HistorikerInnen-Bericht über Wiens Straßennamen

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, seit 2011 untersucht. Die Kommission bestand aus Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb (Leitung), Mag.a Birgit Nemec, Dr. Peter Autengruber und Mag. Florian Wenninger.

Video 'Straßennamenprüfung'

Seit Juli 2013 liegen die Ergebnisse vor: Das Straßennetz Wiens besteht aus circa 6.600 Verkehrsflächen, davon sind 4.379 personenbezogen. 159 (3,6 Prozent) sind als historisch kritisch einzustufen. Diese kritischen Straßennamen wurden von der Kommission in drei Kategorien gewichtet: Kategorie A beschreibt Fälle mit intensivem Diskussionsbedarf, Kategorie B Fälle mit Diskussionsbedarf und Kategorie C Fälle mit demokratiepolitisch relevanten biographischen Lücken.


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Konsequenzen aus dem Bericht

Den Bericht der HistorikerInnen-Kommission nimmt die Stadt Wien zum Anlass, die Kriterien für die Benennung von Verkehrsflächen zu überdenken und einen Katalog mit Empfehlungen zu erarbeiten. Straßennamen sollen sich künftig durch Erkennbarkeit, Unterscheidbarkeit, Kürze und Wien-Bezug auszeichnen. Insbesondere bei personenbezogenen Straßennamen sollen objektivierbare Verdienste vorliegen, historische Vorabprüfungen durchgeführt sowie die migrantische Diversität und Gendergerechtigkeit berücksichtigt werden.

Umgang mit kritischen Straßennamen

Straßentafel vom Theodor-Herzl-Platz mit Zusatzschild: "Dr. Theodor Herzl (1860-1904), Schriftsteller und Journalist, Begründer des politischen Zionismus"

Zusatztafeln, auf denen relevante biografische Fakten Platz finden, ergänzen die Schilder der Straßennamen in Wien.

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, mit kritischen Straßennamen umzugehen. Häufig kommen Zusatztafeln zum Einsatz. Aber auch künstlerische Interventionen finden sich im Stadtbild. Des Weiteren sollen ausführliche Informationen im Online-Lexikon der Wiener Straßennamen Eingang finden.

Bei der Prüfung der Straßennamen ist aufgefallen, dass von zahlreichen, für die Republik wichtigen Politikerinnen und Politikern keine ausreichende Biographie vorliegt. Angeregt wird daher, dass Positionen, Einstellungen und Wirken jener Politikerinnen und Politiker in zeitgeschichtlich heiklen Fragen erforscht werden. Darüber soll es einen wissenschaftlichen und von den Bildungseinrichtungen aller Parteien getragenen Diskurs geben.

Umbenennungen sollen weiterhin die Ausnahme bleiben.

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