Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 19. Wahlperiode 56. Sitzung vom 25. September 2014 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw Gemeinderäte S. 5 2. Nachruf auf Norbert Scheed, Gemeinderat aD und Bezirksvorsteher des 22. Bezirkes S. 5 3. Fragestunde 1. Anfrage (FSP - 02731-2014/0001 - KSP/GM) S. 5 2. Anfrage (FSP - 02739-2014/0001 - KU/GM) S. 9 3. Anfrage (FSP - 02738-2014/0001 - KVP/GM) S. 12 4. Anfrage (FSP - 02736-2014/0001 - KGR/GM) S. 16 5. Anfrage (FSP - 02732-2014/0001 - KFP/GM) S. 19 4. AST/02713-2014/0002-KVP/AG: Aktuelle Stunde zum Thema "Gebührenstopp jetzt! Das Leben für die Wienerinnen und Wiener wird immer teurer - die rot-grüne Belastungspolitik muss ein Ende haben!" Rednerinnen bzw Redner: GRin Mag Karin Holdhaus S. 21 GR Dipl-Ing Martin Margulies S. 22 StR DDr Eduard Schock S. 23 GR Dr Kurt Stürzenbecher S. 23 GR Dr Wolfgang Aigner S. 24 StR Mag Manfred Juraczka S. 25 GR David Ellensohn S. 26 GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein S. 27 GRin Mag Nicole Berger-Krotsch S. 28 5. Mitteilung des Einlaufs S. 29 6. Mandatsverzicht von GRin Dr Monika Vana, GRin Dr Barbara Kappel sowie GR Ernst Nevrivy; Angelobung von GRin Ingrid Puller, GR Dr Helmut Günther sowie GR Mag Josef Taucher S. 29 7. Dank von Vorsitzendem GR Godwin Schuster an das ausscheidende Mitglied des Landtages und Gemeinderates Ernst Nevrivy S. 30 8. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 30 9. Umstellung der Tagesordnung S. 30 10. 02622-2014/0001-MDLTG; P 72: Wahl einer Dienstgebervertreterin in die Gemeinderätliche Personalkommission Abstimmung S. 30 11. 02419-2014/0001-GJS; MA 56, P 33: 1) Erweiterungen von allgemein bildenden Pflichtschulen; Sachkreditgenehmigung 2) Vertrag zur Übernahme von Projektmanagementleistungen zwischen der Stadt Wien und der Wiener Infrastruktur Projekt GmbH Berichterstatter GR Christoph Peschek S. 31 Rednerinnen bzw Redner: GRin Ing Isabella Leeb S. 31 GR Mag Johann Gudenus S. 32 GR Dr Wolfgang Aigner S. 35 GR Heinz Vettermann S. 37 GR Senol Akkilic S. 39 GR Dr Helmut Günther S. 41 GRin Mag (FH) Tanja Wehsely S. 43 GR Mag Wolfgang Jung S. 45 GRin Mag (FH) Tanja Wehsely S. 46 Abstimmung S. 46 12. 02398-2014/0001-GJS; MA 53, P 30: Stadt Wien Marketing GmbH; Vertragsgenehmigung mehrjährig 02570-2014/0001-GJS; MA 53, P 31: 60. Eurovision Song Contest in Wien 1) Grundsatzbeschluss zur Durchführung 2) Kapitalzufuhr an die Wien Holding GmbH für die Bereitstellung der Wiener Stadthalle 3) Außerplanmäßige Ausgabe 2014; Eröffnung einer Ausgabepost Berichterstatterin GRin Barbara Novak S. 47 Rednerinnen bzw Redner: GRin Ing Isabella Leeb S. 47 GRin Dr Jennifer Kickert S. 48 GR Dietrich Kops S. 49 GR Dr Wolfgang Aigner S. 50 GR Heinz Vettermann S. 51 GR Mag Gerald Ebinger S. 53 StR Mag Manfred Juraczka S. 54 Abstimmung S. 55 13. 02360-2014/0001-GJS; MA 51, P 34: Subventionen an Sportorganisationen und sonstige Institutionen aus den Sportförderungsmitteln 2014 Berichterstatter GR Heinz Vettermann S. 55 Redner: GR Mag Günter Kasal S. 55 GR Mag Thomas Reindl S. 57 Abstimmung S. 57 14. 02527-2014/0001-GIF; MA 57, P 1: Verein COURAGE; Förderung Abstimmung S. 57 15. 02532-2014/0001-GIF; MA 17, P 3: Job-TransFair Gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassungsgesellschaft mbH; Subvention 02533-2014/0001-GIF; MA 17, P 4: Sozial Global Aktiengesellschaft; Subvention 02536-2014/0001-GIF; MA 17, P 5: Initiative Minderheiten Verein zur Förderung des Zusammenlebens von Minderheiten und Mehrheiten; Subvention 02539-2014/0001-GIF; MA 17, P 6: Verein Die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien; Subvention Berichterstatterin GRin Safak Akcay S. 57 Rednerinnen bzw Redner: GRin Angela Schütz S. 57 GRin Anica Matzka-Dojder S. 58 GR Armin Blind S. 59 GR Senol Akkilic S. 60 GRin Anica Matzka-Dojder S. 61 GR Mag Wolfgang Jung S. 62 Berichterstatterin GRin Safak Akcay S. 63 Abstimmung S. 63 16. 02502-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 7: ADRA – Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe Österreich; Subvention 02503-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 8: Österreichische Jungarbeiterbewegung (ÖJAB); Subvention 02504-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 9: Volkshilfe Solidarität; Subvention 02505-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 10: Licht für die Welt - Christoffel Entwicklungszusammenarbeit; Subvention 02506-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 11: Diakonie Austria; Subvention 02507-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 12: Österreichisches Rotes Kreuz; Subvention 02508-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 13: Hilfswerk Austria International; Subvention 02509-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 14: PHASE Austria; Subvention 02510-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 15: Nord-Süd Kooperation; Subvention 02511-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 16 CARE Österreich; Subvention 02512-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 17: Johanniter Unfallhilfe in Österreich; Subvention 02513-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 18: Volkshilfe Solidarität; Subvention 02514-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 19: Hilfswerk Austria International; Subvention 02515-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 20: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs; Subvention 02516-2014/0001-GIF; MD-EUI, P 21: World Vision Österreich; Subvention Berichterstatter GR Godwin Schuster S. 63 Rednerin bzw Redner: GR Mag Wolfgang Jung S. 63 GRin Mag Sonja Ramskogler S. 64 GR Gerhard Haslinger S. 65 17. PGL - 02791-2014/0001 - KFP/MDGAT: Dringlicher Antrag von GR Ing Udo Guggenbichler, MSc, GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein, GRin Angela Schütz, GR Univ-Prof Dr Peter Frigo, GR Wolfgang Seidl und GR Anton Mahdalik betreffend "Herstellung von Barrierefreiheit im öffentlichen Raum" Verlesung durch Schriftführer GR Christian Unger S. 66 Begründung durch GR Ing Udo Guggenbichler, MSc S. 67 Rednerinnen bzw Redner: GR Wolfgang Seidl S. 69 GRin Mag Karin Holdhaus S. 70 GRin Birgit Hebein S. 71 GR Erich Valentin S. 72 StRin Veronika Matiasek S. 75 GRin Gabriele Mörk S. 76 GR Univ-Prof Dr Peter Frigo S. 77 Abstimmung S. 78 Weitere Redner zu den Postnummern 7 bis 21 GRin Mag Sonja Ramskogler (tatsächliche Berichtigung) S. 78 GRin Angela Schütz S. 79 GR Armin Blind S. 79 Berichterstatter GR Godwin Schuster S. 80 Abstimmung S. 81 18. 02341-2014/0001-GWS; MA 69, P 66: Baurechtsvertrag betreffend Liegenschaft EZ 1149, KatG Fünfhaus mit der Gemeinnützigen Siedlungs- Genossenschaft Altmannsdorf und Hetzendorf reg Gen mbH Berichterstatter GR Heinz Vettermann S. 82 Redner: GR Mag Dr Alfred Wansch S. 82 Berichterstatter GR Heinz Vettermann S. 83 Abstimmung S. 84 19. 02339-2014/0001-GWS; MA 69, P 68: Ankauf der Liegenschaft EZ 1087, KatG Meidling Berichterstatter GR Georg Niedermühlbichler S. 84 Rednerin bzw Redner: GR Ing Udo Guggenbichler S. 84 GRin Mag Ines Schneider S. 84 Abstimmung S. 85 20. 02314-2014/0001-GSK; MA 21, P 49: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 21, KatGen Großjedlersdorf I, Großjedlersdorf II und Strebersdorf Abstimmung S. 85 21. 02291-2014/0001-GSK; MA 21, P 50: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 23, KatG Mauer, Festsetzung einer Schutzzone gemäß § 7 (1) BO für Wien Abstimmung S. 85 22. 02313-2014/0001-GSK; MA 21, P 51: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 10, KatG Oberlaa Stadt Abstimmung S. 85 23. 01455-2014/0001-GSK; MA 21, P 52: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 3, KatG Landstraße Abstimmung S. 85 24. 01754-2014/0001-GSK; MA 28, P 54: Vorhaben 11/18.01 - Mehrwert Simmering Abstimmung S. 85 25. 02292-2014/0001-GSK; MA 21, P 55: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 14, KatG Hütteldorf, Festsetzung einer Schutzzone gemäß § 7 (1) BO für Wien Abstimmung S. 85 26. 02240-2014/0001-GSK; MA 28, P 56: Errichtung von Fahrrad- und Scooter- Abstellanlagen auf nichtöffentlichem Grund; Förderung Berichterstatter GR Erich Valentin S. 85 Redner: GR Wolfgang Irschik S. 85 Berichterstatter GR Erich Valentin S. 88 Abstimmung S. 88 27. 02294-2014/0001-GSK; MA 21, P 71: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 10, KatGen Oberlaa Land und Oberlaa Stadt Abstimmung S. 88 28 02285-2014/0001-GFW; MA 5, P 29: 7. GR-Subventionsliste 2014 Abstimmung S. 88 (Beginn um 9 Uhr.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr geschätzte Gemeinderäte und Gemeinderätinnen! Ich bitte, die Plätze einzunehmen und eröffne die 56. Sitzung des Wiener Gemeinderats. Entschuldigt während des gesamten Tages sind GR Ekkamp, GR Kubik, GR Lindenmayr, GR Mahdalik, GR Mag Maresch, GR Nepp, GR Stark, GR Dipl-Ing Stiftner, GRin Prof Dr Vitouch und GR Woller. Während des Nachmittags ist … Entschuldigung, das ist mir dann falsch gemeldet worden. Die Frau GRin Prof Dr Vitouch ist hier. GR Prof Kopietz ist von 14 bis 18 Uhr entschuldigt und die Frau GRin Mag Straubinger von 15 bis etwa 17.30/18 Uhr. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bevor wir zur Fragestunde kommen, bitte ich Sie, sich von den Plätzen zu erheben. (Geschieht.) Am 16. Juli 2014 erreichte uns die bittere Nachricht, dass der Bezirksvorsteher der Donaustadt, Norbert Scheed, während seines Urlaubsaufenthaltes im 52. Lebensjahr plötzlich, überraschend und unerwartet verstorben ist. Das Leben und Wirken von Norbert Scheed kurz zu beschreiben, ist nicht wirklich leicht. Ich möchte es daher insofern umschreiben, indem ich sage: Er war beseelt von einem ganz starken Willen, Veränderungsprozesse in unserer Gesellschaft miteinzuleiten beziehungsweise mitzugestalten, damit es den Menschen nicht nur in dieser Stadt besser gehen sollte als bisher. Norbert Scheed war bereits als Jugendlicher für die Anliegen anderer Menschen sehr stark engagiert. Während seiner Lehrzeit bei der Universale Bau AG wurde er sehr, sehr bald zum Jugendvertrauensrat gewählt. Dieses vorher beschriebene Engagement, aber auch diese seine Tätigkeit im Jugendvertrauensrat prägten auch seine berufliche Laufbahn. Von 1983 bis 1989 war er Sekretär in der GPA, zuständig für das österreichische Baugewerbe. Von 1989 bis 2000 war er Landessekretär der GPA Wien. Parallel dazu war er schon von 1990 bis 2002 im Vorstand der Wiener Gebietskrankenkasse beziehungsweise stellvertretender Vorsitzender der Kontrollversammlung der Wiener Gebietskrankenkasse. 1995, und das war ein ganz wichtiger Part in seinem Leben, wurde der ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds gegründet. Norbert gehörte zu den Gründungspersönlichkeiten dieser so wichtigen Einrichtung, in der er von Beginn an bis zu seiner Wahl als Bezirksvorsteher im Jahr 2006 als Vizepräsident und Vorstandsvorsitzender wirkte. Seine Leidenschaft zur Politik begann sehr früh im 15. Bezirk, und zwar war er von 1984 bis 1988 im 15. Bezirk Vorsitzender der Jungen Generation. Von 1986 bis 1989 war er Mitglied der Bezirksvertretung des 15. Bezirks, und von 1990 bis 2006, das heißt, auch bis zur Wahl zum Bezirksvorsteher, war er Vorstandsmitglied der Arbeiterkammer Wien und in diesem Zeitraum auch stellvertretender Vorsitzender der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter in Wien. In den Wiener Landtag und Gemeinderat kam er 2001 und blieb eben bis 2006. Dann wurde er Bezirksvorsteher in Wien-Donaustadt. Viele in unserem Gemeinderat kannten Norbert Scheed, kannten sein Wirken und die wahrlich große Handschlagqualität in all seinen Funktionen. Deswegen wurde er weit über seine Sozialdemokratische Partei hinaus geschätzt. Nicht nur die Donaustädter Bevölkerung hatte wegen seiner Verlässlichkeit und seines Engagements großes Vertrauen. Ich darf die Gelegenheit auch dazu nutzen, um mich bei vielen von Ihnen dafür zu bedanken, dass Sie auch bei der Verabschiedung am Zentralfriedhof anwesend waren. Die Sozialdemokratie hat durch Norberts Tod einen beispielhaften Funktionär verloren, viele von uns einen ehrlichen und aufrichtigen Freund. Unsere Gedanken der Trauer sind bei den Hinterbliebenen, bei den Familienangehörigen und insbesondere bei seiner Witwe Bettina. Norbert Scheed wird in vielen Herzen auch künftig einen Platz haben. Ich ersuche um ein kurzes Innehalten im Gedenken an unseren Kollegen und Freund Norbert Scheed. (Stilles Plenum.) Ich danke vielmals. (Alle nehmen wieder Platz.) Der Übergang ist zu abrupt. - Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Frage (FSP - 02731-2014/0001 - KSP/GM) wurde von Frau GRin Mag Muna Duzdar gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal gerichtet. (Erst letzte Woche wurde der 1. Wiener Gleichstellungsmonitor präsentiert. Was bringt dieser Monitor den Wienerinnen?) Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Einen schönen guten Morgen! Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Es ist natürlich gerade nach dem Gedenken an einen so lieben Freund nicht einfach, die 1. Frage zu beantworten. Aber ich möchte es so halten, wie es der Herr Vorsitzende gesagt hat. Er war immer ein Kämpfer und er wollte immer weiterkämpfen, und wir kämpfen für ihn weiter, und so auch bei diesem Thema der Gleichstellung, die Norbert Scheed auch immer so wichtig war und auch schön zeigt, dass Männer und Frauen eben gemeinsam an der Gleichstellung in unserer Gesellschaft arbeiten müssen, um letztendlich wirklich erfolgreich sein zu können. Frau Abgeordnete, um Ihre Frage zu beantworten: Wir haben am 17. September den 1. Wiener Gleichstellungsmonitor präsentiert. Das ist ein Instrument, das es uns ermöglicht, Gleichstellung von Frauen und Männern in unserer schönen Stadt Wien zu messen. Der Monitor gibt uns als Politik die sachliche Grundlage, um unter anderem Fragen zu beantworten wie: Warum nicht gleich? Warum sind Frauen den Männern immer noch nicht gleichgestellt? Wo müssen wir in unseren Politiken ansetzen, um was zu ändern? Und wo gilt es auch, konsequent dranzubleiben? In 12 Themenfeldern, die einfach die ganze Breite der Lebensrealität von Frauen in Wien widerspiegelt, haben wir in insgesamt 119 Indikatoren den Status quo der Gleichstellung erfasst. In einem dreijährigen Erscheinungsrhythmus wollen wir nun messen und beobachten, um Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und darauf auch gut reagieren zu können. (Lautes Plenum.) Mit dem Wiener Gleichstellungsmonitor werden wir eben geschlechtsspezifische Unterschiede gut wahrnehmen können, das bekommen wir gut sichtbar … (GRin Mag Martina Wurzer: Es ist zu laut!) Okay. Der Wiener Gleichstellungsmonitor macht die Unterschiede gut sichtbar. Es ist so, dass es darum geht, Ziele in der Frauenförderung eben entsprechend zu entwickeln. Was wir aber machen, ist, wir messen nicht nur, wir haben nicht nur ein zusätzliches, statistisches Instrument, sondern wir möchten das Ganze auch im Dialog mit den Wienerinnen aufarbeiten, indem wir die Wienerinnen einbinden und indem wir in einem sogenannten „Dialogforum Gleichstellung“ mit den unterschiedlichsten Zielgruppen - junge Frauen, Frauen im Berufsleben, Multiplikatorinnen, Schülerinnen und die Expertinnen, die an der Erstellung des Gleichstellungsmonitors mitgearbeitet haben - gemeinsam einen Blick in die Zukunft werfen, aber auch gemeinsam gut auf den Monitor hinschauen und fragen: Was sind denn auch so die dringlichsten Fragen der Gleichstellung, die gerade den Frauen in den unterschiedlichsten Lebensbereichen so wichtig sind? Das heißt, das ist nicht nur ein Zahlenwerk für Expertinnen und Experten, es ist nicht nur ein Zahlenwerk für uns, in erster Linie die Politikerinnen und Politiker dieser Stadt, sondern es ist ein Zahlenwerk, das wir in der Diskussion mit den Wienerinnen und Wienern, eigentlich hauptsächlich den Wienerinnen, nutzen wollen, um hier auch in Sachen der Gleichstellung tatsächlich etwas voranzubringen. Dieses Dialogforum wollen wir dann pünktlich zum Internationalen Frauentag am 8. März 2015 noch einmal mit einem großen Beteiligungsforum im Wiener Rathaus abschließen. Die Ergebnisse werden uns ganz genau zeigen, wo denn die Frauen tatsächlich der Schuh drückt und welche Fakten des Monitors wir hier brauchen, auch ganz, ganz konkrete Maßnahmen, Projekte und Angebote, um Gleichstellung eben tatsächlich zu schaffen, aber immer mit dem Ziel, das wir grundsätzlich haben und das uns alle in diesem Haus eint, dass Frauen sicher, selbstbestimmt und unabhängig leben können. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. Die 1. Zusatzfrage stellt Frau GRin Mag Feldmann, bitte schön. GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Der Gleichstellungsmonitor ist ja ein wirklich positiver Schritt auf unserem ewigen Weg der Gleichstellung und es sind jetzt die Probleme der Frauen in Wien nicht neu. Aber natürlich ist es großartig, je genauer man weiß, wo, wie Sie sagen, der Schuh drückt, und wir haben ja wirklich vieles zu tun. Viele Themen sind uns bekannt wie jetzt zum Beispiel Einkommensunterschied und Armutsgefährdung. Ich hoffe sehr, dass wir das dann wirklich nicht nur wahlbezogen machen, sondern über die Wahl hinaus verfolgen und hier Schritte der Umsetzung machen. Es ist jedoch ein Thema, das mir besonders aufgefallen ist, und zwar, dass Buben an den Schulen besonders stark von Gewalt betroffen sind, einerseits durch eine Form des Machoismus, der sicher auch durch unsere vielen Herkunftsarten, Religionsarten, Migration, Integration, Gruppenbildung zustande kommt. Wie gesagt, das ist ein großes Thema, weil andererseits wenn dann die Schere auch noch bedeutet, dass vielleicht im Elternhaus Gewalt ist oder die Mutter Alleinerzieherin ist, es hauptsächlich Lehrerinnen gibt, das heißt, keine Bezugsperson für diese Buben vorhanden ist. Wie können wir auf dieses Thema speziell eingehen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Dass der Monitor unabhängig von Wahlen ist, zeigt alleine, dass er alle drei Jahre erscheinen wird. Das heißt, auch wenn sich politische Konstellationen in irgendeiner Form verändern, der Monitor wird ein Instrument sein, das in dieser Stadt zur Messbarkeit von Gleichstellung zur Verfügung stehen wird. Es war mir auch sehr wichtig, hier eine gewisse Nachhaltigkeit zu erzeugen und nicht ein Blitzlicht zu bekommen. Natürlich gibt es viele Zahlen und Daten, die uns gerade in diesem ersten Monitor bekannt sind. Es wäre ja auch schlimm, wenn es nicht so wäre, weil wir ja die ganze Zeit engagiert unsere Arbeit machen. Aber er ist jetzt einmal die Basis, der Grundstock dafür, alle drei Jahre zu messen, wie wir denn weitergekommen sind. Und ein Schönes an diesem Monitor ist ja auch, dass wir zum Beispiel zeigen können, dass wir es in der vergangenen Funktionsperiode geschafft haben, den Equal Pay Day um insgesamt 14 Tage, 2 Wochen, zu verschieben. Das sind natürlich schon auch Ergebnisse der vielen Angebote, die wir setzen, die in der Wirtschaft gesetzt werden, die von der Politik gesetzt werden und die sich auch gesellschaftlich ebenso gut entwickeln, dass wir sehen, dass es messbar wird, was sozusagen Sache ist. Zum zweiten Teil der Frage. In diesem Themenfeld gilt dasselbe wie in vielen anderen Themenfeldern. Ich möchte auch wirklich hergehen und gerne die zwölf Lebensbereiche von Frauen sehen und da auch dazusetzen, was es alles schon für die Wienerinnen gibt. Sie haben das Thema der Alleinerzieherinnen angesprochen. Da gibt es gute Angebote in der Stadt für Alleinerzieherinnen. Sie haben das Thema Gewalt angesprochen. Wir haben einen Runden Tisch eröffnet, der heißt „Töchter können mehr.“ Gerade in dieser Runde sitzen ganz, ganz viele Jugendpädagoginnen, die natürlich nicht nur in der Mädchenarbeit Erfahrung haben, sondern die sowohl in der Arbeit mit Mädchen als auch mit Burschen Erfahrung haben. Wir haben in der Wiener Antidiskriminierungsstelle genau dieses Thema aufgegriffen, haben Bullying zu einem großen Thema gemacht, haben dafür auch Expertise und haben dafür auch eigene Schulungen für Lehrerinnen und Lehrer, die wir anbieten. In dem Fall sind meistens, da haben Sie recht, die Frauen die Lehrerinnen, die wir mit solchen, sage ich einmal, pädagogischen Unterstützungsangeboten eben für diese neuen Herausforderungen fit machen wollen, mit denen sie auch in den Klassenzimmern konfrontiert sind. Heute werden wir auch über Prävention und Deradikalisierung reden, und auch da gibt es in der Stadt schon viele gute Angebote. Ich glaube, es ist auch wichtig, wenn wir das Wissen darüber haben, wo Ungleichstellung da ist, wenn wir das Wissen haben, wo Diskriminierung da ist, dass wir sehen, welche Angebote gibt es und überprüfen, ob diese Angebote auch gut passen. Wenn sie nicht gut passen, dann müssen wir eben auch neue Angebote entwickeln, entwerfen oder formulieren. Aber oft kommt man dann drauf, dass man bei bestimmten diskriminierenden Erfahrungen eigentlich sehr gute Angebote hat, und man kommt einmal mehr drauf, dass gerade die Gleichstellungspolitik auch wirklich eine Querschnittspolitik ist. Wir brauchen alle Ressorts, wenn wir die zwölf Bereiche anschauen. Da ist jetzt Umwelt drinnen, da ist Freizeit drinnen, das sind alles Bereiche, wo eigentlich alle Geschäftsgruppen, sagen wir es einmal so, in dieser Stadt zusammenwirken müssen, um auf Basis dieses Gleichstellungsmonitors auch tatsächlich was weiterbringen zu können. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Mag Wurzer, bitte schön. GRin Mag Martina Wurzer (Grüner Klub im Rathaus): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Es freut mich sehr, mit dem ersten Wiener Gleichstellungmonitor ein weiteres großes, wichtiges Projekt aus dem Frauenkapitel des rot-grünen Regierungsübereinkommens in Händen zu halten. Wir haben jetzt ein Instrument, das die Arbeit von Verwaltung und Politik an Gleichstellungszielen bewerten und messen wird. Der Gleichstellungsmonitor wird ab sofort ein zentraler Bestandteil der Wiener Gleichstellungspolitik sein und uns sozusagen als eine Art Kompass beim Navigieren helfen. Wir haben uns ja relativ breite Felder angeschaut, wie Sie schon erwähnt haben, also nicht nur solche, die bisher schon im Zentrum der Gleichstellungspolitik standen, sondern eben auch Umwelt, Freizeit, Sport, Wohnen. Dabei fiel auf, dass da und dort doch noch sehr große Datenlücken bestehen, dass wir also die Lebensrealität von Frauen noch nicht in allen möglichen Themenfeldern ausreichend erfasst haben, um darauf dann auch im Sinne des Gender Budgeting entsprechend eingehen und danach handeln zu können. Deshalb meine Frage an Sie: Sind diesbezüglich schon konkrete weitere Schritte geplant? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Wir haben gemeinsam in dieses Regierungsübereinkommen den Gleichstellungsmonitor hineingeschrieben. Was ich dann ganz toll gefunden habe, war der Prozess, wie dieser dann auch letztendlich entstanden ist, weil wir nicht hergegangen sind und irgendein Zahlenwerk geschaffen haben. Wir sind zuerst hergegangen und haben für uns einmal festgemacht: Was sind denn die gleichstellungspolitischen Ziele? Anhand der Ziele wurde dann eben auf einer sehr sachlichen Ebene mit 119 Indikatoren erst einmal angefangen zu messen. Bei diesem Messen sind wir natürlich draufgekommen, dass einige Datenlücken gerade in Bereichen da sind, wo wir auch aus der Gender-Mainstreaming-Arbeit wissen, dass dort vielleicht noch nicht die Sensibilität gegeben ist, Geschlechterdaten festzuhalten und sichtbar zu machen. Jetzt kann man natürlich hergehen und sagen, okay, dazu haben wir keine Daten, das geben wir in den Monitor nicht hinein. Aber das wäre aus meiner Sicht falsch. Sondern es ist wichtig zu sagen, das wollen wir eigentlich wissen, nur dazu gibt es noch nichts. Damit machen wir Datenlücken sichtbar und damit können wir auch sagen, und das ist jetzt nicht in irgendeinem Bereich der Förderung oder des Zeitverbrauches oder der Budgetierung: Bitte budgetiert das nach Frauen und Männern, weil wir diese Messbarkeit brauchen. Ich möchte jetzt nicht eine Datenlücke extra herausheben oder irgendwie an den Pranger stellen, weil ich glaube, der Monitor wird viel Bewusstsein in diesem Bereich erzeugen. Da bin ich wirklich zuversichtlich. Ich habe diese Erfahrung mit einem anderen Messinstrument gemacht, nämlich mit dem Diversitäts- und Integrationsmonitor, wo wir uns auch ganz bewusst dafür entschieden haben, bestimmte Bereiche, wo wir noch keine Daten hatten, als Indikatoren aufzunehmen, und sukzessive haben sich diese Daten gefüllt. Mit dieser Erfahrung war es leichter, auch mutiger zu sein und in diesem Bereich zu sagen, gut, das schreiben wir trotzdem hinein und gehen zu den zuständigen Stellen, treten an sie heran und sagen: Bitte, in drei Jahren erscheint der nächste Monitor, wir brauchen dafür Zahlen, ihr habt ja auch drei Jahre Zeit. Das kann man ja auch gut vorbereiten. Das ist in Wirklichkeit schon mit dem Entstehen des Monitors auf die Beine gestellt. Es ist wichtig, diese Unterschiede sichtbar zu machen, weil nur dann können wir auch entsprechend effektiv handeln. Datenlücken zu schließen, ist ein großes Ziel für den 2. Gleichstellungsmonitor. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Schütz, bitte schön. GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin! Ich habe mir den Monitor durchgesehen und ich finde es halt sehr schade, dass wir da eine große Chance vergeben haben, eine weitere Differenzierung durchzuführen, eine, wie sie in ganz, ganz wenigen Bereichen getätigt worden ist, zum Beispiel bei Männern und Frauen im allgemeinen Überblick. Da hat man ja nicht nur nach männlich und weiblich differenziert, sondern auch nach Österreicher, EU, EFTA, Osteuropa, Südeuropa, Türkei und Sonstige. Auch finde ich es sehr schade, dass man darauf verzichtet hat, auch wenn Männer benachteiligt sind, was in einem Gender Monitor für mich halt im Sinne der Gerechtigkeit auch dazugehört, auch darauf aufmerksam zu machen, und dass man das bewusst ausgespart hat. Meine Frage ist jetzt: Weshalb haben Sie bei den Fakten vor allem im Bereich der Bildung, des Einkommens, Wohnen, Gewalt und Mindestsicherung bewusst auf eine weitere Differenzierung verzichtet beziehungsweise diese aufgeschoben, obwohl hier sicher genügend Datenmaterial vorhanden wäre? Vielleicht auch, um das Faktum zu verschleiern, dass beim ersten Monitor schon herauskommen würde, dass die Integrationspolitik in Wien gescheitert ist? (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Erstens einmal ist die Integrationspolitik in Wien nicht gescheitert. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Zweitens ist dieser Monitor ein Gleichstellungsmonitor. Und drittens ist uns allen in diesem Haus, glaube ich, zumutbar, dass man zwei Monitore nebeneinander legt. Es gibt den Integrations- und Diversitätsmonitor, wo all diese Daten, die Sie da suchen, geschlechterspezifisch aufgeschlüsselt sind. Ich rate Ihnen, mit beiden Zahlenwerken zu arbeiten und Sie werden alles finden, was Sie suchen. Unterstellen Sie nicht, dass wir etwas verschleiern! Machen Sie sich die Mühe und nutzen Sie die Instrumente! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt Frau GRin Mag Duzdar, bitte schön. GRin Mag Muna Duzdar (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Einen schönen guten Morgen, sehr geehrte Frau Stadträtin! Sie haben ja schon sehr viel zu dem 1. Wiener Gleichstellungsmonitor ausgeführt, und die Betonung liegt auf „Ersten“. Jetzt hat dieser Gleichstellungsmonitor ja sehr viele Ergebnisse hervorgebracht, und mich würde interessieren: Welche Ergebnisse finden Sie als besonders hervorhebenswert und wo sehen Sie die Möglichkeiten, auf der Grundlage der Ergebnisse Verbesserungen zu erreichen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Danke für diese Frage. Ich bin ja nicht unbekannt dafür, dass ich immer viel zu lange Antworten in den Fragestunden gebe. Deswegen bemühe ich mich einmal mehr, entsprechend kurz zu sein, wiewohl der Monitor natürlich total viel hergibt. Aber was ich spannend gefunden habe, ist gerade im Kapitel Wohnen die Lebensrealität von Frauen, dass Frauen viel häufiger alleine leben als Männer, dass die meisten Wienerinnen in Privatwohnungen wohnen und dann erst Gemeindewohnungen bekommen. Und dass natürlich die Frage der Leistbarkeit des Wohnens gerade für Frauen, überhaupt wenn sie auf Grund einer zerbrochenen Beziehung Alleinerzieherinnen werden, immer ein ganz großes Thema ist. Ein Drittel der Wiener Haushalte sind Haushalte mit Kindern, wo es auch Ein-Eltern-Haushalte gibt. Das muss man sich einmal vorstellen. Also auch in unserer Stadtgesellschaft bekommt man, was das Familienbild betrifft, in dem Monitor wirklich ganz klar dargestellt, dass es dieses klassische Vater-Mutter-Kind-Bild als Familienbild nicht mehr gibt. Das ist aufgebrochen. Es gibt die verschiedensten Lebensformen, es gibt die verschiedensten Liebesformen und es gibt natürlich auch die verschiedensten Entwicklungen in diesen Konstellationen. Ein Drittel Alleinerzieherinnen in dieser Stadt, denke ich mir, ist auch ein Auftrag für uns in der Politik, hier immer und immer wieder gerade auf diese Gruppe von Frauen auch gut zu schauen. Ein Großteil der Frauen ist unselbstständig tätig, aber sie sind natürlich auch viel öfter in prekären Dienstverhältnissen, das wissen wir. Was wir zum Beispiel in diesem Bereich, bei diesen Indikatoren gesehen haben, weil heute wieder der REWE-Boss mit einem Interview zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und zu den flexiblen Arbeitszeitmodellen drinnen ist - meine sehr geehrten Abgeordneten - das hört sich alles gut an, aber: in der Realität ist es schon auch so, dass im Handel Frauen zum Teil nur mehr 19-Stunden-Verträge bekommen und mit diesen 19- Stunden-Verträgen zwar alles gut vereinbaren können, aber sie haben mit diesem Einkommen kein Auskommen und sind in der Bedarfsorientierten Mindestsicherung, obwohl sie berufstätig sind. Das heißt, da gilt es schon auch, die Wirtschaft wirklich auch in die Pflicht zu nehmen, um hier Ansätze zu finden, wie man denn die Frauen aus dieser Armutsfalle, aus diesen wirklichen Armutsjobs auch gut herausbringen kann. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Equal Pay Day, das habe ich schon gesagt, ist eine schöne Sache. Wir haben im Durchschnitt einfach die Situation, dass Frauen um 2,40 EUR in der Stunde weniger verdienen. Wir wissen, dass Frauen eine halbe Stunde weniger Freizeit haben und die Freizeit auch ganz, ganz anders verbringen als die Männer. Und wir wissen, dass Frauen 62 Prozent der Hausarbeit machen. In mehr als 25 Prozent der Paarhaushalte, also in einem Viertel der Wiener Paarhaushalte, passiert die unbezahlte Arbeit eigentlich ausschließlich durch die Frauen. Das heißt, unsere Kampagne, die auch von der FPÖ immer wieder belächelt wurde, ist ganz, ganz richtig. Halbe-halbe mit unserer Kampagne „4Wände 4Hände“, das muss in Wirklichkeit der Schlüssel sein, um auch die Einkommensschere weiter zu schließen. Ich sage, wenn wir uns mittlerweile um 14 Tage verbessert haben, dann wird der Prozentsatz kleiner. Aber die paar Prozente, die die Einkommensschere weiter ausmachen, die zu brechen, die aufzubrechen, wird ja immer schwieriger. Das heißt, wenn wir da bei der unbezahlten und bezahlten Arbeit nicht drangehen, dann wird die Einkommensschere niemals ganz geschlossen werden können. Das heißt, dieser Teil gerechte Verteilung bezahlte und unbezahlte Arbeit ist ein ganz, ganz wichtiger Faktor. Ich könnte da jetzt noch ganz viel erzählen. Tatsache ist, dass für den Monitor die Ergebnisse aus den bekannten gleichstellungsrelevanten Themengebieten jetzt einmal auf den ersten Blick nicht überraschend sind. Wir haben es eh schon besprochen, die kennen wir. Sie werden uns nur dazu dienen, in der nächsten Zeit einfach gut weiter messen zu können. Was wir mit dem Monitor aber schon gemacht haben, ist, wir haben uns Felder angeschaut, wo es so klar nicht war, oder wir haben uns auch Indikatoren angeschaut, wo es so klar nicht war. Die Frauen sind besser gebildet als die Männer. Die Frauen besuchen die unterschiedlichsten Studienrichtungen, und es sind gar nicht so wenige Frauen auch gerade in den technischen Studienrichtungen. Aber wenn man sich dann anschaut, wer die Lehrenden sind, wenn man sich anschaut, wer Führungspositionen im Bildungsbereich übernimmt - und der Fokus auf den Bildungsbereich war auch sehr spannend, da sind die Frauen zum Beispiel schon wieder ganz unterrepräsentiert. Und diese Zusammenhänge von Daten und von Wissen herzustellen, das wir hatten, und auf Basis dessen eben gute gleichstellungspolitische Angebote in dieser Stadt zu setzen, aber nicht nur alleine aus der Politik, sondern auch wirklich im Sinne dessen die Wirtschaft hier auch in die Pflicht zu nehmen, große Bildungsinstitute in die Pflicht zu nehmen, das sind eigentlich, sage ich jetzt einmal, die großen Aufträge, an denen wir uns auch in den nächsten drei Jahren abarbeiten können. Und dann drei Jahre später sehen können, ob unsere gleichstellungspolitischen Maßnahmen auch wieder gegriffen haben und wir wieder ein Stück weitergekommen sind, dass Frauen und Männer in Wien tatsächlich gleichgestellt sind. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ich danke ganz ausdrücklich für die Beantwortung der 1. Frage. Die 2. Frage (FSP - 02739-2014/0001 - KU/GM) wurde von Herrn GR Dr Aigner gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport gerichtet. (In der Fernsehsendung 'Im Zentrum' am 15.9.2014 wurde von Experten das Thema 'Dschihadismus' diskutiert. Eine Expertin berichtete von zahlreichen privaten Kindergruppen bzw. Kindergärten, die in Wien von radikal-islamischen Gruppierungen betrieben werden sollen. In diesen würde der Grundstein für spätere Radikalisierungen gelegt. Der Integrationsgedanke wird dadurch ebenso ad absurdum geführt. Wien fördert im Zuge des verpflichtenden Kindergartenjahres und des generellen Gratis-Kindergartens zahlreiche private Trägerorganisationen mit beträchtlichen Steuermitteln. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um sicherzustellen, dass in geförderten privaten Kinderbetreuungseinrichtungen keine radikal-islamische Ideologie verbreitet wird?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie fragen mich betreffend die Kontrolle von privaten und geförderten Kinderbetreuungseinrichtungen. Dazu ist vielleicht grundlegend einmal auszuführen: Für uns ist es ganz wichtig in der Stadt, dass in Wien jedem Kind unabhängig von Einkommen, Beruf, Sprachkenntnissen, Herkunft der Eltern beziehungsweise der Obsorgeberechtigten von Anfang an die bestmöglichen Chancen auf Bildung ermöglicht werden. Dazu ist es uns in der Stadt erfreulicherweise möglich, ein sehr vielfältiges und bedürfnisorientiertes Angebot für ganz junge Kinder, für Kindergartenkinder, aber auch für den Bereich der Freizeitbetreuung von Schulkindern, ebenfalls ein ganz wesentlicher Bereich, zur Verfügung zu stellen. Elementare Bildungs- und Betreuungsplätze in Wien werden sowohl von der Stadt Wien als auch von privaten Trägerorganisationen und auch Tageseltern angeboten. Zur Sicherstellung von frühkindlicher Bildung vergibt die Stadt dafür im Rahmen der Beschlüsse des Wiener Gemeinderates auch die entsprechenden Förderungen. Der Trägerorganisation als Förderempfängerin beziehungsweise Förderempfänger werden die Förderungen nur unter der Voraussetzung gewährt, dass sie über eine Bewilligung der Stadt Wien, Magistratsabteilung 11, verfügt und die elementare Bildungs- und Betreuungseinrichtung entsprechend dieser Genehmigung und unter Einhaltung sämtlicher Auflagen betrieben wird. Weiters müssen die Qualitätsstandards, ein ganz wichtiger und wesentlicher Bereich, gemäß den gesetzlichen Vorgaben selbstverständlich erfüllt sein. Förderungen werden eben nur dann gewährt, wenn auf Grundlage der abgeschlossenen Vereinbarungen zwischen der Stadt Wien und der Trägerorganisation die darin enthaltenen Bestimmungen eingehalten werden. Alle Kindergärten in Wien unterliegen auf der einen Seite den Bestimmungen des Kindertagesheimgesetzes und müssen auch entsprechend pädagogisch ausgebildetes Personal vorweisen können. Alle Kindergärten werden dahin gehend von der zuständigen Behörde, und das ist bewusst ja nicht die Magistratsabteilung 10, sondern die Magistratsabteilung 11, kontrolliert. Wir haben mit der letzten Novelle des Wiener Kindergartengesetzes die Bildungsarbeit in Kindergärten nach den Grundsätzen des Wiener Bildungsplans gesetzlich implementiert. Davor hat es den Wiener Bildungsplan in der Praxis ja schon seit sechs Jahren gegeben, aber er wurde nun mit der letzten Novelle im vergangenen Jahr auch gesetzlich implementiert. Außerdem wurde die gesetzliche Grundlage für eine Vernetzung zwischen der Behörde und der Förderstelle geschaffen, da nunmehr die im Magistrat, und ich zitiere, zuständige Stelle zur Gewährung von Förderungen für Kindergärten der Behörde alle Mängel, die sie im Zuge der Erfüllung ihrer Aufgaben wahrnimmt und die zu einem Widerruf nach dem § 11 führen können, unverzüglich zu melden hat. Wie auch schon im aktuellen Tätigkeitsbericht des Stadtrechnungshofs zum Thema Kindersicherheit in Kinderbetreuungseinrichtungen besonders positiv bewertet, liegt der Schwerpunkt der Kontrolle durch die zuständige Behörde, die Magistratsabteilung 11, gerade auch auf der Einhaltung der Grundsätze des Wiener Bildungsplanes. Natürlich sind die Fragen der Hygiene, der Elektrosicherheit wesentliche Fragen, aber gerade auch die Einhaltung des Bildungsplanes ist ja ein ganz besonderer Stellenwert. Es wird hier entsprechend die Einhaltung der Bildungsstandards überprüft, und als besonderes Service darüber hinaus bietet die Magistratsabteilung 11 insbesondere zur Unterstützung für private Träger eine Beratung und wenn man so will Erste-Hilfe-Leistung bei der Umsetzung des Wiener Bildungsplanes auch entsprechend an. Zur Erfüllung dieser Serviceleistung wurde in der Magistratsabteilung 11 eine Kindergarteninspektorin mit der Aufgabe betraut, die Umsetzung des Wiener Bildungsplans, soweit bei privaten Kindergärten oder Kindergruppen ein Bedarf dafür besteht, zu begleiten. Dieses Angebot wird von privaten Trägern, vor allem kleinen privaten Trägern, überwiegend positiv angenommen. Die großen Träger, das muss man dazusagen, haben ja bereits seit vielen Jahren eine eigene Stelle in diesem Bereich. Alle Kindergarteninspektorinnen haben eine Ausbildung zur Kindergartenpädagogin und das ist besonders wichtig, weil sie daher natürlich die tatsächlich geleistete Arbeit auch aus der gelebten Praxis und ihrer eigenen Berufserfahrung entsprechend beobachten können. Die Aufsichtsorgane der Magistratsabteilung 11 trachten ob ihrer mannigfaltigen Kontrollaufgaben bei ihrer Termindisposition nicht nur danach, die gesetzlich vorgeschriebenen jährlichen Intervalle der Kontrolle einzuhalten, sondern es sind vielmehr jeweils unangekündigte Kontrollen vor Ort in Bezug auf die jeweilige Einrichtung auch zu möglichst verschiedenen Jahres- und Tageszeiten angesetzt. Die Magistratsabteilung 11 hat 2013 insgesamt 1 854 Kontrollen durchgeführt, und 2014, Stand 30.06. Halbjahresbilanz, bisher insgesamt 967 Aufsichten durchgeführt und die Einhaltung der entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen geprüft. Wie gesagt, das wurde auch seitens des Stadtrechnungshofes entsprechend bewertet. Was sind die Überprüfungen? Einerseits natürlich die entsprechenden gesetzlichen Auflagen. Ist Deutsch sprechendes Personal, ist ausgebildetes Fachpersonal vorhanden? Aber natürlich sind es auch viele Indikatoren, die auf die Arbeit hinweisen, seien es die entsprechenden Aushänge in den Kindergärten, die Raumgestaltung, die entsprechend pädagogisch adäquate Raumausgestaltung in diesem Bereich. Hier bietet sich tatsächlich für die Behörde eine vielfältige Möglichkeit der Bewertung der Arbeit. Und, und das ist mir immer ganz besonders wichtig, nicht zu vergessen, wir haben auch 80 000 Eltern von 80 000 Kindern, die eine sehr engmaschige Kontrolle der Kindergärten tatsächlich ermöglichen, denn selbstverständlich steht auch bei Beschwerden und Anregungen von Eltern die Behörde entsprechend hilfreich zur Seite und unterstützt die Eltern bei der Umsetzung, wenn sie einen entsprechenden Missstand in einem Kindergarten feststellen, und bei der Behebung dieser Missstände. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Herr Stadtrat. Die 1. Zusatzfrage kommt vom Fragesteller, nämlich GR Dr Aigner. Bitte schön. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Guten Morgen! Vielen Dank für die ausführliche und engagierte Beantwortung meiner Frage. Es ist ja eine Problematik, die in den letzten Wochen hochgekocht ist. Es hat sich diesbezüglich auch der Herr Integrationsminister zum Wort gemeldet, und Sie haben im Ö1-Morgenjournal auch davon gesprochen, dass Sie sich der Problematik durchaus bewusst sind, dass es hier unter Umständen Entwicklungen gibt, vor allem in den privaten kleinen Gruppen. Da habe ich natürlich die Besorgnis, dass das hier mit den Eltern nicht so funktioniert. Weil wenn von vornherein ein gewisser Personenkreis angesprochen wird, der bei einem kleinen privaten Träger da möglicherweise unter sich sein möchte, dann wird das mit den Eltern wahrscheinlich nicht so funktionieren, weil wahrscheinlich vielleicht dann genau die Art von Betreuung gegeben wird, die sich manche halt wünschen, wenn man zu einem bestimmten Träger geht. Wir haben auch in der Debatte, wenn es um Anschubfinanzierungen für zusätzliche Kindergruppen geht, auch immer wieder von unserer Seite oder von meiner Seite darauf hingewiesen, dass die großen Trägerorganisationen natürlich ganz etwas anderes darstellen und bieten können. Und das ist gerade die Problematik bei kleinen Gruppen, die sich informell bilden, die dann ein Bildungskonzept bringen, das allen Vorgaben entspricht. Man hat manchmal das Gefühl, dass ja aus dem Internet relativ leicht auch zu recherchieren ist, wie so ein Antrag anschauen muss. Meine Frage ist daher: Können Sie sich in Bezug auf zukünftige Förderungen und weiteren Ausbau vorstellen, dass man den Fokus doch eher wieder stärker auf die großen Trägerorganisationen richtet und vielleicht auch die Stadt Wien zusätzliche städtische Kindergärten einrichtet, sodass wir sozusagen hier auch wieder die größeren Trägerorganisationen, die auch mehr Know-how haben und vielleicht auch einen höheren Standard bieten können, entsprechend dazu animieren, ihr Angebot auszuweiten? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Wir achten eigentlich sehr genau darauf, dass die Balance zwischen öffentlichen Einrichtungen, großen Trägern, aber auch kleinen Trägern und kleinen Initiativen ein sehr ausgewogenes Verhältnis ist. Wenn man sich vor Augen führt, dass rund 4 Prozent der Kinderbildungseinrichtungen in Wien sogenannte Kindergruppen sind, die aus der Tradition heraus elternverwaltete Kindergruppen sein können oder auch Kindergruppen kleinerer Vereine, rund 40 bis 45 Prozent öffentliche Einrichtungen sind und der Rest, sage ich jetzt einmal, unterschiedlichste Träger sind, aber in erster Linie sehr stark große Träger seitens der kirchlichen Trägereinrichtungen, aber auch von anderen Anbietern in diesem Bereich, so glaube ich, ist es unser gemeinsames Bestreben, hier dieses Verhältnis sehr ausgewogen zu halten, auch gerade angesichts der wachsenden Stadt, und dieses Verhältnis auch in weiterer Folge letztendlich in dieser Balance zu halten. Insofern glaube ich, dass es gerade auch für das Angebot von Kinderbetreuungsplätzen und Kinderbildungsplätzen in der Stadt einfach wichtig ist, ein sehr vielfältiges Angebot zu liefern. Gerade im urbanen Bereich und gerade auch viele Eltern schätzen es einfach, die Möglichkeit zu haben, sich selbst ein Bild zu machen, ob sie eine kleine Kindergruppe wählen wollen, ob sie einen großen Träger wollen, oder ob sie in eine städtische Einrichtung gehen wollen. Gerade auch im Bereich der privaten Träger gibt es ein vielfältiges pädagogisches Angebot. Kurzer Seiteneinschub: Natürlich, muss man sagen, gleichen sich pädagogische Konzepte in der Elementarpädagogik. Also wir kennen alle grundpädagogischen Ausrichtungen, ob es Montessori-Pädagogik oder Freinet-Pädagogik ist. Aber letztendlich bei einer Trägerschaft von rund insgesamt 1 700 verschiedenen Einrichtungen in der Stadt, dass da pädagogische Konzepte einander gleichen, wird wenig überraschen, weil 1 700 unterschiedliche gibt es nicht. Insofern, bei aller Vielfalt des pädagogischen Angebots, so viele unterschiedliche pädagogische Ansätze in der Elementarpädagogik gibt es nicht, wenngleich sie sich selbstverständlich immer weiterentwickelt. Das heißt, ich denke, wir haben ein gutes, ausgewogenes Verhältnis. Gerade auch große Träger sind für uns eben nicht nur deshalb, weil sie groß sind, ausgeschlossene Partner. Ich erinnere mich durchaus auch an andere Diskussionen, die es in diesem Kreis immer wieder gegeben hat, warum hier letztendlich nur große Träger zum Zug kommen. Es sind nie nur die großen Träger zum Zug gekommen, es sind nie nur die kleinen Träger zum Zug gekommen. Wir versuchen, im Interesse eines vielfältigen Angebots die Balance der Trägerschaften in der Stadt zu halten. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Mag Schneider, bitte schön. GRin Mag Ines Schneider (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Grüß Gott, Herr Vorsitzender! Grüß Gott, Herr Stadtrat! Sie haben vorhin ausgeführt, dass Sie Förderungen an Trägerorganisationen vergeben, wenn auch die Kontrolle und die gesetzlichen Standards gegeben sind. Wissen Sie, wie viele Kinderbetreuungseinrichtungen von islamischen Organisationen und Trägervereinen aktuell in Wien geführt werden und ob es bei diesen Kontrollen, die Sie ja vorhin besprochen haben, zu Beanstandungen gekommen ist, eben ob da Radikalisierungen oder sonstige Sachen vorgekommen sind? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Bei den entsprechenden Kontrollen seitens der Magistratsabteilung 11 konnten, auch auf viele Hinweise von Eltern, keine derartigen Radikalisierungstendenzen in Kindergärten festgestellt werden, wobei ich schon auch dafür bin, wir reden in dem Bereich von null- bis sechsjährigen Kindern, auch nicht in den pädagogischen Konzeptionen. Die Frage der islamischen Vereine ist ja durchaus etwas, was ich nicht zuletzt auch, wie im „Morgenjournal“ auch mit dem Herrn Außenminister, zwar nicht „face to face“, aber ein wenig diskutiert habe. Grundsätzlich muss man sagen, dass die Frage, welcher Träger ein islamischer Träger ist, zunächst einmal schon eine wesentliche Definitionsfrage ist. Denn Tatsache ist, Vereine können, ganz egal, vor welchem Hintergrund, gegründet werden, wenn sie die pädagogischen, ausbildungsmäßigen und gesetzlichen Vorschriften einhalten, auch Kinderkrippen oder Kindergruppen, ganz egal, welcher Bereich es ist, führen. Also die Definition, ist der Vorstand, sind die Mitglieder des Vereinsvorstands alle Mitglieder der entsprechenden Religionsgemeinschaft oder wie die Definition war, mit der ich konfrontiert wurde, gibt es einen Kindergarten, der ausschließlich Kinder mit islamischem Religionshintergrund führt und dann ist es ein islamischer Kindergarten, da muss ich sagen, das kann ich nicht beantworten. Das wird bei uns seitens der Förderung auch überhaupt nicht erhoben. Für uns, gemäß auch dem Beschluss des Wiener Gemeinderates, hat jedes Kind, das in eine entsprechende Betreuungseinrichtung geht, hat der entsprechende Träger auch den entsprechenden Fördersatz, und die Religionszugehörigkeit in der einen oder anderen Form greift hier nicht. Denn, und das ist die einzige Beantwortung, die ich Ihnen geben kann, es gibt einen einzigen Kindergarten, der seitens der islamischen Glaubensgemeinschaft geführt wird, wo derzeit noch dazu noch nicht klar ist, ob er fortgeführt wird, aber aus ganz anderen Gründen heraus. Alle anderen Träger sind Vereine. Und ich weiß eigentlich nicht die Definition, wie man dorthin kommen soll, dass es ein islamischer Kindergarten ist. Natürlich sind in den pädagogischen Konzepten durchaus auch immer Hinweise zu finden, wo zum Beispiel entsprechend des Speiseplans halal gekocht wird oder in irgendeiner anderen Art und Weise gekocht wird. Genauso wie wir Kindergärten haben, wo rein vegetarisch gekocht wird. Aber daraus abzuleiten, dass es sich um islamische Kindergärten handelt, ist wahrscheinlich etwas kurz gegriffen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GR Akkilic, bitte. GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Es gibt natürlich in Wien keine Kindergärten, die sich sozusagen definitiv als islamische Kindergärten ausgeben. Es gibt aber in Wien Kindergärten, die in ihren Programmen zum Beispiel Verse aus dem Koran ihren Kindern beibringen wollen. Gibt es eine Kontrolle darüber, wer diese Verse den Kindern beibringt? Sind die Pädagogen, Pädagoginnen in diese Richtung ausgebildet oder werden zusätzliche Religionslehrer, Religionslehrerinnen herangezogen, die diesen Kindern den Koran beibringen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Wie auch bei sämtlichen kirchlichen Trägerschaften als solches ist es natürlich möglich, in den Kindergärten auch zusätzliches Personal für einzelne Bereiche entsprechend den gesetzlichen Auflagen, die es in Wien gibt, einzustellen. Hier unterscheiden sich die islamischen Kindergärten durch nichts von den katholischen oder evangelischen Kindergärten und das wird auch entsprechend dieser Richtlinie und gerade auch angesichts der Ausbildungsnotwendigkeiten für das pädagogische Personal so gehandhabt. Hier muss ich noch einmal darauf hinweisen, dass es bei sämtlichen Kontrollen keinerlei Hinweise gegeben hat, dass diese gesetzlichen Auflagen nicht erfüllt werden. Ich kann aber immer nur darauf hinweisen und letztendlich auch appellieren, wenn es hier Mutmaßungen gibt, und ich bin immer gegen diese großen Pauschalverurteilungen und Pauschalurteile, die letztendlich getroffen werden, hier die entsprechende Behörde mit der entsprechenden Kontrolle zu beauftragen. Aber ich kann noch einmal sagen, gerade, was den Bereich des pädagogischen Personals betrifft, und ich bin ja sehr dankbar, dass gerade auch viele RepräsentantInnen der politischen Ebene dieses Kreises sich sehr oft ein Bild von den Einrichtungen gemacht haben, gibt es für uns in dem Bereich keinerlei Hinweise. Aber es wird selbstverständlich auch jedem Hinweis entsprechend nachgegangen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GR Haslinger, bitte schön. GR Gerhard Haslinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja, guten Morgen, Herr Stadtrat! Jetzt haben Sie schon viel darüber erzählt, wie es rechtlich ausschaut. Aber ich möchte Sie mit einem konkreten Fall konfrontieren, nämlich mit dem Verein Kibiz. Ich habe diesbezüglich 2012 und 2013 schriftliche Anfragen an Sie gestellt. Der Betreiber ist ein gewisser Herr Abdullah Polat. Über den wurde schon 2010 in der Presse berichtet: Kindergarten, wo Deutsch nicht Pflicht ist. Es gab 2012 eine Sendung von „Heimat, fremde Heimat“, wo sehr kritisch über den Herrn berichtet wurde, worauf sich auch meine Anfragen stützten. Jetzt ist 2014 und es gibt dort Kindergartengruppen, die eingerichtet wurden, die gefördert werden, wo offenbar diese radikalisierenden Tendenzen auch vermittelt werden, die „Im Zentrum“ in dem Beitrag angesprochen wurden. Der Herr lebt von Förderungen der öffentlichen Hand. Wenn jetzt schon darauf hingewiesen wird, wenn Medien darauf hinweisen, dass es hier ein wenig problematisch ist, warum wird hier nicht überprüft und nach den Förderrichtlinien, nach den Subventionsrichtlinien weiterhin gefördert? Warum wird nicht überprüft? Und weil Sie auch die Magistratsabteilung 11 angesprochen haben: Mir ist erinnerlich, dass die Personalvertretung der Magistratsabteilung 11 2011 einen Aufschrei gemacht hat, dass sie überlastet ist. Das wird Ihnen bekannt sein, ja. Und Sie haben Ihre gesamte Kontrolle auf die Magistratsabteilung 11 gestützt, die alles überprüfen soll. Das wird nicht möglich sein. Aber wie gesagt, meine Frage ist: Warum wird hier weiterhin unüberprüft subventioniert, obwohl der Mann kritisch beleuchtet wird? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Medienberichte, Beschwerden sind immer das eine, die Erfüllung von gesetzlichen Grundlagen ist ganz wesentlich der andere Bereich. Hier kann ich nur sagen, gerade die Magistratsabteilung 11, die durchaus bei solchen Hinweisen dann genau, sehr genau kontrolliert, ob auch entsprechende Auflagen eingehalten werden, macht das. Ich glaube, wir haben hier gemeinsam ein sehr gutes Gesetzeswerk beschlossen, das letztendlich die Qualitätsstandards in den Kinderbildungseinrichtungen der Stadt Wien auch sicherstellt, entsprechend diese Auflagen überprüft, und entweder sie stellen sich als berechtigt heraus, dann gibt’s ein entsprechendes Maßnahmenpaket, das zu setzen ist, oder als eben nicht berechtigt. Tatsache ist, bei der Überprüfung wurden sämtliche Auflagen, die gesetzlicherweise aufliegen oder letztendlich eine entsprechende Vorschrift für den Träger sind, entsprechend eingehalten, ungeachtet des einen oder anderen Medienberichtes, das muss ich auch dazusagen. Wir beobachten natürlich gerade auch solche Einrichtungen, vor allem, wenn es Beschwerden gibt, etwas aufmerksamer als zum Beispiel angesprochene Träger, wo wir wissen, da gibt es weder eine Beschwerde noch auch eine entsprechende mediale Berichterstattung. Sie können sich denken, gerade wenn mediale Berichterstattung stattfindet, dann kontrolliert die Behörde dort sehr genau. Gleichzeitig möchte ich schon auch darauf hinweisen, die Magistratsabteilung 11 ist die zuständige Behörde für die Überprüfung der Kinderbildungseinrichtungen in der Stadt. Die Diskussion, die Sie jetzt hineinbringen, nämlich die Ausstattung der Wohngemeinschaften und Betreuungseinrichtungen aus dem 2011er Jahr hat mit der Gesamtpersonalsituation der Magistratsabteilung 11 wirklich nichts zu tun. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der 2. Frage. Wir kommen nun zur 3. Frage (FSP - 02738-2014/0001 - KVP/GM). Sie wurde von Herrn GR Mag Neuhuber gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke gerichtet. (Vor kurzem haben Sie angekündigt, in einem Beteiligungsspiegel, der Teil der jährlichen Rechnungsabschlüsse sein wird, künftig alle direkten Beteiligungen aufzulisten und auch die Zuschüsse der Stadt Wien an die eigenen Unternehmen zu durchforsten. Damit haben Sie eine langjährige Forderung u.a. der ÖVP nach mehr Budget- und Vermögenstransparenz und Kosteneffizienz aufgegriffen – Forderungen, die Sie seit Jahren abgelehnt haben und die auch nur ein erster Schritt in die richtige Richtung sein können. Warum ringen Sie sich erst jetzt zu dieser Maßnahme durch?) Bitte, Frau Vizebürgermeister. VBgmin Mag Renate Brauner: Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Einen schönen guten Morgen auch von meiner Seite! Herr Kollege Neuhuber, schönen guten Morgen! Er fragt mich nach dem Beteiligungsspiegel, der von mir angekündigt wurde, und über die direkten Beteiligungen der Stadt Wien und meint, ich hätte damit eine langjährige ÖVP-Forderung erfüllt. Nun, das ist immer eine Diskussion. Wenn irgendwas passiert, gibt es immer irgendeinen, der das schon längst gefordert hat, geschenkt. Der Herr Stadtrat hat das begrüßt, freut mich, wunderbar, es gibt ja nichts Schöneres, als wenn man einer Meinung ist. Um was geht es? Es geht darum, dass diese Ankündigung von mir Teil eines größeren Pakets ist, das Sie ja kennen, eines Transparenzpaketes, das ich permanent umsetze und auch weiterentwickle. Das wird sicher auch noch nicht der letzte Punkt gewesen sein. Ich darf kurz in Erinnerung rufen, welche Maßnahmen schon umgesetzt sind: Das gesetzliche Spekulationsverbot, salopp genannt, formell heißt es anders, aber hier in dieser Runde wissen wir, wovon wir sprechen. Umfassende Richtlinien für das städtische Finanzmanagement, die Erstellung des jährlichen Finanzschuldenberichtes, die Implementierung einer SAP-basierten noch moderneren Liquiditätsplanung, aber auch unsere Beteiligung am offenen Haushalt oder die Webplattform „wien1x1“. Darüber hinaus, und lassen Sie mich die Möglichkeit nutzen, auch gleich das zu berichten, weil es ja auch immer wieder Diskussionen darüber gibt, laufen im Moment mit dem Bund die Verhandlungen über ein neues Haushaltsrecht, die sich nicht einfach gestalten, in aller Offenheit gesprochen. Wir haben in der letzten Landesfinanzreferentensitzung alle gemeinsam gesagt, und da sind wir ja über Parteigrenzen hinweg sehr oft einer Meinung und manchmal für und manchmal gegen den Bund, auch über alle Parteigrenzen hinweg, dass wir natürlich auch die Modernisierung, und das habe ich an dieser Stelle ja auch schon wiederholt gesagt, des Haushaltsrechtes für notwendig erachten und begrüßen, dass wir es aber nicht für sinnvoll erachten, eins zu eins die Bundesregelung zu übernehmen. Abgesehen davon, dass der Bund ja selber auch, sagen wir einmal so, sehr kreativ im Interpretieren war, wie er denn sein Haushaltsrecht gestaltet, vor einem vernünftigen Hintergrund, es muss praktikabel sein. Es gibt auch Beiträge des Gemeindebundes, der meint, die Gemeinden soll man ganz raus lassen. Also da gibt es viele Diskussionen. Einig sind wir uns, dass ein neues Haushaltsrecht praktikabel sein muss. Es hat, glaube ich, niemand was davon, wenn die Einzigen, die jetzt primär mal verdienen, die Vermögensbewerter sind und wir einmal jahrelang damit befasst sind, Dinge zu bewerten, die in der Realität nicht realisierbar sind wie unser Rathaus zum Beispiel, weil diese Bewertungsfragen ja ganz entscheidende sind. Aber zurück zu dem Thema. Das Beteiligungsmanagement, jawohl, soll mit internationalen Experten und Expertinnen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich auch an Hand von internationalen Beispielen weiterentwickelt werden. Drei konkrete Maßnahmen sind geplant: Ein Beteiligungsspiegel, ein Beteiligungsmanagement und ein noch verbessertes Beteiligungscontrolling. Ich möchte da aber abschließend vorschlagen, nachdem das ein Thema ist, und man kann über alles trefflich streiten, aber ich glaube, das ist schon ein sehr sachorientiertes Thema, dass wir uns vielleicht einen gewissen Grundkonsens erarbeiten, sozusagen von meiner Seite her ein Grundkonsens sehr wohl möglich ist. Ich sehe, dass das Informationsbedürfnis der Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Finanzmanagement gestiegen ist. Das nehme ich zur Kenntnis und reagiere darauf auch entsprechend. Das ist auch kein Wunder, weil die Skandale, die zwar unsere Stadt nicht betroffen haben und zum Teil auch aus der Privatwirtschaft kommen, aber nicht nur, Stichwort Hypo, haben natürlich das Misstrauen der Bevölkerung verstärkt, leider. Und ich sehe, dass man hier, und ich betrachte das so, nur mit absoluter Informationsoffensive antworten kann. Ich habe die Beispiele schon genannt: „wien1x1“ und „www.offenerhaushalt.at“, die ich ja unlängst mit meinem Kollegen Margulies auch gemeinsam vorgestellt habe, sind ein Teil davon. Aber natürlich gibt es auch inhaltliche Gründe, das Beteiligungsmanagement jetzt noch zu verbessern, weil einfach in Zeiten einer antizyklischen Investitionspolitik die Koordination und die bessere Abstimmung der Investitionsmaßnahmen in den verschiedenen Unternehmungen noch stärker an Bedeutung gewinnt. Ich würde Sie aber auch um etwas bitten, nämlich nicht so zu tun, als ob all diese Dinge jetzt nicht transparent oder unbekannt gewesen wären. Sie haben selbstverständlich auch all diese Informationen bisher bekommen, auch der Beteiligungsspiegel ist kein Geheimnis. Ich darf an die Beantwortung des Herrn Bürgermeisters vom 9. Mai 2014 erinnern, das ist auch noch nicht so lange her. Das heißt, die Informationen sind auch jetzt bekannt. Und die Informationen der größten Unternehmungen, der Stadtwerke und der Wien Holding, sind ebenfalls allgemein bekannt. Ich darf noch einmal auf die Geschäftsberichte verweisen, die nicht nur Ihnen bekannt sind, sondern allen Wienern und Wienerinnen zur Verfügung stehen. Und bevor jetzt wieder die Standardantwort kommt, die ich auch schon öfters hatte: „Na ja, da steht ja nichts drin und das hat ja keine Aussagekraft.“, darf ich auf ein von der Zeitschrift „Industriemagazin“, ein privates natürlich, gestaltetes Ranking über die Aussagekraft verweisen. Ich zitiere: „Aussagekraft, Transparenz und Klarheit von Geschäftsberichten von nicht börsenotierten Unternehmen“, und da war der Geschäftsbericht der Wiener Stadtwerke auf Platz 4! Das heißt, das war ein sehr großes Kompliment an die Aussagekraft. Ich denke, das zeigt, dass wir hier sehr wohl eine offensive Informationspolitik fahren. Aber wie gesagt, ich stehe nicht an zu sagen, jawohl, wir müssen hier noch offensiver werden. Aus vielerlei Gründen ist das Bedürfnis der Bevölkerung gestiegen und in diesem Sinne komme ich dem auch nach. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. Die 1. Zusatzfrage stellt GR Mag Neuhuber, bitte. GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Herr Vorsitzender! Guten Morgen, Frau Vizebürgermeisterin! Ich will mit Ihnen jetzt gar nicht übers Urheberrecht diskutieren, nur ein Nebensatz. Ich bin ja in den letzten 18 Jahren quasi involvierter Zeitzeuge in diesem Haus und ich muss ja nur bei meinen eigenen Reden nachlesen, was ich immer gefordert und aufgezählt habe, zum Beispiel letztes Jahr in einer Aktuellen Stunde, wo es um das Thema Beteiligungsmanagement ging. Da habe ich eine Unzahl von Beispielen gebracht, nicht nur bei den direkten Beteiligungen der Stadt Wien, sondern auch bei den Unternehmungen der Stadt Wien und deren Beteiligungen, bei den Fonds der Stadt Wien, bei den Stiftungen der Stadt Wien, und habe mit einzelnen plakativen Beispielen gezeigt, dass wir teilweise von Fonds, Unternehmungen, Firmen, Beteiligungen gar nicht wissen, was die machen oder welche Gewinne sie erzielen, welche Erträge sie erzielen. Sie haben von neuem Beteiligungsmanagement gesprochen, das auf neue Beine gestellt werden soll, wie es auch im „Kurier“ heißt. Daher meine Frage: Wie soll dieses neue Beteiligungsmanagement genau aussehen? Wollen Sie tatsächlich endlich die gesamten Beteiligungen inklusive eben Stiftungen, Fonds, alle Vermögenswerte der Stadt Wien durchforsten und auf neue Beine stellen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgmin Mag Renate Brauner: Nun, zum einen: Auch ich vergesse nicht alles, was wir hier diskutieren, und kann mich auch an die Diskussionen über die Frage der Transparenz erinnern. Ich bin ja indirekt auch schon darauf eingegangen, denn immer, wenn ich auf die Geschäftsberichte verwiesen habe, wenn man gesagt hat, man weiß nicht, was die Stadtwerke machen, man weiß nicht, was die Wien Holding macht, ist eben die Kritik gekommen, die wären so intransparent. Insofern freue ich mich eben über dieses Ranking, dass wir hier sehr wohl an der Spitze sind. Und zum Zweiten, denke ich, muss man hier schon sehr differenziert vorgehen, denn wenn Sie jetzt in Ihrer Frage die Fonds und die Unternehmungen in einen Topf geworfen haben, dann ist schon ein fundamentaler Unterschied zwischen einem Wiener ArbeiternehmerInnen Förderungsfonds zum Beispiel, in dem nebenbei bemerkt die Vertreter und Vertreterinnen aller Parteien auch drinnensitzen, oder der Wirtschaftsagentur, wo ebenfalls die Vertreter und Vertreterinnen aller Parteien drinnen sind und es absolute Transparenz gibt, und den Unternehmen. Da wiederum ist zu unterschieden zwischen denen, wo wir mit Privaten zusammenarbeiten und wo wir Minderheits- oder eben Mehrheitseigentümer sind, was auch einen Riesenunterschied macht. Insofern denke ich, dass man hier nicht alles in einen Topf werfen kann. Die Idee ist, dass wir anhand von, wie vorher schon gesagt, internationalen, nationalen, privaten, aber natürlich vor allem auch öffentlichen Beispielen sehen: Welche Möglichkeiten gibt es? Wie kann man hier noch besser koordinieren? Wie kann man da steuernd noch besser eingreifen? Wie ist es am besten, auch intern, zu organisieren? Genau das sind die Dinge, über das, was jetzt schon passiert, weil das ist mir schon sehr wichtig zu sagen, dass natürlich auch jetzt Steuerung und Management in der zuständigen Abteilung beziehungsweise in den Fachabteilungen entsprechend passieren. Aber wie man das noch verbessern kann, wird eben jetzt gemeinsam mit internationalen Experten diskutiert und dann entsprechend ein Entwurf gemacht. Diesen werde ich selbstverständlich auch präsentieren. