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Gemeinderat, 27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 47 von 78

 

Sie betrifft eine Subvention an den Verein Public Netbase.

 

Hier liegt ebenfalls keine Wortmeldung mehr vor.

 

Wer dafür ist, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mehrstimmig, ohne Freiheitliche und ohne ÖVP, so angenommen.

 

Wir kommen zur Postnummer 9. Sie betrifft die Erhöhung des Sachkredites für die Errichtung der Hauptbibliothek in Wien 7, Neubaugürtel.

 

Bitte schön, Frau GRin Novak.

 

Berichterstatterin GRin Barbara Novak: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren!

 

Es ist mir eine besondere Freude, das heutige Poststück zum Welttag des Buches vorlegen zu können. Es geht um die finanzielle Beendigung des großartigen Projektes der neuen Hauptbücherei, und ich bitte um Zustimmung.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. – Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Cordon. Bitte schön.

 

GRin Waltraud Cécile Cordon (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der SPÖ!

 

Diese Aufstockung des Sachkredits um 2 280 000 EUR passt wirklich zur Personalpolitik, zu Ihrer Personalpolitik, die Bücherei betreffend, wie die Faust aufs Aug. Ist das der Grund, dass Sie hier aufstocken mussten, dass Sie die Bücherei mit viel zu wenig Personal ausgestattet haben, weil Sie sparen müssen? Man hat mit einem Riesenansturm der Besucher gerechnet. Das konnte man in allen Medien lesen. Mit 5 000 Besuchern täglich, mit bis zu 2 Millionen Entlehnungen und 550 000 Auskünften pro Jahr rechnet man. Das Angebot ist riesig. Das brauche ich Ihnen wahrscheinlich nicht aufzuzählen, denn viele von Ihnen waren ja bei der Eröffnung anwesend und konnten sich davon wirklich überzeugen. Mit der open axis area, die bis 23 Uhr geöffnet sein soll, will man publikumsfreundlich der arbeitenden Bevölkerung den Zugang zu diesem Medientempel eröffnen, las ich einst in den Medien. Was ist übriggeblieben? 19 Uhr Sperrstunde! Das ist übriggeblieben!

 

Wie Sie sicher erfahren haben, waren in der ersten Woche bereits 35 984 Besucher in der Bücherei, die in irgendeiner Form bedient werden wollten und bedient werden mussten, mit Rückgaben, Entlehnungen, Einschreibungen et cetera. Wunderbar, super, sehr erfreulich.

 

Ich darf Sie aber auch daran erinnern, dass ursprünglich von der Direktion 30 zusätzliche Dienstposten angefordert wurden, um diesem Ansturm gerecht werden zu können. Nach langen zähen Verhandlungen wurden dann mit Hilfe eines vom Kommunalwissenschaftlichen Dokumentationszentrum durchgeführten interkommunalen Vergleichs – klingt ganz toll – gnädig 12 Dienstposten und 8 Hilfskräfte für 10 Stunden die Woche genehmigt. Aber auch das blieb nicht. Es wurden noch 3 gestrichen, und von 30 angeforderten zusätzlichen Dienstposten blieben 9 Dienstposten übrig. So. Und damit waren nämlich alle Illusionen über eine neue Qualität im neuen Haus gefallen.

 

Man hat natürlich sofort ein Krisenmanagement gegründet, das fieberhaft gearbeitet hat, denn es war klar, dass man von den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren nicht verlangen konnte, so einen Ansturm zu bewältigen. Na ja, jetzt muss jeder alles machen. Es gibt keine Zentrale mehr, es muss jeder alles machen. Wie er das schafft, ist ganz egal.

 

Ja, es ist ein Wunder, dass sie nicht auch noch Kaffee kochen müssen, aber da hat man sich erinnert an das Auslagern. Auslagern ist das Zauberwort. Okay, das Kaffeehaus wurde ausgelagert, ist schon in Ordnung. Und da dachte man sich: Na ja, die Bedienungen im Kaffeehaus könnten vielleicht auch die Internetgalerie verwalten. Ja, gut. Ich will ja nicht sagen, dass sie es vielleicht nicht können. Vielleicht können sie es, möglich. Ich frage mich allerdings schon, ob man die Direktion der Bücherei entweder für einen Spaßvogel gehalten hat oder ein bissel als vertrottelt angesehen hat. Oder ist da irgendwie die Meinung, dass man alles, was die Direktion will, immer durch drei teilt, und dann wird es schon passen?

 

Aber im Ernst: Sie stellen einen wirklich respektablen Bau hin, wobei ich sagen muss, die Treppe erinnert mich so ein bisschen an den Film "Panzerkreuzer Potemkin". Als ich vor der Treppe stand, habe ich mir schon gedacht: Na ja, für ältere und behinderte Menschen eigentlich ein nicht zu bewältigendes Hindernis. Es gibt allerdings Rolltreppen, ist schon klar, und es gibt sogar einen Lift, aber den muss man erst mühsam finden. Und jetzt habe ich ein Anliegen ohne Antrag: Vielleicht kann man ein Schild oder einen Pfeil anbringen, wie man zum Lift kommt, denn ganz einfach findet man ihn nicht, wenn man vor der Treppe steht.

 

Ja, "Panzerkreuzer Potemkin": Revolutionär, wie gesagt, ist der Bau. Aber nicht revolutionär ist die Art, wie man von der Stadt Wien aus, von der Verwaltung aus mit den Öffnungszeiten umgeht. Glauben Sie wirklich, dass es jemand, der bis 18 Uhr in Kagran zum Beispiel an seinem Arbeitsplatz ist, bis 19 Uhr schafft, in die Bücherei zu kommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie selbst das glauben. Aber anscheinend ist dieser Medientempel, wie er ja genannt wurde, nicht für die arbeitende Bevölkerung gedacht. Eine Kulturstätte, und das ist es zweifellos und das wurde ja in einigen Ansprachen zur Eröffnung auch so transportiert, die nur wochentags untertags offen hat, ist keine besucherfreundlich eingerichtete Kulturstätte. Im internationalen Vergleich haben wir eine wenig besucherfreundliche Öffnungszeit. Davon kann man sich überzeugen. Und man kann einmal wieder nur sagen: Was haben denn die Finnen, was wir nicht haben? Ja, sie haben andere Öffnungszeiten.

 

Und ich möchte dabei daran erinnern, dass laut PISA-Studie die Finnen auch die bestausgebildeten Schüler haben. Vielleicht liegt es an den längeren Öffnungszeiten ihrer Büchereien, könnte ja sein, bis 22 Uhr nämlich wochentags.

 

Wir beantragen daher eine Verlängerung der Öffnungszeit besonders an den Wochentagen und auch

 

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