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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 86 von 120

 

kein Techniker. Ich war selbst verblüfft. Ich kann es selbst fast nicht glauben. Die kommen dort mit 15 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter aus. Die Heizkosten sollen bei einer Achtzigquadratmeterwohnung in etwa 60 EUR betragen. Faszinierend, wenn dieses Projekt mit dieser speziellen Dämmung, mit den Erdkollektoren, mit der Solaranlage und mit der Wärmerückführung aus der Abluft, aufgeht. Wenn alles gut geht, werden 2005 an die 200 Familien dort extrem energieeffizient und umweltfreundlich wohnen und niedrige Energiekosten haben. Das entlastet die Umwelt, meine sehr geehrten Damen und Herren.

 

Die Experten haben berechnet – nur ganz wenige Zahlen dazu –, wären diese 60 000 geförderten Wohnungen in den letzten zehn Jahren mit dem Mindeststandard der Bauordnung von 1990 errichtet worden, hätte es einen zusätzlichen CO2-Ausstoß von 24 Tonnen gegeben und bei der Sanierung wären es zusätzlich 163 000 Tonnen CO2 gewesen. Wenn die klimaschädigenden Baustoffe noch dazu kommen, kommt man auf etwa 500 000 Tonnen CO2, die eingespart wurden, also in etwa 350 000 PKWs. Wenn man das auf die CO2-Auf-nahme eines Baumes umrechnet, dann entspricht dieser Effekt einem Wald von 6 Millionen Bäumen oder der Fläche von ganz Wien. Ich glaube, der Umwelt ist in diesem Zusammenhang wirklich zu gratulieren!

 

Ich komme schon zum Schluss. Ich habe versucht, ein paar positive Projekte des Rekordbudgets fürs Wohnen von dieser Stelle aus anhand ganz weniger Kennziffern, zu skizzieren, das Investitionsprogramm der Stadt Wien, was den Neubau, die Sanierung und die wesentlichen Impulse für die Wirtschaft und für den Arbeitsmarkt betrifft. Ich habe versucht, auch die Rahmenbedingungen anzuführen, die im Allgemeinen zu einer hohen Wohnzufriedenheit in Wien führen. Ich habe dies auch an konkreten Projekten dargestellt. Ich habe abschließend versucht darzustellen, was Bauträgerwettbewerbe, innovative Planung mit der dazu benötigten Förderung, an positiven Projekten hervorbringen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Frau GRin Cordon. – Bitte.

 

GRin Waltraud Cecile Cordon (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Wir haben, was betreutes Wohnen und Pflege betrifft, jetzt sehr viel von der stationären Pflege gehört. Das ist im Moment aus verschiedenen Gründen, die Sie alle bestens kennen, das Thema. Über dieses Thema, würde ich einmal sagen, ist die mobile Betreuung für Menschen, die zu Hause leben, ein bisschen zu kurz gekommen, um das einmal auch zum Thema zu machen, wobei die mobilen Betreuungsdienste ein Thema wären, das aber nicht unbedingt hier Platz hat.

 

Ich möchte auf die Zusammenhänge zwischen Wohnsituation und Gesundheit eingehen und das damit verbundene Unfallrisiko in den eigenen vier Wänden bis ins hohe Alter hier behandeln, was in erster Linie präventive Adaptierungen der Wohnungen betrifft. Meine heutigen Ausführungen stützen sich auch auf das Kapitel über die Wohnverhältnisse in Wien aus dem Wiener Seniorengesundheitsbericht, den die MA 15 schon 1997 erstellt hat. (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Sechs Jahre alt! Das ist schon eine Weile her!)

 

Mit Wegfall der Erwerbstätigkeit wird der Wohnraum im Alter noch mehr Bedeutung erringen und zum Mittelpunkt werden, wo man sich einfach zu Hause fühlt, wo man sich wohlfühlen muss, gerade in einer Zeit, in der man vielleicht schon ein bisschen auf eine Behinderung zugeht, wo man sich mit vielen Dingen nicht mehr ganz so leicht tut wie eben in jüngeren Jahren. Es ist gerade für die älteren Menschen ein sozialer Rückzugsbereich und Lebensmittelpunkt, besonders wenn gesundheitliche Beeinträchtigungen und Einschränkungen eintreten. Das wieder im engen Zusammenhang mit einer Lebenszufriedenheit verbunden.

 

Wohnen umfasst aber nicht nur den Lebensbereich innerhalb der Wohnung, sondern natürlich auch das Umfeld, die Infrastruktur rund um den Wohnbereich, was jetzt bis zu einem gewissen Grad wieder ein anderes Ressort betrifft. Schön wäre es gewesen, wenn Sie unserem Antrag zu einer Arbeitsgruppe zur demografischen Entwicklung zugestimmt hätten. Dann könnten wir uns mit diesem Thema ausführlich in einer Arbeitsgruppe beschäftigen. So machen ich Ihnen heute einen Vorschlag. Vielleicht findet er irgendwann ein gnädiges Ohr.

 

Man muss bedenken, dass nur ein geringer Teil der älteren Menschen im Alter in ein Pensionisten- oder Pflegeheim übersiedelt. Im Schnitt sind es zirka 4 Prozent. Bei den Über-60-Jährigen sind es 3 Prozent. Das steigt dann natürlich mit dem Alter. Bei den 85-Jährigen sind es dann schon 13 Prozent und bei den Über-90-Jährigen schon 20 Prozent. Aber für die überwiegende Mehrheit der Älteren – das sind die Über-60-Jäh-rigen – bleibt die Wohnung der Lebensmittelpunkt. Die Beschaffenheit der Wohnsituation und des bestehenden Netzwerks von Hilfsangeboten ist für diese Menschen also lebenswichtig. Die Unterstützung kommt zum Teil von den Angehören und von den mobilen Diensten.

 

Über die mobilen Dienste gäbe es auch sehr viel an Verbesserungsvorschlägen zu sagen. Vielleicht haben Sie selbst auf den Tagungen, die jetzt stattgefunden habe, mitbekommen, um was es geht und was bei den mobilen Diensten mit dem Personal, mit den Pflegekonzepten, mit der Kommunikation und so weiter im Argen ist.

 

Dazu kommt, dass im Alter das Alleinleben die häufigste Wohnform wird. Es leben 145 000 Menschen, vorwiegend über 60-jährige Wienerinnen und Wiener, allein in einem Haushalt. Davon sind 80 Prozent Frauen. Allein zu leben ist also die primäre Lebensform. Wie wohnen die Über-60-Jährigen? Sie wohnen zum überwiegenden Teil, zu mehr als 80 Prozent, in Gebäuden mit zehn Wohnungen und größeren Wohnanlagen, 87 Prozent in Häusern, die vor 1970 errichtet sind und die größte Gruppe in Häusern, die zwischen 1945 und 1960 gebaut wurden, also die Baugeneration, die jetzt eigentlich schon auf eine Sanierungsoffensive zugehen

 

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