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt GR Dipl-Ing Margulies. - Bitte. GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Eine kleine Bemerkung zu meinem Kollegen Neuhuber, der auf 18 Jahre zurückverwiesen hat, kann ich mir nicht ersparen, weil diese kurze Episode von Rot-Schwarz in Wien hat nicht das verändert, was wir gemeinsam in noch nicht einmal einer zu Ende gegangenen Periode Rot-Grün geschafft haben, das Beteiligungsmanagement, dank Frau StRin Brauner, wirklich erfolgreich neu auf die Beine zu stellen. Ich glaube, das ist tatsächlich ein schöner Erfolg unserer Stadtregierung! Ich möchte es in einem Punkt auf den kürzesten und vereinfachtesten Nenner bringen: Wann werden wir das erste Mal wirklich die Auswirkungen dieses neuen Beteiligungsmanagements sehen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgmin Mag Renate Brauner: Herr Gemeinderat! Auswirkungen vom Beteiligungsmanagement sind natürlich immer mittel- und langfristig. Denn wenn unser Finanzdirektor, der natürlich immer sehr genau darauf achtet, dass unsere finanziellen Mittel sehr effizient und sparsam eingesetzt werden, auch von der Perspektive gesprochen hat, das natürlich auch mit ein Ziel ist, hier in Zukunft noch sparsamer zu wirtschaften. Es kommt das Jahr des Nulldefizits auf uns zu. So wird das sicher nicht innerhalb von ein paar Monaten gehen. Aber ich denke, dass der Prozess, den wir jetzt in die Wege geleitet haben, jedenfalls einige Monate in Anspruch nehmen wird. Ich denke, das ist schon auch ein Thema, wofür man sich entsprechend Zeit nehmen soll. Da möchte ich mich deswegen nicht auf einen fixen Zeitpunkt festlegen, zu sagen, wir werden 2016 da zwei Millionen weniger und dort dafür eine Million mehr ausgeben. Sie wissen, mit Zahlen bin ich immer sehr vorsichtig, so sagen wir Finanzer und Finanzerinnen. Da, denke ich, sollen wir schon auf der seriösen Seite bleiben. Man muss schon sagen, das hat alles mittel- und langfristige Auswirkungen. Wir gehen ja nicht von der Stunde null aus. Wenn wir gar nichts hätten, dann könnte ich sagen, in drei Monaten steht es. Aber so ist es nun wirklich nicht, sondern wir haben hier auch einen sehr genauen Überblick. Wir wissen sehr genau die Beteiligungen. Sie wissen sie auch alle, wie vorher schon genannt. Sie kriegen regelmäßig die Anfragebeantwortungen. Hier behutsam Veränderungen vorzunehmen, wird sicher Zeit in Anspruch nehmen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt GR Dr Günther, den ich hier wieder herzlich willkommen heiße. GR Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Herr Vorsitzender! Guten Morgen, Frau Finanzstadträtin! Sie haben jetzt einiges erwähnt, was Sie an Transparenz im Finanzbereich schon gesetzt haben oder setzen wollen. Einem Bereich haben Sie sich immer verschlossen, und zwar wird vierteljährlich vom Finanzmanagement ein Bericht herausgegeben. Wir haben immer wieder die Forderung aufgestellt, diesen vierteljährlichen Finanzbericht dem Finanzausschuss zuzuweisen, um dort auch eine, sagen wir, begleitende Kontrolle zu haben. Sie haben sich dagegen immer gewehrt. Ich wollte fragen: Was sind die Gründe, hier die Transparenz so intensiv einzuschränken, dass man gerade das Kontrollorgan, den Gemeinderat, das heißt, den dafür zuständigen Finanzausschuss, nicht darüber informieren möchte? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgmin Mag Renate Brauner: Herr Gemeinderat! Schönen guten Morgen auch von meiner Seite! Wissen Sie, Herr Kollege, Sie machen es einem nicht ganz einfach, weil die Diskussion, die ich mit Ihrer Fraktion zu diesem Thema führe, ist immer dieselbe, ich sage es ein bisschen salopp, wurscht, was wir machen. Wir machen einen Finanzschuldenbericht. - Sie sagen, es ist zu wenig. Wir machen regelmäßig, alle Vierteljahre einen Bericht, nämlich über die Neuverschuldung der Stadt, mit genauen Angaben, Zinssituation und, und, und. - Sie sagen, es ist zu wenig. Ich denke, und das ist das, was ich mir auch erbeten hätte als Grundkonsens, wenn man eine konstruktive Diskussion führen möchte - Sie als Person, weiß ich, sind an einer konstruktiven Diskussion interessiert -, man sollte einen gewissen Grundkonsens haben und dieser Grundkonsens, dachte ich, aber ich wiederhole es gerne noch einmal, besteht darin, dass selbstverständlich alles, was es hier an Maßnahmen gibt, alles, was es an Neuverschuldung gibt, alles, was es an Zinsensituation gibt, alles, was es an mittelfristiger Planung gibt, sehr wohl berichtet wird. Wenn Sie sich den Finanzschuldenbericht anschauen, so ist eine ganz genaue Aufstellung darin. Alle Vierteljahre bekommen Sie einen Bericht über die Neuverschuldung. Was Sie wollen, sind die internen Arbeitsunterlagen, die die internen Gremien und Sitzungen des Finanzmanagements behandeln. Da sage ich Ihnen, wenn Sie sich bei uns im Finanzmanagement bewerben wollen, Herr Kollege, sind Sie herzlich eingeladen! Dann sind Sie aber kein Politiker mehr, sondern Beamter und unterliegen dann übrigens meiner Weisung! Also, überlegen Sie es sich! (Allgemeine Heiterkeit.) - Entschuldigung, aber das ist jetzt auf der Zunge gelegen und musste heraus. So gesehen, finde ich, muss man unterscheiden zwischen internen Arbeitsunterlagen, die die Beamten und Beamtinnen, die die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für ihre Arbeit brauchen und dem, was an politischem Informationsbedürfnis da ist, an den Ausschuss, an den Gemeinderat, Stadtsenat und an die allgemeine Öffentlichkeit. (GR Mag Dietbert Kowarik: Fast alles!) Da würde ich wirklich darum bitten, dass man das auch akzeptiert. Was Sie wollen, sind interne Arbeitsunterlagen. Wie gesagt sind diese für diejenigen, die damit arbeiten. Ich bitte um Verständnis. Ich hoffe, Sie haben auch für meinen kleinen Scherz Verständnis, aber er musste heraus. (Heiterkeit bei der Rednerin.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Akcay. - Bitte schön. GRin Safak Akcay (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Können Sie uns noch kurz darstellen, welche Rolle die Beteiligungen der Stadt Wien für den Wirtschaftsstandort Wien spielen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Frau Vizebürgermeisterin. VBgmin Mag Renate Brauner: Frau Gemeinderätin! Sehr gerne, denn das ist mit einer der Gründe, warum wir gerade jetzt versuchen, im Beteiligungsmanagement noch besser zu werden, gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise. Auch wenn manche es nicht hören wollen, ist es leider die Tatsache und Realität, dass die Krise nach wie vor nicht vorbei ist. Wir sehen es an den nun leider wieder nach unten revidierten Prognosedaten beider großen Institute, sowohl WIFO als auch IHS. So ist es ganz besonders notwendig, dass unsere Unternehmungen in dieser antizyklischen Wirtschaftspolitik mit ihren Investitionen die Wirtschaft unterstützen, Arbeitsplätze sichern, Arbeitsplätze schaffen. Gleichzeitig ist es gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten notwendig, dass die Unternehmen, und das sind zum Großteil unsere Unternehmen der Daseinsvorsorge, die für die Existenz der Menschen so zentral sind, auch entsprechend gut funktionieren. Lassen Sie mich einige Beispiele nennen: Die Verlängerung der U2 ist ein Paradebeispiel dafür, wie die U-Bahn die Entwicklung der Stadt hinter sich herzieht. Wirtschaftsuniversität, Viertel Zwei, was sich dort alles getan hat, Immobilienentwicklung der Wien Holding, Wirtschaftspark Breitensee, STAR22 in der Donaustadt oder der ganze Kulturbereich mit den Vereinigten Bühnen. Das sind alles Dinge, die entsprechend Bedeutung haben. Lassen Sie mich nur ganz kurz einige Zahlen nennen, damit die Investitionskraft der Unternehmungen auch entsprechend deutlich wird: Die Wiener Linien investieren im Geschäftsjahr 2014 über 400 Millionen, die Wien Energie 250 Millionen, die Wiener Netze 300 Millionen, Bestattung und Friedhöfe immerhin auch fast 11 Millionen und die Wien Holding 159 Millionen. Wenn man sich vorstellt, dass es diese Investitionen nicht gäbe, wäre das sehr negativ, noch dazu, wenn ich zitieren darf die Studie der Technischen Universität, des WIFO und des Joanneum Research, die am Beispiel der U2-Verlängerung gezeigt hat, dass bei einer Investition von 1,4 Milliarden EUR wirtschaftliche Effekte von 3,8 Milliarden EUR und weit über 10 000 Arbeitsplätze pro 1 Milliarde Auftragssumme gesichert werden. Ich denke, allein das zeigt, wie wichtig die Beteiligungen und ihre Investitionskraft sind. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die letzte Zusatzfrage zu dieser Frage stellt GR Mag Neuhuber. - Bitte schön. GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vizebürgermeisterin! Auf ihr Bonmot zurückkommend, jetzt haben Sie es mir verleidet, dass ich mich als Beamter bei Ihnen bewerbe! (Allgemeine Heiterkeit.) Sie haben mich übrigens neugierig gemacht. Sie haben vorhin davon gesprochen, das Beteiligungsmanagement soll auf neue Beine gestellt werden und dazu werden internationale Experten eingeladen. Jetzt möchte ich natürlich nachfragen: Wer sucht diese internationalen Experten aus? Wann werden sie eingesetzt? Vielleicht habe ich das wegen des Geräuschpegels vorhin bezugnehmend auf die Zwischenfrage vom Kollegen Margulies nicht ganz verstanden: Soll es noch in dieser Legislaturperiode zu einem Abschlussbericht über das neue Beteiligungsmanagement kommen? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin. VBgmin Mag Renate Brauner: Herr Gemeinderat! Nein, da habe ich deutlich gesagt, dass bei mir die Qualität vor Zeitquantität geht. Also, ich will mir jetzt nicht ein Limit setzen, wo ich sage, bis dahin muss es fertig sein, dann und dann sind die ersten Auswirkungen. Aber es wird sicher eine entsprechend unseren gesetzlichen Bestimmungen notwendige Suche sein, wie wir diese internationalen und auch nationalen - es muss nicht immer unbedingt jemand aus dem Ausland sein, wir haben auch gute Leute bei uns in Österreich - Experten und Expertinnen, Berater und Beraterinnen suchen. Genau nach den vorgegebenen Vorschriften wird das passieren. Wie gesagt, ich möchte mich jetzt ganz bewusst zeitlich nicht festlegen lassen, weil ich denke, da ist es wirklich vernünftiger, ein kluges Ergebnis zu haben, als Druck zu machen und dann unter Umständen einen Punkt, der im Nachhinein noch auftauchen könnte, zu vernachlässigen. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung der gesamten Frage. Wir kommen nun zur 4. Anfrage (FSP - 02736-2014/0001 - KGR/GM). Sie wurde von Herrn GR Akkilic gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport gerichtet. (Welche Maßnahmen werden von der Stadt Wien unternommen, um dem Problem der Radikalisierung und des Extremismus von jungen Menschen zu begegnen?) (Amtsf StR Christian Oxonitsch kommt von hinter den Sitzbänken nach vorne zum Rednerpult gelaufen. - VBgmin Mag Renate Brauner: Ein Sportler!) - Er ist ein Sportler! - Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es geht darum, welche Maßnahmen seitens der Stadt Wien gesetzt werden, um dem Problem der Radikalisierung und des Extremismus von jungen Menschen zu begegnen. Keine Frage, die Herausforderung weltweit gilt zur Zeit der Bearbeitung des Phänomens der Radikalisierung und des Extremismus im Zusammenhang mit IS und vergleichbaren Gruppen. Wien wird sich genauso wie andere europäische Metropolen mit den Themen der Religiosität, der Identität, der Radikalisierung, des Extremismus, des Antisemitismus sowie der Islamophobie selbstverständlich auch in Zukunft intensiv auseinandersetzen müssen. Gerade Wien hat aber auf diesem Feld und vielen dieser Felder eine sehr breite Expertise. Ich erinnere an diverse Vorkommnisse im Bereich von Extremismus, auch im Bereich von Religiosität. Ich erinnere an Sektenbewegungen, die es zu Beginn der 90er Jahre gegeben hat, ein sehr dichtes Netzwerk. Wien verfügt tatsächlich über eine große Expertise für diesen Bereich. Wir können daher auf diesem Feld und auf diesem Wissen, das in den vergangenen Jahren, man kann schon sagen, Jahrzehnten, aufgebaut wurde und letztendlich auf dieses Netzwerk, das in vielen Feldern der Stadt, wo Jugendliche zusammenkommen, tagtäglich tätig ist, entsprechend aufbauen. Um im Feld von Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders gut gewappnet zu sein, vor allem in diesem Bereich, wurde bereits vor geraumer Zeit mit der Programmierung von Fortbildungen und einem entsprechenden Kompetenzaufbau in der Wiener Jugendarbeit gestartet. Im Frühjahr 2014 wurde ausgehend von den Ressorts, nämlich von meinem Ressort und dem Bereich Integration, eine Steuerungsgruppe mit dem Ziel des Aufbaus eines Wiener Netzwerks für Deradikalisierung und Prävention eingesetzt. Das Motto lautet, unsere Kinder und Jugendlichen vor radikalen Strukturen und Elementen in unserer Gesellschaft entsprechend zu schützen. Denn es kann in unserer Stadt nicht sein, dass verantwortungslose Erwachsene unsere Jugendlichen radikalisieren und in den Krieg schicken! Hier gibt es seitens der Stadt und auch der Jugendarbeit keinerlei Toleranz! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN sowie von GR Dr Wolfgang Ulm.) Tatsache ist aber auch, und ich habe schon darauf hingewiesen, Jugendarbeit ist und war immer schon damit konfrontiert, dass Jugendliche, vor allem in der Pubertät, einen starken Drang verspüren, etwas zu verändern und zu gestalten. Daher wollen sie sich oft von den Werten und Haltungen der Eltern entsprechend abheben und unterscheiden. In dieser Phase besteht letztendlich immer die Gefahr, dass manche Erwachsene diese Suche nach Orientierung und Gestaltung entsprechend ausnützen. Dabei handelt es sich sehr oft, und wir erleben das gerade in dieser natürlich sehr interessanten und letztendlich bedrohlichen Phase, auch oft um hochintelligente Personen, die professionell geschult mit einfachen Antworten vermutliche Sicherheiten, Kompetenzen und auch neue Werte vermitteln. Diese einfachen Antworten, die neuen Kompetenzen geben den Jugendlichen neuen Selbstwert und Gestaltungsmöglichkeiten. Sie erfahren plötzlich Anerkennung und nützen diese teilweise, um offensiv weitere Jugendliche zu missionieren. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft übernimmt daher in Wien die Koordination eines entsprechenden magistratsinternen und -externen Netzwerks zu der Thematik „Deradikalisierung und Prävention bei Jugendlichen in Wien“ und hat diese Arbeit, wie angesprochen, bereits im Frühjahr entsprechend aufgenommen. Was sind die wesentlichen Arbeitsschwerpunkte in diesem Bereich? Einerseits die Beratung betroffener Jugendlicher und ihrer Eltern, die telefonische Beratung bei allen Anfragen zu den angesprochenen Themen, aber natürlich auch der Austausch, die Vernetzung mit ExpertInnen und Multiplikatoren. Gerade diesen Bereich haben wir mit über 1 000 in der Jugendarbeit tätigen Menschen in der Stadt als wesentliche Grundlage und auch als wesentlichen Wissens-Pool in der Stadt, den wir in diesem Bereich selbstverständlich auch nutzen. Es geht aber in diesem Bereich selbstverständlich auch um die Schaffung von Informationen zum Thema, nämlich die entsprechende Sammlung, Förderung wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Auseinandersetzung mit der gesamten genannten Problematik in Wien, aber, ich habe darauf hingewiesen, es handelt sich um ein internationales Phänomen, das selbst auf den europäischen Raum nicht beschränkt ist, wie wir wissen. Natürlich geht es auch um den Erfahrungsaustausch und den Wissensaufbau mit vergleichbaren Städten in Europa. Es geht letztendlich auch um die Sammlung von Ursachen und Motiven von Jugendlichen, die sich extremen politischen Ideologien und extrem religiösen Ansichten anschließen. Ich verweise in diesem Zusammenhang nur auf die entsprechende Jugendstudie der MA 13. Für uns geht es ganz maßgeblich um die Schaffung eines stadteigenen Netzwerkes innerhalb des Magistrates und der entsprechenden wichtigen Akteure außerhalb des Magistrates, es geht um die Unterstützung und Schaffung von Kompetenzstellen innerhalb der Magistratsabteilungen, aber auch natürlich des Stadtschulrates und anderer Behörden, die in diesen Feldern letztendlich tätig sind. Wichtig ist für uns auch ganz maßgeblich, gerade in der jetzigen Phase, gewesen, alle Menschen, die mit jungen Menschen in dieser Stadt arbeiten, entsprechend für dieses Thema zu sensibilisieren, um letztendlich all jene, die direkt und indirekt mit der Thematik befasst sind, darauf hinzuweisen, dass es hier um ein Feld geht, wo es seitens der Stadt null Toleranz gibt. Es geht auch um die entsprechende Adaptierung von Bildungsmodulen. Gerade die Ausbildung der Jugendarbeit ist etwas, das seitens der Stadt immer sehr stark im Fokus der Arbeit gestanden ist. Für uns waren gerade die Qualitätssicherung und die Qualitätsentwicklung in der Jugendarbeit in den letzten zehn Jahren ganz wesentliche Bereiche. Selbstverständlich ist auch die Bildungsarbeit in diesem Bereich für JugendarbeiterInnen entsprechend zu adaptieren. Es geht letztendlich auch um die Vertretung und Vermittlung der Stadt-Wien-Interessen gegenüber Glaubensgemeinschaften, Kulturvereinen, Verbänden, NGOs. Für uns war es daher ganz wichtig, letztendlich ein ExpertInnenforum zum Thema „Deradikalisierung und Prävention für Jugendliche“ zu etablieren, bestehend aus schon angesprochenen MitarbeiterInnen des Magistrates sowie der Jugendarbeit, aber auch vieler NGOs und letztendlich auch der Wissenschaft, die in diesem Bereich einen ganz wesentlich Input einbringen soll. Für uns ist es auch ganz wichtig, zu einer entsprechenden Definition der wichtigsten Begriffe, wie Radikalisierung, Extremismus, zu kommen und letztendlich auch die unterschiedlichen Bewegungen erklären zu können, weil das eine wesentliche Grundlage für die entsprechenden Handlungsfelder in diesem Bereich darstellt. Die Wiener Jugendarbeit hat daher auf die aktuellen Entwicklungen sehr rasch reagiert und mit speziellen und spezifischen Schulungen für diesen Bereich begonnen. Die nächste große Fortbildungsreihe beginnt bereits im Oktober 2014 mit internationalen Expertinnen und Experten zum Thema Identitäten. Diese Bildungsreihe ist fertig konzipiert, weil wir uns gerade in Wien sehr frühzeitig mit dieser Problematik auseinandergesetzt haben, und kann sofort, und es ist mir ganz wichtig, darauf hinzuweisen, von sämtlichen Institutionen und Einrichtungen adaptiert angewandt und auch angefordert werden. Gerade dieser Bereich ist ganz wichtig für uns, dass es nicht nur eine Schulung, Ausbildung, Fortbildung für jene, die im Bereich des Magistrates oder im Auftrag letztendlich der Stadt Wien handeln, sein soll, sondern letztendlich auch von möglichst vielen Einrichtungen übernommen werden soll und daher auch von dieser Stelle aus das offensive Angebot an all jene, von diesen Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen entsprechend Gebrauch zu machen. Denn es geht für uns in erster Linie darum, in dieser Stadt präventiv zu arbeiten. Das bedeutet, Kindern und Jugendlichen frühzeitig in der Schule mit moderner Pädagogik Möglichkeiten der Mitbestimmung, der Partizipation und der Gestaltung zu vermitteln. Damit geht auch die Vermittlung von verträglichen Werten und letztendlich auch ganz maßgeblich den Regeln des Zusammenlebens einher. Ich habe es schon angerissen, wir haben auch die entsprechende Jugendstudie zum Thema Identitäten in Auftrag gegeben, die die Ursachenforschung der abwertenden Identitätsbildung unter Wiener Jugendlichen untersucht. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2015 vorliegen. Kurz zusammengefasst: Ich denke, wir können stolz darauf sein, dass wir schon über ein dichtes Netzwerk verfügen. Gerade von vielen internationalen Städten kommt immer wieder die Anfrage, wie man jetzt so ein Netzwerk überhaupt aufbauen kann. Wir sind froh darüber, dass wir mit dem, auch in diesem Kreis immer wieder kritisierten, vielfältigen Vereinsleben ein sehr dichtes Netzwerk haben, das sich schon in den vergangenen Monaten intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Für uns ist es aber ganz maßgeblich auch selbstverständlich, dass der internationale Diskurs ein wesentlicher ist, in dem wir uns als Stadt mit unserem Know-how, das wir erfreulicherweise in der Stadt haben, auch einbringen werden. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle auch an unsere Kinder- und Jugendanwaltschaft, denn sie war bereits in den letzten Monaten eine wesentliche Anlaufstelle, auf der einen Seite für betroffene Eltern. Im Gegensatz zum Bund haben wir diese Stelle bereits. Ich würde mir wünschen, dass sie auch auf Bundesebene sehr rasch kommt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr Stadtrat, Sie haben hingewiesen auf das Netzwerk und die große Kompetenz, die wir in der Kinder- und Jugendanwaltschaft haben. Ich möchte sehr herzlich auf der Galerie den Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs begrüßen. - Ich freue mich, dass Sie dieser Diskussion beiwohnen! (Allgemeiner Beifall.) Wir kommen nun zur 1. Zusatzfrage. Sie wird gestellt von GR Akkilic. - Bitte schön. GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat! Vielen Dank für die umfassende und fundierte Beantwortung der Frage. Wir wissen, dass das Thema ein neues Phänomen ist. Diese Art der Radikalisierung grenzt nämlich an eine neue Jugendkultur, sage ich jetzt einmal, ob gewollt oder ungewollt. Wir wissen aber auch, dass das Thema nicht nur die Stadt Wien betrifft, sondern auch alle anderen Städte in Österreich und auch die Bundesregierung. Der Herr Außenminister Kurz, der sich derzeit bei der UN-Versammlung aufhält, hat zu diesem Thema auch einige Überlegungen geäußert. Es gibt auch einige Überlegungen seitens des Bildungsministeriums zu diesem Thema. Ich freue mich, dass die Sensibilität mit Besonnenheit so weit fortgeschritten ist. Meine Frage lautet: Gab es schon Gespräche mit dem Bund über weitere Maßnahmen, weil es geht hier auch um Elternbetreuung, Stärkung der Familien? Ist der Bund an uns herangetreten? Oder sind Sie an den Bund herangetreten? Oder gab es irgendeine Gesprächsmöglichkeit? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Herr Gemeinderat! Was meine Person betrifft, kann ich durchaus mit Freude, nämlich für uns alle gemeinsam, feststellen, dass es natürlich für dieses Maßnahmenpaket, das wir in Wien geschnürt haben, bereits großes Interesse beziehungsweise Nachfragen seitens des Bildungsministeriums gibt, vor allem, was die Ausarbeitung der entsprechenden Bildungsmodule betrifft. Seitens des Außenministeriums bin ich bisher mit den entsprechenden Maßnahmenpaketen nicht persönlich kontaktiert worden. Ich bedaure das sehr, denn ich glaube, es wäre durchaus sinnvoll, wenn wir uns nicht über die Medien unsere Maßnahmenpakete ausrichten. Wir stehen hier für die entsprechenden Gespräche und mit unserem Know-how selbstverständlich zur Verfügung. Erfreulicherweise ist aber dieses Thema zum Beispiel auch im Bereich der Kinder- und Jugendanwälte Österreich- weit selbstverständlich ein Thema. Ich erinnere nur an die gestrige Berichterstattung über Salzburg. Es ist eben ein Phänomen, mit dem wir in Österreich jedenfalls konfrontiert sind, aber darüber hinaus in vielen anderen Ländern. Das heißt, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, und ich würde mir wünschen, und wir werden sicher dazu auch bei der Landesjugendreferentenkonferenz Gelegenheit haben, dass es noch zu einem noch intensiveren Austausch zwischen den entsprechenden Bundesdienststellen und den Ländern und den Kompetenzen, die es in den Ländern gibt, kommt. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt GR Haslinger. - Bitte. GR Gerhard Haslinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat! Sie haben es angesprochen, ein weltweites Problem, es ist nicht auf Europa oder auf Wien spezialisiert. In manchen Ländern werden jetzt Maßnahmen ergriffen, wo IS-Kämpferinnen oder IS-Kämpfer den Spaß am Kämpfen verloren haben und wieder zurück wollen oder vielleicht die Situation unterschätzt haben. Man stellt sich vor, Ausstiegsszenarien einzuleiten. Wie würden Sie das in Wien als zuständiger Stadtrat sehen, wenn Jugendliche, und es gibt Erkenntnisse, die auch der Polizei bekannt sind, in Wien aufhältig sind, in diversen Sportvereinen tätig sind, die bereits im Kriegseinsatz waren? Wie stehen Sie zu solchen Maßnahmen, dass man diese Menschen wieder aufnimmt? Und welche Maßnahmen sollten das sein? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Herr Gemeinderat! In erster Linie muss man sagen, und ich kann jetzt gar nicht auf konkrete Fälle der Stadt eingehen, sondern gerade auch im Dialog mit anderen Ländern, die natürlich, wie Sie ansprechen, genauso von diesem Thema betroffen sind, ist festzustellen, dass entgegen einem allgemein, wie soll man sagen, vermittelten Bild, ein bisschen auch in Ihrer Wortmeldung, aber ich glaube gar nicht beabsichtigt, es sich eigentlich bei Rückkehrern vielfach um sehr traumatisierte Persönlichkeiten handelt. Gerade bei jenem Bereich der Personen, und, noch einmal, ich kann jetzt auf überhaupt keinen konkreten Wiener Fall replizieren, weil ein solcher ist mir nicht bekannt, aber erste internationale Studien gibt es bereits, handelt es sich eigentlich eher überwiegend um traumatisierte Jugendliche. Hier gilt, wie bei jedem anderen Jugendlichen, selbstverständlich, dass das Hilfsangebot seitens der Stadt, das wir für verschiedene Bereiche haben, auch mit Traumatisierungen über Flucht und Flüchtlinge, diesen Menschen ebenso zur Verfügung steht. Für uns und vor allem für mich und natürlich für die im Bereich der Jugendwohlfahrt Tätigen geht es darum, Jugendlichen, mit welchen Problemen sie immer in Österreich aufhältig sind, mit welchen sie in Österreich konfrontiert sind, entsprechende Hilfestellungen zu geben. Hier steht das umfassende Angebot der Wiener Jugendwohlfahrt mit ihren Therapieeinrichtungen, mit ihren Unterstützungseinrichtungen jedem Jugendlichen zur Verfügung. (GR Mag Wolfgang Jung: Ich glaube, da werden die Gerichte fällig!) - Ob Gerichte fällig werden oder sonst etwas, wissen Sie genauso wie ich, dass wir keines in Wien haben und auch keines bekommen werden! Diese qualifizierten Zwischenrufe sind letztendlich immer eine besondere Belebung! Für uns geht es in der Jugendwohlfahrt darum, einerseits sicherzustellen, dass diese Jugendlichen, wenn sie Tendenzen aufweisen, andere dafür zu begeistern, entsprechend mit den Hilfestellungen letztendlich wieder integriert werden können und hier ein klares Nein seitens der Stadt auch als Signal ausgesetzt wird, dass das in der Stadt nicht toleriert wird und allen anderen Jugendlichen, die letztendlich mit großen, nicht nur körperlichen, sondern auch seelischen Belastungen zurückkehren, die entsprechenden Hilfestellungen zukommen zu lassen. Denn im Fokus steht für uns in der Stadt der Jugendliche, dem auch die entsprechende Unterstützung zukommen muss. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage stellt GR Dipl-Ing Al-Rawi. - Bitte schön. GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Stadtrat! Ich möchte mich auch ganz herzlich für die sehr ausführliche Beantwortung bedanken. Vor allem möchte ich unterstreichen, wie kompetent, wie beeindruckend und nachhaltig die Maßnahmen sind! (GR Mag Wolfgang Jung: Das sehen wir gerade!) - Ich habe Sie nicht verstanden. Aber das macht nichts! Ich glaube, ich habe nichts versäumt! (GR Mag Wolfgang Jung. Sie verstehen vieles nicht!) Ich möchte auch die Arbeit der Jugendanwaltschaft unterstreichen und loben. Für mich stellt sich die Zusatzfrage: Welche Maßnahmen wünschen Sie sich, Herr Stadtrat, seitens des Bundes, um die beeindruckende Arbeit der Gemeinden, der Länder und der Städte in dieser Sache zu unterstützen? Insbesondere hat auch die Frau Innenministerin immer wieder die Beratungsstelle angekündigt. Wie stehen Sie dazu? Welche Maßnahmen sollen sinnvoll irgendwo eingebettet werden? Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Herr Gemeinderat! Ich würde mir wünschen, dass die vor weit über einem Jahr angekündigte Beratungsstelle, Hotline, wie es in den Medien letztendlich in der entsprechenden Verkürzung auch immer heißt, schon eingerichtet wäre. Es war für uns deshalb, gerade aus dieser Lehre heraus, dass es eine Ankündigung gegeben hat, aber nicht die entsprechende Einrichtung, von besonderer Bedeutung, auf das Know-how der Kinder- und Jugendanwaltschaft zurückzugreifen und auf der Wiener Ebene jene entsprechende Beratungsstelle einzurichten, um gleich einmal Eltern und Jugendlichen klar zu machen, wer hier Erstanlaufstelle ist und beratend zur Seite steht. Das heißt, mein erster Wunsch wäre auf jeden Fall, dass diese Hotline letztendlich eingerichtet wird. Ich hoffe, dass man nicht den Fehler wiederholt, den es international durchaus gegeben hat, so etwas im Innenministerium anzusiedeln. Die internationalen Erfahrungen zeigen sehr deutlich, dass das Einrichtungen sind, die nicht entsprechend angenommen werden. Ich freue mich darüber, dass es zumindest erste Tendenzen dafür gibt, das tatsächlich in den Bereich der Jugendarbeit anzusiedeln, weil hier eben das entsprechende Know-how ist und vor allem das klare Signal ausgesandt wird, dass man sich tatsächlich um Beratung und Hilfe auch an diese Stelle wenden kann. Das wäre mein erster großer Wunsch, dass jetzt rasch diese entsprechende Beratungsstelle eingerichtet wird. Mein zweiter großer Wunsch, den ich schon vorher angesprochen habe, ist, dass es tatsächlich zu einem wesentlichen Schwerpunkt im Erfahrungs- und Interessenaustausch auf nationaler, aber auch internationaler Ebene kommt. Denn auch wenn da drüben jetzt wieder jemand so getan hat, als ob er das Rezept in der Tasche hätte und ganz genau wüsste, wie er damit umgeht, ist Tatsache, das Rezept hat niemand in der Tasche (GR Mag Wolfgang Jung: Aber Sie haben bis jetzt offensichtlich versagt!), sondern es geht letztendlich nur darum, dass man gemeinsam die positiven Erfahrungen nutzt, hier zu einem Erfahrungs- und Interessenaustausch kommt. Wir tragen mit unserem Know-how bei. Wir wissen auch, dass vielleicht jemand anderer eine gute Idee hat. Aber nur so zu tun, als ob man das Patentrezept hat, reicht nicht. Man muss es auch unter Beweis stellen. Und wir tun das! (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 4. Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Ing Leeb. - Bitte. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Grüß Gott, Herr Stadtrat! Wir begrüßen natürlich die Maßnahmen, die jetzt seitens der Stadt Wien getroffen werden, auch die ressortübergreifende Zusammenarbeit. Meine Frage geht in eine andere Richtung, weil das Bilden von Netzwerken, Beratungen und Hilfestellungen ist das eine. Ich glaube aber, dass wir als Gemeinderat auch die Verantwortung haben, uns die Vereine, die wir seitens der Stadt Wien fördern, sehr genau anzuschauen. Am Montag haben, ich glaube, 273 muslimische Vereine vehement jede Form von Gewalt, Terror und Missbrauch der Religion verurteilt. Das ist sehr erfreulich. Aber es waren eben nur 273 und nicht alle. Daher jetzt unsere Frage: Werden Sie sich auch in der Steuerungsgruppe dafür einsetzen, dass an Vereine im Integrations- und Bildungsbereich, die diese Erklärung nicht mitgetragen haben, in Hinkunft keine Förderungen mehr ausbezahlt werden? Oder anders gefragt: Werden Sie diese Distanzierung von Gewalt zu einem Förderbedingnis machen? Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf StR Christian Oxonitsch: Frau Gemeinderätin! Auf der einen Seite muss man ganz klar festhalten, wie immer bei gemeinsamen Plattformen, und ich kann das durchaus auch aus der Erfahrung zu verschiedensten Bereichen heraus sagen, ist es sehr schwer für jeden Betroffenen, Einigkeit unter unterschiedlichsten Vereinen herbeizuführen und die Motive letztendlich zu kennen. Für uns ist ganz wesentlich, und ich glaube, das ist selbstverständlich gemeinsamer Konsens, dass jede Tendenz eines Vereins in diesem Bereich schärfstens verurteilt wird, dass sich jeder Verein in dieser Stadt auch bewusst sein muss, wo die Grenzen der Stadt liegen, ob im Bereich der Subvention als einer der Faktoren oder auch im ganz normalen Umgang mit diesem Verein. Ich glaube, dieser Konsequenz muss sich in dieser Stadt jeder, der letztendlich auf Toleranz in diesem Bereich setzt, gefasst machen. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Was heißt das jetzt?) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Wir kommen nunmehr zur 5. Anfrage (FSP - 02732-2014/0001 - KFP/GM). Die 5. Anfrage wurde von Herrn GR Ing Udo Guggenbichler gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet. (Am 28.03.2012 wurde ein Bescheid GZ MA 22-593/2012, der Fang und Wiederfang von Zieseln wie auch die Maht auf den betreffenden Flächen vorschreibt, ausgestellt. Mittlerweile ist die Europäische Kommission auf den Bescheid aufmerksam geworden und hat von Österreich eine Stellungnahme erbeten. Wie können Sie erklären, dass der Bescheid vom 28.3.2012 zur GZ MA 22-593/2012, der Fang und Wiederfang vorsieht, zwingenden gesetzlichen Bestimmungen wie dem Naturschutzgesetz - NatSchG widerspricht?) Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einen schönen guten Morgen! Meine Frage beschäftigt sich mit einem Bescheid der MA 22. Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Verschnupft und krankheitsbedingt werde ich das heute eher kurz abhandeln. Ich möchte Ihnen sagen, dass dieser Bescheid selbstverständlich allen gesetzlichen Bestimmungen entspricht. Es dürfte ein bisschen eine Zahlenverwirrung geherrscht haben, weil dieser Bescheid, von dem Sie reden, nämlich der vom 28.3.2012, war noch nie Gegenstand einer Anfrage der Europäischen Kommission, erstens. Zweitens beschäftigt er sich mit dem Fang und Wiederfang. Das war ein Bescheid, wo es einfach um das Monitoring der Ziesel geht, das selbstverständlich vollkommend entsprechend dem Wiener Naturschutzgesetz abgehandelt worden ist. Auch die angesprochene Mahd, die Sie in der Frage thematisieren, ist im Bescheid selbst nicht vorgeschrieben und kommt auch im Bescheid selbst nicht vor. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 1. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Guggenbichler. - Bitte. GR Ing Udo Guggenbichler, MSc (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin! Erstens wünsche ich Ihnen gute Besserung. Eine kurze Frage habe ich noch dazu. Es gibt auch einen Bescheid, der die Mahd vorschreibt. Das wissen Sie auch. Da wollte ich schon fragen, warum die Behörde nicht proaktiv auf die Bauträger zugegangen ist, um diese Bescheidinhalte einzufordern, die von Ihnen vorgeschrieben wurden. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Herr Gemeinderat! Ich kann jetzt nur von dem Bescheid sprechen, den Sie in der Frage thematisiert haben, weil den habe ich mir natürlich näher angesehen. Vielleicht haben Sie den anderen Bescheid gemeint. Es gibt mittlerweile schon einige. Aber bei dem, der hier steht, geht es wirklich nur um das Monitoring der Ziesel. Ich glaube, da kann niemand etwas dagegen haben, dass man erhebt. Das hat auch eine Expertin gemacht, Frau Dr Hoffmann, dass man erhebt, wie groß die Population ist und wie die Entwicklung war. Um nichts anderes dreht es sich in dem Bescheid. Da hat auch die Europäische Kommission, wie gesagt, nie etwas dagegen einzuwenden gehabt. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 2. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Walter. - Bitte schön. GR Norbert Walter, MAS (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Ich wollte Sie fragen: Wissen Sie, wie groß das Habitat der Ziesel in Wien überhaupt ist? Handelt es sich hiebei um ein Wiener Ziesel oder ist das das Europäische Ziesel? Können Sie dazu etwas sagen? (Allgemeine Heiterkeit.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Herr Gemeinderat! Haben Sie vor, einen Asylantrag für die Ziesel zu stellen, falls es keine österreichischen sind? Also, Pass hatten sie keinen bei sich. Insofern kann ich zu diesem Thema nicht wirklich viel sagen. Wir gehen von einem Bestand von 4 500 bis 6 000 Ziesel aus, die wir in Wien haben. Das ist ungefähr ein Viertel, grob geschätzt, des österreichischen Bestandes, wobei, wie gesagt, sozusagen auf die Kommastelle genaue Zahlen dazu gibt es nicht. Wir haben in extensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten im Norden und im Süden des Stadtgebietes, wie Sie wahrscheinlich wissen, die größten Vorkommen. Das sind im 21. Bezirk der Bisamberg und sein Vorland, im 10. Bezirk Laaer Berg, Unterlaa und im 22. Bezirk in Süßenbrunn. Wir haben in diesem Bereich in den letzten Jahren auch schon viele Schutzmaßnahmen gesetzt und werden in diesem Bereich auch fortfahren. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 3. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Guggenbichler. - Bitte. GR Ing Udo Guggenbichler, MSc (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin! Wir werden es, glaube ich, auf Grund Ihres Gesundheitszustandes eher kurz halten. Eine Frage habe ich noch: Es gibt auch einen Bescheid, in dem Sie Ausgleichsflächen anerkannt haben. Jetzt hat es ein Verfahren beim Bezirksgericht Floridsdorf gegeben, wo eine dieser Ausgleichsflächen offensichtlich nicht in der Verfügungsgewalt der Bauträger ist. Wie können Sie bescheidlich eine Ausgleichsfläche anerkennen, die gar nicht in der Verfügungsgewalt des jeweiligen Bauträgers ist? Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Herr Gemeinderat! Das Thema haben wir schon im Ausschuss besprochen. Es ist nicht so, dass wir im Bescheid irgendetwas anerkennen oder nicht anerkennen, sondern der Bescheidwerber hat uns vorgeschlagen, dass er Ausgleichsflächen für die Ziesel schafft. Das ist eine Auflage, dass die Ziesel, wie Sie wissen, freiwillig aus ihren angestammten Plätzen auf diese Ausgleichsflächen auswandern sollen. Passiert das nicht, wird nicht gebaut. Wenn er keine Ausgleichsflächen hat, wo die Ziesel hinwandern können, dann wird es keine Möglichkeit geben zu bauen, weil die Bescheidauflagen nicht erfüllt sind. Insofern ist es mir und auch der Behörde - unter Anführungszeichen - egal. Wenn er nicht über diese Flächen verfügt, kann er die Auflagen nicht erfüllen. Dann muss er selbst schauen, wie er mit dem Problem zurande kommt. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Damit ist die Fragestunde beendet. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Gebührenstopp jetzt! Das Leben für die Wienerinnen und Wiener wird immer teurer - die rot-grüne Belastungspolitik muss ein Ende haben!“ verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte die Erstrednerin, Frau GRin Mag Holdhaus, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. - Bitte schön. GRin Mag Karin Holdhaus (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Schönen guten Morgen! Wir von der ÖVP-Wien fordern einen Gebührenstopp jetzt! Viele Wienerinnen und Wiener unterstützen uns in dieser Forderung und fordern dies ebenfalls, weil die rot-grüne Belastungspolitik ein Ende haben muss! Ich darf kurz ein paar oder hoffentlich alle der jüngsten Gebührenerhöhungen auflisten: Parkgebühren plus 66,7 Prozent, Hundeabgabe plus 65,1 Prozent, Friedhofsgebühr plus 46,3 Prozent, Wasser plus 38,5 Prozent, Fernwärme plus 27,3 Prozent, Gas plus 20,1 Prozent, Park-and-ride-Gebühr per 1. September plus 15,6 Prozent, ORF- Landesabgabe plus 14,6 Prozent, Bädertarife plus 11,9 Prozent, Abwasser plus 10,7 Prozent, Müll plus 10,5 Prozent, Strom plus 6,7 Prozent. Diese Aufzählung an Gebühren, die seit dem Jahr 2010 in Wien erhöht wurden, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber sie zeigt, dass die rot-grüne Stadtregierung seit ihrem Amtsantritt eine Gebührenlawine losgetreten hat, die ihresgleichen sucht! (Beifall bei der ÖVP. - GR Dr Kurt Stürzenbecher: Ein sehr bescheidener Applaus!) Es ist auch eine sehr bescheidene Anwesenheit der Kollegen der Sozialdemokratie und der GRÜNEN. Offensichtlich ist Ihnen wurscht, was die Wienerinnen und Wiener über die Gebührenlawine denken, sonst wären Sie sicher heute bei dieser Diskussion hier! (Beifall bei der ÖVP. - GR Dipl-Ing Rudi Schicker: Schauen wir dann nach der nächsten Wahl, ob Sie noch da sind!) Liebe Kolleginnen und Kollegen der Sozialdemokratie, liebe Kolleginnen und Kollegen der GRÜNEN, es ist schon zynisch, wenn Sie beinahe täglich nach einer Steuerreform auf Bundesebene rufen, eine Entlastung der Bürgerinnen und Bürger auf Bundesebene einfordern und hier in Wien, wo Sie alle Machthebel in der Hand haben, ungeniert in die Geldtaschen der Wienerinnen und Wiener greifen! (Beifall bei der ÖVP.) Rot-Grün steht nicht für Entlastung, sondern für Belastung! Wir haben ausgerechnet, was die massiven Erhöhungen konkret für eine Wiener Durchschnittsfamilie, zwei Erwachsene, ein Kind, bedeuten. Im Oktober 2010 bezahlte eine Durchschnittsfamilie 2 269,60 EUR an Gebühren an die Wiener Stadtregierung. Nicht ganz 4 Jahre später, im August 2014, sind es schon 2 670,30 EUR, ein Anstieg um satte 17,7 Prozent. Die allgemeine Verteuerung lag zum Vergleich bei 8,9 Prozent. Wenn dann aus dem Büro von Frau VBgmin Brauner die lapidare Argumentation kommt, das entspricht den ganz normalen Inflationsanpassungen, dann ist das einfach falsch! Der Gebührenanstieg ist doppelt so hoch als die Inflationsrate! (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist falsch! Nachweislich falsch!) Sie können ja dann das Gegenteil erklären. Aber es ist eine typische Reaktion! Bei Ihnen ist immer alles andere falsch und Ihres ist immer alles super! (GR Godwin Schuster: Wie ist es bei Ihnen?) Diese Argumentation kennen wir schon! (Beifall bei der ÖVP. - GR Dipl-Ing Rudi Schicker: Wollen Sie etwas verändern? Bei Ihnen ist alles falsch, was wir machen!) 4 Jahre Rot-Grün in Wien haben das Leben für jede Familie um 400 EUR teurer gemacht. Jede Familie in Wien zahlt um 400 EUR mehr als vor 4 Jahren! (GR Dipl-Ing Rudi Schicker: Sie können es ruhig drei Mal weiderholen, es stimmt nur nicht! Es ist falsch!) Ich sage Ihnen, am Tag der offenen Tür blieb vielen Wienerinnen und Wienern der Mund offen, als sie bei unserem Gewinnspiel mitgemacht haben, das sie sehr zahlreich und sehr interessiert aufgenommen haben, wobei man sagen muss, es war schon allein spannend, dass sie das ÖVP-Klubbüro überhaupt gefunden haben, nachdem das Büro von Frau Frauenberger schon bei der Stiege begonnen hat. Aber nichtsdestotrotz wurden rund 1 000 Karten ausgefüllt. Wenn man das mit einer Umfrage vergleicht, wo ein Fünfhunderter-Sample gemacht wird, kann ich Ihnen sagen, diese 1 000 Antworten sind eine repräsentative Umfrage, ein repräsentatives Sample. Die Antworten wären zu 100 Prozent „sehr schockiert“ bis „schockiert“ gewesen. Ich sage Ihnen, 0 Prozent gaben an: „Das ist mir egal.“ - Ihnen ist das anscheinend egal! (Beifall bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster: Nicht egal!) Wenn Sie glauben, Sie können mit der nächsten Heiligen-Mercer-Wohlfühlbefragung alles wiedergutmachen und die Wienerinnen und Wiener täuschen, dann täuschen Sie sich! Jedes Jahr holen Sie sich, wie gesagt, allein über Gebührenerhöhungen 100 EUR aus den Brieftaschen der Wienerinnen und Wiener, ich sage, ohne Berechtigung und ohne Notwendigkeit, denn warum Gebühren in diesem Ausmaß erhöht werden müssen, ist für uns und für den Rechnungshof nicht nachvollziehbar! Laut Rechnungshof erzielt die Stadt Wien regelmäßig Überschüsse bei den städtischen Gebühren. In dieser Legislaturperiode waren es allein für Wasser und Müll schon 477,8 Millionen EUR. Das war auch in der Vergangenheit so, Rechnungshofbericht 2010, zwischen den Jahren 2005 und 2007 390 Millionen EUR Überschüsse, nicht zweckgebunden, in den allgemeinen Haushalt. Apropos 2007: Frau VBgmin Vassilakou interessiert sich auch nicht für die Diskussion. Auch ihr dürfte diese Argumentation nicht ganz fremd sein. Im Juli 2007 hat sie wörtlich gesagt: „Wenn man derart hohe Überschüsse erwirtschaftet, ist es für die Wienerinnen und Wiener völlig unverständlich, nun die Inflationsanpassung als Argument für eine weitere Teuerung herzunehmen. Bei diesen Beträgen kann man nicht mehr von Körberlgeld reden, sondern hier handelt es sich gleich um ganze Geldschränke.“ - So die Worte der Frau Vizebürgermeisterin im Jahr 2007. Das war aber noch zu Oppositionszeiten und leider nicht der einzige Meinungswandel der Grünen Fraktion im Wiener Rathaus! (Beifall bei der ÖVP.) In der Opposition haben Sie gegen die Teuerung gewettert, jetzt tragen Sie die massiven Gebührenerhöhungen nicht nur mit, sondern mit Ihrer Regierungsbeteiligung wachsen die Gebührenerhöhungen sogar! Dass es anders geht, hat die ÖVP-Wien bewiesen. Wir haben in der Opposition den Gebührenstopp gefordert und wir haben ihn in der rot-schwarzen Koalition Ende der 90er Jahre auch durchgesetzt. Das ist Politik mit Rückgrat, das ist Politik für die Wienerinnen und Wiener! Die rot-grüne Gebührenpolitik ist weder sozial noch gerecht und schon gar nicht smart! (Beifall bei der ÖVP.) Die Erhöhungen unter Rot-Grün, die die Wiener Familien mit voller Härte treffen, sind definitiv nicht smart. Unsere Forderungen liegen auf dem Tisch. Es muss endlich in der Verwaltung, nicht bei den Familien gespart werden. Wien hat kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem. Es muss endlich effizient, professionell und transparent gewirtschaftet werden. Wir brauchen und wir fordern daher einen Gebührenstopp jetzt und einen Verschwendungsstopp in Wien! Meine Damen und Herren, abschließend möchte ich Ihnen noch ein Zitat zur Kenntnis bringen, das es ebenfalls auf den Punkt bringt: „Das Valorisierungsgesetz ist eine unsoziale Abzockerei. Die letztverantwortliche Finanzstadträtin Renate Brauner möchte mit dem Valorisierungsgesetz wohl als Gebührenstadträtin in die Geschichte eingehen. Automatische Gebührenerhöhungen sind unsozial und budgetpolitischer Unfug, denn die Erhöhungen treffen in gleichem Maße alle, egal, ob Reich oder Arm. Mit dem Automatismus will sich die SPÖ offenbar vor der politischen Debatte um die Sinnhaftigkeit und die soziale Verträglichkeit der Gebühren drücken.“ - Das sagt nicht die ÖVP-Wien. Das sagten Sie, die GRÜNEN, in einer Aussendung vom 28. Juni 2007! Herr Kollege Margulies, Sie haben Ihr Zitat wiedererkannt! Ich gebe Ihnen ausnahmsweise recht! Das Valorisierungsgesetz ist eine unsoziale Abzockerei! Deshalb gehört es abgeschafft! Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen! Wir fordern einen Gebührenstopp jetzt! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zum Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner hat sich Herr GR Dipl-Ing Margulies zum Wort gemeldet. - Ich erteile ihm das Wort. GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte BesucherInnen auf der Galerie! Es war durchaus treffend, dass Sie genau mit dem Zitat geendet haben. Zwischen dem Zitat und heute liegt eine Finanzkrise, die sich gewaschen hat, die die Einnahmen der Stadt Wien erheblich belastet hat. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Was hat das denn mit der Müllgebühr zu tun? Was hat das mit der Wassergebühr zu tun?) - Ich komme dazu. - Der Unterschied, um es nur einmal auf den Punkt zu bringen, im Jahr 2007 hatte Wien einen Budgetüberschuss, in den Jahren danach durch unter anderem Einnahmenausfall im Bereich der Finanzkrise massive Defizite. Trotzdem stehe ich dazu, dass ich das Valorisierungsgesetz nicht brauche und auch nicht für notwendig erachte, nur so ist es halt in einer Koalition. Aber ich stehe nicht zu einem Gebührenstopp. Das sage ich ganz bewusst, weil Gebührenstopp heißt, die Stadt kaputt zu machen. Das lasse ich sicher nicht zu, von der ÖVP und der FPÖ, dass sie die Stadt Wien kaputt machen! Ich zeige es Ihnen an einem Beispiel, weil Sie so gerne die Vergangenheit zitieren: Die Gesamteinnahmen im Jahr 2008 - jetzt bleibe ich nur bei den Gebühren Wasser, Abwasser und Kanal - waren 560 Millionen EUR. Da sind die Ausgaben überhaupt noch nicht abgezogen. Es war, so wie Sie es rechnen, ein Überschuss von knapp 100 Millionen EUR. Die Gesamtausgaben der Stadt Wien für die Kinderbetreuung, saldiert im Jahr 2008, waren 338 Millionen EUR, während die Kinderbetreuungsausgaben bis zum Jahr 2013 um 300 Millionen EUR gestiegen sind, Ausgaben, die die Stadt übernommen hat, damit Ihre Durchschnittsfamilie kostenlose, qualitativ hochwertige Kindergartenplätze bekommt. (GRin Mag Karin Holdhaus: Es hat das eine mit dem anderen nichts zu tun!) Die Einnahmen aus den Gebühren sind im Verhältnis dazu minimal gestiegen. Punkt 1. (GRin Mag Karin Holdhaus: Die Überschüsse sind gestiegen!) Sie wollen, dass man alle Gebühren stoppt und dass in Wirklichkeit die Kosten, die die Familien treffen, die Kosten für die Kinder in Kinderbetreuungseinrichtungen, wieder selbst bezahlt werden, weil irgendwer muss es ja zahlen! Solange Sie sich auf Bundesebene weigern, andere Steuern einzuführen, wird die Stadt Wien nicht mehr Geld bekommen. So ist es einfach! Man kann nicht die Quadratur des Kreises ständig erfinden, obwohl es nicht möglich ist! Wir haben in Wien Bädergebühren. (GRin Mag Karin Holdhaus: Aber Gebühren sind keine Steuern!) Die Bädergebühren decken ungefähr ein Zehntel der Ausgaben. Sollen wir jetzt die Gebühren erhöhen, weil es ein Zehntel ist? Sollen wir sie senken? Nein, man muss die Gebühren in der Gesamtheit betrachten! Es ist auch ein vollkommener Unsinn, liebe Frau Kollegin, wenn Sie sagen, die Durchschnittsfamilie hätte 2 200 EUR an Gebührenkosten! Ziehen Sie doch bitte, bevor Sie solche Rechnungen anstellen, diejenigen Kosten ab, die die Gemeinde untereinander zu leisten hat, ziehen Sie die Kosten ab, die Unternehmen in gewissen Bereichen, sozusagen an Wassergebühren, Abwasser et cetera zahlen! Schauen Sie sich doch nur Ihre eigene Betriebskostenabrechnung an! Dann erkennen Sie, dass diese 2 200 EUR für eine Durchschnittsfamilie vollkommen jenseitig sind! Das ist Angstmache und Panikmache! Mit falschen Zahlen zu argumentieren, ist tatsächlich ein Problem! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GRin Mag Karin Holdhaus: Das sind gar keine falschen Zahlen!) Ich habe jetzt genau noch 57 Sekunden. In diesen 57 Sekunden möchte ich eine Frage an Sie wiederholen, die ich Ihnen vor länger als einem Jahr schon gestellt habe. Auch wenn ich weiß, dass man nicht im Vergleich lebt, aber nennen Sie mir eine Stadt über 10 000 EinwohnerInnen mit einem ÖVP-Bürgermeister, und davon gibt es genug, die günstigere Gebühren als Wien hat! Es gibt sie nicht! Es gibt keine einzige Stadt mit einem ÖVP-Bürgermeister, wo niedrigere Gebühren sind! Also hören Sie doch auf! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Schauen Sie nach Niederösterreich! Schauen Sie in die Bundesländer! Jeder dieser ÖVP-Bürgermeister erhöht selbstverständlich die Gebühren! Das ist nämlich die Gebührenlüge der ÖVP! - Danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Mag Wolfgang Jung: Wie ist es aber mit der Verschuldung?) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Herr Kollege Margulies, Sie wissen, der Ausdruck „Lüge“ ist verpönt. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Gebührenlüge!) Ich erteile Ihnen keinen Ordnungsruf. Ich bitte nur um Aufmerksamkeit und um Sensibilität in der Rede. Als nächster Redner hat sich Herr StR DDr Schock gemeldet. - Ich erteile ihm das Wort. StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Kollege Margulies, was Sie hier liefern, ist nur eines, Ablenkung von Ihren grünen Umfallern und sonst gar nichts! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Denn es vergeht keine Sitzung, wo Herr Margulies nicht herauskommt, Millionärssteuern fordert, Reichensteuern fordert. Sie haben einfach Angst davor, dass Ihnen der Spiegel vorgehalten wird, wo Sie überall mitgestimmt haben, wo Sie einerseits Reichensteuern fordern, aber dann in Wien Gemeindebau, Müll, Kanal, ORF-Steuer zustimmen! Das sind alles keine Reichensteuern, Herr Kollege Margulies, wo Sie mitstimmen! Das sind Kopfsteuern! Das sind in Wirklichkeit Armensteuern! Darum sind Sie total unglaubwürdig, Herr Margulies! (Beifall bei der FPÖ.) Aber, meine Damen und Herren, es gibt auch eine Fraktion in diesem Haus, wo sehr viele Gewerkschafter sitzen. Die Gewerkschaft ist momentan dabei, Unterschriften in ganz Österreich für Reichensteuern, für eine Entlastung des kleinen Mannes zu sammeln. Aber es sitzen auch sehr viele Gewerkschafter in diesem Haus, wie zum Beispiel der Kollege Meidlinger, und hier, in diesem Haus finden die Gewerkschafter dann überhaupt nichts dabei, in Wien bei diesen unsozialen Maßnahmen überall mitzustimmen, der roten Regierung in Wien überall die Mauer zu machen! Meine Damen und Herren, Gas plus 16 Prozent, Fernwärme plus 17 Prozent! Sind das wirklich für die Gewerkschaft die Reichen? Sind die Menschen, die mit Gas heizen müssen, mit Fernwärme heizen müssen, schon reich, sodass sie hier in Wien mit Unterstützung der Gewerkschaft, mit Zustimmung der Gewerkschaft belastet werden? (GR Godwin Schuster: Weil wir den Gaspreis nicht selbst bestimmen können!) Herr Kollege, das ist traurig! (Beifall bei der FPÖ. - GR Godwin Schuster: Woher kommt denn das Gas?) Ich meine, in Ihnen, Herr Kollege, ist auch einmal irgendwo ein Gewerkschafterherz vorhanden gewesen! Eine Steuerreform ist sicherlich notwendig und wir brauchen auch eine Entlastung der kleineren Einkommensbezieher und der Steuerzahler, aber Sie sind dabei völlig unglaubwürdig! Sie haben in Wien mit dieser Belastungspolitik jede Glaubwürdigkeit verloren, Herr Schuster! (Beifall bei der FPÖ. - GR Godwin Schuster: Ich sage Ihnen noch einmal, der Gaspreis wird in Russland bestimmt und nicht in Wien!) Aber da gibt es auch einen Bundeskanzler, Herr Schuster, der eine Steuerreform fordert, der sich immer hinsetzt, Vermögenssteuern, Reichensteuern fordert und jetzt in der „Pressestunde“ wieder laut gemeint hat, das wird er zum Kampfthema machen, notfalls die soziale Gerechtigkeit. Aber, meine Damen und Herren, Herr Schuster, Herr Klubobmann Schicker, wo Sie entscheiden können, nämlich bei uns in Wien, wie schaut es da aus? (GR Dipl-Ing Rudi Schicker: Gott sei Dank entscheiden nicht Sie!) Wie schauen, Herr Schicker, Ihre Reichensteuern aus? Schauen wir uns das einmal an! (GR Dipl-Ing Rudi Schicker: Gott sei Dank entscheiden nicht Sie!) Die Hundesteuer, Herr Schicker - Sie hören das nicht gern -, plus 65 Prozent. (GR Dipl-Ing Rudi Schicker: Gott sei Dank entscheiden nicht Sie!) Sind das Reichensteuern für Sie? Ist jemand reich, Herr Schicker, nur weil er sich in Wien noch einen Hund leisten kann? (GR Dipl-Ing Rudi Schicker: Wie war es, als die FPÖ in der Bundesregierung war?) Oder die Kurzparkscheine, Herr Schicker! Werden Sie nicht nervös! Die Kurzparkscheine plus 67 Prozent! Für die Sozialisten ist man heute schon reich, wenn man sich in Wien noch ein Auto leisten kann! Das ist die Wahrheit, Herr Schicker! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Die Wassersteuer plus 39 Prozent. Plus 39 Prozent! Der Rechnungshof hat es schwarz auf weiß nachgewiesen, meine Damen und Herren, dass die Wassersteuer weit über 100 Prozent Kostendeckung liegt (GR Godwin Schuster: Es gibt keine Wassersteuer!) und damit eine Steuer ist, Herr Schicker und Herr Schuster! Schauen Sie sich das einmal an! (Beifall bei der FPÖ. - GR Godwin Schuster: Es gibt keine Wassersteuer! Nehmen Sie das zur Kenntnis!) Die Wassersteuer plus 39 Prozent. Meine Damen und Herren von der SPÖ, für einen Villenhaushalt sind diese 50 EUR, die da im Monat an Mehrbelastung zusammenkommen, wurscht. Dieser zahlt das mit links. Aber ein armer Haushalt wird durch 50 EUR monatlich zusätzlich an die Armutsgrenze gebracht, meine Damen und Herren! Das, was Sie in Wien machen, ist daher das Gegenteil einer Reichensteuer, das ist eine Kopfsteuer, das ist eigentlich eine Armensteuer in der Auswirkung, Herr Schuster! (GR Godwin Schuster: Noch einmal, Wien darf keine Steuern einheben!) Ich meine, zwischen dem, was Sie auf Bundesebene fordern, wo Sie sich hinstellen, Millionärssteuern, Vermögenssteuern fordern, und zwischen dem, was Sie tatsächlich hier tun, eine Kopfsteuer, die für jeden gleich hoch ist, eine Armensteuer einzuführen, klafft so eine große Kluft und Sie sind daher längst keine Arbeiterpartei mehr! Nach 20 Jahren Häupl, meine Damen und Herren, braucht Wien endlich eine Wende und einen freiheitlichen Bürgermeister, Herr Schuster und Herr Schicker! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet hat sich Herr Dr Stürzenbecher. - Herr Kollege, bitte schön. GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuhörer auf der Galerie! Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Opposition das Thema Gebühren nimmt, um hier sozusagen zu versuchen, politisches Kleingeld zu gewinnen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das wird oft so sein. Dass es aber so unseriös ist, wie es von Seiten der ÖVP und auch der FPÖ jetzt erfolgt, das ist schon exemplarisch. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass diese Debatte ja einen Vorteil hat: Man kann anhand von Zahlen Ihre Unwahrheiten widerlegen! Wenn Sie irgendwelche Prozentsätze für Erhöhungen heranziehen, sagen Sie überhaupt nicht, auf wie viele Jahre bezogen das ist und wie gleichzeitig die Inflationsrate war. Deshalb kann man sagen: Die Gebühren sind in Wien so günstig, so niedrig wie möglich, aber sie sind so hoch wie unbedingt notwendig, um die Lebensqualität und das Leistungsniveau zu erhalten. (Zwischenruf von GRin Mag Karin Holdhaus.) Und das ist gut so! (Beifall bei der SPÖ.) Man muss das bedenken, zum Beispiel - weil Sie „Steuer“ sagen: das ist absolut falsch! - bei Abwasser, Müll und Wasser. Von 2004 bis 2013 hatten wir Nettoeinnahmen von 5 323 Millionen und 5 511 Millionen an Aufwendungen, das heißt, einen Minussaldo von 187 Millionen! Dann zu sagen, wir haben viel mehr eingenommen, ist einfach falsch, nachweislich mathematisch falsch! Das ist Ihre unseriöse Politik, die beim Wähler nicht ankommt. (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Weiters, in anderen Bereichen - das hat Kollege Margulies schon sehr gut ausgeführt -, beträgt überhaupt bei Bädern die Kostendeckung 16 Prozent, bei Büchereien 8 Prozent, bei Sporthallen 4 Prozent. Da nehmen wir aus gesamtpolitischen, sozialen und bildungspolitischen Gründen bewusst viel weniger ein, weil wir das für die Bürgerinnen und Bürger für sinnvoll erachten. Deshalb ist Wien auch die Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Insgesamt sind von den 32 Gebühren gerade einmal 4 kostendeckend, und wir bekennen uns dazu! Die Valorisierung ist im Prinzip eine gute Sache, weil man dadurch einfach sicherstellt, dass man sich bei gewissen Gebühren - das gibt es ja nicht überall - der Kostendeckung auf vernünftige Art und Weise zumindest annähert und damit die Leistungshöhe erhält. Alle Besucher, die nach Wien kommen, bewundern die Leistungsfähigkeit unserer öffentlichen Einrichtungen. Das kann man nicht von nichts! Ich meine, man kann als Opposition hergehen und sagen, keine Gebühren, keine Steuern, aber dafür kriegen alle Steuerzahler, und gar nicht mehr nur Steuerzahler, sondern alle Bürger viel mehr Geld von der öffentlichen Hand. Das ist ÖVP-Strategie und FPÖ-Strategie, aber das kann in der Praxis nie standhalten. Deshalb haben Sie auch bei den Wahlen noch nie die Mehrheit in Wien bekommen und werden sie auch nie bekommen! (Beifall bei der SPÖ.) Wir machen weiter unsere seriöse Politik. Das hat Kollege Margulies auch nachgewiesen: Wenn man alles richtig rechnet, ist die Durchschnittsfamilie in den letzten Jahren entlastet worden. Man kann auch nicht die Energiekosten sozusagen mit den Gebühren zusammenmischen, weil man auf die Energiekosten als Kommune relativ wenig Einfluss hat. Die sind im Wesentlichen weltwirtschaftlich vorgegeben. Man kann andererseits aber bei den Gebühren diese seriöse Politik, die wir betreiben, fortsetzen, und das werden wir auch machen. Was die Vergleiche mit den ÖVP-regierten Ländern betrifft - das hat Kollege Margulies auch schon gesagt -, habe ich mir zum Beispiel die Müllgebühr angeschaut. 45 ÖVP-regierte Städte oder Namenslisten mit ÖVP-Nähe haben eine deutlich höhere oder höhere Müllgebühr als Wien; Schärding - aber ich glaube, unter 10 000 Einwohner, vermutlich - hat eine geringfügig niedrigere. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Also: 45 Städte eine höhere Müllgebühr! Und bei allen anderen Gebühren ist es ein ähnliches Bild. Wir schauen in Wien, dass die Stadt funktioniert. Wir schauen, dass die Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger hoch bleiben. Damit haben wir, die rot-grüne Stadtregierung, die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Lebensqualität hoch bleibt. Wir haben das Prinzip: Die Gebühren sollen so günstig und niedrig wie möglich sein, aber so hoch wie unbedingt notwendig, um das Leistungsniveau zu erhalten. Das werden wir fortsetzen. Dieses Leistungsniveau ist wichtig für das Leben von jedem Einzelnen, und in dem Sinn erhalten wir die Lebensqualität. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich noch eine angemeldete Besuchergruppe auf der Galerie begrüßen. Die Damen der FPÖ-Floridsdorf-Frauen-Kaffeegruppe sind da. Herzlich willkommen im Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall.) Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Aigner. Ich erteile ihm das Wort. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! In diesen Tagen beginnt ein übliches wirtschaftspolitisches Ritual: Es starten die Lohnverhandlungen, traditionell mit den Metallern. Die anderen Wirtschaftsbranchen sind in der Folge dran und versuchen, gemeinsam mit den Arbeitgebern im Rahmen der Sozialpartnerschaft die Lohnerhöhungen auszuhandeln. Im Vorfeld dieser Lohn- und Gehaltsverhandlungen wird von der Gewerkschaft völlig verständlich gefordert, dass es klimpern und rascheln muss: Es muss etwas über bleiben! Das ist nicht nur für die Kaufkrafterhaltung der Menschen wichtig. Es ist auch ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der Inlandsnachfrage. Gerade in Zeiten, in denen die Auslandsnachfrage - nicht zuletzt auch durch diverse politische Sanktionen - nachlässt, muss man schauen, dass man die Kaufkraft im eigenen Land stärkt. Gleichzeitig darf man die Betriebe nicht überfordern. Wir sind im internationalen Wettbewerb. Eine Bruttolohnerhöhung schlägt sehr schnell auf die Kosten durch und kann unter Umständen entsprechende Arbeitsplatzverluste mit sich bringen. Umso wichtiger ist es für die Menschen - und darauf kommt es an -: Was bleibt letztendlich netto übrig? Was kann man denn wirklich ausgeben? Da spielen auf der einen Seite die Steuern eine wichtige Rolle, und auf der anderen Seite andere öffentliche Abgaben, die Sozialversicherungsbeiträge, nicht zuletzt aber auch die Lebenshaltungskosten. Da ist es nicht nur die Aufgabe der Gewerkschaft und der Unternehmen, ein entsprechendes Einkommen auszuverhandeln und sicherzustellen, sondern auch der öffentlichen Hände, einfach sparsam zu wirtschaften, damit den Menschen mehr Geld im Börsel über bleibt. Ich glaube nicht, dass Sie guten Gewissens behaupten können, dass Sie alle Anstrengungen, sparsam zu sein, auch wirklich ausschöpfen. (Beifall bei der FPÖ.) Meine Damen und Herren! Ein selbstverständliches Bekenntnis für gute, ordentlich funktionierende öffentliche Leistungen, ja - aber ein ebenso starkes Bekenntnis dazu, dass die Strukturen auch immer wieder hinterfragt werden müssen! Das geschieht in Wien leider in keinster Weise. Man hat wirklich das Gefühl, es ist sozusagen der Apparat so, wie er ist. Im Zweifel schafft man zusätzliche Strukturen, es werden zusätzliche Gesellschaften gegründet. Wir haben heute ja mehrere Akten, wo alle möglichen Gesellschaften aus der Taufe gehoben werden. Das Organigramm der Stadt Wien bekommt also fast bei jeder Sitzung zusätzliche Kasteln. In diesen zusätzlichen Kasteln sitzen Geschäftsführer, sitzen Funktionäre, ist man nicht gebunden an die Vorgaben des Haushaltsrechtes. Man ist nicht gebunden an das Dienstrecht. Man ist nicht gebunden an Gehaltsobergrenzen. Ja, man erfährt nicht einmal, was die Leute, die dort arbeiten, die Geschäftsführer, und so weiter, verdienen, denn dann gibt es auf einmal einen Datenschutz. Gleichzeitig will man sozusagen alles öffentlich machen und das Amtsgeheimnis abschaffen. Wenn man dann fragt, was verdienen die diversen Geschäftsführer, ist auf einmal der Datenschutz da. Oder das Werbe- und Propagandabudget: Ich meine, ein x-Faches aller anderen Bundesländer! Jetzt haben wir wieder das Medientransparenzgesetz. Über 10 Millionen die Stadt Wien, das Land Niederösterreich kommt mit einem Fünftel aus. Da ist doch irgendwo ein Missverhältnis da. Aber es gibt keinerlei Bestrebungen, dort einmal auch entsprechend die Dinge zu hinterfragen. Im Zweifel genehmigen Sie sich mehr Geld, mehr Budget für Dinge, wo man eigentlich die Frage stellen muss: Was hat das für einen Sinn? Da reden wir nicht von den Leistungen für die Bürger, sondern da redet man im Prinzip von der Selbstbeweihräucherung. Oder denken Sie daran: Wenn Wien Energie oder Fernwärme schlechte Verträge abschließt, irgendwo, was macht man dann? Man erhöht die Fernwärmegebühren und andere Tarife. Also das heißt, Pensionsrückstellungen, da gibt es sicherlich Dinge, die man als Privileg bezeichnen kann. Wer bezahlt das Ganze? Der Strom- und der Fernwärmekunde. Es werden Türme gebaut, es werden Projekte entwickelt, es werden, wie gesagt, Gesellschaften gegründet. Das Valorisierungsgesetz dient letztendlich dazu, dass Sie erst recht nicht nachdenken müssen, wie man einsparen könnte, sondern es wachsen die Gebühren einfach mit. Und dann wundern wir uns, dass wir im Europavergleich eine der höchsten Inflationsraten haben! Das trifft die Österreicher doppelt und dreifach, denn die niedrigen Zinsen sind zugeschnitten auf die Länder, die ganz geringe oder null Inflation haben. Wir haben 2 Prozent. Das heißt, Sie brauchen gar nicht von der Vermögenssteuer zu reden: Die Vermögensenteignung und -entwertung findet Tag für Tag statt, weil die niedrigen Zinsen nicht einmal mehr den Kaufkraftverlust, nicht einmal mehr die ohnehin hinuntergerechnete Inflation abdecken! Deswegen glaube ich: Wenn man von Gerechtigkeit, wenn man von den kleinen Leuten spricht, von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, dann müssten Sie auch darangehen, den Menschen einfach mehr Geld im Börsel zu belassen! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr StR Mag Juraczka. Ich erteile ihm das Wort. StR Mag Manfred Juraczka: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Gäste auf der Galerie! Ich muss ja mit einem ziemlichen Amüsement zur Kenntnis nehmen, welche Nervosität, welches Aufwachen plötzlich angesichts der Debatte über die Gebühren in dieser Stadt hier in dem Raum vorherrscht. Klar, es geht um nichts anderes als darum, dass die Wirtschaftspolitik von Rot-Grün am Prüfstand steht - und das Ergebnis ist in der Tat ein vernichtendes! (Beifall bei der ÖVP.) Lassen Sie mich mit einem Zitat beginnen, einem Zitat, das vielleicht manchen von Ihnen bekannt vorkommt: „Eine starke Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, wie sehr sie sich den Bedürfnissen von Menschen in schwierigen Lebenslagen annimmt, und vor allem soziale und kommunale Dienstleistungen wirken als konkrete Armutsprävention.“ Geschrieben im rot-grünen Regierungsübereinkommen am Tag des gegenseitigen Ja-Sagens, am 5. November 2010. Wie schaut jetzt die Realität aus, meine Damen und Herren? 2014: Wien ist nach wie vor wunderschön. Aber dank Rot-Grün, dank Ihrer Wirtschaftspolitik ist es für viele Menschen in dieser Stadt nicht mehr leistbar! Meine Kollegin Holdhaus hat es vorhin schon angesprochen: 400 EUR an Mehrkosten pro Durchschnittsfamilie. Es gab viele Zwischenrufe: „Stimmt alles nicht, nein, geflunkert!“ Wir können die Berechnung gerne offenlegen. Sie wissen, dass es diese 400 EUR an Mehrkosten gibt, einen Anstieg von 2010 auf 2014 von 17,7 Prozent. Wenn wir diese 4 Jahre als Vergleichszeitraum hernehmen, dann ist die Inflationsrate nun einmal Gott sei Dank um nicht mehr als 8,9 Prozent gestiegen. Also eine überproportionale Belastung im Zeitraum 2010 bis 2014! Genau aus diesem Grund, meine Damen und Herren, empfinde ich es als unglaubliche Chuzpe, wenn Ihre beiden Fraktionen permanent rausgehen und eine Entlastung auf Bundesebene einfordern - da sind wir alle d'accord -, aber selbst im eigenen Aufgabenbereich, hier in der Stadt Wien alles daransetzen, die Bürger in einem Maß zu belasten, wie es nicht mehr tolerierbar ist, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Ein anderes Beispiel anhand der Wiener SPÖ: Da wird in bunten Sujets von der SPÖ als Schutzherrin des leistbaren Wohnens gesprochen, als würden all diese Gebühren und Abgaben nicht die Betriebskosten natürlich ganz massiv in die Höhe schnalzen lassen! Ich bin ja gespannt. Wir wissen, der Wahltermin in Wien naht, deshalb wurde in letzter Zeit weniger davon geredet, aber da gibt es ja das Gespenst der Infrastrukturabgabe. Meine Damen und Herren, wann ist damit zu rechnen? Kurz nach dem nächsten Wahltermin? (Beifall bei der ÖVP.) So kann mit der Bevölkerung nicht umgegangen werden! Wien ist nicht mehr leistbar für viele Menschen. Wir haben vorhin schon von Kollegin Holdhaus mehrere Zitate gegen das Valorisierungsgesetz gehört. Es freut mich ja, wenn Kollege Margulies heute erstmals zumindest sagt, dass er kein großer Fan des Valorisierungsgesetzes ist (GR David Ellensohn: Immer!), das war eine Weiterentwicklung. Ich kann mich daran erinnern, dass er es auch schon glühend verteidigt hat. Aber Kollege Margulies hat uns heute auch das mit den Gebührenerhöhungen erklärt: Gegen Gebührenerhöhungen war er vor der Wirtschaftskrise. Gut, ich darf dazu auch ein Zitat bringen, nämlich ein Zitat der jetzigen Frau Vizebürgermeisterin Vassilakou vom 15. Dezember 2008, also von einem Zeitpunkt, wo wir schon sehr genau wussten, dass wir eine massive, veritable Wirtschaftskrise haben. Der Text macht es noch klarer. Gegenüber der APA, in einer OTS, wird hier gesagt: „Grüne Wien kritisieren: Während viele WienerInnen kein Geld zum Heizen haben, erhöht die Stadt Wien die Gebühren. Die Klubobfrau der Grünen Wien, Maria Vassilakou, kritisiert die jetzt von der SPÖ durchgedrückte Gebührenerhöhung als vollkommen falsche Antwort auf die Finanzkrise.“ Meine Damen und Herren! Wien muss effizient, professionell und transparent verwaltet werden. Wenn wir zuerst von Budgets gesprochen haben: Rechnungsabschluss 2008: Einnahmen 11,08 Milliarden; Rechnungsabschluss 2013: Einnahmen 12,47 Milliarden! Das Geld ist da, es muss nur effizient ausgegeben werden (Beifall bei der ÖVP.) und nicht in Skandalen und in Verschwendung gipfeln. Meine Damen und Herren! Ich schließe, wie ich begonnen habe: Wien ist schön; es ist aber Aufgabe der Politik, dieses Wien für die Menschen auch leistbar zu erhalten. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Ellensohn zum Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Die Aktuelle Stunde rund um Gebühren ist eigentlich ein Lehrstück für die Politologen/Politologinnen zum Schauen, wie das funktioniert. Da könnten wir auch drüberschreiben: Warum hat die Politik so einen schlechten Ruf, wie sie hat? Na, kein Wunder: Jeder wirft seine Zahlen durch die Gegend; wenn man sagt, es stimmt etwas nicht, ist es auch wurscht. Es wird verglichen: vor der Wirtschaftskrise, nach der Wirtschaftskrise - wie wenn das alles keinen Unterschied machte, ob die Stadt Wien 300 Millionen Überschuss macht oder das Geld nicht mehr kommt, weil irgendwelche Finanzhaie das ganze System an die Wand gefahren haben, so ähnlich wie die Hypo in Kärnten. (StR Mag Manfred Juraczka: 1,5 Milliarden mehr! - Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das gilt dann alles nicht. Dass wir zum Beispiel in Wien allein für die Mindestsicherung heute 200 Millionen EUR mehr brauchen als noch vor 7, 8 Jahren - ohne dass es anderen Menschen besser geht, denn es geht natürlich keinem besser, wenn es so viele Leute brauchen -, das hat sehr, sehr wenig mit der Stadt Wien zu tun, nicht einmal ausschließlich mit Österreich, sondern mit einer Gesamtwirtschaftspolitik über Europa hinaus. Es ist aber wurscht, denn um das geht es da herinnen nicht, sondern da schauen wir nur, wer welche Bonmots macht. Dann sagen wir von den GRÜNEN: Fair ist doch, Politiker und Politikerinnen nicht nur daran zu messen, was sie reden, wenn sie nicht zuständig sind - ich weiß das: wenn man in der Opposition ist, tut man sich nämlich leichter mit den Anträgen -, sondern wir messen die Leute an dem, was sie tun (GRin Mag Karin Holdhaus: Das ist ja jetzt eine Bankrotterklärung!), wenn sie tun können! Jetzt haben wir über 40 Bürgermeister, ganz wenige Bürgermeisterinnen der ÖVP, die eine große Gemeinde verwalten - über 10 000 Leute, das ist jetzt mehrfach gesagt worden -, und überall, in jeder einzelnen Gemeinde, ist es für die Familie, für die Alleinerzieherin, für den, der allein wohnt, für zwei Leute, die zusammen wohnen ohne Kinder, für die Pensionistin teurer. Teurer als hier, überall! Vor über einem Jahr haben wir hier eine Wette angeboten. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Martin Margulies ist da gestanden und hat gesagt: Bringen Sie eines! (StR Mag Manfred Juraczka: Wien Energie teuerster Energieversorger!) Dann haben Sie zwischengerufen. Dann war es, ich weiß nicht mehr, irgendeine kleinere Gemeinde in Niederösterreich, mit 2 000 Leuten, hat Frau Leeb hereingerufen. Heute war es Schärding, da habe ich schnell nachgesehen: 5 000 Leute. Nichts! Wenn Sie zuständig sind, ist es teurer. Da sind Sie nicht zuständig. Das ist gut, denn da würde es auch teurer werden. Das bringt nichts. Jetzt muss man sich nur die Milchmädchenrechnung vorstellen. Was Sie momentan sagen, ist: Wenn die Leute sich in den Restaurants (Zwischenruf von GRin Mag Karin Holdhaus.) das Bier und das Essen nicht mehr leisten können, lautet der Vorschlag, die Wirtshäuser sollen alle Preise einfach einfrieren. Nie wieder wird irgendetwas teurer im Verkauf, und die Firmen leben dann alle viel besser. Das ist Quatsch! Die würden dann alle an die Wand gefahren. Wenn Sie überall so Wirtschaftspolitik machen würden, Jessas Maria, dann muss man sich davor fürchten. Aber ich weiß natürlich, dass es nicht ernst gemeint ist. Das ist das Schöne daran: Sie meinen es nicht ernst, und Sie wissen es alle. Das ist ja das Schräge bei solchen Diskussionen: Da herinnen wird oft etwas gesagt von einzelnen Leuten - jetzt nehme ich nicht einmal meine Fraktion aus -, und es geht einfach nicht darum, dass wir mit Argumenten versuchen, neue Positionen zu finden. Das ist offensichtlich gar nicht mehr der Job. Seriös Politik machen, ist etwas, das wenige machen wollen. Lustiger ist Schmähführen, und das machen wir alle zu einem guten Teil unterschiedlich. Martin Margulies hat auch ein Unterhaltungselement: wie er redet. Nur, er kommt jedes Mal mit Zahlen, und keine einzige seiner Zahlen (GRin Mag Karin Holdhaus: Wo waren die Zahlen?) wird da jemals widerlegt. Niemals! (GRin Mag Karin Holdhaus: Wo waren die Zahlen bei Herrn Margulies? Ich habe keine gehört!) Eine ganze Menge Zahlen, und wenn man dann fragt, kommen Sie und sagen Sie, was nicht stimmt ... So, was brauchen die Leute wirklich? Wenn wir jetzt ernsthaft darüber reden, statt zu sagen, die Wassergebühr, mein Gott, als ob ich - ich weiß nicht einmal, was ich Wasser zahle! Und ich glaube, die meisten WienerInnen wissen es nicht genau. So, mit der Wassergebühr - wenn ich befreit werde vom Wasserzahlen, befürchte ich, dass da nicht wahnsinnig viel Geld hereinkommt. Was brauchen die Leute? Bessere Löhne. Wer kämpft in dem Land für bessere Löhne. Na (Ruf bei der FPÖ: Sie nicht!), die ÖVP nicht! Was machen Ihre Vertreter überall? Momentan hat die Gewerkschaft eine Kampagne draußen, bei der SPÖ und bei den GRÜNEN finden Sie Modelle dafür: Leute müssen mehr herauskriegen, wenn sie arbeiten! Mehr Netto vom Brutto, ganz einfach! Wie machen wir das? Wenn wir nur sagen, der Staat hat nachher kein Geld, na, dann haben wir wieder kein Gesundheitswesen, dann geht sich das wieder nicht aus. Wir sagen: Die Allerreichsten könnten vielleicht mehr tragen. Wer stärker ist (GR Mag Alexander Neuhuber: Dann noch ein bisschen mehr, und dann noch ein bisschen mehr!) und breitere Schultern hat, kann ein bisschen mehr schleppen. Was sagen Sie in diesem Haus? In diesem Haus ist zum Beispiel beschlossen worden: für die Ärmsten eine höhere Kindermindestsicherung - schaufelt 20 Millionen EUR jedes Jahr in Richtung wirklich sehr arme Familien. Wer hat hier dagegen gestimmt? Die FPÖ und die ÖVP. Und jetzt kommen Sie und reden über das Wasser? Sie machen ihnen das Wasser um ein paar Cent billiger, aber Sie - so, 20 Mille, zock, sofort wieder heraus! Wenn wir über die Mindestsicherung reden: Wie viel soll das sein? Wenn wir über die Löhne reden, sind Sie nicht dabei. Wenn wir sagen, Mietrechtsgesetz ändern, so, dass die Leute sich ihre Wohnungen leisten können, strenger machen, was sagt dann die ÖVP? Natürlich nicht! Deswegen passiert es ja auch nicht auf Bundesebene. Ich hätte auch gerne, dass die SPÖ dort noch mehr Druck macht und erfolgreich ist, aber ich weiß, welche Positionen vertreten werden. Die Wohnungen werden teurer, wenn die ÖVP dran ist, und günstiger, wenn Rot-Grün arbeitet. Ich sage ja nicht, dass alles leiwand ist. Aber sorry, es geht nicht ausschließlich um die Wassergebühr, sondern darum, wie man eine Familie erhalten kann. Der Vergleich für mich ist: fünfköpfige Familie, schön durchgerechnet mit allen Landeshauptstädten. Wenn ich rechne, dass man öffentlichen Verkehr hat, Jahreskarte, wenn ich rechne Müll, Wasser, Abwasser, wenn ich alles zusammenrechne an Gebühren, plus den Kindergarten und was nachher die Volksschule mit der Nachmittagsbetreuung auch noch kostet - ich vergleiche das mit allen Landeshauptstädten -, dann kommt meine Familie - jetzt bin ich keine Durchschnittsfamilie vom Einkommen her, aber von den Ausgaben her trotzdem passend - hier am besten davon. Das ist die familienfreundlichste Stadt ... Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik (unterbrechend): Herr Kollege, ich bitte um den Schlusssatz. GR David Ellensohn (fortsetzend): … von ganz Österreich! - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Da ist er. - Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Eisenstein. Ich erteile ihm das Wort. GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn wir mit offenen Augen durch diese Stadt gehen, dann sehen wir, dass viele Wienerinnen, viele Wiener zunehmend verarmen. Die Gründe mögen die gestiegenen Lebenshaltungskosten sein. Einer der Gründe ist aber sicherlich auch der explodierende Anstieg der Gebühren, und dafür tragen nun einmal Rot und Grün in diesem Hause die Verantwortung! Allein im heurigen Jahr wurden die ... (GRin Martina Ludwig-Faymann: Haben Sie nicht zugehört? - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich habe nur fünf Minuten, ich kann jetzt leider nicht auf jeden Zwischenruf eingehen. Allein im heurigen Jahr wurden die Müll-, Wasser- und Kanalgebühren erhöht, das Wasser - es ist heute ohnehin schon mehrfach genannt worden - in dieser Periode bereits um insgesamt 38 Prozent. Es wurden die Rettungs-, Krankentransporte- und Ambulatoriumsbeiträge, die Pflegegebühren, der Spitalskostenbeitrag erhöht, die Tarife der Wiener Linien, der städtischen Bäder, Fernwärme und Park-and-ride-Anlagen. Ich bin sicher, da ist heuer noch einiges mehr erhöht worden, was mir jetzt nicht eingefallen ist. Besonders prekär sind natürlich Erhöhungen von Gebühren und Abgaben, gegen die sich jeder und jede in der Bevölkerung nicht wehren können, weil man diese Leistungen ganz einfach in Anspruch nehmen muss. Das betrifft insbesondere die Ausgaben rund ums Wohnen. Da sind in dieser Periode, also seit der letzten Wahl in Wien, zum Teil deutlich und zum Teil auch mehrfach gestiegen: der Kategoriemietzins im Gemeindebau, der Richtwertzins bei der Neuvermietung, Gas, Strom, Fernwärme - wobei wir bei Gas ja das interessante Phänomen haben, dass das üblicherweise zwei Mal im Jahr erhöht wird, um dann wieder ein Mal zurückgenommen zu werden, man hofft offensichtlich, dass das niemandem auffällt oder dass man das als eine Wohltat von Rot und Grün sieht - bis hin zum Kehrtarif der Rauchfangkehrer. Wobei, meine Damen und Herren, die Erhöhungen bei Müll, Kanal, Wasser besonders dramatisch waren in den letzten Jahren seit 2006 - weil Kollege Stürzenbecher gesagt hat: Sagt uns endlich einen Zeitraum! Seit 2006: um 39 bis 49 Prozent, das ist heute schon genannt worden. Nicht zu vergessen - es ist heute auch schon gesagt worden, aber ich muss es wiederholen -, dass bei Müll und Wasser Überschüsse erwirtschaftet werden: 2013 49 Millionen beziehungsweise 90 Millionen EUR, die in das allgemeine Budget der leider finanzmaroden Gemeinde Wien fließen. Meine Damen und Herren von Rot und Grün! Ich fordere Sie dringend auf: Geben Sie den Wienerinnen und Wienern eine lebenswerte Stadt! (Beifall bei der FPÖ.) Eine lebenswerte Stadt, in der man sich das Leben leisten kann, auch dann, wenn man nicht zur Zielgruppe der Mercer-Studie gehört. Entlasten Sie die Wiener Bevölkerung, indem Sie als ersten Schritt einmal die Valorisierungsbestimmungen aussetzen! Jetzt kommt natürlich die völlig berechtigte, aber trotzdem stereotype Frage: Ja, wie sollen wir denn das finanzieren? Die ist leicht zu beantworten, meine Damen und Herren: Wenn Sie, Rot und Grün, gut wirtschaften, dann wird es kein Problem sein, in Hinkunft auf die Bevölkerung besser einzugehen, auch finanziell. Verzichten Sie auf einige Ihrer Lieblingsprojekte, die meiner Meinung nach ohnehin mehr Schaden anrichten, als sie Nutzen bringen, wie auf die Förderung obskurer Vereine oder auf die „Wienwoche“ mit knapp einer halben Million Euro, die kaum jemanden interessiert. Verzichten Sie auf einen ungezügelten Verwaltungsaufwand, auf überteuerte Bauprojekte, und vor allem: Verzichten Sie bitte auf sinnlose Verkehrsprojekte! Wobei ich jetzt nicht einmal das „Rasen am Ring“ meine; das hat ja nicht die Gemeinde veranstaltet, aber sie hat dem positiv zugestimmt. Bei sinnlosen Verkehrsprojekten denke ich eher an den Kreisverkehr in der Leopoldauer Straße um 1,6 Millionen EUR. Es gibt also genügend Möglichkeiten, die Wienerinnen und Wiener zu entlasten, und nicht immer, meine Damen und Herren, sind die großen Lösungen auch wirklich kompliziert. Man muss nur den politischen Willen dazu haben. Oder man muss die Einsicht haben, dass man solchen Anforderungen halt nicht gewachsen ist; und wenn das so ist, dann müssen Sie auf Ihre Funktionen verzichten, wenn diese Sie offensichtlich überfordern. Im Mittelpunkt aller politischen Überlegungen, meine Damen und Herren - das gilt für alle Parteien -, müssen die Wienerinnen und Wiener stehen, ausschließlich deren Wohlergehen und nicht das Befinden und die Befindlichkeit von Funktionären irgendeiner Partei. Wir Freiheitliche, meine Damen und Herren, sind sehr, sehr gerne bereit, endlich die Verantwortung in dieser Stadt zu übernehmen. Wir werden Ihnen zeigen, dass wir es können, und wir werden Ihnen zeigen, wie es geht. Ich freue mich auf die Wahl im nächsten Jahr. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Frau GRin Mag Berger-Krotsch gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin Mag Nicole Berger-Krotsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja, dass FPÖ und Wirtschaftskompetenz nicht zusammengehen, das wissen wir. Aber was dann halt auch immer wieder sehr widersprüchlich ist, ist, dass die sich selbst ausgerufene Wirtschaftspartei ÖVP mit falschen Berechnungen, Zahlen, Daten und Vergleichen kommt. Kollege Juraczka! Ich möchte es hier noch einmal betonen: Ihre ÖVP-Gebührenmärchen werden auch nicht richtiger, wenn Sie sie immer wieder wiederholen. Die Vergleiche stimmen schlicht und ergreifend nicht! Mir kommt es irgendwie so vor, als läuft das alles unter dem Motto: Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Man muss hier schon den gleichen Vergleichszeitraum hernehmen, wenn man seriös vergleichen möchte. Ich möchte Folgendes hier für alle, aber auch für die ZuhörerInnen oder auch für das Protokoll festhalten: Wenn wir die Berechnung der Wassergebühr hernehmen, dann müssen wir schon schauen, dass einerseits von 1995 bis 2012 nicht erhöht wurde, aber dann eben nach 16 Jahren die Anpassung so vorgenommen wurde, dass im Vergleich die Wassergebühr um 38,5 Prozent gestiegen ist und der Verbraucherpreisindex um 43,7 Prozent. Das ist ein gleicher Beobachtungszeitraum, nämlich in beiden Fällen von 1/1995 bis 7/2014. Wenn man Berechnungen anstellt, dann sollte man eben auch wirklich darauf schauen, dass sie seriös sind. Die generelle selektive Wahrnehmung ist auch nichts Neues von Seiten der Opposition, aber immer wieder ärgerlich. Die ÖVP hantiert mit falschen Zahlen, die FPÖ gemeinsam mit der ÖVP verunsichert die Wienerinnen und Wiener mit ihren fälschlichen publizierten Zahlen, und es wird immer wieder gänzlich darauf vergessen, was die Stadt Wien für die Bevölkerung tut, welche Entlastungen für die Wienerinnen und Wiener durch die gemeinsame Regierung auch stattfinden. Eine Vielzahl von Dienstleistungen für die Wiener Bevölkerung steht bereit. Manche sind mit Gebühren und Abgaben behaftet, viele davon sind aber eben auch gebührenfrei. Vieles hat Kollege Stürzenbecher, haben aber auch Martin Margulies und David Ellensohn schon erwähnt. Ich möchte trotzdem noch einmal auf den Gratiskindergarten zurückkommen, eine so wichtige, zukunftsträchtige Einrichtung, die auch weitergehen wird, während andere Städte diesen zum Beispiel auch abgedreht haben. Wir haben hier über 600 Millionen EUR in den Betrieb investiert, und jährlich werden große Gelder in den Bau von 2 500 neuen, zusätzlichen Kindergartenplätzen gesteckt. Das heißt hier wirklich zukunftsträchtige Investitionen und eine Entlastung für die Wienerinnen und Wiener. Wir haben heute auch schon von Müllgebühren gesprochen. Wir haben gesprochen vom Trinkwasser, vom Wasser- und Kanalnetz, also hier im Österreich-weiten, aber auch internationalen Vergleich, wo wir wirklich sehr gut dastehen und den Vergleich nicht scheuen müssen. Gebühren erhöht niemand gerne, das ist klar, das ist vollkommen klar, aber moderate Anpassungen der Gebühren sind notwendig! Das wurde heute auch schon deponiert. Aber hier noch einmal, um es zu unterstreichen: Es ist wichtig, die hohe Versorgungsqualität in diesen vielen Bereichen - Abwasser, Trinkwasser, Straßenreinigung, Müllentfernung, vieles, vieles mehr - wirklich sicherzustellen und auch für die Zukunft zu sichern. Denn jetzt frage ich Sie: Haben Sie schon einmal versucht, in Paris Wasser aus der Leitung zu trinken? Haben Sie alle die Bilder vergessen, wie Neapel im Müll versunken ist? Sind Sie in London schon einmal mit der Tube gefahren? Also, wir haben hier wirklich einen hohen Standard, was die Dienstleistungen für die Wienerinnen und Wiener betrifft, und sind im Vergleich mit den Gebühren hier wirklich auch im unteren Bereich. Was mir auch noch wichtig ist, ist, was Dr Schock und auch die ÖVP bezüglich des viel zitierten Körberlgelds wieder aufgebracht haben. Wien macht mit seinen Mitteln kein Körberlgeld! Wir investieren die Gelder wieder für die Wienerinnen und Wiener, um notwendige Erhaltungs- und Sanierungsarbeiten durchführen zu können, und die Wienerinnen und Wiener haben Verständnis. Eine repräsentative Umfrage unter den WienerInnen hat gezeigt, dass 82 Prozent sehr positiv zufrieden sind mit der Trinkwasserversorgung, 60 Prozent sehr positiv bezüglich der Müllabfuhr. Die WienerInnen wissen, was sie an Wien haben. Sie wissen, dass die Versorgungsqualität wichtig ist, dass sich die SPÖ und die rot-grüne Regierung dafür einsetzen, und werden das - weil schon wieder die Wahl zitiert wurde - auch danken. Wenn die ÖVP die Versorgungssicherheit, die hohe Qualität der Dienstleistungen und das Ausmaß der Investitionen herunterschrauben will, dann muss sie es nur offen sagen. Aber nicht mit uns! Die Wienerinnen und Wiener werden sich das merken, schon jetzt, aber eben auch für das schon so viel zitierte Wahljahr, das nächste Jahr. Sie können sich auf uns, die rot-grüne Regierung, verlassen. Die Versorgungsqualität wird aufrechterhalten werden, dass die Stadt so schön, wie schon zitiert wurde, auch weiter für die Wienerinnen und Wiener dasteht! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an schriftlichen Anfragen des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 20 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen 28 eingelangt sind. - Anträge sind keine eingelangt. Von den GRen Ing Udo Guggenbichler, Dr Herbert Eisenstein, Angela Schütz, Dr Peter Frigo, Wolfgang Seidl und Anton Mahdalik wurde ein Antrag an den Herrn Bürgermeister betreffend Herstellung von Barrierefreiheit im öffentlichen Raum gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieses Antrages wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderäten unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs 5 der Geschäftsordnung wird die Besprechung des Dringlichen Antrages vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsgemäßen Behandlung des Dringlichen Antrages unterbrochen. Frau Dr Monika Vana und Frau Mag Dr Barbara Kappel haben mit Ablauf des 30. Juni 2014, Herr Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy mit Wirkung von 11. August 2014 jeweils auf die Ausübung ihrer Mandate im Gemeinderat der Stadt Wien verzichtet. Ebenso haben Frau GRin Dr Jennifer Kickert auf ihr Grundmandant im Wahlkreis Innen-West und Herr GR Senol Akkilic auf sein Restmandat mit 1. Juli 2014 verzichtet. Der Herr Bürgermeister hat gemäß § 92 der Wiener Gemeindewahlordnung auf die dadurch frei werdenden Mandate die in Betracht kommenden Ersatzmitglieder in den Gemeinderat berufen. Im Wahlvorschlag der Die Grünen - Grüne Alternative Wien wurden für den Wahlkreis Landstraße Frau GRin Dr Jennifer Kickert, für das frei gewordene Mandat des Wahlkreises Innen-West Herr GR Senol Akkilic und für das frei gewordene Restmandat Frau Ingrid Puller in den Gemeinderat berufen. Für das im Stadtwahlvorschlag frei gewordene Restmandat der Freiheitlichen Partei Österreichs wurde Herr Dr Helmut Günther, für das frei gewordene Mandat der Sozialdemokratischen Partei Österreichs im Wahlkreis Donaustadt wurde Herr Mag Josef Taucher in den Gemeinderat berufen. Ich darf an den Herrn Vorsitzenden übergeben. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke vielmals. - Gemäß § 19 der Wiener Stadtverfassung sind die Gemeinderatsmitglieder anzugeloben. Ich bitte die Frau Schriftführerin, die Gelöbnisformel zu verlesen, und die neuen Gemeinderatsmitglieder, auf meinen Aufruf hin das Gelöbnis mit den Worten „Ich gelobe.“ zu leisten. Ich bitte um Verlesung der Gelöbnisformel. Schriftführerin GRin Mag Muna Duzdar: „Ich gelobe der Republik Österreich und der Stadt Wien unverbrüchliche Treue, stete und volle Beachtung der Gesetze sowie gewissenhafte Erfüllung meiner Pflichten.“ Vorsitzender GR Godwin Schuster: Frau GRin Dr Jennifer Kickert. GRin Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Ich gelobe. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr GR Senol Akkilic. GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Ich gelobe. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Frau GRin Ingrid Puller. GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Ich gelobe. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr GR Dr Helmut Günther. GR Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ich gelobe. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr GR Mag Josef Taucher. GR Mag Josef Taucher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Ich gelobe. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. Die Angelobung ist damit vollzogen. (Allgemeiner Beifall.) Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich will ja die Gratulation nicht unterbrechen, ich möchte nur meine zuerst einmal anschließen. Ich darf Sie besonders herzlich - und hier kann ich bei zwei Personen sagen: wieder - im Wiener Gemeinderat begrüßen. Das betrifft auf der einen Seite, bei der Fraktion der GRÜNEN, Ingrid Puller. Wir werden oftmals gemeinsame Kontakte haben. Ich wünsche wirklich sehr, sehr viel Erfolg für die restliche Zeit dieser Legislaturperiode! Gleiches gilt auch für dich, lieber Helmut Günther! Dass du wieder da bist, ist für mich persönlich nicht unangenehm. Ich wünsche dir wirklich alles, alles Gute, weil ich bei dir auch weiß, dass du ein Mensch des Konsenses und daher auch immer ein Ansprechpartner bist. Besonders begrüßen neu möchte ich den bisherigen Bundesrat Mag Josef Taucher. Ich wünsche dir von ganzem Herzen viel Erfolg, viel Spaß, viel Freude! Du wirst draufkommen, die veröffentlichte Meinung über den Gemeinderat ist anders als die selbst erlebte Arbeit, die du hier wirst verrichten müssen. Alles, alles Gute! (Allgemeiner Beifall.) Wir hatten heute begonnen mit einer Gedenkminute für den leider verstorbenen Bezirksvorsteher des 22. Bezirks, Norbert Scheed. Du, lieber Ernst Nevrivy, hast, glaube ich, eine sehr, sehr verantwortungsvolle, aber auch nicht leichte Aufgabe übernommen im 22. Bezirk, einem Bezirk, der in einer Dynamik wächst, dass die Arbeit für die dort agierenden Politiker aller Parteien keine leichte ist. Aber es ist eine enorm wichtige, weil das für unsere Stadt und für die Entwicklung der Stadt als gesamte von großer, sehr großer Bedeutung ist. Wenn ich zurückschaue auf die Zeit, die du seit 2006 hier im Gemeinderat verbracht hast, dann hattest du ja schon vorher, bevor du in diesen Gemeinderat kamst, Erfahrung für deine jetzige Tätigkeit gesammelt. Du warst seit 2001 Bezirksrat in der Donaustadt, bist dann - kurz zwar - von 2005 auf 2006 Bezirksvorsteherin-Stellvertreter gewesen und kamst 2006 in den Wiener Landtag und Gemeinderat. Du hast hier vornehmlich, sage ich, ohne dass ich das andere vergesse, im Gemeinderatsausschuss Umwelt sehr, sehr engagiert mitgewirkt. Du hast dich in Verbindung mit dieser Tätigkeit im Gemeinderatsausschuss Umwelt auch im Dialogforum Flughafen Wien-Schwechat sehr, sehr ordentlich eingebracht. Du bist auch im Drogenbeirat Mitglied gewesen. Du warst auch - und die Erfahrung aus dieser kurzen Zeit wirst du weiterverwenden können - im Gemeinderatsausschuss für Petitionen und BürgerInneninitiativen. Auch hier hast du vieles an der Entstehung dieses Ausschusses gemacht. Lieber Ernst! Ich glaube, ich kann hier sehr direkt mit dir reden: Emotionen sind in der Politik ein ganz, ganz wichtiger Faktor. Wir hatten auch deine Emotionen hier im Gemeinderatssitzungssaal hin und wieder gehört und gesehen (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Gesehen!), es hat sich manches oftmals auch entsprechend getan. Aber ich sage auch dazu: Ohne Fleiß und Vision geht gar nichts! Du hast in allen Funktionen, die du hier im Gemeinderat bekleidet hast, diesen Fleiß und diese Möglichkeit zur Vision auch dokumentiert. Ich möchte mich bei dir namens des Wiener Gemeinderates sehr, sehr herzlich bedanken für all das, was du beigetragen hast für eine konstruktive Weiterentwicklung in dieser Stadt! Und ich möchte dir - ich glaube, auch hier im Namen des Gemeinderates - für deine nunmehrige Tätigkeit für die Bewohnerinnen und Bewohner der Donaustadt alles erdenklich Gute wünschen. Viel Erfolg und vielen herzlichen Dank! (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Meine Damen und Herren! Nach den erfreulichen Angelobungen gelangen wir wieder zu den trockenen Formalismen des Gemeinderatsalltags. Ich darf feststellen oder bekannt geben: Die Anträge des Stadtsenates zu den Postnummern 2, 22 bis 28, 32, 35 bis 48, 53, 57 bis 65, 67, 69 und 70 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung, dass diese als angenommen gelten, und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurden nach entsprechender Beratung die Postnummer 33 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 72, 33, 30, 31, 34, 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 66, 68, 49, 50, 51, 52, 54, 55, 56, 71 und 29. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Wir kommen nun zur Postnummer 72. Sie betrifft die Wahl einer Dienstgebervertreterin in die Gemeinderätliche Personalkommission. Bevor wir über die vorliegenden Wahlvorschläge abstimmen, ist über die Art der Abstimmung zu entscheiden. Gemäß § 27 Abs 2 der Wiener Stadtverfassung sind Wahlen mittels Stimmzettel vorzunehmen, wenn der Gemeinderat nicht mit Zweidrittelmehrheit anderes beschließt. Ich schlage vor, die auf der Tagesordnung unter Postnummer 72 vorgesehene Wahl durch Erheben der Hand vorzunehmen. Ich bitte nun jene Damen und Herren des Gemeinderates, die mit meinem Vorschlag einverstanden sind, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke, mein Vorschlag ist einstimmig angenommen. Herr GR Dipl-Ing Martin Margulies ist als Dienstgebervertreter aus der Gemeinderätlichen Personalkommission ausgeschieden. Der Grüne Klub im Rathaus schlägt für dieses Mandat Frau GRin Ingrid Puller vor. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand - Das ist, wie ich sehe, einstimmig. Damit ist die Frau Gemeinderätin gewählt. Es gelangt nunmehr Postnummer 33 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft einen Sachkredit für Erweiterungen von allgemein bildenden Pflichtschulen sowie einen Vertrag zur Übernahme von Projektmanagementleistungen zwischen der Stadt Wien und der Wiener Infrastruktur Projekt GmbH. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Peschek, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Christoph Peschek: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Danke. - Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Ing Leeb. Ich weise darauf hin, dass Erstredner jeder Partei 40 Minuten zur Verfügung haben. Ich erteile ihr das Wort. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Danke, Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Ich habe nachgeschaut: Wir haben letztes Jahr im September in der ersten Sitzung auch mit einem Akt begonnen, der dringend zu schaffenden Schulraum betrifft. Das war der erste Teil dieser Schulneubauoffensive. Ich freue mich, dass wir das Jahr hier im Gemeinderat mit einem ähnlichen wichtigen Thema beginnen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der heute zur Beschlussfassung gelangende Akt besteht - wie auch schon im vergangenen Jahr - aus zwei Teilen. Der erste Teil, dem wir sehr gern und auch aus vollster Überzeugung zustimmen, betrifft die Errichtung allgemein bildender Pflichtschulen. Heuer sind der 2., 11., 13., 16., 20. und 22. Bezirk dran. Wir alle wissen, dass neuer Schulraum in einer wachsenden Stadt extrem wichtig ist. Deswegen legen wir ein klares Bekenntnis dazu ab und werden dem ersten Teil auch zustimmen. Wobei grundsätzlich, was Schulgebäude betrifft, bei der Stadt Wien ja durchaus Skepsis angebracht ist! Denn wie wir neuerdings wissen - dankenswerterweise haben sich da meine Kollegen Fritz Aichinger und Axel Neuhuber in das Anlagenverzeichnis der Stadt Wien vertieft -, wissen Sie ja eigentlich gar nicht so wirklich, wie viele Schulen es in Wien gibt. Die Anzahl der Schulgebäude variiert in den Rechnungsabschlüssen 2008 von 400 über 463 im Jahr 2009 – 63 Schulneubauten sind da in einem Jahr aus dem Boden gewachsen?, es wäre mir nicht aufgefallen, wo - bis zu 575 im Jahr 2011, bevor wir dann plötzlich und eigentlich vollkommen unerwartet wieder 70 Schulen verlustig wurden und 2013 nur mehr 505 hatten. Was sich jetzt ein bisschen lustig anhört, ist eigentlich ein ziemlich dramatisches Sittenbild der Bilanzierung, der Kostenrechnung, der Zustände, die offensichtlich in der Stadt Wien herrschen. Wie soll man einer Stadtregierung vertrauen, deren Budgetdaten so schlampig daherkommen? Sie klammern sich natürlich verzweifelt an die Kameralistik, ganz klar, denn damit können Sie die Nebel weiter über der herbstlichen Stadt belassen. Nur: Effizienz, Transparenz und Wirtschaftlichkeit, meine sehr geehrten Damen und Herren, sehen wahrlich anders aus! Denken Sie in einer stillen Stunde vielleicht einmal darüber nach. (Beifall bei der ÖVP.) Dem zweiten Teil des Aktes werden wir, so wie auch schon im vergangenen Jahr, nicht zustimmen, und, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Begründung dafür bleibt die gleiche. Es ist die Herangehensweise Ihrerseits an das Thema Transparenz und auch der Umgang mit diesem Gremium, mit dem Gremium Gemeinderat. Sie beauftragen mit dem Projektmanagement die WIP, die Wiener Infrastruktur Projekt GesmbH, eine 100- prozentige Wien-Holding-Tochter, im Rahmen einer In-House-Vergabe. Das heißt, ab sofort muss dort nichts mehr ausgeschrieben werden. Es ist nichts mehr transparent, und wir im Gemeinderat werden flugs mit diesem Beschluss vom Interpellationsrecht abgeschnitten. Jetzt führen Sie im Akt an, dass der erste Teil des Schulerweiterungsprogrammes von der WIP professionell und termingerecht abgeschlossen wurde. Das behaupten Sie jetzt einmal so im Akt. Woher wissen wir aber, dass dem so ist? In vollem Umfang? Termingerecht, okay, Sie konnten fristgerecht mit Beginn des Schuljahres die Schulen eröffnen. Professionell? Wer kann das heute hier, von diesem Raum aus, guten Gewissens behaupten? Wie gesagt, dem Interpellationsrecht sind wir entzogen. Wir müssten den Rechnungshof bemühen, um Genaueres zu erfahren - was wir gegebenenfalls auch tun werden! Denn eigentlich, meine sehr geehrten Damen und Herren, müssten wir ja mittlerweile jedes Bauvorhaben dem Rechnungshof vorlegen. Was heißt das schon: fertig, fristgerecht eröffnet? Nehmen Sie die Albert-Schultz-Halle her, die ist auch schon lange fertig. Da wird schon lange Eishockey gespielt, da gibt es schon lange Veranstaltungen, und seit gestern wissen wir, welcher parlamentarische und finanzielle Skandal eigentlich dahintersteckt. Ganz ehrlich, ich habe gedacht, nach sechs Jahren kann mich nicht mehr viel erschüttern. Aber was ich in diesem Rechnungshofbericht gelesen habe, ist atemberaubend und setzt der Tragweite und Dimension des Stadthallenbades noch einiges auf. In aller gebotenen Kürze, und weil ich nicht davon ausgehe, dass Sie alle schon Zeit hatten, sich diesen Bericht anzusehen, wirklich nur in Kürze, denn wir werden hier das Gremium noch öfters damit beschäftigen, ein paar Highlights aus dem Rechnungshofbericht: Vorspiegelung falscher Tatsachen bei der zweimaligen Aufstockung der Fördermittel; Förderung für eine Fotovoltaik, die es bis heute nicht gibt. Es wurden uns Behördenauflagen im Akt vorgelegt, die sich jetzt als einfach nicht eingehaltene Normen in der Planungsphase herausgestellt haben. Es gibt wie bei so vielen anderen Bauvorhaben - ob das die Zentralfeuerwache ist, die Stadthalle, das Ronacher, Sie können hernehmen, was Sie wollen, Krankenhaus Nord - keine Grundlagenerhebung, keine eingehende Grundlagenerhebung. Besonders pikant: Es hat auch keine öffentliche Ausschreibung der Leistungen gegeben. Und was mich als Parlamentarierin eigentlich gefreut hat, weil es einmal so explizit in einem Rechnungshofbericht drinsteht: Die Projektgrundlagen, die Sie hier zur Beschlussfassung vorgelegt haben, erachtet der Rechnungshof als nicht geeignet für eine Beschlussfassung in diesem Gremium! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie wählen heute also zum wiederholten Mal eine Konstellation der In- House-Vergabe, die auch nicht geeignet ist für die Beschlussfassung im Gemeinderat, schon allein deswegen nicht, weil in wesentlichen Punkten der Gemeinderat in seinen Rechten beschnitten wird. Daher stimmen wir dem Punkt 2 des Aktes nicht zu. (Beifall bei der ÖVP.) Ich möchte aber abschließend, und weil es sich hier um die Schwerpunktdebatte handelt, noch etwas thematisieren, was uns in den letzten Wochen und Monaten beschäftigt hat und sicher auch in Zukunft noch beschäftigen wird. Das ist die sogenannte Gratisnachhilfe oder, wie sie neuerdings genannt wird, die Förderung 2.0, der Hit der Klausur der SPÖ in Rust, mit der die Wiener Sozialisten die Eltern für sich gewinnen wollen. Dazu kann ich nur sagen, netter Versuch, ein, wie wir mittlerweile alle wissen, nettes, aber allzu leicht zu durchschauendes Wahlzuckerl. Weniger nett allerdings, meine sehr geehrten Damen und Herren, und das möchte ich an dieser Stelle sehr bewusst vorbringen, ist, dass der Herr Bürgermeister den Wahlkampf in die Schulen trägt. Kinder für den Wahlkampf zu instrumentalisieren, ist verwerflich, das will niemand! Aber warum legt man den Kindern einen Brief des Bürgermeisters in die Mitteilungshefte, um das Wahlzuckerl zu bewerben? Damit, meine sehr geehrten Damen und Herren, haben Sie bereits zu Beginn des Wahlkampfs einen ersten Tiefpunkt erreicht! (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ich kann dem Herrn Bürgermeister umgekehrt keinen Brief in sein Mitteilungsheft legen, ich weiß ja nicht, ob er so eines hat. Aber ich kann ihm zumindest an dieser Stelle antworten. Vielleicht liest er es im Protokoll nach. Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Ein Blick in die Mitteilungshefte der Wiener Schulkinder genügt, um zu sehen: Sie haben den Wahlkampf eröffnet. Ein Brief des Bürgermeisters an die Eltern soll zeigen, wer mit Gratisnachhilfe unseren Kindern zu positiven Lernleistungen verhilft, ihnen teure Nachhilfe erspart und die Eltern zeitlich entlastet. Reiner Etikettenschwindel! Seit Jahren werden in Wiens Schulen Stunden gekürzt, und mit dieser Aktion höhlen Sie das Regelsystem noch mehr aus. Lehrer werden vom Vormittag auf den Nachmittag umgeschichtet. Ihr Gratisnachhilfemodell muss dann am Nachmittag reparieren, was Sie am Vormittag angerichtet haben. Eine „Lose- lose“-Geschichte, die obendrein noch 20 Millionen EUR kostet! Darüber hinaus diskriminieren Sie 42 000 Schülerinnen und Schüler privater Schulträger, die zwar von den Stundenkürzungen genauso betroffen sind, aber von der Gratisnachhilfe ausgeschlossen werden. Wien braucht Begleitlehrer, mehr Schulsozialarbeit, mehr Verwaltungspersonal zur Entlastung der Lehrer, und die Zeit ist reif für eine Entpolitisierung der Schule! Politik hat in der Schule nichts verloren. Direktorenposten müssen nach Qualifikation und nicht nach dem Parteibuch besetzt werden und sowohl die personelle als auch finanzielle Hoheit über die Schule erhalten. Denn wir wollen eine Stadt, in der unseren Kindern beste Bildung als sichere Starthilfe gegeben wird! Herzlichst, im Namen der ÖVP-Wien, Ihre GRin Isabella Leeb. (Beifall bei der ÖVP.) Glücklich, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist mit dieser Gratisnachhilfe niemand, die Eltern nicht, die Lehrer nicht. Ja selbst der „Falter“ hat in seiner aktuellen Ausgabe - und der „Falter“ ist jetzt nicht als Jubelpostille der ÖVP-Bildungspolitik zu verstehen - sehr harsche Kritik geübt. Man kann im „Falter“ nachlesen - ich würde Ihnen das auch empfehlen -, was der Bildungsexperte Stefan Hopmann von der Uni Wien dazu meint: Da hat wohl keiner pädagogisch mehr als drei Sekunden nachgedacht. Die Gratisnachhilfe ist nichts anderes als ein Schildbürgerstreich, findet Hopmann, zuerst baut man Schulen ohne Fenster, und dann trägt man das Licht in Form von Gratisnachhilfe herein. Der Bürgermeister hat 2005 gemeint, Wahlkampf ist die Zeit fokussierter Unintelligenz, da passieren halt gelegentlich Dinge, die nicht gescheit sind - leider auch in der eigenen Fraktion, in der eigenen Partei. Das trifft vollinhaltlich auf die Förderung 2.0 zu. Noch ist es nicht zu spät. Kehren Sie um, und leisten Sie Soforthilfe statt Nachhilfe! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. Ich erteile ihm das Wort. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) - Gestrichen. Dann ist der nächste Redner Herr GR Mag Gudenus. - Bitte. GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Herr Vorsitzender! Da habe ich ja Glück gehabt, dass ich gerade im Saal war. Vielleicht meldet sich Herr Ellensohn nach, es ist ja eine sehr wichtige und interessante Debatte. Es geht schließlich auch um die Zukunft unserer Kinder. Natürlich, da wir heute das Thema als Schwerpunkt behandeln, werden wir jetzt nicht nur zum Akt an sich reden. Das hat ja ein Schwerpunkt so auch an sich. Es ist in Wien überhaupt nicht leicht, sowohl im Landtag als auch hier im Gemeinderat, über Schulpolitik zu sprechen. Denn kaum redet man zum Beispiel über den Stadtschulrat, ist ja nur der Bund zuständig, das ist unmittelbare Bundesverwaltung. Ich hoffe trotzdem, dass ich in meiner Rede bei einer gnädigen Vorsitzführung ein paar Worte darüber verlieren darf. Wenn man über Bildungspolitik und Bildungsplan an sich spricht, global gesehen, dann ist es ja auch keine Politik der Gemeinde und keine Landespolitik, auch, wenn man über Gesamtschule spricht, nicht unbedingt, die ja auch ein Thema ist. Man tut sich also sehr schwer. Ich hoffe trotzdem, dass wir hier in der Schwerpunktdebatte einiges aufbereiten können, nämlich ein paar Gedankensplitter. Ich darf direkt anschließen an meine Vorrednerin, die geschätzte Frau Kollegin Leeb, die ja auch einiges aufgeworfen hat. Es fällt mir fast schwer, hier viel Neues zu bringen. Ich kann Ihnen nur zu 100 Prozent beipflichten! Da treffen wir uns auch in der Bildungspolitik unserer beiden Fraktionen. Erstens einmal: Was hier passiert ist bei dem plötzlichen Verschwinden von 70 Schulen im Budget, das versteht keiner. Plötzlich waren sie weg. Vielleicht sind sie nächstes Jahr wieder da, oder vielleicht sind plötzlich viel mehr da. So schnell verschwinden Gebäude einfach nicht, aber sie tauchen auch nicht so schnell wieder auf! Sie tauchen aber natürlich sehr schnell unter oder auch wieder auf, wenn es um Fakten schwarz auf weiß geht. Wenn man ein Budget verfasst, dann kann man natürlich schnell Zahlen verändern, und in Anbetracht dessen fragt man sich schon, ob die Budgetgebarung der Stadt Wien, die ja noch immer auf Kameralistik basiert, wirklich ernst zu nehmen ist. Es fragt sich, ob nicht doch auch in anderen Bereichen eine Trickserei stattfindet, die Bürger hinters Licht geführt werden und sich letztlich doch eine ganz andere Finanzlage der Stadt Wien ergibt, als man sie uns weis machen will. Natürlich begrüßen wir den Schulausbau beziehungsweise den Schulneubau, überhaupt keine Frage! Interessanterweise beschäftigen wir uns hier in der Gemeinde Wien damit erst, seitdem vor einigen Jahren manchen Schülern fast die Decke in den Schulklassen auf den Kopf gefallen wäre. Das ist in manchen Schulklassen tatsächlich passiert! Gott sei Dank waren keine Schüler anwesend, weil sich das meist in der Nacht oder am Wochenende ereignet hat. Erst dann ist man seitens der roten Stadtregierung aufgewacht und hat mit Schulsanierungspaketen und dergleichen begonnen. Was immer gefehlt hat, ist ein Schulstandort-Entwicklungsprogramm. Das gibt es eigentlich nicht. Es gibt, außer ein paar Fragmenten, keine nachvollziehbare Strategie, wo man Schulstandorte in Wien ausbauen will. Das ist eigentlich nicht vorhanden, und das vermissen wir seit Jahren! Das Schulsanierungspaket, das eigentlich nur als Reaktion auf herunterbrechende Decken eingeführt wurde, verursacht natürlich eine weitere Verschuldung der Bezirke. – In diesem Zusammenhang möchte ich schon auch etwas anregen: Ja zur Dezentralisierung, aber vielleicht sollte man einmal überdenken und darüber diskutieren, den Schulbau und die Schulgebäude aus der Dezentralisierung herauszunehmen, denn es kann fraglos nicht sein, dass die Bezirke sich immer mehr verschulden. Die Verschuldung der Bezirke ist in den vergangenen 8 Jahren um immerhin 158 Prozent gestiegen, nämlich von 27 Millionen auf fast 70 Millionen. Diesbezüglich sollten wir uns wirklich einmal zusammensetzen. – Noch einmal: Ja zur Dezentralisierung, aber bitte die Schulbauten – das ist im Interesse ganz Wiens und im Interesse der gesamten Gesellschaft – herausnehmen und ins Zentralbudget zurückführen. Darüber sollten wir reden! (Beifall bei der FPÖ.) Von meiner Vorrednerin wurden auch die Förderklassen angesprochen. Dieses Projekt wurde von Bgm Häupl in Rust als Unterstützung für die Familien groß angekündigt. Es hat geheißen: Jede Familie spart sich 600 EUR an Nachhilfe. – 18 bis 20 Millionen EUR kostet das Projekt pro Jahr. – Ich bitte, mich zu korrigieren, falls manche Zahlen ungenau sind! – Ganz aktuell in der Zeitung steht aber, dass heuer 1 200 Schüler betroffen sind. Stimmt das, Herr Vettermann, oder stimmt das nicht? Ich würde gerne wissen, wie viele Schüler betroffen sind! Ich kann das nämlich kaum glauben! Der Artikel in der „Presse“ ist von vor zwei Tagen, aber das ist mir nicht ganz klar, denn wenn dem so wäre, dann würde der Förderunterricht pro Schüler 16 660 EUR kosten! Das kann ja wohl nicht stimmen! – Ich bitte um entsprechende Aufklärung, damit dieser Artikel, wenn diese Zahl nicht stimmt, korrigiert wird! Es ist nämlich irgendwie nicht ganz verständlich, dass dafür 16 660 EUR pro Kopf aufgewendet werden, Herr Bgm Häupl als Wahlkampfzuckerl in Rust jedoch angekündigt hat, dass sich eine Familie pro förderungswürdiges Kind 600 EUR erspart. – Da ist wohl eine gewisse Diskrepanz vorhanden! (Heiterkeit bei der ÖVP.) Ja! Da ist tatsächlich eine kleine Diskrepanz vorhanden! Vielleicht kann das ein Redner der SPÖ oder der Stadtrat dann noch aufklären! Ich bitte diesbezüglich um Aufklärung, wenn möglich noch heute, denn das wäre doch sehr interessant! Aus demselben Artikel in der „Presse“ geht auch hervor, dass der Pflichtschullehrervertreter Kimberger noch etwas moniert: Es werden nämlich Kosten für Förderkurse und Förderklasse von bis zu 20 Millionen EUR pro Jahr aufgewendet, gleichzeitig werden aber diverse Leistungen und bestehende Angebote, die es bisher gab, gestrichen, gekürzt, heruntergefahren. Mit einem Wort: De facto hat man nicht mehr davon. Und das moniert auch Pflichtschullehrervertreter Paul Kimberger. – Auch in diesem Zusammenhang bitte ich um Aufklärung in der heutigen Diskussion betreffend Schwerpunkt Schule, Schwerpunkt Bildung, Schwerpunkt Zukunft unserer Kinder! Vielleicht können Sie uns doch beweisen, dass das Ganze nicht nur ein reiner PR-Gag und eine Wahlkampfaktion ist, sondern doch ein Plus für die Kinder bringt! Das wäre schön! Das würde ich mir wünschen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Zum Thema Neue Mittelschule: Diesbezüglich hören Sie nicht auf, immer in Richtung Bildungseintopf zu gehen und diesen für die Zukunft anzupeilen. – Das ist halt Ihre ideologische Verbohrtheit, wie ich das jetzt einmal ausdrücken möchte. Sie kommen davon nicht weg, obwohl der Rechnungshof jetzt aus praktischem und aktuellem Anlass kritisiert hat, dass diese Neue Mittelschule viel zu teuer sei. Und durch die Erfahrungen in jüngster Zeit wurde belegt, dass diese bildungstechnisch weit schlechter abschneidet als die Hauptschulen. Vielleicht kann man sich in Anbetracht dieser Faktenlage einmal ein bisserl von der Ideologie absentieren und sich stattdessen fragen: Was ist das Beste fürs Kind? Was ist das Beste für die Schüler? Was ist das Beste für den Bildungsstandort Wien? Und was ist das Beste für die Zukunft Österreichs? Es geht nämlich nicht an, dass mittlerweile ein Drittel der Pflichtschulabsolventen Problemschüler sind, Probleme beim Lesen, Schreiben und Rechnen haben und Österreich und Wien als Bildungsstandort immer mehr den Bach hinuntergehen. Das beweisen alle Studien. – Bitte sorgen Sie auch hier für Sicherheit, damit der Bildungsstandort Wien Zukunft hat! Das fordern wir Freiheitliche von Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Und während immer weiter von der Utopie Gesamtschule geschwärmt wird, sackt die Leistung der Schülerinnen und Schüler weiterhin ab. Es gibt keine – sowohl Wien-weite als auch österreichweite, europaweite oder weltweite – Bildungsstudie, in welcher Österreich und vor allem Wien nicht um einen Platz beziehungsweise zwei, drei oder vier Plätze, je nachdem, in welchem Zeitrahmen gemessen wird, weiter absinken. Das ist doch bitte tragisch und schade! Diese Zahlen muss man sich einmal vor Augen führen! Auf diese Weise macht man es im Endeffekt einer ganzen Generation von Kindern und Schülern in Zukunft nicht unbedingt leichter! Die steigenden Zahlen von Arbeitslosen und Mindestsicherungsempfängern in Wien beweisen das. Es gibt zahlreiche Problemschüler. Lehrherren wollen keine Lehrlinge mehr einstellen. Das ist in Wien mittlerweile schon ganz klarer Tenor seitens der Unternehmer. Das ist tragisch, meine sehr geehrten Damen und Herren, und da gibt es sehr viel aufzuholen! Wir Freiheitliche haben schon seit etwa acht bis zehn Jahren zumindest einen Grund aufgezeigt, woran das liegt, dass nämlich Schüler, ohne die deutsche Sprache wirklich zu beherrschen – und ich betone, dass das nicht der Fehler der Kinder ist, sondern der Fehler des Systems und der Bildungspolitik in Wien und in Österreich –, in die 1. Klasse Volksschule kommen und dann jedes Jahr durchgewunken werden, bis sie 14 sind und dann eben entsprechende Probleme beim Lesen, Schreiben und Rechnen haben. Diese Kinder sind arm! – Wir haben vor acht Jahren gesagt: Zuerst Deutsch, dann Schule. – Ich kann mich noch an den Aufschrei erinnern, der damals gekommen ist. Da war von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit die Rede. Da hat es geheißen: Wie kann man nur von Kindern, die mit ihrer Familie in Österreich leben, wo Deutsch gesprochen wird, die Beherrschung der deutschen Sprache einfordern? Pfui, das ist böse, das ist ganz, ganz böse! Böse FPÖ! – All das haben wir gehört: Ausländerfeindlichkeit, Rassismus. Es kamen die üblichen Totschlagargumente, weil Sie keine Argumente haben! Es liegt jetzt allerdings bei der Bundesregierung, bei der Sie auch dabei sind und den Bundeskanzler stellen, die Fassmann-Studie vor, die Herr Minister Kurz angefordert hat, in der eins zu eins das steht, was wir seit Jahren sagen, wofür Sie uns ins rechte Eck gestellt haben. (Beifall bei der FPÖ.) So ist es doch! Dort wird eins zu eins ganz genau unser Konzept erwähnt: Zuerst Deutsch, dann Schule. Dieses haben wir von der FPÖ-Wien propagiert, und das ist ja eigentlich nicht so schwierig, denn das ist ja logisch. Und jeder, der in der Bildungspolitik halbwegs vernünftig denkt, muss zum Schluss kommen, dass die deutsche Sprache vor Unterrichtseintritt beherrscht werden muss, damit man dem Unterricht folgen kann. – Das ist nicht böse, das ist gut für jedes Kind, und dazu stehen wir auch weiterhin, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Ich möchte zum Beispiel meinem Sohn, der jetzt bald fünf Jahre alt ist und auch bald in die Volksschule kommt, nicht zumuten, dass er in eine Klasse mit 90 Prozent Zuwandererkindern kommt – was ich jetzt wertfrei sage –, von welchen ein Großteil der deutschen Sprache kaum mächtig ist. Da fragt man sich schon: Wird sich der eine Österreicher in der Klasse nicht eher in die Gruppe der Zuwanderer integrieren müssen, die aber nicht homogen ist, sondern die zum Beispiel aus einem Viertel Türken und vielen Schülern aus Ex-Jugoslawien und sonst woher besteht? Eine Integration der Mehrheit der Schüler in Richtung des einen Österreichers wird nämlich kaum stattfinden, das ist irgendwie nicht möglich! – Sie denken sich: Das wird sich schon irgendwie auflösen, das ist ja wurscht! Babylonische Sprachverhältnisse sind eh ein Plus. Ich stehe dazu: Fremdsprachen sind ein Plus, aber nicht, wenn ein Wirrwarr und ein Kauderwelsch entstehen und sich keiner mehr auskennt, welche Sprache gesprochen wird. Die Unterrichtssprache ist und bleibt Deutsch, die Staatssprache in Österreich ist und bleibt Deutsch, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist ganz einfach! Und das ist ein Apell, meine sehr geehrten Damen und Herren, an die Normalität! Es ist normal, dass hier Deutsch gesprochen wird, und es sollte auch normal sein, dass Zuwanderer und Zuwandererkinder hier Deutsch lernen, damit sie auf dem Bildungsweg nicht scheitern und in Zukunft auch Arbeit finden. Das ist Normalität, und alles andere ist nicht normal. Das ist meine Ansicht, meine sehr geehrten Damen und Herren, und damit müssen Sie auch leben. Wenn man nämlich einer ganzen Generation nur Steine sozusagen auf den Bildungsweg legt und ihnen nicht ermöglicht beziehungsweise entsprechende Anreize schafft, Deutsch zu lernen, dann ist das Ihr Versagen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Und wenn Sie dann noch glauben, dass Sie die Menschen in Zukunft wählen werden, weil sie von Ihnen auf Grund der Mindestsicherung abhängig sind, dann ist das etwas zu kurz gedacht. Das ist zu kurz gedacht, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das wird Ihnen bei der nächsten Wahl 2015 und bei allen weiteren Wahlen auf den Kopf fallen! Ja, das ist so. (Beifall bei der FPÖ.) Kommen wir abschließend zum Thema Stadtschulrat: Herr Vorsitzender Reindl! Ich darf wohl ein paar Worte darüber verlieren, obwohl es sich um die unmittelbare Bundesverwaltung handelt, aber es geht doch um Bildungspolitik. Ich bitte nur, Laut zu geben, falls es zu viel wird, man weiß das ja nie hier am Rednerpult. Stadtschulrat: Da erdreistet sich die zweitstärkste Fraktion im Wiener Landtag und im Kollegium des Wiener Stadtschulrates – das sind zufälligerweise wir Freiheitlichen, das haben die Wähler 2010 so entschieden – auf Grund des Ausscheidens von Dr Helmut Günther, der schon im Juli in den Gemeinderat berufen und heute offiziell für Gemeinderat und Landtag angelobt wurde, einen neuen Vorschlag beziehungsweise eine Nominierung einzubringen! Das ist ja unglaublich! Das steht aber ganz klar der zweitstärksten Fraktion zu, daran gibt es überhaupt nichts zu deuteln, das kann gar nicht anders interpretiert werden, das ist eine vollkommen klare Gesetzeslage. Dann kommt aber der geschätzte Herr Bürgermeister und sagt: Nein! Zuerst beruft er Helmut Günther nicht ab, was in einem demokratischen Staat, wo der freie Wille des Einzelnen und die Eigenverantwortung gelten, Selbstverständlichkeit ist. Da wird jemand nicht abberufen, obwohl er eigentlich zurücktreten will: Wie geht denn das?! – Ich kenne auf der ganzen Welt keinen demokratischen Staat, in welchem, wenn jemand zurücktreten will, der Präsident einer Institution – in diesem Fall Herr Landeshauptmann Häupl als Stadtschulratspräsident – sagt: Du willst zwar zurücktreten, aber du musst bleiben! – Das ist interessant! Das war aber nur eine Ausrede, um Herrn Maximilian Krauss nicht angeloben zu müssen. – Jetzt wurde Dr Helmut Günther aber doch abberufen. Danke für diesen großzügigen Gnadenakt! Danke sehr! Devotes Dankeschön! (Beifall bei der FPÖ.) Es gibt also doch noch Zeichen und Wunder! Es war, als hätte der Himmel die Erde still geküsst. Es ist ganz toll, wie sich der Herr Landeshauptmann sozusagen zum Volk herabgelassen hat, und wir sind wirklich dankbar, dass Herr Helmut Günther jetzt abberufen wurde. Wir haben schon gedacht, dass er jetzt auf Lebenszeit ans Amt gefesselt ist und nicht mehr zurücktreten darf. Und dann heißt es trotzdem … (Zwischenruf von GRin Mag (FH) Tanja Wehsely.) Bitte melden Sie sich zu Wort, Frau Kollegin! Dann heißt es aber trotzdem: Herr Maximilian Krauss wird nicht angelobt. – Das schlägt doch dem Fass den Boden aus, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die zweitstärkste Fraktion hat das Vorschlagsrecht und Nominierungsrecht. Schauen Sie sich das Gesetz einmal an! In diesem steht, dass der Stadtschulratspräsident, und das ist Herr Landeshauptmann Häupl, dem Nominierungsrecht der zweitstärksten Fraktion zu entsprechen hat! Ich kann versprechen: Diese Rechtsbeugung werden wir sicherlich nicht hinnehmen! Wir werden alle diesbezüglichen Möglichkeiten ausschöpfen. (Beifall bei der FPÖ.) Wir werden natürlich alle rechtlichen Möglichkeiten in Anspruch nehmen bis zum Gang zum Verfassungsgerichtshof, um den rechtmäßigen Zustand herzustellen. Und ich frage: Welcher Stein fällt dem Herrn Bürgermeister oder Landeshauptmann Häupl aus der Krone, wenn er jemanden angelobt? – Er hat keine Anstalten gemacht, als es darum ging, Helmut Günther anzugeloben! Maximilian Krauss ist unbescholten, österreichischer Staatsbürger, über 18 Jahre alt: Ich wüsste nicht, was der Angelobung des Herrn Krauss im Wege steht, außer der Angst, dass jemand den Blick vermehrt auf die Machenschaften des Stadtschulrates und der Bildungspolitik hingelenkt und den Leuten dort genauer auf die Finger schaut. – Das ist Ihr einziges Motiv: Sie haben Angst dass jemand hier Kontrolle ausübt. Und Sie haben auch Angst vor dem Wähler, und das werden Sie natürlich im nächsten Jahr besonders haben! – Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Aigner. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich kann mich, wenn ich zum Akt, der hier zur Behandlung vorgelegt wurde, kurz sprechen möchte, meinen Vorrednern nur anschließen: Ich bin natürlich auch dafür, dass wir Geld für Schulneubauten und –renovierungen freigeben. Das mit dem Projektmanagement ist natürlich genau das, was ich schon in der Aktuellen Stunde gesagt habe, nämlich ein weiteres Kasterl. Es gibt eine weitere Gesellschaft im eigenen Bereich, und damit wird alles intransparent. Das ist nicht notwendig, denn wenn man es extern vergeben will, dann könnte man das Ganze ausschreiben und einen Wettbewerb machen. Aber wenn man im eigenen stadtinternen Bereich wieder eine Gesellschaft gründet, die sich mit Dingen beschäftigt, die die MA 56 eigentlich bisher auch ganz ordentlich hinbekommen hat, dann ist das halt ein weiteres Beispiel dafür, dass diese Stadt und ihre Strukturen mittlerweile auch viel Speck angesetzt haben. Zur Bildungsdebatte, die wir immer wieder führen, möchte ich jetzt auch nicht mehr allzu viel sagen: Ich meine, dass das Schulsystem verschiedenste Veränderungen braucht, etwa moderne Gebäude, motivierte Lehrer, gute Rahmenbedingungen, aber natürlich auch eine moderne und zeitadäquate Struktur der Verwaltung. Die jetzige Angelegenheit betreffend den Wiener Stadtschulratsvizepräsidenten sollte man, wenn schon, dann zum Anlass nehmen, eine große Reform zu machen. Was nicht geschehen kann, ist, dass man jetzt das bestehende System so belässt und einfach den Vizepräsidenten herausstreicht, alles andere aber so bleibt, wie es ist. Und es ist wirklich ein Unding, dass auf einer reinen Verwaltungsbehörde sage und schreibe drei Politiker sozusagen darauf knien! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Die Bundesverfassung sieht gemäß dem alten Proporzdenken vor, dass die Landeshauptleute die Präsidenten der Landesschulräte sind. Die Landesschulräte sind allerdings, obwohl sie Landesschulräte heißen, eine Bundesschulbehörde. Dass ein Landeshauptmann natürlich anderes zu tun hat, als einer Schulbehörde vorzustehen, hat auch der Verfassungsgesetzgeber erkannt und hat daher die Möglichkeit vorgesehen, amtsführende Präsidenten einzusetzen. Für diese gibt es aber überhaupt keine sachlichen Kriterien, es reicht das Vertrauen des Bürgermeisters. Es gibt also keinerlei Vorgaben, was ein solcher amtsführende Präsident oder eine amtsführende Präsidentin sonst noch können soll. So gesehen befindet sich an dieser Stelle der zweite Politiker. Und dann gibt es noch die Bildungslandesräte beziehungsweise in Wien den Bildungsstadtrat, der einerseits für den Landesschulbereich zuständig ist, der aber auch in dieses ganze Gefüge eingebaut und mit politischen Kontrollrechten beauftragt wird. – Es befinden sich also drei Politiker in einer reinen Verwaltungsbehörde. Das ist ein Wahnsinn! Als kleines Pendant zu dieser Überpolitisierung gibt es dann eben die kompetenzlosen, rein kontrollierenden Vizepräsidenten und die Kollegien der Landesschulräte. – Da fragt man sich wirklich: Was ist bei einem Landesschulrat anders als bei einem Finanzamt oder bei einer Bezirkshauptmannschaft? Das wäre genauso, wie wenn man sagt, dass der Landeshauptmann in den Bundesländern der Präsident aller Bezirkshauptmannschaften ist und dort amtsführende Bezirkshauptleute einsetzt, die dann sozusagen das Tagesgeschäft führen. – Auf diese Idee kommt man nicht! Aber genauso ist es jetzt in der Schulverwaltung. Völlig absurd ist auch, dass man jetzt glaubt, in der Schulverwaltung Bildungspolitik machen zu müssen. In diesem Zusammenhang hört man immer wieder – das kann man zitieren –, dass der Wiener Stadtschulrat sozusagen das Headquarter der SPÖ-Bildungspolitik sein soll. – Meine Damen und Herren! Wer Bildungspolitik betreiben will, der soll sich um ein Mandat im Nationalrat oder allenfalls im Landtag bemühen. Dort wird Bildungspolitik gemacht, während in einer Schulbehörde Gesetze vollzogen werden. – Ich glaube, es wäre auch sehr befremdlich, wenn der Leiter eines Finanzamtes sagt: In meinem Finanzamt betreibe ich jetzt Steuerpolitik und schaue, welche politischen Schwerpunkte ich setzen kann. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Da ist man schlichtweg auf der falschen Baustelle! Die Schulbehörde hat in erster Linie Lehrerverwaltung zu betreiben. Das Einzige, was vielleicht seinerzeit, vor vielen Jahren, noch politisch brisant war, waren die Schulleiterbestellungen. Aber mittlerweile haben die ganzen Verschlechterungen im Bereich der Lehrer und auch diese Verfahren, die wir nicht zuletzt auch in Wien haben, dazu geführt, dass sich eh kaum mehr Leute für einen Leiterposten bewerben. Es ist heute fast schon schwierig, einen Dreiervorschlag zusammenzubringen, und die Möglichkeit der politischen Einflussnahme gibt es so oder so. Aber da man mittlerweile froh ist, wenn sich ein oder zwei geeignete Kandidaten bewerben, weiß ich nicht, was die Politik da großartig mitzusprechen hätte! Wenn also dieses ganze Schlamassel mit dem Stadtschulrat irgendetwas Gutes haben sollte, dann sollte man das jetzt zum Anlass nehmen, Veränderungen herbeizuführen. Natürlich ist da in erster Linie die Bundesebene gefordert, aber Bürgermeister und Landeshauptleute müssen halt auf formale Macht verzichten. Faktisch gesehen haben sie diese sowieso nicht. Ich traue mich zu sagen, dass unser Bürgermeister und Landeshauptmann wahrscheinlich nie im Stadtschulrat zugegen war. Ich weiß nicht, ob er jemals dort war! Das heißt, die verschiedenen Ebenen müssen beseitigt werden. Dort gehört ein öffentlicher Bediensteter hin, ein leitender Beamter der Institution, wie immer man diese dann nennt, zum Beispiel Bildungsdirektion. Das Zusammenlegen mit den Landesschulabteilungen ist in Wien Gott sei Dank nicht nötig, denn da sind wir wirklich fortschrittlich. Der Stadtschulrat macht auch die Lehrerverwaltung für die Landeslehrer. Aber man kann nicht einfach sagen, dass man einen Vizepräsidenten nicht nehmen will, oder sich herausnehmen, zu bestimmen, wen die Opposition vorschlagen soll. Meine Damen und Herren! Es gibt auch sehr viele andere Funktionen in Wien, bei denen eine Partei ein Vorschlagsrecht hat und es danach auch noch eines Formalaktes bedarf. Das fängt beim Bezirksvorsteher an. Dieser wird auch gewählt. Die Wahl ist notwendig, aber das ist eben keine richtige Wahl, sondern es reicht die Unterstützung durch die Mehrheit der eigenen Fraktion. Das Gleiche gilt für die nichtamtsführenden Stadträte und auch für die Bezirksvorsteher-Stellvertreter. Auch diesfalls gibt es den Formalakt Wahl, aber letztendlich bestimmt die Fraktion, wer es werden soll. Ohne Wahl kann man aber nicht sein Stadtratsbüro beziehen, denn dann ist man es einfach noch nicht. Und genauso verhält es sich beim Kollegium des Stadtschulrates: Die Parteien nominieren auf Grund des Stärkeverhältnisses ihre Vertreter. Diese werden dann in der Landesregierung formal bestellt, und der Bescheid und die Ernennungsurkunde werden vom Landeshauptmann ausgestellt und überreicht. Und es ist noch niemand auf die Idee gekommen, zu sagen, dass man sich jetzt aussucht, wer nominiert werden soll. Das führt sich ja letztlich wirklich ad absurdum! Daher verstehe ich nicht, warum man jetzt glaubt, dass man das beim Vizepräsidenten tun kann. Das verstehe ich nicht! Das ist eine klare Rechtsbeugung: Einer Fraktion wird ihr Nominierungsrecht abgesprochen. Jetzt kann man natürlich fragen: Warum nominiert man nicht jemand anderen? – Darauf erwidere ich: Justament nicht! Dann gesteht man nämlich letztlich zu, dass sich die Mehrheit aussucht, wer für die Opposition die Kontrolle wahrzunehmen hat, und das geht einfach nicht! Ich weiß nicht, warum sich unser Bürgermeister und Landeshauptmann auf ein solches Spiel einlässt! Die Bestellung des Vizepräsidenten bedeutet ja nicht, dass man sich mit dieser Person innerlich identifiziert. Wir hatten auch schon einen Bundespräsidenten, der mit steinerner Miene eine Regierung angelobt hat. Man kann ja sein Missfallen mit einer konkreten Person zum Ausdruck bringen. Aber man kann nicht einfach sagen, dass man etwas einfach liegen lässt und keinen Bescheid schreibt. Man kann nicht sagen, dass man das nicht macht, weil der Vizepräsident überflüssig ist. – Da gibt es viel aufwändigere Amtsführungen! Und man selbst ist ja schließlich auch nicht überflüssig. Das einzige Mal, dass der Herr Bürgermeister und Landeshauptmann als Stadtschulratspräsident in Erscheinung tritt, ist, wenn er den Vizepräsidenten nicht angeloben will. Ansonsten hört man von ihm diesbezüglich relativ wenig. – Das kann es nicht sein! Das ist demokratiepolitisch mehr als bedenklich! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Ich möchte Ihnen schon sagen: Sie haben es eigentlich gar nicht notwendig, so zu agieren! Im Endeffekt könnte das nämlich, wenn man es nur politisch sieht, gar keine bessere Werbung sein! Das ist es aber auch nicht, sondern das ist einfach eine Vorgangsweise, die nicht in Ordnung ist. Aber der Herr Bürgermeister und Landeshauptmann hat ja immer noch die Möglichkeit, den demokratischen und rechtlich gegebenen Gepflogenheiten zu entsprechen und der Nominierung der nominierungsberechtigten Partei nachzukommen. Wenn Sie die Schulverwaltung modernisieren wollen, dann tun wir das bitte gründlich auf Bundesebene mit einer Verfassungsänderung! Dann wird man ja sehen, ob die Entpolitisierung nur dann gilt, wenn es die anderen, die Minderheitsparteien, betrifft, oder ob man sich auch selbst aus der Verwaltung zurückzieht und auf den politischen Bereich, für den man gewählt ist und wohin man gehört, beschränkt. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. Ich erteile es ihm. GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wie üblich wird beim Schwerpunktthema eine breite Palette behandelt, und ich werde versuchen, einige Antworten zu geben, soweit das der Sache dienlich ist. Zuerst zum Vorwurf der Kollegin Leeb, dass man schwer sagen kann, ob das wirklich professionell gemacht wurde, und dass es vielleicht irgendwelche versteckten Mängel gibt, die keiner kennt. – Na ja: Ein versteckter Mangel hat es eben an sich, dass er noch nicht in Erscheinung getreten ist! Aber man kann sagen: Es hat alles gut geklappt. Die Schulzubauten sind vorhanden, wir haben uns diese angeschaut. Die Kinder sind drinnen, es ist alles voll funktionsfähig, und es ist deutlich günstiger. Die Fertigstellung erfolgte also zeigerecht, und zwar preislich besser. Das ist einmal hundertprozentig gesichert. Umgekehrt kann auch keiner sagen, dass ein Mangel vorhanden ist. Sie zeigen also sozusagen ein diffuses vorauseilendes Misstrauen, das, glaube ich, vor allem dazu dient, die Ablehnung zu begründen, aber sonst auf gar nichts Greifbarem beruht. (Beifall bei der SPÖ.) Zur Gratisnachhilfe: Wir haben das auch im Sommer diskutiert. Sie sagen, dass da Stunden eingespart werden und dort Stunden dazukommen. – Das stimmt, wenn man es sozusagen phänomenal beobachtet. Aber es besteht da natürlich sehr wohl ein kleiner Unterschied: Einerseits fordern wir Schulstunden, bekommen sie aber nicht, obwohl wir sie immer offen vom Ministerium fordern, weil der Sonderbedarf prozentmäßig für alle Bundesländer gedeckelt ist. Übrigens haben alle Bundesländer einen höheren Bedarf, insbesondere aber Wien, weil wir auch ein von der Schüleranzahl wachsendes Bundesland sind. Daher bekommen wir – aus unserer Sicht – nicht genügend Stunden zugewiesen, und das kritisieren wir. (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) Da gibt es Kürzungen. Das ist die eine Seite. Da kann Wien zwar etwas fordern, und wir begründen das auch gut, wir können aber selbst nichts tun. Daher tun wir etwas, indem wir additiv Gratisnachhilfe, die von Wien bezahlt wird, dazugeben. – Das ist quasi ein anderes Boot und eine andere Baustelle, aber das wird von uns gemacht und durchgeführt. Das gibt es, weil wir das hier machen wollen. Das betrifft 220 Lehrer, und wir müssen dem Bund 45 000 EUR an Kosten refundieren. Das heißt, es gibt die Gratisnachhilfe. Das sind zusätzliche Stunden, und sie wird diejenigen betreffen, die es brauchen. Jetzt sind wir damit bei der Volksschule, und die nächste Etappe kommt erst im nächsten Schulhalbjahr. Viele Schüler aus den Volksschulen werden diesfalls dabei sein, die noch nie Nachhilfe hatten und erstmalig gefördert werden. Das ist also auch ein Schritt zu Chancengleichheit und sozialer Durchlässigkeit. Zu der Zahl, die publiziert wurde: Wir sind jetzt erst in der vierten Woche. Die Bedingungen werden erst ermittelt. Ob jemand gefördert werden soll, wird jetzt gerade festgestellt. Offensichtlich laufen jetzt in der zweiten und dritten Woche schon Kurse, was ja super ist. (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) Es war geplant, dass das Ende September/Anfang Oktober zu laufen beginnt. Ich glaube, man kann zwei Punkte festhalten: Es ist erstens super, dass die Kurse jetzt schon laufen. Das zeigt, dass ganz schnell reagiert wurde. Zweitens: Den genauen Bedarf kann jetzt keiner abschätzen, weil geplant war, dass das bis Oktober festgestellt wird. Klarerweise besteht bis dahin noch Unsicherheit, ob Nachhilfe gebraucht wird oder nicht. Es ist ein gewisser Zeitraum notwendig, um das festzustellen. Diesen werden die Lehrer nutzen, und dann wird das Modell ganz genau so laufen, wie es geplant war und wie es von Wien organisiert und durchgeführt wird. Dass man darauf hinweist, ist gut. Wen soll man denn informieren, wenn nicht die Eltern? – Ich weiß nicht, was es daran wieder zu kritisieren gibt, dass man die Mitbetroffenen, nämlich die Eltern, auch entsprechend informiert! Ich meine, aus dieser Kritik spricht Neid, weil das Ihnen von der Opposition nicht eingefallen ist. Das ist es aber leider nicht! Und diese absichtliche Vermischung ist, glaube ich, darauf zurückzuführen, dass bei den Lehrern jetzt Personalvertretungswahlen stattfinden und Sie von der Opposition das jetzt absichtlich missverstehen. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass Sie individuell ganz genau verstanden haben, dass das eine Bundesstunden und das andere additiv Wiener Stunden sind, die jetzt dazukommen. – So schwierig ist das im Prinzip ja nicht! Kollege Gudenus! Einen Punkt habe ich jetzt quasi schon mitgenommen, nämlich warum es jetzt zu den relativ geringen Schülerzahlen kommt. – Wenn die Zahlen dann größer sind, wird es wirklich gut laufen. Der Buchhaltungsfehler, den es in diesem Zusammenhang gegeben hat, war, soweit ich darüber gelesen und gehört habe, weil mich das nämlich auch interessiert, ein SAP-Fehler. So etwas kommt in großen Firmen vor, und Wien ist in diesem Fall wie eine große Firma zu sehen. Ich glaube, das ist darauf zurückzuführen, dass Gebäude und Liegenschaften einmal so und einmal so eingegeben und abgefragt wurden, und dann kommen natürlich andere Zahlen heraus. Optimal ist das nicht, denn ich würde mir auch wünschen, dass das so stabil läuft, dass immer die gleichen Dinge verglichen werden. Wenn Sie immer von der „Utopie der Gesamtschulen“ sprechen: Wo ist da die Utopie? – Das gibt es fast in ganz Europa, nur in manchen Bundesländern in Deutschland und in Österreich nicht. Wir haben die Differenzierung ab zehn Jahren, sonst hat sie keiner. Immer wenn wir zurückrutschen, fahren wir wieder am Start vorbei, um zu sehen, wer diese Gesamtschule und die gemeinsame Schule hat! Der Grund dafür, warum Tirol jetzt umgedacht hat, ist, dass sich der Tiroler Landeshauptmann einmal angeschaut hat, wie es in Südtirol ausschaut. Dort sind sie ja trotzdem auch irgendwie konservativ verfasst, und es hat sozusagen noch kein Chaos das dortige Land erfasst. Aber es gibt die gemeinsame Schule in Italien, und er ist jetzt davon überzeugt. Man kann sich das zum Beispiel in Südtirol anschauen. Wir müssen nicht genau dieses Modell nehmen, wir werden ein österreichisches Modell nehmen, aber dass eine gemeinsame Schule funktioniert, kann man sich in fast allen Staaten Europas anschauen. Dass die frühe Trennung eine der Ursachen unserer schulischen Schwierigkeiten ist, ist auch evident und klar, das wird auch von allen ExpertInnen bestätigt. – Nicht die Gesamtschule ist die Utopie, sondern wir sind eigentlich eher ein Relikt in Europa, denn diese Verfasstheit, dass mit zehn schon getrennt wird, gibt es fast in ganz Europa nicht mehr. Im Hinblick auf die Fassmann-Studie und Deutsch in der Schule hat sich auch Herr Krauss selbst revidiert beziehungsweise zumindest abgeschwächt, wie ich gelesen habe. – Ich weiß das nicht so genau, ich lese es immer nur in Presseaussendungen, aber soweit ich es verfolgen konnte, sagt er: Ich bin auch gegen Ghettoklassen und dafür, dass man alle, die es brauchen, entsprechend fördert, und das soll, wenn es eine geringere Förderung ist, ruhig in zwei, drei Monaten stattfinden, und zwar durchaus parallel zum beziehungsweise neben dem Unterricht. – Das ist aber genau das, was es eh gibt. Denn es gibt natürlich dort, wo es sprachliche Probleme gibt, noch immer eine zwei- bis dreimonatige Förderung in Deutsch neben dem Unterricht. Diese Schüler sind im Klassenverband, sie müssen nicht allem folgen können, aber sie können einigem folgen. Sie sind im sozialen Gefüge und sie bekommen diese zusätzliche Deutschunterstützung. – Krauss war also zuerst ein wenig rassistisch und dann unwissend, dass es das eh schon gibt. Ich weiß es nicht. Jedenfalls entsprach diese eine Forderung dem, was in der Praxis bereits existiert. Was geschieht jetzt beim Schuleintritt? – Es gab lange Diskussionen darüber, dass wir durchaus immer noch ein Vorschulsystem haben und dass es diese Klassen gibt. Diejenigen, die beim Schuleintritt nicht genug Deutsch können – es werden aber immer weniger –, sind meist auch in diesen Vorschulklassen, aber auch dort wird nicht sozusagen nach Ausländern und Inländern getrennt, sondern es werden alle, die es brauchen, dort gemeinsam sozusagen schulfit gemacht. Das hängt nämlich oft auch mit sozialen Fertigkeiten und handwerklichen Fähigkeiten zusammen, die zu wenig gefördert werden. Warum wird das nun aber besser? – Weil wir das verpflichtende Kindergartenjahr haben! Dieses Jahr wirkt nachweislich! Diejenigen, die dieses absolvieren – und das tun alle –, haben eine entsprechend bessere Ausbildung in Deutsch, sind also um einiges mehr schulfit. Das klappt jedoch nicht bei allen, und für diese gibt es die Vorschulklasse. Wir haben aber auch für Quereinsteiger, et cetera eigene Modelle. Man kann also nicht sagen, dass diejenigen, die in den Schulen sind, zu einem großen Teil nicht Deutsch können. Ganz im Gegenteil! Sie können dem Unterricht folgen, und ansonsten gibt es die erwähnten Angebote, die sich bewährt haben und auch pädagogisch richtig sind. Das sollten Sie auch einmal zur Kenntnis nehmen! Ich habe zuerst schon kurz Herrn Krauss angesprochen. – Sie sagen, dass er unbescholten ist. Das ist unstrittig! Aber das allein kann es ja auch noch nicht sein! (GR Mag Wolfgang Jung: Die ideologische Einstellung können Sie aber nicht bewerten!) Es geht darum, das Vertrauen des Herrn Bürgermeisters zu erringen, und das Vertrauen braucht man nun einmal. (GR Armin Blind: Wissen Sie, was ein Rechtsanspruch ist?) Das hat Kollege Aigner gut ausgeführt. Er hat gesagt, das das beim Präsidenten beziehungsweise Vizepräsidenten wenig spezifisch ist, dass aber das Vertrauen da sein muss. (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) Ich glaube, das gehört zu haben! (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Und genauso sehe ich es auch. Die Diskussion darüber, ob das Amt überhaupt wichtig ist oder ob wir darauf verzichten können, ist, glaube ich, vom Anlass her eine gute Diskussion. Ich werde diesbezüglich morgen auch einen Antrag einbringen, weil der Landtag das geeignetere Gremium ist, das zu diskutieren, als der Gemeinderat. Aber sei‘s drum: Reden wir auch heute darüber! Jetzt bin ich schon beim Kollegen Aigner gelandet: Sie haben gesagt, dass alles, was die Wahlen betrifft, absurd ist, und dass zum Beispiel die Bestellung der Vorsteher und Vorsteher-Stellvertreter auch nur ein Formalakt ist. – Ich möchte nur daran erinnern, dass es der FPÖ im 23. Bezirk gelungen ist, durch innere Streitigkeiten zu erreichen, dass dort dann angeblich kein Vorsteher-Stellvertreter von der FPÖ war. So einfach und formal ist es also doch nicht, wie die Freiheitlichen uns bewiesen haben! Auch Formalakte haben es an sich, dass sie das eine oder andere Mal nicht funktionieren! Und so funktioniert es halt auch beim Stadtschulrat nicht. – Das dazu. Tirol und Vorarlberg wurden genannt: Dort gibt es aber immerhin noch beide Behörden, die Landesbehörde und den Landesschulrat! Diese sind nicht zusammengelegt. Diesbezüglich sind wir in Wien aber eigentlich Vorbild, und für diese Behördenzusammenlegung wurden wir vom Rechnungshof auch gelobt. Dabei erhebt sich natürlich die Frage, ob es besser ist, einen Chef für zwei Behörden oder zwei Chefs für eine Behörde zu haben. – Und was günstiger ist, ist ja eindeutig und klar, nämlich das Wiener Modell! Einerseits sprechen Sie von Entpolitisierung und sagen, dass man dort ja keine Schulpolitik betreiben soll. Gleichzeitig fordern Sie aber, dass wer das führt? – Der Politiker! Das wäre also in Ihrem Sinn wiederum gar nicht als so entpolitisiert zu sehen! Ich bin übrigens nicht so sehr dafür, dass man sagt, die dürfen gar nichts zur Schulpolitik, Schulentwicklung oder so weiter sagen. Natürlich sollen sie alles, was wir hier beschließen, umsetzen. Ich glaube aber, jeder im Landesschulrat und im Stadtschulrat bei uns in Wien ist gut beraten, wenn er sich etwas überlegt und auch eigene inhaltliche Initiativen setzt, um die Dinge voranzubringen. Ich meine, in diesem Sinne können wir dieser Debatte durchaus gelassen entgegensehen. Diese wird ja jetzt geführt. – Eine wichtige Bemerkung ganz am Anfang war – und damit komme ich wieder ein bisschen zum Akt zurück –, dass natürlich auch moderne Gebäude wichtig sind, um den Bildungserfolg voranzutreiben. So ist es auch, und beim eigentlichen Aktenstück geht es ja darum, dass wir weitere Schulzubauten brauchen, die jetzt in moderner Holzbauweise vonstattengehen werden. Das ist deshalb gut, weil wir mit der WIP, der Wiener Infrastruktur Projekt GmbH, eine wirklich gute Partnerin bei den bisherigen Projekten hatten. Es werden noch drei gebaut, die, weil sie über eine Wien-Holding-Tochter und in enger Abstimmung mit der MA 56 abgewickelt werden, natürlich „inhouse“ vergeben werden können. Bei der Holzleichtbauweise gibt es nicht nur eine extrem kurze Bauzeit, sondern es wird auch ein positiver Beitrag zur Ökobilanz geleistet. Holz wächst bekannterweise nach und ist auch ein österreichischer Rohstoff, und daher ist das eine gute Sache. Zudem wurden die Baukosten, wie gesagt, um 1,5 Millionen unterschritten. Die sechs weiteren Bauten wurden im Ausschuss schon beschlossen, und wir können sie heute hier entsprechend beschließen. Damit können wir einen weiteren Schritt machen. Nach den bisherigen Erfahrungen bin ich mir sicher, dass mit dem heutigen Beschluss ein weiterer positiver Schritt zum Ausbau unseres Schulwesens und damit auch zum Wohle der Kinder in Wien gesetzt wird. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Akkilic. Ich erteile es ihm. Die Redezeit beträgt 20 Minuten. GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Wir sagen seit Jahren, dass die Wiener Bevölkerung bis 2030 wachsen und die Zwei-Millionen-Grenze erreichen wird, und das bedeutet natürlich auch, dass sehr viele Kinder und Jugendliche in die Stadt einziehen beziehungsweise in der Stadt groß werden, und daher dürfen wir trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation in der Bildungspolitik nicht versagen. Wir erleben seit vier Jahren Budgetverhandlungen, und es war immer unsere oberste Priorität, in der Bildungspolitik nicht einzusparen beziehungsweise Abstriche vorzunehmen, weil es einfach um die Zukunft und die Chancen der Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt geht. Daher denke ich mir, dass es ganz wichtig ist, dass wir in den letzten Jahren neue Schulen gebaut haben, und zwar sowohl bei den neuen Siedlungen als auch in den alten Einzugsgebieten, wo es Erweiterungsbedarf gibt. Wir haben Handlungen gesetzt und dementsprechende Maßnahmen vorgenommen. – Ich glaube, das ist der richtige Weg, um unseren Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, weiterhin auf gute Bildung zu setzen. Ich habe mir den Campus im Sonnwendviertel angeschaut: Es ist eine ganz moderne, wunderschöne Schule in diesem Komplex untergebracht, und es gibt auch zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, die die Jugendlichen dort, gut eingebettet, genießen können. Ich glaube, diesbezüglich sind wir trotz der Wirtschaftskrise auf der richtigen Seite und setzen auch richtige Schritte. Dass in der Bildungspolitik die ÖVP und die FPÖ auf dem falschen Weg sind, haben innerhalb der ÖVP schon längst einige Landeshauptleute bemerkt. Das ist einer der wichtigen Punkte, der die ÖVP immer wieder Führungskräfte kostet. Ich weiß nicht, inwiefern das bei Michael Spindelegger eine Rolle gespielt hat, aber ich kann nur vermuten und sagen, dass es eine gewichtige Rolle gespielt hat, dass Michael Spindelegger sich in der Bildungspolitik nicht bewegt hat, obwohl der Druck vom Westen in Richtung gemeinsame Schule gekommen ist. Die ÖVP sollte sich also wirklich genau überlegen, welchen Weg sie in der Bildungspolitik weitergehen will. Puncto Nachhilfe: Ich denke mir, dass es da unterschiedliche Modelle gibt, die wir uns anschauen müssen. Ich glaube nämlich, es wäre ein Fehler, wenn man sich nur auf ein Modell versteifen würde, bei welchem Kinder und Jugendliche in größeren Gruppen betreut werden beziehungsweise ihren Bedürfnissen entsprochen wird. Ich meine nämlich, dass mittlerweile in der Bildungspolitik bei den modernen Konzepten der Nachhilfepolitik mehr auf MentorInnen und auf individuelle Betreuung von Kindern und Jugendlichen gesetzt wird, damit sich die Jugendlichen konzentriert und mit ausreichender Zeit mit einem Thema auseinandersetzen können. Es gibt auch mobile Konzepte, damit die Nachhilfe die Schüler und deren Familien auch zu Hause erreicht und die Familien mit dem Kind mitlernen können beziehungsweise dass das Kind mitbekommt, dass die Familie durch den Lernprozess aufgebaut wird und dem Kind weiterhin helfen kann. Das heißt, eine individuelle Nachbetreuung mit MentorInnen wäre eine Option, die ich favorisieren würde. Da gibt es konkrete Beispiele, diese Art der Nachhilfe wird etwa vom Romano Centro und anderen Einrichtungen angeboten. Wir sollten uns also nicht nur auf ein Modell konzentrieren, sondern uns mehrere Modelle anschauen, um eine treffsichere Nachhilfe zu gewährleisten. Ich komme zur Unterrichtssprache: Dass die Unterrichtssprache hier in Österreich Deutsch ist, weiß, glaube ich, jeder, das muss man nicht noch einmal plakativ groß aufschreiben. Dass die Kinder in deutscher Sprache unterrichtet werden, dass sie ihre Prüfungen in deutscher Sprache ablegen, dass die Beherrschung der deutschen Sprache eine der wichtigsten Voraussetzungen für das weitere Leben der Kinder in Österreich ist, hat bis jetzt niemand in Frage gestellt. Es gibt da aber ein grundsätzliches Problem. Herr Gudenus hat jetzt versucht, es so darzustellen, dass nicht die Kinder schuld sind, sondern das System. Herr Gudenus hat gesagt, dass es in machen Klassen 95 Prozent Zuwandererkinder gibt. Er hat gesagt: „Ich sage das wertfrei.“ – Ich persönlich frage mich, warum Sie unbedingt unterstreichen müssen, dass 95 Prozent der Kinder in einer Schule Zuwanderer sind, obwohl diese Kinder in Wien geboren sind, obwohl deren Eltern schon längst in Wien aufhältig sind und obwohl viele von ihnen die österreichische Staatsbürgerschaft haben! Warum haben Sie es notwendig, die Zuschreibung vorzunehmen, dass es 95 Prozent Einwandererkinder sind? (GR Mag Wolfgang Jung: Weil das zeigt, dass dort die Sprachkenntnisse geringer sind!) Nein. Schauen Sie: Vielleicht haben wir da ein Nahdistanzproblem. In meinen Augen sind die Kinder, die in Wien geboren sind, unabhängig von ihrer Haarfarbe, Hautfarbe oder Augenfarbe Wiener Kinder und österreichische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Wenn Sie aber diese Meinung immer wieder in der Gesellschaft suggerieren, dann suggerieren Sie gleichzeitig den lehrenden Personen: Du gehst in eine Klasse hinein, und dort sind nicht unsere Kinder, sondern Zuwandererkinder. Ich glaube, dass wir diese Rhetorik überwinden müssen, weil diese Zuschreibung einfach nicht stimmt! Diese Kinder sind nämlich Wiener Kinder, also in Wien geborene Kinder. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Dann hören Sie auf, zu sagen, dass das Zuwandererkinder sind! Das sind Wiener Kinder! (Weiterer Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Schauen Sie, Herr Jung, Sie kennen sich theoretisch mit Migrationspolitik nicht aus, Sie kennen nur Ausländerfeindlichkeit! (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist nicht mehr ernst zu nehmen, was Sie da bringen!) Hören Sie auf, dazwischenzureden! Ich gehe davon aus, dass wir unsere Lehrer und Lehrerinnen, Pädagogen und Pädagoginnen dahin gehend ausbilden müssen – und ich gehe auch davon aus, dass der Großteil der LehrerInnen diese Meinung teilen –, dass die Kinder in den Klassen einfach ganz normale Wiener Kinder sind, die vielleicht zusätzliche Probleme haben, die aber auch zusätzliche Vorteile haben. Sie machen den Fehler, dass Sie nur die Nachteile sehen. (GR Mag Wolfgang Jung: Diese Kinder brauchen aber mehr Förderung!) Es ist von Vorteil, wenn ein Kind in mehrere Sprachen eingebettet ist, das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Wenn wir das Kind nicht nur auf das Erlernen der deutschen Sprache reduzieren, dann bedeutet das, dass wir auch die anderen Fähigkeiten des Kindes mitnehmen. Darauf sollten wir unser Bildungssystem aufbauen. Und ich meine, dass Rot-Grün bei der Erweiterung der interkulturellen Kompetenz und bei der entsprechenden pädagogischen Ausbildung der Lehrer und Lehrerinnen bereits weit fortgeschritten ist und wir weitere Schritte setzen werden. Aber der Schlüssel, um erfolgreiche Kinder sozusagen herauszuholen, liegt in der sozialen Politik. Wir müssen den armen Kindern – und die MigrantInnen sind oft von der Armut betroffen –, helfen, dass sie gleiche Voraussetzungen vorfinden und eine Chancengleichheit in unserem Bildungssystem haben. Und dazu ist der Schlüssel die Gesamtschule. Kommen wir zum Herrn Maximilian Krauss: Die Freiheitliche Partei hat das Nominierungsrecht für den Vizepräsidenten des Stadtschulrates. – Schauen Sie: Grundsätzlich bin ich dagegen, dass man immer überall einen Vorsitzenden, einen Vize und noch einen Vize und noch einen Vize hat. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Das ist Gesetz!) Ich bin dagegen! Mir wäre es lieber, wir schaffen diese Vize-Posten ab, denn das ist noch dazu ein Posten, wo einer fürs Nichtstun über 4 000 EUR kassieren soll, und der kommt noch dazu von der Freiheitlichen Partei! (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung. – GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Das ist gesetzliche Lage!) Er soll fürs Nichtstun 4 000 EUR verdienen, obwohl doch die Freiheitliche Partei immer wieder angeprangert hat, dass es Funktionäre gibt, die für Nichtstun Gelder kassieren. Und gerade die Freiheitliche Partei beharrt jetzt auf dem Posten eines Menschen, der dafür 4 000 EUR bekommen soll. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Ich erinnere an das Beispiel Van der Bellen! – GRin Uta Meyer: Wer schafft denn die Posten?) Ich gratuliere! Ich gratuliere dem Herrn Bürgermeister, dass er diesen Vorschlag nicht angenommen hat. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Sie gratulieren zum Rechtsbruch?!) Über den Rechtsstaat können wir reden. Wir wollen, dass der Bund die Gesetzeslage ändert, damit das aufgehoben wird. (Lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf die Kollegen bitten, dem Redner zuzuhören! Es kann sich jeder zu Wort melden. GR Senol Akkilic (fortsetzend): Die Freiheitliche Partei schlägt einen schlagenden Burschenschafter vor, der in seiner Wortwahl … (Zwischenruf von GR Mag Johann Gudenus, MAIS.) Herr Gudenus! Sie haben offenbar von Herrn Putin gelernt, was autoritär sein bedeutet! Lassen Sie mich ausreden! Hören Sie jetzt auf! (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Herr Krauss ist in seiner Wortwahl nicht der Mensch, der den Kindern und Jugendlichen ein Beispiel sein kann. Wenn jemand in seinen Aussagen die Kinder und Jugendlichen in Wien attackiert, weil sie türkische Vorfahren haben, und die Türken und Türkinnen in Wien und in Österreich denunziert, indem er den Bürgermeister attackiert und vom „Türken-Bürgermeister“ spricht, dann sind das versteckte Türken-Feindlichkeiten. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Ist das eine Attacke?) Das ist mehr als eine Attacke, Herr Gudenus! Herr Maximilian Krauss ist rassistisch unterwegs, und daher freue ich mich, dass der Bürgermeister ihn abgelehnt hat. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Ich stelle fest: Akkilic sagt, dass „Türke“ ein Schimpfwort ist!) Wir unterstützen den Bürgermeister in diesen Belangen, und wir hoffen, dass auf Bundesebene eine gesetzliche Regelung getroffen wird, dass dieser Vize-Posten verschwindet. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Ich weiß, dass Ihnen das, was ich da sage, nicht gefällt, Herr Jung. Ich erwarte mir ja keinen Applaus von Ihnen! Wir haben heute Vormittag in der Fragestunde ein ganz wichtiges Thema angeschnitten, das auch unsere Bildungspolitik betrifft, nämlich die Entwicklung der Jugendkultur, die mittlerweile in kleinem Ausmaß, aber sehr effizient und effektiv Fuß zu fassen versucht. Es ist in unserer Bildungspolitik wichtig, dass wir die Pädagogen und Pädagoginnen, die Lehrer und Lehrerinnen, aber auch die Jugendbetreuer und Jugendbetreuerinnen in der außerschulischen Bildung darauf vorbereiten, was auf uns zukommt. Die Entwicklungen rund um den IS-Terror habe ich mit meinen Augen vor Ort in Erbil im Irak in Kurdistan gesehen. Ich habe gesehen, was IS-Terror dort anrichtet. Ich habe gesehen, dass Tausende von Flüchtlingen aus Sinjar, aus Karakosh und aus anderen Gegenden nach Erbil vertrieben worden sind. Ich habe mit christlichen Flüchtlingen Gespräche geführt, die die Welt nicht verstehen konnten, weil sie von einem Tag auf den anderen kein Dach über dem Kopf gehabt haben, viele Verwandte, in erster Linie Töchter und Frauen, von ISIS entführt und sehr viele Menschen abgeschlachtet worden sind. Manche unter uns machen Reisen in andere Gegenden der Welt. Ich möchte jetzt nicht hervorstreichen, wer diese „manchen Leute“ sind: Diese zieht es immer in Richtung autoritärer Personen. Mich hat es hingegen zu den armen Personen gezogen, und mich hat es in jene Gegenden gezogen, wo wir auch unmittelbar betroffen sind. Ich habe in Wien mit Trainern, aber auch mit Familien gesprochen, die mir erzählt haben, dass sie sich Sorgen um ihre eigenen Kinder machen, weil sie gefährdet sind von einem Terror und einer Ideologie, mit welcher sie einfach für einen Krieg rekrutiert werden sollen. (GR Mag Wolfgang Jung: Dieser Terror wird in den Moscheen hier teilweise verbreitet!) Ich möchte unterstreichen, dass dieser Terror derzeit in erster Linie Muslime umbringt. Es hat eine Zeitlang immer geheißen, dass es da einen Clash der Zivilisationen gibt, und dass die Muslime gegen die Christen Krieg führen. Der IS-Terror führt in erster Linie Krieg gegen Muslime vor Ort im Irak und in Syrien. (Zwischenruf von GR Dkfm Dr Fritz Aichinger.) Moment einmal, bitte schön! Der IS-Terror unterwirft alle Personen, die sich ihnen in den Weg stellen und widersetzen. Ich habe vorhin gesagt, dass ich mit Christen gesprochen habe … (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Sagen Sie mir, wer die Yeziden sind! Sind das Muslime?) Der IS-Terror bekämpft Christen und auch Yeziden und Juden. Jetzt haben wir diese Entwicklung in Ansätzen in Wien, und wir von der rot-grünen Partei beziehungsweise Regierung haben gesagt, wir untergraben … (Lebhafte Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Was ist denn? Was ist das Problem? Ach so, Sie lachen, weil ich „rot-grüne Partei“ gesagt habe! Wir von der rot-grünen Regierung haben gesagt, diese Entwicklung, die auf uns zukommt, hat ein Pendant, und dieses Pendant heißt Rechtsnationalismus in Österreich und in Europa. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) ISIS und die Neo-Nazis sind, egal, wo sie sind, Kräfte, die sich gegenseitig in die Hände spielen und die uns vor die Herausforderung stellen, mit diesem Phänomen umzugehen. Und ich glaube, dass wir durch das Wiener Netzwerk im Hinblick auf Radikalisierungen, wie es der Herr Stadtrat heute in der Fragestunde zur Sprache gebracht hat, sehr gut aufgestellt sind. Ich meine, wir dürfen dieses Problem einfach nicht übersehen, sondern müssen es anpacken und zu einer Lösung gelangen. Während die Bundesregierung noch ständig hadert, Frau Mikl-Leitner ständig – ich glaube, seit mehr als sechs Monaten – eine Info-Hotline ankündigt und Herr Sebastian Kurz bemüht ist, aber auch über Ankündigungen nicht hinausgeht, zeigen wir Bereitschaft und Optionen, dass man das von Wien aus aufgreifen kann. Ich glaube, dass dieses Problem eine weltweite – wie Obama gesagt hat –, aber auch eine nationale und auch eine parteienübergreifende Solidarität notwendig macht, damit wir damit fertig werden. Ich glaube, dass wir in der Bildungspolitik auch im Hinblick auf diese Fragen auf dem richtigen Weg sind. Unser Bildungssystem wird in Zukunft mit solchen Phänomenen konfrontiert sein, und daher müssen wir die interkulturelle Kompetenz des Bildungssystems in diesen Fragen erweitern und stärken. Ich glaube nicht, dass wir nur mit Deutschlernen und mit dem Synchronmodus weiterkommen werden. Zudem brauchen wir auch eine Analyse dessen, warum Jugendliche und Kinder sich von diesen Personen angezogen fühlen. Das ist ganz, ganz wichtig. Diese Personen nützen Schwächen unseres Systems aus und verwenden sie für ihre eigenen Zwecke. Was sind die Schwächen unseres Systems? – Das ist, wenn das Kind einfach nicht als ein normales Kind angesehen wird, sondern immer wieder als Zuwandererkind definiert wird. Das ist, wenn rassistische Äußerungen diese Kinder immer wieder so weit bringen, dass sie Schutz und Hilfe bei anderen suchen, die sie wiederum auf der anderen Seite missbrauchen. Ich denke, hier wird meine Kollegin Tanja Wehsely noch genauer auf das Netzwerk gegen Radikalisierungen eingehen, aber ich glaube, da gibt es noch jede Menge Aufgaben, die vor uns stehen und die wir gemeinsam bewältigen müssen. – Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr Günther. Ich erteile es ihm. GR Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe mir an sich vorgenommen gehabt, zum Thema Vizepräsident nichts zu sagen, aber die Aussagen meines Vorredners haben mich jetzt doch bewogen, ein paar Worte dazu zu sagen, und zwar dazu, dass er dem Bürgermeister zum Rechtsbruch gratuliert. Das kann nur grüne Politik sein, denn wem anderen fällt so etwas überhaupt nicht ein. (Beifall bei der FPÖ.) Im Wiener Schulgesetz steht in Art 67, dass der zweitstärksten Fraktion im Kollegium die Benennung des Vizepräsidenten zusteht. Das hat auf Grund meines Rücktritts die Freiheitliche Fraktion gemacht und den Herrn Maximilian Krauss benannt. Dann hat sich der Bürgermeister einmal zwei Monate Zeit gelassen, mich abzuberufen. Es war durchaus interessant, dass man als Papst mit Zustimmung der Kurie innerhalb von ein paar Minuten zurücktreten kann, dass der Vizekanzler und Parteiobmann der ÖVP und Finanzminister innerhalb von fünf Minuten sein Amt verlässt, aber der – sage ich jetzt einmal – nicht übertrieben einflussreiche Vizepräsident eines Stadtschulrates sein Amt nicht verlassen darf, und zwar genau zwei Monate und zwei Tage. (Beifall bei der FPÖ.) Da könnte man darüber diskutieren, wie das mit Menschenrechten zusammenpasst. Aber gut, der Bürgermeister hat sich in der Zeit schon entschlossen, den als Nachfolger genannten Maximilian Krauss nicht zu berufen. Auf Grund der Gesetzeslage, die derzeit besteht, hat er ihn zu berufen. Wenn man daran denkt, die Funktion abzuschaffen – und zwar als Anlassgesetzgebung, denn nichts anderes wäre es; diese Funktion gibt es in den fünf großen Ländern, und auch dort ist sie jeweils von der zweitstärksten Fraktion besetzt und wird dort auch wahrgenommen –, und dann noch mein Vorredner herausgeht und sagt, die muss man hauptsächlich deshalb abschaffen, weil dort einer sitzt, der dafür, dass er nichts tut, 4 000 EUR kriegt, dann muss man überlegen, dass wir alle hier sitzen und dafür, dass wir hier sitzen, fast 6 000 EUR kriegen und im Nationalrat 8 000 EUR kriegen. Dann stellen wir alles zur Diskussion und sagen, dass politische Funktionen und politische Ämter nicht mehr zu bezahlen sind. Ich glaube nicht, dass das in einer Demokratie wie in Österreich auch nur ein Thema sein kann. (Beifall bei der FPÖ.) Meine Damen und Herren! Wir reden seit Jahren über Verwaltungsvereinfachung. Kollege Aigner hat es schon richtig dargestellt. Der Stadtschulrat ist, obwohl er Stadtschulrat oder in den Bundesländern Landesschulrat heißt, eine Bundesbehörde und als solche eine nachgeordnete Dienststelle des Unterrichtsministeriums. Bildungspolitik ist Bundessache und nicht Ländersache, und der Stadtschulrat führt die Geschäfte der Verwaltung der Lehrer – mehr oder weniger. Dass er, wie Kollege Vettermann gesagt hat, auch was einbringen kann zu dem, was ihm das Unterrichtsministerium vorgibt, und einzelne zusätzliche Ideen hat, ist durchaus richtig und auch durchaus wünschenswert, aber eine politische Zusammensetzung ist eigentlich nur in dieser einzigen nachgeordneten Dienststelle vorhanden. Es gibt Finanzmanagements in ganz Österreich, die eine nachgeordnete Dienststelle darstellen, es gibt die Gefängnisse, die eine nachgeordnete Dienststelle des Justizministeriums darstellen, im Sozialministerium gibt es die Arbeitsinspektorate, aber nirgends in diesen Bereichen hat der Landeshauptmann oder der von ihm ernannte geschäftsführende Präsident oder die von ihm ernannte geschäftsführende Präsidentin eine politische Aufgabe. Aufgabe des Stadtschulrates ist die Verwaltung der Lehrer. Das könnte man in einer nachgeordneten Dienststelle, die dem Unterrichtsministerium untersteht, machen. Man könnte das und die ganze politische Einflussnahme, die dort gemacht wird, zur Gänze abschaffen. Die Verwaltung ist hier das Einzige, das ordnungsgemäß durchzuführen ist. Und das kann jeder Beamte. Dazu brauche ich keinen Präsidenten, keine Präsidentin, auch keinen Vizepräsidenten. Dass man jetzt auf Grund eines Anlasses versucht, die Kontrolle wegzubringen und sagt, nein, wir brauchen keinen Vizepräsidenten, damit ja niemand hineinschaut, das ist natürlich genau das, wie in Österreich Politik gemacht wird. Ich wünsche nur allen, dass sie den Roten in Oberösterreich erklären, dass es keine Vizepräsidenten mehr gibt, dass sie in Niederösterreich der SPÖ erklären, dass es keinen Vizepräsidenten mehr gibt, dass sie in der Steiermark der ÖVP, dem Herrn Schützenhofer, erklären, dass es dort keinen Vizepräsidenten mehr gibt. Aber es ist durchaus überlegenswert, Verwaltungsvereinfachung durchzuführen und in diesen Bereich neue Überlegungen einfließen zu lassen. Ich glaube, dafür kann man auch aus der Sicht der FPÖ jederzeit Verständnis finden. (Beifall bei der FPÖ.) Meine Damen und Herren! Nunmehr zu dem Geschäftsstück, das wir hier vor uns haben. Hier geht es um eine Sachkreditgenehmigung von 31,5 Millionen EUR für einen Schulbau. Das ist grundsätzlich positiv, dagegen ist überhaupt nichts zu sagen. Dass in Wien auf Grund der demographischen Entwicklung Schulen gebaut werden, ist wichtig und notwendig. Schauen wir einmal, woraus sich diese 31,5 Millionen zusammensetzen. Aus 25 Millionen Kosten, 5 Millionen Mehrwertsteuer. Zu dieser Mehrwertsteuer kommt es deshalb, weil die schwarze Finanzministerin Fekter, unterstützt natürlich von ihrem Regierungskollegen, der SPÖ, die Mehrwertsteuerbefreiung für Schulbauten abgeschafft und damit jeden Schulbau um 20 Prozent verteuert hat. Das führt dazu, dass in vielen kleinen Gemeinden Schulbauten zurückgestellt werden müssen. Der Salzburger Bürgermeister hat gesagt, ich hätte einen Schulbau um 20 Millionen, aber ich kann mir die 4 Millionen nicht leisten und muss das Ganze um ein Jahr aus dem Budget verschieben, weil ich es mir nicht leisten kann. Das war die Hilfe der Bundes-ÖVP gemeinsam mit der SPÖ, die die Gemeinden als Schulerhalter viel, viel Geld kostet, wobei im Endeffekt die Mehrwertsteuer nur von der einen Hand in die andere verschoben wird. Man wird sehen, ob sich das die Gemeinden bei der nächsten Finanzausgleichsverhandlung gefallen lassen beziehungsweise gefallen lassen können oder ob sie sich nicht dagegen wehren und sagen, hier müssen wir wieder etwas zurückbekommen. Das ist der eine Teil. Der zweite Teil sind selbstverständlich die1,05 Millionen EUR für die WIP, die Wiener Infrastruktur Projekt GmbH, die zu 100 Prozent eine Tochter der Wien Holding ist. Die wird herangezogen, um den Bau durchzuführen. Und jetzt ein wichtiger Satz in dem ganzen Vertragswerk, das ungefähr 20 Seiten mit Anlagen umfasst: Nur unter genauer Aufsicht der Stadt Wien, das heißt, der MA 56. Und jetzt fällt mir ein Satz ein, der in letzter Zeit sehr strapaziert wurde und jemanden betroffen hat, der einmal der FPÖ nahe gestanden ist: Wo ist meine Leistung? Die gibt es nämlich kaum, denn das Erste, was dort zu machen ist, ist: Sie machen eine Ausschreibung und übernehmen einen Totalunternehmer. Das heißt, sie schreiben das aus, nehmen den Totalunternehmer, und der hat das durchzuführen, und zwar Bauten an insgesamt sechs Schulen, die wirklich notwendig sind und wo auch wirklich gut ist, dass sie durchgeführt werden, auch in der entsprechenden Zeit, also dass die WIP sagen wird, sie waren termingerecht. Na, das halte ich im Endeffekt bei jedem Bau für eine Selbstverständlichkeit. Na ja, wenn man Wiener Bauten kennt, dann ist es, wie die Kollegin zuerst erwähnt hat, vielleicht wirklich ein Wunder, wenn einmal ein Bau termingerecht abgeschlossen wird. Aber hier sollte das wohl eine Selbstverständlichkeit sein. Das, was die WIP hier durchführt, könnten die Mitarbeiter der MA 56 genauso machen. Man hätte also nicht mit Muss eine 100-prozentige Tochter der Wien Holding mit einer Million unterstützen müssen und hätte das Bauvorhaben um eine Million billiger gemacht. Wenn man sich dann anschaut, was alles gemacht wird, so steht in jedem Bereich drin, in der einen Schule werden sechs Klassen gebaut, in der anderen Schule drei Klassen, Turnhalle, Räume für Sonstiges, Nebenräume, und so weiter. Interessant ist, dass nirgends steht, dass neue Schulklassen eine Erweiterung der Schülerzahlen notwendig machen und dass diese Schüler auch Lehrer brauchen. Sie sehen in keinem einzigen Satz in diesem Papier, was für die Lehrer gemacht wird, denn die Arbeitsplätze unserer Lehrer in vielen Wiener Schulen sind zum Teil – entschuldigen Sie meine schlechte Ausdrucksweise – unterm Hund. (Beifall bei der FPÖ.) Es ist mancher Lehrer schon dankbar, wenn er einen Platz hat, wo er sich niedersetzen und seinen Laptop vielleicht noch auf den Tisch stellen kann, manchmal hält er ihn auf den Knien. Das kann es nicht sein. Aber wenn ich mir die ganzen Papiere und den ganzen Vertrag durchschaue, finde ich nirgends etwas darüber, dass für die notwendigen neuen Lehrer auch Einrichtungen geschaffen werden. Hier hätte ich gerne eine Antwort darauf, was da passiert. Vielleicht ist es in der Rohplanung noch drinnen, aus dem Vertrag ist es nicht ersichtlich. Der nächste Bereich, den man sieht: Auf Grund der vielen alleinerziehenden Eltern und auch vieler berufstätiger Eltern ist der Ganztagsunterricht für viele Schüler notwendig, weil die Eltern nicht wissen, was sie mit den Kindern tun sollen. Wenn ich mir das jetzt anschaue, kommen sechs neue Schulen und bei zwei davon gibt es eine Erweiterung mit einer Ganztagsbetreuung, einerseits bei einer Volksschule mit einem Hort und andererseits eine Ganztagsschule. Bei allen anderen ist das nicht der Fall. Das heißt, das sind ganz normale Volksschulen. Ich weiß noch, dass die Unterrichtsministerin und auch die Stadt Wien für Ganztagsschulen mehr budgetiert haben, was dann liegen geblieben ist und was dazu geführt hat, dass man der Unterrichtsministerin sagen konnte, sie hat hier noch ein Einsparungspotenzial, weil das Geld noch nicht abgeholt wurde. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: In welchem Bundesland war das nicht so?) Das war schon in jedem. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Nein!) In Wien auch. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Wir haben das Geld damals als einziges Bundesland abgeholt!) Jedenfalls, Herr Stadtrat, Sie wissen auch, dass der Ausbau für Ganztagsbetreuung wichtig ist. Dass er schwierig ist, weil es mit Verhandlungen der Eltern, der Schüler, des Unterrichtsministeriums … (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Aber wir haben das Geld als einziges Bundesland abgeholt!) Ja, aber jedenfalls fehlt es hier an Ganztagesschulen. Wieso ist in diesem Paket keine einzige zusätzliche drin? Erstens dauern die Verhandlungen manchmal so lange, weil in manchen Schulen, wo es gewünscht wird, und zwar hauptsächlich von den Elternvertretern, die Ausbaumöglichkeiten nicht vorhanden sind, aber gerade hier, wo ich neue Schulen baue beziehungsweise neue Erweiterungen baue, wäre es doch schön gewesen, wenn von diesen vier neuen Schulen wenigsten eine mit Ganztagesbetreuung – entweder mit einer Horteinrichtung oder als Ganztagsschule; das mag dahin gestellt bleiben – eingerichtet worden wäre. Ich glaube, dass man hier in diesem Bereich gut daran tut, Schulen zu bauen, das ist wichtig für Wien, dass man aber auch schauen hätte können, Einsparungspotenziale heranzuziehen, die genau mit dieser Million für die WIP ausgegeben werden müssen. Zweitens müssen alle unterstützt werden, beim Finanzminister – da haben wir jetzt einen neuen, der an sich versucht, sich sehr gut zu positionieren – wieder die Einführung der Mehrwertsteuerbefreiung für den Schulbau durchzusetzen, denn hier haben wir etwas für unsere Jugend und für die Bildung in Österreich zu tun. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Tanja Wehsely. Ich erteile es ihr. GRin Mag (FH) Tanja Wehsely (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich darf auf einen besonderen Punkt eingehen, den wir heute schon von unserem Jugend- und Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch in der Fragestunde erläutert bekommen haben. Wieso ist dieses Thema ein richtiges Thema, um es in einer Schuldebatte anzusprechen? Weil die wichtigsten Menschen, die wir haben, jene sind, die mit unseren Kindern und Jugendlichen arbeiten, also Pädagoginnen und Pädagogen, Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter, SozialpädagogInnen, PsychologInnen, die sich unseren Kindern und Jugendlichen widmen. Das machen sie zum Beispiel auch in schönen neuen Gebäuden, die wir in Modulbauweise in unsere Bezirke stellen. Christian Oxonitsch hat schon gesagt, sie sind sehr schön, werden gut angenommen. Am besten ist, man macht sich ein Bild vor Ort. Es ist die Hülle sehr wichtig, es ist der Schulbau, die Architektur, sehr wichtig, ich behaupte aber, der Inhalt und die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist am allerwichtigsten. In dieser Arbeit mit Kindern und Jugendlichen setzen wir sowohl in der Schule als auch in der Jugendarbeit auf Ernstnehmen, auf Partnerschaftlichkeit, auf Zuhören, auf Vorbilder, auf Zusammenarbeit, auf Diskussion über Werte, über friedliches Zusammenleben. Wir wollen Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, mündige Bürgerinnen und Bürger zu werden, mitzubestimmen, sich einzumischen, sich selbst gut und die anderen so gut wie sich selbst zu behandeln. Christian Oxonitsch hat das heute in der Fragestunde auch schon erläutert: Wir sind weltweit einem Phänomen von Radikalisierung und Extremismus ausgesetzt, das auch vor unseren Landes- und Stadtgrenzen nicht Halt macht. Wir haben mit Jugendlichen zu tun, die nicht nur durch Vorbilder beflügelt werden, die es gut mit ihnen meinen, sondern wir haben es auch mit Vorbildern zu tun, die es schlecht und böse mit den Jugendlichen meinen, die sie verführen wollen, die sie indoktrinieren und sie auf Pfade führen, die wir nicht akzeptieren wollen, nicht akzeptieren können und auch nicht akzeptieren werden. Wir haben daher schon vor einiger Zeit, schon vor über einem Jahr, begonnen, Schulungsmaßnahmen, Bildungsmaßnahmen für Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter in unserer Stadt zu setzen, insbesondere durch unsere großen Stützen, die Vereine wienXtra und Wiener Jugendzentren. Wir haben durch Einbindung aller anderen Jugendvereine ein Programm auf den Weg bringen können, das auch schon gestartet wurde und das sich mit Prävention und Deradikalisierung junger Menschen in unserer Stadt auseinandersetzt. Es geht dabei vor allem darum, zu erkennen, wann ist etwas ein pubertäres Verhalten, sozusagen ein dummer Jungenstreich oder Mädelstreich, wann ist die Provokation im Vordergrund und wann wird die Grenze zu Radikalisierung und Extremismus überschritten, wann findet Anwerbung statt und wann ist es eine Auseinandersetzung in Jugendgruppen und tendenziell eine Provokation der Erwachsenenwelt. Dafür müssen wir unsere Pädagoginnen und Pädagogen, egal, ob sie in der Schule stehen, ob sie auf der Straße sind, in den Jugendeinrichtungen in unserer Stadt, den Rücken stärken. Wir müssen sie schulen. Wir haben dafür Bildungsmodule konzipiert, die nicht nur von der Jugendarbeit abrufbar sind, sondern auch von allen anderen Einheiten der Stadt, sei es die Jugendwohlfahrt, sei es die Diversitäts- und Integrationsabteilung, sei es die Jugend- und Bildungsabteilung oder der Wiener Stadtschulrat, um unsere Pädagoginnen und Pädagogen so rasch wie möglich, so sie sich unsicher fühlen, vorzubereiten und fit zu machen. Wir haben unser Netzwerk für Deradikalisierung und Prävention zusammengebaut und erstellt. StR Oxonitsch hat das heute auch schon gesagt, unser Dreh- und Angelpunkt dazu ist unsere Kinder- und Jugendanwaltschaft in Wien – Ercan Nik Nafs (Die Rednerin blickt zur Besuchergalerie.) ist noch immer da, er hält lange aus und viel aus, und das ist auch nötig –, wir haben die Abteilungen 10, 11, 13 und 17 – all jene, die hier unten sitzen, sollten wissen, was das ist, jene auf der Galerie vielleicht nicht –, das sind die Kindergärten, die Jugendwohlfahrt, Bildung und Jugend und der Wiener Stadtschulrat, zusammengespannt, Kompetenzzentren in diesen Abteilungen eingerichtet, die im Aufbau befindlich sind, sich genau mit Fortbildung und Weiterbildung beschäftigen, Beratungs- und Schulungskompetenz haben, um Bezirken beizustehen, um Einrichtungen beizustehen und gemeinsam Konzepte und Strategien für Deradikalisierung und Prävention zu entwickeln. Es geht dabei um ein Miteinander, es geht dabei unbedingt darum, unsere Kinder und Jugendlichen zu halten, sie an uns zu binden, ihnen zu sagen, wo ihr Platz ist, nämlich mit uns, an unserer Seite, denn es sind unsere Wiener Kinder und unsere Wiener Jugendlichen, denen wir Zukunft und Perspektive bieten und weiterhin bieten wollen. Es geht nicht darum, Widerstand zu leisten oder einen Kulturkampf zu führen, das wollen wir anderen überlassen. Wir wollen mit Jugendlichen arbeiten, ihnen Wege aufzeigen, damit sie sich als unsere Wiener Jugendlichen fühlen und auch fühlen dürfen, sich artikulieren dürfen, sich als Österreicherinnen und Österreicher, als Wienerinnen und Wiener fühlen dürfen. Das soll ihr Recht sein, und so wollen wir sie auch behandeln und so auch weiter hereinholen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir haben schon vor vielen Monaten an die Innenministerin, an den Justizminister, an den Integrationsminister und auch an die Jugendministerin geschrieben mit der großen Bitte, die angekündigte Hotline und Beratungsstelle für radikalisierte Menschen respektive für Deradikalisierung nicht im Innenministerium, nicht bei Verfassungsschutz oder Polizei zu verankern. Wir wissen aus internationalen Erfahrungen, dass sich das nicht ausgeht, dass Menschen, die Angst haben, die Hilfe suchen und sich beraten lassen wollen, sich an diese Institutionen wenden. Das wäre viel besser bei Bildung, bei Jugend, bei Integration angesiedelt. Wir haben keine ausreichende Antwort erhalten. Wir wollen daher unsere Jugendarbeit unterstützen in ihrem Aufruf, ein richtiges Ansiedeln so einer Dienststelle, so eines Vereins, so einer Beratungsstelle vorzunehmen. Es muss eine Beratungsstelle sein, die ausreichend ausgestattet ist – das wird unter sechs bis acht Personen keinesfalls möglich sein –, es muss ein interkulturelles Team sein, es muss Mehrsprachlichkeit vorhanden sein, es muss die inhaltliche Kenntnis da sein, sonst wird so eine Hotline oder Beratungsstelle des Bundes, die die Länder, und zwar nicht nur Wien, sondern alle Bundesländer, dringend als Unterstützung und Koordinationsstelle brauchen, nicht funktionieren. Wir haben heute einen Beschluss- und Resolutionsantrag vorliegen, den ich gerne einbringen möchte, gemeinsam mit den GemeinderätInnen Akcay, Omar Al-Rawi, Muna Duzdar, Senol Akkilic, Klaus Werner-Lobo, Birgit Hebein und meiner Person für unsere Fraktionen, um diesem Netzwerk für Deradikalisierung und Prävention noch mehr Gewicht und Unterstützung zukommen zu lassen, das Engagement der Wiener Jugendarbeit und der Wiener PädagogInnen, die sozusagen draußen stehen und mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten, den Rücken zu stärken und auch Maßnahmen und Angebote zur Seite zu stellen. Wir lassen sie nicht allein, wir werden sie nicht alleine lassen. Wir begrüßen die Gründung eines ExpertInnennetzwerkes zu unserem Netzwerk dazu, um über Deradikalisierung, Radikalisierung, Extremismus zu beraten und Strategien zu diskutieren, und wir – ich sage es noch einmal – appellieren an die Innenministerin, sozusagen ihre Hotline und Beratungsstelle an ein anderes Ressort freizugeben. Ich sage es noch einmal: Es geht nicht um Widerstand, es geht nicht darum, einen Kulturkampf zu befeuern, es geht darum, insbesondere Kinder und Jugendliche an uns zu binden, sie hereinzuholen und die Perspektive, die wir ihnen geben wollen, auch bei ihnen ankommen zu lassen. Dazu müssen wir sie umarmen und sie willkommen heißen. Wir dürfen sie keinesfalls wegschicken, denn dann werden sie in die Fänge der Falschen geraten. Ich glaube, Sie sind da auch dafür. Sie schauen zwar ein bisschen skeptisch, aber wir werden ja sehen, wer noch was dazu zu sagen hat. Ich hoffe, man kann das aus dem parteipolitischen Kleingeldwechseln heraushalten. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Falls ein Antrag eingebracht wird, muss er mir auch gegeben werden, denn nur dann zählt er. Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe vom Schriftführer der FPÖ, hat sich jetzt noch Herr Mag Jung zu Wort gemeldet. Ist das richtig? (Schriftführer GR Ing Bernhard Rösch bejaht.) Das ist richtig. Also, Herr Kollege Jung, Sie sind am Wort. GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke schön. Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Also ich gehe davon aus, dass der Antrag damit ausreichend erklärt und begründet wurde, wie es ja die Geschäftsordnung vorsieht. Zum Antrag selbst und zum eigentlichen Kern, den wir schriftlich bekommen haben, ist zu sagen, dass hier grundsätzlich gute Gedanken drinnen sind, die wir auch teilen. Sie haben ja in der Zwischenzeit auch unseren Beschluss- und Resolutionsantrag dazu bekommen. Was wir nicht teilen, ist der erste Teil mit den Jubelmeldungen über die gute Arbeit unserer diversen Dienststellen in diesem Bereich, denn wäre die Arbeit so gut gewesen, dann hätten wir unter anderem das Problem nicht, wobei die Schuld da nicht nur bei den Dienststellen, sondern in erster Linie – und das muss man auch sagen – bei der Politik liegt. Denn die Politik hat diese Zuwanderung in diesem Ausmaß überhaupt erst möglich gemacht, und es zeigt sich heute halt sehr, sehr stark, dass gerade aus denjenigen zugewanderten oder auch hier geborenen Jugendlichen, die keine ausreichende Sprachkompetenz haben, ein hoher Prozentsatz als arbeitslos und nicht vermittlungsfähig hervorgeht. Und das ist genau diese verlorene Generation, die von den radikalen Islamisten geworben wird. Ich werde darauf nachher noch eingehen, ich möchte aber kurz ein paar Worte zum Kollegen Akkilic verlieren und da auch eine Anmerkung machen. Herr Kollege Akkilic, Sie haben also den schlagenden Burschenschafter Maximilian Krauss angesprochen, durchaus ein Adjektivum, eine Beifügung, gegen die ich im Prinzip nichts habe. Aber vielleicht wäre es dann auch günstig, jedes Mal, wenn man den Herrn Bürgermeister erwähnt, den ehemaligen schlagenden Bürgermeister anzusprechen. Wir legen ja auf die Renegaten nicht allzu großen Wert, deswegen werden wir uns das sparen, aber überlegen Sie sich das in Zukunft, wenn Sie es sagen, denn Sie betreiben hier die Diskriminierung ganz bewusst. Sie reden immer gegen Diskriminierung, aber Sie betreiben hier bewusst Diskriminierung und Vorverurteilung mit Ihrer Art und Weise, sich auszudrücken. (Beifall bei der FPÖ.) Auch zu Ihrer Methode, gleich abzulenken und im Zusammenhang mit dem, was im Irak und in den kurdischen Gebieten, aber auch in Syrien passiert, gleich wieder einmal mit der Geschichte der Rechtsradikalen zu kommen, frage ich Sie, Herr Kollege Akkilic, meinen Sie damit vielleicht jenen SPÖ-Gemeinderat mit Ausdrücken wie „Nigger“, „Schlitzaugen“, und so weiter. Vielleicht bringen Sie das einmal bei Ihren Kollegen an und reden Sie nicht immer über andere. Das könnte man Ihnen auch einmal sagen, Herr Kollege Akkilic. Und dann kommen Sie mit etwas, das muss wirklich abgelehnt werden. Hier haben wir eine Problemgruppe von Jugendlichen, die gar nicht so klein ist. In Österreich vom Verfassungsschutz erfasst sind ungefähr 150 Personen, das heißt, dass man in Wirklichkeit mit dem etwa 10-Fachen rechnen muss. Von diesen zirka 150 erfassten Personen sind 50 aus Wien. Also so toll hat das offenbar nicht geklappt. Jetzt kommen die ersten zurück, und hier haben wir heute von StR Oxonitsch gehört, da muss man mit Resozialisierung, und so weiter ansetzen. Herr Kollege Oxonitsch, ich kann Ihnen nur eines sagen: Das sind Kriminelle! Das sind Kriminelle, und hier muss mit ganz anderen Maßnahmen gearbeitet werden, denn Leuten, die den anderen den Kopf abschneiden und die das befürworten, denen können Sie nicht mit normalen Resozialisierungsmaßnahmen kommen. Das kann ich Ihnen schon sagen. (Beifall bei der FPÖ.) Im Prinzip wäre es fällig, eine Korrektur oder eine Erläuterung und Anpassung, nicht einmal eine Korrektur, unserer gesetzlichen Regelungen zu finden, denn das österreichische Recht sieht an sich vor, dass, wer einen Kriegsdienst in einer fremden Macht leistet, seine Staatsbürgerschaft verliert. Wir haben es nicht notwendig, uns mit diesen Problemfällen herumzuschlagen, die eigentlich gar nicht zu uns gehören in dieser Situation. Das brauchen wir nicht und das ist nicht unsere Problematik, unsere Problematik ist die, dass nicht weitere hineinrutschen. Das geht aber nicht damit, dass wir uns dann von diversen islamischen Organisationen, Herr Kollege Al-Rawi, einreden lassen, dass wir die Schuldigen sind. Ich lese Ihnen da was vor: „Viele muslimische Eltern geben ihren Kindern keine Identität mit, die in Österreich passt. Die islamischen Glaubensgemeinschaften befeuern das Bild des Muslims als Opfer weltweit.“ – Auch der Kollege Al-Rawi hat da neulich einen Artikel dazu geschrieben über den „Ismus“ und so weiter. – Sie sagen ihnen: „Wir sind benachteiligt, niemand mag uns. Damit werden Jugendliche von Anfang an gespeist. Zwischen ihnen und den anderen entsteht eine moralische Mauer. Die anderen essen Schweinefleisch, trinken Alkohol, haben unehelichen Sex, die sind unrein. Da ist die Emanzipation dann eben sehr schwierig. Die Glaubensgemeinschaften sprechen dann von einer globalen islamischen Identität als Ausweg. Der IS bietet dafür den konkreten Rahmen an. Du bist kein Taugenichts, keine Belastung, sondern ein Soldat Gottes. Die Faszination der Welteroberung ist für Menschen, die minderbegabt, aber überambitioniert sind, riesig.