irgendeinem Land? (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.) Na, was lernt man dort? Standardtänze? (Zwischenruf von Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky.) Ich weiß nicht, ob dort Volksmusik oder der Gabalier gespielt wird. Ich glaube es nicht. (Ah-Rufe bei den GRÜNEN.) Ich stelle fest (GR Mag. Rüdiger Maresch: Wie heißt denn diese ...), Sie können meine Vorhalte nur mit relativ unseriösen Zwischenrufen entkräften wollen. Das geht nicht, sondern es ist hier ganz eindeutig ablesbar in diesem Konvolut, das wirklich gut aufbereitet ist, dass Integrationsmaßnahmen, die angeblich so wichtig und notwendig sind für die, die zu uns kommen, nichts anderes sind als ein Geschäft für die, die es betreiben, und natürlich als guter Finanzier die Steuergelder der Wienerinnen und Wiener herangezogen werden. Das unterstützen wir nicht, und darum können wir leider nicht dafür sein. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich darf bekannt geben, dass Herr GR Ornig für den Rest der Sitzung entschuldigt ist. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Akcay. Ich erteile es ihr. GRin Safak Akcay (SPÖ): Danke schön. Frau Vorsitzende! Werter Berichterstatter! Nun, die Brunnenpassage und Stand 129 am Viktor-Adler-Markt sind eigentlich zwei Orte der Begegnung, um das Zusammenleben der BewohnerInnen, die dort in der Umgebung leben, zu fördern. Ich war selber schon oft dort bei Veranstaltungen, und ich muss sagen, das gelingt ihnen sehr gut, denn sie machen Angebote, um Vorurteile abbauen zu können. Sie bieten eben auch Kunst- und Kulturprojekte auf niederschwelligem Niveau an. Da geht es ja darum, dass man das Miteinander forciert und gemeinsam auch voneinander lernt. Dank der ehrenamtlichen HelferInnen werden auch Projekte durchgeführt, die kostenfrei sind. Das kommt vor allem den Flüchtlingen zu Gute, denn sie bekommen somit die Möglichkeit, an Deutschkursen, Lerngruppen und Konversationskursen teilzunehmen. Ich bin dem Verein wirklich sehr dankbar, weil sie hier das Miteinander und das Zusammenleben in der Gesellschaft in ihrer Arbeit sozusagen auch in den Mittelpunkt stellen. Denn Wien lebt von der Vielfalt der Menschen, auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen, ihrer Kultur, Sprachen, Lebensstilen. Diese Buntheit, meine Damen und Herren, bereichert das Zusammenleben, erfordert aber natürlich auch Akzeptanz und Offenheit im Umgang miteinander (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Und Steuermittel, nicht? Die braucht es vor allem!) Das Recht hat jeder, miteinander zusammenleben zu können. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das Recht hat eh jeder! Nur braucht es hier Steuermittel ...) Der Verein Orient Express ist eine anerkannte Erwachsenenbildungseinrichtung und betreibt eine Frauenberatungsstelle sowie eine Notwohnung für Frauen und Mädchen. Außerdem fungiert dieser Verein als Koordinationsstelle bei Verschleppung und Zwangsheirat. Sie sehen, dieser Verein fängt sozusagen Frauen auf, die unsere Hilfe brauchen. Es entbindet uns nichts davon, Verantwortung zu übernehmen, weil hier Frauen aus anderen Herkunftsländern betroffen sind, nein, denn Gewalt jeglicher Art an Frauen, auch an diesen Frauen, ist eine Menschenrechtsverletzung, die wir in Wien aktiv bekämpfen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Daher ist es auch wichtig, dass wir den Frauen Mut machen und ihnen auch die Möglichkeit anbieten können, ihr Leben wieder selbstständig und selbstbewusst in die Hand zu nehmen. Wie gesagt, PolitikerInnen und natürlich die Gesellschaft haben nun einmal die Verantwortung, sozusagen Frauen zu unterstützen. Denn in Wien - und darauf bin ich besonders stolz - hat Schutz für alle, für Frauen vor Gewalt oberste Priorität. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schmidt. Ich erteile es ihr. GRin Elisabeth Schmidt (FPÖ): Danke schön. Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrter Stadtrat! Werte Damen und Herren! Ich möchte mich kurz zum Verein Orient Express äußern. Wir haben es schon von meiner Vorrednerin gehört: Er beschäftigt sich vornehmlich und sehr intensiv auch in der Frauenberatung mit von Zwangsverheiratung und auch von weiblicher Genitalverstümmelung betroffenen Frauen. Dazu muss man sagen, im Vordergrund steht auch das sogenannte Empowerment, das heißt, das Bestärken der Frau. Nur, Kollegin Akcay, es geht eigentlich nicht darum, dass diese Frauen wieder bestärkt werden oder dass man ihnen wieder Mut macht. Meistens geht es dabei um Frauen, die sowieso schon aus dieser Gesellschaftsschicht heraus eher aufgeschlossen und offen sind und sich überhaupt erlauben dürfen, von ihren Ehemännern, Väter, Brüdern, et cetera so eine Beratungsstelle aufzusuchen. Das heißt, was ich dem Verein zu Gute halten möchte, ist, dass es ganz, ganz wichtig ist, diesen Frauen wirklich Hilfeleistung anzubieten. Mütter-Töchter-Workshops sind auch eine ganz wichtige Sache, auch, dass sie wirklich Schutz finden. Der Verein bietet auch eine Statistik an. Ich habe aus dem Akt den Jahresbericht 2015, dem konnte ich auch eine Zahl darüber entnehmen, wie viele Frauen eben wegen Zwangsverheiratung in Beratung waren. Es ist eine große Forderung von mir, dass wir hier fundiertes Zahlenmaterial bekommen. Was ich dazu aber sagen möchte, ist, dass wir eine ohnehin schon offene Schicht dieser Frauen erreichen, allerdings der Schattenbereich sehr, sehr hoch ist. Unsere Kritik geht nicht an den Verein per se und seine Arbeit, sondern für uns geht es um das grundsätzliche Gesamtgerüst, mit dem die Stadtregierung in diesen Bereichen agiert. Es wäre auf der anderen Seite neben der notwendigen Hilfestellung für die Frauen vielmehr wichtig, endlich auch ein politisches Gesamtkonzept und auch eine politische Beobachtung zu gewährleiten, das heißt, auch auf gesetzlicher Ebene zu agieren und diejenigen, die die Drahtzieher für diese teils gewalttätigen Akte der Menschenrechtsverachtung und Menschenrechtsverletzung sind, nämlich die Männer in diesen Familien, in den Fokus zu bringen. Das heißt: Diese Migrationsgruppen stehen absolut unter Dominanz der Männer, nämlich der Väter, der Brüder, der Schwäger, et cetera, und genau dort müssten wir ansetzen, und das vermisse ich eigentlich. Auf der einen Seite ist der Schutz der Frauen ganz, ganz wichtig, aber es fehlt unheimlich viel, um hier nicht nur von einem Integrationsgesamtkonzept, sondern auch von einem Schutzgesamtkonzept zu reden, das leider Gottes in unserer Stadt notwendig geworden ist. (Beifall bei der FPÖ.) Ich habe mich auch deswegen zu dieser Subvention zu Wort gemeldet, weil die ganze Sache in einem großen Brisanzkomplex steht, und zwar insofern, als wir uns in einem gesellschaftlichen Wandel befinden. - Jetzt stellen sich die Fragen: Befinden wir uns wirklich in einem gesellschaftlichen Wandel? Haben wir es hier mit gottgegebenen Entwicklungen zu tun? Oder kann die Stadt Maßnahmen ergreifen, um entsprechend entgegenzuwirken? Ich spreche jetzt davon, warum so viele Menschen islamischer Herkunft nach Wien kommen: Ja. Wir haben ein großzügiges Mindestsicherungssystem. Ja. Wir geben den Leuten auch das Gefühl, dass sie sich jenseits der Gesetze sehr, sehr viel erlauben können. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch nur ganz kurz erwähnen: Wenn Scheinstaatsbürgerschaften nicht geahndet werden, und so weiter, dann vermitteln wir im Grunde genommen den Männern, die in der patriarchalen Struktur dieser Gesellschaftsschicht das Sagen haben, dass sie ohnehin tun können, was sie wollen, und nicht akzeptieren, dass wir bei uns schon seit sehr vielen Jahren und Jahrzehnten ein paralleles Miteinander zwischen Männern und Frauen haben und kein Gegeneinander und schon gar keine Unterdrückung. Das heißt, der Ansatz muss bei den Männern stattfinden. (Beifall bei der FPÖ.) Ich möchte in diesem Zusammenhang auch noch einmal meine Forderung wirklich bestärken, dass Sie auch ordentlich beobachten müssen. Ich weiß nicht, ob das geschieht, ob die Stadt Informationen, Daten und Fakten sammelt. Wir müssen Moscheen beobachten, wir müssen wissen, was sich in den Gebetshäusern abspielt. Wir müssen wissen, was in den Niqab-Shops geschieht. Wir sollten auch wissen - das ist jetzt auch ziemlich aktuell in den Medien -, was eigentlich in diesen Halal-Läden geschieht. (Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi.) Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns tatsächlich im Klaren sind ... (Zwischenruf von GRin Mag. Barbara Huemer.) Frau Kollegin Huemer! Es geht ja letztendlich darum, dass sich diese patriarchale Gesellschaft, die die Frauen unterdrückt, genau dort formiert! Warum ist denn jetzt plötzlich so aktuell das Kopftuch wieder als große Forderung hereingekommen? (Zwischenruf von GRin Mag. Faika El-Nagashi.) Bitte? - Nein! Ich habe auch gesagt, warum. Wir können hier unmöglich zustimmen, weil uns ein Gesamtkonzept fehlt. Ich komme darauf auch noch zurück, warum. Wie gesagt: Den großen Schattenbereich habe ich schon angesprochen. Die Kritik geht in die Richtung, dass wir sagen: Die Arbeit diverser Vereine, zu denen auch der Verein Orient Express gehört, ist in der Sache oft sehr gut, wenn sie den Frauen Schutz bieten. (GRin Mag. Barbara Huemer: Etwas anderes tun sie auch nicht!) Ja. Es geht aber darum, dass das sehr verteilt und sehr unkoordiniert ist. Es wird dort ein bisschen Subvention vergeben, es wird da ein bisschen Subvention vergeben, der eine Verein liefert Zahlen, der andere nicht. Was wir vermissen, ist ein vernünftiges Integrationsgesamtkonzept! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Es bleiben leider das Gefühl und der Eindruck immer wieder bestehen, dass die Magistratsabteilungen beziehungsweise die Stadt da und dort ein bisschen Subvention vergeben und sagen: Dieser Verein kümmert sich eh um das, jener Verein kümmert sich dann um etwas anderes. - Auf diese Weise kauft man sich ein bisschen frei von der eigentlichen Verantwortung, welche darin bestünde, im Großen und Ganzen auf der Basis fundierten Beobachtungsmaterials zu agieren. Hand in Hand damit muss ein ausreichendes Regelwerk an gesetzlichen Maßnahmen bis hin zur von mir erwähnten Ahndung auch von Scheinstaatsbürgerschaften gehen, um zu signalisieren, dass es gewisse Dinge bei uns nicht gibt und dass diese auch geahndet werden. Es geht, wie ich schon erwähnt habe, um eine genaue Beobachtung und Kontrolle der islamischen Gesellschaft. (Beifall bei der FPÖ.) Meine Damen und Herren! Vor allem dürfen wir auch nicht vergessen, dass wir uns da auf heiklem Gebiet befinden. Es geht nicht um die islamische Gesellschaft oder um die Moslems, sondern es geht darum, dass wir hier auch eine Radikalisierung beobachten. Das heißt, es geht vom politischen Islam bis hin zu wirklich islamistischen Tendenzen, in deren Rahmen im Endeffekt die Unterdrückung der Frauen auf der Tagesordnung steht. Es war zu beobachten, dass es in den letzten Jahren leider eine Entwicklung gibt, die entgegengesetzt zu den Bestrebungen dieser Vereine verläuft. Die Vereine agieren, aber ich glaube, dass sie selbst schon etwas überlastet sind. Ich möchte jetzt auf noch eine Frage eingehen: Ich entnehme dem Akt, dass der Verein Orient Express selbst von einem Phänomen spricht, nämlich dass immer mehr Organisationen, Krankenhäuser, aber auch Einzelpersonen, Psychologinnen und sonstige Menschen, die mit Menschen zu tun haben, Beratung suchen, und zwar etwa im Falle von Zwangsverheiratung oder im Falle von weiblicher Genitalverstümmelung. Das heißt, hier ist noch ein großes Gebiet offen, wozu ich sage: Das liegt doch eigentlich in der Verantwortung der Stadt, anstatt dass sich dieser arme Verein, der mit 45.000 EUR subventioniert wird, darum kümmert! In diesem Zusammenhang sollte man sagen: Bitte unterstützen wir das doch, und regeln wir das zentraler, um diese Vereine nicht zu überlasten, die selbst davon reden, dass sie überlastet sind. (Zwischenruf von GRin Mag. Barbara Huemer.) Wie gesagt: Dass die Vereine im Allgemeinen Zahlen liefern sollten, habe ich auch schon erwähnt. Alle, die die Möglichkeit haben, sollten das auf jeden Fall machen müssen. Ich sehe da keinen Überblick. Ich kann nur immer wieder erwähnen, dass es beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland sehr gutes Zahlenmaterial etwa aus München, aus Hamburg, und so weiter gibt, und es wäre wünschenswert, wenn wir das auch hätten, um Analysen vornehmen und auf dieser Basis Maßnahmen setzen zu können, denn das können wir nicht einzelnen Vereinen überlassen. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch noch gerne die unglückliche Aussage des von den GRÜNEN unterstützten jetzigen Bundespräsidenten Alexander van der Bellen kurz erwähnen, weil er ja doch, wie ich meine, mit seiner Kopftuchaussage, die wir alle kennen, genau der Arbeit dieser Vereine entgegenwirkt und diese im Großen und Ganzen ad absurdum führt: Da wird nämlich auf der einen Seite für Frauenrechte, für die Befreiung der Frauen und für deren Empowerment gekämpft, und dann kommt diese Aussage. Das passt irgendwie überhaupt nicht zusammen! (Beifall bei der FPÖ.) Vor allem ist das ein völlig falsches Signal, und zwar nicht an die Frauen, sondern an die Männer, an die Väter, an die Brüder und an die Cousins in dieser Gesellschaft. Genau diese fühlen sich nämlich dadurch absolut bestärkt. - Also noch einmal: Wir können diese Arbeit weiterführen, wir sollten sie allerdings nicht ad absurdum führen, sondern Sie sollten vielleicht einmal ein Gesamtkonzept auf den Weg bringen. Grundsätzlich sollte vielleicht auch die MA 17 hier einmal ein bisschen mehr Druck machen, dass sie nicht nur vereinzelte Subventionen vergeben muss, sondern dass sie auch im Rahmen eines größeren Ganzen agieren kann, um endlich einmal wirklich Erfolge zu erzielen. Im Grunde genommen ist es nämlich wirklich traurig, dass wir uns in Wien überhaupt mit diesen Themen beschäftigen müssen, und zwar offensichtlich in einem wachsenden Ausmaß. Die Zahl von Missständen wie Zwangsverheiratungen oder der Verstümmelung von weiblichen Genitalien ist im Wachsen begriffen, und daher sollte man sich jetzt fragen: Wollen wir das, oder wollen wir das nicht? - Wir können natürlich die Subventionen immer wieder erhöhen und immer mehr Beratungsleistungen anbieten. Aber wollen wir diese Entwicklung nicht doch vielleicht irgendwann anhalten und konkret etwas dagegen tun? Die verantwortlichen Politiker sollten ernsthaft nachdenken, ob in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren nicht sehr viel schiefgegangen ist, sodass wir diese Situation überhaupt haben, und ob dieses Entwicklung so weitergehen soll! Wir werden diesem Subventionsantrag aus den erwähnten Gründen nicht zustimmen können. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Aigner. Ich erteile es ihm. GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Es ist irgendwie ein bisschen ein Déjà-vu-Erlebnis, denn immer, wenn ein Akt auf der Tagesordnung steht, kommt dann Frau Kollegin Kugler und redet über etwas ganz anderes, sagt nichts zum Akt und bringt dann einen Antrag ein, der eigentlich mit dem Akt bestenfalls peripher etwas zu tun hat. Gestatten Sie mir deswegen, dass ich zu dem eingebrachten Antrag bezüglich des Schutzes koptischer Christen ein paar Worte sage und darauf eingehe und auch einen eigenen Antrag einbringen möchte. Bei mir hat sich in den letzten Monaten ein gewisser Groll aufgebaut. Ich möchte jetzt niemanden sozusagen persönlich adressieren, aber einige Argumente kann ich Frau Kollegin Kugler nicht ersparen. Wenn nämlich jemand eine Vorgangsweise wiederholt setzt, dann sagt man in anderen Bereichen, über die wir hier nicht zu diskutieren haben, dass jemand ein Wiederholungstäter oder eine Wiederholungstäterin ist, und diesen Vorwurf möchte ich Ihnen jetzt auch ein bisschen begründen. Es ist nämlich bemerkenswert, wenn man sich hier zu den tatsächlichen Themen nichts zu sagen traut und dann kommt und eine Nebelgranate zündet. Ich erinnere mich an die letzte Sitzung, bei der es um "First Love" und um Schwangerschaftsberatung gegangen ist: Man hat genau gewusst, dass es Ihnen bei einer solchen Beratung um den Lebensschutz und darum geht, dass man für das Leben und nicht für die Abtreibung Stellung nehmen soll. Hingegen ist in 