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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 35 von 97

 

heißt er - von Gabriele Sturm: Das ist ein sogenannter Aussichtssteg mit Glasplatten, wo man darunter den Boden und die Biodiversität anschauen kann. Das ist etwas zum Ausprobieren. Oder eine Installation namens „Schleifen, Dichten“ von Gertrude Moser-Wagner. Das sind Sound- und Bild-Installationen zum Thema Arbeit an einem Ort, an dem man sonst achtlos vorbeigeht - nämlich an einem S-Bahn-Bahnhof in Wien. Oder - und das ist jetzt schon das letzte Beispiel, aber es gefällt mir sehr gut, weil es zeigt, was im öffentlichen Raum alles passieren kann -: Katharina Schmidl, die Gehsteig-Ausbesserungen als Basis genommen hat, um sie in Musik einer Drehorgel umzubauen. All das sind eigentlich lustige Interventionen, die auch Spaß machen.

 

Warum erzähle ich das? - Weil all diese Künstlerinnen und Künstler uns einladen, die Stadt mit einem neuen Blick anzuschauen oder den Alltag neu anzuschauen. Sie laden uns ein, den Trott zu verlassen, und gerade in Zeiten von Corona, wo es in der Wohnung vielleicht ein bisschen eng und auch ein bisschen einsam wird, ist das das tollste Angebot an Kunst und Kultur, das wir nur bieten können.

 

Diese Beispiele zeigen, dass Kunst interaktiv sein kann, dass Kunst Spaß machen kann und dass man nicht jahrelang studiert haben muss, um sie zu verstehen. Es ist daher, finde ich, in einer Stadt wie Wien ganz wichtig, dass wir hier Geld investieren. Das ist die besondere Qualität von Kunst im öffentlichen Raum: niederschwellig und für alle gleichermaßen zugänglich.

 

Kunst im öffentlichen Raum öffnet ein Tor zu einem Thema und macht im besten Fall neugierig, wenn wir es anschauen. Und in diesem Zusammenhang - ich weiß jetzt nicht genau, ich habe aus der Rede von Herrn Berger nicht erfahren können, was genau die Kritik an der Kunst im öffentlichen Raum ist, aber vielleicht kommt das noch später, ich nehme an, die Kritik richtet sich gegen eine Erhöhung des Budgets -: Ich finde, es ist ganz wertvoll, ein Budget für Kunst im öffentlichen Raum zu erhöhen, besonders wenn es darum geht, in den U-Bahn-Stationen, wo täglich sehr viele Menschen vorbeigehen, neue Interventionen zu schaffen und damit Kunst noch mehr Leuten zugänglich zu machen. Ich finde, das ist eine gute Art, wie wir Steuergelder investieren können.

 

Und apropos Zukunft: Wie soll die Kultur in dieser Stadt in Zukunft insgesamt ausschauen? Welche Schwerpunkte wollen wir in Zukunft setzen? Welches Publikum erwarten wir? Welche Sparten - Theater, Musik, Tanz, Performances oder Digitales -, welche Kunstformen werden in zehn Jahren noch attraktiv sein oder werden diese Stadt in zehn Jahren überhaupt prägen? Sind die größte Attraktion der Kulturstadt Wien weiterhin die klassische Musik und die Proponenten des 19. Jahrhunderts, oder werden wir etwas anderes brauchen, um Touristen in Zukunft anzulocken? Welche Plattformen und Rahmenbedingungen brauchen aktive Künstlerinnen und Künstler jetzt und auch in Zukunft? Was brauchen wir hier in der Stadt, um spannende Persönlichkeiten anzulocken und hier zu halten? - Das alles sind nur ein paar Fragen, die wir uns als Politikerinnen und Politiker stellen müssen, nicht nur jetzt, post Corona, aber natürlich jetzt besonders stark.

 

Das Corona-Jahr hat bestehende Strukturschwächen deutlich gemacht und aufgezeigt. Jetzt ist es Zeit, genauer hinzuschauen und nicht nur irgendwelche Löcher schnell zu stopfen. Wir müssen versuchen, gemeinsam mit den Stakeholdern, gemeinsam mit den KünstlerInnen, mit den VeranstalterInnen, mit den SchauspielerInnen, MusikerInnen, Event-Leuten und TänzerInnen, mit ihnen allen gemeinsam, auch mit den KulturvermittlerInnen, einen neuen Kulturplan zu entwickeln, ein gemeinsames Zukunftskonzept, wie wir diese Stadt zu einem attraktiven Kulturort der Zukunft machen. Im besten Fall soll Wien dann nicht nur als guter Kulturort erhalten bleiben, sondern natürlich will ich, dass es noch viel besser wird.

 

Wir wollen hier eine pulsierende, innovative Stadt, die spannende Kultur präsentiert und uns alle noch weiter fasziniert. Kultur ist ein wichtiger Identitätsfaktor für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt. Wien ist Kultur. Und damit das so bleibt, damit Wien Kulturstadt, vielleicht sogar Kulturhauptstadt bleibt, müssen wir auch in mehr Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb investieren: Nachhaltigkeit im Ressourcenverbrauch, Nachhaltigkeit im Umgang mit Künstlerinnen und Künstlern.

 

Wir müssen vertiefen, statt schnell von Blüte zu Blüte zu hüpfen. Wir müssen Planungszeiten mitfinanzieren, statt nur auf billige Show-Effekte zu setzen. Wir müssen langfristige Stipendien finanzieren, statt von Projektantrag zu Projektantrag zu springen. Wir brauchen faire Bezahlungen für Männer und Frauen, für Künstlerinnen und Künstler, und wir brauchen auch Fair Pay für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Hintergrund dazu schauen, dass die Projekte überhaupt zustande kommen. Überall da müssen wir hinschauen.

 

Wie können wir das hinkriegen? - Darüber müssen wir alle gemeinsam nachdenken, ich habe es schon vorher gesagt, denn die Gruppe schafft mehr als die Einzelnen.

 

Deshalb bringen wir GRÜNEN jetzt einen Antrag dazu ein, einen Antrag auf einen zeitnahen Start zu einem Prozess, an dessen Ende eine große Kulturstrategie 2030 steht, ein Kulturentwicklungsplan für diese Stadt, den wir alle gemeinsam gestalten.

 

Ich bitte um Ihre Zustimmung und danke für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Bitte noch um Desinfektion. Und den Antrag bringen Sie jetzt ein, Frau Kollegin? Ah, haben Sie schon, okay. - Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau StRin Mag. Arnoldner. Ich erteile ihr das Wort.

 

12.28.29

StRin Mag. Bernadette Arnoldner|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Wienerinnen und Wiener! Sehr geehrte Frau Stadträtin - schön, dass Sie auch da sind!

 

Es geht um die Erhöhung des Kulturbudgets für zwei Institutionen, und gleich vorweg: Mein Herz brennt für die Menschen in dieser Stadt, die für Kultur und Kunst arbeiten. Es muss alles dafür getan werden, dass das kulturelle Erbe, nämlich das Erbe aus der Vergangenheit,

 

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