Neogene Lockersedimente des Wiener Beckens

Das rhombenförmige Wiener Becken ist ein tektonisches Zerrungsbecken ("pull-apart Becken") von circa 200 Kilometern Länge und 60 Kilometern Breite. Es hat sich, beginnend im Karpatium vor 17 Millionen Jahren, in den Alpen-Karpatenkörper eingesenkt. Das Becken entstand an einem nordost-streichenden sinistralen Störungssystem und entwickelte sich zu einem Teil der Paratethys. Die tektonischen Einheiten der Alpen setzen sich im Beckenuntergrund fort. Sie bilden die Basis für die syntektonische neogene Beckenfüllung. Diese besteht aus mehreren 100 bis 1.000 Metern Ablagerungen in mariner, brackischer, limnischer und fluviatiler Ausbildung aus dem mittleren bis oberen Miozän.

Das Badenium

Die ältesten im Wiener Stadtgebiet auftretenden Sedimente sind aus dem Badenium (circa 16,4 bis 13 Millionen Jahre). Als Ausbildung des Beckenrandes sind einerseits grobklastische Sedimente, wie Blöcke, Konglomerate und Brekzien, andererseits Leithakalke zu erwähnen. Die Ablagerungen aus dem Beckeninneren bestehen je nach Entfernung vom Festland aus sandigen bis schluffig-tonigen Sedimenten (beispielsweise Badener Tegel). In Wien ist das Badenium in einem schmalen Streifen bzw. als kleinräumiges Vorkommen zwischen Sievering und Rodaun an der Oberfläche anstehend.

Das Sarmatium

Das Sarmatium (circa 13 bis 11,6 Millionen Jahre) ist durch eine brackische Ausbildung charakterisiert. Wie das Badenium besteht es aus küstennahen Grobklastika und Sanden (in verfestigter Form als Atzgersdorfer Sandstein bekannt) sowie Feinklastika in Form von Schluffen und Tonen (beispielsweise Hernalser Tegel).

Das Sarmatium tritt östlich anschließend an das Badenium auf (zum Beispiel: Mauer, Hietzing, Schmelz, Türkenschanzpark).

Das Pannonium

Im Pannonium (circa 11,6 bis 7,3 Millionen Jahre) ist eine weitere Salinitätsreduktion feststellbar. Die Sediment-Ausbildung entwickelt sich in Richtung limnisch-fluviatil. Im Wiener Raum ist es in Unter-, Mittel- und Oberpannonium gegliedert. Während in der Beckenrandausbildung des Unterpannonium ebenfalls Grobklastika verbreitet sind, dominieren im Beckeninneren Schluffe und Sande. Im Unter- und Mittelpannonium handelt es sich überwiegend um feinsandige bis tonige Schluffe (beispielsweise Inzersdorfer Tegel) und untergeordnet um Sande. Im Oberpannonium hingegen sind wechsellagernde Schluffe und Sande, sowie auch Mittel- bis Grobsande vorherrschend.

Das Unter- und Mittelpannonium ist nur im Bereich Liesing/Atzgersdorf und am Süd-Abhang vom Wienerberg/Laaerberg anstehend, wo bis ins 19. Jahrhundert Ziegelrohstoff gewonnen wurde. Das Oberpannonium tritt nicht an der Oberfläche auf, stellt jedoch in der östlichen Hälfte von Wien die Unterlage der Donauschotter dar. Daher haben sie hier auch eine Funktion als Grundwasserstauer. Handelt es sich jedoch um Sande, sind auch diese als voll wassergesättigt anzunehmen. Unter einer dichten schluffig, tonigen Schicht sind diese Grundwässer gespannt und spiegeln häufig bis auf das Niveau der quartären Grundwässer auf.

Die Gesamtmächtigkeit der neogenen Ablagerungen im Wiener Becken erreicht entlang der tektonischen Störungszone des Schwechat Tief über 5.000 Meter.

Tiefenwässer mit charakteristischen chemischen und physikalischen Eigenschaften aus neogenen Schichten oder dem kalkalpinen Untergrund sind aus Tiefbohrungen bekannt (beispielsweise Thermalbad Oberlaa).

Die Gesamtmächtigkeit der neogenen Ablagerungen im Wiener Becken erreicht entlang der tektonischen Störungszone des Schwechat Tief über 5.000 Meter.

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