20 Minuten kein Wort von Ihnen über die Organentnahmen von bedauernswerten Menschen in China gekommen. Auch jetzt verlieren Sie wiederum zu den großen Problemen der Integration kein Wort, dafür bringen Sie gemeinsam mit Kollegin El-Nagashi und Kollegen Florianschütz ein Antrag betreffend die Kopten ein, den wir inhaltlich von der Grundtendenz her natürlich unterstützen. Wir möchten aber, dass das ein bisschen grundsätzlicher diskutiert wird und dass es keine Formulierungen gibt, die Interpretationsspielraum zulassen. Ich lese jetzt aus Ihrem gemeinsamen Antrag vor. - Da steht: "Die Stadt Wien bekennt sich zum Schutz aller Menschen in dieser Stadt, insbesondere verfolgter Minderheiten." - Erstens könnte man da auch von "unserer Stadt" sprechen, und zweitens frage ich mich wirklich: Gibt es in Wien jetzt verfolgte Minderheiten? - Ich meine: Verfolgung ist doch etwas Organisiertes! Wobei ich die Frage, wer zur Minderheit zählt, jetzt gar nicht beantworten möchte. Ich habe nur ab und zu das Gefühl, dass man manchmal selber schon irgendwie in der Minderheit ist, vor allem, wenn man in diversen öffentlichen Verkehrsmitteln sitzt! (Beifall bei der FPÖ.) Aber ich frage Sie: Gibt es in Wien eine organisierte Verfolgung von Minderheiten? Gibt es diese Verfolgung oder nicht? (Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Verschweigen Sie uns etwas, oder wird hier einfach etwas in den Raum gestellt! Also: Dass es mitten in Wien eine solche Verfolgung von Minderheiten gibt, dass man dazu einen Beschlussantrag braucht, das dürfte sich die SPÖ doch eigentlich nicht nachsagen lassen! (Zwischenruf von GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler.) Ja. Aber wir gehen ja nicht davon aus, dass bei uns Minderheiten verfolgt werden! Ich verwehre mich nicht dagegen, dass es Verfolgung gibt, sondern davor, dass von religiösen, nämlich von islamistischen Eiferern Christen, die ja bisher noch keine Minderheit in Wien sind, aber auch jüdische Mitbürger angegangen werden. In diesem Zusammenhang muss man die Dinge beim Namen nennen und darf sich der Debatte nicht verschließen, dass genau die islamische Einwanderung uns diese Probleme beschert hat. (Beifall bei der FPÖ.) Im Hinblick darauf greift der Antrag viel zu kurz. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass die damalige Innenministerin, die jetzige niederösterreichische Landeshauptfrau Mikl-Leitner, als dieser unselige Syrien- Bürgerkrieg ausgebrochen ist, gezielt gesagt hat, wir nehmen verfolgte Christen auf. - Das ist dann natürlich völlig über Bord geworfen worden, denn wir haben in diesem Sinne ja niemanden aufgenommen, sondern wir haben die Grenzen aufgemacht, und die meisten von denen, die gekommen sind, sind eben keine Christen. Und jetzt werden auf einmal diese Konflikte, die es schon bei Türken und Kurden oder zwischen Milli Görüs und ATIB, und so weiter gibt, nach Österreich und nach Europa importiert. Davon wird kein Wort gesagt. Das müsste man aber, wenn man das wirklich tun möchte, grundsätzlich angehen, aber dann bekommt man natürlich Frau Kollegin El-Nagashi und wahrscheinlich auch Kollegen Florianschütz nicht auf den gemeinsamen Antrag. Und damit bin ich bei dem Ganzen ja schon beim Punkt. Es geht hier ja gar nicht um die Sache, denn es wird in Ägypten kein Kopte gerettet, und in Wien brauchen wir hoffentlich keine Beschlüsse, denn hier ist es Sache der Behörden, dafür Sorge zu tragen, dass niemand verfolgt, belästigt und angegangen wird. Es wird ja nichts besser, aber die Eigen-PR wird sozusagen unterstützt. - Ich selber bin als CVer und als Katholik im Vorfeld des letzten Gemeinderatswahlkampfes - ich weiß nicht, wie oft - angegangen worden mit dem Argument, man möge doch noch einmal die ÖVP wählen, denn da haben wir ja jetzt sozusagen eine Lebensschützerin, und so weiter. - Den Lebensschutz, der hier nicht praktiziert wird, können wir hier im Protokoll und im Abstimmungsverhalten sozusagen ... (Zwischenruf von GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler. - Zwischenrufe bei den GRÜNEN. - Beifall bei der FPÖ.) Schauen Sie: Die Debatte kommt ja nicht von uns, sondern es handelt sich genau um den Antrag, den Sie in den letzten Tagen ausgeheckt haben! Und man muss noch etwas sagen: Wenn hier eine Partei für den traditionellen Familienbegriff immer Flagge gezeigt hat, und zwar auch in den Abstimmungen, ist es die FPÖ, auch ohne dass es bei der FPÖ einen explizit christlichen Hintergrund gibt. (Weiterer Zwischenruf von GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler.) Wir sind nicht der Fußabstreifer von taktischen Spielereien der Frau Kugler, die hier sozusagen irgendwelche Regenbogenkoalitionen schließt und uns dann etwas hin haut und sagt, da habt ihr mitzustimmen! Deswegen bringen wir unseren eigenen Antrag ein. Ich glaube, die Intention ist klar. Die Begründung ist auch viel präziser als in diesem Wischiwaschi-Antrag. Stimmen Sie daher unserem Antrag zu, den ich hiermit einbringen möchte. (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenruf von GRin Birgit Hebein. - Weitere lebehafte Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Christian Hursky: Danke schön. Zu den Berichten, insbesondere zum Geschäftsstück 1 betreffend Caritas: In der Regel ist es so, dass manchmal Bilder mehr als 1.000 Worte sagen und auch dem besseren Verständnis dienen. - Ich gehe bei meinen Schulungen immer so vor, dass ich gerne mit Bildern arbeite, wenn Menschen die Inhalte nicht verstehen. (Der Redner zeigt ein Bild.) Das dürfte aber in diesem Fall nicht gefruchtet haben. Daher muss man, glaube ich, wieder wörtlich zu den Inhalten zurückkehren, damit Sie vielleicht besser verstehen, warum Sie in diesem Fall doch zustimmen sollten! Schauen wir uns zum Beispiel an, worum es geht, etwa im 59er des ganzen Konvoluts. Ich nehme eh nur Auszüge und lese nicht das Ganze vor, das würde zu viel Zeit kosten. Beispielsweise gibt es in der Kulturpolitik eine EU-Workshop-Reihe: Ankommen in Europa, Kulturarbeit für das gesellschaftliche Zusammenwachsen. Jetzt frage ich mich grundsätzlich: Was ist daran schlecht, wenn ein Verein, und noch dazu ein klassisch österreichischer Verein, für Menschen, die heute bei uns ankommen, etwas tut, damit sie erleben können, wie es bei uns in Österreich zugeht? (GR Mag. Wolfgang Jung: Das versteht nicht einmal ihr!) Ich halte das für einen wertvollen Beitrag, dass wir hier arbeiten und zum gegenseitigen Verständnis etwas beitragen, und zwar beispielsweise in regelmäßigen Veranstaltungen wie Chören. Das Bild, das ich Ihnen gezeigt habe, wurde in dem Chor aufgenommen, der jeden Dienstag stattfindet. Daran nehmen Menschen aller Nationen teil, und das dient letztlich dem besseren Verständnis. (GR Gerhard Haslinger: Das muss der Steuerzahler zahlen!) Warum rufen Sie denn immer dazwischen? Ich habe mir jetzt auch alle Reden angehört, ob es mir gefällt oder nicht! Das sollten Sie vielleicht auch einmal tun, das wäre vielleicht nicht das Schlechteste! (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie wissen aber schon, dass Sie Berichterstatter und nicht Debattenredner sind?) Herr Kowarik! Sie kommen immer mit demselben Schmäh, nämlich zu sagen, was ich tun darf und was nicht! (GR Armin Blind: Selbstverständlich, Herr Kollege, weil Sie immer den gleichen Fehler machen! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das ist mir vollkommen wurscht! Ich mache hier heraußen das, was ich will! (GR Mag. Dietbert Kowarik: Worüber berichten Sie, Herr Kollege? - Weitere lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ.) Es ist ja wunderschön, dass Sie sich immer so schön aufregen können, wenn man Sie immer wieder bei derselben Sache erwischt, und dieselbe Sache ist: Selbst wenn wir mit einem Generalkonzept hier herausgehen würden, würden Sie nicht zustimmen, weil Sie grundsätzlich nicht zustimmen! Geben Sie es einfach zu! