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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 44 von 97

 

tigen. Dabei sollten die eingereichten Ideen und Projekte auf die Folgen der Klimakrise eingehen, die Erfahrungen mit der Pandemie aufgreifen und die neue Wichtigkeit öffentlicher Räume thematisieren. Eine mehrköpfige Jury entscheidet nun bis Ende Juni dieses Jahres, welche Projekte realisiert werden sollen. Ab Frühjahr 2022 werden die ausgewählten Projekte umgesetzt und in Floridsdorf für ein Jahr präsentiert.

 

Gerade das Werkzeug der Open Calls ist ein wichtiges Instrument, um Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu animieren, über herkömmliche Muster und Strukturen hinaus zu denken und um Ideen und Denkanstöße zu entwickeln, um zu einer qualitativen Aufwertung des öffentlichen Raums beizutragen.

 

Wenn man sich die Karte auf der Website von Kunst im öffentlichen Raum anschaut, sieht man, dass über die gesamte Stadt mittlerweile verschiedenste große, kleine, temporäre und bleibende Kunstwerke gesät sind. Man braucht in kein Museum hineingehen, sondern jede Wienerin und jeder Wiener sind dazu eingeladen, durch Kunst im öffentlichen Raum ganz unterschiedliche Kunstwerke zu bestaunen, aber vielleicht dann auch die eine oder andere Minute nachdenklich weiterzugehen.

 

KÖR leistet wirklich tolle Arbeit und einen unverzichtbaren Beitrag zum kulturellen Geschehen in unserer Stadt, und dafür möchte ich mich auch an dieser Stelle bei allen Künstlerinnen und Künstlern, aber auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von KÖR ganz herzlich bedanken. Gerade solche Förderungen sind ein wichtiges Zeichen für ein pulsierendes Kulturleben.

 

Was mir aber auch noch sehr wichtig ist, ist der Bereich Wissenschaft, den ich auch noch ganz kurz anschneiden möchte. Die Stadt Wien hat zuletzt erstmals einen Call im Feld der künstlerischen Forschung ausgeschrieben, der noch bis 3. Juni läuft. Das Call-Gesamtvolumen beträgt 600.000 EUR, die Förderhöhe der einzelnen Projekte jeweils bis zu 150.000 EUR. Hier geht es vor allem um die Erforschung eines erweiterten Kunstbegriffs, der für den Anspruch steht, die Gesellschaft mitzugestalten, und der neue Potenziale der Forschung in Kunst und Wissenschaft explizit erschließen soll.

 

Im Herbst 2020 wurde außerdem auch ein Call im Bereich des digitalen Humanismus ausgeschrieben, der ein weiterer wichtiger Schritt ist, um Wien zur Digitalisierungshauptstadt zu machen. Die Digitalisierung eröffnet als fundamentaler Veränderungsprozess viele neue Chancen und Möglichkeiten und hat in vielerlei Hinsicht Freiheiten erhöht. Im gleichen Atemzug ist unsere Gesellschaft dadurch verstärkt auch mit Fehlentwicklungen konfrontiert. Um dem eben entgegenzuwirken, sind wir gefordert, Antworten und alternative Lösungswege zu finden. Das bedeutet, die Menschen wieder ins Zentrum technologischer Entwicklungen zu stellen und sie zum Maßstab im digitalen Zeitalter zu machen. Im Rahmen des Calls digitaler Humanismus sollen vor allem Forschungsprojekte gefördert werden, die sich mit Fragen beschäftigen, wie digitale Technologien als Mittel der Stärkung und Verbreitung positiver gesellschaftlicher Werte und Visionen dienen können.

 

Dabei gibt es mehrere größere Themenkomplexe, die identifiziert werden, wie zum Beispiel die digitale Ökonomie, Bildung und Arbeit im digitalen Zeitalter, Datenschutz und Sicherheit, kulturelles Erbe, aber natürlich auch die sozialen Medien. All diese Bereiche sind zentral für die weitere Entwicklung einer Stadt wie Wien. Sie stellen aber auch vielfach eine große Herausforderung für die Anpassung an die digitale Welt dar. Es entstehen neue Problemfelder, auf die es bisher wenige Antworten gibt und die zu erforschen sind.

 

Sehr beispielhaft für den digitalen Humanismus agiert auch zur Zeit das Wien Museum mit einer einzigartigen digitalen Sammlung. Über 50.000 Objekte und 75.000 Fotos wurden hier gerade online gestellt, unter anderem auch sehr spannende Alben wie zum Beispiel zu den ältesten Wiener Kaffeehäusern, die vom Kaffeehausgründungs-Boom dieser Jahrzehnte und von populären, heute längst nicht mehr existierenden Cafés, wie zum Beispiel jenes im Paradeisgartl oder in der Prater Hauptallee erzählen.

 

Parallel zu all diesen Punkten läuft nach wie vor das Großprojekt Wien Museum Neu, von dem bei jedem Kulturausschuss auch regelmäßig von der Stadträtin berichtet wird. Was bei diesem Großprojekt besonders erfreulich ist, ist, dass alle Zeit- und Kostenpläne eingehalten wurden.

 

Wie man sieht, ist der Wissenschaftsbereich breit aufgestellt. Die Wissenschaftsvermittlung als auch der digitale Humanismus sind die Hauptschwerpunkte, die Wien als Ort identifizieren, an dem die Werte von Humanismus und Aufklärung hochgehalten und für das digitale Zeitalter verhandelt werden. Wohin wir uns als Stadt bewegen, wird von der Wissenschaft maßgeblich mitgestaltet. Kultur und Wissenschaft sind das Vehikel für Weltoffenheit. Wien gibt diesen Bereichen ausreichend Platz, und das ist auch gut so. In diesem Sinne ersuche ich Sie um Zustimmung zu den vorliegenden Poststücken und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich danke für die Desinfektion. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Kowarik. Ich erteile es ihm.

 

13.34.50

GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ)|: Ich möchte noch kurz auf den Beitrag meiner Vorrednerin Bezug nehmen, die sich bemüßigt gefühlt hat, uns die Wiener Stadtverfassung ans Herz zu legen und uns zu erklären, wie Akteneinsicht in ein Geschäftsstück geht. Frau Kollegin, offensichtlich haben Sie nicht kapiert, worum es wirklich geht. Sie haben den § 21 Abs. 3 der Wiener Stadtverfassung zitiert und haben uns mitgeteilt, dass wir selbstverständlich auch elektronisch problemlos Einsicht in das Geschäftsstück haben. Ja, das mag schon sein, und das wissen wir selber. Ja, das geht inzwischen schon elektronisch, nur, Frau Kollegin: Was ist denn das Geschäftsstück? Wissen Sie das auch?

 

Schauen Sie in der Geschäftsordnung des Magistrates nach. Das gefährlichste Wissen ist immer Halbwissen. Schauen Sie in der Geschäftsordnung des Magistrates nach. Wer definiert, was im Geschäftsstück drinnen ist und was nicht drinnen ist? Wer macht das? - Der Magistrat natürlich, unter Verantwortung des jeweils

 

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