Seestädter Gemeindebau NEU nach Lotte Brainin benannt
Bürgermeister Michael Ludwig, Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál sowie Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler nahmen die Benennung des neuen Gemeindebaus in der Mela-Köhler-Gasse 7 im 22. Bezirk gemeinsam mit Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy vor. Auch zahlreiche Ehrengäste waren anwesend, darunter Lotte Brainins Ehemann, weitere Familienmitglieder sowie die Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Sie war Lotte Brainin sehr verbunden und ihr ist ein wesentlicher Impuls für die Namensgebung zu verdanken.
Lotte Brainins Lebensweg
Lotte Brainin wurde als Charlotte (Lotte) Sontag am 12. November 1920 in Wien geboren und verstarb am 16. Dezember 2020 im 101. Lebensjahr.
Bereits in ihrer Jugend schloss sich Lotte Sontag der sozialistischen Jugendorganisation "Rote Falken" an und kämpfte aktiv gegen den erstarkenden Nationalsozialismus in Österreich. Nach den Februarkämpfen 1934 wurde sie aus politischen Gründen zum ersten Mal verhaftet und zu 3 Wochen Haft verurteilt. Nach dem Anschluss Österreichs war sie als Jüdin bedroht und setzte sich nach Belgien ab. Dort schloss sie sich der jüdischen Widerstandsgruppe Österreichische Freiheitsfront (ÖFF) an. Im Rahmen der "Travail Allemand" beteiligte sie sich an der lebensgefährlichen "Mädelsarbeit". Junge Frauen versuchten mit Angehörigen der Deutschen Wehrmacht ins Gespräch zu kommen und sie im antifaschistischen Sinn zu beeinflussen.
Im Jahr 1943 wurde sie beim Übergeben einer Antikriegszeitung festgenommen, brutal verhört und gefoltert. Dann deportierten sie die Nazis im Jänner 1944 aus dem Sammellager Mechelen ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Dort war sie im lagerinternen Widerstand in der Kampfgruppe Union Kommando aktiv, die versuchte, eines der Krematorien zu sprengen. Anfang 1945 wurde sie zur Teilnahme an einem Todesmarsch gezwungen. Sie kam ins KZ Ravensbrück, aus dem ihr Ende April 1945 die Flucht gelang.
Ein Leben lang setzte Brainin sich dafür ein, diese Erinnerung an das NS-Verbrechensregime und die Lehren daraus zu vermitteln und wachzuhalten. Die Künstlerin Marika Schmiedt hat eine digitale Ausstellung über Lotte Brainins Leben mit zahlreichen Bild-, Text- und Tondokumenten erstellt.
Digitale Ausstellung über Lotte Brainins Leben
Erinnerungskultur im Gemeindebau "Niemals vergessen"
Wiener Wohnen hat erst jüngst gemeinsam mit Forscher*innen des DÖW eine großangelegte Studie präsentiert, die die dunkle Zeit des Nationalsozialismus ausleuchtet. Mit Beschluss vom 14. Juni 1938 wurden tausende jüdische Mieter*innen systematisch aus ihren Gemeindewohnungen vertrieben. Ziel der Studie war es, diese Schicksale sichtbar zu machen und die Erinnerung wachzuhalten.
Neben der wissenschaftlichen Aufarbeitung setzt Wiener Wohnen deshalb auf eine breite Vermittlung der Forschungsergebnisse. Aktuell werden dazu in 10 Bezirken - so auch in der Donaustadt - geführte Rundgänge angeboten.
Projekt "Der Gemeindebau in der NS-Zeit - nie vergessen"
Der "Lotte-Brainin-Hof" im Überblick
Vor 2 Jahren wurden 76 innovative 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen an die rund 170 Bewohner*innen übergeben. Eine Besonderheit des Gemeindebau NEU: Durch eine veränderbare Raumeinteilung können die Wohnungen leicht an persönliche Bedürfnisse angepasst werden, Schiebewände sowie Zimmer mit 2 Zugängen gewährleisten eine hohe Flexibilität. Großzügige umlaufende Balkone und raumhohe Fenster unterstreichen die hohe Qualität der Wohnungen.
Die Lage der Wohnhausanlage in der Mela-Köhler-Gasse 7 direkt am Elinor-Ostrom-Park und nahe der U2-Station Seestadt erfüllt sowohl den Wunsch nach Spiel- und Erholungsmöglichkeiten als auch nach einer öffentlichen Verkehrsanbindung in nächster Nähe. Ein ausgezeichneter ökologischer Standard ist durch den Einsatz von nachhaltigen Materialien, unter anderem eines integrierten Wärmeverbundsystems für eine hohe Energieeffizienz, Fernwärme sowie Photovoltaik-Anlagen gewährleistet.
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