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) So, ich setze fort: Beispielsweise sind wir sehr froh, dass wir den Stand 129 auf dem Viktor Adler-Markt in Favoriten haben. Schauen wir uns das einmal an! Da ist beispielsweise etwas besonders Ausländisches dabei: "Little Alien". Das ist etwas, das Sie in dieser Richtung vielleicht am besten verstehen würden! Aber Sie können gerne auch zu einem Filmabend "Aufbruch nach Europa" gehen! - Das ist, meine ich, eine besondere gute Sache, die von einem österreichischen Verein, nämlich von der Caritas, initiiert wird. Weiters haben wir seit 1988 den Verein Orient Express, und auch hier wird für alle etwas geboten, die ein bisschen in der Gewaltschutzprävention tätig sind, und für alle meine Kolleginnen und Kollegen aus allen Fraktionen, die im November immer wieder gerne auch mit den White Ribbon mit dabei sind, weil sie dafür sind und weil wir dafür sind. Dabei geht es speziell um Gewalt gegen Frauen, damit diese Frauen etwas unternehmen können. Das ist ja etwas Wertvolles! Wir wissen, dass Gewalt an Frauen zu zwei Dritteln letztendlich in den eigenen vier Wänden stattfindet und dass wir bei diesem Problem ansetzen müssen. Der Kollegin gebe ich in einem Punkt recht: Es ist ein bisschen wie bei Yin und Yang. Wir müssen in diesem Punkt verstärkt auch bei den Männern ansetzen und in der Männerberatung arbeiten. Das gebe ich schon zu. Ich würde Sie deshalb bitten, weil diese inhaltlich richtig sind, beiden Geschäftsstücken zuzustimmen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Wer der Postnummer 1 die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Stimmen der SPÖ, der GRÜNEN, der ÖVP und der NEOS mehrstimmig gegen die FPÖ angenommen. Bei dieser Postnummer liegen zwei Beschluss- und Resolutionsanträge vor. Der erste Antrag wurde eingebracht von GRin Kugler, GRin El-Nagashi und GR Florianschütz betreffend Verurteilung der Anschläge auf Kopten sowie ausreichende Schutzmaßnahmen für in Wien lebende Kopten und andere in ihren Herkunftsländern bedrohte Minderheiten. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. - Wer diesem Antrag seine Zustimmung geben kann, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Stimmen der SPÖ, der GRÜNEN, der ÖVP und der NEOS mehrstimmig so angenommen. Dagegen gestimmt hat die FPÖ. Ich komme zum Beschlussantrag der FPÖ, und zwar der Gemeinderäte Aigner und Blind, betreffend Verurteilung der islamistischen Anschläge auf koptische Christen in Ägypten. Auch hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. - Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Dieser Antrag wird von der FPÖ und der ÖVP unterstützt und hat nicht die ausreichende Mehrheit. Dagegen sind SPÖ, GRÜNE und NEOS. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 2. Wer der Postnummer 2 seine Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit Stimmen von SPÖ, GRÜNEN, ÖVP und NEOS mehrstimmig gegen die FPÖ angenommen. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 5, 6 und 7 der Tagesordnung, sie betreffen den Bildungscampus Atzgersdorf sowie Schulbauten in Wien 11 und 20, zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das sehe ich nicht. Ich darf die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Hanke, ersuchen, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schwarz. Ich erteile es ihr. GRin Sabine Schwarz (ÖVP): Vielen Dank. - Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Berichterstatterin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mich eigentlich nur zum Poststück 6 betreffend den Neubau der Neuen Mittelschule zu Wort melden, weil ich glaube, dass wir in Zukunft noch ganz viel über PPP-Modelle diskutieren werden. - Sie kennen unsere Meinung dazu, und auf Grund der fortgeschrittenen Zeit möchte ich jetzt einmal auf den 11. Bezirk zu sprechen kommen. Es ist ja ein Neubau auf der Bürgerspitalswiese geplant, und zwar einer 17-klassigen Volksschule und einer 16- klassige Neuen Mittelschule. Dem stimmen wir auch zu, weil wir wissen, dass wir Schulplätze und Schulraum brauchen. In dem Antrag steht auch, dass im 11. Bezirk "auf Grund verschiedener Wohnbauvorhaben die Schaffung von dringend benötigtem Schulraum erforderlich" ist. Ich möchte jetzt zu einem Punk kommen und Ihnen erzählen, wie es jetzt gerade in Simmering zugeht und was gerade mit Kindern, die die AHS-Reife haben, geschieht: Wir wissen, dass wir in Simmering zwei öffentliche AHS haben. Bis vor Kurzem konnten wir mit Wanderklassen agieren, aber das geht jetzt nicht mehr, denn die sind dort proppenvoll. Daher ist es jetzt das erste Jahr, dass Schülerinnen und Schüler, die in Simmering AHS-Reife haben, in einen anderen Bezirk ausweichen müssen, und zwar in den 3. Bezirk in die Radetzkystraße. Nebenbei gesagt ist das auch ein Schulweg von zirka 40 Minuten, nun kommt aber das große Aber: Wir wissen, dass es eine große Wohnbauoffensive im 3. Bezirk gibt, und das bedeutet, dass es dort irgendwann einmal auch keinen Schulplatz mehr für Kinder mit AHS-Reife geben wird. Daher frage ich mich jetzt, wohin man diese Kinder dann weiterschieben wird. Es ist also ganz offensichtlich, dass wir zu wenig Schulplatz in AHS-Langformen, wie ich das jetzt immer bezeichne, in Wien haben, Sie aber nicht willens sind, weitere AHS zu bauen. Wir haben einmal darüber gesprochen, wie wir die NMS aus dem Eck der Restschule hinausbringen wollen, und wir sind uns sogar darüber einig, dass das ein ganz wichtiges Unterfangen ist und wir das schaffen müssen. Für mich stellt sich das jetzt allerdings so dar, dass der Weg, den Sie gehen, der vollkommen falsche ist! Das glaube ich nicht nur, sondern davon bin ich überzeugt. Denn was tun Sie zur Zeit? - Sie bauen NMS, setzen sich aber auf Bundesebene eigentlich nicht dafür ein, dass AHS in Langform gebaut werden, und bieten somit nur noch diese eine Schulform an. Daher gehen dann mehrere Kinder mit AHS-Reife in eine NMS, und Sie hoffen, dass das Niveau der NMS steigt. Das kann nicht der Weg sein! Das ist unfair gegenüber den Schülerinnen und Schülern. Es ist auch nicht Ihr Job, zu bestimmen, in welche Schulform die Kinder gehen, sondern das ist der Job der Familie gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern. Unser Job in der Politik ist es meiner Meinung nach, dafür zu sorgen, dass jedes Kind, so gut es geht, gefördert und gefordert wird, anstatt zu versuchen, eine Schulform, die für Sie die richtige ist, jedem aufzudrängen. Sie schaffen wirklich nicht die Chancengleichheit, von der Sie sprechen! Sie sprechen immer von Chancengleichheit und sagen, dass das so wichtig ist. - Im Hinblick darauf frage ich mich, welche Chancengleichheit Sie den Kindern oder Jugendlichen beziehungsweise den Schülerinnen und Schülern bieten, wenn diese die AHS- Reife tatsächlich drauf haben, Sie Ihnen aber diesen Weg verwehren! Sie verwehren den jungen Menschen den individuellen Bildungsweg, indem Sie einfach die AHS in Langform nicht fördern. Das ist nicht fair! Das nimmt die Chancengleichheit, und Sie rauben in Wirklichkeit den Schülerinnen und Schülern die Freiheit, ihren individuellen Bildungsweg finden! Deswegen stellen wir folgenden Beschlussantrag: "Der Gemeinderat der Stadt Wien fordert den zuständigen Amtsführenden Stadtrat für Bildung, Integration, Jugend und Personal auf, sich dafür bei den zuständigen Stellen des Bundes einzusetzen, dass im Gebiet in Wien-Simmering eine AHS in Langform errichtet wird, damit die Wahlfreiheit für die Simmeringerinnen und Simmeringer auch in Zukunft gegeben ist." - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Danke. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. GR Heinz Vettermann (SPÖ): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst zwei, drei Anmerkungen zu meiner Vorrednerin, Kollegin Schwarz: Wenn Sie sagen, dass total ausgedünnt wird, muss man sagen: Das Verhältnis ist 50 zu 50, daher finde ich es absurd, in diesem Zusammenhang von "ausgedünnt" zu sprechen! Es ist auch in dem Sinn ein bisschen schräg, wenn Sie einerseits sagen, dass es in Simmering nichts gibt, andererseits aber selber sagen, dass es die zwei AHS gibt. - Also auch das stimmt so nicht! Wenn Sie schon von Freiheit reden, dann muss man sagen, Sie berauben ja, indem sie gegen eine gemeinsame Schule sind, die Kinder der Freiheit, dass sie nach der Volksschule in der gleichen Klasse weitergehen und sozusagen einen Klassenverband durchwandern könnten. - Auch das wäre eine Freiheit, für die man sich einsetzen könnte! Aber Sie wollen das nicht. Okay! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Zwischenruf von Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky.) Genau! Da wachen auch die Kollegen und Kolleginnen wieder auf! Das Argument ist ja, dass wir eigentlich gar nicht zuständig sind. Das betrifft nämlich den Bund, und wir haben auch schon öfters gesagt, dass wir eigentlich durchaus nichts dagegen hätten, wenn der Bund wieder einmal eine Langform-AHS baut. Wir bauen unsere NMS, die durch die Stadterweiterung erforderlich sind, mit hohem Aufwand, und wir diskutieren immer über das Wie, Was und Wann. Konkret betreffend den 11. Bezirk gab es im Ausschuss sogar Einstimmigkeit, und das bleibt vermutlich auch so. Das, was eigentlich diskutiert wurde, ist jetzt gar nicht zur Sprache gekommen, darüber haben wir uns aber eh schon öfters ausgetauscht, wir kennen also die verschiedenen Standpunkte. Trotzdem steht fest: Wir bauen das. Die Projekte im 11. Bezirk sind ja gänzlich unumstritten, aber gerade dazu haben Sie gesprochen. Ich bin natürlich weiterhin dafür, dass wir zustimmen, und das wird ja auch der Fall sein. Aus den genannten Gründen bin ich jedoch dafür, dem Zusatzantrag keine Zustimmung zu geben. Es wird gut sein, dass wir die drei Schulen bauen, insbesondere selbstverständlich gut für die Wiener Schülerinnen und Schüler. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Es ist niemandem mehr zu Wort gemeldet. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Die Debatte ist geschlossen. Wir kommen zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Zunächst kommen wir zur Abstimmung der Postnummer 5. Es wurde getrennte Abstimmung verlangt. Ich bringe Punkt 1 der Postnummer 5 zur Abstimmung: Vorhaben Planungs-, Projektvorbereitungs-, Projektmanagement- und Projektbegleitungsleistungen bis zur Beauftragung der PPP-Auftragnehmerin beziehungsweise des PPP-Auftragnehmers, und so weiter, und so weiter. Wer diesem Punkt 1 die Zustimmung geben möchte, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit den Stimmen von SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der Opposition mehrheitlich angenommen. Es kommt nun Punkt 2 der Postnummer 5 zur Abstimmung. Wer diesem seine Zustimmung geben will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist interessant! Ich frage mich, wieso wir das jetzt getrennt abgestimmt haben! Ich stelle nämlich das gleiche Stimmverhalten fest: SPÖ und GRÜNE gegen die Stimmen der ÖVP, FPÖ und NEOS, somit mehrheitlich angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 6 zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren, die Postnummer 6 ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegt zu Postnummer 6 ein Beschlussantrag der ÖVP betreffend AHS-Langform Simmering vor. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Die Abstimmung erfolgt mit den Stimmen von FPÖ, NEOS und ÖVP gegen die Stimmen der SPÖ und GRÜNEN. Der Antrag hat somit nicht die erforderliche Mehrheit. Wir kommen zur Abstimmung über Postnummer 7. Hier wurde ebenfalls getrennte Abstimmung verlangt. Ich bringe Punkt 1 zur Abstimmung: Vorhaben Neu- und Zubau in Wien 20., Spielmanngasse 3 - Neubau, und in Wien 20., Dietmayrgasse 3/Spielmanngasse 1 - Zubau. Wer diesem Aktenstück seine Zustimmung geben will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Punkt 2: Der Magistrat wird ermächtigt, mit der WIP Wiener Infrastruktur Projekt GmbH, Wien 2., Messeplatz 1, vorgelegten Vertrag zu Übernahme von Projektmanagementleistungen für die genannte Errichtung eines Neu- und Zubaus abzuschließen. Wer dem seine Zustimmung geben möchte, den bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Okay. Das ist mit den Stimmen der SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ, NEOS und ÖVP mehrstimmig so angenommen. Es gelangt Postnummer 15 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subventionserhöhung für die Wiener Ordensspitäler. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Deutsch, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Deutsch: Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich danke und eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin MMag. Dr. Kugler. GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Vielen Dank, Herr Vorsitzender. - Herr Berichterstatter! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Wir stimmen sehr gerne diesem Akt zu, denn die Arbeit der Ordensspitäler ist ganz großartig, und ich glaube, dass auch die Wiener Krankenanstalten und auch der KAV von den Ordensspitälern sehr viel lernen könnten! Ich möchte dann ein paar Beispiele, was denn der KAV lernen könnte, anführen. Bevor ich aber dazu komme, möchte ich sagen, ich glaube, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ordensspitäler haben sich ein Dankeschön und einen Applaus von uns allen verdient! (Allgemeiner Beifall.) Würden die Ordensspitäler so arbeiten wie der KAV in manchen Bereichen, dann wären sie wahrscheinlich pleite! Jetzt aber nur ein paar ganz konkrete Anregungen, die wir uns aus diesem Akt mitnehmen können. Die Zentralen Notaufnahmen waren in den letzten Wochen und Tagen immer wieder in den Medien, und zwar aus zwei Gründen, und ich habe heute einen Antrag mitgebracht, der auf beide Gründe eingeht. Es geht einerseits um die Wartezeiten und andererseits um die Sicherheitssituation und die Frage, wie man mit Gewaltexzessen umgeht. Erstens: Zu den Wartezeiten gibt es Studien und Statistiken, die besagen - und wir wissen das alle auch aus persönlicher Erfahrung -, dass viele Personen auf Notfallambulanzen kommen, die eigentlich nicht dort sein müssten. Im Hinblick darauf erhebt sich die Frage: Wie fängt man das auf? Wie löst man das so, dass immer noch genug Zeit für jene da ist, die das wirklich brauchen, dass aber die, die hinkommen und es nicht brauchen, in einer gewissen Weise auch versorgt werden? Im Spitalskonzept 2030 finden wir einen sehr guten Lösungsvorschlag vor, der in vielen anderen Ländern bereits Standard ist, und in Anbetracht der Tatsache, dass das im Spitalskonzept 2030 enthalten ist, habe ich mir gedacht, dass das wahrscheinlich außer Streit steht und es nur eine Frage ist, wann man das macht. Nachdem dieses Problem akut ist, möchte ich heute einen Antrag stellen, damit man das raschest umsetzt. Wie lautet dieser Vorschlag? - Dass man nämlich in den Notfallambulanzen mit niedergelassenen Ärzten kooperiert und dass innerhalb der Notfallambulanzen niedergelassene Ärzte mit Kassenverträgen arbeiten, die ihre Arbeitszeiten auf die Spitzenzeiten des Besuchs in der Notfallambulanz ausdehnen, dass die Patienten so wie bereits jetzt gleich beim Eintreffen nach der Manchester Triage begutachtet werden und dann auch die Möglichkeit besteht, jemanden intramural zum niedergelassenen Arzt zu schicken. Das ist laut Spitalskonzept 2030 sowieso in Planung, ich glaube aber, dass es notwendig ist, dass wir damit nicht zu lang warten. (Beifall bei der ÖVP.) Diese Frage, wie wir die Wartezeiten verringern können, hat eigentlich auch mit der zweiten Frage, nämlich wie wir mit dem Gewaltproblem umgehen, zu tun. - Sie kennen das, Sie konnten es gestern und heute in der "Kronen Zeitung" lesen, und man hört das auch immer wieder von Personalvertretern: Es gibt Statistiken, wie es in den Ambulanzen zugeht. Es gibt viele Übergriffe. Es kommt immer wieder vor, dass andere Patienten, aber noch mehr das Personal bedroht und beschimpft werden. Es wird getreten, geboxt, geschlagen, und es wird rassistisch und sexistisch beschimpft. Das hat verschiedene Auslöser: Im Österreichdurchschnitt werden 17 Prozent dieser Handlungen durch aufgestaute Aggression auf Grund von Wartezeiten ausgelöst. Interessanterweise ist in Wien diese Zahl viel höher. Sie werden sich das ungefähr vorstellen können: Auslösend sind hier zu 40 Prozent die langen Wartezeiten. Diese Zahlen der Übergriffe steigen an, im Laufe der letzten Jahre ist das immer schlimmer geworden, und die Personalvertreter haben sich immer wieder mit der Bitte an die Generaldirektion gewandt, diesbezüglich Abhilfe zu