“ Und hier rekrutiert die al-Qaida die Selbstmordattentäter. Das ist nicht der Wolfgang Jung, das schreibt ein ehemaliges Mitglied dieser Gruppierungen. Sie können es auch im letzten „Falter“, also nicht in einer rechtsradikalen Zeitung, nachlesen. Und das ist wirklich die Situation, die hier entsteht. Hier liegt in einem massiven Bereich die Schuld bei den Eltern, vor allem aber bei diversen religiösen Gruppierungen in Wien, bei manchen Moscheen, die zu überwachen wir gar nicht mehr in der Lage sind, weil dort halt auch nicht Deutsch gepredigt wird, weil dort in Geheimzirkeln gesprochen und gearbeitet wird. Und hier muss angesetzt werden, an den Wurzeln, hier muss etwas unternommen werden. Für die Vorbeugung – und deswegen haben wir auch einen eigenen Resolutionsantrag eingebracht, den ich hiermit einbringe – glaube ich, dass im Prinzip Ihr Vorschlag mit der Schaffung dieser Stellen, wie sie schon angesprochen wurden, fast wörtlich weitgehend von uns übernommen wurde, allerdings nicht mit der Begründung, die Sie geliefert haben. Denn Sie sagen gleichzeitig, in Wien ist alles eh wunderbar, es wird quasi eine Mercer-Studie der Sozialisierung hier gepredigt. Das ist ja leider eben nicht der Fall. Aber die Idee und die Absicht, dass Fachdienststellen und externe Partner unter der Leitung der Geschäftsgruppen dazu herangezogen werden und zusammenwirken sollen, ist gut und ist zu begrüßen. Wir sind auch dafür, dazu eine entsprechende Enquete oder Ähnliches zu veranstalten, und wir sind auch dafür, so wie Sie es auch gesagt haben, das Jugendministerium zu ersuchen, hier eine bundesweite Hotline und Beratungsstelle einzurichten. In erster Linie aber und vor allem für die, die nicht gefallen sind, denn die dort draußen waren und dann zurückkommen, das sind leider nicht diejenigen, die wir resozialisieren können, sondern das sind im überwiegenden Ausmaß diejenigen, die hierher zurückgekommen sind, um hier weiter zu werben und neue Jugendliche in dieses Verderben hineinzuführen. Und das genau wollen wir nicht und das müssen wir ablehnen. Die Frau Kollegin Wehsely hat zum Schluss gesagt, wir sollen zulassen, dass sie sich als Wiener und als Österreicher fühlen dürfen. Da stimme ich Ihnen zu, Frau Kollegin, aber es genügt nicht, sich als Wiener zu fühlen als Willenserklärung, sondern man muss auch unsere Gesetze und unsere Wertvorstellungen anerkennen und sich mit diesen identifizieren. Dann sind wir bereit, die anzunehmen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum zweiten Mal zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Wehsely. Die Restredezeit ist 6 Minuten und 35 Sekunden. GRin Mag (FH) Tanja Wehsely (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Ich werde nicht so lange brauchen. Aber nachdem es klar war, Kollege Jung, dass Sie Ihren Antrag einbringen werden, und auch klar war, dass Sie teilweise so argumentieren, wie Sie es getan haben, denn wir kennen Sie ja schon zur Genüge, kann ich Ihnen nur eines sagen: Ihre Werte, glaube ich, sind nicht meine Werte. Und Sie werden mir zum Beispiel nicht die Staatsbürgerschaft aberkennen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) So viel dazu. Ansonsten möchte ich Sie gerne auffordern, noch einmal Abstand davon zu nehmen, dass Sie unsere Kinder- und JugendarbeiterInnen und Pädagoginnen und Pädagogen in den Widerstand gegen die Radikalisierungstendenzen schicken und hetzen wollen. Sie haben Pädagogik nicht verstanden, Sie haben Zusammenarbeit und Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nicht verstanden, oder Sie können kein Deutsch. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) „Der Wiener Gemeinderat unterstützt ausdrücklich die Absicht, verstärkt Widerstand gegen die Radikalisierungstendenzen im Rahmen der Wiener Jugendarbeit durch Pädagoginnen und Pädagogen zu leisten.“ (GR Mag Wolfgang Jung: Ja!) Nein! Unsere Pädagoginnen und Pädagogen sollen Prävention, Werte und Regeln des friedlichen Zusammenlebens vermitteln (GR Mag Wolfgang Jung: Sie wollen es nicht verstehen!), sie sollen aber nicht gegenüber ihren Kindern und Jugendlichen in den Widerstand gehen, denn dann sind wir genau dort, wo wir Ausgrenzung betreiben und sie nicht für uns gewinnen und bei uns halten können – auch gegen Ihre vermeintlich schlechten ... (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ja, was ist denn? Was ist denn? (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ist es eh okay, kein Problem. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Nein, Sie haben es einfach nicht verstanden. So simpel ist das. Sie wissen nicht, was Pädagogik ist und was Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist. Das, was Sie hier propagieren, ist, die Pädagoginnen und Pädagogen in Wien aufzustacheln (GR Mag Wolfgang Jung: Aufstacheln?) und gegen die Kinder und Jugendlichen zu hetzen, die sie haben. (GR Mag Wolfgang Jung: Aber geh!) Das wollen wir nicht. Was ich Ihnen aber wirklich zu Gute halte zuletzt jetzt, ist, dass Sie „fundamentalistische Musliminnen und Muslime“ schreiben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. (Berichterstatter GR Christoph Peschek: Ich verzichte!) Er verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung. Es ist eine getrennte Abstimmung des Geschäftsstückes verlangt. Daher: Wer nun dem Punkt 2, das ist, dass der Magistrat ermächtigt wird, mit der Wiener Infrastruktur Projekt GmbH den vorliegenden Vertrag zur Übernahme von Projektmanagementleistungen für die genannten Erweiterungen von allgemein bildenden Pflichtschulen abzuschließen, zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mit den Stimmen der FPÖ, der SPÖ und der GRÜNEN mehrheitlich beschlossen. Wer dem Poststück 33 nun die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. (GR Mag Wolfgang Jung: Es ist getrennte Abstimmung verlangt worden!) Ja, das war gerade die getrennte Abstimmung, Herr Kollege Jung. (GRin Barbara Novak: Guten Morgen!) Jetzt kommt die Post 33 insgesamt. (Widerspruch von GR Mag Wolfgang Jung.) Wer dem zustimmt, dass die Schulen auch gebaut werden können, Punkt 1, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist einstimmig. Jetzt kommen wir zur Abstimmung der Beschluss- und Resolutionsanträge. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Nein, nein, es war 2 vor 1. (GR Mag Wolfgang Jung: Sie können nicht 2 vor 1 abstimmen!) Weil getrennte Abstimmung gefordert wurde, ist der Punkt 2 getrennt abgestimmt worden, der Punkt 1 ist quasi für alle. Das ist ein bisschen verwirrend. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Nein, nein, nein, Sie haben schon richtig abgestimmt. – Gut. Wir kommen nun zu den Beschlussanträgen. Es liegen zwei vor. Der erste ist der Antrag der GemeinderätInnen Wehsely, Akcay, Al-Rawi, Duzdar, Akkilic, Werner-Lobo, Hebein betreffend Maßnahmen zur Deradikalisierung von Jugendlichen und Prävention. Wer diesem Antrag die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Dieser Antrag wird mit den Stimmen der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN mehrheitlich angenommen. Wir kommen zum Antrag der FPÖ-Gemeinderäte Jung, Schütz, Blind und Haslinger betreffend Maßnahmen zur Deradikalisierung von Jugendlichen und Prävention. Wer diesem Antrag die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Dieser Antrag hat die Unterstützung der ÖVP und der FPÖ. Das ist die Minderheit. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlungen über die Geschäftsstücke 30 und 31 der Tagesordnung, sie betreffen eine mehrjährige Vertragsgenehmigung mit der Stadt Wien Marketing GmbH sowie die Durchführung des 60. Eurovision Song Contests in Wien, zusammenzuziehen, die Abstimmungen jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Novak, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Barbara Novak: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Vorsitzender! Ich bitte um Zustimmung zu beiden Poststücken. Danke. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Leeb. Ich erteile es ihr. GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Danke, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Zwei Akte werden jetzt gemeinsam verhandelt. Den einen habe ich mitgebracht, das ist die Erhöhung der Mittel für die Stadt Wien Marketing und der neue Vertrag, der abgeschlossen werden soll, den anderen für den Song Contest habe ich nicht mitgebracht, da steht nicht viel drinnen, deswegen habe ich mir das erspart. Ich mag ja die Aktenstücke des Presse- und Informationsdienstes der Stadt Wien, weil sie irgendwie so ein schönes Sittenbild darstellen. Mein Lieblingsakt stammt ja aus dem November des Vorjahres, wo wir eine Werbe- und Informationskampagne gestartet haben, weil der Presse- und Informationsdienst darin so schön ausgeführt hat, die Leistungen, die Wien erbringt, sind so großartig und Wien ist so eine tolle Stadt. Leider passt das aber mit den eher negativeren Berichterstattungen in den Zeitungen nicht zusammen, deswegen müssen wir jetzt eine Informationskampagne starten, um, sagen wir, die Wahrnehmung wieder ins rechte Licht zu rücken. Ähnlich blumig stellt sich dieser heute vorliegende Akt dar. Vielleicht habe ich einmal Gelegenheit, die Person kennen zu lernen, die diese Texte verfasst. Das ist ja ein Lobgesang auf die Stadt Wien Marketing, das ist eine Hymne, eine Ode, Wolfgang, wie auch immer man das nennen möchte. Die Historie ganz kurz noch einmal: 1999 wurde die Stadt Wien Marketing aus der Magistratsabteilung 53 herausgelöst. Sie ist zur Beratung der Wiener Veranstaltungsszene da, und was ich besonders nett finde, ist, dass man eben da hineinschreibt, dass die Gründung der Stadt Wien Marketing ein strategisch richtiger und in der Nachbetrachtung gesehen ebenso erfolgreicher Schritt war. Trotz schwieriger, auch vom Kontrollamt konstatierter Startbedingungen konnte man das weiterentwickeln und ausbauen. Also da hineinzuschreiben, dass das vom Kontrollamt als schwierig konstatiert wurde, ist schon einmal sehr harmlos dargestellt, denn überall dort, wo der Rechnungshof, früher Kontrollamt, sich die Stadt Wien Marketing angeschaut hat, ist eigentlich nur Chaos zu Tage getreten, ob das der Prater-Masterplan war, ob das die EURO 08 war, also es ist egal. Nehmen Sie die Rechnungshofberichte zur Hand, lesen Sie selbst nach. (Beifall bei der ÖVP.) Es ist eine wahre Erfolgsgeschichte, lesen wir. Und was auch spannend ist: Im Hinblick auf die knapper werdenden Ressourcen des PID meint man jetzt, das Stadt Marketing erhöhen zu müssen. Wo die Ressourcen des PID weniger werden, darauf werde ich später noch hinweisen, das ist interessant. Man nimmt jetzt so quasi den Song Contest als Freibrief her, um die Mittel zu erhöhen, aber nicht nur für das eine Jahr, in dem der Song Contest ist, nein, es bleibt dann gleich um eine Million mehr pro Jahr. Und was ich noch dazu spannend finde, ist: Es wird auch gleich jetzt ein Vertrag auf acht Jahre abgeschlossen. Das heißt, eineinhalb Perioden im Vorhinein wird dieser Stadt Wien Marketing jetzt ein sattes Budget zugesichert, damit nur ja niemand auf die Idee kommt, dahin gehend einmal Überlegungen anzustellen, ob man da nicht ein bisschen Geld einsparen könnte. Es steht dann auch noch wortwörtlich drinnen: Vergaberechtlich ist anzumerken, dass auf ein formelles Vergabeverfahren nach dem Bundesvergabegesetz verzichtet werden konnte. Auch hier handelt es sich – wir haben es heute schon einmal gehabt – um eine klassische In-House-Vergabe, das heißt, auch hier wird dieses Gremium ausgeschaltet. Nun, meine sehr geehrten Damen und Herren, Wien verpulvert Millionen in Eigenwerbung, Werbung und Marketing, während die Schulden explodieren. Im jüngsten Rohbericht des Rechnungshofes gab es, wenig überraschend, ein sehr ernüchterndes Bild. 2014 wird der Schuldenstand der Stadt Wien auf rund 4,6 Milliarden steigen. Das bedeutet 100 Millionen EUR an jährlicher Zinslast; das sind rund 270 000 EUR pro Tag nur für Zinsen. Und 100 Millionen, meine sehr geehrten Damen und Herren, investieren Sie alljährlich auch in Marketing, Eigenwerbung und Inserate. Der Song Contest macht es möglich. Er ist das Feigenblatt für die 60-Prozent-Erhöhung auf die nächsten 8 Jahre. Wie war das bei dem für die städtische PR-Arbeit zuständigen Presse- und Informationsdienst vor 10 Jahren? Wissen Sie es noch? Vor 10 Jahren hat der PID 28,2 Millionen EUR zur Verfügung gehabt, 2013 waren es bereits 53,3 Millionen, also eine Steigerung von 89 Prozent in nicht ganz 10 Jahren. Der Bürgerdienst der Stadt – nur zum Vergleich – hat ein jährliches Budget von 370 000 EUR. Das ist sogar um 6 000 EUR weniger als 2004. Also großzügig sind wir von Seiten der rot-grünen Regierung bei der Eigenwerbung. Was die Bürger betrifft und das Service am Bürger, zeigen wir weniger, wie groß unsere Spendierhosen sind. (Beifall bei der ÖVP.) Schauen wir uns die Inseratenleistung der Stadt an. Aktuelle Zahlen, 2. Quartal 2014: Die Stadt Wien gab knapp über 10 Millionen EUR aus. Das ist doppelt so viel wie alle anderen Bundesländer zusammen. Das ist ein Betrag, der beachtlich ist und der uns zu denken geben sollte. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe es vorhin schon gesagt, 100 Millionen geben Sie über Presse- und Informationsdienst, Stadt Wien Marketing, diverse Extrakampagnen aus den Einzelressorts, Bohmann-Verlag, und so weiter, und so fort alljährlich für Öffentlichkeitsarbeit aus. Das ist einmalig! Das finden Sie auf der ganzen Welt nicht. Ich versuche seit fünf Jahren, irgendjemanden, irgendeine Stadt, irgendeine Kommune zu finden, das gibt es nirgends. Das ist ein trauriges Alleinstellungsmerkmal, dass Eigenwerbung das oberste Gebot ist, dem scheinbar alles untergeordnet wird. Auf Hochglanz statt auf sanierte Finanzen zu setzen, gibt ein jämmerliches Bild ab, vor allem aber es geht auf Kosten der nächsten Generationen. Wir werden daher der Erhöhung der Kosten für das Stadt Wien Marketing nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.) Und jetzt zum zweiten Akt, den ich nicht mitgenommen habe, weil nichts drinnensteht, den sogenannten Song- Contest-Akt. Wir haben, Herr Stadtrat – er ist jetzt nicht mehr da –, im zuständigen Ausschuss einen Antrag erhalten bar jeder Detailinformation. Die Informationen an die Journalisten, die im Rahmen der Pressekonferenz gegeben wurden, waren detaillierter. Ich persönlich erachte das als Missachtung der Mitglieder des Gemeinderates. Einem Akt zuzustimmen, bedarf auch beschlussfähiger Unterlagen, und diese Unterlagen gibt es bis heute nicht. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir beschließen heute auf Basis einer Power-Point-Präsentation für die Medien und ohne dass bis dato ein gültiger Vertrag zwischen der Stadt Wien und dem ORF vorliegt, eine Kapitalzufuhr von knapp 9 Millionen EUR. Ich ersuche Sie daher dringend, ja, ich fordere sie auf, dieses Gremium hier wertzuschätzen und in Zukunft auch ernst zu nehmen. Kein Aufsichtsrat auf der ganzen Welt – und in Wahrheit ist der Gemeinderat so etwas Ähnliches wie ein Aufsichtsrat – würde solche Beschlüsse fassen. (Beifall bei der ÖVP.) Und wir beschließen die Kapitalzufuhr von knapp 9 Millionen EUR auf Pump. Es werden wieder neue Schulden gemacht. Meine sehr geehrten Damen und Herren von Rot-Grün, wenn Sie ein Quartal auf Ihre Werbeeinschaltungen verzichteten, bräuchten wir nicht auch noch zusätzlich Schulden zu machen. Wir werden daher auch dem Antrag der FPÖ zustimmen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke. – Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Kickert. GRin Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich werde es genau umgekehrt machen wie meine Vorrednerin. Ich werde zum zweiten Akt, nämlich zum Eurovision Song Contest sprechen, nicht, weil ich dafür in irgendeiner Weise eine Expertin bin noch bin ich im entsprechenden Ausschuss gewesen, aber ich habe mir nicht erspart, mir anzusehen, was dieses Ereignis ist, welche Möglichkeiten es für die Stadt Wien bringt und wie im Großen und Ganzen andere Städte mit diesem Ereignis in finanziellen Fragen umgegangen sind. Ich finde, das ist eine der spannendsten Herausforderungen, Gemeinderätin zu sein, sich auch in Materien zu vertiefen, die man möglicherweise nicht von vornherein auswendig kennt. Der Song Contest ist ein spannendes jährliches Ereignis, das ich zugegebenermaßen nicht jedes Jahr verfolge, aber bei meiner Suche nach Informationen darüber habe ich feststellen müssen, dass es tatsächlich ein Großereignis ist. Ein Großereignis, das kaum mit anderen zu vergleichen ist, maximal noch mit sportlichen Großereignissen. Dieses Ereignis erreicht manchmal sogar mehr als 190 Millionen ZuseherInnen weltweit, nicht nur in Europa – und wenn ich von Europa spreche, dann meine ich ganz Europa, weitestes Europa –, aber auch zum Beispiel in Australien, Neuseeland und in zunehmendem Maße sogar auch schon in Asien, China oder Japan. Wir haben hier etwas, was aus meiner Sicht vergleichbar ist mit einer Europameisterschaft oder sogar einer Fußball-Weltmeisterschaft. (Zwischenruf von StR Mag Manfred Juraczka.) Ja, von den Zuschauerzahlen vor dem Fernseher sehr wohl. (Neuerlicher Zwischenruf von StR Mag Manfred Juraczka.) Dann sagen wir bei der Europameisterschaft, Europa schon, was das betrifft. Wir haben eine Berichterstattung, die über zwei Wochen dauert im Kern des Veranstaltungszeitraumes, aber eigentlich beginnt die Berichterstattung schon jetzt. Eigentlich werden alle teilnehmenden Länder, und das werden rund um die 40 sein, sich jetzt schon damit beschäftigen, was für ein Lied aus ihrer Sicht wohl zu Wien passt, was für ein Lied aus ihrer Sicht bei diesem Ereignis, bei diesem Contest Chancen hat. Es gibt tatsächlich wenig Ereignisse, die nämlich so regelmäßig stattfinden und ein so hohes Interesse erwecken von, sagen wir, Aserbaidschan bis Irland, von Portugal bis – was haben wir denn da oben – nehmen wir Russland oder von Israel bis Island. Irgendeine Richtung könnte ich jetzt noch suchen, aber da schlägt meine nichtfundierte Geographie zu. Wenn es diesen Eurovision Song Contest nicht gäbe, müsste man ihn eigentlich fast erfinden, weil das wirklich eines der wenigen Ereignisse ist, das viele, viele unterschiedlichste Menschen anspricht, alte wie junge, viele, viele Menschen aus unterschiedlichen Sprachen und Kulturen, und es wirklich so etwas ist wie ein gemeinsames Erleben, zugegeben auf einer Ebene des Entertainments und der Popkultur, das aber tatsächlich eine Verbundenheit auf diese Ebene über alles Trennende hinaus bietet. Und nächstes Jahr, wenn dieser Contest zum 60. Mal stattfindet, hat Wien die Möglichkeit, Gastgeberin zu sein. Wir alle wissen schon, zumindest aus den Medien, das Motto ist „Brücken bauen.“ – auf Englisch heißt es dann „Building bridges.“ –, und ich finde, das ist ein sehr, sehr passendes Motto für Wien als Gastgeberin, als Brückenbauerin für all diese Verbundenheit und für all diese Möglichkeiten. Wien hat auch als Stadt tatsächlich interessante Chancen. Ich habe mir die Mühe gemacht, mir anzusehen, wo die Veranstaltungsorte in den jeweiligen früheren Städten waren. Im Unterschied zu den früheren Veranstaltungsorten wird Wien dieses Ereignis relativ im Zentrum machen. Relativ, wenn man sonst als Zentrum die Innere Stadt nimmt. Ich behaupte, der 15. Bezirk ist durchaus auch im Zentrum Wiens. Ein bissel Lokalpatriotismus darf sein. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es wird daher tatsächlich möglich sein, dieses Ereignis als ein Ereignis der kurzen Wege zu organisieren, es wird möglich sein, sehr, sehr viele der TeilnehmerInnen direkt in der Stadt unterzubringen. Anders übrigens als in anderen Städten, da war der Veranstaltungsort fast immer am Stadtrand oder etwas weiter außerhalb. Es gibt, das muss ich zugeben, wenig Ex-post-Zahlen, also Zahlen, was denn nachher tatsächlich war, Analysen zu dem, was erwartet wurde, und Analysen zu dem, was tatsächlich eingetroffen ist, aber von Malmö gibt es etwas. Malmö war 2013 dran, also nicht so weit weg, und wir können tatsächlich mit ungefähr 50 000 BesucherInnen rechnen. Diese Besucher und Besucherinnen werden die Veranstaltungen mehrmals besuchen, sie werden mehrere Nächtigungen buchen. Zu diesen ungefähr 50 000 BesucherInnen kommen noch zwischen 1 500 und 2 000 JournalistInnen und ungefähr noch einmal 1 500 TeilnehmerInnen mit den Länderdelegationen. Malmö hatte 65 000 Übernachtungen zu verbuchen, und für Malmö ist ausgerechnet worden, dass jede dieser BesucherInnen und TeilnehmerInnen Ausgaben von 560 EUR pro Person und Aufenthalt gebracht hat; exklusive Ticketkauf. Das heißt, das, was sie in der jeweiligen Stadt ausgegeben haben, waren mehr als 500 EUR pro Person. Ich glaube also, im Großen und Ganzen können wir uns darauf verlassen, dass die im Akt vorgeschlagene Unterstützung für die Austragung des Eurovision Song Contests tatsächlich auch etwas bringt. Auch beim Durchschauen aller anderen Kosten anderer Städte – da wird es nämlich schwierig, oft geben sie die Kosten an, die nur die Rundfunkanstalten getragen haben, und geben nicht bekannt, wie viel die jeweiligen austragenden Städte dazu beigetragen haben – liegen wir, soweit ich das feststellen konnte, tatsächlich im Bereich einer realistischen Subvention oder einer realistischen Ausgabe der Stadt. Düsseldorf hat knapp 10 Millionen Ausgaben gehabt, für Malmö war es nicht herauszufinden, wieviel die Stadt beigetragen hat. Aber so gesehen denke ich mir, dass diese Mittelübertragung Hand und Fuß hat. Ich als Noch-nicht-Fan des Eurovision Song Contests freue mich wirklich darauf, mir nächstes Jahr die 60. Durchführung des Eurovision Song Contests live ansehen zu können. Vielleicht werde ich ja noch ein Fan werden, aber das, was ich jetzt schon sagen kann, ist: Der Werbewert für Wien und für diese Stadt ist nicht mit dem Geld zu messen, das wir hier beschließen werden mit diesem Akt. – Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. – Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Kops. GR Dietrich Kops (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Die beiden Poststücke 30 und 31 betreffen die MA 53, den PID, den Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien, das private Werbe- und Marketingbüro der SPÖ. Beim genaueren Durchlesen, meine Damen und Herren, merkt man, man ist im Vorwahlkampf. Bei der Postnummer 30 geht es um einen neuen Vertrag mit der Stadt Wien Marketing GmbH. Der bestehende Vertrag wäre noch bis März 2017 gegangen. Da frage ich mich schon, warum der vorzeitig gekündigt wird, aber wenn man weiterliest, weiß man, warum – Frau Leeb hat das ja schon angesprochen –: Es kommt zu einer Erhöhung. Schlechter für die GmbH wird es nicht sein, aber der Steuerzahler zahlt ja wieder die Zeche. Die Stadt Wien Marketing GmbH ist unter anderem für die Durchführung der Großveranstaltungen wie Silvesterpfad, Eistraum und Filmfestival zuständig – eigentlich sehr interessant, denn das sind gute Veranstaltungen. Was aber negativ auffällt, ist die pausenlose Inseratenschaltung der Stadt Wien, sprich, Eigenwerbung der Stadtregierung. Diese Inserate könnte man sich sparen, denn Filmfestival, Silvesterpfad, Eistraum sind hinlänglich bekannt. Die Wiener Bevölkerung weiß, dass das alljährlich stattfindet, so wie alljährlich das Christkind kommt, meine Damen und Herren. Dafür braucht die Gemeinde Wien keine Steuergelder verschwenden. Für die Durchführung dieser Veranstaltung, meine Damen und Herren, erhält die Stadt Wien Marketing GmbH ab 2015 eine stolze Summe von rund 6,5 Millionen EUR. Das ist wieder eine Erhöhung, wobei es 2015 zusätzlich 1,2 Millionen für die Marketing GmbH gibt. Ganz nach altsozialistischer Methode gibt es einen Fünfjahresvertrag, denn das ist natürlich einfacher: Mit der Option auf eine Verlängerung um drei Jahre, meine Damen und Herren, kann man besser wirtschaften. Die Stadt Wien Marketing GmbH wurde von der SPÖ nur deshalb gegründet, damit kein formelles Vergabeverfahren nach dem Bundesvergabegesetz 2006 durchgeführt werden muss. Es könnte ja, meine Damen und Herren, eine andere Firma günstiger anbieten, und das will man ja nicht. Man will ja nicht sparen. Der Steuerzahler zahlt es. Auf der einen Seite, meine Damen und Herren, wird die Wiener Bevölkerung ausgepresst wie eine Zitrone, werden Gebühren, Steuern am laufenden Band erhöht, und auf der anderen Seite gibt die rot-grüne Stadtregierung immer mehr für Eigenwerbung aus. Das sieht man ja auch aktuell in der heutigen oder gestrigen „Kronen Zeitung“ oder in anderen Printmedien. Hier wird laufend gerade von Ihrem Ressort, Herr StR Oxonitsch, fleißig Eigenwerbung betrieben. Und das lehnen wir ab, meine Damen und Herren. Wir werden dieser Post nicht zustimmen. Jetzt ganz kurz zur Postnummer 31. Hier geht es, wie schon erwähnt, um den Eurovision Song Contest 2015. Ich habe mir den Akt – wobei man bei diesen drei Blattln nicht wirklich Akt sagen kann – mitgenommen. Es steht ja nicht viel drinnen. Prinzipiell ist es ja eine gute Sache, auch wie meine Vorrednerin erwähnt hat, dass der Song Contest in Wien stattfindet und ausgetragen wird. Aber es geht um die Abwicklung, um die Durchführung. Hier gibt es wieder einige Fragen, die offen sind. Im Poststück heißt es, dass die Stadt Wien mit Leistungen in einem Gegenwert von 11,7 Millionen beteiligt sein wird. Weiteres heißt es, dass die „unentgeltliche Bereitstellung der Stadthalle“ rund 8,9 Millionen kosten wird. Da frage ich mich: die „unentgeltliche Bereitstellung“? Ist die Bereitstellung jetzt unentgeltlich oder kostet die Bereitstellung der Stadthalle etwas? – Das ist auch ein bisserl dubios, nebulos. Ungefähr 3 Millionen EUR, meine Damen und Herren, entfallen auf Leistungen der Stadt Wien Marketing GmbH sowie Kommunikationsmaßnahmen des Presseinformationsdienstes. – Also wieder Eigenwerbung der SPÖ, hier werden wieder fleißig um 3 Millionen EUR Inserate geschaltet. Des Weiteren werden die Posten für die Finanzmittel aufgelistet, wie zum Beispiel die Basismietkosten, Hallenmiete. Wie oben schon erwähnt: unentgeltliche Bereitstellung oder 9 Millionen Kosten? – Klar ist das nicht, es geht aus den drei Blattln nicht hervor. Dann die mit dem ORF vereinbarten Investitionen: welche Investitionen? – Das steht auch nicht drinnen, darüber erfährt man auch nichts. Abschlagszahlung für schon gebuchte Veranstaltungen: in welcher Höhe? – Das steht auch nicht drinnen, das erfährt man nicht. Also, meine Damen und Herren: Alles in allem recht vage gehalten und nicht sehr transparent. Aber abschließend werden wir zähneknirschend diesem Antrag doch zustimmen, weil prinzipiell der Song Contest eine gute Sache für die Gemeinde Wien und für die Stadt ist. – Danke, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort gelangt Kollege Aigner. – Bitte. GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Ja, ich kann es kurz machen, weil wir ja ohnehin schon sehr viele Argumente bezüglich der Austöchterungen und so weiter ausgetauscht haben. Und ich kann meiner Frau Kollegin Isabella Leeb beipflichten, als Jurist so einen Vertrag zu sehen, der so unjuristisch ist, der so blumig ist, mit einer Präambel, und so weiter. Das einzig Erfreuliche bei diesem Vertragsentwurf mit der Stadt Wien Marketing ist, dass es sich um eine 100-Prozent-Tochter der Stadt Wien handelt. Die Mutter kann natürlich die Tochter sozusagen mit einem Federstrich aus dem Firmenbuch auch wieder löschen, und dann wäre der Vertrag hinfällig. Das ist mehr oder weniger die einzige Hoffnung, die einem bleibt, angesichts dieser eigenartigen Konstruktion, mit der man hier im eigenen Bereich eine Gesellschaft nach der anderen gründet und mit Geld versorgt. Ein Wortungetüm – ich werde mich bemühen, es richtig auszusprechen: Die Stadt Wien Marketing ist verpflichtet, die vom PID genehmigten Konzepte innerhalb des freigegebenen Gesamt-/Einzel-Veranstaltungsbudgetrahmens umzusetzen. – Also auch das ist eine Kreation, die zu der blumigen Präambel sehr gut passt. Die zweite Sache mit dem Song Contest ist die, dass man ja im Prinzip als Oppositionsmandatar so einen Akt eigentlich wirklich nicht beschließen darf, denn es geht um 9 Millionen EUR und wird wieder mit einem Hymnus abgespeist, wie toll das ist. – Ja, es ist wirklich schön, dass wir den Song Contest veranstalten. Aber das ist auch eine Präambel. Es gibt keinerlei Informationen, was da wirklich abgedeckt und umfasst ist. Man ist auch nach Nachfrage im Ausschuss nicht wirklich gescheiter geworden. Die Frage, was ist jetzt mit der Klimaanlage, brauchen wir die, wer zahlt die, wurde mehr oder weniger achselzuckend hingenommen. Oder? (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Das stimmt nicht! Das war nicht achselzuckend!) – Na ja, es ist keine Antwort gekommen, was jetzt los ist mit der Klimaanlage, ob wir sie zahlen müssen oder nicht. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Das ist ganz klar, der ORF ist für die Klimaanlage zuständig!) – Der ORF zahlt die Klimaanlage? Ja, ich weiß nicht. Es war eher so, dass es, als wir gefragt haben, was mit der Abmachung mit dem ORF ist, geheißen hat, die wird erst verhandelt, aber man muss jetzt sozusagen das Budget freigeben. Die Frage ist: Bekommen wir dann diese Abmachung oder nicht? Warum muss man jetzt schon die Mittel beschließen, wenn es noch nicht einmal die Abmachungen gibt, wo dann wahrscheinlich auch diese Frage zu behandeln ist, was jetzt mit der Klimaanlage ist. Also insgesamt ist das Ganze ausgesprochen unerfreulich, so erfreulich es ist, dass wir den Song Contest ausrichten. Es ist letztlich auch eine Missachtung dieses Gremiums, wenn man bei solchen großen Summen mit so dürftigen und dürren Informationen abgespeist wird. Und auch nicht einzusehen ist – und in dieser Beziehung möchte ich dann auch einen Antrag einbringen –, warum man bei einem 12-Milliarden-Budget die Kosten des Song Contest zur Gänze über Schulden finanzieren muss. Wir haben jetzt noch das laufende Budgetjahr, da gibt es einen Budgetvollzug, wir haben das nächste Jahr: Es kann doch nicht sein, dass man da nicht wenigstens einen Teil dieser zusätzlichen Mittel woanders aufbringt. Einfach zu sagen, wir eröffnen einen neuen Posten und das wird mit Darlehen und Schulden finanziert, zeigt ja auch, dass man eigentlich nicht sonderlich kreativ ist, sondern für jede Gelegenheit dankbar ist, um auch das Werbebudget aufzustocken. In dieser Beziehung möchte ich gemeinsam mit meinen Kollegen Dietbert Kowarik und Dietrich Kops einen Beschlussantrag einbringen, dass wir den zuständigen Stadtrat ersuchen, zumindest einen Teil der Mittel für den Song Contest durch Umschichtungen etwa aus dem städtischen Werbebudget zu bestreiten. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrages beantragt. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Nächster Redner ist GR Vettermann. – Bitte. GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zwei, drei Vorbemerkungen zu meinen VorrednerInnen machen und dann auch zu den beiden jetzt zur Diskussion stehenden Aktenstücken sprechen. Zunächst zur Kollegin Leeb, weil Sie immer alles so kritisch sehen: Ich höre auch positive Stimmen aus der Wirtschaft über die Aktivitäten, die die Wien Marketing macht, sagen wir einmal, Eistraum, sagen wir, Filmfestival. Vielleicht sollten Sie dort einmal nachfragen, ob das alles so negativ erlebt wird – ich glaube nicht. In einem haben sie ja recht: Sie sagen, es steht drinnen, dass die Stadt Wien Marketing eine Erfolgsgeschichte ist. Das ist richtig. Wenn Sie sagen, das ist poetisch oder eine Ode, mag das sein. Mir ist das aber sprachlich egal, in der Sache ist es richtig. Und ehrlich gesagt, nachdem ich selbst auch hin und wieder Texte schreibe: So poetisch ist es auch wieder nicht, man versteht schon, worum es geht. Ich werde jetzt auch nicht noch einmal diskutieren – denn ich habe es schon in der Vergangenheit x Mal diskutiert – und mich weder in den Prater verschleppen lassen noch zur EURO 08“, die, glaube ich, auch im Bewusstsein der Wienerinnen und Wiener durchaus positiv dasteht und sich ja auch von den Fakten her dann positiv entwickelt hat. Das also dazu. Dass Sie hier den PID und den Bürgerdienst vergleichen: Sie sind doch schon lange genug bei uns im Haus, Sie sollten doch wissen, dass beim PID auch die Personalkosten zur Gänze drinnen sind, beim Bürgerdienst nicht zur Gänze, sondern im Sammelansatz, dass das rein die Aktivitätskosten sind. Das eine mit dem anderen zu vergleichen, ist einfach unseriös, und ich glaube hier an böse Absicht und nicht an Unvermögen – und das macht die Sache aber nicht besser. Von einigen ist gekommen, dass wir ja noch keinen Vertrag haben: Für mich war es immer klar, der Vertrag wird kommen, wenn das Geld beschlossen ist. Der ORF wird ja nicht umgekehrt abschließen, wenn noch unsicher ist, ob es überhaupt die Bereitschaft gibt, die zugesagten Mittel auch einzusetzen. Es ist doch klar, dass das eine mit dem anderen korrespondiert und zusammenhängt. Daher kann das von der zeitlichen Abfolge her nur so ablaufen, was aber nicht bedeutet, dass wir nicht schon Pflöcke eingeschlagen haben und unsere Stellungnahme auch dazu klar ist. Dass den Kollegen Kops ein Fünfjahresvertrag stört, ist, wie ich vermute, die Assoziation zum Fünfjahresplan, aber in einen Fünfjahresvertrag kann man auch Halbjahrespläne, Zweijahrespläne, Dreimonatspläne hineinbringen. Sie brauchen da keine ideologischen Bedenken zu haben, und dass wir es verlängern können, aber nicht müssen, finde ich auch nicht schlecht. Ein paar Anmerkungen zur Werbung: Sie sagen, das Christkind kommt jedes Jahr. Aber schauen Sie einmal, wie viel Werbung mit dem Christkind gemacht wird. Der Weihnachtsmann kommt tausend Mal vor, obwohl Weihnachten auch jedes Jahr kommt. Es liegt in der Sache einer jeden Großveranstaltung, dass wir unsere Veranstaltungen immer wieder aufs Neue bewerben. Es gibt ja erstens einmal Touristen, zweitens werden sich auch die Wienerinnen und Wiener neu orientieren, haben es wieder vergessen, sind verunsichert, wenn sie keine neue Info kriegen. Übrigens ist nicht jedes Inserat auch schon eine Werbung, und schon gar keine Eigenwerbung. Denn wenn wir zum Beispiel eine Hotline gegen Gewalt oder dergleichen bewerben, kann man zwar sagen, wenn es so etwas überhaupt gibt, nützt das auch der Stadträtin, aber dann kann man überhaupt über nichts mehr informieren. Denn natürlich sind alle Aktivitäten, die positiv erlebt werden, irgendwie im Rückschluss gut für diejenigen, die in der Regierung sind. Aber das ist erstens der Bonus, den wir haben, und zweitens ist es dann auch die Frucht dessen, wenn wir eine entsprechend gute Politik machen. Wenn Sie sagen, da stehen öfters Werte drinnen, aber wir geben das Geld nicht aus, muss man sagen: Leistungen haben auch einen Wert, ohne dass wir jetzt zusätzliches Geld in die Hand nehmen. Dementsprechend weiß ich nicht, was Sie da wiederum verwirrt. Kollege Aigner, Sie haben einen Satz vorgelesen und gefragt, was das bedeuten soll: Na, da geht es darum, dass wir im Finanzrahmen bleiben. Das sagt der Satz für mich ganz eindeutig und klar, und ich finde es ein gutes Vorhaben. Was man daran schwierig findet, nur weil er zwei Beistriche hat? – Gut, okay, man kann sagen, bitte, schreibt nur mit einer Nennformgruppe, um auch das bei den Anträgen zu simplifizieren. Das können wir gerne weiterleiten, aber in der Sache war es, glaube ich, klar, worum es geht. Wir wollen im Finanzrahmen bleiben, ich glaube, das sollten wir unterstützen, mit dem heutigen Beschluss werden wir das tun. Zur Wien Marketing wurde ja schon gesagt: Der Vertrag wird auf neue Beine gestellt, das ist gut, denn an sich wurde sie ja errichtet, um den Eistraum, den Silvesterpfad, das Filmfestival zu gründen. Wir liegen ja bei City Events am Spitzenplatz. Einer der Gründe sind ja gerade diese Veranstaltungen, aber die haben sich auch entwickelt, es braucht also auch da mehr Geld. Wenn man sich den Eistraum anschaut, da kann ich mich erinnern, wie groß mir das vorgekommen ist, auch deshalb, weil die ursprüngliche Eisfläche zum Beispiel schon damals größer war, als ich es zumindest von New York in Erinnerung hatte. Inzwischen geht das durch den ganzen Park, die zweite Eisfläche, und so weiter. Wie die einzelnen Veranstaltungen wachsen und sich entwickeln, ist ja für sich genommen schon eine Erfolgsgeschichte. Aber wir wollten eben auch Flexibilität haben, weil bei der Gründung auf diese ursprünglichen Veranstaltungen fokussiert wurde, wir daher auch keine Flexibilität hatten. Und vieles, von dem wir gesagt haben, das soll auch die Wien Marketing übernehmen, haben wir ja auch gemeinsam mit der Opposition beschlossen, also mit allen Parteien. Da braucht es immer Zusatzvereinbarungen. Der jetzige Vertrag schafft diese Flexibilität, damit wir das auch entsprechend schnell machen können. Wir können auch Event-Beratung machen, da gibt es durch die vielen Jahre der erfolgreichen Arbeit auch entsprechendes Know- how – das kann und soll man ja auch zur Verfügung stellen. Wir wollen ja auch, dass hier ein Büro geführt wird und dass auch Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird, bei Messen, bei Tagungen, bei Konferenzen. Das alles wollen wir zusätzlich haben, das muss man aber auch entsprechend budgetieren. Dann wurde gesagt, der Song Contest sei sozusagen ein Freibrief: Es steht aber ganz klar drinnen, dass es einmal 6,374 Millionen und dann 5,374 Millionen sein werden. Das heißt, es ist auch hier ganz klar, dass es dann wieder hinuntergeht, zwar mehr, als es heute ist, aber durch diese größere Flexibilität und das Wachsen an sich ja begründet. Das andere war klar ausgewiesen und wird nicht jedes Mal gegeben, sondern wird dann wieder zurückgefahren. Auch das ist klar dokumentiert und klar ausgesprochen in der Sache. Es ist aber auch selbstverständlich, dass man das auch bewirbt und dafür auch Geld in die Hand nimmt. Denn es wäre schon ein wirkliches Versäumnis, wenn man sich dafür ausspricht, aber sonst nichts macht und wartet, ob eh wer kommt. Es ist klar, dass wir auch bei der Bewerbung des Eurovision Song Contest einen Schwerpunkt machen wollen, auch in anderen Staaten und Ländern, bei uns bei „wien.at“, mit Werbeflächen bei der Einfahrt, mit dem Rolling Board. Wien bekommt dafür aber auch einiges zurück. Es wurde ja schon gesagt, wir rechnen mit 40 000 Live-Zusehern bei 9 Veranstaltungen, wir werden einen Werbewert bekommen von den ganzen Zusehern – 100 Millionen … (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Manche sagen 400!) – Manche sagen 400? 400 habe ich noch nicht gehört, aber auf alle Fälle sagen wir einmal viele Hundert Millionen Zuseher, und das ist ja schon entsprechend. Es ist ja auf alle Fälle schon diese von uns geplanten Aufwendungen wert. Zum Eurovision Song Contest selbst und den 8,89 Millionen noch kurz gesagt: Warum hat sich das überhaupt so lange gezogen, wenn die meisten es ja eigentlich erwartet haben, dass es in Wien ist? – Die Welt hat ja von Anfang an geglaubt, es wird in Wien stattfinden. Und wir haben, was wir heute beschließen, auch immer wieder gesagt, nämlich, dass wir zu zahlen bereit sind. Wir waren ja in einem starken, ich will nicht sagen, Wettbewerb, aber es hat eine starke Diskussion gegeben, weil ja viele andere Städte, die infrastrukturell von der Größe und der Logistik aber weniger geeignet gewesen wären – nach meiner persönlichen Meinung, ich will ja niemandem etwas Schlechtes nachsagen –, gesagt haben, wir zahlen alles oder viel, viel mehr. Und wir haben versucht, nicht in einen Lizitationswettbewerb hineinzukommen, sondern bei unseren Zahlen zu bleiben. Das war auch richtig und gut gedacht, und daher kommen wir jetzt auch zu den 8,89 Millionen, gerade für den 60. Song Contest. Ich glaube, es ist ja auch klar, worum es hier geht: Es geht um die Basismietkosten. Dann sind zum Beispiel auch Abschlagszahlungen bei der Stadthalle dabei, was ja auch klar ist, weil die natürlich schon Veranstaltungen fixiert hatten, die sie entweder verschieben müssen oder ganz absagen – auch das kostet etwas. Die Leistungen, die wir hier bringen, sind ja auch klar aufgeführt, ich will jetzt gar nicht alle vorlesen. Aber warum Wien? – Da muss ich schon sagen, dass wir die Destination sind, die das auch wirklich entsprechend durchführen wird können. Wir haben nämlich Direktflüge aus 177 Ländern. Wir haben täglich tausende Zugverbindungen. Wir haben auch die Hotelkapazität. Bei anderen Städten wäre die Frage aufgetaucht, die landen zwar, aber wo sollen sie schlafen, wo sollen die überhaupt alle untergebracht werden. Wir haben 50 000 Hotelbetten im Umkreis von 5 km, wenn man den Radius von der Stadthalle aus zieht. Und es ist auch etwas los. Falls einer dann doch nicht zu der einen Veranstaltung, sondern gerne ausgehen möchte, dann erwartet der sich irgendwo ein pulsierendes Leben. Da ist er in Wien richtig. Man braucht ja Ihnen und uns nicht erzählen, was bei uns jede Nacht, jeden Abend sowieso los ist. Das können wir also entsprechend auch anbieten. Wir haben dieses dichte Öffi-Netz, was dazu führt, dass man öffentlich auch ordentlich weiterkommt und das für die Akkreditierten ja auch kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Wir werden diese auch hier im Rathaus mit einem Empfang beehren. Und auch das sind ja alles Kosten und Werte, die man berechnen muss. Alles in allem glaube ich, dass wir da durchaus vergleichbar mit anderen Städten im Rahmen geblieben sind, dass wir uns da nicht in eine Lizitationsschleife hineingebracht haben, aber dass man richtigerweise sagen muss, wir werden davon auch einiges bekommen. Es ist gut angelegtes, gut ausgegebenes Geld. Es sollte uns auch ein bisschen stolz machen, dass wir uns in der Sache selbst dann wirklich durchgesetzt haben, denn mit dem Eurovision Song Contest kommt nach Wien, was nach Wien gehört. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Nächster Redner ist Kollege Ebinger. GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Beim Kollegen Vettermann war eine interessante Körpersprache zu beobachten. Er hat ja eigentlich nett mit uns geredet und versucht, uns zu überzeugen, warum das super ist, hat aber eigentlich immer nur seinen Stadtrat angesprochen. Vielleicht damit der sieht, dass er das alles gut gelernt hat! (GR Heinz Vettermann: Das ist eine Frage der Sympathie! – GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist sehr tief!) – Das ist doch nicht tief! (GR Kurt Wagner: Aber unnötig!) – Bitte, also wirklich, so empfindlich seid ihr, dass das schon tief ist. Dann dürfte ich jetzt gar nicht mehr … (Beifall bei der FPÖ.) Aber zuerst zur Frau Kollegin Kickert: Das war ja sozusagen mehr oder weniger eine Rede, die uns erklärt, dass ein Song Contest in Wien etwas Gutes ist. Dem kann man ja so schon zustimmen. Ist ja klar, an die 6 000 Betten sind schon reserviert, und so weiter. Ich bin auch nicht dagegen. Aber man kann jetzt nicht sagen, das bringt so und so viel Umwegrentabilität, denn in dieser Zeit wären ja auch andere Leute hier gewesen, die auch Geld ausgegeben hätten. Also ganz kann man das so nicht argumentieren. Aber ich gebe zu, ich stimme zu, es ist ein Event in der Musikstadt Wien – es ist was Gutes. Aber das ist ja nicht der Punkt, warum wird jetzt beim, ich glaube, Tagesordnungspunkt 30 zur Stadt Wien Marketing GmbH nicht zustimmen. Nicht, weil wir, wie der Kollege Vettermann gesagt hat, glauben, dass der Eistraum oder der Silvesterpfad nicht gut sind, sondern weil wir uns fragen, warum die Magistratsabteilung 53, die das vielleicht mit ihren Leuten machen kann, Geld nimmt und eine GmbH gründet, die auf der einen Seite natürlich wieder der Kontrolle der Opposition entzogen ist und die auf der anderen Seite alleine wegen der Leute, die sie führen, schon wieder extra Geld kostet. Das ist es. Das heißt, ein Teil dieses Geldes wird ja nur zur Verfügung gestellt, damit Geschäftsführer und Mitarbeiter dort vielleicht ein höheres Gehalt bekommen, als sie es als Beamte kriegen würden. Und das ist etwas, was quer durch die ganze Stadt Wien geht. Einerseits Auslagerungen, damit die Opposition nicht kontrollieren kann, andererseits kann man etwas Gutes für Freunde tun. Ob die Arbeit gut ist oder nicht, haben wir überhaupt nicht kritisiert, wenn wir hier jetzt dagegen stimmen. Und es stimmt auch, es ist nur 1 Million für 2015 mehr, und sonst nichts. Okay, soweit zum Punkt 1. Was mich bei, ich glaube, es ist Akt 31 stört: Es ist, so wie die Kollegin Leeb gesagt hat, eigentlich eine Nichtachtung der Opposition, uns so einen Akt zu geben. Ich habe Zeitungsartikel von Ihnen gelesen, da steht viel genauer drinnen, was mit diesen 11,7 Millionen EUR passieren soll. Ich möchte vielleicht noch vorausschicken: Es gibt natürlich auch Kritik von Graz und von Innsbruck, die sich gefragt haben, warum überhaupt ein Wettbewerb gemacht wurde, wenn es dann sowieso in Wien stattfinden soll. Wir als Wiener haben natürlich nichts dagegen, dass es in Wien stattfindet. Wir hinterfragen aber die Kosten. Eigentlich sollten wir ja beim Akt 31 nur Punkt 1 zustimmen, damit ermöglicht wird, Maßnahmen für die Durchführung zu setzen. Denn es krampft sich mir schon alles zusammen, dass die Wien Holding ein Kapital kriegt. Sie werden das verstehen, denn wenn ich etwa frage, was die bei den Vereinigten Bühnen verdienen, bekomme ich als Antwort: „Datenschutz!“, obwohl wir 42 Millionen Steuergelder hineingeben. Da krampft es mir alles zusammen, denn als gebranntes Oppositionskind weiß ich, dass wir da nie etwas erfahren werden (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Im Akt steht: „Die Wien Holding GmbH wird durch die Abbildung des Projektes in einem eigenen Rechnungskreis die ordnungsgemäße Abwicklung und Verwendung der Finanzmittel sicherstellen.“ – Okay, aber wird sie diesen Rechnungskreis auch der Opposition mitteilen, sodass wir auch Kontrolle ausüben können? – Das ist etwas, was ich von Ihnen verlange, dass wir das auch kontrollieren können! (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Das ist genauso stadtrechnungshofpflichtig wie alles andere auch!) – Ja, Herr StR Oxonitsch, das ist jetzt ein Grenzbereich, das wird nicht bei der Kultur behandelt. Aber ich habe diese Diskussion bei den Vereinigten Bühnen gehabt. Da hat der Stadtrechnungshof geprüft, warum der Herr Generaldirektor Drozda, der Mitte 2008 gekommen ist, eine Ganzjahresprämie auf Vorschlag des Mehrheitseigentümers, also der Stadt Wien, bekommen hat. Und ich habe dann in einer Dringlichen Anfrage den StR Pokorny gefragt, warum er eine Ganzjahresprämie bekommen hat, wie hoch die ist, obwohl er nur ein halbes Jahr dort gearbeitet hat. Die Antwort war: „Datenschutz!“ Und im Stadtrechnungshofbericht steht zwar drinnen, dass er sie gekriegt hat und dass sie das kritisieren, aber was und wofür er das gekriegt hat, steht dort auch nicht drinnen. Also so ist das auch nicht. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Aber bitte, wir freuen uns, wenn das bei Ihnen anders ist. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Steht im Akt, dass ein Geschäftsführer eingestellt wird?!) – Nein, in diesem Akt steht überhaupt nichts wirklich Wissenswertes. Es steht: Die unentgeltliche Bereitstellung der Wiener Stadthalle beträgt 8,89 Millionen. – Das ist auch eine gute Formulierung an sich, dass eine unentgeltliche Bereitstellung so viel kostet. Okay. Jetzt habe ich in dem Artikel gelesen, wir brauchen die Stadthalle quasi sieben oder acht Wochen – für neun Veranstaltungen! Ich muss gestehen, ich weiß auch nicht, wozu man da neun Veranstaltungen hat – wir haben zwei Semifinale und ein Finale, vielleicht gibt es da noch eine Probe? –, und die sind zwischen 19. und 23. Mai. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: So schwer ist es nicht!) – Na ja, aber wenn wir dort auch die österreichische Auswahl machen, das weiß ich nicht, aber bitte. Neun Veranstaltungen, von 19. bis 23. Mai sind die großen Veranstaltungen. Wenn man jetzt sagt, eine Woche vorher sind die anderen, dann frage ich mich, warum man ab dem 1. April die Stadthalle blockieren muss, wo man doch vom 23. bis zum 30., also in einer Woche, alles wieder umändern kann. Abbauen kann man es in einer Woche – wozu brauchen wir sechs Wochen vorher? Das weiß ich nicht. Dann wird gesagt, die Kosten sind für Abschlagszahlungen, weil man Veranstaltungen verschieben muss. (GR Mag Wolfgang Jung: Für die Tribüne vom 1. Mai!) In irgendeinem Artikel habe ich gefunden, dass ein Mitarbeiter der Stadthalle gesagt hat, dass nur eine Handvoll Veranstaltungen betroffen ist. Wenn darunter wichtige sind, werden sich die zu Gericht begeben und nicht verschieben lassen. Aber vielleicht doch. Und eine davon ist diese Pferde-Show „Apassionata“. In einem Artikel über die Stadthalle ist auch gestanden, dass kein anderer das machen kann, weil sie viel bessere Konditionen haben. Da stellt sich mir als Opposition die Frage, wie das berechnet wird. Ich möchte auch wissen, was die Miete für die Stadthalle ist. Ist die Miete für die Statthalle pro Tag für jeden, der sich dort einmietet, gleich hoch oder wird hier vielleicht eine höhere Miete oder die Maximalmiete angesetzt? – Das ist eine Frage, die völlig offen ist. Eine andere Frage, die völlig offen ist, sind die Umbauten. Die Sprecherin der Stadthalle – das habe ich mir heute Früh noch in YouTube angeschaut – sagt, es sind minimale Umbauten. Wenn man da jetzt so schaut, dann werden die Umbauten immer größer. Ich will gar nicht von der zusätzlichen Klimatisierung, ob eine Barcelona-Kühlung oder eine Dubai-Kühlung, sprechen – ich weiß nicht, ob das wichtig ist –, aber es sind ja dann wieder Extrakosten. Aber jede Aussage darüber, was die gesamte Stadthalle pro Tag kostet und dass sie etwa noch nie billiger hergegeben worden wäre – und es ist ja auch in unserem Interesse, dass das stattfindet –, ist für uns unkontrollierbar. Wir können sie in dem Sinn nur hinnehmen. Wir können den Zeitrahmen nur hinnehmen. All diese Dinge sind sehr, sehr unbefriedigend für eine Opposition. Ich habe im Vertrag mit der Stadt Wien Marketing gelesen, dass Sie einen Vertrag mit dem ORF machen. Veranstalter ist jetzt der ORF. Jetzt frage ich mich eines: Die Stadt Wien stellt das zur Verfügung. Wer verdient eigentlich an dem Kartenverkauf? Ich würde mich freuen, wenn die Stadt Wien auch verdient. Wir haben gehört, im Akt steht 40 000, die Kollegin Kickert oder der Kollege Vettermann hat von 50 000 Tickets gesprochen. In der Zeitung steht etwas von 100 000 Tickets, weil sie ja mehrfach hingehen. Die teuersten Tickets kosten laut Zeitung zwischen 500 und 900 EUR. Da komme ich ja auf 20 bis 50 Millionen EUR. Meine Frage ist: Wer kriegt dieses Geld? Warum partizipiert die Stadt Wien nicht an dem Geld und die Kosten kommen herein? Wir machen eine Vorleistung, super, und bekommen wieder ein Geld zurück. Der ORF ist Veranstalter. Der ORF verkauft ganz offensichtlich die Senderechte an die ganze Welt, wenn 180, 190 Millionen Menschen das sehen können. Wer verdient daran? – Wenn man uns das ehrlich und offen sagt und sagt, die Stadt Wien verdient, dann freuen wir uns, wenn sie einmal ein Geschäft macht und es nicht nur der Steuerzahler zahlen muss. Und die letzte Frage, die offen bleibt, ist folgende: Die Wien Holding und die Stadthalle gehören ja der Stadt Wien. Jetzt gibt die Stadt Wien aus Steuergeld der Wien Holding, die sowieso aus Steuergeld Geld bekommt, Geld – und dann verdient wahrscheinlich die Wien Holding – und wir werden es nie wieder erfahren. Das ist unglaublich unbefriedigend. Das ist fast eine Erpressung, dass wir hier zustimmen müssen, aber sonst heißt es, wir sind gegen den Song Contest. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Aber Sie sollen unsere Kritik zur Kenntnis nehmen, und ich hoffe, dass Sie uns im Nachhinein zumindest sagen werden, wie genau diese Geldflüsse gelaufen sind. Wir würden uns alle freuen, wenn die Stadt Wien dabei sogar ein Geschäft macht. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort gelangt der nichtamtsführende Stadtrat Juraczka. StR Mag Manfred Juraczka: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Wortmeldung vom Kollegen Vettermann hat mich auch ganz kurz dazu veranlasst, zu diesem Thema Stellung zu nehmen, denn es wurde da sehr viel Richtiges gesagt. Wenn man die Kritik der Opposition, vor allem der ÖVP dann dennoch nicht versteht, erscheint es mir durchaus wichtig, aufzuklären, warum es manchmal nicht einfach ist, Dinge, die man vielleicht auch gemeinsam angehen möchte, so anzugehen, wie es sinnvoll wäre. Kommen wir zuerst zu dem vom Kollegen Ebinger schon angesprochenen Akt bezüglich der Kosten für den Song Contest. Es ist überhaupt kein Thema, ich bin da ganz bei der Frau Kollegin Kickert. Ich war auch in den letzten Jahren kein maßloser Song-Contest-Zuschauer, habe ihn aber früher öfter gesehen und freue mich irrsinnig, dass er 2015 bei uns stattfindet. Ich glaube, das eint alle Fraktionen hier. Und ja, wir sind uns auch bewusst – das sage ich zumindest für meine Fraktion –, dass so etwas Geld kosten darf, weil wir von einer Umwegrentabilität ausgehen. Nächtigungszahlen wurden genannt. Wir wissen, wir haben in dieser Stadt einen Hotel-Boom. Wir haben derzeit 12 Millionen Nächtigungen und werden da noch einiges an Nächtigungszahlen aufstocken müssen, um auch alle Betten vollzubekommen. Es ist gut, wenn wir solche Events haben. Nur, Herr Stadtrat, geben Sie der Opposition doch wirklich mehr Information, dann tut man sich leichter, Dinge auch gemeinsam anzugehen! Ich weiß schon, es ist noch nicht alles ausverhandelt, Sie können uns nicht Dinge sagen, bevor sie fertig verhandelt sind. Das ist klar. Aber – die Kollegin Leeb hat es gesagt –, wenn in der PK danach mehr erzählt wird als im Ausschuss, ist das meines Erachtens nicht notwendig. Meine Frage an Sie wäre in weiterer Folge: Wenn ein Vertrag der Stadt Wien mit dem ORF fertig ist, kriegt den der Ausschuss auch zu sehen? – Ich glaube, das wäre gelebte Transparenz für ein Ereignis, das wir alle in dieser Stadt wollen und das wir alle gemeinsam feiern wollen. Zum zweiten Thema, zum Akt, der die Erhöhung des Budgets der Wien Marketing GmbH betrifft. Auch hier irren Sie, Herr Kollege Vettermann! Wir haben nichts gegen den Silvesterpfad. Ganz im Gegenteil. Wir haben nichts gegen den Song Contest und viele andere Events. Wir haben uns aber sehr wohl erlaubt, darauf hinzuweisen, dass zahlreiche Rechnungs- oder Stadtrechnungshofberichte bei der Wien Marketing GmbH manchmal durchaus Problemstellungen aufweisen. Das wissen Sie auch ganz genau. Und wenn es jetzt einen Akt gibt, in dem Budgeterhöhungen für die Wien Marketing GmbH gefordert werden, ohne uns im Detail zu sagen, weshalb: Ja, warum seid ihr denn so g‘schamig, vielleicht sind das Events, die wir auch gerne mittragen würden? Warum sagt man es nicht? – Da sind wir bei dem, was ich heute schon einmal gesagt habe: Effizienz und Transparenz. Beim Song Contest haben Sie, wie gesagt, jede Unterstützung, da ich glaube, es hilft uns weiter. Bei der Marketing GmbH können wir ganz einfach keinen Freibrief geben. Schade darum. Aber auch hier sollte man hinterfragen, ob man nicht durch Einbindung für die Stadt mehr erreichen kann, als dadurch, manchmal die Opposition einfach dumm sterben zu lassen. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Zunächst bitte ich jene Damen und Herren des Gemeinderates, die der Postnummer 30 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mit den Stimmen von SPÖ und GRÜNEN mehrstimmig beschlossen. Wir kommen nun zur Abstimmung über Postnummer 31. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderates, die der Postnummer 31 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist einstimmig. Es liegt ein Beschlussantrag des klubungebundenen Gemeinderates Aigner und der FPÖ-Gemeinderäte Kowarik und Kops betreffend Finanzierung des Song Contest vor. In formeller Hinsicht wird um sofortige Abstimmung gebeten. Wer diesen Antrag unterstützt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind die Abgeordneten von ÖVP, FPÖ und GR Aigner. Das ist nicht die Mehrheit, der Antrag ist somit abgelehnt. Es gelangt nunmehr Postnummer 34 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft Subventionen an verschiedene Sportorganisationen. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Vettermann, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Vielen Dank, ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gelangt Herr GR Kasal. GR Mag Günter Kasal (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Ihr Ersuchen um Zustimmung habe ich vernommen. Wir werden dem Akt zustimmen. Aber es wurde vereinbart, zu diesem Geschäftsstück auch die Möglichkeit zu geben, einen aktuellen Antrag einzubringen. Und zwar einen Beschlussantrag zum Arbeiterstrandbad. Sehr geehrte Damen und Herren, Mitte August wurden manche Besucherinnen und Besucher des Arbeiterstrandbades vor den Kopf gestoßen, als die Gerüchte verbreitet wurden, dass das Arbeiterstrandbad, das Traditionsbad in der Arbeiterstrandbadstraße abgerissen, dem Erdboden gleich gemacht werden soll. Das hat viele erschüttert, manche konnten es nicht glauben. Aber spätestens am 17. September hat dann ein Mitarbeiter der Stadt Wien, es war der Leiter der MA 45, der APA ein Interview gegeben, in dem er darüber berichtet hat, dass die Hüttchen, die historischen Kabinenbereiche alle baufällig sind und nicht mehr erhalten werden sollen. Er wurde dann ein bisschen unterstützt von einer Sektionsobfrau des Arbeiterschwimmvereines, die gemeint hat, die Erhaltung des Traditionsbades wäre so teuer. Dabei habe ich mich ein bisschen an den Beginn meiner politischen Tätigkeit erinnert gefühlt, als damals das Schönbrunnerbad geschlossen wurde – das Schönbrunnerbad im 13. Wiener Gemeindebezirk. Genau dieselbe Argumentation hat es damals seitens des Bundes gegeben, was auch die Stadt Wien kritisiert hat. Damals hat es auch geheißen, die Gebäude sind baufällig, die gesamte Technik des Schwimmbades muss neu renoviert werden, das ist alles nicht finanzierbar, die Besucherzahlen sind rückläufig, das Bad muss abgerissen und für immer geschlossen werden. Damals habe ich eine Bürgerinitiative gegründet, und im Ergebnis war diese Initiative erfolgreich. Sehr geehrte Damen und Herren, wenn Sie sich heute das Schönbrunnerbad anschauen, das ist ein Traum. Es ist privat geführt, es ist erfolgreich geführt und erzielt mehr oder weniger wahrscheinlich sogar auch Gewinne, sonst hätte es ja schon lange zusperren müssen. Und jetzt kommt der entscheidende Punkt, sehr geehrte Damen und Herren. Warum können wir dieses Traditionsbad Arbeiterstrandbad nicht einfach zusammenlegen? Sehr geehrte Damen und Herren, das muss ein Freiheitlicher die Sozialdemokratie fragen? Ganz ehrlich, kommen Sie nicht von selbst auf die Idee, dass es vielleicht sinnvoller wäre, die Infrastruktur dort zu erhalten? Der Abriss der Infrastruktur – und da spreche ich jetzt von den Kabinen, einerseits von den historischen Kabinen, andererseits, da es zwei getrennte Bereiche sind, von den WC- Anlagen, von den Duschen, Sanitäreinrichtungen –, sehr geehrte Damen und Herren, kostete bei Weitem mehr, als die vorhandene Infrastruktur zu erhalten. Warum bitte macht man so etwas? Jetzt sage ich Ihnen etwas mehr oder weniger Erschütterndes. Wenn ich dann gestern von Mitgliedern der Bürgerinitiative angerufen werde und mir mitgeteilt wird, dass im Gasthaus gegenüber dem Arbeiterstrandbad ein Mitarbeiter der Stadt Wien war und dort angeblich gefragt hat, ob nächstes Jahr vielleicht die WCs von den Besuchern dieses neuen frei zugängigen Bereiches – unter Anführungszeichen, jetzt ist es ja auch frei zugängig – vielleicht die WCs mitbenützen dürfen, ja bitte, da falle ich aus allen Wolken, wenn mir das der Herr dort berichtet – er heißt angeblich Loef oder so ähnlich. Bitte, das kann ja wohl nicht wahr sein, dass ein Leiter einer Magistratsdienststelle ins Gasthaus gegenüber des Arbeiterstrandbades geht und fragt, ob man vielleicht dort die WC mitbenützen kann, weil man davor, heuer im Herbst – Oktober, November – dort alles dem Erdboden gleichmacht. Entschuldigen Sie, sehr geehrte Damen und Herren, das ist Unsinn. (Beifall bei der FPÖ.) Da sollte man eher überlegen, die Hälfte der projektierten Abrisskosten in die Sanierung zu investieren und die paar Meter Zaun, die das Arbeiterstrandbad vom Strandbad Alte Donau trennen, abzureißen – ich sage Ihnen, das kostet nicht mehr als ein paar Hundert Euro – und das Bad zu öffnen. Jedes städtische Bad würde sich freuen, oder die meisten zumindest, die im Sommer ja übergehen, wenn man vielleicht da oder dort noch eine Liegewiese dazubekommt. Dort wäre die Möglichkeit vorhanden. Aber es gibt auch noch andere Vorteile. Wenn das Bad erweitert oder zusammengelegt werden würde, würden dann die Bademeister im Sommer für die Sicherheit der Kinder und der Familien sorgen. Die würden dort aufpassen. Ich war selber Bademeister, Herr Stadtrat – ja, in meiner Jugend, während des Studiums im Hietzinger Bad –, und ich sage Ihnen, für den gesamten Bereich, über den wir jetzt diskutieren, genügen Ihnen wahrscheinlich ein bis zwei zusätzliche Bademeister, und die Wiesenflächen werden mit der vorhandenen Infrastruktur, mit den Rasenmähern des Strandbads Alte Donau weiterbetreut. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Warum soll man es nicht öffentlich zugänglich machen, wie auf der Donauinsel?) – Warum man es nicht öffentlich zugängig machen soll? – Das ist ganz einfach. Wo gehen die dann hin? – Herr Stadtrat, herzlichen Dank, Sie haben genau den Grund geliefert. Der gesamte Bereich gegenüber dem Arbeiterstrandbad ist öffentlich zugängig. Neben dem Angelibad ist der Bereich öffentlich zugängig. Sie haben 21 … (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Was ist das Problem?) – Herr Stadtrat, das Problem ist der Unsinn, dass Sie vorhandene Infrastruktur – die sanitären Einrichtungen, die Kabinen, die WCs – dann wieder neu errichten müssen, wenn Sie sie zuerst schleifen. Außerdem ist das Arbeiterstrandbad – und es ist schade, dass ich Ihnen das erklären muss – wirklich ein Bestandteil Donaustädter und Wiener Geschichte. Das Arbeiterstrandbad, sehr geehrter Herr Stadtrat, wurde 1908 oder 1909 bis 1912 von Arbeitern selbst errichtet, Herr Stadtrat. Das ist Tradition, das ist Geschichte. Die ganze Straße ist nach diesem Traditionsbad benannt. Ich muss nicht etwas zerstören, um nichts Besseres nachfolgen zu lassen. Wir haben öffentlich zugängige Bereiche. Die Leute, die dort baden gehen … (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Wo ist der öffentliche Bereich genau?) – Beim Angelibad, neben dem Angelibad. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Ja, gegenüber!) – Und der gesamte Bereich gegenüber, Herr Stadtrat. Aber ich wundere mich, dass Sie sich jetzt so engagieren, denn ich habe das Thema letztes Mal im Ausschuss eigentlich angesprochen, da wurde es relativ kurz abgehandelt. Ich habe es sehr schade gefunden, deswegen habe ich auch diesen Antrag heute gestellt, um in der Sozialdemokratie einmal wachzurütteln, dass das eigentlich ein Verbrechen an der Geschichte ist, so etwas abzureißen. Wenn man eine Überprüfung macht, ob für die ältesten der Kabinen nicht vielleicht ein Denkmalschutz sinnvoll wäre, dann würde wahrscheinlich das Denkmalamt sogar draufkommen, dass diese einen historischen Wert haben und man gar nicht abreißen soll und darf. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Da brauchen Sie ja nur einen Antrag stellen!) Aber wie gesagt, Sie haben die Sicherheit durch die Bademeister gegeben, das ist gut. Und die Zusammenlegung würde auch einem im Sommer komplett überfüllten Bad ein bisschen mehr Platz geben. Ich sage Ihnen etwas: Die Überlegung ist ja nicht meine persönliche Idee, sondern ist aus der Bürgerinitiative entstanden. Und die Bürgerinitiative sammelte mit dieser Idee mittlerweile knapp 1 000 Unterschriften pro Woche. Also es kann auch nicht so unsinnig aus Sicht der Bevölkerung sein. Und jetzt sage ich Ihnen noch etwas, Herr Stadtrat: Diese Idee, dieser Antrag, die Zusammenlegung vom Strandbad Alte Donau mit dem Arbeiterstrandbad ist auf Bezirksebene am 10. September in der Bezirksvertretung Donaustadt von den Freiheitlichen beantragt worden und die GRÜNEN haben die Idee für gut befunden, sogar einen freiheitlichen Antrag zu unterstützen. Die ÖVP hat es für gut gefunden, diesen Antrag zu unterstützen. Das heißt, wenn drei Parteien hier dieselbe Meinung teilen, eigentlich die Mehrheit haben, alle diesen Antrag gut finden und unterstützen, dann kann er nicht grundsätzlich so ablehnungswert sein, wie Sie das jetzt gerade ausdrücken. Deswegen werden wir jetzt einen Beschlussantrag an die zuständigen Stadträte für Umwelt und für Bildung, Jugend und Information und Sport einbringen. Und zwar mit folgendem Text: „Die zuständigen Stadträte der Stadt Wien mögen dafür Sorge tragen, dass der Teil des Arbeiterstrandbades, der vom Arbeiterschwimmverein nicht mehr erhalten werden kann und wo sich die historischen Kabinen befinden, in das daneben liegende Strandbad Alte Donau eingegliedert wird. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrages beantragt.“ – Ich ersuche um Zustimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort gelangt Herr GR Mag Reindl. Davor begrüße ich noch sehr herzlich im Namen des Wiener Gemeinderates die Bediensteten der Gemeinde Golling aus Salzburg. Wir befinden uns gerade in einer Debatte über Subventionen und verschiedene Sportorganisationen. Kollege Reindl. GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Von meiner Seite willkommen in Wien, meine Damen und Herren aus Golling oder Going. (GR Mag Wolfgang Jung: Golling!) – Golling. Den Sportförderungen werden ja alle zustimmen, wie ich gehört habe, was mich sehr, sehr freut. Noch ein paar Worte zum Arbeiterstrandbad: Natürlich ist es nicht erfreulich, wenn der Pächter eines Bades sich wirtschaftlich nicht mehr in der Lage fühlt, dieses Bad zu führen, noch dazu, wo es ein Traditionsbad ist. Aber ich glaube, dass jetzt mit der MA 45 ein sehr gutes Ergebnis erzielt wurde, indem einerseits mit den paar verbliebenen Besuchern dieses Bades im Rahmen von Möglichkeiten in den Nachbarbädern eine gute Lösung gefunden wurde und andererseits hier auch ein Teil des Bades öffentlich frei zugänglich ist. Ich begrüße das sehr, weil natürlich Kollege Kasal auf der einen Seite recht hat, indem er sagt, viele Teile an der Alten Donau, vor allem am nördlichen Ufer sind öffentlich zugänglich. Aber am südlichen Ufer ist eigentlich fast gar nichts zugänglich, weil hier sehr viele Pächter sind, Sportvereine, Schwimmbäder, in der kompletten Arbeiterstrandbadstraße gibt es nur einen kleinen Bereich, der öffentlich ist. Die Bäder sind sehr gut besucht, aber bei Gott nicht komplett ausgelastet, so wie du es dargestellt hast. Also auch hier ist noch genügend Kapazität vorhanden, um die Badegäste, die in ein Bad gehen wollen, auffangen zu können. Meiner Meinung nach gewinnt der Bezirk, indem wir für die Bevölkerung einen Freiraum an der Alten Donau schaffen, die sich keinen Eintritt ins Bad leisten möchte, und auf der anderen Seite hat es für die Interessen der Besucher, die weiterhin in ein Bad gehen wollen, ja über den ASV, aber auch über die anderen Bäder ein sehr faires Angebot gegeben. Wenn Bausubstanz über Jahrzehnte nicht gepflegt wird, dann gibt es halt leider nur eine wirklich sinnvolle Lösung, und die ist eben abreißen. Daher unterstütze ich auch dieses Ergebnis, das nun die MA 45 gemeinsam mit dieser Bürgerbewegung und mit dem ASV ausverhandelt hat, und bitte, den Antrag der FPÖ abzulehnen. – Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. – Dies ist einstimmig, ich danke sehr. Wir kommen zur Abstimmung über den vorliegenden Beschlussantrag der FPÖ-Gemeinderäte Kasal, Schütz, Mahdalik, Guggenbichler, Baron und Wansch betreffend Eingliederung des Arbeiterstrandbades. Es wird um die sofortige Abstimmung ersucht. Wer dem Antrag zustimmt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind der klubunabhängige Abgeordnete, die FPÖ und die ÖVP. Das ist nicht die Mehrheit, der Antrag ist somit abgelehnt. Es gelangt nunmehr Postnummer 1 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Courage - Österreichisches Institut für Beziehungs- und Sexualforschung. Zu Wort ist niemand gemeldet. Wir kommen daher sofort zur Abstimmung. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag zustimmen wollen, die Hand zu heben. – Dieser Antrag ist mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und GRÜNEN mehrstimmig angenommen. Ich schlage vor, die Berichterstattung über die Verhandlungen über die Geschäftsstücke 3, 4, 5 und 6 der Tagesordnung, sie betreffen Subventionen an verschiedene Organisationen im Bereich Integration und Diversität, zusammenzuziehen, die Abstimmung ist jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Akcay, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Safak Akcay: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schütz. GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates! Liebe Zuhörer! In den nächsten Tagesordnungspunkten geht es unter anderem um Subventionen an die Vereine Job- TransFair Gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassungsgesellschaft mbH und Sozial Global Aktiengesellschaft in Höhe von 118 647 EUR. Wenn man ein bisschen in den Akt hineinschaut, ist zu erfahren, Job-TransFair berät ältere Arbeitnehmer, um sie vor der Pension wieder in den Arbeitsprozess und in sinnvolle Beschäftigung zu bringen und einzugliedern. Grundsätzlich ist das ja eine durchaus begrüßenswerte Betätigung und ein durchaus wichtiger Bereich, wäre da nicht ein kleiner Zusatz, nämlich der, dass es ausschließlich um ältere MigrantInnen geht. Wenn ich mir jetzt aus der Arbeiterkammer die Arbeitslosenzahlen vom Juni hernehme, so haben wir 100 000 Arbeitslose in Wien, das sind 15 Prozent mehr Arbeitslose als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, und über 30 000 Personen sind in Schulungen. Viele von diesen Menschen sind über 50, das heißt, der Bedarf wäre auch für diese Leute gegeben. Da ja auch in dem heute schon diskutierten, neu veröffentlichten Gleichstellungsmonitor nicht differenziert wird, wie viele Personen Österreicher sind und wie viele Migrationshintergrund haben, ist eine Bevorzugung nur einer einzigen Bevölkerungsgruppe einfach als diskriminierender Tatbestand abzulehnen. (Beifall bei der FPÖ.) Bei Sozial Global geht es auch um die Unterstützung älterer Menschen. Auch das ist eine prinzipiell gute Geschichte, aber auch hier gibt es den Zusatz, dass es sich ausschließlich um Personen mit Migrationshintergrund handelt. Und bei Sozial Global habe ich auch noch einen weiteren schalen Beigeschmack, denn der Verein ist für mich nicht unbedingt das, was ich unter sozial verstehe. Was ich in Erinnerung habe, ist, dass 2011 Sozial Global die Hälfte seiner Mitarbeiter mit einer Änderungskündigung angeschrieben hat, damit sie gerade bei diesen Personalkosten einsparen kann. Diese Maßnahme wurde dann zurückgenommen, allerdings immer nur unter der Voraussetzung, dass sie sich in diese Richtung wieder etwas überlegen könnten. Das finde ich halt leider auch nicht unbedingt förderwürdig, und deshalb werden wir diese Subventionen ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Nächste Rednerin ist Frau GRin Matzka-Dojder. – Bitte. GRin Anica Matzka-Dojder (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau Berichterstatterin! Frau Stadträtin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auch einen wunderschönen Nachmittag an die Zuhörerinnen und Zuhörer auf der Galerie! Meine Vorrednerin, Frau GRin Schütz, hat dankenswerterweise in einem Satz gesagt, dass sie zum Teil die Arbeit von Job-TransFair gut findet und zum Teil die Arbeit von Sozial Global gut findet, Ich danke dafür. Ich finde, dass sie aber nur einen Teil aus diesem Projekt erwähnt hat. Erlauben Sie mir daher bitte, dass ich Ihnen jetzt erkläre, was die Subventionen an diese zwei Organisationen im Grunde bedeuten und für wen sie auch bestimmt sind. Und da verwehre ich mich, dass wir mit dieser Subvention von der MA 7 irgendwelche Diskriminierungen betreiben. Im Gegenteil, wir schließen hier die Lücken in einem sehr komplexen Bedarf einer Gruppe von Menschen, das sind ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. In diesem Fall ist hier der Verein Terra genannt, der seit 2005 bei der Trägerorganisation Sozial Global angesiedelt war. Das ist eine Anlaufstelle für jene Menschen, die seit 1960 in dieser Stadt arbeiten, und vielleicht auch für andere zugewanderte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen während des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien in einem fortgeschrittenen Alter hier wieder ein Zuhause gefunden haben. Diese Beratungsstelle Terra hat sich auf sehr komplexe Fragen, die ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betreffen, spezialisiert. Diese Beratungsstelle ist einzigartig in Österreich. Und wir, meine sehr verehrten Damen und Herren, von der Stadt Wien sind sehr stolz darauf, dass wir arbeitende Menschen in dieser Form unterstützen, die - und wir haben ja vor kurzer Zeit in dieser Stadt „50 Jahre Migration“ gefeiert - wirklich körperlich schwer gearbeitet haben, die sehr oft aus sozial benachteiligten Gruppen kommen, die oft unter schweren Arbeitsbedingungen gearbeitet haben, 30 Jahre lang gearbeitet haben und die jetzt in die Situation kommen, dass sie auf Grund einer Firmenschließung oder auf Grund anderer Umstände, vielleicht kurz bevor sie das gesetzliche Pensionsalter erreichen, arbeitslos werden. Da ergeben sich wirklich sehr, sehr komplexe Fragen. Wir haben das auch sehr gut gesehen bei dieser Veranstaltung, die kürzlich im Rathaus stattgefunden hat, wo man in zwei filmischen Dokumentationen Menschen gezeigt hat, die repräsentativ sind für diese Gruppen, die man vor 50 Jahren angeworben hat, nach Wien geholt hat, damit sie hier arbeiten, damit sie die Schwerstarbeit verrichten. Und jetzt kommen sie in eine Situation, wo sich komplexe Fragen ergeben, wo sie vielleicht auf Grund mangelnder Deutschkenntnisse mit den Behörden nicht so gut zurechtkommen (GR Mag Wolfgang Jung: Haben Sie nicht gesagt, sie sind seit 50 Jahren da?), weil nämlich diese Menschen nicht so gut gelernt haben, Deutsch zu schreiben, weil sie auch keine Gelegenheit dazu bekommen haben. (GR Armin Blind und GR Mag Wolfgang Jung: Nach 50 Jahren …) - Melden Sie sich zu Wort! Jetzt bin ich am Wort! Das ist ganz wichtig, und mir ist es ganz wichtig, das jetzt hier zu sagen! (Beifall bei der SPÖ. – Ironische Heiterkeit bei GR Mag Wolfgang Jung.) Ich erinnere mich noch immer daran und ich werde das nie vergessen, wie sich ein Arbeiter bei mir bedankt hat in einem bestimmten Zusammenhang und mir dabei gesagt hat: „Wissen Sie, vielleicht haben wir nicht so gut Deutsch gelernt, und ich sage Ihnen auch, warum: Aus dem blauen Anzug in den Pyjama, aus dem Pyjama in den blauen Anzug! Mein Chef hätte mich nicht irgendwo an einem Deutschkurs teilnehmen lassen. Und am Wochenende habe ich noch zusätzlich meine Wohnung renoviert und andere Dinge.“ Diese Menschen haben vor 30 Jahren auch kaum Gelegenheit bekommen, wirklich gut Deutsch zu lernen. Jetzt bemühen wir uns um eine soziale Inklusion, schaffen Möglichkeiten, dass auch die älteren Migranten Deutsch lernen, dass die älteren Migranten Unterstützung bekommen auf dem Arbeitsmarkt, wenn sie diese brauchen. Und was macht unser politischer Mitbewerber hier? - Er macht das alles nieder! Ich bin wirklich von Mal zu Mal enttäuscht und auch überrascht über Ihre Argumentation. Sagen Sie doch, was wirklich Inhalt Ihrer Politik ist: Sie lehnen diese Menschen ab! Anders ist für mich nicht erklärbar, dass Sie so gute Maßnahmen so verunglimpfen und sagen, dem stimmen wir nicht zu. Sie stimmen dem nicht zu, weil es sich hier um jene Menschen handelt, wo Sie der Meinung sind, für die muss man nichts tun, das sind nicht hier geborene Menschen. - Oder was genau sind sonst Ihre Gründe? Ich weiß es nicht. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Machen Sie eine vernünftige Politik, dann haben wir …) Sagen Sie es so, wie Sie es meinen, und suchen Sie hier nicht scheinheilige Ausreden, um diesen Partnerorganisationen, die wir als Stadt unterstützen, weil sie wertvolle Arbeit verrichten - und nur aus diesem Grund unterstützen wir sie -, Ihre Unterstützung zu verweigern. Unsere Politik unterscheidet sich von Ihrer Politik darin, dass wir die Menschen mit ihren Problemen, mit ihren Bedürfnissen nicht alleine stehen lassen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich will auch nicht - und das habe ich schon gesagt - in einer Stadt leben, wo die Menschen an ihrem Schicksal verzweifeln und es geht niemanden etwas an. Ich will in einer Stadt leben, wo wir friedlich zusammenleben, wo wir solidarisch zusammenleben, wo wir uns umsehen - nicht nur politisch, auch in unserem privaten Umfeld ist es ganz, ganz wichtig, dass wir diese Solidarität leben und dass wir schauen: Wie geht es unserem Nachbarn? Und so möchten wir auch in diesen zwei Projekten diese Menschen unterstützen, die wirklich wertvolle Arbeit in dieser Stadt geleistet haben und vielleicht jetzt in eine prekäre Situation gekommen sind, wo sie Unterstützung brauchen, wo sie Fragen haben, weil die Pensions- und Sozialversicherungssysteme und -gesetzlichkeiten in den Herkunftsländern andere sind als in Österreich. Das sind wirklich sehr, sehr komplexe Fragen. Und diese Menschen haben auch kein Geld, um sich einen Rechtsbeistand zu leisten, und sie haben das auch mit ihren Beiträgen verdient, dass eine Kommune sich ihrer Anliegen annimmt. Da verstehe ich es einfach nicht, dass man sich hier herstellt und sagt, wir stimmen dem nicht zu, denn da werden die anderen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen diskriminiert. (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist richtig!) Demnach ist es nicht so! Das ist nicht richtig, Herr Kollege! Denn es gibt Maßnahmen des AMS und von anderen Einrichtungen, die sich mit allen Arbeitslosen befassen, und selbst Terra und Job-TransFair beraten alle. Dort gibt es Beratungen auf Deutsch, Englisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Türkisch, Kurdisch, und da kann jeder kommen, der eine Frage hat. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Job-TransFair sprechen viele Sprachen. Hätten Sie diesen Antrag genau gelesen, dann hätten Sie gesehen, dass wir auf Grund der notwendigen Synergien das dort jetzt als Trägerorganisation angesiedelt haben, weil nämlich Job-TransFair eine Partnerorganisation von AMS Wien ist. Die beraten ältere arbeitslose Menschen und versuchen, für sie wieder einen Berufseinstieg zu ermöglichen. Und 50 Prozent ihrer Klientel sind Menschen, die irgendwann nach Österreich zugewandert sind. Können Sie mir sagen, was man da dagegen haben kann? Sie haben das mit ihren Beiträgen auch genauso in den Topf eingezahlt! - Also das verstehe ich nicht. Und, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich halte diese Maßnahmen für sehr notwendig, sehr wichtig, und ich bitte Sie um Unterstützung. Und ich bitte Sie, Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, in diesen wichtigen Fragen nicht immer so populistisch zu agieren. Wir brauchen diese Menschen, wir haben sie damals geholt, und wir wollen auch, dass sie sozial inkludiert werden, dass sie hier ihren dritten Lebensabschnitt in Würde und Ruhe verbringen können. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit, und ich hoffe, Sie stimmen diesem Akt zu. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Blind. Ich erteile es ihm. GR Armin Blind (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Werte Frau Vorrednerin! Ich weiß nicht, wie Sie zu diesen Vorwürfen uns gegenüber kommen; wahrscheinlich auch deshalb, weil Sie mir nicht zuhören. Sie behaupten, wir lehnen Menschen ab. Ich weiß nicht: Wie kommen Sie darauf? (Zwischenruf von GRin Anica Matzka-Dojder.) Wir lehnen überhaupt keine Menschen ab. Wir lehnen aber das ab, was Sie mit diesen Menschen machen - und Sie haben hier ja gerade einen politischen Offenbarungseid geleistet, offensichtlich ohne das wahrgenommen zu haben. Sie haben gesagt, es gibt seit 50 Jahren Migration. Das ist so natürlich falsch. Es gibt seit 50 Jahren das Anwerbeabkommen mit der Türkei; Migration gibt es natürlich bedeutend länger. Aber wenn Sie schon 50 Jahre Migrationsgeschichte mit der Türkei, aber auch mit anderen Staaten ansprechen, sage ich Ihnen schon: Wenn Leute, die sich seit 50 Jahren hier aufhalten, die deutsche Sprache nicht ausreichend können, um zu einem Amt zu gehen, Frau Kollegin, so ist das der Offenbarungseid sozialistischen Integrationsversagens - und nichts anderes, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Sie haben, wie vieles andere auch - das dürfte strukturell bedingt sein -, auch dieses Problem völlig verschlafen und haben, zusammen auch mit der Industrie, diesen Leuten zuerst gesagt, wir brauchen euch temporär, haben aber dann diese Vereinbarung, die geschlossen wurde, nicht eingehalten. Sie haben diese Vereinbarung gebrochen und aus temporär Aufenthaltsberechtigten sind Personen geworden, die auf Dauer geblieben sind. Dass diese Leute am Anfang, weil sie geglaubt haben, sie bleiben hier nur temporär, sie gehen nach einigen Jahren wieder zurück, auch gar keine Notwendigkeit gesehen haben, sich so in die Gesellschaft zu integrieren, ist aus Sicht dieser Leute durchaus verständlich. Diesen Leuten mache ich auch gar keinen Vorwurf. Den Vorwurf mache ich Ihnen, meine Damen und Herren, nämlich dass Sie diese Leute zusammen mit der Industrie schändlich ausgenutzt haben. Und wenn Frau Kollegin Matzka-Dojder davon spricht: rein in den Pyjama, rein in den Blaumann und dann wieder rein in den Pyjama!, dann zeigen Sie auch, dass Sie nämlich nicht nur in der Integrationspolitik versagt haben, sondern Sie haben auch noch als - damals - Sozialisten versagt und jetzt als Sozialdemokraten. Wer Leute solchen Arbeitsmarktbedingungen aussetzt, dass sie von der Arbeit schlafen gehen und vom Schlafen in die Arbeit und sonst kein Leben mehr haben - und das haben Sie behauptet!; wir können es dann im Protokoll selbstverständlich nachlesen, Sie haben gesagt: vom Blaumann in den Pyjama, vom Pyjama in den Blaumann -, … (GR Godwin Schuster: Ja, damals war es so! – Zwischenruf der GRin Anica Matzka-Dojder) - Ja, dann haben Sie eben damals versagt, Frau Kollegin! Das werfe ich Ihnen vor, und das ist Ihre historische Schuld, die Sie haben. (Beifall bei der FPÖ.) Und dann erzählen Sie uns irgendwas von Beiträgen, die diese Leute eingezahlt haben. Diese Leute haben sicher irgendwelche Beiträge eingezahlt, aber Sie sprechen wahrscheinlich von Steuern, Abgaben und Gebühren und nicht von irgendwelchen Beiträgen - und diese Steuern, Abgaben und Gebühren haben andere auch eingezahlt, das ist ein allgemeiner Topf! Daraus dann Sonderförderungen zu konstruieren, das halten wir aus gleichheitsrechtlichen Gesichtspunkten für durchaus problematisch. Wir haben ja Einrichtungen - und da sollten Sie sich vielleicht auch in Ihrer eigenen oder parteinahen Struktur einmal umsehen -, wir haben zum Beispiel die Arbeiterkammer. Warum kann die Arbeiterkammer diese Leute nicht adäquat betreuen? Warum nicht, Frau Kollegin? Warum braucht es da wieder Sonderstrukturen? Ich sage Ihnen, warum es Sonderstrukturen braucht: Weil Sie ein Netzwerk von paternalistischen Vereinigungen gegründet haben, um Ihre Freunde zu versorgen, um Ihre Günstlinge zu bewirtschaften. Und nichts anderes ist es, meine Damen und Herren: eine Versorgungsstruktur der SPÖ - mit ungeheuren Kosten. So etwas ist nicht effizient, ist nicht schlank und ist in Zeiten der Sparsamkeit in Wirklichkeit ein Skandal, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Zusammengefasst sind das daher völlig haltlose Ausführungen Ihrerseits. Die Begründung ist auch mehr als dünn beziehungsweise gänzlich nicht vorhanden. Wie gesagt, ich kann Sie nur ersuchen: Ändern Sie diese Linie! Kommen Sie endlich zu einer sparsamen, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Verwaltung! Das können Sie selbstverständlich auch in der Bundesverfassung nachlesen, das sind nämlich die Grundsätze der österreichischen Verwaltung, dass sie sparsam, wirtschaftlich und zweckmäßig zu erfolgen hat. Sorgen Sie für Transparenz - nicht durch Ausgliederungen, sondern durch Kontrolle, durch Leistungs- und Zielvorgaben und nicht, wie Sie es getan haben, durch Ineffizienz und Versagen! - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Akkilic. Ich erteile es ihm. GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrte Berichterstatterin! Meine Damen und Herren auf der Galerie! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mich eigentlich von der Rednerliste streichen lassen, weil ich zu diesem Thema nichts sagen wollte, weil ich mir gedacht habe, dass zwei Wortmeldungen reichen werden, wenn sie sachlich bleiben. Aber weil von 50 Jahren Migration die Rede war: Davon bin ich direkt betroffen, weil meine Eltern 1971 nach Österreich gekommen sind. Mein Vater wurde sehr wohl nach Österreich geholt, und zwar als Schneider. Er ist zuerst in Tulln untergebracht worden, hat dann in all den Fabriken, Kleiderfabriken gearbeitet, und danach kam meine Mutter (GR Mag Wolfgang Jung: Aber schon freiwillig, nicht?), und anschließend, 1979, kamen wir. Diese Geschichte richtig zu analysieren und richtig zu lesen, ist ganz, ganz wichtig für unser Zusammenleben. Es ist deshalb ganz, ganz wichtig für unser Zusammenleben, weil wir mittlerweile nicht nur gemeinsam die Schulbank gedrückt haben, nicht nur das Wirtschaftsleben in Österreich gemeinsam gestaltet haben, nicht nur das Kulturleben in Österreich gemeinsam geprägt haben, sondern weil wir auch - und das ist ganz, ganz entscheidend und wichtig - mittlerweile gemeinsame Familien und gemeinsame Kinder haben. Diese Kinder, diese Familien sind ein wesentlicher Teil dieser Gesellschaft, die auch diese Geschichte richtig überliefert bekommen müssen. Das Rotationsprinzip, ja, es war eine temporäre Geschichte, wo alle Seiten angenommen haben, wir werden nur für kurze Zeit hier arbeiten. Die Wirtschaft war der Meinung, wir werden sie für kurze Zeit brauchen und dann werden sie zurückgehen. Beide Rechnungen haben nicht gestimmt. (GR Mag Wolfgang Jung: Es hat Ihnen ja offenbar gefallen bei uns, nicht? Sie sind ja da geblieben!) Moment einmal, bitte, Herr Jung! Seien Sie geduldig! Sie sind ja in einem fortgeschrittenen Alter, seien Sie ein bisschen geduldig! Wir, die Kinder, die nachgekommen sind, haben unter diesem Fehler, unter diesem falschen Denken sehr gelitten. Ich habe das hier einmal ausgeführt und führe es gerne noch einmal aus: Als ich 1979 nach Wien gekommen bin, gab es keinen Deutschkurs - es gab einen Deutschkurs von der türkischen Beratungsstelle -, weil die Logik nach wie vor war, dass man die Verwurzelung nicht richtig eingeschätzt hat. Die Phase der Verwurzelung, die Anerkennung, dass die Menschen auch hier bleiben werden, ist in den 80er Jahren eingetreten durch Sozialminister Alfred Dallinger. Und weil der Integrationsprozess nicht ein glatter Weg ist, den wir durchmarschieren werden, weil uns der Integrationsprozess immer wieder vor neue Wege stellt, müssen wir den Prozess immer wieder neu anpassen, weil wir immer wieder mit neuen Migrationsformen und mit neuen Entwicklungen konfrontiert sind. Wir haben in den 90er Jahren den Jugoslawien-Krieg gehabt, da sind Flüchtlinge aus Jugoslawien gekommen. Wir haben mittlerweile - heute, jetzt gerade - Flüchtlinge aus Syrien, aus dem Irak, aus den anderen Ländern, die wiederum unseren Integrationsgedanken vor neue Herausforderungen stellen. Wenn wir auf die Vergangenheit, unsere gemeinsame Vergangenheit blicken, so stehe ich zu dieser Vergangenheit - Sie nicht. Sie schieben uns immer beiseite und sagen, die Zuwanderer sind gekommen. Wir sind nicht nur gekommen, wir sind auch hierher geholt worden! Nur hat man in uns beziehungsweise in unseren Vorfahren eben nur Arbeitskräfte gesehen. Nicht umsonst hat Max Frisch gesagt: „Wir riefen Arbeitskräfte, es kamen Menschen.“ - Aber Sie verstehen diesen Satz nicht, weil Sie die Reife und die Größe dazu nicht haben. Selbstverständlich sind wir auch Menschen! (GR Armin Blind: Wer bestreitet das?) Wir sind Wesen, die denken können, wir sind Wesen, die lieben können, wir sind Wesen, die arbeiten können, wir sind Wesen, die lesen und schreiben können, und wir sind Wesen, die mit Ihnen diskutieren können. Um diese Geschichte richtig aufzuarbeiten, haben wir jetzt das Projekt „Migration sammeln“ ins Leben gerufen. Eines der Projekte, die jetzt auf der Tagesordnung stehen, von der Initiative Minderheiten, die die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Roma sucht, ist ein Teil dieses Projektes. Und, Herr Blind, ich bin Ihnen ja dankbar, dass Sie das jetzt hier zugegeben haben und gesagt haben, Migration gibt es in Österreich nicht erst seit 50 Jahren. Das ist ein Eingeständnis, dass Österreich immer ein Einwanderungsland war. (Ruf bei der SPÖ: Genau!) Auch wenn Sie das bis jetzt nicht akzeptiert haben, haben Sie hier von diesem Rednerpult aus ein Bekenntnis dazu abgelegt, dass Österreich immer ein Einwanderungsland war. (GR Armin Blind: Was hab ich?!) Wenn Sie sagen, dass es Migration nach Österreich nicht erst seit 50 Jahren gibt und schon immer gegeben hat, dann ist das ein Bekenntnis dazu, dass Österreich ein Einwanderungsland ist. (GR Armin Blind: Das ist falsch!) - Ja, schön, von einem Freiheitlichen so etwas zu hören! (GR Armin Blind: Das ist falsch!) Ich unterschreibe das. Ja, das unterschreibe ich. Anscheinend ändern sich die Paradigmen auch innerhalb der Freiheitlichen Partei - bewusst oder unbewusst, das weiß ich nicht. Ich weiß ja nicht, was Sie morgen über MigrantInnen sagen werden. Ich glaube, gegenseitiger Respekt und gegenseitige Anerkennung bedeuten auch, dass wir diese 50-jährige Geschichte in Würde in Erinnerung rufen. Wir haben eine gemeinsame Erinnerungskultur zu schaffen, wir wollen ein gemeinsames Gedächtnis, Erinnerungsgedächtnis schaffen, damit die Gesellschaft zusammenwächst und nicht auseinanderdividiert wird. Und was heißt hier „gesonderte“ Förderung, wenn man da ein Projekt für ältere ImmigrantInnen fördert? In Österreich wird fast alles gefördert! Alles! (GR Mag Wolfgang Jung: Sagen Sie mir, welcher FPÖ-Verein gefördert wird!) - Schauen Sie, Herr Jung, wir wissen, was die Freiheitlichen mit den öffentlichen Geldern gemacht haben: „Unser Geld für unsere Leut'!“ - In die eigene Tasche, das wissen wir! Meischberger & Co, und was weiß ich, was. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Also kommen Sie mir nicht mit Moral und Anstand! Eine der unanständigsten Parteien in diesem Land ist die Freiheitliche Partei, das sage ich hier. Also: Unser Blick richtet sich in die Zukunft. Wir wollen in dieser Gesellschaft zusammenwachsen, und da und dort brauchen wir Unterstützung. Wir nehmen niemandem etwas weg. Wir stellen auch nicht den Anspruch, dass wir sagen, so viel haben wir geleistet, so viel muss man aus der Kasse bekommen. Nein, wir haben einen gemeinsamen Haushalt, wir haben eine gemeinsame Zukunft, und wir haben auch unsere eigenen Probleme. Meine Mutter kann nun einmal nicht gescheit Deutsch. Sie sagt jedes Mal: „Mein Kind, es wäre mir so lieb, wenn ich Deutsch gelernt hätte. Nur, ich habe gearbeitet. Damals war meine Arbeitskraft gefragt und nicht meine Deutschkenntnisse. Man hat zu mir gesagt, komm, mach diese Arbeit, mach diese Arbeit, und man hat mit mir nicht mehr kommuniziert.“ Warum das so war, haben wir vorhin gemeinsam analysiert. Daher: Stellen Sie nicht Projekte als schlecht hin, die sinnvoll sind! Denn meine Mutter wird nicht auswandern. Sie wird möglicherweise hier sterben und möglicherweise hier auch begraben werden. Wenn sie ein Bedürfnis hat, sich in diesem Land wohlzufühlen, wenn sie eine Übersetzung braucht, wenn sie eine adäquate Betreuung braucht, dann bin ich froh, dass wir als Wien diesen Bürgern und Bürgerinnen, die für dieses Land einiges geleistet haben, das zur Verfügung stellen können! Was ist schlecht daran? (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Meine Damen und Herren! All das, was wir hier besprechen, wird derzeit leider in unserem Bildungssystem, in unseren Schulen nicht so thematisiert. Ich erhoffe mir, und dafür danke ich der StRin Sandra Frauenberger sehr, dass wir durch die Sammlung der Migration eine Grundlage dafür schaffen können, dass wir die gemeinsame Geschichte erarbeiten und unseren Bildungseinrichtungen auch Grundlagen zur Verfügung stellen, damit unsere Kinder diese Geschichte endlich einmal wissenschaftlich aufgearbeitet erfahren und damit unsere gemeinsame Zukunft die einer sicheren, einer zusammenhaltenden und einer solidarischen Gesellschaft bleibt. – Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Matzka-Dojder. Ich erteile es ihr. GRin Anica Matzka-Dojder (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auf Grund dieser Ausführungen des Kollegen Blind sehe ich es als notwendig, mich noch einmal zu Wort zu melden. Herr Blind, Sie werden die Geschichte nicht ändern. Ich habe auch nicht gesagt, dass die Einwanderungsgeschichte nur 50 Jahre zurückreicht. Die Geschichte der Einwanderung ist eine sehr, sehr lange Geschichte. Das stelle ich hier richtig, und das stimmt. Aber ich habe von dem Abkommen gesprochen und von den Feierlichkeiten, den Festivitäten zu diesem Arbeitskräfteabkommen (GR Armin Blind: Von dem haben Sie aber nicht gesprochen!) mit der Türkei und anderen Ländern, wie zum Beispiel dem ehemaligen Jugoslawien. Man hat von dort Arbeitskräfte geholt, und mein Kollege Akkilic hat da auch zu den menschlichen Aspekten noch einiges klargestellt. Sie können sicher sein: Wir werden in dieser Stadt unsere politische Linie nicht ändern. Gott sei Dank ist die politische Linie so, wie sie ist: Dass diese Menschen in Würde, mit Respekt in dieser ihrer Stadt bleiben können, auch wenn sie einmal arbeitslos werden. Wären Sie politisch verantwortlich, meine sehr verehrten Damen und Herren von der FPÖ, dann würden Sie wahrscheinlich - und diese Ihre politische Forderung haben wir schon oft gehört - diese Menschen in Handschellen wieder in die Herkunftsländer zurückschicken. Denn Sie haben immer wieder betont, eine politische Maßnahme Ihrer Partei wäre, die Arbeitslosigkeit zu senken, indem man die arbeitslosen zugewanderten Menschen wieder zurückschickt. Oder habe ich da unrecht? Das war immer wieder eine Ihrer politischen Forderungen. Und der von mir zitierte Satz dieses einen Mannes, der gesagt hat, aus dem blauen Anzug in den Pyjama, aus dem Pyjama in den blauen Anzug, der war für ihn symbolisch, weil er ein Alleinernährer der Familie war und viele Überstunden geleistet hat, damit sich das alles ausgehen kann mit den Kindern. Und ich habe für mich den Vorsatz aufrechterhalten, in meiner sozialen Arbeit, aber auch in meiner politischen Arbeit, dass ich mich dafür einsetzen werde, dass es diesen Menschen in dieser Stadt besser geht und dass man ihnen hier auf Augenhöhe und mit Würde begegnet. Herr Kollege Akkilic hat auch gesagt, warum seine Mutter nicht besser Deutsch gelernt hat. Diese Menschen haben nur akustisch Deutsch gelernt, und viele beherrschen es wunderbar, und sie können auch kommunizieren mit ihren Nachbarn, die sind dort angesehen. Aber ich weiß ganz genau, wenn es um diese komplexen Fragen geht - und das habe ich auch gesagt -, mit den Versicherungssystemen, mit den gesetzlichen Ansprüchen, die sie haben, dann brauchen sie Unterstützung! Und das sind gesetzliche Ansprüche für diese Menschen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Und da haben sie eben manchmal eine Barriere. Und sie schämen sich auch oft, wenn sie, ich weiß nicht, schon 30 Jahre oder 40 Jahre gearbeitet haben und plötzlich arbeitslos sind. Ich kenne das, dass sie sich auch schämen! Drehen Sie das nicht immer so um, dass es Ihren politischen Ansichten und Ihren politischen Wahrheiten entspricht! Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren von der FPÖ, werden diesen Poststücken nicht zustimmen, das weiß ich. Sie werden auch keinen anderen Maßnahmen, wo es um diese Menschen geht, zustimmen. Sie verlangen von ihnen, dass sie Deutsch lernen, aber stimmen keiner einzigen Maßnahme zu! (GR Mag Wolfgang Jung: Das stimmt ja nicht! Wir wollen es nur geordnet, das ist es!) Und Sie sagen, wir haben die Vereine geschaffen, damit wir … – Sie gehen genauso in diese Vereine und machen dort Ihre destruktive Politik! Das ist nicht unser Zugang. Wir werden immer dafür stehen, dass diese Menschen hier in Würde weiter leben können. (Ruf bei der FPÖ: Nehmen Sie Ihr Geld für diese Maßnahmen, aber nicht Steuergeld!) - Aber diese Menschen haben auch Steuergeld eingezahlt! (GR Mag Wolfgang Jung: In einen Extratopf?) Das ist auch ihr Geld! Das ist auch das Geld dieser Menschen! 40 Prozent aller Wienerinnen und Wiener, das kennen Sie aus der Statistik, sind in den letzten 50 Jahren zugewandert. Und Sie kennen auch die statistischen Daten aus den wirtschaftlichen und soziologischen Untersuchungen, wonach diese Menschen in den gemeinsamen Topf weitaus mehr hineinzahlen, als sie herausnehmen. Diese Diskussionen hatten wir schon. Ich wollte das nur noch einmal gesagt haben: Solange wir die Politik in dieser Stadt machen, werden wir auch dafür sorgen, dass niemand vergessen wird, meine sehr verehrten Damen und Herren. Denken Sie nach, was Sie diesen Menschen sagen! Und ich werde das auch all diesen Menschen, mit denen Sie versuchen, Kontakte zu halten, vorlesen, was Sie hier sagen! (GR Mag Wolfgang Jung: Ja, bitte!) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Jung. Ich erteile es ihm. GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Kommen wir zunächst zum Einfachen, nämlich zum Kollegen Akkilic. Herr Kollege Akkilic, wenn Sie sich erinnern, so haben Sie heute - ich glaube, es war noch am Vormittag - festgestellt, diese Freiheitlichen, die unterscheiden immer zwischen Klassen mit hohem Migrationshintergrund und anderen Klassen, wir wollen überall den Migrationshintergrund herausgestrichen haben. Jetzt hingegen kommen Sie heraus und fordern im Zusammenhang mit Förderungen von Vereinen, die ausdrücklich nur Personen mit Migrationshintergrund unterstützen, auf einmal, dass das berücksichtigt wird und angerechnet wird - wobei es gleichzeitig Österreicher im gleichen Alter mit den gleichen Problemen gibt. Denn es kann mir niemand sagen, dass es in Österreich nicht ältere Leute gibt, die zum Beispiel mit dem Pensionsrechner oder mit verschiedenen anderen Bereichen auch Probleme haben. Und dafür haben wir Einrichtungen, und das ist gut so! (Beifall bei der FPÖ.) Diese Migranten, die schon seit so langer Zeit da sind, haben für die Arbeiterkammer und auch überall sonst eingezahlt. Ja, warum soll die Arbeiterkammer nicht auch für sie eintreten? (Ruf bei der FPÖ: Genau!) Aber eigentlich sollten sie nach 50 Jahren keine Sonderprobleme sein, denn der Gesundheitszustand wird ein ähnlicher sein, die sozialen Bereiche sind ähnliche. Hier ist also an sich vorgesorgt, und es ist falsch, für solche Bereiche nach 50 Jahren - das muss man schon dazusagen: nach 50 Jahren! - hier Sonderregelungen zu treffen, außer man will sich diese Vereine züchten, um sich hier Wähler heranzuholen. Und jetzt bin ich bei Frau Kollegin Matzka-Dojder. Frau Kollegin Matzka-Dojder hat vorhin eine unverschämte Behauptung aufgestellt - eine wirklich unverschämte Behauptung, Herr Vorsitzender, und ich glaube, das sollte man schon zurechtrücken -, nämlich dass wir wollen, dass wir die Leute in Handschellen, weil sie arbeitslos geworden sind, aus Österreich abführen. Das ist schäbig, Frau Kollegin, ganz schäbig! (Beifall bei der FPÖ.) Das hat niemand von uns gefordert, und das will auch niemand! Aller Verdienste, die sich jemand in diesem Land erworben hat, soll er teilhaftig werden. Und das ist Hetze, was Sie betreiben! Das ist Hetze, und das können Sie nicht von sich weisen. Aber ich kann Ihnen zur Beruhigung sagen, gerade in den serbischen und kroatischen Migrantengruppen gewinnen wir mehr und mehr an Wählern - zu Ihrem Ärger, und deswegen regen Sie, gerade Sie als Person, sich immer wieder auf. Aber Sie haben keine Chance! Ich habe einen Bezirksrat aus der Tschechei. (GR Heinz Hufnagl: Das heißt „Tschechische Republik“ und nicht „Tschechei“!) Ich kriege demnächst einen - den werden wir Ihnen zusätzlich abnehmen - im Bezirk aus Serbien. Wir haben die Probleme mit diesen Migranten nicht! Wir werden schön dazugewinnen - und Sie merken das -, denn diese Migranten sind integriert, und die kommen zu uns. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Weil der Vorsitz angesprochen wurde: Ich glaube, in dieser Debatte und bei diesen Wortmeldungen braucht keiner dem anderen etwas vorzuwerfen. (GR Mag Wolfgang Jung: Aber „Handschellen“ …) Ich fordere alle auf, sich im Ton zu mäßigen, sich in der Sprache zu mäßigen und sich auch in der Bank zu benehmen. Ich habe jetzt einige gesehen, die zum Beispiel telefoniert haben. Ich bitte Sie, halten Sie sich ein bisschen zurück! Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Safak Akcay: Werter Vorsitzender! Liebe Damen und Herren! Ich möchte nochmals betonen, dass wir von wichtigen Partnerinnen und Partnern der Stadt Wien sprechen, die gute Integrations- und Diversitätsarbeiten leisten, die sowohl über die Kompetenzen als auch über umfangreiche Erfahrungen verfügen. Durch Informations- und Aufklärungsmaßnahmen tragen sie zum Abbau von Vorurteilen in der Gesellschaft bei. Das sind Vereine, die die Lebenssituationen der Menschen verbessern, und daher ersuche ich um Zustimmung. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Wer der Postnummer 3 die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN. Damit ist dieses Poststück mehrstimmig angenommen. Wir kommen zur Postnummer 4. Wer dieser zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN. Das ist daher mehrstimmig angenommen. Postnummer 5: Wer zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN. Daher ist das mehrstimmig angenommen. Postnummer 6: Wer zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. Das sind die ÖVP, die SPÖ und die GRÜNEN. Diese Postnummer ist daher mehrstimmig angenommen. Bevor wir zum nächsten Tagesordnungspunkt kommen: Herr GR Jung hat mir über den Schriftführer der FPÖ ausrichten lassen, er wünscht die Erteilung eines Ordnungsrufs. Diesem Ansinnen komme ich nicht nach. Wir kommen nun zu den nächsten Geschäftsstücken. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlungen über die Geschäftsstücke 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20 und 21 der Tagesordnung - sie betreffen Subventionen an verschiedene Vereine im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit - zusammenzuziehen, die Abstimmungen jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Schuster, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Godwin Schuster: Ich ersuche um Zustimmung zu den vorliegenden Geschäftsstücken. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Jung. Ich erteile es ihm. GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Nach diesem Glanzstück einer objektiven Geschäftsführung des Gemeinderates kommen wir nun also zum nächsten Tagesordnungspunkt, nämlich zu einer Reihe von Förderungen. Albanien, Weißrussland, Simbabwe, Ruanda, Uganda, Nordostindien - ein kleiner Auszug aus der Liste der Bereiche, in denen wir hier überall fördern. Jetzt sind es, glaube ich, 15 Punkte insgesamt, von denen nicht alle Förderungen für das Ausland sind, aber fast alle. Ein Großteil der Tagesordnung der letzten Sitzung mit immerhin 32 Punkten hat sich mit Förderungen in diese und andere Staaten befasst. Offiziell firmieren diese Posten mehr oder weniger als Entwicklungshilfe – „Entwicklungszusammenarbeit“, wie es die GRÜNEN lieber euphorisch nennen, nur wüsste ich gerne, worin diese Zusammenarbeit beispielsweise mit der - wie heißt sie? – Batwa-Jugend aussehen soll. Vermutlich werden überhaupt nur eine Handvoll Abgeordnete in diesem Haus wissen, wo dieser Pygmäenstamm in Uganda beheimatet ist. Aber wir fördern dort. Und um gleich in der Nachbarschaft von Uganda zu bleiben: Wer immer glaubt, dass die - wie nennt sich das? – „Förderung geschlechtssensibler frühkindlicher Entwicklung“ - was auch immer das in der Praxis sein soll - in Ruanda zu fördern ist, und wer glaubt, dass das dort funktioniert - es handelt sich angeblich auch um die Schulung von Eltern, ökonomische Haushaltsentscheidungen gemeinsam zu treffen -, wer immer das glaubt, der kann, sage ich Ihnen, auch an den Weihnachtsmann glauben! Aber diese 20 000 EUR, die dort hingehen, sind ein guter Anknüpfungspunkt. Interessanterweise wird nämlich nicht nur bei diesem Punkt, sondern auch bei fast allen anderen Integrationsprojekten, wie Sie das nennen, genau diese Summe an die Förderwerber vergeben. Ein Schelm, wer dabei Schlechtes denkt! Immer die gleiche Summe - man/frau kann sich daher des Eindrucks nicht erwehren, dass dies in erster Linie finanzielle Streicheleinheiten, wie wir es ja heute schon gehört haben, für Ihnen genehme Personen und Organisationen sind. Man will sie damit für die Ziele der Stadtkoalition, für die Wahlen gefügig machen. Sie praktizieren das ja nicht nur bei uns, Sie praktizieren das auch in anderen Ausschüssen zur Genüge, und wir merken das vor allem dann, wenn es aufs Jahresende zugeht und wenn wir dann auf einmal Sitzungen mit Tagesordnungen von 80 und 90 Punkten haben, von denen ein beträchtlicher Teil auf solche Subventionen entfällt. Es ist aber nicht nur dieses auffällige Gießkannenprinzip, das den Nutzwert dieses Mitteleinsatzes anzweifeln lässt. Die Effektivität grundsätzlich ist eben eine sehr kritisch zu sehende. Sehr viele dieser geförderten Vereine und Organisationen bringen ja kaum Eigenmittel auf. Sie haben aber doch eine Infrastruktur, und die Infrastruktur - egal, ob Telefon, ob Computer, ob Büro, Heizung, Wasser und so weiter - ist ja nicht kostenlos, die muss ja irgendwie finanziert werden. Und das Geld muss ja von irgendwo herkommen, und viele dieser Vereine haben kaum oder keine Eigenmittel, die sie aufbringen. Die Kontakte in diese entfernten Länder sind ja sicherlich recht kostspielig. Reisen zur Kontrolle vor Ort, nehme ich an, werden diese Vereine nicht oder nur in den seltensten Fällen durchführen können, denn da würde ja die Masse der Subventionsgelder draufgehen. Das ist daher wahrscheinlich nicht gerade machbar. Das heißt, wir müssen uns auch beim Einsatz dieser Mittel darauf verlassen, dass sie in diesen Ländern von der dortigen Bürokratie und den dortigen Zweigstellen effektiv und wirklich seriös verwaltet und eingesetzt werden. Und wenn man dann eben liest: „Uganda“ oder „Burundi“ – na ja, die haben gerade auf diesem Sektor nicht den besten Ruf -, da stellt sich dann die Frage: Wie viel von den Geldern kommt überhaupt bei den Betroffenen an? - Wir können es nicht kontrollieren. Wir haben bei anderer Gelegenheit die Frau Stadträtin über die Vor-Ort-Kontrolle von solchen Mitteleinsätzen befragt. Sie hat repliziert, man würde sich auf die Bestätigungen der dortigen Behörden, hat sie damals gesagt, verlassen. Auf die Bestätigungen der dortigen Behörden! - Ich erinnere Sie daran: Da gab es doch einmal die berühmte Geschichte - sie liegt schon ein bisschen zurück - mit den Riesenskandalen in Deutschland, aber auch in Österreich, wo die Bürgermeister in der Türkei Kinder bestätigt haben, und zwar in großer Stückzahl, die es eigentlich nie gegeben hat. Es waren gefälschte Bestätigungen. Und das war in der Türkei, immerhin einem Staat, der zumindest teilweise vorgibt, in die EU zu wollen. Aber derartige Schlitzohrigkeiten kennen wir ja nicht nur aus der Türkei, sondern im Zusammenhang mit den EU- Fördergeldern sogar aus Italien und Griechenland. Und da glauben wir, dass es dann dort unten besser funktioniert? - Das ist unrealistisch und unseriös. Wie die Bürokratie in einem Land funktioniert - wir haben vorher Uganda angesprochen -, in dem ein General den Diktator Idi Amin gestürzt hat und nunmehr seit 1986 mit einer Einheitspartei regiert, das kann man sich vorstellen. Aber da haben Sie plötzlich keine Probleme, dort auf die Behörden zu vertrauen. Wir haben ja auch genügend Beispiele, dass EU-Fördergelder in Österreich recht missbräuchlich oder mies verwendet werden. Ich erinnere jetzt nur, weil es gerade aktuell ist, an den Verein „aufgePASST!“, der massive Förderungen aus dem Staatssäckel bekommt. Wie sich dieser Verein aufführt, das können Sie sich im Internet anschauen, in dem Video über Maximilian Krauss, wo der Verein dazu auffordert - und zwar Jugendliche, Kinder auffordert -, auf Bilder von ihm einzuprügeln. Dieser Verein wird von Mitteln der Stadt gefördert, wird unterstützt von sozialdemokratischen Jugendorganisationen. Schauen Sie sich das im Internet an, Frau Kollegin! Dann werden Sie sehen, was da läuft. Das ist ein offenkundiger Missbrauch von Fördergeldern! Von den grün subventionierten Ferkeleien der Perversen Initiative will ich da jetzt gar nicht reden, Frau Stadträtin. Ganz abgesehen davon, meine Damen und Herren, dass die Stadtverfassung an sich den Aufgabenbereich der Entwicklungshilfe ja gar nicht für uns vorsieht. Wenn wir das Ressort der Frau Stadträtin anschauen, so heißt es Integration. Ja, glauben Sie wirklich, dass die - wie heißen sie? - Batwas aus Uganda dadurch hier in Wien zu integrieren sind? - Das ist ein Bereich, der gar nichts mit Ihrem Ressort zu tun hätte! Trotzdem gehen unsere Gelder dort hinaus und werden in Wirklichkeit unkontrolliert durch Sie vergeben. Einzelsummen für oft zweifelhafte Projekte sind natürlich im Vergleich zu den Milliardendefiziten der Stadt Wien und zu den Summen, die wir für Förderung von Medien, damit sie gut gestimmt werden, und für andere Bereiche und jetzt auch zum Teil für die Stadthalle ausgeben, nicht von riesigem Ausmaß, aber zusammengerechnet und addiert, wenn man diese ganzen Förderungen zusammenrechnet, kommen wahrscheinlich auch einige zig Millionen heraus. Und das kann ich Ihnen auch sagen, meine Damen und Herren: Solange bei uns Gelder fehlen, solange wir Schüler in Containerklassen stecken, so lange wir - der Winter kommt jetzt wieder, und wir werden sehen, wie auf Grund der glorreichen Politik unserer Bundesregierung die Gasversorgung aussehen wird - keine Heizkostenzuschüsse zahlen können, so lange werden wir nicht zustimmen, dass unsere Gelder in diese Richtung einfach hinausgehen und hinausgeworfen werden. Ich gebe Ihnen zum Schluss etwas zum Nachdenken: Wir zahlen da einen Betrag nach Nordwestindien - glaube ich, ist es; es steht nicht genau drinnen, wo es ist. Wenn Sie sich heute die Nachrichten angeschaut haben oder sie gestern Abend gehört haben, dann wissen Sie: Indien hat vorgestern eine Sonde auf den Mars geschickt. Ist es wirklich notwendig, dass Staaten, die Sonden auf den Mars schicken können, die sich Flugzeugträger neuester Art leisten können und, und, und, von uns subventioniert werden? - Ich sage Ihnen: Nein. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Herr Kollege Jung! Sie haben zu Beginn Ihrer Rede gesagt, es liegt hier „ein Glanzstück objektiver Geschäftsführung des Gemeinderates“ vor. (GR Mag Wolfgang Jung: Ja, ich habe Sie gelobt!) Sie haben das mit einem gewissen Sarkasmus gesagt. (GR Mag Wolfgang Jung: Das stellen Sie fest! Ich habe das mit Begeisterung gesagt!) Ich verwahre mich gegen solche Aussagen. (GR Mag Wolfgang Jung: Also kein Glanzstück?) Ich versuche hier, sehr objektiv (Zwischenrufe bei der FPÖ.) und sehr, manchmal vielleicht auch zu großzügig den Vorsitz zu führen. Und nur weil Sie Ihren Willen nicht durchsetzen, kann man hier nicht davon sprechen, dass ich nicht objektiv wäre. Also ich weise das auf das Schärfste zurück. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich habe mir auch überlegt, ob ich Ihnen einen Ordnungsruf wegen Missachtung des Vorsitzes gebe. Ich gebe Ihnen aber keinen Ordnungsruf. Ich fordere Sie aber auf: Mäßigen Sie sich im Ton gegenüber Kollegen und auch gegenüber dem Vorsitzenden. Das macht es für uns alle hier einfacher. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. – GR Mag Wolfgang Jung: Ich hab die „Handschellen“ nicht …) Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ramskogler. Ich erteile es ihr. GRin Mag Sonja Ramskogler (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich auf meinen Vorredner im Augenblick nicht beziehen, sondern ich möchte etwas über die Entwicklungsarbeit unserer Stadt sagen. Und ich bin zutiefst politisch davon überzeugt, dass solidarische sozialdemokratische Politik nicht nur in Wien hervorragend stattfindet, sondern auch in unseren Partnerschaftsländern, weil wir dort Arbeit, Entwicklungsarbeit verrichten - und ich denke, Entwicklungsarbeit ist eines der wichtigsten Dinge, die oft viel zu wenig erwähnt werden und die heute vielleicht für einen Augenblick auch Aufmerksamkeit erhalten können. Ich möchte Ihnen hier nur ein Bild vermitteln, es gibt ja viele Bilder im Zusammenhang mit dem Bericht, wo dargestellt wird, wo unsere Gelder, wie es heißt - es sind insgesamt 200 000 EUR jährlich - in Projekte fließen. Das sind Projekte in diversen Ländern, sehr geehrte Damen und Herren, wo wir uns nicht vorstellen können, in keiner Art und Weise, wie Menschen dort leben, wenn wir nicht selbst einmal vor Ort waren. Von meinem Vorredner haben wir gehört: Wer kontrolliert das? Oder: War schon einmal jemand dort?, et cetera. - Ich war persönlich dort, ich bin auch bei vielen Projekten immer wieder vor Ort, und ich kontrolliere unter anderem auch mein ganz persönliches Projekt, wofür ich großen Einsatz leiste. Und ich bin davon überzeugt, dass diese Menschen dort eine Chance bekommen – und wenn es auch nur 20 000 EUR sind, die für ein Projekt zur Verfügung gestellt werden. Es tut fast weh, wenn dann ein Kollege von der FPÖ hier steht und sagt, das ist alles Nonsens (GR Mag Wolfgang Jung: Das hab ich nicht gesagt!) und das braucht man nicht zu unterstützen. Es ist ja fast menschenwidrig. (GR Armin Blind: Das haben wir nicht gesagt! Aufpassen!) Diese Projekte sind nicht unterstützungswürdig für die FPÖ - das habe ich verstanden. (GR Mag Dietbert Kowarik: Da ist ein bisschen ein Unterschied! - GR Mag Wolfgang Jung: Sagen Sie, wie ich es gesagt habe! Wo habe ich „Nonsens“ gesagt?) Das ist jetzt meine subjektive Interpretation, Herr Kollege. (Ruf bei der FPÖ: Ah? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Aber ich will da jetzt nicht abschweifen, sondern ich will genau auf die Projekte eingehen. Dieses Jahr hat die Entwicklungszusammenarbeit der Stadt Wien 200 000 EUR, wie immer - nicht gekürzt, das finde ich sehr positiv -, in dem Schwerpunkt „Bildung für alle - Förderung von Projekten zur schulischen und beruflichen Bildung in Entwicklungsländern“ und zusätzlich noch 5 Projekte mit jeweils 50 000 EUR für den Wiederaufbau der Infrastruktur nach der Taifun-Katastrophe auf den Philippinen zur Verfügung gestellt. Ohne im Augenblick etwas Genaueres darüber zu sagen, möchte ich nur festhalten: Ich war auf den Philippinen, ich war unter anderem auch in Nicaragua bei den Leuten vor Ort, und ich muss sagen, es ist noch zu wenig, was wir dort an Geld lassen und an Geld hingeben, denn die Umstände, unter denen Menschen dort leben müssen, können Sie sich einfach nicht vorstellen, wenn Sie nicht dort waren. (Ruf bei der FPÖ: Ich war aber dort!) Ich würde Sie daher bitten, wirklich jedem einzelnen Projekt zuzustimmen, denn die Frage, die sich hier stellt, ist zum Beispiel: Sind Sie dagegen, dass im Südwesten Ugandas 15- bis 25-jährige Mädchen und Jungen nachhaltig eine Bildung bekommen? Sind Sie wirklich dagegen, dass Schulen errichtet werden, dass Mädchen Ausbildungschancen haben? Wenn die Mädchen und die Burschen in solchen Ländern nämlich keine Ausbildung haben, dann ist das beinahe ein Todesurteil. Das ist nicht nur ein Urteil im Sinne von Arbeitslosigkeit, wie bei uns, sondern in solchen Ländern, in Entwicklungsländern ist das ein Todesurteil, wenn man keine Bildung genießen kann. (GR Mag Wolfgang Jung: Und Sie glauben, dass Sie das mit 20 000 EUR ändern?) Weiters: Stimmen Sie dafür oder stimmen Sie dagegen, dass es einen Zugang zu Bildung für 250 behinderte Kinder gibt? Sind Sie dagegen, dass 250 behinderte Kinder eine Möglichkeit haben, Integration und Bildung zu bekommen? Dagegen sind Sie? Oder: Sind Sie dagegen, dass Mädchen in Serbien Bildungschancen haben und dass wir das auch unterstützen? Sind Sie dagegen, dass in Weißrussland 70 Kinder Entwicklungsförderung bekommen? Dagegen ist die FPÖ? (GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Das sind ja alles Ausländer!) Die FPÖ ist dagegen, dass Lehrerfortbildung in Nepal stattfinden kann. (GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Das sind ja Ausländer!) Die FPÖ ist dagegen, dass die Abdeckung von Schulkosten für besonders vulnerable Kinder in Simbabwe gewährleistet wird. Die FPÖ ist dagegen, dass in Ruanda Kinder unter sechs Jahren Förderung ihrer frühkindlichen Entwicklung bekommen können. Und die FPÖ ist dagegen, dass in Katastrophengebieten wie auf den Philippinen vor Ort ein neues Zuhause für Menschen gebaut wird, sanitäre Anlagen, sauberes Wasser und Schulen zur Verfügung gestellt werden. Dagegen ist die FPÖ? (GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Ja!) Das ist das Menschenbild der FPÖ? (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist Ihre Auslegung! – GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Ja, das ist so! Das ist so!) Ich glaube, das ist selbstredend, dass die FPÖ dagegen ist, dass behinderte Kinder in Entwicklungsländern, dass Menschen in Entwicklungsländern eine Chance haben und nicht weiterhin in solchen Zuständen leben und dass wir auch nur einen ganz, ganz kleinen Tropfen auf den heißen Stein dazu beitragen. Das bedarf nämlich einer Menschlichkeit, das bedarf einer Solidarität und somit einer rot-grünen Stadtregierung! – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich mitteilen: Es ist 15.54 Uhr. Das heißt, der nächste Redner hat 6 Minuten zur Verfügung, denn um 16 Uhr werde ich für die Behandlung des Dringlichen Antrages die Verhandlungen zur Tagesordnung unterbrechen. Als nächster Redner ist Herr GR Haslinger zu Wort gemeldet. 6 Minuten Redezeit - im ersten Teil. Die verbleibenden 14 Minuten können natürlich dann nachher noch in Anspruch genommen werden. GR Gerhard Haslinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Ich werde versuchen, meine Punkte in sechs Minuten unterzubringen. Es sind ja eigentlich nur Ergänzungen zu den Ausführungen meines Vorredners Jung, und zwar: Frau Kollegin Ramskogler hat es ja jetzt selbst bestätigt: Diese Projekte, die wir da als Geschäftsstücke vorliegen haben und zu bearbeiten haben, sind als Entwicklungshilfe getarnt, aber im Endeffekt sind es Projekte, hinter denen politische Parteien stehen, meistens die SPÖ - Sie selber waren ja bei diesen Projekten dabei und waren vor Ort und haben sich das angeschaut. Herr Kollege Jung hat ja die Länder aufgezählt, und ich möchte jetzt einmal jene Organisationen aufzählen, an die nämlich die Subvention fließt. Es hört sich so an, als gingen da 20 000 EUR an Entwicklungshilfe nach weiß ich, wohin, aber diese Entwicklungshilfe bekommen etwa das Hilfswerk Austria, die Volkshilfe Solidarität, der Arbeiter-Samariter-Bund, World Vision Österreich, Johanniter Unfallhilfe, Nord-Süd Kooperation, PHASE Austria, CARE Österreich, Österreichische Jungarbeiterbewegung. Das sind die Subventionsnehmerinnen und Subventionsnehmer, die bekommen das Geld! Und wenn ich mir das jetzt anschaue, dann sind es da 20 000 EUR, und wenn es ein bisschen weiter weg ist, sind es 50 000 EUR. Die Philippinen bekommen ja 50 000 EUR. (GRin Mag Sonja Ramskogler: Das ist ja was anderes!) – Stimmt das nicht? Dann habe ich die falschen Akten. Aber ich weiß, dass die Subventionsförderungen für die Philippinen 50 000 EUR betragen. Auf jeden Fall lässt es den Schluss zu: Je weiter es weg ist, desto höher wird die Subvention. Vermutlich müssen gewisse Reisekosten abgedeckt werden, wenn diese Organisationen, die hier subventioniert werden, auch vor Ort tätig werden wollen. Mir kommt das so vor, wie wenn jemand, der kegeln geht, eine Kugel in der Originalgröße wegschupft, und beim Kegel kommt dann ein Tennisball an. Diese 20 000 EUR, die hier für das Projekt vorgesehen sind, werden nicht als 20 000 EUR tatsächlich dort ankommen. (GRin Mag Sonja Ramskogler: Ja! Es ist so!) Wo sind die Beweise? (GRin Mag Sonja Ramskogler: Es ist so! Fahren Sie hin!) In den Akten, die wir bekommen, steht nichts drinnen. Und Herr Kollege Jung hat es bereits ausgeführt, dass wir hier keine Kontrolle haben. Sie behaupten, Sie haben die Kontrolle. (GRin Mag Sonja Ramskogler: Fahren Sie hin! Nehmen Sie den Kollegen Jung mit und fahren Sie hin!) Also wir sollen jetzt dort hinfahren? Und Sie fahren auch dorthin - mit Ihrer Urlaubskasse? Oder werden Ihre Reisen dorthin finanziert von den Unterstützungsorganisationen? - Sie fahren dorthin als Privatperson? - Wenn man sich die Homepages anschaut, dann sind die ja alle verfestigt in irgendwelchen Gremien, man ist immer mit eingebunden. Das wollen Sie nicht hören, ich weiß schon, aber das stimmt. Und ich soll dort hinfahren und soll mich vor Ort überzeugen, ob die 20 000 EUR für Klomuscheln auch tatsächlich dort ankommen? - Es wird mir wahrscheinlich nicht möglich sein, und es ist mir das auch nicht wert, dass ich dann wirklich dort schaue, was tatsächlich an Geld ankommt, und ich kann es wahrscheinlich auch nicht überprüfen. Wie soll ich das überprüfen können, wenn ich in den Akten nicht einmal die Unterlagen dazu vorfinde, wo ich das nachlesen könnte? - Jetzt sagen Sie natürlich: Das ist ja ganz einfach, da brauchen Sie sich nur zu informieren. (GRin Mag Sonja Ramskogler: Genau!) Wir sind deshalb dagegen, weil wir vermuten - und Sie brauchen sich nur diese Erfolgsgeschichten auf diesen Homepages anzuschauen -, dass da ganz einfach jemand unterstützt wird, der sein Helfersyndrom ausleben kann (GRin Mag Sonja Ramskogler: Sie täuschen sich!), damit die internationale Solidarität gelebt werden kann, und Ähnliches. Dafür stehen wir nicht zur Verfügung. Wir sind sehr wohl für Entwicklungshilfe dort, wo sie hingehört (GR Mag Wolfgang Jung: Da gibt's ein Ministerium dafür!), nämlich im Ministerium - aber nicht, dass die Stadt Wien sagt, da habt ihr 20 000 EUR, und das ist schon in Ordnung. - Dafür stehen wir nicht. Wir haben in Wien genug Probleme, die wir heute tagsüber schon diskutiert haben, und die sollten hier dringendst gelöst werden. (Beifall bei der FPÖ.) Die sollten dringendst gelöst werden, bevor wir Geld irgendwohin schicken und dann den Leuten sagen können, wir haben ja mitgearbeitet oder mitgewirkt und geholfen! (GRin Mag Sonja Ramskogler: Genau!) - Das passt so nicht, und darum können wir dem nicht zustimmen. Sie berauben uns mehr oder weniger der Zustimmungsmöglichkeit, weil Sie es verwässert darstellen, weil Sie sagen, Sie fahren dorthin und ich kann auch hinfahren. Ich möchte schon wissen, wie Sie dorthin fliegen, auf die Philippinen. Mit der Urlaubskassa, Frau Kollegin Ramskogler? (GRin Mag Sonja Ramskogler: … meine Urlaubskassa!) Oder wird das mitfinanziert von diesen Organisationen? Oder sind Sie Teil der Organisation, die dort vor Ort tätig wird? Das ist unser Vorhalt: dass diese Organisationen einen Teil dieses Geldes aufbrauchen, auf Grund ihrer Arbeit vor Ort. Und darum stimmen wir dem nicht zu. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Es ist nun 16 Uhr - ich hoffe, es stimmen mir alle zu. Damit unterbreche ich die Verhandlungen. Wir kommen nun zum Verlangen, dass der von den GRen Ing Udo Guggenbichler, Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein, Angela Schütz, Univ-Prof Dr Peter Frigo, Wolfgang Seidl und Anton Mahdalik eingebrachte, an den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Antrag betreffend „Herstellung von Barrierefreiheit im öffentlichen Raum“ gemäß § 38 Abs 2 der Geschäftsordnung verlesen und hierauf mündlich begründet werde. Ich bitte daher den Schriftführer um Verlesung dieses Dringlichen Antrages. – Bitte schön. Schriftführer GR Christian Unger: Der Dringliche Antrag lautet: „Das Wiener Antidiskriminierungsgesetz sowie das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz geben vor, dass Benachteiligung wegen einer Behinderung im Sinne einer körperlichen, geistigen oder psychischen Funktionsbeeinträchtigung oder Beeinträchtigung der Sinnesfunktionen zu beseitigen sind. Dazu gehört auch die uneingeschränkte, barrierefreie Nutzung öffentlicher Einrichtungen. Zwar sehen die Bestimmungen des Bundes- Behindertengleichstellungsgesetzes hinsichtlich baulicher Barrieren im Zusammenhang mit Bauwerken sowie Verkehrsanlagen, Verkehrseinrichtungen und Schienenfahrzeugen vor, dass bis zum 31. Dezember 2015 eine Ausnahmeregelung besteht, nichtsdestotrotz sollte diese in einem so gering wie möglichen Ausmaß ausgeschöpft werden. Leider kommt es daher immer wieder vor, dass Personen mit Behinderung der uneingeschränkte Zugang oder die barrierefreie Nutzung öffentlicher Einrichtungen verunmöglicht wird, sodass es folglich zu groben Benachteiligungen dieser Bevölkerungsgruppe kommt. Dies wird auch im letzten Bericht der Volksanwaltschaft aufgezeigt, nämlich dass Toilettenanlagen beim Donauinselfest nicht barrierefrei zugänglich gewesen sind, und die zuständige Behörde keine Abhilfe geschaffen hat. Es sollte daher dringlichst die Vorgabe eines jeden amtsführenden Wiener Stadtregierungsmitgliedes sein, jedwede in das Ressort fallende bauliche Benachteiligung umgehend zu beseitigen. Die gefertigten Gemeinderäte stellen daher gemäß § 36 der Geschäftsordnung für den Gemeinderat der Stadt Wien nachfolgenden Dringlichen Antrag: ‚Der Herr Bürgermeister wird aufgefordert, alle baulichen Einrichtungen, die in den öffentlichen Bereich der Stadt Wien fallen, nach Benachteiligung für Personen mit Behinderung zu untersuchen und diese unmittelbar, ohne Aufschub beseitigen zu lassen.‘ Gemäß § 36 der Geschäftsordnung für den Gemeinderat wird beantragt, dass der Antrag mündlich begründet werden kann und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfindet. Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich danke für die Verlesung. Für die nun folgende Begründung des Verlangens auf dringliche Behandlung dieses Antrages sieht die Geschäftsordnung gemäß § 38 Abs 2 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung des Verlangens erteile ich nun Herrn GR Ing Guggenbichler das Wort. GR Ing Udo Guggenbichler, MSc (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie und vor dem Internet! Einige Behindertenorganisationen haben gesagt, sie werden dieser Debatte lauschen; weil sie wissen, wie wichtig es ist, dass in dieser Stadt endlich etwas geschieht. – Die Sicherstellung einer menschenwürdigen und hochwertigen Pflege und Unterstützung für Pflegebedürftige und behinderte Menschen ist eine große Aufgabe und auch eine große Herausforderung für die Stadt Wien. Statistiken gehen davon aus, dass bei uns im Jahr 2050 die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen 90 Jahre und jene von Männern 86 Jahre betragen wird. Bereits im Jahr 2030 werden 25 Prozent der Menschen in dieser Stadt über 65 sein. Ich zähle dann auch schon dazu. Am 26. September 2008 wurde die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die Behindertenrechtskonvention, von Österreich ratifiziert. Mit dieser Unterschrift verpflichten wir uns – in der ersten Menschenrechtskonvention, die im 21. Jahrhundert ratifiziert wurde –, diese Bestimmungen ins nationale Recht umzusetzen. Um welche Bestimmungen ist es dort gegangen? Die wichtigsten Grundsätze dieser Konvention sind: Die Achtung der dem Menschen innewohnenden Würde, der Autonomie des Einzelnen, einschließlich der Freiheit, eigene Einschätzungen zu treffen sowie die Unabhängigkeit von Personen, die Nichtdiskriminierung, die volle und wirksame Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, Respekt vor der Unterschiedlichkeit und Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen als Teil der menschlichen Vielfalt, Chancengleichheit, Barrierefreiheit, Respekt vor den sich entwickelnden Fähigkeiten von Kindern mit Behinderungen und Achtung des Rechtes von Kindern mit Behinderung auf Wahrung ihrer eigenen Identität. Menschen mit Behinderungen haben ein Recht auf ein Höchstmaß an Gesundheit und gleichwertig möglichst nahen Zugang zu den Gesundheitsdiensten. Weiters verpflichtet uns im öffentlichen Bereich das Wiener Antidiskriminierungsgesetz sowie das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz für den ausgegliederten Bereich, wenn dort Dienstleistungen angeboten werden. Aber, sehr geehrte Damen und Herren, es sollte nicht nur eine gesetzliche, sondern auch eine moralische Verpflichtung sein, jenen Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns, alles zu ermöglichen, damit sie in unserer Stadt uneingeschränkt am Leben teilnehmen können. Aber wie wird in dieser Stadt mit diesen Menschen umgegangen? Meine Kollegen werden später noch zu einigen Ressorts, in denen sie selbst tätig sind, über die Zustände sprechen. Ich habe zu diesem Thema schon einmal gesprochen, nämlich über die Streichung des Busses für Ausflugsfahrten von Kindern der Hans Radl Schule in Währing. Und ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie die SPÖ und die rot-grüne Stadtregierung damals mit den behinderten Kindern umgegangen sind. Man muss sich bildlich vorstellen: Man fördert das Amerlinghaus mit mehreren Hunderttausend Euro, in dem nachweislich mehrere linksextremistische Vereine hausieren und wo Gewaltfreiheit nicht an oberster Stelle steht. Aber die 110 000 EUR für einen Bus, mit dem Schüler dieser Hans Radl Schule Ausflugsfahrten machen konnten, wurden einfach gestrichen; weil offensichtlich nicht gewünscht ist, dass diese Schüler Ausflugsfahrten in den Lainzer Tiergarten, auf den Kahlenberg machen können oder einmal gemeinsam auf eine Schullandwoche fahren können. Schade, dass Herr StR Oxonitsch nicht da ist. Außerdem finde ich es bedauerlich, dass bei einem Dringlichen Antrag an den Bürgermeister der Bürgermeister es nicht der Mühe wert findet, sich hier einzufinden; dabei geht es um Menschen mit Einschränkungen, für die er auch zuständig ist. Ich habe mit Vertretern von Behindertenorganisationen gesprochen. Die haben mir gesagt: Bis zu 15 Prozent der Bürger haben Einschränkungen, und im urbanen Bereich sind es tendenziell ein bisschen mehr. Diese Menschen würdigt unser Herr Bürgermeister nicht, sondern verhöhnt sie mit seiner heutigen Abwesenheit bei dieser Diskussion. Ich möchte aber auch die Antwort des Stadtrates für Jugend und Bildung erwähnen. Er hat gesagt, Ausflugsfahrten sind Angelegenheiten der Eltern. Ich habe damals im Ausschuss mit ihm diskutiert und habe gesagt, da haben Eltern ja schon ein gewisses Stück Belastung mit einem Kind, das einfach mehr Aufmerksamkeit braucht. Der Herr Stadtrat ist dort gesessen und hat gesagt, Herr Guggenbichler, sagen Sie nicht, dass ein behindertes Kind eine Belastung ist, es ist eine Herausforderung, und es ist ein Geschenk. Da sich der Stadtrat so „aufgepudelt“ hat, habe ich dann mit Behindertenvertretern und auch mit Eltern von Behinderten geredet und gefragt: Ist das Wort Belastung ein böses Wort? Ich habe es nicht böse gemeint. Und wissen Sie, was die mir geantwortet haben? Sie wünschen dem Herrn Stadtrat einmal eine Woche Umgang mit so einem Kind, damit er weiß, was man am Ende des Tages an Mehrleistung als Eltern erbringen kann, um diesem Kind die Chancen zu geben, die jedes andere Kind in dieser Stadt hat. Ich glaube, da sollte sich der Herr StR Oxonitsch ein Stück an die Nase greifen. Ähnliches durften wir auch aktuell bei der Situation der Renovierung der Sanitäranlagen auf der Donauinsel erleben. Es gab einen Rahmenbeschluss von über 8 Millionen EUR für Modernisierungsarbeiten. Auf der Donauinsel wurden im letzten Jahr 13 öffentliche Toilettenanlagen modernisiert. Die Barrierefreiheit ist leider Gottes bei diesen Toilettenanlagen trotz umfangreicher Umbauarbeiten nach wie vor nicht gewährleistet. Im Zuge eines Prüfverfahrens wurde bekannt, dass die von der MA 45 und MA 48 verwalteten Toilettenanlagen nicht in den verpflichtenden Etappenplan nach dem Wiener Antidiskriminierungsgesetz aufgenommen wurden. Da stellt sich die Frage: Warum ist das so? Vielleicht bekommen wir ja von den Rednern der Regierungsparteien heute eine Antwort. Und die zweite Frage, die ich hier stellen will, neben dem Warum: Wer entscheidet so etwas? Es war nie Thema in irgendeinem Ausschuss, soweit mir bekannt ist. Das ist eine einseitige Entscheidung der sozialdemokratischen Stadträte, die in dieser Stadt Regierungsverantwortung tragen. Ganz kurz noch, im Jahr 2012 wurden 13 sogenannte Oktagon-WCs auf der Donauinsel von der MA 48 in Kooperation mit der MA 45 modernisiert und mit 1. Mai 2012 in die Verwaltung der MA 45 übernommen – mit Außenduschen, Waschtischen, et cetera. Doch sie sind alle für Behinderte nicht zugänglich. Ein auf einen Rollstuhl angewiesener Wiener bemerkt, dass die neu sanierten Anlagen nicht behindertengerecht sind. Sowohl der schmale asphaltierte Weg als auch eine 12 cm hohe Stufe machen es für Rollstuhlfahrer unmöglich, die Toilettenanlagen zu benutzen. Die Volkanwaltschaft hat bei den zuständigen Stellen Erkundigungen eingeholt – und was ich in dieser Situation dieser Stadtregierung am meisten ankreide, ist der Umgang, die Art, wie auf solche Situationen reagiert wird: Die Volksanwaltschaft wurde lediglich darauf hingewiesen, dass es ja auch andere Toilettenanlagen in diesem Bereich gibt, die ja behindertengerecht werden. Dass das nicht der UN-Konvention, dem Antidiskriminierungsgesetz und den Behindertengleichstellungsgesetzen entspricht, war Ihnen an sich egal. Weiterhin wurde geantwortet: Aus wirtschaftlichen Gründen entschied man sich für einen Umbau und nicht für einen Neubau. Dabei stellt sich wieder die Frage, wer diese Entscheidung trifft bei einem Investitionsvolumen für über 8 Millionen EUR? Wer trifft die Entscheidung, dass man sagt, okay, wir bauen um, ist schön, aber eben nicht für alle zu verwenden? Das ist es, was ich im Ausschuss gehört habe und das ist es auch, was ich diesem Ressort oft ankreide: dass oft viel und schön gemacht wird, aber eben nicht gescheit gemacht wird. Das ist das Grundproblem dieses Ressorts. Wenn man sich überlegt, wie das in der letzten Ausschusssitzung funktioniert hat, als die Volksanwaltschaft sich erdreistet hat, berechtigte Kritik anzubringen, wie da von Seiten des Ressorts und der Umweltstadträtin mit der berechtigten Kritik der Volksanwaltschaft umgegangen worden ist, bin ich schon sehr erschüttert und enttäuscht. Das ist für mich nicht mehr eine Frage von Gesetzen, sondern eine Frage des Bewusstseins. Da wurde davon gesprochen, die Frau Stadträtin hat es ja gesagt, wie viel schöner, besser es jetzt geworden ist. Leider Gottes nicht für alle. Der Leiter der MA 48 hat sogar gesagt, was wollen S?, im Wienerwald gibt es sogar kilometerlang keine Toilettenanlagen! Das grenzt an Verhöhnung, nämlich an Verhöhnung von behinderten Menschen. Bis zu 15 Prozent der Menschen in dieser Stadt, oder gar mehr, werden in diesem Ausschuss verhöhnt mit Aussagen wie: Was wollen Sie? Im Wienerwald gibt es bis zu 100 km lang keine Toilettenanlagen. (GR Mag Wolfgang Jung: Aber viele Bäume!) So dürfte es auch der Volksanwalt gesehen haben. Ich kenne auch die Berichte der Volksanwaltschaft. Die Volksanwaltschaft ist an sich ein Institut, das sehr höflich agiert. Aber in diesem Fall dürfte auch dem Volksanwalt, ich sage es auf gut Deutsch, der Faden gerissen sein, denn da hat ein Volksanwalt sich hergestellt und gesagt, liebe Frau Stadträtin, es geht hier um behinderte Menschen. (Zwischenruf von GR Erich Valentin.) – Entschuldigung, der Vertreter der Volksanwaltschaft hat in diesem Zusammenhang gesagt, es geht hier um behinderte Menschen, nicht um Geschenke. Können sie sich erinnern, Herr Valentin? Es geht nicht um Geschenke, die Sie diesen Menschen zur Verfügung stellen (GR Erich Valentin: Es geht um die Wahrheit!), sondern es geht um verbriefte Rechte, die Sie ihnen nicht gewähren. Und das ist es, was mich an dieser Situation so gestört hat: der Umgang, die Haltung, die in dieser Stadtregierung gelebt wird, dass man verbriefte Rechte als Geschenke tituliert! (Neuerlicher Zwischenruf von GR Erich Valentin.) Was mich besonders stört, und ich sage es, Herr Valentin, weil Sie gerade etwas erregt sind: Ich habe vollkommenes Verständnis dafür, dass, wenn man viele Bauvorhaben macht, eben auch Fehler passieren. Aber dann hat man auch die Größe zu haben und zu sagen: Ja, das haben wir übersehen. Es tut uns leid. Wir werden alles tun, um das wiedergutzumachen. Sie haben aber im Ausschuss etwas anderes gemacht, und das hat mich besonders geärgert: Sie haben versucht, das kleinzureden und abzustreiten. Sie haben sogar gesagt: Es hat ja keiner wissen können, dass es ein Behindertengleichstellungsgesetz gibt – das hier eindeutigerweise zutrifft. (GR Erich Valentin: Das soll ich gesagt haben?) Das ist es, was mich persönlich gestört hat: Dass, wenn ein Fehler schon offensichtlich und offenkundig ist, man von Seiten der Stadtverwaltung nicht einfach dazu steht, dass man nicht sagt, ja, wir haben einen Fehler gemacht, wir machen es besser. (GR Erich Valentin: Reden Sie die Wahrheit, Herr Kollege!) Das ist auch ein Grund für diesen Dringlichen Antrag heute: Ich glaube, es gehört viel mehr ins Bewusstsein gerückt, dass diese gesetzlichen Vorgaben, die wir für Menschen mit Einschränkungen in dieser Stadt haben, auch umgesetzt werden. Ich darf daher meinen Antrag einbringen: „Herr Bürgermeister wird aufgefordert, alle baulichen Einrichtungen, die in den Bereich der Stadt fallen, auf Benachteiligung von Personen mit Behinderungen zu untersuchen und diese unmittelbar ohne Aufschub beseitigen zu lassen.“ Ich danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich danke dem Herrn Gemeinderat für die Begründung. Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten dauern darf. Zur Besprechung des Dringlichen Antrags hat sich Herr GR Seidl zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei ich darauf aufmerksam mache, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. Ausgenommen von diesen Redezeitbegrenzungen sind der Bürgermeister und die zuständigen amtsführenden Stadträte. – Bitte schön. GR Wolfgang Seidl (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich habe mir jetzt extra noch einmal den Dringlichen Antrag durchgelesen. Ich habe mich doch nicht geirrt. Er ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. Jetzt schaue ich noch einmal von vorne – ich sehe ihn leider nicht. Traurig, dass er an dieser Diskussion nicht teilhaben möchte. Aber wie gesagt, vielleicht nominiert er gerade den Maxi Krauss zum Vizepräsidenten des Wiener Stadtschulrates. Dann würde er was Gescheites machen. (Beifall bei der FPÖ.) Meine Damen und Herren, mein Vorredner, Herr Ing Guggenbichler hat bereits gesagt: Es ist traurig dass wir Freiheitliche dieses Thema hier in Form eines Dringlichen Antrages einbringen müssen. Es ist wirklich traurig, dass wir über die Herstellung der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum diskutieren müssen. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin schon jetzt gespannt, mit welchen rhetorischen Verrenkungen sie von Rot und Grün diesen Dringlichen Antrag heute vermutlich ablehnen werden. Es bleibt nämlich wirklich zu befürchten, dass wir das in einigen Minuten erleben. Jetzt möchte ich aber darauf eingehen, wie es denn in Wien mit der uneingeschränkten, barrierefreien Nutzung öffentlicher Einrichtungen bestellt ist. Wie schaut es denn wirklich aus? Welche Verbesserungsmöglichkeiten und Vorschläge gibt es, und seit wann gibt es diese Vorschläge? Um sich gerade bei diesem Thema top informieren zu lassen und vielleicht auch Informationen aus erster Hand zu erhalten, gibt es seit vielen Jahren die Arbeitsgruppe mit dem Namen Interessenvertretung der Menschen mit Behinderung, kurz IVMB. Vor allem die Mitglieder des Gesundheitsausschusses werden diese Arbeitsgruppe kennen. Ich habe gestern extra noch einmal nachgefragt und auch nachgesehen: In dieser Legislaturperiode seit Ende 2010, die doch schon knapp 4 Jahre dauert, gab es bis zum heutigen Tag 16 Sitzungen. In diesen Sitzungen werden dann gerade die Themen des heutigen Dringlichen Antrages besprochen. Und jetzt raten Sie einmal, meine Damen und Herren, an wie vielen dieser 16 Sitzungen ein grüner Mandatar teilgenommen hat? Wie viele werden es gewesen sein? Zehn, zwölf, vielleicht waren es nur acht? Ich möchte Ihnen mitteilen, dass bei keiner einzigen dieser 16 Sitzungen ein grüner Mandatar dieses Hauses anwesend gewesen ist. (GRin Birgit Hebein: Falsch!) – Nein, das ist nicht falsch, unter Garantie ist das nicht falsch. Da muss ich mich schon fragen, sehr geehrte Frau Hebein, warum ist das so? Da kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass es Sie einfach nicht interessiert. (Beifall bei der FPÖ.) In der Öffentlichkeit sind gerade Sie von den GRÜNEN immer der angebliche Anwalt der Benachteiligten; aber wenn es dann darum geht, solche Sitzungen zu besuchen, haben wir Leermeldungen. Sie sind dort nicht anwesend, sehr geehrte Frau Hebein, sie waren dort bei keiner dieser 16 Sitzungen anwesend. (GRin Birgit Hebein: Falsch!) Nein, das ist nicht falsch. Ich finde es, wie gesagt, einfach nur beschämend und wiederhole, dass Sie auf einer Regierungsbank nichts verloren haben, und schon gar nicht in einem so großen Bundesland wie Wien. Aus diesem Grund ist es ein Glück, dass der Wahltag im Jahr 2015 jeden Tag näher rückt. Es wird wirklich Zeit. Nun möchte ich aber berichten, vielleicht gerade Ihnen von den GRÜNEN, welche Verbesserungsvorschläge denn in diesen Gremien teilweise vorformuliert, teilweise auch an die Politik gerichtet werden. Ich habe da zwei, drei mitgenommen. Zum Beispiel Rauchmelder für zu Hause. Derzeit ist es so, dass der Fonds Soziales Wien keine Kosten dafür übernimmt. Nun kann man dem Fonds Soziales Wien natürlich sozusagen keinen Strick daraus drehen, denn die machen natürlich nur das, was ihnen die Politik vorgibt. Denn wenn ein Gehörloser einen Antrag für einen optisch-visuellen Rauchmelder für den Heimgebrauch, der 600 EUR kostet, stellt, so gab es dafür im Bundesland Kärnten, als wir Freiheitlichen dort regiert haben, einen Zuschuss von 450 EUR, in Wien ist das leider nicht möglich. Ein zweiter Punkt, der ganz interessant ist: der Feueralarm in öffentlichen Gebäuden. Öffentliche Gebäude in Wien, zum Beispiel Krankenhäuser, Schulen, Amtshäuser, und so weiter haben meistens ein verstecktes Feueralarmsystem. Dieses System ist nur auf akustische Brandsignale ausgerichtet. Allerdings können Gehörlose und Schwerhörige oder auch manche Hörende diese akustischen Brandsignale auf Grund deren hoher Tonlage nicht wahrnehmen. In den meisten Ländern verwendet man deshalb schon die optisch-visuellen, akustischen Feuermelder. Auch diese Vorschläge gibt es seit Jahren hier in diesem Haus. Was ist bisher passiert? Natürlich überhaupt nichts. Ich möchte Ihnen noch etwas zum Thema Zivilschutzsignale vorlesen, dann war es das auch schon. Bis dato sind noch immer keine barrierefreien Zivilschutzsignale im Einsatz. Sollte in Wien Zivilschutzalarm ausgelöst werden, werden gehörlose Personen nichts davon mitbekommen. Entsprechende Zivilschutzmaßnahmen wie zum Beispiel durch SMS fehlen. Das Einschalten des Radios, um weitere Informationen im Ernstfall zu erlangen, ist für Gehörlose nicht zweckdienlich. Das Zivilschutzprogramm sieht aber das Einschalten des Radios als eine der ersten Maßnahmen vor. In Wien gibt es einen Sirenen-Zivilschutz-Newsletter. Dieses System kann technisch zum Beispiel, so steht es auf der Homepage, durch ein SMS-Service für Gehörlose erweitert werden. – So weit, so gut. Das Problem ist nur, dass das System nicht funktioniert. Meine Damen und Herren, all diese soeben von mir beschriebenen Probleme sind teilweise schon seit Jahren bekannt, aber passiert ist bis dato leider Gottes nichts. Da möchte ich den beiden Regierungsparteien gleich die Frage stellen: Warum ist das so?, und auch gleich eine Frage nachschießen: Sind sie wirklich der Meinung, dass die soeben beschriebenen Ist-Zustände keine Diskriminierung darstellen? Ich kann Ihnen nur sagen, für uns Freiheitliche stellen diese Zustände gravierende Diskriminierungen dar. Ich möchte Ihnen daher anbieten, da Sie es anscheinend alleine nicht schaffen, dass wir das gemeinsam lösen. Der erste Schritt wäre, dass Sie diesem Antrag zustimmen, damit wir da wirklich zügig an einer Lösung arbeiten. Meine Damen und Herren, ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und würde mich wirklich freuen, wenn dieser Antrag einstimmig angenommen würde. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Holdhaus. Ich erteile es ihr. GRin Mag Karin Holdhaus (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben es schon gehört: Wien sowie der Bund haben sich durch die Ratifizierung der UN- Behindertenrechtskonvention 2008 zur Barrierefreiheit bekannt und sich damit verpflichtet, diese bis Ende 2015 umzusetzen, ebenso wie durch das Antidiskriminierungsgesetz. Nun, was ist in diesen sieben Jahren passiert? Oder eben nicht? Oder anders ausgedrückt: Wie weit liegen Soll und Ist auseinander? Wir wissen und wir machen immer wieder die Erfahrungen, dass die Stadt Wien bei der Ankündigungspolitik sehr gut ist, dass es aber bei der Umsetzung leider Gottes nicht so zügig vorangeht und die Umsetzung leider in vielen Bereichen zu wünschen übrig lässt. Aber ich bin gespannt und ich hoffe auch, wie meine Vorredner, dass wir heute ein bisschen Licht ins Dunkel bekommen, einen Überblick darüber, wie denn jetzt der Status quo ist, ob denn die Stadt Wien bis Ende 2015 diese Konvention erfüllen wird können. Aber kommen Sie mir bitte nicht mit der üblichen Leier: Eh alles super, sind im Plan, alles toll, Kritik stimmt nicht, stimmt alles nicht, Frechheit, alles falsch. In der Aktuellen Stunde mussten wir uns von Ihnen wieder den schweren Vorwurf gefallen lassen, dass unsere Zahlen falsch wären, aber weder Grün noch Rot konnten uns irgendeine andere Zahl nennen. Aber bei dieser Intransparenz wissen wahrscheinlich nicht einmal mehr Sie selbst, wie die Lage ist. (Beifall bei der ÖVP.) Bei der letzten Umweltausschusssitzung – Kollege Guggenbichler hat es ja schon angesprochen – war leider Gottes wieder die gleiche Reaktion. Ich meine, man muss sich vorstellen: Da nimmt sich ein Vertreter der Volksanwaltschaft die Zeit, zur Umweltausschusssitzung zu kommen, erläutert kurz, höflich und sachlich die Kernkritikpunkte – wir haben vom Kollegen Guggenbichler schon gehört, worum es in diesem Volksanwaltschaftsbericht ging – und äußert zwei Wünsche und Vorschläge. Der erste: Man möge doch bitte behinderte Menschen in die Planungsphase bereits einbinden. Und der zweite Vorschlag war die Bitte, einzelne Magistratsabteilungen sollen enger zusammenarbeiten – ein Wunsch und eine Bitte, die wir immer wieder äußern –, nämlich mit dem Ziel, Fehler und Falschplanungen zu vermeiden, wie zum Beispiel eben im Fall der Toiletten auf der Donauinsel, und Kosten, nämlich Steuergeld, zu sparen. Das sind naheliegende und logische Vorschläge. Jeder normale Mensch würde normalerweise sagen, vielen Dank für den Hinweis, ja, tut uns leid, da haben wir etwas versäumt; denn es ist ja, wie schon ausgeführt, dokumentiert, schwarz auf weiß, dass die Toilettenanlagen der MA 48 und der MA 45 eben nicht in diesem Masterplan drinnen waren, und schon das alleine ist eigentlich unglaublich, wenn man das genauer betrachtet. Aber wie gesagt, anstatt da konstruktiv zu sein, wird dem Herrn Kollegen von der Volksanwaltschaft, wie wir in Kärnten sagen, wirklich gegen den Karren gefahren. Das zeigt einmal mehr, dass konstruktive Kritik von dieser Stadtregierung als Affront gesehen wird, als Staatsbeleidigung, weil eh alles super ist. Statt Weitsichtigkeit herrscht Uneinsichtigkeit und, ich muss es so drastisch noch einmal sagen, statt Reflexion und Verbesserungswillen herrscht Ignoranz und Trotz. (Beifall bei der ÖVP und von GR Ing Udo Guggenbichler, MSc.) Statt sich diesem Problem zu stellen, versucht die Stadt Wien, die Verantwortlichkeiten irgendwo zu verschieben, Ausreden zu finden, zu vertuschen oder sich eben, wie gesagt, auf Kosten und Wirtschaftlichkeit auszureden. Ein anderes Beispiel, die Wiener Linien, WC-Anlagen in den U-Bahn-Stationen. Auch da schaut es so aus, als würde sich die Stadt Wien dieses Problems entledigen wollen, schiebt einfach die Verantwortung zu den Wiener Linien. Und jetzt haben die Wiener Linien sozusagen die Hoheit, hier zu entscheiden, Toilette Ja oder Nein, und im Zweifelsfalle – wir befürchten es, wir hoffen es nicht –, wenn das nicht behindertengerecht umbaubar oder zu teuer ist, dann gibt es eben keine Toilette. Wir möchten nur darauf hinweisen, dass wir das sehr genau beobachten werden, und wir hoffen nicht, dass es da zu solchen Situationen kommt. Voraussichtliches Planungsende ist lustigerweise Herbst 2015. Da frage ich mich, wie das gehen soll, wenn die Planung erst Ende Herbst 2015 vorliegen soll. Gleiches gilt für das bereits erwähnte Investitionsvolumen von 8,1 Millionen EUR, das durchaus beträchtlich ist und, das muss ich sagen, zeigt, dass die Stadt Wien oder das Umweltressort sich dieser Challenge, dieser Herausforderung bewusst ist. Aber wenn hier das Budget 2014 bis 2018 festgelegt wird, dann frage ich mich, wie hier bis Ende 2015 eine umfassende Einhaltung dieser Konvention stattfinden sollte. Anderes Beispiel: Mangelnde Transparenz bei Wohnungsvergaben bei Wiener Wohnen. Auch das hat die Volksanwaltschaft kritisiert. Für sie ist nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien Wiener Wohnen entscheidet, ob einer Person mit besonderen Bedürfnissen eine tatsächlich behindertengerechte oder eine lediglich barrierefrei zugängliche Wohnung angeboten wird. Ziel müsste es doch sein, möglichst alle Wohnungen, die barrierefrei erreichbar sind, so auszustatten, dass sie auch in allen übrigen Belangen als behindertengerecht gelten. Ein anderes Beispiel: Wir reden hier über wichtige Themen, aber leider Gottes ist es Menschen mit hoher Beeinträchtigung nicht möglich, dieser Diskussion zu folgen, weil sie in die Gebärdensprache nicht übersetzt wird. Fazit: Sie unterschreiben Verträge, die Sie nicht einhalten können. Sie lassen sich bejubeln und machen anderen Vorschriften, die Sie offensichtlich selbst nicht einhalten können. Denn was passiert bitte mit einem geförderten Sozialverein, mit einer sozialen Einrichtung, mit den Jugendvereinen und Sportvereinen? Die müssen penibel darauf aufpassen, dass ihre Toilettenanlagen und Büros behindertengerecht sind und so weiter; und wenn sie das nicht erfüllen, wird ihnen die Förderung gestrichen. Aber für Sie hier in der Stadt gilt das nicht. Sie machen sich Ihre eigenen Gesetze. Das kennen wir leider schon, auch aus vielen anderen Bereichen. (Beifall bei der ÖVP.) Es fehlt leider einmal mehr eine ordentliche strategische Planung und das Engagement, sich mit Nachdruck und Effizienz an die Umsetzung zu machen. Nehmen Sie sich ein Beispiel an der Steiermark. Wenn ich das richtig gelesen habe, ist die Steiermark das bislang einzige Bundesland, das einen Aktionsplan für Menschen mit Behinderung erarbeitet und eigenen Handlungsbedarf anerkannt hat. Meine Damen und Herren von der Regierung, Einsicht ist der erste Weg zur Besserung! Diese rot-grüne Stadtregierung ist groß beim Ankündigungen und Versprechen, sie ist groß, wenn es darum geht, soziales Engagement vorzutäuschen, anderen Vorschriften zu machen, sie ist ganz groß beim Inserieren von Selbstbeweihräucherung, aber klein, wenn es um Kritik geht und schlecht, wenn es um Planung und Umsetzung der meist selbst gesteckten Ziele geht. Es sei denn, es geht um ein Prestigeprojekt wie zum Beispiel die Mariahilfer Straße. Da spielt Geld keine Rolle und das Tempo passt auch. Diese Politik ist nicht sozial, nicht gerecht und sicher nicht smart. (Beifall bei der ÖVP sowie von den GRen Dr Wolfgang Aigner und Wolfgang Seidl.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner ist Frau GRin Hebein zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. GRin Birgit Hebein (Grüner Klub im Rathaus): Werter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir von Menschen mit Behinderungen sprechen, wenn wir davon sprechen, dass wir dringend die Menschenrechtskonvention umsetzen müssen und wollen, dann sprechen wir tatsächlich von Respekt, von Würde, von einer größtmöglichen Unabhängigkeit, von einer Teilhabe und von einer Barrierefreiheit. Und ich sage Ihnen eines: Wie es den Menschen geht, welches Anliegen sie haben, kann man nicht nur in Sitzungen erfahren, sondern man kann die Leute in Kaffeehäusern treffen, man kann sie zu Hause besuchen und stellen Sie sich vor, es kann sogar auch sein, dass man Menschen mit Behinderungen im eigenen sozialen Umfeld hat. Insofern, Herr Kollege Seidl, finde ich es extrem unangebracht, Interessenvertretungen parteipolitisch vereinnahmen zu wollen. Das halte ich für keinen geeigneten Weg, hier zu sensibilisieren, hier Bewusstsein zu schaffen. Das lehne ich ab. Wir reden konkret hier, was den Antrag betrifft, über die Barrierefreiheit. Das heißt, wir haben ein Antidiskriminierungsgesetz in Wien. Es liegt uns ein Etappenplan vor, der genau das umsetzen soll, nämlich bestehende Barrieren zu beseitigen. Das stimmt. Und es stimmt natürlich auch, dass viele, vor allem Betroffene, Menschen mit Behinderungen, Interessenvertretungen sehr wohl sagen, puh, der Zeitrahmen ist extrem lang für diese Umsetzung! Ja, das stimmt. Niemand wird uns daran hindern, es bestmöglich schneller zu machen, als es in diesem Plan vorgesehen ist (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Das Gesetz gibt es seit acht Jahren!); niemand wird uns daran hindern, die Prioritäten, die in diesem Etappenplan jetzt gesetzt werden, auch zu verändern. Faktum ist, da gibt es den Willen, da gibt es Umsetzungspläne und auch schon positive Schritte, nämlich zum Beispiel, um eines zu nennen: In jedem Magistrat gibt es bereits konkrete Ansprechpersonen für diese Umsetzung des Etappenplans. Aber keine Frage, da stehen wir vor extrem großen Herausforderungen. Allein wenn ich das Stichwort Amtshäuser nenne. Ja, das ist unbestritten. Gleichzeitig muss man auch sagen: Im Bereich der Bäder haben wir es tatsächlich geschafft. Da gibt es die Barrierefreiheit schon. Um konkret zur Donauinsel zu kommen. Herr Guggenbichler, Sie waren ja bemüht. Ich kann vielem von dem, was Sie sagen, auch einiges abgewinnen. Ich bitte Sie nur, immer auch dazuzusagen, wenn Sie von Menschen mit Behinderungen sprechen: Auf der Donauinsel gibt es sehr wohl neun behindertengerechte Toiletten. Sagen Sie das dazu! (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Habe ich gesagt! Es wurde vom Magistrat darauf verwiesen!) Wenn Ihr Antrag, der jetzt überall kommuniziert wird, oder Ihre Aussendungen, wenn das dazu führt, dass Leute verunsichert werden und sagen, puh, dort können wir nicht mehr hin, dann macht das keinen Sinn. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Das habe ich in meiner Rede aber gesagt!) – Ja, schön. In Ihren Anträgen und in Ihren Aussendungen liest man nichts darüber. Das ist einmal der eine Punkt. Und ja, es stimmt, es sind, wie Sie gesagt haben, 13 Toilettenanlagen modernisiert worden, und zwar nicht behindertengerecht. Und die Frage ist: Was kann man jetzt tun? Daher bitte ich Sie auch, konkret das mitzutragen, was hier jetzt an Schritten sehr wohl vereinbart wurde. Sie wissen es, also sagen Sie es dazu, dass nämlich die Empfehlungen des Volksanwalts umgesetzt werden, dass es sehr wohl jetzt diesen Etappenplan mit MA 45 und MA 48 gemeinsam gibt. Da führt ja kein Weg vorbei. Es geht ja tatsächlich um Rechte, nicht um Sonderrechte für Menschen mit Behinderungen, sondern um Rechte. Und Sie wissen, es gibt insgesamt, jetzt muss ich nachschauen, 166 Toilettenanlagen. Ein großer Teil davon ist sehr wohl behindertengerecht. Ein kleiner Teil ist denkmalgeschützt. Das ist sehr schwierig, problematisch, da gebe ich Ihnen recht. Ein weiterer großer Teil ist jetzt ist im Etappenplan festgelegt, und das ist wichtig und richtig so. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Werden Sie zustimmen?) Das war der konkrete Anlass Ihres Antrags. Wobei mir noch eines total wichtig ist. Es gibt natürlich extrem gute Schritte, immer mehr von der Behindertenrechtskonvention in Wien auch umzusetzen. Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir hier differenzieren: Die Kompetenzstelle für barrierefreies Bauen und Wohnen habe ich selber schon kontaktiert. Da kann ich jedem und jeder empfehlen: Melden Sie tatsächlich Barrieren, die Sie entdecken! Das funktioniert, das wird dann weitergegeben an die zuständige Magistratsabteilung, wo man dann bestmöglich versucht, das auch wieder zu beheben. Auch das ist eine gute Sache. Die Leute machen da gute Arbeit. Das Nächste ist die Bauordnung, die jetzt 2015 in Kraft tritt. Da habe ich zum Beispiel die Rückmeldung von den Interessenvertretungen, dass es im Gegensatz zu anderen Bundesländern keine Rückschritte bei der Barrierefreiheit gegeben hat. Ganz im Gegenteil, da ist man noch einen Schritt weitergegangen und hat zum Beispiel die Aufzugszubauten erleichtert. Auch das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn wir aber von Barrierefreiheit sprechen, dann sprechen wir nicht nur von den baulichen Barrieren, sondern auch von den Barrieren der Kommunikation, von den psychischen und sozialen Barrieren. Und diese Haltung der Inklusion im Denken und im Handeln zu übernehmen, kann man, glaube ich, nicht einer einzelnen Sitzung überlassen, sondern da sind wir alle gefordert. Denn das ist natürlich dringend notwendiger, gesellschaftspolitischer Dialog, den wir hier führen müssen, um überhaupt die Augenhöhe zu erreichen und in diesem Bereich Sensibilisierungsmaßnahmen zu setzen. Der Bereich Behinderung, der Bereich Barrierefreiheit ist eine Querschnittsmaterie. Das lässt sich nicht auf eine soziale Thematik reduzieren. Das betrifft alle Themenbereiche. Insofern finde ich es schon krass, wenn gesagt wird, es passiert nichts in der Stadt, diese ganze Schlechtrederei. Gut, das müssen Sie wohl machen. Aber nehmen Sie auch zur Kenntnis, auch aus Respekt den Menschen mit Behinderungen gegenüber, auch aus Respekt den Betroffenen gegenüber, dass wir hier jetzt zweieinhalb Jahre Arbeitsgruppen gehabt haben und noch immer haben – von Betroffenen, von DienstleistungsanbieterInnen, vom FSW, von der MA 24 –, die hier gemeinsam in einem spannenden, wirklich hochgradig gesellschaftspolitischen Prozess (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Stimmen Sie dem Antrag zu?) gemeinsam für die Bereiche Wohnen, Arbeit, Verkehr, Gesundheit, Soziales und Sonstiges festgehalten haben, wo denn die Prioritäten sind, wo denn jetzt die wichtigen nächsten Schritte sein müssen. Natürlich stehen wir hier vor Herausforderungen, ist ja überhaupt keine Frage. Die Frage, wie Menschen mit Behinderung in Würde altern können, ist eine unglaublich spannende Frage. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Wie alle!) Das ist eine Herausforderung, der wir uns hier stellen. Das Steuerungsteam gibt jetzt Empfehlungen an die Politik, an uns, an die Stadtregierung, da auch weitere Schritte zu setzen. Insofern halte ich noch einmal fest, weil ich finde, das ist echt kein Raum jetzt für Polemik, Zynismus: Amerlinghaus, Mariahilfer Straße, was auch immer da jetzt alles genannt worden ist – es geht um Rechte. Es geht darum, dass Menschen, und zwar alle Menschen, unter Wahrung ihrer Rechte leben können. – Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner ist Herr GR Valentin zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Erich Valentin (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein Blick auf die Pressegalerie zeigt mir, dass ich die Chance nützen werde, im Gegensatz zu meinen Vorrednern keinen Wahlkampfbeitrag zu leisten, weil ich glaube, dass mir weder die Stunde noch das Thema dazu angezeigt erscheinen. Außerdem möchte ich jenen, die ihre Redezeit verwendet haben, um ihre Wahlkampfexpertise für ihre eigene Partei abzuliefern, rein pragmatisch sagen: Um die Zeit kommt es ohnehin nicht mehr in die Medien. (GR Johann Herzog deutet auf eine Dame, die als Einzige auf der Galerie sitzt.) Die Kollegin von der Rathauskorrespondenz muss es sich bezahlterweise anhören, die kann nicht einmal weggehen, die Arme. – Entschuldigung, Frau Kollegin! Versuchen wir einmal, uns dem Thema zu nähern und blenden wir das aus, was offensichtlich bei den beiden Oppositionsparteien schon die Redebeiträge für den Wahlkampf waren. Der Landesparteivorsitzende, der Klubobmann hat wahrscheinlich schon die Punkte eingetragen. Es ist vor solchen Auseinandersetzungen immer so, dass man die Haltungsnoten vergibt und schaut, wer der Bessere ist. Also ich hoffe, Sie haben alle gut abgeschnitten. Versuchen wir wieder zurückzukehren zu dem, worüber wir tatsächlich reden wollten. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Wir reden über Barrierefreiheit!) – Respekt, das ist ein sehr, sehr gutes Schlagwort und ein sehr, sehr guter Zwischenruf, Kollege Guggenbichler. Wenn es um Dinge gegangen ist, die wirklich ernst waren, hat meine Mutter immer gesagt, du sollst nicht lügen. Und dann hat sie mich noch einmal ermahnt und gesagt: Weißt du, Lügen haben kurze Beine. (Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP.) Ich darf Ihnen das nicht sagen, sonst würde mir der Herr Vorsitzende einen Ordnungsruf erteilen. Aber lassen Sie sich einfach die Fakten auf der Zunge zergehen, und dann versuchen wir, für uns selber herauszufinden, ob das, was Sie erzählt haben, auch tatsächlich der Wahrheit entsprochen hat. Im Jahr 2010 da haben wir einstimmig, meine Damen und Herren in diesem Haus, auch mit den Stimmen Ihrer beiden Fraktionen, das Antidiskriminierungsgesetz beschlossen. Zum Thema Antidiskriminierungsgesetz darf ich vielleicht ein bisschen weiter ausholen, denn das ist schon so lang her. Da kann man vieles vergessen, und viele von Ihnen waren damals noch gar nicht da. Damals haben wir gemeinsam festgelegt, dass wir mit 2012 in allen Bereichen Etappenpläne für Antidiskriminierung – heißt, dass alle Menschen, alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt gleichermaßen und gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilhaftig werden können – festlegen. Das ist geschehen. Ich kann also die Frau Holdhaus – ah, da ist sie – beruhigen. Wir haben nicht irgendein Gesetz gebrochen oder irgendetwas, das wir uns vorgenommen haben, nicht gemacht, sondern wir haben das, was wir alle, wie wir hier sitzen, gemeinsam in diesem Saal beschlossen haben, umgesetzt. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Und was ist mit dem Etappenplan?) Wenn jemand von den Damen und Herren, egal, welcher Fraktion, meint, wir wären schlecht unterwegs und das wäre ein Versäumnis, dann empfehle ich eine einfache Gerätschaft, die sie zu Hause haben, nämlich den Spiegel. Ich empfehle Ihnen, sich als politische Gruppe anzusehen. Wir haben es gemeinsam beschlossen – Punkt 1. Punkt 2: Dann haben wir gesagt, es gehören Etappenpläne her. Und es ist eine Mär, Kollege Guggenbichler, dass es diese nicht gibt. Ich verwahre mich tatsächlich dagegen, dass Berichte nur selektiv gelesen und selektiv weitergetragen werden. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Auch selektiv verstanden, Herr Valentin!) – Ganz im Gegenteil. Der von Ihnen so verehrte, offensichtlich im Geiste anwesende Volksanwalt war in der Sitzung nicht anwesend; aber es kann ja sein, dass man in den früheren Morgenstunden noch gewisse Vorstellungen hat, die man mitbringt. Also, der Mitarbeiter des Herrn Volksanwalts hat die Stadt Wien sogar ausdrücklich dafür gelobt, dass alle Dinge, auch die WC-Anlagen in diesem Etappenplan enthalten sind. Nachlesen, deshalb hat er uns gelobt. Und wenn wir uns jetzt das ganz genau anschauen, dann müssen wir eines festhalten. Im Gegensatz zu dem, was der liebe Kollege Guggenbichler gesagt hat, dass es keine barrierefreien WC-Anlagen der Stadt Wien auf der Donauinsel gibt, gibt es neun hergerichtete, nagelneue, barrierefreie WC-Anlagen. Das haben Sie nicht gesagt. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Lügen haben kurze Beine! – Zwischenruf von GRin Mag Karin Holdhaus.) Na, ich sage es für dich, ist ja kein Problem. Ich hole nach, was du versäumst, kein Problem. Dann hast du vergessen zu berichten, dass die Stadt Wien allen gastronomischen Betrieben Geld dafür bezahlt, dass Menschen, die ein Problem damit haben, die WC-Anlagen aufzusuchen, Menschen, die barrierefreie WC- Anlagen benötigen, bei den gastronomischen Einrichtungen, auch wenn sie nichts konsumieren, aufs WC gehen dürfen. Wir bezahlen dafür. Das heißt, einfach zum Nachrechnen: Neun barrierefreie WC-Anlagen der Stadt, dann kommen die gastronomischen Betriebe noch dazu, und dann wird es auch der Aufmerksamkeit eines freiheitlichen Spitzenfunktionärs, wie du es jetzt noch bist, nicht entgangen sein, dass es Haltestellen der Wiener Linien gibt, die allesamt barrierefreie WC-Anlagen haben. Wir haben also, und das hat auch die Volksanwaltschaft festgestellt, nicht nur einen Etappenplan, sondern wir sind auch dem Etappenplan voraus. (Zwischenruf von GR Ing Udo Guggenbichler, MSc.) – Jetzt kommen wir dazu. Es ist für manche Mandatare offensichtlich schwierig, unterschiedliche Gesetze, unterschiedliche Beschlüsse und unterschiedliche Körperschaften auseinanderzuhalten. Ich weiß, wir sind eine große Familie von lauter gleichberechtigten Menschen, und das ist eben ein bisschen schwierig. Aber grundsätzlich ist es so, dass das Jahr 2015 nicht eines des Wiener Gleichbehandlungsgesetzes ist (Kopfschütteln bei GR Ing Udo Guggenbichler, MSc.), sondern wir haben gemeinsam drei Etappenziele vereinbart, nämlich mit baulichen Maßnahmen, die von 2012 bis 2022, zwischen 2023 und 2032 und von 2033 bis 2042 gehen. Diese Prioritäten eins, zwei und drei sind alles Bauvorhaben der Stadt. Es kann nicht sein, meine Damen und Herren, dass derart wachen Politikerinnen und Politikern wie den Freiheitlichen dieses gemeinsame Werk der letzten zehn Jahre entgangen ist! Das kann es doch nicht geben! Oder ist der Wahlkampfdampf schon so dicht? Ich glaube nicht, oder? Deshalb einmal mehr: Seien wir ehrlich zueinander! Wir haben es gemeinsam so in die Wege geleitet und ein Programm, das wir seit 2012 fahren, kann Ihnen doch nicht gänzlich entgangen sein! Das kann nicht sein! Sie können jetzt nicht sagen, dass Sie nicht gewusst haben, dass es die drei Etappenziele gegeben hat. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Lesen Sie den Bericht! Sie haben den Etappenplan ausgeschlossen!) Okay, kommen wir wieder auf die Donauinsel zurück. Das ist überschaubarer, das ist vielleicht etwas leichter. Gehen wir zusammen durch: Wir haben die neuen barrierefreien WCs von der Stadt Wien, wir haben den Etappenplan, dass es in Wirklichkeit nicht tagtäglich, aber regelmäßig mehr werden und wir haben die Gastronomie. Übrigens, eines war mir nicht ganz bewusst: Ist das ein Schreibfehler oder haben Sie einen Rechtschreibcomputer in Ihrem Klub? Die Volksanwaltschaft hat nicht das Wiener Donauinselfest beurteilt, wie ihr da in eurem Antrag geschrieben habt. Kleiner Fehler, kann passieren, Schwamm darüber. Na okay, wir sind ja nicht kleinlich. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Sie lenken wieder vom Wesentlichen ab! Typisch!) Übrigens, da sind noch viel mehr barrierefreie WC-Anlagen gestanden. Das Donauinselfest ist eben eines der Feste, wo jeder Wiener und jede Wienerin mitmachen können. Wir freuen uns, wenn auch Menschen mit besonderen Bedürfnissen aufs Donauinselfest kommen. Die sind genauso herzlich willkommen, so wie immer bei der Stadt Wien, an 365 Tagen im Jahr. Auch das sollte man hier festhalten. Gehen wir noch einmal auf die Donauinsel. Da haben wir also diese neuen WCs, ich kann es Ihnen ja nicht ersparen, dann die Gastronomie und die (Zwischenruf von GR Ing Udo Guggenbichler, MSc.) – nein, falsch, die Anlagen von den Wiener Linien und von den ÖBB. Wenn wir uns bei dieser Strecke die durchschnittlichen Wegzeiten und Wegdistanzen ausrechnen, auch wenn wir nur die neuen WCs hernehmen, die wir im Betrieb haben und nicht die von Privaten, die wir zusätzlich bezahlen auf 1,3 km Distanz und mit den anderen, dann kommen wir auf eine durchschnittliche Distanz von 500, 600 m. Meine Damen und Herren, ich sage ja nicht, dass es nicht noch besser sein kann, aber wenn da von katastrophalen Bedingungen gesprochen wird, dann kann das doch nur Dampf des nächsten Gemeinderatswahlkampfes sein. (Zwischenruf von GR Ing Udo Guggenbichler, MSc.) Jeder, der das einigermaßen im Auge hat, jeder, der einigermaßen den öffentlichen Raum kennt, weiß, dass das in Wirklichkeit schon jetzt mustergültige Rahmenbedingungen sind. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Unglaublich!) Es kann besser gehen, es kann immer besser sein, aber das ist mustergültig, und das muss man auch heute hier festhalten, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.) Eines möchte ich auch nicht ersparen. Das ist so ein Reflex. Ich weiß nicht, das muss in der Grundschulung bei euch dabei sein. Ich war ja fast schon geneigt zu meinen, eine reizende, liebevolle, humanistische Partei, diese FPÖ, als ich den ersten Teil gehört habe; aber warum muss man dann die Schüler einer Alternativschule gegen alternative Kulturtreibende ausspielen? Das ist so typisch FPÖ, das ist so typisch euer Handwerkszeug, zu sagen: Wenn man dem Amerlinghaus das nicht gegeben hätte, dann hätte man den anderen das geben können. Dieses Ausspielen, das da offensichtlich ständig in den Genen ist, das ist so typisch! Das ist wirklich einer der Gründe – und ich sage das nicht für die publizierende Öffentlichkeit, denn die hört uns nicht mehr zu –, weshalb man sachpolitisch mit euch so wenig diskutieren kann. Wir sagen ja auch nicht, wir hätten das Paradies schon erreicht. Fußnote: Dank einer sozialdemokratischen Politik haben wir einiges schon erledigt. – Aber dann die einen gegen die anderen auszuspielen, ist wirklich eine unschöne Art und Weise, die eigentlich der Sache nicht würdig ist. (Zwischenruf von GR Mag Johann Gudenus, MAIS.) Doch, ich zitiere gerade Ihren Kollegen. Doch, er hat es gesagt. Diese Aufwendung hätte man sich ersparen können und stattdessen hätte man das bezahlen können. Das schafft dann einfach ein Ausspielen von Gruppen. (Zwischenrufe von den GRen Mag Johann Gudenus, MAIS und Ing Udo Guggenbichler, MSc.) – Doch. Das heißt, Herr Gudenus, auch Ihr Beitrag in Russland war eine sinnvolle Diskussion, so ungefähr, Europa, die freie westliche Welt gegen das, was Gudenus und die Oligarchen wollen. Okay, lassen wir es. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Reden wir jetzt über Russland oder über Behinderte in Österreich?) Nein, aber von den Grundprinzipien her, und das zieht sich wie ein roter oder eher blauer Faden durch Ihr Leben und Ihre Tätigkeit, was Sie dort tun, tun Sie hier auch, nämlich Gruppen gegeneinander ausspielen. Und das ist nicht gut. Das ist nicht gut fürs Zusammenleben und das ist einmal mehr ein Punkt, der uns trennt. Nichts weiter sage ich. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. – GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Wunderbare Geldvermehrung findet nicht statt!) – „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“ (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Klassisches Zitat, ist gut!) Vielleicht sind wir beide fest bei den klassischen Zitaten, nur legen wir sie eben unterschiedlich aus. Meine Damen und Herren, zur heutigen Auseinandersetzung über die Frage, wie es mit dem Umsetzen eines barrierefreien Wien aussieht, kann man, meine ich, sagen: Wir sind im Plan. Wir könnten besser sein. 100 Prozent sind immer besser als ein Prozentsatz, der darunter ist. Wir haben aber unsere Ziele, die wir uns in diesem Etappenplan gesetzt haben, erreicht. Ja, wir sind sogar über dem Zielwert, wir müssen uns dafür nicht genieren. Wir sind sicherlich gerne bereit, immer darüber zu diskutieren, aber dann so, dass man die Fakten auf den Tisch legt und nicht einseitig versucht, Fakten hervorzuholen und den Rest zu vergessen. Ich glaube, bei einer sachlichen Diskussion hätten wir uns das ersparen können. In diesem Sinne muss ich zu diesem Antrag, den Sie gestellt haben, sagen: Kein Antrag ist sinnlos, wenn er zu einer Diskussion führt. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Haben Sie den Antrag gelesen?) Dabei möchte ich es bewenden lassen. Aber in der Sache hat er nichts weitergebracht; denn das, was Sie einfordern und als Versäumnis sehen, ist in Wirklichkeit kein Versäumnis, sondern das Einhalten des Etappenplanes. Und wenn Sie sich davon distanzieren, dann distanzieren Sie sich von Ihrer Beschlussfassung, die sie 2010 mit dem Landesgesetz mit allen anderen Kräften dieses Hauses getroffen haben. Ich sage Ihnen noch etwas. Bei einem derart großen Investment für einen humanitären Zweck, braucht man Partner, die nachhaltig sind. Und wenn man sich so ein Ziel gesetzt hat, dann muss das auch halten, sonst lässt sich das Ganze nämlich nicht finanzieren. Deshalb einmal mehr der Appell: Nehmen wir uns für die kommenden Monate beziehungsweise für das Jahr vor den Wahlen doch eines vor: Dass wir nicht die Ärmsten der Gesellschaft – die sich zu Recht an die Politik wenden müssen, wenn es darum geht, dass wir ihnen demokratisches Mitmachen durch Barrierefreiheit garantieren –, dass wir diese Gruppen nicht für einen Wahlkampf missbrauchen! – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner ist die Frau StRin Matiasek zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. StRin Veronika Matiasek: Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist natürlich kein Wunder, dass die Vertreter der Regierungsparteien so reagieren, wie sie es eben getan haben, und jede Art von Kritik zurückweisen. Sehr geehrte Damen und Herren von Rot und Grün! Was glauben Sie, warum es viele Beschwerden der Organisationen behinderter Menschen gibt? Was glauben Sie, warum immer wieder Kritik kommt? Weil eben nicht alles so perfekt und toll ist. Ich gebe dem Kollegen Valentin schon recht, wenn er sagt, dass man für die großen Investitionen einen Plan braucht und dass man das nicht so husch-pfusch macht. Aber wir erleben tagtäglich, dass es sich spießt bei anscheinend kleinen Dingen, was aber für viele Menschen eine Mobilitätsbeschränkung bedeutet. Auf der Homepage der Stadt Wien ist folgendes Bekenntnis zu lesen: „Barrierefreies Planen und Bauen bedeutet die uneingeschränkte Nutzung aller städtischer Bereiche durch alle Menschen. Vor allem bauliche und technische Hindernisse erschweren besonders Menschen mit Behinderungen, aber auch Seniorinnen beziehungsweise Senioren, Kindern sowie Müttern und Vätern mit Kleinkindern das Leben.“ – So weit, so gut. Das stimmt, und natürlich muss man darauf Rücksicht nehmen, dass Wien eine Stadt ist, die nicht bretteleben ist und dass es da eben gewisse Grenzen gibt. Das sehen auch wir so. Aber wo sich’s wirklich spießt, ist zum Teil der Umgang mit den kleinen Dingen, sodass Menschen an die Politik, an die Verwaltung, an einzelne Abgeordnete herantreten. Ich bringe jetzt ein Beispiel aus meinem Bezirk, und das zeigt, wie mit diesen Dingen oft umgegangen wird. Es gibt den Eingang zur Schwarzenbergallee, das ist eine etwa 10 m lange Schräge, die dann in eine gemütliche Allee übergeht. Menschen sind an uns herangetreten und haben gesagt: Ich habe in der linken Hand keine Kraft, ich muss mich mit der rechten Hand anhalten. Bitte können wir auf der rechten Seite auch einen Handlauf von 7 oder 8 m haben? Herr Valentin, in Hernals muss man mehr als zwei Jahre für einen simplen Handlauf kämpfen, dass dieser montiert wird, ohne dass es dort besondere Schwierigkeiten gibt! Da wird auf Eigentumsverhältnisse (Beifall bei der FPÖ.) hingewiesen, und so weiter, und so fort. Das sind die Probleme. Und das macht barrierefrei, wenn ich ein Stück meines Gesamtweges erledigen kann und mich wo festhalten kann. Es ist wunderbar, dass heute die Menschen auf Grund von technisch schon sehr hochwertigen Gehhilfen oder Rollstühlen ihre Alltagsgeschäfte verrichten können, nicht mehr an das zu Hause Sein und an die Unterstützung anderer Personen gebunden sind. Es ist auch wunderbar, dass sie damit die Freizeit im Grünen verbringen können. Und es ist schon klar, dass man damit nicht über hügelige Wanderwege fahren und gehen kann, aber gerade Zonen wie ebene, asphaltierte Flächen im Grünen wie etwa die Donauinsel, die vielen Parkanlagen oder auch eben die Schwarzenbergallee sollten diesen Menschen zugänglich sein. Es spießt sich vieles auch immer wieder an dem Problem WC. Auch hier habe ich einen Klassiker, wie mit den Wünschen, mit den Forderungen von mobilitätseingeschränkten Menschen umgegangen wird. Da gibt es ein WC, das man sinnigerweise auf einem kleinen Hügel erbaut hat, hinauf führen Stufen. Der Antrag wird gestellt für dieses WC, weil das einzige dort an einer gut zufahrbaren Allee, die wirklich wunderbar für Menschen geeignet ist, die vielleicht im Rollstuhl sitzen oder mit einem Rollator unterwegs sind, die vielleicht sonst nicht ganz gut gehen können, aber diese ebene Allee schön im Grünen genießen können. Es steht der Antrag, diese WC-Anlage barrierefrei zu gestalten. Geht nicht, unmöglich. Und dann kommt die pampige Antwort: Die Leute sollen, wenn sie es brauchen, über die Neuwaldegger Straße in eine Sportanlage gehen, über eine stark befahrene Straße. Und es gibt überhaupt oder gab überhaupt kein Einsehen, dass es einfach dort notwendig war. Der Druck ist verstärkt worden. Was hat man gemacht? Man hat die Stufen gelassen und hat oben herum ein Gitter gebaut, was völlig unnütz ist, was Geld kostet. Jetzt, nach vier Jahren Thematisieren dieses leidigen Themas kommt es endlich ins Programm, dass man dort, weil man es ja sowieso eingesehen hat und weil es die einzig vernünftige Variante ist, eine behindertengerechte WC- Anlage baut. Es ist dieser Kampf um die Uneinsichtigkeit. Wenn man sagen würde, im Moment sind die Mittel nicht vorhanden, aber schauen Sie das und das. Aber die pampigen Antworten und, Kollege Guggenbichler hat das zitiert: Im Wald gibt es auch keine WC-Anlagen. Ja, das wissen wir schon, das ist eben so, ganz klar. Aber dort, wo sie notwendig sind, darf man sich doch nicht sperren, eine solche zu errichten. Und wenn man das Ganze in einem anderen Ton zu den Leuten hin kommuniziert, dann wäre auch schon viel getan. Weil das ist für mich auch eine Barriere, wenn man die Menschen alle, und das macht die SPÖ ganz gern, und das machen Vertreter der SPÖ gerne, wie Bittsteller behandelt. Das haben sie sich nicht verdient. (Beifall bei der FPÖ.) Nächster Kampf, es sind alles Kämpfe: Die Überquerung einer Straßenbahninsel mit dem Ersuchen, sie abzuflachen, um mit einem Rollstuhl, aber auch mit einem Kinderwagen, über die Schienen quer auf der anderen Seite wieder auffahren zu können. Das geht nicht, unmöglich. Jahrelanger Kampf, monatelanger Kampf, viele Gespräche. Man kommt langsam drauf: Es geht ja doch, wenn man will. Und das sind keine großen Würfe und keine großen baulichen Maßnahmen. Aber hier wird für Menschen, die das brauchen, ganz einfach eine Barriere geebnet ohne viel Aufwand. Und das ist ein Appell. Sie werfen uns ja auch immer unheimlich gern unsere Bösartigkeit und unser Unwissen vor, und so weiter. Ich kann nicht anders, ich muss Ihnen vorwerfen, dass Sie vielfach wirklich eine Sturheit an den Tag legen, manchmal wirklich auch eine Grobheit, und viele Bürger wie Bittsteller behandeln, wenn Ihnen das oder auch wenn Ihnen die vermittelnde politische Kraft, die das eben auch findet, weil die Menschen in der Regel zu vielen oder zu allen kommen, aber nicht jeder nimmt das Problem an, nicht passt. Und wenn dann ein Vorschlag, eine Initiative über eine Partei kommt, die Ihnen nicht zu Gesichte steht, dann heißt es sofort einmal: Das geht nicht. Und diese Haltung, die müssen Sie ändern. Das ist wirklich wichtig, weil sonst geht da überhaupt nichts weiter. Das ersuche ich Sie sehr dringend! Wir haben heute schon gehört, es geht immer so um Prestigeprojekte. Das stimmt derzeit überhaupt. Das Gehen ist in aller Munde, aber welches Gehen? Also die Flaniermeilen, das zügige Gehen. Da geht es um Strecken, und das interessiert Sie jetzt im Besonderen, für Leute, die flott unterwegs sind. So weit, so gut. Ich würde Sie aber um eines ersuchen: Schauen Sie sich einmal die Gehsteige, viele Gehsteige in Wiens, sagen wir einmal, Gründerzeitvierteln an. Und bevor wir prestigeträchtige Flanierzonen schaffen, wo man dann Tafeln enthüllt, die Informationen bieten, die sich eh jeder sehr locker zusammensuchen kann, würde ich sagen: Schauen Sie sich doch lieber einmal darum um, dass die Menschen von ihrem Wohnhaus, wenn sie schlecht gehen können, bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit gehen können, ohne stolpern zu müssen. Denn wir haben genug Gehsteige, wo mit einem Rollator drüberzufahren, wirklich ein Problem ist. Da redet man sich dann sehr gern auf die Hausherren aus (Beifall bei der FPÖ.), auf die Hauseigentümer, deren Aufgabe das wäre. Also ich bin überzeugt, wenn es der Stadt Wien ein Anliegen ist, dass wir überall Gehwege und Gehsteige haben, die man gut bewältigen kann, auch wenn man vielleicht nicht fürs ganze Leben, aber temporär eine Einschränkung in der Mobilität hat, das ist ja sehr vielfältig. Es können alte Menschen sein. Es können Menschen nach einem Unfall sein. Es kann leider für viele fürs ganze Leben sein. Und auf der anderen Seite kann auch eine Behinderung wieder vorbeigehen. Ich glaube, die Menschen wollen das selber gar nicht, immer nur als die Ärmsten der Armen bezeichnet zu werden. Ich glaube, wenn man ihnen ihr Leben lebenswert macht, und dazu gehört zum Beispiel auch die Mobilität, dann sind das oft sehr glückliche, ausgeglichene Menschen, an denen man sich durchaus ein Beispiel nehmen kann. Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! Es müssen nicht immer die großen Würfe sein. Es sind oft die kleinen Dinge, die den Menschen das Leben schwer machen, die Barrieren bilden. Und ich appelliere sehr dringend an Sie: Nehmen Sie sich auch dieser Anliegen der Menschen an. Dann können Sie Wien sicher ein gutes Stück barrierefreier machen. Dann können Sie sicher für viele Menschen das Leben lebenswerter machen. Das sind keine Wahlkampftöne, sondern das hätte ich Ihnen vor einem Jahr genauso gesagt, und das werde ich Ihnen in drei Jahren sagen, wenn Sie sich dahin gehend nicht ändern. Das heißt, wir können sehr viel oft mit kleinen Maßnahmen, aber auch mit Aufmerksamkeit gegenüber den Wünschen unserer Mitbürger tun. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist die Frau GRin Mörk. Ich erteile das Wort. GRin Gabriele Mörk (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gleiche Chancen zu haben und selbstbestimmt leben zu können, das ist für uns mehr als nur ein Schlagwort. Nicht die FPÖ muss die barrierefreie Nutzung in Wien herstellen, denn die SPÖ, die Regierungsparteien tun das schon seit längerer Zeit. Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, reden über Barrierefreiheit. Wir setzen sie jedoch um. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Über den Etappenplan wurde jetzt schon hinlänglich gesprochen und ich möchte ihn nicht mehr wiederholen. Jedoch möchte ich darauf hinweisen, dass es bezüglich des Etappenplans mit der Interessensvertretung behinderter Menschen einen permanenten Austausch auch über die Umsetzung der Maßnahmen geht. Außerdem gibt es die Antidiskriminierungsstelle und Monitoringstelle der Stadt Wien, die die Einhaltung der Menschenrechte und die Rechte von Menschen mit Behinderung in der Landesregierung überwacht. Barrierefreiheit, das ist ja auch das Thema dieses aktuellen Antrages, im öffentlichen Raum ist aber noch wesentlich mehr. Ich möchte nur einige Sachen in Erinnerung rufen: Bereits seit 2008 sind alle U-Bahn-Stationen mit Aufzügen und Rampen ausgestattet. Seit Herbst 2011 verfügen alle unterirdischen U-Bahn-Stationen über Aufzugsanlagen. Aber diese Anlagen sind auch speziell für blinde Fahrgäste mit taktilen Druckknöpfen in der Brailleschrift ausgestattet, damit die Fahrgäste jeweils wissen, wo die Position des Aufzuges ist. Mit Ausnahme einiger Otto-Wagner-Stationen mit Fliesenböden sind die U-Bahn-Stationen großteils mit taktilen Leitsystemen ausgestattet. Mit diesen wurden zum Beispiel im Jahr 2013 die Stationen Josefstädter Straße, Burggasse und Längenfeldgasse ausgestattet und im heurigen Jahr kommen die Stationen Alser Straße, Währinger Straße und Nußdorfer Straße hinzu. Die Haltestellen der Wiener Lokalbahnen in Wien sind alle barrierefrei zugängig. Seit 2007 ist die gesamte Busflotte der Wiener Linien barrierefrei. Alle U-Bahnen sind zur Gänze barrierefrei und bei den Straßenbahnen ist mittlerweile die Hälfte auf Niederflur umgestellt und diese Anzahl wird jährlich um 20 neue Garnituren erhöht. Zum leichteren Ein- und Aussteigen bei den Straßenbahnstationen und Bushaltestellen wurden Bahnsteigkanten ausgestaltet. Die Wiener Lokalbahnen erhalten ebenfalls barrierefreie Triebfahrzeuge. Ich möchte auch in Erinnerung bringen, dass es seit Dezember 2007 Fahrgastinformationen bei den Haltestellen gibt, an denen man erkennen kann, wann das nächste barrierefreie Fahrzeug kommt. Und ergänzend zum öffentlichen Verkehr gibt es, vom Fonds Soziales Wien getragen, den Fahrtendienst. Schüler- und Regelfahrtendienst stellen sicher, dass Menschen mit Behinderung, denen die Benützung eines öffentlichen Verkehrsmittels nicht möglich ist, zur Schule beziehungsweise in die Betreuungseinrichtung befördert werden. Darüber hinaus gibt es auch den Freizeitfahrtendienst, der anspruchsberechtigten Personen die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben ermöglicht. Übrigens auch eine freiwillige Leistung der Stadt Wien. Und seit dem 1. Jänner des heurigen Jahres können Begleitpersonen von behinderten Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln diese kostenlos benutzen. Und auch öffentliche Gebäude, und ich denke, dazu gehören auch die Krankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes, sind für alle PatientInnen, BesucherInnen und MitarbeiterInnen durch bauliche und organisatorische Maßnahmen bereits jetzt vollständig barrierefrei zu erreichen. Natürlich werden auch die neuen Krankenanstalten, die im Zuge des Spitalskonzepts 2030 in nächster Zeit errichtet werden, das ist nicht nur das Krankenhaus Nord, sondern auch das Krankenhaus Hietzing, das Wilhelminenspital, das SMZ-Süd und, wie erwähnt, das Krankenhaus Nord, komplett barrierefrei errichtet. Die zwei bestehenden Krankenanstalten, die Rudolfstiftung und das SMZ-Ost, sind bereits jetzt barrierefrei, werden aber noch entsprechend besser adaptiert. Ich möchte auch auf die Umsetzung des Geriatriekonzeptes hinweisen, und das haben wir hier alle gemeinsam, meine sehr geehrten Damen und Herren, beschlossen. Das heißt, die Stadt Wien hat acht neue Pflegewohnhäuser errichtet und diese Häuser sind in allen Bereichen durchgehend bis ins kleinste Detail vollkommen barrierefrei errichtet. Auch der Fonds Soziales Wien schaut sehr auf Barrierefreiheit. Das betrifft nicht nur die eigenen Häuser, die nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern auch mit entsprechenden Leitsystemen für sehbehinderte und auch taube Menschen ausgestattet sind, sondern der Fonds Soziales Wien schaut auch sehr genau darauf, wenn Förderungen erteilt werden, dass auch die ganzen Träger- und Partnerorganisationen entsprechend barrierefrei errichten. Vor allem in den Behindertenorganisationen ist Barrierefreiheit ein großes Qualitätsmerkmal und das wird auch laufend vom Fonds Soziales Wien überprüft. Gleichstellung, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist aber mehr als nur die barrierefreie Nutzung von öffentlichen Einrichtungen. Daher wurde auch im Dachverband der Wiener Sozialeinrichtungen, um die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung voranzutreiben, im Rahmen des Projektes UN- Gleichheit für alle, in enger Kooperation mit allen Stakeholdern, das sind Menschen mit Behinderung, die Verwaltung, aber auch mit den Non-profit-Organisationen unter anderem das Thema Barrierefreiheit sehr umfassend bearbeitet. Derzeit gibt es auch eine Steuerungsgruppe, die sich mit der Ableitung konkreter Maßnahmen befasst. Ich denke, Gleichstellung, Barrierefreiheit ist ein wichtiges Thema. Wir von den Regierungsparteien setzen auch die entsprechenden Maßnahmen, damit alle Wienerinnen und Wiener, unabhängig von ihrem Alter, von ihrer Behinderung, ein selbstbestimmtes Leben in dieser Stadt führen können. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender Mag Dietbert Kowarik: So, bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich die nächste angemeldete Besuchergruppe auf der Galerie begrüßen, die Herren von der Freiheitlichen Jugend. Herzlich willkommen im Gemeinderat! (Beifall bei der FPÖ. – GR Heinz Hufnagl: Bundeskongress?) Das müssen Sie selbst fragen, Herr Kollege. Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist der Herr GR Dr Frigo. Ich erteile ihm das Wort. Bitte schön. GR Univ-Prof Dr Peter Frigo (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja, ich begrüße unsere Jugend auf der Galerie und freue mich sehr. Werter Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich freue mich, einmal über ein Thema zu sprechen, das ja selten auf die Tagesordnung kommt: Über Behinderte und über Barrierefreiheit. Nun hat es die Vorrednerin schon angekündigt, das Ganze hat ja Hand und Fuß. Wer es nicht kennt, die UN-Konvention der Menschenrechte ist ja allen bekannt. Man soll sie einmal gelesen haben, in der Schule oder in der Mittelschule. Prinzipiell gibt es da den Art 9, und Art 9 wird jetzt in Österreich umgesetzt. Wir haben eigentlich bis Ende des Jahres 2015 Zeit, den umzusetzen. Das ist in Wien ein Ding der Unmöglichkeit, da könnten wir eigentlich Wien abreißen, weil, wie Sie wissen, gibt es in Wien viele alte Zinshäuser ohne Lifte. Aber zumindest im öffentlichen Raum sollten wir versuchen, es durchzusetzen. Prinzipiell: Wie schaut diese Barrierefreiheit eigentlich aus und wen betrifft es? Ich habe es immer wieder von Behinderten gehört, Menschen mit besonderen Problemen, prinzipiell betrifft es viel mehr Menschen, als Sie glauben. Es betrifft nämlich auch uns selbst. Sie brauchen hier nur beim Gemeinderatssaal hinausgehen, sich den Knöchel verstauchen und plötzlich wird ein Stock ein Problem. Nicht nur das Raufgehen, auch das Runtergehen ist sehr schmerzhaft, das kann ich Ihnen leider Gottes berichten. Dementsprechend betrifft das auch, was angeklungen ist, unsere Altersstruktur. Wir werden immer älter, leider nicht nur älter, auch gebrechlicher, nicht nur körperlich, auch geistig. Dementsprechend ist auch hier die Barrierefreiheit sehr wichtig, nicht nur, dass wir irgendwo hingeführt werden müssen, sondern natürlich auch der Zugang zur Kommunikation, und so weiter, der erleichtert werden muss. Das heißt, es betrifft uns körperlich, aber auch, und das wurde ja schon angesprochen, Sehbehinderte, Hörbehinderte, und so weiter. Dementsprechend muss man hier besonderes Augenmerk darauf legen. Leider Gottes ist die rot-grüne Verkehrspolitik genau das Gegenteil, meine Damen und Herren! Und diese rot-grüne Verkehrspolitik führt leider genau in die Barrierezone und in Hindernisse. Ich habe des Öfteren mit Behinderten gesprochen, nicht nur in der IV, sondern sie kommen auch so zu mir in die Sprechstunde und berichten ihr Leid. Die Frau StRin Matiasek hat das ja schon gesagt, dass auch kleine Sachen Freude machen. Diese Verdrängung des Individualverkehrs hin zum öffentlichen Verkehr mag gut sein, aber mit anderen Mitteln. Der erste Punkt dieser rot-grünen Politik ist zum Beispiel, dass im gesamten Stadtgebiet Poller aufgestellt worden sind. Ich weiß nicht, ob Sie mir folgen können, das ist das deutsche Wort, diese Poller, ähnlich den Schiffspollern am Hafen. Das sind so ein bis zwei Meter große Säulen, die plötzlich vor U-Bahnen erscheinen, also nicht nur in Fußgängerzonen, und zum Teil sogar auf Zebrastreifen, damit die Autos dort nicht parken können. Das ist zwar nett gemeint, sie sind aber nicht nur aus Metall, sondern auch aus Stein, und wie mir Behinderte, vor allem Sehbehinderte, berichten, stellen sie eine ziemlich große Sturzgefahr, Stolpergefahr und Verletzungsgefahr dar, weil sie eben aus Metall sind oder grau und für Sehbehinderte praktisch nicht sichtbar, ein völliger Schwachsinn, und sie sind natürlich auch teuer. Es würde völlig reichen, wenn man diese Zonen gelb schraffiert. Es ist ein großes Anliegen der Behindertensprecher aus vielen Bezirken, dass man diese Poller wieder entfernt. Noch dazu habe ich sie im 15. Bezirk zum Beispiel bei der U-Bahn-Station Kendlergasse beim Zebrastreifen gesehen, dass man die hier entfernt, aber auch bei Straßenbahnhaltestellen, wo man unmittelbar auf solche Poller drauffällt, wenn man eben sehbehindert ist. Diese gut gemeinte Fahrradpolitik von Ihnen – also Fahrrad, prinzipiell als Arzt, natürlich, Radfahren ist gesund, wer fährt nicht gerne mit dem Rad? Allerdings, gefährlich ist es auch, speziell diese Radwege, die Sie hier angelegt haben. Diese Radwege sind für Sehbehinderte mehr als gefährlich. Warum? Ich weiß nicht, wer diese Idee hatte, diese Superidee, dass man Niveauunterschiede auf den Gehsteigen anlegt. Diese Niveauunterschiede, die Sie hier angelegt haben, sind supertolle Stolperfallen und Sturzfallen, vor allem für Sehbehinderte. Was diese 5 cm bringen sollen, weiß ich nicht, wenn das Rad nicht auf dem Gehsteig fährt, oder nicht? Also ich habe noch nicht beobachtet, dass das irgendetwas bringt außer einer weiteren Stolperfalle für Sehbehinderte. Auch das ist ein Anliegen, das zu überprüfen und diese Niveauunterschiede zu beheben. Noch schlimmer ist es aber, dass diese Fahrradwege völlig unmotiviert immer wieder die Gehsteige kreuzen. Es ist natürlich klar, dass Sehbehinderte hier besonders gefährdet sind und taktile Zonen leider nicht immer da sind, diese Zonen, wo Sehbehinderte eben erkennen können, dass sie sich am Gehweg befinden. Natürlich, Tempo 30 oder weniger auf Fahrradwegen, dass das eingehalten wird, das wissen wir eh alle, ist leider auch ein Märchen. Also bitte, meine Damen und Herren, bemühen Sie sich, diese Fahrradwege hier auf barrierefrei umzubauen. Es wurde dann noch die U-Bahn angesprochen. Also wie gesagt, die U-Bahn und die Aufzüge, da komm ich auch gleich zu den Spitälern. Es ist schon gut, wenn man behindertenfreundliche Aufzüge macht. Ich warne nur: Was ist, wenn das Ding brennt, wenn der Aufzug steht. Es gibt ja böse Witze über Querschnittsgelähmte beim Zimmerbrand, ich will diesen Witz nicht fertig erzählen, aber es kann nicht sein, dass man nur auf Aufzüge vertraut. Man braucht natürlich auch ein Brandschutzsystem. Es kann nicht sein, dass hier keine Rampen sind. Man muss natürlich Aufzüge bauen, aber man muss hier auch Rampen machen. Es kann nicht sein, dass es, wenn es hier zu technischen Problemen kommt, hier keinen Brandschutzplan gibt. Es macht mich immer nervös, auch im Spital, dass alles auf den Aufzug vertraut. Hier muss man sich doch schon auch überlegen, im Katastrophenfall ein System zu schaffen. Ich kann davor nur sehr warnen, nur auf Aufzüge zu vertrauen. Es ist ganz, ganz wichtig, dass man sich hier auch was zu den Spitälern selbst überlegt. Die Behinderten berichten mir, dass die Orientierung, speziell in großen Spitälern nach wie vor eine Katastrophe ist. Ich selbst als Arzt werde jeden Tag, glaube ich, zwanzig Mal gefragt: Wo ist die Station, die Station? Also ein Sehbehinderter kann sich da sicher nicht zurechtfinden. Prinzipiell ist es so, und das ist auch eine interessante Sache: Wenn in einer Bauplanungsphase die Barrierefreiheit zu 100 Prozent berücksichtigt wird, um wie viel verteuert sich dann ein Gebäude? Was glauben Sie? Um 5 Promille, also praktisch gar nicht! Allerdings können Sie sich vorstellen, wenn das erst nachträglich eingebaut wird, dann wird es extrem teuer. Klar, jeder weiß, wie viel ein nachträglicher Lifteinbau oder Rampeneinbau kostet. Nun möchte ich auch schön langsam zum Schluss meiner Rede kommen, und zwar möchte ich hier, weil heute alles ein bissel schöngeredet wurde, nicht uns Freiheitliche zitieren, sondern die grüne Behindertensprecherin Helene Jarmer, die sehr wohl gesagt hat - und darum ist es auch Zeit, schleunigst etwas zu tun, wenn schon nicht auf Bundesebene, dann zumindest auf Landesebene -, dass Österreich bis 2020 die EU-Ziele für die Teilhabe der Behinderten an der Gesellschaft und in der Wirtschaft nicht erreichen wird. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Besprechung des Dringlichen Antrags ist somit beendet. Den Antrag weise ich zur weiteren Behandlung dem Herrn Bürgermeister zu. Wir stimmen über den vorliegenden Beschluss- und Resolutionsantrag ab, eingebracht von den GRen Guggenbichler, Friedl, Schütz und Seidl, betreffend Herstellung von Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Es ist die sofortige Abstimmung dieses Antrages beantragt. Wer diesem Antrag seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Zustimmung der ÖVP, der Freiheitlichen und des klubunabhängigen Mandatars in der Minderheit und somit nicht angenommen. Wir kommen nunmehr zurück zur Tagesordnung und zur Behandlung der Geschäftsstücke 7 fortfolgend. Ich höre gerade, Frau Kollegin Mag Ramskogler möchte sich zu einer tatsächlichen Berichtigung zum Wort melden. Bitte schön, Sie haben drei Minuten. GRin Mag Sonja Ramskogler (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Ja, sehr geehrte Damen und Herren! Zurück zur Tagesordnung. Der Herr Kollege Haslinger hat zum Tagesordnungspunkt Entwicklungsarbeit, Zusammenarbeit und Subventionen gesprochen und hier gefragt, ob meine Reisen auch dementsprechend subventioniert wären. Ich möchte hier tatsächlich berichtigen, dass jede meiner Reisen, wenn es darum gegangen ist, nach Nicaragua oder zu Entwicklungsprojekten zu reisen, natürlich privat bezahlt wurde. Ich möchte noch eine Anmerkung machen im Sinne von: Ich würde mir wünschen, dass jeder Abgeordnete im Landtag, im Gemeinderat dieser Stadt eine Initiative ergreifen würde und Menschen in Entwicklungsländern unterstützen würde, wenn es so ist im Sinne von Projekten, aber natürlich auch privat. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Also ich kann nur so viel sagen: Nehmen Sie sich ein Beispiel! Danke. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: In der Rednerliste wäre … Ich nehme an, Herr Kollege Haslinger, Ihre Rede war zu Ende, ja? Dann kommen wir weiter in der Rednerliste. Als nächster Redner hat sich Frau GRin Schütz gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Werte Kollegen und Kolleginnen des Gemeinderates! Liebe Zuhörer! Eine soziale Verpflichtung nennt die rot-grüne Stadtregierung die nächsten folgenden 15 Förderprojekte mit einer Gesamtsumme von 449 564 EUR in Afrika, Indien, Russland, Europa, Südostasien und den Philippinen. Eine soziale Verpflichtung haben wir hier in Wien ganz sicher, aber nicht so, wie die rot-grüne Stadtregierung das meint und lebt, sondern einzig und allein den Wienerinnen und Wienern gegenüber. Subventionen für humanitäre Aufgaben, so wie sie hier gewährt werden, sind Aufgaben der Bundesregierung und die kommt dieser Aufgabe in vollem Umfang nach. Unsere Aufgabe hier in Wien ist es einzig und allein, darauf zu schauen, dass es den Menschen, die hier leben, gut geht, dass es ihnen an nichts fehlt, und dass Probleme, die es hier gibt, angepackt und gelöst werden. (Beifall bei der FPÖ.) Und Probleme haben wir wahrlich genug. Eines der größten ist sicherlich die schlecht funktionierende Integration in Wien: Fanatische Islamisten, junge Menschen, die sich dazu benutzen lassen, in den Krieg zu ziehen, ein katastrophales Bildungssystem, eine explodierende Mindestsicherung, steigende Arbeitslosigkeit, die sinkende Kaufkraft, Probleme im Gesundheitsbereich, in der Wirtschaft, den Finanzen, und, und, und. Es gibt genug Bereiche, in denen wir gezielt finanziell eingreifen könnten und auch sollten. Stattdessen werden aber Subventionen durch Rot- Grün nach dem Gießkannenprinzip verteilt, die fast ausschließlich dazu dienen, Personalkosten abzudecken und willfährige Mitarbeiter zu erhalten. Das Projekt „Ein Mädchen, ein Beruf“ der Österreichischen Jungarbeiterbewegung in Afrika, das zu vier Fünftel von der Stadt Wien und zu einem Fünftel eigenfinanziert wird, ist auch so ein gutes Beispiel. Die Aufgabe ist die Vorbereitung, Grobplanung, Projektkoordinierung und das Projektmonitoring. Nicht einmal die Hälfte der Summe wird für Sachleistungen ausgegeben, der Rest sind Personal- und Verwaltungskosten. Das Ziel dieses Projektes ermöglicht jungen Mädchen aus ländlichen Regionen, durch berufliche Qualifizierungsmaßnahmen die Integration in den burkinischen Arbeitsmarkt und somit eine Absicherung ihrer Zukunft und ihrer Familien. Heute Morgen haben wir über den 1. Wiener Gleichstellungsmonitor gesprochen, und der hat aufgezeigt, dass wir in Wien ein Qualifizierungsproblem von jungen, bildungsfernen Frauen haben. Wir haben daher hier schon die vermehrte Aufgabe und die vermehrte Verantwortung, dafür zu sorgen, dass wir die Qualifizierungsmaßnahmen hier einsetzen und hier die jungen Frauen fördern, damit sie eine gesicherte Zukunft für sich und ihre Familien haben. Selbstverständlich ist die Projektsumme dafür nicht ausreichend. Das zweite Projekt, das ich mir da herausgepickt habe und erwähnen möchte, sind die Bildungschancen für Mädchen in Serbien von der Diakonie Austria. Auch hier werden vier Fünftel von der Stadt Wien übernommen und nur ein Fünftel eigensubventioniert. Ziel ist die Primärschulbildung für alle und die Stärkung der Rolle der Frauen. Letzteres wäre auch zuerst einmal hier das Ziel, zumal der Monitor auch aufgezeigt hat, dass wir im Bereich der begünstigt Behinderten echten, massiven Nachholbedarf haben. Aufgabe ist die Zusammenarbeit und Interaktion zwischen Antragsteller und Projektpartner, Methode und Strategie der Partnerschaft, wobei nicht einmal ein Fünftel der Projektsumme Sachkosten ausmachen, der Rest sind wieder Personal– und Verwaltungskosten. Übrigens, weil dieses Projekt ja Roma-Familien in Serbien unterstützen soll, auch in Wien wurden Roma unterstützt, nur die haben von der Subvention, die sie von der Stadt Wien erhalten haben, so gut wie nichts gehabt. Der Kulturverein Österreichischer Roma in Döbling hat letztes Jahr 155 000 EUR erhalten. Davon sind definitiv nur 3 000 EUR für Aktivitäten dieser Menschen übrig geblieben, weil der Rest Personal-, Miet- und Verwaltungskosten waren. Sie werden daher verstehen, dass wir, solange wir die Probleme, die wir im eigenen Land haben, nicht lösen können oder gelöst haben, Subventionen dieser Art nicht zustimmen werden. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist der Herr GR Blind. Ich erteile ihm das Wort. GR Armin Blind (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werter Herr Berichterstatter! Werter Herr Vorsitzender! Das Thema zieht sich jetzt schon seit einiger Zeit durch den Wiener Gemeinderat, gerade heute, weil wir um 16 Uhr unterbrochen wurden. Deswegen darf ich einige Argumente der Freiheitlichen Partei noch zusammenfassen. Anfangen möchte ich aber, weil ich mir bei der Vorbereitung zu dieser Sitzung ein bisschen die Sitzungsprotokolle der letzten Jahre und speziell des letzten Jahres angeschaut habe, mit einer Wortmeldung der Kollegin Bluma im vorigen Jahr, die nach der Rede des Gemeinderatskollegen Jung, der gemeint hatte „Unser Geld für unsere Leute!“, ihre Rede eingeleitet hat mit „Willkommen im Zwergerlland.“ Sie wollte damit offensichtlich eine gewisse Kurzsichtigkeit der FPÖ behaupten. Ich sage Ihnen: Willkommen in der Zwergerlpartei mit 8,77 Prozent, liebe Freunde von der SPÖ-Vorarlberg und von der SPÖ-Österreich (Beifall bei der FPÖ.) mit dem schlechtesten Wahlergebnis aller Zeiten! Man sieht, wohin Ihre Politik Sie führt. (GR Heinz Hufnagl: Da muss man aber bei der FPÖ auch genauer schauen!) Herr Kollege, wir sind dort, wo Sie, sagen wir, sich mit einem hohen Faktor nicht hinmultiplizieren könnten. Bleiben Sie bei der Realität und nicht wie sonst in der Phantasie! Weiters habe ich mir die Wortmeldungen des Kollegen Akkilic angeschaut, der in dem Bereich ja immer ein sehr emotionaler Redner ist und sehr engagiert argumentiert. Ich muss Ihnen sagen, wir unterscheiden uns da wirklich komplett. Also Sie sagen, Sie wollen eine dezentrale Entwicklungshilfe, das haben Sie zumindest voriges Jahr gesagt. Wir sagen, wir wollen alleine aus funktionalen Überlegungen, aus Überlegungen der Effizienz, Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit heraus, weil wir Strukturen gemeinsam nützen wollen, selbstverständlich eine zentral gesteuerte, in sich abgestimmte Entwicklungshilfe. Sie können das auch gerne im „Handbuch freiheitlicher Politik“ nachlesen, weil das, was Sie uns immer unterstellen, dass wir Entwicklungshilfe gänzlich ablehnen, ist vollkommen unrichtig. (GRin Mag Sonja Ramskogler: Nein! Nein!) Wir wollen sie nur effizient und sinnvoll eingesetzt. Wir haben für uns eben Parameter definiert: Wann, wo und mit welchem Maßstab. Wir sagen ganz grundsätzlich: Entwicklungshilfe ja, aber nicht so, wie Sie es machen. Sie machen es nämlich situationsunabhängig, egal, ob es der Stadt Wien gut geht, egal, ob es der Stadt Wien schlecht geht. Sie haben Ihren 20 000-EUR-Topf, den verzehnfachen Sie auf 200 0000 EUR und mit dem befriedigen Sie in Wirklichkeit irgendwelche Schuldgefühle, die Sie haben, weil Sie irgendwelche Probleme mit sich selbst haben. Und wenn Sie dann Ihren Latte Macchiato trinken, wahrscheinlich entkoffeiniert und mit laktosefreier Milch, können Sie sich dann zufrieden nach hinten lehnen und sagen: „Ich habe etwas Gutes getan.“ In Wirklichkeit spendieren Sie Almosen dafür, dass Sie sich besser fühlen können und nicht, um strukturell in diesen Ländern wirklich etwas zu bewegen. (Beifall bei der FPÖ.) Das sieht man ja auch daran, wie Sie verteilen. Sie verteilen 20 000-EUR-Häppchen an jedwede Organisation. In welchem Dunstkreis diese Organisationen stehen, haben wir heute auch schon gehört. Also da sind Sie ja nicht nur glücklich, dass Sie angeblich was Gutes getan haben, sondern Sie haben auch Ihr, sagen wir, Umfeld nicht unwesentlich mitbedient. Zum anderen muss man natürlich sagen (Aufregung bei GRin Mag Sonja Ramskogler.), Sie differenzieren nicht, während hier in Wien die Schulden explodieren und Ihnen das Budget unter der Hand weggleitet. Das muss man sagen. Wir haben jetzt den jüngsten Rechnungshofbericht mit 4,6 Milliarden EUR, meine Damen und Herren! Das sind ja Zahlen, auf die muss man auch in Wien in jedem Bereich, so schmerzhaft das teilweise ist, reagieren. Die Kollegin Schütz hat das ja vollkommen richtig gesagt: Wir sind hier die Treuhänder des Wiener Vermögens, die Treuhänder der Wiener Steuerzahler und wir haben natürlich in erster Linie auch für die Wiener Bedürfnisse zu sorgen. Wie schauen denn die Bedürfnisse in Wien aus, meine Damen und Herren? 320 000 Menschen an der Armutsgrenze, 150 000 Mindestsicherungsbezieher, 130 000 Personen ohne Anstellung, meine Damen und Herren! Und da gehen Sie mit dem Geld um, als wäre nichts passiert, als hätte es keine Krise gegeben, als wäre alles in Ihrem rosa Wunderland wie seit eh und je. Und das geht eben nicht, meine Damen und Herren, das ist unverantwortlich! (Beifall bei der FPÖ.) Man muss sagen, die Unstrukturiertheit des Ganzen wird ja dadurch auch total sichtbar, dass der Kollege Akkilic, wenn er von seiner tollen dezentralen Förderung und Entwicklungszusammenarbeit berichtet oder davon vorschwärmt und sagt, warum ist dezentrale Entwicklungsarbeit wichtig … (Aufregung bei GR Senol Akkilic.) Herr Kollege, ich rede vom letzten Jahr. Ich habe mir das auch angeschaut. Ich kann ja lesen, trotz Wiener Schulsystem. Also das ist ja nicht so. Sie haben gesagt, man kann sich dann den Partner selbst aussuchen und man kann die Zusammenarbeit mit den Stellen, die gefördert werden, vertiefen. Ich habe mir das einmal angeschaut, wie diese Zusammenarbeit und wie diese Vertiefung ausschauen. Sie haben hier von der Postnummer 7 bis zur Postnummer 21, also bei insgesamt 14 Poststücken genau 4 Poststücke, die bereits bei einer Subvention für Entwicklungshilfe vorgekommen sind. So schaut die beständige Zusammenarbeit und Vertiefung bei Ihnen aus, 4 von 14! Das ist keine Vertiefung, das ist immer etwas Neues und das sind immer nur Brocken. Das ist eben das, was wir kritisieren, zum einen das nahe Umfeld zu Ihnen, das hier mitbedient wird, und zum anderen, dass Sie in einer Beständigkeit fabulieren, die hier nicht gegeben ist. Da kann die Frau Kollegin Kickert ruhig den Kopf schütteln. Und wie heißt es? Ich glaube, facepalm heißt es im Internet. Das wird dadurch nicht richtiger, aber Sie können gerne rauskommen. Berichten Sie Ihre Sicht der Dinge. Die Öffentlichkeit ist daran sicher auch interessiert. Umso mehr Sie nämlich Ihre Sicht der Dinge hier bringen, umso mehr werden wir Wahlen gewinnen und das Zwergerlland wird dann für die SPÖ vielleicht auch in Wien eintreten. Danke schön, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Godwin Schuster: Meine sehr geschätzten KollegInnen! Ich weiß meine Rolle als Berichterstatter sehr genau und ich halte mich auch so weit wie möglich an diese. Ich habe mir am Anfang vorgenommen, auf meinen Redebeitrag vom letzten Mal zu verweisen, vom vorletzten Mal würde auch ausreichen, wenn man das so schriftlich wieder abgeben könnte. Aber was … (GR Mag Wolfgang Jung: Das hättet ihr gerne!) Kollege Jung, ich würde versuchen, zumindest den Respekt, den ich versuche allen gegenüber auch zu leben, dass Sie einen Teil von diesem Respekt ein bisschen entgegennehmen können. Es ist nicht angenehm, diese Zwischenrufe ständig hören zu müssen. Ich bleibe aber gleich bei Ihrem, weil ich den Eindruck hatte, die Akte haben Sie sich nicht angeschaut. Ich hatte auch den Eindruck, dass Sie hier auf etwas hingewiesen haben, was im Ausschuss nicht passiert ist. Ich kann Ihnen berichten, im Ausschuss gab es zu keinem einzigen dieser hier vorgelegten Geschäftsstücke eine Diskussion, zu keinem einzigen! Sinnlos ist … (GR Mag Wolfgang Jung: Weil es sinnlos ist!) Sinnlos, Kollege Jung, ist vielmehr, dass Sie behaupten … Wir haben die Stadträtin wegen des Einsatzes der Mittel gefragt. Ich darf hier berichten, Sie haben die Stadträtin beim vorvorvorletzten Mal gefragt über den …(GR Mag Wolfgang Jung: Das habe ich auch gesagt, Herr Kollege!) Haben Sie nicht gesagt! (GR Mag Wolfgang Jung: Oh ja! Schauen Sie ins Protokoll!) Ja, das schauen Sie sich an! Ich kann Ihnen sagen, wir hatten damals im Ausschuss eine Debatte, und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, der Mitarbeiter aus dem Geschäftsbereich „Europa und Internationales“, der bei unserer Ausschusssitzung dabei war, hat für uns allesamt sehr, sehr glaubwürdig gesagt, dass in den überwiegenden Fällen versucht wird, manches Mal geht es nicht, aber in den überwiegenden Fällen den Einsatz der Geldmittel und die Korrektheit des Einsatzes der Geldmittel zu kontrollieren und dementsprechend dann auch Berichte zu machen. Das haben Sie ignoriert. Sie haben es beim letzten Mal sogar erwähnt, wenn ich mich richtig erinnere, dass hier dieses gesagt wurde. Hier wird verdächtigt. Hier wird verdächtigt, ohne irgendeinen Beleg zu haben. Sie verdächtigen, dass die Mittel nicht korrekt eingesetzt wurden. Gleiches ist vom Kollegen Haslinger gekommen, der auch gesagt hat: Kommt das Geld überhaupt an? Der hat sich sogar verstiegen und hat gesagt: Hinter diesen gesamten Projekten steht meistens die SPÖ. Also ich kann Ihnen, Kollege Haslinger, sagen, das Österreichische Rote Kreuz hat mit der roten SPÖ nichts zu tun. Ich kann Ihnen sagen, nur in der Reihenfolge, wie es ist (Aufregung bei GR Mag Wolfgang Jung.), das Hilfswerk Austria International hat mit der SPÖ nichts zu tun. Die wären beleidigt, wenn man Ihnen das so sagen würde. Das weiß ich, weil ich mit der Geschäftsführerin vom Hilfswerk International schon manches Mal eine Debatte gehabt habe. PHASE Austria, hm, Nord-Süd Kooperation, hm, was hat das mit der SPÖ zu tun? Der Johanniterorden, na danke, lieber Johanniterorden, ihn zur SPÖ zu reihen. ADRA selbiges. Die Österreichische Jungarbeiterbewegung hat nur den Namen „Arbeit“, aber hat mit der SPÖ - hm. Volkshilfe Solidarität, da sind wir auf der SPÖ-Seite, ja. Licht für die Welt - Christoffel, hm, SPÖ? Nie im Leben, nie im Leben, die würden sich wirklich verwehren. Wir unterstützen sie gerne, weil sie eine super Arbeit leisten, aber mit der SPÖ - nichts. Diakonie Austria, und so weiter. Also lieber Kollege Haslinger, manche dieser Vorwürfe sind schon sehr platt und haben mit dem Akt nichts zu tun. Das ist eine Polemik, die an der Sache vorbeigeht. Daher, ich könnte das in der Reihenfolge sagen. Liebe Kollegen der FPÖ, ich will euch nicht überzeugen, ich kann es auch nicht. Aber ich kann euch sagen und ich glaube, darauf habe ich beim letzten Mal auch hingewiesen, ich bin Jahrgang 51, sechs Jahre nach dem Krieg. Ich bin im Waldviertel aufgewachsen und ich kann Ihnen sagen, meine Mutter hat mir oftmals gesagt: Gott sei Dank bekamen wir Unterstützung von Ländern, die uns auch befreit haben, ob das Amerika oder Russland war, war wurscht. Aber Gott sei Dank hatten wir das. Wissen Sie … (GR Mag Wolfgang Jung: Melden Sie sich zum Wort! Sie sind Berichterstatter!) Ich sage es ja als Berichterstatter. Ich bin direkt beim Akt und zwar total beim Akt! Und versuchen Sie nicht, mich da ständig zu unterbrechen! (GR Mag Wolfgang Jung: Das hat damit nichts zu tun!) Ich kann Ihnen sagen, bei diesen 20 000 EUR, die Sie so lächerlich gemacht haben, Kollege Jung, die Sie so lächerlich gemacht haben, die im Akt stehen - die kleinste Hilfe für Menschen mit bitterer Not ist ein Hoffnungsschimmer, dass es ihnen vielleicht einmal besser geht.(GR Mag Wolfgang Jung: Dann zahlen Sie mehr!) Ich würde mir wünschen, dass wir vielleicht einmal mehr Zeit haben, vielleicht einmal jeden Akt im Detail durchbesprechen. Melden Sie sich bitte einmal im Ausschuss zum Wort. Da haben wir die … (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist der Berichterstatter?) Ja …(GR Mag Wolfgang Jung: Sie verstoßen gegen alle Usancen des Parlaments!) Ich verstoße gegen null … (GR Mag Wolfgang Jung: Sie halten eine Meinungsrede!) Nein! Ich verstoße gegen null Usancen. Ich bin beim Akt, total beim Akt, weil ich bitten würde, Wien als internationale Stadt hier nicht so hinzustellen – „Unser Geld für unsere Leut‘!“ Wir wissen, wie es Menschen woanders geht, und wir waren so froh, dass die uns damals auch unterstützt haben! Es ist eine Verpflichtung einer weltoffenen Stadt, hier auch Entsprechendes beizutragen. Daher würde ich sagen: Beim nächsten Mal nehmen wir bei all diesen Akten noch einmal einen Anlauf, und ich würde darum bitten, mit diesen Inhalten hier anders umzugehen! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und GRÜNEN.) Letzter Satz. Ob die Gelder korrekt verwendet werden oder nicht, wird uns der Geschäftsbereich „Europa und Internationales“ belegen. Na ja, vielleicht kommt es nicht an, aber ich sage Ihnen, das ist auch eine Beleidigung für die, die dort vor Ort arbeiten und froh sind, dass sie die Unterstützung kriegen. Wissen Sie eigentlich, dass es viele Entwicklungshelfer gibt, die ihr Leben opfern, dass es anderen gut geht, besser geht? Nicht gut, besser geht. Wissen Sie das? Wissen Sie, dass hier eine ganze Menge wirklich viel, viel, viel riskiert, und Sie gehen dann damit um und sagen: Wer weiß, machen die mit dem Geld das, was wir uns vorstellen? Ich bitte Sie inständigst, inständigst, diese Akte, die hier wieder auf der Tagesordnung stehen - heute wird es wieder abgelehnt, aber vielleicht schaffen wir beim nächsten Mal einen Trendkehr. Ich würde es mir wünschen, weil nicht alles, was von der FPÖ auch zu manchem dieser wichtigen Themen gesagt wurde, soll vergessen werden, nicht alles. Manches würde ich gerne aus meinem Kopf wieder streichen. Ich danke und ich bitte um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Wir kommen zur Postnummer 7. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die der Postnummer 7 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Zustimmung der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN mehrstimmig angenommen. Wir kommen zur Postnummer 8. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dieser Postnummer 8 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung GRÜNE, SPÖ und ÖVP, mehrstimmig angenommen. Postnummer 9. Bitte hier die Damen und Herren des Gemeinderates, die ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung ÖVP, SPÖ, GRÜNE, mehrstimmig angenommen. Postnummer 10. Wieder die Bitte an jene Gemeinderäte, die der Postnummer 10 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ, ÖVP stimmen zu, damit mehrstimmig angenommen. Postnummer 11. Wieder bitte ich jene Damen und Herren, die ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - ÖVP, SPÖ, GRÜNE, mehrstimmig angenommen. Postnummer 12. Ich bitte jene Damen und Herren, die der Postnummer 12 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ, ÖVP, mehrstimmig angenommen. Postnummer 13. Abermals die Bitte, wer zustimmen will, um ein Zeichen mit der Hand. - ÖVP, SPÖ, GRÜNE stimmen zu, mehrstimmig angenommen. Postnummer 14. Die Bitte wieder, wer seine Zustimmung erteilen will, um ein Zeichen mit der Hand. - ÖVP, SPÖ, GRÜNE, mehrstimmig angenommen. Postnummer 15. Wieder die Bitte aufzuzeigen, wer zustimmt. - ÖVP, SPÖ, GRÜNE, mehrstimmig angenommen. Postnummer 16. Die abermalige Bitte aufzuzeigen, wer zustimmt. - GRÜNE, SPÖ, ÖVP, mehrstimmig angenommen. Postnummer 17. Bitte wieder aufzeigen, wer zustimmt. - GRÜNE, SPÖ, ÖVP, mehrstimmig angenommen. Postnummer 18. Bitte wieder aufzeigen, wer zustimmt. - ÖVP, SPÖ, GRÜNE, mehrstimmig angenommen. Postnummer 19. Abermals die Bitte aufzuzeigen, wer zustimmt. - ÖVP, SPÖ, GRÜNE, mehrstimmig angenommen. Postnummer 20. Wer zustimmen will, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - ÖVP, SPÖ, GRÜNE, mehrstimmig angenommen. Und zuletzt die Postnummer 21. Auch hier die Bitte aufzuzeigen, wer zustimmt. - ÖVP, SPÖ, GRÜNE, auch das ist mehrstimmig angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 66 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Abschluss eines Baurechtsvertrages betreffend die Liegenschaft EZ 1149 in der KatG Fünfhaus. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Vettermann, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Ja vielen Dank, Herr Vorsitzender! Ich bitte um Zustimmung zum eben einreferierten Aktenstück. Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist der Herr GR Mag Dr Wansch. Ich erteile das Wort. GR Mag Dr Alfred Wansch (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und zu Hause vor den Bildschirmen! Es geht bei dem gegenständlichen Geschäftsstück um den Abschluss eines Baurechtsvertrages, eines Vertrages zwischen der Stadt Wien und der Gemeinnützigen Siedlungsgenossenschaft Altmannsdorf und Hetzendorf. Und da läuten die Alarmglocken. Die Siedlerinnen und Siedler in Wien haben erleben müssen, was bei solchen Verträgen passiert, was passiert, wenn SPÖ-nahe Genossenschaften wie Altmannsdorf und Hetzendorf Baurechtsverträge mit der Stadt Wien abschließen. Das bedeutet monatliche Mietkostenerhöhungen praktisch über Nacht im Ausmaß von 100 und mehreren 100 EUR ohne jede Gegenleistung einer Genossenschaft oder der Stadt Wien. Dasselbe Schicksal haben die Siedlerinnen und Siedler erleben und erleiden müssen, die Mieterinnen und Mieter der SPÖ- nahen Genossenschaft Siedlungsunion, der SPÖ-nahen Genossenschaft Gartensiedlung und der SPÖ-nahen Genossenschaft Südost sind. Und wie funktioniert das? Wie geht das? Meine Damen und Herren hier im Saal, Sie erinnern sich: Die rot-grüne Stadtregierung hat mit den roten Genossenschaften ein Geschäftsmodell entwickelt. Das Geschäftsmodell heißt Vertrag zu Lasten Dritter. Das Modell ist rechts- und sittenwidrig, aber es bringt für die Beteiligten sehr viel Geld. Die rot-grüne Stadtregierung schließt mit den roten Genossenschaften Verträge zu rechts- und sittenwidrigen Konditionen ab und die Genossenschaften verpflichten sich in diesen Verträgen zur Zahlung von Baurechtszinsbeträgen, die der Höhe nach als wahnwitzig zu bezeichnen sind. Diese Beträge werden dann von der Genossenschaft an die Siedler ganz einfach weiterverrechnet und bei den Siedlern eingehoben. Wer nicht zahlen kann, so ist es ausdrücklich den Siedlern erklärt worden, der muss halt ausziehen. Argumentiert wird bei diesem Geschäftsmodell damit, dass es angeblich so hohe Liegenschaftswerte gäbe. Es wird aber in keiner Weise bei diesen Liegenschaftswerten berücksichtigt, dass für diese Liegenschaften kündigungsgeschützte Mietverträge bestehen. Die verantwortlichen Vorstände der Genossenschaften und die verantwortlichen rot-grünen Regierungsmitglieder wissen, dass derartig mietrechtsgeschützte Verträge bei der Ermittlung des Wertes zu berücksichtigen sind und diese Verträge zu einer wesentlichen Reduzierung des Liegenschaftswertes führen, sodass auch die daraus resultierenden Baurechtszinse bei Weitem tiefer angesetzt werden müssen. Im Ergebnis führt es dazu, dass die vereinbarten Baurechtszinse bewusst und absichtlich weit überhöht sind, dass sie sachlich und rechtlich nicht angemessen sind und dass sie unsozial sind. Sie wissen es genau, es ist immer wieder angesprochen worden, dass viele Siedlerinnen und Siedler in die Armutsfalle geführt werden. Soviel zu der Partei, die den Menschen immer wieder erzählen will, dass sie sich für leistbares Wohnen einsetzt. Meine Damen und Herren von der SPÖ! Ich habe heute hier wörtlich gehört, dass es solidarische sozialdemokratische Politik geben soll, die Menschlichkeit und Solidarität für die Menschen bringen soll. Ich fordere bei Ihnen diese Solidarität und diese Menschlichkeit für die Siedlerinnen und Siedler in Wien ein! (Beifall bei der FPÖ.) Und für den Fall, dass sich die Siedler gegen diese widerrechtlichen Verträge wehren, ist von den Vorständen der SPÖ-nahen Genossenschaften und der Stadt Wien auch vorgesorgt worden. Die Vorstände der Genossenschaften haben sich für den Fall, dass Siedler von ihrem Recht Gebrauch machen, diese Verträge überprüfen zu lassen, verpflichtet, dass die Genossenschaften bis zum Obersten Gerichtshof gegen die Siedler prozessieren müssen. Die Vorstände verpflichten die Genossenschaften zur Materialschlacht gegen ihre eigenen Mitglieder und Genossenschafter! Über die persönliche Verantwortung der Vorstände und Aufsichtsräte, die derartige Verträge zu Lasten der Siedlerinnen und Siedler abschließen, werden Gerichte und andere Stellen zu befinden haben. Eines jedoch, meine Damen und Herren, ist sicher: Solcherart geführte Genossenschaften sind wohl nicht als gemeinnützig zu bezeichnen, sondern sind vielmehr SPÖ-nützig! (Beifall bei der FPÖ.) Aber ich kann Ihnen versichern, wir Freiheitliche lassen die Siedlerinnen und Siedler, die Mieterinnen und Mieter SPÖ-naher Genossenschaften nicht im Stich. Und ich sage Ihnen, das letzte Wort ist daher auch bei den Baurechtsverträgen aus den Jahren 2012 und 2013 der Siedlungsunion, der Südost, der Gartensiedlung und der Altmannsdorf-Hetzendorf noch nicht gesprochen. Aber auch in dem gegenständlichen Vertrag finden sich, gelinde gesagt. Ungereimtheiten. Der Verdacht, dass dieser gegenständliche Vertrag auch wieder ein Vertrag zu Lasten Dritter ist, ist evident, und ich möchte nur eine dieser Ungereimtheiten darstellen: Auf diesem Grundstück befindet sich ein Gebäude. Wir entnehmen dem Grundbuch, dass es sich dabei um ein Gebäude handelt, als Miethaus bezeichnet, das unter Denkmalschutz steht. Der Bau wurde 1914 errichtet, also zu einer Zeit, als es die Siedlungsunion Altmannsdorf-Hetzendorf noch gar nicht gegeben hat. Aber so weit, so gut. Werfen wir einen Blick auf den Baurechtsvertrag, den die Genossenschaft Altmannsdorf-Hetzendorf hier mit der Stadt Wien abschließen will. Gemäß Punkt 6 des Vertrages verpflichtet sich die Genossenschaft dazu, die auf dem Vertragsgegenstand befindlichen Bauwerke stets in gutem und gebrauchsfähigem Zustand zu erhalten. Ist in Ordnung. Jeder weiß, dass dies bedeutet, dass die Mieterinnen und Mieter die Kosten für diese Instandhaltung zu tragen haben. Das entspricht auch dem gültigen Miet- und Wohnungsgemeinnützigkeitsrecht. Aber genau so entspricht es dem geltenden Recht, nämlich dem Baurechtsgesetz, dass der Grundstückseigentümer, also die Stadt Wien, bei Auslaufen des Baurechtsvertrages eine Entschädigung zu bezahlen hat, eine Entschädigung in der Höhe von zumindest eines Vierteiles, wie es in diesem Gesetz steht, das schon eine sehr lange Geschichte hat, also eines Viertels des vorhandenen Bauwertes, falls keine höhere Entschädigung im Vertrag vereinbart wurde. An die Genossenschaft. Wir haben auch gehört, dass sich die Genossenschaft verpflichtet hat, auf Kosten der MieterInnen das Mietshaus in gutem und gebrauchsfähigem Zustand zu halten. Also gehen wir davon aus, dass die Stadt Wien bei Auslaufen des Vertrages ein gut erhaltenes Mietshaus voll in Schuss erhält. Wenn wir jetzt sagen, ein Viertel des Wertes dieses Haus ist an die Genossenschaft zu bezahlen, weil es die Verantwortlichen der Genossenschaft unterlassen haben, einen höheren Wert für das Objekt, das vollkommen in Schuss ist, auszuhandeln und gar nicht verlangt haben, dass mehr als 25 Prozent bezahlt werden, hätten wir den Zustand, dass zumindest der gesetzliche Betrag von einem Viertel an die Genossenschaft bezahlt wird. Dann könnten wir hier nachdenken und sagen, bei diesem nennenswerten Betrag, einem Viertel, der dadurch an die Genossenschaft fließt, dass die Siedler auf ihre Kosten das Objekt in einem guten Zustand erhalten haben, überlegen wir uns, wie das den Mietern, die das alles bezahlt haben, wieder zu Gute kommt. Aber weit gefehlt, wir haben wieder einmal ein Vertragskonstrukt, das unter das Modell „Verträge zu Lasten Dritter“ fällt. Schauen wir uns den Vertragsentwurf an: Die Vorstände der Genossenschaft Altmannsdorf und Hetzendorf verpflichten die Genossenschaft mit Unterfertigung des Vertrages, auf die Entschädigung vorbehaltlos und in voller Höhe zu verzichten. Null Entschädigung für ein Mietshaus, das voll in Schuss übernommen wird! Meine Damen und Herren, wir Freiheitliche werden derartigen Vertragskonstrukten nicht zustimmen. Ich mache mir Sorgen, wenn Kolleginnen und Kollegen nunmehr wissentlich derartige Verträge zulassen. Wir Freiheitliche werden nicht ruhen, bis wieder geordnete und sozial gerechte Zustände im Genossenschaftswesen und im geförderten Wohnbau in Wien herrschen! (Beifall bei der FPÖ.) Für leistbares Wohnen und für Transparenz im geförderten Wohnbau und im Genossenschaftswesen in Wien! - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Doch in aller Kürze, aber ein, zwei Bemerkungen und eine Vorbemerkung: Die Vorbemerkung ist, ich meine, man soll nicht seine Meinung sagen, aber dieser massive Angriff gegen alle Genossenschaften (GR Mag Dr Alfred Wansch: Nur die SPÖ-nahen!), dass da nirgendwo etwas passt und dass man da wieder rechtliche Zustände herbeiführen muss, erscheint mir deshalb ungewöhnlich, weil sie im Regelfall rechtskonform handeln. Gerade Altmannsdorf-Hetzendorf hat innerhalb der Genossenschaften einen durchaus günstigen Ruf, auch im Vergleich, was Mietwohnungen auch bei Baurechten betrifft. Also, gerade die Genossenschaft in besonderer Weise anzugreifen, ist sachlich gar nicht gerechtfertigt. Ich konnte auch nicht genau ergründen, außer einem allgemeinen Vorurteil, woraus sich dieser Angriff sozusagen erschließt oder ergießt. Aber jetzt zum Akt zurück: Da geht es eben darum, dass die Baurechtsverträge ausgelaufen sind, sie jetzt neu abgeschlossen werden müssen, im Gegensatz zu der Debatte, die wir schon geführt haben. Da steige ich jetzt nicht darauf ein, was damals war. Da habe ich sogar auch gesprochen. Das ist mir jetzt eingefallen. Also, ich bin verführt, aber ich tue es nicht. Ich sage, es geht hier nur um eine Verlängerung, die jetzt dadurch, dass es an sich länger gelaufen ist, eben erst jetzt schlagend wird. Es gibt meines Wissens nach keine Beschwerden. Warum? Weil in der Höhe für niemanden erhöht wurde, weil sie vorher schon mehr bezahlt haben, als diese, glaube ich, 8 EUR, oder um was es bei dem vorigen Streit gegangen ist. Da ist individuell für niemanden eine Verteuerung seines Vertrages herausgekommen, sondern für alle nur eine Verlängerung, gegen die niemand etwas hatte. Also, es wird schwer werden, da einen individuellen Beschwerdeführer zu finden, der sich darüber aufregt, dass er gleichviel zahlt wie davor. Aus dem Grund sehe ich auch überhaupt kein Problem, heute zuzustimmen. Auch zu den Angriffen auf den Vertrag selbst, dass man sagt, sie wollen das in Ordnung halten, sage ich, das finde ich eigentlich eher gut. Die zitierte Textpassage, dass das dann in irgendeiner Form wieder gegenverrechnet wird, ist bekanntlich nicht nur im Genossenschaftswesen, sondern in jedem Privathaus so, wenn dort etwas hergerichtet wird. Daher verstehe ich auch diesen Angriff nicht. Alles in allem, es wird für niemanden teurer, es wird einfach nur verlängert. Es war aber notwendig, weil er ausgelaufen ist. Man kann mit gutem Gewissen zustimmen. Ich bitte, das auch zu tun. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir kommen nun zur Abstimmung. Ich ersuche jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Geschäftsstück Postnummer 66 die Zustimmung geben wollen, die Hand zu erheben. - Ich stelle fest, dass ÖVP, SPÖ und die GRÜNEN das unterstützen. Es gelangt nunmehr Postnummer 68 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Ankauf der Liegenschaft EZ 1087, KatG Meidling. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Niedermühlbichler, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Georg Niedermühlbichler: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing Guggenbichler. Ich erteile es ihm. GR Ing Udo Guggenbichler, MSc (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf das Geschäftsstück dafür nutzen, ein kurzes Thema noch anzusprechen, auch abgesprochen im Vorfeld. Es geht um den Verkauf des Semmelweis-Areals. Wir wissen alle, wir haben schon mehrmals in diesem Raum darüber gesprochen, es wurde ein Teil einer Schule verkauft, der zweite Teil an einen SPÖ-nahen Bauträger, wo wir auch die Situation hatten, dass 49 Wohnungen und auch 51 Garagenplätze dort geplant sind. Faktum ist, in diesem Kaufvertrag steht, dass innerhalb von 2 Jahren, wenn nicht der Bau beginnt, die Stadt Wien die Möglichkeit hat, diese Liegenschaft zurückzukaufen. Ich will meinen Antrag auch dafür nutzen und kurz reflektieren, was da geschehen ist. Geschehen ist, dass von der VBgmin Brauner immer zugesagt wurde, dass der Bezirk eingebunden wird und dass es Bürgerbeteiligung in der Nachnutzung dieses Semmelweis-Areals geben soll. Dann wurden diese Baugründe dort verkauft, für diese 49 Wohnungen um unter 600 EUR pro Quadratmeter, wo damals in der Argumentation gesagt wurde, es hat einen unabhängigen Gutachter gegeben. Mittlerweile ist man draufgekommen, dass der Gutachter selbst Nachbar am Semmelweis-Areal ist und die Korruptionsstaatsanwaltschaft Ermittlungen in dem Bereich aufgenommen hat. Mein großer Wunsch wäre es, heute Ihre Zustimmung zu finden, um das Ganze von vorne beginnen zu können, um einfach zu sagen, geben wir den Währingern eine Chance, der Preis ist nicht so hoch, weil damals sehr günstig verkauft, und versuchen wir, diesen Teile des Areals zurückzugewinnen. Der zweite Teil mit der Musikschule ist auch problematisch. Da wissen wir auch nicht, wie das am Ende des Tages enden wird. Das nächste Problem auf dem Areal ist, es soll auch ein Kindergarten mit 100 Kindergartenplätzen hinkommen, wo momentan eine glorreiche Vereinbarung getroffen wurde, dass nur Eltern, die ihre Kinder nicht mit dem Auto hinbringen, Kinder zum Kindergarten anmelden dürfen. Eine Lösung, die a) eigentümlich und b) nicht exekutierbar, nicht kontrollierbar ist. Was will man tun, wenn sich dort jemand anmeldet und nicht an die Vereinbarung hält? Aus diesem Grund darf ich einen Beschlussantrag einbringen: „Der Wiener Gemeinderat spricht sich für die sofortige Umsetzung geeigneter Maßnahmen aus, um zu prüfen, inwiefern der Rückkauf des Grundstückes am Semmelweis-Areal möglich ist.“ Ich bitte um Ihre Zustimmung. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. - Entschuldigung, Frau Mag Schneider. - Bitte schön. GRin Mag Ines Schneider (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Danke, dass ich da noch so schnell drankommen kann. Es geht um den Antrag, den die Freiheitliche Fraktion jetzt einbringt. Dazu muss ich leider Gottes einige Sachen klarstellen, weil sie so nicht richtig sind. Wir werden dem Antrag auch nicht zustimmen. Und zwar steht in eurem Antrag, dass ihr quasi den Rückkauf des Grundstückes am Semmelweis-Areal machen wollt. - Das geht aber nicht mehr, weil im Grunde genommen, die Firma at home zwei Jahre Rückkaufbasis gehabt hat. Diese ist aber abgelaufen. Das heißt, es wurde auch verzögert vom 18. Bezirk, von der ÖVP. Sie haben quasi diese Verzögerung gemacht und jetzt gibt es kein Rückkaufrecht mehr. Diese Verkehrsbelastung, die du, lieber Udo Guggenbichler, da immer ansprichst, ist auch nicht, weil es sind genau 49 Garagenplätze, und genau 49 Autos werden dort fahren. (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: 100 Kindergartenplätze!) - Aber dort ist auch ein Schranken und es wurde mit dem Kindergarten vereinbart, dass quasi Eltern die Kinder ohne Auto hinbringen können und die Anrainer, die dort nicht durchfahren, haben Garagenplätze. Das heißt, es wird kein Verkehrschaos passieren. Es gab auch eine Bürgerbeteiligung, nur zur Richtigstellung des Sachverhalts. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP. - GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Für den Kinderspielplatz!) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr geehrte Frau Mag Schneider, Sie haben dem Berichterstatter eine Wortmeldung erspart. Das heißt, die Debatte ist nun geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat auf das Schlusswort deshalb verzichtet. Wir kommen zur Abstimmung. Wer dem Geschäftsstück Postnummer 68 die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest. Eingebracht wurde ein Beschlussantrag der FPÖ, wurde auch hinreichend argumentiert. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wir kommen daher zur Abstimmung über diesen Beschlussantrag. Wer diesem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Wird vom Antragsteller und vom Klubunabhängigen unterstützt und hat keine Mehrheit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 49 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8101 im 21. Bezirk, KatG Großjedlersdorf I, Großjedlersdorf II und Strebersdorf. Zum Wort ist niemand gemeldet. Daher kommen wir zur Abstimmung. Wer der Postnummer 49 die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist ein einstimmiger Beschluss. Es gelangt nunmehr die Postnummer 50 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8075 im 23. Bezirk, KatG Mauer. Auch hier gibt es keine Wortmeldung mehr. Daher stelle ich die Frage: Wer der Postnummer 50 die Zustimmung gibt, den bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Auch hier gibt es Einstimmigkeit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 51 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8069 im 10. Bezirk, KatG Oberlaa Stadt. Auch hier gibt es keine Wortmeldung. Daher kann ich auch hier zur Abstimmung kommen. Wer der Postnummer 51 die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Wird mit den Stimmen der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN unterstützt und hat die entsprechend notwendige Mehrheit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 52 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 7359E2 im 3. Bezirk, KatG Landstraße. Auch hier gibt es keine Wortmeldung. Wer der Postnummer 52 die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Abstimmungsverhalten wie zuvor, wird von ÖVP, SPÖ und GRÜNEN unterstützt. Es gelangt nunmehr die Postnummer 54 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Vorhaben Mehrwert Simmering. Auch hier gibt es keine Wortmeldung. Ich komme daher zur Abstimmung. Wer der Postnummer 54 die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Wird von FPÖ, SPÖ, GRÜNEN und Klubunabhängigem unterstützt und hat damit mehr als die notwendige Mehrheit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 55 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8063 im 14. Bezirk, KatG Hütteldorf. Auch hier gibt es keine Wortmeldung. Wer der Postnummer 55 die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Wird von ÖVP, SPÖ und GRÜNEN unterstützt und hat damit natürlich die entsprechende Mehrheit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 56 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung im Zusammenhang mit der Errichtung von Scooter-Abstellanlagen auf nichtöffentlichem Grund. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Valentin, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Erich Valentin: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Irschik. Ich erteile es ihm. GR Wolfgang Irschik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Frau Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren! Postnummer 56, es geht um die Förderung von Fahrradabstellanlagen, respektive Scooter-Abstellanlagen. Zu meiner Zeit hat man Roller gesagt, jetzt heißt es Scooter. Es klingt vielleicht auch besser. Es soll wieder Geld für einspurige Fahrzeuge ausgegeben werden. Was haben wir da bis jetzt schon ausgegeben? Für die Fahrrad- oder Mobilitätsagentur werden es insgesamt 15, ich korrigiere, insgesamt 7 Millionen EUR sein. Das ist aber auch noch genug. Dann hat eine „Tschuldigung“-Kampagne 400 000 EUR gekostet. Es ist dann so, wenn ein Radfahrer einen zusammenführt, sagt er „Tschuldigen“, aber als Täter kann er eh nicht ermittelt werden, wenn es sich um einen Unfall mit Personenschaden handelt, weil man ja kein Kennzeichen hat, oder nur schwer ermittelt werden kann. Vielleicht geht es darum, dass er dann halt diese Entschuldigung ausspricht, aber, wie gesagt, als Täter wird er dann sehr schwer zu ermitteln sein. Es werden in dieser Stadt auch sogenannte E-Bikes, man könnte Elektroräder sagen, bis zu 300 EUR gefördert. Wir haben schon des Öfteren gehört, wie gesund das Radfahren ist. Was bei einem E-Bike gesund sein soll, ist mir persönlich nicht klar. Das Ding fährt mehr oder weniger von selbst. (GR Kurt Wagner: Das glauben aber auch nur Sie!) Gesund? – Na ja! Gespannt darf man sein, wie es dann mit den Verletzungen ausschauen wird, denn die E- Bikes erreichen Geschwindigkeiten bis zu 25 km/h. Das ist gar nicht einmal so wenig. Das heißt, ein ungeübter Radfahrer kann da durchaus leicht zu Sturz kommen. Schauen wir halt, wie sich das weiterentwickelt! Wie schaut es überhaupt mit den Radfahrern aus? Bei uns häufen sich die Beschwerden über das rücksichtslose Radfahren. Es ist stark im Zunehmen. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Wer ist „bei uns“?) - Bei den Freiheitlichen. Bei Ihnen sicher nicht! Bei Ihnen gibt es nur positive Reaktionen! Der Ex-Bezirksvorsteher Heinz Lehner von Floridsdorf, jetzt kann man schon sagen, Ex, hat einmal von den „Kampfradlern“ gesprochen. Er hat sich vehement dagegen ausgesprochen, durchaus vernünftig. Was machen diese Damen und Herren, diese rücksichtslosen Radfahrer? Sie fahren am Gehsteig, sie befahren den Schutzweg in der Länge, Anhalten bei Rotlicht wird auch immer seltener. Interessant ist auch das Anhalten im Haltestellenbereich, wenn Fahrgäste in Busse oder Straßenbahnen ein- und aussteigen wollen. Das wird ein Quell der Freude, das wird ein Erlebnis! Interessant ist auch, wie es mit den Geschwindigkeiten dieser Radfahrer im Kreuzungsbereich ausschaut. Da möchte ich Ihnen den § 68 der Straßenverkehrsordnung als Bundesgesetz, Verhalten der Radfahrer, nicht vorenthalten. Abs 3 lit a spricht: „Radfahrer dürfen sich Radfahrerüberfahrten, wo der Verkehr nicht durch Arm- oder Lichtzeichen geregelt wird, nur mit einer Geschwindigkeit von höchstens 10 km/h nähern und diese nicht unmittelbar vor einem herannahenden Fahrzeug und für dessen Lenker überraschend befahren.“ - Das ist die Theorie, sagt der Bundesgesetzgeber, § 68, 10 km/h in diesem Kreuzungsbereich. Jetzt haben die Freiheitlichen im 1. Bezirk eine Geschwindigkeitsmessung veranlasst, beantragt in der Bezirksvertretung, mit diesen mobilen Geschwindigkeitsmessgeräten, also nicht durch die Sicherheitsexekutive, sondern nur, damit die Geschwindigkeit einmal gemessen wird. Das war im Sommer und auch interessant. Und zwar war das der Radweg mit der Kreuzung Schottenring/Hohenstaufengasse, Radfahrüberfahrt. Meine Damen und Herren, weniger als 10 Prozent haben sich an diese 10-km/h-Beschränkung gehalten. Das ist eine Messung. Wir haben sie beantragt. Interessant ist nämlich die Durchschnittsgeschwindigkeit. Diese ist gar nicht so niedrig. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei zirka 32 km/h, also gar nicht einmal so wenig. Wenn man jetzt überlegt, dass die Begegnungszone in der Mariahilfer Straße, wie es der Bundesgesetzgeber vorsieht, mit maximal 20 km/h befahren werden darf und die mit 32 fahren, versteht man vielleicht auch den Sinn von „Rasen am Ring“. Vielleicht war „Radrasen am Ring“ gemeint. Dann ergibt das Ganze einen Sinn, wenn auch im negativen Sinn zu verstehen! Jetzt sind wir auch schon bei diesem „Rasen am Ring“. Die Pressemeldungen dazu waren ganz interessant. Also, eine Pressemeldung gibt es eigentlich nur dann, wenn es die Menschen aufregt, wenn ihnen irgendetwas nicht gefällt, ob es die Mariahilfer Straße war, oder besser gesagt, der Umbau der Mariahilfer Straße, oder halt „Rasen am Ring“. Da liest man bereits am 23., also einen Tag danach: „Leerer Rasen-Ring, aber Megastau.“ Zum achten Mal wurde die Ringstraße zum internationalen autofreien Tag am Montag gesperrt. Warum man das gerade am Montag macht, nicht gerad am Wochenende, darüber könnte man diskutieren. Nein, es muss der Montag sein. Auch interessant, an diesem internationalen autofreien Tag hätte es eigentlich gar keinen Stau geben dürfen, weil wenn die Autofahrer so einsichtig sind und sich sagen, sie dürfen an diesem Montag nicht mit dem Auto fahren, dann frage ich mich, warum es einen Stau gegeben hat. Also, das ist ganz interessant. Vielleicht wollen es die Autofahrer gar nicht. Vielleicht könnte man da auch eine Bürgerbefragung oder eine Volksbefragung abhalten und durchführen. Schauen wir einmal, wie dann die Reaktionen sein werden. Was konnte man dort machen, zumindest nach der Diktion der rot-grünen Stadtregierung? Radeln, Musizieren, Diskutieren, Spielen, Picknicken. Da war der Ring dann von 10 bis 22 Uhr gesperrt. Und was berichten die Medien? „Nur wenige Besucher nutzen die Gelegenheit und schlendern über den autofreien Ring. Liegenstühle am Rasen blieben leer. Dafür quälten sich die Autofahrer durch übervolle Ausweichrouten. Kilometerlange Staus im Abendverkehr sorgen für blanke Nerven.“ - Eigentlich nicht wirklich sehr lustig, zumindest für diese Leute, die im Stau gestanden sind. „Ring ohne Autos und Menschen“, schreibt der „Kurier“. Da wurden eine gewisse Elisabeth und ein gewisser David befragt. Was sagen diese Herrschaften? „In der Stadt braucht man echt kein Auto, höchstens ein Mal im Jahr, und dann borgen wir eines aus.“ Was da nicht steht, ist, woher das Einkommen dieser Befragten kommt, was sie beruflich machen, wie sie zu ihrem Geld kommen, wie sie ihre Freizeit verbringen. Auch interessant, wenn der David oder die Elisabeth sagt, sie brauchen eigentlich nur ein Mal im Jahr das Auto. Das heißt, da mangelt es sicher an der Routine, ein Kraftfahrzeug zu lenken, und dann dürften sie eigentlich gar nicht fahren. Ich glaube, das steht irgendwo im § 58 der Straßenverkehrsverordnung. Das heißt, diese Leute sind eigentlich eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer, wenn sie nur ein Mal im Jahr mit dem Auto fahren. Da wäre es besser, sie fahren gar nicht und sollen sagen, sie fahren halt nur mit dem Fahrrad. Das wäre dann auch eine Möglichkeit. Was hat die Polizei festgestellt? Am Vormittag waren es ganze 50 Menschen, die dort waren. Am frühen Abend, schätzt man, waren es zirka 400, meine Damen und Herren, die sich da am „Rasen am Ring“ irgendwie ergötzt haben und gesagt haben, das ist alles so schön und so gut und so fein. Dafür sind zirka 33 000 Autofahrer im Stau gestanden. Also, ich kann der rot-grünen Stadtregierung nur gratulieren. Der finanzielle Schaden ist noch gar nicht abzusehen, denn Stau verursacht Vernichtung von volkswirtschaftlichem Vermögen, meine Damen und Herren! Deshalb ist das Ganze durchaus auch abzulehnen. Was haben wir da noch? „Rasen am Ring - Stillstand in der City“, und so weiter, und so fort. Da wünscht sich, überhaupt den Ring für die Autos zu sperren, die Organisatorin Hanna Schwarz von Greenpeace. Bei Greenpeace, glaube ich, habe ich vor einiger Zeit gelesen, gibt es auch irgendeinen Spendenskandal. Diese Spenden sind nicht ganz korrekt verwendet worden. Dann habe ich gelesen, da geht es um Kurzstreckenflüge, die so enorm das Klima belasten. Diese CO2-Ausstöße sind ganz furchtbar. Und die Verantwortlichen von Greenpeace machen eben gerade diese Kurzstreckenflüge. Die Autofahrer stecken dafür den ganzen Tag über fest. Am Karlsplatz und am Donaukanal herrschte Stau. Also, so geht es weiter. Auch am übernächsten Tag der ganzen Sache: „Die Kritik an unverhältnismäßiger Ringsperre reißt nicht ab. Stundenlange, massive Verkehrsbehinderungen, 12 Stunden.“ Interessant ist, dass der „Kurier“, der sicherlich nicht ein freiheitliches Blatt ist, eine Umfrage durchgeführt hat, meine Damen und Herren. Diese Umfrage des „Kurier“ besagt, 81 Prozent lehnen eine Fortführung dieser Veranstaltung im nächsten Jahr ab. Dem können wir Freiheitliche nur beipflichten, meine Damen und Herren! Dann gibt es Stellungnahmen. Es ist klar, dass man das verteidigen muss. Das Wetter war schuld, weil sonst wären wahrscheinlich 500 000 hingekommen. Ein gewisser Alec Hager von der IG-Fahrrad: „Es war alles reibungslos.“ - Jetzt kommt das Interessante: Letztlich sei nicht die Demo, sondern seien die Autofahrer selber schuld, zumindest mitverantwortlich, wenn es zu Staus komme, denn die Grundidee sei eben, dass sich die Autofahrer für diesen einen Tag über die Nutzung anderer Verkehrsmittel Gedanken machen sollen. Dazu brauchen wir aber nicht den Herrn Hager, die Kraftfahrer machen sich schon selber Gedanken. Da brauchen wir den Herrn Hager nicht und sicherlich kein „Rasen am Ring“. Kommendes Jahr werde der internationale autofreie Tag auf alle Fälle auch wieder begangen werden in Wien. Dieser Satz ist auch interessant: „Ob dafür abermals der Ring großflächig gesperrt wird, lässt Hager aber noch offen.“ - Meine Damen und Herren, der Herr Hager wird sicher nicht entscheiden, ob die Ringstraße gesperrt wird, sondern das ist immer noch Behördensache! Der Herr Hager kann bestenfalls entscheiden, ob er den Frühstückskaffee mit Milch trinkt oder nicht! Das ist die einzige Entscheidung, die er treffen kann! Interessant ist auch die Reaktion von der Frau Vizebürgermeisterin: „Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou kann den Ärger der Autofahrer verstehen.“ - Also, das ist schon einmal etwas wert! Das ist schon Goldes wert, wenn sie den Ärger verstehen kann! „Es ist aber Sinn des autofreien Tages, nach Möglichkeit das Auto stehen zu lassen.“ - Vielleicht wollen aber die Leute nicht! Frau Vizebürgermeisterin, vielleicht wollen sie doch mit dem Auto fahren! Dann hat die Frau VBgmin Vassilakou noch gesagt, es ist spannend: „Der autofreie Ring ist eine spannende Vision.“ - Spannend war es vielleicht für jene Leute, die zum Arbeitsplatz mussten, und das zeitgerecht. Für diejenigen war es vielleicht besonders spannend. Oder wenn sie vielleicht nach der Arbeit, nach dem Dienst nach Hause wollten, die wohlverdiente Ruhe nach einem harten Arbeitstag genießen oder vielleicht einen Termin hatten oder vielleicht mit dem Partner eine Theatervorstellung besuchen, und so weiter, und so fort. Diese sind dann alle zu spät gekommen. Also, da kann man nur dem Ganzen gratulieren, meine Damen und Herren, zu diesem Unsinn, zu diesem hanebüchenen Unsinn. Eigentlich ist es so, dass man das ganz einfach abstellen kann. Deshalb fordern wir Freiheitlichen auch, Schluss mit diesem Unsinn, meine Damen und Herren! Für derartigen Schwachsinn gibt es in Zukunft keine Sperre des Ringes mehr! Wir lehnen das kategorisch ab! (Beifall bei der FPÖ.) In weiterer Folge ist zu überlegen, ob das Ganze nicht klagswürdig ist, nämlich eine Klage dahin gehend, … (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zur Sache, bitte!) - Wir sind beim Radfahren, Herr Kollege! Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Kollege Irschik, man hört ein bisschen Unruhe, und zwar aus einem einzigen Grund, Sie sollten sich mit der Postnummer 56 beschäftigen und Sie sind ziemlich ausschweifend. Aber vielleicht kann man wieder auf den Akt zurückkommen. Probieren wir es. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und GRÜNEN.) GR Wolfgang Irschik (fortsetzend): Herr Vorsitzender, ich bitte um Nachsicht. Auf alle Fälle wird es unter Umständen zu prüfen sein, ob es klagswürdig ist, dass der Verdienstentgang eingeklagt wird. Aber, Herr Vorsitzender, jetzt komme ich wirklich noch einmal zum Thema, zum Thema Radfahren, weil das ist der Antrag. Meine Damen und Herren, die Pressemeldungen der SPÖ zum Verkehrskonzept Krankenhaus Nord erinnern tatsächlich an den vorverlegten Fasching. (GR Dipl-Ing Rudi Schicker: Was hat das mit den Radständern zu tun?) - Wir sind beim Rad. (GR Heinz Hufnagl: Mit dem Scooter zum Krankenhaus Nord!) - Kollege Hufnagl, jetzt haben Sie mir aber die Brücke gebaut! Bei den Pressemeldungen der SPÖ zum Verkehrskonzept des Krankenhauses Nord könnte man darüber diskutieren, warum wir keinen U6-Anschluss bekommen. (GR Kurt Wagner: Tun wir es lieber nicht!) Gut, okay! Es wird eine Schnellbahnhaltestelle verlegt. Aber allen Ernstes zu sagen, das Krankenhaus Nord wird sowieso ans Radwegnetz angebunden, ist schon ein starkes Stück! Abschließend möchte ich noch sagen, mein Vater ist 87 Jahre, meine Mutter ist 81 Jahre und hin und wieder bringe ich sie ins Donauspital, ins SMZ-Ost. Ich bin schon froh, dass ich mit dem Auto hinfahren kann, sonst wäre das für meine Eltern wirklich problematisch. Also, da macht man einen Pressedienst, was das für ein geniales Verkehrskonzept ist, dass man das Krankenhaus, das Franz-Jonas-Krankenhaus, nach dem großen Floridsdorfer Franz Jonas benannt, dann gut mit dem Fahrrad erreicht. Das ist schon ein starkes Stück, meine Damen und Herren! (GR Mag Thomas Reindl: Aber die Angestellten und die Besucher wollen mit dem Rad hinfahren!) Der Fasching beginnt am 11.11., aber nach solch einer Pressemeldung ist er vorverlegt! Wir werden diesem Poststück nicht zustimmen! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Es war die letzte Wortmeldung für heute. (GR Prof Harry Kopietz: War es die letzte oder das Letzte?) Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Erich Valentin: Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gegenstand des Aktes war, falls Sie es nicht gemerkt haben, die Förderung von Radabstellanlagen auf nichtöffentlichen Plätzen. Nachdem es mir als Berichterstatter unmöglich war, auch nur ein Prozent der Rede diesem Akt zuzuordnen, kann ich auch nicht replizieren. Ich ersuche um Annahme des Aktes. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir kommen zur Abstimmung. Ich ersuche jene Damen und Herren, die der Postnummer 56 die Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand. - Wird von ÖVP, SPÖ und den GRÜNEN unterstützt und hat damit natürlich die ausreichende Mehrheit. Es gelangt nunmehr die Postnummer 71 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 8103 im 10. Bezirk, KatG Oberlaa Land und Oberlaa Stadt. Zum Wort ist niemand gemeldet. Daher komme ich zur Abstimmung. Wer der Postnummer 71 die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dies wird von SPÖ und GRÜNEN unterstützt und hat die entsprechende Mehrheit. (GR Kurt Wagner: Der Herr Jung hat auch zugestimmt!) Es gelangt nunmehr die Postnummer 29 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die 7. Gemeinderatssubventionsliste 2014. Auch hier gibt es keine Wortmeldung, wobei vereinbart wurde, eine getrennte Abstimmung durchzuführen. Ich nehme die Subvention heraus, die strittig ist, nämlich die Subvention an den Republikanischen Club. Wer der Subvention an den Republikanischen Club zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dies wird von den Regierungsparteien unterstützt und hat die notwendige Mehrheit. Nun komme ich zum Rest dieser Subventionsliste. Wer dem Rest der Subventionsliste die Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dies ist einstimmig. Ich darf die öffentliche Sitzung schließen und wünsche einen schönen Abend. (Schluss um 18.32 Uhr.)