schaffen. Dort hat man dann gesagt: Wir werden uns das eh einmal überlegen. - Man hat aber nichts getan! Man hat Beraterfirmen mit sehr viel Geld bezahlt, und eine dieser Beraterfirmen hat dann gesagt: Wir können ja sparen und noch weniger Securities beschäftigen. Es ist also höchst an der Zeit, das, was zugesagt wurde, nun auch zu tun! Es genügt nicht, dass man sagt, wir müssen eh irgendetwas tun, sondern es muss tatsächlich etwas geschehen, und zwar rasch. Neben Security brauchen wir auch mehr Personenschützer. Ich finde es sehr schade, dass man erst reagiert, nachdem etwas in der "Kronen Zeitung" gestanden ist. Gestern am Nachmittag fand sich mit dem Erscheinen der Abendausgabe das Problem auf der Titelseite der "Kronen Zeitung", und umgehend wurde für das Wilhelminenspital ein Personenschützer engagiert. - Ich finde es gut, dass man das gemacht hat, aber muss man denn immer auf medialen Druck warten? Sind wir denn nicht hier, um gemeinsam Wege zu suchen, dass für alle das Leben in Wien gut gelingen kann, dass Patientinnen und Patienten sicher sind, dass das Personal in unseren Krankenhäusern und Ambulanzen geschützt ist und seine gute Arbeit auch weiterhin gut leisten kann? Das führt mich zu einer weiteren Frage: Wir haben heute von Seiten der Sozialdemokratischen Fraktion gehört, worüber ich eigentlich sehr überrascht war, dass das ganze Schlamassel beim KAV eigentlich vom früheren Generaldirektor Janßen verschuldet wurde, der das halt nicht gut gemacht hat. - Ich habe aber selber noch erlebt - und so lange bin ich ja noch nicht hier -, dass Sie gesagt haben, es ist alles bestens, er macht alles so toll! Jetzt aber hört man von Ihnen auf einmal, dass er alles falsch gemacht hat. - Vielleicht stimmt beides nicht ganz, vielleicht ist Janßen nicht das einzige und richtige Bauernopfer, sondern muss man genauer hinschauen, ob da nicht mehr falsch läuft! Ich möchte jetzt auch einmal ein Wort über seinen Stellvertreter Balázs verlieren. Die Frage, was Herrn Balázs qualifiziert, so viele Menschen, 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu führen, hat mir noch niemand beantwortet. Viele Dinge hat auch er nicht in Angriff genommen. Ich nenne als Schlagwort nur das Thema Einkauf im KAV: Dabei geht es nicht allein um Klopapier, sondern da geht es um große Anschaffungen, sehr hohe Beträge und riesige Summen. Dabei geht es auch um die Frage der Investitionsplanung: Ein Haus braucht ein neues Gerät, da könnte man doch fragen, ob das andere Haus es auch braucht! - All das ist noch unkoordiniert, das liegt seit Langem auf seinem Schreibtisch, aber es geschieht nichts. Ich frage mich nur: Wird man in zwei, drei Jahren wieder sagen, dass der halt auch nichts zusammengebracht hat, oder schaut man gleich hin? - Ich hoffe, dass wir vielleicht aus diesem Schlamassel lernen können und sagen: Machen wir es besser! Schauen wir deshalb wirklich offen und ehrlich hin! Deswegen möchte ich jetzt den Antrag einbringen, dass wir an der Entlastung der Zentralen Notaufnahmen unter anderem durch Kooperation mit dem niedergelassenen Bereich arbeiten und dass wir ein umfassendes Sicherheitskonzept für die Wiener Spitäler inklusive einer ausreichender Zahl an Personenschützern überdenken und raschest umsetzen. - Ich hoffe, dass Sie diesem dringenden Antrag heute zustimmen können! (Beifall bei der ÖVP.) Jetzt ist Kollege Aigner nicht da. Ich hätte ihm nun nämlich gerne auf die Angriffe geantwortet, die er heute wieder auf mich losgelassen hat. Ich weiß nicht: Macht man das nicht ... (GR Kurt Wagner: Das geht nicht, weil das mit dem Geschäftsstück nichts zu tun hat!) Das geht nicht, weil es nicht zum Geschäftsstück passt. - Gut! Dann werde ich das ein anderes Mal tun. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Seidl. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke, Herr Vorsitzender. Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren! Versprochen: Ich werde es ganz kurz machen. Einleitend möchte ich bemerken, dass mir jetzt an der Rede von Frau Dr. Kugler ein bisschen der De-facto-Bezug zum Geschäftsstück gefehlt hat. Ich habe keine Ahnung, was die Gewaltexzesse im Wilhelminenspital mit einer Subvention der Ordensspitäler zu tun haben, aber vielleicht habe ich irgendetwas versäumt! Nichtsdestotrotz werden wir diesem Antrag selbstverständlich sehr, sehr gerne zustimmen. Aber ich möchte noch etwas anderes von mir geben, denn heute in der Aktuellen Stunde hat sich etwas ereignet, was ich, ehrlich gesagt, nicht für möglich gehalten hätte. Daher habe ich mir, obwohl ich das sehr selten mache, ganz bewusst ein unkorrigiertes Exemplar des Protokolls ausdrucken lassen. Frau Mag. Jischa hat nämlich allen Ernstes die drei folgenden Sätze gesagt: "Das Wiener Spitalskonzept ist richtig, wichtig und gut, also kein Notstand." - Gut. "Es führt jedoch zu massiven Umstrukturierungen bei laufendem Betrieb." - Aha. So, und jetzt wird es aber spannend: "Die Umsetzung ist der KAV-Führung bisher nicht gelungen." Das wissen Sie anscheinend erst jetzt seit dem 5. Mai 2017, wir erzählen Ihnen das schon seit Jahren! Irgendwann einmal funktioniert es also eh! Der letzte Satz ist dann aber überhaupt ein Schmankerl, in dem GRin Jischa ausführt, dass die Umsetzung "nicht einmal ansatzweise wegen Inkompetenz des bisherigen KAV-Direktors Janßen" gelungen ist. Gratulation! Dazu haben wir jetzt so lange gebraucht! Wir erzählen Ihnen das seit 2014, seitdem dieser Mann ins Amt gekommen ist, Sie aber schaffen es erst irgendwann einmal, nämlich jetzt, am 5. Mai 2017, ebenfalls zu sagen, dass dieser Mann inkompetent ist! (Beifall bei der FPÖ.) Nichtsdestotrotz haben Sie es doch allen Ernstes zusammengebracht, dass dem inkompetenten Herrn Dr. Janßen knapp 400.000 EUR an Abfertigung mitgegeben werden: Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen! Sie wissen selbst, dass der Mann inkompetent ist, werfen ihn vorab, bevor der Vertrag ausläuft, hinaus und geben ihm noch 400.000 EUR mit. Gratulation! Um eben das in Zukunft zu vermeiden, meine Damen und Herren, möchte ich folgenden Beschlussantrag der Gemeinderäte Seidl, Koderhold, Hobek, Ebinger, Frühmesser und Schmidt betreffend ein öffentliches Hearing für die Bestellung des Generaldirektors des Krankenanstaltenverbundes einbringen. (Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Ja, die Kurve haben wir! (Zwischenruf von GRin MMag. Dr. Gudrun Kugler.) Wir sind ja schon beim Antrag, und ich würde mich freuen, wenn wir es dieses Mal schaffen, dass wir diesem Antrag mehrstimmig zustimmen können! Sie wissen es ganz genau. (Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Wenn Sie Personal aussuchen, dann haben wir ein paar Jahre später die Inkompetenten, die wir dann wieder um teures Steuergeld los werden müssen. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Christian Deutsch: Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Beim vorliegenden Geschäftsstück geht es um die Erhöhung der Subventionssumme für die Ordensspitäler für das Jahr 2016, und bei aller Wertschätzung für die Tätigkeit der Ordensspitäler, Frau Kollegin Kugler, möchte ich schon festhalten, dass ohne die Unterstützung der Stadt Wien auch die Ordensspitäler natürlich ihre Tätigkeit nicht in diesem Umfang ausführen könnten. Mit Beschluss des Gemeinderates im Jahr 2016 wurde eine Subventionsvereinbarung für die Ordensspitäler in der Größenordnung von 60 Millionen EUR genehmigt, aber die jährlich tatsächliche Subventionshöhe ergibt sich erst im Nachhinein, und zwar auf Grund einer Gegenüberstellung der bis Jahresende geleisteten Zahlungen des Landes, der Gemeinde, also der LKF-Mittel, und dem vereinbarten Ausgabenrahmen, der sich am Ausgabendämpfungspfad des Bundes orientiert. Im Zuge der Subventionsabrechnung 2016 ergibt sich damit eine Unterschreitung dieses maximalen Ausgabenrahmens in Höhe von 2,524 Millionen EUR, und daher ist auch die Subvention um diesen Betrag zu erhöhen, wofür ich Sie um Ihre Zustimmung ersuchen möchte. Obwohl beide Redner Anträge eingebracht haben, die nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Ordensspitälern gestanden sind, gestatten Sie mir doch, kurz darauf einzugehen: Zu den angesprochenen Veränderungen im Krankenanstaltenverbund darf ich darauf hinweisen, dass es ja zunächst darum geht, die Organisationsform zu klären, und dass dann in der Folge eine Ausschreibung der Stelle des Generaldirektors oder Generaldirektorin erfolgen kann. Betreffend den Beschluss- und Resolutionsantrag der ÖVP im Hinblick auf die Verkürzung der Wartezeiten und Verbesserung der Sicherheitssituation in den Zentralen Notaufnahmen ist festzuhalten, dass es tatsächlich in den vergangenen Monaten im Wilhelminenspital verstärkt zu Auseinandersetzungen zwischen Patientinnen und Patienten, deren Angehörigen und dem Spitalspersonal gekommen ist. Das war auch der Grund, warum diesbezüglich von Seiten des Krankenanstaltenverbundes gehandelt wurde. Das hat sich zeitlich nicht auf Grund der Medienberichterstattung, sondern nur deshalb etwas verschoben, weil eine Ausschreibung beeinsprucht wurde. Nun kann dieser Personenschutz auch verstärkt werden, wie generell festzustellen ist, dass sich die Sicherheitstätigkeiten weg vom Objektschutz hin zum Personenschutz weiterentwickelt haben. Das Thema Gewalt gegen Spitalsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter ist ein sehr wesentliches und auch ernst zu nehmendes Thema, mit dem sich der Krankenanstaltenverbund auch schon viele Jahre beschäftigt. Es gibt eigene DeeskalationsexpertInnen, die in diesem Zusammenhang auch regelmäßig Schulungen und Kurse für die KAV- MitarbeiterInnen anbieten. Gleichzeitig muss man aber sagen, dass die Zahl der Vorfälle stagniert, wenn man den gesamten KAV über einen längeren Zeitraum betrachtet, dass aber bei Vorfällen an einzelnen Stellen, wie bereits hier angesprochen, bei denen sich körperliche Attacken häufen, natürlich verstärkt Sicherheitspersonen eingesetzt werden. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Maßnahmen, die wir im Ausschuss dann noch im Detail besprechen und diskutieren können. Um uns mit konkreten Vorschlägen, die in diesem Antragstext auch zum Ausdruck kommen, inhaltlich noch stärker auseinandersetzen zu können, ersuche ich Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Zuweisung an den Ausschuss zu unterstützen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Danke schön. Wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegen zwei Beschlussanträge vor, die, wie der Herr Berichterstatter richtigerweise gesagt hat, nicht im engeren Sinne mit Ordensspitälern zu tun haben, mit Spitälern im weiteren Sinne aber sehr wohl. Beide betreffen den KAV, deswegen lasse ich beide zu. Ich bringe den ersten Antrag zur Abstimmung. Es ist dies ein Antrag der ÖVP betreffend Verkürzung der Arbeitszeiten und der Verbesserung der Sicherheitssituation in der Zentralen Notaufnahme. In formeller Hinsicht wird die Zuweisung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Ich gelange nunmehr zum Beschlussantrag der FPÖ betreffend öffentliches Hearing für die Bestellung des Generaldirektors des KAV. Diesfalls wird die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Stimmen der Opposition, ÖVP, NEOS und FPÖ, gegen die Stimmen von SPÖ und GRÜNEN. Somit ist das nicht die erforderliche Mehrheit. Es gelangt nunmehr Postnummer 17 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Sachkreditgenehmigung für das gemeinnützige Beschäftigungsprojekt ArbeitsRaum. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mörk, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Gabriele Mörk: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Koderhold. GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Bei Durchsicht des Antrages fällt zunächst einmal die Abkürzung ESF für den Europäischen Sozialfonds auf. Es ist dies eine Unterorganisation der Europäischen Union, mit der Österreich schon einige Male zu tun hatte, vor allem, als im Jahr 2010 die Zahlungen an Österreich gestoppt wurden, weil Berechnungen und die Dokumentation nicht ausreichend waren. Daraufhin gab es hektische Arbeit, es gab einen Rechnungshofbericht über die Prüfung des ESF, und es gab seitens des Sozialministeriums Richtlinien, wie die Anträge zu stellen sind und welche Priorisierung innerhalb des Europäischen Sozialfonds in Österreich vorzunehmen ist. Ich zitiere einmal die ersten drei Forderungen in den Richtlinien des Sozialministeriums, die nahezu deckungsgleich mit den Forderungen des Europäischen ESF in der Zentrale sind: Erstens: Förderung nachhaltiger und hochwertiger Beschäftigung, zweitens: Bekämpfung von Armut und Diskriminierung, drittens: Investition in Bildung. Wenn man sich jetzt ansieht, wie diese Richtlinien - das sind ja Richtlinien und keine Leitlinien - in den verschiedenen Bundesländern gehandhabt werden und wie sich beispielsweise die Priorisierung in Wien darstellt, dann wird man überrascht feststellen, dass in Wien eine völlig andere Prioritätenreihung stattfindet, die ich gar nicht kommentieren will. Ich will jetzt gar nicht behaupten, dass die Wiener Prioritätenreihung besser oder schlechter ist! Sie ist nur völlig anders, und es ist natürlich schon ein bisschen interessant, wenn das Ministerium Richtlinien mit einer Priorisierung herausgibt und die Umsetzung in Wien völlig anders dargestellt wird! Ich komme jetzt zum Antrag selber, in dem zwei Punkte hervorgehoben werden, nämlich ein gemeinnütziges Beschäftigungsprojekt mit Namen ArbeitsRaum und die Förderung beziehungsweise Finanzierung durch den ESF. - Bei Durchsicht der Unterlagen fällt einem auf, dass etwas ganz Wesentliches nicht erwähnt wurde, das an sich von großer arbeitsrechtlicher und auch menschlicher und sozialer Bedeutung ist: Es sind nämlich auch sozialökonomische Betriebe in diesem Antrag erwähnt, und da gibt es natürlich völlig andere Strukturen. Ein gemeinnütziges Beschäftigungsprojekt findet beispielsweise praktisch in den Räumen einer öffentlichen Organisation beziehungsweise einer anerkannten NGO statt. Bei der Caritas wären das beispielsweise der Caritas- Shop oder eine entsprechende Möglichkeit zum Verkaufen im Hof. Hier gibt es keinerlei wirtschaftliche Interessen und keinerlei Möglichkeiten einer Konkurrenz zu Betrieben, vor allem zu Klein- und Mittelbetrieben. Bei sozialökonomischen Betrieben sieht das völlig anders aus: Es handelt sich zwar auch hier um Transitarbeitsplätze, also um zeitlich befristete Arbeitsplätze, diese treten aber sehr wohl in Konkurrenz zu Klein- und Mittelbetrieben und müssen hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Privatwirtschaft doch sehr genau beachtet werden. Ich habe mir die Arbeit gemacht, mehrere Arbeitslosen-Blogs und -Foren durchzulesen, um herauszufinden, was die Arbeitslosen über die Bedeutung von sozialökonomischen Betrieben sagen beziehungsweise wie diese sozialökonomischen Bertriebe sich aus ihrer Sicht darstellen. Da gibt es natürlich tatsächlich einige Schatten und einige Kritik. Es wird den sozialökonomischen Betrieben, die mehr oder weniger von normalen Firmen geleitet werden, die mit dem AMS zusammenarbeiten und Förderungsgelder beziehen, unter anderem vorgeworfen, dass sie ähnlich wie eine Leihfirma arbeiten. Es wird ihnen vorgeworfen, eine schlecht bezahlte befristete Transitarbeit zu erzwingen, und es wird ihnen vor allem vorgeworfen, durch die verschärfte Konkurrenz zu Klein- und Mittelbetrieben eine neue Stufe der Lohnabsenkungen zu erreichen. Ich nehme an und hoffe, dass das sicherlich nur zu einem Teil auf die sozialökonomischen Betriebe zutreffen wird, aber es ist auf jeden Fall notwendig, hier Transparenz einzufordern. Deshalb ist es für mich etwas überraschend, dass zwar im gesamten Projekt "ArbeitsRaum" ein sozialökonomischer Betrieb erwähnt wird, dass dies aber im Antrag nicht extra formuliert wird. Diese sozialökonomischen Betriebe stellen sich in Österreich auch sehr unterschiedlich dar, es gibt in der Steiermark beispielsweise für technisch interessierte Frauen von 20 bis 40 die Möglichkeit, ein technisches Teilstudium nachzumachen. In Kärnten schaut es ganz anders aus, da gibt es Hilfsarbeiten, die eher diskriminierend sind. Es wurde vorher gesagt, dass weibliche Arbeitnehmer in diesem sozialökonomischen Betrieb automatisch für Küchenarbeit eingeteilt werden und Männer automatisch zur Gartenarbeit, das also zum Punkt Diskriminierung innerhalb des ESF. Wenn man weiter das vorliegende Blatt, das dieses ArbeitsRaum - gemeinnütziges Beschäftigungsprojekt erklärt, durchliest, merkt man, dass es sich um 66 Arbeitsplätze handelt und dass es sich auch nicht um den vorgelegten Betrag von 958.000 EUR, sondern um 2,87 Millionen EUR auf 20 Monate handelt, und das, wie erwartet und üblich, zu 50 Prozent vom ESF gezahlt wird. Ganz wichtig bei den Möglichkeiten und bei den Zielen, die Arbeitslosigkeit einzuschränken, zu lindern und zu verbessern, ist die Aus- und Weiterbildung während dieser Projekte und die schaut, ich meine, ich bewundere die Ehrlichkeit der Personen, die das Projekt "ArbeitsRaum" umsetzen, eher karg aus. Bei den gemeinnützigen Beschäftigungsprojekten, bei den sozialökonomischen Betrieben handelt es sich um den sogenannten zweiten Arbeitsmarkt, und wenn jetzt jemand von diesem zweiten Arbeitsmarkt in den normalen ersten Arbeitsmarkt übertritt, wird es als Erfolg gesehen. Von diesen 66 Arbeitsplätzen haben es 10 Prozent geschafft, in den ersten Arbeitsmarkt überzutreten, 39 verbleiben im zweiten, und der Rest hat es scheinbar nicht so geschafft, wie es sich die Organisatoren vorstellen. Das bedeutet, dass eine doch erhebliche Summe für einen doch ziemlich kleinen Prozentsatz das erreicht hat, was sich eigentlich ursprünglich der Europäische Sozialfonds vorgestellt hat, dass durch die Gelder, durch die Logistik, durch die Richtlinie Arbeitslose so weitergebildet werden, dass sie nicht nur aus der Arbeitslosigkeit heraus eine Beschäftigung haben, sondern dass sie durch die Ausbildung und Fortbildung eine bessere Qualität an Arbeit umsetzen können. Wenn ich jetzt die drei Punkte zusammenfasse, es sind keine zwei Punkte dieses Antrages, fällt auf, dass der erste Punkt, dieses gemeinnützige Beschäftigungsprojekt, das man vom sozialökonomischen Betrieb trennen muss, auf Grund der geringen qualitativen Leistung - es werden dort vor allem Handtaschen, Luster aus Recyclingmaterial hergestellt, und bei allem Wohlwollen für originelle Haushaltsartikel kann ich mir jetzt nicht vorstellen, dass das Herstellen von Lustern aus Getränkedosen einen besonderen Mehrwert an Wissen, Bildung und Arbeitsmotivation bringen kann - eigentlich eher im Grunde genommen den Anschein einer Säuberung der Arbeitslosenstatistik hat. Beim zweiten Punkt, sozialökonomische Betriebe, kann ich natürlich jetzt qualitativ nichts sagen, da ich nicht weiß, ob die Personen, die in diesen sozialökonomischen Betrieben arbeiten, eher gering bedeutende Arbeiten machen müssen, zum Beispiel Putzen oder Gartenarbeit oder niedere andere Dienste im Haushaltsbereich, oder ob sie, wie es zum Beispiel in der Steiermark üblich ist, besonders gut ausgebildet werden, dass sie auch einen Mehrwert haben. Diese fehlende Transparenz muss man natürlich auf jeden Fall bemängeln. Der letzte Punkt - und aus diesen drei Punkten wird sich auch die Ablehnung dieses Antrages von uns ergeben - zeigt, dass innerhalb Wiens die Prioritäten des Europäischen Sozialfonds eigentlich bewusst oder unbewusst nicht erkannt, nicht umgesetzt werden. Von Förderung nachhaltiger und hochwertiger Beschäftigung kann man sicher nicht reden, wenn aus Recyclingmaterial Handtaschen und Luster hergestellt werden, das ist sicherlich nicht zu erwarten. Bekämpfung der Armut hängt sehr davon ab, wie viele Personen in den ersten Arbeitsmarkt übertreten, das sind nur 10 Prozent. Das ist sicherlich für dieses große Projekt, das auf 20 Monate 2,8 Millionen EUR kostet, eindeutig zu wenig. Die Geringschätzung innerhalb Wiens in der Priorisierung der ESF-Punkte gegenüber der Priorisierung des Sozialministeriums finde ich auch etwas merkwürdig, denn ich finde, wenn schon das Ministerium eine Richtlinienreihung herausgibt, sollte man die auch respektieren und umsetzen. Wir werden diesen Antrag deshalb ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Gabriele Mörk: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Beschäftigungsprojekt ArbeitsRaum gibt es seit mittlerweile drei Jahren, es ist für arbeitsmarktferne Menschen, die vor allem in der Mindestsicherung sind, und bis jetzt wurde dieses Arbeitsprojekt rein aus nationalen Mitteln finanziert, ein Drittel durch die MA 40 und zwei Drittel durch das Arbeitsmarktservice. Auf Grund der positiven Erfahrungen, die in diesem Projekt gemacht wurden, wurden ein Call des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds durchgeführt, und es konnten Förderungsmittel über den Europäischen Sozialfonds lukriert werden, wie schon Herr Dr. Koderhold angeführt hat. Das heißt, der Europäische Sozialfonds fördert jetzt 50 Prozent der Mittel, die restlichen 50 Prozent werden wieder aus nationalen Mitteln, ein Drittel von der MA 40 und zwei Drittel vom Arbeitsmarktservice übernommen. Schwerpunkt in diesem Projekt sind junge MindestsicherungsbezieherInnen im Alter von 18 bis 24 und auch Asylberechtigte. Das Projekt dauert ein Jahr. Hier geht es um Basisqualifizierung, um Leute für niederschwellige Tätigkeiten fit zu machen. Das Ziel ist die Vorbereitung für den ersten und auch für den zweiten Arbeitsmarkt. Was Sie, Herr Dr. Koderhold, glaube ich, falsch verstanden haben: Das ist kein sozialökonomischer Betrieb, sondern dieses Beschäftigungsprojekt ArbeitsRaum ist eine sinnvolle Ergänzung zu "Back to the Future", zu diesen sozialökonomischen Projekten. Sie werden sich vielleicht erinnern können, "Back to the Future" ist voriges Jahr im Mai hier in diesem Haus beschlossen worden, wobei es um Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen für junge Mindestsicherungsbezieher im Alter von 18 bis 24 Jahre geht. ArbeitsRaum ist nur eine Ergänzung für diese Zielgruppe. Sie haben es eh schon angeführt, es gibt dort 66 Plätze, das sind 12 Vorbereitungsplätze und 55 Transitarbeitsplätze. 111 Personen, die diese Maßnahmen besucht haben, konnten auch in ein Dienstverhältnis übergeführt werden, davon sind 10 Prozent in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt worden, 40 Prozent in den 2. Arbeitsmarkt und 2 entweder in Qualifizierungs- oder Rehab-Maßnahmen. Ich glaube, das Ganze ist ein wichtiges Projekt, das unterstützt werden soll, vor allem ist ja eines unserer Hauptziele, Menschen zu qualifizieren, um sie wieder in Beschäftigung zu bringen. Ich darf daher um ihre Zustimmung ersuchen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Wir bringen das Aktenstück zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist gegen die Stimmen der FPÖ mit den Stimmen von SPÖ, GRÜNEN und NEOS und ÖVP mehrstimmig so angenommen. Es gelangt nunmehr Postnummer 32 der Tagesordnung zur Verhandlung, sie betrifft die 3. Gemeinderatssubventionsliste 2017. Zu Wort ist niemand gemeldet, wir können gleich zur Abstimmung kommen, die wir getrennt durchführen. Ich ersuche zuerst jene Damen und Herren, aufzuzeigen, die der Subvention Kuratorium Wiener Jugendwohnhäuser zustimmen wollen. - Das ist gegen die Stimmen der NEOS mehrheitlich so angenommen. Zweitens: Dr. Karl Lueger-Institut. - Das ist gegen die Stimmen der FPÖ. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Und der NEOS!) - Aber die Kollegin Emmerling hat zuerst aufgezeigt. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Entschuldigung, ich bin die Klubobfrau!) - Ja, okay, ich werde in Zukunft nur mehr auf die Chefin schauen. - Also auch gegen die Stimmen der NEOS und gegen die Stimmen der FPÖ mehrheitlich so angenommen. Urban-Forum - Egon Matzner-Institut für kommunalwissenschaftliche Forschung. - Das ist mit den Stimmen der Regierungsparteien mehrheitlich so angenommen. Österreichischer Mieter- und Wohnungseigentümerbund, Landesgruppe Wien. - Es ist gegen die Stimmen der NEOS mehrheitlich so angenommen. Ich bringe den Rest der Subventionsliste zur Abstimmung und bitte jene Damen und Herren, die dem Rest der Subventionsliste zustimmen, um ein Zeichen. - Das ist einstimmig so angenommen. Damit endet die öffentliche Sitzung. Aha, die Galerie wird schon geleert. (Schluss um 20.11 Uhr) Gemeinderat, 20. WP 5. Mai 2017 23. Sitzung / 2